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beyond Das Magazin der Beyer Chronometrie

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JEDE ROLE X ZEUG T VON GROS SER TECHNISCHER LEISTUNG. DIE 1956 EINGEFÜHR TE DAY-DATE WAR DIE ERSTE UHR, DIE SOWOHL DA S DATUM ALS

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AUSG E SCHR IEBENEN

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A N Z E I G T E . D A S E I N D R U C K S V O L L E Z U S A M M E N S P I E L V O N E L EG A N Z U N D S T I L I M K L A S S I S C H E N D E S I G N D E R D AY- D AT E F Ü H R T E D A Z U, DA S S SIE IN KUR ZER ZEIT ZUR BE VOR ZUG TEN UHR EINFLUS SREICHER P E R S Ö N L I C H K E I T E N AU F D E R G A N Z E N W E LT W U R D E . G E Z E I G T W I R D D IE D AY- D ATE H IER IN EI NEM D ER ED EL S TEN ME TA L L E : PL AT I N .

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Editorial

Liebe Kundin, lieber Kunde Liebe Freunde des Hauses Beyer

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Wieder geht ein äusserst ereignisreiches Jahr zu Ende. Beyer Uhren & Juwelen setzt mit der Eröffnung der Patek Philippe Boutique einen weiteren Meilenstein. Lesen Sie dazu ein persönliches Gespräch mit Thierry Stern und René Beyer ab Seite 34. Globus birgt in der Delicatessa-Abteilung Köstlichkeiten, die ihre wahre Sinnlichkeit erst in der Kombination mit Ruhe und Musse entfalten. Doch wer sucht auf der ganzen Welt nach ihnen – und findet sie? Wir verraten es Ihnen ab Seite 46. In diesem Interview erfahren Sie übrigens auch das Geheimnis, wie Salat trotz Sauce knackig bleibt. Zum Kochen könnten Sie sich beispielsweise das Stück «Time» von Pink Floyd anhören. Erinnern Sie sich? Genau, das mit dem wilden Gebimmel am Anfang. Nicht nur der Song hat Geschichte geschrieben, sondern das ganze Album «The Dark Side of the Moon». 14 Jahre stand es in den US-Charts, 45 Millionen Stück davon wurden verkauft. Pink-Floyd-Drummer Nick Mason machte sich für uns auf eine Reise in eine andere Zeit – ab Seite 50.

Simone Bischofberger-Gumpp

Ich wünsche Ihnen eine frohe Adventszeit und grüsse Sie herzlich Simone Bischofberger-Gumpp TIEFGEFRORENE POESIE

Fotos Lucas Peters

Titelbild Beyer Ringe (von oben nach unten) Heartbreaker in Weissgold/Rotgold mit Brillanten CHF 5670 Heartbreaker in Weissgold mit Champagner-Brillanten, CHF 5490 Pendantringe-Paar in Weissgold CHF 3850 Alliance Principessa in Weissgold mit Brillanten CHF 21 700 Leaves in Weissgold mit Brillanten CHF 6830

Für die künstlerische Inszenierung unserer Bijoux (ab Seite 18) hatten Stylistin Mirjam Kaeser, Fotograf Lucas Peters und Art Director Adrian Hablützel eine aussergewöhnliche Idee: In einem komplexen Verfahren liessen sie Blumen und Wasser zu Eisblöcken giessen und drapierten den Schmuck darauf. So entstanden sinnliche Zitate, die voller Leben der Eiszeit trotzen.

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ballon bleu de cartier FLIEGENDES TOURBILLON KALIBER 9452 MC

DAS KALIBER 9452 MC VON CARTIER BIETET EINE GENIALE KOMPLIKATION BESONDERS SELTENER UND SPEKTAKULÄRER ART: DAS FLIEGENDE TOURBILLON. ALS ZEUGNIS EINES AUSSERGEWÖHNLICHEN UHRMACHERISCHEN SAVOIRE-FAIRE KOMMT DAS FLIEGENDE TOURBILLON OHNE BRÜCKE AUF DER ZIFFERBLATTSEITE AUS. DER VISUELLE EFFEKT IST EINZIGARTIG: DAS DREHGESTELL MIT DER SCHWINGENDEN UNRUH SCHEINT IM HERZEN DER UHR ZU SCHWEBEN. DIE GENFER PUNZE BÜRGT FÜR DIE QUALITÄT DIESES UHRWERKS, DAS SICH HARMONISCH MIT DER ÄSTHETIK DER UHR BALLON BLEU VON CARTIER VERBINDET. GEHÄUSE AUS ROTGOLD, KRONE GEPERLT UND MIT EINEM SAPHIRCABOCHON BESETZT, HANDAUFZUGWERK MIT FLIEGENDEM TOURBILLON KALIBER 9452 MC (19 RUBINE, 21’600 HALBSCHWINGUNGEN/STD., ZWEI FEDERHÄUSER FÜR EINE GANGRESERVE VON UNGEFÄHR 50 STUNDEN), FLIEGENDES TOURBILLON MIT ANZEIGE DER SEKUNDE AUF DEM DREHGESTELL IN FORM EINES C.

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Inhalt

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Das Magazin der Beyer Chronometrie

8 WHAT’S UP Events, Menschen, News und Anekdoten 12 CHEFSACHE René Beyer nimmt Stellung 14 KOLUMNE Das Koordinatensystem der Uhren 16 DIE BEYERS Theodor Beyer: der Schicksalshafte

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18 BIJOUX Art on Ice – für hochkarätige Momente

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26 TREND Black, Diamond, Animal: So tickt der Zeitgeist 30 ZEITREISE Kai Strittmatter übers türkische Zeitgefühl 32 PATEK PHILIPPE SPECIAL Die Chefs im Gespräch, die Geschichte des Branchenleaders, die Eröffnung der Boutique 44 REPORTAGE Der Zeitrufer von Fribourg

32

48 GESPRÄCH Foodscout Richard Kägi 52 ZEITDOKUMENT Nick Mason über die Zeit mit Pink Floyd

Patek Philippe einst und heute

56 WISSEN Wie funktioniert eine Minutenrepetition? 58 HANDWERK Der Guillocheur 62 MUSEUM Wie Uhren die Seefahrt revolutionierten 66 SWISS MADE Kägi-Fret – der süsse Knacks 68 HIGHLIGHTS Magische Momente mit Beyer-Kunden

80 CITY Das Glockengeläut der Innenstadt 82 ZEITGEIST 10 Fragen zur Zeit an Katharina Blansjaar

62

76

Fotos Lucas Peters, Mathias Zuppiger, Hans Schürmann, Roberto Ceccarelli

76 WUNSCHLISTE Von diesen Uhren träumen unsere Insider

44 IMPRESSUM

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Das Magazin der Beyer Chronometrie AG, Bahnhofstrasse 31, CH-8001 Zürich, Tel. +41 (0)43 344 63 63, www.beyer-ch.com. Herausgeber: René Beyer. Chefredaktion: Simone Bischofberger-Gumpp. Art Direction und Gestaltungskonzept: Adrian Hablützel, artdepartment.ch. Textredaktion/Produktion: Matthias Mächler, diemagaziner.ch. Korrektorat: textissimo AG. Bildbearbeitung: Sota AG. Druck: Fotorotar, Egg ZH.

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IMPERIALE COLLECTION

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What’s up WEIHNACHTSBELEUCHTUNG

DIE CHRONOMETRIE SETZT AUF LUCY-LÄMPCHEN

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Beyer zieht als erstes Geschäft mit: Die Lämpchen stehen in zauberhaftem Dialog mit «Lucy».

Als erstes Geschäft an der Bahnhofstrasse passt die Firma Beyer ihren adventlichen Fassadenschmuck der neuen Weihnachtsbeleuchtung Lucy an: Rund 1000 goldgelb leuchtende LEDLämpchen in Kristallform werden im Dezember die Bahnhofstrasse 31 illuminieren. Damit übernimmt Beyer eine Vorreiterrolle: Wenn es nach der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse geht, soll dereinst die ganze Bahnhofstrasse im einheitlichen Lichterdialog zwischen hängendem Himmelskörper und Fassaden stehen. Damit könnte übrigens auch der vorweihnachtliche Energieverbrauch deutlich gesenkt werden.

BREGUET-AUSTELLUNG

BEYER-UHREN IM LANDESMUSEUM Die grosse Breguet-Ausstellung im Landesmuseum Zürich dauert noch bis zum 8. Januar 2012. Das Uhrenmuseum Beyer hat berühmte Leihgaben beigesteuert. Von Abraham-Louis Breguet sagt man, er sei eine liebenswürdige Persönlichkeit gewesen, mit einer kindlichen Neugierde und der Begabung, Freundschaften zu pflegen. Er versammelte die talentiertesten Uhrmacher seiner Zeit um sich: Einige arbeiteten unter seinem Dach, einige bildete er aus. Die angeregte Atmosphäre brachte Erfindungen im Bereich der Uhrentechnik hervor, die bis heute die Herstellung von mechanischen Uhren prägen. So vereinen seine Uhren nicht nur Schönheit und perfekte Funktion in harmonischem

Gleichgewicht, sie gelten gar als Meisterwerke der Kommunikation. Zur grossen Ausstellung «Abraham-Louis Breguet. Die Uhrmacherkunst erobert die Welt» im Landesmuseum Zürich durfte das Uhrenmuseum Beyer bedeutende Leihgaben beisteuern, unter anderem die berühmte Breguet 224 aus dem Jahr 1809, ein sehr präziser TaschenChronometer, der einst dem Forscher Alexander von Humboldt gehörte. Über die weitere Leihgabe, die besonders flache Breguet 2686 mit Mondphase, bemerkte Emmanuel Breguet, Direktor von Breguet France und Nachfahre des Uhrenpioniers: «Das ist eine der schönsten Uhren, die Abraham-Louis Breguet je gebaut hat.»

Prägten die Geschichte der Uhr mit: die Breguet 224 (oben) und die Breguet 2686 (unten).

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ETERNITY - THE ULTIMATE LUXURY In seiner Rolle als Wegbereiter gründet Pierre Jaquet Droz im Jahre 1784 die erste jemals in Genf eröffnete Uhrenmanufaktur. Nach la Chaux-de-Fonds und London, trägt Genf dazu bei, Jaquet Droz zu einer Legende für die Ewigkeit zu machen. Grande Seconde Quantième, ref. J007030242 - LEGEND GENEVA Collection

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What’s up BUCHTIPPS

ÜBER DEN UMGANG MIT ZEIT

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Auf über 450 Seiten dokumentiert der Band «La Conquête du Temps» (Flammarion) die Geschichte der Uhrmacherkunst und zeichnet die wegweisende Rolle der Uhr für die Organisation des gesellschaftlichen Lebens nach. Diverse Abbildungen darin stammen von Uhren aus dem Uhrenmuseum Beyer. In seinem Buch «Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine. Wege in eine neue Zeitkultur» (oekom) liefert Karlheinz A. Geissler Denkanstösse für ein Leben jenseits von Alltagshektik und Beschleunigung. Er beschreibt den «modernen Sisyphus», liefert humorvolle Antworten auf drängende Fragen unseres Umgangs mit Zeit und skizziert interessante Wege aus der Zeitfalle. Geissler gilt als einer der bekanntesten Zeitforscher im deutschsprachigen Raum (siehe auch Interview im beyond Nr. 11/2010). Ebenfalls mit dem hektischen Alltag, dem Leben im Hamsterrad, befasst sich der Schweizer Philosoph und Theologe Lukas Niederberger: Im Buch «Die Kunst engagierter Gelassenheit. Wie man brennt, ohne auszubrennen» (Kösel) geht er verschiedenen Situationen des Berufsund Beziehungslebens auf den Grund. Seine anregenden Ausführungen und Empfehlungen reichert er mit Meinungen und Erfahrungen aus seinem Bekanntenkreis an.

WWW.BEYER-CH.COM

DOLDER GRAND

Surfen Sie durch die Wunderwelt der Uhren – im neuen Beyer-Web. Hintergründe zu den Uhrenmarken, Wissenswertes über das Handwerk und die Familiengeschichte der Beyers kommen ebenso zum Zug wie die Leidenschaft für unverkennbaren, hochwertigen Schmuck aus dem eigenen Atelier und das Uhrenmuseum Beyer, das eine der wertvollsten privaten Uhrensammlungen der Welt birgt.

Ernst Baschung, Grossuhrmacher bei Beyer, wurde eingeladen, die Endmontage einer sehr seltenen Uhr im Dolder Grand zu begleiten: Die konische Pendeluhr mit einer unübersehbaren Grösse von drei Metern und dem luxuriösen Sockel aus algerischem Marmor wurde erstmals 1867 an der «Exposition Universelle» in Paris ausgestellt. AlbertErnest Carrier-Belleuse, einer der bekanntesten Skulpteure des 19. Jahrhunderts, schuf die Figur des jungen Chronos, der mit seiner rechten Hand das Pendel hält.

ZEITGEMÄSSER AUFTRITT

ZEICHEN DER ZEIT

PATEK PHILIPPE BOUTIQUE

SÜSSES AUS DER NACHBARSCHAFT Die neue Patek Philippe Boutique ist eine Welt der Träume, eine Art Schlaraffenland. Denn hier ist jede einzelne Uhr eine Versuchung, und gewisse Modelle lassen einem das Wasser in den Augen zusammenlaufen. Die Kunden erwartet aber auch eine Überraschung für den Gaumen: kleine Schokoladenkreationen des Zürcher VorzeigeConfisseurs und Nachbarn Sprüngli.

Paul Höppli, Karl Schmider, Josef Bangerter, Pierre Ricciardi, Johannes Albrecht, Roger Wyss, Claude Weber.

DER EXAKTEN ZEIT AUF DER SPUR Auch nach der Pensionierung halten die Mitglieder der «Beyer-Familie» untereinander Kontakt: Johannes Albrecht vom Uhrenmuseum organisierte im Mai einen Ausflug ins Bundesamt für Metrologie (METAS). Der Höhepunkt des Besuchs war die Besichtigung der genauesten Cäsium-Atomuhr, die eine Abweichung von nur einer Sekunde in 30 Millionen Jahren aufweist. beyond 13/2011

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Ein Herz Drei Legenden

N AV I T I M E R

C H R ONOMAT

TR ANSOC EA N

Mit dem Manufakturkaliber 01 hat Breitling das zuverlässigste, präziseste und leistungsstärkste automatische Chronografenwerk kreiert, das vollständig in den hauseigenen Ateliers gefertigt und von der COSC als Chronometer zertifiziert wird. Eine absolut logische Meisterleistung für eine Marke, die sich im Bereich der mechanischen Chronografen als das Mass aller Dinge durchgesetzt hat.

BRE I T LI NG.COM

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Chefsache

«2012 WIRD EIN JAHR DER ÜBERRASCHUNGEN» René Beyer schaut dem kommenden Jahr vorsichtig optimistisch entgegen und freut sich auf einen weiteren Meilenstein: das den Kunden zugängliche Schau-Atelier mit Goldschmieden und Uhrmachern.

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Herr Beyer, wenn Sie ein Bild malen müssten von der aktuellen Situation der Wirtschaft und derjenigen der Beyer Chronometrie: Wie würde es aussehen? Ich male tatsächlich in meiner Freizeit: Aquarelle. Doch wenn ich ein Bild anfange, weiss ich nie, wohin die Reise führt. Ich beginne mit den hellen Farben, im Positiven, und werde zunehmend dunkel, kritisch. Sie mögen die Surrealisten, und surreal mutet auch Ihre Situation an: Die Weltwirtschaft steckt in einer Krise, alle Detailhändler klagen, nur Beyer ist bestens auf Kurs? In der Tat: Im Moment sind wir nah dran, den Rekordumsatz aus dem Jubiläumsjahr zu egalisieren. Vielleicht übertreffen wir ihn sogar um einen Wimpernschlag. Das ist schon unglaublich, nach all den speziell kreierten Jubiläumsuhren und -schmuckstücken und den Festivitäten letztes Jahr. Sie spüren die Krise kein bisschen? Wir haben erstmals erfahren, wie es ist, wenn sich alle Währungen gegenüber dem Schweizer Franken so stark abschwächen, dass es für gewisse Kunden nicht mehr interessant ist, in die Schweiz zu kommen. Der neue Mindestkurs von Franken 1.20 pro Euro ist zwar nicht optimal, aber immerhin berechenbar. Die Preise werden nicht angepasst? Wir passen die Preise bestimmt nicht gegen unten an. Im Luxusgüterbereich käme das einer Bankrotterklärung gleich. Denn

Luxus bedeutet ja, dass die Nachfrage höher ist als das Angebot. Was wir aber tun: Wir strengen uns noch mehr an, dem Kunden den besten Service zu bieten und selbst Unmögliches möglich zu machen.

für die Kunden zugänglich. Dieses «Aquarium» ist für mich etwa so wichtig, wie für meinen Vater die Eröffnung unseres Uhrenmuseums es war, des einzigen Museums übrigens an der Bahnhofstrasse.

