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bodo
Januar 2016
GA DAS STRASSENMA
Z IN
ANNA PLANKEN Colin Farrell Europas Grenzen 1
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Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an: n Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen n Unterstützung bei der Betreuung von Kindern n Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene n Unterstützung bei psychischen Erkrankungen n Hilfen für Menschen mit Behinderungen n Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten n Selbsthilfeunterstützung
Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Friedensplatz 7 | 44135 Dortmund Telefon: (02 31) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org
www.dortmund.paritaet-nrw.org
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Konflikte haben zwei Seiten Impulsgeber für den Beruf
Dieses besondere Buch „ohne Worte“ enthält 50 Piktogramm-Paare, die in ihrem ansprechenden Design die Botschaften klar und verständlich auf den Punkt bringen. Alle Botschaften dieses Buches sind als Piktogramm abstrahiert und auf zwei Buchseiten konzentriert. Die Seitenpaare beschreiben das breite Spektrum von beruflichen Konflikt-Themen und dabei jeweils die Eskalationsseite und die Deeskalationsseite. Die blaue Buchseite umfasst die Gefahr (Eskalationsseite) und die grüne Seite umfasst die Chance (Deeskalationsseite). Einfach, schnell und ohne seitenweise lesen zu müssen, werden die Eskalationsseite und Deeskalationsseite einer Konfliktsituation miteinander verglichen: Bekanntes wird registriert, Neues wird entdeckt, Impulse werden empfangen, reflektiert und geprüft, ob und wie sie im eigenen routinierten Berufsalltag eingesetzt werden können.
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2015, 120 S., farbige ganzseitige Piktogramme, Format 14 x 14cm, fester Einband ISBN 978-3-8080-0770-9, Bestell-Nr. 4358, E 16,95
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14.11. 2015 – 06. 03. 2016 Hartware MedienKunstVerein HMKV im Dortmunder U
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2
Die Ausstellung ist eine Produktion des:
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Gefördert von:
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Hauptförderer des HMKV:
Mit freundlicher Unterstützung durch:
Kulturpartner:
Medienpartner:
09.12.15 10:42
INHALT | EDITORIAL
04
Anna Planken Sie steht auf, wenn andere schlafen gehen. Zumindest dann, wenn sie für die
ARD das Morgenmagazin moderiert – mit einer so frischen und natürlichen Ausstrahlung, dass man unweigerlich fragt, woher diese Energie und Lebensfreude kommen. Von Antje Mosebach
18
Balkanroute Es herrscht komplettes Chaos. Eine Polizeikette hindert Hunderte von
Migranten daran, die überfüllte Bahnstation zu verlassen und weiterzulaufen. Eine Reportage aus Tovarnik, einem kleinen Ort an der Grenze Europas. Von Dragana Nikoletic
32
Gipsy Mafia Zwei Brüder, Kriegsflüchtlinge, aufgewachsen in NRW, abgeschoben
in ein fremdes Serbien, in den rassistischen Normalzustand. Als Rapper sind sie zurück, stolz auf den Platz zwischen den Stühlen. Von Bastian Pütter
42
Hardcore Help Harte Kerle, weiches Herz: Tätowierte Jungs aus der Hardcore-
Musikszene kümmern sich mit vollem Einsatz um Bedürftige hier und in der Welt – ein Besuch bei der „Hardcore Help Foundation“. Von Alexandra Gehrhardt
07 Straßenleben | Europäische Versprechen 07 Impressum 08 Neues von bodo 12 Reportage | Soundgarden
Liebe Leserinnen und Leser,
16 News 16 Kommentar | Was ist denn bitte Mitte?
wir alle bei bodo wünschen Ihnen ein frohes neues Jahr! Und
17 Recht | Handy im Auto kann unzulässig sein
wir bedanken uns herzlich bei unseren Leserinnen und Lesern
17 Das Zitat | Das Foto
und bei allen, die uns mit einer Spende oder einem monatli-
21 Soziales | Durch die Wand
chen Beitrag unterstützen und unterstützt haben. Nur mit
22 Kultur | Colin Farrell
Ihrer Hilfe ist unsere Arbeit möglich. Unsere Spendenaktion „Schenken Sie
23 Wilde Kräuter | Hagebutte
Perspektive“ läuft noch diesen Monat.
23 Kultur | Jeder nur ein Kreuz
Wie diese Arbeit aussieht, welche Ziele sie hat und welche Erfolge sie zeitigt,
24 Veranstaltungskalender | Verlosungen
haben wir in Form eines vorgezogenen Jahresberichts dem Dezemberheft
30 bodo geht aus | Il Gusto 34 Interview | Catharina König, Sexualbegleiterin 36 Reportage | Heilige Drei Könige
beigeheftet. Diesen Bericht können Sie sich in Bochum oder in Dortmund in unseren Räumlichkeiten kostenlos mitnehmen oder auf unserer Homepage herunterladen. Auf Wunsch senden wir ihn auch gerne zu. (Sie merken: Ein
39 Verkäuferporträt | Franz aus Bochum
bisschen stolz sind wir schon auf das Erreichte.)
40 Netzwelt | maps4use 40 Kinotipp | Stranger than Fiction
Neben dem Kauf unserer „Produkte“ – vom Straßenmagazin über unsere
41 Bücher
Bücher online und am Schwanenwall bis zu unseren Transportdienstleistun-
46 Leserpost | Comic
gen – gibt es eine erstaunliche Vielfalt in den Formen der Unterstützung für
47 Spendenshop
bodo. Ein Beispiel: Das caféplus am Gnadenort im Dortmunder Brückviertel
bodo SCHA FFT CHAN CEN
gewährt ab Januar das ganze Jahr hindurch KundInnen, die mit einer aktuellen bodo-Ausgabe kommen, 20 Prozent Rabatt auf alle Kaffeespezialitäten. Eine schöne Geste, der wir ebenso wie dem Einzelhandels-Abo der Dortmunder Qualitätsroute (siehe Rückseite) viele Nachahmer wünschen. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3
MENSCHEN
Anna Planken
Mission: Lebensfreude
„Der Weg zum Herzen geht ganz häufig über den Kopf.“
4
Sie steht auf, wenn andere schlafen gehen. Zumindest dann, wenn sie für die ARD das Morgenmagazin (moma) moderiert – mit einer so frischen und natürlichen Ausstrahlung, dass man unweigerlich fragt, woher diese Energie und Lebensfreude kommen, vor allem um diese Uhrzeit und als Mutter von zwei kleinen Kindern. Anna Planken hat da mehrere Antworten und erzählt uns bei einem heißen Minzetee, warum es wegweisend war, dass ihr Vater das älteste von fünf Geschwistern ist. Von Antje Mosebach | Fotos: Daniel Sadrowski
Gestern kam Anna – klar, ruhig duzen, „ich
„Da will ich hin.“ Was beinah nichts gewor-
und zwölf Jahre gelebt hat und immer noch
bin immer Anna“ – mit Mann und Kindern
den wäre, wenn sie sich nicht ihr „Rumge-
arbeitet. Und „Hamburger Krabbe“ ist auch
aus Hamburg nach Dortmund, um das
zappel“ abgewöhnt hätte, das sie doch für
in ihr drin – die Affinität zum Wasser: „Ich
Wochenende bei ihren Eltern zu verbringen.
ihren Radiojob beim WDR extra eingeübt
springe auch schon im Mai in die Ostsee, da
Wir treffen die 35-jährige Moderatorin in
hatte – es machte das Sprechen lebendi-
kenn‘ ich nichts“, lacht sie, die seit ein paar
einem Hombrucher Café. Sie sei noch etwas
ger. Selbstheilend war der Fernsehstart als
Jahren im Norden lebt. Dort lebt sie auch
müde, sagt sie fröhlich, die Kinder haben
Lotteriefee, erzählt sie, noch während des
Familie, und das ganz intensiv: „Wir nutzen
vor lauter Aufregung darüber, bei Oma und
Studiums. Sich einmal vor der Kamera sehen
jede Gelegenheit, eng zusammenzuglucken
Opa schlafen zu können, die Nacht zum Tag
– „das wirkt!“ Schon vor dem Volontariat
und viel miteinander zu unternehmen.“
gemacht. Das kennt Anna, das ist ihr Job, für
beim WDR moderierte sie Verschiedenes für
Ganz fest im Programm: das Vorleseritual,
den sie, zusätzlich zu ihrer „markt“-Modera-
den Sender – und blieb.
sobald sie aus Köln nach Haus kommt. „Dann kuscheln wir uns auf dem Sofa ein,
tion, einmal im Monat eine knappe Woche
und ich lese so lange vor, wie sie wollen.“
in Köln verbringt, um Mitternacht aufsteht,
Trotz der Nachtschicht ist für Anna Planken
um ab 1 Uhr beim WDR ihre Themenpakete
die Zeit in Köln fast Erholung. „Ich wohne
durchzugehen und ihren Moderationstext
im Hotel und muss nichts machen“, sagt
Die frühe Arbeitszeit macht ihr nichts.
zu schreiben. 4.30 Uhr umziehen, Maske,
sie mit Blick auf Haushalt und Kinder. Das
Schon als Kind war sie morgens um 5 auf
Sendung von 5.30 bis 9 Uhr, Feierabend ge-
übernimmt in der Zeit ihr Mann, der Sport-
den Beinen, zum Leidwesen ihrer Eltern, die
gen halb 11. Dann geht es aber erst an die fri-
journalist Jens Gideon, – und die Kita, die in
sich wirklich noch nicht um diese Uhrzeit
sche Luft, ans Licht und zum Sport. „Wegen
Hamburg von 6 bis 18 Uhr geöffnet hat. „Das
unterhalten wollten. Dafür jetzt drei Mil-
der Hormone. Ich muss das erst alles einmal
nehmen wir aber nicht so oft in Anspruch.“
lionen Zuschauer. Und neben der Freude
durchpusten.“ Um 15 Uhr ist sie im Bett.
Ihre fünfjährige Tochter hat dazu auch eine
an Job und Kollegen treibt es Anna Planken
eindeutige Meinung: „Nee, Mama, das geht
ungemein, „die Menschen nicht unvorbe-
Schon mit 18, als sie ihren ersten Fernseher
auch nicht: so‘n Job im Fernsehen und zwei
reitet in den Tag zu schicken. Ich war schon
im Zimmer hatte und beim Durchzappen
so kleine Kinder.“ Klare Ansage, „genau auf
immer der ‚Erklärbär‘“, grinst sie. Sie ist
beim moma landete, wusste Anna Planken:
die Zwölf“, genau das, was Anna Planken an
überzeugt, dass man Leuten viel erklären
ihrer Geburtsstadt Dortmund liebt und von
muss, „dann sind sie nicht so verbiestert.
dort mitgebracht hat; die Leichtigkeit hat
Der Weg zum Herzen geht ganz häufig über
sie aus Köln, wo sie nach dem Abi studiert
den Kopf.“ Das hat sie selbst erfahren, als sie in Studienzeiten einen alten kleinen kanadischen Psychologen kennenlernte. „Ich habe nach den Kursen oft gar nicht verstanden, was er mir eigentlich sagen woll-
geboren: 1980 in Dortmund lebt in: Hamburg arbeitet in: Köln entspannt: beim Klavierspielen und bei „Trash-Serien“ hat: keine Zeit für Facebook und Twitter
te“ – was sie sehr zum Nachdenken anregte und in stundenlangen tiefen und privaten Gesprächen mit ihm gipfelte. „Das hat mich sehr weitergebracht. Besonders, dass wir nicht nur die Entscheidung zwischen A und B haben, sondern die wahren, die krea-
5
MENSCHEN
„Die wahren Entscheidungen liegen zwischen A und B, das sind die kreativen.“
tiven Entscheidungen dazwischen liegen.“ Durch ihn hat sie gelernt, sich nicht sinnlos rumzuärgern, sondern nach Lösungen zu suchen, zu akzeptieren, um nicht immer im Kampf zu sein. Und vor allem, Menschen nicht ob ihrer Art vorab zu verurteilen: „Wer bin ich denn, das zu tun? Ich habe doch viel zu wenig Informationen, um abschließend bewerten zu können.“ Also setzt sie sich mit ihrem Gegenüber auseinander, hinterfragt, ist neugierig. Als selbsterklärter „Nachrichtenjunkie“ nutzt Anna Planken jede Gelegenheit, Zusammenhänge besser zu verstehen, „das macht mir so viel Spaß, und mich interessieren so viele Sachen“, strahlt sie. Was vielleicht auch daran liegt, dass ihr Vater das älteste von fünf Geschwistern ist: „Ich wäre sonst nicht so geworden, wie ich bin“, ist Anna überzeugt, denn mit den jüngeren sind sie und ihre beiden Brüder wie Geschwister aufgewachsen, und „jeder von ihnen hat eine weitere Denkweise ins Leben gebracht – und wir sind mit Liebe und Zeit vollgeschüttet worden.“ Ganz besonders war der 1. Weihnachtstag, viele Jahre lang: „Da haben wir mit meinem Onkel immer mit Kaffee, Mandarinen und Schokolade die Obdachlosen auf dem Westenhellweg aufgesucht.“ Er wollte den Kindern zeigen, dass es außerhalb der tollen Geschenke noch anderes in der Welt gibt. Ein Ritual, das bis heute auf Anna wirkt.
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STRASSENLEBEN
IMPRESSUM
Europäische Versprechen Eigentlich war längst Gras über die „Ruhr.2010“ gewachsen. Die Baumängel am Dortmunder U erinnern noch an den Umbau-Endspurt, aber wenigstens war das U so zum Ende des Kulturhauptstadtjahres halbwegs fertig. Im Gegensatz zu Bochums Leuchtturm, Jochen Gerz‘ „Platz des europäischen Versprechens“, der nun – fünf Jahre und 3,35 Millionen Euro später – eingeweiht wurde.
Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Franz, Alexandra Gehrhardt, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Steven McKenzie, Antje Mosebach, Dragana Nikoletic, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst, Didi Stahlschmidt, Alexander Völkel
Von Bastian Pütter | Foto:Daniel Sadrowski
Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Bianka Boyke (17), Kalispera Dell (16), DuMont Buchverlag (21), Elena Fetisova (28), Danny Frede (28), Hardcore Help Foundation (42), Alexander Hügel (15), Birgit Hupfeld (17), Antje Mosebach (46), Hendrik Müller (12, 13, 14, 15), Stefan Nölle (23), Pixelio.de (16), Reuters/Antonio Bronic (20), Reuters/Marco Djurica (3, 18, 19), Reuters/Axel Schmidt (16), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 7, 30, 35), Sebastian Sellhorst (3, 8, 9, 11, 12, 16, 32, 33, 34, 39, 43, 44), Laura Smith (22), Claudia Siekarski (9, 11), Peter Tomczyk (10), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23), Alexander Völkel (36, 37), Dietmar Wäsche (37) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Februar-Ausgabe 10.01. 2016 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015
Die Namen von 14.726 Menschen ließ Gerz in
sich hin. Er trägt nicht nur die fast 15.000 Na-
riesige Basaltplatten gravieren und auf dem
men, in ihn hat sich auch seine Geschichte
Platz vor der Christuskirche in der Bochumer
und seine Gegenwart eingeschrieben: Das
Innenstadt verlegen. Sie alle haben ein Ver-
ruhrgebietstypische Rumrödeln zwischen
sprechen für Europa gegeben – und für sich
Haushaltssperre, Rechnungsprüfungsamt,
behalten. Gerz‘ starke künstlerische Geste ei-
klammheimlichem Beerdigen und Koste-es-
nes Mahnmals der Lebenden als Bekenntnis
was-es-wolle bleibt mit ihm verbunden wie
zu Europa ist ein Gegenbild: Die Namen tre-
natürlich auch die fünfjährige Verspätung.
ten an die Stelle des Mosaiks der 28 „Feind-
Wie sagte Bochums Oberbürgermeister
staaten Deutschlands“, 1931 im „Helden-
Thomas Eiskirch bei der Eröffnung: „Der
Gedenkraum“ im Turm der Christuskirche
Platz ist fertig. Alleine das ist eine Bot-
angebracht, als Bild eines faschistischen An-
schaft.“ Irgendwie schon.
ti-Europa. Heute ist die Christuskirche nach Zerstörung und architektonisch gelungenem
Andererseits kommen wegen dieses Ver-
Wiederaufbau nicht nur ein Mahnmal gegen
zugs die europäischen Versprechen gleich-
den Krieg, sondern auch einer der spannen-
sam mit Luftballons zur Beerdigung. Lange
den Kulturorte der Stadt.
nicht war Europa so tot wie heute. Die aufgekündigte Solidarität, die nationalistische
Der Nicht- bzw. Parkplatz davor hat nun,
Verrohung, der Stacheldraht der Außen-
abends blau illuminiert, eine angemessene
grenzen und die Toten des Mittelmeers ma-
künstlerische Form gefunden. Und wie das
chen aus den Versprechen etwas erstaunlich
so ist mit Kunst, kommuniziert er fleißig vor
Unzeitgemäßes, Utopisches.
Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
7
NEUES VON BODO
Mit anderem Blick
bodo zum Umhängen
Beziehungskiste
Wie verläuft so ein Tag, wenn man die Über-
Sie sind wieder da! Unsere Umhängeta-
Ehe? Treue? Nein, moderne Menschen leben
nachtungsstelle am Morgen verlassen muss
schen aus LKW-Plane und mit Straßenmotiv
in einer offenen Beziehung! Mit welchen
und keine eigene Rückzugsmöglichkeit hat?
gibt es nun in ausreichender Stückzahl und
Konsequenzen, erleben Sie mit Jule Vollmer
Wo gibt es Frühstück, wo kann man du-
in zwei Größen. Außerdem bieten wir ab
und Thomas Kemper in unserer Kultur-
schen und wo erhält man frische Kleidung?
sofort eine unbedruckte, dunkelbraune
Benefizreihe „2.Freitag“ am 8. Januar.
Für Menschen ohne Wohnung täglich eine
Umhängetasche im Hochformat an – schick.
neue Herausforderung.
Das Autoren- und Ehepaar Franca Rame
Praktische Taschen kann man immer
und Dario Fo lenkt mit skurrilem Humor in
gebrauchen, und wenn sie gut aussehen,
seinem Stück „Offene Zweierbeziehung“
erst recht. Unsere schwarzen, mit Fotomotiv
den Blick auf den Wahnsinn des Paaralltags.
bedruckten Schultertaschen, die wir in zwei
Antonia und ihr Mann sind so ein modernes
Größen (29,90 / 39,90 Euro) anbieten, waren
Paar. Aber genau genommen lebt nur er die
Hilfe angeboten wird. Die WAZ schreibt
schnell ausverkauft.
Beziehung „offen“. Antonia erleidet sie. Als
über unsere Führungen: „Deutlich wird: Das
Jetzt sind sie wieder erhältlich. Aus LKW-
Auf einer rund zweistündigen Tour durch die Innenstadt zeigt Ihnen Ihr erfahrener Guide – einer unserer bodo-Verkäufer – Orte, an denen auf unterschiedliche Weise
tägliche Elend armer Menschen ist groß. Sichtbar wird aber auch: Es gibt ein engmaschiges Netzwerk der Hilfe.“ Den anderen Blick auf die Stadt können Sie jeden zweiten Samstag im Monat in Dortmund und jeden dritten Samstag des Monats in Bochum werfen, oder buchen Sie eine „Extratour“. 9.1., 11 Uhr, Dortmund, bodo Buchladen, Schwanenwall 36 – 38
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Am 12.2. präsentieren Hannes Sänger und
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den Aktionsflächen zur Verfügung – dort zu
siert es, dass uns Bücherfreunde neu entde-
teilweise unschlagbar günstigen Preisen:
cken. Und das, obwohl es unseren Buchladen
pro Buch 2 Euro, im Dreierpack für 5 Euro.
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Samstags ist Markttag – da gibt es die Lektü-
36-38 gibt. Umso begeisterter sind sie über
re zum Kilopreis, frisch abgewogen.
die große Auswahl an Büchern und die gemütliche Atmosphäre.
