1.80 Euro Februar 2013 | 90 Cent für den Verkäufer
bodo Das Straßenmagazin
28 | Endlich volljährig | Das Straßenmagazin wird 18! 08 | Fahrradkuriere | Auch im Winter, wenn es schneit 14 | Organspende | Hallo Herz, du gehörst jetzt zu mir 21 | 13 Verlosungen | z.B. Triggerfinger – Rock, Blues, Rockabilly im FZW, Dortmund
1
02 EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser, der Wintereinbruch im Januar – so etwas sind wir ja
eine kleine Spende an den Verein freut sich bodo.
kaum noch gewöhnt – war für viele unserer Verkäu-
Stadtführungen für Dortmund bieten wir zurzeit
ferinnen und Verkäufer eine große Belastung. Für
leider noch nicht an – aber wir arbeiten daran.
die einen, weil sie bei Minusgraden die Nacht im
Außer unserer Stadtführung gibt es auch in diesem
Freien verbringen, für andere, weil sie auch in der
Monat Termine, die Sie sich vormerken sollten. Allen
Kälte versuchen müssen, etwas Geld für sich oder
voran unsere „kleine“ Geburtstagsfeier am Samstag,
ihre Familien zu verdienen.
23. Februar: Ab 11 Uhr ist unser Dortmunder Buchla-
Die meisten unserer Verkäuferinnen und Verkäufer
den geöffnet, es gibt Livemusik, etwas zu essen und
haben glücklicherweise in diesem Winter ein wie
zu trinken und Gelegenheit, mit netten Menschen
auch immer geartetes Dach über dem Kopf, doch
ins Gespräch zu kommen. Wir freuen uns auf Sie.
oft ist ihre Unterbringung weit entfernt von dem,
Unsere Reihe „Zweiter Freitag“ ist mit Jürgen und
was wir uns vorstellen unter „Wohnen“.
Rocco Wiersch großartig in dieses Jahr gestartet.
Einigen, die inzwischen eine eigene Wohnung haben,
Am 8. Februar beehrt uns Markus Veith mit einer
ist längst oder kurzfristig der Strom abgestellt, viele
Lesung seines taufrischen Theaterstücks und
Wohnungen sind schlecht oder gar nicht geheizt,
Buchs „Eulenspiegels Enkel“: Die Geschichte eines
und so verbringen sie viel Zeit in den Anlaufstellen,
Mannes, der nur noch in Reimen sprechen kann und
Versorgungs- und Tageseinrichtungen der Wohnungs-
damit nacheinander in hohen Würden und auf der
losenhilfe, auch bei unseren Verkäufercafés. Wir
Straße landet. Beginn ist 19.30 Uhr, der Eintritts-
freuen uns jetzt schon auf den Frühling und hoffen,
preis ist eine frei gewählte Spende an bodo.
dass Sie weiterhin unseren Verkäuferinnen und Verkäufern die Zeit in der Kälte verkürzen, indem sie so „fleißig“ unser kleines Magazin kaufen.
schon: Am 8.3. macht die Wahlhamburgerin, Sängerin und Bühnenkünstlerin Fräulein Nina den In-
Wie Menschen auf der Straße tatsächlich ihren Tag
ternationalen Frauentag zum Weltfräuleintag, und
verbringen und welche Angebote es für sie gibt,
am 12. April kommt „Ghostwriter“ Thomas Koch,
zeigen unsere Bochumer Verkäufer Marcus und Otto
der vor Weihnachten die „Akte X-Mas“ präsentierte
inzwischen monatlich bei unserer sozialen Stadt-
und mit seiner Reihe „Koch und Gast“ das Fritz-
führung. Die erste Tour – bei Sonnenschein und
Henßler-Haus gegenüber bespielt.
Eiseskälte – war mehr als ausgebucht und ein voller Erfolg (s. S. 39). Wenn Sie dabei sein möchten: An jedem 3. Samstag um 11 Uhr geht es an unserer
Letzter Grund für einen Knoten im Taschentuch ist die Internationale Woche der Straßenzeitungs-Verkäufer vom 4. bis zum 10. Februar. Schauen Sie mal
Bochumer Anlaufstelle in der Stühmeyerstraße 33
auf unserer Facebook-Seite vorbei, wir berichten
los, eine kurze Anmeldung per Telefon oder Mail
über die weltweiten Aktionen und haben uns selbst
wäre nett. Nächster Termin ist der 16. Februar.
etwas ausgedacht. Wir sehen uns.
Gerne können auch Führungen für Gruppen verabredet werden. „Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines
Viele Grüße von bodo,
Straßenmagazins bei unserem Stadtführer. Über
Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de
IMPRESSUM
2
Auch auf die nächsten Termine freuen wir uns
BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS
Herausgeber | Verleger | Redaktion
Autoren dieser Ausgabe:
Anzeigen:
Verein:
bodos Bücher | Modernes Antiquariat:
bodo e.V.
René Boyke (rb), Sandro Giuri (sg), Fabian
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012
bodo e.V. | als gemeinnützig eingetragen
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
Grass, Cedric Janoschka, Wolfgang Kienast
Vertriebe:
im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
(wk), Bastian Pütter (bp), Benedikt von Ran-
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr
Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.:
dow (bvr), Dr. Birgit Rumpel (biru), Sebasti-
Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
Anlaufstelle Dortmund:
Bastian Pütter | redaktion@bodoev.de
an Sellhorst (sese)
bodoev.de | facebook.com/bodoev
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
0231 – 950 978 12 | Fax 950 978 20
Fotos: Bianka Boyke (12), Andre Noll (3, 4,
Vorstand:
Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr
Layout und Produktion:
5, 14, 16, 28), Daniel Sadrowski (3, 8, 10,
Nicole Hölter | Brunhilde Dörscheln |
Anlaufstelle Bochum:
Andre Noll | Büro für Kommunikationsdesign
12, 32, 33, 34, 38), Oliver Schaper (15),
Andre Noll | vorstand@bodoev.de
Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum
0231 – 106 38 31 | info@lookatnoll.de
Sebastian Sellhorst (3, 11, 39), Claudia Sie-
Geschäftsleitung | Verwaltung:
Mo., Mi. und Fr. von 14 – 17 Uhr
Veranstaltungskalender:
karski (2, 6, 7, 36)
Tanja Walter | verein@bodoev.de
Di. und Do. von 10 – 13 Uhr
Benedikt von Randow | redaktion@bodoev.de
Titelbild: Andre Noll
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
Spendenkonten:
Anzeigenleitung:
Zeichnungen + Cartoons: Volker Dornemann
Öffentlichkeitsarbeit:
Stadtsparkasse Dortmund
Bastian Pütter | anzeigen@bodoev.de
Druck: Gebr. Lensing GmbH & Co. KG.
Bastian Pütter | redaktion@bodoev.de
BLZ 440 501 99 | Kto. 104 83 76
0231 – 950 978 12 | Fax 950 978 20
Auflage | Erscheinungsweise:
0231 – 950 978 12 | Fax 950 978 20
Sparkasse Bochum
Vertriebsleitung:
20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung)
Transporte | Haushaltsauflösungen:
BLZ 430 500 01 | Kto. 104 062 54
Oliver Philipp | vertrieb@bodoev.de
Redaktions- und Anzeigenschluss:
Brunhilde Dörscheln | transport@bodoev.de
Bank für Sozialwirtschaft Essen
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
für die März-Ausgabe 10.02.2013
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
BLZ 370 205 00 | Kto. 722 39 00
Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
03
INHALT
02 Editorial | Impressum 04 Menschen Inke
Unser Titelbild der Februar-Ausgabe:
Arns von Wolfgang Kienast
Das Straßenmagazin wird volljährig! (S. 28)
Der Hartware Medien Kunst Verein (HMKV) wurde 1996 gegründet. 2005
Von links: Stefanie Sievers (Auszubildende), Wilfried
übernahm Inke Arns die künstlerische Leitung. Der Verein gilt weltweit als
Beyer (Transport), Tanja Walter (Geschäftsführerin),
eine der besten Adressen, wenn über die Präsentation von Medienkunst ge-
Oliver Philipp (Vertrieb), Suzanne Präkelt (bodos Bücher)
sprochen wird. bodo hat Frau Arns in ihrem Büro am Hohen Wall besucht.
Foto: Andre Noll
06 Neues von bodo | Maikes Verkäufertagebuch 08 Reportage Auch
im Winter, wenn es schneit von Wolfgang Kienast
Beim Thema Radfahren denkt man an Wochenend‘ und Sonnenschein und einen Ausflug ins Grüne mit Picknick bei frühsommerlichen Temperaturen. Aber Fahrradkuriere sind auch im Winter unterwegs. Witterung darf für sie keine Rolle spielen. Wir treffen Annette Becker, die 1987 den ersten Dortmunder Fahrradkurierdienst mit gegründet hat. 11 Neues von bodo Mein
Drei Wochen lang hat Cedric ein Sozialpraktikum bei bodo gemacht. Zum Abschluss seiner Mitarbeit bei bodo war er selbst einige Stunden als bodoVerkäufer auf der Straße unterwegs, um einen Eindruck zu gewinnen, was es heißt, das Straßenmagazin zu verkaufen. In seinem Praktikumsbericht beschreibt er, was er während seiner Zeit bei bodo alles erlebt hat.
die Macher hinter der Webseite www.365do.de auf und münzen es um. „Jeden Tag eine gute Idee“ heißt es bei ihnen. 365 gute Ideen in Dortmund wollen sie in einem Jahr sammeln und davon täglich eine veröffentlichen. 20 Kinotipp
Inuk im endstation.kino
21 Veranstaltungskalender | Verlosungen | CD-Tipps von Benedikt von Randow 28 Neues von bodo Endlich
2.0 von René Boyke
Man könnte meinen, dass nach der grundlegenden Veränderung der Erhebung von Rundfunkgebühren dieses Thema seine Sprengkraft verliert. Mitnichten! Rechtsanwalt René Boyke kommentiert die aktuelle Situation.
Der Kunstmarkt kann sich kaum für das Ruhrgebiet begeistern. Das weiß und das missfällt auch Wolfgang Schmidt. Er ist bildender Künstler, sein Atelier befindet sich in Dortmund. Im Depot. Gemeinsam mit Hanfried Brenner und Monika Pfeiffer, die ebenfalls dort arbeiten, hat er das Konzept für die Kunstbox entwickelt.
volljährig! von Bastian Pütter
Das Straßenmagazin wird 18! Wenn wir uns hier umsehen, könnte man sogar meinen, bodo sei erwachsen geworden. Aber wer ist heutzutage mit 18 schon erwachsen... 32 Kultur Jazzsoup,
12 Kultur Kunstbox von Wolfgang Kienast
ein Film über »The Dorf« von Wolfgang Kienast
Vor sechs Jahren hat der Saxophonist Jan Klare das Jazzorchester „The Dorf“ gegründet. In der regionalen Jazzszene verortet, verlassen die etwa dreißig Musikerinnen und Musiker während ihrer Konzerte immer wieder die eingeübten Pfade des Genres. Regelmäßig tritt das Orchester im Dortmunder Jazzclub domicil auf. Zwischen Probe und Konzert wird traditionell gemeinsam gegessen. Auf dieses Ritual bezieht sich der Filmtitel „Jazzsoup“.
13 Wilde Kräuter Hagebutte.5 von Wolfgang Kienast
Der Film, im vergangenen Jahr gedreht, hat im Februar Premiere.
Ein missratenes Küchenexperiment zieht keine weitere Schieflage in der Gesellschaft nach sich, sondern bedeutet nur, dass eine weitere Winterwildkräuterkolumne von Hagebutten handeln muss. 14 Reportage Hallo
20 Netzwelt 365do.de von Sebastian Sellhorst „Jeden Tag eine gute Tat“ heißt es bei den Pfadfindern. Dieses Motto greifen
Praktikum bei bodo von Cedric Janoschka
12 Recht Rundfunkgebühren
18 News | Skotts Seitenhieb
36 Literatur Spinnewipp
| Rechter Terror gelesen von Bastian Pütter
Zwei Dortmunder Autoren: Eine beeindruckende „Unterschichten“-Biografie und eine Anatomie des Rechtsterrorismus.
Herz, du gehörst jetzt zu mir! von Dr. Birgit Rumpel
Anfang Januar wird ein weiterer Organspendeskandal, diesmal am Klinikum Leipzig, öffentlich. Es ist zu befürchten, dass die Bereitschaft zur
37 Rätsel | Cartoon von Volker Dornemann 38 bodo geht aus Eddi’s
Durst und Wurst Express von Sandro Giuri
Organspende weiter zurückgeht. Verunsicherung und Vertrauensverlust der
Für viele Wittener ist die Frittenbude mitten im Herzen des Ruhrgebietes
potenziellen Spender sind verständlich, doch ist es richtig, sich jetzt der
ein Begriff, nein, eine Institution. Aber auch jenseits der Stadtgrenzen
Organspende zu verweigern? Wir sprachen mit einer Transplantierten.
ist das Büdchen seit dem Eintrag in den Pommes-Führer-Ruhr ein Aus-
18 Kommentar WAZ
hängeschild für eine der kulinarischen Köstlichkeiten des Ruhrgebiets:
soll das? von Bastian Pütter
Statt eines Kommentars dokumentieren wir eine Erklärung der KollegInnen der WAZ und NRZ zur Zerschlagung der Westfälischen Rundschau. 11
12
Currywurst-Pommes mit Mayo, kurz: CPM. 39 Leserseite | Cartoon 14
04
08
3
04 MENSCHEN | von Wolfgang Kienast | Fotos: Andre Noll
Inke Arns Hier ist Dortmund, dort Berlin Der Hartware MedienKunstVerein (HMKV) wur-
wird. Nachdem das „U” in Dortmund als Zen-
schade, was der Architekt mit dem ,U‘ gemacht
de 1996 von der Kunsthistorikerin Iris Dress-
trum für Kunst und Kreativität eröffnet wur-
hat. Daran wird man immer schmerzlich erinnert,
ler und dem Künstler Hans D. Christ gegründet.
de, finden hier auch die HMKV-Ausstellungen
wenn man durch andere Museumsbauten geht,
2005, nach deren Wechsel zum Württember-
statt. Frau Arns empfängt uns nicht im „U”,
sei es das Folkwang Museum in Essen (die Offen-
gischen Kunstverein, übernahm Inke Arns die
sondern in ihrem Büro am Hohen Wall.
heit!), der Erweiterungsbau des Städel Museums
künstlerische Leitung. Der Verein gilt welt-
in Frankfurt am Main (der Terrazzo-Fußboden!)
weit als eine der besten Adressen, wenn über
Warum? „Das HMKV-Büro passte leider nicht
oder das Neue Museum in Berlin (der Umgang
die Präsentation von Medienkunst gesprochen
mehr ins Haus”, sagt sie. „Außerdem finde ich es
mit der historischen Substanz!). Gleichzeitig kann ich es aber nicht mehr hören, wie das Haus in den Medien immerzu schlechtgeredet wird.” Wie sie uns gegenübersitzt, gestikuliert, nachdenkt, lacht und bei ihren Antworten durchaus den einen oder anderen recht derben Begriff verwendet, macht sie nicht den Eindruck, in einem Elfenbeinturm zu leben. Obwohl ihr das hohe theoretische Niveau nicht fremd ist – die Liste ihrer Publikationen, Lehrtätigkeiten und der von ihr kuratierten Ausstellungen umfasst mehr Positionen als eine durchschnittliche CDSammlung – finden wir es spannender zu erfahren, wie sie ihren Alltag wahrnimmt. Und wie sie ihren Spagat zwischen Dortmund und Berlin bewältigt. Hier wohnt sie in der Nordstadt, dort hat sie studiert und noch immer eine Wohnung angemietet. Wenige Tage nach dem Interview wird sie für vier Wochen wieder nach Berlin fahren – in den verdienten Jahresurlaub zwischen den Jahren. Und um Zeit und Ruhe zu finden, wichtige Anträge für zukünftige Projekte des HMKV zu schreiben. Bis Ende Januar muss das erledigt sein, sonst würden die finanziellen Mittel fehlen. Außerdem möchte sie ihre Verwandten in der Hauptstadt besuchen, Kollegen und alte Bekannte. Es ist nicht einfach, die Kontakte intensiv zu halten, wie sie sich das wünscht. Gute Freunde haben inzwischen Kinder, und sie kann kaum verfolgen, wie diese aufwachsen. „In Dortmund dagegen verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Freundeskreis. Hier kenne ich eigentlich nur Leute, mit denen ich über meine Arbeit verbunden bin.” Freie Zeit ist ein rares Gut. Selten schläft sie länger als vier oder fünf Stunden am Stück, seltener geht sie ins Kino. Filme schaut sie am Rechner, täglich hört sie eine Stunde Radio und sonntags guckt sie den „Tatort”. Dem ersten Dortmunder
4
05
konnte sie nichts abgewinnen, der zweite gefiel
weil ehemalige Stahlarbeiter im Duisburger Port
überregionalen deutschen Tageszeitungen. „Das
ihr wesentlich besser. „Mit den ständig schlecht
jetzt auf Vierhundert-Euro-Basis Container ver-
Feuilleton hierzulande denkt bei ,Ruhrgebiet‘ an
gelaunten Kommissaren habe ich mich ange-
laden dürfen.”
eine Gegend, die vor die Hunde geht. Nie aber an zeitgenössische Kunst. Die Redaktionen schauen
freundet. Außerdem war die Folge gut recherchiert, auch wenn sich der Strich inzwischen von
Bildung wäre eine Möglichkeit, den Teufelskreis
ausschließlich nach Berlin. In dieser Hinsicht
der offenen Straße weg in die Häuser verlagert
von vererbter Armut zu durchbrechen, und sie
ist Deutschland auf bestem Wege, zentralistisch
hat. Natürlich habe ich die Diskussion verfolgt,
kann es nicht nachvollziehen, wenn in diesem
wie Frankreich zu werden.”
ob die Nordstadt adäquat dargestellt wurde. Ste-
Bereich gespart werden soll. Den momentan
fan Laurin von den Ruhrbaronen hat auf die teils
hoch gehandelten Begriff der „Kulturellen Bil-
Warum sie dennoch hier arbeitet? Sie hat das
harsche Kritik aus der Dortmunder Lokalpolitik
dung“ rät sie, mit Vorsicht zu verwenden. Man
Gefühl, näher am Leben zu sein. In Berlin käme
richtig geantwortet, als er darauf hingewiesen
müsse aufpassen, dass man der Kultur nicht
Publikum zu jedem kulturellen Pups gelaufen,
hat, der ,Tatort‘ sei kein Dokumentarfilm.”
Aufgaben übertrage, die sie nicht erfüllen kön-
hier müsse man die Leute immer wieder aufs
ne. Wenn die Eltern auf diesen Bereich keinen
Neue von der Relevanz dessen überzeugen, was
Inke Arns hat ein Auge für die soziale Realität
Wert gelegt hätten und die Bildungsinstitutio-
man anbiete. „Aber dann kann man im Ruhrge-
der Menschen in ihrer Umgebung. „Es gibt Be-
nen aufgrund von Sparzwängen oder politischer
biet wirklich etwas bewegen und bewirken.” Der
reiche im Ruhrgebiet, da kann man es mit der
Scheuklappen bestimmte Grundfertigkeiten und
Slogan der aktuellen Imagekampagne des HMKV
Angst zu tun bekommen. Wenn ich Jugendliche
Kompetenzen nicht vermitteln, könnten später
lautet: „If you can make it here you can make it
sehe, die vielleicht noch nie jemanden arbeiten
kulturelle Institutionen auch niemanden mehr
anywhere.” Das Bild dazu zeigt eine Straßensze-
gesehen haben und für die Hartz IV eine Pers-
erreichen.
ne aus der Nordstadt. (wk)
pektive ist, die gar nicht mehr hinterfragt wird. Ein Freund von mir hat gesagt, wie erschreckend
Die Tatsache, dass das deutsche Feuilleton stets
er es fände, dass es sich dieses Land anschei-
aus externer Perspektive berichtend das gesam-
nend leisten kann, eine ganze Generation zu ver-
te Ruhrgebiet als kulturferne Region begreift,
INFO
lieren. Vor allem, wenn man Jugendliche – oft
macht die Sache ihrer Meinung nach nicht ein-
Die nächste Ausstellung:
auch mit migrantischem Hintergrund – sieht, die
facher. In acht Jahren als Leiterin des HMKV hat
His Master‘s Voice – Von Stimme und Sprache
keine Chance haben, jemals aus der Armutsfalle
sie die Erfahrung machen müssen, dass zwar Le
vom 23. März bis zum 7. Juli 2013
herauszukommen. Und ich finde es zynisch, wenn
Monde, Libération und El Pais regelmäßig über
HMKV im Dortmunder U
die Regierung vom deutschen Jobwunder redet,
ihre Ausstellungen berichten, nicht aber die
Leonie-Reygers-Terrasse | 44137 Dortmund 5
06
NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter dieser zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de | Fax: 0231 – 950 978 20
Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de
Verwaltung
»Zweiter Freitag«: Markus Veith mit Eulenspiegel-Premiere
Internationale Woche der Straßenzeitungsverkäufer
Nach einer anarchischen „Blues-Auffrischung“ mit
Mehr als 100 Straßenmagazine in 40 Ländern
Jürgen und Rocco Wiersch im Januar (Vielen Dank
sind in unserem internationalen Netzwerk INSP
euch beiden!) freuen wir uns in diesem Monat auf
organisiert, und mehr als 14.000 Verkäuferinnen
einen weiteren besonderen „Zweiten Freitag“.
und Verkäufer weltweit nehmen gerade jetzt ihr
Brigitte Cordes
Am 8. Februar wird der Schauspieler, Regisseur und
info@bodoev.de
Autor Markus Veith mit einer echten Premiere zu Gast sein. In der ersten Werkstatt-Lesung seines
Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de
Neuanfang und verbessern ihre Lebenssituation mit dem Verkauf von Straßenzeitungen.
neuen Stücks, das auch als Buch erscheinen wird,
In der Woche vom 4. bis zum 10. Februar hat der INSP
tritt Erasmus auf, ein moderner Eulenspiegel mit ei-
die „Internationale Woche der Straßenzeitungsver-
nem seltsamen Leiden: „Nachdem er in seiner Kind-
käufer“ ausgerufen. Auf der ganzen Welt gibt es Ver-
heit jahrelang mit Gedichten gefüttert wurde, kann
anstaltungen und Aktionen, so zum Beispiel bei den
er nur noch in Versen sprechen.
