bodo Mai 2012

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1.80 Euro Mai 2012 | 90 Cent für den Verkäufer

bodo Das Straßenmagazin

08 | Neuzuwanderer | »Die Kinder sind unser Reichtum.« 04 | Sir Hannes Smith | Drei Leben – bis jetzt. 16 | Streetart | Kunst zwischen Straße und Galerie. 23 | 20 Verlosungen | z.B. Khaled bei Ruhr International – Das Fest der Kulturen

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02 EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser, inzwischen sind wir angekommen in unseren neuen

als Moderator bin ich auch dabei, wenn die Ruhrba-

Büros, auch die Nachwirkungen des Umzugs sind

rone bei bodo lesen. „Ruhrbarone #4: Grenzen“ ist

weitgehend überstanden. Wir freuen uns täglich

übrigens bei uns im Buchladen erhältlich.

an unseren hellen, geräumigen Büros und dem

In dieser bodo machen wir etwas Ungewöhnliches.

schicken Buchladen. Die Stapel liegengebliebener

Unsere Titelgeschichte erzählt von VerkäuferInnen

Arbeit schrumpfen langsam, ebenso wie die der

eines Straßenmagazins – jedoch eines anderen.

aufgelaufenen Rechnungen.

Immer wieder haben wir in den letzten Jahren

Inzwischen ist mit der Schließung des Second-

über den katastrophalen Umgang Dortmunds mit

Hand-Ladens am Hafen unser Umzug vollständig.

Zuwanderern aus den neuen EU-Ländern Rumänien

Und wie es so ist: Da mischt sich natürlich bei dem

und Bulgarien berichtet. Dortmunds Lokalpolitik

einen oder anderen Wehmut in die Freude und hier

und -presse haben es zu Aufmerksamkeit über die

und da knirscht es ein wenig. Trotzdem: Auch wenn

Bundesgrenzen hinaus gebracht, die Frage „Was

der noch weitergehende Plan oder die zusätzlich

ist denn bei euch los?“ haben wir 2011 dutzend-

gewünschte Investition noch auf Umsetzung war-

fach von JournalistInnen und KollegInnen gestellt

ten, sind wir rundum zufrieden mit dem Erreichten.

bekommen. Dabei ging es nicht um die Zuwande-

Unsere VerkäuferInnen haben den Neustart durchweg positiv aufgenommen. Dreimal in der Woche

rung, die gibt es in ganz Europa, sondern um den Umgang damit.

wird unser Versammlungsraum zum Verkäufercafé,

Inzwischen hat sich die Situation etwas beruhigt,

und besonders der Samstag als zusätzlicher Öff-

die Zuwanderer sind natürlich immer noch da. Es

nungstag des Buchladens, der ja auch Ausgabestel-

gibt es die ersten Projekte, Kommune und soziale

le des Straßenmagazins ist, wird gut angenommen.

Akteure übernehmen zaghaft Verantwortung. Auch wir haben hier großartige Menschen kennengelernt,

Apropos Buchladen: Seit diesem Monat ist der

die nichts anderes möchten als eine Arbeit und

Schwanenwall 36 – 38 auch eine Veranstaltungsadresse. Wir starten mit gleich zwei Lesungen und

eine Zukunft für ihre Kinder, doch davon später.

freuen uns auf zahlreichen Besuch! Am 4. Mai liest

Statt über Dortmund zu sprechen, zeigen wir dies-

die Krimi-Autorin Lucie Flebbe, deren Romane

mal, was anderswo möglich ist. Unsere Düsseldorfer

im Dortmunder Grafit-Verlag erscheinen. Zuletzt

KollegInnen haben es geschafft: Bei ihnen sind

haben wir „Fliege machen“ hier im Straßenmagazin

rumänische Familien angekommen, die durch den

besprochen, schließlich spielt er in der Bochumer

Einsatz von fiftyfifty eine Perspektive gewonnen

Obdachlosenszene (und wir kommen auch vor).

haben. Aber lesen Sie selbst.

Am 23. Mai darf ich selbst etwas vorlesen. Das

Viele Grüße von bodo,

vierte Magazin zum Regionalblog Ruhrbarone ist

Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

erschienen und die AutorInnen gehen auf Lesetour. Neben der Wattenscheider Schule, Sascha Bisley, Sabine Michalak, Stefan Laurin und Martin Kaysh

IMPRESSUM Herausgeber | Verleger | Redaktion

Autoren dieser Ausgabe:

Redaktions- und Anzeigenschluss:

Verein:

bodos Bücher | Modernes Antiquariat:

bodo e.V.

Michael Blatt (mbl), René Boyke (rb), Ale-

für die Juni-Ausgabe 10.05.2012

bodo e.V. | als gemeinnützig eingetragen

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

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xander Greif (ag), Wolfgang Kienast (wk),

Anzeigen:

im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

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Maike, Bastian Pütter (bp), Benedikt von

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 7

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Sellhorst (sese)

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bodoev.de | facebook.com/bodoev

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Fotos: Claudia Siekarski (S.2,3,4,5,6,7,30,31,

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Layout und Produktion:

32,34,35,38), Mauricio Bustamante (S.3,9,

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Andre Noll | Büro für Kommunikationsdesign

10,11,13), Alexander Greif u. Sebastian Sell-

Andre Noll | vorstand@bodoev.de

Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum

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horst (S.3,16,17,18,19), Festival n.a.t.u.r

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Geschäftsleitung | Verwaltung:

Mo., Mi. und Fr. von 14 – 17 Uhr

Veranstaltungskalender:

(S.14), Bianka Boyke (S.14), pixelio.de (S.20)

tenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert ein-

Tanja Walter | verein@bodoev.de

Di. und Do. von 10 – 13 Uhr

Benedikt von Randow | redaktion@bodoev.de

Titelbild: Mauricio Bustamante

gesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung

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BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS


03

INHALT

02 Editorial | Impressum 04 Menschen Sir

Hannes Smith von Bastian Pütter

Unser Titelbild der Mai-Ausgabe:

Er war einer der ersten Dortmunder Punks, und als er den rosa Hosenan-

Andra (3) und ihr Cousin leben

zug seiner Mutter anzog und sein Gesicht mit Sicherheitsnadeln piercte,

jetzt in Düsseldorf (s.S.8).

brachten ihn die besorgten Eltern zum Psychiater. Der stellte nur fest,

Foto: Mauricio Bustamante

dass der Junge eben rebellieren wolle – und das tat Hannes in den folgenden Jahren dann auch. 06 Neues von bodo 07 Maikes Verkäufertagebuch 08 Reportage »Die

Kinder sind unser Reichtum.« von Bastian Pütter

Sie werden verachtet, ignoriert oder vertrieben. Die südosteuropäischen

30 Auf

einen Espresso bei Norbert Schliebeck von Wolfgang Kienast

Roma suchen in ganz Europa eine Zukunft. In Düsseldorf wird ihnen dabei

„Mehr Kaffee geht eigentlich nicht”, sagt Norbert Schliebeck und meint

geholfen. Ein Besuch bei Bobi und Ana, bei Claudia, bei Remus und Monica

den typisch italienischen Espresso. Klein, schwarz, heiß mit goldbrauner

und ihren Kindern.

Crema. Er weiß, wovon er spricht. In einem Dortmunder Hinterhofpavillon

14 Recht Kein

Anschluss unter dieser Nummer? von René Boyke

Rechtsanwalt René Boyke erklärt, welche Möglichkeiten einem als Kunden bleiben, wenn es beim Umzug Probleme mit der Telefonnummer gibt. 14 Kultur n.a.t.u.r.

Wunsch auch aus. „Besseren Kaffee bekommst du nirgends in Dortmund”, sagt man Wolfgang Kienast, bevor er sich für bodo auf den Weg macht. 34 Verkäuferporträt Frank von Sebastian Sellhorst

Festival von Michael Blatt

An einem guten Dutzend „fester“ Spielorte wie Alsenwohnzimmer oder Freies Kunst Territorium sowie an zahlreichen mobilen Orten findet in

Wir haben uns mit Frank in unserer Bochumer Ausgabestelle getroffen, wo er uns erzählte, was er vor bodo alles gemacht hat. 35 Neues von Rosi | von bodo-Verkäuferin Rosi

Bochum das n.a.t.u.r. Festival statt. 15 Wilde Kräuter Schwarzer

repariert, wartet und restauriert er Espressomaschinen und schenkt auf

Holunder von Wolfgang Kienast

35 Neues von bodo Angekommen

am Schwanenwall von Bastian Pütter

Begegnungen im Wald beim Brennnesselsammeln und eine Anleitung für

Ein heller, schöner Buchladen, der genug Platz für Lesungen und Diskus-

den eigenen Holundersirup.

sionsveranstaltungen bietet, ein großer Versammlungsraum, der auch als

16 Straßenleben Zwischen

Straße und Galerie von Sebastian Sellhorst

Unter dem Sammelbegriff „Streetart“ verewigen sich immer mehr Künstler mit unterschiedlichsten Techniken im Straßenbild. bodo hat zwei Protagonisten besucht und sich angeschaut, was sich hinter Streetart verbirgt.

Der Bremer Peter S. wird obdachlos, lebt auf der Straße und findet schließlich wieder ein Dach über dem Kopf. Im Briefkasten: Ein Mahnbescheid der Gebühreneinzugszentrale (GEZ).

36 Literatur Platinblondes

Dynamit gelesen von Wolfgang Kienast

Ein neuer Krimi von Jörg Juretzka, schön, aber ohne Privatschnüffler Antihelden, welchem der in Mühlheim geborene Schriftsteller den Ruf als „Ruhrpott-Chandler” zu verdanken hat? Eine Herausforderung für die Fangemeinde, keine Frage. 37 Rätsel | von Volker Dornemann

20 News | Skotts Seitenhieb 22 Lesebühne Endlosschleifenlethargie von Laura Reichel Laura Reichel ist Veranstalterin und Moderatorin von „Kurze Rede, langer Sinn – Der Poetry Slam in Dortmund“ und Mitglied der Dortmunder Lesebühne „SchreibGut“.

38 bodo geht aus Butterbrotbar von Wolfgang Kienast Ein Jahr butterbrotbar am Bochumer Hans-Ehrenberg-Platz. In dem kleinen Lokal wird ein täglich wechselndes Mittagsgericht gekocht, nach Möglichkeit frisch mit regionalen Zutaten bereitet, nachmittags kommt selbstgebackener Kuchen dazu, aber, nomen est omen, eigentlich steht hier das

Das Leben gehört uns im endstation.kino

23 Veranstaltungskalender | Verlosungen | CD-Tipps von Benedikt von Randow

34

bodo ist angekommen am neuen Vereinssitz.

Kristof Kryszinski zwischen den Deckeln? Ohne den hemdsärmeligen

20 Kommentar NachGEZahlt von Bastian Pütter

22 Kinotipp

Verkäufercafé dient, und Büros, in denen das Arbeiten richtig Spaß macht:

16

Butterbrot im Mittelpunkt. 39 Leserseite | Cartoon

08

30

04

3


04 MENSCHEN | von Bastian Pütter | Fotos: Claudia Siekarski

Sir Hannes Smith Drei Leben – bis jetzt. Er war einer der ersten Dortmunder Punks, und

dete er die Deutschpunk-Pioniere „The Idiots“.

noch lang: Nach unserem Gespräch, es wird halb

als er den rosa Hosenanzug seiner Mutter anzog

Fast dreieinhalb Jahrzehnte später ist Hannes

elf am Freitagabend sein, wird er noch in seinen

und sein Gesicht mit Sicherheitsnadeln piercte,

immer noch und seine erste Band wieder da.

Plattenladen gehen und die Bestellungen bearbei-

brachten ihn die besorgten Eltern zum Psych-

ten, sein langjähriger Mitarbeiter ist in Elternzeit.

iater. Der stellte nur fest, dass der Junge sich

Hannes hat eigentlich allen Grund, gestresst zu

eben austoben wolle – und das tat Hannes in

sein. Er kommt aus dem Studio, ist mitten in den

Doch kaum hat Hannes sich an den Tisch der klei-

den folgenden Jahren dann auch. Er flog zu Hau-

Aufnahmen zum neuen Album seiner Band Honig-

nen Pizzeria an der Langen Straße gesetzt, sprüht

se raus, schlief auf dem Dach des Fritz-Henßler-

dieb. Und er war beim Arzt – ein Autounfall, Be-

er vor Charisma. Der lange Tag ist ihm nicht an-

Hauses oder auf Lüftungsschächten. 1978 grün-

cken und Rippen sind geprellt. Und sein Tag ist

zusehen, unter Kappe und Kapuze funkeln blaue Augen, wie stets kayalumrandet. Hannes wirkt durchtrainiert, tief entspannt und mit seinem jungenhaften Charme irgendwie alterslos. No future. Das Credo der frühen Punks verstand auch Hannes lange Zeit als Auftrag. Dreißig wollte keiner werden, und auch er gab sich die größte Mühe, das aktiv zu verhindern. Die Bühnenshows der Idiots sind mit exzessiv nur unzureichend beschrieben, ebenso wie der Lebensstil der Szene. „Es sind so viele gestorben. Ich war auch kurz davor. Von 100 Freunden sind mindestens 90 tot. So ist das eben.“ Ein Überlebender. Selbstzerstörung ist die eine Seite, die andere überraschenderweise Disziplin. Abends schockierte er im blutverschmierten EDEKA-Kittel auf der Bühne, tagsüber machte er mit großem Fleiß die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. „Mit 13 wusste ich, dass ich von der Musik leben will“, sagt er. „Dafür brauchte ich ein zweites Standbein.“ Aus dem Schlafzimmer seiner Nordstadtwohnung heraus verkaufte er Platten in alle Welt. Einige Jahre später eröffnete er „Idiots Records“, den Plattenladen an der Rheinischen Straße, der weiterhin erfolgreich der Krise der Musikindustrie trotzt. Mehr als 10.000 Tonträger allein seiner eigenen Bands gingen hier über den Tresen. Befreundete Bands aus der ganzen Welt schauen vorbei auf einen Kaffee, hier bildet Hannes junge Kaufleute aus. „Du kannst nicht nur Chaot sein, wenn du nicht nur geschubst werden willst in deinem Leben. Das versuche ich schon meinen Praktikanten klarzumachen. Den Eltern glauben sie nicht, mir schon.“ Denn sie sehen, hier schuftet einer erfolgreich für seine Unabhängigkeit. Ein Punk mit protestantischem Arbeitsethos. „Ich habe drei Leben bis jetzt“, sagt Hannes. Das erste endet, als er Anfang der 1990er entscheidet, aufzuhören mit Drogen, Alkohol und Selbst-

4


05

zerstörung. „Es war schwer, alle anderen haben ja

Schon früh liebte er ebenso Zappa wie Disco und

Das mit dem Gerechtigkeitsfimmel, entschuldigt

weitergemacht.“ Er beginnt zu lesen, reist, treibt

sogar den bei den Punks verhassten Artrock der

er sich lächelnd, das sei ihm „in die Wiege ge-

Sport und lebt bewusster. Mehrere Jahre lang

frühen Genesis. Heute nennt er als Kontrast zur

legt“: „Ich hab mich im Kindergarten schon für

nimmt er klassischen Gesangsunterricht. Wieder

Schwermetall-Beschallung in seinem Laden den

Schwächere geprügelt.“

die Disziplin.

Komponisten René Aubry, Tango-Nuevo-Pionier Astor Piazzolla oder Edith Piaf.

Pyrotechnik. Filmeinspielungen, Kostümwechsel

Ein rundum guter Mensch? „Ich kann auch schwierig sein“, lacht der Sänger. Vielleicht vor

und ein ganzer Tross von Freunden, Ausgestoße-

Wie passt der No-Future-Hannes der 80er eigent-

allem mit einem Anspruch: „Do it yourself“ heißt

nen, Freaks auf und hinter der Bühne: Die Einzig-

lich zum vegetarisch lebenden Frankreichliebha-

für Hannes ganz wörtlich „selbst machen“. Und

artigkeit der Live-Shows bleibt mit den Phantoms

ber, der sich über die Alkoholwerbung beim Fuß-

zwar allein. Jede Instrumentenspur singt er sei-

of Future, Hannes´ Band für die 90er, erhalten.

ball entrüstet? Ganz gut, findet Hannes: „Ich habe

nen Musikern ins Diktiergerät. „Ich übernehme

Lange bevor es den Begriff gibt, spielen die Phan-

alles das in mir drin, ich habe mich nie von etwas

Verantwortung und arbeite unglaublich viel. Und

toms „Crossover“ und scheren sich nicht um Gen-

distanzieren müssen.“ Die neuen Kapitel werden

dazu gehört eben auch, dass ich entscheide. Ob

regrenzen. Die Band ist beim Majorlabel Sony und

den alten hinzugefügt. „Für mich zählt, dass man

im Laden oder in der Band.“

tourt u.a. mit Iggy Pop.

anarchistisch ist, dass man unberechenbar ist,

Phase drei seines Lebens beginnt nach der Jahr-

dass man mit Respekt vor der Menschheit, ohne

In beiden Bands. Denn wie als Beweis, dass es

anderen zu schaden, versucht sich zu entfalten.“

ihm nicht darum geht, Lebensphasen peinlich be-

tausendwende mit dem Ende der düsteren, psy-

rührt hinter sich zu lassen, hat er nach 22 Jahren

chedelischen Phantoms of Future. Mit Honigdieb,

Hannes spricht vom Zusammengehörigkeitsgefühl

Pause die Idiots wieder aus der Versenkung ge-

seinem immer noch aktuellen Projekt, versucht

der frühen Punk- und Skinszene, von der Hilfsbe-

holt. Anlass: Eine Wette. Aber Hannes gibt auch

Hannes, einer inzwischen gereiften positiven

reitschaft, die er von Obdachlosen erfahren hat

ehrlich zu, neben Geige und Querflöte bei Honig-

Weltsicht Ausdruck zu verleihen. Immer wieder

und von den Ausgestoßenen, die er im Umfeld der

dieb doch mal wieder „Bock auf Krach“ zu haben.

zieht es ihn mit Frau und Hund in die Provence

Phantoms versammelte. „Jeder Mensch braucht

Also macht er noch mehr als sonst allein. Festi-

und nicht nur dort lebt er eigentlich ganz gerne,

das Gefühl ist, gebraucht zu werden.“

vals, mit beiden Bands Aufnahmen, die noch in

gibt er zu.

diesem Jahr erscheinen sollen, die Verhandlungen Das Thema Obdachlosigkeit macht ihn wütend.

mit Plattenfirmen, das Booking, dann eine Tour,

Der Spagat zwischen geradem Punk und wild-ver-

„Ich habe damals Leute kennengelernt, die hatten

den Laden. Hannes hat eigentlich allen Grund,

spieltem Genremix aus Jazz, Chanson, Zirkusmu-

30 Jahre Steuern gezahlt. Dann kam ein Schick-

gestresst zu sein... (bp)

sik ist den eigenen Hörgewohnheiten geschuldet.

salsschlag und die waren unten und blieben es.“ 5


06

NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr

Standort Sehnsucht: bodo-Verkäuferin im Kino

Lesungen bei bodo: Lucie Flebbe und Ruhrbarone

unter dieser zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de | Fax: 0231 – 950 978 20

Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de

Nach der Premiere bei „Doors to Perception“ in

Seit diesem Monat ist bodos Buchladen am Schwa-

Verwaltung

der Bochumer Rotunde zeigt Lisa Lyskava ihren

nenwall 36 – 38 regelmäßiger Veranstaltungsort.

Brigitte Cordes

Dokumentarfilm „Standort Sehnsucht“ nun im

info@bodoev.de

Sweet Sixteen Kino im Dortmunder Depot.

Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de

„Fliege machen“ ermittelt Lila Ziegler in der Bochu-

ihre Sehnsüchte formulieren. Im intimen Dialog mit

mer Obdachlosenszene – und ein gewisses Straßen-

der Kamera kommen die unterschiedlichsten Ruhrge-

magazin kommt auch vor. Der Eintritt ist frei.

bietsbewohner zu Wort: Der Schichtführer einer Härterei zum Beispiel, ein afrikanischer Kunstmaler, eine Sexualbegleiterin, jugendliche Streetartisten, der Diein 89jähriger Musiklehrer im Ruhestand, eine junge

Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de

Krankenschwester aus einer türkischen Familie, ein Luftbildarchäologe aus China und: Birgitt, Verkäuferin des Straßenmagazins bodo. Wir sind stolz auf Birgitt, ihren souveränen Auftritt vor der Kamera und ihren Umgang mit ihrer eigenen

bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

Lebensgeschichte. Ebenso beeindruckend ist der

deutschlandweit erfolgreichen Blogs Ruhrbarone (monatlich 200.000 Besucher). „Ruhrbarone #4: Grenzen“ ist ein 172seitiges Magazin über Grenzerfahrungen und Grenzüberschreitungen, voller großer Geschichten, Fotostrecken, Illustrationen. Der selbstbewusste Anspruch der Macher: „Wir sind Ruhrbarone – Wir werden das beste Magazin des Ruhrgebiets machen, ach was, das beste Magazin Deutschlands!“ Den Abend moderiert der Kabarettist Martin Kaysh,

Ruhrgebiets bietet.

Sabine Michalak wirft die Ruhrbarone-Bilderrätsel an

Sonntag, 6. Mai und Montag, 7. Mai, jeweils um 19 Uhr.

Gordon Smith

Am 23. Mai lesen AutorInnen der Printausgabe des

gesamte Film, der ein berührendes Kaleidoskop des

Sweet Sixteen, Kino im Depot, Immermannstraße,

bodos Bücher Online

der Krimi-Autorin Lucie Flebbe. In ihrem Roman

„Standort Sehnsucht“ lässt Menschen aus der Region

rektor eines Unternehmens aus der Finanzwirtschaft, Vertrieb

Wir beginnen am 4. Mai um 19 Uhr mit einer Lesung

bodo verlost zwei DVDs des Film (s.S.23)

die Wand. Es lesen: die Wattenscheider Schule, Sascha Bisley, Stefan Laurin und Bastian Pütter. Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt kostet 5 Euro. Das RuhrbaroneHeft ist auch in unserem Buchladen erhältlich.

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bodo schafft Chancen

Michael Tipp transport@bodoev.de

Sachspenden und Second-Hand-Märkte Brunhilde Dörscheln troedel@bodoev.de Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

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Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr

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MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH

Bochum und Dortmund: Neue Verkäufer – Drei Bitten

07

Mithelfen: Sachspenden für bodo

Maikes Rückblick auf den März Bald ist es so weit! Was ist so weit? Der Standortwechsel des bodo-Vereinssitzes. Von Standort A nach Standort B. Auf alle Fälle freue ich mich darauf.

Wie sich Bochum und Dortmund in fast jeder Hin-

Ende April hat auch bodos Second-Hand-Laden am

sicht unterscheiden, ist auch die Situation in un-

Dortmunder Hafen die Türen geschlossen, nach-

seren Anlaufstellen in den beiden Städten höchst

dem Redaktion, Transport und Verwaltung bereits

unterschiedlich.

Ende März zum Schwanenwall gezogen sind.

In Bochum fehlt es eher an bodo-„Nachwuchs“.

Brunhilde Dörscheln: „Wir bedanken uns bei allen

konnte ich nicht anders als hin und ein

Die Stadt hat durchaus Platz für eine ganze Reihe

Kunden unseres Second-Hand-Ladens an der Mal-

klein bisschen mithelfen. Und wenn es nur

neuer Verkäuferinnen und Verkäufer, die ihr Leben

linckrodtstraße. Viele Kontakte zu Nachbarn aus

eine Kleinigkeit ist.

wieder selbst in die Hand nehmen und mit bodo

unterschiedlichen Kulturen, interessante Erfahrun-

den Schritt aus der Krise tun. Die Klagen, die wir

gen und Gespräche – auch zwischen Kunden und Zei-

von LeserInnen hören, beziehen sich in erster Linie

tungsverkäufern – haben dieses Geschäft geprägt.

darauf, wie schwer es manchmal ist, eine aktuelle

Wir bedanken uns auch bei allen, die uns mit Sach-

bodo zu bekommen, während die Hefte der Düs-

spenden unterstützt haben.“

seldorfer KollegInnen von fiftyfifty oder – ärgerlicherweise – ausbeuterische Nachahmerprodukte leichter zu erhalten sind. Auch in Herne und Witten sind bodo-VerkäuferInnen meist noch allein auf weiter Flur.

Mit dem Standortwechsel gibt es zurzeit kein eigenes Ladenlokal für Second-Hand-Waren. Trotzdem nehmen wir in Bochum und in Dortmund weiterhin gerne Sachspenden an. Für unsere Verkäufer sind weiterhin v.a. Schlafsäcke und wetterfeste (Män-

3. März Heute ist der erste Samstag von vieren an dem im neuen Buchladen ein Baustellenverkauf für Lesehungrige stattfand. Da

7. März Heute wollte ich eigentlich zur Fußpflege. Aber das musste ich wegen Warnstreiks im öffentlichen Dienst ausfallen lassen.

14. März Als ich heute vom Zeitungsverkauf zurückkam, flog hinterm Haus ein Reklamezeppelin durch die Luft. Ich habe mich echt über dieses Luftschiff gefreut, nicht über die Werbung.

Sie können uns dabei unterstützen, das zu ändern:

ner-)Kleidung (bitte nur sauber und gut erhalten)

17. März

Sprechen Sie Menschen auf der Straße an und erzäh-

gesucht sowie gut erhaltener Hausrat. Möbel können

Vorbei ist vorbei. Seit gestern ist der bodo-

len Sie von unserem Angebot. Wer zu uns kommt,

wir nur annehmen, wenn wir einen direkten Abneh-

Buchladen zu, denn ab dem 31. März ist der

arm oder wohnungslos ist und bereit, sich an unsere

mer haben, da uns die Lagermöglichkeiten fehlen.

neue Buchladen eröffnet. Nach dem Motto:

Regeln zu halten, der bekommt einen Verkaufsplatz,

Rufen Sie uns an.

Noch größer, noch schöner, noch interes-

ein Startpaket von zehn Zeitungen gratis und Zugang zu unseren weiteren Beratungs- und Versorgungsangeboten. Für einen Neustart!

Da wir weiterhin auf Trödel- und Antikmärkten un-

santer, noch schneller erreichbar.

terwegs sind, freuen wir uns über gute Kleidung,

21. März

Handtaschen, neue Schuhe, schönes Porzellan,

Wie am 7. März ist wieder Warnstreik im

In Dortmund ist die Situation ganz anders. Hier ha-

usw. Alle Sachspenden nehmen wir während der

öffentlichen Dienst um mehr Lohn. Werden

ben wir einen regelmäßigen Zulauf neuer Verkäu-

Öffnungszeiten unserer Anlaufstelle in Bochum

die Warnstreikenden damit durchkommen?

ferinnen und Verkäufer aus allen Bereichen. Vom

und unseres Buchladens am Schwanenwall an. Und

Ur-Dortmunder, dem die Zwangsräumung droht,

denken Sie an uns, wenn Sie Haushalts- und Ge-

weil das Geld nicht reicht, über Neuzuwanderer,

schäftsauflösungen in Auftrag geben müssen. Ru-

die ihren Lebensmittelpunkt und eine Wohnung

fen Sie uns an und vereinbaren Sie mit unserem

in Dortmund haben, aber ausgeschlossen sind von

Transport-Team einen Besichtigungstermin für ei-

weiten Teilen des Arbeitsmarktes und von Sozial-

nen Kostenvoranschlag.

leistungen bis zu Menschen auf der Straße und mit Suchtkrankheiten.

Auch unser Buchteam freut sich über Sachspenden. Im Gegensatz zum alten Standort am Hafen liegt un-

Gerade für neue VerkäuferInnen ist es wichtig zu

ser neuer Buchladen wirklich verkehrsgünstig. Um

sehen, dass unsere Regeln nicht nur auf dem Papier

Bücherkisten abzugeben, kann direkt vor der Tür ge-

gelten. Deswegen unsere Bitten zwei und drei: Kau-

halten werden, Parkplätze (mit Parkschein) befinden

fen Sie nur bei VerkäuferInnen mit Verkaufsausweis

sich in unmittelbarer Nähe.

und beschweren Sie sich ruhig bei uns, sollten VerkäuferInnen betteln oder unfreundlich sein. Wenn Sie uns die Verkäufernummer nennen, können wir mit ihnen sprechen. Vielen Dank!

Wenn Sie uns besuchen, zeigen wir Ihnen gerne unsere Bucharbeitsplätze – Bücher schaffen Stellen.

30. März Nun ist schon wieder fast ein Monat ‘rum mit einem großen Ereignis: unsere neuen Räumlichkeiten, Renovierung und Umzug. Für uns Verkäufer ist heute schon die Einweihung unseres neuen Bücherbasars mit unserer Verkäuferversammlung.

31. März Wow, der Buchladen ist wirklich schön geworden, denn heute ist Neueröffnung des neuen Ladens. Es fehlen nur noch die Gäste. Mit den herzlichsten Glückwünschen an die Mitarbeiter des neuen Buchladens, verabschiede ich mich bis zur nächsten Ausgabe. Eure Bodoline, Maike

7


08 DIE REPORTAGE | von Bastian Pütter | Fotos: Mauricio Bustamante

»Die Kinder sind unser Reichtum. Das Wertvollste, was wir haben.« Zu Besuch bei den Familien von fiftyfifty

Seit der EU-Osterweiterung gehören in ganz Europa Roma aus

Diese einzigartige Situation hat fiftyfifty hart erkämpft. Mit

Bulgarien und Rumänien zum Stadtbild. Während beinahe über-

Ärzten, Schulpaten, Vermietern und dem landesgeförderten

all anders versucht wird, sie mit bürokratischen Hürden und

fiftyfifty-Projekt „eastwest“ ist ein fragiles Netz entstanden, das

ordnungspolitischen Schikanen zur Weiterreise zu bewegen,

inzwischen 25 großen Familien Halt gibt. Der Verkauf des Stra-

kommen die neuen Zuwanderer in Düsseldorf an. Das ist zwar

ßenmagazins – zehn Zeitungen am Tag werden pro Person aus-

alles andere als konfliktfrei, und auch hier sind die Kapazitä-

gegeben – sorgt für ein kleines Einkommen, meist wechseln sich

ten begrenzt, doch fiftyfifty zeigt, dass es geht. Ein Besuch bei

die Eltern beim Verkauf ab. Gemeinsam mit Wohn- und Kindergeld

unserer Schwesterzeitung in Düsseldorf und bei Bobi und Ana,

und mit Lebensmittelspenden durch die Franziskaner kommen die

bei Claudia, bei Remus und Monica und ihren Kindern.

Familien über die Runden.

Zu den Absurditäten der EU-Gesetzgebung gehört, dass EU-Bürger aus Bulgarien und Rumänien sich zwar in Deutschland aufhalten, aber bis

Gastfreundschaft

Ende 2013 hier nicht angestellt arbeiten dürfen und von beinahe allen staatlichen Leistungen ausgeschlossen sind. Eine Rumänin, die im

In der Galerie lernen wir Bobi und Ana kennen, die uns in ihre

Park schlafen muss, ist nicht obdachlos, sondern „Touristin“.

Wohnung einladen. Wenig später biegt sich der Tisch unter Brot und Käse, Wurst und gebratenen Eiern, Gurken und Tomaten.

Hubert Ostendorf hat diese Verlogenheit nicht mehr ertragen wol-

Natürlich sieht man, dass hier nicht das Geld zu Hause ist, aber bei

len. Hubert ist Mitbegründer des Düsseldorfer Straßenmagazins fif-

Gästen wird nicht gespart. Bobi achtet streng darauf, dass es nicht

tyfifty und Kopf der „fiftyfifty-Galerie“. Hier wird von Größen wie

bei Anstandshäppchen bleibt und füllt immer wieder unsere Teller.

Gerhard Richter oder Markus Lüpertz gespendete Kunst zu Gunsten der gemeinnützigen Arbeit verkauft. Gleichzeitig ist die Galerie

Nebenbei erzählt der 32jährige vom Glück seiner geregelten Arbeit,

eine der Ausgabestellen des Straßenmagazins. Über die letzten 17

von der Sicherheit, die der Verkauf des Straßenmagazins fiftyfifty

Jahre hat vor allem die Galerie dem Verein Rückhalt in der bürgerli-

biete und auch vom Hunger in Rumänien, wenn wieder keine Arbeit

chen Mitte und Autorität in der Kommune verliehen, die nun bitter

zu finden war.

nötig ist. Denn fiftyfifty nimmt sich der Neuzuwanderer an. Die Vier-Zimmer-Wohnung befindet sich zwar in einem eher heruntergekommenen Haus, mit leuchtender Wandfarbe, von fiftyfifty

Die Insel der Glückseligen

vermittelten Möbeln, Familienfotos an den Wänden und dem bei einer Großfamilie nötigen Ordnungssinn ist sie aber freundlich und

Auch wenn es ziemlich geknirscht hat am Anfang und er sich nicht

einladend.

nur Freunde gemacht hat, inzwischen ist die Integration rumänischer Roma in Düsseldorf weiter fortgeschritten als irgendwo

Und voll. Uns fällt es zu Beginn gar nicht leicht, die Kinder den

sonst. Hubert hat rumänisch gelernt und kämpft unermüdlich für

einzelnen Familien zuzuordnen. Es ist ein ständiges Kommen und

seine Leute und gegen die zahlreichen Widerstände. 700 rumä-

Gehen. Im Haus leben mehrere Familien aus Rumänien. Das hat

nische VerkäuferInnen hat fiftyfifty aufgenommen, 25 Familien

sich als einfacher erwiesen, sagt Hubert. Mit den vielen Kindern

haben sichere Wohnungen und eine Perspektive.

und dem vielen Besuch tut sich ein „normales“ Mietshaus schwer.

„In Berlin leben 200.000 Roma, 80 Prozent sind nicht gemeldet, die wenigsten Kinder haben Zugang zum Schulsystem. Hier sind

Wunder und Berufswünsche

alle gemeldet, der Außendienst des Einwohnermeldeamtes kon-

8

trolliert. Und alle schicken ihre Kinder zur Schule. Die medizini-

Und um diese Kinder geht es. Während Bobi und Ana früher gehun-

sche Versorgung ist durch ein Ärztenetzwerk sichergestellt. Das ist

gert haben, damit ihre Kinder zu essen hatten, wollen sie und die

einzigartig in Europa. Wir sind hier die Insel der Glückseligen.“

anderen nun alles tun, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.


09

Petrisor (9) mit seiner Schwester Andra (3) und zwei Cousins (v.l.).

9


10

Claudia (37) mit Tochter Andra und ihrem Schwager.

10


11

Ionuts (18) und Sorin (16).

11


12

Claudia kommt dazu. Ihre dreijährige Tochter Andra ist Huberts

Die Chance auf eine Zukunft

Patenkind. Als Hubert Claudia kennenlernte, war sie verzweifelt. Andra hatte einen Herzfehler, ein Loch in der Herzscheidewand.

Dass sie trotzdem hier sind, hat zwei einfache Gründe: Sie muss-

Nur eine Operation konnte ihr Leben retten, bestätigte der

ten weg und sie dürfen hier sein. Als Bulgarien und Rumänien

Kinderkardiologe. 12.000 Euro sollte die Operation kosten, Hu-

– ohne die elementarsten Bedingungen zu erfüllen – in die Euro-

bert wollte um Spenden bitten, doch erst musste Andra getauft

päische Union aufgenommen wurden, hat man sie vergessen. Die

werden – und Hubert wurde Pate. Die nächste Untersuchung

Brüsseler Bürokraten waren nicht darauf gekommen, dass eine

zeigte: Das Loch war verschwunden. Möglich, aber selten, sagten

Gruppe, die Hunger leidet, weil sie vom Arbeitsmarkt weitgehend

die Ärzte. Ein Wunder, sind sich alle im Raum sicher. Und Huberts

ausgeschlossen ist, und die in Angst lebt, weil es immer wieder

„gute Energien“.

zu Übergriffen und Pogromen kommt, sich auf den Weg machen könnte. Sie sind die Unerwünschten. So schwierig ihre Lage ohne

Ich unterhalte mich mit Petrisor, ihrem Bruder, der auch erstaun-

Rechte und ohne Versorgung in Deutschland ist, so viel besser ist

lich gut deutsch spricht und in die dritte Klasse geht. Dort ist

sie als „zu Hause“.

er der einzige Rom. Ein leiser, freundlicher Junge, der Sport und Schwimmen als seine Lieblingsfächer nennt, aber für die Erwachse-

Remus (31), Monicas Mann, sagt energisch: „Ich will hier leben.

nen lächelnd nachreicht, dass er eigentlich alle Fächer mag. Ob er

Meine Kinder sollen hier zehn Jahre zur Schule gehen.“ Und: „Ich

Freunde in der Klasse hat? „Alle, außer den Mädchen.“ Und wenn er

brauche nicht viel Geld, keine 20 Zimmer und sechs Autos. Ich

groß ist? „Möchte ich einen Beruf haben.“

wünsche mir, zu leben wie normale Leute.“

Anas und Bobis ältester Sohn Ionuts weiß es genauer. „Ich möchte

Wer eine Chance suche, finde sie auch. Kriminell zu werden, sei das

Automechaniker werden, aber das heißt Mechatroniker.“ Die älte-

letzte, was er sich vorstellen könne. Für 100 Euro ins Gefängnis

ren haben ihre Mühe mit der neuen Welt, den jungen Kindern fällt

zu gehen? „Ich will meine Kinder aufwachsen sehen. Wer kriminell

die Eingewöhnung leicht. Nach Rumänien zurück möchte keiner. Es

wird, hat kein Herz, kein Blut, sondern Wasser.“

ist keine drei Jahre her, da sagte der damals sechsjährige Petrisor beim Anblick der Dusche in der damals neuen Wohnung resigniert:

Die Frage, ob er manchmal Heimweh hat, beantwortet er deutlich

„Das Haus ist kaputt, es regnet rein.“ Mittlerweile lachen alle

wie die anderen: „Nein.“ Er lacht bitter. „Ich bring dir eine Zeitung

gemeinsam über die Anekdote und Petrisor ist sie ein bisschen

aus Rumänien mit. Da ist alles kaputt. Die Leute machen doch hier

peinlich.

keine Probleme, weil dort alles gut ist.“ Statt an Rumänien denken sie an die Zukunft, vor allem an die

Unter Generalverdacht

ihrer Kinder. Hubert übersetzt: „Die Kinder sind unser Reichtum. Das Wertvollste, was wir haben.“ Ana nickt. (bp)

Dass längst nicht alles einfach ist im Leben mit der Aufnahmegesellschaft, wird deutlich, als Petrisor beim Spiel sich selbst kommentiert: „Scheiß Zigeuner!“ „Es gibt keine Gruppe, keine Ethnie, die in so starker Weise Vorurteilen ausgesetzt ist“, sagt Hubert. „Ein Rom ist hier 24 Stunden unter Generalverdacht.“

INFO

Als er ein Fahrrad an eine der Töchter eines fiftyfifty-Verkäufers

In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union ist die Freizügig-

verschenkte, nahm die Polizei es ihr kurze Zeit später ab, es könne

keit der Arbeitnehmer ein Grundrecht. Deutschland erhält trotz der

ja nur gestohlen sein. Inzwischen kleben kleine Schenkungsurkun-

Kritik der EU-Kommission die Beschränkung der Freizügigkeit für

den an allen Rädern, ausgestellt von fiftyfifty.

Menschen aus Rumänien und Bulgarien bis Ende 2013 aufrecht.