8
Die Wahl machen wir Ihnen leicht: Denn in unserer gemütlichen Leseecke können
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Sie sich mit einem Stapel Bücher einrich-
ratur, Reise- und Kochbücher, hochwertige
ten, um in Ruhe über Ihre Lektüre zu ent-
Bildbände und Antiquarisches – über 10.000
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stehen Ihnen in unseren Regalen und auf
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Schenken Sie Perspektive
In „Das Lachen der Täter“ entwirft The-
Diesen Monat noch läuft unsere Winter-
ßigen öffentlichen Mittel, sind aber für unsere
Spendenaktion „Schenken Sie Perspektive“.
Betreuungs- und Beratungsangebote auf Ihre
Jetzt schon möchten wir uns bei allen Un-
Unterstützung angewiesen.
terstützerinnen und Unterstützern bedanken, die helfen und geholfen haben, unsere
Die Zahl der Menschen, die Hilfe bei uns suchen, ist so hoch wie nie, seit es bodo gibt.
Der Dezemberausgabe des Straßenmagazins
der die Wohnungslosenzahlen rapide steigen,
richt beigeheftet. Den Jahresbericht erhalten Sie in unseren Einrichtungen, gerne senden wir Ihnen auch ein Exemplar. Auf 16 Seiten zeigen wir, wer zu uns kommt, wie wir helfen und wie unsere Arbeit organisiert ist. Darüber
Schon in seinen „Männerphantasien“ (1977) beschrieb er den gewalttätigen faschistischen Mann. Auf dieser Grundlage unter-
Arbeit langfristig sicherzustellen.
hatten wir unseren vorgezogenen Jahresbe-
weleit ein Psychogramm der Tötungslust.
Mit Ihrer Spende helfen Sie in einer Zeit, in den Verlust von Wohnraum abzuwenden und Obdachlosigkeit zu beenden. Ihre Spende
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für die Beratungsarbeit in unseren Anlauf-
haben, zu morden und zu vergewaltigen.
stellen hilft Menschen in Not. Schenken Sie
Ihnen allen gemeinsam: „Das Lachen der Tä-
Perspektive.
ter“, in dem sich eine Tötungslust offenbart, die die jeweilige politische Begründungs-
hinaus zeigen wir, dass wir – ungewöhnlich
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für eine gemeinnützige Organisation – einen
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dienen, mit dem Verkauf von Produkten wie
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sprache nur unzureichend verbergen kann. Lesung und Diskussion mit dem Autor. Do, 21.1., 20 Uhr, Studio Schauspiel Dortmund, Eintritt frei.
diesem Magazin. Wir erhalten keine regelmä-
Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, zuerst möchte ich mich bei Ihnen für die vie– viele Gründe, um auf eine Stippvisite bei uns vorbeizuschauen. Damit wir unser vielfältiges Angebot auch weiter aufrechterhalten können, freuen wir uns sehr über jede Spende guterhaltener und gepflegter Bücher. Wenn Sie also in Ihren Bücherregalen zuhause Platz schaffen möchten, nehmen wir Ihre aussortierten Werke zu unseren Öffnungszeiten sehr gerne entgegen.
len Geschenke bedanken. Ich hoffe, dass der Weihnachtsmann bei Ihnen fleißig war. Wir haben uns nur das Nötigste geschenkt. Wir hatten in der Pauluskirche „Prinzip Hoffnung“ gezeigt: Zehn bodoVerkäufer hatten sich bereit erklärt, mitzumachen. Jeder von uns schrieb seinen Lebenslauf. Ich hatte noch eine kleine Rede dazu gehalten. Jetzt wurde es als Buch veröffentlicht, das wir noch vor Weihnachten erhielten. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bei Michaela Marx und Paul B. Poelke und unserem bodo-Team bedanken. Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit Michaela zu arbeiten. Sie ist ein wunderbarer Mensch. Wir sind sehr stolz auf unser Buch. Das alte Jahr ist nun vorbei, das neue Jahr hat angefangen. Es hat sich in kurzer Zeit viel verändert, zum Schlechten und zum Guten. Das Schlimme ist: Es wird alles teurer, Briefmarken schon
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70 Cent. Miete und Strom werden erhöht. Es ist schon arg. Aber wir schaffen das schon.
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2010 von dem Maler und Schriftsteller Walter Liggesmeyer und Georg Deventer (Pro Dortmund e.V.), verantwortet wird es von der Dortmunder AWO. Auch bei der Fortschreibung bleibt das Manifest ein Bekenntnis zu einer lebens- und liebenswürdigen Stadt, die weltoffen, tolerant und solidarisch ist – auch angesichts der Herausforderungen der Flüchtlingskrise. „Rechter Populismus und Demagogie, Diskriminierung und Rassismus dürfen nie wieder Platz in Dortmund – und natürlich
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Neu im bodo-Vorstand
Passgenaue Werbung und soziales Enga-
Am 3. Dezember fand am Dortmunder
gement – Ihre Anzeige im Straßenmagazin
Schwanenwall die Mitgliederversammlung
kann beides sein. Das Straßenmagazin
des bodo e.V. statt. Unser langjähriges
wird von Journalisten aus der Region er-
Vorstandsmitglied Nicole Hölter hatte sich
stellt und von Menschen in sozialen Notla-
nicht mehr zur Wahl gestellt – wir bedan-
gen in Dortmund, Bochum und Umgebung
ken uns herzlich für ihr Engagement in den
verkauft. Die monatliche Auflage beträgt
letzten Jahren!
20.000 Exemplare.
Bio-Genuss überzeugt! Sie finden uns ganz in Ihrer Nähe: · Hattinger Str. 188, 44795 Bochum · Hattinger Str. 264 (im Biohaus), 44795 Bochum · Kortumstraße 35 (im Veggihaus), 44787 Bochum www.hutzelbrot.de
Stattdessen wurde Verena Meyer, Sozialar-
Unsere Leserinnen und Leser schätzen bodo
beiterin bei der Diakonie in Bochum, gewählt
für engagierten und unabhängigen Journa-
(Bild). Gemeinsam mit Andre Noll und Mar-
lismus aus der Region. Sie sind mehrheitlich
cus Parzonka bildet sie den neuen Vorstand
weiblich und haben überwiegend höhere
des Vereins. Herzlichen Glückwunsch!
Bildungsabschlüsse, mehr als ein Viertel hat einen Hochschulabschluss. Unsere Leserschaft verfügt über eine überdurchschnittlich hohe Kaufkraft und sie ist treu: Zwei
Zufrieden blickte der Vorstand auf das im vergangenen Jahr Erreichte zurück: „Wir haben eine Struktur geschaffen, die sich bewährt, die immer mehr Menschen erreicht
Drittel kaufen bodo regelmäßig. Unsere
und die im Sinne unseres Vereinszwecks
Leserinnen und Leser würdigen soziales Engagement – auch bei unseren Werbepartnern. Das Straßenmagazin: eine interessante Stammleserschaft. Eine starke Leser-BlattBindung. Ein attraktives Werbeumfeld.
erfolgreicher ist denn je. Dennoch wissen wir, dass wir weiterhin auf sich verändernde Stadtgesellschaften reagieren müssen. Akute Wohnungsnot, die wir im Ruhrgebiet viele Jahre nicht kannten, führt zu einer
Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns:
steigenden Zahl von Wohnungslosen. Hier
Tel. 0231 – 950 978 0, anzeigen@bodoev.de
werden unsere Aufgaben weiter wachsen.“
Dabei sein hat viele
Vorteile Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Leben und dadurch mehr persönliche Freiheit. Wäre doch schade, Sie würden darauf verzichten, oder?
bodo ist für Sie da montags bis freitags
von 9 bis 16 Uhr unter dieser
zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de
Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de
bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de
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Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund
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Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region: 44793 Bochum, Alleestraße 80 Tel. 0234 – 96 44 60 44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 Tel. 0231 – 57 70 60 44623 Herne, Schulstraße 24 Tel. 02323 – 14 63 80 11
REPORTAGE
Ausgetanzt Die digitale Auferstehung einer Ruine
Stille, Dunkelheit, nur ein leichter Windhauch streift durch die leeren Hallen, und im Blitzlicht zuckt die alte DJ-Kanzel auf, am Tresen daneben erkennt man kurz ein buntes Graffiti. Eine Momentaufnahme im alten Soundgarden an der Bremer Straße kurz vor seinem Abriss, eingefangen vom Fotokünstler Hendrik Müller und Teil einer Geschichte, die weit mehr zu bieten hat als nur Architektur und Nostalgie. Von Didi Stahlschmidt | Fotos: Hendrik Müller, Alexander Hügel
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Von der Rollschuhbahn zur Kult-Diskothek,
immer noch lebendig – oder besser gesagt,
vom verruchten Tanzschuppen zur Nightlife-
durch ihn wird es wieder lebendig.
Ikone und letztendlich doch ein ehemaliges Druckereigebäude mit einer so bunten wie verrückten Lebensgeschichte – der Soundgarden am Ostbahnhof in Dortmund. Früher Druckerei und Redaktionssitz des GeneralAnzeigers für Dortmund, dann als Miami und Hades im ersten Diskothekenbetrieb und schließlich von 1993 – 2006 als Soundgarden bundesweit bekannt. Heute ist von dieser interessanten wie facettenreichen Historie nichts mehr zu sehen. Ein
Müller durchstreifte gelegentlich mit seinem
erfolgloser Nachfolger der Kultdisko und die
Hund das Areal – während das Gebäude noch
Idee eines Berliner Investors für einen Enter-
stand, nur nicht mehr genutzt wurde und
tainment- und Erlebnis-Standort fielen erst der
dem Verfall preisgegeben war – und stellte
Politik, dann 2013 einem Feuer und endgültig
sich die Frage: „Wie sieht es wohl inzwischen
kurz darauf der Abrissbirne zum Opfer. Dort,
drinnen aus?“ Er selbst ist neben dem eigent-
wo sich früher die 50 Meter Warteschlage
lichen Job als Krankenpfleger vor allem Foto-
zwischen parkenden Autos und Schlaglöchern
graf, der seinen Schwerpunkt auf verlorene
ihren Weg bahnte, ist mittlerweile ein Wohn-
Orte und Panoramabilder legt. Die Idee, den
gebiet mit Seniorenzentrum entstanden, und
Soundgarden als Objekt auszuwählen, hatte
für viele lebt der Soundgarden nur noch in
ganz persönliche Gründe: Als Stammgast war
Erinnerungen. Für den Fotokünstler Hendrik
der Soundgarden für ihn die erste Diskothek,
Müller ist das frühere Industriegebäude aber
war sein Einstieg ins Nachleben und letztend13
REPORTAGE
lich ein Teil des Erwachsenwerdens. „Alleine
wusste ich: Ich will das fotografieren!“ Der
deswegen war das Gebäude ein so prägnanter
erste Besuch war im Jahre 2012, und es sollten
wie reizvoller Ort für mich. Nur blieb die Fra-
noch sieben weitere folgen. Müller, der zu der Zeit beruflich für Immobilienmakler digitale Panoramen erstellte, kam auf die Idee, von den Räumen Panoramabilder zu erstellen. „Was bei Tageslicht funktioniert, geht auch mit Blitz.“ Von da an begann er, bewaffnet mit einer sehr starken Blitzanlage, alles zu fotografieren. Beim ersten Mal war er knapp zwei Stunden im Inneren, um 300 Fotos für ein Kuppel-Panorama von Saal 1 zu machen. Erst zu Hause hat er alles zusammengesetzt
14
Zugang zum Projekt Soundgarden:
ge, wie man dort reinkommt“, so Müller. Das
und dann erstmals gesehen, was er wirklich
www.soundgarden.andreas-mause.de
macht den ganz spezifischen Reiz der verlas-
vorher fotografiert hat. „Da war ich echt platt“,
User: soundgarden, Password: heinz
senen Orte aus, die oftmals eine „Grauzone“
erinnert er sich, und da man wusste, dass das
darstellen. Aus formaljuristischen Gründen
Gebäude abgerissen werden sollte, war ihm
darf man keine Gewalt zum Einstieg anwen-
klar: „Ich wollte den Soundgarden als Ganzes
den, denn das bewegt sich dann zwischen
erhalten – digital. Dafür habe ich ein Konzept
Hausfriedensbruch und Einbruch. Doch wenn
entwickelt, das auf unterschiedlichen Stand-
man zufällig zu Hause eine alte Vierkant-
orten im Gebäude aufbaute. Insgesamt war
Türklinke rumliegen hat, die dann noch in die
ich achtmal im Haus und habe knapp 3.000
Nebentür des Gebäudes passt, ist das eher
Fotos gemacht“, erklärt er. Er hat den damals
ein „unangemeldeter Besuch“. „Und dann bin
begehbaren Teil des Soundgarden fotografisch
ich mit einer funzeligen Taschenlampe in die
gebündelt – lediglich die Chillout-Kellerfläche
Halle 1“, lacht Müller und ergänzt: „Von da an
war nicht mehr begehbar – der Rest wurde in
eine spezielle Software eingespeist, sozusagen
Hendrik Müller schafft mit diesem Soundgar-
ein Puzzle-Programm für den Computer, das
den-Projekt und weiteren neue Blickwinkel,
die erste Version im Frühjahr 2014 schuf.
neue Perspektiven, die tiefgründiger und
Aber der bloße Durchgang durchs Gebäude war ihm zu simpel, vor allem, weil ihm selber bei den Sessions im Gebäude Bilder und Geschichten aus seiner aktiven Soundgarden-Zeit durch den Kopf gingen. „Fast jeder hat positive Erinnerungen an den Soundgarden und viele haben lustige wie skurrile Geschichten dazu“, so Müller, der somit die weitergehende Idee umsetzte, dem Rundgang Erinnerungen einzupflanzen und ihn interaktiv zu gestalten. Während man problemlos mit der Maus die
realistischer sind als viele andere Fotografien.
Hendrik Müller (hier mit Hund Ronny)
Richtung beim Rundgang bestimmt, tauchen
Er will wissen, wie Orte funktionieren, was sich
ist 1968 in Dortmund geboren und
an vielen Stellen kleine, rote Buttons auf, die
hinter ihnen verbirgt und wie man lebendige
gelernter Krankenpfleger. Mit 13 Jahren
angeklickt werden können. Dahinter verbergen
Räume für die Geschichtsbücher festhält. „Wir
hat er seine erste Kamera bekommen
sich dann Text- oder Tondateien, Foto, Videos
bauen überall Kulissen wie Gebäude oder
und dann selber Fotos entwickelt.
oder gesammelte O-Töne. Er selber hat einige
Marktplätze, doch die klassische Fotografie ist
Wer noch Fotos, Videos oder persönli-
Inhalte dazu gesteuert und die jeweiligen
zu statisch,“ erklärt er seine Motivation, „Da
che Geschichten zum Projekt beitragen
Blickwinkel der damaligen Betrachter berück-
passiert einfach mehr!“ Deswegen schafft er
möchte, kann sich bei ihm melden:
sichtigt. Wer mag und mutig genug ist, kann
neue Blickwinkel, und bei 120- bis 360-Grad-
www.mueller-unterwegs.de
seine Geschichte in das Projekt einspeisen. Das
Perspektiven entstehen komplette Szenerien,
Interaktive dieses so schrägen wie schönen
die in diesem Fall eine alte Druckerei und ihren
Formats lässt die Nightlife-Legende Soundgar-
prominenten Nachfolger weiterleben, ja sogar
den weiterleben.
wachsen und wieder lebendig werden lässt. 15
NEWS
DER KOMMENTAR
Aktionsplan statt Notprogramme Vor dem Hintergrund anhaltender Zuwanderung von Schutzsuchenden warnt die Nationale Armutskonferenz (nak) davor, arme Gruppen gegeneinander auszuspielen. „Eine zunehmende Konkurrenz auf den Wohnungsmärkten und bei der Notversorgung ist offensichtlich und war vorhersehbar.“ Zuwanderung wirke zwar in vielen Bereichen verstärkend, sei aber nicht Auslöser der Krise. Vielmehr seien die Ursachen hausgemacht und Ergebnis politischer Fehlentscheidungen. Als Konsequenz fordert die nak einen Sozialgipfel unter Beteiligung der Zivilgesellschaft, der Wohlfahrts- und Fachverbände und der OrSofortmaßnahmen müsse das Ziel sein, einen auf mehrere Jahre an-
Was ist denn bitte Mitte?
gelegten Aktionsplan zu entwickeln. „Die Herausforderungen durch
Von Bastian Pütter | Foto: Kalispera Dell
ganisationen der von Armut Betroffenen. Neben dringend benötigten
Armut und Zuwanderung sind nicht durch immer neue kurzfristige Notprogramme zu meistern, sondern stellen eine Daueraufgabe dar.“
Der Mitte geht es nicht so gut, hört man, der politischen. Um sie ist ein regelrechter Besorgnis-Hype ausgebrochen, Peer Steinbrück schreibt in der
Sozialhilfe für EU-Bürger Das Bundessozialgericht (BSG) hat die Rechte von EU-Bürgern auf sozialstaatliche Leistungen in Deutschland geklärt. In einem Grundsatzurteil entschieden die obersten Sozialrichter, dass EU-Bürger, die sich länger als sechs Monate in Deutschland aufhalten, Anspruch auf ein menschenwürdiges Existenzminimum haben. Sie dürften zwar von Hartz-IV-Leistungen ausgeschlossen werden, könnten aber Anspruch auf Sozialhilfe haben. Bei einem kürzeren Aufenthalt als sechs Monate habe das Sozialamt ein „Ermessen“, Sozialhilfe zu gewähren, bei einem „verfestigten Aufenthalt“ sei
Zeit für ihre Rettung, der Spiegel fürchtet ihren Verlust. Spannender wäre erst einmal nach ihrer Existenz zu fragen. Was ist denn bitte Mitte? Dass Hamburger Finanzbeamte Flüchtlingsheime anzünden und Ruhrgebiets-Rentnerinnen „Refugees Welcome“-Shirts tragen, macht sichtbar, was Forschung seit langem weiß, Politik und Polizei aber irgendwie nicht auszuhalten scheinen: Das Hufeisen mit dem rechten und dem linken – extremen – Ende und der davon gerahmten „guten“ Mitte ist Fiktion, ein normatives Konstrukt, das „uns“, die Guten, abgrenzen soll gegen die Radikalen am Rand. Dabei gibt es unglaublich diverse Milieus in dieser vermeintlichen Mitte, die nie monolithisch, rundum gesund und frei von Hass gewesen ist.
das Ermessen der Behörde „auf Null“ geschrumpft. Der Anspruch
Die Welt ist nicht erst komplizierter seit besorgte Bürgerinnen und Bürger
auf Sozialhilfe ergebe sich je nach Fall entweder aus der Rechtspre-
laut sagen, was sie denken. Die Leipziger Mitte-Studie zeigte schon 2014,
chung des Bundesverfassungsgerichts, das 2012 jedem Menschen in
dass mehr als die Hälfte der Deutschen weiß, dass Sinti und Roma kri-
Deutschland – auch Flüchtlingen und Zuwanderern – ein Existenz-
minell sind, 43 Prozent fühlten sich durch anwesende Muslime ganz und
minimum zusprach, oder aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz des
teilweise „wie ein Fremder im eigenen Land“, ein Drittel der Bayern etwa
Europäischen Fürsorgeabkommens.
hatte ausländerfeindliche Einstellungen usw. Das alles wohlbemerkt vor den „Fluten“ und „Wellen“.