KollegInnen in Südafrika, Taiwan, Kanada, Bulgari-
Da alle Welt glaubt, er verulke sie mit seiner lyri-
en, Österreich, Irland oder bei uns.
schen Sprache, macht er aus der Not eine Tugend:
Auch von bodo wird es die eine oder andere Überra-
Er zieht als moderner Eulenspiegel umher und spielt
schung geben, und eine Woche lang werden wir auf Fa-
Streiche. Genau wie der berühmte Narr hält er der
cebook täglich von den weltweiten Aktionen berichten.
Vertrieb
Gesellschaft einen Spiegel vor und macht vor nichts
Oliver Philipp
Halt, nutzt dabei alles, was die heutige Zeit ihm
vertrieb@bodoev.de
bietet.“ Bei einer kurzen Leseprobe haben wir uns gebogen vor Lachen! Wir freuen uns drauf.
Übrigens können auch Sie teilnehmen: Vom 4. bis zum 10. Februar läuft unsere Aktion „Doppelt hilft besser“. Eine Woche lang wünschen wir uns von Käuferinnen und Käufern des Straßenmagazins, dass sie
„Eulenspiegels Enkel“, 8. Februar, 19.30 Uhr,
ein zweites Exemplar für jemanden erstehen, der
Schwanenwall 36 – 38. Der Eintritt ist frei, wir
bodo nicht kennt oder liest. Lesen Sie unsere Ver-
bodos Bücher
freuen uns über Spenden, für warme und kalte Ge-
käuferInnen von der Straße und empfehlen Sie uns
Suzanne Präkelt
tränke sorgen wir.
weiter! Sind sie dabei?
buch@bodoev.de
ANZEIGEN
bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de
Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de
Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr
6 Di. u. Do. 10 – 13 Uhr
Leben wieder selbst in die Hand, versuchen einen
MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH
07
Maikes Jahresausklang
Bundespräsident Gauck im Straßenzeitungs-Interview
»Zirkus«: Balkan-Pop bei bodos 18. Geburtstag
20. November Mit leichtem Schlaganfall ins Krankenhaus. Bevor es dort hin ging, habe ich meiner Nachbarin meinen Wohnungs-
Bundespräsident Joachim Gauck hat den sozialen
Wir freuen uns sehr, bei unserer Geburtstagsfeier
schlüssel gegeben, damit sie meine
Straßenzeitungen ein Interview gegeben. Unser
in unserem Dortmunder Buchladen eine großartige
Katze betreut. Kurz vorm Krankenhaus
Berliner Kollege Andreas Düllick traf das Staats-
junge Band zu Gast zu haben, die für einen „Ba-
musste der Krankenwagen noch durch
oberhaupt und sprach mit ihm über Freiheit und
lanceakt zwischen Melancholie und Lebensfreude,
eine Unfallstelle durch.
Verantwortung, Soziales und Armut und über die
zwischen Balkan-Klängen und modernem Pop, zwi-
sozialen Straßenzeitungen.
schen großer Sause und Herzschmerz“ sorgen wird.
Im Interview zeigt sich Gauck meinungsstark und
Wir haben sie das erste Mal in der Paulus-Kulturkir-
wegen eines Bombenfundes geräumt. So
mit durchaus kontroversen Ansichten. Deutlich wird
che in der Dortmunder Nordstadt gesehen, wo der
viele Krankenwagen mit Blaulicht habe
er zum uns Straßenzeitungen wichtigen Thema öf-
Journalist Dirk Planert einen beeindruckenden und
ich heute zum ersten Mal gesehen.
fentlicher Raum: „Wenn ich das Wort ,Vertreibung'
bedrückenden Vortrag zum bosnischen Srebrenica
höre, dann werde ich ganz allergisch. Ich will zwar
hielt. Im letzten Heft hatten wir zu diesem Thema
Hausrechte nicht einfach in Frage stellen, aber der
eine lange Geschichte.
öffentliche Raum gehört der Öffentlichkeit, und zur Öffentlichkeit gehören auch Obdachlose.“
welt sind, unterschätzen, welche Möglichkeiten sie haben, als aktive Bürger diese Gesellschaft positiv zu prägen.“ Das ganze Interview finden Sie auf www.bodoev.de
statt, an der ich leider nicht teilnehmen te zwei Tage auf der Intensivstation liegen.
Deutschland.
schen, die nicht Teil der herkömmlichen Arbeits-
Heute findet die Verkäuferversammlung kann. Ich wurde am Hals operiert und muss-
selbst als achtjähriger Bürgerkriegsflüchtling nach
Einzelnen betonen: „Ich glaube, dass viele Men-
30. November
nischen und deutschen Wurzeln, Sänger Anis kam
Straßenzeitungen stoßen Gaucks liberale Positiodie Verantwortung und Gestaltungsspielraum des
Gegen Abend wurde das Krankenhaus
Zirkus sind eine Band mit bosnischen, mazedo-
Auf sehr unterschiedliche Reaktionen bei den nierungen („Kein System garantiert Gleichheit.“),
29. November
6. Dezember Gott sei Dank bin ich aus dem Krankenhaus
Mit Gitarre, Schlagzeug, Bass, Akkordeon und Cello
raus. Ich war sehr froh, als ich zu Hause
und deutschen, englischen und bosnischen Texten –
war und meine Katze Minka vor Freude
emotional und nicht ohne Pathos – haben Zirkus in
rumgemaunzt hat. Meiner Nachbarin bin
ihrer sehr jungen Bandgeschichte schon viele Men-
ich sehr dankbar für die Katzenbetreuung.
schen zum Tanzen gebracht. Ihr Motto: „Manege frei für den großen Zirkus des Lebens!“
7. Dezember Auch wenn ich noch etwas wackelig auf
Wir freuen uns auf Zirkus und auf Sie am Sams-
den Beinen bin, bin ich zu meiner Haus-
tag, 23. Februar, 11 – 14 Uhr bei uns am Dort-
ärztin zur weiteren Behandlung.
munder Schwanenwall.
11. Dezember Heute zur ärztlichen Kontrolle gewesen.
bodo schafft Chancen
Was bleibt mir auch anderes übrig. 14. Dezember Ein ereignisreicher Tag. Erst war ich bei einer Geburtstagsfeier und danach bei der bodo-Weihnachtsfeier.
Transporte
28. Dezember
Haushaltsauflösungen
Kennzeichen, wie z.B. CA für Castrop-
Entrümpelungen
zester Zeit sind mir schon zwei begegnet.
Umzugshilfen
So, ab zu bodo zur Verkäuferversammlung
0231 – 950 978 0
lange genug erholt. Jetzt fühle ich mich
Seit einer gewissen Zeit sind alte Kfz-
www.bodoev.de
Rauxel wieder im Umlauf. Innerhalb kür-
31. Dezember und zur Zeitungsausgabe. Habe mich jetzt kräftig genug für den Zeitungsverkauf. Euro Bodoline Maike 7
08 Reportage | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Kurierfahrten per Rad
Auch im Winter, wenn es schneit
8
Die folgende Reportage hätten wir prima im
terwegs. Witterung darf für sie keine Rolle
zu kommen, scheint es mir das einzig ange-
Mai bringen können. Im Mai ist Radfahren
spielen. Um jetzt Annette Becker zu treffen,
messene Verkehrsmittel zu sein. Es gibt näm-
populär. Man denkt an Wochenend' und Son-
die 1987 den ersten Dortmunder Fahrradku-
lich kein schlechtes Wetter, nur unzweckmä-
nenschein und einen Ausflug ins Grüne mit
rierdienst mit gegründet hat, schwinge ich
ßige Kleidung, rede ich mir zu. Frau Becker
Picknick bei frühsommerlichen Temperaturen.
mich also bei Temperaturen gegen null aufs
wird das wohl bestätigen.
Aber Fahrradkuriere sind auch im Winter un-
Rad. Um zum verabredeten Interviewtermin
09
Kurz vor dem Ziel biege ich von der Hamburger in
ist eine Einbahnstraße!”, schimpft die Fahrerin
Hausnummer 41, innerstädtische Gewerbearchi-
die Saarbrücker Straße ein, der Fahrtrichtung ent-
durch das mittlerweile weit geöffnete Fenster. Ob
tektur, rechts im Hinterhof der Firmeneingang
gegen in die Einbahnstraße; für Radfahrer sind an
sie denn nicht lesen könne und überhaupt, wo sie
und ein Schild an der schweren Metalltür: Bitte
dieser Stelle beide Richtungen freigegeben. Als
ihren Führerschein gemacht habe, motze ich zu-
klingeln. Frau Becker öffnet persönlich.
ein entgegenkommendes Auto die Geschwindig-
rück. Perfekter Einstieg ins Thema, denke ich, als
keit deutlich drosselt, ahne ich, was kommt. „Das
ich keine Minute später die Toreinfahrt nehme.
In einem ersten Raum steht ein knappes Dutzend rote Räder – man kennt sie aus dem Stadtbild – mit ihren ebenso roten Transportboxen und dem weißen Aufdruck „Heißer Reifen”. An den Wänden hängen säuberlich eingerahmt etliche Zeitungsberichte neben großformatigen Fotografien von Gemeinschaftsfahrten und Rallyes im Kurierdienstmilieu. Auf den Fotos scheint immer die Sonne. Im nächsten Raum sind einige Spezialfahrräder abgestellt, darunter eine originale Rikscha und ein Tricycle mit voluminöser Kühlbox. Hier befinden sich außerdem Freistempelmaschinen sowie ein Regalsystem zur Briefverteilung. „Wir bieten seit fünf Jahren auch diverse Postdienstleistungen an”, erklärt Frau Becker. „Aber folgen Sie mir doch in mein Büro.” Den Flur ziert eine Vitrine mit Spielzeug und Miniaturen. Lego, Ü-Ei. Beckers Arbeitsraum selbst ist zweckmäßig schlicht eingerichtet, nur am Fenster fällt laserrot leuchtend das Firmenlogo im Plexiglasblock auf. „Ein Geschenk zum Fünfundzwanzigsten im vorigen Jahr”, sagt die Inhaberin. Mitte der 80er Jahre wurden in Deutschland erste Fahrradkurierdienste zur taggleichen Zustellung von Post- und eiligen Warensendungen gegründet. In Amerika, in New York, waren sie längst etabliert. Im Lauf der folgenden Jahrzehnte geriet ihr Bild zur Ikone moderner Urbanität. Tollkühne Helden in permanenter Bewegung, welche, sämtliche Regeln der Straßenverkehrsordnung und die Gesetze der Schwerkraft missachtend, wertvolle Päckchen und wichtige Kuverts im aufgeschnallten Rucksack durch einen dem endgültigen Kollaps nahen Autostrom spedieren. Auf puristischen Rädern, ohne Schaltung, ohne Leerlauf, ohne Bremsen: Fixies. Hollywood entdeckte deren Kultpotenzial und brachte im vergangenen Jahr mit „Premium Rush“ den Streifen zur stilprägenden Mobilität auf die Leinwand. Fixiefahren ist dem Filmhelden Philosophie. „Ich kann nicht anhalten, ich will es auch nicht”, lautet sein Lebensmotto – bei einer Kurierfahrt wird er schließlich nach den Regeln des Actionkinos von einem korrupten Polizisten gejagt, welchem seinerseits die Mafia auf den Fersen ist.
9
10
„Unsere Realität sieht ganz anders aus”, sagt
läum konnte Frau Becker selbstbewusst darauf
Frau Becker. Selbstverständlich entsprechen die
verweisen, dass ihr Team bei allen Kurierfahrten
Räder im Fuhrpark den Vorschriften und ebenso
addiert insgesamt 366.448 kg CO2 eingespart
selbstverständlich sind ihre Fahrer verpflichtet,
und dabei 33 1/3 Mal die Erde umrundet hatte.
sich während der Arbeit an die StVO zu halten. Abenteuerliche Verfolgungsjagden hat es noch
Während unseres Interviews, das zur Mittagszeit
nie gegeben. Auf Firmenfeiern machen andere
stattfindet, verbessert der Zwischenschichtfahrer
Geschichten die Runde. Die über den Neuen, der
auf seiner Runde die Werte. Wie der sich gegen
bei seiner ersten Fahrt von einem Kunden im
das momentane Schmuddelwetter schützt, will
Adamskostüm an der Haustür empfangen wurde.
ich wissen. Schließlich sitze ich einem Profi ge-
Und die über den Trotzigen, der zunächst nichts
genüber. „Es gibt nur die falsche Kleidung, nicht
von dem intern erstmals vorgeschriebenen
das falsche Wetter”, sagt Frau Becker und erklärt
Fahrradhelm halten wollte und dem dann bei
das Zwiebelprinzip. Immer mehrere Schichten
einer Tour über die Weihnachtsmarktbaustelle
übereinander, so dass man sich bei Bedarf wech-
eine Leiter auf seinen erfreulicherweise jetzt
selnden Temperaturen durch An- oder Ausziehen
doch helmgeschützen Kopf gefallen ist.
anpassen kann. Sie stellt ihrem Team Funktionswäsche, atmungsaktive Regenjacken, Pullis, Tri-
Zu wirklich krassen Unfällen ist es zum Glück in
kots und Hosen. Die äußerste getragene Schicht
all den Jahren nicht gekommen. Ein gebroche-
sollte immer die der Firma sein. Das Logo, logo.
ner Arm ist registriert und ein Schulterbruch,
Was darunter getragen wird, ob ihre Fahrer auf
als ein neben dem Radweg haltender Autofahrer
Synthetik oder Merinowolle schwören, ist ihr egal.
plötzlich die Tür öffnete und der Kurier nicht
Sie gibt an dieser Stelle allerdings zu, dass es für
mehr bremsen konnte. „Der Klassiker”, sagt
jeden Typ Wäsche Grenzen des Machbaren gibt.
Frau Becker. „Genauso gefährlich wie die Rad-
Dauerbelastung bei Dauerregen und knapp über
wege auf Bürgersteigen. Das machen sie leider
Null Grad: irgendwann suppt entweder der Nieder-
in Dortmund sehr gern. Alle fünfhundert Me-
schlag durch oder man gart im eigenen Schweiß.
ter riskierst du einen Beinaheunfall mit einem Rechtsabbieger. Dem Autofahrer passiert ja
Dann erläutert sie noch die von ihr favorisier-
nicht viel, höchstens mal eine Beule im Blech.
te technische Ausstattung der Räder. Stahlrah-
Die Radfahrer sind immer am nächsten zum As-
men besitzen gegenüber Aluminiumfabrikaten
phalt. Man muss schon sehr vorausschauend
die angenehmeren Fahreigenschaften, 26-Zoll-
unterwegs sein, und funktionieren kann es so-
Räder sind weitaus stabiler als 28er, Pedelecs
wieso nur, wenn jeder auf jeden achtet.”
ein Hobby für Rentner, die einzig zuverlässig funktionierende Beleuchtung verspricht ein Na-
Hin und wieder übernimmt sie noch selbst eine
bendynamo und unplattbare Reifen, selbst wenn
Tour, zum Beispiel, wenn ein Fahrer überra-
sie etwas schwerer sind als gewöhnliche, gehö-
schend ausfällt. 1987 sah das anders aus. Bei
ren zur Grundausstattung. Denn Radwege sind
der Gründung waren sie zu zweit, Telefondienst
immer die letzten Fahrspuren, die von Scherben
oder unterwegs im Wechsel. Dabei hatten sie
und anderem Unrat gereinigt werden. Ein im Jahr
zunächst auf Abruffahrten gesetzt, die bis da-
2005 vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-
hin typische Kurierdienstleistung. Die Nachfra-
Club) durchgeführter bundesweiter Radklimatest
ge ließ zu wünschen übrig. Ihr Partner stieg
untersuchte unter anderem diesen Punkt. Dort-
nach anderthalb Jahren frustriert aus. Doch der
mund landete weit hinten, leider auch insge-
„Heiße Reifen” entwickelte eine Eigendynamik.
samt. Mit Spannung werden die Ergebnisse einer
Postfachleerungen mauserten sich zu einem
aktuellen Umfrage erwartet, sie sollen Anfang
lohnenden Geschäftsfeld. Derzeit sind morgens
des Jahres veröffentlicht werden. (wk)
Ω Von oben: Annette Becker hat 1987 den Fahrradku-
stets fünf Fahrer draußen, um die Post vom Fach
rierdienst „Heißer Reifen“ mitbegründet.
zum Empfänger zu bringen. Nachmittags sind es
Rückkehr in die Zentrale. Ausgestattet mit Funktions-
vier, um bei den Kunden die Briefe zur Einlie-
wäsche und angezogen nach dem Zwiebelprinzip fährt
ferung einzusammeln. Ein Fahrer übernimmt
das Team auch bei extremen Wetterverhältnissen.
die Zwischenschicht. Bei Strecken bis zu drei
Jürgen Schweizer am Schreibtisch in der Dispo. Die ein-
Kilometern und im Stadtverkehr ist das Fahrrad,
gehenden Aufträge werden hier an die Kuriere verteilt.
sowieso das umweltfreundlichste aller Fahrzeuge, konkurrenzlos schnell und günstig. Für Ziele
10
∆ Kurierfahrer Andreas Naefe auf dem Weg zum Kun-
weiter außerhalb der Innenstadt setzt der „Hei-
den. Auf seiner Tour im rutschigen Schneematsch ist
ße Reifen” mittlerweile ein Auto ein, erdgasbe-
er sechsmal gestürzt.
trieben, der CO2-Bilanz wegen. Zum Firmenjubi-
11
NEUES VON BODO | von Cedric Janoschka | Foto: Sebastian Sellhorst
Mein Praktikum bei bodo
nächsten Tag bin mich mit Lothar dafür zuständig, die Post wegzubringen. Um 15 Uhr machen wir uns auf den Weg. Mit Rollwagen und großen Tüten schaffen wir die über 50 Bücher zur Hauptpost.
