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bodo
April 2014
GA DAS STRASSENMA
Z IN
Peter Großmann | Frühsport, Sotschi, Südtribüne Museum am Ostwall | Was ist einer Stadt ihre Geschichte wert? Der Straßenarzt | „Kommen Sie rein – egal wer Sie sind!“ 1
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INHALT | EDITORIAL
04
Peter Großmann Seit 15 Jahren berichtet er in aller Herrgottsfrühe im Morgenmagazin der ARD
über die aktuellen Sportereignisse. Doch der vielseitige Dortmunder Peter Großmann ist auch Sachbuchautor und Musiker. Wir trafen uns in der bodo-Redaktion – zu einer zivilen Uhrzeit.. Von Birgit Rumpel
12
Doc Müller macht Feierabend Martin Müller war das Gesicht der aufsuchenden
medizinischen Hilfe für Wohnungslose in Dortmund. Nun ist er im Ruhestand. Fotograf und Autor Andreas Hub hat Doc Müller zum
18
Abschied über Monate bei seiner Arbeit begleitet. Eine Reportage. Von Andreas Hub
Das alte Museum am Ostwall Während andere Städte ihr kulturelles und ihr bauliches Erbe
pflegen, tut sich das Ruhrgebiet schwer. Hier waren nicht nur die Bomben des Zweiten Weltkriegs verheerend, sondern auch der Wiederaufbau. Nun droht auch dem ältesten nichtkirchlichen Innenstadtbau der Abriss. Von Wolfgang Kienast
34
„Situation Kunst“ An der Hattinger Straße, unweit der Bochumer Innenstadt, erstreckt sich ein im
Stil englischer Landschaftsgärten angelegter Park. Darin ein architektonisch effektvoll in die Schlossruine von Haus Weitmar integrierter Kubus: „Situation Kunst (für Max Imdahl)“. Von Wolfgang Kienast
03 Inhalt | Editorial 07 Straßenleben | Stein mit Vollausstattung 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 Kultur | Rundlauf Bochum 16 Recht | Schülerin siegt gegen Amt
Liebe Leserinnen und Leser,
17 Wilde Kräuter | Brennnessel
ein Fensterplatz hat etwas für sich: Während der Schlusskorrektur
18 Kultur | Das alte Museum am Ostwall
dieses Heftes ziehen draußen am Schwanenwall die „ver.di“-
22 Kommentar | Doppelpass
Streikenden vorbei. Auch wenn man es nicht vermutet: Ein Streik im
20 News
öffentlichen Dienst trifft auch unsere VerkäuferInnen. Zwar können
23 Das Foto | Das Zitat 24 Netzwelt | www.o-ton-arbeitsmarkt.de 24 Kinotipp | Stiller Sommer 25 Veranstaltungskalender | Verlosungen
sich nur wenige den Bus leisten, doch für sie bedeuten ausgestorbene Einkaufsstraßen, dass die paar Euro für den Tag vielleicht fehlen. Wie Pendler und Eltern angesichts geschlossener Kitas sind auch sie nicht begeistert, tragen es aber mit Fassung.
32 bodo geht aus | beans. coffee-store
Als ver.di-Mitglied unterstütze ich die Forderung nach gerechter Bezahlung, und auf den
33 Soziales | Der Envio-Prozess
ersten Blick trifft ein Streik von Müllabfuhr bis ÖPNV gleichsam demokratisch jeden. Wie
38 Fotografie | Mike Brodie
auch sonst im Leben stimmt das natürlich nicht ganz.
40 Reportage | Prostitution in Dortmund 44 Rätsel
Während am letzten Mittwoch im März alle Busse und Stadtbahnen in der Region standen, konnten die Fans des 1. FC Köln wie gewohnt mit der Linie 1 zum Stadion fahren. Keine
45 Kultur | Hans Nieswandt
Ausnahme für Alleinerziehende, keine für Pendler, deren Arbeitgeber auf das pünktli-
46 Leserpost
che Erscheinen bestehen, keine für Nichtsportliche: Selbst die Aufzüge in der Bochumer Verwaltung standen still. Nur Fußballfans chauffiert man nach Müngersdorf – mit einer
bodo SCHA FFT CHAN CEN
irritierenden Erklärung: Sicherheitsgründe. Das Einknicken vor behaupteter Fußballgewalt als Sieg des Faustrechts ist untragbar – oder die Zukunft: Vielleicht drohen Sie beim nächsten Mal mit brennenden Mülltonnen vor ihrer bestreikten Kita. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de
3
MENSCHEN
Peter Großmann:
Lebenslang in Bewegung
„Russland ist sicherlich nicht mit unseren Maßstäben zu messen. Ist Russland eine Demokratie? Ich glaube, nicht.“
4
Sportreporter, Sachbuchautor, Moderator und Musiker: Peter Großmann lebt seine Talente auf vielen Gebieten aus. Der Dortmunder ist gerade aus Sotschi zurück, wo er nicht nur bei den Wettkämpfen nachhaltige Eindrücke gesammelt hat. von Birgit Rumpel | Fotos: Daniel Sadrowski
D
ynamisch, wie man es von einem
Doch mindestens genauso spannend
Zur persönlichen Geschichte von Peter Groß-
Sportreporter erwartet, kommt Peter
wie das sportliche Großereignis war für
mann gehören die wesentlichen Voraus-
Großmann in die bodo-Redaktion. Ein
den 51-Jährigen die Begegnung mit den
setzungen, um als typischer „Dortmunder
winterlich dicker Schal, locker im offenen
Menschen vor Ort, womit er das Klischee
Junge“ durchzugehen: aufgewachsen in
Kragen, rahmt sein sonnengebräuntes
widerlegt, Sportreporter würden gern
Huckarde, der Vater Bergmann, als Jugend-
Gesicht ein, man könnte meinen, er käme
ausblenden, was außerhalb der Wettkämpfe
licher begeisterter Fußballspieler („Ich
gerade aus dem Skiurlaub. Frühaufsteher
passiert. „Russland ist sicherlich nicht mit
war schneller Stürmer bei Dorstfeld 09“),
kennen Großmann aus dem Morgenmaga-
unseren Maßstäben zu messen. Ist Russland
zeitweise mit Ambitionen zur Profikarriere.
zin der ARD. Hier berichtet er seit 15 Jahren
eine Demokratie? Ich glaube, nicht. Ich woll-
Doch schon bald lenkt ihn die Vorliebe für
in aller Herrgottsfrühe über die aktuellen
te wissen, wie die Leute vor Ort ticken, wie
die Musik vom regelmäßigen Training ab,
Sportereignisse.
sie die Dinge erklären.“
er spielt in verschiedenen Bands, bevor er
Für eben diese Aufgabe war er gerade bei
Das erfuhr Großmann beispielsweise bei der
„Strandjungs“ durch Deutschland tourt.
den Olympischen Winterspielen in Sotschi,
Begegnung mit einem russischen Studenten,
„Die Musik war mir dabei gar nicht so
wo er offensichtlich bereits einen Vorfrüh-
der als Kabelträger für das Fernsehteam ar-
wichtig, aber dieses Leben mit der Band auf
ling erlebt hat. „Ich hatte ja nur im Mor-
beitete. Abends in geselliger Runde beim Bier
Tour hat mir gefallen.“ Später soll ihm die
genmagazin zu berichten, also war der Job
überraschte dieser den Dortmunder mit der
Bühnenerfahrung dieser Zeit helfen, das
mittags erledigt und ich hatte Zeit, mir Land
Frage, was denn sein Opa im Krieg gemacht
Casting für seinen heutigen Job im Morgen-
und Leute anzuschauen. Ich fiebere nicht bei
habe, und einem Foto, das den eigenen
magazin zu bestehen.
jedem Wettkampf mit, trotzdem freue ich
Großvater als stolzen Rotarmisten vor dem
mich natürlich, wenn jemand aus der Mann-
Berliner Reichstag zeigte. „Das war erstmal
schaft gewinnt, einige Sportler kennen ich ja
irritierend, aber er meinte es nicht vorwurfs-
schon seit Jahren.“
voll, es gehörte einfach zu seiner persönli-
vereinbaren, nach dem Studium arbeitet
A
chen Geschichte.“ Denn so erfuhr Großmann,
er einige Jahre in einem Jugendzentrum in
dass verdiente Rotarmisten nach dem Krieg
Lütgendortmund. Es war die Hoch-Zeit der
mit Häusern in Sotschi belohnt wurden, in
Borussenfront, deren Anhänger ihre Um-
denen heute ihre Enkel leben.
gebung mit subtilen, aber sehr deutlichen
in den 1980er Jahren als Sänger mit den
uch mit dem Sportstudium in Bochum lässt sich das Musikerleben gut
Einschüchterungsmanövern terrorisierten und auch vor Überfällen nicht zurückschreckten. Diese Erlebnisse führten dazu, dass Peter Großmann beim Thema Rechtsextremismus bis heute sehr sensibel reagiert. Als regelmäßiger Stadionbesucher hat er über die Jahre den zunehmenden Einfluss der rechten
Stammt aus und lebt in: Dortmund Ausbildung: Sportlehrer Berufe: Sportreporter, Autor, Moderator Familie: verheiratet, zwei Töchter
Szene wahrgenommen und gehörte 2013 zu den Initiatoren eines Aufrufs prominenter
5
MENSCHEN
„Marathonläufer halte ich sowieso für bekloppt, Grenzerfahrungen braucht man in dem Alter nicht mehr.“
BVB-Fans gegen rechte Gewalt in den Stadien. „Der Verein hat da zu lange zugeschaut, die Südtribüne war lange Zeit eine heilige Kuh. Aber mittlerweile tut sich endlich etwas.“ Dass es hinter der Fassade mit der Toleranz oft nicht weit her ist, musste Peter Großmann erfahren, als er 2012 eine Biografie über Gerald Asamoah veröffentlichte. Ein farbiger Schalker ist für manche Dortmunder offenbar eine Überforderung. „Sogar Leute, die mir nahestehen, konnten das teilweise nicht verstehen, und beim BVB war man gar nicht amüsiert.“ Doch Großmann hatte keine Angst vor einem Platz zwischen den Stühlen, dafür war ihm die eindrucksvolle Biografie des Gerald Asamoah zu wichtig und die daraus entstandene Freundschaft sowieso. Für weniger erhitzte Gemüter sorgen dagegen die Sachbücher, an denen Peter Großmann als Autor beteiligt ist. Darin bearbeitet der Vater von zwei Töchtern Themen, die ihn selbst in einer bestimmten Lebensphase beschäftigt haben, etwa die Frage, wie Kinder zu mehr Bewegung motiviert werden können („Jedes Kind kann Sport“) oder die Bedeutung von Bewegung im Alter („20 gute Gründe, das Alter nicht ernst zu nehmen“). Noch bevor er selbst fünfzig wurde, setzte er sich auf seine Art mit dieser gefürchteten Schallmauer auseinander. „Ich verstehe gar nicht, warum dem Alter immer nur der permanente Niedergang zugeschrieben wird. Mit fünfzig kann man noch an den Stellschrauben drehen, da packt man es nochmal oder eben nicht.“ Eine positive Sicht will er vermitteln, ohne zu missionieren oder übertriebenen Ehrgeiz zu schüren. „Marathonläufer halte ich sowieso für bekloppt, Grenzerfahrungen braucht man in dem Alter nicht mehr.“ Zum ersten Mal wagt sich der Autor Großmann jetzt an eine fiktionale Geschichte. Im Frühjahr 2015 soll der erste Band einer JugendbuchReihe erscheinen, in der es um eine MädchenFußballmannschaft geht. „Das ist eine ganz andere Art zu schreiben, die ist für mich noch ungewohnt.“ Doch seine Töchter haben jetzt schon ihren Spaß daran, gelegentlich im Manuskript zu lesen und die eigenen coolen Sprüche wiederzuerkennen. (biru)
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STRASSENLEBEN
IMPRESSUM
Stein mit Vollausstattung Mitten in der Dortmunder Innenstadt wird am 5. April der „Stein mit Vollausstattung“ eingeweiht: ein Kunstwerk zum Benutzen, ein Ort zum Verweilen, ein Felsen mit Stromanschluss. Wind und Sonne erzeugen Strom zum Laden von Handys, es gibt kostenloses WLAN und Schließfächer. von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst
Herausgeber, Verleger, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke (rb), Harald, Peter Hesse (ph), Andreas Hub, Wolfgang Kienast (wk), Max Florian Kühlem (mfk), Hubert Ostendorf, Bastian Pütter (bp), Dr. Birgit Rumpel (biru), Petra von Randow, Daniel Sadrowski (ds), Sebastian Sellhorst (sese), Yannick Sievers Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Bianka Boyke (16), Mike Brodie (38, 39), Constantin Film (22), Andreas Hub / laif (3, 12, 13, 14, 15, 23), Dominik Pietsch (44), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 7, 16,19, 20, 32, 34, 35, 36, 37, 40), Sebastian Sellhorst (8, 9, 10, 11, 21, 33, 42, 46), Wolfgang Schmidt (8), Claudia Siekarski (11), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (17) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Mai-Ausgabe 10.04.2014 Anzeigen: Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012
„Was soll das?“ oder „Was hat das mit mir
auch im Zentrum einer Reihe von aktuel-
zu tun?“, den skeptischen Fragen an Kunst
len Debatten. Neben der Diskussion um
im öffentlichen Raum wird der Kunstfelsen
erneuerbare Energien und der Frage nach
an der Kampstraße weniger ausgesetzt
Teilhabe im Online-Zeitalter und kostenlo-
sein als andere Skulpturen. Jugendliche,
sem Internet ist es vor allem ein Nachden-
Ältere und auch bodo-Verkäufer, die den
ken über den öffentlichen Raum und seine
Stein bereits vor Eröffnung in „Besitz“
Funktion, das der Stein anstößt. In der
nahmen, freuen sich bereits auf das un-
Sprache der Automobilindustrie: Wollen
gewöhnliche „Service“-Angebot. Sitzmö-
wir das „Standardmodell“ der gepflaster-
bel ohne Konsumzwang sind rar in der
ten Einkaufszonen als Durchgangsstraße
Innenstadt, von Ladestrom für den leeren
ohne Aufenthaltsqualität oder verlangt der
Akku oder kostenlosem Internet ganz zu
öffentliche Raum als Ort der Kommunikati-
schweigen.
on, der Teilhabe und des Miteinanders die „Vollausstattung“?
Dem Kunstwerk der beiden Künstlerduos Stian Ådlandsvik und Lutz-Rainer Müller so-
Diese Fragen können Sie am 5. April mit den
wie Mark Pepper und Thomas Woll geht es
Künstlern (und mit uns) diskutieren oder,
jedoch nicht nur um die Stillung von Bedürf-
wann Sie wollen, bei einer (Lade-)Pause auf
nissen von Passanten, sondern vor allem um
dem „Stein mit Vollausstattung“ mit ihrem
die Fragen, die sich daraus entwickeln.
Sitznachbarn erörtern. (bp)
Ihre auf Einladung des Dortmunder Kunstvereins entwickelte Skulptur nennen sie
Die Einweihung der Skulptur findet am
ein „partizipatorisches Projekt“. Für sie
5. April 2014 von 15 bis 18 Uhr an der
steht der Stein nicht nur im Mittelpunkt
Hansastraße / Ecke Kampstraße statt.
der Dortmunder Innenstadt, sondern
www.steinmitvollausstattung.de
Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka vorstand@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
7
NEUES VON BODO
Vortrag: Arm trotz Arbeit
2. Freitag: Revierkönige
Besuch aus Nürnberg
Am Mittwoch, dem 9. April, spricht der
Daniela Gerlach liest in unserer Benefitz-Kul-
Aus der Stadt unserer befreundeten Stra-
Armutsforscher Christoph Butterwegge
turreihe „2. Freitag“ aus ihrem Roman „Revier-
ßenzeitung „Straßenkreuzer“ kam Mitte
im Dortmunder Fritz-Henßler-Haus zum
könige“. Der Eintritt ist frei, Spenden kommen
März eine Gruppe Studierender der Evange-
Thema „Arm trotz Arbeit“.
den Beratungsangeboten bei bodo zugute.
lischen Hochschule zu Besuch.
In der Veranstaltungsankündigung heißt es:
„Revierkönige“ ist eine Liebeserklärung an das
Die angehenden SozialarbeiterInnen hatten
„Viele Menschen in Deutschland sind trotz
Ruhrgebiet der 1980er Jahre. Vom sogenann-
eines Vollzeitjobs auf ergänzende staatliche
ten Strukturwandel bekommen die Protago-
Hilfen zum Leben angewiesen. Das Mindest-
nisten – der Freundeskreis um den Kleindealer
lohngesetz wird ein Schritt in die richtige
Olaf Keune – wenig mit. Denn in der eigenen
Richtung sein. Dieser Schritt ändert aber
Hütte, da sieht es immer gleich aus. „Revier-
nichts daran, dass es auch in Zukunft viele Ar-
könige“, das sind verschiedene Charaktere auf
beitsplätze mit prekären Beschäftigungsver-
begrenztem Raum, ganz schräg oder stinknor-
hältnissen geben wird. Die Schere zwischen
mal, gefährlich oder philosophisch.
arm und reich bleibt bestehen.“
Daniela Gerlach arbeitete nach dem Studi-
Dortmund als Ziel ihrer mehrtägigen Exkursion gewählt. In ihrem Studienschwerpunkt „Armut“ interessierten sie sich für die besondere Situation im Ruhrgebiet und die konkrete Arbeit der Akteure vor Ort. Neben Einrichtungen wie dem Gast-Haus oder dem Café Berta am Nordmarkt stand bodo auf dem Exkursionsprogramm. Mit Redaktionsleiter Bastian Pütter begaben sich die Studierenden auf einen zweistündi-
Christoph Butterwegge hat in Dortmund Ab-
um der Germanistik in München als freie
itur gemacht und an der Bochumer Ruhruni
Journalistin und Werbetexterin. Seit 17 Jah-
studiert. Seit 1998 ist er Professor für Politik-
ren lebt sie in Spanien und ist nun zurück in
wissenschaft in Köln. Butterwegge forscht zu
der Heimat mit ihrem Debüt. Sie sagt: „Erst
Armutsthemen und zur Krise des Sozial-
seit ich wieder längere Zeit in Dortmund
staats, ist vielgefragter Experte, Talkshow-
verbringe, fühle ich mich ganz. Ich brauche
gast und Buchautor. Mehr über Christoph
diese Stadt, auch ihre hässlichen Seiten, die
Butterwegge im nächsten Straßenmagazin.
