Entwurfsatlas schulen und kindergärten

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E N T W U R F S AT L A S

Schulen und Kindergärten Mark Dudek Dritte und überarbeitete Auflage

Diese Frage ist der Schlüssel zu guter Architektur für Bildungsstätten. Diese Architektur muss einerseits zeitgenössischen Bedürfnissen gerecht werden, aber sie muss auch zukunftstauglich sein, da die neuen Schulen und Kindergärten vielen Generationen von Kindern dienen werden. Gerade vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs ist die Bedeutung von Bildung heute unumstritten. Veränderte pädagogische Konzepte, moderne Kommunikationstechnologien sowie die Rolle von Schule oder Kindergarten für das Umfeld haben jeweils spezifische Auswirkungen auf Entwurf, Planung und Bau von Bildungseinrichtungen. Dieses Buch erklärt systematisch und ausführlich die technischen Anforderungen und die wichtigsten Entwicklungen in diesem Bereich.­ Im Projektteil werden 78 wegweisende Beispiele aus Europa, Amerika, Asien und Australien dargestellt. Für diese Neuausgabe wurde die Publikation aktualisiert sowie durch sieben wichtige neue Projekte ergänzt.

ENTWURFSATLAS SCHULEN UND KINDERGÄRTEN

Wie verhalten sich pädagogische Visionen und Räume für Kinder zueinander?


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Grundlagen der Planung von Schulen und Kindergärten

9 Vorwort

Bauen für Bildung 10 Historische Vorläufer 16 Bildungssysteme 18 Schulen im Stadtteil 19 Schultypologien

Anforderungen der Schulplanung 22 Raumformen Pamela Loeffelman 28 Akustik Dorothea Baumann und Christina Niederstätter 34 Lichtplanung Mohamed Boubekri 40 Nachhaltigkeit Heather Marsden 42 Außenanlagen Susan Herrington 46 Planung von Kindergärten aus pädagogischer Sicht Norbert Huppertz 50 Schulen und Kindergärten im Umbau Susanne Hofmann

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Projektauswahl K inderg ä rten (0 - 6 Jahre)

G rundschulen (4 -12 Jahre)

56 Kita Sinneswandel Berlin, Deutschland Baukind

74 Kindergarten Xiayu Qingpu District, Shanghai, China Atelier DeShaus

112 Kingston International School Hongkong, China Kwong & Associates

140 Schulerweiterung Taxham Taxham, Salzburg, Österreich Maria Flöckner und Hermann Schnöll

60 Kinderzentrum Cherry Lane Hillingdon, London, Großbritannien Mark Dudek Associates

76 National Day Nurseries Association Grantham, Großbritannien Mark Dudek mit Michael Stiff und Andy Trevillion

114 Montessori-Grundschule De Eilanden De Eilanden, Amsterdam, Niederlande Herman Hertzberger

142 Grundschule Kingsmead Northwich, Cheshire, Großbritannien White Design Associates

62 Kindergarten San Antonio de Prado Medellin, Kolumbien Ctrl G Estudio de Arquitectura und Plan B (Federico Mesa)

78 Kindergarten Jerusalemer Straße Berlin, Deutschland Staab Architekten

116 Druk White Lotus School Ladakh, Indien Arup Associates

64 Kinderkrippe und Vorschule San Felice San Felice, Reggio Emilia, Italien ZPZ Partners

80 Kinder- und Familienzentrum Sheerness Isle of Sheppey, Kent, Großbritannien Architype

120 Little Village Academy Chicago, Illinois, USA Ross Barney Architects

68 Kinderzentrum Lavender Mitcham, Surrey, Großbritannien John McAslan + Partners 70 Kindergarten Sondika Sondika, Bilbao, Spanien Eduardo Arroyo, No.mad arquitectos 72 Hoyle Early Years Centre Bury, Großbritannien DSDHA

82 École Maternelle ZAC Moskowa Paris, Frankreich Frédéric Borel Architectes 84 Internationaler Kindergarten Shenyang Xiaohajin Shenyang, China Shenyang Huaxin Designers 86 Bubbletecture-Kindergarten Maihara Maihara, Japan Shuhei Endo Architect Institute

122 Multikonfessionelle Schule Ranelagh Dublin, Irland O’Donnell + Tuomey Architects 124 Mary-Poppins-Grundschule Berlin, Deutschland Carola Schäfers Architekten 126 North Kildare Educate Together School Celbridge, County Kildare, Irland Grafton Architects 128 Grundschule Burr Fairfield, Connecticut, USA SOM „Education Lab”

F ö rderschulen (6 -18 Jahre)

130 Hachoresh School Zichron Yaacov, Israel Shimon und Gideon Powsner

90 BSBO De Bloesem School St. Truiden, Belgien VBM Architecten

100 Förderschule Karviaistie Helsinki, Finnland Kirsti Sivén & Asko Takala

92 Förderschule Swiss Cottage London, Großbritannien Penoyre & Prasad

102 Osborne School Winchester, Großbritannien Hampshire County Council Architects

94 Pistorius-Schule für Geistigund Körperbehinderte Herbrechtingen, Deutschland Behnisch, Behnisch & Partner

104 Feather River Academy Yuba City, Kalifornien, USA Architecture for Education – A4E

98 Heilpädagogische Schule Sursee Sursee, Schweiz Scheitlin-Syfrig+Partner

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108 Sonderpädagogisches Förderzentrum Eichstätt, Deutschland Diezinger & Kramer Architekten

132 Grundschule und Schülerladen Westcliff Westcliff on Sea, Großbritannien Cottrell and Vermeulen Architecture 134 Joint Denominational School Sheffield, Großbritannien DSDHA 136 Heinz-Galinski-Schule Berlin, Deutschland Zvi Hecker 138 Grundschule Mossbrook Norton, Sheffield, Großbritannien Sarah Wigglesworth Architects

144 Plusenergie-Grundschule Hohen Neuendorf, Deutschland IBUS Architekten und Ingenieure 148 Jubilee School Brixton, London, Großbritannien Allford Hall Monaghan Morris 152 Jockey Club Primary School Hongkong, China Aedas + Design Consultants 154 Zürich International School Wadenswil, Schweiz Galli & Rudolf 156 South Bronx Charter School for The Arts Hunts Point, New York, USA Weisz + Yoes Studio 158 Recycled Brick School Tongjiang, Jianxi, China Joshua Bolchover und John Lin, Rural Urban Framework


S ekundarschulen (10 -18 Jahre)

Fach - und B erufsschulen (6 -18 Jahre)

164 Collège Nicolas Robert Vernouillet, Eure-et-Loir, Frankreich Berthelier Fichet Tribouillet

196 Albert-Einstein-Oberschule Berlin, Deutschland Stefan Scholz Architekten

226 Gesamtschule Flims Flims, Schweiz Werknetz Architektur

240 Marie-Curie-Gymnasium Dallgow-Döberitz, Berlin, Deutschland Grüntuch Ernst Architekten

168 Ale Gymnasium Nödinge, Schweden Wingårdh Arkitektkontor

198 St. Benno-Gymnasium Dresden, Deutschland Behnisch, Behnisch & Partner

228 Bildungszentrum „Tor zur Welt“ Hamburg, Deutschland BOF Architekten

242 Diamond Ranch High School Pomona, Kalifornien, USA Morphosis, Thomas Blurock

170 Lycée Camille Corot Morestel, Frankreich Hérault Arnod Architectes

200 Erweiterung der Schule Lachenzelg Zürich, Schweiz ADP, Beat Jordi, Caspar Angst

234 Wirtschaftsakademie Bexley Bexley, London, Großbritannien Foster and Partners

244 Ivanhoe Grammar School Mernda, Victoria, Australien Bates Smart

172 Gunma Kokusai Academy Ohta City, Gunma, Japan Kojima, Uno, Akamatsu

202 Perspectives Charter School Chicago, Illinois, USA Perkins + Will

236 Montessori College Oost Amsterdam, Niederlande Herman Hertzberger

246 De Titan School Hoorn, Niederlande Herman Hertzberger

174 Montessori-Schule Ingolstadt Ingolstadt, Deutschland Behnisch & Partner

204 Bishops Park College Clacton, Essex, Großbritannien Architects Co-Partnership (ACP)

238 Gesamtschule Aurinkolahti Vuosaari, Helsinki, Finnland Jeskanen-Repo-Teränne Arkkitehdit und Leena Yli-Lonttinen

248 Packer Collegiate Institute Brooklyn, New York, USA H3 Hardy Collaboration Architecture

176 Schulzentrum Kuoppanummi Nummela, Finnland Perko Architects Meskanen & Pursiainen

206 Gymnasium Markt Indersdorf Markt Indersdorf, Deutschland Allmann Sattler Wappner Architekten

178 Instituto Rafael Arozarena La Orotava, Teneriffa, Spanien AMP arquitectos

208 Instituto Villanueva del Rio y Minas Sevilla, Spanien J. Terrados Cepeda + F. Suarez Corchete

182 Kvernhuset Junior High School Fredrikstad, Norwegen PIR II Arkitektkontor, Duncan Lewis

210 Collège des Tuillières Gland, Schweiz Graeme Mann & Patricia Capua Mann

184 Public School Jardim Ataliba Leonel São Paolo, Brasilien Angelo Bucci, Alvaro Puntoni

214 Colegio Secundaria Industrial Santiago de Cali, Kolumbien Luis Fernando Zùñiga Gàez

186 Exemplar School Lambeth, London, Großbritannien Alsop Architects

216 Oskar-Maria-Graf-Gymnasium Neufahrn, Deutschland Hein Goldstein Architekten

188 Lycée François Magendie Bordeaux, Frankreich Brojet Lajus Pueyo

218 Instituto La Serra Mollerusa, Lleida, Spanien Carme Pinós Desplat

190 Greenwich Academy Greenwich, Connecticut, USA SOM „Education Lab“

220 Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen, Deutschland Plus+ Bauplanung

192 St. Andrew’s College Aurora, Ontario, Kanada Kuwabara Payne McKenna Blumberg

224 Jo Richardson Community School Dagenham, London, Großbritannien Architecture PLB

ANHANG

252 Autoren 253 Bibliografie 254 Ortsregister 255 Personenregister 255 Bildnachweis

194 Nærum Amtsgymnasium Nærum, Kopenhagen, Dänemark Arkitekter Dall & Lindhardtsen

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D . B aumann & C . N iederst ätter

Akustik Raumakustik wird bei Schulgebäuden und Schulräumen oft erst spät in die Planung einbezogen. Die folgenden Gedanken sollen dazu beitragen, den Sinn einer möglichst frühen Planung verständlich zu machen und zu zeigen, weshalb sich sorgfältige akustische Planung aus ästhetischen und finanziellen Gründen lohnt. Ein Grund für die Annahme, Raumakustik sei eine sekundäre gestalterische Aufgabe, liegt in der herkömmlichen Vorstellung, diese sei in erster Linie von den Absorptionseigenschaften der Materialien des Innenausbaus abhängig. Die Faktoren, welche die Raumakustik bestimmen, sind jedoch komplexer und werden bereits durch die Wahl der Baukonstruktion und der Raumform im Wesentlichen vorgegeben. Außerdem gilt die wahrnehmungspsychologische Grundbedingung, dass die Beurteilung der akustischen Qualität von den persönlichen Erfahrungen des Hörers abhängt. Und schließlich wird das Urteil und auch der Höreindruck selbst vom Wahrnehmungsziel jedes Einzelnen beeinflusst. Wie neuere neurologische Untersuchungen bestätigen, ist unsere Wahrnehmung ein aktiver Vorgang. Dies geht bis zur Regelung der Empfindlichkeit des Ohres für Lautstärke und Frequenz, welche über Nervenbahnen, die Rückmeldungen vom Gehirn ins Ohr senden, geschärft oder gedämpft werden kann. Dies erklärt, weshalb sich die Beurteilungen von akustischen und raumakustischen Eindrücken bisweilen stark unterscheiden. Die Definition von akustischer Qualität und störendem Lärm ist subjektiv. Dennoch lassen sich Qualitätsfaktoren definieren, denen Wertbereiche zugewiesen werden können, die für bestimmte Hörergruppen und Nutzungsarten gelten. Sinneswahrnehmung und Raumakustik Schallempfindungen lösen Emotionen aus und beschäftigen viele Zonen im Gehirn. Sie sind stark gekoppelt mit dem vegetativen Nervensystem und verursachen unter anderem Veränderungen von Blutdruck und Atemfrequenz. Akustische Eindrücke können andere Nervensignale überdecken (etwa Tinnitus, aber auch Unruhe oder sogar Schmerz), können beruhigen, aber auch Angst verursachen (z.B. durch plötzlichen Lärm). Es ist bekannt, dass zu stark gedämpfte Räume Atemnot, Unbehaglichkeit und Müdigkeit auslösen können, weil die wahrnehmbaren Raumdimensionen ausgelöscht sind. Die Tatsache, dass gute Akustik befreiend und belebend wirkt und die Konzentration und Kommunikation fördert, wird weniger kommentiert. Offenbar ist es so, dass wir Akustik, die nicht stört, selten bewusst wahrnehmen. Schallwahrnehmung ist ein durch die Erwartung gelenktes Abtasten der Umwelt nach sinnvollen Strukturen. Akustische Signale dienen der sozialen Verständigung. In diesem Sinne ist akustische Gestaltung auch Teil der gesamtheitlichen Planung. Zeitliche Auflösung der Sinne Das Ohr vermittelt von allen Sinnesorganen die feinste zeitliche Orientierung. Seitlich nach vorn nehmen wir beidohrig Richtungsunterschiede von nur 1 cm oder 3 cm wahr, was der unglaublich geringen Zeitdifferenz von 0,03 ms (Millisekunden) entspricht. Zur Tonhöhenwahrnehmung mittlerer Frequenz brauchen wir bei weichem Klangeinsatz nur 3 ms. Die gleiche zeitliche Auflösung erreicht der Tastsinn der Fingerspitze für Vibrationen. Für die Wahrnehmung von Tonhöhen bei hartem Klangeinsatz und von Klangfarben braucht das Ohr bis 28 ms, für die Wahrnehmung von tiefen Tönen bis zu 50 ms (1/20 Sekunde). Mindestens 50 ms erfordert bekanntlich auch die visuelle Wahrnehmung von Einzelbildern, die in einer Folge von mehr als 20 Bildern pro Sekunde zu einem kontinuierlichen Film verschmelzen. Weit länger, nämlich 160 ms benötigen wir, um einen Gegenstand zu ertasten, und die bewusste Feststellung eines Geruchs oder Geschmacks dauert Sekunden, wenn nicht Minuten. Eine wichtige Folgerung daraus ist, dass die langsameren Sinneswahrnehmungen vom zeitlichen Vorsprung der auditiven Wahrnehmung profitieren. Dies ist ein Grund für die starke Koppelung von Auge und Ohr, aber auch für die Bedeutung der Raumakustik bei der architektonischen Gestaltung. Sinneserfahrungen im Vorschul- und Schulalter Aus diesen physiologischen Angaben wird ersichtlich, wie wichtig die Möglichkeit zu akustischen Erfahrungen in der frühen Kindheit, im Vorschulalter und in der Schulzeit ist. Untersuchungen zeigen, dass kleine Kinder in der selbstständigen Erforschung ihres akustischen Umfelds sehr aktiv und empfindlich sind, während bei Teenagern Schalleindrücken gegenüber bereits eine emotionale Haltung vorherrscht. Jedes Individuum kann jedoch durch einzelne Ereignisse zur analytischen Hörweise angeregt werden. Die Aufmerksamkeit richtet sich dann nicht nur darauf, was erklingt, sondern auch wie es klingt. Diese Hörweise wird

