Carl Barks

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Carl Barks Carl Barks Donald zum 75. Geburtstag Der Underduck

Donald zum 75. Geburtstag Der Underduck

Das Markenzeichen ÂŤWalt DisneyÂť


Carl Barks

von Jonas Schertenleib

Inhalt Ein Leben in Bildern ............................................................................................................................ 3 Weihnachten in Entenhausen Bah, Humbug! ................................................................................... 6 Donald zum 75. Geburtstag Der Underduck ..................................................................................... 8 Das Markenzeichen ÂŤWalt DisneyÂť ................................................................................................. 11 Carl Barks .......................................................................................................................................... 13 Disney ........................................................................................................................................ 14 Wichtige Fakten ................................................................................................................................ 15 Biographie ......................................................................................................................................... 16 Kindheit und Jugend...................................................................................................................... 16 Arbeit bei Disney ........................................................................................................................... 17

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Ein Leben in Bildern

Sein erster Einsatz im Donald Duck Kurzfilm «Modern inventions» 1937

Sein in 1942 entworfenes Comic-Debüt Piraten Gold

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Im Laufe seiner Jahre erschuf er viele der bekannten Disney Charaktere, wie z. B. Dagobert Duck

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Auch nach seinem RĂźcktritt im Jahre 1966, malte Carl Barks weiter Donald Duck und Co. Wie hier zwei von Carl Barks gemaltes Ă–lbilder.

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Weihnachten in Entenhausen Bah, Humbug! Wie wird Weihnachten in Comics gefeiert? In Entenhausen eher nüchtern denn Onkel Dagobert ist Festtagsmuffel. Die düstere Stimmung hat etwas zu tun mit der Lebensgeschichte seines Erfinders Carl Barks.

"Weihnachten liegt mir nicht! Ich kann niemanden leiden, und mich kann auch niemand leiden." Das ist nicht Ebenezer Scrooge, der Antiheld aus Dickens' berühmter Weihnachtsgeschichte mit den drei Geistern. Das ist Dagobert Duck bei seinem allerersten Auftritt im Dezember 1947, in der Geschichte "Christmas on Bear Mountain" (deutsch: "Die Mutprobe").

Eine Verwandtschaft zum viktorianischen Ebenezer kann dieser neuamerikanische Grummler nicht leugnen. Heißt er im Original doch Scrooge McDuck. "Ja, ich habe gestohlen, aber nur ein ganz kleines bisschen", gab Carl Barks, Erfinder der Figur, später zu. Seit 1942 war Barks einer der Hauptzeichner für Disney-Comics in den USA, und ohne Frage der beste von ihnen. In unermüdlicher Produktivität hatte er in diesen fünf Jahren rund 70 Enten-Comics geschrieben und gezeichnet und dem bis dahin

recht charakterlosen Erpel Donald eine unverkennbare Heimatstadt Entenhausen, ein Familien- und Sozialleben und einen schlecht bezahlten Beruf in einer Margarinefabrik auf den Leib geschrieben. Kurz: Er hatte die Ente zum Menschen gemacht. Aber erst mit Dagobert Duck transzendierte er seine Entengeschichten vom sehr guten Comic zum Überklassiker. Der Erpel mit Backenbart ist ohne Frage eine der komplexesten Figuren der Comic-Geschichte, zumindest bei Barks. Ein unausstehlicher Geizkragen, eine tragische Gestalt, ein Selfmade-Millionär, ein einsamer Abenteurer. Symbolhaft vereint er die gute und die schlechte Seite des Kapitalismus in sich, ist raffender und schaffender Mensch zugleich. Weihnachtsstreit mit Zorngiebel zu hart für Veröffentlichung Geplant war das so nicht. Barks, der erst sehr spät im Beruf des ComicZeichners sesshaft wurde und dessen Vorgeschichte als Farmer und Holzfäller viele Ähnlichkeiten zur Biografie Dagoberts aufweist, mochte Weihnachten nicht. "Weihnachten

