bodo Mai 2015

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2.50 Euro | 1,25 Euro für den Verkäufer

bodo

Mai 2015

GA DAS STRASSENMA

Z IN

TATORT BÜHNE AUF DER PIRSCH FLUCHT IM ZUG 1


ANZEIGEN

Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an:

Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Friedensplatz 7 | 44135 Dortmund Telefon: (02 31) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org

n Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen n Unterstützung bei der Betreuung von Kindern n Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene n Unterstützung bei psychischen Erkrankungen n Hilfen für Menschen mit Behinderungen n Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten n Selbsthilfeunterstützung

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IQ-Training für Generation 55plus Übungsprogramm zur Erhaltung und Steigerung der geistigen Fitness • 30 Aufgabenblocks für 30 Tage und 80 Zusatzaufgaben Vorwort von Prof. Dr. Erich Kasten Seit langem ist bekannt, dass die Intelligenzleistung im Laufe des Lebens zunehmend nachlässt, was sich bei den Gedächtnisleistungen bemerkbar macht. Durch die geistige Fitness lässt sich aber diesem natürlichen Zerfall der Intelligenz entgegenwirken. Dieses Trainingsprogramm für 30 Tage hat das Ziel, geistige Leistungsfähigkeit mit einem täglichen Training zu erhalten und zu steigern. Für jeden Tag gibt es einen Aufgabenblock aus 14 Aufgaben, der in zehn Minuten bearbeitet wird. Die Intelligenzübungen sind so angelegt, dass sie Fähigkeiten wie Konzentration, Urteilsvermögen und schlussfolgerndes Denken fördern. Mit diesem praktisch wirksamen Gehirntraining können Sie Ihre Lebensqualität verbessern und neue Kompetenzen gewinnen. Bei älteren Menschen begünstigt dies auch die Führung eines selbständigen, von der Unterstützung anderer Menschen weitgehend unabhängigen Lebens. vml

Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr

2

2015, 152 S., SW-Illustrationen, Format 16x23cm, br ISBN 978-3-8080-0753-2 Bestell-Nr. 1611, E 16,80


INHALT | EDITORIAL

04

Mechthild Großmann Will man sie beschreiben, fängt man unweigerlich bei ihrer faszinierend tiefen Stimme

an. Hier würde die Schauspielerin, bekannt als Staatsanwältin aus dem Münster-„Tatort“, die Augen verdrehen: Das langjährige Mitglied der Pina-Bausch-Compagnie hat weitaus mehr zu bieten. Von Antje Mosebach

12

Hermann Hirsch, Tierfotograf Er gilt als einer der besten Naturfotografen der Republik – und das mit

21 Jahren. Im Interview erweist sich der junge Mann nicht als spleeniger Einzelgänger, sondern als ein in vielerlei Hinsicht sehr normaler Vertreter seiner Generation.

38

Von Wolfgang Kienast

Die Zwischenstation Die meisten Flüchtlinge, denen die Flucht über das Mittelmeer nach Europa

gelingt, kennen den Mailänder Hauptbahnhof. Er ist Dreh- und Angelpunkt für die Weiterreise gen Norden und eine Art Tauschbörse auf der Suche nach Hilfe und Schleppern. Von Jonas Füllner

42

Kunst gegen das Vergessen Sie wissen vielleicht nicht mehr, was ein Museum ist. Oder Kunst. Aber ein Erlebnis

ist der Besuch im Bochumer Kunstmuseum auch für demente Menschen. Eine Kunstführung mit besonderer Vermittlung gibt ihnen neue Impulse, die kleine Wunder bewirken können. Von Antje Mosebach

03 Inhalt | Editorial 07 Straßenleben | INSPiration 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 News 16 Kommentar | Schiffe versenken

Liebe Leserinnen und Leser,

17 Recht | Drohung mit Schufa-Eintrag

mit Fußball haben wir´s ja nicht so als bodo. Was zuerst mit

17 Das Zitat | Das Foto

der folgenreichen Entscheidung zu tun hat, ein kleiner Ver-

18 Reportage | Radschnellweg Ruhr

ein mit Standbein in Bochum und Spielbein in Dortmund

22 Kultur | Franz Ott

(oder andersherum) zu sein. Das, wohl bemerkt, in einem

23 Wilde Kräuter | Gundermann

Ruhrgebiet, das zwar wunderbar zur Identitätsbildung beiträgt, in dem

23 Politik | Blackbox NSU

die unsichtbaren Stadtgrenzen aber erstaunlich undurchlässig bleiben. Erst

24 Veranstaltungskalender | Verlosungen

recht da, wo sie einen fußballerischen Farbenwechsel bedeuten.

30 bodo geht aus | Ayman´s

Als wir mit dem vormaligen Bochumer Trainer Peter Neururer sprachen (über

32 Reportage | Kick – Das Überleben sichern

Arbeitslosigkeit und Tennis in erster Linie), stieß das in der Nachbarstadt auf

35 Verkäuferporträt | La˘cra˘mioara

ziemliches Desinteresse. Als wir zuletzt Sebastian Kehl auf dem Titel hatten,

36 Netzwelt | www.medien-doktor.de 36 Kinotipp | Welcome to Karastan

gab es ganz schön schlechtgelaunte Leserpost aus Richtung Westen.

37 Bücher

Also halten wir das mit dem Fußball eher knapp. Ergo: Kein Klopp in diesem

41 Politik | Im Mittelmeer

Heft. Nur soviel: Als Besagter auf der Abschieds-Pressekonferenz im April

46 Leserpost | Comic

sagte, noch einmal mit einem Laster um den Borsigplatz zu fahren, wäre

47 Spendenshop

„lässig“, wünschte er sich damit einen Pokalsieg zum Abschied.

bodo SCHA FFT CHAN CEN

Unsere Freunde vom Geierabend nahmen‘s aber wörtlich und laden unabhängig vom Pokalerfolg ein zum Borsig-Corso mit Kloppo am 31. Mai. Zum Redaktionsschluss zählte die Veranstaltung auf Facebook bereits 7.000 Teilnehmer, Tendenz: rasch steigend. Wir sind ja skeptisch, ob der scheidende Trainer denen allen absagen könnte… Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

3


MENSCHEN

Mechthild Großmann:

Auch Cleopatra muss aufs Klo

„Als Schauspielerin ist man ja mit Sachen konfrontiert, die einem im normalen Leben nicht passieren. Man muss sich nur drauf einlassen.“

4


Will man die Frau beschreiben, fängt man unweigerlich bei ihrer unverwechselbaren, faszinierend tiefen Stimme an. Genau an dieser Stelle würde die Vollblutschauspielerin Mechthild Großmann, den meisten als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm aus dem Münster-„Tatort“ bekannt, die Augen verdrehen: Denn das langjährige Mitglied der Pina-BauschCompagnie hat da weitaus mehr zu bieten, durch eigene Leistung. Und zu erzählen. Zum Beispiel, warum es wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass auch eine Cleopatra aufs Klo muss. Von Antje Mosebach | Fotos: Daniel Sadrowski

Ein wenig abgekämpft kommt Mechthild

kehligen Lachen. Mit der Aussicht auf den we-

Engagement am Bremer Theater bei dem

Großmann am späten Nachmittag von einer

nigstens freien Abend lehnt sich Mechthild

damaligen Intendanten Kurt Hübner. Wenn

langen Kostümprobe ins Theaterrestau-

Großmann zurück und genießt, zunehmend

junge Menschen zu ihr kommen und sagen,

rant, das wir für unser Gespräch ganz allein

entspannt, ihr kühles Glas Weißwein.

ja, sie würden gern Schaupieler werden, wie sie das denn so fände, kann sie nur abraten:

haben. „Mein freier Nachmittag“, sagt sie trocken. Die restlichen Tage sind prall gefüllt.

Seit 46 Jahren ist die Wahlhamburgerin

„Wenn jemand schon fragt oder zweifelt,

Neben den intensiven Proben hier am Bochu-

auf der Bühne zu sehen, seit fast 40 Jahren

kann ich nur sagen: ‚Lasset, es reicht nicht‘.

mer Schauspielhaus zu Dürrenmatts „Besuch

beim weltberühmten Tanz-Theater der 2009

Es braucht mehr, als es nur zu wollen.“ Ihrer

der alten Dame“, in dem sie die Hauptrolle

verstorbenen Pina Bausch, mit der sie durch

mittlerweile 23-jährigen Tochter hat sie es

spielt, muss sie immer wieder mal für den

die ganze Welt getourt ist. Sie hat in Rainer

„verboten“: „Aber – wenn sie es hätte werden

„Tatort“-Dreh nach Münster – und sich gleich-

Werner Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“

wollen, wäre sie es sicher auch geworden!“

zeitig unter anderem für eine Lesung im

mitgespielt, in Charlotte Links Oscar-prä-

ehemaligen KZ Ravensbrück vorbereiten. Ihr

miertem „Nirgendwo in Afrika“; die Liste

Was war es, dass sie für diesen Berufswunsch

Blick spricht Bände. Ohnehin sprechen diese

ihrer Fernsehproduktionen und Hörbücher

Himmel und Hölle bewegt hat? „Ich wollte

unglaublich lebendigen grün-blauen Augen

ist lang. Und immer wieder ist sie in Bochum,

gern was anderes sein. Vielleicht habe ich

eine sehr deutliche Sprache, von Müdigkeit

mit dessen Theater sie eine besonders lange

mich nicht ganz wohl gefühlt als Kind.“ Ihre

ist da keine Spur. Ein Wechselspiel zwischen

Beziehung hat. „Jedes Mal, wenn ich vor dem

Stimme wird leiser. „Es war eine harte Zeit.

Lachen, Wut, Wärme und – auch knallharter

Haus stehe, bekomme ich feuchte Augen“, es

Beide Eltern sind arbeiten gegangen und es

Kälte, die einem das Gefühl geben kann,

erinnert sie sehr an ihre Anfänge bei Pina.

hat trotzdem kaum gereicht, den Ofen zu

mal eben eine saublöde Frage gestellt zu

heizen. Vielleicht habe ich gedacht, dass ich

haben. Egal, sie beantwortet alle, nimmt sich

Schon zu Bremer Schulzeiten hat sie gewusst,

nicht gern Ärztin werden möchte wie andere

Zeit, wandert gedanklich nach innen und

dass sie Schauspielerin werden wollte. Aber

Leute, sondern lieber eine Ärztin spielen. Oder

kommt mit differenzierter Mimik und Gestik

„in den 60ern war Schauspielerin gleich Nut-

‘ne Königin. Ich hatte einfach Lust, jemand

zurück: Bei der Frau erzählt der ganze Körper,

te, meine Eltern sind zusammengebrochen.“

anders zu sein, mal wie der eine, mal wie der

zwischendurch begleitet von einem leisen,

Ihre Oma hat eine Messe lesen lassen, bei

andere; zum Beispiel die Macht von Cleopatra

den Schwestern der göttlichen Vorsehung,

zu haben. Für einen Moment zu spüren: ‚Ich

damit die damals Sechzehnjährige bei der

habe das Sagen und das gilt!‘ Oder sagen

ersten Aufnahmeprüfung zur Schauspiel-

zu können…“ – ihre Stimme bekommt ein

schule durchfiel. Hat auch gewirkt. Aber nicht

dramatisches Timbre: „Du hast mich zu Tode

nachhaltig. Mechthild studierte in Ham-

verletzt.“ Und die Rollen kamen. Viele. „Aber

burg Schauspiel und bekam 1969 ihr erstes

bei mir landete immer das, was merkwürdig war“, denn „ein Mädchen mit dunkler Stimme ist sehr schwer einzusetzen.“ Das, was heute als „Markenzeichen“ gelten mag, hat am An-

geboren: 1948 in Münster wohnt in: Hamburg liebt: Griechenland spielt: in „Der Besuch der alten Dame“ im Mai im Schauspielhaus Bochum

fang sehr gestört. Das „Gretchen“ oder andere mädchenhafte Figuren wurden nicht mit ihr besetzt. Klar hat sie das geärgert, sie hätte sie gerne mal gespielt. „Aber wenn ich dann im

5


MENSCHEN

„Meine Oma hat eine Messe lesen lassen, bei den Schwestern der göttlichen Vorsehung, damit ich bei der Aufnahmeprüfung durchfalle.“

Film gesagt hätte ‚Mama, der Sekt steht auf dem Tisch‘, hätte jeder sofort gedacht‚ der ist vergiftet.“ Mechthild Großmann ist zu sehr Realistin, als sich da was vorzumachen. „Als Schauspielerin ist man ja mit Sachen konfrontiert, die einem im normalen Leben nicht passieren“, sagt sie. Man muss sich nur drauf einlassen. Für ihre Rollen nähert sie sich dafür den Figuren auf ganz spezielle Weise: Sie geht auf Entdeckungstour, versucht, den Menschen hinter der Figur zu verstehen, ihm Menschlichkeit zu geben. „Dazu gibt es einen hilfreichen Satz von Brecht, so wie ich ihn verstehe: ,Auch Maria Stuart muss zum Klo‘.“ Und dann legt sie los, bildhaft: „Die Frau hatte eine schwere Geburt, vielleicht sogar Durchfall, Hautauschlag, kann den Mann nicht riechen, den sie heiraten muss. Oder Cäsar – der war wahrscheinlich ein alter Mann, hat gestunken und war Epileptiker. Und Cleopatra, wie muss es ihr dabei gegangen sein… Wir machen sie zu Helden, das ist doch Quatsch! Es sind Menschen!“ Sie geht dem Gedanken nach und sagt dann mit ganz sanfter Stimme: „Man würde so viel lernen, wenn man sich das bei jedem sagte.“ Kann sie sich ein Leben ohne Theater vorstellen? Vielleicht einen Ausflug nach Hollywood? „Hollywood?? Mich hat da keiner gefragt“, lacht sie. „Ich war öfter in L.A., mit der BauschTruppe. Das ist kein Ort, an den man will. Und außerdem: Ich bin doch nun wirklich eine alte Dame – und ich glaube, für so eine Weltkarriere zu alt. Natürlich wäre es schön, wenn ich noch lange spielen kann. Zudem mache ich sehr viele Hörbücher und Lesungen.“ Und dann gibt es noch diesen Kindheitstraum, der sehr eng mit ihrem Entdeckergeist verknüpft ist: Archäologie. „Ich würde wahnsinnig gerne bei einer vorchristlichen Ausgrabung dabei sein, irgendwo in der Wüste, und wenn ich es selbst bezahlen müsste. Ich habe schon viele archäologische Orte besucht, habe dort gestanden und sehnsüchtig geguckt.“ Umso wütender ist sie über die Zerstörung der assyrischen Stadt Nimrud durch IS-Milizen: „Da habe ich richtig geheult. Das ist so krank!“ Dann hält sie inne. „Ja, da ist mir gerade wirklich eingefallen, was ich gerne mag. Und ich glaube, wenn es irgendwie geht, werde ich es auch noch machen.“ Und dann muss sie kichern: „So wie Schliemann, aber mit einem kleinen Pinselchen.“

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STRASSENLEBEN

IMPRESSUM

INSPiration Von Kiel bis Basel, von Köln bis Jena: Im April trafen sich RedakteurInnen der deutschsprachigen Straßenzeitungen zu einer Konferenz in Nürnberg, um voneinander zu lernen, die Zusammenarbeit weiter zu stärken und, ja: immer bessere Magazine zu machen.

Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20

Von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst

Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Jonas Füllner, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Antje Mosebach, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst, Alex Völkel Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Bianka Boyke (17), Helena Brinkmann (36), Mauricio Bustamente (3, 38, 39, 40), Correctiv (23), Klaus Hartmann (32, 33, 34), Hermann Hirsch (12, 15), Reuters/ Alessandro Bianchi (41), Reuters/Marina Militare (16), Sabrina Richmann (18, 22), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 9, 12, 13, 14, 17, 25, 30, 35, 42, 43, 44), Sebastian Sellhorst (7, 8, 9, 10, 11, 27, 46), Claudia Siekarski (9, 11), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Juni-Ausgabe 10.05.2015 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015

In Vorträgen und Arbeitsgruppen setzen wir

Unter anderem tragen wir gerade die Markt-

uns mit dem besonderen „Produkt“ Stra-

und Leserforschungsergebnisse aus dem

ßenzeitung auseinander, das es ohne seinen

deutschsprachigen Raum zusammen und

besonderen „Vertriebsweg“ nicht gäbe. Wir

entwickeln Modelle, unsere VerkäuferIn-

erleben täglich, wie der Verkauf des Straßen-

nen noch stärker als über die Verkäuferver-

magazins Wege aus der Krise eröffnet. Wir

sammlungen einzubinden.

und unsere KollegInnen machen Journalismus, aber eben auch soziale Arbeit und Lobbyarbeit für die Interessen der Menschen am Rand der Gesellschaft. In welcher Gewichtung und wie sehr sich diese Felder bei Straßenzeitungen trennen lassen, war ein heiß diskutiertes Thema in Nürnberg.

Die Konferenz – wunderbar organisiert von unseren Gastgebern beim „strassenkreuzer“ – war gedacht als Ergänzung zu unseren jährlichen Weltkonferenzen des INSP, dem Internationalen Netzwerk der Straßenzeitungen. Ende Juni trifft sich das Netzwerk aus mehr als 120 „Street Papers“ in Seattle. Freunde und

Ich selbst durfte einen Vortrag über Sie hal-

KollegInnen aus Europa, Afrika, Asien, Aus-

ten bzw. darüber, was wir von Ihnen, unse-

tralien und Amerika werden über die Zukunft

ren Leserinnen und Lesern wissen, wie wir

der Straßenzeitungen diskutieren.

auf Ihre und auf die Wünsche unserer VerkäuferInnen eingehen können.

Nürnberg galt zudem als Angebot für die, denen der Weg in diesem Jahr zu weit und

„Irgendwer da draußen?“ hieß mein Beitrag –

zu teuer ist. Auch wir sind diesmal in Seattle

eine gute Gelegenheit auch hier noch einmal

nicht dabei, freuen uns aber schon auf die

zu sagen, wie sehr wir uns über Kritik, Anre-

nächste Konferenz, bei der unsere Freunde

gungen und Leserpost insgesamt freuen.

von Shedia in Athen Gastgeber sein werden.

Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

7


NEUES VON BODO

Soziale Stadtführung

Kunst zum halben Preis

Kooperation

Eine Stadttour mal ganz anders, mit dem Blick

Ob Malerei, Fotografie, Design oder Archi-

10 Jahre Qualitätsroute Dortmund – 20

auf Orte, an denen man sonst vielleicht nicht

tektur – über 1.000 guterhaltene Kunstbän-

Jahre Straßenmagazin: Zum doppelten Ju-

vorbeikommt. Mit einem unserer Stadtführer

de zum halben Preis warten den ganzen

biläum haben der Zusammenschluss inha-

erfahren Sie auf der knapp zweistündigen

Mai in unserem Dortmunder Buchladen auf

bergeführter Fachgeschäfte in und um die

Tour, wo sich Menschen ohne Wohnung auf-

Sie. Darunter hochwertige Bildbände und

Dortmunder Innenstadt und unser Verein

halten können und Hilfe bekommen.

wirkliche Raritäten.

eine engere Zusammenarbeit beschlossen.

Unsere Soziale Stadtführung mit einem

Marylin Monroe, Henri Matisse, Edvard

Zum Auftakt trafen sich im April Vorstands-

unserer bodo-Verkäufer quer durch die

Munch, Manhattan oder Menukartendesign

mitglieder der Qualitätsroute bei bodo

Innenstädte von Dortmund und Bochum

– aus den vielen tollen Buchspenden, die

am Dortmunder Schwanenwall. „Gerne

verspricht einen spannenden Perspekti-

uns täglich erreichen, hat das Team um

unterstützen wir im Jubiläumsjahr die bodo-

venwechsel. Er wird Ihnen zeigen, wo sich

Buchhändlerin Suzanne Präkelt für unsere

Aktivitäten“, so der Vorstand, „angefangen

wohnungslose Menschen aufhalten können,

Aktion über 40 Kisten mit Kunstbüchern

von gemeinsamen Aktionen bis hin zur Ver-

wo Hilfe angeboten wird und wer überhaupt

zusammengestellt, die wir Ihnen den gan-

breitung des neuen bodo-Abos.“ Einzelhan-

hinter den Angeboten steht, wie die Selbst-

zen Monat Mai auf unseren Aktionsflächen

delsgeschäfte könnten monatlich von ihrem

hilfenetze funktionieren und wie ein Ta-

präsentieren. Da werden Liebhaber des

bodo-Stammverkäufer mit der druckfrischen

gesablauf in der Stadt überhaupt aussieht,

Expressionismus genauso fündig wie die der

bodo beliefert werden. Eine gute Idee.

wenn es keine eigene Rückzugsmöglichkeit

alten Meister. Fotobände lassen Kunstherzen

gibt – mit vielen Fakten und aus persönli-

höher schlagen, in Schwarz-Weiß oder Farbe,

cher Erfahrung. Gerne beantworten unsere

über Stars oder Städte, Designkunst oder

Stadtführer auch Ihre Fragen. Anmeldung

Architektur – für jeden ist etwas dabei, und

unter Rufnummer 0231 – 950 978 0.

das mit 50 Prozent Rabatt.

