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bodo
Mai 2015
GA DAS STRASSENMA
Z IN
TATORT BÜHNE AUF DER PIRSCH FLUCHT IM ZUG 1
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Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an:
Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Friedensplatz 7 | 44135 Dortmund Telefon: (02 31) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org
n Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen n Unterstützung bei der Betreuung von Kindern n Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene n Unterstützung bei psychischen Erkrankungen n Hilfen für Menschen mit Behinderungen n Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten n Selbsthilfeunterstützung
www.dortmund.paritaet-nrw.org
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TELEFON 0234.30705-73
Irina Bosley
IQ-Training für Generation 55plus Übungsprogramm zur Erhaltung und Steigerung der geistigen Fitness • 30 Aufgabenblocks für 30 Tage und 80 Zusatzaufgaben Vorwort von Prof. Dr. Erich Kasten Seit langem ist bekannt, dass die Intelligenzleistung im Laufe des Lebens zunehmend nachlässt, was sich bei den Gedächtnisleistungen bemerkbar macht. Durch die geistige Fitness lässt sich aber diesem natürlichen Zerfall der Intelligenz entgegenwirken. Dieses Trainingsprogramm für 30 Tage hat das Ziel, geistige Leistungsfähigkeit mit einem täglichen Training zu erhalten und zu steigern. Für jeden Tag gibt es einen Aufgabenblock aus 14 Aufgaben, der in zehn Minuten bearbeitet wird. Die Intelligenzübungen sind so angelegt, dass sie Fähigkeiten wie Konzentration, Urteilsvermögen und schlussfolgerndes Denken fördern. Mit diesem praktisch wirksamen Gehirntraining können Sie Ihre Lebensqualität verbessern und neue Kompetenzen gewinnen. Bei älteren Menschen begünstigt dies auch die Führung eines selbständigen, von der Unterstützung anderer Menschen weitgehend unabhängigen Lebens. vml
Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr
2
2015, 152 S., SW-Illustrationen, Format 16x23cm, br ISBN 978-3-8080-0753-2 Bestell-Nr. 1611, E 16,80
INHALT | EDITORIAL
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Mechthild Großmann Will man sie beschreiben, fängt man unweigerlich bei ihrer faszinierend tiefen Stimme
an. Hier würde die Schauspielerin, bekannt als Staatsanwältin aus dem Münster-„Tatort“, die Augen verdrehen: Das langjährige Mitglied der Pina-Bausch-Compagnie hat weitaus mehr zu bieten. Von Antje Mosebach
12
Hermann Hirsch, Tierfotograf Er gilt als einer der besten Naturfotografen der Republik – und das mit
21 Jahren. Im Interview erweist sich der junge Mann nicht als spleeniger Einzelgänger, sondern als ein in vielerlei Hinsicht sehr normaler Vertreter seiner Generation.
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Von Wolfgang Kienast
Die Zwischenstation Die meisten Flüchtlinge, denen die Flucht über das Mittelmeer nach Europa
gelingt, kennen den Mailänder Hauptbahnhof. Er ist Dreh- und Angelpunkt für die Weiterreise gen Norden und eine Art Tauschbörse auf der Suche nach Hilfe und Schleppern. Von Jonas Füllner
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Kunst gegen das Vergessen Sie wissen vielleicht nicht mehr, was ein Museum ist. Oder Kunst. Aber ein Erlebnis
ist der Besuch im Bochumer Kunstmuseum auch für demente Menschen. Eine Kunstführung mit besonderer Vermittlung gibt ihnen neue Impulse, die kleine Wunder bewirken können. Von Antje Mosebach
03 Inhalt | Editorial 07 Straßenleben | INSPiration 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 News 16 Kommentar | Schiffe versenken
Liebe Leserinnen und Leser,
17 Recht | Drohung mit Schufa-Eintrag
mit Fußball haben wir´s ja nicht so als bodo. Was zuerst mit
17 Das Zitat | Das Foto
der folgenreichen Entscheidung zu tun hat, ein kleiner Ver-
18 Reportage | Radschnellweg Ruhr
ein mit Standbein in Bochum und Spielbein in Dortmund
22 Kultur | Franz Ott
(oder andersherum) zu sein. Das, wohl bemerkt, in einem
23 Wilde Kräuter | Gundermann
Ruhrgebiet, das zwar wunderbar zur Identitätsbildung beiträgt, in dem
23 Politik | Blackbox NSU
die unsichtbaren Stadtgrenzen aber erstaunlich undurchlässig bleiben. Erst
24 Veranstaltungskalender | Verlosungen
recht da, wo sie einen fußballerischen Farbenwechsel bedeuten.
30 bodo geht aus | Ayman´s
Als wir mit dem vormaligen Bochumer Trainer Peter Neururer sprachen (über
32 Reportage | Kick – Das Überleben sichern
Arbeitslosigkeit und Tennis in erster Linie), stieß das in der Nachbarstadt auf
35 Verkäuferporträt | La˘cra˘mioara
ziemliches Desinteresse. Als wir zuletzt Sebastian Kehl auf dem Titel hatten,
36 Netzwelt | www.medien-doktor.de 36 Kinotipp | Welcome to Karastan
gab es ganz schön schlechtgelaunte Leserpost aus Richtung Westen.
37 Bücher
Also halten wir das mit dem Fußball eher knapp. Ergo: Kein Klopp in diesem
41 Politik | Im Mittelmeer
Heft. Nur soviel: Als Besagter auf der Abschieds-Pressekonferenz im April
46 Leserpost | Comic
sagte, noch einmal mit einem Laster um den Borsigplatz zu fahren, wäre
47 Spendenshop
„lässig“, wünschte er sich damit einen Pokalsieg zum Abschied.
bodo SCHA FFT CHAN CEN
Unsere Freunde vom Geierabend nahmen‘s aber wörtlich und laden unabhängig vom Pokalerfolg ein zum Borsig-Corso mit Kloppo am 31. Mai. Zum Redaktionsschluss zählte die Veranstaltung auf Facebook bereits 7.000 Teilnehmer, Tendenz: rasch steigend. Wir sind ja skeptisch, ob der scheidende Trainer denen allen absagen könnte… Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de
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MENSCHEN
Mechthild Großmann:
Auch Cleopatra muss aufs Klo
„Als Schauspielerin ist man ja mit Sachen konfrontiert, die einem im normalen Leben nicht passieren. Man muss sich nur drauf einlassen.“
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Will man die Frau beschreiben, fängt man unweigerlich bei ihrer unverwechselbaren, faszinierend tiefen Stimme an. Genau an dieser Stelle würde die Vollblutschauspielerin Mechthild Großmann, den meisten als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm aus dem Münster-„Tatort“ bekannt, die Augen verdrehen: Denn das langjährige Mitglied der Pina-BauschCompagnie hat da weitaus mehr zu bieten, durch eigene Leistung. Und zu erzählen. Zum Beispiel, warum es wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass auch eine Cleopatra aufs Klo muss. Von Antje Mosebach | Fotos: Daniel Sadrowski
Ein wenig abgekämpft kommt Mechthild
kehligen Lachen. Mit der Aussicht auf den we-
Engagement am Bremer Theater bei dem
Großmann am späten Nachmittag von einer
nigstens freien Abend lehnt sich Mechthild
damaligen Intendanten Kurt Hübner. Wenn
langen Kostümprobe ins Theaterrestau-
Großmann zurück und genießt, zunehmend
junge Menschen zu ihr kommen und sagen,
rant, das wir für unser Gespräch ganz allein
entspannt, ihr kühles Glas Weißwein.
ja, sie würden gern Schaupieler werden, wie sie das denn so fände, kann sie nur abraten:
haben. „Mein freier Nachmittag“, sagt sie trocken. Die restlichen Tage sind prall gefüllt.
Seit 46 Jahren ist die Wahlhamburgerin
„Wenn jemand schon fragt oder zweifelt,
Neben den intensiven Proben hier am Bochu-
auf der Bühne zu sehen, seit fast 40 Jahren
kann ich nur sagen: ‚Lasset, es reicht nicht‘.
mer Schauspielhaus zu Dürrenmatts „Besuch
beim weltberühmten Tanz-Theater der 2009
Es braucht mehr, als es nur zu wollen.“ Ihrer
der alten Dame“, in dem sie die Hauptrolle
verstorbenen Pina Bausch, mit der sie durch
mittlerweile 23-jährigen Tochter hat sie es
spielt, muss sie immer wieder mal für den
die ganze Welt getourt ist. Sie hat in Rainer
„verboten“: „Aber – wenn sie es hätte werden
„Tatort“-Dreh nach Münster – und sich gleich-
Werner Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“
wollen, wäre sie es sicher auch geworden!“
zeitig unter anderem für eine Lesung im
mitgespielt, in Charlotte Links Oscar-prä-
ehemaligen KZ Ravensbrück vorbereiten. Ihr
miertem „Nirgendwo in Afrika“; die Liste
Was war es, dass sie für diesen Berufswunsch
Blick spricht Bände. Ohnehin sprechen diese
ihrer Fernsehproduktionen und Hörbücher
Himmel und Hölle bewegt hat? „Ich wollte
unglaublich lebendigen grün-blauen Augen
ist lang. Und immer wieder ist sie in Bochum,
gern was anderes sein. Vielleicht habe ich
eine sehr deutliche Sprache, von Müdigkeit
mit dessen Theater sie eine besonders lange
mich nicht ganz wohl gefühlt als Kind.“ Ihre
ist da keine Spur. Ein Wechselspiel zwischen
Beziehung hat. „Jedes Mal, wenn ich vor dem
Stimme wird leiser. „Es war eine harte Zeit.
Lachen, Wut, Wärme und – auch knallharter
Haus stehe, bekomme ich feuchte Augen“, es
Beide Eltern sind arbeiten gegangen und es
Kälte, die einem das Gefühl geben kann,
erinnert sie sehr an ihre Anfänge bei Pina.
hat trotzdem kaum gereicht, den Ofen zu
mal eben eine saublöde Frage gestellt zu
heizen. Vielleicht habe ich gedacht, dass ich
haben. Egal, sie beantwortet alle, nimmt sich
Schon zu Bremer Schulzeiten hat sie gewusst,
nicht gern Ärztin werden möchte wie andere
Zeit, wandert gedanklich nach innen und
dass sie Schauspielerin werden wollte. Aber
Leute, sondern lieber eine Ärztin spielen. Oder
kommt mit differenzierter Mimik und Gestik
„in den 60ern war Schauspielerin gleich Nut-
‘ne Königin. Ich hatte einfach Lust, jemand
zurück: Bei der Frau erzählt der ganze Körper,
te, meine Eltern sind zusammengebrochen.“
anders zu sein, mal wie der eine, mal wie der
zwischendurch begleitet von einem leisen,
Ihre Oma hat eine Messe lesen lassen, bei
andere; zum Beispiel die Macht von Cleopatra
den Schwestern der göttlichen Vorsehung,
zu haben. Für einen Moment zu spüren: ‚Ich
damit die damals Sechzehnjährige bei der
habe das Sagen und das gilt!‘ Oder sagen
ersten Aufnahmeprüfung zur Schauspiel-
zu können…“ – ihre Stimme bekommt ein
schule durchfiel. Hat auch gewirkt. Aber nicht
dramatisches Timbre: „Du hast mich zu Tode
nachhaltig. Mechthild studierte in Ham-
verletzt.“ Und die Rollen kamen. Viele. „Aber
burg Schauspiel und bekam 1969 ihr erstes
bei mir landete immer das, was merkwürdig war“, denn „ein Mädchen mit dunkler Stimme ist sehr schwer einzusetzen.“ Das, was heute als „Markenzeichen“ gelten mag, hat am An-
geboren: 1948 in Münster wohnt in: Hamburg liebt: Griechenland spielt: in „Der Besuch der alten Dame“ im Mai im Schauspielhaus Bochum
fang sehr gestört. Das „Gretchen“ oder andere mädchenhafte Figuren wurden nicht mit ihr besetzt. Klar hat sie das geärgert, sie hätte sie gerne mal gespielt. „Aber wenn ich dann im
5
MENSCHEN
„Meine Oma hat eine Messe lesen lassen, bei den Schwestern der göttlichen Vorsehung, damit ich bei der Aufnahmeprüfung durchfalle.“
Film gesagt hätte ‚Mama, der Sekt steht auf dem Tisch‘, hätte jeder sofort gedacht‚ der ist vergiftet.“ Mechthild Großmann ist zu sehr Realistin, als sich da was vorzumachen. „Als Schauspielerin ist man ja mit Sachen konfrontiert, die einem im normalen Leben nicht passieren“, sagt sie. Man muss sich nur drauf einlassen. Für ihre Rollen nähert sie sich dafür den Figuren auf ganz spezielle Weise: Sie geht auf Entdeckungstour, versucht, den Menschen hinter der Figur zu verstehen, ihm Menschlichkeit zu geben. „Dazu gibt es einen hilfreichen Satz von Brecht, so wie ich ihn verstehe: ,Auch Maria Stuart muss zum Klo‘.“ Und dann legt sie los, bildhaft: „Die Frau hatte eine schwere Geburt, vielleicht sogar Durchfall, Hautauschlag, kann den Mann nicht riechen, den sie heiraten muss. Oder Cäsar – der war wahrscheinlich ein alter Mann, hat gestunken und war Epileptiker. Und Cleopatra, wie muss es ihr dabei gegangen sein… Wir machen sie zu Helden, das ist doch Quatsch! Es sind Menschen!“ Sie geht dem Gedanken nach und sagt dann mit ganz sanfter Stimme: „Man würde so viel lernen, wenn man sich das bei jedem sagte.“ Kann sie sich ein Leben ohne Theater vorstellen? Vielleicht einen Ausflug nach Hollywood? „Hollywood?? Mich hat da keiner gefragt“, lacht sie. „Ich war öfter in L.A., mit der BauschTruppe. Das ist kein Ort, an den man will. Und außerdem: Ich bin doch nun wirklich eine alte Dame – und ich glaube, für so eine Weltkarriere zu alt. Natürlich wäre es schön, wenn ich noch lange spielen kann. Zudem mache ich sehr viele Hörbücher und Lesungen.“ Und dann gibt es noch diesen Kindheitstraum, der sehr eng mit ihrem Entdeckergeist verknüpft ist: Archäologie. „Ich würde wahnsinnig gerne bei einer vorchristlichen Ausgrabung dabei sein, irgendwo in der Wüste, und wenn ich es selbst bezahlen müsste. Ich habe schon viele archäologische Orte besucht, habe dort gestanden und sehnsüchtig geguckt.“ Umso wütender ist sie über die Zerstörung der assyrischen Stadt Nimrud durch IS-Milizen: „Da habe ich richtig geheult. Das ist so krank!“ Dann hält sie inne. „Ja, da ist mir gerade wirklich eingefallen, was ich gerne mag. Und ich glaube, wenn es irgendwie geht, werde ich es auch noch machen.“ Und dann muss sie kichern: „So wie Schliemann, aber mit einem kleinen Pinselchen.“
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STRASSENLEBEN
IMPRESSUM
INSPiration Von Kiel bis Basel, von Köln bis Jena: Im April trafen sich RedakteurInnen der deutschsprachigen Straßenzeitungen zu einer Konferenz in Nürnberg, um voneinander zu lernen, die Zusammenarbeit weiter zu stärken und, ja: immer bessere Magazine zu machen.
Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20
Von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst
Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Jonas Füllner, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Antje Mosebach, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst, Alex Völkel Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Bianka Boyke (17), Helena Brinkmann (36), Mauricio Bustamente (3, 38, 39, 40), Correctiv (23), Klaus Hartmann (32, 33, 34), Hermann Hirsch (12, 15), Reuters/ Alessandro Bianchi (41), Reuters/Marina Militare (16), Sabrina Richmann (18, 22), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 9, 12, 13, 14, 17, 25, 30, 35, 42, 43, 44), Sebastian Sellhorst (7, 8, 9, 10, 11, 27, 46), Claudia Siekarski (9, 11), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Juni-Ausgabe 10.05.2015 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015
In Vorträgen und Arbeitsgruppen setzen wir
Unter anderem tragen wir gerade die Markt-
uns mit dem besonderen „Produkt“ Stra-
und Leserforschungsergebnisse aus dem
ßenzeitung auseinander, das es ohne seinen
deutschsprachigen Raum zusammen und
besonderen „Vertriebsweg“ nicht gäbe. Wir
entwickeln Modelle, unsere VerkäuferIn-
erleben täglich, wie der Verkauf des Straßen-
nen noch stärker als über die Verkäuferver-
magazins Wege aus der Krise eröffnet. Wir
sammlungen einzubinden.
und unsere KollegInnen machen Journalismus, aber eben auch soziale Arbeit und Lobbyarbeit für die Interessen der Menschen am Rand der Gesellschaft. In welcher Gewichtung und wie sehr sich diese Felder bei Straßenzeitungen trennen lassen, war ein heiß diskutiertes Thema in Nürnberg.
Die Konferenz – wunderbar organisiert von unseren Gastgebern beim „strassenkreuzer“ – war gedacht als Ergänzung zu unseren jährlichen Weltkonferenzen des INSP, dem Internationalen Netzwerk der Straßenzeitungen. Ende Juni trifft sich das Netzwerk aus mehr als 120 „Street Papers“ in Seattle. Freunde und
Ich selbst durfte einen Vortrag über Sie hal-
KollegInnen aus Europa, Afrika, Asien, Aus-
ten bzw. darüber, was wir von Ihnen, unse-
tralien und Amerika werden über die Zukunft
ren Leserinnen und Lesern wissen, wie wir
der Straßenzeitungen diskutieren.
auf Ihre und auf die Wünsche unserer VerkäuferInnen eingehen können.
Nürnberg galt zudem als Angebot für die, denen der Weg in diesem Jahr zu weit und
„Irgendwer da draußen?“ hieß mein Beitrag –
zu teuer ist. Auch wir sind diesmal in Seattle
eine gute Gelegenheit auch hier noch einmal
nicht dabei, freuen uns aber schon auf die
zu sagen, wie sehr wir uns über Kritik, Anre-
nächste Konferenz, bei der unsere Freunde
gungen und Leserpost insgesamt freuen.
von Shedia in Athen Gastgeber sein werden.
Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
7
NEUES VON BODO
Soziale Stadtführung
Kunst zum halben Preis
Kooperation
Eine Stadttour mal ganz anders, mit dem Blick
Ob Malerei, Fotografie, Design oder Archi-
10 Jahre Qualitätsroute Dortmund – 20
auf Orte, an denen man sonst vielleicht nicht
tektur – über 1.000 guterhaltene Kunstbän-
Jahre Straßenmagazin: Zum doppelten Ju-
vorbeikommt. Mit einem unserer Stadtführer
de zum halben Preis warten den ganzen
biläum haben der Zusammenschluss inha-
erfahren Sie auf der knapp zweistündigen
Mai in unserem Dortmunder Buchladen auf
bergeführter Fachgeschäfte in und um die
Tour, wo sich Menschen ohne Wohnung auf-
Sie. Darunter hochwertige Bildbände und
Dortmunder Innenstadt und unser Verein
halten können und Hilfe bekommen.
wirkliche Raritäten.
eine engere Zusammenarbeit beschlossen.
Unsere Soziale Stadtführung mit einem
Marylin Monroe, Henri Matisse, Edvard
Zum Auftakt trafen sich im April Vorstands-
unserer bodo-Verkäufer quer durch die
Munch, Manhattan oder Menukartendesign
mitglieder der Qualitätsroute bei bodo
Innenstädte von Dortmund und Bochum
– aus den vielen tollen Buchspenden, die
am Dortmunder Schwanenwall. „Gerne
verspricht einen spannenden Perspekti-
uns täglich erreichen, hat das Team um
unterstützen wir im Jubiläumsjahr die bodo-
venwechsel. Er wird Ihnen zeigen, wo sich
Buchhändlerin Suzanne Präkelt für unsere
Aktivitäten“, so der Vorstand, „angefangen
wohnungslose Menschen aufhalten können,
Aktion über 40 Kisten mit Kunstbüchern
von gemeinsamen Aktionen bis hin zur Ver-
wo Hilfe angeboten wird und wer überhaupt
zusammengestellt, die wir Ihnen den gan-
breitung des neuen bodo-Abos.“ Einzelhan-
hinter den Angeboten steht, wie die Selbst-
zen Monat Mai auf unseren Aktionsflächen
delsgeschäfte könnten monatlich von ihrem
hilfenetze funktionieren und wie ein Ta-
präsentieren. Da werden Liebhaber des
bodo-Stammverkäufer mit der druckfrischen
gesablauf in der Stadt überhaupt aussieht,
Expressionismus genauso fündig wie die der
bodo beliefert werden. Eine gute Idee.
wenn es keine eigene Rückzugsmöglichkeit
alten Meister. Fotobände lassen Kunstherzen
gibt – mit vielen Fakten und aus persönli-
höher schlagen, in Schwarz-Weiß oder Farbe,
cher Erfahrung. Gerne beantworten unsere
über Stars oder Städte, Designkunst oder
Stadtführer auch Ihre Fragen. Anmeldung
Architektur – für jeden ist etwas dabei, und
unter Rufnummer 0231 – 950 978 0.
das mit 50 Prozent Rabatt.
