Bauen mit Feingefühl - Zeitgenössische Baukultur in der Schweiz

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VORWORT

121

PETER ZUMTHOR

122

Caplutta Sogn Benedetg

5

MILLER & MARANTA

128

Therme

6

Altes Hospiz St. Gotthard

135

GESPRÄCH MIT PETER ZUMTHOR

16

Villa Garbald

25

BUCHNER BRÜNDLER

143

SAVIOZ FABRIZZI

26

Casa d’Estate

144

Maison Boisset

32

Umbau und Erweiterung der

152

Maison Roduit

161

ANDREAS FUHRIMANN

Anna Roos

Jugendherberge Basel 40

Wohnhaus Bläsiring

GABRIELLE HÄCHLER 46

DAS GESCHÄFT MIT DEM SCHÖNEN

162

Zielturm

R. James Breiding 171

VALERIO OLGIATI

53

HERZOG & DE MEURON

172

Das gelbe Haus

54

Naturbad

178

Atelier Bardill

60

Ricola Kräuterzentrum

71

DIENER & DIENER

72

Forum 3 189

BEARTH & DEPLAZES

81

NICKISCH WALDER

190

Bundesstrafgericht

82

Base Camp Matterhorn

200

Monte-Rosa-Hütte

90

Refugi Lieptgas 209

:MLZD

210

Erweiterung des Historischen Museums

219

STUDIO VACCHINI

220

Sportzentrum Mülimatt

229

EM2N

184

96

SCHWEIZER ARCHITEKTUR

KULTIVIERTE ALLTÄGLICHKEIT Irina Davidovici

Niall McLaughlin 99

GION A. CAMINADA

100

Waldhütte

104

Aussichtsturm

113

JÜRG CONZETT

114

Traversinersteg 2

230

Erweiterung der Serviceanlage Herdern der SBB 238

ARBEITSBEDINGUNGEN FÜR ARCHITEKTEN Jean-Paul Jaccaud




VORWORT

einem «schweizerischen Stil» sprechen, doch zeigt sich weitgehend ein gewisses Understatement,

Francesco Borromini ist allgemein bekannt als italie-

gepaart mit einem starken Gefühl für die Anbindung

nischer Barockarchitekt. Er wurde aber in Bissone

an den Kontext. Die extremen Witterungsbedingungen

in der Nähe von Lugano geboren, einer Gemeinen

wirken sich auf die Detailgestaltung aus: Es ist

Herrschaft der Alten Eidgenossenschaft. Er begann

lebenswichtig, die eisige Kälte draußen und die Wärme

seine Laufbahn, indem er als Steinmetz in die

drinnen zu halten. Außerdem besitzt die Schweiz kaum

Fußstapfen seines Vaters trat. Le Corbusier wiederum

natürliche Ressourcen wie Öl oder Stahl, weshalb die

stammte aus La Chaux-de-Fonds, einer Stadt im

Architekten innovativ sein mussten und müssen und

Kanton Neuenburg; sein Vater schmückte als Email-

auf jene natürlichen Ressourcen zurückgreifen, die im

lierer Ziffernblätter von Uhren mit zarten Bildern.

Überfluss vorhanden sind: Stein und Holz.

Peter Zumthor, einer der höchstgeschätzten Architek-

Wenn Sensibilität bedeutet, ausgeprägte Acht-

ten der Gegenwart, ist Sohn eines Kunsttischlers

samkeit und Einfühlungsvermögen zu besitzen, so

und begann seine Laufbahn als Zimmermann. Diese

belegen die in diesem Buch präsentierten Bauten auf

Beispiele unterstreichen die enge Beziehung

vielfältige Art die wache Sensibilität der Schweizer

vieler Schweizer Architekten zum Handwerk und ihre

Architekten im Umgang mit ihrer Umwelt und

gründliche Kenntnis in der Arbeit mit bestimmten

Geschichte – sei es bei der zurückhaltenden Reno-

Materialien. Dieses tiefe Verständnis für die Anferti-

vierung eines alten Bauernhauses im Tessin, bei einem

gung von Objekten aus altbewährten Materialien

kühnen, neuen Sportzentrum in Windisch, einem

wie Holz, Stein, Glas, Beton schimmert bei den Gebäu-

mehrgeschossigen Apartmentgebäude in Basel oder

den vieler Schweizer Architekten der Vergangenheit

einem Museum im Dorf Flims. Die großen und kleinen

und der Gegenwart deutlich durch.

Gebäude zeigen jeweils, welche Aufmerksamkeit

Das vorliegende Buch untersucht die reiche und

ihre Architekten auf Detail und Material, auf hoch-

tief verwurzelte Tradition der Architektur in der

wertiges Handwerk und präzise Konstruktion legen.

Schweiz, die Sensibilität vieler Schweizer Architekten

Das Kaleidoskop der ausgewählten Gebäude –

und die durchdringende Architekturkultur. Dass

die alle in den letzten Jahrzehnten von Schweizer

ein so kleines Binnenland ein so großes Maß an guter

Architekten entworfen und in der Schweiz realisiert

Architektur hervorbringt, ist ein Beleg für diese

wurden – soll die Leser inspirieren und verdeutlichen,

Tradition. Rein quantitativ mag die Zahl der in der

warum diese Bauten so viel Bewunderung ernten.

Schweiz entstandenen Gebäude gegenüber größeren

Jedes Projekt wird mittels Texten, Fotografien und

Ländern unbedeutend erscheinen, aber die Strahl-

Zeichnungen vorgestellt. Die 25 aus dem ganzen Land

kraft und der Einfluss dieser Architektur ist beträcht-

stammenden Projekte von 15 Architekturbüros

lich. Das Buch spürt der Geschichte dieser Entwicklung

werden durch vier Essays bekannter Intellektueller

nach, indem es einen Blick auf den architektoni-

– drei von ihnen selbst Architekten – sowie durch

schen Reichtum des Landes und den Werdegang seiner

ein Interview mit Peter Zumthor ergänzt. Jeder Text

vielen talentierten Architekten wirft.

konzentriert sich auf einen anderen Aspekt der

Wie gelingt es den Architekten der Schweiz,

Schweizer Architektur: James Breiding widmet sich

zu einer solchen Qualität zu gelangen? Welche Kräfte

der historischen Entwicklung über die Jahrhunderte,

erzeugen im Zusammenspiel den fruchtbaren Boden,

Niall McLaughlin untersucht das Phänomen der

auf dem die Architektur so gut gedeihen kann? Die

Schweizer Architektur aus der Perspektive eines

Schweiz besitzt komplexe sprachliche und kulturelle

«vollständig Außenstehenden», Irina Davidovici wirft

Grenzen und eine vielfältige vernakuläre Architektur,

einen Blick auf die kulturellen Modelle, auf denen

gleichzeitig aber auch eine starke Tradition des

die Produktion zeitgenössischer Architektur

Kosmopolitismus. Das Land verfügt über ein großes

in der Schweiz beruht, und Jean-Paul Jaccaud fragt

Reservoir an kleinen kreativen Architekturbüros,

nach den Arbeitsbedingungen der Büros in der

die eine anspruchsvolle Entwurfskultur am Leben

Schweiz und vergleicht sie mit der Situation in den

halten. Neben dieser Ressource sind ein ausgezeich-

angelsächsischen Ländern. Das Interview im Zentrum

neter architektonischer Ausbildungsstandard, ein

des Buchs vermittelt dem Leser einen faszinierenden

hochentwickeltes Handwerk und die Tradition, offene

Einblick in den sehr persönlichen Entwurfsprozess

Wettbewerbe auszuschreiben, die jungen Talenten

des bedeutenden Architekten Peter Zumthor.

