INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort von Barbara Campbell-Lange 7
EINLEITUNG HERANGEHENSWEISEN AN PARTIZIPATIVE PROJEKTE
KAPITEL 1 LERNEN VON DER PRAXIS
11
15
Kultur als gemeinsame Grundlage kollektiven Schaffens «Common Ground», Matadero in Madrid 17
Besonderheiten Erkennen mit städtebaulichen Werkzeugen «Thames Gateway Assembly Project», London 23
Gemeinsam mit analytischen Methoden Stadt entdecken Köln-Ehrenfeld: Ein Festival für das Quartier 25 «Gemeinsam Erleben» durch interdisziplinäre Workshops «Re-Dial»: Ein Event in London Hackney 27 Nachhaltende Effekte generieren und «Bleibendes Schaffen» Covent Garden in London 29 Ein partizipatives Realisierungsprojekt
Brüssel 31 Genius loci: Der Ort und seine Hürden 33 Städtebauliche Methoden und partizipative Vorgehensweisen in den Planungsphasen 35 Bauten und Teilprojekte als Initiatoren von Partizipation 47
Der «After-Effect» – ein Resümee 51 Städtebauliche und partizipative Herangehensweisen im Planungsprozess 53 Darstellung der Inhalte in den vier Planungsphasen 55
KAPITEL 2 LERNEN VON DER LEHRE
Integrative Nachnutzungskonzepte
59
Wuppertaler Tafel in Barmen 61
Analytische Vorgehensweisen für die Entwicklung nachhaltiger urbaner Strategien 63
Die Entwicklung ganzheitlicher Entwurfskonzepte 66
Städtebauliche Strategien zur Mobilitätswende Berlin 71 Infrastrukturelle Konzeptentwicklung in Kombination mit architektonischen Entwurfsprinzipien 73
Diskurs zum Ausbau des Umweltverbunds: Argumentationsketten mithilfe städtebaulicher Methodenkarten 79
Informelle Planung im städtebaulichen Prozess «Agieren statt Reagieren» Düsseldorf 83 Städtebaulicher integrativer Entwurf für das Bahnhofsquartier 85
Der Umgang mit informellen Prozessen innerhalb eines kreativen Entwurfsprozesses 89
Die Generierung einer nachhaltigen Verdichtung bei gleichzeitiger Stärkung der sozialen Infrastruktur 91
Darlegung der systematischen Schritte des Entwurfsprozesses 95
Analysephase: Anwendung von städtebaulichen Methoden und Werkzeugen 99
Evaluierungsphase: Systematisches Vorgehen 107
Konzeptphase: Generierung von urbanen Strategien 115
Detaillierungsphase: Entwicklung von architektonischen Konzepten mithilfe von Darstellungsmethoden und Werkzeugen 121
KAPITEL 3 PARTIZIPATIVE FORSCHUNGSPROJEKTE
127
Die Region als experimentelles Forschungslabor «Bergisch Project» 129
Lehren und Forschen – «Urban Lab» Mirker Bahnhof in Wuppertal 132
Interdisziplinäres Lehrlabor – «Creative Lab» Birker Bad in Solingen 135
Lernen und Vermitteln – «Nano Lab» Ladenlokal in Remscheid 137 Lernen durch Lehren und Forschen vor Ort – ein Resümee 139
Ein Ort für kommunikatives Handeln: Die Entwicklung eines partizipativen Raumkonstrukts 141
Matrix temporärer partizipativer Räume 142 Vermittelnde Räume als Plattform für Beziehungen 146 Urbane Programmierung und architektonisches Raumkonzept 148
Ein partizipativer Ausblick: Interdisziplinärer Dialog über kollektive Initiativen 151
KAPITEL 4 EIN WÖRTERBUCH STÄDTEBAULICHER METHODEN 157
ANHANG
Literaturverzeichnis 169 Danksagung 171 Biografie 171
PLANUNGSPHASE 1
Urbane Strategie -Masterplanentwickelt für Wettbewerb
Fokusgruppen
Werkstatt +- 8H
Umfragen / Interviews
Ideenwerkstatt Schule Ideenwerkstatt Vereine
Kinder / Senioren
Konferenz +- 4H Stadtreferat/Experten
geleitete Rundgänge Großgruppenkonferenz
Fokus: Verkehrsplanung
PLANUNGSPHASE 2
Partizipation Pavillon -Masterplanpartizipativ überarbeitet
Fokusgruppen
o ene Spaziergänge Arbeitsgruppen (zufällig) Ideenwerkstatt (auswählt)
Jugendliche / Senioren
Ideenkonferenz Stadtreferat/Experten
Arbeitsgruppen (auswählt)
Fokus: Stadtplanung
Forum +-2H
Zukun sforum
Umfragen / Interviews Interessengruppen
Akteure / Unternehmen
Werkstatt +- 8H Konferenz +- 4H Forum +-2H Interessengruppen
Bürgerparlament Perspektivenwerkstatt
Akteure / Unternehmen
PLANUNGSPHASE 3
Urbane Elemente
-Stadtmöbel-
Fokusgruppen
Werkstatt +- 8H
World Cafe
Arbeitsgruppen (zufällig) Ideenwerkstatt (auswählt)
PLANUNGSPHASE 4
Architektur -Bus und Tram Stops-
Fokusgruppen
Arbeitsgruppen (zufällig) Ideenwerkstatt (auswählt)
Jugendliche / Senioren
Konferenz +- 4H
Arbeitskreis (auswählt) Ideenkonferenz Arbeitsgruppen (zufällig) Stadtreferat/Experten
Fokus: Licht+Bep anzung
Forum +-2H
Stadtteilwerkstatt Präsentation Planungszelle Interessengruppen
Akteure / Unternehmen
Arbeitsgruppen (auswählt) Ideenkonferenz Arbeitsgruppen (zufällig) Stadtreferat/Experten
Stadtteilwerkstatt Präsentation Planungszelle Interessengruppen Werkstatt +- 8H Konferenz +- 4H Forum +-2H
Fokus: Architektur
Akteure / Unternehmen
zweiten Abfrage die Resonanz im Verhältnis zu der vorherigen sehr gering war, entschieden wir uns, andere Methoden zur weiteren Informationsgewinnung anzuwenden. Wir begannen deshalb offene Spaziergänge und geleitete Rundgänge mit den urbanen Akteuren zu organisieren und über einen längeren Zeitraum durchzuführen. Innerhalb dieser kreativen Touren kann die Methode der Spurensuche bei der Erforschung der Geschichte des Ortes und des lokalen Wissens behilflich sein. Am Ende der Spaziergänge und Rundgänge gab es Feedbackrunden, um die Verdichtung der Eindrücke inhaltlich und grafisch festzuhalten und teilweise auch Designvorschläge der Gruppe zusammenzutragen. Unsere Aufgabe als Entwerfende und Planende war es, diese Ideen und Visionen vor der gesamten Gruppe zu bewerten und auf ihre mögliche Umsetzbarkeit hin zu überprüfen. Dies kann durch eine Art Punktesystem erfolgen, das allen Beteiligten transparent macht, welche Beiträge in den weiteren Planungs- und Designprozess mit aufgenommen werden können.
Im Unterschied zu den von uns durchgeführten ergebnisoffenen Spaziergängen informierten die durch Experten geleiteten Rundgänge durch das Quartier die Teilnehmenden über die geplanten städtebaulichen und infrastrukturellen Konzepte. Ähnlich wie bei den offenen Spaziergängen wurden im Anschluss die Impressionen, Anmerkungen und Anregungen der Gruppe direkt abgefragt und von uns festgehalten. Die offenen Spaziergänge und die durch Experten geleiteten Rundgänge sollten noch fehlende Informationen beschaffen sowie den Dialog zwischen den Beteiligten weiter vorantreiben.
Diese Methode der «Vor-Ort-Erkundungen» mithilfe von Interviews, Umfragen, Spaziergängen und Rundgängen un-
terstützt die Informationssammlung zu dem Zweck, ein besseres Gefühl für den Ort und dessen Genius loci zu bekommen, aber auch um die Identifikation für alle Beteiligten mit diesem zu befördern. Diese Ortsbegehungen führten wir mithilfe engagierter Bewohner durch, die zum Beispiel sehr aktiv in einzelnen Vereinen tätig sind. Dementsprechend konnten wir so Auskünfte über den Stadtteil erwerben, welche wir durch eine rein klassische Umfragemethode nicht in diesem Umfang erhalten hätten.
Durch diese informellen Auskünfte sowie die Erfassung von weiteren Informationen durch eine Fotodokumentation, vorhandene Pläne und Karten sowie Studien, Leitbilder, Statistiken und Kataster konnte nun durch unser Planungsteam eine Erstellung von verständlichen und einfach lesbaren Plänen und Kartierungen erfolgen. Diese vermittelnden Pläne unterstützten uns in den nächsten Planungsschritten bei der Durchführung von produktiven partizipativen Workshops. Dieses Material konnten wir nicht nur als Planungsmittel, sondern besonders als Mediationsmittel für die weitere Beteiligung der Bewohner und der Stakeholder als Fokus- und Interessengruppen in den weiteren Schritten des Prozesses nutzen.
