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bodo
März 2016
GA DAS STRASSENMA
Z IN
RUGBY UNTER WASSER CHARLY HÜBNER AUF ZECHE FANTASTISCHE 4 IN HÖRDE 1
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INHALT | EDITORIAL
04
Charly Hübner Ein Nordlicht, glücklich in der Wahlheimat Hamburg. Mit Ehefrau Lina Beckmann
hat er aber auch eingeheiratet ins Ruhrgebiet: Charly Hübner spielt in Adolf Winkelmanns „Junges Licht“ einen Bergmann Anfang der 1960er Jahre. Von Benjamin Laufer
12
Unterwasser-Rugby 1964 wollten die DLRG Mülheim/Ruhr und der DUC Duisburg ein Match
im Unterwasser-Volleyball austragen. Einer der Spieler schlug vor, nach RugbyRegeln zu spielen – Startschuss für eine verrückte Sportart in drei Dimensionen. Von Alexandra Gehrhardt
18
Straßenprostitution 127 Frauen im Bereich Straßenprostitution, davon 96 „Beschaffungsprostitu-
ierte“ zählte die Dortmunder Mitternachtsmission im vergangenen Jahr rund um den Dortmunder Nordmarkt. Ein Rundgang mit Streetworkerin. Von Didi Stahlschmidt
32
Wohnen, Arbeit, Konsum Die Zukunft der Schrebergärten und Hobbykeller – der Do-It-Yourself-Kultur im
Ruhrgebiet – könnte der 3D-Drucker sein, sagt Jürgen Bertling von der „Dezentrale“, einem Gemeinschaftslabor für Zukunftsfragen, ansässig im Dortmunder Unionviertel. Von Wolfgang Kienast
07 Straßenleben | Bochum nimmt sich Zeit 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 News 16 Kommentar | Es entlastet so schön
Liebe Leserinnen und Leser,
17 Recht | Sperre beim Arbeitslosengeld
manchmal ist es ein ganz schönes Auf und Ab hier. So schön es
17 Die Zahl | Das Foto
ist, Erfolge zu sehen – geglückte Verhandlungen mit Vermie-
22 Soziales | Sind Flüchtlinge kriminell?
tern oder Versorgern, ein Heft im Druck, eine gelungene Veran-
23 Wilde Kräuter | Scharbockskraut
staltung –, so sehr nehmen die Geschichten, die wir erleben, uns
24 Veranstaltungskalender | Verlosungen
auch manchmal mit.
30 bodo geht aus | Eden
Martin (Name geändert), bodo-Verkäufer, ist ein netter Kerl, obdachlos, noch in
36 Kultur | Fantastische 4 in Hörde
Bochum gemeldet. In der Dortmunder Übernachtungsstelle darf er deswegen
38 Interview | Familien im Brennpunkt
nicht bleiben. Er ist ja kein Dortmunder. (Ja, die offizielle Darstellung der Stadt
40 Netzwelt | www.hoaxmap.org
Dortmund ist: „Niemand muss draußen schlafen“.) Bei Dauerregen findet er
40 Kinotipp | Der Wert des Menschen
zwei junge Männer, die ihm einen Übernachtungsplatz im Dortmunder Westen
41 Bücher 42 Reportage | NSU: Versagen als Teil des Systems 45 Verkäuferporträt | Frank
anbieten. Am vermeintlichen Ziel, einer eher besseren Wohngegend, greifen sie ihn mit Pfefferspray, Schlägen und Tritten an und rauben ihn aus. Die Polizei Dortmund zählt inzwischen obdachlose Opfer gesondert. 281 Straf-
46 Leserseite | Comic
taten in 2014 hat sie erfasst. Die meisten Fälle, die wir kennen, gehen nicht in die
47 bodo Shop
Statistik ein, auch Martin hat die Tat nicht angezeigt. Entscheidender für uns:
bodo SCHA FFT CHAN CEN
Martin geht es gut, und wie bei den anderen „auf der Straße“ arbeiten wir daran, auch seine Obdachlosigkeit zu beenden. Denn es gibt Dinge, die passieren einem einfach nicht, wenn man ein Dach über dem Kopf hat. Die Straße ist kein Zuhause. Danke, dass Sie uns bei dieser Arbeit unterstützen. Und – versprochen: Zu jedem „Ab“ in diesem Heft gibt es auch ein „Auf“. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3
MENSCHEN
Charly Hübner:
„Ich bin ein total guter Freihaber“
„Ich will nicht, dass Familie nur zwischen Feierabend und Schlafengehen stattfindet.“
4
Wuchtig, kantig, nordisch: So kennt man Charly Hübner in seiner Rolle als Kommissar Bukow im Rostocker Polizeiruf. Aber der Schauspieler kann auch leise: ein Gespräch über Hübners Kindheit in Mecklenburg-Vorpommern, Ärger über Pegida und seinen Ruhepol – die Elbe. Von Benjamin Laufer | Fotos: Daniel Cramer und Willi Weber
Gerade so passt er durch die Tür. Fast müss-
bald geht er mit „Schiff der Träume“ auf die
Ganz schnell kommt Charly Hübner ins
te er sich bücken, dieser große, kräftige
Bühne. Neben Auftritten und Dreharbeiten
Schwärmen über die „wildesten Wälder“
Mann in seinen besten Jahren. Dann steht
bedeutet das viel planen, proben und dann
und die „glasklaren Seen“ der Feldberger
er da und vereinnahmt auf einen Schlag
präsentieren. Der Grund, warum wir so
Seenlandschaft. Dort, mitten im Nirgendwo,
den ganzen Raum. „Hallo, ich bin Charly“,
lange für ein Treffen mit Hübner anstehen
erlebt er fast beiläufig das zähe Ende der
sagt lapidar einer der begehrtesten deut-
mussten, ist aber ein anderer: die Familie.
DDR. Wirkliche Rebellion ist dem jungen
schen Schauspieler dieser Tage und reicht
Charly damals noch fremd, die Unzufrie-
zur Begrüßung die Hand: Charly Hübner.
Denn zwischen Drehs und Bühnenproben
denheit mit der Staatsführung begreift er
Den Schnauzbart trägt er für die Kinover-
macht seine Familie häufig wochenlang
erst spät. Einen Moment des Aufbegehrens
filmung von Timm Thaler, den schweren
nichts anderes, als Familie zu sein. Keine
gab es aber doch: Einmal trugen er und eine
Mantel über dem legeren T-Shirt, weil es
Termine, keine Interviews. „Das würde die
Handvoll anderer zur Einschulung weiße
jetzt kalt ist in Hamburg. Die Stimmung
Ruhe stören“, sagt Hübner. „Ich bin ein total
T-Shirts statt der vorgeschriebenen blauen
beim Gespräch ist das glatte Gegenteil von
guter Freihaber.“ Zusammen mit Kollegin
FDJ-Hemden. Doch wogegen sich ihr Protest
frostig, Hübner gibt sich freundlich und of-
und Ehefrau Lina Beckmann und deren Sohn
richtete, weiß Hübner heute nicht mehr.
fen. Schnell ist klar: Charly Hübner ist einer,
lebt er inzwischen hochzufrieden in den
der gerne erzählt.
Elbvororten. Ganz bewusst nehmen die drei
Aber der junge Hübner entdeckt für sich auf
sich so viel Zeit für sich, wie die Jobs von
geschmuggelten Kassetten erst Punkmu-
Und trotzdem hat es fast ein Jahr gedauert,
Charly und Lina es erlauben. Auch weil die
sik, dann Heavy Metal und später Klassik.
bis dieses Gespräch zustande kam. Denn
Jobs es erlauben.
Subkultur im besten Sinne: „Ace of Spades“,
der 42-Jährige ist viel beschäftigt: Allein
das Kult-Album der Metal-Band Motörhead,
2014 hat er sechs Filme gedreht, die alle im
So wie seine Eltern will er es nicht machen,
hört er zum ersten Mal in der Schule, als ein
letzten Jahr Premiere feierten. Am Hambur-
bei denen Familie oft nur zwischen Feier-
Mitschüler es über die Lautsprecheranlage
ger Schauspielhaus war er im vergangenen
abend und Schlafengehen stattfand. „Das
laufen lässt. Auch ein bisschen Rebellion.
Frühjahr in Tschechows „Onkel Wanja“ und
fand ich als Kind schon doof“, sagt Hübner.
Eine, die ihn bis heute prägt.
Dostojewskis „Schuld und Sühne“ zu sehen,
Nicht vorwurfsvoll, eher ein wenig enttäuscht. „Man verpasst so viel dadurch.“ Und
Aus der Ferne beobachtet Charly Hübner,
schon driftet das Gespräch ab in Richtung
wie der Unmut in der Bevölkerung wächst.
Osten, hin zu seiner Kindheit draußen in der
Wie sich zum Beispiel aus Dresden Tausende
Natur an den Mecklenburgischen Seen.
aufmachen in Richtung BRD. „Gerade Dresden!“, sagt Hübner und hebt dabei zum ersten Mal die Stimme. „Das waren Flüchtlinge, die wollten in den Westen flüchten!“, sagt er und ärgert sich darüber, dass die Stadt elbaufwärts seit einem Jahr durch Pegida
geboren: 4. Dezember 1972 in Neustrelitz
für Stimmung gegen Flüchtlinge steht. „Ich
Verheiratet mit: Schauspielerin Lina Beckmann
kann mir nicht vorstellen, dass alle Dresdner
Gerade zu sehen in: „Warten auf das Meer“,
Pegida-Anhänger und -Sympathisanten
Musikvideo der Mecklenburger Punks von
sind. Ich vermisse eine medial präsente
Feine Sahne Fischfilet
Gegenhaltung zu Pegida. Sollte es aber so
5
MENSCHEN
„Ich vermisse eine medial präsente Gegenhaltung zu Pegida.“
sein, dass ganz Dresden die Sorgen und Gewaltbereitschaft – man denke nur an die reservierten Galgen für Frau Merkel und Herrn Gabriel – der Pegida teilt, dann ist eine Größenordnung an Fremdenhass und Abschottungsfantasien erreicht, über die man besorgt sein muss.“ Und er ergänzt: „Bitte, Dresden, zeige dich!“ Auch Freunde von Charly Hübner versuchen 1989 das Land zu verlassen. Aber er bleibt bis 1992. „Ich habe für mich keinen Weg da raus gesehen“, sagt er. Sein Leben spielt ganz bei seinen Eltern an den Feldberger Seen. Er beschreibt es als unspektakulär: „Sozialistisch, kleinbürgerlich und
Junges Licht Charly Hübners neuester Film „Junges Licht“ spielt im Sommer 1961 und schildert das Leben einer Bergarbeiterfamilie. Gedreht wurde vor Ort in Bottrop, Marl, Dortmund und Bochum. In der Literaturverfilmung unter der Regie von Adolf Winkelmann (Foto rechts) spielen u.a. Nina Petri, Peter Lohmeyer, Caroline Peters, Stephan Kampwirth und Ludger Pistor. Hübners Frau Lina Beckmann spielt auch im Film die Gattin seiner Figur Walter Collien. Linas Brüder Till und Nils haben nach Ralf Rothmanns Romanvorlage das Drehbuch verfasst. Die Filmmusik stammt von Tommy Finke, dem musikalischem Leiter am Schauspiel Dortmund. Kinostart ist am 12. Mai. 6
gesund.“ Unaufgeregt, aber eben: mitten in der Natur! Sie hat es ihm angetan. „Eine paradiesische Welt“, sagt Hübner über seine frühere Heimat, auf die er immer wieder zu sprechen kommt. „Drei Häuser, sieben Wälder.“ Seine Beschreibungen untermalt er mit ausladenden Gesten, und man fragt sich, warum er eigentlich nicht dort geblieben ist, so, wie ihn das alles noch fasziniert. Aber er kommt ja oft zurück. Bis heute reist Charly Hübner immer wieder an seine Seen, um dort Ruhe zu tanken. Und auch in seiner neuen Heimat Hamburg entflieht er täglich einmal der Hektik der Großstadt. Auf dem Weg zur Arbeit macht er stets halt am großen Fluss. „Wie steht das Wasser? Ist es blau, ist es grau, ist es rau, ist es weich?“ Jeden Tag muss Charly Hübner das überprüfen. „Die Elbe ist mein Ruhepuls“, sagt er.
STRASSENLEBEN
IMPRESSUM
Sanktionsfrei Im Schnitt verhängen die Jobcenter viermal so viele Sanktionen wie sie Arbeitsplätze vermitteln. Statistisch wird jedem vierten Leistungsempfänger einmal im Jahr das Existenzminimum gekürzt. Eine Initiative um die ehemalige JobcenterMitarbeiterin und Aktivistin Inge Hannemann hält dies für verfassungswidrig. Mit einer Art Sanktionsfonds will die Initiative das System „hacken“. Von Bastian Pütter | Foto: Chris Grodotzki
Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Alexandra Gehrhardt, Peter Hesse, Felix Huesmann, Wolfgang Kienast, Max Florian Kühlem, Benjamin Laufer, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst, Didi Stahlschmidt Titelfoto: Joe Kramer Fotos: Bianka Boyke (17), Daniel Cramer (3, 4, 5), Chris Grodotzki (7), Simon Howar (27), Felix Huesmann (12, 15, 16), Monika König (8), Joe Kramer (3, 13, 14), Mette Kramer Kristensen (47), Reuters/Kevin Freyer (17), Reuters/Axel Schmidt (16), Daniel Sadrowski (3, 30, 32, 34, 35, 38, 43), Sashberg (27), Sebastian Sellhorst (3, 8, 9, 11, 16, 18, 22, 45), Claudia Siekarski (9, 11), Thaisen Stärke (36, 37), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23), Fred van Diem (29), Willi Weber (6) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die April-Ausgabe 10.03. 2016 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015 Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Disziplinierungen im System des „För-
onsfrei“ ist ein Solidarfonds, finanziert als
derns und Forderns“ sind rigide: Wer einen
Crowdfunding-Projekt – eine Spendenakti-
Termin im Jobcenter ohne wichtigen Grund
on. Innerhalb von zwei Wochen waren bis
versäumt, dem werden vom Existenzmini-
Ende Februar bereits 30.000 Euro zusam-
mum 10 Prozent gekürzt. Wer eine Arbeit
mengekommen, mindestens 75.000 Euro
oder eine Weiterbildung (so sinnlos sie sein
werden vorerst benötigt.
Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev
holungsfall 60 Prozent des Regelsatzes
Auf einer Pressekonferenz zum Projektstart
gekürzt. Beim dritten Mal werden Leistun-
erklärten die InitiatorInnen Inge Hanne-
Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de
gen vollständig gestrichen. Mit einer auf-
mann, der Grundeinkommen-Aktivist Mi-
fallend hohen „Fehlerquote“: 43 Prozent
chael Bohmeyer und der Anwalt Dirk Feiertag
aller Klagen gegen Sanktionsbescheide
den geplanten Dreischritt: „Sanktionsver-
sind erfolgreich.
meidung, Sanktionsabwehr und finanzielle
mag) ablehnt, dem werden 30, im Wieder-
Hilfen“. Es gehe um ein Informationsportal Die Sozialgerichte stöhnen unter der Last
und kompetente Begleitung, die Sanktionen
der Klagen, die Kosten der – immerhin ja
im Vorfeld verhindern sollen. An zweiter Stel-
fast zur Hälfte unrechtmäßigen – Strafen
le stehe die Unterstützung bei Klagen durch
sind immens. Inge Hannemann macht eine
Anwälte – und mithin das Auslösen einer Kla-
einfache Rechnung auf: „Wenn statt fünf
genflut. Wer trotzdem Sanktionen erfahre,
zehn Prozent der Betroffenen sich wehren
soll aus dem durch Spenden gefüllten Soli-
würden, würde einer internen Berechnung
dartopf Unterstützung erhalten.
zufolge jede weitere Sanktion die Jobcenter Geld kosten.“ Das Rezept von „Sankti-
Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
7
NEUES VON BODO
Gedenken
Kultur bei bodo
Gegen die Kälte
Am 4. April jährt sich die Ermordung des
An jedem zweiten Freitag im Monat öffnet
Thomas Beckmann gilt als einer der re-
Dortmunders Mehmet Kubas¸ık durch
unser gemeinnütziger Buchladen am Dort-
nommiertesten Cellisten dieser Welt. „Il
die Terroristen des NSU zum zehnten
munder Schwanenwall auch am Abend seine
Mendicante“ lautet die Inschrift im Innern
Mal (s.S.42). Unter dem Titel „3. Tag der
Türen. In der Benefizkulturreihe „2. Freitag“
seines Cellos, „Der Bettler“. Mitte des 18.
Solidarität – Gedenken an die Opfer des
gibt es alle vier Wochen Theater, Literatur,
Jahrhunderts in Mailand gebaut, gehörte
NSU-Terrors“ finden am 4. April eine De-
Musik. Am 11. März swingt es bei uns.
es später einem Straßenmusiker in Paris,
monstration, eine Kundgebung und eine Podiumsdiskussion statt.
Swing, Bossa Nova, Blues. Klassiker von Nat King Cole bis Tom Jobim, garniert mit selbst-
der es auch dann nicht hergeben wollte, als er betteln gehen musste, zu sehr hing er an dem unvergleichlich warmen Ton.
Vom Gedenkstein am Tatort, der Mallinck-
geschriebenen Songs in deutscher Sprache
rodtstraße 190, zieht ab 18 Uhr ein Demons-
und dem ein oder anderen verjazzten Hit
Sehr viel später, im Winter 1993, als in
trationszug zum Mahnmal für die Opfer
– das sind „Chained to the Cooker“. Dagmar
Düsseldorf zwei Obdachlose mitten in der
des „Nationalsozialistischen Untergrunds“
Breuers außergewöhnliche Stimme wird
Stadt erfroren, beschloss Beckmann, mit „Il
an der Steinstraße vor der Auslandsgesell-
von der swingenden Gitarre ihres Mannes
Mendicante“ gegen die Kälte anzuspielen:
schaft. Organisiert vom Bezent e.V. und
Thomas begleitet. Ein Familienprojekt mit
Hunderte Benefizkonzerte hat er seitdem
weiteren Organisationen beginnt um 19.30
Augenzwinkern: Wer mit drei Kindern in
gegeben. Bereits im Februar spielte er in
Uhr in den Räumen der Auslandsgesell-
der Provinz lebt, ist vielleicht nicht wirklich
der Dortmunder Reinoldikirche Vivaldi,
schaft eine Podiumsdiskussion, moderiert
an den Herd gefesselt – „Chained to the
Debussy und Tschaikowski, nun kommt er
von Bastian Pütter (bodo e.V.). Gedenken
Cooker“, die Gelegenheit zum „freiswingen“
nach Bochum.
und Diskussion sind Teil einer Veranstal-
nutzt das Paar trotzdem gern.
tungsreihe, u.a. zeigt Bezent gemeinsam mit Planerladen e.V., Auslandsgesellschaft und Alevitischer Gemeinde den Film „Der Kuaför aus der Keupstraße“ über das Kölner
Die Erlöse des Konzerts in der Bochumer
Beim nächsten „2. Freitag“ bitten die
Christuskirche kommen der Wohnungslosen-
„DADAinen“ zur letzten Lockerung – ein
hilfe der Diakonie Ruhr zugute. Der Ticket-
Theaterabend zu 100 Jahren Dada.
preis liegt bei knapp über 20 Euro, Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen.
Nagelbombenattentat mit anschließendem
Fr. 11.3., 19.30 Uhr, bodo Buchladen
Filmgespräch: sweetSixteen Kino im Depot,
Schwanenwall 36 – 38, Dortmund
Fr. 11.3., 19 Uhr, Christuskirche Bochum
Mittwoch, 30. März, 18.45 Uhr.
Eintritt frei, Spenden willkommen
Platz des europäischen Versprechens
Filmgespräch Das sweetSixteen-Kino im Depot zeigt in
ierte, drogenabhängige oder missbrauchte
Kooperation mit der Dortmunder Mitter-
Frauen eine Rolle. Dass es darüber hinaus
nachtsmission am Montag, dem 7. März, die
auch andere gibt, die freiwillig und selbst-
Dokumentation „SEXarbeiterin“ mit an-
ständig der Sexarbeit nachgehen, zeigt der
schließender Diskussion. Lena Morgenroth,
Film SEXarbeiterin von Sobo Swobodnik.
die Protagonistin, und Sobo Swobodnik, der Regisseur, werden den Film präsentieren.
