bodo April 2014

Page 1

2.50 Euro | 1,25 Euro für den Verkäufer

bodo

April 2014

GA DAS STRASSENMA

Z IN

Peter Großmann | Frühsport, Sotschi, Südtribüne Museum am Ostwall | Was ist einer Stadt ihre Geschichte wert? Der Straßenarzt | „Kommen Sie rein – egal wer Sie sind!“ 1


ANZEIGEN

Gemeinsam tragen wir Verantwortung:

Gemeinsam tragen wir Verantwortung: mit neuer Energie. mit neuer Energie. © by Photocase.de

ten lassen.“ „Nicht ärgern. Bera

Mieter schützen · Mietern nützen!

Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

Mieterverein

Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.

Brückstraße 58 44787 Bochum Tel.: 0234 / 96 11 40 mieterverein-bochum.de

Kampstr. 4 44137 Dortmund Tel. 0231/557656-0 mieterverein-dortmund.de

Öffnungszeiten Mo - Do 9:00 - 18:00 Fr 9:00 - 12:00

Öffnungszeiten Mo - Do 8:30 - 18:00 Fr 8:30 - 14:00

Mitglieder im Deutschen Mieterbund

Gute Arbeit

Die Stadtwerke Witten beliefern ihre Kunden nicht nur mit attraktivem Ökostrom, sondern übernehmen aktiv Verantwortung. Dabei legen sie großen Wert auf einen schonenden Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen und auf die Erhaltung der Natur. Sie investieren in eine umweltfreundliche und nachhaltige Energiegewinnung und damit in eine lebenswerte Zukunft für uns alle.

FREI!

Union-Busting= systematische Bekämpfung von Gewerkschaften und Beschäftigten

offset- & digitaldruck · weiterverarbeitung mailings · satz · bildbearbeitung · grafik

schwanenstraße 30 44135 dortmund t: 0231/5860915 f: 0231/5860921

www.druckwerk.info druckwerk@versanet.de

2

Transporte · Haushaltsauflösungen

bodo SC HA FFT CH AN CE

N

Entrümpelungen · Umzugshilfen Tel. 0231 – 950 978 0

www.bodoev.de


INHALT | EDITORIAL

04

Peter Großmann Seit 15 Jahren berichtet er in aller Herrgottsfrühe im Morgenmagazin der ARD

über die aktuellen Sportereignisse. Doch der vielseitige Dortmunder Peter Großmann ist auch Sachbuchautor und Musiker. Wir trafen uns in der bodo-Redaktion – zu einer zivilen Uhrzeit.. Von Birgit Rumpel

12

Doc Müller macht Feierabend Martin Müller war das Gesicht der aufsuchenden

medizinischen Hilfe für Wohnungslose in Dortmund. Nun ist er im Ruhestand. Fotograf und Autor Andreas Hub hat Doc Müller zum

18

Abschied über Monate bei seiner Arbeit begleitet. Eine Reportage. Von Andreas Hub

Das alte Museum am Ostwall Während andere Städte ihr kulturelles und ihr bauliches Erbe

pflegen, tut sich das Ruhrgebiet schwer. Hier waren nicht nur die Bomben des Zweiten Weltkriegs verheerend, sondern auch der Wiederaufbau. Nun droht auch dem ältesten nichtkirchlichen Innenstadtbau der Abriss. Von Wolfgang Kienast

34

„Situation Kunst“ An der Hattinger Straße, unweit der Bochumer Innenstadt, erstreckt sich ein im

Stil englischer Landschaftsgärten angelegter Park. Darin ein architektonisch effektvoll in die Schlossruine von Haus Weitmar integrierter Kubus: „Situation Kunst (für Max Imdahl)“. Von Wolfgang Kienast

03 Inhalt | Editorial 07 Straßenleben | Stein mit Vollausstattung 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 Kultur | Rundlauf Bochum 16 Recht | Schülerin siegt gegen Amt

Liebe Leserinnen und Leser,

17 Wilde Kräuter | Brennnessel

ein Fensterplatz hat etwas für sich: Während der Schlusskorrektur

18 Kultur | Das alte Museum am Ostwall

dieses Heftes ziehen draußen am Schwanenwall die „ver.di“-

22 Kommentar | Doppelpass

Streikenden vorbei. Auch wenn man es nicht vermutet: Ein Streik im

20 News

öffentlichen Dienst trifft auch unsere VerkäuferInnen. Zwar können

23 Das Foto | Das Zitat 24 Netzwelt | www.o-ton-arbeitsmarkt.de 24 Kinotipp | Stiller Sommer 25 Veranstaltungskalender | Verlosungen

sich nur wenige den Bus leisten, doch für sie bedeuten ausgestorbene Einkaufsstraßen, dass die paar Euro für den Tag vielleicht fehlen. Wie Pendler und Eltern angesichts geschlossener Kitas sind auch sie nicht begeistert, tragen es aber mit Fassung.

32 bodo geht aus | beans. coffee-store

Als ver.di-Mitglied unterstütze ich die Forderung nach gerechter Bezahlung, und auf den

33 Soziales | Der Envio-Prozess

ersten Blick trifft ein Streik von Müllabfuhr bis ÖPNV gleichsam demokratisch jeden. Wie

38 Fotografie | Mike Brodie

auch sonst im Leben stimmt das natürlich nicht ganz.

40 Reportage | Prostitution in Dortmund 44 Rätsel

Während am letzten Mittwoch im März alle Busse und Stadtbahnen in der Region standen, konnten die Fans des 1. FC Köln wie gewohnt mit der Linie 1 zum Stadion fahren. Keine

45 Kultur | Hans Nieswandt

Ausnahme für Alleinerziehende, keine für Pendler, deren Arbeitgeber auf das pünktli-

46 Leserpost

che Erscheinen bestehen, keine für Nichtsportliche: Selbst die Aufzüge in der Bochumer Verwaltung standen still. Nur Fußballfans chauffiert man nach Müngersdorf – mit einer

bodo SCHA FFT CHAN CEN

irritierenden Erklärung: Sicherheitsgründe. Das Einknicken vor behaupteter Fußballgewalt als Sieg des Faustrechts ist untragbar – oder die Zukunft: Vielleicht drohen Sie beim nächsten Mal mit brennenden Mülltonnen vor ihrer bestreikten Kita. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

3


MENSCHEN

Peter Großmann:

Lebenslang in Bewegung

„Russland ist sicherlich nicht mit unseren Maßstäben zu messen. Ist Russland eine Demokratie? Ich glaube, nicht.“

4


Sportreporter, Sachbuchautor, Moderator und Musiker: Peter Großmann lebt seine Talente auf vielen Gebieten aus. Der Dortmunder ist gerade aus Sotschi zurück, wo er nicht nur bei den Wettkämpfen nachhaltige Eindrücke gesammelt hat. von Birgit Rumpel | Fotos: Daniel Sadrowski

D

ynamisch, wie man es von einem

Doch mindestens genauso spannend

Zur persönlichen Geschichte von Peter Groß-

Sportreporter erwartet, kommt Peter

wie das sportliche Großereignis war für

mann gehören die wesentlichen Voraus-

Großmann in die bodo-Redaktion. Ein

den 51-Jährigen die Begegnung mit den

setzungen, um als typischer „Dortmunder

winterlich dicker Schal, locker im offenen

Menschen vor Ort, womit er das Klischee

Junge“ durchzugehen: aufgewachsen in

Kragen, rahmt sein sonnengebräuntes

widerlegt, Sportreporter würden gern

Huckarde, der Vater Bergmann, als Jugend-

Gesicht ein, man könnte meinen, er käme

ausblenden, was außerhalb der Wettkämpfe

licher begeisterter Fußballspieler („Ich

gerade aus dem Skiurlaub. Frühaufsteher

passiert. „Russland ist sicherlich nicht mit

war schneller Stürmer bei Dorstfeld 09“),

kennen Großmann aus dem Morgenmaga-

unseren Maßstäben zu messen. Ist Russland

zeitweise mit Ambitionen zur Profikarriere.

zin der ARD. Hier berichtet er seit 15 Jahren

eine Demokratie? Ich glaube, nicht. Ich woll-

Doch schon bald lenkt ihn die Vorliebe für

in aller Herrgottsfrühe über die aktuellen

te wissen, wie die Leute vor Ort ticken, wie

die Musik vom regelmäßigen Training ab,

Sportereignisse.

sie die Dinge erklären.“

er spielt in verschiedenen Bands, bevor er

Für eben diese Aufgabe war er gerade bei

Das erfuhr Großmann beispielsweise bei der

„Strandjungs“ durch Deutschland tourt.

den Olympischen Winterspielen in Sotschi,

Begegnung mit einem russischen Studenten,

„Die Musik war mir dabei gar nicht so

wo er offensichtlich bereits einen Vorfrüh-

der als Kabelträger für das Fernsehteam ar-

wichtig, aber dieses Leben mit der Band auf

ling erlebt hat. „Ich hatte ja nur im Mor-

beitete. Abends in geselliger Runde beim Bier

Tour hat mir gefallen.“ Später soll ihm die

genmagazin zu berichten, also war der Job

überraschte dieser den Dortmunder mit der

Bühnenerfahrung dieser Zeit helfen, das

mittags erledigt und ich hatte Zeit, mir Land

Frage, was denn sein Opa im Krieg gemacht

Casting für seinen heutigen Job im Morgen-

und Leute anzuschauen. Ich fiebere nicht bei

habe, und einem Foto, das den eigenen

magazin zu bestehen.

jedem Wettkampf mit, trotzdem freue ich

Großvater als stolzen Rotarmisten vor dem

mich natürlich, wenn jemand aus der Mann-

Berliner Reichstag zeigte. „Das war erstmal

schaft gewinnt, einige Sportler kennen ich ja

irritierend, aber er meinte es nicht vorwurfs-

schon seit Jahren.“

voll, es gehörte einfach zu seiner persönli-

vereinbaren, nach dem Studium arbeitet

A

chen Geschichte.“ Denn so erfuhr Großmann,

er einige Jahre in einem Jugendzentrum in

dass verdiente Rotarmisten nach dem Krieg

Lütgendortmund. Es war die Hoch-Zeit der

mit Häusern in Sotschi belohnt wurden, in

Borussenfront, deren Anhänger ihre Um-

denen heute ihre Enkel leben.

gebung mit subtilen, aber sehr deutlichen

in den 1980er Jahren als Sänger mit den

uch mit dem Sportstudium in Bochum lässt sich das Musikerleben gut

Einschüchterungsmanövern terrorisierten und auch vor Überfällen nicht zurückschreckten. Diese Erlebnisse führten dazu, dass Peter Großmann beim Thema Rechtsextremismus bis heute sehr sensibel reagiert. Als regelmäßiger Stadionbesucher hat er über die Jahre den zunehmenden Einfluss der rechten

Stammt aus und lebt in: Dortmund Ausbildung: Sportlehrer Berufe: Sportreporter, Autor, Moderator Familie: verheiratet, zwei Töchter

Szene wahrgenommen und gehörte 2013 zu den Initiatoren eines Aufrufs prominenter

5


MENSCHEN

„Marathonläufer halte ich sowieso für bekloppt, Grenzerfahrungen braucht man in dem Alter nicht mehr.“

BVB-Fans gegen rechte Gewalt in den Stadien. „Der Verein hat da zu lange zugeschaut, die Südtribüne war lange Zeit eine heilige Kuh. Aber mittlerweile tut sich endlich etwas.“ Dass es hinter der Fassade mit der Toleranz oft nicht weit her ist, musste Peter Großmann erfahren, als er 2012 eine Biografie über Gerald Asamoah veröffentlichte. Ein farbiger Schalker ist für manche Dortmunder offenbar eine Überforderung. „Sogar Leute, die mir nahestehen, konnten das teilweise nicht verstehen, und beim BVB war man gar nicht amüsiert.“ Doch Großmann hatte keine Angst vor einem Platz zwischen den Stühlen, dafür war ihm die eindrucksvolle Biografie des Gerald Asamoah zu wichtig und die daraus entstandene Freundschaft sowieso. Für weniger erhitzte Gemüter sorgen dagegen die Sachbücher, an denen Peter Großmann als Autor beteiligt ist. Darin bearbeitet der Vater von zwei Töchtern Themen, die ihn selbst in einer bestimmten Lebensphase beschäftigt haben, etwa die Frage, wie Kinder zu mehr Bewegung motiviert werden können („Jedes Kind kann Sport“) oder die Bedeutung von Bewegung im Alter („20 gute Gründe, das Alter nicht ernst zu nehmen“). Noch bevor er selbst fünfzig wurde, setzte er sich auf seine Art mit dieser gefürchteten Schallmauer auseinander. „Ich verstehe gar nicht, warum dem Alter immer nur der permanente Niedergang zugeschrieben wird. Mit fünfzig kann man noch an den Stellschrauben drehen, da packt man es nochmal oder eben nicht.“ Eine positive Sicht will er vermitteln, ohne zu missionieren oder übertriebenen Ehrgeiz zu schüren. „Marathonläufer halte ich sowieso für bekloppt, Grenzerfahrungen braucht man in dem Alter nicht mehr.“ Zum ersten Mal wagt sich der Autor Großmann jetzt an eine fiktionale Geschichte. Im Frühjahr 2015 soll der erste Band einer JugendbuchReihe erscheinen, in der es um eine MädchenFußballmannschaft geht. „Das ist eine ganz andere Art zu schreiben, die ist für mich noch ungewohnt.“ Doch seine Töchter haben jetzt schon ihren Spaß daran, gelegentlich im Manuskript zu lesen und die eigenen coolen Sprüche wiederzuerkennen. (biru)

6


STRASSENLEBEN

IMPRESSUM

Stein mit Vollausstattung Mitten in der Dortmunder Innenstadt wird am 5. April der „Stein mit Vollausstattung“ eingeweiht: ein Kunstwerk zum Benutzen, ein Ort zum Verweilen, ein Felsen mit Stromanschluss. Wind und Sonne erzeugen Strom zum Laden von Handys, es gibt kostenloses WLAN und Schließfächer. von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst

Herausgeber, Verleger, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke (rb), Harald, Peter Hesse (ph), Andreas Hub, Wolfgang Kienast (wk), Max Florian Kühlem (mfk), Hubert Ostendorf, Bastian Pütter (bp), Dr. Birgit Rumpel (biru), Petra von Randow, Daniel Sadrowski (ds), Sebastian Sellhorst (sese), Yannick Sievers Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Bianka Boyke (16), Mike Brodie (38, 39), Constantin Film (22), Andreas Hub / laif (3, 12, 13, 14, 15, 23), Dominik Pietsch (44), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 7, 16,19, 20, 32, 34, 35, 36, 37, 40), Sebastian Sellhorst (8, 9, 10, 11, 21, 33, 42, 46), Wolfgang Schmidt (8), Claudia Siekarski (11), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (17) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Mai-Ausgabe 10.04.2014 Anzeigen: Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012

„Was soll das?“ oder „Was hat das mit mir

auch im Zentrum einer Reihe von aktuel-

zu tun?“, den skeptischen Fragen an Kunst

len Debatten. Neben der Diskussion um

im öffentlichen Raum wird der Kunstfelsen

erneuerbare Energien und der Frage nach

an der Kampstraße weniger ausgesetzt

Teilhabe im Online-Zeitalter und kostenlo-

sein als andere Skulpturen. Jugendliche,

sem Internet ist es vor allem ein Nachden-

Ältere und auch bodo-Verkäufer, die den

ken über den öffentlichen Raum und seine

Stein bereits vor Eröffnung in „Besitz“

Funktion, das der Stein anstößt. In der

nahmen, freuen sich bereits auf das un-

Sprache der Automobilindustrie: Wollen

gewöhnliche „Service“-Angebot. Sitzmö-

wir das „Standardmodell“ der gepflaster-

bel ohne Konsumzwang sind rar in der

ten Einkaufszonen als Durchgangsstraße

Innenstadt, von Ladestrom für den leeren

ohne Aufenthaltsqualität oder verlangt der

Akku oder kostenlosem Internet ganz zu

öffentliche Raum als Ort der Kommunikati-

schweigen.

on, der Teilhabe und des Miteinanders die „Vollausstattung“?

Dem Kunstwerk der beiden Künstlerduos Stian Ådlandsvik und Lutz-Rainer Müller so-

Diese Fragen können Sie am 5. April mit den

wie Mark Pepper und Thomas Woll geht es

Künstlern (und mit uns) diskutieren oder,

jedoch nicht nur um die Stillung von Bedürf-

wann Sie wollen, bei einer (Lade-)Pause auf

nissen von Passanten, sondern vor allem um

dem „Stein mit Vollausstattung“ mit ihrem

die Fragen, die sich daraus entwickeln.

Sitznachbarn erörtern. (bp)

Ihre auf Einladung des Dortmunder Kunstvereins entwickelte Skulptur nennen sie

Die Einweihung der Skulptur findet am

ein „partizipatorisches Projekt“. Für sie

5. April 2014 von 15 bis 18 Uhr an der

steht der Stein nicht nur im Mittelpunkt

Hansastraße / Ecke Kampstraße statt.

der Dortmunder Innenstadt, sondern

www.steinmitvollausstattung.de

Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka vorstand@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

7


NEUES VON BODO

Vortrag: Arm trotz Arbeit

2. Freitag: Revierkönige

Besuch aus Nürnberg

Am Mittwoch, dem 9. April, spricht der

Daniela Gerlach liest in unserer Benefitz-Kul-

Aus der Stadt unserer befreundeten Stra-

Armutsforscher Christoph Butterwegge

turreihe „2. Freitag“ aus ihrem Roman „Revier-

ßenzeitung „Straßenkreuzer“ kam Mitte

im Dortmunder Fritz-Henßler-Haus zum

könige“. Der Eintritt ist frei, Spenden kommen

März eine Gruppe Studierender der Evange-

Thema „Arm trotz Arbeit“.

den Beratungsangeboten bei bodo zugute.

lischen Hochschule zu Besuch.

In der Veranstaltungsankündigung heißt es:

„Revierkönige“ ist eine Liebeserklärung an das

Die angehenden SozialarbeiterInnen hatten

„Viele Menschen in Deutschland sind trotz

Ruhrgebiet der 1980er Jahre. Vom sogenann-

eines Vollzeitjobs auf ergänzende staatliche

ten Strukturwandel bekommen die Protago-

Hilfen zum Leben angewiesen. Das Mindest-

nisten – der Freundeskreis um den Kleindealer

lohngesetz wird ein Schritt in die richtige

Olaf Keune – wenig mit. Denn in der eigenen

Richtung sein. Dieser Schritt ändert aber

Hütte, da sieht es immer gleich aus. „Revier-

nichts daran, dass es auch in Zukunft viele Ar-

könige“, das sind verschiedene Charaktere auf

beitsplätze mit prekären Beschäftigungsver-

begrenztem Raum, ganz schräg oder stinknor-

hältnissen geben wird. Die Schere zwischen

mal, gefährlich oder philosophisch.

arm und reich bleibt bestehen.“

Daniela Gerlach arbeitete nach dem Studi-

Dortmund als Ziel ihrer mehrtägigen Exkursion gewählt. In ihrem Studienschwerpunkt „Armut“ interessierten sie sich für die besondere Situation im Ruhrgebiet und die konkrete Arbeit der Akteure vor Ort. Neben Einrichtungen wie dem Gast-Haus oder dem Café Berta am Nordmarkt stand bodo auf dem Exkursionsprogramm. Mit Redaktionsleiter Bastian Pütter begaben sich die Studierenden auf einen zweistündi-

Christoph Butterwegge hat in Dortmund Ab-

um der Germanistik in München als freie

itur gemacht und an der Bochumer Ruhruni

Journalistin und Werbetexterin. Seit 17 Jah-

studiert. Seit 1998 ist er Professor für Politik-

ren lebt sie in Spanien und ist nun zurück in

wissenschaft in Köln. Butterwegge forscht zu

der Heimat mit ihrem Debüt. Sie sagt: „Erst

Armutsthemen und zur Krise des Sozial-

seit ich wieder längere Zeit in Dortmund

staats, ist vielgefragter Experte, Talkshow-

verbringe, fühle ich mich ganz. Ich brauche

gast und Buchautor. Mehr über Christoph

diese Stadt, auch ihre hässlichen Seiten, die

Butterwegge im nächsten Straßenmagazin.