Folgenlose Gewalt Von Januar bis Anfang Dezember 2015 wurden in Deutschland mehr als 800 Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte gezählt. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ untersuchte 222 gewalttätige Angriffe, bei denen Menschen verletzt wurden oder zu Scha-
verrohtes Bürgertum immer lautstarker artikuliert, angestachelt durch populistische Sachbuchquerulanten, die virtuellen Durchlauferhitzer der sozialen Medien und deren Straßenableger Pegida. Mit einer durch chauvinistische Rechte gekaperten AfD hat Deutschland jetzt seine eigene rechtspopulistische Partei.
den hätten kommen können. Das Ergebnis: Nur in vier Fällen sind
So weit, so europäisch normal, wären da nicht die Autoimmunprobleme
Täter verurteilt, in weiteren acht wurde Anklage erhoben. Das sind
einer bürgerlichen Gesellschaft, die das Eigene und das Fremde nach den
fünf Prozent aller Angriffe. In mehr als drei Vierteln der Fälle konnte
Vorgaben der Extremismustheorie definiert. Die hundertfache Straflosig-
überhaupt kein Tatverdächtiger ermittelt werden, elf Prozent sind
keit rassistischen Terrors verdankt sich der Herkunft eines großen Teils der
bereits eingestellt. Die Aufklärungsquote steht in keinem Verhältnis
Täterinnen und Täter aus eben dieser vermeintlichen Mitte. In analyti-
zu vergleichbaren Delikten. Schwere Brandstiftung wird in mehr als
scher Hilflosigkeit werden da aus rassistischen Mobs „Asylkritiker“ und
der Hälfte aller Fälle aufgeklärt. Die Grünen-Innenpolitikerin Irene
„Angst“ wird zum legitimen Tatmotiv. Auch wenn wir unsere Welt lieber
Mihalic sagte, Regierung und Verfassungsschutz hätten fremden-
in Containern organisieren: Die Erkenntnis, dass Menschenfeindlichkeit
feindliche Anschläge bisher als „überwiegend lokale Phänomene
auch diesseits des vermeintlichen Randes blüht, kann schmerzen, sie wei-
runtergespielt“. Die Behörden hätten keine Kenntnisse über die
ter zu ignorieren ist verrückt.
mögliche Vernetzung der Täter. 16
Was wir im letzten Jahr erleben mussten, war, dass sich ein zunehmend
Foto: Reuters / Axel Schmidt
RECHT
Handy im Auto kann unzulässig sein
Von Rechtsanwalt René Boyke
Handyprogram-
Allerdings ist ein Handy selbst gar nicht für
bezweifelt werden. Der betroffene Autofah-
me, die anzeigen,
solche Zwecke bestimmt, sondern lediglich
rer musste 75 Euro Geldbuße zahlen. Und 4
wo sich der nächs-
das darauf laufende Programm. Dieses ist
Punkte in Flensburg hinnehmen. Dass sich
te Blitzer befindet,
allerdings kein technisches Gerät, sondern
eine solche Blitzer-App für einige Autofahrer
können dem Autofahrer
Software. Folgt man der Logik des Gerichts,
dennoch finanziell rechnen wird, kann das
eine Menge Geld sparen – aber auch ordent-
dann müsste auch der Betrieb von Autoradios
Urteil allerdings nicht ändern.
lich Geld kosten. Bereits das Mitführen ei-
– jedenfalls, wenn vor Blitzern gewarnt wird
nes solchen Handys ist – nach Meinung des
– unzulässig sein. Hier betreibt das Gericht al-
Oberlandesgerichts Celle (Az. 2 Ss (OWi)
lerdings Rosinenpickerei, denn es meint, ein
313/15) – untersagt.
Radio sei nicht dazu bestimmt, vor Verkehrsüberwachungsmaßnahmen zu warnen. Der
Die Entscheidung des Gerichts orientiert sich
Radiohörer habe keinen Einfluss auf die Rund-
allerdings weder am Wortlaut des Gesetzes
funksendung und könne damit den Zweck
noch an dem alltäglichen Umgang, der heute
des Radios zur Anzeige von Verkehrsüberwa-
mit Smartphones gepflegt wird. Wer ein Fahr-
chungsmaßnahmen nicht bestimmen. Aha.
„ DAS ZITAT
zeug führt, darf ein technisches Gerät nicht betreiben oder betriebsbereit mitführen, das
Für §23 StVO kommt es aber gar nicht darauf
dafür bestimmt ist, Verkehrsüberwachungs-
an, wer den Zweck bestimmt, sondern nur,
maßnahmen anzuzeigen oder zu stören. Das
wer ein entsprechendes Gerät zumindest
gilt insbesondere für Geräte zur Störung oder
mitführt. Folglich reicht die Zweckbestim-
Anzeige von Geschwindigkeitsmessungen
mung durch den Sender aus. Ob sich das
(Radarwarn- oder Laserstörgeräte). So be-
Gericht nicht eher vom Ergebnis als vom
stimmt es § 23 Abs. 1b Satz 1 StVO.
Gesetz hat leiten lassen, muss daher stark
Wir schaffen Hunderttausende temporäre Unterkünf te, seien es Zelte, seien es Container. Das ist Bauen für die Mülltonne. Zum einen, weil es nicht angenehm ist, darin zu wohnen. Zum anderen, weil wir das nach Monaten oder wenigen Jahren alles wegschmeißen müssen. Das ist ein ökonomischer und ökologischer Wahnsinn.“ Manue l Herz, Archite kt mit Büros in Köln und Basel, Profes sor in Basel, forscht u.a. zum Thema Wohne n und Flüchtlinge.
DAS FOTO
„Nein, so hat es sich nicht abgespielt. Und anders? Auch nicht.“ Mit der Premiere des Jelinek-Stücks „Das schweigende Mädchen“ über die Terroristin Beate Zschäpe hat das Schauspiel Dortmund im Dezember seine Ausweichspielstätte, den ehemaligen BVB-„Megastore“ in Hörde, eröffnet. Foto: Birgit Hupfeld 17
REPORTAGE
Auf der Balkanroute Tausende von Flüchtlingen sind nach Kroatien gekommen, nachdem Ungarn seine Grenzen geschlossen und damit die bisherige Landroute in die EU blockiert hatte. Die Journalistin Dragana Nikoletic war in Tovarnik, einer Gemeinde nahe der serbischen Grenze, wo Hunderte auf ihre Weiterreise warten. Ihre Beschreibung gibt eine ungefähre Vorstellung davon, was sich an den Grenzen abspielt – und abspielen wird, wenn Länder Fluchtwege blockieren. Von Dragana Nikoletic | Fotos: Reuters / Marko Djurica und Antonio Bronic
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Links: An diesem Abend ging es nicht weiter, die Flüchtlinge schlagen irgendwo auf dem Feld ein Lager auf, treffen sich am Feuer und unterhalten sich in verschiedenen Sprachen. Unten: Die Strapazen der Flucht stehen den Menschen ins Gesicht geschrieben. Es sind teilweise Monate vergangen, seit sie auf der Flucht vor Bürgerkriegen oder Unterdrückung ihre Heimat im Mittleren Osten und Afrika verlassen haben.
E
s ist der Tag, nach dem die Polizei im unga-
hinter sich gebracht haben. Die internationalen
rischen Horgos Einwanderer mit Tränen-
Reporter, die in ihre Kameras sprechen, sind die
gas und Wasserwerfern auseinanderge-
einzigen, die aufgeregt wirken.
trieben und sie mit Schlagstöcken an den mit Stacheldraht gesicherten Grenzzaun gezwungen
Am Abend realisieren die meisten, dass die Züge
hat. Es sind teilweise Monate vergangen, seit sie
nicht kommen werden. Auch die Busse nicht, die
auf der Flucht vor Bürgerkriegen oder Unter-
versprochen waren. Also schlagen sie irgendwo
drückung ihre Heimat im Mittleren Osten und
auf dem Feld ein Lager auf, stellen ihre Zelte in
Afrika verlassen haben. Wie erwartet – denn Mo-
die Nähe der Silos. Sie unterhalten sich in verschie-
biltelefone und soziale Netzwerke ermöglichen
denen Sprachen oder tauschen stumm Zigaret-
einen schnellen Austausch – haben sie ihre Route
ten. Kinder kreischen oder rennen herum – für
Richtung Kroatien geändert. Endlich haben sie
sie ist alles ein Spiel. Hilfe in Form von Nahrung
den Boden der EU betreten, endlich das Symbol
gibt es nicht, in die Geschäfte zu gehen, ist den
für Frieden und Wohlstand erreicht.
Flüchtenden verboten. Wahrscheinlich, weil man Diebstahl befürchtet. So teilen die Migranten un-
Die Züge werden nicht kommen
tereinander das, was sie noch vom Vortag haben.
Tovarnik, ein kleiner Ort direkt neben dem
und mit einem Lächeln.
Sie bieten davon sogar den Reportern an, höflich
Grenzübergang. Es herrscht komplettes Chaos. Eine Polizeikette hindert Hunderte von Migranten daran, die überfüllte Bahnstation zu
„Sind diese Häuser verlassen?“
verlassen und weiterzulaufen. Menschen un-
Die Nacht ist angebrochen, Zugpfeifen und ara-
terschiedlichen Alters, unterschiedlicher Haut-
bische Aufrufe sind zu hören. Die Flüchtenden
farbe. Sie alle teilen denselben Wunsch, ihr Ziel
packen sofort alles zusammen und eilen in Rich-
so schnell wie möglich zu erreichen, vornehm-
tung der Gleise. Schnell oder langsam – je nach
lich Deutschland oder Schweden. Jeder Schritt
Menge des Gepäcks und der Anzahl der Kinder.
nach vorne ist ein Gewinn, jedes Aufgehalten-
Das Ganze dauert nur einen Augenblick, schon
werden eine Niederlage.
sind sie wieder auf dem Rückweg. Der Zug war schon überfüllt, er konnte nur 50 Leute mitneh-
Die Züge, die in aller Frühe einfahren sollten,
men. Und auch jetzt ist keine Angst, kein Ärger
sind immer noch nicht da – ihr Fehlen ist die
zu spüren. Sie schlendern über den Acker und
Ursache für diese Massenansammlung. Kro-
hören wohlklingende Musik.
atische Nachrichten berichten um 14 Uhr von 10.000 Migranten, am Abend würden es schon
Durch die plötzliche Bewegung aufgeweckt,
15.000 sein. Es ist beeindruckend, dass die Stim-
schreit ein Kind. Seine Mutter beruhigt es sanft.
mung von ruhiger Euphorie geprägt ist, und
Sie ist Arabisch-Lehrerin aus dem syrischen Deir
das trotz der Kilometer, die die Migranten schon
ez-Zur. Ihr Mann ist ebenfalls Lehrer. Ihre Toch19
REPORTAGE
ter liegt mit einer Halsentzündung im Zelt,
auf die erhofften Äpfel oder Sardinenbüchsen
Auf einmal steht die Gruppe direkt finster
ihre Eltern sind in Syrien geblieben, „in einem
zu warten. Ihr Mann war deswegen unterwegs,
dreinblickenden ungarischen Polizisten ge-
Steinhaus, ein Ziel für Raketen“. Sie haben viele
auf der anderen Seite des Dorfes.
genüber, sie sind mit Maschinenpistolen be-
Verwandte in Deutschland, das lässt sie hoffen, dort Asyl zu bekommen. Und dann werden sie ihre Eltern holen. Ein überwältigendes Lächeln der Hoffnung liegt auf ihrem Gesicht.
waffnet. Die kroatische Grenzpolizei hat sich
„Ihr kommt nach Europa“, sagt der Polizeichef In Beli Manastir, einem Flüchtlingslager 20 Ki-
kurzzeitigen Gäste verteidigen. Minuten vergehen wie die Ewigkeit. Wird es zu Gewalttätigkeiten kommen?
„Sind diese umliegenden Häuser verlassen?“,
lometer entfernt, sind die Bedingungen besser.
fragt sie auf Englisch. Sind sie nicht, antwor-
Es gibt Betten und ein improvisiertes Lager in
Der Befehl an die Neuankömmlinge ertönt,
ten wir zu ihrer Überraschung. „Wenn so etwas
verlassenen Kasernen. Menschen warten hier
sich zu setzen. Die meisten gehorchen fraglos.
wie das hier bei uns zu Hause passieren würde,
auf ihren Transport. So lange schon, dass ein
Kleine Gruppen, die versuchen, über die Korn-
würden wir alle aus unseren Häusern kommen
Kleinkrieg ausbricht zwischen Syrern und Af-
felder zu laufen, werden schnell eingekesselt.
und Geschenke bringen oder die Menschen in
ghanen. Steine fliegen, die kroatische Polizei
unser Haus einladen.“ Es scheint ihr nichts
hat Schwierigkeiten, ihn zu beenden.
auszumachen. Noch verurteilt sie dieses Ver-
Wieder eine plötzliche Wendung: Auf der anderen Seite der Grenze nähern sich Busse.
halten. Sie ist einfach erstaunt über die unter-
Ein Zug kommt von irgendwo her. Sein nächstes
Die Migranten besteigen sie nacheinander.
schiedlichen Sitten. Sie bleibt noch ein bisschen
Ziel ist ein noch größeres Mysterium. Afghanen
Nach ein paar Stunden und wer weiß wie vie-
bei uns stehen und geht dann schlafen, ohne
pressen sich in die Wagons, viele klettern durch
len Bussen erscheint das Rote Kreuz auf der
die Fenster. Syrer und die, die sich als solche aus-
Szene. Sie verteilen Erfrischungen, Wasser,
geben, klettern auf Busse und in Polizeiautos.
Kekse und Brötchen. Angeblich bringen die
„Ihr kommt nach Europa“, sagt der Polizeichef.
Busse die Migranten nach Slowenien, aber
Unten: Hunderte warten auf die nächste
Die Reporter sind misstrauisch, dicht folgen sie
inoffizielle Berichte widersprechen dem. Sie
Möglichkeit, ihren Zielen näherzukommen, der
der Wagenkolonne. Das vermutete Ziel ist die
werden in der Nähe abgeladen, in den glei-
letzte Zug war hoffnungslos überfüllt. Eine
ungarische Grenze, in der Nähe von Baranjsko
chen oder ähnlichen privaten Zentren, wo
Polizeikette hindert sie daran, die Bahnstation
Petrovo Selo. Wir stürmen voran, aus kürzlichen
ihnen wie zuvor Lebensmittel wie Hunden
Ereignissen um die Gefahren wissend.
vor die Füße geworfen werden.
zu verlassen und weiterzulaufen.
20
zurückgezogen und würde in keinem Fall ihre
SOZIALES
Der Stacheldraht dehnt sich aus Medienberichte an diesem Abend liefern sich ein Hin und Her, ob es eine internationale Einigung gegeben habe oder nicht. Erst am nächsten Tag bestätigt der kroatische Premierminister Zoran Milanovic, dass Ungarn gezwungen worden sei, die Flüchtlinge aufzunehmen. Ab diesem Moment werden bis auf einen alle Grenzübergänge zu Serbien geschlossen, während sich der Stacheldrahtzaun entlang der un-
Durch die Wand Sie kam mit 14 aus dem Kosovo nach Deutschland. 13 Jahre war sie nur geduldet, 13 Jahre Angst vor der Abschiebung. Dann schaffte es die Romni Nizaqete Bislimi „durch die unsichtbare Wand“ in den „anerkannten Teil der Gesellschaft“. Davon erzählt die junge Anwältin in einem Buch, das sie jetzt in der Dortmunder Auslandsgesellschaft vorstellte. Von Antje Mosebach | Foto: DuMont Buchverlag
garischen Grenze ausdehnt. Einige der Asylbewerber schaffen es noch nach Slowenien. Dort, so ist bekannt, würden sie registriert und ihr Migrantenstatus geklärt. Nicht bekannt ist, wann Familien, die in der Menge getrennt wurden, wieder zusammengeführt werden. Am nächsten Tag sieht Beli Manstir aus, als ob niemals irgendein Fremder hier den Boden betreten hätte, geschweige denn 1.000 Flüchtlinge. Alles ist sauber, nicht mal eine Spur von Müll – dank der lokalen Reinigungsdienste. Es ist wieder ein friedvolles FlachlandStädtchen. Französische Journalisten, die ich begleitet habe, wollen über die letzten Ereignisse berichten – den Tränengaseinsatz an der slowenischen Grenze. Wenn sich die Dinge hier
Nizaqete Bislimi sitzt mittlerweile in den
erneut die Angst in der Familie. „Wir haben
abkühlen, wollen sie in die Türkei, wo sich zwei-
großen Talkrunden von Maischberger
immer nur nach dem einen Wort darin ge-
einhalb Millionen Flüchtlinge bereitmachen,
bis Illner, ist gefragt als Fachfrau und
sucht: abgewiesen“, spürt sie der Situation
das Land Richtung Europa zu verlassen.
Betroffene: Die 37-Jährige ist nicht nur
nach. Dann die demütigende Prozedur bei
Anwältin für Ausländer- und Asylrecht. Sie
der Ausländerbehörde alle drei Monate, um
Nachsatz: Europa der Zäune
hat als Romni das ganze Paket an Angst vor
die Aufenthaltsgenehmigung zu verlän-
Vertreibung, Ausgrenzung und Diskrimi-
gern: „Erst haben sie so getan, als ob wir
Nachdem Ungarn mit dem Bau von Grenz-
nierung erlebt, nachdem sie als 14-Jährige
unsichtbar wären. Und dann wurden wir
zäunen zu Serbien und Kroatien begonnen
mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach
mit unglaublicher Arroganz behandelt – ich
hatte, folgte Slowenien. Inzwischen errichtet
Deutschland geflohen war.
habe das nicht verstanden“.
der Grenze zu Griechenland. Auch hier kam
Ihre Zugehörigkeit zur ethnischen Minder-
Nizaqete Bislimi hatte Glück, „wir sind
es zu Versuchen verzweifelter Flüchtlinge, die
heit der Roma hat Nizaqete Bislimi lange
unglaublich unterstützt worden“, und sie
Durchreise zu erzwingen.
verschwiegen, auch schon in der ersten
hat sich nicht beirren lassen, auch nicht von
Heimat, erzählt sie einem sehr interes-
hilflosen Ratschlägen in der Berufsbera-
Ende November sicherte die EU dem zuneh-
sierten Publikum, das der Einladung von
tung: „Mädchen, du heiratest besser.“ Aber
mend autokratischen Regime Erdogans in der
Auslandsgesellschaft in Kooperation mit
für all diejenigen, „die nicht so viel Glück ha-
Türkei drei Milliarden Euro Unterstützung zu,
Planerladen e.V., Alevitischer Gemeinde
ben“, fordert sie Verständnis („Niemandem
zur Versorgung der türkischen Flüchtlingsla-
Dortmund und bodo e.V. gefolgt war. Mitt-
fällt es leicht, seine Heimat zu verlassen,
ger – und zur Sicherung der Grenze.
lerweile ist sie 1. Vorsitzende des „Bundes
alles Vertraute aufzugeben.“) und eine klare
Roma Verband e.V.“
Linie von Staat und Gesellschaft: „Wir sind
Mazedonien eine befestigte Grenzanlage an
ein Einwanderungsland. Und es ist normal, Freundlicherweise zur Verfügung
Das Gefühl, nicht erwünscht zu sein,
dass ich erstmal investieren muss, um
gestellt vom INSP News Service
Mensch zweiter Klasse, jeden Tag mit der
etwas zu bekommen.“
www.INSP.ngo / Liceulice Serbien
Abschiebung zu rechnen, „das führt zur Resignation“, weiß Nizaqete Bislimi noch
Am 18. Januar um 19 Uhr liest Nizaqete Bislimi
gut aus eigener Erfahrung. „Es zehrt.“
aus ihrem Buch „Durch die Wand“ in der Stadt-
Jeder Brief mit gelbem Umschlag schürte
bibliothek Herne, Willi-Pohlmann-Platz 1 21
KULTUR
Colin Farrell, geboren 1976, spielte u.a. in „Minority Report“, „Brügge sehen… und sterben?“, „Nicht auflegen!“ und in der Serie „True Detectives“. Das ArthouseLiebesdrama „The Lobster“ wurde in diesem Jahr in Cannes gefeiert.
