2.50 Euro | 1,25 Euro f체r den Verk채ufer
bodo
Februar 2014
GA DAS STRASSENMA
Z IN
Joe Bausch | Von wegen Doc Hollywood Fotoreportage | Roma jenseits der Schlagzeilen Evil Flames | Haben Sie mal Feuer? 1
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INHALT | EDITORIAL
04
Joe Bausch Im Kölner Tatort spielt er den wortkargen Pathologen Dr. Joseph Roth.
Im wirklichen Leben ist er Arzt in der JVA Werl, ein engagierter Kämpfer für die Rechte der Menschen am Rand – und ein faszinierender Interviewpartner. Von Max Florian Kühlem
12
Keine Flip-Flops im Winter Marie und Sophie leiden an FAS, dem Fetalen Alkoholsyndrom,
ausgelöst durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Jeder Lernfortschritt kostet Kraft, ist jedoch aller Mühe wert, wissen ihre Pflegeeltern.
32
Von Marcus Preis
Erfinden, fürchten, verachten Klaus-Michael Bogdal hat in zwanzigjähriger Forschung herausgearbeitet,
wie über 600 Jahre aus Geschichten, Gerüchten, in Literatur und bildender Kunst ein Bild der Roma entstand, das wir für Wissen halten: „Europa erfindet die Zigeuner“. Von Bastian Pütter
40
Haben Sie mal Feuer? Die „Evil Flames“ aus Dortmund beeindrucken mit Feuer-Performances zwi-
schen Spektakel und Kunst. Ein Gespräch mit Johannes Lührs über Ästhetik und Risiko, die Kulturgeschichte des Feuers und „erlebnispädagogische Brandschutzerziehung“. Von Wolfgang Kienast
03 Inhalt | Editorial 07 Soziales | „Superpenner“ 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 Kultur | Das Leben der Kaugummis 16 Recht | Hoffnung für Abmahnopfer 17 Wilde Kräuter | Wilde Möhre
Liebe Leserinnen und Leser,
18 Kultur | Tonbande und Nordpol 20 Kommentar | Abschreckung gescheitert 20 News
vielen Dank, dass Sie sich für unser Februar-Heft entschieden haben! Dies ist das dritte Magazin in neuer Gestaltung und mit neuem Preis. Wir wussten, dass wir ein Wagnis eingehen, denn 2,50 Euro sind ja doch eine Menge Geld. Umso froher sind wir,
21 Das Foto 22 Netzwelt | www.invisiblepeople.tv 22 Kinotipp | Like Someone in Love 23 Veranstaltungskalender | Verlosungen 30 bodo geht aus | Kleiderschrank 32 Interview | Erfinden, fürchten, verachten 32 Fotoreportage | Roma jenseits der Schlagzeilen
über die letzten Monate den Eindruck gewonnen zu haben, dass Sie diesen Weg mitgehen und unsere Gründe verstehen. Unsere Hilfen und die positiven Entwicklungen, die unsere VerkäuferInnen durchlaufen, können nur greifen, wenn sie erleben, dass es sich auch in ihrer Tasche bemerkbar macht, bodo zu verkaufen. Nicht nur im Winter, aber besonders unter diesen widrigen Bedingungen, ist der Ver-
Redaktionsleitung
kauf harte Arbeit. Der Verdienst ist gering, aber die Voraussetzung dafür, die Erfah-
38 Reportage | Obdachlosigkeit à la Hollywood
rung zu machen, dass es sich lohnt, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.
40 Reportage | Haben Sie mal Feuer?
Ein zweites Ziel war, aus noch mehr Käufern Leser zu machen. Die Wertschätzung,
44 Buchbesprechung
Bastian Pütter
die unsere Verkäufer erfahren, steigt beträchtlich, wenn sie wissen, dass nicht nur
45 Rätsel
ihnen zuliebe, sondern auch aus Interesse am Heft Menschen ins eigene Portemon-
46 Leserpost | Comic
naie greifen. Dass dies immer besser gelingt, zeigt die große Zahl an Leserreaktionen, die uns und unsere Verkäufer riesig freut. Schreiben Sie uns weiter, sagen Sie, was Sie sich wünschen, was wir besser machen können!
bodo SCHA FFT CHAN CEN
Haben Sie Interesse, mehr zu erfahren über das Leben und Arbeiten auf der Straße? Dann laden wir Sie am 6. und am 8. Februar im Rahmen der Internationalen Woche der Straßenzeitungsverkäufer zu einem Perspektivwechsel ein: Rollentausch gefällig? (Mehr auf Seite 9) Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3
MENSCHEN
Joe Bausch:
Zwischen Knast und „Tatort“
„Mit gutem Strafvollzug gewinnst du keine Wahl. Häftlinge haben genau wie Obdachlose keine Lobby.“
4
Joe Bausch zu begegnen ist wie das Treffen mit einem alten Bekannten. Der Arzt, Schauspieler und Autor ist gern gesehener Gast in Millionen deutscher Wohnzimmer. In 54 der bisher gedrehten 57 Kölner Tatorte spielt er den Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth. von Max Florian Kühlem | Fotos: Daniel Sadrowski
Obwohl der Verstand weiß, dass dies nur eine
„Ich habe mich erst in einem Krankenhaus be-
war die zweite Generation RAF inhaftiert,
Rolle ist, schwingt bei der Begegnung doch
worben, wurde vom Chefarzt aber vehement
Bundespräsidenten waren regelmäßig zu
die Erfahrung mit, die man mit ihr gemacht
abgelehnt“, erinnert sich der Mediziner, der
Besuch im Knast.“
hat. Der Mann mit Glatze und Schnurrbart
2012 das Buch „Knast“ über seine Erfahrungen
hat jedoch wenig mit dem Weißkittel gemein,
geschrieben hat. Die Justizvollzugsanstalt
der sich im Fernsehen meist mürrisch über
war anfangs ein Plan B, Joe Bausch wollte nur
Leichen beugt und hinterher wortkarg und
eine Assistenzstelle ausfüllen, „aber ich habe
gen für Anstaltsmediziner geblieben, aber das
V
trocken Auskunft gibt.
mich dort schnell wohlgefühlt.“ Er berichtet
Verhältnis der Gesellschaft zu ihren Gefan-
on der Aufbruchstimmung von damals sind heute zwar ordentliche Bedingun-
J
von einer Aufbruchstimmung, von echten
genen habe sich wieder zum Schlechteren
oe Bausch wurde zwar 1953 im Westerwald
Veränderungen, die er mit Gleichgesinnten
gewendet, findet Joe Bausch: „Heute ist es
geboren, das Studium an der Ruhr-Univer-
erreichen konnte: „Wir waren die Generation
dein persönliches Versagen, wenn du auf die
sität Bochum hat ihn Anfang der 80er aber
Ärzte, die mit der Mangelmedizin nicht mehr
schiefe Bahn gerätst, und man fragt nicht:
zu einem überzeugten Kind des Ruhrgebiets
klarkamen. Wir wollten von der Knastmedi-
Was haben WIR falsch gemacht?“ Einmal bei
gemacht. Er hat eine warme und verbindliche,
zin zur Medizin im Knast, guter Medizin am
der Kritik an den Verhältnissen angekommen,
offene und direkte Art, gibt gern und wortreich
Rande der Gesellschaft.“
kann der Arzt sich immer noch in Rage reden:
Auskunft. „Bis vor zwölf Jahren habe ich noch
D
Deutschland habe mit den Landesvollzugs-
in Bochum gewohnt“, erzählt er. Mittlerweile hat es ihn an den östlichen Rand der Region
ie Generation, zu der sich Joe Bausch
gesetzen immer noch ein rückschrittliches,
zugehörig fühlt, ist die, die mit Willy
uneinheitliches Strafvollzugssystem. Und er
verschlagen, in die Nähe seines Arbeitsplatzes
Brandt den Ausgleich zwischen den politi-
geht noch einen Schritt weiter: „Es müsste die
in der Justizvollzugsanstalt Werl. Seit 1986, also
schen Systemen in Ost und West wollte – und
gleiche Strafandrohung überall im vereinten
seit über 25 Jahren, ist Joe Bausch Anstalts-
auch in der eigenen Gesellschaft keine Unge-
Europa geben.“ Menschen mit Migrationshin-
arzt. Also Hausarzt für Mörder, Vergewaltiger,
rechtigkeit duldete. In die Hände spielte ihm,
tergrund, die straffällig werden, würden oft
Erpresser, Betrüger, Diebe.
dass die Politik sensibilisiert war für die Zu-
abgeschoben in Länder, in denen sie gar keine
stände im Knast. „Die ersten RAF-Terroristen
Wurzeln mehr haben. „Sie sollten ihre Strafe
hatten auf die Haftbedingungen in Deutsch-
dort absitzen, wo sie ihre Mentalität und
land aufmerksam gemacht, Holger Meins
Sprache herhaben.“
war im Hungerstreik gestorben. Mittlerweile Joe Bausch plädiert außerdem dafür, die Haftzeit, „die Zeit, wo sie nicht mehr weglaufen können“, intensiver zu nutzen, um den Menschen zu helfen. „Wenn du dein Urteil hast, einen Haftplatz und eine Arbeit, dann
Name: Hermann-Joseph Bausch-Hölterhoff Berufe: Arzt, Drehbuchautor und Schauspieler Arbeitsplatz: Justizvollzugsanstalt Werl Amtsbezeichnung: Regierungsmedizinaldirektor
5
MENSCHEN
„Wir waren die Generation Ärzte, die mit der Mangelmedizin nicht mehr klarkamen. Wir wollten von der Knastmedizin zur Medizin im Knast, guter Medizin am Rande der Gesellschaft.“
eröffnet sich ein therapeutisches Fenster“, sagt er. Dies könnte man bei Abhängigen für einen vernünftigen Drogenentzug nutzen und bei psychisch Kranken für eine Therapie. „Ich habe viele Fälle von HIV und Hepatitis wegen Drogen. Viele werden verhaftet aus der Obdachlosigkeit, viele haben Ausgrenzung und Willkür erlebt, kommen aus desolaten Familienverhältnissen. Man kann die Haftzeit nutzen, um diese Menschen zu stabilisieren.“ Bausch ist zwar froh, dass es im Knast immer mehr Psychologen und Therapeuten gibt. Unter 1.000 sozialtherapeutische Behandlungsplätze für bundesweit 70.000 Gefangene seien jedoch immer noch viel zu wenig. Ein Problem kann der Gefängnisarzt nach wie vor klar benennen: „Mit gutem Strafvollzug gewinnst du keine Wahl. Häftlinge haben genau wie Obdachlose keine Lobby.“ Dies sei ein Grund für ihn gewesen, das Buch „Knast“ zu schreiben, in dem er von seinem Alltag erzählt, schonungslos und ehrlich. Eine Art „Blackbox Gefängnis“ sei das, um Druck aufzubauen in der Öffentlichkeit. Neben erschreckenden Fakten aus dem Gefängnisalltag erfährt man darin auch viel Persönliches über Joe Bausch. So erzählt er von der Angst, die ihn und seine Familie überkam, als ein anonymer Anruf kam: „Du hast einen von unseren Kumpels auf dem Gewissen! Wir wissen, wo du wohnst, und wir werden dich holen!“ Generell gehe er allerdings eher mutig an seinen Job. „Nicht tollkühn“, ergänzt er. „Mit manchen ist man besser nicht allein im Behandlungsraum.“ Dass die meisten Gefangenen ihn aus dem Fernsehen kennen, kann Vor- und Nachteil sein: „Viele sind stolz, dass sie mich treffen dürfen. Aber wenn sie nicht kriegen, was sie wollen, dann schimpfen sie auch mal: Du bist ja nur Schauspieler, Doc Hollywood.“ (mfk)
„Knast“, im Ullstein Verlag als Taschenbuch erschienen, 9,99 Euro. Mit seinen Schauspielkollegen Dietmar Bähr und Klaus J. Behrendt gründete Joe Bausch 1997 den Verein „Tatort – Straßen der Welt“ und setzt sich für Straßenkinder und Gefängniskinder auf den Philippinen ein. Ende vergangenen Jahres hat er dafür das Bundesverdienstkreuz erhalten. 6
SOZIALES
IMPRESSUM
Provokation und Selbstironie „Seine Muskeln sind fester als sein Wohnsitz“ – mit „Superpenner“, einem Comic-Heft als Beigabe zur Januarausgabe der Berliner Straßenzeitung haben unsere Freunde vom „strassenfeger“ ein Medienecho hervorgerufen wie selten eine Straßenzeitung zuvor. von Bastian Pütter | Foto: Johannes Stoll
Herausgeber, Verleger, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke (rb), Oktav Ganea, Wolfgang Kienast (wk), Max Florian Kühlem (mfk), Bastian Pütter (bp), Marcus Preis (mp), Dr. Birgit Rumpel (biru), Petra von Randow, Susanne Schröder, Sebastian Sellhorst Fotos: Bianka Boyke (16), Victor Ciupuliga (22), Evil Flames (3, 40, 41, 42, 42), Oktav Ganea (33, 34, 35, 36, 37), AnnKatrin Pauly (8), pixelio.de (20), Sabrina Richmann (3, 19, 33), Alicia Rius (38, 39), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 12, 14, 16, 18, 30), Sebastian Sellhorst (8, 9, 10, 11, 20, 21, 46), Claudia Siekarski (9, 11), Johannes Stoll (7), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (17), Titelfoto: Daniel Sadrowski Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die März-Ausgabe 10.02.2014 Anzeigen: Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012
Alle haben sie berichtet: Die überregio-
beagentur „Scholz & Friends“, und fand rei-
nalen Tageszeitungen, die Magazine von
ßenden Absatz. Besonders faszinierend: Statt
Stern bis Focus, Fernsehsender, Radiosta-
vom Schreibtisch aus moralische Urteile zu
tionen und Blogger.
fällen, schickten die Redaktionen ihre Haupt-
Anlass des Medienauftriebs: Ein vor Selbstironie strotzendes Hochglanz-Heft im Stil amerikanischer Superhelden-Comics erzählt die Geschichte eines zu Superkräften kommenden Obdachlosen, der den Kampf gegen die „Berliner Bestie“ aufnimmt, die die schlimmsten Eigenschaften böser Kreaturen – Berliner Busfahrer, betrunkene Touristen – in sich vereint. Darf man das? Ist das zynisch? „Die Reaktionen waren bisher weitgehend positiv“, sagt „strassenfeger“-Chefredakteur Andreas Düllick. „Wir haben jedoch schon vorher diskutiert, ob wir damit nicht unsere Verkäufer bloßstellen.“ Gerade das verhasste Schimpfwort „Penner“ im Titel gab Anlass zu Kritik.
stadtkorrespondenten zu den Verkäufern des „strassenfegers“ und interviewten diejenigen, die mit dem Heft im für sie besonders schwierigen Januar auf der Straßen standen. Diese verwiesen auf das – ja offensichtlich – große öffentliche Interesse, die Qualität des Hefts und den Inhalt: Schließlich seien es ganz andere soziale Gruppen, die in „Superpenner“ gar nicht gut wegkämen... Kaum je kamen soviel Straßenzeitungsverkäufer in Mainstream-Medien zu Wort. Grenzen hat das öffentliche Interesse dennoch: Weil die Vermieterin der Notübernachtungsstelle des Vereins im inzwischen schicken Prenzlauer Berg kündigte, Ersatz nicht zu finden ist und die Stadt nicht hilft, landen die Bewohner mitten im Winter wieder auf
Trotzdem erschien der „Superpenner“,
der Straße. Und kein mediales Lauffeuer und
erdacht und umgesetzt von der großen Wer-
auch kein Superheld ist in Sicht. (bp)
Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka vorstand@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher | Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo., Mi. und Fr. 14 – 17 Uhr, Di. und Do. 10 – 13 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
7
NEUES VON BODO
2. Freitag: Sam Greb kommt!
Gute Bücher, guter Zweck
Wintercafé in Bochum
In unserer monatlichen Benefiz-Kulturrei-
In unserem gemeinnützigen Buchladen am
Noch den gesamten Februar über bieten wir
he präsentieren wir am zweiten Freitag im
Dortmunder Schwanenwall 36 – 38 schaf-
in Bochum mit dem bodo-Wintercafé ein täg-
Februar „Geschichten aus der Fieberwelt“
fen wir Arbeitsplätze mit der Annahme,
liches Frühstücks- und Aufwärmangebot in
mit Sam Greb.
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montags bis donnerstags von 10 bis 13 Uhr
auf der Bühne: Sam Greb schreibt Geschich-
Team gerne Ihre aussortierten Bücher entge-
und freitags von 14 bis 17 Uhr.
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fiebrigen Tatsachenberichten und surrealen
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Publikum vorträgt. Sam Greb spricht nicht.
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Ämter und vermittelt im engen Kontakt mit
sive. Literarisch inspiriert sind die beiden
wir auf Buchmärkten, auf Sonderflächen
dem Hilfenetzwerk an Fachstellen.
aus dem Theaterfach stammenden Akteure
oder bei Sonderaktionen wie unserem
vom polnischen und französischen Surrealis-
wöchentlichen Kilopreis-Angebot: Jeden
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Samstag von 10 bis 14 Uhr kostet am Schwa-
der 50er Jahre.
nenwall das angefangene Kilo Bücher aus
Wir freuen uns auf einen wirklich beson-
diesem Segment nur 1,99 Euro.
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deren Abend! Der Eintritt ist frei, Spenden
In Online-Shops bieten wir höherwertige Bü-
mit noch mehr Gästen.“ Die Anlaufstelle
kommen den Beratungsangeboten des bodo
cher an, und auf den Antiquariatsplattfor-
freut sich über Kaffeespenden, aber auch
e.V. zugute. Freitag, 14. Februar, bodos Buch-
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Wer zu uns kommt und Verkäufer werden
Verdienst und sind der eigentliche Erfolg
möchte, muss unseren Regeln zustimmen
dieser Arbeit: Unsere Verkäufer haben lang
(Kein Betteln, kein Verkauf unter Drogen-
vermisste Erfolgserlebnisse, gewinnen
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Selbstbewusstsein und knüpfen soziale
Verkaufsausweis mit Foto, Verkäuferkleidung
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Rollentausch gefällig?
auf dem Boden sitzenden, obdachlosen Menschen zu machen, kam der Essener Fotografin 2010. Ihre Arbeit „aus Sicht“ setzt
Zur Internationalen Woche der Straßenzei-
zu einem Perspektivwechsel: Wer schaut hin
tungsverkäufer vom 3. bis zum 9. Februar
und wer sieht weg? Woran erkennt man bodo-
laden wir unser LeserInnen ein, die „Seiten
Leserinnen und -Leser? Wer steht oder sitzt da
zu wechseln.“
noch, wo alle anderen vorbeihasten?