Dortmund, jeden 2. Sa. im Monat, 11 Uhr,
Wenn Sie Ihre Buchbestände reduzieren
Vorstand), Matthias Hilgering (Weinhaus
bodo Buchladen, Schwanenwall 36 – 38
möchten, können Sie Ihre guterhaltenen Bü-
Hilgering), Friso Siliakus (Das Blumenhaus),
Bochum, jeden 3. Sa. im Monat, 11 Uhr,
cher gerne in Dortmund oder Bochum bei uns
Harald Hofmann (Verkäufersprecher), Tanja
bodo Anlaufstelle, Stühmeyerstraße 33
abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Spenden.
Walter (bodo Geschäftsleitung).
Foto: Günter Jackat (Verkäufersprecher), Bastian Pütter (bodo Redaktionsleitung), Frank Scheele (gestaltend – Büro für Kommunikation), Kirsten Mitsalis-Bauer (Freund & Bauer Juwelier), Andre Noll (bodo
bodo unterstützen Eines vorweg: Ohne Sie könnte wir unser Ziel,
„Produkte“ anzubieten, die unsere Mitar-
Menschen in Not zu helfen, nicht erreichen.
beiterInnen in allen Arbeitsbereichen stolz
Es sind Ihre Spenden, Ihre Aufträge und Ihre
machen. Gemeinsam mit dem sparsamen
Treue zum Straßenmagazin, die dazu beitra-
Umgang mit unseren Mitteln gelingt es uns,
gen. Unsere Arbeit kostet Geld, dabei ist das
den Spendenbedarf relativ gering zu halten.
Konzept unseres gemeinnützigen Vereins,
Trotzdem sind Bereiche wie die Betreuung
unabhängig – auch von öffentlichen Mitteln
und Beratung unserer zurzeit rund 120 Ver-
– zu bleiben und einen großen Teil der Kosten
käufer allein auf Ihre Mithilfe angewiesen.
durch eigene Einnahmen zu decken.
8
Es sind keine Mäzene oder große Unterneh-
Mit dem Straßenmagazin, mit guten ge-
mensspenden, die unsere Arbeit tragen,
brauchten Büchern und mit Dienstleitungen
sondern eine Vielzahl von Einzel- und Jah-
unseres Transport-Teams sind wir in der Lage,
resspenden aus der Bürgerschaft – auch ein
www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
bodo braucht Kleidung Neue Kleidung ist für die meisten unserer VerkäuferInnen oft nicht bezahlbar. Daher können sie sich aus unseren Kleiderkammern das Nötigste für sich und ihre Familien holen. Dafür brauchen wir Ihre Hilfe.
Peter Großmann bei bodo
Das Geld reicht meist nur für das Nötigste: für Essen oder, wer hat, die Wohnung.
„Die Frage ist nicht, ob du kannst, die Frage ist,
was sie aushalten müssen. Dazu kann Peter
ob du es willst.“ Wie das im wahren und im
Großmann aus seinem vollen sportlichen
fiktionalen Leben aussieht, besonders in seiner
Erfahrungsschatz einiges beisteuern. Ein
Jugendbuchreihe „Fortuna Girls“, erzählt und
Abend auch für die reifere Jugend.
liest Sportreporter Peter Großmann am 8. Mai in unserer Benefiz-Kulturreihe „2. Freitag“.
unseren Standorten Dortmund und Bochum sammeln wir saubere und guterhaltene Männer-, Frauen- und Kinderkleidung, die uns von Spendern überlassen werden, damit
Zum Vormerken: Am 12. Juni reicht Multita-
sich unsere Verkäufer und Verkäuferinnen
lent Thomas Hecking in seinem Musikkaba-
passende Sachen heraussuchen können.
Bücher ohne Sport – das ist bei dem 52-jähri-
rett „Unscha(r)fes zwischen Wahn und Sinn“.
gen Dortmunder kaum denkbar: dem Mann,
Die Besucher erwartet ein ganzer Fuhrpark
der seit fast 20 Jahren frühmorgens im
selbstgebauter Instrumente, fantastisch-
ARD-Morgenmagazin über die aktuellsten
verrückte Geschichten und skurriler Humor
Sportereignisse berichtet und dessen Sport-
– irgendwo zwischen Helge Schneider, Ingo
reportagen die meisten Sportfans u.a. aus
Insterburg und Peter Lustig.
„Sport im Westen“ kennen.
Für Kleidung bleibt da nicht viel übrig. An
Mittlerweile ist unser Bestand so klein geworden, dass wir neue Kleiderspenden dringend benötigen. Besonders Schuhe in allen Größen, aber auch Hosen, Jacken und Pullover werden gebraucht. Und natürlich nehmen wir in Bochum und Dortmund auch
Doch erst einmal zurück zum Sport:
So dreht es sich in seiner Jugendbuchreihe
Peter Großmann liest aus „Fortuna Girls“.
„Fortuna Girls“ um eine Mädchenfußball-
8. Mai, 19.30 Uhr, bodo e.V., Schwanenwall
mannschaft, aber auch um Gefühle und
36 – 38, Eintritt frei, Spenden willkommen
Freundschaften, wie sie entstehen und
gerne Ihre aussortierten Bücher entgegen. DO, Schwanenwall 36 – 38, Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr | BO, Stühmeyerstraße 33, Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr
Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Was ist das für ein Orkan im April gewesen! Da traute man sich kaum kleiner Betrag hilft. bodo ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Durch eigenes Tun und unsere Begleitung, mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in ein geordneteres Leben zu starten, darum geht es bei bodo. Diese Arbeit braucht Ihre Unterstützung: Helfen Sie helfen! Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00 | Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
raus. Man hat Angst, dass man wegfliegt. Bei uns ist die Mülltonne durch die Straße geflogen, Motorräder sind umgestürzt, Dächer eingestürzt. Es war wirklich schlimm. Die Bahnen sind ausgefallen, etliche Busse wurden umgeleitet. Meine Gastherme musste ich höherstellen, sonst wäre sie nicht angegangen und ich hätte kalt duschen müssen. Man wäre zwar gleich wach, aber auf keine angenehme Weise. Meinen Frühjahrsputz habe ich auch zur Hälfte geschafft. Gardinen abgehängt, Fenster geputzt, neue Gardinen aufgehängt. Das geht ganz schön ins Kreuz. Dann habe ich eine halbe Stunde Pause gemacht und ein Käffchen getrunken. Dann ging es weiter. Eine Kundin meinte zu mir, ich sollte mal über meinen Tagesablauf schreiben. Das mache ich das nächste Mal. Jetzt möchte ich mich erst einmal für Ihre vielen Gaben bei Ihnen bedanken. Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen einen schönen Mai, bis zum nächsten Mal, Ihre Rosi 9
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NEUES VON BODO
Unsere Verkäufer Zu uns kommt, wer obdachlos ist oder war oder in ungesicherten Wohnverhältnissen lebt. Unsere VerkäuferInnen sind von Armut betroffen und suchen aus eigenem Antrieb einen Weg aus der Krise. Wir begleiten sie dabei, beraten und vermitteln Hilfen. VerkäuferInnen verpflichten sich, unsere Regeln einzuhalten: Feste Verkaufsplätze, keine Drogen und kein Alkohol vor und während des Verkaufs, kein Betteln, solidarisches Verhalten. Alle Verkäufer erhalten einen wetterfesten Ausweis in Form einer Plastikkarte, auf dem Sie das Foto des Verkäufers / der Verkäuferin finden, den Namen und besonders gut lesbar die jeweilige Verkäufernummer. Darüber hinaus haben alle bodoSchlüsselbänder, rote Kapuzenpullover und Regenjacken erhalten, die natürlich nicht immer getragen werden. Neben der Beratung und Begleitung bieten wir mit unseren Verkäufercafés ein Frühstücksangebot, versorgen unsere VerkäuferInnen mit Kleidung, unterstüt-
bodo SC HA FF T CH AN CE
zen sie bei der Wohnungssuche und -einrichtung. Diese Angebote stehen jedem offen. Zeitungen erhalten hingegen nur
N
eingetragene Verkäufer.
Unsere Bitte: Kaufen Sie bitte nur bei VerkäuferInnen, die sichtbar diesen Plastikausweis tragen. Menschen, die gefundene oder (regelwidrig) weitergegebene Zeitungen anbieten, haben sich nicht zur Einhaltung unserer Regeln ver-
Transporte · Haushaltsauflösungen
pflichtet, nutzen Beratungsangebote nicht
Entrümpelungen · Umzugshilfen
Wenn Sie Fragen oder Rückmeldungen zu unseren VerkäuferInnen oder zu unserer Arbeit haben, rufen Sie uns gerne an oder
Tel. 0231 – 950 978 0
schreiben Sie uns:
www.bodoev.de 10
und sind für uns nicht erreichbar.
redaktion@bodoev.de | Tel. 0231 – 950 978 0
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wir machen was draus!
f
„Generation Erdogan“
Willkommenskultur foto ©:www.schmitz-fotografie.de
Der Gezi-Park wurde zum weltweiten
Am Sonntag, dem 10. Mai um 16 Uhr, laden
Symbol des Aufstandes: Im Frühjahr 2013
unsere Freunde der Kana-Suppenküche zu
protestierten Türkinnen und Türken und
einem Vortrag mit Diskussion. Dr. Ümit Ko-
forderten mehr Demokratie und den Rück-
san, Geschäftsführer des Verbunds sozial-
tritt Erdogans. Trotzdem wählten 52 Prozent
kultureller Migrantenvereine Dortmund
Erdogan zum Staatspräsidenten. Warum?
e.V., berichtet aus der Flüchtlingseinrichtung Adlerstraße, die der VMDO betreibt.
Türkei, ein zerrissenes Land im 21. Jahrhun-
Im Februarheft hatten wir ausführlich
dert“ geht die Journalistin Cigdem Akyol,
über die Einrichtung berichtet, in der sich
Türkei-Korrespondentin für zahlreiche
inzwischen rund 600 Ehrenamtliche in
deutschsprachige Medien, dieser Frage
der Betreuung der Flüchtlinge engagieren.
nach. Sie beschreibt, wie sich die Türkei
Inzwischen gibt es an vielen Standorten
unter Erdogan verändert hat, beleuchtet die
in Bochum, Dortmund und Umgebung
politischen und gesellschaftlichen Hinter-
Anwohner- und Bürgerinitiativen, die die
gründe, zeigt die Veränderungen auf und
Bewohner der Notunterkünfte und Flücht-
analysiert die Auswirkungen von Erdogans
lingsheime unterstützen.
autoritärem Politikstil.
möchte Ümit Kosan über Möglichkeiten,
Planerladen e.V. in Kooperation mit der Aus-
Chancen und Grenzen bürgerschaftlichen
landsgesellschaft NRW e.V., der Alevitischen
Engagements in der Flüchtlingsarbeit
Gemeinde Dortmund und dem bodo e.V.
sprechen, Beispielhaftes berichten und Erfahrungen aus der Praxis teilen.
Auslandsgesellschaft NRW
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Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de
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11
REPORTAGE
„Unter Naturfotografen wird oft darüber geredet, ob man zuerst Fotograf war oder fasziniert von der Natur. Bei mir ist definitiv letzteres der Fall.“ 12
Hermann Hirsch, Naturfotograf
ZEITFAKTOREN Mit seinen zahlreichen, auch international angesehenen Auszeichnungen gilt er als einer der besten Naturfotografen der Republik. Dabei hat Hermann Hirsch soeben erst die Teenagerjahre hinter sich gelassen. Im Interview erweist sich der junge Mann nicht als spleeniger Einzelgänger, sondern als ein in vielerlei Hinsicht sehr normaler Vertreter seiner Generation. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski · Hermann Hirsch
M
it Hermann Hirsch sind wir zunächst im Dort-
eigene Kamera angeschafft. Zu dem Zeitpunkt habe
munder Rombergpark verabredet. Anschlie-
ich nicht an Naturfotografie gedacht. Das kam erst
ßend sitzen wir in der elterlichen Küche. Die Familie
später, als ich zu überlegen begann, was ich damit
wohnt in einem efeuumrankten Haus im Vorort Barop.
ganz konkret machen wollte. In die Natur zu gehen
Unser Gegenüber trägt Jeans und Kapuzenpulli und
lag aus mehreren Gründen nahe. Unsere Familie ist
am Handgelenk ein Bändchen vom „Rock am Ring“-
absolut naturbegeistert. Ausnahmslos alle und nicht
Festival. Vor zwei Jahren hat Hermann Hirsch das
nur meine Mutter, die als Waldpädagogin arbeitet. Sie
Abitur bestanden, die anschließende Bewerbung
hat meine Schwester und mich schon früh mit raus
um einen Wunschstudienplatz verlief wenig erfolg-
genommen. Unter Naturfotografen wird oft darüber
reich. Das ist ein Grund, weswegen er derzeit eine
geredet, ob man zuerst Fotograf war oder fasziniert
Ausbildung zum Tischler macht. Ein anderer ist, dass
von der Natur. Bei mir ist definitiv letzteres der Fall.”
ihm handwerkliches Arbeiten liegt, wie er sagt. Das klingt reflektiert, keineswegs verschroben. Fragt man
Hermann Hirsch fotografierte auf dem Weg zur Schule.
ihn nach dem Moment, ab welchem sein Leben den
Pflanzen und Tiere. Vor dem Unterricht deponierte er
dennoch recht ungewöhnlichen Lauf nahm, erzählt er
die Kamera bei einem Freund. Er hatte wenig Lust, sei-
vom Tag der Jugendweihe, einer nichtreligiösen Alter-
ne Aufnahmen auf dem Schulhof zu zeigen, auch wenn
native zur Feier der Konfirmation. Die seine fand vor
er kein Geheimnis aus den frühmorgendlichen Aktivi-
sechs Jahren statt, ein Gast drückte ihm leihweise eine
täten machte. „Meine Mitschüler wussten davon. Das
Spiegelreflexkamera in die Hand. Eigentlich sollte er
kam am Anfang vielleicht etwas komisch rüber, wurde
nur ein paar Erinnerungsfotos schießen.
aber akzeptiert. Und wie es für Deutsche üblich ist, sobald sich ein erster offizieller Erfolg einstellt, wird das,
Natur vor Fotografie
was man macht, höher angesehen. Dann ist man nicht
„Natürlich gab es Geldgeschenke. Die meisten meiner
man sich plötzlich mit etwas Sinnvollem.“
nur ein irgendwie komischer Kauz, dann beschäftigt
Freunde haben sich damals einen neuen Computer gekauft. Ich hatte aber eine alte Kiste, die für meine Zwecke vollauf reichte. Auf der anderen Seite war ich noch
„Es ist einfach eine Frage der Zeit.”
immer begeistert vom Fotografieren auf dem Fest, von
Für ihn kam der erste offizielle Erfolg im Alter von
den technischen Möglichkeiten, von dem, was man
16 Jahren mit dem „Baltic Sea – Young Wildlife
mit einer solchen Kamera alles machen kann. Genug
Photographer“-Wettbewerb. Bislang hatte er seine
Geld hatte ich, also habe ich mir kurz darauf eine erste
Bilder kaum jemandem gezeigt, nur gelegentlich ein 13
REPORTAGE
Foto ins Internet gestellt und nur, um ein wenig Feedback zu bekom-
grafiert er nicht. Oder nur selten. „Für mich ist die Naturfotografie in
men. Überzeugt war er von der Qualität seiner Arbeiten nicht. Eher
heutiger Zeit wichtiger, als zum Beispiel Menschen zu porträtieren.
zufällig erfuhr er von der Baltic-Sea-Ausschreibung, hoch dotiert, die
Viele junge Leute können ja einen Fuchs oder Hasen gar nicht mehr
sich an Nachwuchsfotografen in Ostseeanrainerstaaten richtet. Die
erkennen und haben keine Ahnung, dass es Rehe auf Grünflächen vor
Altersgrenze liegt bei achtzehn Jahren, die Teilnahme ist kostenfrei.
der eigenen Haustür gibt. Ich halte es aber für wichtig, denen zu zeigen,
Vor fünf Jahren, in Finnland, konkurrierten
dass so etwas ganz in ihrer Nähe existiert und
um die 1.500 Kandidaten um den Sieg. Bei
dass es sich lohnt, die Natur zu schützen. Ich
seinem ersten Wettbewerb sollte Hermann
glaube, da ist es wirklich von Vorteil, dass ich
Hirsch am Ende den 1. Platz belegen. Den
so jung bin. Wenn ein 75-Jähriger an der Ruhr
Preis für das Foto – es zeigt eine Libelle im
steht und Fotos von Schwänen macht, dann
Sonnenaufgang nahe der Dortmunder Uni-
hat das ein bisschen einen anderen Effekt, als
versität – bekam er in Helsinki von der fin-
wenn ein Gleichaltriger Füchse fotografiert
nischen Präsidentin überreicht. Ab diesem
und davon erzählen kann.“
Zeitpunkt war Hermann Hirsch Besitzer einer professionellen Ausrüstung.
Inzwischen gelegentlich im hohen Norden Europas unterwegs, schätzt Hermann Hirsch
Weitere Auszeichnungen folgten. 2012 be-
noch immer die Natur und die Tiere seiner
legte er den 2. Platz bei der internen Aus-
unmittelbaren Umgebung. Vielleicht liegt es
schreibung der Gesellschaft Deutscher Tier-
daran, dass er mit dem Fotografieren begann,
fotografen zum Tierfotografen des Jahres.
als sein Aktionsradius altersbedingt auf Ent-
Als jüngster Gewinner in der Geschichte
fernungen beschränkt war, die per Fahrrad
des Wettbewerbs überhaupt ließ er im Jahr
zurückgelegt werden können. Den Fritz-
darauf alle anderen Kandidaten hinter sich.
Pölking-Preis erhielt er für eine Serie mit
Er überzeugte die Jury mit der Aufnahme
dem Titel „Wildes Ruhrgebiet“. Keine vorab
eines jungen Fuchses in einem Wald bei
geplante Reihe, sondern eine kluge Zusam-
Dortmund. Gleichzeitig gewann er mit dem
menstellung von Aufnahmen, die nach und
Fritz-Pölking-Preis einen renommierten europäischen Nachwuchs-
nach in der Region entstanden sind. Sie zeigen, was man eher in intak-
wettbewerb. Ohne Studium, ohne Ausbildung, ohne Kurse besucht
ten Landschaften wie dem Schwarzwald oder im Harz suchen würde.
oder entsprechende Bücher gelesen zu haben. Ein paar Tricks konnte
„Anfangs habe ich großen Wert darauf gelegt, genau diesen Effekt zu
er sich bei einem einige Jahre älteren Fotografen aneignen, Kevin
erzielen. Manchmal war das nicht einfach“, erklärt er. „Mittlerweile
Winterhoff aus Hagen, mit dem er noch immer gut befreundet ist.
möchte ich aber ganz bewusst Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur verdeutlichen. Beides zusammengenommen ergibt dann einen
„Technische Details wie ISO oder Blende habe ich im Internet recher-
Kontrast, mit dem ich gern weiter arbeiten würde.“
chiert und dann ausprobiert. Ich kann extrem ehrgeizig sein und mich unglaublich in etwas verbeißen. Ich kann mich zum Beispiel drei Monate lang jeden Tag für acht Stunden vor einen Fuchsbau setzen, ohne
Perspektiven
dass ich denke, dass mir Zeit flöten geht. Ich weiß, das klingt ziemlich
Mit der Fotografie und über Workshops und Sponsoren kann er seinen
verrückt. Aber irgendwann passiert es eben, dass ich ein Bild wie das
Lebensunterhalt derzeit bestreiten. Und neuerdings stehen bei ihm so-
Siegesfoto mache. Das unterscheidet mich wohl von vielen anderen,
gar Menschen vor der Linse. Hochzeitspaare beispielsweise. Das bringt
die auch gern fotografieren. Ausdauer und Hartnäckigkeit, das ist der
mehr als Geld: „Mir gefällt das, auch wenn es nichts mit der Natur zu
Schlüssel. Bei den Füchsen war ich so oft, dass die sich nach und nach
tun hat. Es ist nämlich ein Weg, Techniken auszuprobieren. In der freien
an mich gewöhnt hatten. Die wussten, ich tue ihnen nichts, und ich
Natur ist das nicht immer möglich. Wenn ich freundlich darum bitte,
wusste, die wissen das. Die haben sich schließlich vollkommen normal
grinst ein Mensch beim zehnten Blitzen noch. Ein Fuchs ist nach dem
verhalten und nichts getan, was Füchse normalerweise nicht auch ma-
ersten weg. Man kann einfach keine Absprache mit den Tieren treffen.“
chen würden. Mit einer Ausnahme: Sie ließen mich ohne Tarnkleidung bis auf einen Meter heran. Es ist einfach eine Frage der Zeit.”
