bodo März 2018

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bodo DAS

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IN STRASSENMAGAZ

Die besten Geschichten auf der Straße

2,50 Euro Die Hälfte für den Verkäufer

SPRECHSTUNDE OHNE VERSICHERUNG PINSEL UND MARZIPANGERUCH WOHNUNGSLOS IN DORTMUND WEM GEHÖRT DIE STADT?

Schreiben und die Welt retten: Doris MeißnerJohannknecht Seite 4

Erzählen vom Holocaust Seite 32

K I T I L O P & K C PU NK RO AHNE FISCHFILET FEI N E S IM IN TERV IEW

NUR MIT AUSWEIS

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IMPRESSUM

Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Alexandra Gehrhardt, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de

INHALT

Doris Meißner-Johannknecht

Von Max Florian Kühlem

Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Peter Hesse, Alexandra Gehrhardt, Felix Huesmann, Wolfgang Kienast, Max Florian Kühlem, Metin, Bastian Pütter, Petra von Randow, Sebastian Sellhorst Titelfoto: Bastian Bochinski Bildnachweise: Bastian Bochinski (S. 18, 19), Bianka Boyke (S. 16), Damian Gorczany (S. 37), Kurt Michel / pixelio.de (S. 41), Reuters / Fabian Bimmer (S. 21), Daniel Sadrowski (S. 4, 12, 13, 14, 15, 23, 30, 32, 33, 34, 35, 38, 39), Sebastian Sellhorst (S. 2, 3, 8, 9, 10, 11, 16, 43, 45, 46), Shutterstock.com (S. 22), Erich Westendarp / pixabay.com (S. 7) Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare, monatlich in BO, DO und Umgebung Redaktions- und Anzeigenschluss: für die April-Ausgabe 10.3. 2018 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015 Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Vereinssitz: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund www.bodoev.de, facebook.com/bodoev

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In ihren Kinderbüchern geht es um homosexuelle Liebe, Obdachlosigkeit oder Rechtsradikalismus. Zum Schreiben kapselt sich Doris Meißner-Johannknecht am liebsten von der Welt ab, wir haben die Autorin zu Hause besucht.

Feine Sahne Fischfilet

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Sie sind bekannt aus dem mecklenburgischen Verfassungsschutzbericht und als Vorband der Toten Hosen. Im bodoInterview sprechen Sänger „Monchi“ und Gitarrist Christoph über Punkrock und die Auf klärung der NSU-Morde. Von Peter Hesse

Die Z(w)eitzeugen

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Erna de Vries (94) hat zwei Konzentrationslager überlebt und berichtet heute als Zeitzeugin. Katharina Spirawski (30) will dafür sorgen, dass Ernas Geschichte niemals vergessen wird. Wir haben die beiden Frauen getroffen. Von Felix Huesmann

Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Gehrhardt, 0231 – 950 978 0 redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Posegga-Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenstraße 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 13 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 3702 0500 0007 2239 00 BIC: BFSWDE33XXX

Metin, bodo-Verkäufer in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, Sie hatten einen genauso guten Monat wie ich. Auch wenn es die letzten Tage wirklich ganz schön kalt war, habe ich mich nicht unterkriegen lassen und einige von Ihnen auf dem Westenhellweg an meinem Verkaufsplatz neben der Reinoldikirche getroffen. Zum Glück habe ich mittlerweile wieder ein Dach über dem Kopf. Trotzdem hoffe ich, dass jetzt bald wieder wärmere Tage kommen. Nicht weil mir die Kälte beim bodo-Verkauf viel ausmacht, mit der richtigen Kleidung geht das schon, aber die Leute bleiben einfach lieber stehen, wenn es nicht so frisch ist. Sehr nett war es diesen Monat auch im Fritz-Henßler-Haus. Nachdem ich dort vor einem Konzert zugunsten von bodo vor sicher 300 Menschen etwas über meine Arbeit erzählen konnte, lief der bodo-Verkauf im Anschluss an die Veranstaltung wirklich super. So einfach wie dort war es lange nicht mehr. Jetzt wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe. Alles Gute und bis bald, Ihr bodo-Verkäufer Metin

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EDITORIAL

04 Menschen | Doris Meißner-Johannknecht 07 Straßenleben | Kostenloser ÖPNV 08 Neues von bodo 12 Reportage | Ärzte ohne Rechnung 15 Nachruf | Peter 16 Das Foto 16 Recht | Sparen kann zum Leistungswegfall führen 17 Kommentar | Öffentlicher Raum 17 Die Zahl 18 Interview | Feine Sahne Fischfilet 21 Gesellschaft | Pressefreiheit 22 Wilde Kräuter | Scharbockskraut 23 Kultur | Bochumer Mal-Ort 24 Veranstaltungskalender | Verlosungen 29 Kinotipp | Vor dem Frühling 30 bodo geht aus | No More Rice 32 Reportage | Die Z(w)eitzeugen 36 Bücher 37 Eine Frage… | Warum ist auf der A 40 ständig Stau? 38 Reportage | Eine Philosophie des Wohnens – seit 1893 41 Soziales | Allianz fürs Wohnen 42 Interview | Wohnungslos in Dortmund 44 bodo Shop | Leserpost 45 Leserpost | Rätsel 46 Verkäufergeschichten | Stefan

Ihre Meinung ist uns wichtig. S.4 4

Liebe Leserinnen und Leser, schön, dass Sie sich für bodo entschieden haben. Ein wichtiger Schritt unserer Arbeit ist hier schon getan: Mit Ihrem Kauf schaffen Sie für unsere Verkäuferinnen und Verkäufer Erfolge, die stark machen für den Neuanfang. Was das bedeutet, erzählen fünf von ihnen im Dokumentarfilm „Brüchige Biografien“. Er ist als bodo-Sonderheft erhältlich, mehrmals haben wir ihn auf großer Leinwand gezeigt. Und weil er eine einmalige Perspektive einnimmt, ist er nun auch online zu sehen. Schauen Sie rein: www.bodoev.de. Das Sonderheft mit DVD gibt es weiterhin bei uns: Sprechen Sie unsere Verkäufer an. Als JournalistInnen haben wir uns über eine Meldung besonders gefreut: Deniz Yücel ist frei. Über ein Jahr lang war der „Welt“Korrespondent wegen des Vorwurfs der Terrorunterstützung in der Türkei in Haft. Seine Freilassung bedeutet nicht, dass alles gut ist. Die Zahl der in dem Land inhaftierten Oppositionellen geht in die Tausende. Sie erinnern daran, wie wichtig Meinungsund Pressefreiheit für eine Gesellschaft sind. „Ich mache das, so lange ich kann“, sagt die 94-jährige Erna de Vries. Was sie macht, ist ihre Geschichte vom Überleben des Holocaust zu erzählen. In wenigen Jahren werden die Menschen, die aus erster Hand von der Schoah, vom industriellen Massenmord der Nazis, vom tödlichen Hass auf Minderheiten berichten können, nicht mehr da sein. Auch das ist Aufgabe von Journalismus: zu ermöglichen, dass Menschen wie Erna de Vries ihre Geschichten erzählen, so lange es noch möglich ist. Viele Grüße von bodo, Alexandra Gehrhardt – redaktion@bodoev.de

bodo bedankt sich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern Sparkasse Bochum Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Jutta Meklenborg, Sandra Rettemeyer, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa,

Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowy, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause, Friederike Claassen, Sulamith Frerich, Nicole Hölter, Gerhard Heiart, Thomas Annies, Marianne und Günter Arndt, Anna Asbeck-Wienemann, Jörn Ashoff, Rainer Aust, Hannelore Baer, Jesko Banneitz, Valeria Bartsch, Silvia Bauer, Thorsten Baulmann, Kerstin Behnisch, Michael Benninghoff, Elke Kleegraf-Müller und Bernd Müller, Kathrin Bohr, Elsemarie Bork, Renate Brachmann, Maria und Hürgen Bracht, Dr. Christine Braunwarth-Pflaum, Axel Bredemeier, Manfred Brehme, Doris Buderus, Andreas Bürgel, Daniel Buning, Kerstin Bux, Caritas-HospizTrägergesellschaft Bochum gGmbH, Nicole Christmann, Christine Dahms, Raphael Dammer, Petra DanielsenHardt, Andrea und Martin Dietz,

Karola Distelkamp, Angelika DöngesSippel, Christina Dolkemeyer, Ralf Dreckmeier, Kirsten Dudda, Annette Düe, Juan-Jose Duran Guimera, Elke Eitner, Eva Ellinghaus, Dieter Max Elster, Ingeborg Elting, Dr. Rainer Vowe Erika Lieselotte Alsdorf, Tobias Eule, Ev. Kirchenkreis Dortmund, Elisabeth und Hans-Georg Fahlbusch, Susanne Fitzner, Ina und Gabriel Fuhler, Christa Fuhrländer, Doris und Herbert Geenen, Monika und Aloysius Germann, Daniela Gerull-Haas, Gudrun und Gerhard Göddertz, Meinolf Goeke, Elisabeth Grewe, Petra und Heinz-Winfried Grieskamp, Marco Groger, Margarete Grothues, Esther Hagemann, Ilona und Georg Hamel, Margret Hansen, Silke Harborth, Juliane Hardege, Hedi Hartwig, H.B.S. Industriedienste GmbH & Co. KG, Elsbeth und Gerhard Heiart, Angelika und Manfred Henke, Benjamin Hermanski, Helga HilborneClarke, Claudia und Markus Holtkamp, Olaf Heinz Jäkel, Gabriele Jassin, Burkhard Jochim, Kaffeezentrale DE GmbH, Elvira und Michael Kallweit, Petra Karmainski, Doris und Manfred Kater, Dr. Johanna Maria Eleonore Kaup, Helga Kempers, Franziska und Alfons Kienast, Klaus-Michael Kinzel, Klein & Neubürger Architekten Partnerschaft

mbB, Ursula Koert, Helga Köster-Wais, Christina Kolivopoulos, Maria Helene Kolodziej, Jutta Koppenberg, Ute Kowalski, Ute und Ulrich Kreis, Elisabeth Kriener, Sibilla Krupp, Gisela Kuhn, Gerda Kurth-Konadu, Klaus-Martin Kwetkat, Regina Lamsfus, Landesbank Hessen-Thüringen, Peter Lasslop, Claudia Schaefer-Teuber und Laurin Teuber, Liska Ingrid Dagmar Leidler, Leo Herrmann GmbH, Christina und Fred Leonhardt, Jürgen Lesker, Ulrich Lessmann, Stephanie Lichtenbäumer, Franz Jürgen Linde, Ulli und Erdmann Linde, Ruth Linnenbrügger, Marion und Kai-Uwe Loser, Gerda Lueck, Uwe Lück, Erika Maletz, Mathias Malz, Josefina Martinez Gonzales, Mechthild Maschetzke, Ursula Massmann, Thomas und M. Mavrudis-Oberberg, Verena Mayer, Dolf Mehring, Frauke Menzel, Jan Wolfgang Meydam, Boguslaw Meyer, Monica Meyer, Peter Michalke, Petra Mimberg, Renate Moser, Sabine Muthing, Christoph Neumann, Martina Nolting, Ingrid Olier, Rosemarie Ongsiek, Dr. Mastura Osman, Martin Pape, Dr. Thomas Parent, Ulrich Peine, Jochem Peter, Rudolf Peters, Elisabeth Petzina, Barbara Pöting, Wiltraud Pohl, Dr. Sebastian Poschadel, Brunhilde Posegga-Dörscheln, Gabriele Potthoff,

Suzanne Präkelt, Susanne Pritz, Bastian Pütter, Sabine Raddatz, Ingo Regenhardt, Raymond Reif, Hildegard Reinitz, Thomas Renner, Renate ReyerDworak, Heinz Riedl, Albert Rieger, Ingrid Röser, Sabine Rollke, Bettina Romberg, Ingo Rosner, Kirsten Roß, Dieter Heinrich Schade, Edda Schaefer, Gabriela Schäfer, Mechthild Schaefer, Volker Schaika, Elisabeth Christa Schellack, Herbert Schnier, Ute Scholz, Hermann Schröder, Nicolas Schröder, Angelika Schumann, Dunja Schwermer, Dr. Karl-Heinz Schwieger, Jutta Sedlaczek, Ingrid Seidel, Karin Seidel, Thomas Seifert, Dr. Ludwig Seitz, Dr. Sabine Siebel, Ute Soth-Dykgers, Bettina Stanelle, Oliver Stiller, Hannelore Stucker, Hans-Joachim Szcygiol, Sylvie Temme, Martina und Jürgen Tennie, Peter Thanscheidt, Hannelore ThimmRasch, Rita Timmerbeil, Franz-Josef Töpler, Rosemarie Tylicki, Anja Unverricht, Christel und Gerhard Volpers, Dr. Fritz-Rüdiger Volz, Rolf von Lkenen, Jutta und Wido Wagner, Christel Wahle, Tanja Walter, Ute und Volker Weinberg, Siegmar Welski, Gretel Wenzel, Gisela Wessel, Lena Wessler, Hans-Martin Wiedemann, Dr. Gilbert Wildenheim, Sabine Witte-Lenz, Petra Wittenfeld, Peter Klaus Zier, Timo Zimmermann

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MENSCHEN

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Schreiben, bis das Essen ausgeht

Den einfachen Weg hat die Dortmunder Autorin Doris Meißner-Johannknecht nie gewählt. Welche Kunst hätte an seinem Ende stehen sollen? Keine gute, wahrhaftige jedenfalls. Deshalb waren ihre Begegnungen mit dem ganz großen Erfolg nur von kurzer Dauer. Doch es ist ein Glück, dass sie auch mit 70 Jahren weiter Bücher schreibt. Warum sie vor kurzer Zeit fast damit aufgehört hätte, erzählt sie bei einem Hausbesuch. Von Max Florian Kühlem | Foto: Daniel Sadrowski

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in Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ Ein Satz von Kafka. Ein starkes Bild für die Unbedingtheit und Kompromisslosigkeit, die zur Kunst des Schreibens gehört. Es ist eines von vielen Zitaten, mit denen der Besucher auf Doris Meißner-Johannknechts Homepage begrüßt wird. Eine Sammlung, die sagt: Ein Buch muss tief schürfen, weite Denkräume eröffnen, bestehende Ordnungen hinterfragen und phantastische Welten entstehen lassen. Das tut die Autorin am liebsten von der Welt abgewandt. Nur dann öffnet sich ihre innere Schatztruhe. „Früher bin ich auf einsame Bauernhöfe in den Alpen gefahren“, sagt sie. „Heute ziehe ich mich in mein Appartement in Winterberg im Sauerland zurück. Ich habe extra eins mit wenigen Fenstern genommen. Da schließe ich mich dann ein, bis mir das Essen ausgeht. Meine Hauptarbeit: Ich wandere so rum, bis der gute Satz kommt.“ Auch in ihrem Haus im Dortmunder Süden wandert sie mit ihren Besuchern erst eine Weile herum, an den üppig ausgestatteten Bibliotheken vorbei, die ihr selbst und ihrem Mann gehören, vorbei an selbst gemalten Bildern und Illustrationen ihrer Kinder- und Jugendbücher, die die Wände zieren. „Ich bin total stolz, dass ich ihn gekriegt habe“, sagt sie und zeigt auf eine schwarzweiße Zeichnung von Aljoscha Blau. Der russisch-deut-

Doris Meißner-Johannknecht

geboren 1947 in Dortmund

Lieblingsort zum Schreiben: Appartement 07 in Winterberg im Sauerland Lieblingsschokolade: Krokant Lieblingsmalerin: Xenia Hausner

sche Künstler ist quasi mit allen Preisen ausgezeichnet, die man in seiner Sparte kriegen kann. Jetzt hat er für „Juri West sieht rot“ gezeichnet, das eine Art Comeback für Doris Meißner-Johannknecht darstellt. Das Kinderbuch ist ihre erste Verlags-Veröffentlichung seit fünf Jahren. Bei anderen Autorinnen würde solch eine Pause nicht verwundern. Seit Doris Meißner-Johannknecht ihre Berufung zur Schriftstellerei entdeckte, hat sie allerdings jedes Jahr mindestens ein Buch veröffentlicht, meistens sogar mehrere. Vielleicht liegt das daran, dass sie spät gestartet ist und aufholen wollte. Sie brauchte erst einen sanften Schubs in die richtige Richtung.

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MENSCHEN

Mit 40 Jahren, Ende der 1980er, arbeitete sie als Gymnasiallehrerin, aber fühlte sich dort angeleint, ihre Abneigung gegen Hierarchien war mit diesem Job schwer vereinbar. „Ich konnte meine Schüler nur für Dinge begeistern, die auch mich begeistern“, erinnert sie sich. Ihr Kompromiss: Sie lehrte nur auf einer halben Stelle und schrieb ansonsten Jugendliteratur-Kritiken, machte eine therapeutische Ausbildung, engagierte sich in der grünen Bewegung und in Bürgerinitiativen. „Ich wollte die Menschen und die Welt retten.“

Feminismus: „Alle Frauen, die ich als junger Mensch kannte, Mutter, Großmutter, Tanten, Freundinnen waren selbstverständlich berufstätig. Ich hatte immer das Gefühl: Alle Menschen sind gleich, aber Frauen sind tüchtiger. Natürlich bin ich Feministin – und ich bin gut durchs Leben gekommen.“ Den sanften Schubs verpasst ihr der Dortmunder Verleger Hans-Joachim Gelberg vom renommierten Kinder- und Jugendbuchverlag Beltz & Gelberg. Er forderte sie auf: „Schreib ein Buch für uns“, und vertraute voll auf ihre Fähigkeiten. Und bald ging Doris MeißnerJohannknecht ein Licht auf: „Im Schreiben, da kann ich ja Seelen und die Welt retten!“ Ihre Themen sind immer gesellschaftlich, immer so realistisch, dass sie nebenan passieren könnten, ihre Figuren stehen meist am Rand. „Ich kümmere mich als Autorin darum, dass sie nicht runterkippen und zum Beispiel drogensüchtig werden.“ Ein Bild, das an J. D. Salingers „Der Fänger im Roggen“ erinnert. Dessen Protagonist Holden Caulfield würde im Leben eigentlich nur eins wirklich gern tun: Kinder, die auf einem Roggenfeld spielen, das an einer Klippe liegt, vor dem Herunterstürzen bewahren. So sind Doris Meißner-Johannknechts Protagonistinnen und Protagonisten auch ihre Kinder, deren Geschichten sie im Kopf hat, als hätte sie sie selbst miterlebt: die von Beeke-Luise zum Beispiel, die sich in „Vollkornsocken“ über den neuen Eso-Typen ihrer Mutter ärgert: Bio-Felix. Das Buch wurde zum Erfolg, 1996 gab es eine Verfilmung im ZDF, und die Autorin führte die Geschichte des Mädchens in weiteren Büchern fort.

