bodo März 2013

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1.80 Euro März 2013 | 90 Cent für den Verkäufer

bodo Das Straßenmagazin

04 | Starkoch im Gleichgewicht | Jamie Oliver im Interview 32 | 20 Jahre Tafeln | Dem Staat zeigen, wie es richtig geht? 08 | Jogging Extrem | Macht Laufen glücklich oder süchtig? 21 | 15 Verlosungen | z.B. Serdar Somuncu im RuhrCongress Bochum

1


02 EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen uns sehr, in diesem Monat in unserer Rei-

gestellt. Es geht um die Tafeln, deren 20jähriges

he „Menschen“ den Starkoch Jamie Oliver vorstellen

Jubiläum vielleicht eher ein Anlass zum Diskutieren

zu können. Im Interview mit unserem Netzwerk der

als zum Feiern ist. Wir sprechen zum Beginn der

Straßenzeitungen INSP spricht er über seine (auch

Jogging-Saison mit Extremläufern über den Sport

ihm selbst) unwirklich erscheinende Karriere.

zwischen Glück und Sucht. Um andere Süchte geht

Für die einen ist Jamie Oliver „schuld“ am nicht enden wollenden Boom der Kochshows und KochbuchSonderflächen in den Buchhandlungen. Für uns ist

es im Wohnprojekt Lüsa in Unna, einer Einrichtung für Drogenabhängige, in der uns zwei Bewohner ihre beeindruckenden Lebensgeschichten erzählen.

es vor allem sein soziales Engagement weit jenseits

„Het Bureau“ ist ein literarisches Mammutwerk des

von Charity-Events, das Bewunderung verdient.

Niederländers Johannes Voskuil. In jeder Hinsicht

Bereits 2002 eröffnete er sein erstes „Lernrestaurant“ für arbeitslose und sozial benachteiligte Jugendliche. Inzwischen gibt es weitere Restaurants dieser Art in Amsterdam, Newquay und Melbourne. Mit seiner Kampagne „Feed me better“, die sich

große Literatur und längst unter die ganz Großen der Literaturgeschichte sortiert. Der erste der sieben Bände ist bereits auf Deutsch erschienen, nun stockt das Projekt. Wir sprachen mit dem Dortmunder Übersetzer Gerd Busse.

gegen Fastfood und Sparzwang und für gesundes

Wir stellen die Neue Kolonie West vor und preisge-

Schulessen einsetzte, gelang es ihm, die britische

krönte Fotoarbeiten über den „kleinen Hellweg“,

Regierung zu einem Richtungswechsel zu bewegen.

die Steinhammer Straße in Dortmund. Wir sprechen

Dank seiner Prominenz und dank 241.000 Unter-

mit Gheorghe, unseren Verkäufer in Bochum-Wie-

schriften verfügte die Labour-Regierung, die bis

melhausen, besuchen Frau Weber, die inzwischen

dahin für die Verpflegung eines Schülers 60 Cent

im Dortmunder Museum für Kunst- und Kulturge-

pro Tag zur Verfügung gestellt hatte, ein Verbot

schichte kocht, uvm.

von Fastfood in der Schulverpflegung und versprach mehr als 400 Millionen Euro zusätzlich.

Wir hoffen, dass Ihnen dieses Heft gefällt. Sparen Sie nicht mit Kritik und Feedback, rufen Sie uns an

Nicht schlecht für das Engagement eines einzelnen

oder schreiben Sie uns, wenn Sie Fragen zu unserer

Prominenten. Auch wenn die konservative Folgere-

Arbeit haben.

gierung Teile des Erfolgs wieder zunichte machte, ist Jamie Oliver weiterhin im Auftrag der „Food

Viele Grüße von bodo,

Revolution“ unterwegs und kämpft für gesunde

Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

Ernährung und gegen die Missstände in der Tierhaltung zur Nahrungsmittelproduktion – ein leider immer wieder aktuelles Thema. Um diese Titelgeschichte herum haben wir eine bunte Mischung „Geschichten von hier“ zusammen-

IMPRESSUM

2

BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS

Herausgeber | Verleger | Redaktion

Autoren dieser Ausgabe:

Auflage | Erscheinungsweise:

Verein:

bodos Bücher | Modernes Antiquariat:

bodo e.V.

René Boyke (rb), Jane Graham, Leonie Jahn,

20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung)

bodo e.V. | als gemeinnützig eingetragen

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

Wolfgang Kienast (wk), Maike, Jens Mey-

Redaktions- und Anzeigenschluss:

im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

er (jm), Marcus Preis (mp), Bastian Pütter

für die April-Ausgabe 10.03.2013

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr

Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.:

(bp), Benedikt von Randow (bvr), Rosi, Dani-

Anzeigen:

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Anlaufstelle Dortmund:

Bastian Pütter | redaktion@bodoev.de

el Sadrowski (ds), Sebastian Sellhorst (sese),

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012

bodoev.de | facebook.com/bodoev

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

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Nathanael Ullmann (nate)

Vertriebe:

Vorstand:

Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr

Layout und Produktion:

Fotos: Bianka Boyke (12), David Loftus (3, 4,

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

Nicole Hölter | Brunhilde Dörscheln |

Anlaufstelle Bochum:

Andre Noll | Büro für Kommunikationsdesign

5), pixelio.de (8), Reuters / Tobias Schwarz

Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum

Andre Noll | vorstand@bodoev.de

Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum

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(8), Reuters / Shannon Stapleton (8), Reu-

Geschäftsleitung | Verwaltung:

Mo., Mi. und Fr. von 14 – 17 Uhr

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ters / Thomas Peter (10), Daniel Sadrowski

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(3, 12, 28, 30, 38), Oliver Schaper (14),

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Wilhelm Schürmann (18, 19), Sebastian Sell-

Öffentlichkeitsarbeit:

Stadtsparkasse Dortmund

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horst (3, 6, 7, 37, 39), Claudia Siekarski (2,

Bastian Pütter | redaktion@bodoev.de

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Sparkasse Bochum

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Titelbild: David Loftus

Transporte | Haushaltsauflösungen:

BLZ 430 500 01 | Kto. 104 062 54

Oliver Philipp | vertrieb@bodoev.de

Zeichnungen + Cartoons: Volker Dornemann

Brunhilde Dörscheln | transport@bodoev.de

Bank für Sozialwirtschaft Essen

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Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.


03

INHALT

02 Editorial | Impressum 04 Menschen Jamie

Oliver von Jane Graham

Es gibt so vieles, was Starkoch Jamie Oliver seinem jüngeren Ich bei einem Bier erzählen würde. Als er 16 Jahre alt war, kämpfte er mit seiner Lese-

Unser Titelbild der März-Ausgabe:

Rechtschreib-Schwäche, der Angst, Mädchen anzusprechen, und seinem Man-

Starkoch Jamie Oliver (S. 4)

gel an Selbstbewusstsein. Jetzt, mit 37, hat er sein Gleichgewicht gefunden.

Foto: David Loftus

06 Neues von bodo | Maikes Verkäufertagebuch 08 Reportage Macht

Laufen glücklich oder süchtig? von Jens Mayer

Auch wenn Jogging seit Jahrzehnten in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, werden diejenigen, die extrem lange Strecken zurücklegen und sehr viel Zeit ins Training investieren, häufig mit dem Begriff „Sucht“

20 Netzwelt pinkstinks.de von Sebastian Sellhorst „Mädchen sein kann man auf viele Weisen.“ Mit diesem Slogan engagiert

konfrontiert. Drei LäuferInnen haben ihre Geschichten aufgeschrieben. 12 Recht Existenzminimum

sich die Initiative pinkstinks.de gegen Werbeinhalte und Produkte, die

Internet von René Boyke

Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen. Ziel der Kampagne

Ist „diskriminierungsfreie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“ ohne

ist es, ein kritisches Bewusstsein zu schaffen..

einen Zugang zum Internet noch gewährleistet? Eine Frage, die sich deut-

20 Kinotipp

sche Gerichte inzwischen stellen. 12 Kultur Neue

Kolonie West von Wolfgang Kienast

21 Veranstaltungskalender | Verlosungen | CD-Tipps von Benedikt von Randow

Rund ums „U“, den noch ein wenig schwächelnden Kulturleuchtturm der Stadt Dortmund, haben sich seit 2010 eine Reihe kreativer Unternehmen

28 Reportage Das

Und wahr. „Das Büro“ und sein Dortmunder Übersetzer Gerd Busse.

ort machen. Das Netzwerk firmiert unter dem Namen Neue Kolonie West. 32

13 Wilde Kräuter Hasel.2 von Wolfgang Kienast Wer nicht mit Allergien zu kämpfen hat, bekommt diesen Monat ein tolles Rezept für Haselkätzchen-Chili-Gelee, um die Wartezeit bis zu den ersten Waldbeeren zu überbrücken.

20 Jahre Tafeln zwischen Erfolg und Skandal von Nathanael Ullmann Rund 900 Tafeln gibt es in Deutschland, 1,5 Millionen Menschen sind auf ihre Angebote angewiesen. Mit jedem gespendeten Kühllaster wächst inzwischen auch die Kritik an den Tafeln: Sie legitimierten den Rückzug des Sozialstaates und bekämpften nicht Armut, sondern verdeckten sie, so die

Besuch bei der »Lüsa« in Unna von Marcus Preis

Ein Wohnprojekt für Schwerstabhängige stellt sich so wohl niemand vor. In einer Jugendstilvilla an der Platanenallee leben Menschen mit beeindru-

Kritiker. Ein Besuch in Wattenscheid. 35 Neues von Rosi | bodo-Verkäuferin Rosi 36 Rätsel | Cartoon von Volker Dornemann

ckenden und oft unfassbaren Biografien. 16 Kommentar

Büro von Wolfgang Kienast

Die perfekte Mischung aus Franz Kafka, Loriot und David Foster Wallace.

angesiedelt, die das Viertel tatsächlich zu einem attraktiven Kulturstand-

14 Reportage Zu

Paradies: Glaube im endstation.kino

37 Verkäufergeschichten Gheorghe protokolliert von Sebastian Sellhorst

Wem es nützt von Bastian Pütter

Deutschland und seine Bewohner profitieren von den armen neuen Mitglieds-

Gemeinsam mit seiner Frau lebt Gheorge in Dortmund. Das Straßenmagazin

ländern genauso wie von ihren Arbeitskräften, ob studiert oder bettelarm.

verkauft er seit Ende letzten Jahres in Bochum. Uns hat er erzählt, wie er nach Deutschland gekommen ist und warum er die bodo verkauft.

16 News | Skotts Seitenhieb 18 Literatur Wegweiser

zum Glück gelesen von Daniel Sadrowski

Die Steinhammerstraße in Marten ist nicht nur der verblichene und fast vergessene „kleine Hellweg“ im Dortmunder Westen, sondern auch das Thema einer mehrfach ausgezeichneten Arbeit des gebürtigen Dortmunder

Weber kocht von Wolfgang Kienast

Frau Weber kann kochen. Eine stetig wachsende Gemeinde von Fans weiß und schätzt das. Endlich kann man an ihrer Kochkunst wieder teilhaben: im Café Baum, der Gastronomie im Museum für Kunst und Kulturgeschichte. 39 Leserseite | Cartoon

Fotografen Wilhelm Schürmann.

32

38 bodo geht aus Frau

37

28

04

39

3


04 MENSCHEN | von Jane Graham | übersetzt von Daniel Weissmann | Fotos: David Loftus

Jamie Oliver Ein schnelles und verrücktes Leben Es gibt so vieles, was Starkoch Jamie Oliver

zeptiert, dass es immer auch Menschen geben

eine Lese- und Rechtschreib-Schwäche. Die Schu-

seinem jüngeren Ich bei einem Bier erzählen

wird, die ihn nicht leiden können.

le hat sich nicht besonders um mich gekümmert, ich war nicht der einzige und auch nicht der

würde. Als er 16 Jahre alt war, kämpfte er mit

schwerste Fall.

seiner Lese-Rechtschreib-Schwäche, der Angst,

Als ich 16 wurde, konnte ich es kaum erwarten,

Mädchen anzusprechen, und seinem Mangel an

nach London zu gehen und meinen ersten Job

Selbstbewusstsein. Jetzt, mit 37, hat er sein

anzufangen. Ich hatte eine schwere Schulzeit,

Schreiben ist mir schon immer schwergefallen.

Gleichgewicht gefunden, und die Tatsache ak-

ich war kein besonders guter Schüler. Ich habe

Ich kann mich einfach nicht sehr lange auf etwas konzentrieren, ein Buch zu lesen ging schon gar nicht. Mit meiner Phantasie und Vorstellungskraft hatte ich nie Probleme. Wenn es allerdings darum geht, etwas für meine Kochbücher niederzuschreiben, dafür habe ich einen Redakteur, der das alles für mich macht, ich diktiere nur. Er ist viel besser, wenn es um Rechtschreibung und all das geht. Ich finde es vollkommen okay, wenn man Kindern beibringt, dass man nicht in allem gut sein muss. Mit 16 haben die Mädchen einen großen Bogen um mich gemacht. Ich würde meinem 16jährigen Ich gerne sagen, dass er mal bei einem Model landet, das würde er mir sicher nicht glauben. Aber ich bin Jools damals schon begegnet. Sie ist in der sechsten Klasse an meine Schule gekommen, aber jedes Mal, als ich mit ihr sprechen wollte, klang meine Stimme wie Scooby Doo. Ich habe sie dann einfach gemieden, ich klang ja eh wie ein Idiot. Anderthalb Jahre später – keine Ahnung, warum – entschied sie sich scheinbar, mich zu mögen. Als ich sie dann aber um ein Date fragte, klang ich immer noch wie Scooby Doo. Sie hat kein Wort verstanden und nur geantwortet: „Ja, was auch immer du gerade gefragt hast.“ Wenn der 16jährige Jamie mir heute über den Weg laufen würde, wäre er nicht viel anders als der Jamie, der mit 21 im Fernsehen seine eigene Kochshow hatte. Ich bin mir sicher, dass diese Person ziemlich nervige Angewohnheiten hatte, aber das war mein Ich. 15 Jahre, vier Kinder und eine Menge Verantwortung später bin ich viel ruhiger als früher. Ich würde gern mit dem Jamie von damals bei einem Bier zusammensitzen und ihm sagen, dass er ganz auf sich und sein Bauchgefühl hören soll, bei allem, was kommt. Er würde einen Schock bekommen, wenn er wüsste, wie sich die Dinge für ihn entwickeln werden. Mit Regierungen in der

4


05

ganzen Welt zusammenzuarbeiten, an all den ver-

Dass ich vier Kinder habe, würde mein jüngeres

hinzugehen und den Leuten das Wort zu sagen,

schiedenen Unternehmungen beteiligt zu sein, er

Ich sicher erschrecken. Ich hätte nie im Leben

was sie am meisten hassen: Veränderung. Ganze

hätte den Schock seines Lebens. Als ich jung war,

darüber nachgedacht, so viele Kinder zu haben.

Gemeinden hassten mich für Monate, bevor sie ir-

wollte ich einfach nur kochen. Eine kleine Kneipe

Meine Frau ist eine wundervolle Mutter. Was ich

gendwelche Vorteile erkannt haben.

mit einem guten Weinkeller und lokalem Bier, das

allerdings überhaupt nicht verstehe, ist, dass

war es, wovon ich geträumt habe. Aber dann ha-

meine Frau, und Frauen allgemein, immer be-

Ich hatte nie das Gefühl, dass ich irgendwie die

ben sie eine Dokumentation in dem Restaurant,

weisen wollen, dass ihr Job als Mutter genauso

Welt verändern wollte, aber früher, wenn ich ein

in dem ich gearbeitet habe, gedreht, und als ich

anstrengend ist wie der als arbeitender Mann.

paar Jugendliche an der Ecke sah, dachte ich so-

dann im Fernsehen zu sehen war, gingen die gan-

Männer brauchen das nicht, wir machen einfach

fort an halbstarke Jungs. Heute, wo ich selbst

zen Anrufe los.

unseren Job. Frauen dagegen wollen immer daran

Kinder habe, schaue ich hin und denke, dass die-

erinnert werden, wie wunderbar sie sind. Das ist

se Halbstarken auch jemandes Kinder sind. Und

Ich würde mein jüngeres Ich warnen, dass es eine

kein Problem, Männer sind einfach vom Mars und

wenn sie vielleicht aus schwierigen Elternhäusern

Weile braucht, sich daran zu gewöhnen, wie es

Frauen von der Venus.

kommen und ihre Gesundheit nicht die beste ist, dann könnten wir doch zumindest dafür sorgen,

ist, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Es gibt immer Leute, die dich nicht mögen, und es ist

Ich bereue nicht viele Dinge, aber ich habe ein

dass sie eine warme Mahlzeit am Tag haben. Du

nicht leicht, ein Gleichgewicht herzustellen. Ich

paar richtig bescheuerte Fotoshootings gemacht.

kannst nicht alles machen, aber immerhin ein

habe für gewöhnlich sieben Tage die Woche ge-

Die blödesten Ideen, zu denen dich ein Fotograf

bisschen.

arbeitet und war auch glücklich damit. Ich war

überreden kann – die habe ich alle hinter mir. Mit

aber bestimmt kein guter Partner zu dieser Zeit.

Gemüse jonglieren und wie ein Vollidiot aussehen

Ich habe ein schnelles und verrücktes Leben –

Als dann unser erstes Kind Poppy zur Welt kam,

zum Beispiel, und die sind auch noch alle online

mit vier Kindern. Wenn ich noch einmal zurück

mussten wir noch einmal von vorn anfangen. Wo-

und werden mich für immer verfolgen.

könnte, würde ich die Zeit, als wir noch keine Verpflichtungen und Verantwortungen hatten und

chenenden und Ferien sind nur für die Familie da. Nach mittlerweile acht Jahren glaube ich, dass

Ich würde meinem jüngeren Ich sagen, dass du

der Ballast nicht so groß war, mehr genießen. Als

ich ein Gleichgewicht zwischen Beruf und Familie

am besten bist, wenn du dich unwohl fühlst.

ich 18 Jahre alt war, flog ich mit Jools nach Kreta,

hergestellt habe, mehr als Jools, glaube ich. Sie

Menschen überraschen sich selbst nicht, wenn sie

das war die schönste Woche überhaupt. Ich hatte

könnte mehr Auszeiten von den Kindern vertra-

sich immer wohl fühlen. Als ich die Programme

genug Geld gespart und habe sie eingeladen. Es

gen, Mütter brauchen auch ab und zu eine Pause

„Jamie‘s School Dinner“ und „Jamie‘s American

war großartig. Die junge Liebe genießen – ein-

und Zeit für sich.

Revolution“ machte, war das Schwerste, irgendwo

fach wunderschön. (Jane Graham) 5


06

NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

2. Freitag und 3. Samstag

Endlich volljährig!

Wie jeden Monat laden wir auch an diesem „Zwei-

Am Samstag, 23. Februar feierte das Straßen-

ten Freitag“ zu einer Benefiz-Kulturveranstaltung

magazin seinen 18. Geburtstag am Dortmunder

in unseren Dortmunder Buchladen.

Schwanenwall – mehr als 200 Gäste gratulierten.

Der 8. März wird zum „Weltfräuleintag“. Die Sän-

Statt Festreden und Grußworten gab es Livemusik

Verwaltung

gerin, Bühnenkünstlerin und Wahlhamburgerin

der Dortmunder Balkan-Pop-Band „Zirkus“, kurze

Brigitte Cordes

Fräulein Nina ist zu Gast und rechnet in ihrem Pro-

Auftritte des Schauspielers und Regisseurs Markus

info@bodoev.de

gramm „Auf Demontage“ mit dem „Showbösness“

Veith und des Kabarettisten Ilhan Atasoy und eine

ab. Wir freuen uns! Der Eintritt ist frei, wir freuen

ungezwungene Atmosphäre bei Bratwurst, Steaks

uns über Spenden.

und Vegetarischem vom Grill.

