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KUNST & KULTUR
Ascan Lutteroth: Runkelstein über der alten Sarner Straße, um 1870. Öl auf Leinwand (60,5 x 50 cm), Privatbesitz; Detail mit neugotischem Fenster in der Bildmitte.
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Ein unbekanntes Ölgemälde als Bildquelle zur Restaurierungsgeschichte der Burg Runkelstein
Vor einigen Wochen tauchte im norddeutschen Kunsthandel ein bisher nur von Luis Oberrauch („Der Schlern“ 1975, S. 154) kurz erwähntes und in schwarz-weiß abgebildetes Ölgemälde (60,5 x 50 cm) des Hamburger Malers Ascan Lutteroth (geb. 1842 in Hamburg, gest. 1923 ebenda) auf, das die Burg Runkelstein von der Sarntaler Seite zeigt. Über die Künstlerhand besteht kein Zweifel, da das Bild signiert ist, und der Malername auch auf einem zeitgenössischen Etikett am Rahmen wiederholt wird. Ascan Lutteroth war ein Enkel des Hamburger Senators Ascan Wilhelm Lutteroth und Sohn des Bankiers Christian Alexander Ascan Lutteroth. Der Patriziersohn studierte ab 1861 in Genf (Malerei) und von 1864 bis 1867 an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei. Ein Italienaufenthalt von 1868 bis 1870 prägte ihn nachhaltig. Diese frühe Schaffenszeit zeichnet seine Szenen durch kräftig leuchtende Farben und Lichtkontraste aus. Sparsam sind seine Landschaften mit kleinen Figuren bevölkert. Bis 1877 lebte Ascan Lutteroth in Berlin, wo er die Kaufmannstochter Elisabeth Warnecke heiratete. Nach 1877 kehrte Lutteroth in seine Heimatstadt Hamburg zurück. Hier malte er unter anderem drei große Bilder für das Rathaus. Kronprinz Friedrich Wilhelm und die Kronprinzessin Victoria schätzten ihn sehr. 1879 nahmen sie ihn auf ihre Reise nach San Remo mit, wo er der Lehrer der ebenfalls malenden Kronprinzessin war. Das Bild „Straße am Meer bei Genua“ gibt es in zwei Versionen: eine von Victoria und eine von ihrem Lehrer. 1980 verlieh ihm Wilhelm II. den Professorentitel. Bis 1909 war er Vorsitzender des Hamburger Künstlervereins. Ascan Lutteroth galt als der bedeutendste Hamburger Landschaftsmaler seiner Zeit. Seine Werke sind in der Berliner Nationalgalerie, im Rudolfi num in Prag, in der Gemäldegalerie Magdeburg usw. vertreten, wurden allerdings wegen der Bevorzugung moderner Maler in vielen Museen magaziniert bzw. abgegeben. Wann hat Ascan Lutteroth die Ansicht von Runkelstein geschaffen? Das Ölgemälde zeigt die Situation nach dem Absturz der zum Sarntal gerichteten freskierten Wand des „Garelzimmers“ im Sommerhaus (1868). Deutlich erkennt man die gegen den Abgrund zeigenden taloffenen Räume am rechten Rand der abgebildeten Burg. Auch ist die romantisierende Neuschöpfung eines neugotischen Doppelbogenfensters, das Franz Anton Kofl er als Burgpächter bald nach 1829 im Erkerkabinett neben dem Tristanzimmer einsetzen ließ, gut zu erkennen. Was die Fotografi en und die einfarbige Zeichnung und Lithographie von Ludwig Neelmayer von 1848/49 nicht zeigen können, wohl aber das Ölbild Lutteroths, sind die farbigen neugotischen Glasfenster, wie sie in der „Bozner Zeitung“ von 1859 (S. 127/128) erwähnt sind. Damals war der Kaufmann und Bankier Franz Anton Kofl er Konsul des Merkantilmagistrats und hatte im Zeitraum von 1826 bis 1832 die prestigeträchtigen Burgen Klebenstein und Rendelstein erworben, wo wegen der verfügbaren Wasserkraft der Talfer 1846 die erste Textilfabrik (Baumwollspinnerei) in Bozen erstehen sollte. In Runkelstein eröffnete Kofl er die wohl erste Burgschänke in Tirol mit Eigenbauweinen und der in einem Buschenschank üblichen Imbissmöglichkeit. Als erfolgreicher Geschäftsmann hatte er den kunstinteressierten Besucherstrom aus Bayern beobachtet, der von