Drei Wochen lang hat Cedric ein Sozialprakti-
Der Autor liest und erzählt von seinen Erfahrungen,
kum bei bodo gemacht. Zum Abschluss seiner
die er während einer Spenden-Rally in die Mongolei
Inzwischen ist die letzte Woche meines Prakti-
Mitarbeit bei bodo war er selbst einige Stunden
gemacht hat. Begleitet wird die Lesung von einigen
kums angebrochen. Mit Oliver, dem Vertriebsleiter,
als bodo-Verkäufer auf der Straße unterwegs,
Fotos, die auf eine Leinwand projiziert werden.
mache ich mich auf den Weg in die Dortmunder
um einen Eindruck zu gewinnen, was es heißt,
Innenstadt, um dort einen Verkäufer zu treffen. Vor
das Straßenmagazin zu verkaufen. In seinem
Am darauffolgenden Montag bekomme ich eine
Karstadt treffen wir Horst, der sich bereit erklärt,
Praktikumsbericht beschreibt er, was er während
Einführung in das Büchersortiersystem. Auch wenn
sich von mir am Folgetag ein bisschen beim bodo-
seiner Zeit bei bodo alles erlebt hat.
ich manchmal anderer Meinung als die Software
Verkauf helfen zu lassen. Mit einigen Zeitungen
bin, was die Buchpreise angeht, so will ich mich
bestückt stelle ich mich etwas gegenüber von Horst
Mein erster Arbeitstag bei bodo beginnt mit einer kleinen Führung. Tanja Walter, die Geschäftsführerin, zeigt mir die Räumlichkeiten am Dortmunder Schwanenwall, in denen bodo jetzt seit fast einem Jahr zu Hause ist. Im Erdgeschoss befindet sich der große Buchladen, im hinteren Bereich werden Bücher sortiert. Im Obergeschoss sind die Büros der Verwaltung, der Geschäftsleitung und der Redaktion. Neben der kleinen Küche gibt es einen großen Besprechungsraum, der dreimal in der Woche zum Verkäufercafé wird. Auch die Teamsitzungen, Verkäuferversammlungen und Redaktionssitzungen finden hier statt. Mein erster Auftrag nach der Führung besteht darin, Flyer in die Zeitungen einzulegen. Nach einer Stunde habe ich schwarze Finger von der Druckerschwärze und die ganze bodo gelesen. Von daher wohl ein guter Einstieg. Die nächsten zwei Arbeitstage verbringe ich
Cedric auf dem Westenhellweg: Der Verkauf des Straßenmagazins ist kein einfacher Job…
mit Klaus, der für die antiquarischen Bücher zustän-
nicht beschweren, schließlich konnte ich dadurch
hin und fange an zu verkaufen. Obwohl es mit zwölf
dig ist, in Bochum auf dem Weihnachtsmarkt. Dort
selbst einige tolle Schnäppchen machen. Den Rest
Grad ganz schön warm ist für diese Jahreszeit, sind
hat bodo einen Stand, an dem Bücher und gestrickte
des Arbeitstages verbringe ich damit, Bücher in das
meine Finger nach zweieinhalb Stunden schon ganz
Schals verkauft werden. Wir haben die „Frühschicht“
System einzupflegen.
steif von der Kälte. Als ich Horst das Geld gebe,
von zehn bis sechzehn Uhr. Immer wieder kommen
das ich in der Zeit verdient habe, überreicht er mir
Verkäufer vorbei, um bodos zu kaufen, einen Kaffee
Dienstag bin ich damit beschäftigt, die Geschenke,
zu trinken und sich mit uns zu unterhalten.
die die Verkäufer bei der Weihnachtsfeier bekommen
zum Dank ein Beutelchen Ferrero Küsschen.
sollen, zu packen. In eine große bodo-Tüte, die ich
Ich hätte nicht gedacht, wie ausdauernd man sein
Am Freitag bin ich dann ausnahmsweise am Abend
vorher noch mich reichlich weihnachtlichen Stem-
muss, um die Zeitungen loszuwerden, und bin froh
bei bodo, da eine Lesung in bodos Buchladen statt-
peln verziere, packe ich knallrote neue bodo-Pullo-
dass ich es doch geschafft habe. Mit dem Zeitungs-
findet. Ich helfe mit, den Buchladen für die Veran-
ver. Für die Verkäufer, die nicht zur Weihnachtsfeier
verkauf endet auch mein Praktikum bei bodo.
staltung vorzubereiten. Die Lesung ist interessant.
kommen, gibt es natürlich auch einen Pullover. Am
(Cedric Janoschka) ANZEIGE
11
12
RECHT | von Rechtsanwalt René Boyke
Rundfunkgebühren 2.0
KULTUR | von Wolfgang Kienast | Foto: Daniel Sadrowski
Kunstbox im Depot »Wir sind klein, aber effektiv.« Der Kunstmarkt kann sich kaum für das Ruhr-
Primärer Antrieb der Künstler, ihre eigene Messe
gebiet begeistern. Das weiß und das missfällt
zu etablieren, waren jedoch Umbrüche auf dem
Es könnte so einfach sein. Man kann aber
auch Wolfgang Schmidt. Er ist bildender Künst-
Kunstmarkt, wo sie unter den veränderten Be-
leicht den Eindruck bekommen, unter den
ler, sein Atelier befindet sich in Dortmund. Im
dingungen durchaus Chancen für sich sehen. Die
Themen, über die sich der Deutsche am
Depot. Gemeinsam mit Hanfried Brenner und
klassische Künstler-Galerie-Bindung funktioniere
liebsten echauffiert, gehörte nach wie vor
Monika Pfeiffer, die ebenfalls dort arbeiten,
nicht mehr wie noch vor zwanzig oder dreißig
die Abgabe für den öffentlich-rechtlichen
hat er das Konzept für die Kunstbox entwi-
Jahren, erfahren wir. Kunst werde häufiger
Rundfunk. Da sich seit 2013 die Erhebung
ckelt. Ihre noch junge Messe richtet sich an
direkt in den Ateliers oder, die wirklich teure, in
dieser „Gebühren“ grundlegend geändert hat
Kunstschaffende, Sammler, Galeristen, Ver-
Auktionshäusern gekauft. Dabei verliere nicht
(z.B.: Es ist nun grundsätzlich pro Haushalt
mittler und, ganz allgemein, an jeden kunstin-
nur Deutschland, sondern ganz Europa seine
zu zahlen und nicht anhand der vorhandenen
teressierten Besucher. Am ersten Wochenende
Bedeutung als wichtiger Kunststandort. Auf der
Geräte. Auch „Hausbesuche“ soll es nicht
im März wird sie zum dritten Mal ausgerichtet.
anderen Seite aber sei ein gegenläufiger Trend
mehr geben etc.), hoffte ich, dass dieses
Auch um zu beweisen, dass sich der Blick auf
zu beobachten. Wie in vielen anderen Bereichen
Thema seine nie enden wollende Sprengkraft
die Region durchaus lohnt.
wachse auch hier ein spezifisches Interesse an
endlich verlieren würde. Mitnichten! Tatsächlich scheint der Protest sich vervielfältigt zu haben. So klagt beispielsweise die Drogeriekette Rossmann gegen den neuen Rundfunkbeitrag; ein Kollege aus Bayern hat Verfassungsbeschwerde eingereicht; im Netz gibt es die ersten Seiten, die beschreiben, wie man sich gegen den neuen Beitrag wehrt und welche Kosten angeblich im Falle einer Klage auf den Bürger zukommen. Und natürlich gibt es auch schon Bücher zu dem Thema.
ebenso wie für die Kunstschaffenden, die neue
(Foto), sie ist in der Depot-Geschäftsstelle tätig,
Wege suchten, sich zu vermarkten. Schmidt nennt
treffen wir uns, um über die Hintergründe der
in diesem Zusammenhang Kunstkaufhäuser und
Veranstaltung zu sprechen. Motiv war zunächst
Künstlermessen. „Es gibt einen Bedarf für die
einmal hausintern das Bedürfnis, die Künstlerate-
Kunstbox”, lautet sein Resümee.
liers in der öffentlichen Wahrnehmung nachhaltiger zu verankern. „Die Außendarstellung war
Nach Malerei (2009) und Skulptur/Objekt (2011)
lange Zeit einseitig”, sagt Schmidt. „,Depot‘ wur-
liegt der Schwerpunkt 2013 bei grafischen Arbei-
de als Synonym für das Theater hier verstanden.
ten. „Wir gehen davon aus, durch diese Abwechs-
Wir wollen dem gar nichts entgegensetzen, den
lung ein immer wieder neu neugieriges Publikum
Begriff aber erweitern.” Deswegen wird, wie Frau
ansprechen zu können”, sagt Gesa Li Barthold. In
Barthold ergänzt, jetzt vom „Kulturort Depot“
34 identisch in der großen Mittelhalle im Depot
Es ist gar nicht zu bestreiten, dass die neu-
gesprochen, um die Vielseitigkeit zu unterstrei-
aufgebauten Boxen werden 34 Künstlerinnen
en Regelungen juristisch handwerklich noch
chen, die Spannbreite, welche Theater, Ateliers,
und Künstler das Spektrum unterschiedlicher
nicht der Weisheit letzter Schluss sein mögen
Kino, Gastronomie, Fotostudio, Bildungswerk und
Techniken der Sparte präsentieren. Zeichnungen,
und in einigen Fallkonstellationen schlicht
mehr umfasst.
traditionelle Druckverfahren, digitale Prints
zu ungerechten Ergebnissen führen. Durchaus liegt nämlich nicht fern, dass die neuen Regelungen teilweise verfassungswidrig sind, was eine gerichtliche Klärung unbedingt erforderlich und wünschenswert macht. Warum muss beispielsweise jemand, der fast arm ist, exakt genauso viel zahlen wie ein Millionär? Stellt der neue Rundfunkbeitrag nicht eigentlich eine versteckte und damit unzulässige Steuer dar? All diese Bemühungen, gegen den neuen Beitrag anzugehen, werden jedoch freilich nicht verhindern können, dass überhaupt ein Beitrag erhoben wird. Auch wird niemand wirklich davon ausgehen, dass zu diesem Thema jemals eine Regelung gefunden wird, mit der alle zufrieden sein werden. Bleibt nur zu hoffen, dass die Energien, die abseits solch berechtigter Fragen für dieses Thema aufgewendet werden, in Zukunft der Lösung grundlegender Probleme zugute kommen. (rb) www.kanzlei-boyke.de 12
der Region. Das gelte für potenzielle Käufer Mit Wolfgang Schmidt und Gesa Li Barthold
13
WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast
und experimentelle Positionen. Ausgeschrieben wurde die Messe bundesweit in Fachpublikationen.
wildkraeuter.bodo/26_hagebutte.5/
Ausgewählt wurden die Teilnehmer von einer unabhängigen Jury, welcher ein Galerist, ein Kunsthis-
Ende letzten Jahres erläuterte Wirt-
Blätter im Frühling in der Küche zu ver-
toriker, ein Sammler, ein bildender Künstler sowie
schaftsminister Rösler (FDP) Eckpunkte
wenden sind, findet man des Öfteren. Sel-
ein Vertreter des Hauptsponsors der Messe (RWE)
eines ihm richtig wie wichtig erschei-
ten wird darauf hingewiesen, dass man in
angehören. Die durchaus nicht identischen Ansprü-
nenden Positionspapiers seiner Partei.
den Wintermonaten seine kleinen Wurzel-
che der jeweiligen Teilnehmer an den Kunstmarkt
Joachim Poß als stellvertretender Frakti-
knollen als Gemüse zubereiten kann. Da
wurden auf diese Weise gleichberechtigt berück-
onschef der SPD glaubte dabei Ladenhü-
die Dinger extrem feingliedrig sind, ist es
sichtigt, das Niveau der zu erwartenden Arbeiten
ter „aus der neoliberalen Mottenkiste” zu
ein sehr mühevolles Unterfangen, sie zu
sichergestellt.
erkennen, und die Grünen-Spitzenkandi-
putzen und zu schälen. Ich nahm es auf
datin Katrin Göring-Eckardt sah Präsente
mich, erstmals, für ein Aroma, das gleich-
Die Messe, von Künstlern konzipiert, bietet nicht
für „genau jene Arbeitgeber, die ihren
sam an Pilz und Pastinak erinnern soll...
nur einen Raum für eventuelle Verkäufe, sie dient
Beschäftigten keine Löhne bezahlen, von
auch der gegenseitigen Vernetzung und späteren
denen diese auch leben können”.
Kontaktpflege. Die Resonanz nach den bisherigen
Auch nach mehrfach verlängerter Kochzeit blieben die Knöllchen holzig am
Beiden möchte ich nicht widersprechen.
Rande zur Ungenießbarkeit. Einzig ein
Und da die Auswirkungen von – wenn sie
wenig Mark jeweils im Innern war zu
denn umgesetzt werden – im Sinne die-
gebrauchen. Der Geschmack stimmte,
ser „Friede-Den-Palästen“-Brüderleschaft
doch hätte ich Hunderte von Pflänzchen
durchgedrückten Entscheidungen leider
für ein Gericht suchen und verarbeiten
in den meisten Fällen tatsächlich in einem
müssen. Und so rief ich denn aus, eines
immer größeren Auseinander von ärmeren
Bahrs, ja, eines Röslers würdig, in mit
und reicheren Schichten im Land sichtbar
erschütterndem Pathos gespielter Hilf-
werden, kann ich den theatralen Unfug
losigkeit: „Oh, du vermaledeiter Spitz-
ihrer Häuptlinge selbst unter Satireaspek-
wegerich du! Zornig bin ich, wütend und
ten kaum noch genießen.
stinksauer zugleich!“
die BestBox, einen mit 500 Euro dotierten Preis,
Wenn zum Beispiel Bundesgesundheitsmi-
Zum Glück zieht mein missratenes Kü-
der darüber hinaus eine Einzelausstellung im Dort-
nister Daniel Bahr behauptet, angesichts
chenexperiment keine weitere Schieflage
munder RWE-Tower ermöglicht. (wk)
der Mitte Dezember 2012 aufgeflogenen
in der Gesellschaft nach, sich sondern
Veranstaltungen sei vielversprechend, freut sich Schmidt. „Wir sind klein, aber effektiv. Nach 2009 und 2011 hat es Atelierbesuche gegeben, einige Ankäufe, Ausstellungen und neue Galeriebindungen.” Neben dem Fachpublikum soll in diesem Jahr ganz bewusst der kunstinteressierte Privatmensch angesprochen werden, erstmals wird in diesem Zusammenhang ein Publikumspreis ausgeschrieben. Und die Jury wählt zwei ihrer Meinung nach förderungswürdige Nachwuchskünstler sowie den überzeugendsten Auftritt. Dieser Künstler gewinnt
Aktivitäten der Pharmalobby „stinksauer“
bedeutet nur, dass eine weitere Win-
INFO
zu sein. Oder eben jener Philipp Rösler zur
terwildkräuterkolumne von Hagebutten
Kunstbox im Depot
gleichen Zeit die General-Motors-Strate-
handeln muss. Mir fehlte der Plan B.
Immermannstraße 29 | 44147 Dortmund
gie, in Bochum die Produktion von Opel-
Haben Sie (vgl. Januar-bodo) noch aus-
Sa. 2.3., 13 – 19 Uhr | So. 3.3., 11 – 18 Uhr
Fahrzeugen einzustellen, mit den Worten
reichend harte Hagebutten zum Kandie-
Preisverleihung So. 16 Uhr | Eintritt 3 Euro
kommentiert: „Das macht mich wütend,
ren gefunden? Falls ja, dann lassen Sie
das macht mich sauer.” Ja, was denn?
davon zwei Esslöffel über Nacht in et-
Wer dem Kapital Narrenfreiheit zusichert,
was Rum einweichen. Abgießen (der auf
sollte bitte etwas souveräner mit den nur
diese Weise aromatisierte Rum schmeckt
logischen Konsequenzen umgehen.
prima!) und möglichst fein hacken. Rüh-
Ich vermute mal, diese emotionalen Eruptionen waren eh nur schlechtes Schauspiel fürs Volk. Denn ich bin ja in der Lage, mich selbst in einen vergleichbaren Zustand zu versetzen. Eigentlich nämlich sollte diese Kolumne vom
Spitzwegerich
handeln.
ren Sie die Butterstückchen sowie drei Esslöffel Sahne unter 200g im Wasserbad geschmolzene Blockschokolade. Wenn Sie es edel mögen, gießen Sie die Masse zum Abkühlen in kleine Patisserieförmchen, eine mit Folie ausgeschlagene Dose tut es aber auch. (wk)
Rezep-
te, wie dessen
13
14
14
REPORTAGE | von Dr. Birgit Rumpel | Fotos: Andre Noll · Oliver Schaper
15
Leben mit einem gespendeten Organ
Hallo Herz, du gehörst jetzt zu mir! Noch während dieser Beitrag in Arbeit ist, be-
Schließlich versuchen die Ärzte durch eine Ablati-
kommt er unfreiwillige Aktualität. Anfang Januar
on, bei der das Herzgewebe punktuell verödet wird,
wird ein weiterer Organspendeskandal, diesmal am
die Herzrhythmusstörungen zu beseitigen. Doch der
Klinikum Leipzig, öffentlich. Es ist zu befürchten,
Eingriff hat genau den gegenteiligen Effekt, der
dass die Bereitschaft zur Organspende weiter zu-
Herzrhythmus ist permanent gestört, Henrike Platz
rückgeht. Verunsicherung und Vertrauensverlust
muss über einen Monat im Krankenhaus bleiben,
der potenziellen Spender sind verständlich, doch
bis der geeignete Medikamentenmix gefunden ist.
ist es richtig, sich jetzt der Organspende zu ver-
Gleichzeitig liegt ihre krebskranke Mutter im Ster-
weigern? Wir sprachen mit einer Transplantierten.
ben. „Das war schlimm, da wollte ich teilweise nicht mehr“, erinnert sie sich.
„Es ist naiv zu denken, Ärzte wären per se die besseren Menschen“, sagt Henrike Platz. Die 37jährige
Wie ein Stehaufmännchen kommt sie wieder auf die
lebt mit einem Spenderherz. Als sie 1975 mit mehre-
Beine, fängt auch wieder an zu arbeiten. Doch das ist
ren Herzfehlern in Castrop-Rauxel zur Welt kommt,
nicht von Dauer. Als 2009 unerklärbare Bauchkrämpfe
können Neugeborene noch nicht operiert werden.
auftreten, beginnt abermals
Nach dem ersten Lebensjahr, das sie glücklicherwei-
eine monatelange Odyssee
se übersteht, wird die erste Herz-OP durchgeführt,
durch Arztpraxen und Klini-
eine weitere im Alter von drei Jahren. „Heute könnte
ken, das Arbeiten muss sie
man das schon viel früher machen und die Opera-
immer wieder unterbrechen.
tionstechnik hat sich enorm weiterentwickelt,“ er-
Zwar kann endlich die Ursache
klärt sie. Die damaligen Methoden ermöglichen ihr
der Magenprobleme gefunden
zwar das Überleben, aber es ist immer klar, dass als
werden – der durch die Medi-
Erwachsene weitere Operationen nötig würden.
kamente angegriffene Magen verträgt keinen Fruchtzucker
So verlebt sie eine Kindheit mit angezogener Hand-
(Sorbit) mehr – doch der Zu-
bremse. „Ich war ein munteres Kind, voller Energie,
stand des Herzens hat sich so
aber ich konnte nie lange rennen, musste anhalten
sehr verschlechtert, dass ein-
und nach Luft schnappen, das hat mich immer total
gegriffen werden muss. Neue
geärgert“, erinnert sie sich. Kein Herumtoben, kein
Herzklappen? Ein Defibrilla-
Schulsport, Aufwachsen mit eingeschränktem Be-
tor oder ein Herzschrittma-
wegungsradius. Während der Pubertät treten Herz-
cher? Die Ärzte werden sich
rhythmusstörungen auf, die zum ständigen Beglei-
lange nicht einig. Schließlich
ter werden. Trotz der körperlichen Beeinträchtigung
landet sie im EMAH-Zentrum
kann Henrike Platz zur Schule gehen, nach dem Ab-
der Uniklinik Münster, einem
itur studiert sie in Leipzig Museologie (Museums-
Zentrum für Erwachsene mit
kunde), erwirbt den Master in British Studies und
angeborenem Herzfehler. Auch
arbeitet später in verschiedenen Berliner Museen als
hier wird sie eingehend un-
Museumspädagogin und Dokumentarin. „Das konnte
tersucht, die drei behandelnden Ärzte beraten sich
ich alles schaffen, aber ich war oft völlig erschöpft
lange, zögern und kommen zu dem Schluss: „Es ist
und an den Wochenenden fix und fertig.“
besser, Sie jetzt schon auf die Liste zu setzen, es könnte sonst zu spät sein.“
»Wie nach einem Dauerlauf – nur ohne Laufen« Der Beruf bringt sie 2007 zurück ins Ruhrgebiet, wo sie eine Stelle im LWL-Industriemuseum antritt. Im
»Ich wusste ja, dass man teilweise vergebens auf ein Herz wartet.«
folgenden Jahr verschlechtert sich ihr Gesundheits-
„Liste? Sie meinen die Transplantationsliste?“
zustand, die jahrelangen Herzrhythmusstörungen,
Henrike Platz ist kurz geschockt, doch gleich dar-
das häufige Herzrasen wird unerträglich. „Das ist wie
auf auch wundersam erleichtert. „Dann ist endlich
bei Gesunden nach einem Dauerlauf – nur ohne Lau-
Ruhe im Karton, alles andere ist nur weiteres Her-
fen. Man hört das Herz bis in den Kopf schlagen, und
auszögern“, sagt sie sich. Danach muss sie erst ein-
wenn das länger andauert, ist man hinterher total
mal allein sein, sich mit den Stimmungsextremen
kaputt, weil der Organismus auf Hochtouren gelaufen
auseinandersetzen. „Da ist man fertig vor Angst
ist“, beschreibt sie das beängstigende Gefühl.
und Panik, andererseits denkt man, das ist viel-
15
16
leicht die Chance, gesund zu werden. Dann kann
kennt sie ja nur zu gut. „Aber dann wusste ich,
ich vielleicht mal Sport machen oder tanzen gehen,
das ist jetzt das neue Herz und habe mit ihm ge-
so richtig abzappeln.“
sprochen. Herzlich willkommen, du gehörst jetzt zu mir, wir sind jetzt eins.“
Bevor sie gelistet wird, folgt ein kompletter Gesundheitscheck: HIV, Hepatitis, Krebs, Entzündun-
Noch einen Monat bleibt sie im Krankenhaus und
gen aller Art und vieles mehr. Nur wer grundsätzlich
muss künstlich beatmet werden. Sie kann nur im Sit-
gesund ist, kommt auf die Transplantationsliste.
zen atmen, kaum schlafen und sprechen. „Das war
Nach dem Untersuchungsmarathon wird sie nach
eine schwere Zeit, und immer mal wieder kamen mir
Hause entlassen, sie soll sich erstmal wieder „nor-
Zweifel“, erinnert sich Henrike Platz. Nur sehr lang-
mal“ einrichten. Es ist nicht
sam erholt sie sich und kann schließlich zur Reha.
absehbar, wie lange das
„Selbst die einfachste Stuhlgymnastik, die man als
Warten auf ein geeignetes
Gesunder so gern belächelt, war für mich total an-
Organ dauern wird. „Ich
strengend, ich hatte einfach keine Muskeln mehr.“
wusste ja, dass man teilweise vergebens auf ein Herz
Ein halbes Jahr später kann sie wieder arbeiten. Zu-
wartet.“
nächst nur wenige Stunden am Tag, doch die Wiedereingliederung gelingt, bis sie wieder in Vollzeit tätig
Henrike Platz beginnt wie-
ist. Auch deshalb, weil Arbeitgeber und Kollegen ver-
der zu arbeiten. Weil sie die
ständnisvoll und hilfsbereit mitziehen. Die nach einer
drei Treppen zur ihrer Woh-
Transplantation üblichen Einschränkungen kann sie
nung kaum noch bewältigen
verkraften: keine keimbelasteten Lebensmittel, we-
kann, zieht sie in ein Haus
nig Kontakt zu Menschen, um sich nicht mit irgendet-
mit Aufzug. Als sie gerade
was anzustecken, denn das Immunsystem muss zum
mit Freunden auf die neue
Schutz des neuen Organs gedrosselt werden.