Menschen hier stehen mir nah.“

Mittwoch, den 9. April, Fritz-Henßler-Haus

Freitag, den 11. April, 19.30 Uhr, bodos Buch-

bodo und auf die Lebenswirklichkeit ihrer

Beginn der Veranstaltung ist 17.30 Uhr

laden, Schwanenwall 36 – 38

Verkäuferinnen und Verkäufer.

gen Nordstadt-Rundgang. Gemeinsam trafen sie bulgarische Neuzuwanderer, bodoVerkäufer und Anwohner und erfuhren viel über die (Zuwanderungs-)Geschichte der Nordstadt, über informelle Netzwerke und Hilfesysteme. Nicht zuletzt gewährten die Gespräche „draußen“ auch einen Blick hinter die Kulissen der sozialen Straßenzeitung

bodo – Wie wir helfen Hilfe zur Selbsthilfe – Unter diesem Leitspruch

arbeiten. Sie kaufen die Magazine in unseren

ermöglichen wir mit diesem Straßenmagazin

Ausgabestellen zum Preis von 1,25 Euro und

Menschen in Armut und Wohnungslosigkeit

verkaufen sie auf der Straße für 2,50 Euro.

einen selbstbestimmten Zuverdienst. Die positiven Begleiterscheinungen über-

8

Wer zu uns kommt und Verkäufer werden

treffen schnell den oft geringen Verdienst

möchte, muss unseren Regeln zustimmen

und sind der eigentliche Erfolg dieser Arbeit:

(kein Betteln, kein Verkauf unter Drogen-

Unsere Verkäufer haben lang vermisste

und Alkoholeinfluss usw.) und erhält einen

Erfolgserlebnisse, gewinnen Selbstbewusst-

Verkaufsausweis mit Foto, Verkäuferklei-

sein und knüpfen soziale Kontakte außer-

dung sowie einen festen Verkaufsplatz.

halb ihrer Szene. Sie machen die Erfahrung,

bodo-Verkäufer entscheiden nach ihren

gebraucht zu werden und nicht mehr

Möglichkeiten, wann und wie lange sie

unsichtbar zu sein, entwickeln eigenverant-


www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

bodo-Taschen-Nachschub Wir freuen uns, dass unsere hochwertigen bodo-Umhängetaschen, Ergebnis einer Kooperation mit der Firma Ruhrgepäck, nicht nur unseren Verkäufern, sondern auch Ihnen gefallen. Eine neue Lieferung ist bereits unterwegs.

Welttag des Buches bei bodo

Dank einer großzügigen Firmenspende konnten wir schon im vorletzten Jahr Verkäuferin-

Deutschlandweit feiern am 23. April Buch-

als 20 Euro. Einfach eine Mail schreiben an:

handlungen, Verlage, Bibliotheken, Schulen

redaktion@bodoev.de

und Lesebegeisterte den UNESCO-Welttag des Buches. Unser Buchladen am Dortmunder Schwanenwall ist dabei.

baren“ Umhängetaschen ausstatten. Nach langem Warten kam im letzten Monat eine

Ein Besuch in unserem Modernen Antiquariat

neue Lieferung an, die wir Leserinnen und

lohnt natürlich auch an den anderen Tagen.

Lesern anbieten – und die Nachfrage ist groß:

Unser 10.000 Bücher umfassendes Ladensorti-

Schon ist die nächste Lieferung auf dem Weg.

Inspiriert von dem katalanischen Brauch, am

ment besteht aus meist neuwertigen Romanen,

Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen

Krimis, Sach- und Kochbüchern. Dazu kommen

und Bücher zu verschenken, gibt es am 23.

große Sonderflächen mit besonders günstigen

April auch bei uns Lesestoff gratis. Wer an un-

Taschenbuch-Bestsellern. An jedem Samstag von

serem Glücksrad dreht, kann schöne Taschen-

10 bis 13 Uhr gibt es die sogar zum Kilopreis: Das

bücher, vor allem aber hochwertige Krimi-

angefangene Kilo Bücher aus diesem Segment

Bücherpakete gewinnen. Und die eine oder

nur 1,99 Euro. Darf‘s ein bisschen mehr sein?

andere Überraschung wird es auch geben...

nen und Verkäufer mit förmlich „unkaputt-

Die Taschen gibt es als Modell „Leisure“ (28,90 Euro) mit Platz genug für DIN-A4-Blöcke und als Modell „Cargo“ (38,90 Euro) mit Raum für große Ordner, Ihre Einkäufe usw. Die Taschen aus echter LKW-Plane mit längenverstellbarem Schultergurt aus original Autosicherheitsgurt sind in unserem

Während unserer Ladenöffnungszeiten (Mo.

Buchladen am Dortmunder Schwanenwall

Für alle, die es an jenem Mittwoch nicht in

bis Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr) nehmen wir

und in unserer Bochumer Anlaufstelle

unseren Laden schaffen, verlosen wir fünf

gerne auch Ihre Buchspenden entgegen. Wir

in der Stühmeyerstraße 33 erhältlich. Sie

Krimi-/Thriller-Pakete schöner und neuwer-

freuen uns auf Ihren Besuch!

können auch telefonisch oder per Mail

tiger Bücher im Ladenwert von jeweils mehr

bestellen: 0231 – 950 978 0, info@bodoev.de

Harald, bodo-Verkäufer in Dortmund Der März ist für mich sehr bescheiden gelaufen. Anfang des Monats bin ich wortlich neue Tagesstruktur und einen bewussteren Umgang mit Geld. Die

mit starken Schmerzen und Luftnot zum Arzt. Ab da ging alles ganz schnell, und kurze Zeit später lag ich schon auf dem OP-Tisch und danach fast zwei

Gemeinschaft der bodo-Verkäufer unter-

Wochen mit mehreren Drainagen im Kiefer im Krankenhaus. Ein Abszess im

stützt ebenso wie die Beratung in unseren

Rachen-Raum hatte mir die Luft abgeschnürt. Eine furchtbar unangenehme Sache.

Anlaufstellen den Weg in ein selbstbestimmteres Leben und gibt den Mut und die Kraft, die nächsten Schritte zu gehen. Unsere mehr als 100 Mitarbeiter sind kein Almosenempfänger, sondern stolze Verkäufer eines guten Produkts, ihres Straßenmagazins. (Foto: Moni, VerkäuferSprecherin in Bochum)

Drei Wochen lang habe ich nur Suppe gegessen und dabei acht Kilo abgenommen. Zum Glück hatte ich im Winter einen ganz guten Monat beim Geierabend, sodass mich der Monat Ausfall nicht zu sehr aus der Bahn geworfen hat. Langsam geht es jetzt auch schon wieder aufwärts. Sich vernünftig zu rasieren ist zwar immer noch ein Problem und ich bekomme mein Essen noch von meiner Frau püriert, aber ich fühle mich schon wieder ganz gut. Ich versuche zwar, mich noch zu schonen und geh nur stundenweise das Straßenmagazin verkaufen. Spätestens wenn das Spiegelzelt wieder in Dortmund steht, wo ich im Juni zusätzlich zu meinem Stammplatz hinter Karstadt auch verkaufe, will ich aber wieder topfit sein. 9


ANZEIGEN

NEUES VON BODO

lösen?

ends ein Rezept spätab

ends Arznei spätab

benötigt?

Do-City: Mo - Sa bis 21.00 Uhr geöffnet Adler Apotheke Markt 4 - seit 1322 Telefon 57 26 21 www.ausbuettels.de adler@ausbuettels.de

Größtes Arznei-Sortiment in Dortmund

Herzlichen Dank! Durch eigenes Tun und unsere Begleitung, mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in ein geordneteres Leben zu starten, darum geht es bei bodo. Mit Ihrer Spende helfen Sie helfen. Stellvertretend für die vielen Menschen, die uns mit kleinen oder großen Geld-, Buch- und Sachspenden unterstützen, bedanken wir uns in diesem Monat bei Helga Emmerich, die zu ihrem runden Geburtstag auf Geschenke verzichtete und stattdessen um Geldspenden für bodo bat. Über fast 600 Euro konnten wir uns freuen – vielen herzlichen Dank! bodo ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Durch die Einnahmen in unseren Arbeitsbereichen und den sparsamen Umgang mit unseren Mitteln gelingt es uns, den Spendenbedarf relativ gering zu halten, trotzdem sind Bereiche wie die Betreuung und Beratung unserer mehr als 100 Verkäufer allein auf Ihre Mithilfe angewiesen. bodo erhält keine regelmäßigen öffentlichen Mittel. Mit Ihrer Unterstützung machen Sie unsere Arbeit erst möglich.

Nachhaltig helfen Es gibt viele Wege, durch eine regelmäßige Unterstützung unsere Arbeit planbarer zu machen und auf Dauer sicherzustellen. Werden Sie Fördermitglied und unterstützen Sie uns mit einem monatlichen oder jährlichen Betrag. Oder schließen Sie für Ihre Firma, Ihre Praxis oder Ihre Mitarbeiter bodo-Abos ab, die Ihr Verkäufer zum Monatsanfang vorbeibringt. Vielleicht möchten Sie auch im Straßenmagazin werben? Sprechen Sie uns an, wir freuen uns. Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00 Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX 10


ANZEIGEN

Bücher in Bochum

Biken für bodo, die Dritte

Da von Bochum aus der Weg zu unserem

Die Motorradsaison ist in vollem Gange, Zeit,

Buchladen in der Dortmunder Innenstadt

schon einmal auf die dritte Auflage der Mo-

meist zu weit ist, bemühen wir uns, mit

torrad-Spendenfahrt für bodo hinzuweisen:

unseren Büchern auch immer wieder in

Am Sonntag, dem 13. Juli, geht es auf zwei

Bochum präsent zu sein.

Rädern für den guten Zweck ins Sauerland.

Ein schöner „Pflichttermin“ für uns ist die

Es war eine großartige Idee einer Grup-

Bücherbörse auf dem Boulevard, die am 12. April zum sechsten Mal stattfindet. Viele

pe Motorrad-Fans aus Dortmund und Umgebung: Wir organisieren eine geführte Tour durchs Sauerland mit abschließendem

private Anbieter, Verlage und Antiquare „besiedeln“ am zweiten Samstag im April die ganze Meile. Unser angestammter Platz ist ab morgens vor dem Modegeschäft Baltz schräg gegenüber dem Kuhhirten. Wie schon bei den letzten Bücherbörsen freuen wir uns auf großen Andrang an unseren Pavillons. Viele Kisten schöner Taschen-, Kochund Kinderbücher haben wir bereits vorsortiert – alles zum Festpreis von zwei Euro!

Grillen bei bodo, Startgebühr und Spenden kommen dem Verein zugute. Jeweils rund 50 Teilnehmer waren der Einladung in den

Kerstin Schraft – Ergotherapie am Bethanien Neurologie · Psychiatrie Orthopädie · Pädiatrie Für alle Kassen zugelassen

für bodo kamen zusammen!

Virchowstr. 1 · 44263 Dortmund Tel.: 0231 – 476 08 19 0178 – 232 17 34

Nun steht die dritte Auflage der Tour ins

ergotherapie.bethanien@web.de www.ergotherapie-bethanien.de

letzten beiden Jahren gefolgt, je 5.000 Euro

Haus: Rund 180 Kilometer, begleitet von Tourguides, gefahren in kleinen Gruppen, ob Anfänger oder alter Hase. Das Startgeld

Mo. – Fr. 8.00 bis 19.00 Uhr und nach Vereinbarung – Hausbesuche möglich Wir freuen uns auf Sie!

beträgt 20 Euro pro FahrerIn und 10 Euro

Noch günstiger wird es nur an unserem Stand

pro Sozius. Zum Grillen am Nachmittag und

auf dem Husemannplatz am 4. April. Hier in-

zum Spenden ist auch eingeladen, wer nicht

formieren wir über unsere Arbeit, haben aber

mitfahren kann. Das Tollste: Die Firma AS

auch viele, viele Kisten Bücher dabei, deren

Antriebs- und Betriebstechnik GmbH ver-

Preis Sie in Form einer kleinen Spende selbst

doppelt alle Spenden! Stichwort: „Biken für

bestimmen. Besuchen Sie uns!

bodo“. Anmeldungen sind ab sofort möglich.

INFORMIERT Wir behaupten von uns, dass wir der günstigste Bastelladen in ganz NRW sind. Wir haben die größte und günstigste Wollabteilung der Firma „Max Gründl“ in Dortmund.

bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter dieser zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de Fax: 0231 – 950 978 20 Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr Fr. 14 – 17 Uhr

Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de

bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de

bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de

Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de

Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de

Riesenposten Osterartikel der Firma Brauns-Heitmann eingetroffen. Auf alle Artikel 50%! Da wir so günstig sind und über große Mengen verfügen, sind ein Großteil unserer Kunden Kindergärten, Schulen, Jugend- und Seniorenheime, Kirchengemeinden aber auch Privatpersonen. Urlaub vom 25.4. bis 17.5. 2014!

11


REPORTAGE

Doc Müller Aufsuchende medizinische Hilfe für Wohnungslose in Dortmund Eine Dortmunder Klinik ruft an. Der Patient wird in zwei Stunden entlassen, Katheter, wohnungslos, nicht krankenversichert, keine Deutschkenntnisse. Ob Doc Müller den Mann vielleicht unterbringen könne... Weiter kann er die Arme in einer Geste der Hilflosigkeit nicht ausbreiten: „Was denken die sich denn eigentlich? Bin ich der Herrgott?“ Text und Fotos: Andreas Hub/laif

D

er Mediziner hat viele solcher Erfahrungen gemacht in den sechs Jahren, seit er zu dem wurde,

was manchmal auf Briefen steht: „Obdachlosenarzt Dr. Müller, Dortmund“. Die Post kommt an. Er will es den Menschen leicht machen, ihn zu finden. Die, die zu ihm kommen, an zehn Stellen in der Nordstadt, sind „nicht praxiskompatibel“, wie es auf Amtsdeutsch heißt, Menschen, die nicht krankenversichert sind, die kein Geld für Behandlung oder Medikamente haben, die nicht schön angezogen sind und manchmal nicht gut riechen. Wohnungslose, Junkies, Alkoholkranke, Zugewanderte aus Bulgarien und Rumänien, Menschen, die sich in Hinterhöfen und Toreinfahrten prostituieren, seitdem die Stadt Dortmund den Straßenstrich vor drei Jahren geschlossen hat. Menschen, die sich auf dem Arbeiterstrich an der Mallinckrodtstraße verkaufen, wo man morgens um 6 Männer findet, die fast jede Arbeit für fast kein Geld zu tun bereit sind. Menschen, denen viele nicht mal die Hand geben würden. Martin Müller kommt ihnen nah. Selten trägt er Latexhandschuhe – Samthandschuhe aber auch nicht: „Jetzt quasseln Sie mir nicht die Hucke voll, Sie machen mich ja ganz bekloppt“, unterbricht er einen erregten Mann. Die Polizei hat ihm ein Medi12


13


REPORTAGE

kament weggenommen. „Weil es als Heroin-

onelle Wege bekannte ärztliche Leiterin des

begegnen und: „Nicht werten, nicht urteilen.“

ersatz auf der Straße gehandelt wird!“ „Herr

Sozialpsychiatrischen Dienstes der Stadt Dort-

Wenn es klopft, ruft er aufmunternd: „Kom-

Doktor, ich schwör‘, ich hab' noch nie was auf

mund, Dr. Ulrike Ullrich, suchte einen geeig-

men Sie rein – egal wer Sie sind!“ Nur wenn

der Straße vertickt, nicht mal ‘ne Aspirin.“

neten Arzt für die Stelle. Keiner wollte den Job,

nach der Sprechzeit noch jemand zu ihm will,

Viel Stärkeres gibt es bei Doc Müller auch

Müller nahm ihn und hat es nie bereut. Jetzt ist

kann er sehr bestimmt werden: „Feierabend

nicht – vor allem nichts, das als Ersatz für Be-

er 67 und muss von Amts wegen aufhören. Der

– kommen Sie morgen wieder!“ Der nächste

täubungsmittel herhalten kann. Wo die Me-

Nachfolger, Jens Feigel, ist seit dem 1. März da,

Einsatzort wartet, doch der barsche Ton irri-

dikamente herkommen? Aus einem langsam

war aber auch nicht leicht zu finden.

tiert zunächst. Aber viele Leute aus der Szene

gewachsenen Spendennetzwerk – aber das

entwickeln ein tragisches Talent für falsches

reicht nicht immer. Dann stellt er ein Rezept

Müller ist keiner, der große Worte macht. Das

Timing – Fristen bei Ämtern zu versäumen,

aus und sagt: „Gehen Sie in diese Apotheke!

ist seine Stärke. Er ist ganz bei den Leuten,

Arzttermine zu vergessen, den Integrations-

Stellen Sie keine Fragen!“

lässt sich aber nicht einwickeln von den oft

kurs zum wiederholten Male zu verpassen.

U

ohne Punkt und Komma erzählten Geschich-

Oder zu klopfen, wenn es zu spät ist.

rsprünglich war er Chirurg mit eigener

ten nicht gelingen wollender Lebenswege, er

Praxis: „Die höchste Kunst des Chirur-

ist kein Pastor und kein Therapeut, sondern

Das Streetwork-Café an der Leopoldstraße, zu

gen? Patienten überflüssige Operationen aus-

eben Arzt, lässt sich nicht umhauen von den

lauter Musik und umgeben von großen Hun-

reden. Nur kann man damit kein Geld verdie-

täglichen Tragödien, von den Geschichten,

den flößen sich Punks und junge Menschen

nen.“ Ende der 90er ging er, unmittelbar nach

die oft mit Gewalt, Tod, körperlichen und

mit durchgestrichenen Hakenkreuzen auf den

dem Krieg, als Arzt in den Kosovo, und 2008

seelischen Verletzungen zu tun haben. Wich-

Lederjacken Kaffee ein, mittags gibt es Eintopf.

dachte er an Ruhestand. Die für unkonventi-

tig ist ihm, den Menschen auf Augenhöhe zu

Als Stehtisch haben sie eine Mülltonne vor den vergitterten Eingang gerollt. Fensterlos ist der Behandlungsraum. Die Frau mit der Wollmütze könnte fast als Mann durchgehen, ein guter Schutz für das Leben auf der Straße. Sie hatte eine Überweisung zur Entgiftung. „Vor einem Jahr“, stellt der Arzt ohne Vorwurf fest. Sie habe es halt verpeilt, aber grundsätzlich habe sich an ihrer Einstellung nichts geändert. Wie die denn sei? „Na ja, für ein Leben ohne Drogen natürlich.“

H

errn L. geht es gut. Sagt er. Eigentlich ist er heute nur in der Beratungsstelle der

Diakonie für Wohnungslose, weil er auf einen Platz im betreuten Wohnen hofft. Krankenschwester Heike Ester, die den Arzt im Wechsel mit einer Kollegin unterstützt, bittet den Mann trotzdem herein. Seine Hände zittern, er ist schweißüberströmt – Verdacht auf Lungenentzündung. Den Becher mit dem Antibiotikum kann er kaum halten. Schwester Heike holt ihm trockene Klamotten aus der Kleiderkammer. Ob er wiederkommen wird? „Man darf keine Erwartungen über den Tag hinaus haben“, hat Martin Müller gelernt. „Ich habe über 1.600 Menschen betreut – einer war 237 mal da. Andere kommen einmal, einige über lange Zeit – und sind dann verschwunden.“ Immer wieder gibt es Fälle, in denen sich jemand aufrappelt, in die Entgiftung geht, eine Wohnung bekommt, Arbeit findet, nur um plötzlich wieder abzustürzen. „Schrecklich“, sagt Müller – und macht weiter: „Wir geben niemals und niemanden auf.“ 14


A. stand eines Tages schlotternd in der Män-

Die eigenen Abwehrkräfte stärkt Doc Müller

des Fußteils hängen blieb und dabei den Zeh

nerübernachtungsstelle Unionstraße im Nie-

mit rigoroser Diät aus selbstgedrehten Ziga-

brach, bleibt schmerzhaft. Ist aber trotzdem

mandsland zwischen den Bahngleisen, fast

retten, schwarzer Schokolade – nicht unter 70%

ziemlich komisch. S. ist eine Art gute Seele im

noch ein Junge, T-Shirt am mageren Körper,

Kakaoanteil – und schwarzem Kaffee, den er ge-

„Café Berta“, das dem Arzt besonders ans Herz

draußen Frost. Deutsch versteht er nicht,

legentlich mit Chili nachwürzt. Im letzten Som-

gewachsen ist. An BVB-Flagge, Dartscheibe

stößt dann schließlich hervor: „Essen!“ In den

mer musste er selbst für einige Tage in die Klinik

und Tresen vorbei, durch die Küche ins Hin-

nächsten Wochen wird er auftauen, mit ein

– das nächstgelegene Krankenhaus kam dafür

terzimmer, finden die Klienten den Weg. Einer

paar Brocken Englisch erzählen: Schwul, vom

nicht in Frage: „Der Kaffee ist ungenießbar.“

der allerletzten ist P., der aus Polen kam und

W

geschliffen Deutsch spricht. Als er noch auf der

Vater verstoßen, einem Freund gefolgt, der keiner mehr war, als sie in Deutschland anka-

erbung für Alkohol und Tabak würde er

Straße lebte, zündete jemand nachts zum Spaß

verbieten, aber, – auch wenn er das in

seinen Schlafsack an. Die Brandwunden sind

offizieller Funktion nicht so deutlich ausspre-

bis heute nicht richtig verheilt. „Ich würde Sie

chen darf – Heroin wohl freigeben. „Damit,

gerne in ein paar Jahren besuchen,“ meint P.

anders als Alkohol, könnte man ein relativ nor-

zum Abschied, „und erzählen, dass ich clean

Frau W. sucht Schutz in der Frauenübernach-

males Leben führen. Es sind die Umstände, an

bin, keinen Alkohol mehr trinke und Arbeit

tungsstelle der Diakonie. Ihr Mann hat sie an-

denen die Leute sterben – unsaubere Spritzen,

habe. Aber wenn nicht...“ „...dann fahr‘ zur

gegriffen. Zu Müller kommt sie wegen ihrer

verunreinigtes Heroin, Hepatitis, HIV. Und die

Hölle“, sagt rau, aber herzlich der Doc.