Masterplan und architektonisches Konzept wird zur Diskussion gestellt
In den folgenden Workshops, Arbeitskreisen und Konferenzen wurde dann innerhalb der verschiedenen Fokus- und Interessengruppen die weitere Entwicklung der städtebaulichen Strategie und des Masterplans sowie des architek-
tonischen Designs der diversen Platzstrukturen und Raumelemente zur Diskussion gestellt. Diese vier Plätze «Watergarden» (Nr. 1 bis 4), «La Plazza» (Nr. 11 bis 14), «Orchard» (Nr. 6 bis 8) und «Forum» (Nr. 16) wurden stets parallel im Rahmen der urbanen Strategie sowie des daraus entwickelten Masterplans entworfen. Der terrassenartig angelegte «Watergarden» mit seinen Fontänen und Wasserflächen schafft Erholungs- und Ruhepunkte, «La Plazza» lädt mit seinen Cafés, Restaurants und der Tramstation zum aktiven Teilnehmen am Platzgeschehen ein. «Orchard» ist ein flexibel nutzbarer Parkplatz, der sowohl Bereiche für den ruhenden Verkehr schafft als auch Raum für wechselnde Marktstände während des Wochenmarktes bietet. Das «Forum» lädt mit seinem interaktiven Mediationspavillon die Bürger zur aktiven Beteiligung am Masterplan und seiner Umsetzung ein.
Die für den Masterplan entworfenen urbanen Elemente, wie Sitzbereiche und Pflanzengefäße sowie Straßenlampen und in den Boden integrierte Lichter, schaffen das gestalterische Rahmenwerk für den gesamten Dr.-Schweitzer-Platz und das angrenzende Quartier. Diese urbanen Elemente wurden so gestaltet, dass diese nicht nur tagsüber, sondern auch abends den Platz neu beleben. Sie wurden in den geplanten Workshops in den Fokusgruppen mit Schulklassen und lokalen Jugendlichen, mit Arbeitnehmenden und Rentnern zur Diskussion gestellt. Innerhalb dieser kreativen Workshops werden durch spielerische Abläufe einfallsreiche und ausgefallene Ideen und Lösungen durch die Fokusgruppe generiert. Innerhalb der einzelnen Workshops durchläuft die Fokusgruppe in Kleingruppen die folgenden drei Phasen: (1) die Diskussion der vorgestellten städtebaulichen und architektonischen Entwürfe und des Designs sowie die Sammlung
der Konzepte. (2) Darauf folgt die aus der Kritik und der Bewertung heraus zu entwickelnden kreativen Lösungsansätze sowie die Überprüfung der Ergebnisse im Rahmen einer möglichen Realisierbarkeit. (3) Stets am Ende dieser einzelnen themenbezogenen Workshops werden die Lösungsansätze mit Unterstützung eines vermittelnden Experten durch Skizzen, kognitiven Karten oder physischen Modellen registriert und dokumentiert. Von unserem Planungsteam werden diese anschließend grafisch aufbereitet, um eine entwerferische und technische Bewertung zu garantieren sowie ein ganzheitliches Resümee für die Überarbeitung des Masterplanes daraus zu ziehen.
Entwicklung eines partizipativen Pavillons
Die im Rahmen des Masterplans von uns entwickelte Medieninstallation auf dem «Forum» soll als interaktiver Mediationsraum den interessierten Bürgern noch vor der Realisierung virtuell die zukünftige Entwicklung des Dr.-SchweitzerPlatzes veranschaulichen und durch eine leicht zu bedienende digitale Plattform die unterschiedlichen Entwicklungsschritte und die daraus folgenden Bauphasen aufzeigen. In der weiteren Ausarbeitung der interaktiven Medieninstallation wurde in den Workshops mit den unterschiedlichen Altersgruppen deutlich, diese Installation nicht nur als partizipatives Element auszuarbeiten. Wir haben deshalb einen Pavillon entwickelt, der in seiner Gestaltung und Form als «begehbares Modell» den gesamten Dr.-Schweitzer-Platz visuell abbildet. Somit konnte innerhalb des gesamten Planungsund Realisierungsprozesses unmittelbar vor Ort die geplante
1.11m
0.30m
0.10m 0.45m
2.00m 1.11m
0.84m 0.39m 0.87m
Der «Orchard» schafft Raum für lokale Marktstände. Links: Designkonzept für das Stadtmobiliar, rechts: Realisierungsphase abgeschlossen.
Diese vorher beschriebenen und von uns weiterentwickelten Gestaltungselemente auf den vier Platzbereichen wurden in den Masterplan im weiteren Schritt eingearbeitet. Durch erneute partizipative Workshops innerhalb der zweiten Planungsphase wurde diese Entwicklung inhaltlich erörtert und den beteiligten Bürgern und Akteuren erneut zur Diskussion gestellt. Für die Leitung der weiteren geplanten Beteiligungsworkshops wurden für die Durchführung Experten der Fachdisziplinen Städtebau und Stadtplanung mit herangezogen. Bei der gestalterischen Weiterentwicklung des Masterplans beschäftigten sich die Workshops als Überthema mit der Betrachtung der Materialität und der Maßstäblichkeit. Die von uns entwickelten Planungsunterlagen stellten für die Workshops die Platzgestaltung konkret im Detail dar.
Partizipative und fassbare Platzgestaltung
0.70m 0.70m 44
Die erste Ebene stellt die Platzebene als gesamte horizontale Fläche mit der von uns gewählten Materialität dar. Die nächste Maßstabsebene macht die kleinen runden meist einzeln stehenden Sitzgelegenheiten sichtbar, welche aus hellem Beton angefertigt wurden und eine bequeme Sitzhöhe aufweisen. Die nächste Ebene beschreibt die urbanen Sitzmöbel mit ihren integrierten Pflanzenkübeln, welche durch ihr Gestaltungsdesign die Aufenthaltsqualität des gesamten Platzes erhöhen sollte. Höhe und Form sind dementspre -
chend so gewählt, dass etwa die Sitzbereiche und die Anlehnflächen optimal im Verhältnis zueinander stehen. Hinter den Rückenlehnen befinden sich die zu bepflanzenden Bereiche. Sie grenzen sich somit von den Sitzbereichen ab. Die vierte Ebene in ihrer Maßstäblichkeit stellt die zu entwickelnden Bus- und Tramstopps und den partizipativen Pavillon dar. Für die weiterführenden Workshops in der nächsten Planungsphase wurde der partizipative Pavillon baulich fertiggestellt, damit dieser auf dem Dr.-Schweitzer-Platz aufgebaut werden und als räumliche Manifestation die inhaltliche Diskussion besonders in gestalterischen Fragen vorantreiben konnte.
Besonders die Workshops der Fokusgruppen lieferten umfangreiche Anregungen für die Weiterentwicklung der städtebaulichen Elemente innerhalb des Masterplans. Die zusammengetragenen Standpunkte und Aussagen wurden diskutiert, zusammengefasst und evaluiert. Im direkten Anschluss daran wurden von uns diese Ergebnisse mit den innerhalb der Workshops entstandenen und weiter ausgearbeiteten Ideen der einzelnen Arbeitsgruppen verglichen; sie konnten in die dritte Planungsphase, der Entwicklung der Stadtmöbel, unmittelbar mit eingearbeitet werden. Die Beteiligten waren sich überwiegend einig, dass damit diese unterschiedlichen Maßstäblichkeiten in der Platzgestaltung auch tatsächlich wahrgenommen werden können. Durch eine Einfassung der einzelnen Plätze nach einem einheitlichen Muster konnten so neue Rahmen in der Gestaltung geschaffen werden. Als weitere Anregung der Arbeitsgruppen
Workshop mit Schulklassen am analogen Modell
sollte diese Musterstruktur sich dann ebenfalls in der gewählten Materialität wiederfinden und gestalterisch manifestieren.
Die dritte Planungsphase setzte sich überwiegend mit der designtechnischen Überarbeitung der Stadtmöbel sowie der Haltestellen der Straßenbahn auseinander. Durch die Festsetzung des neuen Platzmusters als neues Rahmenwerk konnten viele vorher noch offene Designfragen, zum Beispiel des gestalterischen Umgangs mit der Barrierefreiheit und der Stadtmöbel, geklärt werden. Die Gestaltung des Platz-
β
ψ ψ
θ = 180 / 7 ψ = 360 / 7 β = 540 / 7 φ = 720 / 7
θ θ c c b b
a c
a a
c ψ 45
musters wurde nach der Winkelberechnung für die Dreieckverteilung durch den Mathematiker Danzer vorgenommen. Durch dieses mathematische Konzept konnten die unterschiedlichsten Anordnungen sowohl für den Belag des gesamten Platzes vorgenommen als auch die Größe und Verhältnismäßigkeit der Sitzgelegenheiten und des Pavillons berechnet werden. Jedes Element passt in das nächstgrößere Element, sodass die kleinen Sitzelemente sich in ihrer Form direkt in das Platzmuster einsetzen lassen und die Dreiecke der Sitzelemente sich in dem Pavillon wiederfinden.
Architektonische Elemente als charakteristische Gestaltung des Platzes
Die architektonische Gestaltung des Platzes, der verschiedenen Sitzgelegenheiten mit und ohne Bepflanzung, der Busund Straßenbahnhaltestellen sowie des Partizipationspavillons wurde in unterschiedlichen Arbeitskreisen innerhalb der Interessengruppen umfangreich besprochen und bewertet. In diesen unterschiedlichen Workshops wurden Probanden unterschiedlichen Alters ausgewählt, um konkret auf deren Bedürfnisse in den einzelnen Arbeitskreisen eingehen zu können. Der architektonische Entwurf sowie die Weiterentwicklung der technischen Details wurden anhand von gebauten Attrappen und Simulationen mit den Testpersonen erprobt. Durch die analoge Simulation des neu entstehenden öffentlichen Raumes konnten Verhaltensmuster überprüft werden, um alltägliche Probleme, wie zum Beispiel ein nicht vorhandenes Sicherheitsempfinden, aufzudecken und zugleich eine Vertrautheit mit dem Ort zu schaffen. Mithilfe der gebauten temporären Prototypen wurden innerhalb der Ideenwerkstätten die Proportionen der einzelnen geplanten
architektonischen Elemente überprüft. So ließ sich testen, ob die kleineren und größeren Sitzgelegenheiten in ihrer Form und Materialität funktionieren und die Haltestellen und der Pavillon als schützende Aufenthaltsbereiche wirken.
