bodo Februar 2014

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2.50 Euro | 1,25 Euro f체r den Verk채ufer

bodo

Februar 2014

GA DAS STRASSENMA

Z IN

Joe Bausch | Von wegen Doc Hollywood Fotoreportage | Roma jenseits der Schlagzeilen Evil Flames | Haben Sie mal Feuer? 1


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2

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INHALT | EDITORIAL

04

Joe Bausch Im Kölner Tatort spielt er den wortkargen Pathologen Dr. Joseph Roth.

Im wirklichen Leben ist er Arzt in der JVA Werl, ein engagierter Kämpfer für die Rechte der Menschen am Rand – und ein faszinierender Interviewpartner. Von Max Florian Kühlem

12

Keine Flip-Flops im Winter Marie und Sophie leiden an FAS, dem Fetalen Alkoholsyndrom,

ausgelöst durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Jeder Lernfortschritt kostet Kraft, ist jedoch aller Mühe wert, wissen ihre Pflegeeltern.

32

Von Marcus Preis

Erfinden, fürchten, verachten Klaus-Michael Bogdal hat in zwanzigjähriger Forschung herausgearbeitet,

wie über 600 Jahre aus Geschichten, Gerüchten, in Literatur und bildender Kunst ein Bild der Roma entstand, das wir für Wissen halten: „Europa erfindet die Zigeuner“. Von Bastian Pütter

40

Haben Sie mal Feuer? Die „Evil Flames“ aus Dortmund beeindrucken mit Feuer-Performances zwi-

schen Spektakel und Kunst. Ein Gespräch mit Johannes Lührs über Ästhetik und Risiko, die Kulturgeschichte des Feuers und „erlebnispädagogische Brandschutzerziehung“. Von Wolfgang Kienast

03 Inhalt | Editorial 07 Soziales | „Superpenner“ 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 Kultur | Das Leben der Kaugummis 16 Recht | Hoffnung für Abmahnopfer 17 Wilde Kräuter | Wilde Möhre

Liebe Leserinnen und Leser,

18 Kultur | Tonbande und Nordpol 20 Kommentar | Abschreckung gescheitert 20 News

vielen Dank, dass Sie sich für unser Februar-Heft entschieden haben! Dies ist das dritte Magazin in neuer Gestaltung und mit neuem Preis. Wir wussten, dass wir ein Wagnis eingehen, denn 2,50 Euro sind ja doch eine Menge Geld. Umso froher sind wir,

21 Das Foto 22 Netzwelt | www.invisiblepeople.tv 22 Kinotipp | Like Someone in Love 23 Veranstaltungskalender | Verlosungen 30 bodo geht aus | Kleiderschrank 32 Interview | Erfinden, fürchten, verachten 32 Fotoreportage | Roma jenseits der Schlagzeilen

über die letzten Monate den Eindruck gewonnen zu haben, dass Sie diesen Weg mitgehen und unsere Gründe verstehen. Unsere Hilfen und die positiven Entwicklungen, die unsere VerkäuferInnen durchlaufen, können nur greifen, wenn sie erleben, dass es sich auch in ihrer Tasche bemerkbar macht, bodo zu verkaufen. Nicht nur im Winter, aber besonders unter diesen widrigen Bedingungen, ist der Ver-

Redaktionsleitung

kauf harte Arbeit. Der Verdienst ist gering, aber die Voraussetzung dafür, die Erfah-

38 Reportage | Obdachlosigkeit à la Hollywood

rung zu machen, dass es sich lohnt, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.

40 Reportage | Haben Sie mal Feuer?

Ein zweites Ziel war, aus noch mehr Käufern Leser zu machen. Die Wertschätzung,

44 Buchbesprechung

Bastian Pütter

die unsere Verkäufer erfahren, steigt beträchtlich, wenn sie wissen, dass nicht nur

45 Rätsel

ihnen zuliebe, sondern auch aus Interesse am Heft Menschen ins eigene Portemon-

46 Leserpost | Comic

naie greifen. Dass dies immer besser gelingt, zeigt die große Zahl an Leserreaktionen, die uns und unsere Verkäufer riesig freut. Schreiben Sie uns weiter, sagen Sie, was Sie sich wünschen, was wir besser machen können!

bodo SCHA FFT CHAN CEN

Haben Sie Interesse, mehr zu erfahren über das Leben und Arbeiten auf der Straße? Dann laden wir Sie am 6. und am 8. Februar im Rahmen der Internationalen Woche der Straßenzeitungsverkäufer zu einem Perspektivwechsel ein: Rollentausch gefällig? (Mehr auf Seite 9) Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3


MENSCHEN

Joe Bausch:

Zwischen Knast und „Tatort“

„Mit gutem Strafvollzug gewinnst du keine Wahl. Häftlinge haben genau wie Obdachlose keine Lobby.“

4


Joe Bausch zu begegnen ist wie das Treffen mit einem alten Bekannten. Der Arzt, Schauspieler und Autor ist gern gesehener Gast in Millionen deutscher Wohnzimmer. In 54 der bisher gedrehten 57 Kölner Tatorte spielt er den Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth. von Max Florian Kühlem | Fotos: Daniel Sadrowski

Obwohl der Verstand weiß, dass dies nur eine

„Ich habe mich erst in einem Krankenhaus be-

war die zweite Generation RAF inhaftiert,

Rolle ist, schwingt bei der Begegnung doch

worben, wurde vom Chefarzt aber vehement

Bundespräsidenten waren regelmäßig zu

die Erfahrung mit, die man mit ihr gemacht

abgelehnt“, erinnert sich der Mediziner, der

Besuch im Knast.“

hat. Der Mann mit Glatze und Schnurrbart

2012 das Buch „Knast“ über seine Erfahrungen

hat jedoch wenig mit dem Weißkittel gemein,

geschrieben hat. Die Justizvollzugsanstalt

der sich im Fernsehen meist mürrisch über

war anfangs ein Plan B, Joe Bausch wollte nur

Leichen beugt und hinterher wortkarg und

eine Assistenzstelle ausfüllen, „aber ich habe

gen für Anstaltsmediziner geblieben, aber das

V

trocken Auskunft gibt.

mich dort schnell wohlgefühlt.“ Er berichtet

Verhältnis der Gesellschaft zu ihren Gefan-

on der Aufbruchstimmung von damals sind heute zwar ordentliche Bedingun-

J

von einer Aufbruchstimmung, von echten

genen habe sich wieder zum Schlechteren

oe Bausch wurde zwar 1953 im Westerwald

Veränderungen, die er mit Gleichgesinnten

gewendet, findet Joe Bausch: „Heute ist es

geboren, das Studium an der Ruhr-Univer-

erreichen konnte: „Wir waren die Generation

dein persönliches Versagen, wenn du auf die

sität Bochum hat ihn Anfang der 80er aber

Ärzte, die mit der Mangelmedizin nicht mehr

schiefe Bahn gerätst, und man fragt nicht:

zu einem überzeugten Kind des Ruhrgebiets

klarkamen. Wir wollten von der Knastmedi-

Was haben WIR falsch gemacht?“ Einmal bei

gemacht. Er hat eine warme und verbindliche,

zin zur Medizin im Knast, guter Medizin am

der Kritik an den Verhältnissen angekommen,

offene und direkte Art, gibt gern und wortreich

Rande der Gesellschaft.“

kann der Arzt sich immer noch in Rage reden:

Auskunft. „Bis vor zwölf Jahren habe ich noch

D

Deutschland habe mit den Landesvollzugs-

in Bochum gewohnt“, erzählt er. Mittlerweile hat es ihn an den östlichen Rand der Region

ie Generation, zu der sich Joe Bausch

gesetzen immer noch ein rückschrittliches,

zugehörig fühlt, ist die, die mit Willy

uneinheitliches Strafvollzugssystem. Und er

verschlagen, in die Nähe seines Arbeitsplatzes

Brandt den Ausgleich zwischen den politi-

geht noch einen Schritt weiter: „Es müsste die

in der Justizvollzugsanstalt Werl. Seit 1986, also

schen Systemen in Ost und West wollte – und

gleiche Strafandrohung überall im vereinten

seit über 25 Jahren, ist Joe Bausch Anstalts-

auch in der eigenen Gesellschaft keine Unge-

Europa geben.“ Menschen mit Migrationshin-

arzt. Also Hausarzt für Mörder, Vergewaltiger,

rechtigkeit duldete. In die Hände spielte ihm,

tergrund, die straffällig werden, würden oft

Erpresser, Betrüger, Diebe.

dass die Politik sensibilisiert war für die Zu-

abgeschoben in Länder, in denen sie gar keine

stände im Knast. „Die ersten RAF-Terroristen

Wurzeln mehr haben. „Sie sollten ihre Strafe

hatten auf die Haftbedingungen in Deutsch-

dort absitzen, wo sie ihre Mentalität und

land aufmerksam gemacht, Holger Meins

Sprache herhaben.“

war im Hungerstreik gestorben. Mittlerweile Joe Bausch plädiert außerdem dafür, die Haftzeit, „die Zeit, wo sie nicht mehr weglaufen können“, intensiver zu nutzen, um den Menschen zu helfen. „Wenn du dein Urteil hast, einen Haftplatz und eine Arbeit, dann

Name: Hermann-Joseph Bausch-Hölterhoff Berufe: Arzt, Drehbuchautor und Schauspieler Arbeitsplatz: Justizvollzugsanstalt Werl Amtsbezeichnung: Regierungsmedizinaldirektor

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MENSCHEN

„Wir waren die Generation Ärzte, die mit der Mangelmedizin nicht mehr klarkamen. Wir wollten von der Knastmedizin zur Medizin im Knast, guter Medizin am Rande der Gesellschaft.“

eröffnet sich ein therapeutisches Fenster“, sagt er. Dies könnte man bei Abhängigen für einen vernünftigen Drogenentzug nutzen und bei psychisch Kranken für eine Therapie. „Ich habe viele Fälle von HIV und Hepatitis wegen Drogen. Viele werden verhaftet aus der Obdachlosigkeit, viele haben Ausgrenzung und Willkür erlebt, kommen aus desolaten Familienverhältnissen. Man kann die Haftzeit nutzen, um diese Menschen zu stabilisieren.“ Bausch ist zwar froh, dass es im Knast immer mehr Psychologen und Therapeuten gibt. Unter 1.000 sozialtherapeutische Behandlungsplätze für bundesweit 70.000 Gefangene seien jedoch immer noch viel zu wenig. Ein Problem kann der Gefängnisarzt nach wie vor klar benennen: „Mit gutem Strafvollzug gewinnst du keine Wahl. Häftlinge haben genau wie Obdachlose keine Lobby.“ Dies sei ein Grund für ihn gewesen, das Buch „Knast“ zu schreiben, in dem er von seinem Alltag erzählt, schonungslos und ehrlich. Eine Art „Blackbox Gefängnis“ sei das, um Druck aufzubauen in der Öffentlichkeit. Neben erschreckenden Fakten aus dem Gefängnisalltag erfährt man darin auch viel Persönliches über Joe Bausch. So erzählt er von der Angst, die ihn und seine Familie überkam, als ein anonymer Anruf kam: „Du hast einen von unseren Kumpels auf dem Gewissen! Wir wissen, wo du wohnst, und wir werden dich holen!“ Generell gehe er allerdings eher mutig an seinen Job. „Nicht tollkühn“, ergänzt er. „Mit manchen ist man besser nicht allein im Behandlungsraum.“ Dass die meisten Gefangenen ihn aus dem Fernsehen kennen, kann Vor- und Nachteil sein: „Viele sind stolz, dass sie mich treffen dürfen. Aber wenn sie nicht kriegen, was sie wollen, dann schimpfen sie auch mal: Du bist ja nur Schauspieler, Doc Hollywood.“ (mfk)

„Knast“, im Ullstein Verlag als Taschenbuch erschienen, 9,99 Euro. Mit seinen Schauspielkollegen Dietmar Bähr und Klaus J. Behrendt gründete Joe Bausch 1997 den Verein „Tatort – Straßen der Welt“ und setzt sich für Straßenkinder und Gefängniskinder auf den Philippinen ein. Ende vergangenen Jahres hat er dafür das Bundesverdienstkreuz erhalten. 6


SOZIALES

IMPRESSUM

Provokation und Selbstironie „Seine Muskeln sind fester als sein Wohnsitz“ – mit „Superpenner“, einem Comic-Heft als Beigabe zur Januarausgabe der Berliner Straßenzeitung haben unsere Freunde vom „strassenfeger“ ein Medienecho hervorgerufen wie selten eine Straßenzeitung zuvor. von Bastian Pütter | Foto: Johannes Stoll

Herausgeber, Verleger, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke (rb), Oktav Ganea, Wolfgang Kienast (wk), Max Florian Kühlem (mfk), Bastian Pütter (bp), Marcus Preis (mp), Dr. Birgit Rumpel (biru), Petra von Randow, Susanne Schröder, Sebastian Sellhorst Fotos: Bianka Boyke (16), Victor Ciupuliga (22), Evil Flames (3, 40, 41, 42, 42), Oktav Ganea (33, 34, 35, 36, 37), AnnKatrin Pauly (8), pixelio.de (20), Sabrina Richmann (3, 19, 33), Alicia Rius (38, 39), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 12, 14, 16, 18, 30), Sebastian Sellhorst (8, 9, 10, 11, 20, 21, 46), Claudia Siekarski (9, 11), Johannes Stoll (7), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (17), Titelfoto: Daniel Sadrowski Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die März-Ausgabe 10.02.2014 Anzeigen: Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012

Alle haben sie berichtet: Die überregio-

beagentur „Scholz & Friends“, und fand rei-

nalen Tageszeitungen, die Magazine von

ßenden Absatz. Besonders faszinierend: Statt

Stern bis Focus, Fernsehsender, Radiosta-

vom Schreibtisch aus moralische Urteile zu

tionen und Blogger.

fällen, schickten die Redaktionen ihre Haupt-

Anlass des Medienauftriebs: Ein vor Selbstironie strotzendes Hochglanz-Heft im Stil amerikanischer Superhelden-Comics erzählt die Geschichte eines zu Superkräften kommenden Obdachlosen, der den Kampf gegen die „Berliner Bestie“ aufnimmt, die die schlimmsten Eigenschaften böser Kreaturen – Berliner Busfahrer, betrunkene Touristen – in sich vereint. Darf man das? Ist das zynisch? „Die Reaktionen waren bisher weitgehend positiv“, sagt „strassenfeger“-Chefredakteur Andreas Düllick. „Wir haben jedoch schon vorher diskutiert, ob wir damit nicht unsere Verkäufer bloßstellen.“ Gerade das verhasste Schimpfwort „Penner“ im Titel gab Anlass zu Kritik.

stadtkorrespondenten zu den Verkäufern des „strassenfegers“ und interviewten diejenigen, die mit dem Heft im für sie besonders schwierigen Januar auf der Straßen standen. Diese verwiesen auf das – ja offensichtlich – große öffentliche Interesse, die Qualität des Hefts und den Inhalt: Schließlich seien es ganz andere soziale Gruppen, die in „Superpenner“ gar nicht gut wegkämen... Kaum je kamen soviel Straßenzeitungsverkäufer in Mainstream-Medien zu Wort. Grenzen hat das öffentliche Interesse dennoch: Weil die Vermieterin der Notübernachtungsstelle des Vereins im inzwischen schicken Prenzlauer Berg kündigte, Ersatz nicht zu finden ist und die Stadt nicht hilft, landen die Bewohner mitten im Winter wieder auf

Trotzdem erschien der „Superpenner“,

der Straße. Und kein mediales Lauffeuer und

erdacht und umgesetzt von der großen Wer-

auch kein Superheld ist in Sicht. (bp)

Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka vorstand@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher | Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo., Mi. und Fr. 14 – 17 Uhr, Di. und Do. 10 – 13 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

7


NEUES VON BODO

2. Freitag: Sam Greb kommt!

Gute Bücher, guter Zweck

Wintercafé in Bochum

In unserer monatlichen Benefiz-Kulturrei-

In unserem gemeinnützigen Buchladen am

Noch den gesamten Februar über bieten wir

he präsentieren wir am zweiten Freitag im

Dortmunder Schwanenwall 36 – 38 schaf-

in Bochum mit dem bodo-Wintercafé ein täg-

Februar „Geschichten aus der Fieberwelt“

fen wir Arbeitsplätze mit der Annahme,

liches Frühstücks- und Aufwärmangebot in

mit Sam Greb.

Sortierung, Bewertung und dem Verkauf

unserer Anlaufstelle an der Stühmeyerstraße.

Die Fieberwelt ist ein eigener Erzählkosmos,

gespendeter Bücher.

Für Wohnungslose und von Armut betrof-

mit eigenen Figuren, Motiven und Örtlich-

Während der Öffnungszeiten und auch in

fene Menschen öffnet unser Wintercafé

keiten. Zwei Vagabunden dieser Welt sitzen

unserer Bochumer Anlaufstelle nimmt unser

montags bis donnerstags von 10 bis 13 Uhr

auf der Bühne: Sam Greb schreibt Geschich-

Team gerne Ihre aussortierten Bücher entge-

und freitags von 14 bis 17 Uhr.

ten von eigenwilliger Schönheit zwischen

gen. Jedes Buch geht durch mehrere Hände

fiebrigen Tatsachenberichten und surrealen

und findet den passenden Weg zu neuen

Fantasien, die sein ständiger Begleiter dem

Lesern. Unser 10.000 Bücher umfassendes La-

Publikum vorträgt. Sam Greb spricht nicht.

densortiment besteht aus meist neuwertigen

Es ist ein Spiel mit der Form und eine Reise

Romanen, Krimis, Sach- und Kochbüchern.

Neben belegten Brötchen und heißen Getränken steht für die Besucher z.B. warme Kleidung zur Verfügung. Alle Gäste können die Beratungsangebote des Vereins nutzen. bodo berät in Fragen rund um Wohnung, Schulden,

ins Innere, Unbewusste, Traumhafte, Exzes-

Günstige, gut erhaltene Bücher verkaufen

Ämter und vermittelt im engen Kontakt mit

sive. Literarisch inspiriert sind die beiden

wir auf Buchmärkten, auf Sonderflächen

dem Hilfenetzwerk an Fachstellen.

aus dem Theaterfach stammenden Akteure

oder bei Sonderaktionen wie unserem

vom polnischen und französischen Surrealis-

wöchentlichen Kilopreis-Angebot: Jeden

mus der 20er Jahre und der Beat Generation

Samstag von 10 bis 14 Uhr kostet am Schwa-

der 50er Jahre.

nenwall das angefangene Kilo Bücher aus

Wir freuen uns auf einen wirklich beson-

diesem Segment nur 1,99 Euro.