Möchten Sie einmal erleben, wie es ist, selbst
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Tipps, berichten von ihren Erfahrungen und
kann, um sich ein eigenes Bild zu machen.
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teilen ihr Wissen über den öffentlichen Raum,
Ihnen die Möglichkeit zum Rollentausch.
in dem alles sichtbar, aber nicht alles offen-
In der ganzen Welt nutzen die internationalen
sichtlich ist.
sie kontinuierlich fort. 2011 ging es zusätzlich um die Einbeziehung des Betrachters, der sich eigene Serien zusammenstellen konnte. 2012 entwickelte sie die dreidimensionalen
„Mir geht es darum, den Rand der Gesellschaft in den Fokus zu ziehen“, sagt Christiane Schmidt. „Hier tritt die Ob-
Straßenzeitungen die Verkäuferwoche im
Gewinnen Sie neue Einsichten und helfen Sie
dachlosigkeit nicht so offen zutage wie in
Februar zu Aktionen, die auf die Situation
direkt: Mit dem Erlös der Zeitungen, die Sie
London“, wo sie sieben Jahre lebte, „doch
Wohnungsloser aufmerksam machen und für
verkaufen, unterstützen Sie Ihren Verkäufer
sie nimmt zu!“ Mit „aus Sicht“ bereite-
die sozialen Straßenmagazine werben.
oder Ihre Verkäuferin. Wenn Sie sich anmelden
te sie ihre Arbeit „Habseligkeiten“ vor,
möchten oder Fragen haben, rufen Sie uns an
Fotografien vom reduzierten Hab und Gut
oder schreiben Sie uns: vertrieb@bodoev.de
Obdachloser, vor. Demnächst mehr darüber
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auf der Straße und im bodo-Magazin!
Am Donnerstag, dem 6. Februar, in der Bochumer Innenstadt und am Samstag, dem 8. Februar, in Dortmund haben Sie die Gelegenheit
Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser, Die Gemeinschaft der bodo-Verkäufer unterstützt ebenso wie die Beratung in unseren Anlaufstellen den Weg in ein selbstbestimmteres Leben und gibt den Mut und die Kraft, die nächsten Schritte
leider konnte ich mich nicht in der Januar-Ausgabe bei Ihnen für die vielen netten Geschenke bedanken. Das möchte ich nun nachholen! Da viele Anfragen kamen, warum ich nicht mehr schreibe, versuche ich einen neuen Start. Ich fange zunächst mit meinem Sport an, dem ich jeden Montag nachgehe, und zwar in Eving im PueD. Das ist ein neues Ärztehaus, wo auch Senioren
zu gehen.
gepflegt werden. Unter anderem kamen wir an einem Basar von Senioren vorbei, die dort ihre Strick-,
Unsere mehr als 100 Mitarbeiter sind
Häkel- und Bastelarbeiten anbieten. Ich habe eine Hochachtung vor diesen Menschen. Ich war aber
kein Almosenempfänger, sondern stolze
nicht zum Einkaufen da, sondern musste zum Rückensport, da lernte ich anstrengende Atemübungen.
Verkäufer eines guten Produkts, Ihres
Was haben Sie sich denn so für das Neue Jahr vorgenommen? Die meisten wollen nicht mehr rau-
Straßenmagazins.
chen, andere möchten sehr sparsam sein. So hat jeder seine Wünsche. Ich möchte Frieden auf der ganzen Welt, Gesundheit und Glück. Damit möchte ich mich erst mal verabschieden und sage: Tschüss! Ihre Rosi 9
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unsere KollegInnen von der ökumenischen
des Straßenmagazins. Ein Jahr älter ist das In-
Wohnungsloseninitiative Gast-Haus an der
ternationale Netzwerk der Straßenzeitungen
Rheinischen Straße in Dortmund. Nun gibt
(INSP), das sein 20-jähriges Bestehen feiert.
es zweifachen Grund zu gratulieren:
bodo gehört zu den ersten Straßenzeitun-
Stellvertretend für alle Mitarbeiter der Dort-
gen Deutschlands und viel hat sich in den
munder Wohnungslosen-Einrichtung „Gast-
letzten 19 Jahren verändert. Unser Heft sieht
haus“ wurde Werner Lauterborn im Januar
anders aus, aber auch der Verein ist gewach-
mit dem „City-Ring 2014“ ausgezeichnet. Ein
sen, neue Angebote und neue Arbeitsberei-
noch größerer Grund zur Freude ist die ab-
che wurden etabliert.
geschlossene Renovierung der Einrichtung. In viermonatiger Arbeit und mit 200.000 Euro Spendenmitteln wurde das Gast-Haus runderneuert.
Immer gleich geblieben ist in all den Jahren das Konzept: Die, die anderswo keine Chance bekommen, sind bei uns willkommen. Ihnen schenken wir Vertrauen und wissen,
250 Wohnungslose und arme Menschen,
dass es ihre eigenen Kräfte sind, die eine
darunter eine Reihe bodo-Verkäufer, können
Verbesserung ihrer Situation ermöglichen:
nun täglich im neu gestalteten Gastraum
Hilfe zur Selbsthilfe.
frühstücken, die frisch renovierten Duschen nutzen oder Wäsche waschen. „Menschen, die woanders in der Minderheit sind und diskriminiert werden, sind bei uns in der Mehrheit und Gäste. Wir Mitarbeiter sehen uns ‚nur‘ als Bedienung“, sagt Werner Lauterborn.
Innerhalb unseres Netzwerks INSP glauben
Kerstin Schraft – Ergotherapie am Bethanien Neurologie · Psychiatrie Orthopädie · Pädiatrie Für alle Kassen zugelassen Virchowstr. 1 · 44263 Dortmund Tel.: 0231 – 476 08 19 0178 – 232 17 34 ergotherapie.bethanien@web.de www.ergotherapie-bethanien.de Mo. – Fr. 8.00 bis 19.00 Uhr und nach Vereinbarung – Hausbesuche möglich Wir freuen uns auf Sie!
wir an diese Idee und an den einfachen Grundsatz: Die Hälfte für den Verkäufer. So arbeiten 122 Straßenzeitungen von Norwegen bis Südafrika, von Kolumbien bis Japan. 28.000 Verkäufer zählen die Straßenzeitun-
100 Ehrenamtliche helfen dabei. Auch ihnen
gen, weltweit erreichen wir sechs Millionen
gratulieren wir!
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INFORMIERT Wir behaupten von uns, dass wir der günstigste Bastelladen in ganz NRW sind. Wir haben die größte und günstigste Wollabteilung der Firma „Max Gründl“ in Dortmund.
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bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de
Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de
bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de
Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de
Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de
SCHMUCKZUBEHÖR: z.B. Swarovskisteine, Roncalliperlen, Strass, Glas- und Holzperlen u.v.m. BASTELZUBEHÖR: z.B. Tonpapier -karton, Styropor, Acryl, Streuartikel u.v.m. KÜNSTLERBEDARF: z.B. Keilrahmen, Farben, Pinsel u.v.m.
Da wir so günstig sind und über große Mengen verfügen, sind ein Großteil unserer Kunden Kindergärten, Schulen, Jugend- und Seniorenheime, Kirchengemeinden aber auch Privatpersonen.
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REPORTAGE
Keine Flip-Flops im Winter Wir sind ein paar Minuten zu früh. Kaum ist der Klingelknopf gedrückt, öffnen uns zwei lebhafte Mädchen die Haustür: „Die Mama ist noch nicht da“, lachen sie übers ganze Gesicht, noch bevor wir überhaupt zu Wort kommen und uns vorstellen können. Ihre Körpersprache verrät, dass sie uns gerne schon ins Haus lassen würden. Plötzlich erscheint die rüstige Großmutter im Hintergrund, und wir entscheiden, doch eben draußen auf die Eltern zu warten. Just ist die Haustür wieder zu, kommen sie auch schon um die Ecke gebogen. Für die beiden Mädchen sind es Mama und Papa, juristisch ist das Ehepaar die Pflegefamilie. von Marcus Preis | Fotos: Daniel Sadrowski
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Marie (10) und Sophie (11) gehören schon beinahe ihr ganzes Leben zur Familie Bauer (zum Schutz der Kinder sind die Namen geändert). Dass sie gleich fotografiert werden sollen, finden sie cool. Die Kinder sind offen, als ob man sich schon lange kennt, nehmen den Fotografen sofort in Beschlag: „Was machst du alles für Fotos?“, höre ich mit einem Ohr. „Ach so, wir dürfen ja nicht ,du‘ zu anderen Menschen sagen“, erinnert sich die Ältere. Eigentlich ganz normale Mädchen, würde man denken. Dennoch geben die ersten Beobachtungen Hinweise darauf, dass Marie und Sophie besondere Kinder sind. Denn in der Regel sind Kinder in diesem Alter erst einmal zurückhaltend, suchen bei ihren Eltern Schutz vor Fremden, beobachten zunächst. Auf die Frage nach den leiblichen Eltern formuliert Frau Bauer vorsichtig: „Der Vater trinkt wohl und ist unter Alkoholeinfluss auch gewalttätig, und die Mutter hat ebenfalls häufig Alkohol getrunken, soweit wir wissen auch in Kombination mit Tabletten.“ Auch während der Schwangerschaft hat die Mutter konsumiert, folgenschwer für die Kinder: Fetales Alkoholsyndrom nennen Fachleute die Diagnose, kurz FAS. Das Wort Alkoholismus oder Sucht verwendet Frau Bauer in ihrer Schilderung nicht, wohl um eine Stigmatisierung zu vermeiden. Wie lange die Kinder genau bei ihren leiblichen Eltern gelebt haben, kann sie nicht sagen. Zunächst hat das Ehepaar Bauer über eine Adoption nachgedacht, als sich herausstellte, dass ihr Kinderwunsch nicht in Erfüllung ging: „Doch dann hat man uns damals mitgeteilt, dass wir für ein Adoptionsverfahren zu alt seien. Da wir aber gerne unser Leben mit Kindern gestalten wollten, hat man uns die Möglichkeit einer Dauerpflegschaft angeboten. Im Rahmen eines Vorbereitungskurses wurden wir auch gefragt, ob wir uns darüber hinaus vorstellen können, zusätzlich auch eine begrenzte Bereitschaftspflege zu übernehmen.“ Langfristig wollte Familie Bauer nur ein Kind aufnehmen.
13
REPORTAGE
Marie kam mit zweieinhalb Jahren in die Familie. „Als wir dann Maries jüngere Schwester Sophie gesehen haben, dachten wir, dass es doch für die Geschwisterkinder schön wäre, wenn sie gemeinsam aufwachsen könnten.“ Sophie wurde mit einer schweren Kopfverletzung in Obhut genommen. Mit gerade mal vierzehn Monaten kam sie zu den Bauers. „Als wir uns entschieden haben, sie aufzunehmen, war nicht sicher, ob sie nicht eine schwerste geistige Behinderung von dieser Verletzung davonträgt.“ sollten weiterhin mit der bestmöglichen Förderung bei „Anfangs sind wir noch sehr laienhaft mit dem Thema
ihnen aufwachsen dürfen. „Wir sind dann 2011 in die FAS-
umgegangen,“ gesteht Frau Bauer. „Doch mittlerweile
Ambulanz nach Walstedde gefahren. Man sagte uns, dass
stoßen wir trotz der bestmöglichen Förderung, die wir
es z.B. in der äußeren Betrachtung, in der Physiognomie
den Kindern geben, immer wieder an Grenzen.“ Die
des Gesichtes und des Kopfes Hinweise gäbe, jedoch seien
Schwierigkeiten zeigen sich fortwährend im Alltag.
die beiden Mädchen unterschiedlich betroffen.“
Obwohl die Mädchen mittlerweile elf und zehn Jahre alt sind, brauchen sie noch Unterstützung bei banalen
Beide Kinder besuchen eine Förderschule und können
Abläufen wie Anziehen oder Körperpflege. Ob beim
in eine altersgemäße Klasse gehen. Dort erfahren sie
Zähneputzen auch Zahncreme verwendet wird oder ob
eine individuelle Unterstützung. „Beim Führen des
beim Anziehen auch an die Unterhose gedacht wird:
Füllers drücken die beiden mit ihren Fingern so stark
„Neulich hatte Marie eine Strumpfhose mit Flip-Flops an
den Schaft, dass die Fingernägel weiß werden. Wenn ich
und wollte so zur Schule gehen. Das klingt zwar alles eher
selbst versuche, so zu schreiben, dann kann ich nach-
normal, aber manchmal komme ich mir wie ein Kontroll-
vollziehen, was es für die Kinder ein Kraftakt ist, mit so
freak vor, wenn ich einer Elfjährigen immer noch sagen
einem starren Handgelenk eine Seite zu schreiben.“
muss, welche von den vier Zahnbürsten ihre eigene ist. Das ist schon sehr belastend, wenn man sich nicht darauf
Auch der Umgang mit anderen Kindern ist besonders.
verlassen kann, dass etwas automatisch klappt.“
Gelegentlich nimmt Familie Bauer noch ein jüngeres Kind zur Kurzzeitplege auf. Das ist für die Mädchen
Schwierig wird es auch beim Mengenverständnis oder
immer etwas Besonderes. Während sich Kinder in der
beim Zeitempfinden. „Die Kinder wissen nicht, ob
Regel an Gleichaltrigen orientieren oder den Ehrgeiz
normalerweise ein Kühlschrank in der Küche steht oder
haben, sich Verhaltensweisen von Älteren abzuschauen
fünf, sie können nicht alleine abschätzen, wann sie das
und nachzuahmen, agieren Marie und Sophie lieber
Haus verlassen müssen, um den Bus nicht zu verpassen,
mit Jüngeren auf Kindergartenniveau. Das gibt ihnen
wissen nicht, an welchem Wochentag sie zum Reiten ge-
Sicherheit und sie laufen nicht in Gefahr einer intel-
hen oder zu den Messdienern.“ Im Kindergarten zeigten
lektuellen Überforderung. „Natürlich kommen auch
sich bereits Schwierigkeiten bei einfachen Aufgaben,
Schulfreunde, aber man merkt, dass es für diese schnell
wie Farben hintereinander zu legen oder dem Zählen
langweilig wird, weil die Themen, die Marie und Sophie
von ein paar Bauklötzen. Aufgrund der späten Sprach-
bedienen, nicht altersgemäß sind.“
entwicklung von Sophie fand Familie Bauer Unterstützung in einem Sprachheilambulatorium, besonderes
Für die Fotos gehen wir gemeinsam auf den Spielplatz.
Spielzeug und Rollenspiele, z. B. mit Hilfe von Kasperlefi-
Toben vor der Kamera – die Mädels haben einen Riesen-
guren sollten das Kind zum Sprechen animieren.
spaß! Berührungsängste mit dem Fotografen gibt es nicht. Es wird deutlich, dass dieses distanzlose Verhal-
14
Zu den Verhaltensauffälligkeiten von Sophie gehörte
ten auch zu einer Gefahr für die Kinder werden kann.
auch eine sehr niedrige Frustrationstoleranz: „Sie hat
Inwieweit die Kinder später selbstbestimmt und ohne
noch lange über die Eingewöhnungsphase hinaus schnell
Hilfestellung leben können, ist ungewiss. Das Training
um sich gehauen oder mit Spielzeug geworfen.“ Doch
täglicher Abläufe kommt oft einer Sisyphosarbeit gleich.
eine eindeutige Diagnose für beide Kinder gab es bis zu
„Kennen sie den Film ,Und täglich grüßt das Murmel-
diesem Zeitpunkt nicht. Immer wieder hat der Kinderarzt
tier‘? Das haben wir hier jeden Tag.“ Und dennoch, jeder
gemeint, man solle doch noch abwarten. Für Familie Bauer
noch so kleine Lernfortschritt ist alle Mühe wert, davon
war klar, egal wie die Diagnose lauten würde, die Kinder
ist Familie Bauer überzeugt. (mp)
Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist die schwerste Form der Schädigung von Kindern, ausgelöst durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Typische Auffälligkeiten sind intellektuelle und motorische Fehlentwicklungen und Entwicklungsverzögerungen sowie Verhaltensstörungen. Viele Kinder leiden unter Verformungen im Gesichtsbereich, Nierenschäden oder Herzfehlern. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) betreibt ein Infotelefon: 0221 – 89 20 31. Im Jugendamt Dortmund bietet Kirsten Grabowsky Hilfen für Kinder alkoholkranker Eltern: 0231 – 502 33 97.
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KULTUR
Wie fühlt sich ein Kaugummi auf dem innerstädtischen Pflaster, wenn man achtlos darüber läuft? Was hat die Klinke an der Kirchentür zu erzählen? Sehnt sich das geschlossene Stadtbad nach Wasser? Studierende der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben entlang solcher Fragen einen akustischen Stadtrundgang durch die Bochumer Innenstadt erstellt. Von Max Florian Kühlem | Foto: Daniel Sadrowski
Das geheime Leben der Kaugummis „Stattmenschen“ heißt der Rundgang, weil
„11.56 Uhr: Ein Apfel, zweimal abgebissen“,
Julia hat sich für den Stadtrundgang mit
Dinge statt Menschen zu Wort kommen. Mit
gibt er zu Protokoll und schreit „Aua“, wenn
Kommilitonin Raphaela Willwerth und
der kostenlosen App „Radio Aporee“ ist er
jemand etwas zu doll hinein donnert. „Ich
Szenische-Forschung-Studentin Almut
für Smartphone-Nutzer frei verfügbar.
habe mir überlegt, wie ein Mülleimer denken
Pape zusammengetan. Für das Seminar
und handeln würde“, erklärt Medienwissen-
„Animismus oder die Handlungsmacht der
Anhand des GPS-Signals erkennt das
schaft-Studentin Julia Zöllner. „Er archiviert
Dinge“ des Medienphilosophen Professor
Smartphone, wenn sein Besitzer einen der
den Müll. Er wird nicht wertgeschätzt und er
Erich Hörl haben sie den Stadtraum aus
sieben Punkte in Bochum erreicht hat, und
verzweifelt: Alle denken, die Dinge ver-
einer anderen Perspektiven und mit drei
beginnt zu erzählen. Der Mülleimer vor dem
schwinden, wenn sie sie hineinwerfen, aber
grundverschiedenen Herangehensweisen
Hauptbahnhof zum Beispiel ist ein Archivar:
sie sind ja noch da…“
neu entdeckt.
