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ALKOHOLFREIES BIER JENSEITS ALLER KLISCHEES
from BIER Ausgabe 17
by Bier_Magazin
ALKOHOLFREI? LÄNGST KEIN KOMPROMISS MEHR
— Spaß geht auch ohne: Tom Mauer von Brew Age und das alkoholfreie IPA Rampensau. —
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_BILDER Brew Age Neumayr/Christian Leopold Brew Dog Gusswerk Loncium Beerkeeper
Der Trend zum bewussteren Lebensstil geht auch am Biermarkt nicht vorüber. Alkoholfreies Bier ist jedenfalls nicht mehr nur aus Gründen der Verkehrstüchtigkeit ein Thema. Qualität und Vielfalt helfen mit.
Es sind Zahlen, die Bände sprechen: In den letzten zehn Jahren hat sich der Inlandsabsatz von alkoholfreiem Bier in Österreich mehr als verdoppelt, verrät eine Statistik des Brauereiverbandes. Mit 258.700 Hektolitern und 3,1 Prozent Anteil am heimischen Biermarkt im Jahr 2020 ist es zwar nach wie vor ein Nischenthema, aber eines, das mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommt – seitens der KonsumentInnen, aber auch seitens der Brauereien. »Die zunehmende Bedeutung eines gesunden Lebensstils mit Sport und bewussterem Alkoholkonsum sorgt seit einigen Jahren für eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach alkoholfreien Getränken«, bestätigt Christian Pöpperl, Chefbraumeister bei Stiegl. Der Trend habe europaweit zu einem wachsenden Markt geführt. Mit dem Freibier und der Sport-Weisse ist die Salzburger Brauerei am Markt für alkoholfreies Bier schon länger gut aufgestellt. Seit Anfang Mai sind nun auch das 0,0 % Freibier und ein Radler namens 0,0 % Zitrone von Stiegl erhältlich. Pöpperl: »Dafür haben wir in eine neue, topmoderne Anlage investiert, mit der wir absolut alkoholfreie Biere und Biermischgetränke herstellen können, die vor allem auch unseren hohen Qualitätsansprüchen gerecht werden.«
In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass im deutschsprachigen Raum Biere mit einem Alkoholgehalt von bis zu 0,5 Vol.-% unter der Bezeichnung »alkoholfrei« verkauft werden dürfen. Genau genommen, sind viele der sogenannten Alkoholfreien also lediglich alkoholarm.
Zwei Optionen mit Tücken
Aber wie wird alkoholfreies – oder eben alkoholarmes – Bier eigentlich hergestellt? Im Wesentlichen gibt es zwei Verfahren: Man kann den Gärprozess durch Erhitzung stoppen, um zu unterbinden, dass die Hefe den Malzzucker mehr als über die erlaubten 0,5 % hinaus in Alkohol umwandelt. Oder man schickt das Bier durch eine Entalkoholisierungsanlage.
