beyond Das Magazin der Beyer Chronometrie
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KARL-FRIEDRICH SCHEUFELE
D E R C H O PA R D - C H E F G A N Z P R I VAT ALPINISMUS EXTREM
WENN SICH DIE ZEIT AUSDEHNT UHREN UND SCHMUCK
BIJOUX MIT GLANZ UND GLAMOUR
EDITORIAL
Liebe Kundin, lieber Kunde Liebe Freunde des Hauses Beyer Seit fünf Jahren befindet sich die Beyer Chronometrie ununterbrochen im Wachstum. Dass wir selbst in einem Jahr wie 2013 und in einer Welt voller Krisenherde solche Erfolge erzielen dürfen, ist nicht selbstverständlich. Dank vieler Neukunden aus asiatischen und arabischen Ländern konnten wir den Umsatz steigern. Doch was uns wirklich stolz macht, ist unsere Kernkundschaft. Also Sie! Darum führen wir für Sie einen erstklassigen Kundendienst, beschäftigen 16 technische Angestellte – und machen dieses Magazin. Wir danken Ihnen von Herzen
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für Ihre Treue und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre! Herzlich, Ihr
René Beyer zu Besuch bei Chopard-Co-Chef Karl-Friedrich Scheufele, fotografiert von Gian Marco Castelberg, befragt von Matthias Mächler (ab Seite 20)
Unsere Bijoux-Fotostrecke (ab Seite 30) bildet wie immer das Herzstück des beyond. Damit die kunstvollen Inszenierungen gelingen, ist uns kein Aufwand zu gross: Stylistin Mirjam Kaeser (oben links), Fotografin Martina Meier (rechts), Sicherheitschef Florian Gehrke und Hobbywachhund Donald in Aktion.
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cartier.com
Neue Kollektion TANK MC Manufaktur-Uhrwerk 1904 MC
I N H A LT 8 B A C K S TA G E Menschen, News und Events: Hinter den Kulissen der Beyer Chronometrie 16 K O L U M N E Jürg Zbinden über cineastische Zeitwunder 18 D I E B E Y E R S Annette Beyer-Wild: Die Grand Lady 20 S P E Z I A L René Beyer zu Besuch bei ChopardCo-Präsident Karl-Friedrich Scheufele 28 Z E I T F Ü R … Musse, Inspiration und schöne Dinge 32 B I J O U X Kunstvoll inszenierte Träume: Die schönsten Uhren und Schmuckstücke des Winters 42 G E S P R Ä C H Schlafforscher Prof. Dr. Malcolm Kohler 46 Z E I T R E I S E Ahorita ist eine typisch mexikanische Zeiteinheit – und verspricht selten Gutes
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48 A L P I N Wie Extremsportler die Zeit wahrnehmen 54 H A N D W E R K Der Schildpatt-Experte von Bern
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58 AT E L I E R So funktioniert die Mondphasen-Komplikation 62 M U S E U M Die berühmte «Tischuhr mit Planetarium» von Jean André Lepaute: Das Resultat einer Liebe
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66 S W I S S M A D E Der Knaller: Aargauer Tischbomben 68 H I G H L I G H T S Magische Momente mit Beyer-Kunden
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72 B A H N H O F S T R A S S E Als der Kratzturm weichen musste 74 Z E I T G E I S T Die «annabelle»-Chefin nimmt sich Zeit
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I M P R E S S U M beyond – Das Magazin der Beyer Chronometrie AG, Bahnhofstrasse 31, CH-8001 Zürich, Tel. +41 (0)43 344 63 63, www.beyer-ch.com. Herausgeber: René Beyer. Projektleitung: Katrin Ulrich. Art Direction und Gestaltungskonzept: Adrian Hablützel, artdepartment.ch. Redaktion: Matthias Mächler, diemagaziner.ch. Korrektorat: textissimo.ch. Bildbearbeitung und Druck: Heer Druck AG, Sulgen.
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Coverfoto: Mathias Zuppiger
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In seiner Rolle als Wegbereiter gründet Pierre Jaquet Droz im Jahre 1784 die erste jemals in Genf eröffnete Uhrenmanufaktur.
Grande Seconde Quantième, ref. J007030245 Blaues Genfer Streifen-Zifferblatt und blauer, opaliner Ring. Edelstahl, Durchmesser 43 mm. Mechanisches Uhrwerk mit Automatikaufzug. Gangreserve 68 Stunden WWW. JAQ UET- DRO Z. COM
B A C K S TA G E
N E U I M S O RT I M E N T —
DIE DIAMANTEN VON THOMAS FRIEDEN
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Diesen Herbst hat die Beyer Chronometrie die Marke Thomas Frieden der Schmuckmanufaktur Frieden in Thun ins Sortiment aufgenommen. Die Kollektionen von Thomas Frieden huldigen dem Diamanten in all seinen Erscheinungsformen und beweisen mit exklusiven Designs höchste Handwerkskunst. Und weil kein Stein wie der andere ist, wird jedes Schmuckstück zum Unikat. Neben der Herstellung von Schmuck hat sich die Schmuckmanufaktur Frieden seit vielen Jahrzehnten auch im Handel mit Edelsteinen und Kulturperlen etabliert. Heute gehört sie zu den bedeutendsten Perlenimporteuren in der Schweiz. www.beyer-ch.com
Der Diamant in all seinen Facetten: Colliers aus der Kollektion «Oeil Magique» von Thomas Frieden. BLUMENUHR —
BAUM DES LEBENS
Auch für diesen Winter wurde die Blumenuhr am Bürkliplatz von Lutz Gärten in ein neues Kleid gehüllt. Das Thema: «Baum des Lebens» soll an die Vergänglichkeit und Kostbarkeit der Zeit erinnern.
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Die L.U.C-Kollektion Jeder Bestandteil ein Meisterwerk Die Breite des Federblatts garantiert die Flexibilität der drei patentierten Hämmer der L.U.C Chrono One sowie eine schnelle und abgefederte Nullstellung der Chronographenzeiger. Ein zu dickes Blatt würde einen heftigen Stoss auslösen und ein zu dünnes die Zeiger am Zurückspringen hindern. Die Hämmer werden wie alle anderen Komponenten des L.U.C-Kalibers 03.03-L von unseren Handwerkskünstlern der Manufaktur Chopard von Hand verziert und vollendet. Die L.U.C Chrono One verfügt über ein Uhrwerk mit Chronometer-Zertifikat der COSC.
L.U.C CHRONO ONE
AUSZUBILDENDE —
AUF BESTEM WEG IN DIE ZUKUNFT
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Das Engagement für die Zukunft liegt der Beyer Chronometrie sehr am Herzen. Seit vielen Jahren bildet das älteste Schweizer Uhren- und Schmuckgeschäft Uhrmacher aus, seit drei Jahren auch Detailhandelskauffrauen und -männer. Im Sommer 2013 schloss mit Andrea Stutz unsere erste ausgebildete Detailhandelskauffrau ihre Lehre ab – und legte die Messlatte hoch: Mit Bestnote 5,8 in Warenkunde geht sie als gutes Beispiel voran. Herzliche Gratulation! Die Beyer Chronometrie freut sich sehr, diesen motivierten Menschen Knowhow aus über 250 Jahren Firmengeschichte weiterzugeben und ihnen die Tradition des Uhren- und Schmuckhandels näherzubringen.
Die Beyer-Auszubildenden von links: Andrea Stutz (ausgelehrt), Sidney Bamert (3. Jahr), Jetsadang Tochan (2. Jahr), Rahel Brüschweiler (1. Jahr), alle Detailhandel, und die Uhrmacher Raffael Häfeli (4. Jahr) und Noah Gisler (2. Jahr).
I N S T I T U T H O R L O G E R I E C A RT I E R —
AUS DER TRADITION HERAUS NEUES SCHAFFEN Um die Tradition der Haute Horlogerie auf ebenso lebendige wie nachhaltige Art zu erhalten, gründete Cartier 1993 das Institut Horlogerie Cartier (IHC). Die Einrichtung fördert Auszubildende mit zusätzlicher Unterstützung in den Bereichen Uhrmacherei, Schleifen, Polieren und Mikromechanik. Ausserdem bietet das IHC erfahrenen Handwerkern und Handwerkskünstlern eine Auswahl an Schulungsmöglichkeiten, um ihre Kompetenzen zu erweitern oder aufzufrischen. Das IHC möchte zudem das Können und das Wissen der Uhrmacherlehrlinge aufwerten und stärker zur Geltung bringen und hat aus diesem Grund vor 19 Jahren einen speziellen und in der Zwischenzeit legendären Wettbewerb ins Leben gerufen, den «Concours de l’Institut Horlogerie Cartier IHC».
Raffael Häfeli gewann beim renommierten Cartier-Wettbewerb den 5. Preis. Nach Bekanntgabe des Themas haben die Teilnehmer 32 Stunden Zeit, um die vorgegebene Aufgabe an einem von Cartier gestellten Uhrwerk technisch und ästhetisch zu lösen – etwa durch die Ergänzung eines Mechanismus oder durch die Anpassung des Anzeigesystems. In diesem Jahr nahmen rund
97 Uhrmacherlehrlinge aus der Schweiz teil. Dabei gewann unser Auszubildender Raffael Häfeli den 5. Preis, wozu wir ihm herzlich gratulieren. Die Aufgabe war, ein Zifferblatt mit Stunden- und Minutenanzeige mit einem Fokus auf die eigenen Initialen künstlerisch und technisch umzusetzen. beyond 17/2013
Wellendorff • Tel. +41 79 716 70 05 • www.wellendorff.com
B A C K S TA G E
LANGE NACHT DER MUSEEN —
GROSSES INTERESSE AN ANTIKEN UHREN
Am Samstag, 7. September 2013, öffneten 42 Zürcher Museen von 19 Uhr bis 2 Uhr morgens ihre Türen. Auch das Uhrenmuseum Beyer wurde rege besucht, die Führungen waren restlos ausgebucht. Viele Zürcher Nachtschwärmer warfen einen Blick in eine der bedeutendsten Privatsammlungen der Welt und zeigten sich sehr interessiert. Wie immer war die Stimmung äusserst entspannt. Kundige Erzähler: Museumskuratorin Monika Leonhardt (oben) und Johannes Albrecht zogen die Besucher in ihren Bann.
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A U S TA U S C H —
H OT E L L E R I E T R I F F T H O R LO G E R I E
Tauschten die Jobs: Das Team Beyer lernte, wie ein Hotel tickt, während die Crew vom Seedamm Plaza der Chronometrie den Puls fühlte.
Die Hotellerie und die Horlogerie haben vieles gemeinsam – etwa das Bedienen und Verwöhnen der Kunden. Welche Herausforderungen das bedeutet, erfuhren jeweils acht Mitarbeitende des Hotels Seedamm Plaza in Pfäffikon und der Beyer Chronometrie während eines Mitarbeiteraustauschs. Die Hotelfachleute schnupperten bei Beyer in den Bereichen Uhrmacher- und Goldschmiedeatelier, Verkauf, Serviceabteilung und Patek Philippe Boutique. Die Beyer-Crew wiederum wurden im Seedamm Plaza an der Réception, im Service, in der Küche und im HouseKeeping auf die Probe gestellt. Nach einem Sushi-Kurs und einer BartenderLektion endete der Abend im Casino. Ein gelungenes Experiment, das für Inspiration sorgte und Lösungsansätze für ähnliche Herausforderungen im eigenen Job bot. beyond 17/2013
THE ESSENCE OF BRITAIN Made in Switzerland by BREITLING
Britischer Chic, Schweizer Perfektion. Breitling for Bentley verbindet das Beste aus beiden Welten. Stil und Performance. Luxus und Spitzenleistung. Klasse und Unkonventionelles. Leistungsstärke und Raffinement. Im Chronografen Bentley B06, dem Emblem dieses ausserordentlichen Universums, tickt ein von der COSC (Offizielle Schweizerische Chronometerkontrolle) – der obersten Instanz in Sachen Zuverlässigkeit und Präzision – Chronometer-zertifiziertes Breitling Manufakturkaliber. Es zeichnet sich durch seinen exklusiven 30-Sekunden-Chronografen aus, der Zeitspannen äusserst genau misst. Der perfekte Mix aus grosser britischer Automobilkunst und grosser helvetischer Uhrmachertradition.
breitling f or bentley.com
BENTLEY B06
B A C K S TA G E
Seit Juli 2011 die nobelste Uhren-Adresse Zürichs. PAT E K P H I L I P P E B O U T I Q U E
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EIN MEILENSTEIN IN DER GESCHICHTE Schon die Väter der Besitzer von Patek Philippe und Beyer skizzierten Pläne für eine gemeinsame Boutique. Schön, sind sie wahr geworden. In der Welt der Uhren gilt Patek Philippe als das Nonplusultra, und selbst im weiten Luxussegment gibt es kaum einen vergleichbaren Brand: Die Genfer Manufaktur ist an Begehrtheit nicht zu übertreffen. Bis zu fünf Jahre muss sich gedulden, wer bestimmte Sondermodelle am Handgelenk tragen will. An Auktionen erzielen die Uhren Rekordpreise; eine Patek Philippe gilt als sichere Wertanlage. Zwischen der Manufaktur und dem Hause Beyer herrscht seit je eine tiefe Verbundenheit. Auch sähe der Stammbaum der Beyers anders aus ohne die Genfer Nobelmanufaktur – in deren Uhrenatelier nämlich kamen sich 1880 zwei Berufskollegen näher: Marie Valentine Meylan und Adelrich Beyer, die Urgrosseltern des derzeitigen Geschäftsführers der Chronometrie, René Beyer. Die Familien pflegen bis heute eine herzliche Freundschaft. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Traum einer Patek Philippe Boutique an der Bahnhofstrasse bereits seit vielen Jahre reifte: Schon Theodor René Beyer, der Vater von René Beyer, hatte
zusammen mit Patek-Gründer Henri Stern die Vision einer gemeinsamen Boutique in Zürich. EDLES AMBIENTE
Unter der Leitung des renommierten Uhrenkenners Eric Ritter öffnet die erste händlergeführte Patek Philippe Boutique der Schweiz seit Juli 2011 an sechs Tagen die Woche ihre Türen. Und schon beim ersten Schritt über den weichen Teppich umhüllt einen das edle Ambiente, das die unaufdringliche Kompetenz der Uhrenmanufaktur widerspiegelt. Neben dem sinnlich gestalteten Hauptraum ermöglicht ein VIP-Raum besondere Gespräche. Die erholsame Atmosphäre der Boutique an der zuweilen hektischen Bahnhofstrasse erlaubt es der Kundschaft, in aller Ruhe die Preziosen zu geniessen. Für eine süsse Überraschung übrigens sorgt die Konditorei Sprüngli: Exklusiv für Beyer stellt das Traditionshaus die Pralinés mit dem Calatrava-Kreuz her, dem Symbol von Patek Philippe. Ein Genuss, dem man nur schwer widerstehen kann.