Wohnung
anstoßen
will,
kommt ein Anruf aus Müns-
Von wem das Herz stammt, weiß Henrike Platz
ter. „Sind Sie gesund?“, ist
nicht, nur dass es eine Frau war. „Dabei würde ich
die erste Frage des Arztes.
den Angehörigen so gern mitteilen, dass es mir gut
„Dann rufen Sie jetzt den
geht und dass ich in Dankbarkeit an die Verstorbene
Notarzt für eine Personen-
denke.“ Die Tatsache, mit einem fremden Organ zu
fahrt zur Transplantation.
leben, stört sie nicht. Auch den Gedanken, für sie
Wir haben Ihr Herz.“
sei ein anderer Mensch gestorben, lässt sie nicht gelten. „Nein, das ist er nicht. Er ist leider gestor-
„Natürlich hatte ich Angst,
ben, aber das ist nicht meine Schuld.“
bei der OP zu sterben,“ erinnert sie sich, „aber man
Heute, zweieinhalb Jahre nach der Transplantation,
kann auch vom Auto über-
genießt Henrike Platz ihr Leben wie nie zuvor: „Es
Ω Unverzichtbar nach einer Transplantation:
fahren werden oder bei einem Wohnungsbrand um-
ist, als hätte man bei mir einen Trabbimotor durch
Henrike Platz stellt ihren täglichen Medikamen-
kommen.“ Für sie wäre der Wunsch an die sprich-
einen Porschemotor ersetzt.“ Jetzt kann sie sich
tenmix zusammen.
wörtliche gute Fee immer gewesen, gesund zu sein.
die Träume erfüllen, die ihr in schweren Zeiten das
„Wie ein Traum, der eigentlich gar nicht realisier-
Durchhalten möglich machten. „Ich unternehme
bar ist, dass ich ein gesundes Organ bekomme und
viel mit Freunden, erkunde die Sehenswürdigkeiten
dann gesund bin.“
in der Umgebung und sogar eine Reise nach Prag konnte ich schon machen.“
»Herzlich willkommen, du gehörst jetzt zu mir.«
Die bekannt gewordenen Skandale regen sie genau-
Am nächsten Tag bekommt Henrike Platz ihr neu-
so auf wie der Umgang der Medien damit. „Schwarze
es Herz. Es ist der erste Mai, genau sechs Monate
Schafe gibt es überall, und wo ein Mangel ist, lassen
hat ihre Wartezeit gedauert. Die Transplantation
sich immer Leute bestechen, auch bei den Ärzten.“
verläuft erfolgreich, doch anschließende Kompli-
Deshalb befürwortet sie die neue „Entscheidungslö-
kationen machen eine Not-OP erforderlich. Erst
sung“, wegen der alle Versicherten jetzt von ihren
nach über einer Woche wacht sie aus dem Koma
Krankenkassen angeschrieben werden. „Für mich ist
auf. „Ich war total verwirrt, konnte nicht sprechen
das der größte Akt der Nächstenliebe, seine Organe
und wegen meiner Kurzsichtigkeit kaum etwas se-
weiterzugeben und andere Leben zu retten oder we-
hen. Meine vom Cortison aufgedunsenen Hände
nigstens zu erleichtern.“ (biru)
habe ich gar nicht erkannt.“ Es dauert eine Weile,
16
bis sie versteht, was vorgegangen ist. Ihr schnell
INFO
schlagendes Herz macht ihr Angst, denn Herzrasen
Deutsche Stiftung Organspende: www.dso.de
ANZEIGE
Es ist schön zu wissen, dass alle meine Kunden aufgeschlossene und großzügige Menschen sind.
Das gibt Hoffnung. KELLY, 52 JAHRE.
Internationale Woche der Straßenzeitungsverkäufer 4. – 10. Februar 2013 Nehmen Sie an unserem internationalen Veranstaltungs- und Aktivitätenprogramm teil, feiern Sie mit uns die Eigeninitiative der Straßenverkäufer und stellen Sie die Wahrnehmung von Armut und Obdachlosigkeit infrage. Mehr als 14.000 Verkäufer in 40 Ländern verkaufen die über 100 verschiedenen Straßenzeitungen und -magazine. Sie sind Menschen, die inspirieren.
inspstreetpapers
@_INSP
street-papers.org
inspiringpeople
17
18
DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter
NEWS | von Sebastian Sellhorst · Fabian Grass
WAZ soll das?
Diskriminierung: Sinti und Roma
WAZ schließt WR-Redaktionen
Gemeinsam gegen Armut
Statt eines Kommentars dokumentieren
Der Politikwissenschaftler Markus
Die
die
Erst 2011 hat das Bundesverfas-
wir (leicht gekürzt) eine Erklärung der Kol-
End von der TU Berlin untersucht
Schließung der Lokalredaktionen der
sungsgericht die Berechnung der
legInnen der WAZ und NRZ, gerichtet an
in einem von RomnoKher in Auftrag
Westfälischen Rundschau angekün-
Hartz IV-Regelsätze als zu intrans-
die WAZ-Geschäftsführung, unterschrieben
gegebenen Gutachten, wie stark
digt. Damit droht das Aus für 120
parent getadelt. Die schwarz-gelbe
von 216 MitarbeiterInnen:
die Ressentiments und negativen,
Festangestelle und ca. 150 freie Re-
Bundesregierung und die SPD ei-
Sehr geehrte Herren,
stereotypen Vorurteile in der deut-
dakteure und Redaktionsmitarbeiter,
nigten sich auf eine Regelsatzer-
auch wir haben ein paar Tage gebraucht, um
schen Gesellschaft sind – nicht nur
die bisher für die 24 Lokalausgaben
höhung von erst fünf Euro, im letz-
unsere Fassungslosigkeit, unsere Trauer, si-
gegenüber den in den vergangenen
der WR gearbeitet haben. Die Zeitun-
ten Jahr noch einmal auf drei Euro.
cher auch unsere Angst, aber vor allem auch
Jahren aus Osteuropa eingewander-
gen sollen ohne eigene Lokalredakti-
Nun fordert das im Dezember 2012
unsere Wut in Worte zu kleiden. Ihre Ent-
ten, sondern auch gegenüber den
onen weiter erscheinen. Der Mantel
gegründete „Bündnis für ein men-
scheidung, die traditionsreiche „Westfälische
seit Jahrhunderten als nationale
soll von der WAZ-Mediengruppe in
schenwürdiges
Rundschau“ de facto aufzugeben und 120
Minderheit hier lebenden deutschen
Essen erstellt werden, lokale In-
das sich auf die Unterstützung von
Menschen (sic!) in eine mehr als ungewisse
Sinti und Roma. Mehr als ein Viertel
halte werden von anderen Verlagen
Gewerkschaften sowie Wohlfahrts-,
Zukunft zu entlassen, zeugt in ihrer Art und
der befragten Deutschen unterstütz-
eingekauft oder von anderen Zeitun-
Sozial-, Bauern- und Umweltver-
Weise von einer Kälte, die uns frösteln lässt.
te laut der Studie die Aussage „Sinti
gen der WAZ-Gruppe beigesteuert.
bänden stützen kann, eine neue
Wir könnten jetzt demokratietheoretisch
und Roma sollten aus den Innenstäd-
Der Lokalteil für Dortmund, Lünen
gesellschaftliche Diskussion über
argumentieren, den Verlust der für unsere
ten verbannt werden“. In vielen Be-
und Schwerte soll mit Inhalten der
eine menschenwürdige und gerechte
offene Gesellschaft so wichtigen Presse-
reichen käme es zu Diskriminierung:
„Ruhr Nachrichten“ gefüllt werden.
Grundsicherung. „Weil jeder Mensch
vielfalt beklagen. Wir könnten jetzt be-
bei der Wohnungssuche, am Arbeits-
Am Samstag nach Bekanntwerden
das Recht auf ein anständiges Leben
triebswirtschaftlich argumentieren und die
platz und in Behörden. In den Me-
der Schließungen versammelten sich
hat; das ist ein Menschenrecht, das
Frage aufwerfen, ob angesichts der positi-
dien wurde in den vergangenen Jah-
mehr als 1.000 Menschen in Dort-
man sich weder verdienen muss noch
ven Jahresergebnisse der WAZ-Gruppe und
ren verstärkt gegen Migranten aus
mund, um gegen die Entscheidung
verlieren kann“, begründet Werner
der gern und viel zitierten „Kriegskasse“
Rumänien und Bulgarien Stimmung
des WAZ-Konzerns zu protestieren.
Rätz vom Koordinierungskreis der At-
wirklich die Existenz des Gesamtunterneh-
gemacht, so die Studie. Auch bodo
„Es kann nicht sein, dass Zeitungen
tac die Beteiligung am Bündnis. Un-
mens bedroht ist. Wir sollten, wir wollen,
beobachtete die Berichterstattung
wie Zitronen oder Blumenkohl auf
ter anderem dringt die Vereinigung
wir müssen aber vor allem menschlich ar-
kritisch und stellte Markus End sein
dem Wochenmarkt gehandelt wer-
auf eine saubere und transparente
gumentieren. „Entschieden sozial“ will die
Pressearchiv zur wissenschaftlichen
den“, zeigte sich NRW-Arbeitsminis-
Berechnung und Anhebung der Re-
Bearbeitung zur Verfügung.
ter Guntram Schneider neben vielen
gelsätze insbesondere für Kinder und
anderen Rednern mit den betroffe-
Jugendliche sowie den Anspruch von
nen Mitarbeitern solidarisch.
Asylbewerbern auf Grundsicherung.
WAZ-Gruppe sein. Die Aufgabe der gesamten WR-Redaktion unter Beibehaltung des Titels als leere Hülle spricht diesem selbst gewählten Maßstab Hohn. Wir verkennen nicht die Probleme der Zeitungsverlage. Wir verkennen nicht die teils dramatischen Auflagen- und Anzeigenverluste. Im Gegenteil: Die Redaktionen haben schwere Einschnitte erlitten, ihren Anteil am Umstrukturierungsprozess mehr als erbracht. Aber wir erkennen nicht, dass in diesen schwierigen Zeiten das notwendige Maß an Menschlichkeit gehalten, der Begriff der Solidarität gelebt und das viel zitierte Miteinander („Wir Arbeiten Zusammen“) mit Leben gefüllt wird. Wir erkennen vor allem, dass der Wert des Menschen geringer geschätzt wird als gehofft. Unsere Solidarität gilt den betroffenen Kolleginnen und Kollegen samt ihren Familien, bei der Westfälischen Rundschau. Wir sind uns sicher: Wenn diese Kahlschlagpolitik Schule macht, wird es am Ende keine Gewinner mehr geben. Wir sind entsetzt.
18
SKOTTS SEITENHIEB
WAZ-Mediengruppe
hat
Existenzminimum“,
✑
ANZEIGE
Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Wenn ich nicht gerade diese Seite vollschreibe, spreche ich schon mal auf der Zechenbühne. Beim Geierabend wollen wir jedes Jahr den Pannekopp-Orden loswerden, 28 Kilo Stahlschrott. Wer hier zu Hause ist, erkennt gleich, hier schleicht man sich nicht kumpelhaft an prominente Preisträger ran. Pannekopp, das ist Tacheles reden, Ruhrpott eben. Jedes Jahr suche ich für die Publikumsabstimmung zwei Typen oder Firmen raus, die so viel Bockmist gebaut haben, dass man ihnen den Orden gerne hinterher schmeißt. Jetzt gibt es sogar einen Bewerber, der zu spät kommt. Der WAZ-Konzern, der macht irgendwas mit Medien, haut die gute, traditionsreiche und kritische Westfälische Rundschau kaputt. Wo demnächst WR draufsteht, steckt irgendwas Zusammengeklaubtes drin, im Lokalteil sind es die Ruhrnachrichten. Es fügt sich eine Dreierkette von Dingen zusammen, die niemand haben will: Clausthaler – Bier ohne Alkohol, Schalke – Fußball ohne Meisterschaft und WR – Zeitung ohne Redakteure. Da verblassen die beiden ordentlichen Kandidaten. Sascha Hellen ist der eine, der Bochumer Veranstalter jenes merkwürdigen „Steiger Awards“. Nominiert ist er für die Förderung der demokratischen Kultur im Revier. Er hat im letzten Jahr dem türkischen Premier Erdogan einen Preis zugesprochen in der Kategorie Menschenrechte. Was spontan 30 000 Gegendemonstranten auf die Straße brachte. Muss man erst mal schaffen. Gegenkandidat ist Opelchef Thomas Sedran für die TurboModernisierung Bochums. Nur zwölf Minuten brauchte der Boss im Ruhrcongress, um 4000 Opelanern mitzuteilen, dass sie ihn mal können. Ein tolles Tempo. In umgerechnet 14 Tagen hätte Sedran das gesamte Ruhrgebiet gefeuert. Das wäre dann mal ein effizienter Strukturwandel. Ein Sieger zeichnet sich ab. Mitte des Monats werden wir ihn verkünden. Eigentlich gehört dem WAZ-Konzern ein Ehren-Pannekopp. Nur schreiben würde niemand drüber.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340
Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10
www.awo-ww.de
19
20
NETZWELT | von Sebastian Sellhorst
KINOTIPP | von endstation.kino
endstation.kino & bodo präsentieren: Inuk In der grönländischen Hauptstadt lebt Inuk ein nicht ganz einfaches Leben. Allein gelassen von seiner Familie, gerät er langsam außer Kontrolle. Von den Behörden wird er in den Norden des Landes geschickt, auf eine kleine Insel inmitten des arktischen Eises. Hier begegnet er Ikuma, einem wortkargen Jäger. Gemeinsam begeben sie sich auf eine einsame Reise in die weiße Wildnis.
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.365do.de „Jeden Tag eine gute Tat“, heißt es bei den Pfadfindern. Dieses Motto greifen die
Jenseits des Polarkreises, zwischen Eis-
Macher hinter der Webseite www.365do.de auf und münzen es um. „Jeden Tag eine
landschaften und Gletscherpässen, tau-
gute Idee“ heißt es bei ihnen. 365 gute Ideen in Dortmund wollen sie in einem
chen beide tief in die Geschichte der Inu-
Jahr sammeln und davon täglich eine veröffentlichen. Bisher findet man auf der
it ein. In Landschaftsbildern voll rauher
Seite Veranstaltungstipps, Hinweise auf politische Initiativen oder auch einfach
Schönheit erzählt Inuk die Geschichte ei-
nur Anregungen zur Erholung in der Natur.
ner ungewöhnlichen Freundschaft, die zwei Menschen zurück ins Leben holt.
Die erste der 365 Ideen war ein Neujahrsspaziergang durch den Westfalenpark. Weiter ging es mit einem Hinweis auf die regelmäßigen Treffen der GreenpeaceOrtsgruppe oder die Empfehlung einer Unterschriftenaktion zum Schutz gefährdeter Bienenvölker. Aber auch Veranstaltungshinweise findet man bereits auf der Seite. So z.B. für die Veranstaltungsreihe „Ruhrbanität“ im Museum Ostwall, den „Mitmachsonntag“ bei der DASA oder einen Hinweis auf einen monatlich stattfindenden veganen Brunch. Es sollen Anregungen sein, die Wissen vermitteln, Kontakte knüpfen und das Miteinander in Dortmund stärken. Ins Leben gerufen hat die Webseite das Ökonetzwerk Dortmund, ein regionaler Zusammenschluss von 16 Betrieben, die ökologische Produkte und Dienstleistungen in Dortmund anbieten. „Die Idee für das Projekt kam uns, nachdem wir den Film ,Ökonomie des Glücks' gesehen hatten“, so Stefan Schlepütz, Sprecher
Regisseur Mike Magidson hat seinen Film mit Laiendarstellern – Jugendlichen aus einem Heim und Seehundjägern – gedreht. Er zeichnet ein authentisches Bild des heutigen Grönlands, das geprägt ist von einer jungen Generation der grönländischen Inuits, die zwischen allen Stühlen sitzt: In der städtischen Kultur der weißen Europäer fanden sich schon die Eltern oft nur schwer zurecht, und für die Anknüpfung an Bräuche und Werte, die sie stolz auf ihre Herkunft machen könnten, fehlen die Vorbilder.
des Ökonetzwerks und selbst Betreiber eines Naturkostladens. „Es gibt hier in
Mit Inuks Reise über das gefrorene arktische
Dortmund unheimlich viele engagierte Menschen, die aber alle in ihrem Bereich
Meer erzählt Magidson nicht nur eine univer-
tätig sind und oft gar nicht wissen, was es alles noch an tollen Aktionen und
selle Geschichte von Freundschaft und Iden-
Initiativen gibt. Diese Leute wollen wir zusammenbringen und ein bisschen besser
titätssuche, sondern führt seine Hauptfigur
vernetzten“, so Schlepütz. In den Kommentaren der
auch auf die Spuren seiner Vorfahren.
Webseite habe es bereits Feedback zu den verschiedenen Vorschlägen gegeben, freut er sich über einen erfolgrei-
Do. 14.02. bis Di. 19.02. um 19 Uhr
chen Start. Wer selbst einen guten Tipp hat, kann ihn
Film im Original mit Untertiteln
per E-Mail an info@oekonetzwerk-dortmund.de senden
Stefan Schlepütz
20
und so selbst etwas zu dem Projekt beisteuern. Einzige
Endstation Kino im Bahnhof Langendreer
Bedingung: Die Idee muss in Dortmund und an einem Tag
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum
umsetzbar sein. (sese)
Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de
VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2013 | VERLOSUNGEN | CD-TIPPS zusammengestellt von Benedikt von Randow
21
Triggerfinger Rock, Blues, Rockabilly & Co von der Band, die mit ihrer Akustik-Version von „I Follow Rivers“ einen Riesen-Hit landete. Am Sonntag, den 24. Februar um 20 Uhr im FZW Dortmund bodo verlost 3 x 2 Karten
Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen und Bücher zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.02.2013 09.02. | Nachtflohmarkt | Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 16.02. | La Chiva Gantiva | Bahnhof Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten 23.02. | Robert Cray | Zeche, Bochum | 2 x 2 Karten 24.02. | Triggerfinger | FZW, Dortmund | 3 x 2 Karten 14. – 19.02 | Inuk | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten Rechter Terror in Deutschland | Olaf Sundermeyer | 1 Exemplar Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!
21
22 VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2013
FR 01 | 02 – Di 12 | 02 | 13 Comedy-Karneval | Geierabend 2013 Zombies auf Zeche! So ein skurriles Szenario können nur die Anarcho-Karnevalisten vom alternativen Ruhrpott-Karneval Geierabend entwerfen.