Nachdem diese unterschiedlichen Ideenwerkstätten mit den Gruppen, bestehend aus Jugendlichen und Senioren, durchgeführt waren, konnte unser Planungsteam die Ergebnisse wieder in die architektonischen Details einarbeiten. Dadurch war es möglich, im nächsten Schritt mit den Arbeitsgruppen, bestehend aus Experten und Akteuren, in weiteren Workshops diese neuen Details im Rahmen ihrer Anwendbarkeit zu kontrollieren. Im Anschluss an diese Workshops, welche im Rahmen der Konferenzen und Stadtteilwerkstätten stattfanden, konnte unser interdisziplinäres Entwurfs- und Planungsteam abschließend alle Belange der urbanen Akteure und Stakeholder in den Masterplan und in die architektonischen Details einarbeiten. Am Ende des intensiven Beteiligungsverfahrens zeigte sich nun, dass der gesamte von uns betreute partizipative Prozess mit all seinen Dialogen, Diskussionen und Ergebnisfindungen einen ganzheitlichen Entwurf für den Dr.-Schweitzer-Platz zustande gebracht hatte.
BAUTEN UND TEILPROJEKTE ALS INITIATOREN VON PARTIZIPATION
Dieses Kapitel zeigt nun die konkreten Design- und Entwurfsstrategien: Nachdem im vorherigen Kapitel ausführlich die städtebaulichen Beteiligungsprinzipien beschrieben wurden, werden nun die einzelnen architektonischen Parameter innerhalb des Planungsprozesses dargelegt. Von besonderer Bedeutung ist dabei, wie vorweg gebaute Elemente als Initiatoren von Partizipation wirken können. Für betroffene Parteien ist das fehlende Verständnis für ein geplantes urbanes Projekt meist dadurch bedingt, dass eine konkrete Veranschaulichung des gesamten Planungsprozesses und der geplanten Gestaltung versäumt wurde. Gerade in größeren städtebaulichen Vorhaben werden der Bevölkerung zumeist lediglich die Pläne des abgeschlossenen Designs, fernab des eigentlichen Ortes, präsentiert. Eine Beteiligung, die das Design in ihrer Ganzheitlichkeit, Qualität und Entwicklungsfähigkeit zeigt, ist so nicht möglich. Will man jedoch eine offene Partizipation erreichen, bei der die beteiligten Gruppen tatsächlichen Einfluss haben, ist es unabdinglich, Prozess und Design möglichst frühzeitig anschaulich aufzubereiten. Dies geschieht in der Praxis vor allem durch Visualisierungen, die sich jedoch vor einem geschönten oder idealisierten Bild der Vorhaben hüten sollten.
Das Verständnis der Betroffenen sowie Beteiligten für die Qualität und Atmosphäre von städtebaulichen Vorhaben hängt oft am Detail. Stadtmöbel, Pavillons, aber auch öffentliche Kunst, die ebendiese Qualität ausmachen, werden nicht
selten als letzte Elemente der Entwicklung realisiert oder lediglich nur addiert. Somit ist das Große und Ganze einer Planung bereits realisiert, bevor ein Verständnis und damit eine effektive Beteiligung aufgebaut werden kann. Was passiert also, wenn man diesen Prozess umdreht und Prototypen, Teilprojekte und Details der Planung frühzeitig realisiert und diese aktiv zur Veranschaulichung und als aktive Werkzeuge der Beteiligung nutzt? Diese tatsächlichen Elemente erlauben den Beteiligten im besten Fall, sich vor Ort ein objektives Bild zu machen. Größen, Qualität, Materialien des Designs, aber auch die Atmosphäre des Ortes werden dann erfahrbar und können somit frühzeitig im Detail für die partizipativen Prozesse aufgezeigt und vermittelt werden. In der einfachsten Form sind diese vorgezogenen Realisierungen von Details «Showcases» im Wohnungsbau oder «Einzeldetails» an Fassaden, wie man es aus dem Hochbau kennt. Wie schon erwähnt, ist es aber für den Gestaltungsprozess besonders wichtig, dass diese Elemente nun zu aktiven Orten der Partizipation beitragen, indem sie Räume eines gemeinsamen Schaffens und Entwickelns kreieren.
Neue Wege der Projektsteuerung
Die Realisierung kleinerer Elemente einer Entwurfsidee erlaubt somit zu verschiedenen Zeitpunkten immer wieder
DER «AFTER-EFFECT» – EIN RESÜMEE
Bei dem komplexen städtebaulichen Projekt in Brüssel legten wir besonders Wert auf eine offene und intensive Diskussion mit allen Akteuren sowie Planungsebenen, um somit einen integrativen Prozess über einen längeren Zeitraum vorantreiben zu können. In diesem Zusammenhang war es für unsere Planungsgruppe besonders wichtig, die Vertreter der Stadt und Kommune davon zu überzeugen keine Gelder, wie geplant, für öffentliche Skulpturen zu vergeuden, die für die Bewohner nicht aktiv und partizipativ nutzbar wären, sondern mit den Geldern einen Beteiligungspavillon zu schaffen, der von Anfang an die Bevölkerung darüber informiert, was für das gesamte Quartier geplant ist und in den nächsten Jahren vor Ort geschieht.
Darüber hinaus war es uns sehr wichtig, die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen zu integrieren, sie von Anfang an mitzunehmen und solidarisch zu beteiligen, besonders die Gruppen, die häufig im städtebaulichen Prozess durch Sprachbarrieren oder andere Hürden benachteiligt sind. Durch die vorher ausführlich beschriebenen Beteiligungsmethoden haben wir es vermocht, die verschiedensten Interessens- und Fokusgruppen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Milieus zusammenzubringen und nachhaltig zu beteiligen: die Altersklassen von Kindern und Jugendlichen, Schüler, Auszubildende und Studierende, auch Arbeitnehmende, dabei überwiegend lokale Geschäftsleute, aber auch Senioren, die noch nicht aktiv am Planungsprozess beteiligt waren. Unser Team hat innerhalb der Workshops immer häufiger festgestellt, dass von Teilnehmenden mit wenig Erfahrung mit städtebaulichen Entwicklungen und partizipativen Beteiligungsprozessen meist viel interessantere Anregungen und geeignetere Vorschläge für die Weiterentwicklung des Platzes kamen als von manchen Fachleuten.
wie die unterschiedlichen Plätze, deren Stadtmöbel sowie der Partizipationspavillon, intensiv genutzt.
Was können wir von den klassischen partizipativen Methoden sowie den neuen virtuellen Anwendungsformen lernen, um eine ganzheitliche Vorgehensweise innerhalb des Planungsprozesses mit allen Beteiligten im analogen oder digitalen Raum durchführen zu können? Mithilfe welcher vorhandenen oder noch zu entwickelnden Werkzeuge wird dies möglich sein? Zum jetzigen Zeitpunkt ist festzustellen, dass in den virtuellen partizipativen Online-Formaten ähnliche Hindernisse, Hürden und Probleme stecken wie in den analogen Formaten: Sie gilt es zu überwinden. Wie können unterrepräsentierte Gruppen wie ältere Personen und Kinder, deren Muttersprache nicht Französisch, Flämisch, Deutsch oder Englisch ist, in diesen Prozess miteinbezogen werden? Wie kann verhindert werden, dass stets nur die gleichen Gruppierungen durch ihre privilegierten Stellungen oder Eigenschaften immer den Diskurs führen und andere Gruppierungen nicht zu Wort kommen? Vorhandene virtuelle Kommunikationsplattformen können dies technisch schaffen, es muss aber stets eine moderierende oder mediierende Person den Prozess begleiten. Darüber hinaus müssen unbedingt Basisdaten und Informationen geschaffen werden, damit Experten sowie Laien stets gleichwertig beteiligt werden können. Dies ist ein weites und äußerst interessantes Forschungsfeld. Im Rahmen der Fallbeispiele unserer Lehrmethoden wird das Thema der virtuellen Arbeitsweisen im dritten Kapitel «Lernen von der Lehre» nochmals ausführlicher beleuchtet.
