bodo Februar 2015

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2.50 Euro | 1,25 Euro f체r den Verk채ufer

bodo

Februar 2015

GA DAS STRASSENMA

Z IN

ZEITREISEN GASTGEBER KRIEGSBILDER 1


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Wenn niemand mehr 端ber inhaftierte Journalisten in China sChreibt, sind dann alle Wieder frei?

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[ 20 JAHRE ]


INHALT | EDITORIAL

04

Jörg Albrecht „Anarchie in Ruhrstadt“ heißt Jörg Albrechts vierter Roman, seine Theaterarbeiten werden

in Berlin, Wien, Basel und im Ruhrgebiet inszeniert. Dazu kommen Hörspiele, Installationen, Performances und Übersetzungen. Ein Gespräch über Metropolenträume und die Aufgabe der Literatur. Von Bastian Pütter

12

Zeitreisen Ob Rokoko-Schlossball oder Handwerkskunst in einem Lager der Wikin-

gerzeit – stets korrekt im Stil der Epochen gewandet, streifen die Mitglieder des Dortmunder Vereins Elffeast durch elf Jahrhunderte Geschichte.

18

Von Wolfgang Kienast

Andy Spyra „Ich bin kein Kriegsfotograf. Ich fotografiere Menschen.“ Der vielfach preisgekrön-

te Dortmunder Fotograf bereist die Krisenregionen der Welt und fotografiert den Frontalltag in Kabul oder der kurdischen Peschmerga. Aus 30 Zentimetern Entfernung. In Schwarz-weiß. Von Dirk Planert

40

Neonazis Dortmunder Neonazis treten einerseits auf Bürgerversammlungen als schein-

seriöse Redner gegen Flüchtlingseinrichtungen auf und bedrohen oder attackieren andererseits Bürgerinnen und Bürger. Bestandsaufnahme einer zweigleisigen Radikalisierung. Von Charlotte Trumm

03 Inhalt | Editorial 07 Straßenleben | Prinzip Hoffnung 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 News 16 Kommentar | „Lügenpresse“

Liebe Leserinnen und Leser,

17 Recht | Inkassokosten

so richtig an die große Glocke hängen wir es gar nicht, aber:

17 Die Zahl | Das Foto

Wir haben Geburtstag. Von genau 20 Jahren erschien die

22 Kultur | Patrick Salmen

erste bodo. Von einem Tag auf den anderen rückten im

23 Wilde Kräuter | Eiche

Februar 1995 Menschen in unseren Städten vom Rand der

24 Veranstaltungskalender | Verlosungen

Gesellschaft ein Stück in Richtung Mitte. Menschen, die sich fast unsichtbar

30 bodo geht aus | Trinkhalle

unter uns bewegten, um die man – wenn sie denn auffielen – vielleicht einen

32 Soziales | Sascha Bisley 35 Bücher

Bogen machte, waren plötzlich ansprechbar. Sie saßen nicht, mit einem

36 Soziales | Flucht und Gastfreundschaft

Pappbecher oder ohne, in Hauseingängen oder in Fußgängerzonen, sondern stellten sich und hatten etwas anzubieten.

38 Netzwelt |Lobby Control 38 Kinotipp | Girlhood 39 Theater | Herr Niemand & Frau Anderswo 43 Kommentar | Die freie Gesellschaft

Die Erfolgsgeschichte, die die sozialen Straßenzeitungen seitdem (viele von ihnen sind fast gleichalt) schreiben, ist nicht eine von Auflage und verlegerischem Erfolg. Sie ist die Geschichte von Menschen, die über eine

44 Verkäuferporträt | Raphael

selbstbestimmte Tätigkeit und über den Kontakt zu Ihnen neues Zutrauen

46 Leserpost | Comic

in sich selbst gewinnen. Die merken, dass sie eben nicht unsichtbar sind, die

47 Spendenshop

herausfinden aus Einsamkeit und Perspektivlosigkeit und ihre Probleme gemeinsam mit uns angehen. Bald 1.000 waren es seitdem bei bodo, Hundertausende weltweit bei inzwi-

bodo SCHA FFT CHAN CEN

schen mehr als 120 Straßenzeitungen von Norwegen bis Südafrika und von Kolumbien bis Japan. So sehr wir uns unterscheiden, so sehr entsprechen sich unsere Grundsätze: Respekt, eine offene Tür und ein offenes Ohr, die Hälfte für den Verkäufer. Und weil das funktioniert, machen wir mit Ihrer Hilfe einfach weiter. Auf die nächsten 20! Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3


MENSCHEN

Jörg Albrecht:

Aufmachen

„Wenn ich mir anschaue, wie sich die Welt allein seit 2001 verändert hat, kann Literatur sich doch nicht in den alten, billigen Erzählkosmos einschmiegen, sondern muss aufmachen.“

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2015 – das siechende Ruhrgebiet macht Ernst. Ruhrstadt wird unabhängig und wächst zu einer umzäunten Megacity der Kulturwirtschaft, einem prosperierenden Millionenghetto der kreativen Selbstvermarkter, während draußen die Krise tobt. So zumindest in Jörg Albrechts im letzten Jahr erschienenen Roman „Anarchie in Ruhrstadt“. Wir treffen den in Dortmund aufgewachsenen Autor in der alten Heimat. Ein Gespräch über Metropolenträume und die Aufgabe der Literatur. Von Bastian Pütter | Fotos: Sabrina Richmann

„Anarchie in Ruhrstadt“ (siehe bodo 12 | 14)

Ruhrgebiet sind für ihn immer auch Famili-

Und weiter: „Ruhrstadt als Verwaltungskon-

ist Jörg Albrechts vierter Roman, seine The-

entreffen. Seine in Dortmund lebenden El-

zept ist ja gar nicht schlecht. Und natürlich

aterarbeiten werden in Berlin, Wien, Basel

tern und sein Bruder sind gekommen. Auch

gibt es einen Gegensatz zwischen Anspruch

und im Ruhrgebiet inszeniert. Zu seinem

sein alter Deutschlehrer sitzt im Publikum.

und Wirklichkeit der ,creative industries‘. Die

vielschichtigen Werk gehören Hörspiele,

Noch am Abend geht es zurück nach Berlin.

werden niemals die Dimensionen erreichen

Installationen, Performances und Überset-

Das nächste Projekt wartet.

können von Kohle und Stahl oder später – viel

zungen, „nebenbei“ ist Albrecht promovier-

kleiner – von Opel.“ Die symbolische Einheit

ter Literaturwissenschaftler. Das alles im

„Anarchie in Ruhrstadt“, parallel zu einer

sei verloren gegangen, die Identitätsklam-

Alter von 33 Jahren.

dreijährigen Theaterarbeit in Oberhau-

mer Industriekultur erscheint Albrecht

sen und Mülheim entstanden, ein böser

grotesk: „Gut, Zechen sind wunderschön

Wir treffen uns im Dortmunder Kreuz-

Kommentar zur Metropole Ruhr? „Naja,

hergerichtet, über die Erhaltung muss man

viertel. Wer einen manischen, getriebenen

natürlich ist diese Selbstinszenierung als

nicht sprechen. Aber einerseits in dieser Form

Künstler erwartet, ist überrascht vom

Metropole befremdlich und nach außen

von Dauervermarktung Kapital daraus zu

bescheidenen, fast schüchternen Auftreten

hin auch peinlich. Aber dafür muss man ja

schlagen und andererseits eine ganze regio-

und der Ruhe, die er ausstrahlt. Trotz eines

keinen Roman schreiben. Mir geht es nicht

nale Identität auf dieser weichgezeichneten

vollen Terminplans: Am Abend zuvor zeigte

darum, eine Utopie zu diskreditieren.“

Vergangenheit aufzubauen, irritiert mich.“

das Festival „Favoriten“ am Ostwall die

Im Gegenteil spielt der Roman sie durch,

Hörspielinstallation „Enid Blytons Geheim-

nimmt sie ernst und führt sie ins Absurde –

Die Berliner Perspektive – seit einigen Jah-

nis um den Reichtum einer Gesellschaft,

bis zum letztlichen Scheitern der Ruhrstadt

ren ist Albrechts Wohnort die Hauptstadt –

die nur sich will“. Entwickelt vom Künstler-

im Jahre 2044. „Dinge wiedererkennen,

helfe beim Schärfen des Blicks: „Von außen

kollektiv „copy & waste“, dessen Teil er ist.

sich über den Humor damit verbinden, ins

ist das Ruhrgebiet dezentrierter. Man hat

Nach unserem Gespräch warten Schul-

Gespräch kommen“, skizziert Albrecht seine

kein so starkes emotionales Zentrum. In

freunde ein Café weiter. Am Abend liest

liebste Lesehaltung. „Ich beschreibe die ver-

der Außensicht erscheint das Ganze und

Jörg Albrecht im Literaturhaus Dortmund

schiedenen Träume und wo sie aus den Au-

– in Berlin geht mir das genauso: Zwischen-

aus „Anarchie in Ruhrstadt“. Termine im

gen verloren werden, weil es nur um Selbst-

durch weg zu sein, lässt einen Veränderun-

vermarktung geht. Das ist im Ruhrgebiet

gen viel klarer erkennen.“ So sieht er Paral-

noch krasser als Berlin: Hier kann dieses

lelen zwischen Berlin und Ruhrgebiet in der

,Ihr seid alle Kreative!‘ gar nicht ziehen,

Privatisierungsfrage und im Verständnis

das Marketing steht der gesellschaftlichen

von Stadt. „Ob etwa Gentrifizierung von

Wirklichkeit entgegen.“

alleine kommt, herbeigeführt wird oder ausbleibt: Die Denkfiguren und die Ziele der Kommunen sind die gleichen.“

Name: Jörg Albrecht Beruf: Schriftsteller, Regisseur, Medienkünstler geb. in Bonn, aufgew. in Dortmund, lebt in Berlin Liebster Kulturort: Ringlokschuppen Mülheim Lieblingsautoren: Hubert Fichte, Rolf-Dieter Brinkmann, Andreas Neumeister, Elfriede Jelinek

Das Ruhrgebiet habe eine spannende Geschichte, in der Kommune – vom Lateinischen communis, gemeinsam – anders begriffen worden sei. „Genossenschaftliche Prinzipien, z.B. im Wohnungsbau, haben hier so lange funktioniert, bis Leute

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MENSCHEN

„Allein aus sich selbst zu schöpfen, ist eine seltsame Vorstellung.“ kamen, die sagten, anders sei es gewinn-

eben auch mit ihren Mechaniken und ihrer

Wie sehr er als Schriftsteller „in der

bringend. Für die Menschen nicht, für die

Theorie. „Allein aus sich selbst zu schöpfen,

Welt“ ist, musste er im vergangenen Jahr

Kommunen nicht.“

ist eine seltsame Vorstellung.“ Das Thomas-

erfahren. Als Gast der Buchmesse Abu

Mann-Hafte, der Mythos des Schriftstellers

Dhabi wurde Jörg Albrecht verhaftet, drei

Ist Jörg Albrecht ein politischer Autor? Die

in seiner Schreibstube, ist ihm suspekt.

Tage inhaftiert und zehn weitere unter

Frage irritiert ihn. Es sei doch andersher-

„Lesen, sehen, Gespräche führen, sammeln

Hausarrest gestellt. Das Vergehen: Er hatte

um: Kunst bedeute eine Auseinanderset-

und zusammentragen“, so beschreibt Alb-

in der Emirate-Diktatur Fotos in der Nähe

zung mit Menschen, mit der Welt – und

recht seine Arbeitsweise.

von Botschaftsgebäuden gemacht. Eine Petition, unterschrieben von mehr als 200 KollegInnen, große mediale Öffentlichkeit und eine letztlich doch handelnde Diplomatie ermöglichten die Ausreise. Für Albrecht ein abgeschlossenes Kapitel. Die Welt ist kompliziert. Was ihn direkt zurück zur Literatur bringt: „Wenn ich mir anschaue, wie sich die Welt allein seit 2001 verändert hat, kann Literatur sich doch nicht in den alten, billigen Erzählkosmos einschmiegen, sondern muss aufmachen. Geschlossene Texte – geschlossene Gesellschaft.“ Leise, analytisch und ohne jede Schärfe im Ton spricht Jörg Albrecht über sein Befremden angesichts eines Literaturbetriebs, „in dem das 19. Jahrhundert Auferstehung feiert“. Selbstbespiegelungen der Mittelschicht in getragener Sprache sind Albrechts Sache nicht. „In jeder U-Bahn ist das Personal doch vielfältiger als in den meisten Texten der Gegenwartsliteratur.“ Und so sucht und findet Jörg Albrecht „mit jedem Ding eine neue Form“. Komplex, vielschichtig und jenseits ausgetretener Pfade. Als wir zum Ende fragen, was eigentlich in der Palette noch fehle beginnt er begeistert von Boris Charmatz‘ Choreografie „manger“ zum Abschluss der letzten Ruhrtriennale zu erzählen. Natürlich: Tanz. Nicht, dass er bereits plane, aber zuzutrauen ist ihm alles.

Jörg Albrecht Anarchie in Ruhrstadt ISBN 978-3-8353-1552-5 Wallstein 2014 | 19,90 Euro 6


STRASSENLEBEN

IMPRESSUM

Prinzip Hoffnung Sie haben Dinge zu erzählen, von denen andere Menschen lernen können. Mit dieser Überzeugung hat Michaela Poelke in langen Gesprächen Verkäufer und Verkäuferinnen des bodo-Straßenmagazins zu ihren Erfahrungen befragt. In sensibler und multimedialer Bearbeitung sind die Ergebnisse des Projektes „Prinzip Hoffnung“ am 14. Februar zu sehen. Von Antje Mosebach | Foto: Sebastian Sellhorst

Herausgeber, Verleger, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Mirko Kussin, Ulrike Märkel, Antje Mosebach, Dirk Planert, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst, Charlotte Trumm Titelfoto: Sabrina Richmann Fotos: M. Arndt (40), Bianka Boyke (17), Valentina Calà (43), Felix Huesmann (3, 17, 41), Ulrike Märkel (36, 37), Dirk Planert (3, 21), Sabrina Richmann (3, 4, 5, 6, 32, 33, 34), Dörte Ritter (3, 12, 13, 14, 15), Daniel Sadrowski (3, 30, 39), Oliver Schaper (42), Sebastian Sellhorst (7, 8, 9, 10, 11, 27, 29, 44, 46), Claudia Siekarski (9, 11), Andy Spyra (18, 19, 20, 21), Fabian Stürtz (8, 22, 25), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Februar-Ausgabe 10.01.2015 Anzeigen: Es gilt Anzeigenpreisliste 01.2015

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Aber

Erfahrungsschätze. „Es war schön, mit ihnen

sie berührt“. So beschreibt der Untertitel das An-

zu arbeiten. Nicht immer einfach, aber schön“,

liegen des Projektes. Man muss sich nur darauf

erzählt sie. Fasziniert hat sie, dass alle durch-

einlassen, „emotional bereit sein“, so die pen-

gehend Optimismus vermittelt haben. „Kein

sionierte Kunstpädagogin. „Mit dem Blick des

bürgerliches Resumée nach hinten, sondern

Mitleids wird man den Menschen, Flüchtlinge

alle schauen nach vorne.“ Und achtungsvoll be-

oder Obdachlose, nicht gerecht“, empfindet die

merkt sie: „Wenn man die Chance hat, in diese

ehemalige Hauptschullehrerin, die über zwan-

anderen Leben einzutauchen, relativieren sich

zig Jahre mit Flüchtlingskindern in den ersten

die eigenen Probleme.“

Auffangklassen Dortmunds gearbeitet hat. Ein bereicherndes Miteinander, das sie gelehrt hat,

Ausgewählte Auszüge aus den Geschichten

die Vielfältigkeit des Lebens zu erkennen und

haben die beiden Initiatoren auf unterschied-

mit Distanz auf die eigene Kultur zu schauen.

liche Weise bearbeitet, um sie im Kirchenraum der Pauluskirche in einem multivisuellem Spiel

Dieser Blick war Anlass, mit den bodo-Verkäu-

aus Text-, Bild- und Musikcollagen zu präsen-

fern, „eine Instanz in der Stadt“, ein Projekt zu

tieren, so dass sie den Erzählern gerecht wer-

starten. Zwei Monate lang hat Michaela Poelke

den – und den Betrachter berühren.

gemeinsam mit ihrem Sohn, dem Mediendesigner Paul Poelke einen „workshop on the road“

Prinzip Hoffnung

durchgeführt – ihre Gesprächspartner an ih-

am 14. Februar um 18 Uhr

rem Arbeitsplatz aufgesucht und sich in einem

Pauluskirche, Schützenstr. 35,

Café in der Nähe deren Geschichten erzählen

44147 Dortmund

lassen. Zehn Menschen, zehn ganz individuelle

Eintritt frei

Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

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NEUES VON BODO

Patrick Salmen bei bodo

20 Jahre, 20 Prozent

arm in Arm

Mit staubtrockenem Humor und jeder Menge

bodo feiert Geburtstag – und lässt Sie an

Ende 2012 waren 26,4 Prozent der Einwohner

Selbstironie, irrsinnig witzig, manchmal

unserer Freude teilhaben, unter anderem

Dortmunds arm oder von Armut bedroht.

melancholisch ruhig – der Poetry-Slammer,

durch eine große Rabattwochen-Aktion in

Mit der Aktionswoche „arm in Arm“ wollen

Autor und Bühnenkünstler Patrick Salmen

unserem Buchladen: Wir werden 20, sie

viele Akteure gemeinsam für das Thema

präsentiert ein Best Of seiner Geschichten am

bekommen 20 Prozent.

sensibilisieren. bodo ist mit dabei.

Der gesamte Februar ist für die Buchaktion

Gegen Gleichgültigkeit und Vereinsamung

13. Februar in bodos Kulturreihe „2. Freitag“. Ein Erzähler vom Feinsten mit wundervoll

geplant. Auf großen Sonderflächen bieten

sonorer Hörbuchstimme: Der 29-jährige

unsere Buchhändlerin Suzanne Präkelt und

Wahl-Dortmunder tourt zurzeit mit der

ihr Team wochenweise Bücher unter einem

Universalantwort auf alle Probleme dieser

bestimmten Motto an: Vom 2. bis 7. Februar

Welt durchs Land: „Ich habe eine Axt.“ Un-

gibt es 20 Prozent Rabatt auf gut erhaltene

ter gleichem Titel ist eine Sammlung seiner

Hardcover-Ausgaben. Vom 9. bis 14. 2. können

humoristischen Bühnengeschichten er-

Krimifans zuschlagen, vom 16. bis 21. 2. lohnt

schienen, nach drei Kurzgeschichtenbänden

sich ein Schnuppern wegen der noch güns-

und literarischen Rätselbüchern mit jeweils

tigeren Kochbücher. In der letzten Februar-

111 knifflig-skurrilen Sprachspielen. Bei uns

woche stehen Regionalia und Geschichtliches

gibt Patrick Salmen von allem etwas.

auf den Aktionsflächen.

Am 13. März erwartet Sie in unserer Bene-

Lassen Sie sich Zeit beim Stöbern, bei über

fizreihe 2. Freitag eine szenische Lesung

10.000 Büchern werden Sie ganz bestimmt

von „Die erste Bahn“, einem Schauspiel für

etwas finden. Und wenn Sie Ihre Bücherre-

zwei Personen von Markus Veith. Start ist

gale erleichtern wollen: Wir nehmen gerne

jeweils um 19.30 Uhr, der Eintritt frei, über

Ihre guterhaltenen Bücher entgegen.

Spenden würden wir uns freuen. bodo, Schwanenwall 36 – 38, Dortmund.

bodo Buchladen, Schwanenwall 36 – 38, Dortmund, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr

– Infoveranstaltungen, Diskussionen, Frühstückstreffs und Ausstellungen zeigen die Facetten von Armut. Auftakt ist am 23.2., 17 Uhr, an der Reinoldikirche, die Abschlussveranstaltung am 27.2., 14 Uhr, in der Bürgerhalle im Rathaus – mit bodo-Verkäufern. Die Wohlfahrtsverbände der Stadt, DGB, die kath. Stadtkirche Dortmund, die Ev. Kirche in Dortmund-Lünen-Selm und das ObdachlosenKaffee Reinoldi organisieren u.a. einen Nordstadtrundgang auf den Spuren eines Lebens ohne Versicherungsschutz, einen interreligiösen Abend, ein Internationales Spielefest. Ein Teil der in Zusammenarbeit mit bodo e.V. entstandenen Ausstellung „Prinzip Hoffnung“ wird im „Café International“, Propsteihof, nochmal zu sehen sein, dazu eine Publikumsdiskussion (25.2., 15 – 17 Uhr).

Vielen Dank! Am Tag nach Neujahr verstarb unsere

nie gehört. Stattdessen kannten wir und

langjährige Verkäuferin Anne im Herner

ihre KundInnen in der Region ihr herzliches

Ludwig-Steil-Haus nach schwerer Krankheit.