Süsse Versuchung: Sprünglis exklusive Patek-Philippe-Pralinés. beyond 17/2013
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Elegante Oase an der quirligen Bahnhofstrasse: Patek Philippe Boutique.
Kompetente F端hrung: Eric Ritter und Janette Cammarata.
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KOLUMNE
ZU RÜCK I N DI E ZU KU N FT Je älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit. Ganz schlimm ist es im Kino, findet Jürg Zbinden. Ausser es passiert ein Wunder.
A 16
ls Heranwachsender fand ich es ziemlich merkwürdig, wenn die Eltern davon sprachen, dass doch eben erst noch Weihnachten gefeiert worden sei und jetzt schon wieder. Ebenso läge der letzte Geburtstag doch kaum ein volles Kalenderjahr zurück. Mir hingegen schien die Zeit im Schneckentempo zu verstreichen: in endlosen Mathematik- und Geometrielektionen, an todlangweiligen, mindestens 48 Stunden dauernden Sonntagen mit zäh sich hinziehenden Besuchen bei und von Verwandten. Als diffuses Licht am Ende des Tunnels nahm ich das meilenweit entfernte 16. Altersjahr wahr. Das Jahr, in dem alles besser werden würde. Und es wurde tatsächlich besser, nicht alles zwar, aber immerhin. Ich durfte allein ins Kino, die Spannung verheissende Angabe «Freigegeben ab 16 Jahren» war künftig an mich persönlich gerichtet und sollte nur noch einmal skandalös übertroffen werden, als geschrieben stand «FSK ab 18» (Freiwillige Selbstkontrolle ab 18 Jahren).
Die Kinosäle meiner Pubertätszeit befanden sich in Konstanz und hiessen Scala, Roxy und Gloria. Der Grenzübertritt von Kreuzlingen nach Deutschland führte in eine aufregende Welt voller Abenteuer: «Star Wars», «Taxi Driver», «Saturday Night Fever», «Alien» und die Spätvorstellung von «The Rocky Horror Picture Show» beflügelten die Fantasie und machten die Wochenenden unvergesslich. Bloss einen Schönheitsfehler hatte das Kino. Plötzlich verging die Zeit wie im Flug, zwei Stunden schrumpften zu einem Augenblick. Dabei waren die durch die Filmkritik geadelten Meisterwerke deutlich in der Minderzahl – unverdrossen führte ich mir jeden Käse vor Augen: «Thank God It’s Friday», «Mondo Cannibale 3» (deutscher Verleihtitel: «Die blonde Göttin der Kannibalen») oder schlicht und simpel «Eis am Stiel». Mittlerweile, auf Zwischenstation in den «reiferen» Jahren und nach dem Konsum von Hunderten von Filmen, geht die Uhr
im Kino wieder merklich langsamer. Bisweilen scheint selbst der Sekundenzeiger zu kriechen. Das liegt nicht etwa an einer inspirierenden Zeitlupensequenz, sondern meistens am stumpfsinnigen Drehbuch und an einer meilenweit vorhersehbaren Handlung. Die haltlose, oft unkritische Begeisterung und der Überschwang der Jugend sind dahin, äusserst selten geschieht noch ein Wunder. Ein solches war «La grande bellezza» von Paolo Sorrentino. Am Anfang der Hommage an die Pracht von Rom steht ein Romantitel von Louis-Ferdinand Céline: «Eine Reise ans Ende der Nacht». Ein Film auch über das Werden und Vergehen der Ewigen Stadt und ihrer Bewohner. 142 Minuten dekadenter Schönheit, während deren die Zeit mehr als einmal innehält, stillsteht. Fast unmerklich.
Jürg Zbinden schreibt als freier Autor unter anderem für die NZZ. Seine Schwerpunkte sind Vintage-Themen und Popkultur. Der Ostschweizer lebt seit langem in Zürich.
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www. thomas-frieden.com
nature‘s glittering temptation
DIE BEYERS (6)
AN N ET T E B EY E R-W I LD
DI E G RAN D LADY Annette Beyer prägte die Beyer Chronometrie über ein Jahrzehnt an vorderster Front – und trug nebenbei die wichtigste Sammlung mechanischer Spielzeuge zusammen. Von Matthias Mächler
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N
ein, lacht Annette Beyer: Fussballfan sei sie in jenem Oktober 1989 nicht geworden. «Aber ein Fan von Maradona!» Als die SSC Napoli vor dem Uefa-Cup-Spiel gegen Wettingen im Zürcher Hotel Atlantis logierte, sei der Superstar praktisch jeden Tag vorbeigekommen. Fast immer trug er den hellblauen Trainingsanzug, meistens war seine Verlobte Claudia dabei, die er zwei Wochen später heirateten sollte. «Und am Schluss hatte er etwa zehn Uhren gekauft», erinnert sich Annette Beyer. «Wegen seiner feinen Handgelenke suchte er sich eine ‹Nautilus› von Patek aus – in der Damenversion. Und für die Hochzeit eine Taschenuhr, ebenfalls von Patek Philippe.» Auch seine Braut Claudia, seine Schwiegermutter und einige seiner Mitspieler bekamen schöne Uhren. «Er war so nett, so höflich, so dankbar», schwelgt Annette Beyer. «Er hat uns sogar zu seiner Hochzeit nach Argentinien eingeladen. Das konnten wir natürlich nicht annehmen.» ILLUSTRE KUNDSCHAFT
Von 1983 bis 1996 war Annette Beyer «La Patronne» der Chronometrie und im Geschäft stets an vorderster Front anzutreffen. Dabei machte sie keinen Unterschied zwischen Büezern und Stars wie Mario Adorf, Pierre Brice und Fürstin Gina von Liechtenstein. Ein Grund vielleicht, weshalb sie um Weihnachten oft mit Blumen, Pralinés und Champagner beschenkt wurde. («Dabei waren doch sie die Kunden und hätten ein Dankeschön verdient.») Solche Anerken-
Annette Beyer: «Ich habe alles erlebt, was ich wollte. Ich hatte eine super Zeit.» beyond 17/2013
Annette Beyer mit Maradona und seiner Verlobten Claudia im Oktober 1989.
nung genoss sie genauso reden, bis er der Piste wewie die Tatsache, dass die nigstens ein bisschen Spass Geschäfte glänzend liefen. abgewinnen konnte. Immerhin hatten ihr Mann Anfang Siebzigerjahre, Anund sie die Beyer Chronette Beyer hatte ihre beiden kleinen Kinder nometrie in der Nachkriegszeit mit tiefroten René und Muriel zu Zahlen übernommen. Hause, erbte sie von den 16 automatische Als die ChefsekretäSchwiegereltern drei meBewegungen: «Der rin mit Handelsschulchanische Puppen. ObZauberer» (um 1860). diplom 1960 bei einem wohl sie nie ein «Puppenmädchen» Nachtessen Theodor René Beyer kennen- war, verliebte sie sich auf Anhieb in die lernte, war sie 27-jährig und wusste über Automaten – und begann, sie zu sammeln. Uhren nicht viel. Das änderte sich schnell: Während ihr Mann den Mechanismus Sie liess sich von der Leidenschaft ihres beurteilte und falls nötig in der ChronoMannes anstecken, der als einer der gröss- metrie reparieren liess, kümmerte sie sich ten Uhrenkenner seiner Zeit galt. Sie be- um die Restaurationen am Holz, um die gleitete ihn auf Reisen an Auktionen in aller Farben oder um die historischen Stoffe für Welt und war mit ihm in vielen Dingen die Kostüme. Wenn sie auf Reisen eine einig – ausser beim Sport. Als begnadete besondere Puppe fand, transportierte sie Skifahrerin, die auch mal ein Rennen mit- sie notfalls auf den Knien im Zug nachfuhr, musste sie ihn mehr als einmal über- hause. So kam die weltweit bedeutendste Sammlung von Puppenautomaten zusammen – «mechanische Menschen», die Seifenblasen machen, rauchen, Musik spielen, das ABC schreiben. Das Museum Bellerive in Zürich zeigte sie vor vierzig Jahren, die renommierte Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München vor zwanzig. Heute stehen sie in Annette Beyers Privatmuseum. Und auch wenn ihr Sohn René sie immer
«Heute ist vieles schnelllebig und kompliziert. Aber es gibt auch viel Gutes.» 1970 entstand das «Automaten»-Buch. beyond 17/2013
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wieder darum bittet: Eine weitere Ausstellung wäre ihr zu viel. «Das muss mal jemand anderer machen – ich habe alles erlebt, was ich erleben wollte.» Im Gespräch mit der Grand Lady wird deutlich: Annette Beyer ist zufrieden mit ihrem Leben. «Ich hatte eine super Zeit», sagt sie. Und meint damit nicht nur das Ansehen, die vielen Reisen, die glamourösen Events oder die Stars, die sie von einer privateren Seite kennenlernen durfte. Sie meint auch die Epoche, die verbindliche Art, wie man Geschäfte machte, die tiefen Freundschaften gerade mit der Patek-Familie Stern oder mit der Chopard-Familie Scheufele. «Heute ist vieles schnelllebig, zu oberflächlich und oft auch viel zu kompliziert», sagt sie. Dabei klingt sie keineswegs wehmütig. Im Gegenteil. Verschmitzt lächelt die elegante Dame und sagt: «Die heutige Zeit hat auch viel Gutes – ohne mein Handy jedenfalls würde ich nicht mehr sein wollen.»
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ZWE I MÄN N E R U N D E I N BABY Sie kennen sich seit ihrer Jugend und sind einander in vielen Dingen verbunden: René Beyer zu Besuch bei Chopard-Co-Präsident Karl-Friedrich Scheufele. Von Matthias Mächler Fotos Gian Marco Castelberg
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Der Grund des Besuchs: Scheufeles neuste Erwerbung, ein Alfa Romeo 1900C Super Sprint Touring von 1956. beyond 17/2013
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«Ohne Träume hat das Leben doch gar keinen Sinn. Träume sind der Motor von allem.»
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VON ERFOLG GEKRÖNT –
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Es wird viel von Träumen die Rede sein in diesen späten Nachmittagsstunden am Genfersee, von erfüllten und von unerfüllbaren. Vom Luxus auch, sich selber treu bleiben zu können. Und vom Verwirklichen grosser Ideen. Karl-Friedrich Scheufele wird René Beyer von der Erstabfüllung seines neuen Weinguts in der Dordogne einschenken, die Sonne wird gut gelaunt durch die Kronen der mächtigen alten Bäume zwinkern und das sanfte Rauschen des Sees die Seele massieren. Doch bevor diese poetische Idylle die Begegnung der beiden Weggefährten prägt, wird es erst einmal laut. Knatternd springt der Alfa Romeo 1900C Super Sprint Touring an. Der Oldtimer aus dem Jahr 1956 stottert und schmatzt, und es braucht viel Zehenspitzengefühl, um ihn am Laufen zu halten, bis er warm ist und bereit für die kleine Ausfahrt, zu der Karl-Friedrich Scheufele René Beyer nach Nyon geladen hat. Schon oft hat er ihm von diesem Traum erzählt, der ihn verfolgt, seit er das Coupé mit der Grandezza einer JamesBond-Limousine vor einigen Jahren an der Mille Miglia gesehen hatte, dem legendären Oldtimerrennen, das seit 1988 von Chopard als Sponsor unterstützt wird und das Scheufele als Hobbyrennfahrer und passionierter Oldtimersammler mit grösstem Vergnügen mitfährt. FA H RT I N D I E V E R G A N G E N H E I T
Die pure, klare Linie des Designs, das sorgsam eingesetzte Chrom, nicht zu viel, nicht zu wenig, das runde, knackig abfallende Hinterteil und die Details, die sich auf den ersten Blick unauffällig und beim zweiten Hinsehen mit betörender Richtigkeit in die Gesamtwirkung einfügen: Sie hatten es dem Ästheten vom ersten Moment weg angetan. Als kompromissloser Perfektionist, der lieber gar keine denn halbe Sachen macht, wartete er so lange, bis die richtige Ausführung des Modells in der richtigen Farbe und mit den richtigen
Details auf dem Auktionsradar erschien. Diesen Sommer war es so weit. «Ich weiss schon, weshalb ich mit dem Zug angereist bin», lacht René Beyer. «Ich will mich ja nicht blamieren mit meinem Rosthaufen.» Dabei hätte es ein lustiges Bild gegeben: Beyers zwölfjähriger Alfa Romeo 166 neben Scheufeles handgearbeitetem Juwel, das lediglich 599-mal hergestellt wurde. Mit einem bubenhaften Leuchten in den Augen setzt sich Beyer auf den Beifahrersitz und geniesst die Reise in die Vergangenheit. Dabei geht es nicht nur um die Nostalgie bahnbrechenden Autodesigns: Beyer und Scheufele verbindet auch die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit als Jugendliche, bevor die Verantwortung für ihre Firmen sie einholte. Damals habe man sich nach dem offiziellen Teil der Familienfeiern schnell mal abgesetzt Richtung Disco, erinnert sich René Beyer. Oder zum Wasserskifahren.
