4 minute read
Gut für Uns
TEXT
Irina Zelewitz
Advertisement
Mehr zur Planetary Prescription der Stadt Lahti auf greenlahti.fi/en planetary-prescription
Gastbeitrag: Hanna Haveri
Das finnische Lahti war 2021 European Green Capital und setzt – ganz im Sinne der Auszeichnung – die Anstrengungen zur nachhaltigeren Gestaltung der Stadt fort: 2025 bereits will es Klimaneutralität erreicht haben. Ein Bestandteil davon ist auch das Konzept der »Planetary Health«, das derzeit in die kommunale Gesundheitspolitik Eingang findet. Im Sommer 2022 wurde dazu eine erste Studie unter der Leitung der Ärztin Hanna Haveri durchgeführt. Fünf BürgerInnen haben sich an einen personalisierten Gesundheitsplan gehalten, um herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß eine Ökologisierung von Alltagsentscheidungen messbare Auswirkungen auf ihre Gesundheit zeigt. Schon nach zwei Monaten konnten signifikante Verbesserungen sowohl ihres CO²-Fußabdrucks als auch ihres gesundheitlichen Gesamtzustandes festgestellt werden. Für BIORAMA haben die Stadt Lahti und Hanna Haveri die Vorteile der »Planetary Prescription« für die Umwelt zusammengefasst.
DIE VIER THEMEN DER PLANETAREN GESUNDHEIT
– aus der ökologischen Perspektive
Unsere Lebensweise ist nicht nachhaltig, was sich sowohl in gesundheitlichen Problemen als auch in einem übermäßigen Verbrauch natürlicher Ressourcen äußert. Um dieses Problem zu lösen, wollen wir Gesundheits- und Umweltziele miteinander verbinden. Im Hintergrund steht die Erkenntnis, dass die zunehmenden Volkskrankheiten mit den Veränderungen der Umwelt und der Lebensweise zusammenhängen.
Die Ziele können durch folgende Maßnahmen erreicht werden: • Veränderung hin zu einer gesünderen und nachhaltigeren Ernährung • Steigerung der körperlichen Aktivität • Verbesserung der Gesundheit und
Nachhaltigkeit des Wohnumfeldes • Förderung der unterschiedlichen
Beziehungen der Menschen zur Natur
1. ERNÄHRUNG
dukte besonders viele Emissionen aufweisen. Die Klimabelastung durch Lebensmittel aus Rindfleisch ist etwa viermal so hoch wie die von vegetarischen Lebensmitteln. Das Ersetzen einiger Fleischmahlzeiten pro Woche durch vegetarische Mahlzeiten kann eine große Veränderung bewirken. Durch das Einhalten einer planetarischen Ernährung kann jeder von uns seinen CO²-Fußabdruck deutlich verringern. Lebensmittelverschwendung verursacht eine unnötige Umweltbelastung, weil Ressourcen für die Lebensmittelproduktion verbraucht und die damit verbundenen Emissionen grundlos verursacht wurden. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelverschwendung bis zum Jahr 2030 zu halbieren.
Tipp der Ärztin: Strebe Zero Waste an: Nächste Woche keine Lebensmittel in den Müll werfen!
2. BEWEGUNG
Kraftfahrzeuge angewiesen. Wir gewöhnen uns daran, selbst kurze Strecken mit dem Auto zu fahren, obwohl wir genauso gut zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren könnten, um auf diese Weise fit zu bleiben und gleichzeitig unseren CO²-Fußabdruck zu verringern. Die Emissionen von Bewegung und Sport entstehen häufig durch die Hin- und Rückfahrten. Die Aktivität an sich verursacht keine Emissionen.
Tipp der Ärztin: Probiere am Ende der Laufrunde das Barfußgehen!
