As one of the continent’s main transport routes, the Rhine winds through the heart of Europe from the Alps to the North Sea. Thousands of goods are loaded, transported and handled on the Rhine. The photographer Elke Fischer and the author Sabine Theil experienced this enormous trade route in a very special way: they traveled together on board a container freight ship from Basel to Rotterdam − the largest sea port in Europe. Along the way they received an entirely new perspective of the venerable river that glides past idyllic vineyards and through the legendary Valley of the Lorelei on its way to advanced international transport centers. The texts and images that they brought back from their journey offer an authentic glimpse into the realm of containers, locks, powerful cranes and gigantic port facilities. In the process the two authors discovered a unique world full of technological wonders, breathtaking industrial scenes and of utterly impressive human achievements, cooperation and comradery.
Zeit im Fluss time in flux
Im Herzen Europas schlängelt sich der Rhein von den Alpen bis an die Nordsee und ist damit eine Hauptverkehrsader des Kontinents. Tausende von Gütern werden über den Rhein verladen, transportiert und umgeschlagen. Diesem riesigen Handelsplatz näherten sich die Fotografin Elke Fischer und die Autorin Sabine Theil in besonderer Weise an: Sie reisten zusammen an Bord eines Containerfrachtschiffes von Basel nach Rotterdam, dem grössten Seehafen in Europa. Sie gewannen dabei eine neue Sicht auf den altehrwürdigen Strom, der nicht nur zwischen idyllischen Weinbergen dahingleitet wie im sagenumwobenen Tal der Loreley, sondern auch zu hoch technisierten internationalen Verkehrsknotenpunkten führt. Die Texte und Bilder, die sie von der Reise mitbrachten, geben einen authentischen Blick in das Reich der Container und Schleusen, der mächtigen Kräne und gigantischen Hafenanlagen. Die beiden Autorinnen entdeckten dabei eine eigene Welt voller technischer Wunderwerke und beeindruckenden industriellen Szenarien, aber ebenso der menschlichen Höchstleistungen, des Zusammenhalts und der Kameradschaft.
Benteli
Elke Fischer | Sabine Theil
Zeit im Fluss time in flux Mit dem Containerschiff von Basel nach Rotterdam | From Basel to Rotterdam on a Container Ship
Benteli
Mit dem Containerschiff von Basel nach Rotterdam | From Basel to Rotterdam on a Container Ship
Basel
Mulhouse-Ottmarsheim
Rheinkilometer 169,0
France
Rheinkilometer 195,1
Weil am Rhein
Rheinkilometer 172,0
Schweiz
Ob he err in
Deutschland Strasbourg
Rheinkilometer 291,2
Staustufe Iffezheim Rheinkilometer 333,9
Karlsruhe
Rheinkilometer 359,9
Speyer
Rheinkilometer 400,0
Bingen
Rheinkilometer 527,6
Loreley Kaub
Rheinkilometer 554,5
Rheinkilometer 545,8
Nordsee Belgique
Antwerpen Europoort
Rheinkilometer 1035,0
Rotterdam
Rheinkilometer 1000,0
Dordrecht
Rheinkilometer 976,5
Nederland
Nederland
Nijmegen
Rheinkilometer 611,7
Koblenz
err he
Rheinkilometer 658,0
KĂśln
ed
Bonn
Rheinkilometer 688,4
Mittelrhein
Ni
Andernach
in
Rheinkilometer 884,0
DĂźsseldorf
Rheinkilometer 744,2
Rheinkilometer 592,2
Duisburg
Rheinkilometer 780,0
Deutschland
Vorwort Foreword
Zur Vorbereitung einer Ausstellung fuhren wir im Herbst 2008 auf dem Containerschiff Grindelwald-Mürren von Basel nach Rotterdam. Obwohl auf dem modernen Schiff der Reederei Danser mit Sitz in Basel im 24-Stunden-Schichtbetrieb gearbeitet wurde, war es für uns eine entspannende Reise, fast meditativ schön.