2012 steht vor der Tür. Was für ein Jahr prognostizieren Sie der Uhrenindustrie? Das ist schwierig abzuschätzen: 2012 wird wohl ein Jahr der Überraschungen. Es kann genauso gut ein Spitzenjahr werden wie eine Katastrophe. Allerdings gibt es ein bisschen gar viele Leute, die Endzeitstimmung verbreiten und aufgrund der Planetenkonstellation von weltweiten Naturkatastrophen sprechen. Das erinnert mich ans Millennium, als viele den Super-GAU voraussagten. Dass uns nächstes Jahr ein weiteres Rekordjahr bevorsteht, darauf würde ich trotzdem nicht wetten.

Was gibt es in diesem «Aquarium» zu sehen? Sie können den acht Uhrmachern und vier Goldschmieden bei der Arbeit zusehen, näher und spannender als in jeder Uhrenmanufaktur. Wir werden eine Schmitte einrichten als Referenz an die ersten Uhrmacher. Und im Geschäft können Sie auf einem Bildschirm verfolgen, wie Ihre Uhr zu den Uhrmachern gelangt. Viele Leute glauben ja noch immer, dass wir die Uhren zur Reparatur den Fabriken einschicken.

Das heisst, Sie fahren ein bisschen runter mit dem Betrieb? Das Budget habe ich eher konservativ gerechnet, weil wir nun wirklich nicht davon ausgehen können, nochmals einen solchen Umsatz zu erreichen. Aber wir reinvestieren nach wie vor einen sehr hohen Betrag. Zum Beispiel ins neue Uhrmacher- und Schmuckatelier. Worauf dürfen sich die Kunden freuen? Auf einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Beyer Chronometrie: Im April zügeln wir unser Atelier von Wiedikon an die Bahnhofstrasse und machen es

Werden sie im Normalfall ja auch. Nicht aber bei Beyer? Wenn die Uhr bei Beyer gekauft wurde, ist die Chance gross, dass sie auch hier repariert wird. Wir unterhalten immerhin das grösste Uhrmacheratelier der Deutschschweiz. Für den Kunden ist das nicht nur kostengünstiger. Es geht auch schneller. Wie sehen Ihre persönlichen Pläne für 2012 aus? Haben Sie sich Vorsätze gefasst? Normalerweise rede ich gern über persönliche Pläne. Doch 2012 wird auch für mich ein ungewisses Jahr, beruflich wie privat. Grundsätzlich gehe ich 2012 fatalistisch an, bleibe ein Optimist und sage: Auch nächstes Jahr wird gut. Ganz bestimmt werden wir nicht in den Chor der Miesmacher einstimmen.

Interview: Matthias Mächler beyond 13/2011 beyond_13_11_12-13.indd 12

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Eine Idee wird im April Wirklichkeit: Im neuen Atelier an der Bahnhofstrasse kรถnnen Beyer-Kunden den Uhrmachern und Goldschmieden bei der Arbeit zusehen.

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Kolumne

EIN GROSSARTIGES UNIVERSUM 14

In meiner Jugend hatte ich ein Flair für Taschenuhren. Das ging

als Kompass verwendet: «Den Stundenzeiger zur Sonne – der

so weit, dass ich mir zum zehnten Geburtstag einen riesigen,

halbe Winkel zur Zwölf: der zeigt nach Süden!»

kitschigen Savonnette-Ticker mit Dampflokomotive wünschte.

Die Uhr als Symbol des Dazugehörens funktioniert nach wie

Zur Konfirmation bekam ich von meinem Grossvater an einer

vor. Darum habe ich meinen Kindern schon zum ersten Kinder-

Kette eine elegante Edelstahl-Taschenuhr, die ich mangels Wes-

gartentag eine Flik Flak geschenkt. Wer eine analoge Armband-

tentasche im Münztäschchen meiner Jeans trug. Das war extravagant, denn angesagt war damals der PopperLook mit Haartolle, Rüeblihose und Muskelshirt.

uhr trägt, kann darauf vertrauen, dass er jederzeit seine Orientierung finden wird; sie ist ein Stammeszeichen wie ein Federschmuck oder ein Dolch in früheren

Ich erinnerte mich an meinen Taschenuhren-

Kulturen. Mein Taschenuhren-Tick von damals

Tick bei der Lektüre meines diesjährigen Lieb-

sollte vermutlich aussagen, dass ich wohl dazu-

lingsbuchs, «Tschick», dessen zwei vierzehnjäh-

gehören wollte, aber nur zu meinen eigenen

rige Helden sich einen alten Lada «ausleihen» und

Bedingungen. Vielleicht hoffte ich auch, im Al-

in die Walachei fahren – ohne Landkarte, ohne GPS,

leingang die Renaissance der Taschenuhr anzu-

ohne Plan, wo dieser Landstrich liegen könnte. Als Maik und Tschick sich fragen, wie man ohne Kompass die Himmelsrichtungen herausfindet, kommt das Gespräch auf die Armbanduhr. «Man musste irgendwie einen Zeiger auf die Sonne richten, und dann zeigt

schieben; man neigt in jenem Alter ja zur Hans Georg Hildebrandt (1966) ist Chefredaktor der Wohnmagazine «Ideales Heim» und «Atrium». Er lebt mit Frau und zwei Kindern in Zürich und trägt seit seinem 40. Geburtstag eine Ulysse Nardin.

Selbstüberschätzung. Ich brauchte lange Zeit, um das wirklich Grossartige am Uhrenuniversum zu erkennen, den Grund, warum die Armbanduhr sich durchgesetzt hat: Weil man sich anhand

der andere nach Norden oder so.» Natürlich ist die Armbanduhr

der Modelle in der Gesellschaft orientieren kann wie mit den

in diesem Buch ein Symbol für die allgemeine Orientierung im

Zeigern anhand der Sonne. Wer sich auf die Welt der Uhren

Leben, die einem in der Pubertät noch fehlt.

einlässt, wird sich über seinen Gesprächs- oder Geschäftspartner

Das Bild von der Armbanduhr als Orientierungshilfe wird

stets leichter einen Reim machen können, als jemand, der von

vollständig, als Maik und Tschick im Haus einer vielköpfigen

Manufakturwerken, von Chronographen oder von Mondphasen

Familie zum Mittagessen eingeladen sind. Ein Quiz soll entschei-

so wenig Ahnung hat wie Tschick und Maik. Die Uhr und die

den, wer die grösste Dessertportion bekommt; die Kinder der

Marke, die man trägt, verraten so viel über eine Person wie ein

Gastgeberfamilie lösen jede Frage mit Bravour. Die beiden

Kompass über die Himmelsrichtung. Dieses Koordinatensystem

ignoranten Gäste bekommen die kleinsten Portionen. Denn nur

benutzen zu können, macht fast so viel Freude, wie eine grosse

der zwölfjährige Friedemann wusste, wie man die Uhr tatsächlich

Uhrensammlung sein Eigen zu nennen.

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Diese Lange-Uhr entstand auf traditionelle Weise. Mit viel Erfindergeist.

Der DATOGRAPH PERPETUAL repräsentiert den neuesten Stand der Mechanik – mit selbst entwickelter Gangpartie und neu konstruiertem ewigen Kalender. Dafür haben die Meister von Lange viele Monate lang geforscht, getestet, verworfen und verbessert. Denn die Uhrenwelt um

nützliche Weiterentwicklungen zu bereichern, ist bei Lange gute Tradition. Genau wie die perfekte, manuelle Vollendung aller Einzelteile. So entstand ein Meisterwerk „Made in Germany“, das man nur bei den feinsten Juwelieren der Welt erhält – wie bei Chronometrie Beyer in Zürich.

Chronometrie Beyer • Bahnhofstrasse 31 • Zürich • Tel. +41 (0)43 344 63 63 • www.beyer-ch.com

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Die Beyers (2)

DER SCHICKSALSHAFTE: THEODOR BEYER Als Theodor Beyer stirbt, ist er 42 Jahre jung. Die Familiensaga aber prägt er wie kaum ein anderer. Zu verdanken hat er das auch seiner Frau.

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Sie rettete die Beyer-Dynastie mit Fleiss und Beharrlichkeit: Caroline Beyer-Danioth

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aroline Danioth lernt früh, was Arbeiten heisst. Ihre Eltern führen ein Hotel in Andermatt und sind auf die aufopfernde Mithilfe der ganzen Familie angewiesen. Theodor Beyer ist beeindruckt von der fleissigen Frau – und diese vom selbstbewussten Uhrmacher vom zürcherischen Rheinufer, der als ältestes Kind viel Verantwortung übernehmen und manche Schicksalsschläge ertragen musste; nur drei seiner zwölf Geschwister überlebten die Adoleszenz. Caroline und Theodor heiraten 1854 und schmieden bald grosse Pläne: Aus der bescheidenen Uhrmacherei im ländlichen Feuerthalen soll ein richtiges Geschäft in der Stadt werden. Weil Caroline BeyerDanioth keine Halbheiten mag, lässt sie sich zur Uhrmacherin ausbilden, was in dieser Zeit für eine Frau aussergewöhnlich ist. GLÜCK UND TRAUER SO NAH

Das erste Beyer-Uhrengeschäft in Zürich: um 1870 am Limmatquai

1860 eröffnen die Beyers ihr Lokal an bester Geschäftslage: am Limmatquai. Und weil sich Theodor noch immer für seine Geschwister verantwortlich fühlt, holt er 1863 seinen Bruder Johann Gustav in den Betrieb. Die Einigkeit aber hält nicht lange. Nach vier Jahren wagt Johann Gustav den Schritt in die Selbstständigkeit mit einem eigenen Uhrengeschäft in Riesbach.

Derweil bringen Caroline und Theodor Beyer ihre Chronometrie zum Blühen. Sie geniessen ihre Ehe und den kleinen Sohn, als das Schicksal 1870 in voller Brutalität zuschlägt: Theodor Beyer stirbt überraschend an Herzversagen. Caroline Beyer-Danioth steht plötzlich allein mit einem zwölfjährigen Sohn und einem führungslosen Unternehmen da. Doch sie verzweifelt nicht, sondern tut, was sie schon ein Leben lang gewohnt ist: Sie übernimmt und arbeitet Tag und Nacht, bis sie wieder Licht am Horizont sieht. Und eine Chance für eine solide Zukunft ihres Sohns: 1877 schafft sie das Kunststück und erhält einen Mietvertrag für repräsentative Räumlichkeiten im neu erstellten Prachtbau «Palais de Crédit Suisse» an der Bahnhofstrasse. Noch 16 Jahre lang lenkt Caroline BeyerDanioth im Geiste ihres verstorbenen Ehemanns die Geschicke der Firma Beyer und verewigt sich in der Familienchronik als Retterin der noch jungen Uhrendynastie.

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Dein Schutzengel

Nur f체r Dich sichtbar, birgt Dein Wellendorff-Ring ein

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Bijoux

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ICE ART ON

Zart w채rmende Farben bringen das Eis zum Schmelzen, das Funkeln der Steine zaubert sich in die Herzen: unsere Auswahl f체r hochkar채tige Momente und glanzvolle Stunden.

Fotos Lucas Peters Styling Mirjam Kaeser

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Beyer: Ringe (von oben) Alliance, Gelbgold mit Granat-Baguetten, CHF 7850 Alliance, Weissgold mit Safir-Baguetten, CHF 7930 Alliance, Roségold mit Tsavorit-Baguetten, CHF 11 400 «Marina Divina», Weissgold mit Brillanten und Aquamarin, CHF 5870 «Marina Divina», Weissgold mit Amethyst, CHF 2830 «Marina Divina», Weissgold mit Brillanten und gelbem Beryll, CHF 5150 «Marina Divina», Weissgold mit Brillanten und Rauchquarz, CHF 4880 Alliance-Bogen, Platin mit bunten Saphiren, CHF 14 800 beyond 13/2011

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Beyer: Collier aus Weissgold und Gelbgold mit gelbem Diamanten, 4.54 ct, CHF 74 500 beyond 13/2011 beyond_13_11_18-25.indd 20

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Beyer: Collier mit Anh채nger aus Weissgold, gr체nem Beryll und Brillanten, CHF 23 600 Beyer: Seidenkordel mit Weissgoldverschluss, CHF 2980

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Zeitdokument

Beyer: Collier «Traumfänger», Rotgold mit Brillanten und braunen Diamanten, CHF 11 600

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Beyer: Collier aus Weissgold mit Tropfen aus Rubellit und Brillanten, CHF 134 600 beyond 13/11 13/2011

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Frieden: Ohrclips aus Weissgold mit Brillanten, CHF 32 300 Pfalzer: Bracelet aus Weissgold mit Brillanten, CHF 11 200

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Beyer: Collier ÂŤPrincipessaÂť, Rotgold mit champagnerfarbenem Diamanten, CHF 10 650

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Trend

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IM TAKT DER

ZEIT Stylish schwarz, festlich funkelnd, archaisch animalisch: Drei Uhrenthemen inspirieren sich an der Mode und flirten mit dem Zeitgeist. Eine Inszenierung der aktuellen Trendsetter.

Fotos Mathias Zuppiger

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BLACK 1 Jaquet Droz: «Grande Seconde Quantième», Edelstahl, Automatik, CHF 9650

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2 Tudor: «Grantour Chrono», Edelstahl, Automatik, CHF 3600 3 A. Lange & Söhne: «Lange», Platin, Handaufzug, CHF 141 100 4 Hublot: «Classic Fusion», 38 mm, Keramik/Quarz, CHF 6900 5 Patek Philippe: «Nautilus», Edelstahl, Automatik, CHF 34 800 6 Breguet: «Marine», Edelstahl, Automatik, CHF 16 500

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DIAMONDS 1 Breitling: «Galactic 6», Edelstahl, Automatik, CHF 10 500

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2 Jaquet Droz: «Grande Second», Weissgold, Automatik, CHF 35 150

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3 Cartier: «Ballon bleu GM», Weissgold, Automatik, CHF 42 200 4 Breguet: «Reine de Naples», Weissgold, Automatik, CHF 60 300

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5 Jaeger-LeCoultre: «Reverso Squadra Lady» Duetts, Rotgold, Automatik, CHF 22 800

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ANIMAL 1 Rolex: «Oyster Datejust Royal», Weissgold, Automatik, CHF 80 000 2 Jaquet Droz: «Petite Heure», Rotgold, Automatik, CHF 35 150 3 Rolex: «Cosmograph Daytona», Gelbgold, Automatik, CHF 63 400

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Zeitreise

TÜRKISCHES ZEITGEFÜHL

Andere Völker, andere Sitten: Kai Strittmatter erklärt, wie die Türken ticken.