8
Er begleitete die studierte Informatikerin und Berliner Sexarbeiterin Lena Morgenroth
Prostitution, Sexarbeit, horizontales Gewer-
über mehrere Monate hinweg durch ihr Le-
be sind wie keine andere Berufsbranche von
ben, bei ihrer Arbeit und im „ganz norma-
Klischees, Stereotypen und Ressentiments
len“ Alltag. Dabei entstand ein vielseitiges
geprägt. Im Diskurs um Sexarbeit spielen
menschliches Porträt, im Kontext von Fami-
in der Regel ausschließlich Zwangsprostitu-
lie, Freunden und Partnerschaft, als Teil der
www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
Durch die Stadt Einen spannenden Perspektivwechsel versprechen unsere Stadtführungen in Bochum und Dortmund. Mit einem unserer bodo-Verkäufer lernen Sie Orte kennen, die garantiert so nicht in einem Reiseführer stehen. Er zeigt Ihnen „seine“ Stadt, zeigt,
Theorie und Praxis
wie wohnungslose Menschen leben.
Im Rahmen des Forschungskolloquiums am
machten und erinnerte an die Unterbrin-
Institut für Raumplanung der TU Dortmund
gungspflicht der Kommunen.
sprachen im Februar Geografin Sandra
Auf dieser Städtetour erfahren Sie, wie Menschen ohne festen Wohnsitz ihren Tag verbringen, wo sie sich aufhalten kön-
Bastian Pütter sprach in seinem Vortrag
nen und wie das Hilfenetz funktioniert.
„Über das Unsichtbarmachen“ zuerst über
Ungefähr zwei Stunden geht es quer durch
Vertreibung und das „Regieren“ des öffent-
die Innenstädte, immer mit dem Blick auf
lichen Raums am Beispiel Dortmund. An-
„Nebenschauplätze“, um ein Bewusstsein zu
Sandra Schindlauer forscht zu den Facetten
schließend zeigte er das Dilemma der Woh-
wecken für Menschen, die am Rande unserer
sozialer Ungleichheit und besonders zu
nungslosenhilfe auf, dass erst passgenaue
Gesellschaft leben. An jedem 2. Samstag im
wohnungs- und obdachlosen Personen im
Hilfsangebote Obdachlosigkeit überhaupt
Monat in Dortmund, jeden 3. Samstag in
öffentlichen Raum deutscher Großstädte.
sichtbar machten. Hohe Zugangsschwellen
Bochum bieten wir diesen ungewöhnlichen
Ihr Vortrag „Über die Freiwilligkeit, draußen
und statistische Ausschlüsse z.B. von zuge-
Stadtrundgang an. Anmeldungen unter Tel.
zu schlafen“ betonte den massiven Anstieg
wanderten oder geflüchteten Obdachlosen
0231 – 950 978 0
der Wohnungslosenzahlen, der bereits allein
seien leider der günstigste Weg, Wohnungs-
das Stereotyp widerlege, niemand müsse
losenzahlen zu „senken“. Die anschließende
obdachlos sein. Sie analysierte die Strategien
engagierte Diskussion erweiterte das Feld
der Schuldzuschreibungen, die Wohnungs-
um Fragen des sozialen Wohnungsbaus und
lose zu allein Verantwortlichen für ihre Lage
der Flüchtlingsunterbringung.
Schindlauer, Doktorandin an der BauhausUniversität Weimar, und Bastian Pütter von bodo e.V. zum Thema Obdachlosigkeit.
Kosten: 5 Euro pro Person Dortmund, Sa. 12.3., 11 Uhr bodo Buchladen, Schwanenwall 36 – 38 Bochum, Sa. 19.3., 11 Uhr bodo Anlaufstelle Stühmeyerstraße 33
Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, das Wetter ist zurzeit ungemütlich. Dieser erstarkenden politischen Bewegung der selbstbestimmten Sexarbeiterinnen. Im Anschluss an den Film wird es eine Podiumsdiskussion mit Heike Tasillo (Ordnungsamt Dortmund), Dirk Becker (Kripo Dortmund), Andrea Hitzke (Mitternachts-
Sturm und Regen geht so auf das Gemüt. Wir brauchen Sonne, um uns aufzutanken. Aber nun kommt ja bald der Frühling, und schon ist es auch beim Zeitungsverkauf nicht mehr so kalt. Oft erlebt man beim Verkauf schöne, manchmal auch seltsame Sachen. Eine Kundin kam und sagte, sie würde gern ein Magazin kaufen, aber es wäre ja in Türkisch geschrieben. Ich sagte ihr: Das ist es nicht, es ist in Deutsch. Ich wollte ihr eins geben, sie lehnte ab. Habe ich etwas falsch gemacht, fragte ich mich. Ich kann es mir nicht vorstellen.
mission) und Gisela Zohren (ehemalige
Ja, auch so etwas passiert. Es war vielleicht die Unsicherheit.
Mitarbeiterin Mitternachtsmission) geben.
Haben Sie das mit dem Zugunglück in Bayern gehört? Das muss man sich mal vorstellen, mit 100
Moderieren wird Bastian Pütter (bodo e.V.).
Sachen so zusammenzuknallen. Schrecklich. Ich hatte Gänsehaut, auch weil wir vor drei Jahren
7. 3., 19 Uhr, sweetSixteen-Kino im Depot Immermannstraße 29, 44147 Dortmund
die gleiche Strecke zu meinem Onkel gefahren sind. So, das war es mal wieder. Ich möchte mich bei Ihnen herzlich für Ihr Vertrauen bedanken und sage wie immer: Tschüss, Ihre Rosi. 9
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NEUES VON BODO
Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an: n n n n n n n
Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung
Miteinander Das Netzwerk der sozialen Straßenzeitungen lebt vom Austausch, von gegenseitiger
Kontakt über
Unterstützung und von Synergien. Am
Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Friedensplatz 7 | 44135 Dortmund | Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org
dritten Märzwochenende treffen sich die deutschsprachigen Straßenmagazine bei unseren FreundInnen vom „Straßenkreuzer“ in Nürnberg. Im Juni organisiert die auf dem Höhepunkt der griechischen Krise gegründete Straßenzeitung „Shedia“ in Athen die jährliche Weltkonferenz mit TeilnehmerInnen von Argentinien bis Japan. Was uns Straßenzeitungen von Kiel bis Basel bzw. von Oslo bis Kapstadt verbindet, ist, dass wir Dinge zusammenbringen, die
Busenbergstraße 8 a 44269 Dortmund
anderswo getrennt sind. Wir verbinden Journalismus und soziale Arbeit, setzen auf
T +49 (0)231 49 48 228 F +49 (0)231 49 48 226
Gemeinnutz und trotzdem auf die Unabhängigkeit von staatlicher Regelfinanzierung. Die Öffentlichkeitsarbeit der sozialen
info@dr-schaake.de www.dr-schaake.de
Straßenzeitungen machen ihre VerkäuferInnen, die anderswo „KlientInnen“ hießen. Wer so arbeitet, muss Vertrauen in die Dent(ist) mobil
MitarbeiterInnen auf der Straße und in die Transparenz der eigenen Arbeit haben. Das haben wir. Mit ihnen und mit unseren FreundInnen weltweit arbeiten wir daran, unsere Hilfsangebote und unsere Magazine
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Zeigen Sie, wofür Sie stehen!gazin 20146 Werben im Straßenma
10
Anzeigenberatung: Susanne Schröder anzeigen@bodoev.de Tel. 0231 – 950 978 0
auch direkt an uns richten. Wir diskutieren sie gerne nicht nur in der Redaktion, sondern auch in unseren Verkäuferversammlungen.
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wir machen was draus!
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Algier – Dortmund
Mithelfen
Vor zwei Monaten kam Boualem aus Algeri-
Die Unterstützung, die wir bei unserer
en nach Deutschland. Nach seinem Studium
Arbeit erfahren, ist vielfältig. Ohne unser
im Bereich Marketing und Finanzwesen
Team von Ehrenamtlichen z.B. wären
machte er an der Hochschule in Algier sei-
viele unserer Ziele nicht zu erreichen. Die
nen Masterabschluss.
Mithilfe bei der Ausgabe des Straßenma-
foto ©:www.schmitz-fotografie.de
gazins, bei unseren Verkäufercafés und bei
als sicheres Herkunftsland einstufen will, sah sich Boualem durch seine Arbeit in der
www.druckwerk.info info@druckwerk.info
Veranstaltungen und Stadtführungen ist nicht mehr wegzudenken.
Finanzabteilung eines Konzerns Drohungen
Zurzeit entwickelt das Team ein eigenes
und Bespitzelungen ausgesetzt, so dass der
regelmäßiges Angebot, bei dem VerkäuferIn-
31-Jährige schließlich mit einem Auslands-
nen des Straßenmagazins und NutzerInnen
visum das Land verließ und inzwischen in
unserer Verkäufercafés bei der Erstellung
einer Unterkunft für Geflüchtete in Dort-
von Bewerbungsunterlagen unterstützt
mund-Brackel lebt. Zurzeit wartet er auf
werden. Denn zu unseren wichtigsten Zielen
Klärung seines Aufenthaltsstatus und auf
gehört nach der Beendigung bzw. der Ver-
die Anerkennung seiner Studienabschlüsse.
meidung von Wohnungslosigkeit vor allem
Eine Arbeitserlaubnis hat er noch nicht.
das Eröffnen neuer Perspektiven.
In Dortmund nimmt er als Gast-Student an
Mit dem Kauf eines Straßenmagazins, mit
Vorlesungen in der TU teil. Neben der Uni
Einkäufen in unserem Buchladen und unse-
und seinem Deutschkurs arbeitet Boualem
ren Onlineshops und natürlich mit Sach- und
in unserem Buchladen mit. „Ich hoffe, dass
Geldspenden, auf die unsere gemeinnützige
ich in Deutschland bleiben kann. Ich versu-
Arbeit weiterhin angewiesen ist, helfen Sie
che hier, irgendwie Fuß zu fassen“, sagt er.
uns, dem immer größeren Bedarf nach Hilfe
„Ich sehe es als Neustart für mich.“
gerecht zu werden. Vielen Dank.
en lassen.“ „Nicht ärgern. Berat © by Photocase.de
Während die Bundesregierung Algerien
schwanenstraße 30 44135 dortmund t: 02 31/5 86 09 15 f: 02 31/5 86 09 21
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bodo ist für Sie da montags bis freitags
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REPORTAGE
1823 in der englischen Stadt Rugby: Während eines Fußballspiels, das seine Mannschaft zu verlieren droht, greift der Schüler William Webb Ellis sich kurzerhand den Ball und trägt ihn an allen vorbei ins gegnerische Tor. Diese Geschichte gilt als Gründungslegende für den Rugbysport – ob sie stimmt, ist umstritten. Eine erneute eigenwillige Regeländerung verlegte Rugby in den 60er-Jahren unter Wasser, und dort spielen ihn Dortmunder SportlerInnen auch heute. Anpfiff zu einem Match in drei Dimensionen. Von Alexandra Gehrhardt | Fotos: Joe Kramer und Felix Huesmann
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„Klar, denkst du oft, dir geht die Luft aus…“ Beim Unterwasser-Rugby „Du musst in die Taucherbrille reinspucken“, sagt der Mann neben mir. „Und danach
ausspülen, dann beschlägt sie nicht so schnell.“ Wir sitzen am Beckenrand im Dort-
munder Südbad, haben Schwimmflossen an den Füßen und eine Kappe auf dem Kopf, deren Ohrenschützer uns ein bisschen wie Comic-Mäuse aussehen lassen. Ich spüle die
Taucherbrille, reinspucken will ich nicht, es ist nicht meine. Der Mann neben mir setzt seine auf, klemmt das Mundstück des Schnorchels zwischen seine Zähne und gleitet ins Wasser. Er macht sich auf in den Teil des Schwimmbeckens, in dem das Wasser viereinhalb Meter tief ist und wo die anderen sich schon einschwimmen. Zweimal pro
Woche trainieren die Sea Lions, die Spielgemeinschaft des SV Westfalen und des SV Derne, in Dortmund Unterwasserrugby. Ich bleibe heute erstmal in einem anderen Teil des Beckens, wo die Neuen sich ausprobieren.
Eine Ruhrgebiets-Erfindung Bei der WM im Sommer in Kolumbien waren die deutschen Teams ganz vorn mit dabei, die Frauen holten Gold, die Männer Silber. „Überall auf
der Welt sprießen gerade Teams und Vereine aus dem Boden, während wir es gerade gar nicht leicht haben, Nachwuchs zu finden“, sagt Jan
Weckelmann, Spieler und Medienreferent der Sea Lions. Vor mehr als 50 Jahren wurde Unterwasserrugby erfunden, und zwar im Ruhrge-
biet: 1964, so ist beim Online-Nachschlagewerk Wikipedia zu lesen, wollten die DLRG Mülheim/Ruhr und der DUC Duisburg ein Match
im Unterwasser-Volleyball austragen. Einer der Spieler schlug vor,
nach Rugby-Regeln zu spielen – und kreierte so Unterwasserrugby.
Die erste offizielle Meisterschaft wurde 1971 ausgetragen, 1980 folg-
te in Mülheim die erste WM.
Wie bei der Version an Land, ist es auch unter Wasser das Ziel, den Ball
im gegnerischen Bereich – hier: im Korb – zu platzieren. Auf dem Rasen
geht es da schon mal ein bisschen ruppig zu, im Schwimmbecken ist das
anders. Nur, wer den Ball hat, darf körperlich angegriffen werden oder
angreifen. Attacken auf die Ausrüstung und Gewalt sind tabu. Jedes Team
hat zwölf SpielerInnen, von denen immer sechs im Wasser sind. Die anderen
werden fliegend, also ohne Spielunterbrechung, eingewechselt.
Gummiball mit Salzwasserfüllung Die beiden Tore, die aussehen wie metallene Papierkörbe, stehen auf dem Grund des Beckens. Ein Freund hat sie angefertigt, erzählt Jan, und überhaupt ist vieles selbstgemacht oder selbst optimiert. Die Riemen der Taucherbrillen wurden durch feste Gurte
ersetzt, damit sie bei einem Gerangel bleiben, wohin sie gehören; die Armbänder, die markieren, wer zu welchem Team gehört, sind aus Motorradschläuchen gemacht.
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REPORTAGE
Info und Kontakt:
www.uwr.svwestfalen.de
E-Mail: uwr@svwestfalen.de Training und Probetraining:
Die Sea Lions trainieren dienstags von
20.30 Uhr bis 21.45 Uhr im S端dbad und
freitags von 20 Uhr bis 21.30 Uhr im Nordbad in Dortmund.
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„Wir passen uns jetzt gegenseitig den Ball zu. Versucht mal, ihn mit einer Hand zu
fangen!“, erklärt Spieler Kai, der mit mir und einem anderen Neuling üben wird. Der Gummiball ist mit Salzwasser gefüllt, so hat er eine höhere Dichte und ist auch unter Wasser spielbar. Mal sind wir drei auf einer Höhe, mal spielen wir uns den Ball nach
oben, mal nach unten zu. „Es ist der einzige Sport, der dreidimensional gespielt wird,
das braucht natürlich ein bisschen Übung“, sagt Jan Weckelmann. Für mich, die heute zum ersten Mal mitmacht und im Tauchen nicht geübt ist, ist das vor allem eins: an-
strengend. Ich muss die Lage unter Wasser checken, den Ball, mein eigenes und das gegnerische Team im Auge behalten, schnell und wendig sein – und dabei die ganze
Zeit mit meiner Atemluft haushalten. Viel zu früh muss ich auftauchen und neu Luft holen. Bei den anderen sieht das irgendwie leichter aus. „Das Anstrengende ist, dass man sich während des Spiels ständig auf und ab bewegt“, weiß Kai. „Das trainieren
wir aber auch gezielt, und das bringt unter Umständen mehr, als sich minutenlang auf den Boden des Schwimmbeckens zu legen und die Luft anzuhalten.“
„Aber du hast immer Luft!“ Der Spielbetrieb in Deutschland ist dreigeteilt: Jede Region (Süd, West und Nord) hat je zwei Bundesligen, der Süden und Westen haben zudem eine Landesliga. Das Ruhr-
gebiet ist in den westlichen Ligen bis heute stark vertreten: Dortmund, Duisburg, Bottrop, Mülheim, Lünen und Hamm schicken regelmäßig eigene Teams ins Rennen.
Die Sea Lions, gut zwei Dutzend SpielerInnen zwischen 16 und 69 Jahren, sind in der ersten Bundes- und in der Landesliga vertreten. Olympisch ist Unterwasserrugby
nicht, ein Versuch, in die einschlägige Liste aufgenommen zu werden, ist im Herbst gescheitert.
Den Sea Lions fehlen gerade zwei Dinge: Nachwuchs und weibliche Teammitglieder. Laut Reglement dürfen die Teams gemischt antreten, doch bei den Dortmundern spie-
len nach einigen Abgängen derzeit nur zwei Frauen. „Vielleicht haben manche Angst, weil sie denken, es könnte zu ruppig werden“, sagt Jan. Doch Angriffstaktiken wie ein
„Scrum“, das Gedränge aller SpielerInnen, oder das Tackling, bei dem die Person in
Ballbesitz umklammert und zu Fall gebracht wird, gibt es im Wasser nicht. „Und das Wasser“, sagt Jan, „bremst ja auch viele Bewegungen.“
Mir reicht es für heute, den Rest des Trainings schaue ich mir von oben an. Wenn man vom Fünfmeterturm aus auf das Spiel schaut, sieht es für Ungeübte schon wesentlich
koordinierter aus. Das mit dem Atmen muss ich noch üben. „Klar, denkst du oft, dir geht die Luft aus“, habe ich noch im Ohr. „Aber du hast immer Luft!“
Wer neugierig geworden ist und sicher schwimmen kann, darf gerne – möglichst mit Taucherbrille, Flossen und Schnorchel – zum Training vorbeikommen.
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NEWS
DER KOMMENTAR
Verschärfung 1: Asylrecht Das sogenannte Asylpaket II der Bundesregierung sah sich in der Beratungsphase massivem Widerspruch von Opposition, Wohlfahrtsverbänden und Flüchtlingsorganisationen ausgesetzt. Pro Asyl kritisiert, die Verschärfung gehe an den „Kern der humanitären Werte unseres Asylrechts“. Das Asylpaket II sei Teil eines „flüchtlingsfeindlichen Überbietungswettbewerbs während des Wahlkampfes“. Es sieht Schnellverfahren für bestimmte Flüchtlingsgruppen und Einschränkungen beim Familiennachzug für Zuwanderer mit geringerem Schutzstatus vor. Der Flüchtlingsrat Bayern stuft das Gesetz als verfassungswidrig ein, durch das Asylpaket II werde das rechtsstaatliche Verfahren auf Asyl nach dem Grundgesetz „faktisch ausgehebelt“. Die fehlende neutrale Rechtsberatung stuft auch der Deutsche Anwaltsverein als „rechtsstaatlich höchstbedenklich“ ein. Der Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Konstantin von Notz, sprach von „Abschiebungspopulismus“.