Kontinuierliche virtuelle oder analoge Teilhabe der Akteure
am Planungsprozess
Kreative Entscheidungsfindungen mithilfe von Ideenwerkstätten
Die Beteiligung der Fokusgruppen an den kreativen Entscheidungsfindungen innerhalb unserer Ideenwerkstätten war für uns bei der Weiterentwicklung der urbanen Strategie sowie den architektonischen Gestaltungselementen sehr hilfreich. Sie bedarf zwar vorweg einer sehr intensiven Vorbereitung und Betreuung durch die Planenden und Moderatoren, ist aber auch eine effektive Vorgehensweise, um erfolgreich den Planungsprozess voranzutreiben. Diese beteiligten Gruppen sind auch heute noch sehr aktiv am lokalen Geschehen beteiligt. Sie organisieren Zusammenkünfte wie Statteilfeste oder Märkte und halten so den von uns initiierten Diskurs und Austausch weiter aufrecht. Dazu werden auch die von uns geplanten und durch den partizipativen Prozess mit den lokalen Akteuren weiterentwickelten Designelemente,
Festzustellen ist, dass trotz einer intuitiven Vorgehensweise unseres Planungsteam innerhalb der partizipativen Workshops ein ganzheitlicher Austausch stattgefunden hat und die Ideen und Anregungen der Beteiligten kontinuierlich in den Entwurfsprozess mit eingearbeitet wurden. Durch eine wissenschaftliche Studie haben Katharina Simon und ich zu einem späteren Zeitpunkt diese partizipativen und analytischen Methoden untersucht und systematisch den einzelnen Planungsschritten zugeordnet. Sie werden in dem folgenden Kapitel «Städtebauliche und partizipative Herangehensweisen im Planungsprozess» ausführlich dargestellt, welches somit als Hilfestellung für Planende sowie Akteure genutzt werden kann. Essenziell ist es dabei, die partizipativen Prozesse über das klassische «vor Ort» Beteiligungsverfahren hinaus auch parallel auf verschiedenen virtuellen Plattformen in einem Online-Dialog zu führen. Dies zeigte sich im Rahmen der Pandemie, aber nun auch darüber hinaus. So konnten von allen Bevölkerungsschichten über
Projekt Wuppertal
Projektinitiatoren
Wuppertaler Tafel in Barmen, Wolfgang Nielsen, Mitbegründer und Vorstand der Tafel BUW Lehrstuhl Städtebau: Elli Börgener, Tanja Siems, Katharina Simon
Beteiligte Akteure Nutzer der Tafel und Akteure im Quartier
Wichtige Daten und Fakten Gründung der Tafel im Jahr 1995, Schenkung der neuen Immobilie im Jahre 2010, Größe des Areals: 8 700 qm, Fläche des leer stehenden, neu zu beplanenden Gebäudes: 3 .500 qm
Projektziel
Entwicklung von innovativen Umnutzungskonzepten des Gebäudekomplexes Wichtige Forschungsfragen zu den Entwurfsstrategien: Wie kann kostengünstiger Wohnraum geschaffen werden (Problematik Altersarmut)? Wie sieht eine Unterkunft und der zu bewohnende Raum aus, der Süchte ganzheitlich behandelt (Problematik Spielsucht)? Kann mithilfe eines ganzheitlichen Raumprogramms der Über- und Unterernährung von Kindern und Jugendlichen entgegengewirkt werden?
Timeline des Projekts
Analyse- und Entwicklungsphase: Untersuchung der Situation, Aufstellung der städtebaulichen Strategie und des architektonischen Konzepts (0,5 Jahre) Bauphase: Umbau des Gebäudes (1,5 Jahre)
Integrative Nachnutzungskonzepte Wuppertaler Tafel in Barmen
Partizipation und Zusammenarbeit werden in vielen Projekten als zusätzliche Aufgaben gesehen, die den eigentlichen Prozess begleiten oder unterstützen. Dies setzt in der Regel einen linearen und homogen Entwicklungsprozess der Projekte voraus, der oft auf bürokratischen Strukturen und lang angelegten, fixen Planungsmaßnahmen basiert. Auf diese Weise werden viele Entwicklungen und Initiativen übersehen, die, alleinstehend und isoliert innerhalb vorhandener Strukturen, nicht genügend politische Durchsetzungskraft haben, um sich exponentiell zu entwickeln, und deren Resultate somit hinter ihren eigentlichen gestalterischen und gesellschaftlichen Potenzialen zurückbleiben. In einer zunehmend vernetzten Welt ist es somit eine der zentralen Aufgaben von Planern, eben diese Initiativen aufzuspüren und zu verknüpfen, um daraus Projekte zu entwickeln, die einen nachhaltigen, spürbaren Effekt auf die Gesellschaft haben, und so dringende Aufgaben in den sich wandelnden sozialen Strukturen und der Umwelt mit einer breiten Unterstützung von Beginn an anzugehen.
Es ist dementsprechend nicht mehr nur die Aufgabe eines Planers, bestehende Aufgaben zu beantworten, sondern ebenso zu erforschen, welche bestehenden Kräfte das Potenzial haben, zusammengeführt zu werden, um Ergebnis-
se zu entwickeln, die größer sind als die Summe ihrer Komponenten. Als Grundvoraussetzung für einen nachhaltigen Effekt von Initiativen ist es notwendig, dass ein breites Bewusstsein dieser Potenziale innerhalb der Planenden und der allgemeinen Gesellschaft besteht. Somit wird auch die Vermittlung dieser Herangehensweise zu einem zentralen Bestandteil in der Lehre, aber auch in der gesellschaftlichen Aufklärung.
Ein gutes Beispiel dieser Verbindung von Initiativen ist die «Wuppertaler Tafel». In diesem Projekt sind verschiedenste Initiativen, gesellschaftliche Problemstellungen und Planungen in kreativen Projekten zusammengeflossen, die begonnen haben, Ideen und Ansätze zu bündeln und voranzutreiben. Die wachsende Aufgabe der sozialen Grundversorgung einer immer breiter werdenden Gesellschaft, eine steigende Zuwanderung mit resultierender Unterstützung, aber auch Ablehnung, sowie die dringende Frage über eine räumliche Erweiterung der urbanen Strukturen benötigten eine Antwort, die nicht mit einer herkömmlichen Herangehensweise erreicht werden konnte. Nur ein verknüpftes Zusammenarbeiten all dieser Kräfte erlaubt es, nachhaltige kreative Ansätze zu kreieren und gleichzeitig ein breites Bewusstsein für diese in der Gesellschaft zu schaffen.
INFRASTRUKTURELLE KONZEPTENTWICKLUNG IN KOMBINATION MIT ARCHITEKTONISCHEN ENTWURFSPRINZIPIEN
Das für den Entwurf weiterzuentwickelnde Quartier in Berlin-Teltow bietet für die infrastrukturelle intensivere Betrachtung in Bezug auf den Ausbau des Umweltverbundes eine grundlegende Voraussetzung wegen seiner räumlichen Lage und der verkehrlich interessanten Anbindung an das Berliner Stadtzentrum. Dafür Prinzipien für Angebote an alternativen Verkehrsarten zu entwickeln, spielte für uns eine besondere Rolle in diesem Entwurf. Dabei könnten eine zusätzliche Wasserverkehrsnutzung innerhalb des ÖPNV-Angebots und der Ausbau einer Schnellstraße für den Radfahrverkehr im Rahmen des noch notdürftig vorhandenen Radwegenetzes besonders für die vielen Pendler von Bedeutung sein.
Der Untersuchungsraum spannt sich auf zwischen den Berliner Stadtteilen Zehlendorf und der angrenzenden Gemeinde Teltow; bedauerlicherweise erfolgte dabei in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend eine unabhängige Entwicklung der beiden Stadteile. Der Teltowkanal, ursprünglich Teil eines überregionalen Wasserstraßennetzes, bildet inzwischen eine Barriere. Die beiden Siedlungsbereiche sind miteinander nur noch über zwei Brücken verbunden. Auch die angrenzenden Landschaftsräume verstärken diese Wirkung, denn das Bearbeitungsgebiet ist durch unterschiedliche Siedlungs- und Landschaftsfragmente gekennzeichnet. Dazu gehören neben Industrie- und Gewerbeeinheiten auch Dienstleistungszentren, Wohnquartiere, Kleingartenanlagen, Freiflächen und Landschaftsschutzgebiete. Reste der historischen Industrie- und Gewerbenutzung bestehen entlang des Teltowkanals. Für die zu entwickelnden Konzepte sollen die städtischen, gewerblichen und landschaftlichen Restflächen am Teltowkanal neu geordnet und gleichzeitig die Siedlungsfragmente der Quartiere in Teltow und Zehlendorf stärker untereinander vernetzt werden. Darüber hinaus werden von den Studierenden potenzielle Siedlungs- sowie Nachverdichtungsflächen identifiziert und dafür urbane Strategien entworfen.
Um die Struktur- und Nutzungsverteilung der Bezirke Teltow, im Süden des Kanals, und Zehlendorf, im Norden des Kanals, zu erfassen, wurde von den Studierenden innerhalb der Analysephase parallel zu der Ausarbeitung der Kartierungen ein Profil- und Typologien-Modell zur Überprüfung der Quartiersstruktur mit seinen Anwohnern und Arbeitnehmenden erstellt. Dabei wurden Bereiche herausgegriffen und untersucht, die repräsentativ für das gesamte Planungsgebiet sind. Diese ausgewählten 500 Meter auf 500 Meter Areale beinhalten die strukturellen Typologien der Wohnquartiere, Gewerbe- und Dienstleistungseinheiten einerseits sowie prägnante Grünraum- und Freiflächen andererseits für eine analytische Gegenüberstellung. Die evaluierten städte -
baulichen Kriterien der einzelnen Areale werden grafisch herausgearbeitet und zur guten Veranschaulichung und möglichen Vergleichbarkeit zusätzlich in Profilkarten lesbar dargestellt. Die gewählten und zu vergleichenden Kriterien und Parameter zeigen die Verteilung der bebauten Flächen im Verhältnis zum gesamten Areal sowie die Nutzungen von Wohnen, Produktion und Einzelhandel, Gastronomie, Verwaltung, Vereine etc. in den einzelnen Typologien und die Verteilung der Altersgruppen der Bevölkerung. Somit können konkrete Aussagen über Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Mängel und Qualitäten der gewählten Areale im Quartier getroffen werden, um diese in den städtebaulichen Entwurf mit aufzunehmen und dementsprechend konzeptionell mit einzuarbeiten.