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Ich höre oft, Türken seien unpünktlich. Von Türken. Dabei stimmt das gar nicht. Meine Türken sind immer pünktlich. Vielleicht denken sie aber auch, sie müssten das sein: weil ich Deutscher bin. Jedenfalls klappt das mit den Verabredungen ganz gut, seit ich in Istanbul bin. Vor allem, seit ich akzeptiert habe, dass die Frage «Hast du morgen Zeit?» unausgesprochen den Nachmittag meint, dass der Vormittag hier eine Art zeitlose Traumwelt ist, ein schwarzes Loch im Tag. Ich weiss nicht mal, ob er hier auf Uhren angezeigt wird, ich weiss nur, dass Pressekonferenzen, Staatsbesuche und Bombenattentate immer erst Nachmittags stattfinden. Wie es mir entgegenkommt: Ich schlafhandle selbst oft an Vormittagen. Die Zeitpunkte also sind für mich hier kein Problem, da wird man sich schnell einig. Mit den Zeiträumen ist das schon schwieriger. Der berühmteste Satz des türkischen Premiers Tayyip Erdogan besteht aus vier Worten: «Bir dakika – one minute!» Er hatte ihn 2009 in Davos, beim Weltwirtschaftsforum, dem Moderator und seinem Vorredner Simon Peres entgegengeschleudert, aus Zorn darüber, dass man ihn nicht zu Wort kommen liess, dann stürmte er von der Bühne. Eine Minute! Das ist Türkisch für: Einen Moment! Ganz

schön lang für einen Augenblick: 60 Sekunden. Kann aber auch noch länger meinen, wie bei dem Beamten am schalter, der einem zuflüstert «Eine Minute…», und dann spurlos verschwindet. Oder wie bei Erdogan, der heute, fast drei Jahre später, noch immer nicht nach Davos zurückgekehrt ist. Mein Freund Sinan meint, den Türken sei die Individualisierung der Moderne gerade recht gekommen, sie hätten sich daraus sofort das Recht auf die Individualisierung der Zeitrechnung abgeleitet: einem jeden Türken seine persönliche «Minute», sein ganz eigenes «Später». Aber

schon das osmanische Reich hatte Platz für arabische, persische, gregorianische, griechisch-orthodoxe und jüdische Kalender, es zog mal den Mond und mal die Sonne zu Rat. Und trotzdem waren alle rechtzeitig da, wenn die Janitscharenkapellen zur Schlacht bliesen. Und wer die Freude der Istanbuler am lustvollen Baumeln (Teetrinken, Angeln, Frühstücken um drei Uhr Nachmittag) studiert, der entdeckt, dass das Türkische gar keine originär türkischen Begriffe für «Zeit» kennt: Beide Wörter, zaman und vakit, sind aus dem Arabischen importiert. Mit ebensolcher Lust wie einst in den selbstvergessenen Zeitvertreib aber haben sich vor allem die jüngeren Türken längst in Industrialisierung und Moderne gestürzt. Selbst der fortschrittsbegeisterte Premier hinkt da ein wenig hinterher mit seinem «One minute»: Der neue Türke hat nicht mehr so viel Zeit. «Bir saniye!», heisst es allerorten: eine Sekunde.

Kai Strittmatter berichtet für den Tages-Anzeiger und die Süddeutsche Zeitung aus der Türkei und Griechenland. Er ist Autor des Buchs «Gebrauchsanweisung für Istanbul» (Piper Verlag). beyond 13/2011

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Die King Power UNICO ist der erste vollst채ndig in der Hublot-Manufaktur hergestellte S채ulenradchronograph.

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EIN GUTER ZUG Drei Tage dauerte die Eröffnung der Patek Philippe Boutique at Beyer. Zwischendurch fanden Thierry Stern und René Beyer einen Moment der Entspannung bei einem Spaziergang auf dem Lindenhof. von Matthias Mächler Fotos Hans Schürmann beyond 11/2010 beyond_13_11_32-35.indd 32

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Zwei «Uhrgesteine», die einander seit ihrer Kindheit kennen: Patek-Chef Thierry Stern (rechts) und René Beyer.

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Patek Philippe Special

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Herr Stern, weshalb kommt gerade der Firma Beyer das Privileg zu, die einzige händlergeführte Patek Philippe Boutique in der Schweiz zu betreiben? THIERRY STERN: Das ist nicht ein Privileg für die Firma Beyer, sondern für uns! Denn es ist enorm wichtig, dass unsere Marke zwar am richtigen Ort präsent, aber vor allem auch in den richtigen Händen ist. Beyer und Patek verbindet eine unglaublich enge Geschichte: René Beyer weiss alles über unsere Familie, über unsere Uhren. RENÉ BEYER: Schon unsere Grossväter und vor allem unsere Väter diskutierten die Vision einer solchen Boutique. Mit der Umsetzung dieser Idee erfüllt sich für mich ein Traum. Bei der Boutique geht es um mehr als um ein Geschäft: Es geht um viel Leidenschaft und Familientradition. Der Coup wurde in guten Zeiten geplant; es waren enorme Investitionen nötig. Nun befindet sich die Wirtschaft in einer Krise. Beschäftigt Sie das? BEYER: Es gibt nie einen schlechten Zeitpunkt, um mit Patek eine Boutique zu eröffnen. Die Wirtschaft ist ein Wellental. Mal läuft es besser, mal schlechter. Die Investitionen betreffen einen grösseren Zeithorizont als eine Wirtschaftskrise. Die Tradition macht einen grossen Teil Ihres Geschäfts aus. Wie sehr darf man da überhaupt Veränderungen angehen? STERN: Tradition ist wichtig, besonders in einem Familienbetrieb. Jede Generation muss die Tradition erhalten, aber auch adaptieren können. Man muss die Zeit, in der man lebt, verstehen, um den Wert der Tradition erhalten zu können. BEYER: Und nur wer die Tradition respektiert, hat auch eine Berechtigung in der Zukunft. Unsere Familien-DNA, diese Seriosität, ist ein Versprechen gegenüber den Kunden. Und darum ein grosses Kapital, dem wir Sorge tragen müssen. STERN: Unsere Aufgabe ist durchaus, auch neue Wege zu gehen. Man darf dabei nicht

zu weit gehen, das wäre gefährlich. Unser Vorteil ist, dass wir nicht die zweite Generation sind, in der oft Experimente misslingen. Wir wissen, dass wir weitergehen, aber auch aufpassen müssen.

Sie führen sehr unterschiedliche Betriebe und pflegen dennoch ähnliche Werte … BEYER: Absolut. Wir sagen uns beispielsweise beide: Besser in guten Zeiten etwas weniger Personal anstellen, dafür in schlechten niemanden entlassen müssen. Denn die Mitarbeiter sind unser Kapital: Gerade in der hoch spezialisierten Uhrenbranche gibt es Berufe, in denen man erst nach 15, 20 Jahren zur Hochform reift. Wenn man an der Spitze ist, wird man gejagt. Die Konkurrenz wartet nur auf einen Fehler. Wie schwierig ist es, eine neue Uhr zu lancieren?

STERN: Manchmal sehr schwierig. Man ist euphorisch, begeistert vom Produkt. Und muss es doch zurückhalten, bis sämtliche Tests gemacht sind. Bevor zum Beispiel die erste Patek mit Silizium auf den Markt kam, haben wir das Material fünf Jahre lang getestet. Unsere Kunden gehen davon aus, dass sie das bestmögliche Produkt kaufen. Es wäre schlimm für Patek, wenn wir zu voreilig wären.

Was ist anspruchsvoller, eine neue Komplikation zu erfinden oder ein schlichtes neues Modell zu lancieren? STERN: Für neue Werke reichen unsere Pläne bis 2019, das ist nicht das Problem. Das Design ist der Knackpunkt. Denn es muss unverwechselbar sein, zeitlos und welttauglich, also für Europa genauso passen wie für Amerika und Asien. beyond 13/2011

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«Man muss die Zeit, in der man lebt, verstehen, um den Wert der Tradition erhalten zu können.» Schultern klopft. Eines hat sich bestimmt geändert: Früher war Thierry für mich eher wie ein jüngerer Bruder. Heute sehen wir uns als gleichwertige Partner.

Sie reisen permanent in der Welt herum: Was bedeutet für Sie Zürich? STERN: Zürich ist für mich fast wie Genf, wo ich wohne, nur dass man hier Deutsch sprechen muss (lacht). Und: Zürich ist Qualität. Wer sich hier für Uhren interessiert, weiss unheimlich viel und fordert ein Höchstmass an Qualität. Das ist vielleicht typisch für die Schweiz: Wir sind gut organisiert. So bin ich auch. Darum ist es so wichtig, dass Patek nicht nur in den fernen Märkten gut aufgestellt ist, sondern am besten zu Hause: Hier kennt man keine Nachsicht. Die Schweizer sind unsere Gradmesser.

BEYER: Patek Philippe führt nur wenige Modelllinien, aber die sind unverkennbar. Das ist ein Vorteil. Man ist keinen Modetrends verpflichtet. Patek muss nicht – Patek darf! Zum Beispiel warten, bis die Zeit reif ist für die richtige Uhr. STERN: Letzte Woche haben wir einen solchen Entscheid gefällt: Wir wollten für 2012 eine wunderschöne Uhr lancieren. Aber es ist einfach nicht die richtige Zeit dafür. Also halten wir sie zurück. Das ist Strategie, ein Schachspiel.

Bei Patek ist das Design Chefsache. Wo inspirieren Sie sich? Setzen Sie sich tagelang in Ihr wunderbares Museum und warten auf den Musenkuss? STERN: Reisen ist wichtig, mit Kennern wie René Beyer reden. Und meinem Team Raum lassen für Experimente: Leider be-

kommen heute viele Kreative die Zeit nicht mehr, um einen Prozess durchzudeklinieren, um auf wirklich Neues zu kommen, Ikonen zu schaffen.

Wann haben Sie die besten Ideen? STERN: Am Abend im Bett. Die besten Ideen kommen mir im Halbschlaf, in diesem Schwebebereich, wo sich Bewusstsein und Unterbewusstsein begegnen. Und Sie, Herr Beyer, sind Sie immer glücklich mit diesen Ideen? Lassen die sich stets verkaufen? BEYER: Bei Patek weiss man genau, was der Markt verlangt. Ich kann beinahe erahnen, in welche Richtung es gehen wird, das ist auf eine fast magische Art logisch. Trotzdem haben Thierry und ich ab und zu Diskussionen. Aber unter Freunden ist es wichtig, dass man sich nicht nur auf die

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Sie beiden sind in wohlhabende Familien hineingeboren worden, arbeiten den ganzen Tag mit schönsten Produkten. Was ist für Sie noch Luxus? BEYER: Dass ich am Morgen den Wecker nicht stellen muss, weil mich meine Mitarbeiter erst gegen halb elf erwarten (lacht). Was nicht heisst, dass ich weniger arbeite. Aber heute ist Zeit der grösste Luxus. Darum ist der glücklichste Mensch derjenige, der gar keine Uhr braucht. Oder keinen Wecker … STERN: Viele Menschen haben heute keine Zeit mehr für die Familie, das ist schade. Ich bin froh, dass ich wenigstens ab und zu mit der Familie in die Berge fahren kann. Da lege ich mich in die Sonne, spiele mit den Kindern und führe lange Gespräche mit meiner Frau, die auch bei Patek arbeitet. Wir reden übrigens oft über Uhren – diese Leidenschaft teilen wir auch in der Freizeit.

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PATEK PHILIPPE M DIE VOLLENDUNG Elegant, raffiniert und harmonisch bis ins letzte Detail: Die Marke mit dem Calatrava-Kreuz gilt als Mass aller Dinge. Die Geschichte von Patek Philippe im Zeitraffer. von Matthias Mächler und Gerd-Lothar Reschke (Uhrenwiki)

it über 80 patentierten Erfindungen beeinflusst Patek Philippe die moderne Uhrmacherei wie kaum eine andere Manufaktur. Sammler kaufen die Uhren heute nicht nur als Gebrauchsartikel und Statussymbol, sondern auch als wertbeständige Geldanlage. Doch der Anfang dieser Erfolgsstory war harzig.

1839

Der Geschäftsmann Antoine Norbert Graf de Patek und der Uhrmacher François Czapek, zwei polnische Immigranten, gründen in Genf die Uhrenmanufaktur Patek, Czapek & Co. Und sind sich bald schon nicht mehr einig. Es kommt zur Trennung.

1844

Antoine de Patek (1812–1877, links) findet im französischen Uhrmacher Jean-Adrien Philippe (1814–1894, rechts) einen neuen Partner. Dieser hat die Uhrenwelt bereits

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Lernten sich bei Patek Philippe kennen: Adelrich Beyer und Marie Valentine Meylan.

PATEK PHILIPPE UND BEYER Die Zusammenarbeit zwischen der Beyer Chronometrie in Zürich und Patek Philippe geht zurück bis in die Anfangsjahre der Genfer Manufaktur. Für beide Firmen ist es die längste Verbindung überhaupt. Und stets war der persönliche Austausch eine Selbstverständlichkeit: Schon 1880 absolvierte Adelrich Beyer ein Volontariat bei Patek Philippe und lernte dort seine künftige Frau kennen, Marie Valentine Meylan, die Urgrossmutter des heutigen Geschäftsführers, René Beyer. Der heutige CEO von Patek Philippe, Thierry Stern, wiederum sammelte bei einer Stage in der Beyer Chronometrie Erfahrungen. Die Zusammenarbeit ist über Generationen hinweg sehr eng und freundschaftlich, besonders seit die Familie Stern 1932 Patek Philippe übernommen hat.

um eine revolutionäre Erfindung bereichert: Der Kronenaufzug als Aufzugs- und Zeigerstellmechanismus ersetzt den Schlüssel, mit dem Uhren bislang aufgezogen und Zeiger gerichtet wurden. Die Firma nennt sich fortan Patek & Co.

1902

Patek Philippe meldet das Patent für einen Doppelchronographen an.

1845

Patek Philippe meldet ein Patent an für eine Uhr mit Aufzugswelle und Zeigerstellmechanismus – und präsentiert die erste Patek-Philippe-Taschenuhr mit Minutenrepetition.

1851

Jean-Adrien Philippe leistet derart gute Arbeit, dass ihn Antoine de Patek zum vollwertigen Partner macht. Ab sofort heisst die Firma Patek Philippe & Co.

1868

Für die Gräfin Koscowicz aus Ungarn schafft Patek Philippe die erste Schweizer Armbanduhr.

1901

Nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft wird der Name der Firma noch ein bisschen länger. Sie heisst jetzt offiziell Ancienne Manufacture d’Horlogerie Patek Philippe & Cie. S.A.

1925

Das Unternehmen macht weiterhin durch bedeutende Erfindungen auf sich aufmerksam und lanciert die weltweit erste Armbanduhr mit ewigem Kalender.

1927

Patek Philippe produziert die ersten seriellen Armbandchronographen.

1932

Die Weltwirtschaftskrise trifft auch die Genfer Manufaktur. Man sieht sich nach finanzkräftigen Investoren um und findet sie in den Gebrüdern Charles und Jean Stern, deren Zifferblattfabrik schon seit Langem zu den Lieferanten von Patek Philippe gehört. Die Familie Stern übernimmt die Aktienmehrheit.

DER GRANDSEIGNEUR Eric Ritter ist der Verkaufschef der neuen Patek Philippe Boutique. Zuvor führte er bei Beyer neun Jahre die Abteilung Antike Uhren. Herr Ritter, wie haben Sie Ihre Liebe für Patek Philippe entdeckt? Schon in meiner Zeit bei Sotheby’s faszinierten mich die eleganten Gehäuse und Zifferblätter der Patek-Philippe-Modelle, insbesondere die aus den 1950er-Jahren. Als ich bei Beyer die antiken Uhren betreute, steigerte sich diese Liebe zur Leidenschaft. Jetzt erreicht sie gewissermassen das Finale. Was fasziniert Sie an Patek Philippe am meisten? Schon am Anfang hatte diese Marke Erfolg: Herr Patek war der Mann mit dem richtigen Riecher, Herr Philippe der begnadete Uhrmacher. Diese Kombination von Eleganz dank wunderschönen und zeitlosen Gehäuseformen und Technik dank kompliziertesten Uhrwerken macht Patek heute noch einzigartig. Was ist ein typischer Patek-Kunde? Einen gemeinsamen Nenner gibt es nicht: Es gibt Kunden, die eine werterhaltende Investition tätigen wollen, und solche, die sich ganz einfach das Beste leisten möchten. Nicht selten sind das bescheidene, zurückhaltende Menschen. Gibt es etwas, was diese Menschen gleichermassen fasziniert? Egal, ob jemand einen Ferrari besitzt, eine Yacht oder Landgüter: Wer zum ersten Mal durch den Saphirglasboden sieht, wie bei einer Minutenrepetition die Hämmerchen gegen die Klangfedern schlagen, ist verblüfft – und begeistert.

