JUNGE BERNER*INNEN Architektursymposium zur Berner Baukultur 2021
‣ Architektur
Das Architektursymposium Das Architektursymposium 2021 beschäftigt sich mit der jungen Berner Baukultur. Zu einer lebendigen Baukultur gehört auch die Betrachtung aktueller Tendenzen. Unser Blick richtet sich auf junge, experimentell arbeitende Architekt*innen. Im Fokus steht der Prozess, die Herangehensweise und die Art der Architekturbetrachtung. Dem nicht Gebauten oder dem noch nicht Gebauten wird ein Wert beigemessen. Das gebaute Werk rückt für dieses Mal in den Hintergrund. Das Symposium soll Raum zum Nachdenken über Themen bieten, die in der heutigen Debatte der Architektur, sowie für die Ausbildung der Architekt*innen als relevant erachtet werden. Das Symposium verfolgt folgende inhaltliche Ansätze: Die Untersuchung von Beispielen und Beiträgen jüngster architektonischer Arbeiten, die für die regionale Baukultur von Bedeutung sein könnten. Die Formulierung von Themen, die das architektonische Denken der neuen Generation von Architekten*innen prägen. Eine Diskussion über aktuelle Entwurfsmethoden.
Organisation Silvio Koch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Henriette Lutz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Joana Teixeira Pinho, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Ulrike Schröer, Professorin für Architektur und Entwurf Stanislas Zimmermann, Dozent für Architektur und Entwurf
Inhalt
Open Call 4 6
Ausschreibung Open Call Die Ausstellung
Workshops 36 Cyrill Bangerter & Pascal Stalder, Begleitung Silvio Koch Ausstellungsraum 38 David Bühler & Reto Streit, Begleitung Joana Pinho Beobachtungen zum Aussenraum 40 Bastien Jeandrevin & Tanguy Poffet, Begleitung Stanislas Zimmermann Densifier dans un contexte de vielle ville 42 Lorea Schönenberger, Begleitung Henriette Lutz Dorfgespräche 44 Axel Gassmann & Pascal Hofer; Begleitung Ulrike Schröer Ein Mehrwert für das Madretschquartier
Öffentliche Veranstaltung 46 Pecha Kucha
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Die Ausschreibung
Open Call 4
Im Rahmen des Architektursymposiums 2021 «Junge Berner*innen», das am 20. und 21. September 2021 stattfinden wird, veranstaltet die Berner Fachhochschule einen Open Call. Die Ausschreibung richtet sich an junge Architekt*innen, die sich als Teil der Berner Baukultur verstehen. Gesucht werden angedachte, sich in Entwicklung befindende oder realisierte Projekte, Ideen oder Statements, die einen Beitrag zur Berner Baukultur leisten. Im Fokus steht der Prozess, die Herangehensweise und die Art der Architekturbetrachtung. Das Nichtgebaute oder das noch nicht Gebaute werden ebenso wie das Gedachte und das Geschriebene als Teil der Baukultur verstanden. So sind auch temporäre Installationen, künstlerische Arbeiten oder Recherchebeiträge ausdrücklich erwünscht, genauso wie Eingaben, die eine theoretische Auseinandersetzung aufzeigen. Die eingereichten Beiträge zur Baukultur werden von einer Jury sorgfältig geprüft. Die ausgewählten Beiträge zur Baukultur werden anlässlich des Architektursymposiums in einer Ausstellung öffentlich gezeigt und im Nachgang publiziert. Acht Teilnehmer*innen werden ausgewählt, während des Architektursymposiums ihre Beiträge in einem Pecha Kucha zu präsentieren. Fünf Teilnehmer*innen werden zudem eingeladen, einen Workshop für Studierende gemeinsam mit Dozent*innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen der Berner Fachhochschule zu entwickeln und durchzuführen. In den Workshops sollen die Beiträge zur Berner Baukultur mit den Studierenden reflektiert, weiterentwickelt und diskutiert und so an die nächste Generation von Berner Architekt*innen weitergegeben werden. Das Architektursymposium 2021 «Junge Berner*innen» der Berner Fachhochschule beschäftigt sich mit der jungen Berner Baukultur, mit der zukünftigen Entwicklungen der Baukultur und mit der Weitergabe der Baukultur von einer Generation an die Nächste. So bietet das diesjährige Symposium der jungen Berner Architekturszene eine öffentliche Plattform, um ihre Themen, Fragestellungen und Ideen sichtbar zu machen und zu verhandeln.
Einzureichende Unterlagen – Eine Abgabe des eigenen Beitrages zur Berner Baukultur: Die Wahl des Mediums und das Format sind frei, die Abgabe darf aber insgesamt A0 Hochformat nicht überschreiten. Der Beitrag muss ohne technische Hilfsmittel in der Ausstellung präsentiert werden können. – Ein Blatt A4 mit einem Text über die Bedeutung des eigenen Beitrages für die Berner Baukultur. – Ein Blatt A4 mit Teamzusammensetzung, Kurzbiographien und Kontaktadresse mit E-Mail. Abgabeanforderungen – Pro Person und pro Team darf nur ein Beitrag eingereicht werden. – Die physische Abgabe entspricht dem Ausstellungsbeitrag. – Die Beiträge können in deutscher oder in französischer Sprache abgegeben werden, die Workshops können in deutscher oder in französischer Sprache durchgeführt werden. – Das Verfahren ist nicht anonym. Abagabetermin 30. April 2021 Bewertungskriterien – Aktualität und Relevanz des vorgeschlagenen Beitrages zur Berner Baukultur. – Visuelles Potenzial des Beitrages für die Ausstellung. Bedingungen – Teilnahmeberechtigt sind Architekt*innen bis 40 Jahre (bis Jahrgang 1981). – Mitarbeiter*innen der BFH sind nicht teilnahmeberechtigt. – Die Workshops finden am 20. und 21. September 2021 von 08.30 bis 18.00 Uhr statt und werden pauschal mit CHF 1‘500 vergütet. – Die Workshops werden von Dozent*innen oder wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen begleitet. – Pro Workshop nehmen 20 bis 25 Studierende des 3. Studienjahrs Bachelor Architektur und des Master Architektur teil. Jury Philippe Cabane, Soziologe und Beirat Fachbereich Architektur BFH Jenny Keller, Redaktorin werk, bauen + wohnen Daniel Boermann, Studiengangleiter Bachelor Architektur BFH Dr. Ulrike Schröer, Professorin für Architektur und Entwurf BFH Henriette Lutz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin BFH
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Die Ausstellung
Fokus. Genius Loci. Cyrill Bangerter und Pascal Stalder
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Ausgangslage Projekt / Aktualität Täglich sind wir in unserem Berufsalltag tausenden von Reizen ausgesetzt. Telefone, E-Mails, SMS, Werbeanzeigen und Soziale Medien. Stressige Situationen, die nicht aufzuhören scheinen, kennen die meisten. Hier knüpft das Projekt an. Ziel des Projektes ist es, einen temporären Ort, in diesem Fall in der Bergwelt des Grimselgebietes zu schaffen, an dem der Gast aus dem Alltag entfliehen, Gedanken ordnen, entschleunigen und zu den wesentlichen Dingen zurückfinden kann. Innovation Entstanden ist aus unserer Sicht ein Projekt, das sich intensiv mit der Frage der Entschleunigung (Subjekt) und der Identität des Ortes (Objekt) auseinandersetzt. Die Gebäude wurden aus Sicht der gewünschten atmosphärischen Wirkung sowie mit der Idee der temporären Installation entworfen. Die Anlage ist nicht als ‚fest‘ verbauter Bestandteil der Umgebung, sondern vielmehr als exemplarisches Testobjekt zu verstehen. Die angewandten Methoden ermöglichen es, mit dem selben Grundkonzept, weitere Projekte an vollkommen anderen Standorten, standortspezifisch zu entwickeln. Die Art der Umsetzung bezüglich Materialität, Konstruktion und dgl. sind in weiteren Schritten zu detaillieren. Im Projekt sind diese nur symbolisch abgebildet und aus Sicht der atmosphärischen Wahrnehmung definiert worden. Das Projekt trifft hinsichtlich dem Bedürfnis nach Natur, Ruhe, Erholung und Entschleunigung den Nerv der Zeit und bildet somit eine aktuelle Auseinandersetzung mit der Umgebung im Kanton Bern und somit einen aktuellen Beitrag zur Berner Baukultur. Weiter ist unser Projekt insofern innovativ, als dass es die Wahrnehmung der Nutzenden stets in den Prozess miteinbezieht - vom ersten Kontakt der Buchung, über die Raumstruktur bis hin zur Materialisierung. Und dem Gast so eine Pause vom Alltäglichen bietet bei dem er wie auch der Ort im Fokus stehen. Einleitung Die Basis für das Projekt bildet der ‚Genius Loci‘ was übersetzt soviel wie ‚Der Geist des Ortes‘ bedeutet. Dabei hat der lateinische Begriff ‚Genius Loci‘ seinen Ursprung im römischen Glauben, wurde jedoch über die Zeit in seiner Bedeutung angepasst und unterschiedlich interpretiert. In dieser Arbeit verstehen wir den Geist des Ortes als die Wahrnehmung der Atmosphäre, die im Wechsel zwischen Subjekt und Objekt entsteht. Damit knüpfen wir beim Verständnis der Antike an, wo ein Genius Loci dort zu finden war, wo Menschen etwas ‚Besonderes‘ wahrgenommen haben, das schwer in Worte zu fassen war. Der Genius Loci beschreibt also die Wahrnehmung eines Ortes mit unseren Sinnen und dem Geist im Wechselspiel zum physisch vorhandenen. Durch gezielte Gegensätze und Fokusse wird der ‚Genius Loci‘ in dieser Arbeit in der atmosphärischen Wahrnehmung hervorgehoben und in fünf unterschiedlichen Teilen thematisiert. Jedes der fünf Themen wird in einem eigens dafür entworfenen Gebäude, nachfolgend auch Fokusraum genannt, für den Gast erlebbar gemacht. Zwei der Fokusräume, die gleichzeitig die Grundinfrastruktur für das Leben in der Abgeschiedenheit darstellen, widmen sich dem Subjekt als Teil der Gemeinschaft und dem Subjekt in Abwesenheit anderer Personen. Die weiteren drei Fokusräume arbeiten mit ortprägenden Elementen und können von den Gästen individuell (als Stunden- oder auch Tagesauflüge) genutzt werden. Fokus Gemeinschaft. Im Gebäude, das dem Aufenthalt und Kochen gewidmet ist, geht es um das Subjekt in der Gemeinschaft. Hier findet der Austausch, das gemeinsame Kochen und Essen statt. Die Raumatmosphäre thematisiert das Gemeinschaftliche, das Beisammensein. Fokus Individuum. Hingegen widmet sich der Projektteil ‚Schlafen‘ dem Subjekt in der Abwesenheit von anderen Personen. Die Räume sind individuell gestaltbar und können durch verschiedene Schiebeläden verändert und den (Schlaf- und Rückzugs-) Bedürfnissen des einzelnen Individuums angepasst werden. Die Raumatmosphäre thematisiert das Subjekt als Individuum. Fokus Wasser. Ein auf dem Triebtensee schwimmender Fokusraum, der wie ein Seelampion vor sich hintreibt, widmet sich dem vor Ort sehr präsenten Thema Wasser. Bereits die Anreise mit dem Ruderboot führt den Besuchenden die Eigenschaften des Wassers nahe. Entspanntes Baden im warmen Wasser, in der rauen Umgebung und einem Raum der nie gleich und immer an einem anderen Ort ist. Fokus Ausblick. Durch eine Wanderung auf das Siedelhorn gelangt der Gast zu einem weiteren Fokusraum. Musste dieser während der Wanderung immer konzentriert schauen, wo er die Füsse abstellt, schaffen wir einen Raum an dem dieser sich rein auf die Wahrnehmung der Landschaft und den Ausblick konzentrieren kann. Ein Bilderrahmen aus geschichteten Natursteinen zeigt einen präzisen Ausschnitt der Landschaft und bildet den Auftakt der Installation. Als Kontrast zum Ausschnitt steht auf dem Gipfel eine einfache Plattform, aus denselben Steinen wie der Bilderrahmen, die dem Gast das unglaubliche 360 Grad Panorama bewusst macht. Fokus Klangkulisse. Macht sich der Gast auf den Weg des Fokusraumes ‚Klangkulisse‘ wird dieser durch eine Klang-Reise geführt. Entlang des Weges erlebt der Gast verschiedene Geräuscharten, bis dieser in einem schalltoten Raum landet. Von dort aus erschliesst sich ihm ein Kuppelraum, der den Fokus rein auf das Hören der Umgebung legt. Der Kuppelraum selbst hat keinen Sichtbezug nach Aussen. An einem Schriftband kann abgelesen werden, welche Geräusche möglicherweise gehört werden könnten. Dadurch wird die Konzentration auf das genaue Hinhören gelenkt.