Doris Meißner-Johannknecht Aljoscha Blau (Illustrationen) Und morgen sag ich es! ISBN: 978-3851978728 Obelisk Verlag | 12 Euro

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Doch generell gilt, was die 70-Jährige beim Zerteilen von drei guten Tafeln Schokolade in ihrem Wohnzimmer erzählt: „Ich hatte nie die hohen Auflagen, aber immer einen guten Namen. Ich habe mich nie dem Markt angepasst und stand für gute Literatur.“ Das wurde erst vor rund zehn Jahren zum Problem: „Da wollten auf einmal alle Verlage so reich werden wie Carlsen mit Harry Potter und fragten: Willst du nicht mal eine Fantasy- oder eine Pony-Reihe schreiben?“ Ihre Nische fand sie im Schulbuch-Verlag SchrödelWestermann, der ihre Bücher über homosexuelle Liebende, Obdachlose, Rechtsradikalismus oder Abenteuergeschichten aus dem Mittelalter als Taschenbücher veröffentlichte. Als sie mal wieder ein Hardcover herausgeben wollte, wandte sie sich an einen anderen Schulbuch-Verlag – und erlebte eine Odyssee, die sie fast vom Schreiben abbrachte: „Es ist manchmal fast schon würdelos, wie man als Autorin behandelt wird“, sagt sie. Nach zwei Monaten würde sie Rückmeldung bekommen, ob ihr Stoff ins Verlagsprogramm passe, versprach man ihr. Nach einem guten Jahr, ungenutzter Wartezeit und vielen Nachfragen kam die Ablehnung. „Da dachte ich: Okay, lass es. Farben sind auch schön – du kannst malen und dich um deine Enkel kümmern.“

1968: „Ich war 68erin, aber sehr gemäßigt. Ich habe immer alles in Frage gestellt.“ Über den Kontakt zum unabhängigen österreichischen Obelisk-Verlag, der für qualitätsvolle Kinder- und Jugendliteratur steht, erscheinen jetzt aber doch wieder Hardcover der Dortmunder Autorin. Als nächstes „Und morgen sag ich es!“ über Paul, der an eine neue Schule kommt – und früher Paula war. Und auch in der Zwischenzeit hat Doris Meißner-Johannknecht das Schreiben nicht sein lassen können. „Ich habe meinen Traum vom großen Roman wirklich gemacht, bin in langen Recherchen zur Musikwissenschaftlerin geworden und habe im Selbstverlag den Thriller „Aus der Tiefe“ über vier Musiker geschrieben.“ Warum im Selbstverlag? „Weil ich nicht 40 Absagen kassieren wollte. Es gibt sehr wenige Beispiele für Kinderbuchautoren, die auch im anderen Segment Erfolg haben.“ Mittlerweile sind Doris Meißner-Johannknecht diese Gegebenheiten des Buchmarkts egal. Sie weiß um ihre Qualität, hat einen Verlag, der ihr vertraut, und ein schönes Haus in ruhiger Lage, in dem sie vielleicht bald zu neuen Schreib-Workshops lädt. Gute Schokolade und gute Ideen sind dort immer zur Hand.


STRASSENLEBEN

Ein kostenloser oder zumindest fahrscheinloser und umlagefinanzierter öffentlicher Nahverkehr wurde in der Vergangenheit immer wieder mal gefordert. Nun wurde ein solches Konzept jedoch nicht durch Piraten, Utopisten oder Umweltaktivisten erneut ins Gespräch gebracht, sondern durch die aktuell kommissarische Bundesregierung. Text: Felix Huesmann Foto: Erich Westendarp / pixabay.com

Freie Fahrt? Dass die Bundesregierung kostenlose Nahverkehrskonzepte in fünf Städten, unter ihnen der Ruhrgebietsstadt Essen, erproben möchte, hat dabei nur wenig mit gesellschaftlichen Utopien und sozialer Gerechtigkeit zu tun. Vielmehr geht es ihr um die Abwendung juristischer Auseinandersetzungen: Weil Deutschland Richtlinien zur Schadstoff-Emission nicht einhält, drohte eine Klage der EUKommission vor dem Europäischen Gerichtshof. Ein durch den Wegfall teurer Tickets attraktiver werdender öffentlicher Nahverkehr könnte hier eine Lösung sein. Mehr ÖPNV-Passagiere gleich weniger Autofahrer, lautet die Rechnung. Ob sie aufgeht, ist dabei höchst umstritten. Super Sache, sagen die einen. Praxistests zeigen, dass vor allem Fußgänger und Radfahrer auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen, sagen die anderen. Das prominenteste Beispiel der estnischen Hauptstadt Tallin zeigt durchwachsene Ergebnisse, sowohl auf der Seite der gewünschten Effekte als auch in Fragen der Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit des Anliegens. Eines ist die von der Bundesregierung ausgelöste Debatte jedoch allemal: eine gute Gelegenheit, über Alternativen zu den bestehenden Nahverkehrs-Konzepten in Deutschland nachzudenken. Gerade im Ruhrgebiet ist der Nahverkehr nicht nur teuer, sondern mitunter auch besonders schlecht aufgestellt. Das Sozialticket, das zumindest in der Theorie alle Menschen mobil machen soll, stand politisch gerade erst auf der Kippe und ist in der Praxis längst nicht für jeden erschwinglich. Ebenfalls bittere Praxis: Deutsche Gefängnisse sind voll mit Menschen, die Geldstrafen für das „Erschleichen von Dienstleistungen“, im Volksmund „Schwarzfahren“, nicht bezahlen konnten. Ist ein kostenloser Nahverkehr für alle eine realistische Option? Das bleibt umstritten. Ob aus der Idee eine Lösung erwächst, die Klimazielen und sozialen Belangen gleichermaßen gerecht wird, wird sich zeigen.

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NEUES VON BODO

Kaffee und Kniften Brote geschmiert, Tee und Kaffee eingepackt und los geht’s in die Dortmunder Innenstadt. Wer bei Regen und winterlichen Temperaturen den Tag auf der Straße verbringt, kann ein heißes Getränk und eine Stärkung gut gebrauchen. „Kaffee & Kniften“ heißt die regelmäßige Aktion, mit der unsere HelferInnen ab jetzt regelmäßig rund um die Einkaufsstraße und an Orten, wo viele Menschen draußen anzutreffen sind, unterwegs sein werden; unsere Helfer Johannes Grözinger (Foto links) und Lorenz Kuebart haben im Februar den Anfang gemacht. Vielen Dank für diese Unterstützung – auch an die Organisatoren des Reiseendurofestivals Vosswinkel. Sie haben mit einer Spendenaktion das Startkapital für „Kaffee & Kniften“ geliefert.

TERMINE Soziale Stadtführung in Dortmund Sa., 10. März, 11 Uhr Treffpunkt: bodo-Buchladen Schwanenwall 36 – 38 Soziale Stadtführung in Bochum Sa., 17. März, 11 Uhr Treffpunkt: bodo-Anlaufstelle Stühmeyerstraße 33 „Werner Wahnsinn“ Sa., 17. März, 19.30 Uhr Benefizkonzert mit 6 Bands Erich-Brühmann-Haus Kreyenfeldstraße 36, Bochum 8

Soziale Stadtführungen

Werner Wahnsinn

Die Stadt von unten entdecken: Mit unseren sozialen Stadtführungen wollen wir zeigen, was es bedeutet, keine eigene Wohnung zu haben. Dabei führen bodo-Verkäufer und andere Experten aus ihrer Perspektive durch die Stadt und besuchen Orte, an denen es beispielsweise etwas Warmes zu Essen und Unterstützung gibt. Und sie erzählen, was es bedeutet, draußen zu sein. In Dortmund: Samstag, 10. März, Start um 11 Uhr am bodo-Buchladen, Schwanenwall 36 – 38. In Bochum: Samstag, 17. März, Start um 11 Uhr an der bodo-Anlaufstelle, Stühmeyerstraße 33. Anmeldung: 0231 – 950 978 0, Kostenbeitrag 5 Euro. Auch individuelle Gruppenführungen sind möglich.

Bereits zum 21. Mal findet am 17. März das Benefizkonzert „Werner Wahnsinn“ in Bochum-Werne statt. Bei dem Konzert, das von der evangelischen Kirchengemeinde Bochum-Werne veranstaltet wird, stehen sechs verschiedene Bands auf der Bühne und spielen Musik aus den Genres Rock’n’Roll, Beat, Blues, Soul und Pop. Die Einnahmen der Benefizveranstaltung gehen an ein Jugendprojekt der evangelischen Kirchengemeinde und an uns, den bodo e.V. Beim Hören guter Musik kann also auch noch etwas Gutes getan werden. Der „Werner Wahnsinn“ findet statt im Erich-Brühmann-Haus, Kreyenfeldstraße 36, Bochum. Einlass ist ab 18.30 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Eintritt: 9,90 Euro.


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Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an:

Eine Vielzahl von Spenden hat uns in den vergangenen Monaten erreicht. Wir freuen uns sehr, dass so viele Menschen und Firmen uns vertrauen und unsere Arbeit unterstützen. Herzlichen Dank! Ihre Spenden aus 2017 sind mittlerweile verbucht und Spendenbescheinigungen versandt. Wenn Sie noch keine erhalten haben, kontaktieren Sie uns.

Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung

Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Ostenhellweg 42-48/Eingang Moritzgasse | 44135 Dortmund Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org

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„Ich mach mein Ding!“ Auf Obdachlosigkeit aufmerksam machen und Einrichtungen in Dortmund unterstützen – mit diesem Ziel haben Georg Deventer und Monika Dürger vom „ProDortmund e.V.“ im Februar den Benefizabend „Ich mach mein Ding“ auf die Beine gestellt. Mit beeindruckender Resonanz: Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Fritz-Henßler-Haus, auf der Bühne gaben sich Schauspieler Claus-Dieter Clausnitzer, Sänger Christoph Nitz und die UdoLindenberg-Coverband „Panische Saiten“ die Mikros in die Hand. Der Erlös kam den Wohnungslosenhilfeeinrichtungen GastHaus, dem ObdachlosenKaffee St. Reinoldi und bodo zu Gute – 1.900 Euro gab es am Ende für jede Einrichtung. Vielen Dank!

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NEUES VON BODO

10.000 Euro Spende für bodo Mit einer großen Spende in Höhe von 10.000 Euro unterstützt die Hessische Landesbank (Helaba) die Arbeit von bodo. „Als Landesbank engagieren wir uns für unsere Nachbarschaft. Deshalb unterstützen wir in diesem Jahr erneut wohltätige Organisationen in Nordrhein-Westfalen. Im Namen aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchten wir auf diese Weise Menschen in besonderen Lebenssituationen helfen“, sagte Stefan Ropers, Leiter der Helaba-Niederlassung Düsseldorf. Wir freuen uns über diesen für uns riesigen Betrag und danken dem ganzen Team der Düsseldorfer Helaba. Die Spende festigt die Beratungs- und Betreuungsangebote und ermöglicht die Einrichtung einer Teilzeitstelle für einen langzeitarbeitslosen, älteren Menschen.

SOZIALES Kein Mindestlohn: 2,7 Millionen Beschäftigte in Deutschland bekamen 2016 weniger als den gesetzlichen Mindestlohn. Das ergab eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Häufigstes Mittel zur Umgehung des Mindestlohns sei undokumentierte und unbezahlte Mehrarbeit. Beschäftigte in Unternehmen mit Tarifvertrag und Betriebsrat seien dabei besser geschützt. Armut macht krank: In Stadtteilen mit einer hohen Arbeitslosenquote gibt es besonders viele Notarzteinsätze. Das fanden Forscher der Ruhr-Universität Bochum und des Robert-Koch-Instituts heraus. Sie hatten zwei Jahre lang sämtliche Notarzteinsätze in Bochum ausgewertet. Besonders häufig komme es in sozial benachteiligten Stadtteilen wegen Herz- und Lungenerkrankungen sowie Schlaganfällen zu Einsätzen. Hartz IV-Sanktionen: Die vom Jobcenter Bochum ausgesprochenen Hartz-IV-Sanktionen sind seit 2014 rückläufig, wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtete. Sanktionen werden etwa ausgesprochen, wenn ein Termin versäumt wird oder ein Arbeitsloser sich nicht auf einen vermittelten Job bewirbt. Im Jobcenter Essen erhöhten sich die Sanktionen im Jahr 2017 hingegen rekordverdächtig: Dort wurde das Arbeitslosengeld II 20 Prozent häufiger gekürzt als im Vorjahr. Mehr Kinder in Krisengebieten: Jedes sechste Kind auf der Welt lebt laut der Kinderrechtsorganisation Save the Children in einem Kriegs- oder Konfliktgebiet. Insgesamt seien mehr als 350 Millionen Minderjährige betroffen – ein Anstieg um 75 Prozent seit dem Jahr 1990. Besonders gefährlich für Kinder sind laut Save the Children die Länder Syrien, Afghanistan und Somalia.

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Ihre Bücher schaffen Stellen Wir versuchen einen Großteil der Mittel, die wir für unsere Arbeit benötigen, selbst zu erwirtschaften. In unserem gemeinnützigen Buchladen nehmen wir gebrauchte, gut erhaltene Bücher und Medien als Spenden an und finden neue Besitzer – in unserem Buchladen in Dortmund und online. Und: Unser Projekt schafft Stellen für ehemals langzeitarbeitslose Menschen. Beliebt sind Romane, Sach- und Fachbücher, Kunst oder Hobby, DVDs, Hörbücher, CDs und Schallplatten. Wir freuen uns über ihre Spenden, die wir in unserem Buchladen in Dortmund oder in unserer Anlaufstelle in Bochum gern entgegennehmen. Bei größeren Mengen rufen Sie uns gern vorher an!


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Ansprechpartner

0231 – 950 978 0

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bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr zentrale Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de Fax: 0231 – 950 978 20 Besuchen Sie uns Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr Fr. 14 – 17 Uhr

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www.druckwerk.info Zum Praktikum bei bodo warmes Essen, medizinische Versorgung und Aufmerksamkeit zu erhalten. Diese seien besonders wichtig, da viele Obdachlose für die Gesellschaft ,unsichtbar‘ sind.

„Zu Beginn des Praktikums war uns noch nicht bewusst, wie viel Arbeit sich hinter dem Straßenmagazin bodo verbirgt. Die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen unterstützen mit ihrer Arbeit tagtäglich die Leute, die häufig durch schwere Schicksalsschläge nicht die Möglichkeit auf ein sicheres Zuhause haben.

Besonders die Geschichte des Verkäufers Marcus prägte sich uns ein, der erzählte, dass er an seinem Standort regelmäßig beschimpft wird. Er trifft jedoch auch Leute, die ihm freundlich begegnen. Unser Fazit nach einer Woche: Man sollte die Augen nicht vor der Obdachlosigkeit verschließen und die Leute auf der Straße nicht verurteilen, ohne ihre Geschichte zu kennen.“

Uwe, Stadtführer der sozialen Stadtführung, zeigte uns Orte, an denen man oft ohne Beachtung vorbeigeht, die aber für Obdachlose als Anlaufstelle dienen, um

en lassen.“ „Nicht ärgern. Berat © by Photocase.de

Regelmäßig schnuppern SchülerInnen während eines Praktikums in den Alltag bei bodo hinein. Im Februar waren Naemi und Mariam bei uns. Ihr Bericht:

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REPORTAGE

Offiziellen Statistiken zufolge leben 80.000 Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung. In der Realität ist die Zahl jedoch deutlich höher: Obdachlose und Menschen ohne Papiere werden nämlich gar nicht erst erfasst. Wer ohne Versicherung ist und gesundheitliche Probleme bekommt, dem hilft der Bochumer Verein „Aufsuchende Medizinische Hilfe für Wohnungslose Bochum“. Von Sebastian Sellhorst | Fotos: Daniel Sadrowksi

„Wir wollen einfach nur Probleme lösen“

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Zu Besuch bei der Aufsuchenden Medizinischen Hilfe für Wohnungslose Im Schatten des Bochumer Rathauses liegt in der Stühmeyerstraße zwischen bodo-Anlaufstelle und Suppenküche eines der Behandlungszimmer der Aufsuchenden Medizinischen Hilfe. Zwei Mal in der Woche finden dort Sprechstunden statt. Wer dort hinkommt, wird nicht nach einer Versicherungskarte oder anderen Unterlagen gefragt. Entstanden ist das Projekt aus einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für arbeitslose Ärzte vor über zwanzig Jahren. „So eine Maßnahme läuft natürlich irgendwann aus. Doch wir wollten die Patienten, die in der Zeit zu uns gekommen sind und Vertrauen zu uns aufgebaut haben, nicht im Regen stehen lassen“, erzählt Dr. Paul Weyand, erster Vorsitzender des 1997 gegründeten Vereins.

Bei der Aufsuchenden Medizinischen Hilfe werden Menschen auch ohne Krankenversicherung behandelt.

Zu Beginn seiner Tätigkeit hat der Verein hilfsbedürftige Menschen noch auf der Straße aufgesucht. „Das ließ sich aber auf Dauer finanziell und organisatorisch nicht mehr händeln. So haben wir uns dann einen Ordinationsraum gesucht. Den haben wir ganz bewusst in der Nähe der Suppenküche etabliert, um auch Leute zu erreichen, die vielleicht nur zufällig auf unser Angebot aufmerksam werden“, sagt Jutta Niederkinkhaus, Geschäftsführerin des Projektes. Mittlerweile hat sich ein großes Team von ehemaligen Krankenschwestern und Ärzten zusammengefunden, das an vier verschiedenen Standorten regelmäßige Sprechstunden anbietet.

Die Gründe, warum Menschen keine Krankenversicherung haben, sind sehr unterschiedlich. „Fast zwei Drittel der Menschen, die unsere Hilfen nutzen, kommen aus dem osteuropäischen Ausland“, erzählt Frau Niederkinkaus. „Menschen aus dem Ausland haben zwar oft eine Krankenversicherung in ihrem Heimatland, aber die übernimmt hier in der Praxis meist nichts.“ Theoretisch gebe es über das Arbeitsamt zwar einen Weg in die Krankenkasse. Der bürokratische Aufwand sei aber dermaßen hoch und so kompliziert, dass er für fast niemanden zu leisten sei. Auch Menschen, die nach einer gescheiterten Selbstständigkeit auf der Straße und außerhalb des Gesundheitssystems landen, gehören zu den Patienten der Medizinischen Hilfe. „Die Grundidee,

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REPORTAGE

die wir mal hatten, war es ja, Leute nach einer Erstbehandlung in das klassischen Leistungssystem zu re-integrieren. Das ist aber leider nur ein frommer Wunsch geblieben. Es gibt auch Leute, die haben eine Krankenversicherung, kommen aber trotzdem zu uns, weil sie sich hier wohler fühlen, oder weil sie woanders aufgrund ihres Erscheinungsbildes schlecht behandelt wurden.“ Einer der Ärzte, die in ihrer Freizeit ehrenamtliche Sprechstunden anbieten, ist Rainer Bölling. Einmal in der Woche empfängt der pensionierte Facharzt für Unfall- und Gelenkchirurgie all jene Menschen, die seine Hilfe suchen. „Ich habe 34 Jahre in der Chirurgie gearbeitet. In der Zeit habe ich so viel gelernt, dass es schön ist, wenn ich das hier noch nutzen kann. Ich habe einfach Freude daran, wenn Menschen mit Problemen zu mir kommen, die ich lösen kann“, beschreibt er die Motivation für sein ehrenamtliches Engagement.