In the fall of 2008 we traveled on the container ship GrindelwaldMürren from Basel to Rotterdam in preparation for an exhibition. Although the crew of the modern ship, owned by the Basel-based Danser company, works on a 24-hour shift system, it was a relaxing trip, almost meditatively beautiful.
Von dieser Reise ging eine Faszination aus, die uns nicht mehr losgelassen hat. Im September 2009 führte uns eine zweite Fahrt auf der Grindelwald-Mürren von Basel nach Rotterdam, Antwerpen und wieder zurück. In diesem Buch ist sie festgehalten, eine zweiwöchige Reise in Bildern und Worten ohne Anspruch auf Vollständigkeit – so wie wir sie erlebt haben. Eine Reise zwischen Landschaftspoesie, hoch technisiertem Arbeitsalltag und maritimen Traditionen.
This journey inspired a fascination in us that never faded. In September 2009 a second journey on the Grindelwald-Mürren took us from Basel to Rotterdam to Antwerp and back again. Though the account is far from exhaustive, we have captured the journey in this book − a two-week voyage retold in pictures and words as we experienced it. A journey amidst the most advanced technology, fascinatingly poetic landscapes and maritime tradition.
Dieses Buch gewährt Einblicke in die sonst eher unzugängliche Welt der Binnenschifffahrt – ausgehend von den für die Region und die ganze Schweiz bedeutenden Schweizerischen Rheinhäfen als Verbindung zum Tor der Welt. Es ist eine Geschichte über eine aussergewöhnliche Reise, eine Geschichte über ein Schiff und seine Mannschaft. Beeindruckende Panoramabilder und überraschende Detailaufnahmen geben die authentischen Eindrücke in faszinierenden Aufnahmen wieder. Der Reisebericht erzählt vom Leben und Arbeiten auf einem Containerschiff, von Staustufen, Containerhäfen und überdimensionalen Hafenanlagen mit unzähligen Kränen und Werften, vom Rotterdamer Europoort im Morgengrauen, aber auch von den atemberaubenden Naturschönheiten wie dem Tal der Loreley.
This book offers glimpses into the otherwise inaccessible world of inland shipping, beginning at the Port of Switzerland with its tremendous significance for the region and all of Switzerland as a gateway to the world. It is a story about an extraordinary voyage and about a ship and its crew. Captivating panoramic pictures and surprising detailed views offer authentic and fascinating impressions. The travel account tells of life and work on board a container ship, of weirs, container ports and overdimensional dock facilities with their countless cranes and shipyards, of the Europoort in Rotterdam at dawn and of breathtaking natural beauty like the Valley of the Lorelei.
Dies ist ein Buch für alle, die den Hauch von Abenteuer lieben, die vielleicht schon als Kind sehnsüchtig den Schiffen nachgeblickt und immer einmal davon geträumt haben, die Welt auf einem Containerschiff kennenzulernen: eine Welt, die vielen verschlossen bleibt und so ganz anders ist, als manch einer sie sich vorstellt.
This is a book for all those who love the spirit of adventure, who cast their first longing glances at ships as children and who have always dreamed of experiencing the world of container ships − a world that remains closed to most and is completely different than one would imagine.
Leggo!
Leggo!
Einleitung Introduction
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Bis zur Wende des 20. Jahrhunderts galt der Oberrhein zwischen Bingen in Deutschland und Basel in der Schweiz als unüberwindliches Hindernis. Ab 1902 trat der Ingenieur Rudolf Gelpke für den Anschluss der Schweiz an die Rheinschifffahrt ein und initiierte Dampfschifffahrten nach Basel. Der damals 32-jährige Schiffseigentümer Johann Kirchgaesser aus Oberwesel in Deutschland wagte sich im Jahre 1904 als Erster mit einem Schleppzug auf die abenteuerliche Rheinpassage von Mitteldeutschland nach Basel. Mit seinem eigenen Güterschleppkahn Christine, das von dem Schraubenschleppboot Knipscheer IX gezogen wurde, befuhr er die gefahrvolle Strecke am Oberrhein und traf mit einer Ladung von 300 Tonnen Ruhrkohle an Bord am Abend des 2. Juni 1904 in Basel in der Schweiz ein.