Es entlastet so schön Von Bastian Pütter | Foto: Axel Schmidt / Reuters
Hier, tief im Westen, schaut man auf die sächsischen Zustände, auf die Feiernden, Geifernden oder Randalierenden von Clausnitz, Bautzen, Freital, Heidenau, und mit wütender Ironie wünscht man Mauerbau oder NATO-
Verschärfung 2: Hartz IV Erwerbsloseninitiativen laufen Sturm gegen die geplante „Rechtsvereinfachung“
Truppen herbei. Mit dem gleichen Impuls befinden Politiker- und JournalistInnen nach jedem Kleinpogrom, dass es sich bei denen, die da „Wir sind das Volk“ brüllen, eben nicht um das Volk handele. Und wenn doch?
bei Hartz IV. Es drohten gravierende Ver-
Nun gilt für entschleunigte Räume und die strukturschwache Provinz ganz
schlechterungen, ferner vertage die Regierung die Umsetzung der
allgemein, dass, wenn fast alle gehen, nicht die Neugierigen und Weltoffe-
Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts von 2014, die Regelsätze
nen bleiben. (Man mag sich das postindustrielle Ruhrgebiet ohne Zuwande-
deutlich zu erhöhen. Das Bündnis „AufRecht bestehen“ ruft zu ei-
rung gar nicht vorstellen.)
nem bundesweiten, dezentralen Aktionstag am 10. März 2016 auf. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband zeigt sich enttäuscht von den Plänen der Koalition: „Den Menschen bringt dieses Gesetz so gut wie nichts, ganz im Gegenteil: Bei den Wohnkosten sind weitere Verschlechterungen absehbar. Entgegen der ursprünglichen Intention, Sanktionen zu entschärfen, sollen nun sogar zusätzliche Möglichkeiten der Verhaltenskontrolle und Sanktionierung eingeführt werden“, so Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen. „Unter dem Strich ist es hochfraglich, ob dieses Gesetz überhaupt zu weniger Verwaltung führt.“
Das Besondere an Sachsen – im Vergleich zu anderen gesamtdeutschen Prärien – ist jedoch ein ultrakonservativer Mainstream, einfach noch einen Tick radikaler, ungebrochener. Seit 25 Jahren lässt eine (übrigens von Westimporten durchsetzte) Sachsen-CDU keinen Zweifel daran, wo der Feind steht bzw. wo nicht: Polizeien, Staatsanwaltschaften und Verwaltungen lernen seit einem Vierteljahrhundert, organisierte Nazi-Gewalt genauso wegzulächeln wie das „zivilgesellschaftliche“ Engagement von RassistInnen und Rechtsextremen zu integrieren. Ein Autoimmun-Problem. Kleinigkeit am Rande: Der Polizeipräsident, der nach den Vorfällen von Clausnitz ankündigte, gegen die vom Mob bedroh-
Verschärfung 3: Sexarbeit
beitete als Polizeichef von Chemnitz jahrelang quasi in der Nachbarschaft
Die große Koalition aus CDU/CSU und
des untergetauchten NSU-Trios. Vor dem NSU-Untersuchungsausschuss
SPD hat sich auf ein neues Prostitutions-
sagte Uwe Reißmann, die Namen der Terroristen seien ihm nie unterge-
gesetz geeinigt. Mit ihm soll ab Juli 2017
kommen. Er blieb dabei, als der Ausschuss ihm ein Fax zeigte, das direkt
die heftig umstrittene Anmeldepflicht für Prostituierte kommen.
an seine Dienststelle gegangen war – mit dem expliziten Hinweis auf den
FachwissenschaftlerInnen und Vertretungen von Sexarbeiterin-
möglichen Aufenthaltsort Chemnitz. Details.
nen und -arbeitern halten die Anmeldepflicht für hochgefährlich, weil sie SexarbeiterInnen sichtbar und möglicherweise erpressbar mache. Wie die ebenfalls beschlossene erzwungene Gesundheitsberatung bekämpft die Prostituiertenbewegung auch die Anmeldepflicht seit Jahrzehnten. Sie erzeuge Abhängigkeiten, treibe Opfer von Menschenhandel weiter in die Illegalität und erschwere den Ausstieg. Beide Vorschriften werden – wieder – eingeführt, zudem in den engen Intervallen, die die SPD verhindern wollte. Weil Länder und Kommunen sich zum Aufbau eigener Bürokratien für die neue Reglementierung gezwungen sehen, gelten dabei teils Übergangsfristen bis Anfang 2018. 16
ten und von Polizisten drangsalierten Flüchtlinge im Bus zu ermitteln, ar-
Und trotzdem, so richtig weit weg ist das alles nicht. Wer sich die Unfassbarkeiten anschaut, die andere NSU-Untersuchungsausschüsse ans Licht bringen, sieht: Sachsen-Bashing ist auch keine Lösung. Oder anders: Hessen ist Sachsen plus Zuwanderung, Bayern ist Sachsen minus Selbstmitleid. Selbst im politisch apathischen NRW kommt die eigentlich nur noch offen rassistisch auftretende AfD in Prognosen auf 10 Prozent. Die Selbstradikalisierung der Deutschen mitten im Frieden geschieht in der Fläche. Ihre Taktgeber sind die Seehofers und Klöckners und Palmers und gerne mal Gabriels, übrigens alle Wessis. In Sachsen – und das ist vielleicht der Unterschied – ist inzwischen sichtbar die Exekutive infiziert. Es spricht wenig dafür, dass alle anderen sich zurücklehnen können.
RECHT
Sperre beim Arbeitslosengeld Von Rechtsanwalt René Boyke Bekanntlich wird
Anschluss an das Ende der Befristung her-
fristete. Das Interesse des Klägers an einem
derjenige von der
beigeführt. Der Mann wehrte sich gerichtlich
Wechsel des Arbeitsverhältnisses habe daher
gegen die Leistungssperre – mit Erfolg.
das Interesse der Versichertengemeinschaft
Arge bestraft, der seine Arbeitsstelle frei-
an einer Fortführung des unbefristeten Ar-
willig aufgibt. Die Strafe besteht darin, dass
Das Sozialgericht Speyer urteilte am 17.2. 2016,
beitsverhältnisses überwogen. Damit war
das Arbeitslosengeld zwölf Wochen vorent-
Az. S 1 AL 63/15 (noch nicht rechtskräftig), dass
die angeordnete Sperrzeit rechtswidrig.
halten wird. Endet allerdings ein befristeter
die Arge die Leistungen dem Kläger zu Un-
Vertrag, dann kann von einer solchen Ar-
recht vorenthalten habe, da er immerhin ein
beitsaufgabe grundsätzlich erstmal nicht
berechtigtes Interesse an der Beendigung der
gesprochen werden. Die Probleme beginnen
unbefristeten Beschäftigung gehabt habe. So
jedoch, wenn vor der Arbeitslosigkeit von ei-
war die unbefristete Stelle etwa über 50 km
nem unbefristeten in ein befristetes Arbeits-
von seinem Wohnort entfernt. Das Gericht
verhältnis gewechselt wird.
erinnerte daran, dass eine Sperrzeit im Anschluss an eine befristete Beschäftigung nur
Erwartungsgemäß hat daher die zuständi-
eintritt, wenn dem unter Abwägung seiner
ge Arge einem gelernten Maurer, der wegen
Interessen mit den Interessen der Versicher-
Auslaufen seines Vertrags arbeitslos wurde,
tengemeinschaft ein anderes Verhalten zuge-
das Arbeitslosengeld verweigert. Begrün-
mutet werden könne.
dung: Er stand vorher in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis, habe freiwillig in eine
Hier war die befristete Stelle aufgrund der
befristete Beschäftigung gewechselt und
geringeren Entfernung und des höheren
dadurch bewusst seine Arbeitslosigkeit im
Gehalts wesentlich attraktiver als die unbe-
DIE ZAHL
23,5 Millionen Exemplare von insgesamt 115 Straßenzeitungen unseres Netzwerks wurden 2015 gekauft. 27.000 Menschen in Armut und Obdachlosigkeit konnten mit ihrer Hilfe ihre Lebenssituation verbessern.
DAS FOTO
Die „World Press Photo“-Jury hat die besten Pressefotos 2015 gewählt. Der erste Preis in der Kategorie „Alltag“ geht an den Fotografen Kevin Frayer. Sein Foto zeigt Männer in der Nähe eines Kohlekraftwerks in der chinesischen Provinz Shanxi. Chinas Abhängigkeit von Kohle zur Energiegewinnung verursacht etwa ein Drittel des gesamten Kohlendioxid-Ausstoßes weltweit. Foto: Reuters / Kevin Frayer – China‘s Coal Addiction 17
REPORTAGE
„Das Glück steht nicht mit auf der Straße.“ Straßenprostitution am Dortmunder Nordmarkt
18
127 Frauen im Bereich Straßenprostitution, davon 96 „Beschaffungsprostituierte“, so viele zählte die Dortmunder Mitternachtsmission im vergangenen Jahr rund um den Dortmunder Nordmarkt. Zwar ist hier wie im gesamten Stadtgebiet seit 2011 das „Anschaffen“ auf der Straße verboten, die Not der Frauen ist jedoch größer als die Angst vor Strafe. Wir begleiten Streetworkerin Meike Serger von der Mitternachtsmission bei einem ihrer Rundgänge durchs Quartier. Von Didi Stahlschmidt | Foto: Sebastian Sellhorst
A
uch bei leichtem Schneefall und
nierende Fachbegriff – erkundigt sich mit-
einem schneidenden Wind ist
fühlend nach einer kranken Freundin der
der Dortmunder Nordmarkt
Streetworkerin, auch wenn die abgemagert
belebt. Als Wagen des Ord-
wirkende Frau genügend eigene Probleme
nungsamtes und der Polizei im
zu haben scheint.
Schritttempo über den Platz fahren, wird es kurz hektisch. „Keine gute Voraussetzung für einen
Einige Meter weiter sitzt Monika, 64 Jahre alt,
Rundgang“, lächelt Meike Serger. Trotzdem geht
auf ein Kopfkissen gelehnt am Fenster einer
es los, vorbei an Bier trinkenden Männern und
weiteren Erdgeschosswohnung. Sie trägt eine
Frauen, Müttern mit Kinderwagen, Hundebesit-
Brille, ein nicht ganz sauberes T-Shirt und eine
zern, Rauchergruppen an Ecken. Alles freundlich
Veloursjacke. Nach dem Smalltalk über gesunde
und entspannt, wie meistens hier. Aber keine
Ernährung beharrt die Streetworkerin darauf,
Prostituierten. Es bleibt Zeit für ein Pläusch-
dass sich Monika mehr bewegen müsse und we-
chen, und ich erfahre von den festen Laufwegen
gen der Rückenschmerzen zum Arzt gehen sol-
der Frauen, die in Bewegung bleiben müssen,
le. Es scheinen die kleinen, alltäglichen Themen
nicht erwischt werden dürfen und die sich den
zu sein, die Normalität in diese alles andere als
Fahrrouten der Freier anpassen.
normale Arbeitswelt bringen.
„Auffällig ist, dass besonders tagsüber viele Fahrzeuge mit Firmenaufschriften gesehen werden. Viele der Männer, die den Straßenstrich regelmäßig aufsuchen, sind Voyeure, die die Anwesenheit der Prostituierten lediglich benutzen, um ein sexuelles Span-
nungsgefühl bei sich zu erzeugen. Sie befahren den Straßenstrich in manchen Fällen
mehrere Stunden, ohne dass es zu sexuellen Kontakten kommt. Ihr Verhalten führt zu verstärkten Belästigungen der Anwohner/Passanten und ist eine Ursache dafür, dass der allgemeine Straßenverkehr gestört wird.“ (Quelle: MNM)
Wie erkennt man Frauen, die neu dazu kom-
„Monika, erzähl doch mal etwas aus deinem be-
men? Meike Serger schmunzelt: „Man hat
wegten Leben in dem Job. Es gab ja auch bessere
ein Auge dafür und spricht sie einfach an.
Zeiten bei dir.“ Die ältere Dame zieht die Stirn
Mal wird einem Nichtwissen vorgespielt,
hoch, denkt nach und stellt fest: „Beste Zeiten
mal wirst du direkt nach Kondomen ge-
gab es in meinem Leben nie...“ Sie lacht und
fragt.“ Unser Rundgang führt uns über die
ergänzt: „Die Perversen vergessen dich nicht.“
Mallinckrodt- Richtung Missundestraße.
Meike Serger hakt nach und Monika erwidert
Rosi, um die 50 und grau meliert, öffnet ein
schulterzuckend: „C‘est la vie... aber ärgere dich
Erdgeschossfenster und ruft: „Schön, dich
nie“. Damit meint sie, dass sie bereits jetzt, zur
wieder zu sehen! Geht es dir gut, Meike?“
Monatsmitte, blank ist und heute Essen aus
Die Sexarbeiterin – so der weniger diskrimi-
dem Wichernhaus mitgebracht bekommen hat. 19
REPORTAGE
Es geht weiter, und auf dem Weg erzählt Meike Serger, dass Monika früher eine echt hübsche Frau gewesen sei, die erst in der Linienstraße und später an der Ravensberger – dem damals offiziellen Straßenstrich – gearbeitet hat. Heute gehört sie wie einige andere in der Branche zu den Gelegenheitsprostituierten, die von früheren Stammgästen, heutigen Billig-Freiern oder besagten „Perversen“ leben. Wir setzen den Rundgang fort. Es ist ein Areal von nur rund 500 Metern Durchmesser, das Meike Serger mehrmals abgeht, denn auch die meisten ihrer Klientinnen sind dauerhaft in Bewegung. „Unsere sogenannte Fitnessrunde“, lacht sie. Auf dem Weg zu Kaufland sitzt auf einer
„Da die Prostituierten innerhalb des Sperrbezirks wegen der
Polizeikontrollen möglichst unauffällig bleiben wollen, halten
sich die Frauen nur noch sehr selten und für kurze Zeit zu zweit
oder mehreren auf der Straße auf. So können sie sich hier nicht gegenseitig unterstützen, indem sie z.B. die Autokennzeichen
der Kunden und den Zeitpunkt der Kontaktaufnahme notieren,
wodurch potentielle Gewalttäter abgeschreckt und Täter schneller ermittelt werden könnten.“ (Quelle: MNM)
Treppe ein Pärchen, das Meike freundlich winkend grüßt. Sie fixen gerade, konsumieren Heroin. „Die Frau kenne ich, den Typen nicht“, stellt sie fest und öffnet die Tür des Schnellrestaurants an der Ecke. „Da wärmen sie sich gelegentlich auf oder kaufen für‘n Euro einen warmen Burger.“ Der Blick geht in Richtung Hornbach und zum früheren Straßenstrich dahinter. Gelegentlich stehen auf dem stillgelegten Areal noch Frauen oder sie schlafen in Zelten
oder in den alten Baracken auf der sich anschließenden Brache. Doch da geht der Blick schon auf die andere Straßenseite, wo die gerade noch fixende, blonde Frau nun in ihren Taschen etwas sucht. Wir gehen zu ihr und sofort fällt das Gespräch auf das hölzerne Vogelhäuschen, das sie für ihre Mutter gekauft hat. Vorschläge für die Farbgestaltung enden mit Tränen in den Augen und Ausführungen zu ihrem nicht vorhandenen Pass, den sie beim Bosnischen Konsulat in Frankfurt beantragen müsste, aber kein Geld für die Fahrt hat. Meike Serger kommt auf die fehlende Krankenversicherung zu sprechen und empfiehlt die kostenlosen Sprechstunden der „Aufsuchenden Medizinischen Hilfe“. Dabei reicht sie ihr einige Kondome sowie die Kontaktdaten der Mitternachtsmission, und aus den Tränen wird ein Lächeln und ein herzliches Dankeschön, bevor es weitergeht. „Viel Ordnungsamt und Polizei unterwegs?“, spricht Meike Serger unvermittelt eine junge Frau an. Sie wirkt unscheinbar in ihrem grauen Kapuzenpullover und dreht nur hektisch den Kopf: „Ja.“ Sie ist in der Gartenstadt groß geworden, und auf eine Gefängnisstrafe folgte der Straßenstrich in der Nordstadt.
„Auch zukünftig wird sich die Wohnsituation insbesondere
für bulgarische und rumänische Frauen nicht entschärfen, da
sie zum Großteil keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben.
Folglich ist es diesen Frauen nicht möglich, die Notschlafstellen der Stadt Dortmund aufzusuchen. Ein weiteres Problem ist der fehlende Krankenversicherungsschutz.“ (Quelle: MNM)
Im Weggehen fällt auf: Sie ist schwanger. Während das Bild der schwangeren Frau noch verarbeitet wird, grüßt Meike freundlich bekannte Gesichter, rauchende Cafébesucher vor den Türen und jeder wirft ihr ein Lächeln zu. So auch die kleine, dunkelhaarige Frau, die abgemagert mit Zahnlücken strahlend auf uns zukommt und Meike um einen Gesprächstermin bittet – und wir beenden die Runde dort, wo sie vor drei Stunden begann. Die Dortmunder Mitternachtsmission ist ein gemeinnütziger Verein und arbeitet in Dortmund im Bereich der Straßenprostitution mit Beschaffungsprostituierten, ausländischen Prostituierten, Transidenten, Transvestiten und Strichern, Kindern und Jugendlichen und Opfern von Menschenhandel – www.mitternachtsmission.de Am Montag, dem 7. März, um 19 Uhr zeigen das sweetSixteen-Kino im Depot und die Mitternachtsmission den Film „SEXarbeiterin“ mit anschließender Podiumsdiskussion. Moderieren wird bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter. 20
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
Populisten sind derzeit populär. Neulich noch waren sie indiskutabel. Schon ruft einer: „Selber!“ Zwar bin ich Bühnenmensch und Rampensau. Motto: „Lieber einen Freund verlieren,als alseinen einen Witz.“ Klar, will ich einen tobenden Saal. Es muss ja nicht der Sportpalast sein. Aber ich bin kein Politiker. Die sollen keine Späße machen, sondern E ernst. Ihr Treiben sollte dem entsprechen, was man von Menschen jenseits der Krabbelgruppe so erwartet. Für Mode-Populisten wird es da oft eng. Dem Vorzeige-Grobian im US-Wahlkampf, -dampf und -dumpf, Donald Trump, bescheinigen Beobachter den Wortschatz eines Viertklässlers. Mancher vermutet hinter der Trump-Nummer ein kalkuliertes Spiel der Republikaner, das man aus der Gastronomie kennt. Dort setzt man ein irre teures Gericht auf die Speisekarte, das niemand bestellt, vorgekauten Winterspargel für 78 Euro etwa. Schon erscheint das olle Jägerschnitzel für 29 Euro dahinter lecker und preiswert. Hinter Trump wirkt alles wählbar. Nur folgt hinter ihm ein klerikaler Hardliner. Deutschland, hast Du es besser? Ja. Wir vergessen nicht: Nazis waren so lange populistisch, bis sie an der Macht waren. Dann wurden sie zu Staatsgangstern. Absatz. Damit niemand sagt, ich vergliche. In der CDU irrlichtern Energiesparleuchten wie Julia Klöckner, Musterschülerin der Roland-Koch-Schule für Agitation und Propaganda. Sie zündelt gern, solange der Feuerlöscher griffbereit ist. Sie ist dabei, beim Super-Sonntag, am 13. 13.März. März. Drei Landtagswahlen, und wir im Revier dürfen zum Glück zuschauen. Überall schwirren sie rum, die Hansdumpfs in allen Gassen, diese Popolisten der AFD, nicht nur das Lockmittel Rassismus im Angebot. Dahinter folgt für jeden was. Ein Punkt in einem AFD-Programm trifft mich. Fürs Bühnenvolk ruft man die Pflicht aus, einen „positiven Bezug zur eigenen Heimat“ herzustellen. Mir kommt gerade der Winterspargel hoch.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
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Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8-10 44135 Dortmund 0231 - 99 340
Bleichstraße 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307 - 91 22 10
info@awo-ww.de
www.awo-ww.de 21
SOZIALES
André Schulz (l.), Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, und Prof. Thomas Feltes, Kriminologe an der RUB.
Sind Flüchtlinge krimineller als Deutsche? Bei einer Veranstaltung der Ruhr-Universität Bochum haben der KriminologieProfessor Thomas Feltes und der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter André Schulz über den Zusammenhang zwischen Zuwanderung und Kriminalität berichtet – der tatsächlich kleiner ist, als viele annehmen. Text und Foto: Felix Huesmann
„Kriminalität ist keine Frage des Passes,
zungen. In den meisten Fällen würden diese von
sondern der Lebenslage“, betont Feltes. Auch
Flüchtlingen an anderen Flüchtlingen began-
wenn durch die Polizeiliche Kriminalstatistik
gen. Tötungsdelikte und Sexualstraftaten seien
des Bundeskriminalamts ein anderer Eindruck
jeweils im Bereich von unter einem Prozent. Die
entstehen könne: Obwohl der Ausländeranteil
Zahlen seien zwar nicht aus allen Bundeslän-
an der Bevölkerung lediglich zehn Prozent be-
dern vollständig, genügten aber für eine gute
trage, sei der Anteil ausländischer Tatverdäch-
Übersicht. Es gebe außerdem einen Zusammen-
tiger in der aktuellen Kriminalstatistik mit 23
hang zwischen diesen Straftaten und Massen-
Prozent mehr als doppelt so hoch. Aussage-
unterkünften für Flüchtlinge: „Aufgrund der
kräftig sei das aber nicht. Unter Flüchtlingen
Unterbringung schaffen wir den Nährboden
und anderen Zuwanderern sei auch der Anteil
für einen großen Teil der Straftaten.“ Dem ent-
junger Männer in schwierigen wirtschaft-
gegenwirken könne man vor allem durch eine
lichen Verhältnissen besonders hoch. Diese
schnelle Integration in die Gesellschaft.
demographische Gruppe würde generell am häufigsten straffällig. Deutsche, so Feltes, würden unter denselben Voraussetzungen ebenso häufig kriminell.