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im erwachsenen Alter in der Regel nur noch für Momente aufrecht erhalten, um anschließend mit dem im Gedächtnis gespeicherten Normbild der Erfahrung verglichen und abgestimmt zu werden. Ähnlich wie wir sagen, Schnee sei weiß, obwohl er im Abendlicht bläulich schimmert, speichern wir zum Klang bestimmter Situationen und Schallquellen stereotype Bilder, etwa die Vorstellung, eine Turnhalle klänge hallig, ein Schlafzimmer gedämpft, eine verkehrsreiche Straße lärmig. Diese der rascheren Orientierung dienenden „vorgefassten Meinungen“ werden im Kindesalter wesentlich geprägt und von da an nur bei anhaltend anderen Erfahrungen korrigiert. Besonders bedrohliche und besonders glückliche Momente hinterlassen bekanntlich tiefe Spuren, die unsere Erfahrungswelt auch akustisch prägen. Aus der Zahl der Stunden, die ein Kind in der Schule verbringt, lässt sich also direkt auf die Wichtigkeit der dort gewonnenen Sinneserfahrungen schließen. Wie diese ausfallen liegt auch in der Hand der Planer und Gestalter. Lärm und Stille Lärm ist eine einschneidende Störung, welche wichtige akustische Signale überdeckt. Isolation gegen Lärm von außen wird deshalb als große Entlastung wahrgenommen. Zudem erreicht unser Ohr erst bei andauernder Ruhe seine höchste Empfindlichkeit. Die Bautechnik hat durch Abdichtung von Fenstern und Türen gegen eindringenden Luftschall, aber auch durch Entkoppelung von mechanischen Verbindungen mit elastischen Elementen (Trittschalldämmung, schwimmende Böden, Unterbrechung von starren Wand- und Leitungsverbindungen) enorme Fortschritte gemacht. Baunormen schaffen hier klare Richtlinien (in Deutschland u.a. die Deutsche Norm DIN 18041 – Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen, 2004 - 05, in der Schweiz die Richtlinien für die Akustik von Schulzimmern und anderen Räumen für Sprache). Qualität der Raumakustik Weit schwieriger sind die Qualitätskriterien der raumakustischen Gestaltung von Innenräumen zu beschreiben. Normen sind hier problematischer. Oft führt bei der Korrektur des Nachhalls schon ein geringes Überschreiten der berechneten Absorptionsmaßnahmen zu übertriebener Dämpfung, welche bei Anwendung üblicher Materialien leicht unangenehme Schallverfärbungen im hohen Frequenzbereich zur Folge hat. Raumakustik darf niemals tot sein, sondern stets eine charakteristische Räumlichkeit wahren.

im Uhrzeigersinn Musikschule in Auer, Südtirol, Christina Niederstätter, 2005, Unterrichtsraum für Flöte Musikschule in Auer, Südtirol, Unterrichtsraum für Klavier und Kammermusik Saal „Gustav Mahler“, Kulturzentrum und Musikschule Toblach, Südtirol Wachter & Partner, 1999/2006 Turnhalle der Oberschule Gasteiner, Bozen, Südtirol, O. Zoeggeler, 2001

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Akustik

geschlossenen Luftraum, die vor einem schallharten, schweren Bauteil angeordnet werden) sowie mit absorbierendem Material ausgekleidete Hohlräume, die sehr genau auf den zu dämpfenden Frequenzbereich eingestellt werden können. Für Schulräume besonders geeignet sind faserfreie Absorber aus mikroperforiertem Kunststoff, Metallblech oder Holzfurnier (Lochdurchmesser 0,5 - 0,7mm), welche je nach Aufbau in einem breiten Frequenzbereich wirksam sind. Eine regelmäßige Verteilung der schallabsorbierenden Flächen im Wechsel mit reflektierenden Flächen ist akustisch günstig. Akustische Normen und Richtlinien im Schulhausbau Gemäß Norm soll die Nachhallzeit als Zielgröße raumakustischer Planung mindestens im Frequenzbereich von 60 -4000 Hz auf optimale Werte für Sprachverständlichkeit und Musikwiedergabe gebracht werden. (Der in DIN 18041 für Sprache angegebene engere Frequenzbereich von 500-1000 Hz erfasst das für die Tragfähigkeit der Stimme wichtige Frequenzband zwischen 2000-3000 Hz und die verdeckende Wirkung tieffrequenten Nachhalls nicht.) Die optimale mittlere Nachhallzeit T für Sprache liegt bei 0,7 Sekunden, bei Musikunterricht jedoch je nach Raumvolumen und Musikinstrument bei 0,4 bis 1,2 Sekunden. In einem mit Publikum besetzten kleineren Saal sollte die mittlere Nachhallzeit für Musik nicht unter 0,9 Sekunden liegen. Bei gröMittelschule in Schlanders, Südtirol, T. Simma, 2002

ßerem Raumvolumen soll sie entspechend länger sein. Erfahrungen beim Bau akustisch empfindlicher Räume zeigen, dass eine Linearisierung des Nachhalls, d.h. möglichst gleiche Nachhallwerte für die Frequenzen von 50 bis 5000 Hz, längere Nachhallzeiten erlaubt, da nicht verfärbender Nachhall weniger verdeckt. Dies kommt der häufig geforderten Mehrzwecknutzung für Sprache und Musik entgegen. Flexible Nutzung kann auch durch mobile Absorber unterstützt werden (reflektierende oder absorbierende Stellwände, bewegliche Reflektoren mit verschiedenen Oberflächen, Polsterbestuhlung, Vorhänge mit richtigem Wandabstand, etc.). Besonders wichtig ist die Berücksichtigung von gehörbehinderten oder -geschädigten Kindern, die gezielte raumakustische Maßnahmen erfordern. In einem Klassenraum sollte gemäß Norm die Sprache doppelt so laut sein wie die Summe aller störender Geräusche, um ohne Anstrengung verständlich zu sein (der Pegelunterschied zum Störschall soll also etwa 10 dB betragen). Bei Gehörbehinderungen ist jedoch ein Pegelunterschied von 15 bis 20 dB anzustreben. Einer erschwerten Schall- und Sprachwahrnehmung kann durch die Position der Gehörbehinderten im Raum (Nähe und gute Sichtverbindung zum Vortragenden) abgeholfen werden. Auch diesbezüglich ist die Hinzuziehung von Fachleuten unbedingt erforderlich. In der DIN Norm 18041 werden die Belange von Personen mit eingeschränktem Hörvermögen besonders berücksichtigt.

Mehrzwecksaal in Vella, Graubünden, V. Bearth & A. Deplazes, 1997

Geometrische Raumakustik Die Raumform bestimmt die geometrische Ausbreitung des Schalls. Konkave Oberflächen führen zu Schallkonzentrationen, konvexe Oberflächen streuen den Schall. Spitze Winkel, Nischen wie auch gekoppelte, durch Öffnungen zusammenhängende Räume führen zu so genannten Schallakkumulationen, welche störend verzögerte Schallrückwürfe verursachen. Asymmetrische Raumformen führen vor allem im Bereich der Reflexionen, welche die Hörer über zwei und drei Flächen erreichen, zu ungleicher Schallverteilung. Wegen der größeren Ohrempfindlichkeit für Seitenschall ist eine genügende Raumhöhe zur Versorgung mit seitlich schräg von oben einfallenden Reflexionen wichtig. In Quaderräumen ergibt sich die gleichmäßigste Schallverteilung. Bei parallelen Begrenzungsflächen sind allerdings stehende Wellen und Flatterechos möglich, die durch Oberflächenstrukturierung oder mindestens durch frequenzspezifische Absorption entschärft werden müssen. Auch ohne rechte Winkel können über mehrere Flächen stehende Wellen entstehen. In kleineren Räumen genügen absorbierende Maßnahmen oft an jeweils einer der interagierenden Flächen. Verdeckung und Summierung Das akustische Geschehen besteht aus einer ständigen zeitlichen Überlagerung von Direktschall und Nach-

Seminarraum Universität Zürich, Musikwissenschaftliches Institut, Beate Schnitter, 1997

hall. Es bewegt sich also im Bereich zwischen Verdeckung durch zu laute, zu späte oder verfärbte Reflexionen und Summierung nützlicher Reflexionen. Je nach Wahrnehmungsziel werden die Reflexionen von 15 ms bis 150 ms zu einem ganzheitlichen Eindruck zusammengefasst. Daraus leiten sich Qualitätsfaktoren ab, wie das Maß für Silbenverständlichkeit, Deutlichkeit, Durchsichtigkeit, Raumeindruck, Seitenschallgrad, Klangfarbe des Anfangsnachhalls, Lautstärke u.a.. Sind die Reflexionen zahlreich, zeitlich gut gestaffelt und aus allen Richtungen eintreffend, wird der Klang transparenter und der Hörer erträgt wegen der guten räumlichen Verteilung höhere Schallpegel und längere Nachhallzeiten.

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Musikschule in Auer Südtirol, Christina Niederstätter, 2005

Mensa der Volksschule Manzoni Bozen, Südtirol, Christina Niederstätter, 2004

Mehrzwecksaal und Schulräume in Vella Graubünden, V. Bearth & A. Deplazes, 1997

Unterrichtsraum für Flöte: Länge 5,5 m, Breite 3,5 m, mittlere Höhe 3,4 m, Volumen ca. 65 m3. Unterrichtsraum für Klavier: Länge 6,5 m, Breite 6,0 m, Höhe 3,0 m, Volumen ca. 115 m3. Lineare Nachhallzeiten von 0,5 bis 0,9 Sekunden, je nach unterrichtetem Musikinstrument.

Mittlere Länge 20,5 m, Breite 11 m, Höhe 2,60 m, Gesamtvolumen ca. 590 m3. Lineare Nachhallzeit 0,8 Sek (vor Eingriff nichtlinear von 2,0 bis 2,5 Sek bei einem Lärmpegel von 86 dB(A)).

Länge Halle 27 m, Länge Bühne 7 m, Breite 15 m, Höhe maximal 12.40 m, Höhe Seitenwände 7 m, Gesamtvolumen ca. 4.350 m3. Nachhallzeit im Saal (Bühne offen) bei 200 Personen von 125 bis 4000 Hz praktisch linear 1,8 Sek, darunter und darüber absinkend auf 1,2 Sek; Nachhallzeit der leeren Turnhalle bei geschlossenem Bühnentor zwischen 315 Hz und 5000 Hz 3 Sek, darunter und darüber abnehmend auf 1,5 Sek (Nachhallzeit im Rohbau 3,5 bis 1,4 Sek).

Absorbierende Resonatoren an den Wänden und in manchen Räumen an der Decke, mit gelochten Metallblechen verkleidet und kaschiert. Die Decken sind mit gelochten Gipskartonplatten verkleidet. In den Raumecken wurden Tube-traps als hervorragende Tieffrequenzabsorber eingesetzt. In manchen Räumen sind biegeweiche Vorsatzschalen aus Gipskarton als Tieffrequenzabsorber eingebaut. Die Feinabstimmung für hohe Frequenzen erfolgte bei Bedarf durch Anbringung von farbigen hochabsorbierenden Schaumstoffkörpern, besonders in spitzen Raumwinkeln. Die Bodenaufbauten wurden durchwegs mit schwimmenden Estrichen erstellt, die Türen akustisch überprüft und wo nötig durch Türpaneele mit genügend Gewicht, Doppelfalz, Gummidichtungen, schalldichten Türrahmen und Senkdichtungen schalldicht gemacht. Die Trennwände erreichen Schalldämmwerte von Rw = 57 dB. Zur Verminderung von Resonanzerscheinungen in den Fenstern wurden Melaminharzschaumelemente zwischen die Scheiben eingebaut. Die Holzverkleidung in den Räumen wurde teilweise als schwingende Paneele für Tieftonabsorption ausgebildet. Durch die präzisen Maßnahmen und das schrittweise Optimieren verfügen die verschiedenen Räume über eine genau ihrem Zweck angepasste Akustik. Ziel war das Erreichen von möglichst guter akustischer Transparenz und angemessenem Klangvolumen sowie einer Schallisolierung der Räume, die ungestörtes Unterrichten erlaubt.

