beyond 16/2013

Page 1

beyond Das Magazin der Beyer Chronometrie

16/2013

JEAN-CLAUDE BIVER

zu hause beim h u b l o t- C h e f CHRONOBIOLOGIE

der inneren uhr auf der spur UHREN UND SCHMUCK

die sChรถnsten neuheiten

beyond16_cover.indd 1 Umschlag_Beyond_16.indd 1

18.04.13 02.05.13 13:30 22:02


Umschlag_Beyond_16.indd 2

02.05.13 22:03


S_03_Beyond_16.indd 1

23.04.13 11:43


EDITORIAL

Liebe Kundin, lieber Kunde Liebe Freunde des Hauses Beyer Der Frühling ist da, die Welt blüht auf und zaubert Farbe in den Alltag. Grund genug, auch unserem Magazin beyond ein luftiges neues Kleid zu schneidern. Unsere Redaktionsleiterin, Katrin Roth, hat mit ihrem Team ganze Arbeit geleistet: Die Reportagen und Interviews aus der wunderbaren Welt der Uhren kommen jetzt noch eleganter, noch leichter daher. Und mit neu geschaffenen Rubriken möchten wir Sie zusätzlich inspirieren. Wir sind gespannt, wie Ihnen das neue Layout gefällt, und wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

4

Herzlich, Ihr

Inspiriert: Jean-Claude Biver, Redaktionsleiterin Katrin Roth, René Beyer und Journalist Matthias Mächler nach dem Hublot-Fondue (ab Seite 16).

Flower-Power: Stylistin Mirjam Kaeser beim Gestalten der Bijoux-Geschichte (ab Seite 26).

Neue Bildsprache: Fotograf Mathias Zuppiger beim Shooting fürs aktuelle beyond-Cover.

Gute Karten: Unsere Antikuhren setzten wir in den Swiss Casinos Zürich in Szene (ab Seite 46). beyond 16/2013

S_04_Beyond_16.indd 4

23.04.13 11:32


Jede Lange-Uhr ist einzigartig. Genau wie die Menschen, die sie fertigen.

Keine zwei Exemplare der Lange 1 Daymatic sind hundertprozentig

abzustimmen. Und nur erfahrene Finisseure können jedes Einzelteil

gleich. Denn die menschliche Hand ist bei der Fertigung einer

ästhetisch perfekt vollenden – jeweils auf ihre individuelle Weise. So

A. Lange & Söhne durch nichts zu ersetzen. Nur die Meisteruhrmacher

entsteht ein Unikat, das nur bei den ausgesuchtesten Juwelieren der

von Lange sind in der Lage, alle Komponenten perfekt aufeinander

Welt erhältlich ist. Wie bei Beyer in Zürich www.lange-soehne.com

Final_LD_CH_C_Beyer_Beyond_L1Day_L1_PG_210x275_ATMO-053-13.indd 1 S_05_Beyond_16.indd 1

05.04.13 11:43 16:39 23.04.13


I N H A LT 8 B A C K S TA G E Events, Menschen, News und Zeitgeist 12 K O L U M N E Philipp Tingler über archaische Mechanismen 14 D I E B E Y E R S Theodor René Beyer: Der Weltgewandte 16 S P E Z I A L Zu Gast bei Hublot-Chef Jean-Claude Biver 22 S A V O I R V I V R E Trends, Tipps und schöne Dinge 26 B I J O U X Frühlingserwachen: Unsere Neuheiten 36 B E G E G N U N G Chronobiologe Till Roenneberg 40 Z E I T R E I S E Finnlands Sommernächte ticken anders

6

42 R E P O R TA G E Hoch über Zürich: Die Urania-Sternwarte

26

46 A N T I K U H R E N Zeitlos schön: Uhren mit Patina 50 V E R K A U F Schnäppchen für Kenner: Kommissionsuhren

14

54 H A N D W E R K Aus Alt mach Neu: Die Restauratorin 58 AT E L I E R So funktioniert ein Tourbillon 62 M U S E U M Die Uhr der tapferen Freundinnen

54

66 S W I S S M A D E Farbig wie das Leben: Caran d'Ache 68 H I G H L I G H T S Magische Momente mit Beyer-Kunden 72 B A H N H O F S T R A S S E Vom Säumärt zum Paradeplatz

62

16

74 Z E I T G E I S T Zehn Fragen an Silvia Aeschbach

58

72

42

46 62 36

I M P R E S S U M beyond das Magazin der Beyer Chronometrie AG, Bahnhofstrasse 31, CH-8001 Zürich, Tel. +41 (0)43 344 63 63, www.beyer-ch.com. Herausgeber: René Beyer. Projektleitung: Katrin Roth. Art Direction und Gestaltungskonzept: Adrian Hablützel, artdepartment.ch. Redaktion: Matthias Mächler, diemagaziner.ch. Korrektorat: textissimo.ch. Bildbearbeitung: Sota AG. Druck: Heer Druck AG, Sulgen.

beyond 16/2013

S_06_Beyond_16.indd 6

23.04.13 11:49


Pierre Jaquet Droz ist der erste Uhrmacher, der seine Werke im 18. Jahrhundert nach China importiert.

The Éclipse Ivory Enamel, ref. J012633203 Automatikwerk. 68 Stunden Gangreserve. Zentrale Stunden und Minuten, Wochentag und Monat in Fenster bei 12 Uhr und Datumsanzeige mit Zeiger, Mondumlaufanzeige bei 6 Uhr.

W WW. JAQUET-DRO Z.C O M

S_07_Beyond_16.indd 1 JD_Corp_Beyond_April2013_CH.indd 1

23.04.13 11:54 05.04.2013 15:35:14


B A C K S TA G E MUSEUM —

DAN K E, SV E N D ANDERSEN! Der weltbekannte zeitgenössische Uhrmacher Svend Andersen übergab dem Uhrenmuseum Beyer einen Prototyp seiner Armbanduhr mit dem kleinsten Kalendermechanismus der Welt. Es gibt lediglich zwölf dieser winzigen Wunderwerke, die sogar im «Guinness-Buch der Rekorde» eingetragen sind. Andersen hat sie 1989 entwickelt und hergestellt. Mit der Chronometrie Beyer verbindet Svend Andersen eine tiefe Freundschaft seit der Gründung des Uhrenmuseums 1970 durch Theodor Beyer.

8

Klein, aber oho! Svend Andersen und René Beyer bei der Übergabe des Wunderwerks.

AT E L I E R —

SARA MAC HT S Für ihre Sendung «Sara machts» war die pfiffige Fernsehmoderatorin Sara Bachmann zu Gast in der Beyer Chronometrie und liess sich von Uhrmacher und Atelierleiter René Clémençon in die Uhrmacherkunst einführen. Bei der Reparatur zweier filigraner Uhrwerke bewies sie sogar richtiges Talent: Der 20-minütige Beitrag, der auf diversen Schweizer Privatsendern ausgestrahlt wurde, ist auch auf der Beyer-Homepage zu sehen. www.beyer-ch.com

Im Mikrobereich: Sara Bachmann und René Clémençon machen sich ans Werk. beyond 16/2013

S_08_Beyond_16.indd 8

23.04.13 12:59


HAPPY DIAMONDS COLLECTION

S_09_Beyond_16.indd 1

23.04.13 11:56


B A C K S TA G E

3 FRAGEN AN … —

… MARKUS B A U M G A RT N E R

Der Bereichsleiter Verkauf bei Beyer verrät, worauf man bei einer neuen Uhr achten sollte.

Ist bei den neuen Uhren ein besonderer Trend auszumachen? Die Zeiten von immer noch komplizierteren Technologien und Materialien weichen einer Rückbesinnung auf fundamental bewährte Technik. Es gilt das Motto «Reduce to the max».

10

Donald und Megan Beyer, Museumskuratorin Monika Leonhardt und René Beyer.

Was raten Sie Kunden, die sich ihre erste wertvolle Uhr kaufen wollen? Grundlegend soll eine solide, technisch und optisch auf einen weiten Zeithorizont ausgerichtete Uhr gekauft werden. Modisches, das nach einigen Jahren wieder passé ist, ergibt wenig Sinn. Eine schöne und hochwertige Uhr schafft persönliche Identifikation und hält ihr Versprechen ein Leben lang.

HOHER BESUCH —

BEYER BEI BEYER Eine besondere Ehre erwies uns Donald S. Beyer, der amerikanische Botschafter in der Schweiz. Er liess sich von seinem Namensvetter René Beyer durchs Uhrenmuseum führen und warf einen Blick hinter die Kulissen des Uhren- und Goldschmiedeateliers. Die beiden Beyers unterhielten sich nicht nur angeregt über die Schweizer Uhrenindustrie und die Bergwelt, sondern auch über die USA, wo René Beyer nach seiner Ausbildung während eineinhalb Jahren gelebt hatte.

War von den spektakulären Raritäten beeindruckt: US-Botschafter Beyer.

Im Uhrenatelier: Das Ehepaar Beyer und Uhrmacher Hans Holzach.

Und was sagen Sie jemandem, der eine Uhr als Geldanlage sucht? Eine Uhr primär als Wertanlage zu verkaufen, ist wie mit Aktien mit hohem Renditeversprechen zu handeln: spekulativ, teilweise sogar unseriös. Einzelne Uhren können kurzfristig einen Mehrwert generieren, solche Modelle sind aber dünn gesät. Wir achten darauf, dass diese Trouvaillen an Kunden gehen, die nicht damit spekulieren, sondern sie stolz tragen und sorgfältig für die nächsten Generationen aufheben. Primär gilt bestimmt, dass eine Patek Philippe, eine Rolex oder eine rare Uhr im Topsegment ihren Wert behält und er in Zukunft sogar steigen kann. beyond 16/2013

S_10_Beyond_16.indd 10

23.04.13 12:02


"WER EIN RENNFLUGZEUG MIT EINEM 3200-PS-MOTOR STEUERT, BENÖTIGT DIE ÜBERLEGENE PERFORMANCE DES WELTBESTEN CHRONOGRAFEN."

Als der junge Thom Richard in die USA kam, hatte er einige Dollars in der Tasche und nur einen Traum: fliegen. Heute, nach über 9000 Flugstunden auf seinem Konto, lebt der versierte Pilot seine Leidenschaft voll aus und nimmt namentlich an den berühmten Wettkämpfen von Reno teil, am Steuer der «Precious Metal», dem mythischsten Rennflugzeug. Nun peilt er einen Sieg in Reno und den Geschwindigkeitsweltrekord an. An seinem Handgelenk trägt er das ultrarobuste und ultrazuverlässige Instrument Chronomat, in dem ein Hochleistungsmotor tickt, ein hundertprozentiges Breitling Werk. Für Thom Richard ganz einfach der weltbeste Chronograf. 5-JÄHRIGE BREITLING GARANTIE

BR E IT L ING . C O M

S_11_Beyond_16.indd 1 Richard_Chro44_OrAc_210x275_Beyer-BR13951.indd 1

23.04.13 08:21 12:03 05.04.13


KOLUMNE

W

12

E I N LE B E N I N 01:20

ird man gebeten, eine Gastkolumne zu schreiben, und sind die Menschen, die einen bitten, gut organisiert, dann kriegt man ein paar der vorherigen Kolumnen zur Ansicht. Man liest also das Muntere, Persönliche, das anderen Autoren zum Thema «Zeit» eingefallen ist. 3000 Zeichen. Das liest man in ungefähr 1 Minute und 20 Sekunden, selbst mit Haha-, Nachdenk- oder Stirnrunzelpausen. Wenn man die fraglichen Autoren nicht kannte, so erfährt man in weniger als 90 Sekunden eine Menge über sie, fast alles: Ob sie Humor haben und ob man ihn teilt, was ihren Erfahrungshorizont ausmacht, was sie gut und was sie doof finden und ob sie als Bewegungsprinzip des ganzen Daseins eher den entfesselten Zufall gelten lassen oder aber den Zwangszusammenhang einer göttlichen Vorsehung, die durch alle Dinge hindurchreicht. (Was ist weniger belastend?) Nun gibt es sicher einige unter Ihnen, liebe Leser, die finden, 01:20 sei doch etwas knapp für so ein umfassendes Urteil. Worauf ich gern erwidern möchte, dass wir alle – also nicht nur so entnervte, oberflächliche Charaktere wie ich, son-

dern auch Sie, meine Damen und Herren – in der Regel noch sehr viel weniger Zeit aufwenden, um unsere Mitmenschen zu kategorisieren. Wir können gar nicht anders. Das sind archaische Mechanismen. Die archaischen Mechanismen der Gesichtsbeurteilung, beispielsweise. Im Antlitz Ihres Nächsten können Sie ja nicht nur dessen aktuelle Emotionen und Handlungstendenzen ablesen, sondern auch grundsätzliche Einstellungen und Präferenzen. Und zwar tun Sie dies quasi automatisch mittels eines uralten BlitzurteilSchaltkreises, der in unser aller neuronalen Struktur angelegt ist und schon nach Zehntelsekunden ein Verdikt über Intelligenz, Vertrauenswürdigkeit und viele andere (mutmassliche) Eigenschaften unseres Gegenübers abgibt. Dafür dient, quasi als Biomarker, zum Beispiel die Symmetrie eines Gesichts als Indikator oder auch der Breite-Höhe-Quotient (also die Distanz zwischen den Wangenknochen im Verhältnis zum Abstand von der Oberlippe bis zur Nasenwurzel). Ein hoher Breite-HöheQuotient kennzeichnet das sogenannte testosterongeprägte Gesicht, wird also als Anzeichen für Aggressivität und Domi-

nanzstreben wahrgenommen. In Zehntelsekunden, wie gesagt. Aber zum Glück nicht völlig irreversibel. Wir haben also immer schnell geurteilt; selbst zu Zeiten, als noch keine Rede von «Gegenwartsschrumpfung» war. Darunter wiederum versteht man die zunehmende Erfahrung der Welt als instabil: Wenn man die Gegenwart als die Zeit versteht, in der die Dinge bleibende Geltung haben, und wenn sich zugleich der soziale Wandel beschleunigt, dann schrumpft das Jetzt. Tatsache ist: Seit 1825 hat sich unser Kommunikationstempo um das Zehn-MillionenFache beschleunigt. Die Gegenwart reduziert sich auf die Aktualitätsspitze. So verliert die Welt an Dauer. Doch selbst wenn wir endlos viel Zeit hätten, würden wir unsere Mitgeschöpfe erst mal in Sekundenbruchteilen beurteilen. Das ist das, was man eine anthropologische Konstante nennt. Weil man früher nämlich auch nicht so viel Zeit hatte, bevor einem das Gegenüber möglicherweise eins mit der Keule auf den Kopf gab. Manche Sachen ändern sich, jedenfalls ihrem Prinzip nach, nie. Das ist doch beruhigend, wenn auch vielleicht auf eine irre Art.