3. WOHNUMFELD
Obwohl wir dank des gestiegenen Lebensstandards und der Fortschritte in der Medizin und Gesundheitsversorgung gesünder leben als je zuvor, nehmen viele Langzeiterkrankungen zu, insbesondere in den dicht bebauten städtischen Gebieten. Das Wohnumfeld ist sowohl für die Gesundheit der Menschen als auch für die biologische Vielfalt wichtig. Das vielfältige Ökosystem eines Stadtviertels kann beispielsweise durch den Bau eines Insektenhotels für Bestäuber oder durch etwas nachlässigere Gartenpflege unterstützt werden.
Tipp der Ärztin: Der Rasen muss nicht jedes Wochenende gemäht werden.
4. BEZIEHUNG ZUR NATUR
Ein urbanisierter, körperlich inaktiver, konsumorientierter und von der Natur entfremdeter Lebensstil belastet sowohl den Menschen als auch die Umwelt. Die Auswirkungen und Kosten von Zivilisationskrankheiten können durch eine stärkere Verbindung zur Natur und eine Verbesserung der Umweltbedingungen verringert werden. Selbst kleine Dinge machen einen Unterschied. Das Ziel der planetaren Gesundheit besteht darin, der eigenen Umwelt und der Natur mehr Aufmerksamkeit zu schenken als beim herkömmlichen Gesundheitskonzept. Eine einfache und naturnahe Lebensweise ist die Grundlage für eine gute Gesundheit. Es lohnt sich, die Nähe zur Natur und ihren Einfluss stärker mit unserer Gesundheit zu verknüpfen.
Tipp der Ärztin: Suche eine neue Grünfläche in der Nachbarschaft oder auf einer bekannten Grünfläche etwas Neues, das du zuvor noch nicht bemerkt hast. Nahe Grünflächen sind für uns ein wichtiger Ort zum Durchatmen!
ZUM SCHLUSS
Du musst deine Lebensweise nicht im großen Stil ändern, sondern nur kleine Entscheidungen im Alltag treffen. Es gibt viele Möglichkeiten, die körperliche Aktivität zu steigern, und jedeR kann das tun, was sie oder er selbst möchte. Wenn du mit dem Fahrrad zur Arbeit fährst oder zu Fuß gehst, musst du nicht zusätzlich noch joggen gehen. Das Gleiche gilt für die Ernährung: Wähle aus einer breiten Palette von guten Möglichkeiten diejenigen aus, die dich besonders interessieren. Wenn sich einer der vier Teilbereiche verbessert, hilft dies auch den anderen Teilbereichen.
Es geht auch anders!
Johannes Gutmann, SONNENTOR Gründer
Siegel, Siegel am Produkt: Wer hat sich als vertrauenswürdig entpuppt?
Ein Regal, 100 Produkte und jedes von ihnen hat unterschiedliche Siegel. Die einen stehen für die Herkunft, die anderen für die Art der Bewirtschaftung und dann gibt es wiederum jene, die garantieren, dass man sich auch auf die sozialen Standards verlassen kann. KundInnen sollten sich am besten einen dicken Wälzer als Nachschlagewerk zum Einkaufen mitnehmen – denn hier den Überblick zu behalten ist schwierig. Bei SONNENTOR haben wir lediglich das europäische Bio-Siegel. Ganz ehrlich, ansonsten möchte ich mich aus dem Siegel-Dschungel lieber raushalten. Der ist mir ein Graus! Statt lediglich einzelne Bereiche herauszupicken, ist es unser Anspruch, dass entlang der gesamten Lieferkette die sozialen, ökologischen und Qualitätsstandards gleichermaßen gesichert sind. Da gibt’s kein Entweder-oder! Festgehalten wird das alles in unserer Gemeinwohlbilanz. Hätten alle Unternehmen so eine – dann könnten wir uns alle anderen Siegel sparen und es wären auch endlich objektive Vergleiche zwischen einzelnen Herstellern möglich. Das wäre echte Transparenz! Es ist begrüßenswert, dass sich gesetzlich in Sachen Lieferkette auch etwas bewegt – aber ob das nachhaltige Veränderungen bringt, wird sich erst weisen. Wir gehen jedenfalls weiterhin gern voran und zeigen: Es geht auch anders!