Flüchtlinge und Kriminalität fordern Feltes und Schulz weder das Schließen der Grenzen noch härtere Strafen. André Schulz verweist
André Schulz, Kriminalhauptkommissar und
auf die hochgerüstete Grenze zwischen Mexi-
Polizeigewerkschafter, betont außerdem, dass
ko und den USA: Dort gebe es viele eingesetzte
unter den straffällig gewordenen Zuwande-
Beamte, viele Grenztote, eine „Pegida-artige
rern nur wenige Menschen aus Kriegsgebieten
Miliz“ und trotzdem schafften es viele Migran-
seien. In vielen Fällen würden die Täter sich
ten in die USA.
lediglich als Flüchtlinge ausgeben und in Banden agieren. Teilweise würden sie sogar durch Mafia-Strukturen nach Deutschland kommen.
22
Anders als viele Stimmen in der Debatte um
Auch mehr Polizei sei nicht die Lösung, so Thomas Feltes. „Mit mehr Polizei habe ich nicht weniger Straftaten oder mehr Aufklärung.“
Schulz berichtet auch Zahlen des Bundeskrimi-
Alle „einfach wegzusperren“ sei ebenfalls
nalamts, die aufschlüsseln, welcher Straftaten
nicht die Lösung. Im Fall marokkanischer
Zuwanderer verdächtigt werden: 33 Prozent
Zuwanderer würde es vor allem an legalen
seien Vermögens- und Fälschungsdelikte – auch
Perspektiven mangeln, die ein Abrutschen in
Schwarzfahren fällt hierunter. Wieder 33 Pro-
die Kriminalität verhindern. Für Feltes steht
zent seien Diebstähle, meist Ladendiebstähle,
fest: „Prävention ist wichtiger als Repression.“
wie er betont. 18 Prozent entfallen laut Schulz
Das sei nicht nur effektiver, sondern auch
auf Roheitsdelikte wie Raub und Körperverlet-
günstiger für die Gesellschaft.
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WILDE KRÄUTER
bodo 10.000 GUTE BÜCHER BEI BODO AM SCHWANENWALL SCHA FFT CHAN CEN
SCHARBOCKSKRAUT von Wolfgang Kienast
Es ist schon einige Jahre her, da war es
Wildkräuter taugen bei solcher Sachla-
mir ein großes Anliegen, einen Klemp-
ge, zumal sich Wetter und Krankheiten
ner zu engagieren, weil, ich gestehe,
aus andrer Perspektive dann erneut
ich ein Warmduscher bin und die
verhandeln lassen. Es gibt kaum jeman-
Therme in meinem Bad offensichtlich
den, der zum „was wächst wann und
keinerlei Lust mehr verspürte, Wasser
wo und hilft wogegen“ nicht ein wenig
meinem Naturell entsprechend auf
beizusteuern wüsste. Und, hey!, man
Temperatur zu bringen. Die Wahl des
kann mit den Dingern sogar kochen.
Klempners ist, vergleichbar der von Au-
Bestenfalls kommt alles zusammen,
toschrauber oder Zahnarzt, unbedingt
wie hier in der Kolumne...
eine Vertrauensfrage.
...in der ich eigentlich über Kornel-
Dabei sein hat viele
Vorteile Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Leben und dadurch mehr persönliche Freiheit. Wäre doch schade, Sie würden darauf verzichten, oder?
Schließlich fand ich einen Installateur,
kirschblüten schreiben wollte. Die
der mit den Badewanneherren Müller-
sind aber in diesem „Winter“ (Wetter/
Lüdenscheid und Doktor Kloebner
Klima) vorzeitig erschienen und ver-
für sich wirbt. Ich vertraue Loriot.
schwunden, weswegen es, wie bereits
Ich glaube, dass sich bezüglich jeder
im vergangenen März, um Schar-
gefühlt mittelschweren Katastrophe,
bockskraut geht (Scharbock = Skorbut;
die den Alltag schlimmer macht, im
diesbezüglich wie auch sonst wirksam
Gesamtwerk von Loriot ein Sketch, ein
wegen Vitamin C), das kornelkirsch-
Text oder ein Cartoon finden lässt, der
ähnliche Standortvorlieben hat und
Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region:
einem die Malaise entdramatisiert. Und
jetzt, nach diesem „Winter“ (Klima/
am Ende erfüllte es sich, dass jemand,
Wetter), hoffentlich noch nicht in Blüte
44793 Bochum, Alleestraße 80 Tel. 0234 – 96 44 60
der mit Loriots Figuren auf Kundenfang
steht, denn dann wäre das gelegentlich
geht, tatsächlich helfen kann.
Feigwurz (vs. Hämorrhoiden) genannte
Ich kenne mich im Bülow´schen Œvre
Kraut leider ungenießbar.
nicht so gut aus, wie ich es manch-
Nicht nur genießbar, sondern ausge-
mal wünsche. Deswegen bringe ich
sprochen lecker ist folgende Sauce aus
nahezu jede treffliche Szene mit ihm
Scharbockskrautblättern, die bestens
in Verbindung – auch den Sketch mit
zu Thunfisch, Taube, Pute oder Flug-
den Gesprächsthemenkarten bei ins
ente passt.
Stocken geratener Kommunikation. Ich meine, er stammt aus seiner Feder,
REZEPT
hundertprozent sicher bin ich mir
125 ml Sahne, die gleiche Menge trocke-
gerade nicht. Aber ich bin mir sicher,
nen Weißwein und 50 ml Noilly Prat auf
Sie kennen die Situation, wenn Wetter
die Hälfte reduzieren. 3 Schalotten und
und Krankheiten weitgehend abgehan-
1 Knoblauchzehe, gehackt, in Öl und
delt sind und das mitunter peinigende
Butter glasig dünsten. 100 g fein ge-
Schweigen einsetzt, wenn die Unter-
hacktes Scharbockskraut zugeben, nach
haltung fortgesetzt werden soll, sich
2 Minuten die Reduktion beigießen, mit
jedoch kein Gegenstand anbietet, über
Salz und schwarzem Pfeffer abschme-
den weiter zwanglos zu parlieren wäre,
cken und noch 2 Minuten köcheln las-
wenn in Dortmund Fußball abgehakt
sen. Zum Schluss weitere 75 ml Sahne
ist und in Bochum die Herbertgröne-
zugeben und kurz aufwallen lassen.
meyerbiografie.
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VERANSTALTUNGEN 03 | 16 DI 01 | 03 | 16 Ausstellung | Klaus Burkhardt Buchstaben, Zahlen, Zeichen – Bilder Der Drucker Klaus Burkhardt kam Ende der 1950er Jahre vom Handwerk zur Kunst: Buchstaben, Texte und Satzzeichen wurden zu seinem bildnerischen Material. So druckte er Texte oder Wörter übereinander und schuf aus ihnen dynamische, informelle Bilder. Für seine „Coldtypestructures“ hingegen entwickelte er
BODO VERLOSUNGEN 17. – 23.03. | Der Wert des Menschen endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten 18.03. | Schlafout und gewinne Zeit Theater im Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 19. – 20.03. | Heldenmarkt & ExtraVurst Jahrhunderthalle, Bochum | 3 x 2 Tageskarten 21.03. – 01.04. | Willkommen@HotelGlobalOsterferienprogramm
aus ein, zwei Buchstaben oder Satzzeichen geo-
DASA, Dortmund | 3 Familienkarten
metrische Formen, die er nach streng linearen
22.03. | Amsterdam Klezmer Band
Rastern zu Papier brachte. Im Grafik-Kabinett des Museums Ostwall sind 16 seiner Arbeiten zu sehen. Bis 13.3.16 Museum Ostwall, Dortmund
Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten 27.03. | Haste Töne 2.0 Varieté et cetera, Bochum | 2 x 2 Karten Mitmachen und Karten gewinnen:
Mischmasch | Bierakademie – Daniel Thombansen Im November 2014 wurde die „Bierakademie“
worträtsel und Ihren Wunschgewinn mit Name,
in der Trinkhalle ins Leben gerufen, die mittler-
Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an
weile in ihr drittes „Semester“ startet. Einmal
redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte
im Monat treffen sich Interessierte und Hobby-
an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund.
brauer, um bei lockerer Vorlesung und ernsthafter Verkostung die Welt der Biere zu erforschen. Am 01.03. ist Daniel Thombansen aus Lippstadt zu Gast, der neben den eher traditionellen Bieren für die Brauereigaststätte auch sehr innovatives Craft Beer produziert. Eine Auswahl seiner Spezialbiere wird er am Abend vorstellen. Trinkhalle, Bochum, 19 Uhr
MI 02 | 03 | 16 Lesung | Move on up – Ich kam aus dem Elend und lernte zu leben Philip Oprong Spenner erzählt aus seinem Leben als Straßenkind in Nairobi, wo er ums nackte Überleben kämpfen musste, bis er schließlich von dem Hamburger Arzt Robert Spenner adoptiert wurde. Mittlerweile hat er seine Ausbildung zum Lehrer beendet und unterrichtet an einer Hamburger Schule. Mit seiner Lebensgeschichte will der Autor vor allem Jugendliche ermutigen und ihnen zeigen, dass es nie zu spät ist, aktiv zu werden. Darüber hinaus sensibilisiert sein Buch für die Themen Flucht und Migration. Treffpunkt Stollenpark, Dortmund, 19 Uhr Musik | Tatort Jazz: Street Beat Music „Street Beat Music“ ist groovige, New-Orleansbeeinflusste Musik im Stile von Dr. John, The Meters, Neville Brothers und Professor Longhair. 24
Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuz-
BODO-TIPP
ROMNI Caféplus
ROMNI richtet seinen Blick auf die
viewprojekt der Fotografinnen
Die Ausstellung wird am 4. März
Frauen der Roma. Mit ihrer traditi-
Tabea Hahn und Anna Merten
durch Roman Franz, den 1. Vorsitzen-
onellen Erscheinung und Kleidung
mit den Traditionen, Wünschen
den des Verbandes Deutscher Sinti
prägen sie das Bild der Dortmunder
und Hoffnungen der Frauen. Sie
und Roma e.V., Landesverband NRW,
Nordstadt. Sie tragen ihre Herkunft
begleiteten die Frauen zwei Jahre
eröffnet.
und Zugehörigkeit öffentlich zur
lang, maßgeblich unterstützt vom
Schau und riskieren, mit Vorurtei-
Planerladen e.V. So gibt ROMNI
Bis zum 30.3. sind die Bilder in den
len und Diskriminierung konfron-
nicht nur einen Einblick in den
Räumlichkeiten des Caféplus wäh-
tiert zu werden.
Alltag der Frauen, sondern zeigt
rend der Öffnungszeiten, dienstags
Gnadenort 3 – 5, Dortmund Zeitungs-Release & Vernissage Fr. 4. 3. | 19 Uhr
auf, welche Widersprüche und
bis samstags von 11 bis 17 Uhr, zu
Abseits von Stereotypen beschäf-
Zwiespälte sich durch das Leben
sehen. Die Zeitung ist für jeden
tigt sich das Foto- und Inter-
ihrer Kultur ergeben.
Besucher frei erhältlich.
Vorbild auch ist die „Second Line“-Straßenmusik,
Leander Hausmanns Film „Herr Lehmann“ zurück
die sowohl in Clubs als auch auf der Straße ge-
in das Jahr 1989: In den Berliner Bezirk Kreuzberg
spielt und gefeiert wird. Es spielt die Tatort Jazz
SO 36 – nahe der Mauer, Ewigkeiten vom Rest der
Hausband mit Martin Scholz, Alex Morsey, Uwe
Welt entfernt. Hier verbringt der Barmann Herr
Initiator Julian Gerhard präsentiert eine Ausga-
Kellerhoff und den Gastsolisten Ronald Lechten-
Lehmann die meiste Zeit hinter und seine Bekann-
be seines experimentellen Künstlerroulettes in
berg und Wim Wollner. Der Eintritt ist frei.
ten vor dem Tresen. Der Film wird ergänzend zur
der Eve Bar. Per Zufall bringt er dabei Bochumer
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
Ausstellung „Dortmunder Neu Gold“ gezeigt , die
Künstler und Künstlerinnen aus verschiedensten
bis zum 1.5. im Dortmunder U zu sehen ist.
Disziplinen zusammen. Nach einem kurzen, aber
Kino im U, Dortmund, 20 Uhr (auch 4.3.)
intensiven Arbeitsprozess präsentieren sie ihre
DO 03 | 03 | 16 Literatur | Die Leiden der jungen Wörter Sandra Da Vina und Tobi Katze brechen das Schweigen. Millionen trifft es, und nur die we-
SA 05 | 03 | 16 Kunst | Künstlerroulette
gemeinsame szenische Arbeit auf der Bühne. Im
FR 04 | 03 | 16 Performance | See translation
Anschluss gibt es Interviews mit den Beteiligten, und auch das Publikum kommt zu Wort. Eve Bar, Bochum, 20 Uhr
nigsten sind wirklich gut darin: Erwachsenwer-
Was passiert, wenn ich etwas übersetze, von
den und Erwachsensein. Über harte Schicksale
dem ich gar nicht weiß, was es bedeutet? Gerade
Musik | Soundtrips NRW
muss gesprochen werden, finden sie, über Ar-
die heutzutage so unterschätzte Form der Poe-
Xavier Charles, Axel Dörner
beit und anderen Kinderkram, über Familie und
sie, die Traumwelt der Gedichte, lässt – nicht zu-
Axel Dörner spielt traditionellen Bebop genauso
sonstige Formen der sozialen Isolation, über die
letzt durch ihre Kürze und Konzentration auf das
wie klassischen Free Jazz oder elektronische Mu-
schönsten Fehler des Lebens, prunkvoll gerahmt
Wesentliche – den Freiraum, der uns oft so weit
sik. Der französische Klarinettist Xavier Charles
in so ziemlich alle Worte, die der Duden hergibt.
entfernt erscheint. Was liegt zwischen Traum
bewegt sich im Grenzbereich von Noisy Rock,
Grund genug also, eine Lesebühne aufzumachen.
und Realität von Poesie, und was bedeutet sie
Jazz, improvisierter Musik und Elektroakustik.
Goldkante, Bochum, 20 Uhr
heute für uns? Eine multimediale Performance
Seine Arbeit setzt auf die Erneuerung der Kunst
von Julie Stearns und Miriam Michel basierend
des Hörens. Der Auftritt der beiden Künstler
auf der Poesie von Ye Mimi.
wird durch die NRW-Musiker Achim Zepezauer
Basierend auf dem gleichnamigen Romandebüt
Thealozzi, Bochum, 19.30 Uhr
und Martin Blume ergänzt.
von „Element of Crime“-Sänger Sven Regener führt
(auch 5., 6., 12. & 13.3.)
Kunstmuseum, Bochum, 20 Uhr
Film | Herr Lehmann
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25
VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2016
Musik | Honigdieb
Doku präsentieren. Im Anschluss Podiumsdis-
die sie im November 2015 zum dritten Mal be-
„Ballo del‘ asino“ lautet übersetzt „Tanz den
kussion mit Heike Tasillo (Ordnungsamt Do.),
suchte. Anschließend hält der Referent Markus
Esel“ oder auch „Tanz Dein Leben“. Welche Ver-
Dirk Becker (EKHK,PP), Andrea Hitzke (Mitter-
Scharrer einen Vortrag über die japanische Ener-
sion für einen zutrifft, kann jeder ganz leicht
nachtsmission), Gisela Zohren (ehemalige Mit-
giepolitik nach der dreifachen Katastrophe. Er
selbst herausfinden: das neue Live-Doppel-Al-
arbeiterin Mitternachtsmission), Moderation
lebte lange in Japan und begleitete eine deutsche
bum von Honigdieb auflegen, die Ohren spitzen,
Bastian Pütter (bodo e.V.).
Expertendelegation zu mehreren sich im Rück-
die Tanzschuhe überstreifen und hemmungslos
sweetSixteen Kino, Dortmund, 19 Uhr
bau befindlichen Kernkraftanlagen, u.a. Fukushi-
zum Sound der Band das Leben grooven. Oder noch besser: sich die ganze Dröhnung aus Folk, Ska, Rock, Disco, Funk und Polka einfach direkt mal live im FZW geben. Denn zur großen Freude
ma Daiichi. Der Eintritt ist frei – um Spenden für
DI 08 | 03 | 16
das Projekt „Hilfe für Japan“ wird gebeten. Auslandsgesellschaft NRW, Dortmund, 19 Uhr
Musik | Kodo
gibt Honigdieb ein Zusatzkonzert, nachdem das
Über dreißig Jahre hat die Gruppe den Ruf der
letzte im Dezember restlos ausverkauft war.
Kodo-Trommler in die ganze Welt getragen. Wie
„Il Mendicante“ lautet die Inschrift im Innern
FZW, Dortmund, 20 Uhr
es ihr gelingt, das traditionelle japanische Trom-
seines Cellos, „Der Bettler“. Ein legendäres In-
melspiel mit neuen Impulsen zu einer Kunst der
strument, das einem Straßenmusiker in Paris
Musik | Wellness
Musik | Beckmann spielt Cello
heutigen Zeit zu machen, ist im Rahmen ihrer
gehörte, der es auch dann nicht hergeben woll-
Lässig, verrucht und intensiv zugleich zele-
Europatournee in Dortmund mit einem neuen
te, als er betteln gehen musste. Sehr viel später,
brieren Wellness den Soundtrack für einen
Programm zu erleben – eine Inszenierung aus
1993, erfroren in Düsseldorf zwei Obdachlose,
deutschsprachigen Tarantino-Film, der noch zu
Bewegung, Ästhetik und Kraft.
und der jetzige Besitzer beschloss, mit jenem
drehen wäre. Hier wird der Surfsound der frü-
Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr
unvergleichlich warmen Ton gegen die Kälte
hen Sechziger neu interpretiert, um Indie-Pop mit eingängigen Texten in Szene zu setzen. Die Dortmunder 2-Mann-Band Brookland liefert im Vorprogramm verträumten Noise-Sound.
anzuspielen: Thomas Beckmann. In Dutzenden
MI 09 | 03 | 16 Theater | Le Petit Prince
Im Anschluss darf zu Indierock, Britpop, Beat &
Ein Pilot muss in der afrikanischen Wüste not-
60’s bei der Native Party weitergetanzt werden.
landen. Während er sich bemüht, seine Maschi-
Sissikingkong, Dortmund, 20.30 Uhr
ne wieder in Gang zu setzen, begegnet er dem kleinen Prinzen, der ihm seine fantastische
MO 07 | 03 | 16 Film & Diskussion | Sexarbeiterin
Städten haben sich, nachdem Beckmann gespielt hatte, Projektgruppen gegründet, die sich gegen Obdachlosigkeit und Kältetod engagieren. Christuskirche, Bochum, 19 Uhr
SA 12 | 03 | 16
Geschichte erzählt. Die American Drama Group
Soziale Stadtführung | Neue Perspektiven –
präsentiert eine bilderreiche Inszenierung der
bodo-Verkäufer zeigen ihr Dortmund
berühmten Erzählung von Antoine de Saint-Exu-
Wie verbringen eigentlich Menschen auf der
Der Film begleitete die studierte Informatikerin
péry mit fünf Schauspielern und Live-Musik in
Straße ihren Tag? Wo halten sie sich auf, welche
und Berliner Sexarbeiterin Lena Morgenroth
französischer Sprache.