Ob er lebenslang als Naturfotograf arbeiten möchte, weiß Hermann Hirsch nicht. Er fühlt sich im Team wohl und könnte sich vorstellen,
14 14
Mensch und Natur
später beim Film zu landen. Außerdem: „Man kann sagen, es läuft im
Auf der anderen Seite kann Hermann Hirsch seine Kamera ohne wei-
und welche Ideen man hat oder umsetzen möchte, kann es durchaus
teres für Wochen aus der Hand legen und mit Freunden in Kneipen,
sein, dass man keine Bilder mehr verkauft. Dann hört es auf, Spaß zu
auf Partys und Konzerte gehen. In dieser Hinsicht macht er nichts, was
machen. Man hat dann nicht nur keinen Beruf mehr und kein Geld,
andere Menschen in seinem Alter nicht auch tun würden. Dann foto-
sondern auch ein wunderschönes Hobby verloren.“
Moment richtig gut. Doch je nachdem, wie sich der Markt entwickelt
„Ich kann mich zum Beispiel drei Monate lang jeden Tag für acht Stunden vor einen Fuchsbau setzen, ohne dass ich denke, dass mir Zeit flöten geht. Ich weiß, das klingt ziemlich verrückt.“
15 15
NEWS
DER KOMMENTAR
Vorratsdatenspeicherung Innerhalb der SPD formiert sich Widerstand gegen den geplanten Gesetzesentwurf zur Vorratsdatenspeicherung, der anlasslosen Speicherung von Internet-Verbindungsdaten. Marco Bülow, Bundestagsabgeordneter der SPD aus Dortmund, ließ in einer Pressemittelung verlautbaren: „Die Vorratsdatenspeicherung greift tief in unsere Grundrechte ein und höhlt den Rechtsstaat aus. Ihre Wirksamkeit ließ sich bisher nicht nachweisen, und die Argumente, die für eine Vorratsdatenspeicherung vorgebracht werden, sind aus meiner Sicht nicht stichhaltig.“ Bülow will seine Kollegen in der Fraktion dazu auffordern, dem Gesetz der Regierung nicht Dortmund, der die zuständigen Gremien aufforderte, sich gegen
Schiffe versenken
die Vorratsdatenspeicherung zu positionieren. Das geplante Gesetz
Von Bastian Pütter | Foto: REUTERS/Marina Militare
zuzustimmen. Bestätigt sieht sich Bülow vom Parteitag der SPD-
könnte allerdings in einem Eilverfahren noch vor der Sommerpause im Bundestag verabschiedet werden.
Ende April huschte eine Meldung durch die Medien: Ein Klaus Rösler war in Berlin mit einem Beutel Marmelade beworfen worden. Leute zu bewerfen ist
Flüchtende in NRW
erst einmal für gar nichts eine Lösung, außerdem spielt man mit Essen nicht. Andererseits war der Vorfall – und so ist das mit symbolischen Handlungen
Die Unterbringung von Menschen, die
– Anlass zu sprechen: über die Person und über den Grund. Rösler ist der deut-
aus Krisengebieten nach Deutschland
sche Direktor der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex – des Vereins, der
fliehen, gestaltet sich in NRW weiterhin
uns mit unseren Steuermitteln die Verfolgten und die Armen vom Hals hält.
schwierig. Beim SPD-Unterbezirksparteitag lobte Dortmunds Sozialdezernentin Birgit Zoerner einerseits das große ehrenamtliche Engagement der vielen Unterstützerinnen und Unterstützer, die mit ihrer Arbeit helfen, eine Willkommenskultur in den verschiedenen Einrichtungen zu etablieren. Zoerner bemängelte aber auch
Rösler war bislang der Rekordhalter in Zynismus im Rahmen eines menschenverachtenden Systems. Im Dezember hatte er u.a. die italienische Regierung dazu aufgerufen, Boat-People, die außerhalb der 30-MeilenKüstenzone der EU Notrufe absetzen, nicht mehr zu retten.
die fehlende finanzielle Unterstützung von Seiten des Landes für die
Das war einerseits die unverblümte Aufforderung, Menschen ertrinken
Kommunen. In Bayern und Mecklenburg-Vorpommern werden die
zu lassen und durch unterlassene Hilfeleistung internationales Recht zu
Kosten der Kommunen zu über 90 Prozent vom Land refinanziert,
brechen – das UN-Seerechtsübereinkommen, internationale Abkommen
in NRW werden nur 30 Prozent der Kosten vom Land übernommen.
wie SAR oder SOLAS, das Völkerrecht. Andererseits war es nur eine Bekräf-
Auch die Jusos fanden deutliche Worte zur aktuellen Flüchtlings-
tigung der EU-Entscheidung, von Flüchtlingsrettung auf Grenzsicherung
politik. In einem Antrag forderte Indra Paas, stellvertretende Vor-
umzuschalten. Das Massensterben der letzten Monate im Mittelmeer ist
sitzende der Jusos Dortmund, die Grenzschutzagentur „Frontex“
unmittelbares Ergebnis dieser Entscheidung und verbunden mit dem einge-
abzuschaffen und deren Vergehen strafrechtlich zu verfolgen.
stellten Seenotrettungsprogramm „Mare Nostrum“. Inzwischen sind die Marmeladen-Attentäter wahrscheinlich gar nicht
Globaler Aktionstag gegen TTIP Am 18. April wurde weltweit der internationale „Global Trade Day“ begangen. An über 750 Orten auf fünf Kontinenten protestierten unterschiedliche
16
mehr so sicher, ob der Brotaufstrich richtig verworfen wurde. Was um den 10-Punkte-Plan der EU (s.S.41) in den letzten Wochen alles geäußert wurde – nicht von durchgeknallten Rechtspopulisten im Ringen um mediale Aufmerksamkeit, sondern von bedächtig formulierenden EU-Außen- und Innenministern – macht ratlos.
zivilgesellschaftliche Organisationen im Rahmen verschiedener Ver-
Wenn Thomas de Maizière, immerhin deutscher Innenminister, in den
anstaltungen gegen Freihandelsabkommen wie TTIP, CETA und TISA.
Tagesthemen erläutert, dass die „positiven Erfahrungen“ aus der „Pira-
Auch in Bochum und Dortmund fanden Info-Veranstaltungen in den
tenbekämpfung“ vor Somalia in den Umgang mit Bootsflüchtlingen im
Innenstädten statt, mit dem Ziel, die Freihandels- und Investitions-
Mittelmeer eingehen sollen, dann hat er sich gerade nicht schwer vergrif-
schutzabkommen zu stoppen. Derzeit haben 1,7 Millionen Menschen
fen, sondern er erläutert den Brüsseler Konsens. Wenn sein italienischer
den Aufruf der Europäischen Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA
Amtskollege Angelino Alfanos die Bombardierung von Fischerbooten an der
unterschrieben. „Die geplanten Freihandelsabkommen bilden einen
libyschen Küste fordert, damit in diesen Schleuser nicht irgendwann Flücht-
Angriff auf soziale, rechtliche und ökologische Standards dies- und
linge nach Europa transportieren, dann ist das zwar akut irre, aber eben
jenseits des Atlantiks und gefährden die Demokratie“, sagt Attac-
durchaus die neue europäische Haltung: Die militarisierte Grenzpolitik der
Handelsexperte Roland Süß. Für den 10. Oktober plant ein breites
EU stellt auf Angriff um. Nicht klammheimlich exekutiert im rechtsfreien
zivilgesellschaftliches Bündnis, dem auch Attac angehört, eine große
Frontex-Raum, sondern erklärt von unseren Regierungen, in unserem Na-
Anti-TTIP-Demonstration in Berlin.
men. Den aufgestiegenen Grenzpolizisten Rösler wird es freuen.
RECHT
Drohung mit Schufa-Eintrag
Von Rechtsanwalt René Boyke
Dass es nicht er-
machte von dieser Methode rechtswidrig Ge-
allein aus Furcht vor der Schufa-Eintragung
laubt ist, säumi-
brauch, weshalb es von einer Verbraucherzen-
nachgeben, obwohl sie die Rechnung auf-
ge Schuldner mit
trale wegen Verwendung eines unzulässigen
grund von Einwendungen eigentlich nicht
Schufa-Meldungen
Druckmittels auf Unterlassung verklagt wur-
bezahlen wollten.
einzuschüchtern, hat sich
de. Der Bundesgerichtshof hat dieser Klage
inzwischen auch bei vielen Gläubigern herumgesprochen. Wer dagegen verstößt, muss unter Umständen mit einer Unterlassungsklage des unter Druck gesetzten Schuldners rechnen. Der Grund liegt darin, dass eine Schufa-Meldung einen schweren Eingriff in das Persön-
nun stattgegeben (Az.: I ZR 157/13). So kritisierte der BGH insbesondere die Formulierung des Inkassounternehmens, dass die Gläubigerin verpflichtet sei, die unbestrittene Forderung der Schufa mitzuteilen,
lichkeitsrecht des Betroffenen darstellt.
sofern nicht eine noch durchzuführende
Ein solcher Eingriff ist keinesfalls erlaubt,
etwas anderes ergäbe.
wenn der Schuldner ernstzunehmende Argu-
Interessenabwägung in dem konkreten Fall
mente gegen die Richtigkeit der Forderung
Der BGH entschied, dass bei dieser Formu-
hat. Dennoch üben viele Gläubiger noch
lierung nicht klar sei, dass ein Bestreiten der
immer erheblichen Druck aus, wenn sie an-
Forderung durch den Schuldner selbst bereits
kündigen, unbestrittene Forderungen an
ausreiche, um die Übermittlung an die Schufa
die Schufa melden zu müssen. Auch ein von
zu verhindern. Es bestehe daher die Gefahr,
Vodafone beauftragtes Inkassounternehmen
dass Verbraucher dem Zahlungsverlangen
Schuldner können übrigens einmal pro Jahr unentgeltlich Auskunft von der Schufa über die gespeicherten Daten verlangen.
„
www.kanzlei-boyke.de
DAS ZITAT
Der 10-Punkte-Plan ist nach dem Sterbebegleitungsprogramm Triton eine Art Friedhofsordnung für die Ränder des Mittelmeers.“ Pro Asyl zum neuen EU-Konzept zur Abwe ndung von Flüchtlingskatastrophen
DAS FOTO
Ende einer Ära: Anwohner und ehemalige Opelaner beobachten den Abriss des Bochumer Opel-Werks. Foto: Daniel Sadrowski 17
REPORTAGE
Eine Fahrradschnellstraße von Duisburg bis Hamm Seit einigen Jahren wird in Betracht gezogen, die verkehrstechnische Infrastruktur im Revier um eine komfortable Ost-West-Verbindung für Radfahrer zu erweitern. Von Duisburg über Bochum und Dortmund bis Hamm führend, soll sie nicht nur Freizeitradler ansprechen, sondern Pendlern als Alternative auf dem Weg zur Arbeit dienen. Ende März hat der Regionalverband Ruhr (RVR) eine entsprechende Machbarkeitsstudie vorgestellt. Über den Stand der Planung sprachen wir mit Lorenz Redicker vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Dortmund-Unna. Von Wolfgang Kienast | Foto: Sabrina Richmann Grafiken: Regionalverband Ruhr
Links: Lorenz Redicker vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Dortmund-Unna.
18
Machbarschaftlich D
as Überleben der deutschen Wirtschaft
Der Straßenausbau im Ruhrgebiet ist aber
Auf- und Ausfahrten, also die Möglichkeit,
hängt einzig an der Autoindustrie. Das
vielerorts an den Grenzen des Denkbaren
zügig und einigermaßen umweglos von A
Mantra steckt in der Gebetsmühle, und selbi-
angelangt. Wer die Situation an der A40
nach B zu gelangen. Deswegen ist manchmal
ge wird von einem Heer an Lobbyisten fleißig
kennt, weiß das. Weil der ÖPNV ebenfalls
von einer Fahrradautobahn die Rede. „Ein
gedreht – unabhängig davon, ob allgemein
nicht beliebig zu erweitern ist, möchte man
merkwürdiger Begriff“, meint Herr Redicker,
die Chancen als Innovations- und Investiti-
jetzt versuchen, einen Teil des Verkehrsauf-
„aber man weiß, was gemeint ist.“
onsstandort beschworen werden sollen oder
kommens in Richtung Rad zu verlagern. Das
ob bei internationalen Verhandlungen der
schafft wieder Platz auf den Straßen, auch
Laut der Machbarkeitsstudie des RVR könn-
zukünftige CO2-Ausstoß verhandelt wird.
für den Güterverkehr, bei dem man damit
te der RS1 bis zum Jahr 2020 fertiggestellt
Um so erstaunlicher, dass die Idee zu einem
rechnet, dass er weiterhin zunimmt.“
sein. Die veranschlagten Gesamtkosten
Radschnellweg Ruhr – es wäre der erste sei-
würden sich bei zirka 183,7 Millionen Euro
ner Art in Deutschland – nicht im alternati-
In den Naherholungsgebieten der Region
bewegen. Der Kosten-Nutzen-Faktor, ein
ven Milieu, sondern in dezidiert ökonomisch
steht Freizeitradlern ein gut ausgebautes
planerischer Wert, bei welchem sämtli-
ausgerichteten Kreisen geboren wurde: im
Netz an Wegen zur Verfügung. Bei inner-
che Kosten in Relation zum erwartbaren
Rahmen einer Tagung der Wirtschaftsförde-
städtischen Strecken sowie den direkten Ver-
Nutzen gesetzt werden (darunter finden
rung Metropole Ruhr.
bindungen benachbarter Zentren sieht das
sich Aspekte wie die CO2-Einsparung oder
freilich anders aus. Der besagte Radschnell-
Entlastungen im Gesundheitssystem), fällt
Keine Kreuzungen, keine Ampeln
weg, kurz RS1 genannt, soll Abhilfe schaffen,
bei dem Projekt überdurchschnittlich gut
indem er Radfahrern autobahnähnliche
aus. Er wird mit 4,8 beziffert, beim Neubau
„Das ist nur auf den ersten Blick ein Wi-
Bedingungen bietet: keine Kreuzungen,
von Straßen für den Autoverkehr wird
derspruch“, erklärt Lorenz Redicker. „Was
keine Ampeln, stattdessen Tunnel, Brücken,
gelegentlich sogar der prinzipiell geltende
den Verkehr betrifft, ist die Wirtschaft vor
Mindestwert von 1,0 unterschritten.
allem daran interessiert, dass er reibungslos läuft. Offenbar gibt es die Erkenntnis, dass das beim Auto nicht unbedingt der Fall ist.
19
REPORTAGE
Es gibt weitere interessante Zahlen. Der VCD hat errechnet, dass die Bevölkerung in Deutschland zwar zehn Prozent der Wege per Rad zurücklegt, aber nur eine Summe, die bei etwa zwei Prozent der insgesamt für Autostraßen getätigten Ausgaben liegt, ins Radwegnetz investiert wird. Kopenhagen, die Hauptstadt Dänemarks, stellt jährlich zwanzig Euro pro Einwohner für ihr Netz inklusive Fahrradschnellstaßen zur Verfügung, Berlin nicht einmal einen Euro für seine Radwege. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Gegenwind aus Dortmund „Ich glaube nicht, dass der RS1 bis 2020 fertig ist“, sagt Herr Redicker. „Auch, wenn die Studie sagt, dass es sich lohnen würde. Stand der Dinge ist, dass der RVR jetzt über das Ruhrparlament die betreffenden Kommunen aufgefordert hat, sich möglichst im Rahmen ihrer nächsten Stadtratssitzung mit dem Thema zu beschäftigen. Mehr Kompetenz hat der RVR nicht. Er kann eine Idee in die Welt setzen, was danach passiert, liegt in der Hand der einzelnen Städte. Wenn ich mich nicht täusche, gibt es bislang (Stand Mitte April) noch von keinem Stadtrat eine konkrete Zusage. Aus einigen Kommunen sind positive Signale zu hören, in Dortmund tut man sich schwer. Gegenwind bläst da vor allem aus der CDU-Fraktion.“ Man muss allerdings berücksichtigen, dass die Situation in Dortmund in mancherlei Hinsicht tatsächlich schwieriger ist als in Duisburg, Mühlheim oder Essen. Die westlichen Ruhrge-
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bietsstädte können bei der geplanten Schnell-
ein sukzessiver Aus- und Weiterbau, wie man
der Vorsprung des Autos ist selbst bei zwanzig
straße auf stillgelegte Trassen der Rheinischen
es von Autobahnen und Bundesstraßen kennt,
Kilometern erstaunlich gering. Eine attraktive
Eisenbahn zurückgreifen. Über derart günstig
ein strategisches Vorgehen, um bei späteren
Infrastruktur vorausgesetzt, rechnen die UBA-
brachliegende Dämme verfügt Dortmund
Verhandlungen Druck ausüben zu können.
Forscher mit einem Verlagerungspotential von
nicht, müsste aber sehr wahrscheinlich Geld
Wenn bereits angebundene Kommunen mit
fünfzig Prozent in Richtung dieser elektrisch
für den Bau von Brücken bereitstellen; stark
belegbaren Zahlen den positiven Effekt des
unterstützen Zweiräder.
frequentierte Fahrbahnen wie Ruhrallee oder
RS1 für die Infrastruktur herausstellen und
Hohe Straße sind zu queren. Die CDU-Fraktion
öffentlich fragen, warum an der Ortsgrenze
Wer im Gegensatz zu einigen Politikern offen-
betrachtet den RS1 vor diesem Hintergrund
Schicht sein soll, wird es schwierig, als Nachbar
sichtlich nicht mehr überzeugt werden muss,
als unnötiges Leuchtturmprojekt und weist
in einer Verweigerungshaltung zu verharren.
ist die Bevölkerung. Laut einer repräsentativen
darauf hin, dass an anderen Stellen dringen-
Dann werden bestehende Lücken geschlossen.
Umfrage – sie wurde nicht von Radlobbyisten,
der investiert werden müsse.
sondern von Bundesumweltministerin Barbara Nicht nur der VCD ist überzeugt, dass das
Hendricks in Auftrag gegeben – wünschen sich
„Aber das ist kein stichhaltiges Argument“, sagt
Fahrrad zukünftig eine noch größere Rolle im
82 Prozent der Deutschen weniger Autos in den
Redicker. „Wir können mit hoher Wahrschein-
Rahmen der alltäglichen Mobilität spielen wird.
Städten und erwarten, dass sich ihre Kommunen
lichkeit davon ausgehen, dass der RS1 mit exter-
Verkehrsteilnehmer denken pragmatisch und
stärker an den Bedürfnissen von Fußgängern,
nen Mitteln gefördert wird. Auf die verzichtet
Radfahren ist nicht nur preiswert, umweltscho-
Radfahrern und ÖPNV-Nutzern orientieren. Bei
aber, wer sich von vornherein verweigert. Der
nend und gesund, man kommt vergleichsweise
den 14- bis 17-Jährigen sind es 92 Prozent. Diese
Oberbürgermeister aus Hamm, im übrigen Mit-
zügig voran. Das Umweltbundesamt (UBA)
Umfrageergebnisse wurden Anfang April vorge-
glied der CDU, hat bereits gesagt: ,Wenn Dort-
hat errechnet, dass man bei Entfernungen von
stellt. Am Beispiel des RS1 könnte sich zeigen, ob
mund nicht will, bauen wir den Radschnellweg
bis zu fünf Kilometern radelnd meist schnel-
die Wünsche ernst genommen werden.
eben um Dortmund herum.‘ Man sollte auch
ler ans Ziel kommt als per Auto. Mit Pedelecs
nicht vergessen, dass eine attraktive Strecke
erhöht sich die Distanz auf zehn Kilometer,
Infos: www.rs1.ruhr
innerhalb der City dem Radverkehr insgesamt einen ordentlichen Schub verleihen würde. Wie das aussehen kann, zeigt der Ruhrtalweg im Sauerland. Im Stadtgebiet von Arnsberg befördert er mittlerweile einen beachtlichen Teil des Alltagsverkehrs. Eigentlich bin ich optimistisch, dass am Ende auch im Rat der Stadt Dortmund die Vernunft siegen wird.”