RECHT: Hoffnung für Abmahnopfer von Rechtsanwalt René Boyke
16
Erst Ende 2012 stellte der Bundesge-
nicht. Der BGH lässt in seiner Pressemit-
ner Abmahnung – konkreten Anlass für
richtshof (BGH) endlich klar, dass Eltern
teilung (die schriftliche Urteilsbegrün-
die Befürchtung hat, dass der volljährige
nicht per se die Internet-Aktivitäten
dung liegt noch nicht vor) ausführen, dass
Familienangehörige den Internetan-
ihrer minderjährigen Kinder auf urhe-
die Überlassung des Internetanschlusses
schluss für Rechtsverletzungen miss-
berrechtskonformes Verhalten zu über-
an einen volljährigen Familienangehöri-
braucht, habe er die zur Verhinderung
prüfen haben – und somit auch nicht
gen auf familiärer Verbundenheit beruhe
von Rechtsverletzungen erforderlichen
neben ihren Kindern haftbar gemacht
und zudem der Volljährige selbst für seine
Maßnahmen zu ergreifen. Nach dem
werden können.
Taten verantwortlich sei.
langjährigen Streifzug durch die Instan-
Anfang dieses Jahres geht der BGH
Im Blick auf dieses besondere Ver-
zen konnte der Familienvater sich letzt-
nun endlich einen Schritt weiter und er-
trauensverhältnis zwischen Familienan-
lich freuen, denn er hat nun weder die
klärt, dass Eltern auch bei ihren volljäh-
gehörigen und die Eigenverantwortung
Kosten der Abmahnung noch Schadens-
rigen Kindern nicht grundsätzlich neben
von Volljährigen dürfe der Anschluss-
ersatz zu zahlen.
ihren Kindern haften. In dem konkreten
inhaber einem volljährigen Familien-
Dieses Ergebnis wird auch auf eine
Fall hatte der BGH zu entscheiden, ob ein
angehörigen seinen Internetanschluss
große Zahl weiterer Eltern zutreffen, die
Anschlussinhaber für die Urheberrechts-
überlassen, ohne diesen belehren oder
bereits in der Vergangenheit eine Ab-
verletzung seines 20-jährigen Stiefsohns
überwachen zu müssen. Erst wenn der
mahnung erhalten haben.
zu haften habe. Dies hatte er vorliegend
Anschlussinhaber – etwa aufgrund ei-
www.kanzlei-boyke.de
WILDE KRÄUTER
„Wir haben uns gefragt: Welche Dinge fallen durch das Aufmerksamkeitsraster?“, sagt Almut Pape. Um ein Gefühl für das Stadtbad zu entwickeln, das seit einiger Zeit außer Betrieb ist, hat sie keine Sprache benutzt, sondern Töne komponiert. Das Wasser-
WILDE MÖHRE
von Wolfgang Kienast
rauschen und Platschen, Schwimmbadatmosphäre. Ein kurzer Erinnerungsraum eröffnet sich dem Rundgänger so, während er durch die Scheiben auf einen trüben Wasserrest und abgeplatzte Schwimmbad-
Jeder Migrationshintergrundvermu-
selbständig machen. In seinem 2012
Fliesen blickt.
tung unverdächtig ist die Wilde Möhre
veröffentlichten Buch „Bayern kann es
(Daucus carota subsp. carota). Seit jeher
auch allein“ behauptet der CSU-Senior
Die Türklinke der Propsteikirche St. Peter und
ist sie in sämtlichen Regionen Mitteleu-
und Franz Josef Strauß-Intimus Wilfried
Paul hingegen lässt Almut Pape erzählen:
ropas heimisch. Die betont xenophob
Scharnagl, der rechtliche Rahmen für
In einem pastoralen Ton beschreibt sie die
auftretenden CSU-Galionsfiguren
den Bayern-Austritt sei längst gesetzt.
Gemeindemitglieder, ihre Klage, ihr Mur-
sollten sich aber mal näher mit Garten-
Der Seehofer Horst könnte sich zum Kö-
meln und berichtet vom Tran, den sie bei der
möhren beschäftigen, in deren Genpool
nig küren lassen, Maut von allen Nicht-
Berührung der Klinke zurücklassen. Immer
die südeuropäische Daucus carota
bajuwaren kassiert werden und der FC
wieder lässt sie den Satz einfließen, der auf
subsp. maximus ebenso eingewan-
Bayern München auf ewig Ewigkeitsre-
dem Schild nebenan mahnt: „Betteln und
dert ist wie die orientalische Variante
korde brechen. Als Tourist würde ich den
Hausieren ist auf dem Kirchenhof verboten.“
Daucus carota subsp. afghanicus.
Kleinstaat seiner hübschen Landschaf-
Für die regelrechte Kaugummi-Flut neben einem Mülleimer auf der Kortumstraße hat Raphaela Willwerth journalistisches Interesse entwickelt. So klagt nicht nur das Kaugummi über die Fußtritte und freut sich über Neuankömmlinge. Es spricht auch ein Mitarbeiter des Umweltservice Bochum, der für ihre Entfernung mit der Dampfmaschine zuständig ist. Pro Jahr zahlt die Stadt rund 40.000 Euro für die Entfernung von Kaugummis auf dem öffentlichen Pflaster. Almut Pape hat die Neu-Entdeckung der Stadt so viel Spaß gemacht, dass sie sich für ihre Abschlussarbeit im Master Szenische Forschung erneut auf den Weg macht und zu Eröffnungsreden in der Bochumer Stadtgeschichte forscht. „Schildkrötensuppe spielt dabei eine große Rolle“, verrät sie. Was es damit genau auf sich hat, kann man ab dem
Aus gegebenen Anlässen muss ich mich, bevor ich Ihnen ein Rezept für Chicorée
Genug lamentiert. Ich hoffe, Sie sind
mit Samen der Wilden Möhre ans Herz
noch am Ball und haben außerdem
lege, noch ein wenig über die Südstaat-
ein paar Samen der Wilden Möh-
ler der Republik auskotzen, deren natio-
re vom letzten Herbst aufbewahrt,
nalistisches Gepolter mir in letzter Zeit
was ich in unserer Oktober-Ausgabe
immer wieder die Laune verhagelte. Die
empfohlen hatte, um das Chicorée-
Christsozialen forderten den Rauswurf
Gericht nachkochen zu können.
sogenannter Pleiteländer aus der EU, eine generelle Maut für Ausländer auf
REZEPT
deutschen Autobahnen und, unter dem
Fünf Chicorée halbieren und in einer
eigens kreierten Schlagwort „Armuts-
Mischung aus einem Liter Wasser und
zuwanderung“, die Einschränkung
einem halben Liter trockenem Rotwein
von Sozialleistungen für EU-Bürger in
etwa zehn Minuten bei kleiner Flamme
der BRD. Letzteres gipfelte im Slogan
köcheln lassen. Eine gehackte, in Butter
„Wer betrügt, der fliegt“, den selbst
glasig gedünstete Zwiebel mit einem
NPD-Strategen nicht griffiger hätten
Esslöffel der Samen, einem halben Liter
formulieren können. Keine Gelegenheit
Sahne, zwei Eiern und 75 g geriebenem
wurde ausgelassen, diffuse Ängste vor
Parmesan mischen. Die Chicoréehälften
Fremden in der Bevölkerung zu nähren.
in eine gebutterte Auflaufform legen,
8. März in einem leerstehenden Ladenlokal in
Wir haben gezeigt, „dass die CSU-Lan-
der „Drehscheibe“ erkunden. (mfk)
desgruppe Impulsgeber für die Große Koalition in Berlin ist“, schwadronierte die Hasselfeldt Gerda unlängst im
Unter aporee.org/mfm kann man sich
ten wegen vielleicht sogar besuchen.
Wildbad, und ich fühlte mich unwei-
die Masse drübergießen, weitere 75 g Parmesan darauf verteilen und mit schwarzem Pfeffer würzen. Anschließend im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad noch eine halbe Stunde garen.
gerlich an die Tea Party erinnert, die im
Bei dem würzigen Gericht ergän-
vergangenen Jahr als radikale Min-
zen sich die leicht bitteren Noten
derheit im konservativen Lager ganz
von Wilder Möhre und Chicorée auf
schen“ und kann anhand eines Stadt-
Amerika vor sich hertreiben konnte.
sehr angenehme Weise. Reichen
plans schon einmal schauen und hören,
Manchmal frage ich mich, warum sie
die kostenfreie App für Smartphones herunterladen. Hier findet man auch einen Link zum Projekt „Stattmen-
was einen in Bochum erwartet.
Sie dazu frisches Baguette. (wk)
sich mit ihrem Freistaat nicht einfach
17
KULTUR
Die Tonbande und ihr Rekorder In jeder Stadt gibt es Viertel, die gezielt entwickelt werden, zu einer reinen Wohngegend, einem Gewerbegebiet, einer Einkaufszone, einem Standort für die kreative Szene. Manchmal aber scheint so etwas einfach zu passieren. In Dortmund zum Beispiel in der westlichen Nordstadt. Allein an der Gneisenaustraße liegen Proberäume, es gibt ein Theater, eine Galerie und seit einigen Monaten, der Institution „subrosa“ gegenüber, ein paar Hausnummern neben dem noch jungen „Rockaway Beat“, den „Rekorder“. von Wolfgang Kienast | Foto: Daniel Sadrowski „Wenn man im kulturellen Bereich etwas bewegen möchte, kann man hier am besten sein Puzzleteilchen zufügen”, beschreibt Thorsten Timpte, den alle Torre nennen, die Lage. Er ist für das Booking zuständig und Gründungsmitglied im Verein Tonbande e.V., welcher den Rekorder betreibt. „Wir waren leicht angeödet vom Nachtleben in Dortmund und wie es sich in den letzten Jahren entwickelt hat”, ergänzt Johannes Dregger. „Es gibt ja kein lokales Defizit an Ausgehmöglichkeiten. Aber neben den Läden, in die man immer geht, entstand wenig Neues. Meine persönliche Motivation war, selbst etwas mitgestalten zu können.” Das Ladenlokal Gneisenaustraße 55 stand über einen längeren Zeitraum leer. Eine ehemalige Kneipe mit Kegelbahn im Keller. Von außen unscheinbar, ohne Hinweis auf Besitzer oder Vermieter. Eine Telefonnummer wusste man in einem Geschäft für Fahrzeugteile im Hinterhof. „Beim Besichtigungstermin war der Laden total zugemüllt”, sagt Timpte. „Aber wir waren gleich verliebt. Wir haben die perfekte Raumaufteilung und eine Kapazität für etwa 150 Besucher. Das ist ideal für Lesungen, Diskussionen und Ausstellungen. Außerdem ist die Kegelbahn schallisoliert. Ich glaube, wir sind weit und breit der einzige Club die-
kollektiv”, erklärt Dregger. „Neun Leute sind im Verein. Kontakte von Kontakten. Das ist der Mehrwert. Wenn jemand eine Idee hat, wird das gemeinsam besprochen und überlegt, ob es zu uns passt oder nicht. Egal, in welche Richtung das geht. Dann tritt auch mal eine Dragqueen auf oder ein Schlagersänger wie Michael Blaschzyk von der Schwerter Operettenbühne. Der wohnt in der Nachbarschaft. Nachbarn sind immer willkommen.” Das kulturelle Angebot ergänzend, versteht sich der Rekorder als Plattform, soziale und gesellschaftspolitische Fragen zu erörtern. Etwa im Rahmen einer Leerstandsparty, stattgefunden hat sie im vergangenen Dezember, einem kompetent besetzten Dialog zum Thema Transparenz bei der Stadtentwicklung. Parteipolitisch verhält sich der Rekorder neutral. Mit einer Ausnahme: Nazis bleiben draußen. Ein wenig geknirscht hat es, als es darum ging, die Ideale der quirligen Bande mit dem behäbigen deutschen Vereinsrecht in Einklang zu bringen. Doch die anerkannte Gemeinnützigkeit hilft beim Finanzamt und bei der Aquise von Mitteln. Als Existenzgrundlage ist das nicht gedacht. Ohne den studentischen, entsprechend flexiblen Hintergrund der Vereinsmitglieder hätte das Projekt keine Chance. Über kurz oder
ser Größe, in dem man nach 22:00 Uhr noch richtig laute Konzerte erleben kann.”
lang wird es passieren, dass jemand aus beruflichen Gründen keine
Die meisten Vereinsmitglieder kannten sich anfangs nicht oder nur vom Se-
folger finden”, sagt Timpte. „Die Tonbande soll auf jeden Fall weiter
hen. Auf der Baustelle wurden Freundschaften geschlossen. Renoviert wurde in Eigenleistung. Vieles wirkt noch heute improvisiert. Das entspricht dem Programm mit experimentellen Formaten wie der „Wundertüte“, dem „Vinylstammtisch“ oder „Ringelbeats mit Anbassen“. Bei letzterem steht eine Tischtennisplatte im Mittelpunkt. „Die Veranstaltungskonzepte entwickeln wir
Zeit mehr hat oder die Stadt verlässt. „Dann müssen wir einen Nachleben. Mehr als neun Mitglieder sollten es aber auch nicht werden, sonst besteht die Gefahr, dass man bei endlosen Diskussionen alles zerredet. Zurzeit sind wir ein eingespieltes Team. Für Vorschläge von außen haben wir natürlich immer ein offenes Ohr. So funktioniert ein Rekorder. Aufnehmen und abgeben.” (wk) www.tonbande.com
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Nordpol – das politische Wohnzimmer Freiraum in der Nordstadt, die Zweite. Am Ende von Dortmunds türkisch-arabisch geprägter Fußgängerzone, der Münsterstraße, vom Roxy Kino aus Richtung Nordmarkt, liegt Dortmunds neuer Nordpol: Aus der ehemaligen Eckkneipe Poststube wurde ein selbstverwalteter, nicht kommerzieller „Möglichkeitsraum“. von Bastian Pütter | Foto: Sabrina Richmann
„Uns geht es darum, den Spaß mit dem politischen Anspruch zu verbinden. Einerseits ist der Nordpol unser erweitertes Wohnzimmer, andererseits können Leute, die Interesse haben, selbst etwas zu machen, einfach vorbeikommen und uns ansprechen“, fasst Bea die Idee zusammen. Und die Nachfrage nach einem Raum wie diesem ist groß. Zur Eröffnungsfeier Anfang November kamen 500 (!) Besucher, weit mehr als das Ladenlokal aufnehmen kann. „Trotzdem war es ziemlich stressfrei, die Stimmung war prima“, sagt Bea. „Bei einem Vortrag über Lampedusa waren über 80 Leute“, ergänzt Arndt. „Es läuft gut, weil der Laden gebraucht wird.“
Die Kneipe sieht man dem frisch renovierten Lokal noch an, doch geht es
Die Frage nach dem besonderen Standort in der Nordstadt beant-
hier um mehr als um das Bier am Tresen. „Der Nordpol ist ein Kultur-, ein
wortet Arndt mit Schulterzucken: „Der Stadtteil ist schön und: Ja,
politisches und ein soziales Projekt“, erklärt Arndt vom Betreiberverein. Und
es gibt soziale Probleme. Die Mieten sind günstig und viele Freun-
in der Tat ist das Programm, das vom Tag der Eröffnung am
de wohnen hier. Und zwar gerne.“ Bea: „Naja, und die lokale Berichterstattung ist durchgehend grauenhaft und alle definieren Handlungsbedarfe. Wir wollen kein Aufwertungsprojekt sein und uns nicht vereinnahmen lassen. Wir sind nicht die ,weißen StudentInnen‘, die die Nordstadt retten.“ Stattdessen freut sich der Nordpol über die guten nachbarschaftlichen Kontakte. „Während der Renovierungszeit haben viele Leute reingeschaut, mit den Nachbarn vom Wettbüro verstehen wir uns gut, und der Kiosk nebenan freut sich“, sagt Bea. Wir haben zwar natürlich eine Schankerlaubnis, aber bei uns gibt es keinen Konsumzwang. Wer nicht so viel Geld hat, kann sich auch am Kiosk was zu trinken kaufen.“ Arndt ergänzt: „Dieses Sofa hier ist aus dem Roxy Kino ein paar Meter weiter, und letztens kam eine ältere Dame aus der Nachbarschaft vorbei 2. November an ohne
und brachte uns ihre aussortierten Weingläser.“
Aufwärmphase an den Start ging, beeindruckend. Vorträge, Diskussionen, Filmvorführungen, aber auch Konzerte, eine Hip-Hop-Lounge und offene Angebote
Auch wenn das Februar-Programm mit viel Aufwand
wie einen Spieletresen oder das monatliche „Krakeldebakel“, ein Kunst-Café zum Sel-
erstellt wurde, bleibt Zeit, die nächsten Ziele ins Auge
bermachen, füllen den Monatsplan.
zu fassen: Eine Speiselizenz etwa, um eine vorwiegend vegane „Küche für alle“ zu etablieren, und einen Außen-
„Wir sind eine Gruppe von Leuten, die das Ziel hatte, einen selbstverwalteten Raum
bereich wünscht sich die Gruppe. Denn auch am Nordpol
nach unseren Wünschen zu gestalten“, sagt Bea. „Man kann ja Räume für Treffen
wird es irgendwann Sommer. (bp)
und Veranstaltungen mieten – zum Beispiel im Langen August –, das haben wir auch bisher getan. Aber das sind Orte, die man wieder verlassen muss.“ Nun gibt es den
www.nrdpl.org
eigenen Freiraum, ein Plenum entscheidet wöchentlich basisdemokratisch über Programm und Aufgabenverteilung.
19
DER KOMMENTAR
Abschreckung gescheitert – Zeit für einen Neuanfang
von Bastian Pütter
Bis zum ersten Januar 2014, sieben
Freizügigkeit, die seit diesem Jahr
„soziale Hängematte“, hier wie zu
fel kein Staat hilft, sondern Fami-
voll Jahre lang, wurde ein unzumut-
gilt, hat trotz allen Raunens und
Hause kennen sie die Verachtung,
lie, Netzwerke, ein Verteilen der
barer Zustand aufrecht erhalten:
Warnens keinen wirklichen Effekt
die ihnen entgegenschlägt und
Risiken. Wer angesichts dessen die
Offene Grenzen für deutsche Waren
auf die Zuwanderung. Es werden
die Flüchtigkeit von Versprechen.
