Procycling 05/12 – Hausbesuch bei SIMPLON

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Bild unten Hier wird an einem neuen Rennradmodell gearbeitet, das noch in dieser Saison von der Pro Continental Mannschaft „Team NetApp“ zum Einsatz gebracht werden soll. Der Marktstart ist für die kommenden Herbstmessen geplant.

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Bild rechts Diese unscheinbaren Barcode Zettel halten das Raum- und Zeitgefüge im Simplon Universum zusammen. Alle Antworten zur Wer-was-wann-wo-Frage sind hier vereint.


HAUSBESUCH

bei SIMPLON Traditionsmarke mit Anti-Aging-Gen

Text & Fotografie Hoshi Yoshida

Der Name Simplon ist uns irgendwie allen geläufig. Kein Wunder, existiert diese Marke doch schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Dennoch ist Simplon alles andere als ange­staubt. Ein junges Entwicklungsteam bringt regelmäßig innovative Produkte auf Augenhöhe mit den internationalen Top-Herstellern auf den Markt. Ein altbewährtes und ausgeklügeltes Individualsystem für Custombikes sorgt für ein andauernd hohes Qualitäts- und Kundenzufriedenheitsniveau. Beim Besuch des Simplon-Firmen­sitzes in der Nähe von Bregenz, auf der österreichischen Seite des Bodensees, wird schnell klar: Das Einzigartige liegt im Verborgenen, also ausgerechnet hinter den Kulissen der durchaus sehr attraktiven Produkte. Das Erstaunliche an der über 50 Jahre alten Marke Simplon ist, dass man entgegen aller Erwartungen keinen gigantischen Konzern vorfindet. Ebenso wenig ist die Firma in den Händen einer großen Markengruppe. Simplon ist ein in dritter Generation Familien geführtes Unternehmen mit etwas mehr als 50 Mitarbeitern. Die von Josef Hämmerle im Jahr 1961 gegründete Firma verdankt ihren Namen dem damaligen Geschäftsmodell, Qualitätsfahrradrahmen aus der Schweiz nach Österreich zum Firmensitz nach Hard bei Bregenz zu importieren und diese komplett montiert in Österreich zu verkaufen. Der Name des Schweizer Alpenpasses Simplon sollte das Qualitätsbewusstsein der Firma verkörpern. Denn schweizer Fahrradrahmen waren zu der Zeit das Maß der Dinge. Im Laufe der Jahrzehnte hat Simplon viele Trends kommen und gehen sehen, teils nur als Beobachter, teils aber auch als aktiver Mit-

gestalter. Ein Merkmal der Firma hat sich indes über die Jahrzehnte als sogenanntes Unique Selling Proposition, also als Alleinstellungsmerkmal herauskristallisiert: das Individual System. Ein Baukasten-System ermöglicht den Kunden, jedes Fahrrad, ganz gleich ob Rennrad, MTB oder CityBike, mit den Komponenten seiner Wünsche aufbauen zu lassen. Simplon gehört zu den Pionieren der Custom-Bike-Anbieter. Und auch bei diesem Vertriebsmodell hat Simplon viele Mitbewerber kommen und gehen sehen. Warum ist Simplon so erfolgreich? Das Geheimnis befindet sich wie bereits erwähnt hinter den Kulissen. Zum einen ist es eine Vielzahl extrem hoher Messlatten, die Simplon sich selbst anlegt. Zum Beispiel eine an Pedantismus grenzende Akribie bei der Montage und gleichzeitig eine extrem kurze Lieferzeit von im Durchschnitt unter einer Woche für alle Custom Ordern. Bei diesen zwei Versprechen haben so mach andere Firmen schon mal den Mund zu voll genommen und sind daran erstickt. Es ist fast rätselhaft, wie Simplon es schafft, die Bikes nicht am Fließband, sondern an Einzelmontageplätzen zu komplettieren, und dennoch so eine hohe Schlagzahl mit extrem niedriger Fehlerquote hinzulegen. Vielleicht liegt es am hohen „Skill-Level“ (Fertigkeitsniveau) der Monteure, vielleicht aber auch an der perfekt organisierten Produktion. Ein über Jahrzehnte ausgeklügeltes System der Warenwirtschaft und der Logistik ermöglicht konstante und kurzfristige Verfügbarkeit der Komponenten und damit letztendlich die zuverlässige Lieferfähigkeit der Simplon Fahrräder. Bei einem stark von Saison- und Konjunkturschwankungen beeinflussten Markt ist das Jonglieren

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kleine Bilder Das junge Entwicklungsteam aus Ingenieuren und Designern, angeführt von Andreas Hämmerle, dem Enkel des Gründers. Hier beginnt man auch mal mit Handzeichnungen ehe man sich an den 3D Arbeitsplatz setzt. Das Team besteht aus Rennradund MTB-Begeisterten, die sich auch hin- und wieder gegenseitig mit netten Sprüchen necken. Bild unten Der eigene Prüfstand ist unverzichtbar, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte. Bild rechte Seite links oben Zum 50-jährigen Jubiläum brachte Simplon die Sonderedition des Serum heraus. Bild rechte Seite links unten In diesen Teilen steckt ein Großteil des Simplon Know-Hows. Simplon hat bereits eine langjährige Partnerschaft mit einem taiwanesischen Carbon-Hersteller, den sie kontinuierlich technologisch mit aufgebaut haben. Bild rechte Seite rechts oben Dieser Sticker sorgt für Motivationsschübe in der gesamten Firma. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte wird ein Team auf Simplon Bikes beim Giro d’Italia am Start stehen. Bild rechte Seite unten Das Trikot des Teams NetApp. Sie sind das Ohr am Puls des Profi-Rennradsports.