„Vielen Dank, einen schönen Tag noch, ein

Anne war unterwegs. Es hielt sie nie lang an einem Ort. Sie kannte das harte Leben

8

schönes Wochenende!“, oft zur Bekräftigung in mehrfacher Wiederholung.

auf der Straße und die stete Unsicherheit

Während unsere VerkäuferInnen in aller

tageweiser Unterkünfte. So schwer es ihr

Regel einen einzigen festen Verkaufsplatz

fiel, Hilfe anzunehmen, so wichtig war ihr

haben, an dem sich Kontakte leichter knüp-

der Ruhepunkt unserer Bochumer Anlauf-

fen und Stammkunden gewinnen lassen,

stelle, den sich täglich aufsuchte. „bodo

war Anne eine Ausnahme. Ihr Aktionsra-

ist mein Halt“, sagte sie oft. Klagen über

dius war beeindruckend. Von Herne bis

ihre Situation, ihre Gesundheit und ihr

Hattingen war sie täglich unterwegs. Auf

schweres Leben haben wir in all den Jahren

festen Routen suchte sie „ihre“ KundInnen


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bodo-Winterjacken Noch eine Nr. 1: Hier ist es, das erste Exemplar unserer warmen Verkäuferjacken, die wir dank Ihrer Spenden anschaffen können. Unser Vertriebs-Mitarbeiter Heiner Altstädt (Bild) freut sich mit uns über die wetterfes-

20 Jahre Straßenmagazin

ten und gefütterten Jacken, die wir nach und nach – dann mit bodo-Rückendruck

Vor genau 20 Jahren, im Februar 1995, erschien

aufgehoben und über viele Jahre gut behütet,

die „Nr. 1“, die erste Ausgabe des Straßenma-

eins hat er uns schließlich geschenkt.

gazins bodo. Wir bedanken uns herzlich bei unseren langjährigen Leserinnen und Leser und bei allen neu dazugekommenen – und sind ein bisschen stolz auf unser Durchhaltevermögen und auf unseren langen Atem.

Beim Blättern fällt uns auf, wie viele Schritte nach vorn das Straßenmagazin gemacht hat – und wie viele Kontinuitäten es gibt. Auch im ersten Heft gab es bereits soziale Reportagen, engagiert auf der Seite der Betroffenen,

Übrigens: Die bodo Nr.1 ist ein wirklich rares

ungewöhnliche Geschichten von hier und

Exemplar. Über die Jahre schrumpfte unser

aus dem Bereich Kultur einen Geheimtipp

Archiv zusammen, und als das Ruhrmuseum

als Titelgeschichte: den Geierabend. 20 Jahre

auf Zeche Zollverein unser allerletztes Heft für

später sind die Kabarett-Karnevalisten eine

seine Dauerausstellung haben wollte, konnten

Institution – und immer noch gute Freunde

wir natürlich nicht ablehnen.

und treue Unterstützer.

Dass wir heute in der Nr.1 blättern können,

Unser Dank gilt unseren Leserinnen und

haben wir – wie so vieles – unseren Verkäufern

Lesern und allen treuen und neuen Unter-

zu verdanken. Stefan, bodo-Verkäufer der ers-

stützerInnen!

– an unsere Verkäuferinnen und Verkäufer ausgeben können. Dank des herausnehmbaren Innenfutters werden sie unsere MitarbeiterInnen durch das Jahr begleiten. Gemeinsam mit den Regenjacken und Kapuzenpullovern aus unserem Shop auf S. 47 haben wir bald eine schöne Ausstattung beisammen, die von unseren Verkäuferinnen und Verkäufern mit Stolz getragen wird. Durch ein günstiges Angebot auch für kleinere Stückzahlen können wir immer, wenn wieder Spendengeld zusammengekommen ist, neue Verkäuferkleidung kaufen und so langjährige wie neue VerkäuferInnen nach und nach versorgen. Herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender!

ten Stunde, hatte weitsichtig zwei Exemplare

Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Im Januar war eine lange Zeit das Wetter nicht so schön. Sturm und

auf, Ladengeschäfte, Arztpraxen,

Regen setzten mir ganz schön zu. Darum bin ich vier Tage zu Hause

LeserInnen, die sie beim Einkaufen in

geblieben. Da hätte man keinen Hund rausgejagt. Die meisten Leute

den Vororten traf. Wir sind überwältigt von der Vielzahl besorgter Nachfragen schon während Annes Krankheit und der großen Anteilnahme an ihrem Tod. Selten wurden wie so oft nach dem Verbleib „meiner Verkäuferin“ gefragt. Wir trauern mit Annes Freunden.

blieben auch zu Hause, weil Busse und Bahnen kaum gefahren sind. Am 14. Februar ist Valentinstag. Da haben wir in der Pauluskirche eine Feier (siehe Seite 7): bodo wird 20 Jahre jung. Dazu möchten wir Sie gerne einladen. Michaela und ich haben uns die Kirche angeschaut. Sie ist sehr schön. Der Pfarrer ist sehr nett. Er erzählte uns, dass in der Kirche sogar „Tatort“ gesehen wird. Auch für Jugendliche wird dort viel getan. Die Veranstaltung findet um 18 Uhr statt. Ich selbst habe sogar meinen Text ins Mikrofon gesprochen. War ganz schön aufgeregt. Aber beim zweiten Versuch ging es besser. Mehr möchte ich nicht verraten. Ja, liebe Leser und Leserinnen, das war es mal wieder. Beim nächsten Mal wieder etwas mehr. Tschüss, Ihre Rosi 9


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NEUES VON BODO

Ein offenes Angebot Hilfe zur Selbsthilfe – unter diesem Leitspruch ermöglichen wir mit diesem Straßenmagazin Menschen in Armut und Wohnungslosigkeit einen selbstbestimmten Zuverdienst. Wer zu uns kommt und Verkäufer werden möchte, muss unseren Regeln zustimmen und erhält einen Verkaufsausweis mit Foto, Verkäuferkleidung sowie einen festen Verkaufsplatz. bodo-Verkäufer entscheiden nach ihren Möglichkeiten, wann und wie lange sie arbeiten. Sie kaufen die Magazine in unseren Ausgabestellen zum Preis von 1,25 Euro und verkaufen sie auf der Straße für 2,50 Euro. Die positiven Begleiterscheinungen übertreffen schnell den oft geringen Verdienst und sind der eigentliche Erfolg dieser Arbeit: Unsere Verkäufer haben lang vermisste Erfolgserlebnisse, gewinnen Selbstbewusstsein, knüpfen soziale Kontakte außerhalb ihrer Szene und entwickeln eigenverantwortlich neue Tagesstruktur. Die Beratung in unseren Anlaufstellen gibt

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den Mut und die Kraft die nächsten Schritte auf den Weg in ein selbstbestimmteres Leben zu gehen.

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Hilfe, die ankommt bodo ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Durch die Einnahmen in unseren Arbeitsbereichen und den sparsamen Umgang mit unseren Mitteln gelingt es uns, den Spendenbedarf relativ gering zu halten, trotzdem sind wir auf Ihre Mithilfe

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schen das Straßenmagazin verkauft. Jeden

de Stephan Noack erklärte bei der Scheck-

Tag beraten, begleiten und helfen wir auf

übergabe, auf bodo sei der Dortmunder

dem Weg in ein wieder selbstbestimmteres

Leo-Club durch spendobel, das Dortmunder

Leben. Möglich wird dies erst durch Ihre

Spendenparlament, gekommen: „Dort

Unterstützung.

informieren wir uns regelmäßig über Spendenprojekte.“ Diesmal hatte sie der

Wir freuen uns riesig über den großen Kreis von Menschen aus der Region, die mit ihrer Spende, durch den Kauf unserer „Produkte“ – vom Straßenmagazin bis zum Auftrag für unser kleines gemeinnütziges Transportunternehmen – oder durch tatkräftiges Engagement dafür sorgen, dass es bodo immer noch gibt. Unsere Arbeit ist erst durch Sie erfolgreich.

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Zwei schöne Beispiele: Am 1. Adventswo-

Verkaufstag 1.000 Euro für bodo zusam-

chenende des letzten Jahres bewirtschaf-

men. Vorstandsmitglieder überreichten

tete der Leo-Club Dortmund-Hövelpforte

den symbolischen Scheck und ließen sich

traditionell das berühmte Glühweinfass

von uns genau über unsere Arbeit aufklä-

des Weinhauses Hilgering. 1.000 Euro des

ren – und über die Soziale Stadtführung,

Erlöses gingen an bodo – zur Finanzierung

denn die möchte das ÖkoNetzwerk gerne

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Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

Mieterverein

Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.

Brückstraße 58 44787 Bochum Tel.: 0234 / 96 11 40 mieterverein-bochum.de

Kampstr. 4 44137 Dortmund Tel. 0231/557656-0 mieterverein-dortmund.de

Öffnungszeiten Mo - Do 9:00 - 18:00 Fr 9:00 - 12:00

Öffnungszeiten Mo - Do 8:30 - 18:00 Fr 8:30 - 14:00

Mitglieder im Deutschen Mieterbund

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REPORTAGE

Zeitreisen in Handarbeit Elffeast – ein Verein für historisches Ambiente Sie tanzen als Prinzessin und Prinz auf einem nachnapoleonischen Ball, präsentieren historische Handwerkskunst in einem Lager der Wikingerzeit, kredenzen frisch aufgebrühten Tee, Kaffee und Gebäck in einem Berberzelt oder üben sich in mittelalterlichem Bogenschießen. Stets korrekt im Stil der Epochen gewandet, streifen die Mitglieder des Dortmunder Vereins Elffeast geschmeidig durch elf Jahrhunderte Geschichte. Verbürgtem Ambiente fühlen sie sich verpflichtet, können aber auch dann helfen, wenn es um Rollenspiele geht oder um die Nachgestaltung von Film- und Fantasy-Kostümen. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Dörte Ritter

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Marja Kettner hat Kunstgeschichte studiert, Schwerpunkt Kostümbild. Beruflich sollte

„Wir versuchen, den Geist einer Epoche zu treffen.“

sie später andere Wege einschlagen, unge-

Streng historisch betrachtet wird es den so nicht gegeben haben. Das unterscheidet unsere Events von einem ,Reenactment‘. Aber

brochen blieb jedoch ihr Faible für histori-

Elffeast ist ein Ensemble innerhalb einer le-

wir tanzen die richtigen Tänze und tragen

sche Gewänder. Und ihrem Hobby wollte sie

bendigen und gut vernetzten Szene, deren

die korrekte Kleidung.”

keineswegs nur in den eigenen vier Wänden

einzelne Zirkel sich kennen, helfen, austau-

nachgehen. Im Rahmen einer Modenschau

schen und anlässlich der jeweils organisier-

Je näher die Zeitreisenden von Elffeast ih-

in diesem Metier unternahm sie anno 2003

ten Festivitäten besuchen. Allerdings spezia-

ren Vorbildern zu kommen wünschen, desto

mit einem Dutzend Gleichgesinnter erste öf-

lisieren sich die meisten Gemeinschaften auf

größer ist der Aufwand, den sie betreiben

fentliche Gehversuche. Ihre Mitstreiter von

eine Epoche oder eine bestimmte Form des

müssen. Für einen barocken Ball werden

damals bilden noch heute den festen Kern bei

Auftretens. Das kann die Darstellung eines

entsprechend prunkvolle Räumlichkeiten

Elffeast e.V., die Vereinsgründung erfolgte

Gewerbes auf einem altertümlichen Markt-

angemietet, die Szenerie wird von Kerzen er-

2008. „Entweder, es packt einen, oder nicht“,

platz sein oder ein „Reenactment“, also das

hellt und nicht von elektrischem Licht, Musik

sagt Kettner. „Aber wenn es einen packt, dann

getreue Nachspielen eines konkreten ge-

schallt im Idealfall nicht aus Lautsprechern,

bleibt man dabei.“

schichtlichen Ereignisses. Ein solches Korsett

sondern wird live aufgeführt. Diesbezüglich

wäre den Dortmundern zu eng. „Wie wir

hat sich eine für beide Parteien erfreuliche

Über die Jahre ist ihre Gruppe langsam aber

agieren, das ähnelt eher einem freien Rol-

Kooperation mit „Con Allegria“, dem Ensemb-

stetig gewachsen. Mittlerweile sind es etwa

lenspiel“, sagt Kettner. „Wir versuchen, den

le für Alte Musik der Musikschule Dortmund

fünfzig Enthusiasten, die mit großem Enga-

Geist einer Epoche zu treffen. Man denkt sich

ergeben. Schon beim ersten Engagement die-

gement regelmäßig an Modenschauen, Mit-

einen Charakter aus, der in die Zeit passt, in

ser Art waren die Instrumentalisten begeis-

telaltermärkten, Museumsveranstaltungen

der wir uns bewegen wollen, und den man

tert, vor einem Publikum aufzutreten, das

oder Live-Rollenspielen teilnehmen – nicht

dabei spielerisch nachempfinden möchte.

sich vollendet zu den dargebotenen Stücken

nur in der unmittelbaren Umgebung, son-

Nehmen wir einen Ball, den wir veranstalten:

bewegen konnte. Nicht umsonst gehört ein

dern deutschlandweit und manchmal sogar

Tanzmeister zum Team von Elffeast.

international.

13


REPORTAGE

kommenden Herbst findet ein Ball statt, auf

Für Elffeast käme das nicht in Frage, ferner wer-

dem sie es tragen möchte. In diesem Kontext

den auch selten Kompromisse in puncto Werk-

Freilich gibt es Grenzen hinsichtlich der Perfek-

sollte man es tunlichst unterlassen, den Stun-

zeug und Verarbeitung gemacht. Zum Beispiel

tion. „Was oft fehlt, sind die Bediensteten“, ge-

denlohn zu berechnen, der beim Nähen zu Bu-

kommt eine Nähmaschine, wenn überhaupt,

steht Frau Kettner. „Leider können wir so viele

che schlagen würde. Allein die Materialkosten

allenfalls bei einer nicht sichtbaren Naht zum

Helfer gar nicht verpflichten. Und es gibt noch

bewegen sich in schwindelerregender Höhe. „Je

Einsatz. Letztlich geht es um nicht weniger als

einen Bereich, wo wir nicht unbedingt authen-

nach der gewünschten Qualität kann der Meter

darum, kostbare Unikate in Handarbeit nach

tisch sind: Wir benutzen lieber eine richtige Toi-

Stoff bis zu 180 Euro kosten“, erfahren wir. „Da

althergebrachten Techniken zu fertigen. Die-

lette, als dass wir, wie es damals üblich war, zu

überlegt man jeden einzelnen Schnitt mehr-

sem Prinzip folgend widmen die Akteure jeder

diesem Zweck ein Tuch im Ballsaal spannen. Wir

fach, bevor man die Schere ansetzt. Man entwi-

Epoche, in der sie sich später begegnen möch-

verwenden heutige Kosmetika und die Flohfal-

ckelt allerdings früher oder später einen Blick

ten, die gleiche Aufmerksamkeit.

len im Kostüm sind zum Glück nur Accessoires.“

für Schnäppchen. Gute, naturgefärbte Ware ist

– „Wir scheuen uns auch nicht, uns gelegentlich

mit etwas Glück für die Hälfte zu bekommen.

Ist mittelalterliches Auftreten gewünscht, stellt

zu waschen“, ergänzt Sabine Wedemeier die Lis-

Außerdem ist das Material dieser Güte sehr

der Verein eine Gemeinschaft fahrender Händ-

te erlaubter Ausnahmen bei der Rekonstruktion

haltbar. An dem Kleid werde ich noch lange

ler dar, wie sie im 9. Jahrhundert vor Haithabu

der Gepflogenheiten unserer Ahnen. Die Frauen

Freude haben. Da lohnt sich die investierte Zeit.”

gelagert haben könnte: Haithabu war seinerzeit

Edle Stoffe im Dortmunder Westend

müssen lachen.

Im 9. Jahrhundert vor Haithabu

Europas, an der Schlei gelegen, gegenüber dem

wöchentlichen Zusammenkunft des Vereins

Nicht ganz so tief ins Portemonnaie muss grei-

verbürgten Stätte unterschiedliche Bevölke-

gelegt. Der Ort, ein sachlich eingerichteter

fen, wer sich Kleidung für einen mittelalterli-

rungsgruppen aufeinander – für das vielseitig

Nachbarschaftstreff im Dortmunder Westend,

chen Markt schneidert. Doch bei genauerem

interessierte Team um Marja Kettner der per-

wirkt nachgerade schlicht im Vergleich zu den

Hinsehen gibt es Unterschiede. „Der normale

fekte Hintergrund, ein breites Spektrum an

teils prachtvollen Welten, deren Auflebenlassen

Mittelalterfan näht sich eine Gewandung bis

sozialen und kulturellen Schichten glaubwür-

auf Zeit hier mit Leidenschaft vorbereitet wird.

maximal einhundert Euro“, sagt Marja Kettner.

dig präsentieren zu können. Bei dem bunten

„Auf originalgetreue Stof-

Treiben schlüpfen sie in Rollen diverser Markt-

fe muss er bei diesem

leute, vom Holzhandwerker über den Lederer

Preis verzichten.“

bis zum Perlenmacher, mit fränkischen, friesi-

Wir haben das Interview auf den Termin der

Als wir ankommen, arbeitet Frau Wedemeier an detailverliebten Verzierungen zu einem Kleid im französischen Empirestil des frühen 19. Jahrhunderts. Im

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der wohl bedeutendste Handelsplatz im Norden heutigen Schleswig. Friedlich trafen an dieser


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schen, skandinavischen oder russischen Wurzeln, mit Möbeln, Schmuck und Zierrat ausgestattet, gekleidet in ihrer Herkunft und ihrem Stand entsprechenden Gewändern.

Das gute Gespräch ist zurück.

Mittelalterliche Herren, neuzeitliche Damen Eine Gelegenheit, das Lagerleben persönlich kennenzulernen, bietet sich Besuchern am ersten Juniwochenende im Volksgarten zu Mengede. In dem nordwestlichen Dortmunder Vorort findet dann unter dem Namen „Mengeder Gaudium“ ein auch sonst lohnenswerter, nicht kommerzieller Mittelaltermarkt statt. „Dort werden Sie garantiert unsere männlichen Mitglieder zu Gesicht bekommen“, verspricht Frau Kettner. Am Abend des Interviews sind ausschließlich Frauen zugegen. Sind die Vorlieben grundsätzlich so eindeutig verteilt? Ist die Passion für das Herstellen historischer Kostüme eine Frage des Geschlechts? „Es gibt immer mal Männer, die sich ihre Gewandung selber anfertigen“, antwortet Kettner. „Aber unsere nähende Fraktion besteht tatsächlich nahezu ausschließlich aus Frauen. Die Herren finden am Lagerleben augenscheinlich mehr Gefallen.“ Dass den Kerlen das Rustikale näher liegt, nehmen die Damen im Verein gelassen hin. Sie wissen, ihre Palette ist facettenreicher. Nur gelegentlich muss steuernd eingegriffen werden, damit die männliche Zurückhaltung hinsichtlich der feineren Anlässe im historischen Spiel nicht zum Problem wird. So wird beispielshalber schon beim Kartenvorverkauf für einige Bälle der Szene darauf geachtet, dass das Verhältnis zwischen Tänzerinnen und Tänzern möglichst ausgeglichen ist. www.elffeast.de

LESEN SIE AUSFÜHRLICHE INTERVIEWS MIT:

Robert De Niro Katrin Bauerfeind Martin Sonneborn Karen Duve Sebastian Fitzek Damien Rice Peter Zec u.v.a. JETZT AM KIOSK Wir gratulieren bodo zum 20jährigen!

INTERVIEWS 15


NEWS

DER KOMMENTAR

Verspekuliert Kredite in Schweizer Franken waren billig. Nun treiben sie Städte im Ruhrgebiet in den Ruin. Als im Januar die Schweizer Nationalbank (SNB) die Bindung des Frankens an den Euro aufhob, verlor dieser binnen Minuten gegenüber dem Franken mehr als 20 Prozent seines Wertes. Die Schulden der Stadt Essen erhöhten sich innerhalb von Sekunden um 125 Millionen Euro. Auch Bochum hat vor fünf Jahren zwei vermeintlich günstige Schweizer Kredite in Höhe von 150 Millionen Euro aufgenommen – und verlor am 15. Januar Millionen. Betroffen sind insgesamt 31 NRW-Kommunen. Landesweit sollen kommunale Fremdwährungskredite im Wert von ursprünglich knapp 2 Milliarden Euro im Umlauf sein. Ein Großteil in Franken. „Jetzt rächt sich ein hochspekulatives Geschäft“, sagt Eberhard Kanski vom Bund

Unwort 2014: „Lügenpresse“ Von Bastian Pütter | Foto: Archiv

der Steuerzahler in NRW. Die Stadt Bochum hat eine Entscheidung

Während Redaktionen schließen, haben sich – Netz sei Dank – unüber-

über das Bedienen oder Ablösen der Kredite erst einmal vertagt.

schaubare alternative Öffentlichkeiten etabliert. Journalisten haben das Monopol auf Expertise in Sachen Nachrichten verloren, das Publizieren

Flüchtlingsprotest In vielen Kommunen werden Mindeststandards bei der Unterbringung von Flüchtlingen nicht mehr erreicht. Nun wandten sich 120 in den Dortmunder Brüggmannhallen untergebrachte Flüchtlinge mit einem offenen Brief an die Stadt. Sie beklagen u.a. die nur mit Bretterverschlägen und Feldbetten ausgestatteten Hallen, desolate sanitäre Bedingungen, zu wenig zu essen und keine Möglichkeit, Wäsche zu waschen. Die Stadt sagte Verbesserungen

zu. Der Flüchtlingsrat NRW fordert verpflichtende Stan-

hat sich demokratisiert. Wer sich etwa für Echsenmenschen interessiert, die – muss man wissen – unseren innen hohlen Erdball bevölkern, den informieren allein im deutschsprachigen Internet Hunderte Seiten. Das alles ist weder nur gut noch allein schlecht. Es ist erstmal kompliziert. Das Ärgerliche ist: Die Welt drumherum auch. Unüberschaubarkeit löst Abwehr aus und die Flucht in einfache Wahrheiten. Die beschreiben diese Welt zwar nicht, konstruieren aber über Ausgrenzung und Wahn eine neue: Hier wir, drumherum Verschwörung und die Trompeten der „Lügenpresse“. Dass das Wutbürgertum dazu einen erst nationalistischen, dann nationalsozialistischen Kampfbegriff reaktiviert, begründet allein die Wahl der Jury.

dards für eine menschenwürdige Unterbringung: „In baufälligen

Zum großen Teil entstammten die bisherigen Unworte Sphären der Macht:

und gesundheitsgefährdenden Gebäuden, zwischen Isolation und

dem neoliberalen Diskurs der Kälte („Humankapital“, „betriebsratsverseucht“),

mangelnder Privatsphäre – so gestaltet sich vielerorts der Alltag von

dem Beschönigungssprech der Politik („Diätenanpassung“, „notleidende Ban-

Flüchtlingen in den nordrhein-westfälischen Baracken, Containern,

ken“) oder dem des Militärs („ethnische Säuberung“, „Kollateralschaden“).

