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Urlaub ohne NachbarInnen: Der sanfte Tourismus findet in den Wirtschaftswald
Urlaub ohne Nachbarinnen
Im Urlaub einen Baum retten: Sanfter Tourismus kann WaldbesitzerInnen ermöglichen, die Baumentnahme zu reduzieren.
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»Gelebter Umweltschutz«, so sieht Friedrich Hardegg sein Waldurlaub-angebot. Und er meint das ganz konkret: »Wir wollen langfristig die forstwirtschaftliche Nutzung reduzieren und dabei hilft uns der sanfte Tourismus. Für jeden Gast, der bei uns bucht, müssen wir einen Baum weniger umschneiden, um unsere Fixkosten abzudecken.« Soweit die Motivation hinter dem Konzept, das sanften Tourismus mit »Rewilding«, also dem Wiederherstellen naturüberlassener Gebiete verbinden soll. Den Zugang seiner Gäste zur Natur kann er nur vermuten. Da diese in erster Linie wegen der Abgeschiedenheit und Ruhe in seinen Wald kommen, will er sie auch nicht mit Fragen belästigen. Er hat bisher aber die Erfahrung gemacht, dass sie sehr rücksichtsvoll mit der Natur umgehen: »Wir versprechen unseren WaldurlauberInnen völlige Ruhe vor der Zivilisation. Durch einen Mindestabstand von zwei bis drei Kilometern zwischen jedem Waldcamp kommt es kaum zu einer Beeinträchtigung der Natur und seltener Tierarten. Es gibt nur drei Zelt-Waldcamps und zwei Hütten. Darüber hinaus gibt es Ruhezonen in den felsigen Höhenlagen, die unsere Gäste auch nicht alleine betreten sollten. Dies wird respektiert«, so Hardegg.
Angrenzend an den Naturpark Ötscher-Tormäuer liegt sein Isbary Bioland Naturresort nördlich von Mariazell im Pielachtal. Mit 2.500 Hektar ist es eines der größten Öko-Resorts Österreichs. In den letzten Jahren hat Hardegg neben der Bewirtschaftung der Wälder und seiner Tätigkeit im Immobilienbereich begonnen den Wald für UrlauberInnen zu öffnen. Die Idee dazu hat er sich von Angeboten in Großbritannien abgeschaut und importiert. Und während der Urlaub in aller Abgeschiedenheit im Wald für manche geradezu naheliegend ist, brauchen andere eine schrittweise Annäherung an diese Form der Erholung und Auszeit. So kommt es, dass Friedrich Hardegg gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Reini Rossmann verschiedene Stufen der Naturnähe anbietet.
Re ich tum und Nutzb arke it der Natur Rossman ist unter anderem Bushcraft- und Survival-Trainer, der es mit seinen Videos auf Youtube zu einer beachtlichen Fanschar gebracht hat. Unter Survival versteht er das Überleben in der Natur mit möglichst wenig Ausrüstung und Gerätschaft. Bushcraft ist die etwas bequemere Variante: Hier geht es darum, »Kochen, Trinkwasseraufbereitung oder auch den Bau von Unterkünften« in der Natur und aus der Natur unter der Verwendung spezieller Ausrüstung zu bestreiten. Kaffee mit einem Gaskocher zu kochen, ist damit nicht gemeint. Zumindest im Survival steckt mehr als nur sprachlich der Aspekt, dass die Natur feindlich gesinnt und letztlich – und sei es durch Kälte – tödlich sein kann. Er ist aber überzeugt, dass die Zeit, die in der Natur verbracht wird, zu mehr Nähe und Rücksicht führt. Wer mehr über die Natur und das, was sie bereithält, weiß, gibt auf sie acht. Wobei Bushcraft für ihn nur ein möglicher Zugang ist und er etwa eine Verwandtschaft zu Kräuterwanderungen und anderen Angeboten sieht, die ebenfalls Wissen über Reichtum und Nutzbarkeit der Natur vermitteln.