Colin Farrell – Sicherheit gibt es nicht Er war oft ganz nah dran, aus der Spur zu geraten. Zu viele Partys, zu viel Alkohol und Drogen. Er hatte Glück – weiß aber, wie schnell es auch anders laufen kann. Gerade deswegen übernahm der irische Schauspieler und Hollywood-Star Colin Farrell die Schirmherrschaft bei der Fußballweltmeisterschaft der Wohnungslosen und hat hohe Achtung vor der Arbeit der Straßenzeitungen. Von Steven MacKenzie Foto: Laura Smith
bodo Was ist für dich das Besondere am Kon-
CF Ja klar. Ich hab viele Spieler getroffen, sie
zept der Straßenzeitungen?
haben mir sehr offen erzählt, was sie durch-
Colin Farrell Jeder sucht in seinem Leben nach einem Sinn. Einige finden ihn im Job, in einem Hobby, einem Partner, über Kinder. Wir alle wollen auf sinnvolle und erkennbare Art und Weise etwas zur Gesellschaft beitragen. Und das ist
gemacht haben. Ich habe so viel von meiner eigenen Geschichte in den ihren erkannt – die Kämpfe, die Schwierigkeiten. Es geht kurz gefasst um unsere Gefühle und die Unfähigkeit, mit ihnen umzugehen.
genau das, was Straßenzeitungen machen:
bodo Du planst einen Film vor dem Hinter-
denjenigen, die kein Dach über dem Kopf ha-
grund des Homeless World Cup?
ben, keine Stabilität, die Möglichkeit zu geben, innerhalb der Gesellschaft etwas für sich tun zu können – indem sie eine Dienstleistung anbieten. Allein das ist unbezahlbar. Ganz abgesehen von der unterstützenden Sozialarbeit.
CF Der Produzent eines meiner Filme meinte, dass es möglich sei, einen wirkungsvollen Film vor der Kulisse des HWC zu machen. Wir fingen an, mit Frank Cottrell Boyce ein Drehbuch zu schreiben. Er hat ein paar Konzepte geschrieben
bodo Woher das Interesse an Menschen, die
und er hat’s spitzenmäßig getroffen. Aus-
von Obdachlosigkeit betroffen sind?
grenzung ist etwas, was die Problematik der
CF Oh Mann, ich kann Gott danken, dass ich so lebe, wie ich lebe. Hätte ich aus dem ganzen Haufen Mist, den eine Filmkarriere mit sich
Obdachlosen noch verschärft. Einsamkeit und Ausgeschlossensein sind grundlegende Themen, mit denen wir als Menschen umgehen müssen.
bringt, nichts gelernt – ich hätte ganz leicht
bodo Hast Du mit den Jahren gelernt, mit unvor-
auf der Straße landen können. Leicht.
hergesehenen Dingen im Leben umzugehen?
bodo Akzeptiert die Filmindustrie dieses
CF Das würde ich gerne glauben. Wenn du den
Verhalten wegen der guten Publicity?
Wunsch oder die Forderung nach Sicherheit
CF Schauspieler werden manchmal behandelt wie heilige Kühe. So lange deine Filme Geld bringen, kannst Du so ziemlich jeden Scheiß machen, den Du willst – es wird entschuldigt.
begrenzen könntest, dann könntest du das loswerden, was den meisten von uns viele Probleme macht: Erwartung. Aber es ist natürlich leicht, darüber zu sprechen, wenn man in irgendeinem Hotel sitzt.
bodo Kannst Du Dich mit den Menschen iden-
22
tifizieren, die Du beim Straßenzeitungsver-
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom
kauf oder beim Homeless World Cup triffst?
INSP News Service www.INSP.ngo / Big Issue
KULTUR
WILDE KRÄUTER
HAGEBUTTE
Jeder nur ein Kreuz! Von Bastian Pütter | Foto: Stefan Nölle
von Wolfgang Kienast
Mitte Dezember fand vor dem Bochumer Amtsgericht die Hauptverhandlung eines, nun ja, ungewöhnlichen Bußgeldverfahrens statt. Der Tatvorwurf: Vorführung Meist steht der Mensch am Ende einer
schneiden, sondern den Fuchsschwanz
des Monty-Python-Klassikers „Das Leben
Nahrungskette. Ausnahmen, zum
nehmen. Bestenfalls.
des Brian“ am Karfreitag 2014 im vollbe-
Beispiel sehr gelegentlich der Hai, wenn er einen unbedachten Surfer vom Brett frühstückt, sind selten. Das ist erstaunlich, die ungelenk lahme Kreatur macht keinen robusten Eindruck, kann kaum klettern oder schwimmen und fliegt nicht besser als ein Stein. Bei einem fairen Zweikampf Tiger – Mensch würde ich auf die Katze setzen. In freier Wildbahn hätte der Mensch nichts zu melden. Hätte er nicht das Hirn. Etymologisch abzuleiten vom germanischen „hersnja“ meint „Hirn“ soviel wie „das im Schädel befindliche“. Vorteil Mensch. Das menschliche Gehirn ist ein phantastisches Organ, unter anderem lässt es ihn strategisch denken und vorausschauend planen. Es hat ihn als erstes Lebewesen auf dem Planeten in die Lage versetzt, diesen methodisch umzubauen. Kontern Sie jetzt nicht mit dem Biber. Mit seinem „Macht euch die Erde untertan“ steht der Christenmensch keineswegs allein. Andere Wertegemeinschaften, seien sie religiös motiviert oder anderen Ordnungen folgend, haben sich ähnlich lautende Selbstermächtigungen gegeben. Faszinierend, dass der Mensch kraft Hirn nicht nur die Grundlage fürs eigene Aussterben schafft, sondern wahrhaftig offenen Auges in die Grube rennt.
Sehr gern sieht sich die Bundesrepub-
setzen Bochumer Sozialen Zentrum (SZ).
lik als Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Mit Klimakanzlerin. Was davon zu halten ist, wird offensichtlich, sobald die Autolobby bei ihr klopft. In einer Tabelle zum ökologischen Fußabdruck lag Deutschland im Jahr 2010 auf Platz 25, stabil, den globalen Durchschnitt mehrfach überschreitend. Bemerkenswert ist auch, dass die Landwirtschaft mit ihren Emissionen
Der Beschuldigte: Martin Budich von
hierzulande zweitgrößter Verursacher
der säkularen Gruppe „Religionsfrei im
von Treibhausgasen ist. Landwirt-
Revier“. Die Beweislast: erdrückend. Seit
schaftsminister Schmidt macht keine
2013 zeigt die Initiative die Religions- (und
Anstalten, daran etwas zu ändern. Laut
Dogmatismus-) Satire demonstrativ am
Greenpeace hat er „weder für Landwir-
Karfreitag. 2014 hatte das Ordnungsamt
te Perspektiven aus der Wachstumsfal-
gar „verdeckte Ermittler“ ins SZ geschickt,
le geliefert, noch für Nutztiere, Umwelt,
die den Tathergang dokumentierten.
Klima oder Verbraucher eine zukunftsfähige Politik entwickelt.“
Das Feiertagsgesetz NRW verbietet an stillen christlichen Feiertagen alle der Un-
Er gilt als Freund einer intensiven, in-
terhaltung dienenden Veranstaltungen,
dustriellen Agrikultur mit all ihren ne-
besonders jedoch das Zeigen von Filmen,
gativen Begleitumständen. Einer davon
die die FSK als „nicht feiertagsgeeignet“
ist, dass Sie Hagebutten kaum noch
einstuft. Seit 1980 steht „Das Leben des
als Wildtieren unterschlupfbietendes,
Brian“ auf dieser Liste.
erosionsverhinderndes Feldgehölz finden. Glücklicherweise aber ist sie dennoch häufig genug, auch im Januar (ohne ökologische Gewissensbisse) auf Wildfruchternte gehen zu können. Zum Beispiel für eine Sauce, die gut zu Fisch oder hellem Geflügel passt.
Im Verfahren bekannte sich Martin Budich schuldig und betonte, mit Vorsatz gehandelt zu haben. Ziel sei es gewesen, vor Gericht zu landen, um schließlich in letzter Instanz das Feiertagsgesetz vom Bundesverfassungsgericht prüfen zu lassen. Zwar weigerte sich das Amtsgericht, den Fall im Rahmen eines Normenkontrollverfahrens
Am Rande des Klimagipfels in Paris
REZEPT
erklärte US-Außenminister Kerry: „Wir
200 g Hagebutten, entkernt, von
sind nicht nur für uns selbst verant-
Stiel- und Blütenansatz befreit mit
wortlich, wir sind verantwortlich für die
100 g Rohrzucker, 1/4 Boskop und 8 EL
Zukunft. Unsere Kinder und Enkel wer-
trockenem Weißwein etwa 20 Minuten
den uns fragen, wie wir alle gemein-
köcheln lassen. Pürieren, passieren,
Vor dem Amtsgericht feierte die Initiative
sam so blind sein konnten.“ Ergebnis
evtl. verdünnen und mit weißem Pfef-
das Urteil und verteilte Gebäck in Kreuz-
dieses Gipfels könnte sein, dass wir an
fer würzen.
form, verbunden mit der Bitte: „Jeder nur
unserem Ast nicht mehr per Motorsäge
gleich nach Karlsruhe zu übergeben, mit der Verurteilung Budichs zu einem (abgemilderten) Bußgeld von 100 Euro steht der Instanzenweg aber offen.
ein Kreuz.“ 23
VERANSTALTUNGEN 01 | 16 FR 01 | 01 | 16
BODO VERLOSUNGEN
Klangkunst | MO Lautsprecher: Philipp Corner – „Pieces of musical reality“ Philipp Corner macht in seinem Hörstück auf die ästhetische Qualität von Geräuschen aufmerksam, die während des Musizierens entstehen. Das Geräusch des Anschlagens der Tasten oder die physische Präsenz des Musikers sind hörbare ästhetische Qualitäten und Bestandteile der musikalischen Wirklichkeit. In „Pieces of musical reality“ erkundet Philipp Corner das Spannungsverhältnis von Geräuschen und musikalischem
22.01. | Michael Steinke Zauberkasten, Bochum | 3 x 2 Karten 24.01. | Der Widerspenstigen Zähmung Metropolis, Bochum | 2 x 2 Karten 25.01. | Buddy Buxbaum & Die Haudruffcats FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten 29.01. | Der Kuaför aus der Keupstraße endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten 30.01. | Moby Dick
Klang. Das Museum Ostwall präsentiert täglich
Theater im Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten
und kostenlos im Lautsprecher auf der Museums-
02.02. | Che Sudaka
etage sein Klangkunstprogramm. Bis 31.1.16. Museum Ostwall, Dortmund
Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten Mitmachen und Karten gewinnen: Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuz-
FR 01 | 01 | 16
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Ausstellung | Dortmunder Neu Gold –
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Bier, Kunst & Alchemie Die Ausstellung „Dortmunder Neu Gold – Kunst, Bier & Alchemie“ konfrontiert Werke internationaler KünstlerInnen mit Objekten aus der langen Kulturgeschichte des Bieres. Auf einer Fläche von ca. 1.000 qm werden annähernd 200 Exponate
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2. FREITAG
Moderne Menschen klammern sich
zur Monogamie zu bewegen, erweist
lem Humor führen Jule Vollmer und
nicht an veraltete Lebensentwürfe,
sie sich als äußerst lernfähig: Eigene
Thomas Kemper in der bodo Benefiz-
in denen die Institution Ehe und ein
Wohnung, eigener Job, eigener Lieb-
Kulturreihe „2.Freitag“ vor, wozu
Wert wie Treue von Bedeutung sind.
haber. Jetzt findet Antonia Gefallen
Mann und Frau fähig sind, sind sie
Nein, moderne Menschen leben in
an der offenen Zweierbeziehung. Ihr
erst einmal in Zweisamkeit verhaf-
einer offenen Zweierbeziehung! So
Mann hingegen – wer hätte es ge-
tet. Ein zeitloser Dario-Fo-Klassiker
Jule Vollmer & Thomas Kemper Offene Zweierbeziehung
wie Antonia und ihr Mann. Genau
dacht – leidet.
in neuem Gewand!
Das Autoren- und Ehepaar Franca
Der Eintritt ist frei.
Rame und Dario Fo lenkt in seinem
Spenden für bodos Beratungs-
bodo Buchladen
Doch nachdem es ihr noch nicht ein-
Stück „Offene Zweierbeziehung“ den
angebote sind herzlich wilkommen.
Schwanenwall 36 – 38, Dortmund
mal mit der Androhung von Selbst-
Blick auf den alltäglichen Wahnsinn
Fr. 8. 1. | 19.30 Uhr
mordversuchen gelingt, ihren Gatten
von Paarbeziehungen. Mit skurri-
genommen lebt nur er in der offenen Zweierbeziehung. Antonia erleidet sie.
gezeigt, Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Pla-
alle Zugvögel muss auch Anabel in den warmen
ben. Sei es, neue Lieder zu Gehör zu bringen oder
kate, Kostüme, Filme und Kunsthandwerk aus
Süden aufbrechen, während Fred sich ohne seine
sich für den „Tanz aus dem Mai“ einzuswingen.
unterschiedlichen Genres und quer durch die
Freundin auf dem Ofen einrollt. Er vermisst Ana-
Der Eintritt ist frei – um Spenden wird gebeten.
Jahrhunderte. Bis 1.5.16
bel schrecklich. Und auch Anabel hält es ohne Fred
Markuskirche, Dortmund, 15 Uhr
U-Turm: 6. Ebene, Dortmund
kaum aus. Martina van Boxen inszeniert diese Geschichte über Freundschaft, Sehnsucht, Liebe
SA 02 | 01 | 16 Ausstellung | Willkommen@HotelGlobal
und das Vergehen der Zeit als Erzähltheater mit Puppen und Musik für Kinder ab 3 Jahren. Theater Unten, Bochum, 16 Uhr
Theater | Helden David und Judith, ein Geschwisterpaar in ihren Zwanzigern. In einer Welt ohne solide Basis. Ei-
Ganzjährig frische Erdbeeren, wöchentlich die neueste Mode, sekündlich digitale Nachrichten:
DO 07 | 01 | 16
Party | Cosmotopias Neujahrs-Sause
ner Zeit, die auf ihre Helden wartet. Einem El-
Die Globalisierung hat viele Gesichter. Die welt-
Für alle, die zu Silvester nicht feiern konnten, die
ternhaus, in dem es keine Eltern mehr gibt. Es
weite Verflechtung von Wirtschaft und Arbeit
schon wieder feiern wollen oder die damit noch
entfaltet sich ein psychologisches Spiel, in dem
ist allerdings reichlich komplex. Die neue Aus-
gar nicht aufgehört haben, begrüßt die Cosmo-
ihnen vermeintlich nichts bleibt, außer zu im-
stellung, bei der man in verschiedenen Hotel-
topia Crew das neue Jahr mit der traditionsrei-
plodieren oder selbst zur Bombe zu werden.
zimmern spannende Persönlichkeiten mit ihren
chen Neujahrs-Sause. Ab 22 Uhr garantieren die
prinzregenttheater, Bochum, 19.30 Uhr
Geschichten entdeckt, gibt einige Denkanstöße
Crew von Funk Fatal, Dom Siewior und Kevin
(auch 09., 29. & 30.01.)
für Kinder von 8 bis 14 Jahren zu dem vielleicht
Lietz in der Großmarktschänke einen wilden
folgenreichsten Phänomen auf unserer Erde. In-
Teppichtanz. Bis 23 Uhr ist der Eintritt frei.
fos unter dasa-dortmund.de, bis 29.5.16
Großmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr
Theater | Mordart
DASA, Dortmund Kindertheater | Fred und Anabel Fred und Anabel sind ein ungleiches Paar – ein
SA 09 | 01 | 16
SO 03 | 01 | 16 Musik | CantaStrophe – ein Jahresrückblick
Neues Jahr, neuer Mord. Mordart geht ins 15. Jahr und doch – so einige Dinge sind geblieben: Fest stehen bis zum Beginn der Show nur folgen-
Kater und eine Graugans. Den schönsten Som-
Der Chor „CantaStrophe“ lädt dazu ein, das neue
de Dinge: Vier Schauspieler in mindestens sie-
mer ihres Lebens haben sie miteinander ver-
Jahr musikalisch zu beginnen und auf geplante
ben Rollen (Kommissar, Opfer, drei Verdächtige
bracht. Doch dann kommt der Herbst und wie
Termine schon mal einen Vorgeschmack zu geANZEIGE
25
VERANSTALTUNGEN JANUAR 2016
und zwei Gerichtsmediziner) setzen alles daran,
weitere Konzertreihe: „Songs & Cakes” lädt von
den Runde für Runde ausgesiebt, bis nur noch
den Fall aus den vom Publikum anfangs erfrag-
Januar bis März an jedem zweiten Sonntag ein.
zwei übrig bleiben. Die Zuschauer entscheiden,
ten Parametern erfolgreich von Anfang bis Ende
Am 10.1. eröffnet der Singer-Songwriter Frère die
wohin die Reise geht. Jan Philipp Zymny, der
zu entwickeln und aufzulösen. Mordart ist das
neue Konzertreihe und am 24.1. steht der Folk-
diesjährige deutschsprachige Meister im Poe-
improvisierte Krimi-Theater der Hottenlotten.
Musiker Hallo Piedpiper auf der Bühne.
try Slam, und die vor Ideen platzenden Künstler
Kulturhaus Thealozzi, Bochum, 20 Uhr
Rekorder, Dortmund, 15 Uhr
entführen die Zuschauer einen Abend lang in eine absonderliche Welt. prinzregenttheater, Bochum, 19.30 Uhr
DO 14 | 01 | 16
SO 10 | 01 | 16
Musik | Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys
Mischmasch | Chizuru
Musik | GlasBlasSing Quintett
Die Chizuru ist das Treffen im FHH für alle Fans
„Let’s Misbehave“ – anlässlich ihres 20. Jubiläums
Nimm ein paar olle Pullen und bau dir daraus
von Japan, Anime und Manga. Einmal im Monat
benehmen sich Ulrich Tukur und die Rhythmus
eine „Cokecaster¨-Flaschengitarre, ein Flachman-
treffen sich die Fans der japanischen Popkultur
Boys einmal heillos daneben. Wer wollte das
ninoff-Xylophon, eine Wasserspender-Bassdrum
– gerne im Kostüm ihrer Lieblingshelden. Unter
nicht schon immer – grellbunte Krawatten tra-
oder ein Set Pizzicato-Pfeifen. Nutze das Wissen
Gleichgesinnten neue Freunde zu finden, ist da
gen und öffentlich in der Nase bohren? So wer-
von 12 Jahren Flaschen-Expertise, kombiniere es
gar nicht so schwer. Wer nicht nur mit Freunden
den unsterbliche Melodien des Jazz und Swing
mit den Möglichkeiten des Jahres 2015 und erzähl
einen netten Tag verbringen möchte, der ist
verblüffend neu interpretiert und lassen ahnen,
deine besten Geschichten noch mal neu, noch
eingeladen, am vielfältigen Programm teilzu-
dass die Geschichte der Musik einen ganz ande-
mal ganz anders. Genau das macht das GlasBlas-
nehmen, das sich über zwei Bühnen und diverse
ren Verlauf genommen hätte, wäre diese Forma-
Sing Quintett in seinem neuen Programm „Volle
Räumlichkeiten zu allen möglichen Themen er-
tion nur etwas früher auf den Plan getreten.