Menschen hier stehen mir nah.“
Mittwoch, den 9. April, Fritz-Henßler-Haus
Freitag, den 11. April, 19.30 Uhr, bodos Buch-
bodo und auf die Lebenswirklichkeit ihrer
Beginn der Veranstaltung ist 17.30 Uhr
laden, Schwanenwall 36 – 38
Verkäuferinnen und Verkäufer.
gen Nordstadt-Rundgang. Gemeinsam trafen sie bulgarische Neuzuwanderer, bodoVerkäufer und Anwohner und erfuhren viel über die (Zuwanderungs-)Geschichte der Nordstadt, über informelle Netzwerke und Hilfesysteme. Nicht zuletzt gewährten die Gespräche „draußen“ auch einen Blick hinter die Kulissen der sozialen Straßenzeitung
bodo – Wie wir helfen Hilfe zur Selbsthilfe – Unter diesem Leitspruch
arbeiten. Sie kaufen die Magazine in unseren
ermöglichen wir mit diesem Straßenmagazin
Ausgabestellen zum Preis von 1,25 Euro und
Menschen in Armut und Wohnungslosigkeit
verkaufen sie auf der Straße für 2,50 Euro.
einen selbstbestimmten Zuverdienst. Die positiven Begleiterscheinungen über-
8
Wer zu uns kommt und Verkäufer werden
treffen schnell den oft geringen Verdienst
möchte, muss unseren Regeln zustimmen
und sind der eigentliche Erfolg dieser Arbeit:
(kein Betteln, kein Verkauf unter Drogen-
Unsere Verkäufer haben lang vermisste
und Alkoholeinfluss usw.) und erhält einen
Erfolgserlebnisse, gewinnen Selbstbewusst-
Verkaufsausweis mit Foto, Verkäuferklei-
sein und knüpfen soziale Kontakte außer-
dung sowie einen festen Verkaufsplatz.
halb ihrer Szene. Sie machen die Erfahrung,
bodo-Verkäufer entscheiden nach ihren
gebraucht zu werden und nicht mehr
Möglichkeiten, wann und wie lange sie
unsichtbar zu sein, entwickeln eigenverant-
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bodo-Taschen-Nachschub Wir freuen uns, dass unsere hochwertigen bodo-Umhängetaschen, Ergebnis einer Kooperation mit der Firma Ruhrgepäck, nicht nur unseren Verkäufern, sondern auch Ihnen gefallen. Eine neue Lieferung ist bereits unterwegs.
Welttag des Buches bei bodo
Dank einer großzügigen Firmenspende konnten wir schon im vorletzten Jahr Verkäuferin-
Deutschlandweit feiern am 23. April Buch-
als 20 Euro. Einfach eine Mail schreiben an:
handlungen, Verlage, Bibliotheken, Schulen
redaktion@bodoev.de
und Lesebegeisterte den UNESCO-Welttag des Buches. Unser Buchladen am Dortmunder Schwanenwall ist dabei.
baren“ Umhängetaschen ausstatten. Nach langem Warten kam im letzten Monat eine
Ein Besuch in unserem Modernen Antiquariat
neue Lieferung an, die wir Leserinnen und
lohnt natürlich auch an den anderen Tagen.
Lesern anbieten – und die Nachfrage ist groß:
Unser 10.000 Bücher umfassendes Ladensorti-
Schon ist die nächste Lieferung auf dem Weg.
Inspiriert von dem katalanischen Brauch, am
ment besteht aus meist neuwertigen Romanen,
Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen
Krimis, Sach- und Kochbüchern. Dazu kommen
und Bücher zu verschenken, gibt es am 23.
große Sonderflächen mit besonders günstigen
April auch bei uns Lesestoff gratis. Wer an un-
Taschenbuch-Bestsellern. An jedem Samstag von
serem Glücksrad dreht, kann schöne Taschen-
10 bis 13 Uhr gibt es die sogar zum Kilopreis: Das
bücher, vor allem aber hochwertige Krimi-
angefangene Kilo Bücher aus diesem Segment
Bücherpakete gewinnen. Und die eine oder
nur 1,99 Euro. Darf‘s ein bisschen mehr sein?
andere Überraschung wird es auch geben...
nen und Verkäufer mit förmlich „unkaputt-
Die Taschen gibt es als Modell „Leisure“ (28,90 Euro) mit Platz genug für DIN-A4-Blöcke und als Modell „Cargo“ (38,90 Euro) mit Raum für große Ordner, Ihre Einkäufe usw. Die Taschen aus echter LKW-Plane mit längenverstellbarem Schultergurt aus original Autosicherheitsgurt sind in unserem
Während unserer Ladenöffnungszeiten (Mo.
Buchladen am Dortmunder Schwanenwall
Für alle, die es an jenem Mittwoch nicht in
bis Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr) nehmen wir
und in unserer Bochumer Anlaufstelle
unseren Laden schaffen, verlosen wir fünf
gerne auch Ihre Buchspenden entgegen. Wir
in der Stühmeyerstraße 33 erhältlich. Sie
Krimi-/Thriller-Pakete schöner und neuwer-
freuen uns auf Ihren Besuch!
können auch telefonisch oder per Mail
tiger Bücher im Ladenwert von jeweils mehr
bestellen: 0231 – 950 978 0, info@bodoev.de
Harald, bodo-Verkäufer in Dortmund Der März ist für mich sehr bescheiden gelaufen. Anfang des Monats bin ich wortlich neue Tagesstruktur und einen bewussteren Umgang mit Geld. Die
mit starken Schmerzen und Luftnot zum Arzt. Ab da ging alles ganz schnell, und kurze Zeit später lag ich schon auf dem OP-Tisch und danach fast zwei
Gemeinschaft der bodo-Verkäufer unter-
Wochen mit mehreren Drainagen im Kiefer im Krankenhaus. Ein Abszess im
stützt ebenso wie die Beratung in unseren
Rachen-Raum hatte mir die Luft abgeschnürt. Eine furchtbar unangenehme Sache.
Anlaufstellen den Weg in ein selbstbestimmteres Leben und gibt den Mut und die Kraft, die nächsten Schritte zu gehen. Unsere mehr als 100 Mitarbeiter sind kein Almosenempfänger, sondern stolze Verkäufer eines guten Produkts, ihres Straßenmagazins. (Foto: Moni, VerkäuferSprecherin in Bochum)
Drei Wochen lang habe ich nur Suppe gegessen und dabei acht Kilo abgenommen. Zum Glück hatte ich im Winter einen ganz guten Monat beim Geierabend, sodass mich der Monat Ausfall nicht zu sehr aus der Bahn geworfen hat. Langsam geht es jetzt auch schon wieder aufwärts. Sich vernünftig zu rasieren ist zwar immer noch ein Problem und ich bekomme mein Essen noch von meiner Frau püriert, aber ich fühle mich schon wieder ganz gut. Ich versuche zwar, mich noch zu schonen und geh nur stundenweise das Straßenmagazin verkaufen. Spätestens wenn das Spiegelzelt wieder in Dortmund steht, wo ich im Juni zusätzlich zu meinem Stammplatz hinter Karstadt auch verkaufe, will ich aber wieder topfit sein. 9
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Herzlichen Dank! Durch eigenes Tun und unsere Begleitung, mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in ein geordneteres Leben zu starten, darum geht es bei bodo. Mit Ihrer Spende helfen Sie helfen. Stellvertretend für die vielen Menschen, die uns mit kleinen oder großen Geld-, Buch- und Sachspenden unterstützen, bedanken wir uns in diesem Monat bei Helga Emmerich, die zu ihrem runden Geburtstag auf Geschenke verzichtete und stattdessen um Geldspenden für bodo bat. Über fast 600 Euro konnten wir uns freuen – vielen herzlichen Dank! bodo ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Durch die Einnahmen in unseren Arbeitsbereichen und den sparsamen Umgang mit unseren Mitteln gelingt es uns, den Spendenbedarf relativ gering zu halten, trotzdem sind Bereiche wie die Betreuung und Beratung unserer mehr als 100 Verkäufer allein auf Ihre Mithilfe angewiesen. bodo erhält keine regelmäßigen öffentlichen Mittel. Mit Ihrer Unterstützung machen Sie unsere Arbeit erst möglich.
Nachhaltig helfen Es gibt viele Wege, durch eine regelmäßige Unterstützung unsere Arbeit planbarer zu machen und auf Dauer sicherzustellen. Werden Sie Fördermitglied und unterstützen Sie uns mit einem monatlichen oder jährlichen Betrag. Oder schließen Sie für Ihre Firma, Ihre Praxis oder Ihre Mitarbeiter bodo-Abos ab, die Ihr Verkäufer zum Monatsanfang vorbeibringt. Vielleicht möchten Sie auch im Straßenmagazin werben? Sprechen Sie uns an, wir freuen uns. Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00 Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX 10
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Bücher in Bochum
Biken für bodo, die Dritte
Da von Bochum aus der Weg zu unserem
Die Motorradsaison ist in vollem Gange, Zeit,
Buchladen in der Dortmunder Innenstadt
schon einmal auf die dritte Auflage der Mo-
meist zu weit ist, bemühen wir uns, mit
torrad-Spendenfahrt für bodo hinzuweisen:
unseren Büchern auch immer wieder in
Am Sonntag, dem 13. Juli, geht es auf zwei
Bochum präsent zu sein.
Rädern für den guten Zweck ins Sauerland.
Ein schöner „Pflichttermin“ für uns ist die
Es war eine großartige Idee einer Grup-
Bücherbörse auf dem Boulevard, die am 12. April zum sechsten Mal stattfindet. Viele
pe Motorrad-Fans aus Dortmund und Umgebung: Wir organisieren eine geführte Tour durchs Sauerland mit abschließendem
private Anbieter, Verlage und Antiquare „besiedeln“ am zweiten Samstag im April die ganze Meile. Unser angestammter Platz ist ab morgens vor dem Modegeschäft Baltz schräg gegenüber dem Kuhhirten. Wie schon bei den letzten Bücherbörsen freuen wir uns auf großen Andrang an unseren Pavillons. Viele Kisten schöner Taschen-, Kochund Kinderbücher haben wir bereits vorsortiert – alles zum Festpreis von zwei Euro!
Grillen bei bodo, Startgebühr und Spenden kommen dem Verein zugute. Jeweils rund 50 Teilnehmer waren der Einladung in den
Kerstin Schraft – Ergotherapie am Bethanien Neurologie · Psychiatrie Orthopädie · Pädiatrie Für alle Kassen zugelassen
für bodo kamen zusammen!
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Nun steht die dritte Auflage der Tour ins
ergotherapie.bethanien@web.de www.ergotherapie-bethanien.de
letzten beiden Jahren gefolgt, je 5.000 Euro
Haus: Rund 180 Kilometer, begleitet von Tourguides, gefahren in kleinen Gruppen, ob Anfänger oder alter Hase. Das Startgeld
Mo. – Fr. 8.00 bis 19.00 Uhr und nach Vereinbarung – Hausbesuche möglich Wir freuen uns auf Sie!
beträgt 20 Euro pro FahrerIn und 10 Euro
Noch günstiger wird es nur an unserem Stand
pro Sozius. Zum Grillen am Nachmittag und
auf dem Husemannplatz am 4. April. Hier in-
zum Spenden ist auch eingeladen, wer nicht
formieren wir über unsere Arbeit, haben aber
mitfahren kann. Das Tollste: Die Firma AS
auch viele, viele Kisten Bücher dabei, deren
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Preis Sie in Form einer kleinen Spende selbst
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Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de
bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de
Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de
bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de
Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de
Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de
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REPORTAGE
Doc Müller Aufsuchende medizinische Hilfe für Wohnungslose in Dortmund Eine Dortmunder Klinik ruft an. Der Patient wird in zwei Stunden entlassen, Katheter, wohnungslos, nicht krankenversichert, keine Deutschkenntnisse. Ob Doc Müller den Mann vielleicht unterbringen könne... Weiter kann er die Arme in einer Geste der Hilflosigkeit nicht ausbreiten: „Was denken die sich denn eigentlich? Bin ich der Herrgott?“ Text und Fotos: Andreas Hub/laif
D
er Mediziner hat viele solcher Erfahrungen gemacht in den sechs Jahren, seit er zu dem wurde,
was manchmal auf Briefen steht: „Obdachlosenarzt Dr. Müller, Dortmund“. Die Post kommt an. Er will es den Menschen leicht machen, ihn zu finden. Die, die zu ihm kommen, an zehn Stellen in der Nordstadt, sind „nicht praxiskompatibel“, wie es auf Amtsdeutsch heißt, Menschen, die nicht krankenversichert sind, die kein Geld für Behandlung oder Medikamente haben, die nicht schön angezogen sind und manchmal nicht gut riechen. Wohnungslose, Junkies, Alkoholkranke, Zugewanderte aus Bulgarien und Rumänien, Menschen, die sich in Hinterhöfen und Toreinfahrten prostituieren, seitdem die Stadt Dortmund den Straßenstrich vor drei Jahren geschlossen hat. Menschen, die sich auf dem Arbeiterstrich an der Mallinckrodtstraße verkaufen, wo man morgens um 6 Männer findet, die fast jede Arbeit für fast kein Geld zu tun bereit sind. Menschen, denen viele nicht mal die Hand geben würden. Martin Müller kommt ihnen nah. Selten trägt er Latexhandschuhe – Samthandschuhe aber auch nicht: „Jetzt quasseln Sie mir nicht die Hucke voll, Sie machen mich ja ganz bekloppt“, unterbricht er einen erregten Mann. Die Polizei hat ihm ein Medi12
13
REPORTAGE
kament weggenommen. „Weil es als Heroin-
onelle Wege bekannte ärztliche Leiterin des
begegnen und: „Nicht werten, nicht urteilen.“
ersatz auf der Straße gehandelt wird!“ „Herr
Sozialpsychiatrischen Dienstes der Stadt Dort-
Wenn es klopft, ruft er aufmunternd: „Kom-
Doktor, ich schwör‘, ich hab' noch nie was auf
mund, Dr. Ulrike Ullrich, suchte einen geeig-
men Sie rein – egal wer Sie sind!“ Nur wenn
der Straße vertickt, nicht mal ‘ne Aspirin.“
neten Arzt für die Stelle. Keiner wollte den Job,
nach der Sprechzeit noch jemand zu ihm will,
Viel Stärkeres gibt es bei Doc Müller auch
Müller nahm ihn und hat es nie bereut. Jetzt ist
kann er sehr bestimmt werden: „Feierabend
nicht – vor allem nichts, das als Ersatz für Be-
er 67 und muss von Amts wegen aufhören. Der
– kommen Sie morgen wieder!“ Der nächste
täubungsmittel herhalten kann. Wo die Me-
Nachfolger, Jens Feigel, ist seit dem 1. März da,
Einsatzort wartet, doch der barsche Ton irri-
dikamente herkommen? Aus einem langsam
war aber auch nicht leicht zu finden.
tiert zunächst. Aber viele Leute aus der Szene
gewachsenen Spendennetzwerk – aber das
entwickeln ein tragisches Talent für falsches
reicht nicht immer. Dann stellt er ein Rezept
Müller ist keiner, der große Worte macht. Das
Timing – Fristen bei Ämtern zu versäumen,
aus und sagt: „Gehen Sie in diese Apotheke!
ist seine Stärke. Er ist ganz bei den Leuten,
Arzttermine zu vergessen, den Integrations-
Stellen Sie keine Fragen!“
lässt sich aber nicht einwickeln von den oft
kurs zum wiederholten Male zu verpassen.
U
ohne Punkt und Komma erzählten Geschich-
Oder zu klopfen, wenn es zu spät ist.
rsprünglich war er Chirurg mit eigener
ten nicht gelingen wollender Lebenswege, er
Praxis: „Die höchste Kunst des Chirur-
ist kein Pastor und kein Therapeut, sondern
Das Streetwork-Café an der Leopoldstraße, zu
gen? Patienten überflüssige Operationen aus-
eben Arzt, lässt sich nicht umhauen von den
lauter Musik und umgeben von großen Hun-
reden. Nur kann man damit kein Geld verdie-
täglichen Tragödien, von den Geschichten,
den flößen sich Punks und junge Menschen
nen.“ Ende der 90er ging er, unmittelbar nach
die oft mit Gewalt, Tod, körperlichen und
mit durchgestrichenen Hakenkreuzen auf den
dem Krieg, als Arzt in den Kosovo, und 2008
seelischen Verletzungen zu tun haben. Wich-
Lederjacken Kaffee ein, mittags gibt es Eintopf.
dachte er an Ruhestand. Die für unkonventi-
tig ist ihm, den Menschen auf Augenhöhe zu
Als Stehtisch haben sie eine Mülltonne vor den vergitterten Eingang gerollt. Fensterlos ist der Behandlungsraum. Die Frau mit der Wollmütze könnte fast als Mann durchgehen, ein guter Schutz für das Leben auf der Straße. Sie hatte eine Überweisung zur Entgiftung. „Vor einem Jahr“, stellt der Arzt ohne Vorwurf fest. Sie habe es halt verpeilt, aber grundsätzlich habe sich an ihrer Einstellung nichts geändert. Wie die denn sei? „Na ja, für ein Leben ohne Drogen natürlich.“
H
errn L. geht es gut. Sagt er. Eigentlich ist er heute nur in der Beratungsstelle der
Diakonie für Wohnungslose, weil er auf einen Platz im betreuten Wohnen hofft. Krankenschwester Heike Ester, die den Arzt im Wechsel mit einer Kollegin unterstützt, bittet den Mann trotzdem herein. Seine Hände zittern, er ist schweißüberströmt – Verdacht auf Lungenentzündung. Den Becher mit dem Antibiotikum kann er kaum halten. Schwester Heike holt ihm trockene Klamotten aus der Kleiderkammer. Ob er wiederkommen wird? „Man darf keine Erwartungen über den Tag hinaus haben“, hat Martin Müller gelernt. „Ich habe über 1.600 Menschen betreut – einer war 237 mal da. Andere kommen einmal, einige über lange Zeit – und sind dann verschwunden.“ Immer wieder gibt es Fälle, in denen sich jemand aufrappelt, in die Entgiftung geht, eine Wohnung bekommt, Arbeit findet, nur um plötzlich wieder abzustürzen. „Schrecklich“, sagt Müller – und macht weiter: „Wir geben niemals und niemanden auf.“ 14
A. stand eines Tages schlotternd in der Män-
Die eigenen Abwehrkräfte stärkt Doc Müller
des Fußteils hängen blieb und dabei den Zeh
nerübernachtungsstelle Unionstraße im Nie-
mit rigoroser Diät aus selbstgedrehten Ziga-
brach, bleibt schmerzhaft. Ist aber trotzdem
mandsland zwischen den Bahngleisen, fast
retten, schwarzer Schokolade – nicht unter 70%
ziemlich komisch. S. ist eine Art gute Seele im
noch ein Junge, T-Shirt am mageren Körper,
Kakaoanteil – und schwarzem Kaffee, den er ge-
„Café Berta“, das dem Arzt besonders ans Herz
draußen Frost. Deutsch versteht er nicht,
legentlich mit Chili nachwürzt. Im letzten Som-
gewachsen ist. An BVB-Flagge, Dartscheibe
stößt dann schließlich hervor: „Essen!“ In den
mer musste er selbst für einige Tage in die Klinik
und Tresen vorbei, durch die Küche ins Hin-
nächsten Wochen wird er auftauen, mit ein
– das nächstgelegene Krankenhaus kam dafür
terzimmer, finden die Klienten den Weg. Einer
paar Brocken Englisch erzählen: Schwul, vom
nicht in Frage: „Der Kaffee ist ungenießbar.“
der allerletzten ist P., der aus Polen kam und
W
geschliffen Deutsch spricht. Als er noch auf der
Vater verstoßen, einem Freund gefolgt, der keiner mehr war, als sie in Deutschland anka-
erbung für Alkohol und Tabak würde er
Straße lebte, zündete jemand nachts zum Spaß
verbieten, aber, – auch wenn er das in
seinen Schlafsack an. Die Brandwunden sind
offizieller Funktion nicht so deutlich ausspre-
bis heute nicht richtig verheilt. „Ich würde Sie
chen darf – Heroin wohl freigeben. „Damit,
gerne in ein paar Jahren besuchen,“ meint P.
anders als Alkohol, könnte man ein relativ nor-
zum Abschied, „und erzählen, dass ich clean
Frau W. sucht Schutz in der Frauenübernach-
males Leben führen. Es sind die Umstände, an
bin, keinen Alkohol mehr trinke und Arbeit
tungsstelle der Diakonie. Ihr Mann hat sie an-
denen die Leute sterben – unsaubere Spritzen,
habe. Aber wenn nicht...“ „...dann fahr‘ zur
gegriffen. Zu Müller kommt sie wegen ihrer
verunreinigtes Heroin, Hepatitis, HIV. Und die
Hölle“, sagt rau, aber herzlich der Doc.
