bodo Februar 2013

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1.80 Euro Februar 2013 | 90 Cent für den Verkäufer

bodo Das Straßenmagazin

28 | Endlich volljährig | Das Straßenmagazin wird 18! 08 | Fahrradkuriere | Auch im Winter, wenn es schneit 14 | Organspende | Hallo Herz, du gehörst jetzt zu mir 21 | 13 Verlosungen | z.B. Triggerfinger – Rock, Blues, Rockabilly im FZW, Dortmund

1


02 EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser, der Wintereinbruch im Januar – so etwas sind wir ja

eine kleine Spende an den Verein freut sich bodo.

kaum noch gewöhnt – war für viele unserer Verkäu-

Stadtführungen für Dortmund bieten wir zurzeit

ferinnen und Verkäufer eine große Belastung. Für

leider noch nicht an – aber wir arbeiten daran.

die einen, weil sie bei Minusgraden die Nacht im

Außer unserer Stadtführung gibt es auch in diesem

Freien verbringen, für andere, weil sie auch in der

Monat Termine, die Sie sich vormerken sollten. Allen

Kälte versuchen müssen, etwas Geld für sich oder

voran unsere „kleine“ Geburtstagsfeier am Samstag,

ihre Familien zu verdienen.

23. Februar: Ab 11 Uhr ist unser Dortmunder Buchla-

Die meisten unserer Verkäuferinnen und Verkäufer

den geöffnet, es gibt Livemusik, etwas zu essen und

haben glücklicherweise in diesem Winter ein wie

zu trinken und Gelegenheit, mit netten Menschen

auch immer geartetes Dach über dem Kopf, doch

ins Gespräch zu kommen. Wir freuen uns auf Sie.

oft ist ihre Unterbringung weit entfernt von dem,

Unsere Reihe „Zweiter Freitag“ ist mit Jürgen und

was wir uns vorstellen unter „Wohnen“.

Rocco Wiersch großartig in dieses Jahr gestartet.

Einigen, die inzwischen eine eigene Wohnung haben,

Am 8. Februar beehrt uns Markus Veith mit einer

ist längst oder kurzfristig der Strom abgestellt, viele

Lesung seines taufrischen Theaterstücks und

Wohnungen sind schlecht oder gar nicht geheizt,

Buchs „Eulenspiegels Enkel“: Die Geschichte eines

und so verbringen sie viel Zeit in den Anlaufstellen,

Mannes, der nur noch in Reimen sprechen kann und

Versorgungs- und Tageseinrichtungen der Wohnungs-

damit nacheinander in hohen Würden und auf der

losenhilfe, auch bei unseren Verkäufercafés. Wir

Straße landet. Beginn ist 19.30 Uhr, der Eintritts-

freuen uns jetzt schon auf den Frühling und hoffen,

preis ist eine frei gewählte Spende an bodo.

dass Sie weiterhin unseren Verkäuferinnen und Verkäufern die Zeit in der Kälte verkürzen, indem sie so „fleißig“ unser kleines Magazin kaufen.

schon: Am 8.3. macht die Wahlhamburgerin, Sängerin und Bühnenkünstlerin Fräulein Nina den In-

Wie Menschen auf der Straße tatsächlich ihren Tag

ternationalen Frauentag zum Weltfräuleintag, und

verbringen und welche Angebote es für sie gibt,

am 12. April kommt „Ghostwriter“ Thomas Koch,

zeigen unsere Bochumer Verkäufer Marcus und Otto

der vor Weihnachten die „Akte X-Mas“ präsentierte

inzwischen monatlich bei unserer sozialen Stadt-

und mit seiner Reihe „Koch und Gast“ das Fritz-

führung. Die erste Tour – bei Sonnenschein und

Henßler-Haus gegenüber bespielt.

Eiseskälte – war mehr als ausgebucht und ein voller Erfolg (s. S. 39). Wenn Sie dabei sein möchten: An jedem 3. Samstag um 11 Uhr geht es an unserer

Letzter Grund für einen Knoten im Taschentuch ist die Internationale Woche der Straßenzeitungs-Verkäufer vom 4. bis zum 10. Februar. Schauen Sie mal

Bochumer Anlaufstelle in der Stühmeyerstraße 33

auf unserer Facebook-Seite vorbei, wir berichten

los, eine kurze Anmeldung per Telefon oder Mail

über die weltweiten Aktionen und haben uns selbst

wäre nett. Nächster Termin ist der 16. Februar.

etwas ausgedacht. Wir sehen uns.

Gerne können auch Führungen für Gruppen verabredet werden. „Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines

Viele Grüße von bodo,

Straßenmagazins bei unserem Stadtführer. Über

Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

IMPRESSUM

2

Auch auf die nächsten Termine freuen wir uns

BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS

Herausgeber | Verleger | Redaktion

Autoren dieser Ausgabe:

Anzeigen:

Verein:

bodos Bücher | Modernes Antiquariat:

bodo e.V.

René Boyke (rb), Sandro Giuri (sg), Fabian

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012

bodo e.V. | als gemeinnützig eingetragen

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

Grass, Cedric Janoschka, Wolfgang Kienast

Vertriebe:

im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

(wk), Bastian Pütter (bp), Benedikt von Ran-

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

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Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr

Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.:

dow (bvr), Dr. Birgit Rumpel (biru), Sebasti-

Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

Anlaufstelle Dortmund:

Bastian Pütter | redaktion@bodoev.de

an Sellhorst (sese)

bodoev.de | facebook.com/bodoev

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Fotos: Bianka Boyke (12), Andre Noll (3, 4,

Vorstand:

Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr

Layout und Produktion:

5, 14, 16, 28), Daniel Sadrowski (3, 8, 10,

Nicole Hölter | Brunhilde Dörscheln |

Anlaufstelle Bochum:

Andre Noll | Büro für Kommunikationsdesign

12, 32, 33, 34, 38), Oliver Schaper (15),

Andre Noll | vorstand@bodoev.de

Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum

0231 – 106 38 31 | info@lookatnoll.de

Sebastian Sellhorst (3, 11, 39), Claudia Sie-

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Mo., Mi. und Fr. von 14 – 17 Uhr

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karski (2, 6, 7, 36)

Tanja Walter | verein@bodoev.de

Di. und Do. von 10 – 13 Uhr

Benedikt von Randow | redaktion@bodoev.de

Titelbild: Andre Noll

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Zeichnungen + Cartoons: Volker Dornemann

Öffentlichkeitsarbeit:

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Bank für Sozialwirtschaft Essen

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für die März-Ausgabe 10.02.2013

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

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03

INHALT

02 Editorial | Impressum 04 Menschen Inke

Unser Titelbild der Februar-Ausgabe:

Arns von Wolfgang Kienast

Das Straßenmagazin wird volljährig! (S. 28)

Der Hartware Medien Kunst Verein (HMKV) wurde 1996 gegründet. 2005

Von links: Stefanie Sievers (Auszubildende), Wilfried

übernahm Inke Arns die künstlerische Leitung. Der Verein gilt weltweit als

Beyer (Transport), Tanja Walter (Geschäftsführerin),

eine der besten Adressen, wenn über die Präsentation von Medienkunst ge-

Oliver Philipp (Vertrieb), Suzanne Präkelt (bodos Bücher)

sprochen wird. bodo hat Frau Arns in ihrem Büro am Hohen Wall besucht.

Foto: Andre Noll

06 Neues von bodo | Maikes Verkäufertagebuch 08 Reportage Auch

im Winter, wenn es schneit von Wolfgang Kienast

Beim Thema Radfahren denkt man an Wochenend‘ und Sonnenschein und einen Ausflug ins Grüne mit Picknick bei frühsommerlichen Temperaturen. Aber Fahrradkuriere sind auch im Winter unterwegs. Witterung darf für sie keine Rolle spielen. Wir treffen Annette Becker, die 1987 den ersten Dortmunder Fahrradkurierdienst mit gegründet hat. 11 Neues von bodo Mein

Drei Wochen lang hat Cedric ein Sozialpraktikum bei bodo gemacht. Zum Abschluss seiner Mitarbeit bei bodo war er selbst einige Stunden als bodoVerkäufer auf der Straße unterwegs, um einen Eindruck zu gewinnen, was es heißt, das Straßenmagazin zu verkaufen. In seinem Praktikumsbericht beschreibt er, was er während seiner Zeit bei bodo alles erlebt hat.

die Macher hinter der Webseite www.365do.de auf und münzen es um. „Jeden Tag eine gute Idee“ heißt es bei ihnen. 365 gute Ideen in Dortmund wollen sie in einem Jahr sammeln und davon täglich eine veröffentlichen. 20 Kinotipp

Inuk im endstation.kino

21 Veranstaltungskalender | Verlosungen | CD-Tipps von Benedikt von Randow 28 Neues von bodo Endlich

2.0 von René Boyke

Man könnte meinen, dass nach der grundlegenden Veränderung der Erhebung von Rundfunkgebühren dieses Thema seine Sprengkraft verliert. Mitnichten! Rechtsanwalt René Boyke kommentiert die aktuelle Situation.

Der Kunstmarkt kann sich kaum für das Ruhrgebiet begeistern. Das weiß und das missfällt auch Wolfgang Schmidt. Er ist bildender Künstler, sein Atelier befindet sich in Dortmund. Im Depot. Gemeinsam mit Hanfried Brenner und Monika Pfeiffer, die ebenfalls dort arbeiten, hat er das Konzept für die Kunstbox entwickelt.

volljährig! von Bastian Pütter

Das Straßenmagazin wird 18! Wenn wir uns hier umsehen, könnte man sogar meinen, bodo sei erwachsen geworden. Aber wer ist heutzutage mit 18 schon erwachsen... 32 Kultur Jazzsoup,

12 Kultur Kunstbox von Wolfgang Kienast

ein Film über »The Dorf« von Wolfgang Kienast

Vor sechs Jahren hat der Saxophonist Jan Klare das Jazzorchester „The Dorf“ gegründet. In der regionalen Jazzszene verortet, verlassen die etwa dreißig Musikerinnen und Musiker während ihrer Konzerte immer wieder die eingeübten Pfade des Genres. Regelmäßig tritt das Orchester im Dortmunder Jazzclub domicil auf. Zwischen Probe und Konzert wird traditionell gemeinsam gegessen. Auf dieses Ritual bezieht sich der Filmtitel „Jazzsoup“.

13 Wilde Kräuter Hagebutte.5 von Wolfgang Kienast

Der Film, im vergangenen Jahr gedreht, hat im Februar Premiere.

Ein missratenes Küchenexperiment zieht keine weitere Schieflage in der Gesellschaft nach sich, sondern bedeutet nur, dass eine weitere Winterwildkräuterkolumne von Hagebutten handeln muss. 14 Reportage Hallo

20 Netzwelt 365do.de von Sebastian Sellhorst „Jeden Tag eine gute Tat“ heißt es bei den Pfadfindern. Dieses Motto greifen

Praktikum bei bodo von Cedric Janoschka

12 Recht Rundfunkgebühren

18 News | Skotts Seitenhieb

36 Literatur Spinnewipp

| Rechter Terror gelesen von Bastian Pütter

Zwei Dortmunder Autoren: Eine beeindruckende „Unterschichten“-Biografie und eine Anatomie des Rechtsterrorismus.

Herz, du gehörst jetzt zu mir! von Dr. Birgit Rumpel

Anfang Januar wird ein weiterer Organspendeskandal, diesmal am Klinikum Leipzig, öffentlich. Es ist zu befürchten, dass die Bereitschaft zur

37 Rätsel | Cartoon von Volker Dornemann 38 bodo geht aus Eddi’s

Durst und Wurst Express von Sandro Giuri

Organspende weiter zurückgeht. Verunsicherung und Vertrauensverlust der

Für viele Wittener ist die Frittenbude mitten im Herzen des Ruhrgebietes

potenziellen Spender sind verständlich, doch ist es richtig, sich jetzt der

ein Begriff, nein, eine Institution. Aber auch jenseits der Stadtgrenzen

Organspende zu verweigern? Wir sprachen mit einer Transplantierten.

ist das Büdchen seit dem Eintrag in den Pommes-Führer-Ruhr ein Aus-

18 Kommentar WAZ

hängeschild für eine der kulinarischen Köstlichkeiten des Ruhrgebiets:

soll das? von Bastian Pütter

Statt eines Kommentars dokumentieren wir eine Erklärung der KollegInnen der WAZ und NRZ zur Zerschlagung der Westfälischen Rundschau. 11

12

Currywurst-Pommes mit Mayo, kurz: CPM. 39 Leserseite | Cartoon 14

04

08

3


04 MENSCHEN | von Wolfgang Kienast | Fotos: Andre Noll

Inke Arns Hier ist Dortmund, dort Berlin Der Hartware MedienKunstVerein (HMKV) wur-

wird. Nachdem das „U” in Dortmund als Zen-

schade, was der Architekt mit dem ,U‘ gemacht

de 1996 von der Kunsthistorikerin Iris Dress-

trum für Kunst und Kreativität eröffnet wur-

hat. Daran wird man immer schmerzlich erinnert,

ler und dem Künstler Hans D. Christ gegründet.

de, finden hier auch die HMKV-Ausstellungen

wenn man durch andere Museumsbauten geht,

2005, nach deren Wechsel zum Württember-

statt. Frau Arns empfängt uns nicht im „U”,

sei es das Folkwang Museum in Essen (die Offen-

gischen Kunstverein, übernahm Inke Arns die

sondern in ihrem Büro am Hohen Wall.

heit!), der Erweiterungsbau des Städel Museums

künstlerische Leitung. Der Verein gilt welt-

in Frankfurt am Main (der Terrazzo-Fußboden!)

weit als eine der besten Adressen, wenn über

Warum? „Das HMKV-Büro passte leider nicht

oder das Neue Museum in Berlin (der Umgang

die Präsentation von Medienkunst gesprochen

mehr ins Haus”, sagt sie. „Außerdem finde ich es

mit der historischen Substanz!). Gleichzeitig kann ich es aber nicht mehr hören, wie das Haus in den Medien immerzu schlechtgeredet wird.” Wie sie uns gegenübersitzt, gestikuliert, nachdenkt, lacht und bei ihren Antworten durchaus den einen oder anderen recht derben Begriff verwendet, macht sie nicht den Eindruck, in einem Elfenbeinturm zu leben. Obwohl ihr das hohe theoretische Niveau nicht fremd ist – die Liste ihrer Publikationen, Lehrtätigkeiten und der von ihr kuratierten Ausstellungen umfasst mehr Positionen als eine durchschnittliche CDSammlung – finden wir es spannender zu erfahren, wie sie ihren Alltag wahrnimmt. Und wie sie ihren Spagat zwischen Dortmund und Berlin bewältigt. Hier wohnt sie in der Nordstadt, dort hat sie studiert und noch immer eine Wohnung angemietet. Wenige Tage nach dem Interview wird sie für vier Wochen wieder nach Berlin fahren – in den verdienten Jahresurlaub zwischen den Jahren. Und um Zeit und Ruhe zu finden, wichtige Anträge für zukünftige Projekte des HMKV zu schreiben. Bis Ende Januar muss das erledigt sein, sonst würden die finanziellen Mittel fehlen. Außerdem möchte sie ihre Verwandten in der Hauptstadt besuchen, Kollegen und alte Bekannte. Es ist nicht einfach, die Kontakte intensiv zu halten, wie sie sich das wünscht. Gute Freunde haben inzwischen Kinder, und sie kann kaum verfolgen, wie diese aufwachsen. „In Dortmund dagegen verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Freundeskreis. Hier kenne ich eigentlich nur Leute, mit denen ich über meine Arbeit verbunden bin.” Freie Zeit ist ein rares Gut. Selten schläft sie länger als vier oder fünf Stunden am Stück, seltener geht sie ins Kino. Filme schaut sie am Rechner, täglich hört sie eine Stunde Radio und sonntags guckt sie den „Tatort”. Dem ersten Dortmunder

4


05

konnte sie nichts abgewinnen, der zweite gefiel

weil ehemalige Stahlarbeiter im Duisburger Port

überregionalen deutschen Tageszeitungen. „Das

ihr wesentlich besser. „Mit den ständig schlecht

jetzt auf Vierhundert-Euro-Basis Container ver-

Feuilleton hierzulande denkt bei ,Ruhrgebiet‘ an

gelaunten Kommissaren habe ich mich ange-

laden dürfen.”

eine Gegend, die vor die Hunde geht. Nie aber an zeitgenössische Kunst. Die Redaktionen schauen

freundet. Außerdem war die Folge gut recherchiert, auch wenn sich der Strich inzwischen von

Bildung wäre eine Möglichkeit, den Teufelskreis

ausschließlich nach Berlin. In dieser Hinsicht

der offenen Straße weg in die Häuser verlagert

von vererbter Armut zu durchbrechen, und sie

ist Deutschland auf bestem Wege, zentralistisch

hat. Natürlich habe ich die Diskussion verfolgt,

kann es nicht nachvollziehen, wenn in diesem

wie Frankreich zu werden.”

ob die Nordstadt adäquat dargestellt wurde. Ste-

Bereich gespart werden soll. Den momentan

fan Laurin von den Ruhrbaronen hat auf die teils

hoch gehandelten Begriff der „Kulturellen Bil-

Warum sie dennoch hier arbeitet? Sie hat das

harsche Kritik aus der Dortmunder Lokalpolitik

dung“ rät sie, mit Vorsicht zu verwenden. Man

Gefühl, näher am Leben zu sein. In Berlin käme

richtig geantwortet, als er darauf hingewiesen

müsse aufpassen, dass man der Kultur nicht

Publikum zu jedem kulturellen Pups gelaufen,

hat, der ,Tatort‘ sei kein Dokumentarfilm.”

Aufgaben übertrage, die sie nicht erfüllen kön-

hier müsse man die Leute immer wieder aufs

ne. Wenn die Eltern auf diesen Bereich keinen

Neue von der Relevanz dessen überzeugen, was

Inke Arns hat ein Auge für die soziale Realität

Wert gelegt hätten und die Bildungsinstitutio-

man anbiete. „Aber dann kann man im Ruhrge-

der Menschen in ihrer Umgebung. „Es gibt Be-

nen aufgrund von Sparzwängen oder politischer

biet wirklich etwas bewegen und bewirken.” Der

reiche im Ruhrgebiet, da kann man es mit der

Scheuklappen bestimmte Grundfertigkeiten und

Slogan der aktuellen Imagekampagne des HMKV

Angst zu tun bekommen. Wenn ich Jugendliche

Kompetenzen nicht vermitteln, könnten später

lautet: „If you can make it here you can make it

sehe, die vielleicht noch nie jemanden arbeiten

kulturelle Institutionen auch niemanden mehr

anywhere.” Das Bild dazu zeigt eine Straßensze-

gesehen haben und für die Hartz IV eine Pers-

erreichen.

ne aus der Nordstadt. (wk)

pektive ist, die gar nicht mehr hinterfragt wird. Ein Freund von mir hat gesagt, wie erschreckend

Die Tatsache, dass das deutsche Feuilleton stets

er es fände, dass es sich dieses Land anschei-

aus externer Perspektive berichtend das gesam-

nend leisten kann, eine ganze Generation zu ver-

te Ruhrgebiet als kulturferne Region begreift,

INFO

lieren. Vor allem, wenn man Jugendliche – oft

macht die Sache ihrer Meinung nach nicht ein-

Die nächste Ausstellung:

auch mit migrantischem Hintergrund – sieht, die

facher. In acht Jahren als Leiterin des HMKV hat

His Master‘s Voice – Von Stimme und Sprache

keine Chance haben, jemals aus der Armutsfalle

sie die Erfahrung machen müssen, dass zwar Le

vom 23. März bis zum 7. Juli 2013

herauszukommen. Und ich finde es zynisch, wenn

Monde, Libération und El Pais regelmäßig über

HMKV im Dortmunder U

die Regierung vom deutschen Jobwunder redet,

ihre Ausstellungen berichten, nicht aber die

Leonie-Reygers-Terrasse | 44137 Dortmund 5


06

NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter dieser zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de | Fax: 0231 – 950 978 20

Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de

Verwaltung

»Zweiter Freitag«: Markus Veith mit Eulenspiegel-Premiere

Internationale Woche der Straßenzeitungsverkäufer

Nach einer anarchischen „Blues-Auffrischung“ mit

Mehr als 100 Straßenmagazine in 40 Ländern

Jürgen und Rocco Wiersch im Januar (Vielen Dank

sind in unserem internationalen Netzwerk INSP

euch beiden!) freuen wir uns in diesem Monat auf

organisiert, und mehr als 14.000 Verkäuferinnen

einen weiteren besonderen „Zweiten Freitag“.

und Verkäufer weltweit nehmen gerade jetzt ihr

Brigitte Cordes

Am 8. Februar wird der Schauspieler, Regisseur und

info@bodoev.de

Autor Markus Veith mit einer echten Premiere zu Gast sein. In der ersten Werkstatt-Lesung seines

Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de

Neuanfang und verbessern ihre Lebenssituation mit dem Verkauf von Straßenzeitungen.

neuen Stücks, das auch als Buch erscheinen wird,

In der Woche vom 4. bis zum 10. Februar hat der INSP

tritt Erasmus auf, ein moderner Eulenspiegel mit ei-

die „Internationale Woche der Straßenzeitungsver-

nem seltsamen Leiden: „Nachdem er in seiner Kind-

käufer“ ausgerufen. Auf der ganzen Welt gibt es Ver-

heit jahrelang mit Gedichten gefüttert wurde, kann

anstaltungen und Aktionen, so zum Beispiel bei den

er nur noch in Versen sprechen.