„Es ist schön, dass nicht nur bodo-Verkäufer das Angebot nutzen, sondern immer wieder neue Besucher vorbeischauen“, sagt Oliver Philipp von bodo. „Im Januar war es lange erstaunlich mild, bei Frost rechnen wir

deren Abend! Der Eintritt ist frei, Spenden

In Online-Shops bieten wir höherwertige Bü-

mit noch mehr Gästen.“ Die Anlaufstelle

kommen den Beratungsangeboten des bodo

cher an, und auf den Antiquariatsplattfor-

freut sich über Kaffeespenden, aber auch

e.V. zugute. Freitag, 14. Februar, bodos Buch-

men im Internet verkaufen wir seltene und

Schlafsäcke und warme Männerbekleidung

laden, Schwanenwall 36 – 38, 19.30 Uhr.

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werden gerne entgegen genommen.

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mit diesem Straßenmagazin Menschen in

Straße für 2,50 Euro.

Armut und Wohnungslosigkeit einen selbstbestimmten Zuverdienst.

8

Die positiven Begleiterscheinungen übertreffen schnell den oft geringen

Wer zu uns kommt und Verkäufer werden

Verdienst und sind der eigentliche Erfolg

möchte, muss unseren Regeln zustimmen

dieser Arbeit: Unsere Verkäufer haben lang

(Kein Betteln, kein Verkauf unter Drogen-

vermisste Erfolgserlebnisse, gewinnen

und Alkoholeinfluss usw.) und erhält einen

Selbstbewusstsein und knüpfen soziale

Verkaufsausweis mit Foto, Verkäuferkleidung

Kontakte außerhalb ihrer Szene. Sie machen

sowie einen festen Verkaufsplatz. bodo-Ver-

die Erfahrung, gebraucht zu werden und

käufer entscheiden nach ihren Möglichkeiten,

nicht mehr unsichtbar zu sein, entwickeln

wann und wie lange sie arbeiten. Sie kaufen

eigenverantwortlich neue Tagesstruktur

die Magazine in unseren Ausgabestellen zum

und einen bewussteren Umgang mit Geld.


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„aus Sicht“: Kunst bei bodo Die dreidimensionale Installation der Fotografin Christiane Schmidt ist vom 28. Januar bis 10. Februar in unserem Buchladen am Dortmunder Schwanenwall ausgestellt. Die Idee, Bilder aus der Perspektive eines

Rollentausch gefällig?

auf dem Boden sitzenden, obdachlosen Menschen zu machen, kam der Essener Fotografin 2010. Ihre Arbeit „aus Sicht“ setzt

Zur Internationalen Woche der Straßenzei-

zu einem Perspektivwechsel: Wer schaut hin

tungsverkäufer vom 3. bis zum 9. Februar

und wer sieht weg? Woran erkennt man bodo-

laden wir unser LeserInnen ein, die „Seiten

Leserinnen und -Leser? Wer steht oder sitzt da

zu wechseln.“

noch, wo alle anderen vorbeihasten?

Möchten Sie einmal erleben, wie es ist, selbst

Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer geben

Bilderwürfel, die jeder in die Hand nehmen

bodo-VerkäuferIn zu sein? Mit der fachkundigen

Tipps, berichten von ihren Erfahrungen und

kann, um sich ein eigenes Bild zu machen.

Begleitung unserer Straßenexperten bieten wir

teilen ihr Wissen über den öffentlichen Raum,

Ihnen die Möglichkeit zum Rollentausch.

in dem alles sichtbar, aber nicht alles offen-

In der ganzen Welt nutzen die internationalen

sichtlich ist.

sie kontinuierlich fort. 2011 ging es zusätzlich um die Einbeziehung des Betrachters, der sich eigene Serien zusammenstellen konnte. 2012 entwickelte sie die dreidimensionalen

„Mir geht es darum, den Rand der Gesellschaft in den Fokus zu ziehen“, sagt Christiane Schmidt. „Hier tritt die Ob-

Straßenzeitungen die Verkäuferwoche im

Gewinnen Sie neue Einsichten und helfen Sie

dachlosigkeit nicht so offen zutage wie in

Februar zu Aktionen, die auf die Situation

direkt: Mit dem Erlös der Zeitungen, die Sie

London“, wo sie sieben Jahre lebte, „doch

Wohnungsloser aufmerksam machen und für

verkaufen, unterstützen Sie Ihren Verkäufer

sie nimmt zu!“ Mit „aus Sicht“ bereite-

die sozialen Straßenmagazine werben.

oder Ihre Verkäuferin. Wenn Sie sich anmelden

te sie ihre Arbeit „Habseligkeiten“ vor,

möchten oder Fragen haben, rufen Sie uns an

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oder schreiben Sie uns: vertrieb@bodoev.de

Obdachloser, vor. Demnächst mehr darüber

oder 0231 – 950 978 0.

auf der Straße und im bodo-Magazin!

Am Donnerstag, dem 6. Februar, in der Bochumer Innenstadt und am Samstag, dem 8. Februar, in Dortmund haben Sie die Gelegenheit

Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser, Die Gemeinschaft der bodo-Verkäufer unterstützt ebenso wie die Beratung in unseren Anlaufstellen den Weg in ein selbstbestimmteres Leben und gibt den Mut und die Kraft, die nächsten Schritte

leider konnte ich mich nicht in der Januar-Ausgabe bei Ihnen für die vielen netten Geschenke bedanken. Das möchte ich nun nachholen! Da viele Anfragen kamen, warum ich nicht mehr schreibe, versuche ich einen neuen Start. Ich fange zunächst mit meinem Sport an, dem ich jeden Montag nachgehe, und zwar in Eving im PueD. Das ist ein neues Ärztehaus, wo auch Senioren

zu gehen.

gepflegt werden. Unter anderem kamen wir an einem Basar von Senioren vorbei, die dort ihre Strick-,

Unsere mehr als 100 Mitarbeiter sind

Häkel- und Bastelarbeiten anbieten. Ich habe eine Hochachtung vor diesen Menschen. Ich war aber

kein Almosenempfänger, sondern stolze

nicht zum Einkaufen da, sondern musste zum Rückensport, da lernte ich anstrengende Atemübungen.

Verkäufer eines guten Produkts, Ihres

Was haben Sie sich denn so für das Neue Jahr vorgenommen? Die meisten wollen nicht mehr rau-

Straßenmagazins.

chen, andere möchten sehr sparsam sein. So hat jeder seine Wünsche. Ich möchte Frieden auf der ganzen Welt, Gesundheit und Glück. Damit möchte ich mich erst mal verabschieden und sage: Tschüss! Ihre Rosi 9


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Gast-Haus statt Bank

bodo hat Geburtstag

Wir sind beinahe gleich alt: Seit 1995 helfen

Im Februar 1995 erschien die erste Ausgabe

unsere KollegInnen von der ökumenischen

des Straßenmagazins. Ein Jahr älter ist das In-

Wohnungsloseninitiative Gast-Haus an der

ternationale Netzwerk der Straßenzeitungen

Rheinischen Straße in Dortmund. Nun gibt

(INSP), das sein 20-jähriges Bestehen feiert.

es zweifachen Grund zu gratulieren:

bodo gehört zu den ersten Straßenzeitun-

Stellvertretend für alle Mitarbeiter der Dort-

gen Deutschlands und viel hat sich in den

munder Wohnungslosen-Einrichtung „Gast-

letzten 19 Jahren verändert. Unser Heft sieht

haus“ wurde Werner Lauterborn im Januar

anders aus, aber auch der Verein ist gewach-

mit dem „City-Ring 2014“ ausgezeichnet. Ein

sen, neue Angebote und neue Arbeitsberei-

noch größerer Grund zur Freude ist die ab-

che wurden etabliert.

geschlossene Renovierung der Einrichtung. In viermonatiger Arbeit und mit 200.000 Euro Spendenmitteln wurde das Gast-Haus runderneuert.

Immer gleich geblieben ist in all den Jahren das Konzept: Die, die anderswo keine Chance bekommen, sind bei uns willkommen. Ihnen schenken wir Vertrauen und wissen,

250 Wohnungslose und arme Menschen,

dass es ihre eigenen Kräfte sind, die eine

darunter eine Reihe bodo-Verkäufer, können

Verbesserung ihrer Situation ermöglichen:

nun täglich im neu gestalteten Gastraum

Hilfe zur Selbsthilfe.

frühstücken, die frisch renovierten Duschen nutzen oder Wäsche waschen. „Menschen, die woanders in der Minderheit sind und diskriminiert werden, sind bei uns in der Mehrheit und Gäste. Wir Mitarbeiter sehen uns ‚nur‘ als Bedienung“, sagt Werner Lauterborn.

Innerhalb unseres Netzwerks INSP glauben

Kerstin Schraft – Ergotherapie am Bethanien Neurologie · Psychiatrie Orthopädie · Pädiatrie Für alle Kassen zugelassen Virchowstr. 1 · 44263 Dortmund Tel.: 0231 – 476 08 19 0178 – 232 17 34 ergotherapie.bethanien@web.de www.ergotherapie-bethanien.de Mo. – Fr. 8.00 bis 19.00 Uhr und nach Vereinbarung – Hausbesuche möglich Wir freuen uns auf Sie!

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100 Ehrenamtliche helfen dabei. Auch ihnen

gen, weltweit erreichen wir sechs Millionen

gratulieren wir!

Leser pro Ausgabe.

INFORMIERT Wir behaupten von uns, dass wir der günstigste Bastelladen in ganz NRW sind. Wir haben die größte und günstigste Wollabteilung der Firma „Max Gründl“ in Dortmund.

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bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de

bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de

Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de

Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de

SCHMUCKZUBEHÖR: z.B. Swarovskisteine, Roncalliperlen, Strass, Glas- und Holzperlen u.v.m. BASTELZUBEHÖR: z.B. Tonpapier -karton, Styropor, Acryl, Streuartikel u.v.m. KÜNSTLERBEDARF: z.B. Keilrahmen, Farben, Pinsel u.v.m.

Da wir so günstig sind und über große Mengen verfügen, sind ein Großteil unserer Kunden Kindergärten, Schulen, Jugend- und Seniorenheime, Kirchengemeinden aber auch Privatpersonen.

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REPORTAGE

Keine Flip-Flops im Winter Wir sind ein paar Minuten zu früh. Kaum ist der Klingelknopf gedrückt, öffnen uns zwei lebhafte Mädchen die Haustür: „Die Mama ist noch nicht da“, lachen sie übers ganze Gesicht, noch bevor wir überhaupt zu Wort kommen und uns vorstellen können. Ihre Körpersprache verrät, dass sie uns gerne schon ins Haus lassen würden. Plötzlich erscheint die rüstige Großmutter im Hintergrund, und wir entscheiden, doch eben draußen auf die Eltern zu warten. Just ist die Haustür wieder zu, kommen sie auch schon um die Ecke gebogen. Für die beiden Mädchen sind es Mama und Papa, juristisch ist das Ehepaar die Pflegefamilie. von Marcus Preis | Fotos: Daniel Sadrowski

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Marie (10) und Sophie (11) gehören schon beinahe ihr ganzes Leben zur Familie Bauer (zum Schutz der Kinder sind die Namen geändert). Dass sie gleich fotografiert werden sollen, finden sie cool. Die Kinder sind offen, als ob man sich schon lange kennt, nehmen den Fotografen sofort in Beschlag: „Was machst du alles für Fotos?“, höre ich mit einem Ohr. „Ach so, wir dürfen ja nicht ,du‘ zu anderen Menschen sagen“, erinnert sich die Ältere. Eigentlich ganz normale Mädchen, würde man denken. Dennoch geben die ersten Beobachtungen Hinweise darauf, dass Marie und Sophie besondere Kinder sind. Denn in der Regel sind Kinder in diesem Alter erst einmal zurückhaltend, suchen bei ihren Eltern Schutz vor Fremden, beobachten zunächst. Auf die Frage nach den leiblichen Eltern formuliert Frau Bauer vorsichtig: „Der Vater trinkt wohl und ist unter Alkoholeinfluss auch gewalttätig, und die Mutter hat ebenfalls häufig Alkohol getrunken, soweit wir wissen auch in Kombination mit Tabletten.“ Auch während der Schwangerschaft hat die Mutter konsumiert, folgenschwer für die Kinder: Fetales Alkoholsyndrom nennen Fachleute die Diagnose, kurz FAS. Das Wort Alkoholismus oder Sucht verwendet Frau Bauer in ihrer Schilderung nicht, wohl um eine Stigmatisierung zu vermeiden. Wie lange die Kinder genau bei ihren leiblichen Eltern gelebt haben, kann sie nicht sagen. Zunächst hat das Ehepaar Bauer über eine Adoption nachgedacht, als sich herausstellte, dass ihr Kinderwunsch nicht in Erfüllung ging: „Doch dann hat man uns damals mitgeteilt, dass wir für ein Adoptionsverfahren zu alt seien. Da wir aber gerne unser Leben mit Kindern gestalten wollten, hat man uns die Möglichkeit einer Dauerpflegschaft angeboten. Im Rahmen eines Vorbereitungskurses wurden wir auch gefragt, ob wir uns darüber hinaus vorstellen können, zusätzlich auch eine begrenzte Bereitschaftspflege zu übernehmen.“ Langfristig wollte Familie Bauer nur ein Kind aufnehmen.

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REPORTAGE

Marie kam mit zweieinhalb Jahren in die Familie. „Als wir dann Maries jüngere Schwester Sophie gesehen haben, dachten wir, dass es doch für die Geschwisterkinder schön wäre, wenn sie gemeinsam aufwachsen könnten.“ Sophie wurde mit einer schweren Kopfverletzung in Obhut genommen. Mit gerade mal vierzehn Monaten kam sie zu den Bauers. „Als wir uns entschieden haben, sie aufzunehmen, war nicht sicher, ob sie nicht eine schwerste geistige Behinderung von dieser Verletzung davonträgt.“ sollten weiterhin mit der bestmöglichen Förderung bei „Anfangs sind wir noch sehr laienhaft mit dem Thema

ihnen aufwachsen dürfen. „Wir sind dann 2011 in die FAS-

umgegangen,“ gesteht Frau Bauer. „Doch mittlerweile

Ambulanz nach Walstedde gefahren. Man sagte uns, dass

stoßen wir trotz der bestmöglichen Förderung, die wir

es z.B. in der äußeren Betrachtung, in der Physiognomie

den Kindern geben, immer wieder an Grenzen.“ Die

des Gesichtes und des Kopfes Hinweise gäbe, jedoch seien

Schwierigkeiten zeigen sich fortwährend im Alltag.

die beiden Mädchen unterschiedlich betroffen.“

Obwohl die Mädchen mittlerweile elf und zehn Jahre alt sind, brauchen sie noch Unterstützung bei banalen

Beide Kinder besuchen eine Förderschule und können

Abläufen wie Anziehen oder Körperpflege. Ob beim

in eine altersgemäße Klasse gehen. Dort erfahren sie

Zähneputzen auch Zahncreme verwendet wird oder ob

eine individuelle Unterstützung. „Beim Führen des

beim Anziehen auch an die Unterhose gedacht wird:

Füllers drücken die beiden mit ihren Fingern so stark

„Neulich hatte Marie eine Strumpfhose mit Flip-Flops an

den Schaft, dass die Fingernägel weiß werden. Wenn ich

und wollte so zur Schule gehen. Das klingt zwar alles eher

selbst versuche, so zu schreiben, dann kann ich nach-

normal, aber manchmal komme ich mir wie ein Kontroll-

vollziehen, was es für die Kinder ein Kraftakt ist, mit so

freak vor, wenn ich einer Elfjährigen immer noch sagen

einem starren Handgelenk eine Seite zu schreiben.“

muss, welche von den vier Zahnbürsten ihre eigene ist. Das ist schon sehr belastend, wenn man sich nicht darauf

Auch der Umgang mit anderen Kindern ist besonders.

verlassen kann, dass etwas automatisch klappt.“

Gelegentlich nimmt Familie Bauer noch ein jüngeres Kind zur Kurzzeitplege auf. Das ist für die Mädchen

Schwierig wird es auch beim Mengenverständnis oder

immer etwas Besonderes. Während sich Kinder in der

beim Zeitempfinden. „Die Kinder wissen nicht, ob

Regel an Gleichaltrigen orientieren oder den Ehrgeiz

normalerweise ein Kühlschrank in der Küche steht oder

haben, sich Verhaltensweisen von Älteren abzuschauen

fünf, sie können nicht alleine abschätzen, wann sie das

und nachzuahmen, agieren Marie und Sophie lieber

Haus verlassen müssen, um den Bus nicht zu verpassen,

mit Jüngeren auf Kindergartenniveau. Das gibt ihnen

wissen nicht, an welchem Wochentag sie zum Reiten ge-

Sicherheit und sie laufen nicht in Gefahr einer intel-

hen oder zu den Messdienern.“ Im Kindergarten zeigten

lektuellen Überforderung. „Natürlich kommen auch

sich bereits Schwierigkeiten bei einfachen Aufgaben,

Schulfreunde, aber man merkt, dass es für diese schnell

wie Farben hintereinander zu legen oder dem Zählen

langweilig wird, weil die Themen, die Marie und Sophie

von ein paar Bauklötzen. Aufgrund der späten Sprach-

bedienen, nicht altersgemäß sind.“

entwicklung von Sophie fand Familie Bauer Unterstützung in einem Sprachheilambulatorium, besonderes

Für die Fotos gehen wir gemeinsam auf den Spielplatz.

Spielzeug und Rollenspiele, z. B. mit Hilfe von Kasperlefi-

Toben vor der Kamera – die Mädels haben einen Riesen-

guren sollten das Kind zum Sprechen animieren.

spaß! Berührungsängste mit dem Fotografen gibt es nicht. Es wird deutlich, dass dieses distanzlose Verhal-

14

Zu den Verhaltensauffälligkeiten von Sophie gehörte

ten auch zu einer Gefahr für die Kinder werden kann.

auch eine sehr niedrige Frustrationstoleranz: „Sie hat

Inwieweit die Kinder später selbstbestimmt und ohne

noch lange über die Eingewöhnungsphase hinaus schnell

Hilfestellung leben können, ist ungewiss. Das Training

um sich gehauen oder mit Spielzeug geworfen.“ Doch

täglicher Abläufe kommt oft einer Sisyphosarbeit gleich.

eine eindeutige Diagnose für beide Kinder gab es bis zu

„Kennen sie den Film ,Und täglich grüßt das Murmel-

diesem Zeitpunkt nicht. Immer wieder hat der Kinderarzt

tier‘? Das haben wir hier jeden Tag.“ Und dennoch, jeder

gemeint, man solle doch noch abwarten. Für Familie Bauer

noch so kleine Lernfortschritt ist alle Mühe wert, davon

war klar, egal wie die Diagnose lauten würde, die Kinder

ist Familie Bauer überzeugt. (mp)


Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist die schwerste Form der Schädigung von Kindern, ausgelöst durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Typische Auffälligkeiten sind intellektuelle und motorische Fehlentwicklungen und Entwicklungsverzögerungen sowie Verhaltensstörungen. Viele Kinder leiden unter Verformungen im Gesichtsbereich, Nierenschäden oder Herzfehlern. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) betreibt ein Infotelefon: 0221 – 89 20 31. Im Jugendamt Dortmund bietet Kirsten Grabowsky Hilfen für Kinder alkoholkranker Eltern: 0231 – 502 33 97.