Übersicht der städtebaulichen Parameter
Im ausgewählten Areal in Zehlendorf, welches überwiegend aus Zeilenbauten besteht, sind die Genossenschaftsbauten prägend für das Quartier. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zunächst sehr kleine Wohnungen innerhalb dieser Wohntypologie gebaut, fünfzig Jahre später wurden diese Wohnungen aufwendig saniert und durch Staffelgeschosse und Kopfbauten zu größeren Wohnungen und Mietergärten erweitert und in hochwertige Niedrigenergiehäuser umgewandelt. Parallel dazu ist das ausgewählte Areal mit größtenteils Zeilentypologien in Teltow als «neue Wohnstadt» entstanden, ähnlich den Genossenschaftsbauten in Zehlendorf im Jahr 1962. Zu den Wohnungen und Einrichtungen des täglichen Bedarfs im Zentrum des Areals wurden Institutionen für die Kinderbetreuung errichtet. Nach der Wiedervereinigung wurden die Zeilenbauten durch Aufstockungen und kleinere Gebäudeeinheiten nachverdichtet. Die beiden ausgewählten Areale für den Vergleich der Topologien von Punkthäusern wurden sowohl in Teltow als auch in Zehlendorf für eine Wohnnutzung von Ein- und Mehrfamilienhäusern geplant und realisiert. Der Unterschied liegt in der Verdichtung der Stadtstruktur. In Zehlendorf wurden in dem 500 Meter auf 500 Meter Areal insgesamt 12.000 qm Fläche bebaut, im Gegensatz dazu in Teltow bei der gleichen Wohntypologie nur rund 1.000 qm Fläche. Bei der Gewerbestruktur in den gleichen Flächenabschnitten beziehungsweise Arealen in Teltow und Zehlendorf ist die Nutzung und Verdichtung der bebauten Fläche ähnlich. Jedoch unterscheiden sich die Betriebe gravierend durch Mitarbeiterzahl und Internationalität sowie in der unterschiedlichen Typologie der Gewerbe -
unterschiedlichen Fortbewegungsarten anschaulich machen. Zusätzlich zu den Kartierungen arbeiten die Studierenden eine Umfrage aus, um das allgemeine Interesse am Radfahren zur Arbeitsstelle abzufragen. Dabei kommt heraus, dass es beinahe die Hälfte der pendelnden Einwohner Teltows in Betracht ziehen könnten, vom MIV auf das Fahrrad umzusteigen. Um im dritten Schritt eine konkrete Erkennung und Abgrenzung der Probleme und somit deren Definition aufzusetzen, führen die Studierenden eine SWOT-Analyse durch. Diese zeigt die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Projekts auf und belegt so, warum das Fahrradfahren als Fortbewegungsmittel im Gegensatz zum motorisierten Individualverkehr und dem öffentlichen Personennahverkehr von Vorteil sein kann.
Integration der Öffentlichkeit im kreativen Prozess
Nachdem diese in den ersten drei Schritten vorangestellten analytischen Vorgehensweisen abgeschlossen sind, werden die vorgeschlagenen Maßnahmen nun auf die persönliche Akzeptanz hin überprüft. Die Studierenden rufen einen Arbeitskreis ins Leben, um genaue Vorstellungen einer solchen Fahrradautobahn zu evaluieren und im öffentlichen Plenum diskutieren zu können. Der Arbeitskreis als Diskussionsplattform funktioniert sehr gut und begleitet fortan den Verlauf des ganzen Entwurfsprozesses. Um die Datensamm-
lung und die ersten Konzeptideen gezielt zu überprüfen, werden Simulationen des Verkehrsflusses im vorhandenen und geplanten Straßennetz durchgeführt. Die Brücken über den Teltow-Kanal stellen sich erneut als stauanfällige Stellen heraus. Für den momentanen Pendlerstrom nach Berlin sind diese Übergänge zahlenmäßig zu gering und auch nicht ausreichend dimensioniert. In diesem Schritt werden nun auch Pendlerwege nach Berlin und Potsdam gezielter untersucht und die Entfernungen und jeweiligen Fahrzeiten der verschiedenen Verkehrsmittel durch diagrammatische Darstellungen aufgezeigt. Die Ergebnisse der Simulation und die Überprüfung der daraus entwickelten infrastrukturellen Konzepte werden mithilfe einer Präferenzmatrix und einer Kosten-Nutzen-Analyse gestützt (Projektteam: Vassilissa Airaudo, Daniel Branchereau, Moritz Scharwächter).
Als nachhaltiger Effekt stellt sich auch der Umgang mit den Methodenkarten innerhalb der einzelnen Entwurfsphasen heraus: Die von den Lehrenden im Vorfeld aus dem mannigfaltigen wissenschaftlichen Methodenpool herausgefilterten Methodenkarten wurden im Vorfeld des Entwurfs den einzelnen Phasen des Entwurfs- und Planungsprozesses zugeordnet, damit die Studierenden diese anhand einer Fallstudie testen und evaluieren konnten. Dabei stellen sich in dieser Fallstudie städtebauliche Methoden wie die Kartierung, eine Fotodokumentation, das Brainstorming, der Arbeitskreis, das Szenario und die Simulation als besonders essenziell und zielführend heraus. Weitere Methoden zur Ge -
nerierung und Untermauerung der urbanen Strategie können Ablaufdiagramme, Präferenzmatrices, Soll-Ist-Vergleiche, Kosten-Nutzen- und Ursache-Wirkungs-Analysen, aber auch die Anwendung kognitiver Karten sein.
Die im Dialog entstandenen Forschungsfragen wurden durch diesen Prozess weiter ausgearbeitet, sodass daraus städtebauliche Strategien generiert werden konnten. Diese werden von den einzelnen Gruppen in einem entwurfsrelevanten Maßnahmenkatalog abschließend ausgearbeitet und dann detaillierter im architektonischen Entwurfskonzept dargestellt.
So wurde bewiesen, dass durch eine umfassende städtebauliche Analyse eine Forschungsfrage generiert und dadurch eine individuelle Aufgabenstellung und ein eigenes Raumprogramm erarbeitet werden kann. Zu beachten ist dabei jedoch auch, dass die eigene, meist intuitive Anwendung, die sonst ohne den Methodenkatalog zu Entwurfsentscheidungen führt, durch ein gezieltes Abrufen von städtebaulichen Methoden nicht vernachlässigt werden darf. Es ist deswegen wichtig, lediglich aus dem Methodenkasten zu schöpfen und sich nicht darin zu verlieren.
die Vorgehensweise in diesem Seminar besonders deutlich angesichts des Lernziels, eine virtuelle Plattform für partizipative Prozesse zu schaffen. Das Entwerfen einer App zur Kommunikation der Arbeitsinhalte der Studierenden zeigt die Notwendigkeit der allgemeinen Umgestaltung der Kommunikationswege während der Beschränkungen in der pandemischen Lage. Online-Besprechungen sind nicht nur in der freien Marktwirtschaft zum Alltag geworden, sondern auch
in Lehrveranstaltungen. Vorlesungen, Korrekturen und sogar Prüfungen können spontan ohne physische Präsenz im virtuellen Raum erfolgen. Besonders in einem durch Präsentation, Kommunikation und Interaktion geprägten Studienfach wie der Architektur stellte sich für die Studierenden die neue Aufgabe, das «Endergebnis» ihrer Arbeit in einem digitalen Vortrag aufzubereiten, der auch für den nachträglichen Gebrauch genutzt werden kann.
DER UMGANG MIT INFORMELLEN PROZESSEN INNERHALB EINES KREATIVEN ENTWURFSPROZESSES
Die städtebauliche Zentralität von Bahnhöfen und ein allgemeiner Trend zum Wohnen in der Stadt machen die Bahnhofsviertel in den Städten heutzutage zu einem Ort, der den Kommunen und ihren Bürgern ebenso attraktiv erscheint wie Investoren und Entwicklern. Rund um die Hauptbahnhöfe entstehen neue Quartiere mit Wohn- und Arbeitsbereichen, welche zu einer Aufwertung der über Jahrzehnte gewachsenen Bahnhofsviertelstruktur führen. Zusammen mit Tim Lukas vom Institut für Sicherungssysteme und im Rahmen seines Forschungsprojekts «Sicherheit im Bahnhofsviertel (SiBa)» stellten wir uns für die städtebauliche Entwurfsaufgabe die Frage, inwieweit in einem als Kriminalitätsschwerpunkt geltenden Umfeld attraktiver und sicherer Wohnraum für die neuen Bewohner realisiert werden kann. Und wie lässt sich durch städtebauliche Strategien verhindern, dass die Bestandsbewohner in den Bahnhofsvierteln unter dem zunehmendem Aufwertungsdruck aus ihren gewohnten sozialräumlichen Bezügen verdrängt werden?
Um ein neues ganzheitliches Quartierskonzept rund um den Hauptbahnhof in Düsseldorf entwickeln zu können,
müssen die Studierenden verschiedenste Kriterien der Stadtentwicklung betrachten und bewerten. Dies beinhaltet eine intensive analytische Auseinandersetzung mit dem Bahnhofsbereich und den angrenzenden, nachbarschaftlichen Stadtquartieren, eine umfassende Evaluierung der städtebaulichen Untersuchung, um daraus ein urbanes und architektonisches Konzept generieren zu können. Durch eine Neuordnung der verkehrlichen und sozialen Infrastruktur können im städtebaulichen Entwurf die Eigenschaften und Qualitäten der urbanen Räume und die örtlichen Beziehungen im gesamten Quartier nachhaltig verbessert werden. In den vergangenen Jahren hat man in vielen Kommunen und Städten versucht, das zentrumsnahe Umfeld der Bahnhöfe durch Konsum- und Wohnfunktionen aufzuwerten. Durch diese städtebauliche Entwicklung entstehen häufig neue Probleme und Konfliktpotenziale: für Wohnsitzlose und Suchtkranke ebenso wie für die Bestandsbewohner in den Bahnhofsvierteln.