KollegInnen in Südafrika, Taiwan, Kanada, Bulgari-

Da alle Welt glaubt, er verulke sie mit seiner lyri-

en, Österreich, Irland oder bei uns.

schen Sprache, macht er aus der Not eine Tugend:

Auch von bodo wird es die eine oder andere Überra-

Er zieht als moderner Eulenspiegel umher und spielt

schung geben, und eine Woche lang werden wir auf Fa-

Streiche. Genau wie der berühmte Narr hält er der

cebook täglich von den weltweiten Aktionen berichten.

Vertrieb

Gesellschaft einen Spiegel vor und macht vor nichts

Oliver Philipp

Halt, nutzt dabei alles, was die heutige Zeit ihm

vertrieb@bodoev.de

bietet.“ Bei einer kurzen Leseprobe haben wir uns gebogen vor Lachen! Wir freuen uns drauf.

Übrigens können auch Sie teilnehmen: Vom 4. bis zum 10. Februar läuft unsere Aktion „Doppelt hilft besser“. Eine Woche lang wünschen wir uns von Käuferinnen und Käufern des Straßenmagazins, dass sie

„Eulenspiegels Enkel“, 8. Februar, 19.30 Uhr,

ein zweites Exemplar für jemanden erstehen, der

Schwanenwall 36 – 38. Der Eintritt ist frei, wir

bodo nicht kennt oder liest. Lesen Sie unsere Ver-

bodos Bücher

freuen uns über Spenden, für warme und kalte Ge-

käuferInnen von der Straße und empfehlen Sie uns

Suzanne Präkelt

tränke sorgen wir.

weiter! Sind sie dabei?

buch@bodoev.de

ANZEIGEN

bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de

Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de

Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr

6 Di. u. Do. 10 – 13 Uhr

Leben wieder selbst in die Hand, versuchen einen


MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH

07

Maikes Jahresausklang

Bundespräsident Gauck im Straßenzeitungs-Interview

»Zirkus«: Balkan-Pop bei bodos 18. Geburtstag

20. November Mit leichtem Schlaganfall ins Krankenhaus. Bevor es dort hin ging, habe ich meiner Nachbarin meinen Wohnungs-

Bundespräsident Joachim Gauck hat den sozialen

Wir freuen uns sehr, bei unserer Geburtstagsfeier

schlüssel gegeben, damit sie meine

Straßenzeitungen ein Interview gegeben. Unser

in unserem Dortmunder Buchladen eine großartige

Katze betreut. Kurz vorm Krankenhaus

Berliner Kollege Andreas Düllick traf das Staats-

junge Band zu Gast zu haben, die für einen „Ba-

musste der Krankenwagen noch durch

oberhaupt und sprach mit ihm über Freiheit und

lanceakt zwischen Melancholie und Lebensfreude,

eine Unfallstelle durch.

Verantwortung, Soziales und Armut und über die

zwischen Balkan-Klängen und modernem Pop, zwi-

sozialen Straßenzeitungen.

schen großer Sause und Herzschmerz“ sorgen wird.

Im Interview zeigt sich Gauck meinungsstark und

Wir haben sie das erste Mal in der Paulus-Kulturkir-

wegen eines Bombenfundes geräumt. So

mit durchaus kontroversen Ansichten. Deutlich wird

che in der Dortmunder Nordstadt gesehen, wo der

viele Krankenwagen mit Blaulicht habe

er zum uns Straßenzeitungen wichtigen Thema öf-

Journalist Dirk Planert einen beeindruckenden und

ich heute zum ersten Mal gesehen.

fentlicher Raum: „Wenn ich das Wort ,Vertreibung'

bedrückenden Vortrag zum bosnischen Srebrenica

höre, dann werde ich ganz allergisch. Ich will zwar

hielt. Im letzten Heft hatten wir zu diesem Thema

Hausrechte nicht einfach in Frage stellen, aber der

eine lange Geschichte.

öffentliche Raum gehört der Öffentlichkeit, und zur Öffentlichkeit gehören auch Obdachlose.“

welt sind, unterschätzen, welche Möglichkeiten sie haben, als aktive Bürger diese Gesellschaft positiv zu prägen.“ Das ganze Interview finden Sie auf www.bodoev.de

statt, an der ich leider nicht teilnehmen te zwei Tage auf der Intensivstation liegen.

Deutschland.

schen, die nicht Teil der herkömmlichen Arbeits-

Heute findet die Verkäuferversammlung kann. Ich wurde am Hals operiert und muss-

selbst als achtjähriger Bürgerkriegsflüchtling nach

Einzelnen betonen: „Ich glaube, dass viele Men-

30. November

nischen und deutschen Wurzeln, Sänger Anis kam

Straßenzeitungen stoßen Gaucks liberale Positiodie Verantwortung und Gestaltungsspielraum des

Gegen Abend wurde das Krankenhaus

Zirkus sind eine Band mit bosnischen, mazedo-

Auf sehr unterschiedliche Reaktionen bei den nierungen („Kein System garantiert Gleichheit.“),

29. November

6. Dezember Gott sei Dank bin ich aus dem Krankenhaus

Mit Gitarre, Schlagzeug, Bass, Akkordeon und Cello

raus. Ich war sehr froh, als ich zu Hause

und deutschen, englischen und bosnischen Texten –

war und meine Katze Minka vor Freude

emotional und nicht ohne Pathos – haben Zirkus in

rumgemaunzt hat. Meiner Nachbarin bin

ihrer sehr jungen Bandgeschichte schon viele Men-

ich sehr dankbar für die Katzenbetreuung.

schen zum Tanzen gebracht. Ihr Motto: „Manege frei für den großen Zirkus des Lebens!“

7. Dezember Auch wenn ich noch etwas wackelig auf

Wir freuen uns auf Zirkus und auf Sie am Sams-

den Beinen bin, bin ich zu meiner Haus-

tag, 23. Februar, 11 – 14 Uhr bei uns am Dort-

ärztin zur weiteren Behandlung.

munder Schwanenwall.

11. Dezember Heute zur ärztlichen Kontrolle gewesen.

bodo schafft Chancen

Was bleibt mir auch anderes übrig. 14. Dezember Ein ereignisreicher Tag. Erst war ich bei einer Geburtstagsfeier und danach bei der bodo-Weihnachtsfeier.

Transporte

28. Dezember

Haushaltsauflösungen

Kennzeichen, wie z.B. CA für Castrop-

Entrümpelungen

zester Zeit sind mir schon zwei begegnet.

Umzugshilfen

So, ab zu bodo zur Verkäuferversammlung

0231 – 950 978 0

lange genug erholt. Jetzt fühle ich mich

Seit einer gewissen Zeit sind alte Kfz-

www.bodoev.de

Rauxel wieder im Umlauf. Innerhalb kür-

31. Dezember und zur Zeitungsausgabe. Habe mich jetzt kräftig genug für den Zeitungsverkauf. Euro Bodoline Maike 7


08 Reportage | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Kurierfahrten per Rad

Auch im Winter, wenn es schneit

8

Die folgende Reportage hätten wir prima im

terwegs. Witterung darf für sie keine Rolle

zu kommen, scheint es mir das einzig ange-

Mai bringen können. Im Mai ist Radfahren

spielen. Um jetzt Annette Becker zu treffen,

messene Verkehrsmittel zu sein. Es gibt näm-

populär. Man denkt an Wochenend' und Son-

die 1987 den ersten Dortmunder Fahrradku-

lich kein schlechtes Wetter, nur unzweckmä-

nenschein und einen Ausflug ins Grüne mit

rierdienst mit gegründet hat, schwinge ich

ßige Kleidung, rede ich mir zu. Frau Becker

Picknick bei frühsommerlichen Temperaturen.

mich also bei Temperaturen gegen null aufs

wird das wohl bestätigen.

Aber Fahrradkuriere sind auch im Winter un-

Rad. Um zum verabredeten Interviewtermin


09

Kurz vor dem Ziel biege ich von der Hamburger in

ist eine Einbahnstraße!”, schimpft die Fahrerin

Hausnummer 41, innerstädtische Gewerbearchi-

die Saarbrücker Straße ein, der Fahrtrichtung ent-

durch das mittlerweile weit geöffnete Fenster. Ob

tektur, rechts im Hinterhof der Firmeneingang

gegen in die Einbahnstraße; für Radfahrer sind an

sie denn nicht lesen könne und überhaupt, wo sie

und ein Schild an der schweren Metalltür: Bitte

dieser Stelle beide Richtungen freigegeben. Als

ihren Führerschein gemacht habe, motze ich zu-

klingeln. Frau Becker öffnet persönlich.

ein entgegenkommendes Auto die Geschwindig-

rück. Perfekter Einstieg ins Thema, denke ich, als

keit deutlich drosselt, ahne ich, was kommt. „Das

ich keine Minute später die Toreinfahrt nehme.

In einem ersten Raum steht ein knappes Dutzend rote Räder – man kennt sie aus dem Stadtbild – mit ihren ebenso roten Transportboxen und dem weißen Aufdruck „Heißer Reifen”. An den Wänden hängen säuberlich eingerahmt etliche Zeitungsberichte neben großformatigen Fotografien von Gemeinschaftsfahrten und Rallyes im Kurierdienstmilieu. Auf den Fotos scheint immer die Sonne. Im nächsten Raum sind einige Spezialfahrräder abgestellt, darunter eine originale Rikscha und ein Tricycle mit voluminöser Kühlbox. Hier befinden sich außerdem Freistempelmaschinen sowie ein Regalsystem zur Briefverteilung. „Wir bieten seit fünf Jahren auch diverse Postdienstleistungen an”, erklärt Frau Becker. „Aber folgen Sie mir doch in mein Büro.” Den Flur ziert eine Vitrine mit Spielzeug und Miniaturen. Lego, Ü-Ei. Beckers Arbeitsraum selbst ist zweckmäßig schlicht eingerichtet, nur am Fenster fällt laserrot leuchtend das Firmenlogo im Plexiglasblock auf. „Ein Geschenk zum Fünfundzwanzigsten im vorigen Jahr”, sagt die Inhaberin. Mitte der 80er Jahre wurden in Deutschland erste Fahrradkurierdienste zur taggleichen Zustellung von Post- und eiligen Warensendungen gegründet. In Amerika, in New York, waren sie längst etabliert. Im Lauf der folgenden Jahrzehnte geriet ihr Bild zur Ikone moderner Urbanität. Tollkühne Helden in permanenter Bewegung, welche, sämtliche Regeln der Straßenverkehrsordnung und die Gesetze der Schwerkraft missachtend, wertvolle Päckchen und wichtige Kuverts im aufgeschnallten Rucksack durch einen dem endgültigen Kollaps nahen Autostrom spedieren. Auf puristischen Rädern, ohne Schaltung, ohne Leerlauf, ohne Bremsen: Fixies. Hollywood entdeckte deren Kultpotenzial und brachte im vergangenen Jahr mit „Premium Rush“ den Streifen zur stilprägenden Mobilität auf die Leinwand. Fixiefahren ist dem Filmhelden Philosophie. „Ich kann nicht anhalten, ich will es auch nicht”, lautet sein Lebensmotto – bei einer Kurierfahrt wird er schließlich nach den Regeln des Actionkinos von einem korrupten Polizisten gejagt, welchem seinerseits die Mafia auf den Fersen ist.

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„Unsere Realität sieht ganz anders aus”, sagt

läum konnte Frau Becker selbstbewusst darauf

Frau Becker. Selbstverständlich entsprechen die

verweisen, dass ihr Team bei allen Kurierfahrten

Räder im Fuhrpark den Vorschriften und ebenso

addiert insgesamt 366.448 kg CO2 eingespart

selbstverständlich sind ihre Fahrer verpflichtet,

und dabei 33 1/3 Mal die Erde umrundet hatte.

sich während der Arbeit an die StVO zu halten. Abenteuerliche Verfolgungsjagden hat es noch

Während unseres Interviews, das zur Mittagszeit

nie gegeben. Auf Firmenfeiern machen andere

stattfindet, verbessert der Zwischenschichtfahrer

Geschichten die Runde. Die über den Neuen, der

auf seiner Runde die Werte. Wie der sich gegen

bei seiner ersten Fahrt von einem Kunden im

das momentane Schmuddelwetter schützt, will

Adamskostüm an der Haustür empfangen wurde.

ich wissen. Schließlich sitze ich einem Profi ge-

Und die über den Trotzigen, der zunächst nichts

genüber. „Es gibt nur die falsche Kleidung, nicht

von dem intern erstmals vorgeschriebenen

das falsche Wetter”, sagt Frau Becker und erklärt

Fahrradhelm halten wollte und dem dann bei

das Zwiebelprinzip. Immer mehrere Schichten

einer Tour über die Weihnachtsmarktbaustelle

übereinander, so dass man sich bei Bedarf wech-

eine Leiter auf seinen erfreulicherweise jetzt

selnden Temperaturen durch An- oder Ausziehen

doch helmgeschützen Kopf gefallen ist.

anpassen kann. Sie stellt ihrem Team Funktionswäsche, atmungsaktive Regenjacken, Pullis, Tri-

Zu wirklich krassen Unfällen ist es zum Glück in

kots und Hosen. Die äußerste getragene Schicht

all den Jahren nicht gekommen. Ein gebroche-

sollte immer die der Firma sein. Das Logo, logo.

ner Arm ist registriert und ein Schulterbruch,

Was darunter getragen wird, ob ihre Fahrer auf

als ein neben dem Radweg haltender Autofahrer

Synthetik oder Merinowolle schwören, ist ihr egal.

plötzlich die Tür öffnete und der Kurier nicht

Sie gibt an dieser Stelle allerdings zu, dass es für

mehr bremsen konnte. „Der Klassiker”, sagt

jeden Typ Wäsche Grenzen des Machbaren gibt.

Frau Becker. „Genauso gefährlich wie die Rad-

Dauerbelastung bei Dauerregen und knapp über

wege auf Bürgersteigen. Das machen sie leider

Null Grad: irgendwann suppt entweder der Nieder-

in Dortmund sehr gern. Alle fünfhundert Me-

schlag durch oder man gart im eigenen Schweiß.

ter riskierst du einen Beinaheunfall mit einem Rechtsabbieger. Dem Autofahrer passiert ja

Dann erläutert sie noch die von ihr favorisier-

nicht viel, höchstens mal eine Beule im Blech.

te technische Ausstattung der Räder. Stahlrah-

Die Radfahrer sind immer am nächsten zum As-

men besitzen gegenüber Aluminiumfabrikaten

phalt. Man muss schon sehr vorausschauend

die angenehmeren Fahreigenschaften, 26-Zoll-

unterwegs sein, und funktionieren kann es so-

Räder sind weitaus stabiler als 28er, Pedelecs

wieso nur, wenn jeder auf jeden achtet.”

ein Hobby für Rentner, die einzig zuverlässig funktionierende Beleuchtung verspricht ein Na-

Hin und wieder übernimmt sie noch selbst eine

bendynamo und unplattbare Reifen, selbst wenn

Tour, zum Beispiel, wenn ein Fahrer überra-

sie etwas schwerer sind als gewöhnliche, gehö-

schend ausfällt. 1987 sah das anders aus. Bei

ren zur Grundausstattung. Denn Radwege sind

der Gründung waren sie zu zweit, Telefondienst

immer die letzten Fahrspuren, die von Scherben

oder unterwegs im Wechsel. Dabei hatten sie

und anderem Unrat gereinigt werden. Ein im Jahr

zunächst auf Abruffahrten gesetzt, die bis da-

2005 vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-

hin typische Kurierdienstleistung. Die Nachfra-

Club) durchgeführter bundesweiter Radklimatest

ge ließ zu wünschen übrig. Ihr Partner stieg

untersuchte unter anderem diesen Punkt. Dort-

nach anderthalb Jahren frustriert aus. Doch der

mund landete weit hinten, leider auch insge-

„Heiße Reifen” entwickelte eine Eigendynamik.

samt. Mit Spannung werden die Ergebnisse einer

Postfachleerungen mauserten sich zu einem

aktuellen Umfrage erwartet, sie sollen Anfang

lohnenden Geschäftsfeld. Derzeit sind morgens

des Jahres veröffentlicht werden. (wk)

Ω Von oben: Annette Becker hat 1987 den Fahrradku-

stets fünf Fahrer draußen, um die Post vom Fach

rierdienst „Heißer Reifen“ mitbegründet.

zum Empfänger zu bringen. Nachmittags sind es

Rückkehr in die Zentrale. Ausgestattet mit Funktions-

vier, um bei den Kunden die Briefe zur Einlie-

wäsche und angezogen nach dem Zwiebelprinzip fährt

ferung einzusammeln. Ein Fahrer übernimmt

das Team auch bei extremen Wetterverhältnissen.

die Zwischenschicht. Bei Strecken bis zu drei

Jürgen Schweizer am Schreibtisch in der Dispo. Die ein-

Kilometern und im Stadtverkehr ist das Fahrrad,

gehenden Aufträge werden hier an die Kuriere verteilt.

sowieso das umweltfreundlichste aller Fahrzeuge, konkurrenzlos schnell und günstig. Für Ziele

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∆ Kurierfahrer Andreas Naefe auf dem Weg zum Kun-

weiter außerhalb der Innenstadt setzt der „Hei-

den. Auf seiner Tour im rutschigen Schneematsch ist

ße Reifen” mittlerweile ein Auto ein, erdgasbe-

er sechsmal gestürzt.

trieben, der CO2-Bilanz wegen. Zum Firmenjubi-


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NEUES VON BODO | von Cedric Janoschka | Foto: Sebastian Sellhorst

Mein Praktikum bei bodo

nächsten Tag bin mich mit Lothar dafür zuständig, die Post wegzubringen. Um 15 Uhr machen wir uns auf den Weg. Mit Rollwagen und großen Tüten schaffen wir die über 50 Bücher zur Hauptpost.