eine Chance geben, Aspekte, die die Architekturpro-

Die Publikation Bauen mit Feingefühl möchte nicht

duktion in der Schweiz beeinflussen. In den meisten

die Werbetrommel für ein Markenzeichen oder ein

Ländern geht die Rolle der Architekten im Bauen

Gütesiegel rühren; vielmehr geht es darum, breit

zurück, während sie in der Schweiz in der Regel

gefächerte Ansätze für eine hochgeschätzte Disziplin

immer noch die Autoren des Bauwerks sind und ihre

zu demonstrieren. Das Buch erkundet die Besonder-

Entwürfe von der gezeichneten Ausgangsskizze bis

heiten und Einmaligkeiten, denen dieses kleine Land

zum vollendeten Gebäude begleiten.

seine großartige architektonische Reputation ver-

Das Bauen in der alpinen Schweizer Landschaft stellt eine beträchtliche Herausforderung dar,

dankt, und erweist einer Architektur Reverenz, die mit Hingabe, Leidenschaft und Integrität geschaffen wird.

zwingt die Architekten aber zugleich, von Anfang an dreidimensional zu denken. Zwar kann man nicht von

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Anna Roos



MILLER & MARANTA

Mein Antrieb, Ăźberhaupt am Morgen einen Bleistift in die Hand zu nehmen, ist die Suche nach Erkenntnis. Das bringt mich weiter. Quintus Miller

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MILLER & MARANTA

Zunächst entkernten sie das Gebäude vollständig,

ALTES HOSPIZ ST. GOTTHARD

sodass nur die Außenmauern mit ihren eleganten,

GOTTHARDPASS

zweiteiligen Fensterbogen und die Granittreppe im

2008–2010

Erdgeschoss blieb. Sodann wurde das Gebäude um ein Geschoss aufgestockt, und schließlich wurden

Seit Jahrtausenden stellt der Gotthardpass eine

Kapelle und Hospiz unter einem riesigen Bleidach

wichtige Verbindung zwischen Nord- und Südeuropa

vereint. Durch die Aufstockung des Gebäudes ließen

dar, und seit vielen Jahrhunderten spielt er eine

sich mehr Zimmer unterbringen, außerdem tritt

bedeutende Rolle für die Wirtschaft und die Kultur

das Gebäude auf der Alp deutlicher als optischer

der Zentralschweiz. Seit dem frühen 13. Jahrhundert

Bezugspunkt hervor. Der schlanke Glockenturm

ist der Pass eine entscheidende Handelsroute,

zerlegt das große, facettierte Volumen in zwei Teile:

die unterschiedliche Kulturen und Sprachgebiete

sakral – profan, Kapelle – Herberge. Der Rauverputz

miteinander verbindet. Händlerkarawanen brachten

in gedämpften Farben und das graue Bleidach

Getreide, Wein, Reis und Salz über den Pass;

nehmen die Farben der umliegenden zerklüfteten

sogar ganze Armeen überquerten ihn. Im 19. und 20.

Felsen auf und betten das Gebäude somit in die Land-

Jahrhundert wurde der Gotthardpass als Symbol für

schaft ein.

die Unabhängigkeit der Schweiz fast mythisch

Logistisch waren die Bauarbeiten am Gebäude

verehrt. Die «Alpentransversale» ist also strategisch,

eine gewaltige Herausforderung, weil sie nur während

kulturell und historisch von hoher Bedeutung.

des kurzen, schneefreien Zeitfensters im Sommer

Auf dem Gipfel des Gotthardpasses finden sich

möglich sind. Diese Einschränkung verlangte inno-

zwischen zwei Seen verstreute Gebäude, darunter

vatives Denken und äußerst sorgfältige Planung.

die heute als Museum genutzte alte Herberge und das

Um den Zeitrahmen für die Baustelle radikal zu ver-

Hotel St. Gotthard. Archäologische Funde deuten

kürzen, wurden die großen Holzverkleidungselemente

darauf hin, dass schon zur Römerzeit eine Kapelle auf

für die Innenräume unten im Tal zusammengesetzt

der Passhöhe existierte, während die Herberge neben

und dann auf den Berg hinaufbefördert, wo sie rasch

der Kapelle auf das Jahr 1623 datiert wurde. Beide

installiert werden konnten. Die vollständig mit

Gebäude erlebten viele Unglücke: Sie wurden 1774

unbehandeltem Fichtenholz ausgekleideten Zimmer

durch eine Lawine und 1905 durch einen Brand

haben eine fast klösterliche Atmosphäre, um den

zerstört. Jeder Wiederaufbau hinterließ historische

Eindruck der majestätischen rauen Landschaft umso

Spuren.

intensiver auf den Besucher wirken zu lassen.

Dank der Unterstützung der Fondazione Pro San

Die Präzision der Zimmermannsarbeit ist wirklich

Gottardo wurde die Wiederbelebung und Neuge-

bewundernswert. Durch sie wird die uralte verna-

staltung der Gebäude möglich. Sechs Architektur-

kuläre Alpinarchitektur auf ausgesprochen moderne

büros waren zur Wettbewerbsteilnahme eingeladen;

Art neu interpretiert, gleichzeitig aber evozieren

den Auftrag erhielt 2005 das in Basel ansässige

die nach Holz duftenden Zimmer immer noch eine

Büro Miller & Maranta. Als Professor für Entwurfs-

Atmosphäre archaischer Schönheit. Das Gebäude ver-

lehre an der Akademie für Architektur der Università

dankt seine Kraft jenem perfekt bemessenen Under-

della Svizzera italiana in Mendrisio (Tessin)

statement, das sich so häufig in der Schweizer

spielt Quintus Miller genau wie seine Partnerin Paola

Architektur findet. Jedes Zimmer wurde nach einem

Maranta eine wichtige Rolle im Schweizer Archi-

prominenten Gast benannt, den das Hospiz einst

tekturdiskurs. Ihre Arbeit wurde 2012 auf der Biennale

beherbergt hat – zum Beispiel Goethe, Honoré

in Venedig ausgestellt.

de Balzac und Petrarca. Heute nächtigen allerdings

Bei der Frage, wie sich auf der Grundlage einer vernakulären Bautypologie ein zeitgenössisches Gebäude errichten ließe, bezogen die Architekten ihre

Touristen aus einer anderen Ära in den Zimmern, nämlich Mountainbiker und Bergsteiger. Architektonisch entfalten die monumentale Süd-

Inspiration aus ländlichen Gebäuden im Kanton Uri,

seite und das monolithische Bleidach des Baus die

wo schon seit dem 15. Jahrhundert Holz inner-

größte optische Wirkung. Miller & Maranta haben das

halb massiver Wände zum Einsatz kam. Sie mussten

Gebäude verjüngt und seinen Status erhöht, wie es

mit großer Sensibilität vorgehen, um ein Gleich-

seiner historischen und strategischen Bedeutung auf

gewicht zu finden zwischen der Verpflichtung gegen-

der Gotthardhöhe gebührt. Stolz steht es da und

über der historischen Bedeutung des Gebäudes und

blickt nach Süden, als gehöre es schon seit eh und je

dem Anspruch, der Gegenwart mit einem herausra-

zu diesem Ort. Die Architektur ist zurückgenommen,

genden zeitgenössischen Bauwerk gerecht zu werden.

aber zugleich kraftvoll.