FOKUS
GENIUS LOCI
fokus Ausblick
Individuell fokus Klang Gemeinschaft Fokus Wasser
Übersichtsplan
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Die Ausstellung
Versteckter Juwel neu verstickt Sonia Huber und Carol Hutmacher
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Umbau eines Einfamilienhauses aus dem Jahre 1962 erweitert 1974 in Kehrsatz Bauten aus den 60er Jahren können unheimlich faszinierend sein, viele Beispiele aber auch bereits dem Abbruch nahe. Das Haus im Sandbühl an der Hanglage in Kehrsatz ist ein Konglomerat aus den 60er und den 70er Jahren, ein besonderes Beispiel, das vom ersten Moment an fasziniert. Der Architekt René Ernst aus Bern hat im Hauptbau 1962 mit der Hanglage gespielt und den Schnitt präzise ins Terrain gelegt. Das Wohngeschoss mit Ausblick nach Bern bis zum Bundeshaus liegt über dem Eingangsgeschoss, das an das Strassenniveau anknüpft. In einem Erweiterungsbau hat derselbe Architekt 1974 dem ursprünglichen Haus mit einer formstarken Struktur einen Hauch Japan eingebracht und den Wohnbereich räumlich und strukturell mit dem Garten verknüpft. Mit den Sanierungs- und Umbauarbeiten 2020 haben wir die charakterstarke Struktur des Anbaus schliesslich in das Haupthaus hineingetragen und die beiden Baukörper wieder stärker zu einer Einheit verstrickt. Die lineare Tragstruktur in Holz haben wir farblich betont und in das Haupthaus weitergeführt. Wie ein Fingertwist spannt diese Holzstruktur nun zwischen den beiden Polen des Anbaus und der Küche und wird zum atmosphärisch prägenden Element des gesamten Wohnraums. Die Küche wurde mit den Umbaumassnahmen räumlich stärker zum Wohnraum geöffnet. Sie steht auch in der Farbgebung und Materialisierung als Pendant dem bestehenden Anbau von 1974 gegenüber. Genauso wie letzterer in einen Austausch mit dem Garten tritt und die Struktur dennoch einen Filter zwischen Innen und Aussen schafft, ist auch die Küche nicht komplett zum Wohnraum geöffnet. Die ursprüngliche Mauer zwischen Küche und Essbereich ist einer aus dem Anbau abgeleiteten Struktur mit Füllungen aus Holz- und Glaselementen gewichen. Es entsteht ein starker räumlicher Bezug der mit Schiebetüren zwischen Abgrenzung und Offenheit spielen kann. Das Farb- und Materialkonzept des gesamten Hauses lehnt sich stark an den ursprünglichen Zeitgeist an. Die Struktur in Rot verleiht Kraft, der dunkelbraune Farbton erdet, die grüne Rahmung der Fensterflügel schafft einen Bezug zum Aussenraum und der märchenhaft verwunschenen Gartenlandschaft. Die Küche wird schliesslich erneut in dezenter Farbabstimmung zwischen dem dunklen Braunton, einem kühlen Grau und einem hellen Blau in das Gesamtkonzept eingefügt. Der neue rote Bodenbelag nimmt die Holzfarbe des Klötzliparkets in Form eines fast grafisch anmutenden Musters aus geschliffenen Kirschsteinen auf und stärkt die Wirkung der einander gegenüberliegenden Raumtaschen des Anbaus und der Küche. Die Gebäudehülle wurde ganz gezielt an grossflächigen Aussenmauern und insbesondere im Dach energetisch aufgewertet. Unter Beibehaltung der Dacheindeckung wurde das Dach in der Sparrenlage neu gedämmt. Die bestehende dunkle Täferdecke weicht einer Deckenverkleidung mit hell lasierten OSB-Platten, die sich in der Textur und Lebhaftigkeit dem groben Wandputz aus den 70er Jahren anlehnt. Mit diesen Umbauarbeiten konnte einem faszinierenden baulichen Erbe aus den 60er Jahren neuen Glanz gegeben werden. Wir durften einen versteckten Juwel der Berner Baukultur entdecken und etwas an seinem präzisen Schliff weiter schleifen. Planung und Realisierung 2020, Bauherrschaft: Privat
Versteckter Juwel neu verstrickt: Fingertwist mit Charakter Umbau Wohnhaus in Kehrsatz, Private Bauherrschaft, Planung und Umsetzung 2020
Anbau Mit einem Hauch Japan öffnet der Anbau aus den 70er Jahren den Wohnbereich zum Garten hin. Die Tragstruktur fusioniert mit der Verglasung und wird zum atmosphärisch prägenden Element.
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Entdeckter Juwel Das Haus liegt in einem Einfamilienhausquartier in Kehrsatz. Der Architekt René Ernst aus Bern hat im Hauptbau 1962 mit der Hanglage gespielt und den Schnitt präzise ins Terrain gelegt. Der Eingang befindet sich auf der Strassenebene, darüber liegt das Wohngeschoss mit Weitsicht bis zum Bundeshaus in Bern und Anschluss an den Garten.
Umbau Wohnhaus Sandbühl 36 in Kehrsatz Nora Wittchen und Tobias Bühlmann, Kirchstrasse 146, 3084 Wabern
GSPublisherVersion 0.0.100.100
GSPublisherVersion 0.0.100.100
Sonja Huber Architektur buero@sonjahuberarchitektur.ch Optingenstrasse 54 3013 Bern
Detail
Sonja Huber Architektur buero@sonjahuberarchitektur.ch Optingenstrasse 54 3013 Bern
Carol Hutmacher Architektur info@carolhutmacher.ch Plänkestrasse 1 2502 Biel
Ausschreibung 29.04.21
SONJA HUBER | CAROL HUTMACHER
EG ±0.00 = 567.23 müM
Format A4
Carol Hutmacher Architektur info@carolhutmacher.ch Plänkestrasse 1 2502 Biel
Ausschreibung 29.04.21
Massstab 1:100SONJA HUBER | CAROL HUTMACHER
EG ±0.00 = 567.23 müM
Format A4
Massstab 1:100
Umbau Wohnhaus Sandbühl 36 in Kehrsatz Nora Wittchen und Tobias Bühlmann, Kirchstrasse 146, 3084 Wabern
Schnitt
Situationsplan 1:25‘000
Grundriss Erdgeschoss 1:100
Grundriss Wohngeschoss 1:100
Querschnitt 1:100
Detailschnitt 1:20
SONJA HUBER | CAROL HUTMACHER
Ausschreibung 29.04.21
Grundriss Untergeschoss
Grundriss Wohngeschoss
Sonja Huber Architektur buero@sonjahuberarchitektur.ch Optingenstrasse 54 3013 Bern
EG ±0.00 = 567.23
Carol Hutmacher Architektur info@carolhutmacher.ch Plä
GSPublisherVersion 0.0.100.100
400 600m
Nora Wittchen und Tobias Bühlmann, Kirchstrasse 146, 3084 Wabern
Umbau Wohnhaus Sandbühl 36 in Kehrsatz
Umbau Wohnhaus Sandbühl 36 in Kehrsatz
200
Nora Wittchen und Tobias Bühlmann, Kirchstrasse 146, 3084 Wabern
0
Massstab 1: 25'000 Gedruckt am 04.02.2021 21:22 https://s.geo.admin.ch/8e9a1090c6
Küche
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SONJA HUBER | CAROL HUTMACHER Sonja Huber Architektur buero@sonjahuberarchitektur.ch Optingenstrasse 54 3013 Bern
Ausschreibung 29.04.21
EG ±0.00 = 567.23 müM
Format A4
Massstab 1:100
Carol Hutmacher Architektur info@carolhutmacher.ch Plänkestrasse 1 2502 Biel
Das Pendant zum Anbau bildet die Küche. Die Ursprüngliche Mauer zwischen Küche und Essbereich ist einer aus dem Anbau abgeleiteten Struktur mit Füllungen aus Holz- und Glaselementen gewichen. Es entsteht ein starker räumlicher Bezug der mit Schiebetüren zwischen Abgrenzung und Offenheit spielen kann. GSPublisherVersion 0.0.100.100
Prozess Vom Fingertwist, zur Skizze, zur Fotomontage, zur konkreten Materialisierung...
Das Farb- und Materialkonzept des gesamten Hauses lehnt sich an den ursprünglichen Zeitgeist an.
Der rote Bodenbelag nimmt die Holzfarbe des Klötzliparkets in Form eines grafischen Musters aus geschliffenen Kirschsteinen auf und stärkt die Wirkung der gegenüberliegenden Raumtaschen Anbau und Küche.
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ARGE Huber Hutmacher Architektur Sonja Huber Architektur GmbH
buero @sonjahuberarchitektur.ch
Optingenstrasse 54 3013 Bern
Carol Hutmacher Architektur GmbH
info@carolhutmacher.ch
Plänkestrasse 1 2502 Biel/Bienne
Hell lasierte OSB-Platten lehnen sich dem Wandputz aus den 70er Jahren an
Inspiration Corbusier: Die Küche wird in dezenter Farbabstimmung in das Gesamtkonzept eingefügt.
Die Ausstellung
Dorfkern Linde Ductus Studio GmbH
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Bedeutung für die Berner Baukultur Weiterbauen im historischen Dorfkern von Schwarzenburg (ISOS A) In Schwarzenburg soll nach über 24 Jahren eine markante Baulücke im Herzen des Dorfkerns geschlossen und damit das dörfliche und gleichzeitig kleinstädtische Flair wiederhergestellt werden. Bis 1997 stand an dieser Stelle die Wirtschaft zur Linde. Seit dem Rückbau des baufälligen Gasthofes wird die kiesige Brache als Autoabstellplatz genutzt. Dabei unterliegt die Parzelle der höchsten Schutzstufe des Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung ISOS: Das Erhaltungsziel A sieht den Erhalt der Substanz vor. Doch wie kann Substanz erhalten werden, die es seit dem Abbruch des Gebäudes vor 24 Jahren gar nicht mehr gibt? Zuerst musste das Planungsverfahren definiert werden. Dazu kamen wir mit Vertreter*innen der Bauherrschaft, dem Amt für Gemeinden und Raumplanung (AGR), der Gemeinde, der kantonalen Denkmalpflege und dem Ortsplaner zusammen und einigten uns auf ein WorkshopVerfahren. Die kantonale Denkmalpflege bestimmte zudem eine fachkundige Jury. In sechs Workshops präsentierten wir dann unsere Empfindungen zum Ort und die daraus entworfenen architektonischen Lösungen. Der Projektentwurf sieht zwei zueinander verwinkelte Häuser vor, dazwischen entsteht ein charakteristisches «Gässli». Das Gebäude bei der Linde ist traufseitig zum Baum positioniert, es überlässt den «Platzhirschen» Sonne und Bären den Raum. Die Frontfassade orientiert sich Richtung Apotheke und schafft in diese Richtung Präsenz am Ort. Der Übergang von der Strasse zu den Häusern ist mittels Terrassierung gelöst. Im Erdgeschoss aus Sichtbeton wird pro Haus ein Laden entstehen. In den farbig gestrichenen, hölzernen Obergeschossen sind kleine, feine Wohnungen geplant. Die Fassaden sind gerastert und allseitig ähnlich ausformuliert. Sie sollen die zwei Gebäude kleinstädtisch anmuten lassen, daher sind auch eingezogene Loggias als Aussenräume vorgesehen. Der notwendige Richtplan sowie die Anpassung der Überbauungsordung wurden vom Gemeinderat Ende 2020 genehmigt. Wir gehen davon aus, dass bis Ende Mai 2021 das Amt für Gemeinden und Raumplanung (AGR) die Überbauungsordnung ebenfalls genehmigen wird. Das Baugesuch werden wir voraussichtlich am 01.06.2021 einreichen.
Rechte Seite: ausgewählte Ausschnitte der Abgabe
Weiterbauen im historischen Dorfkern (ISOS A)
Continuer à construire dans les noyaux historiques
In Schwarzenburg soll nach über 24 Jahren eine markante Baulücke geschlossen und damit das dörfliche und gleichzeitig kleinstädtische Flair wiederhergestellt werden.
À Schwarzenburg, il est prévu de combler une dent creuse dans le tissu construit, qui existait depuis 24 ans, et ainsi de redonner au village son allure et son élégance de petite ville.