Der Chirurg Rainer Bölling ist einer von mehreren Ärzten, die wöchentliche Sprechstunden in Bochum anbieten.

Dass er dabei mit eher einfachen Mitteln und ohne aufwändige diagnostische Verfahren arbeiten muss, stört ihn nicht. „Es ist erstaunlich, wie wenig man braucht. Viele Menschen, die hierher kommen, wollen zuallererst beruhigt werden. Sie wollen ernst genommen werden und medizinisch abklopfen lassen, dass da nichts Schlimmes ist. Die Leute, bei denen ich mir nicht sicher bin, schicke ich aber auch in die Notfallambulanz.“ Der dort diensthabende Arzt sei verpf lichtet, sich den Patienten anzusehen. Weitere Behandlungen seien jedoch schwer zu bekommen. „Wir hatten einen Patienten, den wir ein Jahr lang begleitet haben. Wäre er kran-

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Abschied von Peter Am 2. Februar ist bodo-Verkäufer Peter im Alter von 56 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. kenversichert gewesen, hätte man das Problem mit einer Operation in vier Wochen lösen können. So haben wir die ganze Sache konservativ behandelt. Mit den Maßnahmen, die wir hatten, haben wir das trotzdem hinbekommen. Wir sind alle immer wieder sehr erstaunt, was auch alles mit sehr primärer Medizin möglich ist. Oft vermitteln wir Patienten auch untereinander, da wir alle aus anderen Fachbereichen kommen“, erklärt der Chirurg. Medikamente bekommen die Patienten der Medizinischen Hilfe meist aus dem vorhandenen Bestand, den der Verein aus Spendengeldern finanziert. „In komplizierteren Fällen schreiben wir dann ein Privatrezept, dessen Kosten wir übernehmen. Wenn wir das Gefühl haben, dass Schmerzmittel verkauft werden, geben wir die Medikation nur noch für eine Woche aus. Chronische Schmerzpatienten bestellen wir regelmäßig wieder ein. Wir haben hier auch eine Patientendatei, über die wir uns gegenseitig austauschen, und können so verhindern, dass Leute einfach die Runde machen“, sagt Bölling. „Was uns fehlt“, stellt der Arzt klar, „sind weiterführende Behandlungen. Wir haben immer mehr chronische Dauerpatienten. Bei einigen wären wohl auch Krankengymnastik oder andere längerfristige Therapien das Richtige. Aber da stoßen wir schnell an unsere Grenzen. Auch eine weibliche Ärztin würden wir uns wünschen, da viele Patientinnen große Berührungsängste gegenüber unserem Angebot haben.“ Die Notwendigkeit der Arbeit sei nicht von der Hand zu weisen. Das zeigten zum einen die um 20 Prozent zum Vorjahr gestiegenen Patientenzahlen. Und auch das gut gefüllte Wartezimmer am Ende unseres Gesprächs spricht eine deutliche Sprache. www.medizinische-hilfe-bochum.de

Als Peter vor vier Jahren zu uns kam, hatte er gerade seine Drogensucht erfolgreich therapiert und war dabei, sein Leben zu ordnen. Trotz vieler Rückschläge und Schwierigkeiten hatte er sich immer seinen Optimismus erhalten. Mit seiner positiven und liebenswerten Art war er nicht nur beliebt bei seinen Kunden in der Bochumer Innenstadt, sondern auch unter seinen Kollegen und immer eine Bereicherung bei unseren Verkäuferversammlungen. Wenn es unter den Verkäufern Konflikte gab, war er schlichtend zur Stelle und immer um Harmonie bemüht. Auch an Tagen, an denen er nicht das Straßenmagazin verkaufte, besuchte er uns oft auf eine Tasse Kaffee. Für die Belange seiner Freunde und Kollegen hatte er immer ein offenes Ohr. Als sein Freund Ralf auf der Straße landete und eine Bleibe suchte, war es für ihn selbstverständlich, ihn bei sich aufzunehmen, bis er wieder eine Wohnung fand. Um seine treue Begleiterin Amy, die als Straßenhündin aus Bulgarien zu ihm kam, kümmerte er sich liebevoll. Sie ist jetzt über seinen Betreuer versorgt. Trotz seiner schweren Krankheit kam sein Tod für uns alle völlig überraschend. Seine herzliche und offene Art wird uns allen sehr fehlen. Wir trauern mit Peters Familie und all seinen Angehörigen und gedenken seiner in einer Trauerstunde im Kreise seiner Freunde und Kollegen.

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DAS FOTO

Zweimal sind in den vergangenen Monaten in der Dortmunder Innenstadt Fahrradfahrer bei Verkehrsunfällen mit LKW gestorben. Seit 2003 stellen Fahrradaktivisten auf der ganzen Welt „Ghost Bikes“, weiße „Geisterräder“, an Unfallstellen auf, um an die Getöteten zu erinnern und Menschen zu Umsicht und Rücksicht im Straßenverkehr zu mahnen. Foto: Sebastian Sellhorst

RECHT

Sparen kann zum Leistungswegfall führen Von Rechtsanwalt René Boyke

Wer es schafft, trotz der nicht gerade hohen SGB-II-Leistungen aus diesen noch Rücklagen zu bilden, sollte nun aufhorchen. Denn: Diese Ersparnisse können den Leistungsanspruch gefährden. Das musste ein Leistungsbezieher nun erleben, als er mit seiner Klage letztlich vor dem Bundessozialgericht (BSG) unterlag (Az. B 4 AS 19/16 R). Zu Beginn seines Leistungsbezugs hatte der Mann bereits ein kleines Geldvermö-

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gen unter den Freibeträgen – und er hatte eine Lebensversicherung. Im Laufe des Leistungsbezugs bediente er die Lebensversicherung immer weiter, so dass sich ihr Rückkaufswert stetig erhöhte – bis er nach Ansicht der Vorinstanz aufgrund seines Vermögens nicht mehr hilfebedürftig gewesen sei. Das Gericht urteilte, die Verwertung der Lebensversicherung sei nicht unwirtschaftlich.

Ferner wendete der Kläger zwar ein, die Verwertung der kapitalbildenden Lebensversicherung bedeute für ihn eine besondere Härte, weil er auf diese über einen sehr langen Zeitraum einen erheblichen Teil seiner Regelleistung verwandt habe; er habe sich die Beiträge regelrecht „vom Munde abgespart“. Allerdings erteilte ihm bereits die Vorinstanz dahingehend eine Absage und meinte, es stelle keine besondere Härte dar, die Ver-


KOMMENTAR

Wer sichtbar sein darf Von Alexandra Gehrhardt In Dortmund wird über eine Verbotszone für Straßenmusik nachgedacht. Die Berichte über Verwarngelder für Obdachlose, die auf Dortmunder Straßen schlafen, erreichten bundesweit Aufmerksamkeit. Eigentlich sollte der öffentliche Raum für alle da sein. Doch Verbote und Verordnungen bewirken, dass er stetig kleiner wird. Sozialer Status und Nationalität definieren nur zu oft, wer sich in ihm aufhalten darf.

Verdrängung aus dem öffentlichen Raum

Das Image zählt. Und das Image einer Stadt misst sich etwa im Wettbewerb um Touristen und Hotelgäste vor allem darin, wie schmuck Fassaden sind, wie nett die Einkaufsstraße, wie angenehm und störungsfrei der Aufenthalt ist. Soziale Probleme – und Menschen, die sie verkörpern – stören da nur. Was stört, muss weg. Ergebnis einer solchen Haltung ist eine Innenstadtarchitektur, die jeden längeren Aufenthalt unangenehm macht. Armlehnen auf Bänken, die verhindern, dass sich Menschen hinlegen. Metallstacheln nicht nur gegen Tauben, sondern auch gegen Menschen. Zu dieser Haltung gehören Platzverweise für Obdachlose, die an weniger sichtbaren Orten womöglich toleriert würden. Und dazu gehört auch die Debatte um ein mögliches Verbot von Straßenmusik in Teilen der Dortmunder Innenstadt. Wie in der Debatte darum, wem der Zugang zum Wohlfahrtssystem erlaubt sein sollte und wem nicht, geht es auch in der Frage, wessen Anwesenheit im öffentlichen Raum geduldet wird, allzu oft um die Zugehörigkeit zum Staat, zur Nation, in letzter Konsequenz gar zum „Volk“. Ein Blick in die Kommentarspalten der sozialen Netzwerke macht deutlich, wer vermeintlich wirklich stört: Plötzlich sind das nicht mehr „die Obdachlosen“, sondern die Flüchtlinge, bei denen die Schuld für den Mangel an Obdachlosenunterkünften gefunden wird. Nicht „die Straßenmusiker“ werden als Problem identifiziert, sondern die angeblich „organisierten Bettelbanden aus Osteuropa“. So schnell werden die Ärmsten zu kriminellen Banden erklärt – solange sie nicht deutsch sind. Dabei sind nicht die Armen das Problem, sondern die Armut. Menschen, die im öffentlichen Raum als störend wahrgenommen werden, sind die, die Verlierer eines Systems sind, das auf Verwertbarkeit und Leistung, Fördern und Fordern setzt und für die, die nicht mithalten können, keinen Platz hat. Die Lösung kann nicht sein, die, die man sicht sehen will, aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen, sondern gegen die Verdrängung aller aus der Gesellschaft zu kämpfen.

sicherung zu verkaufen, auch nicht, wenn die Beiträge unter Konsumverzicht angespart wurden. Das BSG bestätigte dies und meinte, dass für die Annahme einer besonderen Härte außergewöhnliche Umstände des Einzelfalls erforderlich seien, die dem Betroffenen ein eindeutig größeres Opfer abverlangen als eine einfache Härte und erst recht als die mit der Vermögensverwertung stets verbundenen Einschnitte.

Für das BSG war der springende Punkt, dass das Vermögen des Klägers der Verwertbarkeit unterlag, denn er hatte versäumt, einen Verwertungsausschluss seiner Lebensversicherung zu vereinbaren, sodass diese zum damaligen Zeitpunkt nicht der Altersversorgung diente. Daher stellte sie kein Schonvermögen dar. Zwar vereinbarte er später einen solchen Verwertungsausschluss, allerdings kam diesem keine Rückwirkung zu.

DIE ZAHL

2,6

Millionen

Kinder im Jahr sterben bereits im ersten Lebensmonat. Das berichtet das Kinderhilfswerk Unicef. Eine Millionen Kinder jährlich überleben nicht einmal den Tag ihrer Geburt. Die schlechtesten Überlebenschancen haben Kinder in Pakistan, der Zentralafrikanischen Republik und Afghanistan.

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INTERVIEW

„Man muss was reißen“ „Sturm und Dreck“: Der Name des neuen Albums ist Programm. Die mecklenburg-vorpommerschen Punks von Feine Sahne Fischfilet spielen auf der Platte wie selten in ihrer Bandgeschichte einen stürmisch-dreckigen Punkrock herunter. Doch sie können nicht nur Stimmung und Party. Im Interview zeigen sich Sänger Jan „Monchi“ Gorkow (Foto) und Gitarrist Christoph Sell aufgeweckt und politisch engagiert. Von Peter Hesse | Fotos: Bastian Bochinski

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Wie viel Anstrengung kostet es, dass sich das, was einem als Musiker im Kopf herumschwebt, später deckungsgleich auf dem Album wiederfindet? Monchi: Wir haben uns dieses Mal megamäßig reingehängt. Die Qualität, die wir als Liveband haben, haben wir in der Vergangenheit nicht ganz so gut auf Platte bekommen. Das ist diesmal anders; das ist uns extrem wichtig und diesmal hat das ganz gut geklappt. Wir haben vorher zusammen mit unseren Eltern einen richtig guten Proberaum gebaut und uns Zeit gelassen, um lange an den Liedern, den Texten und Arrangements zu arbeiten. Das war jetzt eigentlich die längste Auszeit, die wir als Band hatten: insgesamt fünf Monate. So viel Zeit hatten wir in zehn Jahren noch nie. Im Dezember wart ihr als Support für die Toten Hosen unterwegs. Was fasziniert euch an Campino & Co.? Christoph: Wir mögen die Band und sind mit Alben wie „Opel Gang“ groß geworden. Die Tour war natürlich eine große Freude und eine echt tolle Erfahrung. Wir haben in Wien in der Stadthalle oder in Dortmund in der Westfalenhalle gespielt. Die Toten Hosen haben innerhalb der Band eine ziemlich coole Arbeitsteilung, die bei uns ziemlich ähn-

lich läuft ‑ jeder bei uns hat seinen eigenen Bereich, um den er sich kümmert. Monchi ist mit seinen vielen Ideen unser „Propagandaminister“, Jacobus und Kai kümmern sich um die Merchandising-Layouts, ich schreibe viele Melodien und bringe das Songwriting voran. Insgesamt wollen wir die bandinterne Struktur noch verbessern – und nehmen uns gerne ein Beispiel daran, wie die Hosen das machen. Kürzlich habt ihr am Theater Rostock an einer Aufführung des Stücks „Die Leiden des jungen Werther“ mitgearbeitet. Hat euch die alte Sprache, die Goethe im Jahr 1774 benutzt hat, beeinflusst? Christoph: Ich kann mir schon vorstellen, dass uns das auch inspiriert hat – wir haben für diese Aufführung ja auch vier eigene Lieder beigetragen, die auf Goethe-Texten basieren. Das war eine erfrischende Erfahrung, denn manche Texte erscheinen ganz schön „punkig“. Da geht es viel um Wut: „Ich möchte mir die Brust zerreißen, das Gehirn einstoßen.“ Vielleicht ist von diesem Geist auch ein bisschen mit in unsere neuen Songs geflossen. Vielleicht haben wir auch was vom Theater gelernt, denn das war ganz schön viel Arbeit, und alle Vorstellungen waren ausverkauft. Monchi hatte ja auch eine Hauptrolle im Stück, das war schon ziemlich cool.

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INTERVIEW

Wieviel Inspiration braucht man, um Texte zu schreiben? Monchi: Auch wenn mancher Song von uns eine politische Intention hat, sind das doch alles persönliche Lieder und Geschichten von uns. Der Song „Angst frisst Seele auf “ handelt zum Beispiel davon, dass eine gute Freundin mit dem Tod bedroht worden ist, und zwar von der NeonaziBand Erschießungskommando. Das ist dann unsere Verarbeitung. Das sind natürlich harte Themen – aber man soll sich darin ja nicht verlieren, sondern viel wichtiger ist für uns, was ich im Song geschrieben habe: „Wenn alle mutlos sind, dann halte ich mich an dir fest und schlag‘ zurück – denn Angst frisst Seele auf.“ Das soll unser Album ausdrücken: nach vorne gehen, den Kopf hochnehmen und sich bloß nicht in Weltuntergangs-Phantasien verlieren. Mit den geilen Leuten, die es in dieser Gesellschaft gibt, muss man was reißen. Egal, was da kommen mag. Diese Freundin, für die ich den Song geschrieben habe, arbeitet im thüringischen NSU-Untersuchungsausschuss, deswegen wird sie von den Nazis gehasst. Wer ist diese Freundin? Monchi: Die Politikerin Katharina König-Preuss. Sie sitzt seit 2009 für die Partei Die Linke im Thüringer Landtag. Ich würde jetzt nie für eine Partei Wahlwerbung machen, auch als Band sollte man sich davon distanzieren und aufpassen, dass man davon nicht vereinnahmt wird. Aber Katharina hatte mir angeboten, ein dreimonatiges Praktikum zum Thema NSU bei ihr zu absolvieren – und das war eine sehr interessante und gleichzeitig auch krasse Zeit für mich. Was hast du währenddessen erlebt? Monchi: Ich habe viel Respekt vor Leuten bekommen, die sich um eine ernsthafte Aufarbeitung bemühen – die hängen sich richtig tief rein und probieren, Lösungs-

ansätze zu liefern, wie das alles passieren konnte. Als zweites habe ich gelernt, dass der Verfassungsschutz nicht nur ein paar Fehler hat, sondern ein Teil des Problems ist. Diese staatliche Behörde hat Hunderttausende Euro in die Neonazi-Szene reingesteckt, sie hat sie nicht nur hofiert, sondern auch jetzt im Nachhinein ist immer noch nicht anerkannt worden, wie sehr der Staat mitgeholfen hat, VMänner zu decken, und dass er der begleitenden Aufklärung auch immer wieder im Weg gestanden hat. Wenn ich vor zehn Jahren geahnt hätte, was alles herauskommt, hätte ich es als Verschwörungstheorie abgetan. Das sind irgendwelche Freaks, das kann nicht passieren. Ich bin bestimmt ein staatskritischer Mensch, aber so einen krassen Scheiß hätte ich mir nicht vorstellen können. Wenn man diesen Inhalt als Plot für einen Kinofilm vorlegen würde, würde die Produktionsfirma denken, das ist zu überdreht. Das ist viel zu viel. Das Krasse ist nur, dass es die Realität ist. Wir leben jetzt im 28. Jahr nach der deutschen Einheit. Glaubt ihr, dass die Menschen in den neuen Bundesländern immer noch zu sehr von den sogenannten Wessis belächelt werden? Monchi: Das ist schwierig, da gibt es die verschiedensten Sachen. Ich bin jetzt auch kein Politiker oder Soziologe, dass ich das genau analysieren könnte. Aber wer sich wirklich noch ernsthaft in Schubladen wie West und Ost abgrenzt; tja, das ist ja schon der Fehler. Die Probleme, die es gibt, muss man gemeinsam gesellschaftlich angehen. In ein „Ossi-Bashing“ zu verfallen, ist menschlich und politisch völlig falsch. Und einen sogenannten Rechtsruck gibt es ja genauso in Baden-Württemberg wie auch in Thüringen – das ist kein spezifisch ostdeutsches Problem. Es gibt so viele gute Leute in den neuen Bundesländern, die muss man einfach unterstützen. Wir als Band haben überall Freunde, und uns ist es scheißegal, woher die kommen.

