bodo Mai 2016

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2.50 Euro | 1,25 Euro f체r den Verk채ufer

bodo

Mai 2016

GA DAS STRASSENMA

Z IN

HELGE SCHNEIDER HEINZ STRUNK FOOD MARKETS 1


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28./29.05.2016 21./22.05.2016 2

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INHALT | EDITORIAL

04

Heinz Strunk Er ist ein sperriger Typ und liebt es, sich Einordnungen zu entziehen, ob bei Extra 3, Titanic,

Studio Braun oder mit der fiktiven Band Fraktus. Der gelernte Musiker ist seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreicher Autor, für die Abgründe in „Der goldene Handschuh“ liebt ihn jetzt das Feuilleton. Von Peter Hesse

18

Helge Schneider „Ich bin Optimist im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Helge Schneider

im Interview. „Das ist ja kein Hans-guck-in-die-Luft, der vor Lustigkeit einfach vor die Straßenbahn läuft. Ein Optimist ist jemand, der das Optimum sieht.“ Von Olaf Neumann

20

Das Recht auf Wohnen 5.500 Geflüchtete leben zurzeit in Bochum. Für sie braucht es Schul- und Kita-

Plätze, Jobs, Wohnungen, Bildungsangebote. Doch nicht nur für sie. Vieles, was gerade rund um „die Neuen“ diskutiert wird, stellt vielmehr Fragen daran, wie Gesellschaft aussehen, wie soziale Teilhabe für alle funktionieren kann. Von Alexandra Gehrhardt

32

Industriewälder im Ruhrgebiet Was tun mit alten Industriebrachen? Eine frappierend einfache Idee: Die Natur

einfach gewähren lassen und statt Zäunen, die ein solches Gelände zur Sperrzone erklären, Wege anlegen, um die Bevölkerung zum Betreten einzuladen. Ein Besuch im Wald in der Stadt. Von Wolfgang Kienast

07 Straßenleben | Wallfahrt nach Dortmund 07 Impressum 08 Neues von bodo 12 Reportage | Schlagkräftig mit Tradition 16 News 16 Kommentar | Der blinde Fleck

Liebe Leserinnen und Leser,

17 Recht | Jobcenter muss Schülern helfen

vor mehr als 21 Jahren haben wir die Entscheidung getroffen,

17 Die Zahl | Das Foto

dem Kirchturmdenken im Ruhrgebiet mit einem Spagat zu

22 Kultur | Theater der Gezeiten 23 Wilde Kräuter | Giersch und Gundermann 24 Veranstaltungskalender | Verlosungen

begegnen: bodo wollte ein Projekt für Bochum und Dortmund sein, zwei grundverschiedene Städte mit gänzlich anderem „Vibe“ und anderen Regeln. Das funktioniert, ist stellenweise an-

30 bodo geht aus | Food Markets

strengend, macht aber weiterhin Spaß. Nicht ganz leicht ist das Austarieren der

31 Politik | Spiel auf Zeit

Interessen: Obwohl es bodo auch in Witten, Herne, Unna, Schwerte etc. zu kaufen

36 Netzwelt | Search Racism, find Truth

gibt, kommt immer wieder – ja, berechtigte – Kritik von unseren VerkäuferInnen

36 Kinotipp | Sonita

in Bochum, immerhin der ersten Hälfte in „BO-DO“, die Stadt würde im Heft ver-

37 Bücher

nachlässigt. Manchmal ist das auch gar nicht falsch – aber wir geben uns Mühe:

38 Reportage | Wasser im Westjordanland

Von Foodmarkets über Underground-Theater bis Flüchtlingsprotest haben wir

41 Mein Verkaufsplatz | Leo

eine Menge Bochum im Heft. Und zur Genugtuung: Unsere beiden prominenten

42 Porträt | Rabbiner Avichai Apel

Interviewpartner Helge Schneider und Heinz Strunk kommen auf Tour nicht nach

46 Leserseite | Comic

Dortmund, sondern nach Langendreer und zum Zeltfestival Bochum/Witten.

47 bodo Shop

bodo SCHA FFT CHAN CEN

Auch jenseits des Heftes sind wir übrigens in Bochum aktiv: Am 4. Mai eröffnen wir um 14 Uhr in unseren Bochumer Räumen an der Stühmeyerstraße die Mail-Art-Ausstellung „Friede den Hütten“ (s.S.9), die den ganzen Mai während unserer Öffnungszeiten zu besichtigen ist. Eine gute Gelegenheit, einmal in der alten BO-Fabrik vorbeizuschauen. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3


MENSCHEN

Heinz Strunk

Jenseits von Gut und Böse

„Das Modewort Gentrifizierung geht mir ziemlich auf den Senkel.“

4


Momentan ist Heinz Strunk Dauergast in Talkshows. Sein achter Roman „Der goldene Handschuh“ findet sich weit oben in den Bestsellerlisten und war nominiert für den Leipziger Buchpreis. Das Porträt des Hamburger Serienmörders Fritz Honka ist eine Studie über das Milieu in St. Paulis Absturzkneipen der 1970er Jahre und zeigt erschütternd brutal und anschaulich, wie weit Einfühlung auf dem Papier gehen kann. Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski

Als wir gegen 19 Uhr an der Tür des Forums

„Der goldene Handschuh“ ist Strunk jedoch

Leipzig geboren, verbringt er als eines von

in Bielefeld klopfen, wird uns gesagt, dass

in der ersten Liga der Literatur angekom-

zehn Geschwisterkindern viel Zeit in Kin-

Heinz Strunk noch mit einem Kamerateam

men. Für das Feintuning des Buches hat

derheimen und in einem Jugend-KZ. Honka,

vom ZDF unterwegs sei – aber gleich kom-

Strunk zusammen mit seinem Lektor Mar-

kleinwüchsig, entstellt durch Misshandlun-

me. Die Strecke vom Hotel zum Veranstal-

cus Gärtner ein Jahr gebraucht. Er meint

gen in seiner Jugend und alkoholkrank, lebt

tungsort geht er zu Fuß, damit noch eine

es ernst mit der großen Literatur. Etwas

in St. Pauli unter Trinkern, Gezeichneten

Interview-Sequenz mitgefilmt wird. Danach

ganz und gar Eigensinniges behält Strunk

und Gescheiterten. In Hamburger Milieu-

folgt ein kurzer Soundcheck. Die TV-Mode-

jedoch auch als gefeierter Literat. Heute, so

kneipen sucht er nach gestrandeten Frauen

ratorin Katrin Bauerfeind spricht mit den

kurz vor dem Auftritt, wirkt er ein bisschen

und nimmt diese mit nach Hause. Zwischen

Veranstaltern, dazu addiert sich hektische

wie die ironische Brechung eines Heirats-

Dezember 1970 und Januar 1975 ermordet

Betriebsamkeit von Kameraleuten, Redak-

schwindlers.

er vier von ihnen – Frauen von ganz unten.

teuren und einem Tonmeister.

Nicht eine wird nach ihrem Verschwinden Es gibt einfachere Interviewpartner als Heinz

als polizeilich vermisst gemeldet. Die Lei-

Heinz Strunk nimmt schon mal auf dem Sofa

Strunk, und der Zeitplan ist eng. Wir haben

chenteile versteckt er in den Dachschrägen

im Backstagebereich Platz. Gut sieht er aus.

einen Fund aus dem bodo-Buchladen dabei,

und auf dem Speicher seiner nur 18 Quad-

Die Haare akkurat nach hinten gekämmt,

der schnell das Eis bricht. Mit „Schwarz war

ratmeter großen Wohnung.

seine wachen Augen blitzen hinter einer

ihr Haar, die Augen wie zwei Sterne so klar.

blau getönten Pilotenbrille. Dazu trägt er

Frauen auf St. Pauli“ hat der Frauenbuch-

Der dazugehörige Tatort liegt in der Zeiß-

Anzug mit Einstecktuch und Hemd mit Man-

verlag im Jahr 1980 Porträts über gefallene

straße 74 in Hamburg Altona. Die Strecke,

schettenknöpfen. Strunk kann vieles. Der

Frauen im Trinkermilieu von St. Pauli her-

die Honka von seiner Wohnung bis zu

gelernte Musiker ist Sidekick-Moderator bei

ausgebracht. Das Buch zeigt auch Frauen aus

seiner Stammkneipe auf der Reeperbahn

der NDR-Satiresendung Extra 3, Mitglied der

den Stammkneipen von Fritz Honka: „Der

zurücklegte, dauert etwa eine halbe Stunde.

fiktiven 80er-Jahre-Band Fraktus, schreibt

goldene Handschuh“ und „Elbschlosskeller“.

„Ein Taxi für diese Strecke hat er sich nicht

Kolumnen für die „Titanic“, macht Telefon-

Heinz Strunk kennt das Buch nicht, freut und

leisten können. Den Weg ist er wohl immer

streiche mit Studio Braun, spielt in Filmen,

bedankt sich, als wir es überreichen – und

gelaufen“, kommentiert Strunk knapp. Sein

Musikvideos oder Theaterstücken mit.

sofort sind wir im Thema.

Roman ist dennoch keine Kriminalgeschich-

Teile des Feuilletons haben ihm für dieses

„Nachdem ,Das Strunk-Prinzip‘ eher leichte

ders, der zu fast gleichen Teilen Opfer wie

sperrige Gesamtwerk Achtung gezollt, mit

Kost war, quasi eine mit Ironie besetzte

Täter ist. Es ist eine fast filmisch-realistische

Satire, war ,Der goldene Handschuh‘ eine

Studie der Abgründe am sogenannten Rand

ganz angenehme Abwechslung. So habe

der Gesellschaft, zwischen „Schmiersuff“

ich das empfunden.“ So kann man es auch

und verzweifeltem Humor.

te oder allein das Psychogramm eines Mör-

formulieren. Fritz Honkas – wahre – Geschichte ist ein einziger Abgrund. 1935 in

Den „goldenen Handschuh“ gibt es übrigens immer noch. Viel Zeit hat Strunk hier für die Recherche verbracht. Im Roman hat er dazu noch einen zweiten Erzählstrang

Geboren: 1962 in Hamburg

um eine reiche Reederfamilie hinzugedich-

Bürgerlicher Name: Matthias Halfpape

tet. Auf St. Pauli treffen heute wie damals

Instrumente: klassische Ausbildung in

die Kontraste aufeinander, auch wenn sich

Querflöte und Saxophon

der Stadtteil stark verändert. Jedoch: „Das

Kommende Projekte: im Herbst folgt

Modewort Gentrifizierung geht mir ziem-

eine Tour mit Studio Braun

lich auf den Senkel. Ich finde, gerade Ecken

5


MENSCHEN

„Erst seit ich selber schreibe, bin ich richtig zum Lesen gekommen.“

wie der Hamburger Berg in St. Pauli sehen ja immer noch aus wie vor 40 Jahren. Da wurde ja auch nichts neu hinzugebaut und da ist auch nichts abgerissen worden. Wenn man an einem Dienstagnachmittag da durchläuft, findet man da auch ganz normale St. Paulianer.“ Anzuecken liegt ihm. Fast traut man ihm zu, als nächstes etwas Leichtes zu schreiben, um die neu gewonnenen Bewunderer zu verprellen, doch besteht diese Gefahr wohl nicht: „Es gibt so viele Leute, die schreiben Kinderbücher. Da kann ich auf der Stelle wegpennen, wenn ich nur daran denke.“ Harsche Worte sind das, wie aus einem Bürotacker. Zack, bumm und abgeheftet. Und wie ist es mit eigenen Lektüreerfahrungen? „Ich kann gar nicht genau sagen, ob ich viel oder wenig gelesen habe“, sagt Strunk. „Erst seit ich selber schreibe, bin ich richtig zum Lesen gekommen.“ Doch gefragt nach seinen Helden in der literarischen Welt – „Na sicher habe ich auch Vorbilder, ist ja klar“ – zählt Strunk gleich eine widerständige, fast schroffe Autorenriege auf: „Denis Johnson, John Maxwell Coetzee, Jeffrey Eugenides, Michel Houellebecq, Jean-Louis Curtis, Botho Strauß und Wilhelm Genazino.“ Bis November ist Heinz Strunk nun auf Lesereise, fast 40 Termine sind geplant. Seine heutige Lesung besteht aus zwei Sets. Das Forum in Bielefeld ist seit vielen Tagen ausverkauft, und als instrumentale Einstimmung auf den Abend läuft der düstere Schauerjazz von „Bohren & der Club of Gore“ – eine bessere Einstimmung hätte nicht gefunden werden können. Im Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ war das Motto: „Swingtime is good time und good time is better time.“ Heute gibt es keinen Swing. Das Lachen bleibt bei diesen lakonischen Lebensbeschreibungen, die weit jenseits von Gut und Böse liegen, im Halse stecken.

Heinz Strunk liest aus „Der goldene Handschuh“ am 20.05. im Bahnhof Langendreer, Bochum ISBN 978-3498064365 Rowohlt | 19,95 Euro

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STRASSENLEBEN

IMPRESSUM Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20

Wallfahrt nach Dortmund Nach Städten wie Köln, Essen, Münster und im letzten Jahr Recklinghausen wird am Dienstag, dem 31. Mai, Dortmund zum Wallfahrtsort für wohnungslose Menschen. Ein Ereignis, das Daniel Schwarzmann, Vikar und Wohnungslosenseelsorger der Nordstadtgemeinde, mit besonderer Spannung erwartet. Genau wie seine beiden Mitstreiter ist er sich der existenziellen Wichtigkeit des Engagements für Menschen in Notlagen bewusst. Von Ruben Philipp | Foto: Sebastian Sellhorst

Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Alexandra Gehrhardt, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Olaf Neumann, Ruben Philipp, Dirk Planert, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Daniel Sadrowski, Sebastian Sellhorst, Alexander Völkel Titelfoto: Michael Zargarinejad / Universal Music Fotos: Peter Amann (24, 29), Amtsgericht Bochum (16), Bianka Boyke (17), Marte Christensen (24, 27), Erich Grisar (17), Pavel Hejn (24, 28), Ulrike Märkel (16), Daniel Penschuck [Feindesign] (9), Dirk Planert (38, 39, 40), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 22, 30, 32, 33, 34), Sebastian Sellhorst (7, 8, 9, 10, 11, 21, 25, 41, 46), Claudia Siekarski (9, 11), Stadt Bochum (16), Thaisen Stärke (12, 13, 14, 15), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23), Universal Music (3, 18), Elisabeth Mena Urbitsch (31), Alexander Völkel (43, 44), Tassos Vrettos (29) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Mai-Ausgabe 10.05. 2016 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015 Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Der Wohnzimmertisch im Pfarrhaus der St.

Wegpunkte der Wallfahrt sind neben Petri-,

Michael-Kirche in der Westerbleichstraße

Reinoldi- und Marienkirche auch das Gräber-

wird dieser Tage häufig als Planungs- und

feld für Obdachlose auf dem Ostfriedhof, für

Konferenztisch zweckentfremdet. Kein Wun-

das sich in den 1990er Jahren die Pastoren

der, denn das Projekt um Pfarrer und Haus-

Elbracht und Reinald vehement eingesetzt

herrn Daniel Schwarzmann (m.) lässt sich

hatten. Gerade für Wohnungslose sei es

sicherlich nicht im Rahmen eines kurzen Te-

wichtig, nicht in Anonymität und damit aus

lefonats organisieren. Für die diesjährige Ob-

der öffentlichen Wahrnehmung gedrängt zu

dachlosenwallfahrt am 31. Mai erwarten er

werden, betont Alfons Wiegel.

Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de

Wilfried Göddeke (r.), ehemaliger Pfarrer der

Auch das theologische Leitmotiv der Wall-

Gemeinden Eichlinghofen und Barop, mindes-

fahrt zielt darauf, eben diesem Anspruch

Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de

tens 100 TeilnehmerInnen, deren Aufenthalt

gerecht zu werden: Die „wunderbare Idee

gut durchdacht und koordiniert werden muss.

des barmherzigen Gottes“ soll helfen, Le-

und sein Vorgänger Alfons Wiegel (l.) sowie

benskraft zu sammeln und zu erhalten. Ihr soziales Engagement, über das Schwarz-

Schwarzmann ergänzt: „Wer glaubt, ist nicht

mann noch zu Studienzeiten zu Wiegel fand,

allein“, aber auch ganz weltlich gehe es bei

verbindet nicht nur die drei Geistlichen, son-

dem jährlichen Treffen um das Erleben von

dern auch die Ehrenamtlichen und Unterstüt-

Gemeinschaft und den Austausch mit der

zer des Projekts einer Wallfahrt für Obdach-

Stadtgesellschaft.

lose nach Dortmund. So sorgen zahlreiche Freiwillige für Vorbereitung, Begleitung und nicht zuletzt auch für die Verpflegung.

Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev

Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

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NEUES VON BODO

Gemeinsam essen

Ausblick: Kultur bei bodo

Seminar: Wohnen für alle

Am Samstag, dem 28. Mai, verlegt die

Vor dem Pfingstwochenende entfällt unse-

Die Fakultät Raumplanung der TU Dortmund

Suppenküche Kana ihre Töpfe und Pfannen

re monatliche Benefiz-Kulturveranstaltung

bietet im Sommersemester ein Master-Se-

wieder vom Nordmarkt vor das Dortmun-

„2. Freitag“, wir waren aber fleißig und

minar an, das die Themenfelder Ankommen

der Rathaus – zu einer Mischung aus gesel-

haben das Programm für die nächsten

und Wohnungslosigkeit behandelt.

ligem Freiluft-Mittagstisch und politischer

Monate bereits festgezurrt.

Demonstration. Wieder werden ab 12 Uhr Hunderte Mittagessen an Bedürftige ausgegeben, an Kana-Stammgäste, aber auch an interessierte Innenstadtbesucher und Hungrige, die

Am 10. Juni kommen Dortmunds legendäre Vorleser Dond und Daniel zu uns. Dabei haben die beiden Buchhändler „Streichholzschachteltheater“ von Michael Frayns, „einem der größten und sicher dem lustigsten

sonst nicht den Weg zum Nordmarkt finden.

Dramatiker Englands“ (Daniel Kehlmann).

Fünfmal wöchentlich gibt die ehrenamtliche

Am 1. Juli entzaubert der ehemalige Stadt-

Suppenküche dort für Arme und Obdachlose bis zu 300 kostenlose Mahlzeiten pro Tag aus. Die Aktion am Rathaus will die Suppenküche als Zeichen der Solidarität mit den Armen

markt“ werden Rahmenbedingungen und Entwicklungen sowie Leitziele und Handlungsansätze für eine gerechte Wohnraumversorgung diskutiert. Themen sind Flüchtlingsunterbringung, die Rückkehr der Wohnungsfrage

,Magische 6‘ des BVB“. Wir freuen uns auf

Am 31. Mai referiert bodo-Redaktionsleiter

eine Lesung aus seinem in Kooperation mit der BVB-Fanabteilung entstandenen

Sichtbarmachen von Armut, um die Freude

Am 12. August geht es mit „The Neckbellies“

Noch ein Tipp: Anlässlich des 25. Jubiläums

dere marginalisierte Gruppen am Wohnungs-

und Strategien der Wohnraumversorgung.

Geschichts- und Geschichtenbuch.

Essen, am einander Kennenlernen.

Zugang zum Wohnen für Geflüchtete und an-

sprecher und BVB-Archivar Gerd Kolbe, „Die

der Stadt verstanden wissen. Es geht um das an der Gemeinschaft, am gemeinsamen

Unter dem Titel „Wohnraumversorgung und

(Eddie Arndt und Thomas Hecking) auf die grüne Insel: Jigs und Reels, keltische Lieder sowie Rock- und Popsongs im irischen Gewand.

Bastian Pütter über die „Exklusion von Wohnungs- und Obdachlosen“. Im Seminar entwickeln die Studierenden unter Leitung von Dipl.-Ing. Anne Volkmann ein Positionspapier zu Handlungsansätzen einer sozialen Wohnungspolitik für Dortmund. Zum Abschluss des Seminars am 19. Juli

der Suppenküche in diesem Jahr präsen-

Noch ein Ausblick: In der zweiten Jahreshälf-

diskutieren bodo-Redakteurin Alexandra

tiert Bernd Gieseking sein Kabarettpro-

te planen wir, unsere Veranstaltungsreihe

Gerhardt, Dr. Tobias Scholz (Mieterverein

gramm „Finne dich selbst!“ am 22. Mai um

auch nach Bochum, in unsere Räume in der

Dortmund) und Bastian Pütter das Positions-

15 Uhr in der Pauluskirche.

Stühmeyerstraße zu „exportieren“.

papier gemeinsam mit den Studierenden.