Erkältung. Mit den schlimmen Geschichten
fast immer damit verbundene Kriminalität.“
(Andreas Hub)
men. Sein Traum? Model werden! Eines Tages ist er nicht mehr da. Es spricht nicht viel dafür, dass A. seinem Traum gefolgt ist.
halten die Menschen oft hinterm Berg. Lieber ein Schnupfen, der schnell vergeht. In der
Tatsächlich ist die Atmosphäre oft weniger
Hand hält die Frau eine Kaffeetasse mit der
trist, als man von außen vermuten würde.
Aufschrift „Ich bin ein Glückskind.“
Dass S. sich im Bett umdrehte, im Metallgitter 15
KULTUR
Paradiesvögel im Bunker Der Rundlauf Bochum ist kein Festival, bei dem plötzlich irgendwo Bühnen aus dem Boden schießen. Er ist kein kurzzeitiges Spektakel – und nach ein paar Tagen ist alles wieder vorbei. Von Max Florian Kühlem | Foto: Daniel Sadrowski
Das Team findet ungenutzte Orte in vorher
Weil sich das Team auf die Fahnen geschrie-
der Zechenstraße. Seit Jahrzehnten unge-
festgelegten Stadtteilen und füllt ihre Leere
ben hat, dort nachhaltige Entwicklungen
nutzt, haben ihn die Aktiven mit Hilfe von
mit spannenden künstlerischen Setzungen,
anzustoßen, zieht es nicht nur weiter in den
Anwohnern von tonnenweise Müll befreit,
um sie sichtbar zu machen, Entwicklungen
Stadtteil Goldhamme, sondern bleibt auch
und auch nach dem Festival fanden hier
anzustoßen. Dieses Jahr gibt es unter ande-
vor Ort, um zu überprüfen: Wie hat sich die
Ausstellungen und der installative Parcours
rem Programm in einer alten Alufabrik.
„Speckschweiz“ verändert, wozu konnte man
„Memoria“ statt. Dieses Jahr wird im Bunker
selber beitragen?
die Eröffnung des Rundlaufs am 30. April
Vergangenes Jahr hat der Rundlauf Bochum
gefeiert. Um die Kunstinstallation und Party
das Viertel zwischen Herner, Dorstener
Einen Ort, den der Rundlauf in die kulturelle
des DJs und Künstler Nomad Uno betreten zu
und Feldsieper Straße entdeckt, das im
Landkarte des Ruhrgebiets eingeschrieben
dürfen, muss jeder Besucher erst einmal zum
Volksmund „Speckschweiz“ genannt wird.
hat, ist zum Beispiel der Hochbunker an
Paradiesvogel werden.
RECHT: Schülerin siegt gegen Amt Gegen eine seltsame Praxis der Job-
Als die Schülerin jedoch begehr-
center hat sich nun erfolgreich eine Schü-
te, dass ihr auch die Kosten über einen
lerin vor dem Dortmunder Sozialgericht
länger als zwei Monate dauernden
Dies erklärte nun auch das Sozi-
gewehrt: Obwohl sie Nachhilfe benötig-
Nachhilfeunterricht erstattet werden,
algericht Dortmund der Behörde und
te, um ihre Versetzung zu sichern, wei-
verweigerte das Amt der Schülerin ihren
betonte, dass diese sich am Förderungs-
gerte sich das Jobcenter, die Nachhilfe-
gesetzlichen Anspruch. Auch als die Schü-
bedarf des Kindes zu orientieren habe.
kosten vollständig zu übernehmen.
lerin Bescheinigungen der Klassenlehre-
Weiterhin führte das Gericht aus, dass
rin und der Fachlehrer vorlegte, blieb die
es der vom Bundesverfassungsgericht
Behörde standhaft.
angemahnten Verwirklichung der Chan-
Damit stellte sich die Behörde jedoch klar gegen das Gesetz und han-
16
von Rechtsanwalt René Boyke – sieht jedenfalls keine zeitliche Befristung vor (§28 Abs. 3 SGB II).
delte damit rechtswidrig. Denn dieses
Die Behörde meinte nämlich, sie
cengerechtigkeit für Kinder langzeitar-
sieht vor, dass Schüler, deren Eltern
enthalte der Schülerin die Leistungen
beitsloser Eltern entgegenstehe, wenn
sich die Kosten für den Nachhilfeunter-
vor, da diese pauschal nur für eine Dau-
die Behörde die Leistungen pauschal
richt ihrer Kinder nicht leisten können,
er von zwei Monaten gewährt werden
zeitlich begrenzt. Das Jobcenter wurde
unter bestimmten Voraussetzungen
könnten. Warum das Amt meinte, ihm
daher dazu verurteilt, für ein Schuljahr
Anspruch auf Übernahme der Nachhil-
seien die Hände gebunden, erschließt
die Nachhilfekosten von monatlich 78
fekosten haben. Übrigens: Dies gilt nicht
sich nicht so recht. Das Gesetz – und al-
Euro zu übernehmen (Sozialgericht Dort-
nur, wenn die Eltern Leistungen nach
lein daran hat die Behörde sich zu orien-
mund, Urteil vom 20.12.2013, Az.: S 19 AS
SGB II (sog. Hartz IV) beziehen.
tieren (siehe: Art. 20 Abs. 3 Grundgesetz)
1036/12). www.kanzlei-boyke.de
WILDE KRÄUTER
Eine echte Entdeckung hat das RundlaufTeam mit der Alufabrik an der Robertstraße gemacht. Sie steht seit der Pleite 2010 leer, bietet riesige Hallen, Büro- und Kellerräume und Freiflächen dazwischen. Hier soll unter anderem die österreichische Band
BRENNNESSEL
von Wolfgang Kienast
„Ja, Panik“ auftreten, die derzeit an der Speerspitze des politischen Pop steht und mit „Libertatia“ vor kurzem ein neues, ungemein tanzbares Album veröffentlicht hat. Im Bereich Musik erwartet die Besucher
Anlass gäbe es wiederum zur Genüge,
der Zeit, sich der Dringlichkeit der Lage
außerdem die Kindermusik-Legende Fredrik
doch mag ich mich nicht ein drittes Mal
bewusst, sieht einen ambitionierten Kli-
Vahle, die Dortmunder Band „Sisterking-
in Folge mit christsozialem Habitus
maschutz als Hauptaufgabe der Großen
kong“ und ein Moondog-Singalong mit
beschäftigen. Thema der Wildkräu-
Koalition und fordert in Interviews eine
Stefan Lakatos und Wolfgang Sellner.
terkolumne soll schließlich nicht wild
schnelle Umkehr weltweiter Emissions-
ins Kraut schießende bajuwarische
trends. In anderen Interviews spricht
Christine Biehler, die seit 1990 Raumin-
Selbstherrlichkeit sein, sondern die
sie sich als bekennende Bleifußfahrerin
stallationen in Museen, Galerien, Kunst-
Welt der wilden Kräuter vor der eigenen
gegen ein Tempolimit aus. Was ich
vereinen und Off-Spaces ausstellt und
Haustür, essbare Pflanzen um die
toll finde, ist ihre Ehrlichkeit. Was ich
zahlreiche Preise und Stipendien gewann,
Ecke in Wäldern und auf Wiesen.
bemerkenswert finde, ist, für wie blöd
wird auch für das Kunst-Segment des Rundlaufs eine Rauminstallation schaffen. Ihre Installationen und Skulpturen sind Eingriffe in den vorhandenen Ort, der in ein „poetisches Raum-Bild“ transformiert wird. Isil Egrikavuk zeigt ihr Video „memory museum“, das von der Gründung eines Erinnerungsmuseums erzählt, in dem alle arbeitslosen ehemaligen Bergbauarbeiter dafür angeworben werden, über ihre Arbeit in den Minen zu erzählen. Im Bereich Literatur ist Wolfram Lotz zu erle-
Im April startet das Grüne richtig durch. Also eigentlich macht es das so. Nach
Da die Spezialdemokraten zudem als
dem Winter. Nur, dass der in diesem Jahr
ausgewiesene Freunde fossiler Energie-
nicht stattgefunden hat. Im Januar hatte
gewinnung gelten, bin ich gespannt, wie
ich an dieser Stelle den Wetterpropheten
die Ministerin die Zielsetzung bei der
Horst Nöbl zitiert, der einen sehr harten,
CO2-Einsparung einzuhalten gedenkt.
sehr späten Winter vorausgesagt hatte.
Und darauf, welche Kräuter demnächst
Vielleicht ist sehr spät gleichbedeutend
in welchen Monaten zu finden sind. Im
mit nie. Je nachdem, welcher Schule sie
letzten Winter permanent verfügbar:
angehören, streiten Mathematiker ja
Brennnesseln. Aber ich gehe davon
auch, ob sich parallele Linien irgendwo
aus, dass im Winter nachgewachsene
im Unendlichen treffen oder nicht.
Exemplare weit weniger gut schmecken
ben, Autor und Dramatiker aus Leipzig und
Pflanzen stellen sich solche Fragen nicht.
Gewinner des Kleist-Förderpreises für junge
Die Kälte blieb aus, mit unmittelbaren
Dramatik 2011. Daneben gibt es viele weitere
Folgen. Im viertwärmsten Winter seit
junge Autoren zu entdecken und einen Raum
Aufzeichnung der Wetterdaten blühte
für Hör(buch)erlebnisse.
bereits im Januar der Huflattich, im Februar die Taubnessel, im März das Schar-
Auch Theater und Performances sind beim
bockskraut. Letzteres ist für die Küche
Rundlauf zu erleben. Unter anderem reist
dann leider nicht mehr zu gebrauchen,
Björn Neukom aus Zürich an, der fragt: Kann
weswegen mein Nudelrezept mit dem
ein Mensch sich in ein Material, wie jedes
leckeren Hahnenfußgewächs im ver-
andere Material, das wir auf der Bühne
gangenen Monat kaum nachzukochen
sehen, verwandeln? Außerdem werden „Pa-
war. Behalten Sie es fürs nächste Jahr.
radeiser Production“ aus Münster, Bochum, Hamburg eine ihrer Produktionen zeigen, die mit den Themen Musik und Netzwerke zu tun haben. (mfk)
Rundlauf Bochum: 30.04. – 04.05.2014 www.rundlauf-bochum.de
sie die Menschen augenscheinlich hält.
als die jetzt frisch ausschlagenden. Probieren Sie mit denen mal einen Klassiker, eine Brennnesselcremesuppe. REZEPT 1 Gemüsezwiebel würfeln und in Öl und Butter glasig dünsten. 6 große Kartoffeln vierteln und zur Zwiebel geben. Mit 1 Liter Gemüsebrühe ablöschen und etwa 20 Minuten köcheln lassen. 300 g Brennnesselblätter und junge Triebe sowie 250 g Sahne zugeben, mit schwarzem Pfeffer und Muskat wür-
Dass es sich bei den ungewöhnlichen
zen und weitere 10 Minuten köcheln
Witterungsverhältnissen nicht nur um
lassen. Gegen Ende noch 2 Boskop,
vereinzelt auftretende Wetterphänome-
in Stücke geschnitten, zugeben und
ne, sondern um einen tatsächlich men-
alles pürieren. Vor dem Servieren mit
schengemachten Klimawandel handelt,
geriebenem Parmesan bestreuen. (wk)
ist nicht mehr umstritten. Bekannt sind auch die Verursacher. Vorn mit dabei der Autoverkehr. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), am Puls
17
DAS INTERVIEW
Was ist einer Stadt ihre Geschichte wert? 18
Es dürfte sich um den prominentesten Leerstand innerhalb der Dortmunder Innenstadt handeln. Ostwall, Hausnummer 7, jahrzehntelang Sitz des nach dem Standort benannten Museums nebst dessen Sammlung zeitgenössischer Kunst. Seit der Verlegung ins „U” wurde um die Zukunft des Gebäudes teils heftig gestritten. Über die Problematik sprachen wir mit Prof. Dr. Wolfgang Sonne. Sonne lebt seit sieben Jahren in Dortmund und lehrt Geschichte und Theorie der Architektur an der TU Dortmund. Zu seinem Fachgebiet zählt unter anderem die Denkmalpflege.
Das Königliche Oberbergamt um 1901 (l.), das um 1910 zum Kunst- und Gewerbemuseum umgebaut wurde (o.).
bodo Bei der Diskussion um das Gebäude
Jahr 1875. Von außen war es ursprünglich so ein
am Ostwall wurde häufig die Denkmalpflege
preußenhistorischer Ziegelbau mit ein paar mit-
ins Feld geführt. Da denkt man doch unwill-
telalterlich anmutenden Zinnen oben drauf. Die
kürlich an die ganz alten Dinge und nicht
Ziegelornamente hat man in der Nachkriegszeit
unbedingt an ein solches Haus.
nicht restauriert. Statt dessen hat man eine
WS Das ist natürlich richtig. Wenn etwas sehr lange Zeiträume überdauert hat, ist es an sich schon wertvoll. In der Dortmund Innenstadt trifft das auf die Kirchen zu, die vier einzigen Gebäude, die noch aus dem Mittelalter
schlichte Schicht davorgesetzt. Außerdem hat man den vormals viergeschossigen Bau um die beiden oberen Stockwerke gekürzt, weil man Oberlichtsäle haben wollte. Aus diesen Gründen wird es als 50er-Jahre-Kiste wahrgenommen.
stammen. Aus dieser Zeit ist sonst nichts mehr
Doch an den Fenstern im Erdgeschoss können
erhalten. Das ist wirklich ganz extrem, denn
Sie noch den alten Bau erkennen. Die Seg-
Dortmund ist ja durchaus stolz, eine Hanse-
mentbögen an deren Oberkante – das hätte
stadt zu sein. Dennoch können auch Zeugnisse
man in den 50ern nie so gebaut. Wenn Sie
aus der jüngeren Stadtgeschichte bedeu-
sich die Fenster auf älteren Fotos anschauen,
tungsvoll sein. Und in diesem Zusammenhang
dann sehen Sie, es sind noch immer die Bögen
ist das Museum am Ostwall eine interessante
von 1875. Das nächste Spannende ist, dass das
Sache. Wir kennen es als Nachkriegsgebäude.
Haus ursprünglich als Oberbergamt errichtet
Das, was wir heute sehen, die Außenhaut und
wurde, als erster öffentlicher Verwaltungsbau
die Höhe, wurde tatsächlich erst in den 1950er
am Wall. In den 1910er Jahren wurde dann im
Jahren so gedacht und gebaut. Tatsächlich
Kaiserstraßenviertel ein neues Oberbergamt
aber stammt das Haus aus dem Jahr 1875.
fertiggestellt und man baute das Gebäude am
Damit ist es, nach den vier Kirchen, das älteste
Ostwall um. In ein Kunstmuseum. Wenn Sie
von Wolfgang Kienast
der Dortmunder Innenstadt. Punkt. Das heißt,
so wollen, zeigt sich hier der Strukturwandel
Fotos: Daniel Sadrowski
die Vorstellung, man könne es verkaufen, weil
von einer industriellen hin zu einer kulturellen
die Stadt gerade ein bisschen klamm ist und
Nutzung bereits hundert Jahre vor der Kultur-
wir ausreichend Zeugnisse aus der Nach-
hauptstadt 2010. Dieser Umbau erfolgte, auch
kriegszeit haben, ist schlicht falsch.
das ist nicht weiter bekannt, unter der Leitung von Stadtbaurat Friedrich Kullrich.
bodo Das Alter sieht man dem Gebäude aber nicht an.
bodo Der wurde in Dortmund hoch geschätzt.
WS Auch das ist richtig. Man müsste daran krat-
WS Er hat unter anderem das Hafenamt ge-
zen. 80% der Bausubstanz stammen aus dem
baut, das Stadthaus und das Rathaus umge-
19
DAS INTERVIEW
baut. Im Ostwallgebäude hat er den Lichthof
Auflage veräußert werden, das Gebäude
geschaffen. Da war zuvor ein offener Hof,
an sich zu erhalten. Lange Zeit hatten wir
den Kullrich mit einem Glasdach überdeckt
gehofft, dass das Baukunstarchiv NRW
hat. Alte Fotografien zeigen dessen Muster,
einziehen würde. Das hat leider nicht
und man sieht, dass er sich noch heute im
geklappt. Nächste Möglichkeit wäre die
Zustand von 1911 befindet. Er hat sogar den
Nutzung durch verschiedene Kunstverei-
Krieg überdauert. Dieser Lichthof ist der
ne. Die könnten sich vielleicht durch eine
einzige Kultursaal aus der Kaiserzeit, der in
Bürgerstiftung tragen. Natürlich habe ich
Dortmund noch erhalten ist.
von dem Vorschlag gelesen, dass man hier die Gurlitt-Sammlung als Gesamtsammlung mit historisch-didaktischem Anspruch
bodo Viel ist im Krieg nicht stehen geblieben.
zeigen könnte. Das wäre für Dortmund
WS Selbst was nach dem Zweiten Welt-
eine ganz große Nummer. Auch wäre jede
krieg nur teilzerstört war, ist meist
Form von Büro oder repräsentativem
abgerissen worden. Die aus heutiger Sicht
Firmensitz möglich. In diesem Zusammen-
wahrscheinlich größte Sünde ist dabei das mittelalterliche Rathaus. Es war das erste steinerne Rathaus in Deutschland. Das alte Stadttheater wurde abgetragen, und heute wäre jeder stolz, wenn Dortmund seinen Bahnhof von 1911 noch hätte. Die Synago-
hang könnte man, um die Grundfläche am Prof. Dr. Wolfgang Sonne lehrt Geschichte und
Wall wirtschaftlich besser zu nutzen, über
Theorie der Architektur an der TU Dortmund.
ein Aufstocken auf die ursprünglichen vier
Zu seinem Fachgebiet zählt unter anderem
Geschosse nachdenken. Die städtebauliche
die Denkmalpflege.