Fertiggaragen, Kasernen, Schulen oder Sporthallen.“ Solange keine verbindlichen Qualitätsstandards existierten, würden „solche eklatanten Missstände weiterhin an der Tagesordnung sein.“

Seit der ersten Unwort-Wahl 1991 hat die Jury jedoch auch menschenverachtendes Denken in der Gesellschaft und sein Gerinnen in Sprache in den Fokus gestellt, komme es von rechtsaußen („national befreite Zone“, „Überfremdung“) oder aus der vermeintlichen Mitte („Döner-Morde“, „Sozialtourismus“).

Katholische Einwanderung

Leider kommt Medien beim Verbreiten und Einüben eines Sprachgebrauchs

Im Januar veröffentlichte das Bundesamt

denten jeder islamistische Killer ein „Gotteskrieger“, mit pawlowschem Re-

für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im

flex wollten 2010 alle Hauptstadtjournalisten einmal öfter als die Kanzlerin

Auftrag der Bundesregierung den Migrationsbericht für Deutschland. Während sowohl die Einwanderungszahlen als auch die Fortzüge weiter anstiegen, wuchs auch das Wanderungsplus auf 428.000. Die Zuwanderer kommen vor allem aus den christlichen geprägten Ländern Europas, 61 Prozent der Zuzüge erfolgten aus Mitgliedsländern der Europäischen Union. An erster Stelle liegt weiterhin Polen, auf Platz zwei Rumänien. Besonders stark stieg die Einwanderung aus dem Sü-

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wider die Humanität eine wichtige Rolle zu. Über Jahre war für Korrespon-

„alternativlos“ sagen. Aber so ist Sprache eben: ansteckend. Dummerweise infiziert sie nicht nur andere Sprechakte, sondern auch das Denken. Auch das von Journalisten. Denn die sind Menschen: mal erschreckend naiv, mal entsetzlich verbohrt oder völlig skrupellos. Es gibt Interessen und Abhängigkeiten – aber als Gegengift immer noch erstaunlich viel Vielfalt und Pressefreiheit.

den Europas, die drittgrößte Zuwanderergruppe kommt aus Italien.

Deswegen darf man mit Journalisten hadern, sie kritisieren oder das Zei-

Deutlich gestiegen ist die Abwanderung in Richtung Türkei.

tungsabo kündigen, wenn man meint, sich in der Ukraine, im eigenen Vorort

Der syrische Bürgerkrieg, der 2012 im Migrationsbericht noch keine

oder im Internet besser auszukennen als sie. Das reicht. Die Diffamierung

Rolle spielte, ist 2013 deutlich sichtbar. Der aktuelle Bericht verzeich-

des gesamten Mediensektors mit einer Hassparole aus dem Goebbels-Arse-

net einen Zuzug von 18.789 Personen aus Syrien, trotz aller Widrig-

nal hingegen zeigt, dass wir hier zurzeit ein größeres Problem haben als die

keiten reisten fast 2.000 Personen zurück.

Zeitungskrise.


RECHT

Annington: Inkassokosten unzulässig

Von Rechtsanwalt René Boyke

Die größte deut-

beauftragen. Dies ist auch gerechtfertigt,

ner Anwaltskanzlei hervor – und verstieß da-

sche Wohnungsge-

denn tatsächlich ist es häufig nicht einfach,

mit gegen Ihre Schadensminderungspflicht

sellschaft verlangte

ein Mahnschreiben abzufassen und dabei

aus §254 BGB.

von einem Mieter Inkassokosten und unterlag damit Anfang Januar vor dem Amtsgericht Dortmund (Az.:425 C 6720/14). Vor dem Jahre 2011 hatte die Deutsche Annington ihre Mieter noch selbst zum Ausgleich von Mietrückständen aufgefordert. Nun übertrug sie diese Aufgabe einer Berliner Anwaltskanzlei und verlangte von den säumigen Mietern auch den Ausgleich der Anwaltskosten. Grundsätzlich kann ein Gläubiger von seinem Schuldner zwar verlangen, dass dieser die Kosten eines beauftragten Rechtsan-

jegliche Fehler zu vermeiden.

Dass das Gericht so entscheiden würde, war zu

Da die Deutsche Annington mit ihren ca.

erwarten. Es hat nämlich bereits 2012 (Az.:425

17.000 Wohnungen allein in Dortmund aller-

C 6285/12) darauf hingewiesen, dass es bei

dings schon Jahrzehnte Erfahrung und Wis-

einem gewerblichen Großvermieter die Ein-

sen auf dem Gebiet des Forderungseinzugs

schaltung eines Anwalts in einfachen Fällen

gesammelt hat und ausgebildetes Personal

für nicht erstattungsfähig hält. Daran hat sich

beschäftigt, war das Gericht der Meinung,

nichts geändert. www.kanzlei-boyke.de

dass es im vorliegenden Fall sachgerechter ist, von dem Grundsatz der Kostenerstattung abzuweichen. Es wies auch darauf hin, dass alle dem Gericht bekannten Dortmunder Großvermieter den Forderungseinzug selbst betreiben.

walts übernimmt. Dem liegt aber der Ge-

Obwohl die Annington den Forderungseinzug

danke zugrunde, dass es erforderlich und

also selbst hätte übernehmen können, rief sie

zweckmäßig ist, einen Rechtsanwalt zu

unnötige Kosten durch die Beauftragung ei-

DIE ZAHL

85

Menschen besitzen so viel wie 3,5 Milliarden zusammen – die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.

DAS FOTO

Mahnwache für Meinungsfreiheit am 16. Januar in der Dortmunder Innenstadt. Dem Aufruf des türkisch-islamischen Verbandes „DITIB“ folgten christliche Gemeinden und der Dortmunder Rabbiner Avichai Apel. Ein Vertreter der muslimischen Gemeinden stellte klar: „In Paris wurden auch unsere Grundwerte angegriffen.“ Foto: Felix Huesmann 17


REPORTAGE

Alles für diesen

Es regnet im Fredenbaumpark in der Dortmunder Nordstadt, als ein groß gewachsener Mann mit Glatze und Vollbart seiner kleinen Tochter die Mütze immer wieder gerade rückt. Der hüfthohe Junge an seiner Seite macht das schon alleine. Die Kleine trägt er auf dem Arm und schimpft über das Wetter: „Dieser Regen, hoffentlich hört das bald auf. Ständig dieses An- und Ausziehen mit zwei Kindern...“. Küsschen werden verteilt, die drei lachen viel. Noch am Morgen waren sie Ponyreiten in Schwerte. Es ist der letzte Tag vor der Abreise. Am Abend wird es heißen: „Papa fährt jetzt arbeiten.“ Die Kinder wissen, dass er dann eine Weile weg und danach wieder ganz für sie da sein wird. Zumindest wenn alles gut geht.

Andy Spyra und seine Bilder

Von Dirk Planert | Fotos: Andy Spyra, Dirk Planert

D

rei Tage später hängt die abgewetz-

ter Nebel vor einer uralten Schullandkarte

te Fototasche über dem Arm, auf

schwebt. Der gesamte Nahe Osten erstreckt

dem das kleine Mädchen saß. Ku-

sich wandfüllend hinter dem Sofa. Im Regal

geln peitschen über seinen Kopf, in der Nähe

liegen abgegriffene, alte Analogkameras.

schlagen Mörsergranaten ein. Es ist die Front-

„Damals in Kaschmir, das war alles nicht so

linie im Irak. Kurdische Peschmerga kämpfen

geplant, aber ich war eben da. Dann hat sich

gegen Einheiten des „Islamischen Staates“.

ein diffuses Gefühl entwickelt, dass dort Unrecht geschieht und ich vielleicht mit meiner

Andy Spyra war im vergangenen Jahr in Ni-

Kamera etwas bewegen kann“, sagt er, und

geria, Afghanistan, der Türkei und im Irak.

man spürt sofort, dass aus diesem Gefühl

Seit acht Jahren ist der Rhythmus ähnlich.

eine Haltung geworden ist.

Mehrere Wochen am Stück in Deutschland. Dann wieder drei Wochen irgendwo dort,

Nach dem Abitur und dem Zivildienst, schon

wo die meisten anderen nur weg wollen.

damals fotografierte Spyra für die Westfa-

2007 im Bürgerkrieg in Kaschmir waren die

lenpost, hatte ihn die Reiselust nach Indi-

ersten dieser Fototoreportagen entstanden.

en gezogen, und als es weiter gehen sollte

Zum ersten Mal stand der damals 22-Jährige

nach Nepal „war die Kohle alle und ich bin

aus Hagen zwischen den Fronten. „Scheiße,

in Kaschmir gestrandet“, erzählt er lachend.

hoffentlich geht das bald vorbei, hab ich

„Dann bin ich morgens aufgewacht in einem

gedacht. Meine Deckung war ein Stein, nur

billigen Hotel und lag schon im Tränengas-

halb so groß wie ich.“

nebel. Plötzlich war ich mitten drin im Bürgerkrieg und habe fotografiert.“

„Plötzlich war ich mitten drin im Bürgerkrieg.“

18

„Es geht um das Bild.“

Braun gebrannt durch seine Reisen sitzt

Das war die Wende. Statt wie geplant Poli-

Spyra auf seinem roten Jugendstilsofa in

tik- und Sozialwissenschaften zu studieren,

einer Wohnung in der Dortmunder Nord-

„um durch diese Brille die Welt besser zu

Afghanistan, Mazar e Sharif.

stadt, erzählt entspannt, trinkt Espresso

verstehen“, wurde es die Fotografie. „Ich war

Ein Soldat der Afghan National Army

und dreht ab und an eine Zigarette, mit fri-

dann aber mehr in Kaschmir als in der Uni,

kontrolliert Autos an einem Check-

schem Tabak aus Kurdistan. Der Raum füllt

weil ich das relevanter fand als in Semina-

point außerhalb der Stadt.

sich langsam mit Rauch, der wie ein leich-

ren Punkte auf Papier zu kleben. Erst als die


einen Augenblick

19


REPORTAGE

ersten internationalen Fotopreise für die Ar-

„International Photography Award“. Ver-

nicht kaufen.“ Trotzdem oder gerade des-

beiten aus Kaschmir kamen, da wusste ich,

öffentlicht werden die Bilder im Time Ma-

halb hat er sich durchgesetzt.

dass ich davon leben kann.“

gazin, in Stern, FAZ, Zeit, Welt am Sonntag und Newsweek. Die Reise nach Nigeria

20

„Ich bin kein Kriegsfotograf.

Drei Semester hätten zumindest gereicht,

Anfang 2014 war ein Auftrag des Geo Ma-

um das Prinzip zu lernen, mit Fotoreporta-

gazins. Als er zurückkehrte, waren Bilder

gen Geschichten zu erzählen, sagt er heute.

von einem Mitglied der Terrororganisation

Der Direktor des Hagener Museums Taifun

„Es geht um das Bild, und das lernt man

Boko Haram auf den Speicherkarten. Nicht

Belgin schreibt im Vorwort von Spyras ers-

nicht an der Uni. Man wird nur da gut, wo

aus 30 Metern Distanz fotografiert, son-

tem veröffentlichten Fotobuch („Exodus,

man etwas mit Leidenschaft tut.“

dern mit einer Nähe von etwa 30 Zentime-

die Verfolgung der Christen im Irak“): „Andy

Ich fotografiere Menschen.“

tern. Andy Spyra arbeitet ausschließlich in

Spyra ist heute einer der angesehensten Fo-

Andy Spyra ist der erste Deutsche, dessen

schwarz-weiß und mit Weitwinkelobjek-

tografen Deutschlands. (…) Seine schwarz-

Arbeiten mit einem Getty Images Award

tiven, muss also, um Menschen auf seine

weißen Reportagen erinnern an den mitt-

ausgezeichnet wurden. Dann folgten

Art zu fotografieren, sehr nah heran. „Die

lerweile historischen Fotojournalismus des

Preise: „Leica Oskar Barnack Newcomer

Schwarz-Weiß-Fotografie ist heutzutage

20. Jahrhunderts, der mit Namen wie Robert

Award“, „New York Photo Festival“, drit-

ungewöhnlich, aber das ist meine Bilder-

Capa verbunden ist.“ Capa war einer der

ter Platz bei „Picture of the Year“ und der

sprache, die Redaktionen müssen es ja

ersten und bekanntesten Kriegsfotografen.


Oben: An der Front im Irak. Kurdische Peschmerga kämpfen gegen ISIS-Einheiten. Links: Ein kurdischer Soldat an der Front im Irak. Das Bild entstand Ende 2013.

„Ich will wissen, was der Krieg mit den Menschen macht.“

dest umschreiben: „Irgendwann bin ich aus einem dreckigen Loch in Kambodscha zurückgekommen, wo es über Wochen keinen

Zwei Dinge treiben ihn: Fotos zu machen,

Strom und kein fließendes Wasser gab. Die

die vielleicht etwas ändern, und die Dinge

Banalitäten des Alltags nehmen wir hier

zu verstehen, die dort passieren. „Ich will

nicht wahr. Hier habe ich Strom, Wasser,

wissen, was der Krieg mit den Menschen

etwas zu essen und physische Sicherheit.

macht, natürlich auch mit mir selbst.“ Der

Mehr brauche ich erst einmal nicht. Meine

Krieg sei eine übergroße Macht, die über die

Wertschätzung dessen hat sich verändert.“

Menschen hinwegrolle. Etwas Fundamentaleres gebe es nicht, als Krieg zu erleben,

Sichtbar wird das ganz besonders in der

sagt Spyra. Die Frage, was der Krieg mit den

Weihnachtszeit. Spyra trifft man vielleicht

„Das bin ich nicht“, sagte Spyra. „Ich bin

Menschen macht, kann er bis heute nur mit

mit Freunden in einer Kneipe, mit den Kin-

kein Kriegsfotograf. Ich fotografiere Men-

seinen Bildern beantworten. Dafür gibt es

dern im Wald oder beim Ponyreiten. Aber si-

schen. Und um ihnen so nah zu kommen,

vielleicht nicht einmal Worte. Das, was der

cher nicht auf der Einkaufsmeile Westenhell-

müssen sie das auch zulassen, mir das er-

Krieg mit ihm gemacht hat, kann er zumin-

weg. „Konsumrausch, das kann ich mir nicht

lauben. Das setzt Vertrauen voraus und das

ansehen. Das ist zu krass, wenn du gerade

geht alles nicht ohne Emphatie. Gerade das

aus einem Flüchtlingslager im Irak kommst.“

macht uns zu Menschen. Das müssen wir aufrechterhalten.“

Die Bilder bewegen „vielleicht“ etwas, und der Fotograf selbst lebt davon, das Elend

Das Gefühl von damals, etwas bewegen zu

anderer Menschen zu transportieren, ohne

wollen, sei heute viel klarer, sagt er. „Aber

direkt Einfluss darauf nehmen zu können.

heute ist die Wirkung diffus. Ich kann ja

„Das darf kein Grund sein, es nicht zu tun“,

nicht sehen, ob meine Bilder bei anderen

Am 27.2.2015 um 20 Uhr:

sagt Spyra: „Die Fotografie ist für mich nur

Menschen irgendetwas ausgelöst haben.

Fotovortrag von Andy Spyra

ein Vehikel, vielleicht arbeite ich irgend-

Bei einigen kommt es an, sie sind berührt

in der Pauluskirche,

wann für eine Hilfsorganisation oder wer-

und handeln vielleicht im entscheidenden

Schützenstr. 35, 44147 Dortmund

de Tierpfleger in Borneo.“ Wenn bis dahin

Moment etwas anders.“

www.andyspyra.com

alles gut geht.

21


KULTUR

Der Glaube an den Humor Patrick Salmens Masterplan war Grundschullehrer. Das hätte ihm und den Kindern sicher Spaß gemacht. Aber der Mann mit dieser warmen Erzählerstimme ist in ein anderes Leben „geschlittert“, eines, in dem Sprache die Hauptrolle spielt: Patrick Salmen schreibt, liest vor und unterhält auf der Bühne – mit viel Humor und leiser Melancholie. Poetisch und verrückt. Von Antje Mosebach | Foto: Fabian Stürtz

Trotz seines engen Tour-Plans nimmt sich der

Als E-Book? „Nie“, wehrt er sofort ab. „Ich mache

gebürtige Wuppertaler an seinem einzig freien

vieles digital, aber nie das Lesen. Ich liebe das

Tag Zeit, sich mit uns in einem Café im Dortmun-

Rumkramen in Büchern.“ Mehr noch: „Ich habe ei-

der Kreuzviertel zu treffen, wo er seit drei Jahren

nen Traum. Ich möchte irgendwann mal ein Haus

lebt. Der Liebe wegen. Von hier fährt er morgens

haben mit einer großen Bücherleiter, die man so

zur Arbeit nach Wuppertal. Wie jetzt? Als freier

hin- und herschieben kann…“

Autor und Bühnenkünstler? Patrick Salmen grinst: „Ist für das Gefühl, dass ich was tun muss.

Seine Texte, ob Lyrik, Prosa, Songtexte, fürs

Dafür habe ich mir in Wuppertal ein kleines Büro

Buch oder die Bühne, halten die Waage zwi-

gemietet.“ Seinen Arbeitsplatz zum Schreiben.

schen Melancholie und Satire, zwischen Emp-

Drei Kurzgeschichtenbände, zwei Sprachspiel-

findsamkeit und Zynismus, je nach Stimmung.

Rätselbücher – das dritte erscheint im Herbst

In schöner Sprache, mit viel Humor, der ist ihm

– eine Sammlung seiner satirischen Bühnen-

wichtig, „weil er an vielen Stellen hilft, als Ka-

geschichten und ein fertiges Kinderbuch in der

talysator.“ Und es ist immer: „100 Prozent mein

Schublade sind die Ergebnisse des 29-Jährigen.

Humor.“ Dabei spielt es für ihn eine große Rolle,

Neben seinen Songtexten und Bühnenprogram-

über sich selbst lachen zu können. Mit Blick auf

men. Gerade bringt er seinen ersten Roman zum

den Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“, der ihn

Abschluss, einen Liebesroman, melancholisch

sehr betroffen gemacht hat, sagt Salmen: „Der

geprägt, aber auch verrückt, basierend auf einer

Glaube kann nicht stark sein, wenn er Witze

wahren Geschichte – von einem Mann, der sich

über sich nicht erträgt. Bei Humor darf es keine

über 20 Jahre eine riesige Lebenslüge aufge-

Grenzen geben. Dafür allerdings sprachliche

baut hat: der so tut, als ob er morgens das Haus

Sensibilität und Empathiefähigkeit.“

verlässt und zur Arbeit geht… Patrick Salmen war mitten im Studium der

„2. Freitag“ – Benefiz-Kultur bei bodo

Germanistik und Geschichte, als sich seine Büh-

und erzählt auf angenehm zurückhaltende Art

nenprogramme verselbstständigten. „Es wurde

über das, was er so macht. „Ich experimentiere

so viel, dass ich mein Studium abgebrochen

mit Formen und Sprache, die Gattung ist mir

habe. Und ich bin unsagbar glücklich so“. Seit

egal. Ich möchte nur nicht in Routine verfallen

vier Jahren ist er hauptberuflich Autor, Slam-

Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund

und mich in einem Genre festfahren.“ Inspiration

poet und „Lesekabarettist“. Mit einer Stimme,

Eintritt frei, Spenden kommen unseren

holt er sich aus dem Alltag. Und aus Büchern. „Im

bei der man sich am liebsten mit geschlossenen

Beratungsangeboten zugute.