Karl Scheufele war 24, als er 1963 das deutsche Pforzheim verliess, um sein Glück in der Schweiz zu finden. Er kaufte Chopard, als die kleine Uhrenmanufaktur nur noch aus fünf Mitarbeitenden bestand, und machte daraus das grösste familiengeführte Uhrenund Schmuckimperium der Welt. Heute beschäftigt Chopard knapp 2000 Mitarbeitende und wird im Co-Präsidium geführt von den Geschwistern Caroline und Karl-Friedrich Scheufele. Karl-Friedrich Scheufele (1958) lebt mit seiner Frau Christine und den drei Kindern auf dem Familiengut bei Nyon. Er ist begeisterter Oldtimerfahrer, Weinliebhaber, Kunstsammler und passionierter Bergsteiger.
EIN BESONDERER TROPFEN
Am liebsten natürlich vor diesem märchenhaften Anwesen bei Nyon mit seinen weiten Wiesen und zierlichen Hecken, den Wäldchen und Weinreben und dem kleinen alten Kloster, vor dem Scheufele den Super Sprint nun zum Stehen bringt: Hinter den kühlenden dicken Mauern befindet sich im sagenumwobenen Weinkeller weitere Schätze. Etwa die Sammlung geheimnisvoller Supermagnumflaschen mit tiefen Seriennummern – einzigartige Perlen aus dem Romanée-Conti. Auch aus diesem Hobby hat Scheufele ein Geschäft gemacht und in Genf und Gstaad Weinboutiquen eröffnet. Dort ist unter anderem ein durchaus bezahlbarer Tropfen erhältlich, auf den Scheufele fast noch mehr stolz ist als auf die Raritäten in seinem Klosterkeller: ein fruchtig leichter, unprätentiöser Weisswein und ein ausgewogener und doch erstaunlich differenzierter Rotwein für den Alltag vom eigenen Weingut Château Monestier La Tour in der Region Bergerac. beyond 17/2013
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Streicheleinheiten für den Alfa Romeo – und für die Leonbergerhunde Ferdi und Enzo, benannt nach Porsche und Ferrari.
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Sturm, Überschwemmung, gefrorene Leitungen, unzählige Renovierungsarbeiten: Alles gab es in den zwei Jahren bereits, seit er die Domäne in der Dordogne besitzt. Vielleicht liebt er diesen Wein darum so besonders: Weil in ihm viel Arbeit steckt, Schweiss, Hoffnung und der Glaube daran, mit dem Respekt vor den alten Rebstöcken das Beste aus ihnen zu holen. «Wein ist wie die Uhrmacherei», sagt Scheufele: «Was gut werden will, braucht Zeit. Beim Wein ist man allerdings extrem abhängig von der Launen der Natur.» DER GLAUBE AN TRÄUME
«Karl-Friedrich ist ein ausgesprochen faszinierender Mensch», sagt Beyer. «Zum einen vereint er auf zurückhaltende, entspannte Art viel Stil und Geschmack. Zum anderen teilt er seinen Erfolg grosszügig wie kein Zweiter mit anderen. Und: Niemand kann ihn von seinen Träumen abbringen; nichts wirft ihn aus der Bahn, bis er etwas genau so erreicht, wie er es sich vorgestellt hat.» Das war nicht anders, als Scheufele 1994 beschloss, neben den Schmuckuhren von Chopard künftig auch hochwertige Herrenuhren mit eigenen mechanischen Uhrwerken zu entwickeln und selbst zu fertigen. «In dieser Phase war der Kontakt mit René besonders intensiv», erzählt Scheufele. «Er ermutigte mich, gab mir Tipps und war ein wichtiger Ratgeber bei der Entwicklung der L.U.C.-Werke. Ich durfte sehr von seiner einzigartigen Stellung in der Uhrenbranche profitieren.» Heute sind diese L.U.C.-Uhren nicht nur etabliert: Für René Beyer gehören sie mitunter zum Besten, was die Haute Horologerie zu bieten hat. Vis-à-vis der ehemaligen Abtei steht in einem märchenhaften Garten das Wohnhaus der Familie. Karl-Friedrich Scheufele öffnet das schmiedeeiserne Tor und wird freudig begrüsst von den zwei bärenhaften Leonbergerhunden Enzo und Ferdi, be-
nannt nach Ferrari und Porsche. Dies hier sei sein grösster Luxus, sagt er. «Hier ist meine Familie. Hier ist alles gut. Hier kann ich mich regenerieren.» Auch wenn seine Frau Christine stark ins Familiengeschäft eingebunden ist: Am Familientisch ist das Thema Chopard tabu, sonst muss Scheufele fünf Franken ins Sparschwein seiner Kinder legen. Er lacht: «Es gab Zeiten, da wurden die Schweine ziemlich gemästet. Aber jetzt sind die Kinder dran mit bezahlen – jedes Mal, wenn sie am Tisch auf dem Handy rumdrücken.» Der Wind rauscht in den Baumkronen, am Ufer brechen kleine Wellen, und mit einem Schluck von Scheufeles eigenem Weisswein kehrt an diesem herrlichen Herbstnachmittag der Sommer zurück, zumindest im Gaumen. Die Szenerie vor dem romantischen Bauernhaus könnte nicht schöner sein, um in der Vergangenheit zu schwelgen, die Zukunft zu beschwören und zu philosophieren. Zum Beispiel über Träume, die man verkauft. Aber hegt man auch eigene? Beyer schmunzelt: «Meinen grössten Traum erfülle ich mir jedes Jahr mit ein paar Wochen Auszeit in Alaska, wo ich bewusst keine Uhr trage und nur auf meine innere Zeit höre.» Scheufele findet: «Ohne Träume hat das Leben doch gar keinen Sinn. Träume sind Motor von allem.» Und am süssesten seien jene Träume, die sich vielleicht gar nicht erfüllen lassen. Ein solcher sei für ihn etwa die Besteigung des Kilimandscharos.
«Wein ist wie die Uhrmacherei: Was gut werden will, braucht Zeit.»
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Auch die neuste Uhrenkreation aus dem Hause Chopard verneigt sich vor der AutoHistorie: Der limitierte Chronograph Mille Miglia Zagato ist dem berühmten Mailänder Karossier Ugo Zagato gewidmet, der vielen Modellen von Ferrari, Lancia und Maserati, Aston Martin, Bentley und Alfa Romeo zu einer unverwechselbaren Optik verhalf. Bei der neuen Uhr verantwortet Chopard gewissermassen Motor und Chassis, während die Firma Zagato Karosserie, Cockpit und Lederausstattung entwarf. www.beyer-ch.com
DEFINITION DES GLÜCKS
Dann schaut Karl-Friedrich Scheufele in die untergehende Sonne und sagt in seiner ruhigen, zurückhaltenden Art: «Doch der grösste Luxus sind nicht schöne Autos, ist nicht ein Fünfsternehotel oder eine teure Uhr. Der grösste Luxus sind jene Momente wie jetzt, in denen es keine Zwänge gibt. Wahrscheinlich kann man nur dann ganz sich selber sein.» beyond 17/2013
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Wie im M채rchen: Scheufeles Anwesen bei Nyon mit dem Wohnhaus (unten) und dem Weinkeller in der ehemaligen Abtei.
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ZEIT FÜR ...
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... SINNLICHKEIT
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Mit Hightech gegen die Kälte: Der Daunenparka «Geoffrey» von Nabholz aus Schönenwerd ist wasserabweisend, winddicht, atmungsaktiv – und sehr schnittig. Schade, gibt es ihn nur für Männer. Ca. 1200 Franken. www.nabholz1821.com
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Farbenfroh ins winterliche Einheitsgrau: Die Lammnappa-Handschuhe des Schweizer Labels 0714 halten nicht nur die Hände warm, sie schmeicheln auch den Augen. Ca. 100 Franken. www.0714.ch
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Zauberei über Nacht: Die Maske und das Körper-Soufflé aus der «Caviar»-Linie von La Prairie wirken während eines Winterschönheitsschlafs Wunder. Je ca. 380 Franken. www.laprairie.com
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Von innen gewärmt: Die junge Firma Sirocco aus Schmerikon SG entzückt mit exklusivem Bio-Tee in handgefertigten Beutelchen. Seit diesem Winter neu im Sortiment führt sie den chinesischen Grüntee und Muntermacher «Green Tropic». Ca. 17 Franken. www.sirocco.ch beyond 17/2013
... MUSSE
K L A N G FA R B E N G E G E N D E N W I N T E R B LU E S «Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum», wusste schon Friedrich Nietzsche. Gerade in der dunklen Jahreszeit zaubert gute Musik Licht in die Seele. Der weltberühmte Horgener Lautsprecherhersteller Piega, das Nonplusultra in der Welt des perfekten Klangs, sorgt nicht nur für den guten Ton, er garantiert damit auch Erholung. Denn je hochwertiger der Klang, desto mehr entspannt sich das Hirn. www.piega.ch.
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T R I PT YC H O N D E R G E N Ü S S E
Die neue «Esshalle, Weinhandlung & Bar» an der Badenerstrasse 101 in Zürich (ehemals Schmuklerski Grand Café) empfängt die Gäste nicht nur zum Schlemmen, sondern auch zu Trouvaillen in der Weinhandlung oder zum Schlendern durch die regelmässig wechselnden Kunstausstellungen. Perfekt für Begegnungen zwischen Genuss und Kultur. www.schmuklerski.ch ... EINEN RÜCKBLICK
1922 erwarb Fabrikant Adrian Schild die Volkstuch AG und machte sie als Tuch AG zur Herrenausstatterin mit mehreren Filialen. 1972 wurde daraus die Schild AG, die unter anderem die Swissair-Uniformen herstellte. Heute betreibt Schild 31 Modehäuser, beschäftigt 730 Mitarbeitende und segelt seit Oktober 2013 unter dem Dach von Globus in die Zukunft. beyond 17/2013
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BERÜHRENDE REISE
Eigentlich hat er diese Reise gar nicht geplant. Aus einer Laune heraus macht sich Harold Fry auf den Weg, unvorbereitet und unvoreingenommen. Und alles kommt anders, als man zunächst denkt. Klug und warmherzig erzählt, regt dieses Buch zum Nachdenken über das eigene Leben an. «Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry» von Rachel Joyce (Krüger Verlag), ca. 30 Franken
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ZEIT FÜR ... … EINE ENTDECKUNG
D E R ARC H IT E KT UND SEINE UHR
Ein antikes Zifferblatt im Grand Hotel du Lac in Vevey zeigt zehn vor vier. Das hat einen (dramatischen) Grund.
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Um 15.50 Uhr an einem Märznachmittag 1867 hatte jemand grosses Glück.
Nur die Zeit hat sich verändert, der gute Stil ist geblieben: Grand Hotel du Lac in Vevey.