„Einwanderung in die deutschen
und rumänische und bulgarische
kaum mehr. Eine populistische Blase.
Sie sind an Patchwork-Existenzen
Sozialsysteme“ behauptet, ver-
gewöhnt und wissen, dass im Zwei-
steht diese Ökonomie der Armut
Fachkräfte – und gleichzeitig de facto ein Arbeitsverbot für nichtakademische Zuwanderer, die hier zwar sein aber nicht hier leben durften und denen man lange noch in größter Not die Hilfe verweigerte.
2008 haben wir die ersten Zuwanderer in der Dortmunder Nordstadt kennengelernt. Niemand wusste von etwaigen Leistungen wie Kindergeld, die ihnen zustanden, niemand war deswegen gekommen.
Die Entscheidung hat eine neue
Seitdem treffen wir ausschließlich
Armut in unsere Städte geholt: ob-
auf Menschen, die hier sind, um
dachlose Familien, Menschen, die
zu arbeiten – irgendwie. Ihre An-
im Müll nach Essbarem suchen, un-
sprüche sind gering, nie würden
behandelte Schwerkranke. Die volle
sie sich allein verlassen auf eine Foto: Sebastian Sellhorst
NEWS
Wittener verklagt Bundespolizei Gegen die als „Racial Profiling“ bekannte Praxis klagt ein
enthält das Bundespolizeigesetz eine umstrittene Sonderre-
38-jähriger dunkelhäutiger Wittener. Wiederholt ist der Heil-
gelung: Paragraf 22 erlaubt es, „jede Person“ im Bahn- und
praktiker ohne ersichtlichen Grund von der Polizei kontrolliert
Luftverkehr zu überprüfen, wenn es dem Kampf gegen ille-
worden, wenn er mit der Bahn unterwegs war. Als er am 12.
gale Einwanderung dient. „Diese Norm ist darauf angelegt,
November am Bochumer Hauptbahnhof erneut angehal-
dass Bundespolizisten anhand von Pauschalverdächtigungen
ten wurde, wurde es dem Wittener zuviel. Jetzt verklagt er
selektive und damit rassistische Personenkontrollen vorneh-
die Bundespolizei vor dem Oberlandesgericht in Köln. Denn
men“, heißt es in einem Gutachten des Deutschen Instituts für
während Ausweiskontrollen ohne konkreten Verdacht sonst
Menschenrechte, das den Paragrafen als europarechts- und
nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen zulässig sind,
grundgesetzwidrig einstuft.
Kinderarmut Über 22.000 Kinder von Beziehern von Hartz IV leben in Dort-
Kinobesuche können nicht oder nur unter großen Entbehrun-
mund. Viele von ihnen sind unmittelbar von der Armut ihrer
gen finanziert werden. Nachzahlungen für Strom und Heiz-
Eltern betroffen. Deutschlandweit wachsen laut einer Studie
kosten stellen diese Familien vor große Probleme. Selbst bei
des Deutschen Kinderhilfswerkes 2,8 Millionen Kinder und
Familien, in denen ein Elternteil berufstätig ist, reicht das Geld
Jugendliche unter 18 Jahren in einkommensschwachen Fami-
oft nicht aus. „Wer Vollzeit arbeitet, muss in der Lage sein, den
lien auf. Oft erleben die Kinder, wie es in ihrem Altag an den
Familienunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten. Deshalb
einfachsten Dingen fehlt. Kleidung muss aufwändig bei der
brauchen wir armutsfeste Löhne in Deutschland“, so Thomas
Arge beantragt werden, Lebensmittel werden über die Tafel
Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.
bezogen. Freizeit- und Kulturangebote wie z.B. Theater oder
Deutschland verschenkt Fördermittel Deutschland ruft Milliarden an Fördergeldern nicht ab. In der
fonds besser nutzen können, um Probleme in Großstädten
Förderperiode 2007 bis 2013 hat Deutschland nur 63 Prozent
mit Armutsmigration zu lindern. In der nächsten Förderpe-
der zur Verfügung stehenden Mittel des Europäischen Sozi-
riode bis 2020 stehen Deutschland 7,2 Milliarden Euro zur
alfonds (ESF) abgerufen, die zur Integration benachteiligter
Verfügung. Spezielle Programme für Menschen aus Rumä-
Menschen in den Arbeitsmarkt bereitstanden. Politiker aus
nien und Bulgarien seien nicht in Planung. Menschen mit
Deutschland hatten Rumänien und Bulgarien vorgeworfen,
Migrationshintergrund seien aber weiterhin „wesentliche
dass die ESF-Mittel speziell zur Förderung von Roma nur un-
Zielgruppe der künftigen ESF-Förderung des Bundes“, so eine
zureichend abgerufen würden. Kritik an Deutschland kommt
Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums.
nun von der EU-Kommission: Deutschland hätte den Sozial20
DIE ZAHL
nicht und zieht weiterhin die fal-
Die Erkenntnis ist unangenehm: So
schen Schlüsse.
hart wir es für sie machen, sie gehen
Was eine Sozialpolitik der erfolglosen Abschreckung in den letzten sieben Jahren erreicht hat, ist verheerend: Wir haben neue Paria geschaffen, eine Schicht der existenziell Armen – nichts befördert Ausbeutung, nichts Kriminalität
nicht. Wer hungern muss, wird betteln, vielleicht stehlen. Wer nichts zu verlieren hat, den müssen Regeln nicht kümmern. All das ist nicht ethnisch grundiert, sondern rational und eine Konstante der europäischen Geschichte. Wir haben es nur vergessen.
besser, nichts schadet den Zu-
Auch die Antwort ist einfach: Es geht
kunftschancen der Jungen, dem so-
um Rechte und Pflichten von Euro-
zialen Frieden der Nachbarschaften
päern und Mitbürgern. Ein Recht
mehr. Wir haben darüber hinaus
muss die Basisversorgung sein, erst
das Ansehen ganzer EU-Nationen
die schafft den Spielraum, auch Ge-
und die Idee der Europäischen
genleistungen einzufordern, einen
Union nachhaltig beschädigt und
Sinn im Schulbesuch und die Luft,
einen neuen alten Rassismus sa-
sich um das zu bemühen, was wir
lonfähig gemacht.
Integration nennen. (bp)
2.704 Aus keinem anderen Land kommen so viele Ärzte nach Deutschland wie aus Rumänien. Mehr als 2.700 wanderten im Jahr 2012 ein.
DAS FOTO
Straßenbild in Dortmund: Arbeitsgelegenheit Stadtreinigung, Gelegenheitsarbeit Flaschensammeln.
Foto: Sebastian Sellhorst
21
NETZWELT
KINOTIPP
endstation.kino & bodo präsentieren: Like Someone in Love Nach „Die Liebesfälscher“ hat der iranische Regisseur Abbas Kiarostami mit „Like Someone in Love“ einen weiteren Film im Ausland gedreht. Tokio: Die Soziologiestudentin Akiko verdient sich nebenbei etwas Geld als Callgirl. Ihr Freund Noriaki ist äußerst eifersüchtig und darf nichts von ihrer Erwerbsquelle erfahren. Akikos erster Kunde im Film
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.invisiblepeople.tv Über 580 Video-Porträts von Obdachlosen aus ganz Amerika präsentiert das Blog „invisiblepeople“. In kurzen Video-Clips von wenigen Minuten Länge erzählen Obdachlose ihre Geschichten. Interviewt und gefilmt werden sie dabei von Mark Horvath. Der einstige Medienmacher lebte einige Zeit selbst auf der Straße. Seit sechs Jahren reist der 49-Jährige durch die USA und filmt Interviews mit Menschen auf der Straße, die er auf seiner Seite und der Videoplattform Youtube veröffentlicht.
ist Herr Takashi, ein höflicher Mann und ehemaliger Soziologieprofessor, der sie in seiner Wohnung empfängt. Müde, wie sie ist, schläft die junge Frau nach der Begrüßung sofort ein, was der Rentner fast erleichtert aufnimmt. Am nächsten Morgen fährt Takashi sie zur Universität. Auf dem Weg treffen sie auf Noriaki, der
Der Name „Invisiblepeople“ entstand durch eine Geschichte über einen in Los Angeles
den Professor für den Großvater seiner
lebenden Obdachlosen, so schreibt der Gründer der Seite. Völlig überrascht zeigte
Liebsten hält. Zunächst spielt der das Spiel
sich dieser auf der Straße lebende Mann, als er von einem Jungen angesprochen wur-
mit, aber lange lässt sich die Wahrheit
de. Die Erfahrung, permanent von seiner Umwelt und seinen Mitmenschen ignoriert
nicht verheimlichen.
zu werden, hatte ihn davon überzeugt, unsichtbar zu sein. Daher der Titel „Unsichtbare Menschen“.
„Der schönste, komischste, hintergründigste und tiefsinnigste Film der diesjähri-
Neben den Videos und Interviews veröffentlicht Horvath auf dem angeschlossenen
gen 46. Hofer Filmtage hieß ,Like Someone
Blog Geschichten zum Thema Obdachlosigkeit, besucht Hilfseinrichtungen und stellt
in Love‘ von Abbas Kiarostami. Der irani-
Projekte vor. Um die Porträts zu verbreiten, nutzt die Seite die unterschiedlichsten
sche Meister, der in seiner Heimat nicht
Social-Media-Kanäle im Internet. Über 25.000 Leute folgen der Seite auf dem Kurz-
mehr ungehindert drehen kann, hat nun in
nachrichtendienst „Twitter“. Bilder von Menschen, die auf der Straße leben, werden auf
Japan gedreht. Wieder ist es ein Liebesfilm,
den Fotoportalen „Instagram“ und „Flickr“ veröffentlicht. 40.000 Leute schauen sich
diesmal aber zugleich einer über die Kom-
die Videos im Monat an. Seine Arbeit finanziert er durch Spenden von Besuchern und
munikation, deren Wahrheit und Lüge, und
Unterstützern des Projekts.
über Jugend und Alter.“
Ganz bewusst versucht „Invisiblepeople“ die Art und Weise, wie über Obdachlosigkeit
(Wolfram Schütte, Filmjournalist)
berichtet wird, zu verändern. Weg von Statistiken, politischen Statements und Lobbyar-
Do. 27.02. bis Mi. 05.03., 19.15 Uhr
beit hin zu den persönlichen und einzigartigen Geschichten jedes einzelnen Menschen,
japanische Originalversion mit Untertiteln
der auf der Straße lebt. So spricht Horvath mit jungen Frauen, alten Vietnam-Veteranen, Erwachsenen und Teenagern, die gera-
Endstation Kino im Bahnhof Langendreer
de ihre Familie verlassen haben. Mit dabei immer der Optimismus
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum
des Machers: „Das Wichtigste, was ich den Zuschauern mitgeben
Telefon 0234 – 68 71 620
möchte, ist, dass Obdachlosigkeit ein Problem ist, das wir gemein-
www.endstation-kino.de
sam lösen können“. (sese) Mark Horvath
22
VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2014
Wallis Revüh! Ein Artisten-Casting der besonderen Art! Sonntag, den 23. Februar um 19 Uhr im Varieté et cetera in Bochum bodo verlost 3 x 2 Karten
VERANSTALTUNGEN | VERLOSUNGEN 20.02. | Simon & Jan | Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten 22.02. | Cosmotopias „Rock It!“ | Großmarktschänke, Dortmund | 3 x 2 Karten 23.02. | Wallis Revüh! | Varieté et cetera, Bochum | 3 x 2 Karten Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de. Oder schicken Sie uns eine frankierte
23.02. | Das Produkt | Theater im Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 23.02. | Uwaga! & Folkwang Kammerorchester | domicil, Dortmund | 2 x 2 Karten 26.02. | Verbrennungen | Schauspielhaus Dortmund | 3 x 2 Karten 27.02. – 05.03. | Like Someone in Love | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten
Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.02.2014 Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!
23
03 | 02 | 14 Cybermobb
01 | 02 | 14 Geierabend
SA 01 | 02 | 2014 Comedy-Karneval | Geierabend
„besonders verdient“ gemacht hat. Weitere Termine unter www.geierabend.de. Zeche Zollern II/IV, Dortmund, 19.30 Uhr
2014. Bis zum 4. März beweist das 13-köpfige Ensemble an insgesamt 39 Abenden, dass Ruh-
Konzert | Titus Waldenfels Titus Waldenfels stellt für sich schon ein klei-
„Späßchen in der Grube“ lautet das Motto des Ruhrpott-Karneval Geierabend für die Session
DI 04 | 02 | 2014
MO 03 | 02 | 2014 Jugend-Theater | Cybermobb
nes Ensemble dar, spielt er doch gleichzeitig verschiedene Saiteninstrumente, mit den Füßen einen Basssynthesizer, eigene Percus-
ris zum Lachen nicht in den Keller gehen. Das
Eine Menagerie aus alltäglichen und grotesken
sionkonstruktionen und dazu noch Bass-
Programm verspricht bissige Satire, mitreißen-
Szenen rund um das Thema Internet: Handy,
mundharmonika. Dabei gleicht kein Auftritt
de Musik, Karnevalsklamauk und Ruhrpott-
verloren gegangene Kommunikation, andere
von Titus Waldenfels dem anderen. Genres
Humor. Ob Bischof Tebartz-van Elst oder die
anonym fertig machen, so lange es einen nicht
wie Blues, Jazz oder Country klingen an, Tex-
Machenschaften der NSA, das Jahr 2013 lieferte
selbst erwischt. Das geht schnell, wie alles im
te und deren Inhalte spielen eine große Rolle,
ausreichend Steilvorlagen. Zum Abschluss wird
Netz: verführerisch, rasant und unwiderruf-
ebenso wie Improvisation und der Mut, ei-
erneut der Anti-Orden „Pannekopp des Jahres“
bar. Ein Theaterstück zum Geist der neuen
gene und teils neue Wege zu gehen. Das ist
verliehen. Der schwerste Karnevalsorden der
Medien und der daraus folgenden Kommuni-
Musik als Theater für die Ohren und auch als
Welt ehrt eine Person oder Institution des öf-
kationsunfähigkeit für Menschen ab 12 Jahren.
Erinnerung daran, wie schön es ist, eigene
fentlichen Lebens, die sich um das Ruhrgebiet
KiJuKuMa, BO, 10 Uhr (auch 04., 05. & 06.02.)
Meinungen zu vertreten. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
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FR 07 – 08 | 02 | 2014 Ticket-Hotline:
0234 13003
Theater | Petra Meurer Theatertage 2014 Im Rahmen der Petra Meurer Theatertage trifft sich die freie Literatur- und Theaterszene diesmal mit Beiträgen aus dem gesamten
31. Januar - 27. April 2014
Ruhrgebiet. „Szene zeigen!“ heißt das Motto, welches nicht halt macht vor Genregrenzen. Literatur, Musik, Theater, Kabarett und Tanz drehen sich um und miteinander und zeigen, was die Ruhrstadt drauf hat. Mit dabei sind u.a. Sebastian 23, die Tanzwerkstatt des Theaters im Depot sowie Fräulein Nina samt Kleinkunstwagen. Am 8. Februar wird im Rahmen der Theatertage der Petra Meurer Preis 2014 verliehen. Theater im Depot, DO, 19.30 Uhr
SA 08 | 02 | 2014 Party | rose note Jazzy Tunes, gut aufgelegt – wo gibt es das noch? Seit November 2013 lassen die beiden DJ-Recken Werner & Martini unter dem
Showzeiten: Do.-Sa. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr
www.variete-et-cetera.de Herner Str. 299 44809 Bochum
Motto „A Touch Of Velvet – A Sting Of Brass“ die guten Zeiten rollen. Dabei wird die Dosis „Good Vibrations“ samt Beipackzettel nicht ganz so eng interpretiert, sondern – nicht so
24
04 | 02 | 14 Titus Waldenfels
09 | 02 | 14 Nero
laut & nicht so lange – ein gutes Stück weit
und Kreatur, von Vision und Wahnsinn ge-
„subrosa“ ruft zum gemeinsamen Trübsal-
über den Plattentellerrand hinaus aufgelegt.
spalten, verbringt Nero die letzten Stunden
blasen. Einst noch mit „dj.Suicide“. Doch der
Der Eintritt ist frei.
seines Lebens in seinem Versteck unter der
ist verschollen. Wo er ist? Man weiß es nicht.
subrosa, Dortmund, 20 Uhr
Stadt, gequält von der Frage, wie viele Opfer
Man weiß nur: The Show Must Go On. Also
man für ein hohes Ziel erbringen muss. Teil 3
setzt man in der aktuellen Saison auf Andi
der Rom-Reihe TraumaStadt2013
Lamento. Alle einsamen Wölfe und sonstigen
Rottstr 5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr
Mondanbeter können ihre Lieblings-Jammer-
SO 09 | 02 | 2014 Mischmasch | Der WDR 5 Radiotag Inspiriert durch die DASA Ausstellung „Die Profis“ philosophiert WDR 5 über die Lust am Abenteuer, stellt im Literaturmagazin „Bücher“
lappen-Lieder mitbringen – sind sie traurig
DI 11 | 02 | 2014 Kabarett | Herbert Knebel
genug, werden sie gespielt. Getanzt wird nicht. Der Eintritt ist frei. subrosa, Dortmund, 20 Uhr
gefährlichen Lese-Stoff vor und vermittelt beim
Vordergründig parodiert Herbert Knebel den
Science Slam, wie begeisternd wissenschaft-
durchschnittlichen Pilsverkoster von der Trink-
liche Forschung sein kann. Hörspielfans kön-
halle. Nur mit einem wesentlichen Unter-
Gemahl der Unvernunft. Chronist des Exzes-
nen den ARD-Radiotatort in einer exklusiven
schied: Knebel erzählt mit subtilerer Schläue,
ses. Fiebriger Dandy eines vergessenen Wan-
Bühnenadaption erleben, und auch die Kinder
so dass man den tieferen Sinn zuerst gar nicht
derzirkus. Geboren am 1.4.1892 schreibt Sam
kommen nicht zu kurz. Der Eintritt ist frei.
mitbekommt. Knebel verknüpft seine Ge-
Greb Geschichten von eigenwilliger Schönheit
DASA, Dortmund, 12 – 18 Uhr
schichten ganz locker zu einem Gesamtbild
zwischen fiebrigen Tatsachenberichten und
Zweiter Freitag | Sam Greb
der Ruhrstadt und ihrer Bewohner, einfacher Musik | urban urtyp #33: Cats & Breakkies
Leute, deren Gewitztheit man besser nicht
Es geht um sechs Jungs, neun Instrumente
unterschätzen sollte. Herbert Knebel steht
und einen ungewöhnlichen Flow. Die Musik
mittlerweile seit 25 Jahren auf der Bühne. 1995
eröffnet loungig, geht über in Balkan Pop und
enterte er den „U-Punkt“ im WDR-Hörfunk
in staccatohafte Beats, die sich in tanzbaren
und gehört seit 1996 untrennbar zu den „Mit-
Jazz verwandeln. Das Ganze ist ungewöhnlich
ternachtsspitzen“ im WDR-Fernsehen.
instrumentiert, arrangiert mit einer leicht
Schauspielhaus, Bochum, 20 Uhr (auch 12.02.)