01 – 12 | 02 | 13 Geierabend 2013
01 | 02 | 13 Mario und der Zauberer
Unter dem Motto „Ein Zombie hing am Förderseil“ versetzen die Geier die Zeche Zollern in Ausnahmezustand. Das brandneue Drei-Stunden-Programm verspricht ein
Musik | Heiner Kleinjohann Quartet feat. Maria de Fatima
humorgeladenes Spektakel aus Comedy, Kabarett, Mu-
Ursprünglich bereits 1999 als Trio gegründet, widmete
und die Begegnung endet unerwartet gewalttätig.
sik und kohlenschwarzem Ruhrpott-Humor. „Ein ech-
sich die Band um den Selmer Pianisten Heiner Klein-
Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr
ter Ruhri, der ist ja nicht kaputt zu kriegen. Wenn's
johann zunächst Jazzstandards der Bebop- und Hard-
sein muss, klettert der auch noch als Zombie aus dem
bop-Ära. Stilistisch blieb man sich treu, jedoch stehen
Schacht.“ Freuen dürfen sich die Zuschauer auf lieb ge-
heute nur noch eigene Kompositionen des Bandleaders
Mario und der Zauberer erzählt vom machtgierigen
wonnene Bühnen-Bekannte: die Kellnerinnen Lilli und
auf dem Programm, die besonders die eindrucksvolle
„Krüppel“ Cipolla, der das Publikum durch Scharfzüngig-
Lotti lassen ebenso Dampf ab wie die AWO-Oppas oder
portugiesische Jazz-Stimme von Maria de Fatima zur
keit, verblüffende Hypnosefähigkeiten und eine seltsam
die Vorstadt-Philosophen Siegfried & Roy. Nicht fehlen
Geltung kommen lassen.
faszinierende Aura in seinen Bann schlägt, bis das ge-
dürfen „Die Zwei vonne Südtribüne“, die Nordstadt-FDP
domicil, Dortmund, 21 Uhr
fährliche Spiel ein bitteres Ende findet. Die Inszenierung
Theater | Mario und der Zauberer
verwendet verschiedene Stilmittel wie Schauspiel, Bil-
in Gestalt des Politiker-Pärchens Udo & Moni oder Joachim Schlendersack. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen
verschieben. Im letzten Drittel kippt der Stück plötzlich,
Mischmasch | Segeln – Ich? Ja, auch Du!
der-, Masken- und vor allem Figurentheater mit speziell
mit dem beliebten Schnöttentroper Männerchor. Neu im
Viele Menschen erleben Abenteuer nur noch aus 2. Hand
angefertigten Puppen. „Spannung bis zur letzten Sekun-
Team ist „der Hauer“, zum Leben erweckt durch den Her-
– im TV, an der Wii oder im Kino. Dabei sind es gera-
de, eindrucksvoll und atemberaubend inszeniert. Zwei
tener Kabarettisten Benedikt Hahn.
de die wirklichen Erlebnisse, die sich einbrennen und
Magier, die ihr Publikum begeistern.“ (Hanauer Anzeiger)
Zeche Zollern II/IV, Dortmund, jeweils 19.30 Uhr
noch Jahre im Kopf bleiben. Segeln gehört dazu. Wie
Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr
man auch als ausgewiesene Landratte in einen solchen
FR 01 | 02 | 13 Musik | Tocotronic, Chuckamuck, Tusq
Genuss kommen kann, zu akzeptablen Preisen und so sicher, dass auch Kinder und Enkel mitfahren können – das zeigt dieser Bericht über das Segeln auf Plattbo-
SA 02 | 02 | 13 Theater | Spiel der Träume
Vor sieben Jahren lautete ein Slogan von Tocotronic
denschiffen. Und dann schmeckt man beim „Weißt Du
Sechs Personen haben die Chance, sich ihre größten
„Aber hier leben, nein danke“. Doch mit der Verneinung
noch“ auch gleich wieder das Salzwasser auf den Lippen.
Träume erfüllen zu können. Geld, Liebe, Ruhm, eine
soll nun Schluss sein, stattdessen beantworten die Ham-
Geschichten von Bord mit Käpten K. H. Czierpka.
Weltreise – alles zum Greifen nah. Sie müssen lediglich
burger mit ihrem neuen Studioalbum endlich die Frage:
Eventschiff Herr Walter, Dortmund, 19.30 Uhr
an einer Spielshow teilnehmen, in der ein unsichtbarer Spielleiter ihnen Aufgaben stellt. Das hört sich einfach
„Wie wollen wir es denn?" Deshalb haben sie nicht nur einen Song, sondern gleich das ganze neue Album „Wie
Theater | Zoo Story
ein, doch was die Mitspieler nicht wissen: Im Raum ne-
wir leben wollen“ genannt. Selbstverständlich wollen
„Zoo Story“ ist das erste Stück von Edward Albee, das
benan müssen sie sich den Qualen ihrer schlimmsten
sie ihre neu gewonnenen Weisheiten dem Dortmunder
1959 am Schiller Theater in Berlin uraufgeführt wurde und
Albträume stellen. Der Eintritt zum Theaterstück ist frei.
Publikum nicht vorenthalten und statten daher der VI-
erst danach am Broadway herauskam. Auf einer Parkbank
MZ der Ruhr-Uni, Bochum, 19.30 Uhr (auch 03.02.)
SIONS-Party im FZW eine Besuch ab. Unterstützt werden
treffen Peter und Jerry aufeinander. Peter gehört der
die Hamburger an diesem Abend von Tusq und Chucka-
Mittelklasse an und führt ein geordnetes Leben. Jerry
muck. Doch natürlich ist im Anschluss an die drei Kon-
dagegen schlägt sich durch und kommt mit dem Leben
zerte noch lange nicht Schluss. Stattdessen wird, wie
eigentlich gar nicht klar. Zwischen beiden entwickelt sich
gewohnt, auf drei Floors weiter gefeiert.
ein Gespräch, das zunächst wie ein harmloses Spiel da-
Sie gehören zu den berühmtesten Filmen der Kinoge-
FZW, Dortmund, 20 Uhr
herkommt, in dem sich die Gewichtungen immer wieder
schichte: Hitchcocks Psycho, der Horrorfilm Das Schwei-
SO 03 | 02 | 13 Theater | Kannibale und Liebe
CD-TIPP
TOSCA | Odeon (!K7 Records / Alive) „In Wien gibt es ein sehr spezielles Grundgefühl. Heute z.B. ist ein sehr nebliger Tag, was typisch ist für diese Stadt. Es ist oft sehr grau. Aber es steckt auch etwas Aufregendes und Inspirierendes, manchmal sehr Farbenfrohes in dieser Stadt. Dieser Kontrast hat einen sehr großen Einfluss auf unsere Musik – eine Mischung aus Downtempo-Vibes, gepaart mit etwas sehr Positivem.“ Richard Dorfmeister (übrigens auch die eine Hälfte von Kruder & Dorfmeister) und Rupert Huber zelebrieren seit nun schon fast 20 Jahren ihre Musik, die einfach keine Patina ansetzen will. So etwas nennt man dann wohl zeitlos. Ihr neuestes Werk präsentiert wieder sphärische, elektronische Stimmungsbilder voller (Wiener) Melancholie. Man könnte den blubbernden und fließenden Sound von Tosca auch Unterwasser-Musik nennen. Auf jeden Fall hat er eine angenehm beruhigende Wirkung, nebenbei beim Arbeiten oder um den eigenen Gefühls- und Gedankenapparat per Kopfhörer einfach fließen zu lassen. Was unterscheidet „Odeon“ nun von den anderen Platten? Zum Glück nicht so wirklich viel. Außer vielleicht, dass diesmal alles ein wenig düsterer, dunkler, bluesiger, noch tiefer rüberkommt; ohne einen allerdings ‘runterzuziehen. Tosca ist und bleibt einfach Tosca und hört
22
sich auch wie Tosca an. Wer einmal angefixt ist, der wird es immer wieder lieben. (BvR)
01 | 02 | 13 Segeln – Ich? Ja, auch Du!
01 | 02 | 13 Tocotronic
07 | 02 | 13 Die WeiberLachNacht
gen der Lämmer und der frühe Splatterfilm The Texas
on the Blech“ wie die ihrer Vorbilder bei Karriereende.
auflage geben! Und so entern erneut drei rassige Co-
Chainsaw Massacre. Doch wer kennt heute noch die wah-
Alles geht schneller bei Trailerpark. Das ist die neue Gene-
medy-Schnitten die Bühne und übernehmen die Macht.
re Begebenheit, auf der diese Filme beruhen? Als Poli-
ration. Abstieg und Aufstieg. Hochkommen und Runter-
Waltraud Ehlers: Kein Thema ist der singenden Reini-
zisten ein Farmhaus in Plainfield, Wisconsin, überprüfen,
kommen. Ab durch die „Wall of Meth“. Die Jungs, das sind
gungsfachkraft dreckig genug, um es nicht scharfzüngig
finden sie einen ausgeweideten und geköpften Körper
Basti, der zwielichtige Rüpel der Truppe. Timi Hendrix,
blank zu wienern. Bei ihr kommt „politisch“ nicht von
sowie Teile von mindestens 15 verschiedenen anderen
das suchtkranke Genie mit der Brille. Alligatoah, der sen-
Politik, sondern von Politur. Vera Deckers ist gelernte
Leichen – darunter eine Sammlung Nasen, Masken aus
sible Musiker. Sudden, der schmierige Playboy. Die Dro-
Psychologin, doch ihre eigenen Probleme bekommt sie
Gesichtshaut, Fressnäpfe aus Totenschädeln und in der
gen, der Exzess, die halbschönen Groupies – Rock‘n‘Roll,
nicht in den Griff. Weder ihre Mutter, geschweige denn
Pfanne auf dem Herd ein menschliches Herz. Das Farm-
wie er echter nicht sein kann. Die Musik kann sich für kei-
ihr Beziehungsgollum. Da muss der Therapeut ran. Car-
haus gehört Edward T. Gein, zu diesem Zeitpunkt fünfzig
nen Style so richtig entscheiden – wie viele Jugendliche
mela de Feo alias La Signora, die Schwarze Witwe der
Jahre alt. Jörg Buttgereits „Kannibale und Liebe“ un-
heutzutage auch. Muss sie auch nicht. Über dröhnende
Volksbelustigung, das Ruhrpott-Vollblutweib mit itali-
tersucht Geins bemerkenswerten „Nachruhm“ im Kino
Rummeldubstepbässe, verzerrte Gitarren und klassische
enischen Wurzeln und dem erotischsten Haarnetz weit
und in der Rockmusik und erzählt die Geschichte des
Rap Beats erstreckt sich die instrumentale Trümmerland-
und breit. Als „Germanys next Top-Diktatorin“ schwingt
Anti-Helden Ed Gein mit zahlreichen Polizei-Originaldo-
schaft, in der die Bande gezielt ihren Wohnwagen abstellt.
sie an diesem Abend nicht nur ihr Akkordeon sondern
kumenten in Wort und Bild. Für Zuschauer ab 18 Jahren.
FZW, Dortmund, 20 Uhr
zugleich das Moderatorinnen-Zepter.
Schauspielhaus, Dortmund, 18.30 Uhr (auch 17.02.)
Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr Comedy | Die WeiberLachNacht Vortrag | „Do It Yourself“: Denker-Donnerstag
DI 05 | 02 | 13
Mit Standing Ovations endete die erste weibliche Nachtschnitten-Comedyshow zu Weiberfastnacht 2012.
Ein Sprichwort lautet: „Wer billig kauft, kauft zweimal!"
Vortrag | Im Garten der Götter
In diesem Moment stand fest: Es muss 2013 eine Neu-
Aber ist der Preis tatsächlich das einzige Kriterium, um
Vom kleinen Garten am Haus hinaus in den großen ANZEIGE
Garten des Mittelmeeres. Waltraud Alberti, seit fast zwei Jahrzehnten auf der griechischen Insel Alonissos ansässig, unternimmt einen sinnlichen Streifzug durch die mediterrane Pflanzenwelt und referiert über ihr Leben in der einzigartigen Natur ihrer Insel. Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 19 Uhr
MI 06 | 02 | 13 Kultur | Beratungstag in der historischen Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums Das Deutsche Kochbuchmuseum ist derzeit geschlossen und wird mit einer neuen Konzeption voraussichtlich im Herbst 2014 wiedereröffnet. Die nahezu 10.000 Titel umfassende Bibliothek bleibt vorerst am alten Standort. Gleichviel, ob die Besucher ein Rezept für Berliner zur Karnevalszeit oder ein Ostergericht suchen, ob sie für eine wissenschaftliche Arbeit recherchieren oder einfach gerne in Kochbüchern blättern, die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen von proKULTUR kümmern sich engagiert um jedes Anliegen. Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums, Dortmund, 10 Uhr
DO 07 | 02 | 13 Musik | Trailerpark
re i enf 4 t s 4 ko fo s 5 4 4 0 0 e n I . Alle 0800 w21.d e er unt www.d r ode
Trailerpark fängt da an, wo die Back Street Boys einst aufgehört haben: am Ende. In einem heruntergekommen Backstageraum mit billigem Alk und schlechten Drogen sitzen vier Jungs. Schon jetzt ist die Leber der „New Kids
23
24 VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2013
gutes Werkzeug von schlechtem zu unterscheiden? Dr. Matthias Honnacker ist bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin im Bereich Produktsicherheit tätig. Er erläutert, worauf man beim Kauf von Heimwerkerbedarf achten sollte. Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung „Do It Your-
10 | 02 | 13 Bohren und der Club of Gore
11 | 02 | 13 RatzFatz
im Brennglas Emotionen, Widersprüche und den Wahnsinn
„Gelato fantastica magico!“ mit Clowns, Zauberern,
des Krieges miterlebbar macht.“ (WDR Scala)
Tänzerinnen, Jongleuren, Einradfahrern und anderen
Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr
Bewegungskünstlern. Nach dem Showprogramm soll
self“ statt. Der Eintritt zum Vortrag ist frei. DASA, Dortmund, 18 Uhr
SA 09 | 02 | 13 BODO VERLOSUNG | Nachtflohmarkt im Depot Abertausende von Raritäten, Seltsamkeiten und wieder verwertbare Schätze warten beim Nachtflohmarkt im Depot auf neue Besitzer. Bei einem
aber dann das Publikum in Bewegung kommen. Dazu bieten die jungen Artisten der Goethe-Schule und ihre
SO 10 | 02 | 13
Trainer lustige Mitmachaktionen und Workshops. Zum
Musik | Bohren und der Club of Gore
Abschluss wird‘s dann wieder farbenfroh und brenzlig
erfrischenden Getränk und guter Musik
Bohren bauen Töne ab. Wo andere das Ende der Musik
bei der beliebten Feuershow.
lässt es sich entspannt durch die Stän-
vermuten, spielen sie weiter, immer an der Grenze zum
Bahnhof Langendreer, Bochum, 15 Uhr
de schlendern und Kuriositäten aus
Stillstand entlang. Immer vor der Wand, aus der sie Ton
den finsteren Abgründen der Keller ih-
für Ton herausbrechen. Der Rhythmus liegt gevierteilt
rer ursprünglichen Besitzer bestaunen.
am Boden, wie kleine Steinbrocken fallen Harmonien aus
Für den kulturellen Genuss ist ebenfalls
dem Fender Rhodes, das Zeitgefühl gibt auf. „Ereignis-
DO 14 | 02 | 13 Theater | Der letzte der feurigen Liebhaber
gesorgt. Das DJ Team Funktronix ver-
arm“ nennen sie ihre Musik. Das habe aber, auch wenn es
Eine spritzig-bissige Komödie über die Angst vor dem
bindet Neues mit Altem und noch Älterem aus Soul, Funk
dunkel klinge, nichts mit der Düster-Szene zu tun oder
Verlust von Männlichkeit, gleichzeitig auch das sati-
und Reggae. Hello Piedpiper erzählt mit ruhiger, warmer
mit einer Tristesse, die man immer gern im Ruhrgebiet
rische Psychogramm eines in die Jahre gekommenen
Stimme seine Geschichten über Freiheit, Protest und
vermutet, sondern einfach nur mit Reduktion. Warum
Vorstadt-Machos, der auf seine alten Tage noch einmal
Aufbruch, von den guten Tagen und denen dazwischen.
einen zweiten Ton spielen, wenn der erste noch nicht
auf die Suche geht nach den Frühlingsgefühlen seiner
Und ganz nebenbei darf das Publikum noch die Ausstel-
ausgekostet ist. Und dann, je ereignisärmer es wird, er-
Jugend. Nach dem Motto: Aller guten Dinge sind drei
lung „Stück für Stück“ von Denis Sedat Klatt genießen.
eignet sich etwas: Musik. Ton für Ton. Adagio Adagio.
stürzt er sich mutig in sein letztes Liebesabenteuer
Depot, Dortmund, 20 Uhr
Immer tiefer hinein ins Dunkle der Töne. Die nie nur da
und als er auch damit scheitert, kommt ihm eine bei-
bodo verlost 3 x 2 Karten.
sind, sondern hergestellt werden wie aus dem Nichts.
nahe geniale Idee.
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
Seit Heidegger denken alle, das Nichts nichtet. Bohren
Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr
bohrt. Bohren spielen Bildersprache. Keine Lichteffekte, Theater | Embedded – Ein Jahr Afghanistan
keine Videoshows, sie spielen im Dunklen wie Untertage,
Musik | Cantastrophe
Als Frontberichterstatter begleitet ein Journalist das
sie arbeiten in unserem Kopf. Definitives Antikarneval-
Eine kunterbunte Reise durch die Irrungen und Wirrun-
Leben von US-Soldaten in den Berglandschaften Afgha-
programm in der Reihe „urban urtyp“.
gen des Herzenslebens bringt Cantastrophe, passend
nistans. Was zehrt mehr: die Feuergefechte selbst oder
Christuskirche, Bochum, 19 Uhr
zum Valentinstag, auf die Bühne. Der stimmgewaltige und stimmungsfrohe Dortmunder Chor lässt mit Rhyth-
die quälende Zeit des Wartens? „Zwanzig Zuschauer, mehr passen nicht rein, werden durch verwinkelte Gänge in die Unterbühne geleitet. Der Raum ist eng, schwarz und bunkerähnlich. Die Vorstellung startet im kompletten Dunkel
MO 11 | 02 | 13 Kinderkarneval | RatzFatz
men und Gesang aus Musicals, Gospeln und Schlagern „Herzen blinken“ und Gefühle schmelzen. Ein Abend voller „valentinischer Emotionen“. Cantastrophe würde
mit Hörtext vom Band. Ein amerikanischer Kriegsveteran
Das Zirkustheater RatzFatz der Goethe-Schule Bo-
sich über zahlreich mitgebrachte Deko-Herzen im Pub-
erzählt, wie die Wildnis Gelüste, Begierden und Dämonen
chum und des Varieté et cetera beginnt den Rosen-
likum freuen.
weckt. Embedded ist ein hochintensiver Abend, der wie
montag mit der Präsentation des neuen Programms
Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 20 Uhr
CD-TIPP
HOT COINS | The Damage Is Done (Sonar Kollektiv / Alive) Was ist denn hier los? Sind das Les Rita Mitsouko oder Visage? Singt da Anne Clark? Voll 80er hier. Obwohl, jetzt wird‘s auf einmal funky und nun kommt auch noch World-Beat-Getrommel dazu. Und dann dieser tiefe Bass... Ach herrje, jetzt wird der Song auch noch konsequent ausgefadet – also doch wieder voll 80er! Das waren jetzt mal meine Eindrücke beim Hören des ersten Songs dieser außergewöhnlichen Scheibe, die da heißt: „The Damage Is Done“. Aber das Gegeteil ist der Fall. Der in Schottland geborene und in Berlin lebende DJ & Produzent Danny Berman alias Hot Coins zerstört nicht, sondern baut neu zusammen und nimmt sich dabei einfach alles (raus). Beim Hören dieser Platte wird man permanent an schon Dagewesenes aus den 80ern und 90ern erinnert: Talking Heads, Yello, New Order, Stereo MCs, Gorillaz, Turntable Rockers, Tricky, Massive Attack, Indeep, Human League, Soft Cell... die Liste lässt sich ewig weiterführen. Aber trotzdem wird hier nichts kopiert. Der Mann hat definitiv einen eigenen Plan, und so nutzt er eben einfach alles, was ihm so musikalisch durch den Kopf schwirrt, um seine Vision von Musik im Hier und Jetzt umszusetzen. Das Ergebnis ist speziell, abwechslungsreich, groovt meistens (vor allem durch die deepen Bass-Lines) und macht einfach Spaß. (BvR)
24
15 | 02 | 13 Girlsnightout
18 | 02 | 13 Vinyl-Café
Kleinkunst | Hennes Bender
FR 15 | 02 | 13
19 | 02 | 13 Tom Lüneburger
und DJ, aus seinem Leben als Bespaßer erzählen. Seit
Den „Hamlet“ gespielt, Musik gemacht, Comedy-Prei-
etlichen Jahren steht er hinter den Plattentellern, al-
se bekommen und mit „Komma Lecker Bei Mich Bei“
lein oder als Teamplayer beim Family Affair DJ-Team
Drei junge Frauen reden. Über das, was in der Zukunft
sogar einen kleinen Bestseller verfasst. Doch dann
so wie dem Timmi Twister DJ-Set. Die Premiere des
vielleicht sein wird. Über Männer. Über den Sommer.
kam er sich irgendwie doch zu jung vor, um den alters-
Vinyl Cafés im Januar u.a. mit den Gästen Tom The-
Über neulich, im Schwimmbad. Über die kleinen Dinge
milden Jubilar zu geben. Stattdessen besinnt er sich
len (Kulturjournalist & leidenschaftlicher Esser) und
des Lebens, die wilden Sachen im Kopf und die Gefüh-
in seinem Programm „Erregt!“ auf seine Ursprünge,
Andre Noll (begeisterter Profi-Musikhörer & DJ und
le im Bauch. Über Klamotten, Schuhe, den persönli-
nämlich das, was ihn damals angetrieben hat, auf die
nebenbei noch unser Layouter) war schon eine feine
chen Stil. Sie haben Träume und Wünsche, manchmal
Bühne zu gehen: Die schiere Wut über die Dummheit
Sache. Der Eintritt zu dieser kuschelig-geschmeidigen
auch Hoffnungen. Sie suchen Zärtlichkeit und Bestä-
und die Ungerechtigkeit der Welt.
Veranstaltung ist übrigens frei.
tigung. Sie wollen sich amüsieren. Am besten noch
Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 17.02.)