Moment schaffe ich es nicht, so viel zu lesen, zwei

Augen zurücklehnt – wenn man dabei nicht

Bücher pro Monat, wenigstens abends im Bett.“

seine Performance verpassen würde.

am 13. Februar um 19.30 Uhr

www.patricksalmen.de

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Patrick Salmen rührt in seinem frischen Minzetee


ANZEIGEN

WILDE KRÄUTER

EICHE

Gute Arbeit von Wolfgang Kienast

FREI!

Union-Busting= systematische Bekämpfung von Gewerkschaften und Beschäftigten

Der Anschlag auf Charlie Hebdo war

Ob es helfen würde, Muslime aus dem

eine grauenvolle Tat. Die Attentäter

Ruhrgebiet nach Dresden zu schicken,

mit hier lebenden gläubigen Moslems

damit sich die Sachsen an sie gewöh-

gleichzusetzen ist allerdings ebenso

nen? Um im Gegenzug ebenso viele

bescheuert, wie es ist, die Terroristen

Sachsen ins Revier zu holen? Letzteres

vom NSU typisch deutsch zu nennen.

könnte en passant auch latent vorhan-

Wobei es garantiert Gestalten gibt, die

dene Reste an Befangenheit von Wessis

beides ganz genau so haben möch-

den Ossis gegenüber lindern. Nur was

ten. Ein ziemlich realistisches Bild der

machen wir mit den Nazis? Schon die

örtlichen Neonazi-Szene zeigte „Hydra“,

großartigen Goldenen Zitronen stellten

der letzte Dortmund-Tatort. Abgesehen

auf ihrem 2001er Album „Schafott zum

von der genretypischen Ästhetik des

Fahrstuhl“ fest: „Wat solln die Nazis

Unterhaltungsformats ließ die Episode

raus aus Deutschland, wat hät denn des

zeitweise dokumentarische Qualitäten

für a Sinn – die Nazis könne doch net

erkennen; da ist im Vorfeld verdammt

naus, denn hier gehörn se hin.“

gut recherchiert worden.

Bauernfänger liegt darin begründet,

rechten Rand der Gesellschaft empfinde

scheinbar einfache Lösungen für kom-

ich die hinter einer „Das-wird-man-ja-

plexe Probleme zu versprechen. Damit

wohl-mal-sagen-dürfen“-Mentalität

kann ich leider nicht dienen, immerhin

lauernde Einverständniserklärung. Pe-

aber mit einem einfachen Rezept für

gida Marsch. „Wirr ist das Volk“ lautet

eine gehaltvolle Suppe.

in diesem Kontext mein Lieblings-Statement, zumal sich die selbst ernannten

REZEPT

Retter des Abendlandes – allein diesen

500 g Kartoffeln in Stücke schneiden.

Begriff zu hinterfragen bringt Licht ins

Eine Zwiebel hacken, in Butter glasig

Dunkel – tolldreist auf 1989 beziehen

dünsten, salzen und mit 750 ml Wasser

und in Dresden aufmarschieren, einer

ablöschen. Die Kartoffeln darin garen.

Stadt mit gut 500.000 Einwohnern, von

20 Knoblauchzehen in 250 ml Gemü-

denen vielleicht 4.000 muslimischen

sebrühe 10 Minuten köcheln lassen,

Glaubens sind.

75 g Eichelmehl und 1 Becher Sahne

Tunnelblick im Stollen sitzend, dürften noch nie einen Moslem in echt gesehen haben. Der Tunnelblick resultiert aus Stresssituationen. Stress bekommt man, wenn man Angst hat, und ihre

schwanenstraße 30 44135 dortmund t: 0231/5860915 f: 0231/5860921

www.druckwerk.info druckwerk@versanet.de

INFORMIERT Wir behaupten von uns, dass wir der günstigste Bastelladen in ganz NRW sind.

Der irritierende Erfolg mancher

Unheimlicher aber als den extremen

Etliche besorgte Dresdner, wohl mit

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ACHTUNG

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Wir haben

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die größte und günstigste Wollabteilung der Firma „Max Gründl“ in Dortmund.

Da wir so günstig sind und über große Mengen verfügen, sind ein Großteil unserer Kunden Kindergärten, Schulen, Jugend- und Seniorenheime, Kirchengemeinden aber auch Privatpersonen.

zufügen, nach weiteren 5 Minuten vom Herd nehmen, zu den Kartoffeln geben, pürieren und mit reichlich schwarzem

bodo

Pfeffer abschmecken. Kurz aufwallen lassen und vor dem Servieren mit frisch geriebenem Parmesan bestreuen.

Ängste sollte man sehr ernst nehmen,

Eichelmehl und Mythen, die um

fordern die Pegida-Parolen-Skandierer.

den multikulturellen Baum ranken,

Ängste speisen sich auch aus Vorur-

standen im Mittelpunkt der Oktober-

teilen. Meist sind die dort besonders

Kolumne. Auf Wunsch schicke ich sie

ausgeprägt, wo das, wogegen die sich

Ihnen gern zu. Es reicht eine Nachricht

richten, besonders selten ist.

an die Redaktion.

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10.000 GUTE BÜCHER BEI BODO AM SCHWANENWALL SCH AFFT CHA NCE

Mitglied im

Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr

23


VERANSTALTUNGEN 02 | 15 SA 01 | 02 | 15 Ausstellung | Böse Clowns Die Ausstellung widmet sich genau dieser Figur, die in letzter Zeit eine „unheimliche“ Karriere gemacht hat. (Böse) Clowns tauchen heute in den unterschiedlichsten Kontexten auf: in der

21.02. | Horst Lichter RuhrCongress, Bochum | 2 x 2 Karten 22.02. | Die drei ??? – Record Release Party Folge 174 FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten

(Anti-)Werbung (Ronald McDonald und Parodi-

25.02. | Heinz Strunk

en), im politischem Aktivismus (The Yes Men),

Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten

in Fernsehserien (Krusty bei den Simpsons), in Horror- und Hollywoodfilmen (Pennywise in Stephen Kings Es), in der Popmusik (Der Plan, The Residents) und in der zeitgenössischen Kunst. Die Ausstellung läuft bis zum 8. März. Öffnungszeiten & Infos unter www.hmkv.de. Hartware MedienKunstVerein im U, Dortmund

MI 04 | 02 | 15 Musik | Groove Session: Jamroulette

26.02. | Ingo Oschmann Fritz-Henßler-Haus, Dortmund | 3 x 2 Karten 26.02. | Martin Fromme Werkstadt, Witten | 2 x 2 Karten 26.02. – 11.03 | Girlhood SweetSixteen Kino im Depot, Dortmund | 1 x 2 Karten Mitmachen und Karten gewinnen: Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuzworträtsel und Ihren Wunschgewinn mit Name,

Croupiers und die Hausband des Casinos Schnei-

Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an

der laden ein zur Goove-Jam-Session im domicil.

redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte

Alles was groovt ist willkommen. Ohren auf und

an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund.

ab auf den Spieltisch. Auch Turntablists sind willkommen. Der Eintritt ist frei. domicil, Dortmund, 21 Uhr

FR 06 | 02 | 15 Ausstellungseröffnung | „Unser Spiel – Momentaufnahmen aus dem Fußball“ Beim Fußball kommt man zusammen, diskutiert und redet, lacht, jubelt oder leidet. Fußball ist ein Mikrokosmos, der viele Facetten des Lebens enthält. Multikulturell, ob jung oder steinalt, mit immer gleichen Ritualen und großer Begeisterung, Rivalität und Fairplay. Tim Kramer & Martin Magielka zeigen fotografische Momentaufnahmen des Fußballs im Ruhrgebiet – auf und neben dem Spielfeld, vom großen Stadion bis auf die kleinsten Plätze der Stadt. Die Ausstellung läuft bis zum 4. März. Sold Out Gallery, Bochum, 19 Uhr Kabarett | René Sydow René Sydow seziert unsere gesellschaftliche Wirklichkeit, die Kulturszene, die Wirtschaft, die Parteienlandschaft – seine Skalpelle sind das Wortspiel und die literarische Anspielung. Dabei ist er nicht nur als Erzähler auf der Bühne, sondern tritt auch in den verschiedensten Rollen in Dialog mit den Menschen unserer Zeit: Mit Ar24

BODO VERLOSUNGEN


2. Freitag

Patrick Salmens Geschichten sind

alles schaffen, wovon du träumst.

als Beschäftigungstherapie für des-

eine Hommage an die Absurditäten

Es sei denn, es ist zu schwierig“.

illusionierte Hobbymathematiker.

bei sich Melancholie und staubtro-

Der gebürtige Wuppertaler, der seit

Und wenn man im Leben mal nicht

ckener Humor die Waage halten.

drei Jahren in Dortmund lebt, ist ein

weiter weiß, kennt er die Universa-

Erzähler mit feinstem Sprachgefühl

lantwort auf alle Probleme: Ich habe

In der bodo-Kulturreihe 2. Freitag

und wunderschöner Hörbuchstim-

eine Axt!

gibt der 29-jährige Autor und Büh-

me. Mit jeder Menge Selbstironie

nenkünstler mit einer Leseshow ein

spricht er über Bärte als letzte Bas-

Der Eintritt ist frei.

und Idiotien der Menschheit – wo-

Patrick Salmen bodo Buchladen

Best of seiner Kurzgeschichten, Büh-

tion gutmütiger Männlichkeit, über

Spenden kommen den Beratungsan-

Schwanenwall 36 – 38, Dortmund

nenstorys oder Rätselsprachspiele,

Senseo-Maschinen als die heutigen

geboten von bodo zugute.

Fr. 13.02. | 19.30 Uhr

ganz nach der Devise: „Du kannst

Volksempfänger und über Sudokus

beitsamtmitarbeitern, zynischen Außendienst-

gewagt. Für die Uraufführung überschreibt Paul

Diplomaten und Persönlichkeiten wie Albert

Wallfisch die Elektra-Oper von Richard Strauss.

Einstein und Rudi Völler.

Mit Wallfisch live on stage: Gitarrist Geoffrey

Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

Burton und Drummer Toby Dammit, bekannt

Der Brite mit karibischen Wurzeln, der erstmals

durch ihre Zusammenarbeit u.a. mit Grace

als eine Hälfte des Rap-Soul-Duos Mattafix in-

Jones, Rufus Wainwright, Iggy Pop und The Stoo-

ternationale Chartluft schnupperte, konnte

ges. Weitere Termine unter www.theaterdo.de.

sich 2011 mit seinem Solodebüt „Matter Fixed“

Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr

sowie den Singles „New Age“ und „Anti Hero“

SA 07 | 02 | 15 Konzert | Tindersticks Über sechs Schaltjahre erstreckt sich die Karriere der Tindersticks bereits. Die meisten Bands würden in einem solchen Moment ein „Best Of“-Album veröffentlichen und groß auf Tour

DI 10 | 02 | 15 Konzert | Marlon Roudette

europaweit in den Charts platzieren. Unlängst

SO 08 | 02 | 15

veröffentlichte der Sänger, der in seiner Musik

Kindertheater | grimmsklang

flüssen verbindet, sein zweites Album „Electric

modernen R‘n‘B mit Reggae und karibischen Ein-

gehen. Stattdessen haben die Tindersticks alte

Kinder brauchen Märchen. Das wussten schon die

Soul“ – die vorab ausgekoppelte Single „When

Songs neu eingespielt – so, wie sie auch hätten

Brüder Grimm. Und so geistern ihre überlieferten

The Beat Drops Out“ stieg zielsicher erneut an

klingen können. Auch live wird man sich auf Al-

Geschichten durch unsere Köpfe, lassen Gestal-

die Spitze der deutschen Charts.

tes und Neues freuen dürfen.

ten und Orte lebendig werden. Dabei sind unsere

FZW, Dortmund, 20 Uhr

Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr

Märchenhelden natürlich grundsätzlich gut, der Teufel von Natur aus böse und Prinzessinnen aus

Theater | Elektra

Prinzip wunderschön. Doch „grimmsklang“stellt

DO 12 | 02 | 15

Autor und Dramaturg Alexander Kerlin hat sich

Rollen und Klischees mit viel Humor, dem nötigen

Karneval | Weiberfastnacht

durch den berühmten Stoff gearbeitet, der u.a.

Grusel und einer gehörigen Portion Schrägheit

für Seniorinnen und Senioren

von Euripides, Sophokles, Hugo von Hofmanns-

auf den Kopf. Für Kinder ab 8 Jahren. Weitere Ter-

Gemeinsam mit den Groß-Dortmunder Ruhr-

thal und Jean-Paul Sartre in Theaterstücke ge-

mine: www.schauspielhausbochum.de.

stadtfunken, der Karnevalsgesellschaft in der

gossen wurde. In dieser Tradition der Elektra-

Theater Unten im Schauspielhaus,

Nordstadt, erstellt das Dietrich-Keuning-Haus

Bearbeitungen hat er sich an eine Neufassung

Bochum, 15 Uhr

in diesem Jahr ein buntes Programm aus Büt-

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25


VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2015

tenreden und Schautänzen. Der Höhepunkt ist

Stück erzählt Peter Handke von denen, die viel

jedes Genre – von Oper bis Pop, von Jazz bis Bolly-

der Besuch des Dortmunder Prinzenpaares.

Geld und Macht haben und dennoch leiden. Denn

wood. In ihrem preisgekrönten Programm wer-

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 15.11 Uhr

auch ihnen fehlt etwas, das sie sich nicht kaufen

fen sie einen amüsierten Blick auf die Tücken des

können. Glück? Sinn? Erfüllung? In Peter Handkes

Lebens, seine Kuriositäten sowie auf deutsche

Stück kreisen die Figuren auf eine ebenso komi-

Alltäglichkeiten. Im Rahmen der 59. Schwerter

Der erste Schritt in Richtung nachhaltigen Kon-

sche wie traurige Art um sich und um die großen

Kleinkunstwochen „Falten Flirts & Fantasien“.

sums ist weniger Konsum. Das gilt auch für die

Fragen, die hochaktuell sind: Macht Geld glück-

Weitere Termine unter www.kuwebe.de.

Kleidung im Schrank. Die Idee der Kampagne

lich? Nein, natürlich nicht. Macht Kapitalismus

Rohrmeisterei, Schwerte, 19.30 Uhr

„Modeprotest“ ist es, im Sinn der Slow-Fashion,

Sinn? Ja. Nein. Aber was sonst? Haben wir den

bewusstem Konsum und Selbstreflexion, in der

Kapitalismus gemacht oder macht er uns?

Fastenzeit die Garderobe zu reduzieren. Die Teil-

Kammerspiele im Schauspielhaus, BO, 19.30 Uhr

Aktion | Klamottenkur

nehmenden können überprüfen, wie viel Kleidung nötig ist und wie es sich lebt, wenn man sich dem Modediktat widersetzt. Der Eintritt ist frei. Anmeldung unter www.kobi.de. Kobi-Räume, Dortmund, 18 Uhr

Kabarett | Markus Maria Profitlich Das Leben nach dem fünfzigsten Geburtstag mit all seinen Tücken, Problemen und Alltagskata-

FR 13 | 02 | 15 Jugendtheater | Frau Müller muss weg

strophen zieht sich als roter Faden durch Markus Maria Profitlichs neues Bühnenprogramm. „Halbzeit“ richtet sich also offensichtlich nicht

Ein Elternabend – fünf Mütter und Väter im

an Fußballfans, sondern an alle, die wissen wol-

Klassenraum ihrer Kinder. Die besorgte Eltern-

len, was in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren

Vortrag | Metropole 1000 Königinnen –

schaft will der Klassenlehrerin Frau Müller das

unweigerlich auf sie zukommt – wenn sie nicht

Mehr Honigbienen im Ruhrgebiet

Vertrauen entziehen und sie zur Abgabe der

schon mittendrin stecken.

In seinem Vortrag stellt Dr. Walter Bardenheu-

Klasse bewegen. Denn schlechtes Lernklima und

Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr

er das Projekt Metropole 1.000 Königinnen vor.

die Angst der Kinder vor der Schule lassen die El-

Bienen produzieren nicht nur Honig. Ihre wich-

tern an Frau Müller zweifeln. Fest steht, das Pro-

tigste Aufgabe ist die Bestäubung von Nutz-

blem liegt keinesfalls bei den eigenen Kindern.

Seit 1999 sind die Wahlbochumer auf erfolgrei-

pflanzen und die Verbreitung von Artenvielfalt.

Doch statt geschlossen Frau Müller gegenüber

cher Tour mit ihrer ureigenen Art von Slapstick-

Wer Freude an Blumen hat und Bienenfreund

zu stehen, verhärten sich die Fronten zwischen

Komik. Ihre Stationen könnten kaum vielfältiger

ist, erfährt, wie er selbst dazu beitragen kann,

den Eltern... Ein Theaterstück für Jugendliche

sein: von internationalen Festivals in Japan bis in

das Ruhrgebiet auf seinem Weg zu einer ökolo-

und Erwachsene ab 14 Jahren. Weitere Termine

die tiefste bayrische Provinz, von obskuren Come-

gischen Metropole zu begleiten. Millionen Bie-

unter www.theaterdo.de.

dy-Clubs bis zu renommierten Kabarettbühnen

nen stehen als Helferinnen bereit.

KJT in der Sckellstraße, Dortmund, 20 Uhr

wie dem „Kom(m)ödchen“. Obwohl sie selbst

Museum Ostwall, Dortmund, 18.30 Uhr Theater | Die Unvernünftigen sterben aus

Kabarett | Duo Diagonal – 15 Jahre Jubiläumsshow

kaum Worte brauchen, standen sie mit einigen Kabarett-Konzert |

der bekanntesten deutschen Stand-Up-Comedi-

Rebecca Carrington & Colin Brown

ans auf der Bühne. Zum Jubiläum laden sie Kol-

Wir kennen die Geschichten von denen, die lei-

Zusammen mit „Joe“, Rebeccas Cello, parodieren

legen und Wegbegleiter zu einer Mix-Show ein.

den, weil sie kein Geld haben, doch in diesem

Rebecca Carrington und Colin Brown so ziemlich

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

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Barbara Goldschmidt / Niamh van Meines

Handmassage bei Demenz und in der Palliativpflege „Nimm meine Hand ...” Dieses Buch vermittelt die Techniken für eine sanfte 30-minütige Handmassage mit klaren Anleitungen und Illustrationen, die den Leser durch alle Schritte führen. Es bietet Anregungen für alle Pflegenden, die nach einer Alternative suchen, die Trost spendet und es ihnen ermöglicht, zu einem Angehörigen, einem Freund oder Patienten, den sie betreuen, Kontakt aufzunehmen. Leichte Massagestriche werden mit Achtsamkeitsübungen kombiniert, unter Berücksichtigung von Energiepunkten. Das Buch führt strukturiert in die Berührung ein, die auf der westlichen und östlichen Massagetradition gründet. Zahlreiche Hinweise auf Studien geben einen Einblick in die Wirkungen des Verfahrens. „Goldschmidts und van Meines’ Buch gibt allen, die ihren Mitmenschen helfen wollen, wenn diese vor einigen der größten Herausforderungen ihres Lebens stehen, neue Hoffnung, Anleitung und Fähigkeiten. Pflegende finden praktische Informationen, wie Berührung und Handmassage eingesetzt werden können, um Leiden zu verringern und die Lebensqualität von Menschen zu verbessern, die totkrank sind oder an fortgeschrittener Demenz leiden. Durch die außergewöhnlich klaren und gradlinigen Anweisungen (und erläuternden Illustrationen) für die Durchführung der Handmassage ist das Buch besonders für die Auszubildenden der Langzeitpflege geeignet.“ Nanette A. Kramer, Ph.D., Klinische Gerontopsychologin, Brooklyn, New York vml

Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr

26

2015, 240 S., SW-Illustrationen, Format 16x23cm, Klappenbroschur ISBN 978-3-8080-0735-8 Bestell-Nr. 1607, E 19,95


BODO-TIPP

„Die Würde des Menschen ist unan-

sucht und sie in langen Gesprächen

ellem Spiel aus Text-, Bild- und Musik-

tastbar. Aber sie berührt“ – so be-

zu ihren Erfahrungen mit Leben auf

collagen so zu präsentieren, dass sie

schreibt der Untertitel das Anliegen

der Straße befragt, denn „sie haben

den Erzählern gerecht werden – und

des Projektes „Prinzip Hoffnung“.

Dinge zu erzählen, von denen andere

den Betrachter berühren, „man muss

Menschen lernen können – und die

sich nur darauf einlassen“.

In Kooperation mit bodo e.V. hat Mi-

Prinzip Hoffnung

die eigenen Probleme relativieren“.

chaela Poelke gemeinsam mit ihrem

Eine lange Tafel zwischen den Kir-

Sohn, dem Mediendesigner Paul Poel-

Ausgewählte Auszüge aus den Ge-

chenbänken lädt die Besucher zum

ke, einen zweimonatigen „workshop

schichten haben die beiden Initia-

Innehalten bei Brot und Wein ein.

Ev. Pauluskirche

on the road“ durchgeführt: Sie haben

toren auf unterschiedliche Weise

Schützenstraße 35, Dortmund

zehn unserer Straßenmagazin-Ver-

bearbeitet, um sie im Kirchenraum

Sa. 14.02. | 18 Uhr

käufer an ihrem Arbeitsplatz aufge-

der Pauluskirche in einem multivisu-

SA 14 | 02 | 15 Theater | Höchste Eisenbahn

Kabarett | Lisa Feller – „Guter Sex ist teuer“ Das Leben ist Plan B. Lisa Feller weiß, wovon sie spricht. Nach der Trennung von Mann und Haus

Der Eintritt ist frei.