Umgebung gäbe das problemlos her.
ge haben die Nazis schon vor dem Krieg zerstört.
und die Wiederaufbauzeitschicht. Und darüber hinaus existiert, ohne am Bau
WS Eigentlich nicht. Das Gebäude ist
sichtbare Spuren hinterlassen zu haben,
wasserdicht und steht. Die Zeit drängt
aber architekturgeschichtlich interessant,
höchstens vom Rat her. Entscheidend ist
eine Schicht der 70er Jahre. Denn im Mu-
meiner Meinung nach, dass die meisten
seum am Ostwall haben die Dortmunder
Dortmunder, einschließlich der Ratsherren
WS Doch, auch. Das macht das Gebäu-
Architekturtage stattgefunden, ins Leben
und -frauen, ganz wichtige Tatsachen nicht
de noch spannender, denn es zeigt den
gerufen von Josef Paul Kleihues, unserem
wissen. Oder zumindest nicht präsent ha-
demokratischen Neuanfang nach dem
Fakultätsgründer. Der ist bedeutend für
ben. Nämlich, dass es das älteste Gebäude
Naziterror. Die neue Direktorin, Leonie
Deutschland, weil er an der Entwicklung
der Innenstadt ist. Gehen Sie mal in den
Reygers, wollte ein Museum für moder-
des städtebaulichen Leitbilds, nach wel-
angrenzenden Park. Da ist mir eine Tafel
ne, zeitgenössische Kunst einrichten, im
chem nach 1990 ganz Berlin als Hauptstadt
zur Geschichte des Hauses aufgefallen. Sie
übrigen die erste Museumsneueröffnung
um- und ausgebaut wurde, maßgeblich
beginnt, so steht es da, im Jahr 1947 mit
in Deutschland nach dem Krieg. Es sollte
beteiligt war. Die Grundlagen dieser Ideen
dem Bau eines Kunstmuseums. Kein Wort
für jeden Bürger zugänglich sein und ein
wurden hier, in diesem Museum, entwi-
darüber, dass da längst ein Museum exis-
neues kulturelles Klima schaffen. Sie hat
ckelt. Das Gebäude steht also nicht nur für
tiert hat. Diese Beschränktheit des Wissens
das ganz programmatisch gemacht und
eine Zeit, es verkörpert auf vier Ebenen 140
ist einfach vorhanden. Und ich muss sagen,
dafür ist sie berühmt geworden. So weit
Jahre Stadtgeschichte. Das ist faszinieren-
bevor man einen Abrissbeschluss verant-
es möglich war, hat sie die Wände weiß
der als jede stilreine Architektur.
wortlich fassen kann, sollte man wenigs-
bodo Um auf das ehemalige Ostwallmuseum zurückzukommen: Wir reden in diesem Zusammenhang also gar nicht über Nachkriegsarchitektur?
tens wissen, was man da abreißt. (wk)
gehalten. Weiße, zurückhaltende Wände im Gegensatz zum vorherigen wilhelminischen Pomp. Sie hat Wohnzimmermöbel und sogar Gummibäume aufgestellt, damit sich jeder Besucher wie zu Hause fühlt.
20
bodo Drängt die Zeit?
bodo Soviel zur Vergangenheit. Aber gibt es überhaupt realistische Optionen für eine zukünftige Nutzung?
Zu dieser einfachen und zugänglichen In-
WS Da ist furchtbar viel denkbar. Selbst
neneinrichtung passte die Neugestaltung
wenn die Stadt sagt, wir müssen verkau-
der Außenhülle. Sie hat bewusst nicht das
fen, impliziert das ja nicht unbedingt den
Gebäude mit seinem preußischen Zierrat
Abriss. Das wäre ungeheuer phantasiearm.
renoviert. Dieses bescheidene Äußere spie-
Wenn die Stadt glaubt, sie braucht diese
gelt einen moralischen Anspruch wieder.
zwei Millionen jetzt und ihre Stadtge-
Fassen wir zusammen: Wir finden hier die
schichte ist ihr nur diese zwei Millionen
Gründerzeitschicht, die Kaiserzeitschicht
wert, selbst dann könnte ja unter der
Ein selbstgemachtes Dilemma Am 10. April soll im Rat in nichtöffentlicher Sitzung die Entscheidung über den Verkauf des ehemaligen Museums am Ostwall fallen. Der einzige verbliebene Bieter plant den Abriss des Gebäudes. Doch das letzte Wort ist vielleicht doch noch nicht gesprochen. von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst
8.000 Unterschriften übergab die Bürgerinitiative „Rettet das ehemalige Museum am Ostwall“ (Foto) am 19. März im Tremonia-Saal des Rathauses an Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Unterzeichner des Aufrufs sind neben vielen Dortmunder Prominenten auch international renommierte Architekten. Gleichzeitig wurde eine Petition an den Landtag gerichtet. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als hätte die Stadt Erfolg mit ihrem Plan, das alte Museum zu einem „Haus der Baukunst“ mit Baukunstarchiv zu machen. Die Pläne scheiterten, weil die Architekten- und Ingenieurskammer vor den jährlichen Betriebskosten von 300.000 Euro zurückschreckte. Auch hier gibt es Fragen: Für die Bürgerinitiative erscheint diese Berechnung um ein Vielfaches zu hoch angesetzt. Das Scheitern der Verhandlungen setzte den Ratsbeschluss wieder in Kraft, der bereits vor drei Jahren auf Antrag der CDU gefasst wurde. Dieser lautet: „Die Verwaltung wird beauftragt, das Gebäude des ehemaligen Museums am Ostwall inklusive des dazugehörigen Grundstücks schnellstmöglich zu marktüblichen Konditionen zu veräußern. Jeglichen Überlegungen, das exponierte Gebäude interessierten Dritten kostenlos oder lediglich durch Übernahme der Betriebskosten dauerhaft zur Verfügung zu stellen, erteilt der Rat eine Absage.“ Der Plan, einen neuen Nutzer für die prestigeträchtige Immobilie zu finden und gleichzeitig das Filet-Grundstück am Wall zu versilbern, steckt nun in der Sackgasse. Der einzig verbliebene Investor „Kolfhaus + Beele“ aus Melle bietet 1,9 Millionen Euro für das Grundstück in bester Citylage – und will den Abriss. An Stelle des Museums soll ein fünfstöckiger Neubau mit 55 exklusiven Seniorenwohnungen entstehen. Die baulichen Vorgaben sehen den Erhalt des Museumsparks vor, erlauben aber den Abriss des traditionsreichen Gebäudes. Während in allen Fraktionen – zwischen Entschlossenheit und Krokodilstränen – ein Erhalt des Gebäudes favorisieret wird, hat sich der Rat wieder einem Investor ausgeliefert und sich ohne Not unter Zeitdruck gesetzt. Ein selbstgemachtes Dilemma. Am 10. April wird nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit entweder der Abriss des ältesten Innenstadtgebäudes, das keine Kirche ist, besiegelt oder es wird ein Aufschub erwirkt, um ein neues Konzept und einen neuen Betreiber zu finden. Die Grünen jedenfalls haben angekündigt, einen Antrag auf Aussetzung des Verkaufsbeschlusses zu stellen. Alle Fraktionen haben das Recht, zusätzlichen Beratungsbedarf anzumelden und damit die Entscheidung aufzuschieben. (bp) Den aktuellen Stand lesen Sie auf www.bodoev.de 21
DER KOMMENTAR
Wenigstens ein chronisches Bürokratie-Leiden
von Bastian Pütter
Ende März einigte sich die Große
steller der Schulklamotte ist Mäd-
terwerfen unter Sachzwänge: Die
kommen der 50er und 60er Jahre ist
Koalition nach langem Ringen auf
chenschwarm Elyas M’Barek. Der in
Globalisierung, die Shareholder, die
die Bundesrepublik ein Einwande-
einen Kompromiss zum Doppel-
München geborene Schauspieler ist
Kassenlage. Insofern ist die gefühlt
rungsland. Die verschiedenen Kons-
pass. Kinder ausländischer Eltern
Ausländer: Er hat einen österreichi-
ewige Debatte um das Deutsche,
trukte, die Deutschland hießen, sind
in Deutschland müssen sich nicht
schen Pass.
das Fremde und den Doppelpass
es natürlich immer schon. Ohne die
echte Politik. Seit den Anwerbeab-
500.000 Ruhrpolen um 1900 etwa
mehr für eine Staatsangehörigkeit entscheiden. Unter bestimmten
Politik, wo sie noch Politik sein darf,
Voraussetzungen.
hat mit Wirklichkeiten nicht viel am Hut. Interessanterweise hat das
„Gesunde Kompromisse machen
seine guten Seiten. Als Kunst des
aus Konflikten chronische Krank-
Unmöglichen will sie die Grenzen
heiten.“ Sagt der alte Goethe. Und
dessen, was möglich erscheint, ver-
der ist deutsche Leitkultur, weiß
schieben. Was wir hingegen zurzeit
die CDU. Naja, als „Fack ju Göhte“
meist erleben, heißt „Post-Politik“:
ist er auch Popcorn-Jugend-Kino in
Das Verhindern von Debatte und
multikulturellen Zeiten. Hauptdar-
Politisierung, das ideologiefreie UnFoto: Constantin Film
NEWS
1. Mai: BlockaDO – Dortmund blockiert gemeinsam Zerstrittene Nazis, geeinter Widerstand? Während in frü-
pulisten von „Pro NRW“ haben Wahlkampfveranstaltungen in
heren Jahren bis zu 1.000 Neonazis zum „Antikriegstag“
Essen und am Abend in Duisburg angekündigt.
Dortmund für Machtdemonstrationen nutzen konnten und
Zum ersten Mal geschlossen zeigt sich hingegen der Widerstand
konkurrierende Gegenbündnisse keine gemeinsame Strategie
in Dortmund: VertreterInnen von Gewerkschaften, Parteien, Ju-
fanden, stellt sich 2014 die Situation anders dar: Die Auffang-
gendorganisationen und Antifagruppen haben mit „BlockaDO
organisation des verbotenen „Nationalen Widerstands“, die
– gemeinsam gegen Nazis“ ein gemeinsames Blockadebündnis
Partei „Die Rechte“, will in Dortmund in Konkurrenz zur NPD
gegründet, das mit zivilem Ungehorsam und Sitzblockaden den
demonstrieren, die eine mit Parteiführern besetzte Konkur-
Aufmarsch der Neonazis ganz verhindern will.
renzveranstaltung in Duisburg angemeldet hat. Die Rechtspo-
Liveticker auf www.ruhrbarone.de
1.Mai: DGB – Gute Arbeit, soziales Europa Die traditionellen Maikundgebungen des Deutschen Gewerk-
miert und betreibt einen großen Buchstand mit Tausenden
schaftsbundes stehen in diesem Jahr unter dem gemeinsamen
guter Bücher, von politischer Literatur bis zum Kinderbuch.
Motto „Gute Arbeit, soziales Europa“ und sind geprägt von den
Auf Einladung des DGB dürfen an diesem Tag bodo-Verkäu-
bevorstehenden Kommunal- und Europawahlen.
ferinnen und Verkäufer im Park die druckfrische Maiausgabe
In Dortmund endet der Demonstrationszug mit der Maikund-
des Straßenmagazins anbieten.
gebung wie in jedem Jahr im Westfalenpark, wo auch das Fa-
Wer eine Mai-Nelke oder einen Mai-Pin trägt, erhält in der Zeit
milienfest des DGB mit bis zu 10.000 erwarteten Besuchern
von 11 und 14 Uhr freien Eintritt in den Westfalenpark und kann
stattfindet. Neben zahlreichen Organisationen und Initiativen
Busse und Bahnen den ganzen Tag kostenlos nutzen.
präsentiert auch bodo im Westfalenpark seine Arbeit, infor-
Infos auf www.dortmund-hellweg.dgb.de
3. Mai: Euromayday Ruhr – „Tanz den Verhältnissen“
22
Am ersten Samstag im Mai findet zum fünften Mal der „Euro-
ration vom Dortmunder Westentor durch die Nordstadt zum
mayday Ruhr“ statt, diesmal wieder in Dortmund. Die „Parade
Nordmarkt ziehen.
der Prekarisierten“ versteht sich als Alternative zu den klassi-
Unter dem Motto „Tanz den Verhältnissen“ wird der Fokus auf
schen Maikundgebungen der traditionellen Gewerkschaftsbe-
den andauernden europäischen Krisen und der zunehmenden
wegung. Sie ist ein ein offener Zusammenschluss einer Viel-
Prekarität – dem Leben in unsicheren Lebens- und Arbeitsbedin-
zahl von Initiativen und richtet sich an Menschen in prekären
gungen im Ruhrgebiet liegen. Gleichzeitig will der „Euromay-
Lebens- und Beschäftigungsverhältnissen.
day“ eine Plattform für die Selbstorganisation von alternativen
Mit Musik, Tanz, Performance und kurzen Interviews mit sozi-
Kunst-, Lebens- und Arbeitsformen bieten.
alen und stadtpolitischen Initiativen wird die Tanz-Demonst-
3. Mai, 16 Uhr, Westentor DO, www.euromayday.noblogs.org
DAS ZITAT
hätte es die Stahl- und Zechenrevo-
Weg zurückgelegt. Von Leitkultur-
lution nicht gegeben und das Ruhr-
debatten über „Kinder statt Inder“
gebiet sähe aus wie eine Mischung
bis „Wer betrügt, der fliegt“ haben
aus Sauerland und Niederrhein.
CDU und CSU alles versucht, Sand im
„Oft verstärkt eine
Getriebe zu sein. So auch in Sachen Den deutschen Konservatismus ficht
Doppelpass. Vor der Wirklichkeit,
das traditionell nicht an. Zu seinem
dass wer hier aufwächst, irgendwie
ideologischen Bestand gehört der
– und vielleicht nicht ausschließlich
Glaube an das Reine, ergänzt um die
– Deutscher ist, haben sie nicht kapi-
eine oder andere Reservearmee bil-
tuliert. Statt einer klaren Regelung
liger Arbeitskräfte, die nach getaner
gibt es nun also einen Kompromiss
Arbeit bitte einmal durchwischen und
mit chronischem Bürokratie-Leiden.
dann wieder gehen. Migration hat
Aber mehr war nicht drin.
noch nie und nirgendwo so funktioniert, aber glauben kann man daran.
Elyas M’Barek übrigens spart sich
Sanktion Rückzug und Antriebsarmut. Sie stört das Vertrauen in die Behörde als ,Partnerin‘, fördert destruktive Verhaltensweisen und zieht erhebliche Zeitverluste im Integrationsprozess nach sich.
“
den deutschen Pass: „Wir leben In den letzten zwei Jahrzehnten hat
doch in der EU, weshalb sollte ich
Michael Stremlau, Leiter des Jobcenters Kiel (!) vor
die BRD einen bemerkenswerten
zu tausend Ämtern rennen?“ (bp)
dem Kieler Sozialausschuss zu den Folgen der eigenen Praxis gegenüber jungen Leistungsbeziehern.
DAS FOTO
Rund 1.600 Patienten hat Martin Müller behandelt: Wohnungslose, Junkies, Zuwanderer. In provisorischen Behandlungsräumen „vor Ort“, in den Dortmunder Einrichtungen der Wohnungslosen- und Suchthilfe. Im Café Berta feierte er seine Verabschiedung in den Ruhestand (siehe Reportage auf Seite 12).
23
NETZWELT
KINOTIPP
endstation.kino & bodo präsentieren: Stiller Sommer Nach einer erfolgreichen Auktion verliert Kunsthistorikerin Kristine ihre Stimme: Sie braucht eine Auszeit und zieht sich ins abgeschiedene Familienferienhaus in den französischen Cevennen zurück. Dort trifft sie überraschend Tochter Anna, die eine Prüfung vermasselt hat und sich mit ihrem Lover Franck vergnügt. Der fühlt sich von der geheimnisvollen Stille der Mutter ange-
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.o-ton-arbeitsmarkt.de zogen. Als Kristine eine heimliche Affäre Meist sind es komplexe Statistiken, die versuchen, die aktuelle Arbeitsmarktsituation zu
mit Franck beginnt, gerät die sommerliche
beschreiben. Gespickt mit Vokabeln wie „Aktivierungsquote“ und „Synchronisationsver-
Leichtigkeit ins Wanken. Ihr Mann Herbert,
bot“ ergeben sich so Nachrichtenmeldungen und Berichte, die für Laien oft nur schwer
mittlerweile auch eingetroffen, versucht,
verständlich sind. Dieser Problematik will das Kooperationsprojekt des Instituts für
darüber hinwegzusehen...
Bildungs- und Sozialpolitik der Hochschule Koblenz und des Evangelischen Fachverbands für Arbeit und Soziale Integration e.V. im Rahmen der Kampagne „Menschen am Rande der Gesellschaft kommen zu Wort“ entgegenwirken.
Film ist die krankheitsbedingte Sprachlosigkeit der Hauptfigur. Nicht reden zu
Mit dem Ziel, aktuelle Arbeitsmarktberichterstattung zu korrigieren und zu „entwissen-
können, wenn Reden vonnöten wäre, keine
schaftlichen“, werden auf der Webseite zum einen aktuelle Meldungen und Statistiken
Fragen beantworten zu können, aber auch
in verständlicher Sprache veröffentlicht. Zum anderen porträtiert die Redaktion von Ar-
keine Kommentare abzugeben, die eine
beitslosigkeit Betroffene und gibt so den Menschen hinter der Statistik ein Gesicht. Über
Situation noch verschlimmern könnten,
200 Artikel sind seit dem Start der Website 2012 bisher auf diese Weise erschienen.
daraus zieht „Stiller Sommer“ seine Span-
Neben den aktuellen Meldungen finden sich auf der Webseite Erklärungen zu Begrifflichkeiten, die immer wieder im aktuellen Diskurs auftauchen. Was heißt eigentlich „Arbeitsmarktnähe“ und was ist gemeint, wenn von „Sockelarbeitslosigkeit“ die Rede ist. Fast 100 Begriffe aus der aktuellen Berichterstattung werden im Bereich „O-Ton Lexikon“ erklärt, ohne sich dabei politischer oder wissenschaftlicher Fachsprache zu bedienen. Eine eigene Position, wie bei anderen Portalen in dem Bereich üblich, vertritt die Seite dabei nicht. „Wir stellen Zahlen und Fakten zum Arbeitsmarkt zwar kritisch, aber so objektiv wie möglich dar“, sagt Sabrina Bersheim, die die Redaktion von O-Ton Arbeitsmarkt leitet. „Für unsere Artikel beobachten wir die Arbeitsmarktberichterstattung von Regierung und Medien. Wenn wir den Eindruck haben, dass Sachverhalte nicht richtig oder un-
rengeflecht auf, deutet Verbindungen und Konflikte an, die plötzlich zusammenfallen: Dann nämlich, als sich die Erzählperspektive ändert und statt aus Kristinas plötzlich aus Herberts Blick erzählt wird – leicht und voller Situationskomik. Am 24.4. erhalten alle Kinogäste im Rahmen der Aktion „Kino & Vino“ ein Glas Wein zu ihrer für den Film gelösten Kinokarte dazu. Do. 24.04. bis So. 27.04. um 19 Uhr
der offiziellen Daten oder bereiten das Thema klarer und leichter
Mo. 28.04. um 17.15 Uhr
zugänglich auf.“ Neben der Verbreitung der Inhalte über eigene
Di. 29.04. bis Mi. 30.04. um 19 Uhr
„O-Ton-Arbeitsmarkt“ erscheinen, auch unter einer freien CreativeCommons-Lizenz zur Verfügung gestellt, die eine kostenfreie Nutzung durch andere Medien ermöglicht. (sese) Sabrina Bersheim
nung. Ganz langsam baut Neul ein Figu-
verständlich dargestellt werden, dann korrigieren wir auf Basis
Kanäle wie Twitter oder einen Newsletter werden die Texte, die auf
24
Überraschendster Dreh von Nana Neuls
Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de
VERANSTALTUNGEN APRIL 2014
1 Dortmund-Motiv des Dortmunder Fotografen Thomas Scherr im Wert von 249 Euro. Auf Leinwand gedruckt von RuhrGepäck. Freie Auswahl aus einer Reihe von 12 Motiven in der Größe 80 x 80 cm.