Until the turn of the 20th century the section of the Upper Rhine between Bingen in Germany and Basel in Switzerland was considered unnavigable. In 1902 the engineer Rudolf Gelpke began advocating that Switzerland become involved with Rhine ship transport and organized steam ship journeys to Basel. In 1904 the 32-year-old ship owner Johann Kirchgaesser from Oberwesel, Germany became the first person to attempt to navigate the dangerous section of the Rhine from central Germany to Basel with a tugboat. With his own cargo barge, the Christine, tugged by the screw propeller tow boat Knipscheer IX he traveled the dangerous stretch of the Upper Rhine, arriving on the evening of 2 June 1904 in Basel with a load of 300 tons of coal from the Ruhr region.
Damit markierte er den Beginn der modernen Rheinschifffahrt bis Basel. Auf der Rückfahrt am 13. Juni zerschellte seine Christine bei einem unglücklichen Wendemanöver an der Hüninger Schiffsbrücke, brach auseinander und versank in den Fluten. Das Lörracher Rheinschifffahrtsgericht verdonnerte ihn zu einer gehörigen Geldstrafe, weil er kein gültiges Schifferpatent für die Rheinstrecke Basel – Strassburg vorweisen konnte – ein Patent, das es zu jener Zeit allerdings noch gar nicht gab. Der Rheinschifffahrtspionier verlor also sein ganzes Hab und Gut und meinte: „So ist nun mal das Leben – zuerst Böllerschüsse, dann ein Gerichtsverfahren. Wer hat denn Kolumbus bestraft, weil er ohne Patent als Erster nach Amerika gefahren ist ?“ Nach weiteren 13 Jahren als Schiffsführer verbrachte er seinen Lebensabend in Oberwesel und starb 1959 im Alter von 87 Jahren. Seine Christine konnte er nie vergessen.
This marked the beginning of modern Rhine ship travel to Basel. On 13 June, while traveling back downstream, his Christine shattered to pieces as it executed a turning maneuver at the Hüninger Ship Bridge, subsequently sinking to the river bottom. The Rhine Ship Travel Court in Lörrach struck him with a considerable fine, as he did not possess a valid ship license for the section of the Rhine from Basel to Strasbourg − a license that at the time didn’t even exist. After the pioneer of Rhine ship navigation had lost everything he owned he remarked: “Now that’s life − first you get a 21-gun salute, then you get taken to court. Did anyone ever punish Columbus for not having a license when he was the first man to travel to America?” After 13 more years as a ship’s master he spent the end of his life in Oberwesel, dying in 1959 at the age of 87. He never was able to forget his Christine.
Der Rhein wurde schon seit jeher als Transportweg genutzt und gilt heute als die Hauptverkehrsader Europas. Es war ein langer und beschwerlicher Weg von den ersten Flössen über die Treidel- und Dampfschifffahrt bis zur heutigen Motorschifffahrt. Nachdem ab Anfang des 19. Jahrhunderts der Verlauf des Rheins korrigiert und reguliert worden war, wurde 1868 die Mannheimer Akte erlassen, die auf dem über 1 000 Kilometer langen Rhein von der Mittleren Rheinbrücke in Basel bis zur Nordsee die allgemeine Freiheit und Gleichbehandlung der Schiffe sowie den Transit und die Abgabenfreiheit für alle Waren bestätigte. Als schliesslich Mitte des 20. Jahrhunderts die
Since time immemorial the Rhine has been used for transport. It is now considered one of Europe’s main transport routes. It has been a long and difficult path from the first rafts to tow and steam ships to modern motorized ship travel. The Rhine’s course was corrected and regulated in the early 19th century and in 1868 the Mannheimer Akte was passed. This provided for general freedom and equal treatment of ships as well as duty-free transit for all goods on the over 1 000 kilometers of the river − from the Middle Rhine Bridge in Basel to the North Sea. After the weirs were finally built in the mid-20th century nothing else stood in the way of the modern ship transit that we know today.