Geierabend: Rekordsumme für bodo In jeder Session sammeln die Gäste des Ruhr-

nen und Besucher zur gemeinsamen Spen-

pott-Karnevals Geierabend ihre übriggeblie-

denübergabe bei bodo. Gemeinsam mit

benen Wertmarken für bodo, statt sie in Geld

Verkäufern, bodo-Kunden, Geierabend-

zurückzutauschen. Mehrere tausend Euro

Fans (langjährigen und neu dazu gewon-

kommen dabei zusammen, doch nie war die

nenen) gestalteten die Künstler einen anar-

Gesamtsumme so hoch wie in der vergange-

chischen Vormittag in unserem Buchladen,

nen Spielzeit: Wir freuen uns über 7.324 Euro!

mit musikalisch-kabarettistischen Impro-

Die Summe bildet das Startkapital für eine zu-

visationen vom Feinsten.

sätzliche Anlaufstelle, die der Verein im Laufe des Jahres in Dortmund beziehen möchte.

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„Miss Annen“ führte „spontane Emotionslesungen“ durch, Osman (Hans-Peter Krüger)

Damit nicht genug: Das Ensemble lud am

deklamierte „Erdogan-Elogen“. Geierabend-

Samstag, dem 23. April, seine Besucherin-

Regisseur Günter Rückert illustrierte in sei-


www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

Kunst zum halben Preis Ob Malerei, Fotografie, Design oder Architektur – über 1.000 guterhaltene Kunstbände zum halben Preis warten den ganzen Mai in unserem Dortmunder Buchladen auf Sie. Darunter hochwertige Bildbände und

„Friede den Hütten“ bei bodo

wirkliche Raritäten. Aus den vielen tollen Buchspenden, die uns täglich erreichen, hat das Team um Buchhänd-

Vom 4. bis zum 27. Mai zeigt bodo in Bochum

schen Beiträgen auf. Mail-Art entzieht sich

die Mail-Art-Ausstellung „Friede den Hütten“

den Fallstricken des kommerziellen Kunstbe-

in der Anlaufstelle des Vereins im Altbau der

triebs und liefert Sichtweisen auf Armut und

ehemaligen BO-Fabrik an der Stühmeyerstra-

Reichtum, auf Büchner und den Bezug zur

ße 33. Die Vernissage findet am Mittwoch,

heutigen Situation.

Aktionsflächen präsentieren. Da werden Lieb-

Der Plakatkünstler und Präsident der Akade-

wie die der alten Meister. Fotobände lassen

Die weltweite Mail-Art-Aktion wurde im

mie der Künste in Berlin, Prof. Klaus Staeck,

Kunstherzen höher schlagen, in Schwarz-Weiß

Jahre 2013 vom Künstler Norbert Koczorski

schreibt im Katalog zur Ausstellung: Georg

oder Farbe, über Stars oder Städte, Design-

initiiert. Unter dem Motto „Friede den Hüt-

Büchner „hat uns gelehrt, dass die Zustände

kunst oder Architektur – für jeden ist etwas

ten – Krieg den Palästen“ rief er zur künstle-

veränderbar sind. Nicht schicksalsergebene

dabei, und das mit 50 Prozent Rabatt.

rischen Gestaltung von Postkarten auf.

Duldungsstarre verändert die als unzumut-

dem 4. Mai, um 14 Uhr statt.

lerin Suzanne Präkelt eine große Auswahl von Kunstbüchern zusammengestellt, die wir Ihnen den ganzen Monat Mai auf unseren haber des Expressionismus genauso fündig

bar empfundenen Verhältnisse, gefragt ist

Auch das reguläre Sortiment unseres mo-

Einmischung.“

dernen Antiquariats ist einen Besuch wert:

Mail-Art Projektes, das anlässlich des 200sten

Bis Freitag, 27.5. ist die Ausstellung während

Sortierung, Bewertung und dem Verkauf Ih-

Geburtstages von Georg Büchner 2013 erst-

der Öffnungszeiten, Mo. bis Do. von 10 bis 13

rer nicht mehr gebrauchten Bücher schaffen

malig ausgestellt wurde. 136 Künstler aus 25

Uhr und Fr. von 14 bis 17 Uhr, zu sehen.

wir Arbeitsplätze, qualifizieren für den ersten

Unerfüllte Forderungen von Menschen mit Armutserfahrung lieferten den Anstoß des

Ländern griffen das Motto in 200 künstleri-

Gute Bücher, guter Zweck – mit der Annahme,

Arbeitsmarkt und bilden aus.

Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, wie schnell doch die Zeit vergeht. Schon wird ner Eigenschaft als bildender Künstler bei bodo gekaufte Bücher. Martin F. Risse, Martin „Martini“ Eickmann und Matthias „Tubäus“ Dornhege überraschten mit spontanen musikalischen Darbietungen.

es Mai, und so langsam fängt alles an zu blühen. Es ist komisch, die Zeitumstellung war diesmal furchtbar. Ich konnte nicht richtig schlafen und war jede Stunde wach. Ging es Ihnen auch so? Abends länger hell, morgens länger dunkel – daran muss man sich erst einmal wieder gewöhnen. Ich habe gesehen, dass im Mai viele Feiertage sind. Da wird dann auch der Garten fit gemacht. In

Und sogar weitere Geschenke ließen die

den Nachrichten habe ich gesehen, dass in Dortmund die meisten Einbrüche stattfinden. Ist das

Geier bei uns im Laden: Unter allen Buch-

nicht schlimm? Da kriegt man es mit der Angst zu tun und fragt sich, was noch alles kommen

kunden verlosen wir in den nächsten

mag. Meinen Abend verbringe ich mit Stricken. Die Hälfte meines Schals ist bereits fertig. Oder ich

Wochen 2x2 Karten für das Geierabend-

male in meinem Malheft, da gibt es auch noch viel zu tun.

Open-Air bei „Tante Amanda“ vom 8. bis 10. Juli. Noch ein Grund für einen Besuch am Schwanenwall.

So, das war es dann auch schon wieder. Zuletzt möchte ich mich noch herzlich für die vielen Ostergeschenke bedanken. Beim nächsten Mal mehr. Ihre Rosi 9


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NEUES VON BODO

Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an: n n n n n n n

Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung

Helfen Sie helfen! Weder öffentliche Mittel noch große Unternehmensspenden tragen unsere Arbeit,

Kontakt über

sondern die vielfache Unterstützung der

Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Friedensplatz 7 | 44135 Dortmund | Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org

Bürgerinnen und Bürger der Region. Bezeichnenderweise ist eine der größten Einzelspenden, die wir je erhalten haben, ebenfalls zusammengesetzt aus Hunderten Einzelspenden. Die BesucherInnen des Dort-

bodo DA S ST RA

SS EN MA GA

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bodo

Werben im bodo-Straßenmagazin!

SCH AFFT CHA NCE

Fordern Sie unsere Mediaunterlagen an! Zeigen Sie, wofür Sie stehen!

6 gazin 2014

Werben im Straßenma

Anzeigenberatung: Susanne Schröder anzeigen@bodoev.de Tel. 0231 – 950 978 0

N

munder Geierabend verzichteten zu unseren Gunsten auf den Umtausch ihrer übriggebliebenen Wertmarken, und so wurde aus vielen kleinen Gesten eine große Hilfe: 7.324 Euro kamen zusammen, die die Grundlage bilden für den Ausbau unserer Beratungsangebote. Durch eigenes Tun und unsere Begleitung, mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in ein geordneteres Leben zu starten, darum geht es bei bodo. Mit Ihrer Unterstützung machen Sie unsere Arbeit erst möglich. Durch den sparsamen Umgang mit unseren Mitteln gelingt es uns, den Spendenbedarf relativ gering zu halten, trotzdem sind Bereiche wie die Betreuung und Beratung unserer mehr als 100 Verkäufer allein auf Ihre Mithilfe

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z.B. Tiermotive, Sternzeichen oder Tribals Graviere auf Gläser und Vasen Interessenten melden sich unter

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angewiesen. bodo ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt.

Nachhaltig helfen Es gibt viele Wege, durch eine regelmäßige Unterstützung unsere Arbeit planbarer zu machen und auf Dauer sicherzustellen. Werden Sie Fördermitglied und unterstützen Sie uns mit einem monatlichen oder jährlichen Betrag. Oder schließen Sie für Ihre Firma, Ihre Praxis oder Ihre Mitarbeiter bodo-Abos ab, die ihr Verkäufer zum Monatsanfang vorbeibringt. Vielleicht möchten Sie auch im Straßenmagazin werben? Sprechen Sie uns an, wir freuen uns. Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

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offenen Tür. Wer zu unseren Verkäufer-

„literaturhaus.dortmund“ im Kreuzviertel

cafés und in unsere Anlaufstellen kommt,

zu „Drei plus x – bodo liest“. Auch dieses

braucht keinen Termin und kein ausgefüll-

Mal präsentierten Mitglieder der bodo-Re-

tes Formular, sondern konkrete Hilfe.

daktion Unveröffentlichtes und anderswo

Ein Konzept, das funktioniert. Immer mehr Menschen haben in den letzten Monaten unsere Beratungsangebote genutzt. Um ihnen und unseren Verkäufern in Dortmund und Bochum auch weiterhin möglichst schnell und unkompliziert helfen zu können, haben wir jetzt unser Beratungsteam vergrößert. Klaus Dieter Rohe (Foto links), seit 1975 Mitarbeiter bei der Stadt Dortmund, zuletzt als Bereichsleiter des Fachdienstes Wohnen im Sozialamt, verstärkt seit Mitte April unsere Beratungsangebote.

Wäre doch schade, Sie würden darauf verzichten, oder?

Erschienenes. Ausnahmsweise in reiner Männerrunde (das mögen wir eigentlich nicht so gerne) sorgten die Journalisten Peter Hesse, Felix Huesmann und bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter für einen ausgelassenen

Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region:

Abend mit Texten über das Bierbrauen im

44793 Bochum, Alleestraße 80 Tel. 0234 – 96 44 60

Libanon, über Fußballrasen-Devotionalien in Jackentaschen, einer Reportage über ein Training, das die Bundeswehr für Journalisten in Kriegsgebieten anbietet und einer

44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 Tel. 0231 – 57 70 60 44623 Herne, Schulstraße 24 Tel. 02323 – 14 63 80

Lesung aus dem von „Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch verfassten (und antiquarisch inzwischen dreistellig gehandelten)

mich noch gar nicht so richtig als Rentner und suchte eine Tätigkeit, bei der ich mich nützlich machen kann. bodo und den Ansatz dahinter fand ich schon immer gut.“ Ein Glücksfall für uns und für die Hilfesu-

Buch über das „Dorschangeln vom Boot und an Küsten“. Ein diesmal alles andere als ernster Abend mit einem ebenso gut gelaunten und diskussionsfreudigen Publikum. Wir freuen uns schon auf eine Fortsetzung.

ten lassen.“ „Nicht ärgern. Bera © by Photocase.de

„Nach meiner Pensionierung fühlte ich

chenden in unseren Beratungscafés.

Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Leben und dadurch mehr persönliche Freiheit.

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zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de

Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

Mieterverein

Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de

bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

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11


REPORTAGE

Schlagfertig mit langer Tradition Es gibt nicht viele Sportarten, die global von Südafrika bis Nordamerika über alle kulturellen Differenzen hinweg mit der gleichen Intensität ausgeübt werden, wie das Boxen. Mitten im Dortmunder Kreuzviertel steht eine Turnhalle hinter der Tremoniaschule, wo Jugendliche unterschiedlichster Herkunft sich jeden Montag zum Training treffen. Für zwei Stunden werden dann hochkonzentrierte Leibesübungen abgehalten – eine beeindruckende Vorstellung zwischen Aufbaukämpfen, Ausdauer und Athletik. Von Peter Hesse | Fotos: Thaisen Stärke

D

er Boxsport hat eine lange Geschichte: begonnen bei römischen Gladiatoren über die Kämpfe von Max Schmeling in den 1930er Jahren bis hin

zu den Glamourkämpfen eines Muhammad Ali, der ja nicht umsonst zum Sportler des Jahrhunderts gewählt wurde. Und auch Dortmunds ältester Boxsportverein 20/50 atmet Tradition. Nach dem Ersten Weltkrieg in der Gaststätte Siewers gegründet, wird der Club in wenigen Jahren 100 Jahre alt. Doch auch eine Jahrzehnte alte Tradition muss stetig hinterfragt werden. Entscheidend ist das Heute. Um kurz vor sechs steht Trainerin Goda Dailydaite vor der Halle und ärgert sich, dass in den Osterferien so wenig Teilnehmer beim Training waren. Gut, es herrschte eine Grippewelle und viele waren in den Ferien, dass aber nur insgesamt fünf Teilnehmer zum Training erscheinen, kommt sonst nie vor. Heute ist es anders. Fast 40 SportlerInnen sind da, Jungen und Mädchen mit den unterschiedlichsten Zuwanderungsgeschichten. „Wir haben viele Nationen vertreten“, sagt der Vorsitzende Dieter Schumann und zählt auf: Mali, Italien, Litauen, Albanien, Bosnien, Iran, Spanien, Syrien, Deutschland. Die ganze Welt zu Hause in nur einer Turnhalle. Das klingt nach multikulturellem Miteinander, und in der Tat: Dieses Kollektiv der unterschiedlichsten Charaktere funktioniert während der beiden Trainingsstunden bestens. Dieter Schumann ist hier Präsident, aber eigentlich noch viel mehr. Er ist väterlicher Freund, Sozialarbeiter mit Weitblick und irgendwie der sich kümmernde Allrounder für alle anfallenden Aufgaben. Beim Aufbauen des Boxrings fällt auf, dass sich im Unterboden der Turnhalle Regenwasser gesammelt hat. „Gibt’s doch gar nicht. Ich muss mal eben den Hausmeister anrufen“, sagt er und verschwindet wieder. Seine 73 Jahre sieht man ihm kaum an. Mit seiner langjährigen Leidenschaft für den Boxsport hat Dieter Schumann den Verein am Leben gehalten. Über viele Jahrzehnte hinweg hat er vor allem für die soziale Verantwortung dieses Sportvereins eingestanden. Dazu gehören Ferienfreizeiten mit kostenlosem Boxlehrgang sowie betreutes Boxtraining für 12


13


REPORTAGE

beschäftigungslose Jugendliche. Außerdem

Doch im nächsten Moment sieht er zwei Jungs,

teurin bestritt sie über 60 Wettkämpfe im

Boxprogramme für Manager und Senioren

die beim Warmlaufen ausgeschert sind und in

In- und Ausland, wurde mehrfach Deutsche

oder Lehrgänge zum Abbau von Schulhofag-

der hinteren Ecke auf dem Boden sitzen und einen

Hochschulmeisterin sowie Deutsche Meiste-

gressionen.

Schluck Wasser zu sich nehmen. „Wenn ihr müde

rin. Nach über 60 Amateurkämpfen wechselte

seid, dann müsst ihr nach Hause gehen“, brüllt er

sie 2010 ins Profilager und wurde im Jahr 2012

Immer wieder ein gutes Wort an der richtigen

mit seinem lauten Organ durch die Halle. Sofort

Boxweltmeisterin im Federgewicht. Heute

Stelle zu finden, das ist eine weitere Aufgabe

stehen die Jungs auf, peinlich berührt, als hätte

hilft sie mit, die Boxbirnen aufzuhängen und

für Schumann. Plötzlich steht ein etwa 16-jäh-

man sie beim heimlichen Rauchen erwischt. Trai-

hat diese gemischte Gruppe aus Groß und

riger Junge neben ihm und ist den Tränen nah.

nerin Goda Dailydaite heizt weiter die Laufübun-

Klein bestens im Griff. Ein kleiner Junge hat

Er hat einen Zweizeiler verfasst, dass er bald

gen an. Sie gibt die Anweisungen und dirigiert,

nach ein paar Laufrunden bereits ein dunkel-

nicht mehr zum Training kommen kann, weil

koordiniert und gibt die nächste Übung vor. Alle

rotes Gesicht, schnell läuft er zwischendurch

das Lernprogramm an seiner Schule zunimmt

machen mit. Nur wer zu viel quatscht, muss zur

zu seiner Trinkflasche. Schon folgt die nächste

und er sich zukünftig mehr auf Mathematik &

Strafe ein paar Liegestützen machen.

Runde des Aufwärmtrainings. Diesmal ist die

Co. konzentrieren will. „Alles klar“, sagt Dieter

14

linke Faust vor dem Gesicht, die rechte macht

Schumann und nickt väterlich. Und sagt noch

Goda ist eine Ikone in diesem Verein. Mit 16

dazu kreiselnde Bewegungen. Und gelaufen

ein warmes „Bleib gesund“ hinterher.

Jahren begann sie mit dem Boxen. Als Ama-

wird noch immer. Fast 40 Minuten lang. Gode


Links: Gruppenbild im Boxring – Multikulturelles Miteinander mit Disziplin und sozialer Verantwortung.

wird beim Training von Francesco Solimeo

meister wurde, wirkte das wie ein medialer

augenzwinkernd, dass ja auch sein Herz für

unterstützt. Der 62-jährige Italiener in Hemd

Staubsauger. Mit harten Konsequenzen für

den Fußball schlägt: „Ich bin ja auch Mitglied

und Jogginghose ist ebenfalls ein Urgestein

viele Sportvereine im Dortmunder Umland:

beim BVB.“

im Verein. Seit 28 Jahren trainiert er hier. Weit

Wo sonst auf den Lokalsportseiten ein buntes

über 100 Kämpfe bestritt er als aktiver Boxer,

Ringelreihen von Schwimmen, Leichtathletik,

Am Ende ist Dieter eine kleine Sache unange-

mehrmals wurde er Bezirksmeister, in den Jah-

Reiten, Eishockey und Boxen präsentiert wur-

nehm. Er wollte uns noch zwei Schlüsselan-

ren 1978 und 1983 sogar Westfalenmeister und

de, konzentriert sich in den letzten 20 Jahren

hänger in Boxhandschuhform mitgebracht

Westdeutscher Vizemeister. Später schaut er

alles auf Schwarzgelb und die BVB-Erfolge.

haben. „Ich war noch in meiner Kleingarten-

genau, wie sich die Jungakteure dann im Ring

„Bald wollen die in der Bundesliga sogar mon-

anlage und hab ein Beet umgegraben, danach

gegenüberstehen. Wenn es zu sehr zur Sache

tags spielen. Ich bin nur am Planen und Orga-

hab ich das vergessen.“ Ein Mann, wie aus dem

geht, wird ermahnend eingegriffen.

nisieren, weil ich montags eigentlich meinen

Gentleman-Lehrbuch. Bevor wir gehen, müs-

Stammtisch habe. Wenn wir an Donnersta-

sen wir ihm versprechen, ein Bier auf das Wohl

Der Boxsport wird in Westfalen nicht immer

gen Seniorentraining haben, aber gleichzeitig

der Dortmunder Boxsportsportfamilie zu trin-

so gewürdigt, wie es ihm eigentlich zusteht.

der BVB international spielt, dann kommen

ken. Das sollten eigentlich alle Ruhrgebietler

Als Borussia Dortmund Mitte der 1990er Jahre

ja nur drei bis vier Mann. Das kannste dann

einmal in der Woche tun. Denn dieser Verein

zweimal hintereinander Deutscher Fußball-

knicken“, sagt Dieter Schumann und ergänzt

leistet viel Gutes. 15


NEWS

DER KOMMENTAR

Blockadekunst Am 4. Juni rufen die Dortmunder Neonazis der Partei „Die Rechte“ bundesweit zu einer Demonstration zum sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“ auf. Während im Vergleich mit anderen Städten zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen Neonazidemonstrationen traditionell schwach ist in Dortmund, sorgt ein Projekt des Schauspiels Dortmund zurzeit für Aufsehen. Gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv „Tools for Action“ ist eine „Spiegelbarrikade“ geplant. Über den Zeitraum von einem Monat baut die Dortmunder Zivilgesellschaft Dutzende aufblasbare Würfel (1,5 m x 1,5 m), die am 4. Juni 2016 in Dortmund zur aufblasbaren Barrikade werden sollen. Im Mai lädt die Künstlergruppe jeweils samstags und sonntags zwischen 11 bis 18 Uhr zu Workshops ins Foyer des Schauspielhauses. Auch durch die Übernahme von Patenschaften und die Unterstützung einer Crowdfunding-Kampagne kann das Projekt unterstützt werden.

