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BIM Entwicklung

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In Deutschland fehlen immer noch zu viele und bezahlbare Wohnungen. Grundstücke sind teuer und das Bauen ist in den letzten Jahren exorbitant teuer geworden. Kein Wunder, dass sich in der modularen Bautechnik eine Menge tut.

Wie günstige Wohnungen entstehen könnten

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Seit Jahren ist der Bestand der Sozialwohnungen in Deutschland rückläufig. Waren es im Jahre 2006 noch über 2 Millionen Wohnungen im Bestand, sind es aktuell gerade noch 1,154 Millionen. Jedes Jahr fallen mehr Wohnungen aus der Förderung als neue gebaut werden. Zeitgleich steigen die Mieten in den Städten, trotz Pandemie, Kurzarbeit und einem Wirtschaftsabschwung, stetig an.

Kein Wunder, dass sich viele Architekten und Bauunternehmen mit neuen Formen im Wohnungsbau beschäftigen. Auch die Städte ziehen mit, wie zum Beispiel Hildesheim. Die Kreiswohnbaugesellschaft Hildesheim (kwg) hat in Sarstedt ein Mehrfamilienhaus in Modulbauweise errichten lassen. Innerhalb von vier Tagen (nachdem die Bodenplatte geschüttet war) stand ein dreigeschossiger Gebäudekomplex. „Ein Wohnhaus mit 16 Wohnungen in vier Tagen zu bauen, kann man fast mit Lego für Erwachsene vergleichen“, erklärte Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der kwg.

Fertige Gebäudemodule, schon mit Steckdosen und allen sanitären Anschlüssen und Leitungen vorproduziert, werden per Kran mit den anderen Modulen gestapelt und verschweißt. Eine Wohnung besteht aus zwei Modulen, ist zwischen 68 und 77 Quadratmeter groß. Terrasse und Balkon sind selbstverständlich. Mietwohnungen fertig aus dem Katalog. Auch die technische Gebäudeausstattung (TGA) ist modular angelegt. Egal welches Energiekonzept gewünscht wird, das Modul kann so vorgefertig werden. Ob Gastherme oder Photovoltaik – alles ist möglich.

Das modulare Bauen ist der Hoffnungsträger der Baubranche, wenn es am Ende um bezahlbaren Wohnraum geht. Die standardisierten Fertigteile können, unabhängig vom Wetter, in großen Hallen vorproduziert werden. Die Anlieferung per LKW an die Baustelle erfolgt just in time. Eine Bauweise, die für immer mehr Städte interessant wird. Grundstücke sind knapp und oft ist eine städtische Verdichtung durch neue Wohnungen nicht möglich. Es ist oft kaum Platz für eine Baustelle. Hier könnte das serielle Bauen mehr Wohnraum auf kleinen Flächen schaffen.

„Das schlechte Image haftet dem modularen Bau immer noch an." Markus Richthammer, Vorstand Industrie bei Max Bögl

Einer der großen Player ist das Bauunternehmen Max Bögl. Zusammen mit dem Discounter Lidl, wird in Berlin ein Supermarkt mit darüber liegenden Wohnungen geplant. 26 Wohnungen sollen hier entstehen. Unter den Wohnungen, die aus insgesamt 114 Modulen bestehen, zieht dann die Lidl-Filiale ein. Die geplante Bauzeit soll weniger als ein Jahr betragen. Bögl hat kräftig investiert, in Mühlhausen in der Oberpfalz entstand eine Wohnungsbauhalle. 1500 Module könnten hier pro Jahr gefertigt werden, doch noch hat sich der modulare Bau in Deutschland nicht durchgesetzt. „Unsere seriell errichteten Immobilien lassen sich vielfältig gestalten und werden auf die jeweiligen Standortbedingungen angepasst“, sagt Markus Richthammer, Vorstand Industrie bei Max Bögl. „Wir freuen uns, dass wir mit Lidl einen Partner haben, der gemeinsam mit uns diese innovative Bauform vorantreibt, und sind sehr gespannt, unsere maxmodule erstmals in Kombination mit der Filiale eines Lebensmitteleinzelhändlers einsetzen zu können. Das Projekt hat zukunftsweisenden Charakter – davon sind wir überzeugt“, so die Firma auf ihrer Webseite.

Viele Stadtplaner befürchten, damit die „Platte 4.0“ zu bekommen. Zudem gibt es in 16 Bundesländern auch 16 unterschiedliche Bauordnungen. Inzwischen wurde eine sogenannte Typengenehmigung erteilt und in der Musterbauordnung aufgenommen. Damit soll die Zulassung der seriell errichteten Wohngebäude einheitlich werden. Doch bislang haben nur Hamburg und Nordrhein- Westfalen die Musterbauordnung in den jeweiligen Landesbauordnungen eingebaut.

„Das schlechte Image haftet dem modularen Bau immer noch an“, beklagt sich Richthammer im Handelsblatt. Dabei ließen sich Ästhetik und modularer Bau miteinander vereinbaren. Ein Modul sei nicht gleich ein Raum. Verschiedene Module erlauben unterschiedliche Grundrisse. „Unsere Module erlauben Wohnräume mit bis zu 80 Quadratmeter Fläche“, sagt Richthammer.

Vielleicht wird es noch eine Weile dauern, bis sich der modulare Bau breit in der Fläche durchsetzen wird. Die Baubranche ist trotz der Corona-Pandemie sehr gut ausgelastet, spürt im Augenblick keinen Druck, die Kosten zu reduzieren. Zudem wird sich, da sind sich viele Experten sicher, der Markt für Immobilen nach Corona stark verändern. Das Umland wird dank dem Homeoffice attraktiver, die Preise in den Städten werden im mittleren Preissegment fallen. Auf Einladung der Planungsgesellschaft „Arcadis“ tauschten sich Anfang Oktober Experten in einer Onlinediskussion zum Thema: „Was bedeutet Corona für den Immobilienmarkt“ aus. Einig waren sich die Experten darüber, dass der Markt in Richtung Flexibilität und Nachhaltigkeit beim Bauen vorangebracht würde. Das modulare Bauen könnte da in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, wenn die Stadtplaner und Wohnungsbauunternehmen ihre Scheu vor den seriell geplanten und im Katalog bestellten Mehrfamilienhäusern ablegen würden.

» fazit

In Deutschland fehlen immer noch zu viele und vor allem bezahlbare Wohnungen. Grundstücke sind teuer und das Bauen ist in den letzten Jahren exorbitant teuer geworden. Kein Wunder, dass sich in der modularen Bautechnik eine Menge tut.

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