Inhalt Content
Vom Hochrhein in den Oberrhein – Schweizerische Rheinhäfen, Basel | 12 – 23 From the High Rhine to the Upper Rhine – Port of Switzerland, Basel
Der Oberrhein – Schleusen und Kanal | 24 – 43 The Upper Rhine – Locks and canal
Der Mittelrhein – Im Tal der Loreley | 44 – 61 The Middle Rhine − In the Valley of the Lorelei
Beginn des Niederrheins – Die letzte deutsche Etappe bis zur niederländischen Grenze | 62 – 75 First section of the Lower Rhine − All the way to the Dutch border
Der Niederrhein in den Niederlanden | 76 – 89 10 | 11
The Dutch Lower Rhine
Rotterdam – Das Tor zur Welt | 90 – 101 Rotterdam − Gate to the world
Belgien – Antwerpen und Meerhout | 102 – 123 Belgium − Antwerp and Meerhout
Europoort und die Hafenanlagen von Rotterdam | 124 – 151 Europoort and the port facilities of Rotterdam
Das Ruhrgebiet | 152 – 163 The Ruhr Area
Von Koblenz bis Basel | 164 – 191 From Koblenz to Basel
Vom Hochrhein in den Oberrhein – Schweizerische Rheinhäfen, Basel Sie hat uns erwischt – diese unbeschreibliche Faszination der Rheinschifffahrt
From the High Rhine to the Upper Rhine – Port of Switzerland, Basel It has cast us under its spell – the indescribable fascination of ship travel on the Rhine
20:00 Nach und nach legt sich die Nacht über den Hafen. Durch die künstliche Beleuchtung wirkt er wie inszeniert. Auf der gegenüberliegenden Seite wird Schüttgut in einen Frachter verladen. Auf unsere Frage, wann wir aufbrechen werden, kann niemand etwas Genaues sagen. Ein Container, der unbedingt geladen werden muss, fehlt noch. Das bedeutet für die Besatzung und uns abwarten. Langsam bekommen wir Hunger und wärmen uns in der Kombüse das Chili con Carne vom Mittag auf. Es schmeckt fantastisch. Inzwischen erklärt uns der Schiffsjunge James Koch zur besseren Orientierung, dass rechts auf einem Schiff steuerbord, die linke Seite backbord heisst und dass es kein hinten, sondern nur achtern gibt. Von René Stäheli erfahren wir, dass die Besatzung aus mindestens fünf Personen besteht, in der Regel aus dem ersten und zweiten Schiffsführer, zwei Steuermännern und einem Matrosen oder einem Matrosenlehrling. Mindestens drei Personen müssen im Besitz eines Schifferpatents sein. Die Besatzung arbeitet vier Wochen im 24-Stunden-Schichtbetrieb und hat anschliessend vier Wochen frei. Eine Fahrt von Basel nach Rotterdam und zurück dauert etwa zehn Tage, mit Halt in Antwerpen – je nach Ladestellen – etwa 14 Tage. Die mit Kühlcontainern beladene SL Mürren, ein Schubleichter mit eigenem Antrieb, legt seitlich an der MS Grindelwald an. Die beiden Schiffe bilden zusammen einen Koppelverband. Dadurch erhöht sich die Ladekapazität der Schiffsformation erheblich. Das Motorschiff Grindelwald und der Schubleichter Mürren, die aufgrund verschiedener Ladestellen getrennt worden waren, sollen nun wieder miteinander verbunden werden. Wir können unser Gepäck schon auf die Mürren bringen und dort unsere kleine Kajüte beziehen. Jede von uns bewohnt eine etwa zwei Quadratmeter grosse Kabine mit Koje und gerade genug Platz für einen aufrecht stehenden Koffer. Dusche, Teeküche und Essbereich nutzen wir gemeinsam. Der Kühlschrank ist bereits mit Getränken, Marmelade und Joghurt gefüllt. Wir sind begeistert und beschliessen kurzerhand, den Esstisch als Arbeitstisch für unsere Laptops zu nutzen.