Pulle – Flaschenmusik XXL“.
streckt. Zocker kommen dabei genauso auf ihre
Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr
Flottmannhallen, Herne, 20 Uhr
Kosten wie Zeichner und Cosplayer. Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 11.30 Uhr
Musik | SEA + AIR
FR 15 | 01 | 16
In dem Album „Evropi“, das sich auf Anhieb auf
Kunst | Maljam mit dem Kotburschi Kollektiv
Musik | Songs & Cakes: Frère
Platz 49 der deutschen Charts platzieren konn-
Pünktlich zum neuen Jahr erweitert der Dort-
Zehn Künstler aus ganz Deutschland treten in
te, verwebt das deutsch-griechische Musiker-
munder Rekorder sein Live-Programm um eine
einem Wettstreit gegeneinander an und wer-
ehepaar Eleni Zafiriadou und Daniel Benjamin Eindrücke ihrer mehrere Jahre dauernden Tour
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durch 22 Länder mit der fast hundertjährigen Familiengeschichte Eleni Zafiriadous. Beide Musiker spielen bis zu fünf Instrumente gleichzeitig, wodurch der orchestrale Klang ihres Albums auf erstaunliche Weise reproduziert wird. FZW, Dortmund, 20 Uhr
SA 16 | 01 | 16 Stummfilm | Geheimnisse einer Seele Martin Fellmann sucht geplagt von Ängsten einen Psychotherapeuten auf. Stück für Stück wird sein Unterbewusstsein aufgefächert, seine Qualen nehmen bildnerische Gestalt an. Die Idee der Psychoanalyse ist hier der Inspirationskatalysator für wunderbare Bilder. Die beglei-
Wir verbinden Dortmunds
schönste Ecken
tende Live-Musik „Druckkammer“ verfolgt den gleichen Gedanken, nämlich in den Kopf hinein zu kriechen und diesen kleinen Raum ganz tief im Innersten zu erreichen.
Sicher und bequem durch unsere Stadt zahlreiche Verbindungen dichtes NachtExpress-Netz keine Parkplatzsuche
• • •
Rottstr 5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr Theater | Die Reise nach Petuschki Wenitschka ist auf dem Weg zum Moskauer Bahnhof, um den Zug nach Petuschki zu nehmen. Doch schon lange vor der Fahrt nimmt We-
Weitere Infos: www.bus-und-bahn.de Mobiles Internet: bub.mobi
nitschka den ersten Schluck aus der Flasche: Verschiedenste alkoholische Getränke rinnen seine
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16.12.15 10:58
BODO-TIPP
Unsere Stadt hat viele Seiten. Auf un-
wenn man keine eigene Rückzugs-
ganz anderer Perspektive zeigt. Und
seren alltäglichen Routen haben wir
möglichkeit hat. Und er weiß, wovon
dabei geht es nicht darum, Sensati-
die meisten von ihnen gesehen. Mit
er spricht – aus eigener Erfahrung:
onslust zu befriedigen, sondern das
unseren besonderen Stadtführern
„Hier können wir duschen, dort gibt
Verständnis für die Welt der Betroffe-
können Sie allerdings ein ganz neues
es Frühstück – und Kleidung be-
nen zu wecken. Eine spannende Tour,
Gesicht kennenlernen – Bochum und
kommen wir hier…“. Mit diesen oder
auch für „Ur-Einwohner“.
Dortmund aus der Perspektive von
ähnlichen Worten werden Sie einen
Menschen, die ohne Wohnung ihren
ca. zweistündigen Stadtrundgang
Die Führungen sind jeweils auf 15
Sa. 9.1. Dortmund
Tag gestalten müssen. Abseits der
durch die Innenstadt erleben, der Ih-
Personen begrenzt. Gerne können
Schwanenwall 36 – 38 | 11 Uhr
Fußgängerzonen zeigt Ihnen einer
nen jeden zweiten Samstag im Mo-
Sie auch Extra-Touren buchen. An-
Sa. 16.1. Bochum
unserer Straßenmagazin-Verkäufer,
nat in Dortmund und jeden dritten
meldungen und Buchungen unter
Stühmeyerstraße 33 | 11 Uhr
wie so ein Tagesablauf aussieht,
Samstag in Bochum die Stadt aus
Tel. 0231 – 950 97 80. Preis: 5 Euro.
Neue Perspektiven
Kehle herunter – und so wird die Fahrt zur Vermessung des Deliriums. Am Ende ist Wenitschka wieder in Moskau – oder war er nie weg? Studio/Schauspiel, DO, 20 Uhr (auch 22.01.)
DO 21 | 01 | 16 Film | Metropolis
Comedy | Ehnert & Ehnert – Zweikampfhasen Wohin man auch schaut: Überall nur noch Singles oder Lebensabschnittsgefährten. Nur Jen-
Das sweetSixteen-Kino präsentiert in Koope-
nifer und Michael Ehnert hinken diesem Zeital-
ration mit der DASA neben einem besonderen
ter individueller Freiheit gnadenlos hinterher:
Schulfilmprogramm auch drei besondere Filme.
Denn sie sind nicht nur miteinander verheira-
Der Schwede Albin Johannson macht Instru-
Im Rahmen der „Denker-Donnerstage“ finden
tet, sondern bis zum heutigen Tag auch einfach
mentalmusik auf analogen Synthies, Drum
die Filmvorführungen jeweils um 18 Uhr mit
nicht in der Lage, sich voneinander scheiden zu
Machines und einer Orgel, irgendwo zwischen
vorheriger Stippvisite in der Ausstellung und
lassen. Obwohl sie nun wirklich alles tun, um
Electronica, Krautrock und Psychodelic. Damit
spannenden Ausführungen der DASA-Kurato-
den Anderen fix und fertig zu machen.
tourt er durch die Welt, war in Europa und New
ren statt. Den Beginn macht die 16mm-Fassung
Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr
York, auf Festivals oder in Kirchen. Wenn er nicht
von Metropolis. Der Eintritt ist frei.
allein unterwegs ist, spielt Albin bei den schwe-
DASA, Dortmund, 18 Uhr
Musik | Albin Johannson
dischen Bands Solander und PAL. Goldkante, Bochum, 20 Uhr
SO 17 | 01 | 16 Musik | Dhafer Youssef Quartet
Musik | Baby Kreuzberg Sieben Solo-Alben hat der Berliner Gitarrist und
Literatur und Musik | The Rest is Noise
Sänger Baby Kreuzberg (alias Marceese) seit
Alex Ross‘ Weltbestseller „The Rest is Noise“
2010 veröffentlicht. Im Oktober 2014 legte er sei-
nimmt uns mit auf eine literarisch-musikalische
nen Longplayer „A-Ramblin‘ And A-Howlin‘“ vor
Reise durch die großen Umbrüche des 20. Jahr-
und ging noch mehr zurück zu den Wurzeln des
hunderts, inszeniert in sechs Etappen. Es lesen
R‘n‘R. Americana, Blues und Country. Mehr oder
Mit „Birds Requiem“ widmet sich der tunesische
die jeweiligen Schauspielensembles, musika-
weniger ständig auf Tour zieht der „handsome
Sänger und Oud-Spieler Dhafer Youssef erneut
lisch begleitet von Mitgliedern der Bochumer
fellow“ nun mit seiner Gitarre durchs Land, um
der Verschmelzung des traditionellen musli-
Symphoniker und dem Musiker Carl Oesterhelt.
sein Erlebtes zu erzählen. Der Weg ist sein Ziel.
mischen Sufi-Gesangs mit modernen Nu-Jazz-
Ein gemeinsamer Lesemarathon der Ruhrtrien-
Ein Storyteller, der nicht zur Ruhe kommt, und
Klängen: eine Exkursion durch verschiedene
nale mit den Schauspielhäusern Dortmund, Es-
ein Gitarrist, der seinen Weg gehen muss, weil
Genres auf dem schmalen Grat zwischen Tradi-
sen, Bochum, dem Schlosstheater Moers, Theater
er nicht anders kann.
tion und Moderne.
an der Ruhr sowie dem Theater Oberhausen.
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
Konzerthaus, Dortmund, 18 Uhr
Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr ANZEIGE
27
VERANSTALTUNGEN JANUAR 2016
FR 22 | 01 | 16 VERLOSUNG | Michael Steinke – funky, sexy, 40
rührt“ die Geheimnisse von James Bond. Kann
puttbar“ spiegelt die gesammelten Eindrücke
man mit einem brennenden Auto übers Eis fah-
und Einflüsse der letzten Jahre und etlicher
ren oder wird beim MI 6 geschummelt? Dass sich
Genres wider und ergibt
Michael Steinke fühlt sich funky, fühlt sich sexy
007 bei seinen Stunts nie den Hals bricht, ist kein
so eine wunderliche mu-
– aber er fühlt auch den Körper eines Mittvier-
Glück, sondern angewandte Physik, und Profes-
sikalische Backpflaume.
zigers. Und kann man in diesem
sor Tolan beantwortet schließlich auch die Frage:
Zu Buddys ständigen
Alter noch Spaß haben? Oh ja
Warum muss der Wodka-Martini geschüttelt sein
Begleitern, dem Hip Hop
– man kann! Der Meister der
und nicht gerührt? Im Anschluss zeigt die Schau-
Club Sound und den Rare Grooves, gesellen sich
Stand Up Tragedy nimmt sein
burg einen James-Bond-Überraschungsfilm.
nun auch klassisches Songwriting mit Blue-
Publikum mit auf einen Streif-
Schauburg, Dortmund, 20 Uhr
grass- Folk, Library Jazz & Roadrock. Live wird
zug durch die 70er Jahre, als Telefone noch nicht in die Hosentasche passten, Mustertapeten uns die Sinne
das Ganze in Zukunft mit der Berliner Nuschool
SO 24 | 01 | 16
Funkband „Ruffcats“ umgesetzt, welche Buddys Sound perfekt übersetzen und ergänzen.
vernebelten und in der Küche Prilblumen blüh-
VERLOSUNG | Der Widerspenstigen Zähmung
FZW, Dortmund, 20 Uhr
ten. Elegant verschmelzt er Comedy und Kaba-
Live-Übertragung aus dem Bolschoi-Theater
bodo verlost 2 x 2 Karten
rett. Mit gekonnt vorgetragenen Popsongs geht
Viele Verehrer träumen von einer Hochzeit mit der
er auf die Lachmuskeln seines Publikums los.
entzückenden und gutmütigen Bianca, so auch
Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr
der junge Lucentio. Jedoch
bodo verlost 3 x 2 Karten
erlaubt der Vater ihr nicht
Dokumentarfilm | The Forecaster
MI 27 | 01 | 16 Slam | Menschenrechtslam
zu heiraten, bis ihre ältere
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde
Schwester, die launische
und Rechten geboren“ – so lautet der erste Satz
Mit Hilfe eines selbst entwickelten Ökonomie-
und widerspenstige Ka-
der Erklärung der Menschenrechte, die vor 60
Modells sagte Martin Arthur Armstrong nach
therina, unter der Haube ist. Mit der Adaption der
Jahren von den Vereinten Nationen verabschie-
eigener Behauptung entscheidende Daten der
Komödie von Shakespeare für das Bolschoi hat
det wurde. An diesem Satz toben sich Slammer
Weltwirtschaft voraus: den Verfall des Dollars
der französische Choreograph Jean-Christophe
und Wortkünstler der Region literarisch aus. Am
1986, den Börsencrash 1987, den Nikkei Crash
Maillot einen besonderen Coup gelandet. Das Er-
Ende entscheidet das Publikum über den Sieger
1989 und die russische Finanzkrise 1999. Nach
gebnis ist ein unverwechselbar atemberaubendes,
des Abends. Die drei Erstplatzierten bekommen
wie vor glaubt Armstrong, der bis 2011 we-
zweistündiges Spektakel des Tanzes, welches die
je einen Preis aus dem Amnesty International-
gen Betrugs in Haft saß, den Regierungen der
Kühnheit und Energie des Bolschoi-Ensembles in
Sortiment. Gleichzeitig gibt es einen Einblick in
großen Wirtschaftsnationen dabei helfen zu
einer ganz neuen Art zeigt. Diese Produktion ist
die Arbeit der ai-Gruppe Dortmund, die zu die-
können, die größte, noch bevorstehende Welt-
ausschließlich auf das Bolschoi zugeschnitten und
sem Abend einlädt. Der Eintritt ist frei.
wirtschaftskrise abzuwenden und nimmt selbst
kann daher nirgendwo anders gesehen werden.
subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr
Stellung zu seinen brisanten Theorien.
Metropolis, Bochum, 16 Uhr
Kino im U, Dortmund, 20 Uhr (auch 21.01.)
bodo verlost 2 x 2 Karten
Gedenkveranstaltung | Holocaust-Gedenktag 2016 Am Internationalen Holocaust-Gedenktag 2016
SA 23 | 01 | 16
MO 25 | 01 | 16
Vortrag | Metin Tolan – Geschüttelt, nicht gerührt
ist Dr. Imke Hansen von der University of Uppsala zum Thema „Auschwitz als zentrales Symbol des
VERLOSUNG | Buddy Buxbaum & Die Haudruffcats
Holocaustgedenkens“ zu Gast. Weitere Gäste:
Der Dortmunder Physik-Professor Metin Tolan
Nach einem siebenjährigen Ausflug in andere
DGB-Jugend, BVB, Bürgermeisterin Birgit Jörder,
lüftet in seinem Vortrag „Geschüttelt, nicht ge-
musikalische Projekte startet Buddy Buxbaum
der Chor des Mallinckrodt-Gymnasiums und die
2015 seine Solo-Karriere. Sein Album „Unka-
Tanzgruppe der Jüdischen Kultusgemeinde. Im
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Blackbox Das Lachen der Täter mit Klaus Theweleit
Vom Lachen der Killer wird in zahl-
Mordtaten Anders Breiviks, der Killer
weilige politische Begründungs-
reichen Fällen berichtet, aber sel-
des „Islamischen Staats“, der fanati-
sprache nur unzureichend verber-
ten in seiner zentralen Bedeutung
sierten Attentäter, die die Karikatu-
gen kann. In der seit einem Jahr
gedeutet – so die provokante These
risten von „Charlie Hebdo“ hinrichte-
laufenden Diskussionsreihe von
des Psychogramms der Tötungs-
ten, oder der Kindersoldaten, die im
Schauspiel und bodo e.V., die sich
lust von Klaus Theweleit. Schon in
Genozid an der Tutsi-Bevölkerung in
hauptsächlich dem NSU, aber auch
seinen „Männerphantasien“ (1977)
Ruanda gelernt haben, zu morden
allgemeineren Fragen nach Terror
beschrieb Theweleit den gewalttäti-
und zu vergewaltigen.
und (rechter) Gewalt widmet, stellt
gen faschistischen Mann und seinen
Klaus Theweleit sein Buch vor – und
innerlich fragmentierten, äußerlich
Ihnen allen gemeinsam: „Das La-
Studio Theater Dortmund
aber gepanzerten Körper. Auf dieser
chen der Täter“, in dem sich eine
Do., 21.1. | 20 Uhr
Grundlage untersucht er die brutalen
Tötungslust offenbart, die die je-
Rahmen der Internationalen Wochen (15. bis 31.1.)
aus gothischer Komödie und nervenaufreiben-
der Auslandsgesellschaft NRW. Eintritt frei.
dem Horrorthriller erzählt die American Drama
Rathaus, Dortmund, 19 Uhr
Group in englischer Sprache temporeich von der
DO 28 | 01 | 16 Musik | Call Me Mary Das Dortmunder Indie-FolkRock-Duo Call Me Mary tritt seit 2010 mit dem Anspruch an, zu
sich der Diskussion. Der Eintritt ist frei.
DI 02 | 02 | 16 VERLOSUNG | Che Sudaka
Einsamkeit und den Leiden des Monsters.
Gegründet im Jahr 2002 in der mediterranen
Kammerspiele, Bochum, 20 Uhr
Hafenstadt Barcelona, gilt Che Sudaka heute rund um den Globus als Flaggschiff der Mestizo-
SA 30 | 01 | 16
Musik: Wo auch immer
VERLOSUNG | Moby Dick
die zwei argentinischen
beweisen, dass es eigentlich nicht mehr als zwei
Vier Badegäste am Strand nehmen die Heraus-
Brüder Leo und Kachafaz
aufmerksame Musiker braucht, um ein schlich-
forderung dieses „Walbullen unter den Romanen
und ihre beiden kolombianischen Mitstreiter
tes Lied zu einem wirklich guten Song zu ma-
des 19. Jahrhunderts“ an
Cheko und Jota auftauchen, wird ihre Mischung
chen. Dafür benutzen sie wohldosierte Arran-
und stechen in See oder
aus Cumbia, Ska und Punk zur Party-Garantie.
gements am Schlagzeug, manchmal nur eine
vielmehr
Melvilles
Ihre aussagestarken und sozialkritischen Texte,
Harmonika oder einen Shaker, eine eingängige
Moby Dick. Ein Roman,
mit denen sie jedwede kulturellen, ideologi-
Gitarre gepaart mit einer charakteristischen
den jeder kennt?! Nicht
schen und physischen Grenzen niederreißen
Stimme. Der Eintritt ist frei.
wirklich. Den Titel schon. Die ein oder andere
und das menschliche Zusammenleben gegen
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
Verfilmung, ja. Wie bei vielen Klassikern stellt
politische und mediale Spaltung verteidigen,
sich bald heraus, dass der eigentliche Roman
heben die Band von der Masse ab. Che Sudaka
FR 29 | 01 | 16
unbekannt ist. Abenteuerlustig stürzen sich die
ist zum Aushängeschild einer Lebenseinstellung
Protagonisten in die Erzählung und erzählen uns
und kulturellen Gegenbewegung gewachsen,
dadurch etwas über das Erzählen. Halb hineinge-
zum Bindeglied einer global vernetzten Familie.
Regisseur Paul Stebbings ließ sich von Mary Shel-
zogen, halb hineingeträumt finden sich die Vier
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
leys Roman und Boris Karloffs filmischer Versi-
plötzlich mitten in der Geschichte von Käpt‘n Ah-
bodo verlost 2 x 2 Karten
on des Monsters aus dem Jahre 1931 inspirieren
abs Rachefeldzug gegen Moby Dick wieder.
und präsentiert nun seine Version des „Franken-
Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr
stein“ in den Kammerspielen. In einer Mischung
bodo verlost 3 x 2 Karten
Theater | Frankenstein
in
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.30 U Schwerte, 19
29
BODO GEHT AUS
Il Gusto | Dortmund Einfach paradiesisch
Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski
Koch und einer der Kellner sein. „Wenn wir beide Köche wären – oder beide Kellner, wäre
Das Beste aus dem Land der gehobenen
das ja auch nicht richtig“, sagt Rosario. Schon
Kochkunst präsentiert dieser Italiener am
seit vielen Jahren arbeitet er in Restaurants,
Dortmunder Ostwall. Die täglich frischen
meist im Duo mit seinem fünf Jahre älteren
und in der Küche selbstgemachten Gerich-
Bruder. Im Jahr 1987 hat er mit der Pizzeria
te werden den Gästen hier auf einer Tafel
Am Südbad seine erste Station, ein Laden, der
dahinter ein L-förmiger Gastro-Salon. Es
präsentiert. Wir haben den Test gemacht und
zwischen Ruhrallee und Gutenbergstraße
ist edel und gemütlich, aber nicht mit zu
finden: Geschmack, Konsistenz und Charakter
eine der ersten Pizzerien in Dortmund war.
vielem Inneneinrichter-Dekor akzentuiert
sind einfach ausgezeichnet – italienische Res-
In den 1990er Jahren arbeitete er bei La Botte
worden. Zwischen einem steinernen Rund-
taurants in dieser Qualität sind im Ruhrgebiet
im Dortmunder Klinikviertel. „Das war eine
bogen, dem hellen Tresenbereich und einem
wirklich selten zu finden. Der Sage nach be-
schöne Zeit. Júlio César und viele andere BVB-
weißverputzten Kamin ist die Atmosphäre
kam Hollywood-Schauspieler Marlon Brando
Spieler waren oft unsere Gäste.“
nett, aber nicht zu aufdringlich.
angefertigt, weil er so oft zu Gast war. Nach
Irgendwann wollte er auf eigenen Füßen
Die Vorspeise ist ein kleiner Salat mit
einem Besuch im Il Gusto möchte man dort
stehen und gründetet Il Gusto. Nach einem
selbstgemachtem Büffel-Mozzarella und
auch einen eigenen Stuhl platziert bekommen
Intermezzo in Hörde haben die Gebrüder
Tomaten. Schon hier zeigt sich, dass Italien
– denn hier ist es so umwerfend lecker, dass
Giunta nun am Ostwall ihr Restaurant
das Mutterland der Kochkunst ist. Es braucht
man täglich kommen möchte. Rosario und
angesiedelt. „Über unseren Getränkehändler
nur frische Zutaten, etwas Salz und Pfeffer
Antonio Giunta leiten hier das Restaurant.