Spazieren wir durch den Dorfkern von Schwarzenburg, fällt mitten im historischen Herzen eine markante Baulücke auf. Bis 1997 stand an dieser Stelle die Wirtschaft zur Linde. Seit dem Rückbau des baufälligen Gasthofes wird die kiesige Brache als Autoabstellplatz genutzt. Dabei unterliegt die Parzelle der höchsten Schutzstufe des Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung ISOS: Das Erhaltungsziel A sieht den Erhalt der Substanz vor. Doch wie kann Substanz erhalten werden, die es seit dem Abbruch des b) Gebäudes vor 24 Jahren gar nicht mehr gibt? Zuerst musste das Planungsverfahren definiert werden. Dazu kamen wir mit Vertreter*innen der Bauherrschaft, dem Amt für Gemeinden und Raumplanung AGR, der Gemeinde, der kantonalen Denkmalpflege und dem Ortsplaner zusammen und einigten uns auf ein Workshop-Verfahren. Die kantonale Denkmalpflege bestimmte zudem eine fachkundige Jury. In sechs Workshops präsentierten wir dann unsere Empfindungen zum Ort und die daraus entworfenen architektonischen Lösungen, die Jury gab Empfehlungen zur Weiterbearbeitung ab. Am lang gezogenen, zentralen Dorfplatz spüren wir die Wichtigkeit der Läden und des Marktes, der einmal pro Woche stattfindet. Nah beieinander befinden sich Restaurants, Bars, hübsche, kleine Läden wie die Bäckerei, die Metzgerei, die Buchhandlung, der Bierladen, der Weltladen, die Apotheke oder auch eine Papeterie. Alle befinden sich in geschichtsträchtigen, gut erhaltenen Gebäuden. Der Dorfplatz liegt wolkenförmig im Zentrum, in dessen Mitte steht eine Linde. Um den Baum herum gruppierten sich die Gasthöfe Wirtschaft zur Linde, Sonne, Bären und Rössli, nur eine Gassenbreite voneinander entfernt. Die abgerissene Wirtschaft zur h) Linde befand sich an zentralster Lage. Sie strahlte zusammen mit den heutigen Bestandsbauten dörfliche und kleinstädtische Atmosphäre zugleich aus. Durch ihren Rückbau sind die Gassenund Platzräume, die den Charakter des Dorfzentrums ausmachen, zerstört worden. Was muss uns nun mit dem Entwurf gelingen, damit die Qualitäten des Ortes gestärkt werden? Die baulichen Besonderheiten dazu sehen wir beim Umhergehen; die Abfolgen der Gassenräume sind wunderbar verwinkelt, scheinbar zufällig stehen die Häuser zueinander. Die Strassen werden von terrassierten Trottoirs begleitet. Das Erdgeschoss besteht vielfach aus Stein (Läden), das erste und zweite Obergeschoss (Wohnen) aus Holz, zum Teil verputzt, zum e) Teil mit sichtbarem Holzfachwerk. Gemeinsam haben alle Gebäude, dass sie unterschiedlich koloriert sind, sie ergeben zusammen ein stimmiges Ganzes. Die Dachlandschaft ist komplex, die Giebelseiten der Fas- saden orientieren sich zu den Vorplätzen, 3) im Bereich der Gassen stehen die Dächer traufseitig zur Strasse. Für Schwarzenburg typisch sind die schmalen «Gässli», welche die Häuserzeilen in einer Vielzahl durchtrennen und gleichzeitig durch abkürzende Fusswege Verbindungen schaffen. Der Projektentwurf sieht zwei zueinander verwinkelte Häuser vor, dazwischen entsteht ein charakteristisches «Gässli». Das Gebäude bei der Linde ist traufseitig zum Baum positioniert, es überlässt den «Platzhirschen» Sonne und Bären den Raum. Die Frontfassade orientiert sich Richtung Apotheke und schafft in diese Richtung Präsenz am Ort. Der Übergangh)von der Strasse zu den Häusern ist mittels Terrassierung gelöst. Im Erdgeschoss aus Sichtbeton wird pro Haus ein Laden entstehen. In den farbig gestrichenen, hölzernen Obergeschossen sind kleine, feine Wohnungen geplant. Die Fassaden sind gerastert und allseitig ähnlich ausformuliert. Sie sollen die zwei Gebäude kleinstädtisch anmuten lassen, daher sind auch eingezogene Loggias als Aussenräume vorgesehen. Mit der Erk) gänzung der Bestandsbauten soll das dörfliche und kleinstädtische Flair wiederhergestellt werden. Der notwendige Richtplan wurde vom Gemeinderat bereits genehmigt, die aufgrund unseres Projektes geringfügig geänderte Überbauungsordnung wird in nächster Zeit zur Auflage gebracht. Nach Genehmigung der Überbauungsordnung reichen wir das Baugesuch ein.
Promenons-nous dans le cœur du village de Schwarzenburg. On y remarquera, au centre même du noyau historique, une importante dent creuse, là où se dressait l’auberge zur Linde jusqu’en 1997. Depuis la démolition de cette auberge pour cause de vétusté. La friche couverte de graviers sert de parking pour les voitures. Pourtant, cette parcelle relève du niveau de protection le plus élevé de l’inventaire fédéral des sites construits d’importance nationale à préserver en Suisse ISOS: l’objectif de sauvegarde A prévoit la conservation de la substance. Mais comment préserver une substance qui n’existe plus depuis la démolition du bâtiment il y a 24 ans? Dans un premier temps, il a fallu définir la procédure de planification. Pour cela, nous avons rencontré des représentantes du maître d’ouvrage, l’office des affaires communales et l’organisation du territoire OACOT, la commune, le service cantonal des monuments historiques et l’urbaniste, et nous nous sommes entendus sur une procédure d’atelier. Le service cantonal des monuments historiques a en outre désigné un jury constitué d’experts. Lors de six ateliers, nous avons alors présenté nos ressentis relatifs au lieu et les solutions architecturales qui en découlaient selon nos projets, et le jury a donné des recommandations en vue de la poursuite de nos études. Sur la place centrale du village, étirée en longueur, l’importance h) des magasins et du marché qui s’y tient une fois par semaine se fait clairement sentir. On trouve, très proches les uns des autres, des restaurants, des bars, de belles petites boutiques telles que la boulangerie, la boucherie, la librairie, le marchand de bières, le magasin du monde, la pharmacie et même une papeterie. Tous sont hébergés dans des bâtiments bien entretenus et témoins d’une longue histoire. La place se trouve au centre du village et prend la forme d’un nuage. Elle est ornée en son centre d’un tilleul autour duquel se f) groupaient jadis les auberges zur Linde, Sonne, Bären et Rössli, séparées les unes des autres par la seule largeur d’une rue. L’auberge zur Linde, aujourd’hui démolie, occupait l’emplacement le plus central. En liaison avec les bâtiments que l’on voit encore de nos jours, elle irradiait une atmosphère de village et même de petite ville. Sa démolition a détruit les espaces de ruelles et de places qui faisaient le caractère du centre du village. Comment concevoir le projet pour qu’il parvienne à renforcer les h) qualités de la localité? Les particularités de construction du lieu se découvrent par la promenade; les ruelles se succèdent en sinuant, les maisons semblent posées par hasard les unes à côté des autres. Les rues s’accompagnent de trottoirs en terrasses. Le rez-de-chaussée (magasins) est souvent construit en pierre, le premier et deuxième étages (habitations) en bois, parfois crépi, parfois avec des pans de bois apparents. Tous les bâtiments arborent des cou leurs différentes dont l’accumulation donne un ensemble harmonieux. Le paysage des toitures est complexe: les pignons des façades sont orientés vers les esplanades, alors que dans les ruelles, les toits se trouvent côté gouttière par rapport à la rue. Les très nombreuses ruelles étroites qui sé parent les rangées de maisons tout en créant des chemins piétons servant de raccourcis sont typiques de Schwarzenburg. Le projet prévoit deux maisons sinueuses l’une par rapport à l’autre et espacées par une ruelle caractéristique. Le bâtiment près du tilleul est position né côté gouttière par rapport à l’arbre, il laisse la place aux auberges Sonne et Bären. La façade avant 6) la pharmacie et impose sa présence est orientée enh)direction de dans cette direction. La transition entre la rue et les maisons est résolue par la création de terrasses. Chaque bâtiment comportera un magasin au rez-de-chaussée en béton apparent. De petits appartements raffinés sont prévus dans les étages supérieurs en bois peint. Les façades sont structurées et s’expriment de la même manière de tous les côtés. Elles visent à donner aux deux bâtiments un air de petite ville grâce à des loggias, également h) prévues en tant qu’espaces extérieurs. En complétant ainsi les bâtiments existants, le projet vise à rendre au village son allure de petite ville. Le plan directeur nécessaire a déjà été approuvé par le conseil communal et le plan de quartier légèrement modifié en raison de notre projet sera mis à l’enquête prochainement. Une fois le plan de quartier approuvé, nous déposerons la demande de permis de construire.
Standort
Weiterbauen im historischen Dorfkern von Schwarzenburg BE Continuer à construire dans les noyaux historiques de Schwarzenburg BE
h)
l)
Quelle: Berner Heimatschutz, Jahresbericht 2019 N Ergänzung: Abgabe Baugesuch, 01.06.2021
1930, Dorfkern e-pics, ethz
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i)
1920, Rest. Sonne / Wirtschaft zur Linde Foto / Photo: Rob. Zbinden, Schwarzenburg
5)
2019, Rest. Sonne / Parkplatz
f)
Source: patrimoine bernois, rapport annuel 2019
Visualisierung / Visualisation: Ductus Studio Modellbau / Maquettes: Ductus Studio 1. Obergeschoss / premier étage 1/100
1)
Complément: Rendu de la demande de permis de construire, 01.06.2021 1
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3) Nahaufnahme Erdgeschoss, Ladenbereich / Gros plan du rez-de-chaussée, zone de magasin
Ductus
Viktoriastr. 32, 3013 Bern, Schweiz
St. Urbangasse 1, 4500 Solothurn, Schweiz
Åsög. 135, 11624 Stockholm, Sverige
1) Blick vom Parkplatz aus auf den Projektentwurf / vue du parking sur le projet
Ductus
Viktoriastr. 32, 3013 Bern, Schweiz
St. Urbangasse 1, 4500 Solothurn, Schweiz
Åsög. 135, 11624 Stockholm, Sverige
2024, Rest. Sonne / Projekt
Die Ausstellung
Alles muss weg! Hans-David Schmid, Patrick Hoffmann und Dimitri Heimlicher
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Bern wächst. Bern braucht Raum. Bern hat diesen Raum bereits! Als junge Berner Architekten gehören wir zu jener Generation, für welche Begriffe wie «innere Verdichtung», «Bauen im Bestand» oder «Umnutzung» mehr als nur leere Worthülsen sind – vielmehr sind sie Teil unserer baukulturellen Auffassung und sie sind Leitgedanken unseres Schaffens. Auch wenn das ländliche und dennoch stadtnahe Eigenheim im Grünen für viele einen Traum verkörpert – die Bevölkerungszahlen steigen in den Städten kontinuierlich an. Dichte Infrastruktur, kulturelle und gastronomische Vielfalt oder urbane Lebensqualität sind Gründe dafür – um nur einige zu nennen. Diesem Wachstum muss Rechnung getragen werden. Aber nicht mit zusätzlichem Bauland auf der grünen Wiese – denn Bern hat diesen Raum bereits anderswo! Mit der geplanten Überbauung auf dem Viererfeld entsteht auf unbebautem Ackerland ein neues Stadtquartier für rund 3’000 Menschen auf 150’000m2 GFo. Eine Stadterweiterung dieser Grössenordnung wäre noch nicht nötig, wenn die Siedlungsentwicklung nach innen konsequent gelebt würde. Also haben wir die Augen geöffnet: Bei unseren täglichen Bewegungen durch die Stadt halten wir Ausschau nach Baulücken. Wir durchforsten die Bauordnung und den Bauklassenplan. Und wir zeigen anhand von konkreten Beispielen das Potenzial des Nachverdichtens. Wir suchen den Wohnraum für die im Viererfeld- und Mittelfeld prognostizierten 3'000 Menschen an verschiedenen Orten im schon gebauten Stadtkörper. Und dies alles innerhalb der gültigen baurechtlichen Vorschriften. Lasst uns Baulücken füllen, Garagen aufstocken und Zeilen erweitern, bevor wir weiter Kulturland überbauen. Jetzt.
Alles muss weg!
Nachverdichten im Bestand? Jetzt. Lasst uns Baulücken füllen, Garagen aufstocken und Zeilen erweitern, bevor wir weiter Kulturland überbauen. Ein Beitrag zur Berner Baukultur.