Saal „Gustav Mahler“ Kulturzentrum und Musikschule Toblach, Südtirol Wachter & Partner, 1999/2006 Länge 32 m, Breite 16 m, Höhe 10 m, Volumen ca. 5.200 m3. Lineare Nachhallzeit 1,8 Sek bei 430 Personen. Quaderraum mit sorgfältig strukturierter Wand- und Deckenverkleidung aus Holz. Akustikinstallationen: Nach Messung im Rohbau 1000 absorbierende Hohlraumresonatoren hinter der Wand- und Deckenverkleidung. Die Bestuhlung mit leichtem Polster ermöglicht die Nutzung des Saales bei geringem Publikum und Tonaufnahmen im leeren Saal. Hervorragende Akustik für Orchesterkonzerte, Kammermusik und Tonaufnahmen.

Turnhalle der Oberschule Gasteiner Bozen, Südtirol, O. Zoeggeler, 2001 Länge 46 m, Breite 34,6 m (Decke), 28 m (Boden), mittlere Breite 31 m, Höhe 8 m, Volumen ca. 11.400 m3. Mittlere Nachhallzeit 2,3 Sek (Nachhallzeiten vor Eingriff nichtlinear von 4 bis 6,5 Sek). Als Gesamtturnhalle Veranstaltungsort von Handballturnieren. Akustische Sanierung: Einbau von ca. 340 m2 absorbierenden Hohlräumen (ca. 162 m2 an der Decke, ca. 108 m2 an den Seitenwänden, ca. 70 m2 an Vorder- u. Rückwand). Die erreichten Werte entsprechen der Norm. Die absorbierenden Resonatoren an den Wänden wurden in diesem architektonisch ausgeprägt „städtischen“ Innenraum bewusst als „Fenster“ gestaltet.

Absorbierende Resonatoren an der Decke, zusätzliche Hochtonabsorption durch Abdeckpaneele aus Mineralwolle, mit Glasfasergewebe verkleidet; außerdem absorbierende Wandpaneele als Pinnwände und schallabsorbierende Raumteiler. Die Schallabsorber sind bewusst als spielerische oder technische Elemente eingesetzt. Die Akustik – und somit das Wohlbefinden der Kinder – wurde auch durch organisatorische und gestalterische Maßnahmen optimiert: Die Gliederung des niedrigen und langen Raums erfolgte in Bereiche für kleine Schülergruppen, Rationalisierung der Wegführung, Einführung von Mahlzeiten in drei Schichten, um eine Überfüllung der Raumes zu vermeiden, Verkürzung der Wartezeiten beim Essen, akustische Gestaltung durch das angenehme Geräusch des fließenden Wassers.

Aula Magna der Oberschule Gasteiner Bozen, Südtirol, V. Andriolo, 2001 Länge 22,5 m, Breite 19,2 m, maximale Höhe 9 m, mittlere Höhe 6,5 m, Volumen ca. 2.600 m3. Lineare Nachhallzeit 1,1 Sek im besetzten Raum (Nachhallzeiten vor Eingriff nichtlinear von 3 bis 6 Sek). Akustische Sanierung: Einbau von ca. 90 m2 absorbierenden Hohlräumen (ca. 54 m2 an der Decke, eher hinten und seitlich und ca. 32 m2 gleichmäßig verteilt an beiden Seiten der Bühne). Die Aula Magna war wegen akustischer Immissionen der darüber liegenden Turnhalle jahrelang unbenutzt. Die ganze Akustikdecke (Reflektoren an der Decke mit Resonatoren) und die gesamte Holzverkleidung der Seitenwände mit den absorbierenden Resonatoren wurden zur Entkoppelung elastisch aufgehängt. Die Schallübertragungen aus der Turnhalle konnten unterbunden werden. Heute ist die gleichzeitige Nutzung von Aula und Turnhalle problemlos möglich. Es wurden leicht gepolsterte Stühle installiert zur Verbesserung der Akustik im nicht voll besetzten Raum. Die Linearisierung des Nachhalls gewährleistet gute Sprechakustik und die Aula kann aufgrund der klaren, angenehmen Akustik auch für Theaterund für Musikveranstaltungen genutzt werden.

Mittelschule in Schlanders Südtirol, T. Simma, 2002

Der Raum wird ohne Veränderungen als Turnhalle, Versammlungsraum, Theater- und Konzertsaal verwendet. Dank früher Planung und Messung im Rohbau konnte durch Optimierung der Decke (leicht konvex gewölbte Giebelflächen) und durch den Einbau von absorbierenden Hohlräumen hinter den Holzwänden und im Bühnentor eine ästhetisch überzeugende Lösung mit guter Linearisierung des Nachhalls erreicht werden.

Seminarraum der Universität Zürich Musikwissenschaftliches Institut Beate Schnitter, 1997 Länge 9,85 bis 11,50 m, Breite 7,40 bis 7,90 m, Höhe der Seitenwände 4,80 m, Gesamtvolumen ca. 290 m3 (Raum leicht asymmetrisch ohne rechte Winkel). Lineare Nachhallzeit im besetzten Raum 0,9 Sek. Unterrichtsraum mit maximal 50 Plätzen, in welchem auch musiziert wird. Wegen wasserdichten Umfassungswänden dieses knapp über dem Grundwasserspiegel liegenden Raumes war keinerlei Wandmontage möglich. In der konvex nach unten gewölbten Decke ist die Belüftung und Beleuchtung untergebracht. Die Akustikkorrektur musste allein durch im Raum stehende, kubische Hohlkörper erfolgen, die am Boden befestigt wurden. Zur Linearisierung des Nachhalls absorbieren sie u. a. die störenden stehenden Wellen, die sich bei 250 Hz und 125 Hz diagonal über die Wände bilden, obwohl die Flächen nicht parallel sind. Die Absorption entsteht bei diesem neu entwickelten Resonatorentyp nicht durch die bremsende Wirkung einer Öffnung mit Hals (Helmholtzprinzip), sondern durch die Auskleidung des Hohlraums mit absorbierender Steinwolle (Kirchhoffprinzip). Die Positionierung erfolgte an den Stellen der störenden Schallwellenmaxima. Durch die Korrektur ist nunmehr bei genügendem Wandabstand Sprachverständlichkeit wie angenehmes Musizieren sowohl im leeren als auch im voll besetzten Raum möglich.

Literatur a-Datenbank: PTB Braunschweig. www.ptb.de/de/ org/1/17/173/datenbank.htm. Acoustic Design of Schools – Building Bulletin 93, Department for Education and Skills, 2006, www.teachernet.gov.ok/schoolbuildings. Dorothea Baumann, „Können wir unseren Ohren trauen?“, in: Schweizer Musikzeitung 1,1998, S. 1-9. Jens Blauert (Hrsg.): Communication Acoustics Berlin/Heidelberg: Springer, 2005. Classroom Acoustics, A resource for creating learning environments with desirable listening conditions, Acoustical Society of America ASA 2000. http://asa.aip.org, abgerufen am 15. Sept. 2006. DIN 18041: Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen, 2004 - 05. Wolfgang Fasold and Eva Veres, Schallschutz und Raumakustik in der Praxis Berlin: Verlag für Bauwesen, 2003. Schweizerische Gesellschaft für Akustik SGA Richtlinie für die Akustik von Schulzimmern und anderen Räumen für Sprache (21.06.2004). Stephen Handel, Listening. An Introduction to the Perception of Auditory Events, Cambridge, MA: MIT Press, 1989. Ludowika Huber, Joachim Kahlert, Maria Klatte (Hrsg.), Die akustisch gestaltete Schule. Auf der Suche nach dem guten Ton. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2002. Christina Niederstätter, Studie über den Zusammenhang zwischen akustischer Qualität und Wohlbefinden der Kinder in den Grundschulmensen der Stadt Bozen / Studio sulla relazione tra qualità acustica e benessere dei bambini nelle mense delle scuole elementari del Comune di Bolzano, Typoskript, Unterinn 2002. Rudolf Schricker, Kreative Raum-Akustik für Architekten und Designer, Stuttgart: DVA, 2001. www.uni-oldenburg.de/psychologie/mub/meis. htm#pub, abgerufen am 15. Sept. 2006.

Raumhöhe 2,83 m, Raumgröße unterschiedlich. Lineare Nachhallzeit von 0,7 Sek. (Nachhallzeiten vor Eingriff 1,4 bis 2,5 Sek). Nachträgliche akustische Optimierung von drei Klassenräumen für Musikunterricht. Die absorbierenden Resonatoren wurden an der Decke zwischen den Lampenreihen montiert. Zusätzliche Hochtonabsorption erfolgt durch Wandpaneele (Acoustichoc – Glaswolle mit Glasfasergewebe verkleidet), die als Pinnwände ausgebildet sind. Es wurden zwei Typen von Resonatoren kombiniert, die bei 315Hz und 125 Hz absorbieren. Das Holz der Resonatoren wurde mit Metallfarbe silbergrau verfremdet, dadurch wirken die Resonatoren visuell als technische Elemente. Die erzielte Akustik ist in allen Räumen angenehm und transparent.

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MOHAMED BOUBEKRI

Lichtplanung Grundlagen und Bedeutung von Tageslicht Das Vorhandensein von Tageslicht in einem Kindergarten- oder Schulgebäude spielt eine entscheidende Rolle für den Lernprozess. Schulleistungen lassen sich anhand einer Reihe von Bewertungsmaßstäben ermitteln, wie zum Beispiel Prüfungsergebnissen und Abwesenheitszeiten der Schüler. Zwischen 2000 und 2007 sollen in den Vereinigten Saaten jährlich über 1.000 Schulen gebaut werden, um dem Bedarf an Kindergarten- und Grundschulplätzen zu decken. Nach Aufrufen zum sorgsameren Umgang mit Energie, für eine bessere Gesundheit der Kinder und für eine Aufwertung der erzieherischen Umgebung in Kindergärten und Schulen wurden maßgebliche Untersuchungen durchgeführt, in denen mit rigorosen wissenschaftlichen Methoden den Einfluss von Tageslicht auf das Wohlbefinden und die schulischen Leistungen der Lernenden auf mehreren Ebenen bewertet wurde. In einer dieser groß angelegten Studien1 wurden die Prüfungsergebnisse von über 21.000 Schülern in drei Schulbezirken der US-Bundesstaaten Kalifornien, Colorado und Washington analysiert. Dabei wurden folgende Ergebnisse festgestellt: • Schüler in Klassenräumen mit dem höchsten Tageslichtanteil schnitten in Mathematik um 20% und beim Lesen um 26% besser ab. • In Klassenräumen mit den größten Fenstern wurden Leistungsunterschiede von 15% bis 23% festgestellt. • In Klassenräumen mit Oberlichtern wurden Leistungsverbesserungen von 19% bis 20% beobachtet. • In Klassenräumen mit zu öffnenden Fenstern konnten in drei von vier Untersuchungsfällen Leistungsbesserungen von 7% bis 8% im Vergleich zu Räumen mit Festverglasung festgestellt werden. Schüler in Gebäuden mit Tagesbelichtung schneiden im Allgemeinen um 14% besser ab als diejenigen, die in Gebäuden ohne Tageslicht unterrichtet werden, so das Ergebnis einer weiteren Studie mit 1.200 Grundschülern in North Carolina. Genaue Daten zur Tageslichtintensität fehlen, doch die Autoren beschrieben die Lernbedingungen in den tagesbelichteten Schulen folgendermaßen: „Der Ausleuchtungsgrad in Klassenräumen mit Oberlicht ist bei Spitzenlast-Bedingungen durchschnittlich zwei- bis dreimal höher als in Räumen mit elektrischer Belichtung.“ Es scheint also einen direkten Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Tageslicht und den Leistungen der Schüler zu geben. Doch warum erzielen sie bessere Leistungen? Tageslicht und zirkadianer Rhythmus Einer der offensichtlichsten Zusammenhänge zwischen Mensch und Tageslicht ist der zirkadiane Rhythmus, also der Zyklus von Tag und Nacht und die darauf reagierenden, komplexen chemischen und physiologischen Veränderungen, die unseren Körper 24 Stunden am Tag steuern. Die mit diesen Abläufen verbundenen Funktionen und zeitlichen Vorgänge sind an unsere biologische Uhr gekoppelt. Der wohl einflussreichste Faktor in diesen Zeitabläufen ist das Vorhandensein von Tageslicht.2 Der Rhythmus von Tag und Nacht veranlasst den Körper, Hormone freizusetzen und Funktionen auszulösen, die unseren Tagesablauf bestimmen. Wissenschaftler haben festgestellt, dass das Kurzzeitgedächtnis von zehn Uhr morgens bis zwölf Uhr mittags am besten funktioniert und daher einen positiven Einfluss auf schulisches Arbeiten, Konzentration und Diskussionsfähigkeit hat, wohingegen die Zeit zwischen sechs Uhr abends und Mitternacht für das Auswendiglernen günstig ist, wenn eher das Langzeitgedächtnis Höchstleistungen vollbringen kann. Der zirkadiane Rhythmus spielt besonders bei Kindern eine wichtige Rolle, da ihre Körper auf Umstellungen und Schwankungen empfindlicher reagieren. Das Vorhandensein von Tageslicht in Klassenräumen ist entscheidend dafür, dass dieser Rhythmus aufrecht erhalten werden und die biologische Uhr funktionieren kann. Saisonal bedingte Depression und ähnliche Symptome Eine mögliche Auswirkung von mangelndem oder nicht vorhandenem Tageslicht sind saisonal abhängige Depressionen (SAD). Depression, Übermüdung, Reizbarkeit und mangelnde Konzentration sind nur einige von vielen Symptomen, mit denen SAD-Patienten normalerweise zu kämpfen haben. Ähnliche Anzeichen wurden bei Kindern festgestellt, die ganze Schultage in fensterlosen Klassenräumen verbrachten: Die Schüler zeigten sich unter diesen Bedingungen unruhig und viel reizbarer. Dementsprechend konnten sich Kinder in Klassenräumen mit ausreichend Tageslicht viel leichter konzentrieren. Nebenerscheinungen von SAD und den begleitenden Symptomen sind häufiges Fehlen in der Schule und mangelnde Widerstandsfähigkeit gegen

34


zu dunkel ist. Eine einzelne Lichtkuppel kann zu störenden Missverhältnissen der Lichtwerte zwischen dem Bereich unterhalb der Deckenöffnung und dem übrigen Raum führen. Die Öffnungsgröße hat ebenfalls einen Einfluss auf die Verteilung des Tageslichts. Bei mehreren Lichtkuppeln wird das Tageslicht im Innenraum gleichmäßiger verteilt.