Angebote und Hilfen gibt es? Bei bodos sozialer
(sensexual.de) über mehrere Monate durch ihr
Kammerspiele, BO, 20 Uhr (auch 10.3., 9.30 Uhr)
Stadtführung zeigen Verkäufer des Straßenma-
Leben. Dabei entstand ein vielseitiges menschliches Porträt einer Sexarbeiterin, im Kontext von Familie, Freunden und Partnerschaft und als Teil der erstarkenden politischen Bewegung
gazins „ihr“ Dortmund. Auf einem zweistündi-
FR 11 | 03 | 16
gen Rundgang gibt es neue An- und Einsichten
Vortrag | 5 Jahre Fukushima
Menschen ohne Wohnung besuchen die Stadt-
zu gewinnen. Entlang des Tagesablaufs eines
der selbstbestimmten SexarbeiterInnen. Lena
Yoko Schlütermann berichtet über die aktuelle
führer Orte und Einrichtungen, beschreiben
Morgenroth und Sobo Swobodnik werden die
Lage in den Katastrophengebieten Fukushimas,
eigene Erfahrungen und liefern Informationen
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2. FREITAG
Chained To The Cooker
Melodietrunkener Swing, federnder
Das Familienprojekt „Chained to
bern. Klassiker von Nat King Cole
Bossa Nova und tieftrauriger Blues
the Cooker“ war geboren. Denn
bis Tom Jobim, garniert mit selbst-
– all das wurde bei Dagmar Breuer
auch wenn man in der tiefsten Pro-
geschriebenen Songs in deutscher
mehr und mehr zu einer unheilbaren
vinz lebt und mit drei Kindern an
Sprache und dem einen oder ande-
Passion. Ihr Mann Thomas wurde
den Herd gekettet ist – Swing geht
ren verjazzten Hit – das sind Chained
deshalb kurzerhand zwangsrekru-
immer. Nach ihrem Debüt auf dem
to the Cooker.
tiert, um den „ollen Kram“ auf der
selbstorganisierten Kulturtag-Festi-
Gitarre zu lernen. Sehr bald holte ihn
val trauen sich die beiden nun in ihre
Der Eintritt ist frei.
der Swing ein, und so wurden die al-
Lieblingsstadt Dortmund.
Spenden für bodos Beratungs-
bodo Buchladen
ten Rockscheiben auf den Flohmarkt
Schwanenwall 36 – 38, Dortmund
gekarrt und Ella, Louis und Konsor-
Lassen Sie sich von Dagmar Breuers
ten zogen stattdessen ein.
außergewöhnlicher Stimme verzau-
Fr. 11. 3. | 19.30 Uhr
angebote sind herzlich wilkommen.
zu den Hilfe- und Selbsthilfenetzen in der Stadt.
entwicklung hinterfragt. Es werden u.a. Grund-
Rettungsboot Sea-Watch gemeinsam mit seinen
Übernachtungsstellen, Anlaufstellen, Tagesein-
kenntnisse der Raumsoziologie vermittelt. In
Mitstreitern über 2.000 Flüchtenden vor der li-
richtungen liegen auf dem Weg. Um Anmeldung
zwei Folgeveranstaltungen wird die Bedeutung
byschen Küste das Leben gerettet. Er diskutiert
unter 0231 – 950 978 0 wird gebeten.
dieser Ansätze für die Jugend beleuchtet.
seine Erfahrungen mit David Schraven, Chef-
bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, DO, 11 Uhr
Clubraum/VHS, Bochum, 18.30 Uhr
redakteur des gemeinnützigen Recherchezentrums CORRECT!V. Der Eintritt ist frei.
Stummfilm | Das Cabinet des Dr. Caligari „Du musst Caligari werden!“ las man 1920 an den Litfaßsäulen Berlins, darunter sah man
DO 17 | 03 | 16 Musical | Next to Normal (Fast normal)
Institut/Schauspielhaus, Dortmund, 20 Uhr VERLOSUNG | Schlafout und gewinne Zeit
zwei sich verkrampfende Hände. Man musste
Die Goodmans sind eine scheinbar typisch ame-
Schauspiel, Tanz, Live-Musik und Videoprojekti-
ins Kino, um Näheres zu erfahren. Ein vermeint-
rikanische Familie: Vater, Mutter, zwei pubertie-
on – die interdisziplinäre Inszenierung „Schlaf-
lich Irrer erzählt von seiner Verlobten, vom Jahr-
rende Kinder, gut situiert mit Häuschen in der
out und gewinne Zeit“ erzählt
markt, von einem Schlafwandler, von Mord,
Vorstadt. Erst auf den zweiten Blick zeigt sich,
die Konsequenzen des Schlaf-
Entführung und Dr. Caligari, dem dämonischen
dass diese Familie keineswegs normal ist, dass sie
entzugs in ebenso ernster wie
Schausteller, Wissenschaftler, Arzt. Mit Live-
sich vielmehr verzweifelt um Normalität bemüht
grotesker Weise. Der Mensch
Musik von Interzone Perceptible.
und dabei droht, auseinanderzubrechen. Denn
im Jetzt. Immer erreichbar, fit
Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr
Mutter Diana ist psychisch krank. Sie leidet unter
und effizient. Da wird sogar der
einer bipolaren Störung – und ihre Familie mit ihr.
Schlaf zum Ballast. Welch ein
MO 14 | 03 | 16 Kurs | Schrumpfende Städte – Risiko oder Chance Im öffentlichen Bewusstsein symbolisiert das Wachstum der Städte stets Macht und Einfluss.
Opernhaus, Dortmund, 19.30 Uhr
Zeitgewinn wäre es, ohne Schlaf auszukommen! In sechs Nächten kämpfen sich Mensch (Schau-
FR 18 | 03 | 16 Diskussion | BLACKBOX – Mittelmeer
spiel) und Schlaf (Tanz) durch ihre dysfunktionale Liebesbeziehung. Das musikalische Gehirn (die erste Mundharmonikarockband des Univer-
Schrumpfung steht hingegen für Resignation.
Ruben Neugebauer ist Aktionskünstler der
sums) sendet live auf Hochtouren.
Anhand zahlreicher Beispiele wird das Konzept
Gruppe „Peng! Collective“ und Seenot-Aktivist
Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr
des demografischen Wandels für die Regional-
im Mittelmeer. Im Sommer 2015 hat er auf dem
bodo verlost 3 x 2 Karten
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27
VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2016
Comedy | Ingmar Stadelmann – „#humorphob“
Einfallsreiche Kostüme und ein intelligentes Büh-
MO 21 | 03 – FR 01 | 04 | 16
Sein neues Soloprogramm #humorphob nennt
nenbild umrahmen die Inszenierung von Helge
Ingmar Stadelmann in seiner typisch beschei-
Fedder um die Hits der Musiker Christoph Klop-
VERLOSUNG | Willkommen@HotelGlobal
denen Großkotzigkeit „revolutionär“. In seiner
penburg und Christian Becker.
Osterferienprogramm
bissigen Art löst Stadelmann die Grenzen zwi-
RuhrCongress, Bochum, 16 Uhr
schen Kabarett und Comedy auf. Mal wundert er sich über alltägliche Beobachtungen beim
Ganzjährig frische Erdbeeren, wöchentlich die neueste Mode, sekündlich digitale Nachrich-
VERLOSUNG | Heldenmarkt & ExtraVurst
ten: Die Globalisierung
Menschen, mal ist die aktuelle Politik sein Ziel.
Unter dem Motto „Egal war gestern!“ lädt der
hat viele Gesichter. Die
Natürlich darf ein scharfsinniger Blick auf die
Heldenmarkt bereits zum 4. Mal zu Deutschlands
Ausstellung, bei der man
Hauptstadt Berlin nicht fehlen.
führender Verbraucher-
in verschiedenen Hotel-
Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr
messe für nachhaltigen
zimmern spannende Per-
Konsum ein. Von Le-
sönlichkeiten mit ihren Geschichten entdeckt,
bensmitteln über Mode
gibt einige Denkanstöße für Kinder von 8 bis 14
bis hin zu Mobilität und
Jahren zu dem vielleicht folgenreichsten Phäno-
Soziale Stadtführung | Neue Perspektiven –
Geldanlagen – die Produktpalette bietet in fast
men auf unserer Erde. Im Osterferienprogramm
bodo-Verkäufer zeigen ihr Bochum
SA 19 | 03 | 16
allen Lebensbereichen Alternativen zum konven-
können die Kinder nach dem Besuch der Ausstel-
Wie verbringen eigentlich Menschen auf der
tionellen Angebot unserer Konsumgesellschaft.
lung aus Plakaten und brauchbarem Altpapier
Straße ihren Tag? Wo halten sie sich auf, welche
Erstmals findet ExtraVurst parallel zum Hel-
Faltschachteln für die Aufbewahrung kleiner
Angebote und Hilfen gibt es? Bei bodos sozialer
denmarkt statt: Deutschlands erste Messe, die
Schätze gestalten. Infos: dasa-dortmund.de
Stadtführung zeigen Verkäufer des Straßenma-
ausschließlich bio-vegane Produkte und Dienst-
DASA, Dortmund
gazins „ihr“ Bochum. Auf einem zweistündi-
leister präsentiert. Weiterhin erwartet Sie ein
bodo verlost drei Familienkarten,
gen Rundgang gibt es neue An- und Einsichten
spannendes Rahmenprogramm.
einlösbar an einem Tag in den Osterferien
zu gewinnen. Entlang des Tagesablaufs eines
Jahrhunderthalle, Bochum, 10 – 19 Uhr
Menschen ohne Wohnung besuchen die Stadt-
(auch 20.3., 10 – 18 Uhr)
führer Orte und Einrichtungen, beschreiben
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eigene Erfahrungen und liefern Informationen zu den Hilfe- und Selbsthilfenetzen in der Stadt.
DI 22 | 03 | 16 VERLOSUNG | Amsterdam Klezmer Band
Party | 125 Jahre La Boum
Aus der vor zwanzig Jahren gegründeten Stra-
Übernachtungsstellen, Suppenküchen, Tages-
Während Kometen am nächtlichen Himmel ver-
ßenmusiker-Gruppe, die traditionelle jiddische
einrichtungen liegen auf dem Weg. Um telefo-
glühen, hat sich La Boum längst als ewig junge
Partymusik spielte, ist
nische Anmeldung unter Tel. 0231 – 950 978 0
Konstante im zumeist kurzzeitigen Nachtleben
über zwei Jahrzehnte
wird gebeten.
etabliert. Beat und Soul, Swing und Rock‘n‘Roll
eine international be-
bodo e.V., Stühmeyerstr. 33, Bochum, 11 Uhr
sind die Grundfesten des immer wieder überra-
kannte Band entstanden,
schenden Sets, mit dem sich die DJs Timmi & Mar-
die wie keine andere den
tini in die Herzen ihrer Tanzgemeinde spielen.
klassischen Klang von Klezmer mit zeitgenössi-
Alle Kinder werden erwachsen, außer einem… Die
Und weil das alles so toll ist, weil aber niemand
schen Stilen und Techniken vermischt. Mit ihrer
immer aktuelle Geschichte von Peter Pan über die
mehr so genau weiß, wie und wann das alles an-
frischen und tanzbaren Musik begeistern sie ihre
Unschuld und Sorglosigkeit der Kindheit und die
gefangen hat, feiern Timmi & Martini im März 125
Fans auf der ganzen Welt. Auf ihrer Jubiläums-
Bedeutung von Familie wird von den Machern
Jahre La Boum– und freuen sich auf das nächste
Tour präsentieren sie ihr neues Album „oyoyoy“.
des Theater Liberi aus Bochum humorvoll und
Jahrhundert plus X. Der Eintritt ist frei.
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
spannend in ein Musical-Abenteuer umgesetzt.
Sissikingkong, Dortmund, 22 Uhr
bodo verlost 2 x 2 Karten
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BODO-TIPP
Das Leben des Brian
Schon zum vierten Mal lehnt sich die
Die Initiative wurde für die Auffüh-
eine größere Location, um dem Be-
Initiative „Religionsfrei im Revier“
rung im Jahr 2014 von der Stadt Bo-
sucherandrang vom letzten Jahr ge-
gegen religiöse Bevormundung und
chum mit einem Bußgeld von 300
recht zu werden. Dort werden nach
bürokratischen Schwachsinn auf, in
Euro abgestraft, welches durch ein
„Das Leben des Brian“ (18 Uhr) auch
dem sie an Karfreitag die Jesusparo-
Widerspruchsverfahren auf 100 Euro
„Rififi am Karfreitag“ (20 Uhr) und
die „Das Leben des Brian“ öffentlich
reduziert wurde. Auch hiergegen hat
ein weiterer Film vom Index gezeigt
zeigt – obwohl das verboten ist. Das
die Initiative Berufung eingelegt, so
(22 Uhr). Der Eintritt zum Protest-
Feiertagsgesetz verbietet an den
dass der Ausgang auf dem Instanzen-
Rudelgucken ist frei.
„stillen Feiertagen“ alle unterhaltsa-
weg weiterhin offen ist.
riff – Die Bermudahalle
men Veranstaltungen. Über 700 Fil-
Konrad-Adenauer-Platz 3, Bochum
me stehen auf dem Index und dürfen
Unbeirrt lädt „Religionsfrei im Re-
nicht gezeigt werden.
vier“ zum diesjährigen Osterfest in
Karfreitag 25. 3. | 18 Uhr
MI 23 | 03 | 16 Theater | Offene Zweierbeziehung
SO 27 | 03 | 16
B.eerForShure im Clubraum ein buntes Set aus
VERLOSUNG | Haste Töne 2.0
pichtanzarena mischen, graben nebenan die
90s Hip Hop, Funk & Club Classics auf die Tep-
Dicke Luft in der Gruft: Die Beziehung von Her-
Aufgrund des großen Erfolges im Herbst 2013
Jungs vom Funk Fatal DJ-Team nicht nach Os-
bert und Anton, den beiden schwulen Vam-
gibt es nun das Wiedersehen mit einem Team
tereiern, sondern wie üblich nach dem schwar-
piren, ist in der Krise. Seit Anton den offenen
aus vielseitig begabten
zen Gold aus 60s Soul, Swing Beats & Alltime
Zweier entdeckt hat und nach neuer Freiheit
Künstlern um Modera-
Favourites. Bis 23 Uhr ist der Eintritt frei.
strebt, zieht Herbert sich in den Sarg zurück
tor Sammy Tavalis – Mu-
Großmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr
und frönt seinen Depressionen. Doch dann
siker, Mime, Komiker und
klingelt auch bei ihm das Telefon, die neue Lie-
Kopf des Ensembles. Eine
be ist am Apparat. Anton ist verstört. Ganz so
Show, die neben artistischen Höchstleistungen
stürmisch und offen hatte er sich seine Bezie-
großen Wert auf den guten Ton legt. Es rockt,
hungsreform nicht vorgestellt.
bebt und verzaubert – Artistik, Comedy und
DJs stellen kuriose und ungewöhnliche Schall-
prinzregenttheater, Bochum, 19.30 Uhr
Musik verbunden zu einer nicht mehr zu tren-
plattenschätze aus ihrer Sammlung vor. Dabei
nenden Einheit. Ob mit der weltkleinsten One-
wird es schnell persönlich: Was war die erste
Man-Band oder waghalsiger Akrobatik – „Haste
Platte? Das beste Cover? Der schmerzvollste Plat-
Töne 2.0“ weiß zu überraschen. Mehr Informa-
tenverlust? An diesem Abend erwartet die Zuhö-
tionen zur Show, zu Zusatzveranstaltungen und
rer ein lockerer vinyl talk der besonderen Sorte.
Larry Carlton etablierte sich seit seiner ersten
weiteren Spielzeiten unter variete-et-cetera.de.
DJ At , DJ Dash, Der Wolf und Nachtfalke haben
Aufnahme „A Little Help From My Friends“ als
Varieté et cetera, Bochum, 19 Uhr
in Ihrer Plattenkiste gebuddelt und einige sehr
einer der all-time-greatest-Gitarristen. Bands
bodo verlost 2 x 2 Karten
hörenswerte Exemplare zusammengestellt.
DO 24 | 03 | 16 Musik | The Larry Carlton Quartett
Talk | Vinyl Talk – Plattengeschichten
domicil, Dortmund, 20 Uhr
und Musiker wie Michael Jackson, Sammy Davis Jr. und Quincy Jones haben ihn zu sich ins Studio
DO 31 | 03 | 16
Party | Cosmotopias Finest
geholt und mit den Crusaders und Fourplay ist
Am Ostersonntag werden die Regler bei „Cos-
Carlton weltweit live aufgetreten.
motopias Finest“ zum Monatsende noch ein-
Zeche, Bochum, 20 Uhr
mal kräftig aufgedreht. Während Der Wolf & Al
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29
BODO GEHT AUS
Eden | Bochum Mitmachen
Von Max Florian Kühlem | Fotos: Daniel Sadrowski
oder ganze Gruppen vorbei, die oft erstaunlich gut sind: „In Their Thousands“ aus Irland
Viele Läden schreiben sich auf die Fahnen,
zum Beispiel, die klingen wie „Mumford &
dass sie für jeden offen sind. Also wirklich
Sons“ – nur besser.
für jeden. Das Bochumer Café Eden kommt diesem Ideal ziemlich nahe. Wollte man seine Zielgruppe beschreiben, könnte man nur scheitern. Ein sympathisch bunt zusammengewürfelter Verein betreibt es – mit Mitgliedern von Anfang 20 bis über 50, von arbeitslos bis angestellt bei der Agentur für Arbeit. „Wir wollen, dass die Menschen sich begegnen und miteinander ins Gespräch kommen“, sagt Tobias Schautzki, der zur zweiten Generation des Eden-Vereins gehört, gerade an der Theke sitzt und sich erinnert: „Ich bin hier irgendwann besoffen reingetorkelt. Am nächsten Tag wollte ich mich entschuldigen und wurde gleich rekrutiert.“ Jetzt kümmert
30
Wie das Eden an solche Acts kommt, um die sich manch andere Location schlagen würde, und das stets bei freiem Eintritt? „Die meisten melden sich von selbst, und wir müssen nur noch auswählen“, sagt Tobias. Andere Mitglieder wie Melina Loschen, die den Vorsitz übernommen hat, oder Hannah Doths, die heute als „aktives Mitglied“ ehrenamtlich hinter der Theke steht, halten den Laden am Laufen. Sie geben nicht nur kalte Flaschen oder heiße Tassen raus, sondern organisieren Spieleabende, Leseabende, Jam-Sessions, Nähtreffen, Klamottentausch-Partys zugunsten von Flüchtlingsorganisationen oder gemeinsames Apfelmuskochen.
Kortland nennen. Als seine Betreiber Anfang 2013 ein Ladenlokal suchten, da standen die Räume, die früher einmal die legendäre Bar Goldkante beherbergten, leer. Kurz darauf eröffneten in direkter Nähe die Craft-Beer-Kneipe Trinkhalle und die coole Eisbar Kugelpudel. Immer schon da und neu aufgeblüht ist dazwischen Bochums ältester Irish-Pub, das Paddy‘s. Die ursprüngliche Idee des Vereins: Man wollte ein Trödel-Café eröffnen. Im Prinzip ist es dazu auch gekommen: Seit März 2014 ist das Eden eine Mischung aus Café und Kneipe, in dem man günstiges Flaschenbier, leckeren
er sich um das Musikprogramm im kleinen
Sicher nicht schädlich ist dabei, dass das Café
Gin Tonic mit Gurke oder (manchmal) veganen
Laden mit den großen Schaufenstern. Ziem-
Eden mitten in dem angesagten innerstädti-
Kuchen erwerben kann – und gemütlich
lich regelmäßig schauen hier Songwriter
schen Viertel liegt, das seine Anrainer selbst
zwischen alten Möbel-Schätzchen und
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≥
liebenswerten Einrichtungsgegenständen wie historischen Nähmaschinen oder GlobusLampen sitzen. Namensgebend war ebenfalls ein Trödelstück, das im Schaufenster steht: Die Leuchtreklame des legendären Hotels Eden, das früher an der Rottstraße / Ecke Westring stand und irgendwann durch ein hässliches Bürogebäude mit Wettbude ersetzt wurde.
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Das Café Eden ist so ziemlich das genaue Gegenteil solcherart Ruhrgebiets-Tristesse: Seine Betreiber und Besucher werden manchmal als Hippies oder Idealisten belächelt. Aber es ist ein anerkennendes Lächeln: Hier ist niemand Gastro-Profi. Vom Getränkeeinkauf über handwerkliche Tätigkeiten bis zu Behördenangelegenheiten organisieren sich Menschen mit einer Liebe zu diesem offenen Ort einfach selbst. Mitstreiter willkommen. Café Eden Herner Straße 13, 44787 Bochum
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12.02.2016 09:22:00
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REPORTAGE
32
Wohnen Arbeit Konsum Die funktionale Differenzierung der Stadt Jürgen Bertling ist Leiter der Ideenfabrik für zukünftige Produkte beim FraunhoferInstitut in Oberhausen. In sein Ressort fällt auch die Arbeit in der „Dezentrale“, einem Gemeinschaftslabor für Zukunftsfragen, ansässig im Dortmunder Unionviertel. Die „Dezentrale“ nennt er „unser Vehikel, Erkenntnisse aus der wissenschaftlich angewandten Forschung in die Stadtviertel und dort an die Bürger zu bringen“. Ihre Pionierarbeit könnte urbanes Leben nachhaltig verändern.