Die TeilnehmerInnen an seinen Survirvalund Bushcraftkursen sind zu rund 70 Prozent Männer sowie Männer mit ihren – teilweise auch noch recht kleinen – Kindern. In seiner Erzählung gibt es die aktuelle Erweiterung in Richtung Waldurlaub, der auch in Häusern und Hütten verbracht werden kann, um vermehrt Frauen und ganze Familien anzusprechen. Diese Hütten sind bei Friedrich Hardegg keine Neubauten, sondern renovierter Bestand, wie die rund 200 Jahre alte Melkstatt Hütte. Anfängliche Befürchtungen die temporären Gäs
Text
Martin Mühl
Waldurlaub kann man nun auch in der 200 Jahre alten Holzhütte machen.
Alle Infos zu den verschiedenen Angeboten des Isbary Bioland auf waldurlaub.at. Eine Übersicht über die Kurse von Reini Rossmann gibt es auf ueberlebenskunst.at. te würden zu wenig Rücksicht nehmen, haben sich nicht bewahrheitet: Der Müll wird wieder mitgenommen, Feuer nur an passenden Plätzen gemacht und Wildschutzgebiete werden berücksichtigt. Außerhalb der Kurse sind die UrlauberInnen hier auf sich allein gestellt – bisher gab es wenig Grund, sie dabei zu kontrollieren.
Neigung zur Se lbstve rsorgung Rein rechtlich ist es in Österreich übrigens so, dass Wildcampen oder das freie Stehen mit einem Wohnmobil grundsätzlich nicht erlaubt sind, auch wenn einzelne Regionen hier dezidiert Ausnahmen schaffen. Noch weniger ist es natürlich gestattet, in einem Wald – der sich oft im Privatbesitz befindet – einfach Bäume umzuschneiden oder ein Lager zu bauen. Im Bioland von Friedrich Hardegg ist dies dezidiert erlaubt und erwünscht. Die Kurse von Reini Rossmann lehren das nötige Wissen darüber, wie man die Natur achtet. Das Gebiet ist attraktiv gelegen: abseits, in größtmöglicher Ruhe; wobei es – zumindest mit dem Auto – gut erreichbar ist. Es gibt Wald und Lichtungen, Hänge und Bäche mit frischem Wasser zur Wasserversorgung oder auch zur Abkühlung und als Spielplatz im Sommer. BushcrafterInnen und WaldurlauberInnen neigen naheliegenderweise zur Selbstversorgung. Es gibt auf dem Gelände aber auch einen Shop – in erster Linie mit Biolebensmitteln – und eine Almhütte mit gastronomischem Angebot. Das Isbary Bioland ist als eine von vier österreichischen Ländereien Mitglied der privaten Wildlife Estates, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ihre Tätigkeit in Einklang mit den Biodiversitätszielen der EU zu bringen. »Die Idee zu dem Ganzen hatte ich nach dem Besuch des englischen Knepp Estates. Auf diesem Gut, 70 Kilometer von London entfernt, gibt es ein beeindruckendes Rewilding-Projekt. Das Buch dazu, ›Wilding: The Return of Nature to a British Farm‹ (Picador, 2018), geschrieben von Eigentümerin Isabella Tree, kann ich nur empfehlen. Bei uns in Österreich gibt es kaum Vergleichbares, dadurch ist unser Konzept auch so ein großer Erfolg. Es lässt sich nicht immer alles, was man woanders sieht, genau so umsetzen, außerdem sind oft Grundvoraussetzungen, Gesetze, Finanzierungsmöglichkeiten und vieles mehr unterschiedlich. Jedoch kann die Rewilding-Idee, wie ich meine, sofern die Entscheidung darüber den EigentümerInnen vorbehalten bleibt, für manchen Forstbetrieb auch in Österreich durchaus interessant sein.«
Aktuell kann im Aufbau des Waldurlaub-Angebots durchaus eine Idylle gesehen werden, die für alle funktioniert. Friedrich Hardegg weiß aber schon heute, dass Wachstum hier nur bis zu schnell erreichten Grenzen möglich ist, um der Natur und dem Grundgedanken seines Angebots nicht zu schaden. Und auch für Reini Rossmann ist eine Skalierung nicht das Ziel. Für ihn sind »Landwirtschaft, Freizeitbeschäftigungen im Wald, Fischen oder auch Jagen alles Beschäftigungen auf Basis einer Nutzung der Natur. Und so müssen alle bedenken, welche Auswirkungen ihr Handeln auf andere NutzerInnen und die Natur selbst hat.«
in Kooperation mit
www.museumnoe.at
Klima & Ich
Ausstellung bis 7.3.2021
Das Internet ist nur ein Hype.