Es war 1867, noch lag die Erfindung der elektrischen Glühbirne und des Telefons in weiter Ferne. Das Problem, mit dem sich Architekt M. Ernest Burnat an diesem nebligen Märznachmittag auseinandersetzen musste, war also erheblicher Natur: In der Baugrube für das geplante neue Hotel stieg das Grundwasser wegen der Regenfälle und der Lage am See weiter an. Die Dampfmaschine zum Trocknen schien fast vergeblich im Dauereinsatz zu stehen, an Bauen war im Moment nicht zu denken. Inzwischen war die Baustelle so schlammig, dass Ernest Burnat den Versuch aufgegeben hatte, seinen Anzug zu schonen; er stand bis zu den Knien im Dreck – und allein auf weiter Flur. Wie nur sollte er den nächsten Termin wahrnehmen? Er holte seine Taschenuhr hervor, um die Zeit zu kontrollieren, da passiert es: Der Architekt rutschte aus und stürzte viereinhalb Meter tief in die Tiefe. M. Ernest Burnat fiel in Ohnmacht, erwachte, spuckte Blut, wurde nochmals ohnmächtig. Als er wieder zu sich kam, realisierte er, dass er sich allein nicht aus dieser misslichen Lage befreien konnte. Er rief nach Hilfe, doch niemand hörte ihn. 24 Stunden musste er ausharren, bis man ihn fand. Seine Taschenuhr war zwar zerschellt, zeigt aber noch die Zeit des Sturzes an. Es war 15.50 Uhr an jenem nebligen Nachmittag im März. Und zehn vor vier zeigt noch heute das grosse historische Zifferblatt an, das im Treppenaufgang des Grand Hotel du Lac in Vevey steht. Es erinnert daran, dass es gerade in einem Haus von dieser Pracht nicht schaden kann, statt sich der Zeit zu beugen, diese einfach mal stehen zu lassen. Grand Hotel du Lac, Vevey, www.hoteldulac-vevey.ch beyond 17/2013
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BIJOUX
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G LANZSTÜCKE Die bläulichen Reste des Tages, das Schimmern von Grossstadtlichtern, geheimnisvolle Reflexionen zu später Stunde: Es sind die feinen Farbnuancen, aus denen Poesie gewoben ist. Wir haben sie eingefangen und unsere schönsten Preziosen kunstvoll in Szene gesetzt. Styling Mirjam Kaeser Fotos Martina Meier
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Thomas Frieden: Collier «Feuille Divine», Weissgold, 556 Diamanten (19,31 ct), CHF 72 000 Thomas Frieden: Ohrringe «Feuille Divine», Weissgold, 184 Diamanten (5,5 ct), CHF 21 500 beyond 17/2013
BIJOUX Rolex: «Datejust Royal Pink», Automatikwerk, Rotgold, 60 Baguette-Diamanten (1,81 ct), 130 Brillanten (1,20 ct), CHF 62 500
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Beyer: Collier «Lila & Skin», Weissgold, 33 Diamanten (2,385 ct), 11 Amethyste (181,65 ct), 11 Morganite (172,82 ct), CHF 72 800 Beyer: Ohrringe «Lila & Skin», Weissgold, 16 Diamanten (0,748 ct), 4 Amethyste (34,34 ct), 2 Morganite (20,65 ct), CHF 20 820 beyond 17/2013
RUBRIK
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Premium: Ohrringe, Weissgold, 6 Berylle (11,78 ct), 134 Diamanten (1,02 ct), CHF 13 100 Premium: Ring, Weissgold, 3 Berylle (9,18 ct), 62 Diamanten (0,54 ct), CHF 10 100 Premium: Kette, Weissgold, 3 Berylle (10,6 ct), 77 Diamanten (0,65 ct), CHF 11 200 beyond 17/2013
BIJOUX
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Patek Philippe: Damenuhr, Chronograph, Handaufzug, Diamanten, Weissgold, CHF 80 700 beyond 17/2013
38 Breitling: «Bentley B05 Unitime», Chronograph, Automatikwerk, Weltzeit, Edelstahl, CHF 12 460 Cartier: «Baignoire PM», Quarzwerk, Weissgold, CHF 24 400 Chopard: «Happy Sport M», Automatikwerk, 7 Brillanten (0,39 ct), Edelstahl, CHF 8400 Jaquet Droz: «Grande Seconde Quantième», Automatikwerk, Edelstahl, CHF 9650
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BIJOUX Beyer: Ring, Weiss- und Gelbgold, 1 gelber Diamant (3,27 ct), 1 Brillant (0,5 ct), CHF 67 900 Beyer: Ring «Livia», Weissgold, 1 Brillant (0,012 ct), 1 Amethyst (3,02 ct), CHF 3350 Beyer: Ring «Livia», Roségold, 1 Brillant (0,012 ct), 1 Morganit (3,51 ct), CHF 3690 Beyer: Ring «Prince», Weissgold, 4 Brillanten (0,048 ct), 1 Rauchquarz (3,99 ct), CHF 3650
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BIJOUX
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Wellendorff: Kette «Sonnenglanz», Weissgold, mit Anhänger «Purpurzauber», Weissgold, Brillanten, CHF 19 800 / CHF 25 300 Wellendorff: Ohrringe «Purpurzauber», Weissgold, Brillanten (1,13 ct), CHF 34 900 Beyer: Halsreif, Weissgold, CHF 3950
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Hublot: «Big Bang 44 Aero Bang», Chronograph, Automatikwerk, Kroko-Kautschukarmband, Rotgold, CHF 36 300 Beyer: Bracelet, Rotgold, Karbon, CHF 7400
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GESPRÄCH
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«DE R RHYTH M U S I ST WICHTIG E R ALS DI E ANZAH L STU N DE N»
Rund ein Drittel unserer Zeit verbringen wir im Bett: Der Zürcher Schlafforscher Malcom Kohler über geheimnisvolle Schlafstörungen und die Wirksamkeit von Schlaf als Anti-Aging-Programm. Von Bruno Bötschi Fotos Florian Kalotoy
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F체hrt am Universit채tsspital Z체rich das Schlaflabor: Malcolm Kohler.
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GESPRÄCH
Herr Professor Kohler, haben Sie letzte Nacht gut geschlafen? Nicht besonders. Phasen, in denen wir nicht gut schlafen können, sind aber normal. Deshalb sehe ich kein Problem, wenn ich einmal schlechter schlafe.
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Von Berufs wegen kennen Sie alle Spielarten von Schlafstörungen … Ja, aber es gibt so viele Einflüsse auf den Schlaf, man kann und soll nicht immer alle ergründen wollen. Wichtig sind die äusseren Begebenheiten: Viele Menschen haben Mühe, in Hotels zu schlafen oder wenn sie in den Bergen Ferien machen. Fast niemand kann jede Nacht gut und ausreichend schlafen. Stehen Sie auf, wenn Sie nachts wach liegen? Nein. Lesen Sie ein Buch? Nein. Ich schaue auch nicht dauernd auf den Wecker. Meistens schlafe ich nach kurzer Zeit wieder ein. Ich bin 46 und muss fast jede Nacht einmal auf die Toilette. Einmal pro Nacht Wasser zu lösen, ist nichts Aussergewöhnliches. Wenn es mich trotzdem nervt? Mein Tipp: Trinken Sie abends nach halb acht nicht mehr zu viel, vor allem keinen Alkohol. Ihre Chancen stehen gut, dass der nächtliche WC-Gang entfällt. Was geschieht im Schlaf? Dies ist eine der grossen offenen Fragen in der Schlafforschung. Grundsätzlich werden viele metabolische Prozesse heruntergefahren; der Muskeltonus, der Blutdruck und die Herzfrequenz sinken. Es setzt sozusagen ein Energiesparmodus ein. Der Körper soll sich in der Nacht erholen. Wie viel Schlaf braucht der Mensch? Da gibt es extreme Unterschiede. Manchen reichen sechs Stunden, andere brauchen
neun. Was normal ist, ist schwer zu sagen. Allgemein gilt: Wir sollten uns weniger auf eine Stundenzahl fixieren, viel wichtiger ist der Schlafrhythmus.
Warum der Schlafrhythmus? Wir sollten versuchen, immer im gleichen Zeitfenster ins Bett zu gehen. Es ist nicht gut, in einer Nacht um elf Uhr, in der nächsten um drei, dann wieder um zehn und am vierten Abend um Mitternacht schlafen zu gehen. Wieso nicht? Zu unterschiedliche Schlafenszeiten können unsere innere Uhr durcheinanderbringen. Die Folgen sind Müdigkeit und Probleme beim Einschlafen. Dieselben Symptome also, wie wenn wir mit dem Flugzeug in eine andere Zeitzone reisen. Angenommen, ich komme erst am frühen Morgen aus dem Ausgang zurück: Lege ich mich besser nicht mehr hin, um den Rhythmus nicht durcheinanderzubringen? Ich empfehle Ihnen, schlafen zu gehen, aber nicht zu lange. Warum? Wer bis am Nachmittag schläft, hat abends oft Mühe mit dem Einschlafen und fühlt sich am nächsten Morgen noch müder. Ein Problem, das gerade bei jüngeren Menschen verbreitet ist. Viele von ihnen sind wegen der langen Nächte am Wochenende oft extrem müde in der Schule. Was halten Sie vom Mittagsschlaf? Dagegen spricht nichts, solange man nicht in eine Tiefschlafphase gelangt. In oberflächlichen Phasen erholen wir uns gut, stehen auch problemlos wieder auf. Dauert ein sogenannter Power-Nap aber mehr als 30 Minuten, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Tiefschlafs. Werden wir in einer solchen Phase geweckt, schrecken wir auf, das Herz klopft schneller, wir fühlen uns verschlafen, allgemeines Unwohlsein macht sich breit.
«Stellen Sie den Wecker so hin, dass Sie die Zeit vom Bett aus nicht sehen.»
Es heisst, wer zu viel schlafe, flüchte vor Problemen. Es gibt fast keine Menschen, die willentlich zu viel schlafen können. Darum kann ich dieser Aussage nicht beipflichten. Weshalb haben wir nach einer kurzen Nacht durchaus das Gefühl, wir seien fit? Morgens um vier aufzustehen ist ein Stress für den Körper. Gleichzeitig entwickelt er in diesen Momente aber auch grosse Kräfte. Das rasche Aufstehen gaukelt dem Körper vor, er müsse sofort eine hohe Leistung erbringen. Er produziert in den Nebennieren Katecholamine und setzt Cortisol frei. Das macht aktiv und leistungsfähig. Wer mit wenig Schlaf auskommt, denkt oft, er sei stark. Diese Meinung ist tatsächlich verbreitet. Untersuchungen zeigen jedoch: Bei Menschen mit Schlafmanko sind Stresshormone, Blutdruck und Herzfrequenz erhöht. Sie funktionieren wie ein Rennauto mit zu stark getuntem Motor. So ein Modell gewinnt vielleicht ein Rennen, seine Lebensdauer aber ist begrenzt. Es ist erwiesen: Chronisches Nichtschlafen erhöht das Risiko zu erkranken deutlich. Was ist eine Schlafstörung? Gibt es aus Sicht des Arzts eine Definition dafür? Allgemein gesagt, liegt eine Störung vor, wenn die Schlafqualität beeinträchtigt ist. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Ein- und Durchschlafstörungen, schlafassoziierte Atmungsstörungen, Störungen des zirkadianen Rhythmus und sogenannte Parasomnien, zum Beispiel Schlafwandeln, sind die häufigsten Störungen. beyond 17/2013
GESPRÄCH
der praktisch uneingeschränkten kommunikativen Erreichbarkeit kommt qualitativ guter Schlaf oft zu kurz.
Die persönliche Wahrnehmung des eigenen Schlafs ist oft unzuverlässig. Warum? Wir erinnern uns am Morgen meist nur an die Phasen, in denen wir nicht geschlafen haben. Es gibt Menschen, die in einer oberflächlichen Schlafphase kurz aufwachen, auf den Wecker schauen und meinen, sie lägen bereits die halbe Nacht wach. Meine Empfehlung: Stellen Sie den Wecker so hin, dass Sie die Uhrzeit vom Bett aus nicht sofort sehen können. Diese Schlafphasen, wie teilen die sich ein? Nach dem Einschlafen, es dauert im Durchschnitt 15 Minuten, befinden wir uns zuerst in der oberflächlichen Schlafphase, gefolgt vom Tiefschlaf und der Rapid-Eye-Movement-Phase, kurz REM-Schlaf genannt, die durch die schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet ist. Dieser sogenannte Schlafzyklus wiederholt sich alle 60 bis 120 Minuten. DER SCHLAFFORSCHER —
Prof. Dr. Malcolm Kohler besitzt den Facharzttitel für innere Medizin und Pneumologie sowie den Fähigkeitsausweis für Schlafmedizin. Nach Tätigkeiten in Winterthur, Schaffhausen, Zürich und Oxford arbeitet er seit 2008 an der Klinik für Pneumologie des Universitätsspitals Zürich, zu der auch das Zürcher Schlaflabor gehört. Im Januar 2013 wurde Kohler zum Direktor der Klinik für Pneumologie ernannt.
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Nehmen Schlafstörungen zu? Im Schlaflabor des Universitätsspitals Zürich bekommen wir immer mehr Zuweisungen von Menschen, die Symptome einer Störung haben. Schlafstörungen sind zur Volkskrankheit geworden. Was sind die dringendsten Fragen, mit denen sich die Schlafforschung aktuell beschäftigt? Neben neuen Therapien von Schlafstörungen beschäftigen wir uns mit Fragen wie: Warum überhaupt schlafen wir? Und was sind die Auswirkungen von gestörtem Schlaf auf verschiedene Organsysteme? Schlafen die Menschen heute allgemein zu wenig? Ich denke, dass gerade in einer leistungsorientierten Gesellschaft dem Schlaf oft zu wenig Beachtung geschenkt wird. Zusammen mit einem stetig wachsenden Angebot an Unterhaltung bis tief in die Nacht und
Lässt sich fehlender Schlaf nachholen? Nicht wirklich. Ich kann nicht fünf Tage lang nur vier Stunden pro Nacht schlafen und meinen, ich könne am Wochenende einmal zehn Stunden schlafen und alles sei wieder in Ordnung. Schlaf lässt sich auch nur bedingt vorholen. Es heisst, viel Schlafen sei das beste AntiAging-Rezept. Wer genügend schläft, hat eine bessere Chance, älter zu werden. Oder umgekehrt gesagt: Dauerhaft erhöhte Stresshormone lassen den Körper schneller altern. Man sieht dies den Menschen zum Teil auch an, etwa an den Augenringen. Die innere Uhr: Nach Chronobiologe Till Roenneberg im letzten beyond und Schlafforscher Malcolm Kohler in dieser Ausgabe nimmt in der nächsten ein Traumforscher Stellung zum Thema.