Dr. Philipp Tingler ist Schriftsteller und Philosoph. Der gebürtige Westberliner lebt in Zürich und ist, der Ortsdisziplin entsprechend, immer pünktlich. Okay: meistens.

beyond 16/2013

S_12_Beyond_16.indd 12

23.04.13 13:01


www.baume-et-mercier.com

S_13_Beyond_16.indd 1

23.04.13 13:03


DIE BEYERS (5)

THEODOR RENÉ BEYER

DE R WE LTG EWAN DTE Er trug den guten Namen der Beyer Chronometrie in die Welt: Theodor Beyer (1926–2002) war der Indiana Jones der Uhrenbranche.

14

N

ichts beflügelte Theodor René Beyer so sehr, wie wenn ihm zu Ohren kam, dass in einer entlegenen Ecke der Welt ein alter Marinechronometer vor sich hin staubte oder eine in Vergessenheit geratene Uhr aufgetaucht war. Dann packte er sein Köfferchen und zog los, um den Schatz zu bergen – auf oft abenteuerliche Weise. Dabei durfte er auf die tatkräftige Mithilfe seiner Gattin Annette Beyer-Wild zählen. Eine Hochburg des Uhrenwissens war die Beyer Chronometrie schon zuvor, doch unter Theodor R. Beyer wurde dieses Wissen kultiviert. Und als es ihm gelang, die letzten Puzzlesteine zu ergattern, die noch fehlten, um die Geschichte der Uhr lückenlos zu dokumentieren, erfüllte sich der Connaisseur einen lang gehegten Traum: 1971 liess er im Geschäft an der Bahnhofstrasse 31 das Untergeschoss räumen und richtete das Uhrenmuseum Beyer ein, das heute die weltweit wichtigste private Uhrensammlung präsentiert, von einer Kuratorin betreut und laufend mit neuen alten Wunderwerken ergänzt wird, jeden Nachmittag dem Publikum offen steht und zu den zehn Top-Attraktionen für Touristen zählt. AUFBRUCHSTIMMUNG

Die Abenteuerlust von damals ist nicht nur im Museum zu bewundern: In und um Zürich zeugen noch heute Uhren respektive perfekt funktionierende Uhrwerke von dieser Aufbruchstimmung. Denn als 1968 Patek Philippe mit der Produktion von Uhren für den öffentlichen

Raum begann, zog Beyer nach und betrieb bis 1993 eine Abteilung für elektronische Zeitmessungen und Akustik. Die berühmte Treffpunkt-Uhr im Hauptbahnhof birgt ein Werk, das Beyer exklusiv für die SBB entwickelt hat. Die Anzeigen der Forchbahn oder die Blumenuhr am Bürkliplatz sind weitere Beispiele. Das enorme Wissen von Theodor R. Beyer war legendär: Nicht nur das Schweizerische Landesmuseum liess sich von ihm beraten (und mit mehreren aussergewöhnlichen Uhren sponsern), Museen aus aller Welt baten um die Einschätzung ihrer

«Das enorme Wissen von Theodor R. Beyer war legendär.» Das ist eine Bildleg ende Das ist eine BildleExponate. Am meisten gende gefreutDas hat ist Theoeine dor R. Beyer die Einladung vom TopkapiBildlegende Daist ei-e Palast in Istanbul: 1971 verbrachte er mit Bildlegende seiner Gattin mehrere Wochen am Bosporus, um Ordnung in die Uhrensammlung des Museums zu bringen und sie zu inventarisieren. Aus der Reise entstand eine beyond 16/2013

S_13_15_Beyond_16.indd 14

23.04.13 13:06


Schuf Ordnung im legendären TopkapiMuseum in Istanbul: Theodor R. Beyer.

Privataudienz: Theodor Beyer (ganz rechts) mit Mutter Emilie Beyer zu Gast bei Rolex-Gründer Hans Wilsdorf.

15

Zeigte schon früh Abenteurerlust: Theodor Beyer als 14-Jähriger.

lebenslange Verbundenheit mit diesem Museum und seinen Machern. 1986 erlitt Theodor R. Beyer einen ersten Herzinfarkt. Sohn René Beyer brach seine Lehr- und Wanderjahre in den USA ab und übernahm die Führung des Familienbetriebs zusammen mit seiner Mutter, Annette Beyer-Wild. 1996 ging die operative Leitung ganz an den damals 33-Jährigen über – und damit an die achte Generation. Sein Vater Theodor R. Beyer wusste das Geschäft in besten Händen und verbrachte seinen Lebensabend im Kreis seiner schönsten Eroberungen.

Das Uhrenmuseum und die Treffpunkt-Uhr am Hauptbahnhof: Zwei Meilensteine in Theodor Beyers Leben.

René Beyer, Annette Beyer-Wild und Theodor R. Beyer 1992.

Lesen Sie im nächsten beyond, wie Annette Beyer-Wild Fussballstar Maradona beriet und eine kostbare Sammlung mit antiken Puppen-Automaten aufbaute.

beyond 16/2013

S_13_15_Beyond_16.indd 15

23.04.13 13:07


BEYER UND HUBLOT

16

«ICH WI LL F RE I S I NG E N KÖN N E N» Jean-Claude Biver lädt René Beyer zum Hublot-Fondue in sein Schlösschen und verrät, woraus er seine unglaubliche Kreativität schöpft. Von Matthias Mächler Fotos Hans Schürmann

H

och über dem Genfersee thront das Schlösschen auf einer Anhöhe, nebenan schnattern auf dem Bauernhof die Gänse. Weinreben recken sich der ersten Frühlingssonne entgegen, während drinnen Behaglichkeit herrscht. Die Salons zeugen von stilsicherem persönlichem Geschmack und von einem siebten Sinn für Gemütlichkeit. «Das ist das Werk meiner Frau», sagt Jean-Claude Biver. «Sie hat das Haus gefunden, sie hat es eingerichtet und die Räume bemalt. Ich habe bloss die Bilder beigesteuert.» Während Biver in der riesigen Küche mit Blick auf den Schlosspark den Knoblauch schneidet und etwas Maizena im selbstgebrannten Kirsch auflöst, hobelt René Beyer den legendären Hublot-Käse, den einzigen Gruyère, aus dem sich ohne Beigabe von Vacherin ein Fondue zaubern lässt. beyond 16/2013

S_16_19_Beyond_16.indd 16

23.04.13 13:20


RUBRIK

17

«Die Antwort liegt immer in der Natur.» Jean-Claude Biver im Salon seines Schlossguts. beyond 16/2013

S_16_21_Beyond_16.indd 17

23.04.13 14:37


BEYER UND HUBLOT D E R I N N O VAT O R –

Herr Beyer, was beeindruckt Sie an Jean-Claude Biver am meisten? Dass er die Branche, seine Freunde und sich selber immer wieder aufs Neue überrascht. Und dass er Werte repräsentiert, wie das nicht mehr viele tun. Er ist ein Patron alter Schule, so, wie es mein Vater war, so, wie es früher oft der Fall war, als man noch Freundschaften leben konnte, selbst als Konkurrenten. Weil es nicht nur um das eigene Wohl ging, sondern um das der ganzen Branche.

18

Warum ist das heute nicht mehr der Fall? BIVER : Nicht nur in unserer Branche, sondern generell in unserer Welt hat das Geld die Ethik und die Liebe ersetzt. Jeder denkt: Es ist egal, wie ich ans Ziel komme, der Zweck heiligt die Mittel. Es geht nur noch ums Geld. Aber Liebe kann man nicht kaufen! Was ist die Konsequenz davon? Wir können ein Geschäft nicht mehr mit einem Handschlag besiegeln. Stattdessen brauchen wir einen 80-seitigen Vertrag von einem Anwalt aus Amerika. Der Handschlag ist Geschichte und damit weitgehend auch die persönlichen Beziehungen, die echten Partnerschaften. BEYER : Es gibt nur noch wenige Unternehmen, vorwiegend familiengeführte Firmen, wo man offen und ehrlich miteinander reden kann. Man weiss nie, was gewisse Uhrenfirmen morgen entscheiden, wer überhaupt entscheidet und welche Regeln sie über den Haufen werfen. Darum geniesse ich die Momente mit Jean-Claude so sehr: Er redet auf untypisch schweizerische Art Klartext, vertritt aber urschweizerische Tugenden. Er hat eine klare Haltung – die auch übermorgen noch gilt. Welche Rolle spielt Beyer für Hublot? BIVER : Dieselbe wie für seine Kunden. René Beyer ist eine Referenz – für Qualität, für Service, für Beratung, für ein gutes Lager, für bestes Angebot und eine lange Tradition. Auf der ganzen Welt gibt es vielleicht acht oder zehn solche Uhrengeschäfte wie Beyer, aber nicht mehr! Und

weil René für seine Endkunden so wichtig ist, ist er das auch für uns. Er ist ein Scheinwerfer: Was er sagt, beeinflusst den Kunden direkt. Darum ist es so wichtig für uns, dass wir bei ihm sind und dieses Licht bekommen.

Herr Biver, Sie gelten als Starmanager und Marketing-Genie. Was braucht es für den Erfolg ausser ein gutes Marketing? BIVER : Ich glaube nur bedingt an Marketing. Marketing ist eine Droge. Marketing ist Licht, Licht, Licht! Wenn dahinter keine Substanz ist, kreiert man höchstens Mode und ist morgen out. Also sage ich immer: Wenn wir zehn Millionen ins Marketing stecken, müssen wir genau so viel in die Forschung investieren. Nur wenn diese Balance stimmt, schafft man Nachhaltigkeit. Substanz kommt nicht durch repetieren oder kopieren, sondern durch innovieren. Nach vierzig Jahren Uhrenbusiness: Was ist Ihre grösste persönliche Erkenntnis? BIVER : Man braucht Hilfe! So viel Hilfe wie möglich! Vom ersten Tag, an dem wir geboren wurden, haben wir Hilfe gebraucht. Und wir brauchen Hilfe bis zum Ende unseres Lebens. Diese Hilfe muss man sich holen, man muss sie zulassen. Doch viele Leute wollen keine Hilfe. Oder sie können sie nicht annehmen – weil sie nicht zuhören können. Darum kommen sie nicht weiter. Vor rund 30 Jahren haben Sie Blancpain gekauft, vor 20 Jahren Omega neu positioniert, vor 10 Jahren Hublot revolutioniert. Planen Sie gerade den nächsten Coup? BIVER : Alles, was ich mache, hängt ab von meiner Motivation, meiner Freude. Aber Freude kann ich nur haben, wenn ich eine gewisse Freiheit geniesse, um Visionen umzusetzen. Wenn die Visionen diktiert werden durch ein Führungsorgan, bin ich wie ein Vogel im Käfig. Dann verliere ich die Innovationskraft. Mit 65 kann ich sagen: In diesem Alter will ich nicht mehr

Jean-Claude Biver wurde am 20. September 1949 geboren, studierte an der HEC Lausanne Betriebswirtschaft und liess sich im Vallée de Joux zum Uhrmacher ausbilden. 1982 kaufte er die inaktive Marke Blancpain und machte sie zu einem florierenden Luxus-Brand, 1992 positionierte er die Traditionsmarke Omega neu, 2004 stieg er bei Hublot ein und revolutionierte mit dem Modell «Big Bang» den Uhrenmarkt. Seit Nicolas Hayeks Tod gilt Biver als der grosse visionäre Kopf der Uhrenbranche. 2012 übergab er die Leitung von Hublot an Ricardo Guadalupe und übernahm das Amt des Verwaltungsratspräsidenten.

in einen Käfig zurück. Ich will frei singen können.

Wie sehen Sie das mit der Freiheit, Herr Beyer? Leute, die nach einem Fahrplan funktionieren müssen, können nie Leader sein. Wer uns weiterbringt, sind jene Visionäre, die bereit sind, aus eigener Kraft etwas zu riskieren, was andere nur tun, wenn es die Bank finanziert. Man muss eine gewisse Freiheit leben, um anders als das System funktionieren zu können. Nehmen Sie sich solche Freiheiten? BEYER (lacht): Ja, zugunsten meines Umfelds. Ich bin ein viel erträglicherer Mensch, wenn ich meine Morgenstunden für mich habe und da auch meine kreativen Momente umsetzen kann. Herr Biver, Ihr Credo lautet «Sei der Erste, sei anders, sei einzigartig». Heisst das, Sie stellen auch unangepasste Menschen ein? Aber natürlich! Wen ich nicht so unterstütze, sind die typischen Kader mit ihren schönen Diplomen: Die machen mir Angst, beyond 16/2013

S_16_19_Beyond_16.indd 18

23.04.13 13:21


RUBRIK

19

beyond 16/2013

S_16_19_Beyond_16.indd 19

23.04.13 13:21


BEYER UND HUBLOT LA PONEYRE –

derjenige, der nicht so viele Diplome hat, dafür gute Ideen und eine Persönlichkeit mitbringt, der vielleicht ein-, zweimal schon gescheitert ist, der interessiert mich! Aber die Personalbüros schauen ja nur auf Diplome. Darum nehmen sie viel zu oft die falschen Leute.