Drei Wochen lang hat Cedric ein Sozialprakti-

Der Autor liest und erzählt von seinen Erfahrungen,

kum bei bodo gemacht. Zum Abschluss seiner

die er während einer Spenden-Rally in die Mongolei

Inzwischen ist die letzte Woche meines Prakti-

Mitarbeit bei bodo war er selbst einige Stunden

gemacht hat. Begleitet wird die Lesung von einigen

kums angebrochen. Mit Oliver, dem Vertriebsleiter,

als bodo-Verkäufer auf der Straße unterwegs,

Fotos, die auf eine Leinwand projiziert werden.

mache ich mich auf den Weg in die Dortmunder

um einen Eindruck zu gewinnen, was es heißt,

Innenstadt, um dort einen Verkäufer zu treffen. Vor

das Straßenmagazin zu verkaufen. In seinem

Am darauffolgenden Montag bekomme ich eine

Karstadt treffen wir Horst, der sich bereit erklärt,

Praktikumsbericht beschreibt er, was er während

Einführung in das Büchersortiersystem. Auch wenn

sich von mir am Folgetag ein bisschen beim bodo-

seiner Zeit bei bodo alles erlebt hat.

ich manchmal anderer Meinung als die Software

Verkauf helfen zu lassen. Mit einigen Zeitungen

bin, was die Buchpreise angeht, so will ich mich

bestückt stelle ich mich etwas gegenüber von Horst

Mein erster Arbeitstag bei bodo beginnt mit einer kleinen Führung. Tanja Walter, die Geschäftsführerin, zeigt mir die Räumlichkeiten am Dortmunder Schwanenwall, in denen bodo jetzt seit fast einem Jahr zu Hause ist. Im Erdgeschoss befindet sich der große Buchladen, im hinteren Bereich werden Bücher sortiert. Im Obergeschoss sind die Büros der Verwaltung, der Geschäftsleitung und der Redaktion. Neben der kleinen Küche gibt es einen großen Besprechungsraum, der dreimal in der Woche zum Verkäufercafé wird. Auch die Teamsitzungen, Verkäuferversammlungen und Redaktionssitzungen finden hier statt. Mein erster Auftrag nach der Führung besteht darin, Flyer in die Zeitungen einzulegen. Nach einer Stunde habe ich schwarze Finger von der Druckerschwärze und die ganze bodo gelesen. Von daher wohl ein guter Einstieg. Die nächsten zwei Arbeitstage verbringe ich

Cedric auf dem Westenhellweg: Der Verkauf des Straßenmagazins ist kein einfacher Job…

mit Klaus, der für die antiquarischen Bücher zustän-

nicht beschweren, schließlich konnte ich dadurch

hin und fange an zu verkaufen. Obwohl es mit zwölf

dig ist, in Bochum auf dem Weihnachtsmarkt. Dort

selbst einige tolle Schnäppchen machen. Den Rest

Grad ganz schön warm ist für diese Jahreszeit, sind

hat bodo einen Stand, an dem Bücher und gestrickte

des Arbeitstages verbringe ich damit, Bücher in das

meine Finger nach zweieinhalb Stunden schon ganz

Schals verkauft werden. Wir haben die „Frühschicht“

System einzupflegen.

steif von der Kälte. Als ich Horst das Geld gebe,

von zehn bis sechzehn Uhr. Immer wieder kommen

das ich in der Zeit verdient habe, überreicht er mir

Verkäufer vorbei, um bodos zu kaufen, einen Kaffee

Dienstag bin ich damit beschäftigt, die Geschenke,

zu trinken und sich mit uns zu unterhalten.

die die Verkäufer bei der Weihnachtsfeier bekommen

zum Dank ein Beutelchen Ferrero Küsschen.

sollen, zu packen. In eine große bodo-Tüte, die ich

Ich hätte nicht gedacht, wie ausdauernd man sein

Am Freitag bin ich dann ausnahmsweise am Abend

vorher noch mich reichlich weihnachtlichen Stem-

muss, um die Zeitungen loszuwerden, und bin froh

bei bodo, da eine Lesung in bodos Buchladen statt-

peln verziere, packe ich knallrote neue bodo-Pullo-

dass ich es doch geschafft habe. Mit dem Zeitungs-

findet. Ich helfe mit, den Buchladen für die Veran-

ver. Für die Verkäufer, die nicht zur Weihnachtsfeier

verkauf endet auch mein Praktikum bei bodo.

staltung vorzubereiten. Die Lesung ist interessant.

kommen, gibt es natürlich auch einen Pullover. Am

(Cedric Janoschka) ANZEIGE

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RECHT | von Rechtsanwalt René Boyke

Rundfunkgebühren 2.0

KULTUR | von Wolfgang Kienast | Foto: Daniel Sadrowski

Kunstbox im Depot »Wir sind klein, aber effektiv.« Der Kunstmarkt kann sich kaum für das Ruhr-

Primärer Antrieb der Künstler, ihre eigene Messe

gebiet begeistern. Das weiß und das missfällt

zu etablieren, waren jedoch Umbrüche auf dem

Es könnte so einfach sein. Man kann aber

auch Wolfgang Schmidt. Er ist bildender Künst-

Kunstmarkt, wo sie unter den veränderten Be-

leicht den Eindruck bekommen, unter den

ler, sein Atelier befindet sich in Dortmund. Im

dingungen durchaus Chancen für sich sehen. Die

Themen, über die sich der Deutsche am

Depot. Gemeinsam mit Hanfried Brenner und

klassische Künstler-Galerie-Bindung funktioniere

liebsten echauffiert, gehörte nach wie vor

Monika Pfeiffer, die ebenfalls dort arbeiten,

nicht mehr wie noch vor zwanzig oder dreißig

die Abgabe für den öffentlich-rechtlichen

hat er das Konzept für die Kunstbox entwi-

Jahren, erfahren wir. Kunst werde häufiger

Rundfunk. Da sich seit 2013 die Erhebung

ckelt. Ihre noch junge Messe richtet sich an

direkt in den Ateliers oder, die wirklich teure, in

dieser „Gebühren“ grundlegend geändert hat

Kunstschaffende, Sammler, Galeristen, Ver-

Auktionshäusern gekauft. Dabei verliere nicht

(z.B.: Es ist nun grundsätzlich pro Haushalt

mittler und, ganz allgemein, an jeden kunstin-

nur Deutschland, sondern ganz Europa seine

zu zahlen und nicht anhand der vorhandenen

teressierten Besucher. Am ersten Wochenende

Bedeutung als wichtiger Kunststandort. Auf der

Geräte. Auch „Hausbesuche“ soll es nicht

im März wird sie zum dritten Mal ausgerichtet.

anderen Seite aber sei ein gegenläufiger Trend

mehr geben etc.), hoffte ich, dass dieses

Auch um zu beweisen, dass sich der Blick auf

zu beobachten. Wie in vielen anderen Bereichen

Thema seine nie enden wollende Sprengkraft

die Region durchaus lohnt.

wachse auch hier ein spezifisches Interesse an

endlich verlieren würde. Mitnichten! Tatsächlich scheint der Protest sich vervielfältigt zu haben. So klagt beispielsweise die Drogeriekette Rossmann gegen den neuen Rundfunkbeitrag; ein Kollege aus Bayern hat Verfassungsbeschwerde eingereicht; im Netz gibt es die ersten Seiten, die beschreiben, wie man sich gegen den neuen Beitrag wehrt und welche Kosten angeblich im Falle einer Klage auf den Bürger zukommen. Und natürlich gibt es auch schon Bücher zu dem Thema.

ebenso wie für die Kunstschaffenden, die neue

(Foto), sie ist in der Depot-Geschäftsstelle tätig,

Wege suchten, sich zu vermarkten. Schmidt nennt

treffen wir uns, um über die Hintergründe der

in diesem Zusammenhang Kunstkaufhäuser und

Veranstaltung zu sprechen. Motiv war zunächst

Künstlermessen. „Es gibt einen Bedarf für die

einmal hausintern das Bedürfnis, die Künstlerate-

Kunstbox”, lautet sein Resümee.

liers in der öffentlichen Wahrnehmung nachhaltiger zu verankern. „Die Außendarstellung war

Nach Malerei (2009) und Skulptur/Objekt (2011)

lange Zeit einseitig”, sagt Schmidt. „,Depot‘ wur-

liegt der Schwerpunkt 2013 bei grafischen Arbei-

de als Synonym für das Theater hier verstanden.

ten. „Wir gehen davon aus, durch diese Abwechs-

Wir wollen dem gar nichts entgegensetzen, den

lung ein immer wieder neu neugieriges Publikum

Begriff aber erweitern.” Deswegen wird, wie Frau

ansprechen zu können”, sagt Gesa Li Barthold. In

Barthold ergänzt, jetzt vom „Kulturort Depot“

34 identisch in der großen Mittelhalle im Depot

Es ist gar nicht zu bestreiten, dass die neu-

gesprochen, um die Vielseitigkeit zu unterstrei-

aufgebauten Boxen werden 34 Künstlerinnen

en Regelungen juristisch handwerklich noch

chen, die Spannbreite, welche Theater, Ateliers,

und Künstler das Spektrum unterschiedlicher

nicht der Weisheit letzter Schluss sein mögen

Kino, Gastronomie, Fotostudio, Bildungswerk und

Techniken der Sparte präsentieren. Zeichnungen,

und in einigen Fallkonstellationen schlicht

mehr umfasst.

traditionelle Druckverfahren, digitale Prints

zu ungerechten Ergebnissen führen. Durchaus liegt nämlich nicht fern, dass die neuen Regelungen teilweise verfassungswidrig sind, was eine gerichtliche Klärung unbedingt erforderlich und wünschenswert macht. Warum muss beispielsweise jemand, der fast arm ist, exakt genauso viel zahlen wie ein Millionär? Stellt der neue Rundfunkbeitrag nicht eigentlich eine versteckte und damit unzulässige Steuer dar? All diese Bemühungen, gegen den neuen Beitrag anzugehen, werden jedoch freilich nicht verhindern können, dass überhaupt ein Beitrag erhoben wird. Auch wird niemand wirklich davon ausgehen, dass zu diesem Thema jemals eine Regelung gefunden wird, mit der alle zufrieden sein werden. Bleibt nur zu hoffen, dass die Energien, die abseits solch berechtigter Fragen für dieses Thema aufgewendet werden, in Zukunft der Lösung grundlegender Probleme zugute kommen. (rb) www.kanzlei-boyke.de 12

der Region. Das gelte für potenzielle Käufer Mit Wolfgang Schmidt und Gesa Li Barthold


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WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast

und experimentelle Positionen. Ausgeschrieben wurde die Messe bundesweit in Fachpublikationen.

wildkraeuter.bodo/26_hagebutte.5/

Ausgewählt wurden die Teilnehmer von einer unabhängigen Jury, welcher ein Galerist, ein Kunsthis-

Ende letzten Jahres erläuterte Wirt-

Blätter im Frühling in der Küche zu ver-

toriker, ein Sammler, ein bildender Künstler sowie

schaftsminister Rösler (FDP) Eckpunkte

wenden sind, findet man des Öfteren. Sel-

ein Vertreter des Hauptsponsors der Messe (RWE)

eines ihm richtig wie wichtig erschei-

ten wird darauf hingewiesen, dass man in

angehören. Die durchaus nicht identischen Ansprü-

nenden Positionspapiers seiner Partei.

den Wintermonaten seine kleinen Wurzel-

che der jeweiligen Teilnehmer an den Kunstmarkt

Joachim Poß als stellvertretender Frakti-

knollen als Gemüse zubereiten kann. Da

wurden auf diese Weise gleichberechtigt berück-

onschef der SPD glaubte dabei Ladenhü-

die Dinger extrem feingliedrig sind, ist es

sichtigt, das Niveau der zu erwartenden Arbeiten

ter „aus der neoliberalen Mottenkiste” zu

ein sehr mühevolles Unterfangen, sie zu

sichergestellt.

erkennen, und die Grünen-Spitzenkandi-

putzen und zu schälen. Ich nahm es auf

datin Katrin Göring-Eckardt sah Präsente

mich, erstmals, für ein Aroma, das gleich-

Die Messe, von Künstlern konzipiert, bietet nicht

für „genau jene Arbeitgeber, die ihren

sam an Pilz und Pastinak erinnern soll...

nur einen Raum für eventuelle Verkäufe, sie dient

Beschäftigten keine Löhne bezahlen, von

auch der gegenseitigen Vernetzung und späteren

denen diese auch leben können”.

Kontaktpflege. Die Resonanz nach den bisherigen

Auch nach mehrfach verlängerter Kochzeit blieben die Knöllchen holzig am

Beiden möchte ich nicht widersprechen.

Rande zur Ungenießbarkeit. Einzig ein

Und da die Auswirkungen von – wenn sie

wenig Mark jeweils im Innern war zu

denn umgesetzt werden – im Sinne die-

gebrauchen. Der Geschmack stimmte,

ser „Friede-Den-Palästen“-Brüderleschaft

doch hätte ich Hunderte von Pflänzchen

durchgedrückten Entscheidungen leider

für ein Gericht suchen und verarbeiten

in den meisten Fällen tatsächlich in einem

müssen. Und so rief ich denn aus, eines

immer größeren Auseinander von ärmeren

Bahrs, ja, eines Röslers würdig, in mit

und reicheren Schichten im Land sichtbar

erschütterndem Pathos gespielter Hilf-

werden, kann ich den theatralen Unfug

losigkeit: „Oh, du vermaledeiter Spitz-

ihrer Häuptlinge selbst unter Satireaspek-

wegerich du! Zornig bin ich, wütend und

ten kaum noch genießen.

stinksauer zugleich!“

die BestBox, einen mit 500 Euro dotierten Preis,

Wenn zum Beispiel Bundesgesundheitsmi-

Zum Glück zieht mein missratenes Kü-

der darüber hinaus eine Einzelausstellung im Dort-

nister Daniel Bahr behauptet, angesichts

chenexperiment keine weitere Schieflage

munder RWE-Tower ermöglicht. (wk)

der Mitte Dezember 2012 aufgeflogenen

in der Gesellschaft nach, sich sondern

Veranstaltungen sei vielversprechend, freut sich Schmidt. „Wir sind klein, aber effektiv. Nach 2009 und 2011 hat es Atelierbesuche gegeben, einige Ankäufe, Ausstellungen und neue Galeriebindungen.” Neben dem Fachpublikum soll in diesem Jahr ganz bewusst der kunstinteressierte Privatmensch angesprochen werden, erstmals wird in diesem Zusammenhang ein Publikumspreis ausgeschrieben. Und die Jury wählt zwei ihrer Meinung nach förderungswürdige Nachwuchskünstler sowie den überzeugendsten Auftritt. Dieser Künstler gewinnt

Aktivitäten der Pharmalobby „stinksauer“

bedeutet nur, dass eine weitere Win-

INFO

zu sein. Oder eben jener Philipp Rösler zur

terwildkräuterkolumne von Hagebutten

Kunstbox im Depot

gleichen Zeit die General-Motors-Strate-

handeln muss. Mir fehlte der Plan B.

Immermannstraße 29 | 44147 Dortmund

gie, in Bochum die Produktion von Opel-

Haben Sie (vgl. Januar-bodo) noch aus-

Sa. 2.3., 13 – 19 Uhr | So. 3.3., 11 – 18 Uhr

Fahrzeugen einzustellen, mit den Worten

reichend harte Hagebutten zum Kandie-

Preisverleihung So. 16 Uhr | Eintritt 3 Euro

kommentiert: „Das macht mich wütend,

ren gefunden? Falls ja, dann lassen Sie

das macht mich sauer.” Ja, was denn?

davon zwei Esslöffel über Nacht in et-

Wer dem Kapital Narrenfreiheit zusichert,

was Rum einweichen. Abgießen (der auf

sollte bitte etwas souveräner mit den nur

diese Weise aromatisierte Rum schmeckt

logischen Konsequenzen umgehen.

prima!) und möglichst fein hacken. Rüh-

Ich vermute mal, diese emotionalen Eruptionen waren eh nur schlechtes Schauspiel fürs Volk. Denn ich bin ja in der Lage, mich selbst in einen vergleichbaren Zustand zu versetzen. Eigentlich nämlich sollte diese Kolumne vom

Spitzwegerich

handeln.

ren Sie die Butterstückchen sowie drei Esslöffel Sahne unter 200g im Wasserbad geschmolzene Blockschokolade. Wenn Sie es edel mögen, gießen Sie die Masse zum Abkühlen in kleine Patisserieförmchen, eine mit Folie ausgeschlagene Dose tut es aber auch. (wk)

Rezep-

te, wie dessen

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REPORTAGE | von Dr. Birgit Rumpel | Fotos: Andre Noll · Oliver Schaper

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Leben mit einem gespendeten Organ

Hallo Herz, du gehörst jetzt zu mir! Noch während dieser Beitrag in Arbeit ist, be-

Schließlich versuchen die Ärzte durch eine Ablati-

kommt er unfreiwillige Aktualität. Anfang Januar

on, bei der das Herzgewebe punktuell verödet wird,

wird ein weiterer Organspendeskandal, diesmal am

die Herzrhythmusstörungen zu beseitigen. Doch der

Klinikum Leipzig, öffentlich. Es ist zu befürchten,

Eingriff hat genau den gegenteiligen Effekt, der

dass die Bereitschaft zur Organspende weiter zu-

Herzrhythmus ist permanent gestört, Henrike Platz

rückgeht. Verunsicherung und Vertrauensverlust

muss über einen Monat im Krankenhaus bleiben,

der potenziellen Spender sind verständlich, doch

bis der geeignete Medikamentenmix gefunden ist.

ist es richtig, sich jetzt der Organspende zu ver-

Gleichzeitig liegt ihre krebskranke Mutter im Ster-

weigern? Wir sprachen mit einer Transplantierten.

ben. „Das war schlimm, da wollte ich teilweise nicht mehr“, erinnert sie sich.

„Es ist naiv zu denken, Ärzte wären per se die besseren Menschen“, sagt Henrike Platz. Die 37jährige

Wie ein Stehaufmännchen kommt sie wieder auf die

lebt mit einem Spenderherz. Als sie 1975 mit mehre-

Beine, fängt auch wieder an zu arbeiten. Doch das ist

ren Herzfehlern in Castrop-Rauxel zur Welt kommt,

nicht von Dauer. Als 2009 unerklärbare Bauchkrämpfe

können Neugeborene noch nicht operiert werden.

auftreten, beginnt abermals

Nach dem ersten Lebensjahr, das sie glücklicherwei-

eine monatelange Odyssee

se übersteht, wird die erste Herz-OP durchgeführt,

durch Arztpraxen und Klini-

eine weitere im Alter von drei Jahren. „Heute könnte

ken, das Arbeiten muss sie

man das schon viel früher machen und die Opera-

immer wieder unterbrechen.

tionstechnik hat sich enorm weiterentwickelt,“ er-

Zwar kann endlich die Ursache

klärt sie. Die damaligen Methoden ermöglichen ihr

der Magenprobleme gefunden

zwar das Überleben, aber es ist immer klar, dass als

werden – der durch die Medi-

Erwachsene weitere Operationen nötig würden.

kamente angegriffene Magen verträgt keinen Fruchtzucker

So verlebt sie eine Kindheit mit angezogener Hand-

(Sorbit) mehr – doch der Zu-

bremse. „Ich war ein munteres Kind, voller Energie,

stand des Herzens hat sich so

aber ich konnte nie lange rennen, musste anhalten

sehr verschlechtert, dass ein-

und nach Luft schnappen, das hat mich immer total

gegriffen werden muss. Neue

geärgert“, erinnert sie sich. Kein Herumtoben, kein

Herzklappen? Ein Defibrilla-

Schulsport, Aufwachsen mit eingeschränktem Be-

tor oder ein Herzschrittma-

wegungsradius. Während der Pubertät treten Herz-

cher? Die Ärzte werden sich

rhythmusstörungen auf, die zum ständigen Beglei-

lange nicht einig. Schließlich

ter werden. Trotz der körperlichen Beeinträchtigung

landet sie im EMAH-Zentrum

kann Henrike Platz zur Schule gehen, nach dem Ab-

der Uniklinik Münster, einem

itur studiert sie in Leipzig Museologie (Museums-

Zentrum für Erwachsene mit

kunde), erwirbt den Master in British Studies und

angeborenem Herzfehler. Auch

arbeitet später in verschiedenen Berliner Museen als

hier wird sie eingehend un-

Museumspädagogin und Dokumentarin. „Das konnte

tersucht, die drei behandelnden Ärzte beraten sich

ich alles schaffen, aber ich war oft völlig erschöpft

lange, zögern und kommen zu dem Schluss: „Es ist

und an den Wochenenden fix und fertig.“

besser, Sie jetzt schon auf die Liste zu setzen, es könnte sonst zu spät sein.“

»Wie nach einem Dauerlauf – nur ohne Laufen« Der Beruf bringt sie 2007 zurück ins Ruhrgebiet, wo sie eine Stelle im LWL-Industriemuseum antritt. Im

»Ich wusste ja, dass man teilweise vergebens auf ein Herz wartet.«

folgenden Jahr verschlechtert sich ihr Gesundheits-

„Liste? Sie meinen die Transplantationsliste?“

zustand, die jahrelangen Herzrhythmusstörungen,

Henrike Platz ist kurz geschockt, doch gleich dar-

das häufige Herzrasen wird unerträglich. „Das ist wie

auf auch wundersam erleichtert. „Dann ist endlich

bei Gesunden nach einem Dauerlauf – nur ohne Lau-

Ruhe im Karton, alles andere ist nur weiteres Her-

fen. Man hört das Herz bis in den Kopf schlagen, und

auszögern“, sagt sie sich. Danach muss sie erst ein-

wenn das länger andauert, ist man hinterher total

mal allein sein, sich mit den Stimmungsextremen

kaputt, weil der Organismus auf Hochtouren gelaufen

auseinandersetzen. „Da ist man fertig vor Angst

ist“, beschreibt sie das beängstigende Gefühl.

und Panik, andererseits denkt man, das ist viel-

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leicht die Chance, gesund zu werden. Dann kann

kennt sie ja nur zu gut. „Aber dann wusste ich,

ich vielleicht mal Sport machen oder tanzen gehen,

das ist jetzt das neue Herz und habe mit ihm ge-

so richtig abzappeln.“

sprochen. Herzlich willkommen, du gehörst jetzt zu mir, wir sind jetzt eins.“

Bevor sie gelistet wird, folgt ein kompletter Gesundheitscheck: HIV, Hepatitis, Krebs, Entzündun-

Noch einen Monat bleibt sie im Krankenhaus und

gen aller Art und vieles mehr. Nur wer grundsätzlich

muss künstlich beatmet werden. Sie kann nur im Sit-

gesund ist, kommt auf die Transplantationsliste.

zen atmen, kaum schlafen und sprechen. „Das war

Nach dem Untersuchungsmarathon wird sie nach

eine schwere Zeit, und immer mal wieder kamen mir

Hause entlassen, sie soll sich erstmal wieder „nor-

Zweifel“, erinnert sich Henrike Platz. Nur sehr lang-

mal“ einrichten. Es ist nicht

sam erholt sie sich und kann schließlich zur Reha.

absehbar, wie lange das

„Selbst die einfachste Stuhlgymnastik, die man als

Warten auf ein geeignetes

Gesunder so gern belächelt, war für mich total an-

Organ dauern wird. „Ich

strengend, ich hatte einfach keine Muskeln mehr.“

wusste ja, dass man teilweise vergebens auf ein Herz

Ein halbes Jahr später kann sie wieder arbeiten. Zu-

wartet.“

nächst nur wenige Stunden am Tag, doch die Wiedereingliederung gelingt, bis sie wieder in Vollzeit tätig

Henrike Platz beginnt wie-

ist. Auch deshalb, weil Arbeitgeber und Kollegen ver-

der zu arbeiten. Weil sie die

ständnisvoll und hilfsbereit mitziehen. Die nach einer

drei Treppen zur ihrer Woh-

Transplantation üblichen Einschränkungen kann sie

nung kaum noch bewältigen

verkraften: keine keimbelasteten Lebensmittel, we-

kann, zieht sie in ein Haus

nig Kontakt zu Menschen, um sich nicht mit irgendet-

mit Aufzug. Als sie gerade

was anzustecken, denn das Immunsystem muss zum

mit Freunden auf die neue

Schutz des neuen Organs gedrosselt werden.