Schneller als mit dem Auto Vermutlich werden 2020 einzelne Teilstrecken des Weges für den Verkehr freigegeben sein,
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21
KULTUR
Malen mit Mission Beunruhigend, verstörend und mit kräftigen Farben erzählen die Bilder von Franz Ott Geschichten in einer Art „phantastischem Realismus“: Politisch-Aktuelles, Sozialkritisches, Eigenes. Er ist nicht der Maler, der einem das Bild zum Sofa macht. Im Gegenteil: Gemütlich sollen seine Bilder nicht sein, sondern seine Möglichkeit, die Welt zu verändern. Von Antje Mosebach | Foto: Sabrina Richmann
In einem kleinen Hinterhof in der Dortmunder
zwischen Straße und Wohnung. Ich bin froh, dass
Nordstadt hat Franz Ott ein kleines Atelier, im
ich das überlebt habe.“ Er versuchte selbst, sich
Haus der „Kunstdomäne“ an der Schillerstraße,
aus der Drogenspirale zu ziehen, fast sechs Jahre
in der noch sechs weitere Künstler schaffen. „Hier
blieb er clean, bevor er wieder rückfällig wurde.
habe ich ein Ventil und meine Aufgabe in der Welt“. Solange er damit gegen Ungerechtigkeit, Krieg, (Umwelt-) Zerstörung, Krankheit oder Kirchenmächte ankämpfen kann, hat sein Leben einen Sinn, lächelt er. „Ich habe schon immer versucht, die Welt zu verbessern“. Und dabei lässt er sich „den Mund nicht verbieten“. Das wirkt bei ihm weder verbissen noch dogmatisch: Er hat einfach den Glauben an das Leben trotz seiner eigenen harten Geschichte nicht verloren.
Urteil auf Bewährung. Er kam zur DiakonieWerkstatt „passgenau“, wo er alte Möbel „pimpen“ konnte: „Es war ein richtiges Glücksgefühl; endlich war ich wieder ans Arbeiten gekommen, ein richtiger Traumjob“, ist er heute noch begeistert. Selbst OB Sierau sei zur Besichtigung gekommen: „Ich war der Vorzeige-Langzeitarbeitslose“, schmunzelt er. In der Zeit entdeckte er das alte Haus im Hinterhof, das später unter den Fitti-
1953 wird Franz Ott als das jüngste von fünf
chen der Künstlerinnen Rita-Maria Schwalgin
Brüdern in Koblenz geboren. An seine Kindheit
und Anette Göke zu einem wunderschön reno-
hat er aber keine Erinnerung, sagt er. Verdrängt?
vierten Atelierhaus wurde. Hier malt er, macht
Ott zuckt die Schultern. Mit 15, 16 Jahren fliegt
Jugendkunstprojekte und erstellt ein Archiv zu
er von der Schule und zieht zu seinem ältesten
Kunstdomäne und Nordstadt. Die restliche Zeit
Bruder nach Essen. Dort macht er eine Lehre zum
kümmert er sich um seine schwerkranke Frau –
Schriftsetzer und studiert danach Grafik-Design
und seine eigene Gesundheit, bei der das Leben
in Dortmund. Die Abschlussarbeit ist schon weg-
tiefe Spuren zurückgelassen hat.
weisend: Er macht Illustrationen zu Gedichten gegen den Krieg. Das war Ende der 70er Jahre.
Mal eben hingucken, das geht bei seinen Bilder kaum. Genau das beabsichtigt der 61-jährige
Im Deutschen Haus in Lütgendortmund, dort, wo
„Meistermaler“, wie sich Franz Ott schmun-
Franz Ott macht mit bei den
heute das Musiktheater „Piano“ residiert, lebte
zelnd selbst bezeichnet. Er möchte, dass sich
„Offenen Nordstadtateliers“:
und arbeitete Franz Ott in einer Atelier-WG. In
die Menschen beim Betrachten Zeit lassen, die
71 Künstler und Künstlerinnen
dieser Zeit häuften sich die Probleme des jungen
Details wahrnehmen, die Themen, die Zitate
zeigen am 13. und 14. Juni 2015
Künstlers, „ich hatte einen psychischen Ein-
alter Meister und lokalen Bezüge. „Eigentlich
bruch“, beschreibt er. Es folgten Alkohol und Dro-
laufen da kleine Filme ab“, meint Franz Ott. Und
gen. „Innerhalb von 10 – 15 Jahren bin ich immer
lässt man sich darauf ein, ist es „wie eine Reise
tiefer gesackt, lebte teils auf der Platte, immer
durch meine Gedanken“.
an 17 Standorten ihre Werke. offenenordstadtateliers.de franzott.jimdo.com
22
Der Schnitt kam durch eine Gerichtsverhandlung,
POLITIK
WILDE KRÄUTER
Blackbox NSU
GUNDERMANN
von Wolfgang Kienast
Von Bastian Pütter | Foto: Correctiv
Gemeinsam mit dem Journalisten-Blog Ruhrbarone und dem Recherchebüro „CORRECT!V“ lädt bodo am 21. Mai um 20 Uhr ins Institut des Schauspiels Dortmund. In der Reihe „Blackbox“, in der wir bisher
Dem Mai wird nachgesagt, er mache
darf das selbstverständlich testen. Allen
alles neu. Eine Weisheit, die sich nicht
anderen rate ich, mit den herbwürzigen
unbedingt aus, sagen wir mal, der
Aromen dieser Pflanze nur bis in den
Gerechtig- und Durchlässigkeit im
Juni hinein zu planen, sie auf der ande-
bundesdeutschen Bildungssystem
ren Seite aber keinesfalls zu ignorieren.
ablesen lässt. Oder am geschlechtsspe-
Allein, weil die jungen Blätter einen
zifischen Machtgefälle. Der Erfinder
interessanten Kontrast zum feinen, süß-
des Sprichworts wird sich an zyklischen
lichen Geschmack ihrer blauen Blüten
Abläufen bei Mutter Natur orientiert
bilden. Diese krautinterne Konstellation
haben. Draußen grünt es auch in diesem
darf man sich jetzt einfach nicht entge-
zwei Veranstaltungen mit Geflüchteten
Jahr. „Das Tragen grüner Kleidung war
hen lassen. Von ihr profitiert beispiels-
zu den Themen Flucht und Abschiebung
ein heidnischer Frühlingsbrauch, der
weise die folgende Gundermann-Creme,
organisiert haben, geht es diesmal um
im christlichen Europa besonders im
die jedes Picknick bereichern dürfte.
die Rechtsterroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) und um
Mai lange populär war. Als eine Art von Nachahmungszauber sollte das Tragen
REZEPT
den Prozess gegen Beate Zschäpe und vier
grüner Kleidung die Mutter Erde dazu
Eine Handvoll Gundermannblätter fein
mutmaßliche Unterstützer.
ermuntern, sich mit dem Grün reich
hacken und anschließend mit 500g
sprießender Getreideähren zu bede-
Joghurt, 250g Pellkartoffeln sowie 2 EL
cken“, steht im Lexikon „Das geheime
Olivenöl im Mixer zu einer Creme verar-
Wissen der Frauen“, welches ich mir
beiten. Mit Salz und schwarzem Pfeffer
nicht ausgedacht habe; das Buch gibt es
abschmecken und einigen Gunder-
tatsächlich, ich schaue da immer wieder
mannblüten garnieren.
und sehr gern hinein.
Am 4. April 2006 wurde Mehmet Kubasik in Dortmund ermordet. Wir werden nun mit den Anwälten seiner Angehörigen sprechen: mit Antonia von der Behrens und Carsten Ilius von der Berliner Anwaltsgemeinschaft Kottbusser Damm.
Wenn man ihn einmal als solchen
Wir wollen wissen, wie der Prozess gegen
In diesem Zusammenhang finde ich es
wahrgenommen hat, ist Gundermann
die Mörder des NSU in München läuft. Die
ein wenig schade, dass ich nicht über
schwerlich mit anderen Pflanzen zu
Anwälte erklären, was dort im Gerichtssaal
die Gunderfrau schreiben kann, der
verwechseln. Das Kraut aus der Familie
aufgedeckt werden kann und was nicht. Sie
heidnischen Frühlingsrituale wegen,
der Lippenblütengewächse liebt feuchte
werden zum Schweigen von Beate Zschäpe
da spielten Exemplare der Gattung
Böden unter Gebüsch und Hecken. Die
sprechen und berichten, was sich hinter
als Heil- und Zauberkraut eine große
herzförmigen Blätter sind am Rand ge-
den vielen Beweisanträgen verbirgt. Fragen
Rolle, wie der mannigfache, regional
kerbt und erscheinen gegenständig am
der Zuhörer sind ausdrücklich erwünscht.
ausgesprochen vielfältige Aberglaube
oft flach am Boden kriechenden Stängel.
rund um den Gundermann zeigt. Wobei
Einstmals kannte ihn vermutlich jeder-
die Sache mit dem Frühling merkwürdig
mann, doch die Zeiten, in denen er sich
ist: Die Pflanze ist winterhart und also
großer Popularität erfreute, sind vorbei.
immergrün.
Damit sind im Übrigen einige höchst
Leider werden die Blätter über den Sommer derart bitter, dass man alsdann in der Küche kaum noch Freude an ihnen hat. Früher einmal, bevor der Hopfen durchgesetzt wurde – „von oben“, aber das ist eine andere Geschichte – nutzte man die kräftigen Bitterstoffe des Gundermanns gelegentlich beim Brauen. Wer sein eigenes Bier machen möchte,
interessante Bräuche in Vergessenheit geraten. Kelten zum Beispiel tanzten, bekränzt mit Gundermann und Eisenkraut, während der Sommersonnenwende „nur in die vier Winde gekleidet“ um ein loderndes Feuer.
Die Moderation übernimmt David Schraven (Foto), Redaktionsleiter des Recherchebüros „CORRECT!V“ (Berlin, Essen) und Autor des Buchs „Weisse Wölfe“ (bodo 03.15), das Recherchen zu einer weiteren rechten Terrorzelle im Ruhrgebiet in der ungewöhnlichen Form einer grafischen Reportage präsentiert. Zurzeit ist „Weisse Wölfe“ als Ausstellung im Foyer des Schauspielhauses zu sehen. Schauspiel Dortmund, Institut Blackbox NSU 1 – Was läuft beim NSU-Prozess in München? 21. Mai, 20 Uhr, Eintritt frei 23
VERANSTALTUNGEN 05 | 15 FR 01 | 05 | 15 Tiere | Tag des Wolfes Unter dem Motto „Willkommen Wolf“ informiert der Tierpark Bochum zusammen mit dem NABU über die erwarteten „Rückkehrer“. Neben
20.05. | Selig | FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten 21. – 30.05. | Welcome to Karastan endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten
einem Informationsstand und Bastelaktionen
24.05. | Pollerwiesen Festival 2015
wartet ab 15 Uhr auch ein Vortrag auf die Besu-
Revierpark Wischlingen, Dortmund | 2 x 2 Karten
cher. Referent Thomas Pusch spricht hier über die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland. Tierpark, Bochum, 14 Uhr Film | Pepe Mujica – Der Präsident In den 70ern war er Guerilla-Kämpfer, saß lange in den Foltergefängnissen der Diktatur, setzte nach der Freilassung 1985 sein politisches Engagement fort – und wurde 2009 als Kandidat
28.05. | Dave Davis | Bahnhof Langendreer, Bochum | 1 x 2 Karten 29.05. | Klangvokal Musikfestival Dortmund: The Soul of Armenia St. Marienkirche, Dortmund | 2 x 2 Karten 29.05. | Afro Ruhr Festival: Mbongwana Star | Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund | 2 x 2 Karten
des Linksbündnisses Frente Amplio zum Präsi-
Mitmachen und Karten gewinnen:
denten von Uruguay gewählt. Specognas Film
Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuz-
„Pepe Mujica“ ist das Mut machende Porträt ei-
worträtsel und Ihren Wunschgewinn mit Name,
nes außergewöhnlichen Menschen, der mit sei-
Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an
nem ganzen Leben, seiner Haltung und seinen
redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte
Visionen zeigt, dass es auch anders geht.
an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund.
Kino im U, Dortmund, 20 Uhr, auch 03.05., 18 Uhr Festival | 5 Jahre Rotunde Ein alter Bahnhof – 5 Jahre und jede Menge tolle Eindrücke und Erfahrungen. Die Rotunde in Bochum lässt die letzten fünf Jahre Revue passieren und gönnt sich zur Feier des Tages ein kleines Geburtstagsfestival mit Konzerten, Poetry Slam, Partys u.v.m., das bereits am 30.4. startet. Das komplette Programm gibt es unter www.rotunde-bochum.com. Rotunde, BO, 17 Uhr, auch 2.5., 21 Uhr & 3.5., 20 Uhr
SA 02 | 05 | 15 Theater | Mordart Hier wird live auf der Thealozzi-Bühne gestorben. Wer war das Opfer und wem nutzt sein Tod? Und wie wird sich der Inspektor heute schlagen? Fest stehen bis zum Beginn der Show nur folgende Dinge: Vier Schauspieler in mindestens acht Rollen, ein Kommissar, zwei Spurensicherer, Martin, ein Opfer und drei Verdächtige. Thealozzi, Bochum, 20 Uhr Musik | Blint & Plain Bei Blint & Plain verbindet sich jeder Loop mit dem Pattern eines anderen Sub-Genres, jeder Bass zieht seine Linien, die sich wiederum mit Chords 24
BODO VERLOSUNGEN
2. Freitag
Sportreporter, ARD-Moderator und
Jetzt hat er eine Jugendbuchreihe he-
ist, ob du es willst“ – hilfreich auch für
Sachbuchautor – Peter Großmann ist
rausgebracht, die sich, natürlich, auch
das reale Leben, egal, ob Alltag oder
allen Sportbegeisterten ein Begriff,
um Sport dreht. Aber nicht nur. In den
Sport. Dazu kann Peter Großmann aus
der Mann, der seit fast 20 Jahren früh-
Geschichten über die Mädchenfuß-
seinem vollen sportlichen Erfahrungs-
morgens im ARD-Morgenmagazin
ballmannschaft „Fortuna Girls“ um die
schatz einiges beisteuern. Ein span-
über die aktuellsten Sportereignis-
12-jährige Felicitas geht es um Gefühle
nender Abend für alle Generationen.
se berichtet und u.a. für „Sport im
und Freundschaften – wie sie entste-
Westen“ seine Reportagen lieferte.
hen, was sie aushalten müssen und
Der Eintritt ist frei.
Andere kennen ihn noch als Sänger
wie wichtig es ist, auch mit Jungs zu
Spenden kommen den Beratungs-
bodo Buchladen
der Dortmunder „Strandjungs“, mit
spielen. Bei all ihren Aktionen handeln
angeboten von bodo zugute.
Schwanenwall 36 – 38, Dortmund
denen er in den 80er und 90er Jahren
die Mädchen frei nach der Devise: „Die
erfolgreich durch die Lande tourte.
Frage ist nicht, ob du kannst, die Frage
Peter Großmann
Fr. 08.05. | 19.30 Uhr
Film | Cinema Couture II – The September Issue
und Flächen eines anderen Klang-Raumes kreu-
turprojekt mit Bildungsauftrag. Daher wurde
zen. So formt sich ein Netz aus Sound, an dessen
im letzten Jahr die „Bierakademie“ ins Leben
Der Film dokumentiert die Dramen hinter den Ku-
Eckpunkten Wörter wie Ambient, Dub oder De-
gerufen. Unter Anleitung des Braumeisters
lissen rund um die Fertigstellung der September-
troit aufscheinen, um sofort wieder im puren Ge-
Gerd Ruhmann treffen sich seither einmal im
ausgabe der „Vogue“, traditionell das Flagschiff
nuss des Hörens zu versinken. Der Eintritt ist frei.
Monat Interessierte und Hobbybrauer, um bei
der Zeitschrift und ein Ereignis in der Modewelt.
Goldkante, Bochum, 21 Uhr
lockerer Vorlesung und ernsthafter Verkostung
Vor allem aber dreht sich die Doku um das kom-
Aufschlussreiches und Tiefergehendes über die
plizierte, aber hochunterhaltsame Verhältnis
Welt der Biere zu erfahren. Im Mai ist Fritz Wül-
zwischen Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour
fing von Ale-Mania zu Gast.
und Creative Director Grace Coddington, das
Trinkhalle, Bochum, 19 Uhr
trotz steten Kampfs auch von der Hingabe beider
MO 04 | 05 | 15 Film | KinderWagenKino
Protagonistinnen zu ihrer Zeitschrift geprägt ist.
KiWaKi ist ein NRW-weit einzigartiges Angebot, dass sich speziell an Eltern wendet, die im Kino aktuelle Filmkunst erleben und gleichzeitig auf ihre Kleinsten (Babies bis max. 12 Monate) aufpassen
DO 07 | 05 | 15 Comedy | Alain Frei – „Neutral war gestern“
Im Rahmen des popkulturellen Austauschprogramms mit dem endstation.kino. Goldkante, Bochum, 20 Uhr
möchten: mit mehr Licht und weniger Ton im Saal,
Mit viel Charme und dem Blick für das Absur-
Krabbeldecke, Wickeltisch und natürlich Stellplät-
de erzählt er über die Tücken als Schweizer in
zen für den Kinderwagen. Der Film wird vom Pub-
Deutschland, die Generation Facebook, Kiffen,
Ihre explosive, stets groovende und ethnisch
likum aus dem aktuellen Programm ausgewählt.
überfürsorgliche Mütter und hoffnungslose
eingefärbte Mischung der Musikstile hat viele
sweetSixteen Kino, Dortmund, 10.30 Uhr
Dates. Alain Freis Themen sind frisch, modern
andere Künstler tief beeinflusst – weltweit. Und
und ohne Tabus. Er ist so vielseitig wie ein
so gelten Incognito als 12-köpfige Großformation
DI 05 | 05 | 15
Schweizertaschenmesser und am Ende des
nach über 35-jährigem Schaffen durchaus als ein
Abends stellt man sich unweigerlich die Frage:
globales Musik-Phänomen, das immer noch sei-
Mischmasch | Bierakademie
„Ist das wirklich ein Schweizer?“ Natürlich ist er
nesgleichen sucht. Und das nicht erst seit ihrem
Die Trinkhalle ist nicht nur eine Craft-Beer-Bar
das – die neue Generation Schweiz.
unumstrittenen Welthit „Always there“.
– sie versteht sich ebenso als Kunst- und Kul-
Werkstadt, Witten, 20 Uhr
domicil, Dortmund, 20 Uhr
Musik | Incognito
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25
VERANSTALTUNGEN MAI 2015
FR 08 | 05 | 15 Musik | Harpen Folk Festival 2015
bitterter Kampf entbrennt, in den Marc auch den
den Musikern unter die Arme. Im Laufe seines
gemeinsamen Freund Yvan hineinzuziehen ver-
gleichnamigen Konzertabends stellt er seinem
sucht. Der aber mag sich nicht entscheiden müs-
Publikum mit Roger Stein, Dominik Plangger,
Das 1. Harpener Folk Festival präsentiert viele
sen. Ist die Freundschaft der drei noch zu retten?
Prinz Chaos II. und Cynthia Nickschas begabte
Künstler aus verschiedenen traditionellen und
prinz regent theater, BO 20 Uhr, auch 30.05.