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Patek Philippe Special

DIE INSIDERIN

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Gabriela Fritschi arbeitet seit 27 Jahren bei Beyer: Als Einkäuferin ist sie mit allen Trends und Tendenzen vertraut und spürt den Puls der Branche genauso wie die Bedürfnisse der Kunden. Frau Fritschi, welches Modell von Patek Philippe verkauft sich am besten? Je komplizierter das Modell, umso rarer ist es, umso grösser ist die Nachfrage: Das ist bei Patek beispiellos. Die Nachfrage ist weit grösser als das Angebot – ganz besonders bei den absoluten TopModellen. Was macht Patek so speziell? Mich fasziniert nach all den Jahren noch immer, wie konsequent am klassischen Design festgehalten wird – und wie innovativ die Marke trotzdem ist. Vor der Baselworld, an der Patek jährlich die Neuheiten präsentiert, kribbelt es jedes Mal von Neuem in meinem Bauch, nach all den Jahren noch wie beim ersten Mal. Und ich bin gespannt wie früher als Kind an Weihnachten. Haben Sie sich schon mal in einer Patek geirrt? Das kam tatsächlich vor: Patek lancierte die «Aquanaut» für ein jüngeres Publikum. Wir dachten, sie sei wohl viel zu sportlich für eine Patek, und bestellten nur wenige Exemplare. Innert Kürze waren sie weg. Was gefällt Ihnen an Patek Philippe am besten? Patek stellt die am schönsten und am saubersten klingenden Minutenrepetitions-Uhren her. Das ist ein wahrer Engelsklang!

1932

Patek Philippe präsentiert das Modell «Calatrava», benannt nach dem 1158 gegründeten Ritterorden. Die Modellserie gehört seither zu den Klassikern der Manufaktur, die das Calatrava-Kreuz im Logo trägt und auf die Kronen ihrer Uhren prägt.

1937

Der Genfer Uhrmacher Louis Cottier entwickelt für Patek Philippe die ersten Armbanduhren «Heure universelle». Vom Zifferblatt dieser Weltzeituhren kann die Zeit in allen 24 Zeitzonen der Erde gleichzeitig abgelesen werden.

1941

Die Uhren werden immer genauer: Patek Philippe fertigt serielle Armbanduhren mit ewigem Kalender an.

1959

1962

Patek Philippe stellt am Präzisionswettbewerb des Observatoriums Genf einen neuen Rekord auf.

1968

Jean Daniel Rubeli, der Chef der Entwicklungsabteilung, entwirft das Modell «Ellipse». Die Form des runden Gehäuses entspricht den Regeln des Goldenen Schnittes. Das geheimnisvoll schimmernde Blau des Zifferblatts entsteht durch die chemische Behandlung des Goldes.

1976

Das von Gérald Genta entworfenen Modell «Nautilus» kommt auf den Markt. Sein besonderes Kennzeichen: die in Bullaugenform gestaltete Lünette.

Patek Philippe meldet das Patent für eine Zeitzonenkomplikation an.

DAS PATEK PHILIPPE MUSEUM Wer sich nur schon ein bisschen für Uhren interessiert, wähnt sich im siebten Himmel: 2001 eröffnete in Genf das Patek Philippe Museum. Es dokumentiert anhand zahlreicher wertvoller Exponate die Entwicklung der Uhrmacherkunst vom 16. Jahrhundert bis heute und gilt als umfassendste Sammlung zu diesem Thema. Infos unter www.patekmuseum.com. Umgekehrt sind im Uhrenmuseum Beyer in Zürich bedeutende Uhren von Patek Philippe zu bestaunen. Etwa eine Taschenuhr mit kunstvollem Gemälde der Gotthardpost, ein persönliches Geschenk der Familie Stern an die Familie Beyer. Oder eine berühmte Armbanduhr mit 50-SekundenTourbillon. Und eine Taschenuhr aus dem Jahr 1898 mit speziellen astronomischen Komplikationen.

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1977

Patek Philippe entwickelt mit dem 2,4 mm hohen Kaliber 240 das flachste Automatikwerk.

1989

Anlässlich des 150-Jahre-Jubiläums präsentiert Patek Philippe das legendäre Kaliber 89, dessen Entwicklung ganze neun Jahre gedauert hat. Mit 33 Komplikationen und 1728 Bestandteilen gilt es als die komplizierteste Taschenuhr der Welt. Es verfügt unter anderem über 24 Zeiger und 12 Hilfszifferblätter, Minutenrepetition mit grossem und kleinem Läutwerk, Wecker, Tourbillon und ewigen Kalender.

2003

Mit der Referenz 5100 «10 Jours» stellt Patek Philippe als Weltneuheit das erste mechanische Werk mit einer Gangreserve von über zehn Tagen vor.

2009

Die vierte Generation: Der 39-jährige Thierry Stern übernimmt von seinem Vater Philippe Stern die Geschäftsleitung und das Verwaltungsratspräsidium von Patek Philippe.

HÖCHSTPREISE AN AUKTIONEN Die 20 teuersten Armbanduhren der Welt, die jemals an einer Auktion verkauft wurden, stammen ausschliesslich aus dem Hause Patek Philippe. Den Rekord hält das Modell Henry Graves mit 24 Komplikationen aus dem Jahr 1933: Die Uhr erzielte 1999 den Preis von 17 Millionen Franken.

1996

Patek Philippe bringt eine weitere patentierte Komplikation zur Vollendung: den Jahreskalender.

2000

Mit der «Star Caliber 2000» baut Patek Philippe eine der drei kompliziertesten Taschenuhren der Welt. Ihre 21 Komplikationen sind auf besonders benutzerfreundliche Weise angelegt.

2001

Patek Philippe präsentiert die «Sky Moon Tourbillon» (siehe Box unten).

2011

Patek ist eines der wenigen unabhängigen Uhrenunternehmen, beschäftigt 1500 Mitarbeitende in Genf und produziert rund 45 000 Uhren pro Jahr.

DIE BERÜHMTESTE PATEK 2001 sprengt eine Uhr alle Rekorde: Die «Sky Moon Tourbillon» (Ref. 5002) ist die die komplizierteste Armbanduhr, die Patek Philippe je gefertigt hat. Auf der Vorderseite präsentiert sie Tourbillon und ewigen Kalender mit Mondalter und Schaltjahrzyklus. Auf der Rückseite ist unter einem Saphirglas der Sternenhimmel der nördlichen Hemisphäre zu sehen, der die Winkelbewegung der Sterne und des Mondes in einem Zyklus von 29 Tagen, 12 Stunden und 44 Minuten wiedergibt.

DIE PATEK PHILIPPE BOUTIQUE AT BEYER Im Sommer eröffnet, präsentiert sich die von Beyer geführte Patek Philippe Boutique an der Bahnhofstrasse 31 als wahres Juwel – im Hauptraum (oben) wie im diskreten VIP Room (unten). Im ersten Stock wurde der Grundstein gelegt für die neuen Uhrmacherateliers, nebenan das Beyer-Ladenlokal modernisiert und vollkommen neu gestaltet.

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Patek Philippe Special

Die Boutique ist eröffnet Die neue Patek Philippe Boutique wurde gleich mit vier Anlässen eingeweiht: Zum festlichen Dinner bat Beyer in den ersten Stock, wo im Frühling das Uhrmacher- und Goldschmiedeatelier einziehen wird.

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Dienstag, 30. August Thierry Stern und René Beyer.

Muriel Zahn-Beyer.

Ursula und Dr. Gunther Fay.

Eric Ritter, Jerrol und Hermann H. Pohl.

Anna und Urs Ledermann.

Renée Chen, Dr. Franz Ziga und Monika Presern.

René Beyer und Dr. Valentin Landmann.

Sandrine Stern und Petra de Castro.

Franz Rohmberg.

Sieglinde und Dr. Mario Largo und Carlo Mutschler.

Rosana und Romano Babini. beyond 13/2011

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Mittwoch, 31. August

41 René Beyer, Sandra und Jean-Claude Biver.

Annette Beyer und Philippe Stern.

Zahra und Patrick Ludwig.

René Beyer und Philippe Stern.

Marion und Dr. Ralph Stadler.

Renée Chen und René Beyer.

Dr. Ursula Sonderegger.

Barbara und Jean-René Blanchard.

Angela Bucheli und Kurt Schärer.

Maya und Kurt Walk.

Robert Schweri.

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Patek Philippe Special

Donnerstag, 1. September Andrea Struller.

Gerdi Stern und Dr. Peter Lerner.

Corinne Rohner und Ueli Wampfler.

Adrian Veraguth.

Vicky Kummer.

Dr. Christian Abegglen.

Dr. Michael Rumpf.

Mary Medina und Dr. Uwe Czembor.

Dr. Heinz Hofmann.

Nadine und Claude Peny.

Alexander Perepilichnyy, Dr. Maria Kuoni.

Daniel Bucheli.

Werner Kummer.

Silvia SpĂśrri und Dr. Daniel FlĂźhmann.

Fotos Dany Schulthess

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Grüsse aus der Nachbarschaft Als kleines Dankeschön für die Geduld während des Umbaus lud Beyer Uhren & Juwelen die Mitarbeitenden der Nachbargeschäfte und ausgewählte Freunde des Hauses zu einem Apéro ein. Die Gäste gehörten zu den Ersten, welche die neue Patek Philippe Boutique bewundern durften. Die Resonanz war äusserst positiv: Einer weiterhin guten Zusammenarbeit steht nichts im Weg.

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Fotos Dany Schulthess

Ein neues Schmuckstück an der Bahnhofstrasse: Die Patek Philippe Boutique at Beyer.

Gabriela Fritschi (Beyer) und Barbara Bühler-Zehnder (Cartier).

Carolina Meier, Christian Wüest (Breguet).

Rebecca Heimgartner und Lulu Bühlmann (Chopard).

Maria Krust und Sophie Anache Strobel (Hermès).

Dr. Peter Max Gutzwiller und Elisabeth Schiesser.

Karl Manser, Markus Allaku (Paul & Shark).

Pura Grob, Ulrich Peters (Zett Meyer).

Susann Erb (Cartier), Thomas Brandenberger (CS), Adrian Meister (Meister).

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Reportage

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«C‘est le guet – il a sonné dix!»: Seit mehr als 600 Jahren erschallt dieser Ruf über Lausanne.

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Degustation einer Rarit채t: Beim Montaniola-Balsamico werden die Zutaten auf aufw채ndige Weise mitvergoren.

DER ZEITRUFER VON LAUSANNE Renato H채usler ist einer der letzten Zeitrufer Europas: Von Montag bis Freitag steht er nachts im Turm der Kathedrale und erhebt seine m채chtige Stimme. 45 von Barbara Klingbacher

Fotos Roberto Ceccarelli

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Reportage

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In den Stunden zwischen den Glockenschlägen bleibt für Renato Häusler Zeit zum Tüfteln.

«Die Wanduhr ist stehen geblieben, eine Armbanduhr trägt er nicht.»

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as ist meine Insel», sagt Renato Häusler, während er auf dem Glockenturm der Kathedrale steht und auf die Stadt hinabblickt. Unten ist die Nacht über Lausanne hereingebrochen wie eine schwarze Flut. Lichter tanzen auf der Dunkelheit, das Stimmengeplätscher und Motorenrauschen brandet gedämpft empor. Die Stadt legt sich schlafen, und Häusler fragt: «Wie spät ist es eigentlich?» Renato Häusler ist einer der letzten Zeitrufer Europas. Nacht für Nacht steigt er die 153 Stufen zum Geläut der Kathedrale empor und verkündet von dort die Stunden. Eine eigene Uhr aber hat er nicht. Die Wanduhr, die im winzigen Zimmerchen auf dem Turm hängt, ist vor Ewigkeiten stehen geblieben, und eine Armbanduhr trägt Häusler seit Jahrzehnten nicht mehr. Brauche er nicht, sagt er, schliesslich sehe man in der Schweiz von überall her ein Zifferblatt. Seinen Einsatz wird er nicht verpassen, denn Häusler kennt nicht nur die Glocken der Stadt, sondern auch ihre

Eigenarten. Eben schlägt es von der Alten Akademie her zehn. «Jetzt ist es Zeit», sagt der Zeitrufer. «Die Uhr der Akademie geht nämlich genau zwei Minuten vor.» Mit wenigen Handgriffen verwandelt sich Häusler in den Zeitrufer. Er setzt einen Filzhut auf die kurzen Haare, zündet die Kerze in der Laterne an, und schon beginnt die gewaltige Glocke der Kathedrale ohrenbetäubend zu läuten. Häusler stellt sich ans westliche Geländer des Balkons, der rund um den Turm verläuft, und wartet, bis der zehnte Schlag verklungen ist. Dann formt er seine Hände zu einem Trichter. «C‘est le guet – il a sonné dix, il a sonné dix», ruft er mit lauter Stimme und einer feinen Melodie in die Nacht, «hier ist der Wächter – es hat zehn geschlagen». Ohne Eile schreitet er im Gegenuhrzeigersinn um den Turm und wiederholt den Satz in jede der vier Himmelsrichtungen. Seit mehr als 600 Jahren erschallt dieser Ruf über Lausanne. Eine Chronik erwähnt den Zeitrufer bereits 1405. Damals waren

viele Menschen auf diesen Dienst angewiesen, denn nicht alle Einwohner von Lausanne konnten die Schläge zählen. Ausserdem hielten die Zeitrufer das Uhrwerk am Laufen und schlugen Alarm, wenn irgendwo in der Stadt ein Feuer ausbrach. Bis 1880 war der Turm rund um die Uhr besetzt, danach noch immer die ganze Nacht. Erst seit den 1950erJahren, seit die Glocke elektrisch läutet, werden nur noch die fünf Stunden von zehn bis zwei Uhr ausgerufen. EIN AMT MIT WENIG SCHLAF

Renato Häusler steigt schon fast sein halbes Leben lang auf den Turm. 1987 hatte man ihn angefragt, ob er als Ersatzmann tageweise auf der Kathedrale einspringen möchte. Häusler musste nicht einen Moment nachdenken: «Zeitrufer zu sein ist eine Tradition und deshalb eine Ehre», sagt er. Aber als man ihn 2002 zum offiziellen, von der Stadt angestellten Zeitrufer ernennen wollte, bat Häusler um Bedenkbeyond 13/2011

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zeit: «Ich musste zuerst ausprobieren, ob ich das fünf Tage die Woche durchhalte.» Denn Zeitrufer ist kein Vollzeitjob. Häusler arbeitet tagsüber zu achtzig Prozent in einer Einrichtung für Sehbehinderte. Und wenn er von Montag bis Freitag auf dem Turm ist, dann schläft er in dem winzigen Zimmer, das gleich neben der Glocke liegt. «Die ersten Monate waren hart», erinnert er sich. Nicht wegen der kurzen Nächte; Häusler kommt mit fünf Stunden Ruhezeit aus. Doch das Schlagen der Glocke riss ihn Stunde um Stunde aus dem Schlaf. SCHWEBENDE LICHTER

Heute wacht Häusler nicht mehr auf, längst hat er sich an das Läuten gewöhnt. Nach seiner letzten Runde um zwei Uhr nachts wird er in das schmale Bett in seiner Kammer steigen und seelenruhig bis sieben Uhr morgens schlummern. Doch bis dahin ist noch Zeit. Häuser liebt die Einsamkeit. In den vier stillen Stunden zwischen den Schlägen setzt er sich an den schmalen Holztisch in seiner Klause und tüftelt. Denn neben seiner Berufung hat er noch eine andere Leidenschaft, und auch sie hat mit

Kathedralen zu tun: Häusler entwickelt zauberhafte Beleuchtungskonzepte für Konzerte im Kerzenlicht. Vor sechs Jahren liess er die Lausanner Kathedrale mit zweitausend Kerzen erstrahlen, um Geld für afrikanische Aidswaisen zu sammeln: für eine Stiftung, die er mit einem befreundeten Kinderarzt gegründet hat. Der Abend war ein grosser Erfolg, und Häusler erleuchtete weitere Kathedralen, jene in Genf etwa und bald auch jene von Monaco. Heute arbeitet er an einem Projekt, bei dem die Lichtlein schweben sollen. Häusler hat Glaskerzen mit flüssigem Wachs entwickelt, die er mit Gartendraht und Schnüren an der Decke aufhängen wird. Im Moment erprobt er, wie lang der Draht sein muss, damit die Flamme die Schnur nicht erreicht. Bald ist es Mitternacht. Bevor Renato Häusler zur nächsten Runde aufbricht, erzählt er noch eine Anekdote. Diesen Sommer sei etwas passiert, das eigentlich nicht geschehen dürfe. An einem Nachmittag merkte der Zeitrufer plötzlich, dass seine Stimme weg war. Unmöglich, so die Stunden zu rufen. Häusler versuchte, einen

DIE KATHEDRALE VON LAUSANNE Im 13. Jahrhundert auf dem Hügel der Altstadt erbaut, gilt die Kathedrale als Wahrzeichen der Stadt und als eines der wichtigsten gotischen Bauwerke der Schweiz. Besonders sehenswert sind die Rosette und das einzigartige gemalte Portal. Tagsüber kann auch der Glockenturm bestiegen werden. Mehr Informationen über Renato Häuslers beleuchtete Kathedralen findet man unter www.kalalumen.ch.

seiner fünf Ersatzmänner aufzubieten, doch es war Ferienzeit und niemand zu erreichen. So blieb es in jener Nacht still in Lausanne. Zum Glück, sagt Häusler, habe sich niemand beschwert – aber bemerkt hätten es die Bewohner der Stadt bestimmt. Dann setzt er seinen Filzhut auf, zündet die Kerze an und wartet das Verklingen des zwölften Glockenschlags ab. «C‘est le guet – il a sonné douze, il a sonné douze», erschallt dann sein Ruf durch die Nacht und durch die Zeit, wie seit mehr als 600 Jahren.