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2
m = +800 - GFo ie ✔ in ✔ - Baul enhöhe ad ✔ - Fass iefe udet - Gebä
- GFo = +120 2 m - Baulinie ✔ - Gebäude tiefe ✔ - Fassaden höhe ✔
2
- GFo = +850m ✔ - Gebäudetiefe - Baulinie ✔
- GFo = +450 2 m - Gebäude abstand ✔ - Baulinie ✔
2
00m - GFo = +1'2 ✔ enhöhe - Fassad ✔ - Baulinie
? - BK 4/5 enschaften - Genoss ok enhöhe - Fassad
2
- GFo = +450m - Fassadenhöhe ✔ - Gebäudetiefe ✔ - Baulinie ✔
? - Besitzverhältnisse - gGa prüfen! - Studios - EG Gewerbe?
ngen ohnu lienw nd? - Fami stehe nie be - Bauli lege malpf - Denk
Hans-David Schmid, Architekt
Patrik Hofmann, Architekt
Dimitri Heimlicher, Architekt
Architektursymposium 2021 "Junge Berner*innen"
Die Ausstellung
Beobachtungen zum Aussenraum David Bühler und Reto Streitr
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Unsere These Die hoffentlich nachhaltige Abkehr vom globalen Lebensstil und die dementsprechende Hinwendung zu einer lokalen Lebensweise ausgelöst durch Pandemien, Homeoffice und ökologischen Reiseverzicht steigern die Wichtigkeit qualitätsvoller Aussenräume in unseren unmittelbaren Lebensräumen. Gleichzeitig stellen der Klimawandel und die damit einhergehende Überhitzung der Städte, sowie das Artensterben aufgrund einer vernachlässigten Biodiversität, neue Anforderungen an unsere Aussenräume. Oder besser gesagt, alte Anforderungen werden erneut eingefordert! Dem gegenüber steht eine massive Bautätigkeit, meist getrieben durch nicht staatliche Bauträger*innen, welche eine begrenzte Bereitschaft zeigen, über die Grenze der Gebäudefassade hinaus ihre Verantwortung gegenüber dem Stadtraum und dem Klima wahrzunehmen. Die Folge davon sind das Verschwinden qualitätsvoll gewachsener Baustrukturen und Aussenräume, das gedankenlose Versiegeln von Oberflächen zugunsten geringerer Unterhaltskosten, sowie falsch gesetzte Prioritäten, beispielsweise hinsichtlich der Mobilität, welche in der Form des Autos einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Aussenräume hat. Obwohl diese Probleme oft durch die Besteller*innen verursacht werden, ist es an uns Architekt*innen für die Qualität unserer Lebenswelt zu kämpfen! Wir glauben das qualitätsvolle und identitätsstiftende Aussenräume einer sorgsamen und differenzierten Gestaltung aller Bereiche von der Fassade über die privaten Aussenräume bis hin zum öffentlichen Raum bedürfen, wobei insbesondere den Schwellen und Übergängen eine hohe Wichtigkeit zukommt. Der Massstab im Zentrum dieser Anstrengungen ist immer der Mensch, sowie dessen Wohlbefinden und Identifikation mit seiner Lebenswelt. Dabei müssen wir die aus der Moderne stammende dialektische Trennung zwischen Mensch und Natur verwerfen, und wieder lernen mit der Natur in Symbiose zu leben, ohne diese übermässig zu domestizieren. Natürlichere und grünere Aussenräume können so gleichzeitig dem Menschen, dem Klima, sowie der Biodiversität zugutekommen. Die Vielschichtigkeit von guten Aussenräumen lässt sich nur schwer in einfachen Schlagworten oder Patentrezepten festhalten. Wir sind daher der Überzeugung, dass eine intensive Auseinandersetzung mit unserer bereits existierenden Umwelt unabdingbar ist, um Qualitäten zu erkennen, zu diskutieren und im Idealfall in zukünftige Gestaltungen zu implementieren. Unser Beitrag versucht dementsprechend im vergleichenden Studium verschiedenster Berner Aussenräume auf Probleme der zeitgenössischen Aussenraumgestaltung, sowie auf Potentiale in historisch gewachsenen Gebieten hinzuweisen. Unser Beitrag zur Ausstellung In unserer Arbeit zeigen wir aktuelle Fotografien von Berner Aussenräumen, welche uns über die Jahre hinweg positiv und negativ bewegt haben. Räumlich vergleichbare Situationen aus verschiedenen Zeitepochen werden einander in Paaren gegenübergestellt und um Fragen ergänzt. Ziel der Arbeit ist es, die Betrachter*innen zum Nachdenken über aussenräumliche Qualitäten anzuregen und spezifisch auf Probleme und Herausforderungen in der zeitgenössischen Berner Baukultur hinzuweisen.
Gesicht
Zwischenraum
Wie prägen Gebäude den Aussenraum?
Wie wird der Aussenraum gegliedert?
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Die Häuser nehmen ihre Verantwortung gegenüber der Stadt war. Die abgeschrägte Ecke aktiviert den Aussenraum und das farblich differenzierte Sockelgeschoss schafft einen menschlichen Massstab. Die unterschiedlichen Farben und Materialien des Strassenzuges erzeugen einen lebendigen Rhythmus.
Die Gebäude gehorchen nur ihrer inneren Logik und verweigern die Reaktion auf den Aussenraum indem sie ihm den Rücken zuwenden. Die Materialien sind über alle Gebäude und Geschosse gleich. Insgesamt wirkt der Strassenzug monoton und abweisend.
Der Zwischenraum ist in klar gegliedert und bietet Bereiche mit unterschiedlichen Funktionen an. Obwohl er von Strassen gequert wird, besitzt er eine hohe Aufenthaltsqualität. Die Bäume wandeln CO2 um, spenden im Sommer Schatten, gliedern den Aussenraum und brechen Sichtbezüge.
Der grosse Freiraum wirkt brachliegend und ungestaltet. Weder Mensch, noch Natur und Klima profitieren davon. Eine Bepflanzung wird vermutlich durch die darunterliegende Einstellhalle verunmöglicht. Es gilt abzuwägen, was wichtiger ist, das individuelle Auto oder der gemeinsame Aussenraum.
Stimmung
Materialität
Welche Atmosphäre besitzt der Aussenraum?
Wie prägen Materialien den Raum?
Von klein bis grossmassstäblich, von weich bis hart. Ein ausgewogenes Zusammenspiel von verschiedenen Oberflächen und Materialien lässt den Aussenraum vertraut wirken. Kleine Stadtelemente wie die Sitzbänke und Poller laden zur individuellen Aneignung ein.
Der Aussenraum besitzt einen industriellen Charakter. Harte Materialien und versiegelte Oberflächen prägen den Aussenraum. Das fehlende grün wird von der Fassade aufgenommen. Die Erdgeschosse verweigern die Interaktion mit ihrer Umgebung.
Natürliche Materialien gliedern den Aussenraum. Feinfühlig gestaltete Schwellen definieren Räume verschiedenster Aufenthaltsqualitäten auf relativ knappem Raum. Wild anmutende Pflanzen kontrastieren die klar definierten Bereiche.
Trotz der Verwendung vieler verschiedener Materialien wirkt der Raum ungegliedert, da die spezifischen Qualitäten der einzelnen Bereiche fehlen. Geometrisch geschnittene Sträucher, Flächen wie in einem abstrakten Gemälde und ein Spielbereich aus Plastik lassen den Aussenraum unnatürlich anmuten.
Ankunft
Schwellen
Wie wird der Eingangsbereich ausgebildet?
Wie kann im Erdgeschoss gewohnt werden?
Ein Zaun markiert den Übergang zum privaten Raum. Das Gebäude wird durch einen Garten betreten, welcher sowohl die Vorzone, als auch den Strassenraum ästhetisch prägt und gleichzeitig als Aufenthaltsraum genutzt werden kann. Die spezifische Eingangsgestaltung hilft den Bewohner*innen sich mit ihrem Zuhause zu identifizieren.
Die Aussenflächen wirken monoton und laden kaum zur Aneignung ein. Eine etwas verlorene Hecke versucht die Vorzone zu markieren, geht aber in der Kargheit unter. Vermutlich wurde die Bepflanzung um Unterhaltskosten zu sparen auf ein Minimum reduziert. Die Eingänge gehen in der gleichförmigen Fassade unter und wirken in ihrer Wiederholung anonym.
Der private Aussenraum grenzt an eine Strasse und einen Weg. Eine Mauer, eine „funktionslose“ Stoa, sowie ein Belagswechsel bilden eine Schwelle aus und schaffen so Privatheit bei gleichzeitiger Nähe zur Öffentlichkeit. Zwei Stufen und ein Vordach schaffen eine zweite feinfühlige Schwelle zum Hauseingang.
Der schmale private Aussenraum trifft unvermittelt auf den öffentlichen Weg. Die Bewohner*innen müssen sich selber um ihre Bedürfnisse kümmern und errichten unbeholfen ein Steingefängnis aus Metallgitterdraht als Mauer.
Innenhof
Kontinuität
Wie entsteht ein qualitätsvoller grüner Hof?
Wie kann von der Tradition gelernt werden?
Die variantenreichen Fassaden der umgebenden Bauten verleihen dem Hof eine spezifische Identität. Bäume beleben den Innenhof und bieten die Möglichkeit sie zu nutzen. Eine grüne Rasenfläche regt zum Spielen an. Die Erdgeschosse öffnen sich zum Hof, wobei Hecken und Belagswechsel für ausreichende Privatheit sorgen.
Der Hof wirkt durch die monotonen Fassaden anonym und die Erdgeschosse kehren ihm mit ihren Brüstungen den Rücken. Mit einem bunten Mix aus künstlichen Elementen wird der Hof zugestellt im Versuch eine Funktion zu erzeugen und die fehlende Bepflanzung zu kompensieren. Die Betondecke der Einstellhalle verhindert vieles.
Zwei Gebäude stehen sich gegenüber. Eine Mauer, ein Schopf und Gärten prägen den grünen und wilden Zwischenbereich.
Zwei Gebäude stehen sich gegenüber. Eine Mauer, ein Schopf und Grünflächen prägen den belebten Zwischenbereich.
Die Ausstellung
Trois Maisonettes Studio V9
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Programme : habitation individuelle Type : transformation, agrandissement Lieu : La Neuveville (BE) Année : 2019 – 2021 Procédure : mandat direct Contexte Bâti Dans le cadre du développement territorial suisse, l’utilisation du potentiel de densification en milieu bâti est une thématique majeure qui permet de limiter l’extension des surfaces urbanisées. Le projet « trois maisonnettes » s’inscrit dans cette logique. La parcelle déjà bâtie prend place aux abords de la vieille ville au sein d’un tissu construit éclectique. Cette dernière est connectée à la route et jouit d’une viabilisation existante. Le projet cultive la petite échelle propre à l’endroit et s’intègre dans son contexte par sa morphologie, sa matérialité et s’inscrit dans une logique d’inclusion. Implantation Le projet cherche à s’implanter sur l’emprise du bâtiment existant. Sa volumétrie, formée de deux nouvelles maisonnettes qui se décalent et complètent le volume originel en maçonnerie, permet de minimiser l’impact volumétrique et de s’éloigner du bâtiment voisin. Le travail en coupe complète cette approche. Materialité L’agrandissement est un volume en bois posée sur une socle en béton coulé sur place. Par soucis d’intégration dans le contexte de la vieille ville, les lames de façade ont été brûlées et huilées avant d’être mis en place par le charpentier. L’aspect du bois permet un dialogue avec le bâtiment en maçonnerie existant et avec le voisinage. Le bois a été brûlé directement sur place en partenariat avec le maître d’ouvrage et grâce à l’aide d’amis volontaires. L’ouvrage existant en maçonnerie est revêtu d’un crépi isolant naturel et respirant. Proximité La majorité des artisans de cette transformation se situe dans rayon de 20 km du chantier. Le bois de l’ossature est certifié Suisse, les fenêtres en bois-métal ont été fabriquées par une entreprise locale et le sapin blanc utilisé pour la façade provient de la forêt avoisinante. La production électrique des tuiles photovoltaïques et la récupération des eaux de toiture inscrivent le bâtiment dans une volonté d’autonomie. La typologie garantit une ventilation des espaces intérieurs de manière naturelle et efficace. Ce projet fait sens au regard des différentes problématiques intrinsèques à sa situation. Bien qu’empreint d’une contemporanéité certaine, son approche est respectueuse de l’échelle du tissu bâti avoisinant et entre en adéquation avec l’image de son contexte immédiat.
TROIS MAISONNETTES, LA NEUVEVILLE STUDIOV9
CONTEXTE BÂTI
IMPLANTATION
Dans le cadre du développement territorial suisse, l’utilisation du potentiel de densification en milieu bâti est une thématique majeure qui permet de limiter l’extension des surfaces urbanisées.
Le projet cherche à s’implanter sur l’emprise du bâtiment existant. Sa volumétrie, formée de deux nouvelles maisonnettes qui se décalent et complètent le volume originel en maçonnerie, permet de minimiser l’impact volumétrique et de s’éloigner du bâtiment voisin. Le travail en coupe complète cette approche.
Le projet « trois maisonnettes » à La Neuveville s’inscrit dans cette logique. La parcelle déjà bâtie prend place aux abords de la vieille ville au sein d’un tissu construit éclectique. Cette dernière est connectée à la route et jouit d’une viabilisation existante. Le projet cultive la petite échelle propre à l’endroit et s’intègre dans son contexte par sa morphologie, sa matérialité et s’inscrit dans une logique d’inclusion. MATERIALITE L’agrandissement est un volume en bois posée sur une socle en béton coulé sur place. Par soucis d’intégration dans le contexte de la vieille ville, les lames de façade ont été brûlées et huilées avant d’être mis en place par le charpentier. L’aspect du bois permet un dialogue avec le bâtiment en maçonnerie existant et avec le voisinage. Le bois a été brûlé directement sur place en partenariat avec le maître d’ouvrage et grâce à l’aide d’amis volontaires. L’ouvrage existant en maçonnerie est revêtu d’un crépi isolant naturel et respirant.
PROXIMITE La majorité des artisans de cette transformation se situe dans rayon de 20 km du chantier. Le bois de l’ossature est certifié Suisse, les fenêtres en bois-métal ont été fabriquées par une entreprise locale et le sapin blanc utilisé pour la façade provient de la forêt avoisinante. La production électrique des tuiles photovoltaïques et la récupération des eaux de toiture inscrivent le bâtiment dans une volonté d’autonomie. La typologie garantit une ventilation des espaces intérieurs de manière naturelle et efficace.
démolition
nouveau
Ce projet fait sens au regard des différentes problématiques intrinsèques à sa situation. Bien qu’empreint d’une contemporanéité certaine, son approche est respectueuse de l’échelle du tissu bâti avoisinant et entre en adéquation avec l’image de son contexte immédiat.