Nachwuchskünstler des Labels vor und bietet den
zeitgenössischen Stilen der Folkmusik. Das breite Spektrum der Darbietungen soll die Vielfalt dieser Musik zeigen, die fast ausschließlich auf
jungen Liedermachern so die Möglichkeit, sich ei-
SO 10 | 05 | 15
akustischen Instrumenten gespielt wird und
Kindertheater | Theater Turbine
seine Wurzeln in der Hausmusik hat. Mit dabei
„Spuky-Maus geht in die Luft“
ve großem Finale gemeinsam mit dem Gastgeber. Schauspielhaus, Bochum, 20 Uhr
sind Ape&Feuerstein, Steve Crawford, Green
Was macht die freche Spuky-Maus, als sie oben
Lesung und Musik | Die Eaps
Pack, Murat Kayi Band, Full House, Die Feuer-
auf der Wäscheleine was verlockend Gelbes ent-
Elvis‘ geheimes Tagebuch
steins und Neil Grant.
deckt? Natürlich nix wie raufklettern, denn das
Was hat Elvis mit Fidel zu tun? Und warum
Amtshaus Harpen, Bochum, 19 Uhr
kann doch nur Käse sein. Von wegen – schon
schüttelt er Nixon die Hand? Wie war das, als
plumpst Spuky mitten hinein in ein außerge-
Priscilla ihn verlassen hat? Was für ein Ver-
wöhnliches Abenteuer. Da flattert die Krawat-
hältnis hatte er zu seiner Mutter? Und wer
tenfliege, die Handschuhspinne schleicht sich an,
weiß, was Elvis eigentlich noch so alles getrie-
SA 09 | 05 | 15 Theater | „Kunst“
Plumpshosen werden zur Mausefalle und dann
ben hat? Die Eaps aus Hamburg haben das Ta-
Der erfolgreiche Dermatologe Serge hat sich ein
taucht auch noch der hinterlistige Ringelschal auf.
gebuch des King. In den von ihnen gewählten
Bild gekauft: ein weißes Ölgemälde mit weißen
Ein spannendes Abenteuer für Kinder ab 3 Jahren.
Kapiteln geht es um scheinbar banale Brief-
Streifen, für 200.000. Serges Freund Marc findet
Fletch Bizzel, Dortmund, 11 Uhr
freundschaften, um die Mutter, aber immer
das teure Bild ganz einfach „scheiße“ – und fühlt sich durch den Kauf in seinen Wertvorstellungen, die er für gemeinsame hielt, angegriffen. Ein er-
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auch um den Teufel ‚Business‘. Die Eaps kreMusik | Johanna Borchert
der unterschiedlichen Perioden.
demonstriert die Berliner Sängerin und Pianistin
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
Johanna Borchert. „Schneeweiss & Rosenrot“ und „Little Red Suitcase“ heißen zwei weitere ProjekJazz-Szene erregte. Inzwischen veröffentlichte
unsere nächsten veranstaltungen: 06.05.15 um 20.00 uhr comiclesung christiane pieper „landei“ und verlagsvorstellung edition moderne aus zürich 20.05.15 um 20.00 uhr lesung und gespräch carsten knop „gescheiterte titanen – welche neuen manager unsere welt braucht“
Album unter eigenem Namen, mit dem sie un-
Rhythm‘n‘Blues und Rockabilly mit einem Hauch
längst für den „Echo Jazz 2015“ nominiert wurde.
Punkrock – so klingt ihre Musik zwar wild, bleibt
Flottmann-Hallen, Herne, 19 Uhr
aber sehr tanzbar. Im Zentrum des BoomChuckSounds steht das Gitarrenspiel von Johnny Mc-
MI 13 | 05 | 15 Party | Ska im Westend – Warm-up-Party Am 13.05. startet die 18. Episode der Partyreihe
montag–freitag 9 –19 uhr samstag 9 –16 uhr
im web. der neue onlineshop. www.transfer-dortmund.de info@transfer-dortmund.de montag–sonntag 0 –24 uhr
Leod, der mit seinen heißen Riffs und melodischen Soli sonst auch die Zuschauer der Rotten Roll Company begeistert. Der Eintritt ist frei. subrosa, Dortmund, 20 Uhr
„Tighten up ... down at the harbour“ auf dem
„Ska im Westend“ im Rahmen des Westpark-
tel. 0231.286 58 39-0 fax 0231.286 58 39-9
Musik | Johnny & The Boom Chucks Johnny & The Boom Chucks stehen für Rock‘n‘Roll,
Anlass ist das einen Tag später stattfindende
an der schlanken mathilde 3 44263 dortmund
FR 15 | 05 | 15
die Künstlerin mit „FM Biography“ ihr erstes
Partyschiff Herr Walter im Dortmunder Hafen.
in hörde. seit 2011.
denzen dabei die jeweiligen Auszüge in Songs
Wie man Pop und Avantgarde zusammen bringt,
te, mit denen sie international Aufsehen in der
26
nem größeren Publikum zu präsentieren – inklusi-
SA 16 | 05 | 15 Jugendtheater | Asche unter meinen Docs
festes. Die Reise geht über weite Strecken in die
Eine Theater- und Textperformance zum Struk-
60er zu den Ursprüngen des Ska, Early Reggae
turwandel am Phoenixgelände Dortmund, aus
und Rocksteady, gemischt mit etwas Northern
der biografischen Sicht der sogenannten Gene-
Soul, R’n’B, Beat, Two Tone und 3rd-Wave-Ska. An
ration Y. Wovon haben sie die Schnauze voll? Was
den Plattentellern stehen an diesem Abend die
wünschen sie sich? Was suchen sie? Was bewegt
Resident-DJs Dr. Jakyll & Jean-Claude van Tamm.
sie und was haben sie für sich gefunden? Die Ant-
Herr Walter, Dortmund, 22 Uhr
worten auf diese Fragen präsentieren die jungen Industriegebietskinder in einer sehr wahrhafti-
DO 14 | 05 | 15 Musik | Konstantin Wecker – „Sturm und Klang“
gen, authentischen und mutigen Art und Weise. Ein Projekt mit Schülern der Marie-Reinders-Realschule im Rahmen von „Industriegebietskinder“.
Mit dem Label „Sturm und Klang“ greift Konsta-
KJT in der Sckellstraße, Dortmund, 19 Uhr,
tin Wecker seit Herbst 2013 jungen aufstreben-
Premiere am 15.05.
BODO-TIPP
Soziale Stadtführung
„Und hier können wir mal duschen,
Führung mit einem unserer bodo-
All diese Fragen werden von unserem
dort übernachten, und Kleidung gibt
Verkäufer quer durch die Innenstäd-
Stadtführerteam mit vielen Fakten,
es eine Ecke weiter…“ – eine Stadttour
te von Dortmund und Bochum beein-
aber auch aus ganz persönlichen Er-
mal ganz anders, dann, wenn Men-
druckend. Denn hätten Sie gewusst,
fahrungen beantwortet.
schen ohne Wohnung Ihnen „ihre“
wo sich wohnungslose Menschen
Stadt zeigen, den Blick auf Orte len-
aufhalten können? Wo ihnen Hilfe
Wer neugierig geworden ist auf un-
ken, an denen man sonst vorbeiläuft.
angeboten wird und wer hinter den
sere Soziale Stadtführung und den
Angeboten steht? Wie die Selbsthil-
Spuren von Menschen ohne Woh-
Sa. 09.05. Dortmund
Unsere Soziale Stadtführung ver-
fenetze funktionieren und wie ein
nung folgen möchte, kann sich unter
Schwanenwall 36 – 38 | 11 Uhr
spricht einen spannenden Perspek-
Tagesablauf in der Stadt überhaupt
der Rufnummer Tel. 0231 – 950 9780
Sa. 16.05. Bochum
tivenwechsel. Selbst für „Ureinwoh-
aussieht, wenn es keine eigene Rück-
anmelden.
Stühmeyerstraße 33 | 11 Uhr
ner“ ist die knapp zweistündige
zugsmöglichkeit gibt?
Musik | Katrins Gitarre
schmieren und feucht schlabbrige Kakaoküsse
Sekunden Pannen, Patzer und Peinlichkeiten hat
Es hat eine Zeit gedauert, aber es hat sich auch ge-
hinausgeht. Aber wann? Und wo? Und vor allem:
die Comedy-Redaktion von 1LIVE seit dem Jahr
lohnt: Nun ist es da, das neue Album von „Katrins
Mit wem? Lisa Feller spricht in ihrem neuen Pro-
2000 in den 1LIVE-O-Ton-Charts gesendet.
Gitarre“. Um „Falsche Stadtpläne“ und „Rucksä-
gramm schonungslos und authentisch über ein
Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 20 Uhr
cke“ geht es, vom „Renovieren“ und „Ausziehen“
Thema, das die Republik kontrovers bewegt.
handeln die deutschsprachigen Texte. Und letzt-
Und sie beweist mit Humor und Würde: Es gibt
lich davon, nach einem emotionalen Umherirren
noch genug Alternativen zwischen Herdprämie
am richtigen Ort anzukommen. Bei der Album-
und „50 Shades of Grey“.
Release-Party wird das neue Album „Vom Unter-
Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr
Lesung | Thomas Anzenhofer: Weinlese
Dampfgebläsehaus an der Jahrhunderthalle,
derner Großstadtneurotiker, im Dschungel der
DI 19 | 05 | 15
Weinkultur das Überleben mit Hilfe der richti-
Show | 1LIVE-O-Ton-Charts – Die Show
Bochum, 20 Uhr
Thomas Anzenhofer liest Texte über die Anfänge des Weinbaus bis hin zu den Schwierigkeiten mo-
wegssein und Ankommen“ vorgestellt und mit Gastmusikern auf der Bühne präsentiert.
MI 20 | 05 | 15
gen Adjektive zu sichern. Ein liebevoll-satirischer
Die 1LIVE-O-Ton-Charts haben bereits viele Kult-
Streifzug mit Texten von Charles Baudelaire, Axel
töne wie den „Barschalarm“, den „Blindflansch“
Hacke, Wiglaf Droste, Thomas C. Breuer, Georg
oder zuletzt den „Steinflüsterer“ hervorgebracht.
Britting, Thomas Anzenhofer selbst sowie ande-
Nach der Trennung von Mann und Haus stellt
Seit Anfang 2014 beweisen die beiden Morgen-
ren fassgelagerten Experten. Das Tanas serviert
die berufstätige und alleinerziehende Mutter
moderatoren Olli Briesch und Michael Imhof,
dazu ab 18.30 Uhr ein besonderes kulinarisches
von zwei Kindern ernüchternd fest: Ich habe ein
dass das erfolgreiche Radioformat auch auf der
Angebot und ausgesuchte Weine.
Recht auf Zärtlichkeit, die über Brei an die Hose
Bühne hervorragend funktioniert. Fast 100.000
Tanas, Bochum, 19.30 Uhr
SO 17 | 05 | 15 Kabarett | Lisa Feller – „Guter Sex ist teuer!“
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DAS MECHANISCHE CORPS
11. AP R I L — 12. J U L I 2015
AU F DE N SPU R E N VON J U L E S V E R N E KURATIERT VON PETER LANG (†) UND CHRISTOPH TANNERT HAUPTFÖRDERER DES HMKV Kulturbür büro
K U LT U R PA RT N E R
M E D I E N PA RT N E R
Stadt Dortmund Kulturbetriebe
27
VERANSTALTUNGEN MAI 2015
Also startet der Lehrer ein Experiment: Er drillt
Plakate, Aufsteller und Banner, sowie Aushang-
Bereits Mitte der 90er hatte sich Selig zu einer
die Schüler, schafft unter ihnen eine Hierarchie
fotos warten auf neue Besitzer. Wie immer
der wichtigsten deutschen Rockbands entwi-
und führt neben dem Namen „Die Welle“ auch
findet der Besucher klassisches und aktuelles
ckelt. Nach einer 10-jäh-
Symbol, Gruß und Parolen ein. Innerhalb weniger
Material für kleines Geld, welches einem guten
rigen
Tage entgleitet ihm die Kontrolle, als „die Welle“
Zweck gespendet wird. Ein Highlight für alle
folgte 2008 endlich die
außerhalb des Klassenzimmers um sich greift.
Filmfreunde und Sammler. Der Eintritt ist frei.
Reunion. 2014 hatten Se-
Kammerspiele, Bochum, 19.30 Uhr
Schauburg, Dortmund, 11 bis 13 Uhr
BODO VERLOSUNG | Selig
Schaffenspause
lig ihr 20-jähriges Bandjubiläum. Und das wird mit einem neuen Album
Wissenschaft | Science Slam
SO 24 | 05 | 15
(Die Besten 1994-2014) und einer dazugehörigen
Vor der Kulisse des Stahlkochers in der DASA geht
Deutschlandtour gefeiert. Nach erfolgreichen
es heiß her. Engagierte Wissenschaftler treten in
Konzerten im Oktober 2014 kehren „Die Besten“
der DASA gegeneinander an und machen klar,
Das PollerWiesen Festival kehrt zurück in den
im Mai also zurück auf die Bühnen und lassen
wie spannend die Welt des Wissens ist. Das Pu-
Revierpark Wischlingen und macht Dortmund
erneut den Funken überspringen.
blikum bestimmt am Ende, wer den Sieg davon
am Pfingstsonntag zum
FZW, Dortmund, 20 Uhr
trägt. Noch dazu gilt es erstmalig die gestren-
Epizentrum der elektro-
bodo verlost 2 x 2 Karten.
ge Jury auf die eigene Seite zu ziehen. Wer es
nischen Feiergemeinde.
schafft, kurzweilig Themen aus der Arbeitswelt
Auf insgesamt vier Büh-
zu vermitteln, gewinnt den „HELMut“.
DO 21 | 05 | 15
DASA, Dortmund, 20 Uhr
nen und reichlich Rasen-, Sand- und Seefläche wird das PollerWiesen Festival mit seinen internationalen DJ’s und Live-Acts
Theater | Schulen in Bewegung: Die Welle
SA 23 | 05 | 15
zum Marathon der guten Laune. Mit dabei sind
Markt | Plakatflohmarkt
Blawan, Lexer, Roman Flügel, Adana Twins, Mind
Ein Geschichtslehrer nimmt mit seiner Klasse den Holocaust durch. Aber statt schockiert zu sein, können die Schüler nicht verstehen, warum
BODO VERLOSUNG | PollerWiesen Festival 2015
u.a. Sven Väth, Marek Hemmann, Len Faki, DVS1,
die deutsche Bevölkerung die Gräueltaten der
Der Kinoplakat-Flohmarkt in der Schauburg
Against, Einmusik, Dirty Doring, De Sluwe Vos, An-
Nationalsozialisten tatenlos mit angesehen hat.
geht wieder in eine neue Runde. Ausgewählte
ton Pieete, Melon, P.A.C.O. & Juliet Sikora, Paji, Ante Perry, Ahmet Sisman, Julian Bomm, Junge Junge. Weitere Infos unter www.pollerwiesen.org.
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Revierpark Wischlingen, Dortmund, 12 bis 22 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten.
DO 28 | 05 | 15
29.-31. Mai 2015
BODO VERLOSUNG | Dave Davis – „Afrodisiaka!“ Black und kecker denn je vermengt Davis geistreiche Comedy und hintersinniges Kabarett zu einem schwarzrotgoldenen Remedium. In köstlichen Dosen
R M FÜR MEH „GEMEINSA VIELFALT ANZ“ UND TOLER
verabreicht Davis seine lustvolle Sicht auf unser geliebtes Germany und den Rest der Welt. Der Comedypreisträger 2010 interagiert in verblüffender Spontanität mit seinem Publikum. Mal als bayrischer Grantler und CSU-Kassenwart Gustl Weißmül-
Hugh Masekela (Südafrika) Mbongwana Star (Kongo) Damily (Madagaskar) Ganjaman & Uwe Banton
Steven Ouma Band
Afrikanischer Markt • Workshops • Literatur • Clubsounds + DJs Dietrich-Keuning-Haus Dortmund • www.afro-ruhr-festival.de Veranstalter: AFRICA POSITIVE e.V. | Geschwister-Scholl-Str. 33-37 | 44135 Dortmund | info@africa-positive.de
ler, mal als Sanitärfachkraft Motombo Umbokko und vor allem als er selbst. Bahnhof Langendreer, Bochum, 20.30 Uhr bodo verlost 1 x 2 Karten. Theater | Götz von Berlichingen Die Neuauflage des Klassikers „Götz von Berlichingen“ als Solo-Aufführung. Ein Mann auf der Bühne allein, die eiserne Hand zur Faust geballt. Der Originaltext steht in einer modernen Inszenierung. Zeitlos und zeitgemäß? Götz ist Mittelalter. Götz ist Faust- und Fehderecht, Naturrecht
28
BODO-TIPP
Musik „zwischen den Welten“ – un-
heute für einen lebendigen Dialog
Dortmunder Chorlandschaft im Mit-
ter diesem Thema präsentiert die
zwischen den Kulturen.
telpunkt, mit rund 130 Ensembles und
siebte Auflage des Musikfestivals
Klangvokal
rund 4.000 Dortmunder Sängerin-
Klangvokal die Vielfalt der Vokalmu-
Bei seiner siebten Auflage bietet das
nen und Sängern.
sik aus aller Welt – von der Oper, der
Musikfestival wieder einen Monat
klassischen Vokalmusik über Jazz und
lang erlesene Konzerte an neun Stand-
Orte und Zeiten unter
Weltmusik bis hin zum Pop. Interna-
orten im Dortmunder Stadtgebiet.
www.klangvokal-dortmund.de
tionale Topkünstler und viele Entdeckungen jenseits des „Standard“-
Zu erleben sind Einzelkünstler und
Repertoires aus 20 Ländern sorgen
Ensembles, die Operngala und das
Dortmund
mit 22 Konzerten und musikalischen
7. Fest der Chöre. Am 20. Juni steht
29.05. – 28. 06.
Highlights aus dem 5. Jahrhundert bis
dort wie in den Vorjahren die reiche
Ausstellung | World Press Photo 2015
und Treue. Götz ist Rebell und Reaktionär, ein
inneren Dialog und die weltweite Anerkennung
Reichs- und Raubritter. Götz ist Postmoderne.
des armenischen Leidens.
Vom 30. Mai bis 21. Juni zeigt der Kulturort Depot
Und Götz ist soviel mehr als sein schwäbischer
St. Marienkirche, Dortmund, 20 Uhr
in Kooperation mit DEW21 die World Press Photo
Wutbürgergruß. Ein Schauspiel nach Johann
bodo verlost 2 x 2 Karten.
Ausstellung. Jedes Jahr zeichnet die World Press
Wolfgang von Goethe mit Jörg Schulze-Neuhoff. Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr
Photo Foundation die besten Pressefotografien BODO VERLOSUNG | Afro Ruhr Festival –
aus. In einer Wanderausstellung werden die
Mbongwana Star
preisgekrönten Fotos rund um den Globus ge-
Vom 29.05. bis 31.05. findet im Dietrich-Keuning-
zeigt. Die World Press Photo 15 umfasst über 150
Haus das Afro Ruhr Festival statt. Drei Tage lang
Fotos – Aufnahmen aus dem Sport, stille, poeti-
erwartet das Publikum
sche Naturbilder und Fotoreportagen, die ganz
Der Bottroper Polit-Kabarettist Benjamin Eisen-
Konzerte mit Hugh Mas-
intime Einblicke in persönliche Geschichten ge-
berg und der Oberhausener Klavier-Kabarettist
ekela, Damily, Ganjaman
währen. Weitere Infos: www.depotdortmund.de.
Matthias Reuter boxen sich durch die Themen
& Uwe Banton u.a., Work-
Depot, Dortmund, 11 bis 22 Uhr
FR 29 | 05 | 15 Kabarett | Eisenberger & Reuter
unserer Zeit. Eisenberg verteilt verbale Seiten-
shops, Literatur, Club-
hiebe gegen Bundeswehreinsätze, Anti-Terror-
sounds, Partys, einen afrikanischen Markt und
Maßnahmen oder das ganz alltägliche Koali-
vieles mehr. Am 29.05. stehen Mbongwana Star
tionschaos. Reuter gibt Saiten-Hiebe am Klavier
auf der Bühne. Ermüdet von vorgefassten Mei-
in skurrilen jazzigen Liedern und wirft mit seinen
nungen über die afrikanische Musik, schaffen
Geschichten und Gedichten einen kritischen Blick
Mbongwana Star ihre eigene Identität: Traditio-
auf die Gesellschaft. Chaotisch wird’s, wenn sie
nelle kongolesische Rhythmen verschmelzen mit
zu zweit in den Kabarett-Ring steigen.