MO 16 | 02 | 15 Kinderkarneval | RatzFatz

Die Schwestern Emmy und Betty fallen sich

stellt die berufstätige und alleinerziehende Mut-

In der Zirkustheatershow „Zirkus – Liebe" wer-

seit Jahrzehnten auf die Nerven und kommen

ter von zwei Kindern ernüchternd fest: Ich habe

den Bewegungskünste in eine lustige und

doch nicht von einander los. Auf einer Zugfahrt

ein Recht auf Zärtlichkeit, die über feucht schlab-

spannende Handlung eingebunden. Dabei

kommt es zwischen den beiden zu einem bit-

berige Kakaoküsse hinausgeht. Aber wann? Und

treten Kinder und Jugendliche als Jongleure,

terbösen Schlagabtausch. Die Marotten der

vor allem: mit wem? Theoretisch gesehen kann

Artistinnen, Tänzerinnen, Zauberer, Gleichge-

Schwestern, die umrahmt von Gemeinheiten

sich Mutti ab 20.30 Uhr mit einem feurigen Lieb-

wichtskünstler und andere Bewegungskünstler

und Butterbroten dabei zum Vorschein kom-

haber auf dem Wohnzimmerteppich über das

in verschiedenen Nummern auf. Im zweiten Teil

men, sind „amüsant“ brutal. Als schließlich

Spielzeug rollen. Praktisch gesehen bleibt das

der Veranstaltung sollen die Kinder selber aktiv

keine von beiden mehr „ein Blatt vor den Mund

eine gute Theorie. Da ist guter Rat teuer.

werden. Dazu werden Drahtseil, Hula Hoop-

nimmt“, endet es...

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr

Reifen, Zauber- und Jonglierkoffer und Seilchen bereitstehen. Zum Abschluss spielt RatzFatz

Thealozzi, Bochum, 20 Uhr Party | Mummenschanz 2015 Musik | A Touch Of Velvet – A Sting Of Brass

Auch in 2015 bietet das Kunstmuseum Bochum

noch eine fulminante Feuershow. Bahnhof Langendreer, Bochum, 15 Uhr

Seit November 2013 lassen die beiden DJ-Recken

wieder die perfekten Räumlichkeiten für den

Werner & Martini unter dem Motto „A Touch Of

Kostümball „Mummenschanz“. Auf insgesamt

Velvet – A Sting Of Brass“ die guten Zeiten rollen

vier Bühnen und Areas werden den kostümier-

Dem eigenen, westfälisch-sturen Gusto sowie

und spielen dem Publikum in der Dortmunder

ten Party-Besuchern einiges geboten. Mit dabei:

einer inzwischen mehr als liebgewonnenen

Music-Bar „subrosa" etwas vor. Dabei wird – wie

Die Jim Rockford Band, Albert N’Sanda, DJ Steve

Alternativ-Tradition zum närrischen Treiben

an jedem musikalischen Themenabend in der

Tingling, Schrader@Parisi Trio, Pay Attention, DJ

folgend, lässt es die Music-Bar „subrosa" heute

Hafenschänke – die Dosis „Good Vibrations“ samt

RobDee, The Heart Beats und Parasitäre Kapazi-

wieder krachen. Anders, versteht sich. Und gar

Beipackzettel nicht ganz so eng interpretiert.

täten & Kopfkino.

nicht so lustig, mit Pappnasenalarm auf Biegen

subrosa, Dortmund, 20.30 Uhr

Kunstmuseum, Bochum, 20.30 Uhr

und Brechen. Allerdings versteht man dort „un-

Party mit Konzert | Rosen’n’montagsRock

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27


VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2015

ten, am Hafen“ ja trotzdem auch Spaß – und so

sich um Battles, und so steht bei „Flex is Kings“

gilt beim Auftritt der ebenso gutgelaunten wie

das Hauptevent der Szene – das Battlefest – im

rockenden Gäste „Monkeeman“ für die ersten

Mittelpunkt. Im Anschluss an den Film gibt es

neun Besucher in Affen-Kostümen: Eintritt frei.

die passenden Platten zu hören.

Nachdem die Premiere im Dezember dank all der

subrosa, Dortmund, 18 Uhr

goldkante, Bochum, 20 Uhr

Sammler vor und hinter den Verkaufsständen

SA 21 | 02 | 15 Mischmasch | BIERinFLASCHEN + VINYLinSCHEIBEN

ein großer Spaß und voller Erfolg war, geht das

DI 17 | 02 | 15

Projekt „BierinFlaschen + VinylinScheiben“ in die

FR 20 | 02 | 15

Kindertheater | Rosarot und Himmelblau

zweite Runde. Wer das Bier zum Sound und den

Vortrag | Atommüll ohne Ende

Sound zum Bier will, kann sich freuen: Es wird

Mädchen und Jungen sind zwar nicht gerade

Der Atomausstieg ist hierzulande zwar formal be-

noch ein paar Plattenkisten mehr geben. Auch

wie Hund und Katze, aber wie Sonne und Mond.

schlossen – doch bis 2022 wird weiterhin Tag für

die Auswahl in den Kühlschränken wächst stetig

„Rosarot & Himmelblau“ ist kein Aufklärungs-

Tag radioaktiver Abfall produziert, dessen Ver-

– man sollte also Muße und Durst mitbringen.

stück und will auch keine Grenzen einreißen

bleib völlig ungeklärt ist. Wie es derzeit aussieht,

Trinkhalle, Bochum, ab 12 Uhr

oder verwischen, sondern spielt kindgerecht

ist Deutschland noch auf Jahre zweitgrößter Atom-

und clownesk mit Vorurteilen und Klischees, um

strom- und damit auch Atommüll-Produzent der

die andere Seite interessanter zu machen und

EU. Referent Jochen Stay engagiert sich seit 30

Wenn Horst Lichter anfängt zu erzählen, ist es so,

besser zu verstehen. Ein Stück mit sprechenden

Jahren gegen Atomtransport und unsichere Müll-

als säße man mit ihm in kleiner Runde in einem

Wappentieren, einer launischen Zahnbürste, ei-

Lagerung. Der Eintritt ist frei – um Spenden für das

Restaurant am Tisch. Humorvoll,

nem „automatischem“ Kammerdiener, akroba-

Projekt „Hilfe für Japan“ wird gebeten.

aber auch sentimental erzählt

tischen Kämpfen und viel Musik. Für Zuschauer

Auslandsgesellschaft NRW, Dortmund, 19 Uhr

er von seinen Anfängen als Koch,

BODO-VERLOSUNG | Horst Lichter

ab 4 Jahren. www.theater-traumbaum.de.

seiner nicht ganz einfachen Zeit Dokumentarfilm | Following The Ninth

KiJuKuMa, Bochum, 10 Uhr

im Bergbau und lässt auch die Tief-

Völlig taub und einsam komponierte Beethoven

DO 19 | 02 | 15 Film | Endstation.goldkante IV: Flex is Kings

punkte seines Lebens nicht aus. So

1824 seine Neunte Symphonie. Vor allem mit sei-

nachdenklich, aber auch lustig es

ner „Ode an die Freude“ schuf er eine internatio-

in Lichters Geschichten auch zugehen mag – eines

nale Hymne der Hoffnung. Regisseur Candaele

darf nicht auf der Bühne fehlen: eine Küche und

„Flex is Kings“ ist ein inspirierender Einblick in

begibt sich auf eine Reise, um der Kraft dieser Mu-

viele leckere Rezepte, auch die Gaumenfreuden

die Streetdance-Szene in Brooklyn, New York.

sik nachzuspüren: Ob am Tiananmen Platz oder

der „Oldiethek“-Speisekarte. Die cholesteringe-

Flex ist aggressiv und direkt, die tänzerische

in den Kerkern Pinochets in Chile – Beethovens

schwängerten Gerichte sind wahrlich nichts für

Auseinandersetzung mit einem Alltag, der von

Neunte machte Hoffnung im Leid. Bei der Auf-

Vegetarier und Diätfanatiker, aber ein Genuss und

Schießereien, Polizeikontrollen und Perspek-

führung am Freitag ist Isabel Lipthay zu Gast und

der Anfang seines Erfolgs als TV- und Livekoch. 2014

tivlosigkeit überschattet wird, und vor allem

wird über die Dreharbeiten in Chile berichten.

wurde er mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.

auch der Versuch, ein positives Gegengewicht

Kino im U, Dortmund, 20 Uhr

RuhrCongress, Bochum, 20 Uhr

im Viertel zu schaffen. Die Flexing-Szene dreht

(auch 19.2., 20 Uhr & 22.2., 15 Uhr)

bodo verlost 2 x 2 Karten

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Über Tier und Mensch in der Kunst

28

MUSEUM OSTWALL IM DORTMUNDER U 15.11.2014–12.04.2015

Abb.: Christiane Möbus, Auf dem Rücken der Tiere, 1990/1994, Installationsansicht Kunstverein Hannover 1997, Museum Wiesbaden, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Olaf Hauschulz, Hamburg

ARCHE NOAH


BODO-TIPP

Soziale Stadtführung

„Und hier können wir mal duschen,

Führung mit einem unserer bodo-

All diese Fragen werden von unserem

dort übernachten. Kleidung gibt es

Verkäufer quer durch die Innenstädte

Stadtführerteam mit vielen Fakten,

eine Ecke weiter…“ – eine Stadttour

von Dortmund bzw. Bochum beein-

aber auch aus ganz persönlicher Er-

mal ganz anders, dann, wenn Men-

druckend. Denn hätten Sie gewusst,

fahrung beantwortet.

schen ohne Wohnung Ihnen „ihre“

wo sich wohnungslose Menschen

Stadt zeigen, den Blick auf Orte len-

aufhalten können? Wo ihnen Hilfe

Wer ebenfalls die Stadt aus ganz

ken, an denen man sonst vorbeiläuft.

angeboten wird und wie die Selbst-

anderer Perspektive kennenlernen

hilfenetze aussehen? Wer hinter den

und den Spuren besonderer Men-

Sa. 14.02. Dortmund

Unsere Soziale Stadtführung ver-

Angeboten steht? Wie ein Tagesab-

schen folgen möchte, kann sich un-

Schwanenwall 36 – 38 | 11 Uhr

spricht einen spannenden Perspek-

lauf in der Stadt überhaupt aussieht,

ter der Rufnummer 0231 – 950 9780

Sa. 21.02. Bochum

tivenwechsel. Selbst für „Ureinwoh-

wenn es keine eigene Rückzugsmög-

anmelden.

Stühmeyerstraße 33 | 11 Uhr

ner“ ist die knapp zweistündige

lichkeit gibt?

SO 22 | 02 | 15 BODO-VERLOSUNG | Die drei ??? –

Lesung | Horst Schulze Entrum

DO 26 | 02 | 15

Die Geschichten von Horst Schulze Entrum leben von der Andeutung und von dem, was er nicht

BODO-VERLOSUNG | Ingo Oschmann Ingo Oschmann ist zurück vom Spielfeld, das

ausspricht. Auf der Suche nach der passenden

Nach Plaudereien aus dem Nähkästchen des

wir Leben nennen. In seiner Tasche trägt er sein

Erklärung seiner absurd-abstrusen Gedanken

Hörspielsprechers und -produzenten der Kult-

neues Programm. Er spielt den

scheitert er immer wieder. Seine Sprachfin-

Hörspielserie „Die drei ???“ und

Ball zwischen seinem Publikum

dungs-Störung wird zum durchgängigen The-

dem gemeinsamen Anhören

und sich gekonnt hin und her,

ma und das ihr zugrunde liegende Denken gna-

der neuen Folge „...und das Tuch

bleibt dabei jedoch galant über

denlos freigelegt. Hinter der vordergründigen

der Toten“ wird es ein Mitmach-

der Gürtellinie und schlägt ein

Harmlosigkeit und Schlichtheit lauert der Spie-

Hörspiel geben. Hier können

Ass nach dem Nächsten. Vorteil:

ßer in uns. Die Zuhörer werden für die Dauer des

Freiwillige aus dem Publikum

Oschmann – Spiel, Satz und Sieg!

Abends zu Entrums Komplizen.

sich als Sprecher oder Erzähler

Täglich nehmen wir die Herausforderung für

Record Release Party Folge 174

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

versuchen und einmal live bei einem Hörspiel

ein neues Turnier an. Wir kämpfen um jeden

auf der Bühne dabei sein. Oliver Rohrbeck selbst

Ball, um jeden Punkt, nur um einmal auf dem

macht natürlich auch mit und mimt den Justus

Siegertreppchen zu stehen und den Pokal hoch-

Jonas. Am Ende kann man sich die neue Folge

zuhalten. Und wenn wir es tatsächlich geschafft

auch noch von Oliver Rohrbeck signieren lassen.

haben, steht auch schon die nächste Herausfor-

Beim 2. Nachtrödelmarkt in der Rohrmeisterei

FZW, Dortmund, 19 Uhr

derung an! Ingo Oschmann ist angetreten, um

werden an über 100 Tischen Trödel, Antikes und

bodo verlost 2 x 2 Karten

dem Wahnsinn ein Ende zu setzen.

Raritäten von privaten Händlern angeboten. Din-

Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr

ge aus Omas Nachlass, Hörbücher, Platten und

bodo verlost 3 x 2 Karten

Sachen, die der Haushalt nicht mehr braucht... In

MI 25 | 02 | 15

FR 27 | 02 | 15 Flohmarkt | Nachttrödelmarkt

einer weiteren Halle werden DIY-Produkte prä-

BODO-VERLOSUNG | Heinz Strunk

sentiert. Für die musikalische Unterhaltung sorgt

BODO-VERLOSUNG | Martin Fromme

Nach Jahren härtester Schufterei als Rowohlt

Martin Fromme ist Deutschlands einziger asym-

der Sänger, Pianist und Akkordeon-Spieler Peter

Lohnsklave war der Schriftsteller erschöpft bis

metrischer Komiker. Der Mann mit dem „appen"

Sturm und die Schwerter Kartenlegerin Bettina

auf die Knochen. Bis er

Arm, der seit 1986 die Bühnen

Pflüger gibt Einblicke ins Jahr 2015.

das von ihm entwickelte

Deutschlands für sich entdeckt

Rohrmeisterei, Schwerte, 17 Uhr

„Strunk-Prinzip“ in ei-

hat, der regelmäßig beim MDR

ner lactosefreien Blind-

die

studie an sich selbst

stimmt!“ moderiert und unter

ausprobierte. Bereits nach einem Vierteljahr

anderem bei der Fernsehunter-

waren Depressionen, Alkoholabhängigkeit und

haltung „Stromberg“ als Gernot

Im Rahmen des Historischen Jahrmarktes in der

beginnende Adipositas praktisch nicht mehr

Graf mitmachte, hat 2013 das Buch „Besser Arm

Jahrhunderthalle Bochum findet 2015 ein stim-

nachweisbar und er verschrieb sich mit missi-

ab als arm dran“ geschrieben – ein Umgangsrat-

mungsvoller Steampunk-Jahrmarkt im Stil der

onarischem Eifer der Verbreitung seiner golde-

geber, für den ihm die Teerung und Federung

Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts statt.

nen Regeln, den Steps of Success. Vom linkischen

garantiert gewesen wäre, hätte er nicht selbst

Mit freier Fahrt auf historischen Fahrgeschäf-

Buchautor zum Showmogul, vom nuschelnden

eine Körperbehinderung. Sein Humor baut Be-

ten, antiken Jahrmarktständen, Kirmeswagen,

Fachidiot zum High-End Entertainer.

rührungsängste ab und bricht mit den Tabus.

Straßenkünstlern, Gauklern und vielem mehr.

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

Werkstadt, Witten, 20 Uhr

www.jahrhunderthalle-bochum.de.

bodo verlost 2 x 2 Karten

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Jahrhunderthalle, Bochum, 19.30 Uhr

TV-Sendung

„Selbstbe-

SA 28 | 02 | 15 Jahrmarkt | 1. Steampunk Jahrmarkt

29


BODO GEHT AUS

Trinkhalle | Bochum Glück Auf!

Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski

her war hier mal eine chemische Reinigung drin. Ich wollte keine übliche Kneipe haben,

Bier mit Mandarinen-Hopfen, fränkisches

ich wollte eine Trinkhalle haben. Man geht

Rauchbier oder eins mit ausgesuchten Kirsch-

einfach an die Kühlschränke, nimmt sich

aromen aus Belgien – die „Trinkhalle“ ist ein

ein Bier und trinkt es dann.“ Dieses Konzept

Eldorado für Bier-Gourmets. Inhaber Tom

passte vor Ort nicht ins reguläre Schema der

kel Herbert die „Rhabarber Weisse“ gebraut

Gawlig verwöhnt seine Gäste mit zahlreichen

Ordnungshüter. Denn wenn man vor Ort

worden. „Den Sirup musst du dir wegdenken,

Spezialitäten und kleinen Snacks.

Alkoholisches anbieten möchte, benötigt

dort hat man 250 Gramm Rhabarber auf ei-

man eine Konzession als Gastwirtschaft. „In

nen Liter eingekocht“, kommentiert Tom. Das

Der Hauptraum ist eingerahmt von zwei rie-

meiner Kindheit war es gang und gäbe, dass

Bier schmeckt frisch, feinherb und säuerlich,

sigen Fensterscheiben, so dass die Trinkhalle

man sein Bierchen an der Bude trank“, sagt

es wird in einem dünnwandigen Rotwein-

ein wenig wie ein Aquarium wirkt. Dazu gibt

Tom ergänzend. Er ist in Recklinghausen ge-

glas gereicht, damit sich die Aromen besser

es einen weiteren Raum für Kneipensport:

boren und ein großer Fan des Ruhrgebiets.

entfalten können.

Die Tischtennisplatte lädt zum Rundlauf ein,

Da ist der Gerstensaft nicht weit. Als kleine Mahlzeiten kann man dazu zwi-

dahinter noch ein weiteres Hinterzimmer

30

mit schummrigem Licht, leeren Getränkekis-

Mittlerweile umfasst die Karte der „Trink-

schen Oliven, Soleiern oder Frikadellen (diese

ten und Kicker. Hier würde man eigentlich

halle“ über 100 unterschiedliche Biersorten,

werden in Kooperation mit der Bochumer

TV-Detektiv Matula vermuten, so „kriminell“

die von Tom ausgesucht und manchmal auch

Feinkost-Manufaktur „Im Glas“ von Katrin

wirkt dieser Raum – doch er führt nur zu den

persönlich mit seinem Volvo-Kombi abgeholt

Manzke geliefert) wählen. Ein besonderer

Toiletten.

werden. „Ich unterstütze sehr gerne kleine

Hingucker ist dabei ein spanischer Automat,

Brauereien“, sagt er lächelnd. Im Laden gehen

der kleine Oliven-Dosen anbietet. Dazu sitzt

Bevor Tom seinen Laden im Herbst 2014

die Gäste zu den großen Kühlschränken und

man an eckigen Bänken und Tischen, die aus

öffnen konnte, musste er zunächst mit ein

suchen sich ihr Getränk aus. Nach Berliner

Europaletten getischlert wurden und für ein

paar Schwierigkeiten kämpfen: „Ganz frü-

Vorbild ist zum Beispiel von der Brauerei On-

stylisches Flair sorgen.


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stellen!

Inzwischen ist sein Laden im durchmischten Gros des Kortländer Kiez angekommen und in der Nachbarschaft zum Eiscafé Kugelpudel, dem Geschenkeladen Umbach, einem Frisör mit Namen „Lola’s Papa“ und der Schaufensterkneipe Eden eine feste Anlaufstelle

programm 2015 | halbjahr 01

programm 2015 | halbjahr 01

geworden. „Ich bin mit offenen Armen empfangen worden. Als wir noch am Renovieren waren, kamen Leute von nebenan mit frisch aufgeschnittener Melone vorbei.“ Mit kleinen Aktionen sorgt Tom für große Aufmerksamkeit. Nachdem die Dezember-

Vielfalt erleben

Premiere eines Vinyl-Flohmarkts dank enthusiastischer Sammler ein voller Erfolg war, geht dieser Schallplatten-Sammlermarkt am 21. Februar in die zweite Runde. Trinkhalle Herner Straße 8, 44787 Bochum Do. bis Sa. 17 – 22 Uhr www.facebook.com/trinkhalleruhrgebeat Tel. 0163 – 638 71 45

www.vhs·dortmund·de 17.11.2014 7:23:44 Uhr

31


SOZIALES

Vom Gewalttäter zum Sozialarbeiter Im März erscheint die Autobiografie von Nordstadtautor Sascha Bisley Selbst in der Dortmunder Nordstadt, die nicht arm an schrägen Typen und Originalen ist, sticht er ein wenig heraus. Ein Kerl wie ein Baum: groß, kantig, aufrecht. Und auch: eloquent, intellektuell, kunstund kulturinteressiert. Unzählige Tattoos auf seinem Körper erzählen Geschichten vom Leben und vom Tod. Der Dortmunder Blogger Sascha Bisley ist Ambivalenz pur. Seine im März erscheinende Autobiografie gibt einen tiefen Einblick in ein extremes Leben. Der Versuch einer Annäherung. Von Mirko Kussin | Fotos: Sabrina Richmann

„Ich habe echt Schiss vor dem, was da ab März auf mich zukommen wird“, sagt er direkt am Anfang unseres Gesprächs. Seit mehr als einem Jahr arbeitet Sascha Bisley auf diesen Zeitpunkt hin, der ihm jetzt so viel Angst macht: die Veröffentlichung seiner Biografie. In ihr erzählt er von seiner Kindheit am beschaulichen Rand des Sauerlands, vom Weg in die „extrem gewaltbereite Szene“, von Alkohol und Drogen und von der Spirale aus Gewalt und Schmerzen, die 1992 in einer Tragödie endete. Mit 3,3 Promille im Blut prügelt er einen Obdachlosen nieder. Grund- und sinnlos. Der stirbt an den Langzeitfolgen, Bisley geht in den Knast, will sich dort das Leben nehmen. Es ist nicht sein erster Suizidversuch, aber diesmal setzt danach eine Veränderung ein. „Ich wollte leben, mit dieser Tat, die ich mir niemals werde vergeben können. Ich wollte das Beste daraus machen. Und ich wollte, dass sich das Leben nicht nur richtig anfühlt, sondern auch richtig ist“, erklärt Bisley. All diese harten Fakten sind die eine Seite seiner Persönlichkeit. Vielleicht ein Schatten aus der Vergangenheit, vielleicht der dunkle Teil der Seele, der in jedem von uns mehr oder weniger tief schlummert. Bisleys andere Seite: sein Sinn für Kunst und Kultur, seine warmen wachen Augen, seine Aufmerksamkeit im Gespräch, sein Faible für Maßanzüge. Er spielt mit Klischees und liebt es, sie zu brechen. Natürlich ist das auch ein Stück weit eine Inszenierung. Wie nah man ihm wirklich kommt, weiß man eigentlich nie. Nach seiner Haft macht er mehrere Therapien, er will das Dunkle in seinem Innern in den Griff bekommen.