VERANSTALTUNGEN | VERLOSUNGEN 20.04. | The Golden Era of Hip Hop & Funk |
Cosmotopia@Grossmarktschänke, Dortmund | 2 x 2 Karten
23.04. | Thomas Godoj | FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen
24.04. | Abdelkarim | Werkstadt, Witten | 2 x 2 Karten
zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff
24.04. – 30.04. | Stiller Sommer | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten
„bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an:
27.04. | Der nackte Wahnsinn | Schauspielhaus, Dortmund | 3 x 2 Karten
redaktion@bodoev.de. Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entschei-
27.04. | Fatih Cevikkollu | Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten Welttag des Buches am 23.4. | bodo verlost fünf Krimi-/Thriller-Pakete schöner und neuwertiger Bücher im Ladenwert von jeweils mehr als 20 Euro (siehe Seite 9).
det das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.04.2014 Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!
25
04 | 04 | 14 KUNST
03 | 04 | 14 Sara Jackson-Holman
DO 03 | 04 | 2014
Poetry-Kabarett | Sebastian 23
räner Kunden, die sich längst nicht mehr nur
Premiere mit Heimspiel. Sebastian 23 war
in der Rolle des Endverbrauchers sehen. Die
nie weg und ist trotzdem zurück. Dieses Mal
FORMART Designmesse präsentiert in der
Eine Geschichte wie im Märchen: Ihr Weg
allerdings nicht als seit Jahren geschätzter
Maschinenhalle „Friedlicher Nachbar“ 35 aus-
begann mit einem Fan-Post, den sie für die
Moderator verschiedener Poetry-Slams, son-
gesuchte Gestalter, Label und Manufakturen.
Band „Blind Pilot“ nach einem Konzert hin-
dern als eloquenter Alleinunterhalter. Mit-
Die Designer zeigen innovative und kreative
terließ. Deren Label-Chef weiß nicht mehr ge-
gebracht hat er sein drittes Solo-Programm
Designideen, einzigartige Produkte in limi-
nau, warum er auf die MySpace-Seite klickte,
„Popcorn im Kopfkino“. Darin präsentiert
tierter Auflage und vielversprechende, neue
wo Sara ihre Musik veröffentlicht hatte. Nach
der wortgewandte Mützenträger Texte, Lie-
Trends in allen Werkbereichen. Allen ausge-
dem Hören ihrer Stimme begann eine Reihe
der, Bilder, einen lebenden Biber und 250
stellten Produkten ist die hochwertige Verar-
von Gesprächen. Mit dem Resultat, dass er
Gramm Magerquark.
beitung ebenso gemeinsam wie das ganzheit-
die Pianistin & Singer/Songwriterin unter
Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr
liche Arbeitsprinzip, bei dem die Herstellung
Musik | Sara Jackson-Holman
der Objekte von der ersten Ideenskizze bis zur
Vertrag nahm – obwohl sie noch nicht einmal ein formales Demo-Band vorlegte. Ihr DebütAlbum wurde von der Kritik in höchsten Tönen gelobt, Vergleiche zu den Chansonettes
FR 04 | 04 | 2014 Designmesse | FORMART
Adele, Amy Winehouse und Feist angestellt.
Die Massenproduktion trifft immer weniger
subrosa, Dortmund, 20 Uhr
den Geschmack und die Bedürfnisse souve-
Ausführung in einer Hand liegt. Maschinenhalle Friedlicher Nachbar, Bochum, 16 – 20 Uhr (auch 05. & 06.04., 11 – 19 Uhr) Musik | Felix Leopold Auf seiner Frühjahrstour 2014 bringt der seit
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über 13 Jahren in Thessaloniki lebende Musiker Felix Leopold nicht nur viele Lieder mit, sondern auch eine gehörige Portion Wut im Herzen – Wut über den absehbaren Sieg des Kapitals über Sprache und Kultur und den bevorstehenden Ausverkauf einer ganzen Nation. Dabei beschäftigt er sich mit den Werten, die unser Leben als „Mensch unter Menschen“ (Goethe) lebenswert machen: Würde, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Freiheit. Felix Leopold präsentiert sein Soloprogramm „Lieder aus einem poetischen & rebellischen Griechenland“. Auslandsgesellschaft NRW e.V., DO, 19 Uhr Theater | Takeshi verschwunden Ein Gerücht, eine Nachricht, ein Impuls und es geht los: Wir fühlen. Doch wohin verschwinden sie, unsere Nachrichten, unsere Gefühle und unsere Katzen in Zeiten von Facebook, Twitter und Co.? Auf der Schwelle zwischen Performance und Theater taucht künstlerische Leiterin und Regisseurin Julie Stearns (Cleveland, Ohio) mit ihrem Erstlingswerk „Takeshi verschwunden“ tief ein in das Unterbewusstsein der Online-Kommunikation und deckt das letzte bisschen Cyber-SpaceEmotionalität auf, das der Facebook-Gesellschaft noch geblieben zu seien scheint: Ein
26
07 | 04 | 14 Die Spur
Konglomerat aus Desillusionierung, Verlust, Hoffnung, Hilfeschrei und Anteilnahme. Kulturhaus Thealozzi, Bochum, 20 Uhr (auch 05., 11. & 12.04., 20 Uhr & 06.04., 19 Uhr) Theater | KUNST
08 – 13 | 04 | 14 Internationales Frauenfilmfestival Dortmund / Köln
SO 06 | 04 | 2014 Tanztheater | Un Tango Avec Le Baron
Schulfilmprogramms wird auch am zweiten Festivalstandort Dortmund im Kino im U zu sehen sein. Alle Informationen zum Programm
Die charismatischen Tänzerpersönlichkeiten
gibt es unter www.frauenfilmfestival.eu.
Koffi Kôkô und Kettly Noël arbeiteten erst-
Kino im U, Dortmund
mals zusammen. In ihrem Duett zeichnen sie
Der erfolgreiche Dermatologe Serge hat sich
eine surreale Reise durch verschiedene Kör-
ein Bild gekauft: ein weißes Ölgemälde mit
per- und Transformationszustände nach und
weißen Streifen, für 200.000 Euro. Serges
kreieren eine philosophische Reflexion über
Freund Marc findet das teure Bild ganz einfach
die Fantasien und Erinnerungen, die dem
Weil der Bochumer Pop-Chor „Crashendo“
„Scheiße“ – und fühlt sich durch den Kauf in
tanzenden Körper innewohnt. Es entsteht ein
seinem Publikum nicht immer nur etwas vor-
seinen Wertvorstellungen, die er für gemein-
Spiel mit verschiedenen Rollen mit einer ho-
singen will, lädt er nun zum Mitsingen ein.
same hielt, angegriffen. Ein erbitterter Kampf
hen metamorphosischen Kraft, live begleitet
Unter dem Motto „Crashmob: A cappella to go“
entbrennt, in den Marc auch den gemeinsa-
durch den Kölner Trompeter und Komponis-
können alle verhinderten ChorsängerInnen,
men Freund Yvan hineinzuziehen versucht.
ten Udo Moll.
verkannten Superstars und leidenschaftlichen
Der aber mag sich nicht entscheiden müssen.
Theater im Depot, Dortmund, 19 Uhr
Unter-der-Dusche-SängerInnen eine wilde Mi-
Kleinkunst | Benjamin Tomkins „Kreatürlich“
Musik | Crashmob: A cappella to go
schung bekannter Songs mitschmettern. Die
Ist die Freundschaft der drei noch zu retten? prinz regent theater, BO, 20 Uhr (auch 5. & 30.4.)
MI 09 | 04 | 2014
MO 07 | 04 | 2014
Texte werden dabei an die Wand projiziert. Für den guten Sound sorgt Chorleiter Oliver Noack. Rotunde, Bochum, 20 Uhr
Theater | Die Spur
Absurd, komisch und bisweilen eigensinnig.
Ein Haus in Istanbul in drei Jahrzehnten: Das
So präsentiert sich die Puppenfamilie um den
preisgekrönte Stück von Ahmet Sami Özbudak
Puppenflüsterer Benjamin Tomkins, der über
verwebt die Geschichte zweier griechischer
sich selbst sagt: „Früher war ich schizophren,
Geschwister, die eines Revolutionärs und die
aber jetzt sind wir wieder ok!“ Wie viele Per-
eines Transvestiten, auf wundersame Weise.
Die Dortmunder Autorin liest aus ihrem Roman
sönlichkeiten tatsächlich in ihm stecken, ver-
Ein Gastspiel von GalataPerform, Istanbul, in
„Revierkönige“, der im Ruhrgebiet der 80er Jah-
rät Tomkins in seiner abendfüllenden Show.
türkischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Ob Comedy, Bauchreden, Puppenspiel oder
Studio im Schauspiel, Dortmund, 18 Uhr
FR 11 | 04 | 2014 Zweiter Freitag | Daniela Gerlach
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Gesang: Tomkins und seine Charaktere überraschen immer wieder. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr
DI 08 – SO 13 | 04 | 2014 Film | Internationales
SA 05 | 04 | 2014 Theater | Zum letzten Fest der Worte
Kaffee.Kuchen.Kultur.
Frauenfilmfestival Dortmund / Köln Das
Internationale
Frauenfilmfestival
Dortmund / Köln rückt sechs Tage lang das
Drei Frauen, denen ihre jeweilige Zeit zu eng
Filmschaffen von Frauen in den Blickpunkt
geworden ist, drei Frauen aus drei Jahrhun-
der Öffentlichkeit. Das Publikum darf sich
derten – 19. Jahrhundert, Gegenwart, Zu-
auf ein großes internationales Filmpro-
kunft – begeben sich wortgewandt, witzig,
gramm freuen, in dem bildgewaltige Spiel-
boshaft, weltdeutend und selbstverständlich
filme neben engagierten Dokumentarfil-
erotisch auf eine Reise zum Fremden, das
men und Kurz- und Experimentalfilmen
ihre jeweilige Wirklichkeit verändern soll.
zu sehen sind. Weiterbildungsangebote,
Denn was es auch immer sei, ob fremde Hän-
ein Filmworkshop für Mädchen sowie zahl-
de oder fremdes Weltsehen, nur das Fremde
reiche Specials wie Diskussionen, Vorträge
vermag die bestehende Wirklichkeit zu ver-
und Partys komplettieren das Angebot
ändern. Ein Gastspiel von ZEITMAULtheater.
für das Kölner Publikum. Ein Best-of-Pro-
Rottstr 5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr
gramm sowie das komplette Angebot des
Salon-Programm auf:
www.hilde-ihr-saloncafe.de … und finde HILDE auf facebook …
27
09 | 04 | 14 Crashmob: A cappella to go
19 | 04 | 14 Globalibre: DJ Gärtner der Lüste
re angesiedelt ist, einer Zeit, in der das Revier
genen Hand als höchstes Ziel. Die Band über-
can – woraufhin er und seine Frau zu König
sein Schmuddelkindimage ablegt. Vom soge-
rascht mit einem breitgefächerten musika-
und Königin gekrönt werden. Aber ein fei-
nannten Strukturwandel bekommen die Pro-
lischen Spektrum, das ihre beeindruckende
ger Mord führt zum nächsten. Gequält von
tagonisten – der Freundeskreis um den Klein-
Entwicklung der letzten Jahre widerspiegelt.
Schreckensbildern stürzt Macbeth sich und
dealer Olaf Keune – allerdings wenig mit. Denn
Westfalenhalle 1, Dortmund, 20 Uhr
seine Lady mit rasendem Wahn in einen Ab-
in der eigenen Hütte, da sieht es immer gleich aus. „Revierkönige“, das sind verschiedene Charaktere auf begrenztem Raum, ganz schräg oder stinknormal, gefährlich oder philosophisch. In
grund von Gewalt, Paranoia und Selbstüber-
SO 13 | 04 | 2014 Salon I Storyteller mit Goldrand
schätzung. Macbeths Welt ist ein Todesland, wo die natürlichen Gesetze aufgelöst worden sind, wo Bäume laufen, Dolche schweben und
(ihrer) Wirklichkeit passiert scheinbar nichts –
Menschen haben sich was zu erzählen.
eine Hexe lachend um ihren Kessel tanzt.
außer den Zufällen des täglichen Lebens, und
Geschichte(n) und Ereignisse prägen ein Le-
Rottstr 5 Theater, BO, 19.30 Uhr (auch 26.04.)
das kann sehr viel sein. Der Eintritt zur Bene-
ben. Historisch und persönlich. Wie war das
fizveranstaltung ist frei, Spenden kommen den
Früher? Wie geht das Heute? Im Generatio-
Beratungsangeboten von bodo zugute.
nen-Salon treffen alt und jung zusammen
bodo, Schwanenwall 36 – 38, DO, 19.30 Uhr
und tauschen Anekdoten und Erinnerungen.
SA 12 | 04 | 2014 Musik | Broilers „Nur nach vorne gehen“ heißt ein Lied auf
Statement“ der Düsseldorfer Gruppe lesen: Das unbeirrte Vorwärtsstreben, das selbstbe-
Musik | Reggaeville Easter Special
Bei Kaffee und Kuchen trifft Streusel auf Sam-
Deutschlands führende Reggae-Homepage
meltasse. Stilvoll und bodenständig. Anmel-
lädt zu einem Konzertabend mit großen
dung bitte unter www.hilde-ihr-saloncafe.de
Künstlern der Reggaeszene ein. Mit dabei
Hilde ihr Salon-Café, I. Parallelstraße 7,
sind Anthony B, Kabaka Pyramid & House Of
44791 Bochum, 15 Uhr
Riddim Band, Chronixx, Dre Island, Kelissa &
dem neuen Album „NOIR“ der Broilers. Problemlos kann man den Titel als „Mission-
SA 19 | 04 | 2014
Zinc Fence Redemption. Warm Up und After-
DO 17 | 04 | 2014
show mit Silly Walks Discotheque. Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 21 Uhr
Theater | Macbeth
stimmte Beschreiten eines Weges im Namen
Eine Hexe prophezeit dem jungen Macbeth,
seiner Musik und für das, an was man glaubt.
dass er König wird. Getrieben von brennen-
Wer Vergleichbares sucht, wird weit fahren
Unabhängigkeit und die Zügel fest in der ei-
dem Ehrgeiz, ermordet er den König Dun-
müssen. La Boum mit Timmi & Martini als
Party | La Boum
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17 | 04 | 14 Macbeth
12 | 04 | 14 Broilers
Timmi Twister DJ-Set an den Plattentellern und ihrem Stilmix im Retrogewand bietet ein Feuerwerk mit Hits aus mehr als zehn Jahr-
von Amnesty International der TU Dortmund
MO 21 | 04 | 2014
zu einem Poetry Slam ein: Auf der offenen
Slam | MenschenrechtSlam
Bühne können und sollen sich die Slammer
zehnten Tanzgeschichte. Wenn am frühen
„Alle Menschen sind frei und gleich an Wür-
und Wortkünstler der Region literarisch zu
Morgen die Partycrowd die „Nordstadthym-
de und Rechten geboren“ – so lautet der
Menschenrechtsthemen austoben. Am Ende
ne“ anstimmt und sich wildfremde Men-
erste Satz der Allgemeinen Erklärung der
entscheidet das Publikum über den Sieger
schen erschöpft in den Armen liegen, neigt
Menschenrechte, die vor 66 Jahren von den
des Abends.
sich die Nacht ihrem Ende zu. Dann müssen
Vereinten Nationen verabschiedet wurde.
subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr
alle wieder einen langen Monat warten.
Inhaftierungen von Gewerkschaftern im Iran
Sissikingkong, Dortmund, 22 Uhr
oder Oppositionellen in Russland, sexuelle
MI 23 | 04 | 2014
Gewalt gegen Frauen nicht nur in Ägypten Party | Globalibre
Kindertheater | Das kleine Ich bin Ich
und weltweit verbreitete Homophobie, aber
Gut 23 Jahre hat ihm das tanzende Publikum
auch Diskriminierung von Minderheiten in
Eine phantasievolle Geschichte voller Fragen
die Treue gehalten. Nun ist die letzte Gelegen-
der westlichen Hemisphäre sowie fortschrei-
und Antworten zum Thema Identität und
heit, zur Musik von Ralf Illgner aka DJ Gärtner
tende Einschränkung der Meinungsfreiheit
Orientierung. „Das kleine Ich bin Ich“ ist ei-
der Lüste das Tanzbein zu schwingen. Damit
innerhalb der EU zeugen jedoch davon, dass
nes der bekanntesten Bilderbücher unserer
der Gärtner selbst ein wenig mittanzen kann,
der Schutz der Menschenrechte noch immer
Zeit. Die Reihungsgeschichte von einem un-
werden sich die Kollegen DJ Badre & DJ axe.l
nichts an Dringlichkeit und Aktualität ver-
bekannten Tierchen, das umherläuft, um
die Ehre geben und ihm dem Abschied damit
loren hat. Darum lädt die Hochschulgruppe
versüßen. „Danke, Ihr seid all die Jahre ge-
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kommen um zu tanzen! Ohne den Bahnhof hätte ich nicht den Mut gehabt, mein Leben der Musik zu widmen.“ (Gärtner der Lüste) Bahnhof Langendreer, Bochum, 23 Uhr
Wo echte Liebe zählt, ist unser Strom.
SO 20 | 04 | 2014 BODO-VERLOSUNG | The Golden Era of Hip Hop & Funk Am Ostersonntag steht in der Dortmunder Großmarktschänke alles im Zeichen des Oldschool Flavour. Mit fetten Beats, coolen Raps und jeder Menge Funk im Blut
rom n St e u e en n n und n. e t ein r Jetz en werb ft siche n i erbe kundGutschr w / e d . € 1 20 ew 2
lassen der Wolf und Nils Noise die goldene Ära des Hip Hop wieder auferstehen. In einem wilden
.d www
Battle an den Decks bringen sie die groovigsten Tracks der 80er und 90er auf die Plattenteller – von Run DMC über De La Soul und Public Enemy bis zur Sugarhill Gang und Grandmaster Flash. Dazu garniert die Soultrippin‘Crew den Abend mit einer geballten Ladung Funk‘n‘Soul-Power.
Viele Dinge sind für Dortmund typisch – ein Lokalpatriot zu sein gehört dazu. Und genau diese Lokalpatrioten suchen wir. Werben Sie einen Stromkunden und unterstützen Sie uns dabei, Dortmund weiterhin so lebenswert zu gestalten. Dafür setzen wir uns mit unseren
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30.08.13 16:32
29
23 | 04 | 14 Das kleine Ich bin Ich
19 | 04 | 14 Reggaeville Easter Special
seine Identität zu finden und überall nur Unverständnis erntet, endet schließlich in der
Pass oder er spricht einfach mit
DO 24 | 04 | 2014
einem Germanen. Diese glorrei-
Vortrag | Elias Perabo, Adopt a Revolution: Syrien
chen und glamourösen Träume
aterstück für Kinder ab 4 Jahren.
Die Friedensverhandlungen verliefen er-
sind ihm komischerweise nicht
HalloDu-Theater, Bochum, 10 Uhr
gebnislos, die Kämpfe sind erbitterter denn
zu Kopf gestiegen. Als fester Be-
(auch 24.04, 10 Uhr & 26.04., 16 Uhr)
je. Zwischen der Gewalt des Assad-Regimes
standteil von Unterschicht und
kindgemäßen Aussage: Ich bin ich! Ein The-
und den Dschihadisten versuchen zivilge-
Parallelwelt meistert er seinen
sellschaftliche Initiativen Strukturen für die
Alltag. Ob im virtuellen Netzwerkwahn oder
Thomas Godoj ist ein aufrechter, humorvoller
Zukunft aufzubauen. Wie aber kann eine
real mit original Kunstlederjacke – der Marokka-
Mann, der auch schon mal was wagt. Er ist musi-
Perspektive für Syrien aussehen? Elias Per-
ner hat immer (k)eine Lösung parat. Abdelkarim
kalisch und im Herzen ein
abo, Mitbegründer von „Adopt a Revolution“,
gilt als sympathischer Senkrechtstarter in der
waschechter Rock’n’Roller.
berichtet und gibt Ausblick auf die aktuelle
deutschen Comedy- und Kabarettszene.