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introvertierten Note. Wenn man das in Etiketten formuliert, wie sie Schubladen tragen: Es ist Musik zwischen Electro, House, Techno und Jazz. Wenn man es in Erlebniskategorien
DO 13 | 02 | 2014 Comedy | Chris Tall – Versetzung gefährdet
formuliert: Cats & Breakkies sind keine Stu-
Lehrer, Mädchen, Sitznachbarn – Chris Talls
dioband, diese Musik gibt es nur live.
Fundus an absurden Alltagsbeobachtungen
Christuskirche, Bochum, 19 Uhr
ist unerschöpflich. Seine pubertäre Leidenszeit (die auch mit 19,5 Jahren offenbar noch
Theater | Nero
nicht zu Ende zu gehen scheint) und erste
Das Volk und der Senat haben sich gegen ihn
scheue Beziehungskonflikte – aber vor allem
gewendet. Von Seneca als auch von seinen
die Auseinandersetzung mit sich selbst – ma-
engsten Beratern verstoßen, von seiner Leib-
chen ihn zu einem komischen Erzähler, der
garde, den Prätorianern, im Stich gelassen,
mit viel Humor die Traumata eines jeden Ju-
flüchtet Nero in die Katakomben Roms. Das
gendlichen durchlebt.
Volk stürmt den Palast, um Rache an dem
Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr
Mann zu üben, der Rom in Schutt und Asche legen und seine Mutter Agrippina und Frau Octavia umbringen ließ. Nun droht seine Vi-
FR 14 | 02 | 2014
sion von Rom durch eine aufblühende Sekte,
Anti-Party | Traurige Musik für eine traurige Stadt
der Bruderschaft der Gekreuzigten, vernich-
Es ist Winter. Lausig und kalt. Die Welt ist
tet zu werden. Als Mensch zwischen Kreateur
nicht in Ordnung – und die Hafenschänke 25
11 | 02 | 14 Herbert Knebel
14 | 02 | 14 Zweiter Freitag: Sam Grab
surrealen Fantasien. Doch er spricht nicht. Be-
Wallfisch rufen gemeinsam mit dem Schau-
gleitet von seinem treuen Gefährten, der an
spielensemble die „Republik der Wölfe“ aus
Am 3. Samstag findet wieder unsere bodo-
seiner statt liest, zieht er über das Land, um
– und katapultieren Dornröschen, Aschen-
Stadtführung in Bochum statt. Unsere Ex-
von der Fieberwelt zu berichten. Nun führt ihr
puttel, Rotkäppchen (und viele mehr) in ei-
perten geben ihr Wissen weiter, zeigen die
Weg die beiden fiebrigen Vagabunden nach
ner großen Collage in die urbane Gegenwart.
Orte, an denen Menschen ohne Wohnung
Dortmund, um zwischen Büchern und Lich-
Musikalisch unterstützt werden sie von Alex-
sich aufhalten und besuchen mit Ihnen Ein-
tern von Rausch, Verfall und der darin verbor-
ander Hacke von den Einstürzenden Neubau-
richtungen, die den Menschen auf der Stra-
genen Schönheit und Hoffnung zu erzählen.
ten, Multiinstrumentalist Mick Harvey (Mit-
ße Hilfe anbieten: Von der Suppenküche bis
Der Eintritt zur Benefizveranstaltung ist frei,
begründer von Nick Cave and The Bad Seeds),
zur Notschlafstelle, vom Tagesaufenthalt bis
Spenden sind herzlich willkommen.
sowie die Mitbegründerin der Loveparade,
zu unserem bodo-Wintercafé. Anmeldung
bodo, Dortmund, 19.30 Uhr
Danielle de Picciotto, live auf der Bühne. Für
bitte unter 0234 – 68 07 72. Treffpunkt ist
den Soundtrack dienen Texte der amerikani-
die bodo-Anlaufstelle in der Stühmeyerstra-
schen Dichterin Anne Sexton (1928 – 1974) als
ße 33. „Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines
Inspirationsquelle. In ihrem berühmten Werk
Straßenmagazins bei unserem Stadtführer.
hat Anne Sexton 1971 siebzehn der Grimm-
Im Anschluss gibt es heiße Getränke bei bodo
Regisseurin Claudia Bauer und der Musika-
Märchen in dichter Weise neu erzählt.
und Gelegenheit zum Austausch und zu wei-
lische Leiter des Schauspiels Dortmund Paul
Schauspielhaus, DO, 19.30 Uhr (auch 16.02.)
teren Fragen an unsere Stadtführer.
SA 15 | 02 | 2014 Theater | Republik der Wölfe
Soziales | Stadtführung
bodo-Anlaufstelle, Bochum, 11 Uhr ANZEIGE
Kabarett | Christian Keltermann „Deutschland ist vollkommen verblödet. Die ganzkörpertätowierten, jugendlichen PISAVersager bekommen nur noch eine Arbeit, wenn Komasaufen Profisport wird. Grundbildung ist überflüssig, denn man kann ja nach allem googeln. Die eigene Meinung wird nur noch in asozialen Netzwerken gepostet. Freunde werden nicht mehr gesucht, sondern per Mausklick hinzugefügt, und täglich hört man von 16-jährigen, gepiercten Teeniemüttern Sätze wie: ,Schantall, tu die Oma mal winken‘“. Christian Keltermann lästert und teilt gleichermaßen gegen Staat, Medien und Politik aus. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr
SO 16 | 02 | 2014 Kleinkunst | Art Ort Im Februar werden wieder drei Künstler von Gastgeberin Birgit Wessel bei Art Ort auf frischer Tat ertappt. Die Klavier-Kabarettistin und Komikerin Renate Coch wird live zu erleben sein, dazu kommt der Komödiant Michael Steinke. Zu guter Letzt steht Klavier-Kabarettist Florian Schmidt-Gahlen mit seinem Programm auf der Bühne. Werkstadt, Witten, 19 Uhr 26
13 | 02 | 14 Chris Tall
15 | 02 | 14 Republik der Wölfe
nicht einmal zu denken wagen: Macht das Le-
DI 18 | 02 | 2014
DO 20 | 02 | 2014
ben der Frau jenseits der 30 überhaupt noch Sinn? Oder geht’s jetzt erst richtig los? Einig
Musik | Gerard
BODO-VERLOSUNG | Simon & Jan
Im Jahr 2003, mit gerade mal 16 Jahren, veröf-
ist sich das Duo, dass Männer es besser ha-
Simon & Jan legen eine misanthropische Re-
fentlichte der gebürtige Österreicher Gerard
ben. Schließlich kommt der Mann direkt nach
vue über das einzige Lebewesen, das wirklich
MC, der sich inzwischen nur noch Gerard nennt,
der Pubertät in die Wechseljahre und lebt
eine Wahl hat, sich dann aber
seinen ersten Track auf einer HipHop-Compila-
sich da erst richtig aus.
doch immer wieder zielgerich-
tion. Es folgten weitere Releases bis hin zum Al-
Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr
tet für das Falsche entscheidet. Sie nehmen den Menschen un-
bum „Blur“ im Jahr 2009, das von Maeckes (Die Orsons) produziert wurde. Gerards Songs sind melancholisch, träumerisch, verarbeitet mit raffinierten Reimen und britischen Breakbeats
ter die Lupe. Das Ergebnis: Die
DI 18 | 02 | 2014
Würde des Menschen ist un-
Vortrag | Schmutzige Kleidung
auffindbar. Und auch in punk-
und spiegeln die Orientierungslosigkeit einer
Die schweren Brände in Textilfabriken in
to Energieeffizienz ist er nicht mehr tragbar.
jungen Generation wider.
Bangladesh und Pakistan im Herbst 2012
Sein Verbrauch reicht ins Unermessliche und
FZW, Dortmund, 20.30 Uhr
mit fast 300 Toten brachten die menschen-
was kommt heraus? Vorwiegend heiße Luft.
unwürdigen, lebensgefährlichen Arbeitsbe-
Simon & Jan nehmen die Spezies Mensch
dingungen, unter denen Kleidung für den
unter Beschuss. Die Waffen der Beiden: zwei
hiesigen Markt hergestellt wird, verstärkt in
Stimmen und zwei Gitarren – fein arrangier-
FR 21 | 02 | 2014
die Öffentlichkeit. Aktuell protestieren die
te Songs mit Harmoniegesang und Gitar-
Nachdem sich Suse und Fritzi in ihren Pro-
Näher*innen in Bangladesh und Kambodscha
renspiel. Simon & Jan feuern mit zynischen
grammen „am Rande des Wahnsinns“ be-
heftig für die Anhebung des Mindestlohnes.
Balladen, die demoralisieren, ohne zu mora-
wegten und „Das Schweigen der Emma“
Frauke Banse von der Clean Clothes Cam-
lisieren, auf alles, was sich bewegt – auch in
brachen, sind sie jetzt „Stutenbissig Richtung
paign berichtet über die Kämpfe der Arbei-
den eigenen Reihen.
Wechseljahre“ unterwegs. Die beiden im
terInnen um Entschädigung und für bessere
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
Herzen jung gebliebenen Damen kommen
Arbeitsbedingungen sowie über die Kampag-
bodo verlost 2 x 2 Karten.
nun langsam in die Jahre. Fernab von Cremes
ne. Der Eintritt ist frei.
Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
und Botox sprechen sie aus, was andere noch
Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr
Kabarett | Suse und Fritzi
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NEW INDUSTRIES FESTIVAL Interaktive Medienausstellung
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14.11.13 12:47
27
21 | 02 | 14 Suse und Fritzi
18 | 02 | 14 Gerard
Handwerk zum medialen Fingertipp kreativ
„Multicordes“, einem schwebenden Teppich
nachvollziehen. Während des Workshops ent-
aus Seilen. Anschließend präsentiert die Gala
stehen auf unterschiedlichen Wegen Zeichen
Kuzmenko eine hochklassige Jonglage mit
Das Empire Weekend DJ-Team und DJ Lakai
und Motive, die anschließend in einem kur-
fernöstlichem Flair, und die „Cowgirls“ Marisa
bringen alles auf die Plattenteller, was das
zen Stop-Motion-Clip in Bewegung gesetzt
und Angy heizen mit ihrer Dark-Gaucho-Show
die
werden. Die Videos erobern sich im Anschluss
mächtig ein. Auf einen Artisten hat sich Walli
Röhren eines Verstär-
in einer Guerilla-Aktion via QR-Code ihr Pub-
aber ganz besonders gefreut: Jean Ferry. Denn
kers zum Glühen bringt.
likum. Der Workshop findet im Rahmen der
er wagt sich, als einziger seines Geschlechts, in
Ob
Alternativ,
Ausstellung „Moving Types“ statt, die noch bis
den sprichwörtlichen Ring mit sechs Damen...
Rock‘n‘Roll, Wave, Clas-
zum 2. März geöffnet ist. Anmeldung und In-
Mehr unter www.variete-et-cetera.de
sic Rock, Independent oder Garage Rock – hier
fos: www.dortmunder-u.de.
Varieté et cetera, Bochum, 19 Uhr
wird wild und schmutzig zu den besten Songs
Dortmunder U, Dortmund, 14 – 18 Uhr
bodo verlost 3 x 2 Karten.
SA 22 | 02 | 2014 BODO-VERLOSUNG | Cosmotopias „Rock It!“
Gitarrenherz
Indie,
wie
Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
der letzten Jahrzehnte abgefeiert und mit aktuellen Dancefloor-Smashern abgerundet.
BODO-VERLOSUNG | Das Produkt
Der Regisseur der neuen Casting-Show steckt
Beatles bis zu Two Door Cinema Club und von
fest und Walli springt ein. Sie veranstaltet
Um seine Wunschbesetzung für sein neuestes
Nirvana bis zu den Black Keys.
kurzerhand ein Artis-
Filmprojekt zu gewinnen, erzählt der Produ-
Großmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr
ten-Casting und trifft
zent James der Schauspielerin
bodo verlost 3 x 2 Karten.
dort auf einen Mann
Olivia den Plot des Drehbuches:
Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
und sechs Frauen. Als
Die Geschäftsfrau Amy, deren
Erste
Castings
Freund beim Anschlag auf das
wagt sich Silea in luftige Höhen auf einen
World Trade Center starb, ver-
Drahtseil-Tanz. Margo verzaubert mit einer
liebt sich auf einer Flugreise
SO 23 | 02 | 2014
des
Handstand-Equilibristik.
in den attraktiven Terroristen
Ein Workshop für Kinder und Jugendliche zwi-
Charlotte wiederum beeindruckt mit einer
Mohammed. Er löst ihre Orgasmusblockade
schen 8 und 18 Jahren, in dem sie den Weg vom
außergewöhnlichen
und zieht in ihr Penthouse ein, das damit zur
Workshop | Moving Hands
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28
BODO-VERLOSUNG | Wallis Revüh!
Von Led Zeppelin bis zu The Hives, von den
leidenschaftlichen
Performance
namens
27 | 02 | 14 Nachtschnitten
28 | 02 | 14 Maria Baptist Trio
Planungszentrale der Al-Quaida wird. Osama
Mutter Nawal hat den beiden in ihrem Tes-
lerischen Projekten aus: Piano-Solo, Jazz-Trio,
Bin Laden höchstpersönlich erlaubt Amy, ge-
tament zwei Aufträge hinterlassen: Jeanne
Jazz-Piano [&] Streichquartett, großorches-
meinsam mit ihrem Geliebten beim Selbst-
soll den tot geglaubten
trale Kooperationen mit Big Bands sowie
mordattentat auf Disneyland Paris in den Tod
Vater
Simon
Symphonie-Orchestern. Stets bewegt sie sich
zu gehen. Da Amy jedoch Gewissensbisse be-
den unbekannten Bru-
musikalisch abseits eingetretener Pfade ir-
kommt, verrät sie Mohammed an die Polizei,
der. Einzelne Mosaik-
gendwo zwischen Jazz und Klassik.
der daraufhin in Guantánamo inhaftiert wird.
steine setzen sich zu
domicil, Dortmund, 21 Uhr
Als sie Fernsehbilder von seiner Misshandlung
Nawals erschütternder Biographie zusam-
im Gefängnis sieht, wechselt sie die Seiten
men, die auch die Identität der Zwillinge
und wird zur Kampfmaschine.
ins Wanken bringt. Das Stück schildert den
Theater im Depot, Dortmund, 19 Uhr
subjektiven Blick Nawals auf die eigene
bodo verlost 3 x 2 Karten.
schicksalhafte Verstrickung in eine vom
Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
Bürgerkrieg zerrüttete Gesellschaft, die
finden,
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selbst die nachkommende, emigrierte GeneBODO-VERLOSUNG |
ration in der westlichen Welt einholen kann.
Uwaga! & Folkwang Kammerorchester
Mit „Verbrennungen“ entwirft Autor Wajdi
Uwaga!, das sind: ein virtuoser klassischer Vi-
Mouawad einen packenden Krimi über bio-
olinist mit Vorliebe für osteuropäische Zigeu-
graphische Narben.
nermusik, ein Jazzgeiger
Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr
mit Punkrock-Erfahrung,
bodo verlost 3 x 2 Karten.
ein
Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
improvisierender
Akkordeonist mit Balkan-Sound im Blut und ein Bassist, der sich in Symphonieorchestern
DO 27 | 02 | 2014
ebenso zu Hause fühlt wie in Jazzcombos oder
Comedy | Nachtschnitten:
Funkbands. Das Folkwang Kammerorchester:
Die WeiberLachNacht zu WeiberFastNacht
HAUS DER JUGEND
Februar 2014 Mo, 03.02.2014, 19.00 Uhr Akkordeoncafé Di, 04.02.2014, 19.00 Uhr Dizzy Fingers „Guitar Café“
9 Violinen, 3 Bratschen, 3 Celli und ein Kontra-
Zum dritten Mal entern rassige Comedy-
bass unter der Leitung von Johannes Klumpp
Schnitten zu Weiberfastnacht die Bühne und
bilden einen Klangkörper voller musikalischer
übernehmen die Macht: Margie Kinsky, die
Frische und Elan. Gemeinsam widmet man
Frontfrau des Springmaus-Theaters, Theken-
sich der exzessiven Grenzüberschreitung im
tratsch mit den Komikerinnen Kerstin Sad-
Sa, 08.02.2014, 20.00 Uhr Fritz Eckenga
orchestralen Sound. Scheinbar unvereinbare
deler-Sierp und Heike Becker, die 'Liederfee'
„Von Vorn“
Stile gehen auf der Bühne eine tollkühne Liai-
Felicitas Badenius und als Überraschungs-
son ein: Abendländische Hochkultur trifft auf
bonbon ein Varieté-Special mit einer Künst-
Gipsy-Verve, swingende Leichtigkeit oder bra-
lerin aus der aktuellen Show des Bochumer
chiale Punk-Attitüde.