Endstation Kino Café, Bochum, 20 Uhr
SO 17 | 02 | 13
DI 19 | 02 | 13
Theater | Girlsnightout
heute Abend. Ganz normale junge Frauen eben in einer girlsnightout. Foyer im Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr
Lesung | Deutscher Gangsta-Rap
(auch 24.02., 19 Uhr)
SA 16 | 02 | 13 BODO VERLOSUNG | La Chiva Gantiva
Musik | Tom Lüneburger
Teenie-Stars, Skandalrapper oder Integrationsbot-
Nachdem Tom Lüneburger mit der ersten Single „We are
schafter – wieso genießt Gangsta-Rap auf dem so
one“ (Duett mit Stefanie Kloß, der Sängerin von Silber-
umkämpften Terrain der Popkultur überhaupt so eine
mond) für gesteigerte Aufmerksamkeit sorgte, folgt nun
große Popularität? Aus kultursoziologischer Perspek-
die zweite Single „Tonight“, einer der beliebtesten Songs
Die Musik der siebenköpfigen Brüsseler Band La Chiva
tive zeigt der Text, wie Images des Gangsta-Raps im
bei seinen Konzerten. „,Tonight‘ ist ein Song, der mich
Gantiva ist die gebündelte Energie eines Kulturmixes.
Spannungsfeld von Klasse, Ethnizität und Geschlecht
schon lange begleitet und immer wichtig war. Er vereint
straßen-
als popkulturell vermittelte Momente sowohl der Af-
so viele widersprüchliche Emotionen wie Zuversicht,
affine Klänge und ein hei-
firmation als auch des Empowerment interpretiert
Zweifel, Hoffnung und die starke Sehnsucht nach einem
terer,
werden können. Eine Lesung mit Martin Seeliger.
Moment grenzenloser Vollkommenheit und Freiheit. Auch
Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr
im Moment des größten Zweifels gibt es immer einen Weg
Handgemachte,
lebensbejahender
Sound, der direkt in die
zum Licht“, sagt der Künstler. Mit seinem Freund Stoffel
Hüfte fährt. Rustikale traditionelle Perkussion paart
Kabarett | Hans Gerzlich
am Piano ist er nun nach der großen Silbermond-Tour end-
sich hier mit derbem Rockschlagzeug, E-Bass, Saxo-
Hans Gerzlich ist gelernter Groß- und Außenhandelskauf-
lich auch auf seiner ganz eigenen Konzertreise.
fon oder Klarinette zu einem grenzüberschreitenden
mann, Diplom-Ökonom und ehemaliger Marketing-Refe-
FZW, Dortmund, 20 Uhr
Soundclash. Ihre treibende, tanzbare Mixtur ist ge-
rent. Nach 15 Jahren Berufserfahrung im Büro wechselte
tränkt von diversen afrokolumbianischen Stilen – ne-
er 2000 zum Kabarett. Herr Gerzlich erledigt die ihm
ben der allseits kursierenden Cumbia auch Currulao
übertragenen Aufgaben, auf hohem Niveau zu unterhal-
Frank Goosen kauft ständig neue Bücher und liest sie auch
oder Paranda. „Eine satte Portion Afrobeat und jede
ten und gleichzeitig Erhellendes aus Politik, Wirtschaft
sehr gerne. Einige findet er so schön, dass er meint, auch
Menge rotzige Rock-Attitüde machen sich ebenfalls
und dem Büroalltag zu vermitteln, stets zur vollen Zu-
andere sollten sie lesen. Im Theater Unten spricht er seit
bemerkbar”, schreibt Jazzthing. Eine Global-Sounds-
friedenheit. Er ist wegen seiner aufrechten Haltung und
November regelmäßig über diese Bücher, liest daraus vor
Band, die sich nicht in Kategorien einpferchen lässt,
seiner stets offenen Worte gleichermaßen geschätzt und
und zeigt vielleicht sogar kleine Filme. Es wird spannend,
sondern stilsicher irgendwo zwischen Mestizo-Rock
beliebt. Herr Gerzlich ist durch sein kritisches und geis-
komisch und manchmal sicher auch merkwürdig.
und Neofolklore pendelt.
tig flexibles Mitdenken in der Lage, komplexe Sachver-
Theater Unten, Bochum, 19.30 Uhr
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
halte rasch zu erfassen und kabarettistisch zu sezieren.
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Daher sind Herrn Gerzlichs Darbietungen stets genau so
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
vergnüglich wie sachkundig und intelligent. Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr
eine Räuberbande um sich geschart und verbreitet raubend und mordend Angst und Schrecken. Franz hat der-
MI 20 | 02 | 13 Kleinkunst | Johann König Mit seinem neuen Programm „Feuer im Haus ist teuer,
Theater | Die Räuber Sie sind ungleiche Brüder. Karl hat im Kampf um Freiheit
Lesung | Goosens neue Bücher
MO 18 | 02 | 13 Live-Magazin | Vinyl Café
geh raus!“ will Johann König die humorige Glut seiner Zuhörerschaft deutschlandweit aufs Neue entfachen. Ob ihm sein glühendes Temperament dabei helfen oder
weil eine Intrige gegen seinen Bruder gesponnen, durch
Jeden dritten Montag im Monat veranstalten wir zu-
im Weg stehen wird? Krasse Reime aus dem Flammen-
die er sich des erbberechtigten Erstgeborenen entledi-
sammen mit dem Endstation Kino und dem Plattenla-
werfer, coole Comedy aus dem Bunsenbrenner, grana-
gen will und auch seines Vaters. Und dann müht er sich
den DISCover das Vinyl-Café, ein Live-Magazin mit Mu-
tenmäßiges Geknalle aus der Gag-Kanone, das ist seine
um die Gunst von Karls Verlobter. Karl sinnt auf Rache
sik. Im Februar seid ihr eingeladen, Platten und ihre
Welt – nicht. Der extrovertierte Autist aus Köln sieht
und opfert dafür seine letzten Freiheitsideale.
Geschichten zum Thema „Jahreszahlen in der Musik“
sich eher als poetischer Pyromane, der Buchstaben,
Schauspielhaus, Bochum, 19.30 Uhr
mitzubringen. Als unser Gast wird Martini, Buchautor
Worte und Gedanken so lange aneinander reibt, bis sie
25
26 VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2013
Funken schlagen wie ein Strauß Wunderkerzen unter der Polyester-Decke. Dietrich-Keuning-Haus, DO, 20 Uhr (auch 21.02.)
DO 21 | 02 | 13
21 | 02 | 13 The Rival Bid
23 | 02 | 13 International Reggae Artists
SA 23 | 02 | 13
auf den jeweiligen Leadsänger zugeschnitten sind – nah
BODO VERLOSUNG | Robert Cray
terpretiert. Sie zeigen ganz besonders den Einfluss von
Musik | The Rival Bid Am 31. Januar veröffentlichte die Dortmunder Band „The Rival Bid" um den ehemaligen „The Making Of“Frontmann Maurice Margraf (Foto) nach „Backlights“ ihr zweites Album „Hail To Thee“. Musik über die
am Original, aber immer mit einer persönlichen Note in-
Tristesse des Alltags, verpackt in einem Gewand aus
2010 wurde Robert Cray in die Blues Hall Of Fame in Mem-
Bob Marley auf die Kreativität der Musiker. Die sieben
Melancholie und Energie, ein Mix zwischen modernem
phis aufgenommen, mit fünf Grammys (und insgesamt 15
Musiker aus fünf Nationen spielen bereits seit Jahren in
Indie-Pop und dem New Wave vergangener Tage –
Grammy-Nominierungen) ist er seit der
unterschiedlichen Projekten zusammen.
kurz: Bittersüßer Post-Britpop.
Veröffentlichung seines Debütalbums
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
subrosa, Dortmund, 19 Uhr
„Who´s Been Talkin“ (1978) ausgezeichnet worden – doch all diese Ehrungen
Musik | Mostly other people do the killing
Theater | Der Live-Code: Krieg und Frieden im globalen Dorf
haben den aus Columbus, Georgia,
MOPDtK, textlich eine Anspielung auf Stalin, beamen
Aktuellen Hochrechnungen zufolge wird die Menschheit
stammenden Musiker nicht dazu ver-
sich durch die Jazz-Stile von New Orleans bis Free.
im Sommer 2013 ihre gesamten gegenwärtigen Daten
führt, sich auf seinen Lorbeeren aus-
Trompeter Peter Evans zählt zu den jungen Wilden New
ins globale Netz eingespeist haben. Kurz zuvor beginnt
zuruhen. Im Gegenteil: Mit „Nothin
Yorks und ist ebenso steil auf Erfolgskurs wie Altsa-
am Schauspiel eine multibinäre Reise in den Quellcode
But Love“ legte Cray, der gerade 59 Jahre alt geworden
xofonist Jon Irabagon, u.a. Gewinner des Thelonious-
eines neuen Organismus, dessen Biotop in den Membra-
ist und längst zu den ganz Großen der zeitgenössischen
Monk-Wettbewerbs. Wer an „Sex Mob“ oder „The Bad
nen zwischen Mensch und Maschine vermutet wird. Wer
Blueswelt gehört, im vergangenen Jahr sein bereits 19.
Plus“ denkt, ist anarchisch und humoristisch schon mal
ist Kreateur, wer Kreatur? Drei letzte Menschen in der
Werk vor. Drei umjubelte Shows gab Robert Cray mit sei-
auf der richtigen Spur des „Terrorist Be-Bop Uber-Jazz
Interzone zwischen Stream und Live-Coding: Ein Video-
ner Band im Oktober in Hamburg, Köln und München. Nun
Ensemble“ (New York Times). Hier geht keiner zum La-
künstler, ein Programmierer und ein Musiker.
kommt der Blues-Gitarrero im Februar bei seiner kleinen
chen in den Keller: „We like to play all the jazz all the
Schauspielhaus, Dortmund, 20 Uhr (auch 28.02.)
Clubtour auch zu uns in den Pott. Den großen Durch-
time all at once and as fast as possible“.
bruch hatte Robert Cray 1986 mit seinem vierten Album
domicil, Dortmund, 21 Uhr
„Strong Persuader“ geschafft, das der amerikanische
FR 22 | 02 | 13
„Rolling Stone“ zu den stärksten Platten der 80er Jahre
Musik | Chilled Peppers
Theater | Volpone
zählt. „Was der Mann da an Gefühl und Groove auf die
Ben Jonson war ein Zeitgenosse Shakespeares. Doch die
Die Songs der Red Hot Chili Peppers einfach nur nach-
Matte brachte, war eine Sensation“, attestierte die „Mu-
Geschäftsidee seiner Figur Volpone wirkt wie die Per-
spielen wäre zu einfach. Dass das bei Chilled Peppers
sikbibel“ dem singenden Gitarristen und Songschmied.
fektionierung der Geschäftsgebaren heutiger Finanz-
ganz und gar nicht der Fall ist, sieht und hört man schon
Zeche, Bochum, 20 Uhr
jongleure. Denn Volpone hat ein unschlagbares Inves-
auf den ersten Blick: 3 Sängerinnen. Auf der Bühne wer-
bodo verlost 2 x 2 Karten.
titionsangebot: Auf dem Sterbebett liegend, bietet er
den sie eins und viele der gewohnten Gesangsmelodien
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
demjenigen sein Erbe an, der ihn am besten behandelt
der Red-Hot-Chili-Peppers-Songs somit zu einem Mix aus Harmonie, Funk, Power und Soul. Lissy Ishag, Amanda
– und am meisten in ihn investiert. Doch Volpone spielt Musik | International Reggae Artists
falsch und ist in Wirklichkeit kerngesund, die Wette auf
Porter und Anna Friebe geben den einzigartigen Rock-
Robert Nesta „Bob“ Marley war und ist immer noch der
den eigenen Tod also ein einziger Bluff. Das geht solan-
songs der Red Hot Chili Peppers ein völlig neues Gesicht.
uneingeschränkte König des Reggae. Bei diesem Bob
ge gut und ist einträglich, bis der Spieler Volpone sein
Mal 3-stimmig, mal ausgelassen und wild, mal gefühl-
Marley Tribute Concert werden die bekanntesten Ti-
Blatt überreizt. Auch das kein Fall von gestern, sondern
voll, mal zart. Eben nicht einfach nur covern.
tel in großer Besetzung performt. Wie es auf Jamaica
eine alte Komödie für das 21. Jahrhundert.
Pauluskirche, Dortmund, 20 Uhr
üblich ist, werden die Songs in „Versions“ gespielt, die
Schauspielhaus, Bochum, 19.30 Uhr
COMIC-TIPP
MARGAUX MOTIN | Ich wär so gern Ethnologin... (Carlsen Comics) Wieso erlaube ich es mir, als Mann über einen Comic aus der neuen „Special-For-Ladies-Edition“ zu schreiben? Zum einen, weil ich ein absoluter Comic-Freak bin, und zum anderen, weil ich selber mit einer zusammenlebe, also, ich meine, so einer Frau, diesem Wesen, was wir Y-Chromosomies einfach niemals in Gänze begreifen werden. Die Französin Margaux Motin nun ist eine Zeichnerin, Autorin, Bloggerin, Mitdreißigerin, Mutter, Tochter, Freundin, und dabei auch noch mit einem Mann zusammen. Und wie sie ihr Leben einfach so in kurzen Bildgeschichten äußerst selbstronisch und respektlos wiedergibt, ist herrlich und überaus komisch. Nicht nur für Frauen – auch wenn wir Männer nicht jeden Spaß verstehen (können). Trotzdem kriegt Mann hier einige sehr interessante „Insidertipps“. Alles ist so total echt und real, und trotzdem erscheint einem (Mann) die Protagonistin dieses Cartoon-Tagebuchs manchmal wie ein Alien. „Ich hätte so gern die Symbolik von High Heels bei den Pygmäen studiert, die Frequenz des Epilierens bei den Frauen am Amazonas beobachtet. Wahrscheinlich hätte ich sogar gelernt, ein Floß aus einem BH und Flip-Flops zu bauen und hätte mich mit Maniok-Schnaps betrunken. Mein Leben wäre eine endlose, rauschende Nacht! Aber ich bin ein fauler Schweinehund, ich muss mich übergeben, wenn ich Alkohol trinke und ich habe Angst vor Wespen. Und
26
überhaupt – alles, was ich wirklich kann, ist zeichnen...“ (BvR)
23 | 02 | 13 Mostly other people do the killing
Party | Einfach Rocken!
23 | 02 | 13 Einfach Rocken!
23 | 02 | 13 Volpone
Theater | 3 Männer im Schnee
Mit „Einfach Rocken!“ feiern Ralf P. (Ex-King Kong
Der exzentrische und gutmütige Millionär Tobler will die
Adressen | Bochum (0234)
Klub) sowie Stefan Mörken und Marc Mühlenbrock von
Menschen studieren. Er beteiligt sich unter dem Namen
Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10
Empire Weekend eine lange Nacht mit tanzbarer Gi-
Schulze an einem Preisausschreiben seiner eigenen Fir-
Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62
tarrenmusik aus 50 Jahren Rock‘n‘Roll-Geschichte. Ein
ma und gewinnt den zweiten Preis: einen zehntägigen
wilder Partyritt von 60ties Rock‘n‘Roll, 70ties- und
Aufenthalt im Grandhotel zu Bruckbeuren in den Alpen.
Garage-Rock über Britpop, Wave und Hamburger Schu-
Er tritt die Reise an, um zu erleben, wie die Menschen
le bis hin zu aktuellen Strömungen gitarrenlastiger
dort auf einen armen Schlucker reagieren. Toblers be-
Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00
Indie-Sounds. Zutritt ab 21 Jahren.
sorgte Tochter Hildegard bereitet das Hotel heimlich auf
Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25
Cosmotopia@Großmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr
den Besuch des verkleideten Millionärs vor. Fälschlicher-
Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012
weise wird jedoch Dr. Fritz Hagedorn, ein arbeitsloser
Museum Bochum, Kortumstraße 147, 910 42 30
Werbefachmann, für den reichen Mann gehalten und ent-
Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36
SO 24 | 02 | 13
sprechend verwöhnt. Ein Theaterstück vom Ensemble des
BODO VERLOSUNG | Triggerfinger Was lange rockt, wird schließlich mit einem Number-One-
Filmtheaters aufgeführt in Schwarz-Weiß. Schauburg, Dortmund, 20 Uhr
Hit belohnt. So geschehen bei der belgischen Band Triggerfinger, die mit ihrer außergewöhnlichen Cover-Version von „I Follow Rivers“ das europä-
Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20 Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45 Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0 HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6
Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17 Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01 RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30 Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30 Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30
DI 26 | 02 | 13 Musik | Gee and the Plastic Strings
Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90 Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03 Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35 Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17
ische Publikum sowie Platz 1
Gee and the Plastic Strings. Ein Mensch (Raimund Git-
der Charts im Sturm erobert
sels) und seine Geige begeben sich in ein technisches
hat. Triggerfinger haben sich
Labyrinth. Mit teilweise unerhörten Spieltechniken be-
seit einigen Jahren zu echten Publikumsmagneten u.a. bei
arbeitet der Mensch sein Instrument, lässt den Geigen-
Adressen | Dortmund (0231)
Festivals wie dem Pink Pop oder Haldern Pop entwickelt
klang von elektronischen Soundeffekten verfremden und
Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00
und spielten außerdem ausverkaufte Shows in legendären
die musikalischen Mosaiksteine von einem Loop-Sampler
Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46
Clubs wie dem Amsterdamer Paradiso. Die drei Vollblut-
vervielfältigen. Bei allem elektronischen Aufwand ent-
DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79
musiker beschreiben ihre Konzerte als „verrückten Gewit-
springt der Klang doch nur einer einzelnen Violine – und
Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45
tersturm“. Die Band, die Rock, Blues, Rockabilly in ihrem
das Ergebnis ist mal meditative, mal aufwühlende Musik.
Sound vereint, kann verdammt laut und wild, aber eben
Spärliche Worte vereinzelter Songs fügen sich wie kom-
auch leise und puristisch rocken. Während ihres Besuchs in
mentierend in das popmusikalische Kaleidoskop.
einer holländischen Radioshow spielten Triggerfinger spon-
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
tan eine Version von „I Follow Rivers“ mit Kaffeetassen, Gläsern und Messern und begeisterten die Zuhörer so sehr, dass der Song einen Triumphzug einläutete. FZW, Dortmund, 20 Uhr
Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50
domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30 Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25 F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72 FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20 Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194 Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00
DO 28 | 02 | 13 Theater | Kopf oder Zahl
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Christopher, 15 Jahre alt, war einige Wochen im Jugend-
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
arrest – nicht an der Nordsee, wie er seiner neuen Klasse weismachen will. Er hat einen Jungen brutal zusammen-
Zauberei | Der Küchenkrimi
Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56
Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22 Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206 Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25 Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33 Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47 Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78 Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60
geschlagen. Doch nun will er es besser machen, besser
Subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07
Wenn ein Zauberer auf die Bühne kommt, zaubert er zau-
werden. Er will nicht mehr saufen und klauen. Er strengt
SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23
berhafte Sachen. Total normal. Was aber wäre, wenn bei
sich an, wechselt die Schule und sagt sich von seinen
Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20
einem zu Hause alles verzaubert oder zum Zaubern wäre?
ehemaligen Freunden los. Doch seine Vergangenheit be-
U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23
Genau das spielen Robinson (Zauberer) und Angelika
stimmt mehr und mehr die Gegenwart. Die Angriffe sei-
(Küchenfee) mit ihren kleinen und großen Zuschauern
ner alten Freunde und neuen Klassenkameraden versucht
auf ihrer Küchenbühne durch. Dabei geht es nicht nur
Christopher zunächst zu ignorieren, er will stark bleiben.
um Zähneputzen, Wäschewaschen, Blumengießen und
Aber da ist der Andere: Er provoziert, kommentiert, sa-
Adressen | Herne (02323)
Kuchenbacken – sondern auch um gefährliche Haustiere
botiert. Christoph und der Andere liefern sich einen zä-
Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52
und Karl, Robinsons besten Freund, der verschwunden
hen, anstrengenden Kampf: Kopf oder Zahl, die Zukunft
Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99
ist. Ein Stück zum Staunen, Lachen und Mitmachen.
steht in jedem Moment auf der Kippe. Ab 14 Jahren.
Zauberkasten, Bochum, 16 Uhr
Flottmann-Hallen, Herne, 10 Uhr
Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40 Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00 Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11
Adressen | Witten (02302) Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24 Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40
Der Druck dieser Seite wurde ermöglicht durch Spenden der Besucher des Geierabend 2012.