Thomas Godoj sieht sich
Situation. Die 2011 von syrischen und deut-
Werkstadt, Witten, 20 Uhr
seit je her in der Tradition
schen AktivistInnen ins Leben gerufene In-
bodo verlost 2 x 2 Karten.
der Stones, Led Zeppelin...
itiative unterstützt den zivilen, friedlichen
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
Und das hört man. Godoj liefert auf „Männer
Widerstand und den zivilgesellschaftlichen
sind so“ mit Liebe arrangierte, produzierte und
Aufbau in Syrien. Der Eintritt ist frei.
handgemachte Rockmusik. Das war immer
Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr
BODO-VERLOSUNG | Thomas Godoj
FR 25 | 04 | 2014 Theater | Die Grönholm-Methode
schon seine Welt, auch wenn es für einen designierten DSDS-Sieger ein hartes Umfeld ist,
BODO-VERLOSUNG | Abdelkarim
Vier Bewerber haben sich zur Endrunde des
Abdelkarim, das ist ostwestfälischer Humor mit
Auswahlverfahrens für eine hoch dotierte
Geschmackspolizisten nur noch den medial ge-
Migrationsvordergrund. Ohne seine Träume fie-
Managerposition im Konferenzraum einer
triebenen „DSDS-Star“ in ihm sehen.
le ihm das Leben in der Bielefelder Bronx alias
international operierenden Firma eingefun-
FZW, Dortmund, 20 Uhr
„das-ghettowürdigste-Ghetto-Deutschlands“,
den. Und nur sie – ein Vertreter der Firma ist
bodo verlost 2 x 2 Karten.
schwer. In seinen unfassbar süßen Träumen ist
nicht in Sicht. Schnell wird klar: Nur einer wird
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
er mal berufstätig, mal hat er einen deutschen
gewinnen! Doch welche „Soft Skills“ sind hier
in dem er allzu oft erkennen musste, dass viele
überhaupt gefragt? Team- oder doch eher
FAV_Bodo_Anzeige_Layout 1 16.03.14 19:56 Seite 1
Kampfgeist? Diplomatie und Einfühlungsver-
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mögen oder knallharte Bandagen? Ohne wirklich zu wissen, was von ihnen erwartet wird, stellen sich die vier Manager der ungewöhnlichen Bewerbungssituation. Bissig erzählt der Manager-Thriller von der unerbittlichen Konkurrenz auf dem heutigen Arbeitsmarkt und dem Wahn um die Ressource Mensch. Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 26.04.)
FAV 14/Erkundigungen Eine Gesprächsreihe im Vorhinein
Theater | Atmen Die Erde ist überbevölkert, die Rohstoffe wer-
www.favoriten2014.de favoriten2014.tumblr.com #FAV 14
den knapp, Umwelt und Wirtschaft kollabieren. Kann man da noch Kinder in die Welt setzen? Diese Frage stellt sich ein junges Paar, beide um
Medienpartner:
30
Gefördert und veranstaltet von
Illustration: Das Gespinst
die dreißig, beide gut ausgebildet, beide immer bemüht, das Richtige zu tun, gute Menschen zu sein. Aber offenbar ticken hier zwei ganz verschiedene biologische Uhren zugleich: die der überbevölkerten Erde und die einer Frau
30 | 04 | 14 MAYDAY „Full Senses“
25 | 04 | 14 Die Grönholm-Methode
Party | MAYDAY „Full Senses“
mit Kinderwunsch. Was wird schneller Scha-
pelmann ans Schauspiel Dortmund zurück.
den nehmen, die Umwelt oder die Beziehung
Die Premiere ist am 5. April 2014 – weitere
Die „Mutter aller Raves“ kommt in die West-
des Paares? In einem raffiniert verschachtelten
Termine unter: www.theaterdo.de.
falenhallen. 25.000 Besucher werden bei der
Dialog verhandelt der junge britische Autor
Schauspielhaus, Dortmund, 18 Uhr
MAYDAY „Full Senses“ erwartet, wenn über
Duncan Macmillan die großen Daseinsfragen
bodo verlost 2 x 2 Karten.
50 internationale Top-DJs und LiveActs sämt-
von der Wiege bis zum Grabe.
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
liche Stile elektronischer Musik präsentieren. Mit dabei, Fedde Le Grand, Paul van Dyk, Sven
prinz regent theater, Bochum, 20 Uhr BODO-VERLOSUNG | Fatih Cevikkollu
(auch 27.04., 19 Uhr)
SA 26 | 04 | 2014 Aktion | Das Detroit-Projekt
Väth, Moonbootica, Sander van Doorn, Chris
„FatihTag“ ist ein Tag mit Fatih in dem Land, in
Liebing, Cosmic Gate, Danny Avila u.v.m.
dem die Post abgeht: postmodern, postmigran-
Westfallenhallen, Dortmund, 18 Uhr
tisch und postdemokratisch. Die
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Welt befindet sich im Wandel
Zur Eröffnung des Sommerfestivals veran-
und die Gesellschaft wird umge-
staltet das Schauspielhaus ein Motown-Bar-
baut. „FatihTag“ – ein Programm
becue mit Musik des legendären Soul-Labels
mit Identitätsbildungsauftrag.
aus Detroit. Nach Sonnenuntergang wird ge-
Integrationsdebatten sind die
gen 21 Uhr die Ausstellung zur großen Foto-
Folklore der Politik, und wer mag
aktion „Mein Bochum – unsere Zukunft“ er-
schon Volksmusik? Fatih mag Jazz! Fatih ver-
öffnet und feierlich das neue Kunstwerk von
sucht, seine Tochter zweisprachig zu erziehen,
Tim Etchells in Anwesenheit des Künstlers am
was alle ganz toll finden, bis sie feststellen, dass
Bergbau-Museum illuminiert. Das interna-
die zweite Sprache türkisch ist. Fatihs Vati wür-
Die, 01.04.2014, 19.00 Uhr
tionale Stadt- und Kunstfestival in Bochum
de dazu sagen: „Man soll nicht die Hosen hoch-
Dizzy Fingers – „Guitar Café“
stellt Fragen und sucht nach Antworten zur
krempeln, bevor man das Meer sieht.“
Eintritt frei
Zukunft der Stadt, der Arbeit und der Kunst
Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr
in Europa. Zum geselligen Beisammensein
bodo verlost 2 x 2 Karten.
bitte Klappstühle und Picknickdecken mit-
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
Die Hinterhofband
MI 30 | 04 | 2014
Sa, 05.04.2014, 20.00 Uhr
bringen. Infos: www.thisisnotdetroit.de. Wiese vor dem Deutschen Bergbau-Museum, Bochum, 19 Uhr
Party | Cosmotopias Tanz in den Mai
SO 27 | 04 | 2014
Die „Tanz in den Mai“-Party der Cosmotopia Crew zählt zu den besten Partys des Jahres in
HAUS DER JUGEND
April 2014
Fr, 04.04.2014, 20.00 Uhr „Gestern ist heute“
Christian Keltermann „Reisst Euch den Arsch auf, sonst mach ich das!““
der Dortmunder Großmarktschänke. Wenn
Mo, 07.04.2014, 19.00 Uhr
Sechs Schauspieler und ein verzweifelter Re-
zudem Hip Hop-Legende und Turntable-Wi-
Akkordeocafé
gisseur kurz vor der Premiere: Auf der Büh-
zard Mirko Machine das DJ-Aufgebot anführt,
Eintritt frei
ne herrscht das reinste
dann ist eine lange und wilde Partynacht
Chaos! Hinter den Ku-
gleich doppelt garantiert. Zudem servieren
lissen stehlen sich Lie-
die „Queens of Funk and Soul“ von Funktronix
beswirrwarr und Neid
jede Menge 60ties Soul, Funk & Disco Classics.
fröhlich gegenseitig die
Des weiteren sorgen DJ Martini und „Der Radi-
Show! Und bald soll die gemeinsame Tournee
us“ mit Beat, Swing und Rare Grooves für wil-
beginnen... Michael Frayns Komödien-Welt-
de Teppichtanz-Ekstase in bester Cosmotopia-
hit ist verblüffend, absurd und turbulent: Ob
Manier. Neben Club und Bar wird an diesem
die Witze auf der Bühne oder die Scharmützel
Abend auch der Außenbereich mit großem
dahinter – die Pointen lauern überall. Nach
Biergarten eröffnet, was frische Spezialitäten
dem großen Erfolg von Arsen und Spitzen-
vom Grill und leckere Cocktails verspricht.
häubchen kehrt das Regieduo Jordan & Kop-
Grossmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr
BODO-VERLOSUNG | Der nackte Wahnsinn
Sa, 12.04.2014, 20.00 Uhr
Albert Lee & Hogan’s Heros So, 13.04.2014, 18.00 Uhr
Dojaku – Anime/Manga Treffen Eintritt frei
Fritz-Henßler-Haus Geschwister-Scholl-Str. 33-37 44135 Dortmund · www.fhh.de
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BODO GEHT AUS
beans. coffee-store | Dortmund Kaffeekultur aus Tradition
von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Das schmale Ladenlokal an der Kaiserstraße beherbergt eine Kaffeebar mit erweiterter Karte, den Werksverkauf der ortsansässigen Rösterei Schirmer, einen Shop mit Geschenkartikeln rund um die schwarze Bohne sowie eine
zu klein. Außerdem mochte Max Zombek die Hektik nicht, die diese Lage mit sich brachte, die Gäste, die nur auf einen Sprung reinkamen, um mal eben einen Espresso zu kippen.
zum Beispiel über einen äthiopischen Sidamo
Kaffeekultur definiert er anders.
II. „Das kommt nicht von ungefähr”, erklärt Zombek. „Im Wein können sechzig Aromastoffe
Minirösterei für die unbedingten Individualis-
„Kaffee ist in Deutschland nach wie vor das
ten und Spezialisten unter den Kaffeekonsu-
Getränk Nummer eins”, sagt er. „Es wird mehr
menten. Wer regelmäßig kommt und stets ein
Kaffee getrunken als Bier oder Wasser. Doch
wenig Zeit mitbringt, wird hier wohl automa-
was die Art der Zubereitung betrifft, haben
Neben den Sortenreinen listet die Karte Mi-
tisch zum Genießer. Max Zombek organisiert
die Deutschen lange hinter ihren Nachbarn
schungen, die als Café Crème, Latte, Cappucci-
in einer, wie er sagt, sehr flachen Hierarchie die
her gehinkt. Hauptsache, er war schwarz,
no oder Espresso angeboten werden, darüber
wesentlichen Dinge im „beans. coffee-store“.
bitter und heiß. Aber seit einiger Zeit holen sie
hinaus Eiskaffeespezialitäten, heiße Varianten
auf, und zwar in rasantem Tempo.”
mit Schuss, Kakao, Tees und Erfrischungsge-
Die Rösterei Schirmer, 1854 in Leipzig gegrün-
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Dortmunder Innenstadt erwies sich bald als
nachgewiesen werden, im Kaffee sind es etwa zweihundert. Ein hochkomplexes Getränk.”
tränke. Für den kleinen Hunger gibt es Snacks,
det, zog über Bochum nach Dortmund, wo
Ein Blick in die Karte zeigt, dass die Schwarz-
sie seit den frühen 1960er Jahren ansässig ist.
bitter-heiß-Epoche zumindest im „beans.
Die Firma expandiert, ihre Produkte werden
coffee-store“ ihr Ende gefunden hat. Hier lässt
längst nicht mehr nur unter eigenem Namen
die Beschreibung der sortenreinen Kaffees an
verkauft. Viele, darunter namhafte Marken,
Charakterisierungen großer Weine denken:
lassen ihre Bohnen in Dortmund-Brackel
„Hochfeines, sehr typisches, fast parfumartiges
rösten. Parallel expandiert auch der Café-Be-
Aroma, mild und sehr ausgewogen. Feinste
Gleichwohl ist der „beans. coffee-store“ nicht
trieb mit Werksverkauf. Ein Ladenlokal in der
Fülle, angenehme leichte Säure”, heißt es
nur Kaffeebar. Im erwähnten Werksverkauf
frisch zubereitete Ciabatta, Panini und Salate sowie die Möglichkeit, gut und ausgiebig zu frühstücken. In der warmen Jahreshälfte empfiehlt sich der schmucke Außenbereich an der rückwärtigen Seite des Hauses.
SOZIALES
Was lange währt, wird endlich Recht? Seit Mai 2012 zieht sich der Prozess im PCB-Skandal am Landgericht Dortmund bereits in die Länge. Noch wollen die Opfer und ihre Bürgerinitiative jedoch nicht aufgeben. von Yannick Sievers | Foto: Sebastian Sellhorst In einem der größten Umweltskandale
nen die WDR-Dokumentation „Grünkohl,
Deutschlands werfen Staatsanwalt-
Gifte und Geschäfte“ aus der Reihe „die
schaft sowie zahlreiche Nebenkläger der
story“ gezeigt wird. Im Anschluss geben
Recycling-Firma Envio Körperverletzung in
Vertreter der Initiative ein Update zum
51 Fällen sowie schwere Umweltverstöße
laufenden Prozess.
vor. Der ehemalige Geschäftsführer Dirk Neupert und weitere Führungskräfte sollen ihre Arbeiter auf dem Envio-Gelände in der Dortmunder Nordstadt jahrelang ungeschützt dem hochtoxischen PCB ausgesetzt und darüber hinaus erhebliche Umweltschäden verursacht haben.
Sprecherin Wiebke Claussen und ihre Mitstreiter erläutern dann unter anderem, was PCB überhaupt ist und müssen ihren Gästen nicht selten erklären, warum der Prozess gegen Envio immer noch andauert. „PCB steht für krebserregende Polychlorierte Biphenyle, die lange Zeit als
Eine umfassende Aufklärung der Vor-
Kühl- und Isoliermittel verwendet wur-
kommnisse hat sich die 2010 gegründete
den“, so Michael Hillebrandt, der seit 2011
„Bürgerinitiative gegen den PCB-Skandal
der Bürgerinitiative angehört. Apropos
in Dortmund“ auf die Fahnen geschrie-
Prozessdauer: „Eine gesundheitliche Schä-
ben. Sie vertritt nicht nur die Interessen
digung der Arbeiter durch Envio ist nur
betroffener Anwohner, sondern drängt
schwer nachzuweisen“, bedauert Claussen.
zudem auf rechtliche Konsequenzen für
„Zudem werden PCB-Erkrankungen noch
die Verantwortlichen.
nicht als Berufserkrankung anerkannt.“
Firma zum Mitnehmen. Anlaufpunkt für
Dabei geht die Initiative ergebnisorientiert
Gegenwärtig sind noch bis in den Juli
Experten und Gourmets jedoch ist der
und öffentlichkeitswirksam ans Werk: Ihre
Prozesstage angesetzt. Die Bürgerinitiative
hintere Ladenteil. Denn dort befindet sich
Vertreter wohnen Prozesstagen bei, halten
gibt derweil die Hoffnung auf Gerech-
eine Misch- und Mahlmaschine, eine „Com-
Kontakt zu PCB-Opfern und pflegen eine
tigkeit nicht auf. Ihr nächster Info-Abend
Beans-Nation” der schweizerischen Firma
Webseite mit aktuellen Meldungen. Hinzu
findet am 23. Mai um 19 Uhr in Dortmund
Dietrich. Im grammgenauen Verhältnis
kommen regelmäßige Info-Abende, auf de-
im Taranta Babu (Humboldtstr. 44) statt.
erhält man natürlich sämtliche Sorten der
kann sich hier jeder Connaisseur aus dem Inhalt von sechs Silos seine ganz individuelle Kaffeemischung zusammenstellen lassen. Wenn nötig, immer wieder aufs Neue, immer wieder anders, bis der perfekte Kaffee gefunden ist. Auch in puncto Mahlgrad. Und Röstung sowieso. Vermutlich aber ist hier der Weg das Ziel. Max Zombek selbst trinkt selten mehr als sechs Tassen am Tag. Ihm ist ein sortenreiner Mexico Maragogype am liebsten. (wk)
beans. coffee-store, Kaiserstraße 100, 44135 Dortmund, Tel. 0231 4387085 Mo. bis Fr. 10 bis 18Uhr, Sa. 10 bis 14 Uhr 33
KUNST
Ein offenes Angebot „Situation Kunst“ und der Park von Haus Weitmar
An der Hattinger Straße, unweit der Bochumer Innenstadt, erstreckt sich ein im Stil englischer Landschaftsgärten angelegter Park. Gewundene Pfade, sanft gehügelte Wiesenflächen, ein Teich, vereinzelte Baumgruppen und kleine Wäldchen. Angelegt mit dem Ziel, Natur betont anmutig zu inszenieren. Ein Hinweis, dass auf dem Gelände mehr zu erkunden sein könnte als grüne, stadtnahe Idylle, zeigt sich in einem aufrecht stehenden Winkel schlanker Betonstreben, positioniert an der einzigen korrekt rechtwinkligen Wegekreuzung der Anlage. Ästhetisch und doch irritierend.
Die auffällige Spitze ist Bestandteil der Skulptur „Concrete Erection (La plate-bande n°2)“ von Francois Morellet. Nähert man sich, sieht man flach auf dem Boden liegend drei weitere Winkel, welche bordsteinkantengleich die sich hier kreuzenden Wege fassen. Ein Spiel mit Form, Natur und Material. Morellets Arbeit ist nicht die einzige Skulptur im Park, jedoch eine der wenigen, die sofort ins Auge fallen. Andere muss man sogar gezielt suchen. Die Werke „Relatum Holzwege I und II“ des koreanischen
von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Künstlers Lee Ufan beispielsweise, Walzstahlplatten und naturbelassene Findlinge, die abseits der Wege auf dem Waldboden liegen. Oder die „Elevational Circles: In/On“ von Richard Serra, der – in diesem Fall zwei runde – Platten aus massivem Stahl nicht als aufrecht stehende Landmarken, mit denen er im Ruhrgebiet weiten Kreisen der Bevölkerung bekannt geworden ist, ausrufezeichensetzend positioniert, sondern diese, unvergleichlich bescheidener, unter Bäume an den Rand einer Rasenfläche gelegt bzw. dort ins Erdreich eingelassen hat. „Es ist Richard Serra immer wichtig, dass sein Werk mit dem Umfeld in einen Dialog kommt”, sagt Alexander von Berswordt-Wallrabe, der die Künstler eingeladen hat, für den Park zu arbeiten. „Das gilt für alle Künstler, die hier vertreten sind. Wir haben es ja nicht mit einem
Oben: Wolfgang Kienast, Kuratorin Maria
Skulpturenpark zu tun, wie man ihn
Schulte und ein Teil von Richard Serras
traditionell kennt. Hier wird einem die
„Elevational Circles: In/On“.