Redaktion und

Am 16. März startet wie an jedem dritten Sams-

Als einzigen Redner hatten wir Gunther Niermann,

Öffentlichkeitsarbeit

tag um 10 Uhr unsere Bochumer Stadtführung. Be-

Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsver-

Bastian Pütter

ginnend an unserer Anlaufstelle in der Stühmey-

bands, eingeladen. Niermann lobte Menschlichkeit,

redaktion@bodoev.de

erstraße 33 zeigen bodo-Verkäufer „ihr“ Bochum:

Mut und unsere „Verrücktheit“, ohne regelmäßige

Wie verbringen eigentlich Menschen auf der Straße

öffentliche Finanzierung und trotz äußerst knap-

ihren Tag? Wo halten sie sich auf, welche Angebote

per Mittel professionell und nachhaltig zu arbeiten.

und Hilfen gibt es? Wie sieht die Stadt aus ihrer

Dazu gehöre auch das Vertrauen in die über 100 Ver-

Sicht aus?

käufer, die schließlich das Bild des Vereins prägen.

bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter dieser zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de | Fax: 0231 – 950 978 20

Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de

Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de

Unsere beiden bisherigen Stadtführungen waren ein voller Erfolg. Unser Verkäufer Markus ließ sich nicht einmal von Fernsehkameras einschüchtern und lieferte Einblicke in den Alltag wohnungsloser Menschen. „Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines Straßenmagazins bei unserem Stadtführer. Telefonische

bodos Bücher

Anmeldung: 0231 – 950 978 0

Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

ANZEIGEN

bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de

Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de

Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr

6 Di. u. Do. 10 – 13 Uhr

„Wo Unternehmen Außendienstmitarbeiter monatelang schulen und genau vorschreiben, was gesagt werden darf, glauben Sie an die Menschen, an die sonst nicht viele glauben, und vertrauen ihnen und der Qualität der eigenen Arbeit.“ Eine schöne Feier – vielen Dank an alle Gäste!


MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH

Neue Verkaufsausweise

07

Projekt Ehrenamt

Maikes Rückblick auf den Januar Hallo, ich grüße Euch im neuen Jahr 2013. Seid Ihr alle gut reingekommen? Wir haben unsere Verkaufsausweise neu gestal-

Seit Anfang dieses Jahres haben wir die freiwilli-

tet. Ab sofort erhält jeder Verkäufer einen wet-

ge Mitarbeit neu organisiert und stärker als bis-

terfesten Ausweis in Form einer Plastikkarte.

her in unserer Arbeit verankert.

Da die Ausweise sichtbar getragen werden sollen,

Hintergrund ist die stark gestiegene Zahl an Menschen

dem Feuerwerk zugesehen. Wooow, wirk-

sind sie der Witterung besonders ausgesetzt. Wir ha-

in Not, die seit unseren Umzügen in Räume in der Dort-

lich schön.

ben viel experimentiert und sind bei der Scheckkar-

munder und Bochumer Innenstadt zu uns kommen.

tenform gelandet. Auf dem Ausweis finden Sie das

1. Januar Ich habe um Mitternacht am Flurfenster gestanden und mit einem Rundumblick

15. Januar

Bei mehr als 100 Verkäuferinnen und Verkäufern

Muss es jetzt noch schneien, konnte die-

ist der Beratungs-, aber auch der Gesprächsbedarf

ser Schnee nicht zu Weihnachten sein?

enorm. Oft ist nicht zuerst fachliche Beratung nötig,

Bei dieser Wetterlage mag ich am we-

Darüber hinaus haben alle Verkäuferinnen und Ver-

sondern das Zuhören und gegebenenfalls das Erken-

nigsten Zeitungen verkaufen. Brrr, beim

käufer bodo-Schlüsselbänder, rote Kapuzenpullover

nen der vorrangigen Problemlagen. Täglich haben wir

Verkaufen holt man sich trotz warmer

und Regenjacken erhalten, die natürlich nicht immer

abwechselnd in Dortmund und Bochum ein offenes

Kleidung Erfrierungen. Nee, danke.

getragen werden, aber insgesamt die Sichtbarkeit

Angebot für unsere Verkäuferinnen und Verkäufer,

deutlich erhöhen.

bei Kaffee und Brötchen sich aufwärmen, zu plaudern

Foto des Verkäufers / der Verkäuferin, den Namen und besonders gut lesbar die jeweilige Verkäufernummer.

Unsere Bitte: Kaufen Sie bitte nur bei Verkäuferin-

oder auch Ämterpost „übersetzen“ zu lassen.

18. Januar Wenn der Kühlschrank leer ist, sollte man ihn durch einen Einkauf auffüllen.

nen und Verkäufern, die sichtbar diesen Plastikaus-

Wir freuen uns, inzwischen ein großartiges Team um

Und deshalb habe ich eingekauft. Und

weis tragen. Menschen, die gefundene oder (regel-

Rosie Kriedel zu haben, das unsere Verkäufercafés

für mein Kätzchen Minka gleich mit.

widrig) weitergegebene Zeitungen anbieten, haben

organisiert und uns bei unseren Aktionen und Ver-

sich nicht zur Einhaltung unserer Regeln verpflich-

anstaltungen unterstützt. Wenn Sie Interesse ha-

tet, nutzen unsere Beratungsangebote nicht und

ben, uns ebenfalls zu unterstützen, rufen Sie uns

sind für uns nicht erreichbar.

an: 0231 950 978 0.

21. Januar So ist es, wenn man sich bei dieser Wetterlage aufs Einkaufen beschränkt. Denn wenn man bei Eis und Schnee ausrutscht, dann hat man sich schnell einen

»Ich habe nicht gespült!«

Knochenbruch geholt.

„Und, wie ist euer Praktikum so?“ – „Geil.“

22. Januar

„Scheiße.“ – „Ich will wieder zur Schule!“ – „Ich

Au weh, meine OP-Narbe zwickt und

muss den ganzen Tag spülen. Als Mechatroniker.“

zwackt noch ein bisschen. Was soll‘s?

Und ich? Ich habe mein Praktikum bei bodo ge-

Wenn‘s heilt!

macht, und ich glaube, mir hat‘s nicht geschadet.

25. Januar

Ich musste ja auch nicht spülen.

So, heute ist Markttag in Huckarde. Der Blumenhändler ist nicht da. Und war-

Nein, ich habe an einer Pressekonferenz teilgenommen, bodos sortiert (darin bin ich jetzt fast genau so

meines Lebens, aber beide sind völlig unterschied-

um? Wegen dem Winterwetter. Habe den

gut wie darin, DIN-A3-Seiten so auf ein Blatt Papier

lich gewesen: Die eine mit 30 jungen Journalisten,

heutigen Tag aufs Einkaufen beschränkt.

zu kleben, dass man sie aufklappen und lesen kann),

die andere mit sechs, die eine groß in Berlin, die

Und wer ‘ne Zeitung haben will, soll mich

war bei der Redaktionssitzung dabei, habe Artikel zu

andere im kleinen Rahmen in einer Sparkasse in

ansprechen, und der Verkauf einer Zei-

bestimmten Themen ausgeschnitten und selbst ein

Dortmund, die eine über Rassismus, Gewalt und an-

tung kann stattfinden.

paar Texte geschrieben. Der erste Tag fing gleich mit

deren politischen Extremismus, die andere über das

einem Besuch beim Grafiker Andre Noll an. Das war

Internationale Frauenfilmfestival.

31. Januar

– für mich – schon das erste Event, auf das ich mich gefreut habe, schließlich war ich vorher noch nie bei einem Grafiker, und ich hatte sogar die Gelegenheit, die neue Ausgabe zu lesen, bevor sie verkauft wurde. Darauf war ich schon ein bisschen stolz.

Nun ab zu unserem Bücherbasar, neue Zei-

Doch beinahe wäre ich an einem Tag mit geschwol-

tungen holen für 02/13. Nicht 08/15, d.h.

lener Zunge nach Hause gefahren. Einladungen ein-

Februar 2013 und nicht August 2015 :-)

tüten, Etikett drauf tun, Umschlag zumachen – aber

Ja, liebe Leser, nun ist der Januar auch

wie? Nass machen geht nicht, Tesafilm sieht seltsam aus, also ablecken. Bloß nicht, keine 730 Umschlä-

Ein anderes Highlight für mich war, als Bastian am

ge! Da musste der Klebestift her. Und ein paar Stun-

Donnerstag zu mir sagte: „Morgen gehen wir beide

den Geduld. Das war dann als Einziges nicht lustig.

auf eine Pressekonferenz.“ Das war die zweite PK

Aber: Ich habe nicht gespült. (Leonie Jahn)

wieder um, und das Leben geht mit allen Höhen und Tiefen weiter. Es grüßt Euch Eure Maike! 7


08 Reportage | von Jens Meyer | Fotos: REUTERS/Tobias Schwarz · REUTERS/Shannon Stapleton · REUTERS/Thomas Peter · pixelio.de

Macht Laufen glücklich oder süchtig?

8


09

Auch wenn Jogging seit Jahrzehnten in der

und gewinnt den Volkslauf in seiner Heimatstadt

Mitte der Gesellschaft angekommen ist, wer-

ein viertes Mal. Diesen Moment beschreibt er als

den diejenigen, die extrem lange Strecken

den glücklichsten in seinem Leben.

zurücklegen und sehr viel Zeit ins Training investieren, häufig mit dem Begriff „Sucht“ konfrontiert. Drei LäuferInnen haben ihre Geschichten aufgeschrieben.

»Die Endorphine, die ausgeschüttet werden, sind den Morphinen ähnlich« „Ich komme gerade von der Arbeit und bin die 15

Bislang hatte er in seiner Knastzeit weiterge-

Kilometer von Ahlen nach Hamm gelaufen. Heute

macht wie bisher. Im Gefängnis an Drogen zu

morgen bin ich mit dem Rad hingefahren“, antwor-

kommen ist kein Problem, und ein Abhängiger

tet er auf die Frage, ob er denn bereits gelaufen sei.

muss seine Sucht befriedigen. Dennoch nutzt

Hermann Wenning besitzt kein Auto, und so nutzt

Hermann Wenning die Zeit in der JVA Neumünster

er den täglichen Weg zu den Stadtwerken Ahlen, wo

auch immer häufiger dazu, um über sein Leben

er als Straßenwärter arbeitet, um in Bewegung zu

nachzudenken. Über seine frühe Alkoholsucht

bleiben. Das Laufen spielt immer noch eine wichtige

und seinen Absturz in die Hamburger Drogensze-

Rolle in seinem Leben, aber es mache ihm nichts

ne. Über die Geldnot, die ihn nicht nur ins Pik

mehr aus, wenn er längere Zeit nicht laufen könne,

As führte, die bekannte Übernachtungsstätte für

erklärt er: „Die ersten zwei, drei Jahre war das eine

Obdachlose, sondern auch in die Beschaffungs-

Suchtverlagerung. Da bin ich dann auch unruhig ge-

kriminalität. Letztendlich wird er zu mehreren

worden, wenn ich mal verletzt war.“

Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Der Endpunkt einer Drogenkarriere, der für ihn aber den ent-

In der Wirkung sehe er durchaus Parallelen zu den

scheidenden Wendepunkt bringt.

Drogen, deswegen habe das Laufen auch die durch den Entzug entstandene Lücke ausfüllen können:

Denn als ihm sein Bruder in einem Brief vom 25jäh-

„Man hat die Möglichkeit, sich körperlich zu be-

rigen Jubiläum des Legdener Volkslaufs schreibt,

tätigen, und die Endorphine, die ausgeschüttet

den der Westfale als junger Mann dreimal gewon-

werden, sind den Morphinen auch ähnlich, haben

nen hatte, und damit immer noch als Rekordsieger

aber keine Nebenwirkungen. Man ist locker, ent-

gilt, legt sich ein Schalter in seinem Kopf endgültig

spannt, hat gute Laune. Ich habe aber wenige Leu-

um. Es beginnt das, was er in seinem Buch „Lauf

te kennengelernt, die durchs Laufen ihre sozialen

zurück ins Leben“ beschreibt, mit dem er heute an

Kontakte verloren oder dadurch Freunde und Arbeit

Schulen, aber auch in Gefängnissen zu Gast ist, um

zurücklassen haben.“ Das Problem der Sucht sieht

von seinen Erfahrungen zu berichten.

Wenning an anderer Stelle: „Ich konnte nie gut mit Niederlagen und Enttäuschungen umgehen. Das

Am darauffolgenden Tag beginnt er im Gefängnis-

war in meinem ganzen Leben so. Bei Problemen

innenhof mit dem Lauftraining. 137 Meter misst die

oder Stress konnte ich mich nicht mit anderen aus-

Runde, die er hier zurücklegen kann, und von Tag

tauschen und mir Hilfe holen, sondern habe den

zu Tag kann er seine Rundenzahl erhöhen. So läuft

Kampf immer mit mir selber ausgetragen, was mich

er hier 50 – 60 Runden in einer Stunde im Kreis. Es

zum Alkohol und dann zu den Drogen führte. Spä-

geht ihm immer besser, er hört mit dem Rauchen

ter habe ich das Laufen zwar wiederentdeckt, aber

auf, sein Vorbild motiviert sogar Mitinsassen, die

gleichzeitig auch eine Therapie gemacht. Das Lau-

mit ihm im Lauftreff zusammen im Kreis rennen.

fen war also ein Teil, aber die Psychotherapie war

Als er wieder draußen ist, beginnt er eine Therapie

mindestens genauso wichtig.“

9


10

»Ich bin gerne gut in den Dingen, die ich tue«

Feierabend haben: 50 Kilometer sind da das Mindeste. Die schafft sie in ihrer Konstitution ohne

Sport an der Grenze zur Sucht nannte der Jour-

große Strapazen in sechs Stunden. Für den 100-Ki-

nalist Daniel Drepper seinen Erfahrungsbericht,

lometer-Lauf musste sie schon etwas ausgiebiger

den er im Printmagazin Ruhrbarone veröffent-

trainieren, den lief sie in zwöfeinhalb Stunden.

licht hat. Der heute 26jährige beschreibt darin eine zehnjährige Beziehung zum Laufsport, die

Über ihre Erfahrungen beim Laufen hat sie schon

nicht anders als extrem zu bezeichnen ist. 20 bis

einige Bücher geschrieben. Als laufende Frau

30 Wettkämpfe im Jahr, Training in jeder freien

unter der überwiegend von Männern geprägten

Minute; Familie und Freundin haben zu oft das

„Ultra“-Szene ist sie eine Exotin und stößt mit

Nachsehen. „Dass ich das über lange Jahre relativ

ihren Veröffentlichungen in eine Marktlücke.

intensiv betrieben habe, liegt wohl auch ein bisschen in meiner Natur“, erzählt er heute. „Ich bin

Sie beschreibt ihre Mitläufer liebevoll und mit viel

gerne gut in den Dingen, die ich tue.“

Humor, so wie sie auch ihre absolvierten Strecken auf ihrer Website mit lustigen kleinen Anmer-

Als besonderen Reiz am Laufsport nennt er die

kungen kommentiert. „62 Km, 2000 Hm, Schnee,

objektive Bewertungsmöglichkeit: „Erstens konn-

Regen und viel Spaß“ oder „67 Km in 7:40, erste

te ich die individuelle Leistung ausschließlich auf

Frau und total begeistert von der Strecke“. Sie,

mich zurückführen, und zweitens ist es möglich,

die dem Klischee vom verhärmten und verbissenen

diese Leistung genau zu messen“, erklärt er, doch

Extremsportler entgegensteht und mit ihrer posi-

es sei mehr als das gewesen: „Dieses Gefühl, dass

tiven Energie ansteckt und motiviert, bezeichnet

man nach dem Training komplett fertig ist und al-

sich selbst als „Bewegungstyp“. In Bayern auf-

les wehtut, empfinde ich als angenehm. Man ist

gewachsen, habe sie viele Stunden und Tage mit

leer und merkt, was man getan hat.“ Nachdem

Bergtouren verbracht, „daher wusste ich, dass ich

verstärkte Rückenprobleme aufgetreten sind, die,

über 12 bis 14 Stunden körperlich belastbar war.“

das betont Drepper, nicht auf das Laufen zurück-

Anfang zwanzig läuft sie nach einer Wette mit

zuführen seien, beschränkt er sich seit dem ver-

einem Freund ohne Vorbereitung um den Starn-

gangenen Jahr auf das gelegentliche Radfahren.

berger See. Sie legt die 45 Kilometer zurück, ohne

Im vergangenen Jahr sei er nur zweimal gelaufen.

auch nur an das Wort Marathon zu denken.

„Ich glaube nicht, dass mir jemand eine Laufsucht attestiert hätte“, meint er im Rückblick. „Aber es

Als sie ins Ruhrgebiet gekommen sei, hätte sie

gibt gewisse Züge in die Richtung. Deswegen finde

durch die Teilnahme an Lauf-Wettbewerben die

ich es wichtig, dass man reflektiert, was man tut.“

Möglichkeit gehabt, Leute zu treffen. „Das Gemeinschaftsgefühl unter Ultraläufern ist schon

»62 Km, 2000 Hm, Schnee, Regen und viel Spaß« Verena Liebers feierte ihren fünfzigsten Ge-

recht groß – man spricht auch von der UltraFamilie. Es ist noch ein ungewöhnliches Hobby, auch wenn Laufen zum Mainstream geworden ist.“

burtstag mit einem 50-Kilometerlauf. Bei ihren „nicht-laufenden“ Freunden musste sie nach ihrer

Die „Familie“ ist via Facebook vernetzt, und so

Einladung allerdings Überzeugungsarbeit leisten:

kann es durchaus passieren, dass ein Läufer vor-

„Wir haben uns auf einer Zwei-Kilometerrunde ge-

schlägt, am kommenden Sonntag um 6 Uhr einen

troffen. Jeder konnte soviel laufen, wie er wollte.

60-km-Rundlauf um Hattingen zu machen. „Ich

Ich habe gesagt, dass sie ja auch einfach zwei

bin Schreibtischtäter. Ich schreibe Bücher, bin

Kilometer laufen können oder wandern.“ Am Ende

in der Forschung im Labor und am Schreibtisch,

sei das Treffen im Bochumer Park dann auch noch

ich sitze manchmal zehn bis zwölf Stunden am

„richtig schön“ geworden. „Wir hatten einen Ver-

Tag“, erklärt Liebers denjenigen, die den Kopf

pflegungsstand mit Gummibärchen, Schokolade

über sie schütteln und von Sucht sprechen. „Man

und Früchten – und ich habe auch meine 50 Kilo-

muss halt immer wieder sorgfältig für Regene-

meter geschafft.“

ration sorgen und ist sehr gefordert, auf seinen Körper zu achten. Ich freue mich darauf, wenn

10

Die Biologin, Autorin und Künstlerin hat keine Pro-

ich abends eine Stunde laufen kann, oder auch

bleme mit langen Laufstrecken. Sie ist Ultra-Läu-

zwei, drei. Diejenigen, die das schlechtmachen,

ferin, was bedeutet, dass ihre Strecken erst dann

sind meistens eher die, die gerne Sport machen

interessant werden, wenn Marathonläufer schon

würden und ein schlechtes Gewissen haben.“ (jm)


11

Daniel Drepper

Verena Liebers

Hermann Wenning

Sport an der Grenze

Abgelaufen:

Lauf zurück ins

zur Sucht

Zwischen Jogging-

Leben (Berlin

erschienen in:

runde und Ultralauf

University Press)

Ruhrbarone 1/2012

(Agon)

Website:

Thema „Grenzen“

Website: vigli.de

hermannwenning.de

Website: danieldrepper.de

11


12

RECHT | von Rechtsanwalt René Boyke

Existenzminimum Internet

Neue Kolonie West Denkbar lebendiges Kulturnetzwerk Auch wenn das „U”, im und zum Kulturhaupt-

Die Anfänge liegen im Jahr 2009 und führen auf

Unser Bundesgerichtshof hat am 24.1.2013

stadtjahr eröffneter Kulturleuchtturm der Stadt

den benachbarten Union Gewerbehof. Unter dem

eigentlich nur darüber entschieden, ob man

Dortmund, in der einen oder anderen Hinsicht

Label „Kreative Klasse Ruhr“ hatte es dort die

dann, wenn der Internetanschluss ausfällt,

noch ein wenig schwächelt, in seiner unmit-

Gelegenheit für ortsansässige Künstler gege-

Schadensersatz von seinem Telekommunika-

telbaren Nachbarschaft, dem Quartier entlang

ben, sich an einer Gemeinschaftsausstellung zu

tionsanbieter verlangen kann. Wichtiger ist

der Rheinischen Straße, haben sich seit 2010

beteiligen. Einschränkende Voraussetzungen bei

jedoch, was der Bundesgerichtshof zu diesem

eine Reihe kreativer Unternehmen angesiedelt,

der Teilnahme gab es nicht. Es gab keine Jury,

Urteil noch bekannt gab: „Die Nutzbarkeit

die das Viertel tatsächlich zu einem attrakti-

keine Metiervorgaben und keine Alterbegrenzung.

des Internets ist ein Wirtschaftsgut, dessen

ven Kulturstandort machen. Gegründet wurden

Das Publikumsinteresse an der Aktion sollte dann

ständige Verfügbarkeit seit längerer Zeit auch

Ateliers, Galerien, Bildungsprojekte, Büros und

jede Erwartung übertreffen. Unter den betei-

im privaten Bereich für die eigenwirtschaft-

Mischformen aus allem. Das Netzwerk, welches

ligten Künstlern wurden zahlreiche Kontakte

liche Lebenshaltung typischerweise von zen-

die einzelnen Akteure zusammenhält, firmiert

geknüpft. Zu der Zeit waren einige der Teilnehmer

traler Bedeutung ist.“

unter dem Namen Neue Kolonie West.

auf der Suche nach Arbeitsräumen, im und um

Dieser Satz dürfte nicht nur mich schlagartig an ein Urteil des Landessozialgerichts Bayern erinnert haben. Dieses verstieg sich 2010 zu folgender Urteilsbegründung: „Bei einem Personalcomputer handelt es sich nicht um einen unabweisbaren Existenzbedarf.“ Damals hatte ein Empfänger von ALG 2 ein Darlehen in Höhe von 300 Euro beantragt, um damit Bewerbungen anzufertigen sowie im Internet Stellenausschreibungen zu durchforsten. Dem schob das Gericht damals einen Riegel vor und teilte noch lapidar mit, dass „nicht ansatzweise erkennbar (sei), dass seine Grundrechte verletzt sein könnten.“ Übrigens: Auch das Landessozialgericht NRW liegt mit einem Urteil vom 23.4.2010 auf der Linie seiner bayrischen Kollegen. Was von dem damaligen Urteil zu halten ist, bedarf allerdings keines weiteren Kommentars, wenn man die folgenden Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts für sich sprechen lässt: „Die Wahrnehmung der grundrechtlich verbürgten Freiheiten und die diskriminierungsfreie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind bereits jetzt ohne einen Zugang zum Internet nicht mehr gewährleistet.“ Der Bundesgerichtshof sieht es nun offenbar genauso. Er hat dem Kläger mit obiger Begründung einen Anspruch auf Schadensersatz gegen seinen Telekommunikationsanbieter zugesprochen. Es ist daher zu erwarten und zu hoffen, dass die obigen LSG-Urteile unerfreuliche Rechtsgeschichte bleiben und sich die Gerichte in Sachen Internetzugang von ALG-2-Beziehern ihrer rückwärtsgewandten Ansichten entledigen und nun den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs folgen. (rb) 12

KULTUR | von Wolfgang Kienast | Foto: Daniel Sadrowski

www.kanzlei-boyke.de

den Union Gewerbehof gab es diverse zu bespieIn der Galerie 143, Rheinische Straße 143, nicht

lende Leerstände, besagte Ausstellung gilt von

der einzige Ort, der hier schlicht eine Hausnum-

daher als Keimzelle der Neuen Kolonie.

mer im Namen führt, treffen wir Stephanie Brysch und Simone Czech (Foto), sie betreiben in dem

Im Mai des folgenden Jahres, mittlerweile hat-

kleinen Ladenlokal ein Atelier mit angeschlosse-

ten sich vier eigenständige neue Betriebe dort

ner Galerie. Brysch ist Malerin, Czech Kunsthisto-

etabliert, wurde eine nächste Gemeinschaftsaus-

rikerin und Galeristin, beide sind Gründungsmit-

stellung konzipiert. Beteiligt war neben der Galerie

glieder der Neuen Kolonie. Die Frage, ob es einen

143 unter anderem der Projektraum Fotografie, ein

Vorläufer, vielleicht eine alte Kolonie gegeben

Zusammenschluss dreier Fotografen zu einem Büro

habe, verneinen sie lachend. Auf den Name habe

nebst Schauraum für Fotokunst. Hier arbeitet unter

man sich geeinigt, weil er gut klingen würde.

anderem bodo-Fotograf Daniel Sadrowski. Noch ein

Außerdem hätte man zu Beginn in mehrfacher

Jahr später wurden den kulturinteressierten Besu-

Hinsicht Neuland betreten.

chern an bereits dreißig Orten die Türen geöffnet.

≈ Simone Czech, Gründungsmitglied der Neuen Kolonie

Für Stadt- und Raumplaner ist das Viertel rund

West, in ihrer Galerie an der Rheinischen Straße 143.

um die Rheinische Straße ein Alptraum. Oder aber


13

WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast

Herausforderung. Eingezwängt zwischen ehemaligen bzw. noch aktiven Schwerindustriestandorten,

wildkraeuter.bodo/27_hasel.2/

durchschnitten von einer vielgleisigen Bahnlinie sowie einer stark befahrenen Autostraße und so eng

Allergiker werden es wissen und es als

Erntezeitkalender und ein Glossar wich-

bebaut wie sonst kaum eine Ecke im Ruhrgebiet,

Betroffene verfluchen. Der Haselstrauch

tiger pflanzlicher Inhaltsstoffe. Ganz

besitzt der Stadtteil, um es nett zu formulieren,

gehört zu den ganz frühen Pflanzen, die

wichtig ist ein Pflanzenführer, mit dem

einen eigenen Charme. Citynahe Leerstände zu er-

im Jahr ihre Pollen fliegen lassen. Ein paar

Sie zurecht kommen. Mit seiner Hilfe

schwinglichen Mieten inbegriffen. Alles hat Vor- und

etwas wärmere Tage im Winter haben ge-

sollten Sie Pflanzen genau bestimmen

Nachteile. „Wir hätten uns auch in der Nordstadt

reicht, und an den Zweigen hängen seit

und von eventuell ähnlichen, aber gif-

niederlassen können”, sagt Frau Brysch. „Oder im

Anfang Februar die ersten voll ausgebil-

tigen Gewächsen unterscheiden können.

Kreuzviertel. Aber da hätten wir nur die Möglichkeit

deten Kätzchen. Das sind die männlichen

gehabt, uns bestehenden Strukturen anzuschließen.

Blüten und nebenbei die Wurzel von Übeln

Die gab es an der Rheinischen Straße vor ein paar

wie Tränauge und Triefnase.

Jahren kaum. Dafür aber eine große Bereitschaft aller, auch von Seiten der alteingesessenen Bevölkerung, sich untereinander zu helfen. Gemeinsam konnten wir hier etwas Neues schaffen.”

Viel an Werkzeug brauchen Sie nicht, gut funktionieren sollte es aber, sonst macht die ganze Sache keinen Spaß. Eine Sche-

Ist es ein beruhigendes Gefühl, zu

re, ein Messer, eventuell Handschuhe,

wissen, dass man die Dinger auch es-

einen Korb, eine Leinentasche und viel-

sen kann? Keine Ahnung. Bei der Hasel

leicht eine Dose. Je nachdem, was Sie su-

schlägt mein Immunsystem zum Glück

chen wollen und wie empfindlich das ist.

„Kommunalpolitisch ist das durchaus erwünscht”,

keine Kapriolen. Und ehrlich gesagt,

Kaum jemand denkt an eine Waage, die

ergänzt Frau Czech. „Das Viertel ist Stadtumbau-

eine selbst gemachte Walderdbeermar-

zumindest bis auf 5 Gramm genau wiegt.

gebiet. Es wird investiert. Wir sind dabei nur ein

melade ziehe ich dem Haselkätzchen-

Mit zu wenig in die Küche zu kommen ist

kleines Licht, spüren aber Rückenwind. Auch bei

Chili-Gelee, um den es in der Kolumne

ärgerlich für Sie, zu viel ist schlecht für

der Aufarbeitung der Kulturhauptstadt haben die

gehen soll, letztlich vor. Nur, dass es im

die Natur. Es versteht sich von selbst,

Kommunen ja gelernt, dass es vorteilhaft sein

März noch keine Walderdbeeren gibt und

nur so viel zu sammeln, wie man wirk-

kann, statt Auswärtige zu beauftragen, die lokalen

ich mich zweitens nach jedem Winter

lich benötigt, seltene Pflanzen stehen zu

Kompetenzen zu stärken.”

auf die ersten frischen Kräuter freue. Da

lassen und Naturschutzgebiete generell

draußen geht es so langsam wieder los.

zu meiden.

Mehrmals im Jahr bietet die Neue Kolonie West geführte Rundgänge durch das Quartier. An diesen Terminen haben die meisten der ansässigen Kreativräume geöffnet. Der nächste Rundgang wird am 18. Mai stattfinden. Unabhängig von den Gemeinschaftsaktionen des Netzwerkes lohnt ein Flanieren durch die lebendigen Straßen des Viertels natürlich auch. (wk) INFO www.neuekoloniewest.de

Und aus gegebenem Anlass also heuer nichts Ergötzlich- oder Erschröckliches, wie sonst so gern an dieser Stelle, sondern grundlegend Nützliches. Für alle, die im laufenden Jahr vielleicht erstmals überlegen, mit selbst gesuchten Wildkräutern zu kochen.

Jetzt können Sie anfangen. Eventuell ja schon mit dem Haselkätzchen-Chili-Gelee. 200g Haselkätzchen möglichst fein mahlen. Ich mache das manuell mit einem Entsaftervorsatz für einen handelsüblichen Fleischwolf. Es sollte aber auch mit einer Küchenmaschine zu machen

Was benötigen Sie? Bücher und Werk-

sein. 4 Zwiebeln entsaften (mein Fleisch-

zeug. In der Ära von Landlust und Manu-

wolf!) und 3 getrocknete Chilischoten

factum gibt es Kochbücher zum Thema in

mörsern. Alles in einem großen Topf mit

mittlerweile jeder Buchhandlung. Leider

600ml trockenem Sherry, 600ml Wasser

nur noch antiquarisch zu bekommen ist

und 1,5kg 1:1 Gelierzucker mischen. Zum

Oskar Martis „Die Natur im Kochtopf“,

Kochen bringen, dabei kräftig mit dem

ein Rundumratgeber bei jeder Form von

Schneebesen rühren. Unter weiterem

Mahlzeit. Nützlich auch „Essbare Wild-

Rühren fünf Minuten sprudelnd kochen

pflanzen” von Fleischhauer, Guthmann

lassen und anschließend in sterile Gläser

und Spiegelberger. Hier finden Sie keine

füllen. Hält sich mindestens bis zur Wald-

konkreten Rezepte, dafür aber detaillier-

erdbeerzeit und schmeckt auf Brötchen

te Hinweise, welche Teile welcher Pflan-

oder zu Käse. Guten Appetit. (wk)

ze in welcher Hinsicht zu verwerten sind, außerdem einen

13


14

REPORTAGE | von Marcus Preis | Foto: Oliver Schaper

»Was nach dem Entzug kommt, ist das Entscheidende.« Ein Wohnprojekt für Schwerstabhängige stellt sich so wohl niemand vor. Die Jugendstilvilla an der Platanenallee, ehemals im Besitz einer jüdischen Unnaer Familie, wurde vor der drohenden Enteignung durch die Nationalsozialisten gestiftet und wird seitdem ausschließlich von Wohltätigkeitsorganisationen genutzt. An diesem von Geschichte durchdrungenen Ort mit seinen beeindruckenden Erkern und Gauben bietet das Wohnprojekt „Lüsa“ (Langzeit-, Übergangs- und Stützungsangebot) chronisch mehrfach geschädigten, abhängigen Menschen die Chance, ihr Leben neu und würdevoll zu gestalten. Es sind beeindruckende und oft unfassbare Biografien, die die BewohnerInnen mit hierher bringen. Für Eddi und Jan (Namen geändert) ist die „Lüsa“ Ausgangspunkt für ein neues Leben. Eddi wollte dazugehören. Während seiner Bäckerlehre Anfang der 70er Jahre in einem Café am Ostenhellweg in Dortmund ging er in der Mittagspause immer wieder auf den Alten Markt, wo sich die „Hippies und Gammler“, wie er sagt, trafen: „Da war eine bestimmte Clique, die zog mich an, und dann war ich mitten drin. Dann hieß es ,Willst du auch mal?‘ – Na, klar wollte ich!“ Auf seinem Weg zur Arbeit gab es allein drei Kneipen, wo man ungestört Joints rauchen konnte. Nach der Bundeswehr begann er, härtere Drogen zu konsumieren und zu dealen. 1978 saß er zum ersten Mal in U-Haft, nach dem Prozess wurde die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. Das ging über Jahre immer so weiter, „mal war ich drin, mal wieder draußen“. Da er immer nach §35 des Betäubungsmittelgesetzes verurteilt wurde, kam er jedes Mal vorzeitig aus dem Gefängnis, zugunsten eines Aufenthalts in einer Entziehungs- oder Rehabilitationseinrichtung. Insgesamt hat Eddi zehn Jahre Knast hinter sich, nach Phasen der Abstinenz wurde er immer wieder rückfällig. 1993 kam er in das Substitutionsprogramm: „Doch dann fehlte der Kick, ein Kumpel sagte mir: ,Nimm einfach nach dem Polamidon einen schönen Jägermeister, das kommt auch ganz gut.‘ So habe ich dann mit der Sauferei angefangen.“ Seine Sucht verlagerte sich von den Drogen zu exzessivem Alkoholkonsum. Mehrfach landete er zur Entgiftung im Krankenhaus. 1999 erreichte dann ein Anruf seine Eltern, er würde die kommende Nacht nicht überleben. „In Bethanien bekam ich die letzte Ölung.“ Eddi überlebte einmal mehr und wurde in ein Hospiz verlegt. Auch nach dieser Nahtoderfahrung erholte sich Eddi und kam wieder auf die Beine. Seine Eltern hatten jedoch bereits seine Wohnung aufgelöst, so übernahm er selbst die Initiative und fand zur „Lüsa“: „Es war ein sagenhaftes Gefühl mit der Lebendigkeit hier, ich kam ja von den Toten.“ Nachdem er ein Jahr im Stammhaus gewohnt hatte, konnte er mit drei weiteren Bewohnern in die erste betreute Außenwohngruppe umziehen. Hier wird ihnen ein möglichst normales Leben ermöglicht, es gibt sogar einen Hund. Heute ist er 58 Jahre alt: „Ich weiß zwar, dass ich auch selbst dafür verantwortlich bin, jetzt so lange trocken zu sein, aber die ,Lüsa‘ hat mir mein Leben gerettet.“ Für die Bewohner in der „Lüsa“ sind Tagesstrukturen und ein neues soziales Umfeld von unschätzbarer Bedeutung. Zusammen mit den SozialarbeiterInnen können zusätzliche Belastungen wie laufende Bewäh14


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rungszeiten oder Schulden bewältigt werden. Viele haben traumatische Erlebnisse in ihrer Biografie. So wie Jan. Er ist 43, mit 12 Jahren fing er an zu trinken, später kamen Tabletten hinzu. Er ging nicht mehr zur Schule, es folgten Kokain und Heroin. Erst später, im Laufe seiner Therapien, wird ihm bewusst, dass er sich seit dem zwölften Lebensjahr auf der Flucht vor seinen Gefühlen befand, auf der Flucht vor Schmerz und dem, was er als Kind erlebt hatte. Zusammen mit seiner Freundin wurde er missbraucht, wenig später nahm diese sich daraufhin das Leben. Es gelang ihm, drei Jahre clean zu leben, er fand eine Partnerin und bekam einen Sohn. Doch die Beziehung zerbrach. Vor acht Jahren schlug das Schicksal erneut zu: Sein Sohn starb bei einem Verkehrsunfall, und kurze Zeit später wählte auch seine ehemalige Partnerin den Freitod. „Ich bin zwar nicht sofort rückfällig geworden, aber ich war schon in meinem Verhalten rückfällig, hatte an nichts mehr Interesse.“ Mit dem erneuten Heroinkonsum folgten wiederholt Abstürze, massiver Gewichtsverlust, ein Abszess in der Lunge. „Ich hatte Schiss vor einer Traumatherapie.“ Nach einer erneuten Entgiftung gelang es einem Sozialarbeiter, ihn zu diesem Schritt zu ermutigen. Um aus seinem alten sozialen Umfeld zu entkommen, entschied er sich anschließend für ein neues Leben in der „Lüsa“. Hier arbeitet er als Koch und engagiert sich bei JES, einer Selbsthilfegruppe für Junkies, Ex-User und Substituierte. Doch jedes Jahr am Todestag seines Sohnes geht er zurück in die Traumaklinik, um dort den Tag zu gestalten. Oft herrscht die Meinung über Drogenabhängige, dass sie selber schuld sind, wenn sie immer wieder rückfällig werden, oder dass sie offensichtlich noch tiefer im Dreck sitzen müssen, der Leidensdruck noch nicht hoch genug sei, um endlich die Finger vom Stoff zu lassen. Eddi und Jan haben sich das vielfach in ihrem Leben anhören müssen. „Die Drogen behielten für mich immer noch ihren Reiz, das ganze Drumherum, nach Amsterdam fahren, das Zeug einzukaufen und wieder zu verticken“, erinnert sich Eddi. „Das sind dennoch sinnstiftende Tätigkeiten,“ erläutert Anabela Dias de Oliveira. Sie ist die Leiterin der „Lüsa“. Bei Menschen mit langjährigem Drogenkonsum stellt der Körper nachweislich nach und nach die Produktion von Endorphin, landläufig als Glückshormon bekannt, ein. Endorphin ist wie eine körpereigene Droge, „deswegen sagen viele in der niederschwelligen Drogenhilfe auch, dass Drogenabhängigkeit eine Stoffwechselerkrankung ist.“ In der Methadon-Therapie werden die fehlenden Botenstoffe ersetzt. Ein Entzug ist zwar mit starken Schmerzen und vielen unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden. „Man könnte denken, nach drei Wochen ist dann alles vorbei. Dem ist leider nicht so, denn das Schlimmste ist, dass die Menschen im Prinzip eine schwere Depression entwickelt haben. Sie ist die häufigste psychische Erkrankung. Und wenn dann im Alltag Dinge passieren, die schon Menschen mit einem regulären Endorphinhaushalt aus der Bahn werfen, dann sind diese Dinge für einen Abhängigen eine Katastrophe. Ich glaube, was nach dem Entzug kommt, ist das Entscheidende.“ Für Eddi stellt sich daher auch nicht die Frage, ob es eine Perspektive gäbe, ohne Methadon zu leben: „Ich möchte mich nicht mehr in Gefahr begeben, das Risiko eines Rückfalls ist mir zu hoch.“ Auch Jan wird substituiert. Er hofft, irgendwann als Koch auf dem Arbeitsmarkt eine Chance zu bekommen. „Sein Curry-Huhn ist besonders klasse“, schwärmt Oliveira. Sie kann sich kein anderes Arbeitsfeld mehr vorstellen. Zusammen mit ihrem Team hat sie große Pläne: Im Herbst soll ein Altenheim für Substituierte und Ex-Junkies eröffnet werden. (mp) 15


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DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter

Wem es nützt

NEWS | von Nathanael Ullmann

Sozialticket-Flop

Wasser bald privat?

Prozesskostenhilfe

147.091 Menschen aus Bulgarien und Ru-

Auch das neue Sozialticket („Mein

Die EU-Kommission diskutiert, die

Die

mänien seien im Jahr 2011 nach Deutsch-

Ticket“) des Verkehrsverbunds VRR

Wasserversorgung europaweit zu

plant, die Prozesskostenhilfe ein-

land zugewandert, mit der vollen Ar-

erzielt nicht den gewünschten Er-

privatisieren. Die deutschen Kom-

zuschränken und die juristische

beitnehmerfreizügigkeit 2014 drohe die

folg. Die Monatskarte kommt im ge-

munen könnten dann die Versor-

Beratungshilfe ganz abzuschaffen.

Katastrophe. Sagt der deutsche Städtetag.

samten VRR-Bereich nicht an: Von

gung öffentlich ausschreiben und

So sieht es zumindest ein Gesetzes-

Weil Kommunen es nicht mit Zahlen haben,

den geschätzt 850.000 potenziel-

Konzerne wie Veolia oder Nestlé

entwurf des Justizministeriums vor.

sei die tatsächliche Einwandererzahl nach-

len Kunden nutzen gerade einmal

hätten die Möglichkeit, Teile der

Bisher sorgte die Prozesskostenhilfe

gereicht: 58.350.

66.000 das Ticket, in Bochum sind

Wasserversorgung

erwerben.

(PKH) dafür, dass Geringverdiener

es 8.970.

Diese geplante Richtlinie wird der-

und Hartz-IV-Empfänger Prozesskos-

Das neue Sozialticket kostet 29,90

zeit in Deutschland stark kritisiert,

ten erstattet bekommen oder zumin-

Euro im Monat für Reisen rund um

unter anderem von der europawei-

dest in Raten zurückzahlen konnten.

die Uhr, das ehemalige Dortmunder

ten Initiative „Right2Water“. „Was-

Rund 126.000 Menschen soll die fi-

Ticket kostete 33,04 Euro für Fahr-

ser ist ein öffentliches Gut, keine

nanzielle Hilfe nun verwehrt und die

ten ab neun Uhr. Offenbar ist das

Handelsware“, so die Organisation.

Antragsteller bei Ratenzahlungen

weiterhin zu teuer. Für das bisherige

In Städten und Ländern, in denen

stärker belastet werden. Die kosten-

Ticket hatte das Bündnis der Sozial-

eine Privatisierung des Wassers be-

lose Beratung in juristischen Fällen

ticket-Initiativen eine Nutzerquote

reits stattgefunden hat, zeigen sich

soll nach dem Gesetzesentwurf ganz

von durchschnittlich nur 5,3 Pro-

Preisanstiege und Qualitätsverlust.

gestrichen werden.

zent errechnet. Mehr als die Hälfte

Negativ-Beispiel ist Portugal, wo

Das heißt konkret, dass sich viele

der vom VRR befragten Nicht-Nutzer

die Wasserpreise seit der Privati-

Menschen keinen Gerichtsprozess

hatten angegeben, sich das Ticket

sierung um 400 Prozent gestiegen

und eine Beratung nicht mehr leis-

nicht leisten zu können. Im Regel-

sind. Auch in Berlin musste nach

ten können. Dabei sind im Jahr 2011

satz für Bezieher von Hartz IV oder

einer Teilprivatisierung der Preis-

im Sozialgericht Dortmund fast die

Grundsicherung sind 18,41 Euro für

anstieg durch das Bundeskartellamt

Hälfte aller Klagen in Bezug auf

den Nahverkehr vorgesehen. Die

gestoppt werden. Derzeit läuft eine

Hartz IV berechtigt gewesen.

Initiativen fordern weiterhin ein Ti-

Unterschriftensammlung gegen die-

Landeshaushalte sollen durch die

Gefordert jedenfalls werden in letzter Minute „Lösungen“ angesichts der „Armutszuwanderung aus Südosteuropa“. Eigentlich also Geld. Stattdessen liefern die Populisten und Wahlkämpfer wie der von allen guten Geistern verlassene Bundesinnenminister eher moralische Unterstützung. Friedrich ätzt gegen diejenigen, die „lügen und betrügen“, um Sozialleistungen abzugreifen. Die Zuwanderer kommen hingegen, obwohl es diese Sozialleistungen nicht gibt – zum Arbeiten, weil es dafür einen Markt gibt. Und sie schuften unsichtbar auf Baustellen oder in Spülküchen, Wertschöpfung, die in keiner Statistik vorkommt. Auch Dortmund verdient gut an den duldsamen, flexiblen, spottbilligen Arbeitskräften. Nicht die Kommune, ihre Bewohner.

Bundesregierung

cket für Bedürftige zum Preis von 15

sen geplanten Beschluss, mehr als

Kürzung der PKH 64,8 Millionen Euro

Der Innenminister sitzt in einer Regierung,

Euro, wie es in Dortmund in einem

eine Million Menschen haben bis-

einsparen. Zusätzlich sechs Millionen

die das Thema seit 2007 ignoriert und

Modellversuch zwischen 2008 und

lang unterzeichnet.

Euro würden anscheinend durch die

sich lieber für Deutschlands Außenhan-

2010 erhältlich war.

www.right2water.de

fehlende Beratung eingespart.

delsüberschuss feiern lässt. Auf Festreden sind auch Rumänien und Bulgarien Thema. Nicht nur die marode Infrastruktur, die Demokratiedefizite, der Antiziganismus: Für beide Länder ist Deutschland mit Abstand der größte Handelspartner. Vor allem Bulgarien liefert Rohstoffe wie Kupfer ohne Handelsschranken, in Rumänien sind allein 14.000 deutsche Unternehmen präsent. Deutschland und seine Bewohner profitieren von den armen neuen Mitgliedsländern genauso wie von ihren Arbeitskräften, ob studiert oder bettelarm. Die sozialen Kosten, die stillschweigend Teil des Deals sind, den Kommunen zu überlassen, ist genauso schäbig wie der fremdenfeindliche Populismus widerlich. Übrigens: Am 1. Mai 2011 zitterte das Land vor einer Million (!) Polen, die die neugewonnene Freizügigkeit nutzen sollten, um die deutschen Jobcenter zu stürmen. Die stehen wohl noch im Stau auf der A2.

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zu

deutsche

SKOTTS SEITENHIEB


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Irgendwann hat man alle Lebensmittel durch. Deshalb hier nur der neutrale Tipp vom Vegetarier: Rossschlachterei Hobbold, Recklinghausen. Bei denen ist in der Büchse wirklich drin, was draufsteht. „Lammfleisch in Pferdeklopsen entdeckt!“, das wäre für mich dann doch ein unerwarteter Skandal. Dabei hat alles mal wieder mit der Globalisierung zu tun. Das Rohmaterial der Ponylasagne stammt bekanntlich aus Rumänien. Richtig. Rumänien, neben Bulgarien eines der beiden Länder, deren Einwohner verstärkt die Freiheit der Europäischen Union nutzen und sich auch mal in Duisburg und Dortmund niederlassen. In unfassbaren Ausmaßen, wie eine große Regionalzeitung alarmierte. So soll die Zahl der Rumänen an Rhein und Ruhr in den letzten vier Jahren um unfassbare 3500 Menschen pro Jahr gestiegen sein. Ein Wahnsinn ist das, hier im Ruhrgebiet, wo kaum einer der fünf Millionen Bewohner mehr als drei Generationen Ortsansässigkeit nachweisen kann. Kaum stammt ein halbes Prozent der Einwohner aus Rumänien, fühlen sich jene Städte überfordert, die im nächsten Moment darüber klagen, dass sie mit der demografischen Entwicklung, also mit dem Schrumpfen, nicht klar kommen. Aus dem Fernsehen wissen wir, dass die da unten in Rumänien immer noch mit dem Pferdegespann zum Supermarkt fahren. Jetzt sind die Neubürger aber nicht mit der Kutsche hier im Ruhrgebiet vorgerollt. Offensichtlich haben sie die Tiere zurück gelassen. Das war ein schwerer PR-Fehler. Denn Pferde kommen immer gut, außerhalb von Tiefkühltruhen. Andererseits gibt es für herrenlose rumänische Klepper keine Abwrackprämie, die einst zur Rettung der deutschen Automobilindustrie erfunden wurde. Also mussten die Tiere irgendwie anders in das europäische Wirtschaftssystem integriert werden. Die Rumänen liefern, womit die Luxemburger und andere abkassieren. Vorbildliche Leute also, so europäisch und ökonomisch.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Unna

Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340

Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10

www.awo-ww.de

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LITERATUR | gelesen von Daniel Sadrowski | Fotos: Wilhelm Schürmann

Wegweiser zum Glück – Bilder einer Straße Die Steinhammerstraße in Marten ist nicht nur

Stil zur Avantgarde in Europa, denn nur wenige

der verblichene und fast vergessene „kleine

Fotografen arbeiten im „dokumentarischem Stil“.

Hellweg“ im Dortmunder Westen, sondern auch

Der amerikanische Fotograf Walker Evans definiert

das Thema einer mehrfach ausgezeichneten

diesen Anfang der 70er Jahre als einen Stil, der

Arbeit des gebürtigen Dortmunder Fotografen

dokumentarisch wirkt, nüchtern, sachlich beschrei-

Wilhelm Schürmann.

bend, wie z.B. die Bilder eines Polizeifotografen, der einen Tatort dokumentiert, dabei aber die

Wilhelm Schürmann kommt ein Jahr nach Kriegs-

Fotografie engagiert und subjektiv in der Ausein-

ende 1946 in Dortmund zur Welt. Er wächst in der

andersetzung mit der eigenen Lebenswirklichkeit

Steinhammerstraße in Dortmund-Marten auf. Mit 20

einsetzt. „Künstlerische Fotografie mit den Mitteln

geht er nach Aachen, um Chemie zu studieren. Nach

des Dokumentarischen“, so beschreibt es der Kura-

dem Ende seines Studiums arbeitet er als freiberuf-

tor Thomas Weski.

licher Fotograf. 1972 beginnt er mit dem Sammeln von Fotografien. Er wird Dozent für Fotografie am

Als engagierter Fotograf kehrt Schürmann 1979

Institut für Architektur an der RWTH Aachen und

zurück in die Steinhammerstraße, in der sein El-

an der Volkshochschule. 1973 gründet er zusammen

ternhaus steht. Der Raum ist ihm vertraut. Er stellt

mit Rudolf Kicken die erste Fotogalerie Deutsch-

fest, dass sich die Lebensverhältnisse verändert

lands, Lichttropfen, in Aachen.

haben, und startet mit begeisterter Präzision eine Auseinandersetzung mit seiner „Heimat“. Die einst

18

Schürmann sammelt Fotografie, lehrt sie, kuratierte

lebendige Einkaufsstraße in Dortmund-Marten,

Ausstellungen und arbeitet bereits mehrere Jahre

auch „kleiner Hellweg“ genannt, beginnt sich zu

als Fotograf, als er in der Zeit von 1979 bis 1981

verändern. Schürmann zeigt erste Leerstände von

die Serie „Wegweiser zum Glück“ aufnimmt. Er ist

Geschäften und den Abriss des Güterbahnhofs.

ein Insider in der Fotoszene und das in einer Zeit

Zu diesem Zeitpunkt steckt das Ruhrgebiet in der

weit vor dem Internet, ohne Blogs, Foren, Twit-

zweiten Phase der De-Industrialisierung, die die

ter etc. Zu dieser Zeit gehört sein fotografischer

Montan- und Stahlindustrie betrifft.


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Schürmanns facettenreiches Portrait der Stein-

universell lesbare Sprache, das zeigen auch die

Wilhelm Schürmann

hammerstraße weist aber darüber hinaus. Er steckt

Best of-Listen von Fotografen und internationalen

Wegweiser zum Glück:

sich einen Bereich ab und dokumentiert diesen in

Kritikern. Für mich als Fotograf ist dieses intelligent

Bilder einer Straße, 1979-1981

Schwarzweiß. Es ist der Erfahrungsraum seiner Kind-

zusammengestellte Fotobuch ein guter Lehrer und

Hrsg. Die Photographische Sammlung

heit und Jugend. Er beschreibt sowohl den privaten

eine inspirierende Quelle.

SK Stiftung Kultur

als auch den öffentlichen Raum und zeigt uns die Menschen, die dort leben.

Hatje Cantz Verrlag 2012 2007 schenkt Wilhelm Schürmann die Arbeit mit

geb. Ausgabe 228 Seiten, 49,80 Euro

über 2.000 Schwarzweiß-Negativen und ca. 180

ISBN-13: 978-3775733090

So definiert er, wie sie ihr Miteinander gestalten und

Abzügen der SK-Stiftung in Köln. Die Stiftung

erzählt die Geschichte der Straße und ihrer Bewoh-

sammelt und stellt dokumentarisch orientierte

ner. Im Buch heißt es treffend dazu: „Unmittelbar

Positionen in der Fotografie aus. Wichtige Posi-

kommt seine eloquente Bildsprache zum Vorschein,

tionen in der Sammlung sind z.B. die Arbeiten

die einfühlsam, klischeefrei und offen für sinnstif-

von August Sander, Bernd und Hilla Becher sowie

tende Konstellationen ist und weder Vergnügen

auch von Albert Renger-Patzsch. Zusammen mit

noch Selbstironie scheut.“ Die Serie „Wegweiser zum

Gabriele Conrath-Scholl stellt Wilhelm Schür-

Glück“ ist eindrucksvolles Dokument eines Viertels

mann eine Ausstellung zusammen, die im Sommer

in Dortmund, das prototypisch für den Zeitabschnitt

2012 in Köln gezeigt wird. Darüber hinaus ist

Von links:

der beginnenden 80er Jahre im Ruhrgebiet gesehen

dieses wunderbare Fotobuch entstanden, zu dem

Mutter mit Tochter, Dortmund, 1979

werden kann. Die Bilder im Buch sprechen durch

Gabriele Conrath-Scholl einen lebendigen Text

O.T., Dortmund, 1979 – 81

ihren Stil und ihr einfühlsames Beobachten eine

beigesteuert hat. (ds)

Steinhammerstraße, Dortmund 1979 – 81

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NETZWELT | von Sebastian Sellhorst

KINOTIPP | von endstation.kino

endstation.kino & bodo präsentieren: Paradies: Glaube Anna Maria ist mit Leib und Seele Katholikin. Sie rutscht auf Knien betend durch die Wohnung, ihr Haus hat mehr Kruzifixe als eine Kirche, und zur Strafe für fremde Sünden peitscht sie sich gern mal aus. Ihren Urlaub verbringt sie damit, eine Wander-Muttergottes-Statue von Haus zu Haus zu bringen, um Einwanderer und Sesshafte vom christlichen Paradies zu überzeugen. Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.pinkstinks.de „Mädchen sein kann man auf viele Weisen.“ Mit diesem Slogan engagiert sich die Initiative pinkstinks.de gegen Werbeinhalte und Produkte, die Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen. Ziel der Kampagne ist es, ein kritisches

Als eines Tages ihr Ehemann, ein Ägypter und

Bewusstsein zu schaffen, das hilft, alternative weibliche Rollenbilder abseits des

Moslem, nach Jahren der Abwesenheit aus

Werbemainstreams zu schaffen. Vereinfacht heißt das, Rollenbilder in der Wer-

Ägypten zurückkommt, beginnt ein Klein-

bung sichtbar machen, in denen Mädchen und Frauen auf Eigenschaften wie süß,

krieg um Ehe und Religion. Es wird gesun-

schwach und sexy reduziert werden.

gen, gebetet und gekämpft. Als die Gewalt

Vorbild von Pinkstinks Germany ist die britische Initiative, die unter gleichem Namen bereits seit 2009 erfolgreich den Geschlechterwahn in der Werbung anprangert. Startschuss für Pinkstinks Deutschland war ein Interview, das Genderforscherin Dr. Stevie Meriel Schmiedel der Wochenzeitung „Die Zeit“ gab, in dem sie sich über sexistische Leuchtreklame in ihrer Heimat Hamburg beschwerte. In den darauf folgenden Monaten entstand mit der Hilfe vieler Ehrenamtlicher eine Kampagnen-Webseite. Anlässlich des Weltmädchentages 2012 sprachen Verantwortliche von Pinkstinks im Hamburger Rathaus. Eine der ersten großen Kampagnen der Initiative setzte sich mit dem Überraschungsei für Mädchen der Firma Ferrero auseinander, welches in pink und dem Slogan „nur für Mädchen“ präsentiert wurde. Mittlerweile wird das pinke Überraschungsei nicht mehr beworben. Im Rahmen der aktuellen Kampagne „Gegen sexuelle Verfügbarkeit in der Außenwerbung: Kinderschutz jetzt!“ wendet sich pinkstinks.de an den deutschen Werberat und fordert diesen auf, sich stärker dafür einzusetzen, Kinder vor sexueller Außenwerbung zu schützen. „Das Problem ist, dass immer jüngere Kinder sich unwohl in ihrer Haut fühlen, sich extrem um ihr Aussehen sorgen und zu früh von der Werbung suggeriert bekommen, dass sexuelle Attraktivität von höchster Wichtigkeit sei“, heißt es in der Petition.

eskaliert, wird Anna Marias Glauben auf eine harte Probe gestellt. Denn Jesus kann ihre verzweifelte Sehnsucht nach körperlicher Nähe nicht erfüllen. Ulrich Seidels zweiter Teil der Paradies-Trilogie ist eine filmische Pietà, die von Kreuzstationen einer Ehe und der Sehnsucht nach Liebe erzählt. Wander-Muttergottes-Statuen werden von gläubigen Katholiken, vor allem aber von Frauen ausgetragen und in Haushalte und Häuser hineingetragen. Die Hausbesuche, die Seidl auch seine Protagonisten Anna Maria vornehmen lässt, bilden kleine, dokumentarisch anmutende Geschichten innerhalb der großen Geschichte, eine Erzählstruktur, die typisch ist für die Filme des Österreichers. Er erzählt das Innenleben seiner Protagonistin über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Ulrich

Dr. Stevie Meriel Schmiedel setzt darauf, strategisch Diskur-

Seidel ist für „Paradies: Glaube“ mit dem

se anzustoßen. „Wichtig ist es uns, mit den Konzernen ins

Spezialpreis der Jury bei den Filmfestspielen

Gespräch zu kommen und auf die Probleme hinzuweisen“,

in Venedig ausgezeichnet worden.

beschreibt sie das Ziel ihrer Arbeit. „Wir kommentieren in Blogs und hauptsächlich auf Facebook sexistische Produkte

Do. 28.03. bis Mi. 03.04. um 16.45 Uhr

und Neuigkeiten, mischen uns ein in Foren und versuchen, überall präsent zu sein. Unser Ziel ist es, Nachfragen zu

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

beantworten und Medienbewusstsein zu vermitteln.“ (sese)

Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

Dr. Stevie Meriel Schmiedel

INFO Die aktuelle Petition an den deutschen Werberat

finden Sie unter www.pinkstinks.de/petition/

20

Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de


VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2013 | VERLOSUNGEN | CD-TIPPS zusammengestellt von Benedikt von Randow

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Serdar Somuncu – »Hassprediger« Hardcore-Provo-Comedy-Kabarett Donnerstag, 21. März um 20 Uhr im RuhrCongress Bochum bodo verlost 3 x 2 Karten

Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen und Bücher zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.03.2013 14.03. | Joe Bonamassa | Westfalenhalle, Dortmund | 3 CDs 17.03. | Pipapo – Eine Hommage an Georg Büchner | Theater im Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 21.03. | Serdar Somuncu | RuhrCongress, Bochum | 3 x 2 Karten 21.03. | Herzscheiße 01 | Friedemann Weise, Pele Caster, Tommy Finke | Bhf. Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten 23. + 24.03. | Design Gipfel | Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

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22 VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2013

FR 01 | 03 | 13 Musik | Desmond Myers Desmond Myers ist ein 20jähriger „experimental Singer/Songwriter“ aus den USA. Seine Musik ist 01 | 03 | 13 Schmidt

02 | 03 | 13 Lioba Albus

le, North Carolina, ist Desmond nach Deutschland ge-

voziert, kommentiert, sabotiert. Macht sich lustig über

Atomkraftwerk mit seinen sechs Reaktoren niemanden.

kommen, um seinen „europäischen Traum“ zu leben. In

ihn. Christoph und der Andere liefern sich einen zähen,

Welche Lehren aber wurden aus dem atomaren Supergau

seiner Musik drückt er aus, wo er herkommt – und vor

anstrengenden Kampf: Kopf oder Zahl, die Zukunft steht

gezogen, der eine ganze Region verseuchte? Dieser und

allem, wohin er will. Als großer Fan von traditioneller

in jedem Moment auf der Kippe. Für Zuschauer ab 14.

anderen Fragen gehen Dorothee Menzner und Ralph T.

europäischer und südamerikanischer Musik wie Tango,

Flottmann-Hallen, Herne, 10 Uhr (auch 19 Uhr)

Niemeyer in ihrem eindrucksvollen Film nach. Nach dem

inspiriert von sozialen, politischen und kulturellen Bewegungen auf der ganzen Welt, vor allem aber in der Europäischen Union. Aus seiner Heimatstadt Statesvil-

Film steht die Bundestagsabgeordnete Dorothee Menzner

Flamenco, Chanson und Walzer, vermischt er viele Elemente dieser Genres mit der Musik seiner Heimat: Rock, Folk und Hip Hop. Der Eintritt ist frei. subrosa, Dortmund, 20 Uhr

SA 02 | 03 | 13

Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 16 Uhr

Kabarett | Özgür Cebe Fangfrage: Wenn der Islam nicht zu Deutschland gehört,

Musik | Schmidt

für Fragen zur Verfügung. Der Eintritt ist frei.

Ostwestfalen aber schon, wohin gehört dann ein in Bie-

SO 03 | 03 | 13 Mischmasch | Opel-Solidaritätsfest

Die Berliner Sängerin & Chanteuse Schmidt spielt einen

lefeld geborener Rheinländer mit türkischen Wurzeln?

Stilmix aus Jazz und Pop, den sie mit Reminiszenzen

Ein Spagat, den Özgür Cebe jeden Tag praktizieren muss.

Unter dem Motto „Wir bleiben Bochum“ findet auf dem

an die 20er- und 30er-Jahre zu einem Gesamtkunstwerk

Das tut weh. Da hilft nur eins: sich locker machen. Mit

Rathausplatz, dem Massenberg-Boulevard und beim

veredelt. Dazu passen ihre laszive Coolness und die rau-

Selbstironie und pointierter Beobachtung entwaffnet

Kuhhirtendenkmal das Opel-Solidaritätsfest statt. Ge-

chig-zart schmelzende Stimme. Schmidt wurde vom ZDF

Cebe alle Scharfmacher durch pure Gelassenheit. Wie

startet wird um 11 Uhr auf dem Rathausplatz mit einem

jüngst als das „neue Fräuleinwunder am Jazz-Pop-Him-

man sich mit Humor integrieren kann, davon kann Özgür

Ökumenischen Gottesdienst. Anschließend eröffnen die

mel“ bezeichnet. Ihr von Guy Chambers (u.a. Produzent

Cebe ein Lied singen. Und tut dies auch.

Bochumer Symphoniker und Steven Sloane das Büh-

von Robbie Williams) produziertes Debüt-Album „Femme

Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

nenprogramm mit Maja Beckmann, der „Well you’re my friend“-Band, Hennes Bender, Frank Goosen, Joachim

Schmidt“ erschien 2012 und verkauft sich seitdem wie warme Semmeln. „Wie den wilden 20er Jahren entstiegen.

Kleinkunst | Lioba Albus

Luger, Esther Münch, Wilfried Schmickler und vielen an-

Schmidt ist ein Gesamtkunstwerk: jung, schön, mit einer

Als unerschütterlicher Liebescoach steht Lioba Albus

deren. Ein Kinderfest wird auf dem Rathausvorplatz or-

rauchigen Stimme, perfekt inszeniert. Ihre Musik erinnert

den Menschen in diesen verwirrenden Zeiten zur Sei-

ganisiert und auf dem Massenberg-Boulevard findet sich

ein wenig an Katie Melua, manchmal an Adele oder auch

te. Mit heißem Herzen und kühlem Kopf greift sie mit

neben einer Ausstellung von bis zu 100 Opel-Oldtimern

Amy Winehouse, nur eleganter, geheimnisvoller.“ (DPA)

sortierender Hand mitten hinein ins pralle Liebesleben.

ein reichhaltiges kulinarisches Angebot. Auch der VfL

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

Dabei wird sie wie immer von ihrem Alter Ego Mia Mit-

Bochum wird um 13 Uhr für Fotoshootings, Autogramme

telkötter begleitet, der sauerländischen Fachfrau für hu-

und kurze Gespräche erwartet.

morvolle Überlebensstrategien.

Innenstadt, Bochum, 11 – 16 Uhr

Theater | Kopf oder Zahl Christopher, 15 Jahre alt, war einige Wochen im Jugend-

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr Kunst | Führung: Winsor McCay – Comics, Filme, Träume

arrest – nicht an der Nordsee, wie er seiner neuen Klasse weismachen will. Er hat einen Jungen brutal zusammen

Film und Diskussion | Hibakusha

Winsor McCay ist nicht nur bedeutendster Wegbereiter

geschlagen. Doch nun will er es besser machen, besser

Das japanische Wort „Fukushima“ bedeutet „Glücksinsel“,

des Comics im frühen 20. Jahrhundert, sondern hat auch

werden. Er will nicht mehr saufen und klauen. Er strengt

und bis zum 11. März 2011 war die Präfektur Fukushima als

die Standards des Animationsfilms mehr als ein Jahr-

sich an, wechselt die Schule und sagt sich von seinen

Feriengebiet auch weithin bekannt und beliebt. Bis dahin

zehnt vor Walt Disney gültig definiert. Anhand von vie-

ehemaligen Freunden los. Aber da ist der Andere: Er pro-

störte das alte und bereits 1971 in Betrieb gegangene

len Originalzeichnungen und prächtigen Originalseiten

CD-TIPP

NICK CAVE & THE BAD SEEDS | Push The Sky Away (Bad Seed Ltd. / Rough Trade) Mit dieser Platte ist irgendetwas, etwas Besonderes, Außergewöhnliches, vielleicht gar Mystisches. Seit sie mir ins Haus geflattert ist, lässt sie sich kaum mehr aus dem Player verdrängen, sowohl allein beim Arbeiten am Rechner oder Sinnieren, als auch, wenn Besuch da ist. Unaufdringlich läuft sie im Hintergrund, heimlich eine intensive und auch intime Athmosphäre schaffend. Und auf einmal ist die Dreiviertelstunde auch schon vorbei, der Besuch, mit dem man gerade ein sehr persönliches Gespräch geführt hatte, sagt: „Och, schon vorbei?“ Und schon drückt man wieder auf Play. Natürlich ist das hier keine fröhliche Heppi-Peppi-Platte, aber sie ist auch trotz aller Melancholie und Gefühlsdichte nicht traurig oder negativ, ganz im Gegenteil: Warm, positiv und mit viel Stil (vielleicht dem einen oder anderen Hörer gelegentlich etwas zu pathetisch) schleicht sich die Scheibe an, schmeichelt sich ein und sorgt für eine fruchtbare Entschleunigung. Und Nick Caves Stimme ist so angenehm, als ob man einem guten Freund lauscht. Apropos Cave: Dies ist meine erste Platte von Nick Cave und seinen eingespielten und sich immmer wieder aufs Neue inspirierenden Bad Seeds. Und ich bin wirklich, ja man kann schon sagen, bezaubert. Werde mir nun wohl auch mal die eine oder andere ältere Scheibe zu Gemüte

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führen, von denen die Band, die sich 1982 zusammenfand, ja schon 14 herausgebracht hat. (BvR)


05 | 03 | 13 Lisa Bassenge

aus Zeitungen erzählt die Ausstellung, die noch bis zum

08 | 03 | 13 Zweiter Freitag mit Fräulein Nina

Musik | domo vision

08 | 03 | 13 Schneewittchen

FR 08 | 03 | 13

9. Juni läuft, auch die spannende Kulturgeschichte von

Musik ist offen – für jeden. Ein gutes Beispiel dafür ist

frühen Massenmedien und Entertainment-Betrieben,

das Projekt „Dortmunder Modell: Musik“ (DOMO:MUSIK).

der Weltausstellungen im 19. Jahrhundert und der US-

Bereits seit drei Jahren arbeiten in dem Projekt der Tech-

Nach sieben Jahren Kleinkunst rechnet die Dame mit

Gesellschaft im Allgemeinen auf ihrem zerrissenen Weg

nischen Universität Dortmund insgesamt 60 Personen,

einem Herz für Chansons und große Gesten mit dem

in den Ersten Weltkrieg.

Menschen mit Behinderung sowie Musiker, zusammen,

„Showbösness“ ab. Dabei kommt Fräulein Nina immer

Museum für Kunst und Kulturgeschichte, DO, 15 Uhr

schaffen gemeinsam Töne. Für Menschen mit Handi-

wieder aufs Wesentliche zurück: auf die Anziehungskraft

cap ist Musik etwas ganz Besonderes. Es ist eine neue

von Musik, auf das Wesen der Kunst und ihr Vorhaben,

Welt, die sie entdecken können, gelebte Integration, ein

alles anders zu machen. In der Reihe „Zweiter Freitag“

möglicher Berufszweig. Nun soll es eine Abschlussveran-

treten Künstlerinnen und Künstler an jedem zweiten

DI 05 | 03 | 13 Musik | Lisa Bassenge

Kleinkunst | Zweiter Freitag mit Fräulein Nina

staltung geben. Mit Film und Musik werden die Akteure

Freitag im Monat zu Gunsten unseres gemeinnützigen

Das neue Album von Lisa Bassenge heißt „Wolke 8“, und

einen kleinen Einblick in ihre Arbeit geben. Präsentiert

bodo e.V. auf. Die Künstler verzichten auf ihre Gage, der

es ist ihre bisher unhöflichste Platte. Sie geht zum An-

wird ein breites Programm mit fünf Ensembles von Klas-

Eintritt ist frei, eine Spende an bodo freut den Verein.

griff über, mit kurzem Anlauf, und mischt gewaltig die

sik bis Pop, eingeladen ist jeder. Auf der Bühne werden

bodo, Schwanenwall 36 – 38, Dortmund, 19.30 Uhr

Genres Jazz, Chanson, Pop-Song und Gute-Nacht-Lied

stehen: NIA extended version (Singer-Songwriter), pia-

auf. Sie ist Provokateurin, Twisterella, die Bitterkluge

no plus (Pianos, Streicher und mehr), Hurricane (Classic

und die Biestige. Und die Geschichtenerzählerin, die

Rock), Tatort Jazz und Eastman Company (Jazz), I can

Die kolossale Lust am Verkleiden, wildes Make-Up und

unterm Apfelbaum sitzend beobachtet, wie komisch die

be your translator (Elektropop). Die musikalische Mit-

ausufernde Klamotten – das Theatralische und die große

Welt sich verfärbt, wenn die Liebe geht.

teilung: mehr DOMOkratie wagen! Der Eintritt ist frei.

Geste sind bei Sängerin Marianne Iser und Tastenmann

domicil, Dortmund, 20 Uhr

FZW, Dortmund, 19.30 Uhr

Thomas Duda, die gemeinsam Schneewittchen sind, im-

Musik | Schneewittchen

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Kleinkunst | Andreas Neumann Am 6. März wäre der 1994 verstorbene Charakterdarsteller, Volksschauspieler und Humorist Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier 90 Jahre alt geworden. Andreas Neumann, Parodist und Imitator, zelebriert aus diesem Anlass eine kleine Hommage zu Ehren von Jürgen von Manger. In seiner Paraderolle als Heinz Erhardt begrüßt Andreas Neumann zahlreiche weitere Zeitgenossen, die dem Geburtstagskind ihre Aufwartung machen. So werden u. a. noch Heinz Rühmann, Theo Lingen, Inge Meysel, Hans Moser und Dieter Hallervorden zu den Gratulanten zählen. Ein Abend der Erinnerungen an Deutschlands große Humoristen im Allgemeinen und Jürgen von Manger im Besonderen. Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

DO 07 | 03 | 13 Musik | 1. Dortmunder Rudelsingen David Rauterberg und Philip Ritter am Klavier präsentieren die schönsten Lieder zum Mitsingen – Schlager, Evergreens, Pop und Rock. Das Einstimmen ist dabei ausdrücklich erwünscht. Gemeinsam haben die Musiker ein gut zweistündiges Programm entwickelt. Ein Beamer strahlt jeweils die Verse an die Leinwand, die Sänger werden am Klavier begleitet, und David Rauterberg geleitet mit Charme und Witz von Lied zu Lied.

re i enf 4 t s 4 ko fo s 5 4 4 0 0 e n I . Alle 0800 w21.d e er unt www.d r ode

„Alte Schätzchen", die neuesten Radio-Songs, ewige Gassenhauer - alles ist dabei und das Publikum singt aus vollem Hals. Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 19.30 Uhr

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24 VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2013

mer dabei. Ihre Musik ist immer dramatisch, wie eine Opernarie. Immer ausdrucksstark melodisch, trotz einer gewissen Rauheit. Immer Liebeserklärung und Klage zugleich. Immer Breitwandformat. So signalisieren Schneewittchen von Beginn an etwas Außer08 | 03 | 13 György Vukán

09 | 03 | 13 Compania Bataclan

muss nicht unbedingt akademisch sein“, manchmal auch

wenig klar wie der Begriff Soul. Wenn man sich ansieht,

wie eine vertonte Weltreise. Niemals aber ist das, was

wer etwa den Soul mit erfunden hat, Al Green, James

György Vukán, „das ungarische As im großen Spiel des

Wolfgang Haffner unter seinem Namen veröffentlicht,

Brown, Marvin Gaye, Donny Hathaway, das war ja alles

internationalen Piano-Jazz“, wie ihn ein Kritiker nann-

ein Geschenk an die ewigen Nerds des Jazz-Universums.

Soul, Neville Brothers, Crusaders, aber alles war total un-

te, ist einer der herausragenden Persönlichkeiten in der

Für die „JAZZnights“ erscheint Haffner, ebenso wie sein

terschiedlich. Für den Jazz gilt dasselbe.“ Und jetzt singt

zeitgenössischen Musikszene. Er hat für rund 130 unga-

Kollege Bugge Wesseltoft, mit dem zusammen er die Tour

sie also Jazz, diese Stimme, die ihre ersten öffentlichen

rische Filme die Musik geschrieben, zwei davon wurden

bestreitet, eine nahezu perfekte Besetzung. Denn so wie

Gehversuche mit dem Song „Can’t Wait Until Tonight“ und

für den Oscar nominiert, er hat u.a. eine Messe, eine

bei dem Norweger gilt auch für Haffners Konzerte das

dem Support von Stefan Raab auf der großen Eurovision-

Oper, Ballettmusik, mehrere symphonische Werke kom-

wunderbare Motto: Wenn ich genau wüsste, was mich dort

Bühne beim Grand Prix machte. Warum auch nicht?

poniert, aber vor allem ist er ein brillanter Jazzpianist.

erwartet, dann müsste ich ja nicht mehr hingehen. Weiß

Zeche, Bochum, 20 Uhr

Musikschule, Dortmund, 19.30 Uhr

man aber eben nicht genau, muss man eben doch hin.

gewöhnliches. Ein Gesamtkunstwerk aus viel Musik, viel Vokalmagie, viel Theater und vollem Ernst. Rottstr 5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr Musik | György Vukán

Konzerthaus, Dortmund, 18 Uhr

SA 09 | 03 | 13 Musik | Compania Bataclan

Hörspiel-Lesung | Die Bestie von Fukushima

MI 13 | 03 | 13 Kleinkunst | Alles im Kasten

Vor dem Hintergrund der Katastrophe von Fukushima,

Der Zauberkasten wird im November 20 Jahre alt. Sein

Die Compania Bataclan ist eine siebenköpfige Band aus

die sich am 11. März 2013 zum zweiten Mal jährt, wir-

fünfjähriges Jubiläum 1998 feierte der Zauberkasten mit

Bochum, Witten, Dortmund, Fröndenberg und Wuppertal.

ken Japans populäre Monster- und Katastrophenfilme

einem dreitägigen Varieté-Programm, das unter dem Na-

Musikalischer Abwechslungsreichtum verbindet sich mit

wie „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ (1984) oder

men „Alles im Kasten“ bekannt wurde. In dieser Show tra-

politischem Anspruch. Texte aus eigener Feder oder von

„Sinking of Japan“ (2006) nahezu prophetisch. In der

fen sich damals Künstler wie Martin Reinl, den man heute

Brecht/Weill werden mit unterschiedlichen Stilen unter-

Kunst wurden Weltuntergangs-Szenarien durchlebt,

aus „Zimmer frei“ kennt. Ingo Börchers hat inzwischen

legt. Heraus kommt ein spannender Soundclash; ob Bal-

die den später in Nachrichten dokumentierten stark

viele Preise gewonnen und ist erfolgreich mit seinem

kan-Klezmer, französische Musette, Reggae oder Ska. Die

ähnelten. Ein Unterseebeben, eine gigantische Flut-

6. Solo unterwegs. Jeanny, die „Mary des Ruhrgebiets“,

Compania tanzt auf vielen musikalischen Hochzeiten frei

welle, eine verwüstete Küste, ein drohender atomarer

moderiert heute im Revuepalast die Shows von Christian

nach dem Motto der amerikanischen Anarchistin Emma

Ausbruch: Bedroht ein urzeitliches Monster Tokio? Jörg

Stratmann. Und da ein 20. Jubiläumsjahr schon etwas

Goldman „Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine

Buttgereits Hörspiel beleuchtet die Ereignisse des März

Besonderes ist, lässt der Zauberkasten seine besondere

Revolution.“ Bevor es zu Konzerten in die Türkei geht,

2011 unter besonderer Berücksichtigung des „Mons-

„Alles im Kasten“-Show wieder aufleben. Mit dabei: Der

präsentieren sie an diesem Abend live ihre neue Platte.

ters“ als Sinnbild für die Katastrophe.

Telök, Volker Diefes und Manne Spitzer aus Münster.

Moses ErlebBar, Dortmund, 20 Uhr

Schauspielhaus, Dortmund, 18 Uhr

Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

MO 11 | 03 | 13

DO 14 | 03 | 13

SO 10 | 03 | 13 Musik | JAZZnights: Wolfgang Haffner Quartett & Bugge Wessetoft’s Jazzland Community

Musik | Max Mutzke

Musik | Layori

Der Satz liest sich so selbstverständlich und kommt auch

Die aus Nigeria stammende Sängerin Layori ist wohl

Manchmal klingt es wie die galante Aufforderung zum

keinem Menschen unwahrscheinlich vor: Max Mutzke hat

eine der interessantesten Bereicherungen für die Global-

Tanz, manchmal wie ein Fingerzeig in Richtung „Jazz

ein Jazzalbum aufgenommen. „Jazz ist für mich genauso

Sounds-Szene. Die Musik der „New Diva of Global Jazz-

CD-TIPP

MOP MOP | Isle Of Magic (Agogo Records / !K7 / Alive) Wenn Woody Allen sich für einen Soundtrack („To Rome With Love“) bei einer Band musikalisch bedient, dann macht einen das schon hellhörig. Da weiß man, dass es sich um Qualität handelt und natürlich auch, dass Jazz eine Rolle spielt. Das trifft auch zu auf das italienische Projekt Mop Mop, hinter dem Andrea Benini aus Cesena und ein Haufen guter weiterer Intrumentalisten stecken. „Voodoo-Jazz versus Afro-Funk“ heißt es recht griffig in der Beschreibung. Die Jungs wollen‘s auch echt mit jedem Song wissen. Klavier, Bass, Gitarre, Vibrafon, Marimba, Saxophon, Posaune und ganz viel Percussions versuchen zu hypnotisieren. Oft angenehm unaufdringlich, vereinzelt aber auch etwas zu aufdringlich. Wenn Gesang dazu kommt, dann äußerst angenehm und sehr cool und soulig. Das Ganze erinnert mich stark an die wahnsinnige und von mir sehr geliebte Band der 70er namens „War“. Besonders auffällig geworden 1970 durch das Konzept-Album „Eric Burdon declares War“ – was ja wohl eine Hammer-Scheibe war. Mop Mop erinnert aber noch ein wenig mehr an das Album „Platinum Jazz“ von 1977, wo „War“ sich mal so richtig auslebt, vor allem die Rhythmussektion, die aus gefühlten 20 Musikern besteht. Was ich damit sagen will: Mop Mops „Isle Of Magic“ ist eine besondere Platte, nix für Jedermann, aber wer drauf einsteigt, den wird die Platte absolut flashen. Woody Allen und mir ging es auf jeden Fall so. (BvR)

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11 | 03 | 13 Max Mutzke

14 | 03 | 13 Layori

17 | 03 | 13 BaBa ZuLa

Pop“ ist eine Verschmelzung von Jazz, Soul, Blues, Reg-

den Alterswohnsitz der Mutter und Freundinnen helfen

Bühne werden sie von den Tänzerinnen Bahar Sarah und

gae und Pop zu einer ganz eigenen Form von Weltmusik,

sich über die Wechseljahre hinweg.

Nourah begleitet. Bei ihren Live-Auftritten verbinden

melodiös, transparent und erstaunlich eingängig. „Man

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 17.03., 18 Uhr)

BaBa ZuLa ihre Musik gerne mit anderen Kunstformen wie Bauchtanz, bunten Kostümen, Dichtung, Theater-

versucht immer wieder, meine Musik zu definieren. Ich würde sie so beschreiben: Afro-Jazz, mit einem Hauch Soul, sogar Pop. Und einer Spur Reggae. Ich selbst nenne

SO 17 | 03 | 13

sie moderne elegante Musik. Musik der Zukunft sogar.

BODO VERLOSUNG | Pipapo – Hommage an Georg Büchner

Weil sie zeitlos ist. Weil sie jedem zugänglich ist. Leicht

Drei Insassen der Nervenheilanstalt „Casa Blanca“ pro-

ins Ohr geht. Und trotzdem eine Tiefe besitzt, die ins

ben zum Jahreswechsel eine Collage aus Georg Büch-

Herz geht.“ (Layori) „Die einen sagen, sie hat Ähnlich-

ners Schriften, Texten und Stücken.

keit mit Tracy Chapman, die anderen fühlen sich an die

Unter Anleitung von Professor Karl

Samtstimme von Sade erinnert; sie selbst liebt Miriam

Ludwig Büchner entstehen nach lan-

Makeba und Chavela Vargas – und eine passende Schub-

gen Probenprozessen Szenen, Lieder

lade für ihre Songs gibt es bislang nicht.“ (WDR 5)

und Begegnungen der vier sehr unter-

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

schiedlich strukturierten Typen. Zwei

elementen und Live-Painting und schaffen so stets ein audio-visuelles Sinnesspektakel. Jahrhunderthalle/Dampfgebläsehaus, BO, 19.30 Uhr

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Frauen und zwei Männer im Bemühen, Büchner in seiner Suche nach innerer

BODO VERLOSUNG | Joe Bonamassa Der umtriebige Bluesrock-Musiker Joe Bonamassa kehrt

und äußerer Freiheit nahezukommen. Es entsteht ein

2013 mit seiner Band auf deutsche Bühnen zurück.

Feuerwerk aus theatralischen und inhaltlichen Szeneri-

Bonamassa, der brillante

en, die an Skurrilität und Heiterkeit dem jubilierenden

Gitarrist, ist einfach nicht

Anlass entsprechend ausfallen. 200 Jahre Büchner und

zu stoppen und stellt live

Silvesterstimmung an einem Abend. Mehr geht nicht.

immer wieder eindrucksvoll

„Sinnlich verspielte Hommage an Büchner: […] Kurz

unter Beweis, dass er einer

vor Schluss nimmt die humorvolle und abwechslungs-

der Großen seines Genres

reiche Inszenierung, für die man kein Büchner-Kenner

ist. Joe Bonamassa trifft mit seinem Verständnis von

sein muss, um Spaß zu haben, nochmals eine überra-

Bluesrock den Nerv von Musikliebhabern wie Kritikern.

schende Wendung.“ (Ruhr Nachrichten)

Nicht nur in den Blues-Charts der Musikbibel „Billboard“

Depot, Dortmund, 19 Uhr

hatte er mit seinen letzten Veröffentlichungen stets

bodo verlost 3 x 2 Karten.

den Spitzenplatz gepachtet. Bonamassa bedient den

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Geschmack der Blues- und Rockfans – und beide Lager versorgt er bestens. Die Fans strömen in wachsender

Zauberei | Die Weltreise

Menge in seine Konzerte dies- und jenseits des Atlan-

Robinson & Angelika unternehmen mit ihren kleinen und

tiks. Joe Bonamassa scheint nicht zu bremsen und auf

großen Zuschauern eine zauberhafte Reise rund um die

dem Sprung, den Bluesrock-Thron zu besteigen. Wobei er

Welt. Auf verschiedenen Stopps werden so wichtige Fra-

den Spagat fertig bringt, einerseits auf den Spuren sei-

gen geklärt, wie: Kann man einen Elefanten angeln, wie

ner Lehrmeister wie B.B. King zu wandeln und zugleich

viele Pinguine frisst ein Eisbär pro Jahr, und kann man

innovativ tätig zu sein und die Brücke zu intelligentem

seinen alten Bumerang wegschmeißen, wenn man einen

Rock und gelegentlich auch Funk zu schlagen.

neuen geschenkt bekommen hat? Für Menschen ab vier

Westfalenhalle 2, Dortmund, 20 Uhr

Jahren zum Staunen, Lachen und Mitmachen.

bodo verlost 3 aktuelle CDs von Joe Bonamassa.

Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

Teilnahmebedingungen auf Seite 21. Musik | BaBa ZuLa

SA 16 | 03 | 13

BaBa ZuLa konnten für ihre aktuelle Platte „Gece-

Kammerspiel | Damenkarussell

Foundation-Mitbegründer Dr. Das, den Mastermind des

kondu“ beeindruckende Künstler wie den Asian Dub

Bianka Lammert und Jule Vollmer treffen in acht Szenen

NuJazz Bugge Wesseltoft und weitere großartige Musi-

und jeweils vier unterschiedlichen Rollen aufeinander

ker wie Titi Robin, Alcalica, Serra Yilma und Cem Yildiz

und spiegeln ein buntes Spektrum an Frauenalltag wi-

als Gastmusiker gewinnen. BaBa ZuLa sind Murat Ertel

der. Da diskutiert beispielsweise die Politikerin mit der

(Electro Saz, Electronic Sounds, Vocals), Levent Ak-

Putzfrau, die Künstlerin begegnet der Steuerberaterin,

man (Electronic Sounds, Wooden Spoons), Cosar Kamci

die Mutter besucht die Tochter, zwei Schwestern planen

(Percussions) und Elene Hristova (Sängerin). Auf der

25


26 VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2013

Musik | Valery Gore Valery Gore, Sängerin, Komponistin und Produzentin aus Toronto / Kanada. Sie selber nennt ihren Stil „jazz and classically influenced piano pop“, andere sagen Indie-Pop-Singer-Songwriting dazu, wieder 18 | 03 | 13 Vinyl Café: Max Florian Kühlem

20 | 03 | 13 SDP

macht, es ihnen nachzusingen. Sie macht nichts, was sie

In seinem nächsten Kampf tritt er mit gepuderter Haut

2,5 Konzerten im Jahr ist SDP nicht nur die „Bekannteste

nicht ist: Sie ist nicht Göre, kein Kind aus dem Arbeiter-

und blond gefärbten Haaren als Karikatur eines Ariers

unbekannte Band der Welt“, sondern auch „Der beste am

viertel, sie hat Czerny-Etüden gepaukt und Bach-Fugen

auf. Absichtlich verliert er den Kampf, da er als Zigeuner

seltensten auftretende Live-Act des Planeten“. Seit zehn

studiert und Jazz-Piano an einem distinguierten Col-

laut Obrigkeit nicht siegen darf. Doch sein gefährliches

Jahren im Clinch mit der Musikindustrie, haben Vincent,

lege. Es ist durchdacht, was sie macht, es ist reduziert

Spiel bleibt nicht ohne Folgen. Im Anschluss Lesung und

der gleichzeitig Produzent der Band ist, und Dag als Gi-

und leicht und äußerst charmant.

Diskussion mit dem Autor Roger Repplinger, der über das

tarrist, es geschafft, sich mit ihren kreativen, ironischen

Christuskirche, Dortmund, 19 Uhr

Leben des Boxers Johann Trollmann das Buch „Leg dich

Texten und stilistischen Amokläufen eine eigene Nische

Zigeuner“ geschrieben hat.

in der deutschen Musiklandschaft zu erobern. SDP lebt

Sweetsixteen-Kino im Depot, Dortmund, 19 Uhr

von ihrer Vielseitigkeit und dem Kontrast, den die bei-

andere sagen: urban. Man erspürt Einflüsse von Tori Amos, von Rufus Wainwright und Ben Folds und natürlich auch von Björk. Nur, dass Valery Gore nie Anstalten

Börse | Glanzlichter Bereits zum 3. Mal veranstaltet das Deutsche BergbauMuseum Bochum die „Glanzlichter“, die Börse für Grubenlampen und Bergbaugeschichte. Rund 40 Händler aus Deutschland, Holland, Frankreich und Tschechien haben

den Frontmänner bilden. Doch jetzt die unverhoffte

DI 19 | 03 | 13 Theater | Kanalhelden

dem Urknall! Zusammen mit ihrer Konfetti-Pistole und Dags nicht enden wollenden Gitarrensolos, soll Musik-

sich bereits angekündigt, um seltene Grubenlampen zu

Ein Jahr ist seit der Trennung der Eltern vergangen, nun

geschichte geschrieben werden. SDP: Die letzten echten

präsentieren, zu verkaufen oder auch um selbst ein be-

sehen sich die Geschwister Lena, Ole, Mats und der kleine

Universalgelehrten auf Deutschlands Bühnen.

sonderes „Glanzlicht“ für die eigene Sammlung zu erwer-

Timo endlich wieder. Auch wenn der Anlass nicht so toll

FZW, Dortmund, 20 Uhr

ben. Darüber hinaus können das Anschauungsbergwerk,

ist: Opa wird beerdigt. Und schon beim Leichenschmaus

das Fördergerüst sowie die umfangreiche Sammlung

streiten sich die Eltern wieder – so wie früher. Da bleibt

besucht werden. Eine kleine Schau besonders seltener

nur eins: abhauen, und zwar richtig! Aber vorher noch

„Highlights“ aus dem Depot ergänzt die Börse. Eigene

mal schwimmen gehen und dann zur Cranger Kirmes,

Grubenlampen können von Experten beurteilt werden,

Abschied feiern. Und sich ein Versprechen geben: In 15

Serdar Somuncu ist ein Hardcore-Comedy-Kabarettist,

und Kinder können sich im Kerzenziehen erproben.

Jahren wollen sie sich wieder treffen, egal, was passiert.

ein radikaler Beleidiger, der seinen Zuschauern Unerhör-

Bergbau-Museum, Bochum, 10 – 17 Uhr

Gleicher Ort, gleiche Zeit. Nur an den kleinen Timo, der

tes zumutet. Somuncu feiert das Vul-

mittlerweile losgerannt ist, um seine Geschwister zu su-

gäre, das Geile, das Ungezügelte. Wer

chen, hat keiner gedacht. Und das Unheil nimmt seinen

bei Serdar Somuncu in der Vorstellung

Lauf. Ein Theaterstück über Familienfrust und Geschwis-

sitzt, muss auf Verbalinjurien und Ent-

terliebe, Heimat und Fremde, Schuld und Treue basierend

blößungen vorbereitet sein. Dabei geht

Jeden dritten Montag im Monat gibt‘s nun das Vinyl-Café,

auf Erlebnissen von Herner Schülern.

es Serdar Somuncu nicht in erster Linie

ein Live-Magazin mit Menschen, Musik & Geschichten.

Flottmann-Hallen, Herne, 10 Uhr (auch 20.03.)

um Tabubrüche und Showeffekte. Mit

MO 18 | 03 | 13 Live-Magazin | Vinyl Café

Diesmal ist das Publikum eingeladen, Platten und ihre Geschichten zum Thema Filmsternchen in der Musik mitzu-

DO 21 | 03 | 13 BODO VERLOSUNG | Serdar Somuncu

dem Leitspruch „Jede Minderheit hat Lesung | Dond & Daniel

ein Recht auf persönliche Beleidigung“ verfolgt er das

bringen. Als Gast wird u.a. Max Florian Kühlem, Journalist

Dond & Daniel, als professionelle Buchhändler wissen

Ziel, verlogenen Konsens und unaufrichtige Harmonie

und Songwriter, am Start sein, der mit „Unter anderem

sie, was verkauft wird. Als begeisterte Leseratten wis-

zu entlarven. In seinem aktuellen Programm „Hasspredi-

Max“ ein Singer/Songwriter-Projekt in wechselnder Be-

sen sie auch, was sie lieber verkaufen würden. Deswe-

ger“ wird flächendeckend gehasst. Serdar Somuncu lädt

setzung unterhält. Der entspannte Talk wird mit einem

gen lesen sie vor Publikum: Vergessenes, Verschollenes,

zur Messe ein, denn jetzt ist er Prophet. Er gibt einen

live Akustik-Set abgerundet. Der Eintritt ist frei.

Niebekanntgewordenes. Bücher, die in einer besseren

Einblick in das Leben und Wirken als eben dieser. „Hass

Endstation Kino Café, Bochum, 20 Uhr

Welt die Bestsellerlisten anführen würden. Dond & Da-

ist unsere Leidenschaft, weil unser Hass dem Leid der

niel lesen mit verteilten Rollen, loten die Feinheiten

Welt Abhilfe schafft.“ Aber wer jetzt denkt, Somuncu

der Sprache aus und lassen Literatur auf diese Weise

hätte kein Ziel, der irrt, denn er „hasst“, um das Lieben

Im Sommer 1933 gewinnt der Sinto Johann „Gibsy“ Troll-

lebendig werden. An jede ihrer Lesungen schließt sich

nicht zu verlernen.

mann (Hannes Wegener) überraschend die Deutsche Box-

noch ein Quiz an, und wer gut aufgepasst hat, hat gute

RuhrCongress, Bochum, 20 Uhr

Meisterschaft im Halbschwergewicht. Im Kampf David

Chancen, ein Exemplar des vorgestellten Werkes zu ge-

bodo verlost 3 x 2 Karten.

gegen Goliath kann er sich aufgrund seiner überlegenen

winnen. Der Eintritt ist frei.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Schnelligkeit durchsetzen. Mit dem Sieg steigt er nicht

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

Film & mehr | Gibsy – Die Geschichte des Boxers

BODO VERLOSUNG | Herzscheiße 01

nur zum Publikumsliebling, sondern auch zum Sexsymbol auf. Doch der Siegestaumel hält nur kurz an, denn eine Woche später wird ihm der Titel mit der Begründung des armseligen Verhaltens wieder aberkannt. Der wah-

26

Weltpremiere: Die erste Deutschlandtour von SDP seit

MI 20 | 03 | 13 Musik | SDP

Friedemann Weise, Pele Caster & Tommy Finke Tommy Finke, dieser musikalische Taudsendsassa aus Bochum, dieser gleichfalls gefühlvolle Singer/Song-

re Grund jedoch ist klar: Als Sinto und damit Mitglied

Während andere Künstler sich seit Jahren die Finger wund

writer wie gnadenloser Rock‘n‘Roller, lädt nun andere

einer nicht-arischen Minderheit darf er zu dieser Zeit

spielen, haben Vincent und Dag es sich gemütlich ge-

Künstler auf seine Couch; in erster Linie zum gemein-

kein Sieger dieser populären Kampfsportart sein. Auf die

macht und feilen seit Jahren an ihren künstlerisch wert-

samen Musizieren, aber auch ein wenig zum Aus-

Ungerechtigkeit reagiert Trollmann mit einem Angriff.

vollen Songs und trinken Tee. Mit nur durchschnittlich

dem-Nähkästchen-Quasseln und Therapieren. Diesmal


28 | 02 | 13 Herzlichen Glückwunsch, liebe Bundesliga!

23 | 03 | 13 SPIN. feat. DJ Hans Nieswandt

31 | 03 | 13 The Golden Era of Hip Hop & a Fistful of Funk

zur Premiere mit Friedemann Weise,

Weiterdenken an. Denn die Erde ist so einzigartig und

dessen genial-minimalistische Songs

so schön – aber auch so verletzlich. Das zeigen sie und

Adressen | Bochum (0234)

schon so manchem für den Rest des

unterlegen ihre Bilder passend mit melancholischer,

Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10

Abends ein nachhaltiges Lächeln ins

aber nicht hoffnungsloser Musik. Der Eintritt ist frei.

Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62

Gesicht gebrannt haben dürften. Au-

subrosa, Dortmund, 20.30 Uhr

ßerdem lümmelt sich auf dem Sofa noch der unvergleichlich charmante

Party | SPIN. feat. DJ Hans Nieswandt

Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20 Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45 Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0 HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6

Pele Caster, der früher mal bei Ast-

Finest Electronic Music – hosted by Daniel Albert.

Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00

ra Kid gesungen hat, inzwischen bei Klee Bass spielt,

Diesmal mit Gast-DJ Hans Nieswandt (Whirlpool Pro-

Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25

und so unvergleichlich schöne Zeilen wie „Und morgen

ductions), Autor von Spex und Groove und vielen mit

Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012

sagen wir, wir haben in der letzten Nacht die besten

seinem Hit „From Disco to Disco“ oder aktuell den Re-

Museum Bochum, Kortumstraße 147, 910 42 30

Jahre unseres Lebens verbracht“ singt.

mixes von Hildegard Knef („Hilde lebt!“) bekannt. Ne-

Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

ben Resident-DJ Daniel Albert ist als Musiker diesmal

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Timo Maiwald mit Gitarren-Electronics live dabei.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

domicil, Dortmund, 23 Uhr

Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17 Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01 RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30 Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30 Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30

SA 23 | 03 | 13

DO 28 | 03 | 13

BODO VERLOSUNG | Design Gipfel

Fußballkultur | Herzlichen Glückwunsch, liebe Bundesliga!

Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90 Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03 Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35 Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17

Der Design Gipfel – der Markt für junges Design findet

Am 28. Juli 1962 hat der DFB-Bundestag im Dortmunder

am 23. und 24. März bereits zum dritten Mal statt. 50

„Goldsaal“ die deutsche Fußball-Bundesliga aus der Tau-

Designer aus ganz Deutsch-

fe gehoben. Ein Jahr später, am 24. August 1963, rollte

land zeigen einzigartige

das runde Leder bereits zum ersten Mal republikweit in

Adressen | Dortmund (0231)

Produkte

limitierten

den acht Stadien der Ersten Liga. Seitdem hat sich die

Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00

Auflagen, mit Herzblut und

Bundesliga zum liebsten Kind der Deutschen gemau-

Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46

Liebe meist von Hand ge-

sert. Rechtzeitig zum Endspurt der fünfzigsten Spiel-

DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79

macht. Verrückte Taschen,

zeit kehren Reporterlegende Manni Breuckmann und der

Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45

ausgefallener Schmuck, Mode – nicht von der Stange,

positiv fußballverrückte Autor Ben Redelings zurück an

Verspieltes, Kunst, Fotografie, Objektdesign – dies al-

die Gründungsstätte der Bundesliga und zelebrieren im

les finden Design-Fans auf ihrem Dortmunder Gipfel.

Dortmunder Goldsaal gemeinsam mit ihren Gästen eine

Doch es darf nicht nur nach Herzenslust gestaunt,

unterhaltsame Feierstunde zu Ehren des „Jubilars“. Noch

Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194

bewundert und geshoppt werden – im Kreativbe-

ein letztes Mal heißt es also an diesem Final-Abend: „50

Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00

reich heißt es Do It Yourself. Am Stand von DaWanda

unvergessliche Jahre in 90 amüsanten Minuten.“ Online-

Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22

können die Besucher selbst einzigartige Accessoires

VVK und weitere Infos: www.scudetto.de.

Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206

fertigen. Lounge-Musik von DJ Gärtner der Lüste und

Goldsaal Westfalenhalle, Dortmund, 20 Uhr

in

kulinarische Köstlichkeiten runden das Event ab und sorgen für ein entspanntes Shopping-Erlebnis. Depot, Dortmund, 12 bis 19 Uhr (auch So. 24.3.) bodo verlost 3 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 21. Anti-Party | Licht aus, Sinn an!

SA 31 | 03 | 13

Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56 Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50

domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30 Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25 F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72 FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20

Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25 Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33 Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47 Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78 Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60

Party | The Golden Era of Hip Hop & a Fistful of Funk

Subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07

Auch zum Oster-Special von „The Golden Era of Hip Hop

SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23

& a Fistful of Funk“ ist wieder frühes Kommen und lan-

Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20

ges Durchhalten angesagt. Neben den Residents von der

U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23 Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40

Die Welt ist nicht in Ordnung – jedenfalls nicht so,

Soul Trippin‘ Crew reist eigens aus dem hohen Norden das

wie die Menschen sie gestalten: Durch ihr Verhalten

Soulfood DJ-Team an und bringt zum Ostersonntag eine

verändern sie die Erde, zum Beispiel durch die Klima-

feine Mischung aus schweißtreibendem Dancefloor-Jazz,

Erwärmung. Hierauf macht die „WWF Earth Hour“ auf-

HipHop-Klassikern und animierenden Latin Grooves mit.

Adressen | Herne (02323)

merksam: Licht aus! Ein Zeichen, eine Stunde lang. Und

Die Hamburger gelten im norddeutschen Raum als abso-

Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52

das Dortmunder Künstler-Kollektiv „tonbande“ nimmt

lute Instanz für funky Sounds. Zutritt ab 21 Jahren.

Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99

den Faden auf, spinnt ihn durch die Nacht und regt zum

Cosmotopia, Dortmund, 22 Uhr

Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00 Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11

Adressen | Witten (02302) Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24 Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40

Der Druck dieser Seite wurde ermöglicht durch Spenden der Besucher des Geierabend 2012.

27


28

28


29

REPORTAGE | von Wolfgang Kienast | Foto: Daniel Sadrowski · J. J. Voskuil Archiv

Kafka triff Loriot trifft Wallace »Das Büro« und sein Übersetzer Bei einer Konferenz zum Thema „Altertums-

wieder diese Fallen. Worte, die gleich klingen,

kunde und Religionsgeschichte” begleitete

aber verschiedenartige Bedeutungen haben. In

Anfang des Jahres 1959 der in einem Amster-

Deutschland bellt der Hund, in den Niederlanden

damer Institut für Volkskunde angestellte wis-

das Telefon. Qualificatie meint nicht, wie man in

senschaftliche Beamte Maarten Koning seinen

Deutschland denken möchte, dass jemand allge-

Vorgesetzten Dr. Anton Beerta. Beerta, heute

mein für etwas qualifiziert sein könnte, sondern

würde man ihn als ambitionierten Networker

ist die Berufsausbildung.”

bezeichnen, kam es dabei in erster Linie auf die Pflege informeller Kontakte an. Fremdelnd,

Seine Entscheidung, sich auf diesem Gebiet

von allem genervt, nahm der soziopathisch

selbstständig zu machen, war jedoch nicht frei-

veranlagte Koning am gemeinsamen Mittags-

williger Natur. Busse war lange Jahre an der Sozi-

mahl teil. Auf die Frage eines Tischnachbarn,

alforschungsstelle in Dortmund beschäftigt, von

womit er sich aktuell beschäftige, entgegne-

wo aus er aufgrund seiner Sprachkenntnisse für

te er denkbar knapp: „Mit Wichtelmännchen”.

die Hälfte der Zeit an ein Partnerinstitut in Nij-

Seine Antwort beendete das Gespräch, bevor es

megen (Nimwegen) „ausgeliehen“ wurde. Es folg-

begonnen hatte. Und Koning verließ, sich zutiefst unglücklich fühlend, den Saal. Gerd Busse wohnt im Dortmunder Vorort Menglinghausen. Ein offener, freundlicher Zeitgenosse, deutlich gesprächsbereiter als Marten Koning bei besagter Konferenz. Busse arbeitet als Berater und Entwickler in deutsch-niederländischen Bildungsprojekten, ist Erziehungswissenschaftler, Politologe, Niederlandist, außerdem Publizist und Übersetzer. Er lacht. „Meine Lehrer haben immer gesagt, Gerd, du hast deine Talente. Mach alles Mögliche, aber bitte nichts mit Sprache.” Seine Schullaufbahn führte über die Realschule in die gymnasiale Oberstufe. Es folgte ein erziehungswissenschaftliches Studium in Göttingen und es gab Probleme mit dem verlangten Kleinen Latinum. Eine Freundin riet ihm, es mit Niederländisch als Nebenfach zu versuchen. Ein guter Ratschlag, wie sich bald herausstellen sollte. In der Nähe von Cloppenburg und dort mit dem Plattdeutschen aufgewachsen, fand er schnell Zugang zur Sprache des Nachbarlandes. Heute begleitet Busse grenzüberschreitende Bildungsorganisationen, für die er unter anderem

Johannes Jakobus Voskuil (1926 – 2008)

wechselseitige Angebote übersetzt. Er hat seine

ten anderthalb Jahre bei einem dem NRW-Arbeits-

Nische gefunden.

ministerium angeschlossenen Institut. „Im Jahr 2003 haben ich und neun weitere Kollegen dort

Wer von Deutschland aus in den Niederlanden

unsere Anstellung verloren. Peer Steinbrück, da-

tätig sein möchte – oder umgekehrt – muss mit

mals Ministerpräsident des Landes, kam aus dem

den entsprechenden Systemen vertraut sein,

Urlaub zurück und meinte, es müsse jetzt gespart

muss zum Beispiel wissen, welcher Abschluss

werden. Ich war Anfang vierzig. Zu alt, um auf

anerkannt wird oder in welcher Hinsicht dieser

dem Arbeitsmarkt eine Chance zu haben. Man ist

kompatibel ist. „Das fängt ja auf der sprachlichen

zu teuer und nicht mehr formbar. Man bekommt

Ebene an. Bei allen Ähnlichkeiten gibt es immer

keine Stelle mehr.”

29


30

In Nijmegen noch wurde Busse von Kollegen auf

hat sich dahingehend geäußert, ihm wäre die Art

Schritt für Schritt tauchte auch Gerd Busse in die

den Roman „Het Bureau” von Johannes Jakobus

seiner Darstellung völlig egal; selbst wenn seine

Welt und das Martyrium des wissenschaftlichen Be-

Voskuil aufmerksam gemacht. Wobei, so wie er es

wissenschaftliche Arbeit längst vergessen wäre,

amten ein. Dass er sein eigenes Büro „Het Bureau”

erzählt, „aufmerksam gemacht“ stark untertrieben

könne er seinen Enkeln noch immer sagen, sie

nannte, ist nur Randnotiz. Wenn seine Familie und

scheint. In dem Institut, für das er arbeitete, sa-

hätten eine berühmte Romanfigur als Großvater.

seine eigentliche Arbeit es zuließen, suchte er im Roman erwähnte Orte auf und war immer wieder

ßen echte Fans. Und sie waren in den Niederlanden nicht die einzigen. Das Mammutwerk, sieben Bände

Im Roman permanent spürbar ist die deprimierende

begeistert von der Sorgfalt, mit der Voskuil diese

und insgesamt etwa 5.000 Seiten stark, galt in den

Selbsteinschätzung des Verfassers, was Inhalt und

gezeichnet hatte. In neunundneunzig von hundert

1990er Jahren als die literarische Sensation. Der

Wert seiner Arbeit am Amsterdamer P.J. Meertens

Fällen stimme Beschriebenes bis auf den Meter ge-

ausgelöste Wirbel war dem um Harry Potter durch-

Instituut betrifft. Voskuil gelang, nebenbei und

nau. Er traf sich mit Personen, deren Roman-Alter

aus vergleichbar, Campieren vor Buchhandlungen

vielleicht sogar unbeabsichtigt, eine beißende re-

Ego entschlüsselt war. Auf die Frage, ob sie sich

bei Erscheinen eines neuen Bandes inklusive.

alistische Satire auf Bürokratie und Verwaltung im

wiedererkennen würden, hätten die meisten geantwortet, die Fakten entsprächen der Wahrheit, auch wenn sie einige Dinge aus ihrer Perspektive anders wahrgenommen hätten. Natürlich traf er sich mit Voskuil. Zu dessen Lebzeiten. Voskuil schied, schwerkrank, am 1. Mai 2008 freiwillig aus dem Leben. Gerd Busse begann, zunächst noch mit Unterstützung des Autors, erste Teile des Romans ins Deutsche zu übertragen. Wenn in den Niederlanden ein weiterer Band veröffentlicht wurde, informierte er das deutsche Feuilleton, welches über das Werk und dessen ungewöhnlich breite Resonanz berichtete. Busse wurde zu literarischen Abenden geladen, in die Niederlande, aber auch nach Deutschland. Da das P.J. Meertens Institut wissenschaftliche Kontakte nach Münster unterhält, existiert dort natürlich ein örtlicher „Het Bureau”-Freundeskreis. Busse versuchte bald, einen deutschen Verlag zu finden. Über die Jahre hatte er einen guten Ruf als

Reale Vorbilder für einen Teil der etwa 600 Romanfiguren waren natürlich auch die echten Angestellten des P.J. Meertens

Übersetzer gewonnen. Als solcher wurde er oftmals

Instituut. Die reagierten mehr oder weniger begeistert.

gebeten, Prognosen abzugeben, wenn Titel aus dem Niederländischen für den hiesigen Buchmarkt

„Het Bureau” spiegelt faszinierend präzis den Ar-

Ganzen. „Wenn man denkt, die haben sich dort mit

angeboten wurden. Warum also kein Gutachten für

beitsalltag von Büromenschen und dokumentiert

völlig abseitigen Themen beschäftigt”, sagt Busse,

„Das Büro” verfassen? Er machte auch das. Renom-

historisch gewachsen genannte Arbeitsabläufe

„mit Dingen, die man Steuerzahlern besser gar nicht

mierte Verlage wie Kunstmann oder Kiepenheuer

über Jahrzehnte ebenso detailliert wie interne

erzählen sollte, dann gilt das eigentlich ebenso

zeigten sich zunächst interessiert, zogen sich je-

Machtkämpfe und Intrigen. Eine, so unglaublich

für einen Großteil des Wissenschaftsbetriebes, der

doch wieder zurück. Ebenso Jörg Schröder, der ehe-

es sich anhören mag, perfekte Mischung aus Franz

Verwaltung und des Institutswesens. Ich habe viel

malige Herausgeber der März-Bücher und erklärter

Kafka, Loriot und David Foster Wallace. Und wahr.

mit dem Arbeitsministerium in NRW zu tun gehabt.

Fan von „Het Bureau”. Zu groß das Unterfangen, zu

Immer wieder hat es mich überrascht, was für ei-

groß das Risiko. Dreizehn Jahre dauerte die Suche.

Johannes Jakobus Voskuil ist kein anderer als

nen Riesenapparat die sich aufgebaut haben. Man

der eingangs erwähnte Marten Koning. Alle etwa

verläuft sich dort unweigerlich. Und es ist nur das

Im vergangenen Jahr endlich erschien mit dem

sechshundert unterschiedlich bedeutenden Ro-

Ministerium eines Landes. Da stelle ich mir lieber

Titel „Das Büro: Direktor Beerta” der erste Band

manfiguren besitzen reale Vorbilder. Die haben

nicht vor, wie es im Arbeitsministerium des Bundes

bei C.H. Beck. Leider könnte es der letzte sein.

mehr oder weniger begeistert auf das reagiert,

aussieht. Oder im Verteidigungsministerium.”

Guten Kritiken und vertretbaren Verkaufszahlen zum Trotz wurde vom Verlag ein geplanter Rück-

was Voskuil sich nach seiner Pensionierung von

30

der Leber geschrieben hat. Es ist nicht immer

Ein Individuum begreift sich als bedeutungsloses

zug aus dem Projekt bekanntgegeben. „Ich ver-

schmeichelhaft. Wohl aus diesem Grund haben

Rädchen in einer sinnfreien Maschinerie. Kein

mute, Angst vor der eigenen Courage“, sagt Gerd

sich einige von ihnen bis heute nicht öffentlich

Wunder, dass der Roman auch philosophische Dis-

Busse. Das letzte Wort in der Sache sei aber noch

geäußert, andere zogen als begehrte Gäste durch

kurse befeuert hat. Erik van Halsema, Theologe

nicht gesprochen, meint der Übersetzer. (wk)

niederländische Talkshow-Formate. Die Person

und Voskuil-Fan, nennt den Roman ein „Buch des

hinter einer Figur namens Koos Rentjes – im Ro-

Trostes”. Leser, der du vergebens nach der Bedeu-

INFO J.J. Voskuil | Das Büro: Direktor Beerta

man alles andere als ein Sympathieträger, heute

tung deines Daseins suchst, du bist nie allein.

aus dem Niederländischen übersetzt von Gerd Busse

als emeritierter Professor in Dänemark lebend –

Marten Koning ringt an deiner Seite.

C.H. Beck-Verlag | ISBN 978 3 406 63733 9


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Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region: 44793 Bochum, Alleestraße 80 Tel. 0234 – 96 44 60 44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 Tel. 0231 – 57 70 60

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22.10.12 09:20


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REPORTAGE | von Nathanael Ullmann und Bastian Pütter | Fotos: Nathanael Ullmann

20 Jahre Tafeln zwischen Erfolg und Skandal

Dem Staat zeigen, wie es richtig geht? Zwei Jahrzehnte ist es her, dass Sabine Werth

längst nicht alle Bedürftigen. Nur ein Zehntel der

die Berliner Tafel ins Leben rief. Das Grundprin-

Armen hat einen Tafelausweis. Nachweise seien

zip war so einfach wie effektiv: Private Initia-

nötig, um zu verhindern, dass „schwarze Scha-

tiven sammeln überschüssige Lebensmittel und

fe“ ohne wirklichen Bedarf das System Tafel aus-

geben sie an die bedürftige Bevölkerung weiter.

nutzen. Doch dürften sie nicht verhindern, dass

Aus der guten Idee ist inzwischen eine ganze

Menschen direkt Hilfe bekommen: „Wir helfen

Industrie geworden: rund 900 Tafeln gibt es in

erst einmal jedem Menschen, der Hilfe braucht.

Deutschland, 1,5 Millionen Menschen sind auf

Dann reden wir mit ihm“, so Manfred Baasner.

ihre Angebote angewiesen. Mit jedem gespende-

Wichtig sei, dass die Betroffenen mit ihm sprä-

ten Kühllaster wächst inzwischen auch die Kri-

chen. Dann merke man schnell, wer wirklich Hilfe

tik an den Tafeln: Sie legitimierten den Rückzug

brauche und wer nicht.

des Sozialstaates und bekämpften nicht Armut sondern verdeckten sie, so die Kritiker. Viele

Das scheinen aber nicht alle zu verstehen. In der

Tafeln reflektieren längst ihre Rolle zwischen

Halle wird es gerade um den Registrierungstisch

individueller Nothilfe und gesellschaftlichem

herum hin und wieder ein wenig lauter. „Das ist

Problem. Ein Besuch in Wattenscheid.

dann schon manchmal schwer“, erzählt einer der Arbeiter. Aber der Gedanke, Menschen geholfen

Manfred Baasner übernahm 1998 das von seinem

zu haben, motiviere ungemein.

Sohn aufgebaute studentische Projekt „Solidarität mit Obdachlosen“ und baute es beständig

Mittlerweile steige die Unzufriedenheit bei den

zur heutigen Wattenscheider Tafel aus. Mittler-

Kunden. „Mit dem, was gerade da ist, sind sie

weile existieren neben der Lebensmittelausgabe

manchmal nicht mehr zufrieden“, erzählt der

noch ein soziales Warenhaus, eine Nähstube mit

69jährige Leiter. Zum Glück seien das bisher aller-

-schule und diverse Sprach- und Nachhilfekurse.

dings noch Ausnahmen. Die Ursache für die Unzu-

Täglich tun in der Laubenstraße rund 40 Mitar-

friedenheit sieht der Tafel-Chef vor allem in zwei

beiterinnen und Mitarbeiter (1,5-Euro-Jobber,

Dingen: „Seit wir den symbolischen Euro einge-

Festangestellte und Ehrenamtliche) ihre Arbeit.

führt haben, der gezahlt werden soll, damit wir das Essen ausgeben, taucht immer mehr der Begriff des

Zum Transport der Lebensmittel auch zu den 34

,Kaufens’ auf. Und jemand, der kauft, hat auch An-

Ausgabestellen steht der Tafel ein beeindrucken-

sprüche.“ Außerdem gebe die Tafel Wattenscheid

der Fuhrpark mit 14 Fahrzeugen zur Verfügung.

nicht in bestimmten Mengen, sondern überlasse

Nach dem Antransport sortieren die Helfer die

den Menschen selbst, wie viel sie brauchen. Da-

Lebensmittel (vor allem Obst und Gemüse) in der

durch entstehe aber auch ein gewisses Überfluss-

Wattenscheider Zentrale. „Wir sortieren nicht

denken, das eventuell zur Unzufriedenheit führt,

immer gleich. Mal kann man sehr großzügig

wenn eben gerade nicht so viel da ist.

aussortieren, aber wenn wir wenig Lieferungen bekommen haben, dann nehmen wir auch schon

Dürfen Tafel-Kunden Forderungen stellen? Für Kri-

mal einen Apfel, der schon zwei Dellen hat“, er-

tiker der „Tafel-Bewegung“ liegt in dem, was Man-

zählt eine Jobberin.

fred Baasner beschreibt, ein Kern des Problems. Die Autorin Kathrin Hartmann kritisiert, dass mit den

Nach der Sortierung landen die Äpfel, Salate und

Tafeln eine unsichere Versorgung auf Dankbarkeits-

Frikadellen direkt in der Verteilung. Einen Euro

basis die wirkliche Teilhabe abgelöst habe. „Der

bezahlt der Bedürftige und darf sich dann bedie-

Preis, den ich als Tafelkunde zahle, ist kein ökono-

nen. Am Eingang registrieren sich die Besucher

mischer Preis, sondern ein psychosozialer“, sagt der

mit einer Hartz-IV-Bescheinigung und Ausweis

Soziologe Stefan Selke. Es sei ein „Als-ob“, von dem

und erhalten dann von den verschiedenen Hilfs-

beide Seiten wüssten. Der Tafelnutzer erlebe Ab-

kräften ihr Essen. Wöchentlich verlassen die Tafel

hängigkeit und mache sogenannte „Aberkennungs-

Wattenscheid rund 8.000 Menschen mit mehr oder

erfahrungen“. „Wir wissen, dass solche Erfahrungen

weniger gefüllten Einkaufstaschen.

Menschen schaden“, so Selke. „Wir haben noch keine Ahnung davon, was es bedeutet, wenn sie milli-

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Doch eine Tafel ist kein Supermarkt. Der Zugang

onenfach auftreten.“ Für Millionen Menschen waren

ist reglementiert und die Angebote erreichen

die Tafeln auch nie gedacht. Ein Dilemma.


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Mit 14 Fahrzeugen beliefert die Wattenscheider Tafel 34 Ausgabestellen.

8.000 Menschen pro Woche nutzen die Angebote der Wattenscheider Tafel.

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Ein Heer von 50.000 Ehrenamtlichen, Tausende

Sanktionen, in denen Leistungsempfängern das

Spender, große Sponsoren und mächtige Freunde:

Existenzminimum verweigert wird, werden mit

Die Tafeln sind ein beispielloses Erfolgsmodell.

Hinweis auf die Tafeln gerechtfertigt – hier ver-

Auch bei den Tafeln selbst hat längst die Refle-

hungere schließlich niemand. Die Tafeln, die an-

xion darüber begonnen, ob dieser Erfolg in jeder

getreten sind, um Not zu lindern, werden auch

Hinsicht ein gutes Zeichen ist. Inzwischen sind

instrumentalisiert von einer „privat vor Staat“-

die Tafeln nicht mehr wegzudenken. Die Super-

Bewegung im Sozialen. „Das eine tun und das

märkte und Discounter kalkulieren längst mit der

andere nicht lassen“, beschreibt die Berliner Tafel-Pionierin Sabine Werth ihre Position. Tafeln, die Armut lindern helfen, müssten sie auch zum Thema machen. Eine Haltung, der sich auch Manfred Baasner verpflichtet fühlt: „Wir haben uns nur gegründet, um es dem Staat vorzumachen, wie es richtig geht. Um aus dem Ehrenamt heraus zu zeigen, was machbar ist und um letztlich die Tafeln – wenn sie nicht mehr gebraucht werden – zu schließen“, sagt er. Zum Thema Kinderarmut, ein Bereich, der ihm sehr am Herzen liegt, ließ er ein Jahr lang in einer Schule an bedürftige Kinder kostenlos Obst verteilen. Den Kindern ging es nach dem Jahr tatsächlich besser, die Auseinandersetzungen auf dem Schulhof nahmen ab. Von einem Medienunternehmen wurde dieses Projekt filmisch festgehalten. „Mittlerweile gibt es an vielen Schulen solche Projekte, die auch staatlich unterstützt werden“, freut sich Baasner.

Ω Manfred Baasner: „Wir helfen erst einmal jedem

„Entsorgung“ von Überbeständen, gleichzeitig ist

Menschen, der Hilfe braucht. Dann reden wir mit ihm.“

für sie „soziales Engagement“ ein Marktvorteil. Mercedes Benz hat inzwischen den 700. Transporter gespendet. Die Unternehmensberatung

(nate & bp)

INFO

McKinsey unterstützte die frühe Tafelbewegung

Mehr als 400 Ehrenamtliche engagieren sich bei der

mit zwei nicht öffentlichen Publikationen: dem

Wattenscheider Tafel: www.wattenscheider-tafel.de

Handbuch zur Gründung und dem Handbuch zum Betrieb einer Tafel. Für viele einflussreiche Freunde der Tafeln sind sie eine wirkliche Alternative zum teuren und scheinbar ineffizienten Sozialstaatsmodell.

