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Die Corona-Pandemie und unsere Pfarren

Am 16. März - mitten in der Fastenzeit - war Österreich mit dem Inkrafttreten des Covid-19-Maßnahmengesetzes in den Lockdown-Modus gegangen. Das Coronavirus hat in den vergangenen Monaten auch das religiöse Leben massiv eingeschränkt und beeinflusst.

Ab 15. Mai konnten wieder öffentliche Gottesdienste - unter Einhaltung strenger COVID-Regeln - stattfinden. Pfarrer Maximilian Thaler OPraem beim ersten Gottesdienst in der Pfarrkirche Pradl. Mit den verordneten, notwendigen Maßnahmen war an ein „normales“ Gemeindeleben nicht mehr zu denken.

Was für uns alle bis zum Lockdown unvorstellbar war, trat ein. Am Palmsonntag, in der Karwoche und zu Ostern konnten keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden.

Ein paar der in dieser Zeit gesammelten Erfahrungen und Eindrücke im Umgang mit dieser Pandemie finden Sie in folgenden Berichten.

Dekan Augustinus Kühne OPraem, Tul

fes/Rinn: „Ostern fällt in diesem Jahr aus“, so lauteten provokante Überschriften. Aus meiner Sicht war es gut, dass Ostern nicht verschoben wurde, wohin auch – aber wir haben Ostern in einer für uns alle noch nie erlebten Art und Weise gefeiert und erlebt, sei es im allerkleinsten Kreise oder allein als Priester, keine öffentlichen Gottes- dienste. Es gab aber viele Möglichkeiten des Feierns, die für viele ungewohnt waren, die Mitfeier von Gottesdiensten im Fernsehn, Radio oder Livestream wurde angeboten, wie auch die Möglichkeit der Hauskirche - nämlich in der Familie, den Gottesdienst selber zu feiern, wofür dankenswerterweise viele Unterlagen erstellt wurden. Eines haben uns diese Tage gezeigt, jede und jeder trägt für sich und den Glauben Verantwortung und es ist wichtig, den eigenen Weg zu finden.

Danke allen für die Begleitung anderer per Telefon, Handy, e-mail oder per Brief, wie auch die Sorge für die Menschen, die unsere Unterstützung brauchen.

Besonders beeindruckt hat mich der außerordentliche Segen Urbi et Orbi von Papst Franziskus am 27. März auf dem leeren Petersplatz, wie auch seine Auslegung des Evangeliums vom Sturm auf dem See: „Mit Gott geht das Leben nie zugrunde“, aber auch seine Feststellung: „Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden.“

Pfarrer Christoph Pernter OPraem, Völs:

„Coronakrise“, ein Wort, mit dem viel Erfahrung verbunden ist und das sicher Erinnerungen wachrufen wird. Viele Wörter stehen mit Corona in Verbindung:

Verzicht: Abstand halten, Einschränkung in der Bewegungsfreiheit, viele Waren nicht kaufen können ...

Verbunden sein: in der Stille mit Menschen, die wir lieben und jetzt vermissen, mit der Natur, die wir vor der Haustüre haben, mit Nachbarn, die einkaufen gehen und für Senioren sorgen ...

Entschleunigung: Viele Unternehmungen, auf die wir verzichten müssen und durch die wir zur Ruhe, zur Innerlichkeit kommen ...

Religion: die Verbundenheit mit der Pfarre, der Diözese, der Weltkirche kommt in den Gottesdiensten zum Ausdruck, die über die Medien zum Mitfeiern ausgestrahlt werden.

Als Pfarrer erlebe ich diese Zeit fast unwirklich, ein Tag nach dem anderen vergeht wie im Traum. Ich habe mich entschlossen, gemeinsam mit der Pfarrgemeinde das „Eucharistiefasten“ auf mich zu nehmen. Ich habe von der Erlaubnis, mit vier Personen hinter zugesperrten Kirchentüren Gottesdienste zu feiern, keinen Gebrauch gemacht, sondern die Gläubigen ermutigt, Hauskirche zu feiern, mit den Kindern die Angebote der Diözese und unserer Pfarre von der Homepage herunterzuladen und das allgemeine Priestertum, das uns in der Taufe geschenkt wurde, im selbständigen Gottesdienst-Feiern mit Leben zu erfüllen. Es ist gut, dass die Bischöfe und der Papst mit uns Gottesdienst über die Medien feiern und dass wir diese Möglichkeit nicht als Zuschauer, sondern als Mitfeiernde nutzen können. Während der Übertagung der Gottesdienste beim Licht einer Kerze vor einem Kreuz laut mitzubeten und mitzusingen war für mich gewöhnungsbedürftig und ist doch spirituell bereichernd. Ich erfahre Kirche (zu Deutsch: von Gott gerufenes Volk) als weltweit betende Gemeinschaft. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft, in der wir wieder in unseren Kirchen Gottesdienste feiern, nach den pfarrlichen Gruppen, die sich wieder im Pfarrhaus treffen können, wird von Tag zu Tag größer und damit auch die Vorfreude auf diesen Zeitpunkt. Aber ich warte noch mit Geduld und Vernunft darauf. In dieser Zeit den Menschen nur per WhatsApp, Homepage, Instagram, Facebook und analog mit Gebetsschriften in der Kirche zu begegnen, ist eine Herausforderung, die ich mit vielen aus unserer Gemeinde – Kinderlitugiekreis, Familien und Musikern - gerne angenommen habe. Telefonate oft über 20 Minuten und Gespräche beim Spazierengehen mit Abstand gehören auch zu den besonderen Ereignissen dieser Zeit.

Seelsorgeraum Hötting-St. Nikolaus

Hungerburg: Erstkommunion und Firmung mussten zur großen Enttäuschung unserer Kinder und Jugendlichen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Gottesdienstbehelfe für die Hauskirche wurden in Windeseile von einem Team der drei Pfarren ausgearbeitet und zur freien Entnahme in den Kirchen bereitgestellt. Die Feier der Osterliturgie wurde auf Video aufgenommen, womit wir das Mitfeiern der Osterliturgie zu Hause übers Internet ermöglichen konnten.

Abt Raimund schrieb an die Christen

unserer Pfarren: Wir Christen glauben, dass Jesus Christus auf verschiedene Weise unter uns gegenwärtig sein kann, natürlich in erster Linie und in ganz dichter Weise in der heiligen Eucharistie. Er ist aber auch gegenwärtig in seinem Wort, im Gebet, im Kreuz und wo zwei oder drei in seinem Namen (d. h. in seiner Liebe, in seinem Frieden) versammelt sind. Deshalb schauen wir jetzt ganz besonders auf die Zeichen der Gegenwart, die in dieser Situation möglich sind. Dazu habe ich einen Text von Chiara Lubich aus dem Jahr 1960 gefunden: “Auch wenn die Kirchen geschlossen werden, wer wird jedoch den lebendigen Tempel Gottes, nämlich Christus in unserer Mitte, zerstören können? Und wenn es keine Sakramente mehr gibt, wie könnten wir nicht unseren Durst stillen an der Quelle lebendigen Wassers, die die lebendige Liebe unter uns ist, Christus in unserer Mitte?”

Desinfektionsmittel, Mundschutz und „Abstand halten“ in der Pfarrkirche Völs am 15. Mai.

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