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GESELLSCHAFT

Nur ein Anfang Etwas mehr als ein Jahr war der Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ in der Türkei inhaftiert. Der Grund dafür war seine kritische Berichterstattung, oder wie die türkische Regierung sagt: „Terrorpropaganda“.

Der Journalist Deniz Yücel ist frei. Doch der Kampf um die Pressefreiheit in der Türkei und vielen anderen Ländern geht weiter. Dabei geht es letzten Endes um die Freiheit einer ganzen Gesellschaft.

Im Februar wurde Yücel freigelassen und konnte nach Deutschland ausreisen. Rund 150 Journalisten und Medienarbeiter bleiben in dem Land weiterhin inhaftiert. Noch am Tag der Freilassung Deniz Yücels verurteilte ein dortiges Gericht drei türkische Journalisten zu lebenslänglichen Haftstrafen. Eine Chance auf ein faires Gerichtsverfahren haben sie nicht.

Von Felix Huesmann Foto: Reuters / Fabian Bimmer

Auch Yücels Freilassung war am Ende kein Zeichen von Rechtsstaatlichkeit, sondern ein Ergebnis deutscher Diplomatie. Zwar betont Außenminister Sigmar Gabriel, es habe keinen Deal gegeben. Stattdessen ist von einer „Normalisierung der Beziehungen“ die Rede. Mit Deniz Yücels Freilassung ist der globale Kampf für Pressefreiheit nicht beendet. Auch in vielen anderen Ländern werden Journalisten drangsaliert, behindert, eingesperrt oder gar getötet. Wenn sie nicht frei und kritisch berichten können, hat das fatale Folgen für die ganze Gesellschaft.

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us dem Nebenraum ist ein außerordentliches Seufzen zu vernehmen. Die Liebste blättert in einem Frauenmagazin. „Ist was?“ – „Wir sollten aufhören, Frittiertes zu essen.“ – „Warum?“ – „Das macht dick.“ – „Aha.“ – „Die Liste ist überhaupt sehr lang.“ – „Was ist mit Marzipan?“ – „Auch nicht mehr.“ – „Lügenpresse!“ Sie lacht, was mir entschieden besser gefällt.

REZEPT 3 Fenchelknollen halbieren, den inneren Keil entfernen und den Fenchel quer zur Faser in dünne Streifen schneiden. 10 bis 15 Minuten köcheln lassen. Das Wasser abgießen, das Gemüse zusammen mit 75 g Scharbockskraut kurz in 50 g zerlassener Butter schwenken. Anschließend mit Salz und buntem Pfeffer abschmecken.

Ich mag Marzipan. Und ich misstraue Ratgebern. Egal, ob da ‚Hotline Glück‘ auf dem Titel steht oder ‚Simplify Your Life‘, ‚Der Gewinnerweg zur Traumfigur‘ oder ‚Hauptgewinn Leben‘. Versprochen wird stets eine signifikante Verbesserung eines (vielleicht gar nicht mal so schlechten) Ist-Zustands. Wer es sich antut, in der Folge alle vorgeschriebenen Regeln zu beherzigen, findet sich nicht selten in der sprichwörtlichen Traufe wieder. Kein Wunder also, dass man sogar den Ratgeber ‚Glücklich werden ohne Ratgeber‘ kaufen kann. Ebenso wenig vermag es zu überraschen, dass die Felder Ernährung und Gesundheit besonders intensiv beackert werden – und dass man dort unversehens Broschüren wie den ‚Ratgeber Vitamin C‘ entdeckt. Eine solche stammt, unter anderem, aus einem Unternehmen, in dessen Sortiment sich, erwartungsgemäß, synthetisch hergestellte Ascorbinsäure befindet. Aktuell werden jährlich und weltweit über 110.000 Tonnen dieses Präparats produziert. Das erste Patent für seine industrielle Fabrikation verkaufte 1933 der Chemiker Tadeus Reichstein dem Pharmakonzern Hoffmann-La Roche. Bei La Roche musste zunächst die Frage beantwortet werden, wie man eine Substanz verkauft, die eigentlich niemand benötigt. Die Mangelkrankheit Skorbut, ursprünglich

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Auslöser für die Suche nach einem probaten Heilmittel, war längst kein Thema mehr. Also wurde, allerdings ohne nachzuweisende Erfolge, der nun irgendwie nutzlose Stoff Soldaten und Sportlern zur Leistungssteigerung verabreicht. Mit Vitamin C wurden Nylonstrümpfe bedampft, es wurde Tabak untergemischt und sogar als Schwarzpulverersatz respektive Raketentreibstoff getestet. Aus Unternehmenssicht genial war die Idee, aus dem Heilmittel ein nahrungsergänzendes Funktionsmittel zu machen – und dieses als ‚notwendig‘ zu vermarkten, obschon der alltagsübliche Konsum von Obst und Gemüse den Bedarf absolut deckt. Wer aber meint, gerade im Frühjahr eine Extraration zu benötigen, dem empfehle ich Scharbockskraut. Allein das Sammeln an der frischen Luft ist gesund.

Das Scharbockskraut, Ranunculus ficaria, ist ein hierzulande weit verbreitetes Hahnenfußgewächs. Man sollte es vor dem Blühbeginn sammeln, da es später das giftige Protoanemonin ausbildet.


KULTUR

Absichtsfreies Malen und der Geruch von Marzipan: Bettina Kretschmers Mal-Ort in Bochum-Linden.

Bochum hat jetzt einen Mal-Ort

Ein Raum nur zum Malen, rundum mit Packpapier verkleidet. Auch Fenster und Türen werden damit verschlossen, damit kein Einfluss von außen eindringt. In der Mitte ein Palettentisch mit 18 Farben, die nach Marzipan riechen. Das ist der Mal-Ort, wie ihn Arno Stern kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erfunden hat. Etwa 150 gibt es davon auf der Welt, auch Bochum hat jetzt einen. Von Max Florian Kühlem | Foto: Daniel Sadrowksi

Um etwas so Schönes, von den Gesetzen ökonomischen Denkens, der Bewertung und Konkurrenz Befreites zu erfinden wie den Mal-Ort, musste der heute 93-jährige Arno Stern durch die Hölle gehen: Seine Flucht vor der Verfolgung durch das Nazi-Regime brachte ihn von Deutschland über die Schweiz nach Frankreich. In Paris war sein erster Job mit Anfang zwanzig, jüdische Waisen in einem Heim zu beschäftigen. Und so erfand er den Mal-Ort, in dem die Kinder eine spontane, absichtslose Malerei praktizierten. Er begann über seine Erfahrungen mit den spontan entstehenden Bildern, die nicht bewertet, nie ausgestellt oder außerhalb des Mal-Orts überhaupt gezeigt werden, eine Forschung über die zeichnerische Ursprache des Menschen, die in allen Kulturen und Zivilisationen gleich oder zumindest ähnlich ablaufe. Irgendwann erreichte die Kunde Bettina Kretschmer in Bochum. Bettina Kretschmer hat ein interessantes Leben geführt. Im Studium der Kunstgeschichte in Bochum ließ sie sich vom legendären Professor Max Imdahl inspirieren, arbeitete später im Musischen Zentrum mit dem Künstler Hans-Jürgen Schlieker, eröffnete eine Galerie in Essen-Rüttenscheid, reiste mit ihrer Familie mit dem Wohnmobil durch Südamerika und veröffentlichte darüber das Buch „Südwärts durch Lateinamerika“. Irgendwann verschlug es sie nach Bochum-Linden in die Alte Timmer Schule, in der sich viele Kreative tummelten. Hier verkauft sie Kunst und Rahmen, bietet Malkurse an und war irgendwann auf der Suche nach einer neuen Hal-

tung. „Ich habe gemerkt, es fällt gerade Kindern und Jugendlichen schwer, sich in etwas zu versenken, zur Ruhe zu kommen.“ 2014 buchte sie eine Ausbildung bei Arno Stern und war so begeistert, dass sie sein ganzes Konzept des MalOrts nach Bochum überführen wollte. Sie renovierte einen Teil einer alten Wohnung im Dachgeschoss der Alten Timmer Schule – und Anfang des Jahres konnte das Ding öffnen, das sie als Hommage an das Museum Situation Kunst „Situation Malort“ genannt hat. „Hier bin ich ganz Dienende“, sagt sie. Außer einer kurzen Einleitung über die Farbpalette und Pinselhaltung lässt sie die Teilnehmenden allein, wenn diese malerisch ihre inneren Räume erkunden. Laut Arno Sterns Vorgabe sollten die Teilnehmenden mindestens 40 Stunden an einem Mal-Ort verbringen, also zum Beispiel ein knappes Jahr lang wöchentlich zu den 90-minütigen Sitzungen kommen. Diese Veranstaltungen für Menschen aller Altersgruppen nennt Bettina Kretschmer bewusst nicht Kurs, sondern Atelier-Stunde. „Natürlich hat dieses absichtsfreie Malen, bei dem alle gleich sind und ohne Konkurrenzdruck, auch therapeutische und künstlerische Aspekte – aber sie sind nicht das Ziel“, sagt sie. In der Regel kommen auch bei belasteten Menschen keine traumatischen Erfahrungen hoch, die sie dann „bearbeiten.“ Sie folgen einfach ihrem zeichnerischen Repertoire und kleiden es mit Farben aus. www.facebook.com/MalOrtBochum/

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Staub ist beschwerlich, viele Gefahren lauern dort. Kinder ab 7 Jahren erfahren, wer des Bergmanns bester Kumpel war und was sich hinter dem Gezähe verbirgt. Anmeldung erforderlich: www.bergbaumuseum.de Bergbaumuseum, Bochum, 15 Uhr (auch 25.3.)

den Maker-Szenen verschiedener Länder Afrikas vor. Bis 22. April 2018. www.hmkv.de HMKV im Dortmunder U, Dortmund Markt | BierInFlaschen + VinylInScheiben 10. Vinyl-Flohmarkt Ob bei Bier und Bulette an der Bar oder bei Kaffee und Kuchen auf dem Sofa: Anderen beim munteren Plattenstöbern zuzuschauen, macht in der Trinkhalle viel Freude. Noch mehr Freude bringt nur das Entsorgen des eigenen CD-Players in der nächsten gelben Tonne, um sogleich selbst durch die bunten Kisten mit Musik zum Anfassen zu wühlen. Trinkhalle, Bochum, 14 – 20 Uhr

FR 09 | 03 | 18 Ausstellungseröffnung | Die Farbe ist lebendig (Paul Cezanne) – Farbmalerei aus der stiftungseigenen Sammlung Die Farbe war Cezanne alles, und bis heute hat sie für KünstlerInnen nichts von ihrer Faszination verloren. Ob Farben hart aufeinanderstoßen, schleichend ineinander übergehen, einen chaotischen Wirbel erzeugen oder bis zur Unkenntlichkeit ineinander verschmelzen: Welche Erfahrungsqualitäten die zeitgenössische Malerei zwischen subjektivem Ausdruck und kühler Konzeption eröffnet, zeigt die neue Ausstellung mit Werken verschiedener KünstlerInnen aus Beständen der stiftungseigenen Sammlung. Bis 8.7. Infos: doerken-stiftung.de Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung, Herdecke, 19 Uhr

Vortrag | 7 Jahre Fukushima, 32 Jahre Tschernobyl Yoko Schlütermann, Leiterin der DeutschJapanischen Gesellschaft, besuchte im vergangenen November zum dritten Mal Fukushima nach der dreifachen Katastrophe 2011 und begegnete Kindern, die im Rahmen des Hilfsprojekts Hilfe für Japan am Erholungscamp auf Okinawa teilnahmen. Die IPPNW wird über die gesundheitliche Gefährdung durch AKWs in NRW berichten, unter besonderer Bezugnahme auf die Aachener Aktivitäten, aber auch über die Nachwirkungen von Tschernobyl in Europa. Eintritt frei. Auslandsgesellschaft NRW e.V., DO, 16 Uhr

SA 10 | 03 | 18 Ausstellung | Afro-Tech and the Future of Re-Invention Die Ausstellung „Afro-Tech and the Future of Re-Invention“ präsentiert Afrika als Kontinent der technologischen Innovation. Die Ausstellung stellt 20 internationale künstlerische Positionen sowie 12 Tech-Projekte aus

SO 11 | 03 | 18 Kinder | Kinderführung unter Tage Von Kumpels und Kohle Tief unten in der Erde liegt der Arbeitsplatz des Bergmanns. Die Arbeit in Hitze und

Theater | Die Nervensäge Ralph, ein Profikiller, soll im Auftrag der Mafia einen unbequemen Kronzeugen umnieten. Von einem Hotelzimmer aus will er den Verräter mit einem präzisen Schuss erledigen. Das Nebenzimmer aber hat ausgerechnet der spleenige Pignon gemietet, der sich das Leben nehmen will. Der Versuch, sich im Hotelzimmer zu erhängen, geht gründlich schief und alarmiert den Killer nebenan. „Die Nervensäge“ ist eine rasante Komödie, die unter dem Titel „Buddy, Buddy“ mit Walter Matthau und Jack Lemmon verfilmt wurde. Fletch Bizzel, Dortmund, 18 Uhr (auch 10.3., 20 Uhr)

MO 12 | 03 | 18 Musik | Montagskonzert mit Dr. Mulle Im Rahmen der Montagskonzerte im Missin‘ Link tritt Dr.Mulle erneut zur offenen Sprechstunde an. Nach dem Konzert im vergangenen Jahr kehrt der Doktor zurück, um sein Werk zu vollenden. Da die Örtlichkeiten eher zum Ruhigen neigen, wird es statt der üblichen Punkrock-Therapie ein unpluggedKonzert geben. Statt lauter E-Gitarren summt sich die Mandoline in die Köpfe im Union Viertel. Eintritt frei. Missin’ Link, Dortmund, 19 Uhr

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Bei der „Macher-Messe“ gibt es für Klein und Groß einiges zu erleben, zu lernen und zu basteln. Auf „Maker Faires“ stellen private Bastler und Tüftler und Unternehmen Verschiedenstes aus der Welt des Selbermachens vor. Bei vielen Ausstellern gibt es dabei nicht nur Dinge anzuschauen und zu kaufen, sondern einiges zum selber Ausprobieren.

Maker Faire Ruhr

Kinder wie Erwachsene können bei der zweitägigen Messe in der DASA in Dortmund etwa lernen, wie man kleine Roboter aus Bausätzen bastelt, programmiert und allerlei Nützliches und Schönes mit 3D-Druckern herstellt.

10. bis 11. März, 10 – 18 Uhr

Abgerundet wird das Messeprogramm mit SteampunkUnterhaltung des Abacus Theaters, das postapokalyptisch wirkende bewegliche Skulpturen und Gefährte aus Eisenschrott baut. Dabei dürften erwachsene Nerds und junge Nachwuchstüftler gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.

DASA Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25 44149 Dortmund

Info: www.makerfaire-ruhr.com

Lesung | Robert Claus Robert Claus stellt sein Buch „Hooligans. Eine Welt zwischen Fußball, Gewalt und Politik“ vor. Er sprach mit einem Ex-Hooligan in dessen Yoga-Studio über vergangene Jahrzehnte, recherchierte in russischen Internetforen, um die Vernetzung nach Deutschland zu analysieren, und besuchte von Hooligans organisierte MMA-Events, um die Professionalisierung der Szene live zu beobachten. Robert Claus wird seine Eindrücke schildern, auch um über die Faszination von Gewalt und Folgen für die Präventionsarbeit zu diskutieren. Eintritt frei. Rekorder, Dortmund, 21 Uhr

DO 15 | 03 | 18 Comedy | Andy Strauß Seine Texte sind Achterbahnfahrten durch das Absurde, ohne dabei unverständlich zu werden. Das bescherte Andy Strauß 2011 die NRWMeisterschaft im Poetry Slam. Inzwischen

hat er etliche Romane veröffentlicht, Theaterstücke geschrieben und moderiert beim mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten YouTube-Format „RocketBeansTV“. Rotunde, Bochum, 20 Uhr

FR 16 | 03 | 18 Dokumentarfilm | After Coal (engl. OV) Tom Hansell geht der Frage nach, wie sich Bergbaugemeinden nach der Stilllegung der Zechen an die Bedingungen anpassen. Neben seiner Heimatregion in Kentucky betrachtet er die Entwicklungen in Südwales. In Begegnungen mit ehemaligen Bergleuten, die eine Theatergruppe gründen, mit Frauen, die ein ehemaliges Büro der Kohlegesellschaft in ein Bildungszentrum umwandeln, mit Jugendlichen, die ihre Heimatorte nicht verlassen wollen, nähert sich der Film globalen Fragestellungen nach einem Leben „after coal“. Kino im U, Dortmund, 20 Uhr

SA 17 | 03 | 18

VERLOSUNG Volker Weininger Volker Weininger hat auf Lehramt studiert und für seine Kabarettprogramme bereits zahlreiche renommierte Auszeichnungen gewonnen. In Bildung. Macht. Schule. nimmt der Bonner sein Publikum mit auf einen Streifzug durch das deutsche Bildungssystem und reflektiert über Bildung zwischen Ideal und Wirklichkeit, zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Humboldt und Humbug. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

bodo verlost 3x2 Karten*

Musik | Klangsphäre DJ&SPACE: Dr. Motte Dr. Motte gibt im Bochumer Planetarium einen Einblick in sein vielseitiges Repertoire. Der international erfolgreiche DJ und Produzent machte sich vor allem als Gründer der Love Parade einen Namen. In diesem Jahr feiert Dr. Motte sein 30-jähriges Jubiläum als fester Bestandteil der elektronischen Musikkultur. Für sein Set unter dem Sternenhimmel verlässt er ein Stück weit das Technogenre und begibt sich stattdessen in ruhigere Galaxien. Planetarium, Bochum, 21 Uhr

SO 18 | 03 | 18 Mischmasch | Familiensonntag Mit Spiele- und Bastelaktionen für Groß und Klein lockt auch dieser Familiensonntag in die Werkstadt. Pauline bastelt mit den Kindern, in der Holzwerkstatt fliegen die Späne und in der Disko wird getobt. Währenddessen können es sich die Eltern bei einer heißen Tasse Kaffee bequem machen und ihren Kindern beim Spielen zusehen – mitmachen ist