Professor Joseph Görres, einem Mittelalterfachmann, und seinem ihn fördernden König Ludwig I. von Bayern ausgelöst worden war. Beide prominenten Runkelsteinbesucher stehen auf dem ersten Blatt des ab 1833 von Kofl er angelegten „Stammbuch der fremden Besucher“. Zusammen mit dem Bozner Merkantilkanzler Joseph von Giovanelli, Eigentümer vom Ansitz Hörtenberg, kommt ihnen das Verdienst zu, als Motor zur Wiederentdeckung Runkelsteins mit seinem Freskenschatz gewirkt zu haben. Laut Vertrag mit der bischöfl ichen Mensa von Trient war Kofl er nicht verpfl ichtet für die Instandhaltung des Schlosses zu sorgen, aber zur Förderung der für ihn einträglichen Ruinenromantik kam es auch zu „konservierenden Neuschöpfungen“ wie dem mit farbigem Glas ausgestatteten neugotischen Doppelbogenfenster. Im selben Raum gab es eine Dauerausstellung von eigens zusammengetragenen Schutz- und Angriffswaffen. Wann hat also Ascan von Lutteroth die von weiterem Abstürzen bedrohte „Bilderburg“ besucht und das Ölgemälde geschaffen? Wahrscheinlich bald nach 1868 (Absturz der Außenwand des Garelzimmers), während seiner bis 1870 dauernden Italienreise . Am 27. April 1883 war das Erkerkabinett von Franz Anton Kofl er (auch) zu ebener Erde für die Besucher des Schlosshofes noch nutzbar. Eine unveröffentlichte Zeichnung von Professor Josef Emanuel Weiser mit genanntem Datum zeigt zwei in der Nische mit großer Öffnung gegen die Talfer sitzende Männer, die sich bei einem guten Glas Wein des Ausblicks erfreuen. Im selben Jahr begann im Auftrag von Kaiser Franz Josef die umfangreiche Renovierung der Burg unter der Leitung des Wiener Architekten Friedrich von Schmidt.
Vor dem Absturz von Teilen des Garelzimmers im Jahr 1868 (Foto Moosbrugger). Der Zustand vor 1868 zeigt die in das Sommerhaus inkorporierte ursprüngliche Zinnenmauer, sowie das vom Pächter Franz Anton Kofl er im neugotischen Stil eingesetzte Doppelbogenfenster (Pfeil), das auf dem Ölbild von A. Lutteroth farbige Verglasung erkennen lässt (TLMF FB W 11169).
Die vorausgegangenen unfachlichen Ausbrüche des mittelalterlichen Mauerwerks, die zum Absturz eines Teiles des Sommerhauses geführt hatten, wurden nicht wieder ausgefüllt, sondern die Außenmauer gegen das Sarntal radikal zurückgesetzt. Dabei wurde das erst nach 1829 ausgebaute Erkerkabinett Franz Anton Kofl ers mit seinen neugotischen Fensteröffnungen geschleift. DAS VON ASCAN LUTTEROTH GEZEIGTE BURGUMFELD
Die auf dem Burgfelsen um 1870 erhaltenen Ruinenteile mit z. T. noch sichtbaren Farbspuren bedürfen besonderer vergleichender Studien. Zu Füßen des Burgfelsens sieht man auf der damaligen Sarner Straße ein Karrnerfuhrwerk, das talauswärts zieht. Holzarchen schützen die Straßentrasse vor der wilden Talfer. Gegenüber erkennt man den alten Moslerhof, der in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts einer Feuersbrunst zum Opfer fi el und anders wiederaufgebaut wurde. Nicht nur wegen des einmaligen Freskenreichtums gebührt Runkelstein der vom Verfasser im Jahr 2000 eingeführte Beiname „Bilderburg“, sondern auch deswegen, weil die Burg unzählige Künstler inspiriert hat, sie abzubilden und sie sozusagen als Erinnerung mitzunehmen.
Diesen Beitrag hat Univ.-H. Prof. Doz. DDr. Helmut Rizzolli, Obmann des Heimatschutzvereins Bozen/Südtirol, für Sie verfasst.