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Gespr채ch

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DER VORKOSTER Richard K채gi ist Food Scout von Globus Delicatessa und ein leidenschaftlicher Koch. F체r beides braucht es vor allem eins, sagt er: viel Zeit. von Matthias M채chler Fotos Florian Kalotay

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Degustation einer Rarität: Beim Montaniola-Balsamico werden die Zutaten auf aufwendige Weise mitvergoren.

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Herr Kägi, warum ist der Faktor Zeit so wichtig beim Kochen? Weil es schade wäre, bei der Sinnlichkeit zu sparen! Ein wunderbarer Teil eines Essens ist die Vorbereitung: sich Zeit nehmen, um Rezepte zu studieren, sich eine Dramaturgie überlegen und in aller Ruhe einkaufen, die Produkte vergleichen, auf dem Wochenmarkt den Verkäuferinnen Geheimtipps entlocken – das macht mir genauso Spass wie das Kochen selbst. Der Trend geht wieder Richtung aufwändiges Kochen, warum? Wohl aus einem sozialen Bedürfnis heraus: Man lässt etwas schmoren, zwei, drei Stunbeyond 13/2011

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Gespräch

den, während man mit Freunden einen Wein trinkt. Es riecht wie früher in der Kindheit. Vielleicht haben wir genug von der Exotik und suchen das Gefühl des Heimkommens.

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Wofür brauchen Sie als Food Scout am meisten Zeit? Um mir zu überlegen, in welcher Form und in welchem Zusammenhang der Kunde das Produkt brauchen kann. Es geht nicht nur darum, dass ich ein Produkt toll finde: Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Fischer. Wie kommen Sie auf ein Produkt wie diesen Balsamico von Montaniola? Den entdeckte ich an einer kleinen Biomesse in Nürnberg. Ich pflege aber auch ein Netzwerk von innovativen Köchen, guten Food-Journalisten und anderen Scouts. Davon gibt es auf der Welt nicht sehr viele. Man tauscht sich untereinander aus.

«Ich mag keine komplizierten Arrangements. Ich suche die Perfektion im Einfachen.»

Was macht diesen Essig besonders? Balsamico gibt es wie Sand am Meer. Doch Montaniola fügt nicht ein künstliches Aroma bei, sondern lässt den natürlichen Zusatz mitgären. Das ist eine Kunst.

einem dünnen Film überzogen sind. Erst jetzt gibt man ein paar Tropfen Essig hinzu, der durch den Ölfilm abperlt.

Wie gehen Sie persönlich mit Essig um? In Italien gibt es ein schönes Sprichwort: Für eine gute Salatsauce braucht es vier Köche: den grosszügigen für das Olivenöl, den sparsamen fürs Salz, den geizigen für den Essig, weil es wirklich nur ein paar Tröpfchen braucht, dafür vom Allerbesten, und den geduldigen zum Rühren.

Sie kochen jeden Abend: Wie viel Zeit verbringen Sie in der Küche? Da ich alles von Grund auf zubereite, mindestens eine Stunde, selbst bei Pasta. Doch ich entspanne mich dabei und komme auf gute Gedanken. Ich trinke ein Glas Wein dazu, höre mir die News des Tages an. Kochen ist für mich nie langweilig.

Zum Rühren? Salat wird schnell schlapp, weil der Essig in den Blättern die Zellen bricht. Das kann man verhindern, indem man Öl an den Salat gibt – und zwar genügend! Dann rührst du endlos, bis alle Blättchen mit

Andere wollen beim Kochen möglichst Zeit sparen ... Alles, was beim Kochen Zeit spart, ist mit Kompromissen verbunden. Wenn ich an einem Ort keinen Kompromiss eingehen mag, dann beim Essen.

Dann sind Sie der Schreck für jeden Wirt? Ich quäle nicht unnötig Personal, doch wenn das Essen nicht hält, was mir die Karte verspricht, lasse ich es zurückgehen. Natürlich erkläre ich auch, warum. Wenn ich essen gehe, ist mir eines wichtig: die Ehrlichkeit der Küche. Drei Orte in Zürich, wo man das findet? Für Pizza: das Rosso. Für eine ehrliche Küche auf sehr hohem Level: Caduff’s Wineloft. Um auf klassisch vornehme Art am ehesten an Italien erinnert zu werden: das Da Angela. Wird man als so guter Koch privat noch eingeladen? (Lacht.) Es ist schon so: Man wird nur von selbstbewussten Hausfrauen und Köchen beyond 13/2011

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DELIKATE VORLIEBEN Richard Kägi wurde 1958 geboren und entdeckte schon als Kind die Lust am Kochen. Nach der Hotelfachschule eröffnete er in Winterthur eine Bar, die er zwölf Jahre lang führte. Später entwickelte er für Globus das Gastrokonzept für die Restaurantkette Movie mit, bevor er 1993 den Job des delicatessa-Einkäufers und Food Scout übernahm. Kägi gibt Kochkurse und Produkteseminare und hält sich täglich mit Joggen und Velofahren fit. Sein Lieblingsessen: Pasta. Sein Lieblingsprodukt: Olivenöl. Sein No-Go: Produkte von gequälten Tieren.

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DER EDEL-BALSAMICO

Montaniola in Wald ZH verarbeitet besten Bio-Balsamico auf traditionelle Art (Traubenmost wird mitvergoren) und beliefert unter anderem Globus mit Spezialitäten wie Rosen-, Mango- oder Himbeeressig.

bekocht. Allerdings erwarte ich nicht, dass andere einen solchen Aufwand betreiben wie ich. Ich mag auch ein gutes Stück Käse und ein spezielles Brot.

Kochen ist auch die Kunst des Verführens. Was kommt besonders gut an? Frauen wollen einerseits leicht essen, aber gleichzeitig überrascht werden. Vielleicht würde ich eine Seezunge braten. Und es braucht einen guten Wein dazu oder einen Champagner. Männer sind einfacher: Uns genügt oft ein Stück Fleisch oder Pasta. Wenn Sie ein Rezept nachkochen, halten Sie sich strikte an die Vorgaben? Ein Rezept, das mich interessiert, koche ich viermal haargenau nach, bevor ich es zu variieren beginne. Die Köche überlegen

sich ja durchaus etwas. Und dieses Wissen will ich anzapfen, bevor ich nach eigenem Geschmack weiter experimentiere.

Was ist das Beste, das Sie jemals gegessen haben? Das gibt es nicht. Auch kulinarische Erlebnisse sind abhängig von der Stimmung, der Umgebung, dem Wetter. Natürlich bleiben spezielle Essen in Erinnerung, ein Lunch bei Freddy Girardet oder ein Dinner bei Arzak im Baskenland. Und doch kommt nichts an gegen selbst gefangene Langusten am Kap der Guten Hoffnung, die eine Stunde später im würzigen Sud dampfen. Glücksmomente gibt es aber auch bei einem grandiosen Apfel, einem besonderen Käse, einem guten Brot. Was ich nicht mag, sind komplizierte Arrange-

ments auf einem Teller. Ich suche die Perfektion im Einfachen.

Eine kulinarische Weltreise – wohin würde sie führen? Als Erstes nach Peru, da passiert derzeit enorm viel. Ich würde Ceviche essen, rohen Fisch, der im Zitronensaft gegart wird. Dann Japan: für die unglaublich filigrane und rituelle Kaiseki-Küche. Dritte Station: China. Aber da muss man entdecken wollen und mit viel Zeit reisen. Australien hat nicht nur fantastische Produkte und Weine, sondern auch das Talent, die Einflüsse der verschiedenen Kulturen zu mischen. Und am Schluss landen wir in Italien: in der Emilia Romagna, dem Bauch Italiens, mit ihrem Reichtum an Produkten. Meinem kulinarischen Lieblingsort.

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Atelier Zeitdokument

DIE SACHE MIT DER GRATISZEIT

Keine Band kombinierte so erfolgreich Experiment und Pop, Psychedelic und Hitparade wie Pink Floyd. Drummer Nick Mason begibt sich f端rs beyond auf eine kleine Zeitreise.

von Hanspeter K端nzler

Foto: Jill Furmanovsky/rockarchive.com

PINK FLOYD

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as Rad der Zeit zurückdrehen – viele möchten es, wenige dürfen. Pink Floyd haben es gerade getan. Alle vierzehn Alben der Rockpioniere erstrahlen nun in digitalem Glanz. Darüber hinaus haben die verbliebenen Mitglieder der Band tief in der Mottenkiste gewühlt und Aufnahmen zu Tage gefördert, die bis dato als verschollen oder unzumutbar galten. Das legendäre Konzert in Wembley beispielsweise, an dem die Band ihr Meisterwerk

Foto: Hipgnosis © Pink Floyd Music Ltd.

Foto: Jill Furmanovsky/rockarchive.com

Trafen den Puls ihrer Zeit: Nick Mason schrieb mit Pink Floyd Musikgeschichte.

«Dark Side of the Moon» zum Besten gab. Die Tontechniker hätten damals gepfuscht, berichtet Schlagzeuger Nick Mason, der in die Abbey Road Studios gebeten hat, um den neuen Genuss der alten Alben mit authentischen Erinnerungen zu versüssen. «Wir experimentierten bei dem Konzert mit vielen Spezialeffekten», erzählt Mason. «Man hat schlichtweg vergessen, diese auch aufzunehmen. Nur von den Mikrofonen im Publikum wurden sie festgehalten.» 53 Dank der heutigen Digitaltechnik war es möglich, in die Tonbänder hineinzukriechen und die Klänge so zurechtzuschieben, dass daraus nun ein grandioses Live-Album geworden ist. Nicht auszumalen, was entstanden wäre, hätten die passionierten Erneuerer Pink Floyd einst mit den Computern von heute musizieren können, oder? «Ha!», lacht Mason. «Wir hätten vor lauter Bastelei nur halb so viel geschaffen. Für jedes Album hätten wir ein Jahr länger gebraucht. Womöglich wäre unser Debütalbum heute noch nicht fertig!» Gegründet 1965 von den vier Studenten Roger Waters (Bass), Nick Mason (Drums), Rick Wright (Keyboards) und Syd Barrett (Gitarre), etablierten sich Pink Floyd rasch in den rauschenden Underground-Clubs von London. Einerseits gelang ihnen der schwierige Spagat zwischen knackigen (aber vertrackten) Popsongs und ausgedehnten Klangexperimenten. Andererseits liessen sie von Anfang an knallfarbige, versponnene Super-8-Filmchen auf die Bühne projizieren und prägten so die Ästhetik der Psychedelic mit. Schon am zweiten Album «A Saucerful of Secrets» war Gitarrist Syd Barrett seiner psychischen Probleme wegen kaum mehr beteiligt. Statt seiner stiess David Gilmour zur Band. Einige Alben lang rang man um eine neue Identität, dann ging der Knopf neu auf. Zuerst mit «Meddle», dann erst recht mit dem epochalen Songzyklus «Dark Side of

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Zeitdokument

«Wir verlangten weniger Tantiemen, dafür endlos Studiozeit.» the Moon» (die Verkaufsziffern liegen heute bei 45 Millionen). 741 Wochen sonnte sich das Album in den US-Charts. Der Band gelang es, den Zeitgeist in Form von Musik auf den Punkt zu bringen – unter anderem mit dem Hit «Time». DIE ZEIT ALS WICHTIGSTE ZUTAT

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Sinnigerweise ist Zeit – nämlich die Zeit zwischen den Tönen – wohl das wichtigste Gewürz im Erfolgsrezept. Während die anderen Bands die Sekunden mit so vielen Tönen wie möglich vollpackten, schufen Pink Floyd eine Rockmusik, in der die Stille so wichtig war wie der Lärm, die Beschaulichkeit und das Träumen so wichtig wie die Ekstase. Die Band liess sich ihren Entdeckungsgeist viel kosten. Ehe sie mit der Arbeit an «Dark Side of the Moon» anfing, hatte sie, dem Beispiel der Beatles folgend, von der Plattenfirma EMI unbeschränkten Zugang zu den Abbey Road Studios gefordert. «Wir hielten diese Freiheit für wichtig», erinnert sich Mason. «So wichtig, dass wir unseren Vertrag neu aufsetzen liessen. Der Deal war: weniger Tantiemen, dafür endlos Studiozeit.» Daran würde Mason auch nichts ändern, wenn er das Rad der Zeit zurückdrehen könnte. «So muss man als Künstler arbeiten können, daran glaube ich noch heute», sagt er. «Ein Buchhalter würde dem vielleicht widersprechen, denn wir haben dadurch weniger verdient. Doch anders wäre ‚Dark Side of the Moon’ wohl gar nicht entstanden.» Nur Gutes hat die viele Gratiszeit indessen nicht gebracht. Auch der musikalische Tiefpunkt von Pink Floyd gründe im Fehlen von Studiozwängen. «Household Objects!», stöhnt Mason belustigt: «Bei dem Projekt ging es darum, Musik zu schaffen, ohne dafür konventionelle Musikinstrumente zu verwenden.» Auf diese Art sollte ein kühnes Nachfolgewerk von «Dark Side of the Moon» entstehen, das zeigte, dass

NICK MASON 1944 geboren, wuchs Nicholas Berkeley Mason im exklusiven Londoner Hampstead-Distrikt auf. Während des Architekturstudiums lernte er Roger Waters und Rick Wright kennen, mit denen er 1964 die Gruppe The Abdabs gründete, die sich später Pink Floyd nannte. Mason gilt heute als grosser Liebhaber von Oldtimern und alten Rennwagen. Er fährt noch immer aktiv Rennen, regelmässig auch für Audi im historischen Silberpfeil (Bild).

man dem Erfolg zum Trotz das Experimentieren nicht aufgegeben hatte. «Es war ein verschwendetes Jahr», resümiert Mason. «Wir haben bloss herumgeblödelt. Das Ergebnis der Übung zeigte vor allem die Beschränktheit der Idee, keine Instrumente zu verwenden.» ANDERE ZEITEN, ANDERE SITTEN

Wenn er zurückdenkt, erinnert sich Nick Mason am liebsten an die Konzerte. Am schönsten seien die Auftritte gewesen, an denen die Band das Gefühl hatte, einen grossen Schritt zu tun: «Das Konzert im Jahr 1973 etwa, wo wir im Londoner Rainbow Theatre zum ersten Mal ‚Dark Side’ spielten. Oder der Auftritt in der Radio

City Music Hall in New York nicht viel später, wo wir zum ersten Mal eine richtige Bühnenbeleuchtung hatten statt unserer selbst gebastelten Anlagen.» Und dann nennt er noch den kurzen Auftritt am 2. Juli 2005 beim Friedenskonzert Live 8 im Hyde Park. Es war das erste Mal seit 24 Jahren, dass Waters, Gilmour, Wright und Mason gemeinsam auf einer Bühne standen. Gilmour und Waters hatten sich zerstritten, und Waters wollte lange nicht verzeihen, dass die anderen Bandmitglieder zwei weitere Alben unter dem Namen Pink Floyd veröffentlicht hatten. «Live 8 war musikalisch von wenig Konsequenz», sagt Mason, «aber wunderbar, weil wir alle zusammen wieder Musik machten.» Unlängst wiederholte sich das Schauspiel im Rahmen von Roger Waters Neuinszenierung von «The Wall» in London, allerdings ohne den inzwischen verstorbenen Wright. Ja, man habe sich sogar zu einem gemeinsamen Nachtessen durchgerungen, aber kein Wort über die Arbeit gesprochen, sagt Mason. Was in der Zukunft mit Pink Floyd geschieht, stehe in den Sternen, aber er wolle nichts ausschliessen: «Ich kann nur sagen: Mein Schlagzeug ist reisebereit verpackt.» beyond 13/2011

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WHY PINK FLOYD ?