20

Woraus schöpfen Sie Ihre ungeheure Kreativität? BIVER : Ein Schlüsselerlebnis war sicher Gérald Genta, der grösste Uhrendesigner aller Zeiten. Ich wollte von ihm wissen, ob ich auf einem Zifferblatt Grün und Blau mischen kann. Er sagte mir: «Das ist eine dumme Frage, die du mir nie mehr stellen darfst.» Ich fragte, warum, und er sagte: «Weil die Antwort nicht mir gehört, sondern der Natur. Wenn du ein Tier, eine Landschaft, irgendwas in der Natur siehst, das diese Farben mischt, dann sind diese zwei Farben richtig.» Wir waren im Zug unterwegs, fuhren einem See entlang, eine Insel kam in Sicht. Der See war blau, die Insel war grün, der Himmel war blau. Er sagte: «Hier hast du die Antwort.» Das war phänomenal, dieser Moment hat mein Leben verändert. Sie sehen die Natur als oberste Gesetzgeberin? BIVER : Das tat ich schon vorher, ich bin ja ein alter Hippie. Aber da wurde es mir so richtig klar: Die Natur diktiert alles. Und sie sagt uns immer wieder: Teilen ist der erste Akt des Lebens, der oberste Grundsatz. Ohne dass die Mutter ihren Körper, ihre Milch, ihren Atem teilt, gibt es kein Leben. Teilen ist Liebe. Deshalb ist die Liebe das erste Gebot des Lebens. Alle meine Regeln kommen von diesem Ratschlag von Genta: Die Antwort liegt in der Natur. Herr Beyer, was haben Sie sich gedacht, als Hublot begann, die Materialien zu fusionieren, etwa Keramik und Kautschuk? Endlich mal jemand, der sich traut, die klassischen Materialien aufzubrechen und neue Wege zu beschreiten – notabene zu

einer Zeit, in der nur noch kopiert wurde. Ausserdem strahlen Hublot-Uhren eine gewisse Männlichkeit aus, eine Klasse, eine Modernität. Aber das war nur der Anfang. Viel mehr überrascht hat mich, dass JeanClaude immer neue Legierungen und Materialverbindungen herausfand, wie ein Gourmetkoch auf höchstem Niveau tolle neue Geschmäcke verbindet.

Die Fusion als grosses Thema. Wie kamen Sie eigentlich darauf, Herr Biver? Mich hat die Geschichte von Les Paul beeindruckt, dem Country- und Jazzmusiker. Schon in den Dreissigern experimentierte er mit Strom, um der klassischen Gitarre neue Töne zu entlocken. In den Vierzigern ging er mit seinen Ideen zur Firma Gibson, wo man die Gitarre an einen Verstärker anknüpfte. So kamen Les Paul und Gibson auf die elektrische Gitarre. Diese elektrische Gitarre hat allen anderen Musikern ermöglicht, neue Töne zu finden. Sie war immer noch eine Gitarre. Sie liess sich spielen wie eine Gitarre. Sie hatte dieselbe Form wie eine Gitarre. Aber sie ermöglichte neue Musik. Ich habe mir gesagt: Das möchte ich auch machen. Ich nahm also die traditionelle Uhr und knüpfte sie an die Zukunft an. Was war in den zehn Jahren Hublot Ihre grösste Innovation? BIVER : Ganz klar: unser «Magic Gold». Eine Legierung von 18 Karat, die unzerkratzbar ist, stellen Sie sich das vor! Für das weiche Material Gold ist das eine Revolution! Wir haben das Gold auf eine Härte gebracht, die nur vom Diamant übertroffen wird. Diese Innovation wird Geschichte schreiben und in zwanzig Jahren, wenn unser Patent abläuft, auch alle anderen Produzenten beflügeln. Was ist das Erfolgsrezept von Hublot? BIVER : Dass wir die Jugend ansprechen. Die Jungen können sich unsere Uhren zwar noch nicht leisten. Aber sie sind unsere Zukunft. Und indem wir die Jugend

Jean-Claude Biver lebt mit seiner Frau Sandra und dem jüngsten von fünf Kindern auf dem Schlossgut La Poneyre in La Tour-de-Peilz VD, wo er 7000 Quadratmeter Umschwung bewirtschaftet und einen Bauernbetrieb mit 80 Kühen unterhält. Hier stellt er den edlen Hublot-Gruyère her, den er nicht verkauft, sondern unter seinen Freunden verschenkt. Das Marathonlaufen hat Biver vor ein paar Jahren aufgeben müssen. Stattdessen geht er gern auf Skitouren und schätzt dabei insbesondere den Aufstieg mit Fellen.

ansprechen, wollen auch ältere Leute unsere Uhren kaufen. Weil es jung ist, eine Hublot zu tragen. Die meisten Luxusmarken machen den grossen Fehler, dass sie nur ihre heutigen Kunden ansprechen. Wir machen das umgekehrt, wir gehen auf die Strasse, wecken den Traum von einer Hublot. – Auf dem alten Holztisch im Esszimmer blubbert das Fondue. Jean-Claude Biver hat aus seinem sagenhaften Weinkeller eine Flasche Chemin de Fer, Jahrgang 2007, geholt, einen der besten Dézalays, die es gibt. Er ist ein Gastgeber, der mit seiner Natürlichkeit, seiner Euphorie und seinem Charisma jedem das Gefühl gibt, seit Jahrzehnten zur Familie zu gehören. – Das ist das beste Fondue aller Zeiten! Wie kamen Sie eigentlich auf das Käsen, Herr Biver? Bevor hier im Jura die Uhren eine Rolle spielten, haben sie alle Käse gemacht. Ab dem 18. Jahrhundert nannten sie sich «Paysan Horloger», Bauer-Uhrmacher. Mir ist es ein Bedürfnis, an die Wurzeln anzuknüpfen. Der Boden kommt immer von der Tradition. Ohne Tradition gibt es keine Zukunft. beyond 16/2013

S_16_19_Beyond_16.indd 20

23.04.13 13:32


21

beyond 16/2013

S_16_19_Beyond_16.indd 21

23.04.13 13:32


SAVOIR VIVRE

1 22

2 T R A U M FÄ N G E R —

1

3

Der persönliche Butler arrangiert es: Am Zürichsee oder auf der Dachterrasse des Hotels Ambassador mit Blick über die Stadt serviert der kulinarische Magier ein royales Picknick mit allem, was Gaumen, Magen und Herz begehren. www.picknick-zuerich.ch

2

4

Ein Motivationsschub für gute Vorsätze: Bei «Chälbli Bikes», dem Geschäft von MountainbikeJuniorenweltmeister Thomas Kalberer in Uster, kann man nach eigenem Gusto und Bedürfnis sein eigenes Fahrrad zusammenstellen. Fachsimpeln inbegriffen. www.chaelbli.ch

3

Haltung ist alles: Eine Frage des Stils ist nicht nur, was man trägt, sondern auch, wie man sich anzieht. Mit diesen Schuhlöffeln ist der Bückling passé. www.laredo.ch

4

Eine Handtasche ist wie eine Uhr: Charaktersache und im besten Fall unvergleichlich. Betörend schöne Einzelstücke haben wir bei Peter Nitz entdeckt: Er fertigt sie in seinem Zürcher Atelier von Hand. www.peternitz.com beyond 16/2013

S_22_24_Beyond_16.indd 22

24.04.13 10:02


SAVOIR VIVRE

23 STILL OPEN —

S P O RT L I C H E W E RT E An erstklassiger Beratung gewachsen: Im mittleren Abschnitt der Zürcher Bahnhofstrasse, bei der Tramhaltestelle Rennweg, erhebt sich seit 1837 ein besonderes Haus. Och Sport ist das grösste unabhängige Freizeit- und Sportfachgeschäft der Schweiz, beschäftigt 40 Mitarbeitende und wird von der Familie Och bereits in der fünften Generation geführt. www.ochsport.ch EN VOGUE —

S C H Ö N E W O RT E Gegen den elektronischen Zeitgeist: Die Papeterie Landolt-Arbenz an der Zürcher Bahnhofstrasse pflegt die Schreibkunst in Reinkultur, denn nichts kommt besser an als persönliche Worte – geschrieben von Hand auf edlem, personalisiertem Papier. www.landolt-arbenz.ch ZEITSPRUNG —

Ersetzt in der Küche seit bald 100 Jahren die Heinzelmännchen: die «KitchenAid». BUCH —

HIMMEL NOCH MAL!

1920

2013

Dauerschmunzeln garantiert: Mit einem Augenzwinkern erzählen einige der besten deutschsprachigen Autoren und Kolumnisten amüsante Geschichten rund um kleinere und grössere Ärgernisse des Alltags.

beyond 16/2013

S_22_24_Beyond_16.indd 23

24.04.13 10:02


SAVOIR VIVRE

TIPP MEIN LIEBLING —

MEISTERS H OT E L I R M A , M E R A N Nach einer nervenaufreibenden Fahrt in einem nicht sonderlich pferdestarken Kleinwagen über zwei Pässe standen wir bei der Ankunft im Südtirol kurz vor der Trennung – bis uns Frau Meister mit einem herzlichen Lachen auf die von Blumen umrankte Terrasse führte und uns auf einem Silbertablett einen kühlen Prosecco und ein duftendes Erfrischungstuch reichte. Gerade so, als wären wir von einem verlängerten Wochenende nach Hause zurückgekehrt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Seit 1924 führt die Familie Meister das Hotel Irma in Merans Villenviertel. Und man merkt, dass die Eigentümer leidenschaftliche Gastgeber sind: Die persönliche Handschrift ist überall im Haus erkennbar. Mein Lieblingsroman liegt auf dem Zimmer, am Nachmittag wird ein Sorbet gereicht und am Pool die Sonnenbrille von der Sonnencrème befreit. Im Ruhebereich des Spa knistert das Feuer im Kamin, während ich mich in die Chaiselongue kuschele und vom bevorstehenden Fünfgangmenü träume. Und wer seinen Ideen noch mehr Raum zum Atmen geben möchte, schläft hoch oben im Baumhaus mit Blick über den wunderschönen Garten.

24 Verzaubert mit Charme und dem persönlichen Lieblingsroman: Meisters Hotel Irma.

Meisters Hotel Irma, Meran, www.hotel-irma.com Die Herzlichkeit scheint genetisch bedingt: Gastgeberfamilie Meister.

In der Ferne ganz zu Hause: Meisters Hotel Irma sorgt für Tagträume – und besondere Hochgefühle. beyond 16/2013

S_22_24_Beyond_16.indd 24

23.04.13 13:40


Beyond Magazin Beyer D 28.03.13 15:45 Seite 1

www.wellendorff.de • Tel. +41 79 716 70 05

S_25_Beyond_16.indd 1

23.04.13 13:42


BIJOUX

OH, DARLI NG! Entzückend wie eine Blüte, geheimnisvoll wie ein Traum und einzigartig wie die Liebe: Unsere Neuheiten betören mit ihrer Farben- und Formenpracht. Styling: Mirjam Kaeser Fotos: Martina Meier

26

Beyer: Ring aus Rotgold mit 58 champagner-farbenen Brillanten, CHF 6830 Rechte Seite: Beyer: Ring aus Gelbund Weissgold mit Turmalin (1,78 ct) und 27 Brillanten in Pavéfassung, CHF 5760 Beyer: Ring aus Gelbund Weissgold mit gelbem Diamanten (2,53 ct) und 15 Brillanten in Pavéfassung, CHF 56 900 Beyer: Ring aus Weissgold mit einem Aquamarin (1,39 ct) und 24 Brillanten in Pavéfassung, CHF 6480

beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 26

23.04.13 13:49


RUBRIK

27

beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 27

23.04.13 13:49


BIJOUX

28

beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 28

23.04.13 13:49


Wellendorff: Collier «Sonnenflügel», Gelbgold, Brillanten, CHF 87 980

RUBRIK

Wellendorff: Armband «Sonnenglanz», Gelbgold, Brillant, CHF 26 600 Linke Seite: A. Lange & Söhne: «Langematik Perpetual», Automatikwerk, ewiger Kalender, Mondphase, Platin, CHF 88 800 Chopard: «L.U.C Lunar One», Automatikwerk, ewiger Kalender, Mondphase, Gangreserve, Weissgold, CHF 56 530 Breitling: «Transocean Chronograph», Automatikwerk, Weltzeit, Chronographenfunktion, Datum, Edelstahl, CHF 10 740

29

beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 29

23.04.13 13:49


R IUJBORUI X B K

30

Rolex: «Sky-Dweller», Automatikwerk, GMT, Jahreskalender, Datum, Gelbgold, CHF 44 000 Beyer: Solitaire-Ring, Gelbgold, Brillant (0,73 ct), CHF 10 700 beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 30

23.04.13 13:50


RUBRIK

31

Beyer: Ring aus Weissgold, Smaragd (8,125 ct), 84 Brillanten, CHF 87 500 Ubt den Blick über die Schultern unseBeyer: Ohrringe aus res Uhrmachers Dieter Kunden. Und Weissgold, zwei Smaragde erlaubt den Ubt den Blick über die (4,07, 4,35 ct), 52 Brillanten, Kunden. U Ubt den Blick über die Preis auf Anfrage Schultern unseres Uhrmachers Dieter Beyer:unsere Anhänger aus Und erlaubt den Damit Kunden. Weissgold, Smaragd ct), unseUbt den Blick über die(23,11 Schultern 89 Brillanten, Preis aufDamit Anfrage res Uhrmachers Dieter unsere beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 31

23.04.13 13:50


BIJOUX

32

beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 32

23.04.13 13:50


RUBRIK

33

Hublot: «Big Bang Tourbillon», Handaufzug, 621 Brillanten (3.82 ct), Kautschukarmband, CHF 140 000 Baume et Mercier: «Capeland», Automatikwerk, FlybackChronograph, Datum, kleine Sekunde, Rotgold, CHF 19 200 Cartier: «Tank Anglaise», Automatikwerk, Rotgold, CHF 30 500 Jaquet Droz: «Petite Heure Minute», Automatikwerk, Rotgold, CHF 43 200 Patek Philippe: «Weltzeituhr», Automatikwerk, Rotgold, CHF 59 000 beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 33