Beide Optionen benötigen eher teure Gerätschaften und beide haben ihre Tücken, wie Tom Mauer von Brew Age erklärt: »Die gestoppte Gärung erzeugt einen ganz eigenen Geschmack, mit so einer leichten Süße. Manche mögen das nicht. Und der Kritikpunkt beim entalkoholisierten Bier ist, dass es leer schmeckt. Da heißt es, es werde dem Bier mit dem Alkohol auch die Seele genommen.«
»Wir haben viel getestet und herumexperimentiert. Man kann bei IPAs die klassischen süßlichen Noten der gestoppten Gärung durch eine schöne Hopfendosage mit Frucht- und Zitrusaromen überlagern.«
↑ TOM MAUER, BREW AGE
AUSGABE 17
— Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl. —
Mit der Rampensau hat die Wiener Craft-Brauerei vor einem Jahr ein alkoholfreies Bier auf den Markt gebracht, das mittlerweile für immerhin sieben Prozent des Brew-Age-Gesamtausstoßes verantwortlich ist. »Alkoholfrei war immer wieder Thema bei uns«, erinnert sich Mauer. »Wir haben viel getestet und herumexperimentiert. Es war aber klar, dass es ein IPA werden würde, da wir für IPAs bekannt sind. Außerdem kann man gerade bei diesen die klassischen süßlichen Noten der gestoppten Gärung durch eine schöne Hopfendosage mit Frucht- und Zitrusaromen überlagern.«
Dass man den Hopfen als Geschmacks- und Aromengeber nicht unterschätzen dürfe, findet auch Birgit Rieber vom Institut für Bierkultur, das Beerkeeper-Kurse für Gastronomiepersonal anbietet. Alkoholfreie Pale Ales und IPAs hätten daher geschmackliche Vorteile: »Die Kalthopfung ›parfümiert‹ gut.« Der Klassiker alkoholfreies Weizenbier, ebenfalls ein obergäriger Bierstil, profitiere hingegen davon, so Rieber, dass die Hefe mit ihren Gärungsnebenprodukten den fehlenden Alkohol als Geschmacksträger ein
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wenig ausgleicht: »Alkoholfreie Weißbiere sind den ›echten‹ Bieren deshalb sensorisch viel näher als die untergärigen Lagerbiere.«
Bierbar ohne Alkohol
Der Körper eines Bieres sei immer eine Herausforderung, meinen die schottischen Craft-Bier-Pioniere James Watt und Martin Dickie, die mit Brew Dog ihr eigenes Bierimperium aufgebaut haben. Bei einigen ihrer Alkoholfreien setzen sie deshalb auf Laktose, um das Mundgefühl stärker auszubauen. Dass den beiden nicht nur in Sachen Bier kaum jemand das Wasser reichen kann, sondern auch was das Marketing betrifft, bewiesen sie im Vorjahr wieder einmal, als sie in London die (eigenen Angaben zufolge) erste alkoholfreie Bierbar der Welt mit satten 15 Zapfhähnen eröffneten.
Mit Nanny State haben Watt und Dickie seit einem Jahrzehnt ein alkoholfreies Bier in ihrem Sortiment: »Es ist ein ganz besonderes Bier für uns, weil es eines der ersten alkoholfreien Craft-Biere in Großbritannien war.« Seit damals haben sie ihr Angebot in diesem Segment noch weiter ausgebaut und alkoholfreie Versionen von einigen der populärsten Brew-DogBiere umgesetzt, etwa das an den Klassiker Punk IPA angelehnte Punk AF. Wobei die Abkürzung AF nicht nur als alcohol-free, sondern umgangssprachlich auch als as fuck gelesen werden kann. Vielfalt im Segment der alkoholfreien Biere sei für sie absolut essenziell, meinen Watt und Dickie: »Wenn sich Menschen dafür entscheiden, weniger
— Craft-Bier-Pioniere James Watt und Martin Dickie von Brew Dog. —
oder gar keinen Alkohol mehr zu trinken, können wir sie so dabei unterstützen und sicherstellen, dass sie nicht auf großartige Biere verzichten müssen.«
Von zunehmender Vielfalt weiß auch Markus Betz als Geschäftsführer des größten Craft-Bier-Stores Österreichs zu berichten: »Als wir 2015 mit Beerlovers gestartet sind, gab es eine Handvoll alkoholfreier Craft-Biere, mittlerweile haben wir einige Dutzend im Sortiment. Es gibt eine breite Sortenvielfalt – und auch Innovationen kommen nicht zu kurz.«
Kein Kompromiss
Waren es früher vor allem Menschen, die noch mit dem Auto fahren mussten, so scheint es heutzutage die eine typische Zielgruppe für alkoholfreies Bier nicht mehr zu geben. Die KonsumentInnen seien mündiger als früher, so Betz, und würden ihre Entscheidungen anhand verschiedener Parameter treffen. Einer davon sei bewussterer Genuss. »Dadurch dass sich das Thema alkoholfreies Bier in den letzten Jahren – in der Breite – so gut entwickelt hat, gibt es den ›klassischen‹ Kunden dafür nicht mehr. Durch die enorme Sorten- und Stilvielfalt ist wirklich für jeden Geschmack, Anlass und jede Gelegenheit das richtige Bier ohne Alkohol verfügbar.« Alkoholfrei sei deshalb auch längst kein Kompromiss mehr: »Man muss sich nicht mehr dazu ›zwingen‹, sondern greift gezielt und ohne Vorurteil zu alkoholfreiem Bier. Das ist schon besonders – verglichen mit der Situation vor fünf oder zehn Jahren.«
↑ MARKUS BETZ, BEERLOVERS
— Alkoholfreies aus dem heimischen Craft-Bier-Segment: das IPA Rampensau von Brew Age, das Jakobsgold alkoholfrei vom Brauhaus Gusswerk und das FreePA von Loncium. — AUSGABE 17
ZAUNGAST
Martin Wohlkönig bringt 2021 seine ersten vier Biere mit teils außergewöhnlichen Geschmacksrichtungen auf den Markt.