Das tafelkritische Aktionsbündnis organisiert unter den Titel „Armgespeist. 20 Jahre Tafeln sind genug!“ Veranstaltungen und Diskussionen: www.aktionsbuendnis20.de Das von Prof. Dr. Stefan Selke initiierte Netzwerk

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Ein Ergebnis: Inzwischen schicken Jobcenter

Tafelforum sucht den Austausch zwischen Tafel-

ihre „Kunden“ wie selbstverständlich zur Tafel.

bewegung und Kritikern: www.tafelforum.de


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NEUES VON ROSI | von bodo-Verkäuferin Rosi

FRAUEN SIND 100% WERT! GLEICHER LOHN FÜR FRAUEN UND MÄNNER

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser, und wieder hat die Faschingszeit begonnen mit Jubel, Trubel, Heiterkeit. Am Dienstag ist ja Faschingsumzug. Aber ich schaue mir den lieber im Fernsehen an, da ich sowieso sehr erkältet bin. Ich musste heute zur Nachuntersuchung. Also noch eine Woche zu Hause bleiben. Ich hoffe, meine Kunden haben Verständnis dafür. Die Erkältungswelle ist auch noch nicht vorüber. Gerade heute, als ich den Arzttermin hatte, fielen zwei Busse aus, und

www.gruene-dortmund.de Kreisverband Dortmund

bodo schafft Chancen

die Bahn hatte auch Verspätung. Leider passiert das immer, wenn man Termine hat. Passiert Ihnen das auch? Wegen Schnee und Eisglätte verschieben sich die Fahrpläne. So schlimm war es doch gar nicht.

das straßenmagazin – die besten geschichten auf der straße ein euro achtzig – neunzig cent für den verkäufer

Aber es ist ärgerlich, wenn man sich die Beine in den Bauch steht. Am 23. Februar feiert bodo Geburtstag. Ich weiß noch, wie ich bei bodo angefangen habe. Ich war

www.bodoev.de

scheu und ängstlich, wusste gar nicht, wie ich mich verhalten sollte beim bodo-Verkauf. Ich traute mich nicht einmal, den Mund aufzumachen. Und jetzt bin ich schon 13 Jahre dabei. Unterdessen hat sich viel verändert. Einerseits zum Guten. Andererseits zum Schlechten. Zuerst waren wir in der Weißenburger Straße, dann in der Malinckrodtstraße, jetzt sind wir am Schwanenwall. Vieles wurde gemacht, um unsere Räume zu verbessern und zu vergrößern. Es wurden durch Spenden Tische und Stühle gekauft, damit man mehr unter sich sein, ein Käffchen trinken und sich in der kalten Jahreszeit aufwärmen kann. Man hat mehr Zeit für ein gemütliches Gespräch untereinander. Viele, die eine Arbeitsstelle bekommen haben, sind gegangen. Viele sind neu gekommen. Alles ging gut. Doch es gibt auch immer mal wieder Beschwerden. Ich muss es immer wieder betonen: Wer Zeitungen verkauft, muss doch nicht betteln! Wir leiden alle darunter. Ich habe nichts dagegen, Mitbürgern zu helfen. Im Gegenteil: Wir sind alle nur Menschen. Aber es muss im Rahmen bleiben. Nun zu mir: Ich feiere in Kürze meinen Geburtstag. Man wird wieder ein Jahr älter und weiser. So, das war es mal wieder. Wie immer sage ich Tschüss, bis zum nächsten Mal, Ihre Rosi.

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36 Fehlersuchbild – Lösung: 1) Der Erfinder trägt einen Ohrring, 2) eine Haarsträhne ist kürzer3) und auf seinem Fell fehlt ein zackiger Schatten, 4) der Typ ganz links hat Nackenhaare, 5) ihm fehlt ein Finger 6) und seine Keule ist hinten kürzer, 7) der Alte hat keine Glatze mehr, 8) am Boden fehlt ein kleiner Stein, 9) am Horizont fehlt rechts eine Bergspitze und 10) beim zweiten Hallo fehlt ein O.

Finde die 10 Unterschiede im rechten Bild. Viel Erfolg! Rätsel-Lösung: KOPILOT

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RÄTSEL | von Volker Dornemann


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VERKÄUFERGESCHICHTEN | protokolliert von Sebastian Sellhorst | Foto: Sebastian Sellhorst

Gheorghe aus Bochum:

»Zu Hause wartet meine Familie auf mich, das lässt mich durchhalten.« Auf der Suche nach Arbeit kommt Gheorghe aus

versuchte ich, die zehn Zeitungen loszuwerden, die

Rumänien nach Deutschland. Doch auch hier fin-

man als neuer Verkäufer gratis bekommt. Natürlich

det er keinen Job. Gemeinsam mit seiner Frau lebt

war es erst ungewohnt, da so auf der Straße zu ste-

er in Dortmund. Das Straßenmagazin verkauft er

hen und die Zeitung anzubieten. Aber Geld vom Ar-

seit Ende letzten Jahres in Bochum-Wiemelhau-

beitsamt bekomme ich nicht, also hatte ich kaum

sen. Uns hat er erzählt, wie er nach Deutschland

eine andere Möglichkeit, für mich und meine Familie

gekommen ist und warum er die bodo verkauft.

zu sorgen. Und nach ein paar Tagen klappte es dann auch ganz gut mit dem Verkauf.

„Geboren wurde ich vor 27 Jahren in Câmpia Turzii, einer kleinen Stadt in Siebenbürgen in Rumänien.

Das Wichtigste beim Verkauf sind meine Kunden.

Dort bin ich mit vier Geschwistern aufgewachsen.

Bis auf wenige Ausnahmen sind alle sehr nett zu

Wie mein Vater arbeitete ich dort nach der Schule

mir, viele bleiben kurz stehen und fragen, wie es

als Bauhelfer. Die wirtschaftliche Situation in mei-

mir geht. Manche von ihnen kommen regelmäßig je-

ner Heimat war schon immer sehr schwierig. Irgend-

den Monat vorbei und sagen auch kurz ,Hallo‘, wenn

wann gab es gar keine Arbeit mehr. Kurz bevor ich

sie keine Zeitung kaufen. So etwas hilft einem sehr

nach Deutschland gekommen bin, hatte dort fast

durch den Tag und lässt einen doofe Sprüche, die

niemand mehr einen Job.

man auch zu hören bekommt, schnell wieder vergessen. Natürlich hat der Verkauf auch nicht so

Das erste Mal nach Deutschland kam ich 2005. Ich

schöne Seiten. Wenn man die Zeitung noch nicht los

hatte meine jetzige Freundin kennengelernt, wäh-

geworden ist und man bei Wind und Wetter weiter

rend sie in Rumänien Urlaub gemacht hat. So zog ich

verkaufen muss, weil man auf das Geld angewiesen

zu ihr nach Germersheim in Rheinland-Pfalz. Damals

ist, dann kann einem der Tag schon mal lang wer-

musste ich noch alle drei Monate zurück nach Rumä-

den. Aber da muss ich dann halt irgendwie durch. Zu Hause wartet meine Familie auf mich, das lässt mich

nien. Aber auch hier in Deutschland fand ich nicht wie erhofft einen Job. Ich handelte auf Flohmärkten

din war erst im siebten Monat schwanger, als die

und versuchte, mich mit Hilfsarbeiten über Wasser zu

Wehen einsetzten, aber es geht ihm gut. Zurzeit ist

halten. Ich habe zwar immer versucht, eine geregelte

er noch zur Beobachtung im Krankenhaus. Ich hoffe

und feste Arbeit zu finden, aber das war mir aufgrund

aber, dass er bald nach Hause kommen kann. Es kos-

einer fehlenden Arbeitserlaubnis nicht möglich.

tet zwar eine Menge Geld, für die beiden zu sorgen,

Seit 18 Jahren gehören das Straßenmagazin und seine

aber sie sind ja auch alles, was ich habe.

Verkäufer zum Straßenbild in Bochum, Dortmund und

Daher war das Geld bei uns natürlich immer sehr

durchhalten.“ (sese)

bodo-VerkäuferInnen

Umgebung. Viele haben feste Verkaufsplätze und einen

knapp. Meine Freundin hatte eine Tochter von einem

Zu bodo bin ich durch meinen Bruder gekommen.

eigenen Kundenstamm. Manche sind schon seit Jahren

anderen Mann. Mittlerweile bin ich aber für sie der

Der verkauft schon etwas länger das Straßenmaga-

bei uns, andere nur auf der Durchreise. Für alle jedoch

Papa. Noch geht sie in den Kindergarten, aber bald

zin und sagte mir, ich solle es doch auch einmal

ist der Verkauf des Straßenmagazins eine Arbeit, die

wird sie eingeschult. Vor einem Monat ist mein Sohn

probieren. So bin ich im Oktober des letzten Jahres

Halt gibt und Selbstbewusstsein schafft. bodo stellt

zur Welt gekommen. Leider etwas früh. Meine Freun-

zu bodo gekommen. Noch am Tag meiner Anmeldung

regelmäßig einen Verkäufer vor.

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38 BODO GEHT AUS | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Frau Weber kann kochen. Eine stetig wachsende Gemeinde von Fans weiß und schätzt das. Es schmeckte ihnen im Café Weber, damals, im Langen August an der Braunschweiger Straße, sie folgten ihr ins Fink am Nordmarkt, sie waren traurig, als Frau Weber beschloss, die Küche dort zu verlassen, sie mussten eine Weile warten und freuen sich jetzt um so mehr, an ihrer Kochkunst im Café Baum, der Gastronomie im Museum für Kunst und Kulturgeschichte, teilhaben zu können.

Frau Weber kocht | Dortmund Täglich neu im Café Baum bis 18 Uhr einen Mittagstisch fernab landläufiger

Stiefel, mit Haltung die kräftigen Hände auf ei-

Imbisskultur plus hausgemachten Kuchen. Früh

nen Spaten gestützt. Seinem Namen Ehre erwei-

am Morgen geht sie einkaufen und lässt sich vom

send, wurde bei der Inneneinrichtung des Cafés

Angebotenen inspirieren. Eine feste Karte ist ihre

allerlei Holz verarbeitet. Ein gelungenes Ambien-

Sache nicht. Nein, Danke. Lieber spricht sie von

te. In Kombination mit der großen Fensterfront,

emotionaler Küche und dass sie ihre Spontaneität

die das Café nach außen hin öffnet, entsteht

nicht eigenhändig an die Kette legen möchte.

eine sowohl aufgeräumt helle als auch einladend gemütliche Atmosphäre.

Fünf bis zehn Gerichte stellt sie ihren Gästen zur Wahl, die Karte postet sie täglich vor elf auf

Auf den Nachwuchs der Besucher wartet eine

ihrer Internetseite. Sie steht zum Westfälisch-

gut ausgestattete Spielecke. Kindergeburtstage

Deftigen, experimentiert auch gern mit exoti-

können mit speziellen Führungen durchs Museum

schen Aromen, lässt Zusatzstoffe draußen, kocht

und anschließender Kuchentafel im Café gefei-

mit Fleisch, vegetarisch und verstärkt vegan. „Es

ert werden. Für neugierige Leseratten gibt es ein

gibt Gerichte, die das genau so wollen”, erklärt

Regal mit Büchern. Zum Schmökern und zum Tau-

sie. „Mit der Ideologie dahinter kann ich aber

schen. Wem ein Buch so gut gefällt, dass er es

nicht viel anfangen. Das ist mir zu asketisch. Da

gern mitnehmen und zu Hause weiterlesen möch-

wird oft mehr Wert darauf gelegt, dass es nach

te, wird gebeten, beim nächsten Besuch einfach

Verzicht, als dass es überhaupt schmeckt.”

einen anderen Band ins Regal zu stellen.

re gastronomische Liaison eingegangen. Christine

Bei meinem Besuch wählte ich Vegetarisches.

Nach 18 Uhr übernimmt Peter Klose das Geschäft

Weber suchte ein neues Betätigungsfeld, Peter Klo-

Gnocchi mit Roquefort und Feige zum Preis von

und das Café Baum wird zu einer Bar mit Kultur-

se jemanden, der imstande war, in Innenstadtlage

7,50 Euro. Fein, nicht zu fruchtig, die Gnocchi

programm. Regelmäßig finden Lesungen, Konzerte

mit kreativen Gerichten zu fairen Preisen Akzente

angebraten mit leichter Kruste. Ich hätte auch

und bald ein Improtheater statt. Natürlich gibt es

setzen zu können. „Meine Schwester hat den Kon-

einen Chili-Leberkäse mit Spiegelei, Bratkartof-

auch dann noch etwas zu essen. Allerdings ist das

takt hergestellt. Wir haben kurz telefoniert, dann

feln und Salat wählen können. Oder ein Käsetor-

dann nicht von Frau Weber gekocht. (wk)

haben wir uns getroffen und waren uns schnell ei-

tellini-Tomaten-Gratin mit Rosmarin-Kartoffeln

nig”, sagt Klose. „Eigentlich wollte ich ja in der

und Salat. Bei keinem Gericht hätte ich mehr als

Nordstadt bleiben”, sagt Weber. „Aber die Vermie-

acht Euro zahlen müssen. Gutes Essen zu eben

ter, mit denen ich dort in Verhandlung stand, hat-

solchen Preisen.

Frau Weber ist dort mit dem Pächter eine fruchtba-

im Museum für Kunst und Kulturgeschichte

ten derart überzogene Vorstellungen, dass ich froh war, als die Anfrage von Peter kam.”

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Frau Weber kocht | Café Baum

Der Name Café Baum bezieht sich übrigens auf

Hansastraße 3 | 44137 Dortmund

den Gründer des Museums, Professor Albert Baum

Tel. 0231 – 28 86 61 50

Frau Weber gehört die erste Tageshälfte im Café

(1862 – 1934). Eine kleine Statue zeigt ihn als

www.facebook.com/cafebaum

Baum. Werktags, außer samstags, bietet sie von 11

rustikales Mannsbild. Vollbart, Halstuch, hohe

www.frauweberkocht.de


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Foto: Sebastian Sellhorst

LESERSEITE

bodo dankt:

Sparkasse Bochum Alfons und Franziska Kienast, Sabine Raddatz, Joachim Lutz, Monica Meyer, Petra Danielsen-Hardt, Silke Harborth, Doris Buderus, Timo Zimmermann, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Dr. Nina Kolbe, Marion Peters, Renate Schmidt, Reinhold Bindemann, Ute Soth-Dykgers, Anette Duee, Dr. Fritz Rüdiger Volz, Norbert Schliesing, Walter Thiemann, Irmela Witte, Sylvia Schreurs, Klaus Gebelhoff, Klaus-Peter Engelbrecht, Norbert Dahlhaus, Udo Multhaupt, Edith Leidag, Dr. Rüdiger Hossiep, Eva-Maria Drenkelforth, Dieter Brinker, Franz Joachim Schönmehl, Dr. Christopher Frey, Gundula Birenheide, M. und W. Schumacher, Uwe Lück, Harry Schlisio, Olaf Jaekel, Birgit Junge, Gerda Jander, Dietmar Kliesch, Fabian Goldbeck, Sabine Patze, Rotraud Kahler, Peter Hollmayer, Petra und Frank Valente, Hermann Josef Schregel, Uwe Lück, Eva Kutschmann, Ulrike und Wolfgang Jungmann-Busch, Herbert Kropf, Harald Gering, Brigitte Brätsch, Christiane Knüpfer, Klaus Peter Eickhoff, Peter Klein, Reinhilde Sclippa, Gerhard Hofmann, Erika Maletz, Gisela Galka, Kerstin Bux, Ursula Hermfisse, Waltraud Girgert, Petra Vogt, Rolf-Dieter Ortwein, Almut Neukäter, Hans Joachim Klüner, Inge und Georg Huedepohl, Angelika Möller, Harri Rabe, Kai-Uwe Gerhard Loser, Beate und Ernst-Christian Demisch, M. Drenske-Krohm, H. Krohm, Marita Mees-Rey, Udo Klotzbücher, Petra Rösler, Brigitte Pogrzeba, Gemeinschaftspraxis Dr. Große Lembeck, Peter Theodor Oberwoerder, Dr. Annegret Schrewe, Gabriele Floer-Niepmann, Hans Paul Niepmann, Christian Schäferkordt, Peter Schmitt-Wittrock, Raphael Pratzler, Oliver Stiller, Anne Volkmann, Esther Hagemann, Helmut König, Thomas Lohkämper, Dr. Rinnert Siemssen, Volker Schaika, Margit und Dietmar Schilling, Thomas Annies, St. Petri-Nicolai Kirchengemeinde Dortmund Frauenh. Ost, Teresa Nolte, Andrea Jenders, Hannelore Thimm-Rasch, Andreas Haupt, Jutta und Wido Wagner, Gerhard Volpers, Else Marie Bork, Peter Lasslop, Christina Kolivopoulos, Kathrin Bohr, Klara Lehmann, Hartmut Schulze-Velmede, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Brigitte Sonntag, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Christoph Roeper, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Lieselotte Markgraf, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Annabell Preusler, Birgitt Kuhlmann, Dieter Zawodniak, Elisabeth Heymann-Roeder, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Elisabeth Heymann-Röder, Christian Bösterling, Linda Wotzlaw, Dagmar Drabandt, Christian Müller, Gerd Schlitzer, Johannes Sock, Medizinisches Versorgungszentrum Prof. Dr. Uhlenbrock & Partner

Endlich volljährig! Wir freuen uns über eine gelungene Geburtstagsfeier mit lauter netten Menschen, bei der uns vor allem auch die großartige Band im Gedächtnis geblieben ist. Zu sehen sind „Zirkus“ z.B. am 10. März in der Dortmunder Pauluskirche und am 22. März im Essener Unperfekthaus.

LESERBRIEFE

tung wieder. In Australien heißt sie „The big issue“, er-

Liebe Leute von bodo, ich lese die bodo wirklich ger-

scheint alle zwei Wochen und kostet 5 AUS $, was 4,20

ne und finde insbesondere die Veranstaltungstipps echt

Euro entspricht. Ich habe dem Verkäufer von unseren Ob-

gut, stelle aber fest, dass zunehmend der lokale Teil von

dachlosenzeitungen erzählt. Er lässt ganz herzlich grüßen.

Bochum vernachlässigt wird. Eine Motivation für mich,

Viele herzliche Grüße von Regina Steiner

Eure Zeitung zu kaufen, war es immer, auch ohne Lokalzeitung zumindest wenige, soziale und vor allem lokale

Sehr geehrte Damen und Herren, am 6.2.stand in Dort-

Informationen zu erhalten.

mund-Aplerbeck ein ausländischer bodo-Verkäufer. Der

Weiter so und Happy Birthday! Julia Robert

sprach jeden persönlich an, ob er nicht eine bodo haben

Liebes „bodo“, ich gratuliere Dir sowie allen Mitarbeitern und Spendern, die dazu beigetragen haben, dass Du diesen wunderbaren Geburtstag feiern kannst. 18 Jahre – Endlich volljährig! Welch ein großartiger Erfolg in der Arbeit für Obdachlose und Benachteiligte in dieser Gesellschaft. Ich wünsche Dir weiterhin erfolgreiche Jahre und werde Dich und Deine „Schutzbefohlenen“ auch weiterhin durch meine kleinen Spenden und den Kauf der Zeitung unterstützen. Freundliche Grüße aus Dorstfeld, Peter Thanscheidt

wolle. Da ich kein Interesse an der Zeitung habe, jedoch gern hilfsbereit bin, fragte ich ihn, ob er einen Kaffee mag, denn es wäre doch sehr kalt. Ich wollte ihm den Kaffee übergeben, da fragte er mich, ob ich ihm nicht mit etwas Geld aushelfen könnte, das er schnellstmöglich zurückzahlen würde. Aus Prinzip gebe ich kein Geld, ich habe selbst zu wenig! Ich bin sehr froh, dass es den bodo gibt und sich die Ärmeren etwas hinzuverdienen können. Ich rechne es den Verkäufern in der Stadtmitte zum Beispiel sehr hoch an, dass sie ihre Zeitungen „allgemein“ anbieten und nicht

Guten Tag, Herr Pütter, im letzten Jahr habe ich mir einen

direkt den einzelnen Fußgänger ansprechen. Bitte kehrt

Traum erfüllt und bin nach Australien geflogen. Über das

doch zurück zur alten Verkaufsmethode und unterrichtet

hohe Preisniveau auch für Lebensmittel war ich entsetzt.

Eure Verkäufer besser über das soziale Angebot.

Diese Preise spiegeln sich auch bei der Obdachlosenzei-

Mit freundlichen Grüßen, Carsten Engels

CARTOON | Idee und Zeichnung: Volker Dornemann

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