Varietés et cetera.
domicil, Dortmund, 20 Uhr
Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr
bodo verlost 2 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
MI 26 | 02 | 2014 BODO-VERLOSUNG | Verbrennungen
FR 28 | 02 | 2014 Musik | Maria Baptist Trio Das Maria Baptist Trio spielt modernen,
Do, 06.02.2014, 20.00 Uhr Luke Mockridge „I’m Lucky, I’m Luke!“
Do, 13.02.2014, 20.00 Uhr Chris Tall „Versetzung gefährdet“
So, 16.02.2014, 18.00 Uhr Dojaku Anime/Manga Treffen
Sa, 22.02.2014, 20.00 Uhr Ingo Oschmann „Hand Drauf“
orchestralen Trio-Jazz: Mal hoch sensibel,
Eine Reise in die familiäre Vergangenheit
mal komplex, verspielt, kantig, groovend,
und die unbekannte Fremde des Nahen Os-
swingend, atmosphärisch und lyrisch. Ihre
tens: Die Zwillinge Jeanne und Simon sind
Leidenschaft für den Jazz drückt Maria mit
ohne Vater in Kanada aufgewachsen. Ihre
einer außergewöhnlichen Vielfalt an künst-
Fritz-Henßler-Haus Geschwister-Scholl-Str. 33-37 44135 Dortmund · www.fhh.de
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BODO GEHT AUS
Kleiderschrank | Bochum Die WG-Küche von Ehrenfeld
von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
pinnten Postkarten, die Kaffeemaschine und das Regal mit den Küchenutensilien: wie in
Zugegeben, ein wenig irritiert waren wir
einem ganz normalen Haushalt. Etwas grö-
schon. Zwar stand ein kleiner Tisch auf dem
ßer als gewöhnlich vielleicht der Tisch. Der
Bürgersteig vor Hausnummer 74 an der Hun-
einer mehrköpfigen Familie. Oder einer WG.
rieren. Morgens eine gesunde Grundlage für
scheidtstraße, zwei Stühle standen daneben
„Bei mir soll man sich wie zu Hause fühlen.
die Leute im Büro, nachmittags Kaffee und
und es lag eine Speisekarte darauf, doch im
Mit dem Unterschied, dass man hier nichts
Kuchen für die Nachbarschaft, die parallel
dazugehörigen Ladenlokal sahen wir außer
machen muss. Nichts als sitzen und genie-
dazu ein wenig handarbeiten kann. Und mit-
einigen Gläsern mit selbstgemachter Mar-
ßen.“ Doch da spielen die Gäste nicht immer
tags Suppe und Salat, weil zwischenzeitlich
melade nichts als eine bunte Mischung aus
mit. Häufiger schon ist es passiert, dass
zuzumachen komisch wäre.
verspielten Wohnaccessoires und ausgesuch-
die ihr zur Hand gehen wollten. Geschirr
ter Second-Hand-Kleidung. Dem Eingang
abräumen zum Beispiel, wegen der netten
Inzwischen genießt gerade der Mittags-
gegenüber konnten wir durch eine offene Tür
Atmosphäre im „Kleiderschrank“.
tisch große Beliebtheit. Die wechselnden
in eine Küche blicken. Die wirkte dermaßen Eröffnung feierte Frau Bednarek im Oktober
sechs Euro – wir probierten eine herzhaf-
vergangenen Jahres. Ihre Idee war, im hinte-
te Wurzelgemüsesuppe und ein veganes
Julia Bednarek musste schmunzeln, als sie
ren Ehrenfeld, dort, wo noch alteingesessene
Auberginen-Curry – können im „Kleider-
unser Zögern bemerkte. Augenscheinlich
Bochumer wohnen, wo aber dank Berg-
schrank“ verzehrt, aber auch mitgenommen
erlebte sie eine solche Reaktion nicht zum
mannsheil, Knappschaft und Berufsgenos-
werden. In Bügelgläsern auf Pfandbasis,
ersten Mal. „Kommt rein“, begrüßte sie uns
senschaft auch viele Angestellte mit einem
um Verpackungsmüll zu vermeiden. Das
freundlich. „Ist richtig hier.“ Der Herd, der
guten Frühstück versorgt werden wollen, ein
erinnert an den klassischen Henkelmann.
Backofen, der Kühlschrank mit den ange-
entsprechend vielseitiges Angebot zu offe-
Der Nachbar von gegenüber, der mit einem
privat, dass wir anklopfen wollten.
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Tagesgerichte kosten meist weniger als
ANZEIGEN
Jeder Tote ist einer zu viel Schluss mit dem Sterben an Europas Grenzen
Gestaltung: www.agenturkim.de |Motiv: istockphoto.com
Europa braucht eine neue Flüchtlingspolitik. Nationale Blockaden müssen endlich aufgelöst werden. Wir fordern:
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solchen Geschirr in den fünfziger Jahren noch zur Arbeit gegangen ist, der dem Curry
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wohl nicht traut, kommt regelmäßig vorbei, wenn es Möhreneintopf gibt. Der Kuchen am Nachmittag ist grundsätzlich vegan. Darum hatten Gäste von außerhalb immer wieder gebeten. Und weil der so
Viele Dinge sind für Dortmund typisch – ein Lokalpatriot zu sein gehört dazu. Und genau diese Lokalpatrioten suchen wir. Werben Sie einen Stromkunden und unterstützen Sie uns dabei, Dortmund weiterhin so lebenswert zu gestalten. Dafür setzen wir uns mit unseren
mehr als 1000 Mitarbeitern täglich ein. Nicht nur durch Ihre sichere Versorgung mit Strom, Gas und Wasser, sondern vor allem auch durch die Förderung zahlreicher Projekte, Initiativen und Vereine. Im Großen wie im Kleinen. Für Dortmund und die Region.
lecker ist, scheint die Nachbarschaft ihre Buttercreme nicht zu vermissen. Am Küchentisch finden alle zusammen, kommen ins Gespräch, lernen sich kennen. Sie schnacken miteinander, wie Frau Bednarek sagt.
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30.08.13 16:32
Die ist im „Kleiderschrank“ in ihrem Element. Dass sie als Quereinsteigerin in die Gastrono-
Sie kündigte, machte eine Ausbildung zur
Kleiderschrank, Hunscheidtstraße 74,
mie geraten ist, merkt man ihr nicht an. Zwölf
Entspannungstherapeutin – ist das der Grund
44789 Bochum, Tel. 0234 – 70 95 63 30
Jahre hatte die gelernte Handelsfachwirtin im
fürs legere Ambiente? – und begann, Aus-
Täglich 10 Uhr bis 18.30 Uhr
Außendienst gearbeitet. Ganze Tage im Auto,
schau nach einem Ladenlokal für ihren Traum
außer Mittwoch (Ruhetag) und
das Handy stets am Ohr, auch nachts Bereit-
zu halten. An der Hunscheidtstraße landete
Sonntag (nach Ankündigung)
schaft. „Dann bin ich in eine Zeit gekommen,
sie nach längerem Suchen einen Volltreffer.
in der sich mein ganzes Leben ändern sollte.“
Herzlichen Glückwunsch! (wk) 31
DAS INTERVIEW
Erfinden Fürchten Verachten
Wie kann es sein, dass wir über die größte Minderheit in Europa fast nichts wissen, aber alles zu wissen glauben? Wieso werden rassistische Vorurteile allgemein verdammt, nur in Bezug auf sie nicht? Wie passt die jahrhundertealte Faszination für „Zigeuner“Kitsch und -Folkore zur Verachtung für Sinti und Roma? Ein Gespräch mit Klaus-Michael Bogdal, Literaturwissenschaftler und Autor des Buches „Europa erfindet die Zigeuner“. von Bastian Pütter | Foto: Sabrina Richmann
FOTOREPORTAGE
Die Roma jenseits der Schlagzeilen Ignoranz ist schlimmer als Hass. Eine Kultur zu ignorieren, den ethnischen Hintergrund mit Klischees zu belegen und anschließend die Anklage zu erheben, dass sich die Ethnie nicht entwickelt – das ist Diskriminierung. Als Kinder lernten wir von unseren Eltern, dass jeder Foto: Victor Ciupuliga
alles werden kann, was er sich wünscht. Gleichzeitig
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erfuhren wir in der Darstellung der allgemeinen Medien, dass „Zigeuner“ Menschen leichten Herzens sind, mit einem unerschöpflichen Appetit auf die Besitztümer anderer und einem Hochschulabschluss im Betteln.
Octav Ganea (geb. 1985) studierte Foto- und Videografie an der Nationalen
„Meine Mutter erzählte uns immer, dass ich mich
Universität der Künste in seiner Heimatstadt Bukarest in Rumänien. Wäh-
niemals wegen meiner Herkunft schämen sollte, weil
rend seines Studiums arbeitete er für die nationale Tageszeitung Gandul
ich die anderen an Intelligenz übertreffe. Und dass ich,
und entdeckte zu jener Zeit, wie bereichernd es sein kann, fotografisch do-
egal was ich tue, alles doppelt so gut machen müsse
kumentierte Geschichten zu erzählen. Derzeit ist Octav bei der Presse- und
wie jeder andere“, sagte Mihai Vasile, der Leiter der
Fotoagentur Mediafax Group als Fotograf angestellt und arbeitet darüber
Bildredaktion der bedeutendsten privaten Nachrichten-
hinaus für die Nachrichtenagentur AP in Rumänien.
agentur in Rumänien, ein Rom.
Die Fotografien sind Teil der Ausstellung „SEE New Perspectives: from
Fast alle Roma werden misstrauisch beäugt, fast ständig
Balkan Photographers“, in der die Arbeiten 15 talentierter Fotografen aus
werden sie ausgegrenzt. Diese Bilder versuchen ein Licht
Südosteuropa vorgestellt werden. Sie waren Teilnehmer einer Masterclass
auf Roma in Bulgarien zu werfen, die gekämpft und den
für professionelle Fotografen, die von World Press Photo und der Robert
Teufelskreis der Vorurteile durchbrochen haben.
Bosch Stiftung durchgeführt wurde.
(Oktav Ganea)
bodo Schon der Titel deutet es an: In
formulierung des gesamten Prozesses,
Ihrem Buch geht es um die europäischen
den ich beschreibe. Nämlich, dass man
Mehrheitsgesellschaften, nicht um die
einer Gruppe aus der Distanz grundsätz-
Roma. Stimmt das?
lich alles zuschreibt, bis hin zu ihrem Namen. Diesem Prozess, der über einen
KMB Ja, das ist ja ein provokativer Titel.
sehr langen Zeitraum stattgefunden hat,
Die erste Reaktion war die Frage, warum
bin ich nachgegangen. Und am Ende gibt
„Zigeuner“ auf dem Buchtitel nicht in
es eine Gruppe, die „Zigeuner“ genannt
Anführungsstrichen steht. Es geht um
wird, von der jeder glaubt, dass es sie so
zwei Dinge, die ich unterscheide. Da ist
gibt, wie Europa sie sich vorstellt.
die Lebenswirklichkeit der Romvölker, über die wir sehr wenig wissen. Über
bodo Sie beschreiben das Konstrukt
lange Jahrhunderte gab es wirklich nur
„Zigeuner“ als ein Gegenbild der be-
Fragmente, Bruchstücke, zum Teil auch
stehenden Gesellschaften, das immer
gar nichts, da es sich ja um eine mündli-
wieder aktualisiert wird. Sie schreiben:
che Kultur handelt. Diese Geschichte lässt
„Sie kommen unerwünscht, doch wie
sich so nicht schreiben.
gerufen, um in Abgrenzung zu ihnen
Das andere ist, dass „Zigeuner“ als Kons-
das Bild einer europäischen Kultur
truktion in den europäischen Gesellschaf-
zu schaffen“. Die Angst vor den Roma
ten entstehen. Der Begriff selbst – eine
sei die Angst vor dem Rückfall in die
Fremdbezeichnung – ist sozusagen die
vorzivilisatorische Zeit ohne Schrift,
Spitze des Eisbergs, die sprachliche Aus-
Geschichte und Kultur.
Klaus-Michael Bogdal
Roma, die Medizin studieren und an den Wochenenden von einem Tutor einer bulgarischen NGO unterstützt werden. Viele von ihnen sehen in einem medizinischen Beruf die sichere Chance, sich in der Gesellschaft zu behaupten. 33
KMB Die Romvölker sind in ganz Europa
terlichen Stadttoren. Wer kommt da aus
behalten die Roma jedoch diesen Status.
die Fremden, die bleiben. Sie leben
der Sicht der Europäer?
Wie das?
Europas, und es werden ihnen entspre-
KMB Es ist auffällig, dass vom Zeitpunkt
KMB In gewisser Weise kommen die
chende Eigenschaften zugeschrieben. Ich
der ersten Begegnungen an mit Projek-
Romvölker zu spät. Im Europa der entste-
versuche zu bestimmen, was „Wissen“
tionen gearbeitet wird. Zunächst nutzt
henden Flächenstaaten ist für sie kein
über diese Gruppe zu einem bestimmten
man vertraute Bilder des Fremden und
Platz mehr. Sie behalten diesen Platz am
historischen Zeitpunkt ist. Nicht in einem
gestaltet die Neuankömmlinge als Sara-
Rand: Als Landlose, als umherziehende
empirisch korrekten Sinne: Das können
zenen mit Turbanen und Krummschwer-
Handwerker, Hausierer oder Bettler.
Gerüchte sein, Geschichten oder auch En-
tern. Auch die kamen aus dem Osten,
In der Aufklärung wachsen die Ansprü-
zyklopädien. Literatur und bildende Kunst
aber über die wusste man einiges. Kurze
che an das Wissen. Es entwickelt sich mit
nehmen diese Bilder auf und schreiben sie
Zeit später sind die Fremden dann Spione
der Anthropologie eine Wissenschaft
fort. Das neue Wissen wird immer wieder
der Türken. Wenn man sie so darstellt,
vom Menschen, die durch sprachwissen-
umkodiert. Es wird so gedeutet, dass man
können sie keine Christen sein, gleich-
schaftliche Forschung entdeckt, dass die
sich nicht von den alten Vorurteilen ver-
gültig, wie oft sie zur Kirche gehen. Und
Romvölker indischer Herkunft sind, nicht
abschieden muss. Die wirkungsvollsten
als Heiden werden ihnen bald magische
Ägypter, von denen sich das englische
Elemente werden recycelt: Die Sexualität
Kräfte zugeschrieben.
Gypsies ableitet. Eigentlich bedeutet
im Gegensatz zu den „Kulturvölkern“
die Aufnahme in die indogermanische
der Frauen, Inzest, Kindesraub. Bis heute. bodo Europa verändert sich, es kommt die
Sprachgemeinschaft eine Aufwertung. Im
bodo Für das 15. Jahrhundert beschreiben
Zeit der Entdeckungen, die Aufklärung,
19. Jahrhundert wird dann dazu erfun-
Sie die Urszene, das erste Auftauchen
die Entstehung der Nationalstaaten,
den: Sie müssen von den Parias, den aus
„unbekannter Fremder“ vor den mittelal-
die Industrialisierung – über 600 Jahre
dem Kastensystem ausgeschlossenen Un-
Stefka Vasileva beim frühmorgendlichen Joggen in den Hügeln von Veliko Tarnovo. „Wenn ich nächstes Jahr die zwölfte Klasse beende, möchte ich nach Sofia ziehen, um näher bei meinem Mann zu sein und zu studieren. Wir planen eine Familie, mit der wir in unserem Haus hier im Dorf leben möchten. Aber bevor es soweit ist, müssen wir uns eine Zukunft erarbeiten, um für unsere Kinder sorgen zu können.“ 34
berührbaren abstammen. Das ist eine der
sesshaft zu werden, bestimmte Berufe zu
Ideologien als etwas spezifisch Deut-
typischen Umdeutungen, die vermeint-
ergreifen: Fahrgeschäfte, den Instrumen-
sches. Sozialpolitische und kriminologi-
lich „passende“ Bilder erzeugt.
tenbau. Da kann man relativ wohlhabend
sche Maßnahmen werden aber in ganz
werden, sich vielleicht ein Haus kaufen,
Europa diskutiert. In Schweden gab es
bodo Aus den Geächteten und Vogelfrei-
um nicht mehr wandern zu müssen. Viele
Sterilisierungen, in der Schweiz Kindes-
en werden schließlich im 19. Jahrhundert
Sinti haben im Ersten Weltkrieg in der
wegnahmen, in Frankreich besonders re-
Staatsbürger. Auch die deutschen Sinti
deutschen Armee gekämpft.
striktive Maßnahmen, um die Freizügig-
werden Deutsche.
keit zu beschränken. So wie die medialen bodo Trotzdem führt auch der Weg
Repräsentationen – die „Zigeuner“-Bilder
der deutschen Sinti in den Holocaust.
und -Geschichten – sind auch die Stra-
ßen die Staatsbürgerschaft aufgrund
500.000 Sinti und Roma fallen dem Geno-
tegien im Umgang mit der Minderheit
des Geburtsrechts ein. Wer in Preußen
zid zum Opfer.
über die Jahrhunderte ein europäisches
KMB Schon vorher, 1842, führt Preu-
Phänomen.
geboren ist, ist Preuße. Die „Zigeunerplage“ ist verschwunden, dabei hat sich ja
KMB Bereits vor 1914 wird auf Betrei-
eigentlich nichts geändert, bis auf dass
ben der Bayrischen Polizeibehörde die
bodo … das seit dem EU-Beitritt von
diese Leute nicht mehr vertrieben wer-
erste Zentralkartei für „Landfahrer“
Rumänien und Bulgarien neue Aktualität
den können. Was macht man? Jahr für
eingeführt. Diese Kartei ist eine der
erhält. Mit der neuen Zuwanderung schei-
Jahr werden Sonderrechte eingeführt.
beiden bürokratischen Quellen für den
nen die eingeübten Bilder unmittelbar
Die kleinen Schikanen fangen an. Eine
Völkermord. Das andere ist die Erfassung
wieder abrufbar zu sein: In „Wer betrügt,
typische Entwicklung.
durch die sogenannte „Rassenhygieni-
der fliegt“ steckt der Vorwurf des „para-
Und genau dieser Gruppe gelingt es trotz-
sche Forschungsstelle“. Mit Blick auf den
sitären“ Lebens. Statt von Familien von
dem, immer stärker zu verbürgerlichen,
Völkermord erscheinen die rassistischen
„Clan-Strukturen“ und „Bettelbanden“ zu
Phonetische Abschriften des lateinischen Alphabets an der Wand der 22-jährigen Stefka Vasileva. „Mit 15 Jahren, als Nasko und ich heirateten, habe ich die Schule abgebrochen. Vier Jahre lang bin ich nicht zum Unterricht gegangen. Mit 19 habe ich allerdings beschlossen, meine Ausbildung nachzuholen.“ Nach drei Jahren macht sie derzeit an der weiterführenden Schule in Veliko Tarnovo ihren Schulabschluss. 35
sprechen, schließt direkt an das Bild der
ren. Im Pass steht das nicht, und das ist
KMB Es ist schon unwürdig, dass sie
„Zigeunerplage“ an.
auch richtig so. Es gibt übrigens in allen
wandern müssen, und sie haben auch hier
Gesellschaftsbereichen soziale Aufsteiger,
keine wirkliche Chance. Städte wie Dort-
KMB In der Tat zeigt sich, dass – im Gegen-
die jederzeit bestreiten würden, Roma zu
mund und Duisburg brauchen Geld, es
satz etwa zu anderen Opfergruppen des
sein. Und noch aus gutem Grund.
gibt ein ganzes Spektrum an Möglichkei-
Holocaust – beim Sprechen über Angehö-
Zunächst einmal entspricht der Anteil der
ten, und das ist alles finanziell machbar.
rige der Romvölker so etwas wie Stopp-
auswandernden Roma ihrem Anteil in den
Zweitens ist die Roma-Integration ein
Regeln nicht zu existieren scheinen.