Veränderte Lichtstärke

Lichtstärke

Lichtstärke

Arbeitsfläche

Arbeitsfläche

links: Oberbelichtung mit einer einzigen Lichtkuppel rechts: Unterschiedliche Verteilung des Tageslichts bei einer und bei zwei Lichtkuppeln

/2 h

h

h

h

Lichtstärke

h

1

links: Empfohlene Abstände zwischen Lichtkuppeln für eine gleichmäßige Verteilung des Tageslichts in Klassenräumen rechts: Eine einzelne Lichtkuppel kann zu Missverhältnissen der Tageslichtwerte in den Bereichen unterhalb der Deckenöffnung und den übrigen Bereichen führen.

Abstand zur Wand

Oberlichtbänder Oberlichtbänder lassen Tageslicht tief in den innen liegenden Bereich des Raumes eindringen und schaffen somit eine gleichmäßigere Verteilung des Lichts, wenn ein weiteres Seitenfenster vorhanden ist. Das Verhältnis zwischen Ausleuchtung durch Seitenfenster und Oberlichtband hängt von Größe, Höhe und Lage der Fensteröffnungen ab. Bei typischen schmalen Fensterbändern entspricht der empfohlene Abstand von der Außenwand zur gegenüberliegenden Wand ungefähr der Entfernung zwischen Unterkante Fensterband

unten von links nach rechts :

und Arbeitsfläche. Bei breiteren Fensterbändern kann die Tiefe anderthalb Mal der Einbauhöhe der Fenster

Oberlichtbänder lassen das Tageslicht bis zur gegenüberliegenden Wand dringen.

entsprechen. Um eine angemessene und gleichmäßigere Streuung des Tageslichts zu erzielen, sollte das Fen-

Breite Fensterbänder lassen größeren Mengen Tageslicht tiefer in den Raum eindringen.

die Ausleuchtungstiefe, sondern auch seine Breite. Durch die Kombination eines Oberlichtbands mit einem

Die Kombination eines Seitenfensters mit einem Oberlichtband bewirkt ein tiefes und gleichmäßiges Eindringen von Tageslicht.

sterband ungefähr halb so hoch wie das Seitenfenster sein. Nicht nur die Höhe des Fensterbands bestimmt Seitenfenster kann eine gleichmäßigere Streuung des Tageslichts erreicht werden.

Gegenüberliegende Wand

Gegenüberliegende Wand Abstand =h

Abstand =h

Gegenüberliegende Wand

Breiteres Fensterband

Abstand =h

Breiteres Fensterband Schmaleres Fensterband Schmaleres Fensterband

Abstand zur Wand

Arbeitsfläche

Abstand zur Wand

Lichtstärke

Arbeitsfläche

Lichtstärke

Lichtstärke

Kombiniert Oberlichtband Seitenwand

Arbeitsfläche

Abstand zur Wand

37


54


Kindergärten Ursprünglich bezog sich der Begriff „Kindergarten“ auf die Schule als metaphorischen Garten, wo sich Kinder entfalten wie Pflanzen, die man in einem Gewächshaus oder einer Gärtnerei mit Liebe und Sorgfalt hegt und pflegt. (Im Englischen bezeichnet der Begriff „nursery“ noch heute sowohl Gärtnereien und Baumschulen als auch Kinderzimmer und Kindertagesstätten.) Hinzu kommen biblische Anspielungen auf die verlorene Unschuld Adams und Evas im paradiesischen Garten Eden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde der Begriff Kindergarten erstmals von Friedrich Fröbel (1782-1852), dem deutschen Vorreiter der Kleinkindpädagogik, verwendet. Seine Vorstellung des Kindergartens hatte mystische Züge: Er sah in ihm ein Symbol der Natur, einen Mikrokosmos der Welt, in dem sich die positiven Aspekte einer vielfältigen Umgebung widerspiegeln. Heutzutage betrachtet man den Kindergarten und die „Nursery“ um einiges pragmatischer. Gemeint sind für gewöhnlich entweder die Ganztagsbetreuung für Kinder vom Neugeborenenalter bis zum 5. oder 6. Lebensjahr oder Früherziehungseinrichtungen, in denen Kinder einen Teil des Tages verbringen. Diese Institutionen funktionieren in einem stark regulierten und strikt evaluierten Rahmen, der häufig Gesundheits- und Sicherheitsaspekte noch vor der sozialen und pädagogischen Entwicklung der Kinder betont. In diesem Kontext kommt einer bedarfsorientierten Gestaltung des Gebäudes und der im Freien gelegenen Spielbereiche eine entscheidende Rolle zu, da der Raum selbst beruhigend oder anregend auf die Kinder wirkt. Kindergärten, Kindertagesstätten und Vorschulen verfolgen im Prinzip sehr ähnliche Ziele. Je nach nationalem Kontext können diese Bezeichnungen jedoch unterschiedliche Bedeutungen annehmen. In Europa und Japan ist „Kindergarten“ der allgemeine Begriff, bei dem immer leichte Anklänge an das etwas esoterische, künstlerisch-musisch orientierte Konzept der Waldorfschulen mitschwingen. In Dänemark und Schweden versteht man unter Kindergärten spezifische Einrichtungen für Kinder vom 3. bis zum 5. Lebensjahr, und in den USA bezeichnen Kindergärten die mit den Grundschulen verbundenen Vorschulklassen. Nursery schools werden im Vergleich dazu gelegentlich „childcare centres“, also Kinderbetreuungs- oder Früherziehungszentren, genannt.

Hinzu kommt eine gelegentlich verwirrende Vielfalt von Einrichtungen, die halbtags Kleinkindbetreuung oder Früherziehung anbieten, sowie zusätzliche Angebote, die die Grundbetreuung ergänzen. In Deutschland bieten Kindertagesstätten z.B. Betreuungsmöglichkeiten für ältere Schulkinder in Form eines Kinderhorts vor und nach der Schule an. Schulkinder, so der dahinter stehende Gedanken, sollen die Zeit nach dem Ende des Regelschultags nicht auch noch in der Schule, sondern an einem geeigneteren Ort verbringen. Sie kehren dann in das sichere, spielorientierte Umfeld der Vorschule zurück, vielleicht sogar an den Ort, den sie schon als Kleinkinder besuchten, auch wenn sie damals in einem separaten, sicher abgegrenzten Bereich der Früherziehungseinrichtung untergebracht waren. In Frankreich nennt man die staatlichen Kinderbetreuungseinrichtungen gewöhnlich écoles maternelles, private Institutionen werden jardin d‘enfants genannt. Der staatliche Sektor, der im Verlaufe seiner 90-jährigen Geschichte stetig an Bedeutung zugenommen hat, erfasst heute über 95% aller 3- bis 5-jährigen Kinder. Die Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, eine Vorschulerziehung anzubieten, wenn diese nachgefragt wird. Frankreich betreibt auch noch andere Formen der Kindertagesbetreuung, darunter die crèches für Kinder unter drei Jahren, écoles maternelles für 3- bis 6-jährige Kinder und garderies für die Nachmittagsbetreuung. In Italien gibt es sowohl öffentliche als auch private Früherziehungseinrichtungen. Seit der Gründung der scuola materna statale im Jahr 1969 nimmt die Zahl der dort betreuten Kinder kontinuierlich zu. Derzeit besuchen 90% aller Drei- bis Fünfjährigen ganztägig diese Einrichtungen, manchmal an sechs Tagen der Woche. Die Qualität der Einrichtungen kann je nach Region unterschiedlich sein, doch ihre gesellschaftliche Notwendigkeit ist weitgehend unumstritten. Die meisten Eltern sind davon überzeugt, dass die Entwicklung ihrer Kinder leiden würde, wenn sie diese Angebote nicht wahrnähmen. In Großbritannien haben die Politiker endlich den Nachholbedarf erkannt und eingesehen, dass im ganzen Land erschwingliche Kinderbetreuungseinrichtungen gebaut werden müssen. In der Regel werden allerdings frühkindliche Betreuungseinrichtungen einfach an Schulen angegliedert. Es existieren einige gelungene Beispiele einer solchen Integration, doch generell entspringt sie schlicht wirtschaftlichen Zwängen. Einrichtungen der Früh­ erziehung verfolgen einen spielerischen Ansatz und müssen kindgerecht beschaffen und dimensioniert sein, deshalb ist es wichtig, ihren speziellen Charakter anzuerkennen und vom Schulbetrieb losgelöste, zweckgerichtete Gebäude zu planen. Die in diesem Kapitel vorgestellten Kindergärten- und Vorschulgebäude sind musterhafte Beispiele für innovative und kindgerechte Früherziehungseinrichtungen von hoher Qualität. Doch weniger haben vor allem Kleinkinder nicht verdient.

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Schnitt und Ansicht

Eingangsbereich einschließlich Garderobe, mit Fuchsbild, Ziegelwand in Erdtönen und breiten Schiebetüren | Garderobe im Erdgeschoss | Gruppenraum der 3- bis 4-Jährigen, mit Kissenaufbewahrung und weichen Sockeln in kindgerechter Höhe | Das Kaninchenmotiv verweist auf das Erdgeschoss

Kita Sinneswandel Berlin, Deutschland

Architekt

Baukind, Berlin

Kapazität

65

Bebaute Fläche

750 m2

Gruppenraumgröße

34,6 m2 (Gruppenraum)

Parkplätze

15

Baukosten

1 Millionen EUR

Fertigstellung

2013

Gruppenstruktur

Drei altersbezogene Gruppen

Architekten finden es oft am leichtesten, eine unbebaute Fläche zugewiesen zu bekommen, wo sie, wie auf einer nackten Leinwand, nach Belieben vorgehen können. Wenn diese Freiheit entfällt, weil sie auf vorgegebene Bedingungen reagieren müssen, verteuert und erschwert sich ihre Aufgabe. So mag ein Grundstück in historischer Umgebung der Fantasie mit vielen Planungsauflagen Grenzen setzen. Oder es gilt, im Rahmen eines bestehenden Gebäudes zu arbeiten, es von innen her umzubauen und dabei der Herausforderung, etwas Anregendes und Kindgemäßes zu schaffen, gerecht zu werden. Ebenso große Herausforderungen sind mit einem knappen Budget verbunden.

Ein Gebäude, dessen Gestaltung eine kohärente Erzählstruktur aufweist

56

KINDERGÄRTEN


1 Eingangsbereich 2 WC Kinder 3 Gruppenraum 1 + 2 (eine Altersgruppe)

3

4 Snoezelraum 5 Einzelbetreuung 6 Kletter- und Erlebnisraum

4

7 Kinderrestaurant 8 Ruheraum 9 Personalraum 10 Büro/Verwaltung

1

5

11 Büro/Besprechung 2

Bestand

3

Abriss Neues Bauteil

Grundriss Erdgeschoss

All diese Beschränkungen bestanden, als das auf die

Erdgeschoss finden die Kleinsten (die 1- bis 3-Jährigen)

Zusätzlich wird die Orientierung durch die Verwendung

Planung von Kindertagesstätten spezialisierte Architek-

eine Umgebung in warmen Erdtönen, Violett, Nuancen

von Tierbildern erleichtert – mit Wurm und Kaninchen

turbüro Baukind den Auftrag erhielt, ein bestehendes

von Braun bis Rot, die symbolisch auf den Boden anspie-

an den Wurzeln, mit Fuchs und Reh am unteren Teil des

dreigeschossiges Schulgebäude (die frühere Helen-

len, in dem ein Baum verwurzelt ist – vielleicht der my-

Baumstamms, der sich aber schon streckt und wächst,

Keller-Schule in Berlin-Charlottenburg) für die zumeist

thische Baum des Lebens. Ein sogenannter „Snoezelraum“

und mit Eichhörnchen und Eule in den oberen Ästen und

ganztägige Betreuung von 65 in vielen Fällen tauben oder

bietet Behaglichkeit und beruhigt alle Sinne zugleich.

der belaubten Baumkrone. Die so erzielte klare Orien-

hörbehinderten Kindern umzubauen. Mit gesprochenem

Lebhaftere Gelb- und Orangetöne wählte man in der mit-

tierung bietet einerseits Sicherheit und lädt die Kinder

Deutsch und deutscher Gebärdensprache ist die neue

tleren Etage für die 3- bis 4-Jährigen. Hier verschmelzen

andererseits zum Entdecken ein. Transparent wird die

Kita komplett zweisprachig. Die Aufgabe bestand darin,

Wand- und Bodengrafiken zu einem dramatischen Zick-

Erzählstruktur für sie, wenn sie mit ihren erwachsenen

ein intelligentes, funktionales und sicheres Gebäude zu

zackmuster, das den Raum einfasst. Ganz oben im dritten

Betreuern in den Wald hinausgehen und diese sie ihnen

schaffen, das zugleich eine kohärente, lesbare Raumfolge

Geschoss, wo die ältesten Kinder, die 5- bis 6-Jährigen

erläutern. Die einfache, elegante Gestaltung aller Tier-

aufweisen sollte, zu der die Kinder selbst eine Beziehung

untergebracht sind, wurden helle Blau- und Grüntöne

grafiken grenzt ans Abstrakte und verzichtet damit auf

herstellen und von der sie etwas lernen können. Benötigt

verwendet. Dieser Farborientierung unterliegt eine Er-

einen allzu expliziten Anthropomorphismus vom Typ

wurden sechs Gruppenräume (für je zehn Kinder), ein

zählstruktur: abgebildet werden Wurzel, Stamm und Kro-

Disney.