Dortmund, jeden 2. Sa. im Monat, 11 Uhr,

Wenn Sie Ihre Buchbestände reduzieren

Vorstand), Matthias Hilgering (Weinhaus

bodo Buchladen, Schwanenwall 36 – 38

möchten, können Sie Ihre guterhaltenen Bü-

Hilgering), Friso Siliakus (Das Blumenhaus),

Bochum, jeden 3. Sa. im Monat, 11 Uhr,

cher gerne in Dortmund oder Bochum bei uns

Harald Hofmann (Verkäufersprecher), Tanja

bodo Anlaufstelle, Stühmeyerstraße 33

abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Spenden.

Walter (bodo Geschäftsleitung).

Foto: Günter Jackat (Verkäufersprecher), Bastian Pütter (bodo Redaktionsleitung), Frank Scheele (gestaltend – Büro für Kommunikation), Kirsten Mitsalis-Bauer (Freund & Bauer Juwelier), Andre Noll (bodo

bodo unterstützen Eines vorweg: Ohne Sie könnte wir unser Ziel,

„Produkte“ anzubieten, die unsere Mitar-

Menschen in Not zu helfen, nicht erreichen.

beiterInnen in allen Arbeitsbereichen stolz

Es sind Ihre Spenden, Ihre Aufträge und Ihre

machen. Gemeinsam mit dem sparsamen

Treue zum Straßenmagazin, die dazu beitra-

Umgang mit unseren Mitteln gelingt es uns,

gen. Unsere Arbeit kostet Geld, dabei ist das

den Spendenbedarf relativ gering zu halten.

Konzept unseres gemeinnützigen Vereins,

Trotzdem sind Bereiche wie die Betreuung

unabhängig – auch von öffentlichen Mitteln

und Beratung unserer zurzeit rund 120 Ver-

– zu bleiben und einen großen Teil der Kosten

käufer allein auf Ihre Mithilfe angewiesen.

durch eigene Einnahmen zu decken.

8

Es sind keine Mäzene oder große Unterneh-

Mit dem Straßenmagazin, mit guten ge-

mensspenden, die unsere Arbeit tragen,

brauchten Büchern und mit Dienstleitungen

sondern eine Vielzahl von Einzel- und Jah-

unseres Transport-Teams sind wir in der Lage,

resspenden aus der Bürgerschaft – auch ein


www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

bodo braucht Kleidung Neue Kleidung ist für die meisten unserer VerkäuferInnen oft nicht bezahlbar. Daher können sie sich aus unseren Kleiderkammern das Nötigste für sich und ihre Familien holen. Dafür brauchen wir Ihre Hilfe.

Peter Großmann bei bodo

Das Geld reicht meist nur für das Nötigste: für Essen oder, wer hat, die Wohnung.

„Die Frage ist nicht, ob du kannst, die Frage ist,

was sie aushalten müssen. Dazu kann Peter

ob du es willst.“ Wie das im wahren und im

Großmann aus seinem vollen sportlichen

fiktionalen Leben aussieht, besonders in seiner

Erfahrungsschatz einiges beisteuern. Ein

Jugendbuchreihe „Fortuna Girls“, erzählt und

Abend auch für die reifere Jugend.

liest Sportreporter Peter Großmann am 8. Mai in unserer Benefiz-Kulturreihe „2. Freitag“.

unseren Standorten Dortmund und Bochum sammeln wir saubere und guterhaltene Männer-, Frauen- und Kinderkleidung, die uns von Spendern überlassen werden, damit

Zum Vormerken: Am 12. Juni reicht Multita-

sich unsere Verkäufer und Verkäuferinnen

lent Thomas Hecking in seinem Musikkaba-

passende Sachen heraussuchen können.

Bücher ohne Sport – das ist bei dem 52-jähri-

rett „Unscha(r)fes zwischen Wahn und Sinn“.

gen Dortmunder kaum denkbar: dem Mann,

Die Besucher erwartet ein ganzer Fuhrpark

der seit fast 20 Jahren frühmorgens im

selbstgebauter Instrumente, fantastisch-

ARD-Morgenmagazin über die aktuellsten

verrückte Geschichten und skurriler Humor

Sportereignisse berichtet und dessen Sport-

– irgendwo zwischen Helge Schneider, Ingo

reportagen die meisten Sportfans u.a. aus

Insterburg und Peter Lustig.

„Sport im Westen“ kennen.

Für Kleidung bleibt da nicht viel übrig. An

Mittlerweile ist unser Bestand so klein geworden, dass wir neue Kleiderspenden dringend benötigen. Besonders Schuhe in allen Größen, aber auch Hosen, Jacken und Pullover werden gebraucht. Und natürlich nehmen wir in Bochum und Dortmund auch

Doch erst einmal zurück zum Sport:

So dreht es sich in seiner Jugendbuchreihe

Peter Großmann liest aus „Fortuna Girls“.

„Fortuna Girls“ um eine Mädchenfußball-

8. Mai, 19.30 Uhr, bodo e.V., Schwanenwall

mannschaft, aber auch um Gefühle und

36 – 38, Eintritt frei, Spenden willkommen

Freundschaften, wie sie entstehen und

gerne Ihre aussortierten Bücher entgegen. DO, Schwanenwall 36 – 38, Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr | BO, Stühmeyerstraße 33, Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr

Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Was ist das für ein Orkan im April gewesen! Da traute man sich kaum kleiner Betrag hilft. bodo ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Durch eigenes Tun und unsere Begleitung, mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in ein geordneteres Leben zu starten, darum geht es bei bodo. Diese Arbeit braucht Ihre Unterstützung: Helfen Sie helfen! Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00 | Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

raus. Man hat Angst, dass man wegfliegt. Bei uns ist die Mülltonne durch die Straße geflogen, Motorräder sind umgestürzt, Dächer eingestürzt. Es war wirklich schlimm. Die Bahnen sind ausgefallen, etliche Busse wurden umgeleitet. Meine Gastherme musste ich höherstellen, sonst wäre sie nicht angegangen und ich hätte kalt duschen müssen. Man wäre zwar gleich wach, aber auf keine angenehme Weise. Meinen Frühjahrsputz habe ich auch zur Hälfte geschafft. Gardinen abgehängt, Fenster geputzt, neue Gardinen aufgehängt. Das geht ganz schön ins Kreuz. Dann habe ich eine halbe Stunde Pause gemacht und ein Käffchen getrunken. Dann ging es weiter. Eine Kundin meinte zu mir, ich sollte mal über meinen Tagesablauf schreiben. Das mache ich das nächste Mal. Jetzt möchte ich mich erst einmal für Ihre vielen Gaben bei Ihnen bedanken. Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen einen schönen Mai, bis zum nächsten Mal, Ihre Rosi 9


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NEUES VON BODO

Unsere Verkäufer Zu uns kommt, wer obdachlos ist oder war oder in ungesicherten Wohnverhältnissen lebt. Unsere VerkäuferInnen sind von Armut betroffen und suchen aus eigenem Antrieb einen Weg aus der Krise. Wir begleiten sie dabei, beraten und vermitteln Hilfen. VerkäuferInnen verpflichten sich, unsere Regeln einzuhalten: Feste Verkaufsplätze, keine Drogen und kein Alkohol vor und während des Verkaufs, kein Betteln, solidarisches Verhalten. Alle Verkäufer erhalten einen wetterfesten Ausweis in Form einer Plastikkarte, auf dem Sie das Foto des Verkäufers / der Verkäuferin finden, den Namen und besonders gut lesbar die jeweilige Verkäufernummer. Darüber hinaus haben alle bodoSchlüsselbänder, rote Kapuzenpullover und Regenjacken erhalten, die natürlich nicht immer getragen werden. Neben der Beratung und Begleitung bieten wir mit unseren Verkäufercafés ein Frühstücksangebot, versorgen unsere VerkäuferInnen mit Kleidung, unterstüt-

bodo SC HA FF T CH AN CE

zen sie bei der Wohnungssuche und -einrichtung. Diese Angebote stehen jedem offen. Zeitungen erhalten hingegen nur

N

eingetragene Verkäufer.

Unsere Bitte: Kaufen Sie bitte nur bei VerkäuferInnen, die sichtbar diesen Plastikausweis tragen. Menschen, die gefundene oder (regelwidrig) weitergegebene Zeitungen anbieten, haben sich nicht zur Einhaltung unserer Regeln ver-

Transporte · Haushaltsauflösungen

pflichtet, nutzen Beratungsangebote nicht

Entrümpelungen · Umzugshilfen

Wenn Sie Fragen oder Rückmeldungen zu unseren VerkäuferInnen oder zu unserer Arbeit haben, rufen Sie uns gerne an oder

Tel. 0231 – 950 978 0

schreiben Sie uns:

www.bodoev.de 10

und sind für uns nicht erreichbar.

redaktion@bodoev.de | Tel. 0231 – 950 978 0


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wir machen was draus!

f

„Generation Erdogan“

Willkommenskultur foto ©:www.schmitz-fotografie.de

Der Gezi-Park wurde zum weltweiten

Am Sonntag, dem 10. Mai um 16 Uhr, laden

Symbol des Aufstandes: Im Frühjahr 2013

unsere Freunde der Kana-Suppenküche zu

protestierten Türkinnen und Türken und

einem Vortrag mit Diskussion. Dr. Ümit Ko-

forderten mehr Demokratie und den Rück-

san, Geschäftsführer des Verbunds sozial-

tritt Erdogans. Trotzdem wählten 52 Prozent

kultureller Migrantenvereine Dortmund

Erdogan zum Staatspräsidenten. Warum?

e.V., berichtet aus der Flüchtlingseinrichtung Adlerstraße, die der VMDO betreibt.

Türkei, ein zerrissenes Land im 21. Jahrhun-

Im Februarheft hatten wir ausführlich

dert“ geht die Journalistin Cigdem Akyol,

über die Einrichtung berichtet, in der sich

Türkei-Korrespondentin für zahlreiche

inzwischen rund 600 Ehrenamtliche in

deutschsprachige Medien, dieser Frage

der Betreuung der Flüchtlinge engagieren.

nach. Sie beschreibt, wie sich die Türkei

Inzwischen gibt es an vielen Standorten

unter Erdogan verändert hat, beleuchtet die

in Bochum, Dortmund und Umgebung

politischen und gesellschaftlichen Hinter-

Anwohner- und Bürgerinitiativen, die die

gründe, zeigt die Veränderungen auf und

Bewohner der Notunterkünfte und Flücht-

analysiert die Auswirkungen von Erdogans

lingsheime unterstützen.

autoritärem Politikstil.

möchte Ümit Kosan über Möglichkeiten,

Planerladen e.V. in Kooperation mit der Aus-

Chancen und Grenzen bürgerschaftlichen

landsgesellschaft NRW e.V., der Alevitischen

Engagements in der Flüchtlingsarbeit

Gemeinde Dortmund und dem bodo e.V.

sprechen, Beispielhaftes berichten und Erfahrungen aus der Praxis teilen.

Auslandsgesellschaft NRW

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Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de

bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

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11


REPORTAGE

„Unter Naturfotografen wird oft darüber geredet, ob man zuerst Fotograf war oder fasziniert von der Natur. Bei mir ist definitiv letzteres der Fall.“ 12


Hermann Hirsch, Naturfotograf

ZEITFAKTOREN Mit seinen zahlreichen, auch international angesehenen Auszeichnungen gilt er als einer der besten Naturfotografen der Republik. Dabei hat Hermann Hirsch soeben erst die Teenagerjahre hinter sich gelassen. Im Interview erweist sich der junge Mann nicht als spleeniger Einzelgänger, sondern als ein in vielerlei Hinsicht sehr normaler Vertreter seiner Generation. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski · Hermann Hirsch

M

it Hermann Hirsch sind wir zunächst im Dort-

eigene Kamera angeschafft. Zu dem Zeitpunkt habe

munder Rombergpark verabredet. Anschlie-

ich nicht an Naturfotografie gedacht. Das kam erst

ßend sitzen wir in der elterlichen Küche. Die Familie

später, als ich zu überlegen begann, was ich damit

wohnt in einem efeuumrankten Haus im Vorort Barop.

ganz konkret machen wollte. In die Natur zu gehen

Unser Gegenüber trägt Jeans und Kapuzenpulli und

lag aus mehreren Gründen nahe. Unsere Familie ist

am Handgelenk ein Bändchen vom „Rock am Ring“-

absolut naturbegeistert. Ausnahmslos alle und nicht

Festival. Vor zwei Jahren hat Hermann Hirsch das

nur meine Mutter, die als Waldpädagogin arbeitet. Sie

Abitur bestanden, die anschließende Bewerbung

hat meine Schwester und mich schon früh mit raus

um einen Wunschstudienplatz verlief wenig erfolg-

genommen. Unter Naturfotografen wird oft darüber

reich. Das ist ein Grund, weswegen er derzeit eine

geredet, ob man zuerst Fotograf war oder fasziniert

Ausbildung zum Tischler macht. Ein anderer ist, dass

von der Natur. Bei mir ist definitiv letzteres der Fall.”

ihm handwerkliches Arbeiten liegt, wie er sagt. Das klingt reflektiert, keineswegs verschroben. Fragt man

Hermann Hirsch fotografierte auf dem Weg zur Schule.

ihn nach dem Moment, ab welchem sein Leben den

Pflanzen und Tiere. Vor dem Unterricht deponierte er

dennoch recht ungewöhnlichen Lauf nahm, erzählt er

die Kamera bei einem Freund. Er hatte wenig Lust, sei-

vom Tag der Jugendweihe, einer nichtreligiösen Alter-

ne Aufnahmen auf dem Schulhof zu zeigen, auch wenn

native zur Feier der Konfirmation. Die seine fand vor

er kein Geheimnis aus den frühmorgendlichen Aktivi-

sechs Jahren statt, ein Gast drückte ihm leihweise eine

täten machte. „Meine Mitschüler wussten davon. Das

Spiegelreflexkamera in die Hand. Eigentlich sollte er

kam am Anfang vielleicht etwas komisch rüber, wurde

nur ein paar Erinnerungsfotos schießen.

aber akzeptiert. Und wie es für Deutsche üblich ist, sobald sich ein erster offizieller Erfolg einstellt, wird das,

Natur vor Fotografie

was man macht, höher angesehen. Dann ist man nicht

„Natürlich gab es Geldgeschenke. Die meisten meiner

man sich plötzlich mit etwas Sinnvollem.“

nur ein irgendwie komischer Kauz, dann beschäftigt

Freunde haben sich damals einen neuen Computer gekauft. Ich hatte aber eine alte Kiste, die für meine Zwecke vollauf reichte. Auf der anderen Seite war ich noch

„Es ist einfach eine Frage der Zeit.”

immer begeistert vom Fotografieren auf dem Fest, von

Für ihn kam der erste offizielle Erfolg im Alter von

den technischen Möglichkeiten, von dem, was man

16 Jahren mit dem „Baltic Sea – Young Wildlife

mit einer solchen Kamera alles machen kann. Genug

Photographer“-Wettbewerb. Bislang hatte er seine

Geld hatte ich, also habe ich mir kurz darauf eine erste

Bilder kaum jemandem gezeigt, nur gelegentlich ein 13


REPORTAGE

Foto ins Internet gestellt und nur, um ein wenig Feedback zu bekom-

grafiert er nicht. Oder nur selten. „Für mich ist die Naturfotografie in

men. Überzeugt war er von der Qualität seiner Arbeiten nicht. Eher

heutiger Zeit wichtiger, als zum Beispiel Menschen zu porträtieren.

zufällig erfuhr er von der Baltic-Sea-Ausschreibung, hoch dotiert, die

Viele junge Leute können ja einen Fuchs oder Hasen gar nicht mehr

sich an Nachwuchsfotografen in Ostseeanrainerstaaten richtet. Die

erkennen und haben keine Ahnung, dass es Rehe auf Grünflächen vor

Altersgrenze liegt bei achtzehn Jahren, die Teilnahme ist kostenfrei.

der eigenen Haustür gibt. Ich halte es aber für wichtig, denen zu zeigen,

Vor fünf Jahren, in Finnland, konkurrierten

dass so etwas ganz in ihrer Nähe existiert und

um die 1.500 Kandidaten um den Sieg. Bei

dass es sich lohnt, die Natur zu schützen. Ich

seinem ersten Wettbewerb sollte Hermann

glaube, da ist es wirklich von Vorteil, dass ich

Hirsch am Ende den 1. Platz belegen. Den

so jung bin. Wenn ein 75-Jähriger an der Ruhr

Preis für das Foto – es zeigt eine Libelle im

steht und Fotos von Schwänen macht, dann

Sonnenaufgang nahe der Dortmunder Uni-

hat das ein bisschen einen anderen Effekt, als

versität – bekam er in Helsinki von der fin-

wenn ein Gleichaltriger Füchse fotografiert

nischen Präsidentin überreicht. Ab diesem

und davon erzählen kann.“

Zeitpunkt war Hermann Hirsch Besitzer einer professionellen Ausrüstung.

Inzwischen gelegentlich im hohen Norden Europas unterwegs, schätzt Hermann Hirsch

Weitere Auszeichnungen folgten. 2012 be-

noch immer die Natur und die Tiere seiner

legte er den 2. Platz bei der internen Aus-

unmittelbaren Umgebung. Vielleicht liegt es

schreibung der Gesellschaft Deutscher Tier-

daran, dass er mit dem Fotografieren begann,

fotografen zum Tierfotografen des Jahres.

als sein Aktionsradius altersbedingt auf Ent-

Als jüngster Gewinner in der Geschichte

fernungen beschränkt war, die per Fahrrad

des Wettbewerbs überhaupt ließ er im Jahr

zurückgelegt werden können. Den Fritz-

darauf alle anderen Kandidaten hinter sich.

Pölking-Preis erhielt er für eine Serie mit

Er überzeugte die Jury mit der Aufnahme

dem Titel „Wildes Ruhrgebiet“. Keine vorab

eines jungen Fuchses in einem Wald bei

geplante Reihe, sondern eine kluge Zusam-

Dortmund. Gleichzeitig gewann er mit dem

menstellung von Aufnahmen, die nach und

Fritz-Pölking-Preis einen renommierten europäischen Nachwuchs-

nach in der Region entstanden sind. Sie zeigen, was man eher in intak-

wettbewerb. Ohne Studium, ohne Ausbildung, ohne Kurse besucht

ten Landschaften wie dem Schwarzwald oder im Harz suchen würde.

oder entsprechende Bücher gelesen zu haben. Ein paar Tricks konnte

„Anfangs habe ich großen Wert darauf gelegt, genau diesen Effekt zu

er sich bei einem einige Jahre älteren Fotografen aneignen, Kevin

erzielen. Manchmal war das nicht einfach“, erklärt er. „Mittlerweile

Winterhoff aus Hagen, mit dem er noch immer gut befreundet ist.

möchte ich aber ganz bewusst Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur verdeutlichen. Beides zusammengenommen ergibt dann einen

„Technische Details wie ISO oder Blende habe ich im Internet recher-

Kontrast, mit dem ich gern weiter arbeiten würde.“

chiert und dann ausprobiert. Ich kann extrem ehrgeizig sein und mich unglaublich in etwas verbeißen. Ich kann mich zum Beispiel drei Monate lang jeden Tag für acht Stunden vor einen Fuchsbau setzen, ohne

Perspektiven

dass ich denke, dass mir Zeit flöten geht. Ich weiß, das klingt ziemlich

Mit der Fotografie und über Workshops und Sponsoren kann er seinen

verrückt. Aber irgendwann passiert es eben, dass ich ein Bild wie das

Lebensunterhalt derzeit bestreiten. Und neuerdings stehen bei ihm so-

Siegesfoto mache. Das unterscheidet mich wohl von vielen anderen,

gar Menschen vor der Linse. Hochzeitspaare beispielsweise. Das bringt

die auch gern fotografieren. Ausdauer und Hartnäckigkeit, das ist der

mehr als Geld: „Mir gefällt das, auch wenn es nichts mit der Natur zu

Schlüssel. Bei den Füchsen war ich so oft, dass die sich nach und nach

tun hat. Es ist nämlich ein Weg, Techniken auszuprobieren. In der freien

an mich gewöhnt hatten. Die wussten, ich tue ihnen nichts, und ich

Natur ist das nicht immer möglich. Wenn ich freundlich darum bitte,

wusste, die wissen das. Die haben sich schließlich vollkommen normal

grinst ein Mensch beim zehnten Blitzen noch. Ein Fuchs ist nach dem

verhalten und nichts getan, was Füchse normalerweise nicht auch ma-

ersten weg. Man kann einfach keine Absprache mit den Tieren treffen.“

chen würden. Mit einer Ausnahme: Sie ließen mich ohne Tarnkleidung bis auf einen Meter heran. Es ist einfach eine Frage der Zeit.”