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SIMPLON 1951 - 2012


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mit den Produktionszyklen der Zulieferer eines der Kunststücke, die Simplon in Perfektion beherrscht. Aber auch vor den Kulissen gibt es starke Indizien für den Erfolg. Ein junges Team aus Ingenieuren und Designern arbeitet an State-of-the-art Produkten, die sich mit Spitzenprodukten großer Konzernmarken messen können. Als einer der ersten Firmen, die dezidiert auf Carbon als Hightech-Material gesetzt haben, kann Simplon heute Produkte vorweisen, die in der Formel 1 des Radrennsports, beispielsweise beim Giro d’Italia zum Einsatz kommen. Mitten im Innovationsteam sitzen die beiden Enkel des Firmengründers. Das Geschäftsführergespann Andreas und Christian Hämmerle leitet die technische Entwicklungsabteilung und das Marketing. Die Bodenständigkeit des Familienunternehmens ist ebenfalls ein Eckfeiler des Erfolgs. Mit einem jährlichen Output von etwa 14.000 Fahrrädern im Jahr ist die Marke alles andere als expansionistisch ausgelegt. Simplon bleibt bis auf Weiteres im deutschsprachigem Raum, wo das Individualsystem perfekt funktioniert. Aber auch ohne an der Stückzahlschraube zu drehen erreicht Simplon gesunde Wachstumsraten, etwa durch die Verstärkung des Absatzes im High-End-Segment und durch die Erhöhung der Effizienz, wobei Letztere nicht durch Produktivitätssteigerung wie etwa durch Akkordarbeit erzielt wird, sondern durch gezielte Investition in nachhaltige Qualität, die sich in dauerhafter Minimierung der Reklamationsquote niederschlägt. Nun ist soeben das Öko-Trendwort „nachhaltig“ gefallen. Bezogen auf die Entwicklungsgeschichte der Marke Simplon entdeckt man eine weitere Facette der Nachhaltigkeit. Im ursprünglichen

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SIMPLON 1951 - 2012 Bild links Der Geschäftsführer Christian Hämmerle überprüft jedes Gewicht der Produkte höchstpersönlich, um die Datenbank des Konfigurators mit korrekten Werten zu füttern. Bild unten Ordnung ist das halbe Leben. Im Fall von Simplon ist sie sogar das ganze Geheimnis hinter dem erfolgreichen Individual System. Man merkt diesem Lagerfoto nicht an, dass sich hier zeitweise die Kartons auch mal bis zur Decke türmen können. Kurze Zeit später werden die meisten Kartons dann wieder im Warenausgang sein. Bild rechts Am liebsten testen die Ingenieure ihre Prototypen selbst. Der Firmensitz ist unweit des Bodensees und bietet wunderschöne Trainings- und Teststrecken. kleine Bilder rechte Seite unten Vom nackten Rahmen bis hin zu Laufrädern werden alle Arbeitsschritte im Hause durchgeführt. Es gibt keine Fließband oder Akkordarbeit. Jeder muss sich die Zeit nehmen, um ein Spitzenprodukt zu fertigen.

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THE SMARTS IN CYCLING

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Sinne eines regenerativen Systems, das auf Langlebigkeit ausgelegt ist, spielt bei einer Marke wie Simplon die Balance zwischen Traditionsbewusstsein und Innovationsfähigkeit eine wichtige Rolle. Eine konservative Haltung an der richtigen Stelle bewahrt einen vor manchen modischen Irrläufern. Aber ein Sensor für Zukunftsvisionen sichert - wie der frühe Einstieg in die CarbonProduktion gezeigt hat - auch für eine verhältnismäßig kleine Firma wie Simplon den Zugang zu Spitzentechnologie. Expansion im überschaubaren Rahmen gab es in der Geschichte immer wieder mal. Aber nur unter der Prämisse, dass man seinen eigenen Prinzipien, wie etwa das Einhalten des Qualitäts- und Lieferzeitversprechens, nicht untreu wurde. Einen großen Satz machte Simplon zum Beispiel nach der Öffnung der Zollschranken im EU-Raum Anfang der 90er Jahre, als ihnen der ungleich größere deutsche Markt zu Füßen lag. Parallel dazu schwappte der MTB-Boom nach Europa über. Der etwas langwierigere und kostenintensivere Weg, das Individual-System und die Servicestruktur in Perfektion aufzubauen, zahlt sich heute aus. Während der ein oder andere Mitbewerber von damals nicht Schritt halten konnte, hat Simplon sich einen anerkannten Namen im Segment der HighEnd-Custom-Räder erarbeitet. Und mit dem Zusammenwachsen der EU eilt der Ruf der Marke bereits seit einiger Zeit über die deutschsprachigen Grenzen hinaus, sodass bei Simplon auch über eine Erweiterung der Märkte nachgedacht wird. Beim Nachdenken lassen sie sich gerne Zeit, in der Umsetzung werden sie dann wieder alle mit ihrer Flinkheit überraschen. Dieses Muster scheint ebenfalls eines der Geheimnisse des niemals alternden Familienunternehmens zu sein.

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ONE WHEEL OR TWO, ROAD OR DIRT, RUN OR RIDE – THE MULTISPORT Q SERIES

fig. VII. Q SERIES


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