Hans und Wassili Luckhardt (Deutsche Ausgabe)

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Bauten und Projekte

Birkhäuser

Basel

Hans
Carsten

Impressum

Mit freundlicher Unterstützung der Akademie der Künste, Berlin. Und mit freundlicher Unterstützung von Ekkehard Brunn.

Layout, Umschlaggestaltung und Satz:

Annette Kussin, Berlin Projektkoordination: Henriette Mueller-Stahl, Berlin Lektorat: Ulrich Schmidt, Freiburg im Breisgau Produktion: Amelie Solbrig, Berlin

Papier: Condat Matt Périgord, 135 g/m² Lithografie: prints professional, Berlin Druck: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe

Library of Congress Control Number: 2024935402

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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ISBN 978-3-0356-2720-6

Englisch Print-ISBN 978-3-0356-2721-3

© 2024 Birkhäuser Verlag GmbH Im Westfeld 8, 4055 Basel, Schweiz Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

9 8 7 6 5 4 3 2 1

www.birkhauser.com

Inhaltsverzeichnis

Essays

Gebaute Einheit – Die Stadtvision von Hans und Wassili Luckhardt

Carsten Krohn

Zeitlose Sachlichkeit – Der diskrete Charme der Technologie

Michele Stavagna

Reklamebau Rudge-Rad, 1921

Reklamebau Batschari-Cigaretten, 1921

Reklamemonument Harburg-Wien Pneumatik, 1921

Haus Buchthal, 1922–23

Versuchssiedlung Schorlemerallee – Mauerwerksbauten, 1924–25

Versuchssiedlung Schorlemerallee – Ateliergebäude, 1925–26

Haus Paschen, 1925–27

Geschäftshaus Stadtküche Kraft, 1925–27

Scharlachberg-Haus, 1926–27

Telschow-Haus, 1926–28

Ladenumbauten Neues Romanisches Haus, 1926–28

Galerie Thannhauser, 1927

Chrysler-Haus, 1927–29

Schlachterladen Kaufmann, 1928

Musterwohnungen Ausstellung „Heim und Technik“, 1928

Versuchssiedlung Schorlemerallee – Stahlskelettbauten, 1928–30

Versuchssiedlung Schorlemerallee – Betonbauten, 1929–30

Wohnbauten Am Rupenhorn – Haus I, 1929–30

Wohnbauten Am Rupenhorn – Haus II, 1929–30

Desta-Haus, 1931

Ziegel-Holz-Haus, 1931

Geneba-Haus, 1932

Haus Kapp, 1932–33

Haus Fritsche, 1932–33

Haus Belling, 1933–34

Haus Kolwes, 1935–37

Haus Barth, 1936

Haus Ritzerfeld, 1936–38

Berliner Pavillon auf der Constructa-Ausstellung, 1950–51

Reihenhäuser auf der Constructa-Ausstellung, 1951

Notsiedlung Osdorfer Straße, 1952–53

Hochhausbebauung Kottbusser Tor, 1952–55

Notsiedlung am Neumarkplan, 1953–54

Landesversorgungsamt Bayern, 1953–57

Wohngebäude Hansaviertel, 1955–57

Haus Wassili Luckhardt, 1956–57

Haus der Bürgerschaft, 1961–66

Konferenzsaal im FAO-Gebäude der Vereinten Nationen, 1962–64

Pflanzenphysiologisches Institut der FU Berlin, 1962–70

Veterinärmedizinisches Institut der FU Berlin, 1963–67

Anhang

Liste der ungebauten Projekte

Bibliografie

Sachregister

Bildnachweis

Über die Autoren

Musikzimmer mit grünlich abgestuften Säulen des Künstlers Oswald Herzog

Integrierte Möblierung und Beleuchtung, gelbe Wand und grüner Sockel

Geschäftshaus Stadtküche Kraft Berlin-Charlottenburg 1925–27

Umbau (mit Alfons Anker), zerstört