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8:00 pm Night slowly settles over the docks. The artificial lights make the terminal seem like a stage set. Across from us bulk goods are being loaded into a freight ship. No one can tell us exactly when we will be departing. One container that absolutely must be loaded hasn’t arrived yet. This means that we and the crew will have to wait. We are slowly getting hungry and warm up the chili con carne from lunch in the galley. It tastes fantastic. To give us some orientation the cabin boy, James Koch, explains to us that the right side of the ship is called the starboard and the left side the port side and that there is no “back” to the ship but rather a “stern”. René Stäheli informs us that the crew is made up of at least five members, which generally include the first and second ship’s master, two navigators and a sailor or sailor apprentice. At least three crew members have to have a ship master’s license. The crew works in 24-hour shifts for four weeks and then has four weeks off. The journey from Basel to Rotterdam and back again takes around 10 days, with a stop in Antwerp it takes 14 days, though this all depends on the different docking locations. Carrying refrigerated containers, the SL Mürren, a barge with its own engines, is positioned alongside the MS Grindelwald. Together the two ships make up a tug-barge combination. In this way the loading capacity of the ships is considerably greater. Separated in order to be accommodated in different berths, the Grindelwald, a motor vessel, and the Mürren, a barge, will now be coupled together again. We can move our luggage to the Mürren, where we have been assigned our quarters. Each of us will be staying in a two square meter cabin with a bunk and otherwise just enough space for an upright suitcase. The shower, tea kitchen and dining area are all shared. The refrigerator is stocked with drinks, marmalade and yoghurt. We are quite excited and decide straight away to use the dining table as a work space for our laptops.
22:15 Der Kran setzt sich wieder in Bewegung; der letzte Container wird geladen. Vorbereitungen für das Ablegen werden getroffen. Gespannt beobachten wir von der Mürren aus, wie sich diese nun vor die Grindelwald schiebt und die Schiffe mithilfe von zwei Koppelwinden mit Stahlseilen zu einem stabilen Koppelverband verbunden werden.
10:15 pm The crane begins moving again: the last container is loaded on board. Preparations are being made for our departure. We anxiously watch from the Mürren as it is pushed in front of the Grindelwald and the ships are coupled together with two winches and steel cables to form a solid tug-barge combination.
23:10 Der zweite Schiffsführer, Hendrik (Henk) Wigger aus den Niederlanden, meldet die bevorstehende Fahrt aus dem Hafen bei der Basler Revierzentrale an, die jede Ankunft und Abfahrt erfasst und
11:10 pm The second ship’s master, Hendrik (Henk) Wigger from the Netherlands, registers our pending departure with the Basel central port office, which records and monitors all arrivals and departures: we will con-
überwacht: Wir fahren voran mit dem Bak, wie der Schubleichter in der Fachsprache genannt wird – mit 92 TEU auf der Grindelwald und 38 TEU auf der Mürren. Auch wenn die Grindelwald-Mürren wie heute eigentlich nur 40-Fuss-Container, also Fourty-foot Equivalent Unit (FEU), geladen hat, werden die Ladekapazitäten immer nur in TEU angegeben. Die Talfahrt nach Rotterdam beginnt. Wir verfolgen von der Mürren aus mit grosser Aufregung die Passage durch das enge Basler Hafentor mit einem der grössten Koppelverbände auf dem Rhein – 178 Meter lang und 11,45 Meter breit. Auf jeder Seite des Schiffes bleiben nur wenige Zentimeter Platz. Matrose und Steuermann unterstützen dabei über Funk den Schiffsführer beim Steuern.
tinue onwards with the “Bak” (the technical term for the barge in German). The Grindelwald is now carrying a total of 92 TEU and the Mürren 38. Even when the Grindelwald-Mürren is loaded, as it is now, with 40-feet containers (forty-foot equivalent units) the capacity is still measured in TEU. The journey to Rotterdam has begun. We watch in great excitement from the Mürren as we pass through the narrow Basel port gate on one of the largest tug-barge combinations on the Rhine – 178 meters long and 11.45 meters wide. There’s just a few centimeters space on each side of the ship. The sailor and navigator assist the pilot by radio as he steers. A pylon stretching almost 20 meters into the air is now illuminated before us. Made to resemble a ship’s propeller, this landmark symbolizes the trination border of Switzerland-France-Germany.