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ist Humbug und sollte aus dem Kalender gelöscht werden", schrieb er noch 1983. Die Weihnachtsgeschichten lieferte er auf Bestellung des Verlags, der diese in verschiedenen Publikationen verwurstete. Es steckte keine Liebe dahinter. Wenigstens den frühesten Geschichten merkte man das an. 1945 zeichnete er ein kitschiges Garn über verlorene Weihnachtsgeschenke, die den Ärmsten der Armen zu einem frohen Fest helfen, 1946 eine rasante, letztlich aber belanglose Slapstick-Episode über einen Albatros, der die Familie Duck in der Vorweihnachtszeit terrorisiert. Eine Geschichte, in der sich Donald Duck mit Nachbar Zorngiebel ausgerechnet an Heiligabend in die Wolle kriegt, wurde vom Verlag als so heftig empfunden, dass sie jahrelang nicht erscheinen durfte. Es ist "Die Mutprobe", in der sich Barks' Ablehnung von Weihnachten, der Frust über die ungeliebte Auftragsarbeit und die Idee, ein klein wenig von Dickens zu klauen, genial vereinen. Sie öffnete nicht nur die Tür zu vielen weiteren Abenteuergeschichten mit

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Dagobert Duck, die gerechterweise zum Kanon der größten Comics ebenso zählen sollten wie zum Kanon der Weltliteratur. Sondern auch zu weiteren Weihnachtsgeschichten wie "Weihnachten für Kummersdorf", einer fatalen Erzählung über Armut und Einsamkeit, an deren Ende Dagobert Duck wie Gollum im "Herr der Ringe" einsam in einer dunklen Höhle sitzt, neben seinen Talern, seinem Schatz. Mit Dagobert Duck war die Entenfamilie komplett. Das vollständige Familienporträt aus armem und reichem Onkel, schnieker Tante, nervigem Vetter und altkluger Kinderbande ermöglichte Barks in Zukunft realistische Erzählungen über die Vorweihnachtszeit des amerikanischen Mittelstands, mit denen er, ganz frei von Weihnachtsklischees mit dicken Santa-Kläusen und allmächtiger Vergebung, davon erzählte, wie das so war, in den fünfziger Jahren Weihnachten zu feiern. Insofern war jene Nacht auf dem Bärenberge, "Die Mutprobe", das schönste Weihnachtsgeschenk überhaupt.

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Donald zum 75. Geburtstag Der Underduck Pechvogel, Wüterich, patziger Prolet: Donald Duck ist die tierische Inkarnation des Jedermanns. Unermüdlich rafft er allen Optimismus zusammen, um gegen die Fährnisse des Lebens zu bestehen. Deshalb lieben wir den ewig glücklosen Erpel so sehr. Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag! Ist er nicht eigentlich ein Abbild unserer dunkelsten Seiten und finstersten Ängste, dieser Donald Duck? Wenn man mal hinschaut: seine Ausbrüche als Wüterich sind legendär. In den Comics greift er auch gerne mal zum Stock, um seine Neffen zu züchtigen. Er ist außerdem ein armer Schlucker, ständig verschuldet und ohne Aussicht, es im Leben zu etwas zu bringen. Er hat kein Glück bei den Frauen und liegt seinem ebenso geizigen wie steinreichen Onkel Dagobert auf der Tasche. Die schlimmsten Alpträume vom Prekariat werden in ihm Gestalt.

Und doch ist er keine abstoßende oder lächerliche Figur. Sondern einer, dem unsere vollständige Sympathie gilt. Selbst heute noch, auf den Tag genau 75 Jahre nach seinem ersten Leinwandauftritt, lachen wir öfter mit ihm als über ihn. Donald Duck ist eine der weltweit berühmtesten, vor allem aber beliebtesten Figuren überhaupt, verewigt in mehreren hundert Filmen und auf Hunderttausenden Comicseiten. Woran liegt das?