Ob er lebenslang als Naturfotograf arbeiten möchte, weiß Hermann Hirsch nicht. Er fühlt sich im Team wohl und könnte sich vorstellen,

14 14

Mensch und Natur

später beim Film zu landen. Außerdem: „Man kann sagen, es läuft im

Auf der anderen Seite kann Hermann Hirsch seine Kamera ohne wei-

und welche Ideen man hat oder umsetzen möchte, kann es durchaus

teres für Wochen aus der Hand legen und mit Freunden in Kneipen,

sein, dass man keine Bilder mehr verkauft. Dann hört es auf, Spaß zu

auf Partys und Konzerte gehen. In dieser Hinsicht macht er nichts, was

machen. Man hat dann nicht nur keinen Beruf mehr und kein Geld,

andere Menschen in seinem Alter nicht auch tun würden. Dann foto-

sondern auch ein wunderschönes Hobby verloren.“

Moment richtig gut. Doch je nachdem, wie sich der Markt entwickelt


„Ich kann mich zum Beispiel drei Monate lang jeden Tag für acht Stunden vor einen Fuchsbau setzen, ohne dass ich denke, dass mir Zeit flöten geht. Ich weiß, das klingt ziemlich verrückt.“

15 15


NEWS

DER KOMMENTAR

Vorratsdatenspeicherung Innerhalb der SPD formiert sich Widerstand gegen den geplanten Gesetzesentwurf zur Vorratsdatenspeicherung, der anlasslosen Speicherung von Internet-Verbindungsdaten. Marco Bülow, Bundestagsabgeordneter der SPD aus Dortmund, ließ in einer Pressemittelung verlautbaren: „Die Vorratsdatenspeicherung greift tief in unsere Grundrechte ein und höhlt den Rechtsstaat aus. Ihre Wirksamkeit ließ sich bisher nicht nachweisen, und die Argumente, die für eine Vorratsdatenspeicherung vorgebracht werden, sind aus meiner Sicht nicht stichhaltig.“ Bülow will seine Kollegen in der Fraktion dazu auffordern, dem Gesetz der Regierung nicht Dortmund, der die zuständigen Gremien aufforderte, sich gegen

Schiffe versenken

die Vorratsdatenspeicherung zu positionieren. Das geplante Gesetz

Von Bastian Pütter | Foto: REUTERS/Marina Militare

zuzustimmen. Bestätigt sieht sich Bülow vom Parteitag der SPD-

könnte allerdings in einem Eilverfahren noch vor der Sommerpause im Bundestag verabschiedet werden.

Ende April huschte eine Meldung durch die Medien: Ein Klaus Rösler war in Berlin mit einem Beutel Marmelade beworfen worden. Leute zu bewerfen ist

Flüchtende in NRW

erst einmal für gar nichts eine Lösung, außerdem spielt man mit Essen nicht. Andererseits war der Vorfall – und so ist das mit symbolischen Handlungen

Die Unterbringung von Menschen, die

– Anlass zu sprechen: über die Person und über den Grund. Rösler ist der deut-

aus Krisengebieten nach Deutschland

sche Direktor der europäischen Grenzschutzbehörde Frontex – des Vereins, der

fliehen, gestaltet sich in NRW weiterhin

uns mit unseren Steuermitteln die Verfolgten und die Armen vom Hals hält.

schwierig. Beim SPD-Unterbezirksparteitag lobte Dortmunds Sozialdezernentin Birgit Zoerner einerseits das große ehrenamtliche Engagement der vielen Unterstützerinnen und Unterstützer, die mit ihrer Arbeit helfen, eine Willkommenskultur in den verschiedenen Einrichtungen zu etablieren. Zoerner bemängelte aber auch

Rösler war bislang der Rekordhalter in Zynismus im Rahmen eines menschenverachtenden Systems. Im Dezember hatte er u.a. die italienische Regierung dazu aufgerufen, Boat-People, die außerhalb der 30-MeilenKüstenzone der EU Notrufe absetzen, nicht mehr zu retten.

die fehlende finanzielle Unterstützung von Seiten des Landes für die

Das war einerseits die unverblümte Aufforderung, Menschen ertrinken

Kommunen. In Bayern und Mecklenburg-Vorpommern werden die

zu lassen und durch unterlassene Hilfeleistung internationales Recht zu

Kosten der Kommunen zu über 90 Prozent vom Land refinanziert,

brechen – das UN-Seerechtsübereinkommen, internationale Abkommen

in NRW werden nur 30 Prozent der Kosten vom Land übernommen.

wie SAR oder SOLAS, das Völkerrecht. Andererseits war es nur eine Bekräf-

Auch die Jusos fanden deutliche Worte zur aktuellen Flüchtlings-

tigung der EU-Entscheidung, von Flüchtlingsrettung auf Grenzsicherung

politik. In einem Antrag forderte Indra Paas, stellvertretende Vor-

umzuschalten. Das Massensterben der letzten Monate im Mittelmeer ist

sitzende der Jusos Dortmund, die Grenzschutzagentur „Frontex“

unmittelbares Ergebnis dieser Entscheidung und verbunden mit dem einge-

abzuschaffen und deren Vergehen strafrechtlich zu verfolgen.

stellten Seenotrettungsprogramm „Mare Nostrum“. Inzwischen sind die Marmeladen-Attentäter wahrscheinlich gar nicht

Globaler Aktionstag gegen TTIP Am 18. April wurde weltweit der internationale „Global Trade Day“ begangen. An über 750 Orten auf fünf Kontinenten protestierten unterschiedliche

16

mehr so sicher, ob der Brotaufstrich richtig verworfen wurde. Was um den 10-Punkte-Plan der EU (s.S.41) in den letzten Wochen alles geäußert wurde – nicht von durchgeknallten Rechtspopulisten im Ringen um mediale Aufmerksamkeit, sondern von bedächtig formulierenden EU-Außen- und Innenministern – macht ratlos.

zivilgesellschaftliche Organisationen im Rahmen verschiedener Ver-

Wenn Thomas de Maizière, immerhin deutscher Innenminister, in den

anstaltungen gegen Freihandelsabkommen wie TTIP, CETA und TISA.

Tagesthemen erläutert, dass die „positiven Erfahrungen“ aus der „Pira-

Auch in Bochum und Dortmund fanden Info-Veranstaltungen in den

tenbekämpfung“ vor Somalia in den Umgang mit Bootsflüchtlingen im

Innenstädten statt, mit dem Ziel, die Freihandels- und Investitions-

Mittelmeer eingehen sollen, dann hat er sich gerade nicht schwer vergrif-

schutzabkommen zu stoppen. Derzeit haben 1,7 Millionen Menschen

fen, sondern er erläutert den Brüsseler Konsens. Wenn sein italienischer

den Aufruf der Europäischen Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA

Amtskollege Angelino Alfanos die Bombardierung von Fischerbooten an der

unterschrieben. „Die geplanten Freihandelsabkommen bilden einen

libyschen Küste fordert, damit in diesen Schleuser nicht irgendwann Flücht-

Angriff auf soziale, rechtliche und ökologische Standards dies- und

linge nach Europa transportieren, dann ist das zwar akut irre, aber eben

jenseits des Atlantiks und gefährden die Demokratie“, sagt Attac-

durchaus die neue europäische Haltung: Die militarisierte Grenzpolitik der

Handelsexperte Roland Süß. Für den 10. Oktober plant ein breites

EU stellt auf Angriff um. Nicht klammheimlich exekutiert im rechtsfreien

zivilgesellschaftliches Bündnis, dem auch Attac angehört, eine große

Frontex-Raum, sondern erklärt von unseren Regierungen, in unserem Na-

Anti-TTIP-Demonstration in Berlin.

men. Den aufgestiegenen Grenzpolizisten Rösler wird es freuen.


RECHT

Drohung mit Schufa-Eintrag

Von Rechtsanwalt René Boyke

Dass es nicht er-

machte von dieser Methode rechtswidrig Ge-

allein aus Furcht vor der Schufa-Eintragung

laubt ist, säumi-

brauch, weshalb es von einer Verbraucherzen-

nachgeben, obwohl sie die Rechnung auf-

ge Schuldner mit

trale wegen Verwendung eines unzulässigen

grund von Einwendungen eigentlich nicht

Schufa-Meldungen

Druckmittels auf Unterlassung verklagt wur-

bezahlen wollten.

einzuschüchtern, hat sich

de. Der Bundesgerichtshof hat dieser Klage

inzwischen auch bei vielen Gläubigern herumgesprochen. Wer dagegen verstößt, muss unter Umständen mit einer Unterlassungsklage des unter Druck gesetzten Schuldners rechnen. Der Grund liegt darin, dass eine Schufa-Meldung einen schweren Eingriff in das Persön-

nun stattgegeben (Az.: I ZR 157/13). So kritisierte der BGH insbesondere die Formulierung des Inkassounternehmens, dass die Gläubigerin verpflichtet sei, die unbestrittene Forderung der Schufa mitzuteilen,

lichkeitsrecht des Betroffenen darstellt.

sofern nicht eine noch durchzuführende

Ein solcher Eingriff ist keinesfalls erlaubt,

etwas anderes ergäbe.

wenn der Schuldner ernstzunehmende Argu-

Interessenabwägung in dem konkreten Fall

mente gegen die Richtigkeit der Forderung

Der BGH entschied, dass bei dieser Formu-

hat. Dennoch üben viele Gläubiger noch

lierung nicht klar sei, dass ein Bestreiten der

immer erheblichen Druck aus, wenn sie an-

Forderung durch den Schuldner selbst bereits

kündigen, unbestrittene Forderungen an

ausreiche, um die Übermittlung an die Schufa

die Schufa melden zu müssen. Auch ein von

zu verhindern. Es bestehe daher die Gefahr,

Vodafone beauftragtes Inkassounternehmen

dass Verbraucher dem Zahlungsverlangen

Schuldner können übrigens einmal pro Jahr unentgeltlich Auskunft von der Schufa über die gespeicherten Daten verlangen.

www.kanzlei-boyke.de

DAS ZITAT

Der 10-Punkte-Plan ist nach dem Sterbebegleitungsprogramm Triton eine Art Friedhofsordnung für die Ränder des Mittelmeers.“ Pro Asyl zum neuen EU-Konzept zur Abwe ndung von Flüchtlingskatastrophen

DAS FOTO

Ende einer Ära: Anwohner und ehemalige Opelaner beobachten den Abriss des Bochumer Opel-Werks. Foto: Daniel Sadrowski 17


REPORTAGE

Eine Fahrradschnellstraße von Duisburg bis Hamm Seit einigen Jahren wird in Betracht gezogen, die verkehrstechnische Infrastruktur im Revier um eine komfortable Ost-West-Verbindung für Radfahrer zu erweitern. Von Duisburg über Bochum und Dortmund bis Hamm führend, soll sie nicht nur Freizeitradler ansprechen, sondern Pendlern als Alternative auf dem Weg zur Arbeit dienen. Ende März hat der Regionalverband Ruhr (RVR) eine entsprechende Machbarkeitsstudie vorgestellt. Über den Stand der Planung sprachen wir mit Lorenz Redicker vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Dortmund-Unna. Von Wolfgang Kienast | Foto: Sabrina Richmann Grafiken: Regionalverband Ruhr

Links: Lorenz Redicker vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Dortmund-Unna.

18


Machbarschaftlich D

as Überleben der deutschen Wirtschaft

Der Straßenausbau im Ruhrgebiet ist aber

Auf- und Ausfahrten, also die Möglichkeit,

hängt einzig an der Autoindustrie. Das

vielerorts an den Grenzen des Denkbaren

zügig und einigermaßen umweglos von A

Mantra steckt in der Gebetsmühle, und selbi-

angelangt. Wer die Situation an der A40

nach B zu gelangen. Deswegen ist manchmal

ge wird von einem Heer an Lobbyisten fleißig

kennt, weiß das. Weil der ÖPNV ebenfalls

von einer Fahrradautobahn die Rede. „Ein

gedreht – unabhängig davon, ob allgemein

nicht beliebig zu erweitern ist, möchte man

merkwürdiger Begriff“, meint Herr Redicker,

die Chancen als Innovations- und Investiti-

jetzt versuchen, einen Teil des Verkehrsauf-

„aber man weiß, was gemeint ist.“

onsstandort beschworen werden sollen oder

kommens in Richtung Rad zu verlagern. Das

ob bei internationalen Verhandlungen der

schafft wieder Platz auf den Straßen, auch

Laut der Machbarkeitsstudie des RVR könn-

zukünftige CO2-Ausstoß verhandelt wird.

für den Güterverkehr, bei dem man damit

te der RS1 bis zum Jahr 2020 fertiggestellt

Um so erstaunlicher, dass die Idee zu einem

rechnet, dass er weiterhin zunimmt.“

sein. Die veranschlagten Gesamtkosten

Radschnellweg Ruhr – es wäre der erste sei-

würden sich bei zirka 183,7 Millionen Euro

ner Art in Deutschland – nicht im alternati-

In den Naherholungsgebieten der Region

bewegen. Der Kosten-Nutzen-Faktor, ein

ven Milieu, sondern in dezidiert ökonomisch

steht Freizeitradlern ein gut ausgebautes

planerischer Wert, bei welchem sämtli-

ausgerichteten Kreisen geboren wurde: im

Netz an Wegen zur Verfügung. Bei inner-

che Kosten in Relation zum erwartbaren

Rahmen einer Tagung der Wirtschaftsförde-

städtischen Strecken sowie den direkten Ver-

Nutzen gesetzt werden (darunter finden

rung Metropole Ruhr.

bindungen benachbarter Zentren sieht das

sich Aspekte wie die CO2-Einsparung oder

freilich anders aus. Der besagte Radschnell-

Entlastungen im Gesundheitssystem), fällt

Keine Kreuzungen, keine Ampeln

weg, kurz RS1 genannt, soll Abhilfe schaffen,

bei dem Projekt überdurchschnittlich gut

indem er Radfahrern autobahnähnliche

aus. Er wird mit 4,8 beziffert, beim Neubau

„Das ist nur auf den ersten Blick ein Wi-

Bedingungen bietet: keine Kreuzungen,

von Straßen für den Autoverkehr wird

derspruch“, erklärt Lorenz Redicker. „Was

keine Ampeln, stattdessen Tunnel, Brücken,

gelegentlich sogar der prinzipiell geltende

den Verkehr betrifft, ist die Wirtschaft vor

Mindestwert von 1,0 unterschritten.

allem daran interessiert, dass er reibungslos läuft. Offenbar gibt es die Erkenntnis, dass das beim Auto nicht unbedingt der Fall ist.

19


REPORTAGE

Es gibt weitere interessante Zahlen. Der VCD hat errechnet, dass die Bevölkerung in Deutschland zwar zehn Prozent der Wege per Rad zurücklegt, aber nur eine Summe, die bei etwa zwei Prozent der insgesamt für Autostraßen getätigten Ausgaben liegt, ins Radwegnetz investiert wird. Kopenhagen, die Hauptstadt Dänemarks, stellt jährlich zwanzig Euro pro Einwohner für ihr Netz inklusive Fahrradschnellstaßen zur Verfügung, Berlin nicht einmal einen Euro für seine Radwege. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Gegenwind aus Dortmund „Ich glaube nicht, dass der RS1 bis 2020 fertig ist“, sagt Herr Redicker. „Auch, wenn die Studie sagt, dass es sich lohnen würde. Stand der Dinge ist, dass der RVR jetzt über das Ruhrparlament die betreffenden Kommunen aufgefordert hat, sich möglichst im Rahmen ihrer nächsten Stadtratssitzung mit dem Thema zu beschäftigen. Mehr Kompetenz hat der RVR nicht. Er kann eine Idee in die Welt setzen, was danach passiert, liegt in der Hand der einzelnen Städte. Wenn ich mich nicht täusche, gibt es bislang (Stand Mitte April) noch von keinem Stadtrat eine konkrete Zusage. Aus einigen Kommunen sind positive Signale zu hören, in Dortmund tut man sich schwer. Gegenwind bläst da vor allem aus der CDU-Fraktion.“ Man muss allerdings berücksichtigen, dass die Situation in Dortmund in mancherlei Hinsicht tatsächlich schwieriger ist als in Duisburg, Mühlheim oder Essen. Die westlichen Ruhrge-

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bietsstädte können bei der geplanten Schnell-

ein sukzessiver Aus- und Weiterbau, wie man

der Vorsprung des Autos ist selbst bei zwanzig

straße auf stillgelegte Trassen der Rheinischen

es von Autobahnen und Bundesstraßen kennt,

Kilometern erstaunlich gering. Eine attraktive

Eisenbahn zurückgreifen. Über derart günstig

ein strategisches Vorgehen, um bei späteren

Infrastruktur vorausgesetzt, rechnen die UBA-

brachliegende Dämme verfügt Dortmund

Verhandlungen Druck ausüben zu können.

Forscher mit einem Verlagerungspotential von

nicht, müsste aber sehr wahrscheinlich Geld

Wenn bereits angebundene Kommunen mit

fünfzig Prozent in Richtung dieser elektrisch

für den Bau von Brücken bereitstellen; stark

belegbaren Zahlen den positiven Effekt des

unterstützen Zweiräder.

frequentierte Fahrbahnen wie Ruhrallee oder

RS1 für die Infrastruktur herausstellen und

Hohe Straße sind zu queren. Die CDU-Fraktion

öffentlich fragen, warum an der Ortsgrenze

Wer im Gegensatz zu einigen Politikern offen-

betrachtet den RS1 vor diesem Hintergrund

Schicht sein soll, wird es schwierig, als Nachbar

sichtlich nicht mehr überzeugt werden muss,

als unnötiges Leuchtturmprojekt und weist

in einer Verweigerungshaltung zu verharren.

ist die Bevölkerung. Laut einer repräsentativen

darauf hin, dass an anderen Stellen dringen-

Dann werden bestehende Lücken geschlossen.

Umfrage – sie wurde nicht von Radlobbyisten,

der investiert werden müsse.

sondern von Bundesumweltministerin Barbara Nicht nur der VCD ist überzeugt, dass das

Hendricks in Auftrag gegeben – wünschen sich

„Aber das ist kein stichhaltiges Argument“, sagt

Fahrrad zukünftig eine noch größere Rolle im

82 Prozent der Deutschen weniger Autos in den

Redicker. „Wir können mit hoher Wahrschein-

Rahmen der alltäglichen Mobilität spielen wird.

Städten und erwarten, dass sich ihre Kommunen

lichkeit davon ausgehen, dass der RS1 mit exter-

Verkehrsteilnehmer denken pragmatisch und

stärker an den Bedürfnissen von Fußgängern,

nen Mitteln gefördert wird. Auf die verzichtet

Radfahren ist nicht nur preiswert, umweltscho-

Radfahrern und ÖPNV-Nutzern orientieren. Bei

aber, wer sich von vornherein verweigert. Der

nend und gesund, man kommt vergleichsweise

den 14- bis 17-Jährigen sind es 92 Prozent. Diese

Oberbürgermeister aus Hamm, im übrigen Mit-

zügig voran. Das Umweltbundesamt (UBA)

Umfrageergebnisse wurden Anfang April vorge-

glied der CDU, hat bereits gesagt: ,Wenn Dort-

hat errechnet, dass man bei Entfernungen von

stellt. Am Beispiel des RS1 könnte sich zeigen, ob

mund nicht will, bauen wir den Radschnellweg

bis zu fünf Kilometern radelnd meist schnel-

die Wünsche ernst genommen werden.

eben um Dortmund herum.‘ Man sollte auch

ler ans Ziel kommt als per Auto. Mit Pedelecs

nicht vergessen, dass eine attraktive Strecke

erhöht sich die Distanz auf zehn Kilometer,

Infos: www.rs1.ruhr

innerhalb der City dem Radverkehr insgesamt einen ordentlichen Schub verleihen würde. Wie das aussehen kann, zeigt der Ruhrtalweg im Sauerland. Im Stadtgebiet von Arnsberg befördert er mittlerweile einen beachtlichen Teil des Alltagsverkehrs. Eigentlich bin ich optimistisch, dass am Ende auch im Rat der Stadt Dortmund die Vernunft siegen wird.”