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KULTUR

Wie fühlt sich ein Kaugummi auf dem innerstädtischen Pflaster, wenn man achtlos darüber läuft? Was hat die Klinke an der Kirchentür zu erzählen? Sehnt sich das geschlossene Stadtbad nach Wasser? Studierende der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben entlang solcher Fragen einen akustischen Stadtrundgang durch die Bochumer Innenstadt erstellt. Von Max Florian Kühlem | Foto: Daniel Sadrowski

Das geheime Leben der Kaugummis „Stattmenschen“ heißt der Rundgang, weil

„11.56 Uhr: Ein Apfel, zweimal abgebissen“,

Julia hat sich für den Stadtrundgang mit

Dinge statt Menschen zu Wort kommen. Mit

gibt er zu Protokoll und schreit „Aua“, wenn

Kommilitonin Raphaela Willwerth und

der kostenlosen App „Radio Aporee“ ist er

jemand etwas zu doll hinein donnert. „Ich

Szenische-Forschung-Studentin Almut

für Smartphone-Nutzer frei verfügbar.

habe mir überlegt, wie ein Mülleimer denken

Pape zusammengetan. Für das Seminar

und handeln würde“, erklärt Medienwissen-

„Animismus oder die Handlungsmacht der

Anhand des GPS-Signals erkennt das

schaft-Studentin Julia Zöllner. „Er archiviert

Dinge“ des Medienphilosophen Professor

Smartphone, wenn sein Besitzer einen der

den Müll. Er wird nicht wertgeschätzt und er

Erich Hörl haben sie den Stadtraum aus

sieben Punkte in Bochum erreicht hat, und

verzweifelt: Alle denken, die Dinge ver-

einer anderen Perspektiven und mit drei

beginnt zu erzählen. Der Mülleimer vor dem

schwinden, wenn sie sie hineinwerfen, aber

grundverschiedenen Herangehensweisen

Hauptbahnhof zum Beispiel ist ein Archivar:

sie sind ja noch da…“

neu entdeckt.

RECHT: Hoffnung für Abmahnopfer von Rechtsanwalt René Boyke

16

Erst Ende 2012 stellte der Bundesge-

nicht. Der BGH lässt in seiner Pressemit-

ner Abmahnung – konkreten Anlass für

richtshof (BGH) endlich klar, dass Eltern

teilung (die schriftliche Urteilsbegrün-

die Befürchtung hat, dass der volljährige

nicht per se die Internet-Aktivitäten

dung liegt noch nicht vor) ausführen, dass

Familienangehörige den Internetan-

ihrer minderjährigen Kinder auf urhe-

die Überlassung des Internetanschlusses

schluss für Rechtsverletzungen miss-

berrechtskonformes Verhalten zu über-

an einen volljährigen Familienangehöri-

braucht, habe er die zur Verhinderung

prüfen haben – und somit auch nicht

gen auf familiärer Verbundenheit beruhe

von Rechtsverletzungen erforderlichen

neben ihren Kindern haftbar gemacht

und zudem der Volljährige selbst für seine

Maßnahmen zu ergreifen. Nach dem

werden können.

Taten verantwortlich sei.

langjährigen Streifzug durch die Instan-

Anfang dieses Jahres geht der BGH

Im Blick auf dieses besondere Ver-

zen konnte der Familienvater sich letzt-

nun endlich einen Schritt weiter und er-

trauensverhältnis zwischen Familienan-

lich freuen, denn er hat nun weder die

klärt, dass Eltern auch bei ihren volljäh-

gehörigen und die Eigenverantwortung

Kosten der Abmahnung noch Schadens-

rigen Kindern nicht grundsätzlich neben

von Volljährigen dürfe der Anschluss-

ersatz zu zahlen.

ihren Kindern haften. In dem konkreten

inhaber einem volljährigen Familien-

Dieses Ergebnis wird auch auf eine

Fall hatte der BGH zu entscheiden, ob ein

angehörigen seinen Internetanschluss

große Zahl weiterer Eltern zutreffen, die

Anschlussinhaber für die Urheberrechts-

überlassen, ohne diesen belehren oder

bereits in der Vergangenheit eine Ab-

verletzung seines 20-jährigen Stiefsohns

überwachen zu müssen. Erst wenn der

mahnung erhalten haben.

zu haften habe. Dies hatte er vorliegend

Anschlussinhaber – etwa aufgrund ei-

www.kanzlei-boyke.de


WILDE KRÄUTER

„Wir haben uns gefragt: Welche Dinge fallen durch das Aufmerksamkeitsraster?“, sagt Almut Pape. Um ein Gefühl für das Stadtbad zu entwickeln, das seit einiger Zeit außer Betrieb ist, hat sie keine Sprache benutzt, sondern Töne komponiert. Das Wasser-

WILDE MÖHRE

von Wolfgang Kienast

rauschen und Platschen, Schwimmbadatmosphäre. Ein kurzer Erinnerungsraum eröffnet sich dem Rundgänger so, während er durch die Scheiben auf einen trüben Wasserrest und abgeplatzte Schwimmbad-

Jeder Migrationshintergrundvermu-

selbständig machen. In seinem 2012

Fliesen blickt.

tung unverdächtig ist die Wilde Möhre

veröffentlichten Buch „Bayern kann es

(Daucus carota subsp. carota). Seit jeher

auch allein“ behauptet der CSU-Senior

Die Türklinke der Propsteikirche St. Peter und

ist sie in sämtlichen Regionen Mitteleu-

und Franz Josef Strauß-Intimus Wilfried

Paul hingegen lässt Almut Pape erzählen:

ropas heimisch. Die betont xenophob

Scharnagl, der rechtliche Rahmen für

In einem pastoralen Ton beschreibt sie die

auftretenden CSU-Galionsfiguren

den Bayern-Austritt sei längst gesetzt.

Gemeindemitglieder, ihre Klage, ihr Mur-

sollten sich aber mal näher mit Garten-

Der Seehofer Horst könnte sich zum Kö-

meln und berichtet vom Tran, den sie bei der

möhren beschäftigen, in deren Genpool

nig küren lassen, Maut von allen Nicht-

Berührung der Klinke zurücklassen. Immer

die südeuropäische Daucus carota

bajuwaren kassiert werden und der FC

wieder lässt sie den Satz einfließen, der auf

subsp. maximus ebenso eingewan-

Bayern München auf ewig Ewigkeitsre-

dem Schild nebenan mahnt: „Betteln und

dert ist wie die orientalische Variante

korde brechen. Als Tourist würde ich den

Hausieren ist auf dem Kirchenhof verboten.“

Daucus carota subsp. afghanicus.

Kleinstaat seiner hübschen Landschaf-

Für die regelrechte Kaugummi-Flut neben einem Mülleimer auf der Kortumstraße hat Raphaela Willwerth journalistisches Interesse entwickelt. So klagt nicht nur das Kaugummi über die Fußtritte und freut sich über Neuankömmlinge. Es spricht auch ein Mitarbeiter des Umweltservice Bochum, der für ihre Entfernung mit der Dampfmaschine zuständig ist. Pro Jahr zahlt die Stadt rund 40.000 Euro für die Entfernung von Kaugummis auf dem öffentlichen Pflaster. Almut Pape hat die Neu-Entdeckung der Stadt so viel Spaß gemacht, dass sie sich für ihre Abschlussarbeit im Master Szenische Forschung erneut auf den Weg macht und zu Eröffnungsreden in der Bochumer Stadtgeschichte forscht. „Schildkrötensuppe spielt dabei eine große Rolle“, verrät sie. Was es damit genau auf sich hat, kann man ab dem

Aus gegebenen Anlässen muss ich mich, bevor ich Ihnen ein Rezept für Chicorée

Genug lamentiert. Ich hoffe, Sie sind

mit Samen der Wilden Möhre ans Herz

noch am Ball und haben außerdem

lege, noch ein wenig über die Südstaat-

ein paar Samen der Wilden Möh-

ler der Republik auskotzen, deren natio-

re vom letzten Herbst aufbewahrt,

nalistisches Gepolter mir in letzter Zeit

was ich in unserer Oktober-Ausgabe

immer wieder die Laune verhagelte. Die

empfohlen hatte, um das Chicorée-

Christsozialen forderten den Rauswurf

Gericht nachkochen zu können.

sogenannter Pleiteländer aus der EU, eine generelle Maut für Ausländer auf

REZEPT

deutschen Autobahnen und, unter dem

Fünf Chicorée halbieren und in einer

eigens kreierten Schlagwort „Armuts-

Mischung aus einem Liter Wasser und

zuwanderung“, die Einschränkung

einem halben Liter trockenem Rotwein

von Sozialleistungen für EU-Bürger in

etwa zehn Minuten bei kleiner Flamme

der BRD. Letzteres gipfelte im Slogan

köcheln lassen. Eine gehackte, in Butter

„Wer betrügt, der fliegt“, den selbst

glasig gedünstete Zwiebel mit einem

NPD-Strategen nicht griffiger hätten

Esslöffel der Samen, einem halben Liter

formulieren können. Keine Gelegenheit

Sahne, zwei Eiern und 75 g geriebenem

wurde ausgelassen, diffuse Ängste vor

Parmesan mischen. Die Chicoréehälften

Fremden in der Bevölkerung zu nähren.

in eine gebutterte Auflaufform legen,

8. März in einem leerstehenden Ladenlokal in

Wir haben gezeigt, „dass die CSU-Lan-

der „Drehscheibe“ erkunden. (mfk)

desgruppe Impulsgeber für die Große Koalition in Berlin ist“, schwadronierte die Hasselfeldt Gerda unlängst im

Unter aporee.org/mfm kann man sich

ten wegen vielleicht sogar besuchen.

Wildbad, und ich fühlte mich unwei-

die Masse drübergießen, weitere 75 g Parmesan darauf verteilen und mit schwarzem Pfeffer würzen. Anschließend im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad noch eine halbe Stunde garen.

gerlich an die Tea Party erinnert, die im

Bei dem würzigen Gericht ergän-

vergangenen Jahr als radikale Min-

zen sich die leicht bitteren Noten

derheit im konservativen Lager ganz

von Wilder Möhre und Chicorée auf

schen“ und kann anhand eines Stadt-

Amerika vor sich hertreiben konnte.

sehr angenehme Weise. Reichen

plans schon einmal schauen und hören,

Manchmal frage ich mich, warum sie

die kostenfreie App für Smartphones herunterladen. Hier findet man auch einen Link zum Projekt „Stattmen-

was einen in Bochum erwartet.

Sie dazu frisches Baguette. (wk)

sich mit ihrem Freistaat nicht einfach

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KULTUR

Die Tonbande und ihr Rekorder In jeder Stadt gibt es Viertel, die gezielt entwickelt werden, zu einer reinen Wohngegend, einem Gewerbegebiet, einer Einkaufszone, einem Standort für die kreative Szene. Manchmal aber scheint so etwas einfach zu passieren. In Dortmund zum Beispiel in der westlichen Nordstadt. Allein an der Gneisenaustraße liegen Proberäume, es gibt ein Theater, eine Galerie und seit einigen Monaten, der Institution „subrosa“ gegenüber, ein paar Hausnummern neben dem noch jungen „Rockaway Beat“, den „Rekorder“. von Wolfgang Kienast | Foto: Daniel Sadrowski „Wenn man im kulturellen Bereich etwas bewegen möchte, kann man hier am besten sein Puzzleteilchen zufügen”, beschreibt Thorsten Timpte, den alle Torre nennen, die Lage. Er ist für das Booking zuständig und Gründungsmitglied im Verein Tonbande e.V., welcher den Rekorder betreibt. „Wir waren leicht angeödet vom Nachtleben in Dortmund und wie es sich in den letzten Jahren entwickelt hat”, ergänzt Johannes Dregger. „Es gibt ja kein lokales Defizit an Ausgehmöglichkeiten. Aber neben den Läden, in die man immer geht, entstand wenig Neues. Meine persönliche Motivation war, selbst etwas mitgestalten zu können.” Das Ladenlokal Gneisenaustraße 55 stand über einen längeren Zeitraum leer. Eine ehemalige Kneipe mit Kegelbahn im Keller. Von außen unscheinbar, ohne Hinweis auf Besitzer oder Vermieter. Eine Telefonnummer wusste man in einem Geschäft für Fahrzeugteile im Hinterhof. „Beim Besichtigungstermin war der Laden total zugemüllt”, sagt Timpte. „Aber wir waren gleich verliebt. Wir haben die perfekte Raumaufteilung und eine Kapazität für etwa 150 Besucher. Das ist ideal für Lesungen, Diskussionen und Ausstellungen. Außerdem ist die Kegelbahn schallisoliert. Ich glaube, wir sind weit und breit der einzige Club die-

kollektiv”, erklärt Dregger. „Neun Leute sind im Verein. Kontakte von Kontakten. Das ist der Mehrwert. Wenn jemand eine Idee hat, wird das gemeinsam besprochen und überlegt, ob es zu uns passt oder nicht. Egal, in welche Richtung das geht. Dann tritt auch mal eine Dragqueen auf oder ein Schlagersänger wie Michael Blaschzyk von der Schwerter Operettenbühne. Der wohnt in der Nachbarschaft. Nachbarn sind immer willkommen.” Das kulturelle Angebot ergänzend, versteht sich der Rekorder als Plattform, soziale und gesellschaftspolitische Fragen zu erörtern. Etwa im Rahmen einer Leerstandsparty, stattgefunden hat sie im vergangenen Dezember, einem kompetent besetzten Dialog zum Thema Transparenz bei der Stadtentwicklung. Parteipolitisch verhält sich der Rekorder neutral. Mit einer Ausnahme: Nazis bleiben draußen. Ein wenig geknirscht hat es, als es darum ging, die Ideale der quirligen Bande mit dem behäbigen deutschen Vereinsrecht in Einklang zu bringen. Doch die anerkannte Gemeinnützigkeit hilft beim Finanzamt und bei der Aquise von Mitteln. Als Existenzgrundlage ist das nicht gedacht. Ohne den studentischen, entsprechend flexiblen Hintergrund der Vereinsmitglieder hätte das Projekt keine Chance. Über kurz oder

ser Größe, in dem man nach 22:00 Uhr noch richtig laute Konzerte erleben kann.”

lang wird es passieren, dass jemand aus beruflichen Gründen keine

Die meisten Vereinsmitglieder kannten sich anfangs nicht oder nur vom Se-

folger finden”, sagt Timpte. „Die Tonbande soll auf jeden Fall weiter

hen. Auf der Baustelle wurden Freundschaften geschlossen. Renoviert wurde in Eigenleistung. Vieles wirkt noch heute improvisiert. Das entspricht dem Programm mit experimentellen Formaten wie der „Wundertüte“, dem „Vinylstammtisch“ oder „Ringelbeats mit Anbassen“. Bei letzterem steht eine Tischtennisplatte im Mittelpunkt. „Die Veranstaltungskonzepte entwickeln wir

Zeit mehr hat oder die Stadt verlässt. „Dann müssen wir einen Nachleben. Mehr als neun Mitglieder sollten es aber auch nicht werden, sonst besteht die Gefahr, dass man bei endlosen Diskussionen alles zerredet. Zurzeit sind wir ein eingespieltes Team. Für Vorschläge von außen haben wir natürlich immer ein offenes Ohr. So funktioniert ein Rekorder. Aufnehmen und abgeben.” (wk) www.tonbande.com

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Nordpol – das politische Wohnzimmer Freiraum in der Nordstadt, die Zweite. Am Ende von Dortmunds türkisch-arabisch geprägter Fußgängerzone, der Münsterstraße, vom Roxy Kino aus Richtung Nordmarkt, liegt Dortmunds neuer Nordpol: Aus der ehemaligen Eckkneipe Poststube wurde ein selbstverwalteter, nicht kommerzieller „Möglichkeitsraum“. von Bastian Pütter | Foto: Sabrina Richmann

„Uns geht es darum, den Spaß mit dem politischen Anspruch zu verbinden. Einerseits ist der Nordpol unser erweitertes Wohnzimmer, andererseits können Leute, die Interesse haben, selbst etwas zu machen, einfach vorbeikommen und uns ansprechen“, fasst Bea die Idee zusammen. Und die Nachfrage nach einem Raum wie diesem ist groß. Zur Eröffnungsfeier Anfang November kamen 500 (!) Besucher, weit mehr als das Ladenlokal aufnehmen kann. „Trotzdem war es ziemlich stressfrei, die Stimmung war prima“, sagt Bea. „Bei einem Vortrag über Lampedusa waren über 80 Leute“, ergänzt Arndt. „Es läuft gut, weil der Laden gebraucht wird.“

Die Kneipe sieht man dem frisch renovierten Lokal noch an, doch geht es

Die Frage nach dem besonderen Standort in der Nordstadt beant-

hier um mehr als um das Bier am Tresen. „Der Nordpol ist ein Kultur-, ein

wortet Arndt mit Schulterzucken: „Der Stadtteil ist schön und: Ja,

politisches und ein soziales Projekt“, erklärt Arndt vom Betreiberverein. Und

es gibt soziale Probleme. Die Mieten sind günstig und viele Freun-

in der Tat ist das Programm, das vom Tag der Eröffnung am

de wohnen hier. Und zwar gerne.“ Bea: „Naja, und die lokale Berichterstattung ist durchgehend grauenhaft und alle definieren Handlungsbedarfe. Wir wollen kein Aufwertungsprojekt sein und uns nicht vereinnahmen lassen. Wir sind nicht die ,weißen StudentInnen‘, die die Nordstadt retten.“ Stattdessen freut sich der Nordpol über die guten nachbarschaftlichen Kontakte. „Während der Renovierungszeit haben viele Leute reingeschaut, mit den Nachbarn vom Wettbüro verstehen wir uns gut, und der Kiosk nebenan freut sich“, sagt Bea. Wir haben zwar natürlich eine Schankerlaubnis, aber bei uns gibt es keinen Konsumzwang. Wer nicht so viel Geld hat, kann sich auch am Kiosk was zu trinken kaufen.“ Arndt ergänzt: „Dieses Sofa hier ist aus dem Roxy Kino ein paar Meter weiter, und letztens kam eine ältere Dame aus der Nachbarschaft vorbei 2. November an ohne

und brachte uns ihre aussortierten Weingläser.“

Aufwärmphase an den Start ging, beeindruckend. Vorträge, Diskussionen, Filmvorführungen, aber auch Konzerte, eine Hip-Hop-Lounge und offene Angebote

Auch wenn das Februar-Programm mit viel Aufwand

wie einen Spieletresen oder das monatliche „Krakeldebakel“, ein Kunst-Café zum Sel-

erstellt wurde, bleibt Zeit, die nächsten Ziele ins Auge

bermachen, füllen den Monatsplan.

zu fassen: Eine Speiselizenz etwa, um eine vorwiegend vegane „Küche für alle“ zu etablieren, und einen Außen-

„Wir sind eine Gruppe von Leuten, die das Ziel hatte, einen selbstverwalteten Raum

bereich wünscht sich die Gruppe. Denn auch am Nordpol

nach unseren Wünschen zu gestalten“, sagt Bea. „Man kann ja Räume für Treffen

wird es irgendwann Sommer. (bp)

und Veranstaltungen mieten – zum Beispiel im Langen August –, das haben wir auch bisher getan. Aber das sind Orte, die man wieder verlassen muss.“ Nun gibt es den

www.nrdpl.org

eigenen Freiraum, ein Plenum entscheidet wöchentlich basisdemokratisch über Programm und Aufgabenverteilung.

