01‘22
DAS MAGAZIN FÜR DIE REGION
Gesundheit
Wie Essen mich zu meinem Innersten führen kann Emotionales Essverhalten Wir begleiten Franziska Raschke - Expertin für Emotionales Essverhalten, Psychologische Beraterin und Ernährungsberaterin - ein Jahr lang bei ihrer Arbeit und versuchen so, Menschen für das Thema „Emotionales Essverhalten“ zu sensibilisieren und mehrere Aspekte zu beleuchten. Doch zunächst einmal geben wir einen Einblick was Emotionales Essverhalten überhaupt ist, was dahintersteckt und ob es vielleicht auch euch betrifft.
Leistungen mit Süßigkeiten belohnt oder auch bei Traurigkeit mit bestimmten Lebensmitteln getröstet. Es sind Menschen betroffen, die von sich selbst weit entfernt sind, die verlernt haben, auf IHRE Bedürfnisse zu hören – körperlich wie emotional. Das ist ein schleichender, oftmals unbewusster Prozess. Genau deswegen ist es so wichtig, das Thema zu enttabuisieren und unsere Gesellschaft dafür zu sensibilisieren.
Im EXKLUSIVEN INTERVIEW mit Franziska Raschke, Expertin für Emotionales Essverhalten, Psychologische Beraterin und Ernährungsberaterin
Die betroffenen Personen kommen also zu dir in die Praxis? Richtig. Neben Beratungen in meiner Praxis biete ich auch Online-Beratungen per Videochat an. So habe ich die Möglichkeit, überregional meine Klienten mit begleitender Hilfestellung zu unterstützen. Das ist ein für mich wichtiger Punkt, ich sehe mich als Begleiterin. Es gibt immer ein erstes Kennenlerngespräch. Entscheidet sich der/die Betroffene für den gemeinsamen Weg mit mir, erarbeiten wir dann zusammen die Gründe für das Kompensationsverhalten. Meist ist Emotionales Essverhalten eine Verknüpfung von Essen mit Gefühlen wie Geborgenheit und Liebe – auch an Erinnerungen. Die innere Veränderungsarbeit vollziehen die Klienten selbst. Eine große Rolle spielt auch die Motivation für eine Veränderung. Da verhält es sich ähnlich wie bei Suchtkranken. Es hilft alles nichts, wenn die Betroffenen selbst diesen Schritt nicht aus dem Herzen heraus wollen!!!
Franziska, die Frage, die uns natürlich als allererste unter den Nägeln brennt: Was genau ist Emotionales Essverhalten, was steckt dahinter? Kurz gesagt ist damit gemeint, wenn sich in unserem Leben (fast) alles um das Essen dreht. Also dann, wenn es für uns mehr ist als das Stillen eines körperlichen Grundbedürfnisses. Dann essen wir aus Langeweile, aus Frust, zur Belohnung. Oder essen eben nicht. Das körperliche bzw. das natürliche Hungergefühl spielen keine Rolle. Einige Betroffene nutzen das Essen dazu, ihren Körper wieder zu spüren, regulieren ihre Gefühle über das Essverhalten. Und ich rede nicht davon, mal zu übertreiben und sich den Bauch vollzuschlagen, weil das Essen so gut schmeckt, sondern wenn dies ein dauerhafter Zustand ist. Wenn unser Essverhalten unseren Alltag bestimmt, auch unbewusst. Einige Betroffene nutzen es auch als Vermeidungsstrategie. Mit vollem Bauch oder keiner Energie bleibe ich lieber zu Hause.
Wie hat sich die Problematik über die letzten Jahre entwickelt? Für mich gibt es zwei Seiten. Auf der einen Seite wird das Nahrungsangebot immer größer und wir müssen uns weniger Gedanken machen, wo wir etwas zu essen herbekommen. Gleichzeitig steigen die Angebote an sogenannten Diätprodukten. Das widerspricht sich meiner Meinung nach. Während überall von Entschleunigung die Rede ist, sind To-go- und Zwischendurch-Snacks die Realität. Wir essen nicht mehr bewusst und achtsam.
Wen betrifft es konkret, kann man da eine bestimmte Personengruppe eingrenzen? Nein, es kann jeden betreffen. Oftmals ist das Essverhalten schon in der Kindheit verwurzelt. Wir wurden für gute 46