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BIM Entwicklung 2021
Olaf Demuth
Die Bedeutung von Zertifizierungen wächst
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Nachhaltige Planung von Bauprojekten und die Verwendung ökologischer Baustoffe werden immer wichtiger, betont Olaf Demuth, Geschäftsführer der Zech Group
Auf die Baubranche kommen viele Herausforderungen zu – Stichwort Nachhaltigkeit und Klimaschutz, um nur mal eine zu nennen. Ist sie dafür gerüstet?
Seit vielen Jahren spielen Zertifizierungssysteme für Bauprojekte eine immer größer werdende Rolle. Unter vorgegebener Bewertung werden verschiedene Kriterien gefordert und bewertet. So wird zum Beispiel gefordert, dass bereits in der Planung von Gebäuden das Energie- und Wassermanagement nachhaltig geplant wird. Ebenso wird auf die Verwendung von ökologischen und nachwachsenden Rohstoffen geachtet. Hinzu kommt die Prüfung der Baustoffe auf ihre Schadstofffreiheit, wozu auch die möglichst emissionsarme Herstellung und der Transport gehört. Ein weiterer Aspekt ist, dass bereits in den Planungsprozessen die zukünftigen Life-Cycle-Kosten für Wartungs- und Reinigungskonzepte berechnet und optimiert werden.
Gibt es noch weitere Herausforderungen?
Neben den ökologischen Aspekten rücken auch der Nutzerkomfort und die Nutzerzufriedenheit immer mehr in den Mittelpunkt. Dazu gehören Aspekte wie die Innenraumluftqualität, die Barrierefreiheit und Sicherheit sowie die Mobilitätsinfrastruktur und insbesondere der thermische, visuelle und akustische Komfort am Arbeitsplatz. Um einen möglichst ökologischen und ökonomischen Gebäudebetrieb sicherzustellen, achten die Zertifizierer zunehmend auf nachhaltige und effiziente Anlagentechnik. Hier wird in die Bewertung einbezogen, ob erneuerbare Energien genutzt werden, nachhaltige Kältemittel zum Einsatz kommen, der Energieeinsatz reduziert und der Nutzerstrom optimiert wird.
Die Bauindustrie hat in Zusammenarbeit mit Architekten und Planern bereits viele Lösungsansätze, wie die ersten Zertifizierungen nach DNGB- Platin, aufgewiesen. Jedoch sind diese eine Momentaufnahme. Alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette der Immobilienwirtschaft werden intensiv an der ökologischen und ökonomischen Optimierung arbeiten: von den Forschungsabteilungen der herstellenden Industrie bis hin zum ausführenden Bauunternehmen.
Welche Rolle spielt bei der Bewältigung allgemein die Digitalisierung?
Viele Aspekte der Produktion werden zunehmend durch digitale Planungen (Datenmodelle) autonom hergestellt, die zum Beispiel Maschinen aus einem digitalen Datenmodell ansteuern. So können Produkte mehr und mehr dezentral produziert und just in time zur Baustelle geliefert werden. Damit verringert sich der Herstellungsaufwand vor Ort, Wartezeiten werden vermieden und (Verpackungs-)Müll reduziert. Auch Informationen, die erforderlich sind, um die Zertifizierungsbedingungen zu dokumentieren, werden digital zusammengeführt.
Und im speziellen BIM? Building Information Modeling ist der Treiber der Digitalisierung am Bau. Nur durch die Entwicklung von komplexen digitalen Datenmodellen lassen sich alle Daten einer Immobilie aus einer Single Source of Truth abbilden und auswerten. Auch für die Vorfertigung von Bauprodukten leistet diese Technik Vorschub, da Roboter oder CNC-Fräsen mit den Daten eines Datenmodells angesteuert werden können. Eine aufwendige Programmierung von Maschinen kann damit entfallen.
Wo sehen Sie die Vorteile von BIM in der Bau- und Planungsphase?
Viele Planungsdetails werden zukünftig digital konserviert. Sie können wie ein digitales Musikstück unendlich oft vervielfältigt werden, so auch in der Bauplanung. Fenster, Türen, Innenwände, Teppiche, ganze haustechnische Komponenten werden aus einer Datenbank entnommen und in einer neuen Planung nicht mehr geplant, sondern in die Planung konfiguriert. Damit wird Planung schneller und qualitativ fehlerfreier als vorher.
Hat BIM auch mit Blick auf den Lebenszyklus bis hin zu einem möglichen Abriss Vorteile?
Durch die Generierung von Daten in der Planungs- und Bauphase sind alle Informationen über Produktionsprozesse, gewählte Baustoffe, Einsatzorte im Projekt bekannt. Auch die Lebensdauer der Bauteile kann über ein Monitoring vom Facility-Manager vorhergesehen und damit Ausfallzeiten von Aufzügen oder Fenster- und Türanlagen reduziert werden. Auch Ersatzteile können aufgrund der vorliegenden Spezifikation im Datenmodell ohne großen Aufwand nachgeordert werden.
Mit den Datenmodellen sind zukünftig die eingebauten Baustoffe vollständig erfasst. Diese werden planmäßig über Rücknahmekonzepte recycelt und dem Wertschöpfungskreislauf erneut zugeführt, sei es durch Aufarbeitung des Bauteils oder durch Einsatz eines recycelten Materials bei der Produktion von neuen Produkten.
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Die Zech Group ist ein international agierendes Familienunternehmen, das auf eine 100-jährige Tradition zurückblicken kann. Es hat seinen Ursprung in der Baubranche, konzentriert sich inzwischen aber auf die gesamte Wertschöpfungskette rund um das Thema Immobilien und ist dabei in den Geschäftsbereichen Building, Real Estate und Hotel tätig.