27
28 NEUES VON BODO | von Bastian Pütter | Foto: Andre Noll
Endlich volljährig – Das Straßenmagazin wird 18! Anfang Februar 1995 erschien sie, die „Nr. 1“
auf der Straße: „Zwei Mark, eine Mark für den
des Straßenmagazins bodo. Mehr als 200 Aus-
Verkäufer“. Zuerst wurde das Magazin allein im
gaben später reiben wir uns die Augen: Obwohl
„Brücken-Treff“, der Dortmunder Tageseinrich-
es nicht nur einmal knapp war und Jahres-
tung der Diakonie, ausgegeben, wenig später
abschlüsse weiterhin „spannend“ sind, gibt
kamen eigene Räume im Dortmunder Gast-Haus
es bodo immer noch. Und obwohl sich so viel
und am Bochumer Springerplatz dazu.
geändert hat in den letzten 18 Jahren, sind da auch erstaunliche Kontinuitäten und ein
Inzwischen haben wir schöne und ausreichend
Kern von Themen und Überzeugungen, die wir
große Räumlichkeiten in Dortmund und Bochum,
mitgenommen haben von den Anfängen bis in
aber die Kooperationen aus der Anfangszeit
unsere neuen Räume in Bochum und Dortmund.
bestehen fort oder wurden ausgeweitet. Die
Wenn wir uns hier umsehen, könnte man sogar
freien Träger der Wohnungslosenhilfe wie das
meinen, bodo sei erwachsen geworden. Aber
Gast-Haus, die Mietervereine oder die Diako-
wer ist heutzutage mit 18 schon erwachsen...
nie, die weiterhin die bodo-Ausgabe in ihren Tageseinrichtungen ermöglichen, sind wichtige
Am Anfang stand ein gutes Beispiel. „Big Issue“,
Partner und immer wieder Anlass für Berichter-
das britische Vorbild aller europäischen Straßen-
stattung, denn spannende Geschichten zu sonst
zeitungen, hatte schon aufs Festland ausge-
oft vernachlässigten Themen erreichen uns auf
strahlt. Mit Hinz&Kunzt in Hamburg, immer noch
kurzem Weg.
die wohl beste deutschsprachige Straßenzeitung und so etwas wie eine große Schwester, gab es
Das Anfangsinteresse war riesig, bei der Auf-
ein innovatives Konzept zur Bekämpfung von
taktveranstaltung an der Dortmunder Reinol-
Obdachlosigkeit, das den Mieterverein Dortmund
dikirche wurden über 1.000 Hefte verkauft,
veranlasste, auch die Gründung einer Straßenzei-
die monatliche Auflage lag zu Beginn kurz bei
tung im Ruhrgebiet anzustoßen.
unglaublichen 30.000. Auf die schauen wir immer noch neidisch, obwohl wir in den letzten Jahren
Am Ende der Gespräche mit Einrichtungen und
unser Angebot und damit auch unsere verkaufte
Trägern, unter anderem dem Diakonischen Werk,
Auflage deutlich ausbauen konnten.
stand die Gründung eines Vereins. Und schließ-
28
lich erschien bodo als monatliches Magazin für
Beim Blick in die erste bodo von 1995 fällt auf:
Bochum und Dortmund, verkauft von Menschen
Sie sieht anders aus und ist weniger umfang-
29
Endlich volljährig! Geburtsfeier bei bodo Tag der Offenen Tür, Grillen und Livemusik Samstag, 23. Februar 10 bis 14 Uhr Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund
29
30
reich, doch sind die Gemeinsamkeiten mit diesem Heft größer als die Unterschiede. Soziales, Kultur, Geschichten von hier: Schon im ersten Heft gab es soziale Reportagen, engagiert und parteiisch auf der Seite der Betroffenen, ungewöhnliche Lokalthemen und aus dem Bereich Kultur einen Geheimtipp als Titelgeschichte: den Geierabend. 18 Jahre später sind dessen Besucherzahlen nicht mehr zwei- sondern fünfstellig und die
Wenn wir eins gelernt haben im Kontakt mit
Alternativ-Karnevalisten immer noch gute
unseren Verkäuferinnen und Verkäufern, ist
Freunde und treue Unterstützer.
es, dass kein Vorurteil passt. Wir haben mit Menschen zu tun, von denen sich jeder mit
Wie das Ensemble des Geierabends oder
seinen Eigenschaften, verblüffenden Fähig-
unsere Kooperationspartner der Wohnungs-
keiten und seinem individuellen Schicksal
losenhilfe gibt es Weggefährten, die uns von
einer Bewertung nach seinem sozialen Status
Anfang an oder nach Pausen wieder beglei-
entzieht. Es gibt ihn nicht, „den Obdach-
ten: Leserinnen und Leser (auch prominente
losen“. Auch deshalb stellen wir Ihnen in
wie der Bochumer Armin Rohde), Firmen,
fast jedem Heft eine Verkäuferin oder einen
bodo 2|95 So ging alles los: bodo Nr.1.
Vereine und Privatpersonen, die uns seit Jah-
Verkäufer vor – auch das inzwischen eine
bodo 2|99 Prominente von Sabine
ren finanziell oder durch tatkräftige Mithilfe
Jahre alte Tradition.
Brandi bis Armin Rohde werben:
unterstützen und auch UnterstützerInnen
„Etwas bodo sind wir alle.“ Gerade in den letzten Jahren konnten wir
bodo 12|01 „Notausgabe“. Mitten in der
viele neue Leserinnen und Leser gewinnen
Produktion des Dezemberhefts muss
Ein Blättern in unserem Archiv und in der
und Menschen, die uns unterstützen bei
eine vollständig neue Redaktion gefun-
Erinnerung zeigt aber natürlich nicht nur
unserer Arbeit für die Menschen „am Rand“.
den werden. bodo erscheint trotzdem
Kontinuitäten. Ganz schön verschlungene
Inzwischen werden wir auch in Unna, Witten
– in neuem Look.
Wege ist er gegangen, dieser Verein. Adres-
und Herne gelesen, mehr als 100 Verkäu-
bodo 1|03 Damals noch eine Nachricht
sen, Gesichter, Angebote, Projekte und auch
ferinnen und Verkäufer verbessern ihre Le-
wert: „Leere Kassen in Dortmund“.
manche Positionen haben gewechselt in den
benssituation mit dem Straßenmagazin und
bodo 11|03 J.K. Rowling stellt den
letzten 18 Jahren, und neben guten gab es
nehmen unsere Angebote in Anspruch.
Straßenzeitungen exklusiv einen Vorab-
aus Politik und Verbänden.
auch schlechte und mitunter ausgesprochen turbulente Zeiten.
druck von „Harry Potter und der Orden Wir finden, dass all das durchaus ein Grund
des Phönix“ zur Verfügung.
zu feiern ist. Nicht für eine traditionelle
bodo 10|04 Zwei Monate vor Inkraft-
Zwischen Umzügen, Finanzkrisen, oder auch
Jubiläumsfeier, sondern eher für einen un-
treten von Hartz IV titelt bodo:
dem plötzlichen Verschwinden einer ganzen
gezwungenen 18. Geburtstag im Kreis alter
„Reform zur Armut“.
Redaktion erscheint uns die erstaunliche
und neuer Freundinnen und Freunde, ohne
bodo 2|05 Von Tana Schanzara bis Peer
Zähigkeit dieses eigentlich zerbrechlichen
Festreden und Abendgarderobe, dafür mit
Steinbrück: Eine bodo voller Gratulant-
Gebildes „bodo e.V.“ als herausstechende
Livemusik und „Wintergrillen“.
Innen zum 10. Geburtstag. bodo 5|07 Der Star-Azubi im Assess-
Eigenschaft. Und mit unserer Erfahrung in der Wohnungslosenhilfe wissen wir: Zäh zu
Am Samstag, den 23. Februar laden wir Sie
ment-Center. Auch ein Dauerbrenner.
sein ist eine überaus nützliche Stärke.
alle ein zu einem Tag der Offenen Tür in un-
bodo 2|09 Gast-Haus statt Bank –
seren Dortmunder Räumlichkeiten mit kleiner
KollegInnen auf dem Titel.
Wo wir schon von unseren Verkäuferin-
Geburtstagsfeier. Gerne zeigen wir Ihnen,
bodo 8|09 Ab jetzt gibt es wieder Fotos
nen und Verkäufern sprechen: Viele, viele
wie und wo wir arbeiten, es spielt die Band
auf dem Titel.
Menschen in Not sind über die Jahre zu
„Zirkus“, wir grillen und es gibt die eine
bodo 6|10 Das Themenheft Kiosk ist ein
uns gekommen. Manche nur für eine kurze
oder andere Aktion in unserem Buchladen.
großer Verkaufserfolg.
Beratung, eine warme Jacke oder einen
Kommen Sie vorbei! (bp)
bodo 6|11 100 Zelte Kunst. Ein Wochen-
Schlafsack. Rund tausend haben sich einen
30
ende „unbehaust“ im Dortmunder
Verkäuferausweis ausstellen lassen, für die
Endlich volljährig!
Stadtgarten.
einen ging es nach Wochen oder Monaten
Geburtsfeier bei bodo
bodo 3|12 Neustart am Schwanenwall.
weiter, andere blieben bei uns, nachdem sich
Tag der Offenen Tür, Wintergrillen, Livemusik
bodo 9|12 Wiederbegegnung mit Armin
ihr Leben wieder geordnet hatte. Einige von
Samstag 23. Februar, 10 bis 14 Uhr
Rohde und bodo-Verkäufer als Schau-
ihnen begleiten uns fast von Anfang an.
Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund
spieler: „Crashtest Nordstadt“.
31
31
32
KULTUR | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Jazzsoup Ein Film über das Jazzorchester „The Dorf“
Vor sechs Jahren hat der Saxophonist Jan Klare „The Dorf“ gegründet. In der regionalen Jazzszene verortet, verlassen die etwa dreißig Musikerinnen und Musiker während ihrer Konzerte immer wieder die eingeübten Pfade des Genres. Für „The Dorf“ eine Gattung, die gleichberechtigt neben Rock, Funk, Ambient oder Industrial steht. Regelmäßig tritt das Orchester im Dortmunder Jazzclub Domicil auf. Zwischen Probe und Konzert wird traditionell gemeinsam gegessen. Auf dieses Ritual bezieht sich der Filmtitel „Jazzsoup“. Der Film, im vergangenen Jahr gedreht, hat im Februar Premiere. Jorgos Katsimitsoulias, Alexander Kersting und Ilias Ntais haben das Orchester über einen Zeitraum von mehreren Monaten begleitet. Die Idee war, die drei Filmemacher im Zuge der Dreharbeiten selbst zu echten Dorfmitgliedern werden zu lassen, nur, dass sie dabei für optische anstelle von akustischer Kunst zuständig waren. Sie sollten unauffällig bleiben. Es musste sichergestellt sein, dass ihre Anwesenheit das ausbalancierte Gefüge nicht stört. Jeder weiß: Sobald jemand merkt, dass sich eine Kamera auf ihn richtet, ändert sich sein Verhalten. Das habe funktioniert, versichert Klare. Eine Musikerin habe ihn kürzlich erst gefragt, wann denn das Filmteam kommen werde. Da waren die drei längst mit dem Schnitt von Jazzsoup beschäftigt. Klare und Ntais treffe ich in Münster, Klares Wohnort. Zum Zeitpunkt des Interviews hat er den Film noch nicht gesehen, freut sich aber schon auf die Premiere. Die Form der Zusammenarbeit sei ein absoluter Glücksfall gewesen, sagt er. „Ich finde Jans Arbeit als Komponist sehr interessant”,
Zwischen Probe und Konzert wird traditionell gemeinsam gegessen. Auf dieses Ritual bezieht sich der Filmtitel „Jazzsoup“.
32
33
spielt Ntais, Ingenieur, Produzent und selbst Musiker,
„Supernova“ hatte Klare gemeinsam mit seinem Kol-
den Ball zurück. „Ich habe deswegen versucht, mich
legen Peter Eisold um die Jahrtausendwende geleitet,
in seine Rolle als Arrangeur zu versetzen. Ich wollte
doch der Aufwand, den die beiden dabei betrieben
unseren Film auf eine seiner Kompositionstechnik ver-
haben, war unverhältnismäßig hoch. „Ich habe nichts
gleichbaren Weise angehen, analog der einzelnen mu-
anderes mehr erledigen können”, beschreibt Klare die
sikalischen Bausteine, Phrasen, Motive. Mein Wunsch
Situation. „Das hat mich aufgefressen.” Um sofort nach-
ist, dass die Musiker beim Schauen das Gefühl einer
zuschieben, wie viel Spaß es ihm mache, eine Bigband
Erinnerung an eines ihrer Konzerte bekommen. Weil
zu haben. Wie sehr er es schätze, wenn auf der Bühne
sie sich ja nicht selber auf der Bühne sehen können,
etwas geschieht, das im alltäglichen Leben nie möglich
war es meine Absicht, ihnen den Einblick zu schen-
wäre. Perfekte Momente, für die sich in der Sprache kei-
ken, den sie nie haben. Gleichzeitig ist Jazzsoup als
ne Worte finden ließen. Deswegen gibt es „The Dorf“.
Reminiszenz an die Jazzfilmtradition der 60er Jahre gedacht. Die Bilder haben wir bewusst in schwarz/weiß gehalten, denn
Das neue Orchester hat er 2006 gegründet. Die einzelnen Musiker kommen aus
Farbe kommt über die Musik.”
der Region, aus dem Ruhrgebiet, aus Münster, Köln, Düsseldorf und Wuppertal. An jedem dritten Donnerstag im Monat treffen sie sich im Domicil. Nachmit-
Ilias Ntais bezeichnet „The Dorf“ als eines der weltweit spannendsten Or-
tags wird geprobt. Von diesen Proben heißt es, sie wären manchmal recht cha-
chester-Projekte. Wenn er darüber spricht, kann er seine Begeisterung auch
otisch, aber je anstrengender, desto intensiver und rauschhafter wäre später
über das rein Musikalische hinaus kaum verbergen. „Jan hat einmal gesagt,
das Konzert. Nach der Probe wird die Suppe gereicht. Im Film sieht man, wie
ein Orchester wäre eine Utopie der Kommunikation. Für mich steht ein Solo-
der riesige Topf von Münster nach Dortmund chauffiert wird. Vorsichtig, einem
musiker für das Individuum, eine Band für die Familie, ein Orchester für die
heiligen Gral vergleichbar, hält Klare ihn, trägt ihn vom Auto rüber in den Club.
Gesellschaft.” Ein guter Grund, den Namen anzusprechen. „Das ist eine ältere
Dann sieht man, wie er die Suppe hinter der Bühne auf einem Einplattenelek-
Geschichte”, antwortet Klare. „Vor ,The Dorf‘ war ich in ein anderes Bigband-
troherd erhitzt. Mit der großen Schöpfkelle in der Hand erinnert er dabei ein
Projekt involviert, ,Supernova‘. Über ,Supernova‘ hat damals mal ein Kritiker
wenig an Miraculix vor dem Kessel mit dem Zaubertrank. Ohne Bart.
geschrieben, das wäre keine Band, das wäre ein Dorf. Der Ausdruck ist hängengeblieben, weil er die Sache im Grunde sehr gut umreißt. Ein Miteinander
„Dahinter steckte aber nie die Intention, etwas zu schaffen, das uns spirituell
von unterschiedlichen Charakteren in einem übergeordneten Zusammenhang.”
stärker verbinden würde”, lacht er. „Es war ein ganz einfacher Deal. Wenn es
„Die haben jetzt alle das Gleiche im Magen.“ 30 Musiker auf der Bühne und Orchesterleiter Jan Klare in seinem Element.
33
34
die Leute schon auf sich nehmen, hier mitzumachen, dann sollten sie wenigs-
chester bei wichtigen Festivals gebucht. Als quasi Hausband gehandelt, ist
tens ihre Fahrkosten erstattet und ein Essen bekommen. Eine simple Respekt-
der Club immer dabei.
bekundung, die ich im Übrigen bei einem anderen Projekt abgeschaut habe.” Dennoch weiß er um die Tatsache, dass ein gemeinsames Mahl eine ausgespro-
Wobei die Verortung in der Jazzwelt ihre Schattenseiten haben kann. „The
chen persönliche Angelegenheit sein kann. „Keine Frage. Es ist für mich zum
Dorf“ entspricht eben nicht den gängigen Vorstellungen, die innerhalb des
Beispiel wesentlich leichter, mit bestimmten Leuten Musik zu machen als mit
Genres gern gepflegt, außerhalb mitunter gefürchtet werden. Wer zwischen
bestimmten Leuten zu essen. Letzteres empfinde ich als viel intimer.”
vielen musikalischen Stühlen sitzt, wird nicht nur euphorisch gelobt, manchmal hagelt es Kritik. Bei einem kürzlich mit dem Jazzwerk Ruhr im Domicil
„Weißt du, was Jorgos gesagt hat, als wir den Film geschnitten haben?”, fragt
veranstalteten Doppelkonzert war das wieder der Fall. „Ein Booker aus dem
Ntais. „Schau mal, hat er gesagt, da sind jetzt dreißig Musiker auf der Bühne und
Umfeld der zweiten Band fand uns ausdrücklich Scheiße. Ich bin dann immer
die haben alle das Gleiche im Magen.” Als verbindendes Element, ein Bild mit
ein wenig erschrocken. Die Leute reden von Jazz und haben einen so eng ge-
symbolischer Kraft. Dreißig Musiker, Fluktuation zugestanden, über Jahre bei
fassten Begriff davon. Wir sind eine musikalisch sehr divergente Band, bei der
einem mit viel Idealismus betriebenen Projekt zu halten, allein das ist bemer-
es gar nicht entscheidend ist, ob sich der einzelne Musiker jetzt ausdrücklich
kenswert. Alle müssen sich auf etwas für den Einzelnen eventuell Ungewohntes
als Jazzer definiert oder nicht. Letztlich ist es das energetische Erlebnis beim
einlassen. Klare sagt, für einen Saxophonisten sei es normal, neben anderen
Spielen, auf das es ankommt. Für uns und für das Publikum. Und dann sieht
Saxophonisten auf der Bühne zu stehen. Als Bläser wäre man immer abhängig
man darüber hinweg, ob das gerade ein etwas komplexerer Akkord war oder nur
davon, was um einen herum geschehe. Anders sehe das bei Gitarristen, Bassis-
ein simpler Dreiklang. Ich will jedoch die Jazzwelt nicht diskreditieren, und
ten oder Schlagzeugern aus, von denen bei „The Dorf“ aber auch mehrere neben-
der Kritik muss man sich stellen”, sagt Klare und ergänzt, dass er die Vorteile,
einander spielen würden. Die wären es gewohnt, mit ihrem Sound eine Band zu
Bestandteil einer etablierten Kulturform zu sein, durchaus zu schätzen wisse.
steuern. Etablierte Rollenverständnisse müssten aufgegeben werden. Über die Band hinausgedacht für manche Menschen ein echtes Problem.
Am 21. Februar, dem üblichen Termin für „The Dorf“ im Domicil, wird das Orchester nach der Filmpremiere um 20.30 Uhr natürlich live auftreten.
Eine wichtige Rolle für den Fortbestand von „The Dorf“ spielt das Domicil.
„Jazzsoup“ wird anschließend auf diversen Festivals sowie in ausgesuchten
Der Jazzclub bietet eine für Konzerte notwendige Infrastruktur. Es gibt Tech-
Kinos im Revier zu sehen sein. Falls es logistisch und finanziell möglich ist,
niker und Technik, einen Raum an einem etablierten Ort, welcher regelmäßig
eventuell auch dann mit anschließendem Konzert. (wk)
genutzt werden kann, Öffentlichkeitsarbeit, ein hochwertiges Monatsprogramm. Das Domicil kann auf der anderen Seite von dem Renommee profi-
INFO
tieren, welches „The Dorf“ mittlerweile genießt. Die CD-Veröffentlichungen
Domicil | Hansastraße 7 – 11 | Dortmund
werden von der internationalen Fachpresse besprochen, Klare und sein Or-
www.domicil-dortmund.de | www.thedorf.net
Ingenieur, Produzent und Musiker Ilias Ntais hat gemeinsam mit Jorgos Katsimitsoulias und Alexander Kersting „The Dorf“ über einen Zeitraum von mehreren Monaten begleitet.
34
ANZEIGEN
NEUES VON ROSI | von bodo-Verkäuferin Rosi
Optik Meier Ihr Fachgeschäft für Brillen und Kontaktlinsen Neustraße 4 · 44623 Herne Telefon 0 23 23 – 5 04 63 info@optikmeier.de www.optikmeier.de Öffnungszeiten Mo. – Fr.: 9 Uhr – 18.30 Uhr Sa.: 9 Uhr – 14 Uhr Termine nach Absprache von 8 Uhr – 20 Uhr
Guten Tag liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, Sie haben alles gut überstanden und sind gut ins neue Jahr gerutscht. Ich möchte zu allererst den Leuten alles Gute wünschen, die an den Feiertagen arbeiten mussten. Vor allem unseren Hausfrauen und den Leuten in den Krankenhäusern. Auch aus meiner Familie mussten zwei arbeiten über die Feiertage. Trotz Husten und Schnupfen wurden sie
bodo
www.bodoev.de
schafft Chancen
nicht verschont. Das muss mal gesagt werden. Zurzeit ist ein Grippeinfekt ausgebrochen. Viele liegen schon mit hohem Fieber im Bett. Ich hoffe, dass ich davon nicht betroffen werde. Ich habe schon am zweiten Januar meine Weihnachtsbeleuchtung entfernt, da der Strom dieses Jahr teurer werden soll.
das straßenmagazin die besten geschichten auf der straße ein euro achtzig – neunzig cent für den verkäufer
Man soll ja sparen, sparen, sparen. Leider weiß ich nicht, wo ich noch sparen soll. Von dem Geld, das mir noch übrig bleibt, geht es nicht. Alles wird teurer. Wie soll es nur weitergehen frage, ich mich. Aber lassen wir das, wir können da nichts ändern. Was sagen Sie zu dem Wetter? Mal Eiseskälte, mal ist es wie im Frühling und das haut einen um. Ansonsten ist alles beim Alten, nur dass meine Gardinen gewaschen und meine Fester geputzt werden müssen. Ja, so hat man immer zu tun. Ich warte schon auf die Sonne, denn dunkel genug war es ja. Nun möchte ich zum Schluss kommen und sage wie immer, tschüss, Ihre Rosi
bodo-VerkäuferInnen Seit 18 Jahren gehören das Straßenmagazin und seine Verkäufer zum Straßenbild in Bochum, Dortmund und Umgebung. Viele haben feste Verkaufsplätze und einen eigenen Kundenstamm. Manche sind schon seit Jahren bei uns, andere nur auf der Durchreise. Für alle jedoch ist der Verkauf des Straßenmagazins eine Arbeit, die Halt gibt und Selbstbewusstsein schafft.