Wohnung

anstoßen

will,

kommt ein Anruf aus Müns-

Von wem das Herz stammt, weiß Henrike Platz

ter. „Sind Sie gesund?“, ist

nicht, nur dass es eine Frau war. „Dabei würde ich

die erste Frage des Arztes.

den Angehörigen so gern mitteilen, dass es mir gut

„Dann rufen Sie jetzt den

geht und dass ich in Dankbarkeit an die Verstorbene

Notarzt für eine Personen-

denke.“ Die Tatsache, mit einem fremden Organ zu

fahrt zur Transplantation.

leben, stört sie nicht. Auch den Gedanken, für sie

Wir haben Ihr Herz.“

sei ein anderer Mensch gestorben, lässt sie nicht gelten. „Nein, das ist er nicht. Er ist leider gestor-

„Natürlich hatte ich Angst,

ben, aber das ist nicht meine Schuld.“

bei der OP zu sterben,“ erinnert sie sich, „aber man

Heute, zweieinhalb Jahre nach der Transplantation,

kann auch vom Auto über-

genießt Henrike Platz ihr Leben wie nie zuvor: „Es

Ω Unverzichtbar nach einer Transplantation:

fahren werden oder bei einem Wohnungsbrand um-

ist, als hätte man bei mir einen Trabbimotor durch

Henrike Platz stellt ihren täglichen Medikamen-

kommen.“ Für sie wäre der Wunsch an die sprich-

einen Porschemotor ersetzt.“ Jetzt kann sie sich

tenmix zusammen.

wörtliche gute Fee immer gewesen, gesund zu sein.

die Träume erfüllen, die ihr in schweren Zeiten das

„Wie ein Traum, der eigentlich gar nicht realisier-

Durchhalten möglich machten. „Ich unternehme

bar ist, dass ich ein gesundes Organ bekomme und

viel mit Freunden, erkunde die Sehenswürdigkeiten

dann gesund bin.“

in der Umgebung und sogar eine Reise nach Prag konnte ich schon machen.“

»Herzlich willkommen, du gehörst jetzt zu mir.«

Die bekannt gewordenen Skandale regen sie genau-

Am nächsten Tag bekommt Henrike Platz ihr neu-

so auf wie der Umgang der Medien damit. „Schwarze

es Herz. Es ist der erste Mai, genau sechs Monate

Schafe gibt es überall, und wo ein Mangel ist, lassen

hat ihre Wartezeit gedauert. Die Transplantation

sich immer Leute bestechen, auch bei den Ärzten.“

verläuft erfolgreich, doch anschließende Kompli-

Deshalb befürwortet sie die neue „Entscheidungslö-

kationen machen eine Not-OP erforderlich. Erst

sung“, wegen der alle Versicherten jetzt von ihren

nach über einer Woche wacht sie aus dem Koma

Krankenkassen angeschrieben werden. „Für mich ist

auf. „Ich war total verwirrt, konnte nicht sprechen

das der größte Akt der Nächstenliebe, seine Organe

und wegen meiner Kurzsichtigkeit kaum etwas se-

weiterzugeben und andere Leben zu retten oder we-

hen. Meine vom Cortison aufgedunsenen Hände

nigstens zu erleichtern.“ (biru)

habe ich gar nicht erkannt.“ Es dauert eine Weile,

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bis sie versteht, was vorgegangen ist. Ihr schnell

INFO

schlagendes Herz macht ihr Angst, denn Herzrasen

Deutsche Stiftung Organspende: www.dso.de


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Es ist schön zu wissen, dass alle meine Kunden aufgeschlossene und großzügige Menschen sind.

Das gibt Hoffnung. KELLY, 52 JAHRE.

Internationale Woche der Straßenzeitungsverkäufer 4. – 10. Februar 2013 Nehmen Sie an unserem internationalen Veranstaltungs- und Aktivitätenprogramm teil, feiern Sie mit uns die Eigeninitiative der Straßenverkäufer und stellen Sie die Wahrnehmung von Armut und Obdachlosigkeit infrage. Mehr als 14.000 Verkäufer in 40 Ländern verkaufen die über 100 verschiedenen Straßenzeitungen und -magazine. Sie sind Menschen, die inspirieren.

inspstreetpapers

@_INSP

street-papers.org

inspiringpeople

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DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter

NEWS | von Sebastian Sellhorst · Fabian Grass

WAZ soll das?

Diskriminierung: Sinti und Roma

WAZ schließt WR-Redaktionen

Gemeinsam gegen Armut

Statt eines Kommentars dokumentieren

Der Politikwissenschaftler Markus

Die

die

Erst 2011 hat das Bundesverfas-

wir (leicht gekürzt) eine Erklärung der Kol-

End von der TU Berlin untersucht

Schließung der Lokalredaktionen der

sungsgericht die Berechnung der

legInnen der WAZ und NRZ, gerichtet an

in einem von RomnoKher in Auftrag

Westfälischen Rundschau angekün-

Hartz IV-Regelsätze als zu intrans-

die WAZ-Geschäftsführung, unterschrieben

gegebenen Gutachten, wie stark

digt. Damit droht das Aus für 120

parent getadelt. Die schwarz-gelbe

von 216 MitarbeiterInnen:

die Ressentiments und negativen,

Festangestelle und ca. 150 freie Re-

Bundesregierung und die SPD ei-

Sehr geehrte Herren,

stereotypen Vorurteile in der deut-

dakteure und Redaktionsmitarbeiter,

nigten sich auf eine Regelsatzer-

auch wir haben ein paar Tage gebraucht, um

schen Gesellschaft sind – nicht nur

die bisher für die 24 Lokalausgaben

höhung von erst fünf Euro, im letz-

unsere Fassungslosigkeit, unsere Trauer, si-

gegenüber den in den vergangenen

der WR gearbeitet haben. Die Zeitun-

ten Jahr noch einmal auf drei Euro.

cher auch unsere Angst, aber vor allem auch

Jahren aus Osteuropa eingewander-

gen sollen ohne eigene Lokalredakti-

Nun fordert das im Dezember 2012

unsere Wut in Worte zu kleiden. Ihre Ent-

ten, sondern auch gegenüber den

onen weiter erscheinen. Der Mantel

gegründete „Bündnis für ein men-

scheidung, die traditionsreiche „Westfälische

seit Jahrhunderten als nationale

soll von der WAZ-Mediengruppe in

schenwürdiges

Rundschau“ de facto aufzugeben und 120

Minderheit hier lebenden deutschen

Essen erstellt werden, lokale In-

das sich auf die Unterstützung von

Menschen (sic!) in eine mehr als ungewisse

Sinti und Roma. Mehr als ein Viertel

halte werden von anderen Verlagen

Gewerkschaften sowie Wohlfahrts-,

Zukunft zu entlassen, zeugt in ihrer Art und

der befragten Deutschen unterstütz-

eingekauft oder von anderen Zeitun-

Sozial-, Bauern- und Umweltver-

Weise von einer Kälte, die uns frösteln lässt.

te laut der Studie die Aussage „Sinti

gen der WAZ-Gruppe beigesteuert.

bänden stützen kann, eine neue

Wir könnten jetzt demokratietheoretisch

und Roma sollten aus den Innenstäd-

Der Lokalteil für Dortmund, Lünen

gesellschaftliche Diskussion über

argumentieren, den Verlust der für unsere

ten verbannt werden“. In vielen Be-

und Schwerte soll mit Inhalten der

eine menschenwürdige und gerechte

offene Gesellschaft so wichtigen Presse-

reichen käme es zu Diskriminierung:

„Ruhr Nachrichten“ gefüllt werden.

Grundsicherung. „Weil jeder Mensch

vielfalt beklagen. Wir könnten jetzt be-

bei der Wohnungssuche, am Arbeits-

Am Samstag nach Bekanntwerden

das Recht auf ein anständiges Leben

triebswirtschaftlich argumentieren und die

platz und in Behörden. In den Me-

der Schließungen versammelten sich

hat; das ist ein Menschenrecht, das

Frage aufwerfen, ob angesichts der positi-

dien wurde in den vergangenen Jah-

mehr als 1.000 Menschen in Dort-

man sich weder verdienen muss noch

ven Jahresergebnisse der WAZ-Gruppe und

ren verstärkt gegen Migranten aus

mund, um gegen die Entscheidung

verlieren kann“, begründet Werner

der gern und viel zitierten „Kriegskasse“

Rumänien und Bulgarien Stimmung

des WAZ-Konzerns zu protestieren.

Rätz vom Koordinierungskreis der At-

wirklich die Existenz des Gesamtunterneh-

gemacht, so die Studie. Auch bodo

„Es kann nicht sein, dass Zeitungen

tac die Beteiligung am Bündnis. Un-

mens bedroht ist. Wir sollten, wir wollen,

beobachtete die Berichterstattung

wie Zitronen oder Blumenkohl auf

ter anderem dringt die Vereinigung

wir müssen aber vor allem menschlich ar-

kritisch und stellte Markus End sein

dem Wochenmarkt gehandelt wer-

auf eine saubere und transparente

gumentieren. „Entschieden sozial“ will die

Pressearchiv zur wissenschaftlichen

den“, zeigte sich NRW-Arbeitsminis-

Berechnung und Anhebung der Re-

Bearbeitung zur Verfügung.

ter Guntram Schneider neben vielen

gelsätze insbesondere für Kinder und

anderen Rednern mit den betroffe-

Jugendliche sowie den Anspruch von

nen Mitarbeitern solidarisch.

Asylbewerbern auf Grundsicherung.

WAZ-Gruppe sein. Die Aufgabe der gesamten WR-Redaktion unter Beibehaltung des Titels als leere Hülle spricht diesem selbst gewählten Maßstab Hohn. Wir verkennen nicht die Probleme der Zeitungsverlage. Wir verkennen nicht die teils dramatischen Auflagen- und Anzeigenverluste. Im Gegenteil: Die Redaktionen haben schwere Einschnitte erlitten, ihren Anteil am Umstrukturierungsprozess mehr als erbracht. Aber wir erkennen nicht, dass in diesen schwierigen Zeiten das notwendige Maß an Menschlichkeit gehalten, der Begriff der Solidarität gelebt und das viel zitierte Miteinander („Wir Arbeiten Zusammen“) mit Leben gefüllt wird. Wir erkennen vor allem, dass der Wert des Menschen geringer geschätzt wird als gehofft. Unsere Solidarität gilt den betroffenen Kolleginnen und Kollegen samt ihren Familien, bei der Westfälischen Rundschau. Wir sind uns sicher: Wenn diese Kahlschlagpolitik Schule macht, wird es am Ende keine Gewinner mehr geben. Wir sind entsetzt.

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SKOTTS SEITENHIEB

WAZ-Mediengruppe

hat

Existenzminimum“,


ANZEIGE

Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Wenn ich nicht gerade diese Seite vollschreibe, spreche ich schon mal auf der Zechenbühne. Beim Geierabend wollen wir jedes Jahr den Pannekopp-Orden loswerden, 28 Kilo Stahlschrott. Wer hier zu Hause ist, erkennt gleich, hier schleicht man sich nicht kumpelhaft an prominente Preisträger ran. Pannekopp, das ist Tacheles reden, Ruhrpott eben. Jedes Jahr suche ich für die Publikumsabstimmung zwei Typen oder Firmen raus, die so viel Bockmist gebaut haben, dass man ihnen den Orden gerne hinterher schmeißt. Jetzt gibt es sogar einen Bewerber, der zu spät kommt. Der WAZ-Konzern, der macht irgendwas mit Medien, haut die gute, traditionsreiche und kritische Westfälische Rundschau kaputt. Wo demnächst WR draufsteht, steckt irgendwas Zusammengeklaubtes drin, im Lokalteil sind es die Ruhrnachrichten. Es fügt sich eine Dreierkette von Dingen zusammen, die niemand haben will: Clausthaler – Bier ohne Alkohol, Schalke – Fußball ohne Meisterschaft und WR – Zeitung ohne Redakteure. Da verblassen die beiden ordentlichen Kandidaten. Sascha Hellen ist der eine, der Bochumer Veranstalter jenes merkwürdigen „Steiger Awards“. Nominiert ist er für die Förderung der demokratischen Kultur im Revier. Er hat im letzten Jahr dem türkischen Premier Erdogan einen Preis zugesprochen in der Kategorie Menschenrechte. Was spontan 30 000 Gegendemonstranten auf die Straße brachte. Muss man erst mal schaffen. Gegenkandidat ist Opelchef Thomas Sedran für die TurboModernisierung Bochums. Nur zwölf Minuten brauchte der Boss im Ruhrcongress, um 4000 Opelanern mitzuteilen, dass sie ihn mal können. Ein tolles Tempo. In umgerechnet 14 Tagen hätte Sedran das gesamte Ruhrgebiet gefeuert. Das wäre dann mal ein effizienter Strukturwandel. Ein Sieger zeichnet sich ab. Mitte des Monats werden wir ihn verkünden. Eigentlich gehört dem WAZ-Konzern ein Ehren-Pannekopp. Nur schreiben würde niemand drüber.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Unna

Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340

Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10

www.awo-ww.de

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NETZWELT | von Sebastian Sellhorst

KINOTIPP | von endstation.kino

endstation.kino & bodo präsentieren: Inuk In der grönländischen Hauptstadt lebt Inuk ein nicht ganz einfaches Leben. Allein gelassen von seiner Familie, gerät er langsam außer Kontrolle. Von den Behörden wird er in den Norden des Landes geschickt, auf eine kleine Insel inmitten des arktischen Eises. Hier begegnet er Ikuma, einem wortkargen Jäger. Gemeinsam begeben sie sich auf eine einsame Reise in die weiße Wildnis.

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.365do.de „Jeden Tag eine gute Tat“, heißt es bei den Pfadfindern. Dieses Motto greifen die

Jenseits des Polarkreises, zwischen Eis-

Macher hinter der Webseite www.365do.de auf und münzen es um. „Jeden Tag eine

landschaften und Gletscherpässen, tau-

gute Idee“ heißt es bei ihnen. 365 gute Ideen in Dortmund wollen sie in einem

chen beide tief in die Geschichte der Inu-

Jahr sammeln und davon täglich eine veröffentlichen. Bisher findet man auf der

it ein. In Landschaftsbildern voll rauher

Seite Veranstaltungstipps, Hinweise auf politische Initiativen oder auch einfach

Schönheit erzählt Inuk die Geschichte ei-

nur Anregungen zur Erholung in der Natur.

ner ungewöhnlichen Freundschaft, die zwei Menschen zurück ins Leben holt.

Die erste der 365 Ideen war ein Neujahrsspaziergang durch den Westfalenpark. Weiter ging es mit einem Hinweis auf die regelmäßigen Treffen der GreenpeaceOrtsgruppe oder die Empfehlung einer Unterschriftenaktion zum Schutz gefährdeter Bienenvölker. Aber auch Veranstaltungshinweise findet man bereits auf der Seite. So z.B. für die Veranstaltungsreihe „Ruhrbanität“ im Museum Ostwall, den „Mitmachsonntag“ bei der DASA oder einen Hinweis auf einen monatlich stattfindenden veganen Brunch. Es sollen Anregungen sein, die Wissen vermitteln, Kontakte knüpfen und das Miteinander in Dortmund stärken. Ins Leben gerufen hat die Webseite das Ökonetzwerk Dortmund, ein regionaler Zusammenschluss von 16 Betrieben, die ökologische Produkte und Dienstleistungen in Dortmund anbieten. „Die Idee für das Projekt kam uns, nachdem wir den Film ,Ökonomie des Glücks' gesehen hatten“, so Stefan Schlepütz, Sprecher

Regisseur Mike Magidson hat seinen Film mit Laiendarstellern – Jugendlichen aus einem Heim und Seehundjägern – gedreht. Er zeichnet ein authentisches Bild des heutigen Grönlands, das geprägt ist von einer jungen Generation der grönländischen Inuits, die zwischen allen Stühlen sitzt: In der städtischen Kultur der weißen Europäer fanden sich schon die Eltern oft nur schwer zurecht, und für die Anknüpfung an Bräuche und Werte, die sie stolz auf ihre Herkunft machen könnten, fehlen die Vorbilder.

des Ökonetzwerks und selbst Betreiber eines Naturkostladens. „Es gibt hier in

Mit Inuks Reise über das gefrorene arktische

Dortmund unheimlich viele engagierte Menschen, die aber alle in ihrem Bereich

Meer erzählt Magidson nicht nur eine univer-

tätig sind und oft gar nicht wissen, was es alles noch an tollen Aktionen und

selle Geschichte von Freundschaft und Iden-

Initiativen gibt. Diese Leute wollen wir zusammenbringen und ein bisschen besser

titätssuche, sondern führt seine Hauptfigur

vernetzten“, so Schlepütz. In den Kommentaren der

auch auf die Spuren seiner Vorfahren.

Webseite habe es bereits Feedback zu den verschiedenen Vorschlägen gegeben, freut er sich über einen erfolgrei-

Do. 14.02. bis Di. 19.02. um 19 Uhr

chen Start. Wer selbst einen guten Tipp hat, kann ihn

Film im Original mit Untertiteln

per E-Mail an info@oekonetzwerk-dortmund.de senden

Stefan Schlepütz

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und so selbst etwas zu dem Projekt beisteuern. Einzige

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

Bedingung: Die Idee muss in Dortmund und an einem Tag

Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

umsetzbar sein. (sese)

Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de


VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2013 | VERLOSUNGEN | CD-TIPPS zusammengestellt von Benedikt von Randow

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Triggerfinger Rock, Blues, Rockabilly & Co von der Band, die mit ihrer Akustik-Version von „I Follow Rivers“ einen Riesen-Hit landete. Am Sonntag, den 24. Februar um 20 Uhr im FZW Dortmund bodo verlost 3 x 2 Karten

Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen und Bücher zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.02.2013 09.02. | Nachtflohmarkt | Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 16.02. | La Chiva Gantiva | Bahnhof Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten 23.02. | Robert Cray | Zeche, Bochum | 2 x 2 Karten 24.02. | Triggerfinger | FZW, Dortmund | 3 x 2 Karten 14. – 19.02 | Inuk | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten Rechter Terror in Deutschland | Olaf Sundermeyer | 1 Exemplar Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

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22 VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2013

FR 01 | 02 – Di 12 | 02 | 13 Comedy-Karneval | Geierabend 2013 Zombies auf Zeche! So ein skurriles Szenario können nur die Anarcho-Karnevalisten vom alternativen Ruhrpott-Karneval Geierabend entwerfen.

01 – 12 | 02 | 13 Geierabend 2013

01 | 02 | 13 Mario und der Zauberer

Unter dem Motto „Ein Zombie hing am Förderseil“ versetzen die Geier die Zeche Zollern in Ausnahmezustand. Das brandneue Drei-Stunden-Programm verspricht ein

Musik | Heiner Kleinjohann Quartet feat. Maria de Fatima

humorgeladenes Spektakel aus Comedy, Kabarett, Mu-

Ursprünglich bereits 1999 als Trio gegründet, widmete

und die Begegnung endet unerwartet gewalttätig.

sik und kohlenschwarzem Ruhrpott-Humor. „Ein ech-

sich die Band um den Selmer Pianisten Heiner Klein-

Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

ter Ruhri, der ist ja nicht kaputt zu kriegen. Wenn's

johann zunächst Jazzstandards der Bebop- und Hard-

sein muss, klettert der auch noch als Zombie aus dem

bop-Ära. Stilistisch blieb man sich treu, jedoch stehen

Schacht.“ Freuen dürfen sich die Zuschauer auf lieb ge-

heute nur noch eigene Kompositionen des Bandleaders

Mario und der Zauberer erzählt vom machtgierigen

wonnene Bühnen-Bekannte: die Kellnerinnen Lilli und

auf dem Programm, die besonders die eindrucksvolle

„Krüppel“ Cipolla, der das Publikum durch Scharfzüngig-

Lotti lassen ebenso Dampf ab wie die AWO-Oppas oder

portugiesische Jazz-Stimme von Maria de Fatima zur

keit, verblüffende Hypnosefähigkeiten und eine seltsam

die Vorstadt-Philosophen Siegfried & Roy. Nicht fehlen

Geltung kommen lassen.

faszinierende Aura in seinen Bann schlägt, bis das ge-

dürfen „Die Zwei vonne Südtribüne“, die Nordstadt-FDP

domicil, Dortmund, 21 Uhr

fährliche Spiel ein bitteres Ende findet. Die Inszenierung

Theater | Mario und der Zauberer

verwendet verschiedene Stilmittel wie Schauspiel, Bil-

in Gestalt des Politiker-Pärchens Udo & Moni oder Joachim Schlendersack. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen

verschieben. Im letzten Drittel kippt der Stück plötzlich,

Mischmasch | Segeln – Ich? Ja, auch Du!

der-, Masken- und vor allem Figurentheater mit speziell

mit dem beliebten Schnöttentroper Männerchor. Neu im

Viele Menschen erleben Abenteuer nur noch aus 2. Hand

angefertigten Puppen. „Spannung bis zur letzten Sekun-

Team ist „der Hauer“, zum Leben erweckt durch den Her-

– im TV, an der Wii oder im Kino. Dabei sind es gera-

de, eindrucksvoll und atemberaubend inszeniert. Zwei

tener Kabarettisten Benedikt Hahn.

de die wirklichen Erlebnisse, die sich einbrennen und

Magier, die ihr Publikum begeistern.“ (Hanauer Anzeiger)

Zeche Zollern II/IV, Dortmund, jeweils 19.30 Uhr

noch Jahre im Kopf bleiben. Segeln gehört dazu. Wie

Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

man auch als ausgewiesene Landratte in einen solchen

FR 01 | 02 | 13 Musik | Tocotronic, Chuckamuck, Tusq

Genuss kommen kann, zu akzeptablen Preisen und so sicher, dass auch Kinder und Enkel mitfahren können – das zeigt dieser Bericht über das Segeln auf Plattbo-

SA 02 | 02 | 13 Theater | Spiel der Träume

Vor sieben Jahren lautete ein Slogan von Tocotronic

denschiffen. Und dann schmeckt man beim „Weißt Du

Sechs Personen haben die Chance, sich ihre größten

„Aber hier leben, nein danke“. Doch mit der Verneinung

noch“ auch gleich wieder das Salzwasser auf den Lippen.