Als am 9. Juni 1934 der Kurztrickfilm "The Wise Little Hen" in die Kinos kam, in dem der Enterich seine ersten kurzen Randauftritte hatte, war er noch wenig sympathisch. Zwar zeigte die simple Episode schon zwei von Donald Ducks prägenden Charakterzügen. Seine Unlust zur Arbeit nämlich (denn die weise Henne sucht händeringend Erntehelfer) und schließlich seinen Jähzorn, als er, weil er nicht bei der Ernte geholfen hat, auch nichts vom Festmahl abbekommt. Aber der eigentliche Geniestreich war es, diesen fiesen, faulen, proletarischen Erpel wenige Monate später in einem Film als Gegenspieler von Micky Maus einzusetzen. In dem Film "Orphan's Benefit" versucht Donald mit fast allen Mitteln, ein von Micky veranstaltetes Benefizkonzert zu sabotieren. Schon damals hatte der Mäuserich, sechs Jahre älter als die Ente, einen Ruf als braver Biederbürger. Gegen die phantasievolle Rüpelhaftigkeit Donalds wahrt Micky nur mühsam die Contenance. In diesem Gegenspiel der Charaktere findet sich ein Antwort auf die Frage nach Erfolg. Denn schon damals Ente nicht einfach nur ein

DisneyTeil der Donalds war die patziger 8


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Prolet. Sondern ein anatider Eulenspiegel, eine quakende Stimme gegen Spießertum, gegen alles, was nur nett und allzu betulich ist. Weil er dennoch, anders als die brave Maus, nur selten siegreich aus seinen Kämpfen gegen die Fährnisse des Alltags hervorging, schloss das Publikum diesen Underduck in sein Herz. Donald-Zeichner Barks: "Ich hab's erzählt, wie es ist" Auch in den Comics. In ihnen griff ab den vierziger Jahren der ehemalige Trickfilmzeichner Carl Barks das ewige Pech und die scheinbar unerschöpfliche Wut Donalds auf. Und schuf aus diesen zwei Zutaten eine der wohl komplexesten Figuren der modernen Literatur. Dabei war Barks' Agenda eigentlich simpel: Er nutzte die vielfältigen Erfahrungen seines eigenen bewegten Lebens als Viehtreiber, Geflügelzüchter und Holzfäller und schilderte eine Welt, die zwar mitsprechenden Hunden, Schweinen und eben Enten bevölkert, ansonsten aber überaus real war. "Ich hab's erzählt, wie es ist", schilderte er sein bodenständiges Vorgehen einmal - und meinte, "dass man sich auf nicht viel verlassen kann und es am Ende nicht immer Rosen regnet". Damit gab es "keinen Unterschied zwischen meinen Figuren und dem Leben, dem meine Leser sich würden stellen müssen", so Barks. Diese lebensweise Erkenntnis paarte Barks allerdings mit einem unverwüstlichen Optimismus. Donalds nie

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versiegender, aber dennoch ohnmächtiger Zorn auf die Verhältnisse wurde in den Comics zur Triebfeder der Entenfigur. "Sein wichtigster Wesenszug ist der unwiderstehliche Drang, sich auf Risiken einzulassen, sein Leben aufs Spiel zu setzen und keinen Rückzieher zu machen", analysiert der Barks-Forscher Michael Ault Donalds Charakter. Wohl deshalb gibt es vor allem bei Barks diverse Geschichten, in denen Donald sich zunächst als wahrer Meister unterschiedlichster Fächer entpuppt. Mit ungeahntem Geschick tritt er als Friseur oder Glaser auf und lässt selbst das simple Abreißen von Häusern zur hohen Kunst werden. Auch wenn er am Ende jedes Mal an der Größe der gestellten Aufgabe scheitert - er hat es doch wenigstens versucht. Dieser optimistische Tatendrang hebt ihn weit über plumpe Unterschichtenklischees hinaus und macht die Ente sympathisch - auch wenn sie oft rüpelhaft, rücksichtslos und rabiat ist. Unter Barks wurde Donald Duck, der sich in schlechten Zeiten in der Margarinefabrik sein trocken Brot verdiente und vom reichen Onkel getriezt und ausgebeutet wurde, zum Jedermann der gesamten westlichen Welt. Mit guten und schlechten Seiten, guten und schlechten Tagen. Wegen dieser Vielschichtigkeit gelten Barks' Geschichten, es sind mehrere hundert, heute als Klassiker und werden regelmäßig neu aufgelegt. 9