Der blinde Fleck Von Bastian Pütter | Foto: Ulrike Märkel

Am 16. April verübten mitten im Ruhrgebiet, in Essen, islamistische Terroristen einen Anschlag. Durch einen glücklichen Zufall verletzte der geworfene Sprengsatz nur drei Menschen, einen davon jedoch schwer. Die

Facebook-Hetze Gegen einen Bochumer Bezirksvertreter der CDU erließ das Amtsgericht Bochum Ende April einen Strafbefehl in Höhe von 150 Tagessätzen zu je 60 Euro. Der 64-jährige Gymnasiallehrer war im März 2015 von Grünen-Ratsmitglied André Kasper angezeigt worden. Von den 17 von Kasper angeführten Postings und Verlin-

Polizei schloss einen terroristischen Hintergrund zuerst aus, das öffentliche Interesse hielt sich in engen Grenzen, die Solidarität mit den Opfern auch. Die Gründe dafür sind unschön. Zuerst: Es waren indischstämmige Sikhs, denen der Anschlag galt, erste Medienberichte nahmen es nicht so genau und sprachen von einer „hinduistischen Hochzeit“, irgendwas Fremdes jedenfalls. Und schon griffen dieselben Mechanismen wie bei den Morden des „NSU“: Wird wohl was Internes

kungen auf Facebook sah die Bochumer Staatsanwaltschaft in fünf

gewesen sein, da steckt man nicht drin.

Fällen strafrechtliche Tatbestände erfüllt und beantragte den Er-

Die Polizei machte dann doch ihre Arbeit und schrieb die gut erkennbar

lass eines Strafbefehls. Die Verurteilung zu 150 Tagessätzen „liege schon im gehobenen Bereich“, zitiert die WAZ Oliver Hoffmann, den Leiter des Amtsgerichts. Erkennt der Beschuldigte den Strafbefehl an, gilt er als vorbestraft. In diesem Fall drohen möglicherweise auch beamtenrechtliche Konsequenzen. Der CDU-Kreisverband Bochum verurteilte in einer Stellungnahme „jede Form von Ausländerhass“. Extremistische Positionen, „egal ob von rechts oder links“, hätten in der CDU keinen Platz.

gefilmten Tatverdächtigen – obwohl als islamistische Gefährder polizeibekannt – zur Öffentlichkeitsfahndung aus. Der gewohnt unglücklich agierende Innenminister Jäger sprach schnell von einer „wirren Tat“, der Essener OB zeigte sich erschüttert ob der Jugend der 16-jährigen Verdächtigen, als sei Terrorismus ein Hobby älterer Herren. Beide Attentäter haben Kontakte in die salafistische Szene, einer soll bei den Koran-Verteilungen der „Lies!“-Kampagne beteiligt gewesen sein, die als Radikalisierungsmaschinen gelten. Für Dutzende deutscher IS-Kämpfer waren die „Lies!“-Stände ein Zwischenschritt auf dem Weg in den Dschihad.

Abrisspläne Die Bochumer Verwaltung plant den Abriss des Bildungs- und Verwaltungszentrums (BVZ), in dem VHS, Bücherei, Sozial- und Jugendamt untergebracht sind. In einem Brief an die MitarbeiterInnen im BVZ hatte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) die Abrisspläne angekündigt. Ein Ratsbeschluss dazu existiert bislang nicht. Überraschend hat die Verwaltung Sanierungskosten von 140 Millionen Euro für den 1980 erbauten Gebäudekomplex veranschlagt. Die neuen Pläne sehen einen Abriss, den Verkauf des Grundstücks und die Anmietung von Büros im Quartier Vik-

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Trotzdem blieb es still. Die Essener Sikhs hielten ihre zur selbstbewussten Demonstration gegen den Terror gewendete Prozession eine Woche später ohne Beteiligung der Stadtbevölkerung ab, 30 Antifa-AktivistInnen demonstrierten gegen den „Lies!“-Stand in der Essener Innenstadt. Die, die noch vor einem guten Jahr „Charlie“ waren, sind nun unpässlich. Wer mit „Islamkritik“ eigentlich völkischen Nationalismus meint, hält sich verständlicherweise bedeckt. Doch eine wie auch immer geartete Linke hätte hier, im eigenen Vorgarten fast, die Gelegenheit, Ängste abzulegen. Wer gegen die Feinde der Aufklärung kämpft, wird nicht zum „Hooligan gegen Salafisten“. Der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund. In diesem Fall sogar: im Gegenteil.

toriastraße vor. Scharfe Kritik übt der Vorsitzende der Bochumer

Der Historiker Philip Blom beschreibt eine weltweite Konfliktlinie zwi-

Linksfraktion Ralf-D. Lange. Ein hausgemachter Sanierungsstau

schen denen, die entweder den autoritären Traum oder den liberalen

habe die Kosten explodieren lassen. „Es muss endlich Schluss sein

Traum träumen. Rechtsstaat, universelle Menschenrechte, das Selbst-

mit einer Politik, die öffentliches Eigentum verkommen lässt, und

bestimmungsrecht des Individuums sind gleichermaßen zu verteidigen

die anschließend dann den schlechten Zustand als Begründung für

gegen die Höckes, Putins, Trumps, Erdogans wie gegen die Feinde der

Privatisierungen anführt“, so Lange.

Freiheit in Saudi Arabien, im Iran und in den Terrorbataillonen des IS.


RECHT

Überraschung: Jobcenter muss Schülern helfen Von Rechtsanwalt René Boyke Einfach Schulbü-

Anschaffungskosten aus ihren Regelleis-

dungen zur Erfüllung schulischer Pflichten

cher zu kaufen ist

tungen anzusparen hätten. Schließlich sei

gehören zu ihrem existenziellen Bedarf. Ohne

für Schüler, die auf

den Schülern bekannt gewesen, dass für die

Deckung dieser Kosten droht hilfebedürfti-

Schulbücher Kosten anfallen würden.

gen Kindern der Ausschluss von Lebenschan-

Sozialleistungen nach SGB II angewiesen sind, nicht drin. Obwohl der Staat Eltern bzw. Schüler verpflichtet, einen Teil der Schulbücher selbst zu bezahlen, macht er den Erwerb selbiger für Bürger, die auf Leistungen nach SGB II angewiesen sind, unmöglich. Um diesen Widerspruch aufzulösen, mussten daher zwei Schüler nun einklagen, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte: Sie hatten von ihrem Jobcenter die Übernahme von Kosten für Schulbücher in Höhe von insgesamt 470,90 Euro beantragt.

Wie die Schüler einen derart hohen Betrag hätten ansparen sollen, erklärte das Jobcenter dann jedoch nicht. Dem angerufenen Sozialgericht allerdings auch nicht, daher gab es den Schülern Recht. Insbesondere

cen, weil sie ohne den Erwerb der notwendigen Schulmaterialen, wie Schulbücher (…) die Schule nicht erfolgreich besuchen können.“ Darauf hätte das Jobcenter eigentlich auch selbst kommen können.

erklärte das Gericht dem Jobcenter, dass die Schüler den Betrag nicht ansparen mussten: Immerhin sieht der Regelbedarf nach SGB II lediglich monatlich 1,39 Euro für Bildung vor. Selbst bei einer Ansparung lassen sich Schulbücher damit ganz offensichtlich nicht finanzieren.

Das Jobcenter war allerdings der Meinung, es

Das angerufene Sozialgericht Hildesheim (Az.

müsse den Schülern nicht dabei helfen, die

S 37 AS 117/15) urteilte daher, dass hinsichtlich

vorgeschriebenen Schulbücher zu beschaf-

der Schuldbuchkosten ein unabweisbarer

fen. Es lehnte daher die Kostenübernahme

Mehrbedarf besteht und zitiert das Bundes-

ab und argumentierte, dass die Schüler die

verfassungsgericht: „Notwendige Aufwen-

DIE ZAHL

36,4 Prozent der Sank tionen gegen Hartz-IV-Empfänger waren 2015 ungerechtfertigt. 18.600 Widersprüchen wurde vollständig oder teilweise stattgegeben.

DAS FOTO

Der fotografische Nachlass des bislang nur als Schriftsteller bekannten Dortmunders Erich Grisar umfasst mehr als 4.200 Negative und Glasplatten. Erstmalig wurde dieser Bestand ausgewertet und ist noch bis zum 28. August in einer Auswahl von knapp 200 Fotografien im Ruhr Museum Essen zu sehen. Hier: Markthändler auf der Münsterstraße, Dortmund

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INTERVIEW

Ein ganz normaler Donnerstag in Berlin: Helge Schneider sitzt allein in der Bar des Café Einstein. Der Musikclown trägt ein kurzärmeliges Hemd mit Längsstreifen, einen Dreitagebart und seine Klampfe. Der Wind weht durchs offene Fenster, Schneider trinkt Tee, den ihm ausnahmsweise einmal nicht sein Teekoch Bodo serviert hat, und möchte über seine Bühnenarbeit sprechen. Nach dem Gespräch ist klar: Helge Schneider ist nicht nur ein begnadeter Komiker, sondern ein Philosoph, dessen Irritationskraft fasziniert. Von Olaf Neumann | Foto: Universal Music

bodo Eigentlich wollten Sie sich für einige Jahre oder sogar für immer von der Bühne zurückziehen. Hat die Arbeit an Ihrem letzten Konzertfilm „Lass knacken, Helge!“ Sie dazu animiert, jetzt doch wieder auftreten zu wollen? Helge Schneider Ich fand es schön, einmal keinen Druck zu haben und private Dinge zu erledigen. Und wenn es nur Aufräumen ist. Aber dann hat mich der Film nochmals dazu motiviert, das weiterzuführen, was ich da eigentlich angefangen habe. bodo Ihre diesjährige Konzertreise trägt den selbstironischen Titel „Lass knacken, Oppa!“ Wird Ihre Band wieder mit von der Partie sein? HS Ich wollte erst solo auf Tournee gehen, aber wenn ich jetzt im Kino sehe, wie das Publikum das annimmt, was ich mir da ausdenke, dann ziehe ich eine Band-Tournee vor. Da muss ab und zu mal Musik sein, es muss getanzt werden, ich muss die Freiheit haben, vorne herumzulaufen und Quatsch zu machen. bodo Ihr Film zeigt zwar auch Backstage-Szenen und Heimaufnahmen, aber nie den privaten Helge Schneider. Soll der geheim bleiben? HS Mich interessiert, was auf der Bühne ist. Das ist für mich privat genug. Also zu zeigen, wie das alles zustande kommt. Und das macht der Film ganz gut. Auch wenn es nur ein Live-Auftritt ist, zeigt er deutlich das Improvisieren und auch das, was hinter diesem Typen steckt, der auf der Bühne hin und her geht. Ich seh‘ den nämlich in der dritten Person. 18

Leben, Lachen, schönes Wetter


bodo Was haben Sie beim Machen des Films

Menschlichkeit. Er kann aus dem Nichts etwas

über Helge Schneider herausgefunden?

zaubern. Das ist etwas, was die Menschen sich

HS Wenn der Bühnenauftritt vorbei ist, weiß man hinterher nicht mehr, was man da gerade gemacht hat. Also wirklich nur noch punktuell.

noch aus der Steinzeit bewahrt haben. bodo Sehen Sie sich selbst als Forscher?

bodo Wofür lohnt sich das Leben? HS Ja, fürs Leben. Schön Wetter. Wenn man diese Einstellung nicht hätte, dann bräuchte man nicht zu leben. Es gibt ja Leute, die sich zum Beispiel umbringen. Die denken das viel-

Ich fand richtig spannend, jetzt mal wieder

HS Forscher ist ein guter Begriff. Wissenschaft-

leicht einen Moment lang und dann bringen

zu sehen, wo das herkommt, was er da gerade

ler wäre verkehrt, das klingt piefig.

sie sich um. Einen Moment später hätten sie vielleicht anders gedacht.

erfindet. So kriege ich einen anderen Bezug dazu. Deshalb rede ich über mich auch in der

bodo Was haben Sie als Altmeister bei Ihrer

dritten Person. Zu meinem Beruf gehört ja, sich

Arbeit herausgefunden?

bodo Waren Sie schon immer Optimist?

HS Dass man nicht Altmeister sein möchte und

HS Ja. Ich sehe auch keinen Grund, es nicht zu

immer weiter forschen will. Vor allen Dingen

sein. Ich bin Optimist im wahrsten Sinne des

habe ich herausgefunden, dass die einfachsten

Wortes. Das ist ja kein Hans-guck-in-die-Luft,

Sachen die sind, die bewegen. Sie können nicht

der vor Lustigkeit einfach vor die Straßenbahn

durch komplizierte Formen hergestellt werden,

läuft. Ein Optimist ist jemand, der das Opti-

sie passieren. Und das bleibt: das einfache

mum sieht. Das kann natürlich auch extrem

Wort, der einfache Ton. Und das, was man mit

beeinflusst werden durch Schlechtigkeit und

HS Das kostet Überwindung! Von sich immer

ganz viel Arbeit und Heraufbeschwörerei fertig

trotzdem kann man Optimist sein. Das ist ja

diese Plakate zu machen, von sich Interviews

stellt, bleibt nicht immer.

das Verrückte am Leben.

bodo Blicken Sie jetzt sentimental auf die Zeit

bodo Wie sehen Sie die Welt?

selber immer wieder zur Schau zu stellen, das finde ich eigentlich scheiße. Ich find‘ gut, solche Typen zu sehen, aber dass ich das selber bin, finde ich manchmal blöd. bodo Es kostet Sie demnach viel Kraft, der Entertainer Helge Schneider zu sein?

zuzulassen – das klingt so sehr nach Egomane. Dabei bin ich gar nicht egozentrisch, im Gegenteil, ich guck mir gerne Leute an und möchte gar nicht die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Aber

Ihrer Jugend zurück?

HS Die Welt kommt mir fast schon vor wie

HS Nee, überhaupt nicht sentimental. Ich sehe

ein Film. Vielleicht ist das ja sogar ein Film.

nur, das gibt einem auch was. Psychedelia hat

Und dann kommt man aber wieder in so eine

man jahrzehntelang vernachlässigt, Pink Floyd,

Ecke, wo ich überhaupt nicht hin will: in die

Popul Vuh oder Kraftwerk. Unser Stück „Nach-

Ecke der Cineasten. Der Leute, die Film als die

noch nicht berühmt war. Und das hält jung.

tigall Hu“ ist aber auch eine Karikatur. Es ist

Realität sehen. Ich bin genau das Gegenteil.

eines meiner Lieblingsstücke, weil man damit

Ich weiß: Film ist Film. Und das Leben ist nicht

bodo Hat Ihr Drang, auf die Bühne zu gehen,

alles machen kann. Und es ist auch lustig.

die Realität. Das Leben ist Wirklichkeit. Das ist

wenn man mich dann erkennt, bin ich auch nicht beunruhigt. In Spanien, wo ich zeitweise wohne, ist das nicht so. Da fühle ich mich auch wohl. Da werde ich an die Zeiten erinnert, in denen ich

nach 40 Jahren überhaupt nicht nachgelassen? HS Das gehört ja zu meinem Leben dazu! Aber ich habe genug Erfahrung und bin erwachsen genug, um auch mal nicht gern auf der Bühne zu sein. Ich lasse mich auch gerne mal hängen, ich bin nicht der Bühnenfreak, ich schreib‘ ja

ein Unterschied. bodo Wie fühlen Sie sich mit 60? HS Eigentlich wie immer, aber gelassener. Das liegt nicht am Alter, sondern an den Erfahrun-

philosophische Ader durch. Stimmt’s?

gen, die man so gemacht hat. Ich frag‘ mich

HS Die muss man zwangsläufig haben, wenn

immer, wie das wohl ist, wenn man so ganz alt

auch Bücher oder male Bilder.

ist. Ich bin ja noch nicht alt. Aber für manche

bodo Einige der Geschichten, die Sie in Ihrem

spiel für die Straßenbahngesellschaft. Wenn

Konzertprogramm in immer neuen Variationen erzählen, sind in Buchform erschienen unter dem Titel „Orang Utan Klaus“. Eine Geschichte handelt von Roald Amundsen. Was interessiert Sie an dem norwegischen Polarforscher? HS Amundsen und Charlie Parker haben für mich unheimlich viel gemeinsam. Bei Amundsen gibt es dieses Mysteriöse, dieses Verschwinden und dieses Großdenken. Und trotzdem

bodo Bei Ihnen kommt immer wieder die

Leute bin ich schon ein älterer Herr. Zum Beiich will, kann ich in der 2. Klasse für monatlich 149 Euro den ganzen Tag durchs Ruhrgebiet fahren. Vielleicht mach ich das mal. Aber die Zeit bis zur nächsten Tour nutze ich lieber, um mich auszuruhen. Um Schwimmen zu gehen. Ich halte damit die Kinder fit.

man Geschichten erfindet und improvisiert, und diese Geschichten basieren auf der Realität und auf der Wirklichkeit. Dann kommt man zwangsläufig in die Situation, dass man versucht, Philosophen zu verstehen. Dass man aber auch über Philosophen lachen kann, die sich sonst ziemlich spröde geben. Alexander Kluge ist für mich auch ein Mann mit philosophischem Hintergrund. Wir sind gute Freunde. Ich befasse mich damit, ich könnte aber nicht so denken. Aber ich befasse mich auch mit

bodo Was werden Sie in Zukunft anders

Rennrädern, auch das ist Philosophie. Philoso-

machen?

phie ist eigentlich etwas ganz Normales.

diese Selbstaufgabe für das, was er da machte.

HS Ich? Weiß ich nicht. Ich habe mir nicht vorge-

Genau wie bei Charlie Parker. Diese Malerei, die

nommen, etwas anders zu machen. Das sehe ich

aus seinem Saxofon kommt, seinem Herzen

nicht ein. Das kann man vielleicht mit 100 machen.

entspringt. Nur: Charlie Parker ist mir wesent-

Ich bin niemand, der sagt: „Das hätte ich lieber

lich sympathischer. Der Jazzmusiker ist der viel

anders gemacht“. Ich akzeptiere das Leben, wie es

HS „Guten Tach!“ – „Wie geht’s?“ –

größere Philosoph mit einer unglaublichen

ist und mache weiter. Dazu lebe ich zu gerne.

„Ein Pils!“ – „Zahlen!“

bodo In der „Sammlung Schneider“ klären Sie unter anderem auf über die vier wichtigsten Sätze der Menschheit. Welche sind das?

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SOZIALES

Das Recht auf Wohnen

Es ist was in Bewegung gekommen. 130 Men-

Recht auf Arbeit, Integrationskurse, eine Woh-

schen spazieren an einem sonnigen Abend im

nung, ihren Asylantrag. Zwei Wochen blieben

April durch die Bochumer Innenstadt, „for a

die Menschen und rangen der Stadtverwaltung

better life“, für ein besseres Leben. Auf Schildern

eine Reihe Zusagen ab, die, wenn sie eingehalten

stehen Forderungen nach einem Recht auf Woh-

werden, die Bedingungen für alle in der Stadt

nen, auf Bleiben für alle. Auf einem anderen

lebenden Geflüchteten verbessern können.

Schild ist ein Bild davon, was das bessere Leben sein kann; links drei Figuren, wie übereinandergestapelt in einem Stockbett, rechts ein Haus, mit ein paar Fenstern, ganz normal zum Wohnen. Das Bild mit den gestapelten Menschen ist rot durchkreuzt – unerwünscht. Gewünscht ist das Bild rechts: das Haus mit den Fenstern, ganz normal zum Wohnen.

5.500 Geflüchtete leben zurzeit in Bochum. Viele, die vor Krieg, Verfolgung und aus prekären Lebenslagen geflohen und hier angekommen sind, werden bleiben, wohnen, arbeiten, sich ein Leben aufbauen, für sie braucht es Schul- und KitaPlätze, Jobs, Wohnungen, Bildungsangebote. Doch nicht nur für sie: Vieles, was gerade rund um „die Neuen“ diskutiert wird, stellt vielmehr Fragen daran, wie Gesellschaft aussehen, wem was zusteht und wie soziale Teilhabe funktionieren kann.

Es ist was in Bewegung gekommen. 440.000 Menschen haben 2015 in Deutschland Asyl beantragt, und die Debatten darüber, was den Menschen, von denen viele hier bleiben und leben werden, zusteht, macht es nötig, Fragen von sozialer Teilhabe und menschenwürdiger Unterbringung neu zu diskutieren. Denn sie betrifft nicht nur Zugewanderte, sondern auch

Wenn das bessere Leben mit einer Wohnung

Studierende, Ältere, Wohnungslose, Menschen

beginnt, sind Tausende Menschen in Bochum

mit wenig Geld. Und das verschärft die Konkur-

davon ziemlich weit entfernt. Etwa 2.000

renz zwischen den „Alten“ und den „Neuen“,

Geflüchtete leben in Wohnungen. Der Rest

zum Beispiel bei der Wohnungssuche.

ist in Sammelunterkünften untergebracht –

Kommunen sind ihrer Funktion als steuernde

ehemaligen Schulen, Verwaltungsgebäuden oder Zelten. 16 Turnhallen fungieren zudem als Notunterkünfte für 900 Personen. Nur in Köln werden im Bundesland Nordrhein-Westfalen

Akteure dabei lange nicht nachgekommen, sagt Martin Krämer vom Mieterverein Bochum: „Wohnungsbaupolitik hat hier jahrelang keine Rolle gespielt“. Das macht sich jetzt bemerkbar:

mehr Sportstätten als Notquartiere genutzt.