Träume erfüllen zu können. Geld, Liebe, Ruhm, eine

soll nun Schluss sein, stattdessen beantworten die Ham-

Geschichten von Bord mit Käpten K. H. Czierpka.

Weltreise – alles zum Greifen nah. Sie müssen lediglich

burger mit ihrem neuen Studioalbum endlich die Frage:

Eventschiff Herr Walter, Dortmund, 19.30 Uhr

an einer Spielshow teilnehmen, in der ein unsichtbarer Spielleiter ihnen Aufgaben stellt. Das hört sich einfach

„Wie wollen wir es denn?" Deshalb haben sie nicht nur einen Song, sondern gleich das ganze neue Album „Wie

Theater | Zoo Story

ein, doch was die Mitspieler nicht wissen: Im Raum ne-

wir leben wollen“ genannt. Selbstverständlich wollen

„Zoo Story“ ist das erste Stück von Edward Albee, das

benan müssen sie sich den Qualen ihrer schlimmsten

sie ihre neu gewonnenen Weisheiten dem Dortmunder

1959 am Schiller Theater in Berlin uraufgeführt wurde und

Albträume stellen. Der Eintritt zum Theaterstück ist frei.

Publikum nicht vorenthalten und statten daher der VI-

erst danach am Broadway herauskam. Auf einer Parkbank

MZ der Ruhr-Uni, Bochum, 19.30 Uhr (auch 03.02.)

SIONS-Party im FZW eine Besuch ab. Unterstützt werden

treffen Peter und Jerry aufeinander. Peter gehört der

die Hamburger an diesem Abend von Tusq und Chucka-

Mittelklasse an und führt ein geordnetes Leben. Jerry

muck. Doch natürlich ist im Anschluss an die drei Kon-

dagegen schlägt sich durch und kommt mit dem Leben

zerte noch lange nicht Schluss. Stattdessen wird, wie

eigentlich gar nicht klar. Zwischen beiden entwickelt sich

gewohnt, auf drei Floors weiter gefeiert.

ein Gespräch, das zunächst wie ein harmloses Spiel da-

Sie gehören zu den berühmtesten Filmen der Kinoge-

FZW, Dortmund, 20 Uhr

herkommt, in dem sich die Gewichtungen immer wieder

schichte: Hitchcocks Psycho, der Horrorfilm Das Schwei-

SO 03 | 02 | 13 Theater | Kannibale und Liebe

CD-TIPP

TOSCA | Odeon (!K7 Records / Alive) „In Wien gibt es ein sehr spezielles Grundgefühl. Heute z.B. ist ein sehr nebliger Tag, was typisch ist für diese Stadt. Es ist oft sehr grau. Aber es steckt auch etwas Aufregendes und Inspirierendes, manchmal sehr Farbenfrohes in dieser Stadt. Dieser Kontrast hat einen sehr großen Einfluss auf unsere Musik – eine Mischung aus Downtempo-Vibes, gepaart mit etwas sehr Positivem.“ Richard Dorfmeister (übrigens auch die eine Hälfte von Kruder & Dorfmeister) und Rupert Huber zelebrieren seit nun schon fast 20 Jahren ihre Musik, die einfach keine Patina ansetzen will. So etwas nennt man dann wohl zeitlos. Ihr neuestes Werk präsentiert wieder sphärische, elektronische Stimmungsbilder voller (Wiener) Melancholie. Man könnte den blubbernden und fließenden Sound von Tosca auch Unterwasser-Musik nennen. Auf jeden Fall hat er eine angenehm beruhigende Wirkung, nebenbei beim Arbeiten oder um den eigenen Gefühls- und Gedankenapparat per Kopfhörer einfach fließen zu lassen. Was unterscheidet „Odeon“ nun von den anderen Platten? Zum Glück nicht so wirklich viel. Außer vielleicht, dass diesmal alles ein wenig düsterer, dunkler, bluesiger, noch tiefer rüberkommt; ohne einen allerdings ‘runterzuziehen. Tosca ist und bleibt einfach Tosca und hört

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sich auch wie Tosca an. Wer einmal angefixt ist, der wird es immer wieder lieben. (BvR)


01 | 02 | 13 Segeln – Ich? Ja, auch Du!

01 | 02 | 13 Tocotronic

07 | 02 | 13 Die WeiberLachNacht

gen der Lämmer und der frühe Splatterfilm The Texas

on the Blech“ wie die ihrer Vorbilder bei Karriereende.

auflage geben! Und so entern erneut drei rassige Co-

Chainsaw Massacre. Doch wer kennt heute noch die wah-

Alles geht schneller bei Trailerpark. Das ist die neue Gene-

medy-Schnitten die Bühne und übernehmen die Macht.

re Begebenheit, auf der diese Filme beruhen? Als Poli-

ration. Abstieg und Aufstieg. Hochkommen und Runter-

Waltraud Ehlers: Kein Thema ist der singenden Reini-

zisten ein Farmhaus in Plainfield, Wisconsin, überprüfen,

kommen. Ab durch die „Wall of Meth“. Die Jungs, das sind

gungsfachkraft dreckig genug, um es nicht scharfzüngig

finden sie einen ausgeweideten und geköpften Körper

Basti, der zwielichtige Rüpel der Truppe. Timi Hendrix,

blank zu wienern. Bei ihr kommt „politisch“ nicht von

sowie Teile von mindestens 15 verschiedenen anderen

das suchtkranke Genie mit der Brille. Alligatoah, der sen-

Politik, sondern von Politur. Vera Deckers ist gelernte

Leichen – darunter eine Sammlung Nasen, Masken aus

sible Musiker. Sudden, der schmierige Playboy. Die Dro-

Psychologin, doch ihre eigenen Probleme bekommt sie

Gesichtshaut, Fressnäpfe aus Totenschädeln und in der

gen, der Exzess, die halbschönen Groupies – Rock‘n‘Roll,

nicht in den Griff. Weder ihre Mutter, geschweige denn

Pfanne auf dem Herd ein menschliches Herz. Das Farm-

wie er echter nicht sein kann. Die Musik kann sich für kei-

ihr Beziehungsgollum. Da muss der Therapeut ran. Car-

haus gehört Edward T. Gein, zu diesem Zeitpunkt fünfzig

nen Style so richtig entscheiden – wie viele Jugendliche

mela de Feo alias La Signora, die Schwarze Witwe der

Jahre alt. Jörg Buttgereits „Kannibale und Liebe“ un-

heutzutage auch. Muss sie auch nicht. Über dröhnende

Volksbelustigung, das Ruhrpott-Vollblutweib mit itali-

tersucht Geins bemerkenswerten „Nachruhm“ im Kino

Rummeldubstepbässe, verzerrte Gitarren und klassische

enischen Wurzeln und dem erotischsten Haarnetz weit

und in der Rockmusik und erzählt die Geschichte des

Rap Beats erstreckt sich die instrumentale Trümmerland-

und breit. Als „Germanys next Top-Diktatorin“ schwingt

Anti-Helden Ed Gein mit zahlreichen Polizei-Originaldo-

schaft, in der die Bande gezielt ihren Wohnwagen abstellt.

sie an diesem Abend nicht nur ihr Akkordeon sondern

kumenten in Wort und Bild. Für Zuschauer ab 18 Jahren.

FZW, Dortmund, 20 Uhr

zugleich das Moderatorinnen-Zepter.

Schauspielhaus, Dortmund, 18.30 Uhr (auch 17.02.)

Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr Comedy | Die WeiberLachNacht Vortrag | „Do It Yourself“: Denker-Donnerstag

DI 05 | 02 | 13

Mit Standing Ovations endete die erste weibliche Nachtschnitten-Comedyshow zu Weiberfastnacht 2012.

Ein Sprichwort lautet: „Wer billig kauft, kauft zweimal!"

Vortrag | Im Garten der Götter

In diesem Moment stand fest: Es muss 2013 eine Neu-

Aber ist der Preis tatsächlich das einzige Kriterium, um

Vom kleinen Garten am Haus hinaus in den großen ANZEIGE

Garten des Mittelmeeres. Waltraud Alberti, seit fast zwei Jahrzehnten auf der griechischen Insel Alonissos ansässig, unternimmt einen sinnlichen Streifzug durch die mediterrane Pflanzenwelt und referiert über ihr Leben in der einzigartigen Natur ihrer Insel. Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 19 Uhr

MI 06 | 02 | 13 Kultur | Beratungstag in der historischen Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums Das Deutsche Kochbuchmuseum ist derzeit geschlossen und wird mit einer neuen Konzeption voraussichtlich im Herbst 2014 wiedereröffnet. Die nahezu 10.000 Titel umfassende Bibliothek bleibt vorerst am alten Standort. Gleichviel, ob die Besucher ein Rezept für Berliner zur Karnevalszeit oder ein Ostergericht suchen, ob sie für eine wissenschaftliche Arbeit recherchieren oder einfach gerne in Kochbüchern blättern, die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen von proKULTUR kümmern sich engagiert um jedes Anliegen. Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums, Dortmund, 10 Uhr

DO 07 | 02 | 13 Musik | Trailerpark

re i enf 4 t s 4 ko fo s 5 4 4 0 0 e n I . Alle 0800 w21.d e er unt www.d r ode

Trailerpark fängt da an, wo die Back Street Boys einst aufgehört haben: am Ende. In einem heruntergekommen Backstageraum mit billigem Alk und schlechten Drogen sitzen vier Jungs. Schon jetzt ist die Leber der „New Kids

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24 VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2013

gutes Werkzeug von schlechtem zu unterscheiden? Dr. Matthias Honnacker ist bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin im Bereich Produktsicherheit tätig. Er erläutert, worauf man beim Kauf von Heimwerkerbedarf achten sollte. Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung „Do It Your-

10 | 02 | 13 Bohren und der Club of Gore

11 | 02 | 13 RatzFatz

im Brennglas Emotionen, Widersprüche und den Wahnsinn

„Gelato fantastica magico!“ mit Clowns, Zauberern,

des Krieges miterlebbar macht.“ (WDR Scala)

Tänzerinnen, Jongleuren, Einradfahrern und anderen

Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr

Bewegungskünstlern. Nach dem Showprogramm soll

self“ statt. Der Eintritt zum Vortrag ist frei. DASA, Dortmund, 18 Uhr

SA 09 | 02 | 13 BODO VERLOSUNG | Nachtflohmarkt im Depot Abertausende von Raritäten, Seltsamkeiten und wieder verwertbare Schätze warten beim Nachtflohmarkt im Depot auf neue Besitzer. Bei einem

aber dann das Publikum in Bewegung kommen. Dazu bieten die jungen Artisten der Goethe-Schule und ihre

SO 10 | 02 | 13

Trainer lustige Mitmachaktionen und Workshops. Zum

Musik | Bohren und der Club of Gore

Abschluss wird‘s dann wieder farbenfroh und brenzlig

erfrischenden Getränk und guter Musik

Bohren bauen Töne ab. Wo andere das Ende der Musik

bei der beliebten Feuershow.

lässt es sich entspannt durch die Stän-

vermuten, spielen sie weiter, immer an der Grenze zum

Bahnhof Langendreer, Bochum, 15 Uhr

de schlendern und Kuriositäten aus

Stillstand entlang. Immer vor der Wand, aus der sie Ton

den finsteren Abgründen der Keller ih-

für Ton herausbrechen. Der Rhythmus liegt gevierteilt

rer ursprünglichen Besitzer bestaunen.

am Boden, wie kleine Steinbrocken fallen Harmonien aus

Für den kulturellen Genuss ist ebenfalls

dem Fender Rhodes, das Zeitgefühl gibt auf. „Ereignis-

DO 14 | 02 | 13 Theater | Der letzte der feurigen Liebhaber

gesorgt. Das DJ Team Funktronix ver-

arm“ nennen sie ihre Musik. Das habe aber, auch wenn es

Eine spritzig-bissige Komödie über die Angst vor dem

bindet Neues mit Altem und noch Älterem aus Soul, Funk

dunkel klinge, nichts mit der Düster-Szene zu tun oder

Verlust von Männlichkeit, gleichzeitig auch das sati-

und Reggae. Hello Piedpiper erzählt mit ruhiger, warmer

mit einer Tristesse, die man immer gern im Ruhrgebiet

rische Psychogramm eines in die Jahre gekommenen

Stimme seine Geschichten über Freiheit, Protest und

vermutet, sondern einfach nur mit Reduktion. Warum

Vorstadt-Machos, der auf seine alten Tage noch einmal

Aufbruch, von den guten Tagen und denen dazwischen.

einen zweiten Ton spielen, wenn der erste noch nicht

auf die Suche geht nach den Frühlingsgefühlen seiner

Und ganz nebenbei darf das Publikum noch die Ausstel-

ausgekostet ist. Und dann, je ereignisärmer es wird, er-

Jugend. Nach dem Motto: Aller guten Dinge sind drei

lung „Stück für Stück“ von Denis Sedat Klatt genießen.

eignet sich etwas: Musik. Ton für Ton. Adagio Adagio.

stürzt er sich mutig in sein letztes Liebesabenteuer

Depot, Dortmund, 20 Uhr

Immer tiefer hinein ins Dunkle der Töne. Die nie nur da

und als er auch damit scheitert, kommt ihm eine bei-

bodo verlost 3 x 2 Karten.

sind, sondern hergestellt werden wie aus dem Nichts.

nahe geniale Idee.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Seit Heidegger denken alle, das Nichts nichtet. Bohren

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr

bohrt. Bohren spielen Bildersprache. Keine Lichteffekte, Theater | Embedded – Ein Jahr Afghanistan

keine Videoshows, sie spielen im Dunklen wie Untertage,

Musik | Cantastrophe

Als Frontberichterstatter begleitet ein Journalist das

sie arbeiten in unserem Kopf. Definitives Antikarneval-

Eine kunterbunte Reise durch die Irrungen und Wirrun-

Leben von US-Soldaten in den Berglandschaften Afgha-

programm in der Reihe „urban urtyp“.

gen des Herzenslebens bringt Cantastrophe, passend

nistans. Was zehrt mehr: die Feuergefechte selbst oder

Christuskirche, Bochum, 19 Uhr

zum Valentinstag, auf die Bühne. Der stimmgewaltige und stimmungsfrohe Dortmunder Chor lässt mit Rhyth-

die quälende Zeit des Wartens? „Zwanzig Zuschauer, mehr passen nicht rein, werden durch verwinkelte Gänge in die Unterbühne geleitet. Der Raum ist eng, schwarz und bunkerähnlich. Die Vorstellung startet im kompletten Dunkel

MO 11 | 02 | 13 Kinderkarneval | RatzFatz

men und Gesang aus Musicals, Gospeln und Schlagern „Herzen blinken“ und Gefühle schmelzen. Ein Abend voller „valentinischer Emotionen“. Cantastrophe würde

mit Hörtext vom Band. Ein amerikanischer Kriegsveteran

Das Zirkustheater RatzFatz der Goethe-Schule Bo-

sich über zahlreich mitgebrachte Deko-Herzen im Pub-

erzählt, wie die Wildnis Gelüste, Begierden und Dämonen

chum und des Varieté et cetera beginnt den Rosen-

likum freuen.

weckt. Embedded ist ein hochintensiver Abend, der wie

montag mit der Präsentation des neuen Programms

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 20 Uhr

CD-TIPP

HOT COINS | The Damage Is Done (Sonar Kollektiv / Alive) Was ist denn hier los? Sind das Les Rita Mitsouko oder Visage? Singt da Anne Clark? Voll 80er hier. Obwohl, jetzt wird‘s auf einmal funky und nun kommt auch noch World-Beat-Getrommel dazu. Und dann dieser tiefe Bass... Ach herrje, jetzt wird der Song auch noch konsequent ausgefadet – also doch wieder voll 80er! Das waren jetzt mal meine Eindrücke beim Hören des ersten Songs dieser außergewöhnlichen Scheibe, die da heißt: „The Damage Is Done“. Aber das Gegeteil ist der Fall. Der in Schottland geborene und in Berlin lebende DJ & Produzent Danny Berman alias Hot Coins zerstört nicht, sondern baut neu zusammen und nimmt sich dabei einfach alles (raus). Beim Hören dieser Platte wird man permanent an schon Dagewesenes aus den 80ern und 90ern erinnert: Talking Heads, Yello, New Order, Stereo MCs, Gorillaz, Turntable Rockers, Tricky, Massive Attack, Indeep, Human League, Soft Cell... die Liste lässt sich ewig weiterführen. Aber trotzdem wird hier nichts kopiert. Der Mann hat definitiv einen eigenen Plan, und so nutzt er eben einfach alles, was ihm so musikalisch durch den Kopf schwirrt, um seine Vision von Musik im Hier und Jetzt umszusetzen. Das Ergebnis ist speziell, abwechslungsreich, groovt meistens (vor allem durch die deepen Bass-Lines) und macht einfach Spaß. (BvR)

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15 | 02 | 13 Girlsnightout

18 | 02 | 13 Vinyl-Café

Kleinkunst | Hennes Bender

FR 15 | 02 | 13

19 | 02 | 13 Tom Lüneburger

und DJ, aus seinem Leben als Bespaßer erzählen. Seit

Den „Hamlet“ gespielt, Musik gemacht, Comedy-Prei-

etlichen Jahren steht er hinter den Plattentellern, al-

se bekommen und mit „Komma Lecker Bei Mich Bei“

lein oder als Teamplayer beim Family Affair DJ-Team

Drei junge Frauen reden. Über das, was in der Zukunft

sogar einen kleinen Bestseller verfasst. Doch dann

so wie dem Timmi Twister DJ-Set. Die Premiere des

vielleicht sein wird. Über Männer. Über den Sommer.

kam er sich irgendwie doch zu jung vor, um den alters-

Vinyl Cafés im Januar u.a. mit den Gästen Tom The-

Über neulich, im Schwimmbad. Über die kleinen Dinge

milden Jubilar zu geben. Stattdessen besinnt er sich

len (Kulturjournalist & leidenschaftlicher Esser) und

des Lebens, die wilden Sachen im Kopf und die Gefüh-

in seinem Programm „Erregt!“ auf seine Ursprünge,

Andre Noll (begeisterter Profi-Musikhörer & DJ und

le im Bauch. Über Klamotten, Schuhe, den persönli-

nämlich das, was ihn damals angetrieben hat, auf die

nebenbei noch unser Layouter) war schon eine feine

chen Stil. Sie haben Träume und Wünsche, manchmal

Bühne zu gehen: Die schiere Wut über die Dummheit

Sache. Der Eintritt zu dieser kuschelig-geschmeidigen

auch Hoffnungen. Sie suchen Zärtlichkeit und Bestä-

und die Ungerechtigkeit der Welt.

Veranstaltung ist übrigens frei.

tigung. Sie wollen sich amüsieren. Am besten noch

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 17.02.)

Endstation Kino Café, Bochum, 20 Uhr

SO 17 | 02 | 13

DI 19 | 02 | 13

Theater | Girlsnightout

heute Abend. Ganz normale junge Frauen eben in einer girlsnightout. Foyer im Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr

Lesung | Deutscher Gangsta-Rap

(auch 24.02., 19 Uhr)

SA 16 | 02 | 13 BODO VERLOSUNG | La Chiva Gantiva

Musik | Tom Lüneburger

Teenie-Stars, Skandalrapper oder Integrationsbot-

Nachdem Tom Lüneburger mit der ersten Single „We are

schafter – wieso genießt Gangsta-Rap auf dem so

one“ (Duett mit Stefanie Kloß, der Sängerin von Silber-

umkämpften Terrain der Popkultur überhaupt so eine

mond) für gesteigerte Aufmerksamkeit sorgte, folgt nun

große Popularität? Aus kultursoziologischer Perspek-

die zweite Single „Tonight“, einer der beliebtesten Songs

Die Musik der siebenköpfigen Brüsseler Band La Chiva

tive zeigt der Text, wie Images des Gangsta-Raps im

bei seinen Konzerten. „,Tonight‘ ist ein Song, der mich

Gantiva ist die gebündelte Energie eines Kulturmixes.