Schneller als mit dem Auto Vermutlich werden 2020 einzelne Teilstrecken des Weges für den Verkehr freigegeben sein,

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21


KULTUR

Malen mit Mission Beunruhigend, verstörend und mit kräftigen Farben erzählen die Bilder von Franz Ott Geschichten in einer Art „phantastischem Realismus“: Politisch-Aktuelles, Sozialkritisches, Eigenes. Er ist nicht der Maler, der einem das Bild zum Sofa macht. Im Gegenteil: Gemütlich sollen seine Bilder nicht sein, sondern seine Möglichkeit, die Welt zu verändern. Von Antje Mosebach | Foto: Sabrina Richmann

In einem kleinen Hinterhof in der Dortmunder

zwischen Straße und Wohnung. Ich bin froh, dass

Nordstadt hat Franz Ott ein kleines Atelier, im

ich das überlebt habe.“ Er versuchte selbst, sich

Haus der „Kunstdomäne“ an der Schillerstraße,

aus der Drogenspirale zu ziehen, fast sechs Jahre

in der noch sechs weitere Künstler schaffen. „Hier

blieb er clean, bevor er wieder rückfällig wurde.

habe ich ein Ventil und meine Aufgabe in der Welt“. Solange er damit gegen Ungerechtigkeit, Krieg, (Umwelt-) Zerstörung, Krankheit oder Kirchenmächte ankämpfen kann, hat sein Leben einen Sinn, lächelt er. „Ich habe schon immer versucht, die Welt zu verbessern“. Und dabei lässt er sich „den Mund nicht verbieten“. Das wirkt bei ihm weder verbissen noch dogmatisch: Er hat einfach den Glauben an das Leben trotz seiner eigenen harten Geschichte nicht verloren.

Urteil auf Bewährung. Er kam zur DiakonieWerkstatt „passgenau“, wo er alte Möbel „pimpen“ konnte: „Es war ein richtiges Glücksgefühl; endlich war ich wieder ans Arbeiten gekommen, ein richtiger Traumjob“, ist er heute noch begeistert. Selbst OB Sierau sei zur Besichtigung gekommen: „Ich war der Vorzeige-Langzeitarbeitslose“, schmunzelt er. In der Zeit entdeckte er das alte Haus im Hinterhof, das später unter den Fitti-

1953 wird Franz Ott als das jüngste von fünf

chen der Künstlerinnen Rita-Maria Schwalgin

Brüdern in Koblenz geboren. An seine Kindheit

und Anette Göke zu einem wunderschön reno-

hat er aber keine Erinnerung, sagt er. Verdrängt?

vierten Atelierhaus wurde. Hier malt er, macht

Ott zuckt die Schultern. Mit 15, 16 Jahren fliegt

Jugendkunstprojekte und erstellt ein Archiv zu

er von der Schule und zieht zu seinem ältesten

Kunstdomäne und Nordstadt. Die restliche Zeit

Bruder nach Essen. Dort macht er eine Lehre zum

kümmert er sich um seine schwerkranke Frau –

Schriftsetzer und studiert danach Grafik-Design

und seine eigene Gesundheit, bei der das Leben

in Dortmund. Die Abschlussarbeit ist schon weg-

tiefe Spuren zurückgelassen hat.

weisend: Er macht Illustrationen zu Gedichten gegen den Krieg. Das war Ende der 70er Jahre.

Mal eben hingucken, das geht bei seinen Bilder kaum. Genau das beabsichtigt der 61-jährige

Im Deutschen Haus in Lütgendortmund, dort, wo

„Meistermaler“, wie sich Franz Ott schmun-

Franz Ott macht mit bei den

heute das Musiktheater „Piano“ residiert, lebte

zelnd selbst bezeichnet. Er möchte, dass sich

„Offenen Nordstadtateliers“:

und arbeitete Franz Ott in einer Atelier-WG. In

die Menschen beim Betrachten Zeit lassen, die

71 Künstler und Künstlerinnen

dieser Zeit häuften sich die Probleme des jungen

Details wahrnehmen, die Themen, die Zitate

zeigen am 13. und 14. Juni 2015

Künstlers, „ich hatte einen psychischen Ein-

alter Meister und lokalen Bezüge. „Eigentlich

bruch“, beschreibt er. Es folgten Alkohol und Dro-

laufen da kleine Filme ab“, meint Franz Ott. Und

gen. „Innerhalb von 10 – 15 Jahren bin ich immer

lässt man sich darauf ein, ist es „wie eine Reise

tiefer gesackt, lebte teils auf der Platte, immer

durch meine Gedanken“.

an 17 Standorten ihre Werke. offenenordstadtateliers.de franzott.jimdo.com

22

Der Schnitt kam durch eine Gerichtsverhandlung,


POLITIK

WILDE KRÄUTER

Blackbox NSU

GUNDERMANN

von Wolfgang Kienast

Von Bastian Pütter | Foto: Correctiv

Gemeinsam mit dem Journalisten-Blog Ruhrbarone und dem Recherchebüro „CORRECT!V“ lädt bodo am 21. Mai um 20 Uhr ins Institut des Schauspiels Dortmund. In der Reihe „Blackbox“, in der wir bisher

Dem Mai wird nachgesagt, er mache

darf das selbstverständlich testen. Allen

alles neu. Eine Weisheit, die sich nicht

anderen rate ich, mit den herbwürzigen

unbedingt aus, sagen wir mal, der

Aromen dieser Pflanze nur bis in den

Gerechtig- und Durchlässigkeit im

Juni hinein zu planen, sie auf der ande-

bundesdeutschen Bildungssystem

ren Seite aber keinesfalls zu ignorieren.

ablesen lässt. Oder am geschlechtsspe-

Allein, weil die jungen Blätter einen

zifischen Machtgefälle. Der Erfinder

interessanten Kontrast zum feinen, süß-

des Sprichworts wird sich an zyklischen

lichen Geschmack ihrer blauen Blüten

Abläufen bei Mutter Natur orientiert

bilden. Diese krautinterne Konstellation

haben. Draußen grünt es auch in diesem

darf man sich jetzt einfach nicht entge-

zwei Veranstaltungen mit Geflüchteten

Jahr. „Das Tragen grüner Kleidung war

hen lassen. Von ihr profitiert beispiels-

zu den Themen Flucht und Abschiebung

ein heidnischer Frühlingsbrauch, der

weise die folgende Gundermann-Creme,

organisiert haben, geht es diesmal um

im christlichen Europa besonders im

die jedes Picknick bereichern dürfte.

die Rechtsterroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) und um

Mai lange populär war. Als eine Art von Nachahmungszauber sollte das Tragen

REZEPT

den Prozess gegen Beate Zschäpe und vier

grüner Kleidung die Mutter Erde dazu

Eine Handvoll Gundermannblätter fein

mutmaßliche Unterstützer.

ermuntern, sich mit dem Grün reich

hacken und anschließend mit 500g

sprießender Getreideähren zu bede-

Joghurt, 250g Pellkartoffeln sowie 2 EL

cken“, steht im Lexikon „Das geheime

Olivenöl im Mixer zu einer Creme verar-

Wissen der Frauen“, welches ich mir

beiten. Mit Salz und schwarzem Pfeffer

nicht ausgedacht habe; das Buch gibt es

abschmecken und einigen Gunder-

tatsächlich, ich schaue da immer wieder

mannblüten garnieren.

und sehr gern hinein.

Am 4. April 2006 wurde Mehmet Kubasik in Dortmund ermordet. Wir werden nun mit den Anwälten seiner Angehörigen sprechen: mit Antonia von der Behrens und Carsten Ilius von der Berliner Anwaltsgemeinschaft Kottbusser Damm.

Wenn man ihn einmal als solchen

Wir wollen wissen, wie der Prozess gegen

In diesem Zusammenhang finde ich es

wahrgenommen hat, ist Gundermann

die Mörder des NSU in München läuft. Die

ein wenig schade, dass ich nicht über

schwerlich mit anderen Pflanzen zu

Anwälte erklären, was dort im Gerichtssaal

die Gunderfrau schreiben kann, der

verwechseln. Das Kraut aus der Familie

aufgedeckt werden kann und was nicht. Sie

heidnischen Frühlingsrituale wegen,

der Lippenblütengewächse liebt feuchte

werden zum Schweigen von Beate Zschäpe

da spielten Exemplare der Gattung

Böden unter Gebüsch und Hecken. Die

sprechen und berichten, was sich hinter

als Heil- und Zauberkraut eine große

herzförmigen Blätter sind am Rand ge-

den vielen Beweisanträgen verbirgt. Fragen

Rolle, wie der mannigfache, regional

kerbt und erscheinen gegenständig am

der Zuhörer sind ausdrücklich erwünscht.

ausgesprochen vielfältige Aberglaube

oft flach am Boden kriechenden Stängel.

rund um den Gundermann zeigt. Wobei

Einstmals kannte ihn vermutlich jeder-

die Sache mit dem Frühling merkwürdig

mann, doch die Zeiten, in denen er sich

ist: Die Pflanze ist winterhart und also

großer Popularität erfreute, sind vorbei.

immergrün.

Damit sind im Übrigen einige höchst

Leider werden die Blätter über den Sommer derart bitter, dass man alsdann in der Küche kaum noch Freude an ihnen hat. Früher einmal, bevor der Hopfen durchgesetzt wurde – „von oben“, aber das ist eine andere Geschichte – nutzte man die kräftigen Bitterstoffe des Gundermanns gelegentlich beim Brauen. Wer sein eigenes Bier machen möchte,

interessante Bräuche in Vergessenheit geraten. Kelten zum Beispiel tanzten, bekränzt mit Gundermann und Eisenkraut, während der Sommersonnenwende „nur in die vier Winde gekleidet“ um ein loderndes Feuer.

Die Moderation übernimmt David Schraven (Foto), Redaktionsleiter des Recherchebüros „CORRECT!V“ (Berlin, Essen) und Autor des Buchs „Weisse Wölfe“ (bodo 03.15), das Recherchen zu einer weiteren rechten Terrorzelle im Ruhrgebiet in der ungewöhnlichen Form einer grafischen Reportage präsentiert. Zurzeit ist „Weisse Wölfe“ als Ausstellung im Foyer des Schauspielhauses zu sehen. Schauspiel Dortmund, Institut Blackbox NSU 1 – Was läuft beim NSU-Prozess in München? 21. Mai, 20 Uhr, Eintritt frei 23


VERANSTALTUNGEN 05 | 15 FR 01 | 05 | 15 Tiere | Tag des Wolfes Unter dem Motto „Willkommen Wolf“ informiert der Tierpark Bochum zusammen mit dem NABU über die erwarteten „Rückkehrer“. Neben

20.05. | Selig | FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten 21. – 30.05. | Welcome to Karastan endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten

einem Informationsstand und Bastelaktionen

24.05. | Pollerwiesen Festival 2015

wartet ab 15 Uhr auch ein Vortrag auf die Besu-

Revierpark Wischlingen, Dortmund | 2 x 2 Karten

cher. Referent Thomas Pusch spricht hier über die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland. Tierpark, Bochum, 14 Uhr Film | Pepe Mujica – Der Präsident In den 70ern war er Guerilla-Kämpfer, saß lange in den Foltergefängnissen der Diktatur, setzte nach der Freilassung 1985 sein politisches Engagement fort – und wurde 2009 als Kandidat

28.05. | Dave Davis | Bahnhof Langendreer, Bochum | 1 x 2 Karten 29.05. | Klangvokal Musikfestival Dortmund: The Soul of Armenia St. Marienkirche, Dortmund | 2 x 2 Karten 29.05. | Afro Ruhr Festival: Mbongwana Star | Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund | 2 x 2 Karten

des Linksbündnisses Frente Amplio zum Präsi-

Mitmachen und Karten gewinnen:

denten von Uruguay gewählt. Specognas Film

Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuz-

„Pepe Mujica“ ist das Mut machende Porträt ei-

worträtsel und Ihren Wunschgewinn mit Name,

nes außergewöhnlichen Menschen, der mit sei-

Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an

nem ganzen Leben, seiner Haltung und seinen

redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte

Visionen zeigt, dass es auch anders geht.

an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund.

Kino im U, Dortmund, 20 Uhr, auch 03.05., 18 Uhr Festival | 5 Jahre Rotunde Ein alter Bahnhof – 5 Jahre und jede Menge tolle Eindrücke und Erfahrungen. Die Rotunde in Bochum lässt die letzten fünf Jahre Revue passieren und gönnt sich zur Feier des Tages ein kleines Geburtstagsfestival mit Konzerten, Poetry Slam, Partys u.v.m., das bereits am 30.4. startet. Das komplette Programm gibt es unter www.rotunde-bochum.com. Rotunde, BO, 17 Uhr, auch 2.5., 21 Uhr & 3.5., 20 Uhr

SA 02 | 05 | 15 Theater | Mordart Hier wird live auf der Thealozzi-Bühne gestorben. Wer war das Opfer und wem nutzt sein Tod? Und wie wird sich der Inspektor heute schlagen? Fest stehen bis zum Beginn der Show nur folgende Dinge: Vier Schauspieler in mindestens acht Rollen, ein Kommissar, zwei Spurensicherer, Martin, ein Opfer und drei Verdächtige. Thealozzi, Bochum, 20 Uhr Musik | Blint & Plain Bei Blint & Plain verbindet sich jeder Loop mit dem Pattern eines anderen Sub-Genres, jeder Bass zieht seine Linien, die sich wiederum mit Chords 24

BODO VERLOSUNGEN


2. Freitag

Sportreporter, ARD-Moderator und

Jetzt hat er eine Jugendbuchreihe he-

ist, ob du es willst“ – hilfreich auch für

Sachbuchautor – Peter Großmann ist

rausgebracht, die sich, natürlich, auch

das reale Leben, egal, ob Alltag oder

allen Sportbegeisterten ein Begriff,

um Sport dreht. Aber nicht nur. In den

Sport. Dazu kann Peter Großmann aus

der Mann, der seit fast 20 Jahren früh-

Geschichten über die Mädchenfuß-

seinem vollen sportlichen Erfahrungs-

morgens im ARD-Morgenmagazin

ballmannschaft „Fortuna Girls“ um die

schatz einiges beisteuern. Ein span-

über die aktuellsten Sportereignis-

12-jährige Felicitas geht es um Gefühle

nender Abend für alle Generationen.

se berichtet und u.a. für „Sport im

und Freundschaften – wie sie entste-

Westen“ seine Reportagen lieferte.

hen, was sie aushalten müssen und

Der Eintritt ist frei.

Andere kennen ihn noch als Sänger

wie wichtig es ist, auch mit Jungs zu

Spenden kommen den Beratungs-

bodo Buchladen

der Dortmunder „Strandjungs“, mit

spielen. Bei all ihren Aktionen handeln

angeboten von bodo zugute.

Schwanenwall 36 – 38, Dortmund

denen er in den 80er und 90er Jahren

die Mädchen frei nach der Devise: „Die

erfolgreich durch die Lande tourte.

Frage ist nicht, ob du kannst, die Frage

Peter Großmann

Fr. 08.05. | 19.30 Uhr

Film | Cinema Couture II – The September Issue

und Flächen eines anderen Klang-Raumes kreu-

turprojekt mit Bildungsauftrag. Daher wurde

zen. So formt sich ein Netz aus Sound, an dessen

im letzten Jahr die „Bierakademie“ ins Leben

Der Film dokumentiert die Dramen hinter den Ku-

Eckpunkten Wörter wie Ambient, Dub oder De-

gerufen. Unter Anleitung des Braumeisters

lissen rund um die Fertigstellung der September-

troit aufscheinen, um sofort wieder im puren Ge-

Gerd Ruhmann treffen sich seither einmal im

ausgabe der „Vogue“, traditionell das Flagschiff

nuss des Hörens zu versinken. Der Eintritt ist frei.

Monat Interessierte und Hobbybrauer, um bei

der Zeitschrift und ein Ereignis in der Modewelt.

Goldkante, Bochum, 21 Uhr

lockerer Vorlesung und ernsthafter Verkostung

Vor allem aber dreht sich die Doku um das kom-

Aufschlussreiches und Tiefergehendes über die

plizierte, aber hochunterhaltsame Verhältnis

Welt der Biere zu erfahren. Im Mai ist Fritz Wül-

zwischen Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour

fing von Ale-Mania zu Gast.

und Creative Director Grace Coddington, das

Trinkhalle, Bochum, 19 Uhr

trotz steten Kampfs auch von der Hingabe beider

MO 04 | 05 | 15 Film | KinderWagenKino

Protagonistinnen zu ihrer Zeitschrift geprägt ist.

KiWaKi ist ein NRW-weit einzigartiges Angebot, dass sich speziell an Eltern wendet, die im Kino aktuelle Filmkunst erleben und gleichzeitig auf ihre Kleinsten (Babies bis max. 12 Monate) aufpassen

DO 07 | 05 | 15 Comedy | Alain Frei – „Neutral war gestern“

Im Rahmen des popkulturellen Austauschprogramms mit dem endstation.kino. Goldkante, Bochum, 20 Uhr

möchten: mit mehr Licht und weniger Ton im Saal,

Mit viel Charme und dem Blick für das Absur-

Krabbeldecke, Wickeltisch und natürlich Stellplät-

de erzählt er über die Tücken als Schweizer in

zen für den Kinderwagen. Der Film wird vom Pub-

Deutschland, die Generation Facebook, Kiffen,

Ihre explosive, stets groovende und ethnisch

likum aus dem aktuellen Programm ausgewählt.

überfürsorgliche Mütter und hoffnungslose

eingefärbte Mischung der Musikstile hat viele

sweetSixteen Kino, Dortmund, 10.30 Uhr

Dates. Alain Freis Themen sind frisch, modern

andere Künstler tief beeinflusst – weltweit. Und

und ohne Tabus. Er ist so vielseitig wie ein

so gelten Incognito als 12-köpfige Großformation

DI 05 | 05 | 15

Schweizertaschenmesser und am Ende des

nach über 35-jährigem Schaffen durchaus als ein

Abends stellt man sich unweigerlich die Frage:

globales Musik-Phänomen, das immer noch sei-

Mischmasch | Bierakademie

„Ist das wirklich ein Schweizer?“ Natürlich ist er

nesgleichen sucht. Und das nicht erst seit ihrem

Die Trinkhalle ist nicht nur eine Craft-Beer-Bar

das – die neue Generation Schweiz.

unumstrittenen Welthit „Always there“.

– sie versteht sich ebenso als Kunst- und Kul-

Werkstadt, Witten, 20 Uhr

domicil, Dortmund, 20 Uhr

Musik | Incognito

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25


VERANSTALTUNGEN MAI 2015

FR 08 | 05 | 15 Musik | Harpen Folk Festival 2015

bitterter Kampf entbrennt, in den Marc auch den

den Musikern unter die Arme. Im Laufe seines

gemeinsamen Freund Yvan hineinzuziehen ver-

gleichnamigen Konzertabends stellt er seinem

sucht. Der aber mag sich nicht entscheiden müs-

Publikum mit Roger Stein, Dominik Plangger,

Das 1. Harpener Folk Festival präsentiert viele

sen. Ist die Freundschaft der drei noch zu retten?

Prinz Chaos II. und Cynthia Nickschas begabte

Künstler aus verschiedenen traditionellen und

prinz regent theater, BO 20 Uhr, auch 30.05.