Bill Gates
Für Bill Gates war das World Wide Web anfangs „nur ein Hype“ – dass er damit falsch lag, ist heute klar. Speziell im Internet lesen wird immer beliebter, egal ob Zeitung, Magazin oder Buch – e-Medien stehen hoch im Kurs. Und Lesen ist auch eine der liebsten Beschäftigungen der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher. Das Land Niederösterreich hat auf diesen Trend bereits im Jahr 2013 reagiert und die Online-Bibliothek www.noe-book.at gegründet, als zusätzlichen Service für die blau-gelben öffentli chen Büchereien. Aktuell bietet das Land Niederösterreich hier rund 17.000 e-Medien an. In der bunten Palette der Online-Bibliothek findet man alles – von Krimis über Romane bis hin zu Online-Sprachkursen, Magazine und vieles mehr. Das Angebot steht allen Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern über die öffentlichen Bibliotheken und die NÖ Lan desbibliothek zur Verfügung – alles was man für einen Zugang tun muss, ist: 1. Eine öffentliche Bibliothek oder die NÖ Landesbibliothek besuchen. 2. Als NutzerIn registrieren. 3. Los lesen!
Weitere Informationen und alle teilnehmenden Bibliotheken findet man unter www.loslesen.at oder www.noe-book.at.
»So selten wie möglich gieSSen!«
Lassen sich Pflanzen mit Gartenschlauch und Gießkanne »erziehen«? Wie lässt sich Regenwasser sammeln, ohne darin Gelsen zu züchten? Gartengestalterin Paula Polak über Trockenheit und Starkregen.
In terview Thomas Weber
biorama: Kein Garten gleicht dem anderen, und was das Mikroklima angeht, sind der Wienerwald oder das nördliche Waldviertel nicht mit dem Weinviertel oder der Buckligen Welt vergleichbar. Wie muss ich denn da wie dort mit dem Wasser haushalten?
Paula Polak: Grundsätzlich sollten wir überall mit dem Wasser haushalten. Durch den Klimawandel ändert sich das Wasserregime dahingehend, dass es längere Trockenphasen ohne einen Tropfen Regen gibt, dann wieder Starkregen mit schon mal 20 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde. Der trockene Boden kann die Regenmengen dann nicht aufnehmen, es kommt zu Überschwemmungen. Trockenphasen treffen natürlich an sich trockene Landstriche wie das Weinviertel härter, trotzdem lassen auch Pflanzen im Wienerwald schon öfter die Blätter mangels Regen hängen. Besonders betroffen sind da Gehölze, die eigentlich auf feuchtere Standorte in höheren Lagen gehören. Die Fichte, ein Flachwurzler, ist eigentlich in der montanen Höhenstufe ab ca. 800 Metern beheimatet, wurde aber auch gerne in Flach- und Hügelwäldern gesetzt, wo es ihr zu warm und zu trocken ist. Sie ist geschwächt, und so ein leichtes Borkenkäferopfer. Fichten wurden auch oft in Privatgärten gesetzt, sind jetzt 20 Meter hoch und könnten aufgrund der Trockenheit umfallen.
Wie gut lässt sich Wasser überhaupt managen? Lagerhäuser und Baumärkte bieten auch Zisternen an. Ab welcher Gartengröße ist es sinnvoll, Regenwasser in unterirdischen Becken zu sammeln?
Jede kleine Sammelstelle ist sinnvoll, auch
Ein Naturgarten mit Regentonnen und Sickerflächen bietet einen Puffer für hohe Niederschläge – und schafft ein angenehmes Mikroklima.
ein altes Regenfass für das Wasser, das vom Garagendach kommt. Die Größe des Sammelbehälters hängt von der Größe des Daches ab, auf das das Regenwasser trifft, und von der örtlichen Niederschlagsmenge. Zisternen sind mühsam einzugraben, oft ist ein Teich die bessere Lösung. Hält man bei einem 50-Quadratmeter-Teich den Normalwasserspiegel 20 Zentimeter unter der Oberkante, bietet er Platz für 10 Kubikmeter zusätzliches Regenwasser. Das Teichwasser kann dann zum Gießen verwendet werden.