Der Geschäftshausumbau der Tauentzienstraße 3 für die Ostdeutsche Salzhandelsgesellschaft ist der erste derartige Auftrag des Ateliers Luckhardt und Anker: Hauseingangsbereich, Treppenhaus und die gesamte Hausfassade sind umzugestalten. Sämtliche Dekorationen und ein Erker werden entfernt, die Fensteröffnungen uniformiert. Die neue Gestaltung weist auf den Flächen zwischen den Fensterreihen weiße Putzbänder auf, welche die Beschriftungen verschiedener Läden tragen. Die unteren Enden dieser Bänder biegen sich nach außen und verbergen auf diese Weise Soffittenlampen, die nachts die goldenen Buchstaben der Schrift beleuchten. Die restlichen Oberflächen sind dunkelgrau gestrichen und die Metallfensterrahmen schwarz lackiert.1 Somit entsteht eine Gestaltung, deren Wirkung auf den elegant angeordneten Werbebeschriftungen beruht. Deren künstliche Beleuchtung ermöglicht eine effektive Wahrnehmung bei Tag und Nacht: „In dieser Entwicklung bereiten sich die Anfänge einer Lichtarchitektur vor, deren künftige Ergebnisse der heutige Stand der Lichtreklame kaum schon ahnen läßt.“2 Das Haus wurde im Krieg zerstört. MS

1 Bauakten Tauentzienstraße 3, Landesarchiv Berlin, B Rep. 211 Nr. 2070–2071.

2 Walter Curt Behrendt, „Geschäftshaus- und Ladenbau“, in: Zentralblatt der Bauverwaltung , H. 46, 1927, S. 593.

Ansicht Tauentzienstraße

Straßenfassade, Blick nach Südosten

Eingang mit Abschirmung zum Nachbarhaus

Desta-Haus

Berlin-Westend 1931

zerstört

Lediglich als ein Modell im Maßstab 1:1 wurde das Haus im Innenraum der von Mies van der Rohe und Lilly Reich organisierten Abteilung der Deutschen Bauausstellung Berlin gezeigt. Und es war auch nur ein Teil des Entwurfs installiert, ohne den hinteren Bereich mit der Garage.1 So stellen die publizierten Abbildungen, die ein freistehendes Haus am See präsentieren, lediglich Fotomontagen dar. Tatsächlich bot sich in der Messehalle ein Ausblick auf das Haus von Mies.

Der ausgeführte Teil des Desta-Hauses gliedert sich in zwei Zonen, den Wohnbereich im Westen und den privaten Bereich mit den Schlafräumen im Osten.2 Als trennendes Element dient eine querlaufende, mit Kunstharzplatten verkleidete Schrankwand mit einem herunterklappbaren Esstisch. Das Haus war mit einem Linoleumboden belegt und mit Stahlrohrmöbeln von Hans Luckhardt möbliert, die von der Firma Desta – Deutsche Stahlmöbel GmbH – vertrieben wurden. So war das Haus Showroom und Prototyp zugleich. Für die Vermittlung ihrer Architektur waren die Medien Fotomontage und Modell den Luckhardts wichtiger als den meisten Architekten. CK

1 Hans Luckhardt, „Ein Einfamilienhaus“, in: Innendekoration, H. 7, 1931, S. 164–167.

2 Zu der geplanten Ausrichtung des Hauses vgl.: Die Form, H. 7, 1931, S. 269.

Prototyp auf der Bauausstellung in der Messehalle mit Möbeln von Hans Luckhardt Ansicht Grundriss

Haus Fritsche Bötzow 1932–33 (mit Alfons Anker)

Das Haus des Pelzzüchters Kurt Fritsche öffnet sich fast komplett nach Westen zu einem See und schafft dadurch eine fließende Verbindung von Innen- und Außenraum. Das Gelände hatten die Architekten mit Mauern und Treppen terrassiert, so dass die Gartengestaltung ein integraler Bestandteil des architektonischen Gesamtentwurfs ist. Der als Stahlskelettkonstruktion1 errichtete Bau mit einer Verkleidung aus glasierten Kacheln war farbig: „Zu den gelblichweißen Kacheln stellen sich an der Rückfront die hölzernen Fensterumrahmungen in Dunkelbraun mit zinnoberroter Einfassung. Zinnoberrot sind auch die Regenrinne und das Abfallrohr. Die Front nach der Seeseite zeigt im Obergeschoß pompejanisch rote Wandflächen (rechts und links hinter dem Balkon) zu schwarzen Tür- und Fensterrahmen. Die Anschlagleisten für die Scheiben selbst sind hellgelb.“2 Ein jahrzehntelanger Leerstand führte leider zum Verfall des Gebäudes. CK

1 Zur Konstruktion des Böhler-Stahlbaus mit einer Ausfachung von Bimsbetonplatten und einer Isolierschicht aus Zinkfolie siehe: Kurt Junghanns, Das Haus für alle – Zur Geschichte der Vorfertigung in Deutschland, Berlin 1994, S. 225.