Nachwuchskünstler des Labels vor und bietet den

zeitgenössischen Stilen der Folkmusik. Das breite Spektrum der Darbietungen soll die Vielfalt dieser Musik zeigen, die fast ausschließlich auf

jungen Liedermachern so die Möglichkeit, sich ei-

SO 10 | 05 | 15

akustischen Instrumenten gespielt wird und

Kindertheater | Theater Turbine

seine Wurzeln in der Hausmusik hat. Mit dabei

„Spuky-Maus geht in die Luft“

ve großem Finale gemeinsam mit dem Gastgeber. Schauspielhaus, Bochum, 20 Uhr

sind Ape&Feuerstein, Steve Crawford, Green

Was macht die freche Spuky-Maus, als sie oben

Lesung und Musik | Die Eaps

Pack, Murat Kayi Band, Full House, Die Feuer-

auf der Wäscheleine was verlockend Gelbes ent-

Elvis‘ geheimes Tagebuch

steins und Neil Grant.

deckt? Natürlich nix wie raufklettern, denn das

Was hat Elvis mit Fidel zu tun? Und warum

Amtshaus Harpen, Bochum, 19 Uhr

kann doch nur Käse sein. Von wegen – schon

schüttelt er Nixon die Hand? Wie war das, als

plumpst Spuky mitten hinein in ein außerge-

Priscilla ihn verlassen hat? Was für ein Ver-

wöhnliches Abenteuer. Da flattert die Krawat-

hältnis hatte er zu seiner Mutter? Und wer

tenfliege, die Handschuhspinne schleicht sich an,

weiß, was Elvis eigentlich noch so alles getrie-

SA 09 | 05 | 15 Theater | „Kunst“

Plumpshosen werden zur Mausefalle und dann

ben hat? Die Eaps aus Hamburg haben das Ta-

Der erfolgreiche Dermatologe Serge hat sich ein

taucht auch noch der hinterlistige Ringelschal auf.

gebuch des King. In den von ihnen gewählten

Bild gekauft: ein weißes Ölgemälde mit weißen

Ein spannendes Abenteuer für Kinder ab 3 Jahren.

Kapiteln geht es um scheinbar banale Brief-

Streifen, für 200.000. Serges Freund Marc findet

Fletch Bizzel, Dortmund, 11 Uhr

freundschaften, um die Mutter, aber immer

das teure Bild ganz einfach „scheiße“ – und fühlt sich durch den Kauf in seinen Wertvorstellungen, die er für gemeinsame hielt, angegriffen. Ein er-

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auch um den Teufel ‚Business‘. Die Eaps kreMusik | Johanna Borchert

der unterschiedlichen Perioden.

demonstriert die Berliner Sängerin und Pianistin

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

Johanna Borchert. „Schneeweiss & Rosenrot“ und „Little Red Suitcase“ heißen zwei weitere ProjekJazz-Szene erregte. Inzwischen veröffentlichte

unsere nächsten veranstaltungen: 06.05.15 um 20.00 uhr comiclesung christiane pieper „landei“ und verlagsvorstellung edition moderne aus zürich 20.05.15 um 20.00 uhr lesung und gespräch carsten knop „gescheiterte titanen – welche neuen manager unsere welt braucht“

Album unter eigenem Namen, mit dem sie un-

Rhythm‘n‘Blues und Rockabilly mit einem Hauch

längst für den „Echo Jazz 2015“ nominiert wurde.

Punkrock – so klingt ihre Musik zwar wild, bleibt

Flottmann-Hallen, Herne, 19 Uhr

aber sehr tanzbar. Im Zentrum des BoomChuckSounds steht das Gitarrenspiel von Johnny Mc-

MI 13 | 05 | 15 Party | Ska im Westend – Warm-up-Party Am 13.05. startet die 18. Episode der Partyreihe

montag–freitag 9 –19 uhr samstag 9 –16 uhr

im web. der neue onlineshop. www.transfer-dortmund.de info@transfer-dortmund.de montag–sonntag 0 –24 uhr

Leod, der mit seinen heißen Riffs und melodischen Soli sonst auch die Zuschauer der Rotten Roll Company begeistert. Der Eintritt ist frei. subrosa, Dortmund, 20 Uhr

„Tighten up ... down at the harbour“ auf dem

„Ska im Westend“ im Rahmen des Westpark-

tel. 0231.286 58 39-0 fax 0231.286 58 39-9

Musik | Johnny & The Boom Chucks Johnny & The Boom Chucks stehen für Rock‘n‘Roll,

Anlass ist das einen Tag später stattfindende

an der schlanken mathilde 3 44263 dortmund

FR 15 | 05 | 15

die Künstlerin mit „FM Biography“ ihr erstes

Partyschiff Herr Walter im Dortmunder Hafen.

in hörde. seit 2011.

denzen dabei die jeweiligen Auszüge in Songs

Wie man Pop und Avantgarde zusammen bringt,

te, mit denen sie international Aufsehen in der

26

nem größeren Publikum zu präsentieren – inklusi-

SA 16 | 05 | 15 Jugendtheater | Asche unter meinen Docs

festes. Die Reise geht über weite Strecken in die

Eine Theater- und Textperformance zum Struk-

60er zu den Ursprüngen des Ska, Early Reggae

turwandel am Phoenixgelände Dortmund, aus

und Rocksteady, gemischt mit etwas Northern

der biografischen Sicht der sogenannten Gene-

Soul, R’n’B, Beat, Two Tone und 3rd-Wave-Ska. An

ration Y. Wovon haben sie die Schnauze voll? Was

den Plattentellern stehen an diesem Abend die

wünschen sie sich? Was suchen sie? Was bewegt

Resident-DJs Dr. Jakyll & Jean-Claude van Tamm.

sie und was haben sie für sich gefunden? Die Ant-

Herr Walter, Dortmund, 22 Uhr

worten auf diese Fragen präsentieren die jungen Industriegebietskinder in einer sehr wahrhafti-

DO 14 | 05 | 15 Musik | Konstantin Wecker – „Sturm und Klang“

gen, authentischen und mutigen Art und Weise. Ein Projekt mit Schülern der Marie-Reinders-Realschule im Rahmen von „Industriegebietskinder“.

Mit dem Label „Sturm und Klang“ greift Konsta-

KJT in der Sckellstraße, Dortmund, 19 Uhr,

tin Wecker seit Herbst 2013 jungen aufstreben-

Premiere am 15.05.


BODO-TIPP

Soziale Stadtführung

„Und hier können wir mal duschen,

Führung mit einem unserer bodo-

All diese Fragen werden von unserem

dort übernachten, und Kleidung gibt

Verkäufer quer durch die Innenstäd-

Stadtführerteam mit vielen Fakten,

es eine Ecke weiter…“ – eine Stadttour

te von Dortmund und Bochum beein-

aber auch aus ganz persönlichen Er-

mal ganz anders, dann, wenn Men-

druckend. Denn hätten Sie gewusst,

fahrungen beantwortet.

schen ohne Wohnung Ihnen „ihre“

wo sich wohnungslose Menschen

Stadt zeigen, den Blick auf Orte len-

aufhalten können? Wo ihnen Hilfe

Wer neugierig geworden ist auf un-

ken, an denen man sonst vorbeiläuft.

angeboten wird und wer hinter den

sere Soziale Stadtführung und den

Angeboten steht? Wie die Selbsthil-

Spuren von Menschen ohne Woh-

Sa. 09.05. Dortmund

Unsere Soziale Stadtführung ver-

fenetze funktionieren und wie ein

nung folgen möchte, kann sich unter

Schwanenwall 36 – 38 | 11 Uhr

spricht einen spannenden Perspek-

Tagesablauf in der Stadt überhaupt

der Rufnummer Tel. 0231 – 950 9780

Sa. 16.05. Bochum

tivenwechsel. Selbst für „Ureinwoh-

aussieht, wenn es keine eigene Rück-

anmelden.

Stühmeyerstraße 33 | 11 Uhr

ner“ ist die knapp zweistündige

zugsmöglichkeit gibt?

Musik | Katrins Gitarre

schmieren und feucht schlabbrige Kakaoküsse

Sekunden Pannen, Patzer und Peinlichkeiten hat

Es hat eine Zeit gedauert, aber es hat sich auch ge-

hinausgeht. Aber wann? Und wo? Und vor allem:

die Comedy-Redaktion von 1LIVE seit dem Jahr

lohnt: Nun ist es da, das neue Album von „Katrins

Mit wem? Lisa Feller spricht in ihrem neuen Pro-

2000 in den 1LIVE-O-Ton-Charts gesendet.

Gitarre“. Um „Falsche Stadtpläne“ und „Rucksä-

gramm schonungslos und authentisch über ein

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 20 Uhr

cke“ geht es, vom „Renovieren“ und „Ausziehen“

Thema, das die Republik kontrovers bewegt.

handeln die deutschsprachigen Texte. Und letzt-

Und sie beweist mit Humor und Würde: Es gibt

lich davon, nach einem emotionalen Umherirren

noch genug Alternativen zwischen Herdprämie

am richtigen Ort anzukommen. Bei der Album-

und „50 Shades of Grey“.

Release-Party wird das neue Album „Vom Unter-

Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr

Lesung | Thomas Anzenhofer: Weinlese

Dampfgebläsehaus an der Jahrhunderthalle,

derner Großstadtneurotiker, im Dschungel der

DI 19 | 05 | 15

Weinkultur das Überleben mit Hilfe der richti-

Show | 1LIVE-O-Ton-Charts – Die Show

Bochum, 20 Uhr

Thomas Anzenhofer liest Texte über die Anfänge des Weinbaus bis hin zu den Schwierigkeiten mo-

wegssein und Ankommen“ vorgestellt und mit Gastmusikern auf der Bühne präsentiert.

MI 20 | 05 | 15

gen Adjektive zu sichern. Ein liebevoll-satirischer

Die 1LIVE-O-Ton-Charts haben bereits viele Kult-

Streifzug mit Texten von Charles Baudelaire, Axel

töne wie den „Barschalarm“, den „Blindflansch“

Hacke, Wiglaf Droste, Thomas C. Breuer, Georg

oder zuletzt den „Steinflüsterer“ hervorgebracht.

Britting, Thomas Anzenhofer selbst sowie ande-

Nach der Trennung von Mann und Haus stellt

Seit Anfang 2014 beweisen die beiden Morgen-

ren fassgelagerten Experten. Das Tanas serviert

die berufstätige und alleinerziehende Mutter

moderatoren Olli Briesch und Michael Imhof,

dazu ab 18.30 Uhr ein besonderes kulinarisches

von zwei Kindern ernüchternd fest: Ich habe ein

dass das erfolgreiche Radioformat auch auf der

Angebot und ausgesuchte Weine.

Recht auf Zärtlichkeit, die über Brei an die Hose

Bühne hervorragend funktioniert. Fast 100.000

Tanas, Bochum, 19.30 Uhr

SO 17 | 05 | 15 Kabarett | Lisa Feller – „Guter Sex ist teuer!“

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DAS MECHANISCHE CORPS

11. AP R I L — 12. J U L I 2015

AU F DE N SPU R E N VON J U L E S V E R N E KURATIERT VON PETER LANG (†) UND CHRISTOPH TANNERT HAUPTFÖRDERER DES HMKV Kulturbür büro

K U LT U R PA RT N E R

M E D I E N PA RT N E R

Stadt Dortmund Kulturbetriebe

27


VERANSTALTUNGEN MAI 2015

Also startet der Lehrer ein Experiment: Er drillt

Plakate, Aufsteller und Banner, sowie Aushang-

Bereits Mitte der 90er hatte sich Selig zu einer

die Schüler, schafft unter ihnen eine Hierarchie

fotos warten auf neue Besitzer. Wie immer

der wichtigsten deutschen Rockbands entwi-

und führt neben dem Namen „Die Welle“ auch

findet der Besucher klassisches und aktuelles

ckelt. Nach einer 10-jäh-

Symbol, Gruß und Parolen ein. Innerhalb weniger

Material für kleines Geld, welches einem guten

rigen

Tage entgleitet ihm die Kontrolle, als „die Welle“

Zweck gespendet wird. Ein Highlight für alle

folgte 2008 endlich die

außerhalb des Klassenzimmers um sich greift.

Filmfreunde und Sammler. Der Eintritt ist frei.

Reunion. 2014 hatten Se-

Kammerspiele, Bochum, 19.30 Uhr

Schauburg, Dortmund, 11 bis 13 Uhr

BODO VERLOSUNG | Selig

Schaffenspause

lig ihr 20-jähriges Bandjubiläum. Und das wird mit einem neuen Album

Wissenschaft | Science Slam

SO 24 | 05 | 15

(Die Besten 1994-2014) und einer dazugehörigen

Vor der Kulisse des Stahlkochers in der DASA geht

Deutschlandtour gefeiert. Nach erfolgreichen

es heiß her. Engagierte Wissenschaftler treten in

Konzerten im Oktober 2014 kehren „Die Besten“

der DASA gegeneinander an und machen klar,

Das PollerWiesen Festival kehrt zurück in den

im Mai also zurück auf die Bühnen und lassen

wie spannend die Welt des Wissens ist. Das Pu-

Revierpark Wischlingen und macht Dortmund

erneut den Funken überspringen.

blikum bestimmt am Ende, wer den Sieg davon

am Pfingstsonntag zum

FZW, Dortmund, 20 Uhr

trägt. Noch dazu gilt es erstmalig die gestren-

Epizentrum der elektro-

bodo verlost 2 x 2 Karten.

ge Jury auf die eigene Seite zu ziehen. Wer es

nischen Feiergemeinde.

schafft, kurzweilig Themen aus der Arbeitswelt

Auf insgesamt vier Büh-

zu vermitteln, gewinnt den „HELMut“.

DO 21 | 05 | 15

DASA, Dortmund, 20 Uhr

nen und reichlich Rasen-, Sand- und Seefläche wird das PollerWiesen Festival mit seinen internationalen DJ’s und Live-Acts

Theater | Schulen in Bewegung: Die Welle

SA 23 | 05 | 15

zum Marathon der guten Laune. Mit dabei sind

Markt | Plakatflohmarkt

Blawan, Lexer, Roman Flügel, Adana Twins, Mind

Ein Geschichtslehrer nimmt mit seiner Klasse den Holocaust durch. Aber statt schockiert zu sein, können die Schüler nicht verstehen, warum

BODO VERLOSUNG | PollerWiesen Festival 2015

u.a. Sven Väth, Marek Hemmann, Len Faki, DVS1,

die deutsche Bevölkerung die Gräueltaten der

Der Kinoplakat-Flohmarkt in der Schauburg

Against, Einmusik, Dirty Doring, De Sluwe Vos, An-

Nationalsozialisten tatenlos mit angesehen hat.

geht wieder in eine neue Runde. Ausgewählte

ton Pieete, Melon, P.A.C.O. & Juliet Sikora, Paji, Ante Perry, Ahmet Sisman, Julian Bomm, Junge Junge. Weitere Infos unter www.pollerwiesen.org.

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Revierpark Wischlingen, Dortmund, 12 bis 22 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten.

DO 28 | 05 | 15

29.-31. Mai 2015

BODO VERLOSUNG | Dave Davis – „Afrodisiaka!“ Black und kecker denn je vermengt Davis geistreiche Comedy und hintersinniges Kabarett zu einem schwarzrotgoldenen Remedium. In köstlichen Dosen

R M FÜR MEH „GEMEINSA VIELFALT ANZ“ UND TOLER

verabreicht Davis seine lustvolle Sicht auf unser geliebtes Germany und den Rest der Welt. Der Comedypreisträger 2010 interagiert in verblüffender Spontanität mit seinem Publikum. Mal als bayrischer Grantler und CSU-Kassenwart Gustl Weißmül-

Hugh Masekela (Südafrika) Mbongwana Star (Kongo) Damily (Madagaskar) Ganjaman & Uwe Banton

Steven Ouma Band

Afrikanischer Markt • Workshops • Literatur • Clubsounds + DJs Dietrich-Keuning-Haus Dortmund • www.afro-ruhr-festival.de Veranstalter: AFRICA POSITIVE e.V. | Geschwister-Scholl-Str. 33-37 | 44135 Dortmund | info@africa-positive.de

ler, mal als Sanitärfachkraft Motombo Umbokko und vor allem als er selbst. Bahnhof Langendreer, Bochum, 20.30 Uhr bodo verlost 1 x 2 Karten. Theater | Götz von Berlichingen Die Neuauflage des Klassikers „Götz von Berlichingen“ als Solo-Aufführung. Ein Mann auf der Bühne allein, die eiserne Hand zur Faust geballt. Der Originaltext steht in einer modernen Inszenierung. Zeitlos und zeitgemäß? Götz ist Mittelalter. Götz ist Faust- und Fehderecht, Naturrecht

28


BODO-TIPP

Musik „zwischen den Welten“ – un-

heute für einen lebendigen Dialog

Dortmunder Chorlandschaft im Mit-

ter diesem Thema präsentiert die

zwischen den Kulturen.

telpunkt, mit rund 130 Ensembles und

siebte Auflage des Musikfestivals

Klangvokal

rund 4.000 Dortmunder Sängerin-

Klangvokal die Vielfalt der Vokalmu-

Bei seiner siebten Auflage bietet das

nen und Sängern.

sik aus aller Welt – von der Oper, der

Musikfestival wieder einen Monat

klassischen Vokalmusik über Jazz und

lang erlesene Konzerte an neun Stand-

Orte und Zeiten unter

Weltmusik bis hin zum Pop. Interna-

orten im Dortmunder Stadtgebiet.

www.klangvokal-dortmund.de

tionale Topkünstler und viele Entdeckungen jenseits des „Standard“-

Zu erleben sind Einzelkünstler und

Repertoires aus 20 Ländern sorgen

Ensembles, die Operngala und das

Dortmund

mit 22 Konzerten und musikalischen

7. Fest der Chöre. Am 20. Juni steht

29.05. – 28. 06.

Highlights aus dem 5. Jahrhundert bis

dort wie in den Vorjahren die reiche

Ausstellung | World Press Photo 2015

und Treue. Götz ist Rebell und Reaktionär, ein

inneren Dialog und die weltweite Anerkennung

Reichs- und Raubritter. Götz ist Postmoderne.

des armenischen Leidens.

Vom 30. Mai bis 21. Juni zeigt der Kulturort Depot

Und Götz ist soviel mehr als sein schwäbischer

St. Marienkirche, Dortmund, 20 Uhr

in Kooperation mit DEW21 die World Press Photo

Wutbürgergruß. Ein Schauspiel nach Johann

bodo verlost 2 x 2 Karten.

Ausstellung. Jedes Jahr zeichnet die World Press

Wolfgang von Goethe mit Jörg Schulze-Neuhoff. Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr

Photo Foundation die besten Pressefotografien BODO VERLOSUNG | Afro Ruhr Festival –

aus. In einer Wanderausstellung werden die

Mbongwana Star

preisgekrönten Fotos rund um den Globus ge-

Vom 29.05. bis 31.05. findet im Dietrich-Keuning-

zeigt. Die World Press Photo 15 umfasst über 150

Haus das Afro Ruhr Festival statt. Drei Tage lang

Fotos – Aufnahmen aus dem Sport, stille, poeti-

erwartet das Publikum

sche Naturbilder und Fotoreportagen, die ganz

Der Bottroper Polit-Kabarettist Benjamin Eisen-

Konzerte mit Hugh Mas-

intime Einblicke in persönliche Geschichten ge-

berg und der Oberhausener Klavier-Kabarettist

ekela, Damily, Ganjaman

währen. Weitere Infos: www.depotdortmund.de.

Matthias Reuter boxen sich durch die Themen

& Uwe Banton u.a., Work-

Depot, Dortmund, 11 bis 22 Uhr

FR 29 | 05 | 15 Kabarett | Eisenberger & Reuter

unserer Zeit. Eisenberg verteilt verbale Seiten-

shops, Literatur, Club-

hiebe gegen Bundeswehreinsätze, Anti-Terror-

sounds, Partys, einen afrikanischen Markt und

Maßnahmen oder das ganz alltägliche Koali-

vieles mehr. Am 29.05. stehen Mbongwana Star

tionschaos. Reuter gibt Saiten-Hiebe am Klavier

auf der Bühne. Ermüdet von vorgefassten Mei-

in skurrilen jazzigen Liedern und wirft mit seinen

nungen über die afrikanische Musik, schaffen

Geschichten und Gedichten einen kritischen Blick

Mbongwana Star ihre eigene Identität: Traditio-

auf die Gesellschaft. Chaotisch wird’s, wenn sie

nelle kongolesische Rhythmen verschmelzen mit

zu zweit in den Kabarett-Ring steigen.

Post-Punk und elektronischen Klängen, inspiriert

Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

durch das harte Leben in den Vorstädten. Alle Infos zum Festival unter www.afro-ruhr-festival.de.