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plan masse 1:5’000
situation 1:500
GSPublisherVersion 0.0.100.100
atelier 9 m2
antichambre 7 m2
atelier 19 m2
mezzanine 17 m2
TOITURE panneau 3-plis lattage technique pare-vapeur structure et isolant thermique panneau coupe-vent sous-couverture contre-lattage, ventilation lattage tuiles
27 mm 30 mm 200 mm 60 mm 60 mm 30 mm -
FACADE panneau 3-plis lattage technique panneaux OSB structure et isolant thermique panneau coupe vent lattage horizontal lames de façade ajourées
27 mm 50 mm 15 mm 160 mm 60 mm 40 mm 20 mm
DALLE ETAGE parquet chape isolation phonique bi-couche GSPublisherVersion 0.0.100.100 dalle massive bois lattage technique panneaux trois-plis
15 mm 60 mm 40 mm 20 mm 60 mm 27 mm
GSPublisherVersion 0.68.100.69
1er étage 1:100
façade est 1:100
couvert 10 m2
GSPublisherVersion 0.0.100.100
DALLE REZ chape poncée apparente isolation phonique isolation thermique dalle BA
chambre 9 m2
80 mm 20 mm 160 mm 200 mm
sdb 6 m2
chambre 14 m2
vélos
entrée 9 m2
réduit
cuisine 15 m2
buanderie 11 m2
distribution 12 m2
salle à manger 23 m2
rez-de-chaussée 1:100
coupe constructive 1:10
coupe transversale 1:100
GSPublisherVersion 0.0.100.100
GSPublisherVersion 0.0.100.100
brûlage
GSPublisherVersion 0.70.100.67
ponçage
GSPublisherVersion 0.70.100.67
situation existante
GSPublisherVersion 0.70.100.67
démolition
situation existante
situation finale
trois maisonnettes
huilage
menuisier appliqué
GSPublisherVersion 0.70.100.67
transformation et agrandissement
situation actuelle
menusier heureux
Die Ausstellung
Der Zwischenraum – Bühne der Gemeinschaft Luna Productions
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Wir sind im Dorf, in starken Gemeinschaften aufgewachsen - wo man sich kennt, sich spontan über den Weg läuft, miteinander plaudert und einander hilft, wenn nötig. Später haben wir in Städten gelebt, wo wir die Dynamik der Urbanität genossen haben. Auf der anderen Seite hat uns zuweilen der Zusammenhalt im Quartier gefehlt. Gleichermaßen fehlt in vielen Dörfern, wo sich die Einfamilienhäuschen mit Hecken von der Öffentlichkeit der Strasse abschirmen, das Gemeinschaftsgefühl – die gemeinsame Identität. In unserer Arbeit als Architekten fragen wir uns daher immer wieder: Wie kann eine Gemeinschaft von unterschiedlichen Nutzern durch unsere Projekte geschaffen oder wiederbelebt werden? Dies ganz unabhängig davon, ob es sich um einen ländlichen oder einen städtischen Kontext handelt. Uns interessiert dabei der Zwischenraum als zusätzliche Struktur. Zusätzlich in dem Sinne, dass sie oft nicht von der Bauherrschaft oder dem Auslober direkt gewünscht ist. Sie entsteht zusätzlich! Sie befindet sich dazwischen: Zwischen öffentlich und privat, zwischen zwei Wohnungen, zwischen den Nachbarn, dem Gegenüber. Der Zwischenraum ist für uns Sinnbild für das Wesentliche: Wie gebaute Architektur neue Beziehungen schafft, Bestehendes aufwertet. Eine Seele hat, die das Gemeinsame fördert, Platz für Austausch bietet und den Menschen Freude macht!
Der Zwischenraum - Bühne der Gemeinschaft Architektursymposium 2021 - Berner Fachhochschule AHB
Kommunikation Identifikation Gemeinschaft
Privatheit Natur
Hof Strassenraum
Garten
Ausblick
in Ruhe ein Buch lesen
Rückzug
Privatheit Natur
Feierabendbier mit den Nachbarn
Zuhause
Quartierstrasse Treffpunkt
Garten
Räuber und Polizist mit den Nachbarskindern
Schwatz mit Passanten
Zuhause
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Wäsche aufhängen
Gemeinschaft stiften heisst: lebendige Quartiere schaffen. Der Zwischenraum kennt keine Parzellengrenzen.
Das heisst auch: Verständliche Architektur, die das Gegenüber nicht konkurriert, sondern den Ort schärft und auszeichnet.
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Gemeinschaft entsteht dort, wo man sich begegnet. Im Raum zwischen zwei Orten, wo Menschen vom einen zu andern Ort wollen.
Ohne Identität keine Gemeinschaft. Identität wird nicht durch das Gebaute geschaffen - Identität entsteht erst, wenn der Raum dazwischen durch die Menschen angeeignet und als etwas Eigenes verstanden wird.
Im Zwischenraum. Dieser ist oft an der Schwelle von Privat und Öffentlich. Der Übergang ist fliessend. 11
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Im Zwischenraum trifft man sich. Man begrüsst sich. Man tauscht sich aus. Nickt höflich.
Gemeinschaft ist besonders wertvoll zwischen Menschen ungleichen Alters und Herkunft. Ein Raum zwischen Alt und Neu. Ein Raum für Jung und Alt.
Tür an Tür. Über verschiedene Etagen.
01
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Der Zwischenraum bildet die Bühne, auf der Gemeinschaft entstehen kann.
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01 01 | Am Dorfbrunnen | Wettbewerb 1. Rang | Einbau von 12 altersgerechten genossenschaftlichen Wohnungen in ein schützenswertes Bauernhaus | 2014 - 2018
03 | Bauen im Dorf | Studie | Dorfstrukturen untersuchen, verstehen und weiterentwickeln. Vorschlag Dorferweiterung | 2014 - heute
Luna Productions
01 11 | Wohnhaus vis-à-vis | Neubau | Vier Wohnungen, ein Hof für die ganze Nachbarschaft | 2017 - 2018
Die Ausstellung
Dorfgespräche Lorea Schönenberger, Thomas Küng und Aurel Vogel
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Baukultur geht uns alle etwas an. In einer pluralistischen Gesellschaft sollten wir uns alle gemeinsam um sie kümmern und uns mit ihr auseinandersetzen. Diskurs und Austausch wünschen wir uns. Stellt Fragen! Hört zu! Dies gilt auch für das Dorf, das im Diskurs über Baukultur vernachlässigt wird und wo Baukultur oft kein Thema ist. Wir fragen uns deshalb: Wie kann der Diskurs in Dörfern und über Dörfer angeregt werden? Um dieser Frage einen Schritt näher zu kommen haben wir den Beitrag „Dorfgespräche“ entwickelt. Wir möchten damit anregen über das Dorf nachzudenken. Vor Ort aber auch im Rahmen eines Fachdiskurses - beispielsweise über Baukultur. Unser Ziel ist es, Menschen zu animieren, über ihr Wohnumfeld nachzudenken. Mit den „Dorfgesprächen“ erhoffen wir uns, dass sich die Bevölkerung stärker mit ihrer Umgebung befasst, diese wahrnimmt und mitprägen will. Wie soll das Dorf in 30 Jahren aussehen? Eine Frage von Visionen für die Dorfentwicklung, welche hiermit angestossen wird. Am Stammtisch im Dorf für das eigene Dorf und im Fachdiskurs über Dörfer. Die ersten „Dorfgespräche“ werden im Juli und August durchgeführt. Ein Stopp von „Dorfgesprächen“ soll am Architektursymposium der BFH eingelegt werden, um einen Beitrag für die Ausstellung zu liefern. Der Stammtisch als Format für Dorfgespräche leistet mit seiner fragenden Art und dem Diskurs als Produkt einen Beitrag zum Symposium. Im Rahmen des Symposiums über Berner Baukultur werden Fachleute zu einer Stammtischrunde zum Thema Dorf eingeladen.
Tagesmenü „Dorfgespräche“ im Dorf
Wochenhit „Dorfgespräche“ mit Fachpersonen
Welche Erinnerungen / Geschichten verbindest du mit dem Dorf?
Was isteressiert dich am Thema Dorf? Was ist dein Bezug zum Dorf?
Was schätzt du an dienem Dorf?
Was macht das Dorf zum Dorf?
Wie hat sich das Dorf verändert?
Worin siehst du den Wert von Dörfern?
Gibt es in deinem Dorf eine bauliche Tradition?
Was denkst du, sollte in Dörfern Diskutiert werden?
Gibt es bauliche Entwicklungen die momentan im Dorft diskutiert werden?
Wo sollen Dorfentwicklungen ansetzen?
Wie soll das Dorf in 30 Jahren aussehen?
Wie kann die Baukultur in Dörfern gestärkt werden?
Was wünschst du dir für dein Dorf?
DEIN DORF DEINE MEINUNG
Beide Seiten: ausgewählte Ausschnitte der Abgabe.
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DORFGESPRÄCHE
Stammtisch
Stammtisch
Tisch mit Hockern Tisch mit Hockern Der Stammtisch steht symbolisch für Derden Stammtisch steht symbolisch für Diskurs im Dorf. Er bietet MenschenDiskurs einen im Dorf. Er bietet Menschen ei physischen Ort zur Diskussion. physischen Ort zur Diskussion.
Bierdeckel
Bierdeckel
DEIN DORF DEINE MEINUNG
DEIN DORF DEINE MEINUNG
Menükarte
Menükarte
Tagesmenü Dorf XY
Tagesmenü Dorf XY
Was ist das erste was dir in den Sinn kommt, wenn du an dein Dorf denkst?
Was ist das erste was dir in den Sinn kommt, wenn du an dein Dorf denkst?
Welche Erinnerungen / Geschichten verbinden Sie mit dem Dorf?
Welche Erinnerungen / Geschichten verbinden Sie mit dem Dorf?
Was ist dein Bezug zum Dorf?
Was ist dein Bezug zum Dorf?
Was schätzen Sie an diesem Dorf?
Was schätzen Sie an diesem Dorf?
Wo und wie erholen Sie sich in Ihrer Freizeit gerne?
Wo und wie erholen Sie sich in Ihrer Freizeit gerne?
Wo und wie gehen Sie zur Arbeit?
Wo und wie gehen Sie zur Arbeit?
Wie bewegen Sie sich (fort)?
Wie bewegen Sie sich (fort)?
Wie hat sich das Dorf verändert?
Wie hat sich das Dorf verändert?
Wie soll sich das Dorf entwickeln?
Wie soll sich das Dorf entwickeln?
Gibt es Entwicklungsthemen die momentan im Dorft diskutiert werden?
Gibt es Entwicklungsthemen die momentan im Dorft diskutiert werden?
Tischkartenhalter Tischkartenhalter Der Tischkartenhalter ist gefüllt mit DerverTischkartenhalter ist gefüllt mit schiedenen Karten: den Menüs mit Fragen, schiedenen Karten: den Menüs mit Frag die als Diskussionsstart dienen, der Broschüdie als Diskussionsstart dienen, der Brosc re „Dorfgespräche“ mit der Erläuterung re „Dorfgespräche“ des mit der Erläuterung Projektes und den Resten von gestern Projektes mit und den Resten von gestern Themen von vergangenen StammtischgeThemen von vergangenen Stammtisch sprächen. sprächen.
Bierdeckel Bierdeckel Die Bierdeckel laden dazu ein, Fragen Dieaus Bierdeckel laden dazu ein, Fragen der Menükarte zu beantworten oderderTheMenükarte zu beantworten oder Th men, die einem beschäftigen sowie Wünsche men, die einem beschäftigen sowie Wüns und Bedürfnisse zu teilen. und Bedürfnisse zu teilen.
Gäste Gäste Die Gäste sind möglichst divers und Die repräGäste sind möglichst divers und rep sentieren im Dorf die Vielfalt der Dorfbesentieren im Dorf die Vielfalt der Dor wohner*innen und in der Fachdiskussion wohner*innen und in der Fachdiskuss das Spektrum der Baukulturschaffenden das Spektrum der Baukulturschaffenden
Moderator*in Moderator*in Die Gespräche werden moderiert, Die dokuGespräche werden moderiert, do mentiert und ausgewertet. mentiert und ausgewertet.