Zurück aus der Hölle.

Will endlich richtig leben. Nicht falsch. Er flieht aus der

Vom Gewalttäter zum Sozialarbeiter

Mittelstadt, in der er bekannt ist wie ein bunter Hund.

ISBN 978-3430201704 Econ | 16,99 Euro

32

Der Tätowierte, der Totschläger. Bisley zieht in die Dort-


33


SOZIALES

munder Nordstadt und beginnt, kreativ zu arbeiten. Das

Tat vorstellt. Vielleicht ist es die Hoffnung, dass er dem

sissikingkong, das Subrosa und der Salon Fink werden

einen oder anderen diese Erfahrungen ersparen kann.

feste Koordinaten in Bisleys Nordstadtuniversum. Er fo-

Oder der Wunsch, seine Schuld abzuarbeiten. Sein

tografiert, schreibt, dreht Filme. Blüht auf und versucht,

Opfer von damals erschien noch zu Bisleys Verhandlung

die Vergangenheit in seiner Heimat hinter sich zu lassen.

und verzieh ihm sogar. Erst Monate nach der Urteils-

Auch heute fährt er nur selten zurück. „Das alles ist jetzt

verkündung verstarb der Wohnungslose. Bisley tut

über zwanzig Jahre her, aber ich bin dort noch immer

sich damit schwerer: „Ich werde mir diese Tat niemals

bekannt. Wenn ich zu Besuch bin, über die Kirmes gehe,

vergeben können“, sagt er. „Aber ich versuche, das Beste

kommen Leute an und reden komisch. Entweder wollen

daraus zu machen.“

sie mich verprügeln oder sie möchten ein Autogramm. Was von beidem ekliger ist, weiß ich nicht.“

Am 6. März wird „Zurück aus der Hölle“ in dem großen Publikumsverlag Ullstein / Econ erscheinen. Sascha

Mit „dortmund-diary.de“, seinem Blog, wagt Sascha

Bisley wird auf Promo-Tour gehen und sein Buch in

Bisley 2011 einen ersten Schritt in die Öffentlichkeit.

diversen Talkshows vorstellen. Danach wird sich vieles

Er schreibt pointiert über das, was er kennt, kompo-

ändern. Nicht jeder Zeitgenosse wird ihm die Rolle des

niert Texte aus den finsteren Ecken der Stadt. Mit ihren

geläuterten Gewalttäters abnehmen, nicht jeder wird

gescheiterten Existenzen, mit all dem Alkohol und den

ihm diese zweite Chance im Leben geben wollen, und

Drogen und dieser riesigen Sehnsucht nach Leben. Und

vielleicht wird sogar noch der eine oder andere Bei-

nimmt sich selbst oft genug zum Gegenstand seiner Er-

fallsklatscher aus der falschen Ecke kommen. Trotzdem

zählungen. Den Lesern gefallen seine Geschichten. Seine

war die Arbeit an diesem Buch extrem wichtig für ihn.

Lesungen werden schnell zu Kult-Happenings und errei-

„Ich habe mich beim Schreiben des Buches an so vieles

chen Besucherzahlen, von denen die meisten gestande-

zum ersten Mal wieder erinnert, an Gefühle, die ich lan-

nen Dortmunder Schriftsteller nur träumen können, was

ge verdrängt habe. Vielleicht ist dieses Buch wichtiger

nicht zuletzt an seiner Liebe zu Kraftausdrücken und

als jede Therapie.“

entlarvenden Brüchen liegen mag. Wenn er während seiner Lesungen minutenlang den Zuhörern die idiotischen Stammtischparolen über Ausländer ins Gesicht wirft, die Parolen von „dem Scheißpack, von den Schmarotzern, die nur hier sind, um uns zu beklauen. Und zu betteln. Und unsere Frauen zu…“ entgleist so mancher Gesichtszug im Publikum. Bis Sascha nach einer gefühlten Ewigkeit die Absurdität steigert. Er spricht nicht von den gern zum Sündenbock gemachten Südosteuropäern. Nein, statt Bulgaren lässt Bisley die Schweizer und Österreicher zu Unpersonen werden, die Toblerone an Jugendliche verticken und in unverständlicher Sprache sprechen. „Ganz zu schweigen von diesen Outdoor-Klamotten.“ Ironie, die verstanden wird. Bisley selbst findet den Erfolg seiner Texte eher befremdlich: „Das ist schon komisch, wenn du einige Gesichter bei wirklich jeder Lesung im Publikum siehst. So richtige Fans. Und wenn sie dann noch in Gesprächen aus meinen Texten zitieren. Teilweise Stellen, an die ich mich selbst nicht erinnern kann. Das ist schon etwas seltsam.“ Die Schuld seiner Jugend trägt er weiterhin mit sich und wird sie wahrscheinlich nie mehr loswerden. Vielleicht ist es eine Form von Buße, dass er seit mehreren Jahren für das Innenministerium arbeitet und in Schulen über seine Gewalterfahrungen spricht. Immer wieder seine

34


BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Regression Michel Houellebecqs ausgezehrtes Gesicht prangte als Karikatur auf der Ausgabe der „Charlie Hebdo“, die die Redaktion der Pariser Satirezeitschrift fertigstellen konnte, bevor islamistische Irre sie über den Haufen schoss. Sein Roman, erschienen am Tag des Anschlags, beschreibt die Machtübernahme des ersten islamischen Präsidenten in Frankreich im Jahr 2022. Damit hat „Unterwerfung“ das Zeug, die gleichen Gesinnungskäufer anzusprechen wie die Vererbungslehre-Spinnereien eines Thilo Sarrazin oder die Gossenflüche eines Akif Pirinçci. Houellebecq, den großen Außenseiter, wird das einen Dreck interessieren. Wie auch die sinnlosen Fragen nach der Autorenintention: Ist Michel Houellebecq islamophob? Ein Provokateur? Ein AngstProfiteur? Nein, Schriftsteller, genauer:

AZAB Carsten ist Grundschullehrer und auf dem Weg durch die – nie explizit benannte – Dortmunder Innenstadt, erst Richtung Osten, heraus aus der Stadt, im Zoo wird seine Reise enden. Dabei hat er sein Klassenbuch, eine Pistole, eine Axt, Vorräte und Latexhandschuhe. Klingt komisch? Ist es nicht. Die Krankheit ist los (irgendetwas mit resistenten Prionen): in der Stadt, in der Welt, im Trinkwasser. Und damit, sagen wir wie es ist, die Zombie-Apokalypse.

Big Data Schon zur Begrüßung macht Yvonne Hofstetter klar, dass es um‘s Ganze geht: Wir, „gläsern, erpressbar und manipulierbar“, sind zunehmend einer digitalen Machtelite ausgeliefert, der es um „Informations-, Gefühlsund Verhaltenskontrolle“ gehe, und an die wir gerade die freie Gesellschaft verraten. Auf den Weckruf folgt eine Expedition hinter die Kulissen der Informationsindustrie, es wird stellenweise komplex – und spannend. Denn Hofstetter ist vom Fach.

Carsten hat sich, wie die wenigen Nicht-

Die studierte Juristin leitet ein Unterneh-

Kannibalen, denen er unterwegs begeg-

men, das neue Technologien für Banken

net, eine Aufgabe gesucht: Er will die

und Unternehmen entwickelt.

überlebenden Schülerinnen und Schüler seiner Klasse finden.

Sie erzählt die Geschichte von Big Data: von der Entwicklung fürs Militär über

seit 20 Jahren einer der aufregendsten

Ja, klar: „Welt der Toten“ ist klassische

die Ausdehnung in den Bankensektor

Gegenwartsautoren.

Genreliteratur, dystopisch, düster, blutig.

bis zur immer vollständigeren Erfassung

Doch es sind glaubwürdig geschilderte,

menschlichen Handelns. Sie beschreibt,

ganz gewöhnliche Menschen, die sich da

wie Überwachung etwa bei Versicherun-

dem Unvorstellbaren stellen. Autor Tom C.

gen das Solidarprinzip aushebelt, Big Data

Winter erzählt stringent und auch sprach-

zunehmend auch Aussagen über unser

lich solide eine Geschichte von hier, die so

zukünftiges Handeln ermöglicht und letzt-

gar nichts von betulichem Lokalkrimi hat.

lich in die digitale Diktatur mündet.

hinein – Houellebeqs Lebensthema) und

Und abends auf dem Heimweg möchte

Wenn wir es soweit kommen lassen: Hof-

den Wunsch nach – der titelgebenden –

man einem der letzten Graffiti-Künstler

stetter plädiert für die Verteidigung der

Unterwerfung unter irgendetwas Größe-

der Stadt zustimmen. Im Roman steht auf

Menschenwürde gegen den Informations-

res, das uns endlich von Verantwortung,

der roten Ziegelwand des „Lübecker Hofs“,

kapitalismus – durch staatliches Handeln,

Vereinzelung und der Leere befreien soll.

der Dortmunder Justizvollzugsanstalt:

eine informierte Debatte und die Entwick-

Vielschichtig, ambivalent, großartig.

„AZAB“ – All Zombies are Bastards“.

lung einer Ethik der Algorithmen.

Michel Houellebecq | Unterwerfung

Tom C. Winter | Welt der Toten

Yvonne Hofstetter | Sie wissen alles

ISBN 978-3-8321-9795-7

ISBN 978-3-404-17094-4

ISBN 978-3-570102-169

Dumont 2015 | 22,99 Euro

Bastei Lübbe 2014 | 8,99 Euro

C. Bertelsmann 2014 | 19,99 Euro

In „Unterwerfung“ geht es um die Aufgabe des Projekts Aufklärung, dessen Überforderung wir nicht erst spüren, wenn das Mittelalter an Redaktionstüren klopft. Um das Leiden an der Freiheit, an Konkurrenz und Selbstvermarktung (bis in die Betten

35


SOZIALES

Ein lautes Rufen hallt durch die Eingangshalle: „Nahid, where are you?“ Es ist nicht die einzige Fremdsprache, die zu hören ist. Einer der Sicherheitsleute balanciert ein Tablett in die Küche, ein Betreuer schleppt ein Paket mit Babybekleidung in eine Kammer. Alltag in der Flüchtlingsnotunterkunft Adlerstraße in Dortmund. Text und Fotos: Ulrike Märkel

Gastfreundschaft Alltag in der Adlerstraße Menschen stehen in kleinen Gruppen auf den Fluren zusammen, andere sitzen verloren auf einem Stuhl und blicken ins Leere. Man spürt in der Betriebsamkeit, dass jeder von ihnen eine schwere Zeit erlebt hat. Hinter ihnen liegen Krieg, Verfolgung und Vertreibung aus der Heimat. Viele sind erschöpft und wirken dennoch erleichtert. In der ehemaligen Grundschule in Dortmund haben sie vorübergehend ein Zuhause gefunden. Wo einst konzentrierte Stille in den Klassenzimmern herrschte, fährt ein kleiner Junge rasant mit einem roten Bobbycar um die Ecke. In diesem Moment wirkt er glücklich. Das liegt sicher auch daran, dass seit der Eröffnung des im Eiltempo eingerichteten Flüchtlingsheims, die Welle der Hilfsbereitschaft nicht abreißt. Neben zahlreichen Sachspenden gibt es viele Hilfsangebote von

: eiderkammer e Hilfe in der Kl er (v.l.) Ehrenamtlich am Cr id tr As , , Manuela Borg Karola Beyling

36

Nahid Farhid koordinier t Hilfsangeb und Ak tivitä ote ten in der Ad lerstraße.


Menschen, die ihre Zeit schenken wollen. Insgesamt haben 50 aktive Hel-

bewältigen. Nach Aufenthalten in vier verschiedenen Flüchtlingsun-

fer zuverlässig Aufgaben übernommen. Viele von ihnen sind durch eine

terkünften kann er in der Adlerstraße wieder etwas aufatmen. Er hat

Internet-Gruppe auf die Ankunft der Flüchtlinge aufmerksam geworden.

einen neuen Rollstuhl bekommen und wünscht sich nichts so sehr,

Die Bezirksvertreterin Astrid Cramer hat sie ins Leben gerufen, um alle

wie bald in einer Basketballmannschaft trainieren zu können, denn in

Hilfsangebote zu sammeln und zu verteilen – wie an einer Pinnwand. In

seiner Heimat spielte er als Profi im Behindertensport.

rasanter Geschwindigkeit wuchs die Gruppe auf fast 900 Mitglieder an. Hier wird regelmäßig gepostet, was gerade angeboten oder dringend ge-

Um solche praktischen Dinge kümmert sich Nahid Farhid. Sie

braucht wird. Der Kinderwagen ist schon weg, ein Baby wurde geboren.

koordiniert die Anfragen, Hilfsangebote und Aktivitäten im Haus.

Der jüngste Bewohner in der Adlerstraße 44.

Dabei kommt ihr nicht nur das organisatorische Wissen als Projektmanagerin zugute, sondern auch ihre eigene Fluchterfahrung. 1984

Im Haus leben Menschen aus elf verschiedenen Ländern, unter ande-

kam sie als politischer Flüchtling aus dem Iran nach Deutschland. Sie

ren aus den Krisenregionen Afghanistan, Syrien und Irak. Einer von

weiß, was es bedeutet, von heute auf morgen alles zurücklassen zu

ihnen ist Ehan Ansari (Name geändert). Er wurde als Kind in seiner

müssen. Sie kann sich in die Situation der Flüchtlinge hineinversetzen

afghanischen Heimatstadt Herat schwer verletzt. Beim Fußballspielen

und nimmt die Neuankömmlinge mit großer Herzlichkeit auf. Sie

entdeckte er eine amerikanische Splitterbombe. Als er den Blindgän-

gibt heute die Hilfe weiter, die sie bei ihrer Ankunft als Flüchtling in

ger aufheben wollte, explodierte er und riss dem damals 10-Jährigen

Deutschland selbst erfahren hat.

ein Bein ab. Eine Hilfsorganisation finanzierte ihm die lebensrettende Amputation. Doch auf Dauer gab es für den jungen Afghanen in sei-

Jetzt koordiniert sie die zahlreichen ehrenamtlichen Aktivitäten, wie

ner Heimat keine Perspektive. Als die Taliban seine Behinderung als

die Kinderbetreuungsgruppe, die Besetzung der Kleiderkammer und

Tarnung für einen Bombenanschlag nutzen wollten, entschloss er sich

das Übersetzerteam. Es gibt Tanzveranstaltungen und Konzerte, und

zur Flucht. Zu Deutschland hat er eine besondere Beziehung: „Dieses

einmal wöchentlich einen Kinoabend, der für ein paar Stunden die

Land fühlte sich für mich ein bisschen vertraut an, denn die Ärzte, die

Sorgen vertreiben soll. Nahid Farhid betont: „Ohne die Ehrenamtlichen

mir als Kind geholfen haben, waren Deutsche.“

würde es diese vielen Angebote nicht geben. Es ist großartig, dass die Flüchtlinge inzwischen Vertrauen zu den Ehrenamtlichen gefasst

Mit der Entschädigung der USA für seine erlittenen Verletzungen

haben. Ich denke, dieses Viertel ist für die Unterkunft optimal, denn die

konnte er die Reise nach Europa bezahlen. Sie kostete ihn alle seine

Nachbarn packen mit an und begrüßen die Neubewohner sehr freund-

Ersparnisse – 6.500 US-Dollar. Der Abschied von seiner Mutter fiel ihm

lich. Das spüren die Menschen, die zum Teil schreckliche Erlebnisse

schwer, doch meinte sie: „Ich bin traurig, dass Du gehst – aber wenn

hinter sich haben. Es gibt ihnen das Gefühl, willkommen zu sein.“

Du glücklich wirst, bin ich es auch!“ Ein Tag kann sehr lang werden, wenn man Stunde für Stunde füllen Der Fluchtweg war für Ansari sehr beschwerlich. Die Schlepper ließen

muss. Das kann auf Dauer zermürben. Die Flüchtlinge stehen tags-

ihn mit den Worten stehen: „Der ist zu langsam!“ Um den Grenz-

über auf den langen Fluren der Unterkunft oder sitzen auf ihren

kontrollen zu entgehen, musste er alleine auf Krücken zwei Berge

Betten, denn einen Aufenthaltsraum gibt es in der Einrichtung noch nicht. Die sieben Sprachkurse sind bei den Heimbewohnern sehr begehrt. Vom Kleinkind bis zum Senioren, vom Analphabeten bis zum Fortgeschrittenen können die Bewohner Deutsch lernen. „Die Motivation ist ungeheuer groß“, erzählt Benedikt Rudloff begeistert. Er hatte nach einer Bürgerveranstaltung nicht lange gezögert und die Initiative für die Sprachkurse ergriffen. 15 Lehrerinnen und Lehrer haben sich seitdem bei ihm gemeldet, um die Flüchtlinge zu unterrichten. „Das ist wunderbar, denn Sprechen und Verstehen ist die Basis, um sich an einem Ort wohlfühlen zu können.“ Die Adlerstraße hat sich nicht nur zu einem Pilotprojekt erfolgreicher Nachbarschaftshilfe entwickelt, sondern ist ein Musterbeispiel dafür, was gesellschaftliches En-

Ehan Ansari: Flucht auf Krücken von Afghanistan nach Dor tm und.

gagement leisten kann. Die Dortmunder Bürger haben mit Herz und Verstand gezeigt, dass es neben der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung etwas viel Bemerkenswerteres in Deutschland gibt: Echte Gastfreundschaft und Mitmenschlichkeit.

37


NETZWELT

KINOTIPP

sweetSixteen-Kino im Depot & bodo präsentieren: Girlhood Irgendwo in einer der berüchtigten Pariser Vororte, besser bekannt als „banlieues“. Meist von der übrigen Mittel- und Oberschicht gemieden, sammelt sich hier der Bodensatz der französischen Gesellschaft, reihen sich Sozialwohnungsbauten aneinander und lebt ein prozentual enorm hoher

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.lobbycontrol.de Schätzungen gehen von 15- bis 25.000 Lobbyisten aus, die in Brüssel im Namen von Konzernen und Verbänden auf politische Entscheidungsträger einwirken. Nach dem Umzug des Politikbetriebs von Bonn nach Berlin hat sich auch der Lobbyismus in Deutschland weiter ausgeweitet und professionalisiert. Diese Prozesse beobachtet und dokumentiert der 2005 gegründete Verein „Lobbycontrol – Initiative für Transparenz und Demokratie e.V.“ mit Recherchen und wissenschaftlichen Dokumentationen, die er zusammen mit weiteren Informationsmaterialien zum Thema Lobbyismus auf der Website des Projekts kostenlos zur Verfügung stellt.

afrikanischen und arabischen Staaten. Ein Nährboden für Frustration und Hoffnungslosigkeit, dem auch die junge Marieme (Karidja Touré) ausgesetzt ist. Schüchtern und verunsichert, sucht sie ihren Platz in der Gesellschaft. Nachdem sie wegen schlechter Noten von der Schule geflogen ist, schließt sie sich einer Mädchengang an, die nichts Besseres im Sinn hat, als die Grenzen des Machbaren immer wieder aufs Neue auszuloten. Angetrieben

Große öffentliche Aufmerksamkeit bekam der Verein für die Dokumentation der

von Gruppenzwang und der jugendbeding-

Bemühungen der Deutschen Bahn, die 2009 1,3 Millionen Euro investierte, um über

ten Notwendigkeit, „cool“ zu sein, fängt

PR-Agenturen gefälschte Leserbriefe zu platzieren und eine fingierte Bürgerinitiative

Marieme alsbald an, sich dem Treiben aktiv

für die Privatisierung der Bahn ins Leben zu rufen. Bekannt wurde auch die „Christian-

anzuschließen.

sen Studie“ von Lobbycontrol, die über anderthalb Jahre die Gäste der Polit-Talkshow „Sabine Christiansen“ erfasste, um so nachzuweisen, dass bei der Auswahl der Gäste Vertreter von Interessenverbänden und Konzernen bevorzugt eingeladen wurden. Ein aktueller Themenschwerpunkt von Lobbycontrol ist Werbung von Konzernen an Schulen, zu dem auf der Webseite Diskussionspapiere und Broschüren bereitgestellt werden. 2010 startete der Verein das Onlinelexikon „Lobbypedia“, um LobbyismusVorgänge zu dokumentieren und Informationen zu Organisationen zu sammeln und zu katalogisieren. Für „Lobbypedia“ wurde der Verein 2012 mit dem Grimme-OnlineAward ausgezeichnet.