_TEXT Martin Mühl
_BILD Zaungast
Martin Wohlkönig hat in den USA die Craft-Bier-Szene kennengelernt und ist dort nach anfänglicher Skepsis auf den Geschmack eines Peanut Butter Milk Stouts gekommen. Ein Bier, das in Österreich nicht erhältlich war, weshalb er beschlossen hat, es selbst zu brauen. 2019 hat er mit ersten Experimenten im Keller begonnen, nun sind die ersten seiner Biere auf dem Markt. Ein Mango IPA, das in der nächsten Charge noch etwas mehr Hopfendruck bekommt und ein Honig Lavendel Weizen. Gerade bei diesem gelingt es ihm, die ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen zu einem zugänglichen, runden Bier mit immer noch ordentlich Eigenständigkeit zu verbinden. Als ein Konsument, der die Nähe zu ProduzentInnen sucht, lässt er – quasi im Gegenzug – als Brauer die BiertrinkerInnen als Brau-
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kollektiv auf seiner Website über das nächste Bier abstimmen. Aktuell zwischen einem Amber Lager und einem hellen Zwickl – das Ergebnis soll im Sommer kommen. Als viertes Bier soll 2021 noch als Special Edition sein Peanut Butter Milk Stout erscheinen. Gebraut wird übrigens bei Brauschneider in Niederösterreich.
Der Kärntner hat in London VWL studiert und dann dort mehrere Jahre in einer Bank gearbeitet. Das dabei verdiente Geld hat er in eine ausgiebige Weltreise investiert, die ihn eben auch an die Westküste der USA geführt hat. Zurück in Österreich widmet er sich nun ganz der Selbstständigkeit, lernt selbst laufend besser zu brauen und hat auch das Rohdesign für seine Dosen und den darauf angebildeten Wolf selbst gemacht. Auf Märkten wie dem Edelstoff Markt holt er sich direkt Feedback von den KonsumentInnen. Erhältlich sind die Zaungast-Biere in seinem Webshop, im Handel bei Biergreissler, Bierboutique sowie Hafenstadt Urban Area – und bald auch in der Gastronomie.
BUDWEISER RESERVE
OTTAKRINGER BIO-ZWICKL
BIEROL MANGO POSSUM
ERZBRÄU DOCKNER MARILLENBIER
STIEGL BIO-HAUSBIER SCHNEEWEISSCHEN & ORANGENROT
Ein Unikat mit hohem Alleinstellungsgrad. Und ganz klassisch: eigentlich schon eine Mahlzeit. Rund und mit viel Volumen bleibt das Bier durchaus länger und seidig präsent – und das ohne allzu langen Abgang. Sommeliers denken dabei an alte, vollmundige Bockbiere. Wir kombinieren mit durchaus fetten Speisen, wie einem Schweinebauch (gern intensiv asiatisch) oder auch Käsespätzle.
Ottakringer hat das Zwickl auf bio umgestellt – und auch im Handel erhältlich gemacht. Das ziemlich trübe, fast schon milchige Bier ist süffig und auf der leichteren, ja, geradezu sonnigen Seite der unfiltrierten Biere.
Gutes aus dem Westen Österreichs kommt in dieser Kollaboration von Bierol aus Tirol und Gäriatrie aus Vorarlberg. Ein jederzeit passendes Ale, nicht zu aufdringlich, aber mit angenehm floraler Note.