haben wir erfahren, dass diese Location frei
sowie ein herausragendes Olivenöl – und
bei seinem Lieblingsitaliener einen extra Stuhl
30
ist. Dann haben wir den Laden genommen
schon kann der Geschmack ein komplet-
Wie Gerhard Schröder zur Standhaftigkeit der
und schön gemacht“, sagt der Gastronom.
tes Feuerwerk entfachen. „Ich komme aus
rot-grünen Koalition sagte, muss einer der
Hinter großen Schaufenstern verbirgt sich
Sizilien und beziehe auch von dort unser
Das neue Programmheft 1/2016
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Vielfalt erleben
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Olivenöl“, sagt der Italiener und zeigt uns seine bevorzugte Hausmarke. Neben Einkäufen beim Großhändler besorgt er seine Zutaten bei italienischen Spezialisten oder direkt aus seiner Heimat. „Wir möchten gern die kom-
Energie gibt’s bei mir nur aus dem Pott.
plette Speisen-Palette Italiens anbieten, die vom Norden bis zum Süden reicht.“ Täglich haben sie geöffnet, und trotz des stressigen Umzugs im Spätsommer versprüht er als Mâitre des Hauses viel Grandezza und Lockerheit. Das ist auch den Tellergerichten anzumerken. Die Nudeln heißen „Penne alla Norma“ oder „Penne con Filetto“ und schmecken, als wären sie unter einem Olivenhain in der Toscana serviert worden, der dazu
Unsere Energie für unsere Region
servierte Rotwein entwickelt dabei mächtige Geschmacksaromen. Als Gast hat man hier das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein, die sich einfach nur paradiesisch anfühlt. Il Gusto, Ostwall 33, 44135 Dortmund täglich von 12 – 15 und von 17.30 – 23 Uhr
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Tel. 0231 – 49 68 003 | www.ilgusto-dortmund.de 31
KULTUR
Gipsy Mafia „Rappende Zigeuner ging ja noch…“
32
Zwei Brüder, Flüchtlingskinder aus den jugoslawischen Bürgerkriegen, aufgewachsen in NRW, abgeschoben in ein fremdes Serbien, in den rassistischen Normalzustand. Der ältere, Emrah, spricht sein akzentfreies Deutsch in einem serbischen Callcenter. Der jüngere, Ferid, ist – welch Ironie – mit einem europäischen Förderprogramm für ein Jahr zurück in Deutschland. Seine Freundin Kostana begleitet ihn, Krankenschwester, verstoßen von ihren Eltern, weil sie keine traditionelle Romni sein will. Zu dritt sind sie die „Gipsy Mafia“ und rappen so aggressiv wie ironisch gegen den alltäglichen Rassismus, die neuen Nazis, den Kontinent der Grenzen und den Konservatismus der Roma-Community an. Eine Geschichte, die man sich nicht ausdenken kann. Eine Geschichte aus Europa. Von Bastian Pütter | Fotos: Sebastian Sellhorst
M
it ihrer Familie, die 1991 aus den jugoslawischen Bürgerkriegen flieht, kommen Emrah und Ferid nach Nordrhein-Westfalen,
ein Kleinkind und ein Säugling. Sie wachsen hier auf, bis der deutsche Staat sie 2003 vor die Wahl stellt, erzählt Emrah: „Sie sagten: Ihr könnt alle eure Sachen mitnehmen und freiwillig fahren, oder wir kommen irgendwann nachts, ihr könnt eine einzige Tasche packen und hinterher gibt’s eine Rechnung für den Rauswurf.“ – „Wir wurden auf feine Art und Weise abgeschoben“, fasst sein Bruder Ferid lächelnd zusammen.
„Erst in Serbien haben wir gemerkt, dass wir anders sind.“ „Serbien war schon ein Schock“, sagt er. „Du gehst hier zur Schule und bist so deutsch es irgendwie geht – und doch ist immer klar, dass du Ausländer bist, geduldet, und dann eben nicht mehr geduldet. Also sind wir gefahren, in ein fremdes Land zu fremden Verwandten. Und irgendwie haben wir geglaubt, dass wir willkommen sind. Zu Hause. Erst in Serbien haben wir gemerkt, dass wir anders sind.“ – „Schlecht anders“, ergänzt Emrah. Ferid und Emrah sind serbische Roma und zurück in Zrenjanin. Serbien ist eins dieser „sicheren Herkunftsländer“, in denen es keinen Ort ohne Roma-Mahalla, ghettoähnliche Siedlungen mit Häusern aus Sperrmüll und Pappe, gibt. Viele Roma haben gar keine Ausweise, sind von Schulbildung, regulärer Erwerbsarbeit und Gesundheitsversorgung abgeschnitten. Die Alltagsdiskriminierung, die auch die nicht völlig Verarmten trifft, beschreibt Emrah so: „Du beantragst einen Ausweis und statt zwei Tage wartest du Monate. Du gehst zum Arzt und hast einen Termin um neun, bist um Viertel vor neun da und wartest den ganzen Tag. Du gehst in einen Laden und jemand begleitet dich durch jeden Gang, steht immer direkt neben dir, weil du ,Zigeuner‘ bist, weil du klaust.“ In den ersten Monaten seien sie einfach zu Hause geblieben. „Wir kannten niemanden. Wenn du durch die Stadt gehst, wirst du angeguckt, bedroht, vielleicht angegriffen. Irgendwann haben wir uns dann neue Freunde gesucht, in der Mahalla.“ Roma. Im Jahr 2006 eskaliert der Hass auf Roma in Serbien. Wieder einmal. Es gibt Angriffe, Hetzjagden, mitten im Zentrum von Belgrad wird ein Rom totgeschlagen. „Wir erfuhren das von Verwandten, in der Zeitung stand es ganz klein erst nach Wochen“, sagt Ferid.
„Ihr wollt Gangster? Wir sind die Gipsy Mafia!“ Die allgegenwärtige Gewalt und die für die jungen Nicht-mehrDeutschen unverständliche Duldsamkeit der Roma-Communities lassen die Brüder ein Ventil suchen. Es ist der Hip-Hop, den sie bei ihren deutschen Freunden kennengelernt haben. „Irgendwann haben wir uns dann einen Computer geliehen, einen Pentium-I-Rechner mit einem Skype-Plastik-Mikrofon, und den ersten Song aufgenommen“, lacht Emrah. „Der handelte von einem gewöhnlichen Tagesablauf eines Rom in Serbien, von all den kleinen und großen Demütigungen. Es klang furchtbar, aber es war unsere Musik.“ Und die verbreitet sich, unsichtbar, ohne Tonträger und ohne Internet, per Bluetooth übertragen von Handy zu Handy. Die Resonanz ist
33
KULTUR
INTERVIEW
groß in den Roma-Communities auf dem
libertären Ausbruchs der richtige ist, zeigt
Balkan, denn die Brüder beginnen mit
ihnen „Koki“, das dritte Bandmitglied. Kos-
einer Unverschämtheit. Sie machen die
tana stammt aus Pris˘tina. Für eine Romni
rassistische Beschimpfung zur Selbstbe-
aus dem Kosovo sind die Bedingungen in
zeichnung und nennen sich „Gipsy Mafia“.
Serbien denkbar schlecht. Die eigentliche Katastrophe sei aber die Beziehung zu
„Ciganska Posla“
ihrer Familie. „Es ist schwer, eine Frau zu
„Der Rassismus verschwindet nicht, wenn
entscheidest nichts. Ich habe fünf Schwes-
Leute Wörter vermeiden. Wenn jemand
tern, die haben ein furchtbares Leben und
meint, ,Zigeuner‘ sind dreckig, dumm und
trotzdem – wenn wir Kontakt haben – wol-
klauen, dann ändert es sich nicht, wenn
len sie mich überreden, zurückzukommen
er stattdessen ,Roma‘ sagt“, ist sich Emrah
und einen Mann für mich suchen.“
sein als Romni. Du wirst mit 16 verheiratet,
sicher. „Also nehmen wir die Beleidigung, drehen sie um und benutzen sie mit
Dabei hat sie einen. Als ihre Mutter sie mit
Stolz – inflationär. So lang, bis es cool ist,
Ferid erwischt, fliehen die beiden, leben
zu sagen: Ich bin Zigeuner, ich bin stolz.
zeitweise im Auto, dann in einer kleinen
Und ich sag Dir: Es funktioniert. Es ist
Wohnung in Novi Sad, nun für ein Jahr
unglaublich, was es in der Communtiy für
über „Erasmus+“, ein Bildungsprogramm
eine Wirkung hat.“ Und außerhalb. Für die
der EU, in Schwäbisch Gmünd, im linken
serbische Rechte und die zum großen Teil
Zentrum Esperanza, wo sie HipHop-Work-
nationalistische serbische Hiphop-Szene
shops und ein Frauencafé für Flüchtlin-
bodo Wenn Sie gefragt werden, was Sie beruf-
waren und sind sie Freiwild. Bei Konzerten
ge anbieten – und gemeinsam Musik
lich machen, was antworten Sie?
angegriffen zu werden, gehört von Beginn
machen. Ganz aufgegeben hat Kostana
an dazu und ist kein Grund, nicht weiter
eine Versöhnung mit ihrer Familie nicht.
an der Schraube zu drehen. „Ciganska
Unwahrscheinlich bleibt sie. „Sie sind
Posla“ („Zigeunerarbeit“) ist in Serbien
ängstlich, sie kämpfen nicht.“
der (rassistische) Ausdruck für etwas, das nicht funktioniert – typisch Roma eben. So hieß ihre erste Studioplatte.
Von Freital nach Budapest Emrah arbeitet derweil in Serbien.
„Sie sind ängstlich, sie kämpfen nicht.“
„Outgesourct“ durch Abschiebung
Doch mit ihrem Aufruf zu neuem Selbst-
der Kundenberater deutschen Anrufern
bewusstsein ecken sie auch bei Roma an.
als Landsmann. Vorher arbeitete er mit
Die harsche Kritik an überkommenen
seinem Bruder bei einem Automobilzu-
Traditionen, das Eintreten für Rechte von
lieferer, der Kabel für BMW produziert.
Schwulen und Lesben und die Forderung
Beinahe „Made in Germany“.
sozusagen. In einem Callcenter erscheint
an die Communities, sich aus ihrer Passivität zu erheben – all das macht ihnen
Dennoch sind die drei viel gemeinsam
auch unter Roma Feinde. Als hätten sie
unterwegs. In Serbien sammeln sie, die Ab-
nicht schon genug. Dass ihr Weg eines
geschobenen, mit anderen AktivistInnen Sachspenden für die Flüchtlinge, die auf der Balkanroute durch Novi Sad kommen.
34
Die Sexualbegleiterin Catharina König aus Bochum bietet Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen sexuelle Begegnungen gegen Bezahlung an. Wer dabei an Rotlicht und Hinterzimmer denkt, liegt falsch. Bei dem Angebot von Catharina König steht die Begegnung auf Augenhöhe und die sexuelle Selbstbestimmung ihrer Klienten im Mittelpunkt. Von Sebastian Sellhorst Foto: Daniel Sadrowski
Catharina König Es gibt unterschiedliche Antworten. Es gibt zum Beispiel die Partyantwort. Ich weiß, wenn ich die Frage sofort zutreffend beantworte, habe ich die nächste Stunde etwas zu erzählen. Da habe ich einfach nicht immer Lust drauf, daher ist meine erste Antwort immer: „Ich arbeite mit Behinderten.“ Damit sind manche schon zufrieden und wollen gar nicht mehr wissen. Wenn dann Leute fragen, wie das mit meiner Selbstständigkeit zusammengeht, ist meine nächste Antwort: „Ich habe ein sinnlich-erotisches Angebot.“ Das Wort „Sexualbegleiterin“ ist kaum bekannt, deshalb umschreibe ich lieber meine Tätigkeit, als es auf dieses eine Wort zu reduzieren. Dann sieht man, wie es bei den Leuten anfängt zu arbeiten, und dann gibt es die unterschiedlichsten Reaktionen. bodo An wen richtet sich Ihr Angebot?
Und sie touren durch Europa: Sie spielen
CK Ich arbeite mit zum Teil schwerst mehr-
in Dortmund, wo beim Roma-Festival
fachbehinderten oder an Demenz erkrank-
„Djelem Djelem“ die fliegenden Bilder
ten Menschen. Ein Großteil der Menschen
am Dortmunder „U“ eine stolz wehende
sind Männer, viel seltener sind es Frauen.
Romafahne zeigten, und sie gehen dahin,
Die meisten von ihnen leben in Einrichtun-
wo es weh tut: Ins sächsische Freital, wo sie
gen. Viele von ihnen sind sowohl körper-
sich auf einer antirassistischen Demo dem
lich als auch geistig stark eingeschränkt,
Volkszorn aussetzen, und ins schreckliche
sodass ein Besuch in einem herkömmli-
Ungarn Viktor Orbáns. Emra lacht: „Rap-
chen Bordell schon aus Gründen der Barri-
pende Zigeuner ging ja noch. Rappende
erefreiheit neben vielen anderen Gründen
Antifa – da fängt der Stress an.“
nicht in Frage kommt.
Sexualbegleiterin gemacht, und mittlerweile habe ich zehn Jahre Berufserfahrung. Es war mir immer wichtig, eine sexuelle Dienstleistung auf seriöser Basis anzubieten. bodo Welche Menschen kommen zu ihnen? Vorschlag andere Frage: Welche Themen werden an sie herangetragen? CK Das Thema Selbstbefriedigung ist wichtig. Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn zum Beispiel ein Vibrator angeschafft werden soll, muss geklärt werden, welches Gerät bei welchen motorischen Einschränkungen benutzt werden kann. Und dann wird gemeinsam die Handhabung geübt. Es ist den Mitarbeitern in den Einrichtungen wichtig, dass das Thema Sexualität von ihnen entkoppelt wird. Da ist es ganz sinnvoll, wenn jemand von außen kommt, der mit dem Thema Sexualität asso-
Ganz nah am Menschen
ziiert werden kann. bodo Haben sie Stammkunden? CK Es gibt Klienten, die sehe ich alle 14 Tage.
bodo Wie finden diese Menschen zu Ihnen?
Aber auch miteinander nackt sein, und na-
Manche sehe ich nur viermal im Jahr. Das
türlich kann man bei mir auch einen Orgas-
hängt stark mit dem Budget zusammen,
mus erleben. Ich habe mal einen jungen
das den Menschen zur Verfügung steht.
Mann besucht, der sich bei der Selbstbefrie-
Menschen, die in Werkstätten für Behinder-
digung regelmäßig Verletzungen an seinem
te arbeiten, bekommen dort nur ein relativ
Penis zugezogen hat. Mit ihm habe ich lan-
kleines Gehalt in Form eines Taschengeldes,
ge gearbeitet und neue Bewegungsmuster
das ihnen zur freien Verfügung steht. Ein
eingeübt. Viele Menschen denken gar nicht
Treffen, das eine Stunde dauert, kostet bei
daran, wie komplex so etwas sein kann, eine
mir 100 Euro zuzüglich der entstehenden
jahrelang eingeschliffene Bewegung wieder
Anfahrtskosten. Da müssen viele recht lange
umzuprogrammieren.
für sparen.
bodo Wo liegen ihre Grenzen?
bodo Welche Ziele haben sie für die
CK Ich lasse die Menschen, mit denen ich ar-
Zukunft ihrer Arbeit?
derung sucht.
beite, emotional und körperlich sehr nah an
CK Ich würde mir wünschen, dass das Ver-
bodo Wie sieht Ihr Angebot konkret aus?
Stelle meine Grenzen. Konkret heißt das für
CK Im Optimalfall hat derjenige, um den es geht, die Möglichkeit, seine Bedürfnisse selbst zu erkennen und zu artikulieren. Bei vielen Menschen ist es aber so, dass sie Probleme haben, ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Dann sind es meist die Mitarbeiter in den Einrichtungen, die den Bedarf erkennen und Kontakt zu mir aufnehmen. Oft ist der Anlass autoaggressives oder übergriffiges Verhalten. Da ich viele Vorträge über meine Arbeit halte, wird mein Angebot immer bekannter. Man kann mich auch im Internet finden, wenn man nach den Themen Sexualität und Behin-
CK Jeder hat eigene Ideen im Kopf, was Sexualität ist. Leider gilt alles, was nicht Geschlechtsverkehr ist, meist nur als zweite oder dritte Wahl. Meist geht es aber um etwas ganz
mich heran. Darum brauche ich an anderer mich, dass ich keinen Geschlechtsverkehr und keinen Oralverkehr anbiete. bodo Wie wird man Sexualbegleiterin?
ständnis dafür, dass auch Menschen mit Behinderungen ganz normale sexuelle Bedürfnisse haben, sich innerhalb der Bevölkerung noch weiter verbreitet. Viele Eltern haben die Idee, sie könnten ihre Kinder vor Liebeskummer bewahren, indem sie sie von Sexualität
anderes. Ich finde es spannend, was neben
CK Ich habe schon immer gewusst, dass ich
fernhalten. Das funktioniert nicht wirklich.
Geschlechtsverkehr sonst noch alles Sexuali-
gut auf der körperlichen Ebene mit Men-
Für mich ist Selbstbefriedigung die kleinste
tät sein kann. Nehmen wir zum Beispiel den
schen umgehen kann. Aber ich habe mir
Form von selbstbestimmter Sexualität. Und
klassischen Querschnittsgelähmten. Gerade
gedacht, ich kann doch mit Sexualität kein
wenn ich diese Möglichkeit einem anderen
der Geschlechtsverkehr ist der Bereich, in dem
Geld verdienen. Im Rahmen einer beruflichen
Menschen vermitteln kann, ist das doch et-
er sich nicht mehr betätigen kann. Und dann
Umorientierung bin ich dann auf das Thema
was Wunderschönes.
wird es spannend, gemeinsam zu schauen,
Sexualbegleitung gestoßen. Da habe ich ge-
wo und wie sexuelles und erotisches Erleben
merkt, dass das ein Bereich sein könnte, in
stattfinden kann. Berührung, streicheln, ge-
dem ich meine Fähigkeiten sinnvoll einset-
halten werden, eine Umarmung, kuscheln…
zen kann. Ich habe dann die Ausbildung zur 35
REPORTAGE
Heilige Drei Könige in der Nordstadt Die Katholiken rücken in der Nordstadt enger zusammen. Aus sechs ehemals eigenständigen Gemeinden wurden zwei Pastoralverbünde, seit 1. Januar 2016 gibt es die NordstadtGroßpfarrei „Heilige Drei Könige“. Von Alexander Völkel | Fotos: Alexander Völkel, Dietmar Wäsche
E
igentlich hätte auch „Franziskus“ gut
Doch aufgeben wird die katholische Kirche die
zur den Nordstadt-Katholiken gepasst –
Nordstadt nicht. Im Gegenteil: Den Pfarrern
allerdings gibt es diesen Namen schon.
Ansgar Schocke und Martin Lohhoff steht seit
(links) – dann, wenn die BVB-Gottesdienste
Der Grund ist klar: „Im Mittelpunkt der jesua-
vergangenem Jahr Vikar Daniel Schwarzmann
abgehalten werden. Ein Grund, warum
Oben. Während leere Kirchen auf eine neue Nutzung warten (rechts), platzt die Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz aus allen Nähten
nischen Verkündung stehen die Armen“, ver-
zur Seite. Zum Team gehören auch die Gemein-
Gemeindereferent Karsten Haug (Mitte) ganz
deutlicht Pfarrer Ansgar Schocke. „Wenn das
dereferenten Karsten Haug, Jörg Willerscheidt
bewusst aus dem Dortmunder Süden an den
so stimmt, sind wir in der Nordstadt das Herz
und Julia Brake.