BODO VERLOSUNG | Klangvokal Musikfestival

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 22 Uhr

Dortmund – The Soul of Armenia

bodo verlost 2 x 2 Karten für das Konzert

Für Tigran – einen der gefeiertesten jungen Jazz-

mit Mbongwana Star am 29.03.

pianisten unserer Tage – durchdringt die Liebe zu seiner Heimat Armenien jede einzelne seiner Noten. So ist es keine

SA 30 | 05 | 15 Fest | Sommerfest – Das U wird 5

Überraschung, dass der

Das Dortmunder U wird 5: Von Musik von „The

Gewinner des Montreux

Silverettes“ über Upcycling-Workshops hin zu

Jazz Festival Klavierpreises sein aktuelles Pro-

stündlichen Führungen – das Programm ist

gramm dem 100. Jahrestag des armenischen

wieder sehr umfangreich. Gleichzeitig ist es

Genozids widmet: Bei der feierlichen Eröffnung

auch der Auftakt des Festivals „Sommer am U“,

von Klangvokal in der stimmungsvollen Marien-

das in diesem Jahr zum 2. Mal stattfindet. Bis

kirche werden der Jazzpianist und der armeni-

Ende August wird die Leonie-Reygers-Terrasse

sche Yerevan State Chamber Choir armenische

zum entspannten Austragungsort von kleinen

Sakralmusik des 5. bis 19. Jahrhunderts in liebe-

Konzerten, Poetry Slams, Lesungen, Talks, DJ-

vollen Arrangements von Tigran mit neuem Le-

Abenden und vielem mehr. Mehr Infos gibt es

ben füllen. Die universelle Sprache dieser berüh-

unter www.dortmunder-u.de.

renden Musik soll den Boden bereiten für einen

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29


BODO GEHT AUS

Ayman’s | Dortmund Ein köstlicher Orient-Express

Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski Die Speisen des östlichen Mittelmeerraums

Sofort folgt ein lehrreicher Vortrag über

haben in den letzten Jahren rasant an Anse-

Vorspeisen, Tapas und gefüllte Weinblät-

hen und Anerkennung gewonnen. Das trifft

ter. Denn bis in die Zeit des Römischen

sich gut, denn die aus dem Libanon stam-

Reichs reichen die Wurzeln vieler libanesi-

mende Familie Chahoud präsentiert auf der

scher Gerichte zurück. Ayman wirbt sehr

dieser aus ganz viel klein gehackter Petersi-

Saarlandstraße die traditionellen Spezialitä-

einnehmend für seine Landesküche. Er

lie. Das Dressing schmeckt mit Zitronensaft,

ten des Libanons. Die dortige Küche ist mit

wirkt dabei nicht wie ein aufdringlicher

Granatapfel-Sirup und Koriander ungeheuer

vielen folkloristischen Eigenarten eine ganz

Anpreiser vom Großmarkt, sondern wie ein

frisch und wirkt wie eine fruchtig-gesunde

besondere Marke.

gewissenhafter Patron, der die lukullischen

Vitaminbombe. Also genau das richtige für

Vorzüge seiner Heimat in ein richtiges Licht

die ersten Sommertage.

Kaum sitzen wir am Tisch, steht Inhaber Ayman Chahoud schon bei uns am Tisch und erklärt uns die Karte. „Am besten nehmt Ihr kein reguläres Hauptgericht, denn so lernt man in keinem Restaurant die Küche kennen.“ Er empfiehlt das Tagesgericht, redet darüber, dass die Details entscheidend seien.

30

rücken will. Mit Jeans und türkisfarbenem Polohemd hat er etwas von einem Fußballtrainer, der die Vorzüge seiner Mannschaft lobt. Nur sind hier die Flankengeber die Gerichte und die Taktiktafel findet auf der Speisekarte statt.

Ayman bringt schon kurz drauf das Tagesgericht: „Das ist ein Lammfleisch-Gericht mit Erbsen. Du musst dazu Schulterstücke nehmen, mit Filetstücken bekommt man einfach nicht die richtigen Röstaromen hin.“ Auch hier stimmt alles: raffiniert, ab-

Hier fügt sich ein Bild zusammen. Denn die

Direkt darauf kommt die Vorspeise: zwei-

wechslungsreich und aromatisch. Taktge-

kulinarischen Vorzüge der arabischen Welt

erlei Dipps mit etwas Fladenbrot. Danach

ber ist hier eine Sieben-Gewürze-Mischung

werden in unseren Breitengraden immer be-

ein kleiner Salat mit Namen Tabulé. „Das ist

aus Piment, Zimt, Nelken, Ingwer, Pfeffer,

liebter – viele Gerichte schmecken leicht und

eine Spezialität aus der arabischen Küche“,

Muskat und Bockshornklee. „Das ist aber

frisch, ihre spezielle Gewürz-Palette liefert

sagt der Gastronom und zählt die Rezeptur

mein Geheimrezept“, sagt er lächelnd und

einen sehr aparten Geschmack.

auf. Neben Tomaten und Blattsalat besteht

erzählt uns noch eine Überraschung.


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Ayman ist in einer gutbürgerlichen deutschen Küche sozialisiert und hat seine Koch-Lehre im renommierten Schlosshotel Goldschmieding in Castrop-Rauxel absolviert. „Seit neun Jah-

Wenn ich mein Geld verheizen will, fahr ich einfach an die Tanke.

ren bin ich Profikoch, seit 16 Jahren arbeite ich insgesamt schon in der Gastronomie.“ Sein Lokal in der Dortmunder City führt er nun seit eineinhalb Jahren, vorher war der Laden ein Italiener mit langer Tradition. Das urige Interieur zeugt von einer Zeit, als der Dortmunder Bürgermeister noch Günter Samtlebe hieß. „Zu unserer Stammkundschaft gehören fast nur Deutsche, aber ein paar Araber kommen auch schon mal“, sagt Ayman. Vor allem abends sind oftmals alle

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Tische besetzt. Denn die exzellent dargebotene Speisenqualität spricht sich herum. Ayman’s, Saarlandstr. 118a, 44139 Dortmund Mo. 16 – 23 Uhr, Di. – Sa. 11 – 23 Uhr , So. 16 – 23 Uhr Tel. 0231 – 334 868 84

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REPORTAGE

Ausgerechnet dienstags öffnet das „Kick“, der Drogenkonsumraum im Schatten des Gesundheitsamtes in der Dortmunder City, erst um 12 Uhr. Paul (Name geändert) ist eine Stunde zu früh. Der gepflegt aussehende Mittdreißiger wollte sich hier „mal eben“ die nächste Dosis Heroin verabreichen. Von Alex Völkel | Fotos: Klaus Hartmann

Kick

Das Überleben sichern

D

er geschützte Rahmen im „Kick“ ist Paul wichtig. „Mir ist

Die Drogenabhängigen sind sehr verschieden – und auch sehr

das hier sicherer, bevor ich irgendwo draußen draufgehe“

unterschiedlich beeinträchtigt durch ihre Suchterkrankung.

sagt er. Seit mehr als zehn Jahren ist er hier Stammgast. Im Fall

„4 – 5.000 opiatabhängige Menschen gibt es in Dortmund“,

der Fälle – einer Überdosis oder bei anderen Problemen – weiß

schätzt Dr. Thomas Lenders. Der Mediziner ist Leiter des Sozi-

er Hilfe an seiner Seite. Kein Verständnis hat er dafür, wenn Lei-

alpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes und damit

densgenossen dies in der Öffentlichkeit machen. „Neulich habe

auch für den Drogenkonsumraum zuständig, der von der Dort-

ich einen Knaller gesehen, der hat sich mitten in der U-Bahn-

munder Aids-Hilfe betrieben wird. Der größte Teil der opiatab-

Station Brunnenstraße einen Schuss gesetzt, während die Bahn

hängigen Menschen nimmt Heroin. 1.500 von ihnen sind in der

einfuhr“, berichtet der Mitdreißiger empört. „Das finde ich asi.

von Krankenkassen finanzierten Methadon-Behandlung. Unter

Das geht gar nicht. Der ist total abgestumpft.“

ärztlicher Aufsicht bekommen sie ihre tägliche Dosis in Sirupform. Der entscheidende Vorteil: Die Sterblichkeit von Abhängi-

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Unruhig tritt Paul von einem auf den anderen Fuß. Fragt regel-

gen sinkt ebenso wie die Kriminalitäts- und Prostitutionsrate.

mäßig Passanten, wie spät es ist. Doch es ist erst kurz nach 11

Die Menschen können so versuchen, wieder einem geordneten

Uhr. Noch eine Stunde, bis er sich unter Aufsicht seine nächste

Tagesablauf und auch einer Arbeit nachzugehen, ohne sich

Dosis Heroin verabreichen könnte. Paul möchte das nicht in

um den nächsten Schuss kümmern zu müssen. Allerdings gibt

der Öffentlichkeit oder auf einer Toilette machen. „Es ist mir

es auch Hürden: Abgesehen davon, dass es für viele Süchtige

peinlich, wenn mich dabei einer stört.“

überhaupt schon eine Herausforderung ist, täglich bei ihrem


Hausarzt – es gibt 30 bis 40 Praxen in Dortmund – oder in der Methadon-Ambulanz des Sozialpsychiatrischen Dienstes in der Bornstraße aufzulaufen, bekommen Methadon nur diejenigen, die 0,0 Promille aufweisen. 0,0 Promille? Paul gehört nicht dazu. Er steht mit einer Flasche Bier vor dem „Kick“. Seine Drogen hat er sich schon auf dem Schwarzmarkt beschafft – wie alle, die nur zum Konsumieren hierher kommen – der Handel oder die Weitergabe von Drogen ist strikt verboten. Paul ist einer von 700 Klienten, die regelmäßig in der Drogenhilfeinrichtung erscheinen. „Wir sind keine Anlaufstelle für Erstkonsumenten“, verdeutlicht deren Leiter Gil Bietmann. Mehr als 60 Prozent der Klienten, mit denen die Aidshilfe hier zu tun hat, sind älter als 36 Jahre. Wieso gerade 36 Jahre? „Früher war es unvorstellbar, dass die Patienten älter werden“, erklärt Dr. Lenders. Daher hatte man bei der statistischen Erfassung diese Grenze gewählt. Die Systematik soll nun geändert und der Lebenswirklichkeit angepasst werden. Viele sind seit Jahrzehnten „drauf“. Doch meist nicht nur auf Heroin: Oft kommen noch Kokain, Alkohol, Benzodiazepine und alles, was die Hausapotheke gerade hergibt, hinzu. Dass die Menschen trotzdem älter werden, liegt auch an der Arbeit der Aidshilfe und des Gesundheitsamtes.

Links: Kick-Leiter Gil Bietmann (l.) und Dr. Thomas Lenders. Lenders ist Mediziner und Leiter des sozialpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes. Im Drogenkonsumraum können Süchtige unter hygienischen Bedingungen kostenlos sämtliche Konsumutensilien nutzen und erhalten Soforthilfe in Notsituationen. Über 44.000 Konsumvorgänge hat es hier im vergangenen Jahr gegeben. Oben: Im Gedenken an Wegbegleiter und

200 bis 300 Menschen kommen täglich (!) in die Einrichtung

Freunde – Steine und Collagen mit Grußwor-

am Eisenmarkt. Das „Kick“ ist allerdings viel mehr als „nur“ ein

ten und Namen verstorbener Drogenabhän-

Drogenkonsumraum. Es gibt ein Kontaktcafé als Aufenthalts-

giger. Deren Zahl schwankt stark, ist aber seit

und Ruheort, wo die Besucherinnen und Besucher sich günstig

2007 rückläufig. 33


REPORTAGE

Seit 1990 erfasst das Gesundheitsamt die Zahl der Drogentoten in Dortmund. Ihre Zahl schwankt stark. Allerdings zeichnet sich seit dem Jahr 2007 ein deutlicher Rückgang ab. Waren es 1990 und 1991 noch jeweils 54 Drogentote, waren es 2012 „nur“ fünf und im Jahr 2014 acht Menschen, die an den direkten Folgen des Drogenkonsums gestorben sind. Der Drogenhilfe sind allerdings aus den Jahren 2000 bis 2014 noch 148 Drogenabhängige bekannt, die an Suchtfolgeerkrankungen gestorben sind. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen in Dortmund ist stetig angestiegen.

lose Bereitstellung sämtlicher Konsumutensilien, Soforthilfe in Notsitua-

Lag er 1990 noch bei 29,5 Jahren, ist er 2013 auf

tionen und gesonderte Räume für intravenösen und inhalativen Konsum

35,3 Jahre angestiegen. Weil die Drogenab-

vor. Viele Junkies würden sonst in der Öffentlichkeit, auf Toiletten oder in

hängigen älter werden, nehmen die schweren

Parkhäusern ihren Schuss setzen. Nicht ohne Grund sind in einer Vielzahl

Suchtfolgeerkrankungen zu.

von sanitären Einrichtungen, aber auch Treppen- und Parkhäusern blaue Beleuchtung installiert worden. Selbst im Rathaus gibt es diese „Anti-Junkie-Beleuchtung“. Dieses Licht soll erschweren, dass Süchtige ihre Venen finden und sich so einen Schuss setzen können.

verpflegen, kostenlos benutzte Spritzen gegen neue tauschen, aber auch sich selbst und ihre Wäsche waschen können. Die Medizinische

Oft bleiben dann noch die Spritzen in der Öffentlichkeit liegen. Das ist

Ambulanz bietet kostenlos und ohne Krankenschein Hilfen, Beratung

beim Drogenkonsum im „Kick“ nicht der Fall: Fast 300.000 Spritzen

und Behandlungen an. Aber auch die unmittelbare Beratung und

wurden hier 2014 umgetauscht. Über 44.000 Konsumvorgänge hat es

Unterstützung bei persönlichen Problemen, im Umgang mit Behörden,

hier zudem im vergangenen Jahr gegeben. Immer mehr Süchtige steigen

bei der Suche nach einem Platz in der Entgiftung oder Substitution

– auch angehalten durch das Team – auf den inhalativen Konsum um.

und natürlich die Beratung zu „Safer-Use“ und „Safer-Sex“ – also dem

Rauchen ist „weniger gesundheitsgefährdend“, so Dr. Lenders. Denn nach

gesundheitsbewussten Umgang mit Drogen und Sex. Alle diese Hilfen

jahrelangem Gebrauch von Nadeln finden viele Süchtige schon keine

flankieren den Drogenkonsumraum: Hier gibt es die legale Möglichkeit,

geeigneten Venen mehr. Außerdem sind die Spritzen ein Hauptrisiko

illegale Drogen zu konsumieren.

für eine Reihe von Folgeerkrankungen. Die Erfolge des veränderten Umgangs mit Drogen in Dortmund sind sichtbar. Daher hat auch die Stadt im

Die große offene Drogenszene auf dem Platz von Leeds und der Anstieg

vergangenen Jahr mehr Geld in die Hand genommen, damit die Aidshilfe

der Drogentodesfälle 1989/90 führte zu einem Umdenken. Der reine Ab-

ihr zeitliches Angebot noch ausbauen konnte. Mit 38 Stunden Öffnungs-

stinenzvorsatz allein funktionierte nicht. Der sogenannte „Dortmunder

zeit an sieben Tagen in der Woche ist das „Kick“ gut ausgestattet.

Weg“ beinhaltete daher zur „Vermeidung sozialunverträglicher offener

34

Drogenszenen“ einerseits verstärkte repressive Maßnahmen zu deren

Für Paul hat dies aber an diesem Dienstag nicht gereicht. Nach 20

Auflösung und andererseits den Aufbau der Drogenhilfe. Seit 1991 hat der

Minuten Wartezeit verabschiedet er sich in Richtung City. „Ich kenne

Sozialpsychiatrische Dienst des Dortmunder Gesundheitsamtes mit dem

einen Ort, wo ich ungestört bin und auch selbst niemanden störe“,

Aufbau der methadongestützten Behandlung von Abhängigen begon-

sagt er, als er sich schnellen Schrittes verabschiedet. Noch eine weitere

nen. Der 2002 eröffnete Drogenkonsumraum ist ein weiterer wichtiger

halbe Stunde bis zur Öffnung der Einrichtung hätte er es einfach nicht

Baustein: Die Süchtigen finden hier hygienische Bedingungen, die kosten-

mehr ausgehalten.


VERKÄUFERPORTRÄT

„Meine Kunden haben so viel Herz“ La˘cra˘mioara aus Dortmund

Die 35-jährige Rumänin mit dem runden warmen Gesicht hat uns sofort zu sich nach Hause eingeladen, als wir sie um ein Interview für ein Verkäuferportrait anfragten. In einer kleinen Seitenstraße, direkt an der S-Bahnlinie, steht das kleine alte Haus, in dem La˘cra˘mioara mit ihrem Mann und den zwei Kindern zwei Zimmer bewohnt, die mit dem Nötigsten einge-

Wo Maiglöckchen sind, kehrt das Glück zurück – so sagt zumindest der Volksmund. Darauf wartet La˘cra˘mioara zurecht, denn ihr Name ist das rumänische Wort für die Frühlingsblume – und Glück können sie und ihre Familie gebrauchen: Sie möchte endlich eine richtige Arbeit und vor allem ein gesundes Bein. Protokolliert von Antje Mosebach | Foto: Daniel Sadrowski

richtet sind: Das eine ist für die Söhne, das andere Wohn- und Elternschlafzimmer zugleich. Hinter der Küche ist ein kleiner Gar-

ihrem 14. Lebensjahr, für 100 bis 150 Euro

reicht, um die Miete zu zahlen. Die Kranken-

tenhof, in dem ein Grill und Werksachen

im Monat. Eine eigene Wohnung war nicht

versicherung ist immer noch ein Problem,

stehen, ein gebrauchtes Spielhaus für die

bezahlbar. Um nicht auf der Straße leben

dabei braucht La˘cra˘mioara einen Spezialis-

8-und 13-jährigen Söhne und, La˘cra˘mioara

zu müssen, haben La˘cra˘mioaras Eltern

ten für ihr Bein – ihr größter Wunsch neben

zeigt es stolz, „mein Fahrrad“. Denn sie

die Familie bei sich aufgenommen. Und

einer Arbeitsstelle.

liebt es, mit ihren Kindern Radtouren

trotzdem konnten sie noch nicht einmal

zu unternehmen. Ansonsten sind es die

Schuhe für die Kinder kaufen. Deutschland

Dass sie die bodo verkaufen kann, ist für

kleinen Sachen, die Blumen am Spielplatz-

war für sie die Chance, der großen Armut

sie zunächst ein großer Halt. Auch die

rand, an denen sie sich erfreuen kann.

zu entkommen.

Möglichkeit, sich und ihre Familie aus unserem Spendenfundus mit Basiskleidung

Vor vier Jahren ist sie mit den Söhnen aus

Über ihren Bruder, der schon länger in

zu versorgen. Aber ihr Ziel ist es, durch eine

dem im Nordosten Rumäniens gelege-

Dortmund lebt, bekam sie den Kontakt zu

„richtige Arbeit“ unabhängig zu leben. Auf

nen Baca˘u ihrem Mann Gheorgita nach

bodo. Seit zwei Jahren hat La˘cra˘mioara nun

viele Stellen, die bei verschiedenen sozialen

Dortmund gefolgt, der schon zwei Jahre

ihren festen Stammplatz an der Märkischen

oder karitativen Organisationen aushin-

früher die Heimat verlassen hatte. Die

Straße, wo sie täglich mehrere Stunden

gen, hat sie sich schon beworben. Bisher

Stahlfirma, bei der er dort gearbeitet

steht und den Kunden „ihre“ bodo verkauft.

erfolglos, aber aufgeben wird La˘cra˘mioara

hatte, machte von heute auf morgen dicht

Der Kontakt ist ihr sehr wichtig. „So viele

nicht. Allein wegen ihrer Kinder. Gleich

und schickte 2.000 Menschen auf die Stra-

Menschen mit Herz“, ihr Gesicht strahlt bei

diese Woche hat sie wieder einen Vorstel-

ße. Etwas über 300 Euro hatte er damals

dem Gedanken an ihre Käufer. Immer eine

lungstermin. Möge ihr Name seinem Ruf

für die Familie verdient – im Monat, was

freundliche Begrüßung, jedes Mal Fragen

Ehre machen.

ohnehin hinten und vorne nicht reichte,

nach dem Befinden und immer öfter auch

denn die Lebenshaltungskosten sind dort

längere Gespräche, denn La˘cra˘mioara

genauso hoch wie in Deutschland, sagt

spricht inzwischen richtig gut Deutsch.