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ZEITREISE
M EXI KAN I SCH E S ZE ITG E F Ü H L A
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Ahorita ist eine typisch mexikanische Zeiteinheit. Leider verspricht sie selten Gutes, schreibt Sandro Benini.
ls ich mich zum ersten Mal mit dem Mexiko-Korrespondenten der NZZ zu einem Kaffee traf, schickte er mir vor dem vereinbarten Zeitpunkt eine SMS, eine Mail und eine Nachricht auf Facebook. «Du erinnerst dich, unsere Verabredung ist in einer Stunde. Ich mache mich jetzt auf den Weg.» Auf die Frage, ob er so sehr an meiner Pünktlichkeit zweifle, antwortete er: «Du lebst seit fast zehn Jahren hier. Ich befürchtete, du seist mexikanisiert.» Ich konnte ihm die Sorge nicht verdenken: Mexikanerinnen und Mexikaner sind liebenswert, aber unpünktlich. Die beiden Eigenschaften hängen insofern zusammen, als es die erste erschwert, wegen der zweiten seinen Ärger zu zeigen. Unpünktlich sind Mexikaner im Privaten wie im Geschäftlichen. Sie erscheinen zum Tête-a-tête ebenso verspätet wie zum Businesslunch, man wartet auf den Arzt, die Haushaltshilfe, den Anwalt und den Klempner. In Mexiko herrscht potenzierte Unpünktlichkeit, weil sich die tra-
ditionelle lateinamerikanische Entspanntheit mit der historischen Gelassenheit der indigenen Kulturen verbündet – um es wohlwollend zu formulieren. In der 25-Millionen-Metropole Mexiko-Stadt steht den Unpünktlichen zudem eine einfache, jeden Einwand entkräftende Dauerentschuldigung zur Verfügung: «Ich bin im Verkehr stecken geblieben.» Wann passiert denn endlich, was eigentlich schon längst hätte geschehen sollen? Darauf gibt es in Mexiko eine einzigartige, unübersetzbare Antwort, die mich auch nach zehn Jahren noch in tiefste Resignation oder schäumende Wut stürzt, je nach Tageslaune: Das Wort ahorita – die Verkleinerungsform von ahora, zu Deutsch «jetzt». Ahorita heisst wörtlich also «jetztlein» und kann alles bedeuten, von «in fünf Minuten» bis «überhaupt nie». Oft ist Letzteres der Fall, weshalb die phonetische Niedlichkeit von ahorita mit dem Schrecken seiner Bedeutung kollidiert. Ahorita ist das linguistische Bonbon, das die Endloswarterei versüssen soll. Ahorita widerspiegelt
die mexikanische Scheu, «Nie» oder «Nein» zu sagen, die laut dem Literatur-Nobelpreisträger Octavio Paz dem spanischen Kolonialismus geschuldet ist: Dem Sklaventreiber von der iberischen Halbinsel schleuderte man besser kein «Nie» entgegen, sondern besänftigte ihn mit einem harmlos klingenden ahorita. Es gibt aber Ausnahmen und Hoffnungsschimmer: Die Fernbusse in Mexiko sind modern und gnadenlos pünktlich. Allgemein gilt: Im Norden des Landes ist man pünktlicher als im Süden. Und auch dem auf Pünktlichkeit Beharrenden bietet die Sprache ein Hilfsmittel: Man sagt hora inglesa («englische Zeit»), wenn man sich verabredet. Das soll heissen, dass man nicht bereit ist, länger als zehn Minuten zu warten. Und dann hofft man vage, dies möge etwas bewirken.
Sandro Benini ist Lateinamerika-Korrespondent des «Tages-Anzeigers». Er lebt seit neun Jahren in Mexiko.
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Zürich Genf Vaduz
«Vermögensverwaltung – wir führen Sie zum Ziel.»
ALPIN EXTREM
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Im Wettlauf gegen die Zeit erobern Extremsportler gefrorene Wasserfälle, Eiskanäle, unwegsame Steilhänge. Nichts scheint diesen Schweizern zu wild, nichts zu kalt. Dabei erleben sie die Zeit völlig anders als im gewohnten Rhythmus. Von Matthias Mächler
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Fotos: Ronny Bollhalder
H E I S S AU F E I S
RUBRIK DER SNOWKITER
«Du weisst, auf dieser Flanke stand wohl noch nie zuvor ein Mensch mit einem Kite, und zu Fuss würdest du für diese Route bestimmt drei, vier Stunden brauchen – wenn du wirklich gut bist. Dann nimmst du den Kite, legst ihn in den Wind und überwindest 1000 Höhenmeter locker in zehn Minuten – das ist schon ein grossartiges Gefühl! Und genau darum geht es uns von unhooked.ch: neue Wege entdecken, auf neue Gipfel kiten und oben den Schirm zusammenpacken und endlos schöne Abfahrten geniessen, wie man das sonst nur nach mühseligem Aufstieg als Tourenskifahrer schafft. Deshalb ist Snowkiten auch so viel spannender als Kitesurfen auf einem See, wo ich mich viel zu eingeschränkt fühle. Wenn Wind und Wetter stimmen, bietet das Snowkiten unendliche Möglichkeiten, dann kannst du an einem Tag 17 000 Höhenmeter machen – alles dank Windkraft. Das ist wahres Abenteuer, und die Schweiz bietet wie Norwegen und Frankreich das beste Revier dafür.» Ronny Bollhalder, Snowkite-Pionier, Büttikon SZ
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RUBRIK DER EISSPRINTER
Foto: Redbull
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«Crashed Ice ist an Spektakel kaum zu überbieten: Seit 2010 führt Red Bull eine offizielle Weltmeisterschaft in dieser jungen Sportart durch und inszeniert sie mit viel Action, Licht und Getöse. Mitten in Grossstadtzentren jagen wir Gladiatoren über einen Eisparcours mit Steilkurven, hohem Gefälle und dramatischen Sprüngen – und versuchen, trotz Zentrifugalkraft und Checks auf unseren Schlittschuhen zu bleiben. Zum Glück sind wir gut gepolstert! Der Faktor Zeit spielt zwar eine Nebenrolle, da es vor allem darum geht, als Erster im Ziel zu sein. Trotzdem nimmt man die Zeit während eines Laufs auf faszinierende, ungewohnte Art wahr: Bei langen Sprüngen etwa dehnt sie sich aus wie Knetmasse, die Sekunden dauern Ewigkeiten. Wie im Zeitraffer wiederum erlebt man die Erschöpfung, die einen von Run zu Run völlig überproportional trifft. Bis sich die Ampeln wieder auf Grün stellen und das Adrenalin durch den Körper schiesst.» Derek Wedge, Crashed-Ice-Weltmeister 2013, Crans-Montana VS
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RUBRIK DIE EISKLETTERIN
Foto: Andrea Padrutt
«Eisklettern ist etwas völlig anderes als Klettern am Felsen oder in der Halle, wo grosse und kleine Griffe die Route bestimmen. Beim Eisklettern ist der Griff immer derselbe: Die Hände bleiben an den Pickeln. Platziert man die richtig, halten sie, auch wenn man überhängend klettert. Es sei denn, das Eis bricht: Das ist das Risiko beim Eisklettern. Auch wenn man brüchiges Eis erkennen kann – an seiner Konsistenz, an der Farbe, am Ton: Eis bleibt unberechenbar, selbst an künstlich bewässerten Wänden. Eine andere Herausforderung, zumindest für mich, ist die Kälte. Einigermassen erträgliche Temperaturen gibt es beim Eisklettern nicht. Darum ist es so wichtig, sich nicht nur aufzuwärmen, sondern die Durchblutung nachhaltig anzuregen. Immerhin verschmilzt man in einem Wettkampf zehn bis fünfzehn Minuten mit der Wand. Anders ist es beim Speed: Hier ist das Ziel, möglichst schnell oben anzukommen. Von oben gesichert und mit speziellen Eisgeräten, den «Fifis», sprinten wir die Eiswände hoch. Zeit zum Abkühlen gibt es nicht. Beim Training allerdings vergesse ich die Zeit. Da vergehen vier, fünf Stunden wie nichts. Und das Erstaunliche daran: Man hat voll nichts verpasst.» Petra Klingler, Jugendweltmeisterin im Eisklettern, Schweizer Meisterin im Speed und im Bouldern, Bonstetten ZH
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D I E E I S TA U C H E R I N
«Was für das Tauchen allgemein gilt, ist beim Eistauchen besonders wichtig: Man sollte nicht gestresst ins Wasser, sondern Zeit mitbringen und innere Ruhe. Denn beim Eistauchen kann man ja nicht einfach wieder aufsteigen. Ausserdem dauern nur schon die Vorbereitungen eine Weile: Man muss zuerst ein Loch ins Eis schlagen und rund ums Loch das Eis vom Schnee befreien, damit man unter Wasser eine Orientierung hat. Auch dieses Ritual macht das Eistauchen so speziell. Dann gehts rein, und obwohl nur ein kleiner Flecken Haut in Kontakt kommt mit dem Wasser, ist es ganz schön kalt da unten. Dafür auch unglaublich schön: Das Licht wird vom Eis gebrochen und verbreitet eine ganz eigene Stimmung. Die Luftbläschen, die man ausatmet, bleiben am Eis kleben und formen sich zu fantastischen Gebilden. Vielleicht mag die Eisschicht über einem beim ersten Mal etwas beklemmend wirken, doch dieses Gefühl vergeht schnell, man ist ja an einer Leine bis zum Ausstiegsloch gesichert. Und wenn man sich der Zeit hingibt, sich ihr ergibt und einfach nur ist, wird so ein Eistauchgang zu einem einzigen Genuss.» Melanie Harrer Kuster, Instruktorin Tauchschule Poseidon, Zürich
Foto: Diego Gracia
RUBRIK
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RUBRIK
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Foto: Daniel Luther
DER EISFISCHER
«So ein Eisloch ist ein faszinierendes Ding. Dieser blau schimmernde Kreis fokussiert deine Wahrnehmung und Gedanken auf einen eng begrenzten Ort. Wenn du ein leidenschaftlicher Fischer bist, nimmst du nichts mehr wahr vom grandiosen Gipfelpanorama, vom unendlichen Winterhimmelblau und dem Funkeln des Pulverschnees – du konzentrierst dich mit jeder Nervenzelle auf deine Leine, die du in kluger Voraussicht fluoreszierend gelb gewählt hast. So ist auch die subtilste Bewegung erkennbar. Du spürst, wie sich dein Köder zwanzig Meter unter dir im eiskalten Dämmerlicht bewegt. In diesem Moment versuchst du selbst dort unten zu sein. Du bist ein Puppenspieler. Wenn du es gut machst, überzeugst du den grossen Saibling. Er rast mit weit geöffnetem Maul aus der Dunkelheit heran und packt das flatternde, zuckende, taumelnde Stück Plastik. Weil du ihn getäuscht hast. Weil er deinen Köder für eine leichte Beute gehalten hat. Wenn du den brutalen Schlag in den kalten Fingern spürst, erschrickst du. Es ist jedes Mal ein Schock, wenn man den tödlichen Angriff eines Raubtiers miterlebt … Wenn deine Beute schimmernd neben dir im Schnee liegt, blickst du aus Gewohnheit auf deine Uhr. Die Zeiger sind gewandert. Doch was der neue Winkel bedeutet, ist in diesem Moment komplett unwichtig. Es wird noch einige Momente brauchen, bist du wieder auftauchst aus der Zeit hinter der Zeit.» Daniel Luther, Eisfischer, Weesen SG
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HANDWERK
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T Ü FT E LN I M D I E N ST D E R G E S C H I C HT E Sein Talent für hochpräzise Arbeiten entdeckte er früh. Doch erst als Ulli Freyer auf «verbotenes Material» stiess, wusste er: Die Geschichte braucht ihn. Von Monique Rijks
Fotos Hans Schürmann
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Br체chige Poesie: Schildpatt darf zum Gl체ck nicht mehr gewonnen werden. Das macht alte Best채nde umso wertvoller. beyond 17/2013
HANDWERK DER RECHERCHEUR —
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ürde Ulli Freyer in Japan leben, stünde er unter Denkmalschutz: Im Land der aufgehenden Sonne sind nicht nur historische Objekte aus Schildpatt geschützt, sondern auch jene Spezialisten, die um den richtigen Umgang mit dem Material wissen. «Schade, ist das in der Schweiz nicht so», sagt Ulli Freyer und meint das durchaus ernst. «Denn geht erst mal das handwerkliche Können verloren, sind auch die wertvollen Objekte und die herrlichen Zeugen der Geschichte dem Untergang geweiht.» Der Restaurator mit dem ungewöhnlichen Bildungsrucksack und der Leidenschaft für präzises Schaffen (er arbeitet mit einer Genauigkeitstoleranz von einem Zwanzigstelmillimeter) hat sich weit über die Landesgrenzen einen Namen als Schildpatt-Experte gemacht. Seit dem Washingtoner Artenschutzabkommen von 1973 dürfen die flachen Hornschuppen aus den Rückenpanzern von Meeresschildkrönen zwar weltweit weder verarbeitet noch gehandelt werden. Daraus gefertigte Kunstobjekte wie etwa die berühmten Wand- und Standuhren aus der Barock- und Rokokozeit oder Objekte, die vor 1975 mit Schildpatt verziert wurden, können aber weiterhin verkauft und auch originalgetreu restauriert werden. H E U T E B R A U C H T E S PAT I N A
Das faszinierende Universum von Ulli Freyer versteckt sich hinter einer schlichten Holztür im Berner Länggasse-Quartier. Der grosszügige Raum mit den kleinen Fenstern zum Hinterhof ist von unten bis oben voll gestopft mit Dingen: Zwischen Werkbank, Lagerecke, Bürotisch und Ablageflächen ragen Kästen und Kommoden empor, an den Wänden kleben Bilder, farbige Zettelchen und Materialmuster, in
kleinen Nebenräume stapeln sich Kartonschachteln und Holzbretter – ein kreatives Gewusel mit einer wunderbar ruhigen Ausstrahlung. Auf einem Tisch liegt eine zerlegte Pendule aus dem 18. Jahrhundert. Die Spuren der Zeit sind deutlich sichtbar: Im Gehäuse machen sich feine Risse breit, die einst glänzenden Oberflächen sind ermattet, die Intarsien aus Messing und Schildpatt bröckeln. In den nächsten Tagen wird Freyer stundenlang über diese Teile gebeugt arbeiten, sägen, schleifen, leimen, retuschieren. Wie neu wird die Pendule am Ende
«Manchmal weiss meine Hand vor dem Kopf, was zu tun ist.» trotzdem nicht wirken. «Auch in der Restaurierung gibt es Trends», sagt Freyer. «Während man in den 80ern die Pendulen wie frisch gefertigt restaurierte, ist heute das Erhalten der Patina wichtig.» Weil der Schutz der Meeresschildkröten dem Restaurator ein grosses persönliches Anliegen ist, würde er niemals Schildpatt ungewisser Herkunft kaufen. Die Auflösung altehrwürdiger Werkstätten ist für ihn der einzige Weg, an das hochwertige Material zu kommen. Entsprechend sparsam geht er damit um: «Ich setze es nur bei historisch relevanten Kunstobjekten ein. Wo immer ich kann, arbeite ich mit dem Ergänzungsmaterial Horn, das dem Schildpatt sehr ähnlich sieht.» Jedes Objekt, das in seinem Atelier landet, sei eine neue Herausforderung, sagt Freyer. Zuerst gelte es, das Stück kennenzulernen, wobei der Teufel oft im Detail
Nach einer Lehre als Schreiner und Möbelrestaurator eignete sich Ulli Freyer sein Fachwissen in verschiedenen Fortbildungen an, zum Beispiel im Gravieren, Emaillieren, Goldschmieden, aber auch mit Kursen in Chemie und Kunstgeschichte. Vier Jahre verbrachte er auf Wanderschaft durch Europa, um dem Schildpatt auf die Spur zu kommen und alle Informationen über das Material zusammenzutragen. Heute betreibt er in Bern ein Atelier für Pendulenrestaurationen.