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Seit Jahren begleitet uns das Sprichwort: «Tradition heißt nicht, die Asche zu bewahren, sondern das Feuer am Brennen zu halten.» Miller & Maranta

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Einen anderen Weg zum internationalen Erfolg schlug der als Möbelschreiner ausgebildete Peter Zumthor ein, der aus Oberwil im Kanton Basel-Landschaft stammt. Nach seiner Ausbildung studierte er am Pratt Institute in New York und kehrte dann in die Schweiz zurück, wo er sich in Haldenstein niederließ und dort sein Architekturbüro eröffnete, das durch Mundpropaganda schnell bekannt wurde. Zumthor nimmt sich für seine Projekte viel Zeit und lässt sie in seinem Kopf und auf Papier reifen, weswegen er schon zahlreiche lukrative Aufträge abgelehnt hat. Beispielhaft für diese «langsame Architektur», wie er selbst sie nennt, ist die Therme im Graubündner Bergdorf Vals (S. 128). Die 1996 errichtete Therme wurde so stark besucht, dass die Verwaltung schließlich eine Kontingentierung einführen musste. Zumthors größtes bislang fertiggestelltes Projekt ist das Kolumba-Museum der Erzdiözese Köln (2007). In den beiden folgenden Jahren erhielt er trotz des bescheidenen Umfangs seines Œuvres zuerst den Praemium Imperiale und den Pritzker-Preis. Herzog & de Meuron und Zumthor zählen heute zu den berühmtesten Architekten der Welt. Ihr Erfolg beruht aber auf vollständig verschiedenen Denk- und Arbeitsweisen. KEIN LUXUS MEHR Dieser Essay zeigt, dass der Einfluss der Schweizer Architektur größer ist, als die Anzahl der Gebäude vermuten ließe. Schweizer Architekten bauen in aller Welt; zumindest ist die Schweiz ein wichtiges Zentrum des Kunsthandels – auf gleicher Höhe mit New York, London und Paris. Der Markt für Kunst und Architektur ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Bis in die 1950er-Jahre waren Kulturerzeugnisse Luxusartikel für die Eliten. Heute reicht die Nachfrage wesentlich weiter. DIE ENTSCHEIDENDE KREATIVE DICHTE Eine ungefähre Vorstellung von der wirtschaftlichen Bedeutung des Kultursektors im weiteren Sinne (darunter sind Werbung, Film, Literatur, Musik, die Presse, Grafik, Architektur und bildende Kunst zu verstehen) vermittelt der Geograf Philipp Klaus in seiner Untersuchung City, Culture and Innovation. Er schätzt, dass in Zürich im Jahr 2001 nicht weniger als 8,4 Prozent der Erwerbstätigen in diesem Bereich tätig waren. Das ist sowohl im landesweiten als auch im internationalen Maßstab eine hohe Zahl. Sie legt nahe, dass es in Zürich – wie auch in einigen wenigen anderen Zentren wie Basel und Genf – eine entscheidende Dichte an kreativen Netzwerken gibt, die sich im Bereich der kulturellen Produktion und des Handels mit Kulturgütern zu globaler Bedeutung aufaddieren. Entwurfsarbeit und Kunsthandel haben ein entscheidendes Merkmal gemeinsam: Sie besitzen eine selbsttragende Dynamik – Qualität zieht Qualität an, und Ideen erzeugen Ideen. Dieser positive Kreislauf funktioniert in der Schweiz bestens, und man kann sich kaum einen Grund vorstellen, warum sich dies nicht in gleicher Weise fortsetzen sollte. Literatur Christoph Allenspach, Architektur in der Schweiz – Bauen im 19. und 20. Jahrhundert, Zürich 1998 Kenneth Frampton, Modern Architecture: A Critical Building History, Stuttgart 1983 Peter Zumthor, Thinking Architecture, Basel 1998 Der Text wurde leicht bearbeitet aus R. James Breidings Buch SWISS MADE – The Untold Story of Switzerland’s Success. London: Profile Books, 2013 übernommen.

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HERZOG & DE MEURON

Die größte Inspiration ist die existierende Welt in all ihrer Hässlichkeit und Normalität. Jacques Herzog

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ERDGESCHOSS

1:500

66


D

C

B D

C

A

B

1. OBERGESCHOSS

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DIENER & DIENER

Die Architektur gewinnt ihre poetische Dimension nicht aus einer autonomen Ă„sthetik, die frei entwickelt ist, sondern aus einer Inszenierung des Orts selbst sowie aus dem Vertrauen in die SchĂśnheit und in die Tiefe des Wirklichen. Roger Diener

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DIENER & DIENER

Die Innenräume von Forum 3 sind verglichen mit

FORUM 3

der künstlerisch gestalteten Außenhülle nicht minder

BASEL

eindrucksvoll: Das vier Meter hohe Eingangsfoyer

2005

besitzt großformatige abstrakte Gemälde und einen mit schwarzem griechischen Marmor ausgekleideten

Seit undenklichen Zeiten wird Architektur benutzt,

Boden und elegantes Holzmobiliar. Die bunten

um Reichtum, Erfolg und Macht zu versinnbildlichen.

Gläser der Fassade beleben die Oberflächen im Innen-

Mit dem ehrgeizigen Konzept, einen hochmoder-

raum mit ihren farbigen Schattenwürfen. Ursprüng-

nen Ort für Forschung- und Entwicklung zu schaffen,

lich ragten in einem Atrium Bäume zwölf Meter

wurden über die letzten Jahrzehnten langsam, aber

in die Höhe, eine Idee des renommierten Landschafts-

sicher Gebäude um Gebäude des «Campus of Know-

architekturbüros von Günther Vogt. Sie bezeichnen

ledge and Innovation» in Basel verwirklicht. Welt-

ihren «Raum für Pflanzen» als ein «komprimiertes

berühmte Architekten wie David Chipperfield, Tadao

Landschaftserlebnis», durch das die Größe, Komplexi-

Ando¯, Sanaa, Álvaro Siza und Rem Koolhaas sind

tät und Ungezähmtheit der Natur in das Gebäude

im Wechsel damit beschäftigt, Vittorio Lampugnanis

eindringe.