23.04.13 13:50


BIJOUX

34

Breguet: Collier «Reine de Naples», Weissgold, 6 Safire (7,56 ct), 342 Brillanten, CHF 54 000 beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 34

23.04.13 13:50


: Rivière-Bracelet, Ubt denBeyer Blick über die Schultern unseWeissgold, 68 Damit Brillanten res Uhrmachers Dieter unsere ct),den CHF 18über 200 die Kunden.(3,97 U Ubt Blick Schultern unseres Uhrmachers Dieter Frieden: Rivière-Bracelet, Damit unsere Kunden. Und erlaubt den Weissgold, 36 Brillanten Ubt den Blick über die Schultern unse(14,59 ct), CHF 98 600 res Uhrmachers Dieter Damit unsere Solitaire-Ring, Kunden.Beyer: Und erlaubt den Ubt den B Weissgold, Brillant (1,05 ct), CHF 22 590 Beyer: Alliance-Ring, Weissgold, 18 Brillanten (3,92 ct), CHF 21 700 Beyer: Collier, Weissgold, tropfenförmiger Brillant (0,91 ct), tropfenförmiger Smaragd (1,0 ct), 50 Brillanten (1,6 ct), CHF 18 580

35

Herzlichen Dank an Fabric Frontline, Zürich, und Jakob Schlaepfer Bambola für die fantastischen Stoffe! beyond 16/2013

S_26_35_Beyond_16.indd 35

23.04.13 13:50


BEGEGNUNG

36

«KREATIVE M E N SCH E N B RAUCH E N VI E L SCH LAF» Jeder Mensch besitzt eine körpereigene Uhr. Dass wir trotzdem aus dem Takt geraten, liege am sozialen Jetlag, sagt der führende Chronobiologe Till Roenneberg. Von Irène Dietschi Fotos Sigrid Reinichs

Herr Professor Roenneberg, wie ticken Sie? Wenn Sie auf die beiden Charaktertypen Lerche und Eule ansprechen, bin ich, wenn Sie so wollen, eine Eule. Sie schätzen es also, das Tagwerk eher spät zu beginnen? Nun ja, das hat etwas mit dem Chronotyp und der inneren Uhr zu tun. Diese Begriffe sind nicht etwa metaphorisch gemeint, sondern beziehen sich auf etwas ganz konkret Biologisches. Erklären Sie es uns bitte. Unser komplexer Organismus weiss zu jedem Zeitpunkt des Tages ziemlich genau, wie viel Uhr es gerade ist. Die biologische Uhr baut sich sozusagen einen Innentag, den sie mit physiologischen Aktivitäten strukturiert – mit der Ausschüttung von Hormonen und Temperaturschwankungen,

mit Schlafen oder Wachen. Jede einzelne Zelle unseres Körpers besitzt eine eigene biochemische Uhr und ist autark.

Wie wissen die Zellen, wann 24 Stunden vorbei sind und der Zyklus von vorn beginnt? Hier kommt der Wechsel von Hell und Dunkel ins Spiel. Unser Körper braucht diesen Zeitgeber zwar nicht, um Rhythmen zu erzeugen, wohl aber, um sie zu synchronisieren. Die innere Uhr muss immer eine richtige Vorstellung davon haben, was der Aussentag gerade macht. Das zyklische Wechselspiel von Tag und Nacht wird von einem kleinen Hirnbereich im Hypothalamus registriert, der über dem Sehnerv liegt. Wir nennen ihn «den Schrittmacher im Gehirn». Er gibt die Botenstoffe an die Körperzellen ab, sodass innere und äussere Uhr synchron laufen.

Das erklärt aber noch immer nicht, weshalb wir Menschen so unterschiedlich funktionieren. Obwohl sich die innere Uhr mit der äusseren synchronisiert, kann sie sich unterschiedlich in den Tag-Nacht-Zyklus einbetten. Das hängt damit zusammen, dass am inneren Uhrwerk viele Gene beteiligt sind. Und immer, wenn viele Gene einen biologischen Vorgang steuern, gibt es eine grosse Varianz in der Bevölkerung. Nehmen Sie als Vergleich die Körpergrösse: In der Mitte der Glockenkurve haben Sie das durchschnittliche Wachstum, sagen wir 1,75 Meter, an den Rändern sitzen die Zwerge und Riesen. Genauso ist es mit der inneren Uhr und den Chronotypen: Ein echter Frühtyp ist jemand, der seine Steuererklärung schon um fünf Uhr morgens machen kann. Wer das noch nach einem Arbeitstag, sagen wir, um 23 Uhr beyond 16/2013

S_36_39_Beyond_16.indd 36

23.04.13 13:59


Till Roenneberg: «Die innere Uhr der Menschen ist so individuell wie ihre Körpergrösse.»

37

beyond 16/2013

S_36_39_Beyond_16.indd 37

23.04.13 14:00


Jugendliche würden viel effizienter lernen, müssten sie weniger früh aufstehen, sagt Professor Roenneberg.

«Das ist ein Blindtext Quote nur für das Layout uns soweiter.»

38

beyond 16/2013

S_36_39_Beyond_16.indd 38

23.04.13 14:00


BEGEGNUNG

hinbekommt, darf sich als Nachtmensch bezeichnen.

Und die meisten Menschen liegen irgendwo dazwischen? Richtig. Allerdings hat sich das Sonnenlicht als Zeitgeber in der industrialisierten Gesellschaft abgeschwächt, wir leben im Grunde in dauerndem Zwielicht und werden kollektiv immer später. Wenn die Mehrheit irgendwo eingemittet ist: Warum sind viele Menschen immer so müde? Weil sie unter sozialem Jetlag leiden. DER CHRONOGRAF

– Till Roenneberg ist Professor am Institut für Medizinische Psychologie an der LudwigMaximilians-Universität München und Präsident der Europäischen Gesellschaft für die Erforschung biologischer Rhythmen. Im deutschsprachigen Raum gilt der Sechzigjährige als führender Experte für Chronobiologie. Mit seiner Arbeitsgruppe erforscht er den Einfluss des Lichts auf den Tagesrhythmus des Menschen sowie die verschiedenen Chronotypen. Till Roenneberg ist Autor des erfolgreichen Sachbuchs «Wie wir ticken» (Dumont 2012).

Sozialer Jetlag? Neben der Innenzeit und der Sonnenaussenzeit gibt es noch die soziale Zeit – Unterrichtszeiten, Schichtpläne, Arbeitszeiten und so weiter. Diese sozialen Uhren haben noch nicht darauf reagiert, dass unsere kollektive Innenzeit später geworden ist. Sozialer Jetlag ist die Diskrepanz zwischen der inneren Uhr und diesen äusseren Taktgebern. Besonders ausgeprägt ist diese Diskrepanz bei den Jugendlichen, da deren innere Uhr in der Pubertät immer später wird. Weil sie zu viele Partys feiern? Nein, das hat entwicklungsbiologische Gründe. Als Kinder sind wir früh dran mit der Einbettung der inneren Uhr in den Tag-Nacht-Rhythmus, doch mit Beginn der Pubertät werden wir drastisch später. Frauen erreichen den Gipfel der Spätheit mit 19,5 Jahren, Männer ungefähr mit 21. «Spät» bedeutet: Würde man sie lassen, die meisten Jugendlichen würden von zwei Uhr nachts oder noch später bis weit in den Vormittag hinein schlafen. Was sie ja samstags und sonntags auch tun. Aber an den Wochentagen müssen sie um sechs Uhr aufstehen, um rechtzeitig in der Schule zu sein. Biologisch gesehen heisst dies, dass der Unterricht für diese Jugendlichen um ihre

interne Mitternacht herum beginnt. Das ist hochineffizient. Erstens baut sich Schlafmangel auf, zweitens kommen die Nervenzellen, die fürs Lernen wichtig sind, so nicht auf Touren.

Soll man den Unterrichtsbeginn ändern? Ja: Acht Uhr für die Unterstufe, neun Uhr für die Mittelstufe, zehn Uhr für die Oberstufe. Ein 17-Jähriger bekäme so pro Tag drei Stunden mehr Schlaf. Leicht auszurechnen, wie sich dies auf seine Leistungen auswirken würde.

39

Wirklich? Napoleon soll gesagt haben: «Vier Stunden schlafen Männer, fünf Stunden schlafen Frauen, sechs Stunden schlafen Idioten.» Er wollte damit sagen: «Kraftvolle Menschen wie ich brauchen wenig Schlaf.» Eine idiotische Aussage. Kurzschläfer sind zwar in der Leistungsgesellschaft tatsächlich hoch angesehen, innovativ oder kreativ sind diese Ruhelosen aber noch lange nicht. Die Kurzschläfer der Geschichte – neben Napoleon zum Beispiel auch Stalin oder Maggie Thatcher – waren alles Alphatiere, deren Aufgabe darin bestand zu ordnen, und manche von ihnen haben Kriege geführt. Die meisten kreativen Menschen brauchen viel Schlaf. Einstein soll ein Langschläfer gewesen sein. Kann man sein Schlafbedürfnis oder seine innere Uhr mit Willensstärke verändern? Das versuchen die Menschen seit Jahrzehnten: Sie kämpfen gegen etwas an, das biologisch festgelegt ist. Die Folge ist kollektive Schlafdeprivation. Überall werden mangelhafte Sozialkompetenz oder schlechte Laune beklagt. Könnte es einfach daran liegen, dass wir uns selber um den Schlaf bringen?

beyond 16/2013

S_36_39_Beyond_16.indd 39

23.04.13 14:00


ZEITREISE

ZE ITLOS AM P OLARKRE I S Wenn die Nacht wegbleibt, geniessen die Finnen ihre Freiheit.

A

40

Y554, Boarding Time: 00.35, steht auf dem Ticket. Meine Frau schüttelt den Kopf: «Dann kommen wir ja mitten in der Nacht in diesem Provinznest an!» Doch von einem Nachtflug von Helsinki nach Ivalo nördlich des Polarkreises kann keine Rede sein: Mitten im Sommer hält sich die Sonne auch kurz nach Mitternacht wacker über dem Horizont – und über der dicken Wolkendecke, über die wir von der finnischen Hauptstadt fast tausend Kilometer in Richtung Norden fliegen. Schade nur, dass sich an diesen längsten Tagen des Jahres ein Tiefdruckgebiet über Nordeuropa festgesetzt hat und uns zudem bei der Ankunft am kleinen Flughafen von Ivalo bei einer Aussentemperatur von acht Grad ein unangenehmer Nieselregen erwartet. Es ist drei Uhr morgens, als wir durchfroren und durchnässt die lokale Busstation erreichen. Hier vergnügt sich trotz fortgeschrittener Stunde die lokale Jugend beim Flipperspiel und Biertrinken. «Hyvää huomenta!» (Guten Tag!), sagt eine junge Frau und betont: «Eine Polizeistunde kennen wir hier nicht.» Auch der Busfahrplan

scheint sich nur wenig um den Biorhythmus von uns Normalsterblichen zu kümmern: Die einzige Postautoverbindung des Tages in den gut 150 Kilometer entfernten Saariselkä-Nationalpark unweit der finnischrussischen Grenze verlässt Ivalo kurz nach vier Uhr morgens. Selbst die Velofahrer, die uns auf dem Weg Richtung Osten durch die unendlichen Wälder entgegenkommen, scheint die Tageszeit nicht zu kümmern. Eingehüllt in farbenfrohe Pelerinen, mit voll beladenen Gepäckträgern und manche gar mit Anhänger, strampeln sie trotzig durch den regnerischen grauen Morgen. Morgen? Als wir nach einer langen Reise um halb acht Uhr endlich im Gästehaus am Rand des Nationalparks ankommen, wünscht uns der Réceptionist erst einmal «Gute Nacht». Und so holen wir in den gemütlichen Holzbetten zunächst nach, was uns auf dem Weg an den Nordrand Europas etwas abgegangen war. Am gleichen Nachmittag noch geht es los: Mit Zelt und Proviant ausgerüstet, begeben wir uns auf eine mehrtägige Wanderung durch die lappländische Wildnis.

Dabei lassen wir mit jedem Schritt das im Alltag so bedeutsame Gefühl für Zeit und Raum zurück. Der Himmel ist immer noch genau gleich hellgrau wie um zwei Uhr morgens, als wir in Ivalo landeten – und wird es die übrige Woche bleiben. Als wir an einem der folgenden Tage «frühmorgens» durch die Öffnung des Zelts blinzeln und ein vorbeiwanderndes japanisches Pärchen erblicken, werden uns einige fragende Blicke entgegengeworfen: Es ist vier Uhr nachmittags … So bleibt während dieser Tage am Polarkreis die berühmte Mitternachtssonne zwar hinter den Wolken verborgen, doch uns wird immer mehr klar, welche Bedeutung die kurzen, intensiven Sommermonate für die Finninnen und Finnen haben – wenn sie endlich die Zwangsjacke der langen, dunklen und bitterkalten Wintermonate ablegen können, an denen aus ganz praktischen Gründen jeder Schritt vor die Türe genaustens geplant werden muss. Im Sommer aber, und zwar ganz unabhängig von Wetter und Temperaturen, ist das Freiheitsgefühl im hohen Norden Europas nicht nur grenzen-, sondern auch zeitlos.

Bruno Kaufmann berichtet für das Schweizer Radio und Fernsehen sowie den Tages-Anzeiger aus Nordeuropa.

beyond 16/2013

S_40_41_Beyond_16.indd 40

23.04.13 14:03


41

Unser Autor ist weit gereist, um dieses Spektakel (nicht) zu erleben: Mitternachtssonne in Finnland.

beyond 16/2013

S_40_41_Beyond_16.indd 41

23.04.13 14:03


R E P O R TA G E

U N E N DLICH E WE ITE N Seit über 20 Jahren holt Andreas Weil den Besuchern der Urania-Sternwarte ferne Galaxien vom Himmel. Um sie zu finden, greift er auf die Sternzeit-Uhr zurück. Von Barbara Klingbacher Fotos: Roberto Ceccarelli

42

Manchmal, wenn Andreas Weil in den Himmel schaut, fällt auch ihm jener Satz ein, den so viele Menschen seufzen: Wie schnell doch die Zeit vergeht! Aber Weil bemisst die verstrichene Weile anders als der Rest der Welt. Er denkt nicht: «Schon wieder Geburtstag», er rechnet nicht in Jahreszeiten oder in Zentimetern, die ein Kind gewachsen ist. Seine Zeiteinheit sind die Gestirne. «Schon wieder Leier, Schwan und Adler?», wundert er sich, während er in der Sternwarte steht. Gerade erst prangte noch beyond 16/2013

S_42_45_Beyond_16.indd 42

23.04.13 14:11


RUBRIK

«Ein Sterntag ist vier Minuten kürzer als unser Sonnentag.» Andreas Weil in der Sternwarte, hoch über Zürich.