Erkältung. Mit den schlimmen Geschichten

fast immer damit verbundene Kriminalität.“

(Andreas Hub)

men. Sein Traum? Model werden! Eines Tages ist er nicht mehr da. Es spricht nicht viel dafür, dass A. seinem Traum gefolgt ist.

halten die Menschen oft hinterm Berg. Lieber ein Schnupfen, der schnell vergeht. In der

Tatsächlich ist die Atmosphäre oft weniger

Hand hält die Frau eine Kaffeetasse mit der

trist, als man von außen vermuten würde.

Aufschrift „Ich bin ein Glückskind.“

Dass S. sich im Bett umdrehte, im Metallgitter 15


KULTUR

Paradiesvögel im Bunker Der Rundlauf Bochum ist kein Festival, bei dem plötzlich irgendwo Bühnen aus dem Boden schießen. Er ist kein kurzzeitiges Spektakel – und nach ein paar Tagen ist alles wieder vorbei. Von Max Florian Kühlem | Foto: Daniel Sadrowski

Das Team findet ungenutzte Orte in vorher

Weil sich das Team auf die Fahnen geschrie-

der Zechenstraße. Seit Jahrzehnten unge-

festgelegten Stadtteilen und füllt ihre Leere

ben hat, dort nachhaltige Entwicklungen

nutzt, haben ihn die Aktiven mit Hilfe von

mit spannenden künstlerischen Setzungen,

anzustoßen, zieht es nicht nur weiter in den

Anwohnern von tonnenweise Müll befreit,

um sie sichtbar zu machen, Entwicklungen

Stadtteil Goldhamme, sondern bleibt auch

und auch nach dem Festival fanden hier

anzustoßen. Dieses Jahr gibt es unter ande-

vor Ort, um zu überprüfen: Wie hat sich die

Ausstellungen und der installative Parcours

rem Programm in einer alten Alufabrik.

„Speckschweiz“ verändert, wozu konnte man

„Memoria“ statt. Dieses Jahr wird im Bunker

selber beitragen?

die Eröffnung des Rundlaufs am 30. April

Vergangenes Jahr hat der Rundlauf Bochum

gefeiert. Um die Kunstinstallation und Party

das Viertel zwischen Herner, Dorstener

Einen Ort, den der Rundlauf in die kulturelle

des DJs und Künstler Nomad Uno betreten zu

und Feldsieper Straße entdeckt, das im

Landkarte des Ruhrgebiets eingeschrieben

dürfen, muss jeder Besucher erst einmal zum

Volksmund „Speckschweiz“ genannt wird.

hat, ist zum Beispiel der Hochbunker an

Paradiesvogel werden.

RECHT: Schülerin siegt gegen Amt Gegen eine seltsame Praxis der Job-

Als die Schülerin jedoch begehr-

center hat sich nun erfolgreich eine Schü-

te, dass ihr auch die Kosten über einen

lerin vor dem Dortmunder Sozialgericht

länger als zwei Monate dauernden

Dies erklärte nun auch das Sozi-

gewehrt: Obwohl sie Nachhilfe benötig-

Nachhilfeunterricht erstattet werden,

algericht Dortmund der Behörde und

te, um ihre Versetzung zu sichern, wei-

verweigerte das Amt der Schülerin ihren

betonte, dass diese sich am Förderungs-

gerte sich das Jobcenter, die Nachhilfe-

gesetzlichen Anspruch. Auch als die Schü-

bedarf des Kindes zu orientieren habe.

kosten vollständig zu übernehmen.

lerin Bescheinigungen der Klassenlehre-

Weiterhin führte das Gericht aus, dass

rin und der Fachlehrer vorlegte, blieb die

es der vom Bundesverfassungsgericht

Behörde standhaft.

angemahnten Verwirklichung der Chan-

Damit stellte sich die Behörde jedoch klar gegen das Gesetz und han-

16

von Rechtsanwalt René Boyke – sieht jedenfalls keine zeitliche Befristung vor (§28 Abs. 3 SGB II).

delte damit rechtswidrig. Denn dieses

Die Behörde meinte nämlich, sie

cengerechtigkeit für Kinder langzeitar-

sieht vor, dass Schüler, deren Eltern

enthalte der Schülerin die Leistungen

beitsloser Eltern entgegenstehe, wenn

sich die Kosten für den Nachhilfeunter-

vor, da diese pauschal nur für eine Dau-

die Behörde die Leistungen pauschal

richt ihrer Kinder nicht leisten können,

er von zwei Monaten gewährt werden

zeitlich begrenzt. Das Jobcenter wurde

unter bestimmten Voraussetzungen

könnten. Warum das Amt meinte, ihm

daher dazu verurteilt, für ein Schuljahr

Anspruch auf Übernahme der Nachhil-

seien die Hände gebunden, erschließt

die Nachhilfekosten von monatlich 78

fekosten haben. Übrigens: Dies gilt nicht

sich nicht so recht. Das Gesetz – und al-

Euro zu übernehmen (Sozialgericht Dort-

nur, wenn die Eltern Leistungen nach

lein daran hat die Behörde sich zu orien-

mund, Urteil vom 20.12.2013, Az.: S 19 AS

SGB II (sog. Hartz IV) beziehen.

tieren (siehe: Art. 20 Abs. 3 Grundgesetz)

1036/12). www.kanzlei-boyke.de


WILDE KRÄUTER

Eine echte Entdeckung hat das RundlaufTeam mit der Alufabrik an der Robertstraße gemacht. Sie steht seit der Pleite 2010 leer, bietet riesige Hallen, Büro- und Kellerräume und Freiflächen dazwischen. Hier soll unter anderem die österreichische Band

BRENNNESSEL

von Wolfgang Kienast

„Ja, Panik“ auftreten, die derzeit an der Speerspitze des politischen Pop steht und mit „Libertatia“ vor kurzem ein neues, ungemein tanzbares Album veröffentlicht hat. Im Bereich Musik erwartet die Besucher

Anlass gäbe es wiederum zur Genüge,

der Zeit, sich der Dringlichkeit der Lage

außerdem die Kindermusik-Legende Fredrik

doch mag ich mich nicht ein drittes Mal

bewusst, sieht einen ambitionierten Kli-

Vahle, die Dortmunder Band „Sisterking-

in Folge mit christsozialem Habitus

maschutz als Hauptaufgabe der Großen

kong“ und ein Moondog-Singalong mit

beschäftigen. Thema der Wildkräu-

Koalition und fordert in Interviews eine

Stefan Lakatos und Wolfgang Sellner.

terkolumne soll schließlich nicht wild

schnelle Umkehr weltweiter Emissions-

ins Kraut schießende bajuwarische

trends. In anderen Interviews spricht

Christine Biehler, die seit 1990 Raumin-

Selbstherrlichkeit sein, sondern die

sie sich als bekennende Bleifußfahrerin

stallationen in Museen, Galerien, Kunst-

Welt der wilden Kräuter vor der eigenen

gegen ein Tempolimit aus. Was ich

vereinen und Off-Spaces ausstellt und

Haustür, essbare Pflanzen um die

toll finde, ist ihre Ehrlichkeit. Was ich

zahlreiche Preise und Stipendien gewann,

Ecke in Wäldern und auf Wiesen.

bemerkenswert finde, ist, für wie blöd

wird auch für das Kunst-Segment des Rundlaufs eine Rauminstallation schaffen. Ihre Installationen und Skulpturen sind Eingriffe in den vorhandenen Ort, der in ein „poetisches Raum-Bild“ transformiert wird. Isil Egrikavuk zeigt ihr Video „memory museum“, das von der Gründung eines Erinnerungsmuseums erzählt, in dem alle arbeitslosen ehemaligen Bergbauarbeiter dafür angeworben werden, über ihre Arbeit in den Minen zu erzählen. Im Bereich Literatur ist Wolfram Lotz zu erle-

Im April startet das Grüne richtig durch. Also eigentlich macht es das so. Nach

Da die Spezialdemokraten zudem als

dem Winter. Nur, dass der in diesem Jahr

ausgewiesene Freunde fossiler Energie-

nicht stattgefunden hat. Im Januar hatte

gewinnung gelten, bin ich gespannt, wie

ich an dieser Stelle den Wetterpropheten

die Ministerin die Zielsetzung bei der

Horst Nöbl zitiert, der einen sehr harten,

CO2-Einsparung einzuhalten gedenkt.

sehr späten Winter vorausgesagt hatte.

Und darauf, welche Kräuter demnächst

Vielleicht ist sehr spät gleichbedeutend

in welchen Monaten zu finden sind. Im

mit nie. Je nachdem, welcher Schule sie

letzten Winter permanent verfügbar:

angehören, streiten Mathematiker ja

Brennnesseln. Aber ich gehe davon

auch, ob sich parallele Linien irgendwo

aus, dass im Winter nachgewachsene

im Unendlichen treffen oder nicht.

Exemplare weit weniger gut schmecken

ben, Autor und Dramatiker aus Leipzig und

Pflanzen stellen sich solche Fragen nicht.

Gewinner des Kleist-Förderpreises für junge

Die Kälte blieb aus, mit unmittelbaren

Dramatik 2011. Daneben gibt es viele weitere

Folgen. Im viertwärmsten Winter seit

junge Autoren zu entdecken und einen Raum

Aufzeichnung der Wetterdaten blühte

für Hör(buch)erlebnisse.

bereits im Januar der Huflattich, im Februar die Taubnessel, im März das Schar-

Auch Theater und Performances sind beim

bockskraut. Letzteres ist für die Küche

Rundlauf zu erleben. Unter anderem reist

dann leider nicht mehr zu gebrauchen,

Björn Neukom aus Zürich an, der fragt: Kann

weswegen mein Nudelrezept mit dem

ein Mensch sich in ein Material, wie jedes

leckeren Hahnenfußgewächs im ver-

andere Material, das wir auf der Bühne

gangenen Monat kaum nachzukochen

sehen, verwandeln? Außerdem werden „Pa-

war. Behalten Sie es fürs nächste Jahr.

radeiser Production“ aus Münster, Bochum, Hamburg eine ihrer Produktionen zeigen, die mit den Themen Musik und Netzwerke zu tun haben. (mfk)

Rundlauf Bochum: 30.04. – 04.05.2014 www.rundlauf-bochum.de

sie die Menschen augenscheinlich hält.

als die jetzt frisch ausschlagenden. Probieren Sie mit denen mal einen Klassiker, eine Brennnesselcremesuppe. REZEPT 1 Gemüsezwiebel würfeln und in Öl und Butter glasig dünsten. 6 große Kartoffeln vierteln und zur Zwiebel geben. Mit 1 Liter Gemüsebrühe ablöschen und etwa 20 Minuten köcheln lassen. 300 g Brennnesselblätter und junge Triebe sowie 250 g Sahne zugeben, mit schwarzem Pfeffer und Muskat wür-

Dass es sich bei den ungewöhnlichen

zen und weitere 10 Minuten köcheln

Witterungsverhältnissen nicht nur um

lassen. Gegen Ende noch 2 Boskop,

vereinzelt auftretende Wetterphänome-

in Stücke geschnitten, zugeben und

ne, sondern um einen tatsächlich men-

alles pürieren. Vor dem Servieren mit

schengemachten Klimawandel handelt,

geriebenem Parmesan bestreuen. (wk)

ist nicht mehr umstritten. Bekannt sind auch die Verursacher. Vorn mit dabei der Autoverkehr. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), am Puls

17


DAS INTERVIEW

Was ist einer Stadt ihre Geschichte wert? 18


Es dürfte sich um den prominentesten Leerstand innerhalb der Dortmunder Innenstadt handeln. Ostwall, Hausnummer 7, jahrzehntelang Sitz des nach dem Standort benannten Museums nebst dessen Sammlung zeitgenössischer Kunst. Seit der Verlegung ins „U” wurde um die Zukunft des Gebäudes teils heftig gestritten. Über die Problematik sprachen wir mit Prof. Dr. Wolfgang Sonne. Sonne lebt seit sieben Jahren in Dortmund und lehrt Geschichte und Theorie der Architektur an der TU Dortmund. Zu seinem Fachgebiet zählt unter anderem die Denkmalpflege.

Das Königliche Oberbergamt um 1901 (l.), das um 1910 zum Kunst- und Gewerbemuseum umgebaut wurde (o.).

bodo Bei der Diskussion um das Gebäude

Jahr 1875. Von außen war es ursprünglich so ein

am Ostwall wurde häufig die Denkmalpflege

preußenhistorischer Ziegelbau mit ein paar mit-

ins Feld geführt. Da denkt man doch unwill-

telalterlich anmutenden Zinnen oben drauf. Die

kürlich an die ganz alten Dinge und nicht

Ziegelornamente hat man in der Nachkriegszeit

unbedingt an ein solches Haus.

nicht restauriert. Statt dessen hat man eine

WS Das ist natürlich richtig. Wenn etwas sehr lange Zeiträume überdauert hat, ist es an sich schon wertvoll. In der Dortmund Innenstadt trifft das auf die Kirchen zu, die vier einzigen Gebäude, die noch aus dem Mittelalter

schlichte Schicht davorgesetzt. Außerdem hat man den vormals viergeschossigen Bau um die beiden oberen Stockwerke gekürzt, weil man Oberlichtsäle haben wollte. Aus diesen Gründen wird es als 50er-Jahre-Kiste wahrgenommen.

stammen. Aus dieser Zeit ist sonst nichts mehr

Doch an den Fenstern im Erdgeschoss können

erhalten. Das ist wirklich ganz extrem, denn

Sie noch den alten Bau erkennen. Die Seg-

Dortmund ist ja durchaus stolz, eine Hanse-

mentbögen an deren Oberkante – das hätte

stadt zu sein. Dennoch können auch Zeugnisse

man in den 50ern nie so gebaut. Wenn Sie

aus der jüngeren Stadtgeschichte bedeu-

sich die Fenster auf älteren Fotos anschauen,

tungsvoll sein. Und in diesem Zusammenhang

dann sehen Sie, es sind noch immer die Bögen

ist das Museum am Ostwall eine interessante

von 1875. Das nächste Spannende ist, dass das

Sache. Wir kennen es als Nachkriegsgebäude.

Haus ursprünglich als Oberbergamt errichtet

Das, was wir heute sehen, die Außenhaut und

wurde, als erster öffentlicher Verwaltungsbau

die Höhe, wurde tatsächlich erst in den 1950er

am Wall. In den 1910er Jahren wurde dann im

Jahren so gedacht und gebaut. Tatsächlich

Kaiserstraßenviertel ein neues Oberbergamt

aber stammt das Haus aus dem Jahr 1875.

fertiggestellt und man baute das Gebäude am

Damit ist es, nach den vier Kirchen, das älteste

Ostwall um. In ein Kunstmuseum. Wenn Sie

von Wolfgang Kienast

der Dortmunder Innenstadt. Punkt. Das heißt,

so wollen, zeigt sich hier der Strukturwandel

Fotos: Daniel Sadrowski

die Vorstellung, man könne es verkaufen, weil

von einer industriellen hin zu einer kulturellen

die Stadt gerade ein bisschen klamm ist und

Nutzung bereits hundert Jahre vor der Kultur-

wir ausreichend Zeugnisse aus der Nach-

hauptstadt 2010. Dieser Umbau erfolgte, auch

kriegszeit haben, ist schlicht falsch.

das ist nicht weiter bekannt, unter der Leitung von Stadtbaurat Friedrich Kullrich.

bodo Das Alter sieht man dem Gebäude aber nicht an.

bodo Der wurde in Dortmund hoch geschätzt.

WS Auch das ist richtig. Man müsste daran krat-

WS Er hat unter anderem das Hafenamt ge-

zen. 80% der Bausubstanz stammen aus dem

baut, das Stadthaus und das Rathaus umge-

19


DAS INTERVIEW

baut. Im Ostwallgebäude hat er den Lichthof

Auflage veräußert werden, das Gebäude

geschaffen. Da war zuvor ein offener Hof,

an sich zu erhalten. Lange Zeit hatten wir

den Kullrich mit einem Glasdach überdeckt

gehofft, dass das Baukunstarchiv NRW

hat. Alte Fotografien zeigen dessen Muster,

einziehen würde. Das hat leider nicht

und man sieht, dass er sich noch heute im

geklappt. Nächste Möglichkeit wäre die

Zustand von 1911 befindet. Er hat sogar den

Nutzung durch verschiedene Kunstverei-

Krieg überdauert. Dieser Lichthof ist der

ne. Die könnten sich vielleicht durch eine

einzige Kultursaal aus der Kaiserzeit, der in

Bürgerstiftung tragen. Natürlich habe ich

Dortmund noch erhalten ist.

von dem Vorschlag gelesen, dass man hier die Gurlitt-Sammlung als Gesamtsammlung mit historisch-didaktischem Anspruch

bodo Viel ist im Krieg nicht stehen geblieben.

zeigen könnte. Das wäre für Dortmund

WS Selbst was nach dem Zweiten Welt-

eine ganz große Nummer. Auch wäre jede

krieg nur teilzerstört war, ist meist

Form von Büro oder repräsentativem

abgerissen worden. Die aus heutiger Sicht

Firmensitz möglich. In diesem Zusammen-

wahrscheinlich größte Sünde ist dabei das mittelalterliche Rathaus. Es war das erste steinerne Rathaus in Deutschland. Das alte Stadttheater wurde abgetragen, und heute wäre jeder stolz, wenn Dortmund seinen Bahnhof von 1911 noch hätte. Die Synago-

hang könnte man, um die Grundfläche am Prof. Dr. Wolfgang Sonne lehrt Geschichte und

Wall wirtschaftlich besser zu nutzen, über

Theorie der Architektur an der TU Dortmund.

ein Aufstocken auf die ursprünglichen vier

Zu seinem Fachgebiet zählt unter anderem

Geschosse nachdenken. Die städtebauliche

die Denkmalpflege.