Rund um die Uhr www.BeerLovers.at Online Shop
Österreichs Grösster Craftbeer Store
Über 1.500 kreative Biere Mehr als 100 Brauereien Begehbarer Kühlschrank Homebrewing-Equipment Bierverkostungen Business Incentives Brautage
Bruckners Erzbräu hat mit dem Wachauer Winzer Josef Dockner ein Bier kreiert. Die Marille, als Rohsaft hinzugefügt, ist hier sehr saftig und sehr kräftig – ungefähr das Gegenteil von Brew Ages sauer-intensivem Don Marillo.
Beim Öffnen in der Nase klassische Weizenbiernoten, die sich schnell verflüchtigen und blumigeren milden Orangennoten mit angenehmer Kohlensäure Platz machen.
Gumpendorfer Straße 35, 1060 Vienna MO-FR 11 - 20 Uhr, SA 10 - 17 Uhr +43 (0) 1/58 10 513, office@BeerLovers.at
BIERTERMINE 2021
18. JUNI 2021
7.399 Tage Hawidere – 1.057 Wochen Biergenuss
AUT – Wien, Hawidere
hawidere.at
1. JULI–3. SEPTEMBER 2021
Ottakringer Bierfest
AUT – Wien, Ottakringer Brauerei
ottakringerbrauerei.at
17.–18. JULI 2021
Weitraer Bier Kirtag AUT – Weitra, Altstadt werk-stadt-weitra.com
14. AUGUST 2021
Craft Beer Festival Aarau
CH – Aarau, KUK auf dem Schlossplatz
hopfig.ch
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25.–29. AUGUST 2021
Hamburg Beer Week
DE – Hamburg
beerweek.hamburg
26.–28. AUGUST 2021
2-Tages-Bierbraukurs – Eintauchen in die Welt des Bieres
AUT – Lech am Arlberg, Hotel Gotthard
gotthard.at
3.–12. SEPTEMBER 2021
Berlin Beer Week
DE – Berlin
facebook.com/berlinbeerweek
10.–11. SEPTEMBER 2021
Craft Brauer Festival
DE – Bayreuth, Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt
biererlebniswelt.de
16.–18. SEPTEMBER 2021
Züricher Bierfestival
CH – Zürich Altstetten, Spirgarten
probier.ch
24.–27. SEPTEMBER 2021
Historisches Bierfest
AUT – Zwiefalten, Zwiefalter Klosterbräu
zwiefalter.de
8. OKTOBER 2021
Bier & Kost / Brauerei Rodauner
AUT – Wien, Hittinger’s
rodauner-biermanufaktur.at
23. OKTOBER 2021
Beer Pong Vienna 2021
AUT – Wien, Ottakringer Brauerei
beerpongaustria.com/turnier
2. NOVEMBER 2021
Belgische Bierwelt
AUT – Dornbirn, Mohren Creativ Brauerei
mohrenbrauerei.at
26.–27. NOVEMBER 2021
Craft Bier Fest Wien
AUT – Wien, Marx Halle
craftbierfest.at
Unverwechselbare A Aromen durch seltene Urgetreide-Sorten, a ausgefallene Spezialröstungen und i individuelle Kreationen an hochwertigen Getreide-Röstungen.
Als Familienbetrieb mit e eigener Mälzerei können wir SpezialMalz für geschmacksvielfältige Biere und Whiskys herstellen.
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Doris & Josef Farthofer
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„Vom Feld in die Flasche“ ist die Philosophie von Doris und Josef Farthofer, denn das dynamische Ehepaar hat sich nicht nur mit seinen herausragenden Destillaten zum Aushängeschild des Mostviertels entwickelt, sondern baut sogar die Grundprodukte wie Nackthafer oder Schlägler Roggen auf den eigenen Feldern an. Der Nachhaltigkeitsgedanke zieht sich durch alle Produktionsprozesse. Wahrlich außergewöhnlich: Um über die gesamte Produktion die qualitative Kontrolle zu haben, errichteten Doris und Josef Farthofer sogar eine eigene Mälzerei und bieten unter anderem auch für Brauereien, Brennereien und Bäckereien hochwertigstes Bio-Malz an.
www.destillerie-farthofer.at