43

beyond 16/2013

S_42_45_Beyond_16.indd 43

25.04.13 09:19


R E P O R TA G E S T E R N WA RT E U R A N I A

44

das Wintersechseck mit Stier und Orion am Abendhimmel, und schon leuchten dort wieder die Sommersterne mit Wega, Deneb und Altair. Es ist ein sonniger Vormittag, an dem Andreas Weil seinen Kosmos demonstriert. Seit 106 Jahren ragt die Sternwarte Urania über die Dächer von Zürich; sie ist die älteste Volkssternwarte der Schweiz. Und wenn man behauptet, die Zeit ticke hier oben anders, ist das für einmal nicht als Sinnbild gemeint. «Die Sternzeit geht schneller», sagt Weil und weist auf eine Wanduhr, die man unter der gewaltigen Holzkuppel und neben dem zwölf Tonnen schweren Teleskop beinahe übersieht: «Ein Sterntag ist knapp vier Minuten kürzer als unser Sonnentag.» Sterntage, Sternzeit: was übersinnlich klingt, ist nur überirdisch – nämlich pure Astronomie. Andreas Weil hat keinen Hang zur Esoterik und auch keinen zur Astrologie. Die Naturgesetze sind ihm wunderbar genug. Während mehr als 100 Führungen im Jahr stellt er das Fernrohr auf jene Objekte ein, die gerade am interessantesten sind – auf Saturn und Jupiter vielleicht, die beliebtesten Planeten, aber auch auf kosmische Nebel oder ferne Galaxien. Abends erkennt der 68-jährige einige Himmelskörper von blossem Auge, aber um einen lichtschwachen Planeten oder Nebel zu entdecken, muss er wissen, wo er suchen soll. Und es ist unter anderem die Sternzeit, welche die Position am Firmament verrät. «Sie misst die Bewegung der Sterne», sagt Weil, «das heisst: ihre scheinbare Bewegung. In Wirklichkeit ist es ja die Erde, die sich dreht.» G R O S S E N E U E W E LT

Um die Bedeutung der Sternzeit zu illustrieren, macht Weil sich auf die Suche nach einem Stern, der Wega in der Leier. Schon immer hatte er die Begabung, komplexe Zusammenhänge einfach zu erklären: 37 Jahre lang arbeitete der gelernte Flugzeugelektriker als Ausbildner für die Swissair, seit mehr als 20 Jahren schon bringt er den

Menschen den Weltraum näher. Ganz am Anfang stand allerdings nicht die Faszination für das All, sondern ein Zufall. Weil begegnete einem Freund, der zur Wiedereröffnung der Sternwarte eingeladen war. Spontan begleitete ihn Weil zur Feier und vernahm dort, dass man neue Mitarbeiter suche. Das erschien Weil nun als eine wirkliche Herausforderung: sich in ein ganz neues Fachgebiet einzuarbeiten! Und so assistierte er bei erfahrenen Kollegen, belegte Kurse an der Volkshochschule und an der ETH und las sich durch viel astronomische Literatur. Dass ihn dieser Nebenjob später vor einem schwarzen Loch bewahren würde, vermutete er damals nicht. Aber nach dem Grounding der Swissair habe man ihn unfreiwillig frühpensioniert,

«Was wir hier sehen, ist immer nur Vergangenheit.» sagt er. «Ohne meine Aufgabe in der Sternwarte hätte mich diese Situation stark aus der Bahn geworfen.» Die Wega also. Sie ist einer der hellsten Sterne am Nachthimmel, aber tagsüber findet sie nur, wer ihre Koordinaten kennt: den Stundenwinkel und den Erhebungswinkel, genannt Deklination. «Diese beiden Winkel geben mir die Position an, auf die ich das Teleskop vertikal und horizontal einstellen muss», vereinfacht Weil. Natürlich ist alles komplizierter: Um etwa den Stundenwinkel zu bestimmen, schlägt Weil zuerst die sogenannte Rektaszension im astronomischen Jahrbuch nach und subtrahiert sie dann von der aktuellen Sternzeit, die er auf der Wanduhr abliest. Wenn er die Winkel berechnet hat, muss er sich sputen, denn der Himmel verschiebt sich durch Erddrehung von Sekunde zu Sekunde. Rasch dreht Weil mit den Handrädern das grosse Teleskop auf die vertikalen und horizontalen Winkel ein, lässt das ganze Dach rotieren, sodass der offene Spalt der Kuppel die Sicht in

Die Urania-Sternwarte Zürich ist die älteste Volkssternwarte der Schweiz. Seit 1907 kann man hier den Himmel beobachten – mit einem Teleskop, das noch immer als technische Meisterleistung gilt und Vergrösserungen bis ins Sechshundertfache ermöglicht. Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend finden öffentliche Führungen statt, ausserdem sind private Gruppenführungen möglich. www.urania-sternwarte.ch

den Himmel freigibt, und blickt schliesslich durch das Fernrohr. «Da ist sie!», ruft er freudig, und tatsächlich: Aus dem heiterhellen Himmel strahlt ein Stern. Auch Weil strahlt, denn er bestimmt die Positionen der Gestirne nur noch selten so. Längst haben Computerprogramme die Berechnungen übernommen, längst gibt es Apps fürs Handy. Aber gelernt ist eben gelernt. Auch die Sternzeit-Uhr hat nur noch eine historische Bedeutung. Doch als sie kürzlich stehen blieb, machte der Anblick Weil melancholisch. Er fand einen Uhrmacher, der sie reparieren konnte. Und so tickt die Sternzeit-Uhr wieder, ein bisschen nostalgisch, ein bisschen nutzlos, ein bisschen schneller, ganz so, als wolle sie daran erinnern, dass Zeit relativ ist. Besonders in einer Sternwarte, in der man die Distanzen zu den Sternen nicht in Kilometern, sondern in Lichtjahren bemisst. 25 Jahre war das Licht der Wega unterwegs, bis wir es erblicken, und dies ist astronomisch gesehen nicht mehr als ein Augenblick: Die Andromeda-Galaxie etwa liegt beinahe drei Millionen Lichtjahre weit entfernt. Doch auch wenn man als Laie bei Worten wie Lichtjahre, Galaxien und Weltraum an Science Fiction und damit an die Zukunft denkt: «Was wir von hier oben aus sehen», sagt Andreas Weil in der ihm eigenen naturwissenschaftlichen Poesie, «ist immer nur Vergangenheit.» beyond 16/2013

S_42_45_Beyond_16.indd 44

23.04.13 14:11


45

Längst berechnen Computer die Lage der Sterne. Andreas Weil findet die Himmelskörper auch mit der Sternzeit-Uhr.

Der 51 Meter hohe Urania-Turm war das erste Betonbauwerk Zürichs; das Teleskop ist gegen Vibrationen gesichert. beyond 16/2013

S_42_45_Beyond_16.indd 45

23.04.13 14:11


ANTIKUHREN

FAITE S VOS J E UX 46

Sie besitzen eine unverwechselbare Grandezza und verstrĂśmen zeitlosen Charme: Antikuhren stehen fĂźr bleibende Werte. Fotos: Lucas Peters

LeCoultre: 1955, Gelbgold, Handaufzug, CHF 4800 Patek Philippe: Gondolo, 1950, Rotgold, Handaufzug, CHF 18 800 Patek Philippe: Grandes Complications, 1982, Gelbgold, Automatikwerk mit ewigem Kalender, Mondphase und Schaltjahranzeige, Preis auf Anfrage

beyond 16/2013

S_46_49_Beyond_16.indd 46

23.04.13 14:16


RUBRIK

47

beyond 16/2013

S_46_49_Beyond_16.indd 47

23.04.13 14:17


ANTIKUHREN

Patek Philippe: Calatrava, 1939, Edelstahl, BreguetZiffern, Handaufzug, CHF 38 500

48

Rolex: Prince Branchard, 1932 (gesch채tzt), Silber, Handaufzug, CHF 24 900 Patek Philippe: Lepine, 1924, Platin, CHF 28 800

beyond 16/2013

S_46_49_Beyond_16.indd 48

23.04.13 14:17


Diese Seite: Ubt den Blick über die Schultern unseres Uhrmachers Dieter Damit unsere Linke Seite: Kunden. U Ubt den Blick über die Schultern unseres Uhrmachers Dieter Damit unsere Kunden. Und erlaubt den Ubt den Blick über die Schultern unseres Uhrmachers Dieter Damit unsere Kunden. Und erlaubt den Ubt den Blick über die Schultern unseres Uhrmache

Patek Philippe: RUBRIK Lepine 1906, Gelbgold, Handaufzug, Minutenrepetition, Schlagwerk, Preis auf Anfrage Herzlichen Dank an Swiss Casinos Zürich für die grosszügige Unterstützung im Club Privé.

49

beyond 16/2013

S_46_49_Beyond_16.indd 49

23.04.13 14:17


HE V AR NK DA WUEFR K

D I E H E I M LI C H E N STAR S Ein Beyer-Schaufenster steht bei Insidern unter besonderer Beobachtung: Bei den «Kommissionsuhren» sind wahre Schnäppchen möglich. Von Matthias Mächler

50

Ein bisschen versteckt, aber heiss begehrt: Die Kommissionsuhren bei Beyer.

D

as Prinzip ist so einfach wie reizvoll: Beim Kauf einer neuen Uhr besteht für Beyer-Kunden die Möglichkeit, gut erhaltene Uhren einzutauschen. Diese werden kontrolliert, revidiert, wenn nötig aufgefrischt und zu attraktiven Preisen im hintersten Schaufenster zur Bärengasse hin angeboten. Kein Wunder, bilden sich hier immer wieder Menschentrauben: Im Bereich Kommissionsuhren entdeckt man echte Trouvaillen. «Wir verkaufen diese Uhren 30 bis 35 Prozent unter ihrem Neuwert – und das, obwohl sie selten bis gar nie getragen wurden», sagt Beyer-Verkaufsleiter Markus Baumgartner. «Dieser Service ist exklusiv an der Bahnhofstrasse, und das seit zehn Jahren.» Als Baumgartner damals mit diesem Vor-

schlag an die Geschäftsleitung herantrat, wusste er: Wenn, dann geht das nur mit einem Visionär wie René Beyer mit seinem Flair für unkonventionelle Geschäftsideen: «Andere Uhrengeschäfte hätten wohl das Gefühl, mit einem solchen Angebot das Neusortiment zu konkurrenzieren. Doch bei Beyer geht es uns um die Zufriedenheit der Kunden, bei uns kommt Dienen eben tatsächlich vor Verdienen.» Rund 80 Kommissionsuhren gehen jährlich über den Ladentisch. «Wir verdienen zwar faktisch nichts an dieser Dienstleistung», sagt Baumgartner, «aber wir lösen damit viele Neukäufe aus.» Denn eingetauscht werden kann die Kommissionsuhr tatsächlich nur, wenn sie auch verkauft wird. Eine klassische Win-win-Situation beyond 16/2013

S_50_52_Beyond_16.indd 50

23.04.13 14:23


T

H

E

A

R

T

O

F

F

U

S

I

O

N

Big Bang Zebra. Chronograph aus Rotgold 750, verziert mit Edelsteinen, farblosen Topas und schwarzen Spinellen im Baguetteschliff. Bedrucktes Zifferblatt mit 8 Diamanten besetzt. Armband aus Kautschuk und Kalbsleder mit Zebra-Druck. Auf 250 Exemplare limitierte Serie.

S_51_Beyond_16.indd 1 Hublot_Beyond_Zebra_210x275.indd 1

23.04.13 12:15 14:20 03.04.13


VERKAUF

also: Der Besitzer kann seine brachliegenden Schätze rentabilisieren und den Erlös in eine neue Uhr investieren. Und der Käufer bekommt eine perfekte Uhr, die unter Umständen Sammlerstatus hat, da sie nicht mehr auf dem Markt angeboten wird. ALLES TOP-MARKEN

52

Auch Ursula Junger ist begeistert: Seit letztem Sommer ist die Uhrenfachfrau und gelernte Goldschmiedin zusammen mit Baumgartner für die Kommissionsuhren zuständig. Eine Herausforderung, die ihr liegt: «In diesem Bereich kommt man mit spannenden Leuten ins Gespräch, und die Nachforschungen über die Kommissionsuhren Markus Baumgartner, Bereichsleiter Verkauf: «Das Angebot erweitern den Horizont.» Neben ist ein Vermittlungsservice und kein Occasionshandel.» Marken aus dem Beyer-Sortiment wie Patek Philippe, Rolex, Jaeger-LeCoultre, IWC oder Cartier erspäht man im Schaufenster an der Bärengasse auch Modelle anderer Spitzenmanufakturen, etwa von Audemars Piguet, Omega, Vacheron Constantin und Ulysse Nardin. Und weil die Vorbesitzer oft Sammler sind, ist die Geschichte dieser Uhren meist hervorragend dokumentiert: Wenn immer möglich erhält der neue Besitzer zur Uhr auch Originalbox, Garantieschein, Gebrauchsanweisung und Originalkaufquittung. «Es gibt allerdings auch Uhren, die wir ablehnen müssen», sagt Ursula Junger. «Schliesslich bürgen wir mit dem Namen Beyer dafür, dass wir nur kerngesunde Produkte verkaufen.» Ausserdem gilt die Regel, dass die neue Uhr mindestens doppelt so wertvoll sein muss wie die Kommissionsuhr. Markus Baumgartner: «Denn letztlich ist das Angebot mit den Kommissionsuhren ein reiner Vermittlungsservice und kein Occasionshandel.» Die Kommissionsuhren im Internet: www.beyer-ch.com/uhren/kommissionsuhren.html

«Unter Umständen hat die Uhr sogar Sammlerstatus, da sie nicht mehr auf dem Markt angeboten wird.»