Masterplan wie ein riesiges, dreidimensionales

Roger Diener hat ein meisterhaftes Gebäude

Puzzle zusammenzusetzen. Inspiriert von der Anlage

geschaffen, das die Sinne anspricht und eine lang an-

der antiken griechischen Städte, definiert ein

haltende Faszinationskraft besitzt. Zwar handelt

dichtes Gefüge aus fünfgeschossigen Gebäuden Fuß-

es sich schlicht um ein Bürogebäude, aber die Vereini-

gängerstraßen, die sich zu baumbestandenen Piazzas

gung von Architektur und bildender Kunst gibt dem

öffnen. Eines der ersten Architekturbüros, das

Entwurf einen fast sakralen Charakter.

mit dem Entwurf eines Gebäudes beauftragt wurde, war das Basler Büro Diener & Diener. Ihr Forum 3 präsentiert sich als schimmerndes Bauwerk aus farbigem Glas, das sich je nach Licht- und Witterungsbedingungen anders darstellt. Bei bewölktem Himmel erscheint der Bau opak, bei Sonne schimmert und funkelt er. Es überrascht nicht, dass man ihn wegen der sich überlagernden, lichtdurchlässigen Schichten aus subtilen Farbtönen mit einem Aquarell von Paul Klee verglichen hat. Die Fassaden sind aus 1200 an vertikalen Stahlstäben befestigten Glastafeln in 21 Farbschattierungen zusammengesetzt, die eine 4 300 Quadratmeter große Fläche bedecken und wie eine gigantische Kunstinstallation wirken. Viele Schweizer Architekten besitzen ganz offensichtlich eine tiefe Bewunderung für die bildende Kunst und arbeiten gern mit Künstlern zusammen, um deren einzigartige künstlerische Note in den Bauprozess einzubringen. Herzog & de Meuron haben eine besondere Vorliebe für solche Kollaborationen und arbeiteten beispielsweise beim Nationalstadion in Peking eng mit Ai Weiwei zusammen. Roger Diener lud für dieses Gebäude den Schweizer Künstler Helmut Federle und den österreichischen Architekten Gerold Wiederin ein, die hochgradig komplexe Glasfassade zu entwerfen. Bei ihrem Entwurf handelt es sich um einen ephemeren Schleier aus Glas, der die architektonische Form entmaterialisiert. Die elegante Auskragung zur Piazza, die sich über die gesamten 85 Meter des Gebäudes erstreckt, verstärkt noch zusätzlich den Eindruck, dass das Gebäude schwerelos über dem Platz schwebt.

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Hier konnte man den Entwurf bis in die Konstruktion hinein entwickeln – wenn es eine Identität der Schweizer Architektur gibt, dann ist es dort zu finden. Roger Diener

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NICKISCH WALDER

FĂźr uns bedeutet Entwerfen, eine Vision in etwas Einheitliches umzusetzen, das auf alle Elemente der Architektur reagiert, eine reine Architektur, die fĂźr die jeweiligen spezifischen Bedingungen geschaffen wird. Nickisch Walder

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NICKISCH WALDER

Die feingliedrigen Konstruktionen wirkten winzig

BASE CAMP MATTERHORN

angesichts der sie überragenden massiven Fels-

2014

wand. Dadurch ergab sich ein geeigneter Kontrast zwischen dem ephemeren Charakter des Base

Bis ins späte 19. Jahrhundert galten die Alpen

Camps, das nur eine Saison bestehen sollte, und dem

als Hindernis für den Transport und waren gefürchtet

gewaltigen Berg, der Jahrtausende überdauert.

bei allen, die sie überqueren mussten. Am 15. Juli

Auch wenn das Projekt nur eine temporäre Lösung

2015 jährte sich die Erstbesteigung des Matterhorns

zur Unterbringung von Bergsteigern war, wurde

durch den britischen Bergsteiger Edward Whymper

bei dem Entwurf große Sorgfalt darauf verwandt, dem

zum 150. Mal. Dieses Ereignis gilt heute als Geburts-

majestätischen Charakter des Ortes gerecht zu

stunde des Alpintourismus, der für die Schweizer

werden. Die Architekten gingen respektvoll vor und

Wirtschaft nach wie vor lebenswichtig ist. Um den

stellten sicher, dass nach der Demontage des Camps

Jahrestag angemessen zu begehen, wurde die Hörnli-

keine Spuren zurückblieben.

hütte renoviert – eine Raststation auf dem Weg zum Matterhorngipfel. Um während der Renovierung trotzdem Bergsteiger bewirten zu können, wurde mit Förderung von Swatch ein zeitweiliges «Pop-upHotel» an den Hängen des Matterhorns errichtet. Es ist unmöglich, den Weg vom Tal zum Gipfel an einem Tag zu bewältigen; die Bergsteiger müssen auf halber Strecke übernachten, um sich zu akklimatisieren, und beginnen von diesem Quartier aus dann bei Tagesanbruch den Aufstieg zum Gipfel. Auf der alpinen Hochebene unter dem malerischen Gipfel des Matterhorns und oberhalb des Skiorts Zermatt wurden verstreut 25 zeltartige Konstruktionen errichtet. Die dreieckigen Hütten der Architektin Selina Walder sind von der Pyramidenform des Matterhorns inspiriert, das den Standort überragt. Um den vergänglichen Charakter des Projekts widerzuspiegeln, saßen die spitzgiebeligen Konstruktionen nur leicht verankert auf dem Hang – wie gefaltete Origamiobjekte. Die aus Aluminium und Holz gefertigten Hütten für je zwei Personen standen leicht erhöht auf schlanken, verstellbaren Stützen, die sicherstellten, dass der Holzfußboden der Hütte horizontal und leicht vom kalten Felsuntergrund abgehoben war, um den übernachtenden Bergsteigern mehr Komfort zu bieten. Die Konstruktion ist klar und exakt. Die dreieckigen Türen öffnen sich wie Zeltklappen; die Türgriffe und Schlüssellöcher sind schräg angebracht. Speisebereiche und Küchen waren in größeren Hütten untergebracht, in denen die Bergwanderer zu Abend essen und frühstücken konnten. Da Wasser auf dem Gelände eine knappe Ressource ist, gab es keine Duschgelegenheiten, wohl aber eine Toilette.