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KALENDER

natürlich auch erlaubt. Im kostenlosen Kinderkino läuft ein Film über einen einfachen Gassenjungen, dessen Leben sich durch eine verwunschene Lampe ändert. Werkstadt, Witten, 14 – 18 Uhr Kinder | Familienwerkstatt: Papier kreativ I – Papierschöpfen Immer am dritten Sonntag des Monats öffnet im Kindermuseum mondo mio! die Familienwerkstatt. Ab 15 Uhr wird jeweils zu einem anderen Thema gebastelt, gestaltet und kreiert. Im März wird aus Altpapier und Naturmaterialen farbenfrohes, selbstkreiertes Papier geschöpft. mondo mio! – Kindermuseum im Westfalenpark, Dortmund, 15 Uhr Musik | Die Feuersteins Ihre Songs erzählen in englischer und deutscher Sprache von Flucht in fremde Länder, verletzten Gefühlen, bitteren Wahrheiten und dem Wunsch nach behaglicher Einsamkeit. Alte Gedichte von Bergleuten und geflohenen Poeten werden zu neuen Liedern. Die Wurzeln ihrer Musik finden sie in der keltischen, amerikanischen und deutschen Volksmusik. Im Gepäck haben sie an diesem Abend ihr zweites Album „Die Feuersteins“. Music Factory, Dortmund, 17 Uhr

Theater | Theater36: Bürgerwehr Kaum sind Hilda und Martin in die Siedlung Bluebell Hill gezogen, da wird die Idylle jäh zerstört. Ein Fremder im Garten, eine gestohlene Heckenschere, und dann ist da noch die andere Siedlung, hinter dem Feld. Nicht nur mit Gottes Hilfe wollen daraufhin die Bewohner von Bluebell Hill gegen diese vermeintliche Bedrohung vorgehen – mit weitreichenden Folgen. Alan Ayckbourn wirft in seiner schwarzen Komödie einen Blick hinter die Fassade der gutbürgerlichen Mittelschicht. Und da tun sich Abgründe auf. Kultur- und Tagungszentrum Wichern, Dortmund, 18 Uhr

MI 21 | 03 | 18 Poetry Jam | Open Stage: Poetry Jam Dichter und Denker, Redner und Schweiger, Prosa- und Dadaisten, kurz: Wortakrobaten aller Couleur haben die Gelegenheit, ihre Gedanken der Öffentlichkeit zu präsentieren. Mindestens fünf Minuten Zeit für Gedichte, Songs, Dramoulette, Essays, spontane Worte, Witze, Fragmente, Geschichten – so lange, bis es nichts mehr zu sagen gibt oder das Publikum genug hat und die Karten zückt. Zu viele rote Karten bedeuten: „Runter von der Bühne!“ subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr

Dokumentarfilm | Cézanne – Portraits eines Lebens Mit Hilfe renommierter Kuratoren und Experten der National Portrait Gallery London, dem MoMa New York, der National Gallery of Art Washington und dem Musée d’Orsay Paris sowie der Korrespondenz des Künstlers selbst, nimmt Regisseur Phil Grabsky das Publikum mit auf eine Reise jenseits der Ausstellungen. Der Film besucht die Orte, an denen Cézanne gelebt und gearbeitet hat und beleuchtet so einen Impressionisten, über den bisher nur wenig bekannt ist. Schauburg, Dortmund, 18.30 Uhr (auch 18.03., 12 Uhr) Musik | Wildes Holz Wildes Holz wissen, wie man Gitarre, Kontrabass und Blockflöte zu einem musikalischen Holzinferno verarbeitet. Stilistisch grenzenlos machen Tobias Reisige, Markus Conrads und Anto Karaula seit Jahren handgedrechselte Holzmusik von Mozart bis Michael Jackson. Eigenkompositionen wechseln sich ab mit den wildesten Songarrangements, die je aus einem Baum herausgeschnitzt wurden. Dabei beweisen die bravsten Instrumente immer wieder, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist. Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

DO 22 | 03 | 18 Anzeige

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Tanztheater | Ensample: „Stück03“ Luan ist ein Lügner, ein Zauberer, ein Clown. Sechs junge Tänzerinnen und Tänzer folgen Luan durch die Welt der Bewegung, der Begegnungen und der Suche nach dem Lachen. Welche Rolle spielt das Lachen in unserem Leben? Was verbindet uns? Und warum ist es wichtig zu lachen? Eine Collage aus verschiedenen Choreografien, Bildern und Texten. Stück03 – das dritte Tanztheaterstück der Herner Tanzcompagnie „Ensample“ feierte bereits 2017 beim Junge Impulse Festival Premiere und wurde nun wiederaufgenommen. Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr Lesung | Dond & Daniel lesen Dond & Daniel, gelernte und praktizierende Buchhändler, haben ein Faible für das Unbekannte, Unentdeckte oder Vergessene in der Welt der Bücher. Aus Berufserfahrung wissen sie, was über die Ladentheke geht – und was nicht. Auf dem Bereich des Letztgenannten basiert ihr Repertoire. Mittlerweile heißt es, sie könnten sogar ein Telefonbuch vortragen, ohne ihr Publikum zu langweilen. Ein solches aber werden sie am 22. März nicht lesen. Und egal, was es sein wird, es wird ein unterhaltsamer Abend. Eintritt frei. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr


„Linke Reihe, jeder nur ein Kreuz bitte!“ Als „Das Leben des Brian“ 1979 erschien, wurde dem Film von Kirchen-Offiziellen jeglicher künstlerischer Wert abgesprochen. Seitdem ist die Religionssatire der britischen Sketch- und Filmmeister „Monty Python“ längst zu einem zeitlosen Klassiker geworden.

Verboten: Das Leben des Brian 30. März ab 18 Uhr (Film ab 20.45 Uhr) Riff Konrad-Adenauer-Platz 3 44787 Bochum

Eine jährliche Vorführung des Films in Bochum sorgt dennoch immer wieder für Wirbel. Ausgerechnet an Karfreitag zeigt die Initiative „Religionsfrei im Revier“ den Film auch dieses Jahr wieder – und verstößt damit gegen das NRW-Feiertagsgesetz. Das Gesetz verbietet das Vorführen von Filmen, die nicht offiziell für Karfreitag freigegeben sind. Weil sie zu einer Geldstrafe verdonnert wurden, zogen die Bochumer bis vor das Verfassungsgericht – bislang ohne Erfolg. Vor dem „Leben des Brian“ werden außerdem einige Kurzfilme gezeigt, außerdem gibt es einen ScienceSlam-Auftritt und antiklerikales Kabarett.

VERLOSUNG Woyzeck nach Georg Büchner Woyzeck befindet sich im Höllenkarussell, im stetigen Hamsterrad. Kleiner Mann, kleiner Soldat, Versuchsobjekt, Untergebener, Getretener, Getriebener, Betrogener. Woyzeck ist Opfer. Und er ist Täter. Was trieb ihn zu seiner Gräueltat? Immer wieder kämpft er sich durch Büchners berühmt-berüchtigte Hirnwindungen. Um zu verstehen. Um seinem Schicksal doch noch zu entfliehen. Um Erlösung zu erlangen und Frieden zu machen. Den ersehnten Exitus zu erreichen. Ein Solo-Abend mit Jörg Schulze-Neuhoff. Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr

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SO 25 | 03 | 18 FR 23 | 03 | 18 Lesung | Ahmet Toprak: Auch Alis werden Professor Erzählt wird die Geschichte des sozialen Aufstiegs eines türkischen „Gastarbeiterkindes“, dessen Eltern Ende der sechziger Jahre nach Deutschland kamen. Mal nüchtern, mal humorvoll beschreibt Ahmet Toprak seinen Weg vom Hauptschüler in Köln zum Professor an der Fachhochschule in Dortmund. Dieser Weg verläuft alles andere als geradlinig und wie viele Menschen mit Einwanderungsgeschichte erfährt er interkulturelle Missverständnisse, Diskriminierung, aber auch unerwartete Ermutigung. Eintritt frei. Studio B der Stadt- und Landesbibliothek, Dortmund, 19.30 Uhr

68er-Generation. „Make love, not war“ – lautete der Leitspruch der Hippiebewegung, die eine Gesellschaft frei von Krieg, Rassentrennung und Autorität propagierte. Dieser Generation hat das Musical „Hair“ mit weltberühmten Songs wie „Aquarius“, „Hair“ und „Let the sunshine in“ ein Denkmal gesetzt. RuhrCongress, Bochum, 20 Uhr

Musik | Triptides Sunday Session Was als Schlafzimmer-Projekt von Glenn Brigman und Josh Menashe begann, entwickelte schnell ein Eigenleben. Komplettiert wurde das Quartett durch Dylan Sizemore und Shaugnessy Starr in der Rhythmus-Sektion. Während ihre ersten Platten den Hörer mit üppiger Beach-Pop-Psychedelia übergießen, haben Triptides auf ihrem letzten Album

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SA 24 | 03 | 18 Musik | Yeah But No Das Dou aus Berlin besteht aus dem TechnoProduzenten und Musiker Douglas Greed und Sänger Fabian Kuss. Ersterer hat sich bereits einen Namen in der Techno-Szene gemacht und zuletzt zusammen mit Mooryc ein Album mit dem gemeinsamen Projekt Eating Snow veröffentlicht. Währenddessen sammelt Kuss in allen erdenklichen Musikrichtungen Erfahrungen und lässt jede Menge Außensicht mit in das Projekt einfließen. Elektronische Musik trifft auf klassische Songstrukturen. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Museum Ostwall im Dortmunder U

Hansastraße 3, 44135 Dortmund mkk.dortmund.de

Leonie-Reygers-Terrasse 44137 Dortmund museumostwall.dortmund.de

Brauerei Museum Dortmund Steigerstraße 14, 44145 Dortmund brauereimuseum.dortmund.de

Musical | Hair Freie Liebe, LSD und das Aufbegehren gegen den Vietnamkrieg sind Charakteristika der 27


KALENDER Zum zwölften Mal jährt sich in diesem Jahr der Mord an Mehmet Kubaşık. Am 4. April 2006 wurde der Familienvater in seinem Kiosk an der Mallinckrodtstraße von den Rechtsterroristen des NSU erschossen. Die Ermittlungsbehörden haben seine Angehörigen lange zu Verdächtigen gemacht.

vermehrt mit Ideen aus punkigem GaragenRock, des Psychos- und des Westküsten-Pops der 60er Jahre experimentiert. Junkyard, Dortmund, 18 Uhr Kindertheater | Hallo Kinder! Ein Theaternachmittag für Kinder zum Zuschauen, Staunen und Mitmachen. Das Thema des Tages lautet: „Wenn jeder Prinzessin sein will“. Weitere Infos unter www.thealozzi.de Thealozzi, Bochum, 16 Uhr

DI 27 | 03 | 18 Theater | Die Zofen Die Schwestern Claire und Solange sind Zofen der „gnädigen Frau“. In deren Abwesenheit spielen sie ein Ritual der Erniedrigung, ein demütigendes Spiel von Herrschaft und Knechtschaft: Eine von beiden übernimmt die Rolle der „Gnädigen“, die andere spielt ihre Dienerin. Sie wollen sich an der „Gnädigen“ für ihre Erniedrigung rächen. Doch die Pläne missglücken, und am Ende gelingt ihnen die Rache nur im Spiel: Claire als „gnädige Frau“ lässt sich von ihrer Schwester vergifteten Tee reichen. prinzregenttheater, BO, 19.30 Uhr (auch 28.3.)

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10.03.18 Konzert Do-Ton will Meer

16.-17.03.18 ¡VIVA! lateinamerikanisches Kulturfest

22.3.18 Konzert: Coilguns support by Forever young Viktoria

23.03.18 Buchshow "Kinderkacke" Musikalische Lesung mit Bastiaan Ragas

03.-06.04.18 Flash Dance Week

07.04.18 Charango - Live-Musik aus Bolivien Leopoldstr. 50-58 · 44147 Dortmund Tel. 0231 50-25145 · Fax 0231 50-26019 facebook.com/DietrichKeuningHaus

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Tag der Solidarität

4. April, ab 18 Uhr Mallinckrodtstraße 190 44147 Dortmund

Zum sechsten Mal wird in diesem Jahr am 4. April an Mehmet Kubaşık und die weiteren Opfer des NSUTerrors gedacht. Am „Tag der Solidarität“ führt um 18 Uhr zunächst eine Demonstration vom Tatort an der Mallinckrodtstraße 190 zum Mahnmal für die Opfer des NSU an der Steinwache. Im Anschluss findet in der Dortmunder Auslandsgesellschaft eine Lesung aus dem Buch „Kein Schlusswort“ mit Diskussion statt. Am 13. April um 19 Uhr liest außerdem der Nebenklageanwalt im NSU-Prozess Mehmet Daimagüler im Dietrich-Keuning-Haus aus seinem Buch „Empörung reicht nicht“.

MI 28 | 03 | 18 Comedy | Nicole Jäger Seit Januar 2018 ist Nicole Jäger mit ihrem neuen, selbst geschriebenen Programm „Nicht direkt perfekt“ auf Tour. Das Programm entfernt sich vom Thema „Abnehmen“ und beschäftigt sich statt dessen mit „Weiblichkeit“, „Frausein“ und dem Anrecht jedes Menschen auf Glücklichsein. Das gleichnamige Buch stieg im Januar 2018 sofort wieder in die Bestsellerlist ein. Zeche Carl, Essen, 20 Uhr

SA 31 | 03 | 18 Theater | After Life Thorsten Bihegue inszeniert mit den Mitgliedern des Sprechchors: „After Life – Jeder nur eine Erinnerung bitte!“ Frei nach der Idee des gleichnamigen Films von Hirokazu Koreeda, begleitet der Dortmunder Sprechchor in seiner neuen Uraufführung die Zuschauer auf einem federleichten Gedankenweg zwischen Himmel und Erde. Studio des Schauspiel, Dortmund, 20 Uhr Party | NICE UP! Frühlingsspecial Damit auf dem Dancefloor die richtigen Frühlingstemperaturen herrschen, begibt sich das Top Frankin‘ Soundsystem hinter die Decks. Ihr vielseitiger Sound reicht von Reggae und Dancehall bis hin zu den in der Szene typischen Dubplates und Remixe. Für noch mehr Pfeffer auf der Tanzfläche sorgen zudem die NICE UP!-Residents, das Blockbuster Soundsystem und NasAIR mit Reggae, Dancehall, Old School Rap und World Beats. Großmarktschänke, Dortmund, 23 Uhr

SO 01 | 04 | 18 Party | Dego, Guy Dermosessian, Dash Dennis McFarlane gilt unter seinem Künstlernamen Dego als Produzent sowie DJ für Soul atmenden House und als Bestandteil des legendären Jungle-Drum and Bass-Duos 4Hero als ein wichtiger Vertreter englischer Clubmusik. Clubmusikfans dürfen sich auf ein vielseitiges DJ-Set von Dego freuen, dessen Mittelpunkt House bilden und die groovigen wie seelenvollen Vibes verschiedener elektronischer Musikrichtungen mitbeziehen wird. An den Plattenspielern wird Dego unterstützt von Guy Dermosessian (Kalakuta Soul) und Dash (Juicy Beats, eldoradio). Rotunde, Bochum, 23 Uhr

DO 05 | 04 | 18

VERLOSUNG Max Prosa Am Anfang war der Text, Worte, Verse, Reime – noch nie hatte Max Prosa Probleme, seine Gedanken und Beobachtungen zu Papier zu bringen. Prosa hätte ein großer Dichter werden können, aber er hatte mehr im Sinn: seine Poesie mit Hilfe von Musik in einen neuen Kontext zu überführen und so ein großes, organisches Ganzes zu erschaffen. „Mir geht es nicht unbedingt darum, etwas zu sagen, was noch nie gesagt wurde“, sagt Prosa. „Sondern ich will das, was bereits gesagt wurde, so formulieren, dass es gefühlt wird.“ Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

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FR 06 | 04 | 18

VERLOSUNG 62. Schwerter Kleinkunstwochen: Simon & Jan – „Halleluja!“ Simon & Jan singen sich in den Kopf ihres Zuhörers, um ihn vor selbigen zu stoßen. Und wenn sie ihr Publikum doch einmal bei der Hand nehmen, dann nur, um es sanft in den nächsten Abgrund zu reißen. Dabei sind ihre Texte saukomisch: Sie stehen mit Riesenmagneten vor Piercingshops, begeben sich auf die Suche nach der eierleckenden Wollmilchsau. „Mein Leben ist ein Ponyhof, doch leider find ich Ponys doof.“ Rohrmeisterei, Schwerte, 19.30 Uhr

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SA 07 | 04 | 18 Theater & Musik | Time to close your eyes Dem Zeitpunkt des Todes messen Menschen eine besondere Bedeutung bei, weil er den Übergang in einen uns unbekannten Zustand markiert. Aber bereits das Leben ist voll von Momenten der Transformation. Olaf Kröck nimmt diese Momente zum Anlass, danach zu fragen, woran wir eigentlich merken, dass wir leben. Zusammen mit SchauspielerInnen und dem A-capella-Sextett SLIXS entwickelt er anhand von Schlafliedern ein szenisches Konzert darüber, was das Leben lebenswert macht. Kammerspiele, Bochum, 19.30 Uhr

SO 08 | 04 | 18 Oper | Die Schneekönigin Gerda sucht Kay, ihren Kinderfreund, der sich von einem Tag auf den anderen völlig verändert und von ihr abgewandt hatte.

