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Wir sind die deutsche Wirtschaft

Wie kann die Bauwirtschaft die CO2-Ziele erreichen?

Vor 25 Jahren war Wolfgang Vogel mutig und ein Visionär. Der gelernte Schreiner gründete mit zwei Mitarbeitern in Obertheres, im unterfränkischen Landkreis Haßberge, den Holzbaubetrieb „HolzVogel“ mit dem Slogan „ökologisch bauen und wohnen".

Inzwischen arbeiten hier über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, fast alle Gewerke eines Hausbaus liegen hier in einer Hand. „Wir wollen unseren Bauherren ein Komplettpaket anbieten, mit einem Endpreis, der reell ist und der auch sämtliche Anschlussarbeiten umfasst, die bei vielen anderen fehlen. Unsere Bauherren ziehen nicht ein, indem sie über zwei dicke Bretter zur Haustür balancieren", so Joachim Scheidlein, einer der Geschäftsführer in einem Artikel der „Main-Post“. Hier wurde das Prinzip des nachhaltigen Bauens konsequent mit dem Baustoff Holz umgesetzt.

Ein Modell, das immer mehr Schule macht. In Hamburg feierte gerade das höchste Holzhaus Deutschlands Richtfest. „Roots“: Mit 65 Metern Höhe und 19 Geschossen entsteht das Modellprojekt in der Hafencity. 5.500 Kubikmeter Nadelholz haben Zimmerleute verbaut. Durch das Holz konnten im Vergleich zu konventionellen Bauweisen rund 3.500 Tonnen CO2 eingespart werden. Realisiert wurde das 140 Millionen Euro Projekt vom Immobilienentwickler Garbe. Dessen Geschäftsführer, Tobias Hertwig, dankte den beteiligten Firmen und Handwerkerinnen und Handwerkern, die „mit ihrem Mut sowie ihrer Handwerkskunst bewiesen haben, dass man mit Holz in die Höhe bauen kann und es sich lohnt, neue Wege zu gehen.“ Man freue sich, „mit dem heutigen Tag unserer Vision einer nachhaltigen Projektentwicklung einen großen Schritt näher gekommen zu sein", so Hartwig im NDR.

Nicht nur Holz wird als nachwachsender Baustoff immer beliebter. In den Niederlanden gilt ein Kreislaufwirtschaftsgesetz. Bis 2050 will man komplett nachhaltig bauen. Das beinhaltet auch eine Wiederverwendung von Bauschutt aller Art. Dem Begriff des „Urban Mining“ kommt in der Zukunft eine immer größere Bedeutung zu. Pilotprojekte laufen und die ersten Häuser, komplett aus Bauschutt errichtet, stehen. In Deutschland entsteht über die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens auf Baustellen. Eine Lösung könnte Recyceln sein: Die großen Mengen an Baumaterial sollen eben nicht auf der Deponie landen, sondern aufbereitet werden, sodass man sie wiederverwerten kann – nicht nur im Straßenbau, sondern auch für Gebäude.

Deswegen wünscht sich die Architektin Ute Dechantsreiter, die sich seit 30 Jahren mit dem nachhaltigen Bauen beschäftigt: „Es muss gefördert werden, wenn jemand wesentlich weniger Materialien verbaut, die unsere Umwelt schädigen. Dann sollte genau das auch Boni bekommen und nicht andersherum. Das ist das Wichtige. Um das voranzutreiben, könne es etwa mehr steuerliche Anreize für nachhaltiges Bauen geben.“ Sie fordert daher eine Senkung der Mehrwertsteuer auf gebrauchte Materialien. Schließlich seien diese schon einmal besteuert worden. Ein Model, das für Bauherren in der Zukunft eine Menge Anreize bieten könnte.

Nachhaltig Bauen: Mit BIM. Und Standards.

Ein BIM-Gebäudemodell kann für Auswertungen und Ökobilanzen die umweltbezogenen Daten liefern. Normen und die DIN BIM Cloud unterstützen dabei.

Der Bausektor in Europa verbraucht laut EUKommission etwa 50 Prozent aller Primärrohstoffe und verursacht mehr als 35 Prozent des gesamten Abfalls. Die Herstellung von Bauprodukten, die Rohstoffgewinnung sowie der Bau und die Renovierung von Gebäuden machen schätzungsweise fünf bis zwölf Prozent der gesamten nationalen Treibhausgasemissionen aus. Mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel ist klar: Es muss deutlich weniger werden.

Philipp Albrecht, Leiter Strategische Entwicklung Building Information Management DIN
Foto: Eva Haeberle

Mit BIM zur Circular Economy

Zur nachhaltigen und zirkulären Umgestaltung der Baubranche braucht es Daten – Building Information Management (BIM) ist hierfür die geeignete Methode. BIM ermöglicht es, den Lebenszyklus eines Gebäudes in einem 3-D-Modell digital abzubilden und Daten zentral zu hinterlegen. Mit diesen Daten können Gebäude hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen und ökologischen Nachhaltigkeit bewertet werden. Normen und Standards bilden hierfür die Leitplanken.

DIN BIM Cloud: BIM einfach nutzen

Mit der DIN BIM Cloud (www.din-bim-cloud.de) werden Bauteil- und Materialdaten mit einem BIM-Modell verknüpft. Daraus können Informationen abgeleitet werden, die zur Erstellung einer Ökobilanz beitragen: z. B. zu den verwendeten Baustoffen wie Stahlbeton oder Holz. Das ist im Hinblick auf eine spätere Trennung der Stoffe für die Wiederverwendung relevant und auch in Bezug darauf, wie viel CO2 darin gebunden ist. Für Investitionsentscheidungen werden die Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit von Bauwerken immer wichtiger, da die Finanzierung von nachweislich „grünen Gebäuden“ bevorzugt wird oder CO2 -arme Gebäude die Grundvoraussetzung für die Bewilligung einer Finanzierung sind.

T: +49 30 2601-2409

M: Philipp.Albrecht@din.de

www.din.de/go/bim

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