In der hierarchischen Gliederung von Stadtbezirken und Stadtteilen bildet das Düsseldorfer Bahnhofsviertel keine eigene räumliche Einheit. Entsprechend der sozialräumli-
chen Gliederung der Stadt Düsseldorf besteht das Untersuchungsgebiet aus insgesamt fünf Sozialräumen, die rund um den Hauptbahnhof eine Fläche von etwa 1,7 qkm einnehmen und damit rund 0,8 % des gesamten Stadtgebiets formen. Die festgelegten Sozialräume befinden sich direkt um den Bahnhof herum und reichen räumlich bis hin zum Mintropplatz sowie zum Handelszentrum. Während die Bahnhofsviertel in anderen Städten oftmals durch Konsumfunktionen und die unmittelbare Nähe zum Innenstadtkern gekennzeichnet sind, besteht eine Besonderheit des Düsseldorfer Bahnhofsviertels in seiner mischfunktionalen Nutzung, die eine erhebliche Anzahl von Wohneinheiten im Umfeld des Hauptbahnhofs umfasst. Im Düsseldorfer Bahnhofsviertel leben ca. 30.000 Menschen. Dies macht im gesamtstädtischen Vergleich eine sehr hohe Bevölkerungsdichte aus. Besonders dicht besiedelt ist dabei der aus mehrgeschossigen Häuserzeilen bestehende Sozialraum «Am Bahndamm», dagegen weist der Sozialraum «Bahnhof und Handelszentrum» auf-
grund großzügiger Grünanlagen und ausgedehnter Büro- und Hotelkomplexe die geringste Bevölkerungsdichte im Quartier auf. Südlich und nördlich des Düsseldorfer Hauptbahnhofs ist die Entwicklung neuer Wohnquartiere geplant, die Wohnraum vor allem im mittleren Preissegment bieten sollen. Mit den Baumaßnahmen soll erklärtermaßen ein Bahnhofsumfeld geschaffen werden, das Mobilitäts- mit Konsum- und Wohnfunktionen verbindet und das Bahnhofsviertel als Visitenkarte der Stadt aufwertet. In der Entwurfsaufgabe stellte sich die Frage, wie das Quartier bei gleichzeitiger Erhaltung der vorhandenen sozialen Infrastruktur sowie eines bezahlbaren Wohnraums qualitativ aufgewertet werden kann. Das Entwurfsziel bestand darin, städtebauliche Maßnahmen- und Handlungskonzepte zu generieren, die spezifischen Charakteristika der urbanen Räume im Bahnhofsviertel und die existierenden Akteure vor Ort zu identifizieren und diese dann sensibel in die städtebaulichen und architektonischen Entwurfskonzepte einzuarbeiten.
DIE GENERIERUNG EINER NACHHALTIGEN VERDICHTUNG BEI GLEICHZEITIGER STÄRKUNG DER
SOZIALEN INFRASTRUKTUR
Das Planungsgebiet liegt in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs in Düsseldorf und damit direkt an einem für das gesamte Stadtgefüge relevanten infrastrukturellen Knotenpunkt. Die Fluktuationsrate am Bahnhof und seinem schnelllebigen Umfeld ist erwartungsgemäß sehr hoch. Die hohe Durchlaufquote von Menschen, die losfahren oder umsteigen, die ankommen und direkt weiter in die Innenstadt zur Arbeit, nach Hause oder zum Feiern eilen, sich nur kurz am Bahnhof aufhalten bestimmt diesen urbanen Raum. Die direkt an den Bahnhof angrenzenden Stadtteile zeichnen sich durch eine hohe Arbeitslosenquote aus und beherbergen Obdachlose, drogen- und alkoholsüchtige Menschen, welche zum größten Teil auch auf der Straße leben. Folglich befinden sich im Bahnhofsviertel in Düsseldorf eine Vielzahl sozialer Einrichtungen und eine Infrastruktur für Süchtige, welche im Entwurfskonzept besser in das städtische Leben integriert werden sollen.
Im Bereich nordöstlich des Bahnhofs befindet sich das «Maghrebviertel» mit arabischen Restaurants, Gemüseläden, Friseursalons und weiteren Dienstleistungsangeboten. Es
sorgt somit für eine gute kulturelle Diversität für das gesamte Quartier. Die Bebauungsstruktur und deren Verhältnis zwischen der Höhe der Gebäude und der Straßenbreite schaffen einen öffentlichen Raum, bei dem ein reger kommunikativer und vertrauter Austausch zwischen den Bewohnern stattfindet. In den urbanen Strategien der Studierenden werden diese Gemeinschaften durch die Gestaltungskonzepte für den öffentlichen Raum weiter ausgebaut, dabei wird der schon vorhandene Kontakt weiter unterstützt und das Knüpfen neuer Kontakte erleichtert.
Eine Gruppe der Studierenden entwirft im Rahmen einer fortwährenden sozialen Entwicklung des Bahnhofviertels verschiedenste kulturelle Einrichtungen in den Erdgeschosszonen für eine ausgeglichene Mischnutzung der Gebäudeformation. In ihrem städtebaulichen Konzept «Corpus Urbis» haben die Studierenden eine Markthalle im Planungsgebiet südöstlich des Bahnhofs entworfen. Diese soll im neu zu entstehenden Wohn- und Arbeitsquartier durch seine flexiblen und offenen Grundrisse als Kommunikationsstätte für die bestehende und die neue Bewohnerstruktur dienen. Als neu-
Historische Referenzen von Darstellungsarten
Diese komplexe Darstellungsart ist keine neue Erfindung, sondern wurde als Methodik über Jahrhunderte durch verschiedene Planer in ganz Europa weiterentwickelt. So richtete der Ingenieur und Architekt Giovanni Battista Nolli im Jahre 1748 als erster Kartograf weltweit seinen «Großen Plan von Rom» nicht, wie sonst üblich, gen Osten, sondern gen Norden aus, um dadurch die Verschattung der Freiräume durch die Gebäude in seinem Plan aufzeigen zu können. Darüber hinaus nahm er in diesem Stadtplan, einem zu der Zeit allgemein üblichen Schwarzplan, zusätzlich zu der Stadtund Wegestruktur auch eine grafische Unterscheidung von privaten und öffentlichen Flächen vor. Dadurch war es möglich, diese Vorlage für die zukünftige Stadtentwicklung Roms als Planungsgrundlage zu nehmen.
Hundert Jahre später listete 1854 Dr. John Snow in einer Kartierung die Krankheitsverläufe von Cholera in der Broad Street in London auf. Durch die Überlagerung dieser medizinischen Informationen auf eine Karte mit der Abbildung der technischen Infrastruktur im Stadtplan von Soho war es ihm möglich, herauszufinden, dass die Krankheit nicht über die Atemwege übertragen wird, sondern über die Wasserversorgung durch die Verunreinigung der lokalen städtischen Pumpen. Durch diese ausgewählte Anwendung einer Überlagerung seiner gesammelten Informationen zum Krankheitsbild in Kombination mit der Kartografie konnte John Snow eine Aussage für ein medizinisches Problem mithilfe dieser städtebaulichen Methode treffen und einen technischen Lösungsansatz daraus formulieren, welche die gesamte zukünftige Planung der Stadt beeinflusste.
Kartierungen als Analysewerkzeug
In der gleichen Epoche, im Jahr 1869, stellte Charles Joseph Minard in seiner Kartierung den missglückten Russlandfeldzug von Napoleon im Jahr 1812/13 dar und versuchte mit dieser Methode, die Gründe dafür aufzuzeigen, warum es zu diesem extremen Verlust an Menschenleben gekommen war. Denn von den 423.000 Soldaten, die im Juni 1812 am Fluss Niemen gestartet waren, kamen im Jahr darauf nur Tausend wieder zurück. Minard zeigte in seiner Grafik nicht nur die räumliche und topografische Lage des Feldzugs im Plan auf, sondern teilte auch die Größe des Heeres, deren Marschrichtung sowie den jeweiligen Standort in Längenund Breitengrad auf und setzte dies dann in seiner Kartendarstellung ins Verhältnis zur Zeitlänge und zur Temperaturkurve. Er konnte somit aufzeigen, dass der Verlust des Heeres nicht aufgrund strategischer und technischer Vorteile der russischen Armee oder wegen ungünstiger geografischer Voraussetzungen entstand. Der größte Anteil der Soldaten wurde dadurch getötet, dass die vorherrschenden Temperaturen bis zu minus 30 Grad betrugen und diese Kälte die extreme Reduzierung des Heeres und den Misserfolg des Feldzugs hervorbrachte. Durch Minards gewählte Plangrafik, die einer heutigen «diagrammatischen» Darstellungsart sehr nahekommt, bereitete Minard seine Zeichnung grafisch so auf, dass er die vorhandenen Daten und Fakten des Heeres
ins Verhältnis zu den geografischen und naturbezogenen Gegebenheiten und damit in einen Zusammenhang setzen konnte. Er veränderte damit ausnahmslos und grundlegend die Darstellung von Plänen in der Kartografie.
Ebenfalls zur gleichen Zeit im Jahr 1874 nutzte der Ingenieur Louis-Léger Vauthier die mathematische Darstellungsart der topografischen Höhenlinienkarte dazu, die Bevölkerungszahlen von Paris darzulegen. Diese geografische Darstellungsmethode wurde von Vauthier so weiterentwickelt, dass durch diese Höhenlinienzeichnung nun keine geografischen Begebenheiten mehr aufgezeigt wurden, sondern rein statistische Daten grafisch visualisiert werden können. Dadurch wurde es für Planende möglich, Bevölkerungszahlen nicht nur numerisch, sondern auch grafisch miteinander zu vergleichen und in Relation zueinander zu setzen.