stecke. Darum sei nicht nur das Wissen über das Material entscheidend, sondern auch «endlos viel Übung in der Verarbeitung». Der Handwerker vergleicht sich gern mit einem Musiker, etwa einem Geiger: «In gewissen Situationen weiss meine Hand vor dem Kopf, was zu tun ist.» Die wichtigste Charaktereigenschaft aber, die es für diesen Beruf brauche, sei Geduld. Manchmal benötige er mehrere Anläufe, bis er die Details richtig hinkriege, sagt Freyer. «Bei solchen Prozessen verliere ich mich ab und an im Objekt – und merke plötzlich, dass die Radiosendung, der ich doch eben erst noch gefolgt bin, schon lange vorbei ist.» Ulli Freyer hat seinen Traumberuf gefunden. Allerdings hat der einen kleinen Haken: «Wenn ich eine Pendule fertig restauriert habe, gebe ich sie nur sehr ungern weg. Am liebsten würde ich noch ein, zwei Monate mit ihr verbringen, bevor ich sie wieder in die grosse weite Welt entlasse.» INFOS:
Atelier Freyer, Boullemarqueterie, Möbel und Uhrengehäuse, Hallerstrasse 31, 3012 Bern, Tel. 031 301 31 31
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Geduldsprobe im Zwanzigstelmillimeter-Bereich: Ulli Freyer restauriert eine Pendule aus dem 18. Jahrhundert. beyond 17/2013
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So funktionieren die
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MAG I S C H E DREHSCHEIBE Foto: Richemont
Obschon heute kaum mehr von praktischem Nutzen, verleiht diese Komplikation einer Armbanduhr eine besondere Poesie: Die Faszination Mond ist selbst in unserer technisierten Welt ungebrochen. Von Timm Delfs beyond 17/2013
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Das Originial über dem Säntis, fotografiert von Alessandro Della Bella für sein Projekt «Helvetia by Night».
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Eine Öffnung im Zifferblatt macht die Visualisierung des nächtlichen Himmels möglich.
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nser Mond, der die Erde in regelmässigen Zyklen umrundet und je nach Position einen ständig sich ändernden Anblick bietet, fasziniert die Menschheit seit Urzeiten. Da er beinahe so gross am Himmel erscheint wie die Sonne und diese bei einer Sonnenfinsternis sogar vollständig verdunkeln kann, genoss der bleiche Trabant lange Zeit eine ähnliche Wichtigkeit wie das Tagesgestirn. In vielen Kulturen ist ihm darum der erste Tag der Woche gewidmet. Und eine Lunation, der Durchlauf durch sämtliche Mondphasen von einem Neumond zum nächsten, ist die Grundlage für die Unterteilung des Jahres in Monate. Ähnlich wie das Jahr und der Tag bereitete jedoch auch der Mondzyklus den Kalenderreformern immer wieder Kopfzerbrechen. Die drei Einheiten stehen zueinander nämlich nicht in ganzzahligen Verhältnissen. Ein Jahr dauert nicht genau 365 Tage, sondern 5 Stunden, 49 Minuten und 12 Sekunden länger, was fast einem Vierteltag entspricht. Deshalb wird nach vier Jahren im Schaltjahr ein Zusatztag eingeschoben, der 29. Februar. Eine Lunation dauert im Schnitt 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2,8 Sekunden. Aber eben, dies sind nur Durchschnittswerte: Aufgrund von Einflüssen anderer Himmelskörper können sie von Mal zu Mal
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Stundenrad Zwischenrad Finger Siebenzackiges Sternrad Trieb mit 16 Zähnen Trieb mit 16 Zähnen Mondphasen-Anzeiger Raste
variieren. Darob haben sich schon viele Astronomen den Kopf zerbrochen – und erst recht die Uhrmacher. Die am weitesten verbreitete Art, die Mondphasen auf dem Zifferblatt darzustellen, besteht aus einer Scheibe mit zwei darauf abgebildeten Monden vor Sternenhimmel, die während zweier Mondzyklen eine Umdrehung vollbringt. Ein Ausschnitt im Zifferblatt maskiert die Scheibe, sodass immer nur ein Mond sichtbar ist. Wenn nicht gerade Vollmond ist, verdecken zwei halbkreisförmige Erhebungen einen Teil des Mondes und lassen erkennen, welcher Teil davon sichtbar ist und in welcher Phase sich der Trabant befindet. E I N TA G I N D R E I J A H R E N
Bei einfachen Konstruktionen weist diese Scheibe 59 Zähne auf. Ein Rad, das in 24 Stunden eine Umdrehung beschreibt, greift einmal im Tag mit einem Nocken in die Zähne ein und dreht die Mondscheibe um eine Zahnposition weiter. Nach 59 Tagen hat sie eine Umdrehung vollführt. Dividiert man diese Periode durch 2, erhält man eine Lunation mit einer Dauer von 29 Tagen und 12 Stunden. Der Fehler dieser Anzeige beträgt also bereits nach einem Mondzyklus 44 Minuten und 2,8 Sekunden. Nach drei Jahren hat er sich auf einen Tag summiert, und die Anzeige beyond 17/2013
muss manuell korrigiert werden. Dieses bescheidene Resultat ist einer Uhr mit einem ewigen Kalender natürlich mehr als unwürdig. Zum Glück lässt sich die Genauigkeit mit nur einem zusätzlichen Rad markant verbessern. Man lässt den Nocken des 24-Stunden-Rades in einen siebenzackigen Stern eingreifen, der eine Umdrehung pro Woche vollführt. Der Stern wiederum ist auf einem Trieb mit 16 Zähnen montiert, der die Mondscheibe mit 135 Zähnen antreibt. Mit dieser Anordnung erreicht man eine Lunation, die 29 Tage, 12 Stunden und 45 Minuten dauert. Und somit eine einigermassen akzeptable Ungenauigkeit, die sich erst nach fast 126 Jahren zu einem Tag summiert. Dummerweise dreht sich nun die Mondscheibe verkehrt herum. Das lässt sich aber mit einem weiteren Zahnrad mit 16 Zähnen korrigieren. Dies ist die Lösung, die in der Uhrmacherliteratur beschrieben ist und von den meisten Marken in der einen oder anderen Form verwendet wird. Mit etwas Rechnerei kann man aber auch dieses Resultat noch verbessern. T Ü C K E N M I T D E M S C H AT T E N
Eine besondere Variante stellt die dreidimensionale Darstellung durch eine kleine Kugel in einer Öffnung im Zifferblatt dar. Sie ist auf einer Seite dunkel eingefärbt und dreht sich während einer Lunation ein Mal um die eigene Achse. Somit bildet sie, frontal betrachtet, die Mondphasen so ab, wie man sie von der Erde aus sieht. Mit der herkömmlichen Mondphasenanzeige ist es nämlich unmöglich, die tatsächliche Form des Schattens abzubilden. So beschreibt dieser bei Halbmond eine gerade Linie, während er bei der traditionellen Anzeige immer gekrümmt ist. Für die Menschen, die auf der südlichen Hemisphäre leben, stellt sich eine weitere Problematik: Sie sehen die Mondphasen umgekehrt. Logisch, von der Schweiz aus gesehen, stehen sie ja auch auf dem Kopf. Für sie haben findige Uhrmacher die doppelte Mondphasenanzeige ersonnen, die sämtlichen Standpunkten auf der Erde gerecht wird. beyond 17/2013
HIGHLIGHTS —
Unter den Mondphasen-Uhren gibt es wahre Meisterwerke. Markus Baumgartner hat uns seine drei Lieblinge verraten.
Markus Baumgartner, Bereichsleiter Verkauf
BREGUET —
D I E B ETÖ R E N D E
Bei Damenuhren sind Mondphasen eher selten. Breguet hat eine umwerfend schöne Variante kreiert – in der aussergewöhnlichen Tonneau-Form und mit einem fantastischen Automatikwerk. Die «Heritage Phase de Lune Rétrograde Ref. 8860BR» ist mit einem exklusiven Lederband oder mit einem handgefertigten Goldband erhältlich. Die abgebildete Version in Roségold mit Lederband und 18 K/750-Faltverschluss kostet 28 000 Franken.
PAT E K P H I L I P P E —
D I E B E G E H RT E
Ihr Vorgängermodell, Patek Philippe Ref. 5050, gilt bereits als gesuchtes Sammlerobjekt. Die Patek Philippe «Grand Complications Ref. 5496P» in Platin (Automatik, Kaliber 324 S QR) steht ihr in nichts nach. Der Nachfolger des legendären Kalibers 315 S QR verfügt über einen retrograden ewigen Kalender. Kostenpunkt: 95 000 Franken.
A. LANGE & SÖHNE —
DIE BEWEGENDE
Die elegante Herrenuhr von A. Lange & Söhne mit Handaufzug und 72 Stunden Gangreserve ist ein technisches Kunstwerk. Unter anderem birgt sie eine sogenannt «reine» Mondphasenanzeige: Die aus massivem Gold gefertigte Mondscheibe ist permanent in Bewegung und schaltet nicht bloss ein- oder zweimal am Tag. Die Ref. 109.021 in Gelbgold ist für 38 000 Franken erhältlich.
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MUSEUM
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DAS U N IV E R S U M ZW E I E R D E N K E R
Das berühmteste Exponat des Uhrenmuseums Beyer führt uns ins Paris des 18. Jahrhundert: Die «Tischuhr mit Planetarium» von Jean André Lepaute ist auch das Werk seiner Ehefrau. Von Monika Leonhardt
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Illustration: Iris Schwarz
Sie berechnete die Bewegungen der Planeten, er setzte sie mechanisch um: Nicole und Jean André Lepaute.
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er historische Romane mag, kennt diesen Effekt: Manchmal genügt ein einziger Satz, ein kleiner Hinweis, eine winzige Interpretation, und schon beginnen sich schimmernde Bruchstücke aus der Vergangenheit wie in einem Kaleidoskop zu drehen, verdichten sich immer mehr zu einem Ganzen, und plötzlich sieht man die Welt von damals klar und deutlich vor sich. Solche magischen Momente bewirken bei historischen Uhren die Signaturen auf Werken oder Zifferblättern: Sie schwören Bilder herauf von üppigen Gesellschaftsanlässen und verschwiegenen Ateliers, von Auftritten glamouröser Königinnen und Erfindungen genialer Denker. Die «Tischuhr mit Planetarium», das Hauptstück des Uhrenmuseums Beyer, lässt solche Rückschauen in besonderem Masse zu, auch wenn über den Uhrmacher selbst nur wenig überliefert ist. Datiert um 1770 bis 1780, trägt sie auf der Rückseite des Werks die Signatur «Lepaute Horloger
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du Roi». Welche Gedanken wohl ihre Herstellung begleiteten? Man mag es sich vielleicht so vorstellen: Paris, Rue St-Honoré, an einem sonnigen Septembertag 1775. Vorsichtig biegt Jean André Lepaute die feinen Drähte zurecht und befestigt die kleinen Planeten an den Zahnrädern der kunstvollen Tischuhr. Oben, aus den Wohnräumen, hört er die leichten Schritte seiner Gattin Nicole. Wie immer, wenn sie bei ihren astronomischen Berechnungen an einen schwierigen Punkt gelangt, geht sie auf und ab, manchmal stundenlang. Jean André Lepaute lächelt: Die Planetenuhr, an der er arbeitet, vereint ihr gemeinsames Leben und ihre beruflichen Leidenschaften. Mehr als 25 Jahre sind sie nun verheiratet. Damals, 1748, hatte ihn einer seiner ersten Aufträge ins Palais du Luxembourg geführt. In diesem Schloss mit seinem weitläufigen Park traf sich eine gelehrte Gesellschaft zum Austausch. Auch der erste Hofarchitekt des Königs, JacquesAnge Gabriel (1698–1782), weilte unter ihnen; er hatte eben mit dem Umbau des Schlösschens La Muette im Bois de Boulogne begonnen. Der Architekt und der Uhrmacher verstanden sich auf Anhieb. Und dann war da noch eine zierliche junge Dame mit schwarzen Augen. Jean-André verliebte sich auf der Stelle in sie. IM BANN DER STERNE
Nicole war aufgrund ihrer adligen Herkunft im Palais du Luxembourg aufgewachsen, im Umfeld der königlichen Familie. Entsprechend bewegte sie sich mit grösster Selbstverständlichkeit in dieser Gesellschaft. Im 18. Jahrhundert gab es keine Vorurteile, wenn eine Dame eine Gelehrtenlaufbahn einschlug, und so war
sie ausgezeichnet unterrichtet worden. Nicole liebte es, zu studieren, zu beobachten und zu rechnen. Schon als Mädchen hatte sie oft den Jardin du Luxembourg durchquert, um zum damals schon berühmten Observatorium zu spazieren, denn die Beobachtung der Himmelskörper faszinierte sie ganz besonders. Jean André, der in seinen feinsten Kleidern, Rüschenhemd, Kniehosen aus Samt und farbige Weste, ins Palais gekommen war, erhielt den Auftrag für die Uhr an der Aussenfassade des Schlösschens La Muette. Der Architekt Gabriel, der den künstlerisch veranlagten jungen Uhrmacher gern förderte, sorgte dafür. Damals lebten
Kulisse einer denkwürdigen Begegnung: Palais de Luxembourg.