Spannungsfeld von Klasse, Ethnizität und Geschlecht

schon lange begleitet und immer wichtig war. Er vereint

straßen-

als popkulturell vermittelte Momente sowohl der Af-

so viele widersprüchliche Emotionen wie Zuversicht,

affine Klänge und ein hei-

firmation als auch des Empowerment interpretiert

Zweifel, Hoffnung und die starke Sehnsucht nach einem

terer,

werden können. Eine Lesung mit Martin Seeliger.

Moment grenzenloser Vollkommenheit und Freiheit. Auch

Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

im Moment des größten Zweifels gibt es immer einen Weg

Handgemachte,

lebensbejahender

Sound, der direkt in die

zum Licht“, sagt der Künstler. Mit seinem Freund Stoffel

Hüfte fährt. Rustikale traditionelle Perkussion paart

Kabarett | Hans Gerzlich

am Piano ist er nun nach der großen Silbermond-Tour end-

sich hier mit derbem Rockschlagzeug, E-Bass, Saxo-

Hans Gerzlich ist gelernter Groß- und Außenhandelskauf-

lich auch auf seiner ganz eigenen Konzertreise.

fon oder Klarinette zu einem grenzüberschreitenden

mann, Diplom-Ökonom und ehemaliger Marketing-Refe-

FZW, Dortmund, 20 Uhr

Soundclash. Ihre treibende, tanzbare Mixtur ist ge-

rent. Nach 15 Jahren Berufserfahrung im Büro wechselte

tränkt von diversen afrokolumbianischen Stilen – ne-

er 2000 zum Kabarett. Herr Gerzlich erledigt die ihm

ben der allseits kursierenden Cumbia auch Currulao

übertragenen Aufgaben, auf hohem Niveau zu unterhal-

Frank Goosen kauft ständig neue Bücher und liest sie auch

oder Paranda. „Eine satte Portion Afrobeat und jede

ten und gleichzeitig Erhellendes aus Politik, Wirtschaft

sehr gerne. Einige findet er so schön, dass er meint, auch

Menge rotzige Rock-Attitüde machen sich ebenfalls

und dem Büroalltag zu vermitteln, stets zur vollen Zu-

andere sollten sie lesen. Im Theater Unten spricht er seit

bemerkbar”, schreibt Jazzthing. Eine Global-Sounds-

friedenheit. Er ist wegen seiner aufrechten Haltung und

November regelmäßig über diese Bücher, liest daraus vor

Band, die sich nicht in Kategorien einpferchen lässt,

seiner stets offenen Worte gleichermaßen geschätzt und

und zeigt vielleicht sogar kleine Filme. Es wird spannend,

sondern stilsicher irgendwo zwischen Mestizo-Rock

beliebt. Herr Gerzlich ist durch sein kritisches und geis-

komisch und manchmal sicher auch merkwürdig.

und Neofolklore pendelt.

tig flexibles Mitdenken in der Lage, komplexe Sachver-

Theater Unten, Bochum, 19.30 Uhr

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

halte rasch zu erfassen und kabarettistisch zu sezieren.

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Daher sind Herrn Gerzlichs Darbietungen stets genau so

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

vergnüglich wie sachkundig und intelligent. Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr

eine Räuberbande um sich geschart und verbreitet raubend und mordend Angst und Schrecken. Franz hat der-

MI 20 | 02 | 13 Kleinkunst | Johann König Mit seinem neuen Programm „Feuer im Haus ist teuer,

Theater | Die Räuber Sie sind ungleiche Brüder. Karl hat im Kampf um Freiheit

Lesung | Goosens neue Bücher

MO 18 | 02 | 13 Live-Magazin | Vinyl Café

geh raus!“ will Johann König die humorige Glut seiner Zuhörerschaft deutschlandweit aufs Neue entfachen. Ob ihm sein glühendes Temperament dabei helfen oder

weil eine Intrige gegen seinen Bruder gesponnen, durch

Jeden dritten Montag im Monat veranstalten wir zu-

im Weg stehen wird? Krasse Reime aus dem Flammen-

die er sich des erbberechtigten Erstgeborenen entledi-

sammen mit dem Endstation Kino und dem Plattenla-

werfer, coole Comedy aus dem Bunsenbrenner, grana-

gen will und auch seines Vaters. Und dann müht er sich

den DISCover das Vinyl-Café, ein Live-Magazin mit Mu-

tenmäßiges Geknalle aus der Gag-Kanone, das ist seine

um die Gunst von Karls Verlobter. Karl sinnt auf Rache

sik. Im Februar seid ihr eingeladen, Platten und ihre

Welt – nicht. Der extrovertierte Autist aus Köln sieht

und opfert dafür seine letzten Freiheitsideale.

Geschichten zum Thema „Jahreszahlen in der Musik“

sich eher als poetischer Pyromane, der Buchstaben,

Schauspielhaus, Bochum, 19.30 Uhr

mitzubringen. Als unser Gast wird Martini, Buchautor

Worte und Gedanken so lange aneinander reibt, bis sie

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26 VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2013

Funken schlagen wie ein Strauß Wunderkerzen unter der Polyester-Decke. Dietrich-Keuning-Haus, DO, 20 Uhr (auch 21.02.)

DO 21 | 02 | 13

21 | 02 | 13 The Rival Bid

23 | 02 | 13 International Reggae Artists

SA 23 | 02 | 13

auf den jeweiligen Leadsänger zugeschnitten sind – nah

BODO VERLOSUNG | Robert Cray

terpretiert. Sie zeigen ganz besonders den Einfluss von

Musik | The Rival Bid Am 31. Januar veröffentlichte die Dortmunder Band „The Rival Bid" um den ehemaligen „The Making Of“Frontmann Maurice Margraf (Foto) nach „Backlights“ ihr zweites Album „Hail To Thee“. Musik über die

am Original, aber immer mit einer persönlichen Note in-

Tristesse des Alltags, verpackt in einem Gewand aus

2010 wurde Robert Cray in die Blues Hall Of Fame in Mem-

Bob Marley auf die Kreativität der Musiker. Die sieben

Melancholie und Energie, ein Mix zwischen modernem

phis aufgenommen, mit fünf Grammys (und insgesamt 15

Musiker aus fünf Nationen spielen bereits seit Jahren in

Indie-Pop und dem New Wave vergangener Tage –

Grammy-Nominierungen) ist er seit der

unterschiedlichen Projekten zusammen.

kurz: Bittersüßer Post-Britpop.

Veröffentlichung seines Debütalbums

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

subrosa, Dortmund, 19 Uhr

„Who´s Been Talkin“ (1978) ausgezeichnet worden – doch all diese Ehrungen

Musik | Mostly other people do the killing

Theater | Der Live-Code: Krieg und Frieden im globalen Dorf

haben den aus Columbus, Georgia,

MOPDtK, textlich eine Anspielung auf Stalin, beamen

Aktuellen Hochrechnungen zufolge wird die Menschheit

stammenden Musiker nicht dazu ver-

sich durch die Jazz-Stile von New Orleans bis Free.

im Sommer 2013 ihre gesamten gegenwärtigen Daten

führt, sich auf seinen Lorbeeren aus-

Trompeter Peter Evans zählt zu den jungen Wilden New

ins globale Netz eingespeist haben. Kurz zuvor beginnt

zuruhen. Im Gegenteil: Mit „Nothin

Yorks und ist ebenso steil auf Erfolgskurs wie Altsa-

am Schauspiel eine multibinäre Reise in den Quellcode

But Love“ legte Cray, der gerade 59 Jahre alt geworden

xofonist Jon Irabagon, u.a. Gewinner des Thelonious-

eines neuen Organismus, dessen Biotop in den Membra-

ist und längst zu den ganz Großen der zeitgenössischen

Monk-Wettbewerbs. Wer an „Sex Mob“ oder „The Bad

nen zwischen Mensch und Maschine vermutet wird. Wer

Blueswelt gehört, im vergangenen Jahr sein bereits 19.

Plus“ denkt, ist anarchisch und humoristisch schon mal

ist Kreateur, wer Kreatur? Drei letzte Menschen in der

Werk vor. Drei umjubelte Shows gab Robert Cray mit sei-

auf der richtigen Spur des „Terrorist Be-Bop Uber-Jazz

Interzone zwischen Stream und Live-Coding: Ein Video-

ner Band im Oktober in Hamburg, Köln und München. Nun

Ensemble“ (New York Times). Hier geht keiner zum La-

künstler, ein Programmierer und ein Musiker.

kommt der Blues-Gitarrero im Februar bei seiner kleinen

chen in den Keller: „We like to play all the jazz all the

Schauspielhaus, Dortmund, 20 Uhr (auch 28.02.)

Clubtour auch zu uns in den Pott. Den großen Durch-

time all at once and as fast as possible“.

bruch hatte Robert Cray 1986 mit seinem vierten Album

domicil, Dortmund, 21 Uhr

„Strong Persuader“ geschafft, das der amerikanische

FR 22 | 02 | 13

„Rolling Stone“ zu den stärksten Platten der 80er Jahre

Musik | Chilled Peppers

Theater | Volpone

zählt. „Was der Mann da an Gefühl und Groove auf die

Ben Jonson war ein Zeitgenosse Shakespeares. Doch die

Die Songs der Red Hot Chili Peppers einfach nur nach-

Matte brachte, war eine Sensation“, attestierte die „Mu-

Geschäftsidee seiner Figur Volpone wirkt wie die Per-

spielen wäre zu einfach. Dass das bei Chilled Peppers

sikbibel“ dem singenden Gitarristen und Songschmied.

fektionierung der Geschäftsgebaren heutiger Finanz-

ganz und gar nicht der Fall ist, sieht und hört man schon

Zeche, Bochum, 20 Uhr

jongleure. Denn Volpone hat ein unschlagbares Inves-

auf den ersten Blick: 3 Sängerinnen. Auf der Bühne wer-

bodo verlost 2 x 2 Karten.

titionsangebot: Auf dem Sterbebett liegend, bietet er

den sie eins und viele der gewohnten Gesangsmelodien

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

demjenigen sein Erbe an, der ihn am besten behandelt

der Red-Hot-Chili-Peppers-Songs somit zu einem Mix aus Harmonie, Funk, Power und Soul. Lissy Ishag, Amanda

– und am meisten in ihn investiert. Doch Volpone spielt Musik | International Reggae Artists

falsch und ist in Wirklichkeit kerngesund, die Wette auf

Porter und Anna Friebe geben den einzigartigen Rock-

Robert Nesta „Bob“ Marley war und ist immer noch der

den eigenen Tod also ein einziger Bluff. Das geht solan-

songs der Red Hot Chili Peppers ein völlig neues Gesicht.

uneingeschränkte König des Reggae. Bei diesem Bob

ge gut und ist einträglich, bis der Spieler Volpone sein

Mal 3-stimmig, mal ausgelassen und wild, mal gefühl-

Marley Tribute Concert werden die bekanntesten Ti-

Blatt überreizt. Auch das kein Fall von gestern, sondern

voll, mal zart. Eben nicht einfach nur covern.

tel in großer Besetzung performt. Wie es auf Jamaica

eine alte Komödie für das 21. Jahrhundert.

Pauluskirche, Dortmund, 20 Uhr

üblich ist, werden die Songs in „Versions“ gespielt, die

Schauspielhaus, Bochum, 19.30 Uhr

COMIC-TIPP

MARGAUX MOTIN | Ich wär so gern Ethnologin... (Carlsen Comics) Wieso erlaube ich es mir, als Mann über einen Comic aus der neuen „Special-For-Ladies-Edition“ zu schreiben? Zum einen, weil ich ein absoluter Comic-Freak bin, und zum anderen, weil ich selber mit einer zusammenlebe, also, ich meine, so einer Frau, diesem Wesen, was wir Y-Chromosomies einfach niemals in Gänze begreifen werden. Die Französin Margaux Motin nun ist eine Zeichnerin, Autorin, Bloggerin, Mitdreißigerin, Mutter, Tochter, Freundin, und dabei auch noch mit einem Mann zusammen. Und wie sie ihr Leben einfach so in kurzen Bildgeschichten äußerst selbstronisch und respektlos wiedergibt, ist herrlich und überaus komisch. Nicht nur für Frauen – auch wenn wir Männer nicht jeden Spaß verstehen (können). Trotzdem kriegt Mann hier einige sehr interessante „Insidertipps“. Alles ist so total echt und real, und trotzdem erscheint einem (Mann) die Protagonistin dieses Cartoon-Tagebuchs manchmal wie ein Alien. „Ich hätte so gern die Symbolik von High Heels bei den Pygmäen studiert, die Frequenz des Epilierens bei den Frauen am Amazonas beobachtet. Wahrscheinlich hätte ich sogar gelernt, ein Floß aus einem BH und Flip-Flops zu bauen und hätte mich mit Maniok-Schnaps betrunken. Mein Leben wäre eine endlose, rauschende Nacht! Aber ich bin ein fauler Schweinehund, ich muss mich übergeben, wenn ich Alkohol trinke und ich habe Angst vor Wespen. Und

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überhaupt – alles, was ich wirklich kann, ist zeichnen...“ (BvR)


23 | 02 | 13 Mostly other people do the killing

Party | Einfach Rocken!

23 | 02 | 13 Einfach Rocken!

23 | 02 | 13 Volpone

Theater | 3 Männer im Schnee

Mit „Einfach Rocken!“ feiern Ralf P. (Ex-King Kong

Der exzentrische und gutmütige Millionär Tobler will die

Adressen | Bochum (0234)

Klub) sowie Stefan Mörken und Marc Mühlenbrock von

Menschen studieren. Er beteiligt sich unter dem Namen

Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10

Empire Weekend eine lange Nacht mit tanzbarer Gi-

Schulze an einem Preisausschreiben seiner eigenen Fir-

Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62

tarrenmusik aus 50 Jahren Rock‘n‘Roll-Geschichte. Ein

ma und gewinnt den zweiten Preis: einen zehntägigen

wilder Partyritt von 60ties Rock‘n‘Roll, 70ties- und

Aufenthalt im Grandhotel zu Bruckbeuren in den Alpen.

Garage-Rock über Britpop, Wave und Hamburger Schu-

Er tritt die Reise an, um zu erleben, wie die Menschen

le bis hin zu aktuellen Strömungen gitarrenlastiger

dort auf einen armen Schlucker reagieren. Toblers be-

Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00

Indie-Sounds. Zutritt ab 21 Jahren.

sorgte Tochter Hildegard bereitet das Hotel heimlich auf

Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25

Cosmotopia@Großmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr

den Besuch des verkleideten Millionärs vor. Fälschlicher-

Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012

weise wird jedoch Dr. Fritz Hagedorn, ein arbeitsloser

Museum Bochum, Kortumstraße 147, 910 42 30

Werbefachmann, für den reichen Mann gehalten und ent-

Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36

SO 24 | 02 | 13

sprechend verwöhnt. Ein Theaterstück vom Ensemble des

BODO VERLOSUNG | Triggerfinger Was lange rockt, wird schließlich mit einem Number-One-

Filmtheaters aufgeführt in Schwarz-Weiß. Schauburg, Dortmund, 20 Uhr

Hit belohnt. So geschehen bei der belgischen Band Triggerfinger, die mit ihrer außergewöhnlichen Cover-Version von „I Follow Rivers“ das europä-

Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20 Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45 Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0 HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6

Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17 Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01 RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30 Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30 Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30

DI 26 | 02 | 13 Musik | Gee and the Plastic Strings

Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90 Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03 Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35 Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17

ische Publikum sowie Platz 1

Gee and the Plastic Strings. Ein Mensch (Raimund Git-

der Charts im Sturm erobert

sels) und seine Geige begeben sich in ein technisches

hat. Triggerfinger haben sich

Labyrinth. Mit teilweise unerhörten Spieltechniken be-

seit einigen Jahren zu echten Publikumsmagneten u.a. bei

arbeitet der Mensch sein Instrument, lässt den Geigen-

Adressen | Dortmund (0231)

Festivals wie dem Pink Pop oder Haldern Pop entwickelt

klang von elektronischen Soundeffekten verfremden und

Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00

und spielten außerdem ausverkaufte Shows in legendären

die musikalischen Mosaiksteine von einem Loop-Sampler

Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46

Clubs wie dem Amsterdamer Paradiso. Die drei Vollblut-

vervielfältigen. Bei allem elektronischen Aufwand ent-

DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79

musiker beschreiben ihre Konzerte als „verrückten Gewit-

springt der Klang doch nur einer einzelnen Violine – und

Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45

tersturm“. Die Band, die Rock, Blues, Rockabilly in ihrem

das Ergebnis ist mal meditative, mal aufwühlende Musik.

Sound vereint, kann verdammt laut und wild, aber eben

Spärliche Worte vereinzelter Songs fügen sich wie kom-

auch leise und puristisch rocken. Während ihres Besuchs in

mentierend in das popmusikalische Kaleidoskop.

einer holländischen Radioshow spielten Triggerfinger spon-

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

tan eine Version von „I Follow Rivers“ mit Kaffeetassen, Gläsern und Messern und begeisterten die Zuhörer so sehr, dass der Song einen Triumphzug einläutete. FZW, Dortmund, 20 Uhr

Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50

domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30 Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25 F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72 FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20 Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194 Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00

DO 28 | 02 | 13 Theater | Kopf oder Zahl

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Christopher, 15 Jahre alt, war einige Wochen im Jugend-

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

arrest – nicht an der Nordsee, wie er seiner neuen Klasse weismachen will. Er hat einen Jungen brutal zusammen-

Zauberei | Der Küchenkrimi

Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56

Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22 Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206 Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25 Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33 Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47 Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78 Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60

geschlagen. Doch nun will er es besser machen, besser

Subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07

Wenn ein Zauberer auf die Bühne kommt, zaubert er zau-

werden. Er will nicht mehr saufen und klauen. Er strengt

SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23

berhafte Sachen. Total normal. Was aber wäre, wenn bei

sich an, wechselt die Schule und sagt sich von seinen

Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20

einem zu Hause alles verzaubert oder zum Zaubern wäre?

ehemaligen Freunden los. Doch seine Vergangenheit be-

U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23

Genau das spielen Robinson (Zauberer) und Angelika

stimmt mehr und mehr die Gegenwart. Die Angriffe sei-

(Küchenfee) mit ihren kleinen und großen Zuschauern

ner alten Freunde und neuen Klassenkameraden versucht

auf ihrer Küchenbühne durch. Dabei geht es nicht nur

Christopher zunächst zu ignorieren, er will stark bleiben.

um Zähneputzen, Wäschewaschen, Blumengießen und

Aber da ist der Andere: Er provoziert, kommentiert, sa-

Adressen | Herne (02323)

Kuchenbacken – sondern auch um gefährliche Haustiere

botiert. Christoph und der Andere liefern sich einen zä-

Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52

und Karl, Robinsons besten Freund, der verschwunden

hen, anstrengenden Kampf: Kopf oder Zahl, die Zukunft

Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99

ist. Ein Stück zum Staunen, Lachen und Mitmachen.

steht in jedem Moment auf der Kippe. Ab 14 Jahren.

Zauberkasten, Bochum, 16 Uhr

Flottmann-Hallen, Herne, 10 Uhr

Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40 Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00 Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11

Adressen | Witten (02302) Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24 Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40

Der Druck dieser Seite wurde ermöglicht durch Spenden der Besucher des Geierabend 2012.