Post-Punk und elektronischen Klängen, inspiriert
Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr
durch das harte Leben in den Vorstädten. Alle Infos zum Festival unter www.afro-ruhr-festival.de.
BODO VERLOSUNG | Klangvokal Musikfestival
Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 22 Uhr
Dortmund – The Soul of Armenia
bodo verlost 2 x 2 Karten für das Konzert
Für Tigran – einen der gefeiertesten jungen Jazz-
mit Mbongwana Star am 29.03.
pianisten unserer Tage – durchdringt die Liebe zu seiner Heimat Armenien jede einzelne seiner Noten. So ist es keine
SA 30 | 05 | 15 Fest | Sommerfest – Das U wird 5
Überraschung, dass der
Das Dortmunder U wird 5: Von Musik von „The
Gewinner des Montreux
Silverettes“ über Upcycling-Workshops hin zu
Jazz Festival Klavierpreises sein aktuelles Pro-
stündlichen Führungen – das Programm ist
gramm dem 100. Jahrestag des armenischen
wieder sehr umfangreich. Gleichzeitig ist es
Genozids widmet: Bei der feierlichen Eröffnung
auch der Auftakt des Festivals „Sommer am U“,
von Klangvokal in der stimmungsvollen Marien-
das in diesem Jahr zum 2. Mal stattfindet. Bis
kirche werden der Jazzpianist und der armeni-
Ende August wird die Leonie-Reygers-Terrasse
sche Yerevan State Chamber Choir armenische
zum entspannten Austragungsort von kleinen
Sakralmusik des 5. bis 19. Jahrhunderts in liebe-
Konzerten, Poetry Slams, Lesungen, Talks, DJ-
vollen Arrangements von Tigran mit neuem Le-
Abenden und vielem mehr. Mehr Infos gibt es
ben füllen. Die universelle Sprache dieser berüh-
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BODO GEHT AUS
Ayman’s | Dortmund Ein köstlicher Orient-Express
Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski Die Speisen des östlichen Mittelmeerraums
Sofort folgt ein lehrreicher Vortrag über
haben in den letzten Jahren rasant an Anse-
Vorspeisen, Tapas und gefüllte Weinblät-
hen und Anerkennung gewonnen. Das trifft
ter. Denn bis in die Zeit des Römischen
sich gut, denn die aus dem Libanon stam-
Reichs reichen die Wurzeln vieler libanesi-
mende Familie Chahoud präsentiert auf der
scher Gerichte zurück. Ayman wirbt sehr
dieser aus ganz viel klein gehackter Petersi-
Saarlandstraße die traditionellen Spezialitä-
einnehmend für seine Landesküche. Er
lie. Das Dressing schmeckt mit Zitronensaft,
ten des Libanons. Die dortige Küche ist mit
wirkt dabei nicht wie ein aufdringlicher
Granatapfel-Sirup und Koriander ungeheuer
vielen folkloristischen Eigenarten eine ganz
Anpreiser vom Großmarkt, sondern wie ein
frisch und wirkt wie eine fruchtig-gesunde
besondere Marke.
gewissenhafter Patron, der die lukullischen
Vitaminbombe. Also genau das richtige für
Vorzüge seiner Heimat in ein richtiges Licht
die ersten Sommertage.
Kaum sitzen wir am Tisch, steht Inhaber Ayman Chahoud schon bei uns am Tisch und erklärt uns die Karte. „Am besten nehmt Ihr kein reguläres Hauptgericht, denn so lernt man in keinem Restaurant die Küche kennen.“ Er empfiehlt das Tagesgericht, redet darüber, dass die Details entscheidend seien.
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rücken will. Mit Jeans und türkisfarbenem Polohemd hat er etwas von einem Fußballtrainer, der die Vorzüge seiner Mannschaft lobt. Nur sind hier die Flankengeber die Gerichte und die Taktiktafel findet auf der Speisekarte statt.
Ayman bringt schon kurz drauf das Tagesgericht: „Das ist ein Lammfleisch-Gericht mit Erbsen. Du musst dazu Schulterstücke nehmen, mit Filetstücken bekommt man einfach nicht die richtigen Röstaromen hin.“ Auch hier stimmt alles: raffiniert, ab-
Hier fügt sich ein Bild zusammen. Denn die
Direkt darauf kommt die Vorspeise: zwei-
wechslungsreich und aromatisch. Taktge-
kulinarischen Vorzüge der arabischen Welt
erlei Dipps mit etwas Fladenbrot. Danach
ber ist hier eine Sieben-Gewürze-Mischung
werden in unseren Breitengraden immer be-
ein kleiner Salat mit Namen Tabulé. „Das ist
aus Piment, Zimt, Nelken, Ingwer, Pfeffer,
liebter – viele Gerichte schmecken leicht und
eine Spezialität aus der arabischen Küche“,
Muskat und Bockshornklee. „Das ist aber
frisch, ihre spezielle Gewürz-Palette liefert
sagt der Gastronom und zählt die Rezeptur
mein Geheimrezept“, sagt er lächelnd und
einen sehr aparten Geschmack.
auf. Neben Tomaten und Blattsalat besteht
erzählt uns noch eine Überraschung.
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Ayman ist in einer gutbürgerlichen deutschen Küche sozialisiert und hat seine Koch-Lehre im renommierten Schlosshotel Goldschmieding in Castrop-Rauxel absolviert. „Seit neun Jah-
Wenn ich mein Geld verheizen will, fahr ich einfach an die Tanke.
ren bin ich Profikoch, seit 16 Jahren arbeite ich insgesamt schon in der Gastronomie.“ Sein Lokal in der Dortmunder City führt er nun seit eineinhalb Jahren, vorher war der Laden ein Italiener mit langer Tradition. Das urige Interieur zeugt von einer Zeit, als der Dortmunder Bürgermeister noch Günter Samtlebe hieß. „Zu unserer Stammkundschaft gehören fast nur Deutsche, aber ein paar Araber kommen auch schon mal“, sagt Ayman. Vor allem abends sind oftmals alle
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Tische besetzt. Denn die exzellent dargebotene Speisenqualität spricht sich herum. Ayman’s, Saarlandstr. 118a, 44139 Dortmund Mo. 16 – 23 Uhr, Di. – Sa. 11 – 23 Uhr , So. 16 – 23 Uhr Tel. 0231 – 334 868 84
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REPORTAGE
Ausgerechnet dienstags öffnet das „Kick“, der Drogenkonsumraum im Schatten des Gesundheitsamtes in der Dortmunder City, erst um 12 Uhr. Paul (Name geändert) ist eine Stunde zu früh. Der gepflegt aussehende Mittdreißiger wollte sich hier „mal eben“ die nächste Dosis Heroin verabreichen. Von Alex Völkel | Fotos: Klaus Hartmann
Kick
Das Überleben sichern
D
er geschützte Rahmen im „Kick“ ist Paul wichtig. „Mir ist
Die Drogenabhängigen sind sehr verschieden – und auch sehr
das hier sicherer, bevor ich irgendwo draußen draufgehe“
unterschiedlich beeinträchtigt durch ihre Suchterkrankung.
sagt er. Seit mehr als zehn Jahren ist er hier Stammgast. Im Fall
„4 – 5.000 opiatabhängige Menschen gibt es in Dortmund“,
der Fälle – einer Überdosis oder bei anderen Problemen – weiß
schätzt Dr. Thomas Lenders. Der Mediziner ist Leiter des Sozi-
er Hilfe an seiner Seite. Kein Verständnis hat er dafür, wenn Lei-
alpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes und damit
densgenossen dies in der Öffentlichkeit machen. „Neulich habe
auch für den Drogenkonsumraum zuständig, der von der Dort-
ich einen Knaller gesehen, der hat sich mitten in der U-Bahn-
munder Aids-Hilfe betrieben wird. Der größte Teil der opiatab-
Station Brunnenstraße einen Schuss gesetzt, während die Bahn
hängigen Menschen nimmt Heroin. 1.500 von ihnen sind in der
einfuhr“, berichtet der Mitdreißiger empört. „Das finde ich asi.
von Krankenkassen finanzierten Methadon-Behandlung. Unter
Das geht gar nicht. Der ist total abgestumpft.“
ärztlicher Aufsicht bekommen sie ihre tägliche Dosis in Sirupform. Der entscheidende Vorteil: Die Sterblichkeit von Abhängi-
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Unruhig tritt Paul von einem auf den anderen Fuß. Fragt regel-
gen sinkt ebenso wie die Kriminalitäts- und Prostitutionsrate.
mäßig Passanten, wie spät es ist. Doch es ist erst kurz nach 11
Die Menschen können so versuchen, wieder einem geordneten
Uhr. Noch eine Stunde, bis er sich unter Aufsicht seine nächste
Tagesablauf und auch einer Arbeit nachzugehen, ohne sich
Dosis Heroin verabreichen könnte. Paul möchte das nicht in
um den nächsten Schuss kümmern zu müssen. Allerdings gibt
der Öffentlichkeit oder auf einer Toilette machen. „Es ist mir
es auch Hürden: Abgesehen davon, dass es für viele Süchtige
peinlich, wenn mich dabei einer stört.“
überhaupt schon eine Herausforderung ist, täglich bei ihrem
Hausarzt – es gibt 30 bis 40 Praxen in Dortmund – oder in der Methadon-Ambulanz des Sozialpsychiatrischen Dienstes in der Bornstraße aufzulaufen, bekommen Methadon nur diejenigen, die 0,0 Promille aufweisen. 0,0 Promille? Paul gehört nicht dazu. Er steht mit einer Flasche Bier vor dem „Kick“. Seine Drogen hat er sich schon auf dem Schwarzmarkt beschafft – wie alle, die nur zum Konsumieren hierher kommen – der Handel oder die Weitergabe von Drogen ist strikt verboten. Paul ist einer von 700 Klienten, die regelmäßig in der Drogenhilfeinrichtung erscheinen. „Wir sind keine Anlaufstelle für Erstkonsumenten“, verdeutlicht deren Leiter Gil Bietmann. Mehr als 60 Prozent der Klienten, mit denen die Aidshilfe hier zu tun hat, sind älter als 36 Jahre. Wieso gerade 36 Jahre? „Früher war es unvorstellbar, dass die Patienten älter werden“, erklärt Dr. Lenders. Daher hatte man bei der statistischen Erfassung diese Grenze gewählt. Die Systematik soll nun geändert und der Lebenswirklichkeit angepasst werden. Viele sind seit Jahrzehnten „drauf“. Doch meist nicht nur auf Heroin: Oft kommen noch Kokain, Alkohol, Benzodiazepine und alles, was die Hausapotheke gerade hergibt, hinzu. Dass die Menschen trotzdem älter werden, liegt auch an der Arbeit der Aidshilfe und des Gesundheitsamtes.
Links: Kick-Leiter Gil Bietmann (l.) und Dr. Thomas Lenders. Lenders ist Mediziner und Leiter des sozialpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes. Im Drogenkonsumraum können Süchtige unter hygienischen Bedingungen kostenlos sämtliche Konsumutensilien nutzen und erhalten Soforthilfe in Notsituationen. Über 44.000 Konsumvorgänge hat es hier im vergangenen Jahr gegeben. Oben: Im Gedenken an Wegbegleiter und
200 bis 300 Menschen kommen täglich (!) in die Einrichtung
Freunde – Steine und Collagen mit Grußwor-
am Eisenmarkt. Das „Kick“ ist allerdings viel mehr als „nur“ ein
ten und Namen verstorbener Drogenabhän-
Drogenkonsumraum. Es gibt ein Kontaktcafé als Aufenthalts-
giger. Deren Zahl schwankt stark, ist aber seit
und Ruheort, wo die Besucherinnen und Besucher sich günstig
2007 rückläufig. 33
REPORTAGE
Seit 1990 erfasst das Gesundheitsamt die Zahl der Drogentoten in Dortmund. Ihre Zahl schwankt stark. Allerdings zeichnet sich seit dem Jahr 2007 ein deutlicher Rückgang ab. Waren es 1990 und 1991 noch jeweils 54 Drogentote, waren es 2012 „nur“ fünf und im Jahr 2014 acht Menschen, die an den direkten Folgen des Drogenkonsums gestorben sind. Der Drogenhilfe sind allerdings aus den Jahren 2000 bis 2014 noch 148 Drogenabhängige bekannt, die an Suchtfolgeerkrankungen gestorben sind. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen in Dortmund ist stetig angestiegen.
lose Bereitstellung sämtlicher Konsumutensilien, Soforthilfe in Notsitua-
Lag er 1990 noch bei 29,5 Jahren, ist er 2013 auf
tionen und gesonderte Räume für intravenösen und inhalativen Konsum
35,3 Jahre angestiegen. Weil die Drogenab-
vor. Viele Junkies würden sonst in der Öffentlichkeit, auf Toiletten oder in
hängigen älter werden, nehmen die schweren
Parkhäusern ihren Schuss setzen. Nicht ohne Grund sind in einer Vielzahl
Suchtfolgeerkrankungen zu.
von sanitären Einrichtungen, aber auch Treppen- und Parkhäusern blaue Beleuchtung installiert worden. Selbst im Rathaus gibt es diese „Anti-Junkie-Beleuchtung“. Dieses Licht soll erschweren, dass Süchtige ihre Venen finden und sich so einen Schuss setzen können.
verpflegen, kostenlos benutzte Spritzen gegen neue tauschen, aber auch sich selbst und ihre Wäsche waschen können. Die Medizinische
Oft bleiben dann noch die Spritzen in der Öffentlichkeit liegen. Das ist
Ambulanz bietet kostenlos und ohne Krankenschein Hilfen, Beratung
beim Drogenkonsum im „Kick“ nicht der Fall: Fast 300.000 Spritzen
und Behandlungen an. Aber auch die unmittelbare Beratung und
wurden hier 2014 umgetauscht. Über 44.000 Konsumvorgänge hat es
Unterstützung bei persönlichen Problemen, im Umgang mit Behörden,
hier zudem im vergangenen Jahr gegeben. Immer mehr Süchtige steigen
bei der Suche nach einem Platz in der Entgiftung oder Substitution
– auch angehalten durch das Team – auf den inhalativen Konsum um.
und natürlich die Beratung zu „Safer-Use“ und „Safer-Sex“ – also dem
Rauchen ist „weniger gesundheitsgefährdend“, so Dr. Lenders. Denn nach
gesundheitsbewussten Umgang mit Drogen und Sex. Alle diese Hilfen
jahrelangem Gebrauch von Nadeln finden viele Süchtige schon keine
flankieren den Drogenkonsumraum: Hier gibt es die legale Möglichkeit,
geeigneten Venen mehr. Außerdem sind die Spritzen ein Hauptrisiko
illegale Drogen zu konsumieren.
für eine Reihe von Folgeerkrankungen. Die Erfolge des veränderten Umgangs mit Drogen in Dortmund sind sichtbar. Daher hat auch die Stadt im
Die große offene Drogenszene auf dem Platz von Leeds und der Anstieg
vergangenen Jahr mehr Geld in die Hand genommen, damit die Aidshilfe
der Drogentodesfälle 1989/90 führte zu einem Umdenken. Der reine Ab-
ihr zeitliches Angebot noch ausbauen konnte. Mit 38 Stunden Öffnungs-
stinenzvorsatz allein funktionierte nicht. Der sogenannte „Dortmunder
zeit an sieben Tagen in der Woche ist das „Kick“ gut ausgestattet.
Weg“ beinhaltete daher zur „Vermeidung sozialunverträglicher offener
34
Drogenszenen“ einerseits verstärkte repressive Maßnahmen zu deren
Für Paul hat dies aber an diesem Dienstag nicht gereicht. Nach 20
Auflösung und andererseits den Aufbau der Drogenhilfe. Seit 1991 hat der
Minuten Wartezeit verabschiedet er sich in Richtung City. „Ich kenne
Sozialpsychiatrische Dienst des Dortmunder Gesundheitsamtes mit dem
einen Ort, wo ich ungestört bin und auch selbst niemanden störe“,
Aufbau der methadongestützten Behandlung von Abhängigen begon-
sagt er, als er sich schnellen Schrittes verabschiedet. Noch eine weitere
nen. Der 2002 eröffnete Drogenkonsumraum ist ein weiterer wichtiger
halbe Stunde bis zur Öffnung der Einrichtung hätte er es einfach nicht
Baustein: Die Süchtigen finden hier hygienische Bedingungen, die kosten-
mehr ausgehalten.
VERKÄUFERPORTRÄT
„Meine Kunden haben so viel Herz“ La˘cra˘mioara aus Dortmund
Die 35-jährige Rumänin mit dem runden warmen Gesicht hat uns sofort zu sich nach Hause eingeladen, als wir sie um ein Interview für ein Verkäuferportrait anfragten. In einer kleinen Seitenstraße, direkt an der S-Bahnlinie, steht das kleine alte Haus, in dem La˘cra˘mioara mit ihrem Mann und den zwei Kindern zwei Zimmer bewohnt, die mit dem Nötigsten einge-
Wo Maiglöckchen sind, kehrt das Glück zurück – so sagt zumindest der Volksmund. Darauf wartet La˘cra˘mioara zurecht, denn ihr Name ist das rumänische Wort für die Frühlingsblume – und Glück können sie und ihre Familie gebrauchen: Sie möchte endlich eine richtige Arbeit und vor allem ein gesundes Bein. Protokolliert von Antje Mosebach | Foto: Daniel Sadrowski
richtet sind: Das eine ist für die Söhne, das andere Wohn- und Elternschlafzimmer zugleich. Hinter der Küche ist ein kleiner Gar-
ihrem 14. Lebensjahr, für 100 bis 150 Euro
reicht, um die Miete zu zahlen. Die Kranken-
tenhof, in dem ein Grill und Werksachen
im Monat. Eine eigene Wohnung war nicht
versicherung ist immer noch ein Problem,
stehen, ein gebrauchtes Spielhaus für die
bezahlbar. Um nicht auf der Straße leben
dabei braucht La˘cra˘mioara einen Spezialis-
8-und 13-jährigen Söhne und, La˘cra˘mioara
zu müssen, haben La˘cra˘mioaras Eltern
ten für ihr Bein – ihr größter Wunsch neben
zeigt es stolz, „mein Fahrrad“. Denn sie
die Familie bei sich aufgenommen. Und
einer Arbeitsstelle.
liebt es, mit ihren Kindern Radtouren
trotzdem konnten sie noch nicht einmal
zu unternehmen. Ansonsten sind es die
Schuhe für die Kinder kaufen. Deutschland
Dass sie die bodo verkaufen kann, ist für
kleinen Sachen, die Blumen am Spielplatz-
war für sie die Chance, der großen Armut
sie zunächst ein großer Halt. Auch die
rand, an denen sie sich erfreuen kann.
zu entkommen.
Möglichkeit, sich und ihre Familie aus unserem Spendenfundus mit Basiskleidung
Vor vier Jahren ist sie mit den Söhnen aus
Über ihren Bruder, der schon länger in
zu versorgen. Aber ihr Ziel ist es, durch eine
dem im Nordosten Rumäniens gelege-
Dortmund lebt, bekam sie den Kontakt zu
„richtige Arbeit“ unabhängig zu leben. Auf
nen Baca˘u ihrem Mann Gheorgita nach
bodo. Seit zwei Jahren hat La˘cra˘mioara nun
viele Stellen, die bei verschiedenen sozialen
Dortmund gefolgt, der schon zwei Jahre
ihren festen Stammplatz an der Märkischen
oder karitativen Organisationen aushin-
früher die Heimat verlassen hatte. Die
Straße, wo sie täglich mehrere Stunden
gen, hat sie sich schon beworben. Bisher
Stahlfirma, bei der er dort gearbeitet
steht und den Kunden „ihre“ bodo verkauft.
erfolglos, aber aufgeben wird La˘cra˘mioara
hatte, machte von heute auf morgen dicht
Der Kontakt ist ihr sehr wichtig. „So viele
nicht. Allein wegen ihrer Kinder. Gleich
und schickte 2.000 Menschen auf die Stra-
Menschen mit Herz“, ihr Gesicht strahlt bei
diese Woche hat sie wieder einen Vorstel-
ße. Etwas über 300 Euro hatte er damals
dem Gedanken an ihre Käufer. Immer eine
lungstermin. Möge ihr Name seinem Ruf
für die Familie verdient – im Monat, was
freundliche Begrüßung, jedes Mal Fragen
Ehre machen.
ohnehin hinten und vorne nicht reichte,
nach dem Befinden und immer öfter auch
denn die Lebenshaltungskosten sind dort
längere Gespräche, denn La˘cra˘mioara
genauso hoch wie in Deutschland, sagt
spricht inzwischen richtig gut Deutsch.