Monica (24) berichtet von regelmäßigen Ausweiskontrollen – „Wo

Zuwanderer dürfen damit einreisen, aber nicht angestellt arbeiten

gehst du anschaffen?“ Ständig muss sie beim Einkaufen ihre Ta-

und sind bis auf Ausnahmen von Sozialleistungen ausgeschlos-

sche leeren. Monica ist inzwischen selbstbewusst genug, auf ihrem

sen. Auch Angebote der Wohnungslosenhilfe und Armutsvorsorge

Recht zu bestehen, aber gerade für die Jungen seien die Verdäch-

stehen Neuzuwanderern nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.

tigungen eine riesige Belastung, sagt Hubert: „Das Schlimme ist:

„Touristen“ gelten nicht als obdachlos.

Es ist ein Wechselspiel. Wenn jeder sagt, du bist ein Dieb, warum solltest du dann nicht stehlen?“

2011 zogen 52.000 Menschen aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten Rumänien und Bulgarien nach Deutschland, in Dortmund sind ca.

12

Auch die MitarbeiterInnen bei fiftyfifty haben sich ein dickes

2.500 gemeldet. Die meisten gehören der Volksgruppe der Roma an

Fell zulegen müssen. Beschimpfungen per Mail und Telefon waren

und sind in den Herkunftsländern Opfer massiver Diskriminierung.

und sind an der Tagesordnung, die fast einhellige Meinung: Diese

Im Gegensatz zur Zeit unter den sozialistischen Regimen liegen die

Leute, „die Zigeuner“ gehören hier nicht hin.

Arbeitslosenquoten heute z.T. über 90 Prozent.


13

Bobi (38) und Ana (37) mit ihren Kindern Rebeca (7), Maria Andreea (10), Sorin (16) und Madalina (4).

13


14

RECHT | von Rechtsanwalt René Boyke

Kein Anschluss unter dieser Nummer?

KULTUR | von Michael Blatt | Foto: Festival n.a.t.u.r.

Die Weisheit mit Löffeln essen Festival n.a.t.u.r. bewegt Bochum

Normalerweise ist es ja kein Problem: wer seinen Telefonanbieter wechselt, der kann seine Mo-

Es herrscht ein reges Kommen und Gehen in

Janwillem Huda vom Stand der Vorbereitungen.

bil- oder Festnetznummer zum neuen Anbieter

der Bochumer Büro/Galerie-Symbiose [the

„Letztes Jahr waren wir phasenweise überfor-

mitnehmen. Normalerweise. Wenn Sie aber,

spam]. Inmitten herrlicher Unaufgeräumt-

dert. Jetzt sind wir bestens vorbereitet“, gibt

trotz so genannten Portierungsauftrags, plötz-

heit tüfteln hier die Macher des 2. Bochumer

sich Andrisano überraschend entspannt. Die

lich niemand mehr unter Ihrer bisherigen Tele-

Festival n.a.t.u.r. für den Zeitraum vom 11.

letzten Veranstaltungen werden noch schnell

fonnummer erreichen kann, dann stellt sich bei

bis 20. Mai an zahlreichen „Interventionen

mit ein paar Tastendrucken in den Programmab-

den Betroffenen Ratlosigkeit ein.

im öffentlichen Raum.“

lauf integriert. Darunter die Idee von Literat

So auch bei meiner Mandantin, die kürzlich zu mir kam. Sie wollte ihre Geschäftsnummer zu einem anderen Anbieter mitnehmen, doch das Unternehmen machte einen Fehler. Folge: Die „alte“ Nummer weg, keine Anrufe von Kunden. Was nun? Wie bringt man den Telefonanbieter dazu, die alte Nummer doch noch zu schalten? Zunächst sollte der Telefonanbieter davon unverzüglich in Kenntnis gesetzt und zur Abhilfe aufgefordert werden, beispielsweise schriftlich per Einschreiben. Es laufen Fristen! Folgt nicht kurzfristig eine Reaktion oder Abhilfe, dann sollte über ein gerichtliches Eilverfahren nachgedacht werden. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass der Anschluss schnell wieder hergestellt wird. Die Voraussetzungen für ein solches Verfahren sind allerdings hoch. Weigert sich der Gegner weiterhin, dann kommt auch ein normales Gerichtsverfahren in Betracht – das dauert allerdings erheblich länger. Dies ist dann auch die Gelegenheit, bestehende Schadensersatzansprüche geltend zu machen – vorher unbedingt Beweise sichern (Belege sammeln etc.). Die Telefonanbieter sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Portierung von Rufnummern nach einem genau vorgegebenen Verfahren in einem festgelegten Zeitraum durchzuführen. Dabei werden sie von der Bundesnetzagentur kontrolliert. Diese kann die Telefonanbieter zur Stellungnahme auffordern und gegebenenfalls sogar ein Zwangsgeld bis zu 500.000 Euro verhängen. Es ergibt also Sinn, die Bundesnetzagentur in solchen Fällen zu informieren. Möglicherweise kann auch vorübergehend eine provisorische Rufumleitung vom Telefonanbieter veranlasst werden. Das ist zwar nicht die eigentliche Portierung, aber die Erreichbarkeit ist dann erst einmal wieder hergestellt. (rb) In der nächsten bodo: Onlineshopping www.kanzlei-boyke.de

14

„Sebastian 23“, mit Bollerwagen und Soundan„Wir wollen die Kunst auf die Straße bringen

lage durch die Stadt zu ziehen und dabei Texte

und damit weit mehr als nur die kunstinteres-

vorzutragen, die sich mit dem Thema Natur

sierten Galeriebesucher ansprechen“, skizziert

beschäftigen.

Kevin Kuhn den eigenen Anspruch. Aus dem Schneidersitz heraus berichtet er zusammen mit

„Natur“, sie ist die große Klammer des Festivals;

seinen Mitorganisatoren Juana Andrisano und

kleine soll es ganz bewusst nicht geben. „Die


15

WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast

wildkraeuter.bodo/17_ schwarzer_holunder_2/ „Suchen Sie Waldbeeren?” Ihre Stimme,

Überhaupt geschieht es nur selten, dass

Aktion an sich, dass es draußen passiert, eben

unverdächtig jeder Ironie. Die Frau mittle-

ein wildes Kraut zum kulinarischen Klas-

das ist die Kunst“, betont Andrisano, und Kuhn er-

ren Alters führte einen kleinen Hund spa-

siker wird, der Waldmeister als Maibowle

gänzt: „Es geht um die Irritation. Wir wollen zum

zieren, trug Lodenmantel nebst obligatem

etwa, die Schlehe als Likör und, haupt-

Nachdenken anregen.“ Den Machern geht es nicht

Jagdmotivedreieckstuch und meinte das

sächlich in Süddeutschland und Öster-

darum, dass der Absolvent der Kunsthochschule

wirklich ernst. Mitte März. Noch kein Laub

reich gefragt, die Blüte des Schwarzen

sein gesammeltes Fachwissen auf die Bewertung

an den Bäumen. Ich sammelte gerade die

Holunders als Sirup.

der Objekte in der eintrittsfrei zu besuchenden

ersten Brennnesselblätter des Jahres. Zu

Ausstellung in der Rotunde anwendet, sondern

gern wäre ich schlagfertig gewesen. An-

dass Menschen überhaupt erst einmal miteinander

dererseits möchte ich nicht nörgeln, vor

in Kontakt kommen. Kevin Kuhn: „In dem Mo-

allem nicht den Zeigefinger heben, von

ment, wo ein Kind mit einem Erwachsenen einen

wegen Entfremdung von Natur und Essen

Baum pflanzt, lernen beide voneinander.“ Es ist

und überhaupt. Erlebnisse, die auf diesem

einer der zentralen n.a.t.u.r.-Ansätze, dass sich

Auseinanderdriften basieren, können rich-

explizit auch Schüler und Senioren am Programm

tig unterhaltsam sein.

beteiligen. In diesem Sinne wurde z.B. eine

Dass diese Form seiner Verwertung steinzeitlich bereits bekannt war, ist unwahrscheinlich, Funde in Gräbern aber zeigen, dass der Holunderbusch für unsere Vorfahren von großer Bedeutung war. Entsprechend vielfältig ist sein Erscheinungsbild in Märchen, Mythen und Legenden. Er steht in Beziehung zur indogermanischen

Beispielsweise, als mein Neffe Forellen

Göttin Holda, zur Schwarzen Madonna im

verweigerte. Nicht etwa, um seine Mutter

Christentum, zur Frau Holle der Grimm-

einem vegetarisch motivierten Stresstest

schen Märchensammlung. Drei Beispiele

zu unterziehen, sondern weil Fisch, seiner

von dutzenden. Wer mag, sollte forschen,

Meinung nach, nur korrekt rechtwinklig Es-

ich mag den Sirup. Ob in Limonade, Dessert

sen war. Oder kürzlich erst, als mir ein Be-

oder Gebäck, sein süßwürziger Geschmack

kannter ein Bild auf dem Smartphone zeig-

lässt den Gaumen jubeln, ausdrücklich

te: „Guck mal, ich war auf dem Markt, da

aber beim Kaisergespritzten. Dazu werden

gab es diese Dinger an einem Stand. Krass,

trockener Weißwein und Wasser zu glei-

oder? Weißt du, was das ist? Ich hab‘ schon

chen Teilen gemischt und ein Schuss vom

rumgefragt. Kennt aber keiner.” Sellerie.

Holundersirup zugegeben.

Welt!“ Die Festival-Welt selbst ist schon aufgrund

Dem geschätzten Wurzelgemüse wird es

Diesen selber herzustellen ist gar nicht

ihrer Struktur in permanenter Bewegung. Zu einem

an der Knolle vorbeigegangen sein. Und

kompliziert. 2 Liter Wasser erhitzen und

guten Dutzend „fester“ Spielorte wie Alsenwohn-

Bekanntheitsgrad und Beliebtheit liegen

2 kg Zucker einrühren, bis die Flüssigkeit

zimmer oder Freies Kunst Territorium gesellen sich

auch in umgekehrten Fällen nicht immer

wieder klar ist. Abkühlen lassen. 60 g Zi-

zahlreiche mobile. Im Wiesental wird KIN-Ball

auf derselben Seite einer Medaille. Den-

tronensäure in 1 Tasse Wasser auflösen,

gespielt und der Westpark zum Kletterzentrum.

ken Sie einfach an die FDP, denken Sie,

3 unbehandelte Zitronen in Scheiben

Zusammenarbeit mit dem interkulturell agierenden Stadtumbaubüro Griesenbruch auf den Weg gebracht. Direkt zum Auftakt finden in der im Lottental gelegenen Grünen Schule kostenlose Vorträge, Workshops, eine Pflanzaktion sowie eine Exkursion statt. „Wir wollen den Leuten zeigen, was möglich ist“, bringt es Stefan Richter, der im Laufe des Interviews den Gesprächskreis ergänzt, auf einen Nenner. „Ich sage immer: Beweg deine

um an den Anfang der Kolumne zurückzu-

schneiden und von 15 Holunderblüten-

Als eines der absoluten Programm-Highlights

kehren, an die Brennnessel. Das Ruderal-

dolden die groben Stengel entfernen. Al-

gilt der Auftritt des Wiener Gemüseorchesters im

gewächs, auch Nettel, Donnerkraut und

les ins Zuckerwasser geben und dann zu-

Schauspielhaus. Das mag so sein, doch vor allem

Gichtrute genannt, hat dabei tatsächlich

gedeckt in einem großen Gefäß an einem

die zuvor stattfindende „Schnibbeldisko“ des

Qualitäten. Es verfügt über bodenheilen-

kühlen Ort 7 Tage ziehen lassen. Filtern

Youth Food Movement auf dem Vorplatz des The-

de Eigenschaften, medizinisch ist der po-

und den fertigen Sirup in mit Gummidich-

aters charakterisiert den wahren n.a.t.u.r.-Kern.

sitive Einfluss auf den Stoffwechsel be-

tung verschließbare Flaschen füllen.

Denn die Initiatoren aus Berlin bringen nicht nur

legt, in der Küche ist es ein Hit. Ein dem

Musik, sondern auch reichlich Ausschussware mit

Bärlauch vergleichbarer

nach Bochum. Bestens genießbare Lebensmittel,

Triumphzug blieb bis-

die aufgrund kleiner Macken nicht im Supermarkt,

lang allerdings

sondern allzu oft direkt auf dem Müll landen.

aus.

Falls man es schafft, ihn nicht sofort aufzubrauchen, hält er sich mehrere Monate. (wk)

Janwillem Huda lädt deshalb stellvertretend jeden ein, sich am 14. Mai an der kollektiven Verköstigung zu beteiligen: „Man muss nur einen eigenen Teller und Löffel mitbringen.“ So einfach kann Kunst sein. (mbl)

INFO Festival n.a.t.u.r. | 11. - 20. Mai 2012 Rotunde Bochum und weitere Veranstaltungsorte www.festival-natur.de

15


16 STRASSENLEBEN | von Sebastian Sellhorst | Fotos: Alexander Greif · Sebastian Sellhorst

Kunst zwischen Straße und Galerie

Unter dem Sammelbegriff Streetart ver-

Immer mehr Künstler haben in den letzten Jah-

oder das Installieren von kleinen Blinklichtern

ewigen sich immer mehr Künstler mit un-

ren neue Techniken für sich entdeckt. Ange-

an bestehenden Kunstwerken im öffentlichen

terschiedlichsten Techniken im Straßenbild.

fangen bei Graffiti-Schablonen, die schnelles

Raum bewegen sich in einer nicht klar defi-

bodo hat zwei Protagonisten dieser noch

und reproduzierbares Arbeiten erlauben, über

nierten Grauzone. Trotzdem entstehen durch

relativ jungen Kunstform besucht und sich

das Anbringen von vorbereiteten Stickern und

Graffiti immer noch Sachschäden in Millionen-

angeschaut, was sich hinter diesem neuen

Plakaten bis hin zum Umgestalten von Wer-

höhe, und die Graffitientfernung ist ein eige-

und sehr weit gefassten Streetart-Begriff

beplakaten, dem sogenannten „Adbusting“,

ner Zweig der Gebäudereinigungsbranche.

verbirgt und wie durch ihn die Graffiti-Kul-

ist Streetart mittlerweile im Straßenbild aller

tur salonfähig wurde.

größeren Städte zu finden. Doch auch legale

Doch auch auf den etablierten Kunstmarkt

Graffiti-Veranstaltungen finden mittlerweile

ist Streetart mittlerweile angekommen. Vie-

Als Anfang der 80er Jahre der Graffiti-Boom

regelmäßig statt, und kaum eine Stadt bietet

le ehemalige Sprayer und Streetart-Künstler

aus den USA nach Deutschland schwappte, war

keine freigegebenen Flächen an, auf denen le-

arbeiten nur noch im legalen Bereich und

eine Einteilung noch relativ klar. Abgesehen

gal gesprüht werden darf.

können vom Verkauf ihrer Arbeiten und von

von vereinzelten politischen Gruppierungen

Auftragsarbeiten leben. Werke des Künstlers

waren es zum Großteil jugendliche „Sprayer“

War Graffiti im öffentlichen Raum bisher meist

Banksy – einem der bekanntesten Streetart-

aus dem Bereich der damals noch sehr kleinen

ein eindeutiger Fall von Sachbeschädigung,

Künstler – werden mittlerweile für sechs-

Subkultur des Hip-Hop, die mit Lackdosen ih-

lassen neue Techniken diese eindeutige Ver-

stellige Beträge bei Kunstauktionen in Tra-

ren Namen an Wände sprühten. Doch diese klar

urteilung nicht mehr zu. Rückstandslos ver-

ditionshäusern wie Sotheby‘s oder Christie‘s

abzugrenzende Szene gibt es in ihrer damali-

schwindende Moos-Graffiti, das Anbringen von

gehandelt.

gen Form nicht mehr.

Schriftzügen durch Reinigen des Untergrundes

Foto: Künstler beim „Bam Bam Graffiti Jam 2012“ an der Ruhr-Universität Bochum. 16


17

Ein Künstler, der sein Hobby in weiten Teilen

feld. „Das Schöne an Leinwänden ist, dass ich

Aufbauten für einen „Stopmotion“-Film und

zum Beruf gemacht hat, ist „Herr Orm“. In sei-

so flexibel bin. Ein Graffiti auf einer Wand ist

Unmengen bunter Leinwände.

nem Atelier in Recklinghausen setzt er sich mit

immer an einem festen Ort. Leinwände kann

unterschiedlichen Techniken und Materialien

ich mitnehmen und an unterschiedlichen Or-

Er selbst unterscheidet Kunst im öffentlichen

auseinander. Seine Leidenschaft für Kunst ent-

ten in verschiedenen Städten ausstellen. Na-

Raum in drei Kategorien: „Einmal gibt es die

deckte er schon als Kind. „Gezeichnet habe ich

türlich male ich auch zwischendurch noch mal

klassischen Graffiti. Das ist für mich klassisches

schon immer. Später entdeckte ich dann Graffi-

eine Wand. Aber mittlerweile ist die Leinwand

,Namewriting‘ mit Buchstaben. Dann gibt es al-

ti. Meine ersten beiden Spraydosen kaufte ich

schon sehr zu meinem Medium geworden“, er-

les andere von Schablonen und Aufklebern bis

mir im Baumarkt. Eine Schwarze und eine Wei-

zählt er.

hin zur Strickkunst. Das würde ich als Streetart bezeichnen. Und zu guter Letzt Fußball-Grup-

ße. Das muss Anfang der 90er gewesen sein“, erinnert er sich. Mittlerweile male er nur noch

Doch nicht nur mit Leinwänden arbeite er. Auch

pierungen, die sich auf Wänden verewigen. Das

selten an Wänden.