Kunst nicht ins Gesicht gehauen, sie ist
Rechts: Der effektvoll in die Schlossruine integrierte Kubus wurde 2010 mit Mitteln der Kulturhauptstadt realisiert. Hier finden Wechselausstellungen statt.
quasi beiläufig da, eine möglicherweise versonnene Reaktion auf die vorhandene Situation. Vielleicht lässt sie die Spaziergänger kurz innehalten, hingucken, nachdenken. Ich kann den Menschen ja nicht diktieren, wie sie denken oder empfinden
34
35
KUNST
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sollen. Das Gelände soll ein Angebot zur
gramm der Galerie auf Neue Konkrete
„Situation Kunst“, von Berswordt-
Erholung sein, zur Meditation und zur
Kunst, Fotografie, Film und Video. Mit
Wallrabe ins Leben gerufen, wird
Kontemplation. Ein offenes Angebot.”
einigen der bereits damals vertretenen
mittlerweile durch eine Stiftung gelei-
Künstlern dauert die Zusammenarbeit
tet. Maria Schulte, sie hat an der RUB
Die Geschichte des Areals beginnt im 11.
bis heute an. Als prägend darf Bers-
Kunstgeschichte studiert, arbeitet dort
Jahrhundert als Schultenhof von Weit-
wordt-Wallrabes enge freundschaftliche
als Kuratorin: „Unser Fachgebiet ist ja
mar. Das Gehöft wurde im 15. Jahrhun-
Beziehung zu Max Imdahl gesehen
eigentlich eher konservativ ausgerich-
dert durch eine Familie von Hasenkamp
werden. Imdahl war Gründer des Kunst-
tet. Max Imdahl war einer der ersten
zum Rittersitz erweitert. 1765 erlosch
geschichtlichen Instituts der Ruhr-Uni-
Kunsthistoriker, der sich überhaupt für
das Geschlecht. Nach kurzen Intermez-
versität Bochum. Ein Ensemble außer-
Gegenwartskunst interessierte. Dabei
zi, im Jahr 1780, erwarb Friedrich von
gewöhnlicher Gebäude im Park erinnert
hat er sich von dem verabschiedet, was
Berswordt-Wallrabe Haus Weitmar. Im
namentlich an den 1988 verstorbenen
er ,Wiedererkennendes Sehen‘ nannte,
Zweiten Weltkrieg wurden das 1592 aus
Kunsthistoriker: „Situation Kunst (für
das Erforschen, welcher Künstler was wie
Ruhrsandstein erbaute Schloss sowie die
Max Imdahl)“. Die Gebäude, die ersten
wann schon so gemacht hat. Dem hat
angrenzende Sylvesterkapelle von Bom-
wurden zwischen 1988 und 1990 errich-
er seine Theorie vom ,Sehenden Sehen‘
ben getroffen. Überdauert haben nur
tet, beherbergen dauerhaft installierte
gegenübergestellt, dass man genau
die Außenmauern. Die gesamte Anlage
Werke und wurden speziell für diese
hinschauen, sich einlassen muss, um nur
blieb jedoch im Familienbesitz und war
entworfen. Mit einer Ausnahme: Die
aus dem Werk heraus Erkenntnisse zu
für die Bevölkerung nicht zugänglich.
bislang letzte Erweiterung, der archi-
erlangen. Dann muss man gar nicht un-
Das änderte sich 1974, als Alexander
tektonisch effektvoll in die Schlossruine
bedingt kunstgeschichtlich versiert sein,
von Berswordt-Wallrabe mit der Stadt
integrierte Kubus, 2010 mit Mitteln der
das denke ich zumindest, um abstrakter
Bochum einen entsprechenden Pachtver-
Kulturhauptstadt realisiert, wurde für
Kunst etwas abgewinnen zu können.
trag schloss.
wechselnde Ausstellungen konzipiert.
Man merkt das im Park genauso wie in
Aktuell, noch bis zum 20. April, wer-
den Gebäuden von ,Situation Kunst‘.
Sechs Jahre zuvor, im Jahr 1968, hatte er
den unter dem Titel „Menschenbilder”
Wenn ich dort dem Serra gegenüber-
in der Nähe der Ruinen die „Galerie m“
Fotografien von Florence Henri, Lisette
stehe, diesen riesigen Stahlplatten, nur
gegründet. Ausgerichtet ist das Pro-
Model und Diane Arbus gezeigt.
in den Raumecken verkantet, nicht am
www.situation-kunst.de
steigenden Körperlichkeit des Materials
führte auch zu einer engen Verbindung
Aktuelle Ausstellung: „Menschenbilder”,
konfrontiert. Hier nimmt man nur die
zwischen „Situation Kunst“ und der RUB.
Fotografien von Florence Henri, Lisette
schmalen Kanten der Platten wahr. Der
„Es gibt wohl kaum eine andere Universi-
Model und Diane Arbus (bis 20.4.)
an sich sehr einfache Aufbau der Skulp-
tät, an der die Studierenden im Fachbe-
tur lässt den Besucher sowohl extreme
reich Kunstgeschichte so praxisorientiert
Bedrängtheit als auch große Freiheit
arbeiten können wie in Bochum”, sagt
Boden befestigt, dann macht das etwas
erfahren. Und Eigenständigkeit in einem
Maria Schulte. „Sie müssen hier nicht auf
mit mir. Dazu muss ich nicht Kunstge-
wahren Sinn des Wortes.
Dias oder Reproduktionen zurückgreifen,
schichte studiert haben.”
sondern kommen in direkten Kontakt In den anderen Gebäuden, die schlichte
mit den Originalen. Sie werden bei der
Ihre Aussage bezieht sich auf Serras
äußere Gestalt erinnert an die Anonymität
Konzeption, dem Aufbau und dem Ablauf
Arbeit „Circuit“, für die eines der Ge-
funktionaler Industriebaukörper, werden
von Ausstellungen mit einbezogen und
bäude entworfen wurde. Vier mächtige
Arbeiten von unter anderem Norbert Kri-
haben durch unsere Ausstellungskata-
Stahlplatten sind dort in einer Weise
cke, Maria Nordmann, David Rabinowitch
loge ihre ersten Publikationen.” Doch
angeordnet, dass sie von den Ecken des
und Arnulf Rainer präsentiert sowie
ein Studium benötigt niemand, um die
quadratischen Raumes geradlinig in
afrikanische und asiatische Kunst aus
Atmosphäre der Landschaft aus Kunst,
die Mitte ragen, wo sie in einem ebenso
frühen Epochen. Zwischen den Gebäuden
Natur und Architektur auf sich wirken zu
großen Abstand voreinander enden, dass
sind weder Wege angelegt noch geben
lassen. Der Park ist ein in jeder Hinsicht
am gedachten Schnittpunkt ein enger
Wegweiser eine Richtung vor. Die nahezu
offenes Angebot. Es beginnt mit der ganz
Durchgang bleibt. Durch eine mittig in
meditative Stimmung im Park soll den
simplen Tatsache, dass die Türen zum
eine der Seitenwände eingesetzte Tür
Besucher einstimmen auf das Wechselspiel
Gelände nie verschlossen sind und der
betritt man als Besucher den Raum, der
zwischen individueller Entscheidungs-
Eintritt in den Dauerausstellungsbereich
von dort zum Zentrum hin durch die
freiheit und formaler Strenge, welches in
von „Situation Kunst“ während der Öff-
Platten verengt wird und sich an der
„Situation Kunst“ auf ihn wartet.
nungszeiten frei ist. (wk)
offenen Spitze wieder weitet. An diesem Punkt sieht man sich nicht mehr mit der
Die Freundschaft zwischen Alexander
die menschliche Vorstellungskraft über-
von Berswordt-Wallrabe und Max Imdahl
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FOTOGRAFIE
Unterwegs In der Zeit jugendlicher Blüte Ein Junge, 1985 in Arizona geboren, ge-
Dieser junge Mann heißt Mike Brodie, ein
rade 18, verlässt das nicht gerade warme
Freund schenkt ihm eine Polaroidkamera,
und herzliche Familiennest, um wie auch andere junge Amerikaner für einige Jahre wie ein „Hobo“ (einst die Bezeichnung der heimatlosen amerikanischen Wanderarbeiter) auf Güterzügen durch die USA zu fahren, ohne bestimmtes Ziel und feste Unterkunft. Er lässt sich treiben.
damit er seine Erlebnisse festhalten kann. Als Polaroid keine Filme mehr produziert, besorgt er sich eine Nikon Spiegelreflex und fotografiert weiter. Seine Bilder stellt er unter seinem Nickname „Polaroid Kidd“ auf Flickr ins Internet, sie erlangen Internetruhm und werden von der Kunstwelt entdeckt. Mittlerweile hat er zwei Galerien in den USA, eine an der Westund eine an der Ostküste, die seine Bilder vertreten, und der renommierte Verlag Twin Palms veröffentlicht ein Fotobuch mit seiner
von Daniel Sadrowski
Arbeit: „A Period of Juvenile Prosperity“. Seine intensiven und authentischen Bilder, die erstmal absichtslos entstanden sind, und seine Biografie – keine Ausbildung, schon gar keine künstlerische – elektrisieren den Kunstbetrieb, dem er selbst mit gemischten Gefühlen gegenüber steht. Nach seiner Zeit als „young drifter“ von 2003 bis 2008, in der er rund 50.000 Meilen quer durch die USA zurückgelegte und 7.000 Fotos aufnahm, hat er sich mittlerweile niedergelassen, die Kamera erst mal an den Nagel gehängt und eine Ausbildung zum Automechaniker gemacht.
Mike Brodie | A Period of Juvenile Prosperity Gebundene Ausgabe, 113 Seiten | Englisch Twin Palms Verlag | ISBN 978-1936611027
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„Die Sonne geht auf Die Welt geht unter Ich penn‘ am Strand Seh‘ ein Wunder Mehr kann ich nicht gewinnen
cruel and tender (schrecklich und zärtlich
Mehr kann ich nicht gewinnen“
Currys Portrait eines afghanischen Mädchens
zugleich) – Straßenromantik Was muss noch erzählt werden? Als Inspiration für seine Fotografie führt Mike Brodie die Bilder des viel gereisten Fotojournalisten Steve McCurry an, die er in einem Buch entdeckte. Mcmit strahlend grünen Augen ist weltbekannt.
Guaia Guaia | Absolute Gewinner Brodies eigenes Buch zeigt seine trotzigen Begleiter – Freundinnen und Freunde mit selbst gestochenen Tattoos, die chaotischen und heruntergekommenen Interieurs ihrer Quartiere, den Kontakt mit der Polizei, Krankenhausbesuche und im Hintergrund immer wieder die vorbeirauschende Landschaft der USA. Man spürt, das Leben unterwegs, draußen auf der Straße und in den Zügen ist hart und schmutzig, doch das magische Licht der Dämmerung in der Natur verleiht den Bildern eine Romantik. Seine Fotografien bezeugen einerseits die schrecklichen Momente dieses Lebens, in denen es nur ums Überleben geht. Durch ihre Schönheit geben sie den Protagonisten jedoch gleichzeitig zärtlich ihre Selbstbestimmtheit und Würde zurück. „Es ist ein romantisches Leben, zumindest im Frühling und Sommer.“ Wie für viele seiner Begleiter ist für Mike Brodie diese „selbstgewählte Obdachlosigkeit“ eine temporäre Phase, die aus unterschiedlichen Gründen startet. Mal ist es Abenteuerlust, mal der Wunsch, einem deprimierenden Zuhause zu entfliehen. In jedem Fall ist es ein Ausstieg aus der geregelten Gesellschaft. Dies hat im „Land der Freien“ eine Tradition mit einer Bandbreite, die von Mark Twains „Huckleberry Finn“ über die „Hobos“ bis hin zu Jack Kerouacs „On the Road“ reicht. Nach den Textzeilen aus „Absolute Gewinner“ der jungen Band Guaia Guaia (vorgestellt in bodo Oktober 2013 ), einem Duo, das sich ebenfalls bewusst für ein Leben auf der Straße entschieden hat, zum Schluss ein Zitat von Mike Brodie aus einem Interview mit „the guardian“ über die „Sonnenseite“ dieses Entschlusses: „It‘s a romantic life, at least in the spring and summer.“ (ds) 39
REPORTAGE
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Warum Frauen und Männer aus Osteuropa ihre Körper verkaufen
Dortmund, Linienstraße, hinter dem Hauptbahnhof. Rot erleuchtete Fenster in kalter, nieseliger Nacht. Hinter jeder Scheibe sitzt eine spärlich bekleidete Frau und lächelt die verschämt bis gierig schauenden potenziellen Freier an. Es gibt mehr Prostituierte als Kunden auf dieser Meile, die seit 1904 bereits horizontale Verrichtungen in Wohnungen anbietet. In anderen Städten des Ruhrgebietes gibt es ähnliche Straßen. von Hubert Ostendorf | Fotos: Daniel Sadrowski · Sebastian Sellhorst
S
eitdem Rumänien und Bulgarien in der EU sind, ist die Konkurrenz größer geworden. „Das drückt den Preis“, erklärt uns Alina. 130 Euro pro Tag müsse sie
für ihr Zimmerchen zahlen. Bei fünf oder sechs Kunden am Tag für je ca. 20 bis 30 Euro bleibe nicht mehr viel übrig, klagt die 20-Jährige – zumal sie noch an ihren Zuhälter abgeben muss. Das ist der Mann, bei dem sie wohnt und der Alina jeden Abend das Geld abnimmt. Viele Frauen übernachten bei ihren Zuhältern, andere lassen die Prostituierten in der eigenen Familie leben – alle wissen, was diese Frauen tun und was der Herr des Hauses mit ihnen tut – selbst kleine Kinder. Alle nennen die Frauen deshalb im Allgemeinen auch „Sklaven“, das spricht für sich und zeigt, dass sich die Frauen tatsächlich in tiefer Abhängigkeit befinden. Wohin sollten sie auch gehen? Wo schlafen? Dennoch brechen einige aus oder versuchen es. Aber leicht ist das nicht. Schließlich sind sie die Geldquelle, Schläge sind an der Tagesordnung, selbst in ehelichen Beziehungen. Eine rumänische oder bulgarische Romni aber, die es wagt, ihren Sklavenhalter zu „betrügen“ oder gar zu verlassen, setzt sich der Gefahr körperlicher Misshandlungen aus. Die nach außen hin familiären Lebensverhältnisse der Prostituierten verdecken auch sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel. Alina ist bereits seit zwei Jahren im Geschäft. „Ich tue das für meine Kinder“, sagt sie. Ionuts und Andra heißen sie, sind fünf und drei Jahre alt und leben in einem kleinen Romadorf in Ostrumänien, wo kein Erwachsener Arbeit hat und alle bit-
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REPORTAGE
terarm sind. Als Alina vor zwei Jahren zum ersten Mal nach Deutsch-
ten Kunden ausgeliefert, Viagra macht's möglich. Und auch hier: Durch
land kam, träumte sie noch von einem lukrativen Job im vermeintlich
zunehmende Konkurrenz findet selbst beim Pauschal-Sex ein Preis-
goldenen Westen. Doch schnell begriff sie, dass sie auf dem Arbeits-
kampf statt – zu Lasten der Frauen, die in Ermangelung der erhofften
markt ohne Ausbildung und Deutschkenntnisse keine Chance hatte.
guten Einnahmen häufig die Clubs wechseln. „Der Flatrate-Sex betrügt
So versuchte sie also ihr Glück in diversen Clubs. Doch auch hier gab es
die Frauen um ihren Lohn“, klagt Alina. Manchmal, wenn sie Glück
stets ein Überangebot an Frauen. Und: Die Kunden zahlen neuerdings
hat, gibt jemand ein Trinkgeld, meistens ältere Herren, die meinen,
nur noch pauschal Eintritt und nicht mehr die jeweilige Dienstleistung.
Mitleid zu haben. Ach was, Mitleid! „Das sind so alte Säcke, die zu Hause
Die Clubs werben mit Slogans wie: „Einmal zahlen, alle Girls nehmen“
eine Frau und vielleicht große Kinder haben“, höhnt Alina. „Wenn die
oder „Saunaclub mit All-Inklusive-Sex“.
Anstand hätten, würden die gar nicht erst in einen Puff gehen“, meint
E
sie. Viele Männer seien ungepflegt und schmutzig, doch wählerisch darf
Hinweistafeln entfernen, doch der Trend ist nicht mehr umkehrbar. Die
allein mache“, erzählt sie verklausuliert. „Es gibt keine Schamgrenzen“,
Frauen in den Clubs sind den zweifelhaften Gelüsten ihrer zweifelhaf-
klagt Alina, die früher schüchtern war und aufgrund ihrer religiösen
inschlägige Reklame gibt es sogar auf Großplakaten oder an
Alina nicht sein. Sie braucht das Geld, muss nehmen, wer kommt. „Die
Fahrzeugen. Die Städte Bochum und Essen ließen zuletzt unlautere
Kunden wollen, dass ich Dinge tue, die ich sonst auf der Toilette für mich
Erziehung „ein braves Mädchen“, wie sie betont. „Viele Frauen sind traumatisiert“, sagt die Dolmetscherin Celina Dragu, die mit Ärzten und Krankenschwestern im Auftrag mehrerer Gesundheitsämter durch die Clubs zieht, um aufzuklären. Sie ist selbst
Sozialarbeiter Stephan Schönig und Sozialpädagoge Alexander Lenz, „neonlicht“ – Präventionsprojekt der Aidshilfe Dortmund für Jungs und Männer, die als Stricher oder Escorts tätig sind.
bodo „neonlicht“ macht Streetwork, doch
ist hoch, die Deutschkenntnisse sind gering.
AL Die meisten wissen, dass für sie der
seit 2011 ist Straßenprostitution auch von
Viele der Jungs pendeln und haben Aufent-
„Arbeiterstrich“ oder die Prostitution die
Männern in Dortmund verboten. Was hat
haltszeiten von z.T. wenigen Monaten. Es
einzigen Wege sind, in Dortmund ihren
sich für Sie geändert?
handelt sich durchgehend um Armutsprosti-
Lebensunterhalt zu verdienen. „Wenn ich Ar-
tution, der wir begegnen.
beit hätte, würde ich auch was anderes tun.“
AL Mit dem Verbot verschwanden die Orte und die Anbahnung hat sich in nichtöffent-
AL Die jungen Männer kommen häufig mit
liche Bereiche verlagert. Wer deutsch kann,
konkreten Problemlagen zu uns, z.B. bei ge-
ist im Internet. Direkt auf der Straße treffen
sundheitlichen oder Alltagsproblemen. Nur
wir kaum noch Stricher an.
nebenbei wird zum Beispiel über die Familien
StS Übers Jahr gesehen erreichen wir ungefähr 100 Stricher; davon sind nur die wenigsten Deutsche. In der Verteilung der Herkunftsländer gibt es Verschiebungen, im
wiesen sind. Wir gehen davon aus, dass mehr
wenigstens hilft, die Grundbedürfnisse
heterosexuelle als homosexuelle Männer der
zu decken: Duschen, waschen, essen. Die
Prostitution in Dortmund nachgehen.
Jungs finden kaum Zugang zu bestehenden Angeboten und nehmen andere Hilfen nicht
bodo Gibt es Zwang jenseits der materiel-
allerdings nicht mehr an, stattdessen hat
len Not?
bodo Was sind das für Männer, die sich in Dortmund prostituieren?