Mit einer durchschnittlichen Armutsquote von

Der Flüchtlingsrat NRW kritisiert die Unterbrin-

20 Prozent liegt das Revier fast fünf Punkte über

gung in Notunterkünften als menschenunwür-

dem Bundesschnitt – und damit brauchen mehr

dig, Pro Asyl warnt davor, dass der Notstand

Menschen solche Wohnungen, die den Vorgaben

zum Dauerfall werde. Auch Betroffene wehren

von Jobcentern und Sozialämtern entsprechen.

sich. Mehrfach haben Menschen in den letzten

Laut dem letzten Wohnungsmarktbericht für

Monaten gegen die Bedingungen protestiert,

Bochum hat sich der Bestand an öffentlich

in denen sie leben. Im Februar und April traten

geförderten Wohnungen von 2003 bis 2013 mehr

Menschen in zwei Turnhallen in Hungerstreik,

als halbiert, eine Studie des Deutschen Mie-

kurz vor Ostern errichteten etwa 50 Geflüchtete

terbundes NRW prognostiziert einen weiteren

Von Alexandra Gehrhardt

ein Protestcamp vor dem Rathaus und forderten

Schwund des Bestandes an preisgebundenen

Fotos: Sebastian Sellhorst

das, was sie für ein besseres Leben brauchen: das

und Sozialwohnungen.

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Dieter Roth

Museum Ostwall im Dortmunder U Leonie-Reygers-Terrasse 2, 44137 Dortmund

Förderer

20

Dieter Roth: Schimmelblatt, 1969 (Fotos: Jürgen Spiler, Dortmund) © Dieter Roth Estate, Courtesy Hauser & Wirth

Diter Rot Dieter Rot Dieter Roth Dieterich Roth Karl-Dietrich Roth

Dieter Roth, 1965 (Foto: Lisa Redling, Sarasota) / Dieter Roth: Detail aus: Gesammelte Werke Band 8, 1976 /

Schöne Scheiße


Bis zu 4.000 Wohnungen werden bis Jahresende in Bochum gebraucht, und die Stadt setzt vor allem auf Neubau. „Doch Wohnungen, die jetzt geplant werden, sind erst in zwei bis vier Jahren fertig“, sagt Krämer – bis dahin braucht es andere Lösungen. Schneller könnten Leerstände genutzt werden, und die gibt es reichlich. Bis zu 8.000 Wohnungen und fast 80.000 Quadratmeter Bürofläche stehen leer. Nur: „Wo die Leerstände sind, wissen wir nicht.“ Die einzig verfügbaren Zahlen der Stadtwerke weisen lediglich Leerstände nach Stadtteilen aus. Nun hat der Mieterverein eine Kampagne gestartet, um diese zu erfassen, und auch die Forderung nach einer Zweckentfremdungssatzung wiederholt: Wenn Leerstand verboten ist, wächst der Druck auf VermieterInnen, Wohnungen auf den Markt zu bringen. Die Hälfte der jetzt ungenutzten Wohnungen könnte so reaktiviert werden, glaubt Martin Krämer. Ähnliches sagen auch Berechnungen des NRWBauministeriums: genug Platz für 10.000 Menschen. Andere Ideen von Initiativen und Vereinen reichen vom Umbau von Büros in Wohnungen bis zur Umwandlung des alten Nordbahnhofs in ein Begegnungs- und Kulturzentrum. Bis die letzten Menschen aus den Turnhallen ausziehen, wird es dauern: Erst im Herbst soll die letzte Halle freigezogen werden. Auch längerfristige Um- und Neubaukonzepte greifen erst frühestens im kommenden Jahr. Und ob politische EntscheiderInnen die Ideen, die aus der Zivilgesellschaft eingebracht werden, umsetzen, ist fraglich. Trotzdem: Was das gute Leben sein kann, davon haben einige Menschen eine ziemlich klare Idee. Es ist was in Bewegung gekommen.

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Bettina Canzler

„Die Schurken mit den Gurken“ Fantasievolle Spielgeschichten für Kinder ab 3 Jahren

Wie können Kinder zu Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen animiert werden? Ob Therapeut, Erzieher, Lehrer oder Eltern, alle suchen nach neuen Ideen. Dieses Buch vermittelt jede Menge Spielanregungen und nutzt die Stärke aller Kinder: die Fantasie. Mehr als 30 verschiedene Spielgeschichten sowie grafomotorische Übungsideen lassen die Kinder über sich hinauswachsen. Sie erleben nicht nur die Geschichten, sondern sind aktiv an deren Entwicklung beteiligt: Wie sieht denn die erste Stadt auf dem Mond aus, Herr Architekt? Was haben die Wandzeichnungen der Steinzeitmenschen zu bedeuten? Welche Möglichkeiten gibt es, auf eine Insel zu gelangen? Fast unbemerkt balancieren die Kinder über Brücken, hüpfen von Stein zu Stein oder fahren mit dem Boot, um das Pferd auf der Insel zu füttern. Als Abschluss darf auf dem Pferd geritten werden. Die meist kurzen Einführungsgeschichten sind thematisch geordnet. Vorbereitung und Ablauf der einzelnen Spiele werden übersichtlich dargestellt. Der Material- und Vorbereitungsaufwand ist gering und an jede Spielsituation anpassbar (Kinderzimmer, im Freien, einzeln oder in der Gruppe). 48 praktische Kopiervorlagen sind zusätzlich als Download verfügbar. Die Kinder überwinden Hemmungen im sensomotorischen Bereich und trainieren die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche. Zusätzlich verbessern sie zum Beispiel ihre Aufmerksamkeit, Ausdauer und Handlungsplanung. Eine Reihe von Spielen zur feinmotorischen und grafomotorischen Förderung werden vorgeschlagen. vml

Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr

2016, 128 S., 48 Kopiervorlagen zusätzlich als Download, Format DIN A4, Ringbindung ISBN 978-3-8080-0785-3 Bestell-Nr. 1269, E 19,95 21


KULTUR

Misterman am 6. Mai 2016 um 20 Uhr und am 7. Mai 2016 um 20Uhr Theater der Gezeiten Schmechtingstraße 38 44809 Bochum www.theater-der-gezeiten.de

Kurzwaren, Büroartikel, Underground In zwei ehemaligen Ladenlokalen in der Bochumer Speckschweiz inszeniert das „Theater der Gezeiten“ in diesem Frühjahr das Stück „Misterman“ des irischen Dramatikers Enda Walsh. Der Schauspieler Atef Vogel zeigt dabei sein ganzes Können und heißt die Zuschauer im psychotischen Kopfkino seiner Hauptfigur willkommen. Ein beklemmendes Kammerspiel.

Viermal erst war Enda Walshs packender Mo-

schwarz, und er besteht zu 80 Prozent nur aus

nolog „Misterman“ auf deutschen Bühnen zu

Bühne. Links und rechts daneben stehen die

sehen. 16 Jahre nach der deutschen Erstauf-

Stuhlreihen für das Publikum.

führung an der Schaubühne in Berlin hat die Regisseurin Katrin Herchenröther das spannende Stück über den selbsternannten Hüter der öffentlichen Moral wiederentdeckt. „Ich hab das Stück gelesen und dann hat es mich einfach nicht mehr losgelassen“, sagt sie. So wie der Autor Enda Walsh in den Kopf der Hauptfigur Thomas Magill taucht, entstehen dann im zweiten Schritt viel allgemeinere Fragen. „Das war für mich auch ein ganz wichtiger Bestandteil: Wie gehen wir mit der Welt um, und können

Von Peter Hesse Fotos: Daniel Sadrowski

wir überhaupt etwas bewegen?“, benennt die in Bochum lebende Regisseurin Katrin Herchenröther die zugrunde liegenden Fragen. Mit dem fast beklemmend intimen Raum im „Theater der Gezeiten“, in dem nur zwanzig Zuschauer Platz finden, entdeckte die studierte Theaterwissenschaftlerin den passenden Spielort, um der Hauptfigur Thomas Magill und seiner Gedankenwelt näher zu kommen. „Es war absoluter Zufall, dass wir hierhin gelangt

22

Schauspieler Atef Vogel, der schon in vielen TV-Serien (z.B. „Alarm für Kobra 11“) oder Spielfilmen (z.B. „Alle Anderen“) mitwirkte und aktuell in „Der Kirschgarten“ am Schauspiel Bochum zu sehen ist, stemmt in diesem Raum das Stück alleine. Er zeigt die komplexe (und streckenweise schon recht irre) Figur nicht als religiösen Fanatiker und auch nicht als wahnsinnigen Psychopathen. Vielmehr ist sein Thomas Magill ein sensibler Beobachter, welcher der Gesellschaft vor Augen führt, was zu oft aus dem Blick gerät: die zunehmende soziale Kälte der Ellenbogengesellschaft, gegen die sich Thomas mit seinem Verlangen nach Liebe und Zugehörigkeit mit aller Kraft zu behaupten versucht. Das Stück wirkt wie ein Weckruf zu mehr Achtsamkeit. „Er ist ein echter Eigenbrötler, der von den meisten Mitmenschen nur ausgelacht wird. Da passt das ganz gut, dass wir an einer echten Außenseiter-Bühne gelandet sind“, schmunzelt Atef Vogel.

sind“, gibt sie zu. Von außen sieht es aus wie ein

Denn dieses „Theater der Gezeiten“ ist gegen-

ganz normales Wohnhaus, in dessen Erdge-

über den renommierten Bochumer Spielstätten

schoss früher zwei Ladenlokale beheimatet wa-

immer noch ein echter Geheimtipp mit dem

ren. Links war mal ein Kurzwarengeschäft, ein

Reiz des Undergrounds. Benno Boudgoust leitet

riesiges Tresenregal ist ein letzter Zeuge dieser

dieses bunte Haus seit 21 Jahren an wechseln-

vergangenen Zeiten. Im rechten Raum, wo dann

den Spielorten. Seit dem Umzug in die beiden

auch die Aufführung stattfindet, befand sich

Ladenlokale können Theaterfreunde dieses

früher einmal ein Geschäft für Büroartikel. Die

widerständige kleine Juwel in der Bochumer

Wände dieses zweiten Raums sind komplett

Speckschweiz (wieder-)entdecken.


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WILDE KRÄUTER

Giersch und Gundermann von Wolfgang Kienast

Manche Wildkräuter haben ein Image,

Als wandelbare Konstruktion, die es

so wie auch Fußballvereine, Politiker

nun mal ist, ist ein Image zu hinter-

oder Supermarktketten eins haben

fragen. Das lässt sich prima an den

können. Manche Wildkräuter nicht, je-

Wildkräutern zeigen, die zu sammeln

denfalls wüsste ich nicht zu sagen, wie

ich Ihnen heuer ans Herz legen möchte.

die Allgemeinheit über die Gewöhnli-

Ihrer Gottheit Donar gewidmet war

che Teichsimse denkt.

Gundermann den Germanen heilig,

Ein Image kann wechseln. Marlboro beispielsweise wurde als elegante Damenzigarette eingeführt, mutierte zum kernigen Cowboyaccessoire und später, wie sämtliche Fluppen der Welt, zum krebsbedingenden Gift. Sie kommen, trotz ihrer besser klingenden Namen, inzwischen weitaus schlechter an als der kaum Appetitliches verheißende

wurde im Mittelalter als Hexenkraut geächtet und regt gegenwärtig niemanden auf. Anders der Giersch. Der genießt heute vor allem bei Gärtnern

AUS DEM PROGRAMM

einen wahrlich schlechten Ruf. In

FR 13. MAI | ST. REINOLDIKIRCHE

mittelalterlichen Klostergärten freilich

ORATORIUM IN DEUTSCHER ERSTAUFFÜHRUNG

wurde das bereits bei den Kelten als Heil- und Zauberpflanze geschätzte Kraut gemeinhin kultiviert.

Formfleischvorderschinken, die Reste in-

Ein Gratin aus beiden schmeckt als sai-

dustrieller Schweinverwertung. Schwein

sonal leichte Grünkohlalternative zu

ist imagemäßig schwierig einzuord-

Geräuchertem, wenn der Mai seinem

nen. Einerseits gehört es ins klassische

Wonnemonat-Image nicht gerecht

Schimpfwortrepertoire, andererseits

werden will.

wird es derzeit von CDU in Nord- bis

MICHELANGELO FALVETTI: NABUCCO SA 14. MAI | DOMICIL

SONGS OF THESSALONIKI SAVINA YANNATOU & PRIMAVERA EN SALONICO

MI 18. MAI | ST. MARIENKIRCHE

PERSIAN LOVE SONGS ALIREZA GHORBANI U. A.

FR 20 MAI | DOMICIL

JULIA HÜLSMANN OKTETT INTERNATIONAL JAZZ | NRW-PREMIERE

25. MAI | ST. MARIENKIRCHE

AfD in Süddeutschland zum nationalen

REZEPT

Esskulturgut hochgejazzt, das in Kita-

3 Schalotten hacken und in Olivenöl

TRADITIONELLE MUSIK AUS ASERBAIDSCHAN

und Schulkantinen unbedingt auf den

glasig dünsten. 100 g Gundermann

SA 28. MAI | KONZERTHAUS DORTMUND

Tisch kommen müsse, da andernfalls der

und 200 g Giersch – jeweils nur die

Untergang des Abendlandes drohe.

jungen oberen Pflanzenteile ver-

Das geht einher mit aus nordafrikanischen und vorderasiatischen Bürgerkriegsregionen flüchtenden Menschen. Ein offenbar bei vermutet weiten Teilen der Bevölkerung mieses Image dieser Flüchtlinge wollte jüngst eine bayerische Brauerei kommerziell für sich nutzen, indem sie ein Bier kreierte und „Grenzzaun“ nannte. Grenzzaun in Fraktur, auf dass es mittig dem Runen-Doppel-S gleiche, zu einem Preis von 88 Cent. Wer Neonazizahlensymbolik dechiffrieren kann, mag seine Schlüsse ziehen.

wenden – kleingeschnitten zugeben und etwa 10 Minuten garen, dass die Kräuter zusammenfallen. Ein wenig abkühlen lassen und mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. 3 Eier und 3 EL Olivenöl verquirlen und in die Masse rühren. 1 kg Kartoffeln in Scheiben

GIACOMO PUCCINI: EDGAR DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG DER URFASSUNG DO 2. JUNI | DOMICIL

HINDI ZAHRA WELTMUSIK | POP AUS MAROKKO

FR 3. JUNI | DOMICIL

MINE MEETS MONTEVERDI SONGWRITERIN TRIFFT AUF BAROCKEN MEISTER

SO 5. JUNI | ORCHESTERZENTRUM|NRW

MYTHOS MONTEVERDI

schneiden. In einer mit Butter ausge-

MONTEVERDI, VIVALDI, BLUES, GOSPEL U. A.

strichenen Auflaufform die Kräuter-

SA 11. JUNI | DOMICIL

masse und die Kartoffeln abwechselnd

YILIAN CAÑIZARES

schichten, mit Alufolie bedecken und

KUBA/SCHWEIZ/FRANKREICH

im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad

SO 12. JUNI |KONZERTHAUS DORTMUND

25 Minuten backen. Die Alufolie ent-

AUS OPER, OPERETTE UND MUSICAL

fernen, das Gratin mit 50 g geriebe-

Zum Glück sind hierzulande nicht alle

nem Emmentaler bestreuen und ohne

Werte perdu. Nach massiven Protesten

Folie weitere 35 Minuten garen.

wie geringen Verkäufen wurde das Bier

ALIM QASIMOV

VON WIEN NACH NEW YORK

TICKETS

01806/57 00 70*

*0.20 EUR/Anruf, Mobilfunkpreise Max. 0,60 EUR/Anruf PRÄSENTIERT VON:

vom Markt genommen. 23


VERANSTALTUNGEN 05 | 16 SO 01 | 05 | 16

BODO VERLOSUNGEN

Ausstellung | Das Portrait

16.05. | Klangvokal Musikfestival Dortmund:

Was macht Jugendlichsein 2016 aus? Alles Nerds

Bach & Nordische Musik

am Smartphone oder Beauty-Queens im Netz?

St. Bonifatiuskirche, Dortmund | 2 x 2 Karten

Jugendliche „erzählen“ in dieser Ausstellung

26.05. | Ruhrfestspiele Recklinghausen: Loser(s)

selbst etwas über sich in Fotos, Filmclips, Texten, Textilien und Sounds. „Das Portrait“ – das sind viele Kartons gefüllt mit Geschichten und Wahrheiten, die nach und nach geöffnet werden können und vielseitige Einblicke ermöglichen. Eine Ausstellung aus erster Hand von 14- bis 20-Jährigen selbst konzipiert, kuratiert und erstellt. Bis 26.6., Öffnungszeiten: dortmunder-u.de

26.05. – 11.06. | Sonita endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten 29.05. | Die Borderline Prozession Megastore, Dortmund | 2 x 2 Karten 29.05. | Klangvokal Musikfestival Dortmund: Das Meer der Erinnerungen St. Marienkirche, Dortmund | 2 x 2 Karten

Dortmunder U, Dortmund

31.05. | Imam Baildi Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten

MO 02 | 05 | 16

Mitmachen und Karten gewinnen: Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuzwort-

Film | Mustang – Fünf Mädchen für Freiheit Einfühlsam und kraftvoll zugleich setzt die

rätsel und Ihren Wunschgewinn mit Name, Telefon,

junge Regisseurin Deniz Gamze Ergüven die

Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an redaktion@

unzähmbare Lebenslust der fünf türkischen

bodoev.de oder auf frankierter Postkarte an bodo e.V.,

Schwestern in Szene, die sich in einer von

Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund.

Männern geprägten Gesellschaft ihr Recht auf Selbstbestimmung erkämpfen. Mit lichtdurchfluteten Bildern trotzt der Film dem dramatischen Geschehen und setzt der Brutalität zarte Sinnlichkeit und jugendliches Aufbegehren entgegen. Im Anschluss findet eine Diskussion über die Situation der Frau in der Türkei und in Deutschland statt. Eintritt frei, OmU. sweetSixteen Kino, Dortmund, 19 Uhr

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Busenbergstraße 8 a 44269 Dortmund T +49 (0)231 49 48 228 F +49 (0)231 49 48 226

Dent(ist) mobil

info@dr-schaake.de www.dr-schaake.de

Dent(ist) mobil

24

Theater Marl, Marl | 3 x 2 Karten


BODO-TIPP

Dortbunt-Straßenfest Dortmunder Innenstadt Sa. 7.5. und So. 8.5. ganztägig

Mit dem „Dortbunt!“-Straßenfest

Plätzen und Bühnen im gesamten

mit einem „Fest-Boulevard“ auf der

möchte die Stadt Dortmund sich in

Innenstadtbereich. Das Programm

Kampstraße und Bühnen auf dem

einem neuen Licht präsentieren.

besteht aus 2 Teilen: Am Samstag

Hansaplatz, dem Friedensplatz und

mit Kunst, Kultur und Musik auf

dem Platz von Leeds.

Die Stadt, die aktiv mit der Neonazi-

sieben Bühnen für alle Zielgruppen

szene in Verbindung gebracht wird,

und am Sonntag mit einem speziel-

Unter dem Motto „Eine Stadt. Viele

zeigt sich weltoffen und tolerant.

len Familienprogramm. Außerdem

Gesichter.“ schließen sich Dortmun-

Institutionen, Vereine, Verbände,

wird es internationale, kulinarische

der Künstlerinnen und Künstler, Co-

Initiativen, Kirchen, Gewerkschaf-

Darbietungen zu entdecken geben.

medians und Bands – ob etablierte oder Newcomer – zusammen, um

ten, Kulturschaffende und Behörden präsentieren sich zu diesem

Aus der Idee von Kulturschaffenden

ein buntes, weltoffenes und toleran-

Zweck am 7. und 8. Mai 2016 auf

wurde schnell ein solides Konzept

tes Dortmund zu repräsentieren.

ger Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die

Filmausschnitten und vielen Fotos zeichnet er

Töchter und Söhne blicken zurück: In Lesungen

den Triumphzug der Borussen nach und stellt

erzählen sie persönliche Geschichten und lassen

sein druckfrisches Buch vor. Eine Matinee, die

Die weltweite Mail-Art-Aktion wurde vom Künst-

sie mit Bildern aufleben. Der Eintritt ist frei.

die Erinnerung an die schwarzgelben Helden von

ler Norbert Koczorski initiiert. Unter dem Motto

Auslandsgesellschaft NRW, Dortmund, 19 Uhr

Glasgow wieder aufleben lässt, möglicherweise

MI 04 | 05 | 16 Ausstellungseröffnung | „Friede den Hütten“

sogar mit einem Überraschungsgast.

