4 minute read

Blende Sechs: Die Engländerin Sophia Blake wagt sich auf Mallorca ins frühlingskühle Meer

KULTUR

Was Sie diesen Monat sehen, lesen und hören sollten

PORTRÄT

DER ÜBER ALLES FLIEGER

Nach 36 Jahren verkörpert TOM CRUISE jetzt als „Top Gun“-Pilot wieder die Elite der Besten. Darunter macht es der Hollywood-Star schon lange nicht mehr. Porträt eines Besessenen

„Das Ende kommt unausweichlich, Maverick“, spricht ein durchfurchter Ed Harris. „Deine Art wird aussterben.“ – „Möglich“, sagt Maverick Cruise. „Aber nicht heute.“ – „Du solltest ein Admiral mit zwei Sternen sein. Aber du bist immer noch Hauptmann“, tadelt Ed Harris. „Eines der Mysterien des Lebens“, schulterzuckt Cruise.

Mit diesem Dialog triezt uns der Trailer für „Top Gun: Maverick“ nun schon seit zwei Jahren – so lange wurde der Start der von niemandem ersehnten, dann aber dann doch heiß erwarteten Fortsetzung von Cruise und seinen Superhornissen (so heißen die Jets wirklich!) verschoben.

Spricht er über sich selbst? Der 59-Jährige ist tatsächlich der letzte Überlebende der aussterbenden Spezies Superstar. Und es gehört zu den großen Mysterien seiner

Auch wenn es nicht immer ganz so zahnarztreklamestrahlend war: Dieses spezielle Cruise-Lächeln funktioniert – bei den Frauen und auf der Leinwand

FOTOS: PR (2), NIGEL PARRY/THELICENSINGPROJECT.COM Karriere, dass er noch keinen Oscar gewonnen hat. Vielleicht ist sein Genre nun auf der Metaebene angelangt: Cruise, der unterdekorierte Held, der über den unterschätzten Schauspieler referiert. „Wenn Tom hört, etwas sei unmöglich“, sagt sein junger Kollege Miles Teller bewundernd, „dann geht er an die Arbeit.“

1 Mit dem Flieger-Drama „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ gelang Tom Cruise 1986 der endgültige Durchbruch. 2 In der Fortsetzung „Top Gun: Maverick“ ist er ab dem 26. Mai als Ausbilder einer Sondermission zu sehen

Tom Cruise ist ein Paradox. Er ist fast 60, hat drei gescheiterte Ehen vorzuweisen und schlimmen Scientologen-Unfug verzapft. Er hat sich auf Oprahs Couch blamiert, mit Brooke Shields über den Sinn gleichsweise ruhig angehen. Er trainiert eine Gruppe junger Top-Gun-Absolventen, Mike Teller spielt Bradley „Rooster“ Bradshaw, Sohn von Mavericks verstorbenem bestem Freund Nick „Goose“ Bradshaw. Aber selbstverständlich ist trotzdem alles over the top von Antidepressiva bei Wochenbettdepression gestritten (Cruise ist gegen Psychologie und Medikamente), und trotzdem schafft er es immer noch, dass man sofort vergisst, was man alles über ihn zu wissen glaubt, wenn es dunkel wird im Kino und er von einem Hochhaus baumelt oder an einem Flugzeug hängt. Alles wird gut. Wir werden es schaffen. Seine Hingabe und sein schierer Wille, sich einer Rolle mit vollem Körpereinsatz hinzugeben, ist unter seinen A-List-Kollegen einzigartig.

Möglicherweise ist Cruise schon längst der bessere Bond. Er liefert die Stunts, die man sich von dem britischen Agenten wünscht, und Ethan Hunts weibliche Mit- und Gegenspieler sind Bond-Girls mindestens zwei Generationen voraus. Wie Bond weicht Ethan Hunt nie von der bewährten Formel ab. Es gibt eine Mission, die er als Superagent eigentlich ablehnen müsste, es gibt Endgegner, die die Welt bedrohen, es gibt pulstreibende Verfolgungsjagden in mondänen Locations und fantastisch choreografierte Schlägereien in Herrentoiletten. Würde es einen Unterschied machen, wenn Toim Cruise nur so täte, als ob? Wahrscheinlich. Mindestens unterbewusst. Denn Tom Cruise lässt uns teilhaben an den Plagen, die er im Dienste des Publikums und seines Perfektionismus auf sich nimmt. 1 „Mission: Impossible“ ohne Tom Cruise ist undenkbar, zu sehr hat er die Fans verwöhnt mit seiner Detailversessenheit. Nicht nur die großen Stunts sind einzigartig atemberaubend und selbst gemacht, auch die Nebenschauplätze sind hingebungsvoll und originell in Szene gesetzt. Cruise, so wirkt es, gibt sein Leben für die Marke. Daniel Craig dagegen wollte sich lieber umbringen, als noch einmal im Auftrag Ihrer Majestät die Welt zu retten. Während James Bond in seiner Identitätskrise die Leichtigkeit und der Humor verloren gingen, liefert Ethan Hunt zuverlässig, was man von ihm erwartet. Und hat Spaß 2 dabei. „Mission: Impossible 7“ steht noch ein Jahr vor dem Kino-Start, da sickert schon durch, dass Tom Cruise für Teil acht in Südafrika probt, kopfüber aus einem Doppeldecker zu baumeln, der sich im wirbelnden Sturzflug befindet. Er tut das, ahnt der Zuschauer, weil er es will. Nicht weil er muss. In „Top Gun – Maverick“ lässt Tom Cruise es verin „Top Gun“: 800 Stunden Footage – so viel wie für die „Herr der Ringe“-Trilogie – hätten sie gedreht, erzählt Regisseur Joseph Kosinski, weil in den Jets kein Platz für die Crew war und die Schauspieler selbst für Licht und Ton sorgen mussten. Tom Cruise fliegt natürlich selbst. Hoch, höher, am höchsten. Vom Fliegen träumte er schon als kleiner Junge, erzählte er dem Playboy in seinem letzten großen Interview. Er war 20, als er Regisseur Sydney Pollack text traf. Pollack hatte gerade „Tootsie“ abgedreht BRIGITTE und Cruise „Lockere Geschäfte“. „Ich sollte 20 STEINMETZ Minuten mit Sydney über dieses ‚Top Gun‘Projekt sprechen, aber dann wurden zwei Stunden daraus. Unser gemeinsames Interesse war die Fliegerei. Sydney wurde ein lebenslanger Freund, und nachdem wir ‚Die Firma‘ 1993 abgedreht hatten, schenkte er mir Flugstunden zum Abschied.“ Natürlich dauerte es nicht lange, bis Cruise eine „Marchetti“ besaß – das gleiche Modell, das die Navy zu Trainingszwecken einsetzt – und Kunststücke flog. Cruise kann nicht anders, als der Beste zu sein. Ganz egal, ob er als Zwölfjähriger in einem Eisladen jobbte

This article is from: