1.80 Euro März 2013 | 90 Cent für den Verkäufer
bodo Das Straßenmagazin
04 | Starkoch im Gleichgewicht | Jamie Oliver im Interview 32 | 20 Jahre Tafeln | Dem Staat zeigen, wie es richtig geht? 08 | Jogging Extrem | Macht Laufen glücklich oder süchtig? 21 | 15 Verlosungen | z.B. Serdar Somuncu im RuhrCongress Bochum
1
02 EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen uns sehr, in diesem Monat in unserer Rei-
gestellt. Es geht um die Tafeln, deren 20jähriges
he „Menschen“ den Starkoch Jamie Oliver vorstellen
Jubiläum vielleicht eher ein Anlass zum Diskutieren
zu können. Im Interview mit unserem Netzwerk der
als zum Feiern ist. Wir sprechen zum Beginn der
Straßenzeitungen INSP spricht er über seine (auch
Jogging-Saison mit Extremläufern über den Sport
ihm selbst) unwirklich erscheinende Karriere.
zwischen Glück und Sucht. Um andere Süchte geht
Für die einen ist Jamie Oliver „schuld“ am nicht enden wollenden Boom der Kochshows und KochbuchSonderflächen in den Buchhandlungen. Für uns ist
es im Wohnprojekt Lüsa in Unna, einer Einrichtung für Drogenabhängige, in der uns zwei Bewohner ihre beeindruckenden Lebensgeschichten erzählen.
es vor allem sein soziales Engagement weit jenseits
„Het Bureau“ ist ein literarisches Mammutwerk des
von Charity-Events, das Bewunderung verdient.
Niederländers Johannes Voskuil. In jeder Hinsicht
Bereits 2002 eröffnete er sein erstes „Lernrestaurant“ für arbeitslose und sozial benachteiligte Jugendliche. Inzwischen gibt es weitere Restaurants dieser Art in Amsterdam, Newquay und Melbourne. Mit seiner Kampagne „Feed me better“, die sich
große Literatur und längst unter die ganz Großen der Literaturgeschichte sortiert. Der erste der sieben Bände ist bereits auf Deutsch erschienen, nun stockt das Projekt. Wir sprachen mit dem Dortmunder Übersetzer Gerd Busse.
gegen Fastfood und Sparzwang und für gesundes
Wir stellen die Neue Kolonie West vor und preisge-
Schulessen einsetzte, gelang es ihm, die britische
krönte Fotoarbeiten über den „kleinen Hellweg“,
Regierung zu einem Richtungswechsel zu bewegen.
die Steinhammer Straße in Dortmund. Wir sprechen
Dank seiner Prominenz und dank 241.000 Unter-
mit Gheorghe, unseren Verkäufer in Bochum-Wie-
schriften verfügte die Labour-Regierung, die bis
melhausen, besuchen Frau Weber, die inzwischen
dahin für die Verpflegung eines Schülers 60 Cent
im Dortmunder Museum für Kunst- und Kulturge-
pro Tag zur Verfügung gestellt hatte, ein Verbot
schichte kocht, uvm.
von Fastfood in der Schulverpflegung und versprach mehr als 400 Millionen Euro zusätzlich.
Wir hoffen, dass Ihnen dieses Heft gefällt. Sparen Sie nicht mit Kritik und Feedback, rufen Sie uns an
Nicht schlecht für das Engagement eines einzelnen
oder schreiben Sie uns, wenn Sie Fragen zu unserer
Prominenten. Auch wenn die konservative Folgere-
Arbeit haben.
gierung Teile des Erfolgs wieder zunichte machte, ist Jamie Oliver weiterhin im Auftrag der „Food
Viele Grüße von bodo,
Revolution“ unterwegs und kämpft für gesunde
Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de
Ernährung und gegen die Missstände in der Tierhaltung zur Nahrungsmittelproduktion – ein leider immer wieder aktuelles Thema. Um diese Titelgeschichte herum haben wir eine bunte Mischung „Geschichten von hier“ zusammen-
IMPRESSUM
2
BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS
Herausgeber | Verleger | Redaktion
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Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
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für die April-Ausgabe 10.03.2013
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03
INHALT
02 Editorial | Impressum 04 Menschen Jamie
Oliver von Jane Graham
Es gibt so vieles, was Starkoch Jamie Oliver seinem jüngeren Ich bei einem Bier erzählen würde. Als er 16 Jahre alt war, kämpfte er mit seiner Lese-
Unser Titelbild der März-Ausgabe:
Rechtschreib-Schwäche, der Angst, Mädchen anzusprechen, und seinem Man-
Starkoch Jamie Oliver (S. 4)
gel an Selbstbewusstsein. Jetzt, mit 37, hat er sein Gleichgewicht gefunden.
Foto: David Loftus
06 Neues von bodo | Maikes Verkäufertagebuch 08 Reportage Macht
Laufen glücklich oder süchtig? von Jens Mayer
Auch wenn Jogging seit Jahrzehnten in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, werden diejenigen, die extrem lange Strecken zurücklegen und sehr viel Zeit ins Training investieren, häufig mit dem Begriff „Sucht“
20 Netzwelt pinkstinks.de von Sebastian Sellhorst „Mädchen sein kann man auf viele Weisen.“ Mit diesem Slogan engagiert
konfrontiert. Drei LäuferInnen haben ihre Geschichten aufgeschrieben. 12 Recht Existenzminimum
sich die Initiative pinkstinks.de gegen Werbeinhalte und Produkte, die
Internet von René Boyke
Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen. Ziel der Kampagne
Ist „diskriminierungsfreie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“ ohne
ist es, ein kritisches Bewusstsein zu schaffen..
einen Zugang zum Internet noch gewährleistet? Eine Frage, die sich deut-
20 Kinotipp
sche Gerichte inzwischen stellen. 12 Kultur Neue
Kolonie West von Wolfgang Kienast
21 Veranstaltungskalender | Verlosungen | CD-Tipps von Benedikt von Randow
Rund ums „U“, den noch ein wenig schwächelnden Kulturleuchtturm der Stadt Dortmund, haben sich seit 2010 eine Reihe kreativer Unternehmen
28 Reportage Das
Und wahr. „Das Büro“ und sein Dortmunder Übersetzer Gerd Busse.
ort machen. Das Netzwerk firmiert unter dem Namen Neue Kolonie West. 32
13 Wilde Kräuter Hasel.2 von Wolfgang Kienast Wer nicht mit Allergien zu kämpfen hat, bekommt diesen Monat ein tolles Rezept für Haselkätzchen-Chili-Gelee, um die Wartezeit bis zu den ersten Waldbeeren zu überbrücken.
20 Jahre Tafeln zwischen Erfolg und Skandal von Nathanael Ullmann Rund 900 Tafeln gibt es in Deutschland, 1,5 Millionen Menschen sind auf ihre Angebote angewiesen. Mit jedem gespendeten Kühllaster wächst inzwischen auch die Kritik an den Tafeln: Sie legitimierten den Rückzug des Sozialstaates und bekämpften nicht Armut, sondern verdeckten sie, so die
Besuch bei der »Lüsa« in Unna von Marcus Preis
Ein Wohnprojekt für Schwerstabhängige stellt sich so wohl niemand vor. In einer Jugendstilvilla an der Platanenallee leben Menschen mit beeindru-
Kritiker. Ein Besuch in Wattenscheid. 35 Neues von Rosi | bodo-Verkäuferin Rosi 36 Rätsel | Cartoon von Volker Dornemann
ckenden und oft unfassbaren Biografien. 16 Kommentar
Büro von Wolfgang Kienast
Die perfekte Mischung aus Franz Kafka, Loriot und David Foster Wallace.
angesiedelt, die das Viertel tatsächlich zu einem attraktiven Kulturstand-
14 Reportage Zu
Paradies: Glaube im endstation.kino
37 Verkäufergeschichten Gheorghe protokolliert von Sebastian Sellhorst
Wem es nützt von Bastian Pütter
Deutschland und seine Bewohner profitieren von den armen neuen Mitglieds-
Gemeinsam mit seiner Frau lebt Gheorge in Dortmund. Das Straßenmagazin
ländern genauso wie von ihren Arbeitskräften, ob studiert oder bettelarm.
verkauft er seit Ende letzten Jahres in Bochum. Uns hat er erzählt, wie er nach Deutschland gekommen ist und warum er die bodo verkauft.
16 News | Skotts Seitenhieb 18 Literatur Wegweiser
zum Glück gelesen von Daniel Sadrowski
Die Steinhammerstraße in Marten ist nicht nur der verblichene und fast vergessene „kleine Hellweg“ im Dortmunder Westen, sondern auch das Thema einer mehrfach ausgezeichneten Arbeit des gebürtigen Dortmunder
Weber kocht von Wolfgang Kienast
Frau Weber kann kochen. Eine stetig wachsende Gemeinde von Fans weiß und schätzt das. Endlich kann man an ihrer Kochkunst wieder teilhaben: im Café Baum, der Gastronomie im Museum für Kunst und Kulturgeschichte. 39 Leserseite | Cartoon
Fotografen Wilhelm Schürmann.
32
38 bodo geht aus Frau
37
28
04
39
3
04 MENSCHEN | von Jane Graham | übersetzt von Daniel Weissmann | Fotos: David Loftus
Jamie Oliver Ein schnelles und verrücktes Leben Es gibt so vieles, was Starkoch Jamie Oliver
zeptiert, dass es immer auch Menschen geben
eine Lese- und Rechtschreib-Schwäche. Die Schu-
seinem jüngeren Ich bei einem Bier erzählen
wird, die ihn nicht leiden können.
le hat sich nicht besonders um mich gekümmert, ich war nicht der einzige und auch nicht der
würde. Als er 16 Jahre alt war, kämpfte er mit
schwerste Fall.
seiner Lese-Rechtschreib-Schwäche, der Angst,
Als ich 16 wurde, konnte ich es kaum erwarten,
Mädchen anzusprechen, und seinem Mangel an
nach London zu gehen und meinen ersten Job
Selbstbewusstsein. Jetzt, mit 37, hat er sein
anzufangen. Ich hatte eine schwere Schulzeit,
Schreiben ist mir schon immer schwergefallen.
Gleichgewicht gefunden, und die Tatsache ak-
ich war kein besonders guter Schüler. Ich habe
Ich kann mich einfach nicht sehr lange auf etwas konzentrieren, ein Buch zu lesen ging schon gar nicht. Mit meiner Phantasie und Vorstellungskraft hatte ich nie Probleme. Wenn es allerdings darum geht, etwas für meine Kochbücher niederzuschreiben, dafür habe ich einen Redakteur, der das alles für mich macht, ich diktiere nur. Er ist viel besser, wenn es um Rechtschreibung und all das geht. Ich finde es vollkommen okay, wenn man Kindern beibringt, dass man nicht in allem gut sein muss. Mit 16 haben die Mädchen einen großen Bogen um mich gemacht. Ich würde meinem 16jährigen Ich gerne sagen, dass er mal bei einem Model landet, das würde er mir sicher nicht glauben. Aber ich bin Jools damals schon begegnet. Sie ist in der sechsten Klasse an meine Schule gekommen, aber jedes Mal, als ich mit ihr sprechen wollte, klang meine Stimme wie Scooby Doo. Ich habe sie dann einfach gemieden, ich klang ja eh wie ein Idiot. Anderthalb Jahre später – keine Ahnung, warum – entschied sie sich scheinbar, mich zu mögen. Als ich sie dann aber um ein Date fragte, klang ich immer noch wie Scooby Doo. Sie hat kein Wort verstanden und nur geantwortet: „Ja, was auch immer du gerade gefragt hast.“ Wenn der 16jährige Jamie mir heute über den Weg laufen würde, wäre er nicht viel anders als der Jamie, der mit 21 im Fernsehen seine eigene Kochshow hatte. Ich bin mir sicher, dass diese Person ziemlich nervige Angewohnheiten hatte, aber das war mein Ich. 15 Jahre, vier Kinder und eine Menge Verantwortung später bin ich viel ruhiger als früher. Ich würde gern mit dem Jamie von damals bei einem Bier zusammensitzen und ihm sagen, dass er ganz auf sich und sein Bauchgefühl hören soll, bei allem, was kommt. Er würde einen Schock bekommen, wenn er wüsste, wie sich die Dinge für ihn entwickeln werden. Mit Regierungen in der
4
05
ganzen Welt zusammenzuarbeiten, an all den ver-
Dass ich vier Kinder habe, würde mein jüngeres
hinzugehen und den Leuten das Wort zu sagen,
schiedenen Unternehmungen beteiligt zu sein, er
Ich sicher erschrecken. Ich hätte nie im Leben
was sie am meisten hassen: Veränderung. Ganze
hätte den Schock seines Lebens. Als ich jung war,
darüber nachgedacht, so viele Kinder zu haben.
Gemeinden hassten mich für Monate, bevor sie ir-
wollte ich einfach nur kochen. Eine kleine Kneipe
Meine Frau ist eine wundervolle Mutter. Was ich
gendwelche Vorteile erkannt haben.
mit einem guten Weinkeller und lokalem Bier, das
allerdings überhaupt nicht verstehe, ist, dass
war es, wovon ich geträumt habe. Aber dann ha-
meine Frau, und Frauen allgemein, immer be-
Ich hatte nie das Gefühl, dass ich irgendwie die
ben sie eine Dokumentation in dem Restaurant,
weisen wollen, dass ihr Job als Mutter genauso
Welt verändern wollte, aber früher, wenn ich ein
in dem ich gearbeitet habe, gedreht, und als ich
anstrengend ist wie der als arbeitender Mann.
paar Jugendliche an der Ecke sah, dachte ich so-
dann im Fernsehen zu sehen war, gingen die gan-
Männer brauchen das nicht, wir machen einfach
fort an halbstarke Jungs. Heute, wo ich selbst
zen Anrufe los.
unseren Job. Frauen dagegen wollen immer daran
Kinder habe, schaue ich hin und denke, dass die-
erinnert werden, wie wunderbar sie sind. Das ist
se Halbstarken auch jemandes Kinder sind. Und
Ich würde mein jüngeres Ich warnen, dass es eine
kein Problem, Männer sind einfach vom Mars und
wenn sie vielleicht aus schwierigen Elternhäusern
Weile braucht, sich daran zu gewöhnen, wie es
Frauen von der Venus.
kommen und ihre Gesundheit nicht die beste ist, dann könnten wir doch zumindest dafür sorgen,
ist, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Es gibt immer Leute, die dich nicht mögen, und es ist
Ich bereue nicht viele Dinge, aber ich habe ein
dass sie eine warme Mahlzeit am Tag haben. Du
nicht leicht, ein Gleichgewicht herzustellen. Ich
paar richtig bescheuerte Fotoshootings gemacht.
kannst nicht alles machen, aber immerhin ein
habe für gewöhnlich sieben Tage die Woche ge-
Die blödesten Ideen, zu denen dich ein Fotograf
bisschen.
arbeitet und war auch glücklich damit. Ich war
überreden kann – die habe ich alle hinter mir. Mit
aber bestimmt kein guter Partner zu dieser Zeit.
Gemüse jonglieren und wie ein Vollidiot aussehen
Ich habe ein schnelles und verrücktes Leben –
Als dann unser erstes Kind Poppy zur Welt kam,
zum Beispiel, und die sind auch noch alle online
mit vier Kindern. Wenn ich noch einmal zurück
mussten wir noch einmal von vorn anfangen. Wo-
und werden mich für immer verfolgen.
könnte, würde ich die Zeit, als wir noch keine Verpflichtungen und Verantwortungen hatten und
chenenden und Ferien sind nur für die Familie da. Nach mittlerweile acht Jahren glaube ich, dass
Ich würde meinem jüngeren Ich sagen, dass du
der Ballast nicht so groß war, mehr genießen. Als
ich ein Gleichgewicht zwischen Beruf und Familie
am besten bist, wenn du dich unwohl fühlst.
ich 18 Jahre alt war, flog ich mit Jools nach Kreta,
hergestellt habe, mehr als Jools, glaube ich. Sie
Menschen überraschen sich selbst nicht, wenn sie
das war die schönste Woche überhaupt. Ich hatte
könnte mehr Auszeiten von den Kindern vertra-
sich immer wohl fühlen. Als ich die Programme
genug Geld gespart und habe sie eingeladen. Es
gen, Mütter brauchen auch ab und zu eine Pause
„Jamie‘s School Dinner“ und „Jamie‘s American
war großartig. Die junge Liebe genießen – ein-
und Zeit für sich.
Revolution“ machte, war das Schwerste, irgendwo
fach wunderschön. (Jane Graham) 5
06
NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
2. Freitag und 3. Samstag
Endlich volljährig!
Wie jeden Monat laden wir auch an diesem „Zwei-
Am Samstag, 23. Februar feierte das Straßen-
ten Freitag“ zu einer Benefiz-Kulturveranstaltung
magazin seinen 18. Geburtstag am Dortmunder
in unseren Dortmunder Buchladen.
Schwanenwall – mehr als 200 Gäste gratulierten.
Der 8. März wird zum „Weltfräuleintag“. Die Sän-
Statt Festreden und Grußworten gab es Livemusik
Verwaltung
gerin, Bühnenkünstlerin und Wahlhamburgerin
der Dortmunder Balkan-Pop-Band „Zirkus“, kurze
Brigitte Cordes
Fräulein Nina ist zu Gast und rechnet in ihrem Pro-
Auftritte des Schauspielers und Regisseurs Markus
info@bodoev.de
gramm „Auf Demontage“ mit dem „Showbösness“
Veith und des Kabarettisten Ilhan Atasoy und eine
ab. Wir freuen uns! Der Eintritt ist frei, wir freuen
ungezwungene Atmosphäre bei Bratwurst, Steaks
uns über Spenden.
und Vegetarischem vom Grill.
Redaktion und
Am 16. März startet wie an jedem dritten Sams-
Als einzigen Redner hatten wir Gunther Niermann,
Öffentlichkeitsarbeit
tag um 10 Uhr unsere Bochumer Stadtführung. Be-
Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsver-
Bastian Pütter
ginnend an unserer Anlaufstelle in der Stühmey-
bands, eingeladen. Niermann lobte Menschlichkeit,
redaktion@bodoev.de
erstraße 33 zeigen bodo-Verkäufer „ihr“ Bochum:
Mut und unsere „Verrücktheit“, ohne regelmäßige
Wie verbringen eigentlich Menschen auf der Straße
öffentliche Finanzierung und trotz äußerst knap-
ihren Tag? Wo halten sie sich auf, welche Angebote
per Mittel professionell und nachhaltig zu arbeiten.
und Hilfen gibt es? Wie sieht die Stadt aus ihrer
Dazu gehöre auch das Vertrauen in die über 100 Ver-
Sicht aus?
käufer, die schließlich das Bild des Vereins prägen.
bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter dieser zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de | Fax: 0231 – 950 978 20
Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de
Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de
Unsere beiden bisherigen Stadtführungen waren ein voller Erfolg. Unser Verkäufer Markus ließ sich nicht einmal von Fernsehkameras einschüchtern und lieferte Einblicke in den Alltag wohnungsloser Menschen. „Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines Straßenmagazins bei unserem Stadtführer. Telefonische
bodos Bücher
Anmeldung: 0231 – 950 978 0
Suzanne Präkelt buch@bodoev.de
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bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de
Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de
Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr
6 Di. u. Do. 10 – 13 Uhr
„Wo Unternehmen Außendienstmitarbeiter monatelang schulen und genau vorschreiben, was gesagt werden darf, glauben Sie an die Menschen, an die sonst nicht viele glauben, und vertrauen ihnen und der Qualität der eigenen Arbeit.“ Eine schöne Feier – vielen Dank an alle Gäste!
MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH
Neue Verkaufsausweise
07
Projekt Ehrenamt
Maikes Rückblick auf den Januar Hallo, ich grüße Euch im neuen Jahr 2013. Seid Ihr alle gut reingekommen? Wir haben unsere Verkaufsausweise neu gestal-
Seit Anfang dieses Jahres haben wir die freiwilli-
tet. Ab sofort erhält jeder Verkäufer einen wet-
ge Mitarbeit neu organisiert und stärker als bis-
terfesten Ausweis in Form einer Plastikkarte.
her in unserer Arbeit verankert.
Da die Ausweise sichtbar getragen werden sollen,
Hintergrund ist die stark gestiegene Zahl an Menschen
dem Feuerwerk zugesehen. Wooow, wirk-
sind sie der Witterung besonders ausgesetzt. Wir ha-
in Not, die seit unseren Umzügen in Räume in der Dort-
lich schön.
ben viel experimentiert und sind bei der Scheckkar-
munder und Bochumer Innenstadt zu uns kommen.
tenform gelandet. Auf dem Ausweis finden Sie das
1. Januar Ich habe um Mitternacht am Flurfenster gestanden und mit einem Rundumblick
15. Januar
Bei mehr als 100 Verkäuferinnen und Verkäufern
Muss es jetzt noch schneien, konnte die-
ist der Beratungs-, aber auch der Gesprächsbedarf
ser Schnee nicht zu Weihnachten sein?
enorm. Oft ist nicht zuerst fachliche Beratung nötig,
Bei dieser Wetterlage mag ich am we-
Darüber hinaus haben alle Verkäuferinnen und Ver-
sondern das Zuhören und gegebenenfalls das Erken-
nigsten Zeitungen verkaufen. Brrr, beim
käufer bodo-Schlüsselbänder, rote Kapuzenpullover
nen der vorrangigen Problemlagen. Täglich haben wir
Verkaufen holt man sich trotz warmer
und Regenjacken erhalten, die natürlich nicht immer
abwechselnd in Dortmund und Bochum ein offenes
Kleidung Erfrierungen. Nee, danke.
getragen werden, aber insgesamt die Sichtbarkeit
Angebot für unsere Verkäuferinnen und Verkäufer,
deutlich erhöhen.
bei Kaffee und Brötchen sich aufwärmen, zu plaudern
Foto des Verkäufers / der Verkäuferin, den Namen und besonders gut lesbar die jeweilige Verkäufernummer.
Unsere Bitte: Kaufen Sie bitte nur bei Verkäuferin-
oder auch Ämterpost „übersetzen“ zu lassen.
18. Januar Wenn der Kühlschrank leer ist, sollte man ihn durch einen Einkauf auffüllen.
nen und Verkäufern, die sichtbar diesen Plastikaus-
Wir freuen uns, inzwischen ein großartiges Team um
Und deshalb habe ich eingekauft. Und
weis tragen. Menschen, die gefundene oder (regel-
Rosie Kriedel zu haben, das unsere Verkäufercafés
für mein Kätzchen Minka gleich mit.
widrig) weitergegebene Zeitungen anbieten, haben
organisiert und uns bei unseren Aktionen und Ver-
sich nicht zur Einhaltung unserer Regeln verpflich-
anstaltungen unterstützt. Wenn Sie Interesse ha-
tet, nutzen unsere Beratungsangebote nicht und
ben, uns ebenfalls zu unterstützen, rufen Sie uns
sind für uns nicht erreichbar.
an: 0231 950 978 0.
21. Januar So ist es, wenn man sich bei dieser Wetterlage aufs Einkaufen beschränkt. Denn wenn man bei Eis und Schnee ausrutscht, dann hat man sich schnell einen
»Ich habe nicht gespült!«
Knochenbruch geholt.
„Und, wie ist euer Praktikum so?“ – „Geil.“
22. Januar
„Scheiße.“ – „Ich will wieder zur Schule!“ – „Ich
Au weh, meine OP-Narbe zwickt und
muss den ganzen Tag spülen. Als Mechatroniker.“
zwackt noch ein bisschen. Was soll‘s?
Und ich? Ich habe mein Praktikum bei bodo ge-
Wenn‘s heilt!
macht, und ich glaube, mir hat‘s nicht geschadet.
25. Januar
Ich musste ja auch nicht spülen.
So, heute ist Markttag in Huckarde. Der Blumenhändler ist nicht da. Und war-
Nein, ich habe an einer Pressekonferenz teilgenommen, bodos sortiert (darin bin ich jetzt fast genau so
meines Lebens, aber beide sind völlig unterschied-
um? Wegen dem Winterwetter. Habe den
gut wie darin, DIN-A3-Seiten so auf ein Blatt Papier
lich gewesen: Die eine mit 30 jungen Journalisten,
heutigen Tag aufs Einkaufen beschränkt.
zu kleben, dass man sie aufklappen und lesen kann),
die andere mit sechs, die eine groß in Berlin, die
Und wer ‘ne Zeitung haben will, soll mich
war bei der Redaktionssitzung dabei, habe Artikel zu
andere im kleinen Rahmen in einer Sparkasse in
ansprechen, und der Verkauf einer Zei-
bestimmten Themen ausgeschnitten und selbst ein
Dortmund, die eine über Rassismus, Gewalt und an-
tung kann stattfinden.
paar Texte geschrieben. Der erste Tag fing gleich mit
deren politischen Extremismus, die andere über das
einem Besuch beim Grafiker Andre Noll an. Das war
Internationale Frauenfilmfestival.
31. Januar
– für mich – schon das erste Event, auf das ich mich gefreut habe, schließlich war ich vorher noch nie bei einem Grafiker, und ich hatte sogar die Gelegenheit, die neue Ausgabe zu lesen, bevor sie verkauft wurde. Darauf war ich schon ein bisschen stolz.
Nun ab zu unserem Bücherbasar, neue Zei-
Doch beinahe wäre ich an einem Tag mit geschwol-
tungen holen für 02/13. Nicht 08/15, d.h.
lener Zunge nach Hause gefahren. Einladungen ein-
Februar 2013 und nicht August 2015 :-)
tüten, Etikett drauf tun, Umschlag zumachen – aber
Ja, liebe Leser, nun ist der Januar auch
wie? Nass machen geht nicht, Tesafilm sieht seltsam aus, also ablecken. Bloß nicht, keine 730 Umschlä-
Ein anderes Highlight für mich war, als Bastian am
ge! Da musste der Klebestift her. Und ein paar Stun-
Donnerstag zu mir sagte: „Morgen gehen wir beide
den Geduld. Das war dann als Einziges nicht lustig.
auf eine Pressekonferenz.“ Das war die zweite PK
Aber: Ich habe nicht gespült. (Leonie Jahn)
wieder um, und das Leben geht mit allen Höhen und Tiefen weiter. Es grüßt Euch Eure Maike! 7
08 Reportage | von Jens Meyer | Fotos: REUTERS/Tobias Schwarz · REUTERS/Shannon Stapleton · REUTERS/Thomas Peter · pixelio.de
Macht Laufen glücklich oder süchtig?
8
09
Auch wenn Jogging seit Jahrzehnten in der
und gewinnt den Volkslauf in seiner Heimatstadt
Mitte der Gesellschaft angekommen ist, wer-
ein viertes Mal. Diesen Moment beschreibt er als
den diejenigen, die extrem lange Strecken
den glücklichsten in seinem Leben.
zurücklegen und sehr viel Zeit ins Training investieren, häufig mit dem Begriff „Sucht“ konfrontiert. Drei LäuferInnen haben ihre Geschichten aufgeschrieben.
»Die Endorphine, die ausgeschüttet werden, sind den Morphinen ähnlich« „Ich komme gerade von der Arbeit und bin die 15
Bislang hatte er in seiner Knastzeit weiterge-
Kilometer von Ahlen nach Hamm gelaufen. Heute
macht wie bisher. Im Gefängnis an Drogen zu
morgen bin ich mit dem Rad hingefahren“, antwor-
kommen ist kein Problem, und ein Abhängiger
tet er auf die Frage, ob er denn bereits gelaufen sei.
muss seine Sucht befriedigen. Dennoch nutzt
Hermann Wenning besitzt kein Auto, und so nutzt
Hermann Wenning die Zeit in der JVA Neumünster
er den täglichen Weg zu den Stadtwerken Ahlen, wo
auch immer häufiger dazu, um über sein Leben
er als Straßenwärter arbeitet, um in Bewegung zu
nachzudenken. Über seine frühe Alkoholsucht
bleiben. Das Laufen spielt immer noch eine wichtige
und seinen Absturz in die Hamburger Drogensze-
Rolle in seinem Leben, aber es mache ihm nichts
ne. Über die Geldnot, die ihn nicht nur ins Pik
mehr aus, wenn er längere Zeit nicht laufen könne,
As führte, die bekannte Übernachtungsstätte für
erklärt er: „Die ersten zwei, drei Jahre war das eine
Obdachlose, sondern auch in die Beschaffungs-
Suchtverlagerung. Da bin ich dann auch unruhig ge-
kriminalität. Letztendlich wird er zu mehreren
worden, wenn ich mal verletzt war.“
Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Der Endpunkt einer Drogenkarriere, der für ihn aber den ent-
In der Wirkung sehe er durchaus Parallelen zu den
scheidenden Wendepunkt bringt.
Drogen, deswegen habe das Laufen auch die durch den Entzug entstandene Lücke ausfüllen können:
Denn als ihm sein Bruder in einem Brief vom 25jäh-
„Man hat die Möglichkeit, sich körperlich zu be-
rigen Jubiläum des Legdener Volkslaufs schreibt,
tätigen, und die Endorphine, die ausgeschüttet
den der Westfale als junger Mann dreimal gewon-
werden, sind den Morphinen auch ähnlich, haben
nen hatte, und damit immer noch als Rekordsieger
aber keine Nebenwirkungen. Man ist locker, ent-
gilt, legt sich ein Schalter in seinem Kopf endgültig
spannt, hat gute Laune. Ich habe aber wenige Leu-
um. Es beginnt das, was er in seinem Buch „Lauf
te kennengelernt, die durchs Laufen ihre sozialen
zurück ins Leben“ beschreibt, mit dem er heute an
Kontakte verloren oder dadurch Freunde und Arbeit
Schulen, aber auch in Gefängnissen zu Gast ist, um
zurücklassen haben.“ Das Problem der Sucht sieht
von seinen Erfahrungen zu berichten.
Wenning an anderer Stelle: „Ich konnte nie gut mit Niederlagen und Enttäuschungen umgehen. Das
Am darauffolgenden Tag beginnt er im Gefängnis-
war in meinem ganzen Leben so. Bei Problemen
innenhof mit dem Lauftraining. 137 Meter misst die
oder Stress konnte ich mich nicht mit anderen aus-
Runde, die er hier zurücklegen kann, und von Tag
tauschen und mir Hilfe holen, sondern habe den
zu Tag kann er seine Rundenzahl erhöhen. So läuft
Kampf immer mit mir selber ausgetragen, was mich
er hier 50 – 60 Runden in einer Stunde im Kreis. Es
zum Alkohol und dann zu den Drogen führte. Spä-
geht ihm immer besser, er hört mit dem Rauchen
ter habe ich das Laufen zwar wiederentdeckt, aber
auf, sein Vorbild motiviert sogar Mitinsassen, die
gleichzeitig auch eine Therapie gemacht. Das Lau-
mit ihm im Lauftreff zusammen im Kreis rennen.
fen war also ein Teil, aber die Psychotherapie war
Als er wieder draußen ist, beginnt er eine Therapie
mindestens genauso wichtig.“
9
10
»Ich bin gerne gut in den Dingen, die ich tue«
Feierabend haben: 50 Kilometer sind da das Mindeste. Die schafft sie in ihrer Konstitution ohne
Sport an der Grenze zur Sucht nannte der Jour-
große Strapazen in sechs Stunden. Für den 100-Ki-
nalist Daniel Drepper seinen Erfahrungsbericht,
lometer-Lauf musste sie schon etwas ausgiebiger
den er im Printmagazin Ruhrbarone veröffent-
trainieren, den lief sie in zwöfeinhalb Stunden.
licht hat. Der heute 26jährige beschreibt darin eine zehnjährige Beziehung zum Laufsport, die
Über ihre Erfahrungen beim Laufen hat sie schon
nicht anders als extrem zu bezeichnen ist. 20 bis
einige Bücher geschrieben. Als laufende Frau
30 Wettkämpfe im Jahr, Training in jeder freien
unter der überwiegend von Männern geprägten
Minute; Familie und Freundin haben zu oft das
„Ultra“-Szene ist sie eine Exotin und stößt mit
Nachsehen. „Dass ich das über lange Jahre relativ
ihren Veröffentlichungen in eine Marktlücke.
intensiv betrieben habe, liegt wohl auch ein bisschen in meiner Natur“, erzählt er heute. „Ich bin
Sie beschreibt ihre Mitläufer liebevoll und mit viel
gerne gut in den Dingen, die ich tue.“
Humor, so wie sie auch ihre absolvierten Strecken auf ihrer Website mit lustigen kleinen Anmer-
Als besonderen Reiz am Laufsport nennt er die
kungen kommentiert. „62 Km, 2000 Hm, Schnee,
objektive Bewertungsmöglichkeit: „Erstens konn-
Regen und viel Spaß“ oder „67 Km in 7:40, erste
te ich die individuelle Leistung ausschließlich auf
Frau und total begeistert von der Strecke“. Sie,
mich zurückführen, und zweitens ist es möglich,
die dem Klischee vom verhärmten und verbissenen
diese Leistung genau zu messen“, erklärt er, doch
Extremsportler entgegensteht und mit ihrer posi-
es sei mehr als das gewesen: „Dieses Gefühl, dass
tiven Energie ansteckt und motiviert, bezeichnet
man nach dem Training komplett fertig ist und al-
sich selbst als „Bewegungstyp“. In Bayern auf-
les wehtut, empfinde ich als angenehm. Man ist
gewachsen, habe sie viele Stunden und Tage mit
leer und merkt, was man getan hat.“ Nachdem
Bergtouren verbracht, „daher wusste ich, dass ich
verstärkte Rückenprobleme aufgetreten sind, die,
über 12 bis 14 Stunden körperlich belastbar war.“
das betont Drepper, nicht auf das Laufen zurück-
Anfang zwanzig läuft sie nach einer Wette mit
zuführen seien, beschränkt er sich seit dem ver-
einem Freund ohne Vorbereitung um den Starn-
gangenen Jahr auf das gelegentliche Radfahren.
berger See. Sie legt die 45 Kilometer zurück, ohne
Im vergangenen Jahr sei er nur zweimal gelaufen.
auch nur an das Wort Marathon zu denken.
„Ich glaube nicht, dass mir jemand eine Laufsucht attestiert hätte“, meint er im Rückblick. „Aber es
Als sie ins Ruhrgebiet gekommen sei, hätte sie
gibt gewisse Züge in die Richtung. Deswegen finde
durch die Teilnahme an Lauf-Wettbewerben die
ich es wichtig, dass man reflektiert, was man tut.“
Möglichkeit gehabt, Leute zu treffen. „Das Gemeinschaftsgefühl unter Ultraläufern ist schon
»62 Km, 2000 Hm, Schnee, Regen und viel Spaß« Verena Liebers feierte ihren fünfzigsten Ge-
recht groß – man spricht auch von der UltraFamilie. Es ist noch ein ungewöhnliches Hobby, auch wenn Laufen zum Mainstream geworden ist.“
burtstag mit einem 50-Kilometerlauf. Bei ihren „nicht-laufenden“ Freunden musste sie nach ihrer
Die „Familie“ ist via Facebook vernetzt, und so
Einladung allerdings Überzeugungsarbeit leisten:
kann es durchaus passieren, dass ein Läufer vor-
„Wir haben uns auf einer Zwei-Kilometerrunde ge-
schlägt, am kommenden Sonntag um 6 Uhr einen
troffen. Jeder konnte soviel laufen, wie er wollte.
60-km-Rundlauf um Hattingen zu machen. „Ich
Ich habe gesagt, dass sie ja auch einfach zwei
bin Schreibtischtäter. Ich schreibe Bücher, bin
Kilometer laufen können oder wandern.“ Am Ende
in der Forschung im Labor und am Schreibtisch,
sei das Treffen im Bochumer Park dann auch noch
ich sitze manchmal zehn bis zwölf Stunden am
„richtig schön“ geworden. „Wir hatten einen Ver-
Tag“, erklärt Liebers denjenigen, die den Kopf
pflegungsstand mit Gummibärchen, Schokolade
über sie schütteln und von Sucht sprechen. „Man
und Früchten – und ich habe auch meine 50 Kilo-
muss halt immer wieder sorgfältig für Regene-
meter geschafft.“
ration sorgen und ist sehr gefordert, auf seinen Körper zu achten. Ich freue mich darauf, wenn
10
Die Biologin, Autorin und Künstlerin hat keine Pro-
ich abends eine Stunde laufen kann, oder auch
bleme mit langen Laufstrecken. Sie ist Ultra-Läu-
zwei, drei. Diejenigen, die das schlechtmachen,
ferin, was bedeutet, dass ihre Strecken erst dann
sind meistens eher die, die gerne Sport machen
interessant werden, wenn Marathonläufer schon
würden und ein schlechtes Gewissen haben.“ (jm)
11
Daniel Drepper
Verena Liebers
Hermann Wenning
Sport an der Grenze
Abgelaufen:
Lauf zurück ins
zur Sucht
Zwischen Jogging-
Leben (Berlin
erschienen in:
runde und Ultralauf
University Press)
Ruhrbarone 1/2012
(Agon)
Website:
Thema „Grenzen“
Website: vigli.de
hermannwenning.de
Website: danieldrepper.de
11
12
RECHT | von Rechtsanwalt René Boyke
Existenzminimum Internet
Neue Kolonie West Denkbar lebendiges Kulturnetzwerk Auch wenn das „U”, im und zum Kulturhaupt-
Die Anfänge liegen im Jahr 2009 und führen auf
Unser Bundesgerichtshof hat am 24.1.2013
stadtjahr eröffneter Kulturleuchtturm der Stadt
den benachbarten Union Gewerbehof. Unter dem
eigentlich nur darüber entschieden, ob man
Dortmund, in der einen oder anderen Hinsicht
Label „Kreative Klasse Ruhr“ hatte es dort die
dann, wenn der Internetanschluss ausfällt,
noch ein wenig schwächelt, in seiner unmit-
Gelegenheit für ortsansässige Künstler gege-
Schadensersatz von seinem Telekommunika-
telbaren Nachbarschaft, dem Quartier entlang
ben, sich an einer Gemeinschaftsausstellung zu
tionsanbieter verlangen kann. Wichtiger ist
der Rheinischen Straße, haben sich seit 2010
beteiligen. Einschränkende Voraussetzungen bei
jedoch, was der Bundesgerichtshof zu diesem
eine Reihe kreativer Unternehmen angesiedelt,
der Teilnahme gab es nicht. Es gab keine Jury,
Urteil noch bekannt gab: „Die Nutzbarkeit
die das Viertel tatsächlich zu einem attrakti-
keine Metiervorgaben und keine Alterbegrenzung.
des Internets ist ein Wirtschaftsgut, dessen
ven Kulturstandort machen. Gegründet wurden
Das Publikumsinteresse an der Aktion sollte dann
ständige Verfügbarkeit seit längerer Zeit auch
Ateliers, Galerien, Bildungsprojekte, Büros und
jede Erwartung übertreffen. Unter den betei-
im privaten Bereich für die eigenwirtschaft-
Mischformen aus allem. Das Netzwerk, welches
ligten Künstlern wurden zahlreiche Kontakte
liche Lebenshaltung typischerweise von zen-
die einzelnen Akteure zusammenhält, firmiert
geknüpft. Zu der Zeit waren einige der Teilnehmer
traler Bedeutung ist.“
unter dem Namen Neue Kolonie West.
auf der Suche nach Arbeitsräumen, im und um
Dieser Satz dürfte nicht nur mich schlagartig an ein Urteil des Landessozialgerichts Bayern erinnert haben. Dieses verstieg sich 2010 zu folgender Urteilsbegründung: „Bei einem Personalcomputer handelt es sich nicht um einen unabweisbaren Existenzbedarf.“ Damals hatte ein Empfänger von ALG 2 ein Darlehen in Höhe von 300 Euro beantragt, um damit Bewerbungen anzufertigen sowie im Internet Stellenausschreibungen zu durchforsten. Dem schob das Gericht damals einen Riegel vor und teilte noch lapidar mit, dass „nicht ansatzweise erkennbar (sei), dass seine Grundrechte verletzt sein könnten.“ Übrigens: Auch das Landessozialgericht NRW liegt mit einem Urteil vom 23.4.2010 auf der Linie seiner bayrischen Kollegen. Was von dem damaligen Urteil zu halten ist, bedarf allerdings keines weiteren Kommentars, wenn man die folgenden Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts für sich sprechen lässt: „Die Wahrnehmung der grundrechtlich verbürgten Freiheiten und die diskriminierungsfreie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind bereits jetzt ohne einen Zugang zum Internet nicht mehr gewährleistet.“ Der Bundesgerichtshof sieht es nun offenbar genauso. Er hat dem Kläger mit obiger Begründung einen Anspruch auf Schadensersatz gegen seinen Telekommunikationsanbieter zugesprochen. Es ist daher zu erwarten und zu hoffen, dass die obigen LSG-Urteile unerfreuliche Rechtsgeschichte bleiben und sich die Gerichte in Sachen Internetzugang von ALG-2-Beziehern ihrer rückwärtsgewandten Ansichten entledigen und nun den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs folgen. (rb) 12
KULTUR | von Wolfgang Kienast | Foto: Daniel Sadrowski
www.kanzlei-boyke.de
den Union Gewerbehof gab es diverse zu bespieIn der Galerie 143, Rheinische Straße 143, nicht
lende Leerstände, besagte Ausstellung gilt von
der einzige Ort, der hier schlicht eine Hausnum-
daher als Keimzelle der Neuen Kolonie.
mer im Namen führt, treffen wir Stephanie Brysch und Simone Czech (Foto), sie betreiben in dem
Im Mai des folgenden Jahres, mittlerweile hat-
kleinen Ladenlokal ein Atelier mit angeschlosse-
ten sich vier eigenständige neue Betriebe dort
ner Galerie. Brysch ist Malerin, Czech Kunsthisto-
etabliert, wurde eine nächste Gemeinschaftsaus-
rikerin und Galeristin, beide sind Gründungsmit-
stellung konzipiert. Beteiligt war neben der Galerie
glieder der Neuen Kolonie. Die Frage, ob es einen
143 unter anderem der Projektraum Fotografie, ein
Vorläufer, vielleicht eine alte Kolonie gegeben
Zusammenschluss dreier Fotografen zu einem Büro
habe, verneinen sie lachend. Auf den Name habe
nebst Schauraum für Fotokunst. Hier arbeitet unter
man sich geeinigt, weil er gut klingen würde.
anderem bodo-Fotograf Daniel Sadrowski. Noch ein
Außerdem hätte man zu Beginn in mehrfacher
Jahr später wurden den kulturinteressierten Besu-
Hinsicht Neuland betreten.
chern an bereits dreißig Orten die Türen geöffnet.
≈ Simone Czech, Gründungsmitglied der Neuen Kolonie
Für Stadt- und Raumplaner ist das Viertel rund
West, in ihrer Galerie an der Rheinischen Straße 143.
um die Rheinische Straße ein Alptraum. Oder aber
13
WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast
Herausforderung. Eingezwängt zwischen ehemaligen bzw. noch aktiven Schwerindustriestandorten,
wildkraeuter.bodo/27_hasel.2/
durchschnitten von einer vielgleisigen Bahnlinie sowie einer stark befahrenen Autostraße und so eng
Allergiker werden es wissen und es als
Erntezeitkalender und ein Glossar wich-
bebaut wie sonst kaum eine Ecke im Ruhrgebiet,
Betroffene verfluchen. Der Haselstrauch
tiger pflanzlicher Inhaltsstoffe. Ganz
besitzt der Stadtteil, um es nett zu formulieren,
gehört zu den ganz frühen Pflanzen, die
wichtig ist ein Pflanzenführer, mit dem
einen eigenen Charme. Citynahe Leerstände zu er-
im Jahr ihre Pollen fliegen lassen. Ein paar
Sie zurecht kommen. Mit seiner Hilfe
schwinglichen Mieten inbegriffen. Alles hat Vor- und
etwas wärmere Tage im Winter haben ge-
sollten Sie Pflanzen genau bestimmen
Nachteile. „Wir hätten uns auch in der Nordstadt
reicht, und an den Zweigen hängen seit
und von eventuell ähnlichen, aber gif-
niederlassen können”, sagt Frau Brysch. „Oder im
Anfang Februar die ersten voll ausgebil-
tigen Gewächsen unterscheiden können.
Kreuzviertel. Aber da hätten wir nur die Möglichkeit
deten Kätzchen. Das sind die männlichen
gehabt, uns bestehenden Strukturen anzuschließen.
Blüten und nebenbei die Wurzel von Übeln
Die gab es an der Rheinischen Straße vor ein paar
wie Tränauge und Triefnase.
Jahren kaum. Dafür aber eine große Bereitschaft aller, auch von Seiten der alteingesessenen Bevölkerung, sich untereinander zu helfen. Gemeinsam konnten wir hier etwas Neues schaffen.”
Viel an Werkzeug brauchen Sie nicht, gut funktionieren sollte es aber, sonst macht die ganze Sache keinen Spaß. Eine Sche-
Ist es ein beruhigendes Gefühl, zu
re, ein Messer, eventuell Handschuhe,
wissen, dass man die Dinger auch es-
einen Korb, eine Leinentasche und viel-
sen kann? Keine Ahnung. Bei der Hasel
leicht eine Dose. Je nachdem, was Sie su-
schlägt mein Immunsystem zum Glück
chen wollen und wie empfindlich das ist.
„Kommunalpolitisch ist das durchaus erwünscht”,
keine Kapriolen. Und ehrlich gesagt,
Kaum jemand denkt an eine Waage, die
ergänzt Frau Czech. „Das Viertel ist Stadtumbau-
eine selbst gemachte Walderdbeermar-
zumindest bis auf 5 Gramm genau wiegt.
gebiet. Es wird investiert. Wir sind dabei nur ein
melade ziehe ich dem Haselkätzchen-
Mit zu wenig in die Küche zu kommen ist
kleines Licht, spüren aber Rückenwind. Auch bei
Chili-Gelee, um den es in der Kolumne
ärgerlich für Sie, zu viel ist schlecht für
der Aufarbeitung der Kulturhauptstadt haben die
gehen soll, letztlich vor. Nur, dass es im
die Natur. Es versteht sich von selbst,
Kommunen ja gelernt, dass es vorteilhaft sein
März noch keine Walderdbeeren gibt und
nur so viel zu sammeln, wie man wirk-
kann, statt Auswärtige zu beauftragen, die lokalen
ich mich zweitens nach jedem Winter
lich benötigt, seltene Pflanzen stehen zu
Kompetenzen zu stärken.”
auf die ersten frischen Kräuter freue. Da
lassen und Naturschutzgebiete generell
draußen geht es so langsam wieder los.
zu meiden.
Mehrmals im Jahr bietet die Neue Kolonie West geführte Rundgänge durch das Quartier. An diesen Terminen haben die meisten der ansässigen Kreativräume geöffnet. Der nächste Rundgang wird am 18. Mai stattfinden. Unabhängig von den Gemeinschaftsaktionen des Netzwerkes lohnt ein Flanieren durch die lebendigen Straßen des Viertels natürlich auch. (wk) INFO www.neuekoloniewest.de
Und aus gegebenem Anlass also heuer nichts Ergötzlich- oder Erschröckliches, wie sonst so gern an dieser Stelle, sondern grundlegend Nützliches. Für alle, die im laufenden Jahr vielleicht erstmals überlegen, mit selbst gesuchten Wildkräutern zu kochen.
Jetzt können Sie anfangen. Eventuell ja schon mit dem Haselkätzchen-Chili-Gelee. 200g Haselkätzchen möglichst fein mahlen. Ich mache das manuell mit einem Entsaftervorsatz für einen handelsüblichen Fleischwolf. Es sollte aber auch mit einer Küchenmaschine zu machen
Was benötigen Sie? Bücher und Werk-
sein. 4 Zwiebeln entsaften (mein Fleisch-
zeug. In der Ära von Landlust und Manu-
wolf!) und 3 getrocknete Chilischoten
factum gibt es Kochbücher zum Thema in
mörsern. Alles in einem großen Topf mit
mittlerweile jeder Buchhandlung. Leider
600ml trockenem Sherry, 600ml Wasser
nur noch antiquarisch zu bekommen ist
und 1,5kg 1:1 Gelierzucker mischen. Zum
Oskar Martis „Die Natur im Kochtopf“,
Kochen bringen, dabei kräftig mit dem
ein Rundumratgeber bei jeder Form von
Schneebesen rühren. Unter weiterem
Mahlzeit. Nützlich auch „Essbare Wild-
Rühren fünf Minuten sprudelnd kochen
pflanzen” von Fleischhauer, Guthmann
lassen und anschließend in sterile Gläser
und Spiegelberger. Hier finden Sie keine
füllen. Hält sich mindestens bis zur Wald-
konkreten Rezepte, dafür aber detaillier-
erdbeerzeit und schmeckt auf Brötchen
te Hinweise, welche Teile welcher Pflan-
oder zu Käse. Guten Appetit. (wk)
ze in welcher Hinsicht zu verwerten sind, außerdem einen
13
14
REPORTAGE | von Marcus Preis | Foto: Oliver Schaper
»Was nach dem Entzug kommt, ist das Entscheidende.« Ein Wohnprojekt für Schwerstabhängige stellt sich so wohl niemand vor. Die Jugendstilvilla an der Platanenallee, ehemals im Besitz einer jüdischen Unnaer Familie, wurde vor der drohenden Enteignung durch die Nationalsozialisten gestiftet und wird seitdem ausschließlich von Wohltätigkeitsorganisationen genutzt. An diesem von Geschichte durchdrungenen Ort mit seinen beeindruckenden Erkern und Gauben bietet das Wohnprojekt „Lüsa“ (Langzeit-, Übergangs- und Stützungsangebot) chronisch mehrfach geschädigten, abhängigen Menschen die Chance, ihr Leben neu und würdevoll zu gestalten. Es sind beeindruckende und oft unfassbare Biografien, die die BewohnerInnen mit hierher bringen. Für Eddi und Jan (Namen geändert) ist die „Lüsa“ Ausgangspunkt für ein neues Leben. Eddi wollte dazugehören. Während seiner Bäckerlehre Anfang der 70er Jahre in einem Café am Ostenhellweg in Dortmund ging er in der Mittagspause immer wieder auf den Alten Markt, wo sich die „Hippies und Gammler“, wie er sagt, trafen: „Da war eine bestimmte Clique, die zog mich an, und dann war ich mitten drin. Dann hieß es ,Willst du auch mal?‘ – Na, klar wollte ich!“ Auf seinem Weg zur Arbeit gab es allein drei Kneipen, wo man ungestört Joints rauchen konnte. Nach der Bundeswehr begann er, härtere Drogen zu konsumieren und zu dealen. 1978 saß er zum ersten Mal in U-Haft, nach dem Prozess wurde die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. Das ging über Jahre immer so weiter, „mal war ich drin, mal wieder draußen“. Da er immer nach §35 des Betäubungsmittelgesetzes verurteilt wurde, kam er jedes Mal vorzeitig aus dem Gefängnis, zugunsten eines Aufenthalts in einer Entziehungs- oder Rehabilitationseinrichtung. Insgesamt hat Eddi zehn Jahre Knast hinter sich, nach Phasen der Abstinenz wurde er immer wieder rückfällig. 1993 kam er in das Substitutionsprogramm: „Doch dann fehlte der Kick, ein Kumpel sagte mir: ,Nimm einfach nach dem Polamidon einen schönen Jägermeister, das kommt auch ganz gut.‘ So habe ich dann mit der Sauferei angefangen.“ Seine Sucht verlagerte sich von den Drogen zu exzessivem Alkoholkonsum. Mehrfach landete er zur Entgiftung im Krankenhaus. 1999 erreichte dann ein Anruf seine Eltern, er würde die kommende Nacht nicht überleben. „In Bethanien bekam ich die letzte Ölung.“ Eddi überlebte einmal mehr und wurde in ein Hospiz verlegt. Auch nach dieser Nahtoderfahrung erholte sich Eddi und kam wieder auf die Beine. Seine Eltern hatten jedoch bereits seine Wohnung aufgelöst, so übernahm er selbst die Initiative und fand zur „Lüsa“: „Es war ein sagenhaftes Gefühl mit der Lebendigkeit hier, ich kam ja von den Toten.“ Nachdem er ein Jahr im Stammhaus gewohnt hatte, konnte er mit drei weiteren Bewohnern in die erste betreute Außenwohngruppe umziehen. Hier wird ihnen ein möglichst normales Leben ermöglicht, es gibt sogar einen Hund. Heute ist er 58 Jahre alt: „Ich weiß zwar, dass ich auch selbst dafür verantwortlich bin, jetzt so lange trocken zu sein, aber die ,Lüsa‘ hat mir mein Leben gerettet.“ Für die Bewohner in der „Lüsa“ sind Tagesstrukturen und ein neues soziales Umfeld von unschätzbarer Bedeutung. Zusammen mit den SozialarbeiterInnen können zusätzliche Belastungen wie laufende Bewäh14
15
rungszeiten oder Schulden bewältigt werden. Viele haben traumatische Erlebnisse in ihrer Biografie. So wie Jan. Er ist 43, mit 12 Jahren fing er an zu trinken, später kamen Tabletten hinzu. Er ging nicht mehr zur Schule, es folgten Kokain und Heroin. Erst später, im Laufe seiner Therapien, wird ihm bewusst, dass er sich seit dem zwölften Lebensjahr auf der Flucht vor seinen Gefühlen befand, auf der Flucht vor Schmerz und dem, was er als Kind erlebt hatte. Zusammen mit seiner Freundin wurde er missbraucht, wenig später nahm diese sich daraufhin das Leben. Es gelang ihm, drei Jahre clean zu leben, er fand eine Partnerin und bekam einen Sohn. Doch die Beziehung zerbrach. Vor acht Jahren schlug das Schicksal erneut zu: Sein Sohn starb bei einem Verkehrsunfall, und kurze Zeit später wählte auch seine ehemalige Partnerin den Freitod. „Ich bin zwar nicht sofort rückfällig geworden, aber ich war schon in meinem Verhalten rückfällig, hatte an nichts mehr Interesse.“ Mit dem erneuten Heroinkonsum folgten wiederholt Abstürze, massiver Gewichtsverlust, ein Abszess in der Lunge. „Ich hatte Schiss vor einer Traumatherapie.“ Nach einer erneuten Entgiftung gelang es einem Sozialarbeiter, ihn zu diesem Schritt zu ermutigen. Um aus seinem alten sozialen Umfeld zu entkommen, entschied er sich anschließend für ein neues Leben in der „Lüsa“. Hier arbeitet er als Koch und engagiert sich bei JES, einer Selbsthilfegruppe für Junkies, Ex-User und Substituierte. Doch jedes Jahr am Todestag seines Sohnes geht er zurück in die Traumaklinik, um dort den Tag zu gestalten. Oft herrscht die Meinung über Drogenabhängige, dass sie selber schuld sind, wenn sie immer wieder rückfällig werden, oder dass sie offensichtlich noch tiefer im Dreck sitzen müssen, der Leidensdruck noch nicht hoch genug sei, um endlich die Finger vom Stoff zu lassen. Eddi und Jan haben sich das vielfach in ihrem Leben anhören müssen. „Die Drogen behielten für mich immer noch ihren Reiz, das ganze Drumherum, nach Amsterdam fahren, das Zeug einzukaufen und wieder zu verticken“, erinnert sich Eddi. „Das sind dennoch sinnstiftende Tätigkeiten,“ erläutert Anabela Dias de Oliveira. Sie ist die Leiterin der „Lüsa“. Bei Menschen mit langjährigem Drogenkonsum stellt der Körper nachweislich nach und nach die Produktion von Endorphin, landläufig als Glückshormon bekannt, ein. Endorphin ist wie eine körpereigene Droge, „deswegen sagen viele in der niederschwelligen Drogenhilfe auch, dass Drogenabhängigkeit eine Stoffwechselerkrankung ist.“ In der Methadon-Therapie werden die fehlenden Botenstoffe ersetzt. Ein Entzug ist zwar mit starken Schmerzen und vielen unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden. „Man könnte denken, nach drei Wochen ist dann alles vorbei. Dem ist leider nicht so, denn das Schlimmste ist, dass die Menschen im Prinzip eine schwere Depression entwickelt haben. Sie ist die häufigste psychische Erkrankung. Und wenn dann im Alltag Dinge passieren, die schon Menschen mit einem regulären Endorphinhaushalt aus der Bahn werfen, dann sind diese Dinge für einen Abhängigen eine Katastrophe. Ich glaube, was nach dem Entzug kommt, ist das Entscheidende.“ Für Eddi stellt sich daher auch nicht die Frage, ob es eine Perspektive gäbe, ohne Methadon zu leben: „Ich möchte mich nicht mehr in Gefahr begeben, das Risiko eines Rückfalls ist mir zu hoch.“ Auch Jan wird substituiert. Er hofft, irgendwann als Koch auf dem Arbeitsmarkt eine Chance zu bekommen. „Sein Curry-Huhn ist besonders klasse“, schwärmt Oliveira. Sie kann sich kein anderes Arbeitsfeld mehr vorstellen. Zusammen mit ihrem Team hat sie große Pläne: Im Herbst soll ein Altenheim für Substituierte und Ex-Junkies eröffnet werden. (mp) 15
16
DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter
Wem es nützt
NEWS | von Nathanael Ullmann
Sozialticket-Flop
Wasser bald privat?
Prozesskostenhilfe
147.091 Menschen aus Bulgarien und Ru-
Auch das neue Sozialticket („Mein
Die EU-Kommission diskutiert, die
Die
mänien seien im Jahr 2011 nach Deutsch-
Ticket“) des Verkehrsverbunds VRR
Wasserversorgung europaweit zu
plant, die Prozesskostenhilfe ein-
land zugewandert, mit der vollen Ar-
erzielt nicht den gewünschten Er-
privatisieren. Die deutschen Kom-
zuschränken und die juristische
beitnehmerfreizügigkeit 2014 drohe die
folg. Die Monatskarte kommt im ge-
munen könnten dann die Versor-
Beratungshilfe ganz abzuschaffen.
Katastrophe. Sagt der deutsche Städtetag.
samten VRR-Bereich nicht an: Von
gung öffentlich ausschreiben und
So sieht es zumindest ein Gesetzes-
Weil Kommunen es nicht mit Zahlen haben,
den geschätzt 850.000 potenziel-
Konzerne wie Veolia oder Nestlé
entwurf des Justizministeriums vor.
sei die tatsächliche Einwandererzahl nach-
len Kunden nutzen gerade einmal
hätten die Möglichkeit, Teile der
Bisher sorgte die Prozesskostenhilfe
gereicht: 58.350.
66.000 das Ticket, in Bochum sind
Wasserversorgung
erwerben.
(PKH) dafür, dass Geringverdiener
es 8.970.
Diese geplante Richtlinie wird der-
und Hartz-IV-Empfänger Prozesskos-
Das neue Sozialticket kostet 29,90
zeit in Deutschland stark kritisiert,
ten erstattet bekommen oder zumin-
Euro im Monat für Reisen rund um
unter anderem von der europawei-
dest in Raten zurückzahlen konnten.
die Uhr, das ehemalige Dortmunder
ten Initiative „Right2Water“. „Was-
Rund 126.000 Menschen soll die fi-
Ticket kostete 33,04 Euro für Fahr-
ser ist ein öffentliches Gut, keine
nanzielle Hilfe nun verwehrt und die
ten ab neun Uhr. Offenbar ist das
Handelsware“, so die Organisation.
Antragsteller bei Ratenzahlungen
weiterhin zu teuer. Für das bisherige
In Städten und Ländern, in denen
stärker belastet werden. Die kosten-
Ticket hatte das Bündnis der Sozial-
eine Privatisierung des Wassers be-
lose Beratung in juristischen Fällen
ticket-Initiativen eine Nutzerquote
reits stattgefunden hat, zeigen sich
soll nach dem Gesetzesentwurf ganz
von durchschnittlich nur 5,3 Pro-
Preisanstiege und Qualitätsverlust.
gestrichen werden.
zent errechnet. Mehr als die Hälfte
Negativ-Beispiel ist Portugal, wo
Das heißt konkret, dass sich viele
der vom VRR befragten Nicht-Nutzer
die Wasserpreise seit der Privati-
Menschen keinen Gerichtsprozess
hatten angegeben, sich das Ticket
sierung um 400 Prozent gestiegen
und eine Beratung nicht mehr leis-
nicht leisten zu können. Im Regel-
sind. Auch in Berlin musste nach
ten können. Dabei sind im Jahr 2011
satz für Bezieher von Hartz IV oder
einer Teilprivatisierung der Preis-
im Sozialgericht Dortmund fast die
Grundsicherung sind 18,41 Euro für
anstieg durch das Bundeskartellamt
Hälfte aller Klagen in Bezug auf
den Nahverkehr vorgesehen. Die
gestoppt werden. Derzeit läuft eine
Hartz IV berechtigt gewesen.
Initiativen fordern weiterhin ein Ti-
Unterschriftensammlung gegen die-
Landeshaushalte sollen durch die
Gefordert jedenfalls werden in letzter Minute „Lösungen“ angesichts der „Armutszuwanderung aus Südosteuropa“. Eigentlich also Geld. Stattdessen liefern die Populisten und Wahlkämpfer wie der von allen guten Geistern verlassene Bundesinnenminister eher moralische Unterstützung. Friedrich ätzt gegen diejenigen, die „lügen und betrügen“, um Sozialleistungen abzugreifen. Die Zuwanderer kommen hingegen, obwohl es diese Sozialleistungen nicht gibt – zum Arbeiten, weil es dafür einen Markt gibt. Und sie schuften unsichtbar auf Baustellen oder in Spülküchen, Wertschöpfung, die in keiner Statistik vorkommt. Auch Dortmund verdient gut an den duldsamen, flexiblen, spottbilligen Arbeitskräften. Nicht die Kommune, ihre Bewohner.
Bundesregierung
cket für Bedürftige zum Preis von 15
sen geplanten Beschluss, mehr als
Kürzung der PKH 64,8 Millionen Euro
Der Innenminister sitzt in einer Regierung,
Euro, wie es in Dortmund in einem
eine Million Menschen haben bis-
einsparen. Zusätzlich sechs Millionen
die das Thema seit 2007 ignoriert und
Modellversuch zwischen 2008 und
lang unterzeichnet.
Euro würden anscheinend durch die
sich lieber für Deutschlands Außenhan-
2010 erhältlich war.
www.right2water.de
fehlende Beratung eingespart.
delsüberschuss feiern lässt. Auf Festreden sind auch Rumänien und Bulgarien Thema. Nicht nur die marode Infrastruktur, die Demokratiedefizite, der Antiziganismus: Für beide Länder ist Deutschland mit Abstand der größte Handelspartner. Vor allem Bulgarien liefert Rohstoffe wie Kupfer ohne Handelsschranken, in Rumänien sind allein 14.000 deutsche Unternehmen präsent. Deutschland und seine Bewohner profitieren von den armen neuen Mitgliedsländern genauso wie von ihren Arbeitskräften, ob studiert oder bettelarm. Die sozialen Kosten, die stillschweigend Teil des Deals sind, den Kommunen zu überlassen, ist genauso schäbig wie der fremdenfeindliche Populismus widerlich. Übrigens: Am 1. Mai 2011 zitterte das Land vor einer Million (!) Polen, die die neugewonnene Freizügigkeit nutzen sollten, um die deutschen Jobcenter zu stürmen. Die stehen wohl noch im Stau auf der A2.
16
zu
deutsche
SKOTTS SEITENHIEB
✑
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Irgendwann hat man alle Lebensmittel durch. Deshalb hier nur der neutrale Tipp vom Vegetarier: Rossschlachterei Hobbold, Recklinghausen. Bei denen ist in der Büchse wirklich drin, was draufsteht. „Lammfleisch in Pferdeklopsen entdeckt!“, das wäre für mich dann doch ein unerwarteter Skandal. Dabei hat alles mal wieder mit der Globalisierung zu tun. Das Rohmaterial der Ponylasagne stammt bekanntlich aus Rumänien. Richtig. Rumänien, neben Bulgarien eines der beiden Länder, deren Einwohner verstärkt die Freiheit der Europäischen Union nutzen und sich auch mal in Duisburg und Dortmund niederlassen. In unfassbaren Ausmaßen, wie eine große Regionalzeitung alarmierte. So soll die Zahl der Rumänen an Rhein und Ruhr in den letzten vier Jahren um unfassbare 3500 Menschen pro Jahr gestiegen sein. Ein Wahnsinn ist das, hier im Ruhrgebiet, wo kaum einer der fünf Millionen Bewohner mehr als drei Generationen Ortsansässigkeit nachweisen kann. Kaum stammt ein halbes Prozent der Einwohner aus Rumänien, fühlen sich jene Städte überfordert, die im nächsten Moment darüber klagen, dass sie mit der demografischen Entwicklung, also mit dem Schrumpfen, nicht klar kommen. Aus dem Fernsehen wissen wir, dass die da unten in Rumänien immer noch mit dem Pferdegespann zum Supermarkt fahren. Jetzt sind die Neubürger aber nicht mit der Kutsche hier im Ruhrgebiet vorgerollt. Offensichtlich haben sie die Tiere zurück gelassen. Das war ein schwerer PR-Fehler. Denn Pferde kommen immer gut, außerhalb von Tiefkühltruhen. Andererseits gibt es für herrenlose rumänische Klepper keine Abwrackprämie, die einst zur Rettung der deutschen Automobilindustrie erfunden wurde. Also mussten die Tiere irgendwie anders in das europäische Wirtschaftssystem integriert werden. Die Rumänen liefern, womit die Luxemburger und andere abkassieren. Vorbildliche Leute also, so europäisch und ökonomisch.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340
Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10
www.awo-ww.de
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LITERATUR | gelesen von Daniel Sadrowski | Fotos: Wilhelm Schürmann
Wegweiser zum Glück – Bilder einer Straße Die Steinhammerstraße in Marten ist nicht nur
Stil zur Avantgarde in Europa, denn nur wenige
der verblichene und fast vergessene „kleine
Fotografen arbeiten im „dokumentarischem Stil“.
Hellweg“ im Dortmunder Westen, sondern auch
Der amerikanische Fotograf Walker Evans definiert
das Thema einer mehrfach ausgezeichneten
diesen Anfang der 70er Jahre als einen Stil, der
Arbeit des gebürtigen Dortmunder Fotografen
dokumentarisch wirkt, nüchtern, sachlich beschrei-
Wilhelm Schürmann.
bend, wie z.B. die Bilder eines Polizeifotografen, der einen Tatort dokumentiert, dabei aber die
Wilhelm Schürmann kommt ein Jahr nach Kriegs-
Fotografie engagiert und subjektiv in der Ausein-
ende 1946 in Dortmund zur Welt. Er wächst in der
andersetzung mit der eigenen Lebenswirklichkeit
Steinhammerstraße in Dortmund-Marten auf. Mit 20
einsetzt. „Künstlerische Fotografie mit den Mitteln
geht er nach Aachen, um Chemie zu studieren. Nach
des Dokumentarischen“, so beschreibt es der Kura-
dem Ende seines Studiums arbeitet er als freiberuf-
tor Thomas Weski.
licher Fotograf. 1972 beginnt er mit dem Sammeln von Fotografien. Er wird Dozent für Fotografie am
Als engagierter Fotograf kehrt Schürmann 1979
Institut für Architektur an der RWTH Aachen und
zurück in die Steinhammerstraße, in der sein El-
an der Volkshochschule. 1973 gründet er zusammen
ternhaus steht. Der Raum ist ihm vertraut. Er stellt
mit Rudolf Kicken die erste Fotogalerie Deutsch-
fest, dass sich die Lebensverhältnisse verändert
lands, Lichttropfen, in Aachen.
haben, und startet mit begeisterter Präzision eine Auseinandersetzung mit seiner „Heimat“. Die einst
18
Schürmann sammelt Fotografie, lehrt sie, kuratierte
lebendige Einkaufsstraße in Dortmund-Marten,
Ausstellungen und arbeitet bereits mehrere Jahre
auch „kleiner Hellweg“ genannt, beginnt sich zu
als Fotograf, als er in der Zeit von 1979 bis 1981
verändern. Schürmann zeigt erste Leerstände von
die Serie „Wegweiser zum Glück“ aufnimmt. Er ist
Geschäften und den Abriss des Güterbahnhofs.
ein Insider in der Fotoszene und das in einer Zeit
Zu diesem Zeitpunkt steckt das Ruhrgebiet in der
weit vor dem Internet, ohne Blogs, Foren, Twit-
zweiten Phase der De-Industrialisierung, die die
ter etc. Zu dieser Zeit gehört sein fotografischer
Montan- und Stahlindustrie betrifft.
19
Schürmanns facettenreiches Portrait der Stein-
universell lesbare Sprache, das zeigen auch die
Wilhelm Schürmann
hammerstraße weist aber darüber hinaus. Er steckt
Best of-Listen von Fotografen und internationalen
Wegweiser zum Glück:
sich einen Bereich ab und dokumentiert diesen in
Kritikern. Für mich als Fotograf ist dieses intelligent
Bilder einer Straße, 1979-1981
Schwarzweiß. Es ist der Erfahrungsraum seiner Kind-
zusammengestellte Fotobuch ein guter Lehrer und
Hrsg. Die Photographische Sammlung
heit und Jugend. Er beschreibt sowohl den privaten
eine inspirierende Quelle.
SK Stiftung Kultur
als auch den öffentlichen Raum und zeigt uns die Menschen, die dort leben.
Hatje Cantz Verrlag 2012 2007 schenkt Wilhelm Schürmann die Arbeit mit
geb. Ausgabe 228 Seiten, 49,80 Euro
über 2.000 Schwarzweiß-Negativen und ca. 180
ISBN-13: 978-3775733090
So definiert er, wie sie ihr Miteinander gestalten und
Abzügen der SK-Stiftung in Köln. Die Stiftung
erzählt die Geschichte der Straße und ihrer Bewoh-
sammelt und stellt dokumentarisch orientierte
ner. Im Buch heißt es treffend dazu: „Unmittelbar
Positionen in der Fotografie aus. Wichtige Posi-
kommt seine eloquente Bildsprache zum Vorschein,
tionen in der Sammlung sind z.B. die Arbeiten
die einfühlsam, klischeefrei und offen für sinnstif-
von August Sander, Bernd und Hilla Becher sowie
tende Konstellationen ist und weder Vergnügen
auch von Albert Renger-Patzsch. Zusammen mit
noch Selbstironie scheut.“ Die Serie „Wegweiser zum
Gabriele Conrath-Scholl stellt Wilhelm Schür-
Glück“ ist eindrucksvolles Dokument eines Viertels
mann eine Ausstellung zusammen, die im Sommer
∆
in Dortmund, das prototypisch für den Zeitabschnitt
2012 in Köln gezeigt wird. Darüber hinaus ist
Von links:
der beginnenden 80er Jahre im Ruhrgebiet gesehen
dieses wunderbare Fotobuch entstanden, zu dem
Mutter mit Tochter, Dortmund, 1979
werden kann. Die Bilder im Buch sprechen durch
Gabriele Conrath-Scholl einen lebendigen Text
O.T., Dortmund, 1979 – 81
ihren Stil und ihr einfühlsames Beobachten eine
beigesteuert hat. (ds)
Steinhammerstraße, Dortmund 1979 – 81
19
20
NETZWELT | von Sebastian Sellhorst
KINOTIPP | von endstation.kino
endstation.kino & bodo präsentieren: Paradies: Glaube Anna Maria ist mit Leib und Seele Katholikin. Sie rutscht auf Knien betend durch die Wohnung, ihr Haus hat mehr Kruzifixe als eine Kirche, und zur Strafe für fremde Sünden peitscht sie sich gern mal aus. Ihren Urlaub verbringt sie damit, eine Wander-Muttergottes-Statue von Haus zu Haus zu bringen, um Einwanderer und Sesshafte vom christlichen Paradies zu überzeugen. Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.pinkstinks.de „Mädchen sein kann man auf viele Weisen.“ Mit diesem Slogan engagiert sich die Initiative pinkstinks.de gegen Werbeinhalte und Produkte, die Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen. Ziel der Kampagne ist es, ein kritisches
Als eines Tages ihr Ehemann, ein Ägypter und
Bewusstsein zu schaffen, das hilft, alternative weibliche Rollenbilder abseits des
Moslem, nach Jahren der Abwesenheit aus
Werbemainstreams zu schaffen. Vereinfacht heißt das, Rollenbilder in der Wer-
Ägypten zurückkommt, beginnt ein Klein-
bung sichtbar machen, in denen Mädchen und Frauen auf Eigenschaften wie süß,
krieg um Ehe und Religion. Es wird gesun-
schwach und sexy reduziert werden.
gen, gebetet und gekämpft. Als die Gewalt
Vorbild von Pinkstinks Germany ist die britische Initiative, die unter gleichem Namen bereits seit 2009 erfolgreich den Geschlechterwahn in der Werbung anprangert. Startschuss für Pinkstinks Deutschland war ein Interview, das Genderforscherin Dr. Stevie Meriel Schmiedel der Wochenzeitung „Die Zeit“ gab, in dem sie sich über sexistische Leuchtreklame in ihrer Heimat Hamburg beschwerte. In den darauf folgenden Monaten entstand mit der Hilfe vieler Ehrenamtlicher eine Kampagnen-Webseite. Anlässlich des Weltmädchentages 2012 sprachen Verantwortliche von Pinkstinks im Hamburger Rathaus. Eine der ersten großen Kampagnen der Initiative setzte sich mit dem Überraschungsei für Mädchen der Firma Ferrero auseinander, welches in pink und dem Slogan „nur für Mädchen“ präsentiert wurde. Mittlerweile wird das pinke Überraschungsei nicht mehr beworben. Im Rahmen der aktuellen Kampagne „Gegen sexuelle Verfügbarkeit in der Außenwerbung: Kinderschutz jetzt!“ wendet sich pinkstinks.de an den deutschen Werberat und fordert diesen auf, sich stärker dafür einzusetzen, Kinder vor sexueller Außenwerbung zu schützen. „Das Problem ist, dass immer jüngere Kinder sich unwohl in ihrer Haut fühlen, sich extrem um ihr Aussehen sorgen und zu früh von der Werbung suggeriert bekommen, dass sexuelle Attraktivität von höchster Wichtigkeit sei“, heißt es in der Petition.
eskaliert, wird Anna Marias Glauben auf eine harte Probe gestellt. Denn Jesus kann ihre verzweifelte Sehnsucht nach körperlicher Nähe nicht erfüllen. Ulrich Seidels zweiter Teil der Paradies-Trilogie ist eine filmische Pietà, die von Kreuzstationen einer Ehe und der Sehnsucht nach Liebe erzählt. Wander-Muttergottes-Statuen werden von gläubigen Katholiken, vor allem aber von Frauen ausgetragen und in Haushalte und Häuser hineingetragen. Die Hausbesuche, die Seidl auch seine Protagonisten Anna Maria vornehmen lässt, bilden kleine, dokumentarisch anmutende Geschichten innerhalb der großen Geschichte, eine Erzählstruktur, die typisch ist für die Filme des Österreichers. Er erzählt das Innenleben seiner Protagonistin über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Ulrich
Dr. Stevie Meriel Schmiedel setzt darauf, strategisch Diskur-
Seidel ist für „Paradies: Glaube“ mit dem
se anzustoßen. „Wichtig ist es uns, mit den Konzernen ins
Spezialpreis der Jury bei den Filmfestspielen
Gespräch zu kommen und auf die Probleme hinzuweisen“,
in Venedig ausgezeichnet worden.
beschreibt sie das Ziel ihrer Arbeit. „Wir kommentieren in Blogs und hauptsächlich auf Facebook sexistische Produkte
Do. 28.03. bis Mi. 03.04. um 16.45 Uhr
und Neuigkeiten, mischen uns ein in Foren und versuchen, überall präsent zu sein. Unser Ziel ist es, Nachfragen zu
Endstation Kino im Bahnhof Langendreer
beantworten und Medienbewusstsein zu vermitteln.“ (sese)
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum
Dr. Stevie Meriel Schmiedel
INFO Die aktuelle Petition an den deutschen Werberat
finden Sie unter www.pinkstinks.de/petition/
20
Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de
VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2013 | VERLOSUNGEN | CD-TIPPS zusammengestellt von Benedikt von Randow
21
Serdar Somuncu – »Hassprediger« Hardcore-Provo-Comedy-Kabarett Donnerstag, 21. März um 20 Uhr im RuhrCongress Bochum bodo verlost 3 x 2 Karten
Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen und Bücher zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.03.2013 14.03. | Joe Bonamassa | Westfalenhalle, Dortmund | 3 CDs 17.03. | Pipapo – Eine Hommage an Georg Büchner | Theater im Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 21.03. | Serdar Somuncu | RuhrCongress, Bochum | 3 x 2 Karten 21.03. | Herzscheiße 01 | Friedemann Weise, Pele Caster, Tommy Finke | Bhf. Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten 23. + 24.03. | Design Gipfel | Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!
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22 VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2013
FR 01 | 03 | 13 Musik | Desmond Myers Desmond Myers ist ein 20jähriger „experimental Singer/Songwriter“ aus den USA. Seine Musik ist 01 | 03 | 13 Schmidt
02 | 03 | 13 Lioba Albus
le, North Carolina, ist Desmond nach Deutschland ge-
voziert, kommentiert, sabotiert. Macht sich lustig über
Atomkraftwerk mit seinen sechs Reaktoren niemanden.
kommen, um seinen „europäischen Traum“ zu leben. In
ihn. Christoph und der Andere liefern sich einen zähen,
Welche Lehren aber wurden aus dem atomaren Supergau
seiner Musik drückt er aus, wo er herkommt – und vor
anstrengenden Kampf: Kopf oder Zahl, die Zukunft steht
gezogen, der eine ganze Region verseuchte? Dieser und
allem, wohin er will. Als großer Fan von traditioneller
in jedem Moment auf der Kippe. Für Zuschauer ab 14.
anderen Fragen gehen Dorothee Menzner und Ralph T.
europäischer und südamerikanischer Musik wie Tango,
Flottmann-Hallen, Herne, 10 Uhr (auch 19 Uhr)
Niemeyer in ihrem eindrucksvollen Film nach. Nach dem
inspiriert von sozialen, politischen und kulturellen Bewegungen auf der ganzen Welt, vor allem aber in der Europäischen Union. Aus seiner Heimatstadt Statesvil-
Film steht die Bundestagsabgeordnete Dorothee Menzner
Flamenco, Chanson und Walzer, vermischt er viele Elemente dieser Genres mit der Musik seiner Heimat: Rock, Folk und Hip Hop. Der Eintritt ist frei. subrosa, Dortmund, 20 Uhr
SA 02 | 03 | 13
Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 16 Uhr
Kabarett | Özgür Cebe Fangfrage: Wenn der Islam nicht zu Deutschland gehört,
Musik | Schmidt
für Fragen zur Verfügung. Der Eintritt ist frei.
Ostwestfalen aber schon, wohin gehört dann ein in Bie-
SO 03 | 03 | 13 Mischmasch | Opel-Solidaritätsfest
Die Berliner Sängerin & Chanteuse Schmidt spielt einen
lefeld geborener Rheinländer mit türkischen Wurzeln?
Stilmix aus Jazz und Pop, den sie mit Reminiszenzen
Ein Spagat, den Özgür Cebe jeden Tag praktizieren muss.
Unter dem Motto „Wir bleiben Bochum“ findet auf dem
an die 20er- und 30er-Jahre zu einem Gesamtkunstwerk
Das tut weh. Da hilft nur eins: sich locker machen. Mit
Rathausplatz, dem Massenberg-Boulevard und beim
veredelt. Dazu passen ihre laszive Coolness und die rau-
Selbstironie und pointierter Beobachtung entwaffnet
Kuhhirtendenkmal das Opel-Solidaritätsfest statt. Ge-
chig-zart schmelzende Stimme. Schmidt wurde vom ZDF
Cebe alle Scharfmacher durch pure Gelassenheit. Wie
startet wird um 11 Uhr auf dem Rathausplatz mit einem
jüngst als das „neue Fräuleinwunder am Jazz-Pop-Him-
man sich mit Humor integrieren kann, davon kann Özgür
Ökumenischen Gottesdienst. Anschließend eröffnen die
mel“ bezeichnet. Ihr von Guy Chambers (u.a. Produzent
Cebe ein Lied singen. Und tut dies auch.
Bochumer Symphoniker und Steven Sloane das Büh-
von Robbie Williams) produziertes Debüt-Album „Femme
Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr
nenprogramm mit Maja Beckmann, der „Well you’re my friend“-Band, Hennes Bender, Frank Goosen, Joachim
Schmidt“ erschien 2012 und verkauft sich seitdem wie warme Semmeln. „Wie den wilden 20er Jahren entstiegen.
Kleinkunst | Lioba Albus
Luger, Esther Münch, Wilfried Schmickler und vielen an-
Schmidt ist ein Gesamtkunstwerk: jung, schön, mit einer
Als unerschütterlicher Liebescoach steht Lioba Albus
deren. Ein Kinderfest wird auf dem Rathausvorplatz or-
rauchigen Stimme, perfekt inszeniert. Ihre Musik erinnert
den Menschen in diesen verwirrenden Zeiten zur Sei-
ganisiert und auf dem Massenberg-Boulevard findet sich
ein wenig an Katie Melua, manchmal an Adele oder auch
te. Mit heißem Herzen und kühlem Kopf greift sie mit
neben einer Ausstellung von bis zu 100 Opel-Oldtimern
Amy Winehouse, nur eleganter, geheimnisvoller.“ (DPA)
sortierender Hand mitten hinein ins pralle Liebesleben.
ein reichhaltiges kulinarisches Angebot. Auch der VfL
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
Dabei wird sie wie immer von ihrem Alter Ego Mia Mit-
Bochum wird um 13 Uhr für Fotoshootings, Autogramme
telkötter begleitet, der sauerländischen Fachfrau für hu-
und kurze Gespräche erwartet.
morvolle Überlebensstrategien.
Innenstadt, Bochum, 11 – 16 Uhr
Theater | Kopf oder Zahl Christopher, 15 Jahre alt, war einige Wochen im Jugend-
Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr Kunst | Führung: Winsor McCay – Comics, Filme, Träume
arrest – nicht an der Nordsee, wie er seiner neuen Klasse weismachen will. Er hat einen Jungen brutal zusammen
Film und Diskussion | Hibakusha
Winsor McCay ist nicht nur bedeutendster Wegbereiter
geschlagen. Doch nun will er es besser machen, besser
Das japanische Wort „Fukushima“ bedeutet „Glücksinsel“,
des Comics im frühen 20. Jahrhundert, sondern hat auch
werden. Er will nicht mehr saufen und klauen. Er strengt
und bis zum 11. März 2011 war die Präfektur Fukushima als
die Standards des Animationsfilms mehr als ein Jahr-
sich an, wechselt die Schule und sagt sich von seinen
Feriengebiet auch weithin bekannt und beliebt. Bis dahin
zehnt vor Walt Disney gültig definiert. Anhand von vie-
ehemaligen Freunden los. Aber da ist der Andere: Er pro-
störte das alte und bereits 1971 in Betrieb gegangene
len Originalzeichnungen und prächtigen Originalseiten
CD-TIPP
NICK CAVE & THE BAD SEEDS | Push The Sky Away (Bad Seed Ltd. / Rough Trade) Mit dieser Platte ist irgendetwas, etwas Besonderes, Außergewöhnliches, vielleicht gar Mystisches. Seit sie mir ins Haus geflattert ist, lässt sie sich kaum mehr aus dem Player verdrängen, sowohl allein beim Arbeiten am Rechner oder Sinnieren, als auch, wenn Besuch da ist. Unaufdringlich läuft sie im Hintergrund, heimlich eine intensive und auch intime Athmosphäre schaffend. Und auf einmal ist die Dreiviertelstunde auch schon vorbei, der Besuch, mit dem man gerade ein sehr persönliches Gespräch geführt hatte, sagt: „Och, schon vorbei?“ Und schon drückt man wieder auf Play. Natürlich ist das hier keine fröhliche Heppi-Peppi-Platte, aber sie ist auch trotz aller Melancholie und Gefühlsdichte nicht traurig oder negativ, ganz im Gegenteil: Warm, positiv und mit viel Stil (vielleicht dem einen oder anderen Hörer gelegentlich etwas zu pathetisch) schleicht sich die Scheibe an, schmeichelt sich ein und sorgt für eine fruchtbare Entschleunigung. Und Nick Caves Stimme ist so angenehm, als ob man einem guten Freund lauscht. Apropos Cave: Dies ist meine erste Platte von Nick Cave und seinen eingespielten und sich immmer wieder aufs Neue inspirierenden Bad Seeds. Und ich bin wirklich, ja man kann schon sagen, bezaubert. Werde mir nun wohl auch mal die eine oder andere ältere Scheibe zu Gemüte
22
führen, von denen die Band, die sich 1982 zusammenfand, ja schon 14 herausgebracht hat. (BvR)
05 | 03 | 13 Lisa Bassenge
aus Zeitungen erzählt die Ausstellung, die noch bis zum
08 | 03 | 13 Zweiter Freitag mit Fräulein Nina
Musik | domo vision
08 | 03 | 13 Schneewittchen
FR 08 | 03 | 13
9. Juni läuft, auch die spannende Kulturgeschichte von
Musik ist offen – für jeden. Ein gutes Beispiel dafür ist
frühen Massenmedien und Entertainment-Betrieben,
das Projekt „Dortmunder Modell: Musik“ (DOMO:MUSIK).
der Weltausstellungen im 19. Jahrhundert und der US-
Bereits seit drei Jahren arbeiten in dem Projekt der Tech-
Nach sieben Jahren Kleinkunst rechnet die Dame mit
Gesellschaft im Allgemeinen auf ihrem zerrissenen Weg
nischen Universität Dortmund insgesamt 60 Personen,
einem Herz für Chansons und große Gesten mit dem
in den Ersten Weltkrieg.
Menschen mit Behinderung sowie Musiker, zusammen,
„Showbösness“ ab. Dabei kommt Fräulein Nina immer
Museum für Kunst und Kulturgeschichte, DO, 15 Uhr
schaffen gemeinsam Töne. Für Menschen mit Handi-
wieder aufs Wesentliche zurück: auf die Anziehungskraft
cap ist Musik etwas ganz Besonderes. Es ist eine neue
von Musik, auf das Wesen der Kunst und ihr Vorhaben,
Welt, die sie entdecken können, gelebte Integration, ein
alles anders zu machen. In der Reihe „Zweiter Freitag“
möglicher Berufszweig. Nun soll es eine Abschlussveran-
treten Künstlerinnen und Künstler an jedem zweiten
DI 05 | 03 | 13 Musik | Lisa Bassenge
Kleinkunst | Zweiter Freitag mit Fräulein Nina
staltung geben. Mit Film und Musik werden die Akteure
Freitag im Monat zu Gunsten unseres gemeinnützigen
Das neue Album von Lisa Bassenge heißt „Wolke 8“, und
einen kleinen Einblick in ihre Arbeit geben. Präsentiert
bodo e.V. auf. Die Künstler verzichten auf ihre Gage, der
es ist ihre bisher unhöflichste Platte. Sie geht zum An-
wird ein breites Programm mit fünf Ensembles von Klas-
Eintritt ist frei, eine Spende an bodo freut den Verein.
griff über, mit kurzem Anlauf, und mischt gewaltig die
sik bis Pop, eingeladen ist jeder. Auf der Bühne werden
bodo, Schwanenwall 36 – 38, Dortmund, 19.30 Uhr
Genres Jazz, Chanson, Pop-Song und Gute-Nacht-Lied
stehen: NIA extended version (Singer-Songwriter), pia-
auf. Sie ist Provokateurin, Twisterella, die Bitterkluge
no plus (Pianos, Streicher und mehr), Hurricane (Classic
und die Biestige. Und die Geschichtenerzählerin, die
Rock), Tatort Jazz und Eastman Company (Jazz), I can
Die kolossale Lust am Verkleiden, wildes Make-Up und
unterm Apfelbaum sitzend beobachtet, wie komisch die
be your translator (Elektropop). Die musikalische Mit-
ausufernde Klamotten – das Theatralische und die große
Welt sich verfärbt, wenn die Liebe geht.
teilung: mehr DOMOkratie wagen! Der Eintritt ist frei.
Geste sind bei Sängerin Marianne Iser und Tastenmann
domicil, Dortmund, 20 Uhr
FZW, Dortmund, 19.30 Uhr
Thomas Duda, die gemeinsam Schneewittchen sind, im-
Musik | Schneewittchen
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Kleinkunst | Andreas Neumann Am 6. März wäre der 1994 verstorbene Charakterdarsteller, Volksschauspieler und Humorist Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier 90 Jahre alt geworden. Andreas Neumann, Parodist und Imitator, zelebriert aus diesem Anlass eine kleine Hommage zu Ehren von Jürgen von Manger. In seiner Paraderolle als Heinz Erhardt begrüßt Andreas Neumann zahlreiche weitere Zeitgenossen, die dem Geburtstagskind ihre Aufwartung machen. So werden u. a. noch Heinz Rühmann, Theo Lingen, Inge Meysel, Hans Moser und Dieter Hallervorden zu den Gratulanten zählen. Ein Abend der Erinnerungen an Deutschlands große Humoristen im Allgemeinen und Jürgen von Manger im Besonderen. Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr
DO 07 | 03 | 13 Musik | 1. Dortmunder Rudelsingen David Rauterberg und Philip Ritter am Klavier präsentieren die schönsten Lieder zum Mitsingen – Schlager, Evergreens, Pop und Rock. Das Einstimmen ist dabei ausdrücklich erwünscht. Gemeinsam haben die Musiker ein gut zweistündiges Programm entwickelt. Ein Beamer strahlt jeweils die Verse an die Leinwand, die Sänger werden am Klavier begleitet, und David Rauterberg geleitet mit Charme und Witz von Lied zu Lied.
re i enf 4 t s 4 ko fo s 5 4 4 0 0 e n I . Alle 0800 w21.d e er unt www.d r ode
„Alte Schätzchen", die neuesten Radio-Songs, ewige Gassenhauer - alles ist dabei und das Publikum singt aus vollem Hals. Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 19.30 Uhr
23
24 VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2013
mer dabei. Ihre Musik ist immer dramatisch, wie eine Opernarie. Immer ausdrucksstark melodisch, trotz einer gewissen Rauheit. Immer Liebeserklärung und Klage zugleich. Immer Breitwandformat. So signalisieren Schneewittchen von Beginn an etwas Außer08 | 03 | 13 György Vukán
09 | 03 | 13 Compania Bataclan
muss nicht unbedingt akademisch sein“, manchmal auch
wenig klar wie der Begriff Soul. Wenn man sich ansieht,
wie eine vertonte Weltreise. Niemals aber ist das, was
wer etwa den Soul mit erfunden hat, Al Green, James
György Vukán, „das ungarische As im großen Spiel des
Wolfgang Haffner unter seinem Namen veröffentlicht,
Brown, Marvin Gaye, Donny Hathaway, das war ja alles
internationalen Piano-Jazz“, wie ihn ein Kritiker nann-
ein Geschenk an die ewigen Nerds des Jazz-Universums.
Soul, Neville Brothers, Crusaders, aber alles war total un-
te, ist einer der herausragenden Persönlichkeiten in der
Für die „JAZZnights“ erscheint Haffner, ebenso wie sein
terschiedlich. Für den Jazz gilt dasselbe.“ Und jetzt singt
zeitgenössischen Musikszene. Er hat für rund 130 unga-
Kollege Bugge Wesseltoft, mit dem zusammen er die Tour
sie also Jazz, diese Stimme, die ihre ersten öffentlichen
rische Filme die Musik geschrieben, zwei davon wurden
bestreitet, eine nahezu perfekte Besetzung. Denn so wie
Gehversuche mit dem Song „Can’t Wait Until Tonight“ und
für den Oscar nominiert, er hat u.a. eine Messe, eine
bei dem Norweger gilt auch für Haffners Konzerte das
dem Support von Stefan Raab auf der großen Eurovision-
Oper, Ballettmusik, mehrere symphonische Werke kom-
wunderbare Motto: Wenn ich genau wüsste, was mich dort
Bühne beim Grand Prix machte. Warum auch nicht?
poniert, aber vor allem ist er ein brillanter Jazzpianist.
erwartet, dann müsste ich ja nicht mehr hingehen. Weiß
Zeche, Bochum, 20 Uhr
Musikschule, Dortmund, 19.30 Uhr
man aber eben nicht genau, muss man eben doch hin.
gewöhnliches. Ein Gesamtkunstwerk aus viel Musik, viel Vokalmagie, viel Theater und vollem Ernst. Rottstr 5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr Musik | György Vukán
Konzerthaus, Dortmund, 18 Uhr
SA 09 | 03 | 13 Musik | Compania Bataclan
Hörspiel-Lesung | Die Bestie von Fukushima
MI 13 | 03 | 13 Kleinkunst | Alles im Kasten
Vor dem Hintergrund der Katastrophe von Fukushima,
Der Zauberkasten wird im November 20 Jahre alt. Sein
Die Compania Bataclan ist eine siebenköpfige Band aus
die sich am 11. März 2013 zum zweiten Mal jährt, wir-
fünfjähriges Jubiläum 1998 feierte der Zauberkasten mit
Bochum, Witten, Dortmund, Fröndenberg und Wuppertal.
ken Japans populäre Monster- und Katastrophenfilme
einem dreitägigen Varieté-Programm, das unter dem Na-
Musikalischer Abwechslungsreichtum verbindet sich mit
wie „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ (1984) oder
men „Alles im Kasten“ bekannt wurde. In dieser Show tra-
politischem Anspruch. Texte aus eigener Feder oder von
„Sinking of Japan“ (2006) nahezu prophetisch. In der
fen sich damals Künstler wie Martin Reinl, den man heute
Brecht/Weill werden mit unterschiedlichen Stilen unter-
Kunst wurden Weltuntergangs-Szenarien durchlebt,
aus „Zimmer frei“ kennt. Ingo Börchers hat inzwischen
legt. Heraus kommt ein spannender Soundclash; ob Bal-
die den später in Nachrichten dokumentierten stark
viele Preise gewonnen und ist erfolgreich mit seinem
kan-Klezmer, französische Musette, Reggae oder Ska. Die
ähnelten. Ein Unterseebeben, eine gigantische Flut-
6. Solo unterwegs. Jeanny, die „Mary des Ruhrgebiets“,
Compania tanzt auf vielen musikalischen Hochzeiten frei
welle, eine verwüstete Küste, ein drohender atomarer
moderiert heute im Revuepalast die Shows von Christian
nach dem Motto der amerikanischen Anarchistin Emma
Ausbruch: Bedroht ein urzeitliches Monster Tokio? Jörg
Stratmann. Und da ein 20. Jubiläumsjahr schon etwas
Goldman „Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine
Buttgereits Hörspiel beleuchtet die Ereignisse des März
Besonderes ist, lässt der Zauberkasten seine besondere
Revolution.“ Bevor es zu Konzerten in die Türkei geht,
2011 unter besonderer Berücksichtigung des „Mons-
„Alles im Kasten“-Show wieder aufleben. Mit dabei: Der
präsentieren sie an diesem Abend live ihre neue Platte.
ters“ als Sinnbild für die Katastrophe.
Telök, Volker Diefes und Manne Spitzer aus Münster.
Moses ErlebBar, Dortmund, 20 Uhr
Schauspielhaus, Dortmund, 18 Uhr
Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr
MO 11 | 03 | 13
DO 14 | 03 | 13
SO 10 | 03 | 13 Musik | JAZZnights: Wolfgang Haffner Quartett & Bugge Wessetoft’s Jazzland Community
Musik | Max Mutzke
Musik | Layori
Der Satz liest sich so selbstverständlich und kommt auch
Die aus Nigeria stammende Sängerin Layori ist wohl
Manchmal klingt es wie die galante Aufforderung zum
keinem Menschen unwahrscheinlich vor: Max Mutzke hat
eine der interessantesten Bereicherungen für die Global-
Tanz, manchmal wie ein Fingerzeig in Richtung „Jazz
ein Jazzalbum aufgenommen. „Jazz ist für mich genauso
Sounds-Szene. Die Musik der „New Diva of Global Jazz-
CD-TIPP
MOP MOP | Isle Of Magic (Agogo Records / !K7 / Alive) Wenn Woody Allen sich für einen Soundtrack („To Rome With Love“) bei einer Band musikalisch bedient, dann macht einen das schon hellhörig. Da weiß man, dass es sich um Qualität handelt und natürlich auch, dass Jazz eine Rolle spielt. Das trifft auch zu auf das italienische Projekt Mop Mop, hinter dem Andrea Benini aus Cesena und ein Haufen guter weiterer Intrumentalisten stecken. „Voodoo-Jazz versus Afro-Funk“ heißt es recht griffig in der Beschreibung. Die Jungs wollen‘s auch echt mit jedem Song wissen. Klavier, Bass, Gitarre, Vibrafon, Marimba, Saxophon, Posaune und ganz viel Percussions versuchen zu hypnotisieren. Oft angenehm unaufdringlich, vereinzelt aber auch etwas zu aufdringlich. Wenn Gesang dazu kommt, dann äußerst angenehm und sehr cool und soulig. Das Ganze erinnert mich stark an die wahnsinnige und von mir sehr geliebte Band der 70er namens „War“. Besonders auffällig geworden 1970 durch das Konzept-Album „Eric Burdon declares War“ – was ja wohl eine Hammer-Scheibe war. Mop Mop erinnert aber noch ein wenig mehr an das Album „Platinum Jazz“ von 1977, wo „War“ sich mal so richtig auslebt, vor allem die Rhythmussektion, die aus gefühlten 20 Musikern besteht. Was ich damit sagen will: Mop Mops „Isle Of Magic“ ist eine besondere Platte, nix für Jedermann, aber wer drauf einsteigt, den wird die Platte absolut flashen. Woody Allen und mir ging es auf jeden Fall so. (BvR)
24
11 | 03 | 13 Max Mutzke
14 | 03 | 13 Layori
17 | 03 | 13 BaBa ZuLa
Pop“ ist eine Verschmelzung von Jazz, Soul, Blues, Reg-
den Alterswohnsitz der Mutter und Freundinnen helfen
Bühne werden sie von den Tänzerinnen Bahar Sarah und
gae und Pop zu einer ganz eigenen Form von Weltmusik,
sich über die Wechseljahre hinweg.
Nourah begleitet. Bei ihren Live-Auftritten verbinden
melodiös, transparent und erstaunlich eingängig. „Man
Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 17.03., 18 Uhr)
BaBa ZuLa ihre Musik gerne mit anderen Kunstformen wie Bauchtanz, bunten Kostümen, Dichtung, Theater-
versucht immer wieder, meine Musik zu definieren. Ich würde sie so beschreiben: Afro-Jazz, mit einem Hauch Soul, sogar Pop. Und einer Spur Reggae. Ich selbst nenne
SO 17 | 03 | 13
sie moderne elegante Musik. Musik der Zukunft sogar.
BODO VERLOSUNG | Pipapo – Hommage an Georg Büchner
Weil sie zeitlos ist. Weil sie jedem zugänglich ist. Leicht
Drei Insassen der Nervenheilanstalt „Casa Blanca“ pro-
ins Ohr geht. Und trotzdem eine Tiefe besitzt, die ins
ben zum Jahreswechsel eine Collage aus Georg Büch-
Herz geht.“ (Layori) „Die einen sagen, sie hat Ähnlich-
ners Schriften, Texten und Stücken.
keit mit Tracy Chapman, die anderen fühlen sich an die
Unter Anleitung von Professor Karl
Samtstimme von Sade erinnert; sie selbst liebt Miriam
Ludwig Büchner entstehen nach lan-
Makeba und Chavela Vargas – und eine passende Schub-
gen Probenprozessen Szenen, Lieder
lade für ihre Songs gibt es bislang nicht.“ (WDR 5)
und Begegnungen der vier sehr unter-
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
schiedlich strukturierten Typen. Zwei
elementen und Live-Painting und schaffen so stets ein audio-visuelles Sinnesspektakel. Jahrhunderthalle/Dampfgebläsehaus, BO, 19.30 Uhr
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Frauen und zwei Männer im Bemühen, Büchner in seiner Suche nach innerer
BODO VERLOSUNG | Joe Bonamassa Der umtriebige Bluesrock-Musiker Joe Bonamassa kehrt
und äußerer Freiheit nahezukommen. Es entsteht ein
2013 mit seiner Band auf deutsche Bühnen zurück.
Feuerwerk aus theatralischen und inhaltlichen Szeneri-
Bonamassa, der brillante
en, die an Skurrilität und Heiterkeit dem jubilierenden
Gitarrist, ist einfach nicht
Anlass entsprechend ausfallen. 200 Jahre Büchner und
zu stoppen und stellt live
Silvesterstimmung an einem Abend. Mehr geht nicht.
immer wieder eindrucksvoll
„Sinnlich verspielte Hommage an Büchner: […] Kurz
unter Beweis, dass er einer
vor Schluss nimmt die humorvolle und abwechslungs-
der Großen seines Genres
reiche Inszenierung, für die man kein Büchner-Kenner
ist. Joe Bonamassa trifft mit seinem Verständnis von
sein muss, um Spaß zu haben, nochmals eine überra-
Bluesrock den Nerv von Musikliebhabern wie Kritikern.
schende Wendung.“ (Ruhr Nachrichten)
Nicht nur in den Blues-Charts der Musikbibel „Billboard“
Depot, Dortmund, 19 Uhr
hatte er mit seinen letzten Veröffentlichungen stets
bodo verlost 3 x 2 Karten.
den Spitzenplatz gepachtet. Bonamassa bedient den
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
Geschmack der Blues- und Rockfans – und beide Lager versorgt er bestens. Die Fans strömen in wachsender
Zauberei | Die Weltreise
Menge in seine Konzerte dies- und jenseits des Atlan-
Robinson & Angelika unternehmen mit ihren kleinen und
tiks. Joe Bonamassa scheint nicht zu bremsen und auf
großen Zuschauern eine zauberhafte Reise rund um die
dem Sprung, den Bluesrock-Thron zu besteigen. Wobei er
Welt. Auf verschiedenen Stopps werden so wichtige Fra-
den Spagat fertig bringt, einerseits auf den Spuren sei-
gen geklärt, wie: Kann man einen Elefanten angeln, wie
ner Lehrmeister wie B.B. King zu wandeln und zugleich
viele Pinguine frisst ein Eisbär pro Jahr, und kann man
innovativ tätig zu sein und die Brücke zu intelligentem
seinen alten Bumerang wegschmeißen, wenn man einen
Rock und gelegentlich auch Funk zu schlagen.
neuen geschenkt bekommen hat? Für Menschen ab vier
Westfalenhalle 2, Dortmund, 20 Uhr
Jahren zum Staunen, Lachen und Mitmachen.
bodo verlost 3 aktuelle CDs von Joe Bonamassa.
Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr
Teilnahmebedingungen auf Seite 21. Musik | BaBa ZuLa
SA 16 | 03 | 13
BaBa ZuLa konnten für ihre aktuelle Platte „Gece-
Kammerspiel | Damenkarussell
Foundation-Mitbegründer Dr. Das, den Mastermind des
kondu“ beeindruckende Künstler wie den Asian Dub
Bianka Lammert und Jule Vollmer treffen in acht Szenen
NuJazz Bugge Wesseltoft und weitere großartige Musi-
und jeweils vier unterschiedlichen Rollen aufeinander
ker wie Titi Robin, Alcalica, Serra Yilma und Cem Yildiz
und spiegeln ein buntes Spektrum an Frauenalltag wi-
als Gastmusiker gewinnen. BaBa ZuLa sind Murat Ertel
der. Da diskutiert beispielsweise die Politikerin mit der
(Electro Saz, Electronic Sounds, Vocals), Levent Ak-
Putzfrau, die Künstlerin begegnet der Steuerberaterin,
man (Electronic Sounds, Wooden Spoons), Cosar Kamci
die Mutter besucht die Tochter, zwei Schwestern planen
(Percussions) und Elene Hristova (Sängerin). Auf der
25
26 VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2013
Musik | Valery Gore Valery Gore, Sängerin, Komponistin und Produzentin aus Toronto / Kanada. Sie selber nennt ihren Stil „jazz and classically influenced piano pop“, andere sagen Indie-Pop-Singer-Songwriting dazu, wieder 18 | 03 | 13 Vinyl Café: Max Florian Kühlem
20 | 03 | 13 SDP
macht, es ihnen nachzusingen. Sie macht nichts, was sie
In seinem nächsten Kampf tritt er mit gepuderter Haut
2,5 Konzerten im Jahr ist SDP nicht nur die „Bekannteste
nicht ist: Sie ist nicht Göre, kein Kind aus dem Arbeiter-
und blond gefärbten Haaren als Karikatur eines Ariers
unbekannte Band der Welt“, sondern auch „Der beste am
viertel, sie hat Czerny-Etüden gepaukt und Bach-Fugen
auf. Absichtlich verliert er den Kampf, da er als Zigeuner
seltensten auftretende Live-Act des Planeten“. Seit zehn
studiert und Jazz-Piano an einem distinguierten Col-
laut Obrigkeit nicht siegen darf. Doch sein gefährliches
Jahren im Clinch mit der Musikindustrie, haben Vincent,
lege. Es ist durchdacht, was sie macht, es ist reduziert
Spiel bleibt nicht ohne Folgen. Im Anschluss Lesung und
der gleichzeitig Produzent der Band ist, und Dag als Gi-
und leicht und äußerst charmant.
Diskussion mit dem Autor Roger Repplinger, der über das
tarrist, es geschafft, sich mit ihren kreativen, ironischen
Christuskirche, Dortmund, 19 Uhr
Leben des Boxers Johann Trollmann das Buch „Leg dich
Texten und stilistischen Amokläufen eine eigene Nische
Zigeuner“ geschrieben hat.
in der deutschen Musiklandschaft zu erobern. SDP lebt
Sweetsixteen-Kino im Depot, Dortmund, 19 Uhr
von ihrer Vielseitigkeit und dem Kontrast, den die bei-
andere sagen: urban. Man erspürt Einflüsse von Tori Amos, von Rufus Wainwright und Ben Folds und natürlich auch von Björk. Nur, dass Valery Gore nie Anstalten
Börse | Glanzlichter Bereits zum 3. Mal veranstaltet das Deutsche BergbauMuseum Bochum die „Glanzlichter“, die Börse für Grubenlampen und Bergbaugeschichte. Rund 40 Händler aus Deutschland, Holland, Frankreich und Tschechien haben
den Frontmänner bilden. Doch jetzt die unverhoffte
DI 19 | 03 | 13 Theater | Kanalhelden
dem Urknall! Zusammen mit ihrer Konfetti-Pistole und Dags nicht enden wollenden Gitarrensolos, soll Musik-
sich bereits angekündigt, um seltene Grubenlampen zu
Ein Jahr ist seit der Trennung der Eltern vergangen, nun
geschichte geschrieben werden. SDP: Die letzten echten
präsentieren, zu verkaufen oder auch um selbst ein be-
sehen sich die Geschwister Lena, Ole, Mats und der kleine
Universalgelehrten auf Deutschlands Bühnen.
sonderes „Glanzlicht“ für die eigene Sammlung zu erwer-
Timo endlich wieder. Auch wenn der Anlass nicht so toll
FZW, Dortmund, 20 Uhr
ben. Darüber hinaus können das Anschauungsbergwerk,
ist: Opa wird beerdigt. Und schon beim Leichenschmaus
das Fördergerüst sowie die umfangreiche Sammlung
streiten sich die Eltern wieder – so wie früher. Da bleibt
besucht werden. Eine kleine Schau besonders seltener
nur eins: abhauen, und zwar richtig! Aber vorher noch
„Highlights“ aus dem Depot ergänzt die Börse. Eigene
mal schwimmen gehen und dann zur Cranger Kirmes,
Grubenlampen können von Experten beurteilt werden,
Abschied feiern. Und sich ein Versprechen geben: In 15
Serdar Somuncu ist ein Hardcore-Comedy-Kabarettist,
und Kinder können sich im Kerzenziehen erproben.
Jahren wollen sie sich wieder treffen, egal, was passiert.
ein radikaler Beleidiger, der seinen Zuschauern Unerhör-
Bergbau-Museum, Bochum, 10 – 17 Uhr
Gleicher Ort, gleiche Zeit. Nur an den kleinen Timo, der
tes zumutet. Somuncu feiert das Vul-
mittlerweile losgerannt ist, um seine Geschwister zu su-
gäre, das Geile, das Ungezügelte. Wer
chen, hat keiner gedacht. Und das Unheil nimmt seinen
bei Serdar Somuncu in der Vorstellung
Lauf. Ein Theaterstück über Familienfrust und Geschwis-
sitzt, muss auf Verbalinjurien und Ent-
terliebe, Heimat und Fremde, Schuld und Treue basierend
blößungen vorbereitet sein. Dabei geht
Jeden dritten Montag im Monat gibt‘s nun das Vinyl-Café,
auf Erlebnissen von Herner Schülern.
es Serdar Somuncu nicht in erster Linie
ein Live-Magazin mit Menschen, Musik & Geschichten.
Flottmann-Hallen, Herne, 10 Uhr (auch 20.03.)
um Tabubrüche und Showeffekte. Mit
MO 18 | 03 | 13 Live-Magazin | Vinyl Café
Diesmal ist das Publikum eingeladen, Platten und ihre Geschichten zum Thema Filmsternchen in der Musik mitzu-
DO 21 | 03 | 13 BODO VERLOSUNG | Serdar Somuncu
dem Leitspruch „Jede Minderheit hat Lesung | Dond & Daniel
ein Recht auf persönliche Beleidigung“ verfolgt er das
bringen. Als Gast wird u.a. Max Florian Kühlem, Journalist
Dond & Daniel, als professionelle Buchhändler wissen
Ziel, verlogenen Konsens und unaufrichtige Harmonie
und Songwriter, am Start sein, der mit „Unter anderem
sie, was verkauft wird. Als begeisterte Leseratten wis-
zu entlarven. In seinem aktuellen Programm „Hasspredi-
Max“ ein Singer/Songwriter-Projekt in wechselnder Be-
sen sie auch, was sie lieber verkaufen würden. Deswe-
ger“ wird flächendeckend gehasst. Serdar Somuncu lädt
setzung unterhält. Der entspannte Talk wird mit einem
gen lesen sie vor Publikum: Vergessenes, Verschollenes,
zur Messe ein, denn jetzt ist er Prophet. Er gibt einen
live Akustik-Set abgerundet. Der Eintritt ist frei.
Niebekanntgewordenes. Bücher, die in einer besseren
Einblick in das Leben und Wirken als eben dieser. „Hass
Endstation Kino Café, Bochum, 20 Uhr
Welt die Bestsellerlisten anführen würden. Dond & Da-
ist unsere Leidenschaft, weil unser Hass dem Leid der
niel lesen mit verteilten Rollen, loten die Feinheiten
Welt Abhilfe schafft.“ Aber wer jetzt denkt, Somuncu
der Sprache aus und lassen Literatur auf diese Weise
hätte kein Ziel, der irrt, denn er „hasst“, um das Lieben
Im Sommer 1933 gewinnt der Sinto Johann „Gibsy“ Troll-
lebendig werden. An jede ihrer Lesungen schließt sich
nicht zu verlernen.
mann (Hannes Wegener) überraschend die Deutsche Box-
noch ein Quiz an, und wer gut aufgepasst hat, hat gute
RuhrCongress, Bochum, 20 Uhr
Meisterschaft im Halbschwergewicht. Im Kampf David
Chancen, ein Exemplar des vorgestellten Werkes zu ge-
bodo verlost 3 x 2 Karten.
gegen Goliath kann er sich aufgrund seiner überlegenen
winnen. Der Eintritt ist frei.
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
Schnelligkeit durchsetzen. Mit dem Sieg steigt er nicht
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
Film & mehr | Gibsy – Die Geschichte des Boxers
BODO VERLOSUNG | Herzscheiße 01
nur zum Publikumsliebling, sondern auch zum Sexsymbol auf. Doch der Siegestaumel hält nur kurz an, denn eine Woche später wird ihm der Titel mit der Begründung des armseligen Verhaltens wieder aberkannt. Der wah-
26
Weltpremiere: Die erste Deutschlandtour von SDP seit
MI 20 | 03 | 13 Musik | SDP
Friedemann Weise, Pele Caster & Tommy Finke Tommy Finke, dieser musikalische Taudsendsassa aus Bochum, dieser gleichfalls gefühlvolle Singer/Song-
re Grund jedoch ist klar: Als Sinto und damit Mitglied
Während andere Künstler sich seit Jahren die Finger wund
writer wie gnadenloser Rock‘n‘Roller, lädt nun andere
einer nicht-arischen Minderheit darf er zu dieser Zeit
spielen, haben Vincent und Dag es sich gemütlich ge-
Künstler auf seine Couch; in erster Linie zum gemein-
kein Sieger dieser populären Kampfsportart sein. Auf die
macht und feilen seit Jahren an ihren künstlerisch wert-
samen Musizieren, aber auch ein wenig zum Aus-
Ungerechtigkeit reagiert Trollmann mit einem Angriff.
vollen Songs und trinken Tee. Mit nur durchschnittlich
dem-Nähkästchen-Quasseln und Therapieren. Diesmal
28 | 02 | 13 Herzlichen Glückwunsch, liebe Bundesliga!
23 | 03 | 13 SPIN. feat. DJ Hans Nieswandt
31 | 03 | 13 The Golden Era of Hip Hop & a Fistful of Funk
zur Premiere mit Friedemann Weise,
Weiterdenken an. Denn die Erde ist so einzigartig und
dessen genial-minimalistische Songs
so schön – aber auch so verletzlich. Das zeigen sie und
Adressen | Bochum (0234)
schon so manchem für den Rest des
unterlegen ihre Bilder passend mit melancholischer,
Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10
Abends ein nachhaltiges Lächeln ins
aber nicht hoffnungsloser Musik. Der Eintritt ist frei.
Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62
Gesicht gebrannt haben dürften. Au-
subrosa, Dortmund, 20.30 Uhr
ßerdem lümmelt sich auf dem Sofa noch der unvergleichlich charmante
Party | SPIN. feat. DJ Hans Nieswandt
Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20 Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45 Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0 HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6
Pele Caster, der früher mal bei Ast-
Finest Electronic Music – hosted by Daniel Albert.
Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00
ra Kid gesungen hat, inzwischen bei Klee Bass spielt,
Diesmal mit Gast-DJ Hans Nieswandt (Whirlpool Pro-
Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25
und so unvergleichlich schöne Zeilen wie „Und morgen
ductions), Autor von Spex und Groove und vielen mit
Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012
sagen wir, wir haben in der letzten Nacht die besten
seinem Hit „From Disco to Disco“ oder aktuell den Re-
Museum Bochum, Kortumstraße 147, 910 42 30
Jahre unseres Lebens verbracht“ singt.
mixes von Hildegard Knef („Hilde lebt!“) bekannt. Ne-
Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
ben Resident-DJ Daniel Albert ist als Musiker diesmal
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Timo Maiwald mit Gitarren-Electronics live dabei.
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
domicil, Dortmund, 23 Uhr
Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17 Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01 RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30 Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30 Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30
SA 23 | 03 | 13
DO 28 | 03 | 13
BODO VERLOSUNG | Design Gipfel
Fußballkultur | Herzlichen Glückwunsch, liebe Bundesliga!
Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90 Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03 Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35 Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17
Der Design Gipfel – der Markt für junges Design findet
Am 28. Juli 1962 hat der DFB-Bundestag im Dortmunder
am 23. und 24. März bereits zum dritten Mal statt. 50
„Goldsaal“ die deutsche Fußball-Bundesliga aus der Tau-
Designer aus ganz Deutsch-
fe gehoben. Ein Jahr später, am 24. August 1963, rollte
land zeigen einzigartige
das runde Leder bereits zum ersten Mal republikweit in
Adressen | Dortmund (0231)
Produkte
limitierten
den acht Stadien der Ersten Liga. Seitdem hat sich die
Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00
Auflagen, mit Herzblut und
Bundesliga zum liebsten Kind der Deutschen gemau-
Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46
Liebe meist von Hand ge-
sert. Rechtzeitig zum Endspurt der fünfzigsten Spiel-
DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79
macht. Verrückte Taschen,
zeit kehren Reporterlegende Manni Breuckmann und der
Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45
ausgefallener Schmuck, Mode – nicht von der Stange,
positiv fußballverrückte Autor Ben Redelings zurück an
Verspieltes, Kunst, Fotografie, Objektdesign – dies al-
die Gründungsstätte der Bundesliga und zelebrieren im
les finden Design-Fans auf ihrem Dortmunder Gipfel.
Dortmunder Goldsaal gemeinsam mit ihren Gästen eine
Doch es darf nicht nur nach Herzenslust gestaunt,
unterhaltsame Feierstunde zu Ehren des „Jubilars“. Noch
Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194
bewundert und geshoppt werden – im Kreativbe-
ein letztes Mal heißt es also an diesem Final-Abend: „50
Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00
reich heißt es Do It Yourself. Am Stand von DaWanda
unvergessliche Jahre in 90 amüsanten Minuten.“ Online-
Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22
können die Besucher selbst einzigartige Accessoires
VVK und weitere Infos: www.scudetto.de.
Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206
fertigen. Lounge-Musik von DJ Gärtner der Lüste und
Goldsaal Westfalenhalle, Dortmund, 20 Uhr
in
kulinarische Köstlichkeiten runden das Event ab und sorgen für ein entspanntes Shopping-Erlebnis. Depot, Dortmund, 12 bis 19 Uhr (auch So. 24.3.) bodo verlost 3 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 21. Anti-Party | Licht aus, Sinn an!
SA 31 | 03 | 13
Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56 Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50
domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30 Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25 F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72 FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20
Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25 Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33 Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47 Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78 Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60
Party | The Golden Era of Hip Hop & a Fistful of Funk
Subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07
Auch zum Oster-Special von „The Golden Era of Hip Hop
SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23
& a Fistful of Funk“ ist wieder frühes Kommen und lan-
Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20
ges Durchhalten angesagt. Neben den Residents von der
U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23 Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40
Die Welt ist nicht in Ordnung – jedenfalls nicht so,
Soul Trippin‘ Crew reist eigens aus dem hohen Norden das
wie die Menschen sie gestalten: Durch ihr Verhalten
Soulfood DJ-Team an und bringt zum Ostersonntag eine
verändern sie die Erde, zum Beispiel durch die Klima-
feine Mischung aus schweißtreibendem Dancefloor-Jazz,
Erwärmung. Hierauf macht die „WWF Earth Hour“ auf-
HipHop-Klassikern und animierenden Latin Grooves mit.
Adressen | Herne (02323)
merksam: Licht aus! Ein Zeichen, eine Stunde lang. Und
Die Hamburger gelten im norddeutschen Raum als abso-
Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52
das Dortmunder Künstler-Kollektiv „tonbande“ nimmt
lute Instanz für funky Sounds. Zutritt ab 21 Jahren.
Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99
den Faden auf, spinnt ihn durch die Nacht und regt zum
Cosmotopia, Dortmund, 22 Uhr
Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00 Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11
Adressen | Witten (02302) Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24 Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40
Der Druck dieser Seite wurde ermöglicht durch Spenden der Besucher des Geierabend 2012.