La˘cra˘mioara. Bis zur Geburt ihrer Söhne
Die Familie ist in Dortmund angekommen,
hatte sie selbst in einer Fabrik genäht. Seit
auch wenn das Einkommen oft nur gerade 35
NETZWELT
KINOTIPP
endstation.kino & bodo präsentieren: Welcome to Karastan Independent-Filmemacher Emil Forester steckt in einer schweren Schaffenskrise und wurde von seiner Frau verlassen. Da kommt für ihn die Einladung zu einem Filmfestival in der neu gegründeten kaukasischen Republik Karastan gerade recht. Dass sich das Land als lupenreine Diktatur erweist, stört den abgebrannten Regisseur nicht.
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.medien-doktor.de
Vor Ort angekommen erwarten ihn ein heruntergewirtschaftetes Land, eine unbekannte Kultur und eine fremde Sprache.
Sinkende Auflagenzahlen, schwindende Werbeeinnahmen, fehlende Vermarktungs-
Doch Präsident Abashiliev gibt Forester
strategien für Online-Inhalte. Der Medienlandschaft in Deutschland geht es nicht gut.
die einmalige Chance, ein Filmepos über
Personalkürzungen in Redaktionen fast aller großen Verlags- und Medienhäuser sind
einen karastanischen Volkshelden aus dem
die Folge. Darunter leidet zunehmend auch die Qualität von journalistischen Inhalten.
Spätmittelalter zu realisieren mit dem
Das Projekt „medien-doktor.de“, ein Angebot von Journalistinnen und Journalisten, angesiedelt am Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus der Technischen Universität Dortmund, versucht dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Mit Hilfe eines Gutachterpools beurteilt der Mediendoktor mehrmals pro Woche medizin- und umweltjourna-
Hauptrolle. Forester nimmt das Angebot an, die finanziellen Möglichkeiten sind einfach zu reizvoll.
listische Beiträge in Print-, TV-, Hörfunk- und Online-Medien nach festen Kriterien und
Doch in Karastan gelten eigene Regeln.
veröffentlicht diese Gutachten im Internet. Ziel dieser Arbeit ist es, ein Bewusstsein bei
Alles kommt anders, als Forester es sich
Journalisten, Redaktionen und auch bei Mediennutzern für bestimmte Standards in
vorgestellt hat. Die Dreharbeiten mit
der Berichterstattung zu schaffen und damit langfristig die Qualität journalistischer
mehreren tausend Statisten in gigantischen
Beiträge zu verbessern.
Schlachtfeldszenen geraten ins Stocken: Erst
Inhalte aus dem Bereich Medizin z.B. werden dahingehend überprüft, ob sie ausreichend auf mögliche Nebenwirkungen eines neuen Verfahrens oder einer Behandlungsart eingehen, ob alternative Behandlungsmethoden ausreichend dargestellt werden und ob angemessen über die Kosten einer Behandlungsmethode berichtet wird. Im Bereich der Umweltthemen achtet das Team des Mediendoktors darauf, ob Sachverhal-
verschwindet der Hauptdarsteller, dann wird der Präsident von einer Militärjunta gestürzt. Schon bald steht weit mehr auf dem Spiel als seine künstlerische Integrität als vielversprechender Autorenfilmer.
te übertrieben oder bagatellisiert werden und ob Experten-Quellen korrekt benannt
Der neue Film von Regisseur Ben Hopkins ist
werden. Je nach Anzahl der erfüllten Kriterien, von denen es insgesamt 13 bei jeder
eine hochamüsante Groteske mit charakte-
Bewertung gibt, werden anschließend bis zu fünf Sterne für einen Artikel vergeben.
ristisch-britischem Humor.
2011 wurde das Projekt für den Grimme Online Award nominiert. Bewertet der Mediendoktor einen Artikel, wird der Autor darüber informiert. „Anfangs reagierten viele Journalisten und Journalistinnen noch skeptisch auf unser Angebot, mittlerweile wissen viele Autoren die Form des Feedbacks sehr zu schätzen“, so Prof. Dr. Holger Wormer, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftsjournalismus an der TU P ro
Dortmund und Leiter des Projektes. „Wir wollen Kollegen nicht vorführen, sondern zur Verbesserung von Inhalten
f. D
r.
H
36
Hollywood-Action-Star Xan Butler in der
ol
ge
r Wo r mer
beitragen.“ (sese)
Do. 21.05. um 20.15 Uhr | Fr. 22.05. – So. 24.05. um 19.15 Uhr | Mo. 25.05. – Di. 26.05. um 20.15 Uhr | Mi. 27.05. um 18 Uhr | Fr. 29.05. – Sa. 30.05. um 17 Uhr Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de
BÜCHER
Gelesen von Bastian Pütter
Nicht mitmachen Der feine Ventil-Verlag ist so etwas wie ein Fachorgan für dissidente Jugendkulturen in der BRD, allem voran für Punk. Mit „Meuten, Swings und Edelweißpiraten“, der hervorragend lesbaren Arbeit des Historikers Sascha Lange, verschiebt er den Fokus auf die Zeit des Nationalsozialismus. Lange liefert einen spannenden Überblick über Verweigerung und Nonkonformismus in Nazideutschland, dessen Ausmaß überrascht. Nach der Machtübernahme der Nazis und der Zerschlagung aller Jugendorganisationen entwickelte sich in den 1930er Jahren im ganzen Reichsgebiet ein Netz oppositioneller Jugendgruppen. Ob mit Rückgriff auf linke Strukturen vor 1993, orientiert an der amerikanischen Jazzkultur oder als nonkonformistische Zusammenschlüsse in Opposition zur Staatsjugend: Lange beschreibt Region für Region Gruppen,
Grenzen überschreiten Achtung, Wolf im Schafspelz. Was optisch fast betulich daher kommt und mit dem Titel „Pension Vera“ gar Heimatfilm-Assoziationen wecken mag, ist ein knallharter Psychothriller um Begehren und Zurückweisung, Sexualität und Gewalt, Familienhöllen und Wahnsinn. Eine Art Heimatroman ist er trotzdem, denn die titelgebende „Pension Vera“, die der 60-jährige Marek Swoboda mit seiner Mutter – Vera – führt, liegt in Dortmund. Nebensatz für wunde Lokalpatriotenseelen: Die Stadt ist nicht schuld. Vor allem das Westend ist die Kulisse, der Schrecken liegt in den Protagonisten und ihren Beziehungen.
Unter Tränen lachen Bettina Tietjen ist Journalistin, aus dem Fernsehen kennt man sie z.B. als NDRTalkshow-Gastgeberin. Mit „Unter Tränen gelacht“ hat sie nun eine sehr persönliche Geschichte aufgeschrieben: die Jahre mit ihrem an Demenz erkrankten Vater. Tietjens Buch ist keine Leidensgeschichte und ausdrücklich kein Ratgeber, sondern ein warmherziges Buch über die zwei Seiten der Demenz: „Einmal natürlich die traurige und oft verzweifelte, aber auch die lebensbejahende, die manchmal ausgelassene. Wenn man sich darauf einlässt, dann kann man so viel Freude am Leben haben. Mein Vater und ich haben bis zuletzt viel zusammen gelacht“, sagt sie und
die sich der Gleichschaltung verweigerten
Marek hat als Jugendlicher eine Mitschü-
man glaubt ihr. „Unter Tränen gelacht“ ist
– mit eigenem Kleidungsstil, verbotener
lerin getötet, der Grund für die Flucht mit
illustriert mit Zeichnungen ihres Vaters.
Musik bis hin zu Flugblattaktionen und
seiner Mutter nach Dortmund. Hier leben
militanten Übergriffen auf Einrichtungen
die beiden nach Jahrzehnten noch in einer
und den Streifendienst der Hitlerjugend.
klaustrophobisch-missbräuchlichen Bezie-
Und er beschreibt das aus GeStaPo- und Gerichtsakten sprechende Gefühl der
hung, bis Mareks verzweifelte Suche nach Liebe wieder in brutale Gewalt umschlägt.
Und doch steckt mehr in diesem Buch. Das Erkennen der ersten Anzeichen der Demenz erst im Rückblick, die sich verändernden Symptome und das Kämpfen um einen nicht alle Seiten überfordernden Alltag,
Bedrohung angesichts „bündischer Ak-
Die nach Stationen in Marburg, Aachen
die Auseinandersetzung mit Pflege und
tivitäten“ Tausender, die sich Freiräume
und Hamburg ins Ruhrgebiet zurück-
Pflegepersonal – all diese so leicht wie
erkämpften und den totalen Staat seine
gekehrte Schriftstellerin Ursula Maria
reflektiert aufgeschriebenen Erfahrungen
Grenzen spüren ließen. Sie wollten einfach
Wartmann hat einen harten, zuweilen un-
können für Angehörige konkrete Hilfe sein,
nicht mitmachen.
angenehmen Thriller vorgelegt, der seine
Entscheidungen zu treffen, Haltungen zu
Figuren präzise zeichnet und es sich nicht
entwickeln. Also doch: Trost und Rat.
Sascha Lange | Meuten, Swings und Edelweißpiraten. Jugendkultur und
einfach macht mit der Frage nach Schuld.
Bettina Tietjen | Unter Tränen gelacht.
Opposition im Nationalsozialismus.
Ursula Maria Wartmann | Pension Vera
Mein Vater, die Demenz und ich
ISBN 978-3-95575-039-8
ISBN 978-381-960-985-5
ISBN 978-3-492-05642-7
Ventil-Verlag | 17 Euro
Brockmeyer | 12,90 Euro
Piper | 19,99 Euro
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REPORTAGE
Die Zwischenstation Die meisten Flüchtlinge, denen die Flucht über das Mittelmeer nach Europa gelingt, kennen den Mailänder Hauptbahnhof. Denn der ist Dreh- und Angelpunkt für die Weiterreise gen Norden. Jonas Füllner und Mauricio Bustamante haben für unsere Hamburger KollegInnen von Hinz&Kunzt den Bahnhof besucht, der sich für viele Flüchtlinge zu einer Art Tauschbörse auf der Suche nach Hilfe und Schleppern entwickelt hat. Von Jonas Füllner | Fotos: Mauricio Bustamente
Ä
38
ußerst langsam arbeitet der junge
mehr an ein Ende der Kämpfe in seinem Land,
Mann sich durch die Menge. Bei jedem,
die für ihn keine Heimat mehr ist. 5.000 Dol-
der eine neonfarbende Warnweste trägt,
lar zahlte er für die Schiffsüberfahrt. Bei der
bleibt er fragend stehen. Doch die Antwor-
Ankunft wurde er nicht wirklich kontrolliert.
ten scheinen ihn nicht zufriedenzustellen.
„Weil wir nicht unsere Fingerabdrücke abge-
Schließlich kommt der junge Mann auf mich
ben wollten, hat uns die Polizei erst geschla-
zu. „Are there any border controls on the way
gen und dann einfach fortgejagt“, erzählt
to France?“, fragt er und stellt sich vor. Sein
er. Mit dem Regionalzug fuhr er weiter nach
Name ist Yasser. Er ist vor dem Bürgerkrieg in
Norden, in die zweitgrößte Stadt Italiens,
Syrien geflohen. Vor zwei Tagen strandete der
erzählt er uns. Jetzt will er über die Grenze.
30-Jährige hier, am Mailänder Bahnhof. Nach
Wenn ihn dabei niemand aufhält, könnte
drei Jahren Bürgerkrieg glaubt Yasser nicht
Yasser in Frankreich Asyl beantragen.
hilft ihnen“, sagt Ivieno. „Ich wollte sie da-
Oben: Yasser aus Syrien möchte nach Frank-
mit nicht länger alleine lassen.“ Deswegen
reich weiterreisen. Dort lebt ein Bruder des
Wir treffen den Syrer auf einer Art Empore in
rief sie via Facebook zur Unterstützung auf.
ehemaligen Restaurantbesitzers.
der gigantischen, unter Mussolini erbauten
Inzwischen arbeiten regelmäßig mehr als
Eingangshalle des Mailänder Hauptbahnhofs.
80 ehrenamtliche Helfer mit. Jeden Morgen
Es sind fast ausschließlich syrische Flüchtlin-
von neun bis zwölf Uhr verteilt eine Gruppe
ge, die sich vor der Europakarte versammeln.
Essen und Kleidung an syrische Flüchtlinge
Hier tauschen sie Informationen aus. Hier
in der Eingangshalle des Bahnhofs.
80 ehrenamtliche Helfer
nehmen sie Kontakt auf zu Schleppern, die ihnen für viel Geld eine sichere Weiterfahrt mit dem Auto versprechen. Und hier erhalten
Links: Die Reise des jungen Mannes endete bei der Passkontrolle. Er wurde zur Polizeiwache gebracht. Links unten: Susy Ivieno von der privaten Hilfsorganisation Emergenza Siria Milano
Zwischenstation für 52.000
verteilt Kuchen an wartende Flüchtlinge.
sie einen Schlafplatz, Essen und Kleidung.
Einige Meter davon entfernt sitzt eine
Denn gleich nebenan haben die Mitglieder
städtische Angestellte hinter einem Biertisch
der privaten Hilfsorganisation Emergenza
mit einem Laptop. Unter der 70 Meter hohen
Siria Milano in ihren neonfarbenden Westen
Decke in der Eingangshalle wirkt dieser
Einreise nach Europa im Ankunftsland per
ihren Stützpunkt aufgebaut. Es gibt Panetto-
improvisierte Infopunkt lächerlich. Doch für
Fingerabdruck in der Eurodac-Datenbank
ne, Wasserflaschen und Wollmützen. Und am
das Hilfesystem ist er unersetzlich. Denn
erfasst werden. Allerdings ist das Aufnah-
anderen Ende der Empore spielen Studenten
hier wird den Ankommenden ein Platz in
meland zugleich für die Unterbringung
auf einer Wolldecke mit Flüchtlingskindern.
einer Wohnunterkunft vermittelt. Damit
und Versorgung der Flüchtlinge zuständig.
niemand auf der Straße schlafen muss.
Und der italienische Staat fühlt sich von der
„Im Frühjahr war die Situation katastro-
Lange bleiben wird dort niemand, versichert
steigenden Zahl der Flüchtlinge überfordert.
phal“, erzählt Susy Ivieno. Die 49-Jährige
uns Susy Ivieno. Es ist ein offenes Geheim-
Die Flüchtlingsunterkünfte im Süden seien
koordiniert die Arbeit von Emergenza Siria
nis, dass alle Flüchtlinge, die im Mailänder
überfüllt, erklärt Ivieno. „Deswegen schicken
Milano. Damals lagerten hunderte Flüchtlin-
Hauptbahnhof ankommen, in Italien niemals
sie die Flüchtlinge hoch zu uns.“ Seit Monaten
ge in den Gängen und Hallen des Bahnhofs.
registriert wurden. Eigentlich dürfte es das
erreichen täglich bis zu 300 Menschen so
„Die Menschen sind auf der Flucht. Sie ha-
nicht geben. Denn die Dublin-III-Verordnung
wie Yasser den Mailänder Bahnhof. Allen
ben Hunger, Durst und Sorgen und niemand
der EU schreibt vor, dass Flüchtlinge bei ihrer
Beteiligten ist klar, dass die Reise schon bald 39
REPORTAGE
weiter geht. Allein in den vergangenen sechs
Die meisten Schlepper kämen aus Ägypten,
Monaten war die Stadt Zwischenstation für
sagen die Helfer von Emergenza Siria Milano.
rund 52.000 Flüchtlinge.
An ihrer Anwesenheit stört sich niemand. Nicht einmal die Polizisten, die im Bahnhof
bleiben. Und Flüchtlinge. Natürlich nicht offiziell. Aber diejenigen, die erst spät am Abend mit dem Zug ankommen und denen keine Unterkunft mehr zugewiesen werden konnte, übernachten nun im Bahnhof.
Verhandlungen
patrouillieren und höflich grüßen. Dabei ist
Während Yasser mit mir spricht, behält er sein
gehört. Gespräche mit uns weichen sie aus.
Mobiltelefon fest im Blick. Sein Bruder will
Immer wieder verschwinden sie mit einzel-
anrufen und ihm helfen, behauptet Yasser.
nen Flüchtlingen. Wir haben den Eindruck,
Vielleicht ist er aber auch auf Hilfe durch
dass sie Verhandlungen führen.
nach geeigneten Schlafplätzen Ausschau hält,
nicht am Geld scheitern, versichert der ehema-
Bis spät in den Abend bleiben einige Helfer
bemerken, ist, dass sich einige der Schlepper
lige Restaurantbesitzer. Alles Ersparte aus der
im Bahnhof. Erst nachts verändert sich das
Heimat hat er mitgenommen. Und hier auf der
Geschehen. Ab Mitternacht riegeln Polizeibe-
Empore könnte Yasser Menschen treffen, die
amte das Gebäude vor ungebetenen Gästen
ihm gegen Geld bei der Weiterreise helfen.
ab. Nur noch Reisende mit Tickets dürfen
es leicht auszumachen, wer zu dieser Gruppe
Schlepper angewiesen. Eine Weiterreise würde
Polizei und Schlepper Hand in Hand Eine kleine Gruppe, die in einem Zwischengang können wir begleiten. Was wir dabei nicht unter die Gruppe mischen. Erst später geht uns auf, dass sie mit dem Wortführer der Gruppe verhandeln, während andere uns ihre Reisepläne präsentieren. Einige wollten nach Bayern, zu ihren Verwandten. Die meisten hatten sich Schweden als Ziel ausgesucht.
Oben: Bei ihrer Ankunft in München werden die Reisenden bereits von der Polizei erwartet. Links: Eine Mitarbeiterin der Stadt Mailand verteilt die Flüchtenden auf Übernachtungseinrichtungen.
Plötzlich umringen uns Polizeibeamte. In Begleitung von einem der Schlepper. Während sich die Flüchtlinge umgehend aus dem Staub machen, fordert uns die Polizei auf, Bilder auf denen wir den Schlepper mit abgelichtet hatten, zu löschen. Wie Polizei und Schlepper hier Hand in Hand agieren, erschreckt uns. Erst nachdem wir die Bilder entfernen, werden wir wieder in die Nacht hinaus entlassen.
40
POLITIK
Die Reisegruppe nach Schweden ist längst in Begleitung einiger Schlepper aufgebrochen. Ob sie ihr Ziel erreichen?
Reiseziele Schweden steht hoch im Kurs der Flüchtlinge, denn dort winkt Syrern ein permanentes Bleiberecht, finanzielle Unterstützung und eine Arbeitserlaubnis. In Deutschland hingegen erhalten die Flüchtlinge lediglich eine Aufent-
10-Punkte-Plan Als Reaktion auf die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer mit mehr als 1.000 Toten innerhalb einer Woche hat die Europäische Union mit einem 10-Punkte-Plan und einem Sondergipfel reagiert. Kommentatoren sprechen von Zynismus, Flüchtlingsorganisationen zeigen sich entsetzt. Von Bastian Pütter | Foto: REUTERS/Allessandro Bianchi
haltserlaubnis für zwei Jahre. Und das auch nur, wenn sie hier Verwandte haben, die für ihren Lebensunterhalt aufkommen können. „Aber Schweden muss doch die Hölle sein“, sagt Helferin Ivieno. „Es ist furchtbar kalt und die Sonne scheint nur ein paar Stunden.“ Und Arbeit würden die meisten wohl auch kaum finden. In Italien hingegen gäbe es viel mehr Arbeit, wenn auch meist nur Schwarzarbeit. „Es wäre leichter hier über die Runden zu kommen“, meint sie. Doch nur die wenigsten wollen bleiben. Karim ist einer von ihnen. Wobei auch er nicht völlig freiwillig in Italien blieb. Als der 40-jährige Syrer vor zwei Jahren mit seiner Familie Italien erreichte, musste er sofort seine Fingerabdrücke abgeben. Doch unglücklich darüber ist er nicht. Jetzt lebt er in einem von Stadtteilak-
Nur einer der zehn Punkte befasst sich mit
Die letzten beiden Punkte befassen sich mit
tivisten besetzten Häuserblock.
der Rettung von Flüchtlingen auf dem Mit-
„wichtigen Drittländern“ nach dem Ausfall
telmeer. Statt zu einer Seenotrettungsmis-
des Bürgerkriegslandes Libyen als „Puffer-
„Ich gehe nicht mehr zurück“, sagt er. Der
sion wie „Mare Nostrum“ zurückzukehren,
staat“. Ziel sind Verträge mit weiteren Län-
Bürgerkrieg habe alles zerstört. „Wer noch die
werden die Gelder für die Grenzschutzmis-
dern, die im Auftrag der EU eine Durchreise
Möglichkeit hat, der verlässt Syrien.“ Weit mehr
sion „Triton“ verdoppelt. Die Mittel liegen
von Flüchtlingen unterbinden.
als zwei Millionen Menschen sollen sich inzwi-
damit immer noch deutlich unter dem
schen auf der Flucht befinden. Mehr als eine
Vorjahresstand, allerdings sieht die EU den
halbe Million Flüchtlinge nahm die Türkei auf.