Splitter eines gewaltigen Spiegels waren ihm ins Auge und ins Herz gelangt, wodurch er nichts Schönes mehr sehen und fühlen konnte. Doch davon weiß Gerda noch nichts, sie weiß nur, dass sie Kay finden muss. Opernhaus, Dortmund, 17.30 Uhr Kabarett | Petra Afonin Vor über 25 Jahren rief Rebelldiva Ortrud Beginnen zu Spenden auf für den Bau eines „Stamm-Heim“ für satte Revolutionäre. Ihre satirische Vision ist inzwischen wahr geworden: Die großen Utopien sind verraucht. Zum 50. Jubiläum der 68er-Bewegung versammeln sich nun die Kommunarden wieder in der Luxus-Besinnungsanstalt „Rudi Dutschke Wellness Center“. Revolutionspathos aus zwei Jahrhunderten wird an diesem Abend in Lied und Text von „Heimleiterin“ Petra Afonin kräftig durcheinander gemischt. Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

DI 10 | 04 | 18

VERLOSUNG FZW Indie Night: Surma, Tuys In langer Tradition möchte die Indie-Szene Bands entdecken, bevor sie große Hallen füllen. Bei der FZW Indie Night stehen spannende, unbekannte und vorwiegend internationale Künstler auf der Bühne. Dieses Mal ist Surma aus Portugal dabei, die mit ihrem Debütalbum „Antwerpen“ einen Mix aus urbanen Klangwelten, elektronischen Sounddesigns und atmosphärischen Melodien liefert. Einen Cocktail aus der Sexyness von „The 1975“, der Indie-Gloria von „Foals“ und dem Geschrubbe von „Biffy Clyro“ bieten danach „Tuys“ aus Luxemburg. FZW, Dortmund, 20 Uhr

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Gemeinsam mehr erreichen

125 Jahre Spar- und Bauverein eG Dortmund

endstation.kino | Vor dem Frühling Der Präsident, einst Volksheld und Befreier seines Landes Georgien, wird entbodo t machtet und muss in verlos 2 x 1 die wilde Gebirgsregion Karten* seiner Heimat flüchten, begleitet nur von einer Handvoll treuer Anhänger. In der Hoffnung, auf loyale Unterstützer zu stoßen und die Macht wiederzuergreifen, ziehen sie über schneebedeckte Berge und unwegsame Pässe, durch tiefe Wälder und reißende Ströme. Durch ständigen Wechsel der Verstecke versuchen sie, ihren Gegnern zu entkommen. Ein unsichtbarer Verfolger setzt sie jedoch unter psychologischen Druck. Die allumschließende Natur, ihr Zufluchtsort, stellt sich als unberechenbare Gewalt heraus, die sich jederzeit gegen sie wenden kann. Und auch nicht jedes abgelegene Heim ist von verbündeten Seelen bewohnt. Die Reise wird zu einem rastlosen Unterfangen – zwischen Vertrauen und Misstrauen, Hoffnung und Zweifel. Wem kann der Präsident noch trauen? Seine Träume, die Vergangenes heraufbeschwören, beginnen sich mit der Wirklichkeit zu verweben. Langsam verschwimmt das Ziel vor seinen Augen, und das frühere Staatsoberhaupt muss sich einer folgenschweren Entscheidung stellen. In dichten Bilderströmen und im wechselvollen Takt von Aufbruch und Stillstand erzählt Regisseur George Ovashvili (Die Maiinsel) eine poetische Geschichte über Macht und ihre Auswirkungen auf die Menschen. „Vor dem Frühling“ feierte beim Internationalen Filmfestival in Karlsbad Weltpremiere. Termine: 29. März um 20 Uhr, 30. März bis 1. April um 19 Uhr, 2. und 3. April um 20 Uhr, 4. April (OmU) um 20 Uhr. endstation.kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum www.endstation-kino.de

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No More Rice Märkische Straße 62 44141 Dortmund

No More Rice

Liebenswürdige Wohlfühlzone

Schon beim Betreten des Lokals werden die Augen immer größer, denn hier ist ein wunderschönes Interieur mit sehr viel Liebe zum Detail zusammengestellt worden. An der Decke hängen unzählige Papierschirme, dazu gesellen sich ausgesucht schöne Tische und bequeme Stühle. Alle 17 Tische sind hier asiatische Tore in Rot und Gold, die von Glasplatten bedeckt sind. An den Wänden hängen nicht die üblichen chinesischen Drachen, sondern ein selbst gemachtes Mosaik in Form eines großen Buchstabens O aus knallroten Löffeln und ein riesiges Ölbild einer liegenden Chinesin. „Ein Freund von uns hat dieses Bild gemalt, ansonsten haben wir hier sehr viel selbst kreativ gestaltet“, sagt die Inhaberin Chen Dorsch. Auch Geschirr, die Essstäbchen und Bestecke sind mit sehr viel individueller Note ausgesucht worden – und die Speisekarte liegt als zerknüllter Papierhaufen auf dem Vorspeisenteller. Der ganze Laden wirkt von A bis Z sehr stylisch – und gleichzeitig absolut liebenswürdig. Im Hintergrund laufen ausgesuchte Electro-Sounds, der

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Von Peter Hesse Fotos: Daniel Sadrowski

Treppenabgang ist schwarz gestrichen, während ein Lichtermeer aus Hunderten kleiner Glimmlämpchen als Beleuchtung dient. In der Küche verzichten die Köche komplett auf Reis. Das wirkt auf den ersten Blick gewagt, aber dieses Konzept geht auf. Die Spezialitäten des Hauses sind Jiaozi, gefüllte Teigtaschen in unterschiedlichen Ausführungen, dazu gibt es Salate, Suppen oder Hamburger aus selbst gebackenen Hefebrötchen. „Wir kaufen frisch ein, beziehen

viele Sachen auch ganz normal aus dem Supermarkt“, so die Chefin. Mit vielen kleinen, aber sehr wirkungsvollen Kniffen wird hier eine einzigartige Wohlfühlzone geschaffen. „Einer unserer Stammkunden kommt aus Berlin, er sagt, dieser Laden würde viel besser in die hippe Hauptstadt passen“, sagt Chen Dorsch. Wir stimmen da aber nicht zu. Denn im Dortmunder Flurfunk sagt man gerne: „Wir können auch anders“.


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Jiaozi: Asiatische Tapas

Hey Zukunft, hier kommt dein Festival.

ktrisch einfach ele 21 mit DEW

Diese gefüllten Teignudeln sind kross und saftig – der Grundteig besteht aus 405er Mehl und kann sehr leicht nachgekocht werden. Auf 250 g Mehl braucht man noch 125 ml Wasser und einen Teelöffel Salz, das Ganze muss gut vermischt werden, und nach dem Kneten muss der Teig in einer abgedeckten Schüssel etwa 30 Minuten ruhen. Anschließend wird der Teig ausgerollt und mit einem Wasserglas kreisrund ausgestochen. Für die Füllung kann man wild experimentieren: mit Schweinefleisch und Sauerkraut, Roter Beete, Frühlingszwiebeln und Staudensellerie, mit Austernpilzen und Chinakohl – der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Auch kann der Teig mit Möhrensaft oder Balsamicoessig eingefärbt werden. Liegt die Teigscheibe in der Hand, gibt man die Füllung hinein und faltet das Ganze zu einer Art Ziehharmonika. Dann kochen (3 bis 5 Minuten) oder schonend im Wasserdampf garen (12 bis 15 Minuten). So kann man mit wenig Geld- und Zeitaufwand ein tolles Gericht zaubern.

dew21.de/fahre

898 Songs gespielt und 898 mal den richtigen Ton getroffen.*

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Fabian Greberg Student, singt und pielt Gitarre in einer der über 50 Musikgruppen im Kirchenkreis Bochum.

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Wim Schenk Sozialpädagoge und Mediator, einer von 16 Mitarbeitenden im Evangelischen Beratungszentrum, hilft Paaren und Kindern in Krisenund Trennungssituationen.

Was auch passiert. Wir sind da.

www.team-für-hier.de

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REPORTAGE

Die Z(w)eitzeugen

Wie Erna hatte auch ihr Mann Joseph de Vries den Holocaust Ăźberlebt. Heute erinnert dieses Portrait in Erna de Vries‘ Wohnzimmer an ihren verstorbenen Ehemann.

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M

it ihren 94 Jahren ist Erna de Vries noch immer eine vielbeschäftigte Frau. Aber wenn sich eine Lücke in ihrem Terminkalender finden lässt, lädt sie gerne zum Gespräch. Zu erzählen hat die adrett gekleidete Dame wahrlich viel. Als junge Frau überlebte sie den Holocaust, im Vernichtungslager Auschwitz verlor sie ihre Mutter. Davon berichtet Erna de Vries heute jedem, der sie danach fragt. Und so bittet sie, neben ihr Platz zu nehmen, auf dem braunen Ledersofa in der guten Stube ihres Hauses. Von hier kann sie raus in den Garten schauen, es ist ihr Lieblingsplatz. Um de Vries herum stapeln sich Briefe und Zeitschriften.

Erna de Vries hat die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Ravensbrück überlebt. Solange sie lebt, sagt die 94-Jährige, will sie davon erzählen. Die 30-jährige Katharina Spirawski sorgt als „Zweitzeugin“ dafür, dass ihre Geschichte auch in Zukunft noch gehört wird. Die beiden Frauen arbeiten nicht nur zusammen gegen das Vergessen – sie sind längst zu Freundinnen geworden. Von Felix Huesmann Fotos: Daniel Sadrowski

Dann erzählt sie mit gefasster Stimme die Geschichte ihres Überlebens. Sie beginnt mit einer glücklichen Kindheit in Kaiserslautern. Ihre Mutter ist Jüdin, ihr Vater Christ, der Familie gehören Anteile an einem Speditionsbetrieb. Als der Vater kurz vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stirbt, führt die Mutter, Jeanette Korn, das Unternehmen weiter. Was dann geschieht, füllt Geschichtsbücher: Unter den Nazis wird Juden in Deutschland eine Teilnahme am öffentlichen Leben erst massiv erschwert, dann gänzlich unmöglich gemacht. Die Anteile am Unternehmen muss Erna de Vries’ Mutter abgeben, Erna selbst hat von der christlichen Privatschule in eine jüdische Sonderklasse zu wechseln. Am Morgen nach der Reichspogromnacht im Jahr 1938 wird die Wohnung der Familie von einem antisemitischen Mob verwüstet. Fünf Jahre später wird Jeanette Korn deportiert. Tochter Erna gilt den Nationalsozialisten wegen des christlichen Vaters als „Halbjüdin“ und soll deshalb zunächst verschont bleiben. Doch weil sie die Mutter nicht alleinlassen will, geht sie mit – bis nach Auschwitz-Birkenau. Dort wird die junge Frau einige Zeit später von ihrer Mutter getrennt und in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück gebracht. Jeanette Korn wird kurz darauf ermordet. Die letzten Worte, die ihre Mutter an sie richten konnte, begleiten Erna de Vries bis heute: „Du wirst überleben und wirst erzählen, was man mit uns gemacht hat.“ Erna de Vries überlebt. Nachdem das Lager Ravensbrück im April 1945 evakuiert wird, werden die Häftlinge auf einen Todesmarsch geschickt. Nach mehreren Tagen werden die Frauen von alliierten Soldaten befreit.

„Niemand hat mich danach gefragt“ Mehr als fünf Jahrzehnte später ist der Auftrag der Mutter ihr zur Lebensaufgabe geworden. Zunächst jedoch musste Erna sich selbst ein neues Leben auf bauen. Zwei Jahre nach Kriegsende lernt sie in Köln Josef de Vries kennen. Sie heiratet ihn und zieht mit ihm in seinen Heimatort Lathen in Ostfriesland, wo sie bis heute lebt. Auch er ist Holocaust-Überlebender, hat seine Eltern, seine erste Frau und seinen jungen Sohn verloren. Bis zu Josef de Vries’ Tod 1981 führt das Paar eine glückliche

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REPORTAGE

„Ich mache das, solange ich noch kann. Als Warnung, und damit nicht vergessen wird, was geschehen ist.“ Ehe und bekommt drei Kinder. Mittlerweile sind diese selbst über 60. „Ich habe sechs ganz tolle Enkelkinder“, erzählt Erna de Vries mit einem erfüllten Lächeln im Gesicht. 1998 spricht sie zum ersten Mal öffentlich über die grausamen Erlebnisse in ihrer Jugend. „Ich hätte gerne schon vorher darüber gesprochen, aber niemand hat mich danach gefragt“, erklärt sie. Und sie wollte sich nicht aufdrängen. „Das war mir zu dumm.“ Ihr erster Vortrag in einer Volkshochschule in Kaiserslautern tritt eine Lawine los. Sofort wird sie erneut gebeten, ihre Geschichte zu erzählen. Und dann wieder. Und wieder. Auch fast 20 Jahre später vergeht kaum eine Woche, in der Erna de Vries nicht in mindestens einer Schule, in einem Rathaus oder einer Kirche spricht. „Ich mache das, solange ich noch kann“, sagt sie. „Als Warnung, und damit nicht vergessen wird, was geschehen ist. Und damit die Menschen nicht vergessen werden, die Hunger, Prügel und Tod erleiden mussten.“

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Wenn Erna de Vries läuft, stützt sie sich auf einen Rollator, Augen und Ohren sind in den letzten Jahren schwach geworden. Was passiert mit ihrer Geschichte, wenn sie selbst sie nicht mehr erzählen kann? Die Zahl der noch lebenden Zeitzeugen wird mit jedem Monat kleiner. Katharina Spirawski gehört zu denen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Geschichten wie die von Erna de Vries zu bewahren. Während die Überlebende erzählt, hört die 30-Jährige ihr gebannt zu. Auch wenn sie den Vortrag längst mitsprechen kann und die Geschichte unzählige Male selbst erzählt hat. Auch Katharina Spirawski besucht regelmäßig Schulen. Nicht als Zeit-, sondern als sogenannte Zweitzeugin. „Ich habe Erna 2011 zum ersten Mal erlebt, damals sprach sie mit einer Grundschulklasse“, erzählt die Promovendin der Religionspädagogik. „Ein Junge fragte sie, wie denn die Gasduschen funktioniert hätten. Alle Erwachsenen im Raum schämten sich. Bis auf Erna, die hat das einfach erklärt.“ Die Frau, die trotz all

der erlebten Grausamkeit so stark war, faszinierte Katharina Spirawski. Etwa zeitgleich beschäftigte sie sich in Osnabrück in einem anderen Zusammenhang mit demselben Thema: Zwei Designstudentinnen hatten Holocaust-Überlebende in Israel fotografiert und deren Geschichten aufgeschrieben. Katharina Spirawski organisierte mit ihnen zusammen eine Ausstellung. „Wir wollten auch Schulen einladen“, erklärt sie. Daraus wurde die Idee, die Geschichten der Überlebenden selbst in die Schulen hineinzutragen. Und die Überlegung: Warum sprechen wir nicht zusätzlich mit Holocaust-Überlebenden in Deutschland? Daraufhin kontaktierte Spirawski Erna de Vries. „Wir haben Erna besucht, ihr zugehört und sie interviewt“, erzählt Spirawski. Zwischen Erna de Vries und ihr ist seitdem längst eine Freundschaft entstanden. „Wir siezen uns zwar immer noch, aber vor allem, weil sie eine superfeine Dame ist. Das ist so’n Omma-Ding“, sagt sie und


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2016 wurde der Platz vor dem Lathener Rathaus in „Erna-de-Vries-Platz“ umbenannt.

lacht. Sie besucht ihre Freundin Erna regelmäßig. Manchmal bringt sie ihr Briefe von Schülern mit, manchmal Blumen. Sie erzählen sich gegenseitig aus ihrem Leben. Was Erna de Vries ihnen berichtete, geben Katharina Spirawski und ihre Kolleginnen nun an Schülerinnen und Schüler weiter, an Viertklässler wie an Abiturienten. „Ich erzähle immer auch davon, wie es ist, Erna zu treffen und was für ein Mensch sie ist“, sagt die Zweitzeugin. Das bringt die Geschichte näher, als ein Film oder ein Schulbuch es kann.

Nach 80 Jahren noch wichtig Vor vier Jahren gründeten Katharina Spirawski und andere Zweitzeugen einen Verein: die „Heimatsucher“. Zum Repertoire des Vereins gehören mittlerweile mehr als ein Dutzend Geschichten von Überlebenden. „Wir erzählen in den Schulklassen immer eine Geschichte sehr ausführlich. Das ist unsere Aufgabe als Zweitzeugen“, sagt Spirawski. Anschließend erarbeiten die Schülerinnen und Schüler anhand des mitgebrachten Materials weitere Überlebensgeschichten und stellen diese dem Rest der Klasse vor. „Danach sprechen wir darüber, warum diese Geschichten auch 80 Jahre später noch wichtig sind.“ Vor allem Kinder, die zum Beispiel als Migranten selbst schon Ausgrenzung und Rassismus erlebt hätten,

sagt die Zweitzeugin, könnten sich häufig gut mit den Geschichten der Überlebenden identifizieren. „Die sagen oft: Boah, die haben so Krasses erlebt und trotzdem so viel geschafft. Das möchte ich auch schaffen.“

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Ihre vor allem ehrenamtlich geleistete Arbeit bekommt viel Zuspruch. 2016 bekam der Verein im Rahmen des sozialen Gründerpreises „startsocial“ eine Sonderauszeichnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht. Viel wichtiger ist Katharina Spirawski aber, dass Erna de Vries und die anderen Zeitzeugen mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Sie sieht das als einen Auftrag der Überlebenden. „Mir bedeutet das sehr viel. Ich bin froh, dass es junge Menschen gibt, die sich dieser Sache annehmen“, sagt Erna de Vries. Die Arbeit der Zweitzeugen bedeutet für sie vor allem Sicherheit: Auch wenn sie einmal nicht mehr da ist, wird es Menschen geben, die sich ihrer Lebensaufgabe verpflichtet fühlen. Noch aber sorgt auch sie selbst dafür, dass Geschichten wie die ihrer Mutter und der Millionen anderen Ermordeten nicht vergessen werden. Noch ist ihr Kalender voller Termine und sie selbst voller Motivation. Während sie erzählt, bimmelt ihr iPad. Zwei E-Mails sind angekommen. Eine von ihrer Tochter und eine von einer Schule, wo sie bald spricht.