Und was kann ich am Balkon tun?
Auch hier kann man diverse Sammelgefäße aufstellen. Dabei muss nur die Statik bedacht werden, und wo überschüssiges Wasser dann überlaufen kann. Bitte in die Dachrinne, nicht zu den NachbarInnen darunter!
Wie wichtig ist die Wahl der richtigen Pflanzen?
Sehr wichtig, dabei haben standortheimische Wildpflanzen den Vorteil, dass sie sich über lange Zeit an die örtlichen Gegebenheiten anpassen konnten. Sie sind insgesamt robuster und im Freiland gezogen – daher auch nicht verwöhnt. Wildpflanzen bekommt man auch schon in Bioqualität.
Nicht nur die Phasen der Trockenheit nehmen zu, sondern auch das andere Extrem, die sogenannten Starkregen. Wie lässt sich der Garten darauf am besten vorbereiten?
Am besten, man kombiniert einige Maßnahmen, um sich auf längere Trockenphasen wie auf Starkregen vorzubereiten. Unter den Pflanzen wählen wir solche, die Trockenheit ertragen. Darunter sind vor allem heimische Wildpflanzen, aber auch mache mediterrane Arten sind geeignet. Sinnvoll ist es auch, Pflanzen durch richtiges Gießen zu »erziehen«. Das heißt: sie so selten wie möglich zu gießen, dann aber durchdringend, damit sich die Wurzeln immer tiefer in den Boden hinein entwickeln. Und zeitig in der Früh direkt zu den Wurzeln gießen, nicht zu Mittag auf die Blätter. Außerdem leiten wir Dachwasser nicht in den Kanal, sondern speichern es – und führen überschüssiges Wasser durch Sickermulden und sickerfähige Flächen wieder unseren Grundwasserspeichern zu.
Was sind die häufigsten Fehler, die Ihnen im Umgang mit Wasser im Garten unterkommen?
Es gibt bautechnische Fehler, dass zum Beispiel eine Kunststofftonne oder Zisterne nicht schön eben auf gut verdichtetem Untergrund steht. So kann es zu Spannungen im Kunststoff kommen und er kriegt einen Sprung, der nur mehr teuer von Fachfirmen repariert werden kann. Das lohnt sich nicht – und es gibt wieder ein Stück Plastikmüll mehr. Überdies gibt es biologische Fehler: Zum Beispiel muss eine Regentonne entweder so dicht sein, dass Gelsen nicht zur Eiablage hinein kommen, oder sie muss bepflanzt sein, sodass sich in der Tonne die Lebenswelt eines Teichs entwickelt – mit Fressfeinden der Gelsenlarven. Sonst züchte ich dort Gelsen. Pf lanzen fü r den Garten Das Rewisa-N etzwerk stellt Pflanzenlisten und Bezugsquellen für heimische
Wild- und Gartenpflanzen
sowie Saatgut aus regionaler Bioproduktion zur Verfügung. rewisa.at
Buch tipp
Das »Handbuch Wasser im Garten« (Löwenzahn Verlag, 2018) von Paula Polak sammelt Wissenswertes zum Thema Wassersparen, zur nachhaltigen Nutzung sowie zum Anlegen und Planen von Teichen und Biotopen. Berücksichtigt werden alle Gartengrößen und Balkone. 590 üppige Seiten.
UnD sonst so, im bioramaUn ive rsum ... 3×
Mit Sticke rbogen !
Print OSKAR , DER PEDALRITTER Start der »Pedalritter«-Kinderbuchreihe für den Fahrradhersteller Woom Bikes. Dem magischen Moment des ersten Mal Radfahrens widmet sich »Wie Oskar zum Pedalritter wurde«. Das von Biorama für den/die Klosterneuburger FahrradherstellerIn Woom konzipierte und getextete Minibuch (12 × 12 cm) ist als Auftakt der Pedalritter-Reihe gedacht. Fantasievoll illustriert wurde es vom japanischen Studio Takeuma. Abgesehen vom beigehefteten Stickerbogen ist das Büchlein Cradle-to-cradle-zertifiziert. Erhältlich unter
woombikes.com
abo BIORAMA im Kurz-Abo BIORAMA zum Kosten: 3 Ausgaben direkt in deinen Briefkasten! Auch wenn biorama ein Gratismagazin ist, kannst du es abonnieren. Für kurze Zeit gibt’s jetzt ein klassisches Kennenlernabo, mit dem du drei Ausgaben bekommst und unsere unabhängige redaktionelle Arbeit unterstützt.