Umgebung gäbe das problemlos her.

ge haben die Nazis schon vor dem Krieg zerstört.

und die Wiederaufbauzeitschicht. Und darüber hinaus existiert, ohne am Bau

WS Eigentlich nicht. Das Gebäude ist

sichtbare Spuren hinterlassen zu haben,

wasserdicht und steht. Die Zeit drängt

aber architekturgeschichtlich interessant,

höchstens vom Rat her. Entscheidend ist

eine Schicht der 70er Jahre. Denn im Mu-

meiner Meinung nach, dass die meisten

seum am Ostwall haben die Dortmunder

Dortmunder, einschließlich der Ratsherren

WS Doch, auch. Das macht das Gebäu-

Architekturtage stattgefunden, ins Leben

und -frauen, ganz wichtige Tatsachen nicht

de noch spannender, denn es zeigt den

gerufen von Josef Paul Kleihues, unserem

wissen. Oder zumindest nicht präsent ha-

demokratischen Neuanfang nach dem

Fakultätsgründer. Der ist bedeutend für

ben. Nämlich, dass es das älteste Gebäude

Naziterror. Die neue Direktorin, Leonie

Deutschland, weil er an der Entwicklung

der Innenstadt ist. Gehen Sie mal in den

Reygers, wollte ein Museum für moder-

des städtebaulichen Leitbilds, nach wel-

angrenzenden Park. Da ist mir eine Tafel

ne, zeitgenössische Kunst einrichten, im

chem nach 1990 ganz Berlin als Hauptstadt

zur Geschichte des Hauses aufgefallen. Sie

übrigen die erste Museumsneueröffnung

um- und ausgebaut wurde, maßgeblich

beginnt, so steht es da, im Jahr 1947 mit

in Deutschland nach dem Krieg. Es sollte

beteiligt war. Die Grundlagen dieser Ideen

dem Bau eines Kunstmuseums. Kein Wort

für jeden Bürger zugänglich sein und ein

wurden hier, in diesem Museum, entwi-

darüber, dass da längst ein Museum exis-

neues kulturelles Klima schaffen. Sie hat

ckelt. Das Gebäude steht also nicht nur für

tiert hat. Diese Beschränktheit des Wissens

das ganz programmatisch gemacht und

eine Zeit, es verkörpert auf vier Ebenen 140

ist einfach vorhanden. Und ich muss sagen,

dafür ist sie berühmt geworden. So weit

Jahre Stadtgeschichte. Das ist faszinieren-

bevor man einen Abrissbeschluss verant-

es möglich war, hat sie die Wände weiß

der als jede stilreine Architektur.

wortlich fassen kann, sollte man wenigs-

bodo Um auf das ehemalige Ostwallmuseum zurückzukommen: Wir reden in diesem Zusammenhang also gar nicht über Nachkriegsarchitektur?

tens wissen, was man da abreißt. (wk)

gehalten. Weiße, zurückhaltende Wände im Gegensatz zum vorherigen wilhelminischen Pomp. Sie hat Wohnzimmermöbel und sogar Gummibäume aufgestellt, damit sich jeder Besucher wie zu Hause fühlt.

20

bodo Drängt die Zeit?

bodo Soviel zur Vergangenheit. Aber gibt es überhaupt realistische Optionen für eine zukünftige Nutzung?

Zu dieser einfachen und zugänglichen In-

WS Da ist furchtbar viel denkbar. Selbst

neneinrichtung passte die Neugestaltung

wenn die Stadt sagt, wir müssen verkau-

der Außenhülle. Sie hat bewusst nicht das

fen, impliziert das ja nicht unbedingt den

Gebäude mit seinem preußischen Zierrat

Abriss. Das wäre ungeheuer phantasiearm.

renoviert. Dieses bescheidene Äußere spie-

Wenn die Stadt glaubt, sie braucht diese

gelt einen moralischen Anspruch wieder.

zwei Millionen jetzt und ihre Stadtge-

Fassen wir zusammen: Wir finden hier die

schichte ist ihr nur diese zwei Millionen

Gründerzeitschicht, die Kaiserzeitschicht

wert, selbst dann könnte ja unter der


Ein selbstgemachtes Dilemma Am 10. April soll im Rat in nichtöffentlicher Sitzung die Entscheidung über den Verkauf des ehemaligen Museums am Ostwall fallen. Der einzige verbliebene Bieter plant den Abriss des Gebäudes. Doch das letzte Wort ist vielleicht doch noch nicht gesprochen. von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst

8.000 Unterschriften übergab die Bürgerinitiative „Rettet das ehemalige Museum am Ostwall“ (Foto) am 19. März im Tremonia-Saal des Rathauses an Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Unterzeichner des Aufrufs sind neben vielen Dortmunder Prominenten auch international renommierte Architekten. Gleichzeitig wurde eine Petition an den Landtag gerichtet. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als hätte die Stadt Erfolg mit ihrem Plan, das alte Museum zu einem „Haus der Baukunst“ mit Baukunstarchiv zu machen. Die Pläne scheiterten, weil die Architekten- und Ingenieurskammer vor den jährlichen Betriebskosten von 300.000 Euro zurückschreckte. Auch hier gibt es Fragen: Für die Bürgerinitiative erscheint diese Berechnung um ein Vielfaches zu hoch angesetzt. Das Scheitern der Verhandlungen setzte den Ratsbeschluss wieder in Kraft, der bereits vor drei Jahren auf Antrag der CDU gefasst wurde. Dieser lautet: „Die Verwaltung wird beauftragt, das Gebäude des ehemaligen Museums am Ostwall inklusive des dazugehörigen Grundstücks schnellstmöglich zu marktüblichen Konditionen zu veräußern. Jeglichen Überlegungen, das exponierte Gebäude interessierten Dritten kostenlos oder lediglich durch Übernahme der Betriebskosten dauerhaft zur Verfügung zu stellen, erteilt der Rat eine Absage.“ Der Plan, einen neuen Nutzer für die prestigeträchtige Immobilie zu finden und gleichzeitig das Filet-Grundstück am Wall zu versilbern, steckt nun in der Sackgasse. Der einzig verbliebene Investor „Kolfhaus + Beele“ aus Melle bietet 1,9 Millionen Euro für das Grundstück in bester Citylage – und will den Abriss. An Stelle des Museums soll ein fünfstöckiger Neubau mit 55 exklusiven Seniorenwohnungen entstehen. Die baulichen Vorgaben sehen den Erhalt des Museumsparks vor, erlauben aber den Abriss des traditionsreichen Gebäudes. Während in allen Fraktionen – zwischen Entschlossenheit und Krokodilstränen – ein Erhalt des Gebäudes favorisieret wird, hat sich der Rat wieder einem Investor ausgeliefert und sich ohne Not unter Zeitdruck gesetzt. Ein selbstgemachtes Dilemma. Am 10. April wird nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit entweder der Abriss des ältesten Innenstadtgebäudes, das keine Kirche ist, besiegelt oder es wird ein Aufschub erwirkt, um ein neues Konzept und einen neuen Betreiber zu finden. Die Grünen jedenfalls haben angekündigt, einen Antrag auf Aussetzung des Verkaufsbeschlusses zu stellen. Alle Fraktionen haben das Recht, zusätzlichen Beratungsbedarf anzumelden und damit die Entscheidung aufzuschieben. (bp) Den aktuellen Stand lesen Sie auf www.bodoev.de 21


DER KOMMENTAR

Wenigstens ein chronisches Bürokratie-Leiden

von Bastian Pütter

Ende März einigte sich die Große

steller der Schulklamotte ist Mäd-

terwerfen unter Sachzwänge: Die

kommen der 50er und 60er Jahre ist

Koalition nach langem Ringen auf

chenschwarm Elyas M’Barek. Der in

Globalisierung, die Shareholder, die

die Bundesrepublik ein Einwande-

einen Kompromiss zum Doppel-

München geborene Schauspieler ist

Kassenlage. Insofern ist die gefühlt

rungsland. Die verschiedenen Kons-

pass. Kinder ausländischer Eltern

Ausländer: Er hat einen österreichi-

ewige Debatte um das Deutsche,

trukte, die Deutschland hießen, sind

in Deutschland müssen sich nicht

schen Pass.

das Fremde und den Doppelpass

es natürlich immer schon. Ohne die

echte Politik. Seit den Anwerbeab-

500.000 Ruhrpolen um 1900 etwa

mehr für eine Staatsangehörigkeit entscheiden. Unter bestimmten

Politik, wo sie noch Politik sein darf,

Voraussetzungen.

hat mit Wirklichkeiten nicht viel am Hut. Interessanterweise hat das

„Gesunde Kompromisse machen

seine guten Seiten. Als Kunst des

aus Konflikten chronische Krank-

Unmöglichen will sie die Grenzen

heiten.“ Sagt der alte Goethe. Und

dessen, was möglich erscheint, ver-

der ist deutsche Leitkultur, weiß

schieben. Was wir hingegen zurzeit

die CDU. Naja, als „Fack ju Göhte“

meist erleben, heißt „Post-Politik“:

ist er auch Popcorn-Jugend-Kino in

Das Verhindern von Debatte und

multikulturellen Zeiten. Hauptdar-

Politisierung, das ideologiefreie UnFoto: Constantin Film

NEWS

1. Mai: BlockaDO – Dortmund blockiert gemeinsam Zerstrittene Nazis, geeinter Widerstand? Während in frü-

pulisten von „Pro NRW“ haben Wahlkampfveranstaltungen in

heren Jahren bis zu 1.000 Neonazis zum „Antikriegstag“

Essen und am Abend in Duisburg angekündigt.

Dortmund für Machtdemonstrationen nutzen konnten und

Zum ersten Mal geschlossen zeigt sich hingegen der Widerstand

konkurrierende Gegenbündnisse keine gemeinsame Strategie

in Dortmund: VertreterInnen von Gewerkschaften, Parteien, Ju-

fanden, stellt sich 2014 die Situation anders dar: Die Auffang-

gendorganisationen und Antifagruppen haben mit „BlockaDO

organisation des verbotenen „Nationalen Widerstands“, die

– gemeinsam gegen Nazis“ ein gemeinsames Blockadebündnis

Partei „Die Rechte“, will in Dortmund in Konkurrenz zur NPD

gegründet, das mit zivilem Ungehorsam und Sitzblockaden den

demonstrieren, die eine mit Parteiführern besetzte Konkur-

Aufmarsch der Neonazis ganz verhindern will.

renzveranstaltung in Duisburg angemeldet hat. Die Rechtspo-

Liveticker auf www.ruhrbarone.de

1.Mai: DGB – Gute Arbeit, soziales Europa Die traditionellen Maikundgebungen des Deutschen Gewerk-

miert und betreibt einen großen Buchstand mit Tausenden

schaftsbundes stehen in diesem Jahr unter dem gemeinsamen

guter Bücher, von politischer Literatur bis zum Kinderbuch.

Motto „Gute Arbeit, soziales Europa“ und sind geprägt von den

Auf Einladung des DGB dürfen an diesem Tag bodo-Verkäu-

bevorstehenden Kommunal- und Europawahlen.

ferinnen und Verkäufer im Park die druckfrische Maiausgabe

In Dortmund endet der Demonstrationszug mit der Maikund-

des Straßenmagazins anbieten.

gebung wie in jedem Jahr im Westfalenpark, wo auch das Fa-

Wer eine Mai-Nelke oder einen Mai-Pin trägt, erhält in der Zeit

milienfest des DGB mit bis zu 10.000 erwarteten Besuchern

von 11 und 14 Uhr freien Eintritt in den Westfalenpark und kann

stattfindet. Neben zahlreichen Organisationen und Initiativen

Busse und Bahnen den ganzen Tag kostenlos nutzen.

präsentiert auch bodo im Westfalenpark seine Arbeit, infor-

Infos auf www.dortmund-hellweg.dgb.de

3. Mai: Euromayday Ruhr – „Tanz den Verhältnissen“

22

Am ersten Samstag im Mai findet zum fünften Mal der „Euro-

ration vom Dortmunder Westentor durch die Nordstadt zum

mayday Ruhr“ statt, diesmal wieder in Dortmund. Die „Parade

Nordmarkt ziehen.

der Prekarisierten“ versteht sich als Alternative zu den klassi-

Unter dem Motto „Tanz den Verhältnissen“ wird der Fokus auf

schen Maikundgebungen der traditionellen Gewerkschaftsbe-

den andauernden europäischen Krisen und der zunehmenden

wegung. Sie ist ein ein offener Zusammenschluss einer Viel-

Prekarität – dem Leben in unsicheren Lebens- und Arbeitsbedin-

zahl von Initiativen und richtet sich an Menschen in prekären

gungen im Ruhrgebiet liegen. Gleichzeitig will der „Euromay-

Lebens- und Beschäftigungsverhältnissen.

day“ eine Plattform für die Selbstorganisation von alternativen

Mit Musik, Tanz, Performance und kurzen Interviews mit sozi-

Kunst-, Lebens- und Arbeitsformen bieten.

alen und stadtpolitischen Initiativen wird die Tanz-Demonst-

3. Mai, 16 Uhr, Westentor DO, www.euromayday.noblogs.org


DAS ZITAT

hätte es die Stahl- und Zechenrevo-

Weg zurückgelegt. Von Leitkultur-

lution nicht gegeben und das Ruhr-

debatten über „Kinder statt Inder“

gebiet sähe aus wie eine Mischung

bis „Wer betrügt, der fliegt“ haben

aus Sauerland und Niederrhein.

CDU und CSU alles versucht, Sand im

„Oft verstärkt eine

Getriebe zu sein. So auch in Sachen Den deutschen Konservatismus ficht

Doppelpass. Vor der Wirklichkeit,

das traditionell nicht an. Zu seinem

dass wer hier aufwächst, irgendwie

ideologischen Bestand gehört der

– und vielleicht nicht ausschließlich

Glaube an das Reine, ergänzt um die

– Deutscher ist, haben sie nicht kapi-

eine oder andere Reservearmee bil-

tuliert. Statt einer klaren Regelung

liger Arbeitskräfte, die nach getaner

gibt es nun also einen Kompromiss

Arbeit bitte einmal durchwischen und

mit chronischem Bürokratie-Leiden.

dann wieder gehen. Migration hat

Aber mehr war nicht drin.

noch nie und nirgendwo so funktioniert, aber glauben kann man daran.

Elyas M’Barek übrigens spart sich

Sanktion Rückzug und Antriebsarmut. Sie stört das Vertrauen in die Behörde als ,Partnerin‘, fördert destruktive Verhaltensweisen und zieht erhebliche Zeitverluste im Integrationsprozess nach sich.

den deutschen Pass: „Wir leben In den letzten zwei Jahrzehnten hat

doch in der EU, weshalb sollte ich

Michael Stremlau, Leiter des Jobcenters Kiel (!) vor

die BRD einen bemerkenswerten

zu tausend Ämtern rennen?“ (bp)

dem Kieler Sozialausschuss zu den Folgen der eigenen Praxis gegenüber jungen Leistungsbeziehern.

DAS FOTO

Rund 1.600 Patienten hat Martin Müller behandelt: Wohnungslose, Junkies, Zuwanderer. In provisorischen Behandlungsräumen „vor Ort“, in den Dortmunder Einrichtungen der Wohnungslosen- und Suchthilfe. Im Café Berta feierte er seine Verabschiedung in den Ruhestand (siehe Reportage auf Seite 12).

23


NETZWELT

KINOTIPP

endstation.kino & bodo präsentieren: Stiller Sommer Nach einer erfolgreichen Auktion verliert Kunsthistorikerin Kristine ihre Stimme: Sie braucht eine Auszeit und zieht sich ins abgeschiedene Familienferienhaus in den französischen Cevennen zurück. Dort trifft sie überraschend Tochter Anna, die eine Prüfung vermasselt hat und sich mit ihrem Lover Franck vergnügt. Der fühlt sich von der geheimnisvollen Stille der Mutter ange-

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.o-ton-arbeitsmarkt.de zogen. Als Kristine eine heimliche Affäre Meist sind es komplexe Statistiken, die versuchen, die aktuelle Arbeitsmarktsituation zu

mit Franck beginnt, gerät die sommerliche

beschreiben. Gespickt mit Vokabeln wie „Aktivierungsquote“ und „Synchronisationsver-

Leichtigkeit ins Wanken. Ihr Mann Herbert,

bot“ ergeben sich so Nachrichtenmeldungen und Berichte, die für Laien oft nur schwer

mittlerweile auch eingetroffen, versucht,

verständlich sind. Dieser Problematik will das Kooperationsprojekt des Instituts für

darüber hinwegzusehen...

Bildungs- und Sozialpolitik der Hochschule Koblenz und des Evangelischen Fachverbands für Arbeit und Soziale Integration e.V. im Rahmen der Kampagne „Menschen am Rande der Gesellschaft kommen zu Wort“ entgegenwirken.

Film ist die krankheitsbedingte Sprachlosigkeit der Hauptfigur. Nicht reden zu

Mit dem Ziel, aktuelle Arbeitsmarktberichterstattung zu korrigieren und zu „entwissen-

können, wenn Reden vonnöten wäre, keine

schaftlichen“, werden auf der Webseite zum einen aktuelle Meldungen und Statistiken

Fragen beantworten zu können, aber auch

in verständlicher Sprache veröffentlicht. Zum anderen porträtiert die Redaktion von Ar-

keine Kommentare abzugeben, die eine

beitslosigkeit Betroffene und gibt so den Menschen hinter der Statistik ein Gesicht. Über

Situation noch verschlimmern könnten,

200 Artikel sind seit dem Start der Website 2012 bisher auf diese Weise erschienen.

daraus zieht „Stiller Sommer“ seine Span-

Neben den aktuellen Meldungen finden sich auf der Webseite Erklärungen zu Begrifflichkeiten, die immer wieder im aktuellen Diskurs auftauchen. Was heißt eigentlich „Arbeitsmarktnähe“ und was ist gemeint, wenn von „Sockelarbeitslosigkeit“ die Rede ist. Fast 100 Begriffe aus der aktuellen Berichterstattung werden im Bereich „O-Ton Lexikon“ erklärt, ohne sich dabei politischer oder wissenschaftlicher Fachsprache zu bedienen. Eine eigene Position, wie bei anderen Portalen in dem Bereich üblich, vertritt die Seite dabei nicht. „Wir stellen Zahlen und Fakten zum Arbeitsmarkt zwar kritisch, aber so objektiv wie möglich dar“, sagt Sabrina Bersheim, die die Redaktion von O-Ton Arbeitsmarkt leitet. „Für unsere Artikel beobachten wir die Arbeitsmarktberichterstattung von Regierung und Medien. Wenn wir den Eindruck haben, dass Sachverhalte nicht richtig oder un-

rengeflecht auf, deutet Verbindungen und Konflikte an, die plötzlich zusammenfallen: Dann nämlich, als sich die Erzählperspektive ändert und statt aus Kristinas plötzlich aus Herberts Blick erzählt wird – leicht und voller Situationskomik. Am 24.4. erhalten alle Kinogäste im Rahmen der Aktion „Kino & Vino“ ein Glas Wein zu ihrer für den Film gelösten Kinokarte dazu. Do. 24.04. bis So. 27.04. um 19 Uhr

der offiziellen Daten oder bereiten das Thema klarer und leichter

Mo. 28.04. um 17.15 Uhr

zugänglich auf.“ Neben der Verbreitung der Inhalte über eigene

Di. 29.04. bis Mi. 30.04. um 19 Uhr

„O-Ton-Arbeitsmarkt“ erscheinen, auch unter einer freien CreativeCommons-Lizenz zur Verfügung gestellt, die eine kostenfreie Nutzung durch andere Medien ermöglicht. (sese) Sabrina Bersheim

nung. Ganz langsam baut Neul ein Figu-

verständlich dargestellt werden, dann korrigieren wir auf Basis

Kanäle wie Twitter oder einen Newsletter werden die Texte, die auf

24

Überraschendster Dreh von Nana Neuls

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de


VERANSTALTUNGEN APRIL 2014

1 Dortmund-Motiv des Dortmunder Fotografen Thomas Scherr im Wert von 249 Euro. Auf Leinwand gedruckt von RuhrGepäck. Freie Auswahl aus einer Reihe von 12 Motiven in der Größe 80 x 80 cm.

VERANSTALTUNGEN | VERLOSUNGEN 20.04. | The Golden Era of Hip Hop & Funk |

Cosmotopia@Grossmarktschänke, Dortmund | 2 x 2 Karten

23.04. | Thomas Godoj | FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen

24.04. | Abdelkarim | Werkstadt, Witten | 2 x 2 Karten

zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff

24.04. – 30.04. | Stiller Sommer | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten

„bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an:

27.04. | Der nackte Wahnsinn | Schauspielhaus, Dortmund | 3 x 2 Karten

redaktion@bodoev.de. Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entschei-

27.04. | Fatih Cevikkollu | Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten Welttag des Buches am 23.4. | bodo verlost fünf Krimi-/Thriller-Pakete schöner und neuwertiger Bücher im Ladenwert von jeweils mehr als 20 Euro (siehe Seite 9).

det das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.04.2014 Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

25


04 | 04 | 14 KUNST

03 | 04 | 14 Sara Jackson-Holman

DO 03 | 04 | 2014

Poetry-Kabarett | Sebastian 23

räner Kunden, die sich längst nicht mehr nur

Premiere mit Heimspiel. Sebastian 23 war

in der Rolle des Endverbrauchers sehen. Die

nie weg und ist trotzdem zurück. Dieses Mal

FORMART Designmesse präsentiert in der

Eine Geschichte wie im Märchen: Ihr Weg

allerdings nicht als seit Jahren geschätzter

Maschinenhalle „Friedlicher Nachbar“ 35 aus-

begann mit einem Fan-Post, den sie für die

Moderator verschiedener Poetry-Slams, son-

gesuchte Gestalter, Label und Manufakturen.

Band „Blind Pilot“ nach einem Konzert hin-

dern als eloquenter Alleinunterhalter. Mit-

Die Designer zeigen innovative und kreative

terließ. Deren Label-Chef weiß nicht mehr ge-

gebracht hat er sein drittes Solo-Programm

Designideen, einzigartige Produkte in limi-

nau, warum er auf die MySpace-Seite klickte,

„Popcorn im Kopfkino“. Darin präsentiert

tierter Auflage und vielversprechende, neue

wo Sara ihre Musik veröffentlicht hatte. Nach

der wortgewandte Mützenträger Texte, Lie-

Trends in allen Werkbereichen. Allen ausge-

dem Hören ihrer Stimme begann eine Reihe

der, Bilder, einen lebenden Biber und 250

stellten Produkten ist die hochwertige Verar-

von Gesprächen. Mit dem Resultat, dass er

Gramm Magerquark.

beitung ebenso gemeinsam wie das ganzheit-

die Pianistin & Singer/Songwriterin unter

Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

liche Arbeitsprinzip, bei dem die Herstellung

Musik | Sara Jackson-Holman

der Objekte von der ersten Ideenskizze bis zur

Vertrag nahm – obwohl sie noch nicht einmal ein formales Demo-Band vorlegte. Ihr DebütAlbum wurde von der Kritik in höchsten Tönen gelobt, Vergleiche zu den Chansonettes

FR 04 | 04 | 2014 Designmesse | FORMART

Adele, Amy Winehouse und Feist angestellt.

Die Massenproduktion trifft immer weniger

subrosa, Dortmund, 20 Uhr

den Geschmack und die Bedürfnisse souve-

Ausführung in einer Hand liegt. Maschinenhalle Friedlicher Nachbar, Bochum, 16 – 20 Uhr (auch 05. & 06.04., 11 – 19 Uhr) Musik | Felix Leopold Auf seiner Frühjahrstour 2014 bringt der seit

ANZEIGE

über 13 Jahren in Thessaloniki lebende Musiker Felix Leopold nicht nur viele Lieder mit, sondern auch eine gehörige Portion Wut im Herzen – Wut über den absehbaren Sieg des Kapitals über Sprache und Kultur und den bevorstehenden Ausverkauf einer ganzen Nation. Dabei beschäftigt er sich mit den Werten, die unser Leben als „Mensch unter Menschen“ (Goethe) lebenswert machen: Würde, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Freiheit. Felix Leopold präsentiert sein Soloprogramm „Lieder aus einem poetischen & rebellischen Griechenland“. Auslandsgesellschaft NRW e.V., DO, 19 Uhr Theater | Takeshi verschwunden Ein Gerücht, eine Nachricht, ein Impuls und es geht los: Wir fühlen. Doch wohin verschwinden sie, unsere Nachrichten, unsere Gefühle und unsere Katzen in Zeiten von Facebook, Twitter und Co.? Auf der Schwelle zwischen Performance und Theater taucht künstlerische Leiterin und Regisseurin Julie Stearns (Cleveland, Ohio) mit ihrem Erstlingswerk „Takeshi verschwunden“ tief ein in das Unterbewusstsein der Online-Kommunikation und deckt das letzte bisschen Cyber-SpaceEmotionalität auf, das der Facebook-Gesellschaft noch geblieben zu seien scheint: Ein

26


07 | 04 | 14 Die Spur

Konglomerat aus Desillusionierung, Verlust, Hoffnung, Hilfeschrei und Anteilnahme. Kulturhaus Thealozzi, Bochum, 20 Uhr (auch 05., 11. & 12.04., 20 Uhr & 06.04., 19 Uhr) Theater | KUNST

08 – 13 | 04 | 14 Internationales Frauenfilmfestival Dortmund / Köln

SO 06 | 04 | 2014 Tanztheater | Un Tango Avec Le Baron

Schulfilmprogramms wird auch am zweiten Festivalstandort Dortmund im Kino im U zu sehen sein. Alle Informationen zum Programm

Die charismatischen Tänzerpersönlichkeiten

gibt es unter www.frauenfilmfestival.eu.

Koffi Kôkô und Kettly Noël arbeiteten erst-

Kino im U, Dortmund

mals zusammen. In ihrem Duett zeichnen sie

Der erfolgreiche Dermatologe Serge hat sich

eine surreale Reise durch verschiedene Kör-

ein Bild gekauft: ein weißes Ölgemälde mit

per- und Transformationszustände nach und

weißen Streifen, für 200.000 Euro. Serges

kreieren eine philosophische Reflexion über

Freund Marc findet das teure Bild ganz einfach

die Fantasien und Erinnerungen, die dem

Weil der Bochumer Pop-Chor „Crashendo“

„Scheiße“ – und fühlt sich durch den Kauf in

tanzenden Körper innewohnt. Es entsteht ein

seinem Publikum nicht immer nur etwas vor-

seinen Wertvorstellungen, die er für gemein-

Spiel mit verschiedenen Rollen mit einer ho-

singen will, lädt er nun zum Mitsingen ein.

same hielt, angegriffen. Ein erbitterter Kampf

hen metamorphosischen Kraft, live begleitet

Unter dem Motto „Crashmob: A cappella to go“

entbrennt, in den Marc auch den gemeinsa-

durch den Kölner Trompeter und Komponis-

können alle verhinderten ChorsängerInnen,

men Freund Yvan hineinzuziehen versucht.

ten Udo Moll.

verkannten Superstars und leidenschaftlichen

Der aber mag sich nicht entscheiden müssen.

Theater im Depot, Dortmund, 19 Uhr

Unter-der-Dusche-SängerInnen eine wilde Mi-

Kleinkunst | Benjamin Tomkins „Kreatürlich“

Musik | Crashmob: A cappella to go

schung bekannter Songs mitschmettern. Die

Ist die Freundschaft der drei noch zu retten? prinz regent theater, BO, 20 Uhr (auch 5. & 30.4.)

MI 09 | 04 | 2014

MO 07 | 04 | 2014

Texte werden dabei an die Wand projiziert. Für den guten Sound sorgt Chorleiter Oliver Noack. Rotunde, Bochum, 20 Uhr

Theater | Die Spur

Absurd, komisch und bisweilen eigensinnig.

Ein Haus in Istanbul in drei Jahrzehnten: Das

So präsentiert sich die Puppenfamilie um den

preisgekrönte Stück von Ahmet Sami Özbudak

Puppenflüsterer Benjamin Tomkins, der über

verwebt die Geschichte zweier griechischer

sich selbst sagt: „Früher war ich schizophren,

Geschwister, die eines Revolutionärs und die

aber jetzt sind wir wieder ok!“ Wie viele Per-

eines Transvestiten, auf wundersame Weise.

Die Dortmunder Autorin liest aus ihrem Roman

sönlichkeiten tatsächlich in ihm stecken, ver-

Ein Gastspiel von GalataPerform, Istanbul, in

„Revierkönige“, der im Ruhrgebiet der 80er Jah-

rät Tomkins in seiner abendfüllenden Show.

türkischer Sprache mit deutschen Übertiteln.

Ob Comedy, Bauchreden, Puppenspiel oder

Studio im Schauspiel, Dortmund, 18 Uhr

FR 11 | 04 | 2014 Zweiter Freitag | Daniela Gerlach

ANZEIGE

Gesang: Tomkins und seine Charaktere überraschen immer wieder. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

DI 08 – SO 13 | 04 | 2014 Film | Internationales

SA 05 | 04 | 2014 Theater | Zum letzten Fest der Worte

Kaffee.Kuchen.Kultur.

Frauenfilmfestival Dortmund / Köln Das

Internationale

Frauenfilmfestival

Dortmund / Köln rückt sechs Tage lang das

Drei Frauen, denen ihre jeweilige Zeit zu eng

Filmschaffen von Frauen in den Blickpunkt

geworden ist, drei Frauen aus drei Jahrhun-

der Öffentlichkeit. Das Publikum darf sich

derten – 19. Jahrhundert, Gegenwart, Zu-

auf ein großes internationales Filmpro-

kunft – begeben sich wortgewandt, witzig,

gramm freuen, in dem bildgewaltige Spiel-

boshaft, weltdeutend und selbstverständlich

filme neben engagierten Dokumentarfil-

erotisch auf eine Reise zum Fremden, das

men und Kurz- und Experimentalfilmen

ihre jeweilige Wirklichkeit verändern soll.

zu sehen sind. Weiterbildungsangebote,

Denn was es auch immer sei, ob fremde Hän-

ein Filmworkshop für Mädchen sowie zahl-

de oder fremdes Weltsehen, nur das Fremde

reiche Specials wie Diskussionen, Vorträge

vermag die bestehende Wirklichkeit zu ver-

und Partys komplettieren das Angebot

ändern. Ein Gastspiel von ZEITMAULtheater.

für das Kölner Publikum. Ein Best-of-Pro-

Rottstr 5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

gramm sowie das komplette Angebot des

Salon-Programm auf:

www.hilde-ihr-saloncafe.de … und finde HILDE auf facebook …

27


09 | 04 | 14 Crashmob: A cappella to go

19 | 04 | 14 Globalibre: DJ Gärtner der Lüste

re angesiedelt ist, einer Zeit, in der das Revier

genen Hand als höchstes Ziel. Die Band über-

can – woraufhin er und seine Frau zu König

sein Schmuddelkindimage ablegt. Vom soge-

rascht mit einem breitgefächerten musika-

und Königin gekrönt werden. Aber ein fei-

nannten Strukturwandel bekommen die Pro-

lischen Spektrum, das ihre beeindruckende

ger Mord führt zum nächsten. Gequält von

tagonisten – der Freundeskreis um den Klein-

Entwicklung der letzten Jahre widerspiegelt.

Schreckensbildern stürzt Macbeth sich und

dealer Olaf Keune – allerdings wenig mit. Denn

Westfalenhalle 1, Dortmund, 20 Uhr

seine Lady mit rasendem Wahn in einen Ab-

in der eigenen Hütte, da sieht es immer gleich aus. „Revierkönige“, das sind verschiedene Charaktere auf begrenztem Raum, ganz schräg oder stinknormal, gefährlich oder philosophisch. In

grund von Gewalt, Paranoia und Selbstüber-

SO 13 | 04 | 2014 Salon I Storyteller mit Goldrand

schätzung. Macbeths Welt ist ein Todesland, wo die natürlichen Gesetze aufgelöst worden sind, wo Bäume laufen, Dolche schweben und

(ihrer) Wirklichkeit passiert scheinbar nichts –

Menschen haben sich was zu erzählen.

eine Hexe lachend um ihren Kessel tanzt.

außer den Zufällen des täglichen Lebens, und

Geschichte(n) und Ereignisse prägen ein Le-

Rottstr 5 Theater, BO, 19.30 Uhr (auch 26.04.)

das kann sehr viel sein. Der Eintritt zur Bene-

ben. Historisch und persönlich. Wie war das

fizveranstaltung ist frei, Spenden kommen den

Früher? Wie geht das Heute? Im Generatio-

Beratungsangeboten von bodo zugute.

nen-Salon treffen alt und jung zusammen

bodo, Schwanenwall 36 – 38, DO, 19.30 Uhr

und tauschen Anekdoten und Erinnerungen.

SA 12 | 04 | 2014 Musik | Broilers „Nur nach vorne gehen“ heißt ein Lied auf

Statement“ der Düsseldorfer Gruppe lesen: Das unbeirrte Vorwärtsstreben, das selbstbe-

Musik | Reggaeville Easter Special

Bei Kaffee und Kuchen trifft Streusel auf Sam-

Deutschlands führende Reggae-Homepage

meltasse. Stilvoll und bodenständig. Anmel-

lädt zu einem Konzertabend mit großen

dung bitte unter www.hilde-ihr-saloncafe.de

Künstlern der Reggaeszene ein. Mit dabei

Hilde ihr Salon-Café, I. Parallelstraße 7,

sind Anthony B, Kabaka Pyramid & House Of

44791 Bochum, 15 Uhr

Riddim Band, Chronixx, Dre Island, Kelissa &

dem neuen Album „NOIR“ der Broilers. Problemlos kann man den Titel als „Mission-

SA 19 | 04 | 2014

Zinc Fence Redemption. Warm Up und After-

DO 17 | 04 | 2014

show mit Silly Walks Discotheque. Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 21 Uhr

Theater | Macbeth

stimmte Beschreiten eines Weges im Namen

Eine Hexe prophezeit dem jungen Macbeth,

seiner Musik und für das, an was man glaubt.

dass er König wird. Getrieben von brennen-

Wer Vergleichbares sucht, wird weit fahren

Unabhängigkeit und die Zügel fest in der ei-

dem Ehrgeiz, ermordet er den König Dun-

müssen. La Boum mit Timmi & Martini als

Party | La Boum

ANZEIGE

Regina Schmeken UnTeR SPieLeRn Die naTiOnaLmannSchaFT 02.04.14 28.09.14 LeOnie-ReygeRS-TeRRaSSe 44137 DORTmUnD 28

USN_Anz_Bodo_1403_02RZ.indd 1

Medienpartner:

13.03.14 10:36


17 | 04 | 14 Macbeth

12 | 04 | 14 Broilers

Timmi Twister DJ-Set an den Plattentellern und ihrem Stilmix im Retrogewand bietet ein Feuerwerk mit Hits aus mehr als zehn Jahr-

von Amnesty International der TU Dortmund

MO 21 | 04 | 2014

zu einem Poetry Slam ein: Auf der offenen

Slam | MenschenrechtSlam

Bühne können und sollen sich die Slammer

zehnten Tanzgeschichte. Wenn am frühen

„Alle Menschen sind frei und gleich an Wür-

und Wortkünstler der Region literarisch zu

Morgen die Partycrowd die „Nordstadthym-

de und Rechten geboren“ – so lautet der

Menschenrechtsthemen austoben. Am Ende

ne“ anstimmt und sich wildfremde Men-

erste Satz der Allgemeinen Erklärung der

entscheidet das Publikum über den Sieger

schen erschöpft in den Armen liegen, neigt

Menschenrechte, die vor 66 Jahren von den

des Abends.

sich die Nacht ihrem Ende zu. Dann müssen

Vereinten Nationen verabschiedet wurde.

subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr

alle wieder einen langen Monat warten.

Inhaftierungen von Gewerkschaftern im Iran

Sissikingkong, Dortmund, 22 Uhr

oder Oppositionellen in Russland, sexuelle

MI 23 | 04 | 2014

Gewalt gegen Frauen nicht nur in Ägypten Party | Globalibre

Kindertheater | Das kleine Ich bin Ich

und weltweit verbreitete Homophobie, aber

Gut 23 Jahre hat ihm das tanzende Publikum

auch Diskriminierung von Minderheiten in

Eine phantasievolle Geschichte voller Fragen

die Treue gehalten. Nun ist die letzte Gelegen-

der westlichen Hemisphäre sowie fortschrei-

und Antworten zum Thema Identität und

heit, zur Musik von Ralf Illgner aka DJ Gärtner

tende Einschränkung der Meinungsfreiheit

Orientierung. „Das kleine Ich bin Ich“ ist ei-

der Lüste das Tanzbein zu schwingen. Damit

innerhalb der EU zeugen jedoch davon, dass

nes der bekanntesten Bilderbücher unserer

der Gärtner selbst ein wenig mittanzen kann,

der Schutz der Menschenrechte noch immer

Zeit. Die Reihungsgeschichte von einem un-

werden sich die Kollegen DJ Badre & DJ axe.l

nichts an Dringlichkeit und Aktualität ver-

bekannten Tierchen, das umherläuft, um

die Ehre geben und ihm dem Abschied damit

loren hat. Darum lädt die Hochschulgruppe

versüßen. „Danke, Ihr seid all die Jahre ge-

ANZEIGE

kommen um zu tanzen! Ohne den Bahnhof hätte ich nicht den Mut gehabt, mein Leben der Musik zu widmen.“ (Gärtner der Lüste) Bahnhof Langendreer, Bochum, 23 Uhr

Wo echte Liebe zählt, ist unser Strom.

SO 20 | 04 | 2014 BODO-VERLOSUNG | The Golden Era of Hip Hop & Funk Am Ostersonntag steht in der Dortmunder Großmarktschänke alles im Zeichen des Oldschool Flavour. Mit fetten Beats, coolen Raps und jeder Menge Funk im Blut

rom n St e u e en n n und n. e t ein r Jetz en werb ft siche n i erbe kundGutschr w / e d . € 1 20 ew 2

lassen der Wolf und Nils Noise die goldene Ära des Hip Hop wieder auferstehen. In einem wilden

.d www

Battle an den Decks bringen sie die groovigsten Tracks der 80er und 90er auf die Plattenteller – von Run DMC über De La Soul und Public Enemy bis zur Sugarhill Gang und Grandmaster Flash. Dazu garniert die Soultrippin‘Crew den Abend mit einer geballten Ladung Funk‘n‘Soul-Power.

Viele Dinge sind für Dortmund typisch – ein Lokalpatriot zu sein gehört dazu. Und genau diese Lokalpatrioten suchen wir. Werben Sie einen Stromkunden und unterstützen Sie uns dabei, Dortmund weiterhin so lebenswert zu gestalten. Dafür setzen wir uns mit unseren

mehr als 1000 Mitarbeitern täglich ein. Nicht nur durch Ihre sichere Versorgung mit Strom, Gas und Wasser, sondern vor allem auch durch die Förderung zahlreicher Projekte, Initiativen und Vereine. Im Großen wie im Kleinen. Für Dortmund und die Region.

Zutritt ab 21 Jahren. Cosmotopia@Grossmarktschänke, DO, 23 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 25. DEW21_AZ_130x140_BoDo.indd 1

30.08.13 16:32

29


23 | 04 | 14 Das kleine Ich bin Ich

19 | 04 | 14 Reggaeville Easter Special

seine Identität zu finden und überall nur Unverständnis erntet, endet schließlich in der

Pass oder er spricht einfach mit

DO 24 | 04 | 2014

einem Germanen. Diese glorrei-

Vortrag | Elias Perabo, Adopt a Revolution: Syrien

chen und glamourösen Träume

aterstück für Kinder ab 4 Jahren.

Die Friedensverhandlungen verliefen er-

sind ihm komischerweise nicht

HalloDu-Theater, Bochum, 10 Uhr

gebnislos, die Kämpfe sind erbitterter denn

zu Kopf gestiegen. Als fester Be-

(auch 24.04, 10 Uhr & 26.04., 16 Uhr)

je. Zwischen der Gewalt des Assad-Regimes

standteil von Unterschicht und

kindgemäßen Aussage: Ich bin ich! Ein The-

und den Dschihadisten versuchen zivilge-

Parallelwelt meistert er seinen

sellschaftliche Initiativen Strukturen für die

Alltag. Ob im virtuellen Netzwerkwahn oder

Thomas Godoj ist ein aufrechter, humorvoller

Zukunft aufzubauen. Wie aber kann eine

real mit original Kunstlederjacke – der Marokka-

Mann, der auch schon mal was wagt. Er ist musi-

Perspektive für Syrien aussehen? Elias Per-

ner hat immer (k)eine Lösung parat. Abdelkarim

kalisch und im Herzen ein

abo, Mitbegründer von „Adopt a Revolution“,

gilt als sympathischer Senkrechtstarter in der

waschechter Rock’n’Roller.

berichtet und gibt Ausblick auf die aktuelle

deutschen Comedy- und Kabarettszene.

Thomas Godoj sieht sich

Situation. Die 2011 von syrischen und deut-

Werkstadt, Witten, 20 Uhr

seit je her in der Tradition

schen AktivistInnen ins Leben gerufene In-

bodo verlost 2 x 2 Karten.

der Stones, Led Zeppelin...

itiative unterstützt den zivilen, friedlichen

Teilnahmebedingungen auf Seite 25.

Und das hört man. Godoj liefert auf „Männer

Widerstand und den zivilgesellschaftlichen

sind so“ mit Liebe arrangierte, produzierte und

Aufbau in Syrien. Der Eintritt ist frei.

handgemachte Rockmusik. Das war immer

Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr

BODO-VERLOSUNG | Thomas Godoj

FR 25 | 04 | 2014 Theater | Die Grönholm-Methode

schon seine Welt, auch wenn es für einen designierten DSDS-Sieger ein hartes Umfeld ist,

BODO-VERLOSUNG | Abdelkarim

Vier Bewerber haben sich zur Endrunde des

Abdelkarim, das ist ostwestfälischer Humor mit

Auswahlverfahrens für eine hoch dotierte

Geschmackspolizisten nur noch den medial ge-

Migrationsvordergrund. Ohne seine Träume fie-

Managerposition im Konferenzraum einer

triebenen „DSDS-Star“ in ihm sehen.

le ihm das Leben in der Bielefelder Bronx alias

international operierenden Firma eingefun-

FZW, Dortmund, 20 Uhr

„das-ghettowürdigste-Ghetto-Deutschlands“,

den. Und nur sie – ein Vertreter der Firma ist

bodo verlost 2 x 2 Karten.

schwer. In seinen unfassbar süßen Träumen ist

nicht in Sicht. Schnell wird klar: Nur einer wird

Teilnahmebedingungen auf Seite 25.

er mal berufstätig, mal hat er einen deutschen

gewinnen! Doch welche „Soft Skills“ sind hier

in dem er allzu oft erkennen musste, dass viele

überhaupt gefragt? Team- oder doch eher

FAV_Bodo_Anzeige_Layout 1 16.03.14 19:56 Seite 1

Kampfgeist? Diplomatie und Einfühlungsver-

ANZEIGE

mögen oder knallharte Bandagen? Ohne wirklich zu wissen, was von ihnen erwartet wird, stellen sich die vier Manager der ungewöhnlichen Bewerbungssituation. Bissig erzählt der Manager-Thriller von der unerbittlichen Konkurrenz auf dem heutigen Arbeitsmarkt und dem Wahn um die Ressource Mensch. Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 26.04.)

FAV 14/Erkundigungen Eine Gesprächsreihe im Vorhinein

Theater | Atmen Die Erde ist überbevölkert, die Rohstoffe wer-

www.favoriten2014.de favoriten2014.tumblr.com #FAV 14

den knapp, Umwelt und Wirtschaft kollabieren. Kann man da noch Kinder in die Welt setzen? Diese Frage stellt sich ein junges Paar, beide um

Medienpartner:

30

Gefördert und veranstaltet von

Illustration: Das Gespinst

die dreißig, beide gut ausgebildet, beide immer bemüht, das Richtige zu tun, gute Menschen zu sein. Aber offenbar ticken hier zwei ganz verschiedene biologische Uhren zugleich: die der überbevölkerten Erde und die einer Frau


30 | 04 | 14 MAYDAY „Full Senses“

25 | 04 | 14 Die Grönholm-Methode

Party | MAYDAY „Full Senses“

mit Kinderwunsch. Was wird schneller Scha-

pelmann ans Schauspiel Dortmund zurück.

den nehmen, die Umwelt oder die Beziehung

Die Premiere ist am 5. April 2014 – weitere

Die „Mutter aller Raves“ kommt in die West-

des Paares? In einem raffiniert verschachtelten

Termine unter: www.theaterdo.de.

falenhallen. 25.000 Besucher werden bei der

Dialog verhandelt der junge britische Autor

Schauspielhaus, Dortmund, 18 Uhr

MAYDAY „Full Senses“ erwartet, wenn über

Duncan Macmillan die großen Daseinsfragen

bodo verlost 2 x 2 Karten.

50 internationale Top-DJs und LiveActs sämt-

von der Wiege bis zum Grabe.

Teilnahmebedingungen auf Seite 25.

liche Stile elektronischer Musik präsentieren. Mit dabei, Fedde Le Grand, Paul van Dyk, Sven

prinz regent theater, Bochum, 20 Uhr BODO-VERLOSUNG | Fatih Cevikkollu

(auch 27.04., 19 Uhr)

SA 26 | 04 | 2014 Aktion | Das Detroit-Projekt

Väth, Moonbootica, Sander van Doorn, Chris

„FatihTag“ ist ein Tag mit Fatih in dem Land, in

Liebing, Cosmic Gate, Danny Avila u.v.m.

dem die Post abgeht: postmodern, postmigran-

Westfallenhallen, Dortmund, 18 Uhr

tisch und postdemokratisch. Die

ANZEIGE

Welt befindet sich im Wandel

Zur Eröffnung des Sommerfestivals veran-

und die Gesellschaft wird umge-

staltet das Schauspielhaus ein Motown-Bar-

baut. „FatihTag“ – ein Programm

becue mit Musik des legendären Soul-Labels

mit Identitätsbildungsauftrag.

aus Detroit. Nach Sonnenuntergang wird ge-

Integrationsdebatten sind die

gen 21 Uhr die Ausstellung zur großen Foto-

Folklore der Politik, und wer mag

aktion „Mein Bochum – unsere Zukunft“ er-

schon Volksmusik? Fatih mag Jazz! Fatih ver-

öffnet und feierlich das neue Kunstwerk von

sucht, seine Tochter zweisprachig zu erziehen,

Tim Etchells in Anwesenheit des Künstlers am

was alle ganz toll finden, bis sie feststellen, dass

Bergbau-Museum illuminiert. Das interna-

die zweite Sprache türkisch ist. Fatihs Vati wür-

Die, 01.04.2014, 19.00 Uhr

tionale Stadt- und Kunstfestival in Bochum

de dazu sagen: „Man soll nicht die Hosen hoch-

Dizzy Fingers – „Guitar Café“

stellt Fragen und sucht nach Antworten zur

krempeln, bevor man das Meer sieht.“

Eintritt frei

Zukunft der Stadt, der Arbeit und der Kunst

Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr

in Europa. Zum geselligen Beisammensein

bodo verlost 2 x 2 Karten.

bitte Klappstühle und Picknickdecken mit-

Teilnahmebedingungen auf Seite 25.

Die Hinterhofband

MI 30 | 04 | 2014

Sa, 05.04.2014, 20.00 Uhr

bringen. Infos: www.thisisnotdetroit.de. Wiese vor dem Deutschen Bergbau-Museum, Bochum, 19 Uhr

Party | Cosmotopias Tanz in den Mai

SO 27 | 04 | 2014

Die „Tanz in den Mai“-Party der Cosmotopia Crew zählt zu den besten Partys des Jahres in

HAUS DER JUGEND

April 2014

Fr, 04.04.2014, 20.00 Uhr „Gestern ist heute“

Christian Keltermann „Reisst Euch den Arsch auf, sonst mach ich das!““

der Dortmunder Großmarktschänke. Wenn

Mo, 07.04.2014, 19.00 Uhr

Sechs Schauspieler und ein verzweifelter Re-

zudem Hip Hop-Legende und Turntable-Wi-

Akkordeocafé

gisseur kurz vor der Premiere: Auf der Büh-

zard Mirko Machine das DJ-Aufgebot anführt,

Eintritt frei

ne herrscht das reinste

dann ist eine lange und wilde Partynacht

Chaos! Hinter den Ku-

gleich doppelt garantiert. Zudem servieren

lissen stehlen sich Lie-

die „Queens of Funk and Soul“ von Funktronix

beswirrwarr und Neid

jede Menge 60ties Soul, Funk & Disco Classics.

fröhlich gegenseitig die

Des weiteren sorgen DJ Martini und „Der Radi-

Show! Und bald soll die gemeinsame Tournee

us“ mit Beat, Swing und Rare Grooves für wil-

beginnen... Michael Frayns Komödien-Welt-

de Teppichtanz-Ekstase in bester Cosmotopia-

hit ist verblüffend, absurd und turbulent: Ob

Manier. Neben Club und Bar wird an diesem

die Witze auf der Bühne oder die Scharmützel

Abend auch der Außenbereich mit großem

dahinter – die Pointen lauern überall. Nach

Biergarten eröffnet, was frische Spezialitäten

dem großen Erfolg von Arsen und Spitzen-

vom Grill und leckere Cocktails verspricht.

häubchen kehrt das Regieduo Jordan & Kop-

Grossmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr

BODO-VERLOSUNG | Der nackte Wahnsinn

Sa, 12.04.2014, 20.00 Uhr

Albert Lee & Hogan’s Heros So, 13.04.2014, 18.00 Uhr

Dojaku – Anime/Manga Treffen Eintritt frei

Fritz-Henßler-Haus Geschwister-Scholl-Str. 33-37 44135 Dortmund · www.fhh.de

31


BODO GEHT AUS

beans. coffee-store | Dortmund Kaffeekultur aus Tradition

von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Das schmale Ladenlokal an der Kaiserstraße beherbergt eine Kaffeebar mit erweiterter Karte, den Werksverkauf der ortsansässigen Rösterei Schirmer, einen Shop mit Geschenkartikeln rund um die schwarze Bohne sowie eine

zu klein. Außerdem mochte Max Zombek die Hektik nicht, die diese Lage mit sich brachte, die Gäste, die nur auf einen Sprung reinkamen, um mal eben einen Espresso zu kippen.

zum Beispiel über einen äthiopischen Sidamo

Kaffeekultur definiert er anders.

II. „Das kommt nicht von ungefähr”, erklärt Zombek. „Im Wein können sechzig Aromastoffe

Minirösterei für die unbedingten Individualis-

„Kaffee ist in Deutschland nach wie vor das

ten und Spezialisten unter den Kaffeekonsu-

Getränk Nummer eins”, sagt er. „Es wird mehr

menten. Wer regelmäßig kommt und stets ein

Kaffee getrunken als Bier oder Wasser. Doch

wenig Zeit mitbringt, wird hier wohl automa-

was die Art der Zubereitung betrifft, haben

Neben den Sortenreinen listet die Karte Mi-

tisch zum Genießer. Max Zombek organisiert

die Deutschen lange hinter ihren Nachbarn

schungen, die als Café Crème, Latte, Cappucci-

in einer, wie er sagt, sehr flachen Hierarchie die

her gehinkt. Hauptsache, er war schwarz,

no oder Espresso angeboten werden, darüber

wesentlichen Dinge im „beans. coffee-store“.

bitter und heiß. Aber seit einiger Zeit holen sie

hinaus Eiskaffeespezialitäten, heiße Varianten

auf, und zwar in rasantem Tempo.”

mit Schuss, Kakao, Tees und Erfrischungsge-

Die Rösterei Schirmer, 1854 in Leipzig gegrün-

32

Dortmunder Innenstadt erwies sich bald als

nachgewiesen werden, im Kaffee sind es etwa zweihundert. Ein hochkomplexes Getränk.”

tränke. Für den kleinen Hunger gibt es Snacks,

det, zog über Bochum nach Dortmund, wo

Ein Blick in die Karte zeigt, dass die Schwarz-

sie seit den frühen 1960er Jahren ansässig ist.

bitter-heiß-Epoche zumindest im „beans.

Die Firma expandiert, ihre Produkte werden

coffee-store“ ihr Ende gefunden hat. Hier lässt

längst nicht mehr nur unter eigenem Namen

die Beschreibung der sortenreinen Kaffees an

verkauft. Viele, darunter namhafte Marken,

Charakterisierungen großer Weine denken:

lassen ihre Bohnen in Dortmund-Brackel

„Hochfeines, sehr typisches, fast parfumartiges

rösten. Parallel expandiert auch der Café-Be-

Aroma, mild und sehr ausgewogen. Feinste

Gleichwohl ist der „beans. coffee-store“ nicht

trieb mit Werksverkauf. Ein Ladenlokal in der

Fülle, angenehme leichte Säure”, heißt es

nur Kaffeebar. Im erwähnten Werksverkauf

frisch zubereitete Ciabatta, Panini und Salate sowie die Möglichkeit, gut und ausgiebig zu frühstücken. In der warmen Jahreshälfte empfiehlt sich der schmucke Außenbereich an der rückwärtigen Seite des Hauses.


SOZIALES

Was lange währt, wird endlich Recht? Seit Mai 2012 zieht sich der Prozess im PCB-Skandal am Landgericht Dortmund bereits in die Länge. Noch wollen die Opfer und ihre Bürgerinitiative jedoch nicht aufgeben. von Yannick Sievers | Foto: Sebastian Sellhorst In einem der größten Umweltskandale

nen die WDR-Dokumentation „Grünkohl,

Deutschlands werfen Staatsanwalt-

Gifte und Geschäfte“ aus der Reihe „die

schaft sowie zahlreiche Nebenkläger der

story“ gezeigt wird. Im Anschluss geben

Recycling-Firma Envio Körperverletzung in

Vertreter der Initiative ein Update zum

51 Fällen sowie schwere Umweltverstöße

laufenden Prozess.

vor. Der ehemalige Geschäftsführer Dirk Neupert und weitere Führungskräfte sollen ihre Arbeiter auf dem Envio-Gelände in der Dortmunder Nordstadt jahrelang ungeschützt dem hochtoxischen PCB ausgesetzt und darüber hinaus erhebliche Umweltschäden verursacht haben.

Sprecherin Wiebke Claussen und ihre Mitstreiter erläutern dann unter anderem, was PCB überhaupt ist und müssen ihren Gästen nicht selten erklären, warum der Prozess gegen Envio immer noch andauert. „PCB steht für krebserregende Polychlorierte Biphenyle, die lange Zeit als

Eine umfassende Aufklärung der Vor-

Kühl- und Isoliermittel verwendet wur-

kommnisse hat sich die 2010 gegründete

den“, so Michael Hillebrandt, der seit 2011

„Bürgerinitiative gegen den PCB-Skandal

der Bürgerinitiative angehört. Apropos

in Dortmund“ auf die Fahnen geschrie-

Prozessdauer: „Eine gesundheitliche Schä-

ben. Sie vertritt nicht nur die Interessen

digung der Arbeiter durch Envio ist nur

betroffener Anwohner, sondern drängt

schwer nachzuweisen“, bedauert Claussen.

zudem auf rechtliche Konsequenzen für

„Zudem werden PCB-Erkrankungen noch

die Verantwortlichen.

nicht als Berufserkrankung anerkannt.“

Firma zum Mitnehmen. Anlaufpunkt für

Dabei geht die Initiative ergebnisorientiert

Gegenwärtig sind noch bis in den Juli

Experten und Gourmets jedoch ist der

und öffentlichkeitswirksam ans Werk: Ihre

Prozesstage angesetzt. Die Bürgerinitiative

hintere Ladenteil. Denn dort befindet sich

Vertreter wohnen Prozesstagen bei, halten

gibt derweil die Hoffnung auf Gerech-

eine Misch- und Mahlmaschine, eine „Com-

Kontakt zu PCB-Opfern und pflegen eine

tigkeit nicht auf. Ihr nächster Info-Abend

Beans-Nation” der schweizerischen Firma

Webseite mit aktuellen Meldungen. Hinzu

findet am 23. Mai um 19 Uhr in Dortmund

Dietrich. Im grammgenauen Verhältnis

kommen regelmäßige Info-Abende, auf de-

im Taranta Babu (Humboldtstr. 44) statt.

erhält man natürlich sämtliche Sorten der

kann sich hier jeder Connaisseur aus dem Inhalt von sechs Silos seine ganz individuelle Kaffeemischung zusammenstellen lassen. Wenn nötig, immer wieder aufs Neue, immer wieder anders, bis der perfekte Kaffee gefunden ist. Auch in puncto Mahlgrad. Und Röstung sowieso. Vermutlich aber ist hier der Weg das Ziel. Max Zombek selbst trinkt selten mehr als sechs Tassen am Tag. Ihm ist ein sortenreiner Mexico Maragogype am liebsten. (wk)

beans. coffee-store, Kaiserstraße 100, 44135 Dortmund, Tel. 0231 4387085 Mo. bis Fr. 10 bis 18Uhr, Sa. 10 bis 14 Uhr 33


KUNST

Ein offenes Angebot „Situation Kunst“ und der Park von Haus Weitmar

An der Hattinger Straße, unweit der Bochumer Innenstadt, erstreckt sich ein im Stil englischer Landschaftsgärten angelegter Park. Gewundene Pfade, sanft gehügelte Wiesenflächen, ein Teich, vereinzelte Baumgruppen und kleine Wäldchen. Angelegt mit dem Ziel, Natur betont anmutig zu inszenieren. Ein Hinweis, dass auf dem Gelände mehr zu erkunden sein könnte als grüne, stadtnahe Idylle, zeigt sich in einem aufrecht stehenden Winkel schlanker Betonstreben, positioniert an der einzigen korrekt rechtwinkligen Wegekreuzung der Anlage. Ästhetisch und doch irritierend.

Die auffällige Spitze ist Bestandteil der Skulptur „Concrete Erection (La plate-bande n°2)“ von Francois Morellet. Nähert man sich, sieht man flach auf dem Boden liegend drei weitere Winkel, welche bordsteinkantengleich die sich hier kreuzenden Wege fassen. Ein Spiel mit Form, Natur und Material. Morellets Arbeit ist nicht die einzige Skulptur im Park, jedoch eine der wenigen, die sofort ins Auge fallen. Andere muss man sogar gezielt suchen. Die Werke „Relatum Holzwege I und II“ des koreanischen

von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Künstlers Lee Ufan beispielsweise, Walzstahlplatten und naturbelassene Findlinge, die abseits der Wege auf dem Waldboden liegen. Oder die „Elevational Circles: In/On“ von Richard Serra, der – in diesem Fall zwei runde – Platten aus massivem Stahl nicht als aufrecht stehende Landmarken, mit denen er im Ruhrgebiet weiten Kreisen der Bevölkerung bekannt geworden ist, ausrufezeichensetzend positioniert, sondern diese, unvergleichlich bescheidener, unter Bäume an den Rand einer Rasenfläche gelegt bzw. dort ins Erdreich eingelassen hat. „Es ist Richard Serra immer wichtig, dass sein Werk mit dem Umfeld in einen Dialog kommt”, sagt Alexander von Berswordt-Wallrabe, der die Künstler eingeladen hat, für den Park zu arbeiten. „Das gilt für alle Künstler, die hier vertreten sind. Wir haben es ja nicht mit einem

Oben: Wolfgang Kienast, Kuratorin Maria

Skulpturenpark zu tun, wie man ihn

Schulte und ein Teil von Richard Serras

traditionell kennt. Hier wird einem die

„Elevational Circles: In/On“.