Collagen oder anderen Techniken spielen bei

ist für mich eher in der gleichen Ecke anzusie-

ihm eine große Rolle. „Es geht mir immer wie-

deln wie Gangs aus den USA, die damit ihre Ge-

Seine erste Ausstellung hatte der studierte

der darum, mich neu zu erfinden. Und das ist ja

biete und Territorien abstecken.“

Designer dann gut zehn Jahre nach dem Kauf

irgendwie auch Teil der Entstehungsgeschichte

seiner ersten Spraydose 2001 im Foyer des

von Streetart“, beschreibt er seine Suche nach

Auf die Frage nach der Botschaft in seinen Ar-

Marler Rathauses. Und das war nicht nur sei-

immer neuen Ausdrucksformen. Diese Vielfalt

beiten zeigt sich der Herr Orm bescheiden: „Ich

ne erste Ausstellung, dort sprühte er auch das

spiegelt auch sein Atelier wieder. Neben Stüh-

steh ja nicht so auf so beseelte Typen, die drei

erste Mal auf Leinwände. Was damals noch neu

len aus alten Skateboards finden sich in sei-

Striche machen und dir dann stundenlang was

für ihn war, ist heute sein Hauptbetätigungs-

nem Atelier die unterschiedlichsten Collagen,

dazu erzählen. Ich mach halt lustige Figuren,

17


18

die ein nettes Umfeld schaffen und schön an-

Zur Frage, ob Streetart noch Streetart genannt

tallationen über Plastiken bis hin zu Kurzfilmen

zuschauen sind. Mir geht es halt mehr um Form

werden kann, wenn sie hinter verschlossen Tü-

waren schon die unterschiedlichsten Kunstfor-

und Anordnung. Manchmal hat ein Bild natür-

ren ausgestellt wird, zeigt Herr Orm sich ratlos:

men in der kleinen Galerie zu Gast.

lich auch eine Message. Oder man muss den

„2009 hatten wir im Rahmen einer Ausstellung

Titel kennen, um das Bild zu verstehen. Aber

einen Philosophiekurs zu dem Thema. Ist es

Was zuerst als Büroraum geplant war, entwickel-

oft sind es einfach nur Graffiti-Figuren, die man

noch Graffiti, wenn man eine Schablone be-

te sich schnell zu einer in seiner jetzigen Form

früher neben die Buchstaben gemalt hat.“

nutzt. Hänge ich ein Brett an eine Laterne, ist

einzigartigen Location. Stammten die ersten

es Streetart, hänge ich es in eine Galerie, ist es

Künstler, die in der 44309streetartgallery aus-

Neben seiner eigenen Kunst bietet Herr Orm

Kunst, hänge ich es in ein Museum, Hochkunst.

stellten, noch aus dem direkten Freundeskreis

auch Graffiti-Workshops für Kinder und Ju-

Das kann so genau keiner beantworten.“

der beiden Kunstliebhaber, so können die beiden mittlerweile auf eine lange Liste von teilweise

gendlichen an. Vor kurzem erarbeitete er mit Jugendlichen der Dortmunder Nordstadt Graf-

Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich auch

international bekannten Künstlern zurückbli-

fiti zu ihrem Stadtteil. 2010 gestaltete er vier

Galeristin und Kunstliebhaberin Daniela Beke-

cken. „Immer mehr Leute sind an uns herange-

Wochen lang mit Kindern und Jugendlichen

meier. Zusammen mit ihrem Partner Olaf Ginzel

treten und haben gefragt, ob sie nicht auch mal

ein Abrisshaus in Recklinghausen. Den Schritt

betreibt sie jetzt seit nun fast zwei Jahren die

bei uns ausstellen könnten, und so sind wir in

zurück zu einem klassischen „9-to-5“-Job kön-

44309streetartgallery in Dortmunds Brückvier-

dieses Konzept hineingewachsen und haben es

ne er sich nur sehr schwer vorstellen. „Dann

tel. Auf kleinstem Raum versuchen die beiden

immer weiter entwickelt“, erinnert sich Daniela.

müsste ich ja meinen ganzen Kram abends

dort den unterschiedlichsten Stilrichtungen,

nach der Arbeit machen und das würde mir

die sich für sie unter dem Begriff Streetart fas-

„Doch von der Kunst hier zu leben, ist schwie-

dann doch zu viel.“

sen lassen, eine Bühne zu bieten. Von Lichtins-

rig“, weiß Daniela. Nicht zuletzt spiele da auch

Foto: Graffiti in einer Industrieruine am Dortmunder Hafen. 18


19

der Standort Ruhrgebiet eine Rolle. „Wenn man

Die Kosten für die Galerie tragen die beiden aus

Ω Ganz oben: Besuch im Atelier von „Herr Orm“.

bedenkt, dass die Thier-Galerie zu ihrer Eröff-

eigener Tasche. Immer begleitet von dem Ziel,

Drei Bilder schenkt er bodo zur Verlosung.

nung mehr Besucher hatte als das Dortmunder

der Kunst, die sonst auf der Straße stattfindet,

U in einem Jahr, spricht das ja schon für sich.

einen anderen Besucherkreis zugänglich zu ma-

Ω Oben: Daniela Bekemeier in ihrer 44309streetart-

Viele der Leute hier geben ihr Geld eher für eine

chen. „Es geht uns auch darum, eine gewisse

gallery, eine der wenigen Galerien ihrer Art im

Dauerkarte für die Borussia aus, als sich ein Bild

Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Es ist halt so,

Ruhrgebiet.

zu kaufen.“ Aber in dieser kleinen Szene sieht

dass Graffiti und Streetart eine sehr vergängli-

sie nicht nur Nachteile: „Wenn du in Berlin eine

che Kunstform sind. Das wollen wir auf eine ge-

Streetart-Galerie aufmachst, gehst du unter zwi-

wisse Weise erhalten, auch wenn die Vergäng-

schen hunderten von anderen.“

lichkeit ja oft selbst Teil der Kunst ist.“

INFO Wir verlosen drei Leinwände von „Herr Orm“. Mehr Informationen dazu auf Seite 23.

Da es sich bei der 44309streetartgallery um ein

Auf die Frage, ob Streetart denn immer noch

Projekt handelt, das die beiden Kunstliebhaber

Streetart genannt werden könne, wenn man

in ihrer Freizeit betreiben, gibt es keine festen

sie in einer Galerie präsentiert, weiß auch Da-

Öffnungszeiten. Sie begrüßen ihre Gäste zu den

niela keine abschließende Antwort. Doch sie

unterschiedlichen Ausstellungen oder verab-

weiß, dass diese Frage seitens der Künstler

reden sich auch gerne mit interessierten Besu-

viel diskutiert wird. Und vielleicht ist es genau

chern. „Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch

diese Offenheit, die noch so viel Spielraum zur

Weitere Informationen zu kommenden Aus-

kommen und die Hemmschwellen abbauen, die

Definition bietet, die den Reiz dieser noch so

stellungen in der Dortmunder 44309streetart-

viele Leute vor Galerien haben“, erzählt Daniela.

jungen Kunst ausmacht. (sese)

gallery unter www.44309streetartgallery.com.

Wer kein Glück hat, kann sich die Arbeiten von Herr Orm noch bis zum 16. Mai im „#Tausend“ in der Aachener Straße 57 in 50674 Köln ansehen oder unter www.herrorm.de.

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DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter

NachGEZahlt

NEWS | von Alexander Greif

Unberechtigte Hetze gegen Hartz-IV-Empfänger

Bildungs- und Teilhabepaket floppt

Ausstieg aus Nahrungsmittelspekulation

Bremer Peter S. wird obdachlos, lebt auf

Mit Überschriften wie „Hartz-IV-

Das Ende März 2011 eingeführte

Die Fondsgesellschaft der Spar-

der Straße und findet schließlich wieder

Sauerei!“ oder „Noch nie wurde so

Bildungs- und Teilhabepaket ist

kassen „Deka“ steigt aus dem Ge-

ein Dach über dem Kopf. Im Briefkasten:

viel geschummelt und getrickst!“

gefloppt. Laut einer aktuellen Ab-

schäft mit Grundnahrungsmitteln

Ein Mahnbescheid der Gebühreneinzugs-

erhebt die Bild-Zeitung schwere

frage der Freien Wohlfahrtspflege

aus. Nachdem durch die Organisa-

zentrale (GEZ) über 340,60 Euro zzgl.

Vorwürfe

Harzt-IV-Emp-

werde nur ein Bruchteil der be-

tion Foodwatch die Spekulation

Mahngebühren – für die Zeit, die er auf der

fänger. Anstoß hierzu gab eine

reitgestellten Mittel abgerufen.

mit Agrarrohstoffen als Hauptur-

Straße lebte.

aktuelle Statistik der Arbeits-

Vor allem seien es Zuschüsse zum

sache für Hungersnöte kritisiert

agenturen, in der ein Anstieg der

Mittagessen und Zuzahlungen für

hat, verzichtet die Deka-Bank bei

Sanktionen gegen Empfänger von

Tagesausflüge, die in Anspruch

ihren hauseigenen Fonds darauf,

3,1% auf 3,4% verzeichnet wird.

genommen würden. Mittel für

auf die Preisentwicklung grund-

Der Paritätische Gesamtverband

Sport- und Kulturangebote oder

legender Agrar- und Mastproduk-

unter Ulrich Schneider kritisiert

Lernförderung würden hingegen

te zu spekulieren – Nahrungsmit-

die Kampagne der Bild als „unver-

kaum nachgefragt. Gründe für die

tel-Fonds anderer Banken werden

antwortliche Stimmungsmache“:

Nichtinanspruchnahme

reichen

jedoch weiterhin wie gehabt

Zwar gebe es tatsächlich einen

von der mangelhaften Informati-

vertrieben. Der Hauptakteur am

Es klingt ein bisschen wie ausgedacht: Der

Peter S. nimmt sich einen Anwalt, doch es hilft nichts. Zwar kann er seine Wohnungslosigkeit nachweisen, doch das reicht der GEZ nicht für eine Befreiung. Die Bescheinigung, die er bräuchte, darf die Bremer Arbeitsagentur einem Obdachlosen nicht ausstellen. Zweieinhalb Jahre stottert er die Summe ab.

gegen

Anstieg der Quote, dieser habe

on der Eltern und Institutionen

Nahrungsmittelmarkt, die Deut-

Nun ist uns noch kein Obdachloser begeg-

„jedoch nichts mit Missbrauch

bis zu aufwändigen, stigmatisie-

sche Bank, versucht hingegen

net, der seinen Fernseher dabei hatte, aber

oder Trickserei zu tun“, geschwei-

renden und schlicht absurden Ver-

mit geschickter PR, den Ausstieg

vielleicht ist das auch gar nicht der Kern

ge denn mit Arbeitsverweigerung,

fahren. Die Freie Wohlfahrtspflege

aus dem Geschäft zu verhindern:

der Geschichte. Die geht nämlich weiter:

sondern sei „überwiegend auf

NRW fordert deshalb: Statt weiter

So wurde kürzlich ein „Nachhal-

Als Peter S. ins Krankenhaus muss, verzö-

Meldeversäumnisse zurückzufüh-

viel Geld in ineffiziente und wür-

tigkeitsbericht“

gert sich die Zahlung einer 15-Euro-Rate.

ren.“ Im vergangenen Jahr sanken

delose Antrags- und Prüfverfahren

dem davon die Rede ist, auf neue

Die GEZ kündigt die sofortige Zwangsvoll-

die eingeleiteten Verfahren wegen

für individuelle Einzelleistungen

Fonds mit Anteilen an Grundnah-

streckung an und verlangt den Restbetrag

Arbeitsverweigerung um 50.000.

zu pumpen, müsse in die Verbes-

rungsmitteln zu verzichten - die

von 143,54 Euro auf einmal. Diesmal kann

Zudem meldet der Paritätische,

serung der sozialen Infrastruktur

bereits bestehenden Produkte

der Anwalt helfen. Peter S. zahlt ein weite-

dass der Anteil der Arbeitsver-

in der Fläche investiert werden,

werden allerdings unverändert

res Jahr Raten, bis die „Schuld“ getilgt ist.

weigerung nach eigenen Berech-

in mehr qualifiziertes Personal in

weiter verkauft. Selbiges gilt im

Daraufhin erhält er eine weitere Rechnung

nungen seit 2007 sogar um 30

Kindergärten und Tagesstätten

Übrigen für Fonds, in denen sich

– über einen Cent. Auf den besteht die GEZ

Prozent gesunken sei und damit

sowie Sozialarbeiter und kosten-

Anteile an Firmen befinden, die

so lange, bis ein Nachrechnen ergibt, dass

ein Rekordtief erreicht habe.

loses Mittagessen in den Schulen.

international geächtete Streubomben produzieren.

der eine Cent Differenz in Wirklichkeit eine Überzahlung ist, die Peter S. zusteht. Er wird mit „künftigen Zahlungen“ des ALGII-Empfängers verrechnet. Nun ist die GEZ ein dankbarer Gegner. Andererseits, und das ist dann vielleicht der Kern, haben wir regelmäßig mit ähnlich gelagerten Fällen zu tun. Unberechtigte Forderungen, Überschuldung oder Haft wegen uralter Strafbefehle, die z.T. über Jahrzehnte sinnlos wuchsen, die Notwendigkeit, Belege zu liefern, wo es sie nicht geben kann – häufig folgt nach der Zeit auf der Straße das böse Erwachen. Immer noch gefährdet die Unnachgiebigkeit von Behörden den Erfolg, der Obdachlosigkeit entronnen zu sein – und manchmal machen sie ihn zunichte. Und das ist dann der größere Skandal als der unterstellte Fernseher unter der Brücke. (bp)

20

vorgelegt,

SKOTTS SEITENHIEB

in


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LESEBUEHNE

22 LESEBÜHNE | von Laura Reichel

KINOTIPP | von endstation.kino

Vom Papier vors Mikrofon aufs Papier. In unserer Kolumne präsentieren wir Texte der lebendigen Poetry-Slam- und Lesebühnenszene der Region. Diesmal: Laura Reichel.

endstation.kino & bodo präsentieren: Das Leben gehört uns

Endlosschleifenlethargie

Ein junges glückliches Paar, Roméo und Juli-

Die Augen wieder viel zu spät geöffnet.

Eltern entschließen sich, nicht aufzugeben,

Vermutlich ist es irgendwann zwischen elf und zwei, wie seit Wochen schon.

sondern um ihr gemeinsames Glück und für

Beine strecken, aufstehen, schwindelig, schwach in die Küche schlurfen.

ein Happy End zu kämpfen. Voller Schwung

Kaffee, an manchen Tagen Pfefferminztee. Mal um sich selbst zu überraschen

und mit leichter Hand inszeniert die franzö-

meistens, weil der Kaffee leer ist.

sische Schauspielerin und Regisseurin Valérie

ette und ihr kleiner Sohn, Adam. Doch dann erkrankt Adam an einem Hirntumor. Seine

Treibsandartig verschluckt dich das Alltagsgeschehen. Lächelnd lügen, es würde schon gehen. Schlaf gegen morgendliche Monotonie. Endlosschleifenlethargie. Das Telefon klingelt, ob man in die Kneipe wollte. Will man, will seit Wochen nichts anderes. Was man den Tag getrieben hätte. Man denkt: nichts, man sagt: einiges. Das Aufregendste war, dass man anstatt Zucker Honig in den Tee tat, aber das interessiert zu recht nicht. Dann Kneipe, dann Bier, und mit jedem Bier fällt Selbstbetrug leichter.

Donzelli mit ihrem ehemaligen Lebensgefähr-

Es wird ein Plan für den Folgetag erstellt.

ten Jérémie Elkaïm diese authentische wie

Man will früh aufstehen, man will spazieren gehen, man will Kaffee kaufen.

romantische, vor allem aber autobiografisch

Treibsandartig verschluckt dich das Alltagstreiben.

geprägte Geschichte über ein modernes Lie-

Lächelnd lügen, man würde nicht lang bleiben.

bespaar: es ist ihre eigene.

Bier gegen abendliche Antriebslosigkeit. Immer gleicher Zeitvertreib. Augen auf, es ist zwischen elf und zwei wie seit Wochen schon. Der Kopf dröhnt, keine Kraft für die Küche, geschweige denn für Kaffee kaufen. Morgen ist auch noch ein Tag und wer keine Ausreden hat wird erschossen, sagte Mutter schon. Und dann weint man, weil man es so bedauerlich findet, wie bedauernswert man sich findet. Schaut in den Spiegel und streckt dem Menschen den man da sieht die Zunge raus, man will nicht glauben, dass man das sein soll, man hatte sich schöner in Erinnerung. Der Mensch vor der Scheibe und der dahinter, verabschieden sich kopfschüttelnd, er scheint auch nicht zufrieden zu sein. Man muss noch duschen, die Kneipe wartet. Wiederholungen verschlucken dich wie Treibsand. Augen auf, es ist später als seit Wochen schon, draußen verabschiedet sich der Tag ungesehen. Man nimmt ein weißes Blatt und gaukelt Produktivität. Aber das Papier bleibt leer. Man hat ewig nichts geschrieben und erfindet Ausreden, immerhin wird man nicht erschossen. Und dann wird einem gesagt, man hätte den Ernst des Lebens nicht erkannt und das ist der Moment in dem man wach wird. Hat man nicht, stimmt. Wird man aber hoffentlich auch nie. Und so wird aus vermeintlicher zeitweiser Zeitverschwendung, eine erholsame große Pause zwischen zwei Zeiten. Und schließlich hatte man neben zweitklas-

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„Das Leben gehört uns“ ist ein Film über Liebe, nicht über Krankheit, der intensiv wie berührend mit seinem entwaffnenden Idealismus, seiner Vitalität und seiner Leichtigkeit bezaubert. Denn Humor ist bekanntlich eine wichtige Waffe gegen die Unwägbarkeiten des Lebens. Donzelli nutzt erfrischend unbefangene Bilder und humorvolle Dialoge, wenn sie den Kampf des jungen Liebespaars gegen die Krankheit des Sohnes inszeniert. Sie spielt mit Erzählformen und Genres, zitiert aus Musical, Märchen und Melodram und kreiert eine eigene, sehr dynamische Bildsprache, pointiert unterlegt mit Musik. Damit gelingt ihr ein tröstender, mitreißender Film, der ermutigt, für das eigene Glück zu kämpfen – nominiert u.a. für den Französischen Filmpreis als Bester Film und französischer Oscar-Kandidat in der Kategorie Bester Ausländischer Film.

siger Ausreden auch einen Grund: Traurigkeit will nämlich auskuriert werden,

Do 17.05. bis Mi 23.05. um 19.15 Uhr

wie eine Krankheit, sonst kommt sie ständig wieder.

Do 24.05. bis Mi 30.05. um 21.00 Uhr (außer So 27.05. und Mo 28.05.)

INFO

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

Laura Reichel ist Veranstalterin und Moderatorin von „Kurze

Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

Rede, langer Sinn – Der Poetry Slam in Dortmund“ und Mitglied

Telefon 0234 – 68 71 620

der Dortmunder Lesebühne „SchreibGut“.

www.endstation-kino.de


VERANSTALTUNGEN MAI 2012 | VERLOSUNGEN | CD-TIPPS | zusammengestellt von Benedikt von Randow

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Ruhr International – Das Fest der Kulturen mit Khaled (einziges kostenpflichtiges Konzert), Yemen Blues, The Raghu Dixit Project, Nidi d‘Arac, Aurelio & The Garifuna Soul Band, Moop Mama, Migrantenpop, Sulaiman Masomi, Kinderzirkus RatzFatz u.v.m. Sa. 26. Mai ab 14 Uhr & So. 27. Mai ab 13 Uhr An und in der Jahrhunderthalle, Bochum – Eintritt frei bodo verlost 3 x 2 Karten für Khaled am 27.5. um 21 Uhr

Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen und Bücher zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.05.2012 15.05. | David Werker | Fritz-Henßler-Haus, Dortmund | 3 x 2 Karten 25. – 27.05. | Rock Hard Festival | Amphitheater, Gelsenkirchen | 3 x 2 Karten 27.05. | Khaled bei Ruhr International | Jahrhunderthalle, Bochum | 3 x 2 Karten 31.05. | Jamaram | Bahnhof Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten 17. – 30.05. | Das Leben gehört uns | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten Platinblondes Dynamit | Jörg Juretzka | 1 Exemplar butterbrotbar | Hans-Ehrenberg-Platz 1, 44789 Bochum | Ein Gutschein über 10 Euro Standort Sehnsucht | Ein Dokumentarfilm von Lisa Lyskava | 2 x 1 DVD Herr Orm | 3 x 1 Bild des Streetart-Künstlers Herr Orm

Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

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24 VERANSTALTUNGEN MAI 2012

MI 02 | 05 | 12 Comedy | Moses W. „Moses W. bringt in seinem Programm ,Er – Sie – Ex‘ auf den Punkt, wo Kollegen seines Fachs noch rumeiern. Er beneidet Singles, die von Spieleabenden und Tanzkursen verschont und längst nicht mehr BWare sind. Zwischendurch greift er zur Gitarre und

03 | 05 | 12 Macka B

04 | 05 | 12 Adjiri Odametey

scheidet: Wer vor dem Abendessen wieder zu Hause ist,

ins neue Jahrtausend zu nehmen. Mit dabei die neue

mentiert wird die Musik mit traditionellen Instrumenten

ist nicht auf Tour.“ (Trottoir) „Zwei Stunden lang führte

Roots Ragga Backing Band von Macka B.

aus Afrika wie Cora, Mbira, Kalimba, Balafon, Kpanlogo,

der Comedian durch die Tücken des Geschlechterkampfes

FZW, Dortmund, 20.30 Uhr

Talking drum, aber auch mit modernen Instrumenten

– Achtung: er singt. Moses W. ist im Herzen Rocker geblieben, denn er weiß, was ihn von seiner Tochter unter-

und philosophierte über Beziehungen und Singleleben.

wie der Gitarre. Adjiri Odametey strahlt auf der Bühne Wissenschaft | Insekten – Assistenten der Kriminalbiologie

Charme und eine Freude aus, die jeden Konzertbesucher

verversionen bekannter Hits.“ (Ruhr-Nachrichten)

Von wegen lästig: Insekten geben in Todesfällen wichtige

berühren, und seine Musik lässt den Brückenschlag nach

Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

Hinweise auf den Todeszeitpunkt. Damit beschäftigt sich

Afrika auch für europäische Ohren gelingen.

die so genannte forensische Entomologie. Sie ermöglicht

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 20 Uhr

Untermalt wurde das ganze von schlacksig-schönen Co-

DO 03 | 05 | 12 Musik | Me and My Drummer

im Vergleich zu klassischen rechtsmedizinischen Methoden auch noch Wochen nach Todeseintritt eine genaue Berechnung des Todestages. Die Kriminalbiologin Kristi-

SO 06 | 05 | 12 Theater | Das Leben der Bohème

Die Dortmunderin Charlotte Brandi und Matze Pröllochs

na Baumjohann stellt im Rahmen der Ausstellung „Mord

lernten sich in Theatern kennen. Sie spielten Musik für

im Museum“ verschiedene Anwendungsgebiete der Insek-

Der albanische Maler Rodolfo, der Komponist Schaunard

Stücke, fanden Gefallen an den Ideen und Tönen des

tenkunde anhand realistischer Fälle vor.

und der Schriftsteller Marcel Marx sind Meister der Impro-

anderen. Sie gingen auf Reisen, nahmen Songs auf und

DASA, Dortmund, 18 Uhr

visation. Ihr Leben im Provisorium haben sie zur Kunst-

schüttelten Kilometer für Kilometer die musikalischen Kennenlerngrundlagen ab. Als „Me And My Drummer“ fanden sie zu ihrem eigenen Stil. Das Debüt „The Hawk, The Beak, The Prey“ ist demnach auch eine hochpersön-

form erhoben. Am Rande des Existenzminimums schlagen

FR 04 | 05 | 12

sie sich mit Stil, Mut zur Behauptung und Fantasie durch

Kindertheater | Adler an Falke

von der Hand in den Mund, und kommen sie einmal zu

den Dschungel der Großstadt. Sie leben von Tag zu Tag,

liche Angelegenheit. Sphärisch tragen Schlagzeug und

Wer nachts schläft, ist selber schuld! Denn eigentlich

Geld, wird es sogleich mit spielerischer Leichtigkeit auf

Tasten die Stimme durch die Welt und durch die Zeiten

ist es die Zeit für Abenteuer, Kämpfe, wilde Partys,

den Kopf gehauen. Die junge Regisseurin Barbara Hauck

– gewaltig, geduldig und beständig. Eine Kraft, ein For-

geheime Abkommen. Es gilt, Monster zu ermorden,

bringt in ihrer ersten Bochumer Inszenierung den tragi-

dern, eine Flamme: Unerhörte Popmusik.