Herkunftsländern, liegt also bei rund 10
Langzeitproblem europäischer Sozialpoli-
Sobald diese Tür geöffnet wird, begegnet
Prozent. Neben klassischer Einwanderung
tik, aber ein lösbares. Die EU hat das The-
man erschreckenden Formen von Hass
und den vielen Wanderarbeitern, die hier
ma vernachlässigt und unterschätzt. Sie
in der Fleischindustrie oder der Landwirt-
ist vorrangig an wirtschaftlichen Integra-
schaft arbeiten, gibt es die Gruppe der
tionsprozessen interessiert gewesen und
bodo In der öffentlichen Diskussion ist
Notwanderer. Das ist zahlenmäßig wei-
hat soziale Fragen wie Armut, Diskrimi-
„Armutswanderer“ oft ein Synonym für
terhin eine kleine Gruppe, die auch nicht
nierung oder Ungleichheit immer an die
Roma.
viel größer werden wird. Die Schwächsten
zweite oder dritte Stelle geschoben. Wir
und Aggression.
kommen nicht, sondern die, die noch eine
bräuchten nur einen Bruchteil der Mittel,
KMB Die Menschen, die kommen, eth-
kleine Chance sehen und bereit sind, alles
die wir für die Rettung der südeuropäi-
nisch zu markieren ist das, was letztlich
zu tun, um ihre Lage zu verbessern.
schen Staaten ausgegeben haben, um die sozialen Verwerfungen in Rumänien und
zu Eskalation und Konflikten führt. Es ist genauso falsch, wenn sich Rumänen von
bodo Diese „Notwanderer“, wie sie
Angehörigen der Ethnie distanzieren wie
sagen, stellen die Kommunen für große
wenn wir in „gut“ und „Roma“ sortie-
Probleme.
Bulgarien deutlich zu mildern.
In einer kleinen Pizzeria in der Nähe seines Büros im Zentrum von Sofia gibt Nasko bettelnden Roma-Frauen ein wenig Geld. „Ich kann meiner Roma-Gemeinde nur helfen, wenn ich mich ins tägliche Leben der Gemeinschaft einbringe, mir der Misstände bewusst werde und dann auf rechtlichen und administrativen Wegen nach Lösungen für diese Probleme suche.“ 36
bodo Glauben Sie, dass das geschehen wird? KMB Ich war 2005 optimistischer. Die EU hat große Programme aufgelegt und die sogenannte Roma-Dekade ausgerufen, die im nächsten Jahr ausläuft. Diese Mittel wurden nicht abgerufen oder verschwendet. Doch es gibt Projekte, die zeigen, wohin der Weg gehen muss. Die Menschen, die sagen: „Ich kann das nicht aushalten, dass jetzt so viele in mein Viertel kommen“, verstehe ich. Die Alternative – ein Ende der Europäischen Integration – wäre auch nicht auszuhalten.
Klaus-Michael Bogdal Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung. Suhrkamp Verlag, 24,90 Euro
Maryana erzählt beim Abspülen des Geschirrs im Haus ihrer Eltern, wie schwierig es für sie war, ihre Ausbildung wiederaufzunehmen. „Ich gehöre den Kalderasch an, einer der konservativsten Roma-Gruppen in Bulgarien. Und als wäre das nicht schon Hindernis genug, ist es als Mädchen natürlich noch schwieriger, einen Schulabschluss zu machen.“ 37
REPORTAGE
Obdachlosigkeit à la Hollywood Ein Kurzfilm über Obdachlosigkeit, in Los Angeles gedreht, will im Frühjahr die internationalen Festivals rocken. bodo-Redakteurin Birgit Rumpel durfte den Rohschnitt sehen und sprach mit dem Produzenten Mike Fuhrmann. von Birgit Rumpel | Fotos: Make Art Make A Difference LLC, Alicia Rius (www.aliciariusphotography.com)
Kann man sich einen „schönen“ Film über
für den Tag fertig macht, Rasierschaum
Blicke werden ausgetauscht. Warum geht er
Obdachlosigkeit vorstellen? Filme zum
anrührt, den Sitz der Krawatte prüft, etwas
so ziellos durch die Stadt, er muss doch zur
Thema kennen wir doch nur als Reportagen
Kleingeld einsteckt und schließlich auf die
Arbeit. Oder nicht? Langsam ahne ich es – er
oder Dokumentationen, womöglich mit
gediegene goldene Taschenuhr schaut, zwi-
hat gar keinen Job mehr. Tut nur so als ob, um
unkenntlich gemachten Gesichtern, gar mit
schendurch ein Schwenk über das klassische
das Gesicht zu wahren. Womöglich hält er es
versteckter Kamera gedreht. Ihre Bildspra-
Familienfoto. Auch eine Klarinette macht
vor seiner Familie geheim?
che zeigt die Äußerlichkeiten einer Realität,
er sorgfältig spielbereit. Erst beim abschlie-
wie sie keiner sehen will. Im Ergebnis wird
ßenden, prüfenden Blick in den Rasierspie-
Dieses Phänomen ist dem Produzenten des
weitergezappt oder ausgeschaltet, das Pu-
gel sieht man sein Gesicht, bevor er mit Hut,
Films, Mike Fuhrmann, bei einem seiner
blikum stumpft eher ab, als dass es berührt
Mantel und elegantem Aktenkoffer durch
Aufenthalte 2012 in Los Angeles aufgefallen,
wird. Wie es auch anders geht, zeigt ein au-
die Straßen geht. Das ist Conrad Cooper.
und es ließ ihn nicht mehr los. Während eines Workshops für Drehbuchautoren
ßergewöhnliches Filmprojekt, das ab März
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auf internationalen Festivals präsentiert
In meinem Kopfkino ist er ein Büroangestell-
sprach er mit Kollegen über das Thema,
wird: „The Case of Conrad Cooper“.
ter auf dem Weg zur Arbeit. Aber wozu die
und so entstand die Idee, die nicht sichtbare
Klarinette? Hat er die überhaupt mitge-
Obdachlosigkeit sichtbar zu machen.
Ein sonniger Morgen in einem amerikani-
nommen? Er schlendert durch die Straßen,
schen Vorort: der typische Zeitungsbote auf
verweilt kurz auf einer Parkbank, setzt sich
Fuhrmann wusste, dass es neben den offen-
dem Fahrrad, eine ältere Dame im Morgen-
später in ein Straßencafé, schlendert weiter
sichtlich Wohnungslosen in der Riesenstadt
rock genießt ihren Kaffee auf der Veranda,
durch die Straßen. Irgendwas ist komisch. Die
am Pazifik auch eine nicht geringe Zahl von
Detailaufnahmen von jemandem, der sich
Begegnungen mit Passanten sind wortlos,
Obdachlosen gibt, die auf der Straße nicht
sofort erkannt werden. Ein Phänomen,
und die ursprünglich geplanten 10.000 Dollar
drucksvoll, besonders die Geschichte einer
das in den USA, die auf ein soziales Netz
reichten längst nicht aus. „Wir wollten aber
Frau, deren Mann ermordet worden war,
weitgehend verzichten, weiter verbreitet
nicht von unserem Konzept weg, einen künst-
woraufhin sie – schwanger und mit zwei
ist als hierzulande. Menschen, die ihr Haus
lerisch anspruchsvollen Film zu machen, der
kleinen Kindern – aus dem Haus ausziehen
oder ihre Wohnung nicht mehr finanzieren
nicht billig aussehen sollte“, erklärt Fuhrmann.
musste. Wochenlang lebte sie mit den Kin-
können, leben zunächst nicht auf der Straße,
Erkennbar ist das an der perfekten farblichen
dern im Auto, schrieb sich nachts ihre Ver-
sondern in ihren Autos. Viele sind dabei
Abgestimmtheit von Kulisse, Kostümen und
zweiflung von der Seele und fand schließlich
nicht einmal arbeitslos, sondern gehen
Ausstattung sowie zahlreichen liebevollen
einen Verleger für ihre Geschichte. Mit dem
tagsüber einer Beschäftigung nach, immer
Details, die man in einem Kurzfilm eher nicht
Erlös gründete sie eine Initiative, die ob-
darum bemüht, ihre Situation nicht offen-
erwartet. Die ca. 35.000 Dollar, die unter
dachlose Frauen in Los Angeles unterstützt“,
bar werden zu lassen. „Das sind die Auswir-
dem Strich erforderlich waren, wurden durch
erzählt Fuhrmann noch immer sehr berührt.
kungen der Finanz- und Immobilienkrise in
private Investoren und Fundraising über das
den USA, die längst die Mittelklasse erreicht
Internet bisher zu 80 Prozent aufgebracht.
haben“, so Fuhrmann. „Nahezu jeder, mit
Neben dem Film sprudelten die Ideen für weitere künstlerische Projekte, die unter
dem ich in den USA zu tun hatte, kannte
Die Dreharbeiten fanden im Oktober 2013 in
dem neu gegründeten Label „Make Art
Betroffene oder hatte selbst schon einmal
Long Beach statt, die Nachbearbeitung, der
Make A Difference“ realisiert werden sollen,
solch eine Phase durchlaufen. Da stellt sich
endgültige Schnitt sowie die Musik werden
wie Fotoausstellungen, Street Art-Projekte
die Frage, wohin sich die Mittelklasse begibt,
derzeit abgeschlossen. Es ist ein Stummfilm,
oder eine Graphic Novel. „Mein Traum wäre
nachdem sie verschwunden ist.“
Blicke, Mimik und Gestik ersetzen Dialoge,
eine Road Show durch Europa mit Livemusik
die Filmmusik verstärkt die Emotionen. „Das
und Aktionen“, schwärmt Mike Fuhrmann.
Mike Fuhrmann und seine Mitstreiter haben
gehört zu unserem Konzept. So funktioniert
Herzlich willkommen im Ruhrgebiet! (biru)
sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt,
die Geschichte auch international, denn es
haben mit Betroffenen gesprochen und Initi-
handelt sich um ein globales Problem“, ist
ativen befragt, die Obdachlose unterstützen.
Fuhrmann überzeugt.
Durch intensives Netzwerken wurde aus dem
Mehr zum Projekt auf:
Kernteam der Filmemacher ein komplettes
Schon während der Dreharbeiten schlug das
www.thecaseofconradcooper.com
Filmteam mit internationaler Besetzung. Alle
Projekt Wellen. Zwei Radiosender berichte-
Hier kann man auch selbst Teil des Pro-
Beteiligten arbeiteten ehrenamtlich für das
ten darüber, was dazu führte, dass immer
jekts werden. Aktuelle Updates und Fes-
Projekt, die Begeisterung motivierte sie. Den-
wieder Betroffene ans Set kamen, um ihre
tivaltermine gibt es auf www.facebook.
noch fielen natürlich Produktionskosten an,
Geschichte zu erzählen. „Das war sehr ein-
com/thecaseofconradcooperdeutschland.
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REPORTAGE
Haben Sie mal Feuer? Feuer fasziniert die Menschen. Seit jeher. Der Blick in Flammen und Glut ist ähnlich fesselnd wie der auf Wellen und Brandung. Dass das Dortmunder Feuerkünstlerensemble Evil Flames unlängst sein Hauptquartier ausgerechnet in einer ehemaligen Fischmarinadenfabrik aufgeschlagen hat, ist dennoch dem Zufall geschuldet. Johannes Lührs sprach als Künstlerischer Leiter der Gruppe mit uns über ihr heißes Metier und was an ihrer facettenreichen Arbeit weit weniger zufällig ist als der Standort mit wassernaher Vergangenheit. von Wolfgang Kienast | Fotos: Evil Flames
Die Evil Flames schlucken und spucken Feuer, sie jonglieren damit, zeichnen Bilder auf den Boden und in die Luft, lassen es blitzen, krachen und donnern. Sie inszenieren das Element mal dynamisch und mal romantisch. Sie spielen mit dem Zauber ebenso wie mit Ängsten und wissen, was das Feuer derart anziehend macht. „Feuer muss man riechen, schmecken und fühlen können”, sagt Lührs. „Heute fehlt den meisten Menschen im Alltag diese direkte sinnliche Erfahrung. Selbst im Kamin brennt es hinter einer Glasscheibe, und manchmal kommt es gleich von einer DVD. Dabei geht so viel von dem verloren, wodurch wir erst zum Menschen geworden sind. Alles begann mit dem gemeinsamen Sitzen am Lagerfeuer. Man geht inzwischen davon aus, dass die Menschen am Lagerfeuer angefangen haben, sich zu verständigen und ihre Sprache zu entwickeln, bis sie sich endlich richtige Geschichten erzählen konnten. Dort liegt der Ursprung unserer Kulturtechniken.” Eine Geschichte haben mittlerweile auch die Evil Flames. Um die Jahrtausendwende wurden sie von drei Feuerspuckern ins Leben gerufen. Unter ihnen Michael Kreiker, noch heute Kopf der Gruppe. Aus jener Zeit stammt auch der Name, ins Deutsche übersetzt Böse Flammen, der mit dem Mythos von Gauklern, fahrenden Gesellen und mittelalterlichen Ritualen kokettiert und mit der Vorstellung unheimlicher Gestalten, die verwegene Dinge tun. Und mit Rock‘n‘Roll. „Keine Frage, wir haben auch die etwas düsteren Geschichten im Programm“, sagt Lührs dazu. „Aber die Namensgebung war eigentlich davon unabhängig und eine spontane Angelegenheit. Sie war nötig, weil ein Reporter damals einen Artikel über die drei schreiben wollte und einen passenden Titel brauchte. Der Name ist dann geblieben. Was er allerdings nicht transportiert, sind die positiven Anteile. Feuer hat auch eine sehr romantische Seite.“ Ungeachtet der Tatsache, dass die Sprache – vom Funken, der überspringt bis zur glühenden Leidenschaft – ausreichend Bilder kennt, welche diesen Aspekt betonen, überwiegt in der öffentlichen Wahrnehmung meist die negative Sichtweise. Die Berichterstattung 40
41
REPORTAGE
in den Medien tut ihr Übriges. Brandstiftung, Feuersbrünste, Explosionen. Doch wo Ängste verstärkt werden, gestaltet sich in der Folge ein sachlicher Umgang oft schwierig. Die Wahrscheinlichkeit, das etwas passiert, steigt, weil Kompetenz schwindet. Vor diesem Hintergrund gründeten die Evil Flames mit anderen Feuerbegeisterten im Jahr 2009 den Feuerpädagogik e.V. Als gemeinnütziger Verein und Mitglied unter anderem in der „Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes“ kooperieren sie mit Schulen, in Kursen und Projekten vermitteln sie ihr Wissen an Schüler ebenso wie ans Lehrpersonal. Erklärtes Ziel ist die Förderung erlebnispädagogischer Brandschutzerziehung. Im Fachjargon wäre das die korrekte Bezeichnung. „Jeder kennt das Sprichwort ,Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für kleine Kinder nicht.‘ Wir denken das anders. Schwimmen lernt man, wenn man ins Wasser geht. Feuerkompetenz erlangt man nur im Umgang mit Feuer. Bei uns lernen die Kinder unter Anleitung, wie man Funken schlägt, also ohne Streichholz oder Feuerzeug ein Feuer zu machen, und wie man anschließend darauf sein Essen kochen kann. Es gibt Fackelläufe, und wir entwickeln mit den Älteren eine echte Show. Das geht bis zu riesigen Feuerskulpturen, die mit tollen Pyroeffekten abgebrannt werden. Bei uns kann man lernen, wie man ein Feuer richtig löscht und natürlich auch, wie man Feuer spuckt. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass bei all dem auch soziale Kompetenzen gefördert werden. Kleine, gesaubeutelte Kinder werden auf einmal ganz groß, wenn sie etwas drauf haben, wozu andere nicht in der Lage sind. Sie entwickeln Selbstbewusstsein und Persönlichkeit.“ Das gilt, auf entsprechend höherem Level, ebenso für gestandene Profis, die an und mit ihrer Arbeit wachsen. Schließlich handelt es sich um nicht weniger als Grenzerfahrungen, auch wenn Feuerspucken nicht ganz so gefährlich ist, wie es oft aussieht. Oder inszeniert wird, denn das Publikum erwartet schließlich den Nervenkitzel. Vieles ist eine Frage der Technik. Die Evil Flames gehen hier einen eigenen Weg und verwenden beim Spucken Bärlappsporen, auch Lycopodium genannt. Mit dem organischen Stoff lässt sich eine Art Mehlstaubexplosion herbeiführen, weswegen Lycopodium seit jeher im Theater und bei Film- und Fernsehproduktionen benutzt wird. „Ich gehe davon aus, dass wir im Bereich der Feuerkünste Vorreiter in dieser Technik sind. Die anderen nehmen Lampenöl oder Paraffin. Das kann böse enden, denn wer das
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www.evil-flames.de, www.feuerpaedagogik-ev.de
beim Einatmen in die Lunge bekommt, zieht sich unweigerlich schwere Verlet-
Für ihre 660 qm große Halle suchen die Evil Flames noch Personen
zungen zu. Daran sind schon Kollegen gestorben. Zwar geht es einerseits bei der
oder Gruppen aus dem Bereich der performativen Künste, die Inte-
Performancekunst um das Ausloten persönlicher Grenzen, wir haben aber kein
resse an einer gemeinsamen Nutzung der Fläche haben. Lagerplatz
Interesse daran, mit dem Leben spielen. Unsere spezielle Technik unterscheidet
und Probebühne sind vorhanden. Kontakt: info@evil-flames.de
sich natürlich von der klassischen, und die Flamme aus den Sporen sieht etwas
anders aus als die übliche, ist aber nicht weniger bombastisch. Auf der anderen Seite kann ich durchaus verstehen, dass jemand, der das Spucken mit Lampenöl beherrscht, ungern mit einem ihm nicht vertrauten Material wieder bei Null anfangen möchte.” Johannes Lührs fand über die Jonglage zu den Evil Flames. Mit Fackeln zu hantieren ist spannender als mit Keulen. Michael Kreiker kam als klassischer Feuerspucker und Theatermensch eher aus der Fakir-Richtung. Bei dem Feuerkünstlerensemble kommen darüber hinaus asiatische Techniken wie „Firespinning“ zum Einsatz, bei welchem mittels sogenannter Poi-Ketten Feuerkreise in die Luft gezeichnet werden können. Die Evil Flames kombinieren diese unterschiedlichen Traditionen, die lange Zeit parallel existierten, bei ihren Auftritten zu neuen, stimmigen Attraktionen. „Wir konzipieren die Programme im Team. Der harte Kern besteht derzeit aus sechs Personen, wir holen aber regelmäßig Leute aus dem Umfeld dazu. Und wenn jemand eine Idee hat, spinnen wir damit herum, überlegen, was dazu passen würde und auch, mit welcher Musik man das synchronisieren könnte. Musik ist ein ganz wichtiger Stimmungsträger. Nach und nach wird alles festgezurrt. Aktuell bieten wir vier unterschiedliche Showformate an, den mittelalterlichen Flammenzauber ,Fiurfaro‘, den theatral inszenierten Walkact ,Foiah!‘, die romantische Hochzeits-Feuershow ,Liebesfunken‘ und ,Flash!‘ als Event mit viel Glitzer und Glamour.“ Für „Flash!“ erhielt das Ensemble im vergangenen Jahr vom Künstlermagazin KM die Auszeichnung „Künstler des Jahres“ in der Rubrik Feuershow. Die eingangs erwähnte, vormalige Fischmarinadenfabrik dient als Proberaum, Labor und Lager für Requisiten. Sie liegt am Hahnenmühlenweg, am westlichen Rand des Dortmunder Unionviertels. In gewisser Hinsicht existiert sogar ein Zusammenhang zwischen der schwerindustriellen Nachbarschaft und den Inszenierungen der Gruppe. „Das Ruhrgebiet hat viel mit Feuer zu tun beziehungsweise zu tun gehabt“, erklärt Lührs. „Der einfache Gaukler muss über Feuer relativ wenig wissen. Für ihn kommt es darauf an, die Grenzen zu kennen und zu respektieren. Aber als Künstler ist mir daran gelegen, das Feuer als Kulturgut zu behandeln. Für uns im Verein oder auf der Bühne ist es viel mehr als ein ästhetisches Element. Es hat einen kulturgeschichtlichen Hintergrund, über den man informiert sein sollte. Wir verstehen uns in dieser Hinsicht als Feuer-Emanzipatoren. Uns ist sehr daran gelegen, das Schöne an diesem Element, vorbeugend der Gefahr, in anderer Form weiterleben zu lassen.“ (wk)
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BUCHBESPRECHUNG
M
it Prosper Haniel in Bottrop wird in
ter. Weltmeister, Lokalpatrioten, Auswanderer.