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BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Im SUV zum Biomarkt Am 22. März kommt der Dokumentarfilm „The Green Lie“ in die Kinos. Gemeinsam mit Regisseur Werner Boote verfasste die Journalistin Kathrin Hartmann das Drehbuch. Parallel zum Film ist soeben ihr Buch „Die grüne Lüge. Weltrettung als profitables Geschäftsmodell“ erschienen. Kathrin Hartmanns letzte Bücher waren eine so fundierte wie wütende Studie zur neuen Armut in der Konsumgesellschaft („Wir müssen leider draußen bleiben“, bodo 6/12) und eine aufwändige Recherche über die Wirklichkeit hinter den Versprechen der Green Economy zu nachhaltigem Palmöl, „Bio“-Diesel oder Garnelen mit Öko-Siegeln („Aus kontrolliertem Raubbau“, bodo 3/16). „Die grüne Lüge“ schließt an diese letzte Arbeit an. Unangenehm ist dieses Buch vor allem, weil es die Axt an unsere Strategien der Selbstberuhigung und moralischen Aufwertung legt. Kathrin Hartmann beschreibt die Komplizenschaft von Konzernen, die noch die absurdesten Öko-, Fair- und Nachhaltigkeitsversprechen ablegen, mit Konsumenten, die genau dieses „Greenwashing“ ihres überbordenden Lebensstils gerne hören. Hartmann ist sicher: Eine Konkurrenz um den „ethischeren“ Konsum zerstört jede Solidarität, ein privates gutes Gewissen ändert nichts. Der Kampf gegen Lobbyinteressen und für Gesetze schon. Kathrin Hartmann Die grüne Lüge. Weltrettung als profitables Geschäftsmodell ISBN 978-3-89667-609-2 Blessing | 15 Euro

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Am Stammesfeuer Vor gut einem Jahr starb im Alter von 91 Jahren der Soziologe und Philosoph Zygmunt Bauman. Posthum ist sein letzter Essay erschienen. „Retrotopia“ erklärt mit breitem wie schwungvollem Pinselstrich, wie unseren Gesellschaften die Zukunft abhanden kam. Statt Utopien, die die Zukunft als „Reich der Freiheit“ gestalten, regiert ein mehrfaches „zurück zu“: Ob Donald Trumps „Make America great again“ als diffuses Versprechen von Rust-Belt-Aufforstung und Einreisestopp oder der unaufhaltsam erscheinende Wiederaufstieg des völkischen Nationalismus in Europa: „Einmal der Macht beraubt, die Zukunft zu gestalten, wird Politik in die Sphäre kollektiver Erinnerung verlagert“, stets speist sich diese Retrotopie „aus der verlorenen, geraubten, verwaisten, jedenfalls untoten Vergangenheit“. Die Unordnung der fragmentierten, globalisierten Welt führt dabei zurück ans Stammesfeuer. „Tribalismus“, das Zusammenrücken der eigenen – konstruierten – Gruppe aus Angst vor den Fremden führt in eine Spirale der Gewalt. Bauman beharrt dagegen auf dem utopischen Denken, auf einer nicht von Angst geprägten Vorstellung von Zukunft – und auf einer „Kultur des Dialogs“. Zygmunt Bauman Retrotopia ISBN 978-3-518-07331-5 Suhrkamp | 16 Euro

Alles sagen dürfen wollen Wenn ein linker Philosoph sich vornimmt, was als „Political Correctness“ durch die Echokammern geistert, kann man anderes erwarten als das „Gender-Wahn“-Gebrüll vom rechten Rand. Zuerst vielleicht eine Einordnung von „Political Correctness“ als extrem stabiler rechter Propagandablase. Dann einen Abriss der Genese aus Bürgerrechts- und zweiter Frauenbewegung. Schließlich – und auch das wäre richtig – eine philosophische Kritik postmoderner Identitätspolitiken und ihrer Widersprüche. Stattdessen gibt es Empörung und Anekdotisches – mit einer linken Volte: Pfaller argumentiert, dass politische Korrektheit, die wegen der „Empfindlichkeiten“ von Gruppen und Milieus die Sprache von Zumutungen befreie und somit „infantilisiere“, die Ziele linker Politik verrate. Statt für Gleichheit zu kämpfen, betreibe sie die Atomisierung in immer neue diskriminierte Minderheiten. In seltsamer Begriffsund Geschichtslosigkeit ist für Pfaller die Postmoderne somit „nichts anderes als die Ideologie des Neoliberalismus“. So wird politische Korrektheit erst Luxusproblem, dann aufgewärmter marxscher Nebenwiderspruch und schließlich das Böse schlechthin. Robert Pfaller Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur ISBN 978-3-596-29877-8 Fischer | 14,99 Euro


Eine Frage, Herr Geistefeldt…

Warum steht man auf der A40 so oft im Stau? Motorisierte Ruhrstädter, die nicht regelmäßig über die A40 fluchen, sind eine seltene Spezies. Manche haben der Autobahn gar den Kosenamen „Längster Parkplatz der Republik“ verpasst. Dass der „Ruhrschnellweg“ besonders staubelastet ist, bestätigt auch der Verkehrsforscher Prof. Dr.-Ing. Justin Geistefeldt von der Ruhr-Universität Bochum.

Prof. Dr.-Ing. Justin Geistefeldt von der RuhrUniversität Bochum

Zwar sei der Abschnitt zwischen Bochum und Essen vor einigen Jahren ausgebaut worden. „Es gibt aber auch Abschnitte, die seit Jahrzehnten unverändert sind. Dort kommt es durch die hohe Verkehrsnachfrage heute regelmäßig zu Überlastungen“, erklärt Geistefeldt. Die Staus, die an den engeren Stellen der A40 entstehen, wirken sich teilweise auch auf die sechsstreifig ausgebauten Teile aus.

zu den Verkehrsbehinderungen steht, die ein Ausbau unter derart beengten Verhältnissen mit sich bringt“, sagt er. „Das Hauptproblem der A40 resultiert daraus, dass sie die Hauptverkehrsader im größten Ballungsraum Deutschlands ist.“ Den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu gestalten, hält Geistefeldt zwar für wichtig – ein Allheilmittel sei das jedoch auch nicht. Alles in allem werden wohl auch künftige Generationen damit leben müssen, dass es

Die Staus, die an den engeren Stellen der A40 entstehen, wirken sich teilweise auch auf die sechsstreifig ausgebauten Teile aus.

Eine weitere Eigenart der A40 sei, dass sie besonders stark regional genutzt wird. „Es gibt viele Verkehrsteilnehmer, die nur von einer Anschlussstelle zur nächsten oder übernächsten fahren“, so Geistefeldt. Durch die dicht aufeinander folgenden Ein- und Ausfahrten gerät der Verkehr schneller ins Stocken als auf Überland-Autobahnen.

in einem so engen Ballungsraum zu Verkehrsengpässen kommt. Für Entlastung könnte unter anderem die demographische Entwicklung sorgen: „Es ist nicht zwingend so, dass es langfristig immer mehr Verkehr gibt“, sagt Geistefeldt. So könnten Kindermangel und Homeoffice am Ende für Abhilfe auf der Stau-Autobahn sorgen. (fh)

Für den geplanten sechsstreifigen Ausbau der A40 zwischen Essen und Mülheim sieht Justin Geistefeldt nicht nur Vorteile. „Ich bin mir nicht mal sicher, ob die langfristige Entlastung in einem vernünftigen Verhältnis

Foto: Damian Gorczany

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REPORTAGE

Eine Philosophie des Wohnens • seit 1893 •

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er in Berlin, Hamburg oder München wohnt, kann von Mietpreisen, wie sie im Ruhrgebiet üblich sind, lediglich träumen. Das durchschnittliche Einkommen in diesen Städten liegt allerdings ebenfalls deutlich über Ruhrgebietsniveau – und das relativiert die Frage, was als bezahlbar gilt und was nicht. Denn nicht nur für prekär Beschäftigte kann es mittlerweile zwischen Duisburg und Hamm schwierig werden, ein günstiges Dach über dem Kopf zu finden. Ohne an dieser Stelle vorhandene (aktuelle und damit drängende) Probleme kleinreden zu wollen: Die Situation auf dem Wohnungsmarkt stellte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dramatischer dar. Die Stadt Dortmund beispielsweise taumelte offensichtlich blind den Anforderungen entgegen,

die sich aus der Zuwanderung von Arbeitskräften im Zuge der voranschreitenden Industrialisierung ergaben. Das Ausmaß der Arglosigkeit lässt ein Dokument erahnen, welches der Magistrat anno 1862 unterzeichnete. Man zählte zu diesem Zeitpunkt knapp 25.000 Einwohner, bereits doppelt so viele wie bloß zehn Jahre zuvor. Einer Aufforderung der Arnsberger Bezirksregierung, aus naheliegendem Grund einen Bebauungsplan aufzustellen, entgegneten die Ratsherren damals lapidar, man habe nicht die Absicht, auf den „IndustrieSchwindel“ hereinzufallen. Unter den Konsequenzen ihrer Haltung litt die nächste Generation. 1893 kratzte Dortmund an der 100.000er Marke. Wohnraum wurde zum raren Gut, mit dem sich gut verdienen ließ. In erster Linie waren es Kleinunternehmer, die

sich beeilten, Unterkünfte bereitzustellen – oft unter höchst fragwürdigen Bedingungen für die Mieter. Den existentiellen Missständen entgegenzuwirken, schlossen sich in jenen Tagen sozial engagierte Bürger zusammen. Einer von ihnen war Wilhelm Unverhau. In der Nordstadt, Nähe Fredenbaum, ist eine Straße nach ihm benannt. „Leider fehlt uns einiges an historischem Wissen über den eigentlichen Gründer unserer Genossenschaft“, sagt Nicole Brückner, Pressesprecherin des Spar- und Bauvereins. „Als gesichert gilt, dass er treibende Kraft war, als sich am 4. März 1893 der Spar- und Bauverein konstituierte. Auch wissen wir, dass die Gruppe von Anfang an der Devise ‚Erst sparen, dann bauen‘ folgte. Ihr Konzept einer Wohnungsbaugenossenschaft mit angeschlossener Spareinrichtung garantiert uns bis heute die wirtschaftliche Unabhängigkeit vom

„Für uns als Genossenschaft ist es selbstverständlich, dass wir die soziale Mischung befürworten, dass wir ein Miteinander der Generationen und Nationen wünschen.“

125 Jahre Baugeschichte: Bereits 10 Jahre nach Gründung konnten 590 Wohnungen bezogen werden. Heute sind es über 12.000.

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Am 4. März 1893 wurde in Dortmund der Spar- und Bauverein gegründet. Das Modell: Die Bewohner sind nicht nur Mieter, sondern gestalten als Mitglieder die Geschicke der Genossenschaft mit. Eine Philosophie, die auch nach 125 Jahren noch – oder wieder – äußerst beliebt ist. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski, Spar- und Bauverein

Bankensektor. Auch deshalb konnten wir die Finanzkrise beispielsweise ohne Turbulenzen überstehen.“

Nicole Brückner, Pressesprecherin des Spar- und Bauvereins.

Tatsächlich gibt es hierzulande zahlreiche Wohnungsbaugenossenschaften, bundesweit allerdings nur 47 mit vergleichbarem Konstrukt. In NRW ist der Dortmunder Spar- und Bauverein mit über 20.000 Mitgliedern und 12.000 Wohnungen (Dortmund, Unna, Holzwickede) die größte ihrer Art. Eine Erfolgsgeschichte. Kurz nach der Gründung konnten im Unionviertel, Lange Straße 111/113, erste Wohnungen angeboten werden. Ende 1894 waren 48 Einheiten bezogen, keine zehn Jahre später bereits 590. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg waren ganze vier Häuser heil geblieben, lediglich 34 von damals insgesamt 4.338 genossenschaftseigenen Wohnungen wiesen

keine Schäden auf. „Aber schon 1953, pünktlich zum 60-jährigen Bestehen, konnte der Vorstand vermelden, dass sämtliche Trümmer beseitigt und alle Ruinen wieder aufgebaut worden sind“, sagt Frau Brückner. „Das konnte funktionieren, weil die Bewohner angefangen haben, ihre Wohnungen selbst wieder herzurichten. Als wäre es ihr Eigentum. Das ist der solidarische Gedanke, der über allem schwebt.“ Letzterer wirkt sich bis heute mäßigend auf den Mietspiegel aus. „Gentrifizierte Stadtteile finden Sie auch in Dortmund, wenngleich nicht in der Intensität, wie man es aus anderen Städten kennt. Im Kreuzviertel sind vielleicht leichte Tendenzen diesbezüglich zu beobachten. Aber die Preise ziehen an. Die Stadt wächst. Wir haben aktuell über 600.000 Einwohner. So viele waren es lange Zeit nicht mehr. Die marktübliche Nettokaltmiete liegt derzeit bei durchschnittlich sechs Euro pro Qua-

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REPORTAGE

dratmeter, Tendenz steigend. In unserem Bestand sind es im Schnitt deutlich unter fünf. Natürlich ist das abhängig vom Alter der Wohnung und ihrer Ausstattung. Eine Altbauwohnung können wir manchmal viel günstiger anbieten als, auf der anderen Seite, eine Einheit in unserem sogenannten Jubiläumsquartier, in der neuen EnergiePlus-Siedlung in Schüren. Im Neubau können Sie natürlich ganz anders auf aktuelle Herausforderungen reagieren und Maßstäbe in Sachen Umwelt- und Klimaschutz setzen.“ Nicht nur im Fluss befindliche Einwohnerzahlen wirken auf den Wohnungsmarkt, sondern auch variierende Ansprüche der Mieter. Derzeit ließe sich bei jungen Singles und Familien ein verstärkter Trend hin zu individuellem Wohnen feststellen. Deren Wünsche ließen sich nur mit einem facettenreichen Angebot befriedigen. Andererseits wachse die Nachfrage nach seniorengerechtem und barrierefreiem Wohnraum. „Da sind uns natürlich Grenzen gesetzt“, erklärt sie. „Man kann einen Altbau in seiner Substanz nicht beliebig modifizieren. Oft ist es nicht möglich, nachträglich einen Fahrstuhl einzubauen oder die Türen so zu verbreitern, dass sie rollstuhlgeeignet sind. Das trifft zum Beispiel auf den Althoff block zu. Der wurde 1914 gebaut. In diesem Quartier wohnen einige Mieter bereits seit Jahrzehnten. Ihnen konnten wir passende Wohnungen im Neubau an der Kuithanstraße, auf dem alten FZW-Gelände anbieten. So konnten sie im gewohnten Umfeld wohnen bleiben, hier kennen sie ihre Geschäfte, hier haben sie ihr LieblingsCafé, ihren Friseur und, ganz wichtig, ihren Bekanntenkreis.“ Meist bewirtschaftet die Genossenschaft nicht einzelne Häuser, sondern Straßenzüge oder Blöcke und gelegentlich neben Mietwohnungen sogar Gewerbeobjekte. Ziel ist es, ein Viertel denkbar lebendig zu halten. Dazu zählt ein möglichst hoher Grad an sozialer Durchmischung „Für uns als Genossenschaft ist es selbstverständlich, dass

wir die soziale Mischung befürworten, dass wir ein Miteinander der Generationen und Nationen wünschen. Sie können das als Vermieter in gewissem Maße steuern. In Kooperation mit dem Planerladen e.V. betreiben wir zum Beispiel einen Nachbarschaftstreff am Borsigplatz. Für den haben wir zwei Wohnungen zur Verfügung gestellt. Der Treff lebt vor, wie Multikulti funktionieren kann. Jeden Tag und miteinander. Da machen Schulkinder unterschiedlicher Nationen gemeinsam Hausaufgaben, es treffen sich viele türkische Frauen zum Sprachkurs oder kochen miteinander; zum Programm gehören Computerkurse für Senioren ebenso wie Lesungen und Konzerte.“

Die Mitglieder der Spar und Bau e.G. haben derzeit einen Geschäftsanteil in Höhe von 1.300 Euro zu zeichnen. Die Summe kann angespart werden. Um einen Nutzungsvertrag für eine Wohnung abzuschließen, muss der Anteil der vollen satzungsgemäßen Höhe entsprechen. Manchmal initiiert der Spar- und Bauverein Angebote, manchmal kommen die Impulse von den Mitgliedern. Frau Brückner erzählt von Mietern, die nur eine Wohnung suchen, was absolut legitim sei. Andere aber würden sich engagieren, weil ihnen die genossenschaftliche Philosophie gefalle, die Idee, gemeinsam und solidarisch etwas zu schaffen, was man als Einzelperson nicht ausführen könne. „Aus dem Kreis der Bewohner an der Uhlandstraße wurde kürzlich angeregt, einen öffentlichen Bücherschrank einzurichten. Das haben wir gern aufgegriffen. Ein voller Erfolg, denn die Leute kennen sich untereinander, die soziale Kontrolle ist entsprechend groß. Dann kann man einen solchen Schrank auch in der häufig zu Unrecht stigmatisierten Nordstadt platzieren.“ Ausgerechnet in der Nordstadt. Die, das behauptet ja nicht nur die BildZeitung, doch einer der schlimmsten Stadtteile Europas sei.


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Eine „Allianz fürs Wohnen“: Zusammen mit wohnungs- und immobilienwirtschaftlichen Verbänden will das Bau- und Heimatministerium neue Wohnungen schaffen. Mit diesem Programm setzt die Regierung ihren angekündigten Kurs fort. Vom vorrangigen Ziel, mehr Eigenheime zu fördern, werden Menschen mit wenig Geld kaum profitieren. Von Alexandra Gehrhardt | Foto: Kurt Michel / pixelio.de

„Wir brauchen preisgünstigen Wohnraum“, sagt Heimat- und Bauministerin Ina Scharrenbach in einer Pressemitteilung ihrer Behörde. Und: „Viel hilft viel.“ Mehr Wohnungen sollen entstehen, barrierefreies Bauen gefördert werden. Zahlen werden weder in der Vereinbarung noch in der Stellungnahme genannt. Anfang Februar hatte Scharrenbach angekündigt, bis 2022 insgesamt vier Milliarden Euro in öffentlich geförderten, also mietpreisgebundenen, Wohnungsbau investieren zu wollen. Ansonsten setzt die „Allianz“ auf Barrierefreiheit, Bauen „außerhalb von Ballungszentren“ und die Förderung von Wohneigentum. Das hatte sich die Regierung schon in ihrem Koalitionsvertrag auf die Fahnen geschrieben. Von einer Eigentumswohnung oder gar dem eigenen Haus mit Garten können Menschen mit wenig Geld aber in der Regel nur träumen. Sie könnten vom angekündigten Programm der Allianz aus Regierung, Wirtschaft und Verbänden höchstens dann profitieren, wenn Häuslebauer mit dem Umzug ins Eigentum günstige Mietwohnungen frei machen.

Eine halbe Milliarde Euro haben die Dortmunder Bürgerinnen und Bürger bisher „investiert“.

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Nach Angaben des Statistischen Landesamtes IT.NRW wurden von Januar bis September 2017 knapp 38.600 neue Wohnungen genehmigt, 22 Prozent weniger als im Jahr davor. In Bochum wurde für 329 neue Wohnungen grünes Licht gegeben, in Dortmund für 908. Dass das ausreicht, ist zweifelhaft: Der ehemalige Bauminister Michael Groschek war 2017 von einem doppelt so hohen jährlichen Bedarf ausgegangen.

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INTERVIEW

Rund 860.000 Menschen in Deutschland gelten als wohnungslos. Etwa 50.000, so schätzt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe BAG W, leben vollständig auf der Straße. Der Mangel an günstigem Wohnraum und die Zunahme an Hilfesuchenden machen auch der Wohnungslosenhilfe die Arbeit schwer, sagt Thomas Bohne. Er leitet die Zentrale Beratungsstelle für Wohnungslose der Diakonie Dortmund, die erste Anlaufstelle für Menschen ohne Wohnung ist. Von Alexandra Gehrhardt | Foto: Sebastian Sellhorst

„Unsere Klienten sind oft ganz normale Menschen, die aufgrund einschneidender Erlebnisse wohnungslos werden. Auch in Deutschland ist man relativ schnell raus aus dem System.“

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Wie hat sich Wohnungslosigkeit in Dortmund entwickelt? Die Zahl der Menschen, die keine eigene Wohnung haben, also wohnungslos sind, ist auch im letzten Jahr weiter gestiegen, und das ist seit Jahren der Fall. Wir haben in der Zentralen Beratungsstelle seit 2010 einen Anstieg der Fälle um rund 60 Prozent, 2016 waren 1.722 Klienten bei uns, 2017 haben 1.890 Menschen in der ZBS Hilfeleistungen in Anspruch genommen. Wir schätzen, dass etwa zehn bis 20 Prozent von ihnen auf der Straße leben.