Kunstraum und ein großer Essbereich für die Kinder. Im

ne eines Baumes als eines der Grundelemente der Natur. KINDERGÄRTEN

57


1 Eingangsbereich 2 WC Kinder 3

3 Gruppenraum 1 + 2 (eine Altersgruppe) 4 Snoezelraum 5 Einzelbetreuung 6 Kletter- und Erlebnisraum

5

7 Kinderrestaurant 8 Ruheraum 9 Personalraum

1

8

10 Büro/Verwaltung 11 Büro/Besprechung

Bestand Abriss Neues Bauteil

Grundriss erstes Obergeschoss

Die farblich abgestimmten Waschräume wirken positiv | Nutzung des Essbereichs mit unterschiedlich großen Tischen und Hockern, die nach dem Mittagessen auch als Bauklötze zum Spielen dienen

Der Essbereich zelebriert das Ritual der gemeinsamen Mahlzeit als ein grundlegendes Gemeinschaftsereignis, an dem alle teilhaben. Er ist mit eigens entworfenen und in ihrer Größe an die jeweilige Altersgruppe angepassten Möbeln, ausgestattet. Die Tische und Hocker werden nicht nur beim Mittagessen verwendet, sondern dienen auch als Spielzeug, als riesige, robuste Bauklötze, die umgekippt und für alle möglichen fantasievollen Spiele eingesetzt werden können. Eine perfekte Umgebung zum Lernen und Spielen, flexibel, räumlich wandelbar und elegant. Alle Möbel wurden von Baukind entworfen. Da die multifunktionale Möblierung zugleich als Plattform für Spiele dient und ausreichend Aufbewahrungsplatz bietet, erleichtert sie auch die Ordnung des Spielzeugs.

58

KINDERGÄRTEN

2

6

3


9

10

11

1

8

3

2

6

5

3

Grundriss zweites Obergeschoss

KINDERGĂ„RTEN

59


Ansicht West

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Das Gebäude umschließt vor der Sonne geschützte Hofbereiche | Die abgerundeten Module fügen sich zu einem kohärenten Ganzen zusammen

Kindergarten San Antonio de Prado Medellin, Kolumbien

Architect

Ctrl G Estudio de Arquitectura, Medellin und Plan B (Federico Mesa), Medellin

Kapazität

300 Kinder von 3 Monaten bis 5 Jahren

Bebaute Fläche

1,500 m

Klassenraumgröße

56 m2

Parkplätze

0

Baukosten

1.8 Millionen USD

Fertigstellung

2011

Gruppenstruktur

18 altershomogene Gruppen, 18 Kinder pro Gruppenraum

Die Idee, Klassenräume oder, wie hier, die Gruppenräume eines Kindergartens aus Modulen zu konstruieren, ist nicht neu. Schätzungen zufolge lassen sich durch die

2

Vorfertigung der meisten Bauteile in der kontrollierten Umgebung einer Fabrik bis zu 50% der Fertigungskosten einsparen. Auf Lastern können die Module dann entweder als Bausatz oder als vormontierte Einheiten zum Baugelände transportiert werden. Man muss sie dort dann nur noch auf das einzige vor Ort errichtete Element des Gebäudes, das Fundament mit den unterirdisch verlegten Abwasserleitungen, heben. Für Schulgelände mit ihrer sechswöchigen Sommerpause ist Vorfertigung in mancher Hinsicht

Räumliche Variation mit effizienter modularer Bauweise

62

KINDERGÄRTEN

ideal, da sich Störungen durch konventionelle Bauabläufe so vermeiden lassen.


Schnitte

Problematisch ist der modulare Ansatz insofern, als die Ar-

lich ein Stahl- oder Holzrahmen nötig. Damit alles mög-

Einheiten zu bestehen, dennoch beibehält. Jedes Klassen-

chitektur bei einem allein auf den günstigen Kosten basie-

lichst transportabel bleibt, werden für Wände und Dächer

raummodul wurde um eine oder höchstens zwei Standard-

renden Vorfertigungskonzept gewöhnlich auf der Strecke

leichte gedämmte Paneele verwendet. Dem Baukörper

formen herum gestaltet. Die Einheiten bestehen aus zwei

bleibt. Die Bauteile werden normalerweise als gleichför-

fehlt infolgedessen die thermische Leistungsfähigkeit eines

langen parallelen Wänden mit vier leicht abgerundeten

mige, kastenartige Einheiten konstruiert, 3,8 m breit und

schweren Materials wie Stein oder Beton. Dadurch wird

Eckbauteilen in asymmetrisch schrägen Winkeln. Die Ein-

höchstens 8 m lang, damit sie per Laster zum Baugelände

der umbaute Raum häufig thermisch instabil und tendiert

heiten lassen sich Rücken an Rücken zu Paaren zusammen-

transportiert können. Das lässt wenig Raum für eine ab-

merklich dazu, im Sommer sehr heiß und im Winter, so-

fügen, und verfügen über eine Zwischenwand, die sich für

wechslungsreiche Dachgestaltung oder außergewöhnliche

weit keine ausgesprochen effiziente Belüftung vorhanden

Gruppenarbeit bei Bedarf vollständig öffnen lässt.

Grundrisse, die Kindern gefallen könnten. Eine langwei-

ist, unangenehm stickig zu werden.

Mit modularen Komponenten lässt sich nur schwer eine

lige, einfallslose Form, der die Komplexität und das Ver-

Für den Kindergarten in Medellin schufen zwei im Team

organische, natürlich wirkende Anmutung erzielen. Hier

spielte guter Kindergartenarchitektur fehlt, ist die Folge.

arbeitende Architekturbüros ein Modul, mit dem es ge-

jedoch ist es den Gestaltern gelungen, ein organisch er-

Ein weiteres damit verbundenes Problem betrifft ein wich-

lang, die Anzahl der Vorschulplätze in dieser hoch in den

scheinendes Gebäude zu schaffen, das sich komplimentär

tiges Prinzip der Nachhaltigkeit, nämlich die thermische

Anden gelegenen Region des Aburrá-Tals dem Bedarf

in die Landschaft einfügt. Mit vorgefertigten Betonbau-

Masse. Aufgrund der Fertigung im Werk ist zur Gewähr-

entsprechend wie angekündigt aufzustocken. Bei ihrer

teilen haben sie geschickt für genügend architektonische

leistung der Steifigkeit während des Transports gewöhn-

Suche nach einer Architektur, die sich in die natürliche

Abwechslung gesorgt und ein einfach zu errichtendes Ge-

Topographie einfügen würde, entschieden sie sich für eine

bäude ganz aus thermisch effizientem Beton geschaffen.

abwechslungsreiche, beinahe skulpturale Grundrissform, die das Wesen der Modularität, aus sich wiederholenden

KINDERGÄRTEN

63


110


Grundschulen Seit Einführung der allgemeinen Schulpflicht gegen Ende des 19. Jahrhunderts stellen die Grundschulen neben den weiterführenden Schulen die Hälfte des staatlichen Bildungswesens dar. In dieser Publikation ist den Grundschulen ein gesonderter Teil gewidmet, da sie sich aufgrund der Altersstruktur ihrer Schüler grundsätzlich von Sekundarschulen unterscheiden. In einer Primar- oder Grundschule werden für gewöhnlich Schülerinnen und Schüler vom 5. oder 6. bis zum 11. Lebensjahr betreut. Die Grundschule ist im Gegensatz zu vielen Sekundarschulen klein, persönlich und sie liegt in unmittelbarer Nähe der Wohngebiete ihres Einzugsbereichs. Die Kinder verbringen den Schultag überwiegend in einem einzigen Klassenzimmer. Diese Stammklasse ist ihr Hauptbezugspunkt, den sie nur für den Sportunterricht, Versammlungen und spezifischen Unterricht, z.B. Neue Medien oder Musik, verlassen. Der traditionelle Gebäudetyp einer Grundschule besteht üblicherweise aus paarweise nebeneinander liegenden Klassenzimmern mit jeweils zugehörigen Toiletten und Stauraum. Hinzu kommt eine begrenzte Anzahl größerer Säle und Räume für gemeinschaftliche Nutzung. Eine Innovation jüngerer Zeit – die Öffnung des Schulgebäudes für die Bewohner aus dem umliegenden Bezirk oder Stadtteil – unterstreicht den besonderen Stellenwert der Grundschulen. Die meisten Grundschulen befinden sich seit Generationen am selben Ort, und gewöhnlich verfügen sie über großzügige Anlagen und eine strategisch hervorragende Lage im Herzen des Ortes. Es ist daher sinnvoll, andere soziale Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Gesundheitszentren und Erwachsenenbildungsstätten daran anzugliedern. Abendliche Sportkurse können in der Schulturnhalle stattfinden, und ebenso kann der Sportplatz für Gemeindeveranstaltungen wie das jährliche Sommer-Schulfest genutzt werden. Baumaßnahmen, die derzeit an vielen bestehenden Grundschulen vorgenommen werden, dienen sämtlich der Unterbringung von solchen über die Grundschule hinausgehenden Einrichtungen. Meistens werden sie als Anbauten oder als freistehende Neubauten auf dem Schulgelände realisiert.

Wenn Familien die traditionellen Stadtzentren verlassen und ins Umland ziehen, entstehen neuen Wohngebiete, für die gewöhnlich neue Grundschulen gebaut werden. So ist z.B. die Mary-Poppins-Grundschule in Berlin (S. 124 125) ein Kernstück in der Infrastruktur eines noch im Bau befindlichen neuen Wohngebiets. Ein Hauptmerkmal dieses Bauvorhabens ist der Erhalt einer großen Wiese, die regeneriert wurde, so dass sie dem neuen Wohngebiet zukünftig als grüne Lunge dienen kann. Die Schule befindet sich zwischen den Häusern und der Wiese und wird für die Kinder und Familien, die die Wiese im Sommer für ihre Freizeitgestaltung nutzen werden, zu einem symbolischen Tor in die Natur. Bei Konsultationen der Nutzer von Schulen und insbesondere der Kinder wird immer wieder der Wunsch nach Gebäudeformen geäußert, die ausdrucksstärker und weniger geradlinig sind als die traditionellen Grundschulgebäude. Doch eine Architektur, die Spaß macht, bunt und leicht „lesbar“ ist, lässt sich mit knappen Budgets und den konservativen Einstellungen, mit denen viele Architekten solche Aufträge angehen, nur schwer verwirklichen. Im Fall der Grundschule Burr (S. 128-129) ist es den Architekten gelungen, den praktischen Erfordernissen mit einem Gebäude gerecht zu werden, das aus der Entfernung wie ein konventioneller, zweigeschossiger Block wirkt. Bei näherem Hinsehen werden semi-ovale Aussparungen erkennbar, die die typische Grundform auf spannende Weise abwandeln. Der Bau erinnert an ein angeknabbertes Stück Käse und wird selbst zum Ausdruck kindlicher Vitalität und Lebensfreude. Hier zeigt sich eine neue, dynamische Einstellung für eine innovative Gestaltung der nächsten Generation von Grundschulen.

111


Masterplan

Schüler genießen auf dem Steinsockel den Schatten | Ansichten des Krippenhofs während der Eröffnungszeremonie | Innenansicht eines Klassenraums

Druk White Lotus School Ladakh, Indien

Architekt

Arup Associates, London

Kapazität

750 Schüler von 4 -18 Jahren

Bebaute Fläche

1.776 m2

Klassenraumgröße

ø 61 m2

Parkplätze

Öffentlicher Parkplatz am Dorfrand

Baukosten

k. A.

Fertigstellung

2002 (erste Phase)

Gruppenstruktur

Einzügige Schule mit integrierten Gruppen

Die Schule steht für eine geistige Haltung, die in der Grundstücksgliederung und der integrierten Umweltstrategie zum Ausdruck kommt

116

GRUNDSCHULEN

Die Schule gehört zu dem ungefähr 16 km von der Stadt Ley entfernten Dorf Shey mitten im Ladakh Tal. Das alte Königreich Ladakh, auch „Klein Tibet“ genannt, liegt hoch im indischen Himalaya nahe der Westgrenze Tibets. Die abgelegene Hochgebirgswüste ist etwa sechs Monate im Jahr durch Schnee von der Welt abgeschnitten, o und die Temperaturen können auf bis zu -30 C sinken.

Im Sommer erwecken die heiße Sonne und die Schneeschmelze das reiche fruchtbare Tal zu neuem Leben. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Buddhisten sowie aus muslimischen und christlichen Minderheiten. Jahrhundertelang waren Kloster die zentralen Bildungsstätten und standen im Mittelpunkt des praktischen und geistlichen Lebens. Der Drukpa Trust, eine britische


Grundriss Speisesaal

Wohltätigkeitsorganisation unter der Schirmherrschaft

wurde, war man vom Ehrgeiz des Projekts und der re-

zusehends in ein menschenfreundliches, adäquates Le-

des Dalai Lama, hatte die Druk White Lotus School ins

gionalen Tragweite der Schule begeistert. Im Zuge der

bensumfeld für Lehrer und Kinder entwickeln und eine

Leben gerufen, die später einmal 750 Schülern vom

Planung machten die Ergebnisse der Voruntersuchungen

solide Grundlage für die Entfaltung der lokalen Bevöl-

Krippenalter bis zum 18. Lebensjahr einen Platz bieten

deutlich, dass diese Arbeit hier und in weiten Teilen der

kerung bieten. Die Umweltstrategie nutzt insbesonde-

soll. Obwohl das Projekt auf eine regionale Initiative zu-

Welt einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung adäquater

re den einzigartigen Sonnenstand in einer Höhenlage

rückgeht, steht es in einem internationalen Kontext und

Konstruktionstechniken leisten könne. Jedes Jahr wird

von 3.700 m, um die Energieautonomie sicherzustellen.

wird durch wohltätige Spenden aus Großbritannien und

ein Ingenieur oder ein Architekt von Arup freigestellt,

Darüber hinaus wird ein geschlossener Kreislauf zur

Europa sowie von der lokalen Bevölkerung unterstützt.

um hier zu wohnen und als „Botschafter“ des Trusts das

Selbstversorgung bei der Wasser- und Abfallwirtschaft

Arup Associates und Arup, die Ingenieurabteilung des

lokale Baustellenteam und die Bauherren zu begleiten.

angestrebt. Mit diesem Bewässerungssystem sollen Gär-

Londoner Planungsbüros, haben eine Umweltstrategie

Das Projekt wurde im September 2002 auf dem Erdgipfel

ten und umfangreiche Baumbepflanzungen entstehen.

mit weitreichenden Auswirkungen auf die Erforschung

in Johannesburg vorgestellt.