35
36 LITERATUR | gelesen von Bastian Pütter
Olaf Sundermeyer
Egon Neuhaus
Es geht nicht um drei Täter
So einer schreibt sonst keine Bücher
Als Reaktion auf das Bekanntwer-
Egon Neuhaus, Jahrgang 1922,
den der Terrorzelle des „Natio-
geboren in Lüdenscheid, „ziem-
nalsozialistischen
lich
Untergrunds“
unten“.
Heimkind,
(NSU) und des Versagens von Ver-
Knecht, Aufsässiger, Soldat an der
fassungsschutz und Zivilgesell-
Ostfront. Nach dem Krieg in Dort-
schaft („Dönermorde“) erschie-
mund Kleinkrimineller, Tagelöh-
nen mehrere Bücher, die Umfeld
ner, Altmetallsammler, später im
und Kontext der Morde beleuch-
Altpapierhandel. So einer schreib
ten. Empfehlenswert sind vor al-
sonst keine Bücher.
lem Patrick Gensings „Terror von
„Spinnewipp“, die Autobiogra-
rechts“ und Olaf Sundermeyers
fie eines dünnen Jungen, der
„Rechter Terror in Deutschland“,
wie viele immer irgendwie unten
das eine Geschichte rechter Gewalt in Deutschland schreibt, die aufräumt mit der Mär der „undenkbaren“ und „unvorhersehbaren“ Verbrechen des NSU.
blieb, während die Karrierenazis, Kriegsgewinnler und Wirtschaftswunderkinder vorbeizogen, ist ein pralles, auch derbes und sehr oft richtig komisches Stück Zeitgeschichte und ein faszinierendes Buch. Denn schon der kleine Egon aus dem Subprole-
Sundermeyer schildert die Kontinuität des Rechtsterrorismus in der
tariat ist ein Dokumentensammler, der Zeitungsausschnitte hortet und
BRD: Die Bombenanschläge und Bankraube der „Hepp-Kexel-Gruppe“,
genau hinsieht wo andere einfach mitmachen.
die Wehrsportgruppe Hoffmann, aus der der Attentäter stammte, dessen Bombe auf dem Münchener Oktoberfest 13 Menschen tötete. Die Wehrsportgruppe „Werwolf“, die „Hengst-Bande“ oder die „Deutschen Aktionsgruppen“ des Manfred Roeder, die 1980 mit bundesweiten Anschlägen das Modell NSU vorwegnahmen. Und Sundermeyer beschreibt die Schlüsselsituation der frühen 1990er Jahre, „als der Mob die Macht übernahm“: In Ost- und Westdeutschland etablierten sich Neonazis als Vollstrecker des Volkszorns gegen „Ausländer“ und „Asylanten“ mit einer beispiellosen Serie von Mord- und Brandanschlägen. Für die Mitglieder des NSU, NPD-Funktionäre und NeonaziKader aus ganz Deutschland die politische Grunderfahrung. Sundermeyer zeigt, dass die NSU-Morde weder ohne Beispiel noch ohne Vorgeschichte sind und er zeigt die Orte der gegenwärtigen Gewalt und ihre Strukturen – auch am Dortmunder Beispiel der Autonomen Nationalisten. Besonders wichtig: Sundermeyer widmet sich den Opfern rechtsextremer Gewalt. Am Beispiel von Ishan Yurtseven, der in Duisburg einen Mordversuch des NSU überlebte, zeigt er, wie Opfer alleingelassen oder gar falsch verdächtigt werden und was es für sie bedeutet, wenn die Polizei ihren Aufgaben nicht nachkommt. Dabei lässt Sundermeyer auch eine meist vergessene Opfergruppe rechter Gewalt nicht aus: Obdachlose.(bp) Olaf Sundermeyer Rechter Terror in Deutschland. Eine Geschichte der Gewalt C. H. Beck-Verlag | 271 Seiten | 16,95 Euro bodo verlost ein Exemplar (siehe Seite 21).
36
weit
So einer wohnt nach dem Krieg im alten Bunker an der Deusener Straße, nicht in der Gartenstadt und nicht in der Zechensiedlung. Während Bürger- und Vorzeigeproletarier-Biografien des 20. Jahrhunderts genug geschrieben wurden, sind Dokumente wie dieses aus der Welt der „Goldgräber“ im Schutt des Wiederaufbaus, der Säufer, Deklassierten und Gelegenheitshuren selten. Wenn sie dann auch noch genau beobachtet, mit wachem politischen Blick, erfrischend unsentimental und ohne Larmoyanz daherkommen, dann entsteht etwas mit Potenzial zum Klassiker. Vielleicht als Nachsatz: Um ehrlich zu sein, ganz taufrisch ist „Spinnewipp“ nicht, nämlich schon 2010 erschienen, aber das in einem wirklichen Lieblingsverlag. Der Berliner „Verbrecher Verlag“ bringt zur Zeit (und das bis 2018) die Tagebücher von Erich Mühsam in einer so schönen wie verdienstvollen Ausgabe heraus, von den Lebenden veröffentlicht hier z.B. der verrückte Dauerschreiber Dietmar Dath viel seines Zeugs über „Darwin, Marx, Fantasy, Heavy Metal, Zombies und Gentechnik“ (Spiegel). „Spinnewipp“ hatte ich verpasst und bekam den knallroten Band nach der Buchmesse von unserer Fachfrau Suzanne Präkelt in die Hand gedrückt. Das wäre das doch wirklich was für die Redaktion. Ist es. Und nicht nur für die. (bp) Egon Neuhaus | Spinnewipp Verbrecher Verlag Berlin | 394 Seiten | 13 Euro
37 Fehlersuchbild – Lösung: 1) Am Fenster steht jemand, 2) Am Busch fehlt ein Büschel Blätter 3) Günter hat eine 1 auf dem T-Shirt 4) und seine Freundin trägt eine violette Handtasche, 5) an Herberts Haar fehlt vorn eine Strähne 6) und ihm fehlt ein Finger, 7) ebenso sein Kinn 8) und sein Hosenstall ist zu, 9) die Dachrinne des Hauses ist kürzer und 10) am rechten Bordstein fehlt eine Fuge
Finde die 10 Unterschiede im rechten Bild. Viel Erfolg! Rätsel-Lösung: AUTOMAT
RÄTSEL | von Volker Dornemann
37
38 BODO GEHT AUS | von Sandro Giuri | Fotos: Daniel Sadrowski
Für viele Wittener ist die Fritten-Bude mitten im Herzen des Ruhrgebietes ein Begriff, nein, eine Institution. Aber auch außerhalb der Stadtgrenzen ist das Büdchen seit dem Eintrag in den Pommes-Führer-Ruhr ein Aushängeschild für eine der kulinarischen Köstlichkeiten
des
Ruhrgebiets:
Curry-
wurst-Pommes mit Mayo, kurz: CPM.
Eddi’s Durst & Wurst Express | Witten »Das pfeifen die Spatzen von den Ästen, Eddis Pommes sind die besten!« Reibekuchen, auch das Schaschlik ist natürlich
Mittlerweile hat sein Sohn Detlev den Laden
immer frisch zubereitet. Das Programm sollte
übernommen. Aber Eddi mischt weiter mun-
jedem regelmäßigen Pommesbuden-Besucher
ter mit. Er kann es einfach nicht lassen. Dass
ein Begriff sein und zeigt auch klar die Marsch-
er für seinen Beruf lebt, kann man übrigens
richtung: Hier steht offensichtlich Qualität vor
auf seinem Unterarm bewundern: Dort sticht
Quantität – zu einem erschwinglichen Preis: Die
die Tätowierung einer Pommes-Tüte mit dem
Pommes sind superknusprig, die Currywurst hat
Schriftzug „Eddi‘s“ ins Auge. „Eigentlich woll-
genau die richtige Konsistenz, und die passende
te ich die Tüte in blau-weiß haben, aber weiß
Soße besitzt eine angenehme Schärfe, so dass
sieht man auf der Haut so schlecht.“ Moment
sie dem Namenszusatz „Curry“ alle Ehre macht.
mal, blau und weiß? „Ich bin Schalker“, gibt er mir lächelnd zu verstehen. Das verzeiht der
Angefangen hat Edmund Berkenberg, alias Eddi,
Dortmunder Teil der bodo-Redaktion dem Ruhr-
mit dem Verkauf von Pommes im Jahr 1972. Vor-
pott-Original und empfiehlt seine Currywurst-
her arbeitete er als Hauer im Bergbau. Als dann
Pommes mit Mayo. (sg)
die Zeche dicht machte, fing er in einem Stahlwerk an. Und dann bot sich die Möglichkeit mit der Bude. Ursprünglich war die ein Kiosk, und
Eddi´s Durst & Wurst Express
Eddi kam irgendwann auf die Idee, es mit Pom-
In den Höfen 20 | 58453 Witten
mes zu versuchen. Gesagt, getan. In die Karten
Mo. bis Fr. 13.30 bis 20.30 Uhr
„Junger Mann, kommse ran, wat willste denn ha-
spielte ihm der Umstand, dass sich in der Nähe
ben?“ So wird hier jeder Kunde, im Wechsel mit
eine Fabrik befand und die Arbeiter in den Pau-
„junge Frau“ oder „junge Dame“ für die weibli-
sen zu Eddi kamen, um Mittag zu essen.
che Kundschaft, empfangen. „Einmal CurrywurstPommes mit Mayo, bitte!“ Das Gericht läuft am
So kamen erst die Männer und danach die Frau-
besten. Die Schlange vor dem Fenster der Bude
en und Kinder, nicht zuletzt, weil Eddi jedem
reißt nicht ab. Es geht zu wie im Taubenschlag,
Kind, das seinen Satz „Das pfeifen die Spatzen
aber schnell abgefertigt wird man hier nicht.
von den Ästen, Eddis Pommes sind die besten“
„Warst schon lang nicht mehr hier“, wird der jun-
aufsagen konnte, ein Bonbon gab. Durch die-
ge Mann vor mir begrüßt. Alles ist sehr familiär
se Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitete sich
und persönlich. Hier wird der Ruhrpott gelebt.
in Windeseile der Ruf der guten Pommes. Und
Und das nicht aus marketingtechnischen Grün-
auch ein Gerücht: Angeblich soll er öffnen und
den, sondern, „weil et is wie et is.“
schließen, wann er will. In Wirklichkeit hat Eddi feste Öffnungszeiten. Nur in Ausnahmefällen,
38
Bei Eddi gibt es die rustikalen Pommesbudenklas-
wenn z.B. das Schaschlik kurz vor Ende ausgeht,
siker: Frikadelle, Bratwurst, Krakauer, Schnitzel,
schließt er auch mal früher.
39
LESERSEITE | Foto: Sebastian Sellhorst
bodo dankt:
Sparkasse Bochum Christian Scholz, Hans-Helmut Ermer, Wilfried Raschke, Hans W. Wenkebach, Christine Schröder, Rosemarie Kriedel, Friedrich Wicke-Gehrke, Bettina und Peter Gumprich, Ishild und Jakob Michalowicz, Andre Biermann, Petra Vossebürger, Manuel Poblotzki, Prof. Dr. Anke Simon, Oliver Stiller, Anke Vosloh, Cornelia Harazim, Beate Janczak, Familie Becker, Heike Helms, Brigitte und Rüdiger Kolberg, Petra Brüschke, Margit und Lothar Neumann, Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH, Nicole und Alexander Mecoleta, Prof. Dr. Klaus-Martin Melzer, Annette und Hans-Werner Kocher, Martin Watty, Andreas Müller, Dagmar Tewes, Wolf Stammnitz, Martin Kühl-Lukas, BC-Systemtechnik GmbH & Co KG, Esther Hagemann, Gisela Ring, Dr. Rinnert Siemssen, Nicole Roesen, Kath. Kirchengemeinde St. Clemens, Brigitte und Wilhelm Hast, Marion Hoffmann, Volker Schaika, Hannelore Thimm-Rasch, Familie Luepke, Marco Schilling, Ingeborg Leibstein, Peter Wegner, Elsemarie Bork, Peter Lasslop, Kathrin Bohr, Christina Kolivopoulos, Jutta und Wido Wagner, Petra Hartman und Udo Hollkott, Christel und Gerhard Volpers, Klara Lehmann, Christel und Friedhelm Niemeyer, Ralf Brisi, Stefanie Kelm, Sven Matuschak, Stefanie Held, Cornelia Schlegel, Nina Winter, Sabine Raddatz, Petra DanielsenHardt, Silke Harborth, Hildegard Reinitz, Dolf Mehring, Timo Zimmermann, Ruth Hanke, Ute Soth-Dykgers, Annette Düe, Daniel Weber, Norbert Paul, Thomas Quast, Hans Wilhelm Lückerath, Gerhard Peschel, Michael Köhl, Monika und Wilhelm Hecking, Ingrid Kastner, Stefanie Görtz, Eva-Maria Knappe, Axel Lindemann, Josef Westermann, Gisela und Bernd Ammermann, Michael Abenath, Peter Kortmann, Bernd Katafias, Johannes Jorberg, Marianne Werning, Ute und Rainer Zerkowski, Mechthild und Erich Kessler, Gabriele Weigelt, Hedi Hartwig, Christel Schulz, Christiane Wollschläger, Prof. Dr. Axel Laczkovics, Sabine Sowa, Maria Marseille, Anita und Rudolf Przygoda, Helma Wiemann und Matthias Grue, Kimawerkstatt GmbH, Ilse Friedrich, Annette Topp, Klaus Valtin, Silvia und Wolfgang Reimann, Marlies und Friedrich Ratering, Manfred Sudmann, Barbara Requardt, Marlis Jäger, Frank Lübbert, Prof. Dr. Bernhard Dilger, Annette Kortler-Albowitz und Hans-Peter Albowitz, Marie-Luise Kiessling, Almut und Rudolf Hesse, Silvia und Herbert Longerich, Waltraud Hölker, Hans-Joachim Weber, Angelika Rohde, Manfred Mattern, Gabriele Hering, Beate Wirbel, Ulrike Schwarz, Monika Sommer, Heinz Peter Klein, Petra Seidemann, Johannes Syre, Catharine Maria Jacqueline Asmuth, Dr. Eike Kleine-Benne, Christian Turlach, Alena Knierim, Markus Josef Beyer, Gisela Elisabeth Baas, Christa Fuhrländer, Dr. Bernd Widera, Anja Dieckhaus, Melanie Everts, Christine Richter, Ludger Langfermann, Burkhard Gögel, Hermann Kotar, Gernot Bernhard August Roßner, Erika Przibylla, Eberhard Kreuzer, Rita Pilenko, Martha Ketschker, Renate und Peter Korte, Sabine und Ralf Brückner, M. und W. Münster, Ursula Kemper, Sonja Rudolph, Andrea Henke, Yvonne Wilken, Martina Böcker, Dr. Annette Schmitz-Stolbrink, Johann Adolf Reil, Gerd Neukirchen, Hermann Fernkorn, Carina Schöne-Warnefeld, Christel Döpper, Familie Rödel, Andreas Happel, Marie-Luise und Klaus-Peter Foschepoth, Dipl.-Ing. Eberhard Garburg, Antje Marckstadt, Jutta Sedlaczek, Ulrike und Rolf Kuhlemann, Ilonka Naumann Röhl, Gisela Schreiber, Claudia Merse, Bernhard Hahn, Winfried Mescher, Matthias Kolbe, Ilse Dünhölter-Painczyk, Thomas Konradt, Elisabeth Tauche-Thias, Esther Schmidt, Georg Johnen, Werner Neugebauer, Ulrike Prislan, Jürgen Recktenwald, Christiane Neumann, Dr. Martin Hebler, Marlies und Joachim Latuske, Klaus Wühler, Ina-Maria Schweigert, Michael J. Rösgen, Annette und Matthias Meyer, Alfrede Freiwald, Guda Springorum, Martina Sieber, Heinz Riedl, Dieter Brinker, Gisela Piechotta, Gerhard Müller, Tanja Dissmer, Erika und Peter Svejda, Marianne Herling, Barbara und Roland Dittrich, Hildegard Jänsch, Ruth Wolter, Edith und Horst Stein, Ulrich Klöpper, Willi Vietmeier, Ursula und Volkmar Dietmar, Klaus Küpper, Bernhard Schaub, Beate und Jürgen Neserke, Armin Rau, Thomas Borgmann, Elsbeth Bültmann, Michael Borgerhoff, Gerd Schnippering, Christian Scheiwe, Ulrike Zschoche, Sebastian Ulkan, Markus Serafin, Ernst Bernhard, Erika Maletz, Reiner Gipp, Anne Kulemann und Ludwig Maria Schulenkorf, Johannes Grimmenstein, Gertrud Risse, Christine Richter, Hildegard und Ulf Worgull, Petra Borkowski, Jutta Koppenberg, Martin Krug, Gerhard Heitkemper, Christel Sieberg, Susanne Classen, Helmtrud Hillebrand, Margot und Rainer Pütter, Friedrich Lappe, Gesa Führing, Birgit Scharf, Heike und Martin Lenckowski, Ursula und Klaus Heinz, Helga und Dieter Lamp, Doris Doberstein, Gerhard Hermann Schäfer, Susanne Hildebrandt, Raphael Pratzler, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Brigitte Sonntag, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Christoph Roeper, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Lieselotte Markgraf, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Annabell Preusler, Birgitt Kuhlmann, Dieter Zawodniak, Elisabeth Heymann-Roeder, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Elisabeth Heymann-Röder, Christian Bösterling, Linda Wotzlaw, Dagmar Drabandt, Christian Müller, Gerd Schlitzer, Johannes Sock
Bei strahlendem Sonnenschein und klirrender Kälte zeigte Stadtführer Markus letzten Monat zum ersten Mal über 25 TeilnehmerInnen der sozialen Stadtführung das andere Bochum. Nach zwei Stunden und vielen spannenden Stationen freuten sich sowohl die Teilnehmer als auch der Stadtführer selbst über die gelungene Premiere.
LESERBRIEFE Hallo Herr Pütter, wenn wir in Bochum oder Dortmund sind, kaufen wir immer die bodo, so waren wir richtig erstaunt, letzte Woche vor dem real in Castrop-Rauxel, Siemensstraße,
Unsere Bitte: Kaufen Sie nur bei VerkäuferInnen mit gut sichtbarem Ausweis und geben Sie uns gerne auch in Zukunft weiter, wenn Sie unzufrieden sind oder Erfahrungen wie die geschilderte machen. Herzliche Grüße von bodo Bastian Pütter (Redaktion), Oliver Philipp (Vertrieb)
einen Zeitungsverkäufer zu sehen.
Hallo bodo-Redaktion, ein kurzer Neujahrsgruß nach
Wir kauften eine Zeitung und gaben ihm fünf Euro, aber
Dortmund. Alle Achtung: bodo ist wirklich sehr gut ge-
das Wechselgeld wollte er nicht zurück geben. (...) Nach
worden. Interessant von vorne bis hinten.
langem Hin und Her klappte es dann doch noch. Aber
Weiterhin wünsche ich Euch eine gute Hand.
uns kam die Sache ziemlich merkwürdig vor.
Mit freundlichen Grüßen, Werner Tischer
So eine Erfahrung haben wir über die Jahre mit keinem Ihrer Verkäufer je gemacht. Jetzt lese ich in Ihrem Vorwort, dass sich Unbefugte als Verkäufer ausgeben. Wie ist das möglich? Wir sind froh, die Zeitung erworben zu haben, aber wollten unser ungutes Gefühl an Sie weitergeben. Für Ihre Arbeit und Einsatz weiterhin viel Freude und Kraft wünschen Gerd & Bärbel Wawzyniak Liebe Frau Wawzyniak, Lieber Herr Wawzyniak, leider kommt es immer wieder vor, dass Menschen in Not Zeitungen weitergegeben bekommen, die keinen Verkaufsausweis haben. Für uns ist das ärgerlich, denn jemand, den wir nicht kennen und der uns nicht kennt, hat sich natür-
Hallo Ihr bodos, ich wollte Euch kurz meine allerbesten Wünsche für das neue Jahr zukommen lassen. Ich lese bodo jetzt schon seit mehreren Jahren und habe mit viel Freude die positive Entwicklung Eurer Zeitung verfolgt. Oft entdecke ich durch bodo ganz neue Facetten an meiner Heimat. Macht weiter so. Mit den besten Grüßen, Judith Müller Danke für Eure super Unterstützung. Der Buchladen wird bestimmt ein spannender Leseort! Ich freue mich schon auf die Veranstaltung von Markus Veith am 8.2. Volle bodo-Power voraus, Jürgen Wiersch
lich auch nicht zum Einhalten unserer Regeln verpflichtet
Schreiben Sie uns Ihre Meinung!
und profitiert andererseits auch nicht von unseren Bera-
bodo e.V. | Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
tungs- und Hilfsangeboten.
oder eMail an: redaktion@bodoev.de
CARTOON | Idee und Zeichnung: Volker Dornemann
39
40