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Die unerträgliche Leichtigkeit des Ausmistens

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Marktplatz Food

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Ich werde die Frage nicht los: Wem nützen, wem schaden die Tonnen an nicht mehr Gewolltem? – Potenziell jedenfalls: mir.

MONOLOG

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Barbara Ottawa

In Wien gibt es beispielsweise das Reparatur- und Servicezentrum, das alles Elektronische weiterverwertet oder entsorgt.

In der Region Aachen hat die AWA Entsorgung GmbH einen Online-Reparaturführer erstellt, wo auch Dinge verkauft bzw. vermietet werden können. reparaturfuehrer.awa-gmbh. de/reparaturfuehrer-second-hand

Eine Liste an Reparaturinitiativen in Deutschland und Österreich gibt es auf reparatur-initiativen.de Es klingt so simpel: alles, was nicht gebraucht wird, einfach wegwerfen. In meinem Kopf dreht sich alles um die Frage: Wenn ich alle Dinge wegwerfe, die ich nicht mehr brauche, bin ich dann die Last des Zu-viel-Besitzens wirklich losgeworden oder lebe ich dann mit der Last, ein Stück zu den Müllbergen der Welt beigetragen und den Kreislaufgedanken mit Füßen getreten zu haben?

1. SZENE: VOR DEM BÜCHERREGAL

Ja. Das sind eindeutig zu viele. Ich war immer diejenige, der man Bücher schenken konnte. Nicht unbedingt Romane und andere Belletristik. Eher Nachschlagewerke und historische Referenzbücher. Aber irgendwann ist es einfach zu viel des Guten: Zwei Wände voll mit Wälzern brauche ich nicht, will ich nicht. Und genau da liegt das Problem. Zumindest meines: Die wenigsten Leute wollen sich heutzutage noch eine große Bibliothek zulegen. Bücher werden noch immer als wertvolles Gut angesehen, aber selbst Platz dafür schaffen will bzw. kann kaum wer. Die Antwort von Freundin 1 auf die Frage, ob sie ein paar Bände haben will: »Eigentlich gerne, aber der Platz!« Freundin 2: »…, aber ich hab die Zeit nicht, die alle zu lesen!« Auch auf Secondhand-Plattformen finden nur wenige meiner Bücher neue BesitzerInnen. Nicht einmal geschenkt will irgendwer die sorgfältig zusammengestellten und versandfertigen thematischen Bücherpakete. Hmpf. Einzelne Personen werden mit bestimmten Genres zwangsbeglückt, Institutionen wie der Wiener Bücherschmaus nehmen mir – nach genau definierten Kriterien – auch drei Bananenkartons ab. Aber was wird aus dem Rest, nachdem alle offenen Bücherschränke in und um meine Heimatstadt angefüllt wurden und auch alle befreundeten KünstlerInnen mit collagefähigem Material versorgt wurden: Vielleicht doch ein etwas zerfleddertes Buch einfach wegschmeißen? Welch Sakrileg! Andererseits ist Altpapier ein rares Gut.

2. SZENE: IM KLEIDERKASTEN

voll genug sind, um als Vintage verkauft werden zu können? Dass bei einigen Textilsammlungen Vorsicht geboten ist, weiß ich. Probleme in andere Länder zu verschiffen ist für mich keine Lösung, sondern die Schaffung neuer Probleme. Zuerst sortiere ich aus dem Zieh-ich-sicher-nie-wieder-an-Haufen alle Wintersachen aus. Die gehen an karitative Einrichtungen, die gerade für diverse Kältehilfen sammeln. Da kommt das vierte Paar dicke Socken, das ich eigentlich zur Sicherheit noch aufheben wollte, auch mit dazu. Dann wird das putzfetzenfähige Material aussortiert. Gerade alte T-Shirts und Ähnliches eignen sich wunderbar für eine gründliche Fahrradreinigung und anschließende Entsorgung im Restmüll. Dort dürfen ölverschmierte Textilien hinein. Aber bei der Menge an Putzfetzen geht sich auch noch ein ganzer Wohnungsputz aus … Der Rest geht an eine der sozial-karitativen Einrichtungen, die das Gewand entweder an Bedürftige weitergeben oder in ihren eigenen Secondhandläden verkaufen.

3. SZENE: ÜBERALL SONST

Da ist sie ja, die obligatorische Kabelsalat-Kiste, die ich irgendwann in ein Eck verräumt hatte! Bisher habe ich immer nur elektronisches Zubehör in die Kiste gegeben – gebraucht und deswegen herausgenommen: Noch nie! Also weg damit. Am besten an Reparatureinrichtungen, die zu solchen Spenden aufrufen oder auf telefonische Nachfrage bestätigen, dass sie etwas damit anfangen können.

Und dann steht da noch die x-te Schüssel in der Küche herum. Aber die kann vielleicht noch wer brauchen … nein, niemand braucht deine eh nicht mehr so schöne feuerfeste Glasschüssel, die seit drei Jahren herumsteht. Also ab damit in den Restmüll! Nein, nicht in den Altglascontainer – sagt mir mein MülltrennungsGuide –, weil anderer Schmelzpunkt als Glasflaschen & Co. Wieder was gelernt. Insgesamt war für mich die Recherche und Suche nach Verwertungsmöglichkeiten meines überflüssigen »Zeugs« heilsamer als der Prozess des Ausmistens allein. Denn es nur wegzuwerfen, ohne zu wissen, ob ich damit das Müllproblem meiner Wohnung auf Kosten des weltweiten Müllproblems löse, wäre unbefriedigend gewesen. Es hat aber auch deutlich mehr Lebenszeit in Anspruch genommen. Weniger aufwendig wäre es vermutlich gewesen, manches davon nie so lange aufzuheben bzw. als Geschenk anzunehmen. Und was mach ich jetzt mit dem ganzen neu gewonnenen Platz?

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