Die Wasseranlage wird aus einem einzigen, solar betrie-

und Anwendung nachhaltiger Bauweisen entwickelt.

benen Bohrloch gespeist. Das von über 7.000 m hohen

Es gab mehrere Gründe, sich solch einem fachspezifi-

Das in der Nähe von Bewässerungsgebieten am Indus-

Berggipfeln und zwei bedeutenden Klostern umgebene

schen Projekt in dieser entlegenen Gegend zu widmen.

Fluss gelegene, leicht nach Süden geneigte Grundstück

Grundstück soll mithilfe des Masterplans in harmoni-

Als Arup 1997 zum ersten Mal nach Ladakh eingeladen

wird sich den Planern zufolge von einer offenen Wüste

schen Einklang mit seiner Umgebung gebracht werden. GRUNDSCHULEN

117


A

B

9

B

4

5

6

11

10

2

3

1

Grundriss der Krippe 1 Hofeingang 2 Unterrichtsbereiche im Außenraum 3 Wasserstelle 4 Kinderkrippe 5 Kindergarten-Unterstufe 6 Kindergarten-Oberstufe 7 Einjährige Kinder 8 Lehrerzimmer und Verwaltung 9 Grubenlatrinen mit solarbetriebener Belüftung 10 Luftschleuse und Garderobe 11 Beheizte Ruheecke

2

8

7

7

A

Spielendes Kind in der Mehrzweckhalle | Leibesübungen in der Mehrzweckhalle | Aufbau des Holzdachs | Ansicht der Dachkonstruktion von unten

Der Komplex ist auf ein Raster aus neun Quadratfeldern

bei einem Dorf oder Kloster, mit verdichteten schattigen

der sowie Büros für Schulleitung und Verwaltung. Diese

verteilt, eingeschrieben in den Kreis eines Mandala,

Innenhöfen als Kontrast zur offenen Wüstenlandschaft.

Funktionen sind in zwei eingeschossigen Gebäuden um

einer symbolischen Figur von besonderer religiöser

Im Unterrichtsbereich, der von der Südachse 30 Grad

einen landschaftlich gestalteten offenen Innenhof or-

Bedeutung. Es gibt vier durch eine Erschließungsader

östlich ausgerichtet ist, um die Morgensonne zu nutzen,

ganisiert, der in den Sommermonaten für Unterricht im

miteinander verbundene Hauptbereiche, die das Grund-

befindet sich auch der kürzlich fertig gestellte Schulhof

Freien genutzt und später mit einer Plane aus Fallschirm-

stück aber nicht in seiner gesamten Fläche besetzen. Der

für Krippe und Kindergarten. Hinzu kommen werden

seide abgedeckt werden kann, die in dieser Region

erste Bereich mit Grundstückszufahrt und Bushaltestelle

demnächst drei weitere Schulhöfe für die Grund- und

leicht erhältlich ist. Eine Wasserstelle kann für Spiele mit

an der südlichen Straße bildet den Eingang zum zweiten

Mittelschule, Computer- und Naturkundelabor, Bibli-

Wasser genutzt werden und Laubbäume spenden küh-

Abschnitt, dem Bereich für den Tagesunterricht. Das

othek und ein Informationszentrum für die Gemeinde,

len Schatten. Vor dem Schulhof liegen zwei innovative

dritte Element ist ein Wohnheim für Schüler und Mitar-

Ateliers, eine Freiluftaula und eine große Mehrzweck-

solar betriebene Häuschen mit Trockentoiletten. Die

beiter, das sich im Norden erhebt. Der vierte Bereich für

halle. Im Norden der Wohnachse sollen eine medizini-

gesamten Klassenräume werden vom Hof aus über einen

die Wasser- und Energieversorgung liegt abseits neben

sche Klinik, Werkstätten für berufliche Ausbildung, ein

Vorraum (mit Schuhschränken für die Kinder) erschlos-

einem Versorgungsstrang im Westen. Typischerweise

Speisesaal, Küchen und eine Wohnanlage entstehen.

sen, der als thermische Pufferzone wirkt. Der bepflanz-

werden die Grundrisse eingeschossiger Gebäude um

Die Krippe umfasst drei große Spiel- und Lernbereiche

te Innenhof bildet ein Laubdach sowie Bereiche für den

Haupt- und Nebenstraßen herum organisiert, ähnlich wie

für Kleinkinder, zwei weitere Räume für einjährige Kin-

Unterricht im Freien und Spiele mit Wasser unter festen

118

GRUNDSCHULEN


Schnitt durch Grubenlatrine mit Entlüftung. Die dunkle Südfassade mit solarbetriebenem Abzugsrohr saugt Luft aus der Kabine und dem Schacht ab und sorgt für Frischluft

Schnitt A-A durch Kinderkrippe und Spielschule mit Hof

und flexiblen Überdachungen, die als Erweiterung der

ziegelmauerwerk im Innenbereich. Dadurch werden die

Die Vorgabe des Bauherrn, eine Modellschule zu ent-

Klassenräume genutzt werden und die extremen Tempe-

thermische Leistung und Beständigkeit im Vergleich zu

wickeln, war nicht nur hinsichtlich harter Faktoren wie

raturunterschiede zwischen den Jahreszeiten reflektie-

normal verputzten Lehmwänden erhöht. Das schwere

Energieversorgung, Grundstückserschließung, Bauwei-

ren. In jedem Klassenraum gibt es eine warme Ruheecke

Lehmdach ruht auf einem von den Mauern unabhängi-

sen und Nutzung von Materialressourcen anspruchsvoll,

mit einem kleinen Ofen auf Steinboden. In den übrigen

gen Holztragwerk, um Erdbebenstabilität zu gewähr-

sondern auch hinsichtlich „soft skills“, etwa dem Aufbau

Innenräumen sind Holzböden verlegt. Mit Lehm verputz-

leisten. Die für die Klassenräume notwendigen großen

von Kompetenzen im Bauleitungsteam vor Ort, die Er-

te, weiß gestrichene Wände sorgen für höchst flexiblen

Spannweiten sowie die offene verglaste Südfassade und

stellung einer Kostendatenbank und die Nutzungsopti-

Unterricht in klaren, geordneten Räumen. Jeder Hof ver-

das hohe Gewicht des Dachaufbaus erforderten große

mierung lokaler Ressourcen. All diese Initiativen sollen

fügt über separate Grubenlatrinen mit solarbetriebener

Holzquerschnitte mit Stahlverbindungen, um seismi-

das gesamte Projekt als Demonstration eines neuen

Belüftung, die entlang eines Laufstegs angeordnet sind.

schen Beanspruchungen standzuhalten und im Falle ei-

Lehransatzes in solch einer einzigartigen ländlichen Ge-

Hauptkriterien für den Entwurf der Konstruktion waren

nes Erdbebens ausreichend Schutz zu gewährleisten. Da

meinde unterstützen. Denn dieses Projekt ist weit mehr

Belastbarkeit bei Erdbeben, Langlebigkeit und konstruk-

Bauholz in der Region schwer zu beschaffen ist, wurden

als eine Schule im herkömmlichen Sinne, es ist ein Dorf,

tive Eignung. Die Kindergartengebäude bestehen an

Tragwerksplanung und Verbindungsdetails für die künf-

in dem jedes Ausführungdetail die wichtigen infrastruk-

drei Seiten aus Hohlwänden mit in Lehm gemörtelten

tigen Bauphasen geändert, sodass Holz mit geringeren

turellen Initiativen der Wasser- und Energiewirtschaft

Granitblöcken als Außenschale und traditionellem Lehm-

Querschnitten verwendet werden kann.

aufs Positivste ergänzt. GRUNDSCHULEN

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Grundriss Kellergeschoss

1 Mehrzweckraum 2 Verwaltung und Lager 3 Kindergarten 4 Erstes Schuljahr 5 Zweites Schuljahr

6 Drittes Schuljahr 7 Viertes Schuljahr 8 Fünftes Schuljahr 9 Sechstes Schuljahr 10 Räume für Musik, Tanz und Kunst

A L L P H O T O S : A lbert V ecerka / E sto

Grundriss Erdgeschoss

Farbige Fliesen an der Straßenfassade bilden einen Kontrast zur ein­ tönigen postindustriellen Umgebung | Die Fassadengestaltung soll die Nutzung der Sackgasse als Spielplatz während des Schulbetriebs anregen

South Bronx Charter School for The Arts Hunts Point, New York, USA

Architekt

Weisz + Yoes Studio, New York

Kapazität

250 Schüler von 5 bis 10 Jahren

Bebaute Fläche

2.100 m2

Klassenraumgröße

ø 60 m2 (24 Schüler)

Parkplätze

0

Baukosten

2,3 Millionen USD

Fertigstellung

2004

Gruppenstruktur

Traditionelle einzügige Schule

Gemeinschaftliche Gestaltung und Nutzung eines bestehenden Industriegebäudes

156

GRUNDSCHULEN

Bei diesem unkonventionellen Projekt wurde die Entwurfs- und Bedarfsplanung so umfassend und ortsbezogen angelegt, dass sich daraus eine neue Schultypologie entwickelt hat. Herausgekommen ist nicht nur eine wahrhaft gemeinschaftliche Einrichtung, die Bedürfnisse und Hoffnungen der engagierten Anwohner genau widerspiegelt, sondern eine verhältnismäßig kleine und bedarfsorientierte Einrichtung für Menschen, die ansonsten nicht unbedingt Berührungspunkte mit dem Bildungssystem haben. Ausgehend von einer Initiative der lokalen Kulturbehörde entwickelte sich die Schule durch eine von den Architekten organisierte Workshop-Reihe unter Beteiligung der Behörden, Schulmitarbeiter und Eltern. Eines


Schnitt durch verglaste Eingangshalle

Tageslichtstudien

Blick vom Empfangstresen zum Gemeinschaftsbereich in der Mitte des Grundrisses | Überdurchschnittlich große Klassenräume fördern die Kreativität und eine flexible Gruppennutzung

der Hauptanliegen war eine gute Integration der Schule

Kunst zugedachten Räumlichkeiten wurden im Zentrum

bilden. Durch die Nutzung von Solarenergie, Recycling-

in das weitere Nachbarschaftsumfeld. Es wurde vorge-

des Gebäudes und entlang der Straßenfassade angeord-

Baustoffen und Bauholz mit Umweltprüfsiegel wurde

schlagen, die Schule mit einer Kunstgalerie zu kombi-

net, um ihre Bedeutung hervorzuheben; mithilfe von

der Anspruch der Nachhaltigkeit erfüllt. Das Ergebnis

nieren, die Künstlern und Schülern gleichermaßen zur

Schiebewänden wurden sie zu den umliegenden Hallen

ist ein Gebäude mit einer einfachen Außenform und

Verfügung steht. Neue Räume wurden deshalb hinzu-

und Gemeinschaftsbereichen halb offen gestaltet und

einem großzügigen Raumgefühl im Innenbereich mit

gefügt, die einen nahtlosen Übergang zwischen Schule

zugleich für das allgemeine Publikum von der Straße

hohen Decken und überdurchschnittlich großen Unter-

und Öffentlichkeit herstellen sollten. Nach der Besichti-

aus einfach zugänglich gemacht.

richtsräumen. Die sichtbaren Versorgungsleitungen an der Decke und die mobilen Raumteiler verleihen dem

gung einer Reihe von Gebäuden und Baugrundstücken in der South Bronx fiel die Entscheidung schließlich

Die Einschränkungen eines Fabrikgebäudes mit engen

Gebäude einen industriellen Charakter, den man eher

auf eine alte Wurstfabrik, hauptsächlich aufgrund des

Grundstücksgrenzen und tiefem Grundriss ließen nur

von Werbeagenturen als von einer Schule kennt. Die

Standorts, aber auch wegen des weiten Stützrasters,

wenige Möglichkeiten für gewöhnliche Fenster. Die Ar-

Herausforderung, eine Schule in einem alten Fabrikge-

das großzügige und flexible Räumlichkeiten bot. Eine

chitekten entwickelten ein regelmäßiges Raster mit nach

bäude im Herzen des Stadtteils anzusiedeln, wurde sehr

der wichtigsten Planungsansätze bestand darin, ähnli-

Norden ausgerichteten, zu öffnenden Oberlichtern im

erfolgreich gemeistert. Sie funktioniert als traditionelle

che Altersgruppen um gemeinsame Mehrzweckräume,

gesamten Deckenbereich, die Module für 45 Grad süd-

Schule ebenso wie als ein neues Bildungszentrum für

so genannte „Hot Pods“, herum anzuordnen. Alle der

lich ausgerichtete, transluzente photovoltaische Paneele

den Stadtteil. GRUNDSCHULEN

157


160


Sekundarschulen Viele Aspekte der Schulgestaltung betreffen alle Altersstufen gleichermaßen. Dazu gehört die Notwendigkeit, sichere und schützende Bereiche innerhalb der Gesamtstruktur der Institution festzulegen. Ebenso gehört dazu die Verwendung von Farbe für eine bessere Orientierung und Lesbarkeit der Architektur. Die Akustik eines Klassenzimmers ist für Vierjährige ebenso wichtig wie für 14-Jährige. Sicherheitsvorkehrungen sind erforderlich, die Fremden den Zutritt verwehren und es den Lehrkräften ermöglicht, alle Schüler auf dem Gelände zu beaufsichtigen. Zu den übergreifend gültigen Prioritäten gehören ferner gute Standortverhältnisse und die Einrichtung eines modernen, für die trendbewussten Kinder von heute attraktiven Umfelds. Diese Aspekte werden besonders entscheidend, wenn es um die Gestaltung eines Sekundarschulgebäudes geht. Im Alter von 11 oder 12 Jahren sind Schüler unendlich reifer und unabhängiger als mit 3 oder 4 Jahren, wenn sie zum ersten Mal eine Institution des Bildungswesens betreten. Generell konzentrieren sich jüngere Kinder eher auf ihre unmittelbare Umgebung, während ältere Kinder besonders kurz vor der Pubertät stärker nach außen schauen und sich für ihr weiteres soziales und räumliches Umfeld interessieren. Sekundarschulen sind fast immer größer als andere Schulen, sowohl was die Gebäudegröße als auch die Anzahl der dort untergebrachten Schüler betrifft. Im Durchschnitt werden in einer Sekundarschule 780 bis 1.200 Schüler unterrichtet, und Schulen mit noch mehr Schülern sind keine Seltenheit. Das Schulumfeld wirkt erwachsener, was eine zunehmende Unabhängigkeit und Selbstverantwortung bei den Heranwachsenden fördert. Das für Planer vielleicht wichtigste Merkmal einer weiterführenden Schule ist die Tatsache, dass die Kinder sich häufiger über das Schulgelände bewegen, um von Fachunterricht zu Fachunterricht zu gelangen. Eine geschickte Anordnung und Gruppierung der Fachbereiche ist folglich essentiell, denn dadurch lassen sich lange Wege vermeiden: Kunst- und Werkräume sollten in der Nähe der Aula liegen, um den Transport von Requisiten und Bühnenbildern zu erleichtern; ebenfalls sollten Fachbereiche für Naturwissenschaften und Technikunterricht benachbart liegen. Lehrer, die sich aufgrund langer Wege nicht mit ihren Kollegen in einem zentralen Lehrerzimmer treffen können, werden sich vermutlich bald isoliert fühlen. Gänge sollten interessant gestaltet und bei den Verkehrsflächen auf eine unterschiedliche Raumgestaltung geachtet werden; die Verwendung von Farbe als Orientierungshilfe hat sich als besonders nützlich erwiesen.