Ursula Junger: «Es gibt auch Uhren, die wir ablehnen müssen. Denn wir bürgen mit dem Namen Beyer für beste Qualität.» beyond 16/2013

S_50_52_Beyond_16.indd 52

23.04.13 14:23


www.swisspartners.com

Zürich Genf Vaduz

«Vermögensverwaltung – wir führen Sie zum Ziel.»

S_53_Beyond_16.indd 1 RZ_Imageins_Beyond_210x275_DE.indd 1

23.04.13 10:49 14:25 16.04.13


HANDWERK

54

D I E KO S M ET I K E R I N D E R Z E IT Bernadette Sommer ist eine der letzten Restauratorinnen für alte Keramik-Zifferblätter – und eine wahre Farbenmagierin. Zu Besuch in ihrem Atelier in Willisau. Von Matthias Mächler Fotos: Bruno Augsburger

beyond 16/2013

S_54_57_Beyond_16.indd 54

23.04.13 14:29


RUBRIK

55

Reisen in die Vergangenheit: Um die Geschichte ihrer Objekte zu verstehen, dreht Bernadette Sommer gern die Uhr zur端ck. beyond 16/2013

S_54_57_Beyond_16.indd 55

23.04.13 14:29


HANDWERK

56

Für das Ausbessern antiker Taschenuhren oder Email-Zifferblättern gibt es keine Fertigfarben.

E

s gibt einen Arbeitsschritt, den kann sie nicht erzwingen, da muss sie abwarten, bis alles stimmt: die innere Ruhe, die Fokussiertheit, die ganze Stimmung. Wenn Bernadette Sommer auf alten Zifferblättern von Hand winzige Buchstaben in der Originalschrift nachträgt oder im Mikrobereich Ziffern mit feinsten Ecken und Kanten malt, dann geht das nur, wenn sie einen fast tranceartigen Zustand erreicht; ein Ausrutscher wäre kaum zu korrigieren. «Bei dieser Arbeit unter der Lupenbrille vergesse ich die Welt», sagt sie. «Oft für Stunden.» Die Keramikrestauratorin aus Willisau sei eine der Besten ihrer Zunft, heisst es im Uhrenatelier Beyer. Hier schätzt man ihre Genauigkeit, ihre Lust an der historischen Recherche und ihre Akribie, wenn

«Ich sammle nicht. Die Objekte sind nur auf der Durchreise.» es darum geht, Farben auf die Schliche zu kommen, die der Geschichte eines Objekts gerecht werden – eine Herausforderung übrigens, die Bernadette Sommer besonders mag. «Jedes Objekt verlangt nach einer anderen Nuance, einer anderen Temperatur, dafür gibt es keine Fertigfarben», sagt sie, mischt mit einem kleinen Spachtel eine Prise magisch leuchtendes Ultramarin ins Grün und ergänzt es mit etwas Purpur. Vor fünf Jahren konnte Bernadette Sommer die Räumlichkeiten eines ehemaligen Schuhmachergeschäfts am Rande der Alt-

stadt übernehmen, nachdem sie jahrelang von ihrem Atelier zu Hause aus gewirkt hatte. Ihr neues Reich verwandelte die gelernte Porzellanmalerin in ein lichtdurchflutetes Refugium, «meine persönliche Boutique», wie sie sagt. Hier restauriert sie Vasen, Figuren, Zifferblätter, Fayencen, Porzellan und Keramiken aller Art, vom kostbaren antiken Museumsstück bis zur Tasse mit Kindermalerei, die in die Brüche gegangen ist. «Scherben bringen Glück», sagt sie schmunzelnd. Das Glück ihrer Kunden ist, dass sie die Splitter wieder in ein Ganzes verwandeln kann, dem man sein Schicksal nicht mehr ansieht. Sorgfältig hebt Bernadette Sommer das Email-Zifferblatt einer Pendule aus einem Karton: Die Aufzugslöcher sind ganz und gar ausgefressen. Zuerst muss das Zifferbeyond 16/2013

S_54_57_Beyond_16.indd 56

23.04.13 14:30


57

Bernadette Sommer recherchiert und experimentiert, bis sie die richtigen Nuancen gefunden hat.

blatt vom alten Klebstoff sowie von Wachs befreit und gereinigt werden. Dann schliesst die Restauratorin die fehlenden Stellen mit Emailersatz und füllt Risse auf, was ihr am besten mit einer Akupunkturnadel gelingt. In einem aufwendigen Verfahren schleift sie die unebenen Stellen ab, ohne dass die Emailschicht tangiert wird. Jetzt wählt sie die richtige Farbe, ein kühles Weiss, und trägt es mit einem hauchdünnen Pinsel auf. Am Schluss kommt eine Fixierung darauf: Fertig ist das neue alte Zifferblatt. NARBEN DER ZEIT

Das bedeutet allerdings nicht, dass man ihm das Alter nicht mehr ansieht. «Die meisten Objekte wirken viel schöner, wenn man gewisse Narben der Zeit bestehen

lässt», sagt Bernadette Sommer. «Nur so können diese Dinge weiterhin ihre Geschichte erzählen.» Man staunt ob der Ruhe von Bernadette Sommer, ob ihrer Geduld. Die Restauratorin lacht: «Bei der Arbeit bringt mich zwar kaum etwas aus dem Konzept, daheim aber kann ich auch anders. Da gab es auch schon Scherben.» Als Ausgleich zu ihrer Arbeit unter der Lupe sucht sie den Blick in die Weite, am liebsten erholt sie sich auf langen Spaziergängen. Vor allem Grüntöne, sagt sie, empfinde sie als Wellness für Augen und Seele. Obwohl sie täglich mit den schönsten Objekten zu tun hat, sammelt Bernadette Sommer weder Keramikkunst, noch tritt sie als Vermittlerin auf. «Die Objekte sind nur auf der Durchreise bei mir, danach

gebe ich sie wieder her.» Trotzdem fühlt sie eine Geborgenheit um diese Vasen, Porzellanfiguren und Zifferblätter und erfreut sich an ihren Geschichten, denn Bernadette Sommer ist überzeugt, dass ihre Schätze ein Eigenleben führen. Deshalb verlässt sie am Ende eines Arbeitstages nicht einfach das Atelier, sondern dreht sich beim Hinausgehen nochmals um und flüstert: «Adieu zusammen.»

KERAMISCHE R E S TA U R I E R U N G E N

Bernadette Sommer-Blum, Vorstadt 21, 6130 Willisau, Telefon 041 970 15 44

beyond 16/2013

S_54_57_Beyond_16.indd 57

23.04.13 14:31


AT E L I E R

So funktioniert ein

58

TOU RB I LLON

D E R GO LD E N E KÄF I G Ein Tourbillon trickst die Erdanziehungskraft aus und sorgt so für höchste Präzision: Das ultrakomplexe Getriebe gilt als die Krönung der Uhrmacherkunst. Von Hans Holzach

beyond 16/2013

S_58_61_Beyond_16.indd 58

23.04.13 14:46


RUBRIK

Beim Tourbillon bewegt sich die Unruh nicht nur hin und her, sondern auch unter und 端ber das Niveau ihrer Achse (Nummern siehe Seite 60).

59

3 5 8 1

4

Ubt den Blick 端ber die Schultern unseres Uhrmachers Dieter Damit unsere Kunden. Und erlaubt den beyond 16/2013

S_58_61_Beyond_16.indd 59

23.04.13 14:46


AT E L I E R 1 4

3

60

1 2 3 4 5 6 7 8

Unruh Anker 2 Hemmungsrad Tourbillonkäfig Sekundenrad Kleinbodenrad Sekundenradtrieb Hemmungsradtrieb

8

7

W

er zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Taschenuhr besass, die weniger als eine Viertelstunde vor- oder nachging pro Tag, durfte sich stolzer Besitzer eines Präzisionsinstruments nennen. Wer hingegen als Seefahrer zur selben Zeit versuchte, mithilfe einer solchen Taschenuhr zu navigieren und eine Südseeinsel anzusteuern, um Nahrung und Wasser aufzunehmen, musste mit einer Meuterei rechnen. Sein Schiff konnte die Hafeneinfahrt um satte vierhundert Kilometer verfehlen. Das Interesse der Marine an zuverlässigen Uhren zur Navigation trieb deshalb Uhrmacher vorab in England und Frankreich an, immer präzisere und stabilere Zeitmesser zu entwickeln. Einer von ihnen, Abraham-Louis Breguet, 1747 in Neuenburg geboren, gilt als genialer Uhrmacher, der nicht nur Marinechronometer erster Güte herstellte, sondern ebenso feine Taschenuhren, in die seine zahllosen Erfindungen einflossen. Als eigentlicher Präzisionsfanatiker ersann er auch einen raffinierten Mechanismus, der die Auswirkungen des sogenannten Schwerpunktfehlers elegant zum Verschwinden brachte: den Wirbelwind, besser bekannt unter seinem französischen Namen Tourbillon. Jede Uhr benötigt einen Taktgeber. In der mechanischen Taschen- und Armbanduhr ist dies eine Unruh: ein Metallreif, der

6

5

über eine feine spiralförmige Feder mit dem Unruhkolben verbunden ist. Diese Unruh schwingt regelmässig hin und her. Damit eine gewisse Ganggenauigkeit erreicht wird, muss die Unruh sorgfältig ausgewuchtet sein. Das heisst: Der Schwerpunkt der Unruh sollte exakt auf der Achse liegen, damit der Einfluss der Erdanziehungskraft eliminiert wird. Nun schwingt aber auch die mit der Unruh verbundene Spiralfeder mit und dehnt sich dabei aus, um sich anschliessend zusammenzuziehen. Sie «atmet», wie der Uhrmacher sagt. Obwohl die Unruh selbst perfekt ausgewuchtet sein kann, gilt dies nicht mehr für die Kombination von Unruh und Spiralfeder: Es kommt zu einem Schwerpunktfehler. Dieser zeigt sich darin, dass eine aufgezogene Uhr vielleicht vorgeht, wenn die Krone nach oben zeigt, hingegen um den gleichen Betrag nachgeht, wenn die Krone nach unten gerichtet ist. Unangeneh-

«Die Rädchen drehen sich um ein Zentrum wie Planeten um ihr Zentralgestirn.»

beyond 16/2013

S_58_61_Beyond_16.indd 60

23.04.13 14:46


merweise kehrt sich der Effekt teilweise um, wenn die Kraft der Zugfeder nachlässt. Breguets Lösung des Schwerpunktproblems besteht darin, die Unruh nicht nur hin und her, sondern auch um die eigene Achse drehen zu lassen, in der Regel ein Mal pro Minute. Befindet sich der Schwerpunkt des Unruh-Spiral-Systems zu einem bestimmten Zeitpunkt oberhalb der Unruhachse und die Uhr geht vor, so wandert er in dreissig Sekunden unter die Achse, und die Uhr geht nach. So gleicht sich ein Gangfehler innerhalb höchstens einer Minute von selbst aus. Dazu werden Unruh (1) und Hemmung (meist der Anker (2) und das Hemmungsrad (3), bei einer Chronometerhemmung nur das Hemmungsrad) in einem Käfig (4) montiert, der drehbar gelagert ist. Das Sekundenrad (5) hingegen ist fest mit der Platine verschraubt. Der Käfig wird vom Kleinbodenrad (6) über den Sekundenradtrieb (7) auf der Unterseite des Käfigs in Bewegung versetzt. Dabei rollt der Hemmungsradtrieb (8) auf dem verzahnten Umfang des fixierten Sekundenrads (5) ab. Über das Hemmungsrad und den allenfalls vorhandenen Anker wird schliesslich die Unruh angetrieben. Der Käfig und alle darin gelagerten Teile drehen sich nun um die Käfigachse und bilden zusammen mit dem Sekundenrad das Tourbillon. Diese Art von Getriebe wird auch Planetengetriebe genannt, weil sich die rotierenden Rädchen um ein Zentrum drehen wie Planeten um ihr Zentralgestirn. Da sich der Schwerpunktfehler nur dann bemerkbar macht, wenn die Unruh mehr oder weniger aufrecht steht, werden Tourbillons nicht in Uhren verbaut, die stets flach liegen. Seine Wirkung entfaltet ein Tourbillon am effektivsten in Taschenuhren, die meist hängend getragen werden. Der Preis für den Zugewinn an Gangstabilität ist allerdings hoch, denn die Herstellung eines Tourbillons gilt als schwierig, ebenso seine Wartung und Regulierung. Dafür ist der Anblick eines rotierenden Tourbillons durch eine Öffnung im Zifferblatt dermassen reizvoll, dass noch dem abgebrühtesten Uhrenkenner das Herz höherschlägt.

HIGHLIGHT —

Das schönste Tourbillon dieses Jahres kommt von Jaeger-LeCoultre: Zu ihrem 180. Geburtstag überrascht die Manufaktur mit einer kleinen Sensation.