Die Revolution wird mit dem Turnschuh begin-
Beispiel ein Schuh fertig ist. Keine Spinnerei,
nen, meint Jürgen Bertling. Der Turnschuh ist
wie Bertling beteuert, sondern wichtiges Ele-
ein Produkt, bei dessen Nachfrage neben der
ment einer Reihe weiterer Erfindungen, die in
Funktionalität Faktoren wie Image und Indi-
der Summe unseren Alltag positiv verändern
vidualität eine beträchtliche Rolle spielen. Im
sollen. „Wir haben die berechtigte Hoffnung,
Vergleich zu anderen Konsumgütern ist der
zu erleben, dass eine technische Innovation
Preis als Verkaufsargument von eher nach-
auch eine soziale und ökologische Innovation
rangiger Bedeutung. Ein perfektes Industrie-
sein kann. Wenn wir ehrlich sind, war das bis-
erzeugnis, innovative, noch verhältnismäßig
lang relativ selten der Fall. Wir müssen leider
kostenintensive Verfahren am Markt zu tes-
zugeben, dass die Menschen trotz aller techni-
ten. Führende Sportartikelhersteller werden
schen Fortschritte nicht glücklicher geworden
im laufenden Jahr voraussichtlich nach indi-
sind. Aber ich glaube, wir haben eine große
viduellen Wünschen gefertigte Schuhe an-
Chance, aktuell vorhandene Ambivalenzen
bieten können, prognostiziert Bertling. Teuer,
zu überwinden, also dass auf der einen Seite
doch den persönlichen Sneaker wird niemand
vielleicht höhere Produktivität, Funktionalität
sonst auf dem Planeten tragen. Auflage eins
oder Hygiene versprochen werden, was ander-
– bei der anvisierten Zielgruppe ein entschei-
seits Probleme in Bereichen wie Klima, Daten-
dender Faktor.
schutz oder Entfremdung nach sich zieht.“
Am Kunststofffaden
Von Wolfgang Kienast
Vielleicht wird die Fertigung in einem lokalen
Die Distanz zwischen Produktion und Konsum
Fotos: Daniel Sadrowski
Shop erfolgen, auf jeden Fall aber an einem 3-D-
Um die Perspektiven für die Zukunft besser
Drucker, einem Gerät, über welches in letzter
einordnen zu können, bietet sich eine Rück-
Zeit häufiger berichtet wurde, für das sich al-
schau an. Wer in vorindustrieller Zeit einen
lerdings nur technikbegeisterte Nerds wirklich
neuen Schuh brauchte, ging zum Schuster um
zu interessieren scheinen. Noch, denn dessen
die Ecke. In der Nachbarschaft fand sich zudem
Relevanz für unser aller Dasein könnte sehr bald
jemand, der Körbe flocht, den Kessel flickte, das
wachsen.
Pferd beschlug. „Damals war alles handwerklich verwoben“, sagt Bertling. „Es gab Manu-
In einem 3D-Drucker wird Kunststoff erhitzt.
fakturen, die bestenfalls mit Kleinmaschinen
Basierend auf zuvor am Rechner generierten
ausgestattet waren. Die Arbeit gehörte zum
Dateien wird dieser anschließend als hauch-
Selbstverständnis und Selbstwert des Einzel-
dünner Faden peu à peu geschichtet, bis zum
nen, und jeder hatte in Bezug auf seine Tätig33
REPORTAGE
keit ein umfassendes Wissen. Das verlor sich in den GroĂ&#x;betrieben, wo es vor allem um Ar-
ZurĂźck in die Nachbarschaft
beitsteilung zur Effizienzsteigerung ging. Und
Jeder Innovationsschub fĂśrderte die Entkopp-
diese Unternehmen waren fĂźr den Hinterhof
lung. Auch dieser Fakt ist von ambivalentem
bald zu groĂ&#x;. Dazu kamen Dreck, Lärm und Ge-
Charakter. Von den positiven Effekten kann die
stank. Die Menschen fĂźhlten sich zunehmend
Mehrheit der BevÜlkerung profitieren: „Die De-
winzig und unbedeutend. Einer der ersten, der
mokratisierung des Konsums war erst durch
deswegen Ăźber eine funktionale Differenzie-
den technischen Fortschritt mĂśglich. Sonst
rung der Stadt nachdachte, war der Architekt
hätte man vermutlich noch immer die Situ-
und Raumplaner Le Corbusier. Er entwarf ein
ation, dass der Konsum einer kleinen Clique
Konzept, das den Stadtraum in unterschied-
vorbehalten ist. Der Rest bekommt etwas zu
liche Bereiche unterteilte, in einfache Wohn-
Essen und etwas zum Anziehen, und von allem
viertel, Produktions- und Industriebereiche
anderen ist er ausgeschlossen.“ Eine Kehrseite
und die Gartenstadt.“
der Medaille: „Es war, wie gesagt, irgendwann einfach nicht mehr mÜglich, Dinge fßr den ak-
Eine nächste Stufe der Entwicklung vollzog
tuellen Bedarf in den Stadtvierteln fĂźr die dort
sich in den 70er und 80er Jahren des vergange-
Wohnenden herzustellen.“
nen Jahrhunderts. Die in alten Wohngebieten verbliebenen Handwerksbetriebe und kleinen
Mit der Produktion verschwand meist der
Fabriken wurden an den Stadtrand umgesie-
Verkauf. Mittlerweile hält man es fßr selbst-
delt, in eigens ausgewiesene Gewerbegebie-
verständlich, seinen Wohnbereich zu ver-
te. Gewiss um die Anwohner vor Emissionen
lassen, um Besorgungen zu machen. Daraus
zu schĂźtzen, darĂźber hinaus, um die Firmen
resultiert freilich eine VerĂśdung der sozialen
stßckzahlunabhängig und ohne nennenswer-
besser an eine fĂźr sie immer wichtiger wer-
Geflechte innerhalb der Quartiere. Wer zum
te Emissionen. Mit einem 3D-Drucker kann ich
dende Infrastruktur anzubinden. Die Liefer-
Arbeiten und/oder Konsumieren nicht mehr
heute einen Schuh herstellen, morgen ein Er-
horizonte hatten sich verschoben. Kaum ein
nur die Wohnung, sondern gleich den Stadtteil
satzteil fĂźr die Kaffeemaschine und Ăźbermor-
Unternehmer konnte noch existieren, wenn er
verlassen muss, trifft sich nicht mehr mit den
gen einen LĂśffel.“
allein fßr die nähere Umgebung produzierte.
Nachbarn auf der StraĂ&#x;e.
Wollte er wirtschaftlich Ăźberleben, mussten
Stadtteilproduktionszentren
auch seine Maschinen effizienter werden. In
Die neuen Techniken kĂśnnten der Anonymisie-
der Folge von notwendiger Spezialisierung,
rung entgegenwirken. „Wir sind in der Lage,
JĂźrgen Bertling ist der Meinung, gerade Ruhr-
rationalisierten Prozessen und hĂśheren Fer-
Dinge ohne industrielle Werkzeuge und For-
gebietsbewohner wären prädestiniert, sich
tigungsraten wuchs die Distanz zwischen Pro-
men herzustellen. Die Basis sind Datensätze.
mit dieser Technologie anzufreunden. „Die
duktion und Konsum.
Eine kleinteilige Fertigung ist wieder mĂśglich,
Do-It-Yourself-Kultur ist hier traditionell ver-
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ARTISTIC A DV I C E
Alle An g sind fĂź ebote r Kin kostenfr der ei
Kurz- un d Langfilm im RWE-F e orum
Dortmunder U
34
ankert und weit verbreitet. Wir haben in den
Bertling wählt Hausrat als Beispiel. Durch die
Oben: Jürgen Bertling: „Wir sind in
Fabriken früh die Arbeitsteilung gelernt, zu
Kombination von standardisierten Elemen-
der Lage, Dinge ohne industrielle
Hause allerdings, in den Schrebergärten und
ten und „gedruckten“ Spezialteilen lassen
Werkzeuge und Formen herzustel-
Hobbykellern, war Handarbeit angesagt. Das
sich sehr leicht individuelle Möbelstücke
len. Die Basis sind Datensätze. Eine
war zwar irgendwann uncool, der Focus lag
bauen – und egal ob Sessel, Tisch, Schrank
kleinteilige Fertigung ist wieder
plötzlich auf schnellem Konsum, aber Teile der
oder Regal, wenn sich der Wunsch nach einer
möglich, stückzahlunabhängig und
Bevölkerung wollen da wieder weg. Ich glau-
neuen Einrichtung regt, wird das Bestehende
ohne nennenswerte Emissionen. Mit
be, dass die fortschreitende Digitalisierung
einfach variiert. Und was absolut nicht mehr
einem 3D-Drucker kann ich heute
bei diesen Leuten den Wunsch nach materi-
benötigt wird, kann, im Gegensatz zum Gros
einen Schuh herstellen, morgen ein
eller Betätigung weckt. Der 3D-Drucker könn-
der industriellen Massenware, problemlos
Ersatzteil für die Kaffeemaschine und
te durchaus helfen, handwerkliches Arbeiten
recycelt werden.
übermorgen einen Löffel.“
wieder einzuführen. Natürlich ist das ein Prozess, der kulturell begleitet werden muss. Die
Freilich teilt selbst in seinem Ressort nicht
Frage ist: Wo wollen wir hin? Wäre uns eine
jeder den Optimismus hinsichtlich einer nun
dezentrale Fertigung so wichtig, dass wir da-
wieder möglichen dezentralen Produktion.
für punktuelle Nachteile, zum Beispiel beim
„Ich hatte mehrere Streitgespräche mit einem
Preis, in Kauf nehmen würden?“
Kollegen. Der sagt, irgendwann kauft jemand in China eine große Halle, stellt da fünfhun-
Auf der Haben-Seite steht dabei nicht nur
dert Drucker rein, und der potenzielle Konsu-
ein wünschenswerter Rückgang der Anony-
ment ordert per Internet. Ich stelle dem die
mität in vielen reinen Wohngebieten. Do-It-
Vision von Stadtteilproduktionszentren ent-
Yourself bedeutet, dass man das, was man
gegen. Handwerkerkollektive, die sich je nach
herstellt, sehr genau kennt. So steigt die
Sparte gemeinschaftlich einen 3D-Drucker
Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Elemen-
anschaffen, Genossenschaften oder Vereine,
te nach Ablauf der eigentlichen Nutzungs-
die sich in den Stadtteilen gründen. Leerste-
dauer weiterverwendet werden. Vielleicht
hende ehemalige Gewerbeobjekte würden
kostet jetzt jedes Teil etwas mehr, dafür wird
sich als Standort anbieten. Für die Zukunft
weniger weggeworfen oder lagert bis zum
wünsche ich mir wieder ein Durchmischen
Die „Dezentrale“ bietet Workshops an,
Sankt-Nimmerleins-Tag im Keller. In diesem
von Wohnen und Arbeiten in den Quartie-
Diskussions- sowie Informationsveranstal-
Zusammenhang wird bisweilen von modu-
ren. Denn eine andere, ebenfalls denkbare
tungen und freut sich über Anregungen.
larer Bauweise mit Mono-Materiallösungen
Entwicklung wäre genauso fatal: Wenn jeder
Richardstraße 18, 44137 Dortmund
gesprochen. Hört sich theoretisch und kom-
seinen eigenen Drucker besitzt, bleibt es bei
facebook.com/dezentraledortmund
pliziert an, lässt sich jedoch einfach erklären.
der Anonymität.“ 35
KULTUR
Wir ernten, was wir säen Die Fantastischen Vier kommen nach Hörde
E
twa 100 (!) Pressevertreter sind an diesem kalten Februartag zum
feierlich, obwohl die Anwesenden
Richtfest der Halle gekommen. Frostige
nur im unfertigen Rohbau stehen. Eine
Temperaturen sorgen dafür, dass fast
Bierbude kredenzt kostenlos Getränke, die
alle einen dicken Pulli anhaben. Dazu
Gäste werden dazu am Imbisswagen mit
gesellen sich Kamerateams, Bauleiter,
Brat- und Currywurst versorgt. Smudo und
Architekten und eine Abordnung aus dem
Thomas D. springen wie Flummis durch
Dortmunder Rathaus. Oberbürgermeister
die Veranstaltung. Als Entertainer und In-
Ulrich Sierau freut sich sichtlich und steht
terviewpartner sind die beiden eine Klasse
den anwesenden Fotografen mit einem
für sich. Sie reden wortschnell und streuen
zufriedenen Lächeln bereit. „Das Gröbste
viele Anekdoten in das verbale Ping-Pong-
liegt jetzt hinter uns“, sagt Thomas D.
Spiel. Die beiden können ihre Zuhörer
von den Fantastischen Vier im Resümee.
gekonnt mitnehmen. Sie haben ein Jahr
Der Rapper mit Kinnbart und Brille lebt
gesucht, um diese Halle zu finden. Aus-
seit vielen Jahren in der Eifel auf einem
gerechnet im Ruhrgebiet sind sie fündig
selbstverwalteten Bauernhof mit dem
geworden – und nicht in einer klassischen
großen Namen „Mars“. Er sorgt bei der
Metropole wie Hamburg, Frankfurt, Berlin
Weihe für den schlüsselfertigen Rohbau
oder München. „Es ist ein bisschen Zufall.
für Stimmung – und weiß auch, wie das
Die meisten Städte sind ja fertig gebaut,
geht: „Wir legen Wert darauf, dass wir bei
und in den Innenstädten gibt es meist
der Vermarktung der Halle mit lokalen
keinen Platz für so eine Location. Aber hier
Dienstleistern zusammenarbeiten.“ In
in Hörde ist es wirklich eine Glückssache.
seiner Dankesrede setzt Smudo noch
Unten ist der Kreisverkehr, dann beginnt
einen besonderen Gag oben drauf. Der
die Hochofenstraße und paff – dann ist
Hobbypilot und Motorsportfan weiß, dass
man schon da.“
er am gleichen Tag Geburtstag hat wie der
A
Dortmunder Bürgermeister: am 6. März. Dieses Wissen setzt er pointiert ein: „Wir vom Sternzeichen Fische können schon
uf der kulturellen Ebene ist diese Ecke in Dortmund-Hörde eher eine
traditionelle Diaspora. In der Studen-
mal sehr ehrgeizig sein oder gar herrsch-
tenkneipe Erpel an der Gildenstrasse
süchtig“, sagt Smudo augenzwinkernd.
spielte Jürgen von der Lippe auf seiner
Sierau nimmt diesen Ball auf und kontert
ersten Tour zwar vor ausverkauftem
schlagfertig: „Zupackend sind wir aber
Haus, doch das waren vielleicht 80 Leute,
Bürgerlicher Name:
auch“, so der OB. Dann erzählt das Stad-
und damals hieß der Bürgermeister noch
Michael Bernd Schmidt
toberhaupt, wie er im Jahr 1976 für sein
Günter Samtlebe. „Am Heedbrink“ ist
Familienstand: verheiratet,
Raumplanungs-Studium nach Dortmund
nur eine Straße weiter. Hier organisierte
Vater von zwei Töchtern
gekommen ist: „Ich habe, um mein Leben
Phillip Boa ab 1986 sein Noise-Pop-Label
hier zu finanzieren, als Stagehand und
Constrictor. Dieses Unterfangen war nicht
Roadie in der Westfalenhalle gearbeitet.
kostendeckend und wurde 1991 beendet.
Ich verspreche euch hiermit, dass ich beim
Später wechselte Boa den Standort in
ersten Konzert hier ein paar Kisten mit
Richtung Malta. In der Schrebergarten-
auf die Bühne tragen werde.“
anlage „Im Justenkamp“, die ebenfalls
Smudo Geboren: am 6. März 1968 in Offenbach
36
D
ie Stimmung ist charmant und
Der Dortmunder Strukturwandel bekommt im Party- und Lifestyle-Bereich prominente Unterstützung. Die Fantastischen Vier, bekannt als bundesdeutsche Hip-Hop-Institution, werden Mitgesellschafter der Phoenix-Halle in Dortmund-Hörde. Die schwäbischen Swag-Optimisten planen hier mit ihren Partnern einen Komplex aus Disco und Live-EventHalle, die 3.600 Zuschauern Platz bietet. Von Peter Hesse | Fotos: Thaisen Stärke
nur 150 Meter Luftlinie von der PhoenixHalle entfernt liegt, spielten im Jahr 1987 mal die Heavy-Metal-Kaputtniks Napalm Death. Nachdem Fans hier Büsche aus den Vorgärten rissen, wurden weitere Konzerte untersagt. Das war es dann auch mit den Popkultur-Versuchen in diesem ehemaligen Arbeitervorort, wo mittlerweile 23.000 Dortmunder wohnen.
E
s sind schon ein paar Roots, die uns immer wieder in den Ruhrpott füh-
ren“, sagt Thomas D. höflich am Rande. Die Fantas waren im Spätsommer 1991 in der Hauptstadt des BVB zum ersten Mal als Live-Band zu Gast. Kurz nachdem das Quartett sein Debüt-Album „Jetzt geht’s ab“ veröffentlichte, steuerte es auf der darauffolgenden Tour noch das alte FZW am Neuen Graben an. Dass dort nur wenig mehr als eine Handvoll Zuschauer zu Gast war, können sie direkt entkräften: „Ich habe heute extra noch mal unseren Konzertagenten gefragt. Es waren ganze 50 zahlende Gäste“, sagt Thomas D. und feixt mit breitem Grinsen. Sein Bandkollege Smudo ergänzt: „In unserer Karriere hat es nur ein einziges Mal sechs Zuschauer gegeben, und das war im Wasserturm Spandau. Fünf davon waren sogar unsere Freunde. Doch der Tiefpunkt fand im Ostwerk in Augsburg statt. Da gab es nur einen einzigen Zuschauer, und der hatte das Ticket noch bei einem Quiz gewonnen. Das war die absolute Flaute. So gesehen sind 50 zahlende Zuschauer im alten FZW doch wirklich gut.“ Die Rapper haben schon immer einen guten Draht zum Ruhrgebiet gehabt, weil ihr Booker Alex Richter ursprünglich aus Herne kommt. „Der kennt sich hier einfach sehr gut aus“, sagt Smudo. Richter
ist neben dem Fanta-4-Manager Andreas Läsker und den beiden Rappern einer der vier Gesellschafter für diesen riesigen Entertainment-Komplex, der fast 5.000 Quadratmeter groß ist. Das Programm der Club-Disco, die im Keller gebaut wird, soll vom Berliner Tresor-Club-Eigner Dimitri Hegemann geleitet werden.
S
mudo holt dazu noch einmal aus: „Es ist ein bundesweites Problem, Hallen
zu finden, die diese Größe haben. Ich lebe seit vielen Jahren ja in Hamburg, und dort gibt es in dieser Größenordnung einfach gar nichts. Die Sporthalle ist ein bisschen größer, aber das ist ein alter Laden mit einer antiquierten Strahlkraft. Aus meiner Sicht soll ein moderner Laden auch ein gewisses Flair haben.“ Dann gibt Smudo noch einen detaillierten Einblick auf den hiesigen Entertainment-Markt: „Schaut man noch eine Etage höher, dann sind die ganz großen Hallen fast nicht mehr bezahlbar für das Publikum, weil die Tickets einfach zu teuer sind, und die ganz großen Bands touren ja auch einfach nicht so oft. Wir finden diese Halle hier wirklich toll, weil wir hier viele Schnittmengen und Interessensgruppen zusammenführen können. Es ist ganz geil, weil man gelegentlich mal eine größere Band einla-
Thomas D.
den kann. Auch Comedy-Acts könnte ich
Geboren: am 30. Dezember
mir hier sehr gut vorstellen.“ Wenn keine
1968 in Ditzingen
größeren Pannen passieren, wird die ehe-
Bürgerlicher Name:
malige Gebläsehalle des Hochofenwerks
Thomas Dürr
Phoenix West bis März 2017 fertiggestellt
Familienstand: verheiratet,
sein. Die Dortmunder dürfen sich freuen.