Die Ausstellung
Resilientes Bern Maria Kouvari
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Der öffentliche Raum in der Corona-Pandemie “Resilienz ist eine grundlegende Eigenschaft von Individuen, Gruppen und Organisationen sowie von Systemen als Ganzes, auf signifikante Veränderungen, die das erwartete Muster von Ereignissen stören, produktiv zu reagieren, ohne in eine längere Periode regressiven Verhaltens zu verfallen.”1 Homeoffice, leere Restaurants und geschlossene Geschäfte in der Innenstadt: Corona hat nicht nur das Leben, sondern auch das Stadtbild verändert. Dennoch bleibt die Stadt weiterhin attraktiv. Grünanlagen und Spazierwege besonders entlang der Aare ermöglichen sowohl soziale Interaktion wie auch Erholung. Das Projekt weist dem öffentlichen Raum in der Stadt Bern ein resilientes Potenzial gegenüber der Corona-Krise zu. Die Stadt wird in der Corona-Pandemie empirisch beobachtet und dokumentiert. Die Studie stellt sowohl Freiräume (z.B Spielplätze) als auch Gestaltungsobjekte (z.B Aaretreppen) und Artefakte der Pandemie (z.B Corona-Hinweisschilder) zusammen. Das Ziel des Projektes ist zweifach. Erstens: Betrachten der Stadt unter dem Aspekt der Resilienz gegenüber einer Pandemie. Zweitens: Entwicklung eines räumlichen, empirischen und materiellen Verständnisses für den öffentlichen Raum in der Stadt Bern. Aus der Perspektive der Stadtlandschaft wird dieses Projekt eine systematische Analyse bieten, wie der öffentliche Freiraum einen Rahmen für das physische und mentale Wohlbefinden bietet, wie sich gemeinsame Ressourcen manifestieren und wie diese als städtische Akteure in der Pandemie genutzt werden können. Das Projekt bietet einen neuen Einblick in die Baukultur unter dem Aspekt des öffentlichen Raums und zeigt die Wandlungs- und Widerstandsfähigkeit der Stadt. Die Studie adressiert das Ungebaute der Baukultur, hebt die Bedeutung des Freiraums hervor und ergänzt die Debatte über das Potenzial und die Herausforderungen an eine Stadt in der Corona-Pandemie.
1 J.F. Horne and J.E. Orr, “Assessing Behaviors that Create Resilient Organizations,” Employment Relations Today 24 (1998).
Resilientes Bern Der öffentliche Raum in der Corona-Pandemie Stadtgrün und Wasser
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Eichholz
Marzili
Aareweg
Ping-Pong im Marzili
Boulespiel im Park BFH
öffentlicher Mülleimer
Sitzbank
Markierung auf dem Aareweg
WC-Sitz Desinfektion Marzili
Freiraum zum Spielen
Spielplatz Dälhölzli
Gestaltungsobjekte
Aaretreppe
Artefakte der Pandemie
Corona-Hinweisschilder
Maria Kouvari BFH, Architektursymposium 2021 “Junge Berner*innen”
Die Ausstellung
Wylerdörfli - Umbau Sustenweg Quartierwerk Architektur
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Der Umbau des Reiheneinfamilienhauses am Sustenweg im Wylerdörfli ist ein Beitrag alte Gebäudestrukturen den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Der ehrliche Charakter des ehemaligen Arbeiterhauses soll erhalten und Geschichte erlebbar bleiben. Das Reihen-Eckhaus wurde 1944 im Wylerdörfli erbaut. Der Umbau des Reihenhauses am Sustenweg ist ein Projekt, das ziemlich genau dem entspricht, was wir mögen: mit minimalen gezielten Eingriffen den maximalen Effekt erzielen. Alte Bausubstanz mit Neuem kombinieren, Details eine gewisse Wichtigkeit verleihen und das Projekt vom Entwurf bis zur Schlüsselübergabe begleiten.$ Der Bestand zeigt die Ehrlichkeit der damaligen Arbeitersiedlung. Die solide Bauweise mit massiven Wänden und Holzbalkendecken, ohne extravaganten Details verleihen dem Reihenhaus seinen Charme. Der Grundriss weist im Erd- und Dachgeschoss eine Kammerstruktur mit klarer Zonierung auf. Wohnräume sind zum Garten orientiert, funktionale Räume gegen Norden. Die L-Küche ist dezentral in einem schlecht belichteten Raum angeordnet, was den heutigen Bedürfnissen nicht mehr gerecht wird. Die Kammerung der gegen Süden ausgerichteten Wohnräume wird aufgehoben indem zwei Wände abgebrochen werden. Die Stahlträger als Sturz sowie ein Bodenfries aus Massivholz zeugen von der ehemaligen Raumstruktur und erhalten so die ursprüngliche Zonierung. Um den Eingangsbereich grosszügiger zu gestalten, wird das Bad dort untergebracht, wo sich vorher die Küche befand. Die Küche wird nach Süden verschoben und ist Teil des offenen Wohnbereichs. Die Oberflächen werden erneuert, die verkleidete Holzbalkendecke freigelegt und sichtbar gemacht. Das Ergebnis des Umbaus versucht die vorgenommenen baulichen Anpassungen nicht zu verbergen, was einerseits der Architektursprache des Gebäudes entspricht, andererseits von der ursprünglichen Raumstruktur zeugt. Die Berner Architekturlandschaft steht vor einem wichtigen Wendepunkt. Das enorme Potenzial, die alten teils sanierungsbedürftigen Strukturen neu zu beleben um einen soziologischen Mehrwert den Berner Quartieren zu verleihen, ist unser Antrieb und soll dieser wunderschönen Stadt auf Jahre dienen.
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Die Ausstellung
Büro in Bern Saina Nicolet und Jonas Ulmer
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Die gängigen Arbeitsweisen im tertiären Sektor und die dafür erforderlichen Bürostrukturen wandeln sich stetig und stark: Von vormals kleinstrukturierten Büroräumen ging die Entwicklung hin zu heutigen, papierlosen, flexiblen Arbeitsplätzen und während der aktuellen Corona-Pandemie sogar ins Homeoffice. Durch die beschleunigte wirtschaftliche Entwicklung und insbesondere die Digitalisierung verändern sich Büros und auch deren Standorte schnell. Das starre, mittelgrosse Familienunternehmen oder KMU mit fixer Adresse gehört immer mehr der Vergangenheit an. Dieser Entwicklung stehen in der Berner Innenstadt historische Bauten gegenüber, welche seit mehreren hundert Jahren Bestand haben und grösstenteils unter Denkmalschutz stehen. Diese sind geprägt von starren Raumstrukturen und massiven Wänden, welche nur bedingt auf die wandelnden Wohn- und Arbeitsweisen angepasst werden können. Genau diesem Gegensatz zwischen alter, historischer Bausubstanz und temporärem, räumlichen Bedarf haben wir uns gewidmet. Wir wurden beauftragt, ein Bürogeschoss in einem historischen Altstadtgebäude umzubauen und räumlich anzupassen. Die Einzelbüros aus den 70er-Jahren werden durch eine zeitgemässe Bürostruktur, die den aktuellen Ansprüchen und der gewünschten Arbeitsweise gerecht wird, ersetzt. Die Intervention basiert auf wenigen, präzise gesetzten räumlichen Anpassungen. Innerhalb der gegebenen Struktur entsteht eine komplett neue Raumhierarchie mit einem grossflächigen Zentralraum und angrenzenden Nebenräumen. Sämtliche Korridore wurden aufgehoben und durch Raumfolgen ersetzt. Die neue Struktur entspricht der gewünschten offenen, atelierartigen Arbeitsweise. Trennwände, Decken und Installationen wurden komplett weiss gestrichen. Bestehende Bauteile wie der Boden und die Stütze wurden von sämtlichen Schichten befreit und komplett roh und unbehandelt belassen. Auf aufwändige Veredelungen oder sonstige Oberflächenbehandlungen wurde gänzlich verzichtet. Die unverfälschte Materialisierung unterstützt den Charakter einer temporären Nutzung und ermöglicht es, die Räumlichkeiten nach einer gewissen Zeit wieder komplett zu verändern und einer neuen Nutzung anzupassen. Der Ort, wie er von uns gedacht und geplant war, existierte von 2015 bis 2020. Im Herbst 2020 wurde das Haus verkauft und erneut den Bedürfnissen entsprechend modelliert und umgebaut. Das Projekt zeigt exemplarisch auf, wie mit minimalen, aber präzisen Eingriffen in den historischen Strukturen der Berner Innenstadt ein atmosphärischer Ort mit temporärem Charakter umgesetzt werden kann.
Das kleinteilige Bürogeschoss mit Ausbau aus den 70er-Jahren wird in seinem Charakter komplett verändert und den heutigen, flexiblen Nutzungsansprüchen angepasst. Die Intervention basiert auf wenigen, präzise gesetzten räumlichen Anpassungen. Innerhalb der gegebenen Struktur entsteht eine komplett neue Raumhierarchie mit einem Zentralraum und angrenzenden Nebenräumen.
Ein grossflächiger in zwei Richtungen geöffneter Arbeitsraum mit einer bestehenden Stütze und einem neu gesetzten Zentrum bilden die Hauptkomponenten des Umbaus. Durch eine dreieckige Nische betritt man unmittelbar den Arbeitsraum. Während die vertikale Stütze den Raum in verschiedene Bereiche gliedert, besetzt der massive Betonsockel als physisches Gegenstück das geometrische Zentrum des Raumes. Angeschlossen an den Hauptraum sind Sitzungszimmer und eine Abfolge von unterstützenden Räumen angeordnet. Die Bibliothek am Ende der Raumfolge ist komplett braun gestrichen und bildet durch ihre Abgeschiedenheit eine intime Atmosphäre – weit weg vom Büroalltag. Der geschliffene Zementboden und die Stütze des Hauptraumes erinnern durch die rohe Materialisierung an den historischen Bestand. Weiss gestrichene Wände und sichtbare Elektroinstallationen verleihen den Räumen einen leichten, installativen und somit temporären Charakter. Im Herbst 2020 wurde das Haus verkauft und erneut den Bedürfnissen entsprechend modelliert und umgebaut. Der Ort, wie er von uns gedacht und geplant war, existierte für eine begrenzte Zeit. Die architektonische Idee und die Erinnerungen an den Prozess und den Ort bleiben bestehen.
Temporäre Bürostruktur in der Berner Altstadt – Intervention 2015 © Saina Nicolet & Jonas Ulmer
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Die Ausstellung
Verdichten im Bestand KYMA
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In den letzten Jahren hat eine Sensibilisierung betreffend nachhaltiger Bodennutzung und Rohstoffverwertung stattgefunden. Dies wirkt sich auf die Bauaufgaben und unser Schaffen aus. Folglich wird das Arbeiten mit dem Bestand im Arbeitsalltag der Architekten*innen einen höheren Stellenwert einnehmen. Nach nun 3 Jahren Büroerfahrung haben wir die für uns relevantesten Themen im Entwurfsprozess zu einem Oberthema für unseren Beitrag gebündelt: „Verdichten im Bestand“ soll zukünftigen Architekten*innen einen Einblick in unsere Herangehensweise mit Umbauprojekten aufzeigen. In einem ersten Schritt analysieren wir die Bausubstanz und alle Möglichkeiten innerhalb der bestehenden Struktur werden geprüft. Bei allen bisherigen Umbauten konnten wir durch Optimieren, Ausschöpfen, Ausbauen und Transformieren ungenutzter Flächen auf Aufstockungen/Anbauten etc. verzichten. Dies ist nicht nur oft die kostengünstigere Variante, es ist auch die Ressourcen sparendste. Verdichten soll und wird in allen Massstäben angewendet. Sich im Mikrokosmos intensiv mit den Raumproportionen und deren individuellen Nutzungen auseinander zusetzen, hilft sich im Makrokosmos / Städtebau zurecht zu finden. Wir starten klein.
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AUSSCHÖPFEN “auch die kleinste Fläche kann genutzt Werden, restFlächen gibt es nicht.” EFH UM- UND AUSBAU IN EIN ZFH SCHÖNBERGRAIN, BERN Ein Stadthaus wird zum Zweifamilienhaus. Nach einem Generationenwechsel kam der Wunsch auf das bestehende Bürogeschoss im Hochparterre in eine zweite Wohnung auszubauen. Die knappe Grundfläche wurde mit dem Abfangen, Untergraben und Ausbauen des Weinkellers erweitert. Durch das Rückspringen der Fensterfront entstand ein Lichthof, welchen nun das Schlafzimmer mit offenem Bad optimal belichtet. Im Wohngeschoss wurde die bestehende Struktur auf ein Minimum zurück gebaut. Zwei Kuben beinhalten die Installationen, Gäste-WC, Dusche und Schränke und zonieren den offenen Raum in Eingangs-, Wohn-, Essen- und Schlafbereich. Die Kuben sind wie Sekretärs, jede noch so kleine Nische kann genutzt werden. Eine skulpturale Treppe welche im Hochparterre aus einer Sitzbank startet, zur Ankleide hinabtreppt und dann als Badewanne endet, verbindet die zwei Etagen miteinander.