Heutige Schulneubauten sollen noch vielen kommenden Generationen dienen. Das Können eines Architekten beim Entwerfen einer Sekundarschule zeigt sich in der effizienten Organisation einer komplexen Anlage, die zugleich pädagogische Vorurteile und vermeintlich risikofreie Regierungsvorgaben in Frage stellt. Wenn dann visionäre architektonische Vorschläge zum Auslöser für soziale und pädagogische Reformen werden, hat der Architekt oder die Architektin das erreicht, was Architektur im Idealfall gesellschaftlich leisten kann. Unter Umständen müssen neue Räume an eine bestehende Gebäudeanlage angefügt werden. Bei der Gestaltung der Diamond Ranch School (S. 242 -243) integrierte die Architektengruppe Morphosis neue Kunsträume, einen zusätzlichen Musikraum und ein Auditorium in die bestehende Anlage. Auch die Cafeteria wurde so rekonfiguriert, dass sie nun für lokale Theateraufführungen genutzt werden kann. Es ist das Merkmal großer Architekten, dass sie auch bei schwierigen Standortbedingungen Entwurf und Lage so in Beziehung zueinander setzen, dass weitere Architektur und Raum entstehen kann. Diese Eigenschaft macht Diamond Ranch zu einer anregenden schulischen Umgebung. Die gesamte Gestaltung der Schule richtet sich gegen eine Gesellschaft, die Kinder in billige, von Sicherheitszäunen umgebene Kästen „steckt“ und so immer wieder ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Jugendlichen und ihren Bildungschancen demonstriert. Auf der Diamond Ranch dagegen wird die Schulumgebung zur Inspiration für alle Nutzer, die sonst oft gleichgültigen Schüler werden zum Lernen animiert. Traditionell wurden Schulgebäude eher konservativ gestaltet, um den ernsthaften und schwierigen, zum Teil auch widersprüchlichen Anforderungen an eine Schule gerecht zu werden. Üblicherweise fanden sich die Architekten in der Rolle des vernünftigen Pragmatikers wieder, der eine vorsichtige Budgetkontrolle gegenüber der ehrgeizigen Auftraggebergruppe der zukünftigen Nutzer anmahnte, die sich oftmals für ihr neues Schulgebäude große architektonische Gesten wünschte. Die Realität knapper Etats sah allerdings so aus, dass internationale Stararchitekten (mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen) sich zu schade für vermeintlich banale Projekte wie dem Bau einer neuen Sekundarschule waren, und erst recht für die komplizierte Renovierung einer bestehenden Grundschule. Solche Aufträge galten als „nicht besonders sexy“. Diese Einstellung hat sich in den letzten Jahren geändert, so dass nun auch bekannte Architekten Schulen als bedeutende und prestigeträchtige Bauten wahrnehmen, die einen zentralen Platz im Leben der Gesellschaft haben.

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Schnittansicht Ost-West durch den Pausenhof

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Schnitt durch den südwestlichen Unterrichtsblock mit Eingangsvordach

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Ansicht Südwest mit Eingang

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FACADE SUD-EST

Gesamtansicht Südost- mit Geländeverlauf

FACADE NORD EST

FACADE SUD-EST

Luftaufnahme | Pausenhof mit auskragendem Klassenraumblock | Obere Ebene des Innenhofs mit der ausgewachsenen Eiche | Erschließungsflur mit Außenfenstern und farbig einfallendem Licht

Lycée François Magendie Bordeaux, Frankreich

Architekt

Brojet Lajus Pueyo, Bordeaux

Kapazität

1.200 Schüler von 10 - 18 Jahren

Bebaute Fläche

8.950 m2

Klassenraumgröße

k.A.

Parkplätze

k.A.

Baukosten

60 Millionen FRF

Fertigstellung

1998

Gruppenstruktur

Altersbezogene Klassen

Zum Entwurf gehörten die Erhaltung und Integration ausgewachsener Bäume, die die Architektur im Innenhof bereichern

186

SEKUNDARSCHULEN

Das elegante Gymnasium in Bordeaux ist das letzte Werk des 1999 verstorbenen Architekten Michel Sadirac. Der mit Olivier Brochet, Emmanuel Lajus und Christine Pueyo entwickelte Entwurf spiegelt Sadiracs frühere Arbeiten in ihrer Synthese aus modernem Rationalismus und zeitgemäßer Leichtigkeit und Dynamik wider. Dies wird an der technisch präzise ausgearbeiteten Fassade erkennbar, die dem engen Stadtgrundstück mit einer unauffälligen, dem Kontext angepassten Form begegnet. Die robuste Architektur bekennt sich zu modernistischen Vorläufern und verwebt zugleich seine Außenräume mit den bestehenden Grundstücksgrenzen der dreigeschossigen Häusern und Hintergärten. Insbesondere der auf dem Grundstück zum großen Teil erhaltene Baumbestand führt vor Augen, wie die streng geführten Linien des Neubaus


JD

89

JD

JD

EP

Jardin vegetal

N

Grundriss Erdgeschoss mit Eingang und Innenhöfen, die hinunter zum Pausenhof führen

Grundriss erstes Obergeschoss

mit den gewachsenen Formen der Natur einen klang-

Gebäudes. Zwischen Vordach und Baukörper wird Son-

begrenzten Materialpalette, die hier zum Einsatz kam,

vollen Kontrast bilden. Beispielsweise erhält eine große

nenlicht durch Aluminium-Lamellen gefiltert, sodass an

variiert die Tiefe sämtlicher Fensterlaibungen je nach

Eiche im südwestlichen Innenhof durch ihre architektoni-

heißen Tagen eine attraktive, mit Holzbänken möblierte

Ausrichtung der jeweiligen Fassade. Die Verglasung im

sche Einfassung die Qualität einer Skulptur. Der Kontext

Schattenzone entsteht. Hier kündigt sich das Thema für

Südosten ist beispielsweise am tiefsten in die Fassaden

hat hier einen hohen Stellenwert, und die Verquickung

den Rest des Gebäudes an, in dem die Räume sich als

zurückgesetzt, um eine größtmögliche Verschattung zu

von Landschaft und Architektur wird zu einer Kernaus-

eine Sequenz voller und leerer Körper entfalten – von den

erzielen. Das Konzept der „Variation innerhalb der Gleich-

sage des Entwurfs. Das Lycée Magendie ersetzt die von

Architekten wahlweise als Innenhöfe, Säulengänge und

heit“ ermöglicht somit im Laufe eines Tages, ob heiß

Courtois-Sallier-Sadirac in den 1960er Jahren geplanten

Patios bezeichnet. Der Rhythmus wird durch ein Raster

oder kalt, feucht oder trocken, eine sensible Erfahrung

fünfgeschossigen Fertigbauten. Der Neubau hingegen

von 4,80 m bestimmt, das sowohl dem Grundriss der Un-

der Umwelt. Aus der Gesamtkomposition entsteht ein

überragt niemals die Höhe von vier Geschossen. Ein gro-

terrichtsbereiche zugrunde liegt als auch dem Fassaden-

Licht- und Schattenspiel, das die Innenräume bis in die

ßes, frei spannendes Vordach markiert den Haupteingang

system. Die horizontale, 50 cm starke Versorgungsebene,

Erschließungszonen belebt. Licht dringt durch Lamellen

zur Straße. Das in Ortbeton ausgeführte und von schlan-

die durch die Aufbauhöhe der Deckenplatten entstand,

vor den Fenstern, wird durch Siebdruck-Glas (nach dem

ken, mit Beton verstärkten Stahlrohren getragene Dach

verläuft konsequent um das gesamte Gebäude, sodass

Entwurf eines Schülers der Grafikklasse) gestreut und in

erstreckt sich über die gesamte südwestliche Straßenfront

Lüftungs- und Versorgungsleitungen dezent und effizi-

den Erschließungsbereichen durch Glasbausteine in den

und sorgt für eine hervorragende öffentliche Präsenz des

ent untergebracht werden konnten. Zum Ausgleich der

Flurwänden weiter moduliert. SEKUNDARSCHULEN

187


224


Fach- und Berufsschulen Fach- und Berufsschulen sind eine eigenständige und relativ neue Schulform. Sie sollten im hergebrachten staatlichen System der öffentlichen Sekundarschulen einen allmählichen Wandel herbeiführen. Das in Großbritannien übliche Schulprogramm der academies verbindet Elemente der halb privatisierten charter schools, die man aus den USA kennt, mit überwiegend berufsbildenden Lehrplänen, wie sie in Europa üblich sind. Im folgenden Kapitel werden außerdem weiterführende westeuropäische Schulen vorgestellt, die einen progressiven oder vom traditionellen System der Allgemeinbildung radikal abweichenden Ansatz verfolgen. Eine einheitliche, international gültige Definition von Fach- und Berufschulen ist nicht möglich, deshalb sind im Folgenden solche Institutionen zusammengefasst, die sich als Teil einer Kultur des Wandels im Schulsystem verstehen. Der Sekundarschulsektor ist für seine konservative Haltung bekannt und widersetzt sich Veränderungen auch dort, wo er offensichtlich versagt. Die in diesem Abschnitt vorgestellten Schulprojekte zeigen, wie Architektur eingesetzt wird, um weitreichend die Bedeutung von spezialisierten und elitären Schulinstitutionen zu illustrieren. Diese Schulen werden größtenteils staatlich finanziert und bewegen sich doch außerhalb des Systems weiterführender Regelschulen. Progressives Denken hat hier eine innovative Praxis angestoßen, die mit ihrer Betonung sowohl der Architektur als auch der Pädagogik für neue Denkweisen im Sekundarschulsektor wirbt. Das britische Akademiesystem hat sich die Ablösung einer schulischen Versagenskultur zum Ziel gesetzt, es will echte Verbesserungen der Bildungsstandards erreichen. Die meisten dieser Einrichtungen liegen in sozial schwachen Gebieten mit hoher Familienarbeitslosigkeit und Armut. Die neue Schulform ersetzt entweder eine oder mehrere bestehende Schulen, die nur unter Schwierigkeiten funktionieren, oder sie werden dort neu gegründet, wo Bedarf an zusätzlichen Schulplätzen besteht. Besonders kontrovers sind die semi-privaten Besitzverhältnisse der eigentlich staatlich finanzierten Schulen, ein System, das als „Sponsorship“ bezeichnet wird. Eine Glaubensgemeinschaft, ein Unternehmen oder auch eine angesehene lokale Persönlichkeit kann für 2 Millionen GBP zum Sponsor einer academy werden und erhält im Gegenzug ein gewisses Maß an Kontrolle über die Institution. Strategien der privaten Betriebsführung, so der zentrale Leitgedanke, können auch das Schulsystem effizienter machen und die schulische Bildung enger an die Bedürfnisse der Wirtschaftswelt knüpfen. Im Laufe der vergangenen fünf Jahre wurden enorme Investitionen getätigt. Ob die Akademien in schulischer Hinsicht erfolgreich sind, ist noch ungeklärt; hier wird man auf professionelle Evaluationen warten müssen. Die Wirtschaftsakademie Bexley (S. 234-235) wird z.B. von Institutionen der Stadt London unterstützt, um Kinder aus dem seit langer Zeit wirtschaftlich benachteiligten Stadtteil Bexley im Südosten Londons zu fördern. Der Bau wurde von Foster and Partners in der Architektursprache des modernen Bürogebäudes entworfen. Somit verweist schon die Architektur auf den besonderen Stellenwert der Schule, die so eine dem Bildungssystem häufig entfremdete Schülerschaft für sich gewinnen will.