Spaß beiseite!
von Robert Adami
Home sweet…
… Homeoffi ce heißt es für viele von uns seit einigen Monaten. Zu Hause arbeiten. Das hat Vorteile. Man muss sich morgens nicht mehr rasieren oder schminken, Haare können ausschauen wie nach der Begegnung mit einem mittleren Tornado, und anziehen muss man höchstens einen mäßig sauberen Trainingsanzug. Also setzt man sich voller Tatendrang im Homeoffi ce an den Computer, wählt sich ins Büro ein und dann…klingelt der Postbote, also schnell dem Postboten öffnen, dann wieder ab an den Homeoffi ceComputer, und schon geht’s wieder los… mit dem Türgeklingel, die Nachbarin braucht etwas Zucker und ein bisschen Klatsch. So, nach dem Ratscher jetzt aber ran an den Computer. An dem sitzt allerdings mittlerweile die halbwüchsige Tochter, die hat nämlich Homeschooling. Also den Laptop rausholen, wieder Büro anwählen und los geht’s, oder fast, denn der Laptop muss jetzt erst mal updaten. Dann lugt der teenagende Sohnemann aus seinem Zimmer und erinnert einen daran, dass er den Laptop dann später auch zum Homeschooling bräuchte aber kein Stress, ist ja eh nur Homeschooling. Update abgeschlossen, das Büro fragt um ein kurzes Video-Meeting an, und während man die Kamera einschaltet fällt einem siedend heiß ein, dass die Haare ausschauen wie nach der Begegnung mit einem mittleren Tornado und man nur einen mäßig sauberen Trainingsanzug anhat. Ja, so geht der Tag fl uffi g dahin im Homeoffi ce, und abends liegt man dann etwas fertig im Bett und hat Lust auf gar nix mehr…nach Homeoffi ce und Homeschooling ist das dann die neue Homesexualität… Aber Scherz beiseite. Homeoffi ce hat sicher seine Vorteile. Ich muss es wissen, als Schreiberling arbeite ich ja seit jeher viel zu Hause, einzig mit dem PC als Arbeitskollegen. Ein angenehmer Kollege, protestiert nie, nicht einmal wenn er beschimpft wird. Alles gut also. Allerdings kann ich ein klein bisschen menschlichen Kontakt außerhalb der eigenen 4 Wände nur wärmstens empfehlen. Sonst wird man auf die Dauer wunderlich. Behauptet zumindest meine bessere Hälfte…und sie muss es ja wissen.
Geschätzte Leser,
Brief aus Rom
eine solide Mehrheit, eine neue Form des Umgangs miteinander und die Absicht, zumindest einige Zeit die Energie gemeinsam den Problemen dieser Zeit und deren Bewältigung zu widmen. Was vor kurzem noch unvorstellbar schien, ist eingetreten: die Mehrheitssitzungen sind getragen von Eintracht und Zuvorkommenheit, die spitzen Angriffe und gegenseitigen Vetoerklärungen sind Vergangenheit. Aber weit gefehlt, wollte man nun annehmen, dass ein endgültiger Paradigmenwechsel stattgefunden hätte. Es ist nicht gerade die Ruhe vor dem Sturm, aber es ist ebenso undenkbar, dass der Sturm für immer ausbleibt. Noch reichen Draghis Autorität und Ansehen (der italienische Begriff der ‚autorevolezza‘ beschreibt die Strahlkraft von Draghi weitaus deutlicher), um die Ausbrecher zu zügeln und die Auswüchse rhetorischer Kampfeslust in die Schranken zu weisen. Der Recovery plan, das ist der europäische Aufbauplan, fesselt die Kräfte, zunächst in der Festlegung der angepeilten Ziele und in der Folge dann wohl in der Umsetzung, wobei die Sorge bleibt, dass es, wie so oft in Italien, an der Umsetzung scheitern könnte. Das Parlament beansprucht das Recht, in einem demokratischen Verfahren sowohl in der Phase der Zieldefi nition als auch in der Phase der Umsetzung eingebunden zu bleiben, doch dies ist wohl nicht der wesentliche Schauplatz, wo sich die Zukunft des Wiederaufbaus entscheiden wird. Entscheidend sind Verfahrensabläufe und Verfahrenssicherheiten, an denen Italien seit jeher krankt. Die Einheit ist somit zeitweiliger Natur, sie wird spätestens bei oder nach der 2022 anstehenden Wahl des Staatspräsidenten alten Zwistigkeiten weichen, da sich die Parteien für die nachfolgenden politischen Wahlen rüsten und vor allem wieder differenzieren wollen. Bis dahin genießen wir den ungewohnten Osterfrieden.