61

Betörend raffiniert: «Master Grande Tradition Cylindrique à Quantième Perpétuel». Zum ersten Mal kombiniert eine Manufaktur ein sogenannt fliegendes Tourbillon mit einer zylindrischen Spiralfeder: Das neue mechanische Kaliber JaegerLeCoultre 985 mit Automatikaufzug bietet ein spektakuläres uhrmacherisches Schauspiel. Der Käfig des Tourbillons aus Titan (Grad 5), die grosse Unruh aus 14-Karat-Gold und die Spiralfeder vermitteln dem Auge den Eindruck, als würde das Tourbillon im Herzen des Uhrwerks schweben. Aber auch die Rückseite der «Master Grande Tradition Cylindrique à Quantième Perpétuel» bietet betörende Einblicke: Durch das Saphirglas lassen sich die von Hand nach alter Uhrmachertradition gefertigten Verzierungen des Uhrwerks betrachten. Die Schwungmasse aus 22-Karat-Gold bildet die Goldmedaille nach, mit der JaegerLeCoultre für ihre Fertigkeiten und ihren Erfindungsgeist 1889 auf der Weltaus-

stellung in Paris ausgezeichnet wurde. Die Jubiläumsuhr verbindet Klassik, Reinheit und Rationalität. Ihr Gehäuse aus extraweissem Platin ist eine Hommage an das 19. Jahrhundert und ebenso vom Stil der Taschenuhren inspiriert wie das Design mit den Indizes, dem klassischen Minutenring, dem gekörnten, versilberten Zifferblatt und den neuen, äusserst schlichten Dauphine-Zeigern. Ihre Eleganz verdankt die Uhr auch der übersichtlichen Anordnung des ewigen Kalenders auf dem Zifferblatt – mit Wochentag, Datum, Monat, Jahr und Mondphase. Die Sekunde befindet sich direkt über dem Tourbillon und betont den «Herzschlag» der Uhr zusätzlich.

Master Grande Tradition Cylindrique à Quantième Perpétuel (Ref. 504 65 20 PT), 42 mm Durchmesser, Platin extraweiss, limitiert auf 180 Stück, 155 000 Franken.

beyond 16/2013

S_58_61_Beyond_16.indd 61

23.04.13 14:46


MUSEUM

Paris

DIE UHR DER TAP F E R E N F RAU E N Eine kleine Tischuhr erzählt eine grosse Geschichte: Die persönliche Reisependulette von Zarin Eleonore von Bulgarien verband zwei aussergewöhnliche Freundinnen. Von Monika Leonhardt

62

Hochzeitsreise im Orientexpress: Eleonore Prinzessin Reuss zu Köstritz und König Ferdinand I. von Bulgarien.

beyond 16/2013

S_62_65_Beyond_16.indd 62

23.04.13 14:57


MUSEUM

München Wien Budapest

Z

Belgrad

Sofia Istanbul

ärtlich streicht Eleonore über das elegant geschwungene Gehäuse der Pendulette auf dem Fensterbrett, während draussen im kurzatmigen Staccato die wilden Wälder Transsilvaniens vorbeifliegen. Der Orientexpress kämpft sich durch den unwirtlichen Karpatenbogen, doch drinnen ists behaglich warm in diesen gedankenversunkenen Nachmittagsstunden vor dem Fünfuhrtee. Begleitet vom dumpfen Rattern der Räder sucht sich das helle Ticken der Uhr eigene Wege, und wie immer, wenn Eleonore die Pendulette mit dem Schlüssel aufzieht, überkommt sie eine reine Form von Glück.

63

DAS HOCHZEITSGESCHENK

Eleonore Prinzessin Reuss zu Köstritz war 47-jährig, als sie im Frühjahr 1908 König Ferdinand I. heiratete und mit dem Titel der Zarin von Bulgarien die Zweckehe krönte. Ferdinand, ein schillernder Charakter auf dem politischen Parkett Europas, brauchte für die vier Kinder aus erster Ehe eine Mutter – und eine Gattin, die an seiner Seite Repräsentationspflichten erfüllen konnte. Die gleichaltrige Eleonore erwies sich als perfekt für diese Rolle: Die ausgebildete Krankenschwester war für ihren Einsatz für die Verwundeten im Russisch-Japanischen Krieg (1904–1905) mit militärischen Ehren ausgezeichnet worden und verwandtschaftlich mit einflussreichen Häusern des europäischen Adels verbunden. Die kostbare Pendulette, die Eleonore auf ihrer Hochzeitsreise vom deutschen Thüringen in die bulgarische Sommerresidenz Euxinograd am Schwarzen Meer begleitet, ist ein Geschenk ihrer Freundin Marquesa Louisa de Rosales. Auf dem Zwischenhalt in Wien, den das Ehepaar im familieneigenen Palast in Wien verbeyond 16/2013

S_62_65_Beyond_16.indd 63

23.04.13 14:57


MUSEUM

Bewegte Zeiten: Die Reisependulette von Eleonore von Bulgarien steht heute im Uhrenmuseum Beyer.

64 brachte, fand Eleonore Zeit, sich für das Geschenk zu bedanken. Auf blauem Briefbogen schrieb sie: «Liebe Miss Louisa – Ihre herrliche Uhr tickt auf meinem Tisch im düsteren Salon des alten Palais Coburg (…) Sie erreichte mich am Tag meiner Hochzeit, ich verliebte mich augenblicklich in diese Schönheit. Wie aufmerksam und lieb von Ihnen, dass Sie mir diese Uhr ausgesucht haben, im Wissen, dass ich solch aussergewöhnliche Stücke verehre. Ihre Uhr ist das Juwel unter meinen Pendulen, auch weil sie mich an Sie und die guten alten Zeiten erinnert (…).» Nicht nur Eleonore von Bulgarien erfreute sich damals an einer Reiseuhr. Erdacht für Menschen, die oft unterwegs sind, wurden die Offiziers- oder Reisependuletten im 18. und frühen 19. Jahrhundert vor allem von Angehörigen des Militärs geschätzt. Meist von eleganten Transportverpackungen geschützt, verfügten sie in der Regel über einen Wecker und ein Schlagwerk mit Repetition, damit man sich nachts akustisch die Zeit angeben lassen konnte. TECHNISCHE KUNSTWERKE

Bekannt sind aber auch aufwendige technische Werke wie die Reiseuhr des Uhrmachers Thomas Tompion (1638–1713), die sich heute im «British Museum» befindet. Einen ersten Jahreskalender enthielt

die Reisependulette, die Abraham-Louis Breguet (1747–1823) um 1797 für Napoleon Bonaparte schuf. Sie begleitete den Feldherrn auf seinem Ägypten-Feldzug (1798–1801) und gelangte durch Vermittlung der Familie Beyer ins Schweizerische Nationalmuseum. Eleonores Uhr wurde um 1900 beim renommierten Uhrmacher L. Leroy in Paris hergestellt. Das Gehäuse ist aus vergoldeter Bronze mit Schildpattauflagen gefertigt, über dem Zifferblatt liess Eleonores Freundin Louisa nachträglich ein bekröntes goldenes «E» anbringen. Die Reisependulette verfügt über ein ausgezeichnetes Pariser 8-Tage-Werk mit einem Stunden- und Halbstundenschlagwerk auf eine Tonfeder. DER ZUG DER KÖNIGE

Doch bevor Eleonore die geliebte Uhr in der Sommerresidenz am Schwarzen Meer aufstellen konnte, lag noch eine weite Reise vor dem frischgebackenen Ehepaar. Dass es den Weg im Orientexpress zurücklegte, war kein Zufall, sondern die damals feudalste Art zu reisen: Aufgrund der vielen gekrönten Häupter unter den Fahrgästen wurde er auch «König der Züge» und «Zug der Könige» genannt. Ferdinand I. galt als Stammgast, er benutzte den Orientexpress, wenn immer möglich. In späteren Zeiten liess er es sich nicht nehmen, ihn auf

dem bulgarischen Streckenabschnitt selber zu fahren – zum Entsetzen der anderen Fahrgäste. Die Aufgaben, die sich Eleonore in der Ehe mit Ferdinand stellten, erfüllte sie mit selbstloser Hingabe: Sie kümmerte sich um die vier Kinder und um die Krankenpflege in Bulgarien. Ständige diplomatische Verwicklungen schickten das Königspaar in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg noch oft auf Reisen nach Paris, Wien und Berlin. Ob die Königin ihre Reisependulette stets dabei hatte, entzieht sich unseren Kenntnissen. Eleonore starb im September 1917 nach langer Krankheit, betrauert vom bulgarischen Volk, das ihr dankbar war für ihre aufopfernde Arbeit in den Krankenhäusern. Auf ihren Wunsch wurde sie in einer kleinen Kirche in Boyana, in der Nähe von Sofia beigesetzt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Eleonores Freundin Marquesa Louisa de Rosales bereits als Krankenschwester mit der Verantwortung für Militärkrankenhäuser im Ersten Weltkrieg. Für «National Geographic» berichtete sie als Kriegsreporterin und Fotografin von der italienischen Front. Die Reisependulette, die sie Eleonore zur Hochzeit geschenkt hatte, bekam sie später zurück. Für das Uhrenmuseum Beyer ist es eine Ehre, diese Uhr, die zwei tapfere Frauen verband, beherbergen und ihre Geschichte weitererzählen zu dürfen. beyond 16/2013

S_62_65_Beyond_16.indd 64

23.04.13 14:58


65

Tiefe Verbundenheit: Zarin Eleonore bedankt sich bei Marquesa Louisa de Rosales. beyond 16/2013

S_62_65_Beyond_16.indd 65

24.04.13 10:04


SWISS MADE

DI E E RLE UCHTU NG Die weltberühmten Farbstifte von Caran d’Ache kennt jedes Kind. Doch nicht jedes weiss sie fachgerecht einzusetzen. Eine Erinnerung. Von Thomas Wyss Foto Lorenz Cugini

I

66

rgendwo mussten sie ein Talent vermutet haben, meine lieben Eltern. Anders ist es kaum zu erklären, dass sie mir zum fünften Geburtstag (er ist in der Erinnerung festgebrannt, da ich versuchte, die Kuchenkerzen mit den Fingern auszumachen) eine erstklassig bestückte Schachtel Caran-d’Ache-Malstifte schenkten. Allein meine Lieblingsfarbe gab es in dreifacher Ausführung: Wiesengrün, Tannengrün, Grossvatis-Auto-Grün. Offiziell hiessen die Grüns natürlich anders, aber als Kind geniesst man ja glücklicherweise assoziative Freiheiten. Ich hatte also, um es mit einer Bubenmetapher zu sagen, den Ferrari erhalten, derweil ausnahmslos alle Nachbarskinder mit dem 2CV (also der simpelsten Edition) auskommen mussten. Ein Vorteil, den ich leider nicht zu nutzen wusste. Zwar pflanzte ich im Chindsgi wie jeder andere Goof die Sonne gelb-orange in die rechte obere Ecke des Blattes, und auch wenn meine Fünf-Strich-Giraffen der besseren Caran -d’Ache-Box wegen farbiger gerieten als die der Kamerädli, sahen sie nicht unbedingt

MEHR ALS EIN BLEISTIFT _

Caran d’Ache wurde 1924 durch Arnold Schweitzer gegründet, der Firmensitz befindet sich in Thônex im Kanton Genf. In den 90er-Jahren expandierte die einzige Schweizer Herstellerin von Farb- und Bleistiften, Künstlerprodukten und Luxusschreibgeräten in den weltweiten Markt, der Jahresumsatz beträgt derzeit rund 100 Millionen Franken. Seit Juni 2012 wird das Traditionsunternehmen von Carole Hübscher geführt, sie ist die Tochter des Inhabers, Jacques Hübscher. Das berühmteste Schreibgerät aus dem Haus Caran d’Ache ist der 1930 lancierte Fixpencil, ein Druckbleistift. «Karandasch» bedeutet auf Russisch Bleistift.

schlechter aus. Doch bereits in der ersten Klasse hatten mich alle Mitschüler abgehängt. Ihre Häuser hatten Perspektive, ihre Berge waren Monumente, ihre Meere gingen tief. Bei mir dagegen erinnerte gemäss der Schulpsychologin alles (sogar die Autos!) an die berühmten Kleckse, die man als «Rorschachtest» kennt – mit dem «immerhin beruhigenden Unterschied», dass sie nicht dunkel, sondern bunt wie Smarties daherkamen. Die erschreckende Diagnose erfuhr ich freilich erst Jahrzehnte später, an einem amüsanten Weihnachtsabend, von den Eltern. Ich merkte allerdings auch ohne dieses Wissen, dass ich nicht wirklich aufs Papier brachte, was ich in der Welt wahrnahm. Statt Begabtere um Hilfe zu bitten, flüchtete ich mich in künstlerischen Eigensinn: Ohne je einen Dalí gesehen zu haben, zeichnete ich Köpfe auf Stelzen und riesige Nasen ohne Gesicht. Obwohl die Versuche nach wie vor unbedarft wirkten, schienen sie mir wenigstens einigermassen einzigartig. Bis ich am Schulexamen sah, wie sich fremde Eltern über meine Bilder einen Schranz lachten. In den folgenden Wochen benutzte ich meine edlen Caran d’Aches nur noch als Kauholz. Zum Glück hatte ich aber eine sehr einfühlsame Lehrerin. Eines Tages nahm sie mich beiseite und sagte, ich solle doch einfach Buchstaben malen, sie würde mir auch gern solche zeigen, die wir noch nicht durchgenommen hätten. Farbstifte als Schreibstifte! Es war – buchstäblich – meine Erleuchtung. Und jedes Mal, wenn mir heute jemand vorhält, für einen Journalisten hätte ich eine «bisweilen arg bunte Sprache», weiss ich genau, wem ich dieses Geschenk zu verdanken habe. Thomas Wyss ist Redaktor beim «Tages-Anzeiger» und Buchautor («Sammelsurium Schweiz», «Das um ein Haar geköpfte Matterhorn»).

beyond 16/2013

S_66_67_Beyond_16.indd 66

23.04.13 15:00


67

beyond 16/2013

S_66_67_Beyond_16.indd 67

23.04.13 15:01


HIGHLIGHTS

UHRENMUSEUM —

G RO S S E W I E D E RERÖFFNUNG

68

Nach mehrmonatiger Sanierung feierte das Uhrenmuseum Beyer mit 200 geladenen Gästen eine glanzvolle Wiedereröffnung. Kunden, Medienvertreter und Museumsverantwortliche aus der ganzen Schweiz beehrten uns mit ihrem Besuch. In entspannter Atmosphäre mit Livemusik und einem Cocktail dînatoire konnte die Ausstellung in den offenen und modernisierten Räumen bestaunt werden. Auch das eigene Uhren- und Goldschmiede-Atelier begeisterte die Gäste. Das Uhrenmuseum Beyer zeigt 250 Exponate aus der Zeit von 1400 v. Chr. bis heute und gilt als eine der bedeutendsten Privatsammlungen der Welt. Es ist von Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.