Vor uns leuchtet der fast zwanzig Meter hohe Pylon, das Wahrzeichen, das das Dreiländereck Schweiz-Frankreich-Deutschland symbolisiert und an eine Schiffsschraube erinnert. Rheinkilometer 170,0
In Basel, genau bei der Mittleren Rheinbrücke, geht der Hochrhein in den Oberrhein über. Wir passieren das Rheinkilometerschild 170,0 und damit die Staatsgrenze zu Deutschland. Das Schiff schiebt sich unter der Dreiländerbrücke durch, der weltweit längsten freitragenden Fussgänger- und Radfahrerbrücke, die die am rechten Rheinufer liegende deutsche Grenzstadt Weil am Rhein mit dem linksrheinisch gelegenen Huningue in Frankreich verbindet.
At the Middle Rhine Bridge in Basel the High Rhine turns into the Upper Rhine. We pass the sign for Rhine kilometer 170.00 and over the border into Germany. The ship slides under the Three Nation Bridge, the world’s largest cantilever pedestrian and bicycle bridge, which connects the German border city of Weil am Rhein on the western bank to the French city of Huningue on the eastern bank.
Rheinkilometer 173,7
Mit einer Geschwindigkeit von 18 bis 20 Kilometer pro Stunde bewegen wir uns weiter talwärts und unterqueren die Palmrainbrücke. Der kühle Nachtwind weht uns um die Ohren. Auf der rechten Seite sehen wir den beleuchteten Weiler Rheinhafen. Wir bewegen uns auf das Märkter Stauwehr zu, das den Rhein aufstaut, halten uns dort backbord und biegen bei Rheinkilometer 173,7 in den parallel zum Restrhein gelegenen Rheinseitenkanal ein. Mit 80 Metern Sohlenbreite, 12 Metern Wassertiefe und einer Wasserspiegelbreite von 152 Metern hat der Rheinseitenkanal einen Querschnitt grösser als der des Panamakanals. Die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Frankreich verläuft in der Mitte des alten Rheinbettes.
Heading downstream, we pass under the Palmrain Bridge at a speed of 18 to 20 kilometers per hour. The cool night wind rushes in our ears. To the right we see the illuminated Port of Weil. Heading towards the Märkt Dam, we turn off to the port side at Rhine kilometer 173.7 into the Grand Canal of Alsace, which runs parallel to the main branch of the Rhine. With a bed width of 80 meters, a depth of 12 meters and a water level width of 152 meters, the cross section of the Grand Canal of Alsace is greater than that of the Panama Canal. The border between Germany and France runs through the middle of the old Rhine riverbed.
Wir stehen an Deck. Über uns der Sternenhimmel. Ein ganz eigenartiges Gefühl von Freiheit und Abenteuer überkommt uns. Sie hat uns schon ergriffen – die unbeschreibliche Faszination der Rheinschifffahrt, eine Mischung aus Fernweh und Wiederkehr.
We are standing on deck. Overhead the sky is full of stars. We are filled with a strange feeling of freedom and adventure. It has already taken hold of us – the indescribable fascination of a journey on the Rhine, a mixture of a desire to venture great distances and a longing to return home.