Drachen anzuketten, Burgen zu erobern, schneller,

komischen Filmstoff von Aki Kaurismäki auf die Bühne.

domicil, Dortmund, 20 Uhr

höher, weiter zu kommen, mit Charme und Witz allen

Theater Unten im Schauspielhaus, Bochum, 20 Uhr

Gefahren zu trotzen und nebenbei alle Verbote der El-

(auch 25.05., 22 Uhr)

Musik | Macka B

tern erfindungsreich zu umgehen. Ein Kindertheater-

Ein guter alter Bekannter in Sachen Reggae kommt di-

Stück für kleine Leute ab vier Jahren.

rekt aus Wolverhampton, England, um sein neues Al-

Werkstadt, Witten, 15 Uhr

Musik | Zaz

bum „Change The World“ erstmalig live auf deutschen Club-Bühnen vorzustellen. Die Rede ist von Macka B,

DI 08 | 05 | 12

Musik | Adjiri Odametey

Geld, eine Limousine, eine Villa in Neuchâtel – das ist

dem Senkrechtstarter des Reggaes der 80er und 90er

Melancholische und poetische Songs, eine erdige, war-

alles nichts für Isabelle Geoffroy. Sie braucht kaum mehr

Jahre. Seine Songs bestechen durch klare Messages,

me Stimme und selten gehörte Instrumente haben ihren

als Luft, Liebe und Humor zum Leben, sagt sie. Typisch

verpackt in Reggae-Tunes und -Riddims. Mit seinem

ganz eigenen Charme. In den Konzerten des ghanaischen

französisch, mag man denken. Und tatsächlich, wenn sie

Stil, den er selbst als „Roots Ragga“ bezeichnet, ist

Musikers Adjiri Odametey kommen Liebhaber ruhiger Stü-

singt, fühlt man sich ein wenig nach Montmartre ver-

es ihm gelungen, die Roots des Reggae erfolgreich mit

cke ebenso auf ihre Kosten wie Percussion-Fans. Instru-

setzt. Wir riechen Stangenbrot und erspähen die fabel-

CD-TIPP

PAROV STELAR | The Princess (Etage Noir / Soulfood) Für Freunde und Kenner anspruchsvoller elektronischer Musik und natürlich viele DJs ist der österreichische DJ & Produzent Parov Stelar alias Marcus Füreder schon lange kein Unbekannter mehr. Er war einer der ersten, der Swing und Elektro stilvoll verknüpfte, noch vor dem Hype. Jetzt ist er denen, die einfach mal eben Swingelemente mit einem langweiligen Elektro-Beat unterlegen, weit voraus. Da er zum einen ein Freund von sphärischem Jazz ist und zum anderen gerne auch den fetten Beats im Club frönt, hat er sich seit der letzen Scheibe „Coco“ (übrigens auch sehr empfehlenswert) dazu entschieden, Doppel-CDs zu veröffentlichen. CD 1 ist dabei eher etwas für den Hausgebrauch: locker groovende bis entspannte Tracks mit teils cineastischen Qualitäten und einem gesunden Maß an Melancholie, die eine angenehme Grundstimung erzeugen und einfach so durchlaufen können. CD 2 ist dann wohl eher etwas für den Club: treibende ElektroSwing-Nummern, die unweigerlich in die Beine gehen. Da bewegt er sich dann zwischen etwas einfacher gestrickten Tracks mit Chart-Potenzial und abgefahrenem fetzigem Clubmaterial für „Profis“, das dann ein wenig origineller daherkommt. Für mich eine empfehlenswerte Doppel-CD, die gute Laune bereitet. (BvR) 24


03 | 05 | 12 Me and My Drummer

04 | 05 | 12 Adler an Falke

11 | 05 | 12 Crazy Hips

hafte Amélie im Straßencafé. Ein nettes Parisklischee,

FR 11 | 05 | 12

irgendwo, abgeschirmt von der Außenwelt, tüfteln, bas-

so authentisch, dass es sogar die Franzosen lieben. Als Zaz hat Isabelle Geoffroy mit ihrer Band mit „Je veux“

Theater | Metalloid

teln, rumfrickeln, um dann oftmals nur für kurze Zeit ihre erstaunlichen Werke der Öffentlichkeit vorzustellen. Zur

letztes Jahr die Spitze der Hitparaden Europas erreicht.

Vier Schauspieler, diverse Werkstoffe als Instrumente,

Verblüffung und zumeist zur Freude der Besucher.

„Mademoiselle 100.000 Volt“ (Stern) bringt Chanson,

Metallgitter und Texte von der deutschen Romantik bis

Flottmann-Hallen, Herne, 20.30 Uhr

Jazz und Pop mit lebendiger Straßenmusik zusammen.

zur Gegenwart: „Metalloid“ ist eine musikalische und

Hier fiept das Akkordeon, dort klingt Django Reinhardt

literarische Suche nach den Wurzeln des Industrial. Aus

durch. Schon wird sie als neue Edith Piaf bejubelt.

dem Punk hervorgegangen, besangen seit den 1970er

Westfalenhalle 1, Dortmund, 20 Uhr

Jahre Bands wie Einstürzende Neubauten oder Test De-

SO 13 | 05 | 12 Comedy | Markus Krebs

partment den Untergang des industriellen Zeitalters.

Markus Krebs (Sieger des RTL Comedy Grand Prix) erzählt

Axel Holst, der 1987 die Industrial-Band FO 36 grün-

seit zwei Jahren Geschichten. Geschichten, über die die

Seit der Mensch das Feuer beherrscht, ist er in der

dete, inszeniert Industrial-Musik als lautstarke Kon-

Zuschauer auch deswegen so herzlich lachen, weil der

Lage, Licht in seine Wohnstätte zu bringen. Der Rund-

frontation mit Texten von Hofmann von Fallersleben,

Rabauke aus dem Ruhrpott so sympathisch ist. Markus

gang „Geschichte der Beleuchtung – Am Anfang war

Eduard Mörike, Gottfried Benn, Heiner Müller u.v.a.

ist ein Kerl, der weiß, wovon er redet. Weil er es erlebt

das Feuer“ beginnt mit der Öllampe und endet bei der

Studio im Schauspiel, Dortmund, 20 Uhr

hat. „Literatur unter Betäubung“ heißt sein erstes Solo-

Glühbirne. Der Weg durch die Epochen zeigt, welche

(auch 18. & 31.05.)

Programm Und berauschend ist es allemal, mit welcher

Salongeschichten | Treff für ältere Menschen

Gagdichte er die Zuschauer in seinen Bann zieht. „Tränen

Lichtquellen in den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten genutzt wurden. Museum f. Kunst u. Kulturgeschichte, Dortmund, 14.30 Uhr Kleinkunst | Der Telök

Musik | Robert Kusiolek

gelacht, Gesichtskrampf bekommen und fast ins Höschen

Mit seinem Akkordeon und dem Interesse, es mit Elek-

gepullert...herrlich!!! Danke!“ (Anna im Gästebuch)

tronik zu verbinden, gehört Robert Kusiolek zur ersten

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

polnischen Liga in Sachen zeitgenössischer Jazz. Nach Kindertheater | Eine Zwiebel für Pippo

Endlich ist es wieder soweit, die beiden jetzt schon Alt-

Bochum kommt er zusammen mit Waclaw Zimpel, Mark

meister der Komik vom Telök läuten mit ihrem 15ten Pro-

Tokar und dem famosen Experimental-Drummer Klaus

Der kleine Pippo will in die große weite Welt hinaus. Da

gramm „From Wanne-Eickel with laugh“ eine neue Runde

Kugel, zusammen sind sie das Quartett mit dem Namen

landet er mitten auf dem Markt zwischen allerlei kun-

der Mission „Orgiastische Publikumsbeglückung“ ein. Da-

Zimpel/Kusiolek/Tokar/Kugel-Quartett. Dieses Konzert

terbunten Gesellen – sozusagen im Gemüsekönigreich.

bei produziert die deutsche Antwort auf Monty Python

ist Teil des Programms „Kosmopolen in EUforia“

Aber verdrießliche Tomatentanten, Karottenheinis und

(Martin Fromme und Dirk Sollonsch) wieder jede Menge

Christuskirche, Bochum, 20 Uhr

der kauzige Kürbiskönig werden ihm noch ganz schön zu schaffen machen. Doch Pippo lässt sich nicht ent-

gehobenen Schwach- und Nichtsinn, ohne sich aber dabei im bloßen Klamauk zu verlieren. Denn keiner kann gemei-

Tanz | Crazy Hips

mutigen. Mit ein bisschen Grips und seiner blühenden

ner sein als der Telök. Sind die zwei doch – seit jetzt schon

Was passiert, wenn Frauen des Ruhrpotts vom Tanzfie-

Phantasie wird er ganz unerwartet zum Helden des Ta-

25 Jahren – die Chili-Schoten im Comedy-Brei.

ber befallen sind? Sie lassen ihrer Leidenschaft freien

ges. Da staunt sogar die launische Zwiebelprinzessin. Ein

Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

Lauf. Und das Ergebnis – leidenschaftliche Tänze, ge-

Theaterstück für Kinder ab drei Jahren.

zähmt und in bühnenreife Form gebracht von Samra. So

Fletch Bizzel, Dortmund, 11 Uhr (auch 16. & 20.05.)

MI 09 | 05 | 12 Musik | Tatort Jazz pro Madonna e.V.

entsteht Tanzgenuss – orientalisch, afrikanisch, im Tribal Style und vieles Aufsehenerregendes mehr. Als Top-

Kleinkunst | Esther Münch

ping dann die raffinierten Tanzkreationen von Aliza &

Die Reinigungsfachkraft Waltraud Ehlert kommt gerne

Die Tatort Jazz Hausband, Marc Brenken (p), Alex Mor-

Samra. Ihre Duo- und Solotänze tragen die Handschrift

vorbei und sorgt für Ordnung. Die Schauspielerin und

sey (b) und Uwe Kellerhoff (dr), begleiten die Jazzsän-

ihrer Erfahrung und Perfektion. Wildes, Erotisches und

Sängerin Esther Münch in ihrer Paraderolle präsentiert:

gerin Daniela Rothenburg zum „Tatort Jazz pro Madon-

Lustiges für mehr Lebensfreude.

„Walli singt Welthits“. Walli erzählt ihr Leben in Lie-

na e.V.“. Als Bonbon wird das Konzert visuell begleitet

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 20 Uhr

dern, von der Pubertät bis heute. Alle Melodien sind

von dem Videokünstler Marc Iwaszkiewicz. Begleitend dazu gibt es im Foyer die Ausstellung: „Einblicke in den

bekannt, die deutschen Texte stammen sämtlich aus

SA 12 | 05 | 12

Kombinationen wie „Sohn von ein Metka-Mann“ (Son

Berufsalltag von Sexarbeiterinnen.“ Madonna e.V. ist ein Verein für die kulturelle und berufliche Bildung von Prostituierten und Treffpunkt für Sexarbeiterinnen in

Wallis eigener Feder. So kommt es zu solch schönen

Theater | Nerdcore – Frickel 2.0 Der Begriff Nerd hat sich als Bezeichnung etabliert für

of a preacher man) oder auch „Massage“ (Volare). Zauberkasten, Bochum, 18.30 Uhr

Bochum. Madonna e.V. ist die einzige Prostituierten-

technikinfizierte Freaks, die regelrecht versessen auf be-

selbsthilfe in Nordrhein-Westfalen. Milli Häuser arbei-

stimmte Medien sind. Das RoomService-Team nähert sich

tet seit Jahren ab und an mit den Frauen von Madonna

anlässlich des Fidena-Festivals (10.05. – 20.05. in Bo-

e.V. im Eventbereich zusammen. In diesem Jahr werden

chum, Herne und Essen) auf kreative Weise diesem Phä-

sie 20 Jahre und das ist ein gegebener Anlass, zusam-

nomen und präsentiert mit „Nerdcore – Frickel 2.0“ Künst-

Am 14. Mai findet ganztägig auf dem Vorplatz des Schau-

men mit Tatort Jazz zu feiern.

ler aus der wundersamen Welt kinetischer, audiovisueller

spielhauses ein großes Gemüsespektakel statt. Die

Thealozzi, Bochum, 20 Uhr

oder elektroakustischer Objekte und Performances, die

„Ausschussware“ vom Großhändler soll mit ganz vielen

MO 14 | 05 | 12 Bio-Theater | Schnibbel-Disko und Gemüseorchester

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26 VERANSTALTUNGEN MAI 2012

Freiwilligen zusammen geschält und geschnibbelt, gekocht und dann natürlich gegessen werden. Garniert wird das Geschehen von vielen Aktionen des Schauspielhauses, die den kulturellen Rahmen dazu bieten. Performance, Kleinkunst und Theater stehen auf dem Speiseplan. Musik gibt’s natürlich auch. Küchenmesser & Sparschäler sowie Geschirr und Teller 13 | 05 | 12 Esther Münch

14 | 05 | 12 Transports Exeptionnels – Schwertransport

ten. Mit selbst geschnitzten und gebohrten Instrumenten

sozialistischen Bootcamps, heilsversprechenden Sekten-

de Kombination von Fremdheit und Vertrautem. Diesmal

aus Gemüse werden experimentelle Klänge erzeugt. Beide

messen, herzlichen Liebesagenturen und natürlich von

sind sie mit „Nunakt“ – ein sensationeller Moment zeit-

Veranstaltungen finden im Rahmen des n.a.t.u.r.-Festivals

jeder Menge Alkohol und Zigaretten.

genössischen Tanzes kombiniert mit einer saukomischen

in Bochum statt: www.2012.festival-natur.de

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

Beobachtung der Welt der Bühnenperformance – und „Les

müssen selbst mitgebracht werden. Am Abend wird dann das Gemüseorchester aus Wien mit seiner ganz eigenen Gemüseperformance in den Kammerspielen aufwar-

buveuses de café“ („Die Kaffee-Trinkerinnen“) zu Gast.

Schauspielhaus, Bochum, ab 11 Uhr BODO VERLOSUNG | David Werker Fidena | Transports Exeptionnels – Schwertransport

Zwei Choreographien voll anmutiger, tragikomischer, be-

David Werker, 25, hat keine Ahnung, was er mit sei-

fremdlicher und verstörender Momente.

Ein elegant in weißes Hemd und schwarze Hose geklei-

nem Leben anfangen soll, oder anders formuliert: Er

Kammerspiele, Bochum, 20 Uhr

deter Herr und ein signalfarbener Bagger geben sich die

studiert Germanistik. Nicht auf Lehr-

Ehre: man verbeugt sich voreinander und fordert sich

amt oder auf Magister – nein, auf gut

zum Tanz auf. Der Schwung der Opernmusik reißt die

Glück. In seiner „modern geschnitte-

Die Afrika-Berichterstattung in den deutschen Medien

beiden Tänzer schließlich mit sich fort und sie erobern

nen 0,5 Zimmer Wohnung“ bleibt dem

ist geprägt von Beiträgen über Kriege, Krankheiten und

gemeinsam die Lüfte. Durch das Spiel der Protagonisten

aufgeweckten Studenten genug Zeit,

Korruption. Dies führt dazu, dass Afrika weitgehend nur

mutet der Schaufelbagger wie ein lebendes Wesen an.

um sich den wesentlichen Dingen im

mit Armut und Rückständigkeit in Verbindung gebracht

Faszinierend und komisch zugleich, ist es ein Zusam-

Leben zu widmen. So findet er her-

wird. Aber wer weiß beispielsweise, dass in vielen afri-

mentreffen von Erdenbewohner und Außerirdischem,

aus: „Schmutziges Geschirr schimmelt

kanischen Ländern ein regelrechter Boom in einzelnen

ein Kampf zwischen David und Goliath, ein Liebesreigen

nicht, wenn man’s einfriert!“ Bei David Werker wird

Hightech-Branchen herrscht? Eine objektive und diffe-

von Mensch und Maschine. Der Zuschauer kann seinen

schnell klar: Es geht nach vorne. Auch wenn ihn die

renzierte Berichterstattung ist notwendig, um die heuti-

Assoziationen freien Lauf lassen und bleibt vom Zusam-

Widrigkeiten des Alltags ständig ausbremsen. Erleben

ge Realität in den Ländern darzustellen. Veye Tatah, eine

menspiel menschlicher Zerbrechlichkeit und unbändiger

Sie den hoch gelobten Gewinner der „Quatsch Comedy

in Kamerun geborene und seit vielen Jahren in Dortmund

Kraft der Maschine, graziler Behändigkeit und gigantes-

Club Talentschmiede“ in dem erfrischenden Programm

lebende Afrikanerin, ist Gründerin und Chefredakteurin

ker (Un)beweglichkeit verzaubert zurück. Open Air und

„Morgens 15.30 Uhr in Deutschland!“ und erfahren Sie,

der Zeitschrift „Africa Positive“. Sie ist für ihre objektive

bei freiem Zutritt im Rahmen der Fidena.

was es bedeutet, jeden Tag um halb acht aufzustehen,

und vorurteilsfreie, die Völkerverständigung fördernde

Marienplatz, Bochum, 16 & 18 Uhr

weil um acht die Läden zumachen.

Pressearbeit über das Leben der Afrikaner auf ihrem Kon-

Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr

tinent und in der Diaspora und für ihre Arbeit als selbst-

bodo verlost 3 x 2 Karten.

ständige Beraterin und Projektleiterin in den Bereichen

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

Informationsmanagement, Politik und Kultur mit dem

DI 15 | 05 | 12 Lesung | Wattenscheider Schule Patrick Joswig und Bastian Schlange sind Begründer

Vortrag | Das Afrikabild in den Medien

Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Fidena | Nicole Mossoux & Patrick Bonté

Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 18.30 Uhr

und bislang einzige Vertreter der „Wattenscheider Schu-

Die Arbeiten von Nicole Mossoux und Patrick Bonté haben

le“ und machen Guerilla-Journalismus im Großstadt-

in ihrer engen Verbindung mit modernem Tanz das zeitge-

Dschungel der Ruhrregion. Eintauchen, abtauchen,

nössische Figurentheater geprägt. Im Programm des Figu-

auftauchen. Eine ausgesprochen erfolgreiche Strategie,

rentheaterfestivals Fidena waren sie deshalb schon mehr-

Stummfilmkonzert | Stephan Graf von Bothmer – Nosferatu

mit der das Autorenduo seit April 2009 mit Stift und

fach vertreten. Ihre unverwechselbare Theatersprache

Stephan Graf v. Bothmers Stummfilmkonzerte entführen

Notizblock in den Straßenkampf zieht. In ihren unkon-

bezeichnen sie selbst als „theatre of behaviour“. Häufig

in eine andere Welt. Seine Live-Filmmusik erweckt die

ventionellen Undercover-Reportagen berichten sie von

berührt ihr opulentes Bildertheater durch die verstören-

Figuren zu neuem Leben und führt tief ins Wesen des

MI 16 | 05 | 12

CD-TIPP

JAZZKANTINE | spielt Volkslieder (Polydor / Universal) Das Projekt Jazzkantine rund um den Bassisten und Produzenten Christian Eitner ist seit den 90ern bekannt für interessante Crossover-Projekte von HipHop meets Jazz mit deutschen Texten bis hin zu swingenden Rockklassikern. Nun hat die Jazzkantine sich also daran gemacht, die Schatzkiste traditionellen deutschen Liedgutes zu „plündern“. Eine durchaus originelle Idee. Kommt eher ungewohnt für unsere Popmusik-Ohren daher. Gelegentlich wirkt es auch ein wenig konstruiert und zu Fahrstuhl-Jazz mäßig. Ein schmaler Grat zwischen Kitsch und cooler Musik. Es fühlt sich halt einfach etwas komisch an, da man die Lieder natürlich alle aus Mundorgel-Zeiten kennt. Da haben wir z.B. die „Ode an die Freude“ feat. Nils Landgren, wo man zuerst denkt: Och nöö, aber sich dann, als der Rap einsetzt, sagt: hey, cool. Dann „Im Frühtau zu Berge“, ein rockig-dreckiger Song mit lustiger Punk-Attitüde. Oder „Es tanzt ein BiBa-Butzemann“, ein witziger Soul-Funk-Groover. Abgefahren dann wirklich der Schlusssong „Volxliedgut“, ein leicht dadaistischer Spoken-Word-Jazz-Song: Ernst Jandl meets Comedy. Insgesamt ein durchaus ansprechender Ansatz, der nicht immer, aber immer mal wieder überzeugt. Und am nächsten Morgen hat man auf einmal einen Ohrwurm und erwischt sich dabei, wie man „Kein Schöner Land“ oder „Hoch auf dem gelben Wagen“ vor sich hin flötet. (BvR) 26


15 | 05 | 12 Nicole Mossoux & Patrick Bonté

16 | 05 | 12 Stephan Graf von Bothmer – Nosferatu

18 | 05 | 12 Wirrklichkeit

Filmes, aber auch ins Innere der Zuschauer. So verlässt

gesellschaftlicher Anerkennung. Sie denkt, dass ihr

Fernseh-Shows zappen sich die beiden durch einen

das Publikum für immer verändert den Saal. Über 50.000

Freund sie belügt und lauscht seinen schönen Geschich-

haarsträubenden Abend voll wortwitziger Kalauer,

Gäste haben in den letzten Jahren seine Stummfilm-

ten. Sie ist unglücklich über die negativen Folgen des

eingestreuter Werbepausen, körperbetonter Sketche,

konzerte besucht. „Nosferatu“ ist die erste und charis-

Klimawandels und bekommt die Steinkohle zum Heizen

getanzter und gesungener Musikeinlagen, dadaistisch

matischste Dracula-Adaption der Filmgeschichte: eine

durch ihren Onkel billiger. Nach mehreren gemeinsamen

anmutendem Nonsens, hochkultureller Einlagen und

ebenso schöne wie unheimliche Reise ins Unterbewuss-

Theaterprojekten im Musischen Zentrum ("Die Zwölf

Zitate aus über 2.000 Jahren Theatergeschichte.

te, in das Reich der verborgenen Ängste und Wünsche.

Geschworenen“, „Tischtheater“ und „Shakespeare am

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 19.05.)

„Mir standen die Haare zu Berge vor Ergriffenheit und

Tisch") stehen Vera und Inken in „Sinn-los krank?“ zum

durch die Stimmung, die entstanden ist. Es war eine

ersten Mal nur zu zweit auf der Studio-Bühne im Musi-

Freude zu sehen, wie Stephan v. Bothmer in die Bilder

schen Zentrum. Der Eintritt ist frei.

eingetaucht ist und diese Stimmung dann über die Musik

Ruhr-Universität, Bochum, 19.30 Uhr (auch 19.05.)

zum Ausdruck gebracht hat.“ (Ein Gast) FZW, Dortmund, 20 Uhr

SA 19 | 05 | 12 Theater | The Waste Land Noch immer gilt dieses 1922 verfasste epische Gedicht

Kleinkunst | Wirrklichkeit

als eines der wichtigsten literarischen Ereignisse des 20.

Was die beiden so ganz ohne Requisiten oder tech-

Jahrhunderts, als Begründungswerk der Moderne. Der

nischen Schnickschnack auf der Bühne so ablassen,

von Nermina Kukic und Ingmar Kurenbach entwickelte

Cuba erlebt bewegende Zeiten: Quirliges Treiben auf

mag für den einen oder anderen zwar gewöhnungs-

szenische Vortrag von Eliots Schlüsselwerk stellt die

den Straßen wie auch im Kulturbetrieb, gleichzeitig

bedürftig sein, einzigartig und höchst unterhaltsam

Verse in den Vordergrund: die klingenden, kryptischen

machen sich Ängste aufgrund schwieriger Lebenssi-

ist es aber allemal. Denn wenn die Schauspieler Se-

Zeilen, die gespenstisch ebenso durch die Welt der Dich-

tuationen bemerkbar. Das 2011er „Festival Interna-

bastian Rüger und Frank Smilgies sich ihre gehäkelten

tung wandern wie durch die Psyche des Menschen und in

cional del Nuevo Cine Latinoamericano“ in Havanna

Bommelmützchen überziehen, scheint die erwachse-

ihrer Schönheit einzigartig und zeitlos sind. „Die Zeit ist

griff diese Widersprüche auf; Cubas junge Filmema-

ne Welt der Logik wie ausgeschaltet und einen ganz

wie im Flug vergangen und man ist Thomas Stearn Eliots

cher behandeln Alltagsthemen verbunden mit univer-

eigene Form der Absurdität zieht ein. Vielleicht am

Jahrhundertwerk ein gutes Stück näher gerückt.“ (WAZ)

sellen Fragestellungen. Der Bahnhof Langendreer und

ehesten im Geiste der legendären Monty-Python-

Rottstr5-Theater, Bochum, 19.30 Uhr

Filmfest | cine cubano

sein Endstation Kino freuen sich nun sehr, dass sie in Kooperation mit dem Frankfurter Festival „Cuba im

ANZEIGE

Film“ auch ein Filmfest, „cine cubano“, u.a. mit zwei prominenten Gästen präsentieren können. Endstation Kino, Bochum, 16.05. bis 31.05.

DO 17 | 05 | 12 Musik | Acoustic Open – Talentschuppen „Musik ist Kunst, da gibt es keine Sieger!“ (Lee Buddah) – unter dem Motto „Zeig‘, was du kannst!“ haben Nachwuchskünstler, jung gebliebene Altmusikanten und heimliche wie wirkliche Stars auf der offenen Bühne der Music-Bar subrosa die Möglichkeit, sich dem geneigten Publikum zu präsentieren. Solisten wie ganze Bands können Neues ausprobieren, Altes wiederentdecken, sich selbst testen und die Bretter, die die Welt bedeuten, ertasten und erobern. Musikalisch ist dabei alles möglich, solange es nicht zu laut wird und atmosphärisch bleibt: „No Death Metal, please!“ Die Zuhörerschaft wählt am Ende den „Liebling des Abends“ und bittet somit zur Zugabe. Der Eintritt ist frei. subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr

FR 18 | 05 | 12 Theater | Sinn-los krank? Erika Mustermann lebt in Gesellschaft von sich selbst. Sie will ihre eigenen Ideen durchsetzen und strebt nach

27


28 VERANSTALTUNGEN MAI 2012

SO 20 | 05 | 12 Musik | urban urtyp #20 „urban urtyp“, das sind keine Konzerte mehr, das sind kleine Festivals: Wie schon zur 19. Ausgabe der Indie-Reihe kommen auch jetzt wieder drei Formationen, die alle von hier wech kommen und so unterhaltsam unterschiedlich sind, wie man es

24 | 05 | 12 FischBAR – Gib mir das Teil

20 | 05 | 12 urban urtyp #20

hier nur sein kann: Von Kray! etwa kommt keiner der fünf Jungs aus dem gleichnamigen Stadtteil, aber alle sind sie auf dem Weg zur Probe so oft auf der Höhe von

des Vorjahres „The Evergreen donkey“ zeigen, welche

Kray im Stau stecken geblieben, dass sie wie von selbst

Entwicklung sie innerhalb eines Jahres gemacht haben.

Ein evangelischer Türke und eine impulsive Viertelitali-

zur ältesten Newcomer-Band geworden sind, die je eine

Eine Jury der lokalen Musikszene ermittelt den Bochu-

enerin gehen bis an die Grenzen des Lachbaren, in dem

Bühne betreten haben dürfte. Dann Monocular: Elektro

mer Newcomer 2012. Wettbewerb und ein gut geschnür-

sie ihre natürlich-komischen Geschichten erzählen. Dieses

TripHop aus Dortmund, die gar nicht so klingen wie die

tes Paket an Preisen, Live-Auftritte, Studioaufnahmen,

geistreiche Comedyprogramm ist von und mit Murat Kayi

frühen Morcheeba, sondern so, als hätten die frühen

professionelles

Konzertmitschnitte,

und Fräulein Nina. Die beiden Autoren und Musiker haben

Morcheeba sie gecovert. Und schließlich Unter anderem

Produktion eines Videobeitrags, professionelle Layout-

sich nach jahrelanger, erfolgreicher Zusammenarbeit der

Max: Die 3-Wörter-Band besteht aus Max, seiner Gitarre

gestaltung und ein Geldgewinn locken jedes Jahr die

Lesegruppe www.guten-tacheles.de in dieses Duo-Wagnis

und dem, was sie zusammen tun.

Newcomer-Bands der Region mitzumachen.

gestürzt. Dabei heraus kommt ein „Schlauspiel der Identi-

Christuskirche, Bochum, 19 Uhr

riff – die Bermudahalle, Bochum, 20 Uhr

täten“ voller Witz, Charme und natürlich mit Musik.

Fotoshooting,

Kleinkunst | Migrantenpop

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr Fidena | Alice D – a hyperactive trip through Wonderland

Musik | Karl Hlamkin & Inflammable Orchester

Für alle, die das Erlebnis bei der Fidena 2011 verpasst

Karl Hlamkin & OgneOpasnOrkestr (Inflammable-Orches-

haben oder sich eine Wiederholung wünschten, gibt

ter) ist eine der grellsten und unvorhersehbarsten Er-

es in diesem Jahr noch einmal die Möglichkeit, in das

scheinungen der Moskauer Musikszene. Die Kapelle passt

Wunderland einzutauchen. Was liegt näher, als dass ein

physisch zwar nicht auf jede Klubbühne, sprengt aber

Das Rock Hard Festival feiert Jubiläum. 2003 wurde zum

Zauberer sich an die Umsetzung von Lewis Carrolls „Ali-

mit Sicherheit jeden Tanzboden. Jüdische und Balkan-

ersten Mal das Amphitheater gerockt, als die Redaktion

ce“ macht. Er verzaubert so spielerisch wie verblüffend

melodien, kubanische, jamaikanische und ukrainische

der namengebenden Zeit-

den Weitmarer Schlosspark in jenes Wunderland, dass

Rhythmen, Jazz, Funk, Ska, Rumba und Klezmer – bei

schrift ihre Vision vom eige-

wir aus dem Staunen nicht herauskommen. Die Stim-

der scheinbaren Eklektik der Stile ergibt der Sound des

nen Festival verwirklichte.

me des weißen Kaninchens im Ohr, werden wir durch

Inflammable-Orchester einen äußerst einheitlichen Ein-

„An der Zielsetzung hat sich

den Park geführt und entwickeln uns gemeinsam mit

druck. OgneOpasnOrkestr: das heißt Tanzen bis zum Um-

nichts geändert. Wir wollen

den Spaziergängern im Park zu Akteuren dieser fan-

fallen und Feiern bis zum Geht-nicht-mehr.

tastischen Reise durch Raum und Zeit und durch Be-

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

wusstseinsebenen. Mit der Teezeremonie, die Bruno Pilz höchstselbst in unnachahmlicher Weise vollführt,

FR 25 | 05 – SO 27 | 05 | 12 BODO VERLOSUNG | Rock Hard Festival 2012

ein fanfreundliches Festival für alle Generationen und Genres anbieten“, verspricht Rock-Hard-Herausgeber Holger Stratmann augenzwin-

Theater | FischBAR – Gib mir das Teil

kernd gleichbleibende Qualität. Ganz oben auf den Pla-

beginnt der surreale Trip. Den Notfallplan griffbereit in

Ausgangspunkt für spontan erfundene, gespielte Ge-

katen stehen in diesem Jahr die Glamrocker W.A.S.P., die

der Tasche, begegnen wir schließlich uns selbst.

schichten und Situationen sind vom Publikum mitge-

mit einer besonderen Show zum 30jährigen Bandjubiläum

Schlosspark Weitmar, Bochum, 12 - 17 Uhr

brachte Dinge. Publikum und Akteur Matthias Hecht

ihren Ruf als unterhaltsame Festivalband unterstreichen

wissen vorher nicht, was an diesem Abend passieren

werden. Daneben stehen zwei Deutschland-Premieren im

wird. Amüsante, unterhaltsame, ernste und irritieren-

Fokus: Unisonic nennt sich eine neue Metal-Allstar-Band

de Atmosphären wechseln sich ab. Mal lässt Hecht Ob-

um die ehemaligen Helloween-Mitglieder Kai Hansen und

DO 24 | 05 | 12 Musik | 14. Bochumer Newcomer Festival

jekte sprechen und verwandelt sie zu eigenständigen

Michael Kiske, und die kultigen Denim-Rocker von Tur-

Unter dem Motto: „Werde Bochumer Newcomer 2012!“

Wesen, mal wechselt er selbst seine Rollen und Dinge

bonegro spielen ihre erste Festival-Show mit dem neuen

treten die vier Finalisten der beiden Vorrunde-Tage (2.

werden zu Mitspielern.

Sänger Tony Sylvester. Ansonsten u.a. mit dabei: Kve-

und 3. Mai) am 24. Mai an. Als Gast wird der Gewinner

Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr

lertak, Krisiun, Bolt Thrower, Psychotic Waltz, Magnum,

CD-TIPP

HANNES WEYLAND | The Bathroom Epiphanies (Retter des Rock Records) Hannes Weyland lädt ein in sein Badezimmer, denn dort habe er immer die besten Ideen. Mit seinem Debütalbum „The Bathroom Epiphanies“ hat er es sich, ganz entgegen seiner Vergangenheit als Rapper, irgendwo zwischen Folk und Pop gemütlich gemacht. Mit viel Liebe zum Detail und gespickt mit tragischen Metaphern lässt er auf seinem ersten Album mit zehn Songs den Hörer ganz nah an sich ran, ohne zu aufdringlich zu wirken. Traurige Songs voller Melancholie wechseln sich ab mit ironisch-tragischen Geschichten, von denen wohl auch einige ganz ohne instrumentelle Begleitung funktionieren würden. Trotzdem hat er es sich nicht nehmen lassen, fast alle Instrumente auf seinem ersten Album im besten LoFi-Heimrecording selbst einzuspielen, und das tut er auf abwechslungsreichste Art und Weise. Und je nach Instrumentalisierung klingt auch jeder Song auf seine Art anders. Mal sehr traditionell, ungeniert das Bild des „Lonesome Cowboys“ malend, ist man nur einer Song später wieder im Bereich aktuellen NewFolks unterwegs. Durch seine Wurzeln in der Rapmusik immer begleitet von einer charmanten Unbedarftheit. Und genau so sollte Musik sein: offen, unterhaltsam und abwechslungsreich. Ein ehrliches Album. (sese) 28


24 | 05 | 12 Karl Hlamkin & Inflammable Orchester

24 | 05 | 12 Migrantenpop

Girlschool. Mehr Infos unter www.rockhardfestival.de.

heute unvergessen und ebneten dem sympathischen

Amphitheater, Gelsenkirchen,

Amerikaner den Weg an die Weltspitze. Ein stilistisch

Adressen | Bochum (0234)

bodo verlost 3 x 2 Karten.

hochwertiger und gleichsam unterhaltsamer Abend

Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

mit dem Preisträger des ECHO Jazz 2010 in der Kate-

Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62

30 | 05 | 12 changeABLE cohesion

gorie „Sänger des Jahres international“. Als Support

SA 26 | 05 – SO 27 | 05 | 12 BODO VERLOSUNG | Ruhr International – Das Fest der Kulturen

von Curtis Stigers wird Lizzy Loeb auftreten. Die New Yorker Singer/Songwriterin präsentiert ihr erstes Al-

Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20 Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45 Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0 HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6

bum „The One“ mit einem lässigen und gleichwohl

Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00

Das hat uns noch gefehlt! Die Welt ist wieder zu Gast in

jazzigen Popsound.

Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25

Bochum. Und diesmal nicht um miteinander zu kicken,

domicil, Dortmund, 20 Uhr

Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012 Museum, Kortumstraße 147, 51 60 00

sondern um miteinander zu feiern. Ein globales Fest der Begegnung mit ganz viel Musik, Theater, Kleinkunst,

Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36

MI 30 | 05 | 12

Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17

Tanztheater | changeABLE cohesion

Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01 RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30

Literatur, Party, Kunsthand-

Unermessliche Schönheit offenbart sich, wenn Ge-

werk, geistigem und sinnli-

wissheiten auf den Kopf gestellt werden und die Fra-

Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30

chem Input. Bei „Ruhr International“ wird drinnen wie

gilität der Existenz spürbar wird. Sechs Tänzer - zwei

Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90

draußen leidenschaftlich miteinander gelacht, gespro-

Frauen und vier Männer mit unterschiedlichen Kör-

Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03

chen, zugehört, getanzt, gegessen und getrunken. An

perlichkeiten. In einer Zeit geboren, in der vertraute

Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35

und in der Jahrhunderthalle (mit drei Bühnen outdoor

Strukturen Gefahren bergen und alltägliche Momen-

& indoor) werden am Pfingstwochenende Menschen egal

te sich in unvorhersehbare Bedrohungen verwandeln

welchen Alters, welcher Hautfarbe und welcher Nationa-

können. Die „DIN A 13 tanzkompany“ gehört zu einer

lität Bochums bunteste Party bei freiem Eintritt feiern.

der wenigen mixed-abled Ensembles weltweit, die

Adressen | Dortmund (0231)

Zum Abschluss des zweitägigen Festivals bietet „Ruhr In-

über den Tanz einen Austausch der Kulturen schaffen.

Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00

ternational“ ein kostenpflichtiges Live-Konzert mit dem

Ihr neues länderübergreifendes Projekt „Umbruch“

Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46

international bekannten Künstler Khaled – dem König des

hat auf Sri Lanka begonnen.

DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79

Raï. „Ruhr International“ ist der Nachfolger von „Kemnade

Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr

International“, dem erfolgreichen Festival, das 1974 erstmalig als „Experiment zur Verständigung zwischen Ausländern und Deutschen“ ins Leben gerufen wurde. Künstler: Khaled (einziges kostenpflichtiges Konzert), Yemen

Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30

Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17 Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56 Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50

Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45 domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30 Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25

DO 31 | 05 | 12

F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72 FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20

BODO VERLOSUNG | Jamaram in Dub

Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194

Blues, The Raghu Dixit Project, Nidi d'Arac, Aurelio & The

10 Jahre Jamaram mit über 1000 Liveshows in Deutsch-

Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00

Garifuna Soul Band, Moop Mama, Migrantenpop, Kinder-

land, Europa und der Welt und kein Ende in Sicht. Die

Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22

zirkus RatzFatz, Sulaiman Masomi, Hüsnü Isik, Tagarat

Gigmonster sind wieder on

Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206

32b, Theater Traumbaum, Kemal Yalçin u.v.m. Immer wie-

the road und freuen sich auf

der aktualisierte Infos gibt es unter ruhr-international.de

gewohnt feucht-fröhliche Es-

und facebook.com/RuhrInternationalBochum.

kalation in den Clubs. Neben

An und in der Jahrhunderthalle, Bochum,

Reggae, Ragga & Dancehall

Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60

Sa. ab 14 Uhr, So. ab 13 Uhr

gibt‘s diesmal auch jede

Subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07

Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25 Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33 Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47 Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78

bodo verlost 3 x 2 Karten für Khaled am 27.5., 21 Uhr.

Menge High End Dub, denn die Tracks ihrer aktuellen

SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

Platten „Jameleon“ und „Jamaram in Dub“ werden aus-

Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20

giebig gefeatured. On Top noch eine geballte Ladung

U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23

MO 28 | 05 | 12 Musik | Curtis Stigers

Balkan Beats, HipHop, Socca, Afro und Latin Styles und fertig ist der Cocktail, „der Fans, Band und Veranstalter besoffen vor Glück macht.“

Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40 Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00 Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11

Curtis Stigers ist Sänger, Saxophonist und Songwriter.

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

Adressen | Herne (02323)

Er begann seine Karriere in den frühen 1990er Jah-

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52

ren mit souligen Popalben. Seine Hitsingles „I Won-

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99

der Why“ und „You’re All That Matters To Me“ sind bis

Adressen | Witten (02302) Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24 Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40

Der Druck dieser Seite wurde ermöglicht durch Spenden der Besucher des Geierabend 2011.

29


30 DIE REPORTAGE | von Wolfgang Kienast | Fotos: Claudia Siekarski

Die Sonnenfinsternis von Neunzehn-Einundsechzig und ihr Einfluss auf die Espressobars dieser Welt „Mehr Kaffee geht eigentlich nicht”, sagt Norbert Schliebeck und meint den typisch italienischen Espresso. Klein, schwarz, heiß mit goldbrauner Crema. Er weiß, wovon er spricht. In einem Hinterhofpavillon, Chemnitzer Straße 82 in Dortmund, führt er sein Geschäft. Dort repariert, wartet und restauriert er Espressomaschinen und schenkt auf Wunsch auch aus. „Besseren Kaffee bekommst du nirgends in Dortmund”, sagte man mir, bevor ich mich für bodo auf den Weg machte. Superlativen

misstraue

ich, und natürlich habe ich nicht jeden Kaffee probiert, der in Dortmund gekocht, gepresst, gebraut oder sonstwie hergestellt wird. Aber ich gestehe, mit dem Interview hat meine private Liste einen neuen Spitzenreiter bekommen. „Seit der Kaffee in Europa eingeführt wurde, irgendwann im 17. Jahrhundert, haben sich die Leute Gedanken gemacht, wie das Beste aus der Bohne herauszuholen wäre”, sagt Schliebeck. Zunächst wird die Rohware geröstet. Um die achthundert mittlerweile identifizierte Aromastoffe kommen dabei zur Entfaltung. Spätestens nach dem Rösten trennen sich die Kaffeekulturen, beim Mahlen für die jeweiligen Zubereitungsarten. In Deutschland wird nach wie vor das Mehl bevorzugt im Filter aufgebrüht. In Italien dagegen setzte man schon früh auf Überdruck. Im Jahr 1901 meldete Luigi Beterra dort das erste Patent auf eine Espressomaschine an, was nicht heißt, dass das heiße Getränk nicht vorher schon auf diese Weise zubereitet worden wäre. „Der Kaffee von damals hatte wenig mit dem klassischen Espresso zu tun, wie wir ihn kennen”, weiß Schliebeck. „Nach heutigen Maßstäben muss der furchtbar geschmeckt haben. Viel zu bitter. Und vor allem fehlte die Crema-Schicht. Sie herzustellen gelang erst in den späten 40er Jahren, als Achille Gaggia, wiederum in Italien, eine Maschine erfand, in welcher der Druck unabhängig von der Temperatur erhöht werden konnte. Die so genannte Hebeldruckgruppe. Was das Aroma betrifft, wurde ein Standard gesetzt, der heute noch Gültigkeit besitzt.” In Schliebecks Ladenlokal, das gleichzeitig ein kleines Privatmuseum ist, kann man anhand der ausgestellten Exponate die Geschichte über weite Strecken bis in die Gegenwart nachvollziehen. Die durchdachte Funktionsweise dieser Maschinen ist Grund dafür, dass er sich überhaupt für das Thema begeistern konnte. „Ich bin Techniker. Mir ist es wichtig, dass Gerätschaften vernünftig aufgebaut sind.” Schon als Student, eine Zeitlang studierte er auf Lehramt, ein Experiment, bei dem er im Nachhinein froh ist, es gerade noch rechtzeitig abgebrochen zu haben, besuchte er Flohmärkte, 30


31

sammelte alte Haushaltsgeräte, Mixer oder Toaster, um diese dann zu reparieren. Nach dem Ende an der Uni begann er eine Lehre als Automechaniker und restaurierte Oldtimer der Marke Volvo. Später tat er sich mit einem Erfinder zusammen, um High-End-Plattenspieler zu bauen. Faszination perfekter Technik. Sein früh ausgeprägtes Interesse an Haushaltsgeräten war ausschlaggebend für die Idee, sich mit Espressomaschinen selbständig zu machen. Gern hätte er als gebürtiger Bochumer den Plan in seiner Heimatstadt verwirklicht, aber da war die Marktnische besetzt. Überhaupt, je weiter man im Ruhrgebiet nach Westen vordringt, um so höher ist das Niveau der jeweiligen Espressokultur und damit einhergehend eine Versorgung sowohl mit Bars als auch mit Reparaturbetrieben gegeben. Recklinghausen wäre noch möglich gewesen, der historische Stadtkern hätte das passende Umfeld geboten, aber da haben die Banken nicht mitgespielt. „Es war nicht einfach, die zu überzeugen, mir einen Kredit zu bewilligen. ,Italienischer Kaffee? Das ist ein kurzfristiger Trend‘, sagte man mir, als ich mein Konzept für ein entsprechendes Ladenlokal vorlegte. In Dortmund hat es dann funktioniert.” Aber Dortmund scheint ein schwieriges Pflaster für italienische Lebensart zu sein. Einen ersten Laden, 2004 an der Hohen Straße eröffnet, musste er wieder schließen. Zu groß, zu teuer, zu wenig Laufkundschaft. „Das ist in Italien anders”, sagt er. „Da gibt es in jedem Haushalt eine kleine Cafètiere für die Herdplatte. Aber für einen richtigen Kaffee geht man dort in die Bar. Alle 50 Meter findet man eine. Schnell rein, kleines Schwätzchen, einen Kaffee dabei und wieder raus. Die Italie31


32

ner lieben das und sind stolz auf ihre Kultur. Hier kennt man das nicht. In Dortmund schon mal gar nicht. Ich will das nicht werten, das ist einfach so.” Norbert Schliebeck war viel unterwegs, immer wieder in Italien und überall hat er nach entsorgten Geräten geforscht. Man hat ihn dabei stets gefragt, was er mit dem alten Kram anstellen wolle. Wenn die Maschine kaputt wäre, könne man doch eine neue kaufen. Ans Reparieren oder gar Restaurieren würde kaum jemand denken. Was merkwürdig ist. Sonst hat alles, was irgendwie mit Design zu tun hat, einen Markt und damit einen Wert. Und gerade Kaffeemaschinen wurden über Jahrzehnte von namhaften Architekten entworfen. Ein großer Blickfang und noch immer das Herz einer italienischen Bar. Mit Ornamenten verziert, beleuchtet, im Stil des Art Deco gehalten oder sachlich schlicht. Einige haben es bis ins Museum of Modern Art geschafft. Dennoch gibt es weltweit nicht mehr als zwanzig Sammler, die auf diesem Gebiet bewandert sind. Enrico Maltini ist einer von ihnen, ein Liebhaber, Forscher und, wie Schliebeck es formuliert, Kulturbewahrer. Eine von Maltini kuratierte Auswahl machte Anfang des Jahrtausends eine Tour über vier Kontinente und wurde unter anderem, im Februar 2008, bei der „Intergastra” in Stuttgart präsentiert. Titel der Ausstellung: „Espresso made in Italy: Geschichte, Kultur, Design der Espresso-Kaffeemaschine.” Ein Exponat war die legendäre E61 von Faema. Ursprünglich hatte der metallverarbeitende Betrieb nichts mit Kaffee am Hut, sondern produzierte Teile für Eisenbahnwaggons. Dann kam die Anfrage von Herrn Gaggia, ob man nicht die bereits erwähnten Hebeldruckmaschinen bauen wolle. Damit war der Grundstein gelegt und Faema stieg zum führenden Espressomaschinenproduzenten auf. Die Typen einer erfolgreichen frühen Modellreihe der Firma trugen die Namen der Planeten des Sonnensystems. Urania oder Mercurio. An diese Tradition wollte man wohl anknüpfen, als 1961 ein revolutionär neues Gerät vorgestellt und nach der im gleichen Jahr stattfindenden Sonnenfinsternis benannt wurde: „Eclisse 1961” oder kurz E61. Norbert Schliebeck spricht von der E61 als der „Mutter aller modernen Kaffeemaschinen. Über die Jahrzehnte hatte man Parameter für den perfekten Espresso entwickelt. Er gelingt bei einer Temperatur von plus/minus 90 C° und einem Druck von 9-10 bar. Dabei sollte das Kaffeemehl für 25 Sekunden Kontakt mit 30 ml Wasser haben. Bei den Hebeldruckmaschinen wurde die Prozedur per Hand gesteuert. Auf Dauer war das für jeden Barmann Schwerstarbeit. Nur zum Vergleich: in einem Autoreifen herrscht ein Druck von gerade mal zwei bar. Dann kam die E61 und von heute auf morgen war es nicht mehr nötig, sich körperlich zu verausgaben. Der Vorgang lief in der neu entwickelten Brühgruppe automatisiert ab. Mittels einer Pumpe.” Natürlich steht auch bei Norbert Schliebeck eine E61. Mehrere sogar. Die bahnbrechende Erfindung sorgte dafür, dass sich die italienische Art der Kaffeezubereitung weltweit verbreiten sollte und dass heute im Bedarfsfall ausreichend Ersatzteile vorhanden sind. Allein in den ersten fünf Jahren ging die Auflage in die Tausende, die Mechanik ist nahezu unkaputtbar, leicht modifiziert wird die Brühgruppe noch heute hergestellt und findet sowohl in der Gastronomie als auch im semiprofessionellen Haushalt Verwendung. Allerdings bringt die beste Technik nichts, wenn der Rest nicht stimmt. In diesem Fall das Kaffeemehl. „Das sollte immer frisch gemahlen sein. 50 Prozent der Aromen verflüchtigen sich bereits nach einer Viertelstunde. Früher musste man darüber nicht nachdenken, da gab es auch hierzulande ausschließlich ganze Bohnen. Oft wurden die vor Ort geröstet. In Italien hat jedes Dorf noch seine eigene Rösterei. Jede bietet ihre ganz speziellen Mischungen an. Die können schokoladig schmecken, nussig oder fruchtig. Das Mahlen der Bohnen ist eine Wissenschaft für sich. Ist die Körnung zu grob, fließt das Wasser schnell durch, der Kaffee kippt ins Säuerliche. Ist das Mehl zu fein, tröpfelt das Wasser nur und die Bitterstoffe werden gelöst. Schmeckt auch nicht.” Was meine persönliche Kaffeekultur betrifft: Eine E61 werde ich mir leider nicht leisten können. Der Platz in meiner Küche würde sowieso nicht reichen. Für die Cafètiere, mit der ich seit Jahren auf dem Gasherd Kaffee zubereite, habe ich bei Schliebeck einen guten Tipp bekommen. Füllt man sie mit heißem statt mit kaltem Wasser, verkürzt sich der Brühvorgang und das Resultat schmeckt weit weniger bitter. Für einen richtigen Kaffee geht man ja sowieso in eine Bar. (wk) 32


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bodo schafft Chancen

Telefon 0231 – 950 978 0 Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

Kerstin Schraft – Ergotherapie am Bethanien Neurologie · Psychiatrie Orthopädie · Pädiatrie Für alle Kassen zugelassen Virchowstr. 1 · 44263 Dortmund Tel.: 0231 – 476 08 19 0178 – 232 17 34 ergotherapie.bethanien@web.de www.ergotherapie-bethanien.de Mo. – Fr. 8.00 bis 19.00 Uhr und nach Vereinbarung – Hausbesuche möglich Wir freuen uns auf Sie!

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VERKÄUFERPORTRÄT | protokolliert von Sebastian Sellhorst | Foto: Claudia Siekarski

Frank aus Bochum:

»Manchmal kann ich sogar Geld für eine Kinokarte sparen.« Wer zur aktuellen bodo auch noch ein nettes Fachgespräch über deutsche Filmgeschichte führen möchte, sollte sich die bodo bei unserem Bochumer Verkäufer Frank kaufen. Seit fünf Monaten verkauft der leidenschaftliche Filmfan in der Huestraße das Straßenmagazin und freut sich über Kundschaft. Wir haben uns mit ihm in unserer Bochumer Ausgabestelle in der Stühmeyerstraße getroffen, wo er uns erzählte, was er vor bodo alles gemacht hat. „Geboren bin ich 1965 in Wanne-Eickel und bin

bin ich dann allerdings nur Gefreiter und nicht

daher natürlich Wanne-Eickeler und kein Herner.

Obergefreiter geworden.

Mit meinem Geburtstag im Januar bin ich Wassermann. So viel habe ich zwar mit Astrologie nicht

Auch nach meinem Wehrdienst kam dann mit

am Hut, aber viele der Charaktereigenschaften,

Arbeit nicht viel ‘rum. Nach einer Phase längerer

die man einem Wassermann zuschreibt, kann ich

Arbeitslosigkeit habe ich dann einen Lehrgang zum

auch bei mir beobachten. Nur am Optimismus fehlt

Bürogerätetechniker gemacht, was im Endeffekt

es mir vielleicht manchmal ein bisschen.

hieß, dass wir gelernt haben, wie man Computer repariert. Doch auch im Anschluss daran habe ich

Nach der Grundschule ging ich auf die Hauptschu-

keine Arbeit gefunden. Weiter ging es dann mit ei-

le. Dort habe ich dann, auch wenn ich einmal in

ner Umschulung zum Industriekaufmann. Die habe

der siebten Klasse sitzen geblieben bin, meinen

ich zwar abgeschlossen, konnte aber anschließend

Natürlich möchte ich möglichst schnell wieder

Abschluss 10a gemacht. Nach der Schule habe ich

auch in dem Bereich nichts finden und habe mich

etwas anderes machen. Aber das ist mit 47 Jahren

dann eine Ausbildung zum Anstreicher bzw. zum

von 1998 an mit Helfertätigkeiten und als Leihar-

natürlich gar nicht mehr so einfach. Von daher

Maler und Lackierer begonnen. Nachdem ich zwei

beiter durchgeschlagen. Rückblickend ganz schön

hilft mir bodo im Moment doch sehr. Manchmal

Mal durch die praktische Prüfung gefallen bin,

anstrengend, da man von einer Unsicherheit in die

kann ich sogar, wenn es gut läuft, ein bisschen

musste ich mir eingestehen, dass ich vielleicht

nächste rutscht und nie weiß, ob man im nächsten

Geld für eine Kinokarte oder eine Zeitung zur Sei-

nicht so der große Praktiker bin. Mit dem theo-

Monat überhaupt noch einen Job hat.

te legen. Für die dringend nötige Neuverfilmung

retischen Teil hingegen hatte ich nie Probleme.

von ,Der Schatz im Silbersee‘ reicht es allerdings

Noch heute kenne ich mich recht gut mit Farben

Seit 2009 bin ich jetzt durchgehend arbeitslos. Dazu

und der ganzen Theorie aus. Habe die Ausbildung

kamen dann noch ein paar Probleme mit unbezahlten

dann aber nicht abgeschlossen.

Rechnungen und einer Kontopfändung, was dazu

im Moment noch nicht.“ (sese)

geführt hat, dass ich mal einen bodo-Verkäufer hier

bodo-VerkäuferInnen

Danach war ich ein Jahr arbeitslos. Schon

in Bochum angesprochen habe und mich erkundigte,

Seit 17 Jahren gehören das Straßenmagazin und seine

während meiner Ausbildung gemustert, bin ich

wie das mit dem Straßenmagazin so läuft. Zuerst war

Verkäufer zum Straßenbild in Bochum, Dortmund und Umge-

dann erst einmal zur Bundeswehr. Für die Zeit

ich zwar etwas skeptisch, bin dann aber doch einfach

bung. Viele haben feste Verkaufsplätze und einen eigenen

meiner Grundausbildung war ich in Holland

mal hier in der Stühmeyerstraße vorbei und habe es

Kundenstamm. Manche sind schon seit Jahren bei uns, andere

stationiert. Das war zur Zeit des Mauerfalls. Das

einfach mal ausprobiert. Und von einigen schwierigen

nur auf der Durchreise. Für alle jedoch ist der Verkauf des Stra-

war schon eine sehr verrückte Zeit damals. Durch

Tagen mal abgesehen klappt es eigentlich bis jetzt

ßenmagazins eine Arbeit, die Halt gibt und Selbstbewusstsein

die Dienstzeitverkürzung von 15 auf 12 Monate

sehr gut.

schafft. bodo stellt regelmäßig einen Verkäufer vor.

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bodo schafft Chancen

bodos Buchladen Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund »Bücher schaffen Stellen« Mo. bis Fr. 10 bis 18 Uhr | Sa. 10 bis 14 Uhr Tel. 0231 – 950 978 0 Belletristik | Sach- und Fachbücher | Raritäten www.bodoev.de

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NEUES VON ROSI | von bodo-Verkäuferin Rosi

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NEUES VON BODO | von Bastian Pütter | Fotos: Claudia Siekarski

Endlich umgezogen:

Neustart am Schwanenwall mit Musik und Kabarett Liebe Leserinnen und Leser,

Ein heller, schöner Buchladen, der genug Platz für Lesungen und Diskussionsveranstaltungen bietet, ein

ja, wir waren schon verwöhnt von der Wärme,

großer Versammlungsraum, der auch als Verkäufercafé dient, und Büros, in denen das Arbeiten richtig

jetzt ist es kalt. Es kommen auch wieder bes-

Spaß macht: bodo ist angekommen am neuen Vereinssitz.

sere Tage. Trotz des kalten Wetters grünt und blüht alles. Auch die Bäume tragen schon ihr

Davon überzeugten sich rund 120 BesucherInnen am

schwierigen Arbeitsbedingungen am Hafen kannten,

grünes Kleid. Am schönsten sieht der Tulpen-

31. März, unserem Tag der Offenen Tür zum Neustart

waren begeistert. Nur die ehemaligen Praktikantin-

Baum aus. Ich glaube, der Baum heißt auch

am Schwanenwall. Es kamen Freunde und Unterstüt-

nen und Praktikanten, die uns besuchten, schauten

noch anders, ich kenne ihn nur unter dem Na-

zer, Leser, Buchkunden und

zu Recht etwas neidisch. Statt

men Tulpen-Baum.

einige besondere Gäste.

der drangvollen Enge und des

Jetzt etwas anderes. Wir hatten die erste Versammlung in unseren neuen Büros. Endlich ein eigener Raum, in dem wir ungestört frühstücken und uns unterhalten können. Wir haben einen sehr hellen Raum mit vielen Fenstern. Das gefällt mir sehr gut. Das Gedränge ist vorbei.

akuten

Schreibtischmangels,

Der Bochumer Singer/Song-

den sie kennengelernt hatten,

writer Tommy Finke spielte ei-

erwarten auch Schüler und Stu-

nen Überraschungs-Gig – ohne

dierende in Zukunft deutlich

dass einer von uns vorher

bessere Bedingungen. Johan-

auch nur etwas geahnt hätte.

na, unsere letzte Schülerprak-

Herzlichen Dank, Tommy!

tikantin, kündigte gleich an, nach dem Abitur wieder bei uns

Unser Büro ist in der ersten Etage. Da wir

Die Geierabend-Kabarettisten

nicht wussten, dass es einen Lift gibt, muss-

Martin

ten wir die Wendeltreppe hoch. Der untere

Schmitz erschienen als Udo

Sogar am Eröffnungstag kamen

Teil ist der bodo-Buchladen. Schön groß und

und Moni Muschkies von der

die ersten Gäste mit Buchspen-

geräumig. Ganz toll. Sie, liebe Leserinnen und

„Nordstadt-FDP“ mit Brot und

den. Vielen Dank! Wir freuen uns

Leser, haben uns sehr geholfen dabei, und da-

Salz und sorgten für Irrita-

natürlich weiterhin über Ihre

für sagen wir danke an alle.

tionen und viel Spaß bei den Besuchern. Wenn Udo

aussortierten Bücher und hoffen, dass wegen der deut-

und Moni sie ließen, stöberten die Gäste im Buchla-

lich besseren Lage und der Parkplätze direkt vor dem

den und ließen sich von unseren Auszubildenden die

Laden sowohl mehr Spender- als auch mehr Buchkund-

Sortier- und Onlinearbeitsplätze des Buchprojekts im

Innen zu uns finden werden. Der erste Monat stimmt uns

Erdgeschoss zeigen. Auch Udo und Moni kamen völlig

ganz zuversichtlich. Bücher schaffen Stellen!