27


28 NEUES VON BODO | von Bastian Pütter | Foto: Andre Noll

Endlich volljährig – Das Straßenmagazin wird 18! Anfang Februar 1995 erschien sie, die „Nr. 1“

auf der Straße: „Zwei Mark, eine Mark für den

des Straßenmagazins bodo. Mehr als 200 Aus-

Verkäufer“. Zuerst wurde das Magazin allein im

gaben später reiben wir uns die Augen: Obwohl

„Brücken-Treff“, der Dortmunder Tageseinrich-

es nicht nur einmal knapp war und Jahres-

tung der Diakonie, ausgegeben, wenig später

abschlüsse weiterhin „spannend“ sind, gibt

kamen eigene Räume im Dortmunder Gast-Haus

es bodo immer noch. Und obwohl sich so viel

und am Bochumer Springerplatz dazu.

geändert hat in den letzten 18 Jahren, sind da auch erstaunliche Kontinuitäten und ein

Inzwischen haben wir schöne und ausreichend

Kern von Themen und Überzeugungen, die wir

große Räumlichkeiten in Dortmund und Bochum,

mitgenommen haben von den Anfängen bis in

aber die Kooperationen aus der Anfangszeit

unsere neuen Räume in Bochum und Dortmund.

bestehen fort oder wurden ausgeweitet. Die

Wenn wir uns hier umsehen, könnte man sogar

freien Träger der Wohnungslosenhilfe wie das

meinen, bodo sei erwachsen geworden. Aber

Gast-Haus, die Mietervereine oder die Diako-

wer ist heutzutage mit 18 schon erwachsen...

nie, die weiterhin die bodo-Ausgabe in ihren Tageseinrichtungen ermöglichen, sind wichtige

Am Anfang stand ein gutes Beispiel. „Big Issue“,

Partner und immer wieder Anlass für Berichter-

das britische Vorbild aller europäischen Straßen-

stattung, denn spannende Geschichten zu sonst

zeitungen, hatte schon aufs Festland ausge-

oft vernachlässigten Themen erreichen uns auf

strahlt. Mit Hinz&Kunzt in Hamburg, immer noch

kurzem Weg.

die wohl beste deutschsprachige Straßenzeitung und so etwas wie eine große Schwester, gab es

Das Anfangsinteresse war riesig, bei der Auf-

ein innovatives Konzept zur Bekämpfung von

taktveranstaltung an der Dortmunder Reinol-

Obdachlosigkeit, das den Mieterverein Dortmund

dikirche wurden über 1.000 Hefte verkauft,

veranlasste, auch die Gründung einer Straßenzei-

die monatliche Auflage lag zu Beginn kurz bei

tung im Ruhrgebiet anzustoßen.

unglaublichen 30.000. Auf die schauen wir immer noch neidisch, obwohl wir in den letzten Jahren

Am Ende der Gespräche mit Einrichtungen und

unser Angebot und damit auch unsere verkaufte

Trägern, unter anderem dem Diakonischen Werk,

Auflage deutlich ausbauen konnten.

stand die Gründung eines Vereins. Und schließ-

28

lich erschien bodo als monatliches Magazin für

Beim Blick in die erste bodo von 1995 fällt auf:

Bochum und Dortmund, verkauft von Menschen

Sie sieht anders aus und ist weniger umfang-


29

Endlich volljährig! Geburtsfeier bei bodo Tag der Offenen Tür, Grillen und Livemusik Samstag, 23. Februar 10 bis 14 Uhr Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund

29


30

reich, doch sind die Gemeinsamkeiten mit diesem Heft größer als die Unterschiede. Soziales, Kultur, Geschichten von hier: Schon im ersten Heft gab es soziale Reportagen, engagiert und parteiisch auf der Seite der Betroffenen, ungewöhnliche Lokalthemen und aus dem Bereich Kultur einen Geheimtipp als Titelgeschichte: den Geierabend. 18 Jahre später sind dessen Besucherzahlen nicht mehr zwei- sondern fünfstellig und die

Wenn wir eins gelernt haben im Kontakt mit

Alternativ-Karnevalisten immer noch gute

unseren Verkäuferinnen und Verkäufern, ist

Freunde und treue Unterstützer.

es, dass kein Vorurteil passt. Wir haben mit Menschen zu tun, von denen sich jeder mit

Wie das Ensemble des Geierabends oder

seinen Eigenschaften, verblüffenden Fähig-

unsere Kooperationspartner der Wohnungs-

keiten und seinem individuellen Schicksal

losenhilfe gibt es Weggefährten, die uns von

einer Bewertung nach seinem sozialen Status

Anfang an oder nach Pausen wieder beglei-

entzieht. Es gibt ihn nicht, „den Obdach-

ten: Leserinnen und Leser (auch prominente

losen“. Auch deshalb stellen wir Ihnen in

wie der Bochumer Armin Rohde), Firmen,

fast jedem Heft eine Verkäuferin oder einen

bodo 2|95 So ging alles los: bodo Nr.1.

Vereine und Privatpersonen, die uns seit Jah-

Verkäufer vor – auch das inzwischen eine

bodo 2|99 Prominente von Sabine

ren finanziell oder durch tatkräftige Mithilfe

Jahre alte Tradition.

Brandi bis Armin Rohde werben:

unterstützen und auch UnterstützerInnen

„Etwas bodo sind wir alle.“ Gerade in den letzten Jahren konnten wir

bodo 12|01 „Notausgabe“. Mitten in der

viele neue Leserinnen und Leser gewinnen

Produktion des Dezemberhefts muss

Ein Blättern in unserem Archiv und in der

und Menschen, die uns unterstützen bei

eine vollständig neue Redaktion gefun-

Erinnerung zeigt aber natürlich nicht nur

unserer Arbeit für die Menschen „am Rand“.

den werden. bodo erscheint trotzdem

Kontinuitäten. Ganz schön verschlungene

Inzwischen werden wir auch in Unna, Witten

– in neuem Look.

Wege ist er gegangen, dieser Verein. Adres-

und Herne gelesen, mehr als 100 Verkäu-

bodo 1|03 Damals noch eine Nachricht

sen, Gesichter, Angebote, Projekte und auch

ferinnen und Verkäufer verbessern ihre Le-

wert: „Leere Kassen in Dortmund“.

manche Positionen haben gewechselt in den

benssituation mit dem Straßenmagazin und

bodo 11|03 J.K. Rowling stellt den

letzten 18 Jahren, und neben guten gab es

nehmen unsere Angebote in Anspruch.

Straßenzeitungen exklusiv einen Vorab-

aus Politik und Verbänden.

auch schlechte und mitunter ausgesprochen turbulente Zeiten.

druck von „Harry Potter und der Orden Wir finden, dass all das durchaus ein Grund

des Phönix“ zur Verfügung.

zu feiern ist. Nicht für eine traditionelle

bodo 10|04 Zwei Monate vor Inkraft-

Zwischen Umzügen, Finanzkrisen, oder auch

Jubiläumsfeier, sondern eher für einen un-

treten von Hartz IV titelt bodo:

dem plötzlichen Verschwinden einer ganzen

gezwungenen 18. Geburtstag im Kreis alter

„Reform zur Armut“.

Redaktion erscheint uns die erstaunliche

und neuer Freundinnen und Freunde, ohne

bodo 2|05 Von Tana Schanzara bis Peer

Zähigkeit dieses eigentlich zerbrechlichen

Festreden und Abendgarderobe, dafür mit

Steinbrück: Eine bodo voller Gratulant-

Gebildes „bodo e.V.“ als herausstechende

Livemusik und „Wintergrillen“.

Innen zum 10. Geburtstag. bodo 5|07 Der Star-Azubi im Assess-

Eigenschaft. Und mit unserer Erfahrung in der Wohnungslosenhilfe wissen wir: Zäh zu

Am Samstag, den 23. Februar laden wir Sie

ment-Center. Auch ein Dauerbrenner.

sein ist eine überaus nützliche Stärke.

alle ein zu einem Tag der Offenen Tür in un-

bodo 2|09 Gast-Haus statt Bank –

seren Dortmunder Räumlichkeiten mit kleiner

KollegInnen auf dem Titel.

Wo wir schon von unseren Verkäuferin-

Geburtstagsfeier. Gerne zeigen wir Ihnen,

bodo 8|09 Ab jetzt gibt es wieder Fotos

nen und Verkäufern sprechen: Viele, viele

wie und wo wir arbeiten, es spielt die Band

auf dem Titel.

Menschen in Not sind über die Jahre zu

„Zirkus“, wir grillen und es gibt die eine

bodo 6|10 Das Themenheft Kiosk ist ein

uns gekommen. Manche nur für eine kurze

oder andere Aktion in unserem Buchladen.

großer Verkaufserfolg.

Beratung, eine warme Jacke oder einen

Kommen Sie vorbei! (bp)

bodo 6|11 100 Zelte Kunst. Ein Wochen-

Schlafsack. Rund tausend haben sich einen

30

ende „unbehaust“ im Dortmunder

Verkäuferausweis ausstellen lassen, für die

Endlich volljährig!

Stadtgarten.

einen ging es nach Wochen oder Monaten

Geburtsfeier bei bodo

bodo 3|12 Neustart am Schwanenwall.

weiter, andere blieben bei uns, nachdem sich

Tag der Offenen Tür, Wintergrillen, Livemusik

bodo 9|12 Wiederbegegnung mit Armin

ihr Leben wieder geordnet hatte. Einige von

Samstag 23. Februar, 10 bis 14 Uhr

Rohde und bodo-Verkäufer als Schau-

ihnen begleiten uns fast von Anfang an.

Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund

spieler: „Crashtest Nordstadt“.


31

31


32

KULTUR | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Jazzsoup Ein Film über das Jazzorchester „The Dorf“

Vor sechs Jahren hat der Saxophonist Jan Klare „The Dorf“ gegründet. In der regionalen Jazzszene verortet, verlassen die etwa dreißig Musikerinnen und Musiker während ihrer Konzerte immer wieder die eingeübten Pfade des Genres. Für „The Dorf“ eine Gattung, die gleichberechtigt neben Rock, Funk, Ambient oder Industrial steht. Regelmäßig tritt das Orchester im Dortmunder Jazzclub Domicil auf. Zwischen Probe und Konzert wird traditionell gemeinsam gegessen. Auf dieses Ritual bezieht sich der Filmtitel „Jazzsoup“. Der Film, im vergangenen Jahr gedreht, hat im Februar Premiere. Jorgos Katsimitsoulias, Alexander Kersting und Ilias Ntais haben das Orchester über einen Zeitraum von mehreren Monaten begleitet. Die Idee war, die drei Filmemacher im Zuge der Dreharbeiten selbst zu echten Dorfmitgliedern werden zu lassen, nur, dass sie dabei für optische anstelle von akustischer Kunst zuständig waren. Sie sollten unauffällig bleiben. Es musste sichergestellt sein, dass ihre Anwesenheit das ausbalancierte Gefüge nicht stört. Jeder weiß: Sobald jemand merkt, dass sich eine Kamera auf ihn richtet, ändert sich sein Verhalten. Das habe funktioniert, versichert Klare. Eine Musikerin habe ihn kürzlich erst gefragt, wann denn das Filmteam kommen werde. Da waren die drei längst mit dem Schnitt von Jazzsoup beschäftigt. Klare und Ntais treffe ich in Münster, Klares Wohnort. Zum Zeitpunkt des Interviews hat er den Film noch nicht gesehen, freut sich aber schon auf die Premiere. Die Form der Zusammenarbeit sei ein absoluter Glücksfall gewesen, sagt er. „Ich finde Jans Arbeit als Komponist sehr interessant”,

Zwischen Probe und Konzert wird traditionell gemeinsam gegessen. Auf dieses Ritual bezieht sich der Filmtitel „Jazzsoup“.

32


33

spielt Ntais, Ingenieur, Produzent und selbst Musiker,

„Supernova“ hatte Klare gemeinsam mit seinem Kol-

den Ball zurück. „Ich habe deswegen versucht, mich

legen Peter Eisold um die Jahrtausendwende geleitet,

in seine Rolle als Arrangeur zu versetzen. Ich wollte

doch der Aufwand, den die beiden dabei betrieben

unseren Film auf eine seiner Kompositionstechnik ver-

haben, war unverhältnismäßig hoch. „Ich habe nichts

gleichbaren Weise angehen, analog der einzelnen mu-

anderes mehr erledigen können”, beschreibt Klare die

sikalischen Bausteine, Phrasen, Motive. Mein Wunsch

Situation. „Das hat mich aufgefressen.” Um sofort nach-

ist, dass die Musiker beim Schauen das Gefühl einer

zuschieben, wie viel Spaß es ihm mache, eine Bigband

Erinnerung an eines ihrer Konzerte bekommen. Weil

zu haben. Wie sehr er es schätze, wenn auf der Bühne

sie sich ja nicht selber auf der Bühne sehen können,

etwas geschieht, das im alltäglichen Leben nie möglich

war es meine Absicht, ihnen den Einblick zu schen-

wäre. Perfekte Momente, für die sich in der Sprache kei-

ken, den sie nie haben. Gleichzeitig ist Jazzsoup als

ne Worte finden ließen. Deswegen gibt es „The Dorf“.

Reminiszenz an die Jazzfilmtradition der 60er Jahre gedacht. Die Bilder haben wir bewusst in schwarz/weiß gehalten, denn

Das neue Orchester hat er 2006 gegründet. Die einzelnen Musiker kommen aus

Farbe kommt über die Musik.”

der Region, aus dem Ruhrgebiet, aus Münster, Köln, Düsseldorf und Wuppertal. An jedem dritten Donnerstag im Monat treffen sie sich im Domicil. Nachmit-

Ilias Ntais bezeichnet „The Dorf“ als eines der weltweit spannendsten Or-

tags wird geprobt. Von diesen Proben heißt es, sie wären manchmal recht cha-

chester-Projekte. Wenn er darüber spricht, kann er seine Begeisterung auch

otisch, aber je anstrengender, desto intensiver und rauschhafter wäre später

über das rein Musikalische hinaus kaum verbergen. „Jan hat einmal gesagt,

das Konzert. Nach der Probe wird die Suppe gereicht. Im Film sieht man, wie

ein Orchester wäre eine Utopie der Kommunikation. Für mich steht ein Solo-

der riesige Topf von Münster nach Dortmund chauffiert wird. Vorsichtig, einem

musiker für das Individuum, eine Band für die Familie, ein Orchester für die

heiligen Gral vergleichbar, hält Klare ihn, trägt ihn vom Auto rüber in den Club.

Gesellschaft.” Ein guter Grund, den Namen anzusprechen. „Das ist eine ältere

Dann sieht man, wie er die Suppe hinter der Bühne auf einem Einplattenelek-

Geschichte”, antwortet Klare. „Vor ,The Dorf‘ war ich in ein anderes Bigband-

troherd erhitzt. Mit der großen Schöpfkelle in der Hand erinnert er dabei ein

Projekt involviert, ,Supernova‘. Über ,Supernova‘ hat damals mal ein Kritiker

wenig an Miraculix vor dem Kessel mit dem Zaubertrank. Ohne Bart.

geschrieben, das wäre keine Band, das wäre ein Dorf. Der Ausdruck ist hängengeblieben, weil er die Sache im Grunde sehr gut umreißt. Ein Miteinander

„Dahinter steckte aber nie die Intention, etwas zu schaffen, das uns spirituell

von unterschiedlichen Charakteren in einem übergeordneten Zusammenhang.”

stärker verbinden würde”, lacht er. „Es war ein ganz einfacher Deal. Wenn es

„Die haben jetzt alle das Gleiche im Magen.“ 30 Musiker auf der Bühne und Orchesterleiter Jan Klare in seinem Element.

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34

die Leute schon auf sich nehmen, hier mitzumachen, dann sollten sie wenigs-

chester bei wichtigen Festivals gebucht. Als quasi Hausband gehandelt, ist

tens ihre Fahrkosten erstattet und ein Essen bekommen. Eine simple Respekt-

der Club immer dabei.

bekundung, die ich im Übrigen bei einem anderen Projekt abgeschaut habe.” Dennoch weiß er um die Tatsache, dass ein gemeinsames Mahl eine ausgespro-

Wobei die Verortung in der Jazzwelt ihre Schattenseiten haben kann. „The

chen persönliche Angelegenheit sein kann. „Keine Frage. Es ist für mich zum

Dorf“ entspricht eben nicht den gängigen Vorstellungen, die innerhalb des

Beispiel wesentlich leichter, mit bestimmten Leuten Musik zu machen als mit

Genres gern gepflegt, außerhalb mitunter gefürchtet werden. Wer zwischen

bestimmten Leuten zu essen. Letzteres empfinde ich als viel intimer.”

vielen musikalischen Stühlen sitzt, wird nicht nur euphorisch gelobt, manchmal hagelt es Kritik. Bei einem kürzlich mit dem Jazzwerk Ruhr im Domicil

„Weißt du, was Jorgos gesagt hat, als wir den Film geschnitten haben?”, fragt

veranstalteten Doppelkonzert war das wieder der Fall. „Ein Booker aus dem

Ntais. „Schau mal, hat er gesagt, da sind jetzt dreißig Musiker auf der Bühne und

Umfeld der zweiten Band fand uns ausdrücklich Scheiße. Ich bin dann immer

die haben alle das Gleiche im Magen.” Als verbindendes Element, ein Bild mit

ein wenig erschrocken. Die Leute reden von Jazz und haben einen so eng ge-

symbolischer Kraft. Dreißig Musiker, Fluktuation zugestanden, über Jahre bei

fassten Begriff davon. Wir sind eine musikalisch sehr divergente Band, bei der

einem mit viel Idealismus betriebenen Projekt zu halten, allein das ist bemer-

es gar nicht entscheidend ist, ob sich der einzelne Musiker jetzt ausdrücklich

kenswert. Alle müssen sich auf etwas für den Einzelnen eventuell Ungewohntes

als Jazzer definiert oder nicht. Letztlich ist es das energetische Erlebnis beim

einlassen. Klare sagt, für einen Saxophonisten sei es normal, neben anderen

Spielen, auf das es ankommt. Für uns und für das Publikum. Und dann sieht

Saxophonisten auf der Bühne zu stehen. Als Bläser wäre man immer abhängig

man darüber hinweg, ob das gerade ein etwas komplexerer Akkord war oder nur

davon, was um einen herum geschehe. Anders sehe das bei Gitarristen, Bassis-

ein simpler Dreiklang. Ich will jedoch die Jazzwelt nicht diskreditieren, und

ten oder Schlagzeugern aus, von denen bei „The Dorf“ aber auch mehrere neben-

der Kritik muss man sich stellen”, sagt Klare und ergänzt, dass er die Vorteile,

einander spielen würden. Die wären es gewohnt, mit ihrem Sound eine Band zu

Bestandteil einer etablierten Kulturform zu sein, durchaus zu schätzen wisse.

steuern. Etablierte Rollenverständnisse müssten aufgegeben werden. Über die Band hinausgedacht für manche Menschen ein echtes Problem.

Am 21. Februar, dem üblichen Termin für „The Dorf“ im Domicil, wird das Orchester nach der Filmpremiere um 20.30 Uhr natürlich live auftreten.

Eine wichtige Rolle für den Fortbestand von „The Dorf“ spielt das Domicil.

„Jazzsoup“ wird anschließend auf diversen Festivals sowie in ausgesuchten

Der Jazzclub bietet eine für Konzerte notwendige Infrastruktur. Es gibt Tech-

Kinos im Revier zu sehen sein. Falls es logistisch und finanziell möglich ist,

niker und Technik, einen Raum an einem etablierten Ort, welcher regelmäßig

eventuell auch dann mit anschließendem Konzert. (wk)

genutzt werden kann, Öffentlichkeitsarbeit, ein hochwertiges Monatsprogramm. Das Domicil kann auf der anderen Seite von dem Renommee profi-

INFO

tieren, welches „The Dorf“ mittlerweile genießt. Die CD-Veröffentlichungen

Domicil | Hansastraße 7 – 11 | Dortmund

werden von der internationalen Fachpresse besprochen, Klare und sein Or-

www.domicil-dortmund.de | www.thedorf.net

Ingenieur, Produzent und Musiker Ilias Ntais hat gemeinsam mit Jorgos Katsimitsoulias und Alexander Kersting „The Dorf“ über einen Zeitraum von mehreren Monaten begleitet.

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NEUES VON ROSI | von bodo-Verkäuferin Rosi

Optik Meier Ihr Fachgeschäft für Brillen und Kontaktlinsen Neustraße 4 · 44623 Herne Telefon 0 23 23 – 5 04 63 info@optikmeier.de www.optikmeier.de Öffnungszeiten Mo. – Fr.: 9 Uhr – 18.30 Uhr Sa.: 9 Uhr – 14 Uhr Termine nach Absprache von 8 Uhr – 20 Uhr

Guten Tag liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, Sie haben alles gut überstanden und sind gut ins neue Jahr gerutscht. Ich möchte zu allererst den Leuten alles Gute wünschen, die an den Feiertagen arbeiten mussten. Vor allem unseren Hausfrauen und den Leuten in den Krankenhäusern. Auch aus meiner Familie mussten zwei arbeiten über die Feiertage. Trotz Husten und Schnupfen wurden sie

bodo

www.bodoev.de

schafft Chancen

nicht verschont. Das muss mal gesagt werden. Zurzeit ist ein Grippeinfekt ausgebrochen. Viele liegen schon mit hohem Fieber im Bett. Ich hoffe, dass ich davon nicht betroffen werde. Ich habe schon am zweiten Januar meine Weihnachtsbeleuchtung entfernt, da der Strom dieses Jahr teurer werden soll.

das straßenmagazin die besten geschichten auf der straße ein euro achtzig – neunzig cent für den verkäufer

Man soll ja sparen, sparen, sparen. Leider weiß ich nicht, wo ich noch sparen soll. Von dem Geld, das mir noch übrig bleibt, geht es nicht. Alles wird teurer. Wie soll es nur weitergehen frage, ich mich. Aber lassen wir das, wir können da nichts ändern. Was sagen Sie zu dem Wetter? Mal Eiseskälte, mal ist es wie im Frühling und das haut einen um. Ansonsten ist alles beim Alten, nur dass meine Gardinen gewaschen und meine Fester geputzt werden müssen. Ja, so hat man immer zu tun. Ich warte schon auf die Sonne, denn dunkel genug war es ja. Nun möchte ich zum Schluss kommen und sage wie immer, tschüss, Ihre Rosi

bodo-VerkäuferInnen Seit 18 Jahren gehören das Straßenmagazin und seine Verkäufer zum Straßenbild in Bochum, Dortmund und Umgebung. Viele haben feste Verkaufsplätze und einen eigenen Kundenstamm. Manche sind schon seit Jahren bei uns, andere nur auf der Durchreise. Für alle jedoch ist der Verkauf des Straßenmagazins eine Arbeit, die Halt gibt und Selbstbewusstsein schafft.