Vater von einem Sohn und
Smudo sagt abschließend: „Wir sehen uns
einer Tochter
nicht als direkte Konkurrenz zu Läden wie dem FZW. Ich denke, wir werden uns sehr gut ergänzen. Wir nehmen denen nichts weg – und die uns nicht.“ 37
INTERVIEW
Wenn tagsüber im Privatfernsehen die Sorgen und Nöte einer vermeintlichen „Unterschicht“ mit Handkamera und Laiendarstellern vorgeführt werden, ist das eine Wirklichkeit mit Drehbuch. Das Programm dahinter erklärt die Soziologin Britta Steinwachs im Interview. Von Bastian Pütter | Foto: privat | Repros: Daniel Sadrowski
Hochpolitische Märchen Die Fernseh-Inszenierung der „Unterschicht“ bodo Weil ja niemand offiziell hinschaut:
Ehemalige Teilnehmer berichten, dass das
Was ist passiert bei einem Fernsehformat wie
Casting in kleinen Gruppen stattfindet und man
„Familien im Brennpunkt“?
aufgefordert wird, mit den eigenen Worten und
Britta Steinwachs Das sind Sendungen, die etwa 45 Minuten dauern, natürlich unterbrochen von Werbung. Da geht es dann um Geschichten, die ganz aus dem Alltag, dem prallen Leben erzählt scheinen. Es werden familiäre Schicksale von vermeintlich „normalen“ Menschen in Deutschland präsentiert – und das in einer Art und Weise, die einem das Gefühl gibt, es sei realistisch. bodo Offensichtlich erfolgreich. Bei einer Umfrage der Landesanstalt für Medien (LfM) glaubten das 78 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen. „Echt“ sind die Geschichten trotzdem nicht? B.S. Nein. Der Eindruck wird durch Techniken
„Wie sieht es aus, wenn Sie sich aufregen?“ – und werden dann den passenden Rollen zugeordnet: zum Beispiel als dauererwerbsloser Jugendlicher oder als Immobilienkauffrau. Erst später, wenn ein Drehbuch vorliegt, das eine entsprechende Rolle vorsieht, wendet sich die Produktionsfirma wieder an die Laien. Dann erst wird die Sendung wirklich gedreht und die Darsteller erhalten eine geringe Aufwandsentschädigung. bodo In Ihrem Buch analysieren Sie bis ins Detail, wie diese Darsteller vermeintliche Angehörige der „Unterschicht“ spielen. Mit sehr
und durch Darsteller, die Laien sind und keine
B.S. Ja, ich habe die Charaktere aus der darge-
es keine echten Geschichten sind. Es gibt ein
Für eine kleine Aufwandsent-
Drehbuch wie bei jeder Serie oder Soap, und
Mitte“ oder „Unterschicht“.
tionen spielen die Laien dort ihren Habitus vor –
eindeutigen Befunden.
Oben: Familien im Brennpunkt:
ler nach Drehbuch „bürgerliche
Rollenspielen darzustellen. In kleinen Improvisa-
erzielt, die dem Dokumentarfilm entspringen, professionellen Schauspieler. Wichtig ist, dass
schädigung spielen Laiendarstel-
eigener Körpersprache typische Emotionen in
gleichzeitig wird konstant der Eindruck erweckt, als würde Wirklichkeit direkt abgefilmt – „scripted reality“. Aber unabhängig davon, für wie authentisch die Inszenierungen gehalten werden, interessiert mich, welches Wissen über Moralvorstellungen und gesellschaftliche Wirklichkeit sie bereitstellen.
stellten „Unterschicht“ untersucht: Sie werden als ordinär und vulgär präsentiert, sie haben sprachliche Defizite, können ihre Affekte nicht kontrollieren, reden laut, verwenden eine Körpersprache, die bedrohlich ist. Darüber hinaus agieren sie egoistisch, genussorientiert und mit wenig Blick für das Gemeinwohl und das Wohl ihrer Kinder. Das ist durchgehend so. bodo Das Problematische besteht aber nicht allein im Vorführen erdachter Angehöriger der
bodo Bevor wir über die Zuschauer sprechen
„Unterschicht“, sagen Sie, sondern in dem, was
– es gibt diesen Satz: „Arbeitslose spielen
diesen Protagonisten widerfährt.
Arbeitslose, und Arbeitslose schauen ihnen zu“. Wie wird man Darsteller und wer spielt da mit?
38
B.S. Ja, in jeder Folge wird eine ganz bestimmte gesellschaftliche Frage gestellt,
B.S. Für das Casting kann sich jeder anmelden,
zum Beispiel die nach dem Aufstieg durch
der dann einen Auswahlprozess durchläuft.
Bildung. Zuerst wird der Ist-Zustand in dieser
Britta Steinwachs (geb. 1987) ist Soziologin und lebt in Berlin. Ebenfalls in der edition assemblage erschien „Faul. Frech. Dreist. Die Diskriminierung von Erwerbslosigkeit durch BILD-LeserInnen.“
Familie gezeigt, werden die ganzen Klischees
B.S. Wenn soziales Leid oder Armut per-
Vergleich fühlt sich jeder erfolgreicher, schlauer,
bedient: Das Geld der Familie wird für Ziga-
sönliches Verschulden sind, existiert kein
weniger naiv – also aufgewertet. Die Sendungen
retten, Pommes, Muskelbank usw. ausgege-
gesellschaftliches Problem, das man politisch
sind so konstruiert, dass sie dieses psychologi-
ben. Bildung spielt keine Rolle, generell sind
angehen müsste. Der Subtext dieser Erzäh-
sche Bedürfnis bedienen. Man mag sich in der
bürgerliche Werte eher verpönt. In einem
lungen ist, dass man selbst rauskommt aus
Gesellschaft nicht wertgeschätzt fühlen, spürt
Beispielfall wehrt der Jugendliche sich, will
seiner Lage. Das ist der Kern der neoliberalen
dann aber vor dem Fernseher in der Abgrenzung
raus aus diesem Milieu, will Abitur machen
Vorstellung, dass es in der freien Gesellschaft
nach unten ein subjektives Erfolgserlebnis.
und wird immer wieder von den Eltern zu-
keine Klassenbarrieren gibt, dass soziale Un-
rückgehalten. Das Ganze eskaliert, bis dann
gleichheit eben nicht strukturell festgeschrie-
staatliche Institutionen eingreifen und alles
ben ist. Die Verantwortung liegt bei Einzelnen,
zum Besseren wenden.
es bedarf nur der „Aktivierung“ – das ist eben auch der Kern der Hartz-Gesetze.
bodo Also eine positive Geschichte? B.S. Das Interessante an diesem Format – was auch die Produktionsfirma selbst betont – ist: Der Familie wird in ein besseres Leben geholfen. Diese Hilfe besteht durchgehend in staatlicher Intervention, das kann das Jugendamt, die Arge, die Schule oder ein Sozialarbeiter sein.
bodo Sie erinnern daran, dass diese Wertvorstellungen des „unternehmerischen Selbst“ aus Managerseminaren längst auf Jobcenter, Schulen, Pflegeeinrichtungen übergegangen sind. Und den zu Hause Bleibenden vermittelt sie das Fernsehen?
bodo Und wer sieht sich das nun eigentlich an? B.S. Das disziplinierende Moment geht weit über die sogenannte „Unterschicht“ hinaus. Diese moralischen Erzählungen funktionieren als Stigma, das einen selbst am Laufen hält: Wenn ich mich hängenlasse, nicht kämpfe, dann widerfährt mir diese Ächtung, die ich da jeden Tag im Fernsehen sehe. Ich glaube, es wirkt mindestens so intensiv auf Leute, die in der Erwerbsarbeit stecken. Die sehen diese Zerrbilder und spüren: Zu denen
B.S. Insofern sind diese Erzählungen hochpoli-
will ich nie gehören. Deshalb nehme ich auch
bodo Das Funktionieren staatlicher Institutio-
tische Märchen. Sie wiederholen die „Teller-
einen unterbezahlten Job an, deswegen lasse
nen klingt ja erst einmal nicht so schlecht.
wäscher zum Millionär“-Geschichte täglich
ich mich gegen meine Überzeugungen, gegen
mehrfach: Ihr könnt das schaffen, strengt euch
meine Würde in dieser Gesellschaft behandeln,
an. Ihr seht: Hier ist eine Familie mit wirklich
weil ich sehe, es gibt diese Gruppe von Men-
schlechten Voraussetzungen und die schafft
schen, zu der ich nicht gehören möchte.
B.S. Es sind Prozesse des Anpassens und Angepasstwerdens an vorherrschende Vorstellungen – Vorstellungen vom gesunden, aktiven Leben, von Leistungs- und Bildungsorientierung. Das Leben der Protagonisten erscheint bis dahin als Abweichung, die nicht strukturelle Gründe hat, sondern individuelle: Die Leute können – und sollen – sich aus ihrer Lage selbst befreien. Das wird jeweils vorgeführt als Auflösung des Konflikts. Es sind hochmoralische, pädagogische Geschichten mit klaren Schuldzuschreibungen. bodo Sie beschreiben diese Fernsehwirklich-
das. Und das jeden Tag, in stundenlanger Beschallung, führt dazu, dass die Vorstellung, dass ich selbst allein verantwortlich bin für meine Lage, zur generellen gesellschaftlichen Idee wird. Nur, dass es in der Realität nicht so aussieht wie in diesen Geschichten. bodo Das klingt wirklich eher nach einem Trainingsprogramm als nach Unterhaltung. Warum sind Formate wie „Familien im Brennpunkt“ so erfolgreich?
keit im Zusammenhang mit dem Umbau des
B.S. Ich glaube, die Figuren sind so überzeichnet,
Sozialstaats seit den 2.000er Jahren.
dass sie jedes reale Schicksal überbieten. Im
Britta Steinwachs Zwischen Pommesbude und Muskelbank. Die mediale Inszenierung der „Unterschicht“ ISBN 978-3-942885-91-1 edition assemblage | 16,80 Euro
39
NETZWELT
KINOTIPP
endstation.kino & bodo präsentieren: Der Wert des Menschen Thierry (Vincent Lindon), 51 Jahre alt, Familienvater und gelernter Maschinist, ist seit 20 Monaten arbeitslos und befindet sich auf der Suche nach einem neuen Arbeitsverhältnis. Dabei muss er sinnlose Fortbildungen absolvieren und aussichtslose Job-Interviews bestreiten. Immer wieder kommt er an den Punkt, an dem er sich fragen muss, ob er es sich noch erlauben kann, auf seinen
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.hoaxmap.org
Prinzipien zu bestehen. Als er schließlich eine Anstellung als Kaufhausdetektiv
Ein Hoax bezeichnet eine Falschmeldung, die von vielen Menschen für wahr gehalten wird
findet, gerät er aufs Neue in ein moralisches
und sich daher schnell im Internet und über Social-Media-Kanäle verbreitet. Dieses Phäno-
Dilemma, das ihn endgültig vor die Wahl
men trat in den letzten Wochen und Monaten vermehrt mn Zusammenhang mit angeblich
stellt, ob er dazu imstande ist, den Gesetzen
von Geflüchteten begangenen Straftaten auf. Abstruse Gerüchte machten im Internet die
des Marktes zu gehorchen oder nicht.
Runde. Teilweise reproduzierten sie jahrhundertealte rassistische Narrative vom mordenden und vergewaltigenden Fremden. Diesen Geschichten stellt sich ein Kartenprojekt entgegen, das die Meldungen, die sich als Falschmeldungen herausstellen, sammelt, die passenden Richtigstellungen heraussucht und diese auf einer Karte anzeigt.
Vincent Lindon im offiziellen Wettbewerb des Cannes-Filmfestivals 2015 mit dem Preis für die beste männliche Hauptrolle
In einer tabellarischen Übersicht werden auf der Plattform die einzelnen Fälle von Falsch-
ausgezeichnet und der Film erhielt zudem
meldungen und widerlegten Gerüchten nach einem festen Schema archiviert. Neben Ort
den Preis der ökumenischen Jury. In diesem
und Datum und einer kurzen Beschreibung des Gerüchtes finden sich auf der Webseite
im Cinéma-Vérité-Stil inszenierten Drama
die direkten Links zu den entsprechenden Richtigstellungen. Neben Erzählungen von
wird er von einem großartig agierenden
explodierenden Kriminalitätsraten, die sich als falsch herausstellten, finden sich auf der
Ensemble aus Laien begleitet.
Webseite auch Links zu abstrusen Gerüchten wie geschändeten Gräbern und gegessenen Schwänen. Auf einer Karte kann man die Fälle lokal verorten.
Der französische Regisseur Stéphane Brizé stellt in seinem Drama eine zentrale Frage:
Ins Leben gerufen wurde das Projekt Anfang Februar von Karolin Schwarz. „Ich hatte
Wie viel ist die Menschenwürde in der
bereits Mitte des letzten Jahres das Gefühl, dass es immer mehr Gerüchte um geflüch-
heutigen Zeit wert? Die Gesetzmäßigkeiten
tete Menschen gibt, die sich letzten Endes als Falschmeldungen herausstellten. Diese
des Marktes zeigen dabei ihr hässliches
Geschichten wollte ich sammeln“, so die Gründerin des Projektes. Mit ca. 130 Geschichten
Gesicht: Friss oder stirb, heißt die Devise.
ging die Webseite online. Mittlerweile sind es weit über 200 Fälle, durch die man sich klicken kann. „Fast täglich bekomme ich neue Einsendungen von Geschichten per Mail oder über Twitter. Natürlich bin ich durch die Seite auch das Ziel von Anfeindungen geworden, aber das bleibt wohl nicht aus bei so einem Projekt.“ Im Laufe der nächsten Wochen sollen kontinuierlich weitere Hoaxe dazukommen. Im Moment sei das Arbeitsaufkommen des Hobbyprojektes enorm, so Schwarz. „Ich hoffe, dass sich das in nächster Zeit wieder etwas normalisiert, auch wenn ich den Eindruck habe, dass wir im Moment gerade mal die Spitze des Ka
ro
40
Für seine darstellerische Leistung wurde
Eisberges abgebildet haben.“ (sese) lin
Sch
w ar z
Deutsche Fassung: Do. 17.3., 20 Uhr, Fr. 18.3., 17 Uhr, Sa. 19.3. – So., 20.3., 19.Uhr Französisches Original mit deutschen Untertiteln: Mo. 21.3. – Di. 22.3., 20 Uhr und Mi. 23.3., 17 Uhr Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 687 16 20 www.endstation-kino.de
BÜCHER
Gelesen von Bastian Pütter
Von wegen grün Kathrin Hartmann ist wütend. Akribisch hat sie für ihr neues Buch recherchiert, u.a. dort, wo die Kollateralschäden unseres „grünen“ Nachhaltigkeits-Kapitalismus
Braunschweig hat Polizei
entstehen. In den gerodeten Regenwäldern Borneos, wo heute auf endlosen Plantagen Palmöl für europäischen Bio-Diesel oder deutsche Bio-Tütensuppen produziert wird. Oder in den zerstörten Mangrovenwäldern Bangladeschs, wo „Naturland“ zertifizierte Bio-Garnelen „anbaut“.
Denken lassen Eine geschmeidige Begriffsklärung zu Beginn: „Algorithmen sind Kunstwerke der Faulheit. (…) Ein Algorithmus ist ein Teil unseres Denkens, den wir so gut verstanden
Auf 400 Seiten und mit einem ganzen
haben, dass wir ihn auslagern können.“ Zum
Anmerkungsapparat zählt sie die Zerstö-
Planeten dieser seltsamen Wesen, ohne die
rungen, die Enteignungen und Menschen-
im digitalen Zeitalter nichts mehr geht (ob-
rechtsverletzungen auf der Nachtseite
wohl sie natürlich viel älter sind), hat der Ma-
der „Green Economy“ auf. Einer Ideologie,
thematiker Sebastian Stiller einen geradezu
die Wachstum mit „Ablass“ verbindet:
verblüffenden Reiseführer geschrieben.
Hunderte Ökosiegel sind Kaufargumente für ein gutes Gewissen, und wo die Zweifel zu laut werden, wie beim „zertifizierten“ Palmöl, helfen Gefälligkeitsgutachten und die Kumpanei mit Regierungen, Institutionen der UN und Umweltschutzverbänden wie dem WWF.
Wir Laien raunen von Algorithmen, wenn es um Suchmaschinen, Datensicherheit und Überwachung und letztlich meist, wenn es um (digitale) Komplexität geht. Der mahnende Untertitel „Versteht sie, bevor sie euch verstehen“ holt uns bei genau diesen diffusen Ängsten ab und ist doch ein
Der Braunschweiger Kripo-Chef Ulf Küch erklärt in „Soko Asyl“, wie seine Polizei 2015 angesichts der vielen Geflüchteten in der Stadt reagiert hat: Mit dem Erfassen und dem Bekämpfen von sowie dem Informieren über Kriminalität. Klingt banal? Ist es eigentlich auch. Genauso wie die Befunde: „Der Anteil von Kriminellen, die mit den Flüchtlingen nach Deutschland eingereist sind, ist prozentual nicht höher als der Anteil von Kriminellen in der deutschen Bevölkerung.“ Ganz klar ist mir nicht, warum Polizisten inzwischen aus Dienstinterna Bücher machen. In diesem Fall ist es jedenfalls deutlich besser auszuhalten als etwa der Bestseller „Deutschland im Blaulicht“ der Bochumer Streifenpolizistin Tania Kambouri (bodo 11/15).
Für Kathrin Hartmann ist klar: Den eige-
Etikettenschwindel. Stillers Buch ist eine
Das hat weniger mit Positionen zu tun
nen verschwenderischen Lebensstil mit
geradezu lustvolle Tour, mitreißend und
– auch Ulf Küch ist eher ein Hardliner –,
Nachhaltigkeits-Siegeln ethisch zu recht-
erstaunlich handfest geschrieben. Es geht
sondern mit einer Unaufgeregtheit, die sich
fertigen, misslingt. Der Rohstoffhunger
um die Frage, warum Autos nicht mehr als
meist nicht mit Ressentiments und gefühl-
des grünen Kapitalismus setzt immer neue
sieben Sitze haben sollten, um das Teilen
ten Wahrheiten aufhalten will. Küch sagt
Zerstörungen in Gang. Was bleibt, außer der
von Kuchen, um Fortpflanzung, Rubbellose
halt, wie‘s ist. Und so verweist „Soko Asyl“ in
Wut, sind die Vision einer Postwachstums-
oder um Leonardo da Vincis Überlegungen
erster Linie auf das flächendeckende Schei-
gesellschaft und die Beispiele globalen
zum Malen von Bäumen. Nach 250 Seiten,
tern von Politik und Verwaltungen, einfach
Widerstands: „Folgen wir ihnen doch.“
die bei aller Klarheit fast im Plauderton da-
vernünftig darüber zu sprechen, was sich
herkommen, fühlt man sich gleichermaßen
ändert und was nicht, wenn Neue kommen.
Kathrin Hartmann | Aus kontrolliertem Raubbau – Wie Politik und Wirtschaft das
unterhalten und eine ganze Ecke schlauer.
Ulf Küch | Soko Asyl. Eine Sonderkommission
Klima anheizen, Natur vernichten und
Sebastian Stiller | Planet der Algorithmen.
offenbart überraschende Wahrheiten über
Armut produzieren
Versteht sie, bevor sie euch verstehen.
