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Offen für Ideen

Offen für

Ideen

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Die Wirtschaftsagentur Wien fördert Unternehmen, Wirtschaft und den Standort Wien. Ihr Geschäftsführer Gerhard Hirczi über die Möglichkeit, dabei nachhaltig zu agieren.

In terview Martin Mühl

biorama: Wie kann man als Stadt Unternehmen mit klaren Nachhaltigkeitszielen fördern?

Gerhard Hirczi: Ganz wichtig ist, dass die Stadt glaubwürdig bleibt, also sichtbar darauf achtet, ein nachhaltiges Lebensumfeld zu schaffen. Das tut Wien. Zum Beispiel mit der 365-Euro-Öffi-Jahreskarte oder einem Solarkraftwerk, an dem sich WienerInnen direkt beteiligen können.

Als Standortagentur können wir durch kluge Themensetzungen bei der Vergabe von Fördergeld ganz eindeutig Anreize für nachhaltige Projekte schaffen. Aktuell starten wir zum Beispiel einen Lebensmittelschwerpunkt. Hier ist Nachhaltigkeit oberstes Ziel. Wir suchen nach Ideen und Projekten, wie in einer Großstadt

»Als Standortagentur können wir durch kluge

Themensetzungen bei der

Vergabe von Fördergeld ganz eindeutig Anreize für nachhaltige Projekte schaffen.« — Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftagentur Wien

wie Wien Lebensmittel nachhaltig produziert, verpackt und auch vertrieben werden können.

Welche Ziele unterstützt die Stadt hier besonders? Es gibt mit Green Tech, Recycling, Kreislaufwirtschaft, Creative Industries verschiedene Schwerpunkte?

Wien sieht das gesamthaft und hat auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit ja schon vor einigen Jahren einen Ehrgeiz entwickelt. Es wird über die Smart City nicht nur geredet, sondern die smarten Ziele haben sich in die Rahmenstrategie der Stadt eingeschrieben. Wir kommen dem also gar nicht mehr aus. Das heißt auch, egal ob wir Produktionsanlagen, Wohnungen oder U-Bahnen bauen, Unternehmen fördern oder Stadtteile entwickeln, wir müssen hier nachhaltig planen und agieren. Ein wichtiges Ziel für Wien ist die soziale Nachhaltigkeit. Und auch das unterstützen wir im unternehmerischen Umfeld, Stichwort Social Entrepreneurship.

Mit den Ansiedelungen in Aspern wie der Industrie-4.0-Pilotfabrik oder Aspern Smart City Research und vielen mehr hat Wien ein Innovationszentrum. Wie können UnternehmerInnen davon profitieren?

Die Seestadt Aspern bietet ihnen einzigartige Entwicklungsmöglichkeiten. Neben großen Technologieplayern wie Hoerbiger oder Atos forscht die Pilotfabrik, man trifft auf die inno

Bild links: Die Forschungsgesellschaft Aspern Smart City Research erforscht Lösungen für die Energiezukunft im urbanen Raum. Über 100 Personen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen betrieben 17 Use Cases von der weiteren intelligenten Vernetzung von Gebäuden, Netzen und Märkten, über neue Ansätze der Gebäudeheizung und -kühlung bis zur möglichen Nutzung von E- Autos als künftige Energiespeicher.

vative Community des European Institute of Technology und auf Technologie-Start-ups, die Großes vorhaben. In unserem Technologiezentrum finden die Unternehmen flexibel Platz – von kleinen Büros bis zu großen Produktions- und Laborflächen. Die Nachfrage ist groß und wir werden daher das Technologiezentrum erweitern.

Ein Fokus der Stadt sind produzierende Betriebe. Wie kann man hier auf Nachhaltigkeit setzen?

Wie die meisten Städte hat Wien einen Strukturwandel in Richtung Dienstleistungen erlebt. Viele sind überrascht, wenn wir darauf hinweisen, dass in Wien 8.500 Unternehmen mit 135.000 Beschäftigen im produzierenden Bereich arbeiten. Produkte made in Vienna werden in die ganze Welt exportiert. Neue technologische Entwicklungen wie die additive Fertigung, Re- und Upcycling und die Automatisierung von Produktionsprozessen sind Assets für Wien. Wiener Unternehmen punkten am Markt mit hochwertigen, maßgeschneiderten, kreislauffähigen und individualisierbaren Produkten.

Es gibt eigene Calls und Förderschienen, aber auch Bonuspunkte für Nachhaltigkeit in Calls mit anderem Schwerpunkt. Wie geöingt der Spagat zwischen Spezialisierung und Breite?