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36 LITERATUR | gelesen von Bastian Pütter

Olaf Sundermeyer

Egon Neuhaus

Es geht nicht um drei Täter

So einer schreibt sonst keine Bücher

Als Reaktion auf das Bekanntwer-

Egon Neuhaus, Jahrgang 1922,

den der Terrorzelle des „Natio-

geboren in Lüdenscheid, „ziem-

nalsozialistischen

lich

Untergrunds“

unten“.

Heimkind,

(NSU) und des Versagens von Ver-

Knecht, Aufsässiger, Soldat an der

fassungsschutz und Zivilgesell-

Ostfront. Nach dem Krieg in Dort-

schaft („Dönermorde“) erschie-

mund Kleinkrimineller, Tagelöh-

nen mehrere Bücher, die Umfeld

ner, Altmetallsammler, später im

und Kontext der Morde beleuch-

Altpapierhandel. So einer schreib

ten. Empfehlenswert sind vor al-

sonst keine Bücher.

lem Patrick Gensings „Terror von

„Spinnewipp“, die Autobiogra-

rechts“ und Olaf Sundermeyers

fie eines dünnen Jungen, der

„Rechter Terror in Deutschland“,

wie viele immer irgendwie unten

das eine Geschichte rechter Gewalt in Deutschland schreibt, die aufräumt mit der Mär der „undenkbaren“ und „unvorhersehbaren“ Verbrechen des NSU.

blieb, während die Karrierenazis, Kriegsgewinnler und Wirtschaftswunderkinder vorbeizogen, ist ein pralles, auch derbes und sehr oft richtig komisches Stück Zeitgeschichte und ein faszinierendes Buch. Denn schon der kleine Egon aus dem Subprole-

Sundermeyer schildert die Kontinuität des Rechtsterrorismus in der

tariat ist ein Dokumentensammler, der Zeitungsausschnitte hortet und

BRD: Die Bombenanschläge und Bankraube der „Hepp-Kexel-Gruppe“,

genau hinsieht wo andere einfach mitmachen.

die Wehrsportgruppe Hoffmann, aus der der Attentäter stammte, dessen Bombe auf dem Münchener Oktoberfest 13 Menschen tötete. Die Wehrsportgruppe „Werwolf“, die „Hengst-Bande“ oder die „Deutschen Aktionsgruppen“ des Manfred Roeder, die 1980 mit bundesweiten Anschlägen das Modell NSU vorwegnahmen. Und Sundermeyer beschreibt die Schlüsselsituation der frühen 1990er Jahre, „als der Mob die Macht übernahm“: In Ost- und Westdeutschland etablierten sich Neonazis als Vollstrecker des Volkszorns gegen „Ausländer“ und „Asylanten“ mit einer beispiellosen Serie von Mord- und Brandanschlägen. Für die Mitglieder des NSU, NPD-Funktionäre und NeonaziKader aus ganz Deutschland die politische Grunderfahrung. Sundermeyer zeigt, dass die NSU-Morde weder ohne Beispiel noch ohne Vorgeschichte sind und er zeigt die Orte der gegenwärtigen Gewalt und ihre Strukturen – auch am Dortmunder Beispiel der Autonomen Nationalisten. Besonders wichtig: Sundermeyer widmet sich den Opfern rechtsextremer Gewalt. Am Beispiel von Ishan Yurtseven, der in Duisburg einen Mordversuch des NSU überlebte, zeigt er, wie Opfer alleingelassen oder gar falsch verdächtigt werden und was es für sie bedeutet, wenn die Polizei ihren Aufgaben nicht nachkommt. Dabei lässt Sundermeyer auch eine meist vergessene Opfergruppe rechter Gewalt nicht aus: Obdachlose.(bp) Olaf Sundermeyer Rechter Terror in Deutschland. Eine Geschichte der Gewalt C. H. Beck-Verlag | 271 Seiten | 16,95 Euro bodo verlost ein Exemplar (siehe Seite 21).

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weit

So einer wohnt nach dem Krieg im alten Bunker an der Deusener Straße, nicht in der Gartenstadt und nicht in der Zechensiedlung. Während Bürger- und Vorzeigeproletarier-Biografien des 20. Jahrhunderts genug geschrieben wurden, sind Dokumente wie dieses aus der Welt der „Goldgräber“ im Schutt des Wiederaufbaus, der Säufer, Deklassierten und Gelegenheitshuren selten. Wenn sie dann auch noch genau beobachtet, mit wachem politischen Blick, erfrischend unsentimental und ohne Larmoyanz daherkommen, dann entsteht etwas mit Potenzial zum Klassiker. Vielleicht als Nachsatz: Um ehrlich zu sein, ganz taufrisch ist „Spinnewipp“ nicht, nämlich schon 2010 erschienen, aber das in einem wirklichen Lieblingsverlag. Der Berliner „Verbrecher Verlag“ bringt zur Zeit (und das bis 2018) die Tagebücher von Erich Mühsam in einer so schönen wie verdienstvollen Ausgabe heraus, von den Lebenden veröffentlicht hier z.B. der verrückte Dauerschreiber Dietmar Dath viel seines Zeugs über „Darwin, Marx, Fantasy, Heavy Metal, Zombies und Gentechnik“ (Spiegel). „Spinnewipp“ hatte ich verpasst und bekam den knallroten Band nach der Buchmesse von unserer Fachfrau Suzanne Präkelt in die Hand gedrückt. Das wäre das doch wirklich was für die Redaktion. Ist es. Und nicht nur für die. (bp) Egon Neuhaus | Spinnewipp Verbrecher Verlag Berlin | 394 Seiten | 13 Euro


37 Fehlersuchbild – Lösung: 1) Am Fenster steht jemand, 2) Am Busch fehlt ein Büschel Blätter 3) Günter hat eine 1 auf dem T-Shirt 4) und seine Freundin trägt eine violette Handtasche, 5) an Herberts Haar fehlt vorn eine Strähne 6) und ihm fehlt ein Finger, 7) ebenso sein Kinn 8) und sein Hosenstall ist zu, 9) die Dachrinne des Hauses ist kürzer und 10) am rechten Bordstein fehlt eine Fuge

Finde die 10 Unterschiede im rechten Bild. Viel Erfolg! Rätsel-Lösung: AUTOMAT

RÄTSEL | von Volker Dornemann

37


38 BODO GEHT AUS | von Sandro Giuri | Fotos: Daniel Sadrowski

Für viele Wittener ist die Fritten-Bude mitten im Herzen des Ruhrgebietes ein Begriff, nein, eine Institution. Aber auch außerhalb der Stadtgrenzen ist das Büdchen seit dem Eintrag in den Pommes-Führer-Ruhr ein Aushängeschild für eine der kulinarischen Köstlichkeiten

des

Ruhrgebiets:

Curry-

wurst-Pommes mit Mayo, kurz: CPM.

Eddi’s Durst & Wurst Express | Witten »Das pfeifen die Spatzen von den Ästen, Eddis Pommes sind die besten!« Reibekuchen, auch das Schaschlik ist natürlich

Mittlerweile hat sein Sohn Detlev den Laden

immer frisch zubereitet. Das Programm sollte

übernommen. Aber Eddi mischt weiter mun-

jedem regelmäßigen Pommesbuden-Besucher

ter mit. Er kann es einfach nicht lassen. Dass

ein Begriff sein und zeigt auch klar die Marsch-

er für seinen Beruf lebt, kann man übrigens

richtung: Hier steht offensichtlich Qualität vor

auf seinem Unterarm bewundern: Dort sticht

Quantität – zu einem erschwinglichen Preis: Die

die Tätowierung einer Pommes-Tüte mit dem

Pommes sind superknusprig, die Currywurst hat

Schriftzug „Eddi‘s“ ins Auge. „Eigentlich woll-

genau die richtige Konsistenz, und die passende

te ich die Tüte in blau-weiß haben, aber weiß

Soße besitzt eine angenehme Schärfe, so dass

sieht man auf der Haut so schlecht.“ Moment

sie dem Namenszusatz „Curry“ alle Ehre macht.

mal, blau und weiß? „Ich bin Schalker“, gibt er mir lächelnd zu verstehen. Das verzeiht der

Angefangen hat Edmund Berkenberg, alias Eddi,

Dortmunder Teil der bodo-Redaktion dem Ruhr-

mit dem Verkauf von Pommes im Jahr 1972. Vor-

pott-Original und empfiehlt seine Currywurst-

her arbeitete er als Hauer im Bergbau. Als dann

Pommes mit Mayo. (sg)

die Zeche dicht machte, fing er in einem Stahlwerk an. Und dann bot sich die Möglichkeit mit der Bude. Ursprünglich war die ein Kiosk, und

Eddi´s Durst & Wurst Express

Eddi kam irgendwann auf die Idee, es mit Pom-

In den Höfen 20 | 58453 Witten

mes zu versuchen. Gesagt, getan. In die Karten

Mo. bis Fr. 13.30 bis 20.30 Uhr

„Junger Mann, kommse ran, wat willste denn ha-

spielte ihm der Umstand, dass sich in der Nähe

ben?“ So wird hier jeder Kunde, im Wechsel mit

eine Fabrik befand und die Arbeiter in den Pau-

„junge Frau“ oder „junge Dame“ für die weibli-

sen zu Eddi kamen, um Mittag zu essen.

che Kundschaft, empfangen. „Einmal CurrywurstPommes mit Mayo, bitte!“ Das Gericht läuft am

So kamen erst die Männer und danach die Frau-

besten. Die Schlange vor dem Fenster der Bude

en und Kinder, nicht zuletzt, weil Eddi jedem

reißt nicht ab. Es geht zu wie im Taubenschlag,

Kind, das seinen Satz „Das pfeifen die Spatzen

aber schnell abgefertigt wird man hier nicht.

von den Ästen, Eddis Pommes sind die besten“

„Warst schon lang nicht mehr hier“, wird der jun-

aufsagen konnte, ein Bonbon gab. Durch die-

ge Mann vor mir begrüßt. Alles ist sehr familiär

se Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitete sich

und persönlich. Hier wird der Ruhrpott gelebt.

in Windeseile der Ruf der guten Pommes. Und

Und das nicht aus marketingtechnischen Grün-

auch ein Gerücht: Angeblich soll er öffnen und

den, sondern, „weil et is wie et is.“

schließen, wann er will. In Wirklichkeit hat Eddi feste Öffnungszeiten. Nur in Ausnahmefällen,

38

Bei Eddi gibt es die rustikalen Pommesbudenklas-

wenn z.B. das Schaschlik kurz vor Ende ausgeht,

siker: Frikadelle, Bratwurst, Krakauer, Schnitzel,

schließt er auch mal früher.


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LESERSEITE | Foto: Sebastian Sellhorst

bodo dankt:

Sparkasse Bochum Christian Scholz, Hans-Helmut Ermer, Wilfried Raschke, Hans W. Wenkebach, Christine Schröder, Rosemarie Kriedel, Friedrich Wicke-Gehrke, Bettina und Peter Gumprich, Ishild und Jakob Michalowicz, Andre Biermann, Petra Vossebürger, Manuel Poblotzki, Prof. Dr. Anke Simon, Oliver Stiller, Anke Vosloh, Cornelia Harazim, Beate Janczak, Familie Becker, Heike Helms, Brigitte und Rüdiger Kolberg, Petra Brüschke, Margit und Lothar Neumann, Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH, Nicole und Alexander Mecoleta, Prof. Dr. Klaus-Martin Melzer, Annette und Hans-Werner Kocher, Martin Watty, Andreas Müller, Dagmar Tewes, Wolf Stammnitz, Martin Kühl-Lukas, BC-Systemtechnik GmbH & Co KG, Esther Hagemann, Gisela Ring, Dr. Rinnert Siemssen, Nicole Roesen, Kath. Kirchengemeinde St. Clemens, Brigitte und Wilhelm Hast, Marion Hoffmann, Volker Schaika, Hannelore Thimm-Rasch, Familie Luepke, Marco Schilling, Ingeborg Leibstein, Peter Wegner, Elsemarie Bork, Peter Lasslop, Kathrin Bohr, Christina Kolivopoulos, Jutta und Wido Wagner, Petra Hartman und Udo Hollkott, Christel und Gerhard Volpers, Klara Lehmann, Christel und Friedhelm Niemeyer, Ralf Brisi, Stefanie Kelm, Sven Matuschak, Stefanie Held, Cornelia Schlegel, Nina Winter, Sabine Raddatz, Petra DanielsenHardt, Silke Harborth, Hildegard Reinitz, Dolf Mehring, Timo Zimmermann, Ruth Hanke, Ute Soth-Dykgers, Annette Düe, Daniel Weber, Norbert Paul, Thomas Quast, Hans Wilhelm Lückerath, Gerhard Peschel, Michael Köhl, Monika und Wilhelm Hecking, Ingrid Kastner, Stefanie Görtz, Eva-Maria Knappe, Axel Lindemann, Josef Westermann, Gisela und Bernd Ammermann, Michael Abenath, Peter Kortmann, Bernd Katafias, Johannes Jorberg, Marianne Werning, Ute und Rainer Zerkowski, Mechthild und Erich Kessler, Gabriele Weigelt, Hedi Hartwig, Christel Schulz, Christiane Wollschläger, Prof. Dr. Axel Laczkovics, Sabine Sowa, Maria Marseille, Anita und Rudolf Przygoda, Helma Wiemann und Matthias Grue, Kimawerkstatt GmbH, Ilse Friedrich, Annette Topp, Klaus Valtin, Silvia und Wolfgang Reimann, Marlies und Friedrich Ratering, Manfred Sudmann, Barbara Requardt, Marlis Jäger, Frank Lübbert, Prof. Dr. Bernhard Dilger, Annette Kortler-Albowitz und Hans-Peter Albowitz, Marie-Luise Kiessling, Almut und Rudolf Hesse, Silvia und Herbert Longerich, Waltraud Hölker, Hans-Joachim Weber, Angelika Rohde, Manfred Mattern, Gabriele Hering, Beate Wirbel, Ulrike Schwarz, Monika Sommer, Heinz Peter Klein, Petra Seidemann, Johannes Syre, Catharine Maria Jacqueline Asmuth, Dr. Eike Kleine-Benne, Christian Turlach, Alena Knierim, Markus Josef Beyer, Gisela Elisabeth Baas, Christa Fuhrländer, Dr. Bernd Widera, Anja Dieckhaus, Melanie Everts, Christine Richter, Ludger Langfermann, Burkhard Gögel, Hermann Kotar, Gernot Bernhard August Roßner, Erika Przibylla, Eberhard Kreuzer, Rita Pilenko, Martha Ketschker, Renate und Peter Korte, Sabine und Ralf Brückner, M. und W. Münster, Ursula Kemper, Sonja Rudolph, Andrea Henke, Yvonne Wilken, Martina Böcker, Dr. Annette Schmitz-Stolbrink, Johann Adolf Reil, Gerd Neukirchen, Hermann Fernkorn, Carina Schöne-Warnefeld, Christel Döpper, Familie Rödel, Andreas Happel, Marie-Luise und Klaus-Peter Foschepoth, Dipl.-Ing. Eberhard Garburg, Antje Marckstadt, Jutta Sedlaczek, Ulrike und Rolf Kuhlemann, Ilonka Naumann Röhl, Gisela Schreiber, Claudia Merse, Bernhard Hahn, Winfried Mescher, Matthias Kolbe, Ilse Dünhölter-Painczyk, Thomas Konradt, Elisabeth Tauche-Thias, Esther Schmidt, Georg Johnen, Werner Neugebauer, Ulrike Prislan, Jürgen Recktenwald, Christiane Neumann, Dr. Martin Hebler, Marlies und Joachim Latuske, Klaus Wühler, Ina-Maria Schweigert, Michael J. Rösgen, Annette und Matthias Meyer, Alfrede Freiwald, Guda Springorum, Martina Sieber, Heinz Riedl, Dieter Brinker, Gisela Piechotta, Gerhard Müller, Tanja Dissmer, Erika und Peter Svejda, Marianne Herling, Barbara und Roland Dittrich, Hildegard Jänsch, Ruth Wolter, Edith und Horst Stein, Ulrich Klöpper, Willi Vietmeier, Ursula und Volkmar Dietmar, Klaus Küpper, Bernhard Schaub, Beate und Jürgen Neserke, Armin Rau, Thomas Borgmann, Elsbeth Bültmann, Michael Borgerhoff, Gerd Schnippering, Christian Scheiwe, Ulrike Zschoche, Sebastian Ulkan, Markus Serafin, Ernst Bernhard, Erika Maletz, Reiner Gipp, Anne Kulemann und Ludwig Maria Schulenkorf, Johannes Grimmenstein, Gertrud Risse, Christine Richter, Hildegard und Ulf Worgull, Petra Borkowski, Jutta Koppenberg, Martin Krug, Gerhard Heitkemper, Christel Sieberg, Susanne Classen, Helmtrud Hillebrand, Margot und Rainer Pütter, Friedrich Lappe, Gesa Führing, Birgit Scharf, Heike und Martin Lenckowski, Ursula und Klaus Heinz, Helga und Dieter Lamp, Doris Doberstein, Gerhard Hermann Schäfer, Susanne Hildebrandt, Raphael Pratzler, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Brigitte Sonntag, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Christoph Roeper, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Lieselotte Markgraf, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Annabell Preusler, Birgitt Kuhlmann, Dieter Zawodniak, Elisabeth Heymann-Roeder, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Elisabeth Heymann-Röder, Christian Bösterling, Linda Wotzlaw, Dagmar Drabandt, Christian Müller, Gerd Schlitzer, Johannes Sock

Bei strahlendem Sonnenschein und klirrender Kälte zeigte Stadtführer Markus letzten Monat zum ersten Mal über 25 TeilnehmerInnen der sozialen Stadtführung das andere Bochum. Nach zwei Stunden und vielen spannenden Stationen freuten sich sowohl die Teilnehmer als auch der Stadtführer selbst über die gelungene Premiere.

LESERBRIEFE Hallo Herr Pütter, wenn wir in Bochum oder Dortmund sind, kaufen wir immer die bodo, so waren wir richtig erstaunt, letzte Woche vor dem real in Castrop-Rauxel, Siemensstraße,

Unsere Bitte: Kaufen Sie nur bei VerkäuferInnen mit gut sichtbarem Ausweis und geben Sie uns gerne auch in Zukunft weiter, wenn Sie unzufrieden sind oder Erfahrungen wie die geschilderte machen. Herzliche Grüße von bodo Bastian Pütter (Redaktion), Oliver Philipp (Vertrieb)

einen Zeitungsverkäufer zu sehen.

Hallo bodo-Redaktion, ein kurzer Neujahrsgruß nach

Wir kauften eine Zeitung und gaben ihm fünf Euro, aber

Dortmund. Alle Achtung: bodo ist wirklich sehr gut ge-

das Wechselgeld wollte er nicht zurück geben. (...) Nach

worden. Interessant von vorne bis hinten.

langem Hin und Her klappte es dann doch noch. Aber

Weiterhin wünsche ich Euch eine gute Hand.

uns kam die Sache ziemlich merkwürdig vor.

Mit freundlichen Grüßen, Werner Tischer

So eine Erfahrung haben wir über die Jahre mit keinem Ihrer Verkäufer je gemacht. Jetzt lese ich in Ihrem Vorwort, dass sich Unbefugte als Verkäufer ausgeben. Wie ist das möglich? Wir sind froh, die Zeitung erworben zu haben, aber wollten unser ungutes Gefühl an Sie weitergeben. Für Ihre Arbeit und Einsatz weiterhin viel Freude und Kraft wünschen Gerd & Bärbel Wawzyniak Liebe Frau Wawzyniak, Lieber Herr Wawzyniak, leider kommt es immer wieder vor, dass Menschen in Not Zeitungen weitergegeben bekommen, die keinen Verkaufsausweis haben. Für uns ist das ärgerlich, denn jemand, den wir nicht kennen und der uns nicht kennt, hat sich natür-

Hallo Ihr bodos, ich wollte Euch kurz meine allerbesten Wünsche für das neue Jahr zukommen lassen. Ich lese bodo jetzt schon seit mehreren Jahren und habe mit viel Freude die positive Entwicklung Eurer Zeitung verfolgt. Oft entdecke ich durch bodo ganz neue Facetten an meiner Heimat. Macht weiter so. Mit den besten Grüßen, Judith Müller Danke für Eure super Unterstützung. Der Buchladen wird bestimmt ein spannender Leseort! Ich freue mich schon auf die Veranstaltung von Markus Veith am 8.2. Volle bodo-Power voraus, Jürgen Wiersch

lich auch nicht zum Einhalten unserer Regeln verpflichtet

Schreiben Sie uns Ihre Meinung!

und profitiert andererseits auch nicht von unseren Bera-

bodo e.V. | Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

tungs- und Hilfsangeboten.

oder eMail an: redaktion@bodoev.de

CARTOON | Idee und Zeichnung: Volker Dornemann

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