Ostergrüße aus Rom, am 03. April 2021
Manfred Schullian Kammerabgeordneter
Brief aus dem Landtag
Liebe Leserinnen und Leser,
in den letzten Wochen ist das Thema der Politikergehälter wieder in den Vordergrund gerückt. Schuld daran ist die anstehende Infl ationsanpassung, die in einem Regionalgesetz aus dem Jahr 2012 vorgesehen ist. Verständlicherweise ruft dies Unmut hervor: Vor allem bei jenen die aufgrund von Covid viel Geld verloren haben, deren Betriebe geschlossen waren oder die sich mit der Lohnausgleichskasse oder unzureichenden Beihilfen über Wasser halten mussten. Oder die - noch schlimmer - gar keine Hilfe bekamen. In meinem Fall würden mir ca. 8.500 Euro für meine politische Tätigkeit der letzten Jahre zusätzlich zustehen. Fakt ist, dass diese Anpassung vom Gesetz vorgesehen ist. Für mich ist aber eines klar: Ich kann und will dieses Geld nicht nehmen - das gilt auch für alle meine Kollegen im Team K. Auch wenn gesetzlich vorgesehen, man kann auf diese Summen verzichten. Und ich denke, dass dies der Anstand in so einer Zeit verlangt, und bin mir sicher, dass die allermeisten Kollegen im Landtag dies auch so sehen. Wie viele, das wird sich zeigen. Ich und meine Kollegen vom Team K haben deshalb einen Brief an den Regionalratspräsidenten geschickt, in dem wir erklären, dass wir auf dieses Geld verzichten, und möchten, dass es in den bereits bestehenden Fonds einfl ießt, der notleidenden Familien zukommt. Dort liegen bereits die Gelder, auf die das Team K seit Beginn der Legislatur jeden Monat verzichtet (knapp 900 Euro monatlich, in meinem Fall). Ebenso verzichten wir Team K Abgeordneten seit Beginn der Legislaturperiode auf jegliche Rückerstattung der angefallenen Spesen. Gerade in diesen Covid-Zeiten ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen, wenn auch nur ein kleines. Ich würde mich schuldig fühlen, dieses Geld zu nehmen - und andersherum zu wissen, dass es notleidenden Menschen zukommt, ist eine Genugtuung. Und um das Thema der Infl ationsanpassung in Zukunft vom Tisch zu haben, haben wir eine Gesetzesänderung eingebracht, die diese ersatzlos streicht. Diese wird noch im laufenden Monat behandelt, und ich bin zuversichtlich, dass sie auch angenommen wird. Ich sage es seit Beginn meiner noch kurzen politischen Laufbahn: die Politiker-Privilegien gehören weg, da sie nicht nachvollziehbar und nicht mehr zeitgemäß sind. Genauso gilt aber auch: der Politiker-Job soll angemessen bezahlt werden, denn besser ein guter Politiker als ein billiger - und schlechter.
Paul Köllensperger
Landtagsabgeordneter Team K
DEM WIRTSCHAFTS-EXPERTEN DAS WORT
Provinz fördert Investitionen von Unternehmen
Auch in Corona Zeiten fördert die Provinz Bozen Investitionen von Südtiroler Unternehmen. Die neue Förderung kommt ausschließlich Klein- und Kleinstunternehmen bis max. 49 Mitarbeitern zugute und beträgt 20% der geförderten Investition (Mindestinvestition: 20.000€ - Maximalinvestition: 500.000€). Gefördert wird die Anschaffungen von beweglichen Gütern (Maschinen, Einrichtung, Anlagen, Fahrzeugen) sowie von Hard- und Software. Der Beitrag ist leider nicht mit anderen Förderungen wie z.B. „Neue Sabatini“ kumulierbar. Die zur Verfügung stehenden Mittel werden aufgrund einer zu erstellenden Rangliste (Punktesystem) vergeben. Besonders viele Punkte gibt es z.B. für den Erwerb von Gütern „Industrie 4.0“, für Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betrieben, für Nahversorgungsunternehmen in peripheren Zonen und für Investitionen, mit denen leerstehende Gewerbe- oder Handelsfl ächen wiederbelebt werden. Aber auch für Investitionen in strukturschwachen Gebieten, für bestimmte Berufsqualifi kationen und Zertifi zierungen, für Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, für von Frauen geführte Unternehmen, für die Nutzung des Service „Export Coach“ des IDM und für Kooperationen und Internationalisierung gibt es Punkte. Je mehr Punkte ein Unternehmen erhält, desto wahrscheinlicher, dass es bei der Verteilung der begrenzten Mittel berücksichtigt wird. Die Anträge können bis 30. April 2021 online bei den zuständigen Ämtern eingereicht werden, wobei die Anträge vor Beginn des entsprechenden Investitionsvorhabens zu stellen sind. Die Investitionen müssen sich auf operative Betriebsstätten beziehen, die in Südtirol angesiedelt sind. Außerdem darf es sich nicht um Ersatzinvestitionen handeln. Die Initiative der Landesregierung ist eindeutig zu begrüßen: seit der Abschaffung der Kapitalbeiträge waren v.a. Klein- und Kleinstunternehmen häufi g im Wettbewerb um die verschiedenen Fördermaßnahmen, die von der Provinz, dem Staat und der EU zur Verfügung gestellt werden, benachteiligt, da diese häufi g mit hohen bürokratischen Auflagen verbunden waren. Auch in Corona-Zeiten ist es wichtig, die Unternehmen nicht nur für die erlittenen Verluste zu entschädigen, sondern auch Unternehmen zu unterstützen, die investieren, somit anderen Unternehmen Arbeit und Beschäftigung besorgen und damit unser aller Wohlstand sichern.