La˘cra˘mioara. Bis zur Geburt ihrer Söhne

Die Familie ist in Dortmund angekommen,

hatte sie selbst in einer Fabrik genäht. Seit

auch wenn das Einkommen oft nur gerade 35


NETZWELT

KINOTIPP

endstation.kino & bodo präsentieren: Welcome to Karastan Independent-Filmemacher Emil Forester steckt in einer schweren Schaffenskrise und wurde von seiner Frau verlassen. Da kommt für ihn die Einladung zu einem Filmfestival in der neu gegründeten kaukasischen Republik Karastan gerade recht. Dass sich das Land als lupenreine Diktatur erweist, stört den abgebrannten Regisseur nicht.

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.medien-doktor.de

Vor Ort angekommen erwarten ihn ein heruntergewirtschaftetes Land, eine unbekannte Kultur und eine fremde Sprache.

Sinkende Auflagenzahlen, schwindende Werbeeinnahmen, fehlende Vermarktungs-

Doch Präsident Abashiliev gibt Forester

strategien für Online-Inhalte. Der Medienlandschaft in Deutschland geht es nicht gut.

die einmalige Chance, ein Filmepos über

Personalkürzungen in Redaktionen fast aller großen Verlags- und Medienhäuser sind

einen karastanischen Volkshelden aus dem

die Folge. Darunter leidet zunehmend auch die Qualität von journalistischen Inhalten.

Spätmittelalter zu realisieren mit dem

Das Projekt „medien-doktor.de“, ein Angebot von Journalistinnen und Journalisten, angesiedelt am Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus der Technischen Universität Dortmund, versucht dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Mit Hilfe eines Gutachterpools beurteilt der Mediendoktor mehrmals pro Woche medizin- und umweltjourna-

Hauptrolle. Forester nimmt das Angebot an, die finanziellen Möglichkeiten sind einfach zu reizvoll.

listische Beiträge in Print-, TV-, Hörfunk- und Online-Medien nach festen Kriterien und

Doch in Karastan gelten eigene Regeln.

veröffentlicht diese Gutachten im Internet. Ziel dieser Arbeit ist es, ein Bewusstsein bei

Alles kommt anders, als Forester es sich

Journalisten, Redaktionen und auch bei Mediennutzern für bestimmte Standards in

vorgestellt hat. Die Dreharbeiten mit

der Berichterstattung zu schaffen und damit langfristig die Qualität journalistischer

mehreren tausend Statisten in gigantischen

Beiträge zu verbessern.

Schlachtfeldszenen geraten ins Stocken: Erst

Inhalte aus dem Bereich Medizin z.B. werden dahingehend überprüft, ob sie ausreichend auf mögliche Nebenwirkungen eines neuen Verfahrens oder einer Behandlungsart eingehen, ob alternative Behandlungsmethoden ausreichend dargestellt werden und ob angemessen über die Kosten einer Behandlungsmethode berichtet wird. Im Bereich der Umweltthemen achtet das Team des Mediendoktors darauf, ob Sachverhal-

verschwindet der Hauptdarsteller, dann wird der Präsident von einer Militärjunta gestürzt. Schon bald steht weit mehr auf dem Spiel als seine künstlerische Integrität als vielversprechender Autorenfilmer.

te übertrieben oder bagatellisiert werden und ob Experten-Quellen korrekt benannt

Der neue Film von Regisseur Ben Hopkins ist

werden. Je nach Anzahl der erfüllten Kriterien, von denen es insgesamt 13 bei jeder

eine hochamüsante Groteske mit charakte-

Bewertung gibt, werden anschließend bis zu fünf Sterne für einen Artikel vergeben.

ristisch-britischem Humor.

2011 wurde das Projekt für den Grimme Online Award nominiert. Bewertet der Mediendoktor einen Artikel, wird der Autor darüber informiert. „Anfangs reagierten viele Journalisten und Journalistinnen noch skeptisch auf unser Angebot, mittlerweile wissen viele Autoren die Form des Feedbacks sehr zu schätzen“, so Prof. Dr. Holger Wormer, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftsjournalismus an der TU P ro

Dortmund und Leiter des Projektes. „Wir wollen Kollegen nicht vorführen, sondern zur Verbesserung von Inhalten

f. D

r.

H

36

Hollywood-Action-Star Xan Butler in der

ol

ge

r Wo r mer

beitragen.“ (sese)

Do. 21.05. um 20.15 Uhr | Fr. 22.05. – So. 24.05. um 19.15 Uhr | Mo. 25.05. – Di. 26.05. um 20.15 Uhr | Mi. 27.05. um 18 Uhr | Fr. 29.05. – Sa. 30.05. um 17 Uhr Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de


BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Nicht mitmachen Der feine Ventil-Verlag ist so etwas wie ein Fachorgan für dissidente Jugendkulturen in der BRD, allem voran für Punk. Mit „Meuten, Swings und Edelweißpiraten“, der hervorragend lesbaren Arbeit des Historikers Sascha Lange, verschiebt er den Fokus auf die Zeit des Nationalsozialismus. Lange liefert einen spannenden Überblick über Verweigerung und Nonkonformismus in Nazideutschland, dessen Ausmaß überrascht. Nach der Machtübernahme der Nazis und der Zerschlagung aller Jugendorganisationen entwickelte sich in den 1930er Jahren im ganzen Reichsgebiet ein Netz oppositioneller Jugendgruppen. Ob mit Rückgriff auf linke Strukturen vor 1993, orientiert an der amerikanischen Jazzkultur oder als nonkonformistische Zusammenschlüsse in Opposition zur Staatsjugend: Lange beschreibt Region für Region Gruppen,

Grenzen überschreiten Achtung, Wolf im Schafspelz. Was optisch fast betulich daher kommt und mit dem Titel „Pension Vera“ gar Heimatfilm-Assoziationen wecken mag, ist ein knallharter Psychothriller um Begehren und Zurückweisung, Sexualität und Gewalt, Familienhöllen und Wahnsinn. Eine Art Heimatroman ist er trotzdem, denn die titelgebende „Pension Vera“, die der 60-jährige Marek Swoboda mit seiner Mutter – Vera – führt, liegt in Dortmund. Nebensatz für wunde Lokalpatriotenseelen: Die Stadt ist nicht schuld. Vor allem das Westend ist die Kulisse, der Schrecken liegt in den Protagonisten und ihren Beziehungen.

Unter Tränen lachen Bettina Tietjen ist Journalistin, aus dem Fernsehen kennt man sie z.B. als NDRTalkshow-Gastgeberin. Mit „Unter Tränen gelacht“ hat sie nun eine sehr persönliche Geschichte aufgeschrieben: die Jahre mit ihrem an Demenz erkrankten Vater. Tietjens Buch ist keine Leidensgeschichte und ausdrücklich kein Ratgeber, sondern ein warmherziges Buch über die zwei Seiten der Demenz: „Einmal natürlich die traurige und oft verzweifelte, aber auch die lebensbejahende, die manchmal ausgelassene. Wenn man sich darauf einlässt, dann kann man so viel Freude am Leben haben. Mein Vater und ich haben bis zuletzt viel zusammen gelacht“, sagt sie und

die sich der Gleichschaltung verweigerten

Marek hat als Jugendlicher eine Mitschü-

man glaubt ihr. „Unter Tränen gelacht“ ist

– mit eigenem Kleidungsstil, verbotener

lerin getötet, der Grund für die Flucht mit

illustriert mit Zeichnungen ihres Vaters.

Musik bis hin zu Flugblattaktionen und

seiner Mutter nach Dortmund. Hier leben

militanten Übergriffen auf Einrichtungen

die beiden nach Jahrzehnten noch in einer

und den Streifendienst der Hitlerjugend.

klaustrophobisch-missbräuchlichen Bezie-

Und er beschreibt das aus GeStaPo- und Gerichtsakten sprechende Gefühl der

hung, bis Mareks verzweifelte Suche nach Liebe wieder in brutale Gewalt umschlägt.

Und doch steckt mehr in diesem Buch. Das Erkennen der ersten Anzeichen der Demenz erst im Rückblick, die sich verändernden Symptome und das Kämpfen um einen nicht alle Seiten überfordernden Alltag,

Bedrohung angesichts „bündischer Ak-

Die nach Stationen in Marburg, Aachen

die Auseinandersetzung mit Pflege und

tivitäten“ Tausender, die sich Freiräume

und Hamburg ins Ruhrgebiet zurück-

Pflegepersonal – all diese so leicht wie

erkämpften und den totalen Staat seine

gekehrte Schriftstellerin Ursula Maria

reflektiert aufgeschriebenen Erfahrungen

Grenzen spüren ließen. Sie wollten einfach

Wartmann hat einen harten, zuweilen un-

können für Angehörige konkrete Hilfe sein,

nicht mitmachen.

angenehmen Thriller vorgelegt, der seine

Entscheidungen zu treffen, Haltungen zu

Figuren präzise zeichnet und es sich nicht

entwickeln. Also doch: Trost und Rat.

Sascha Lange | Meuten, Swings und Edelweißpiraten. Jugendkultur und

einfach macht mit der Frage nach Schuld.

Bettina Tietjen | Unter Tränen gelacht.

Opposition im Nationalsozialismus.

Ursula Maria Wartmann | Pension Vera

Mein Vater, die Demenz und ich

ISBN 978-3-95575-039-8

ISBN 978-381-960-985-5

ISBN 978-3-492-05642-7

Ventil-Verlag | 17 Euro

Brockmeyer | 12,90 Euro

Piper | 19,99 Euro

37


REPORTAGE

Die Zwischenstation Die meisten Flüchtlinge, denen die Flucht über das Mittelmeer nach Europa gelingt, kennen den Mailänder Hauptbahnhof. Denn der ist Dreh- und Angelpunkt für die Weiterreise gen Norden. Jonas Füllner und Mauricio Bustamante haben für unsere Hamburger KollegInnen von Hinz&Kunzt den Bahnhof besucht, der sich für viele Flüchtlinge zu einer Art Tauschbörse auf der Suche nach Hilfe und Schleppern entwickelt hat. Von Jonas Füllner | Fotos: Mauricio Bustamente

Ä

38

ußerst langsam arbeitet der junge

mehr an ein Ende der Kämpfe in seinem Land,

Mann sich durch die Menge. Bei jedem,

die für ihn keine Heimat mehr ist. 5.000 Dol-

der eine neonfarbende Warnweste trägt,

lar zahlte er für die Schiffsüberfahrt. Bei der

bleibt er fragend stehen. Doch die Antwor-

Ankunft wurde er nicht wirklich kontrolliert.

ten scheinen ihn nicht zufriedenzustellen.

„Weil wir nicht unsere Fingerabdrücke abge-

Schließlich kommt der junge Mann auf mich

ben wollten, hat uns die Polizei erst geschla-

zu. „Are there any border controls on the way

gen und dann einfach fortgejagt“, erzählt

to France?“, fragt er und stellt sich vor. Sein

er. Mit dem Regionalzug fuhr er weiter nach

Name ist Yasser. Er ist vor dem Bürgerkrieg in

Norden, in die zweitgrößte Stadt Italiens,

Syrien geflohen. Vor zwei Tagen strandete der

erzählt er uns. Jetzt will er über die Grenze.

30-Jährige hier, am Mailänder Bahnhof. Nach

Wenn ihn dabei niemand aufhält, könnte

drei Jahren Bürgerkrieg glaubt Yasser nicht

Yasser in Frankreich Asyl beantragen.


hilft ihnen“, sagt Ivieno. „Ich wollte sie da-

Oben: Yasser aus Syrien möchte nach Frank-

mit nicht länger alleine lassen.“ Deswegen

reich weiterreisen. Dort lebt ein Bruder des

Wir treffen den Syrer auf einer Art Empore in

rief sie via Facebook zur Unterstützung auf.

ehemaligen Restaurantbesitzers.

der gigantischen, unter Mussolini erbauten

Inzwischen arbeiten regelmäßig mehr als

Eingangshalle des Mailänder Hauptbahnhofs.

80 ehrenamtliche Helfer mit. Jeden Morgen

Es sind fast ausschließlich syrische Flüchtlin-

von neun bis zwölf Uhr verteilt eine Gruppe

ge, die sich vor der Europakarte versammeln.

Essen und Kleidung an syrische Flüchtlinge

Hier tauschen sie Informationen aus. Hier

in der Eingangshalle des Bahnhofs.

80 ehrenamtliche Helfer

nehmen sie Kontakt auf zu Schleppern, die ihnen für viel Geld eine sichere Weiterfahrt mit dem Auto versprechen. Und hier erhalten

Links: Die Reise des jungen Mannes endete bei der Passkontrolle. Er wurde zur Polizeiwache gebracht. Links unten: Susy Ivieno von der privaten Hilfsorganisation Emergenza Siria Milano

Zwischenstation für 52.000

verteilt Kuchen an wartende Flüchtlinge.

sie einen Schlafplatz, Essen und Kleidung.

Einige Meter davon entfernt sitzt eine

Denn gleich nebenan haben die Mitglieder

städtische Angestellte hinter einem Biertisch

der privaten Hilfsorganisation Emergenza

mit einem Laptop. Unter der 70 Meter hohen

Siria Milano in ihren neonfarbenden Westen

Decke in der Eingangshalle wirkt dieser

Einreise nach Europa im Ankunftsland per

ihren Stützpunkt aufgebaut. Es gibt Panetto-

improvisierte Infopunkt lächerlich. Doch für

Fingerabdruck in der Eurodac-Datenbank

ne, Wasserflaschen und Wollmützen. Und am

das Hilfesystem ist er unersetzlich. Denn

erfasst werden. Allerdings ist das Aufnah-

anderen Ende der Empore spielen Studenten

hier wird den Ankommenden ein Platz in

meland zugleich für die Unterbringung

auf einer Wolldecke mit Flüchtlingskindern.

einer Wohnunterkunft vermittelt. Damit

und Versorgung der Flüchtlinge zuständig.

niemand auf der Straße schlafen muss.

Und der italienische Staat fühlt sich von der

„Im Frühjahr war die Situation katastro-

Lange bleiben wird dort niemand, versichert

steigenden Zahl der Flüchtlinge überfordert.

phal“, erzählt Susy Ivieno. Die 49-Jährige

uns Susy Ivieno. Es ist ein offenes Geheim-

Die Flüchtlingsunterkünfte im Süden seien

koordiniert die Arbeit von Emergenza Siria

nis, dass alle Flüchtlinge, die im Mailänder

überfüllt, erklärt Ivieno. „Deswegen schicken

Milano. Damals lagerten hunderte Flüchtlin-

Hauptbahnhof ankommen, in Italien niemals

sie die Flüchtlinge hoch zu uns.“ Seit Monaten

ge in den Gängen und Hallen des Bahnhofs.

registriert wurden. Eigentlich dürfte es das

erreichen täglich bis zu 300 Menschen so

„Die Menschen sind auf der Flucht. Sie ha-

nicht geben. Denn die Dublin-III-Verordnung

wie Yasser den Mailänder Bahnhof. Allen

ben Hunger, Durst und Sorgen und niemand

der EU schreibt vor, dass Flüchtlinge bei ihrer

Beteiligten ist klar, dass die Reise schon bald 39


REPORTAGE

weiter geht. Allein in den vergangenen sechs

Die meisten Schlepper kämen aus Ägypten,

Monaten war die Stadt Zwischenstation für

sagen die Helfer von Emergenza Siria Milano.

rund 52.000 Flüchtlinge.

An ihrer Anwesenheit stört sich niemand. Nicht einmal die Polizisten, die im Bahnhof

bleiben. Und Flüchtlinge. Natürlich nicht offiziell. Aber diejenigen, die erst spät am Abend mit dem Zug ankommen und denen keine Unterkunft mehr zugewiesen werden konnte, übernachten nun im Bahnhof.

Verhandlungen

patrouillieren und höflich grüßen. Dabei ist

Während Yasser mit mir spricht, behält er sein

gehört. Gespräche mit uns weichen sie aus.

Mobiltelefon fest im Blick. Sein Bruder will

Immer wieder verschwinden sie mit einzel-

anrufen und ihm helfen, behauptet Yasser.

nen Flüchtlingen. Wir haben den Eindruck,

Vielleicht ist er aber auch auf Hilfe durch

dass sie Verhandlungen führen.

nach geeigneten Schlafplätzen Ausschau hält,

nicht am Geld scheitern, versichert der ehema-

Bis spät in den Abend bleiben einige Helfer

bemerken, ist, dass sich einige der Schlepper

lige Restaurantbesitzer. Alles Ersparte aus der

im Bahnhof. Erst nachts verändert sich das

Heimat hat er mitgenommen. Und hier auf der

Geschehen. Ab Mitternacht riegeln Polizeibe-

Empore könnte Yasser Menschen treffen, die

amte das Gebäude vor ungebetenen Gästen

ihm gegen Geld bei der Weiterreise helfen.

ab. Nur noch Reisende mit Tickets dürfen

es leicht auszumachen, wer zu dieser Gruppe

Schlepper angewiesen. Eine Weiterreise würde

Polizei und Schlepper Hand in Hand Eine kleine Gruppe, die in einem Zwischengang können wir begleiten. Was wir dabei nicht unter die Gruppe mischen. Erst später geht uns auf, dass sie mit dem Wortführer der Gruppe verhandeln, während andere uns ihre Reisepläne präsentieren. Einige wollten nach Bayern, zu ihren Verwandten. Die meisten hatten sich Schweden als Ziel ausgesucht.

Oben: Bei ihrer Ankunft in München werden die Reisenden bereits von der Polizei erwartet. Links: Eine Mitarbeiterin der Stadt Mailand verteilt die Flüchtenden auf Übernachtungseinrichtungen.

Plötzlich umringen uns Polizeibeamte. In Begleitung von einem der Schlepper. Während sich die Flüchtlinge umgehend aus dem Staub machen, fordert uns die Polizei auf, Bilder auf denen wir den Schlepper mit abgelichtet hatten, zu löschen. Wie Polizei und Schlepper hier Hand in Hand agieren, erschreckt uns. Erst nachdem wir die Bilder entfernen, werden wir wieder in die Nacht hinaus entlassen.

40


POLITIK

Die Reisegruppe nach Schweden ist längst in Begleitung einiger Schlepper aufgebrochen. Ob sie ihr Ziel erreichen?

Reiseziele Schweden steht hoch im Kurs der Flüchtlinge, denn dort winkt Syrern ein permanentes Bleiberecht, finanzielle Unterstützung und eine Arbeitserlaubnis. In Deutschland hingegen erhalten die Flüchtlinge lediglich eine Aufent-

10-Punkte-Plan Als Reaktion auf die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer mit mehr als 1.000 Toten innerhalb einer Woche hat die Europäische Union mit einem 10-Punkte-Plan und einem Sondergipfel reagiert. Kommentatoren sprechen von Zynismus, Flüchtlingsorganisationen zeigen sich entsetzt. Von Bastian Pütter | Foto: REUTERS/Allessandro Bianchi

haltserlaubnis für zwei Jahre. Und das auch nur, wenn sie hier Verwandte haben, die für ihren Lebensunterhalt aufkommen können. „Aber Schweden muss doch die Hölle sein“, sagt Helferin Ivieno. „Es ist furchtbar kalt und die Sonne scheint nur ein paar Stunden.“ Und Arbeit würden die meisten wohl auch kaum finden. In Italien hingegen gäbe es viel mehr Arbeit, wenn auch meist nur Schwarzarbeit. „Es wäre leichter hier über die Runden zu kommen“, meint sie. Doch nur die wenigsten wollen bleiben. Karim ist einer von ihnen. Wobei auch er nicht völlig freiwillig in Italien blieb. Als der 40-jährige Syrer vor zwei Jahren mit seiner Familie Italien erreichte, musste er sofort seine Fingerabdrücke abgeben. Doch unglücklich darüber ist er nicht. Jetzt lebt er in einem von Stadtteilak-

Nur einer der zehn Punkte befasst sich mit

Die letzten beiden Punkte befassen sich mit

tivisten besetzten Häuserblock.

der Rettung von Flüchtlingen auf dem Mit-

„wichtigen Drittländern“ nach dem Ausfall

telmeer. Statt zu einer Seenotrettungsmis-

des Bürgerkriegslandes Libyen als „Puffer-

„Ich gehe nicht mehr zurück“, sagt er. Der

sion wie „Mare Nostrum“ zurückzukehren,

staat“. Ziel sind Verträge mit weiteren Län-

Bürgerkrieg habe alles zerstört. „Wer noch die

werden die Gelder für die Grenzschutzmis-

dern, die im Auftrag der EU eine Durchreise

Möglichkeit hat, der verlässt Syrien.“ Weit mehr

sion „Triton“ verdoppelt. Die Mittel liegen

von Flüchtlingen unterbinden.

als zwei Millionen Menschen sollen sich inzwi-

damit immer noch deutlich unter dem

schen auf der Flucht befinden. Mehr als eine

Vorjahresstand, allerdings sieht die EU den

halbe Million Flüchtlinge nahm die Türkei auf.

Schwerpunkt bei der Grenzsicherung.

Zum Vergleich: Die Bundesrepublik beschloss im Sommer 2014 die Aufnahme von 10.000 Flüchtlingen aus der syrischen Krisenregion. Yassar hingegen wird nicht in Mailand bleiben. Sein Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung ist sein Bruder. Sie sprechen lange. Welche Hinweise er erhalten hat, bleibt sein Geheimnis. Aber Yasser ist zufrieden. „Morgen fahre ich nach Frankreich“, sagt er

Vornehmlich „altbekannte, restriktive Maßnahmen der Migrationspolitik“ präsentiere der 10-Punkte-Plan, so Steffen Angenendt

Besonderen Fokus legen die Minister auf

von der Stiftung Wissenschaft und Politik.

die Bekämpfung von Schleusern. Bereits der

Heribert Prantl von der SZ spricht von einem

zweite der zehn Punkte kündigt einen syste-

„erbärmlichen Plan“; als „Gipfel der Schan-

matischen Einsatz zur Zerstörung der Boote

de“ kritisiert Pro-Asyl-Geschäftsführer Gün-

von Schleppern an, Vorbild sei der erfolgrei-

ter Burkhardt die Beschlüsse. „Die EU begeht

che Einsatz gegen Piraten vor Somalia. Gleich-

einen Verrat an ihren Werten und an den

zeitig soll die Informationsgewinnung zur

Flüchtlingen“ und ziehe nun einen weiteren

Infrastruktur und zu Geldflüssen von Flucht-

Wall um die Festung Europa.

hilfeorganisationen verbessert werden.

„Die geopolitische Situation in den Her-

freudig. Wir wünschen ihm viel Glück. Später

Weitere Punkte befassen sich mit der lücken-

kunftsländern zwingt die Menschen zur

steigen wir in den Nachtzug zurück nach

loseren Erfassung und besseren Verteilung

Flucht“, stellt Ousmane Diarra von der

Hamburg. Als wir am nächsten Morgen in

von Geflüchteten, der Beschleunigung von

malischen Abgeschobenen-Organisation

München umsteigen, empfangen uns Bundes-

Asylverfahren und dem Aufbau eines neu-

AME klar. „Der 10-Punkte-Plan der EU wird

polizisten am Bahnsteig. Von uns nehmen sie

en Abschiebe-Programms zur schnelleren

daran nichts ändern.“ Zweifellos werde er

keine Notiz. Gleich hinter uns stoppen sie drei

Abschiebung durch Frontex. In einem Pi-

jedoch „die Situation für die Flüchtlinge

Afrikaner und nehmen sie mit auf die Wache.

lotprojekt will die EU-Kommission 5.000

verschlimmern“.

Flüchtlinge über die EU verteilen, näheres www.street-papers.org / Hinz&Kunzt

nennt sie nicht. 41


SOZIALES

Kunstf端hrung f端r Demenzerkrankte

42


Impulse für die Erinnerung Warum hat die Frau in dem Bild wohl Koffer um sich herum? Kunstvermittlerin Rebecca Wassermann schaut fragend in die Runde. Stille. Einige gucken sie ganz gespannt an, andere wirken gedanklich abwesend, eine sehr gepflegt gekleidete alte Dame nickt immer wieder zustimmend. Aber – es kommt keine Antwort. Koffer, Frau – ein Zusammenhang erschließt sich ihnen nicht, nicht mehr sofort: Diese Menschen sind dement. Ein spannendes Erlebnis ist ihr Besuch im Bochumer Kunstmuseum trotzdem. Für alle. Von Antje Mosebach | Fotos: Daniel Sadrowski

Es ist das zweite Mal, dass diese Gruppe, Gäste der Deutschen Alzheimergesellschaft Bochum, hier eine Ausstellung besucht. Eines der neuen Angebote, das auch an Demenz erkrankten Menschen, die kulturelle Teilhabe im öffentlichen Raum ermöglichen soll, erklärt Andrea Kaesberger vom Demenz Service-Center Ruhr, einer Einrichtung der Alzheimergesellschaft. „Demenzkranke werden ja in Zukunft einen großen Teil der Gesellschaft ausmachen, und sie haben ein Recht darauf, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das Museum gehört dazu.“

Kunst nachempfinden

Aber wie erklärt man Menschen, die die einfachsten Zusam-

menhänge vergessen haben, Kunst und Kunstwerke? Wie vermittelt man ihnen Kunsterlebnisse, wenn viele mit ihren Sinnen in ganz anderen Dimensionen kreisen? Dies war bislang noch nicht erforscht. 2012 übernahm das ISER (Institute For Subjetive Experience and Reseach an der Medical School Hamburg) in Kooperation mit dem Lehmbruck Museum Duisburg und der Demenz Support Stuttgart die Aufgabe, das herauszufinden, finanziert vom Ministerium für Bildung und Forschung. Ihre Forschungsergebnisse erproben sie gerade landesweit in unterschiedlichen Museen, darunter im Bochumer Kunstmuseum. Kunstvermittlerinnen wie Rebecca Wassermann wurden speziell im Umgang mit dementen Menschen geschult, damit sie durch neue Impulse etwas in den alten Menschen berühren oder sogar wecken. „Aber man weiß nie, was passiert“, hat sie in der ersten Führung gelernt. Trotz intensiver Vorbereitung. „Das Kunstwerk muss nachempfunden werden, dadurch können Assoziationen freigetreten werden.“ Das erreichte beim letzten Mal ein großes rotes Sofa, das noch nicht einmal zur Führung gehörte – die Teilnehmer aber so fesselte, dass sie an diesem Morgen nur zwei Kunstwerke schafften.

Ein Lernort für alle

Zuallererst müssen die Besucher ankommen, sich in der neuen Um-

gebung wohl fühlen. damit sie sich überhaupt einlassen können. Deswegen beginnt im Bochumer Museum jede Führung mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken in der Eingangshalle. Zum warm werden. Und meist kommen dem ein oder anderen schon durch den Ort kleine Erinnerungen, wie Klaus (Namen d. Teilnehmer geändert), der mit seiner Frau ganz oft da war, sagt er. Früher. Und man sieht seinem Gesicht an, dass es schöne Erinnerungen sind. Die acht Besucher sind nicht alleine da, sie haben Betreuer dabei, feste oder ehrenamtliche der Alzheimer Gesellschaft. Aber keine Angehörigen. Das ist beabsichtigt, damit sich die Kunstvermittlerinnen ganz auf ihre Besucher konzentrieren können, die Besucher 43


SOZIALES

auf ihre Umgebung. Für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen gibt es

sie in die Runde. Na? Auf einmal lässt sie ihre Kollegin zur Überraschung

eigene Führungen, auch Schnupperkurse. „Denn in vielen Köpfen ist noch

aller einen großen alten Koffer in die Mitte stellen. „Reisen, sie will verrei-

eine Hemmschwelle verankert“, weiß Dr. Elisabeth Kessler-Slotta, ebenfalls

sen“, kommt es. „Ja, so ist das“, nickt Johanna zustimmend. Und seid ihr

Kunstvermittlerin im Museum. Die gilt es abzubauen. Denn „das Museum

auch schon mal verreist? Klaus nickt und beginnt zu erzählen. Sehr lebhaft,

ist nicht nur für das Bildungsbürgertum, es ist ein Lernort für alle, für neue

eine Geschichte, die nur er versteht. Aber Rebecca Wassermann hört ihm zu,

Impulse“. Das gilt auch für Menschen mit De-

nimmt Worte auf und gibt sie ihm zurück.

menz. Man muss nur anders kommunizieren als nur über die Sprache.

Die Gruppe wird ein wenig unruhig, es war sehr viel. Sie kommen zum Schluss. Ein Bild,

„Wie entsteht denn Kunst?“

ein Wanderer, der sich ausruht. Das passt.

Und während die Gruppe noch gemütlich

Und, ja, ans Wandern können sie sich erin-

den letzten Schluck Kaffee trinkt, Robert

nern. Das haben in jungen Jahren die meis-

immer wieder lustige Sprüche klopft und

ten von ihnen gemacht. Und kann man etwas

mit Nachbar Klaus rumflachst, versucht

dazu singen? Spontan wird gerufen: „Das

Rebecca Wassermann auf eine sehr erfri-

Wandern ist des Müllers Lust.“ Schnell werden

schende und spielerische Weise die Auf-

Klappstühle aufgestellt, Textblätter verteilt –

merksamkeit ihrer Besucher auf die Um-

und alle Strophen gesungen. Manche machen

gebung zu lenken. Was werden wir denn

dies sogar, ohne abzulesen. Klaus erzählte

hier im Museum sehen? „Bildergalerie“,

danach, beim Abgang zur Eingangshalle von

„Kunstwerke“, kommt es vereinzelt. „Ja,

seinen Wanderungen, die er mit seiner Frau

so ist das“, Johanna nickt heftig. „Seht ihr

unternommen hat, viele, früher. Ja. Und im

denn hier Kunstwerke? Ah, die bunte Wand

Erzählen fällt er zurück in seine ganz eigene

am anderen Ende. Richtig. Und hier, dieses

Welt. Ein verständiges Nicken reicht ihm dann,

große Ding, ja! ein Kunstwerk“, führt sie die

ein freundliches Klopfen auf die Schulter.

noch etwas verhaltenen Besucher immer näher in die Museumswelt. Wie entsteht

„Das war sehr gut, sehr gut.“

denn Kunst? Jetzt wird es schon schwieri-

Dann sind alle wieder am Kaffeetisch. Auch

ger. Die Zusammenhänge sind nicht sofort

Werner ist noch da. Der Austausch ist leb-

klar. Rebecca Wassermann hilft ein biss-

hafter als zu Beginn der Kunstführung. Und

chen nach. Und Stück für Stück entstehen

auf die Nachfrage, ob es ihnen gefallen hat,

Verbindungen, kommen Erinnerungen. So

antworten fast alle mit ja. Für Robert war

eingestimmt geht es die Rampe hoch in den

es etwas zuviel. Das wiederholt er auch. Er

ersten Stock. Der Beginn der Ausstellung

ist überfordert. Spürt das selbst und meint

zur Künstlerin Charlotte Salomon, ein Opfer

nur: „Das braucht jetzt seine Zeit“. Die be-

des Naziregimes, ermordet in Auschwitz.

kommt er. Klaus dagegen ist begeistert: „Das war sehr gut, sehr gut.“ Und es gefiel

An der Wand im Gang hängen Masken.

ihm viel mehr als beim ersten Mal, da fehlte

Rebecca Wassermann fordert auf, sie zu

ihm die Abwechslung.

beschreiben. Sind sie alle gleich? Johanna nickt zustimmend, die anderen bemühen sich, etwas zu erkennen. Dann

Eindrücke, die die Kunstvermittlerin, das Museum und die Deutsche Alz-

setzt sich die Kunstvermittlerin eine Maske vor das Gesicht, verändert ihre

heimer Gesellschaft mit in die Nachbetrachtung aufnehmen. „Heute war

Körperhaltung. Was habe ich für eine Stimmung? Die Gruppe versucht sie zu

es etwas schwierig“, meint Rebecca Wassermann rückblickend. Viele kleine

erfassen, die Antworten brauchen Zeit. Für Werner ist das zuviel. Er wartet

Bilder. Da muss man schon sehr nah heran, grenzt dadurch aber die anderen

mit seiner Betreuerin lieber unten im Café. Das ist ok.

aus. Für die Organisatoren wichtige Wahrnehmungen, die unbedingt in die nächsten Planungen miteinfließen – um die Führungen immer mehr an die

„Es ist nicht immer einfach, die Stille zu ertragen.“

Bedürfnisse und Aufnahmekapazitäten ihrer dementen Museumsbesucher

Dann geht es in den großen Ausstellungsraum. Ein etwas beklemmendes

anzupassen. Denn ganz klar ist: Auch nach Beendigung des Forschungspro-

Licht und unendlich viele kleine Bilder. Die selbstgemalte Lebensgeschichte

jektes werden Kunstführungen für demenzerkrankte Menschen weiter an-

Charlotte Salomons. Rebecca Wassermann hat sich ganz bestimmte Bilder

geboten. Für sie allein, aber auch sehr gerne mit ihren Angehörigen. Neue

ausgesucht, Bilder, die Geschichten erzählen. Wie das mit der Frau, die von

Impulse können bei allen kleine Wunder bewirken.

Koffern umgeben auf dem Sofa sitzt. Was hat die Frau vor? Stille. Die Kunst

44

ist, die Reaktionen aufzugreifen und mit ihnen umzugehen, hat Rebecca

Info/Kontakt über das

Wassermann gelernt. Sowie Zeit zu geben, Stille zuzulassen. „Es ist nicht

Kunstmuseum Bochum

immer einfach, die Stille zu ertragen, manchmal hilft es, innerlich bis zehn

Tel. 0234 – 910 42 30

zu zählen“ – dann kommt alles von allein. Und auffordernd lächelnd schaut

museum@bochum.de


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

1. Maiist istgefährlich, gefährlich,nicht nichtfür fürdie dieArbeitgeber, Arbeitgeber,nennen nennenwir wirsiesieruhig, ruhig, feiertäglich, Der 1.Mai feiertäglich, Kapitalisten. Wer die sozial- und ruheverträglichen Maireferate kennt, die von stellvertretenden Bezirksleitern kleiner Einzelgewerkschaften zu H hunderten vor wenigen Besuchern gehalten werden, weiß davon ein Schlaflied zu singen.

Gefährlicher sind die Veranstaltungen dieses Rechtspacks, das sich an den Tag der Arbeit dranhängt. Sie sind zum Kotzen. Ich mag Nazis nicht nur nicht, ich kann sie auch nicht ausstehen. Schon lange überlege ich, ob ich mir Parolen wie „Deutschland den Deutschen“ urheberechtlich und dann mitmit einer Horde von Abmahnanwälten gegen ihren urheberrechtlichschützen schützenlasse lasse und dann einer Horde von Abmahnanwälten gegen ihren illegalen Gebrauch vorgehe. Das Zivilrecht könnte da schlagkräftiger sein als das Polizei- und Ordnungsrecht. Wir leben in einem komischen Rechtsstaat. Öffentliches Fröhlichsein an Karfreitag ist auch in geschlossenen Räumen verboten, aus Rücksicht auf christliche Sitte. Aber als Nazi darf man am Tag der Arbeit nicht nur still und leise strunzdumm sein, man darf auch öffentlich aggressiv und strunzdumm auftreten. Immerhin ist zwar nicht die Arbeiterbewegung, aber das Absingen von Liedern der Arbeiterbewegung Weltkulturerbe. Sowas wie Statuen, die von islamistisch Wahnsinnigen in die Luft gesprengt werden. Zurück zur Gefahr. Am 1. Mai werden die meisten Schwerverletzten in Krankenhäuser eingeliefert, hat die Uni Witten festgestellt. Das hat einfache Gründe: Motorradfahrer, noch wintersteif, ballern wieder durch die Landschaft und treffen auf trunkene Wanderer, die mit ihrem Schnatgang nicht bis zum Vatertag warten wollen, „eine ungute Kombination“, sagt der Leiter der Studie lakonisch. Wer der Gefahr aus dem Wege gehen will, fährt an einem anderen, harmlosen Maitag mal auf Zeche Zollern. Da gibt es Arbeiterbewegung im Museum. Und die Ausstellung „Durch Nacht zum Licht“, ist, kein Witz, richtig gut.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Unna

Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340

Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10

info@awo-ww.de | www.awo-ww.de 45


LESERSEITE

Vortrag bei der Konferenz der deutschsprachigen Straßenzeitungen in Nürnberg: bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter mit vollem Körpereinsatz.

LESERPOST Hallo zusammen, ich las vorhin Eure April-Ausgabe und zuckte beim

timents meiner Eltern und ihrer Generation, dachte ich,

Artikel „Wider das Wissen“ zusammen, als ich den Na-

das tausendjährige Reich sei endgültig vorbei und die

men „Andreas Popp“ las. Ich weiß, dass ein Herr Popp

nachfolgende Generation, also die meinige, habe aus

Gründer der Umweltbank war. Erfreut stellte ich über

der vergangenen Katastrophe gelernt. Mittlerweile be-

Wiki fest, dass der Bankgründer Horst Popp heißt. Ich

komme ich Bedenken. Alte, verheilt geglaubte Wunden

hoffe, dass niemand die beiden durcheinander wirft,

werden nach langer Zeit wieder aufgerissen. Ich fühle

deswegen die kurze Mail.

mich beleidigt und genötigt in diesem Land, in dieser

Da ich sonst nie gemailt hätte, ist es auch eine Gelegen-

Stadt, von faschistischen(m) Parolen, Emblemen, Visa-

heit zu erwähnen, dass ich es klasse finde, dass es bodo

gen, Fahnen, Ratsanfragen, Demos, Gedankengut. Sala-

gibt. Ich kaufe die Zeitung regelmäßig, manchmal

fisten betreffend bekundet der Bundesinnenminister:

auch zweimal im Monat, und verschenke dann ein Ex-

„Hier muss der Staat hart und unmissverständlich ein-

emplar. Ich halte es für sehr wichtig und gut, dass den

greifen.“ Dies und nichts anderes wünsche und erwarte

Menschen, die sie verkaufen, durch bodo eine Struktur

ich auch in puncto Neonazis. Fern Mehring

gegeben wird, eine Verbindlichkeit und Anerkennung, und dass sie mit dem Verkauf Geld verdienen können.

Hallo, hab gerade einer jobgeplagten Bekannten Eu-

Gruß, Brigitte Gassmann

ren Steincartoon geschickt, super! Sowieso wollte ich mal ein Lob aussprechen: Ich kenn‘

46

Was ist los in diesem Land und in dieser Stadt?

bodo von Anfang an und Ihr werdet stetig interessan-

Ich habe einen meiner Großväter nie kennengelernt,

ter und attraktiver! Früher hab ich die Zeitung mehr

weil er 1943 von den Nazis im KZ ermordet wurde. Als

aus Solidarität gekauft, jetzt wegen den guten Inhal-

ich 1972 rüber machte, trotz der Bedenken und Ressen-

ten. Weiter so! viel Erfolg! Sonja

bodo dankt: Sparkasse Bochum Lieselotte Markgraf, Gerd Schlitzer, Ole Eric Bogena, Dr. Fritz Rüdiger Volz, Irmela Niebuhr, Helga und Hermann Reinsch, Elke Felbor, Jens Kiekhafer, Torsten Bastert, Hedda Venschröder, Uta Klose, Christa Friedrich, Birgitta Götz, Sigrid Nordmar-Bellebaum, Olaf Authorsen, Karin Felithan, Annette&Reiner Kraft, Uwe Lück, Christine Dahms, Rembert Antonius Schättler, Dr. Horst Stoff, Beate&Günter Kronsbein, Christoph Spiekermann, Martina Richter, Dorothea Kottowski, Manfred Brehme, Renate&Paul-Heinz Schäfer, Charlotte Steinke, Christa&Klaus Mock, Armgard Mellinghaus, Reinhard Hachenberger, Ute Soth-Dykgers, Gerda Grundhoff, Ruth Hanke, Tobias Eule, Annette Düe, Timo Zimmermann, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Andreas Bürgel, Silke Harborth, Ruth Linnenbrügger, Petra Danielsen-Hardt, Sabine Raddatz, Peter Lasslop, Elsemarie Bork, Gerhard Volpers, Ingrid Untersberger, Jutta und Wido Wagner, Christina Kolivopoulos, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm-Rasch, Volker Schaika, Petra Karmainski, Eberhard Garburg, Dr. Rinnert-Siemssen, Wolf Stammnitz, Esther Hagemann, Oliver Stiller, Dr.Sabine Siebel, Brigitte Sonntag, Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer,Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause


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1|2

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