Daten- und Fakten-Visualisierung
Otto Neurath hat 1930 in seinem Atlas «Gesellschaft und Wirtschaft» in Grafiken verschiedene Informationen zur Bevölkerungsentwicklung, zu den internationalen Handelsbeziehungen sowie zur weltweiten Verfügbarkeit von Rohstoffen gebündelt und diese durch seine Art der Darstellung in Verbindung zueinander gesetzt. Der Atlas zeigt in den hundert diagrammatischen Abbildungen die Produktionsformen, Gesellschaftsordnungen, Kulturstufen und Lebenshaltungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts: «Das vorliegende bildstatistische Elementartwerk ‹Gesellschaft und Wirtschaft› ist der erste systematische Versuch, auf Grund sorgfältiger Bearbeitung und Verknüpfung vorhandener Daten und Kombinationen aller Art, den Augen ein buntes Bild der heutigen Menschenzivilisation und ihrer Entwicklung zu geben.»
Kevin Lynch ging in den 1960er-Jahren in seiner Theorie «Das Bild der Stadt» noch weiter als die vorher beschriebenen rein analytischen Planzeichnungen der städtebaulichen Schichten und deren Grundelemente. In seinen Kartierungen erfasst er die räumlichen Strukturelemente der Stadt und stellt diese den Sinneseindrücken gegenüber und konnte Zusammenhänge zwischen der menschlichen Wahrnehmung und der Art und Qualität der Stadtgestalt aufzeigen. Die Stadt erschließt sich somit nicht nur als gebaute manifestierte Struktur mit ihren baulichen, verkehrlichen, technischen und freiräumlichen Infrastrukturen, sondern lässt sich auch als weitgespannter Wahrnehmungsraum darstellen. Solche Kartierungen werden in diesem Zusammenhang als mental maps bezeichnet: Es sind kognitive Karten, die eine mentales Bild der Stadt und deren Atmosphäre zeichnen. Durch diese Art der Kartierung konnte Lynch auch die Stadtbewohner und ihre Wahrnehmungen direkt in die Planungsprozesse miteinbeziehen.
Weitere Theorien in den 1970er- und 1980er-Jahren setzen sich mit partizipativen Strategien und demokratischen Planungsprozessen auseinander. Unter dem Motto «die Bürger bauen die Stadt» werden imaginäre Gebäude für Freiheit und Gerechtigkeit geplant und diese mit den alten Stadtstrukturen verbunden, um eine Versöhnung von Tradition und Utopie zu schaffen. Zur besseren Veranschaulichung werden diese utopischen Entwürfe mithilfe verschiedenster Darstel-
Phase 1_Analyse
Phase 2_Evaluierung
• Sammlung: Daten und Fakten
• Pro leentwicklung: Personen und Dinge
• Analyse: Stadtschichten und Überlagerungen
• Dérive: Mappings in zweiter Phase fortsetzen, da es eine Bewertung darstellt.
• Exkursionen: Feldstudien
• Überprüfung : Daten und Fakten • Evaluierung der Kartierungen: Bewertende Kartierungen • Evaluierung der Analyse durch Dérive + Mappings • Evaluierung der Analyse durch Karten • Entscheidungsprossess: Logbook + Prozessmodell
lungsweisen umgesetzt. Eine gute Methode der Illustration ist die Nutzung von Montagen und Collagen zur eingängigen Visualisierung der utopisch anmutenden Planungsgedanken und Entwurfskonstrukte. Darüber hinaus gewinnen in dieser Zeit das Bauen von haptischen Modellen und das Testen dieser Planungsideen an den entwickelten Modellen auch als wissenschaftliche Herangehensweise immer mehr an Bedeutung. Constant Nieuwenhuys experimentierte zum Beispiel
im Rahmen der Entwicklung eines neuen, zukunftsweisenden Stadtmodells mithilfe von Collagen, Modellen, Zeichnungen und Gemälden. In verschiedensten Testreihen versuchte er über zwei Jahrzehnte hinweg, seine urbane Zukunftsstrategie «New Babylon» mit diesen Darstellungsmethoden zu evaluieren und nachhaltig weiterzuentwickeln.
Das urbane Modell «New Babylon» beschreibt eine Stadt ohne Grenzen, welche sich in alle Richtungen ausdehnen
barkeit erlaubt es, Profile innerhalb von Einzelkategorien zu analysieren, aber auch, verschiedene Kategorien in Bezug zu setzen. Ein weiterer entscheidender Nutzen von Profilkarten ist es, auf Informationen zusammenfassend hinzuweisen und als Verbindungs- und Sortierungsinstrumente zwischen anderen Werkzeugen und Dokumenten zu dienen, die weiterreichende und detaillierte Daten und Fakten beinhalten. Beispielsweise können durch die in einer Kartierung vermerkten Symbole oder auch durch Darstellungen in den Profilkarten Daten und Fakten entwurfsrelevanten Themen zugeordnet werden, welche wiederum auf detaillierte Quellen und detailliertere Informationen zurückverweisen können.
Entwicklung unterschiedlicher analytischer Kartierungsmethoden
In einer Kartierung werden innerhalb des zu bearbeitenden Gebietes die einzelnen zu untersuchenden Aspekte herausgearbeitet und in Karten sichtbar gemacht. Dabei kann auf eine Reihe bekannter analytischer Kartierungsmethoden zurückgegriffen werden. Zu den bekannten Darstellungen gehören hier Schwarzpläne, Nutzungs-, Infrastruktur-, Grünflächenkarten, aber auch Demografie- und Emissionskarten. Zusätzlich können aber auch immer wieder neue, der Aufgabe entsprechende Kriterien und Darstellungsarten entwickelt werden. Kartierungen haben den Anspruch, Informationen bewertungsfrei abzubilden. Sie stellen für sich noch keine qualitativen oder quantitativen Aussagen her, sondern dienen dem Zweck, die urbanen Besonderheiten und Auffälligkeiten ablesbar zu machen und zu vermitteln, welche dann in einem weiteren Schritt im Detail analysiert und eva-
luiert werden können. Der geeignete Maßstabsbereich, je nach Stadtteil- oder Quartiersgröße, umfasst innerhalb dieser Entwurfsphase den Maßstab von 1:50.000 bis zu 1:5.000 oder von 1:10.000 bis zu 1:2.000.
Im Rahmen der Kartierungsmethode werden zuerst die physischen und geografischen Situationen wie die Struktur, Infrastruktur und Freiraumgestaltung grafisch festgehalten. Zu diesen großräumlichen Gegebenheiten können speziellere Kategorien und Themen wie die Identität des Ortes, die Leerstände, die Bauklassen, der Sanierungsbedarf beziehungsweise Sanierungstand oder Baulücken in Plänen aufgezeigt werden.
Bei der Freiraumkartierung werden die Freiflächen und Grünräume als aktive und passive Flächen mit ihren privaten, halböffentlichen und öffentlichen Bereichen dargestellt. Auch Flora und Fauna können grafisch in ihrer zeitlichen Veränderung visualisiert werden, indem die Tier- und Pflanzenarten zeichnerisch in Phasen prozesshaft abgebildet werden. Dies geschieht überwiegend durch diagrammatische Darstellungen, aber auch mithilfe von landschaftsplanerischen Kartierungen. Im Rahmen der verkehrlichen Infrastruktur können sowohl das Mobilitätsnetz als Linienzeichnungen für die verschiedenen Verkehrsarten als auch die verschiedenen Erreichbarkeitsradien zu den Haltestellen des ÖPNV, dem ruhenden Verkehr und den Fahrradstellplätzen in den städtebaulichen Plänen aufgezeigt werden. Auch verkehrsbedingte Emissionen wie der Geräuschpegel des Verkehrslärms mit den dazugehörigen Dezibel-Zonen werden im Vergleich zueinander dargestellt.
Eine Kartierung über die vorhandenen Flachdächer stellt in der ersten Phase vielleicht noch keine konkrete Relevanz dar, bietet aber innerhalb der Konzeptphase dann eine gute Vorlage für deren strategische Ausarbeitung. Diese Kartie -
Nutzungsverteilung für die Entwicklung eines urbanen Raumprogramms
Kartierung der Infrastruktur für die Generierung von nachhaltigen Verkehrssystemen
Grünflächenkarten zur Evaluierung der Naherholungsbereiche
rung könnte zum Beispiel in der Strategie einer nachhaltigen strukturellen Nachverdichtung als Argument dienen: Sie eröffnet konkret die Möglichkeit, die Nachverdichtungsbereiche im Quartier festzulegen, in denen eine Gebäudeaufstockung möglich wäre. Zusätzlich können auf den Flachdächern neue Flächen für Gründächer ausgewiesen werden, um Raum für eine ausgeglichene Flora und Fauna zu schaffen. Dadurch ist es möglich, der städtischen Überhitzung durch die existierenden Hitzezonen planungstechnisch entgegenzuwirken und das Stadtklima insgesamt zu verbessern. Dies ist nur ein Beispiel, welches verdeutlicht, dass vorerst zur Seite gelegte Kartierungen zu einem späteren Zeitpunkt im Entwurfsprozess wieder relevant werden können.
Werkzeuge für die Untersuchungsphase
Im Rahmen der Analysephase werden zusätzlich zur wissenschaftlichen Herangehensweise unter der Devise «Raus aus dem Labor» Exkursionen zum Planungsgebiet durchgeführt, um über eine reine Datenanalyse hinaus konkrete Feldstudien vor Ort vorzunehmen. Mit ihrer Hilfe können die vorher in der städtebaulichen Analyse gewonnenen Resultate direkt überprüft sowie neue Eigenschaften oder Situationen des Standorts eruiert werden. Während einer Exkursion ist es sinnvoll, zusätzlich zum Planungsgebiet auch andere gebaute architektonische und städtebauliche Projekte zu besichtigen. Im Anschluss an die Feldstudie erfolgen eine er-
neute Evaluierung der gewonnenen Informationen und eine Überprüfung der Kriterien des Katalogs auf ihre Eignung hin als mögliche Entwurfsparameter.