42
bodo Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit? StS Wichtig wäre eine Anlaufstelle, die
Rumänien. Diese Gruppe treffen wir zurzeit
fast 90 Prozent erhöht.
schaffen den Ausstieg aus der Prostitution.
gesprochen, die oftmals auf das Geld ange-
letzten Jahr kam knapp ein Drittel noch aus
sich der Anteil der Stricher aus Bulgarien auf
– Das hören wir häufiger, aber nur wenige
in Anspruch. Für 2014 planen wir Sprachkurse mit den Schwerpunkten „safer sex“ und „safer work“ – wer zum Beispiel auf deutsch
StS Nein, es gibt keine Zuhälter. Dafür gibt
fordern kann, vorher bezahlt zu werden, wird
es Profiteure innerhalb der Szene: Vermieter
seltener um seinen Lohn gebracht und kann
von Wohnungen bzw. Schlafplätzen oder
auf Benutzung eines Kondoms bestehen.
die Anbieter anderer Dienstleistungen, von Ämterbegleitungen bis zur Unterstützung
StS Meist sind es junge Männer zwischen 18
bei der Anbahnung und dem Erstellen von
und 25 Jahren. Der Anteil der Analphabeten
Online-Profilen.
www.neonlicht-dortmund.de
vor dem Elend und der Perspektivlosigkeit aus Rumänien geflüchtet.
gen. „Dies kratzt sehr an ihrer Stellung in der Community“, so Celina
„Hinzu kommt die permanente Lüge“, sagt Celina. Viele Frauen, die in
Dragu. Homosexualität ist in den osteuropäischen Gesellschaften
Clubs arbeiten, lassen ihre Familien glauben, sie hätten einen guten,
und der Roma-Kultur sowieso stark verpönt und geächtet – alle-
regulären Job. Und so manch ein Ehemann oder Lebenspartner in der
mal dann, wenn der Mann selbst hetero ist. Das Wort Bulangiu, zu
alten Heimat wisse nicht, womit die Frau im fernen Deutschland ihr
Deutsch Schwuler, ist unter Roma ein schlimmes Schimpfwort – noch
Geld verdiene.
schlimmer als auf hiesigen Schulhöfen. Viele rumänische Männer ha-
O
ben wechselnde Sexualpartner in diversen Clubs, manche aber auch ft sind es aber auch die Männer, die das Geld für die Familie mit
einen festen schwulen „Freund“, der sie mehr oder weniger großzügig
Sex verdienen. Ganze Romadörfer verlieren ihre junge Generati-
aushält. Das bindet Zeit, vor allem in den Abend- und Nachtstunden.
on an die Sexclubs und den Straßenstrich der westlichen EU-Staaten,
Nicht wenige Kunden verlangen ständige Verfügbarkeit, und so man-
wie der bekennende schwule Filmemacher Rosa von Praunheim in
cher Stricher verschweigt die Existenz der eigenen Familie, um auf
seiner Reportage „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ eindrucksvoll und
diese Weise zu kaschieren, dass er eigentlich hetero ist.
empathisch darlegt. Im Unterschied zu Frauen, die der Prostitution
W
nachgehen, können Männer ihr Gewerbe vor der Familie kaum verber-
ie soll ein in der Roma-Kultur als Macho auftretender Mann damit fertigwerden, aus purer Not Dinge zu tun, die allgemein ver-
achtet werden? Welche Verdrängungsprozesse sind notwendig, um nach getaner Arbeit zu seiner Familie zurückzukehren und mit seiner Frau dann ins eheliche Bett zu gehen? Wieviel Ekel muss die Frau überwinden, und wie wirkt sich dies auf das Liebesleben des Paares aus – nicht zuletzt
Streetworkerin Gisela Zohren, Mitternachtsmission Dortmund – Beratung und Hilfe in allen Prostitutionsbereichen in Dortmund.
bodo Frau Zohren, Sie machen überwiegend
und den Tagesmieten entstehen Kosten, die
in der Prostitution gehalten wird. Das ist
die aufsuchende Arbeit auf der Linienstra-
erst einmal erwirtschaftet werden müssen.
Menschenhandel – eine schwere Straftat,
ße und in Dortmunder Clubs. Prostitution
Durch die große Konkurrenz lässt sich bei
die es auch in der Linienstraße und in den
ist inzwischen stark von Zuwanderung
weitem nicht mehr so viel Geld verdienen
Dortmunder Clubs gibt. Auf den ersten
geprägt. Wie sieht es hier aus?
wie früher.
Blick zu erkennen ist das nicht, aber wir
GZ 80 bis 90 Prozent der Frauen sind Migrantinnen, zwei Drittel der Frauen kommen aus Südosteuropa.
haben viel Erfahrung darin, die Anzeichen bodo Verschwimmen dadurch die Grenzen
zu erkennen und das Vertrauen der Frauen
zwischen selbstbestimmter Sexarbeit und
zu gewinnen.
Ausbeutung?
bodo Haben sich dadurch die Schwerpunkte
GZ Es ist ein Irrglaube, dass alle Frauen ei-
Ihrer Arbeit geändert?
nen Zuhälter haben. Ein Großteil der Frauen
GZ Wir besuchen die Frauen in den Häusern, unsere Bekanntheit auch bei den Frauen aus Rumänien und Bulgarien ist groß. Bei schwierigen Themen helfen uns Sprachmittler, aber inzwischen sprechen viele Frauen
bodo Welche Möglichkeiten haben Sie zu helfen?
arbeitet selbstbestimmt. Es gibt aber häufig
GZ Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die
auch Druck durch die Familie und sogenann-
Ausstiegsberatung. Durch die enge Koopera-
te Partner. Dies ist selbstverständlich auch
tion der Akteure am Runden Tisch des „Dort-
Ausbeutung und wenn es dann noch straff
munder Modells“ haben wir die Möglichkeit,
organisiert ist, ist das auch Zuhälterei.
Frauen dezentral unterzubringen, Angst zu
gut deutsch und helfen uns bei Überset-
Aber ab wann ist man ein Opfer? Schon
zungen. Es sind im Großen und Ganzen die
wenn man arm ist? Opfer ist, wer mit
gleichen Problemlagen. Das drängendste
falschen Versprechungen hergelockt wird
Problem sind fehlende Krankenversiche-
und unfreiwillig in der Prostitution landet.
rungen. Privatversicherungen kosten für
Es gibt viele solcher Fälle, aber nicht in dem
die Frauen bis zu 600 Euro im Monat. Mit
Ausmaß, das z.B. Alice Schwarzer behaup-
Pauschalsteuer, der städtischen Sexsteuer
tet. Und: Opfer ist, wer gegen seinen Willen
nehmen und ihnen Zeit zu geben, ohne dass beispielsweise die Ausweisung durch die Ausländerbehörde droht. www.mitternachtsmission.de
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REPORTAGE
KULTUR
dann, wenn noch Geschlechtskrankheiten von der Arbeit mit nach Hause gebracht und übertragen werden? „Die Durchseuchung mit Hepatitis ist bei Rumänen enorm“, weiß Celina aus ihrer beruflichen Tätigkeit zu berichten. Auch HIV komme immer häufiger vor, Gonorrhoe und Syphilis erleben ein trauriges Comeback.
Z
umal die wenigsten Prostituierten aus Osteuropa in Deutschland krankenver-
sichert sind. Genau dies sollte aber durch die Reform des Prostitutionsgesetzes von 2001 erreicht werden. Danach, so die Idee, seien sexuelle Dienstleistungen ein normaler Beruf mit Krankenversicherungsmöglichkeit und Steuerpflicht. Dies ist auch die Rechtsauffassung des Europäischen Gerichtshofes. Die Arbeit der Prostituierten ist demnach nicht sittenwidrig und soll geschützt, die Handlungen der Freier kontrolliert werden. Dass wir von diesem Anspruch meilenweit entfernt seien, betont Deutschlands prominenteste Feministin (und Steuerhinterzieherin) Alice Schwarzer, die bekanntlich nicht müde wird, ein Verbot der Prostitution zu fordern. Das deutsche Prostitutionsgesetz schütze die Frauen nicht, sondern fördere Ausbeutung und Erniedrigung. Schwarzer wörtlich im Straßenmagazin „fiftyfifty“: „Die Reform des Prostitutionsgesetzes, die angeblich den geschätzt 700.000 Frauen in der Prostitution nutzen sollte, trägt die Hand-
Hans Nieswandt:
„Ich möchte Pop als Kunstform weiterdenken“ Ab dem Wintersemester 2014/15 haben Studierende in Bochum die Möglichkeit, auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Prinz-Regent ihren Master-Abschluss im Fach „Populäre Musik“ zu machen. Pro Halbjahr nimmt das Institut ab Oktober insgesamt acht neue Studierende auf. von Peter Hesse | Foto: Dominik Pietsch
schrift der Frauenhändler. Seither ist Deutschland zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel
Geleitet wird dieses Zentrum von Hans
Berufsbildes ausbilden, sondern im klas-
und zum Paradies der Sextouristen aus den
Nieswandt, der sich als Buchautor, Journa-
sischen Folkwang-Geist richtige Künstler
Nachbarländern geworden. Ein deutscher Son-
list, Musiker und DJ im Laufe der letzten
auf ihrem Weg begleiten.“ Das Institut für
derweg. Selbst die Niederlande rudern zurück.
Jahre einen Namen gemacht hat. „Wenn
Populäre Musik soll mit einem guten Leu-
Die skandinavischen Länder haben schon vor
wir dann in das neue Musikzentrum
mund ausgestattet werden: „Ich hoffe,
Jahren die Ächtung und Bestrafung der Freier
ziehen“, sagt er. „Was gerade in der Innen-
dass es mal ein legendärer Ort wird. Ich
eingeführt. Und Frankreich und Irland sind im
stadt von Bochum entsteht, können wir
möchte Pop als Kunstform weiterdenken.
Begriff, es ihnen nachzutun.“
die Kapazität deutlich steigern. Es hängt
Der Zukunftsblick und der Ehrgeiz sollen
natürlich auch davon ab, wie gut es bis
da sein, um den Pop weiterzubringen.“
Schwarzers Thesen werden heftig und
dahin läuft und sich so darstellt. Ich hab
kontrovers diskutiert. Und Alina? Was sagt
das Gefühl, dass es bisher ein gutes Inte-
Zum jetzigen Zeitpunkt muss sich der
sie dazu? Sollte Prostitution tatsächlich
resse gibt. Momentan bewerben sich vor
Institutsleiter gerade um vieles küm-
verboten werden? Sie weiß es nicht. In jedem
allem mutige und experimentierfreudige
mern, er betritt auf mehreren Ebenen
Fall müsste man gegen die Freier und nicht
Studenten, die ein nagelneues Institut
Neuland. „Wir sind nicht reich, ich muss
gegen die Frauen vorgehen, meint sie. Und
gerne ausprobieren wollen. “
schon genau darauf achten, was wir an Inventar besorgen, egal ob es um Möbel
eines weiß sie ganz sicher: „Wenn ich einen anderen Job und eine menschenwürdige so-
Voraussetzung für eine Bewerbung ist
ziale Absicherung hätte, würde ich garantiert
ein Bachelor oder ein vergleichbarer
nicht meinen Körper verkaufen.“
Abschluss sowie das Bestehen eines Eig-
Auf künstlerischer Ebene bringt der
nungstests. „Wir wollen ja keine fertigen
gebürtige Mannheimer viel Kompetenz
Musiker im Sinne eines abgeschlossenen
mit in seine neue Berufung. „Ich habe in
Hubert Ostendorf | www.street-papers.org
44
oder Equipment geht.“
RÄTSEL
meiner Tätigkeitsbeschreibung keinen festgeschriebenen Lehrauftrag. Meine Aufgabe ist es zunächst einmal, auch Lehrende zu finden und auszuwählen. In diesem Bereich möchte ich mir auch mein eigenes Format ausdenken.“ Er scheut es nicht, neue, ungewöhnliche Wege zu gehen. „Eine Remix-Übung werde ich auch von meinen Studenten verlangen, weil es einfach eine gute Aufgabe ist.“ Ideologisch denkt er auch an einen ideologischen Transfer zur Industrie: „Es gibt in Deutschland im musikalischen SoftwareBereich gerade viele kleine Firmen fernab der ,Big Names‘, die uns helfen können und wir umgekehrt denen auch. Es ist da ja so ähnlich wie bei der Musik. Die tollsten Lieder kommen ja oft nicht von etablierten Labels, die den größten Namen haben.“ Auch das Thema Jobperspektive ignoriert der ehemalige Spex-Redakteur nicht, in Zeiten, in denen auch Tafeln schon zur Anlaufstelle für Studierende und StudienAbbrecher werden, die drohen, durch das soziale Raster zu fallen. „Studenten, die bei uns anfangen, sind ja Musiker – das sind ja keine Anfänger, sondern Personen, die etwas an Können mitbringen“, sagt Hans. „Ich würde mir erhoffen, dass es für diese Leute Bands und DJ-Jobs gibt, wo sie hoffentlich was verdienen können. Wenn du Musik machen kannst, hast du aus meiner Sicht ein etwas größeres Feld an Verdienstmöglichkeiten.“ (ph)
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LESERSEITE
Der WDR produzierte im März für die Dortmunder Lokalzeit eine Reportage über die Arbeit der bodoRedaktion. Das Fernsehteam besuchte unsere Redaktionskonferenz, sprach mit bodo-Verkäufern und begleitete bodo-Redakteurin Susanne Schröder zum Interviewtermin mit Schauspiel-Intendant Kay Voges. Ein schöner Beitrag!
LESERPOST Liebe bodo-Redaktion, obwohl wir eigentlich immer bodo lesen, habe ich
Hallo liebe Redaktion,
das Märzheft irgendwie erst heute in die Finger
was aus einem Artikel in bodo alles werden kann...
gekriegt. Ich habe über die Upcyclingmesse mit
Im Januar 2014 las ich einen Artikel über Weltmu-
Interesse gelesen, denn ich habe schon upgecycelt,
sik aus Westfalen, der mich so neugierig machte,
als es das Wort noch gar nicht gab. Meine Tochter,
dass ich Kontakt mit Micha Möllers aufnahm. Nun
heute 16, musste schon als Neugeborenes Hemd-
spielen wir in unserer Musikgruppe fleißig „Vier
chen anziehen, die ich alte Ökohexe aus den alten
Winde“, „Operatanz“, „Schwinflusken“ und vieles
Nachtpoltern von Tante Carola geschneidert hatte.
mehr und haben richtig Spaß dabei! Danke für die
Damals fragte jeder erst, wo denn die süßen Ober-
tolle Recherche! Annette Sprenger
teile her sind und dann, ob ich denn kein Geld für
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„was Ordentliches“ hätte. Heute findet‘s jeder hip.
Guten Tag,
The Times, They Are A-Changin.
Ihr macht wirklich ganz wundervolle und vorbild-
Upcycling ist natürlich purer Antikapitalismus – wir
liche Arbeit. Ich bin froh und stolz, dass Dortmund
trotzen dem Konsum! Und Öko pur. Wäre da nicht
die bodo hat – auch wenn es natürlich am schöns-
eine kleine Reihe mit Anleitungen zum Selber-Cyclen
ten wäre, bräuchte man sie nicht... ich hoffe, Ihr
genau das Richtige für euer Heft? Im monatlichen
versteht, was ich meine. Jeden Monat bin ich wie-
Wechsel eine vor dem Verfall gerettete Jeanshose,
der gespannt, was kommt. Der März war meiner
verwertete Herrenoberhemden, aufgehübschte
Meinung nach eine besonders tolle Ausgabe. Beim
Möbel? (...) Meine Freundin könnte das Projekt mit
Foodsharing bin ich nun gemeldet, diesen Samstag
ein paar professionellen Fotos begleiten. Vielleicht
wird es zur Gut-Messe gehen und demnächst mal
meldet Ihr Euch mal. Ortrud aus Dortmund
zu Rockalilly. Florian Heinrichs
bodo dankt: Sparkasse Bochum Helga Emmerich, Elisabeth Schwittay, Annette Duee, Ute Soth-Dykgers, Timo Zimmermann, Harald Gering, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Dr. Fritz Rüdiger Volz, Silke Harborth, Petra Danielsen-Hardt, Sabine Raddatz, Jutta und Wido Wagner, Christina Kolivopoulos, Elsemarie Bork, Gerhard Volpers, Peter Lasslop, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm-Rasch, Elke und Peter Schmitt-Wittrock, Erika Maletz, Volker Schaika, Kathrin Bohr, Dr. Rinnert Siemssen, Bruno Kohler, Petra Voßebürger, Stefanie Klein, Esther Hagemann, Carsten Piel, Olaf Jaekel, Oliver Stiller, Dr. Sabine Siebel, Doris und Udo Piepenbring-Nesch, Johannes Syre, Annaluise und Joachim Preu, Anneliese Tucheler, Helmut Kays, Ulrich Teichmann, Betterplace Project, Irmela Witte, Gertrud Rustemeyer, Heinz-Werner Meyer, Teresa Nolte, Renate Helf, Siegmar Welski, Ursula Hartmann, Wolfgang Nolte, Hannelore und Kurt Kriegesmann, Annegret und Dr. Dieter Fischer, Udo Möller, Irmgard Kothe, Heinz-Otto Wolf, Daniel Böning, Hans-Dirk Bannach, Eva Peper, Irene Geller, Klaus Kesper, Horst Niederhagemann, Gertrud und Heinz Wagner-Kirschning, Doris Schäfer, Gerd Otte, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
Abschreckung ist keine Stärke der EU. Das Eurokratie-Vorurteil hält viele davon ab, im Mai zur Wahl zu gehen. Es geht hier zwar um 65 Prozent, aber nicht um die Wahlbeteiligung. Zweidrittel einer Zigarettenpackung sollen künftig mit abschreckenden Bildern bedeckt sein. Jede Kippe würde mir aus dem Mund fallen, wenn mich a) Ursula von der Leyen anstarren würde und ich b) noch rauchen würde. Der Witz ist nicht billig. Seit 2002 wird geraucht für unsere Sicherheit, die auch am Hindukusch verteidigt wird. Pro Packung liegt die Tabaksteuer bei 19 x 0,0963 Euro + 5,00 Euro x 21,74% = 1,8297 Euro + 1,087 Euro, also 2,9167 Euro. Man darf weiterrauchen, ohne die Formel zu verstehen. Ob man als Nichtraucher noch mit dem Schutz der Armee rechnen darf, müsste Karlsruhe klären. Man fühlt sich abstinent und steuervermeidend schon als der Hoeneß des Nikotins. Wie er habe aber auch ich Gutes getan, Tabak gegen Taliban genossen. Ein Teil meiner Steuer diente der Finanzierung der Geburten. Dadurch war ich stiller Teilhaber einer Großfamilie. Ich hatte einen Heckscheiben-Aufkleber: „Ich rauche auch für Mädchen“. Vorbei, ich habe mich selbst abgeschreckt. Mit den Horrorbildchen habe ich Probleme. Wir leben in inklusiven Zeiten. Was passiert da mit blinden Rauchern? Die haben auch ein Recht auf Abschreckung. Verflucht sie der Zigarettenautomat automatisch? „Zahnlos sollst du verrecken, mit alter Haut und Lungenkrebs!“ Und wer regelmäßig Domian hört, weiß: Es gibt alles. Auch Menschen, die Raucherbeine irgendwie scharf finden. Die werden mit den Bildchen doch erst angefixt. Jetzt verdient unser Staat an der Tabaksteuer bisweilen mehr als an der Körperschaftssteuer. Wir rauchen so ein ThyssenKrupp glatt an die Wand. Deshalb darf nur so viel abgeschreckt werden, dass die Staatsgeschäfte nicht gefährdet sind. Damit kennt man sich aus in Europa. Fragt mal den Putin.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340
Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10
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