AUSBAUEN “Warum anbauen, Wenn die bausubstanz schon einen inneren ausbau zulässt.” UMBAU FERIENHAUS CHILCHWEG, VISPERTERMINEN Die bestehende Wohnung nutzte bis anhin nur das Erdgeschoss. Die Bauschaft wünschte sich einen Anbau um die Wohnfläche zu vergrössern. Um das Kostendach zu halten wurde auf eine Erweiterung verzichtet und die Raumreserven ausgebaut. So sind das Lager und die Waschküche im UG zwei Kinderzimmern gewichen und der Estrich wurde teils in einen Massenschlag ausgebaut. Die Zwischendecken über dem Wohn-/ Esszimmer und Küche sind entfernt worden. Diese beiden Räume erhielten mit der neuen Überhöhe dadurch eine räumliche Aufwertung. Der bestehnde Gang wurde neu mit Badezimmer, Treppen ins Schlaf- und Dachgeschoss gefüllt. Durch diese typologisch zentrale Anordnung wurde ein Umlauf im Wohngeschoss durch alle Räume ermöglicht. Die energetische Anforderungen für die ehemaligen Kellerwände und die Dachsanierung wurde mit einer inneren Wärmedämmschicht erreicht. Die baulichen Eingriffe sind an der Seekiefersperrholzplatten ersichtlich, welche als Beplankung der Wärmedämmungen wie auch für alle Türen und Schreinerarbeiten benutzt wurden. Ein starker Kontrast zur weissgestrichenen Bausubstanz.
VER DICHTEN VERDICHTEN IM BE IM BESTAND STAND
OPTIMIEREN “eine eFFiziente erschliessung lässt raum FÜrs Wohnen.” UMBAU EFH BODENZELGSTRASSE, GURMELS Das Auflösen der dunklen Erschliessungshalle liess eine totale Neuorganisation des Grundrisses zu. Durch das Halbieren der Erschliessungsfläche im Entree konnten im Erdgeschoss zwei gleich grosse Kinderzimmer erstellt werden. Eine Betonskulptur prägt die Umgestaltung typologisch wie auch statisch. Sie hat ihren Ursprung bei der Sitzbank am Fuss der Treppe und führt weiter über ein Podest zur Treppe bis zum abschliessenden Kamin, der ebenfalls einen Teil der Kräfte von Decke und Dach aufnimmt. Um die Skulptur herum baut sich der Grundriss des Obergeschosses auf, der als Rundgang angelegt ist. Hierfür wurde die Wohnhalle aufgelöst und in den Raumfluss integriert. Die räumliche Verbindung von Wohnzimmer, Essecke, Küche, Schlafzimmer und Büro erfolgt entlang der Aussenwand. Badezimmer, Gäste-WC und Reduit, die durch zwei Dachfenster belichtet werden, bilden mit der Treppe den Kern der Etage.
TRANSFORMIEREN “im ehemaligen viehstall soll neu geWohnt Werden.” UM- UND AUSBAU BAUERNHAUS GÄSSLI, WICHTRACH Das denkmalgeschützte Bauernhaus wird auf seine ursprüngliche Bausubstanz zurückgebaut. An Stelle des abgebrochenen Querbaus wird ein Nebengebäude mit integriertem Autounterstand erstellt, welcher den ortsprägenden Charakter der Aussenräume wahrt. Die beiden bestehenden Wohnungen im Bauernhaus werden sorgfältig saniert und im Ökonomieteil wird eine 5.5 Zi-Wohnung als ‘Haus im Haus’ erstellt. So wird die bestehende geschützte Struktur nicht verändert bzw. touchiert, sondern wird zum Filter welche eine innere Verdichtung von aussen erahnen lässt.
KYMA ARCHITEKTUR UND OBJEKTE BERCHTOLD–ROBATEL–VILLIGER EFFINGERSTRASSE 59 3008 BERN
Die Ausstellung
Ein Anstoss zur Nachverdichtung Studio Schneider
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Es ist gut so, wie's ist – oder doch nicht? Den bebauten Raum unverändert zu belassen jedoch, deckt sich weder mit dem Umstand der steigenden Bevölkerungszahlen noch mit dem scheinbar unstillbaren Wunsch nach mehr Wohnraum. Veränderungen sind unumgänglich. Die Frage stellt sich nach dem „Wie“? Um einer Zersiedelung entgegenzuwirken muss der bebaute Raum nachverdichtet werden. Eine massvolle und qualitativ hochwertige Nachverdichtung verstehe ich als sinnvollen und nachhaltigen Weg den oben genannten Umständen Rechnung zu tragen. Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik sehe ich als wichtigen Grundstein für die Arbeit künftiger Architektinnen und Architekten. Womit der eingereichte Beitrag, auch wenn die Studie nicht ein Objekt im Kanton Bern zeigt, einen Anstoss zum Thema „Bauen im Bestand“ gibt und somit einen Beitrag zur Berner Baukultur leistet. Das Schaffen von qualitativ hochwertigem Wohnraum innerhalb der bestehenden Struktur, der im besten Fall zu einer Aufwertung des Orts beiträgt, sich selbstverständlich in seine Umgebung einfügt und ein „war es nicht schon immer so“ suggeriert, ist die Antwort auf die Frage nach dem „Wie?“. Es geht um die Suche nach dem fehlenden Stück, welches bis anhin niemand vermisste.
Bestand Isometrie
5
Weiterbearbeitung I
Die Suche nach dem fehlenden Stück, welches bis anhin niemand vermisste
1
Variante 4.1
Variante 4.1
oben Blick von Südwest
oben Grundriss OG unten Grundriss Attika
unten Blick von Nordwest
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Eine Studie zur Nachverdichtung 2
6
Ausgangslage
(6618)
Amt für Geoinformation geo.so.ch/map
Topos Den Quartierweg, begangen von West nach Ost, säumen linkerhand mächtige Bäume und rechterhand dreigeschossige Zeilenbauten. Ein Gebäude 40, das andere 60 Meter lang. Im Anschluss jener, auf halber Strecke, mündet eine Strasse in den Quartierweg. Mit dem Unterbruch der Zeile ändert sich ebenfalls die Geschosszahl von drei zu zwei. Die erste Parzelle nach der Strassenmündung ist diejenige, die nachverdichtet werden soll. Wie die Geschosszahl nimmt auch die Fassadenlänge der einzelnen Bauten in der Zeile ab. Dadurch nimmt die Durchlässigkeit gegen Osten zu. Die breiteste Lücke in der Zeile befindet sich auf der zu untersuchenden Parzelle. Diese Lücke ist sogar grösser als jene, welche die einmündende Strasse in die Zeile reisst. Die Bauten werden alle entlang der nördlichen Grundstücksgrenze gebaut, so dass im Süden der Parzellen grosszügige Aussenräume entstehen. Nach demselben Prinzip besetzen die Bauten der parallellaufenden Zeile, südlich jener am Quartierweg, die Parzellen. Das Walmdach ist die vorherrschende Dachform im Quartier.
Bestand
Variante 4.2
Variante 4.2
Situation MST 1:1000
oben Blick von Südwest
oben Grundriss OG
Wohnzone 3-Geschossig, AZ max. 0.80, Grünflächenziffer min. 40 %, Gebäudehöhe max. 10.50 m, Grundstücksfläche 922 m2
Erstellt: 03. September 2019
Massstab 1:500
unten Grundriss Attika
unten Blick von Nordwest
Aus den Daten können keine rechtlichen Ansprüche, insbesondere auch keine Haftung des Kantons abgeleitet werden.
N
Variante 4.3
Variante 4.3
oben Blick von Südwest
oben Grundriss OG unten Grundriss Attika
unten Blick von Nordwest
7
Amt für Geoinformation geo.so.ch/map
Variante 1
Variante 2
oben Isometrie
oben Isometrie
unten Situation
unten Situation
Weiterbearbeitung II
Variantenstudie
3
Aktueller Zwischenstand Blick von Südwest
Amt für Geoinformation geo.so.ch/map
4 78
8
78 Erstellt: 03. September 2019
Aus Massstab den Daten 1:500können keine rechtlichen Ansprüche, insbesondere auch keine Haftung des Kantons abgeleitet werden.
Aus den Daten können keine rechtlichen Ansprüche, insbesondere auch keine Haftung des Kantons abgeleitet werden.
Entwurfsrelevante Themen Folgende Themen wurden bei der, in Phasen gegliederten, Auseinandersetzung aufgeworfen, bearbeitet und diskutiert: Auflagen > Nebst den baurechtlichen Auflagen sind die Brandschutzabstände zwischen benachbarten Bauten und Anlagen gem. VKF massgebend. Stadtbaustruktur > Wie gliedert sich ein Neubau in die bestehende Zeilenstruktur ein? Wird das Neubauvolumen mit dem Bestand zu einem Ganzen oder setzt dieses sich ab? Gebäudehöhe > Wie hoch darf ein Neubau sein, der sich in den Bestand einfügen soll? Durchlässigkeit > Wie durchlässig soll die Zeile sein? Innere Gebäudeerschliessung > Wo liegt der Erschliessungskern und welchen Einfluss hat die Lage auf die Grundrissorganisation und ein allfälliges Attikageschoss? Aussenraum > Wo ist der Aussenraum der neuen Wohnungen, wenn der Garten mit seinen Qualitäten dem „Stadthaus“ vorbehalten bleiben soll? Welchen Einfluss hat dies auf die Nutzung im Erdgeschoss? Grundriss > Wie kann ein möglichst flächeneffizienter Grundriss den unterschiedlichen Qualitäten des Standorts Rechnung tragen? Erstellt: 03. September 2019 Wie wird, trotz Effizienz, eine Nutzungsflexibilität und Tiefe geschaffen?
Variante 3
Aktueller Zwischenstand MST 1:500
oben Situation
Aktueller Zwischenstand MST 1:200
Situation
unten Isometrie
von oben nach unten Grundriss EG Grundriss 1.OG 6 5 4 3 2 1
78 Massstab 1:500
Grundriss 2.OG Grudriss Attika
78 Aus den Daten können keine rechtlichen Ansprüche, insbesondere auch keine Haftung des Kantons abgeleitet werden.
N
Studio Schneider
Die Ausstellung
Modell Atelier Watt
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Wir sehen diese Studie als Beitrage zur Berner Baukultur in den folgendendrei Bereichen: Eingeninitiative Die Studie entstand durch den starken Drang den am Ort vorgefundene Raum weiter zu entwickeln. Der untergenutzte Dachraum kann mitten in der Stadt Wohnraum für viele Menschen bieten. Auf die eigene Initiative erarbeitete Skizzen und Konzepte folgte ein Studienauftrag. Zusammen mit einer fördernde Bauschaft entstanden verschiedenste Ideen den innerstädtischen Block sozial und baulich zu verdichten. Reglementierung Die Forderungen von Politik und Gesellschaft die Städte und Siedlungsgebiete zu verdichten und die Landschaften zu schützen stehen im Fokus unserer Zeit. Die Werkzeuge der Gesetze und Reglement biete da nur wenig Spielraum die gebaute Stadt weiter zu bauen. Auch wenn von Seiten der Baubehörden die Unterstützung zu spüren ist, sind die Möglichkeiten der spezifischen Betrachtung kaum vorhanden. Anhand dieser Studie wird ersichtlich das der seit 01.01.2020 in kraft getretene Artikel 16 der Bauverordung kaum Einfluss auf die bauliche Verdichtung der Städte hat. Nie abreissen, immer zusätzlich bauen Die vorgefundene bauliche Substanz des Blockes ist unbestritten von hoher Qualität und die Wohnungen erfreuen sich grosser Beliebtheit. Doch die kompakten Zweizimmerwohnungen bieten nur wenigen Gesellschaftsschichten und -Profilen Wohnraum. Die rationelle Erschliessung verhindert einen schwellenlosen Zugang zu den Wohnungen. Die addierten Elemente ermöglichen das Wohnen von Familien und älteren Menschen an diesem Ort und tragen zur einer Gemeinschaft etwas bei. So kann das Gebäude als ganzes weiterentwickelt werden um den heutigen Bedürfnissen gerecht zu werden. Gerne würden wir mit der Berner Baukultur-Schaffenden diese Bereiche vertieft diskutieren und nach Lösungsansätzen suchen.
Die kompakten Zwei-Zimmerwohnungen sind gut und einfach. Der ganze offene Blockrand besteht aus diesen Wohungen, immer zwei pro Geschoss, auf vier Etagen und bei neun Treppenhäuser macht das insgesamt 72 Wohnungen. Der Grundtyp, den man auch im Breitsch und Holligen findet, wird durch die städtebaulichen Formen bereichert. Im Knie und an den Enden werden die stoische Repetition aufgelockert. Entwickelt wurde das Vokabular vom Architekten Werner Eichenberger im Jahr 1930. Die Fenster, die Türen verstehen wir als Bauteile die präzise eingesetzt die neun Häuser zu einem offenen Blockrand zusammen halten.