2 Heinrich Ritter, „Ein Wohnhaus in der Mark“, in: Innendekoration, H. 2, 1936, S. 42.

2 Annemarie Lancelle, „Büro- und Wohnhochhaus in Berlin am Kottbusser Tor“, in: Innendekoration, H. 5, 1956, S. 179–185. Hochhausbebauung Kottbusser Tor

Als Ergebnis eines Wettbewerbs realisierten die Brüder Luckhardt an diesem Knotenpunkt des Stadtteils Kreuzberg ein Hochhaus, mit dem sie an ihr unrealisiertes Projekt des Hauses Berlin am Potsdamer Platz Ende der 1920er Jahre anknüpfen. Die Konstruktion, ein Betonskelettbau, wird an den Fassaden sichtbar, und im Erdgeschoss lädt eine Passage zum Flanieren ein. Zum Kottbusser Tor hin ist der Komplex in drei Bauten aufgelockert. Ein elfgeschossiger Turm mit flachen Flügeln für Ladengeschäfte bildet das Stirnelement am Schnittpunkt zweier Straßen. Zwei symmetrisch dahinterliegende siebengeschossige Bauten verbergen die benachbarte Giebelwand und sind durch einen zweigeschossigen Ladentrakt verbunden. Die Anordnung gewährleistet die Minimierung der Wohneinheiten mit Nordrichtung sowie die mögliche Teilnutzung der Freifläche als Parkplatz. Alle 102 Wohnungen mit ein bis dreieinhalb Zimmern besitzen künstlich belüftete Bäder und natürlich belüftete Küchen mit Möbeleinbauten sowie Loggien. Die Fassaden sind konsequent in einem Rhythmus von Schattierungen und gefärbten Flächen gestaltet. Die weiß gehaltene Betonkonstruktion fungiert als Rahmen, der sich nach oben verjüngt.1 Die Zwischenfelder sind weiß-grau gehalten und die Brüstungen der Loggien aus ziegelroten Eternitpaneelen und Stahlstäben gefertigt.2 MS

1 Ursprünglich waren die horizontalen Absätze der Konstruktion durch Keramikplatten abgedeckt. Der heutige Fliesenbelag des gesamten Betonskeletts wurde im Rahmen einer Instandsetzung aufgesetzt.

Grundriss Obergeschoss Ansicht vom Kottbusser Tor

Notsiedlung am Neumarkplan

Berlin-Britz 1953–54

(mit Erich Böckler, Karl-Heinz Hübner, Alexander Hunecke, Walter Labes und Eduard Ludwig)

1953 setzte der Berliner Senat sein Programm für den Bau von Kleinraumsiedlungen durch die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft GEHAG fort, und so kam der Typentwurf von 1952 (siehe S. 113) erneut in drei weiteren Siedlungen am Stadtrand Berlins zum Einsatz. Zusammen mit anderen Architekten nahmen die Brüder Luckhardt am Bau der Siedlung in Berlin-Britz teil.1 Die Wohnzeilen in Nord-Süd-Ausrichtung sind auf dem Gelände nicht nach einem gleichmäßigen Raster und unabhängig von der schleifenförmigen Erschließungsstraße angeordnet. Die 15 Zeilen enthalten je zwei oder drei Treppenhäuser in dreigeschossiger Bauweise mit insgesamt knapp 400 Wohneinheiten. Die Bauten erhielten einige Neuerungen wie Holzrahmen für die Wohnungsfenster. Zudem ist auf den Rückoder Kopfseiten der Häuser für jede Wohnung ein Balkon hinzugefügt.2 Unverändert aber bildeten die Treppenhäuser das architektonische Kernstück dieses Haustyps. Die einläufigen Treppen bestehen aus vorfabrizierten Betonbalken mit integrierten Stufen. Diese Balken sind an die Etagen- und Zwischenböden mit einem gewissen Abstand von der Seitenwand aufgehängt. An der Seite wurden in die Betonstufen Metallösen eingesetzt, um in sie vertikale Metallstäbe als Geländer einzufügen. Die filigrane Leichtigkeit dieser Treppenlösung entwickelte Wassili Luckhardt im Wohngebäude der Interbau Berlin 1957 noch weiter. MS

1 Die Bauaktenpläne im Bezirksamt Neukölln weisen den Entwurf als eine kollektive Arbeit mehrerer Architekten aus.

2 Wolfgang Schäche (Hrsg.), 75 Jahre GEHAG 1924–1999, Berlin 1999, S. 134–136.

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