Die Regisseurin Céline Sciamma wurde mit „Tomboy“ einem größeren Publikum schlagartig bekannt. Mit ihrem dritten Film „Girlhood“ (OT: Bande de filles) beschließt sie so etwas wie eine Trilogie der weiblichen Jugendlichkeit. Der Film tingelte 2014 bereits über die Leinwände der wichtigsten Filmfestivals: So wurde er in das Programm von Cannes, Venedig

Finanziert wird die Arbeit von Lobbycontrol über Spenden, Mitgliedsbeiträge und den

und Toronto gewählt und mit großer

Verkauf eigener Publikationen. Timo Lange, Politikwissenschaftler und Campaigner

Begeisterung aufgenommen.

des Vereins meint: „Als gemeinnützige Organisation setzen wir uns dafür ein, dass nicht nur die Stimmen der ohnehin Starken Gehör finden. Dazu gehört auch, die Spenden von Unternehmen an Parteien zu begrenzen und transparenter zu machen. Auch sollte ein Minis-

Ti

m

o

38

Anteil der französischen Immigranten aus

La

ng e

Ab Do. 26.02 um 17 Uhr. Weitere Termine unter www.sweetsixteen-kino.de sweetSixteen-Kino im Depot

ter nicht unmittelbar nach dem Ausscheiden aus seinem Amt

Immermannstr. 29, 44147 Dortmund

Lobbyist werden dürfen. Wir brauchen mehr Transparenz und

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klare Schranken für Lobbyisten, denn ansonsten verkümmert

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die Demokratie.“ (sese)

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THEATER

Paradies am Lüftungsrohr Obdachlosigkeit als Bühnenthema? Für Kinder? Ein Wagnis. Aber das wollten die Schauspieler Birgit Iserloh und Ralf Lamprecht unbedingt eingehen und entwickelten für ihr freies Bochumer Kinder- und Jugendtheater Traumbaum ein Stück über Gerechtigkeit und neue Armut. Von Antje Mosebach Foto: Daniel Sadrowski

Tabuthemen haben im Theater

in seiner Ehrlichkeit, aber als

führen. Überhaupt sei es für die

Wunder – und dann verschwindet

Traumbaum Tradition. „Wir

clownesques Theater grundsätz-

Kinder ganz schwer vorstellbar,

Frau Anderswo auf einmal… Die

wollen kein ‚Kindchentheater‘ ma-

lich unterhaltsam und entspan-

kein festes Zuhause zu haben.

Geschichte erzählt das Theater

chen. Aber trotzdem unterhalten“,

nend, weil man viel lachen kann.

Dabei merken sie auch, was das

Traumbaum im Februar. Eine

erklärt Birgit Iserloh. Deswegen

Lachen und Obdachlosigkeit? „Ja

Stück bei den Kindern bewirkt.

Geschichte mit Musik, die über die

greifen die beiden Schauspie-

natürlich“, ruft Iserloh. „Aber mit

„Einige haben sich danach bei

reine Situation der Obdachlosen

ler Themen auf, die sie selbst

den Obdachlosen, nicht über sie!

der Tafel engagiert“, erzählen die

hinausgeht.

interessieren, und setzen sie dann

Da haben die Kinder ganz feine

Theatermacher. Oder entwickeln

kindgerecht um. Als sie mit ihrem

Antennen.“ Die könnten in der

positive Sichtweisen, ganz gegen

Hat sich seit der Entstehung

Aktionstheater Freier Vogel durchs

Unterhaltung die Charaktere

landläufige Klischees. Über Bettler

des Stückes vor 12 Jahren etwas

Land tourten, bemerkten sie

ernst nehmen und Mitgefühl für

meinte ein Schüler: „Na, es ist ja

verändert? „Oh ja, einiges! Es

immer mehr Obdachlose. Und als

sie empfinden. Ohnehin spricht

auch anstrengend, den ganzen

ist schlimmer geworden“, rufen

sie sahen, wie „wirsch“ Security-

sie Kinder ein grundlegendes Ge-

Tag so rumzustehen“. Dann sei es

Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht

Leute in den U-Bahnhöfen mit ih-

rechtigkeitsgefühl zu, „aber das

auch ok, wenn er etwas verdient…

sofort. „Nicht jeder, der was aus

nen umgingen, war 2002 die Idee

muss gepflegt werden“.

zu einem Stück über obdachlose

dem Müll fischt, ist obdachlos – Herr Niemand und Frau Anderswo

der Unterschied zwischen Hartz

Um ehrliches Theater zu machen,

verdienen nichts. Sie haben keine

IV und Obdachlosigkeit ist nicht

haben die beiden Theatermacher

Arbeit und auch keine Wohnung.

immer sehr groß.“

Dann ging es an die Umsetzung.

ein Jahr lang recherchiert. Sie

Aber sie haben ihre Träume, wie

Die braucht viel Fingerspitzen-

haben mit Obdachlosen gespro-

alle anderen. Und das kleine

gefühl, „denn mit erhobenem

chen und dem Sozialdienst kath.

Paradies. Das liegt mitten in der

Zeigefinger erreichst du die Kinder

Männer, um zu wissen, wo die

Stadt: ein großes Lüftungsrohr auf

nicht“, weiß Ralf Lambrecht um

Vorurteile liegen und wo sich

der Rückseite der Fußgängerzone.

die didaktischen Anforderun-

Klischees vielleicht auch bewahr-

Hier treffen sich Herr Niemand

Herr Niemand & Frau Anderswo.

gen. „Theater ist in erster Linie

heiten. „Und die Kinder kommen

und Frau Anderswo jeden Abend,

Vom Haben und Wünschen.

Unterhaltung“, fügt er hinzu. Es

mit welchen“, weiß Iserloh aus

erzählen sich, was sie tagsüber

So. 8.2., 15 Uhr | Mo. 9.2. – Do. 12.2., 10 Uhr

muss also immer etwas zu lachen

den Gesprächen mit den jungen

erlebt haben, und teilen das, was

Theater Traumbaum / Freier Vogel

geben. So ist „Herr Niemand

Zuschauern, die sie in der Nachbe-

sie bekommen haben. Doch eines

Lothringer Str. 36 c, 44805 Bochum

und Frau Anderswo“ zwar hart

reitung immer nach den Stücken

Abends geschehen lauter kleine

www.theater-traumbaum.de

Menschen geboren.

39


REPORTAGE

„Bald liegst du im Kofferraum!“ Die Dortmunder Neonazis und die Polizei

Als die Stadt Dortmund Anfang Januar BürgerInnen nach Eving einlud, wollte sie über die geplante Notunterkunft für Flüchtlinge im Stadtteil informieren, Fragen beantworten und Sorgen aus dem Weg räumen. Stattdessen störten über 30 Neonazis die Veranstaltung. Der Abend endete mit einem verletzten Polizisten und vielen eingeschüchterten BesucherInnen. Von Charlotte Trumm Fotos: M. Arndt, Felix Huesmann, Oliver Schaper

Dabei ist dieser Auftritt nur die Spitze

ten Flüchtlinge „Sozialschmarotzer“

des Eisbergs. Nachdem sie einige Zeit

seien, sagt eine aktuelle Studie der

geschwächt schienen, treten Neonazis

Friedrich-Ebert-Stiftung. In Bewe-

seit Monaten wieder offensiver und

gungen wie „Pegida“ brechen diese

aggressiver auf. Und: Ihre menschen-

menschenverachtenden Einstellungen

verachtenden Aussagen finden Zu-

gerade zehntausendfach auf.

stimmung. Stadt und Polizei scheinen mit der Szene überfordert.

Daran knüpft „Die Rechte“ an: Auf Veranstaltungen wie in Eving ergrei-

Seit die Stadt im November begann,

fen geübte Redner das Wort, steigern

Notunterkünfte in leerstehenden

diffuse Ängste anderer in offen

kommunalen Gebäuden einzurichten,

rassistische Aussagen und rücken so

um den steigenden Flüchtlingszahlen

zumindest scheinbar näher an die, die

zu begegnen, nutzt auch die Partei

sich zur sogenannten Mitte der Gesell-

„Die Rechte“ die öffentlichen Bürgerdi-

schaft zählen. Erst, wenn offen rechte

aloge, um vor „kriminellen Asylanten“,

Parteien eine solche Bühne erhalten,

„Asylmissbrauch“ und „Überfrem-

wird deutlich, wie stark die Anknüp-

dung“ zu warnen.

fungspunkte sind.

Anknüpfungspunkte zur „Mitte“

Die Schein-Partei

Allerdings sind solche Ängste, wenn

schaft. Der Dortmunder Kreisverband

auch in andere Worte verpackt, auch

ist die Plattform, in der sich die Ka-

von anderen AnwohnerInnen zu hören.

meradschaft „Nationaler Widerstand

Diese befürchten, dass Häuser in der

Dortmund“ (NWDO) kurz nach ihrem

Nähe einer Notunterkunft an Wert

Verbot im August 2012 reorganisiert

verlieren, dass die Kriminalität im

hat. Die hiesige Szene stellt mit Chris-

Umfeld steigt oder eine Unterkunft

toph Drewer einen stellvertretenden

mit häufigen An- und Abreisen den

Bundesvorsitzenden, mit Dennis

Lärmpegel im Wohngebiet erhöht.

Giemsch und Michael Brück zwei Vor-

Die neue Partei ist die alte Kamerad-

sitzende des NRW-Landesverbands. Oben: Michael Brück als besorgter Bürger.

Die Ängste spiegeln Vorurteile gegen-

Alle waren führend im Nationalen

Sein Versand „antisem.it“ vertreibt

über Flüchtlingen und Asylbewerbern,

Widerstand aktiv.

Steinschleudern und Sturmhauben.

sondern in weiten Teilen der Bevölke-

Nach dem Verbot schien es kurzzeitig

Rechts oben: NSU trifft NSDAP –

rung existieren. Mehr als 40 Prozent

so, als seien die Neonazis nachhaltig

Abkürzungsspiele auf

der Deutschen stimmen der Aussage

geschwächt. In den vergangenen

teilweise oder völlig zu, dass die meis-

Monaten allerdings traten sie wieder

Demo-Transparent. 40

die nicht nur im rechten Spektrum,


offensiver und aggressiver in der

nalwahl am 25. Mai zum Dortmunder

Öffentlichkeit auf. Als Mitglied des

Rathaus zogen und Anwesende mit

Stadtrates macht Dennis Giemsch vor

Flaschen, Fäusten und Pfefferspray

allem mit skandalösen Anfragen von

attackierten. Es sind dieselben

Die Stadt Dortmund hat lange Zeit nichts

sich reden, wenn er den Stopp städ-

Menschen, die im August gegen das

getan. Wochenlang hatten Parteimitglie-

tischer Hilfsangebote für Aidskranke

Verbot des Nationalen Widerstandes

der Zutritt zu den Infoveranstaltungen

fordert oder fragt, ob die in Dortmund

demonstrierten und dabei Gegende-

und nutzten sie für ihre offen rassisti-

lebenden Menschen muslimischen

monstrierende und JournalistInnen

schen Aussagen. Ihre Wortergreifungs-

oder jüdischen Glaubens „registriert“

angriffen.

strategie, ein Instrument organisierter

Stadt und Polizei wirken überfordert

Neonazis, blieb lange unwidersprochen.

seien. Seine Forderung nach einer „Judenzählung“ brachte Dortmund

Es sind dieselben Menschen, die im

Erst nach den Ausschreitungen in Eving

international in die Schlagzeilen. Bei

Dezember und Januar innerhalb von

will die Stadt eine Ausschlussklausel

Veranstaltungen zu den Notunter-

zwei Wochen fünfmal im Stadtgebiet

anwenden und diese bei nachfolgenden

künften für Geflüchtete schüren er,

aufmarschiert sind und dabei in übels-

Veranstaltungen durchsetzen. Wer rein

sein Parteigenosse und Stellvertreter

ter Weise Nazi-Opfer verhöhnten: das

darf und wer draußen bleiben muss,

Michael Brück oder Bundesvize Chris-

Holocaust-Opfer Anne Frank, das NSU-

muss sich noch zeigen.

toph Drewer, Ängste vor Kriminalität

Opfer Mehmet Kubas‚ik oder Thomas

Schulz, der vor zehn Jahren von einem

Und auch Gregor Lange, seit März 2014

dung“ oder attackieren vermeintlichen

Dortmunder Nazi erstochen wurde.

Polizeipräsident, schafft es nicht, die

„Asylmissbrauch“.

Und es sind dieselben Menschen, die

Szene in den Griff zu bekommen. Unter

während dieser Demonstrationen

seiner Führung reihen sich Strategie-

unmissverständlich drohten „Linkes

fehler massenhaft aneinander: Zum

Gezeter – 9 Millimeter“ und Dort-

Zeitpunkt des Rathausangriffs am 25.

munds konsequent hilflos erscheinen-

Mai waren weder Polizeibeamte noch

Diejenigen, die als Mitglieder einer

dem Polizeipräsidenten prophezeiten:

der Staatsschutz in der Nähe. Im Nach-

demokratischen Partei auftreten, sind

„Gregor Lange, aus der Traum, bald

hinein ermittelt die Staatsanwaltschaft

dieselben, die am Abend der Kommu-

liegst du im Kofferraum!“

nun gegen mehr als 40 der angegriffe-

und einer vermeintlichen „Überfrem-

Volksverhetzende Parteifunktionäre

41


REPORTAGE

„Linkes Gezeter – 9 Millimeter“ nen PolitikerInnen, JournalistInnen und

besetzten Kirche zu demonstrieren,

von Neonazis provozieren wollen, um

Gäste der Wahlparty. In einem Bericht

hatte die Polizei verschwiegen. Damit

weitere Argumente für ein Parteiver-

an das Innenministerium wurde die

gefährdete sie nicht nur die Besetze-

bot sammeln zu können, ist das ein

Attacke relativiert und implizit wurden

rInnen, sondern auch die Menschen,

verständlicher Zweck, aber ein fahr-

die Anwesenden selbst dafür verant-

die in dem migrantisch geprägten

lässiges Mittel: Er brächte damit nicht

wortlich gemacht.

Viertel leben. Und auch vor kurzem in

nur NazigegnerInnen, sondern – wie in

Eving war die Polizei, obwohl mit dem

Eving – auch Unbeteiligte in Gefahr.

Keine Strategie zu erkennen

Erscheinen der Rechten zu rechnen war, lange Zeit nicht zur Stelle, sodass diese

Womöglich haben ihn die Geschehnis-

Auch bei einer Nazidemonstration in

ungehindert Anwesende abfilmen und

se der letzten Monate tatsächlich jedes

der Innenstadt am 23. August waren

bedrängen konnten.

Mal überrascht. Nur: Dann ist er nicht in der Lage, die Bedrohung durch Neo-

die abgestellten Beamten viel zu

42

wenige, um die Lager zu trennen und

Anstatt Volksverhetzungen und

nazis richtig einzuschätzen und für die

Anwesende zu schützen. Die Folge:

Morddrohungen gegen Journalisten,

Sicherheit der Menschen in Dortmund

Flaschenwürfe, Angriffe von Neonazis

engagierte Bürger und sich selbst

zu sorgen. Doch das ist sein Job.

auf Journalisten, verletzte Polizisten.

konsequent zu verfolgen, lässt der Poli-

Dass „Die Rechte“ auch in der Nord-

zeichef die Rassisten gewähren. Wenn

Unten: Angriff auf Wahlparty in

stadt eine Kundgebung angemeldet

er eine Strategie verfolgt, ist sie nicht

Shirts des verbotenen „Nationalen

hatte, um dort vor einer nachts zuvor

zu erkennen. Sollte er Eskalationen

Widerstands“ (NWDO).


KOMMENTAR

Die freie Gesellschaft Als am Vormittag des 7. Januar die Nachrichten über das Attentat auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo über die Ticker liefen, unterbrachen wir die Arbeit an dieser Ausgabe und verfolgten die sich überschlagenden Ereignisse. Schockiert, in Trauer mit den Opfern und ihren Angehörigen. Unter den Toten ist mit Mustapha Ourrad auch ein Freund unserer französischen KollegInnen der Straßenzeitung Macadam. Von Bastian Pütter | Foto: Valentina Calà

E

(CC BY-SA 2.0)

in Anschlag auf die Pressefreiheit seien die Morde

Staats“ Moslems sind, waren auch die Attentäter von Pa-

gewesen, hieß es in beinahe jedem Kommentar. Ja,

ris gleichgültig gegenüber der Religionszugehörigkeit

natürlich. Aber eben auch mehr: eine Attacke auf die

ihrer Opfer.

freie, die säkulare Gesellschaft. Die – verständliche – Distanzierung hingegen, die AnschläCharlie Hebdo war – und ist – eine unverschämte, böse,

ge hätten nichts mit dem Islam zu tun, trifft es auch nicht.

mal komische, mal ziemlich unlustige kleine Zeitschrift.

Die Attentäter von Paris, die Massenmörder von Boko

Sie war aber vor allem eine Kämpferin für den Laizismus

Haram in Nigeria oder die Terrorarmee des „Islamischen Staats“ beziehen sich positiv und eindeutig auf den Islam. Von jedem Moslem deshalb Distanzierungen vom Terror zu verlangen, ist absurd. Stattdessen geht es – gemeinsam – um ein Stärken eines aufgeklärten Islam und eben auch darum, Grenzen zu markieren und zu verteidigen. Wenn an dem Kanzlerinnen-Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ eine entscheidende Wahrheit ist, dann die, dass rund vier Millionen Moslems zu Deutschland gehören: Atheisten, Agnostiker, Tiefgläubige und ein paar Steinzeit-Islamisten. Sie sind nichts mehr, dass sich externalisieren lässt, nicht einmal die wenigen Verrückten: Die Djihadisten der „Lohberger Brigade“ aus Dinslaken, die Syrienkämpfer aus Dortmund sind größtenteils Deutsche und lassen sich ihren so rudimentären wie unerbittlichen Pop-Islam auf Deutsch von Salafisten und „Scharia-Polizisten“, die auf Vornamen wie Pierre oder Sven hören, predigen. So weh es tut: Sie sind das Eigene, nicht das Fremde. Ihnen das Wasser abzugraben, ist eine Aufgabe für uns.

Oben: „Liebe ist stärker

und für das Recht, mit Religion, die Ansprüche jenseits

als Hass”. Moslem küsst

des Privaten erhebt, genauso umzugehen wie mit Poli-

Karikaturist. Titel der

tikern. Charlie Hebdo wurde von Le-Pen-Fans (die jetzt

Der doppelte Fehlschluss aus dem islamistischen Terror

„Charlie Hebdo“ 2011 nach

auch alle „Charlie“ sind) als linkes Hetzblatt gehasst

wäre die Preisgabe von Territorium: Eine Wagenburg

einem Brandanschlag

und fast rituell von der katholischen Kirche verklagt.

Rechtgläubiger (Wer soll das sein?) gegen die „Islamisie-

auf die Redaktion.

Die Zeitschrift hat sich gewehrt gegen moralische und

rung des Abendlandes“ zu bauen, ist genauso falsch wie

Herrschaftsansprüche von Parteien, Eliten, Personen des

das Einknicken vor den totalitären Ansprüchen religiöser

öffentlichen Lebens und Glaubensvertretern, nicht Ziel

Fanatiker. Vom Verschärfen des albernen Blasphemie-Pa-

von Kritik oder Satire zu sein.

ragrafen, wie ihn die CSU-Fundamentalisten fordern, bis zur unsäglichen Vorratsdatenspeicherung: Dem Angriff

Diese Errungenschaft der freien Gesellschaft wurde an-

auf die Freiheit mit der Einschränkung von Freiheitsrech-

gegriffen von islamistischen Terroristen. Ihre so moder-

ten zu begegnen, ist der ewig gleiche reflexhafte Fehler.

ne wie mittelalterlich aus der Zeit gefallene Glaubensvariante löst bei einem Großteil der Muslime in Europa

Freiheit lässt sich weder mit rassistischen Ausschlüssen

Abscheu aus. Wie die meisten Opfer des „Islamischen

noch mit dem Sägen an ihren Grundlagen verteidigen.