„Friede den Hütten – Krieg den Palästen“ rief er zur künstlerischen Gestaltung von Postkarten

Musik | Fidena: Moondog

Fletch Bizzel, Dortmund, 11 Uhr

auf. Unbefriedigende Reaktionen der Politik auf

In diesem Mai würde Moondog 100 Jahre alt. Für

Forderungen von Menschen mit Armutserfah-

die Menschen in New York war er einfach nur „The

rung lieferten den Anstoß zu diesem Projekt, das

Viking of 6th Avenue“, der Komponist und Musi-

Der Krieg steht vor der Tür, höchste Zeit, ein Held

zum 200. Geburtstag von Georg Büchner 2013

ker Louis Thomas Hardin spielte auf der Straße und

zu werden. Doch die Soldaten sind aus Plastik, das

erstmals ausgestellt wurde. 139 Künstler aus 25

verkaufte Kompositionen und Poesie an Passan-

Schlachtfeld ist ein Tisch und Heimat nur ein vager

Ländern griffen das Motto in 200 künstlerischen

ten. Inspiriert von der Kompositionslehre Bachs

Eindruck auf einem Bildschirm. In einem Kampf

Beiträgen auf. „Friede den Hütten“ liefert Sicht-

wie von der grenzenlosen Freiheit Charlie Parkers,

ohne klares Ziel oder einen erklärten Gegner os-

weisen auf Armut und Reichtum, auf Büchner

beinflusste er Steve Reich und Philip Glass bei ih-

zilliert die Grenze zwischen Realität und Fantasie.

und die heutige Situation. Bis Freitag, 27.5. sind

rer Neuformulierung einer Minimal Music. Seine

„Plastic Heroes“ arbeitet fast ausschließlich mit

die Bilder während der Öffnungszeiten, Mo. bis

letzten Lebensjahre verbrachte er im Ruhrgebiet.

handelsüblichem Kinderspielzeug. Die Unschuld

Do. von 10 – 13 Uhr und Fr. von 14 – 17 Uhr, zu sehen.

Kammerspiele, Bochum, 20 Uhr (auch 8.5.)

des kindlichen Spiels trifft auf die blutige Realität des Krieges, den die Erwachsenen führen – ein

bodo e.V., Stühmeyerstr. 33, Bochum, 14 Uhr Literatur | Daughters and Sons of Gastarbeiters

Theater | Fidena: Plastic Heroes

DO 05 | 05 | 16

witziges und wildes Antikriegs-Puppentheater. Rottstr5 Theater, Bochum, 21 Uhr

Sie folgten ihren Eltern aus den Dörfern Anatoli-

Mischmasch | Gregor Schnittker – „Helden von 66“

ens, Südeuropas, des Balkans nach Deutschland

Exakt vor 50 Jahren gewann der BVB als erste

oder kamen in einem Arbeiterviertel der Bundes-

deutsche Mannschaft einen Europapokal – da-

republik zur Welt. Ihre Väter und Mütter sollten in

mals so bedeutsam wie das Wunder von Bern. Für

Deutschland als „Gastarbeiter“ den Wirtschafts-

den Dortmunder Journalisten Gregor Schnittker

Im Mai öffnet der Rekorder auch wieder sonn-

aufschwung beflügeln. Ihr Kapitel ist ein wichti-

ist es Anlass, die Historie wiederzubeleben. Mit

tags, und so kann das Wochenende bei Live-

SO 08 | 05 | 16 Musik | Songs & Cakes

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VERANSTALTUNGEN MAI 2016

Musik sowie Kaffee und Kuchen ausklingen.

Musik | Pleasant Grove

DO 12 | 05 | 16

Den Start macht die Musikerin „Entertainment

„Americana“ ist ein Synonym für nordamerika-

for the Braindead“ aus Berlin. Ob Gitarre, Banjo,

nische Folk- & Roots-Musik. Der Begriff wurde

Ukulele, Flöte oder ihre Stimme: Die talentierte

in den 1980/90ern geprägt, die Musik erlebte

Der Regisseur und Video-Künstler Arne Vogelge-

Musikerin bringt ganz unterschiedliche Elemen-

ihren ersten Boom um die Jahrtausendwen-

sang beleuchtet anhand von Originalbeispielen

te zusammen und kreiert so ihren ganz eigenen,

de. Insofern dürfen die Indie- & Alternative

aus dem Internet die Ästhetik und die Strategien

unkonventionellen Sound. Am 22.5. ist dann der

(Country-)Rocker der US-Szene jener Zeit, Ple-

radikaler politischer Propaganda und Selbstdar-

Songwriter Joseph Meyer zu Gast. Eintritt frei.

asant Grove (10.5.), Terry Lee Hale (19.5.) und

stellung im Netz: Der besorgte Bürger, die Kul-

Rekorder, Dortmund, 15 Uhr

Walter Salas-Humara (24.5.) durchaus auch als

turkämpferin, der Djihadist – wer sich heute der

(auch 22.5. mit Joseph Meyers)

Begründer dieses Genres angesehen werden.

Figur des virtuellen Aktivisten (z.B. auf Youtube)

Infos unter www.hafenschänke.de

verschreibt, hat eine Reihe performativer Aufga-

subrosa, Dortmund, 20 Uhr

ben zu lösen. Im Internet versprechen radikale

MO 10 | 05 | 16 Lesung | Günter Rückert – „Bunter Hund“ In seinen Geschichten und satirischen Texten setzt sich Günter Rückert kritisch mit den oft

Video-Vortrag | Blackbox – Digihad

Gesten die Veränderung der Welt. Welche reale

MI 11 | 05 | 16

Gefahr geht von diesen Aktivisten aus? Studio / Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr

Musik | Me And My Drummer

absurden und skurrilen Seiten seines Daseins als

Im Februar erschien „Love Is A Fridge“, das zwei-

Künstler auseinander; wie es so ist, wenn man

te Album von Me And My Drummer. Drei Jahre

von Vernissage-Besuchern erklärt kriegt, was

nach der Veröffentlichung ihres viel beachte-

man alles falsch macht in seiner Malerei, wenn

ten Debüts hat das Berliner Duo mehr als 150

Der österreichische Musiker und Schriftsteller

„keine Ahnung“ auf „kenn ich nicht“ trifft, wenn

Konzerte quer durch Europa gespielt und mit

liest aus seinem neuen Roman: Der alternde

sich ein öffentlicher Auftrag zu einer harten Ge-

„You’re A Runner“ ganz nebenbei einen Hit ab-

Schriftsteller Aumeier trifft seine Jugendliebe

duldsprobe auswächst, wenn einen der horror

geliefert. Mit den neuen Songs sind Charlotte

Terése wieder, von der er 40 Jahre zuvor unter du-

vacui vor der leeren Leinwand erwischt.

Brandi und Matze Pröllochs experimenteller

biosen Umständen getrennt wurde. Gemeinsam

Studio B der Stadt- und Landesbibliothek,

und mutiger geworden.

beginnen sie, sich „davonzumachen“. Dabei ver-

Dortmund, 19.30 Uhr

FZW, Dortmund, 20.30 Uhr

strickt sich Goubrans Held Aumeier immer mehr

FR 13 | 05 | 16 Lesung | Alfred Goubran – „Das letzte Journal“

in den Wirren zwischen Leben und Geschichtsbü-

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chern, Traum und Wirklichkeit, Geschichte und Gegenwart. Der Eintritt ist frei. Goldkante, Bochum, 20 Uhr

SA 14 – SO 15 | 05 | 16 Festival | Ruhr International – Fest der Kulturen Musik, Kabarett, Theater, Film, Diskussion, Party, Kinderprogramm, Informationen, Austausch

Energie gibt’s bei mir nur aus dem Pott.

und Kulinarisches aus aller Welt: Am 14. und 15. Mai 2016 wird „Ruhr International – Das Fest der Kulturen“ zum dritten Mal stattfinden. Mit dabei sind Pat Thomas & Kwashibu Area Band, Flavia Coelho, Nosliw, La Sra. Tomasa, Dave Davis u.v.a. Zahlreiche Initiativen & Vereine, Info-, Verkaufs- und Essensstände laden mit Gesprächen, Information und landestypischer Küche zum Verweilen ein. Infos unter ruhr-international. de. Der Eintritt ist frei. Jahrhunderthalle, Bochum, jeweils 14 Uhr

Unsere Energie für unsere Region

MO 16 | 05 | 16 VERLOSUNG | Klangvokal Musikfestival Dortmund: Bach & nordische Musik Großes Renommee hat sich der führende norwegische Chor Det Norske Solistkor auch internatio-

dew21.de

nal erworben. Bei einem seiner seltenen Deutschland-Konzerte stellt das 24-köpfige gemischte

26


BODO-TIPP

Talk im DKH – Vortrag „Generation Allah“

Nach der ersten Veranstaltung der

erlebte. Damals wurde er zum radi-

gerade heute und gerade in Europa

Reihe „Talk im DKH“ am 11. März folgt

kalen Islamisten, heute beteiligt er

bei Jugendlichen attraktiv gemacht

nun, am 27. Mai 2016, der zweite Teil

sich an Projekten wie „Heroes“ und

wird, welche gesellschaftlichen und

zur Vortragsreihe über den Islam in

„Hayat“, welche zur Prävention und

religiösen Trends es soweit haben

Deutschland.

Deradikalisierung von Betroffenen

kommen lassen und vor allem dar-

ins Leben gerufen wurden.

über, was man gegen religiösen Ext-

Ahmad Mansour, Psychologe und

remismus tun kann.

Autor des Bestsellers „Generation

Mit Aladin El-Mafaalani, Professor

Allah“, referiert über die Radikali-

für Politikwissenschaft an der TU

Dietrich-Keuning-Haus

sierung muslimischer Jugendlicher,

Münster, spricht er über diese Er-

Leopoldstraße 50, Dortmund

welche er einst selbst als palästi-

fahrung und darüber, wie eine ultra-

Fr. 27.5. | 19 Uhr

nensisch-israelischer Jugendlicher

konservative Auslegung der Religion

Ensemble nun Werke von Johann Sebastian Bach

Lesung | Heinz Strunk – „Der goldene Handschuh“

SA 21 | 05 | 16

der nordischen und deutschen A cappella-Litera-

Heinz Strunks schrecklicher Held heißt Fritz Hon-

tur des 20. Jahrhunderts

ka – ein Frauenmörder aus der Unterschicht, der

Soziale Stadtführung | Neue Perspektiven –

gegenüber. Hier stimmt

1976 in einem spektakulären Prozess schaurige

bodo-Verkäufer zeigen ihr Bochum

einfach alles: der Reich-

Berühmtheit erlangte. Honka, geistig und kör-

Wie verbringen eigentlich Menschen auf der

tum an Klangfarben, Har-

perlich gezeichnet durch eine grausame Jugend,

Straße ihren Tag? Wo halten sie sich auf, welche

monie und Homogenität,

nahm seine Opfer aus der Hamburger Absturz-

Angebote und Hilfen gibt es? Bei bodos sozialer

Stilsicherheit und Emphase. Infos zum gesamten

kneipe „Zum Goldenen Handschuh“ mit. Strunks

Stadtführung zeigen Verkäufer des Straßenma-

Programm des Klangvokal Musikfestivals Dort-

Roman taucht tief in die Welt von Kiez, Kneipe,

gazins „ihr“ Bochum. Auf einem zweistündigen

mund unter klangvokal-dortmund.de

Abbruchquartier, deren Bewohnern das mitleid-

Rundgang gibt es neue An- und Einsichten zu

St. Bonifatiuskirche, Dortmund, 19 Uhr

lose Leben alles Menschliche zu rauben droht.

gewinnen. Entlang des Tagesablaufs eines Men-

bodo verlost 2 x 2 Karten

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

schen ohne Wohnung besuchen die Stadtführer ANZEIGE

DO 19 | 05 | 16 Lesung | Dond & Daniel lesen Truman Capote Truman Capote (u.a. „Frühstück bei Tiffany“), 1924 in New Orleans geboren, ist mit Sicherheit einer der bekanntesten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Dond und Daniel haben sich eigentlich den Ruf erarbeitet, Unbekanntes vorzustellen. Warum sie dennoch Truman Capote lesen, hat jedoch einen guten Grund: Vor nicht allzu langer Zeit ist unter dem Titel „Wo die Welt anfängt“ ein Kurzgeschichtenband erschienen, mit Stories, die er als Teenager geschrieben hat und die teils noch nie veröffentlicht wurden. Eintritt frei. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

FR 20 | 05 | 16 Tanztheater | Mydentity Neun Transfrauen, Transmänner und intersexu-

Wir verbinden Dortmunds

schönste Ecken

elle Menschen, die sich mit ihren Geschlechts-

Sicher und bequem durch unsere Stadt

rollen und -identitäten auseinandersetzen:

Verbindungen • zahlreiche NachtExpress-Netz • dichtes • keine Parkplatzsuche

Regisseurin Barbara Wachendorff entwickelt daraus eine dokumentarische Theater-Tanzperformance. Erfahrungen und Konflikte, die mit dem Kampf um eine eigene, selbstbestimmte Geschlechtsrolle und –identität einhergehen, stehen bei dieser Arbeit im Mittelpunkt.

Weitere Infos: www.bus-und-bahn.de Mobiles Internet: bub.mobi

Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr Anz_Bodo_Schönste_Ecken_130x140_4c_01Ausgabe.indd 1

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VERANSTALTUNGEN MAI 2016

Orte und Einrichtungen, beschreiben eigene

Bernd Gieseking nach Finnland auf, um seinen

entsteht so eine frische, junge Show. Das gesamte

Erfahrungen und liefern Informationen zu den

Bruder, der sich in eine Finnin verliebt hat, in

Programm der Ruhrfestspiele Recklinghausen

Hilfe- und Selbsthilfenetzen in der Stadt. Über-

seiner neuen Heimat zu besuchen. Aber wer sind

(1.5.-19.6.) gibt es unter: ruhrfestspiele.de

nachtungsstellen, Suppenküchen, Tageseinrich-

die Menschen dort? Verschrobene Einzelgänger?

Theater Marl, Marl, 18 Uhr

tungen liegen auf dem Weg. Um Anmeldung

Trinkfest und sangestüchtig? Und warum spre-

bodo verlost 3 x 2 Karten

unter 0231 – 950 97 80 wird gebeten.

chen die Finnen eine so verteufelt schwere Spra-

Treffpunkt: bodo e.V., Stühmeyerstr, 33, BO, 11 Uhr

che? Bernd Gieseking präsentiert einen Crashkurs in Sachen Sauna und Seen, Wodka und Wald,

Lesung | „Vorlesen“

SA 28 – SO 29 | 05 | 16

Eltern und Elche. Der Eintritt ist frei – Spenden für

Musik | 1. Internationales

An jedem 1. und 3. Samstag im Monat lesen

die KANA-Suppenküche erwünscht.

Kammermusikfestival Ruhrtal

Buchhändlerinnen der transfer Buchhandlung

Pauluskirche, Dortmund, 15 Uhr

oder Lesepaten Kindern von 4 bis 8 Jahren aus beliebten Kinderbüchern vor. Die Auswahl wird aus Neuerscheinungen oder Kinderbuchklassikern getroffen. Der Eintritt ist frei. transfer. bücher und medien, Dortmund, 11 Uhr

Erstmalig wird das Internationale Kammermusikfest Ruhrtal in Bochum und Hattingen stattfinden. Internationale Musiker kommen

MI 25 | 05 | 16

zusammen, um an drei Orten zu musizieren. Das

Fest | Das Uni Sommerfest

Repertoire ist breit angelegt: romantische Kam-

Das Sommerfest der RUB geht nach einjähriger

mermusik, vokale Polyphonie des Mittelalters,

Pause in die 42. Runde. Forschung und Lehre ma-

Barockes auf historischen Instrumenten sowie

chen Platz für einen Abend mit Live Musik, kuli-

deutsche Erstaufführungen von zeitgenössi-

narischen Besonderheiten und vielen Attrakti-

schen Werken. Alle Konzerte und Veranstaltungs-

Kunst | Offene Ateliers Dortmund, 1. Wochenende

onen für Groß und Klein. Neben Livemusik von

orte im Überblick auf kammermusik-ruhr.de

Zum dritten Mal werden im Mai 2016 die stadt-

Banda Senderos, Weekend, Olympique u.a. gibt

Versch. Orte, Bochum

weiten Offenen Ateliers Dortmund veranstal-

es Poetryslam, Comedy, Street-Food-Stände, Kin-

tet. Alle zwei Jahre bieten Kunstschaffende

derprogramm und das traditionelle Feuerwerk.

und Kreative einen Blick hinter die Kulissen – in

Ruhr-Universität, Bochum, 16 Uhr

SA 21 – SO 22 | 05 | 16

Arbeitsräume und Ateliers, auf Werke und Arbeitsweisen. Das Publikum erhält dabei einen eindrucksvollen Einblick in die Dortmunder Kreativ- und Kunstszene, deren Arbeiten und Projek-

SA 28 – SO 29 | 05 | 16 Kunst | Offene Ateliers Dortmund, 2. Wochenende

DO 26 | 05 | 16 VERLOSUNG | Ruhrfestspiele RE: Loser(s)

Um Besuchern die Gelegenheit zu bieten, möglichst viele der zahlreichen Orte in ganz Dortmund zu besichtigen, finden die Offenen Ateli-

te. Abseits vom Arbeitsalltag haben Interessierte

Es geht um Verlierer und Verlust, darum, dass man

ers Dortmund erstmals an zwei Wochenenden

die Möglichkeit zum Dialog mit den Gastgebe-

sich heutzutage schnell verlieren kann und dass

statt. Infos: offene-ateliers-dortmund.de

rInnen und zum Erwerb von Erzeugnissen und

das Leben mit Verlust ver-

Versch. Orte in Dortmund (westlich der B54),

Werken. Infos: offene-ateliers-dortmund.de

bunden ist. Es wird aber

Sa. 15 – 20 Uhr, So. 11 – 18 Uhr

Versch. Orte in Dortmund (östlich der B54)

keineswegs eine strin-

Sa. 15 – 20 Uhr, So. 11 – 18 Uhr

gente Geschichte erzählt, sondern diese Themen sind spielerisch mit den artistischen Disziplinen

SO 22 | 05 | 16

SO 29 | 05 | 16 Kindertheater | Aus dem Lehm gegriffen

verbunden. „Loser(s)“ vermischt Akrobatik, zeitge-

Der Schöpfer sitzt an seinem Arbeitstischchen

Kabarett | Bernd Gieseking – „Finne dich selbst!“

nössischen Tanz und HipHop-Elemente mit einem

und spielt mit Lehm. Was wird diesmal wohl ent-

Ein Kabarettprogramm als Roadtrip: Mit seinen

eingängigen Soundtrack und Beatboxing. Ange-

stehen? Träumerische Landschaften? Exotische

Eltern Ilse und Hermann auf dem Rücksitz bricht

reichert mit einer Prise tschechischem Humor

Gewächse? Monster, Feen, alte Götter? Der Schöp-

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BODO-TIPP

Kurzfilmen zu sehen sein. Dieses

Welcher Film der beste ist, entschei-

groß. In zahlreichen Kneipen wer-

Jahr kommt – neben Herr Walter,

den die Zuschauer. Der Hauptspon-

den mittels Beamer und Leinwand

Missing Link, El Mundo, Balke, der

sor Dortmunder Kronen zeichnet

viele Fußballspiele übertragen. Ist

Großmarktschänke, dem Sissiking-

den Film im Anschluss mit dem

die Saison vorbei, stehen diese bis

kong und der Gaststätte Tremonia –

„Goldenen Bierdeckel“ und 300 Euro

zur nächsten rum.

das Subrosa im Hafenbezirk hinzu.

Preisgeld aus.

Die Kneipenkultur in Dortmund ist

6. Dortmunder Tresen-Filmfestival

Der Eintritt ist, anders als im Kino, Oder auch nicht: Denn das Dort-

wie jedes Jahr frei. Nach den Veran-

Das Programm für dieses Jahr wird

munder Tresen-Filmfestival geht

staltungen wird ein Spendenspar-

auf der Internetseite des Festivals

Programm unter www.dtff.de

in die sechste Runde. An fünf Ta-

schwein durch die Reihen gereicht,

www.dtff.de bekanntgegeben.