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Keine Erfolgsgeschichte freilich ohne Rückschläge: Als in den USA jüngst nach über sechzigjähriger Publikationsgeschichte die Disney-Comics eingestellt wurden, hat es kaum jemanden interessiert. Gerade mal 4000 Stück wurden zuletzt pro Ausgabe der bunten Disney-Comichefte abgesetzt. Zu Barks' Zeiten waren es mehrere Millionen pro Monat. In Europa ist es noch nicht so weit. Hier gehen wöchentlich mehrere Millionen von Disneys Comicheften, vom Micky-Maus-Heft bis zum "Lustigen Taschenbuch" über die Theke. Deshalb liegen die Zentren der weltweiten Disney-Comicproduktion schon lange in Skandinavien und Italien, wo die Figuren besonders populär sind. Aber auch im grundsätzlich comicfeindlichen Deutschland verkauft die "Micky Maus" immer noch jede Woche gut 250.000 Exemplare. Die Ente ist also Europäer geworden. "Es gibt keinen Menschen in den Vereinigten Staaten, der sich nicht mit

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ihm identifizieren könnte", sagte Barks einmal über Donald Duck. Dieser Satz stimmt inzwischen wohl nicht mehr. Obwohl Donalds Qualitäten als Stehaufente, seine Würde, die er sich trotz dauernder Verluste bewahrt hat, doch an etwas zutiefst Amerikanisches rühren. Sein Pragmatismus ist die Essenz des American Dream: "Nichts als Wirtschaftswunder und Wirtschaftswundermänner, wohin man schaut! Trotzdem muss einer den Schmutz wegkehren, der dabei anfällt", hält der Straßenkehrer Duck bei Barks ganz gelassen fest. Vielleicht aber möchten es die Amerikaner in Zeiten angespannter Wirtschaftslage einfach nicht mehr hören, wenn Donald - ebenfalls bei Barks - klagt: "Vier Dollar sind wenig, wenn man sie hat, aber 'ne Menge, wenn man sie nicht hat." Vier Dollar, das ist in den USA derzeit der durchschnittliche Preis für ein Comicheft

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Das Markenzeichen «Walt Disney» Das Markenzeichen „Walt Disney“ stand schon zu Lebzeiten des Trickfilm-Moguls für populäre Unterhaltung aus industrieller Produktion.

Das Markenzeichen "Walt Disney" überragte längst den Menschen, als Walter Elias Disney 1966 im Alter von 65 Jahren starb. Die naiv-elegant geschwungene Unterschrift suggeriert bis heute die künstlerische Omnipräsenz des am 5. Dezember 1901 in Chicago geborenen Sohns eines Obstfarmers: „Uncle Walt“ schimmert bis heute hinter all den Comics, Zeichentrickfilmen, Freizeitparks und bunten Merchandising-Artikeln durch, auf denen Mickey, Donald und Co. prangen. Erst seit den 70-er Jahren hat diese Fiktion massive Risse bekommen. Geniale Zeichner wie Carl Barks, die jahrelang anonym (von den Fans wurde Barks immerhin als „the good duck man“ erkannt) hinter dem Phantom des gottähnlichen Schöpfers Walt standen, wurden von den Comic-Lesern als individuelle Künstler erkannt. Für die Comic-Sparte der Disney-Industrien erwies sich die Renaissance des großen Erzählers als ökonomischer Erfolg: Die „Barks Library“, Gesamtausgabe der Werke des geistigen Vaters von Figuren wie Scrooge McDuck (Onkel Dagobert), Gyro Gearloose (Daniel Düsentrieb) und Magica de Spell (Gundel Gaukeley) ist auf Deutsch bei Ehapa erschienen zu einem Flaggschiff der Disney-Comics geworden.

Neue Geschichten aus Entenhausen: „Duck Stories” von Daan Jippes

Die Namenlosen In ähnlicher Aufmachung wie die Barks-Alben erscheinen die Geschichten von Zeichnern wie Don Rosa (Schöpfer einer minutiös bei Barks recherchierten Comic-Biographie des ScroogeMcDuck, „Sein Leben, seine Milliarden“), William van Horn („Neue Abenteuer der Ducks“) und seit Oktober 2001 auch Daan Jippes („Duck Stories“). Aber auch in den Comic-Books wie der 50 Jahre alten „Micky Maus“ oder den „Lustigen Taschenbüchern“ haben die Ge-

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schichten mittlerweile einen Nachweis für Autor und Zeichner bekommen. Barks war der Mann, der aus einer cholerischen Ente den liebenswerten Charakter Donald Duck mit seinen allzu menschlichen Zügen machte. Er wurde im gleichen Jahr wie Disney geboren und beendete in dessen Todesjahr 1966 seine Karriere als Zeichner bei Western Publishing. Barks starb im August 2000. Für die deutschen Entenhausen-Fans ist das

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Werk des „Guten Zeichners“ nicht von seiner Übersetzerin zu trennen: Die 1907 geborene Dr. Erika Fuchs prägte seit dem Erscheinen der „Micky Maus“ 1951 den einzigartigen Sprachstil der Barks-Comics, die in dem Heft abgedruckt wurde. Vielen Figuren verlieh sie neue Namen, spielte dabei mit Alliterationen und den etwas staubigeren grammatischen Formen deutscher Sprache (korrektes Präteritum zweiter Person singular, Konjunktiv).

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Carl Barks (* 27. März 1901 in der Nähe von Merrill, Oregon, † 25. August 2000 in Grants Pass, Oregon) war ein USamerikanischer Maler, Cartoonist sowie der bekannteste Zeichner und Autor der Disney-Comics rund um die Familie Duck. Die zum Teil noch recht einseitig gehaltenen Charaktere aus den Trickfilmen und den Zeitungscomics von Al Taliaferro differenzierte er und fügte neue Figuren hinzu. Er ist der geistige Vater des reichsten Manns der Welt, Dagobert Duck, des genialen Erfinders Daniel Düsentrieb, des Glückspilzes Gustav Gans, der Panzerknacker und vieler anderer populärer Disney-Comic-Figuren.

Biografie Carl Barks wurde 1901 auf einem Bauernhof in der Nähe von Merrill im US-Bundesstaat Oregon geboren. Etwa im Alter von zehn Jahren entdeckte er sein Interesse fürs Zeichnen. Abgesehen von einem Fernkurs der Landon School of Cartooning erhielt er jedoch nie eine formelle Ausbildung. Barks' Mutter starb, als er 15 Jahre alt war, woraufhin er die Schule nach der 8. Klasse abbrach, um seinen Vater auf der Ranch zu unterstützen. Im Alter von 18 Jahren zog Barks nach San Francisco, wo er als Laufbursche in einer Druckerei seinen Lebensunterhalt verdiente. Nach zweijähriger erfolgloser Suche nach einer Anstellung als Zeichner kehrte er nach Oregon zurück. 1921 heiratete Barks seine erste Frau. 1923 verließ er aufgrund einer Dürre die Ranch. In Roseville, östlich von Sacramento, arbeitete er in der Reparatur-Werkstatt der Eisenbahngesellschaft Pacific Fruit Express. 1928 konnte Barks erste Witzezeichnungen an das Humor-Blatt Calgary Eye-Opener verkaufen. Er kündigte bei der Eisenbahn und zog nach Minneapolis, wo der Eye-Opener seinen Verlagsort hatte. Bereits 1930 kehrte er erneut nach Oregon zurück. Von seiner ersten Frau hatte er sich inzwischen getrennt.

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Disney 1935 bewarb sich Barks im Alter von 34 Jahren bei den Disney-Studios, wo er nach einiger Zeit als Zwischenphasenzeichner für Zeichentrickfilme in die Story-Abteilung versetzt wurde. Insgesamt wirkte er an etwa 35 Kurzfilmen mit. 1942 arbeitete Barks erstmals für den Western-Verlag, der Disney-Comics in Lizenz herausbrachte, und realisierte in Zusammenarbeit mit Jack Hannah sein Comic-Debüt „Piratengold“ („Pirate Gold“) nach einem nicht verwirklichten Filmskript. Ab 1943 schrieb und zeichnete Barks regelmäßig die Donald-Duck-Zehnseiter, zu denen sich noch im selben Jahr die langen Abenteuergeschichten gesellten. Um ein einheitliches Erscheinungsbild der Enten zu gewährleisten, gestaltete er Zeichenanleitungen (model sheets) für seine Kollegen. Sein Stil wurde richtungsweisend für die späteren Duck-Zeichner. Bald baute Barks wiederkehrende Nebencharaktere und Elemente in seine Geschichten ein. Seine größte Schöpfung, Onkel Dagobert, der im Original 1947 als Uncle Scrooge in „Christmas On Bear Mountain“ („Die Mutprobe“) eingeführt worden war, bekam 1952 mit der Geschichte „Only a Poor Old Man“ („Der arme reiche Mann“) eine eigene, äußerst langlebige Heftreihe. Im Laufe der Jahre schuf Barks •