Borsigplatz gewechselt ist.
der katholischen Kirche.“ Seelsorger in der Nordstadt? Kein Job wie je-
Ohne Sozialarbeit geht es nicht
der andere. „Es gibt einen großen Unterschied
10.200 Gemeindeglieder gibt es in der Nord-
„Die seelsorgerische Arbeit geht nicht ohne
stadt. „Aber nur 3,5 Prozent aktive Kirchen-
den sozialarbeiterischen Dienst.“ Wer sich
besucher“, schiebt Schocke, bislang Leiter des
darauf einstellt, findet hier reizvolle und er-
Pastoralen Raums Dortmund Nordstadt-Ost,
füllende Aufgaben.
zur Reststadt“, sagt Pfarrer Ansgar Schocke.
nach. Daher herrscht oft gähnende Leere in den sechs noch genutzten Kirchen. „Bei uns stehen die Menschen in der ersten Reihe – weil es keine zweite Reihe mehr gibt“, sagt Pfarrer
36
„Seelsorge muss man hier ganz anders denken“
Martin Lohhoff vom bisherigen Pastoralver-
Gemeindereferent Karsten Haug ist vor neun
bund Fredenbaum.
Jahren ganz bewusst aus dem Dortmunder
Oben: Für die Ausstellungser-öffnung schüttet Winkelmann Bier ins Dortmunder U – und zwar bis oben hin voll. Bild aus der Installation „Fliegende Bilder“ für das Dortmunder U von Adolf Winkelmann, 2010. Ayumi Matsuzaka „Future Beer Cycle“, Diagramm des Kreislaufprozesses, 2015 Iva Vacheva Gloria.
Süden an den Borsigplatz gewechselt. Er ist Bo-
tet Schocke. „Früher habe ich sie gebeten, erst
Oben: Aufgeben wollen die Nordstadtpfarrer
russia-Fan und arbeitet nun am Gründungsort
mal den Fernseher auszuschalten, wenn ich
Ansgar Schocke (links) und Martin Kohmann
des Vereins, der Dreifaltigkeitskirche. Die BVB-
zu Besuch komme. Das mache ich nicht mehr“,
nicht. Gemeinsam mit Vikar Daniel Schwarz-
Gottesdienste sind für ihn so etwas wie die
verdeutlicht der Pfarrer. „Ich habe mich den
mann (rechts) kämpfen sie um ihre Gemeinde.
Höhepunkte seiner Arbeit. Doch an normalen
Menschen anzupassen und kann ihnen nicht
Sie wissen, dass die seelsorgerische Arbeit
Tagen haben die Menschen andere Themen:
erklären, wie sie zu leben haben.“
hier nicht ohne den sozialarbeiterischen
Ihnen wie in anderen Stadtteilen erklären zu
Dienst funktioniert.
wollen, was Kirche ist – das funktioniert in der
Wer das begreift und verinnerlicht, kann neue
Nordstadt nicht. „Den Menschen geht es hier
Wege der Ansprache finden. Darauf haben
um Grundlegendes: Arbeit, Hunger, Krankheit.
sich alle Mitarbeiter eingestellt. Julia Brake
Seelsorge muss man hier ganz anders denken“,
kommt aus dem Sauerland: „Da werden 100
erklärt Schocke. „Kirche spielt für die meisten
Prozent aller katholischen Kinder zur Kommu-
Menschen keine Rolle mehr.“
nion und Firmung angemeldet. Hier sind es nur 25 Prozent.“
„Im Norden werden Dinge deutlich, die woanders noch behübscht werden können“, ergänzt Pfarrer Martin Lohhoff. Die Institution Kirche
„Missionieren wollen wir niemanden.“
ist in der Lebenswirklichkeit vieler Katholiken
Dies ist ein Grund, warum die katholische Kirche
in der Nordstadt nicht mehr verankert. „Sie ver-
umdenken muss: Von den aktuell sechs genutz-
stehen unsere Sprache und unsere Riten nicht.
ten Kirchen werden perspektivisch nur zwei
Da nutzen auch Hausbesuche wenig“, berich-
für den regulären Gottesdienstbetrieb genutzt
37
REPORTAGE
Perspektiven
werden können – St. Joseph an der Münster-
Vandalismus”, bedauert Pfarrer Schocke. Hier
straße und St. Gertrudis an der Rückertstraße.
im Brunnenstraßenviertel ist die Situation
Neben St. Antonius gibt es auch in
Die Zukunft der anderen Gebäude ist noch un-
noch mal etwas schwieriger: „Sie haben uns
St. Aposteln im Hafen-Quartier noch
gewiss: „Wir haben keinen Zeitdruck“, betont
sogar schon in die Kirche geschissen, weil es da
viele Gottesdienste und Aktivitäten –
Schocke. Doch die Nordstädter wollen sich früh-
ruhig ist und sie ungestört waren”, sagt der ka-
auch dank der Kroatischen Gemeinde,
zeitig auf die Veränderungen einstellen.
tholische Geistliche. Nicht anklagend, sondern sachlich. Er macht sich nichts vor: „Wir erreichen
die hier zu Hause ist. Doch wenn die Mission keinen Geistlichen mehr schi-
Auch in St. Antonius ist die Zukunft der Kirche
cken sollte, wäre auch hier Schluss.
noch unklar. Hier sind seit wenigen Jahren unter
die Menschen hier zu wenig.”
anderem die Pallottiner zu Hause. Katholische
Dennoch wollen sie die Nordstadt nicht
Für kirchliche Zwecke schon abge-
Missionare in der Nordstadt? „Nein. Wir wol-
preisgeben. Im Gegenteil: Sie haben sich
schrieben ist St. Michael in der Wes-
len religiös leben und Gutes tun. Missionieren
dafür stark gemacht, die Vikarstelle wieder-
terbleichstraße: Hier ist eine Mach-
wollen wir niemanden”, machten sie deutlich.
zubesetzen. Keine Selbstverständlichkeit:
barkeitsstudie in Arbeit, wie man den
Den Beweis hat Bruder Maiko in den vergan-
Denn es gibt großen Priestermangel, und
Gebäudekomplex zukünftig anders
genen Jahren geliefert. Er hat unter anderem
die Nordstadt ist im Vergleich zu anderen
nutzen könnte.
das Projekt „Essen und Lernen in St. Antonius”
Gemeinden gut versorgt. Umso mehr will
aufgebaut. Mehrere Dutzend Grundschulkin-
Daniel Schwarzmann dies durch seine Ar-
Für die zeitweise von der Gruppe
der erhalten an jedem Schultag ein Mittagessen
beit rechtfertigen und ist nicht nur als Vikar,
„Avanti“ besetzte, leer stehende Al-
und Hausaufgabenbetreuung. Viele Eltern – da-
sondern auch als Obdachlosenseelsorger im
bertus-Magnus-Kirche interessiert sich
runter viele Moslems – waren zunächst skep-
Einsatz. Seit seiner Schulzeit ist ihm das eine
ein Investor, der dort eine Kita bauen
tisch, ihre Kinder zu einem katholischen Pater
Herzensangelegenheit.
will. „Avanti“ will Turm und Gemein-
zu schicken. „Die Eltern waren ganz erstaunt,
desaal weiterhin auch vorübergehend
dass eine andere Religion etwas für sie tut”,
Für die kirchlichen Mitarbeiter ist die Multi-
übernehmen.
berichtet Bruder Maiko. Doch die Motivation
kulturalität reizvoll, mit vielleicht 60 oder 70
ist eine der ältesten Antriebsfedern: die christ-
Nationen. Mit Reichtümern sind die wenigsten
Eine künftige Nutzung würde der Ge-
liche Nächstenliebe. „Mir wurde erst mit der
Mitglieder gesegnet. Aber genau hier liegt die
meinde für die Dreifaltigkeitskirche
Zeit bewusst, wie wichtig dieses Angebot für
Chance der Erneuerung, und es passt zur neu-
unweit des Borsigplatzes einfallen.
die Familien in der Nordstadt ist.”
en Linie von Papst Franziskus, die die Armen in den Mittelpunkt stellt.
Dort ist die Dauerausstellung „Fußball und Glauben“ zu sehen. „Wir sind darüber mit dem BVB im Gespräch“, verdeutlicht Schocke. Der Ausgang ist ungewiss.
„Wir erreichen die Menschen hier zu wenig.“
Die 120 Ehrenamtlichen wollen mit ihren
An offene Kirchen – zumindest außerhalb der
Die Zeiten, wo die Kirchen auf die Menschen
Gottesdienste – ist in der Nordstadt nicht zu
gewartet haben, sind vorbei. Sie wollen sich
denken. „Wir könnten keine unserer katholi-
gemeinsam auf den Weg machen – wie damals
schen Kirchen in der Nordstadt unbeaufsich-
die Heiligen Drei Könige. Und die Vision dafür
tigt lassen. Es gibt hier keinen Respekt, nur
– die erarbeiten sie sich selbst.
Geistlichen an der Neuausrichtung arbeiten.
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„Ich will einfach mal Danke sagen“
Franz aus Bochum
Ich kam im Januar 2015 nach einem kurzen Aufenthalt in Castrop-Rauxel nach Bochum. Vorher habe ich auf der Straße gelebt, überwiegend in Düsseldorf. Zwischenzeitlich hatte ich auch mal eine kleine gemütliche Wohnung. Leider kam es aber irgendwie wieder anders. Ich habe alles, was ich mir damals mühselig
Zunächst möchte ich mich bei meinen Kundinnen und Kunden für ein sehr schönes Jahr hier in Bochum und für die tolle Unterstützung beim Verkauf des Straßenmagazins bodo bedanken: Ohne Ihre Hilfe würde es mir heute nicht so gut gehen. Nun zu meiner Geschichte. Text: bodo-Verkäufer Franz | Foto: Sebastian Sellhorst
und mit harter Arbeit aufgebaut hatte, mit einem Schluck aus der Flasche wieder
und krempelte mein Leben komplett um.
Ich bin wirklich stolz auf alles, was ich
weggeworfen. Meine Bekannten, den
Als Erstes habe ich erfolgreich meine
im letzten Jahr geschafft habe, und ich
Kontakt zu meinem guten Freund Günni,
Sucht bekämpft. Mein neues Leben fing
finde, es ist auch keine Schande, sich bei
all das, was so viele Leute für mich getan
im Januar in der „Pappschachtel“, einer
manchen Sachen etwas helfen zu lassen,
haben, habe ich mit Füßen getreten.
Wohngemeinschaft für Menschen in
um sein Leben wieder auf die Reihe zu
problematischen Lebenssituationen in
bekommen. Ich habe mir einiges für das
Zu der Zeit war mir alles egal geworden,
Bochum, an. Dort fand ich tolle Sozialar-
neue Jahr vorgenommen, und hoffe, dass
für mich war nur wichtig, dass ich meiner
beiter und Sozialarbeiterinnen, die mich
ich vieles davon hinbekommen werde.
Sucht nachgehen konnte. Ich versuchte,
in jeder Situation unterstützen und mir
durch immer mehr Trinken alles zu ver-
dabei helfen, wieder ein lebenswertes
Nochmals vielen Dank für Ihre Unterstüt-
drängen, was mir natürlich nicht gelang.
Leben zu führen.
zung durch den Kauf der bodo und die
Ist man erstmal in so einem Kreislauf
netten Gespräche. Ich freue mich, wenn
gefangen, ist es schwer, aus eigener Kraft
Als ich im März 2015 erfuhr, dass ich ge-
Sie mich auch im neuen Jahr weiter unter-
wieder rauszukommen, und man kann
sundheitlich sehr angeschlagen bin, be-
stützen. Ich wünsche Ihnen ein erfolgrei-
schon auf dumme Gedanken kommen. Zu
kam ich es ganz schön mit der Angst zu
ches Jahr 2016 und alles Gute.
der Zeit verbrachte ich viel Zeit auf Fried-
tun, ich könne wieder alles hinwerfen.
höfen, ich genoss die Stille und dachte
Ich tat es aber nicht und habe gekämpft.
über mich und mein Leben nach.
Jetzt habe ich alles gut überstanden und die Herzoperationen hinter mir. Heute
Eines Tages fasste ich meinen ganzen Mut
bin ich sehr froh darüber, zu sehen, wo
zusammen und suchte wieder den Kon-
ich zurzeit stehe. Ich lebe immer noch
takt zu meinem Freund Günni. Ich hatte
im betreuten Wohnen, mittlerweile
unglaubliche Angst, er könne mich ein-
sogar in einer eigenen kleinen schönen
fach wegschicken, aber das tat er nicht. Er
Wohnung, in der ich mich sauwohl fühle
bat mich rein, und wir redeten die ganze
und die ich hoffentlich bald überneh-
Nacht. Ich gewann neuen Lebensmut
men kann. 39
NETZWELT
KINOTIPP
endstation.kino & bodo präsentieren: Stranger Than Fiction Zum 9. Mal präsentiert das endstation. kino in Kooperation mit der Kinogesellschaft Köln eine Auswahl aktueller Dokumentarfilme, die in Inhalt und Form ein breites Spektrum aufzeigen und auf Festivals ihr Publikum begeistert haben. Moderierte Filmgespräche mit den RegisseurInnen bieten Gelegenheit zu Fragen und zur Diskussion.
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.maps4use.de
Am Freitag, den 29.1. ist um 19 Uhr Der Kuaför aus der Keupstraße zu sehen und
Die Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien gilt als zent-
der Regisseur für ein Filmgespräch zu
rale Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland
Gast. Der Dokumentarfilm ist der erste
bereits 160 Milliarden der insgesamt 614 Milliarden erzeugten Kilowattstunden
Kinofilm, der sich ausgehend von dem
Strom aus Wind- und Wasserkraft, mit Photovoltaikanlagen und durch Biomasse-
Nagelbombenanschlag in der Kölner
kraftwerke erzeugt. Eine Übersicht über die auf diese Art produzierten Energie-
Keupstraße 2004 mit einem Verbrechen
mengen und deren Verteilung innerhalb Deutschlands liefert das Kartenportal
des Nationalsozialistischen Untergrunds
„maps4use“ des Fraunhofer-Instituts für Umwelt, Sicherheits- und Energietechnik
(NSU) auseinandersetzt.
UMSICHT in Oberhausen. Seit dem 1. November stehen auf der Webseite frei nutzbare Karten mit detaillierten
Fakten hinaus. Im Mittelpunkt des Films
Informationen zur installierten Leistung und zur produzierten Energie auf Landes-
stehen die Opfer des Anschlags – insbe-
und Bundesebene zur Verfügung. Wo wird wieviel Energie produziert und benötigt?
sondere der Kuaför Özcan Yildirim und
Wo befinden sich Großanlagen? Welches Bundesland produziert am meisten erneu-
sein Bruder Hasan, vor deren Friseursalon
erbare Energie pro Einwohner? Zu diesen und anderen Fragen bietet das Portal dem
die Bombe explodierte. Wie die Brüder
interessierten Laien spannende Einsichten. Als Grundlage für die erstellten Karten
durch die ermittelnden Behörden von Ter-
dienen Datenbestände der vier Übertragungsnetzbetreiber, der Bundesnetzagentur
roropfern zu potenziellen Tätern mit Ver-
und Informationen der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie.
bindungen zur Schutzgeld- oder Drogen-
„Innerhalb unseres Instituts werden in vielen unterschiedlichen Projekten Daten zu erneuerbaren Energien benötigt und generiert. Da bei unserer Arbeit immer wieder sichtbar wurde, dass es keinen zentralen Ort gibt, an dem die Daten gesammelt zur Verfügung stehen, kamen wir auf die Idee, diese Daten an einem Ort
mafia gemacht werden, dies erzählt der Film auf Grundlage von Ermittlungsakten und Verhörprotokollen mit bedrückender und bislang nicht bekannter Deutlichkeit.
zusammenzuführen und für jedermann frei nutzbar unter einer Creative Commons
Außerdem im Januar: 28.1., 20 Uhr Family
Lizenz zu veröffentlichen“, so Boris Dresen, Geograph in der Abteilung Ressourcen-
Business | am 29.1., 21.15 Uhr The Wolfpack
und Innovationsmanagement.
(angefragt) | 30.1., 19 Uhr Somos Cuba | 31.1.,
„Im ersten Monat hatten wir bereits 3.500 Besucher auf der Webseite. In der Zeit gab es auch bereits viel positives Feedback von unterschiedlichen Umweltorganisationen. Auch in Zukunft
Bo
ri
40
Dabei geht der Film über bereits bekannte
sD
res
en
17 Uhr Mich kriegt ihr nicht! (angefragt) | 1.2. Lampedusa im Winter | 2.2. Oriented | 3.2. Wie die Anderen
wollen wir weitere Daten auf der Webseite veröffentlichen“,
Endstation Kino im Bahnhof Langendreer
kündigt Dresen an. Bereits im nächsten Monat soll weiteres
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum
Kartenmaterial zu installierten Bioenergie-Anlagen auf der
Telefon 0234 – 687 16 20
Webseite veröffentlicht werden.
www.endstation-kino.de
BÜCHER
Gelesen von Bastian Pütter
Vielstimmigkeit Anja Reschke ist eine der profilierten Fernsehjournalistinnen des Landes, sie leitet unter anderem die Abteilung Innenpolitik
Irgendwas mit Herz
beim NDR und moderiert das Magazin Panorama. Aufsehen erregte im August 2015
Man kommt ja zu nix.Das Romandebüt von
ihr Tagesthemen-Kommentar zum Thema
Thees Uhlmann war der Überraschungs-
„Hetze im Netz“, der eine breite Diskussion
erfolg des Bücherherbstes. Hier wartet es
um die Verrohung der Sprache und den
seit Erscheinen, was nun wirklich nicht die
Ausverkauf humanitärer Werte anstieß –
Schuld des Buches ist und einen Vorteil hat
und neuen Hass.
– Wenn es bei Ihnen nicht unterm Baum
Nun hat Reschke unter dem schillernden Titel „Und das ist erst der Anfang“ Texte von 20 KollegInnen, von Wissenschaftle-
Rasender Stillstand „Seit das Kommende im Nebel des Bedrohlichen liegt, bewegen sich die Wünsche rückwärts auf der Zeitachse. (…) Betäubt von den Halluzinationen der statistischen Gefahr verlernen die Menschen, ohne Helm Fahrrad zu fahren.“
lag, ist das so etwas wie eine Erinnerung:
„Schneller als die Sonne“, der Essay des
„Sophia, der Tod und ich“ ist ein wirklich
Hamburger Künstlers Hans-Christian
liebenswertes Buch.
Dany ist wie „Morgen werde ich Idiot“, der Vorgänger und böse Zwilling, ein schmaler
rinnen und Praktikern versammelt. Sie be-
Nun bin ich ein bisschen befangen, denn
schreiben Fluchtursachen und -wege und
Thees Uhlmann ist im Erstberuf Musiker,
versuchen, Antworten auf die drängenden
schon die frühen Platten seiner Band
Fragen zu geben: Wer kommt warum?
Tomte mit einer Mischung aus punkiger
Was muss Europa tun? Wie verändert sich
Schnoddrigkeit und niedlich-naivem
Deutschland?
Pathos waren ab Ende der 90er ein WG-
Ja, natürlich ist das „kompliziert“, es geht um
Party-Soundtrack für Jungs und Mädchen
etwas. Kreiste der erste Band um Widerstand
und ein Anlass, auf Konzerte zu gehen. So
(und seine Verunmöglichung in Gesellschaf-
jemand begleitet einen dann.
ten, die Opposition als Energie absorbieren
Ein vielstimmiger Chor: Seawatch-Mitbegründer Ingo Werth, der neoliberale Leiter des WeltWirtschaftsInstituts Thomas Straubhaar, führende Migrationsforsche-
„In einem Dreiminuten-Rock‘n‘Roll-Song
rInnen wie Naika Foroutan und Jochen
erfindet man nicht einfach mal ‘ne Frau“, sagt
Oltmer, der geflüchtete Afghane Jawad, der
Uhlmann. Keine Furie wie Sophia. Und keinen
konservative Historiker Herfried Münkler
sympathischen Loser wie den Ich-Erzähler
sowie JournalistInnen aus der ersten Reihe
und wohl auch keinen Plot, in dem plötzlich
von Daniela Dahn bis Heribert Prantl.
der Tod vor der Tür steht, um mit dem Helden,
Dass diese Vielstimmigkeit nur selten etwas Beliebiges hat, verdankt das Buch einer kla-
seiner Mutter und besagter Ex Sophia auf einen morbiden Roadtrip zu gehen.