Zugleich spielt auch Armut eine Rolle. In Dortmund ist jede fünfte Familie überschuldet. Damit ist einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die Teilhabe an der Gesellschaft aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nicht mehr möglich. Und alle Gruppen suchen auf demselben Markt Wohnungen. Zusammen hat all das zur Verknappung von Wohnraum geführt. Es ist auch nicht absehbar, dass sich das so schnell ändert. Es werden zwar viele Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen gebaut, aber nicht so viele Sozialwohnungen.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft hat zum ersten Mal wohnungslose Geflüchtete in ihre Statistik aufgenommen und erklärt den hohen Anstieg der Wohnungslosigkeit um 150 Prozent auch damit. Wo liegen die Gründe in Dortmund? Mit Flüchtlingen hat das erstmal weniger zu tun. Es hat damit zu tun, dass zu wenige Wohnungen vorhanden sind, aber gleichzeitig immer mehr Menschen in die großen Städte wollen – nicht nur Wohnungslose, sondern auch junge Menschen, Alleinerziehende und Ältere. Das ist ja insgesamt ein Trend. Mit der EU-Freizügigkeit machten sich seit etwa 2011 auch Menschen aus Süd- und Südosteuropa auf den Weg, und die Migration aus den Armutsländern der EU hat auch bei uns zu einer Steigerung der Fallzahlen geführt. Allerdings erfüllt nur ein Teil dieser Menschen die Voraussetzungen, Hilfen aus dem Bereich der Wohnungslosenhilfe zu erhalten – auch, weil EU-Zugewanderte in Deutschland zum Teil gar keinen Anspruch mehr auf Sozialleistungen haben. Und dazu kam dann das Thema Flüchtlinge.

Aber die Konjunkturdaten sind doch eigentlich positiv? Ja, und auch in Dortmund hat die Langzeitarbeitslosigkeit etwas abgenommen. Trotzdem gibt es eine Gruppe von Menschen, die gar nicht oder nur prekär beschäftigt sind und auf dem Arbeitsmarkt überhaupt nicht mehr stattfinden. Die gute wirtschaftliche Entwicklung kommt bei diesen Menschen nicht an. Wir stellen auch fest, dass Menschen zunehmend stärker mit psychischen oder anderen Erkrankungen belastet sind, die es erschweren, wieder auf den ersten Arbeitsmarkt zu kommen. Wer ist besonders betroffen? Die stärkste Gruppe sind die 30- bis 40-Jährigen. In den letzten Jahren ist aber sowohl die Zahl der jüngeren als auch die der älteren Wohnungslosen gestiegen. Bei jungen Menschen passiert dies oft, wenn die Jugendhilfe nicht greift oder mit der Volljährigkeit ausläuft, wenn Alkohol oder Drogen eine Rolle spielen. Ältere Menschen sind häufig vom Verlust der Wohnung betroffen,


„Es wird schwieriger, Hilfe zu leisten“ Thomas Bohne, Leiter der Zentralen Beratungsstelle für Wohnungslose der Diakonie Dortmund.

wenn Mieten steigen und mit Beginn der Rente das Einkommen sinkt. Der Anteil der wohnungslosen Frauen ist in unserer Beratungsstelle auf rund 20 Prozent gestiegen, bundesweit liegt er bei rund einem Drittel. Weibliche Obdachlosigkeit ist oft noch verdeckter als ohnehin. Frauen schaffen es häufiger, nicht auf der Straße zu landen, wohnen dafür aber oft unter schwierigen Bedingungen, auch gegen sexuelle Gefälligkeiten. „Niemand muss draußen schlafen” und „Selbst schuld” sind Sätze, die man oft hört. Unsere Klienten sind oft ganz normale Menschen, die aufgrund einschneidender Erlebnisse wie Krankheit, Verlusterfahrungen oder Arbeitslosigkeit wohnungslos werden. Auch in Deutschland ist man relativ schnell raus aus dem System. Was viele unterschätzen: Ohne Wohnung gerät man schnell aus der Tagesstruktur und muss auch so etwas wie Wohnen wieder lernen. Wer mal ein halbes Jahr draußen ist, hat es ganz schwer, wieder in so eine Struktur hereinzukommen. Das würde uns allen so gehen. Die Stadt Dortmund hat begonnen, das Thema Wohnungs- und Obdachlosigkeit neu anzugehen. Ist sie damit auf einem guten Weg? Durch die Flüchtlingszuwanderung war die Stadt lange so gefordert, dass manche Dinge hintenan geblieben sind. Jetzt sprechen Einrichtungen, Politik und Verwaltung wieder miteinander, es werden wieder Strukturen geschaffen und Arbeitskreise besetzt, das ist insgesamt ein guter und wichtiger Prozess.

Es ist schon was in Bewegung gekommen, der Neubau der Männerübernachtungsstelle und die Ausweitung der Übernachtungsplätze zum Beispiel. Ich habe die Hoffnung, dass man in Zukunft noch genauer auf unterschiedliche Zielgruppen schaut. Aus unserer Sicht wäre es auch sehr wichtig, dass die Personalressourcen für die Beratung an den stark gestiegenen Bedarf angepasst werden. Auch könnte man die Angebote der vorhandenen Tagesaufenthalte ausweiten, sodass Menschen Orte haben, an denen sie tagsüber bleiben können. Ich hoffe, dass wir bald besser gerüstet sind und sich die Angebote insgesamt eine Verbesserung bewirken. Letztendlich müssen aber Politik und Verwaltung entscheiden und auch Geld in die Hand nehmen.

„Wer mal ein halbes Jahr draußen ist, hat es ganz schwer, wieder in eine Struktur hereinzukommen. Das würde uns allen so gehen.“

Das Thema ist auch in der Lokalpolitik angekommen. Unterschiedliche Fraktionen fordern die Öffnung von U-Bahn-Stationen im Winter oder die Nutzung ehemaliger Flüchtlingsunterkünfte. Das Thema ist bei allen Parteien und auch in den Medien angekommen. Das ist ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass die Gesellschaft aufmerksam ist. Aber wir müssen darauf achten, dass Hilfen nachhaltig sind. Ich möchte nicht, dass es nur noch um Versorgung geht, sondern dass die Menschen, die wir beraten, Hilfe zur Selbsthilfe erhalten, also in ihren vorhandenen Fähigkeiten unterstützt werden, sodass gesellschaftliche Teilhabe wieder möglich wird. Darum muss aus unserer Sicht Wohnungslosenhilfe immer so ansetzen, dass Menschen aus dieser Situation wieder herauskommen.

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2 | Ziehen Sie uns warm an! Ein Kapuzenpullover für einen bodo-Verkäufer. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie die Anschaffung eines warmen Kapuzenpullovers.* 15 Euro 3 | „Brüchige Biografien“ Dokumentarfilm 79 Minuten. bodo-Sonderheft A5 inkl. DVD. 2,50 Euro 4 | Ein halbes Jahr bodo! Verschenken Sie ein Gutscheinheft für sechs Ausgaben des Straßenmagazins. Das faire Abo: zum Einlösen direkt bei unseren Verkäufern auf der Straße. 15 Euro 5 | Schenken Sie Lesefreude! Ein Geschenkgutschein für unseren Buchladen. Auswahl aus 10.000 Romanen, Krimis, Koch-, Sachund Kinderbüchern, frei wählbar. ab 10 Euro 6 | bodo zum Umhängen! Tasche aus LKW-Plane mit Schultergurt aus Autosicherheitsgurt, Maße 29 x 19,5 x 8 cm. 29,90 Euro

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* Alle unsere Verkäufer erhalten

einen Kapuzenpullover und eine Regenjacke als Verkaufskleidung. Ermöglicht wird dies mit Ihrer Spende. Sie erhalten auf Wunsch eine Spendenbescheinigung.

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bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Tel. 0231 – 950 978 0 | info@bodoev.de Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr www.bodoev.de VE RSAN D MÖGL ICH

„Interessante Themen“ Liebe bodos, die Januar-Ausgabe der bodo fand ich wieder sehr interessant, der Artikel „Was bleibt“ hat mich sehr an meine Kindheit in den 60ern und 70ern erinnert. Die Aktion des Bochumer Fotografen Martin Steffen „Hilfe für Haiti“ ist einfach toll! Schön auch, dass Rozalia wieder einen Verkaufsplatz hat, an dem sie die Stammkunden finden. Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, dass – warum auch immer – Rozalia plötzlich an ihrem Stammplatz keine Zeitung mehr verkaufen darf. Zum einen wird es erst genehmigt gewesen sein, zum anderen sitzt der Eigentümer, eine Kapitalgesellschaft, in Zypern … Wenn der Eigentümer direkt vor Ort in Bochum wäre, könnte ich das wahrscheinlich noch eher verstehen. Kein Verständnis habe ich allerdings für den Leserbrief über den ALG-II-Empfänger, der bettelt, um seinen Lebensunterhalt aufzubessern. Zum einen ist es für mich kein Grund, die bodo nicht mehr zu kaufen, weil mich ein Bericht stört. Zum anderen dürften den Redakteuren von bodo nicht sämtliche Gesetze vorliegen und schon gar nicht die internen Vorgaben des Jobcenters. Aus meiner beruflichen Tätigkeit ist mir bekannt, dass viele ALG-II-Bescheide nicht korrekt sind, und auch das Buch von Inge Hannemann „Die Hartz IV Diktatur“ ist sehr aufschlussreich. Natürlich gibt es schwarze Schafe unter den ALG-II-Beziehern, wie aber überall. Ich freue mich bereits jetzt auf die nächste Ausgabe und wünsche allen Beteiligten von bodo e.V. gutes Gelingen. W.P., Dortmund bodo-Relaunch

Liebes bodo-Team, ich möchte nicht versäumen, Ihnen zu der neuen bodo zu gratulieren. Ich wohne nicht in Dortmund und habe deshalb keine Dortmunder Tageszeitung. Aus bodo erfahre ich einiges zu kulturellen Ereignissen, prima. Liebe Grüße, B. Z. bodo-Themen

„Professionell gemacht“ Schon lange bin ich begeisterte bodo-Leserin und kaufe fast jede Ausgabe bei einer sehr netten Verkäuferin, die hier in Witten-Bommern vor unserem Edeka steht. Jede Ausgabe ist professionell gemacht, hat abwechslungsreiche Artikel, ist informativ, Layout und Papierqualität lassen nichts zu wünschen übrig. Ich hatte schon verschiedene Obdachlosen-Zeitschriften in der Hand – keine reicht meiner Meinung nach an bodo heran. Weiter so!


Lösungswort: Zwiebel

RÄTSEL

Kundentaler im Wert 2.573 Euro sind bei der letzten Spendenaktion der Ausbüttel’s Apotheken in Dortmund für bodos Dortmunder Anlaufstelle zusammengekommen. Und die haben Susanne Friedrich (rechts) von der Schwanen Apotheke und Gisela Ausbüttel (links) jetzt an Tanja Walter und Susanne Schröder (Mitte) von bodo e.V. übergeben. Vielen Dank!

Schreiben Sie uns: redaktion@bodoev.de Telefon: 0231 – 950 978 0

In der aktuellen Ausgabe von „chrismon“ las ich einen Artikel über einen Arzt in Mainz, der sich mit einer mobilen Arztpraxis um Obdachlose kümmert. Vielleicht wäre es auch interessant für bodo, einmal etwas über Gerhard Trabert zu schreiben. […] D. W. Liebe D. W., haben Sie vielen Dank für ihr Lob, wir freuen uns, dass Ihnen unser Magazin gefällt. Danke ebenfalls für ihre Anregung – gerade für Menschen, die draußen leben, ist medizinische Versorgung, die nichts kostet und niedrigschwellig ist, ja ein wichtiges Thema. Dazu müssen wir allerdings gar nicht extra bis nach Mainz schauen: In Dortmund bietet das Gast-Haus sogar eine eigene Praxis für nicht-versicherte Menschen, zudem gibt es bei den Aufsuchenden Medizinischen Hilfen Ärzte und Wundspezialisten. In Bochum bietet der Verein der Medizinischen Hilfen wohnungslosen und armen Menschen eine medizinische Versorgung an. Viele Grüße von bodo, Alexandra Gehrhardt Anm. d. Red.: Der Verein für Medizinische Hilfen feiert im März sein 30-jähriges Bestehen – wir haben die MedizinerInnen in Bochum besucht. Die Reportage lesen Sie auf Seite 12 in dieser Ausgabe.

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VERKÄUFERGESCHICHTEN

Stefan kann man mit Fug und Recht als bodo-Urgestein bezeichnen. Zu bodo kam er 1996 über einen anderen bodoVerkäufer. Seitdem kennt ihn in Dortmund fast jeder, der regelmäßig über den Westenhellweg geht. Anlässlich seines anstehenden 50. Geburtstages hat er uns in der Redaktion besucht und uns von alten und neuen, guten und schlechten Zeiten erzählt. Text und Foto: Sebastian Sellhorst

„Da fuhren die Straßenbahnen noch oberirdisch“

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„Zu bodo gekommen bin ich, da fuhren die Straßenbahnen in der Innenstadt noch oberirdisch“, erinnert sich Stefan an seine Anfänge bei bodo, als er uns in der Redaktion auf einen Kaffee besucht. Angefangen habe er mit dem bodoVerkauf 1996, erzählt er, während er uns seine alten Verkaufsausweise zeigt. „Damals habe ich noch in der Innenstadt jongliert. Dann bin ich irgendwann über den bodo-Verkäufer Egon, der auch heute noch ein guter Kollege ist, zu bodo gekommen.“

zum Gottesdienst gehe.“ Religion und Glaube spielt eine große Rolle in Stefans Leben, daher passe es ganz gut, dass er an so vielen Kirchen verkaufe. Aber auch auf dem Wochenmarkt in Hombruch ist er fast jede Woche. „Mittlerweile kenne ich so viele tausend Leute, da trifft man immer jemanden zum Quatschen. Nicht nur die Gemeinden sind wichtige Anlaufstellen. Auch bei den Geschäften der Qualitätsroute, die ich auf dem Westenhellweg regelmäßig beliefere, möchte ich mich herzlich bedanken.“

Wenn Stefan nicht gerade an seinem Verkaufsplatz in der Innenstadt zwischen Karstadt und der Mayerschen Buchhandlung anzutreffen ist, besucht er jeden Monat eine der vielen Kirchengemeinden in Dortmund. An den Gemeinden Aplerbeck, Schüren, Brünninghausen, Löttringhausen, Kirchhörde und Hombruch ist er regelmäßig anzutreffen. Eine Lieblingsgemeinde hat er dabei nicht. „Ich fahre eigentlich überall gerne hin. So kann ich auch immer zwei Dinge miteinander verbinden, wenn ich

So gut wie im Moment lief es aber nicht immer. „Das letzte Jahr war ganz schön schwierig“, erinnert sich Stefan. „Im Februar habe ich meine Medikamente abgesetzt. Danach ging es mir lange Zeit sehr schlecht, und ich musste mehrere Male ins Krankenhaus. Seit 1996 bin ich wegen einer Psychose verrentet und leide an Diabetes.“ Als Stefan im Februar letzten Jahres die Kündigung für seine

Wohnung bekam, setzte ihm das sehr zu. „Über bodo bin ich dann an einen Rechtsanwalt gekommen, der mir geholfen hat, und so konnte ich zum Glück meine Wohnung behalten. Seitdem habe ich einen Betreuer für Wohnangelegenheiten, und es geht wieder bergauf.“ Ende dieses Monats feiert Stefan seinen 50. Geburtstag. An so einem Datum blicke man schon mal zurück. „Von meinem 16. bis zu meinem 28. Lebensjahr war ich spielsüchtig. Mittlerweile habe ich damit zum Glück nichts mehr zu tun. Wer weiß aber, ob ich ohne meine Kunden und bodo heute in derselben Situation wäre. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei all den Leuten zu bedanken, die mich die vielen Jahre über unterstützt haben. Ohne bodo und vor allem Sie, die Leserinnen und Leser, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.“


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Neulich ging die Meldung um, dass wir auch ohne Spionage der NSA online alle nackt sind, unsere Daten ausgespäht werden können. Im Netz, wo alles so bequem zu finden ist, bei Amazon Sachen, bei Tinder Sexpartner, bei Facebook die Wahrheit, hatten wir uns doch immer wieder abgesichert, mit Antivirenprogrammen, Firewalls und wechselnden Passwörtern. Man stelle sich vor, richtiges Einkaufen, also mit Jutebeutel und zu Fuß, wäre so wie Online-Shoppen. In der Buchhandlung willst du gerade den neuen „Dan Brown“-Roman bezahlen, da verlangt die Kassiererin Kundennamen und Passwort. Du sagst: „Buntfresse-Klammer-auf-83“. „Nee“, sagt sie, „nicht den Namen von Karstadt bei uns.“ Das Passwort hast du auch vergessen. Sie stellt das Buch zurück ins Regal, du raus aus dem Laden, an der Tür neues Passwort beantragen. Wieder an der Kasse, die Frau fragt Dich zusätzlich nach Schuhgröße, religiöser und sexueller Orientierung. Ein Azubi will wissen, ob du mit dem Bus oder mit dem eigenen Auto da bist. Mit Auto wäre das Buch etwas teurer. Du willst gerade bezahlen, da schleift dich ein radebrechender Usbeke in einen Nebenraum. Dort hockt er sich auf einen kniehohen Papierstapel und liest dir Seite für Seite seine selbst übersetzten AGB vor. Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Als du nach 17 Stunden den Laden verlässt, plärren auf der Straße Lautsprecher: „Achtung: Der Steiger hat einen Dan

Sie Mitglied Werden auch in der AWO! eder die AWO Je mehr Mitgli hr kann sie in hat, desto me ft bewirken. der Gesellscha en nn sie Mensch Desto eher ka fe brauchen. helfen, die Hil wo-ww.de .de • www.a w w oaw @ info

Brown gekauft!“ Aus den Büschen springen Männer hervor, wedeln mit früheren Werken des Autors, aber auch mit „Game of Thrones“-DVDs, die komplette sechste Staffel, und wispern: „Auch toll, Steiger, haben andere auch gekauft!“ Zuhause stellst du fest: Der Kühlschrank wurde geplündert. „Selbst Schuld“, sagt die Polizei, „was lässt du auch im dritten Stock das Küchenfenster auf Kipp?“ Kein Wunder, wenn eine zufällig vorbeilaufende, ausgehungerte Giraffe dir dann deinen Kühlschrank leer frisst.

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bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Bürozeiten: montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr Tel. 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de 48

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