Wenn wir Förderwettbewerbe für betriebliche Innovationsprojekte machen, definieren wir einen eher breiten Fokus, sodass wir auch für Ideen offenbleiben, die wir vorher nicht antizipiert haben. Mit den Bewertungskriterien können wir steuern, dass Projektideen, die besonders gut zu den Zielsetzungen der Stadt Wien passen und gleichzeitig besonders hohe Chancen haben, sich im Wettbewerb durchzusetzen.

Städte werden nach wie vor immer wichtiger und sind Vorbildregionen, stehen aber auch nicht alleine. Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Bund oder auch dem Wien umgebenden Bundesland Niederösterreich organisiert?

Mit den Wirtschafts- und Innovationsagenturen des Bundes und den Standortagenturen der anderen Bundesländer sind wir in sehr engem und gutem Austausch. Nur wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir Österreich zum »Innovation Leader« machen. Wien hat hier als Hauptstadt eine besondere Rolle als »Zugpferd« für die gesamte österreichische Volkswirtschaft.

»Le t’s talk Leben smittel«

Die Wirtschaftsagentur Wien sucht Ideen und Projekten, wie in einer Großstadt Lebensmittel nachhaltig produziert, verpackt und auch vertrieben werden können.

Nachhaltigkeit, Regionalität, Gesundheit, Versorgungssicherheit – alles, was mit Lebensmitteln zu tun hat, emotionalisiert und ist von gesellschaftlicher und ökonomischer Bedeutung. Ab Herbst 2020 gibt es einen neuen Schwerpunkt in der Wirtschaftagentur Wien: Lebensmittel. Sieben Millionen Euro stehen 2020/2021 als Fördersumme für innovative Lebensmittelprojekte aus den Bereichen Verarbeitung, Verpackung, Qualitätssicherung, Logistik, Recycling sowie innovative Gastronomie zur Verfügung.

Ab 1. Oktober 2020 gibt es den Förderwettbewerb »Urban Food« für kreative Projekte, ab 10. Dezember können im Förderwettbewerb »Lebensmittel« Forschungsprojekte eingereicht werden. Darüber hinaus gibt es in sechs anderen Förderprogrammen (Innovation, Nahversorgung Fokus, Sachgüter, Shared Facilites, Standortinitiative und Creative Pioneer) Boni für Einreichungen mit Lebensmittelbezug. Der Förderschwerpunkt reicht von der Unterstützung von Nahversorgungs- und Handwerksunternehmen bis zur Förderung von Forschungs- und Innovationsideen sowie kreativwirtschaftlicher Projekte.

Vorab hat die Wirtschaftsagentur mit dem White Paper »Urban Food« und dem »Technologiereport Lebensmittel«, die digital zur Verfügung stehen, umfangreiche Einblicke in die Branche und ihre Trends publiziert.

wirtschaftsagentur.at/foerderungen/infos/ let-s-talk-lebensmittel

Netzausbau & Klimaschutz

Mit ihren Bussen, Straßen- und U-Bahnen fahren die Wiener Linien täglich fünfmal um die Welt. Trotz neuer Linien und dichteren Intervallen werden sie bald klimapositiv unterwegs sein.

Wer Öffis nutzt, schützt aktiv das Klima.

GRÖSSTES KLIMASCHUTZPROJEKT DER STADT

Das neue Linienkreuz U2µU5 ermöglicht jährlich bis zu 300 Millionen zusätzliche ÖffiNutzerInnen und spart bis zu 75.000 Tonnen CO 2 pro Jahr ein. Um die gleiche Menge CO 2 aufzunehmen, müssten augenblicklich 6 Millionen 30-jährige Buchen in Wien gepflanzt werden. Das entspricht einer Waldfläche so groß wie die Fläche der Bezirke 1–11 oder der gesamten Donaustadt

MICHELBEUERN- AKH

ELTERLEINPLATZ

Von der U5-Station Elterleinplatz wird man in zehn Minuten beim Karlsplatz sein doppelt so schnell wie heute.

FRANKHPLATZ

ARNE-KARLSSON-PARK Hier kann man zukünftig auf die Straßenbahnen 5, 33, 37, 38, 40, 41, 42 umsteigen.

RATHAUS

NEUBAUGASSE

Von der U2 Neubaugasse wird man in drei Minuten beim Schottentor sein dreimal so schnell wie heute.