klore. Sie erzählen von Zusammenhalt wie
vier Jahren die letzte Steinkohlezeche
Einen Kampfsportler, der einen Amokläufer
von harten Ellenbogen, von Identität wie
des Ruhrgebiets abgeworfen. Eine 700-jäh-
zur Strecke brachte, einen Sprengsteiger, dem
von harter, dreckiger Arbeit, die auch nur
rige Bergbaugeschichte endet und das, was
das TNT abhanden kam, einen ehemaliger
ein Job ist. Und es sind die letzten, die hier
entscheidend beitrug zur Entstehung, Form
Fahrsteiger, im Zweitberuf Taubenzüchter. Den
erzählt werden.
und Identität dieser seltsamen Region ohne
Steigersohn Thomas Such, der als Maschinen-
Zentrum, wird endgültig museal.
schlosser auf Prosper Haniel arbeitete und
David Schraven schreibt im Vorwort: „Ich woll-
mit seiner Metal-Band „Sodom“ den Klang
te ein Bild von den Zechenkindern zeichnen:
Der Journalist und Autor David Schraven
der Schrämwalzen, die die Kohle aus dem Flöz
offen, ehrlich und ungeschönt. Ich wollte die
lebt im Schatten von Prosper Haniel, und ein
brechen, imitiert. Oder den Wettersteiger Theo
Kameradschaft zeigen, aber auch den Neid.
Romantiker ist er nicht. Sein Buch über das
Körner, der zwei Kumpel tot bergen musste, die
Ich wollte die Hoffnungen zeigen, aber auch
schwarze Herz des Ruhrgebiets verweigert sich
nach einer Schlagwetterexplosion eingemau-
das Leid. Ich wollte das Weiße zeigen und das
der Nostalgie von Knappenverein und Steiger-
ert wurden, um den Brand einzudämmen.
Schwarze und die Grautöne dazwischen.“ Das
lied. Ein Denkmal setzt es trotzdem. Schraven lässt 25 Bottroper Zechenkinder sprechen:
Die Geschichten aus dieser Männerwelt
träger Uwe Weber auf beeindruckende Weise
Spätberufene, Frühpensionierte, Gewerkschaf-
schreiben nicht mit an der Bergmannsfol-
gelungen. (Bastian Pütter)
it Anthologien ist es immer so eine Sa-
Kein guter Ausgangspunkt für mich und das
bekommt als die anderen: „In 18 von 24 Ver-
che. Mehr als 20.000 Vorschläge macht
Projekt des kleinen „konkursbuch“-Verlags,
suchen passten sich die Kinder, die es besser
der deutsche Buchhandel, von den schönsten
das mich – manchmal ist es seltsam – mit
hätten wissen müssen, der Mehrheit an. Sie
Katzengeschichten bis zur „kulinarischen
seinem Titelbild neugierig machte. Was
sahen ein Bild ihrer Mutter und sagten, wie
Krimi-Anthologie“. Statt der Blütenlese, die
Herausgeberin Sigrun Casper dann aber auf
alle anderen: ,Ich sehe einen Goldhamster.‘“
das griechische Wort verspricht, erwarten
fast 300 Seiten versammelt, ist eine Antho-
einen allzu oft Kraut und Rüben, kalkuliertes
logie im guten, im besten Sinne. Geschichten
Da gruselt‘s einen, und Martensteins Kol-
Recycling oder Textsammlungen, bei denen
über Paradiesvögel und Ausgegrenzte, über
lege Jens Jessen muss daran erinnern, dass
die Freude über den Abdruck einseitig verteilt
Kranke, Käuze und Gemobbte. Engagiert, zu-
Anpassung geleistet, aber nicht respektiert
auf Seiten derer liegt, die da schreiben.
weilen hart und düster. Eine Tatortbegehung
werden muss: „Das Herz bleibt frei. Die
in Schule, Uni, Dorf, Kiez, Büro, Familie und
Kinderhand, die sich in der Tasche zur Faust
Sie merken: Ich war skeptisch. Ach ja: Und
Politik. Und ein Panoptikum der Zurichtun-
ballt, wird dereinst die Noten, die Literatur,
dann noch Harald Martenstein. Der Name
gen durch den Mainstream, wenn etwa der
die Formeln der Zukunft schreiben. Denn
des Dauerkolumnisten des ZEIT-Magazins
erwähnte Harald Martenstein ein Experi-
alles was groß und herrlich ist am Men-
verursacht bei mir eher hektisches Weiter-
ment mit Vierjährigen beschreibt, bei dem
schen, formiert sich im Widerstand gegen
blättern, aber das ist etwas Persönliches.
ein Kind ein anderes Buch zum Betrachten
die Mehrheit.“ So. (Bastian Pütter)
M
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ist ihm und dem „World Press Photo“-Preis-
RÄTSEL
David Schraven und Uwe Weber Zechenkinder Ankerherz Verlag 2014, 24,99 Euro
Sigrun Casper (Hg.) Außenseiter. konkursbuch 51 konkursbuch Verlag 2013, 15,50 Euro
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LESERSEITE
… und dann war da noch ein Einbruch: In der Nacht auf den 21. Januar verwüsteten Diebe unsere Anlaufstelle in Bochum, brachen Türen und Schränke auf, und stahlen u.a. unsere Computermonitore. Besonders dreist: Den Inhalt unserer Spendenbox ließen sie nicht nur mitgehen, sondern auch vorher in unserem Münzzähler centgenau zählen!
LESERPOST Hallo, liebe Redaktion! Da ich erst jetzt das bodo-Januar-Heft gekauft
Anlaufstelle für Tierbesitzer in Not gibt. Zumal alle
habe, bin ich aus allen Wolken gefallen!
beteiligten Helfer ehrenamtlich, also in ihrer Frei-
Die Preiserhöhung von 1,80 Euro auf 2,50 Euro ist
zeit neben einem Berufsalltag, helfen. Gewundert
schon happig. Der einzige, der sich freut, ist der Ver-
hat mich aber, dass die beteiligten Dortmunder
käufer, der die Hälfte abbekommt! Wenn so viele
Tierärztinnen Susanne Lözzer und Marion Anne-
Hefte verkauft werden wie vorher.
möller in Eurem Artikel nicht genannt wurden. An
Nach dem ersten Durchblättern und Lesen sag ich
dieser Stelle von mir ein Dankeschön auch an diese
mal so: Die Gestaltung ist so wie bei vielen anderen
beiden Tierärztinnen!
Zeitschriften und Magazinen. Was auch hier stö-
Mit freundlichem Gruß, Marlies Hoffmann
rend ist, dass die Grundschrift zu klein ist. Das andere Papier ist eine Aufwertung! Das Titelbild ist sehr ansprechend! Fazit: Trotz allem hin und her – macht weiter so! MfG Lutz Gollnick
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einem Tier ist. Deshalb finde ich es toll, dass es diese
Sehr geehrtes Redaktionsteam, Lob und Anerkennung sage ich Ihnen für das neu gestaltete bodo-Magazin. Es hat ein gut überschaubares Format, leicht zu blätternde Seiten, gut lesbare Spaltentexte, abwechslungsreich arrangierte Fotos;
Liebe bodo-Redaktion,
es ist einfach mit Genuss zu lesen. Aber nicht nur die
mit großem Interesse habe ich den Artikel über Do-
„Verpackung“ ist schön, sondern vor allem der In-
Dog gelesen. Ich selber verfolge die Arbeit von Do-
halt: Sie präsentieren interessante und berührende
Dog schon seit Jahren und finde es klasse, mit wie-
Texte über Menschen und Begebenheiten, die man in
viel persönlichem Engagement dort den Tieren und
anderen Zeitungen nicht in der Weise findet.
Ihren Besitzern geholfen wird. Als Hundebesitzerin
Mit freundlichem Gruß und einem „Weiter so!“
weiß ich, wie wertvoll und wichtig die Beziehung zu
Jutta Bockelbrink
bodo dankt: Sparkasse Bochum Yvonne Dallmer, Jürgen Recktenwald, Dr. Hossiep, Lothar Lemke, Roger Feist, Heike Berz, Margret Tersteegen, Ingeborg Loth, Gisela Luise Edith Schreiber, Reiner Gipp, Daniel Büning, Wolfgang Becker, Sylvia Schreurs, Viktor Bindewald, Hedi Hartwig, Bruno Wittke, Udo Möller, Liane Goebel, Edith Kluge, Siegmar Welski, Birgit Zacher, Wilfried Beyer, Petra Seidemann, Angelika Rohde, Ursula Cuber, Andreas-Martin Kinzel, Rudolf Schäfers, Klaus Joachim Würpel, Marion Holz, Tanja Bienwald, Susanne Martina Hildebrandt, Andrea Beitz, Karla Prommann, Hannelore und Kurt Kriegesmann, Sabine Watermeier, Birgit Junge, Wolfgang Piotrowiak, Antje Fateh, Brigitte und Peter Eskowitz, Diethard Haase, Klimawerkstatt GmbH, Ulrike Grützner, Martina Sieber, Ulrich Kraemer, Uwe Wronowski, Stephanie Kulpa-Tenne, Ute und Rainer Zerkowski, Dr. Thomas Kriedel, Beate und Frank Beyer, Renate Schmitt-Peters, Marion Hoffmann, Edith Kallenbach, Burkhard Mitzler, Ursula und Adolf Schmitz, Heinz Riedl, Beate von Miquel, Dr. Georg Johnen, Gisela Piechotta, Ursula D. Lutze, Dietmar Volkmar, Nadine Becker, Petra Klewes, Christa Fuhrlaender, Michael Manthey, Renate Jeworrek, Christiane Wollschlaeger, Renate und Peter Korte, Marithres van Bürk-Opahle und Norbert Opahle, Margot und Rainer Pütter, Astrid Heller, Ingrid Margot Giersdorf, Isabella Meya-Janoschka, Christa Toelle, Miriam Kljajo, Büro Menke Landschaftsarchitekten, Alice Elisabeth, Dr. Kludas, Beate Vohwinkel, Silvia Reschke, Jens Jeromin, Marianne Herling, Dr.med. vet. Karen Elisabeth Jacobsen, Dr. Hubert Mittler, Dr. Anke Reinacher-Schick, Michael Borgerhoff, Uta Wiegener-Linse, Brigitte und Walter Reusse, Dr. Annegret Schrewe, Bianca Dettmar, Dorothee Stix, Ute und Volker Weinberg, Hans-Georg Mueller, Ilona und Andreas Lorenz, Ursula und Wolfgang Marczak, Christel und Friedhelm Niemeyer, Bert Grollmann, Ute und Michael Winkler, Hans-Georg Schellack, Stefanie Kelm, Bernd Katafias, Marion Peters, Claudia Maria Sarawara, Sabine und Daniel Barbirato, Björn Josten, Nina Winter, Sven Matuschak, Herbert Unger, Prof. Dr. Bernhard Dilger, Jutta Sedlaczek, Sabine Raddatz, Ilse DünhölterPainczyk, Irmela Witte, Jochen Otto Ley, Petra Danielsen-Hardt, Maria Weyermann, Josef Hermann, Silke Harborth, Doris Buderus, Rainer Wiggeshoff, Ralf Brisi, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Kolpingsfamilie Wattenscheid-Eppendorf, Reinhold Bindemann, Timo Zimmermann, Ruth Hanke, Ute Soth-Dykgers, Annette Düe, DHB-Netzwerk Haushalt Ortsverband Dortmund e.V., Teodora Plamenova Todorova, Bettina und Peter Gumprich, Dr. Sabine Siebel, Susanne Schulte, Ingrid und Heinz Listemann, Marlis und Heinz Guenter Witthaus, DHB-Netzwerk Haushalt Ortsverband Dortmund e.V., Dr. Wilfried Raschke, Winfried Mescher, Martin Groß, Monika Puett, Helge Schaar, Oliver Stiller, Heribert Jahn, Sabine Krings-Völkel, Frank Völkel, Dr. Ulrike Reutter, Dr. Oscar Reutter, Heike Helms, Petra Brueschke, Hermann Kotar, Dortmund Energie und Wasser, Annette und Hans-Werner Kocher, Edeltraud Kraski-Kühne, Alexander Mecoleta, Esther Hagemann, Wolf Stammnitz, Gerhard Menno, Kathrin Schmelter, Annette und Matthias Meyer, Andreas Müller, Annette Schmitz-Stolbrink, Prof. Dr. Anke Simon, Jutta Hoffmann, Cornelia Harazim, Prof.Dr. KlausMartin Melzer, BC-Systemtechnik GmbH & Co KG, Christel Dreyer, Dr. Rinnert Siemssen, AHIDI UG, Commitor GmbH, Hans-Helmut Ermer, Martin Kühl-Lukas, Marlies Münster, Anna Lisa Diederichs, Anke Vosloh, Thomas Renner, Hans Wenkebach, Almut und Rudolf Hesse, Brigitte und Wilhelm Hast, Volker Schaika, Susanne Hausdorf, Erika Maletz, Doris Doberstein, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm-Rasch, Dagmar Tewes, Jutta und Wido Wagner, Heinz Richter, Gerhard Volpers, Elsemarie Bork, Peter Lasslop, Kathrin Bohr, Christina Kolivopoulos, Margit und Lothar Neumann, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau gGmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Mayersche Buchhandlung KG, SID Schier Engineering, Silvia Klesz
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
Möglich, dass Ronald Pofalla Ende Februar noch nicht bei der Bahn ist. Verspätungen gehören bei dem Unternehmen dazu. Aber was soll die Aufregung über den Wechsel? Dankbar sollten wir Unternehmen sein, wenn sie Politiker endlagern. Man stelle sich vor, Roland Koch wäre nicht zu diesem Bauunternehmen gewechselt. Der würde heute noch nerven, hetzen und Politik machen. Damit sind wir bei den lupenrein sauberen Grünen. Konsequent zu Ende gedacht, würden die sich mit Koch als Chef nur noch ein bisschen unmöglicher machen, als sie es in Hessen jetzt schon tun. Nun wollen die Grünen, dass Politiker, sobald sie Ex-Politiker sind, verdammt lange nichtrauchend zuhause rumsitzen und nichts tun, ehe sie sich einen lukrativen Job in der Wirtschaft krallen. Das klingt erst mal gut, dann aber nach Berufsverbot. Bundespolitiker dürfen nicht bei Mercedes anheuern, Landespolitiker nicht in den Sparkassenvorstand wechseln und ehemalige Ratsfrauen aus Unna nicht bei Aldi als Filialleiter anfangen. Mh. Man kann etwas älter sein und trotzdem nicht unter Gedächtnisverlust leiden. Dann fallen einem Gunda Röstel und Matthias Berninger ein. Die gelernte Sonderschullehrerin wurde sehr bald nach ihrem Ausscheiden als Grünenchefin Wasserverkäuferin mit Traumgehalt in Gelsenkirchen. Er galt als junge Hoffnung, war Staatssekretär im Verbraucherschutz, musste danach zwei Jahre als MdB darben, ehe er Lobbyist für Schokoriegel werden durfte. Die Linke ist fein raus. Seitdem es weniger Kolchosen und VEB in Deutschland gibt, will sich so recht für sie keine Anschlussverwendung finden. Ein anderer Expolitiker hat auch viel mit der Bahn zu tun. Er fährt mit ihr zu Vorträgen und erkundigt sich am Ort lieber nach der Straßenbahnverbindung, als sich mit einer S-Klasse abholen zu lassen. Und oft kassiert er für die Vorträge nicht mal. Hauptschule Sauerland halt, und ehemaliger Vizekanzler.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340
Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
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