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Der Reussdelta-Turm ist exemplarisch für

GION A. CAMINADA AUSSICHTSTURM

Caminadas Sensibilität im Umgang mit Material und

REUSSDELTA, VIERWALDSTÄTTERSEE

Struktur. Wie Peter Zumthor stammt Caminada

2012

aus Graubünden, und wie Zumthor ist auch er gelernter Schreiner und Zimmerer. Die Gestaltungsweise

Das Reussdelta liegt im Herzen der Schweiz zwischen

seiner Gebäude spiegelt seine genaue Kenntnis

den hohen, schneebedeckten Alpen und einem

der Materialien und ihrer Zusammenstellung wider.

flachen, grünen Tal, das sich zum Vierwaldstättersee

Mit seiner reduzierten Materialpalette aus vor

öffnet. Dort verschmelzen Fluss, Ufer und See

Ort verfügbarem Holz und Weidengeflecht setzt der

allmählich in kleinen Fjorden und idyllischen Bade-

Turm ganz auf lokale Fertigkeiten und Handwerks-

inseln miteinander. Noch vor ein paar Jahrzehnten

kunst. 48 Stämme von Edeltannen – jede einzelne

stand es nicht gut um die Zukunft des Flussdeltas,

von den ortsansässigen Förstern ausgewählt, gefällt

weil das Ufer nach und nach im See verschwand.

und von Hand entrindet – bilden einen sich ver-

Mit dem Reussdelta-Gesetz wurde die Stätte 1985

jüngenden Turm, der von einem leichten Dach mit

unter Schutz gestellt und entwickelte sich in der

ausgekehlten Kanten bekrönt wird. Eine Wendel-

Folge zu einem wahren Paradies für im Flachwasser

treppe windet sich um die zentrale Stütze und zweigt

lebende Tier- und Pflanzenarten sowie zu einer

von einer Plattform zu vier vorspringenden Aus-

Freizeitattraktion. Der kleine Archipel wurde mit 3,3

sichtsbalkonen in die vier Himmelsrichtungen ab.

Millionen Tonnen Felsabraum des Gotthard-Basis-

Je höher man hinaufsteigt, desto dichter wird

tunnels angelegt. Die großen, flachen Felsbrocken, die

das Flechtwerk, bis man schließlich fast ganz von

beim Tunnelbau anfielen, sind ideal zum Sonnen-

fein verflochtenen Zweigen eingeschlossen ist.

baden und Entspannen. Das einzige Bauwerk im Delta

In konstruktiver Hinsicht sind die Plattform und

ist der elf Meter hohe Aussichtsturm, von dem

die Treppe mittels Stahlstäben vom Dach abgehängt.

aus man die vielfältige Vogelwelt beobachten und die

Die Decke besteht aus gefältelten Rohrgeflecht-

Naturschönheit der zum See hin abfallenden Berge

Paneelen, die wie Fächer vom zentralen Holzträger

genießen kann.

auskragen. Darunter liegt ein Gewirr aus Zweigen, das das Muster auflockert und eine unstrukturierte, filigrane Schicht bildet. Die geflochtenen Balkongeländer erinnern stark an Körbe von Heißluftballons. Steht man auf einem der Balkone, so fühlt man sich beim Betrachten der Vögel selbst wie ein Vogel in seinem Nest. Trotz der rigiden Symmetrie mutet die Konstruktion zart und sinnlich an. Während der kahlen Winterzeit, wenn das Schilfgras ockerfarben ist, verbindet sich die goldfarbene Tönung des Holzturms so mit dem Gelände, dass er aus der weiten umliegenden Landschaft hervorzugehen scheint. Caminada hat hier eine klar rationale, aber zugleich poetische Konstruktion geschaffen, bei der sich alle einzelnen Elemente gegenseitig bedingen und keines ohne die Hilfe des anderen funktionieren kann. So ergibt sich ein harmonisches, einheitliches Ganzes.

Generell bindet ein kluger Entwurf Rationalität und Emotionalität, also Verstand und Gefühl, ein. Gion A. Caminada

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PETER ZUMTHOR

In einer Gesellschaft, die das Unwesentliche feiert, kann Architektur eine Widerständigkeit entfalten, der Verschwendung von Formen und Bedeutungen entgegenwirken und ihre eigene Sprache sprechen. Peter Zumthor

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PETER ZUMTHOR

Wasser treten, während sie summen und auf

THERME

den Klang der sich überlagernden Stimmen lauschen.

VALS

In den kleinen, umschlossenen, intimen Becken

1990 –1996

erweckt Zumthor den Eindruck, man befinde sich in einer geheimen Strandhöhle fern der Alltags-

Rituale des Badens und Sich-Reinigens sind seit Jahr-

routine, während sich ganz im Gegensatz dazu die in

tausenden Teil der menschlichen Kultur. In Istan-

Tageslicht getauchten Hauptbecken zur Landschaft

bul und Budapest, in Rom und Bath sind solche Ritu-

öffnen. Die verwendeten Materialien – klares

ale seit der Antike ein wesentlicher Bestandteil

Wasser, polierter Stein, Messing, Chrom, Leder und

der gesellschaftlichen Kultur. Peter Zumthor lässt in

Samt – sind mit bemerkenswerter Raffinesse so

seiner Therme in Vals die «hohe Architektur» der

kombiniert, dass ihre jeweiligen wesentlichen sinn-

antiken Thermen und die prachtvollen Gebäude,

fälligen Eigenschaften klar hervortreten. Das An-

in denen sie untergebracht waren und die ihre histo-

fassen, der Geruch und der Klang dieser Materialien

rische Bedeutung bezeugen, wieder aufleben.

macht das Baden zugleich zu einer äußerst sinn-

Zumthor nutzte Gneis und Wasser – natürliche Res-

lichen wie ästhetischen Erfahrung.

sourcen, die in dem Gebirgstal zur Verfügung stehen

Die theatralische Wirkung von dampfendem

–, um Schicht für Schicht aus solidem Stein eine

Wasser zwischen den Steinen wird durch die inten-

ausdrucksstarke Raumfolge zu bilden. Das Gebäude

sive Modellierung von Licht und Schatten noch

schneidet als in Stein eingebetteter Fels tief in

verstärkt. Es gibt Räume, die in dunstige Schatten

den Berg ein, aufgebaut aus schmalen horizontalen

getaucht sind, und düstere Ecken, die einen Kon-

Schichten aus Valser Quarz. Das tief im Berghang

trast zu den lichtdurchfluteten, sonnigen Bereichen

verwurzelte Gebäude erwächst buchstäblich aus

bilden, wo man sich zurücklehnen und das gewaltige

seiner eigenen Geologie.

eingerahmte Alpenpanorama genießen kann.