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COMING FEBRUARY 24TH 2012 THE WALL - 3 DISC EXPERIENCE EDITION 7 DISC IMMERSION BOX SET & VINYL LP

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Wissen

DAS WERKZEUG

Die Öler

Dank ihnen läuft die Uhr wie geschmiert.

KOMPLIKATIONEN (1)

SO FUNKTIONIERT DIE MINUTENREPETITION 56

Wer vor hundert Jahren in der Dunkelheit die Uhrzeit wissen wollte, wartete den nächsten Schlag der Pendule oder der Kirchturmuhr ab, griff zur Streichholzschachtel, um das Zifferblatt einer Uhr zu beleuchten – oder ertastete den Schieber der auf dem Nachttisch ruhenden Taschenuhr mit Minutenrepetition. Mit diesem Schieber setzte der Besitzer einen Mechanismus in Gang, der auch heute noch zu den anspruchsvollsten und faszinierendsten Uhrenkomplikationen zählt: Zwei Hämmerchen schlagen die Stunden, die Viertelstunden und die Minuten auf zwei stählernen Tonfedern. Die präzise akustische Umsetzung der Zeigerstellung erfolgt in rasch aufeinanderfolgenden Schritten: Die Stunden, die Viertelstunden und die Minuten werden durch drei gestufte, sich drehende Scheiben dargestellt, die sogenannten Staffeln. Mit dem Schieber wird die Nase eines Hebels auf eine Stufe der Stundenstaffel geführt. Sobald die Nase die Staffel berührt, fallen zwei kompliziert gestaltete Teile, der Viertelstunden- und der Minutenrechen, auf die zugehörigen Staffeln und tasten diese ab. Danach werden die Rechen der Reihe nach in ihre Ursprungsposition zurückgeführt. Zähne auf den Rechen zupfen dabei an kleinen Haken, den Schöpfern, die wiederum die Hämmerchen bewegen, die auf die Tonfedern schlagen. Je tiefer die abgetasteten Stufen auf der Staffel liegen, desto mehr Stunden, Viertelstunden oder Minuten werden geschlagen. Mit dem Aufkommen der Armbanduhr wurde der Mechanismus so weit miniaturisiert, dass er auch in einem kleinen Uhrengehäuse Platz findet. Den Besitzer oder die Besitzerin einer solchen Uhr trösten der zauberhafte Klang und das Wissen, ein feinmechanisches Meisterwerk zu besitzen, leicht über einen Preis hinweg, den man eher mit einem Luxusauto als mit einer Armbanduhr in Verbindung bringen würde.

Um im Uhrwerk Reibung zu vermeiden, braucht es Öl. Das Schmiermittel lagert in Töpfchen und wird mit dünnen Stiften mit winzigen Schaufeln an ihren Spitzen (den Ölern) auf die Uhrenteilchen aufgetragen. Entscheidend ist die Konsistenz des Öls: Das Federhaus etwa, auf dem viel Kraft liegt, benötigt dickeres Öl. Das Ankerrad wiederum darf nur mit feinstem Öl in Kontakt kommen, um den Widerstand minimst zu halten. In einer mechanischen Uhr braucht alles Öl, was sich dreht. Was sich lediglich reibt, wie etwa die Zeigerstellung, bekommt statt Öl sein Fett weg – natürlich auch in unterschiedlichen Konsistenzen.

Uhrmacher ist der «Beruf der 1000 Werkzeuge». «beyond» stellt in jeder Ausgabe eines vor.

GEWUSST, DAS S …?

FÜNF VERBLÜFFENDE FAKTEN ZUM THEMA UHR

1 Die erste Parkuhr der Welt

wurde am 16. Juli 1935 in Oklahoma City, USA, aufgestellt. Europas erste Parkuhren gingen 1952 in Basel in Betrieb.

2 Der Countdown, bei dem

eine Uhr bis zum Eintreten eines Ereignisses rückwärts zählt, ist eine Erfindung des deutschen Regisseurs Fritz Lang. Im Film «Frau im Mond» (1929) verlieh er dem Start einer Rakete auf diese Weise Dramatik.

3 Die Redewendung «Die Zeit ist abgelaufen» hat sich durch die Verwendung von Wasseruhren eingebürgert.

4 Weltweit gibt es mehr als 260 Atomuhren. Mithilfe dieser

besonders exakten Zeitmesser ermittelt das Internationale Büro für Mass und Gewicht in Paris die Internationale Atomzeit.

5 Der Begriff «Uhrmacher» taucht erstmals auf einer Bierrechnung des Klosters Beaulieu aus dem Jahr 1269 auf.

Quelle: sueddeutsche.de

Ilustration Fotolia

Heissbegehrt und höchst komplex: Die Minutenrepetition.

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Unvermeidlich: Fettnテ、pfchen und テ僕er.

Foto Mathias Zuppiger

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Handwerk

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Die Spezialität des Hauses: Hauchdünne Wellenmuster mit fast schon hypnotischer Tiefenwirkung.

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DER WELLENMACHER Im Atelier von Georges Brodbeck im jurassischen Saignelégier entsteht die filigranste Dekoration der Uhrmacherkunst – die Guilloche.

von Thomas Wyss Fotos Hans Schürmann

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Handwerk

«Die drehbankartigen Gravurgeräte arbeiten trotz ihres Alters effizienter als Computer – und genauso präzis.»

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eorges Brodbeck, man darf das so sagen, ist ein bisschen verrückt. Vor rund 20 Jahren begann er damit, auf der ganzen Welt Maschinen zusammenzukaufen, von denen er bisweilen gar nicht wusste, wie sie funktionieren oder wofür sie gut sind. «Damals», sagt der kleine Mann mit einem vifen Schalk in den Augen, «hatte ich eigentlich keine Ahnung vom Metier der Guillocheure. Was ich aber hatte, waren der Ehrgeiz und die Leidenschaft, alles darüber zu lernen. Und ich meine wirklich: absolut alles.» Auch wenn der 61-Jährige glaubt, er werde dieses Ziel wohl nie erreichen, gilt er heute als Koryphäe dieses Kunsthandwerks, das mangels Nachwuchs vom Aussterben bedroht ist: Neben Georges Brodbeck gibt es in der Schweiz nur noch drei unabhängige Guillocheure, hinzu kommen noch mal so wenige im Rest von Europa. EINST EIN SICHERHEITSMERKMAL

Was aber ist das überhaupt, eine Guilloche? Der Begriff beschreibt eine spezielle Art der Gravur, bei der man hauchdünne Gradoder Rundlinien aus dem Material fräst. Am eindrücklichsten sind Muster und Ornamente, die eine dynamische, ja beinahe hypnotische Tiefenwirkung erzielen, so, als wären es wogende Wellen – und dies, obwohl sie eine Fläche zieren. Historisch betrachtet, geht die filigrane Kunst bis ins 16. oder 17. Jahrhundert zurück. Wurden einfache Guilloche-Gravuren im frühen 19. Jahrhundert auch als Sicherheitsmerkmale von Banknoten oder

Postzeichen verwendet – beispielsweise auf der englischen «One Penny Black», der 1840 gedruckten ersten Briefmarke der Welt, setzte man sie im Lauf der Zeit mehr und mehr zur Dekoration ein; zuerst auf Schatullen und Dosen, durch Pioniere wie Carl Peter Fabergé und Abraham Louis Breguet später auch auf Taschenuhrdeckeln und Zifferblättern. Im Atelier von Georges Brodbeck sieht und riecht man zuerst einmal ein halbes Dutzend Maschinen. Auf den ersten Blick wirken sie klobig und schwer, und sie verströmen den nostalgischen Duft einer anderen Zeit. Wenn Brodbeck ihre Baujahre aufzählt –, die meisten stammen von 1913 oder 1914, eine sogar aus dem Jahr 1770 – hat man den Eindruck, als würde ein stolzer Vater über seine Kinder sprechen. Stolz auch deshalb, weil die drehbankartigen Gravurgeräte trotz ihres biblischen Alters effizienter arbeiten als die moderne Technik, und mindestens so präzis – falls man ihren Charakter kennt und das feine Gespür hat, sie richtig zu betätigen. Seine eine Maschine, erklärt Brodbeck, erledige fünf Arbeitsschritte simultan, wodurch er eine bestehende Gold- oder Platin-Guilloche binnen 25 Minuten originalgetreu reproduzieren könne. «Müsste man all die komplexen Eckdaten dem Computer füttern, könnte das rasch einmal 30 oder mehr Stunden dauern.» Oft würden ihn alte und klassische Muster zu neuen Ideen inspirieren, sagt Brodbeck. Solche Muster findet er in vergriffenen Büchern, die er in Brockenhäu-

sern sucht oder im Internet ersteht, «darunter auch deutsche Sachen, die ich gar nicht lesen kann, weil ich die Sprache nicht beherrsche». ILLUSTRE KUNDSCHAFT

Er lacht, und es ist ein zutiefst zufriedenes Lachen: Georges Brodbeck darf eine illustre Klientel beraten und bedienen, zu der neben bekannten Luxusuhren-Konzernen und -Häusern wie Richemont, Swatch Group, Patek Philippe und Rolex auch vermögende Privatkunden mit Unikatwünschen gehören. Er arbeitet meistens nur am Vormittag, «das Guillochieren erfordert eine enorme Konzentration, Fehler darf es keine geben, sonst zerstört man womöglich die monatelange Arbeit eines Uhrmachers – ja, und die Konzentration lässt in meinem Alter nach vier oder fünf Stunden einfach nach.» In seiner Freizeit findet er dann die Musse, seine anderen «Maschinen» zu hegen und zu pflegen – es sind vornehmlich ältere englische und italienische Motorräder. Einen Traum, sagt er dann plötzlich, den habe er aber trotzdem noch: «Eine Guilloche für ein Fabergé-Ei zu gestalten, das wäre die Krönung meiner Karriere.»

DER GUILLOCHEUR Georges Brodbeck guillochiert auch für die Uhrenfirma Aerowatch, die zusammen mit René Beyer die Beyer-Uhren entwirft und herstellt. Das Atelier Brodbeck Guillocheur Sàrl befindet sich an der Rue de la Gruère 10 in Saignelégier im Jura. Kontaktieren kann man Georges Brodbeck via Mail an: gbrodbeck@bluemail.ch. beyond 13/2011

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Die Inspirationen aus vergriffenen Büchern setzt Georges Brodbeck mit uralten Utensilien und Maschinen um.

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Für ein perfektes Kunstwerk ist Zehntelmillimeterarbeit gefragt – und kein einziger Fehler erlaubt.

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Paquebot à vapeur, Durand-Brager, Jean-Baptiste (1814-1879) 19e siècle (2e quart) © musée national de la Marine/P. Dantec

Museum

REVOLUTION AUF DEN WELTMEEREN Dank diesen Uhren konnten fremde Meere befahren, Handel betrieben und Kriege gewonnen werden: Die legendären Marinechronometer waren das GPS des 18. Jahrhunderts. 62

von Monika Leonhardt

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Paquebot à vapeur, Durand-Brager, Jean-Baptiste (1814-1879) 19e siècle (2e quart) © musée national de la Marine/P. Dantec

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ass die Erde eine Kugel sei und sich um die Sonne bewege, glaube er nicht, sagte einst ein Taxifahrer zu Friedrich Dürrenmatt (1921–1990), er solle ihm das doch beweisen. Der grosse Schweizer Autor und Denker tat sich schwer. Denn aus der alltäglichen Erfahrung lässt sich dieses Gesetz nicht erschliessen. Dass die Welt eine Scheibe und irgendwo zu Ende sei, dass man ins dunkle Meer der Finsternis falle oder verbrenne, wenn man über den Rand hinausfahre, glaubten die meisten Menschen des 15. Jahrhunderts, und der Papst musste besondere Vergünstigungen für das Seelenheil gewähren, nämlich einen Generalablass, damit der portugiesische König Heinrich der Seefahrer (1394–1460) überhaupt Mannschaften für seine Entdeckungsreisen fand. 1434 gelang es seinen Seefahrern, das Kap Nun südlich von Agadir an der marokkanischen Atlantikküste zu umfahren. Man stellte fest, dass dort das Meer weitergeht und die Länder reich und schön sind. Dabei waren schon griechische Philosophen der Antike von einer Kugelgestalt der Erde ausgegangen. Eratosthenes von

Kryene (um 276–194 v. Chr.) hatte den Umfang dieser Kugel mit geometrischen Verfahren auf etwa 40 000 Kilometer berechnet – was beinahe dem heutigen Wert entspricht! Eine Vorstellung vom Kosmos mit einer feststehenden Erdkugel, um die sich die Himmelskörper bewegen, entwickelte Claudius Ptolemäus (um 100–180). Dieses Weltbild behielt bis ins 16. Jahrhundert Gültigkeit. Obwohl Ptolemäus viel Unwirkliches über die Beschaffenheit und die Bewohner unbekannter Länder schrieb, geht das heutige Orientierungssystem auf ihn zurück: Seine Definition der Breitengrade (Äquator 0 Grad, Pole +/–90 Grad) ist bis heute gültig.