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DER KOMMENTAR

Abschreckung gescheitert – Zeit für einen Neuanfang

von Bastian Pütter

Bis zum ersten Januar 2014, sieben

Freizügigkeit, die seit diesem Jahr

„soziale Hängematte“, hier wie zu

fel kein Staat hilft, sondern Fami-

voll Jahre lang, wurde ein unzumut-

gilt, hat trotz allen Raunens und

Hause kennen sie die Verachtung,

lie, Netzwerke, ein Verteilen der

barer Zustand aufrecht erhalten:

Warnens keinen wirklichen Effekt

die ihnen entgegenschlägt und

Risiken. Wer angesichts dessen die

Offene Grenzen für deutsche Waren

auf die Zuwanderung. Es werden

die Flüchtigkeit von Versprechen.

„Einwanderung in die deutschen

und rumänische und bulgarische

kaum mehr. Eine populistische Blase.

Sie sind an Patchwork-Existenzen

Sozialsysteme“ behauptet, ver-

gewöhnt und wissen, dass im Zwei-

steht diese Ökonomie der Armut

Fachkräfte – und gleichzeitig de facto ein Arbeitsverbot für nichtakademische Zuwanderer, die hier zwar sein aber nicht hier leben durften und denen man lange noch in größter Not die Hilfe verweigerte.

2008 haben wir die ersten Zuwanderer in der Dortmunder Nordstadt kennengelernt. Niemand wusste von etwaigen Leistungen wie Kindergeld, die ihnen zustanden, niemand war deswegen gekommen.

Die Entscheidung hat eine neue

Seitdem treffen wir ausschließlich

Armut in unsere Städte geholt: ob-

auf Menschen, die hier sind, um

dachlose Familien, Menschen, die

zu arbeiten – irgendwie. Ihre An-

im Müll nach Essbarem suchen, un-

sprüche sind gering, nie würden

behandelte Schwerkranke. Die volle

sie sich allein verlassen auf eine Foto: Sebastian Sellhorst

NEWS

Wittener verklagt Bundespolizei Gegen die als „Racial Profiling“ bekannte Praxis klagt ein

enthält das Bundespolizeigesetz eine umstrittene Sonderre-

38-jähriger dunkelhäutiger Wittener. Wiederholt ist der Heil-

gelung: Paragraf 22 erlaubt es, „jede Person“ im Bahn- und

praktiker ohne ersichtlichen Grund von der Polizei kontrolliert

Luftverkehr zu überprüfen, wenn es dem Kampf gegen ille-

worden, wenn er mit der Bahn unterwegs war. Als er am 12.

gale Einwanderung dient. „Diese Norm ist darauf angelegt,

November am Bochumer Hauptbahnhof erneut angehal-

dass Bundespolizisten anhand von Pauschalverdächtigungen

ten wurde, wurde es dem Wittener zuviel. Jetzt verklagt er

selektive und damit rassistische Personenkontrollen vorneh-

die Bundespolizei vor dem Oberlandesgericht in Köln. Denn

men“, heißt es in einem Gutachten des Deutschen Instituts für

während Ausweiskontrollen ohne konkreten Verdacht sonst

Menschenrechte, das den Paragrafen als europarechts- und

nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen zulässig sind,

grundgesetzwidrig einstuft.

Kinderarmut Über 22.000 Kinder von Beziehern von Hartz IV leben in Dort-

Kinobesuche können nicht oder nur unter großen Entbehrun-

mund. Viele von ihnen sind unmittelbar von der Armut ihrer

gen finanziert werden. Nachzahlungen für Strom und Heiz-

Eltern betroffen. Deutschlandweit wachsen laut einer Studie

kosten stellen diese Familien vor große Probleme. Selbst bei

des Deutschen Kinderhilfswerkes 2,8 Millionen Kinder und

Familien, in denen ein Elternteil berufstätig ist, reicht das Geld

Jugendliche unter 18 Jahren in einkommensschwachen Fami-

oft nicht aus. „Wer Vollzeit arbeitet, muss in der Lage sein, den

lien auf. Oft erleben die Kinder, wie es in ihrem Altag an den

Familienunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten. Deshalb

einfachsten Dingen fehlt. Kleidung muss aufwändig bei der

brauchen wir armutsfeste Löhne in Deutschland“, so Thomas

Arge beantragt werden, Lebensmittel werden über die Tafel

Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

bezogen. Freizeit- und Kulturangebote wie z.B. Theater oder

Deutschland verschenkt Fördermittel Deutschland ruft Milliarden an Fördergeldern nicht ab. In der

fonds besser nutzen können, um Probleme in Großstädten

Förderperiode 2007 bis 2013 hat Deutschland nur 63 Prozent

mit Armutsmigration zu lindern. In der nächsten Förderpe-

der zur Verfügung stehenden Mittel des Europäischen Sozi-

riode bis 2020 stehen Deutschland 7,2 Milliarden Euro zur

alfonds (ESF) abgerufen, die zur Integration benachteiligter

Verfügung. Spezielle Programme für Menschen aus Rumä-

Menschen in den Arbeitsmarkt bereitstanden. Politiker aus

nien und Bulgarien seien nicht in Planung. Menschen mit

Deutschland hatten Rumänien und Bulgarien vorgeworfen,

Migrationshintergrund seien aber weiterhin „wesentliche

dass die ESF-Mittel speziell zur Förderung von Roma nur un-

Zielgruppe der künftigen ESF-Förderung des Bundes“, so eine

zureichend abgerufen würden. Kritik an Deutschland kommt

Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums.

nun von der EU-Kommission: Deutschland hätte den Sozial20


DIE ZAHL

nicht und zieht weiterhin die fal-

Die Erkenntnis ist unangenehm: So

schen Schlüsse.

hart wir es für sie machen, sie gehen

Was eine Sozialpolitik der erfolglosen Abschreckung in den letzten sieben Jahren erreicht hat, ist verheerend: Wir haben neue Paria geschaffen, eine Schicht der existenziell Armen – nichts befördert Ausbeutung, nichts Kriminalität

nicht. Wer hungern muss, wird betteln, vielleicht stehlen. Wer nichts zu verlieren hat, den müssen Regeln nicht kümmern. All das ist nicht ethnisch grundiert, sondern rational und eine Konstante der europäischen Geschichte. Wir haben es nur vergessen.

besser, nichts schadet den Zu-

Auch die Antwort ist einfach: Es geht

kunftschancen der Jungen, dem so-

um Rechte und Pflichten von Euro-

zialen Frieden der Nachbarschaften

päern und Mitbürgern. Ein Recht

mehr. Wir haben darüber hinaus

muss die Basisversorgung sein, erst

das Ansehen ganzer EU-Nationen

die schafft den Spielraum, auch Ge-

und die Idee der Europäischen

genleistungen einzufordern, einen

Union nachhaltig beschädigt und

Sinn im Schulbesuch und die Luft,

einen neuen alten Rassismus sa-

sich um das zu bemühen, was wir

lonfähig gemacht.

Integration nennen. (bp)

2.704 Aus keinem anderen Land kommen so viele Ärzte nach Deutschland wie aus Rumänien. Mehr als 2.700 wanderten im Jahr 2012 ein.

DAS FOTO

Straßenbild in Dortmund: Arbeitsgelegenheit Stadtreinigung, Gelegenheitsarbeit Flaschensammeln.

Foto: Sebastian Sellhorst

21


NETZWELT

KINOTIPP

endstation.kino & bodo präsentieren: Like Someone in Love Nach „Die Liebesfälscher“ hat der iranische Regisseur Abbas Kiarostami mit „Like Someone in Love“ einen weiteren Film im Ausland gedreht. Tokio: Die Soziologiestudentin Akiko verdient sich nebenbei etwas Geld als Callgirl. Ihr Freund Noriaki ist äußerst eifersüchtig und darf nichts von ihrer Erwerbsquelle erfahren. Akikos erster Kunde im Film

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.invisiblepeople.tv Über 580 Video-Porträts von Obdachlosen aus ganz Amerika präsentiert das Blog „invisiblepeople“. In kurzen Video-Clips von wenigen Minuten Länge erzählen Obdachlose ihre Geschichten. Interviewt und gefilmt werden sie dabei von Mark Horvath. Der einstige Medienmacher lebte einige Zeit selbst auf der Straße. Seit sechs Jahren reist der 49-Jährige durch die USA und filmt Interviews mit Menschen auf der Straße, die er auf seiner Seite und der Videoplattform Youtube veröffentlicht.

ist Herr Takashi, ein höflicher Mann und ehemaliger Soziologieprofessor, der sie in seiner Wohnung empfängt. Müde, wie sie ist, schläft die junge Frau nach der Begrüßung sofort ein, was der Rentner fast erleichtert aufnimmt. Am nächsten Morgen fährt Takashi sie zur Universität. Auf dem Weg treffen sie auf Noriaki, der

Der Name „Invisiblepeople“ entstand durch eine Geschichte über einen in Los Angeles

den Professor für den Großvater seiner

lebenden Obdachlosen, so schreibt der Gründer der Seite. Völlig überrascht zeigte

Liebsten hält. Zunächst spielt der das Spiel

sich dieser auf der Straße lebende Mann, als er von einem Jungen angesprochen wur-

mit, aber lange lässt sich die Wahrheit

de. Die Erfahrung, permanent von seiner Umwelt und seinen Mitmenschen ignoriert

nicht verheimlichen.

zu werden, hatte ihn davon überzeugt, unsichtbar zu sein. Daher der Titel „Unsichtbare Menschen“.

„Der schönste, komischste, hintergründigste und tiefsinnigste Film der diesjähri-

Neben den Videos und Interviews veröffentlicht Horvath auf dem angeschlossenen

gen 46. Hofer Filmtage hieß ,Like Someone

Blog Geschichten zum Thema Obdachlosigkeit, besucht Hilfseinrichtungen und stellt

in Love‘ von Abbas Kiarostami. Der irani-

Projekte vor. Um die Porträts zu verbreiten, nutzt die Seite die unterschiedlichsten

sche Meister, der in seiner Heimat nicht

Social-Media-Kanäle im Internet. Über 25.000 Leute folgen der Seite auf dem Kurz-

mehr ungehindert drehen kann, hat nun in

nachrichtendienst „Twitter“. Bilder von Menschen, die auf der Straße leben, werden auf

Japan gedreht. Wieder ist es ein Liebesfilm,

den Fotoportalen „Instagram“ und „Flickr“ veröffentlicht. 40.000 Leute schauen sich

diesmal aber zugleich einer über die Kom-

die Videos im Monat an. Seine Arbeit finanziert er durch Spenden von Besuchern und

munikation, deren Wahrheit und Lüge, und

Unterstützern des Projekts.

über Jugend und Alter.“

Ganz bewusst versucht „Invisiblepeople“ die Art und Weise, wie über Obdachlosigkeit

(Wolfram Schütte, Filmjournalist)

berichtet wird, zu verändern. Weg von Statistiken, politischen Statements und Lobbyar-

Do. 27.02. bis Mi. 05.03., 19.15 Uhr

beit hin zu den persönlichen und einzigartigen Geschichten jedes einzelnen Menschen,

japanische Originalversion mit Untertiteln

der auf der Straße lebt. So spricht Horvath mit jungen Frauen, alten Vietnam-Veteranen, Erwachsenen und Teenagern, die gera-

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

de ihre Familie verlassen haben. Mit dabei immer der Optimismus

Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

des Machers: „Das Wichtigste, was ich den Zuschauern mitgeben

Telefon 0234 – 68 71 620

möchte, ist, dass Obdachlosigkeit ein Problem ist, das wir gemein-

www.endstation-kino.de

sam lösen können“. (sese) Mark Horvath

22


VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2014

Wallis Revüh! Ein Artisten-Casting der besonderen Art! Sonntag, den 23. Februar um 19 Uhr im Varieté et cetera in Bochum bodo verlost 3 x 2 Karten

VERANSTALTUNGEN | VERLOSUNGEN 20.02. | Simon & Jan | Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten 22.02. | Cosmotopias „Rock It!“ | Großmarktschänke, Dortmund | 3 x 2 Karten 23.02. | Wallis Revüh! | Varieté et cetera, Bochum | 3 x 2 Karten Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de. Oder schicken Sie uns eine frankierte

23.02. | Das Produkt | Theater im Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 23.02. | Uwaga! & Folkwang Kammerorchester | domicil, Dortmund | 2 x 2 Karten 26.02. | Verbrennungen | Schauspielhaus Dortmund | 3 x 2 Karten 27.02. – 05.03. | Like Someone in Love | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten

Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.02.2014 Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

23


03 | 02 | 14 Cybermobb

01 | 02 | 14 Geierabend

SA 01 | 02 | 2014 Comedy-Karneval | Geierabend

„besonders verdient“ gemacht hat. Weitere Termine unter www.geierabend.de. Zeche Zollern II/IV, Dortmund, 19.30 Uhr

2014. Bis zum 4. März beweist das 13-köpfige Ensemble an insgesamt 39 Abenden, dass Ruh-

Konzert | Titus Waldenfels Titus Waldenfels stellt für sich schon ein klei-

„Späßchen in der Grube“ lautet das Motto des Ruhrpott-Karneval Geierabend für die Session

DI 04 | 02 | 2014

MO 03 | 02 | 2014 Jugend-Theater | Cybermobb

nes Ensemble dar, spielt er doch gleichzeitig verschiedene Saiteninstrumente, mit den Füßen einen Basssynthesizer, eigene Percus-

ris zum Lachen nicht in den Keller gehen. Das

Eine Menagerie aus alltäglichen und grotesken

sionkonstruktionen und dazu noch Bass-

Programm verspricht bissige Satire, mitreißen-

Szenen rund um das Thema Internet: Handy,

mundharmonika. Dabei gleicht kein Auftritt

de Musik, Karnevalsklamauk und Ruhrpott-

verloren gegangene Kommunikation, andere

von Titus Waldenfels dem anderen. Genres

Humor. Ob Bischof Tebartz-van Elst oder die

anonym fertig machen, so lange es einen nicht

wie Blues, Jazz oder Country klingen an, Tex-

Machenschaften der NSA, das Jahr 2013 lieferte

selbst erwischt. Das geht schnell, wie alles im

te und deren Inhalte spielen eine große Rolle,

ausreichend Steilvorlagen. Zum Abschluss wird

Netz: verführerisch, rasant und unwiderruf-

ebenso wie Improvisation und der Mut, ei-

erneut der Anti-Orden „Pannekopp des Jahres“

bar. Ein Theaterstück zum Geist der neuen

gene und teils neue Wege zu gehen. Das ist

verliehen. Der schwerste Karnevalsorden der

Medien und der daraus folgenden Kommuni-

Musik als Theater für die Ohren und auch als

Welt ehrt eine Person oder Institution des öf-

kationsunfähigkeit für Menschen ab 12 Jahren.

Erinnerung daran, wie schön es ist, eigene

fentlichen Lebens, die sich um das Ruhrgebiet

KiJuKuMa, BO, 10 Uhr (auch 04., 05. & 06.02.)

Meinungen zu vertreten. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

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FR 07 – 08 | 02 | 2014 Ticket-Hotline:

0234 13003

Theater | Petra Meurer Theatertage 2014 Im Rahmen der Petra Meurer Theatertage trifft sich die freie Literatur- und Theaterszene diesmal mit Beiträgen aus dem gesamten

31. Januar - 27. April 2014

Ruhrgebiet. „Szene zeigen!“ heißt das Motto, welches nicht halt macht vor Genregrenzen. Literatur, Musik, Theater, Kabarett und Tanz drehen sich um und miteinander und zeigen, was die Ruhrstadt drauf hat. Mit dabei sind u.a. Sebastian 23, die Tanzwerkstatt des Theaters im Depot sowie Fräulein Nina samt Kleinkunstwagen. Am 8. Februar wird im Rahmen der Theatertage der Petra Meurer Preis 2014 verliehen. Theater im Depot, DO, 19.30 Uhr

SA 08 | 02 | 2014 Party | rose note Jazzy Tunes, gut aufgelegt – wo gibt es das noch? Seit November 2013 lassen die beiden DJ-Recken Werner & Martini unter dem

Showzeiten: Do.-Sa. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr

www.variete-et-cetera.de Herner Str. 299 44809 Bochum

Motto „A Touch Of Velvet – A Sting Of Brass“ die guten Zeiten rollen. Dabei wird die Dosis „Good Vibrations“ samt Beipackzettel nicht ganz so eng interpretiert, sondern – nicht so

24


04 | 02 | 14 Titus Waldenfels

09 | 02 | 14 Nero

laut & nicht so lange – ein gutes Stück weit

und Kreatur, von Vision und Wahnsinn ge-

„subrosa“ ruft zum gemeinsamen Trübsal-

über den Plattentellerrand hinaus aufgelegt.

spalten, verbringt Nero die letzten Stunden

blasen. Einst noch mit „dj.Suicide“. Doch der

Der Eintritt ist frei.

seines Lebens in seinem Versteck unter der

ist verschollen. Wo er ist? Man weiß es nicht.

subrosa, Dortmund, 20 Uhr

Stadt, gequält von der Frage, wie viele Opfer

Man weiß nur: The Show Must Go On. Also

man für ein hohes Ziel erbringen muss. Teil 3

setzt man in der aktuellen Saison auf Andi

der Rom-Reihe TraumaStadt2013

Lamento. Alle einsamen Wölfe und sonstigen

Rottstr 5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

Mondanbeter können ihre Lieblings-Jammer-

SO 09 | 02 | 2014 Mischmasch | Der WDR 5 Radiotag Inspiriert durch die DASA Ausstellung „Die Profis“ philosophiert WDR 5 über die Lust am Abenteuer, stellt im Literaturmagazin „Bücher“

lappen-Lieder mitbringen – sind sie traurig

DI 11 | 02 | 2014 Kabarett | Herbert Knebel

genug, werden sie gespielt. Getanzt wird nicht. Der Eintritt ist frei. subrosa, Dortmund, 20 Uhr

gefährlichen Lese-Stoff vor und vermittelt beim

Vordergründig parodiert Herbert Knebel den

Science Slam, wie begeisternd wissenschaft-

durchschnittlichen Pilsverkoster von der Trink-

liche Forschung sein kann. Hörspielfans kön-

halle. Nur mit einem wesentlichen Unter-

Gemahl der Unvernunft. Chronist des Exzes-

nen den ARD-Radiotatort in einer exklusiven

schied: Knebel erzählt mit subtilerer Schläue,

ses. Fiebriger Dandy eines vergessenen Wan-

Bühnenadaption erleben, und auch die Kinder

so dass man den tieferen Sinn zuerst gar nicht

derzirkus. Geboren am 1.4.1892 schreibt Sam

kommen nicht zu kurz. Der Eintritt ist frei.

mitbekommt. Knebel verknüpft seine Ge-

Greb Geschichten von eigenwilliger Schönheit

DASA, Dortmund, 12 – 18 Uhr

schichten ganz locker zu einem Gesamtbild

zwischen fiebrigen Tatsachenberichten und

Zweiter Freitag | Sam Greb

der Ruhrstadt und ihrer Bewohner, einfacher Musik | urban urtyp #33: Cats & Breakkies

Leute, deren Gewitztheit man besser nicht

Es geht um sechs Jungs, neun Instrumente

unterschätzen sollte. Herbert Knebel steht

und einen ungewöhnlichen Flow. Die Musik

mittlerweile seit 25 Jahren auf der Bühne. 1995

eröffnet loungig, geht über in Balkan Pop und

enterte er den „U-Punkt“ im WDR-Hörfunk

in staccatohafte Beats, die sich in tanzbaren

und gehört seit 1996 untrennbar zu den „Mit-

Jazz verwandeln. Das Ganze ist ungewöhnlich

ternachtsspitzen“ im WDR-Fernsehen.

instrumentiert, arrangiert mit einer leicht

Schauspielhaus, Bochum, 20 Uhr (auch 12.02.)