Mo. 30.5. bis Fr. 3.6.

gen werden in acht Dortmunder

um die entstandenen Kosten zu

Diverse Orte in Dortmund

Kultkneipen eine ganze Reihe an

decken.

fer legt los: Er schneidet, knetet, matscht, klopft,

berührende Einblicke in das, was uns Menschen

Sänger Marco Beasley neue Ausdrucksformen

gräbt, schlägt, streichelt, bröselt, quetscht, formt,

ausmacht: Leben und Sterben, Lieben und Has-

mediterraner Klangwelten. Infos zum gesam-

schichtet, teilt, schabt, biegt, schmiert, schält,

sen, Angst und Hoffnung. Dutzende Szenen mit

ten Programm des Klangvokal Musikfestivals

ritzt, bohrt, klebt. Und der Lehm? Lässt er wirklich

über fünfzig Figuren, die tief berühren – große

Dortmund unter klangvokal-dortmund.de

alles mit sich machen? Andererseits: Geht etwas

Schauspielkunst. Eine wunderschöne Meditati-

St. Marienkirche, Dortmund, 19 Uhr

kaputt, ist das gleich ein Weltuntergang? Von we-

on unter der musikalischen Leitung von Tommy

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gen. Ein Kunst-Abenteuer für Kinder ab 4 Jahren.

Finke, entwickelt von den Machern von „Das

Theater Unten, Bochum, 16 Uhr

goldene Zeitalter“ und „Die Show“. Weitere Termine: theaterdo.de

Ausstellungseröffnung |

Megastore, Dortmund, 18 Uhr

Hubert Kiecol – WeissGlasSchwarzRot

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DI 31 | 05 | 16 VERLOSUNG | Imam Baildi Imam Baildi ist ein sehr beliebtes und köstli-

Vom 29.5. bis 21.8.2016 zeigt das Josef Albers

ches mediterranes Gericht mit Auberginen.

Museum Werke des deutschen Künstlers Hu-

VERLOSUNG | Klangvokal Musikfestival

Gleichzeitig eine feine

bert Kiecol, der momentan in Köln lebt und ar-

Dortmund: Das Meer der Erinnerungen

Musikkomposition der

beitet. Informationen zur Ausstellung und den

Neben Barockmusik von Cavalli, Ortiz und

Brüder Lysandros und

Öffnungszeiten unter www.quadrat-bottrop.de

Rossi erklingen traditionelle Musik der Se-

Orestis Falireas und ih-

Josef Albers Museum, Bottrop

pharden, Gesänge aus Italien,

VERLOSUNG | Die Borderline Prozession

rer siebenköpfigen Band

Griechenland

aus Athen. Bouzouki meets Electro Swing, Greek

und Armenien sowie

Roots meets HipHop & Mambo Big Band Orches-

20 Schauspieler, ein Haus mit zehn Zimmern,

portugiesischer

Fado.

tration. Nach unzähligen Klubtouren durch Eu-

Dachterrasse und bewachter Außenfront,

Die Viola da Gamba als

ropa und Auftritten auf einigen der populärsten

davor ein mysteriöser

das Instrument feinster Empfindungen wird

internationalen Festivals wie Roskilde, Sziget,

Parkplatz. Um das Haus

hier geerdet durch traditionelle Musik des Mit-

Montreal Jazz Festival u.a. ist Imam Baildi’s

fährt in endloser Prozes-

telmeerraumes: Friederike Heumann und die

Sound längst kein Geheimtipp mehr.

sion eine Kamera – und

türkische Sängerin Nihan Devecioglu erkunden

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

gewährt dem Publikum

erstmals gemeinsam mit dem italienischen

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BODO GEHT AUS

Streetfood am Riff | Bochum Das Döner-Prinzip für Gourmets

Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski

Eine zentrale Gestalt der Szene im Ruhrgebiet ist Max Sollmann. Er ist Mitbetreiber der

Die Methode ist einfach und schnell erklärt:

M&M Eventgemeinschaft und hat sich darauf

Kurz anhalten und Leckereien kaufen, die

spezialisiert, Streetfood-Märkte im Ruhrge-

direkt ohne Messer und Gabel verspeist wer-

biet zu organisieren. Nach dem mit stolzen

den können. In Asien oder Südamerika gibt

6.000 Gästen äußerst erfolgreichen Sommer-

es das Modell Streetfood-Markt schon lange.

Debüt im letzten Jahr auf dem Bochumer Riff-

Den Schlüssel für diesen Boom erklärt Orga-

In Bangkok versorgen sage und schreibe

Gelände ist sein „Food Lovers“-Markt schon

nisator Max Sollmann mit einfachen Worten:

20.000 Selfmade-Köche die Stadtbewoh-

ein paarmal wiederholt worden.

„Es ist ein Bedürfnis der Leute, knackiges Essen und coole Musik bei tollem Wetter

ner mit geschätzt 40 Prozent des täglichen

30

Bedarfs an gekochtem Essen. In unseren

An der Schneise oberhalb der Rotunde ist

unter freiem Himmel zu genießen“, sagt er

Breitengeraden wird dieses Gutes-Essen-To-

an den alten Güterbahnhofsgebäuden der

ganz schörkellos. Mit seinem Partner Michael

Go-Modell auch immer beliebter.

Discothek Riff ein temporäres Eldorado der

Walter stellt er möglichst schmackhafte Zuta-

kulinarischen Köstlichkeiten entstanden. In

ten für die diversen Märkte zusammen.

Seit der Hamburger Koch und Food-Blogger

den späten Nachmittagsstunden sind die

Stevan Paul ungewöhnliche Kreationen wie

Schlangen an der Kasse schier endlos. Der

Hier eine Kaffeebar, dort Bio-Brause am

Haselnuss-Burger mit Portwein-Cranber-

Eintritt kostet drei Euro, und das wird auch

Getränkestand, dazu Pommes aus fri-

rybutter, Beef und Chili-Birnen salonfähig

kritisch beäugt. Eine Rentnerin aus Altenbo-

schen Kartoffeln oder vegane Waffeln mit

gemacht hat, ist die bunte Straßenküche

chum beschwert sich: „Die wollen doch was

Kirschen als Fruchtbeilage. Nicht nur in

längst kein Geheimtipp mehr nur für

verkaufen, warum soll ich denn dafür noch

Bochum ist dieses Stelldichein inzwischen

Insider. Eine weitere Maxime ist, dass hier

Eintritt bezahlen?“ Die kritischen Stimmen

etabliert, Wartezeiten bis zu 20 Minuten für

hochwertig inszeniertes Essen zu bezahlba-

bleiben in der Unterzahl, das Konzept geht

einen BBQ-Burger mit reichhaltigen Zutaten

ren Preisen angeboten wird.

in der Breite auf.

sind mittlerweile üblich.


POLITIK

Spiel auf Zeit Die Journalistinnen Nina Schulz und Mena Urbitsch erzählen seit Jahren in preisgekrönten Reportagen das „Spiel auf Zeit“, mit dem der deutsche Rechtsstaat die Ansprüche Überlebender der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik aussitzt. Ihre Arbeiten sind nun in einem so aufwühlenden wie notwendigen Buch erschienen. Von Bastian Pütter | Foto: Elisabeth Mena Urbitsch

Die gelungene Aufarbeitung, gar die vor-

rung ist eine grenzüberschreitende Peinlich-

bildliche „Wiedergutmachung“ der Ver-

keit, in vieler Hinsicht passt sie ins Bild.

brechen des Nationalsozialismus gehört zur bundesrepublikanischen Identität. Aus

2011 erschien in bodo eine Geschichte über

dem Wissen, dass Deutschland sich seiner

die Überlebenden des SS-Massakers von

Verantwortung gestellt habe, erwächst

Sant’Anna di Stazzema. In Italien rechtskräf-

Zwischen 20 verschiedenen Ständen, Zelten

ein Selbstbewusstsein auf brüchigem Fun-

tig verurteilt, lebten die Täter jahrzehntelang

und Food-Trucks wird den hungrigen

dament. So wenig wie eine konsequente

in Deutschland, ein SS-Unterscharführer in

Besuchern mit Musikaufführungen ein

Ahndung von Kriegsverbrechen stattfand,

Dortmund, weil die Bundesrepublik von einer

kleines Rahmenprogramm geboten. Der

so deprimierend ist die Geschichte der Ent-

Auslieferung absah. Gleiches galt für das SS-

Betrieb „Futter Flotte“ aus Essen ist mit

schädigung der Opfer.

Massaker im griechischen Distomo.

ein ehemaliger UPS-Truck aus den 1970er

„Spiel auf Zeit“ hieß schon die 2010 in bodo

Über Jahre sind Nina Schulz und Mena Ur-

Jahren, der stahlblau umlackiert worden

erschienene Reportage von Nina Schulz

bitsch durch Europa gereist, haben mit Über-

ist. In Bochum servieren sie unter anderem

und Mena Urbitsch. Für die Langfassung

lebenden gesprochen und Geschichten sich

ein Meatball-Sandwich mit kleinen Rind-

ihrer Recherche erhielten sie den Alterna-

fortschreibenden Unrechts gesammelt. Her-

fleischfrikadellen, Tomatensauce, Bärlauch-

tiven Medienpreis. Sie hatten den Essener

ausgekommen ist eine Geschichte der Nicht-

Gernolata und Parmesan zu sieben Euro.

Sozialrichter Jan Robert von Renesse nach

Entschädigung, genauso aber eine Sammlung

Ein Döner bedeutet Fleisch und Gemüse in

Israel begleitet, wo er die Ansprüche von

warmherziger, berührender Porträts (mit

einer Teigtasche. Dieses Prinzip wird von

Überlebenden auf eine sogenannte Ghet-

Mena Urbitschs zurückhaltenden Schwarz-

der „Futter Flotte“ verfeinert und zu einem

to-Rente vor Ort prüfte, um den betagten

weiß-Fotos). Die beiden treffen wunderbare

Zwei-Sterne-Erlebnis für den Gaumen hoch-

Antragstellern die beschwerliche Reise nach

Menschen, stellvertretend für fast unüber-

gejazzt. Spätestens jetzt wird klar, warum

Deutschland zu ersparen. Jan Robert von

schaubar viele: Die Mehrheit der NS-Verfolg-

Streetfood-Märkte so beliebt sind.

Renesse wird zurzeit von seinem Dienst-

ten hat nie eine Entschädigung erhalten.

großem Besteck da. Ihr LKW sieht aus wie

herrn, dem NRW-Justizminister Thomas Kommende Streetfood-Märkte:

Kutschaty (SPD) verklagt, er hatte die Verlet-

Nina Schulz, Elisabeth Mena Urbitsch

28. und 29.5. Essen, Zeche Zollverein

zung fundamentaler Rechtssaatprinzipien

Spiel auf Zeit. NS-Verfolgte und ihre Kämpfe

11. und 12.6. Bochum, Riff

im Ghetto-Renten-Verfahren als Missstand

um Anerkennung und Entschädigung.

www.foodlovers-markt.de

bezeichnet. Das Vorgehen der Landesregie-

ISBN 978-3-86241-451-2 | Assoziation A | 24 Euro 31


REPORTAGE

Die Industriewälder im Ruhrgebiet

Mutter Natur hat immer ein gutes Rezept Unter einem Forsthaus stellt man sich gemeinhin ein hübsches Hutzelhäuschen vor, abgelegen in den Tiefen des Waldes, dort, wo sich Fuchs und Hase seit jeher die Gute Nacht wünschen. Die Forststation Rheinelbe liegt Luftlinie freilich nur einen Kilometer von der Gelsenkirchener Innenstadt entfernt. Auch prangt über dem Eingang kein prächtiges Hirschgeweih, stattdessen ist die industrielle Vergangenheit des Gebäudes durchaus erkennbar. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Oliver Balke ist der Leiter der Forststation Rheinelbe. Er trägt grüne Försterkluft und unübersehbar das Hoheitszeichen des Landes NRW auf der Brust. Herr Balke betreut im Auftrag der Landesbetriebe Wald und Holz (der früheren Landesforstverwaltung) das Projekt „Industriewald Ruhrgebiet“ als ein Beitrag von vielen, den Strukturwandel im Revier zu begleiten. „Unser Ziel ist es, die Leute und schwerpunktmäßig Kinder für die Industriebrachen zu interessieren und für die Wildnis, die sich darauf entwickelt hat“, erklärt er. „Wir bewegen uns hier abseits der üblichen forstwirtschaftlichen Wege. In unserem Metier sind wir immer schon ein bisschen die Exotentruppe gewesen.“

Tabuzone Industriebrache Seine Station feiert in diesem Jahr ihren zwanzigsten Geburtstag. Die Idee der Industriewälder hat, genau wie die der Leuchtturmprojekte Gasometer Oberhausen, Zeche Zollverein oder Landschaftspark Duisburg, ihren Anfang mit der IBA genommen, der Internationalen Bauausstellung Emscherpark. „Das war ja das große Strukturwandelprogramm der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Von 1989 bis 1999 wurden über einhundert Projekte höchst unterschiedlicher Ausprägung initiiert. Es wurden neue Siedlungen gebaut und alte Industrieanlagen vor dem Abriss gerettet, um sie für eine anderweitige Nutzung zu sanieren. In dem Zuge begann man erstmals über den Neuaufbau von Landschaft nachzudenken. Anfangs war das umstritten. Es gab Stimmen, die fragten, was der Quatsch solle. Landschaft und Ruhrgebiet ging damals in vielen Köpfen nicht zusammen.“ Oben: Flechten sind ein sichtbarer Indikator für gute Luftqualität. Rechts: Tümpel, Molche, wilde Tiere – Förster Oliver Balke (r.) plädiert für den Wald als Erlebnisraum für Groß und Klein. 32

Es ist jedoch nicht zu ignorieren, dass es brachliegende Zonen ohne wirtschaftlichen Nutzen und mit ungewisser Zukunft gab und bis heute gibt. Unübersehbar erinnern Halden im Ruhrgebiet an den Bergbau. Etliche von der Schwerindustrie verlassene flache Areale wurden von den Gemeinden zu Gewerbegebieten umgewidmet. Oftmals fehlt es an finanziellen Mitteln, sie zu entwickeln. Zahlreiche Flächen sind folglich bis


Forststation Rheinelbe VirchowstraĂ&#x;e 123 45886 Gelsenkirchen Telefon 0209 – 147 48 44 wald-und-holz.nrw.de 33


REPORTAGE

dato eingezäunt, Warnschilder verbieten unter Androhung von Strafe das

nicht verlaufen, weswegen sich die IBA an die Landesforstverwaltung wand-

Betreten. An ihre Existenz hat man sich gewöhnt, nimmt sie kaum noch

te. Erstens, weil am Ende der Entwicklung, klassisches Förstermetier, ein

wahr, sie sind zu Tabuzonen im dicht besiedelten Raum geworden.

Wald stehen würde, und zweitens, weil ein Förster in Dienstkleidung mehr Autorität ausstrahlt als ein Ehrenamtlicher in Jeans und T-Shirt.

Wege statt Zäune

Konfliktfälle sind zwar relativ selten, kommen aber gelegentlich vor. Herr

„Es war wohl ein glücklicher Zufall, dass die Verwaltung der IBA damals

Balke nennt einige Probleme, mit denen auf Brachland leider immer zu

hier auf Rheinelbe saß“, sagt Herr Balke. „Die eigentliche Zeche wurde

rechnen ist: wilde Müllkippen, Motocross-Parcours, schlecht erzogene, frei-

bereits um 1930 stillgelegt, der Abriss der Gebäude erfolgte später in

laufende Hunde. „Unsere Arbeit lässt sich mit der eines Rangers in Natio-

Etappen und über Jahrzehnte hinweg. Lange Zeit gab es noch eine Strom-

nalparks durchaus vergleichen“, sagt er. „Wir gehen aber nicht übertrieben

verteilungsanlage für andere Schächte und dann hatte sich die Berg-

päpstlich vor. Die Bevölkerung soll diese Freiräume für sich als solche nut-

werksgesellschaft häuslich eingerichtet, mit Kasino, Schwimmbad und

zen. Wenn dabei gewisse Grenzen überschritten werden, zücken wir nicht

Sportplatz. Wie dem auch sei, als die IBA kam,

gleich den Strafzettel, sondern versuchen im Gespräch zu überzeugen. Hier

schaute deren Leiter Professor Ganser

ging es ja von Anfang an nicht um den konsequenten Arten- und Natur-

täglich aus seinem Fenster auf das

schutzgedanken nach dem Motto: Da stülpen wir jetzt eine Käseglocke drü-

Gelände, das vor seinen Augen

ber und Mutter Natur hat ein paar schöne ungestörte Brutstätten mitten

im Dornröschenschlaf lag.

in der Stadt‘. Wir wollen die Wildnis vor der Haustür erlebbar machen und

In seinen Pausen ist er oft

sehen den Förster dabei als Begleiter. Wichtig war uns, dass die Sache von

über den Stacheldraht-

Anfang an rechtlich als Wald betrachtet wurde. Das bringt eine vorteilhafte

zaun geklettert, um da

Begleiterscheinung mit sich: In NRW hat laut Landesforstgesetz ein Wald

spazieren zu gehen.“

für jedermann zugänglich zu sein. Es gibt keine Betretungsbeschränkungen. Es ist auch erlaubt, sich abseits angelegter Wege zu bewegen. Wer das

Man muss davon aus-

macht, macht es allerdings auf eigene Gefahr.“

gehen, dass der IBAChef fasziniert war von dem, was er hinter

Austoben und Dreckigmachen

der Umzäunung fand. Die

Um hinsichtlich Akzeptanz und Nutzung nicht im Dunkeln zu tappen, wur-

Planierraupen hatten nach

den im Lauf der Zeit mehrfach wissenschaftliche Erhebungen durchgeführt.

getaner Arbeit zunächst eine

Pioniere bei der Eroberung waren demnach Kinder und Jugendliche, die im-

Mondlandschaft hinterlassen.

mer auf der Suche nach Freiräumen sind und im Wald ganz andere Möglich-

Aber eine solche Brache wird schnell

keiten finden als in gestalteten, empfindlichen Parkanlagen. Dann kamen

wieder grün. Zuerst kommen Moose und

Spaziergänger und die Hundebesitzer, die sich freuen, mit gesetzlicher Er-

Kräuter und bald mit der Birke das erste Pionierge-

laubnis ihre Hunde auf den Wegen unangeleint laufen lassen zu können.

hölz. Es ist spannend, was auf einem solchen Territorium passiert. Hält sich

Als letzte große Gruppe entdeckten Jogger, Radfahrer und Nordic Walker

der Mensch heraus, entsteht eine verwunschene Welt. „Es wird Wald, ganz

die Industriewälder für sich. Öffentliches Grün ist ein rares Gut im Revier.

ohne dass Pflanzpläne gemacht werden“, nennt es Herr Balke. Indes kommt so etwas nur selten vor. Ungern erlaubt der Mensch unkontrollierte Prozesse.