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AUFBRUCH INS UNBEKANNTE

Erstmals umrundete 1510 bis 1522 unter der Leitung von Ferdinand Magellan (1480–1521) ein Schiff die Welt. Ein unglaubliches Unternehmen, wenn man bedenkt, dass Seewege zu dieser Zeit üblicherweise Erfahrungswege waren. Statt genauer Seekarten gab es lediglich Segelanweisungen: «Segle drei Tagesreisen in die Nacht (nach Westen), dann wende dich

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Museum HIGHLIGHTS IM MUSEUM

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dem Mittag (Süden) zu. So wirst du nach der Zeit, die die Sonne über dem Himmel zurücklegt (ein Tag), das Gestade erblicken!» Man erkannte anhand von Landmarken, Strömung und Tieren, wo man sich befand. Sanduhren halfen bei der Geschwindigkeitsmessung. Was aber, wenn man ins Unbekannte segelte? Etwa um einen Seeweg nach Indien zu finden, zu den kostbaren Gewürzen, die in langen, komplizierten Handelswegen über die arabischen Länder Venedig und das übrige Europa erreichten und die so unsagbar teuer waren, dass sie mit Gold aufgewogen wurden? Zu Fahrten ins Unerforschte taugten die auf Erfahrung beruhenden Navigationsverfahren nicht. EINE «VERRÜCKTE» IDEE

Zur Orientierung in Nord-Süd-Richtung, also zur Bestimmung des Breitengrads, halfen seit dem 13. Jahrhundert der Kompass und die Höhe des Sonnenstands über dem Horizont. Zur Bestimmung des Längengrads eine Uhr einzusetzen, schlug bereits 1530 der niederländische Wissenschaftler Gemma Frisius (1508–1555) vor. Damit wäre ein abstraktes System zur Orientierung gewonnen, das sich auch auf unbekannte Gegenden übertragen liess. Noch hundert Jahre nach Frisius glaubte man jedoch nicht, dass solche Messungen möglich seien: «Ich weiss nicht, ob es dem Teufel gelingt, eine Längengrad-Uhr zu bauen, aber es ist verrückt für einen Menschen, es zu versuchen», lautet eine Äusserung um 1630. Eine andere Möglichkeit, den Längengrad zu bestimmen, wären aufwendige astronomische Beobachtungen, zu denen genaue Sternkarten notwendig sind – die zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch nicht existierten. Der Wettkampf zur Entdeckung neuer Horizonte wurde immer grösser: Noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren den Europäern weite Teile der Welt unbekannt, darunter der gesamte pazifische Raum. Ein zuverlässiges Navigationssystem tat

not. Aus diesem Grund bestellte die englische Regierung 1714 ein Gremium, das «Board of Longitude», und setzte einen Preis von 20 000 Pfund aus für denjenigen, der ein zuverlässiges System zur Messung des Längengrads fand. DIE UHR BEDEUTETE MACHT

Der Begriff «Marinechronometer» wurde wahrscheinlich von Jeremy Thacker geprägt, der selbst einen Vorschlag für einen solchen Chronometer machte. Den Preis gewann schliesslich John Harrison (1693– 1776): 1760 stellte er eine Uhr vor, die unter den speziellen Bedingungen an Bord eines Schiffs eine sehr zuverlässige Ganggenauigkeit aufwies. Damit konnte man die Zeit des Abfahrtshafens «mitnehmen» und mit der lokalen Zeit auf dem Meer vergleichen. Aus der Differenz liess sich dann der Längengrad ermitteln. Die Marinechronometer waren anfänglich wissenschaftliche Instrumente für Forschungsexpeditionen. Erst von 1825 an wurden die Schiffe der Royal Navy routinemässig damit ausgestattet, die Handelsmarine und andere Länder folgten noch später. Gleichzeitig mit der allgemeinen Verbreitung der Marinechronometer wurden Dampfschiffe entwickelt und gebaut. Von da an wurden die Meere in einem zuvor nicht vorstellbaren Ausmass befahren. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts werden Marinechronometer industriell hergestellt, seit dem späten 20. Jahrhundert navigieren die Schiffe mit Computersystemen und Satelliten. Wenn man heute nach einer Flugreise etwa von New York am Flughafen Zürich ankommt, wird der Taxifahrer zwar nicht mehr glauben, die Welt sei eine Platte. Aber er wird sein GPS-Navigationssystem einschalten. Und auch dieses funktioniert nur dank genauer Zeitmessung – also genau so, wie dies die legendären Marinechronometer des 18. Jahrhunderts erstmals ermöglichten.

Im Uhrenmuseum Beyer sind zehn Marinechronometer ausgestellt, unter ihnen drei besonders berühmte:

GROSSER MARINECHRONOMETER NR. 16 MIT GEWICHTSANTRIEB Von Ferdinand Berthoud (1727–1807), Paris 1775 (Bild rechts). Zusammen mit John Harrison gilt der Schweizer Ferdinand Berthoud aus Plancemont im Kanton Neuchâtel als Pionier des Marinechronometer-Baus. Er erhielt von König Ludwig XV als Erster den Titel «Horloger de la Marine».

MARINECHRONOMETER «LA PETITE RONDE» Von Pierre Le Roy (1717–1785), Paris um 1771. Pierre Le Roy, dessen Vater, Julien Le Roy, ebenfalls ein berühmter Uhrmacher war, entwickelte technische Einzelheiten für das Uhrwerk, die heute noch die Grundlagen beim Bau von Chronometern bilden.

MARINECHRONOMETER NR. 28 Von Pierre-Louis Berthoud (1754– 1813), Paris um 1800. Der Neffe von Ferdinand Berthoud gilt als der noch bedeutendere Uhrmacher: Der Chronometer Nr. 28 verfügt über die aufwendigste Uhrentechnik, die damals überhaupt möglich war. beyond 13/2011

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Standortbestimmer: FĂźr diesen Chronometer wurde der Schweizer Uhrenpionier Ferdinand Berthoud von KĂśnig Ludwig XV. geadelt.

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Swiss made

DER SÜSSE KNACKS

Für unseren Autor ist die Beziehung zum Kägi-Fret eng verknüpft mit einem spontan entstandenen Lied auf einer Schulreise.

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U

nsere Ausflüge in der Primarschule fanden, man muss

spontane Idee gehabt, eine Betriebsbesichtigung zu machen.

das so deutlich sagen, in der audiotechnischen Steinzeit statt:

Während er sich erkundigen ging, sangen wir wieder los; laut

Keine Spur von iPods oder MP3-Playern, nicht mal der Walkman

und immer lauter: «Ich wett, ich hett es Kägi-Fret, ich wett ich

war erfunden! Also mussten wir halt selbst singen – im Zug,

hett es Kägi-Fret!» Nach ein paar Minuten kehrte er enttäuscht

beim Wandern, beim Znüni, beim Zvieri. Es war meist das

zurück und sagte, für eine Besichtigung hätte man sich voran-

übliche fröhliche Zeugs, das alle damaligen Eleven intonierten:

melden müssen, es tue ihm leid. Wir wollten eben abzotteln, als

«Hey, ho, spann den Wagen an», «S’Ramseiers wei go grase»,

uns jemand zurückpfiff – es war ein Kägi-Mitarbeiter. Er über-

«Det äne am Bergli». Allerdings, und das machte die Sache

reichte uns einen bis oben vollen Sack mit Kägi-Frets und dank-

lustiger, hatten wir Tschüge in unseren Reihen – einen vifen

te uns für das hübsche Ständchen. Der Jubel war grenzenlos,

Denker, der zu allem, was ihm vor die Augen, unter die Nase

wich aber bald einem anderen Geräusch – nämlich dem süssen

oder in die Finger kam, spontan einen Singsang zu kreieren

Knacks, der entsteht, wenn kleine Grossmäuler ihre Zähne in

wusste.

ein Kägi-Fret hauen.

Es war auf einer Reise durchs pittoreske Toggenburg, als

Die liebevolle kleine Geste hatte eine grosse Wirkung: Wir

unser Lehrer während einer Rast ein Kägi-Fret auspackte und

Lausbuben verzichteten auf der Heimreise auf die üblichen

erzählte, dass die feinen Schoggiwaffeln in just dieser Region

Streiche, was den Lehrer glücklich machte – und unsere Mütter

hergestellt würden. Tschüge brauchte fünf Sekunden, dann

sahen sich mit der Herausforderung konfrontiert, Leibchen und

hatte er den Reim beisammen. Er johlte: «Ich wett, ich hett es

Hosen von unzähligen Schoggifingerflecken befreien zu müssen.

Kägi-Fret, ich wett, ich hett es Kägi-Fret!» Wir andern stimmten

Jahre später hatte ich dann noch zwei «Aha»-Erlebnisse zu

mit ein, und auch wenn das Lied eher monoton klang, hatten

dieser Geschichte. Erstens realisierte ich, dass Tschüge seinen

vorbeispazierende Einheimische ihre sichtliche Freude daran.

Reim vom Werbeslogan «Ich wett, ich hett es Happy-Bett» abge-

Der Lehrer schmunzelte. Dann, plötzlich, dirigierte er uns zum

kupfert hatte. Und zweitens lernte ich, dass Fret nicht der ulkige

Postauto, und eine halbe Stunde später standen wir verblüfft vor

Vorname von Grossvater Kägi, sondern die Abkürzung von

der Fabrik Kägi Söhne AG in Lichtensteig. Der Lehrer hatte die

Gaufrette war – dem französischen Begriff für Waffel.

von Thomas Wyss

Foto Lucas Peters

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Byline Blindtext

«Ich wett, ich hett es Kägi-Fret»: Diese Waffeln verwandeln den Gaumen in eine Disco.

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Highlights MANUFAKTURBESUCH BEI PATEK PHILIPPE

EINBLICKE IN DIE UHRMACHERKUNST BEI IWC

Wie jedes Jahr lud Patek Philippe auch diesen Sommer eine Gruppe ausgewählter Beyer-Kunden nach Genf ein. Allein für das Museum müsste man eine Woche Zeit und Musse mitbringen, um all die Schätze würdigen zu können, die hier ausgestellt sind. Thierry und Philippe Stern empfingen die BeyerGruppe höchst persönlich. Und Paul Buclin, Maître Horloger Patek Philippe, erlaubte einen tiefen Einblick ins Innenleben der Prestigeuhren.

Mitte Mai machte sich eine auserlesene kleine Gruppe von Beyer-Kunden mit dem Reisecar auf nach Schaffhausen: Der Besuch in der IWC-Manufaktur stand auf dem Programm, und den Gästen mangelte es an nichts. Bei Prachtswetter genossen sie den Museumsbesuch, das Mittagessen auf Schloss Wörth und die Schifffahrt zum Rheinfall. Höhepunkt für die IWC-Fans aber war der kleine Uhrmacherkurs – und die Präsentation der neusten Modelle.

68 Sandra und Noel Ghiocchetti.

Manuel Bucher, Daniel Reichmuth und Paul Buclin.

Am grössten Wasserfall Europas.

Ein Uhrmacherkurs macht glücklich.

Philippe Stern lud zum Lunch.

Marion Zelter und Thomas Benz.

Im Sonnenschein dem Rheinfall entgegen.

Rasa Ustinaviciute, Ramune Cesnuliene.

Werner Achermann.

Stella und Konstantinos Damadis. beyond 13/2011

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«CARTIER TIME ART» Die Ausstellung «Cartier Time Art» im Museum Bellerive in Zürich beleuchtete das Streben des Traditionshauses nach Perfektion in der Herstellung aussergewöhnlicher und komplexer Uhren. Entwickelt wurde sie unter der Leitung des japanischen Designers Tokujin Yoshioka, der für die Kunstwerke eine mystische Atmosphäre schuf. Zu sehen waren über hundert verschiedene historische Uhren aus der Cartier-eigenen Sammlung und zwanzig exklusive aktuelle Modelle. Cartier lud BeyerKunden zu einer exklusiven Führung durch die Ausstellung ein sowie zu einem erstklassigen Dinner in den neuen Pavillon des Hotels Baur au Lac. Gastgeber Wilfred Gisiger von Cartier wusste die kleine Gruppe mit zauberhaften Anekdoten und kulinarischen Köstlichkeiten zu verwöhnen.

69 Objekte der Begierde: «Cartier Time Art» im Museum Bellerive.

Brigitte Meyenberg, Monika Leonhardt.

Delphine Favier und Peter Spleiss.

Mysteriöse Tischuhr mit Gottheit (1931).

Jürgen Delémont.

Maria Dora und Fritz Reimer.

Laurent Eperon und Wilfried Gisiger.

Erstklassiges Dinner im Baur au Lac.

Zahra Ludwig und René Beyer.

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Highlights UHREN UND KULTUREN BEI A. LANGE & SÖHNE

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Die Manufaktur A. Lange & Söhne in Glashütte bei Dresden gehört zu den angesehensten Uhrenmarken der Welt. Wie jedes Jahr lud sie Beyer-Kunden zu einer überaus interessanten Reise ein. Nach dem Check-in im luxuriösen Hotel Bülow Palais ging es weiter zum Restaurant Schloss Eckberg. Nach dem Essen stand eine exklusive Führung durch die berühmte Semperoper auf dem Programm, bevor sich die Gruppe aufmachte zu einem Streifzug durch die barocke Altstadt und den spannenden Tag bei einem herrlichen Abendessen im Hotel ausklingen liess. Am nächsten Tag gings nach Glashütte in die Manufaktur von A. Lange & Söhne und ins wunderbare Uhrenmuseum. Das traditionell sächsische Mittagessen im Schillergarten an der Elbe bildete den Schlusspunkt dieser unvergesslichen Reise.

Die traditionsreiche Semperoper.

Die Beyer-Gruppe vor Dresdens barockem Meisterwerk: dem Zwinger.

Dinner im Hotel Bülow Palais.

Karin und Thomas Kade.

Nadine und Reto Casarotti.

Schloss Eckberg.

Silvia Woski.

Klaus Woski. beyond 13/2011

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WUNDER GESCHEHEN

BANKERS BEST

Die wahre Geschichte hinter der neuen Kollektion von Wellendorff ist folgende: Bei einem Grossbrand wurden Hab und Gut einer Familie ausgelöscht. Nur ein Anhänger mit einem Schutzengel blieb erhalten. Das traditionelle Familienunternehmen Wellendorff (seit 1893), nahm sich dieser Familie an – und die Geschichte auf: Die neue Kollektion zeigt auf jedem einzelnen Schmuckstück einen Schutzengel, der die Trägerin sicher durchs Leben geleiten soll. Sie wurde von Christoph Wellendorf Ende Oktober persönlich und exklusiv für Kunden von Beyer Uhren & Juwelen im Zürcher Restaurant Conti präsentiert.

Mitte April präsentierte Beyer interessierten Bankern die wichtigsten Neuheiten der Uhrenmessen in Basel und Genf. Bei Champagner und Häppchen kam schnell gute Stimmung auf, während René Beyer die Neuheiten mit Insider-anekdoten würzte. Der Anlass stiess auf hervorragende Resonanz: Es meldeten sich weit mehr Gäste an als erwartet. Die Banker schätzten das Update unter anderem, weil sie das erlangte Wissen über Schweizer Uhren später an ihre Kunden weitergeben können.

Ugo Facca, Pina Bisig und Claude Jenni.

Bettina und Simon Roth.

Christoph Wellendorff, René Beyer.

Carlo Mutschler, Susanne Battegay und Christoph Bosshard.

Claudia Beyeler und Anja Römer.

Natalie Fernandez, Snezhana Brandenburg.

Olga Meier und Nadiya Neumay.

Sandra Seoane und Renée Iten.

Suheda und Marc Hartenbach.

Sabine Weinhardt, Markus Baumgartner und Andrea Schröder.

Manuel Ritter, Silvia Stapf, Urs Jucker.

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Highlights

ZAUBER DER MUSIK

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Gabriel Emanuel Arnold, einer der begnadetsten jungen Pianisten der Schweiz, spielte am 24. September in der Kleinen Tonhalle in Zürich. Beyer Uhren & Juwelen lud hundert Gäste zu diesem Anlass ein. Sie waren begeistert: Einmal mehr vermochte der Künstler sein Publikum zu einer Standing Ovation hinzureissen – mit Stücken von Chopin, Brahms und Beethoven. Nach der Vorstellung fand ein VIP Apéro mit Arnold statt, an dem der Pianist die Fragen des Publikums beantwortete und von seiner Leidenschaft erzählte.

René Beyer, Gabriel Emanuel Arnold, Anna Maria und Urs Ledermann.

Gabriel Emanuel Arnold.

Denis Strozzega und Daniel Suter.

Dr. Ursula Sonderegger, Romana und Dr. Daniel Oriesek.

DAS ALBUM ZUM ABEND Die amerikanische Botschafterin Susan Elbow und René Beyer.

Sandra Bänninger und Sabri Abidi.

Evelina Künzli und Ahmet Bilge.

VIP-Lounge vor der Kleinen Tonhalle.

René Beyer war dermassen angetan von Gabriel Emanuel Arnolds Pianospiel, dass er sich spontan entschied, im Sinne einer Talentförderung eine auf 500 Stück limitierte CD produzieren zu lassen: Das Album ist ab sofort für 30 Franken bei Beyer an der Bahnhofstrasse erhältlich. Darauf finden sich von Chopin die Etüde Op. 10 No. 5, die Nocturnes Op. 9 No. 1 und Op. 72 No. 1, von Beethoven die Sonate No. 23 «Appassionata» und von Bach die «Chaconne» aus der Partita Nr. 2, bearbeitet von Ferruccio Busoni.

