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BIM Entwicklung 2021

Der Fachkräftemangel in der Baubranche wird ja schon lange beklagt. Speziell fürs digitale Bauen und Planen kann das zunehmend zum Problem werden.

Wir „bauen“ auf IT-Spezialisten

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Deutschland hat ein Problem. In der Industrie und im Bau fehlen Fachkräfte, darunter im Besonderen IT-Fachkräfte, die die neue Ausrichtung ganzer Wirtschaftszweige steuern können. Auf 100.000 Beschäftigte kommen allein 2.600 IT-Spezialisten, wobei die Kurve stetig ansteigt.

In Konzernen wie etwa der Strabag sind Dutzende von Stellen für IT-Spezialisten ausgeschrieben. Die Liste reicht vom IT-Administrator, IT-Developer und IT-Architects bis zu IT-Netzwerk- Administrators und speziell BIM- Modellierinnen und -Modellierer bzw. CAD-Ingenieurinnen und -Ingenieure.

Dabei sind die Anforderungen für die BIM-Spezialisten unter den IT-Berufen extrem hoch. Diese Berufsgruppe muss in der Lage sein, selbstständig die Modellierung von Bauwerken im Ingenieurbau, Brückenbau und Spezialtiefbau für anspruchsvolle Projekte in der Entwurfs-, Angebots- und Ausführungsphase im In- und Ausland sowie die Ausarbeitung von Ausführungsplänen (Schal-/Detail-/Stahlbauplänen) zu betreuen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit über verschiedene Fach- und Unternehmensbereiche in einem Zentralmodell wie BIM 360 werden erwartet und der Einsatz bei der Entwicklung modellbasierter BIM-Prozessabläufe und internen Standards. Fast selbstverständlich, dass die Mitarbeit in Projektteams und fachliche Führungsaufgaben sowie interne Qualitätssicherung ebenfalls in den Verantwortungsbereich solcher Mitarbeiter*innen gehören. Voraussetzungen sind darüber hinaus eine Ausbildung als Konstrukteur*in (HTL) oder ein abgeschlossenes Studium des Bauingenieurwesens (FH oder TU) und fundierte Kenntnisse in moderner CAD-Software (AutoCAD 2D/3D, Revit).

In allen Branchen, vor allem aber im Bau mit seiner explodierenden Auftragslage sind Unternehmen auf IT-Spezialisten angewiesen. „Das gilt umso mehr angesichts der Coronakrise, in der die Defizite in der Digitalisierung auch in der Wirtschaft schonungslos offengelegt wurden“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Corona hat einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Die Nachfrage nach IT-Fachkräften wird perspektivisch weiter steigen, weil digitale Geschäftsmodelle, Technologien und Prozesse IT-Know-how erfordern.“

Das Problem hat die Politik längst erkannt. Insbesondere das Bundeswirtschaftsministerium verweist auf die kräftig ansteigende Anzahl der Erwerbstätigen im Bauhauptgewerbe, das es mit insgesamt rund 832.000 Beschäftigten beziffert. Dennoch leidet auch die Bauwirtschaft unter einem Fachkräftemangel.

Horst Seehofer, der Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, sagt: „Die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum ist die soziale Frage unserer Zeit. Deshalb will die Bundesregierung alles daransetzen, dass in dieser Legislaturperiode 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen. Dazu brauchen wir ausreichende Kapazitäten in der Bauwirtschaft und den planenden Berufen. Politik und Bauwirtschaft müssen dazu im ständigen Austausch bleiben.“

Unter der Federführung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) hat die Bundesregierung eine branchenübergreifende Fachkräftestrategie erarbeitet, im Dialog mit den Sozialpartnern und Ländern und der Bundesagentur für Arbeit. Denn das Zukunftsthema Fachkräftesicherung ist entscheidend für Deutschlands Wachstum und Wohlstand und dafür, dass jeder Mensch ein erschwingliches Zuhause hat.

Auf Einladung des Bundesinnenministeriums gab es zusammen mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Verbänden der Bauwirtschaft, der IG BAU sowie der Bundesarchitektenkammer und der Bundesingenieurkammer dazu schon etliche Spitzengespräche.

Auf der Grundlage dessen hat man deshalb auch eine branchenübergreifende Fachkräftestrategie beschlossen. „Zusätzlich zur besseren Nutzung der inländischen Potenziale und des europäischen Bewerbermarkts brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte aus Drittstaaten“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer in diesem Zusammenhang. „Deshalb haben wir ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf den Weg gebracht, von dem auch die Bauwirtschaft profitieren wird und das zwei Ziele verfolgt: die weitere Reduzierung der illegalen Migration sowie die Deckung des Arbeitskräftebedarfs der Wirtschaft.“

Für IT-Spezialisten gibt es dabei eine besondere Regelung, denn unter bestimmten Voraussetzungen können diese auch ohne formalen Abschluss Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Um die Stellenbesetzung zu erleichtern, können Menschen mit Berufsausbildung für sechs Monate einen Aufenthalt in Deutschland zur Arbeitsplatzsuche erhalten. Voraussetzung ist, dass die Fachkraft eine anerkannte Qualifikation, die notwendigen Deutschkenntnisse und einen gesicherten Lebensunterhalt vorweist. Ob diese Regelungen hilfreich sind, denn die Anforderungen sind im IT-Bereich ja nun mal exorbitant hoch, ist fraglich.

Aus diesem Grund wird die Ausbildung hierzulande immer bedeutsamer. Fachbereiche wie der Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen an der Ruhr-Universität Bochum setzen hier Akzente und treiben auch die Forschungsprojekte im Bereich des digitalen Bauens und Planens an. Wer hier einen Abschluss macht, hat jedenfalls allerbeste Chancen, einen gut dotierten Job zu bekommen.

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