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introvertierten Note. Wenn man das in Etiketten formuliert, wie sie Schubladen tragen: Es ist Musik zwischen Electro, House, Techno und Jazz. Wenn man es in Erlebniskategorien

DO 13 | 02 | 2014 Comedy | Chris Tall – Versetzung gefährdet

formuliert: Cats & Breakkies sind keine Stu-

Lehrer, Mädchen, Sitznachbarn – Chris Talls

dioband, diese Musik gibt es nur live.

Fundus an absurden Alltagsbeobachtungen

Christuskirche, Bochum, 19 Uhr

ist unerschöpflich. Seine pubertäre Leidenszeit (die auch mit 19,5 Jahren offenbar noch

Theater | Nero

nicht zu Ende zu gehen scheint) und erste

Das Volk und der Senat haben sich gegen ihn

scheue Beziehungskonflikte – aber vor allem

gewendet. Von Seneca als auch von seinen

die Auseinandersetzung mit sich selbst – ma-

engsten Beratern verstoßen, von seiner Leib-

chen ihn zu einem komischen Erzähler, der

garde, den Prätorianern, im Stich gelassen,

mit viel Humor die Traumata eines jeden Ju-

flüchtet Nero in die Katakomben Roms. Das

gendlichen durchlebt.

Volk stürmt den Palast, um Rache an dem

Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr

Mann zu üben, der Rom in Schutt und Asche legen und seine Mutter Agrippina und Frau Octavia umbringen ließ. Nun droht seine Vi-

FR 14 | 02 | 2014

sion von Rom durch eine aufblühende Sekte,

Anti-Party | Traurige Musik für eine traurige Stadt

der Bruderschaft der Gekreuzigten, vernich-

Es ist Winter. Lausig und kalt. Die Welt ist

tet zu werden. Als Mensch zwischen Kreateur

nicht in Ordnung – und die Hafenschänke 25


11 | 02 | 14 Herbert Knebel

14 | 02 | 14 Zweiter Freitag: Sam Grab

surrealen Fantasien. Doch er spricht nicht. Be-

Wallfisch rufen gemeinsam mit dem Schau-

gleitet von seinem treuen Gefährten, der an

spielensemble die „Republik der Wölfe“ aus

Am 3. Samstag findet wieder unsere bodo-

seiner statt liest, zieht er über das Land, um

– und katapultieren Dornröschen, Aschen-

Stadtführung in Bochum statt. Unsere Ex-

von der Fieberwelt zu berichten. Nun führt ihr

puttel, Rotkäppchen (und viele mehr) in ei-

perten geben ihr Wissen weiter, zeigen die

Weg die beiden fiebrigen Vagabunden nach

ner großen Collage in die urbane Gegenwart.

Orte, an denen Menschen ohne Wohnung

Dortmund, um zwischen Büchern und Lich-

Musikalisch unterstützt werden sie von Alex-

sich aufhalten und besuchen mit Ihnen Ein-

tern von Rausch, Verfall und der darin verbor-

ander Hacke von den Einstürzenden Neubau-

richtungen, die den Menschen auf der Stra-

genen Schönheit und Hoffnung zu erzählen.

ten, Multiinstrumentalist Mick Harvey (Mit-

ße Hilfe anbieten: Von der Suppenküche bis

Der Eintritt zur Benefizveranstaltung ist frei,

begründer von Nick Cave and The Bad Seeds),

zur Notschlafstelle, vom Tagesaufenthalt bis

Spenden sind herzlich willkommen.

sowie die Mitbegründerin der Loveparade,

zu unserem bodo-Wintercafé. Anmeldung

bodo, Dortmund, 19.30 Uhr

Danielle de Picciotto, live auf der Bühne. Für

bitte unter 0234 – 68 07 72. Treffpunkt ist

den Soundtrack dienen Texte der amerikani-

die bodo-Anlaufstelle in der Stühmeyerstra-

schen Dichterin Anne Sexton (1928 – 1974) als

ße 33. „Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines

Inspirationsquelle. In ihrem berühmten Werk

Straßenmagazins bei unserem Stadtführer.

hat Anne Sexton 1971 siebzehn der Grimm-

Im Anschluss gibt es heiße Getränke bei bodo

Regisseurin Claudia Bauer und der Musika-

Märchen in dichter Weise neu erzählt.

und Gelegenheit zum Austausch und zu wei-

lische Leiter des Schauspiels Dortmund Paul

Schauspielhaus, DO, 19.30 Uhr (auch 16.02.)

teren Fragen an unsere Stadtführer.

SA 15 | 02 | 2014 Theater | Republik der Wölfe

Soziales | Stadtführung

bodo-Anlaufstelle, Bochum, 11 Uhr ANZEIGE

Kabarett | Christian Keltermann „Deutschland ist vollkommen verblödet. Die ganzkörpertätowierten, jugendlichen PISAVersager bekommen nur noch eine Arbeit, wenn Komasaufen Profisport wird. Grundbildung ist überflüssig, denn man kann ja nach allem googeln. Die eigene Meinung wird nur noch in asozialen Netzwerken gepostet. Freunde werden nicht mehr gesucht, sondern per Mausklick hinzugefügt, und täglich hört man von 16-jährigen, gepiercten Teeniemüttern Sätze wie: ,Schantall, tu die Oma mal winken‘“. Christian Keltermann lästert und teilt gleichermaßen gegen Staat, Medien und Politik aus. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

SO 16 | 02 | 2014 Kleinkunst | Art Ort Im Februar werden wieder drei Künstler von Gastgeberin Birgit Wessel bei Art Ort auf frischer Tat ertappt. Die Klavier-Kabarettistin und Komikerin Renate Coch wird live zu erleben sein, dazu kommt der Komödiant Michael Steinke. Zu guter Letzt steht Klavier-Kabarettist Florian Schmidt-Gahlen mit seinem Programm auf der Bühne. Werkstadt, Witten, 19 Uhr 26


13 | 02 | 14 Chris Tall

15 | 02 | 14 Republik der Wölfe

nicht einmal zu denken wagen: Macht das Le-

DI 18 | 02 | 2014

DO 20 | 02 | 2014

ben der Frau jenseits der 30 überhaupt noch Sinn? Oder geht’s jetzt erst richtig los? Einig

Musik | Gerard

BODO-VERLOSUNG | Simon & Jan

Im Jahr 2003, mit gerade mal 16 Jahren, veröf-

ist sich das Duo, dass Männer es besser ha-

Simon & Jan legen eine misanthropische Re-

fentlichte der gebürtige Österreicher Gerard

ben. Schließlich kommt der Mann direkt nach

vue über das einzige Lebewesen, das wirklich

MC, der sich inzwischen nur noch Gerard nennt,

der Pubertät in die Wechseljahre und lebt

eine Wahl hat, sich dann aber

seinen ersten Track auf einer HipHop-Compila-

sich da erst richtig aus.

doch immer wieder zielgerich-

tion. Es folgten weitere Releases bis hin zum Al-

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr

tet für das Falsche entscheidet. Sie nehmen den Menschen un-

bum „Blur“ im Jahr 2009, das von Maeckes (Die Orsons) produziert wurde. Gerards Songs sind melancholisch, träumerisch, verarbeitet mit raffinierten Reimen und britischen Breakbeats

ter die Lupe. Das Ergebnis: Die

DI 18 | 02 | 2014

Würde des Menschen ist un-

Vortrag | Schmutzige Kleidung

auffindbar. Und auch in punk-

und spiegeln die Orientierungslosigkeit einer

Die schweren Brände in Textilfabriken in

to Energieeffizienz ist er nicht mehr tragbar.

jungen Generation wider.

Bangladesh und Pakistan im Herbst 2012

Sein Verbrauch reicht ins Unermessliche und

FZW, Dortmund, 20.30 Uhr

mit fast 300 Toten brachten die menschen-

was kommt heraus? Vorwiegend heiße Luft.

unwürdigen, lebensgefährlichen Arbeitsbe-

Simon & Jan nehmen die Spezies Mensch

dingungen, unter denen Kleidung für den

unter Beschuss. Die Waffen der Beiden: zwei

hiesigen Markt hergestellt wird, verstärkt in

Stimmen und zwei Gitarren – fein arrangier-

FR 21 | 02 | 2014

die Öffentlichkeit. Aktuell protestieren die

te Songs mit Harmoniegesang und Gitar-

Nachdem sich Suse und Fritzi in ihren Pro-

Näher*innen in Bangladesh und Kambodscha

renspiel. Simon & Jan feuern mit zynischen

grammen „am Rande des Wahnsinns“ be-

heftig für die Anhebung des Mindestlohnes.

Balladen, die demoralisieren, ohne zu mora-

wegten und „Das Schweigen der Emma“

Frauke Banse von der Clean Clothes Cam-

lisieren, auf alles, was sich bewegt – auch in

brachen, sind sie jetzt „Stutenbissig Richtung

paign berichtet über die Kämpfe der Arbei-

den eigenen Reihen.

Wechseljahre“ unterwegs. Die beiden im

terInnen um Entschädigung und für bessere

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

Herzen jung gebliebenen Damen kommen

Arbeitsbedingungen sowie über die Kampag-

bodo verlost 2 x 2 Karten.

nun langsam in die Jahre. Fernab von Cremes

ne. Der Eintritt ist frei.

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

und Botox sprechen sie aus, was andere noch

Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr

Kabarett | Suse und Fritzi

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U2_Kulturelle Bildung

NEW INDUSTRIES FESTIVAL Interaktive Medienausstellung

Gestaltung: www.laborb.de

MOVING TYPES — LETTERN IN BEWEGUNG

Dortmunder U Leonie-Reygers-Terrasse 44137 Dortmund

28.09.2013 – 02.03.2014

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14.11.13 12:47

27


21 | 02 | 14 Suse und Fritzi

18 | 02 | 14 Gerard

Handwerk zum medialen Fingertipp kreativ

„Multicordes“, einem schwebenden Teppich

nachvollziehen. Während des Workshops ent-

aus Seilen. Anschließend präsentiert die Gala

stehen auf unterschiedlichen Wegen Zeichen

Kuzmenko eine hochklassige Jonglage mit

Das Empire Weekend DJ-Team und DJ Lakai

und Motive, die anschließend in einem kur-

fernöstlichem Flair, und die „Cowgirls“ Marisa

bringen alles auf die Plattenteller, was das

zen Stop-Motion-Clip in Bewegung gesetzt

und Angy heizen mit ihrer Dark-Gaucho-Show

die

werden. Die Videos erobern sich im Anschluss

mächtig ein. Auf einen Artisten hat sich Walli

Röhren eines Verstär-

in einer Guerilla-Aktion via QR-Code ihr Pub-

aber ganz besonders gefreut: Jean Ferry. Denn

kers zum Glühen bringt.

likum. Der Workshop findet im Rahmen der

er wagt sich, als einziger seines Geschlechts, in

Ob

Alternativ,

Ausstellung „Moving Types“ statt, die noch bis

den sprichwörtlichen Ring mit sechs Damen...

Rock‘n‘Roll, Wave, Clas-

zum 2. März geöffnet ist. Anmeldung und In-

Mehr unter www.variete-et-cetera.de

sic Rock, Independent oder Garage Rock – hier

fos: www.dortmunder-u.de.

Varieté et cetera, Bochum, 19 Uhr

wird wild und schmutzig zu den besten Songs

Dortmunder U, Dortmund, 14 – 18 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Karten.

SA 22 | 02 | 2014 BODO-VERLOSUNG | Cosmotopias „Rock It!“

Gitarrenherz

Indie,

wie

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

der letzten Jahrzehnte abgefeiert und mit aktuellen Dancefloor-Smashern abgerundet.

BODO-VERLOSUNG | Das Produkt

Der Regisseur der neuen Casting-Show steckt

Beatles bis zu Two Door Cinema Club und von

fest und Walli springt ein. Sie veranstaltet

Um seine Wunschbesetzung für sein neuestes

Nirvana bis zu den Black Keys.

kurzerhand ein Artis-

Filmprojekt zu gewinnen, erzählt der Produ-

Großmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr

ten-Casting und trifft

zent James der Schauspielerin

bodo verlost 3 x 2 Karten.

dort auf einen Mann

Olivia den Plot des Drehbuches:

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

und sechs Frauen. Als

Die Geschäftsfrau Amy, deren

Erste

Castings

Freund beim Anschlag auf das

wagt sich Silea in luftige Höhen auf einen

World Trade Center starb, ver-

Drahtseil-Tanz. Margo verzaubert mit einer

liebt sich auf einer Flugreise

SO 23 | 02 | 2014

des

Handstand-Equilibristik.

in den attraktiven Terroristen

Ein Workshop für Kinder und Jugendliche zwi-

Charlotte wiederum beeindruckt mit einer

Mohammed. Er löst ihre Orgasmusblockade

schen 8 und 18 Jahren, in dem sie den Weg vom

außergewöhnlichen

und zieht in ihr Penthouse ein, das damit zur

Workshop | Moving Hands

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28

BODO-VERLOSUNG | Wallis Revüh!

Von Led Zeppelin bis zu The Hives, von den

leidenschaftlichen

Performance

namens


27 | 02 | 14 Nachtschnitten

28 | 02 | 14 Maria Baptist Trio

Planungszentrale der Al-Quaida wird. Osama

Mutter Nawal hat den beiden in ihrem Tes-

lerischen Projekten aus: Piano-Solo, Jazz-Trio,

Bin Laden höchstpersönlich erlaubt Amy, ge-

tament zwei Aufträge hinterlassen: Jeanne

Jazz-Piano [&] Streichquartett, großorches-

meinsam mit ihrem Geliebten beim Selbst-

soll den tot geglaubten

trale Kooperationen mit Big Bands sowie

mordattentat auf Disneyland Paris in den Tod

Vater

Simon

Symphonie-Orchestern. Stets bewegt sie sich

zu gehen. Da Amy jedoch Gewissensbisse be-

den unbekannten Bru-

musikalisch abseits eingetretener Pfade ir-

kommt, verrät sie Mohammed an die Polizei,

der. Einzelne Mosaik-

gendwo zwischen Jazz und Klassik.

der daraufhin in Guantánamo inhaftiert wird.

steine setzen sich zu

domicil, Dortmund, 21 Uhr

Als sie Fernsehbilder von seiner Misshandlung

Nawals erschütternder Biographie zusam-

im Gefängnis sieht, wechselt sie die Seiten

men, die auch die Identität der Zwillinge

und wird zur Kampfmaschine.

ins Wanken bringt. Das Stück schildert den

Theater im Depot, Dortmund, 19 Uhr

subjektiven Blick Nawals auf die eigene

bodo verlost 3 x 2 Karten.

schicksalhafte Verstrickung in eine vom

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

Bürgerkrieg zerrüttete Gesellschaft, die

finden,

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selbst die nachkommende, emigrierte GeneBODO-VERLOSUNG |

ration in der westlichen Welt einholen kann.

Uwaga! & Folkwang Kammerorchester

Mit „Verbrennungen“ entwirft Autor Wajdi

Uwaga!, das sind: ein virtuoser klassischer Vi-

Mouawad einen packenden Krimi über bio-

olinist mit Vorliebe für osteuropäische Zigeu-

graphische Narben.

nermusik, ein Jazzgeiger

Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr

mit Punkrock-Erfahrung,

bodo verlost 3 x 2 Karten.

ein

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

improvisierender

Akkordeonist mit Balkan-Sound im Blut und ein Bassist, der sich in Symphonieorchestern

DO 27 | 02 | 2014

ebenso zu Hause fühlt wie in Jazzcombos oder

Comedy | Nachtschnitten:

Funkbands. Das Folkwang Kammerorchester:

Die WeiberLachNacht zu WeiberFastNacht

HAUS DER JUGEND

Februar 2014 Mo, 03.02.2014, 19.00 Uhr Akkordeoncafé Di, 04.02.2014, 19.00 Uhr Dizzy Fingers „Guitar Café“

9 Violinen, 3 Bratschen, 3 Celli und ein Kontra-

Zum dritten Mal entern rassige Comedy-

bass unter der Leitung von Johannes Klumpp

Schnitten zu Weiberfastnacht die Bühne und

bilden einen Klangkörper voller musikalischer

übernehmen die Macht: Margie Kinsky, die

Frische und Elan. Gemeinsam widmet man

Frontfrau des Springmaus-Theaters, Theken-

sich der exzessiven Grenzüberschreitung im

tratsch mit den Komikerinnen Kerstin Sad-

Sa, 08.02.2014, 20.00 Uhr Fritz Eckenga

orchestralen Sound. Scheinbar unvereinbare

deler-Sierp und Heike Becker, die 'Liederfee'

„Von Vorn“

Stile gehen auf der Bühne eine tollkühne Liai-

Felicitas Badenius und als Überraschungs-

son ein: Abendländische Hochkultur trifft auf

bonbon ein Varieté-Special mit einer Künst-

Gipsy-Verve, swingende Leichtigkeit oder bra-

lerin aus der aktuellen Show des Bochumer

chiale Punk-Attitüde.