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REPORTAGE | von Wolfgang Kienast | Foto: Daniel Sadrowski · J. J. Voskuil Archiv
Kafka triff Loriot trifft Wallace »Das Büro« und sein Übersetzer Bei einer Konferenz zum Thema „Altertums-
wieder diese Fallen. Worte, die gleich klingen,
kunde und Religionsgeschichte” begleitete
aber verschiedenartige Bedeutungen haben. In
Anfang des Jahres 1959 der in einem Amster-
Deutschland bellt der Hund, in den Niederlanden
damer Institut für Volkskunde angestellte wis-
das Telefon. Qualificatie meint nicht, wie man in
senschaftliche Beamte Maarten Koning seinen
Deutschland denken möchte, dass jemand allge-
Vorgesetzten Dr. Anton Beerta. Beerta, heute
mein für etwas qualifiziert sein könnte, sondern
würde man ihn als ambitionierten Networker
ist die Berufsausbildung.”
bezeichnen, kam es dabei in erster Linie auf die Pflege informeller Kontakte an. Fremdelnd,
Seine Entscheidung, sich auf diesem Gebiet
von allem genervt, nahm der soziopathisch
selbstständig zu machen, war jedoch nicht frei-
veranlagte Koning am gemeinsamen Mittags-
williger Natur. Busse war lange Jahre an der Sozi-
mahl teil. Auf die Frage eines Tischnachbarn,
alforschungsstelle in Dortmund beschäftigt, von
womit er sich aktuell beschäftige, entgegne-
wo aus er aufgrund seiner Sprachkenntnisse für
te er denkbar knapp: „Mit Wichtelmännchen”.
die Hälfte der Zeit an ein Partnerinstitut in Nij-
Seine Antwort beendete das Gespräch, bevor es
megen (Nimwegen) „ausgeliehen“ wurde. Es folg-
begonnen hatte. Und Koning verließ, sich zutiefst unglücklich fühlend, den Saal. Gerd Busse wohnt im Dortmunder Vorort Menglinghausen. Ein offener, freundlicher Zeitgenosse, deutlich gesprächsbereiter als Marten Koning bei besagter Konferenz. Busse arbeitet als Berater und Entwickler in deutsch-niederländischen Bildungsprojekten, ist Erziehungswissenschaftler, Politologe, Niederlandist, außerdem Publizist und Übersetzer. Er lacht. „Meine Lehrer haben immer gesagt, Gerd, du hast deine Talente. Mach alles Mögliche, aber bitte nichts mit Sprache.” Seine Schullaufbahn führte über die Realschule in die gymnasiale Oberstufe. Es folgte ein erziehungswissenschaftliches Studium in Göttingen und es gab Probleme mit dem verlangten Kleinen Latinum. Eine Freundin riet ihm, es mit Niederländisch als Nebenfach zu versuchen. Ein guter Ratschlag, wie sich bald herausstellen sollte. In der Nähe von Cloppenburg und dort mit dem Plattdeutschen aufgewachsen, fand er schnell Zugang zur Sprache des Nachbarlandes. Heute begleitet Busse grenzüberschreitende Bildungsorganisationen, für die er unter anderem
Johannes Jakobus Voskuil (1926 – 2008)
wechselseitige Angebote übersetzt. Er hat seine
ten anderthalb Jahre bei einem dem NRW-Arbeits-
Nische gefunden.
ministerium angeschlossenen Institut. „Im Jahr 2003 haben ich und neun weitere Kollegen dort
Wer von Deutschland aus in den Niederlanden
unsere Anstellung verloren. Peer Steinbrück, da-
tätig sein möchte – oder umgekehrt – muss mit
mals Ministerpräsident des Landes, kam aus dem
den entsprechenden Systemen vertraut sein,
Urlaub zurück und meinte, es müsse jetzt gespart
muss zum Beispiel wissen, welcher Abschluss
werden. Ich war Anfang vierzig. Zu alt, um auf
anerkannt wird oder in welcher Hinsicht dieser
dem Arbeitsmarkt eine Chance zu haben. Man ist
kompatibel ist. „Das fängt ja auf der sprachlichen
zu teuer und nicht mehr formbar. Man bekommt
Ebene an. Bei allen Ähnlichkeiten gibt es immer
keine Stelle mehr.”
29
30
In Nijmegen noch wurde Busse von Kollegen auf
hat sich dahingehend geäußert, ihm wäre die Art
Schritt für Schritt tauchte auch Gerd Busse in die
den Roman „Het Bureau” von Johannes Jakobus
seiner Darstellung völlig egal; selbst wenn seine
Welt und das Martyrium des wissenschaftlichen Be-
Voskuil aufmerksam gemacht. Wobei, so wie er es
wissenschaftliche Arbeit längst vergessen wäre,
amten ein. Dass er sein eigenes Büro „Het Bureau”
erzählt, „aufmerksam gemacht“ stark untertrieben
könne er seinen Enkeln noch immer sagen, sie
nannte, ist nur Randnotiz. Wenn seine Familie und
scheint. In dem Institut, für das er arbeitete, sa-
hätten eine berühmte Romanfigur als Großvater.
seine eigentliche Arbeit es zuließen, suchte er im Roman erwähnte Orte auf und war immer wieder
ßen echte Fans. Und sie waren in den Niederlanden nicht die einzigen. Das Mammutwerk, sieben Bände
Im Roman permanent spürbar ist die deprimierende
begeistert von der Sorgfalt, mit der Voskuil diese
und insgesamt etwa 5.000 Seiten stark, galt in den
Selbsteinschätzung des Verfassers, was Inhalt und
gezeichnet hatte. In neunundneunzig von hundert
1990er Jahren als die literarische Sensation. Der
Wert seiner Arbeit am Amsterdamer P.J. Meertens
Fällen stimme Beschriebenes bis auf den Meter ge-
ausgelöste Wirbel war dem um Harry Potter durch-
Instituut betrifft. Voskuil gelang, nebenbei und
nau. Er traf sich mit Personen, deren Roman-Alter
aus vergleichbar, Campieren vor Buchhandlungen
vielleicht sogar unbeabsichtigt, eine beißende re-
Ego entschlüsselt war. Auf die Frage, ob sie sich
bei Erscheinen eines neuen Bandes inklusive.
alistische Satire auf Bürokratie und Verwaltung im
wiedererkennen würden, hätten die meisten geantwortet, die Fakten entsprächen der Wahrheit, auch wenn sie einige Dinge aus ihrer Perspektive anders wahrgenommen hätten. Natürlich traf er sich mit Voskuil. Zu dessen Lebzeiten. Voskuil schied, schwerkrank, am 1. Mai 2008 freiwillig aus dem Leben. Gerd Busse begann, zunächst noch mit Unterstützung des Autors, erste Teile des Romans ins Deutsche zu übertragen. Wenn in den Niederlanden ein weiterer Band veröffentlicht wurde, informierte er das deutsche Feuilleton, welches über das Werk und dessen ungewöhnlich breite Resonanz berichtete. Busse wurde zu literarischen Abenden geladen, in die Niederlande, aber auch nach Deutschland. Da das P.J. Meertens Institut wissenschaftliche Kontakte nach Münster unterhält, existiert dort natürlich ein örtlicher „Het Bureau”-Freundeskreis. Busse versuchte bald, einen deutschen Verlag zu finden. Über die Jahre hatte er einen guten Ruf als
Reale Vorbilder für einen Teil der etwa 600 Romanfiguren waren natürlich auch die echten Angestellten des P.J. Meertens
Übersetzer gewonnen. Als solcher wurde er oftmals
Instituut. Die reagierten mehr oder weniger begeistert.
gebeten, Prognosen abzugeben, wenn Titel aus dem Niederländischen für den hiesigen Buchmarkt
„Het Bureau” spiegelt faszinierend präzis den Ar-
Ganzen. „Wenn man denkt, die haben sich dort mit
angeboten wurden. Warum also kein Gutachten für
beitsalltag von Büromenschen und dokumentiert
völlig abseitigen Themen beschäftigt”, sagt Busse,
„Das Büro” verfassen? Er machte auch das. Renom-
historisch gewachsen genannte Arbeitsabläufe
„mit Dingen, die man Steuerzahlern besser gar nicht
mierte Verlage wie Kunstmann oder Kiepenheuer
über Jahrzehnte ebenso detailliert wie interne
erzählen sollte, dann gilt das eigentlich ebenso
zeigten sich zunächst interessiert, zogen sich je-
Machtkämpfe und Intrigen. Eine, so unglaublich
für einen Großteil des Wissenschaftsbetriebes, der
doch wieder zurück. Ebenso Jörg Schröder, der ehe-
es sich anhören mag, perfekte Mischung aus Franz
Verwaltung und des Institutswesens. Ich habe viel
malige Herausgeber der März-Bücher und erklärter
Kafka, Loriot und David Foster Wallace. Und wahr.
mit dem Arbeitsministerium in NRW zu tun gehabt.
Fan von „Het Bureau”. Zu groß das Unterfangen, zu
Immer wieder hat es mich überrascht, was für ei-
groß das Risiko. Dreizehn Jahre dauerte die Suche.
Johannes Jakobus Voskuil ist kein anderer als
nen Riesenapparat die sich aufgebaut haben. Man
der eingangs erwähnte Marten Koning. Alle etwa
verläuft sich dort unweigerlich. Und es ist nur das
Im vergangenen Jahr endlich erschien mit dem
sechshundert unterschiedlich bedeutenden Ro-
Ministerium eines Landes. Da stelle ich mir lieber
Titel „Das Büro: Direktor Beerta” der erste Band
manfiguren besitzen reale Vorbilder. Die haben
nicht vor, wie es im Arbeitsministerium des Bundes
bei C.H. Beck. Leider könnte es der letzte sein.
mehr oder weniger begeistert auf das reagiert,
aussieht. Oder im Verteidigungsministerium.”
Guten Kritiken und vertretbaren Verkaufszahlen zum Trotz wurde vom Verlag ein geplanter Rück-
was Voskuil sich nach seiner Pensionierung von
30
der Leber geschrieben hat. Es ist nicht immer
Ein Individuum begreift sich als bedeutungsloses
zug aus dem Projekt bekanntgegeben. „Ich ver-
schmeichelhaft. Wohl aus diesem Grund haben
Rädchen in einer sinnfreien Maschinerie. Kein
mute, Angst vor der eigenen Courage“, sagt Gerd
sich einige von ihnen bis heute nicht öffentlich
Wunder, dass der Roman auch philosophische Dis-
Busse. Das letzte Wort in der Sache sei aber noch
geäußert, andere zogen als begehrte Gäste durch
kurse befeuert hat. Erik van Halsema, Theologe
nicht gesprochen, meint der Übersetzer. (wk)
niederländische Talkshow-Formate. Die Person
und Voskuil-Fan, nennt den Roman ein „Buch des
hinter einer Figur namens Koos Rentjes – im Ro-
Trostes”. Leser, der du vergebens nach der Bedeu-
INFO J.J. Voskuil | Das Büro: Direktor Beerta
man alles andere als ein Sympathieträger, heute
tung deines Daseins suchst, du bist nie allein.
aus dem Niederländischen übersetzt von Gerd Busse
als emeritierter Professor in Dänemark lebend –
Marten Koning ringt an deiner Seite.
C.H. Beck-Verlag | ISBN 978 3 406 63733 9
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REPORTAGE | von Nathanael Ullmann und Bastian Pütter | Fotos: Nathanael Ullmann
20 Jahre Tafeln zwischen Erfolg und Skandal
Dem Staat zeigen, wie es richtig geht? Zwei Jahrzehnte ist es her, dass Sabine Werth
längst nicht alle Bedürftigen. Nur ein Zehntel der
die Berliner Tafel ins Leben rief. Das Grundprin-
Armen hat einen Tafelausweis. Nachweise seien
zip war so einfach wie effektiv: Private Initia-
nötig, um zu verhindern, dass „schwarze Scha-
tiven sammeln überschüssige Lebensmittel und
fe“ ohne wirklichen Bedarf das System Tafel aus-
geben sie an die bedürftige Bevölkerung weiter.
nutzen. Doch dürften sie nicht verhindern, dass
Aus der guten Idee ist inzwischen eine ganze
Menschen direkt Hilfe bekommen: „Wir helfen
Industrie geworden: rund 900 Tafeln gibt es in
erst einmal jedem Menschen, der Hilfe braucht.
Deutschland, 1,5 Millionen Menschen sind auf
Dann reden wir mit ihm“, so Manfred Baasner.
ihre Angebote angewiesen. Mit jedem gespende-
Wichtig sei, dass die Betroffenen mit ihm sprä-
ten Kühllaster wächst inzwischen auch die Kri-
chen. Dann merke man schnell, wer wirklich Hilfe
tik an den Tafeln: Sie legitimierten den Rückzug
brauche und wer nicht.
des Sozialstaates und bekämpften nicht Armut sondern verdeckten sie, so die Kritiker. Viele
Das scheinen aber nicht alle zu verstehen. In der
Tafeln reflektieren längst ihre Rolle zwischen
Halle wird es gerade um den Registrierungstisch
individueller Nothilfe und gesellschaftlichem
herum hin und wieder ein wenig lauter. „Das ist
Problem. Ein Besuch in Wattenscheid.
dann schon manchmal schwer“, erzählt einer der Arbeiter. Aber der Gedanke, Menschen geholfen
Manfred Baasner übernahm 1998 das von seinem
zu haben, motiviere ungemein.
Sohn aufgebaute studentische Projekt „Solidarität mit Obdachlosen“ und baute es beständig
Mittlerweile steige die Unzufriedenheit bei den
zur heutigen Wattenscheider Tafel aus. Mittler-
Kunden. „Mit dem, was gerade da ist, sind sie
weile existieren neben der Lebensmittelausgabe
manchmal nicht mehr zufrieden“, erzählt der
noch ein soziales Warenhaus, eine Nähstube mit
69jährige Leiter. Zum Glück seien das bisher aller-
-schule und diverse Sprach- und Nachhilfekurse.
dings noch Ausnahmen. Die Ursache für die Unzu-
Täglich tun in der Laubenstraße rund 40 Mitar-
friedenheit sieht der Tafel-Chef vor allem in zwei
beiterinnen und Mitarbeiter (1,5-Euro-Jobber,
Dingen: „Seit wir den symbolischen Euro einge-
Festangestellte und Ehrenamtliche) ihre Arbeit.
führt haben, der gezahlt werden soll, damit wir das Essen ausgeben, taucht immer mehr der Begriff des
Zum Transport der Lebensmittel auch zu den 34
,Kaufens’ auf. Und jemand, der kauft, hat auch An-
Ausgabestellen steht der Tafel ein beeindrucken-
sprüche.“ Außerdem gebe die Tafel Wattenscheid
der Fuhrpark mit 14 Fahrzeugen zur Verfügung.
nicht in bestimmten Mengen, sondern überlasse
Nach dem Antransport sortieren die Helfer die
den Menschen selbst, wie viel sie brauchen. Da-
Lebensmittel (vor allem Obst und Gemüse) in der
durch entstehe aber auch ein gewisses Überfluss-
Wattenscheider Zentrale. „Wir sortieren nicht
denken, das eventuell zur Unzufriedenheit führt,
immer gleich. Mal kann man sehr großzügig
wenn eben gerade nicht so viel da ist.
aussortieren, aber wenn wir wenig Lieferungen bekommen haben, dann nehmen wir auch schon
Dürfen Tafel-Kunden Forderungen stellen? Für Kri-
mal einen Apfel, der schon zwei Dellen hat“, er-
tiker der „Tafel-Bewegung“ liegt in dem, was Man-
zählt eine Jobberin.
fred Baasner beschreibt, ein Kern des Problems. Die Autorin Kathrin Hartmann kritisiert, dass mit den
Nach der Sortierung landen die Äpfel, Salate und
Tafeln eine unsichere Versorgung auf Dankbarkeits-
Frikadellen direkt in der Verteilung. Einen Euro
basis die wirkliche Teilhabe abgelöst habe. „Der
bezahlt der Bedürftige und darf sich dann bedie-
Preis, den ich als Tafelkunde zahle, ist kein ökono-
nen. Am Eingang registrieren sich die Besucher
mischer Preis, sondern ein psychosozialer“, sagt der
mit einer Hartz-IV-Bescheinigung und Ausweis
Soziologe Stefan Selke. Es sei ein „Als-ob“, von dem
und erhalten dann von den verschiedenen Hilfs-
beide Seiten wüssten. Der Tafelnutzer erlebe Ab-
kräften ihr Essen. Wöchentlich verlassen die Tafel
hängigkeit und mache sogenannte „Aberkennungs-
Wattenscheid rund 8.000 Menschen mit mehr oder
erfahrungen“. „Wir wissen, dass solche Erfahrungen
weniger gefüllten Einkaufstaschen.
Menschen schaden“, so Selke. „Wir haben noch keine Ahnung davon, was es bedeutet, wenn sie milli-
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Doch eine Tafel ist kein Supermarkt. Der Zugang
onenfach auftreten.“ Für Millionen Menschen waren
ist reglementiert und die Angebote erreichen
die Tafeln auch nie gedacht. Ein Dilemma.
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Mit 14 Fahrzeugen beliefert die Wattenscheider Tafel 34 Ausgabestellen.
8.000 Menschen pro Woche nutzen die Angebote der Wattenscheider Tafel.
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Ein Heer von 50.000 Ehrenamtlichen, Tausende
Sanktionen, in denen Leistungsempfängern das
Spender, große Sponsoren und mächtige Freunde:
Existenzminimum verweigert wird, werden mit
Die Tafeln sind ein beispielloses Erfolgsmodell.
Hinweis auf die Tafeln gerechtfertigt – hier ver-
Auch bei den Tafeln selbst hat längst die Refle-
hungere schließlich niemand. Die Tafeln, die an-
xion darüber begonnen, ob dieser Erfolg in jeder
getreten sind, um Not zu lindern, werden auch
Hinsicht ein gutes Zeichen ist. Inzwischen sind
instrumentalisiert von einer „privat vor Staat“-
die Tafeln nicht mehr wegzudenken. Die Super-
Bewegung im Sozialen. „Das eine tun und das
märkte und Discounter kalkulieren längst mit der
andere nicht lassen“, beschreibt die Berliner Tafel-Pionierin Sabine Werth ihre Position. Tafeln, die Armut lindern helfen, müssten sie auch zum Thema machen. Eine Haltung, der sich auch Manfred Baasner verpflichtet fühlt: „Wir haben uns nur gegründet, um es dem Staat vorzumachen, wie es richtig geht. Um aus dem Ehrenamt heraus zu zeigen, was machbar ist und um letztlich die Tafeln – wenn sie nicht mehr gebraucht werden – zu schließen“, sagt er. Zum Thema Kinderarmut, ein Bereich, der ihm sehr am Herzen liegt, ließ er ein Jahr lang in einer Schule an bedürftige Kinder kostenlos Obst verteilen. Den Kindern ging es nach dem Jahr tatsächlich besser, die Auseinandersetzungen auf dem Schulhof nahmen ab. Von einem Medienunternehmen wurde dieses Projekt filmisch festgehalten. „Mittlerweile gibt es an vielen Schulen solche Projekte, die auch staatlich unterstützt werden“, freut sich Baasner.
Ω Manfred Baasner: „Wir helfen erst einmal jedem
„Entsorgung“ von Überbeständen, gleichzeitig ist
Menschen, der Hilfe braucht. Dann reden wir mit ihm.“
für sie „soziales Engagement“ ein Marktvorteil. Mercedes Benz hat inzwischen den 700. Transporter gespendet. Die Unternehmensberatung
(nate & bp)
INFO
McKinsey unterstützte die frühe Tafelbewegung
Mehr als 400 Ehrenamtliche engagieren sich bei der
mit zwei nicht öffentlichen Publikationen: dem
Wattenscheider Tafel: www.wattenscheider-tafel.de
Handbuch zur Gründung und dem Handbuch zum Betrieb einer Tafel. Für viele einflussreiche Freunde der Tafeln sind sie eine wirkliche Alternative zum teuren und scheinbar ineffizienten Sozialstaatsmodell.