Die Becken mit klarem Bergwasser, das aus der Tiefe der Erde stammt, sind von massiven Stein-

Natürliches Licht sickert von oben durch längliche Spalten am Rand der Dachplatten ein und wan-

mauern eingefasst. Nichts enthüllt sich unmittelbar;

dert über dunkle Steinmauern, während blaues Licht

erst beim Durchwandern der unzähligen versteck-

von oben aufs blaue Wasser fällt. Ein Aufenthalt

ten Räume erschließt sich das Gebäude. «Der Mäan-

in Vals macht einem sehr bewusst, dass das Schaffen

der», wie Zumthor ihn nennt, «ist ein als Negativ

von Architektur bedeutet, die Dimensionen und

entworfener Raum zwischen den Blöcken; ein Raum,

Grenzen von Räumen zu definieren. Durch sein hart-

der alles verbindet, indem er durch das gesamte

näckiges Ausnutzen der den gewählten Materialien

Gebäude fließt.» Er vergleicht die Erkundung der kom-

inhärenten Eigenschaften, die Modellierung des

plexen Anlage aus Räumen und Becken mit der

Raums und die Lichtführung ist es Zumthor gelungen,

Wanderung durch einen dichten Wald: «Wie Gehen im

den simplen Akt des Badens zu einer fast mystischen

Wald ohne Pfad. Ein Gefühl von Freiheit, die Lust

Erfahrung zu erhöhen.

des Entdeckens.» Zumthors Architektur feiert die sinnliche Erfahrung des Badens. Der belebende Schock beim Eintauchen in eiskaltes Wasser (14 °C) nach einem Bad in fast unerträglich heißem Wasser (42 °C) bringt den Körper zum Glühen, und sich im Schneefall unter freiem Himmel in 36 °C warmem Wasser treiben zu lassen, ist ein berauschendes Erlebnis. Um in das Klangbad zu kommen, muss man durch einen schmalen Korridor schwimmen. Dann gelangt man in das vertikale wassergefüllte Bassin mit einer Deckenhöhe von sechs Metern. Die von unten erleuchtete Grotte ist eine Resonanzkammer, in der die Badegäste

Berg, Stein, Wasser – Bauen in den Stein, Bauen mit dem Stein, in den Berg hinein, Bauen aus dem Stein heraus, im Berg sein – wie lassen sich die Implikationen und die sinnliche Assoziation dieser Wörter architektonisch interpretieren? Peter Zumthor

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Anna Roos (AR): Diese Publikation befasst sich mit der Sensibilität von Schweizer

Architekten und der Architekturkultur der Schweiz. Meines Erachtens ist die Schweiz ein Land, in dem die Tradition der Architektur bewahrt und wertgeschätzt wird – vielleicht, so könnte man meinen, mehr als anderswo. Es geht hier nicht darum, Reklame für eine Marke zu machen, nicht um das weiße Kreuz auf rotem Grund, sondern um einen offenen Ansatz gegenüber einer Disziplin. Ich möchte herausfinden, was hier genau geschieht. In diesem Gespräch möchte ich gern erfahren, wie Sie die einzigartige Stellung, die die Schweiz international in der Welt der Architektur einnimmt, wahrnehmen, und welche Rolle Sie in diesem Zusammenhang spielen. Wie hat sich diese reiche architektonische Tradition historisch entwickelt? In manchen Ländern haben Architekten keinen guten Ruf, und Laien lieben es, sie zu kritisieren. Ich habe den Eindruck, dass ihre Rolle in der Schweiz weniger kritisch gesehen wird. Glauben Sie auch, dass Architekten in der Schweiz im Allgemeinen größere Wertschätzung erfahren als anderswo? Peter Zumthor (PZ): Der Berufsstand des Architekten ist in Italien dem Titel nach hoch geachtet;

dort ist jeder Architekt ein dottore. In der Schweiz ist das anders. Vor langer Zeit hatten die Architekten hier auch einen guten Ruf. Ich erinnere mich, dass mein Vater respektvoll über Architekten sprach, als ich noch ein Kind war. Er unterschied aber zwischen reinen Bauzeichnern und «Architekturarchitekten» – also denen, die richtig Architektur studiert hatten. Er hatte größeren Respekt vor studierten Architekten und sagte daher oft: «Das ist kein Architekt», denn in der Schweiz kann sich jeder als Architekt bezeichnen. In den 1960er- und 1970er-Jahren gab es dann einen Bauboom in der Schweiz, und die Architektur und die Architekten der Schweiz verloren ihren guten Ruf. Bauen wurde gewissermaßen mit Zerstören gleichgesetzt. Es gab zu dieser Zeit eine vieldiskutierte Schrift des Architekten Rolf Keller mit dem Titel Bauen als Umweltzerstörung. In den späten 1970er- und den frühen 1980er-Jahren mussten wir dann bewusst daran arbeiten, die Reputation des Architektenberufs wiederherzustellen. Ich war hier in Graubünden daran beteiligt. Mit Organisationen wie dem Schweizerischen Werkbund oder dem Schweizer Heimatschutz strebten wir nach «Verantwortlichkeit». Wir bewiesen, dass wir verantwortlich mit unserer Umwelt und respektvoll mit unserer Vergangenheit umgehen konnten. Und so machten wir uns daran, die Reputation der Architekten wieder zu verbessern. AR: PZ: Ja, aber

Und das war offensichtlich erfolgreich?

es brauchte 15 bis 20 Jahre. Ich initiierte einen Preis für gutes Bauen und weitere

Initiativen. Das alles brauchte einige Zeit. Doch meines Erachtens genießen Architekten heute ein recht hohes Ansehen. AR: PZ:

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Glauben Sie, ein höheres als anderswo?

Das kann ich schlecht beurteilen.


AR:

Bei vielen Gebäuden in der Schweiz stellt man einen kühnen Materialein-

satz fest, insbesondere, was Beton, Stein und Holz betrifft; das ist historisch bedingt und dem Fehlen natürlicher Ressourcen wie Eisen geschuldet. Diese Tradition setzt sich bis heute fort. Welche Rolle spielten Ihrer Meinung nach diese Materialpalette und die Sensibilität für Materialien im architektonischen Schaffen der Schweiz? PZ:

Ich kann diese Frage nur für mich beantworten, nicht verallgemeinernd. Ich interessiere

mich nicht besonders für das Thema Architektur oder die Idee einer Schweizer Architektur. Ich gehe von einem Ort aus und schaue mich dort um. Ich sehe Berge oder eine Wüste. Ich denke über die Atmosphäre meines noch nicht existierenden Gebäudes nach und stelle mir vor, wie Menschen es nutzen, es erfahren werden. Was kann ich machen? Worin besteht die spezifische Energie der Materialien, die ich nutzen sollte, damit den Menschen das Gebäude gefällt? Wie Sie sehen, bin ich also äußerst interessiert daran, mit den Materialien, die ich auswähle, die richtige Stimmung zu erzeugen. Das einzig Schweizerische, was ich in diesem Vorgang sehe, bin ich selbst, weil ich nun mal Schweizer bin. AR:

Mir scheint, dass die Beziehung vieler Schweizer Architekten zu ihrer Land-

schaft und ihre Sensibilität gegenüber den vielfältigen historischen Architekturtraditionen ihr Werk auch heute noch prägten. Fast überall in der Schweiz ist die Landschaft präsent: ein Fluss, ein Wald, ein Berg oder ein See. Es ist bekannt, dass sich die Schweizer Architekten stark von den Zwängen und Herausforderungen der Landschaft leiten lassen. Wie vollzieht sich dieser Austausch in Ihrer Arbeit? PZ:

Das ist eine Grundbedingung meiner Arbeit. Ich will Dinge schaffen, die für den jeweiligen