Varietés et cetera.

domicil, Dortmund, 20 Uhr

Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

bodo verlost 2 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

MI 26 | 02 | 2014 BODO-VERLOSUNG | Verbrennungen

FR 28 | 02 | 2014 Musik | Maria Baptist Trio Das Maria Baptist Trio spielt modernen,

Do, 06.02.2014, 20.00 Uhr Luke Mockridge „I’m Lucky, I’m Luke!“

Do, 13.02.2014, 20.00 Uhr Chris Tall „Versetzung gefährdet“

So, 16.02.2014, 18.00 Uhr Dojaku Anime/Manga Treffen

Sa, 22.02.2014, 20.00 Uhr Ingo Oschmann „Hand Drauf“

orchestralen Trio-Jazz: Mal hoch sensibel,

Eine Reise in die familiäre Vergangenheit

mal komplex, verspielt, kantig, groovend,

und die unbekannte Fremde des Nahen Os-

swingend, atmosphärisch und lyrisch. Ihre

tens: Die Zwillinge Jeanne und Simon sind

Leidenschaft für den Jazz drückt Maria mit

ohne Vater in Kanada aufgewachsen. Ihre

einer außergewöhnlichen Vielfalt an künst-

Fritz-Henßler-Haus Geschwister-Scholl-Str. 33-37 44135 Dortmund · www.fhh.de

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BODO GEHT AUS

Kleiderschrank | Bochum Die WG-Küche von Ehrenfeld

von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

pinnten Postkarten, die Kaffeemaschine und das Regal mit den Küchenutensilien: wie in

Zugegeben, ein wenig irritiert waren wir

einem ganz normalen Haushalt. Etwas grö-

schon. Zwar stand ein kleiner Tisch auf dem

ßer als gewöhnlich vielleicht der Tisch. Der

Bürgersteig vor Hausnummer 74 an der Hun-

einer mehrköpfigen Familie. Oder einer WG.

rieren. Morgens eine gesunde Grundlage für

scheidtstraße, zwei Stühle standen daneben

„Bei mir soll man sich wie zu Hause fühlen.

die Leute im Büro, nachmittags Kaffee und

und es lag eine Speisekarte darauf, doch im

Mit dem Unterschied, dass man hier nichts

Kuchen für die Nachbarschaft, die parallel

dazugehörigen Ladenlokal sahen wir außer

machen muss. Nichts als sitzen und genie-

dazu ein wenig handarbeiten kann. Und mit-

einigen Gläsern mit selbstgemachter Mar-

ßen.“ Doch da spielen die Gäste nicht immer

tags Suppe und Salat, weil zwischenzeitlich

melade nichts als eine bunte Mischung aus

mit. Häufiger schon ist es passiert, dass

zuzumachen komisch wäre.

verspielten Wohnaccessoires und ausgesuch-

die ihr zur Hand gehen wollten. Geschirr

ter Second-Hand-Kleidung. Dem Eingang

abräumen zum Beispiel, wegen der netten

Inzwischen genießt gerade der Mittags-

gegenüber konnten wir durch eine offene Tür

Atmosphäre im „Kleiderschrank“.

tisch große Beliebtheit. Die wechselnden

in eine Küche blicken. Die wirkte dermaßen Eröffnung feierte Frau Bednarek im Oktober

sechs Euro – wir probierten eine herzhaf-

vergangenen Jahres. Ihre Idee war, im hinte-

te Wurzelgemüsesuppe und ein veganes

Julia Bednarek musste schmunzeln, als sie

ren Ehrenfeld, dort, wo noch alteingesessene

Auberginen-Curry – können im „Kleider-

unser Zögern bemerkte. Augenscheinlich

Bochumer wohnen, wo aber dank Berg-

schrank“ verzehrt, aber auch mitgenommen

erlebte sie eine solche Reaktion nicht zum

mannsheil, Knappschaft und Berufsgenos-

werden. In Bügelgläsern auf Pfandbasis,

ersten Mal. „Kommt rein“, begrüßte sie uns

senschaft auch viele Angestellte mit einem

um Verpackungsmüll zu vermeiden. Das

freundlich. „Ist richtig hier.“ Der Herd, der

guten Frühstück versorgt werden wollen, ein

erinnert an den klassischen Henkelmann.

Backofen, der Kühlschrank mit den ange-

entsprechend vielseitiges Angebot zu offe-

Der Nachbar von gegenüber, der mit einem

privat, dass wir anklopfen wollten.

30

Tagesgerichte kosten meist weniger als


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Jeder Tote ist einer zu viel Schluss mit dem Sterben an Europas Grenzen

Gestaltung: www.agenturkim.de |Motiv: istockphoto.com

Europa braucht eine neue Flüchtlingspolitik. Nationale Blockaden müssen endlich aufgelöst werden. Wir fordern:

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solchen Geschirr in den fünfziger Jahren noch zur Arbeit gegangen ist, der dem Curry

.de www

wohl nicht traut, kommt regelmäßig vorbei, wenn es Möhreneintopf gibt. Der Kuchen am Nachmittag ist grundsätzlich vegan. Darum hatten Gäste von außerhalb immer wieder gebeten. Und weil der so

Viele Dinge sind für Dortmund typisch – ein Lokalpatriot zu sein gehört dazu. Und genau diese Lokalpatrioten suchen wir. Werben Sie einen Stromkunden und unterstützen Sie uns dabei, Dortmund weiterhin so lebenswert zu gestalten. Dafür setzen wir uns mit unseren

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lecker ist, scheint die Nachbarschaft ihre Buttercreme nicht zu vermissen. Am Küchentisch finden alle zusammen, kommen ins Gespräch, lernen sich kennen. Sie schnacken miteinander, wie Frau Bednarek sagt.

DEW21_AZ_130x140_BoDo.indd 1

30.08.13 16:32

Die ist im „Kleiderschrank“ in ihrem Element. Dass sie als Quereinsteigerin in die Gastrono-

Sie kündigte, machte eine Ausbildung zur

Kleiderschrank, Hunscheidtstraße 74,

mie geraten ist, merkt man ihr nicht an. Zwölf

Entspannungstherapeutin – ist das der Grund

44789 Bochum, Tel. 0234 – 70 95 63 30

Jahre hatte die gelernte Handelsfachwirtin im

fürs legere Ambiente? – und begann, Aus-

Täglich 10 Uhr bis 18.30 Uhr

Außendienst gearbeitet. Ganze Tage im Auto,

schau nach einem Ladenlokal für ihren Traum

außer Mittwoch (Ruhetag) und

das Handy stets am Ohr, auch nachts Bereit-

zu halten. An der Hunscheidtstraße landete

Sonntag (nach Ankündigung)

schaft. „Dann bin ich in eine Zeit gekommen,

sie nach längerem Suchen einen Volltreffer.

in der sich mein ganzes Leben ändern sollte.“

Herzlichen Glückwunsch! (wk) 31


DAS INTERVIEW

Erfinden Fürchten Verachten

Wie kann es sein, dass wir über die größte Minderheit in Europa fast nichts wissen, aber alles zu wissen glauben? Wieso werden rassistische Vorurteile allgemein verdammt, nur in Bezug auf sie nicht? Wie passt die jahrhundertealte Faszination für „Zigeuner“Kitsch und -Folkore zur Verachtung für Sinti und Roma? Ein Gespräch mit Klaus-Michael Bogdal, Literaturwissenschaftler und Autor des Buches „Europa erfindet die Zigeuner“. von Bastian Pütter | Foto: Sabrina Richmann

FOTOREPORTAGE

Die Roma jenseits der Schlagzeilen Ignoranz ist schlimmer als Hass. Eine Kultur zu ignorieren, den ethnischen Hintergrund mit Klischees zu belegen und anschließend die Anklage zu erheben, dass sich die Ethnie nicht entwickelt – das ist Diskriminierung. Als Kinder lernten wir von unseren Eltern, dass jeder Foto: Victor Ciupuliga

alles werden kann, was er sich wünscht. Gleichzeitig

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erfuhren wir in der Darstellung der allgemeinen Medien, dass „Zigeuner“ Menschen leichten Herzens sind, mit einem unerschöpflichen Appetit auf die Besitztümer anderer und einem Hochschulabschluss im Betteln.

Octav Ganea (geb. 1985) studierte Foto- und Videografie an der Nationalen

„Meine Mutter erzählte uns immer, dass ich mich

Universität der Künste in seiner Heimatstadt Bukarest in Rumänien. Wäh-

niemals wegen meiner Herkunft schämen sollte, weil

rend seines Studiums arbeitete er für die nationale Tageszeitung Gandul

ich die anderen an Intelligenz übertreffe. Und dass ich,

und entdeckte zu jener Zeit, wie bereichernd es sein kann, fotografisch do-

egal was ich tue, alles doppelt so gut machen müsse

kumentierte Geschichten zu erzählen. Derzeit ist Octav bei der Presse- und

wie jeder andere“, sagte Mihai Vasile, der Leiter der

Fotoagentur Mediafax Group als Fotograf angestellt und arbeitet darüber

Bildredaktion der bedeutendsten privaten Nachrichten-

hinaus für die Nachrichtenagentur AP in Rumänien.

agentur in Rumänien, ein Rom.

Die Fotografien sind Teil der Ausstellung „SEE New Perspectives: from

Fast alle Roma werden misstrauisch beäugt, fast ständig

Balkan Photographers“, in der die Arbeiten 15 talentierter Fotografen aus

werden sie ausgegrenzt. Diese Bilder versuchen ein Licht

Südosteuropa vorgestellt werden. Sie waren Teilnehmer einer Masterclass

auf Roma in Bulgarien zu werfen, die gekämpft und den

für professionelle Fotografen, die von World Press Photo und der Robert

Teufelskreis der Vorurteile durchbrochen haben.

Bosch Stiftung durchgeführt wurde.

(Oktav Ganea)


bodo Schon der Titel deutet es an: In

formulierung des gesamten Prozesses,

Ihrem Buch geht es um die europäischen

den ich beschreibe. Nämlich, dass man

Mehrheitsgesellschaften, nicht um die

einer Gruppe aus der Distanz grundsätz-

Roma. Stimmt das?

lich alles zuschreibt, bis hin zu ihrem Namen. Diesem Prozess, der über einen

KMB Ja, das ist ja ein provokativer Titel.

sehr langen Zeitraum stattgefunden hat,

Die erste Reaktion war die Frage, warum

bin ich nachgegangen. Und am Ende gibt

„Zigeuner“ auf dem Buchtitel nicht in

es eine Gruppe, die „Zigeuner“ genannt

Anführungsstrichen steht. Es geht um

wird, von der jeder glaubt, dass es sie so

zwei Dinge, die ich unterscheide. Da ist

gibt, wie Europa sie sich vorstellt.

die Lebenswirklichkeit der Romvölker, über die wir sehr wenig wissen. Über

bodo Sie beschreiben das Konstrukt

lange Jahrhunderte gab es wirklich nur

„Zigeuner“ als ein Gegenbild der be-

Fragmente, Bruchstücke, zum Teil auch

stehenden Gesellschaften, das immer

gar nichts, da es sich ja um eine mündli-

wieder aktualisiert wird. Sie schreiben:

che Kultur handelt. Diese Geschichte lässt

„Sie kommen unerwünscht, doch wie

sich so nicht schreiben.

gerufen, um in Abgrenzung zu ihnen

Das andere ist, dass „Zigeuner“ als Kons-

das Bild einer europäischen Kultur

truktion in den europäischen Gesellschaf-

zu schaffen“. Die Angst vor den Roma

ten entstehen. Der Begriff selbst – eine

sei die Angst vor dem Rückfall in die

Fremdbezeichnung – ist sozusagen die

vorzivilisatorische Zeit ohne Schrift,

Spitze des Eisbergs, die sprachliche Aus-

Geschichte und Kultur.

Klaus-Michael Bogdal

Roma, die Medizin studieren und an den Wochenenden von einem Tutor einer bulgarischen NGO unterstützt werden. Viele von ihnen sehen in einem medizinischen Beruf die sichere Chance, sich in der Gesellschaft zu behaupten. 33


KMB Die Romvölker sind in ganz Europa

terlichen Stadttoren. Wer kommt da aus

behalten die Roma jedoch diesen Status.

die Fremden, die bleiben. Sie leben

der Sicht der Europäer?

Wie das?

Europas, und es werden ihnen entspre-

KMB Es ist auffällig, dass vom Zeitpunkt

KMB In gewisser Weise kommen die

chende Eigenschaften zugeschrieben. Ich

der ersten Begegnungen an mit Projek-

Romvölker zu spät. Im Europa der entste-

versuche zu bestimmen, was „Wissen“

tionen gearbeitet wird. Zunächst nutzt

henden Flächenstaaten ist für sie kein

über diese Gruppe zu einem bestimmten

man vertraute Bilder des Fremden und

Platz mehr. Sie behalten diesen Platz am

historischen Zeitpunkt ist. Nicht in einem

gestaltet die Neuankömmlinge als Sara-

Rand: Als Landlose, als umherziehende

empirisch korrekten Sinne: Das können

zenen mit Turbanen und Krummschwer-

Handwerker, Hausierer oder Bettler.

Gerüchte sein, Geschichten oder auch En-

tern. Auch die kamen aus dem Osten,

In der Aufklärung wachsen die Ansprü-

zyklopädien. Literatur und bildende Kunst

aber über die wusste man einiges. Kurze

che an das Wissen. Es entwickelt sich mit

nehmen diese Bilder auf und schreiben sie

Zeit später sind die Fremden dann Spione

der Anthropologie eine Wissenschaft

fort. Das neue Wissen wird immer wieder

der Türken. Wenn man sie so darstellt,

vom Menschen, die durch sprachwissen-

umkodiert. Es wird so gedeutet, dass man

können sie keine Christen sein, gleich-

schaftliche Forschung entdeckt, dass die

sich nicht von den alten Vorurteilen ver-

gültig, wie oft sie zur Kirche gehen. Und

Romvölker indischer Herkunft sind, nicht

abschieden muss. Die wirkungsvollsten

als Heiden werden ihnen bald magische

Ägypter, von denen sich das englische

Elemente werden recycelt: Die Sexualität

Kräfte zugeschrieben.

Gypsies ableitet. Eigentlich bedeutet

im Gegensatz zu den „Kulturvölkern“

die Aufnahme in die indogermanische

der Frauen, Inzest, Kindesraub. Bis heute. bodo Europa verändert sich, es kommt die

Sprachgemeinschaft eine Aufwertung. Im

bodo Für das 15. Jahrhundert beschreiben

Zeit der Entdeckungen, die Aufklärung,

19. Jahrhundert wird dann dazu erfun-

Sie die Urszene, das erste Auftauchen

die Entstehung der Nationalstaaten,

den: Sie müssen von den Parias, den aus

„unbekannter Fremder“ vor den mittelal-

die Industrialisierung – über 600 Jahre

dem Kastensystem ausgeschlossenen Un-

Stefka Vasileva beim frühmorgendlichen Joggen in den Hügeln von Veliko Tarnovo. „Wenn ich nächstes Jahr die zwölfte Klasse beende, möchte ich nach Sofia ziehen, um näher bei meinem Mann zu sein und zu studieren. Wir planen eine Familie, mit der wir in unserem Haus hier im Dorf leben möchten. Aber bevor es soweit ist, müssen wir uns eine Zukunft erarbeiten, um für unsere Kinder sorgen zu können.“ 34


berührbaren abstammen. Das ist eine der

sesshaft zu werden, bestimmte Berufe zu

Ideologien als etwas spezifisch Deut-

typischen Umdeutungen, die vermeint-

ergreifen: Fahrgeschäfte, den Instrumen-

sches. Sozialpolitische und kriminologi-

lich „passende“ Bilder erzeugt.

tenbau. Da kann man relativ wohlhabend

sche Maßnahmen werden aber in ganz

werden, sich vielleicht ein Haus kaufen,

Europa diskutiert. In Schweden gab es

bodo Aus den Geächteten und Vogelfrei-

um nicht mehr wandern zu müssen. Viele

Sterilisierungen, in der Schweiz Kindes-

en werden schließlich im 19. Jahrhundert

Sinti haben im Ersten Weltkrieg in der

wegnahmen, in Frankreich besonders re-

Staatsbürger. Auch die deutschen Sinti

deutschen Armee gekämpft.

striktive Maßnahmen, um die Freizügig-

werden Deutsche.

keit zu beschränken. So wie die medialen bodo Trotzdem führt auch der Weg

Repräsentationen – die „Zigeuner“-Bilder

der deutschen Sinti in den Holocaust.

und -Geschichten – sind auch die Stra-

ßen die Staatsbürgerschaft aufgrund

500.000 Sinti und Roma fallen dem Geno-

tegien im Umgang mit der Minderheit

des Geburtsrechts ein. Wer in Preußen

zid zum Opfer.

über die Jahrhunderte ein europäisches

KMB Schon vorher, 1842, führt Preu-

Phänomen.

geboren ist, ist Preuße. Die „Zigeunerplage“ ist verschwunden, dabei hat sich ja

KMB Bereits vor 1914 wird auf Betrei-

eigentlich nichts geändert, bis auf dass

ben der Bayrischen Polizeibehörde die

bodo … das seit dem EU-Beitritt von

diese Leute nicht mehr vertrieben wer-

erste Zentralkartei für „Landfahrer“

Rumänien und Bulgarien neue Aktualität

den können. Was macht man? Jahr für

eingeführt. Diese Kartei ist eine der

erhält. Mit der neuen Zuwanderung schei-

Jahr werden Sonderrechte eingeführt.

beiden bürokratischen Quellen für den

nen die eingeübten Bilder unmittelbar

Die kleinen Schikanen fangen an. Eine

Völkermord. Das andere ist die Erfassung

wieder abrufbar zu sein: In „Wer betrügt,

typische Entwicklung.

durch die sogenannte „Rassenhygieni-

der fliegt“ steckt der Vorwurf des „para-

Und genau dieser Gruppe gelingt es trotz-

sche Forschungsstelle“. Mit Blick auf den

sitären“ Lebens. Statt von Familien von

dem, immer stärker zu verbürgerlichen,

Völkermord erscheinen die rassistischen

„Clan-Strukturen“ und „Bettelbanden“ zu

Phonetische Abschriften des lateinischen Alphabets an der Wand der 22-jährigen Stefka Vasileva. „Mit 15 Jahren, als Nasko und ich heirateten, habe ich die Schule abgebrochen. Vier Jahre lang bin ich nicht zum Unterricht gegangen. Mit 19 habe ich allerdings beschlossen, meine Ausbildung nachzuholen.“ Nach drei Jahren macht sie derzeit an der weiterführenden Schule in Veliko Tarnovo ihren Schulabschluss. 35


sprechen, schließt direkt an das Bild der

ren. Im Pass steht das nicht, und das ist

KMB Es ist schon unwürdig, dass sie

„Zigeunerplage“ an.

auch richtig so. Es gibt übrigens in allen

wandern müssen, und sie haben auch hier

Gesellschaftsbereichen soziale Aufsteiger,

keine wirkliche Chance. Städte wie Dort-

KMB In der Tat zeigt sich, dass – im Gegen-

die jederzeit bestreiten würden, Roma zu

mund und Duisburg brauchen Geld, es

satz etwa zu anderen Opfergruppen des

sein. Und noch aus gutem Grund.

gibt ein ganzes Spektrum an Möglichkei-

Holocaust – beim Sprechen über Angehö-

Zunächst einmal entspricht der Anteil der

ten, und das ist alles finanziell machbar.

rige der Romvölker so etwas wie Stopp-

auswandernden Roma ihrem Anteil in den

Zweitens ist die Roma-Integration ein

Regeln nicht zu existieren scheinen.