Band voller mächtiger Sprachbilder, ein Kaleidoskop von Sprechhaltungen, das Löcher reißt und Widerspruch herausfordert. Das sind radikale Texte.
und integrieren), ist das Thema von „Schneller als die Sonne“ die Zukunft – und ihre Abschaffung. Dany erzählt, wie die Wahrscheinlichkeitstheorie Gott in den Griff zu bekommen versuchte, wie die Kybernetik im 20. Jahrhundert zu einer Technologie zur Verhinderung von Veränderung wurde und wie sich schließlich mit Big Data „die Maschinerie in ein gigantisches Gefäß ständig recycelter
ren Struktur und der Fülle an Hintergrund-
Alles zusammen ist dann wieder ein biss-
Gegenwart zurückgezogen hat, aus dem es
wissen, das seine AutorInnen aus ihren
chen so wie die Musik: herzlich, leichtfüßig
abwehrt, was einfach passieren könnte“.
Erfahrungs- und Fachgebieten vermitteln.
nachdenklich und dann auch herrlich be-
Anja Reschke (Hg.) | Und das ist erst der
scheuert mit diesem ganz eigenen Humor.
Hans-Christian Dany | Schneller als die Sonne Aus dem rasenden Stillstand in eine
Anfang – Deutschland und die Flüchtlinge
Thees Uhlmann | Sophia, der Tod und ich
unbekannte Zukunft
ISBN 978-3-499-63184-9
ISBN 978-3-462-04793-6
ISBN 978-3-89401-826-9
Rowohlt | 12,99 Euro
Kiepenheuer & Witsch | 18,99 Euro
Nautilus Flugschrift | 12,90 Euro
41
REPORTAGE
„Ohne die Szene würde das alles nicht funktionieren“ Sie bringen Rollstühle nach Kenia und Kleidung nach Iserlohn. Das passt auf den ersten Blick so gar nicht zu dem Image der Musikszene, aus der sie kommen. Auf den zweiten Blick dann aber doch, denn im Hardcore paaren sich die Wut auf die herrschenden Verhältnisse mit dem Wunsch, diese zu ändern. Die Hilfsorganisation „Hardcore Help Foundation“ versucht genau das – und unterstützt von Lüdenscheid aus Hilfsprojekte auf der ganzen Welt. Von Alexandra Gehrhardt | Fotos: Sebastian Sellhorst, Hardcore Help Foundation
Es klingelt. Rico verlässt kurz den Raum. Als er
Nach dem Tsunami und der Reaktorkatas-
wieder hereinkommt, schiebt er ein gerade ab-
trophe von Fukushima 2011 erreichte ihn der
geliefertes Paket vor sich her, sucht eine Ecke
Hilferuf eines Freundes, Bassist in einer Band
und parkt es dort. „So geht das hier den gan-
und Lehrer an einer Schule in Japan. „Ich hat-
zen Tag“, lacht er. Wer in den Flur des ehemali-
te für diesen Monat ein großes Konzert mit
gen Industriegebäudes in Lüdenscheid blickt,
Madball und anderen großen Bands geplant
weiß, dass er Recht hat. Da liegen Schuhe, Ja-
und habe diese aufgerufen, uns T-Shirts und
cken, Dreiräder, sogar ein kleines, aufblasbares
Merchandising zu spenden, um sie beim Kon-
Planschbecken. Wenn sie verpackt sind, wer-
zert zu verkaufen. Vom Erlös wurden dann
den sie als Spenden verschickt. „Wir machen
Schuluniformen und Unterrichtsmaterial
gerade wieder eine Ladung Rollstühle fertig,
angeschafft.“
nächste Woche geht’s los.“
Mehr als Musik Bands, die T-Shirts spenden
Was als einmalige Aktion bei einem Szene-
Die Rollstühle werden in den Armenvierteln
Konzert gedacht war, ist heute die Hardcore
Nakurus, der viertgrößten Stadt Kenias, an
Help Foundation – und über diese Szene hin-
Menschen verteilt, die nicht laufen können
aus bekannt. „Hardcore is more than music“
und kein Geld für Hilfsmittel haben. Davon
steht auf einem Aufkleber an der Tür zum La-
gibt es viele in Nakuru, und staatliche Unter-
ger. „Es geht darum, nicht nur an sich selbst zu
stützung und Gesundheitsversorgung sind,
denken, sondern auch an Menschen, denen es
gerade für arme Menschen, schlecht. „Behin-
schlechter geht. Und darum, was zurückzuge-
derungen gelten verbreitet als Stigma. Ich
ben“, sagt Rico.
habe Teenager kennengelernt, die zum Teil seit zehn Jahren ihr Haus nicht verlassen ha-
Einfach machen statt nur wütend sein, Mit-
ben, weil sie in der Öffentlichkeit nicht gern
gefühl statt unbeteiligter Coolness – das
gesehen sind oder weil ihre Eltern sie nicht
glauben nicht alle sofort. „Klar, wer uns nicht
tragen konnten“, erzählt Rico.
kennt, hat erstmal den Eindruck: Wir sind böse und tätowiert, alle hauen sich den gan-
42
Oben: Die Mitglieder der Hardcore Help
Rico Huntjens ist 40, die hochgekrempelten
zen Tag gegenseitig auf die Fresse... Dabei
Foundation unterstützen u.a. mit dem
Ärmel des schwarzen Pullis legen seine täto-
sind ganz viele Menschen, die ich kenne, in
Verkauf von Merchandise-Produkten
wierten Unterarme frei. Auch auf dem Hals
sozialen Berufen tätig, engagieren sich für
befreundeter Bands Bedürftige hier und
ist ein kleiner Edelstein unter die Haut gesto-
Flüchtlinge oder Obdachlose. Nicht nur etwas
in der Welt, wie z.B. in Kenia.
chen. Aus dem Plattenspieler läuft Punkrock.
irgendwo abzugeben, sondern für Menschen
Eigentlich hat er Konzerte veranstaltet – vor
da zu sein – das ist richtig gute Arbeit. Viele
allem mit Punk-, Hardcore- und Metalbands.
machen sich echt Gedanken.“
43
REPORTAGE
In Nakuru steckt die HHF nicht nur hinter dem
Mehr als Musik – das ist für Rico auch dieser
Rollstuhl-Projekt, sondern unterstützt auch
Zusammenhalt. Es sind die Bands, die mit ihren
eine Nichtregierungsorganisation bei der
Namen für die Projekte stehen, es sind Platten-
Verteilung von Wasserfiltern, sodass Fami-
firmen und Instrumentenhersteller, die sup-
lien Zugang zu sauberem Trinkwasser erhal-
porten, und es sind die Fans, die die Projekte
ten. Außerdem finanziert die Organisation
unterstützen, weil sie „ihrer“ Szene vertrauen.
gemeinsam mit Akteuren vor Ort ein Medical Center, eine mobile Krankenstation, die einmal
Das funktioniert am anderen Ende der Welt
im Monat in einem der Armenviertel der Stadt
genauso wie gleich um die Ecke. Organisato-
aufgebaut wird. An einem Tag können dann
risch ist die Hardcore Help Foundation an den
Menschen, die sich eine reguläre Behandlung
Flotte e.V. angeschlossen, einen Verein in Bo-
nicht leisten können, kostenlos kleinere Ver-
chum, der Jugendlichen und jungen Erwach-
letzungen behandeln, sich gynäkologisch un-
senen ohne Wohnung einen Wohnraum bietet
tersuchen oder auf HIV testen lassen. Auf den
und sie in schwierigen Lebenslagen begleitet.
Philippinen unterstützt die HHF den Wieder-
Fest angestellt sind Rico und sein Kollege René,
aufbau nach dem Taifun Haiyan, der 2013 über
zusammen mit acht Ehrenamtlichen stemmen
den Inselstaat zog.
sie die Arbeit der HHF.
Das Lokale unterstützen Kleider- oder Spielzeugspenden gehen nicht nur nach Südostasien oder Afrika, sondern auch an nahegelegene Unterkünfte für Geflüchtete – je nachdem, wo etwas gebraucht wird. Auch mit der Tafel, die in Lüdenscheid gleich nebenan ihr Lager hat, besteht eine Kooperation. Mit der Kampagne „Support your local refugee“ wandert die Perspektive zurück in die Nachbarschaft: „Es ist toll, wenn Menschen aus ganz Deutschland uns Spenden für Afrika schicken. Es ist aber auch wichtig, in der eigenen Stadt zu gucken, wo es brennt. Und hier kann man ja auch was machen, im Moment brennt es ja hier in fast jeder Stadt.“ Im übertragenen und im Wortsinn.
Aus dem Bauch heraus
Nach fast fünf Jahren ist das Projekt so groß
„Wenn Leute etwas Gutes machen, entschei-
schwer allein schafft: „Wir haben zwei Fahr-
de ich meistens aus dem Bauch heraus, sie
zeuge für unsere Transporte gekauft, und ge-
zu unterstützen.“ Die Leute, die etwas Gutes
rade der Transport der Spenden ist auf Dauer
machen, kommen oft selbst aus der Szene,
sehr teuer“, sagt Rico. „Hier könnten wir Un-
man kennt sich von Konzerten oder über
terstützung zum Beispiel von Unternehmen
Bands. Und auch die unterstützen die HHF:
gebrauchen, die vielleicht auf unseren LKW
„Wir bekommen Merchandising gespendet
werben oder uns Tankgutscheine zur Verfü-
oder können Bandshirts designen, um sie zu
gung stellen wollen.“
geworden, dass der Verein es selbst nur noch
verkaufen.“ Gedruckt wird ebenfalls in LüAuch in den nächsten Wochen werden, wie
stellen wenige Bedingungen: „Boysetsfire
überall, Winterjacken und -schuhe gebraucht,
und Sick of it all zum Beispiel haben uns völ-
Schlafsäcke – und natürlich Rollstühle. Was
lig freie Hand gelassen und waren mit allem
jetzt schon im Flur liegt, wird in den nächsten
Mehr Informationen unter:
einverstanden, andere wünschen sich auch
Wochen neue Abnehmer finden, zwischendurch
www.hardcore-help.com
mal limitierte Auflagen von ihren Shirts. Das
werden jeden Tag neue Pakete mit Spenden an-
ist schon richtig cool.“
kommen. Hardcore is more than music.
www.zurflotte.de
44
denscheid, und die meisten KünstlerInnen
ANZEIGE
Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
Als Bergmann hätte ich es hinter mir, ginge als Rentner zuhause den Angehörigen auf die Nerven. So aber übe ich noch. Weihnachten 2016 wünsche ich mir einen Thermomix, den smarten Übergang von Selberkochen zu Essen auf Rädern. Das Ding befiehlt, du musst nur noch Zutaten reinwerfen und Knöpfchen drücken. Fleißig rede ich mit Siri, der Zauberstimme aus dem Smartphone. Ich möchte mich rechtzeitig anfreunden mit diesen Computerassistenten. Mit Sicherheit sucht mich später keine geschulte Altenpflegerin auf, sondern eine Pflegeroboterin. Männliche Maschinen können sich um derlei Gedöns nicht kümmern; sie müssen Autos zusammenschweißen und Kriege führen. Im neuen Jahr soll in der Pflege alles besser werden, mit dem Pflegestärkungsgesetz II. Wir sollten jubeln, auch mangels Alternative. Die Zeiten der Zuwendungen mit Stoppuhr in der Hand sind vorbei. (Wobei diese Idee schon immer blöd war, blieb so nur eine Hand zur Pflege frei.) Pflegestufen fallen fort, es kommen fünf Pflegegrade. Gut so. Stufen sind eh nicht barrierefrei, und wahrscheinlich heißt der höchste Pflegegrad bald schon Stalingrad. Eine Wende ist angekündigt. Von nun an wird bei den Gepflegten nicht mehr auf Defizite geschaut, sondern auf Fähigkeiten. Je mehr du noch kannst, desto weniger Geld bekommst du dann. Expertenwerk, man hat geübt. Das verrät ein Manager des Medizinischen Dienstes im Interview. Es „gab Unsicherheit in Detailfragen, zum Beispiel, ob ein pflegebedürftiger Mensch, der seine Arme und Beine nicht mehr gebrauchen kann, immer in den höchsten Pflegegrad eingestuft werden soll.“ Die Antwort der Medizinprofis lässt mein Vertrauen explodieren, denn „es hat sich nun gezeigt, dass das sinnvoll ist.“ Erstaunlich eindeutig, in der Filmkomödie „Ritter der Kokosnuss“ reklamiert der Schwarze Ritter, im Gefecht soeben aller Gliedmaßen beraubt, vehement für sich ein „Unentschieden“.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO!
Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8-10 44135 Dortmund 0231 - 99 340
Bleichstraße 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307 - 91 22 10
info@awo-ww.de
www.awo-ww.de 45
LESERSEITE
„2. Freitag“ im Dezember: Ein volles Haus, eine prall gefüllte Spendenbox und ein so ernsthafter wie lustiger Abend mit Tobi Katze. Vielen Dank! Nächster Termin am Schwanenwall: „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo mit Jule Vollmer und Thomas Kemper am 8. Januar, 19.30 Uhr. Foto: Antje Mosebach
LESERPOST Sehr geehrte Damen und Herren, die Dezember-Ausga-
ßen versöhnt. Ihr macht eine gute Arbeit und könnt
be der bodo fand ich – vor allem, aber nicht nur wegen
das auch noch anschaulich darstellen. Ich wünsche
des Papst-Interviews – sehr informativ. Mit freundli-
Euch ein genauso erfolgreiches 2016, hoffentlich ohne
chen Grüßen, G.B.
Angela-Merkel-Titel – bei Euch weiß man ja nie… Chr. T.
Wenn dieser nette Papst eine Welt ohne Armut will,
Weiterhin viel Erfolg mit Eurem hervorragenden
sollte er nicht Kondome verbieten! T.B.
Projekt für die Menschen, die es ohne Euch viel, viel
Liebes bodo-Team, danke für die schönen Beiträge in den bodos in diesem Jahr. Allen großen und kleinen
Vielen Dank für Ihre großartige Arbeit. In dieser
Helfern von bodo wünsche ich weiterhin erfolgreiche
Ausgabe haben mir besonders der Bericht über das
Arbeit im neuen Jahr. Liebe Grüße, M.W.
Café Kalinka und das Gespräch mit Antoine Monot,
Liebe bodo, ehrlich gesagt hab ich gezögert, die Dezember-bodo zu kaufen, obwohl ich eine regelmäßige
46
schwerer hätten. Euer C.K.
Jr. gefallen. Auch der Buchladen bereitet mir immer wieder große Freude! F.T.
Leserin bin und auch eine „feste“ Verkäuferin hier in
Hallo bei bodo, ein schönes Dezemberheft. Am meis-
Hörde habe. Ich hatte das schon einmal in diesem Jahr,
ten hab ich mich über die Fotogeschichte „Sag mal“
dass mir ein Titel-„Held“ so gar nicht zusagte. Ich hätte
gefreut, wo eure Verkäuferinnen und Verkäufer ihr
nicht gedacht, dass Ihr dem Papst auf diese Weise ein
schauspielerisches/pantomimisches Talent zeigen. So
Forum bietet, das wäre doch eher was für die konser-
etwas solltet ihr viel häufiger machen. Es hat so eine
vativen Lensings… Ich hab das Heft dann doch gekauft,
positive Ausstrahlung. Ich finde es toll, wenn Men-
mich nochmal geärgert über die beliebigen Sätze von
schen, die in Not geraten sind, sich den Lebensmut und
„Franziskus“ und dann euren Geschäftsbericht im Heft
den Humor nicht nehmen lassen.
durchgeblättert. Da war ich dann wieder einigerma-
Ein gutes 2016 und viel Kraft, T.W.
bodo dankt: Sparkasse Bochum Bernd Arlinghaus, Annette Bange, Thorsten Baulmann, Petra Blanke, Ole Eric Bogena, Kathrin Bohr, Elsemarie Bork, Catherine Dominique Borrek, Dieter Brinker, Doris Buderus, Daniel Büning, Andreas Bürgel, Christine Dahms, Petra Danielsen-Hardt, Stephanie Dicke, Ina Maria Drescher-Bonny, Annette Düe, Edwin und Margarete Eickhoff, Tobias Eule, Erika Failla, Eberhardt Falk, Antje Fateh, Peter Ferreau, Ruth Flach, Edith Francken, Gabriel Fuhler, Christa Fuhrländer, Dipl. Ing. Eberhard Garburg, Brigitte Gassmann, Harald Gering, Ursula Glunz, Kaffeezentrale DE GmbH, Franz und Susanne Goschi, Ilse Granzow, Ulrich Grothues, Stephan Grzesiak, Annette Gunk, Diethard Haase, Esther Hagemann, Elke Hanke, Andreas Happel, Silke Harborth, Martin Heidelbach, Wilhelm Henze, Jürgen und Christel Holtermann, Klaus und Verena Hunold, Antje & Hasan Huster-Sinemillioglu, Wilhelm und Magdalene Hustert, Ulrike Jaksch, Anne Jentgens, Petra Karmainski, Jens Kiekhafer, Agnes Kimmler, Rüdiger Kirsch, Dörthe Kneist, Heinz Köhler, Christina Kolivopoulos, Annette und Reiner Kraft, Peter Lasslop, Susanne Lippold, Gerlinde Loss, Uwe Lück, Gunnar Madeheim, Reiner und Birgit Maiwald, Erika Maletz, Dolf Mehring, Jan Wolfgang Meydam, Heidemarie Müller, Christoph Neumann, Sabine Neumann, Annette Nottebom, Volker Oestreicher, Lothar Oetzel, Ingrid Olier, Gerd Pelzer, Carsten Piel, Wiltraud Pohl, Dr. Stoyan Popkirov, Anita u. Rudolf Przygoda, Sigrid Quenter, Ingeborg Rabanus, Sabine Raddatz, Mandy Rausch, Hildegard Reinitz, Thomas Renner, Fred und Sabine Rollinghoff-Weis, Sonja Ruszenath, Melanie Rüting, Petra Schäckermann, Volker Schaika, Claudia Scheller, Michael Schmidt-Möller, Herbert Schnier, Larissa Schulze, Anne Kristina Schulze-Allen, Reinhilde Sclippa, Jutta Sedlaczek, Dr. Sabine Siebel, Regina Sofsky, Ute Soth-Dykgers, Oliver Stiller, Susanne Sworowski, Johannes Syre, Ulrich Teichmann, Hannelore ThimmRasch, Martin Trockels, Annemarie Vandrey, Ulrich und Malwina Vennegeerts, Beate Vohwinkel, Christel und Gerhard Volpers, Wido und Jutta Wagner, Tina-Maria Walther, Gabriele Weber, Ulrike Weinert, Siegmar Welski, Ursula Wiedemann, Heinz-Jürgen Wiemers, Timo Zimmermann, Evangelische Kirchengemeinde Dortmund Südwest, Ev. Kirchengemeinde Syburg – Auf dem Höchsten, Hans W. Wenkebach, Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela SchmitzHäbler, Gero Krause
DER BODO-SHOP
1|2
Schöne Dinge, die Sie bei uns auch kaufen können: für sich, für Freunde, für unsere Verkäufer. Erhältlich in unserem Dortmunder Buchladen und in unserer Bochumer Anlaufstelle oder auf Wunsch per Post. Bestellen Sie per Postkarte, per Mail oder kommen Sie vorbei – wir freuen uns auf Sie.
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Konzeption & Design: www.gestaltend.de | Fotos: Sebastian Sellhorst
Die Qualitätsroute Dortmund e.V. ist der Zusammenschluss von mehr als 30 inhabergeführten Einzelhandels-Fachgeschäften in der Dortmunder Innenstadt: