Kern, Planzenkraft und Kräuterwunder

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Januar

S. 9

~ Von konzentrierter Pflanzenkraft und dem Heilmittel der Sonne ~ Edeltraud Bail behandelt mit pflanzlichen Essenzen

Juli

S. 89

~ Von der Seele der Pflanzen ~

Susanne Fischer-Rizzi hat die alte Kunst des Destillierens neu entdeckt Wildrose

Johanniskraut

Februar

S. 21

~ Von der Kunst des Einfachen und der Königin der Pflanzen ~ Eva Aschenbrenner liebt die schlichten Dinge

August

S. 103

~ Von der Magie der Pflanzen ~ Ingrid Faninger gibt Einblicke in ihre Zauberwelt Pestwurz

Brennnessel

März

September S. 115 S. 33

~ Von Frühjahrsblühern und der Wirkung kleiner Pflanzen ~

Petra Le Meledo-Heinzelmann regeneriert sich mit Kräutern

~ Von feiner Kräuterküche und dem Tausendschönchen ~

Gisela Hafemeyer verwandelt Pflanzen in Delikatessen Gänseblümchen

Vogelmiere

April S. 47

~ Von der Magie des Wassers und der Energie der Göttin ~ Renate Fuchs-Haberl führt in die eigene Kraft

Oktober

S. 127

~ Von der Kraft des Wassers und dem Baum des Lebens ~

Adelheid Lingg führt zu magischen Orten im Allgäu Vogelbeere

Holunder

Mai S. 61

~ Von der Wirkung der Bitterstoffe und der Butterblume ~ Claudia Bernhardt und ihr Wiesensmoothie

November S. 139 ~ Vom Räuchern und der Heilkraft der Achillea ~

Ramona Sommer entführt in das Reich der Kräuterdüfte Schafgarbe

Löwenzahn

Juni

Dezember S. 151 S. 75

~ Von der Arbeit mit Pflanzen als Gesamtkomposition ~

Ursel Bühring hält ihre Organe mit den grünen Lebewesen gesund Ringelblume

~ Von Weihnachten im Wald und dem Glückszweig ~

Sieglinde Schuster-Hiebl feiert die Natur im Winter Mistel


O Oktober

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Von der Kraft des Wassers und dem Baum des Lebens

Adelheid Lingg Adelheid Lingg f체hrt zu magischen Orten im Allg채u

Lieblingspflanze Vogelbeere

Lieblingsrezept Vogelbeer-ApfelPflaumen-Konfit체re

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Kontakt www.die-leda.de


Wer mit der Natur lebt, kann sie durch sein erweitertes Wahrnehmungsraster intensiver spüren

Die Luft ist klar, die grünen Wiesen leuchten in allen Schattierungen. Wanderungen im Allgäu im Herbst gehören zu den schönsten Erlebnissen für Naturliebhaber – vor allem, wenn man das Glück hat, von einer ortskundigen Führerin wie Adelheid Lingg begleitet zu werden. Ihre Führungen zu magischen Orten gelten als Geheimtipp. Heute hat sie die Tour zur Hirschalpe bei Bad Hindelang ausgesucht. „Wer mit der Natur lebt, kann sie durch sein erweitertes Wahrnehmungsraster intensiver spüren“, sagt Adelheid. „Auch die Töne der Natur kann man besser hören, wenn man die Wahrnehmung schärft, genauso ist es mit dem Duft.“ Die Wandergruppe steht auf einer sonnendurchfluteten Wiese unterhalb der Hirschbergalpe und bei genauem Hinschnuppern riecht man den würzig-warmen Duft der Erde in vollem Sonnenschein. Die Touren der Allgäuerin führen entlang alter Kraftwege, so genannten Leylines. Für unsere Vorfahren gab es ein Netz aus diesen nicht sichtbaren Energielinien, die Kraft gaben und zu Kraftplätzen führten. Adelheid, deren Großvater der erste Bergführer in der Region nach dem Krieg war, ist mit dem Wissen um diese alten magischen Pfade aufgewachsen. Sie kennt jede Pflanze am Weg und kann die geheimen Kräfte der Natur spüren und helfen, die Sinneseindrücke zu schärfen. Ihre Lieblingspflanze ist der Vogelbeerbaum, den sie der Gruppe auf dem Weg zeigen will. „Nie ist das Licht so intensiv wie im Herbst“, sagt Adelheid, „es ist ein Malerlicht.“ Der Spaziergang führt am kleinen Café Polite, das in der Sonne liegt, vorbei zu einer Wiese, die teilweise rötlich gefärbt ist. „Die rote Färbung kommt von einer Quelle unter der Erde“, erklärt die Führerin. Am Rand eines Waldes steht der „klebrige Salbei“. Er duftet ein bisschen nach Zitrone. Am Hirschbach angekommen, erklärt Adelheid, was ein „Tobel“ ist: ein Felseinschnitt mit einem Bach. Hier windet sich ein kleiner, schmaler Pfad die Felsen entlang die Hirschbergalpe hinauf, ein alter Kraftweg. Das Wasser des Wasserfalls ist glasklar, klitzekleine Wasserteilchen irisieren in der Luft. „Man spürt die Wasserkraft sehr intensiv“, sagt Adelheid, als sie auf einer Brücke unterhalb