Herkunftsländern, liegt also bei rund 10

Langzeitproblem europäischer Sozialpoli-

Sobald diese Tür geöffnet wird, begegnet

Prozent. Neben klassischer Einwanderung

tik, aber ein lösbares. Die EU hat das The-

man erschreckenden Formen von Hass

und den vielen Wanderarbeitern, die hier

ma vernachlässigt und unterschätzt. Sie

in der Fleischindustrie oder der Landwirt-

ist vorrangig an wirtschaftlichen Integra-

schaft arbeiten, gibt es die Gruppe der

tionsprozessen interessiert gewesen und

bodo In der öffentlichen Diskussion ist

Notwanderer. Das ist zahlenmäßig wei-

hat soziale Fragen wie Armut, Diskrimi-

„Armutswanderer“ oft ein Synonym für

terhin eine kleine Gruppe, die auch nicht

nierung oder Ungleichheit immer an die

Roma.

viel größer werden wird. Die Schwächsten

zweite oder dritte Stelle geschoben. Wir

und Aggression.

kommen nicht, sondern die, die noch eine

bräuchten nur einen Bruchteil der Mittel,

KMB Die Menschen, die kommen, eth-

kleine Chance sehen und bereit sind, alles

die wir für die Rettung der südeuropäi-

nisch zu markieren ist das, was letztlich

zu tun, um ihre Lage zu verbessern.

schen Staaten ausgegeben haben, um die sozialen Verwerfungen in Rumänien und

zu Eskalation und Konflikten führt. Es ist genauso falsch, wenn sich Rumänen von

bodo Diese „Notwanderer“, wie sie

Angehörigen der Ethnie distanzieren wie

sagen, stellen die Kommunen für große

wenn wir in „gut“ und „Roma“ sortie-

Probleme.

Bulgarien deutlich zu mildern.

In einer kleinen Pizzeria in der Nähe seines Büros im Zentrum von Sofia gibt Nasko bettelnden Roma-Frauen ein wenig Geld. „Ich kann meiner Roma-Gemeinde nur helfen, wenn ich mich ins tägliche Leben der Gemeinschaft einbringe, mir der Misstände bewusst werde und dann auf rechtlichen und administrativen Wegen nach Lösungen für diese Probleme suche.“ 36


bodo Glauben Sie, dass das geschehen wird? KMB Ich war 2005 optimistischer. Die EU hat große Programme aufgelegt und die sogenannte Roma-Dekade ausgerufen, die im nächsten Jahr ausläuft. Diese Mittel wurden nicht abgerufen oder verschwendet. Doch es gibt Projekte, die zeigen, wohin der Weg gehen muss. Die Menschen, die sagen: „Ich kann das nicht aushalten, dass jetzt so viele in mein Viertel kommen“, verstehe ich. Die Alternative – ein Ende der Europäischen Integration – wäre auch nicht auszuhalten.

Klaus-Michael Bogdal Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung. Suhrkamp Verlag, 24,90 Euro

Maryana erzählt beim Abspülen des Geschirrs im Haus ihrer Eltern, wie schwierig es für sie war, ihre Ausbildung wiederaufzunehmen. „Ich gehöre den Kalderasch an, einer der konservativsten Roma-Gruppen in Bulgarien. Und als wäre das nicht schon Hindernis genug, ist es als Mädchen natürlich noch schwieriger, einen Schulabschluss zu machen.“ 37


REPORTAGE

Obdachlosigkeit à la Hollywood Ein Kurzfilm über Obdachlosigkeit, in Los Angeles gedreht, will im Frühjahr die internationalen Festivals rocken. bodo-Redakteurin Birgit Rumpel durfte den Rohschnitt sehen und sprach mit dem Produzenten Mike Fuhrmann. von Birgit Rumpel | Fotos: Make Art Make A Difference LLC, Alicia Rius (www.aliciariusphotography.com)

Kann man sich einen „schönen“ Film über

für den Tag fertig macht, Rasierschaum

Blicke werden ausgetauscht. Warum geht er

Obdachlosigkeit vorstellen? Filme zum

anrührt, den Sitz der Krawatte prüft, etwas

so ziellos durch die Stadt, er muss doch zur

Thema kennen wir doch nur als Reportagen

Kleingeld einsteckt und schließlich auf die

Arbeit. Oder nicht? Langsam ahne ich es – er

oder Dokumentationen, womöglich mit

gediegene goldene Taschenuhr schaut, zwi-

hat gar keinen Job mehr. Tut nur so als ob, um

unkenntlich gemachten Gesichtern, gar mit

schendurch ein Schwenk über das klassische

das Gesicht zu wahren. Womöglich hält er es

versteckter Kamera gedreht. Ihre Bildspra-

Familienfoto. Auch eine Klarinette macht

vor seiner Familie geheim?

che zeigt die Äußerlichkeiten einer Realität,

er sorgfältig spielbereit. Erst beim abschlie-

wie sie keiner sehen will. Im Ergebnis wird

ßenden, prüfenden Blick in den Rasierspie-

Dieses Phänomen ist dem Produzenten des

weitergezappt oder ausgeschaltet, das Pu-

gel sieht man sein Gesicht, bevor er mit Hut,

Films, Mike Fuhrmann, bei einem seiner

blikum stumpft eher ab, als dass es berührt

Mantel und elegantem Aktenkoffer durch

Aufenthalte 2012 in Los Angeles aufgefallen,

wird. Wie es auch anders geht, zeigt ein au-

die Straßen geht. Das ist Conrad Cooper.

und es ließ ihn nicht mehr los. Während eines Workshops für Drehbuchautoren

ßergewöhnliches Filmprojekt, das ab März

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auf internationalen Festivals präsentiert

In meinem Kopfkino ist er ein Büroangestell-

sprach er mit Kollegen über das Thema,

wird: „The Case of Conrad Cooper“.

ter auf dem Weg zur Arbeit. Aber wozu die

und so entstand die Idee, die nicht sichtbare

Klarinette? Hat er die überhaupt mitge-

Obdachlosigkeit sichtbar zu machen.

Ein sonniger Morgen in einem amerikani-

nommen? Er schlendert durch die Straßen,

schen Vorort: der typische Zeitungsbote auf

verweilt kurz auf einer Parkbank, setzt sich

Fuhrmann wusste, dass es neben den offen-

dem Fahrrad, eine ältere Dame im Morgen-

später in ein Straßencafé, schlendert weiter

sichtlich Wohnungslosen in der Riesenstadt

rock genießt ihren Kaffee auf der Veranda,

durch die Straßen. Irgendwas ist komisch. Die

am Pazifik auch eine nicht geringe Zahl von

Detailaufnahmen von jemandem, der sich

Begegnungen mit Passanten sind wortlos,

Obdachlosen gibt, die auf der Straße nicht


sofort erkannt werden. Ein Phänomen,

und die ursprünglich geplanten 10.000 Dollar

drucksvoll, besonders die Geschichte einer

das in den USA, die auf ein soziales Netz

reichten längst nicht aus. „Wir wollten aber

Frau, deren Mann ermordet worden war,

weitgehend verzichten, weiter verbreitet

nicht von unserem Konzept weg, einen künst-

woraufhin sie – schwanger und mit zwei

ist als hierzulande. Menschen, die ihr Haus

lerisch anspruchsvollen Film zu machen, der

kleinen Kindern – aus dem Haus ausziehen

oder ihre Wohnung nicht mehr finanzieren

nicht billig aussehen sollte“, erklärt Fuhrmann.

musste. Wochenlang lebte sie mit den Kin-

können, leben zunächst nicht auf der Straße,

Erkennbar ist das an der perfekten farblichen

dern im Auto, schrieb sich nachts ihre Ver-

sondern in ihren Autos. Viele sind dabei

Abgestimmtheit von Kulisse, Kostümen und

zweiflung von der Seele und fand schließlich

nicht einmal arbeitslos, sondern gehen

Ausstattung sowie zahlreichen liebevollen

einen Verleger für ihre Geschichte. Mit dem

tagsüber einer Beschäftigung nach, immer

Details, die man in einem Kurzfilm eher nicht

Erlös gründete sie eine Initiative, die ob-

darum bemüht, ihre Situation nicht offen-

erwartet. Die ca. 35.000 Dollar, die unter

dachlose Frauen in Los Angeles unterstützt“,

bar werden zu lassen. „Das sind die Auswir-

dem Strich erforderlich waren, wurden durch

erzählt Fuhrmann noch immer sehr berührt.

kungen der Finanz- und Immobilienkrise in

private Investoren und Fundraising über das

den USA, die längst die Mittelklasse erreicht

Internet bisher zu 80 Prozent aufgebracht.

haben“, so Fuhrmann. „Nahezu jeder, mit

Neben dem Film sprudelten die Ideen für weitere künstlerische Projekte, die unter

dem ich in den USA zu tun hatte, kannte

Die Dreharbeiten fanden im Oktober 2013 in

dem neu gegründeten Label „Make Art

Betroffene oder hatte selbst schon einmal

Long Beach statt, die Nachbearbeitung, der

Make A Difference“ realisiert werden sollen,

solch eine Phase durchlaufen. Da stellt sich

endgültige Schnitt sowie die Musik werden

wie Fotoausstellungen, Street Art-Projekte

die Frage, wohin sich die Mittelklasse begibt,

derzeit abgeschlossen. Es ist ein Stummfilm,

oder eine Graphic Novel. „Mein Traum wäre

nachdem sie verschwunden ist.“

Blicke, Mimik und Gestik ersetzen Dialoge,

eine Road Show durch Europa mit Livemusik

die Filmmusik verstärkt die Emotionen. „Das

und Aktionen“, schwärmt Mike Fuhrmann.

Mike Fuhrmann und seine Mitstreiter haben

gehört zu unserem Konzept. So funktioniert

Herzlich willkommen im Ruhrgebiet! (biru)

sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt,

die Geschichte auch international, denn es

haben mit Betroffenen gesprochen und Initi-

handelt sich um ein globales Problem“, ist

ativen befragt, die Obdachlose unterstützen.

Fuhrmann überzeugt.

Durch intensives Netzwerken wurde aus dem

Mehr zum Projekt auf:

Kernteam der Filmemacher ein komplettes

Schon während der Dreharbeiten schlug das

www.thecaseofconradcooper.com

Filmteam mit internationaler Besetzung. Alle

Projekt Wellen. Zwei Radiosender berichte-

Hier kann man auch selbst Teil des Pro-

Beteiligten arbeiteten ehrenamtlich für das

ten darüber, was dazu führte, dass immer

jekts werden. Aktuelle Updates und Fes-

Projekt, die Begeisterung motivierte sie. Den-

wieder Betroffene ans Set kamen, um ihre

tivaltermine gibt es auf www.facebook.

noch fielen natürlich Produktionskosten an,

Geschichte zu erzählen. „Das war sehr ein-

com/thecaseofconradcooperdeutschland.

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REPORTAGE

Haben Sie mal Feuer? Feuer fasziniert die Menschen. Seit jeher. Der Blick in Flammen und Glut ist ähnlich fesselnd wie der auf Wellen und Brandung. Dass das Dortmunder Feuerkünstlerensemble Evil Flames unlängst sein Hauptquartier ausgerechnet in einer ehemaligen Fischmarinadenfabrik aufgeschlagen hat, ist dennoch dem Zufall geschuldet. Johannes Lührs sprach als Künstlerischer Leiter der Gruppe mit uns über ihr heißes Metier und was an ihrer facettenreichen Arbeit weit weniger zufällig ist als der Standort mit wassernaher Vergangenheit. von Wolfgang Kienast | Fotos: Evil Flames

Die Evil Flames schlucken und spucken Feuer, sie jonglieren damit, zeichnen Bilder auf den Boden und in die Luft, lassen es blitzen, krachen und donnern. Sie inszenieren das Element mal dynamisch und mal romantisch. Sie spielen mit dem Zauber ebenso wie mit Ängsten und wissen, was das Feuer derart anziehend macht. „Feuer muss man riechen, schmecken und fühlen können”, sagt Lührs. „Heute fehlt den meisten Menschen im Alltag diese direkte sinnliche Erfahrung. Selbst im Kamin brennt es hinter einer Glasscheibe, und manchmal kommt es gleich von einer DVD. Dabei geht so viel von dem verloren, wodurch wir erst zum Menschen geworden sind. Alles begann mit dem gemeinsamen Sitzen am Lagerfeuer. Man geht inzwischen davon aus, dass die Menschen am Lagerfeuer angefangen haben, sich zu verständigen und ihre Sprache zu entwickeln, bis sie sich endlich richtige Geschichten erzählen konnten. Dort liegt der Ursprung unserer Kulturtechniken.” Eine Geschichte haben mittlerweile auch die Evil Flames. Um die Jahrtausendwende wurden sie von drei Feuerspuckern ins Leben gerufen. Unter ihnen Michael Kreiker, noch heute Kopf der Gruppe. Aus jener Zeit stammt auch der Name, ins Deutsche übersetzt Böse Flammen, der mit dem Mythos von Gauklern, fahrenden Gesellen und mittelalterlichen Ritualen kokettiert und mit der Vorstellung unheimlicher Gestalten, die verwegene Dinge tun. Und mit Rock‘n‘Roll. „Keine Frage, wir haben auch die etwas düsteren Geschichten im Programm“, sagt Lührs dazu. „Aber die Namensgebung war eigentlich davon unabhängig und eine spontane Angelegenheit. Sie war nötig, weil ein Reporter damals einen Artikel über die drei schreiben wollte und einen passenden Titel brauchte. Der Name ist dann geblieben. Was er allerdings nicht transportiert, sind die positiven Anteile. Feuer hat auch eine sehr romantische Seite.“ Ungeachtet der Tatsache, dass die Sprache – vom Funken, der überspringt bis zur glühenden Leidenschaft – ausreichend Bilder kennt, welche diesen Aspekt betonen, überwiegt in der öffentlichen Wahrnehmung meist die negative Sichtweise. Die Berichterstattung 40


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REPORTAGE

in den Medien tut ihr Übriges. Brandstiftung, Feuersbrünste, Explosionen. Doch wo Ängste verstärkt werden, gestaltet sich in der Folge ein sachlicher Umgang oft schwierig. Die Wahrscheinlichkeit, das etwas passiert, steigt, weil Kompetenz schwindet. Vor diesem Hintergrund gründeten die Evil Flames mit anderen Feuerbegeisterten im Jahr 2009 den Feuerpädagogik e.V. Als gemeinnütziger Verein und Mitglied unter anderem in der „Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes“ kooperieren sie mit Schulen, in Kursen und Projekten vermitteln sie ihr Wissen an Schüler ebenso wie ans Lehrpersonal. Erklärtes Ziel ist die Förderung erlebnispädagogischer Brandschutzerziehung. Im Fachjargon wäre das die korrekte Bezeichnung. „Jeder kennt das Sprichwort ,Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für kleine Kinder nicht.‘ Wir denken das anders. Schwimmen lernt man, wenn man ins Wasser geht. Feuerkompetenz erlangt man nur im Umgang mit Feuer. Bei uns lernen die Kinder unter Anleitung, wie man Funken schlägt, also ohne Streichholz oder Feuerzeug ein Feuer zu machen, und wie man anschließend darauf sein Essen kochen kann. Es gibt Fackelläufe, und wir entwickeln mit den Älteren eine echte Show. Das geht bis zu riesigen Feuerskulpturen, die mit tollen Pyroeffekten abgebrannt werden. Bei uns kann man lernen, wie man ein Feuer richtig löscht und natürlich auch, wie man Feuer spuckt. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass bei all dem auch soziale Kompetenzen gefördert werden. Kleine, gesaubeutelte Kinder werden auf einmal ganz groß, wenn sie etwas drauf haben, wozu andere nicht in der Lage sind. Sie entwickeln Selbstbewusstsein und Persönlichkeit.“ Das gilt, auf entsprechend höherem Level, ebenso für gestandene Profis, die an und mit ihrer Arbeit wachsen. Schließlich handelt es sich um nicht weniger als Grenzerfahrungen, auch wenn Feuerspucken nicht ganz so gefährlich ist, wie es oft aussieht. Oder inszeniert wird, denn das Publikum erwartet schließlich den Nervenkitzel. Vieles ist eine Frage der Technik. Die Evil Flames gehen hier einen eigenen Weg und verwenden beim Spucken Bärlappsporen, auch Lycopodium genannt. Mit dem organischen Stoff lässt sich eine Art Mehlstaubexplosion herbeiführen, weswegen Lycopodium seit jeher im Theater und bei Film- und Fernsehproduktionen benutzt wird. „Ich gehe davon aus, dass wir im Bereich der Feuerkünste Vorreiter in dieser Technik sind. Die anderen nehmen Lampenöl oder Paraffin. Das kann böse enden, denn wer das