Äußerst günstige und vorteilhafte Aufwertung nutzen!
Im bevorstehenden Bilanzabschluss, der nun im Frühjahr 2021 ansteht und das Geschäftsjahr zum 31.12.2020 betrifft, besteht für Gesellschaften und Unternehmen eine historisch günstige Gelegenheit, das eigene Vermögen zivil- und steuerrechtlich aufzuwerten. Im Normalfall können Unternehmen in der Regel keine freiwillige Aufwertung des Firmenvermögens vornehmen, da Artikel 2426 des ZGB vorschreibt, dass das Anlagevermögen in Anwendung des Vorsichtsprinzips zu den Anschaffungs- oder Herstellungskosten bewertet werden muss. Da 2020 aufgrund von Corona aber kein normales Jahr war, hat der Gesetzgeber in Abweichung der nor-
„Digitales Grünes Zertifi kat“ soll er heißen, der Impfpass in der EU. Wer geimpft, geheilt, getestet, darf damit verreisen. Juhu?!
malen Regeln gesetzlich mehrere Möglichkeiten geschaffen, eine Aufwertung vornehmen zu können. Eine Aufwertung funktioniert wie folgt: hat ein Unternehmen ein Vermögensgut wie z.B. eine Immobilie in den Büchern stehen um 100.000 Euro, der Marktwert derselben beträgt allerdings 300.000 Euro, dann kann das Unternehmen den Wert in den Büchern auf 300.000 Euro erhöhen. Eine Aufwertung hat vielerlei Vorteile: zivilrechtlich erhöht sich die Bilanzsumme und somit ist die Gesellschaft besser kapitalisiert, steuerrechtlich können die aufgewerteten Beträge verwendet werden, um höhere steuerliche Abschreibungen zu nutzen. Wird das Vermögensgut in Zukunft verkauft, kann der aufgewertete Betrag zur Berechnung des Mehrerlöses verwendet werden, wobei der höhere Aufwertungsbetrag erst ab dem 4. darauffolgenden Geschäftsjahr anerkannt wird. Aufgewertet können die folgenden Vermögensgüter werden: Immobilien, Maschinen, Anlagen, aber auch immaterielle Anlagewerte wie bspw. Marken, Lizenzen und Patente. Eine Aufwertung ist auch möglich, wenn das Gut vormals bereits voll abgeschrieben war! Zu den Kosten: Die zivilrechtliche Aufwertung ist gratis, für die steuerrechtliche Aufwertung fällt hingegen eine sehr niedrige Ersatzsteuer in Höhe von 3% an (zum Vergleich: beim letzten Mal betrug die Ersatzsteuer 12%). Bei Hotels ist die steuerliche Aufwertung sogar gratis. Wenn man will, kann die Aufwertungsrücklage noch dazu durch Zahlung einer Ersatzsteuer in Höhe von 10% freigekauft werden und unter bestimmten Umständen auch steuerfrei ausgeschüttet werden. Für Unternehmer wäre es eine Sünde, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen!
Kanzlei Gasser Springer Perathoner Eder & Oliva Bozen - Lana - Naturns gasser@gspeo.com