biorama.eu/abo
Kooperation
Rauf und raus ins Waldviertel
Künftige Lieblingsplätze und Ausflugswege für Tage, Wochenenden oder ganze Wochen zum tief Durchatmen – biorama erkundet in entgeltlicher Kooperation mit dem Waldviertel Tourismus die besonderen Orte des Waldviertels.
Darunter Orte zum Wald- und Wildbaden, zum Gustieren oder Schmankerl-Einsammeln. Oft an der Seite von bekennenden Waldviertelfans – HeimkehrerInnen, Hiergebliebenen oder solchen, die den Nordwesten Niederösterreichs besser spät als nie für sich entdeckt haben.
Schutzhaus zur Zukunft
Das Kernstück des Wildnisgebiets Dürrenstein, der Rothwald, ist seit der Würm-K altzeit Urwald.
Österreichs erstes von der unesco anerkanntes Weltnaturerbe, das Wildnisgebiet Dürrenstein, bekommt ein »Haus der Wildnis«. Warum braucht Wildnis ein Haus?
Text
Thomas Weber
Wildnisgebiet Dürrenstein
Die 3.500 Hektar des Wildnisgebiets Dürrenstein gehören zu zwei Dritteln den Bundesforsten.
Die ehemaligen RothschildLändereien sind seit 2019 im Besitz der Prinzhorn-Gruppe (Forstverwaltung Neuhaus
Langau). Die öffentliche Hand entschädigt
Nutzungseinschränkungen wie Jagd und Fischerei.
Seit 2017 ist es UNES CO
Weltnaturerbe (wie sonst z. B. das Great Barrier
Reef oder der YellowstoneNationalpark). wildnisgebiet.at A m Ende könnte es wieder einmal arschknapp geworden sein, wenn Alexander Van der Bellen, so der Wunsch von Christoph Leditznig, im Frühjahr 2021 das Haus der Wildnis eröffnet. Der Bau des Wissenszentrums war öffentlichkeitswirksam als Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und privaten SponsorInnen aufgesetzt gewesen. Noch ist alles im Plan, der Bau der Außenhülle abgeschlossen, Ende 2020 soll auch die Ausstellung fertig sein. Corona hat die Bauarbeiten nur für ein paar Tage unterbrochen. Die vom Virus ausgelöste Krise betrifft das Projekt aber trotzdem: »Ziel ist es immer noch, 50 Prozent der Kosten für das Haus durch öffentliche Gelder abzudecken und die andere Hälfte durch Sponsoring hereinzubringen«, sagt Leditznig, der das Projekt vorantreibt und das Wildnisgebiet im Auftrag des Landes verwaltet. »Vor allem Firmen haben gespendet. Die haben durch Corona jetzt aber andere Sorgen.« Vom Ziel, zwischen 2 und 2,5 Millionen Euro an privaten Spenden einzunehmen, möchte er nicht abrücken. Weitergebaut wird jedenfalls. »Notfalls werden wir eine Lösung finden«, meint man auch im Büro des zuständigen Landesrats Stephan Pernkopf.
Die Öffentlichkeit für das Projekt zu gewinnen, halten alle Beteiligten für besonders wichtig – nicht nur, weil privates Engagement der Allgemeinheit Geld spart. Vielmehr sei bei den meisten Landsleuten noch nicht angekommen, welchen Schatz sie mit dem Wildnisgebiet Dürrenstein unmittelbar vor der Haustür haben. »Unser Wildnisgebiet Dürrenstein beheimatet den größten und mächtigsten Urwald des gesamten Alpenbogens: den Rothwald, den noch nie eine Axt oder Motorsäge berührt hat. Er ist ein einzigartiger Naturschatz, den wir auch für weitere Tausende Jahre bewahren und schützen wollen«, erläutert Stephan Pernkopf.
