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Das Bewusstsein

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Zum Geleit

Zum Geleit

Flach auf dem Rücken liegend und körperlich völlig entspannt, fühlte er sich in dieses klare Vorstellungsbild hinein. Auf diese Weise führte er einen Dämmerzustand herbei, behielt aber noch die Kontrolle über die Ausrichtung seiner Aufmerksamkeit.

Als sein Körper völlig ruhig gestellt war, nahm er geistig vorweg, dass er in seinem eigenen Zimmer läge und in seinem eigenen Bett schliefe. Das war ein anderes Gefühl als das Liegen auf einer harten Armeepritsche.

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In seiner Vorstellung stand er vom Bett auf, ging im Zimmer umher und berührte dabei diverse Möbelstücke. Er ging zum Fenster, legte seine Hände auf das Fensterbrett, blickte auf die Straße hinaus, die vor dem Wohnblock vorbeiging.

Sein Vorstellungsbild war so lebhaft und plastisch, dass er das Gehsteigpflaster genau erkennen konnte, er sah die Abspannung, die Bäume und den vertrauten Ziegelbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dann legte er sich wieder ins Bett und schlief ein.

Er wusste, dass dieses universelle Gesetz kurz vor dem Einschlafen am wirkungsvollsten angewandt werden konnte und dass er sein Bewusstsein um diese Zeit mit dem vorweggenommenen Gefühl anfüllen musste, sich bereits im ersehnten Endzustand zu befinden.

In seiner geistigen Vorstellung tat er nichts anderes, als davon auszugehen, dass er nun nicht mehr in der Armee sei.

Nacht für Nacht fühlte er sich in die Situation hinein, ehrenhaft entlassen worden und wieder zu Hause im Kreise seiner Familie in seiner vertrauten Umgebung zu sein und in seinem eigenen Bett einzuschlafen. Das tat er acht Nächte hintereinander.

Acht Tage lang war seine äußere Erfahrung das genaue Gegenteil seiner inneren, die er sich jede Nacht in seinem Bewusstsein ausmalte.

Am neunten Tag kam eine Order vom Batallionshauptquartier, dass der Soldat sich melde solle, um ein neues Entlassungsgesuch einzureichen.

Kurz darauf wurde er in das Büro des Obersten gerufen. Der Oberst fragte den Soldaten, ob er immer noch entlassen werden wolle.

Nachdem der Soldat dies bejahte, meinte der Oberst, dass er persönlich zwar einen anderen Standpunkt einnehme, und große Vorbehalte gegen eine Zustimmung zum Gesuch habe, er habe sich aber entschlossen, darüber hinwegzusehen, und dem Gesuch stattzugeben.

Innerhalb weniger Stunden war das Gesuch genehmigt und der wieder zum Zivilisten gewordene Soldat befand sich im Zug auf seiner Heimreise.

Beispiel 2

Dies ist eine beeindruckende Geschichte von einem äußerst erfolgreichen Geschäftsmann. Sie zeigt die Macht von Vorstellungsbildern und des Gesetzes der Annahme eindrucksvoll auf.

Die Geschichte beginnt, als er zwölf Jahre alt war. Er war der Zweitälteste in einer Großfamilie aus neun Brüdern und einer Schwester. Der Vater war einer der Teilhaber in einem kleinen Handelsgeschäft. Als knapp Achtzehnjähriger siedelte der Bruder, um den es in dieser Geschichte geht, ins Ausland über, und reiste zweitausend Meilen über den Ozean, um in seiner neuen Heimat seine Hochschulausbildung abzuschließen.

Kurz nach seinem ersten Auslandsjahr wurde er wieder zurückgerufen, weil im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit seines Vaters etwas Tragisches vorgefallen war. Machenschaften seiner Geschäftsteilhaber hatten dazu geführt, dass der Vater nicht nur aus dem Betrieb gedrängt wurde, sondern sich obendrein gegen falsche Anschuldigungen hinsichtlich seines Charakters und seiner Rechtschaffenheit zu wehren hatte.

Darüber hinaus hatte man ihn um seinen rechtmäßigen Anteil am Geschäft gebracht.

Das Ergebnis war, dass er in hohem Maße diskreditiert und beinahe mittellos war. Das waren die Umstände, als der Sohn nach Hause gebeten wurde.

Der Sohn kehrte mit einem eindeutigen Vorsatz zurück: Er war entschlossen, dass er es in seinem Geschäft zu großem Erfolg bringen würde. Als Erstes legten er und sein Vater das restliche Geld zusammen und eröffneten ein neues, eigenes Geschäft. Der angemietete kleine Laden in einer Seitenstraße befand sich unweit des großen Geschäfts, in dem der Vater vorher einer der Haupteigentümer gewesen war.

Die Beiden führten ihr Geschäft nach dem Grundsatz, dass sie der Gemeinschaft einen Dienst erweisen wollten. Der Sohn merkte bald instinktiv, dass das Geschäft funktionieren würde und nahm sich vor, sich bewusst seiner Vorstellungskraft zu bedienen, um ein beinahe fantastisches Ziel anzupeilen.

Jeden Tag kam er auf dem Hin- und Rückweg zu seiner Arbeit an dem früheren großen Betrieb vorbei.

Es war in dieser Branche das größte Geschäft im Lande. Es handelte sich um eines der größten Gebäude und lag mitten im Stadtzentrum. Außen hing ein großes Schild, auf dem der Firmenname in riesigen Lettern aufgemalt war.

Tag für Tag ging der Sohn an diesem Gebäude vorbei und in seinem Bewusstsein nahm nach und nach ein Traum Gestalt an. Er dachte, wie wunderbar es doch wäre, wenn seine Familie dieses große Gebäude besitzen und betreiben würde.

Eines Tages blickte er wieder auf das Gebäude und in seiner Vorstellung sah er einen ganz anderen Namen auf dem großen Firmenschild über dem Eingang. Nun stand dort sein eigener Familienname: Lordard.

Statt „F.N. Moth & Co.“ sah er nun auf dem Schild den Namen „N. Lordard & Sons“. Er sah sich dieses Schild sehr aufmerksam an und blieb der Vorstellung treu, dass darauf „N. Lordard & Sons“ stünde.

Von nun an tat er dies zweimal täglich, Woche um Woche, Monat um Monat, zwei Jahre lang. Er war überzeugt, dass er eines Tages „N. Lordard & Sons“ auf dem Schild sehen würde, wenn er sich gefühlvoll genug in dieses Szenario hineinlebte, was beinhaltete, dass er der Besitz dieses Geschäftes sei.

In dieser ganzen Zeit weihte er nur eine einzige Person in sein Geheimnis ein. Er vertraute es seiner Mutter an, die ihm das jedoch liebevoll auszureden versuchte, um ihn nicht zu enttäuschen. Trotzdem machte er unablässig weiter. Neville Goddard: Bewusstsein ist alles - Seite 10 -

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