Das Projekt erwies sich als Erfolg. Im Dreieck Dortmund-Datteln-Essen

„Man hat im Ruhrgebiet über Jahrzehnte immer wieder versucht, Halden zu

gibt es mittlerweile dreizehn von Rheinelbe betreute, als Industriewald

begrünen, diese nackten schwarzen Berge schön zu machen. Arten, Anzahl,

ausgewiesene Areale. Doch nicht jede Fläche lässt sich auf diese Weise

die Mischung der Bäume, alles wurde peinlich genau festgelegt. Das hat teil-

nutzen. Altlasten sind zu berücksichtigen, ebenso wie teilweise noch vor-

weise funktioniert, manchmal ist es völlig in die Hose gegangen. Es sind eben

handene, einsturzgefährdete Bausubstanz. „Wir wissen natürlich, dass wir

sehr schwierige Standorte. Eine Erkenntnis der IBA war, dass Mutter Natur

kein Allheilmittel an der Hand haben. Aber ein Industriewald bietet große

immer das beste Rezept hat. Man kam auf die frappierend einfache Idee, die

Chancen, gerade auch in puncto Umweltbildung, wo wir mit Kindergärten

Natur einfach gewähren zu lassen. Mit einem gravierenden Unterschied:

und Schulen kooperieren. Wir gehen mit unterschiedlichen Altersgruppen

Statt der Zäune, die ein solches Gelände zur Sperrzone erklären, sollten Wege

raus, damit die überhaupt mal einen Wald als Lebensraum kennenlernen.

angelegt werden, um die Bevölkerung zum Betreten einzuladen.“

Kinder bis zehn Jahre haben ja oft einen Wald als solchen noch nie in der Realität gesehen. Hier können sie klettern, rutschen, bauen, es gibt Tümpel

34

Wildnis erlebbar machen

und wilde Tiere. Körperliches Austoben und Dreckigmachen kommt bei

Klingt simpel, dennoch war einiges an Überzeugungskraft nötig, die bishe-

mal einen Molch in die Hand nehmen. Dabei geht es uns nur vordergründig

rigen Automatismen im behördlichen Denken und Handeln zu überwinden.

um so etwas wie Naturkundeunterricht, also welcher Baum das ist, der da

Das Projekt besaß jedoch allein deswegen Charme, weil es die meist klam-

hinten steht. Das geht viel tiefer, bis hin zur Sprach- und Integrationsför-

men Kommunalkassen nicht belastete. Drei Feldversuche wurden gestartet,

derung und zum unterschwelligen Vermitteln von Sozialkompetenz und

auf Rheinelbe, der ebenfalls in Gelsenkirchen gelegenen Zeche Alma und

die Befähigung zur Teamarbeit. Das klappt nirgendwo besser als im Wald,

Zollverein in Essen. Ganz unbeaufsichtigt sollte das Experiment allerdings

wo man den Kindern Zeit zugesteht, selbst etwas zu machen.“

denen viel zu kurz, genau wie der Kontakt mit Tieren. Und hier können sie


35


NETZWELT

KINOTIPP

endstation.kino & bodo präsentieren: Sonita Wenn die 18-jährige Sonita es sich aussuchen dürfte, dann wäre Michael Jackson ihr Vater und Rihanna ihre Mutter. Sonita stammt aus Afghanistan und lebt ohne ihre Familie in Teheran. Ihr sehnlichster Wunsch: eine berühmte Rapperin zu sein. Eine soziale Einrichtung unterstützt sie bei der Überwindung der Fluchttraumata und bei der Planung ihrer Zukunft, doch ihre Familie hat ganz andere Pläne: Sie plant,

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.search-racism-find-truth.com

sie für 9.000 Dollar an einen fremden Ehemann nach Afghanistan zu verkaufen, und

Rechte Hetzvideos gegen Geflüchtete sind im Internet allgegenwärtig. Seitdem fast

die Zeit drängt, da die Familie Geld braucht

jedes Mobiltelefon über Videofunktionalität verfügt, ist ein Großteil der Redebei-

für die Hochzeit des Sohnes.

träge von Pegida- und AfD-Veranstaltungen im Netz zu sehen. Wer sich im Umfeld dieser Videos umsieht, findet viele tausend Stunden Videomaterial, angefangen von Reden des Pegida-Gründers Lutz Bachmann bis hin zu Neonazis, die im heimischen Schlafzimmer Hetzvideos gegen Geflüchtete und Ausländer produzieren.

lichung ihres Traumes, gelingt es Sonita, mit einer Geldzahlung vorerst die drohende Rückkehr nach Afghanistan zu verhindern.

Mit dem Versuch, das geschlossene Weltbild der Menschen, die sich solches Videoma-

Sie nimmt in Teheran ein Musikvideo auf

terial ansehen, ein wenig zu erweitern, ist die Initiative „Search Racism. Find Truth“

und stellt es auf youtube. Sie schaffte es,

angetreten. Dabei macht sie sich eine einfache, aber wirksame Werbemechanik

trotz Verbot einen Clip ihres eigenen Songs

zunutze. Wer im Internet nach Videos sucht, die mit bestimmten Begriffen, wie zum

in einem Studio zu produzieren. Ein furio-

Beispiel Ausländerkriminalität, Wirtschaftsflüchtlinge oder „Deutschland wehrt

ser Aufruf gegen die Zwangsheirat und für

sich“ gekennzeichnet sind, bekommt vor dem gesuchten Video zuerst einen kurzen

die Selbstbestimmung muslimischer Frau-

„Werbespot“ der Initiative zu sehen. In den kurzen, nur ca. 30 Sekunden langen Vi-

en. Auf youtube bekommt der Song und

deos entkräften Geflüchtete klassische Vorurteile rechter Hetzer.

auch Sonita eine weltweite Aufmerksam-

Jedes Video endet mit einem Verweis auf ein weiteres Video, in dem man mehr über die jeweilige Person erfahren kann. Wer nach Wirtschaftsflüchtlingen sucht, findet zuerst

keit, die das Leben von Sonita entscheidend verändern wird.

Najilaa aus Syrien, die vom Bombardement ihres Hauses und ihren drei getöteten

Es ist ein Skype-Interview mit der Regis-

Cousins erzählt. Wer Reden von Lutz Bachmann zum Thema Ausländerkriminalität an-

seurin Rokhsareh Ghaem Maghami im

sehen möchte, sieht sich zuerst mit einem Video konfrontiert, in dem ihm Firas erklärt,

Anschluss an eine Vorstellung geplant, den

dass 99 Prozent der Menschen, die nach Deutschland flüchten, nicht kriminell sind, es

genauen Termin können Sie der Kino-

sich bei dem Pegida-Gründer aber um einen verurteilten Straftäter handelt.

Homepage entnehmen.

Ins Leben gerufen wurde die Kampagne von der Organisation „Flüchtlinge Willkom-

Original mit Untertiteln: Do. 26.05., 18 Uhr,

men“, die bereits seit einiger Zeit geflüchteten Menschen Zimmer in privaten Wohngemeinschaften vermitteln. „Wir glauben zwar nicht, dass sich ein überzeugter Nazi umstimmen lässt“, so Mareike Geiling. „Es geht uns viel eher darum, Menschen zu erreichen, die sich ansonsten in einer geschlossenen Welt Ma

bewegten, in der fremdenfeindliche Hetze zur Tagesordke

nung gehört.“ (sese)

re

i

36

Um sich Zeit zu verschaffen für die Verwirk-

Ge

ilin

g

Fr. 27.05. bis Sa. 28.05., 19 Uhr, So. 29.05., 17 Uhr, Mo. 30.05. bis Mi. 01.06., 18 Uhr, Fr. 10.06. und Sa. 11.06., 21 Uhr Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 687 16 20 www.endstation-kino.de


BÜCHER

Gelesen von Sebastian Sellhorst, Daniel Sadrowski und Bastian Pütter

Auf Reisen Der Dortmunder Journalist und Schriftsteller Erich Grisar ist zu Lebzeiten eher

Ein Krieg gegen Frauen

durch seine literarischen Tätigkeiten als durch seine Arbeit als Bildjournalist in Erscheinung getreten, seinem fotogra-

Oh, wie schön ist Panama

fischen Werk wurde bisher nur wenig

„Ich bin kein Kriegsfotograf. Ich fotografiere Menschen.“ Den vielfach preisgekrönten

Beachtung geschenkt. Die Wiederentde-

Die Panamapapiere haben wieder aufge-

Fotografen Andy Spyra aus der Dortmunder

ckung und Digitalisierung seiner fotogra-

deckt, wie das geht mit dem Geldverste-

Nordstadt porträtierten wir im vergangenen

fischen Arbeiten durch das Dortmunder

cken. Ein weiteres Beispiel für die Schere

Februar. Spyra bereist die Krisenregionen der

Stadtarchiv wurden jetzt Anlass für eine

zwischen Arm und Reich, mit der sich auch

Welt und fotografiert den Alltag in Kabul oder

Neuauflage seiner erstmals 1932 erschie-

das Buch „1 %. Privilege in a Time of Global

kurdische Peschmerga an der Front. Aus 30

nenen Reiseberichte.

Inequality“ auseinandersetzt, welches das

Zentimetern Entfernung. In Schwarz-weiß.

Grisars Erzählungen dokumentieren Wohlstand und Armut, aber auch das alltägliche

reichste Prozent der Weltbevölkerung den restlichen 99 Prozent gegenüberstellt.

Nach unserem Interview reiste er nach Nigeria und traf Mädchen, die den islamisti-

Leben in den europäischen Großstädten

Welche Bilder finden Fotografinnen und

schen Milizen von Boko Haram entkommen

gegen Ende der 20er Jahre. Seine anekdo-

Fotografen heute dafür? Der Herausgeber

konnten. Im April 2014 hatten die Terroris-

tischen Schilderungen nehmen den Leser

Myles Little, Kurator und Bildredakteur, hat

ten das Dorf Chibok im Nordosten Nigerias

mit zu Diamantenhändlern in Antwerpen,

seine Auswahl zusammengetragen. Die Fo-

überfallen und 276 Schülerinnen aus dem

Industriearbeitern in Charleroi und den

tos sind eher leise als laut, klar, aufgeräumt

örtlichen Internat entführt. Prominente

Amüsiermeilen der Hafenstädte. Im Ge-

und distanzierter als die Reportagen der

Frauen wie Michelle Obama und die Frie-

gensatz zu vielen Kollegen seiner Zeit rich-

frühen Magnum-Reporter. Die Arbeitsweise

densnobelpreisträgerin Malala Yousafzai

tete Grisar den Blick seiner Kamera nicht

der Fotografen ist vornehmlich im hochauf-

verliehen unter dem Hashtag „Bring Back

nur auf die Arbeitsgesellschaft, sondern

lösenden Mittel- und Großformat, eher vom

Our Girls“ ihrem Entsetzen Ausdruck. Bald

auch auf die Menschen am Rande: Bettler,

Stativ aus als aus der Hand und damit nicht

nahm die Aufmerksamkeit wieder ab,

Straßenkünstler und Lumpensammler

unbedingt auf den Moment aus, sondern

doch ist Chibok kein Einzelfall. Tausende

finden bei Grisar gleichrangig ihren Platz

vielmehr auf eine detailreiche Komposition,

Mädchen und Frauen haben die Terroristen

neben Bergarbeitern. Auch heute, über 90

die ihre Botschaft nicht herausschreit.

noch in ihrer Gewalt.

Arm und Reich werden nicht mehr schwarz

Der „Zeit“-Reporter Wolfgang Bauer

und weiß gezeigt, eher in den vielen Grautö-

(„Über das Meer. Mit Syrern auf der Flucht

nen und in angemessener Komplexität. Die

nach Europa“, bodo 08.15) hat aus seinen

Noch bis zum 28. August werden die

abgebildeten Details, Szenen und Land-

Gesprächen mit den Entführungsopfern ein

Ruhrgebietsfotografien Erich Grisars im

schaften lassen erahnen, wie vielgestaltig

bewegendes Buch gemacht, bebildert mit

Ruhrmuseum in Essen ausgestellt. (sese)

diese globale Ungerechtigkeit ist, serviert in

den intimen Fotos Andy Spyras. (bp)

Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe, ist „Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa“ ein bemerkenswertes Fotobuch.

Andrea Zupancic (Hrsg.) | Mit Kamera

einem schönen Coffee Table Book. (ds)

Wolfgang Bauer | Die geraubten Mädchen.

und Schreibmaschine durch Europa.

Myles Little (Hrsg.) | 1 %. Privilege

Boko Haram und der Terror im Herzen

Bilder und Berichte von Erich Grisar

in a Time of Global Inequality (Engl.)

Afrikas. Mit Fotografien von Andy Spyra.

ISBN: 978-3-8375-1405-6

ISBN 978-3-7757-4094-4

ISBN: 978-3-518-42538-1

Klartext | 24,95 Euro

Hatje Cantz | 35,00 Euro

Suhrkamp | 19,95 Euro | Erscheint am 9. Mai 37


REPORTAGE

Sabrina Johanniemann hat zwei neue Jobs angeboten bekommen. Noch arbeitet sie für die Kinderhilfsorganisation Hammer Forum. Sie sitzt im Allegro im Dortmunder Kreuzviertel, und ihr Gegenüber fasst zusammen: „Der eine Job ist gut für deine Karriere und führt dich nach oben. Der andere Job wird dich nach vorne bringen, als Mensch.“ Die Entscheidung wird noch ein paar Tage dauern. Eines der Angebote kommt aus der freien Wirtschaft. Das andere von der „Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit“ (GIZ), die im Auftrag der Bundesregierung agiert und eine Entwicklungshelferin für Palästina sucht. Text und Fotos: Dirk Planert

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Ein Teil der Lösung Entwicklungsarbeit im Heiligen Land

Die Dortmunderin Sabrina Johanniemann in Jerusalem: Mit Infrastruktur und Bildung gegen den Wassermangel.


E

in halbes Jahr später sitzt die Kommu-

Stein höhlen. Von den Wachtürmen aus schießt

Das Westjordanland ist palästinensisches

nikations- und Politikwissenschaftlerin

das israelische Militär mit Tränengas oder

Autonomiegebiet, steht aber größtenteils

in einem weißen VW Polo, zieht sich die

Gummigeschossen zurück.

unter israelischer Militärverwaltung.

arabische Musik läuft. An den Fenstern der

„Sie kennen die Stadt noch ohne die Mauer?“,

samte Region mit ihren über zwei Millionen

Fahrerseite sausen Beton vorbei, Stacheldraht

fragt Sabrina Johanniemann den Mann an

Einwohnern ist von israelischen Militär-

und Soldaten mit Sturmgewehren. Es ist

ihrer Seite. „Ja“, sagt er, und sein ansteckendes

checkpoints durchzogen. Hier wird entschie-

die israelische Mauer, die das palästinensi-

Lächeln verschwindet. „Aber ich weiß gar nicht

den, wer welche Straße benutzen darf und

sche Westjordanland zerschneidet. Sabrina

mehr, wie das war. Hier an dieser Stelle ist vor

wer nicht. Die aggressive Siedlungspolitik

Johanniemann ist unterwegs nach Bethlehem,

einem halben Jahr ein sechsjähriger Junge

reißt den Palästinensern förmlich immer

um sich mit dem Chef des örtlichen Wasser-

erschossen worden, von einem der Wachtürme.“

mehr Boden unter den Füßen weg. Über 300

versorgers zu treffen. Für die GIZ arbeitet

Akram Nassar ist Chef des örtlichen Wasserver-

israelische Siedlungen gibt es mittlerweile

sie jetzt am Wasserprogramm für Palästina.

sorgers, und die Entwicklungshelferin will sich

auf palästinensischem Boden. Der Grund-

In Bethlehem angekommen, hält sie an der

die Abwasserpumpstation in Bethlehem anse-

wasserspiegel ist wegen des hohen Bedarfs

Mauer. Auch hier trennt Beton israelisches von

hen. Sie liegt am Stadtrand, nur fünf Minuten

an Trinkwasser massiv gesunken und über

palästinensischem Gebiet. Ein Graffito reiht

mit dem Auto von der Geburtskirche entfernt.

die alten palästinensischen Brunnen kaum

sich an das nächste. „Das hier mag ich am

Schon von weitem stinkt es nach Fäkalien.

erreichbar. An vielen Orten ist es nicht mehr

liebsten“, sagt sie und zeigt mit dem Finger

Nassar und Johanniemann steigen die Treppen

trinkbar, weil es von ungeklärtem Abwas-

auf eines der Kunstwerke. „With love and

hinab. Museumstechnik rumpelt im Untergrund

ser verschmutzt ist. Während die Israelis

kisses. Nothing lasts for ever“, steht da am

vor sich hin. Eine Pumpe ist ausgefallen. „In

Weltmeister in der Meerwasserentsalzung

oberen Teil der Mauer geschrieben. Ein Stück

solch einem Fall läuft dann alles über, und das

und der Wasseraufbereitung sind, ver-

weiter liegt eine leere Tränengasgranate, die

Abwasser verschmutzt die Natur und dann das

schärfen marode Netze, illegale Anschlüsse

noch immer beißend riecht, obwohl sie schon

Grundwasser“, erklärt sie. Nassar zeigt mit dem

und Verschwendung den Wassermangel

einige Tage auf der Straße liegt. Verbrannte

Finger auf die Mauer direkt hinter der Pump-

in den Palästinensergebieten. 70 bis 90

Autoreifen sind stille Zeugen der letzten Zu-

station: „Der Abstand ist kürzer als 150 Meter,

Prozent des Trinkwassers kommen deshalb

sammenstöße. Regelmäßig gehen palästinen-

laut israelischem Gesetz dürfen wir die Anlage

aus Israel. Je nach politischer Lage wird der

sische Jugendliche mit Steinschleudern auf

deshalb weder vergrößern noch sanieren. Sie

Hahn abgedreht. Auf jedem Haus stehen

die Mauer los, als würde steter Tropfen diesen

begründen alles mit Sicherheitsrisiken.“

deshalb mannshohe, schwarze Wassertanks.

Sonnenbrille ins Gesicht, während im Radio

„Besatzung“ sagen die Palästinenser. Die ge-

39


REPORTAGE

Wenn Wasser fließt, dann werden die Tanks

ein israelischer Siedler ermordet. Die Straßen

ser“, sagt Ingenieur Mohammad Homeidan.

gefüllt. Wie lange der Vorrat reichen muss,

sind von israelischen Soldaten gesperrt. Seit

„Unser Abwasser ist jetzt sauber und füllt den

weiß vorher niemand.

einem halben Jahr gibt es fast täglich soge-

Grundwasserspiegel wieder auf“. Er sei über

nannte „Stabbings“. Gemeint ist der Terror

das GIZ-Schulungsprogramm in Hamburg

durch mit Messern bewaffnete Palästinenser,

gewesen und habe dort viel gelernt, erzählt

die Israelis angreifen, um sie zu töten, selbst

er strahlend. „Vernetzung ist wichtig“, sagt

erschossen zu werden und dadurch „Mär-

Johanniemann. „Die Mitarbeiter anderer

„In Palästina kann das Problem ein Teil der Lösung werden“, sagt Johanniemann. „Würde man das Abwasser reinigen, dann könnte es den Grundwasserspiegel wieder auffüllen.“ An der politischen Lage kann die Entwicklungshelferin wenig ändern. „Dafür sind wir nicht hier, aber trotzdem können wir in unserem Bereich etwas machen.“ Johanniemann und ihre Kollegen im gemeinsamen GIZ-Büro in Ramallah organisieren Schulungen für die Mitarbeiter von Trink- und Abwasserversorgern. „Damit sie lernen, etwa die Pumpen zu reparieren.“ Nassar sieht nun nicht mehr zur Mauer, sondern lacht Johanniemann an: „Ohne solche Trainings wäre es für uns eine Katastrophe.

tyrer“ zu werden. An belebten Plätzen und

Abwasserversorger werden nun hier nach Na-

Straßenkreuzungen in Israel stehen deshalb

blus kommen, um von den lokalen Kollegen

Soldaten mit Sturmgewehren herum, durch-

zu lernen. Das wird sich dann nachhaltig auf

geladen und entsichert, um den nächsten

die ganze Region auswirken“.

Anschlag zu verhindern. Nachts rückt dann die israelische Armee in die palästinensische

Am Abend in einer kleinen Bar in Ramallah

Stadt vor, aus der der Attentäter kam. Oft

stellt der Kellner den nächsten Tee auf den

werden die Häuser seiner Familie zerstört. Der

Tisch. „Islamu wa deki“ sagt Johanniemann.

Kreislauf der Gewalt im Heiligen Land – Angst

„Gott beschütze Deine Hand.“ So sagt man

herrscht auf beiden Seiten.

das hier, wenn man höflicher sein will, als ein einfaches Danke zum Ausdruck bringen

„Ich habe keine Angst, selbst Opfer zu wer-

kann. Mittlerweile spricht sie ein wenig

den“, sagt die Entwicklungshelferin. „Aber

Arabisch und kennt sich im Land und mit den

mich gruselt es, Zeuge einer solchen Tat zu

Leuten gut aus. Höflich, oft gradlinig und

werden und hilflos daneben zu stehen.“ Ein

immer diplomatisch, das ist eine Mischung,

langer Umweg führt nun nach Nablus. Hier

die selbst in der männerdominierten ara-

sind die zwei Säulen der deutschen Entwick-

bischen Welt gut ankommt. „Ich fühle mich

Die junge Frau steigt wieder in ihren Dienst-

lungsarbeit deutlich zu sehen. Die Kreditan-

hier wohl“, sagt sie, trinkt hastig aus und

wagen und fährt weiter zum nächsten Termin

stalt für Wiederaufbau (KfW) hat in Nablus

verschwindet. In ein paar Minuten trifft sich

nach Nablus, in den Norden des Westjordan-

für über 50 Millionen Euro eine Kläranlage

ihr Chor im Proberaum in der City von Ramal-

landes. Kurz vor dem Ziel piepst plötzlich das

gebaut. Die GIZ unterstützt die Ausbildung

lah. Eine international zusammengewürfelte

Handy. Es ist eine SMS der Risikomanager der

der Mitarbeiter. Infrastruktur und Bildung

Gruppe singt genauso internationale Folklo-

GIZ. Eine Warnung fast in Echtzeit. Nur ein

sollen das Problem mit dem Wasser langfris-

re. Hier gibt es keine Mauern. Da draußen ist

paar hundert Meter entfernt wurde gerade

tig lösen. „Ich bin sehr stolz auf unser Was-

das nur ein Traum.