Generöse Gastgeberfamilie: Muriel Zahn-Beyer, René Beyer und Annette Beyer.

Auf vier Stockwerken herrschte Grossandrang.

Eric Ritter (Beyer) und Dr. Markus Melching.

beyond 16/2013

S_68_69_Beyond_16.indd 68

23.04.13 15:14


Dr. Corina Dommann, Malihé und Prof. Dr. Arthur von Hochstetter, Dr. Stefan Dommann.

69 Sorgte für den guten Ton: Saxofonist Philippe Chrétien. Bernhard Dudli, Dr. Gunther Fay, Britta Dudli, Dr. Ursula Fay.

Goldschmied Ueli Rogger erklärt den Gästen das Atelier.

Barbara Blanchard, Annette Beyer, Dr. Jean-René Blanchard.

Markus Baumgartner, Bereichsleiter Verkauf. Vereint Tradition und Moderne: Beyer. beyond 16/2013

S_68_69_Beyond_16.indd 69

23.04.13 15:14


HIGHLIGHTS DIAMANTSEMINARE —

S C H I L L E R N D E W E LT

70

Auch in diesem Jahr führte Beyer wieder die begehrten Diamantseminare durch. Im Januar durften wir rund 40 Gäste im eleganten Park Hotel Weggis begrüssen, im Februar und im März waren insgesamt 50 Teilnehmer zu Besuch in den Räumlichkeiten der Beyer Chronometrie. Carlo Mutschler, der Leiter des GoldschmiedeAteliers, bot auf anschauliche und elegante Art Einblick in die faszinierende Welt des Diamanten. Krönender Abschluss der Seminare bildete der Diamant-Apéro, bei dem in einem der Champagnergläser eine Überraschung lag: Kein Wunder, strahlten die Gewinnerinnen danach mit ihrem neuen Brillanten um die Wette.

Bewegen nicht nur Damen: Beyer-Diamantseminare.

Auch ihr war das Glück hold: Flavia Denzler durfte einen Brillanten heimnehmen. Fand einen Brillanten im Champagnerglas: Sara Loukan mit Carlo Mutschler.

Gewann am zweiten Abend: Katharina Meier-Bieri (links) mit Ursula Erismann.

Wenn es um Diamanten geht, fehlt es selten an Gesprächsstoff.

Carlo Mutschler testet die Echtheit eines Diamanten. beyond 16/2013

S_70_71_Beyond_16.indd 70

25.04.13 13:23


CSI —

P F E R D E D U F T L I E GT I N D E R LU F T Die weltbesten Reiter und Pferde kämpften am 25. Mercedes-CSI-Springreitturnier im Hallenstadion Zürich um Ehre und Weltcup-Punkte. Dank Eventsponsor Rolex durfte die Beyer Chronometrie ihre treusten Rolex-Kunden an das grossartige Turnier einladen und ihnen hochklassigen Spitzensport, tolle Shows und kulinarische Köstlichkeiten bieten.

Aldo Hättenschwiler mit Tochter Nora.

Alex Weidmann.

71

Markus Baumgartner und Vicky Kummer. Beate und Beat Ostertag.

Funkenstiebende Show: Daniel Würgler & Friends.

WHITE CHRISTMAS BALL —

BALLNAC HT M IT G UT E M ZW E C K Am White Christmas Ball, dem traditionellen Wohltätigkeitsanlass im Hotel Baur au Lac in Zürich, durften auch dieses Jahr rund 180 illustre Gästen einen glanz- und sinnvollen Abend geniessen. Dank grosszügiger Spenden konnten die Stiftungen «Zürcher Familien in Not», «LPlus» und «Work and Box» mit einem wertvollen Beitrag unterstützt werden. Die Beyer Chronometrie ist bereits seit 2007 Hauptsponsor des Balls, der jeweils Anfang Dezember stattfindet.

Bettina Kläusli von Beyer überreicht Max Frei die Sieger-«Hublot».

Gut gelaunt: Trudy und Dr. Hans Gut.

Stimmungsvolles Ambiente: White Christmas Ball im Hotel Baur au Lac.

Markus Baumgartner und Luzia Tanner von Beyer nehmen eine weitere Diamantengewinnerin in die Mitte.

beyond 16/2013

S_70_71_Beyond_16.indd 71

25.04.13 13:23


BAHNHOFSTRASSE (2)

VOM SÄU MÄRT ZU M PARADE P LATZ

Bevor er zum teuersten Pflaster der Schweiz wurde, war der Paradeplatz vieles: Tiermarkt, Exerzierplatz und Postkutschenzentrum. Von Ulrich Mahler

72

W

er schon Monopoly gespielt hat, weiss: Der Zürcher Paradeplatz ist das wertvollste Feld der Schweiz. Auf der eleganten Pflasterstein-Lichtung im Herzen der Stadt erheben sich die Hauptsitze von Credit Suisse und UBS, und nur die exklusivsten Geschäfte können sich diesen Standort leisten. Das war nicht immer so. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts lag der Platz noch ausserhalb der Stadtmauer, an der Hauptstrasse nach Wollishofen und Graubünden. Er wurde vor allem als Tiermarkt benutzt und hiess entsprechend: Säumärt. Aus dem Katzenund dem Wollishofer Tor sowie aus der nahen Umgebung strömten die Menschen herbei, um hier zu handeln. Es heisst, es habe zuweilen zum Himmel gestunken. Daran änderte sich auch nicht viel, als dort, wo heute die Credit Suisse thront, Zeughäuser gebaut wurden und der Platz nicht nur als Tiermarkt, sondern auch vom Militär als Exerzierplatz genutzt wurde. Erst 1642, durch den Bau der dritten Stadtbefestigung, rückte der Säumärt ins Stadtgebiet und änderte seinen Charakter. Seine Umgebung war bald geprägt von herrschaftlichen Häusern mit Gärten – und dem Anliegen der Anwohner nach einer Aufwertung ihrer Adressen. 1819 wurde der Säumärt in «Neumarkt» umgetauft. ZENTRUM FÜR POSTKUTSCHEN

Die zentrale Lage wurde auch von geschäftstüchtigen Leuten erkannt, die einerseits aus den engen Altstadthäusern in die

1

luftigere Umgebung umziehen wollten und anderseits fest damit rechneten, dass der neue Hauptbahnhof, wie geplant, hier am Neumarkt gebaut wird (was sich als Irrtum herausstellte). Der Vorarlberger Johannes Baur eröffnete 1838 sein Hotel Baur en Ville (heute «Savoy») als feinstes Fremdenhotel der Stadt unmittelbar neben dem eben fertiggestellten Posthof (heute «Zentralhof»), dem grössten Postkutschenzentrum Europas. Dadurch wurde der Neumarkt, der den schmutzigen Fröschengraben entlang der einstigen Stadtmauer teilweise überbrückte, zu einem der verkehrsreichsten Plätze Zürichs. Als der Zuckerbäcker Sprüngli 1858 von der Marktgasse im Niederdorf in einen Neubau am Neumarkt zog, standen ge-

genüber noch immer die alten Zeughäuser der Stadt. Doch dann ging es bei der Aufwertung dieser Ecke Schlag auf Schlag, und der Platz sowie seine Umgebung veränderten sich innerhalb eines Jahrzehnts grundlegend: 1864 wurde damit begonnen, den Fröschengraben zwischen Rennweg und Neumarkt aufzufüllen, 1865 bekam der Neumarkt den Namen «Paradeplatz», 1866 konnte das erste Teilstück der neuen Das ist eine Bildleg Bahnhofstrasse für Kutschen ende Dasfreigegeben ist eine Bildleund 1870 der neue Hauptbahnhof am gende Das ist eine nordwestlichen Stadtrand eingeweiht werBildlegende Daist eine den. Im selben Jahr kaufteBildlegende Alfred Escher der Stadt Zürich die Zeughaus-Grundstücke ab und baute den stattlichen Hauptsitz der Schweizerischen Kreditanstalt (heute Credit Suisse), in dem auch die Beyer beyond 16/2013

S_72_73_Beyond_16.indd 72

23.04.13 15:24


3 4

2

Der Paradeplatz im Wandel der Zeit: 1840 (1), um 1900 (2), um 1700 (3) und als Verkehrsknotenpunkt mit Rösslitrams 1888 (4).

73

Chronometrie während fünfzig Jahren ihren Geschäftssitz haben wird. Kurz vor der Jahrhundertwende war der neue Paradeplatz in seinen Grundzügen fertiggestellt: Zum Prunkbau der Kreditanstalt im Westen, dem Sprüngli-Haus im Osten und dem Hotel Baur en Ville im Norden kam 1899 im Süden das Gebäude des Bankvereins dazu (heute UBS). P F E R D E TA X I U N D R Ö S S L I T R A M

Der elegante Platz war von Anfang an aber auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Zuerst kreuzten sich hier die Pferdetaxis, Hotel- und Postkutschen, dann machte das Rösslitram, von der Bahnhofstrasse her kommend, am Paradeplatz Halt, bevor es durch die Poststrasse und via Münsterbrücke zum Limmatquai quietschte. Und heute ist der Platz Haltestelle von nicht weniger als sieben Tramlinien – und ein Ort, an dem man, auch dank der Banken, stets ein Taxi findet. Selbst wenn man beim Stichwort «Paradeplatz» in erster Linie an diese Banken denkt und in zweiter Linie vielleicht an das wichtige Feld im Monopoly-Spiel, eines ist er seit 175 Jahren geblieben: ein Ort, an dem dank Sprüngli auch die süssen Seiten des Lebens zur Geltung kommen.

Wo heute der Hauptsitz der UBS steht, wohnte einst der Scharfrichter von Zürich. DAS U N G E LI E BT E H E N K E R S HAU S

Das treppengieblige Haus «Zum Schanzengatter» neben der Einfahrt zum Bleicherweg war den Anwohnern ebenso ein Graus wie der Gestank des Tiermarkts, denn von 1654 bis 1718 hauste hier der Scharfrichter von Zürich. Der Druck der Bevölkerung zeigte Wirkung: Ab 1718 musste der städtische Henker sein schreckliches Amt ausser-

halb der Stadtpforten ausüben – bis zur Aufhebung der Scharfrichterstelle 1834. Die letzte Hinrichtung in Zürich fand allerdings erst Jahre später statt: am 10. Mai 1865, frühmorgens auf dem heutigen Bahnhofplatz. 15 000 Schaulustige kamen, um den Kindermörder Heinrich Götti baumeln zu sehen.

beyond 16/2013

S_72_73_Beyond_16.indd 73

24.04.13 10:06


ZEITGEIST

1

6

Welche Tageszeit ist Ihnen am wichtigsten und wieso? Die Zeit zwischen Tag und Traum am frühen Morgen. Dieser schwebende Nicht-Zustand, wo alles noch möglich und offen ist.

Was verkörpert für Sie den heutigen Zeitgeist? Multitasking. Die Frauen könnens, die Männer weniger.

2 Wofür nehmen Sie sich gern Zeit und warum? Ich brauche viel Zeit für mich, sonst werde ich grantig. Dann lese, sinniere und träume ich und entwerfe Pläne – um sie wieder zu verwerfen.

74

3 S I LV I A A E S C H B A C H

… leitet das Ressort «Trend» der Sonntagszeitung und ist Chefredaktorin der deutschsprachigen Ausgabe des Luxusmagazins «encore!». Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Hunden Louis und Millie in Zürich.

Wann spüren Sie die innere Uhr? Meistens am Nachmittag zwischen zwei und drei. Meine unproduktivste Zeit, die ich nur mit Schokolade überstehe, da ich ja keinen Mittagsschlaf halten kann.

4 Wann waren Sie das letzte Mal unpünktlich? Ich gebe mir Mühe, pünktlich zu sein, und habe das Gefühl, dies auch zu schaffen. Wobei mein Mann da anderer Meinung ist und sagt, bei mir würden fünf Minuten viel länger dauern als auf der Uhr.

5

7 Welche Zeitzeugen bewundern Sie? Jeden, der sich selbstlos für andere einsetzt, egal ob für Mensch, Tier oder die Umwelt.

8 In welcher Zeit hätten Sie gern gelebt? Ich bin ganz glücklich mit der Zeit, in der ich lebe.

9 Welche Erinnerung verbinden Sie mit Ihrer Armbanduhr? Ich trage eine alte, kleine Golduhr von Certina, die meiner Mutter gehört hat. Dadurch ist sie immer irgendwie bei mir, obwohl sie schon lange tot ist.

10 Was ist Zeit, ausser Geld? Die Zeit kann es uns nicht recht machen – weil der richtige Zeitpunkt nie da ist.

Worin sind Sie der Zeit voraus, und wie machen Sie das? Ich möchte meiner Zeit nicht voraus sein, obwohl ich in einem Bereich arbeite, der sich mit Trends auseinandersetzt. Privat lebe ich im Hier und Jetzt, obwohl ich gern Pläne schmiede – siehe oben. beyond 16/2013

S_74_Beyond_16.indd 74

23.04.13 15:26


ENTDECKEN SIE SICH NEU

RENDEZ-VOUS NIGHT & DAY Kaliber Jaeger-LeCoultre 967A Die Rendez-Vous Night & Day ist eine perfekte Verbindung von stilvoller Eleganz mit traditioneller Uhrmacherkunst. Sie begleitet ihre Trägerin durch die verschiedenen Phasen ihres Lebens, in denen sich jede Frau fortwährend wandelt und sich dabei immer wieder neu entdeckt. Dieser Zeitmesser ist das Ergebnis der unerschöpflichen Kreativität der Manufaktur Jaeger-LeCoultre, deren Savoir-faire seit ihrer Gründung im Jahr 1833 kontinuierlich weiterentwickelt wird.

SIE VERDIENEN EINE RICHTIGE UHR ladies.jaeger-lecoultre.com

Umschlag_Beyond_16.indd 3

02.05.13 22:03


Umschlag_Beyond_16.indd 4

02.05.13 22:03


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.