Auch das System der charter schools in den USA will die mit öffentlichen Geldern finanzierten Grund- und Sekundarschulen zumindest in Teilen von der Bürokratie befreien, der die normalen öffentlichen Schulen unterliegen. Im Gegenzug verpflichtet sich die einzelne Schule in einer Art Vertrag – daher die Bezeichnung „charter“ –, bestimmte Ergebnisse herbeizuführen – z.B. durch eine Art von Ausbildung, die sich qualitativ von jener der traditionellen öffentlichen Schulen unterscheidet. Die in den charter schools erprobten neuen, kreativen Lehrmethoden sollen später in den gewöhnlichen Schulen zum Nutzen aller Kinder reproduziert werden. Für das Schuljahr 2006/2007 nahm die Zahl der charter schools um 11% zu; in Schulen in 40 Bundesstaaten werden nun über 1,15 Millionen Kinder unterrichtet. Häufig vermittelt schon eine fortschrittliche Architektur des Schulgebäudes den neu verstandenen Auftrag der Schule. Die Perspectives Charter School (S. 202203) in Chicago entspricht z.B. gar nicht der üblichen, bescheidenen und unauffälligen Bauweise einer Sekundarschule. Stattdessen wurde ein auffälliger Neubau geschaffen, der signalisiert, dass die Stadtväter hier Schüler aus Familien mit niedrigen Einkommen mit hohen Investitionen unterstützen. Das Schulgebäude wurde schnell zu einem bekannten Wahrzeichen in dieser an großer Architektur bereits reichen Stadt. In den Niederlanden werden öffentliche und private Bildungseinrichtungen gleichermaßen von der Regierung finanziert und unterliegen in gewissem Maß staatlicher Kontrolle. Schon seit mehreren Jahrzehnten orientiert sich die Schulpolitik eng an den Bedürfnissen schulisch benachteiligter Kinder. Früher richteten sich diese Maßnahmen auf benachteiligte niederländische Schüler. Die seit den 1960er Jahren starke Zuwanderung und die Zunahme von Kindern aus instabilen Familienverhältnissen bewirkten jedoch, dass die ursprünglichen pädagogischen Zusatzmaßnahmen nun ins Zentrum eines allgemeinen Wandels des Erziehungssystems rücken, mit zunehmender Betonung der Berufsausbildung. Schüler aus 50 verschiedenen Ländern erhalten im Montessori College Oost in Amsterdam (S. 236-237) in Werkstätten, Schulküchen und einer kleinen Sporthalle eine praktische Berufsausbildung. Viele Schüler können sich hier durch eher praktisch angelegten Lehrplanoptionen Fertigkeiten für eine wettbewerbsorientierte Arbeitswelt aneignen. Zum wichtigsten Merkmal des Schulbaus wurden Elemente wie großzügige Verkehrsflächen vor den Klassenzimmern mit interessanten Balkonen und Treppen. Wie auf einer Dorfstraße ergeben sich hier zufällige Begegnungen zwischen Schülern und Lehrern und bereichern das soziale Leben. In Deutschland ist der berufsbildende Zweig des Sekundarschulwesens gut etabliert und dient dem britischen wie dem US-amerikanischen System als Vorbild. Eines der herausragendsten neuen Schulgebäude in dieser Hinsicht ist das Marie-Curie-Gymnasium (S. 240 -241) in einem Vorort von Berlin, das für Schüler mit speziellen Begabungen errichtet wurde. Die Bauweise ist zeitgeistig, die modernistische Architektur setzt aktuelle Nachhaltigkeitstechnologien ein. Dies ist keine Berufsschule für Jugendliche aus sozial schwachen Verhältnissen, sondern hier werden naturwissenschaftlich hoch begabte Schüler aus dem ganzen Umland unterrichtet.

225


Lageplan

Die auffälligen Fahrbahnbegrenzungen sorgen für räumliche Kontinuität zwischen den Gebäuden | Hauptzugang oder „Ankerplatz“ | Die Architektur schafft angenehme öffentliche Orte durch nach Osten und Westen ausgerichtete Höfe sowie Dachterrassen

Bildungszentrum „Tor zur Welt“ Hamburg, Deutschland

Architekt

BOF Architekten (Bucking Ostrop Flemming)

Kapazität

945 im Neubau, 670 im bestehenden Gebäude

Fläche

Neubau 10.800 m2, gesamt 20.169 m2

Klassenraumgröße

85 m2 (mit 10 m2 Garderobe, 15 m2 Arbeitsraum)

Parkplätze

76

Baukosten

29,1 Millionen EUR

Fertigstellung

2013

Gruppenstruktur

Teils altershomogene, teils altersübergreifende Gruppen (Klassen 1 + 2 und 3 + 4), bis zu fünfzügige Grundschule

Gebäude mit stringentem Ansatz zur Einbindung der Bürger

228

FA C H - U N D B E R U F S S C H U L E N

Zu Beginn des neuen Milleniums entwickelte die Stadt Hamburg die ehrgeizige Internationale Bauausstellung IBA, die von 2007-2013 stattfand. Der Schwerpunkt dieses großen Vorhabens lag im Wohnviertel Wilhelmsburg, einem westlich der Elbe zwischen Nord- und Südarm des Flusses gelegenen strukturschwachen Gebiet auf 35 km2 mit 50.000 Bewohnern. Dort fehlte eine kohärente Infrastruktur an Wegen und öffentlichen Gebäuden mit Schlüsselfunktion, wie Schulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung, um die Bürger an die übrigen Stadtteile und Hamburgs reiche Kulturlandschaft anzubinden. Die sogenannten „Metrozonen“, ein Schlüsselkonzept der IBA, bieten Raum für intelligentes Wachstum


Schnitt

in Randgebieten und versuchen zugleich, eine triste,

Das Bildungszentrum „Tor zur Welt“ umfasst drei

schule hinein erweitert und unterstützt diese Einrichtung

zusammenhangslose Suburbanisierung, wie sie den

Schulen – die Grundschule Elbinselschule, eine Sprach-

die Möglichkeiten des naturwissenschaftlichen Unter-

Städtebau in den USA und in Großbritannien im späten

heilschule und das Helmut-Schmidt-Gymnasium – sowie

richts; sie wird ergänzt durch mehrere High-Tech-Labore,­

20. Jahrhundert stark prägte, zu vermeiden. Im Mittel-

sieben außerschulische Bildungs- und Sozialeinrich-

die von der visuellen Transparenz ihrer integrierten

punkt der IBA stand der Gedanke, durch Architektur das

tungen. Der Sekundarbereich für Schüler von 13-18

Stromversorgungsanlage (mit ihren gläsernen Wänden)

Umweltbewusstsein zu stärken. Eine sichtbare und zum

Jahren verblieb im bestehenden Gebäude, während der

profitieren.

Anfassen nahe dezentrale Stromerzeugung aus regene-

Sekundarbereich für 11-12-jährige Schüler sowie ein

rativen Energien direkt vor der Haustür der Bürger sollte

umweltwissenschaftliches Zentrum („Umwelt & Science

Im Zentrum dieser Lernarchitektur steht – als metapho-

ihnen Umweltbelange näherbringen. Vergleichbar einer

Center“) im neuen Komplex untergebracht wurde. Im

risches Portal zum Wissen – das „Torhaus“, der Eingang

weithin sichtbaren Windturbine, sollte mittels differen-

naturwissenschaftlichen Zentrum sollen sich Kita-Kinder

zum neuen Bildungszentrum, das als „Tor zur Welt“ alle

zierter Formen der Energiegewinnung das Bewusstsein

und Grundschüler ab Beginn ihrer schulischen Laufbahn­

Bürger zur Nutzung seiner großzügig gestalteten Ein-

für Nachhaltigkeitskonzepte geschärft werden, auch im

auf prägende Weise praktisch mit Themen wie den

richtungen einlädt. Das Bildungszentrum ist weit mehr

Hinblick auf nachfolgende Generationen.

Eigenschaften­von Wasser, Energie und Luft befassen

als nur eine Sekundarschule, die meist in einem Gebäu-

können, angeleitet nicht nur von Lehrern, sondern auch

de untergebracht ist, das sich allen – mit Ausnahme sei-

von Fachleuten aus der Industrie. Bis in die Sekundar-

ner eigenen Schülerschaft – verschließt und damit eine FA C H - U N D B E R U F S S C H U L E N

229


1 Zugang „Ankerplatz“’ 2 Foyer „Torhaus“ 3 Elterncafé 4 Mensa 5 Aula 6 Theaterprobenraum 7 Zentrale Pausenhalle 8 Dreifeld-Sporthalle 9 Kunstraum

10 Werkraum 11 Themenlabor 12 Therapie- und Bewegungs- raum für Sprachheilschule 8

6 5 4 12 7

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Grundriss Erdgeschoss

Ansicht Spielbereich im Pausenhof | Fassade zur Straße | Das Energiezentrum mit seinen Glaswänden, dem doppelten Schornstein für den mit Holzpellets betriebenen Heizkessel und in die Fassade integrierte Solarmodule

künstliche Weltsicht begünstigt, so als dürften jüngere

munaler Bühne, die während des ganzen Jahres für ein

Die Architektur des Gebäudes bringt diese Vielfalt deut-

und ältere Menschen einander nur zu Hause oder auf

breites Veranstaltungsspektrum genutzt wird. Des Wei-

lich zum Ausdruck: Sie ist effizient und wirkt doch auf-

ihren Wegen durch die Stadt begegnen. Stattdessen will

teren erschließt ein Eingang die schulischen, ihrerseits in

gelockert, mit einem fast überall von schiefen Winkeln

es allen Menschen, denen es dient, offenstehen, und

verschiedene Fachbereiche wie Kunst, Musik und Natur-

geprägten Grundriss und einer Gebäudeform, die sich

sich zu einer bunt gemischten, alle Altersgruppen umfas-

wissenschaften untergliederten Lernbereiche. Schließ-

verführerisch an die bestehenden Wohngebäude seiner

senden Gemeinschaft in Beziehung setzen; dies spiegelt

lich gibt es den Haupteingang der Schule mit großer Ein-

Umgebung anschmiegt. Durch die ungleichen Winkel

letzten Endes die Realität der modernen Welt wider, wo

gangshalle und Informationsstelle, wo viele öffentliche

der verschiedenen, wie augenzwinkernd übereinander-

Lernen überall stattfinden kann und sollte.

Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden und ein

liegenden Ebenen entstehen Innenhöfe und Dachterras-

lebhaftes Café betrieben wird. Dieser wiederum eröffnet

sen mit hoher Raumqualität. Auch auf fast alle Innenräu-

Damit dieser Ansatz des freien Zugangs auch sicher und

den Zugang zur Sporthalle, ebenfalls eine in sich ge-

me erstreckt sich diese ungewöhnliche Geometrie (mit

effizient funktionieren kann, verfügt die Schule über

schlossene Einrichtung, die abends und an Wochenen-

Ausnahme der Sporthalle, die aufgrund ihrer Funktion­

eine Reihe unterschiedlicher Zonen. An Schultagen be-

den von älteren Bürgern besonders gerne genutzt wird.

konventionell aus rechtwinkligen Feldern bestehen

tritt man sie hauptsächlich über den von drei Gebäude-

Das Bildungszentrum zeichnet sich durch eine gewisse

muss). So profitieren Flure und Klassenräume von dem

flügeln gerahmten Hof oder „Ankerplatz“. Im Foyer oder

Dualität aus – es ist eine einzelne Institution, die aber, je

nicht-orthogonalen Raster, das zugleich systematisch

Torhaus befinden sich Café und Aula, eine Art kom-

nach Tageszeit, mehrere Einrichtungen umfasst.

und bewusst exzentrisch wirkt.

230

FA C H - U N D B E R U F S S C H U L E N


1 Klassenraum 2 Lernatelier 3 Verwaltung 4 Lehrerzimmer 5 Teamraum Lehrer 6 Außerschulische Nutzer 7 Selbstlernzentrum 8 Mitarbeitercafé 9 Dachterrasse 10 Umkleiden Sport

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Grundriss erstes Obergeschoss

Auch das „School & Business Center“ erweitert die ursprünglichen Dimensionen des Lehrplans, indem es e Erdg

Berufsorientierung anbietet, Schüler auf betriebliche

scho

Berufsausbildungen vorbereitet und auf Studium oder Arbeitsleben bezogene Lernmethoden entwickelt. Schü-

ss

ler sollen dort mit Hilfe von Partnern aus der realen Wirtschaft ihre eigenen Firmen gründen und Produkte und Dienstleistungen bis zur Marktreife entwickeln können. Regelmäßige Praktika bei ortsansässigen Firmen und vergleichbare Studienzeiten an den verschiedenen Universitäten und Technischen Hochschulen Hamburgs betonen den Gedanken, dass hier für eine konkrete Zukunft gelernt wird. In jeder Hinsicht ist dies Wilhelmsburgs Tor zur Zukunft, ein Geschenk, das für alle Bewohner des Stadtteils voller Möglichkeiten steckt. FA C H - U N D B E R U F S S C H U L E N

231


ss scho

erge

2.Ob

Grundriss zweites Obergeschoss

1 Klassenraum 2 Arbeitsbereich 3 Verwaltung 4 Konferenzzimmer

5 Lehrerzimmer 6 Musikzimmer 7 Kunstraum 8 Ă–ffentlich genutzter Seminarraum

Sitzbereich im Hortbereich, Klassen 4-6

1.Ob erge ss

scho

232

GRUNDSCHULEN


Eigens für dieses Gebäude gestaltete Tischeinheiten | Ansichten Klassenräume | Die Möblierung wurde eigens für die Schule geplant | Lesebereich im Lernatelier

GRUNDSCHULEN

233


E N T W U R F S AT L A S

Schulen und Kindergärten Mark Dudek Dritte und überarbeitete Auflage

Diese Frage ist der Schlüssel zu guter Architektur für Bildungsstätten. Diese Architektur muss einerseits zeitgenössischen Bedürfnissen gerecht werden, aber sie muss auch zukunftstauglich sein, da die neuen Schulen und Kindergärten vielen Generationen von Kindern dienen werden. Gerade vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs ist die Bedeutung von Bildung heute unumstritten. Veränderte pädagogische Konzepte, moderne Kommunikationstechnologien sowie die Rolle von Schule oder Kindergarten für das Umfeld haben jeweils spezifische Auswirkungen auf Entwurf, Planung und Bau von Bildungseinrichtungen. Dieses Buch erklärt systematisch und ausführlich die technischen Anforderungen und die wichtigsten Entwicklungen in diesem Bereich.­ Im Projektteil werden 78 wegweisende Beispiele aus Europa, Amerika, Asien und Australien dargestellt. Für diese Neuausgabe wurde die Publikation aktualisiert sowie durch sieben wichtige neue Projekte ergänzt.

ENTWURFSATLAS SCHULEN UND KINDERGÄRTEN

Wie verhalten sich pädagogische Visionen und Räume für Kinder zueinander?


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