Das tafelkritische Aktionsbündnis organisiert unter den Titel „Armgespeist. 20 Jahre Tafeln sind genug!“ Veranstaltungen und Diskussionen: www.aktionsbuendnis20.de Das von Prof. Dr. Stefan Selke initiierte Netzwerk
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Ein Ergebnis: Inzwischen schicken Jobcenter
Tafelforum sucht den Austausch zwischen Tafel-
ihre „Kunden“ wie selbstverständlich zur Tafel.
bewegung und Kritikern: www.tafelforum.de
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NEUES VON ROSI | von bodo-Verkäuferin Rosi
FRAUEN SIND 100% WERT! GLEICHER LOHN FÜR FRAUEN UND MÄNNER
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser, und wieder hat die Faschingszeit begonnen mit Jubel, Trubel, Heiterkeit. Am Dienstag ist ja Faschingsumzug. Aber ich schaue mir den lieber im Fernsehen an, da ich sowieso sehr erkältet bin. Ich musste heute zur Nachuntersuchung. Also noch eine Woche zu Hause bleiben. Ich hoffe, meine Kunden haben Verständnis dafür. Die Erkältungswelle ist auch noch nicht vorüber. Gerade heute, als ich den Arzttermin hatte, fielen zwei Busse aus, und
www.gruene-dortmund.de Kreisverband Dortmund
bodo schafft Chancen
die Bahn hatte auch Verspätung. Leider passiert das immer, wenn man Termine hat. Passiert Ihnen das auch? Wegen Schnee und Eisglätte verschieben sich die Fahrpläne. So schlimm war es doch gar nicht.
das straßenmagazin – die besten geschichten auf der straße ein euro achtzig – neunzig cent für den verkäufer
Aber es ist ärgerlich, wenn man sich die Beine in den Bauch steht. Am 23. Februar feiert bodo Geburtstag. Ich weiß noch, wie ich bei bodo angefangen habe. Ich war
www.bodoev.de
scheu und ängstlich, wusste gar nicht, wie ich mich verhalten sollte beim bodo-Verkauf. Ich traute mich nicht einmal, den Mund aufzumachen. Und jetzt bin ich schon 13 Jahre dabei. Unterdessen hat sich viel verändert. Einerseits zum Guten. Andererseits zum Schlechten. Zuerst waren wir in der Weißenburger Straße, dann in der Malinckrodtstraße, jetzt sind wir am Schwanenwall. Vieles wurde gemacht, um unsere Räume zu verbessern und zu vergrößern. Es wurden durch Spenden Tische und Stühle gekauft, damit man mehr unter sich sein, ein Käffchen trinken und sich in der kalten Jahreszeit aufwärmen kann. Man hat mehr Zeit für ein gemütliches Gespräch untereinander. Viele, die eine Arbeitsstelle bekommen haben, sind gegangen. Viele sind neu gekommen. Alles ging gut. Doch es gibt auch immer mal wieder Beschwerden. Ich muss es immer wieder betonen: Wer Zeitungen verkauft, muss doch nicht betteln! Wir leiden alle darunter. Ich habe nichts dagegen, Mitbürgern zu helfen. Im Gegenteil: Wir sind alle nur Menschen. Aber es muss im Rahmen bleiben. Nun zu mir: Ich feiere in Kürze meinen Geburtstag. Man wird wieder ein Jahr älter und weiser. So, das war es mal wieder. Wie immer sage ich Tschüss, bis zum nächsten Mal, Ihre Rosi.
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36 Fehlersuchbild – Lösung: 1) Der Erfinder trägt einen Ohrring, 2) eine Haarsträhne ist kürzer3) und auf seinem Fell fehlt ein zackiger Schatten, 4) der Typ ganz links hat Nackenhaare, 5) ihm fehlt ein Finger 6) und seine Keule ist hinten kürzer, 7) der Alte hat keine Glatze mehr, 8) am Boden fehlt ein kleiner Stein, 9) am Horizont fehlt rechts eine Bergspitze und 10) beim zweiten Hallo fehlt ein O.
Finde die 10 Unterschiede im rechten Bild. Viel Erfolg! Rätsel-Lösung: KOPILOT
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RÄTSEL | von Volker Dornemann
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VERKÄUFERGESCHICHTEN | protokolliert von Sebastian Sellhorst | Foto: Sebastian Sellhorst
Gheorghe aus Bochum:
»Zu Hause wartet meine Familie auf mich, das lässt mich durchhalten.« Auf der Suche nach Arbeit kommt Gheorghe aus
versuchte ich, die zehn Zeitungen loszuwerden, die
Rumänien nach Deutschland. Doch auch hier fin-
man als neuer Verkäufer gratis bekommt. Natürlich
det er keinen Job. Gemeinsam mit seiner Frau lebt
war es erst ungewohnt, da so auf der Straße zu ste-
er in Dortmund. Das Straßenmagazin verkauft er
hen und die Zeitung anzubieten. Aber Geld vom Ar-
seit Ende letzten Jahres in Bochum-Wiemelhau-
beitsamt bekomme ich nicht, also hatte ich kaum
sen. Uns hat er erzählt, wie er nach Deutschland
eine andere Möglichkeit, für mich und meine Familie
gekommen ist und warum er die bodo verkauft.
zu sorgen. Und nach ein paar Tagen klappte es dann auch ganz gut mit dem Verkauf.
„Geboren wurde ich vor 27 Jahren in Câmpia Turzii, einer kleinen Stadt in Siebenbürgen in Rumänien.
Das Wichtigste beim Verkauf sind meine Kunden.
Dort bin ich mit vier Geschwistern aufgewachsen.
Bis auf wenige Ausnahmen sind alle sehr nett zu
Wie mein Vater arbeitete ich dort nach der Schule
mir, viele bleiben kurz stehen und fragen, wie es
als Bauhelfer. Die wirtschaftliche Situation in mei-
mir geht. Manche von ihnen kommen regelmäßig je-
ner Heimat war schon immer sehr schwierig. Irgend-
den Monat vorbei und sagen auch kurz ,Hallo‘, wenn
wann gab es gar keine Arbeit mehr. Kurz bevor ich
sie keine Zeitung kaufen. So etwas hilft einem sehr
nach Deutschland gekommen bin, hatte dort fast
durch den Tag und lässt einen doofe Sprüche, die
niemand mehr einen Job.
man auch zu hören bekommt, schnell wieder vergessen. Natürlich hat der Verkauf auch nicht so
Das erste Mal nach Deutschland kam ich 2005. Ich
schöne Seiten. Wenn man die Zeitung noch nicht los
hatte meine jetzige Freundin kennengelernt, wäh-
geworden ist und man bei Wind und Wetter weiter
rend sie in Rumänien Urlaub gemacht hat. So zog ich
verkaufen muss, weil man auf das Geld angewiesen
zu ihr nach Germersheim in Rheinland-Pfalz. Damals
ist, dann kann einem der Tag schon mal lang wer-
musste ich noch alle drei Monate zurück nach Rumä-
den. Aber da muss ich dann halt irgendwie durch. Zu Hause wartet meine Familie auf mich, das lässt mich
nien. Aber auch hier in Deutschland fand ich nicht wie erhofft einen Job. Ich handelte auf Flohmärkten
din war erst im siebten Monat schwanger, als die
und versuchte, mich mit Hilfsarbeiten über Wasser zu
Wehen einsetzten, aber es geht ihm gut. Zurzeit ist
halten. Ich habe zwar immer versucht, eine geregelte
er noch zur Beobachtung im Krankenhaus. Ich hoffe
und feste Arbeit zu finden, aber das war mir aufgrund
aber, dass er bald nach Hause kommen kann. Es kos-
einer fehlenden Arbeitserlaubnis nicht möglich.
tet zwar eine Menge Geld, für die beiden zu sorgen,
Seit 18 Jahren gehören das Straßenmagazin und seine
aber sie sind ja auch alles, was ich habe.
Verkäufer zum Straßenbild in Bochum, Dortmund und
Daher war das Geld bei uns natürlich immer sehr
durchhalten.“ (sese)
bodo-VerkäuferInnen
Umgebung. Viele haben feste Verkaufsplätze und einen
knapp. Meine Freundin hatte eine Tochter von einem
Zu bodo bin ich durch meinen Bruder gekommen.
eigenen Kundenstamm. Manche sind schon seit Jahren
anderen Mann. Mittlerweile bin ich aber für sie der
Der verkauft schon etwas länger das Straßenmaga-
bei uns, andere nur auf der Durchreise. Für alle jedoch
Papa. Noch geht sie in den Kindergarten, aber bald
zin und sagte mir, ich solle es doch auch einmal
ist der Verkauf des Straßenmagazins eine Arbeit, die
wird sie eingeschult. Vor einem Monat ist mein Sohn
probieren. So bin ich im Oktober des letzten Jahres
Halt gibt und Selbstbewusstsein schafft. bodo stellt
zur Welt gekommen. Leider etwas früh. Meine Freun-
zu bodo gekommen. Noch am Tag meiner Anmeldung
regelmäßig einen Verkäufer vor.
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38 BODO GEHT AUS | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Frau Weber kann kochen. Eine stetig wachsende Gemeinde von Fans weiß und schätzt das. Es schmeckte ihnen im Café Weber, damals, im Langen August an der Braunschweiger Straße, sie folgten ihr ins Fink am Nordmarkt, sie waren traurig, als Frau Weber beschloss, die Küche dort zu verlassen, sie mussten eine Weile warten und freuen sich jetzt um so mehr, an ihrer Kochkunst im Café Baum, der Gastronomie im Museum für Kunst und Kulturgeschichte, teilhaben zu können.
Frau Weber kocht | Dortmund Täglich neu im Café Baum bis 18 Uhr einen Mittagstisch fernab landläufiger
Stiefel, mit Haltung die kräftigen Hände auf ei-
Imbisskultur plus hausgemachten Kuchen. Früh
nen Spaten gestützt. Seinem Namen Ehre erwei-
am Morgen geht sie einkaufen und lässt sich vom
send, wurde bei der Inneneinrichtung des Cafés
Angebotenen inspirieren. Eine feste Karte ist ihre
allerlei Holz verarbeitet. Ein gelungenes Ambien-
Sache nicht. Nein, Danke. Lieber spricht sie von
te. In Kombination mit der großen Fensterfront,
emotionaler Küche und dass sie ihre Spontaneität
die das Café nach außen hin öffnet, entsteht
nicht eigenhändig an die Kette legen möchte.
eine sowohl aufgeräumt helle als auch einladend gemütliche Atmosphäre.
Fünf bis zehn Gerichte stellt sie ihren Gästen zur Wahl, die Karte postet sie täglich vor elf auf
Auf den Nachwuchs der Besucher wartet eine
ihrer Internetseite. Sie steht zum Westfälisch-
gut ausgestattete Spielecke. Kindergeburtstage
Deftigen, experimentiert auch gern mit exoti-
können mit speziellen Führungen durchs Museum
schen Aromen, lässt Zusatzstoffe draußen, kocht
und anschließender Kuchentafel im Café gefei-
mit Fleisch, vegetarisch und verstärkt vegan. „Es
ert werden. Für neugierige Leseratten gibt es ein
gibt Gerichte, die das genau so wollen”, erklärt
Regal mit Büchern. Zum Schmökern und zum Tau-
sie. „Mit der Ideologie dahinter kann ich aber
schen. Wem ein Buch so gut gefällt, dass er es
nicht viel anfangen. Das ist mir zu asketisch. Da
gern mitnehmen und zu Hause weiterlesen möch-
wird oft mehr Wert darauf gelegt, dass es nach
te, wird gebeten, beim nächsten Besuch einfach
Verzicht, als dass es überhaupt schmeckt.”
einen anderen Band ins Regal zu stellen.
re gastronomische Liaison eingegangen. Christine
Bei meinem Besuch wählte ich Vegetarisches.
Nach 18 Uhr übernimmt Peter Klose das Geschäft
Weber suchte ein neues Betätigungsfeld, Peter Klo-
Gnocchi mit Roquefort und Feige zum Preis von
und das Café Baum wird zu einer Bar mit Kultur-
se jemanden, der imstande war, in Innenstadtlage
7,50 Euro. Fein, nicht zu fruchtig, die Gnocchi
programm. Regelmäßig finden Lesungen, Konzerte
mit kreativen Gerichten zu fairen Preisen Akzente
angebraten mit leichter Kruste. Ich hätte auch
und bald ein Improtheater statt. Natürlich gibt es
setzen zu können. „Meine Schwester hat den Kon-
einen Chili-Leberkäse mit Spiegelei, Bratkartof-
auch dann noch etwas zu essen. Allerdings ist das
takt hergestellt. Wir haben kurz telefoniert, dann
feln und Salat wählen können. Oder ein Käsetor-
dann nicht von Frau Weber gekocht. (wk)
haben wir uns getroffen und waren uns schnell ei-
tellini-Tomaten-Gratin mit Rosmarin-Kartoffeln
nig”, sagt Klose. „Eigentlich wollte ich ja in der
und Salat. Bei keinem Gericht hätte ich mehr als
Nordstadt bleiben”, sagt Weber. „Aber die Vermie-
acht Euro zahlen müssen. Gutes Essen zu eben
ter, mit denen ich dort in Verhandlung stand, hat-
solchen Preisen.
Frau Weber ist dort mit dem Pächter eine fruchtba-
im Museum für Kunst und Kulturgeschichte
ten derart überzogene Vorstellungen, dass ich froh war, als die Anfrage von Peter kam.”
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Frau Weber kocht | Café Baum
Der Name Café Baum bezieht sich übrigens auf
Hansastraße 3 | 44137 Dortmund
den Gründer des Museums, Professor Albert Baum
Tel. 0231 – 28 86 61 50
Frau Weber gehört die erste Tageshälfte im Café
(1862 – 1934). Eine kleine Statue zeigt ihn als
www.facebook.com/cafebaum
Baum. Werktags, außer samstags, bietet sie von 11
rustikales Mannsbild. Vollbart, Halstuch, hohe
www.frauweberkocht.de
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Foto: Sebastian Sellhorst
LESERSEITE
bodo dankt:
Sparkasse Bochum Alfons und Franziska Kienast, Sabine Raddatz, Joachim Lutz, Monica Meyer, Petra Danielsen-Hardt, Silke Harborth, Doris Buderus, Timo Zimmermann, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Dr. Nina Kolbe, Marion Peters, Renate Schmidt, Reinhold Bindemann, Ute Soth-Dykgers, Anette Duee, Dr. Fritz Rüdiger Volz, Norbert Schliesing, Walter Thiemann, Irmela Witte, Sylvia Schreurs, Klaus Gebelhoff, Klaus-Peter Engelbrecht, Norbert Dahlhaus, Udo Multhaupt, Edith Leidag, Dr. Rüdiger Hossiep, Eva-Maria Drenkelforth, Dieter Brinker, Franz Joachim Schönmehl, Dr. Christopher Frey, Gundula Birenheide, M. und W. Schumacher, Uwe Lück, Harry Schlisio, Olaf Jaekel, Birgit Junge, Gerda Jander, Dietmar Kliesch, Fabian Goldbeck, Sabine Patze, Rotraud Kahler, Peter Hollmayer, Petra und Frank Valente, Hermann Josef Schregel, Uwe Lück, Eva Kutschmann, Ulrike und Wolfgang Jungmann-Busch, Herbert Kropf, Harald Gering, Brigitte Brätsch, Christiane Knüpfer, Klaus Peter Eickhoff, Peter Klein, Reinhilde Sclippa, Gerhard Hofmann, Erika Maletz, Gisela Galka, Kerstin Bux, Ursula Hermfisse, Waltraud Girgert, Petra Vogt, Rolf-Dieter Ortwein, Almut Neukäter, Hans Joachim Klüner, Inge und Georg Huedepohl, Angelika Möller, Harri Rabe, Kai-Uwe Gerhard Loser, Beate und Ernst-Christian Demisch, M. Drenske-Krohm, H. Krohm, Marita Mees-Rey, Udo Klotzbücher, Petra Rösler, Brigitte Pogrzeba, Gemeinschaftspraxis Dr. Große Lembeck, Peter Theodor Oberwoerder, Dr. Annegret Schrewe, Gabriele Floer-Niepmann, Hans Paul Niepmann, Christian Schäferkordt, Peter Schmitt-Wittrock, Raphael Pratzler, Oliver Stiller, Anne Volkmann, Esther Hagemann, Helmut König, Thomas Lohkämper, Dr. Rinnert Siemssen, Volker Schaika, Margit und Dietmar Schilling, Thomas Annies, St. Petri-Nicolai Kirchengemeinde Dortmund Frauenh. Ost, Teresa Nolte, Andrea Jenders, Hannelore Thimm-Rasch, Andreas Haupt, Jutta und Wido Wagner, Gerhard Volpers, Else Marie Bork, Peter Lasslop, Christina Kolivopoulos, Kathrin Bohr, Klara Lehmann, Hartmut Schulze-Velmede, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Brigitte Sonntag, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Christoph Roeper, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Lieselotte Markgraf, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Annabell Preusler, Birgitt Kuhlmann, Dieter Zawodniak, Elisabeth Heymann-Roeder, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Elisabeth Heymann-Röder, Christian Bösterling, Linda Wotzlaw, Dagmar Drabandt, Christian Müller, Gerd Schlitzer, Johannes Sock, Medizinisches Versorgungszentrum Prof. Dr. Uhlenbrock & Partner
Endlich volljährig! Wir freuen uns über eine gelungene Geburtstagsfeier mit lauter netten Menschen, bei der uns vor allem auch die großartige Band im Gedächtnis geblieben ist. Zu sehen sind „Zirkus“ z.B. am 10. März in der Dortmunder Pauluskirche und am 22. März im Essener Unperfekthaus.
LESERBRIEFE
tung wieder. In Australien heißt sie „The big issue“, er-
Liebe Leute von bodo, ich lese die bodo wirklich ger-
scheint alle zwei Wochen und kostet 5 AUS $, was 4,20
ne und finde insbesondere die Veranstaltungstipps echt
Euro entspricht. Ich habe dem Verkäufer von unseren Ob-
gut, stelle aber fest, dass zunehmend der lokale Teil von
dachlosenzeitungen erzählt. Er lässt ganz herzlich grüßen.
Bochum vernachlässigt wird. Eine Motivation für mich,
Viele herzliche Grüße von Regina Steiner
Eure Zeitung zu kaufen, war es immer, auch ohne Lokalzeitung zumindest wenige, soziale und vor allem lokale
Sehr geehrte Damen und Herren, am 6.2.stand in Dort-
Informationen zu erhalten.
mund-Aplerbeck ein ausländischer bodo-Verkäufer. Der
Weiter so und Happy Birthday! Julia Robert
sprach jeden persönlich an, ob er nicht eine bodo haben
Liebes „bodo“, ich gratuliere Dir sowie allen Mitarbeitern und Spendern, die dazu beigetragen haben, dass Du diesen wunderbaren Geburtstag feiern kannst. 18 Jahre – Endlich volljährig! Welch ein großartiger Erfolg in der Arbeit für Obdachlose und Benachteiligte in dieser Gesellschaft. Ich wünsche Dir weiterhin erfolgreiche Jahre und werde Dich und Deine „Schutzbefohlenen“ auch weiterhin durch meine kleinen Spenden und den Kauf der Zeitung unterstützen. Freundliche Grüße aus Dorstfeld, Peter Thanscheidt
wolle. Da ich kein Interesse an der Zeitung habe, jedoch gern hilfsbereit bin, fragte ich ihn, ob er einen Kaffee mag, denn es wäre doch sehr kalt. Ich wollte ihm den Kaffee übergeben, da fragte er mich, ob ich ihm nicht mit etwas Geld aushelfen könnte, das er schnellstmöglich zurückzahlen würde. Aus Prinzip gebe ich kein Geld, ich habe selbst zu wenig! Ich bin sehr froh, dass es den bodo gibt und sich die Ärmeren etwas hinzuverdienen können. Ich rechne es den Verkäufern in der Stadtmitte zum Beispiel sehr hoch an, dass sie ihre Zeitungen „allgemein“ anbieten und nicht
Guten Tag, Herr Pütter, im letzten Jahr habe ich mir einen
direkt den einzelnen Fußgänger ansprechen. Bitte kehrt
Traum erfüllt und bin nach Australien geflogen. Über das
doch zurück zur alten Verkaufsmethode und unterrichtet
hohe Preisniveau auch für Lebensmittel war ich entsetzt.
Eure Verkäufer besser über das soziale Angebot.
Diese Preise spiegeln sich auch bei der Obdachlosenzei-
Mit freundlichen Grüßen, Carsten Engels
CARTOON | Idee und Zeichnung: Volker Dornemann
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