Kunst nicht ins Gesicht gehauen, sie ist

Rechts: Der effektvoll in die Schlossruine integrierte Kubus wurde 2010 mit Mitteln der Kulturhauptstadt realisiert. Hier finden Wechselausstellungen statt.

quasi beiläufig da, eine möglicherweise versonnene Reaktion auf die vorhandene Situation. Vielleicht lässt sie die Spaziergänger kurz innehalten, hingucken, nachdenken. Ich kann den Menschen ja nicht diktieren, wie sie denken oder empfinden

34


35


KUNST

36

sollen. Das Gelände soll ein Angebot zur

gramm der Galerie auf Neue Konkrete

„Situation Kunst“, von Berswordt-

Erholung sein, zur Meditation und zur

Kunst, Fotografie, Film und Video. Mit

Wallrabe ins Leben gerufen, wird

Kontemplation. Ein offenes Angebot.”

einigen der bereits damals vertretenen

mittlerweile durch eine Stiftung gelei-

Künstlern dauert die Zusammenarbeit

tet. Maria Schulte, sie hat an der RUB

Die Geschichte des Areals beginnt im 11.

bis heute an. Als prägend darf Bers-

Kunstgeschichte studiert, arbeitet dort

Jahrhundert als Schultenhof von Weit-

wordt-Wallrabes enge freundschaftliche

als Kuratorin: „Unser Fachgebiet ist ja

mar. Das Gehöft wurde im 15. Jahrhun-

Beziehung zu Max Imdahl gesehen

eigentlich eher konservativ ausgerich-

dert durch eine Familie von Hasenkamp

werden. Imdahl war Gründer des Kunst-

tet. Max Imdahl war einer der ersten

zum Rittersitz erweitert. 1765 erlosch

geschichtlichen Instituts der Ruhr-Uni-

Kunsthistoriker, der sich überhaupt für

das Geschlecht. Nach kurzen Intermez-

versität Bochum. Ein Ensemble außer-

Gegenwartskunst interessierte. Dabei

zi, im Jahr 1780, erwarb Friedrich von

gewöhnlicher Gebäude im Park erinnert

hat er sich von dem verabschiedet, was

Berswordt-Wallrabe Haus Weitmar. Im

namentlich an den 1988 verstorbenen

er ,Wiedererkennendes Sehen‘ nannte,

Zweiten Weltkrieg wurden das 1592 aus

Kunsthistoriker: „Situation Kunst (für

das Erforschen, welcher Künstler was wie

Ruhrsandstein erbaute Schloss sowie die

Max Imdahl)“. Die Gebäude, die ersten

wann schon so gemacht hat. Dem hat

angrenzende Sylvesterkapelle von Bom-

wurden zwischen 1988 und 1990 errich-

er seine Theorie vom ,Sehenden Sehen‘

ben getroffen. Überdauert haben nur

tet, beherbergen dauerhaft installierte

gegenübergestellt, dass man genau

die Außenmauern. Die gesamte Anlage

Werke und wurden speziell für diese

hinschauen, sich einlassen muss, um nur

blieb jedoch im Familienbesitz und war

entworfen. Mit einer Ausnahme: Die

aus dem Werk heraus Erkenntnisse zu

für die Bevölkerung nicht zugänglich.

bislang letzte Erweiterung, der archi-

erlangen. Dann muss man gar nicht un-

Das änderte sich 1974, als Alexander

tektonisch effektvoll in die Schlossruine

bedingt kunstgeschichtlich versiert sein,

von Berswordt-Wallrabe mit der Stadt

integrierte Kubus, 2010 mit Mitteln der

das denke ich zumindest, um abstrakter

Bochum einen entsprechenden Pachtver-

Kulturhauptstadt realisiert, wurde für

Kunst etwas abgewinnen zu können.

trag schloss.

wechselnde Ausstellungen konzipiert.

Man merkt das im Park genauso wie in

Aktuell, noch bis zum 20. April, wer-

den Gebäuden von ,Situation Kunst‘.

Sechs Jahre zuvor, im Jahr 1968, hatte er

den unter dem Titel „Menschenbilder”

Wenn ich dort dem Serra gegenüber-

in der Nähe der Ruinen die „Galerie m“

Fotografien von Florence Henri, Lisette

stehe, diesen riesigen Stahlplatten, nur

gegründet. Ausgerichtet ist das Pro-

Model und Diane Arbus gezeigt.

in den Raumecken verkantet, nicht am


www.situation-kunst.de

steigenden Körperlichkeit des Materials

führte auch zu einer engen Verbindung

Aktuelle Ausstellung: „Menschenbilder”,

konfrontiert. Hier nimmt man nur die

zwischen „Situation Kunst“ und der RUB.

Fotografien von Florence Henri, Lisette

schmalen Kanten der Platten wahr. Der

„Es gibt wohl kaum eine andere Universi-

Model und Diane Arbus (bis 20.4.)

an sich sehr einfache Aufbau der Skulp-

tät, an der die Studierenden im Fachbe-

tur lässt den Besucher sowohl extreme

reich Kunstgeschichte so praxisorientiert

Bedrängtheit als auch große Freiheit

arbeiten können wie in Bochum”, sagt

Boden befestigt, dann macht das etwas

erfahren. Und Eigenständigkeit in einem

Maria Schulte. „Sie müssen hier nicht auf

mit mir. Dazu muss ich nicht Kunstge-

wahren Sinn des Wortes.

Dias oder Reproduktionen zurückgreifen,

schichte studiert haben.”

sondern kommen in direkten Kontakt In den anderen Gebäuden, die schlichte

mit den Originalen. Sie werden bei der

Ihre Aussage bezieht sich auf Serras

äußere Gestalt erinnert an die Anonymität

Konzeption, dem Aufbau und dem Ablauf

Arbeit „Circuit“, für die eines der Ge-

funktionaler Industriebaukörper, werden

von Ausstellungen mit einbezogen und

bäude entworfen wurde. Vier mächtige

Arbeiten von unter anderem Norbert Kri-

haben durch unsere Ausstellungskata-

Stahlplatten sind dort in einer Weise

cke, Maria Nordmann, David Rabinowitch

loge ihre ersten Publikationen.” Doch

angeordnet, dass sie von den Ecken des

und Arnulf Rainer präsentiert sowie

ein Studium benötigt niemand, um die

quadratischen Raumes geradlinig in

afrikanische und asiatische Kunst aus

Atmosphäre der Landschaft aus Kunst,

die Mitte ragen, wo sie in einem ebenso

frühen Epochen. Zwischen den Gebäuden

Natur und Architektur auf sich wirken zu

großen Abstand voreinander enden, dass

sind weder Wege angelegt noch geben

lassen. Der Park ist ein in jeder Hinsicht

am gedachten Schnittpunkt ein enger

Wegweiser eine Richtung vor. Die nahezu

offenes Angebot. Es beginnt mit der ganz

Durchgang bleibt. Durch eine mittig in

meditative Stimmung im Park soll den

simplen Tatsache, dass die Türen zum

eine der Seitenwände eingesetzte Tür

Besucher einstimmen auf das Wechselspiel

Gelände nie verschlossen sind und der

betritt man als Besucher den Raum, der

zwischen individueller Entscheidungs-

Eintritt in den Dauerausstellungsbereich

von dort zum Zentrum hin durch die

freiheit und formaler Strenge, welches in

von „Situation Kunst“ während der Öff-

Platten verengt wird und sich an der

„Situation Kunst“ auf ihn wartet.

nungszeiten frei ist. (wk)

offenen Spitze wieder weitet. An diesem Punkt sieht man sich nicht mehr mit der

Die Freundschaft zwischen Alexander

die menschliche Vorstellungskraft über-

von Berswordt-Wallrabe und Max Imdahl

37


FOTOGRAFIE

Unterwegs In der Zeit jugendlicher Blüte Ein Junge, 1985 in Arizona geboren, ge-

Dieser junge Mann heißt Mike Brodie, ein

rade 18, verlässt das nicht gerade warme

Freund schenkt ihm eine Polaroidkamera,

und herzliche Familiennest, um wie auch andere junge Amerikaner für einige Jahre wie ein „Hobo“ (einst die Bezeichnung der heimatlosen amerikanischen Wanderarbeiter) auf Güterzügen durch die USA zu fahren, ohne bestimmtes Ziel und feste Unterkunft. Er lässt sich treiben.

damit er seine Erlebnisse festhalten kann. Als Polaroid keine Filme mehr produziert, besorgt er sich eine Nikon Spiegelreflex und fotografiert weiter. Seine Bilder stellt er unter seinem Nickname „Polaroid Kidd“ auf Flickr ins Internet, sie erlangen Internetruhm und werden von der Kunstwelt entdeckt. Mittlerweile hat er zwei Galerien in den USA, eine an der Westund eine an der Ostküste, die seine Bilder vertreten, und der renommierte Verlag Twin Palms veröffentlicht ein Fotobuch mit seiner

von Daniel Sadrowski

Arbeit: „A Period of Juvenile Prosperity“. Seine intensiven und authentischen Bilder, die erstmal absichtslos entstanden sind, und seine Biografie – keine Ausbildung, schon gar keine künstlerische – elektrisieren den Kunstbetrieb, dem er selbst mit gemischten Gefühlen gegenüber steht. Nach seiner Zeit als „young drifter“ von 2003 bis 2008, in der er rund 50.000 Meilen quer durch die USA zurückgelegte und 7.000 Fotos aufnahm, hat er sich mittlerweile niedergelassen, die Kamera erst mal an den Nagel gehängt und eine Ausbildung zum Automechaniker gemacht.

Mike Brodie | A Period of Juvenile Prosperity Gebundene Ausgabe, 113 Seiten | Englisch Twin Palms Verlag | ISBN 978-1936611027

38


„Die Sonne geht auf Die Welt geht unter Ich penn‘ am Strand Seh‘ ein Wunder Mehr kann ich nicht gewinnen

cruel and tender (schrecklich und zärtlich

Mehr kann ich nicht gewinnen“

Currys Portrait eines afghanischen Mädchens

zugleich) – Straßenromantik Was muss noch erzählt werden? Als Inspiration für seine Fotografie führt Mike Brodie die Bilder des viel gereisten Fotojournalisten Steve McCurry an, die er in einem Buch entdeckte. Mcmit strahlend grünen Augen ist weltbekannt.

Guaia Guaia | Absolute Gewinner Brodies eigenes Buch zeigt seine trotzigen Begleiter – Freundinnen und Freunde mit selbst gestochenen Tattoos, die chaotischen und heruntergekommenen Interieurs ihrer Quartiere, den Kontakt mit der Polizei, Krankenhausbesuche und im Hintergrund immer wieder die vorbeirauschende Landschaft der USA. Man spürt, das Leben unterwegs, draußen auf der Straße und in den Zügen ist hart und schmutzig, doch das magische Licht der Dämmerung in der Natur verleiht den Bildern eine Romantik. Seine Fotografien bezeugen einerseits die schrecklichen Momente dieses Lebens, in denen es nur ums Überleben geht. Durch ihre Schönheit geben sie den Protagonisten jedoch gleichzeitig zärtlich ihre Selbstbestimmtheit und Würde zurück. „Es ist ein romantisches Leben, zumindest im Frühling und Sommer.“ Wie für viele seiner Begleiter ist für Mike Brodie diese „selbstgewählte Obdachlosigkeit“ eine temporäre Phase, die aus unterschiedlichen Gründen startet. Mal ist es Abenteuerlust, mal der Wunsch, einem deprimierenden Zuhause zu entfliehen. In jedem Fall ist es ein Ausstieg aus der geregelten Gesellschaft. Dies hat im „Land der Freien“ eine Tradition mit einer Bandbreite, die von Mark Twains „Huckleberry Finn“ über die „Hobos“ bis hin zu Jack Kerouacs „On the Road“ reicht. Nach den Textzeilen aus „Absolute Gewinner“ der jungen Band Guaia Guaia (vorgestellt in bodo Oktober 2013 ), einem Duo, das sich ebenfalls bewusst für ein Leben auf der Straße entschieden hat, zum Schluss ein Zitat von Mike Brodie aus einem Interview mit „the guardian“ über die „Sonnenseite“ dieses Entschlusses: „It‘s a romantic life, at least in the spring and summer.“ (ds) 39


REPORTAGE

40


Warum Frauen und Männer aus Osteuropa ihre Körper verkaufen

Dortmund, Linienstraße, hinter dem Hauptbahnhof. Rot erleuchtete Fenster in kalter, nieseliger Nacht. Hinter jeder Scheibe sitzt eine spärlich bekleidete Frau und lächelt die verschämt bis gierig schauenden potenziellen Freier an. Es gibt mehr Prostituierte als Kunden auf dieser Meile, die seit 1904 bereits horizontale Verrichtungen in Wohnungen anbietet. In anderen Städten des Ruhrgebietes gibt es ähnliche Straßen. von Hubert Ostendorf | Fotos: Daniel Sadrowski · Sebastian Sellhorst

S

eitdem Rumänien und Bulgarien in der EU sind, ist die Konkurrenz größer geworden. „Das drückt den Preis“, erklärt uns Alina. 130 Euro pro Tag müsse sie

für ihr Zimmerchen zahlen. Bei fünf oder sechs Kunden am Tag für je ca. 20 bis 30 Euro bleibe nicht mehr viel übrig, klagt die 20-Jährige – zumal sie noch an ihren Zuhälter abgeben muss. Das ist der Mann, bei dem sie wohnt und der Alina jeden Abend das Geld abnimmt. Viele Frauen übernachten bei ihren Zuhältern, andere lassen die Prostituierten in der eigenen Familie leben – alle wissen, was diese Frauen tun und was der Herr des Hauses mit ihnen tut – selbst kleine Kinder. Alle nennen die Frauen deshalb im Allgemeinen auch „Sklaven“, das spricht für sich und zeigt, dass sich die Frauen tatsächlich in tiefer Abhängigkeit befinden. Wohin sollten sie auch gehen? Wo schlafen? Dennoch brechen einige aus oder versuchen es. Aber leicht ist das nicht. Schließlich sind sie die Geldquelle, Schläge sind an der Tagesordnung, selbst in ehelichen Beziehungen. Eine rumänische oder bulgarische Romni aber, die es wagt, ihren Sklavenhalter zu „betrügen“ oder gar zu verlassen, setzt sich der Gefahr körperlicher Misshandlungen aus. Die nach außen hin familiären Lebensverhältnisse der Prostituierten verdecken auch sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel. Alina ist bereits seit zwei Jahren im Geschäft. „Ich tue das für meine Kinder“, sagt sie. Ionuts und Andra heißen sie, sind fünf und drei Jahre alt und leben in einem kleinen Romadorf in Ostrumänien, wo kein Erwachsener Arbeit hat und alle bit-

41


REPORTAGE

terarm sind. Als Alina vor zwei Jahren zum ersten Mal nach Deutsch-

ten Kunden ausgeliefert, Viagra macht's möglich. Und auch hier: Durch

land kam, träumte sie noch von einem lukrativen Job im vermeintlich

zunehmende Konkurrenz findet selbst beim Pauschal-Sex ein Preis-

goldenen Westen. Doch schnell begriff sie, dass sie auf dem Arbeits-

kampf statt – zu Lasten der Frauen, die in Ermangelung der erhofften

markt ohne Ausbildung und Deutschkenntnisse keine Chance hatte.

guten Einnahmen häufig die Clubs wechseln. „Der Flatrate-Sex betrügt

So versuchte sie also ihr Glück in diversen Clubs. Doch auch hier gab es

die Frauen um ihren Lohn“, klagt Alina. Manchmal, wenn sie Glück

stets ein Überangebot an Frauen. Und: Die Kunden zahlen neuerdings

hat, gibt jemand ein Trinkgeld, meistens ältere Herren, die meinen,

nur noch pauschal Eintritt und nicht mehr die jeweilige Dienstleistung.

Mitleid zu haben. Ach was, Mitleid! „Das sind so alte Säcke, die zu Hause

Die Clubs werben mit Slogans wie: „Einmal zahlen, alle Girls nehmen“

eine Frau und vielleicht große Kinder haben“, höhnt Alina. „Wenn die

oder „Saunaclub mit All-Inklusive-Sex“.

Anstand hätten, würden die gar nicht erst in einen Puff gehen“, meint

E

sie. Viele Männer seien ungepflegt und schmutzig, doch wählerisch darf

Hinweistafeln entfernen, doch der Trend ist nicht mehr umkehrbar. Die

allein mache“, erzählt sie verklausuliert. „Es gibt keine Schamgrenzen“,

Frauen in den Clubs sind den zweifelhaften Gelüsten ihrer zweifelhaf-

klagt Alina, die früher schüchtern war und aufgrund ihrer religiösen

inschlägige Reklame gibt es sogar auf Großplakaten oder an

Alina nicht sein. Sie braucht das Geld, muss nehmen, wer kommt. „Die

Fahrzeugen. Die Städte Bochum und Essen ließen zuletzt unlautere

Kunden wollen, dass ich Dinge tue, die ich sonst auf der Toilette für mich

Erziehung „ein braves Mädchen“, wie sie betont. „Viele Frauen sind traumatisiert“, sagt die Dolmetscherin Celina Dragu, die mit Ärzten und Krankenschwestern im Auftrag mehrerer Gesundheitsämter durch die Clubs zieht, um aufzuklären. Sie ist selbst

Sozialarbeiter Stephan Schönig und Sozialpädagoge Alexander Lenz, „neonlicht“ – Präventionsprojekt der Aidshilfe Dortmund für Jungs und Männer, die als Stricher oder Escorts tätig sind.

bodo „neonlicht“ macht Streetwork, doch

ist hoch, die Deutschkenntnisse sind gering.

AL Die meisten wissen, dass für sie der

seit 2011 ist Straßenprostitution auch von

Viele der Jungs pendeln und haben Aufent-

„Arbeiterstrich“ oder die Prostitution die

Männern in Dortmund verboten. Was hat

haltszeiten von z.T. wenigen Monaten. Es

einzigen Wege sind, in Dortmund ihren

sich für Sie geändert?

handelt sich durchgehend um Armutsprosti-

Lebensunterhalt zu verdienen. „Wenn ich Ar-

tution, der wir begegnen.

beit hätte, würde ich auch was anderes tun.“

AL Mit dem Verbot verschwanden die Orte und die Anbahnung hat sich in nichtöffent-

AL Die jungen Männer kommen häufig mit

liche Bereiche verlagert. Wer deutsch kann,

konkreten Problemlagen zu uns, z.B. bei ge-

ist im Internet. Direkt auf der Straße treffen

sundheitlichen oder Alltagsproblemen. Nur

wir kaum noch Stricher an.

nebenbei wird zum Beispiel über die Familien

StS Übers Jahr gesehen erreichen wir ungefähr 100 Stricher; davon sind nur die wenigsten Deutsche. In der Verteilung der Herkunftsländer gibt es Verschiebungen, im

wiesen sind. Wir gehen davon aus, dass mehr

wenigstens hilft, die Grundbedürfnisse

heterosexuelle als homosexuelle Männer der

zu decken: Duschen, waschen, essen. Die

Prostitution in Dortmund nachgehen.

Jungs finden kaum Zugang zu bestehenden Angeboten und nehmen andere Hilfen nicht

bodo Gibt es Zwang jenseits der materiel-

allerdings nicht mehr an, stattdessen hat

len Not?

bodo Was sind das für Männer, die sich in Dortmund prostituieren?