43


VERKÄUFERPORTRÄT

„Ich weiß, was ich kann.“ Raphael aus Bochum

„Mich hat der Esel im Galopp in Herne verloren. Ich bin echter Bochumer. Ich bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ein richtiges Ruhrpott-Kind. Ich hab auch mal in Dortmund gewohnt, in Duisburg und in Essen, aber nirgendwo habe ich es länger als ein halbes Jahr ausgehalten und

Trotz vieler Rückschläge in seinem Leben hat sich Raphael nie entmutigen lassen. In der bodo-Ausgabestelle in Bochum hat uns Raphael, der in Witten das Straßenmagazin verkauft, beim Kaffee einige Einblicke in sein bewegtes Leben gewährt. protokolliert von Sebastian Sellhorst | Foto: Sebastian Sellhorst

bin immer wieder nach Bochum zurückgekommen. Letzten Monat habe ich meinen

nis habe ich mich dann auf die Suche nach

Mountainbiken hatte, lange außer Gefecht

39. Geburtstag gefeiert.

einer Lehrstelle gemacht. Ich wollte Zweirad-

gesetzt. Ein Jahr lang habe ich nach einem

mechaniker werden. Alles, was mit Schrau-

Hüftbruch Reha machen müssen, bis ich

Meine Kindheit verlief alles andere als rosig.

ben und Öl zu tun hatte, hat mich damals

wieder richtig laufen konnte. Die Situation

Meine Mutter hatte Probleme mit Alkohol

fasziniert. Die Suche nach einer Lehrstelle

auf dem Arbeitsmarkt wurde nicht besser,

und mein Vater war selten zu Hause. Mit

gestaltete sich aber natürlich alles andere als

so habe ich mich 2006 mit Haushaltsauf-

zwölf bin ich das erste Mal von zu Hause ab-

einfach. Nach unzähligen Versuchen hatte

lösungen und Entrümpelungen selbst-

gehauen. Mit Freunden habe ich auf Baustel-

ich dann endlich Glück bei einem Betrieb. Der

ständig gemacht. Das lief eine ganze Zeit

len oder in alten Industrieruinen geschlafen.

Chef hatte Verständnis für meine Legasthe-

ganz gut, bis die Auftragslage Mitte 2011

Im Winter haben wir geguckt, dass wir einen

nie und wollte mir eine Chance geben.

immer schlechter wurde. Von da an ging es langsam, aber stetig bergab, bis ich mein

Bauwagen finden, der offen ist, und haben uns dort versteckt. Wenn wir von der Polizei

Nach dreieinhalb Jahren Ausbildung hatte

aufgegriffen wurden, hat die mich wieder

ich mit der Praxis überhaupt keine Prob-

nach Hause gebracht. Dort habe ich es aber

leme. Planetengetriebe zusammensetzen

Da ich in der Zeit nicht in die Arbeitslosen-

meistens nie lange ausgehalten und war

oder Räder richten konnte ich mit verbun-

versicherung eingezahlt habe, landete ich

nach ein paar Tagen, wenn meine Mutter

denen Augen. Nur der theoretische Teil

direkt bei Hartz IV. Das hat mich alles sehr

wieder zur Flasche griff, schon wieder weg.

machte mir Probleme, so dass ich die Lehre

mitgenommen und ich bekam psychische

Da mein Vater nicht besonders gut verdiente

nie richtig abschließen konnte. Mittlerweile

Probleme. Nach einer längeren Zeit in der

und meine Mutter das meiste Geld durch-

gibt es da andere Regelungen für Legasthe-

Psychiatrie nehme ich zwar jetzt noch

brachte, hatte ich nicht viel Spielzeug. Mein

niker. Aber damals war das noch anders.

Medikamente, aber ich komme Stück für Stück wieder besser zurecht. bodo spielt

erstes Fahrrad habe ich mir geklaut. Etwas

44

Geschäft irgendwann aufgeben musste.

später kam ich dann in ein Heim und musste

Danach hatte ich so einige Gelegenheitsjobs.

dabei eine wichtige Rolle, auch wenn ich

Sozialstunden machen.

In erster Linie für Zeitarbeitsfirmen. Das hat

nur ca. 40 Zeitungen im Monat verkaufe.

sich dann eine ganze Weile so hingezogen.

Wenn es mit mir weiter so bergauf geht,

Nach der achten Klasse bin ich von der Schule

Ich habe als Fahrer in der Paketauslieferung

will ich schnellstmöglich versuchen, wieder

abgegangen. Ich war Legastheniker. Lesen

und im Bereich Terminfracht gearbeitet, als

im Bereich Zweiradmechanik zu arbeiten.

klappte noch so einigermaßen, aber Schrei-

Lagerhelfer und auf dem Bau. Zwischen-

Denn auch ohne Gesellenschein weiß ich,

ben war ein Problem. Mit dem Abgangszeug-

zeitlich hat mich ein Unfall, den ich beim

was ich kann.


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Namenswitze verbieten sich. Sonst würde ich Hans-Werner Sinn, dem den WirtschaftswissenWirtschaftswissenschaftler vom ifo-Institut, raten, eine Frau Stumpf zu heiraten, wegen des schönen Doppelnamens. So aber steht er allein ein für den Unsinn, den er neulich verbreitete: Der Migrant rechne sich nicht, er koste mehr, als er einbringe. Zwar ruderte der wahnsinnig wichtige Bartträger bald zurück, der Unfug war aber in der Welt, als vermeintlich wissenschaftliche Begleitmusik zum pegidösen Gegrunze aus dem Tal der Ahnungslosen, neuerdings Dresden genannt. Zu den Arbeitsbereichen des von Sinn irrgeleiteten Institutes gehört das „Humankapital“. Vielleicht denken kalt Kalkulierende, dass, wenn schon das Kapital derzeit kaum Zinsen abwirft, wenigstens der Mensch sich wieder rechnen muss. Warum rechnet Sinn nicht zu Ende? Wie sieht denn die Ökobilanz von diesen Migranten aus, wird da nicht unnötig CO2 in die Luft geblasen bei der Flucht übers Mittelmeer in uralten Booten? Und wenn man mal auf die schon länger Einheimischen blickt, was wirft eigentlich so ein Schulkind, so ein Leon Miles, pro Jahr ab? Nichts hat der geleistet fürs Sozialprodukt, aber alles für lau bekommen: Grundschule, Zahnspange, Verkehrskasper. Allein von den täglich geschnorrten Wurstscheiben an den FleischFlüchtlinge zwar zwar einseitig, einseitig, theken der Nation könnten sich Hunderte hunderte Flüchtlinge aber kalorienreich ernähren. Ökonomen sind oft wohlgenährt, aber einseitig orientiert. Zahlen sagen, was man will, also nichts. Für die Fußball-Bundesliga habe ich als Nebenerwerbs-Ökonom jetzt die Torstückkosten ausgerechnet. Wie viel Kapital setzt so ein Verein pro Tor ein? Das Ergebnis ist klar. Beim BVB kostete in der Hinrunde jeder Treffer, gemessen am Wert der Mannschaft, 18 Millionen Euro. Das waren somit die wertvollsten Tore der Liga. Und schon steht der Verein uneinholbar an der Spitze dieser Fantasietabelle.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Unna

Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340

Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10

info@awo-ww.de | www.awo-ww.de 45


LESERSEITE

In unserer Kulturreihe „2. Freitag“ begeisterten am 9. Januar unser Kollege Oscar Borkowsky (l.) und Hannes Sänger mit ihrer melodramatischen Revue „Nachtasyl“. Auch die Ruhr Nachrichten waren angetan: „Eines haben die lustigen Lieder und gedankenvollen Gedichte gemeinsam: Sie nehmen die rund 30 Zuschauer mit auf eine Reise durch die Nacht.“ Schön war‘s!

LESERPOST Liebes bodo-Team, ich möchte Ihnen und Ihren Reportagen, Interviews, dem kulturellen Veranstaltungska-

nach einem „H“ aussah. Der Nachname des Kollegen

lender, den Buchbesprechungen etc. ein dickes Kompli-

beginnt nämlich auch noch mit einem „H“.

ment aussprechen.

Unser Kollege bat mich eindringlich, ihm unbedingt eine

Seit Jahren kaufe ich bodo nur unter sozialen Gesichts-

solche bodo-Tasche zu besorgen. Am nächsten Tag, ei-

punkten – um auf die Straßenverkäufer zuzugehen

nem Samstag, rief ich in bodos Buchladen an und fragte

und ihnen ein „Erfolgserlebnis“ zu geben, war aber

nach, ob es noch eine solche Tasche geben würde. Zum

unzufrieden mit Inhalt und Layout der alten bodo.

Glück meines Kollegen war tags zuvor eine Lieferung

Gestern kaufte ich die aktuelle Ausgabe – Spitze! Jede

bodo-Taschen eingetroffen. Sofort an diesem Samstag

Seite der Ausgabe interessant und informativ!

kaufte ich ihm eine Tasche, schickte ihm diese per Paket

Ich werde die bodo an Freunde weiterreichen, in der

zu und informierte ihn per Email.

Hoffnung, dass sie neue Leser und Käufer findet.

Wie oft er sich bedankt hat, kann ich gar nicht mehr

Danke für Ihre engagierte Arbeit, Hedwig Tigges

sagen. Jedenfalls habe ich noch nicht erlebt, dass

Wie die bodo-Tasche nach Düsseldorf kam: Anfang Dezember 2014 hatte ich beruflich in unserer Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf zu tun. Ein dort beschäftigter Kollege, Vornahme übrigens Bodo, sah

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sich ein Mann über eine Tasche so sehr gefreut hat. Und nun ist die bodo-Tasche auch auf Düsseldorfs Straßen unterwegs. Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen

meine bodo-Tasche und war begeistert davon.

der gesamten bodo-Familie für 2015, Wiltraud Pohl

Der besagte Kollege fährt den Arbeitsweg teilweise mit

Liebe bodo-Redaktion, Eure Rezension über Ulfkottes

dem Rad (wie auf der Tasche abgebildet) und eine an-

„Buch“ hat mir sehr gefallen. So und nicht anders muss

dere Kollegin machte ihn noch darauf aufmerksam,

man über dieses Machwerk schreiben. Danke!

dass die Fahrbahnmarkierung auf der bodo-Tasche

A. Boedefeld via Facebook

bodo dankt: Sparkasse Bochum Hanno Brassart, Marc Homfeldt, Roger Feist, Mathias Neuhaus, Birgit Silbernagel, Lothar Lemke, Heribert Jahn, Maria Elisabeth Markard, Beate Vohwinkel, Dagmar Massow, Michael Manthey, Beate +Udo Klotzbücher, Bernhard Dilger, Bärbel Wittur, Ulrike Grutzner, Gabriele Sasse, Karin Thesing, Waltraud+Manfred Schumacher, Werner Potocnik, Ute Scholz, Ute+Michael Winkler, Ingo Gierschner, Gabriele Weigelt, Jürgen Werner, Jens Koepke, Ingrid Plessmann-Deklerk, Magdalena Bock, Ute Kowalski, Gertrud Sonnhalter, Theresia Giese, Norbert Lutkenhaus, Monika Wietzke, Ursula Riesberg, Britta+Jürgen Göling, Monika Bosch, Werner Neugebauer, Roger Falke, Winfried Mescher, Norbert Wagner, Erika Przibylla, Jürgen Demandt, Ursula+Lutze Dietmar Volkmar, Gisela Linke, Ingeborg Oelschlegel, Stephan Nunier, Elke Linnepe, Walter Brunster, Damar Tewes, Annette+Ralf Grages, Helma Wiemann, Bernt Steinbach, Susanne Miachalke, Rita Pieperhoff, Jans Jochem Franz Merten, Petra+Jörg Gerlitz, Annette Topp, Annette+Matthias Meyer, Doris Piepenbring-Nesch+ Udo Nesch, Elmar Linnemann, Annegret Meier, Almut+Ruldof Hesse, Astrid Luebberstedt, Ute Brix, Annette+Reiner Kraft, Dr. Susanne Lindner, Angelika Schwerd, Dr. Klaus-Martin Melzer, Petra Wittenberg, Monika Walther, Antje Fateh, Hannes Fischer, Brigitte+Walter Reusse, Angela Griller, Susanne Martina Hildebrandt, Birgit Hunold, Doris Wagner, Dr. Jochem Beier, Sabine Krings-Volkel+Frank Volkel, Reiner Gipp, Alfons Schach, Landschafts Architektenbüro Menke, Edeltraud Kraski-Kuehne, Annegret+Bernd Lennardt, Beate Hoffmnn, Gabriele Weber, Beate Schürmann, Friedrich Lappe, Ursula Wasiolka, Susanne Schmidt, Adelheid Rimkus, Uta Jansen, Ingeborg Leibstein, Uwe Kühnel, Peter Herzog, Edith Kallenbach, Irene Pelzer, Renate+Hans Helmut Ermer, Volker Bender, Christa Fuhrlander, Christine Richter, Koert GbR, Margot+Rainer Pütter, Heinz Laumann, Karin+Christian Kisro, Melsene Geisler, Anni+Heinz Schlüter, Dr. Georg Johnen, Friedel Lindenstrauss, Edith Kluge, Dr. Thomas Kriedel, Ingo Preukschat, Ursula Wiedemann, Doris Buderus, Karin+Wolfhart Bremer, Klaus Joachim Würfel, Klaus-Peter Foschepoth, Marlies Kaiser, Erika+Peter Svejda, Tanja Dissmer, Marion Daube, Annette Gunk, Eheleute Michael Borgerhoff, Annette+Rüdiger Peise, Dr. Karen Elisabeth Jacobsen, Christine Dahms, Ilse Dunholter-Painczyk, Dr. Ulrike Kastner, Annette SchmitzStolbrink, Monika Sommer, Christa+Dieter Zaft-Tiede, Udo Jakat, Jürgen Recktenwald, Katja+Achim Scheer, Karin Obst, Thomas Palm, Ilona+Andreas Lorenz, Eberhard Kreuzer, Ingolf Eichler, Angelika Donges-Sippel, Waltraud Anna Martha Kroh, Marion Kapp-Schulte, Karin Leutbecher, Hartmut Conrd, Karola Distelkamp, Monika+Aloysius Gehrmann, Martin Krug, Walter Thiemann, Bernhard Rüdiger, Gisela Piechotta, Gabriele Hering, Thomas Borgmann, Ursula+Hans Kaeten-Ammon, Klaus Kesper, Ellen+Helmut Lindner, Susanne Ruppel, Hans-Georg Schellack, Angelika Goebel, Angelika Rohde, Barbara Buschulte, Katrin Oppermann-Jopp, Jürgen Hoehfeld, Kerstin Polplatz, StadtRaumKonzept GmbH, Dorothee Stix, Siegmar Welski, Andreas Happel, Elisabeth Dirkes, Lukas Martin, Magdalene Ernst, Renate Bührer-Waren+Peter Waren, Christa+Hans-Dieter Graef, Doris Doberstein, Margit+Heinrich Klünder, Wolf Toepser, Manfred Heinrich, Eberhard Garburg, Matthias Kolbe, Franziska+Alfons Kienast, Dorothe+Hans Hoachim Wanzek, Rüdiger Kirsch, Heinz Gockel Gisela+Bernd Ammermann, Gerd Pelzer, Helga+Johannes Carl, Hermann Fernkorn, Dieter Brinker, Ilona+Georg Hamel, Dr. med Susanne Classen+Frank Fuehrer, Ralph Sartor, Brigitte Ruggeberg, Christiane Weigelin+Wolf Ruediger, Maike Wagner, Renate Horstmann, Ursula Wiedemann, Marlies Münster, Udo Möller, Petra+Kai Uwe Schröder, Renate+Peter Korte, Daniel Böning, Jutta Sedlaczek, Dorothea Staudinger, Norbert Schliesing, Jürgen Recktenwald, Ursula Baumeister, Dieter Brinker, Lutz Siegfried, Inge Aschoff, Axel Junker, Ingeborg Meyhoefer, Wolfgand Becker, Tobias Reitz, Elisabeth Vossebrecher, Birgit Stark, Heidrun Vaupel-Wiehe, Reinhilde Walkenhorst, Stephan Eisbach, Susanne Martiny-Oster, Christoph-Thomas Schubert, Alexander Müller-Nedebock, Dr.Arthur Frischkopf, Yvonne Lysson, Udo Nagel, Renate Schmitt-Peters, Herber Schnier, Karl-Dieter Oberstadt, Jutta Korth, Erika Neuhauser, Daniel Böning, Dieter Mikosch, Frank Roland Scharun, Adelheid Kaufmann, Hans Jofmann, Christel Wahle, Elmar Buttinghaus, Melanie Renner, Reinhold Bindemann, Ute Soth-Dykgers, Ruth Hanke, Timo Zimmermann, Annette Due, Peter Kuschel, Hildegard Reinitz, Dolf Mehring, Winfried Deuchert, Fabian Boueke, Ulrich Potthast, Hildegard+Ulf Worgull, Andreas Buergel, Ralf Brisi, Schule am Morungenweg in Essen, Wulfhild Tank, Ingeborg Schumacher, Nadja Schramm, Christian Scheer, Monika Bender, Lieselotte Koch, Ulrike Märkel , Isabell Bikowski-Gauchel, Heinz Schildheuer, Anita Diehn-Driessler, Dieter Zawodniak, Astrid Kaspar, Gabriele Steinbrecher, Brigitte Cordes, Annette Kritzler, Christian Chammings, Sandra und Friedrich Laker, Regina Höbel, Arne Malmsheimer, Jörg Gruda, Helmut Buscha, Almuth Keller, Nicole Hölter, Rolf Geers, Grünbau GGmbH, Daniela Gerull, Nicola Steinstrass, Klaus Kwetkat, Renate Krökel, Gerd Pelzer, Angelika Engelberg, Katrin Lichtenstein, Karl-Heinz Schwieger, Gabriela Schäfer, Ilona Zarnowski, Dr. Josef Balzer, Bernd Ewers, Rainer Stücker, Ursula Remer, Ralf Finke, Bärbel Bals, Hermann Schröder, Rainer Biel, Paul Engelen, Susanne Mildner, Thomas Olschowy, Klaus-M. Kinzel, Christine Weber, Petra Bender, Jutta Haring, Annemarie Meiling, Peter Buning, Ina und Arno Georg, Dr. Thilo Skrotzki, Sandra Wortmann, Udo Greif, Elsbeth Heiart, Rüdiger Haag, Marlis Lange, Jutta Kemper, Frank Siewert, Thomas Schröder, Ute Michler, Udo Bormann, Fabian Fluhme, Snezka Barle, A. und M. Dietz, Michael Buddenberg, Hans-Georg Schwinn, Nicole Goralski, Manfred Kater, Helga Koester-Wais, Roswitha Wolf, Christoph Grueter, Rita Pilenko, Thomas Terbeck, Dirk Schmiedeskamp, Ute Börner, Carsten Klink, Stefan Meyer, Annegret Malessa, Edith Link, Kerstin Bals, Christine Ferreau, Marlies und Eberhard Piclum, Michael Stange, Ludiwg Seitz, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Erika Janssen, Sandra Rettemeyer, Matthias Grigo, Daniela Schmitz-Häbler, Ulrike Bornemann, Sebastian Poschadel, Margret und Hansjörg Sellhorst, Karl Bongardt, Felix Zulechner, Barbara Meyer, Jutta Meklenborg, R. Dammer, Friederike Jansen, Wolfgang Neuhaus


DER BODO-SHOP

1|2

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Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr www.bodoev.de 47


Armut in unserer Stadt Aktionswoche gegen Gleichgültigkeit und Vereinsamung vom 23.02.2015 - 28.02.2015 Auftaktveranstaltung: Wahrnehmung von Armut in Dortmund 23.02.2015 17 Uhr vor und in der Reinoldikirche Beispielhafte Aktionen:  „Cafe International“ 24.02.-26.02.2015 14 Uhr - 17 Uhr im Saal der Propsteigemeinde mit Dauerausstellung zu unterschiedlichen Themen  „Gemeinsam statt einsam“ 24.02.2015 - 26.02.2015 kostenlose Frühstücksangebote in Begegnungsstätten der AWO  Nordstadtrundgang zum Thema „Kein Versicherungsschutz für Menschen in Armut“ mit anschließender Kulturveranstaltung im Wichernhaus 24.02.2015  „Die Rose“ – Blumen für Menschen in Armut 25.02.2015  „Spielefest International“ 25.02.2015 in der Dortmunder Nordstadt  Abendgebet für Frieden und Gerechtigkeit 25.02.2015 Weitere Aktionen in Planung:  Netzwerk für eine Rente, die zum Leben reicht: Altersarmut in Dortmund  Diskussionsveranstaltung zum Thema „Hartz IV und die Folgen“  Interreligiöser Abend von Christen, Juden und Muslimen: „Armut und soziale Gerechtigkeit in den Religionen“  Sportperformance unter dem Motto „Mit Kraft und Ausdauer gegen Armut“  Infoveranstaltung zum Thema „Kinderarmut“  ... Uhrzeiten und Veranstaltungsorte unter www.arm-mitten-in-dortmund.de

Abschlussveranstaltung zum Mitmachen: 27.02.2014 14 Uhr Rathaus Dortmund Weitere Informationen: Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Dortmund Klosterstraße 8-10 44135 Dortmund Arbeiterwohlfahrt

Unterbezirk Dortmund

Anja Butschkau Tel: 02 31 . 99 34 - 310 a.butschkau@awo-dortmund.de Deutsches Rotes Kreuz

ObdachlosenKaffee St. Reinoldi

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DortMunD


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