Bei der Anwendung der verschiedenen analytischen Methoden innerhalb der Untersuchungsphase ist eine Reihe von Werkzeugen für die Arbeitsschritte und die Entwicklung von Ergebnissen relevant. Diese sind, wie zuvor erläutert, klassische Kartierungen, zweidimensionale und dreidimensionale Skizzen, Diagramme oder Tabellen. Es können in dieser Phase aber auch Matrixgenerierungen, Erstellungen von Profilkarten sowie Umfragen und Interviews durchgeführt werden.
Matrix als systematisches Hilfsmittel
Grundlage der Darstellung von Daten und Fakten sind oft einfache Auflistungen oder tabellarische Übersichten. Diese dienen hauptsächlich dazu, Daten und Informationen zu erfassen, diese zu sortieren, übersichtlich darzustellen und zu kategorisieren. Die gezeigten Inhalte können hier in verschiedenen Medien dargestellt werden und neben Text, Zahlen ebenso Symbole, Zeichnungen und Diagramme enthalten. In einer Matrix werden, im Gegensatz zu einer tabellarischen Auflistung, in verschiedenen Kategorien erfasste Inhalte weiteren Kategorien gegenübergestellt. In Erweiterung einer erstellten Tabelle können dementsprechend Bezüge zwischen einzelnen Elementen aufgebaut und analysiert werden.
Eine funktionierende Matrix erlaubt es, Schlussfolgerungen aus diesen Bezügen herzustellen, welche dann in die Evaluierung mit einfließen können. Im städtebaulichen Kontext kommt beispielsweise eine Matrix in der Betrachtung von Größen- und Nutzungsverhältnissen zum Einsatz. So können
verschiedene Nutzungen ihren Flächenbedarfen gegenübergestellt werden. Auf der Basis des Verhältnisses untereinander lassen sich Unterschiede und Diskrepanzen sichtbar machen und daraus Schlussfolgerungen für den bestehenden Bedarf, die Effizienz oder Machbarkeit von Maßnahmen ziehen.
Neben der systematischen Darstellungsweise gehören zur Analysephase auch dynamische Werkzeuge wie zweidimensionale und dreidimensionale Skizzen. Skizzen visualisieren aufgrund ihrer direkten Verbindung zum Gehirn ungefiltert die Ideen. Der dargestellte Inhalt kann hier im urbanen Zusammenhang sehr vielseitig sein und von Analyse der sozialen Situationen bis hin zur Darstellung von Objekten oder technischen Abläufen reichen. Skizzen sind auf diese Weise Teil des direkten Untersuchungsprozesses und des Dialogs zugleich: Eine Skizze hat nicht den Anspruch einer Dauerhaftigkeit oder präzisen Darstellung, sondern dient dazu, Argumente herzustellen und deren Weiterentwicklung im konkreten Diskurs zu ermöglichen. Diese unmittelbare Flexibilität, aber auch die Spontaneität in der Darstellung ist die Grundvoraussetzung einer Skizze. Skizzen müssen jedoch stets einen Umsetzungszweck erfüllen, ob sie nun mit Bleistift und Papier, als modellhafte Objekte oder computergenerierte Modelle entstehen.
Überprüfung der entwerferischen Annahmen durch Umfragen und Interviews
Weitere wichtige Instrumente, um dynamische Daten wie das Meinungsbild von Bevölkerung und beteiligten Akteuren abzufragen und zu erfassen, sind Umfragen und Interviews. Umfragen dienen dazu, statistische, quantitative oder quali-
neue Aussagen zur städtebaulichen und infrastrukturellen Situation getroffen werden. Die Bewertung der unterschiedlichen Überlagerung und Schichtungen generiert in diesem Entwurfsschritt eine neue Charakterisierung des zu bearbeitenden Quartiers. Je nachdem, welche Kartierungen übereinandergelegt werden, ergeben sich neue informative Erhebungen, welche hilfreich für die Entwicklung der urbanen Strategie sein können.
Eine Überlagerung der Kartierung des Leerstands mit der Kartierung der einzelnen Bauklassen kann zum Beispiel eine neue Karte erschaffen, welche für das Aufzeigen der Sanierungsbedarfe und die dafür zu entwickelnden Konzepte zum späteren Zeitpunkt im Entwurf relevant wird. In dieser Kartierung werden also Gebäude aufgezeigt, die aufgrund
ihres Alters und Leerstands einen Umbau erfahren sowie ein neues Raumprogramm erhalten sollten. In der Sanierungskarte werden dann alle Gebäude ausgewiesen an denen sanierungsnotwendige Maßnahmen durchgeführt werden sollten. Durch eine erneute Ortsbegehung und der Beobachtung der Gebäudestruktur wird diese Karte nochmals überprüft und überarbeitet. Durch eine weitere Überlagerung zum Beispiel der neu entstandenen Sanierungskarte und einer Kartierung von Nutzungsfunktionen könnte daraus dann eine Umnutzungskartierung generiert werden. Dementsprechend lassen sich Potenziale für verschiedenste Umnutzungsmöglichkeiten aufzeigen, welche dann für die Entwicklung einer zukunftsweisenden urbanen Umnutzungsstrategie weiter herangezogen werden können.
Überlagerungen können Planungsnotwendigkeiten generieren
Andere Arten einer Überlagerung von Kartierungen könnten Stellungnahmen zu infrastrukturellen Planungsnotwendigkeiten liefern. Verknüpfungen der Kartierungen der Topografie und zum Verkehrsnetzsystem können zum Beispiel Aussagen zur Barrierefreiheit treffen. Im ersten Schritt der Überlagerung werden im Straßennetzplan Barrieren markiert, etwa Bordsteine, die nicht heruntergesetzt sind. So wird kartografisch aufgezeigt, dass die Möglichkeit eines barrierefreien Übergangs vom Fußweg zum Straßenraum als Überquerung nicht gegeben ist. Zieht man dann die Kartierung der Topografie für die Bewertung noch hinzu, wird deutlich, dass eine barrierefreie Überwindung weiterer Bereiche innerhalb des Quartiers nicht gewährleistet ist: Es werden dadurch klar Orte aufgezeigt, welche die maximale Steigung von 6 % für Rollstühle und Rollatoren nicht einhalten. In der städtebaulichen Strategie und im architektonischen Konzept kann dann durch den Entwerfer aufgezeigt werden, wie sich diese Mängel designtechnisch aufheben lassen. So schafft diese Methode der Überlagerung von Kartierungen eine Grundlage für neue Designlösungen des Problems. Der Entwurf selbst kann dann konkret zeigen, wie diese Überwindung der Barrieren planerisch und baulich gelöst und somit innerhalb der Strategie ein Konzept zur Barrierefreiheit für das gesamte Quartier realisiert werden kann.
Insgesamt ist festzuhalten, dass eine reduzierte Darstellung der vorhandenen Strukturen in den einzelnen urbanen Schichten des Stadtsystems notwendig ist. Zu viele Informationen verhindern eine Klarheit der städtebaulichen Aussagen für die Strategie und das Konzept. Eine diagrammatische
Darstellungsweise innerhalb der Bewertungsphase ermöglicht eine Bewältigung der enormen Datenfülle durch eine Verdichtung und gleichzeitige Reduktion der Informationen zu den Daten und Fakten aus der Analysephase.
Als Abschluss der Evaluierungsphase können infolge der durchgeführten Bewertungen der vorhandenen urbanen Gegebenheiten und Situationen und durch deren Darstellung in den bewertenden Kartierungen nun erste Konzeptideen herausgearbeitet werden. Durch die Darstellung und Betrachtung der einzelnen Stadtschichten kann das komplexe System Stadt als städtebauliches-infrastrukturelles Gefüge verständlich vermittelt werden. Aus der Gegenüberstellung und Überlagerung dieser Strukturen lassen sich neue gesamtstädtische Systeme erschließen, welche für das Quartier nachhaltig weiterentwickelt werden können.
Das Festhalten des Entscheidungsprozesses
Die beschriebenen Anwendungswerkzeuge als Bewertungstool können die getroffenen Entscheidungen im Entwurfsprozess nicht nur unterstützen, sondern diese auch konkret abbilden: Städtebaulichen Werkzeuge wie ein LogBook oder ein Prozessmodell gewährleisten es, die Entscheidungsprozesse nachvollziehbar darstellen. Das Prozessmodell stellt dabei ein dynamisches und kreatives Werkzeug innerhalb dieses kreativen Prozesses dar. Es bedient sich der Elemente der Analyse und beginnt gleichzeitig an diesen nun neue Ideen zur Entwicklung des Konzepts zu testen.
Das Prozessmodell erlaubt es beispielsweise, vorhandene und ergänzende urbane Grundelemente zu platzieren und sie in neue Zusammenhänge zu setzen. Diese Elemente können
Lektorat: Ulrich Schmidt
Projektkoordination: Alexander Felix, Katharina Kulke
Herstellung: Anja Haering
Layout und Satz: hawemannundmosch
Covergestaltung: Anja Haering
Lithografie: Repromayer GmbH, Reutlingen
Druck: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe
Papier: Magno Natural, 140 g/m²
Library of Congress Control Number: 2022949328
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.
ISBN 978-3-0356-2410-6 (Softcover)
ISBN 978-3-0356-2411-3 (Hardcover)
e-ISBN (PDF) 978-3-0356-2419-9
Englisch Print-ISBN 978-3-0356-2412-0 (Softcover)
Englisch Print-ISBN 978-3-0356-2413-7 (Hardcover)
© 2023 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel
Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz
Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston 9 8 7 6 5 4 3 2 1 www.birkhauser.com