42

bodo Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit? StS Wichtig wäre eine Anlaufstelle, die

Rumänien. Diese Gruppe treffen wir zurzeit

fast 90 Prozent erhöht.

schaffen den Ausstieg aus der Prostitution.

gesprochen, die oftmals auf das Geld ange-

letzten Jahr kam knapp ein Drittel noch aus

sich der Anteil der Stricher aus Bulgarien auf

– Das hören wir häufiger, aber nur wenige

in Anspruch. Für 2014 planen wir Sprachkurse mit den Schwerpunkten „safer sex“ und „safer work“ – wer zum Beispiel auf deutsch

StS Nein, es gibt keine Zuhälter. Dafür gibt

fordern kann, vorher bezahlt zu werden, wird

es Profiteure innerhalb der Szene: Vermieter

seltener um seinen Lohn gebracht und kann

von Wohnungen bzw. Schlafplätzen oder

auf Benutzung eines Kondoms bestehen.

die Anbieter anderer Dienstleistungen, von Ämterbegleitungen bis zur Unterstützung

StS Meist sind es junge Männer zwischen 18

bei der Anbahnung und dem Erstellen von

und 25 Jahren. Der Anteil der Analphabeten

Online-Profilen.

www.neonlicht-dortmund.de


vor dem Elend und der Perspektivlosigkeit aus Rumänien geflüchtet.

gen. „Dies kratzt sehr an ihrer Stellung in der Community“, so Celina

„Hinzu kommt die permanente Lüge“, sagt Celina. Viele Frauen, die in

Dragu. Homosexualität ist in den osteuropäischen Gesellschaften

Clubs arbeiten, lassen ihre Familien glauben, sie hätten einen guten,

und der Roma-Kultur sowieso stark verpönt und geächtet – alle-

regulären Job. Und so manch ein Ehemann oder Lebenspartner in der

mal dann, wenn der Mann selbst hetero ist. Das Wort Bulangiu, zu

alten Heimat wisse nicht, womit die Frau im fernen Deutschland ihr

Deutsch Schwuler, ist unter Roma ein schlimmes Schimpfwort – noch

Geld verdiene.

schlimmer als auf hiesigen Schulhöfen. Viele rumänische Männer ha-

O

ben wechselnde Sexualpartner in diversen Clubs, manche aber auch ft sind es aber auch die Männer, die das Geld für die Familie mit

einen festen schwulen „Freund“, der sie mehr oder weniger großzügig

Sex verdienen. Ganze Romadörfer verlieren ihre junge Generati-

aushält. Das bindet Zeit, vor allem in den Abend- und Nachtstunden.

on an die Sexclubs und den Straßenstrich der westlichen EU-Staaten,

Nicht wenige Kunden verlangen ständige Verfügbarkeit, und so man-

wie der bekennende schwule Filmemacher Rosa von Praunheim in

cher Stricher verschweigt die Existenz der eigenen Familie, um auf

seiner Reportage „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ eindrucksvoll und

diese Weise zu kaschieren, dass er eigentlich hetero ist.

empathisch darlegt. Im Unterschied zu Frauen, die der Prostitution

W

nachgehen, können Männer ihr Gewerbe vor der Familie kaum verber-

ie soll ein in der Roma-Kultur als Macho auftretender Mann damit fertigwerden, aus purer Not Dinge zu tun, die allgemein ver-

achtet werden? Welche Verdrängungsprozesse sind notwendig, um nach getaner Arbeit zu seiner Familie zurückzukehren und mit seiner Frau dann ins eheliche Bett zu gehen? Wieviel Ekel muss die Frau überwinden, und wie wirkt sich dies auf das Liebesleben des Paares aus – nicht zuletzt

Streetworkerin Gisela Zohren, Mitternachtsmission Dortmund – Beratung und Hilfe in allen Prostitutionsbereichen in Dortmund.

bodo Frau Zohren, Sie machen überwiegend

und den Tagesmieten entstehen Kosten, die

in der Prostitution gehalten wird. Das ist

die aufsuchende Arbeit auf der Linienstra-

erst einmal erwirtschaftet werden müssen.

Menschenhandel – eine schwere Straftat,

ße und in Dortmunder Clubs. Prostitution

Durch die große Konkurrenz lässt sich bei

die es auch in der Linienstraße und in den

ist inzwischen stark von Zuwanderung

weitem nicht mehr so viel Geld verdienen

Dortmunder Clubs gibt. Auf den ersten

geprägt. Wie sieht es hier aus?

wie früher.

Blick zu erkennen ist das nicht, aber wir

GZ 80 bis 90 Prozent der Frauen sind Migrantinnen, zwei Drittel der Frauen kommen aus Südosteuropa.

haben viel Erfahrung darin, die Anzeichen bodo Verschwimmen dadurch die Grenzen

zu erkennen und das Vertrauen der Frauen

zwischen selbstbestimmter Sexarbeit und

zu gewinnen.

Ausbeutung?

bodo Haben sich dadurch die Schwerpunkte

GZ Es ist ein Irrglaube, dass alle Frauen ei-

Ihrer Arbeit geändert?

nen Zuhälter haben. Ein Großteil der Frauen

GZ Wir besuchen die Frauen in den Häusern, unsere Bekanntheit auch bei den Frauen aus Rumänien und Bulgarien ist groß. Bei schwierigen Themen helfen uns Sprachmittler, aber inzwischen sprechen viele Frauen

bodo Welche Möglichkeiten haben Sie zu helfen?

arbeitet selbstbestimmt. Es gibt aber häufig

GZ Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die

auch Druck durch die Familie und sogenann-

Ausstiegsberatung. Durch die enge Koopera-

te Partner. Dies ist selbstverständlich auch

tion der Akteure am Runden Tisch des „Dort-

Ausbeutung und wenn es dann noch straff

munder Modells“ haben wir die Möglichkeit,

organisiert ist, ist das auch Zuhälterei.

Frauen dezentral unterzubringen, Angst zu

gut deutsch und helfen uns bei Überset-

Aber ab wann ist man ein Opfer? Schon

zungen. Es sind im Großen und Ganzen die

wenn man arm ist? Opfer ist, wer mit

gleichen Problemlagen. Das drängendste

falschen Versprechungen hergelockt wird

Problem sind fehlende Krankenversiche-

und unfreiwillig in der Prostitution landet.

rungen. Privatversicherungen kosten für

Es gibt viele solcher Fälle, aber nicht in dem

die Frauen bis zu 600 Euro im Monat. Mit

Ausmaß, das z.B. Alice Schwarzer behaup-

Pauschalsteuer, der städtischen Sexsteuer

tet. Und: Opfer ist, wer gegen seinen Willen

nehmen und ihnen Zeit zu geben, ohne dass beispielsweise die Ausweisung durch die Ausländerbehörde droht. www.mitternachtsmission.de

43


REPORTAGE

KULTUR

dann, wenn noch Geschlechtskrankheiten von der Arbeit mit nach Hause gebracht und übertragen werden? „Die Durchseuchung mit Hepatitis ist bei Rumänen enorm“, weiß Celina aus ihrer beruflichen Tätigkeit zu berichten. Auch HIV komme immer häufiger vor, Gonorrhoe und Syphilis erleben ein trauriges Comeback.

Z

umal die wenigsten Prostituierten aus Osteuropa in Deutschland krankenver-

sichert sind. Genau dies sollte aber durch die Reform des Prostitutionsgesetzes von 2001 erreicht werden. Danach, so die Idee, seien sexuelle Dienstleistungen ein normaler Beruf mit Krankenversicherungsmöglichkeit und Steuerpflicht. Dies ist auch die Rechtsauffassung des Europäischen Gerichtshofes. Die Arbeit der Prostituierten ist demnach nicht sittenwidrig und soll geschützt, die Handlungen der Freier kontrolliert werden. Dass wir von diesem Anspruch meilenweit entfernt seien, betont Deutschlands prominenteste Feministin (und Steuerhinterzieherin) Alice Schwarzer, die bekanntlich nicht müde wird, ein Verbot der Prostitution zu fordern. Das deutsche Prostitutionsgesetz schütze die Frauen nicht, sondern fördere Ausbeutung und Erniedrigung. Schwarzer wörtlich im Straßenmagazin „fiftyfifty“: „Die Reform des Prostitutionsgesetzes, die angeblich den geschätzt 700.000 Frauen in der Prostitution nutzen sollte, trägt die Hand-

Hans Nieswandt:

„Ich möchte Pop als Kunstform weiterdenken“ Ab dem Wintersemester 2014/15 haben Studierende in Bochum die Möglichkeit, auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Prinz-Regent ihren Master-Abschluss im Fach „Populäre Musik“ zu machen. Pro Halbjahr nimmt das Institut ab Oktober insgesamt acht neue Studierende auf. von Peter Hesse | Foto: Dominik Pietsch

schrift der Frauenhändler. Seither ist Deutschland zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel

Geleitet wird dieses Zentrum von Hans

Berufsbildes ausbilden, sondern im klas-

und zum Paradies der Sextouristen aus den

Nieswandt, der sich als Buchautor, Journa-

sischen Folkwang-Geist richtige Künstler

Nachbarländern geworden. Ein deutscher Son-

list, Musiker und DJ im Laufe der letzten

auf ihrem Weg begleiten.“ Das Institut für

derweg. Selbst die Niederlande rudern zurück.

Jahre einen Namen gemacht hat. „Wenn

Populäre Musik soll mit einem guten Leu-

Die skandinavischen Länder haben schon vor

wir dann in das neue Musikzentrum

mund ausgestattet werden: „Ich hoffe,

Jahren die Ächtung und Bestrafung der Freier

ziehen“, sagt er. „Was gerade in der Innen-

dass es mal ein legendärer Ort wird. Ich

eingeführt. Und Frankreich und Irland sind im

stadt von Bochum entsteht, können wir

möchte Pop als Kunstform weiterdenken.

Begriff, es ihnen nachzutun.“

die Kapazität deutlich steigern. Es hängt

Der Zukunftsblick und der Ehrgeiz sollen

natürlich auch davon ab, wie gut es bis

da sein, um den Pop weiterzubringen.“

Schwarzers Thesen werden heftig und

dahin läuft und sich so darstellt. Ich hab

kontrovers diskutiert. Und Alina? Was sagt

das Gefühl, dass es bisher ein gutes Inte-

Zum jetzigen Zeitpunkt muss sich der

sie dazu? Sollte Prostitution tatsächlich

resse gibt. Momentan bewerben sich vor

Institutsleiter gerade um vieles küm-

verboten werden? Sie weiß es nicht. In jedem

allem mutige und experimentierfreudige

mern, er betritt auf mehreren Ebenen

Fall müsste man gegen die Freier und nicht

Studenten, die ein nagelneues Institut

Neuland. „Wir sind nicht reich, ich muss

gegen die Frauen vorgehen, meint sie. Und

gerne ausprobieren wollen. “

schon genau darauf achten, was wir an Inventar besorgen, egal ob es um Möbel

eines weiß sie ganz sicher: „Wenn ich einen anderen Job und eine menschenwürdige so-

Voraussetzung für eine Bewerbung ist

ziale Absicherung hätte, würde ich garantiert

ein Bachelor oder ein vergleichbarer

nicht meinen Körper verkaufen.“

Abschluss sowie das Bestehen eines Eig-

Auf künstlerischer Ebene bringt der

nungstests. „Wir wollen ja keine fertigen

gebürtige Mannheimer viel Kompetenz

Musiker im Sinne eines abgeschlossenen

mit in seine neue Berufung. „Ich habe in

Hubert Ostendorf | www.street-papers.org

44

oder Equipment geht.“


RÄTSEL

meiner Tätigkeitsbeschreibung keinen festgeschriebenen Lehrauftrag. Meine Aufgabe ist es zunächst einmal, auch Lehrende zu finden und auszuwählen. In diesem Bereich möchte ich mir auch mein eigenes Format ausdenken.“ Er scheut es nicht, neue, ungewöhnliche Wege zu gehen. „Eine Remix-Übung werde ich auch von meinen Studenten verlangen, weil es einfach eine gute Aufgabe ist.“ Ideologisch denkt er auch an einen ideologischen Transfer zur Industrie: „Es gibt in Deutschland im musikalischen SoftwareBereich gerade viele kleine Firmen fernab der ,Big Names‘, die uns helfen können und wir umgekehrt denen auch. Es ist da ja so ähnlich wie bei der Musik. Die tollsten Lieder kommen ja oft nicht von etablierten Labels, die den größten Namen haben.“ Auch das Thema Jobperspektive ignoriert der ehemalige Spex-Redakteur nicht, in Zeiten, in denen auch Tafeln schon zur Anlaufstelle für Studierende und StudienAbbrecher werden, die drohen, durch das soziale Raster zu fallen. „Studenten, die bei uns anfangen, sind ja Musiker – das sind ja keine Anfänger, sondern Personen, die etwas an Können mitbringen“, sagt Hans. „Ich würde mir erhoffen, dass es für diese Leute Bands und DJ-Jobs gibt, wo sie hoffentlich was verdienen können. Wenn du Musik machen kannst, hast du aus meiner Sicht ein etwas größeres Feld an Verdienstmöglichkeiten.“ (ph)

ANZEIGE

45


LESERSEITE

Der WDR produzierte im März für die Dortmunder Lokalzeit eine Reportage über die Arbeit der bodoRedaktion. Das Fernsehteam besuchte unsere Redaktionskonferenz, sprach mit bodo-Verkäufern und begleitete bodo-Redakteurin Susanne Schröder zum Interviewtermin mit Schauspiel-Intendant Kay Voges. Ein schöner Beitrag!

LESERPOST Liebe bodo-Redaktion, obwohl wir eigentlich immer bodo lesen, habe ich

Hallo liebe Redaktion,

das Märzheft irgendwie erst heute in die Finger

was aus einem Artikel in bodo alles werden kann...

gekriegt. Ich habe über die Upcyclingmesse mit

Im Januar 2014 las ich einen Artikel über Weltmu-

Interesse gelesen, denn ich habe schon upgecycelt,

sik aus Westfalen, der mich so neugierig machte,

als es das Wort noch gar nicht gab. Meine Tochter,

dass ich Kontakt mit Micha Möllers aufnahm. Nun

heute 16, musste schon als Neugeborenes Hemd-

spielen wir in unserer Musikgruppe fleißig „Vier

chen anziehen, die ich alte Ökohexe aus den alten

Winde“, „Operatanz“, „Schwinflusken“ und vieles

Nachtpoltern von Tante Carola geschneidert hatte.

mehr und haben richtig Spaß dabei! Danke für die

Damals fragte jeder erst, wo denn die süßen Ober-

tolle Recherche! Annette Sprenger

teile her sind und dann, ob ich denn kein Geld für

46

„was Ordentliches“ hätte. Heute findet‘s jeder hip.

Guten Tag,

The Times, They Are A-Changin.

Ihr macht wirklich ganz wundervolle und vorbild-

Upcycling ist natürlich purer Antikapitalismus – wir

liche Arbeit. Ich bin froh und stolz, dass Dortmund

trotzen dem Konsum! Und Öko pur. Wäre da nicht

die bodo hat – auch wenn es natürlich am schöns-

eine kleine Reihe mit Anleitungen zum Selber-Cyclen

ten wäre, bräuchte man sie nicht... ich hoffe, Ihr

genau das Richtige für euer Heft? Im monatlichen

versteht, was ich meine. Jeden Monat bin ich wie-

Wechsel eine vor dem Verfall gerettete Jeanshose,

der gespannt, was kommt. Der März war meiner

verwertete Herrenoberhemden, aufgehübschte

Meinung nach eine besonders tolle Ausgabe. Beim

Möbel? (...) Meine Freundin könnte das Projekt mit

Foodsharing bin ich nun gemeldet, diesen Samstag

ein paar professionellen Fotos begleiten. Vielleicht

wird es zur Gut-Messe gehen und demnächst mal

meldet Ihr Euch mal. Ortrud aus Dortmund

zu Rockalilly. Florian Heinrichs

bodo dankt: Sparkasse Bochum Helga Emmerich, Elisabeth Schwittay, Annette Duee, Ute Soth-Dykgers, Timo Zimmermann, Harald Gering, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Dr. Fritz Rüdiger Volz, Silke Harborth, Petra Danielsen-Hardt, Sabine Raddatz, Jutta und Wido Wagner, Christina Kolivopoulos, Elsemarie Bork, Gerhard Volpers, Peter Lasslop, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm-Rasch, Elke und Peter Schmitt-Wittrock, Erika Maletz, Volker Schaika, Kathrin Bohr, Dr. Rinnert Siemssen, Bruno Kohler, Petra Voßebürger, Stefanie Klein, Esther Hagemann, Carsten Piel, Olaf Jaekel, Oliver Stiller, Dr. Sabine Siebel, Doris und Udo Piepenbring-Nesch, Johannes Syre, Annaluise und Joachim Preu, Anneliese Tucheler, Helmut Kays, Ulrich Teichmann, Betterplace Project, Irmela Witte, Gertrud Rustemeyer, Heinz-Werner Meyer, Teresa Nolte, Renate Helf, Siegmar Welski, Ursula Hartmann, Wolfgang Nolte, Hannelore und Kurt Kriegesmann, Annegret und Dr. Dieter Fischer, Udo Möller, Irmgard Kothe, Heinz-Otto Wolf, Daniel Böning, Hans-Dirk Bannach, Eva Peper, Irene Geller, Klaus Kesper, Horst Niederhagemann, Gertrud und Heinz Wagner-Kirschning, Doris Schäfer, Gerd Otte, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda


ANZEIGE

Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Abschreckung ist keine Stärke der EU. Das Eurokratie-Vorurteil hält viele davon ab, im Mai zur Wahl zu gehen. Es geht hier zwar um 65 Prozent, aber nicht um die Wahlbeteiligung. Zweidrittel einer Zigarettenpackung sollen künftig mit abschreckenden Bildern bedeckt sein. Jede Kippe würde mir aus dem Mund fallen, wenn mich a) Ursula von der Leyen anstarren würde und ich b) noch rauchen würde. Der Witz ist nicht billig. Seit 2002 wird geraucht für unsere Sicherheit, die auch am Hindukusch verteidigt wird. Pro Packung liegt die Tabaksteuer bei 19 x 0,0963 Euro + 5,00 Euro x 21,74% = 1,8297 Euro + 1,087 Euro, also 2,9167 Euro. Man darf weiterrauchen, ohne die Formel zu verstehen. Ob man als Nichtraucher noch mit dem Schutz der Armee rechnen darf, müsste Karlsruhe klären. Man fühlt sich abstinent und steuervermeidend schon als der Hoeneß des Nikotins. Wie er habe aber auch ich Gutes getan, Tabak gegen Taliban genossen. Ein Teil meiner Steuer diente der Finanzierung der Geburten. Dadurch war ich stiller Teilhaber einer Großfamilie. Ich hatte einen Heckscheiben-Aufkleber: „Ich rauche auch für Mädchen“. Vorbei, ich habe mich selbst abgeschreckt. Mit den Horrorbildchen habe ich Probleme. Wir leben in inklusiven Zeiten. Was passiert da mit blinden Rauchern? Die haben auch ein Recht auf Abschreckung. Verflucht sie der Zigarettenautomat automatisch? „Zahnlos sollst du verrecken, mit alter Haut und Lungenkrebs!“ Und wer regelmäßig Domian hört, weiß: Es gibt alles. Auch Menschen, die Raucherbeine irgendwie scharf finden. Die werden mit den Bildchen doch erst angefixt. Jetzt verdient unser Staat an der Tabaksteuer bisweilen mehr als an der Körperschaftssteuer. Wir rauchen so ein ThyssenKrupp glatt an die Wand. Deshalb darf nur so viel abgeschreckt werden, dass die Staatsgeschäfte nicht gefährdet sind. Damit kennt man sich aus in Europa. Fragt mal den Putin.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Unna

Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340

Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10

info@awo-ww.de | www.awo-ww.de 47


48


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.