im Schlösschen La Muette die Mätressen des Königs – was für eine schöne, glanzvolle und heitere Gesellschaft! Jean André schmunzelt noch immer beim Gedanken, dass seine Uhr einem König süsse Stunden schlug. Er selbst allerdings war mehr als glücklich, dass er seine Nicole bekam. Am 26. August 1748 heirateten sie und verlebten gemeinsam glückliche Jahre im Palais du Luxembourg. WOHNEN IM LOUVRE
1753 wurde Jean André zum Horloger du Roi ernannt und erhielt damit das Recht auf eine Wohnung im Louvre, dem alten Stadtschloss von Frankreichs Königen. Seit die Schlossanlagen von Versailles gebaut waren, wohnten die Könige nicht mehr in Paris, auch der junge Louis XVI, der seit zwei Jahren die Krone trug, residierte in Versailles. Nur noch gelegentlich besuchten die königlichen Hoheiten Paris, gut erinnerte sich Jean André an die Visite von Marie-Antoinette, der künftigen Königin, vor wenigen Jahren. Wie schön sie war, und wie ihr das Volk zugejubelt hatte! beyond 17/2013
TECHNISCHES MEISTERSTÜCK —
Fotos Lucas Peters
Die «Tischuhr mit Planetarium» (Paris, 1775) von Jean André Lepaute ist ein wahres Kunstwerk: Die Planetenminiaturen bewegen sich in der gleichen Zeit um die Sonne wie ihre Vorbilder. Sie werden durch eine senkrechte Welle aus dem Uhrwerk angetrieben. Dabei dreht sich die Erde um sich selbst. Die Erdachse neigt sich entsprechend der Deklination, wodurch die Jahreszeiten erkennbar werden. Der Mond bewegt sich um die Erde, die Erde umkreist die Sonne. Lassen Sie sich von unseren Museumsführern die Geheimnisse dieser Uhr erklären: Das Uhrenmuseum Beyer birgt eine der wertvollsten Privatsammlungen der Welt, befindet sich im Untergeschoss der Beyer Chronometrie an der Bahnhofstrasse 31 und ist Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. www.beyer-ch.com/museum
Im Louvre wohnten inzwischen Künstler und Handwerker, auch waren Teile der königlichen Akademien dort untergebracht. Ein anregender Wohnort, an dem sich stets interessante Gesprächspartner fanden, wo allerdings auch sehr beengende Platzverhältnisse herrschten. Sein eigentliches Atelier hatte Jean André deswegen schon lange hier in der Rue St-Honoré, das war noch nah genug beim Louvre. Was für ein Geschenk, dass seine Arbeit und die seiner Frau sich stets ergänzten. Und wie stolz er auf Nicole war, als sie 1757 unter der Leitung von Alexis-Claude Clairvaut mit dem berühmten Astronomen Jerôme Lalande (1732–1807) zusammenarbeitete, um das nächste Erscheinen des Kometen Halley zu berechnen, eine ungeheure Aufgabe, über die Lalande später schrieb: «Sechs Monate lang rechneten wir von morgens bis nachts, auch während der Mahlzeiten. Die Hilfe Mme. Lepautes war so, dass ich ohne sie die enorme Arbeit überhaupt nicht hätte in Angriff nehmen können.» Die Berechnungen hatten sich als richtig erwiesen. Aber bei der Präsentabeyond 17/2013
tion der Forschungsergebnisse an der Akademie wurde Nicole nicht erwähnt. Die Eifersucht einer anderen Dame sei daran schuld gewesen, erzählte man sich. P O E T I S C H E S M E I S T E RW E R K
Als er sich daran erinnert, seufzt Jean André. Manchmal war das Leben mit hochgestellten Persönlichkeiten wirklich nicht einfach. Auch darum hat er sich vor einem Jahr von Hofleben und Geschäft zurückgezogen. Sein letzter öffentlicher Auftrag war die grosse Uhr für die Militärakademie, die ebenfalls von Jacques-Ange Gabriel entworfen und 1773 fertig gebaut wurde. Nicole hatte stets weiter gearbeitet, 1764 Berechnungen für die Sonnenfinsternis und 1774 und 1783 Ephemeridentafeln veröffentlicht, die in ganz Frankreich gebraucht wurden. Bei der Arbeit an diesen Tafeln, in denen die täglichen Stellungen von Sonne, Mond und Planeten vorausberechnet waren, kam ihnen auch die Idee zu einer Uhr, welche die Planetenbewegungen darstellen soll. Nicole berechnete wie immer, und er
übersetzte in Zahnräder und Mechanik. Wunderschön war sie geworden, diese Uhr, und sie würden sie nicht verkaufen, sondern, auch als Zeichen ihrer Liebe, in der Familie behalten. Es ist still geworden im Haus. Offenbar hat Nicoles Rechenarbeit den schwierigen Punkt überwunden und ist wieder im Fluss. Noch wussten nur wenige Menschen von der Planetenuhr und ihrer revolutionären Technik, noch gehörte dieses Geheimnis vor allem Nicole und Jean André Lepaute. Und noch war nicht einmal dem genialen Uhrmacher bewusst, was für ein einzigartiges Meisterwerk seine Frau und er mit dieser Uhr geschaffen hatten. Ja, so könnte es sich zugetragen haben. Nach Nicole Lepaute sind heute ein Mondkrater und ein Asteroid benannt, und immer noch gibt es in Paris die Uhrmacher Lepaute. Die Tischuhr mit dem Planetarium wurde zweihundert Jahre nach Nicole und Jean-André Lepaute für das Uhrenmuseum Beyer erworben – in einem Geschäft ganz in der Nähe ihrer damaligen Wohnung an der Rue St-Honoré.
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SWISS MADE
U N D E S HAT «B U M M» G E MAC HT
Die Firma Constri in Schinznach-Dorf baut Tischbomben. Und sorgt damit nicht nur für Stimmung, sondern zuweilen auch für Liebe.
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Von Thomas Wyss Foto Lorenz Cugini
as Schicksal ist halt unergründlich.» Mit diesem lapidaren Satz beantwortete unser Freund Emil am 31. Dezember 2012 kurz nach halb sieben Uhr abends die Frage, weshalb er ohne Sonja zu unserer Silvesterparty gekommen sei. An dieser Stelle braucht es ein paar Erklärungen. Erstens: Emil und Sonja waren seit Jahren liiert, wir nannten sie «Traumpaar», weil wir fanden, dass es zumindest in dieser Welt keine zwei Menschen gab, die besser zusammenpassten. Zweitens: «Wir», das ist eine Clique, die sich das Jahr hindurch kaum sieht, aber seit Ewigkeiten gemeinsam Silvester feiert. Drittens: Sonja hatte sich laut Emil vor ein paar Wochen ohne ersichtlichen Grund von ihm getrennt. Und so sass nun statt des fidelen Geschichtenerzählers ein grosses Häufchen Elend in unserer Runde, was der Stimmung nicht wirklich zuträglich war. Erschwerend kam hinzu, dass Emil neben Angela hockte. Angela war nicht nur überzeugter Single, sie vertrat auch bei jedem Thema die diametral andere Meinung
EIN BOMBEN-GESCHÄFT _
Die Constri AG mit Sitz im aargauischen Schinznach-Dorf ist die letzte Schweizer Fabrik, die Tischbomben herstellt. Das Geschäft ist lukrativ, gelten wir doch als veritables «Tischbombenland»: Allein in der Silvesternacht werden in heimischen Stuben eine halbe Million solcher Spassartikel gezündet, unter Jahr sind es nochmals 100 000 Stück. Etwa die Hälfte davon stammt aus dem Hause Constri, das 70 Modelle im Angebot führt. Zudem gilt Firmengründer Max Amsler als Erfinder der «modernen» Tischbombe – er entwickelte 1977 die heute gängigen Kunststoffböden und -deckel, die garantieren, dass die Bomben sicher und zuverlässig explodieren.
als Emil. Alte Autos? Er: «Der schönste Zeitvertreib!» Sie: «Müsste man alle aus dem Verkehr ziehen!» Bücher? Er: «Ich liebe innere Bilder.» Sie: «Ich schaue lieber TV.» Zweifel? Er: «Mein steter und wichtiger Begleiter.» Sie: «Etwas für Schwächlinge; wo ein Wille ist, ist ein Weg.» Charmant formuliert: Die zwei hatten sich nie besonders geschätzt – was an ausnahmslos jeder Jahresendfeier zu einem verbalen Schlagabtausch führte, der uns jeweils köstlich amüsierte. Diesmal war das anders: Emils Tristesse schien Angela anzustecken, beide schwiegen vor sich hin. Als man sich der Mitternachtsstunde näherte, rief Stimmungskanone Roger: «Ich hab für später noch Tischbomben dabei!» Emil sagte: «So was Doofes.» Angela sagte: «Find ich auch.» Unfassbar, sie waren sich tatsächlich einig? Gleichwohl schenkten wir dieser Sensation nicht weiter Beachtung, sondern stiegen wie immer mit Prosecco auf die Dachterrasse, um die Feuerwerke zu bestaunen und anzustossen. Als es fast halb eins war, fragte jemand: «Wo sind eigentlich Emil und Angela?» Ich ging runter in die Wohnung – und sah da das wahrhaftig Unfassbare: Die beiden lagen sich kichernd in den Armen, küssten sich, hatten rote Backen; Emil mit Clownnase und Schnauz, Angela mit Maske und Glitzerhütchen. Sie hatten ganze drei Tischbomben gezündet, überall auf dem Boden lagen farbige «Bömbeli», Tröten, Ballone und Hütchen. Als Emil mich bemerkte, rief er: «Es hat einfach ‹bumm› gemacht!» Und sie fügte leicht überdreht hinzu: «Tischbomben sind super!» Ja, das Schicksal ist unergründlich. Und das ist gut so. Übrigens: Verantwortlich für diese Lovestory (die wunderbar gedeiht) war, ohne es zu wissen, die Firma Constri in Schinznach-Dorf. Sie hatte die drei Liebesbomben gebaut. Thomas Wyss ist Redaktor beim «Tages-Anzeiger» und Buchautor («Sammelsurium Schweiz», «Das um ein Haar geköpfte Matterhorn»).
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HIGHLIGHTS A. LANGE & SÖHNE —
S T I L U N D Q U A L I TÄT IN GLASHÜTTE Einmal mehr überzeugte die Uhrenmanufaktur A. Lange & Söhne aus Glashütte mit Stil und Qualität: Nach der Anreise mit dem Privatjet genossen die Gäste neben einer Führung durch Dresden und der luxuriösen Unterkunft im Fünf-Sterne-Hotel Bülow Palais einen Blick hinter die Kulissen und auf die neusten Kreationen der Manufaktur. Eine beeindruckende Reise – nicht nur wegen des Elbe-Hochwassers.
Keine Frage blieb unbeantwortet: Beyer-Kunden bei A. Lange & Söhne.
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CONCORSO D’ELEGANZA —
O L DT I M E R - P A R A D E Im Grand Hotel Villa d’Este am Comersee trifft sich jährlich die Hautevolee der Oldtimer-Szene zum Concorso d’Eleganza. Mit grossem Engagement dabei ist auch A. Lange & Söhne. Denn die sächsische Manufaktur weiss: Man muss die Vergangenheit verstehen, um die Zukunft gestalten zu können. Das für den Anlass gefertigte Einzelstück, ein Sondermodell der «Lange 1 Zeitzone», wurde dem Gewinner in der Kategorie «Best of Show» überreicht, dem Designer Ralph Lauren. Die Beyer-Gäste genossen das beeindruckende Erlebnis.
A. Lange & Söhne präsentierte Neues.
Gute Laune trotz kühlem Wetter: Beyer-Gäste am Concorso d’Eleganza.
Dr. Boris Nasseri neben einem der Prunkstücke.
Auf Hochglanz poliert: alte Boliden.