Jones (Zorngiebel, 1943), Donalds Nachbar

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Herbert (Herbert, 1944), Freund von Tick, Trick und Track Duckburg (Entenhausen, 1944) Scrooge McDuck (Dagobert Duck, 1947), reichster Mann der Welt Gladstone Gander (Gustav Gans, 1948), unerträgliches "Schoßkind des Glücks" The Junior Woodchucks (Fähnlein Fieselschweif, 1951) The Beagle Boys (Die Panzerknacker, 1951) Cornelius Coot (Emil Erpel, 1952), Entenhausen-Gründer Gyro Gearloose (Daniel Düsentrieb, 1952), genialer Erfinder April, May and June (Dicky, Dacky und Ducky, 1953), Daisys Nichten Glittering Goldie (Die schöne Nelly, 1953), Jugendschwarm Dagoberts Scrooge's First Dime (Glückstaler, 1953) The Junior Woodchucks' guide book (Das schlaue Buch, 1954) Flintheart Glomgold (Mac Moneysac, 1956) Little Helper (Helferlein, 1956) The Junior Woodchucks' official hound (Spurobold, 1958), Fähnlein-Hund J. D. Rockerduck (Klaas Klever, 1961) Magica de Spell (Gundel Gaukeley, 1961) Miss Quackfaster (Fräulein Rührig, 1961), Dagoberts Sekretärin Grand Mogul (Oberstwaldmeister, 1971), anatider Fähnleinführer 14


Wichtige Fakten Geboren: 27. März 1901 Geburtsort: Merrill Oregon USA Gestorben: 25. August 2000 Von Ihm erfundene Charaktere Englisch

Deutsch

Gyro Gearloose Flintheart Glomgold Scrooge McDuck Jones Cornelius Coot Magica de SpellGundel J. D. Rockerduck The Beagle Boys

Daniel Düsentrieb Mac Moneysac Dagobert Duck Zorngiebel Emil Erpel Gaukeley Klaas Klever Die Panzerknacker


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Biographie Kindheit und Jugend Carl Barks wurde am 27. März des Jahres 1901 als zweiter Sohn des Landwirtes William Barks und dessen Frau Arminta im US-Bundesstaat Oregon, unweit des Ortes Merrill auf einer Farm geboren. Bereits in jungen Jahren halfen Carl und sein zwei Jahre älterer Bruder Clyde nach der Schule ihrem Vater bei Farmarbeiten. 1911 verpachtete William Barks seine Farm und zog mit der Familie nach Santa Rosa in Kalifornien, um mit einer Pflaumenplantage sein Glück zu versuchen. Der Erfolg blieb jedoch aus, und als bei Carl Barks’ Mutter Krebs diagnostiziert wurde und sein Vater einen Nervenzusammenbruch erlitt, zog die Familie zurück in die bis dahin verpachtete Farm nach Merrill. Im Jahr 1916 verstarb seine Mutter im Alter von 56[1] Jahren. Carl Barks, der zu diesem Zeitpunkt gerade 15 Jahre alt war, brach daraufhin die Schule in der achten Klasse ab. Sein Gehör begann sich bereits in dieser Zeit deutlich zu verschlechtern. Im selben Jahr begann er einen Fernkurs an der Landon School of Cartooning, den er jedoch nach nur vier Unterrichtsstunden wieder abbrach. Barks half vermehrt auf den Feldern mit, da aufgrund des Ersten Weltkrieges ein Arbeitskräftemangel herrschte und er sich mit den deshalb gezahlten, höheren Löhnen rasch seinen Auszug aus der elterlichen Farm finanzieren konnte. Nichtsdestotrotz habe er, nach eigener Aussage, aus dem kurzen Fernkurs und dem Studieren von Comicstrips in der täglichen Zeitung viel für seine spätere Karriere mitnehmen können. [2] Im Dezember 1918 ging Carl Barks mit seinen Ersparnissen nach San Francisco wo er als Laufbursche für eine Druckerei arbeitete. Mit Zeichnungen, die er in seiner Freizeit anfertigte, bewarb er sich bei lokalen Zeitungen, die ihn jedoch allesamt ablehnten. Schließlich kehrte er 1920 nach 18 Monaten ohne nennenswerte Erfolge zu seinem Vater auf die Farm nach Oregon zurück.