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JUNGE BERNER*INNEN
WORKSHOPS 34
Fünf Teilnehmer*innen wurden von der Jury im Rahmen des Open Call «Junge Berner*innen» ausgewählt um einen Workshop durchzuführen: • Fokus.Genius Loci von Pascal Stalder und Cyrill Bangerter • Beobachtungen zum Aussenraum von Bühler Streit Architekten • Dorfgespräche von Lorea Schönenberger • „Modell“ von Atelier Watt • Trois Maisonettes von Studio V9
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Workshop I
Ausstellungsraum Cyrill Bangerter & Pascal Stalder; Begleitung Silvio Koch
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Im Workshop steht die Erarbeitung der räumlichen Atmosphäre im Mittelpunkt. Zudem sollen die Ansprüche der Nutzer und deren Wahrnehmung (subjektiv und objektiv) in den Entwurf miteinbezogen werden. Das Ziel der Arbeit ist nebst der Erarbeitung einer konkreten räumlichen Atmosphäre basierend auf der subjektiven Wahrnehmung, das effiziente Arbeiten in der Gruppe, das Erlernen von neuen Herangehensweisen / Methoden sowie das Erarbeitete kurz und prägnant präsentieren können. Nicht das Schlussprodukt, sondern viel mehr die Methodik steht im Zentrum. Der Weg ist das Ziel. Dazu soll ein Ausstellungsraum für den Künslter Alberto Giacometti in der Altstadt von Biel entworfen werden In einem ersten Schritt erarbeiten die Studierenden ein Briefing, in dem die Rahmenbedingungen, Ansprüche und angestrebte Atmosphänren messbar definiert werden. Im Briefing soll die Ausgangslage (z.B. das Gebäude, der Grundriss oder der Raum), das Wesen und die Ansprüche der Nutzer oder Nutzergruppe, die nötigen Funktionen und vor allem die angestrebte Atmosphäre, die Wirkung und das Erlebnis verbindlich beschrieben werden. Nebst dem eigentlichen Entwurf liegt der Fokus auf unterschiedlichen Arbeitsmethoden sowie der Art der Zusammenarbeit und der Präsentationsform (Elevator-Pitch)
Einblick in den Workshop im Stadtlabor in Biel: Nebst dem Arbeiten mit unterschiedlichen Medien wie Film, Fotografie, Ton, Skizzen, Modelle, Text, etc. stand das Experiment mit unterschiedlichen "Kreativmethoden" im Vordergrund
UND SCHATTEN
Ausstellungsraumes erblickt der Besucher vorerst n der Giacometti-Figur. Erst durch das Beschreiten s ist die Figur als Ganzes ersichtlich und erlebbar.
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Workshop II
Beobachtungen zum Aussenraum Bühler Streit Architekten; Begleitung Joana Pinho
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Die hoffentlich nachhaltige Abkehr vom globalen Lebensstil und die dementsprechende Hinwendung zu einer lokalen Lebensweise ausgelöst durch Pandemien, Homeoffice und ökologischen Reiseverzicht steigern die Wichtigkeit qualitätsvoller Aussenräume in unseren unmittelbaren Lebensräumen. Gleichzeitig stellen der Klimawandel und die damit einhergehende Überhitzung der Städte, sowie das Artensterben aufgrund einer vernachlässigten Biodiversität, neue Anforderungen an unsere Aussenräume. Oder besser gesagt, alte Anforderungen werden erneut eingefordert! Dem gegenüber steht eine massive Bautätigkeit, meist getrieben durch nicht staatliche Bauträger*innen, welche eine begrenzte Bereitschaft zeigen, über die Grenze der Gebäudefassade hinaus ihre Verantwortung gegenüber dem Stadtraum und dem Klima wahrzunehmen. Die Folge davon sind das Verschwinden qualitätsvoll gewachsener Baustrukturen und Aussenräume, das gedankenlose Versiegeln von Oberflächen zugunsten geringerer Unterhaltskosten, sowie falsch gesetzte Prioritäten, beispielsweise hinsichtlich der Mobilität, welche in der Form des Autos einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Aussenräume hat. Obwohl diese Probleme oft durch die Besteller*innen verursacht werden, ist es an uns Architekt*innen für die Qualität unserer Lebenswelt zu kämpfen! Wir glauben, dass qualitätsvolle und identitätsstiftende Aussenräume einer sorgsamen und differenzierten Gestaltung aller Bereiche von der Fassade über die privaten Aussenräume bis hin zum öffentlichen Raum bedürfen, wobei insbesondere den Schwellen und Übergängen eine hohe Wichtigkeit zukommt. Der Massstab im Zentrum dieser Anstrengungen ist immer der Mensch, sowie dessen Wohlbefinden und Identifikation mit seiner Lebenswelt. Dabei müssen wir die aus der Moderne stammende dialektische Trennung zwischen Mensch und Natur verwerfen, und wieder lernen mit der Natur in Symbiose zu leben, ohne diese übermässig zu domestizieren. Natürlichere und grünere Aussenräume können so gleichzeitig dem Menschen, dem Klima, sowie der Biodiversität zugutekommen. Die Vielschichtigkeit von guten Aussenräumen lässt sich nur schwer in einfachen Schlagworten oder Patentrezepten festhalten. Wir sind daher der Überzeugung, dass eine intensive Auseinandersetzung mit unserer bereits existierenden Umwelt unabdingbar ist, um Qualitäten zu erkennen, zu diskutieren und im Idealfall in zukünftige Gestaltungen zu implementieren. Unser Beitrag versucht dementsprechend im vergleichenden Studium verschiedenster Berner Aussenräume auf Probleme der zeitgenössischen Aussenraumgestaltung, sowie auf Potentiale in historisch gewachsenen Gebieten hinzuweisen. Gemeinsam mit den Studierenden begeben wir uns auf einen ausgedehnten Stadtspaziergang durch Bern. Dabei besuchen wir Quartiere aus verschiedenen Zeitepochen und diskutieren im Kollektiv sowohl zeitlose stadträumliche Qualitäten, als auch heutige und zukünftige Herausforderungen in der Aussenraumplanung.
Zwischenstop auf dem Stadtspaziergang in Bern.
39 Wo bini jetz härä cho??? Qualität???
Privatsphäre? Toller Einblick!
Ist Zustand
Workshop III
Densifier dans un contexte de vielle ville Studio V9, Bastien Jeandrevin & Tanguy Poffet; Begleitung Stanislas Zimmermann
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Mit dem Projekt "Trois Maisonettes" hat das Studio V9 ein historisches Lagergebäude am Rande der Altstadt von La Neuveville zu einem Wohn- und Arbeitshaus für eine Familie erweitert. Dabei wurde die kleinmasstäbliche Struktur und die Materialisierung der Umgebung übernommen und in ein neues dreiteiliges Gebäude integriert. So konnte ein aktuelles Raumprogramm mit hoher Wohnqualität in die historische Bausubstanz eingefügt und gleichzeitig die Bebauungsdichte erhöht werden. Im Workshop haben die Studierenden nach einem Vortrag über die historische Entwicklung der Stadt La Neuveille das Projekt "Trois Maisonettes" besichtigt und untersucht. Danach haben die Studierenden an sechs ähnlichen Standorten, rund um die Altstadt von La Neuveville, eigene kleine Interventionen entwickelt. Dabei haben sie die selben Strategien angewendet wie im Projekt "Trois Maisonettes" von Studio V9 und so zeitgenössisches Bauen im historischen Bestand geübt.
Wohnraum in historischem Lagergebäude
Besichtigung des Projektes "Trois Maisonetes"
1
2
6 3
5 4
Sechs Standorte für die Interventionen am Rande der Altstadt von La Neuveville
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Standort 1 bei ehemaliger Mühle
Standort 2 mit Stallgebäude, welches als Wohnraum genutzt werden könnte
Studierende beim Standort 5
Histiorische Winzerhäuser beim Standort 2
Weg mit Natursteinmauern am Rande der Vorstadt
Workshopleiter vom Studio V9, Tanguy Poffet & Bastien Jeandrevin
Workshop IV
Dorfgespräche Lorea Schönenberger; Begleitung Henriette Lutz
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Dieser Workshop findet ausserhalb Biels in Diessbach statt. Ziel des Workshops ist es, dass die Studierenden ein Dorfgespräch mit Bewohner*innen aus Diessbach führen. Im Dorfgespräch soll es um einen offenen Dialog über das Leben im Dorf gehen. Die Studierende übernehmen hierbei die Rolle der Moderation und stellen Fragen. Das Erlernen des Stellens von guten, interessanten oder wichtigen Fragen ist auch das eigentliche methodische Ziel des Workshops. Es braucht viel Hintergrundwissen um gute Fragen zu stellen. So werden die Studierenden kurzerhand zu Dorfforscher*innen. Zunächst lernen sie das Dorf über einen ausführlichen Dorfspaziergang kennen. Die Beobachtungen werden diskutiert und die Wahrnehmungen dokumentiert. Aus den Spaziergangsrouten entstehen analytische Karten des Dorfes. Teams von Studierenden interviewen Passant*innen als Methode der sozialräumlichen Dorfforschung. Durch diese unterschiedlichen Methoden werden unter anderem Erkenntnisse über die Struktur, die Baukultur und Besonderheiten des Dorfes gewonnen. So entdecken die Studierenden Problemfelder, aber auch neue Entwicklungspotentiale in der gewachsenen Dorfstruktur. Nun sind die Studierenden bereit, über Diskussionen konkrete und knapp formulierte Fragen zu formulieren, die für einen allseits bereichernden Diskurs in einem gut besuchten Dorfgespräch sorgen.
Einblick in den Workshop in Diessbach: Zur Dorfforschung gehört neben diverser methodischer Ansätze auch der Dorfspaziergang. Den Höhepunkt des Workshops bildet das Stammtischgespräch, zu dem viele Bewohner*innen Diessbachs gekommen sind.
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Workshop V
Ein Mehrwert für das Madretschquartier Atelierwatt: Axel Gassmann & Pascal Hofer; Begleitung Ulrike Schröer
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Im Workshop simmmuliert einen Schritt vor einer konkreten Wettbewerbsaufgabe. Begleitet von den Thesen "Kein Ort ist perfekt, kein Ort ist qualitätslos "und "jeder Ort kann verbessert werden" wird eine offene Aufgabenstellung als Carte blanche formuliert. Für ein städtebaulich schwieriges Quartier Madretsch sollen Visionen entwickelt werden. Als erster Schritt erarbeiten die Studierenden eine Analyse à Distance. Erste Internetrecherchen liefern bereits eine Fülle an Informationen. Zusätzlich stimmuliert ein Fragebogens weitere Überlegungen zum Ort. Diese beiden Schritte erfolgten bewusst vor der eigentlichen Ortsbegehung. Diese diente dazu, Überlegungen zu verifizieren oder allenfalls zu korrigeren. Auch neue Fragestellungen sollen entwickelt werden. Jede Gruppe fügt in einer Skizze ein Potential für das Qautier in die gemeinsame Isometrie ein.
Einblick in den Workshop V im Stadtlabor in Biel: Nach den Analysen werden die Vorschläge in eine gemeisame Isometrie gezeichnet.
RKSHOP BIEL/BIENNE 2021
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JUNGE BERNER*INNEN
PECHA KUCHA Öffentliche Veranstaltung
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Begrüssung Urs Heimberg, Leiter Fachbereich Architektur Professor für Raumplanung und Städtebau BFH-AHB Einführung Prof. Dr. Axel Gampp, Professor für Kulturtheorie Moderation: Jenny Keller, Dipl. Architektin ETH / M.A. Redaktorin Werk, bauen + wohnen Acht Teilnehmer*innen wurden von einer Jury im Rahmen des Open Call «Junge Berner*innen» ausgewählt. • Alles muss weg! von Schmid, Hofmann, Heimlicher • Beobachtungen zum Aussenraum von Bühler Streit Architekten • Büro in Bern von Saina Nicolet und Jonas Ulmer • Dorfgespräche von Lorea Schönenberger • Fokus.Genius Loci von Pascal Stalder und Cyrill Bangerter • „Modell“ von Atelier Watt • Trois Maisonettes von Studio V9 • Versteckter Juwel neu verstrickt von ARGE Huber Hutmacher Architektur • Carte Blanche - KITTIK
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junge Berner*innen und Projektteam BFH h.R.v.l: Pascal Hofer, Reto Streit, David Bühler, Axel Gassmann, Bastien Jeandrevin, Tanguy Poffet, Cyrill Bangerter v.R.v.l: Ulrike Schröer, Lorea Schönenberger, Joana Teixeira Pinho, Stanislas Zimmermann, Henriette Lutz, Silvio Koch, Pascal Stalder
Wir danken unseren Sponsoren für die grosszügige Unterstütung: •
BSA Sektion Bern
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SIA Bern
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fsai - Verand freierwerbender Schweizer Architekten
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Burgergemeinde Bern
•
Burgergemeinde Burgdorf
•
GWJ Architektur AG SIA
•
Gartenmann Engineering AG SIA
•
Bürgi Schärer Architekten AG SIA
•
Bauart Architekten und Planer AG BSA SIA
•
Johannes Saurer Architekt BSA
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Rolf Mühlethaler Architekt BSA SIA
Impressum: Herausgeberin: Berner Fachhochschule, Fachbereich Architektur Fotos: Projektteam und Workshopleiter*innen Grafik: Berner Fachhochschule; Druck: nur digital Kontakt: silvio.koch@bfh.ch Februar 2022
Berner Fachhochschule Fachbereich Architektur Pestalozzistrasse 20 3401 Burgdorf
+41 34 426 41 01 infoarchitektur.ahb@bfh.ch bfh.ch/ahb/architektur facebook.com/bernerfachhochschule.ahb instagram.com/berner_fachhochschule youtube.com/bernerfachhochschule