Ort und für ihren Gebrauch gut geeignet sind. Ich studiere den Ort gern genau, gleichgültig, ob er in der Ebene oder im Gebirge, in der Schweiz oder anderswo liegt. AR:

Wie studieren Sie den Ort? Fotografieren Sie, machen Sie Zeichnungen

oder besuchen Sie ihn mehrfach zu verschiedenen Tages- oder Jahreszeiten? Wie erfassen Sie Ihren Baugrund? PZ:

Das unterscheidet sich; ich muss ein Gefühl für den Ort entwickeln. AR:

Kehren Sie mehrfach zu dem Ort zurück, bevor sie mit dem Entwurf begin-

nen und den Stift aufs Papier setzen? PZ:

Manchmal stellt sich das Gefühl unmittelbar ein, dann brauche ich nicht zurückzukehren. AR:

PZ: Ja. In

So, als würde man einen Menschen kennenlernen?

der Regel finde ich es nicht sehr schwierig, ein Gefühl zu entwickeln, gleichgültig,

ob in Los Angeles, Norwegen oder sonstwo. Ich muss hinschauen und auf das reagieren, was da ist. Manchmal muss ich mehr wissen. AR: PZ: Ja, denn

Notieren Sie das hauptsächlich in Ihrem Kopf?

es geht nicht so sehr um eine wissenschaftliche Analyse. Die kann interessant

sein, aber im Grunde geht es um eine Reaktion auf das Vorhandene. Man öffnet sein Herz und seine Augen, und dann kann man sehen. AR:

Ich habe ein Interview mit Ihnen gelesen, in dem Sie erklärten, die Land-

schaft und der Garten wüchsen immer mehr in Ihre Entwürfe hinein. Ist die natürliche Umgebung im Lauf Ihrer Karriere wichtiger geworden, oder war sie das schon immer? PZ:

Sie war mir schon immer wichtig, wird mir aber bewusst immer wichtiger. Man sieht

das in allen meinen Arbeiten – bei Großprojekten, kleineren Projekten, Landschaftsgestaltungen. Ja, in allen meinen Projekten gibt es einen Garten oder eine Landschaft als integralen Bestandteil der Architektur.

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AR:

Der Ausdruck «der harte Kern der Schönheit»¹, den Sie in einem Ihrer

Bücher verwenden, ist sinnträchtig: die konzentrierte Substanz eines Gebäudes, das von Schönheit erfüllt ist. Ich kann mir vorstellen, dass Sie nicht direkt darauf aus sind, etwas Schönes zu schaffen, sondern dass es sich so ergibt, wenn die Tausenden Entscheidungen, die Sie treffen, sich zu einem Ganzen vereinen. «Hat Schönheit eine Form?» – Ich weiß, das ist ein gewaltiges Thema, aber könnten Sie dazu etwas sagen? PZ:

Schönheit ist etwas sehr Persönliches; Schönheit zu erleben, passiert nicht sehr oft.

Es hat mit einer chemischen, emotionalen Reaktion des Körpers zu tun, wenn man etwas urplötzlich als schön empfindet. Es heißt, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, was für mich zutrifft. Aber nicht jedes Objekt erweckt dieses Gefühl von Schönheit; es muss also auch etwas auf der Gegenseite vorhanden sein. Wenn man sich beispielsweise in eine Frau verliebt, muss auch auf der anderen Seite etwas vorhanden sein, was das auslöst. Ich gehe einfach so vor: Ich schaffe diese Objekte und hoffe, dass sie für die Nutzer und für andere schön sein mögen. Ich bin mir sicher, dass, wenn man dieses Ideal erreichen will, auch Wahrhaftigkeit im Spiel sein muss. Ich glaube, wenn man auf künstliche Schönheit verzichtet, ergibt sich eine wesentlichere Schönheit. Ich verstehe, dass ich wohl das Talent habe, schöne Räume zu erschaffen, Formen und eine Ausgewogenheit, wo alles zusammenzuwirken beginnt. Ich sehe, dass manche Menschen das für schwierig halten, denn sie schauen sich etwas an und fragen: «Wie machen Sie das?» Ich glaube, ich habe da eine besondere Sensibilität und Begabung. Natürlich bin ich nicht der Einzige; viele Menschen haben das. Man muss einfach verstehen, dass das Schaffen von Schönheit eine Fähigkeit ist, die Menschen besitzen. Und natürlich gibt es Menschen mit noch mehr Begabung für Schönheit, als ich sie besitze; großartige Menschen wie Mozart und Bach hatten beispielsweise unglaubliches Talent. Es macht die Großartigkeit des Menschen aus, dass immer wieder unglaubliche, kaum erklärbare Begabungen auftreten. Mit ihnen stelle ich mich gewiss nicht auf eine Ebene. Ich respektiere, dass einige Dinge nicht von mir, nicht aus meiner Arbeit stammen, sondern aus der Natur. ¹ Aus einem Gedicht des amerikanischen Dichers William Carlos Williams.

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SAVIOZ FABRIZZI

Wir suchen in unserer Architektur die Balance zwischen R채umlichkeit und Materialit채t um die immanenten Qualit채ten eines Ortes und des gebauten Erbes zu enth체llen. Savioz Fabrizzi