Ralph Lauren: Goldpokal für seinen Bugatti Type 57SC Atlantic. beyond 17/2013
J A E G E R - L E C O U LT R E —
FRÜH AUFSTEHEN LO H N T E S I C H Auch der Dauerregen konnte die Vorfreude auf die Werksbesichtigung bei JaegerLeCoultre nicht trüben: Der Tag begann zwar früh, dafür wurde den Gästen auf der Carfahrt nach Le Sentier ein beeindruckendes Frühstück serviert – als Auftakt zu einem Verwöhntag sondergleichen. Danach sorgte die Besichtigung der Manufaktur für viel Gesprächsstoff – und für glänzende Augen beim Anblick der neuesten Zeitmesser.
Dorit Steiger, Walter Roth, Karin Wullschleger. Bernhard Scheel, Alfred Steiger.
Marco Sarain, Angela und Rolf Kuhn, Andreas Wandinger.
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Am Puls der Zeit: bei Jaeger-LeCoultre in Le Sentier. PAT E K P H I L I P P E —
ZU GAST BEI DER FA M I L I E S T E R N Die Besichtigungen bei Patek Philippe sind begehrt: Im Mai flog eine Gruppe von Beyer-Kunden nach Genf, betreut von René Beyer und Eric Ritter. Von den Schätzen im Patek-Philippe-Museum ging es weiter zum gepflegten Diner. Am nächsten Tag empfing die Familie Stern ihre Gäste nach einer beeindruckenden Manufakturbesichtigung zum Lunch im Privatsalon. Die Gäste zeigten sich von den zwei exklusiven Tagen überwältigt.
Sehr persönlich und äusserst elegant: Beyer-Kunden bei Patek Philippe. beyond 17/2013
Arthur und Malihé von Hochstetter, Stefan und Corina Dommann, Ursula und Walter Hensel.
M. Peters, C. Snook, Olivier Mestre, Lorenza Wyder Peters, Stefan Ritter, Brigitte und Andreas Haller, R. Sigg.
Claudia Fischbach de Lustgarten, Thierry Stern, Martin de Lustgarten.
Martin Lustgarten und Claudia Fischbach de Lustgarten, Bernard Leung, Ingfried Grünig, Thierry Stern, Corina und Stefan Dommann.
HIGHLIGHTS IWC —
DIE BERÜHMTEN D R E I B U C H S TA B E N Im Oktober machte sich eine Gruppe von Beyer-Kunden mit dem De-luxe-Reisecar auf nach Schaffhausen: Der Besuch der IWC-Manufaktur stand auf dem Programm. Ein Höhepunkt folgte auf den anderen: Von der Produktionsbesichtigung gings zum Mittagessen im Schlössli Wörth am Rheinfall, vom Uhrmacherkurs an die Präsentation der aktuellen Kollektion. Die Besucher waren sich einig: Es war von A bis Z ein gelungener Tag.
Die Beyer-Gruppe am Rheinfall in Schaffhausen.
Karin Wullschleger.
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Boten tiefe Einblicke: IWC-Uhrmacher.
Thomas C. Nordmann.
Kleine Stärkung vor dem Uhrmacherkurs.
C H O PA R D —
DIE WUNDERSAME W E LT V O N C H O P A R D Die Uhren- und Schmuckmanufaktur Chopard ist ein Magnet für Damen wie Herren. Und sie ist ein Imperium mit beinahe 2000 Mitarbeitenden auf der ganzen Welt. Die meisten sind in Meyrin GE beschäftigt, wo die Beyer-Kundenreise Anfang September ihren Anfang nahm. Hier werden insbesondere die bezaubernden ChopardSchmuckstücke gefertigt. Der zweite Tag stand dann ganz unter dem Motto der hochkarätigen Uhrenkollektion L.U.C. – deren Manufakturwerke und Uhren in Fleurier produziert werden. Der Blick über die Schultern der Uhrmacher begeisterte, und der Besuch des L.U.C.-Museums, des Chopard-Museums und der Fondation Qualité Fleurier bot eine Fülle an Information und Inspiration. Man war sich einig: Das war ein spannender und kurzweiliger Ausflug in die Welt der Uhren- und Schmuckherstellung, umrahmt von einem wunderbaren Programm.
Alice Rieser und Nelly Baumann mit Andrea Stutz.
Noble Adresse: bei Chopard in Meyrin.
Das Uhrenmuseum von Chopard ist eines der schönsten der Welt.
Fasziniert von den Uhren, den Museen und der Atmosphäre: Beyer-Kunden bei Chopard. beyond 17/2013
BREITLING: —
DIE «SUPER CONNIE» V E R L E I H T F LÜ G E L In den 50-er Jahren prägte die Lookheed Super Constellation die zivile Luftfahrt massgeblich. Heute ist weltweit nur noch eine «Super Connie» für den Passagiertransport zugelassen – dank dem grossen Engagement von Breitling. In Zusammenarbeit mit dem Uhrenhersteller organisierte die Firma Beyer im nostalgischen Passagierflugzeug einen Rundflug über die Schweizer Alpen – bei perfektem Herbstwetter ein absolutes Aviatik-Highlight. Startklar: Die Lockheed Super Constellation mit den Beyer-Kunden an Bord.
Atmosphärisch: Lunch im Hangar.
Aufmerksam: Die Beyer-Gäste lauschen der Geschichte der «Super Connie». Stolz: Gastgeber Daniel Aellig und Ben Küfer (beide Breitling) mit René Beyer.
Launig: Fachsimpeln vor dem Hangar.
Faszinierend: in der geschichtsträchtigen Kabine.
W E I T E R E H I G H L I G H T S O N L I N E : W W W. B E Y E R - C H . C O M
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Und auf gehts …
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BAHNHOFSTRASSE (3)
E I N E N DE M IT SCH RECKE N
Beim Bau der Bahnhofstrasse stand auf der letzten Etappe ein geliebtes Wahrzeichen im Weg: der Kratzturm mit der berühmtesten Gartenwirtschaft Zürichs. Von Ulrich Mahler und Matthias Mächler
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S
tadtpräsident Melchior Römer, Schriftsteller Gottfried Keller, Komponist Ignaz Heim: Was in Zürich Mitte des 19. Jahrhunderts Rang und Namen hatte, traf sich im Wirtshaus Baugarten. Nicht nur, um im Schatten der Linden ein Bier zu trinken, zu debattieren und Geschäfte zu besiegeln. Auch beim Kegeln wurden Beziehungen gefestigt, und an warmen Abenden lud der Orchesterverein Zürich zu Sommerkonzerten. Entsprechend gross war die Entrüstung quer durch alle Gesellschaftsschichten, als die beliebteste Gartenwirtschaft Zürichs samt historischem Wehrturm in Frage gestellt wurde. Grund dafür waren die Pläne für den Bau der Bahnhofstrasse. Die letzte Etappe zwischen Paradeplatz und See sah den Abriss des geschichtsträchtigen Turms vor. In den 1870er-Jahren eskalierte ein wütender Streit zwischen den Stadtplanern und den Stammgästen des «Baugartens», zu denen übrigens auch der allseits geachtete Stadtingenieur Arnold Bürkli gehörte. Doch der Reihe nach: Als einer der Wehrtürme der Stadtbefestigung stand der Kratzturm an ihrer äussersten Spitze Richtung See, dort, wo sich heute Bahnhofstras-
Heute herrscht hier freie Sicht auf den See: Paradeplatz und Kratzturm um 1870.
se und Börsenstrasse kreuzen. Im 14. Jahrhundert aus Findlingen gebaut, mass er zehn auf zehn Meter und war 35 Meter hoch, seine Mauer im Erdgeschoss zwei Meter und zuoberst einen Meter dick. Der Turm wurde benannt nach dem Kratzquartier (heute Fraumünsterquartier), wobei der Name nicht vom Wort «Kratzen» abgeleitet wurde, sondern von der Bezeichnung Krattengasse, also Sackgasse. Im Lauf der Jahrhunderte war der Kratzturm vieles: Kerker, Zeugamt, Wohnung des Tischlers Linsi, Holzlager des Hochwäch-
ters Rütlinger, Sitz des städtischen Feuerwächters – und eine Art Zunfthaus. KURZES GLÜCK
1804 pachtete die vornehme Das istGesellschaft eine Bildleg Zur Waag den Wehrturm dem grossende samt Das ist eine Bildlezügigen Gemüsegarten,gende den das DasBauamt ist eine seit fast zwei Jahrhunderten nebenan Bildlegende Daistauf eine einem kleinen Moränenhügel betrieben Bildlegende hatte (daher: Baugarten). Die Gesellschaft Zur Waag nannte sich fortan BaugartenGesellschaft und betrieb eine kleine Wirtschaft mit Kegelbahn: Der «Baugarten» beyond 17/2013
Als die Stadt den Rotstift zückte: Das Kratzquartier sollte zum Vorzeigeviertel werden mit grosszügigen Boulevards und der Bahnhofstrasse als Zentrum (pink) – aber ohne Kratzturm (Kreis).
Wo einst der Kratzturm gestanden hatte, begann sich der Freitagsmarkt auszubreiten.
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Wehmütiges Zeitungsinserat zum Abbruch 1877.
Immer eleganter: Die obere Bahnhofstrasse um 1870.
Beliebter Ort für Abendkonzerte: Die Terrasse des Wirtshauses Baugarten.
wurde zum beliebten Ausflugsziel und zum Stammlokal von Intellektuellen, Politikern, Künstlern und gut betuchten Bürgern. 1870 übernahm der Göschener Wirt und Taubenzüchter Zahn das Lokal. Doch sein Glück währte nicht lange. Bereits 1864, als die Stadt die Planung der Bahnhofstrasse abgeschlossen hatte, stand mitten in der geraden Linienführung zum See der Kratzturm im Weg. Als Zahn das Lokal übernahm, herrschte noch ein Quäntchen Hoffnung, denn die prominenten Stammgäste des «Baugartens» wehrten beyond 17/2013
sich jahrelang mit Händen, Füssen und Anwälten, in Zeitungsartikeln und indem sie einen aus ihren Reihen auf den Platz riefen: Stadtingenieur Arnold Bürkli zeichnete Pläne, welche die südliche Abwinklung der Bahnhofstrasse am Kratzturm vorbei Richtung «Baur au Lac» vorsahen. Weder die prominente Schützenhilfe noch heftige Proteste in weiten Teilen der Bevölkerung hatten eine Chance gegen die Idee der freien Sicht von der Prunkallee auf den See. 1875 besiegelte der Stadtrat den definitiven Abbruch des Kratzturms im
Jahr 1877. Nicht ganz unschuldig an diesem Entscheid war die Forderung des Kaufmännischen Vereins nach einer Börse, um den Handels- und Bankenplatz Zürich zu stärken. Als Standort kamen ein Teil des frei werdenden Grundstücks und die flach gewalzten Gemüsebeete des Baugartens wie gerufen. Das dritte und letzte Teilstück der neuen Bahnhofstrasse konnte 1887 eröffnet werden. Die Baugarten-Gesellschaft wurde 1904 von ihrem einzigen noch lebenden Vorstandsmitglied aufgelöst.
ZEITGEIST
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Welche Tageszeit ist Ihnen am wichtigsten und wieso?
Was verkörpert für Sie den heutigen Zeitgeist?
Ich bin in der Nacht geboren worden, was offenbar seine Auswirkungen hat: So kann ich problemlos um 23 Uhr noch damit beginnen, die Wohnung aufzuräumen. Genauso gern hab ich am Wochenende den frühen Morgen, etwa wenn wir Kaffee brauen und in eine Thermosflasche giessen, bevor wir ins Blaue fahren.
Schnelligkeit – und zum Glück die Gegenbewegung hin zu mehr Bewusstsein und Musse.
2 Wofür nehmen Sie sich gern Zeit und warum?
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Für die Liebe natürlich! In jeder Form. Und für gute Geschichten – es gibt nichts Besseres.
S I LV I A B I N G G E L I …
… ist seit Juli Chefredaktorin der «annabelle». Sie wuchs in Guggisberg BE auf, absolvierte die Übersetzerschule in Zürich und studierte in San Francisco, bevor sie die Journalistenschule besuchte und für verschiedene Medien arbeitete. Silvia Binggeli ist glücklich liiert und trägt am liebsten ihre Junghans-Uhr von Max Bill am Handgelenk.
3 Wann spüren Sie die innere Uhr? Ich höre sie beängstigend langsam ticken, wenn mir unhöfliche, engstirnige und egoistische Menschen gegenübersitzen.
4 Wann waren Sie das letzte Mal unpünktlich? In letzter Zeit war ich wegen übervollem Terminkalender leider oft spät dran. Aber bald beginnt das neue Jahr – dann wird natürlich alles besser.
5 Worin sind Sie der Zeit voraus, und wie machen Sie das?
7 Welche Zeitzeugen bewundern Sie? Zeitzeuginnen mit dem Motto «Wohlerzogene Frauen schreiben selten Geschichte», die aber trotzdem respektvoll bleiben.
8 In welcher Zeit hätten Sie gern gelebt? Wenn ich morgens in die Mailbox schaue, denke ich: Bitte gebt uns die Zeit des Briefeschreibens zurück!
9 Welche Erinnerung verbinden Sie mit Ihrer Armbanduhr? Die eine mit meiner Konfirmation, weil ich sie damals ganz traditionell mit Gravur geschenkt bekommen habe. Die andere mit einem Kompliment von Fabien Baron, einem der besten Art Directors der Welt.
10 Was ist Zeit, ausser Geld? Etwas, das man sich – im Gegensatz zu Geld – zum Glück nehmen kann.
Im Wissen um afrikanisches Haar. Aus der Not heraus weiss ich mehr über dieses Thema, als der Markt hergibt. beyond 17/2013
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