Flüchtlingskriminalität
ISBN 978-3-89667-532-3
ISBN 978-3-8135-0693-8
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41
REPORTAGE
42
Vor zehn Jahren wurde Mehmet Kubas¸ık in der Dortmunder Nordstadt ermordet. Erst 2011 wurde klar, dass der selbsternannte „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) für diesen und neun weitere Morde sowie mindestens zwei Bombenattentate mit zahlreichen Verletzten verantwortlich ist. Der NSU-Komplex offenbarte Strukturen in deutschen Sicherheitsbehörden, die mindestens in diesem Fall von Ignoranz, Vertuschen und Versäumen geprägt waren. Und er offenbarte einmal mehr, dass es für Rassismus in einer Gesellschaft keine Nazis braucht. Von Alexandra Gehrhardt | Foto: Daniel Sadrowski
Versagen als Teil des Systems „Spekuliert wird, ob Mafia-Killer aus dem Drogenmilieu dahinter stecken, die Abtrünnige liquidieren; Auftragsmorde sind denkbar“, stand am 7. April 2006 in der Westfälischen Rundschau. Drei Tage vorher war der Kiosk-Betreiber Mehmet Kubas¸ık in der Mallinckrodtstraße in der Dortmunder Nordstadt ermordet worden. Schon bald war klar: Mit derselben Waffe waren schon andere türkei- oder griechenlandstämmige Geschäftsleute in Städten in ganz Deutschland erschossen worden. Der Leitende Staatsanwalt schloss, „dass es sich um einen Schlusspunkt unter einer Auseinandersetzung zwischen Gewerbetreibenden handelt.“
Gegen die Betroffenen Es waren keine Gewerbetreibenden, sondern Neonazis, die von 2000 bis 2007 neun Geschäftsleute und eine Polizistin ermordeten und mindestens zwei Bombenanschläge verübten. Erst 2011 wurde der rassistische Hintergrund der Serie bewiesen – nicht, weil die Ermittlungen erfolgreich waren, sondern weil der NSU sich selbst enttarnte. Seitdem wird viel über ein Versagen der Sicherheitsbehörden gesprochen, über Versäumnisse, schlechte Kommunikation und über
Pressestimmen:
die Unterstützung, die das Kerntrio aus der rechten Szene in Dort-
„Seit fast sechs Jahren hält eine bundeswei-
mund und den anderen Städten gehabt haben muss. Ein Punkt wird
te Mordserie an ausländischen Ladenbe-
aber noch immer zu wenig beleuchtet, sagt der Rechtsanwalt Cars-
sitzern die Polizei in Atem. Gab es mit dem
ten Ilius: dass dieses Versagen Teil des Systems ist. „In Dortmund,
39-jährigen Ladenbesitzer Mehmet K. […]
und unabhängig voneinander auch in allen anderen Städten, wurde
jetzt das achte Opfer? Fast jedes Mal traf es
in strukturell rassistischer Weise gegen die Betroffenen ermittelt.“
türkische Kleinhändler.“ Westfälische Rundschau, 7. April 2006
Ilius vertritt Elif Kubas¸ık, die Ehefrau des Getöteten, als Nebenklägerin im Münchener Prozess und ist überzeugt: „Das, was in Dortmund passierte, ist beispielhaft für die Problemlage.“ Denn bei der Suche nach den TäterInnen waren Drogenhandel, Mafiastrukturen oder PKK die ersten Ermittlungsansätze.
Das ignorierte rechte Motiv
„Von zwei Verdächtigen, die in Nürnberg am Tatort gesehen worden waren, existieren Phantombilder. Kurzzeitig wurden sie in Verbindung zum Nagelbomben-Attentat im Juni 2004 in Köln gebracht.“ Westfälische Rundschau, 7. April 2006 „Wir müssen davon ausgehen, dass es sich
Zwei Jahre lang wurde das komplette Umfeld der Familie ausgeleuch-
um eine Organisation handelt. Wir wissen
tet und Angehörige immer wieder befragt. Ob Kubas¸ık eine Geliebte
nur noch nicht, um welche.“
hatte oder Kontakte zur PKK. In einem Interview schilderte die Ehefrau
Ruhr Nachrichten, 8. April 2006 43
REPORTAGE
2014, sie sei befragt worden, ob es sich um eine
Die ganz normale Mitte
Struktureller Rassismus
die Familie ja aus der Osttürkei. Dass ihr Mann
Nach einer aktuellen Studie der Friedrich-Ebert-
Wie diese Aufarbeitung funktionieren kann?
ermordet wurde, weil er selbst in kriminelle Ma-
Stiftung zur Verbreitung rechter Einstellungen
1997 befasste sich eine Untersuchungskom-
chenschaften verwickelt gewesen war, war für
fühlen sich 18 Prozent – fast ein Fünftel – der
mission in England mit den Ermittlungen
die ErmittlerInnen der einzig mögliche Schluss.
deutschen Bevölkerung „durch die vielen Aus-
zum Tod von Stephen Lawrence, der 1993 in
Blutfehde handeln könne, schließlich komme
länder in einem gefährlichen Maß überfrem-
London erstochen worden war, und unter-
Und das passierte nicht nur in Dortmund. Die
det.“ Weitere 19 Prozent stimmen dieser Aussage
suchte, ob rassistische Strukturen innerhalb
Betroffenen des Nagelbombenattentats in der
zumindest teilweise zu. Mehr als 1.000 Angriffe
der Polizei die Ermittlungen behinderten. Im
Kölner Keupstraße wurden 2004 genauso zu
auf Geflüchtetenunterkünfte hat das Bundes-
Bericht dieser Kommission, der als Macpher-
Unrecht verdächtigt wie der Nürnberger Blu-
kriminalamt 2015 gezählt. In Escheburg wurde
son-Bericht bekannt wurde, stand am Ende,
menhändler Enver S¸ims¸ek, dem zunächst Kon-
im Februar 2015 Feuer in einer solchen gelegt, in
dass der Mord „eindeutig durch Rassismus
takte zu Drogenhändlern und einer „Schnitt-
Altena drang im Oktober ein Mann in ein Wohn-
motiviert“ und die Polizeiarbeit durch „In-
blumenmafia“ unterstellt wurden.
haus ein, in dem sieben Geflüchtete wohnten,
kompetenz und Rassismus“ geprägt war.
legte auf dem Dachboden Feuer und schnitt die Ein rechtes Motiv allerdings wurde – auch in
Leitung zum Brandmelder durch. Die Täter: Ein
Nach der Selbstenttarnung des NSU im No-
Dortmund – ignoriert, trotz der Hinweise, die
Finanzbeamter und ein Feuerwehrmann, nicht
vember 2011 habe er sich gefragt, ob er auf
es gab: trotz der Zeugin, die zum Tatzeitpunkt
als rechtsradikal bekannt. Die ganz normale Mit-
das rassistische Motiv hätte kommen können,
zwei Männer mit einem Fahrrad gesehen hatte,
te. Um diese Mitte geht es aber, sagt Ilius, denn
sagte Staatsanwalt Artkämper im Januar vor
die sie als „Junkies oder Nazis“ beschrieb. Trotz
sie konstituiert staatliche und gesellschaftliche
dem Untersuchungsausschuss in Düsseldorf.
der „Operativen Fallanalyse“, einer Art Psycho-
Institutionen, Polizei, Behörden, Bildungsein-
Doch er habe keinen Fehler in den Ermittlun-
gramm, die die TäterInnen als „unorganisiert/
richtungen, Medien. Sie prägt die Regeln – und
gen feststellen können, auch nicht mit dem
fremden- bzw. türkenfeindlich“ charakteri-
wird von ihnen geprägt –, die MigrantInnen als
Wissen von heute. Im Februar wurde bekannt,
sierten. Daraus folgte nichts. Weil es nur eine
fremd, nicht gleich, kriminell konstruieren.
dass die Polizei nach der Entführung eines Kleinkindes aus dem Berliner LaGeSo mehre-
Arbeitshypothese gewesen sei, aber keine konkreten Ansätze gab, sagte der Leitende Staats-
Als der Bundestags-Untersuchungsausschuss
re Tage lang in die falsche Richtung ermittelt
anwalt Dr. Heiko Artkämper im Januar vor dem
zum NSU 2013 seinen Abschlussbericht vorleg-
hatte. Sie hatte zuerst die Familie verdächtigt,
NRW-Untersuchungsausschuss. Und weil sich
te, diagnostizierten NebenklagevertreterIn-
die Entführung nur vorzutäuschen, um nicht
die Dortmunder Neonaziszene ja vor allem auf
nen, dass institutioneller Rassismus bei der
abgeschoben zu werden.
den Stadtteil Dorstfeld beschränke.
Aufarbeitung zu wenig thematisiert wurde.
Pressestimmen: „Selbst die Hypothese, dass ein psychopatischer Serientäter durch Deutschland reist und wahllos versucht, türkisch-stämmige Gewerbetreibende zu ermorden, wäre eine
Auch das Deutsche Institut für Menschen-
Mit einer Demonstration und einer Podiums-
rechte kam im Staatenbericht des UN-Anti-
diskussion begehen verschiedene Organi-
rassismus-Ausschusses zu dem Schluss: „Ob
sationen und Gruppen am 4. April den „Tag
Formen institutionellen Rassismus in Ermitt-
der Solidarität“ zum Gedenken an Mehmet
lungsbehörden eine wirksame Aufklärung
Kubas¸ık. Die Demonstration beginnt um 18
dieser Taten behinderten, wird bislang in der
Uhr am ehemaligen Kiosk der Familie Kubas¸ık
Aufarbeitung unzureichend thematisiert.“
an der Mallinckrodtstraße 190.
,denkbare Variante‘, sagt Artkämper.“ Ruhr Nachrichten, 8. April 2006 „Das BKA sieht das genauso: ,Auf Grund der Tatausführung steht fest, dass der oder
Die Amadeu-Antonio-Stiftung definiert institutionellen Rassismus als Phänomen, in
die Täter in allen neun Fällen mit absolu-
dem „Institutionen rassistische Zuordnungen
ter Tötungsabsicht und sehr professionell
übernehmen und daraus für die so markier-
gehandelt haben.‘ Tödliche Streitigkeiten im Familien- oder Bekanntenkreis schließt das
ten Menschen systematische Benachteiligungen folgen“, sagt ein Bericht zu institutio-
BKA aus. Und so bleibt doch die Vermutung,
nellem Rassismus im Fall NSU. „Das bedeutet
dass es sich um Erpressung handelt.“
nicht, dass notwendigerweise alle Personen,
Ruhr Nachrichten, 12. April 2006 „,Döner-Morde‘ Taten von Nazis.“ Westfälische Rundschau, 12. November 2011 „Döner-Morde: Heiße Spur.“ Ruhr Nachrichten, 12. November 2011 44
Info:
die in entsprechenden Institutionen arbeiten, persönlich rassistische Absichten verfolgen. Der Rassismus ist stattdessen oft in Routinen und Regelungen eingewoben, welche diese Diskriminierung erzeugen, ohne dass es den Beteiligten auffallen muss.“
VERKÄUFERPORTRÄT
„Hier kennt mich eigentlich jeder.“
Frank aus Wattenscheid
„Seit zehn Jahren verkaufe ich jetzt hier in Wattenscheid. Zuletzt musste ich ein bisschen kürzer treten, weil ich künstliche Arterien in einem Oberschenkel bekommen habe. Aber es geht mir schon wieder besser, und dreimal in der Woche bin ich jetzt schon wieder an der Oststraße. Morgens fahre ich aus Gelsenkirchen hierher.
Frank verkauft in Wattenscheid das Straßenmagazin. In der Fußgängerzone gehört er mittlerweile fest zum Stadtbild. Als wir ihn an seinem Verkaufsplatz besuchten, war er bereits mit Kunden ins Gespräch vertieft. Nach einer Weile hatte er dann aber doch Zeit, um mit uns über sich, seinen Verkaufsplatz und das Ruhrgebiet zu plaudern. Protokolliert von Sebastian Sellhorst | Foto: Sebastian Sellhorst
Bei einem Unfall vor vielen Jahren habe ich meine Unterschenkel verloren, daher habe ich einen Behindertenausweis. Mit
die Leute, die dort einkaufen gehen, sind
markt in ein paar Jahren noch gibt. Als ich
dem kann ich umsonst mit Bus und Bahn
meist in Eile und wollen nur schnell das
mich letztes Jahr mit den Betreibern der
fahren. Nach Wattenscheid dauert es 25
Wichtigste besorgen. Das macht es nicht
Stände unterhielt, wussten viele nicht, wie
Minuten mit der S-Bahn. Müsste ich für die
unbedingt leichter, die bodo anzubieten.
lange sie noch weitermachen können. Ich
Fahrt den regulären Preis zahlen, würde
versuche das auf meine Art zu kompensie-
das wohl nicht funktionieren, aber so ist
Es konzentriert sich alles immer mehr auf
ren. In den Wintermonaten dekoriere ich
das kein Problem.
die großen Städte im Ruhrgebiet. Die meis-
meinen Verkaufsplatz mit Lichterketten
ten Leute fahren eher nach Bochum oder
und Weihnachtsmännern. Das tut der
Nach Wattenscheid hat es mich verschla-
Dortmund zum Einkaufen. Die kleineren
Fußgängerzone und natürlich auch dem
gen, weil ich früher immer meine Tante
Orte haben es da zunehmend schwer. Seit
Verkauf ganz gut.
hier besucht habe. Zu der Zeit hat eine Be-
Wattenscheid eingemeindet wurde, hat
kannte von mir das Straßenmagazin ver-
Bochum das meiste abgegriffen, so mein
Manchmal gibt es schon Tage, an denen
kauft. Irgendwann habe ich mir gedacht,
Eindruck. Die Leute, die ich treffe, gehen
einen die Trostlosigkeit hier in der Fußgän-
ich könnte in ihre Fußstapfen treten.
ganz bewusst hier einkaufen. Viele leben
gerzone etwas deprimiert. Gerade an den
Seitdem stehe ich direkt in der Fußgänger-
schon ihr ganzes Leben hier in Watten-
Nachmittagen kann es schon ganz schön
zone. Hier in Wattenscheid ist zwar in den
scheid. Da kennt man sich.
einsam werden. Trotzdem möchte ich nicht
letzten Jahren immer weniger los, aber ich
im Ruhr Park oder irgendwo anders verkau-
stehe trotzdem gerne hier. Seit das Kauf-
Ich habe aber auch nicht den Eindruck,
fen. Hier in Wattenscheid kennt mich jeder.
land weiter unten an der Fußgängerzone
dass die Stadt viel unternimmt, um die
Das macht vieles leichter.“
aufgemacht hat, haben viele kleine Läden
Innenstadt zu beleben. Was hier z.B. als
weiter oben an der Fußgängerzone zuge-
Weihnachtsmarkt gilt, ist manchmal schon
macht. Es macht zwar ab und an noch mal
richtig traurig. Nur noch eine Handvoll
ein Handyladen auf. Aber die halten sich
Buden gibt es hier jedes Jahr. Und auch
meist nicht lange. Natürlich könnte ich
die jährliche Kirmes wird von Jahr zu Jahr
auch unten am Kaufpark verkaufen. Aber
kleiner. Wer weiß, ob es den Weihnachts45
LESERSEITE
Soziale Stadtführungen von Straßenzeitungsverkäufern gibt es inzwischen in vielen Großstädten. „Hus Forbi“-Verkäufer Henrik – Spitzname: Popeye – bietet in Kopenhagen sogar Touren mit dem Rad an. Foto: Mette Kramer Kristensen
LESERPOST Liebe bodos, vielen Dank für die vielen interessanten
rin. Ich kenne deswegen Euer Buchprojekt und habe
Artikel über Flüchtlinge, Obdachlose und die Prob-
auch schon meine „Sommerkrimis“ in der Stühmey-
leme unserer Zeit. Natürlich gefallen mir auch die
erstraße abgegeben.
kulturellen Tipps und die Vorschläge zum Upcycling.
Nun, im Schmuddelwetter-Februar ergab es sich,
Macht weiter so und viele Grüße, B.G.
dass ich in der Dortmunder Innenstadt war und vor-
Guten Tag und vielen Dank für den Artikel über Karsten Riedel. Ein wunderbarer Musiker, mit dem ich – als Produzent von Natty U – einige Jahre zusammen arbeiten durfte. Aber: So leid es mir für Essen tut, Natty U war ein Dortmunder. Und so leid es mir ebenso für UB 40 tut, Natty U hat nie in deren Vorprogramm gespielt. Allerdings war er der erste deutsche Reggae-Musiker, der (im August 1991) in Kingston aufgetreten ist. Zusammen mit Karsten Riedel, und auch ich hatte das Vergnügen, dabei gewesen zu sein. Viele Grüße und Respekt für Euer Magazin! Helmut Philipps
46
her daran gedacht hatte, nachzuschauen, wo genau Euer Buchladen ist – wirklich nur „ums Eck“ von der Einkaufsstraße! Also schaute ich vorbei und war wirklich begeistert. So viele Taschen hätte ich gar nicht hinausschleppen können. Toll! Wäre so ein Laden nicht auch etwas für Bochum? Ich wäre vom ersten Tag an eine gute Kundin. :-) Grüße aus Altenbochum, G.S. Anmerkung der Redaktion Vielen herzlichen Dank für das Lob, und: Hach, wenn wir nur alles umsetzen könnten, was wir uns wünschen… Wir fürchten, dass es so schnell nichts wird mit einem Bochumer Laden. Wer es nicht zum Dort-
Liebes bodo-Bücherteam,
munder Schwanenwall schafft, muss leider vorerst
ich wohne in Bochum und kaufe seit langem jeden
mit unserem Onlineshop vorlieb nehmen: bodoev.de
Monat die bodo – immer bei der gleichen Verkäufe-
Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter
bodo dankt: Sparkasse Bochum Foerster & Thelen GmbH, Thomas Annies, Heinrich Austermann, Heike Bansemer, Thorsten Baulmann, Katja Behler, Jürgen Berger, Gertrud Bicker, Ole Eric Bogena, Kathrin Bohr, Ingo Bolland, Elsemarie Bork, Walter Brunster, Kirsten Bubenzer, Doris Buderus, Benedikt Buller, Daniel Büning, Andreas Bürgel, Wilhelm Cordes, Wolfgang Alex Cornel, Christine Dahms, Petra Danielsen-Hardt, Maria Demandt, Thomas Diekhaus, Ursula Dierschke, Annette Düe, Matthias und Corinna Ense, Tobias Eule, Evangelischer Kirchenkreis Dortmund, Susanne Fitzner, Sulamith Frerich, Gunhild und Christofer Frey, Christa Fuhrländer, Ursula Göttker, Esther Hagemann, Ilona und Georg Hamel, Hans und Marie Hanke, Silke Harborth, Bärbel Heinz, Marc Homfeldt, Andreas Hupka, Uta Jansen, Wilhelm Joemann, Ute Joswig, Petra Karmainski, Manfred Kater, Jürgen Kazuba, Ingrid Keese, Franziska und Alfons Kienast, Lieselotte Koch, Christina Kolivopoulos, Maria Kolodziej, Frank Koslowski, Moritz Kremer, Stefanie Kuhlenkamp, Angela Kuntz, Gisela Lange, Peter Lasslop, Gabriele Latza, Heinz Laumann, Detlef und Brigitte Lehmann, Gertrud und Udo Lehmann, Ellen und Helmut Lindner, Thomas Lohkämper, Mejas James Malayil, Erika Maletz, Maria-Elisabeth Markard, Christine Mathias, Verena Mayer, Dolf Mehring, Monica Meyer, Claus Meyer-Wulf, Renate Moser, mpool consulting GmbH, Annelie Nagel, Christoph Neumann, Petra Neumann, Irmela Niebuhr, Anna Niedernhofer, Ingrid Olier, Wiltraud Pohl, Sabine Raddatz, Thomas und Jutta Reckert, Georg Reimann, Hildegard Reinitz, Ingo Rosner, Ingo Rosner, Dirk Ruhlig, Volker Schaika, Hans Schillinger, Renate Schmidt, Hans Fritz Schmidt, Renate und HansJürgen Schmidt, Christine Schnellen, Herbert Schnier, Gisela und Jürgen Schöneberg, Bernd Schulte-Eversum, Larissa Schulze, Waltraud und Manfred Schumacher, Rosemarie Schwarz, U. Schwarz, Inge Christa Liselotte Seidemann, Sabine Siebel, Rinnert Siemssen, Ute Soth-Dykgers, Barbara und Michael Steinkamp, Oliver Stiller, Brigitte Stüwe, Karl-Heinz Taubenberger, Hannelore Thimm-Rasch, tOnbande e.V., Wolf Töpser, Sibylle Uhl-Dabelow, Ingrid Untersberger, Detlef van der Wei, Christel und Gerhard Volpers, Verena Vössing, Jutta und Wido Wagner, Christel Wahle, Siegmar Welski, Lena Wessler, Rainer Weu, Erika Weyland, Ursula Wiedemann, Timo Zimmermann, Anja Zöller, Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowy, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause
DER BODO-SHOP
1|2
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19./20. MÄRZ JAHRHUNDERTHALLE BOCHUM
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Samstag 10 – 19 Uhr | Sonntag 10 – 18 Uhr Jahrhunderthalle Bochum | An der Jahrhunderthalle 1 | 44793 Bochum Tageskasse ab 6 EUR | Online-VVK ab 5 EUR | Kinder bis 14 Jahre frei
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