Schwerpunkt bei der Grenzsicherung.
Zum Vergleich: Die Bundesrepublik beschloss im Sommer 2014 die Aufnahme von 10.000 Flüchtlingen aus der syrischen Krisenregion. Yassar hingegen wird nicht in Mailand bleiben. Sein Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung ist sein Bruder. Sie sprechen lange. Welche Hinweise er erhalten hat, bleibt sein Geheimnis. Aber Yasser ist zufrieden. „Morgen fahre ich nach Frankreich“, sagt er
Vornehmlich „altbekannte, restriktive Maßnahmen der Migrationspolitik“ präsentiere der 10-Punkte-Plan, so Steffen Angenendt
Besonderen Fokus legen die Minister auf
von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
die Bekämpfung von Schleusern. Bereits der
Heribert Prantl von der SZ spricht von einem
zweite der zehn Punkte kündigt einen syste-
„erbärmlichen Plan“; als „Gipfel der Schan-
matischen Einsatz zur Zerstörung der Boote
de“ kritisiert Pro-Asyl-Geschäftsführer Gün-
von Schleppern an, Vorbild sei der erfolgrei-
ter Burkhardt die Beschlüsse. „Die EU begeht
che Einsatz gegen Piraten vor Somalia. Gleich-
einen Verrat an ihren Werten und an den
zeitig soll die Informationsgewinnung zur
Flüchtlingen“ und ziehe nun einen weiteren
Infrastruktur und zu Geldflüssen von Flucht-
Wall um die Festung Europa.
hilfeorganisationen verbessert werden.
„Die geopolitische Situation in den Her-
freudig. Wir wünschen ihm viel Glück. Später
Weitere Punkte befassen sich mit der lücken-
kunftsländern zwingt die Menschen zur
steigen wir in den Nachtzug zurück nach
loseren Erfassung und besseren Verteilung
Flucht“, stellt Ousmane Diarra von der
Hamburg. Als wir am nächsten Morgen in
von Geflüchteten, der Beschleunigung von
malischen Abgeschobenen-Organisation
München umsteigen, empfangen uns Bundes-
Asylverfahren und dem Aufbau eines neu-
AME klar. „Der 10-Punkte-Plan der EU wird
polizisten am Bahnsteig. Von uns nehmen sie
en Abschiebe-Programms zur schnelleren
daran nichts ändern.“ Zweifellos werde er
keine Notiz. Gleich hinter uns stoppen sie drei
Abschiebung durch Frontex. In einem Pi-
jedoch „die Situation für die Flüchtlinge
Afrikaner und nehmen sie mit auf die Wache.
lotprojekt will die EU-Kommission 5.000
verschlimmern“.
Flüchtlinge über die EU verteilen, näheres www.street-papers.org / Hinz&Kunzt
nennt sie nicht. 41
SOZIALES
Kunstf端hrung f端r Demenzerkrankte
42
Impulse für die Erinnerung Warum hat die Frau in dem Bild wohl Koffer um sich herum? Kunstvermittlerin Rebecca Wassermann schaut fragend in die Runde. Stille. Einige gucken sie ganz gespannt an, andere wirken gedanklich abwesend, eine sehr gepflegt gekleidete alte Dame nickt immer wieder zustimmend. Aber – es kommt keine Antwort. Koffer, Frau – ein Zusammenhang erschließt sich ihnen nicht, nicht mehr sofort: Diese Menschen sind dement. Ein spannendes Erlebnis ist ihr Besuch im Bochumer Kunstmuseum trotzdem. Für alle. Von Antje Mosebach | Fotos: Daniel Sadrowski
Es ist das zweite Mal, dass diese Gruppe, Gäste der Deutschen Alzheimergesellschaft Bochum, hier eine Ausstellung besucht. Eines der neuen Angebote, das auch an Demenz erkrankten Menschen, die kulturelle Teilhabe im öffentlichen Raum ermöglichen soll, erklärt Andrea Kaesberger vom Demenz Service-Center Ruhr, einer Einrichtung der Alzheimergesellschaft. „Demenzkranke werden ja in Zukunft einen großen Teil der Gesellschaft ausmachen, und sie haben ein Recht darauf, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das Museum gehört dazu.“
Kunst nachempfinden
Aber wie erklärt man Menschen, die die einfachsten Zusam-
menhänge vergessen haben, Kunst und Kunstwerke? Wie vermittelt man ihnen Kunsterlebnisse, wenn viele mit ihren Sinnen in ganz anderen Dimensionen kreisen? Dies war bislang noch nicht erforscht. 2012 übernahm das ISER (Institute For Subjetive Experience and Reseach an der Medical School Hamburg) in Kooperation mit dem Lehmbruck Museum Duisburg und der Demenz Support Stuttgart die Aufgabe, das herauszufinden, finanziert vom Ministerium für Bildung und Forschung. Ihre Forschungsergebnisse erproben sie gerade landesweit in unterschiedlichen Museen, darunter im Bochumer Kunstmuseum. Kunstvermittlerinnen wie Rebecca Wassermann wurden speziell im Umgang mit dementen Menschen geschult, damit sie durch neue Impulse etwas in den alten Menschen berühren oder sogar wecken. „Aber man weiß nie, was passiert“, hat sie in der ersten Führung gelernt. Trotz intensiver Vorbereitung. „Das Kunstwerk muss nachempfunden werden, dadurch können Assoziationen freigetreten werden.“ Das erreichte beim letzten Mal ein großes rotes Sofa, das noch nicht einmal zur Führung gehörte – die Teilnehmer aber so fesselte, dass sie an diesem Morgen nur zwei Kunstwerke schafften.
Ein Lernort für alle
Zuallererst müssen die Besucher ankommen, sich in der neuen Um-
gebung wohl fühlen. damit sie sich überhaupt einlassen können. Deswegen beginnt im Bochumer Museum jede Führung mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken in der Eingangshalle. Zum warm werden. Und meist kommen dem ein oder anderen schon durch den Ort kleine Erinnerungen, wie Klaus (Namen d. Teilnehmer geändert), der mit seiner Frau ganz oft da war, sagt er. Früher. Und man sieht seinem Gesicht an, dass es schöne Erinnerungen sind. Die acht Besucher sind nicht alleine da, sie haben Betreuer dabei, feste oder ehrenamtliche der Alzheimer Gesellschaft. Aber keine Angehörigen. Das ist beabsichtigt, damit sich die Kunstvermittlerinnen ganz auf ihre Besucher konzentrieren können, die Besucher 43
SOZIALES
auf ihre Umgebung. Für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen gibt es
sie in die Runde. Na? Auf einmal lässt sie ihre Kollegin zur Überraschung
eigene Führungen, auch Schnupperkurse. „Denn in vielen Köpfen ist noch
aller einen großen alten Koffer in die Mitte stellen. „Reisen, sie will verrei-
eine Hemmschwelle verankert“, weiß Dr. Elisabeth Kessler-Slotta, ebenfalls
sen“, kommt es. „Ja, so ist das“, nickt Johanna zustimmend. Und seid ihr
Kunstvermittlerin im Museum. Die gilt es abzubauen. Denn „das Museum
auch schon mal verreist? Klaus nickt und beginnt zu erzählen. Sehr lebhaft,
ist nicht nur für das Bildungsbürgertum, es ist ein Lernort für alle, für neue
eine Geschichte, die nur er versteht. Aber Rebecca Wassermann hört ihm zu,
Impulse“. Das gilt auch für Menschen mit De-
nimmt Worte auf und gibt sie ihm zurück.
menz. Man muss nur anders kommunizieren als nur über die Sprache.
Die Gruppe wird ein wenig unruhig, es war sehr viel. Sie kommen zum Schluss. Ein Bild,
„Wie entsteht denn Kunst?“
ein Wanderer, der sich ausruht. Das passt.
Und während die Gruppe noch gemütlich
Und, ja, ans Wandern können sie sich erin-
den letzten Schluck Kaffee trinkt, Robert
nern. Das haben in jungen Jahren die meis-
immer wieder lustige Sprüche klopft und
ten von ihnen gemacht. Und kann man etwas
mit Nachbar Klaus rumflachst, versucht
dazu singen? Spontan wird gerufen: „Das
Rebecca Wassermann auf eine sehr erfri-
Wandern ist des Müllers Lust.“ Schnell werden
schende und spielerische Weise die Auf-
Klappstühle aufgestellt, Textblätter verteilt –
merksamkeit ihrer Besucher auf die Um-
und alle Strophen gesungen. Manche machen
gebung zu lenken. Was werden wir denn
dies sogar, ohne abzulesen. Klaus erzählte
hier im Museum sehen? „Bildergalerie“,
danach, beim Abgang zur Eingangshalle von
„Kunstwerke“, kommt es vereinzelt. „Ja,
seinen Wanderungen, die er mit seiner Frau
so ist das“, Johanna nickt heftig. „Seht ihr
unternommen hat, viele, früher. Ja. Und im
denn hier Kunstwerke? Ah, die bunte Wand
Erzählen fällt er zurück in seine ganz eigene
am anderen Ende. Richtig. Und hier, dieses
Welt. Ein verständiges Nicken reicht ihm dann,
große Ding, ja! ein Kunstwerk“, führt sie die
ein freundliches Klopfen auf die Schulter.
noch etwas verhaltenen Besucher immer näher in die Museumswelt. Wie entsteht
„Das war sehr gut, sehr gut.“
denn Kunst? Jetzt wird es schon schwieri-
Dann sind alle wieder am Kaffeetisch. Auch
ger. Die Zusammenhänge sind nicht sofort
Werner ist noch da. Der Austausch ist leb-
klar. Rebecca Wassermann hilft ein biss-
hafter als zu Beginn der Kunstführung. Und
chen nach. Und Stück für Stück entstehen
auf die Nachfrage, ob es ihnen gefallen hat,
Verbindungen, kommen Erinnerungen. So
antworten fast alle mit ja. Für Robert war
eingestimmt geht es die Rampe hoch in den
es etwas zuviel. Das wiederholt er auch. Er
ersten Stock. Der Beginn der Ausstellung
ist überfordert. Spürt das selbst und meint
zur Künstlerin Charlotte Salomon, ein Opfer
nur: „Das braucht jetzt seine Zeit“. Die be-
des Naziregimes, ermordet in Auschwitz.
kommt er. Klaus dagegen ist begeistert: „Das war sehr gut, sehr gut.“ Und es gefiel
An der Wand im Gang hängen Masken.
ihm viel mehr als beim ersten Mal, da fehlte
Rebecca Wassermann fordert auf, sie zu
ihm die Abwechslung.
beschreiben. Sind sie alle gleich? Johanna nickt zustimmend, die anderen bemühen sich, etwas zu erkennen. Dann
Eindrücke, die die Kunstvermittlerin, das Museum und die Deutsche Alz-
setzt sich die Kunstvermittlerin eine Maske vor das Gesicht, verändert ihre
heimer Gesellschaft mit in die Nachbetrachtung aufnehmen. „Heute war
Körperhaltung. Was habe ich für eine Stimmung? Die Gruppe versucht sie zu
es etwas schwierig“, meint Rebecca Wassermann rückblickend. Viele kleine
erfassen, die Antworten brauchen Zeit. Für Werner ist das zuviel. Er wartet
Bilder. Da muss man schon sehr nah heran, grenzt dadurch aber die anderen
mit seiner Betreuerin lieber unten im Café. Das ist ok.
aus. Für die Organisatoren wichtige Wahrnehmungen, die unbedingt in die nächsten Planungen miteinfließen – um die Führungen immer mehr an die
„Es ist nicht immer einfach, die Stille zu ertragen.“
Bedürfnisse und Aufnahmekapazitäten ihrer dementen Museumsbesucher
Dann geht es in den großen Ausstellungsraum. Ein etwas beklemmendes
anzupassen. Denn ganz klar ist: Auch nach Beendigung des Forschungspro-
Licht und unendlich viele kleine Bilder. Die selbstgemalte Lebensgeschichte
jektes werden Kunstführungen für demenzerkrankte Menschen weiter an-
Charlotte Salomons. Rebecca Wassermann hat sich ganz bestimmte Bilder
geboten. Für sie allein, aber auch sehr gerne mit ihren Angehörigen. Neue
ausgesucht, Bilder, die Geschichten erzählen. Wie das mit der Frau, die von
Impulse können bei allen kleine Wunder bewirken.
Koffern umgeben auf dem Sofa sitzt. Was hat die Frau vor? Stille. Die Kunst
44
ist, die Reaktionen aufzugreifen und mit ihnen umzugehen, hat Rebecca
Info/Kontakt über das
Wassermann gelernt. Sowie Zeit zu geben, Stille zuzulassen. „Es ist nicht
Kunstmuseum Bochum
immer einfach, die Stille zu ertragen, manchmal hilft es, innerlich bis zehn
Tel. 0234 – 910 42 30
zu zählen“ – dann kommt alles von allein. Und auffordernd lächelnd schaut
museum@bochum.de
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
1. Maiist istgefährlich, gefährlich,nicht nichtfür fürdie dieArbeitgeber, Arbeitgeber,nennen nennenwir wirsiesieruhig, ruhig, feiertäglich, Der 1.Mai feiertäglich, Kapitalisten. Wer die sozial- und ruheverträglichen Maireferate kennt, die von stellvertretenden Bezirksleitern kleiner Einzelgewerkschaften zu H hunderten vor wenigen Besuchern gehalten werden, weiß davon ein Schlaflied zu singen.
Gefährlicher sind die Veranstaltungen dieses Rechtspacks, das sich an den Tag der Arbeit dranhängt. Sie sind zum Kotzen. Ich mag Nazis nicht nur nicht, ich kann sie auch nicht ausstehen. Schon lange überlege ich, ob ich mir Parolen wie „Deutschland den Deutschen“ urheberechtlich und dann mitmit einer Horde von Abmahnanwälten gegen ihren urheberrechtlichschützen schützenlasse lasse und dann einer Horde von Abmahnanwälten gegen ihren illegalen Gebrauch vorgehe. Das Zivilrecht könnte da schlagkräftiger sein als das Polizei- und Ordnungsrecht. Wir leben in einem komischen Rechtsstaat. Öffentliches Fröhlichsein an Karfreitag ist auch in geschlossenen Räumen verboten, aus Rücksicht auf christliche Sitte. Aber als Nazi darf man am Tag der Arbeit nicht nur still und leise strunzdumm sein, man darf auch öffentlich aggressiv und strunzdumm auftreten. Immerhin ist zwar nicht die Arbeiterbewegung, aber das Absingen von Liedern der Arbeiterbewegung Weltkulturerbe. Sowas wie Statuen, die von islamistisch Wahnsinnigen in die Luft gesprengt werden. Zurück zur Gefahr. Am 1. Mai werden die meisten Schwerverletzten in Krankenhäuser eingeliefert, hat die Uni Witten festgestellt. Das hat einfache Gründe: Motorradfahrer, noch wintersteif, ballern wieder durch die Landschaft und treffen auf trunkene Wanderer, die mit ihrem Schnatgang nicht bis zum Vatertag warten wollen, „eine ungute Kombination“, sagt der Leiter der Studie lakonisch. Wer der Gefahr aus dem Wege gehen will, fährt an einem anderen, harmlosen Maitag mal auf Zeche Zollern. Da gibt es Arbeiterbewegung im Museum. Und die Ausstellung „Durch Nacht zum Licht“, ist, kein Witz, richtig gut.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
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Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340
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Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10
info@awo-ww.de | www.awo-ww.de 45
LESERSEITE
Vortrag bei der Konferenz der deutschsprachigen Straßenzeitungen in Nürnberg: bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter mit vollem Körpereinsatz.
LESERPOST Hallo zusammen, ich las vorhin Eure April-Ausgabe und zuckte beim
timents meiner Eltern und ihrer Generation, dachte ich,
Artikel „Wider das Wissen“ zusammen, als ich den Na-
das tausendjährige Reich sei endgültig vorbei und die
men „Andreas Popp“ las. Ich weiß, dass ein Herr Popp
nachfolgende Generation, also die meinige, habe aus
Gründer der Umweltbank war. Erfreut stellte ich über
der vergangenen Katastrophe gelernt. Mittlerweile be-
Wiki fest, dass der Bankgründer Horst Popp heißt. Ich
komme ich Bedenken. Alte, verheilt geglaubte Wunden
hoffe, dass niemand die beiden durcheinander wirft,
werden nach langer Zeit wieder aufgerissen. Ich fühle
deswegen die kurze Mail.
mich beleidigt und genötigt in diesem Land, in dieser
Da ich sonst nie gemailt hätte, ist es auch eine Gelegen-
Stadt, von faschistischen(m) Parolen, Emblemen, Visa-
heit zu erwähnen, dass ich es klasse finde, dass es bodo
gen, Fahnen, Ratsanfragen, Demos, Gedankengut. Sala-
gibt. Ich kaufe die Zeitung regelmäßig, manchmal
fisten betreffend bekundet der Bundesinnenminister:
auch zweimal im Monat, und verschenke dann ein Ex-
„Hier muss der Staat hart und unmissverständlich ein-
emplar. Ich halte es für sehr wichtig und gut, dass den
greifen.“ Dies und nichts anderes wünsche und erwarte
Menschen, die sie verkaufen, durch bodo eine Struktur
ich auch in puncto Neonazis. Fern Mehring
gegeben wird, eine Verbindlichkeit und Anerkennung, und dass sie mit dem Verkauf Geld verdienen können.
Hallo, hab gerade einer jobgeplagten Bekannten Eu-
Gruß, Brigitte Gassmann
ren Steincartoon geschickt, super! Sowieso wollte ich mal ein Lob aussprechen: Ich kenn‘
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Was ist los in diesem Land und in dieser Stadt?
bodo von Anfang an und Ihr werdet stetig interessan-
Ich habe einen meiner Großväter nie kennengelernt,
ter und attraktiver! Früher hab ich die Zeitung mehr
weil er 1943 von den Nazis im KZ ermordet wurde. Als
aus Solidarität gekauft, jetzt wegen den guten Inhal-
ich 1972 rüber machte, trotz der Bedenken und Ressen-
ten. Weiter so! viel Erfolg! Sonja
bodo dankt: Sparkasse Bochum Lieselotte Markgraf, Gerd Schlitzer, Ole Eric Bogena, Dr. Fritz Rüdiger Volz, Irmela Niebuhr, Helga und Hermann Reinsch, Elke Felbor, Jens Kiekhafer, Torsten Bastert, Hedda Venschröder, Uta Klose, Christa Friedrich, Birgitta Götz, Sigrid Nordmar-Bellebaum, Olaf Authorsen, Karin Felithan, Annette&Reiner Kraft, Uwe Lück, Christine Dahms, Rembert Antonius Schättler, Dr. Horst Stoff, Beate&Günter Kronsbein, Christoph Spiekermann, Martina Richter, Dorothea Kottowski, Manfred Brehme, Renate&Paul-Heinz Schäfer, Charlotte Steinke, Christa&Klaus Mock, Armgard Mellinghaus, Reinhard Hachenberger, Ute Soth-Dykgers, Gerda Grundhoff, Ruth Hanke, Tobias Eule, Annette Düe, Timo Zimmermann, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Andreas Bürgel, Silke Harborth, Ruth Linnenbrügger, Petra Danielsen-Hardt, Sabine Raddatz, Peter Lasslop, Elsemarie Bork, Gerhard Volpers, Ingrid Untersberger, Jutta und Wido Wagner, Christina Kolivopoulos, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm-Rasch, Volker Schaika, Petra Karmainski, Eberhard Garburg, Dr. Rinnert-Siemssen, Wolf Stammnitz, Esther Hagemann, Oliver Stiller, Dr.Sabine Siebel, Brigitte Sonntag, Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer,Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause
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