Erst 2017 wurde das Wildnisgebiet zum ersten österreichischen unesco-Weltnaturerbe ernannt. Damit steht es nun mit dem Great Barrier Reef, dem Yellowstone-Nationalpark und den Südtiroler Dolomiten in einer Reihe.
Der bereits 1875 vom Banker Albert Rothschild als Urwald erkannte und vor forstwirt
Tausende Jahre bewahren und schützen wollen.«
— Stephan Pernkopf, Stellvertreter der Landeshauptfrau
schaftlichem Zugriff geschützte Rothwald bildet mit seinen 400 Hektar heute die Kernzone des Wildnisgebiets, das mittlerweile auf 3.500 Hektar erweitert wurde. Zwar gibt es ein BesucherInnenprogramm, doch nur wenigen Menschen ist es jedes Jahr gestattet, ihn direkt zu betreten. Zutritt gibt es ausschließlich im Rahmen geführter Wanderungen. Deshalb brauche es ein Haus der Wildnis, »denn nur, was man kennt, kann man auch gut schützen und bewahren«, so Pernkopf. »Das Haus der Wildnis soll Verständnis und Interesse für die Natur wecken und gleichzeitig neuer Tourismus-Hotspot für die gesamte Region sein.«
Aug(men ted) in Aug mit dem virtuellen Luch s Mit 35.000 jährlichen Gästen rechnet Wildnisverwalter Leditznig. Vor allem Familien, Schulklassen und Jugendliche möchte er ansprechen: »Wenn wir die zum Nachdenken bringen, dann haben wir was erreicht.« Neben Aquarien, Terrarien und einem Kinofilm, der die Schönheit der Wildnis zeigt, möchte man im Haus der Wildnis vor allem mit Technik emotionalisieren, etwa mit einer interaktiven Augmented-Reality-Installation. »Darin sehe ich mich selbst, und wie Tiere auf mich reagieren.« Gewissermaßen ein Was-wäre-wenn: Was würde draußen passieren, wenn ich den Urwald betrete? »So sehe ich, wie sich ein Luchs oder ein Hirsch verhält – je nachdem, wie ich mich verhalte.«
Trotz des strengen Betretungsverbots sei die Zustimmung für das heutige Weltnaturerbe in der Region »überdurchschnittlich groß«. Christoph Leditznig, der in früheren Funktionen auch an der Entwicklung der beiden Nationalparks Donau-Auen und Thayatal beteiligt war, führt das auf dessen Entstehungsgeschichte zurück: »Während die meisten anderen Naturschutzgebiete historisch Verhinderungsprojekte waren, ging das Engagement fürs Wildnisgebiet von den EigentümerInnen aus.«
Dass der Bundespräsident zur Eröffnung ins Haus kommt, davon kann Christoph Leditznig deshalb ausgehen. Und auch dass das Staatsoberhaupt ein offenes Ohr für einen anderen Wunsch hat – und Stimmung dafür macht: dass das Wildnisgebiet größer wird, »damit die ökologischen Prozesse rund und natürlich laufen«. Einen ersten Versuch dafür hatte es bereits 2017 gegeben. Die Verhandlungen scheiterten damals nur knapp. Arschknapp, würde Alexander Van der Bellen sagen.
Haus der Wildnis
Für die Fertigstellung des Wissenszentrums in Lunz am See sucht man weiterhin Unterstützung – von Privatpersonen, KMU und Industriebetrieben als SponsorInnen. haus-der-wildnis.at
Gew tter
»Unser Leben – Unsere Zukunft« lautete das Motto des Jugendschreibwettbewerbs der Stadt Baden. biorama druckt einen der Siegertexte ab, verfasst von Amelie Ignatoff, Schülerin der 6df am bg/brg Biondekgasse in Baden.
Erstmals fand im Frühjahr der Jugendschreibwettbewerb des Energiereferats der Stadt Baden statt. Das Motto lautete »Unser Leben – Unsere Zukunft«. Bis zu acht SchülerInnen jeder städtischen Schule konnten vom Lehrpersonal nominiert werden. Was als Schreibwerkstatt geplant war, wurde Corona-bedingt zur Heimarbeit. Wie geplant, wenn auch aus der Ferne, unterstützten die Biologin Daniela Meisel und die Autorin Sophie Reyer die TeilnehmerInnen beim Schreiben. biorama druckt als Medienpartner einen der vier von der Jury ausgezeichneten Texte ab.
