Zagreb
AKTUELLE ENTWICKLUNGEN IN POLITIK, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT Augabe Nr. 32 November 2017
Blickpunkt Kroatien
Die umstrittene Privatisierung des kroatischen Energieunternehmens INA Nenad Zakošek Ratko Bošković Bojana Mrvoš Pavić Slavica Lukić Frenki Laušić
n Die früher in Kroatien entstandene Förderungs-, Produktions- und Distributionsinfrastruktur diente in 1952 als Grundlage zur Gründung eines Erdölunternehmens, das seit 1964 INA heißt. In den 1970-er und 1980-er Jahren weitete INA mehrfach ihre Kapazitäten aus und wurde zum größten Unternehmen Jugoslawiens, das auch großen politischen Einfluss ausübte. n Nach 1990 nahm die wirtschaftliche und politische Bedeutung INAs ab. INA wurde durch Privatisierung, Marktliberalisierung und Ausschöpfung der Kohlenwasserstoffreserven in Kroatien geschwächt. Nach 2003 erwarb die ungarische MOL Anteile an der INA. Die Hoffnung auf einen strategischen Partner, der INA stärken würde, hat sich nicht erfüllt. Innerhalb der MOL wurde INA geschäftlich, technisch und personell heruntergewirtschaftet. n Der ehemalige Premierminister Ivo Sanader ist der Hauptschuldige für den Niedergang der INA. Im Jahr 2009 hat er – aufgrund eines korrupten Deals – der MOL die dominante Position in der INA-Verwaltung überlassen. Der seit November 2011 gegen Sanader geführte Gerichtsprozess wegen Korruption hat noch immer kein rechtskräftiges Urteil hervorgebracht. n Ende 2016 verkündete Premierminister Andrej Plenković, die kroatische Regierung beabsichtige den Rückkauf der INA von der MOL. Bisher ist allerdings weder die ökonomische Rechnung, noch das Finanzierungsmodell für diese Transaktion in der Öffentlichkeit erklärt worden.
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