Hafen Basel-Kleinhüningen, Hafenbecken 2 – Südquai | Port of Basel-Kleinhüningen, Dock 2 – southern quay
Hafen Basel-Kleinhüningen, Hafenbecken 2 – Südquai | Port of Basel-Kleinhüningen, Dock 2 – southern quay
Der Oberrhein – Schleusen und Kanal Langsam öffnet sich das tonnenschwere Hubtor
The Upper Rhine – Locks and canal The massive gate slowly lifts
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ten. Der Blick nach achtern zur Grindelwald stimmt uns nachdenklich. Uns wird klar, dass wir uns morgen spätestens zum gemeinsamen Mittagessen dort einfinden sollen. Der einzige Weg auf die Grindelwald führt aussen über das schmale Gangbord. Eine Reling ist nicht vorhanden – schliesslich sind wir hier nicht auf einem Ausflugsschiff. Doch bevor es so weit ist, steht uns unsere erste Nacht auf einem Containerschiff bevor.
gives us pause to reflect. We are reminded that we must return there tomorrow for lunch at the very latest. The only way to get to the Grindelwald is across a narrow gangboard. There is no railing, as this is no pleasure boat that we are traveling on. But before it comes to that we must spend our first night on board a container ship.
| 2. Tag 07:30 Ein lautes Rumsen weckt uns: Es wird wieder geladen.
| Day 2 7:30 am We are woken by loud banging: the ship is being loaded
Wir wollen nichts verpassen und beeilen uns mit dem Frühstückskaffee.
again. We don’t want to miss anything and rush through our morning coffee.
Es ist warm, trotz bedecktem Himmel. Um uns herum Container über Container und reger Hafenbetrieb. Insgesamt werden hier 74 Container auf die Grindelwald-Mürren geladen.
It is warm, though the sky is overcast. We are surrounded by containers and there is lots of action in the port. A total of 74 containers are loaded onto the Grindelwald-Mürren here.
Matrose René misst den Tiefgang. Um unter der folgenden Stahlgitterbrücke Neuenburg – Chalampé durchzukommen, liegt das Schiff zu hoch, und die Schiffshöhe muss erst einmal reduziert werden. Dafür wird Wasser in die voneinander abgegrenzten Ballasttanks der Grindelwald und der Mürren gepumpt, die separat nach Bedarf geflutet werden können. Deswegen muss das Ablegen verschoben werden. Schiffsjunge James schrubbt inzwischen das Deck.
Sailor René measures the ship’s draft. The ship is too high to pass under the Neuenburg – Chalampé steel grid bridge and so it must be lowered. To do this water is pumped into the separate ballast tanks of the Grindelwald and Mürren, which can be individually filled as needed. For this reason our departure will be delayed. Cabin boy James scrubs the deck while we wait.
Seite 28: Hafen Mulhouse-Ottmarsheim | page 28: Port of Mulhouse-Ottmarsheim
Der Mittelrhein – Im Tal der Loreley
Die Sonne taucht die steilen Rebhänge in ein wunderbares Licht – das Tal der Loreley ist atemberaubend schön, aber gefährlich
The Middle Rhine – In the Valley of the Lorelei
The sun bathes the steep slopes of the vineyards in a wonderful light – the Valley of the Lorelei is breathtakingly beautiful, but also quite dangerous
Rotterdam – Das Tor zur Welt
Wir sehen die ersten Hochseecontainerschiffe – sie wirken gewaltig
Rotterdam – Gate to the world We see the first seagoing container ships – they seem enormous
Elke Fischer [geboren 1965], die Fotografin arbeitete nach ihrer Ausbildung zur Fotografin einige Jahre als Assistentin in verschiedenen Werbestudios. Seit 1996 ist sie freie Fotografin mit Schwerpunkt auf Still Life in der Mode- und Werbebranche im In- und Ausland. Ab 1998 fotografische Arbeiten für kulturelle Veröffentlichungen und Dokumentationen sowie Konzeption, Gestaltung und Umsetzung von Ausstellungen. Elke Fischer [born 1965], the photographer was trained as a photographer and worked several years as an assistant in various advertising studios. Since 1996 she has worked as a freelance photographer in the national and international fashion and advertising industries with a focus on still life. Since 1998 she has photographed for cultural publications and documentations and has specialized in the conception, design and implementation of exhibitions.
