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Artenschutz
WELCHE INSEKTEN SIND DURCH LICHT BEDROHT?
Über die Anziehungskraft von Licht auf Insekten ist wenig bekannt.
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Thomas Weber
Studie des Entomologischen Vereins Krefeld
Die Studie zum Thema Insektensterben erschien 2017 im Journal »PlosOne« unter dem Titel »More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas«.
journals.plos.org Das Uferaas, eine Eintagsfliege, ist ein Extrembeispiel. Ephoron virgo – im Volksmund auch als »Vergängliche Jungfrau« bekannt – wird negativ von Licht beeinflusst wie wahrscheinlich wenige Arten sonst. »Die Tiere werden sehr stark von künstlichem Licht angelockt und leben nur wenige Stunden, sodass sie in der Regel gänzlich darunter verenden«, erklärt Thomas Hörren, seit 2022 Vorsitzender des Entomologischen Vereins Krefeld. Als Insektenforscher mit Fachgebiet Käferkunde an der Universität Duisburg-Essen ist er spezialisiert auf Insektendiversität und Biodiversitätsschäden und sagt: »Fakt ist auch, dass viele aquatische Insekten im überwiegenden Maße nachts an künstliches Licht fliegen.« Darüber hinaus ist er vorsichtig, was den tatsächlichen Impact von nächtlichem Licht auf Insekten angeht. Leugnen möchte er ihn nicht, »aber dazu existiert faktisch nichts, das ihn irgendwie generell gewichtet betrachtet«.
Das Thema Lichtverschmutzung hält er im Zusammenhang mit dem Insektensterben insgesamt dennoch für überbewertet. Einzelstudien seien nicht vergleichbar, negative Effekte auch schwer messbar. Was macht Licht genau mit einzelnen Arten? »Ich bin da persönlich immer sehr skeptisch. Licht ist aber mit Sicherheit ein Nebenschauplatz und kein Hauptaspekt – dafür gibt es zu viele Standorte mit Biodiversitätsverlusten in der Nähe beleuchteter Siedlungen oder aber gänzlich fernab davon.« Weit über die Fachwelt hinaus berühmt wurde der Entomologische Verein Krefeld, als er nachweisen konnte, dass die Biomasse an Fluginsekten in 63 deutschen Naturschutzgebieten zwischen 1989 und 2016 um 75 Prozent zurückgegangen ist. Laut dem Magazin »Economist« war die Studie das am dritthäufigsten wissenschaftlich zitierte Paper des Jahres 2017. Als Ursache für den alarmierenden Rückgang vermuteten die StudienautorInnen die starke Intensivierung der Landwirtschaft in diesem Zeitraum. Genannt werden neue Pflanzenschutzmethoden (Pestizide) sowie das Verschwinden von Feldrändern und -rainen.