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eines Wasserfalls steht. „Dazu kommt, dass das Gestein strahlt. Das ist hier ein kraftvolles, natürliches Energiefeld.“ Und wirklich, der Wasserfall erzeugt einen leichten Wind in Wellenform, den man bei erhöhter Aufmerksamkeit spüren kann. Ein Kraftweg enthält alle vier Elemente: Wasser, Feuer, Erde und Luft. Wer wie Adelheid seine Sinne sehr fein geschärft hat, kann die verschiedenen natürlichen Energieformen spüren. Dazu gehört jedoch intensives Training und Beschäftigung mit der Natur. Quellwasser läuft aus einer Felsspalte. Adelheid benetzt ihr Gesicht damit. „Das Wasser ist sehr reich an Mineralien, das tut der Haut besonders gut“, sagt die Naturführerin. Der Wasserfall des Hirschbachs, der immer wieder steil die Felsen hinabstürzt, formt kleine natürliche Becken, die zum Baden einladen. Adelheid erkennt Formen und Gesichter in den Steinen und macht die Mitwanderer auf einen Herzstein aufmerksam. Über Felsen und an einem Drahtseil geht es nach oben. Trotz der Steigung ist die Anstrengung kaum zu spüren. „Das liegt an der hohen Energie dieses Weges“, meint Adelheid. Vor der Gruppe taucht ein Stein auf, der wie ein Tor geformt ist. „Solche Steine galten früher als ‚Abstreifsteine‘, hier konnte man schlechte Energien los werden. Und dahinter, im Felsenbecken, wurde man gleich neu getauft“, erklärt die Naturführerin. Das Wasser des Beckens, auf das sie deutet, leuchtet silbergrün. Auch das ist durch den hohen Anteil an Mineralien zu erklären. Wie ein goldener Strahl fällt der Wasserfall vom obersten Felsen der Hirschbergalpe hinab und mäandert über die Felsen. Die Gruppe hat den höchsten Felsabschnitt spielend erreicht. „Das Wasser sucht sich in seiner natürlichen Form immer diese Schlangenlinien“, sagt Adelheid. Sie zeigt verknorpelte Stämme von alten Bäumen auf dem Weg. „Daran siehst du auch, dass hier viel Energie fließt“, sagt sie, indem sie auf die Verdickungen deutet, „die Energie manifestiert sich durch die Ausbuchtung in den Bäumen.“ Adelheid lehrt die Zuhörer, ihr Gehör zu schulen: „Hört mal auf den Felsbach, er klingt immer anders.“ Das ist bisher keinem aufgefallen. Doch es stimmt: Von jeder Stelle des Aufstiegspfades klingt das Plätschern des Wasserfalls unterschiedlich. Nun ist der höchste Punkt des Felsentales erreicht, bis zur Hirschbergalpe sind es nur noch einige hundert Meter. Am Wegesrand steht ein Vogelbeerbaum, auch Eberesche genannt. Seine kleinen, roten, prallen Beeren sehen aus wie Miniäpfel. „Die meisten

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Ein Kraftweg enthält alle vier Elemente: Wasser, Feuer, Erde und Luft. Wer wie Adelheid seine Sinne sehr fein geschärft hat, kann die verschiedenen natürlichen Energieformen spüren


Die Vogelbeere ist mein ganz persönlicher Lieblingsbaum

Menschen denken, dass die Vogelbeere giftig ist“, sagt Adelheid. „Doch das ist ganz gut. So kommen nur wenige darauf, dass die kleinen Früchte wahre Vitamin-C-Bomben und als Marmelade gekocht ein Hochgenuss sind.“ Adelheid hat sich unter den Baum auf den Boden gesetzt und die Schuhbänder ihrer Wanderstiefel gelockert. Sie zieht einen Zweig des Baumes zu sich herunter, um einige der kleinen roten Beeren abzustreifen. „Die Vogelbeere ist mein ganz persönlicher Lieblingsbaum.“ Sie weiß um die vielfältigen Verwendungen der roten Beere. Zu ihren persönlichen Ritualgegenständen, die sie so oft wie irgendwie möglich bei sich hat, gehört eine Kette aus getrockneten Beeren des Vogelbeerbaumes. „Sie sehen aus wie rote Korallen und sind sehr dekorativ“, lächelt die Naturführerin. Gerade im Herbst blitzen die kleinen, roten Früchte der Eberesche überall im Wald hervor. Der zweite Name des Baumes, „Eberesche“, leitet sich vom altdeutschen „Aber“ wie „Aberglaube“ und „Esche“ ab und rührt daher, dass die Blätter jenen der Eschen ähneln, aber es dennoch keine Verwandtschaft zwischen diesen Baumarten gibt. Für unsere keltischen Vorfahren war die Eberesche „Luis“, der Baum des Lebens, dem sie die Macht zusprachen, über die Dunkelheit der Winterdämonen und anderen Zauber zu siegen, erzählt Adelheid. Wie die Germanen liebten die Kelten den schützenden, glücksbringenden Baum und umpflanzten ihre heiligen Stätten und Gerichtsplätze mit ihm. Nach einem keltischen Brauch wurde am Beltane-Fest (Walpurgisnacht) das Vieh mit der Ebereschengerte „gequickt“, also belebt. Damit sollte die Fruchtbarkeit gestärkt werden. Bei den Germanen war die Eberesche heilig und Gott Thor geweiht. Die Rinde der Eberesche diente früher dazu, Wolle braun oder rot zu färben. Bauern fädelten die Beeren der Vogelbeere auf lange Zwirne auf. Diese Beerenketten sollten die blutrote Lebensschnur symbolisieren und als diese wurden die Ketten an besondere Plätze des Hauses und der Ställe oder um Broschen gewickelt. „Im Erzgebirge“, so fährt Adelheid fort, „hat der Vogelbeerbaum den Status eines Nationalbaums und wird im von Max Schreyer gedichteten Volkslied vom ‚Vugelbeerbaam‘ besungen.“ Dort gibt es auch ein Lied namens „Vogelbeerbaum“, das man oft bei Festen von Studentenverbindungen hört.

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„Beim rohen Genuss der Früchte muss man aufpassen“, gibt Adelheid zu bedenken. Roh sind die Früchte der Eberesche nur in kleinen Mengen bekömmlich. Es gibt aber eine Ausnahme: die Mährische Eberesche. In den Früchten der normalen Eberesche befindet sich Parasorbinsäure, die zu Durchfall führen kann. 100 Gramm enthalten bis 100 Milligramm Vitamin C – das ist mehr als bei Zitronen. Das Vitamin der Frucht der Vogelbeere kann die Abwehrkraft steigern, fördert die Eisenresorption und hemmt die Tumorbildung. Es wird ummantelt von Biophenolen, natürlichen Antioxidantien, die durch den Marmeladenkochvorgang nicht beschädigt werden und im Körper auch noch die Aufnahmefähigkeit für Vitamin C fördern. „Wildobstmarmelade verzögert das Altern, hält Herz und Kreislauf gesund und desinfiziert auch noch“, sagt Adelheid. Schnell hat sie ein Häufchen der roten Beeren des Vogelbeerbaumes zusammengepflückt und lässt sie in eine kleine Plastiktüte gleiten, die sie aus ihrem Rucksack holt. „Die Marmelade ist eine Köstlichkeit von Mutter Natur und gibt für den Winter einen Zusatzkick an Vitaminen. Wer sich in Wald und Flur gut auskennt, kann sich durch die Früchte der Eberesche eine Extraportion an Vitaminen für den Winter sichern.“ Einige Mitwanderer aus der Gruppe tun es Adelheid gleich und sammeln ein paar Beeren der Eberesche für den Heimweg. Der erscheint allen Wanderern ebenfalls mühelos – die Natur gibt eben dem Kraft, der mit ihr und nicht gegen sie lebt.

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Die Natur gibt eben dem Kraft, der mit ihr und nicht gegen sie lebt


Vogelbeere

Sorbus aucuparia

Sorbus aucuparia

Die meisten Menschen denken, dass die Vogelbeere giftig ist. Doch das ist ganz gut. So kommen nur wenige darauf, dass die kleinen Fr端chte wahre Vitamin-C-Bomben und als Marmelade gekocht ein Hochgenuss sind. Adelheid Lingg

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Sorbus aucuparia.kult

Sorbus aucuparia

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Rezept

Vogelbeer-ApfelPflaumen-Konfitüre Zutaten

Zubereitung

500 g Vogelbeeren, 50 g Pflaumen, 125 g Äpfel,

1 Die Vogelbeeren waschen, von den Dolden zupfen und in ¼ Liter Wasser etwa 20 Minuten weich dünsten.

ca. 800 g Gelierzucker,

2 Dann durch ein Sieb streichen. 3 Pflaumen waschen, entsteinen und in Stücke schneiden.

etwas Naturvanille und eine Messerspitze gemahlener Zimt,

4 Äpfel schälen, Kernhaus entfernen und in kleine Stücke schneiden.

eventuell eine Messerspitze gemahlener Ingwer

5 Alles mischen, abwiegen und die gleiche Menge Gelierzucker zufügen, eventuell über Nacht zugedeckt ziehen lassen. 6 Unter Rühren zum Kochen bringen, 4 Minuten sprudelnd kochen lassen, noch kurz weiterrühren und dann heiß in saubere Gläser füllen und sofort verschließen.

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Wildobstmarmelade verzögert das Altern, desinfiziert und hält Herz und Kreislauf gesund!


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