Sabine Theil [geboren 1960], die Autorin ist tätig als freie Journalistin, Projekt- und Eventmanagerin. Seit 1997 ist sie spezialisiert auf Kulturprojekte. Dazu gehört auch die Konzeption, Gestaltung und Umsetzung von Ausstellungen. Sie hält kulturgeschichtliche Vorträge und publiziert in der Tagespresse und in Fachzeitschriften. Sabine Theil [born 1965], the author is a freelance journalist and project and event manager. Since 1997 she has specialized in cultural projects and she conceives, designs and implements exhibitions. She holds lectures on cultural and historical subjects and publishes texts in newspapers and journals.
Elke Fischer Sabine Theil
Impressum Colophon
© 2013, Benteli Verlag, Sulgen © für die Fotografien bei Elke Fischer; www.elkefischer.com © für die Texte bei Sabine Theil; www.sabine-theil.de
© 2013, Benteli Verlag, Sulgen © Elke Fischer for the photographs; www.elkefischer.com © Sabine Theil for the text; www.sabine-theil.de
Grafik Vera Pechel, Basel Lektorat Miriam Waldvogel, Benteli Verlag Übersetzung ins Englische Chris Michalski, Leipzig Lithografie Teddy Elsener, Ligerz Druck Heer Druck AG, Sulgen Bindung Buchbinderei Burkhardt AG, Mönchaltorf
Graphic design Vera Pechel, Basel Editing Miriam Waldvogel, Benteli Verlag English translation Chris Michalski, Leipzig Lithography Teddy Elsener, Ligerz Printing Heer Druck AG, Sulgen Binding Buchbinderei Burkhardt AG, Mönchaltorf
ISBN 978-3-7165-1768-0 Benteli Verlag, Sulgen www.benteli.ch
ISBN 978-3-7165-1768-0 Benteli Verlag, Sulgen www.benteli.ch
As one of the continent’s main transport routes, the Rhine winds through the heart of Europe from the Alps to the North Sea. Thousands of goods are loaded, transported and handled on the Rhine. The photographer Elke Fischer and the author Sabine Theil experienced this enormous trade route in a very special way: they traveled together on board a container freight ship from Basel to Rotterdam − the largest sea port in Europe. Along the way they received an entirely new perspective of the venerable river that glides past idyllic vineyards and through the legendary Valley of the Lorelei on its way to advanced international transport centers. The texts and images that they brought back from their journey offer an authentic glimpse into the realm of containers, locks, powerful cranes and gigantic port facilities. In the process the two authors discovered a unique world full of technological wonders, breathtaking industrial scenes and of utterly impressive human achievements, cooperation and comradery.
Zeit im Fluss time in flux
Im Herzen Europas schlängelt sich der Rhein von den Alpen bis an die Nordsee und ist damit eine Hauptverkehrsader des Kontinents. Tausende von Gütern werden über den Rhein verladen, transportiert und umgeschlagen. Diesem riesigen Handelsplatz näherten sich die Fotografin Elke Fischer und die Autorin Sabine Theil in besonderer Weise an: Sie reisten zusammen an Bord eines Containerfrachtschiffes von Basel nach Rotterdam, dem grössten Seehafen in Europa. Sie gewannen dabei eine neue Sicht auf den altehrwürdigen Strom, der nicht nur zwischen idyllischen Weinbergen dahingleitet wie im sagenumwobenen Tal der Loreley, sondern auch zu hoch technisierten internationalen Verkehrsknotenpunkten führt. Die Texte und Bilder, die sie von der Reise mitbrachten, geben einen authentischen Blick in das Reich der Container und Schleusen, der mächtigen Kräne und gigantischen Hafenanlagen. Die beiden Autorinnen entdeckten dabei eine eigene Welt voller technischer Wunderwerke und beeindruckenden industriellen Szenarien, aber ebenso der menschlichen Höchstleistungen, des Zusammenhalts und der Kameradschaft.
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Elke Fischer | Sabine Theil
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