PILGRAMGASSE

WIENMOBIL AUF DER LETZTEN MEILE

Bereits 5 WienMobil-Stationen (Rochusmarkt, Simmering, Richard-Wagner-Platz, Amerlingstraße und Ceija-Stojka-Platz) verknüpfen öffentlichen Verkehr mit Leihangeboten für weiterführenden – und damit maximale – Mobilität. 3 weitere WienMobil-Stationen (Westbahnhof, Nordbahnhof, Spittelau) werden gerade vorbereitet. Je nach Standort finden sich z. B. Bike- und Scooter-Sharing, Car-Sharing, Lastenräder, E-Ladestationen, Radabstellboxen oder Radservicestationen.

Entgeltliche Kooperation mit REINPRECHTSDORFER STRAßE

Erstmals bekommen die 55.000 BewohnerInnen Margaretens eine U-Bahn-Station direkt im Bezirk.

GUßRIEGELSTRAßE

WIENERBERG

Mit der U2-Erweiterung bis nach Wienerberg werden neue Stadtteile im Süden Wiens besser ans Zentrum angebunden.

MATZLEINSDORFER PLATZ

PendlerInnen aus dem Süden Wiens können beim Matzleinsdorfer Platz von der S-Bahn direkt in die U2 einsteigen.

WENIGER AUTOS, ME HR FREIRA UM (FÜR ALLE)

Würden die WienerInnen alle Wege nur noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen, könnten 500 Hektar (also die Fläche von rund 700 Fußballfeldern) anders genutzt werden – etwa für Parks, Spielplätze oder andere Grünund Freiflächen.

ME HR ÖFFIS , WENIGER AUTOS

Die Wiener Linien verursachen 1 % des ökologischen Fußabdrucks der Stadt – und das obwohl 38 % aller Wege in Wien mit den Öffis zurückgelegt werden.

BA LD 6 × TÄGLICH UM DIE WELT

Derzeit umrunden die Wiener Linien täglich fünfmal die Welt. Bald schon werden sie es sechsmal täglich tun. Dafür sorgen Intervallverdichtungen, das Linienkreuz U2×U5 und zusätzliche Umlandlinien der Straßenbahn.

GroSSbaustelle Klimaschutz

»Wenn das U-Bahn-Grundnetz fertig ausgebaut ist, alle Fahrzeuge elektrisch unterwegs sind und nichts Fossiles mehr verbrennen, wenn wir alle Potenziale für Photovoltaik nutzen und jede sinnvolle Möglichkeit zur Begrünung, dann sind wir in 20 oder 25 Jahren rechnerisch klimapositiv«, sagt Markus Ossberger. 20, 25 Jahre: aus Sicht des Infrastrukturmanagers der Wiener Linien ist das fast schon übermorgen. Denn Infrastrukturprojekte brauchen Zeit, Weitblick und eine Vision.

Unterwegs ins postfoss ile Ze italter

Jedes der beschriebenen Felder beschäftigt Ossberger im Alltag, viele davon seit vielen Jahren. Seit dem massiven Streckennetzausbau in den 1990ern, allerspäMarkus Ossberger testens seit man 2010 erstmals Infrastrukturden ökologischen Fußabdruck manager der berechnete, sind die Wiener Wiener Linien Linien mit Vollgas ins postfossile Zeitalter unterwegs. »Würden wir alle Autos, die wir durch unsere Infrastruktur ersetzen, auch in unserer Rechnung mitberücksichtigen, dann wären wir schon jetzt klimapositiv.« Denn jede/r, der oder die vom Auto auf die Öffis umsteigt, spart pro Jahr bis zu 1.500 kg an CO 2 -Emissionen ein.

Me hr Öffi-Verke hr, mehr Le bensqualität

Weniger Autos bedeuten mehr Platz für Menschen: Parks, Spielplätze, Bäume und Grünflächen – also noch mehr Lebensqualität für künftige Generationen. Genau hier setzt auch das Linienkreuz U2µU5 als größtes Klimaschutzprojekt einer wachsenden Stadt an. Das Linienkreuz ermöglicht jährlich bis zu 300 Millionen zusätzliche Öffi-NutzerInnen und bringt Einsparungen von bis zu 75.000 Tonnen CO 2 pro Jahr.

Re cycling und Kreislaufwirtschaft

Allein durch die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energie aus Österreich konnte der Footprint halbiert werden. Aktuell macht er 1 % des Fußabdrucks der Stadt aus. Mit einberechnet werden hierzu auch der Landund Materialverbrauch der Wiener Linien. »Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit Beton und Zement«, sagt Markus Ossberger. »Baustoffrecycling und sogar Recycling-Zement sind unumgänglich auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.« Bleibt als letzte, besondere Herausforderung: der Stahl, das Aluminium und das Kupfer, das bei Fahrtreppen, Aufzügen und der Stromversorgung der Züge zum Einsatz kommt.

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