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www.evil-flames.de, www.feuerpaedagogik-ev.de

beim Einatmen in die Lunge bekommt, zieht sich unweigerlich schwere Verlet-

Für ihre 660 qm große Halle suchen die Evil Flames noch Personen

zungen zu. Daran sind schon Kollegen gestorben. Zwar geht es einerseits bei der

oder Gruppen aus dem Bereich der performativen Künste, die Inte-

Performancekunst um das Ausloten persönlicher Grenzen, wir haben aber kein

resse an einer gemeinsamen Nutzung der Fläche haben. Lagerplatz

Interesse daran, mit dem Leben spielen. Unsere spezielle Technik unterscheidet

und Probebühne sind vorhanden. Kontakt: info@evil-flames.de

sich natürlich von der klassischen, und die Flamme aus den Sporen sieht etwas


anders aus als die übliche, ist aber nicht weniger bombastisch. Auf der anderen Seite kann ich durchaus verstehen, dass jemand, der das Spucken mit Lampenöl beherrscht, ungern mit einem ihm nicht vertrauten Material wieder bei Null anfangen möchte.” Johannes Lührs fand über die Jonglage zu den Evil Flames. Mit Fackeln zu hantieren ist spannender als mit Keulen. Michael Kreiker kam als klassischer Feuerspucker und Theatermensch eher aus der Fakir-Richtung. Bei dem Feuerkünstlerensemble kommen darüber hinaus asiatische Techniken wie „Firespinning“ zum Einsatz, bei welchem mittels sogenannter Poi-Ketten Feuerkreise in die Luft gezeichnet werden können. Die Evil Flames kombinieren diese unterschiedlichen Traditionen, die lange Zeit parallel existierten, bei ihren Auftritten zu neuen, stimmigen Attraktionen. „Wir konzipieren die Programme im Team. Der harte Kern besteht derzeit aus sechs Personen, wir holen aber regelmäßig Leute aus dem Umfeld dazu. Und wenn jemand eine Idee hat, spinnen wir damit herum, überlegen, was dazu passen würde und auch, mit welcher Musik man das synchronisieren könnte. Musik ist ein ganz wichtiger Stimmungsträger. Nach und nach wird alles festgezurrt. Aktuell bieten wir vier unterschiedliche Showformate an, den mittelalterlichen Flammenzauber ,Fiurfaro‘, den theatral inszenierten Walkact ,Foiah!‘, die romantische Hochzeits-Feuershow ,Liebesfunken‘ und ,Flash!‘ als Event mit viel Glitzer und Glamour.“ Für „Flash!“ erhielt das Ensemble im vergangenen Jahr vom Künstlermagazin KM die Auszeichnung „Künstler des Jahres“ in der Rubrik Feuershow. Die eingangs erwähnte, vormalige Fischmarinadenfabrik dient als Proberaum, Labor und Lager für Requisiten. Sie liegt am Hahnenmühlenweg, am westlichen Rand des Dortmunder Unionviertels. In gewisser Hinsicht existiert sogar ein Zusammenhang zwischen der schwerindustriellen Nachbarschaft und den Inszenierungen der Gruppe. „Das Ruhrgebiet hat viel mit Feuer zu tun beziehungsweise zu tun gehabt“, erklärt Lührs. „Der einfache Gaukler muss über Feuer relativ wenig wissen. Für ihn kommt es darauf an, die Grenzen zu kennen und zu respektieren. Aber als Künstler ist mir daran gelegen, das Feuer als Kulturgut zu behandeln. Für uns im Verein oder auf der Bühne ist es viel mehr als ein ästhetisches Element. Es hat einen kulturgeschichtlichen Hintergrund, über den man informiert sein sollte. Wir verstehen uns in dieser Hinsicht als Feuer-Emanzipatoren. Uns ist sehr daran gelegen, das Schöne an diesem Element, vorbeugend der Gefahr, in anderer Form weiterleben zu lassen.“ (wk)

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BUCHBESPRECHUNG

M

it Prosper Haniel in Bottrop wird in

ter. Weltmeister, Lokalpatrioten, Auswanderer.

klore. Sie erzählen von Zusammenhalt wie

vier Jahren die letzte Steinkohlezeche

Einen Kampfsportler, der einen Amokläufer

von harten Ellenbogen, von Identität wie

des Ruhrgebiets abgeworfen. Eine 700-jäh-

zur Strecke brachte, einen Sprengsteiger, dem

von harter, dreckiger Arbeit, die auch nur

rige Bergbaugeschichte endet und das, was

das TNT abhanden kam, einen ehemaliger

ein Job ist. Und es sind die letzten, die hier

entscheidend beitrug zur Entstehung, Form

Fahrsteiger, im Zweitberuf Taubenzüchter. Den

erzählt werden.

und Identität dieser seltsamen Region ohne

Steigersohn Thomas Such, der als Maschinen-

Zentrum, wird endgültig museal.

schlosser auf Prosper Haniel arbeitete und

David Schraven schreibt im Vorwort: „Ich woll-

mit seiner Metal-Band „Sodom“ den Klang

te ein Bild von den Zechenkindern zeichnen:

Der Journalist und Autor David Schraven

der Schrämwalzen, die die Kohle aus dem Flöz

offen, ehrlich und ungeschönt. Ich wollte die

lebt im Schatten von Prosper Haniel, und ein

brechen, imitiert. Oder den Wettersteiger Theo

Kameradschaft zeigen, aber auch den Neid.

Romantiker ist er nicht. Sein Buch über das

Körner, der zwei Kumpel tot bergen musste, die

Ich wollte die Hoffnungen zeigen, aber auch

schwarze Herz des Ruhrgebiets verweigert sich

nach einer Schlagwetterexplosion eingemau-

das Leid. Ich wollte das Weiße zeigen und das

der Nostalgie von Knappenverein und Steiger-

ert wurden, um den Brand einzudämmen.

Schwarze und die Grautöne dazwischen.“ Das

lied. Ein Denkmal setzt es trotzdem. Schraven lässt 25 Bottroper Zechenkinder sprechen:

Die Geschichten aus dieser Männerwelt

träger Uwe Weber auf beeindruckende Weise

Spätberufene, Frühpensionierte, Gewerkschaf-

schreiben nicht mit an der Bergmannsfol-

gelungen. (Bastian Pütter)

it Anthologien ist es immer so eine Sa-

Kein guter Ausgangspunkt für mich und das

bekommt als die anderen: „In 18 von 24 Ver-

che. Mehr als 20.000 Vorschläge macht

Projekt des kleinen „konkursbuch“-Verlags,

suchen passten sich die Kinder, die es besser

der deutsche Buchhandel, von den schönsten

das mich – manchmal ist es seltsam – mit

hätten wissen müssen, der Mehrheit an. Sie

Katzengeschichten bis zur „kulinarischen

seinem Titelbild neugierig machte. Was

sahen ein Bild ihrer Mutter und sagten, wie

Krimi-Anthologie“. Statt der Blütenlese, die

Herausgeberin Sigrun Casper dann aber auf

alle anderen: ,Ich sehe einen Goldhamster.‘“

das griechische Wort verspricht, erwarten

fast 300 Seiten versammelt, ist eine Antho-

einen allzu oft Kraut und Rüben, kalkuliertes

logie im guten, im besten Sinne. Geschichten

Da gruselt‘s einen, und Martensteins Kol-

Recycling oder Textsammlungen, bei denen

über Paradiesvögel und Ausgegrenzte, über

lege Jens Jessen muss daran erinnern, dass

die Freude über den Abdruck einseitig verteilt

Kranke, Käuze und Gemobbte. Engagiert, zu-

Anpassung geleistet, aber nicht respektiert

auf Seiten derer liegt, die da schreiben.

weilen hart und düster. Eine Tatortbegehung

werden muss: „Das Herz bleibt frei. Die

in Schule, Uni, Dorf, Kiez, Büro, Familie und

Kinderhand, die sich in der Tasche zur Faust

Sie merken: Ich war skeptisch. Ach ja: Und

Politik. Und ein Panoptikum der Zurichtun-

ballt, wird dereinst die Noten, die Literatur,

dann noch Harald Martenstein. Der Name

gen durch den Mainstream, wenn etwa der

die Formeln der Zukunft schreiben. Denn

des Dauerkolumnisten des ZEIT-Magazins

erwähnte Harald Martenstein ein Experi-

alles was groß und herrlich ist am Men-

verursacht bei mir eher hektisches Weiter-

ment mit Vierjährigen beschreibt, bei dem

schen, formiert sich im Widerstand gegen

blättern, aber das ist etwas Persönliches.

ein Kind ein anderes Buch zum Betrachten

die Mehrheit.“ So. (Bastian Pütter)

M

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ist ihm und dem „World Press Photo“-Preis-


RÄTSEL

David Schraven und Uwe Weber Zechenkinder Ankerherz Verlag 2014, 24,99 Euro

Sigrun Casper (Hg.) Außenseiter. konkursbuch 51 konkursbuch Verlag 2013, 15,50 Euro

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LESERSEITE

… und dann war da noch ein Einbruch: In der Nacht auf den 21. Januar verwüsteten Diebe unsere Anlaufstelle in Bochum, brachen Türen und Schränke auf, und stahlen u.a. unsere Computermonitore. Besonders dreist: Den Inhalt unserer Spendenbox ließen sie nicht nur mitgehen, sondern auch vorher in unserem Münzzähler centgenau zählen!

LESERPOST Hallo, liebe Redaktion! Da ich erst jetzt das bodo-Januar-Heft gekauft

Anlaufstelle für Tierbesitzer in Not gibt. Zumal alle

habe, bin ich aus allen Wolken gefallen!

beteiligten Helfer ehrenamtlich, also in ihrer Frei-

Die Preiserhöhung von 1,80 Euro auf 2,50 Euro ist

zeit neben einem Berufsalltag, helfen. Gewundert

schon happig. Der einzige, der sich freut, ist der Ver-

hat mich aber, dass die beteiligten Dortmunder

käufer, der die Hälfte abbekommt! Wenn so viele

Tierärztinnen Susanne Lözzer und Marion Anne-

Hefte verkauft werden wie vorher.

möller in Eurem Artikel nicht genannt wurden. An

Nach dem ersten Durchblättern und Lesen sag ich

dieser Stelle von mir ein Dankeschön auch an diese

mal so: Die Gestaltung ist so wie bei vielen anderen

beiden Tierärztinnen!

Zeitschriften und Magazinen. Was auch hier stö-

Mit freundlichem Gruß, Marlies Hoffmann

rend ist, dass die Grundschrift zu klein ist. Das andere Papier ist eine Aufwertung! Das Titelbild ist sehr ansprechend! Fazit: Trotz allem hin und her – macht weiter so! MfG Lutz Gollnick

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einem Tier ist. Deshalb finde ich es toll, dass es diese

Sehr geehrtes Redaktionsteam, Lob und Anerkennung sage ich Ihnen für das neu gestaltete bodo-Magazin. Es hat ein gut überschaubares Format, leicht zu blätternde Seiten, gut lesbare Spaltentexte, abwechslungsreich arrangierte Fotos;

Liebe bodo-Redaktion,

es ist einfach mit Genuss zu lesen. Aber nicht nur die

mit großem Interesse habe ich den Artikel über Do-

„Verpackung“ ist schön, sondern vor allem der In-

Dog gelesen. Ich selber verfolge die Arbeit von Do-

halt: Sie präsentieren interessante und berührende

Dog schon seit Jahren und finde es klasse, mit wie-

Texte über Menschen und Begebenheiten, die man in

viel persönlichem Engagement dort den Tieren und

anderen Zeitungen nicht in der Weise findet.

Ihren Besitzern geholfen wird. Als Hundebesitzerin

Mit freundlichem Gruß und einem „Weiter so!“

weiß ich, wie wertvoll und wichtig die Beziehung zu

Jutta Bockelbrink

bodo dankt: Sparkasse Bochum Yvonne Dallmer, Jürgen Recktenwald, Dr. Hossiep, Lothar Lemke, Roger Feist, Heike Berz, Margret Tersteegen, Ingeborg Loth, Gisela Luise Edith Schreiber, Reiner Gipp, Daniel Büning, Wolfgang Becker, Sylvia Schreurs, Viktor Bindewald, Hedi Hartwig, Bruno Wittke, Udo Möller, Liane Goebel, Edith Kluge, Siegmar Welski, Birgit Zacher, Wilfried Beyer, Petra Seidemann, Angelika Rohde, Ursula Cuber, Andreas-Martin Kinzel, Rudolf Schäfers, Klaus Joachim Würpel, Marion Holz, Tanja Bienwald, Susanne Martina Hildebrandt, Andrea Beitz, Karla Prommann, Hannelore und Kurt Kriegesmann, Sabine Watermeier, Birgit Junge, Wolfgang Piotrowiak, Antje Fateh, Brigitte und Peter Eskowitz, Diethard Haase, Klimawerkstatt GmbH, Ulrike Grützner, Martina Sieber, Ulrich Kraemer, Uwe Wronowski, Stephanie Kulpa-Tenne, Ute und Rainer Zerkowski, Dr. Thomas Kriedel, Beate und Frank Beyer, Renate Schmitt-Peters, Marion Hoffmann, Edith Kallenbach, Burkhard Mitzler, Ursula und Adolf Schmitz, Heinz Riedl, Beate von Miquel, Dr. Georg Johnen, Gisela Piechotta, Ursula D. Lutze, Dietmar Volkmar, Nadine Becker, Petra Klewes, Christa Fuhrlaender, Michael Manthey, Renate Jeworrek, Christiane Wollschlaeger, Renate und Peter Korte, Marithres van Bürk-Opahle und Norbert Opahle, Margot und Rainer Pütter, Astrid Heller, Ingrid Margot Giersdorf, Isabella Meya-Janoschka, Christa Toelle, Miriam Kljajo, Büro Menke Landschaftsarchitekten, Alice Elisabeth, Dr. Kludas, Beate Vohwinkel, Silvia Reschke, Jens Jeromin, Marianne Herling, Dr.med. vet. Karen Elisabeth Jacobsen, Dr. Hubert Mittler, Dr. Anke Reinacher-Schick, Michael Borgerhoff, Uta Wiegener-Linse, Brigitte und Walter Reusse, Dr. Annegret Schrewe, Bianca Dettmar, Dorothee Stix, Ute und Volker Weinberg, Hans-Georg Mueller, Ilona und Andreas Lorenz, Ursula und Wolfgang Marczak, Christel und Friedhelm Niemeyer, Bert Grollmann, Ute und Michael Winkler, Hans-Georg Schellack, Stefanie Kelm, Bernd Katafias, Marion Peters, Claudia Maria Sarawara, Sabine und Daniel Barbirato, Björn Josten, Nina Winter, Sven Matuschak, Herbert Unger, Prof. Dr. Bernhard Dilger, Jutta Sedlaczek, Sabine Raddatz, Ilse DünhölterPainczyk, Irmela Witte, Jochen Otto Ley, Petra Danielsen-Hardt, Maria Weyermann, Josef Hermann, Silke Harborth, Doris Buderus, Rainer Wiggeshoff, Ralf Brisi, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Kolpingsfamilie Wattenscheid-Eppendorf, Reinhold Bindemann, Timo Zimmermann, Ruth Hanke, Ute Soth-Dykgers, Annette Düe, DHB-Netzwerk Haushalt Ortsverband Dortmund e.V., Teodora Plamenova Todorova, Bettina und Peter Gumprich, Dr. Sabine Siebel, Susanne Schulte, Ingrid und Heinz Listemann, Marlis und Heinz Guenter Witthaus, DHB-Netzwerk Haushalt Ortsverband Dortmund e.V., Dr. Wilfried Raschke, Winfried Mescher, Martin Groß, Monika Puett, Helge Schaar, Oliver Stiller, Heribert Jahn, Sabine Krings-Völkel, Frank Völkel, Dr. Ulrike Reutter, Dr. Oscar Reutter, Heike Helms, Petra Brueschke, Hermann Kotar, Dortmund Energie und Wasser, Annette und Hans-Werner Kocher, Edeltraud Kraski-Kühne, Alexander Mecoleta, Esther Hagemann, Wolf Stammnitz, Gerhard Menno, Kathrin Schmelter, Annette und Matthias Meyer, Andreas Müller, Annette Schmitz-Stolbrink, Prof. Dr. Anke Simon, Jutta Hoffmann, Cornelia Harazim, Prof.Dr. KlausMartin Melzer, BC-Systemtechnik GmbH & Co KG, Christel Dreyer, Dr. Rinnert Siemssen, AHIDI UG, Commitor GmbH, Hans-Helmut Ermer, Martin Kühl-Lukas, Marlies Münster, Anna Lisa Diederichs, Anke Vosloh, Thomas Renner, Hans Wenkebach, Almut und Rudolf Hesse, Brigitte und Wilhelm Hast, Volker Schaika, Susanne Hausdorf, Erika Maletz, Doris Doberstein, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm-Rasch, Dagmar Tewes, Jutta und Wido Wagner, Heinz Richter, Gerhard Volpers, Elsemarie Bork, Peter Lasslop, Kathrin Bohr, Christina Kolivopoulos, Margit und Lothar Neumann, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau gGmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Mayersche Buchhandlung KG, SID Schier Engineering, Silvia Klesz


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Möglich, dass Ronald Pofalla Ende Februar noch nicht bei der Bahn ist. Verspätungen gehören bei dem Unternehmen dazu. Aber was soll die Aufregung über den Wechsel? Dankbar sollten wir Unternehmen sein, wenn sie Politiker endlagern. Man stelle sich vor, Roland Koch wäre nicht zu diesem Bauunternehmen gewechselt. Der würde heute noch nerven, hetzen und Politik machen. Damit sind wir bei den lupenrein sauberen Grünen. Konsequent zu Ende gedacht, würden die sich mit Koch als Chef nur noch ein bisschen unmöglicher machen, als sie es in Hessen jetzt schon tun. Nun wollen die Grünen, dass Politiker, sobald sie Ex-Politiker sind, verdammt lange nichtrauchend zuhause rumsitzen und nichts tun, ehe sie sich einen lukrativen Job in der Wirtschaft krallen. Das klingt erst mal gut, dann aber nach Berufsverbot. Bundespolitiker dürfen nicht bei Mercedes anheuern, Landespolitiker nicht in den Sparkassenvorstand wechseln und ehemalige Ratsfrauen aus Unna nicht bei Aldi als Filialleiter anfangen. Mh. Man kann etwas älter sein und trotzdem nicht unter Gedächtnisverlust leiden. Dann fallen einem Gunda Röstel und Matthias Berninger ein. Die gelernte Sonderschullehrerin wurde sehr bald nach ihrem Ausscheiden als Grünenchefin Wasserverkäuferin mit Traumgehalt in Gelsenkirchen. Er galt als junge Hoffnung, war Staatssekretär im Verbraucherschutz, musste danach zwei Jahre als MdB darben, ehe er Lobbyist für Schokoriegel werden durfte. Die Linke ist fein raus. Seitdem es weniger Kolchosen und VEB in Deutschland gibt, will sich so recht für sie keine Anschlussverwendung finden. Ein anderer Expolitiker hat auch viel mit der Bahn zu tun. Er fährt mit ihr zu Vorträgen und erkundigt sich am Ort lieber nach der Straßenbahnverbindung, als sich mit einer S-Klasse abholen zu lassen. Und oft kassiert er für die Vorträge nicht mal. Hauptschule Sauerland halt, und ehemaliger Vizekanzler.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Unna

Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340

Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10

info@awo-ww.de | www.awo-ww.de 47


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