Text
Amelie Ignatoff Ich schaue aus dem Fenster, der Himmel hat sich zu grauen, dichten Wolken zusammengezogen. Einige der Menschen auf der Straße flüchten in ihre Autos, andere klappen ihre Regenschirme auf, um sich verzweifelt vor den kalten, nassen Tropfen zu schützen. Wenige Sekunden später ist das Gewitter in vollem Gange. Wut. Ich sitze hier am Fenster, starre auf den mittlerweile schwarzen Himmel und sehe Wut. Tatsächlich, es sieht fast so aus, als würde die Welt auf irgendetwas wütend sein. Jetzt fragst du dich, wieso ist die Welt wütend? Zufällig kenne ich die Antwort. Die Antwort, die jeder Mensch versteckt im Unterbewusstsein, verborgen zwischen all dem Leichtsinn und der Selbstsucht, in sich trägt. Schlechtes Gewissen. Angst. Die Antwort ist das, was kein Mensch wahrhaben will, was kein Mensch verstehen will, und kein Mensch ist bereit etwas zu verändern. Vielleicht kannst du schon ahnen, was es ist, vielleicht auch nicht. Die Welt ist wütend, wütend, weil die Menschen mit ihr machen, was sie wollen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Hauptsache schnell, Hauptsache einfach.
Immer noch in Gedanken, drehe ich mein Gesicht erneut zum Fenster. Der Himmel immer noch in ein tiefes Schwarz getaucht. Dunkelheit, die so real ist, dass ich den Blick schnell wieder abwende. Irgendwann wird diese Dunkelheit den gesamten Raum füllen. Den Raum, den die Welt uns gegeben hat, um zu leben, den wir beschützen sollten. Doch der Menschheit ist es die Zeit und den Aufwand nicht wert. Sie hat Wichtigeres zu tun. Aber wer entscheidet, was wichtig und was unwichtig ist? Wir sind verantwortlich für die Dunkelheit, die irgendwann den Raum füllen wird. Ich frage mich, was die Menschen machen werden, wenn alles so dunkel ist, dass niemand mehr etwas sehen kann. Zwar ist der Raum jetzt noch hell, den Willen, etwas sehen zu wollen, haben wir uns aber bereits selbst genommen. Ist die Menschheit wirklich schon so blind?
Ich glaube, die Antwort auf diese Frage ist etwas komplizierter, denn niemand ist sich bewusst, dass die Menschheit selbst für ihre Blindheit verantwortlich ist. Sie will nicht sehen, was in der Zukunft passiert, sie will nicht sehen, was mit der Welt passiert. Sie schaltet ihren Verstand aus. Doch wenn der Verstand ausgeschaltet wird, werden wir von Dingen dominiert, die uns davon abhalten zu realisieren, dass wir unseren Verstand verloren haben. Wir verlieren das Urteil über richtig und falsch.
Langsam wird es wieder hell vor meinen Augen. Das Donnern und Blitzen hat bereits vor wenigen Minuten aufgehört und die Wolken lösen sich nach und nach auf. Die Menschen steigen aus ihren Autos oder klap
pen ihre Regenschirme zusammen. Als hätte es nie ein Gewitter gegeben. Jetzt fragst du dich, was mit der Welt ist? Die Welt ist wütend, immer noch wütend. Die Menschen können ihr nur nicht mehr dabei zusehen, und was sie nicht mehr sehen wollen, gibt es nicht mehr. Denn der Menschheit ist es die Zeit und den Aufwand nicht wert. Sie hat Wichtigeres zu tun. Aber wer entscheidet, was wichtig und was unwichtig ist?
Siegerin Amelie Ignatoff (Mitte), flankiert von (v. l. n. r.) Gerfried Koch, dem Leiter des Energiereferats, Bürgermeister Stefan Szirucsek, Andreas Sattra vom Cinema Paradiso Baden, Isak Beiglböck von der Buchhandlung Zweymüller und Vizebürgermeisterin Helga Krismer.
NORMAL IST GEFÄHRLICH MAL GARNIX
S T U D I E R E N A N D E R NEW DESIGN UNIVERSITY IST TROTZDEM EINE GUTE IDEE
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