Frühe Berufserfahrungen und erste Heirat Carl Barks ging nun, wie schon vor seiner Abreise nach San Francisco, seinem Vater auf der Farm zur Hand. 1921 heiratete Barks Pearl Turner, die Tochter eines Sägewerksbesitzers, mit der er in den darauffolgenden Jahren die Töchter Peggy (* 23. Januar 1923) und Dorothy (* 26. November 1924) bekam. Carl Barks arbeitete in dieser Zeit auch im Sägewerk seines Schwiegervaters, weil auf der Farm nicht immer genug Arbeit vorhanden war, um die junge Familie zu versorgen. Da

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Arminta Barks (1860-1916) Grave Site Cemetery: Mount Laki Cemetery | BillionGraves. In: BillionGraves. Abgerufen am 12. April 2016. 2 Vgl. Carl Barks, in: Carl Barks Collection, Band I 2005, S. 23

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dies jedoch nur im Sommer möglich war, suchte er weiterhin eine feste Anstellung mit dauerhaften Einkommen. Diese fand er schließlich als Hilfsarbeiter in einer Reparaturwerkstatt für Eisenbahnen der Pacific Fruit Express Gesellschaft in Roseville. Die Familie zog in die Stadt nahe Sacramento und blieb dort bis 1930. In dieser Zeit zog sich Barks in seiner Freizeit immer mehr an den Zeichentisch zurück, was seiner Frau zunehmend missfiel. [3] Obwohl er mit dem Verkauf erster Zeichnungen etwas Geld dazuverdiente, trennten sie sich 1930. Carl Barks kam kurzfristig bei seinen Schwiegereltern in Oregon unter und verkaufte nun regelmäßiger Zeichnungen an das Männermagazin Calgary Eye-Opener, sodass er bald ein kleines Haus in Medford mieten konnte. Lange blieb er dort nicht, denn im November 1931 nahm er eine Festanstellung beim Calgary Eye-Opener an und zog nach Minneapolis, um in der Redaktion zu arbeiten. Bis 1935 steuerte er nicht nur Zeichnungen und Karikaturen für das Magazin bei, sondern auch kurze Geschichten und Gedichte. [4]

Arbeit bei Disney 1935 bewarb sich Carl Barks bei den Disney-Studios in Los Angeles, die für ihren ersten spielfilmlangen Zeichentrickfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge noch Zeichner suchten. Seine Bewerbung hatte Erfolg, und so reiste er mit Clara Balken, die er in Minneapolis kennengelernt hatte, nach Los Angeles, wo er nach einer einmonatigen Ausbildung als Zwischenphasenzeichner übernommen wurde. In den Disney Studios kam Barks das erste Mal mit Donald Duck in Kontakt, für den er eine Slapstick-Szene mit einem automatischen Friseurstuhl entwarf, um von den mühseligen Zwischenphasenzeichnungen loszukommen und sich trotz seiner Schwerhörigkeit im Studio zu bewähren. [5] Walt Disney gefiel diese Szene, und er versetzte ihn daraufhin in die Abteilung für Geschichtenentwicklung. 1938 heiratete Carl Barks zum zweiten Mal und erwarb drei Jahre später mit seiner Frau Clara eine kleine Farm in San Jacinto. Am 9. November 1942 kündigte er seine Anstellung bei Disney, um sich mit einer Hühnerzucht und der Aussicht, ein hauptberuflicher Comiczeichner zu werden, selbstständig zu machen. [6]

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Peter Kylling: The Wives, cbarks.dk, 30. Januar 2007, abgerufen am 2. August 2010 Vgl. Carl Barks, in: Carl Barks Collection, Band I 2005, S. 27 5 Vgl. Carl Barks, in: Carl Barks Collection, Band I 2005, S. 28 f. 6 Brief von Carl Barks vom 9. November 1942 an Hal Adelquist 4

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