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KULTIVIERTE ALLTÄGLICHKEIT

Kulturelle Vorbilder in der Schweizer Architektur der Gegenwart Irina Davidovici

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Seit den 1990er-Jahren hat die Schweizer Architektur stetig neue Anhänger gewonnen. Zwei Pritzker-Preisträger innerhalb eines Jahrzehnts – Herzog & de Meuron 2001 und Peter Zumthor 2009 – sowie eine große Zahl prestigeträchtiger Bauten von Schweizer Architekturbüros im Ausland beweisen, dass die Architektur zu den erfolgreichsten Exportartikeln der Schweiz zählt. Den globalen Diskurs bestimmen dabei eine Handvoll vertrauter Namen, deren Projekte innerhalb und außerhalb der Schweiz immer stark beachtet und in den Fachzeitschriften und der Presse ausführlich diskutiert werden. Ein Architekturtourismus hat sich etabliert, der nicht nur in die wichtigsten Städte, sondern auch in abgelegene Orte in Graubünden oder im Tessin kommt, wo berühmte Architekten öffentliche Bauten und Privathäuser entworfen haben und immer noch entwerfen. Die Besucher von architektonischen Wahrzeichen werden jedoch feststellen, dass solche besonderen Projekte nicht um die Aufmerksamkeit von Außenstehenden buhlen. Vielmehr treten sie in der Regel in einen bedeutungsvollen Dialog mit der gut gebauten, sorgsam gepflegten Umgebung, in der sie angesiedelt sind. Anders als in großen Teilen Europas, wo von Menschen gestaltete Landschaften vorherrschen, bekommen Besucher, die auf den großen Routen durch die Schweiz reisen, eine hohe Dosis von pittoresken, offensichtlich natürlichen Landschaften ab. Entlang der Autobahnen und Bahnlinien erblickt man immer wieder Seen und Berge. Die Landwirtschaft ist kleinmaßstäblich, stark kontrolliert und komplettiert das Bild von idyllischen Dörfern und traditionell wirkenden Bauernhäusern. Die Vorstadtzersiedelung ist nur kurz durch die Autoscheibe zu sehen; auch Reklametafeln erblickt man eher selten. In solchen Gegenden werden jene, die mit den großen Namen der Schweizer Architektur vertraut sind, häufig Gebäude erblicken, die dem Werk dieser Architekten Tribut zu zollen scheinen. Schlanke Betonkonstruktionen und abstrakt mit Holzlamellen verkleidete Hallen fallen beim Vorbeifahren ins Auge und wirken gestaltet statt einfach für eine Zweckbestimmung errichtet. Derartige Bauten sind zwiespältig: Auf der einen Seite fordern sie durch einen ästhetischen Ehrgeiz, der über ihre Funktion als Wohnhaus oder Fabrik hinausgeht, Aufmerksamkeit, andererseits übernehmen sie eine vormals radikale architektonische Aussage, ordnen sie durch die Wiederholung wieder in die Sphäre des Normalen ein und verweisen sie damit zurück in den Bereich des Funktionalen. Dieses Wechselspiel zwischen anonymer und von Architekten-Autoren geschaffener Architektur ist nicht überraschend in einem Land, dessen raffinierte Verkehrsinfrastruktur mit ihren Viadukten, Brücken und Staudämmen allein schon ein Stück Baukunst darstellt. Solche Ingenieurbauten erzeugen – obwohl sie der Nützlichkeit geschuldet sind – zweifellos eine emotionale Wirkung. Sie lenken darüber hinaus die Aufmerksamkeit auf einen kulturell verankerten Wesenszug der Schweizer Produktion, nämlich deren Qualität. Die Nachfrage nach Präzision bei der Schaffung von Infrastrukturen sorgt in der Schweizer Bauindustrie für ein hohes Leistungsniveau, auf das die Architekten vertrauen können. Aus diesem Grunde sind Betonbauten – egal, ob es sich um Stellwerke, Wohnhäuser oder Museen handelt – hier häufiger und weniger umstritten als in anderen Ländern. Ihre glatten Oberflächen sind zugleich eine Metapher. Bei traditionellen Materialien wie Holz oder Stein zeigt sich ein ähnliches Niveau technischen Könnens, das in diesem Fall nicht in präziser Industriefertigung, sondern in einer Handwerkskultur gründet, die die ländlichen Regionen der Schweiz immer noch prägt. Sie stellen auch eine Quelle für zeitgenössische Bauten dar – und zwar nicht nur als historische Reminiszenz. Der Holzbau ist besonders gut etabliert, und Holz gilt als das angemessenste Baumaterial besonders in Gegenden, wo es günstig und reichlich vorhanden ist und das Wissen um die Holzbearbeitung von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Die jeweils vorherrschenden Materialien unterscheiden sich bei städtischen und ländlichen Gebieten, und das Gleiche gilt für die daraus hervorgehenden architektonischen Strategien. Auch die malerische Landschaft dient der zeitgenössischen Architektur, gleichgültig, ob die Kulisse ein traditionelles Dorf oder eine Bergkette ist. Drei Strategien herrschen hier vor, von denen die erste – die Schaffung abstrakter Artefakte wie zum Beispiel Valerio Olgiatis Nationalparkhaus in Zernez – für unser Thema von Vorbildern und Kopien wenig Relevanz besitzt. Derartige Gebäude wollen sich schlicht von ihrem Hintergrund abheben und sperren sich deswegen gegen Replikation und Normalisierung. In Gebieten von natürlicher Schönheit, in denen oft konservative Kräfte vorherrschen, wirkt die Präsenz solcher Gebäude wie eine Überraschung.

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Ein- und Ausgang an den Querfassaden sind vom

EM2N ERWEITERUNG DER SERVICEANLAGE

Boden bis zur Decke verglast und zurückgesetzt,

HERDERN DER SBB

sodass der Eindruck von Kontinuität entsteht – ganz

ZÜRICH

so, als handele es sich lediglich um den Abschnitt

2013

eines Gebäudes, das sich unendlich fortsetzen könnte. Innerhalb enger Budgetgrenzen ist es EM2N

Das weite Bahnnetz der Schweiz ist weithin für seine

gelungen, ein auffälliges Gebäude zu schaffen,

Effizienz und Pünktlichkeit bekannt. Da das Land

welches das Gelände an den Schienensträngen auf-

so klein ist, ist es möglich, in einer Stadt zu leben und

wertet. Aus einer Industrieeinöde wurde so ein

zum Arbeiten in eine andere zu pendeln. Viele

künstlerisch ausdrucksvoller Ort.

Menschen verzichten auf ein eigenes Auto, weil der öffentliche Personenverkehr gut ausgebaut ist und noch die entlegensten Täler und Bergdörfer mit Zug, Bus oder Seilbahn erreichbar sind. Die Zuverlässigkeit des Bahnnetzes führt dazu, dass immer mehr Menschen mit dem Zug fahren; es müssen weitere Abteile angekoppelt werden, um die gestiegene Anzahl der Passagiere zu bewältigen. Die neue, 400 Meter lange Serviceeinrichtung der Bahn in Zürich ist für solche überlangen Züge ausgelegt. Da das Gelände feststand und die Konstruktion bereits von Ingenieuren vorgegeben worden war, war die Entwurfsaufgabe für die Architekten recht eingeschränkt und umfasste lediglich die Schaffung einer Hülle zur Verkleidung der Südfassade. Mit fünf Meter langen Elementen, die sich in überlappenden Wellen verbreitern und verengen, geben die Architekten der Fassade einen dreidimensionalen Ausdruck. Sie mag wie eine große aufblasbare Konstruktion wirken, besteht aber tatsächlich aus mit Glasfaser verstärktem Beton. Durch das Weglassen einzelner Betonelemente entstehen lange, horizontale Spalten, die Licht in die Werkstättenbereiche im Inneren gelangen lassen und Einblicke gewähren. Das Krümmungsprofil der Betonelemente nimmt im unteren Teil der Fassaden ab, um Löschfahrzeugen das Vorbeifahren zu ermöglichen. Die leicht gewellten Linien stellen eine passende Gliederung für eine Betriebseinrichtung der Bahn dar und spiegeln die lineare Dynamik der auf den Schienen schnell vorbeifahrenden Züge wider. Als Schutzmaßnahme gegen Graffiti wurden die Oberflächen mit einer wasserabweisenden Schicht überzogen.

Dank der zentralen Lage in der Nähe des sich schnell entwickelnden Stadtteils Zürich West und durch die visuelle Wirkung seiner schieren Länge erlangt das neue Gebäude städtebauliche Bedeutung. Es betont die Stadtkante am Rande der großartigen Leere des Gleisfelds und begrüßt die mit dem Zug einfahrenden Besucher Zürichs, indem es ihnen den Beginn des Stadtzentrums signalisiert. EM2N

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