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gebend.

Wir gratulieren Beyer zur Eröffnung der Patek Philippe Boutique. Die Beyer Chronometrie AG präsentiert die edelsten aller Uhren in einer neuen, stilvollen Ambiance. Das freut das Haus NZZ ganz besonders, weil wir selbst die schönsten Accessoires der gepflegten Lebensart in neuer Form vorstellen: jeden Sonntag im Magazin «Stil».

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Highlights

«SUPER CONNY» ALS BACKOFEN Es war warm an diesem 26. August, sehr warm sogar. Die Passagiere auf dem Vormittagsflug wurden zwar nur halb gekocht, die zweite Gruppe am Nachmittag aber schwitzte wie in einer Sauna: 45 Grad im Innern der Lockheed Super Constellation – das schlug wahrscheinlich alle Rekorde. Aber die Stimmung war nicht nur feucht, sondern auch ausserordentlich fröhlich, und die Breitling-Fans genossen den Flug über die Schweizer Alpen in vollen Zügen.

74 Wie im Bilderbuch: Kaiserwetter und die Eigernordwand zum Greifen nah.

Debora Schär und Ben Küffer.

Du Quoc und Du Hung Truong.

Ernst Frei, Renée Chen und René Beyer.

Heiss, aber happy: Die Fluggäste am Nachmittag.

Kurt und Eveline Staub.

Bewegend: Cockpit der «Super Conny».

Wolfgang Henggeler und Brigitte Frehner.

Marco und Daniel Meier, Benjamin Romer.

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TAO’S Alles unter einem Dach

TAO’S Restaurant

ASIA Restaurant

TAO’S Bar & Smoker’s Lounge

ICON Club

Restaurant, Smoker’s Lounge, Bar, Club St. Peterstrasse 1 / Augustinergasse 5, 8001 Zürich Tel. +41 44 448 11 22 – welcome@taos-lounge.ch – www.taos-lounge.ch beyond_13_11_75.indd 05 n o _210x275.indd 1 1

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Wunschliste

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MEINE TRAUM UHR Die Beyer-Mitarbeiter an der Verkaufsfront haben täglich mit den schönsten Uhren zu tun. Wir haben sie gefragt, von welchem Modell sie träumen.

von Matthias Mächler Fotos Simone Bischofberger-Gumpp beyond 13/2011 beyond_13_11_76-79.indd 76

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SCHLICHT PERFEKT

LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK

«

Bild Rolex 1929 von ‚The Best of Time: Rolex Wristwatches. Schiffer Publishing 2006‘

Wir sind umgeben von Traumuhren, den Superlativen der Uhrenwelt: Eine Patek Philippe Minutenrepetition mit ewigem Kalender ist und bleibt ein Fixstern im Uhrenuniversum – faszinierend, wunderschön. Aber eben wie ein Stern – unerreichbar für einen normalen Menschen. Darum träume ich von einer anderen Uhr, von einer Platin gewordenen Verführung mit Parachrom-Spiralfeder, Paraflex-Stosssicherung und himmelblau schimmerndem Zifferblatt mit KeramikApplikationen. Vielleicht haben Sie es erraten: Es ist eine Rolex Day-Date II mit polierter Lünette und PresidentArmband.» Markus Baumgartner, Verkaufschef Beyer

Verführerisch: Rolex Day-Date II

Aus einer anderen Zeit: Rolex aus dem Jahr 1929

EIN STÜCK GESCHICHTE

«

Es waren schon immer Vintage-Uhren, die mich faszinierten. Das hat mit meiner Leidenschaft für Geschichte zu tun, aber auch mit meinem Budget: Gerade bei den Damenuhren gibt es im Vintage-Bereich wunderbare Schnäppchen, weil Damen oft lieber ein neues Modell tragen als eine alte Uhr. Mein grosser Traum ist diese Rolex aus dem Jahr 1929, eine Armbanduhr aus Sterlingsilber mit einem Gehäuse in Kissenform. Eigentlich ist das Modell eine Herrenuhr, aber diese Herrenuhren waren damals so klein, dass sie heute durchaus als Damenuhren durchgehen.»

«

Es gibt zwei Modelle von Patek Philippe, von denen ich die Augen kaum lassen kann. Die moderne, sportlich-elegante Referenz 5205G mit Jahreskalender und Mondphase würde ich auch in der Freizeit tragen. Die Referenz 5396G hingegen, ebenfalls mit Jahreskalender mit Mondphase, ist mit ihrem versilberten Zifferblatt und dem geschliffenen CalatravaGehäuse von dermassen zeitloser und eleganter Schönheit, dass man sie in den nobelsten Situationen tragen kann. Vorderhand bleiben die beiden Modelle Träume, denn ich besitze schon eine Patek Philippe und trage sie noch nach Jahren jeden Tag mit grösster Freude.»

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Eric Ritter, Verkaufsleiter Patek Philippe Boutique

Monika Leonhardt, Kuratorin Uhrenmuseum Beyer

Nobel: Patek Philippe Ref. 5396G

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Wunschliste

Avantgardistisch: Patek Philippe Ref. 5205

DIE WELT AUF EINEN BLICK

«

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«Denken ist die Arbeit des Intellekts, Träumen sein Vergnügen.» Victor Hugo

Als ich noch in China lebte, besass ich eine Liste mit den zehn bedeutendsten Uhrenmarken der Welt – sie kamen alle aus der Schweiz. Heute lebe ich selber in der Schweiz und bin im besten Uhrengeschäft der Welt umgeben von den schönsten Uhren. Wir Chinesen träumen nun mal gern von Superlativen. Also träume ich davon, irgendwann eine Patek Philippe zu besitzen, weil bei dieser Marke einfach alles stimmt. Am meisten fasziniert mich das Modell Worldtime (Ref. 5131) mit der farbigen Email-Weltkarte auf dem Zifferblatt. Es ist aber leider so begehrt, dass es unseren Kunden vorbehalten bleibt.» Xiaoxia Vögelin, Verkauf

Begehrt: Patek Philippe Ref. 5131

DER ZEIT VORAUS

«

Bei der Referenz 5205 von Patek Philippe steht trotz Jahreskalender und Mondphasen-Anzeige das avantgardistische Design im Vordergrund. Lackschwarze Stunden- und Minutenzeiger sowie ein weisser Sekundenzeiger auf grauem Zifferblatt: Das ist aussergewöhnlich modern für die sonst sehr traditionsbewusste Marke. Alle Komponteen passen ausgezeichnet in die heutige Zeit. Das gefällt mir. Nächstes Jahr bin ich zehn Jahre bei Beyer: Das Jubiläum wäre eigentlich ein guter Grund, mir diesen Traum zu erfüllen.» Carlo Mutschler, Leiter Goldschmiedeatelier und stv. Verkaufsleiter Beyer

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Einzigartig: Tischuhr Atmos von Jaeger-LeCoultre

DIE LEGENDE LEBT DER TON MACHT DIE MUSIK

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PURE LEIDENSCHAFT

«

Als Uhrmacherin träume ich nicht von einem bestimmten Modell, sondern von einer Funktion: die Minutenrepetition. Und keine Minutenrepetition klingt schöner als die von Patek Philippe. Während meiner Ausbildung war die Patek-Minutenrepetition ein Mythos. Erst hier bei Beyer erlebte ich sie erstmals live: Als die Hämmerchen die Zeit schlugen, war ich regelrecht gerührt. Dieser Klang, durch eine höchst komplizierte Mechanik verursacht, ist für mich das Schönste, was die Uhrmacherkunst geschaffen hat.»

Seit zwanzig Jahren arbeite ich in dieser Branche: Da begegnet einem immer wieder eine Traumuhr. Die eine oder andere leistet man sich sogar. All diese Jahre als Traum und Faszination begleitete mich die legendäre Tischuhr Atmos von Jaeger-LeCoultre. Ihr Design hat sich seit 1930 weiterentwickelt, die Technik aber bleibt dieselbe: Bei einem Temperaturunterschied von einem einzigen Grad lädt sich die Uhr selber auf; sie ist ein fast perfektes Perpetuum mobile. Natürlich braucht ein solches Kunstwerk den richtigen Platz, der fehlt mir noch. Aber ich weiss: Irgendwann werde ich ihn finden!»

Ich bin ein hoffnungsloser Breitling-Fan und habe mir schon zweimal einen riesigen Traum erfüllt: einmal mit dem Chronomat 44 mit dem ersten eigenständigen Breitling-Werk und dieses Jahr mit dem Navitimer 01 in Rotgold, der auf 200 Stück limitiert ist. Die Transocean wäre natürlich die Erfüllung aller Träume: Sie ist eher klassisch und nicht so wuchtig wie andere BreitlingModelle. Doch in nächster Zeit muss ich vernünftig bleiben. Statt an meinem Handgelenk werde ich sie halt einfach in der Auslage im Geschäft anhimmeln.»

Isabelle Kappeler, Uhrmacherin

Linda Grabsch, Verkauf

Regula Sigg, Verkauf

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Rührend: Die Hämmerchen links schlagen mit einem hellen Klang die Zeit.

Die Edle: Breitling Transocean Chronomat beyond 13/2011

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HEILIGER BIMBAM Jeden Samstag um 19 Uhr l채uten die Kirchen der Z체rcher Innenstadt den Sonntag ein: mit einem bewegenden akustischen Spektakel. Illustration Karin.ch

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City Insbesondere, wer auf der Münsterbrücke steht, erlebt das Geläut in seiner ganzen Pracht. Es ist, als ob das geschäftige Zürich einen Moment innehält und sich einem Stück Magie hingibt.

1 ST. AUGUSTINERKIRCHE

5

2 1

1844 bekamen die Katholiken im reformierten Zürich ihre erste Kirche – unter der Bedingung, dass sie auf Kirchturm und Glocken verzichten! 1873 übernahmen die Christkatholiken die Kirche, 1900 erhielt sie einen Turm und fünf Glocken.

4 3

2 KIRCHE ST. PETER Schon 1366 zeigte der St. Peter die Zeit an, seit 1538 tut ers auf den vier grössten Zifferblättern Europas. Das Uhrwerk von 1844 wurde erst 1996 durch eine zentrale Computeranlage ersetzt. Die fünf Glocken wurden 1880 in der Giesserei Jakob Keller in Zürich gegossen und bis 1927 von Hand geläutet.

3 FRAUMÜNSTER

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Es birgt die grösste Orgel im Kanton Zürich und ist weltberühmt für seine Chagall-Fenster: Das Fraumünster kann sich aber auch hören lassen – das Geläut umfasst seit 1874 vier grosse Glocken der Zürcher Giesserei Jakob Keller und seit Pfingsten 2007 eine fünfte, kleine Glocke der Giesserei Rüetschi in Aarau.

4 WASSERKIRCHE Auf dem Glöcklein steht «Freude verkünden». Dies tut Siegristin Sonja Freuler, indem sie neben der Kirchentür den Vierkantschlüssel dreht: Dann bimmelt das magische Glöcklein – bei Gottesdiensten, Hochzeiten, Abdankungen und manchmal, etwa vor einem Konzert, auch mitten im grossen Samstagabendgeläut.

5 GROSSMÜNSTER Der Nordturm beherbergt ein vierstimmiges Geläut, das 1889 von Jakob Keller gegossen wurde, und eine fünfte Glocke im Dachaufbau. Die grösste Glocke hat einen Durchmesser von 1,8 Metern, wiegt vier Tonnen und läutet jeden Sonntag um 19 Uhr den Tag aus.

6 PREDIGERKIRCHE Die «Niederdorfkirche» steht für die gelebte Ökumene und birgt im Predigerchor die älteste Glocke Zürichs (1451). Der Kirchturm mit dem fünffachen Geläut wurde erst 1900 errichtet, nachdem das Dominikanerkloster abgebrannt war. Wenn alle Glocken läuten, bewegt sich der Turm bis zu vier Zentimeter.

7 LIEBFRAUENKIRCHE

Sie steht zwar im Kreis 6, gehört aber zur Altstadt: Der Turm der katholischen Kirche erinnert an einen romanischen Campanile und birgt ein Geläut mit sechs Bronzeglocken der Giesserei Rüetschi in Aarau.

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Zeitgeist

6__ Was verkörpert für Sie den

KATHARINA BLANSJAAR

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… leitet das Ressort Stil und das Magazin Z der NZZ am Sonntag. Seit ihrem 18. Geburtstag trägt sie eine Rolex Submariner. Später kam als Erbstück eine Pasha C von Cartier hinzu. Wenn sie sich heute eine Uhr kaufen würde, dann die Fliegeruhr Mark XVI von IWC, weil sie so schön schlicht und einfach sei, sagt Katharina Blansjaar. Und: «Eine Uhr muss nicht modisch sein, sondern zeitlos – damit sie einen im Idealfall ein ganzes Leben lang begleitet.»

heutigen Zeitgeist?

Dass wir in die Zeit, die uns zur Verfügung steht, immer mehr hineinpacken. Das ist eine grosse Bereicherung – aber nur, wenn man nicht vergisst, zwischendurch auch einmal innezuhalten.

1__

7__ Welche Tageszeit ist Ihnen am wichtigsten, und wieso?

Welche Zeitzeugen bewundern Sie?

Für uneingeschränkte Bewunderung bin ich nicht zu haben – schon gar nicht für Menschen, die ich Die frühen Morgenstunden, wenn um mich herum nicht persönlich kenne. Ich ziehe es vor, Menschen noch alles schläft und die Welt wie in Watte gepackt zu mögen – trotz oder auch gerade wegen ihrer ist. Früh aufzuwachen, ist für mich ein Luxus, weil Fehler und Macken. ich mir dann Zeit für mich selbst nehmen kann.

2__ Wofür nehmen Sie sich gern Zeit, und warum?

8__ In welcher Zeit hätten Sie gern gelebt?

In keiner ausser dieser. Von der Zukunft vielleicht Ich nehme mir Zeit zum Lesen, jeden Tag. Richtige abgesehen. Nur könnte die natürlich ganz anders Bücher aus Papier – in dieser Hinsicht bin ich sehr aussehen, als ich sie mir vorstelle. altmodisch.

3__ Wann spüren Sie

9__ Welche Erinnerung verbinden Sie mit Ihrer Armbanduhr?

die innere Uhr? Jene, dass meine Eltern damals – obwohl sie heftig Etwa um drei Uhr nachmittags. Da neigt sich meine protestierten – so tolerant waren, mir den Wunsch Produktivität jeweils für zwei Stunden dem Nullpunkt nach einer Herrenuhr zu erfüllen. Damenmodelle entgegen. fand und finde ich unpassend für mich.

4__ Wann waren Sie das letzte Mal unpünktlich?

10__ Was ist Zeit, ausser Geld?

Das muss wegen eines absoluten Notfalls gewesen Die Zeit mag eine feste physikalische Grösse sein; sein – ich bin eigentlich überpünktlich. in unserer Wahrnehmung ist sie es nicht. Sie quält einen fast täglich, ob sie nun zu schnell oder zu langsam verrinnt. Und ist sie einmal vergangen, __ Worin sind Sie der Zeit voraus, kehrt sie nicht wieder zurück.

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und wie tun Sie das?

Ich beschäftige mich lieber bewusst mit dem Hier und Jetzt, als vorauseilend die Gegenwart aus den Augen zu verlieren.

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Z WEI H ERZEN. H ÖCHSTE P RÄZISION.

DUOMÈTRE À QUANTIÈME LUNAIRE. Kaliber Jaeger-LeCoultre 381. Das “Dual-Wing”-Konzept ist eine wahre uhrmacherische Revolution, die zwei unabhängige Räderwerke beherbergt, welche über ein einziges Regulierorgan synchronisiert werden. Die patentierte blitzende Sekunde ermöglicht Zeitmessungen auf die 1/6 Sekunde genau.

HABEN SIE JEMALS EINE RICHTIGE UHR GETRAGEN?

Im Rahmen der Kooperation zwischen Jaeger-LeCoultre und der UNESCO werden maritime Schutzprojekte der Öffentlichkeit vorgestellt und gefördert. Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache. www.jaeger-lecoultre.com

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