Heute bei der Heimfahrt im Bus stieg eine alte Dame ein. Sie war im Begriff, sich gegenüber von mir hinzusetzen, hielt sich aber nicht fest. Der Bus fuhr an und die alte Dame wäre, wenn ich nicht meinen Arm hingehalten hätte, hingefallen. Sie flog regelrecht in meinen Arm, der sich natürlich etwas nach hinten bog. Ich rief: „Mein Arm!“ Der tat natürlich weh, durch den Aufprall. Aber ich habe sie gehalten. Sie meinte, sie käme gerade aus der Klinik. Sie bedankte sich die ganze Fahrt bei

Kaysh

und

anzuheuern. Sehr gerne!

Sandra

unerwartet – Überraschung gelungen! Der Buchladen und die Zeitungsausgabe sind ab soAuch die Büroetage über dem Buchladen zeigten wir

fort auch samstags geöffnet (10 – 14 Uhr). Montags

unseren Gästen. Hier befindet sich unser Aufenthalts-

bis freitags ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Verwal-

raum und hier haben Redaktion, Vertrieb, Verwaltung

tung und Redaktion sind montags bis freitags von 9

und Geschäftsführung Büros mit Blick auf Wall und

bis 16 Uhr unter einer neuen zentralen Rufnummer zu

Fritz-Henßler-Haus. Besonders die Gäste, die unsere

erreichen: 0231 – 950 978 0

mir. Ich sagte ihr, dass es schon gut sei. Immer wieder fragte sie, ob ich Schmerzen in meinem Arm hätte. Ich verneinte. Zu Hause rieb ich erst einmal meinen Arm oder vielmehr meine Schulter ein. Ich weiß, man soll sich selbst nicht in Gefahr bringen. Aber daran habe ich in dem Moment nicht gedacht. Ich habe ihr geholfen, und das war wichtig für mich. Ich weiß selbst, wie es ist, wenn man sich nicht festhält im Bus. Die anderen haben gelacht und ich hatte die Schmerzen. Bald wird der Maibaum gesetzt. Mit vielen Veranstaltungen wird der Tag der Arbeit gefeiert. Es wird viel los sein in der Stadt. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit. Wie immer sage ich: Bis zum nächsten Mal und wünsche Ihnen schöne Maifeiertage, Ihre Rosi.

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36 LITERATUR | gelesen von Wolfgang Kienast

Kapriole galore Ein neuer Krimi von Jörg Juretzka, schön, aber

Kumpels Roberto Rodriguez, welcher immer noch

sie auftaucht, eine Schneise der Verwüstung,

ohne Privatschnüffler Kristof Kryszinski zwi-

ein Schüppchen drauflegt, wo der „Pulp Fiction”-

während auf Windells Rechner ein gnadenloser

schen den Deckeln? Ohne den hemdsärmeligen

Regisseur Eleganz gestattet.

Countdown läuft und der Autor selbst bald in der Klapse landet.

Antihelden, welchem der in Mühlheim geborene Schriftsteller den Ruf als „Ruhrpott-Chand-

Folkmar Windell, um versuchsweise zum Inhalt

ler“ zu verdanken hat? Eine Herausforderung

zu kommen, steht hüfthoch im Dispo und kurz

Leinen los. Wie gut Juretzka schreibt, weiß, wer

für die Fangemeinde, keine Frage. Gefragt wer-

vor dem Rauswurf beim Verlag. Eine letzte Story

einen oder mehrere seiner Kryszinski-Romane

den darf hingegen, ob „Platinblondes Dyna-

muss er vertraglich verpflich-

verschlungen hat. Zehn mal

mit“ überhaupt ein Krimi ist. Immerhin, Folk-

tet noch liefern, bevor sein

hat er „den Krüschel” ermit-

mar Windell, der neue Protagonist, übt sich als

Baby, seine in New York an-

teln lassen. Trotz nie ver-

Autor im besagten Genre, ambitioniert, grot-

gesiedelte und das klassische

steckter Lust an schwarzem

tenschlecht. Und auf den 269 Seiten wird ge-

schwarz-weiß der 1940er Jahre

Humor und dem unüberles-

schossen, gesoffen, gezockt und geflucht wie

zitierende

Jack-Knife-Reihe

baren Hang zur Satire konn-

in hundert „Tatort“-Folgen nicht. So weit, so

eingestellt wird. Es sei denn,

te er dabei, im großen und

gut, doch das ist längst nicht alles.

es gelingt ihm, eine Heldin zu

ganzen, zehn mal mit präzi-

kreieren, welche der von Ver-

sen Charakteren, vertrauten

Erste Sätze gelten als Visitenkarten. Ein Anfang

lagschefin Isadora Schuster

Orten und nachvollziehbaren

wie „How much? Ohne sein Wissen, ja, ohne es

ins Auge gefassten weiblichen

Handlungen überzeugen, ein

auch nur zu ahnen, trennten Heftromanautor

Zielgruppe gefallen könnte.

angemessener

Folkmar Windell noch ganze vier Tage von einem

Nachdem er schweren Herzens

sozialen

Akt versuchter sexueller Nötigung von und an

Jack Knife sterben lässt und

Konflikten inklusive. Das ist

sich selbst”, verspricht in dieser Hinsicht viel,

ihn durch Pussy Cat ersetzt,

toll, das ist lobenswert. Es

verrät nichts, und wenn man ein paar Stunden

begeht er in seiner Verzweif-

engt ein. Da hat sich etwas

später – es gibt nur diese beiden Varianten, ent-

lung den Fehler, auf seinem

weder den Band in einem atemlosen Rutsch und

Rechner ein automatisches Schreibprogramm zu

actionreiche Krimisatire Bahn gebrochen hat.

ohne Pause runterzulesen, oder aber, Möglich-

installieren, ein wahrlich teuflisches Ding.

Übergeschnappt, in vielerlei Hinsicht herrlich

vor

moralischen

aufgestaut, das sich nun als

wenig korrekt, und, Juretzka eben, famos kons-

keit zwei, ihn nach gefühlt drei Seiten in die Tonne zu kloppen – wenn man also weiß, was

Plötzlich zeigen sich die Parallelen zwischen

es mit besagter Nötigung auf sich hat, wurden

Windells Umfeld in Köln und dem von ihm her-

Pulsschlag gepuscht, Zwerchfell massiert und

beiphantasierten New York. Weil er, sich den

Jörg Juretzka | Platinblondes Dynamit

hat das Hirn abenteuerliche Kapriolen nachtur-

Frust von der Seele schreibend, seine Krimiheft-

Pendragon Verlag Bielefeld

nen dürfen.

chenreihe zu einem literarischen Rachefeldzug

ISBN 978-3-86532-309-5 | 13,95 Euro

truiert, rasant auf ganzer Strecke. (wk)

an seinen gefühlt ärgsten Widersachern (Chefin, „Platinblondes Dynamit” besitzt, um Filmbeispiele

Vermieterin, Streifenpolizistin) nutzte, schuf

heranzuziehen, etwas von Woody Allens „The Purp-

er unbeabsichtigt den Rahmen; als dann, pro-

le Rose of Cairo”, Protagonisten mithin, die sich

grammbedingt, fiktionale und reale Welt zusam-

unerlaubt selbständig machen, gekreuzt mit sei-

menrasseln, wird er hilflos in den Strudel der

nem „Midnight in Paris”, ergo hanebüchenen Rei-

sich überschlagenden Ereignisse gezogen. Pus-

sen quer durch die Zeit. Nur ohne Melancholie. Das

sy Cat, unvermittelt dort gestrandet, will das

Dynamit entspricht vielmehr dem Stil eines Quen-

bunte einundzwanzigste Jahrhundert partout

tin Tarantino, oder treffender noch, dem seines

nicht mehr verlassen und provoziert, wo immer

bodo verlost 1 Exemplar (s.S. 23)

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23.05.

04.05.

19.30 Uhr | Eintritt 5 Euro

19 Uhr | Eintritt frei

RUHRBARONE LESEN BEI BODO

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Respekt

und

GRAFIT-AUTORIN LUCIE FLEBBE LIEST BEI BODO

Im bodo Buchladen | Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund


37 Fehlersuchbild – Lösung: 1) Auf dem oberen Schild ist "original" falsch geschrieben 2) und zwischen "Buddha" und "Brot" fehlt der Bindestrich, 3) der Kunde hat einen kürzeren Pony, 4) er zahlt mit 2 Scheinen 5) und einer seiner Finger fehlt, 6) der linke Lama hat einen kürzeren Daumen, 7) der rechte Lama hat das Auge geschlossen, 8) und er hält eine Gabel, 9) auf dem unteren Schild steht "gute" statt "gude" und 10) an der Tür ist eine Klinke statt eines Knaufs.

Finde die 10 Unterschiede im rechten Bild. Viel Erfolg! Rätsel-Lösung: EUROPA

RÄTSEL | von Volker Dornemann

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38 BODO GEHT AUS | von Wolfgang Kienast | Fotos: Claudia Siekarski

Ein Jahr butterbrotbar am Bochumer HansEhrenberg-Platz. In dem kleinen Lokal wird ein täglich wechselndes Mittagsgericht gekocht, nach Möglichkeit frisch mit regionalen Zutaten bereitet, nachmittags kommt selbstgebackener Kuchen dazu, aber, nomen est omen, eigentlich steht hier das Butterbrot im Mittelpunkt.

butterbrotbar | Bochum Hier sitzen alle am selben Tisch doch einen Platz und bin schnell Teil im unge-

herausstellt. Knusprige Kruste, duftig weich die

zwungen Miteinander der Gäste. „Das war mir

Krume, herzhaft im Geschmack.

von Anfang an wichtig”, erklärt Maren Meyer zu Westerhausen, die Betreiberin, ihr Konzept. „Ich

Getränke gibt es, logisch, aber keinen Alkohol.

wollte einen Ort mit Wohnzimmeratmosphäre

Diese Bar ist keine Kneipe. Das Angebot umfasst

schaffen, wo sich jeder wohl fühlen kann.”

Softdrinks, Buttermilch mit Saft, Kakao heiß oder kalt, hell oder dunkel und eine ausreichend gro-

Gelungen. Man sieht hier Schüler und Studenten,

ße Auswahl an Tee- und Kaffeesorten, serviert in

Menschen, die beim Einkauf einen Halt einlegen

sehr hübschen, sehr alten Porzellantassen, wel-

oder Büroleute während ihrer knapp bemessenen

che den Retrocharme unterstreichen, der den Stil

Pausen. Ein Blick auf die Öffnungszeiten, Montag

der butterbrotbar prägt. Ganz auf der Höhe der

bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, und man könnte

Zeit ist das große Regal, das als transparenter

meinen, vor allem letztere seien als Zielgruppe

Raumteiler die Küche vom Gastraum trennt, so

anvisiert. „Stimmt aber nicht”, sagt Meyer zu

dass man dem freundlichen, ungestresst agieren-

Westerhausen. „Zu den Stammgästen gehören

den Personal beim Zubereiten zugucken kann.

zum Beispiel auch ältere Damen aus der Nachbarschaft. Die freuen sich darüber, mal mit jüngeren

Sollte mal wirklich kein Platz am Tisch frei

an einem Tisch zu sitzen und nicht, wie sonst im

sein oder jemand absolut keine Zeit haben,

Café, nur unter sich in der Seniorenecke.”

die Gerichte können mitgenommen werden. Wie auch einige Spezialitäten „Im Glas“, Pes-

Das kommt nicht als tellerflächendeckende Käse-

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oder Schinkenplatte bundesdeutscher Gasthauskü-

Was die Bar dennoch mittagspausenkompati-

tos, Saucen oder Marmeladen, hergestellt bei

chenart daher, sondern so wie damals zu Hause,

bel macht, ist der schnelle Service. Es dauert

einer befreundeten Feinkostmanufaktur. Und

bei Mama. Eine Knifte, eine Stulle, eine Schnitte,

nicht lang, und das bestellte Tagesgericht steht

Honig gibt es. „Ein Glücksfall. Der Onkel einer

je nachdem, wo man aufgewachsen ist. Eine or-

dampfend vor mir. Nudeln mit fruchtiger Toma-

Küchenhilfe ist Imker im Sauerland.“, erklärt

dentlich belegte, lecker dicke Scheibe Brot.

tensauce für 4,80 Euro. Die Nudeln al dente, die

Maren Meyer zu Westerhausen die Honigglas-

Sauce wie versprochen. Und natürlich nehme ich

pyramide im Regal. „In der Nähe von Altena

Auch Ortsunkundige wie ich können den Laden

ein Butterbrot, die ganz schlichte Variante, nur

fliegen seine Bienen.“ (wk)

nicht verfehlen. An der U-Bahn-Haltestelle Schau-

mit Butter und Salz. Das kostet einen Euro. Aber

spielhaus, Ausgang Hans-Ehrenberg-Platz, die

nicht deswegen verzichte ich auf jeden weiteren

butterbrotbar

Treppe rauf ans Tageslicht, ein paar Schritte nach

Belag – man kann zwischen Marmelade und Ho-

Hans-Ehrenberg-Platz 1 | 44789 Bochum

rechts und schon steht man vor der Tür. Die but-

nig, diversen Aufstrichen, Käse- und Wurstsorten

Tel. 0234 – 915 868 68 | www.butterbrotbar.de

terbrotbar ist gut besucht, als ich an einem Mittag

sowie Roastbeef wählen – sondern, weil ich wis-

Mo – Fr. von 9 – 17 Uhr

nach Ostern eintreffe. Gut besucht heißt, dass je-

sen will, wie das Brot schmeckt. Möglichst pur.

der Stuhl um den einzigen großen Tisch im Raum

Immerhin wird es hausgebacken, jeden Morgen

bodo verlost einen Gutschein über 10 Euro.

besetzt ist. Macht aber nichts, irgendwie finde ich

frisch aus Sauerteig. Ein Leckerbissen, wie sich

(siehe Seite 21).


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LESERSEITE

bodo dankt: Sparkasse Bochum Sabine Raddatz, Petra Danielsen-Hardt, MatthiasClaudius-Schule Bochum Diakonieprojekt 8B, Silke Harborth, Doris Buderus, Timo Zimmermann, Iris Dibowski, Hildegard Reinitz, Dolf Mehring, Gerda Grundhoff, Ruth Hanke, Ute Soth-Dykgers, Annette Düe, Gerd Schlitzer, Eberhard Garburg, Oliver Stiller, Wolf Stammnitz, Anna Lekies, Wilhelm Cordes, VKK Dortmund Cafe-Team Sölde, Dr. Rinnert Siemssen, Volker Schaika, Erika Maletz, Kathrin Bohr, Peter Lasslop, Elsemarie Bork, Christina Kolivopoulos, Untersberger, Wido und Jutta Wagner, Marianne Linnenbank, Klara Lehmann, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Otfried Ladwig, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Brigitte Sonntag, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Christoph Roeper, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bonbardt, Das Grafikhaus/O. Schäfer, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Heike Pannitz, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Lieselotte Markgraf, Thorsten Matern, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Else Stockert, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Annabell Preusler, Birgitt Kuhlmann, Dieter Zawodniak, Elisabeth Heymann-Roeder, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel

Im März berichteten wir über die akute Raumnot des Theater Lebendich. Mittlerweile hat das junge Theater in der Kulturwerkstatt Lindenhorst ein neues Zuhause gefunden. Herzlichen Glückwunsch. Das erste Mal der Öffentlichkeit präsentieren sie ihre neuen Räume mit der Premiere von „8 Frauen“ am 12. Mai um 20 Uhr.

LESERBRIEFE Letzten Monat interviewten wir Chris Alefantis, den Chef-

Hallo Bastian Pütter, habe Euren Beitrag über Paul Wall-

redakteur der in Athen neugegründeten Straßenzeitung

fisch gelesen. Schön! Und er sitzt in der goldenen Wan-

„Shedia”. Die Lage in Athen wird inzwischen immer drama-

ne, die wir in unserer Aufführung „Lessings Gespenster“

tischer. Zur Zeit sind allein in der Hauptstadt 20.000 (!)

am Schauspielhaus auch benutzen – aber mit Wasser.

Menschen obdachlos. Chris schreibt uns:

Ich fand Euer Interview mit Chris Alefantis von der She-

Liebe Freunde, heute Morgen hat sich ein 77jähriger am Syntagme Platz vor tausenden Passanten das Leben ge-

dia in Athen auch sehr interessant. Schöne Grüße aus Herdecke, Lothar Schwengler

nommen. Der Syntagme ist einer der belebtesten Plätze

Liebe bodos, schon seit vielen Jahren bin ich regelmäßige

des ganzen Landes. Es war zur Stoßzeit.

bodo-Leserin und möchte mich jetzt mal zu Wort melden.

„Ich kann meinen Kindern keine Schulden hinterlassen.

bodo ist wirklich um vieles besser geworden in den letzten

Diese Regierung hat mich um die letzten Spuren mei-

Jahren. Weiter so! Besonders Eure Porträts der Ruhrgebiet-

ner Würde gebracht. Ich habe keine andere Wahl mehr.

sprominenz gefallen mir immer sehr gut.

Ein würdevolles Ende, bevor ich anfange die Mülltonnen

Schön zu wissen, dass es in unserer überschleunigten Ge-

nach etwas Essbarem zu durchwühlen.“

sellschaft immer noch Leute gibt, die sich die Zeit nehmen,

Die Selbstmordrate in Griechenland ist in den letzten

interessante Themen am Rande zu entdecken und für an-

paar Jahren in die Höhe geschossen. Die sogenannten

dere zu beleuchten. Wenn damit dann auch noch Menschen

Sparpakete, die von der EU und dem IWF verhängt und

geholfen werden kann, denen es nicht so gut geht und die

von der korrupten Regierung umgesetzt wurden, haben

oft vergessen werden, dann ist das umso besser.

Bezieher von Niedriglöhnen und Rentner besonders

Mit freundlichen Grüßen, Jutta Maria Schmidt

hart getroffen. Das Land ist geschockt. Die kollektive Bestrafung geht weiter. Chris Alefantis

Schreiben Sie uns Ihre Meinung! bodo e.V. | Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund oder eMail an: redaktion@bodoev.de

CARTOON | Idee und Zeichnung: Volker Dornemann

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