Dann könnten wir nichts mehr tun.“ Für 200 Palästinenser hat die GIZ in diesem Jahr bisher Schulungen organisiert. Die Mitarbeiter der Abwasserpumpstation in Bethlehem werden die nächsten Teilnehmer sein.

Sabrina Johanniemann und Ingenieur Mohammad Homeidan auf dem Dach der Kläranlage in Nablus. Hier wird das Problem zur Lösung. Geklärtes Abwasser füllt das Grundwasser wieder auf.

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Mein Verkaufsplatz

Leo Rewe-Markt Körner Hellweg Dortmund Eigentlich trifft man Leo immer auf seinem Fahrrad. Für uns hat er es heute mal stehen gelassen und ist mit uns in die Bahn gestiegen. „Normalerweise fahre ich immer mit dem Rad, solange es nicht regnet. Ich bin auch schon zu Fuß nach Körne gelaufen. Aber das ist mir mittlerweile zu

Manche bodo-Verkäufer sind an ihrem Verkaufsplatz so bekannt, dass sich ihre Leserinnen und Leser bei uns erkundigen, wenn sie sie einige Tage nicht antreffen. Leo ist ein solcher Verkäufer. Wir haben ihn zu seinem Stammplatz begleitet, dem Rewe-Markt direkt am Körner Hellweg. Text und Foto: Sebastian Sellhorst

weit. Meine Knie sind auch nicht mehr die jüngsten“, erzählt Leo. Mit dem Rad ginge es aber noch ganz gut. Auf gut zehn Kilo-

für die kommende Ausgabe entschuldigen.

schaue. Das ist eine nette Abwechslung.

meter kommt er so mindestens jeden Tag.

Eine längere Kur stehe an, und Leo solle

Viele Leute sehe ich so mehrmals am Tag.

Meistens würden es aber mehr.

sich nicht wundern, wenn sie nächsten

Morgens kaufen sie bei mir die Zeitung

Monat nicht vorbeikomme. Normalerweise

und abends treffe ich sie beim Essen.

Während wir gemeinsam den Hellweg

kauft sie das Magazin immer direkt am

Schön zu hören, dass sich meine Kundin-

entlang fahren, erzählt Leo von seiner Zeit

Monatsanfang, erzählt mir Leo.

nen Sorgen machen, wenn sie mich mal ein

unter Tage. „Ein bisschen Fahrradfahren

paar Tage nicht sehen.“

ist da doch Erholung. Wahrscheinlich mag

Ab zehn Uhr an fünf Tagen der Woche steht

ich bodo deshalb so, weil ich so gerne an

Leo an seinem Platz. „Zum Mittagessen

der frischen Luft bin. Meine Frau wundert

fahre ich nach Hause. Wenn das Wetter

sich manchmal schon, warum ich so oft

gut ist, komme ich nachmittags noch mal

verkaufe, aber ich muss einfach raus. Zu

wieder. Ich darf zwar auch drinnen verkau-

Hause rumsitzen ist nichts für mich.“

fen oder mich in der kleinen Sitzgruppe

Jeden Tag verkauft er vor dem kleinen

im Eingangsbereich ausruhen, aber am

Supermarkt an der Kreuzung Körner Hell-

liebsten stelle ich mich vor den Laden.“

weg und Berliner Straße. Wenn hier der Verkauf nicht so gut läuft, Wir sind noch nicht ganz an Leos Ver-

fährt Leo abends noch ins „Mama Mia“.

kaufsplatz angekommen, da bleibt

Anfangs habe er nur vor dem italieni-

auch schon die erste Kundin stehen und

schen Restaurant im Saarlandstraßen-

erkundigt sich, was der Rücken mache.

viertel verkauft. Mittlerweile kennt er

Schnell entwickelt sich ein Fachgespräch

den Geschäftsführer und darf auch dort

zu Bandscheibenbehandlungen und den

drinnen verkaufen. „Wenn es geschlossene

unterschiedlichen Orthopäden der Stadt.

Gesellschaften gibt, halte ich mich natür-

Das Gespräch ist kaum beendet, da kommt

lich zurück. Es sei denn, der Chef sagt mir,

bereits die nächste Kundin und lässt sich

dass es in Ordnung ist, wenn ich kurz rein

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REPORTAGE

Gewaltiger Karrieresprung Den Dortmunder Rabbiner Avichai Apel zieht es im Sommer nach Frankfurt

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Kann man in Dortmund ohne schwarz-gelbe Fußballbegeisterung leben und arbeiten? Kaum, wie Rabbiner Avichai Apel schnell feststellen musste. Seit Dezember 2004 ist der Israeli bereits als Rabbiner in Dortmund und hat auch, nicht zuletzt dank seines ältesten Sohnes, seine Liebe zum Fußball und zum BVB entdeckt. Trotzdem steht ein Wechsel an – zum „Real Madrid der jüdischen Gemeinden“. Text und Fotos: Alexander Völkel

D

och vor allem abseits des Spielfeldes hat

– für viele überraschend – Schluss: Der Rabbi

Apel hinterlässt eine gut aufgestellte Ge-

Avichai Apel vielfältige Kontakte ge-

wechselt nach Frankfurt. Wieso ausgerech-

meinde. Denn das jüdische Leben mit seinen

knüpft und sich große Achtung, Wertschät-

net Frankfurt? Um beim Fußball-Vergleich

Institutionen hat sich gut entwickelt und vor-

zung und Respekt in der Stadtgesellschaft

zu bleiben: Die jüdische Gemeinde dort

bildhaft: ein eigener Kindergarten, Schulko-

erarbeitet – bei allen Konfessionen. Apel und

„spielt in der Champions League“. Sie zählt

operationen, ein Jugendtreff, ein Altenheim

Dortmund, das passt einfach. Wie einst Jür-

neben Berlin und München zum Top-Trio in

und ein lebendiges Gemeindeleben.

gen Klopp und der BVB. Doch im Sommer ist

Deutschland und ist weltweit unter Juden geachtet. Quasi das „Real Madrid der jüdi-

Viele kleinere und auch größere Gemeinden

schen Gemeinden“ – ein „Bayern“-Vergleich

schauen beinahe neidisch auf das, was sich

würde ihm nicht über die Lippen kommen.

in Dortmund entwickelt hat. Maßgeblichen

Für einen Rabbiner eine große Ehre und ein

Anteil daran hat der Rabbiner, aber vor allem

Karrieresprung. „Aber ich weine“, gesteht

auch seine Frau Bilha. Sie kümmert sich nicht

Avichai Apel. Nur schweren Herzens verlas-

nur um ihre sieben Kinder, sondern leitet

sen er und seine Familie Dortmund.

auch die Sonntagsschule, organisiert die Tagesschule und macht Angebote für Frauen.

Der 40-Jährige ist ein gefragter Mann: Er ist Vorsitzender der orthodoxen Rabbiner-Kon-

Ihnen ist es gelungen, sehr viele Menschen

ferenz in Deutschland, der mit Abstand größ-

wieder für ihren meist vergessenen oder nie

ten Vereinigung jüdischer Geistlicher. Neben

praktizierten Glauben und das Gemeinde-

Frankfurt hatten auch München und Berlin bei

leben zu begeistern. Einfach war das nicht:

ihm in den vergangenen Jahren angeklopft. Er

Immer wieder prallten unterschiedliche

sagte jedoch ab. Doch jetzt war es an der Zeit

Mentalitäten aufeinander. Während der Ge-

für eine neue Herausforderung.

meindevorstand – ihm gehören überwiegend ältere deutsche Juden an – sehr zurückhaltend agiert und alles dafür tut, sich nicht zu

Unten: Ein wieder lebendiges

exponieren, setzte der selbstbewusste Israeli

Gemeindeleben – Avichai Apel mit

auf eine Vernetzung mit der Stadtgesellschaft

Thora in der Dortmunder Innenstadt.

und auf eine Öffnung.

43


REPORTAGE

„In Dortmund war das sehr schwierig“, ge-

sondern müssen selbstbewusst auftreten“, for-

die jüdische Welt – nach der Shoa wieder schnell.

steht Apel. Nur zu gut erinnert er sich an den

dert er. „Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft – mit

Sie gestalteten im Nachkriegsdeutschland

beeindruckenden Umzug mit den neuen Tho-

allen Vorteilen und allen Nachteilen.“

ein vielfältiges und einflussreiches jüdisches

rarollen vom Platz der alten Synagoge zum

Leben. Nicht ohne Grund gründete sich der

jetzigen, eher unscheinbaren Gotteshaus in

Wenn man mit dem Rabbiner über seine Arbeit

Zentralrat der Juden in Deutschland 1950 in

der Prinz-Friedrich-Karl-Straße. Mehr als 700

spricht, ist ihm seine Begeisterung anzumerken.

Frankfurt. Die Zentralwohlfahrtsstelle ist

Juden zogen feiernd, singend und tanzend

Er lebt für seine Arbeit und für „seine“ Dortmun-

heute noch hier. Auch aus religiöser Sicht hat

durch die Stadt. Allerdings quasi unter Aus-

der Gemeinde. Umso schwerer fällt der Abschied.

die Mainmetropole einen hohen Stellenwert:

schluss der Öffentlichkeit. „Das ist falsch“,

„Dortmund ist eine große und tolle Gemeinde“,

„Die Gemeinde hat das jüdische Leben und

ärgert er sich über die aus seiner Sicht über-

sagt Apel nicht ohne Stolz. Dennoch gibt die

die jüdischen Traditionen über Jahrhunderte

triebene Zurückhaltung. „Wir müssen uns

neunköpfige Familie dem Ruf einer der größten

weltweit nachhaltig geprägt“, erklärt Apel. Er

auch dann zeigen, wenn uns alle sehen.

und traditionsreichsten Gemeinden Europas

tritt ein großes Erbe an.

Selbst wenn darunter Kritiker, Nazis oder

nach: Frankfurt ist mit weit mehr als 7.000 Mit-

Antisemiten sind.“

gliedern doppelt so groß wie ihre jetzige.

Ende Juli wird seine Familie von ihrem geliebten Dortmund Abschied nehmen. Doch der Rabbi verspricht, die Kontakte zu halten. Sein ältester Sohn Amiad – ein glühender BVB-Fan – wird ihn vielleicht auch weiterhin einmal im Jahr „ins Westfalenstadion schleppen“. „Vielleicht gibt es dann ja auch bei BVB gegen Eintracht Frankfurt ein Wiedersehen“, sagen Freunde vorfreudig. Doch das löst nur Achselzucken beim Rabbiner aus. „Spielen sie in derselben Liga?“, fragt Apel vorsichtig nach. „Noch, ja“, antworten ihm die eingefleischten Fußballfans seiner Gemeinde stirnrunzelnd. Beim Fußballfachwissen ist bei Apel auch nach über elf Jahren in Dortmund noch Luft nach oben. Doch zumindest das verzeihen sie ihrem beliebten Rabbiner…

Links: Chanukka-Feier im Hause Apel – Avichai mit Frau Bilha und ihren sieben Kindern. Pate des jüngsten Sohnes ist Bundespräsident Joachim Gauck.

Für Apel ist der offensive Umgang wichtig,

Der entscheidende Unterschied dabei: Die Ge-

ebenso wie der Einsatz im Dialog mit Christen

meinde am Main hatte schon vor der Öffnung

und Muslimen auf Augenhöhe: „Wir sind ein

des „Eisernen Vorhangs“ 4.500 Mitglieder –

Bestandteil der Stadt. Die Menschen erwarten

und damit mehr als Dortmund heute. An Apels

von uns, dass die jüdische Gemeinde sich zeigt.

bisheriger Wirkungsstätte sind 95 Prozent der

Und sie erwarten, dass wir gemeinsam deut-

Mitglieder Zuwanderer aus der ehemaligen

lich machen, dass Dortmund bunt und nicht

Sowjetunion. Jüdisches Leben musste sich hier

braun ist, und dass es hier ein lebendiges jü-

erst wieder entwickeln.

disches Leben gibt.“ Anders in Frankfurt: Zuwanderer, die seit den

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Ein großer Erfolg ist es für ihn, dass es mittler-

1990er Jahren kamen, machen hier nur rund

weile eine große öffentliche Chanukka-Feier am

ein Drittel der Mitglieder aus. Zwar traf die na-

Phoenixsee gibt. „Es hat lange gedauert und es

tionalsozialistische Vernichtungspolitik auch

gibt auch jetzt noch Skepsis.“ Aber der Erfolg gibt

Frankfurt verheerend: Von einst 30.000 Ge-

Apel recht. Sicherheit sei wichtig. Aber man kön-

meindemitgliedern wurden 90 Prozent ermor-

ne sich deshalb nicht immer abschotten: „Wir

det oder vertrieben. Doch die Gemeinde wuchs

dürfen nicht nur im sicheren Zuhause bleiben,

– nicht zuletzt wegen der großen Bedeutung für


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Wenn der Erste Mai erst mal vorbei ist, haben wir wieder 364 Tage Zeit, um die vom Funktionärsmittelbau mittelgroßer Einzelgewerkschaften öffentlich vorgenuschelten Forderungen zu vergessen. Fügen wir schnell eine weitere hinzu. Ich verlange die sofortige Einführung der Offshore-Rente, der Panama-Pension. Der gute, alte WDR hatte uns ja neulich aus dem Böhmermann-Panama-Empörungskarussell geschleudert mit der Feststellung, die Rente werde nicht reichen. Jedenfalls wird sie für die Hälfte der Bevölkerung nicht reichen, jedenfalls nicht für Luxusprodukte, für sonntags mal Markenmargarine statt No-Name-Fett oder für Joghurt, der sein Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten hat. Die Offshore-Rente ist einfach. Sie fließt ohne Abzüge direkt in mein Briefkastenheim in Panama. Das funktioniert nicht, ich sehe es ein. Man braucht als Rentner einfach mehr Grundfläche als ein DIN A 4-Blatt. Damit A4-Blatt. Damitkommen kommennur nurKäfighennen Käfighennen aus und Fantasiefirmen, die ihren Besitzern das Leben in der 30-Zimmer-Villa ermöglichen. Bleibt die Forderung nach einer unerbärmlichen Rente für alle. Wie die Sozialprofis das hinbekommen, ist mir egal. Man darf nur nicht auf sie hören. Loblieder haben sie gesungen auf die private Vorsorge. Verdient haben daran Firmen mit Postfach in München, wie die Allianz. Die vergebens Versicherten hingegen, so Allianzboss Oliver Bäte, müssten halt mal intensiver über „ihr Langlebigkeitsrisiko“ nachdenken. Im gleichen Interview sagt er über unsichere Lebensversicherungen, die für viele Altersversorgung sein sollten: „Wir schaffen Garantien ja nicht ab. Wir verändern sie.“ Guter Witz. Zum Davonlaufen, zum Auswandern. Nicht nach Panama, sondern nur nach Österreich. Da bekommst Du als Rentner sogar noch Weihnachts- und Urlaubsgeld. „Nicht möglich“, würde der deutsche Sozialexperte starr behaupten, auch am Ersten Mai.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

Werden auch Sie Mitglied in der AWO!

Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Unna

Klosterstraße 8-10 44135 Dortmund 0231 - 99 340

Bleichstraße 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307 - 91 22 10

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www.awo-ww.de 45


LESERSEITE

Frenetischen Applaus ernteten die DADAinen bei ihrem Auftritt im April. Anlässlich des 100. Geburtstages von Dada spielten sie die „Letzte Lockerung“ in unserem voll besetzten Buchladen am Schwanenwall. Herzlichen Dank an die DADAinen und an alle Gäste für diesen herrlichen, ganz und gar nicht vernünftigen Abend! Foto: Sebastian Sellhorst

LESERPOST Die Kabarettistin Barbara Ruscher zierte den Titel

Besonders Ihr Veranstaltungskalender hat es mir an-

der April-bodo. Wir hatten sie für ein Interview im

getan, als Neu-Ruhrgebietlerin habe ich so schon viele

Dortmunder Fritz-Henßler-Haus getroffen, direkt ge-

nützliche Freizeittipps bekommen. Ein großes Lob auch

genüber unserer Redaktion. Auf ihrer Facebook-Seite

an ihre Verkäufer in Bochum. Ihre H.N.

schrieb sie: Wirklich ein tolles Team beim bodo-Straßenmagazin – mit viel Esprit, Tatkraft und Einfühlungsver-

Liebe Redaktion, zuerst einmal ein Lob für Ihre April-

mögen. Sollte man lesen. Nicht nur im April.

Ausgabe. Ich gestehe, kein regelmäßiger Käufer Ihres

Familie Wagner hatte in unserer Verlosung Karten für das Varieté et Cetera gewonnen und war begeistert: Liebe bodo-Redaktion, welch eine Freude haben Sie uns gemacht! Herzlichen Dank für diese schöne Osterüberraschung! Es war ein wunderschöner Abend – wie ein kleiner Urlaub in einer anderen Welt! Daran werden wir uns lange, lange mit Freude erinnern – und natürlich weiter fleißig die bodo lesen. Herzliche Grüße S.W.

46

Magazins zu sein, und dann wieder überrascht, wie sehr mich Ihre Artikel ansprechen. Besonders freut mich in dieser Zeit der zunehmenden Verhärtung Ihre Parteinahme auch für Flüchtlinge die „neuen Nachbarn“, wie es im Heft hieß. Inzwischen beobachte ich, wie Obdachlose und Arme instrumentalisiert werden und sogenannte Helfer – mit mal mehr, mal weniger brauner Grundierung – ihr Süppchen kochen. Da wird vorgebliche Hilfe für Obdachlose zum Teil ganz

Hallo liebe bodos, bereits in meiner Heimatstadt Ham-

offen genutzt, um gegen Flüchtlinge zu agieren. Gut,

burg war ich langjährige Leserin des dortigen Straßen-

dass Sie sich so klar positionieren. Der Artikel über die

magazins Hinz&Kunzt, Ehrensache, dass ich auch jetzt

Flüchtlingsarbeit in Bochum-Langendreer hat mich

im Ruhrgebiet weiter ein Straßenmagazin kaufe. Gerne

sehr berührt. Wir brauchen solche Beispiele. Mit herz-

auch mal eine zweite Ausgabe, die ich dann verschenke.

lichem Gruß G.M.

bodo dankt: Sparkasse Bochum Olaf Authorsen, Ole Eric Bogena, Kathrin Bohr, Ingo Bolland, Agnete Book, Elsemarie Bork, Dieter Brinker, Daniel Büning, Andreas Bürgel, Anke Claßen, Christine Dahms, Petra Danielsen-Hardt, Doris Doberstein, Dortmunder Stadtwerke AG, Annette Düe, Tobias Eule, Evangelischer Kirchenkreis Dortmund, Prof. Dr. Gerd und Monika Falkenhain, Sulamith Frerich, Ina und Gabriel Fuhler, Christa Fuhrländer, Klaus Gebelhoff, Dr. med. dent. Erich und Ulrike Gehrke, Kaffeezentrale DE GmbH, Angelika Göbel, Marco Groger, Gerda Grundhoff, Esther Hagemann, Ruth Margarete Hanke, Silke Harborth, Ralf Henke, Claudia und Markus Holtkamp, Monika Hornig, Karin Kampowski, Petra Karmainski, Hannelore Kärner, Doris und Manfred Kater, Eduard Kock, Christina Kolivopoulos, Bernhard Konieczka, Helmut Konig, Moritz Kremer, Peter Lasslop, Dr. Elmar Linnemann, Mejas James Malayil, Erika Maletz, Mechthild Maschetzke, Verena Mayer, Peter Mehnert, Dolf Mehring, Angelika Möller, Christoph Neumann, Sylvia Oberwörder, Ingrid Olier, Lothar Otte, Wiltraud Pohl, Sabine Raddatz, Hildegard Reinitz, Silvana Richter, Christine Richter, Winfried Risken, Ingo Rosner, Volker Schaika, Kathrin Scherbauer, Herbert Schnier, Rainer Schollas, Markus Schulte-Dück, Larissa Schulze, Dr. Sabine Siebel, Ute Soth-Dykgers, Wolf Stammnitz, Helga Steinert, Oliver Stiller, Wolfgang Sturm, Peter Thanscheidt, Hannelore Thimm-Rasch, Ingrid Untersberger, Christel und Gerhard Volpers, Sigrid von Borcke, Jutta und Wido Wagner, Gabriele Weber, Siegmar Welski, Lena Wessler, Ursula Wiedemann, Thomas Wirringer, Jessica Witulski, Timo Zimmermann, Gundolf Zwingmann, Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Jutta Meklenborg, Sandra Rettemeyer,Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowy, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause, Friederike Claassen, Sulamith Frerich, Nicole Hölter, Gerhard Heiart


DER BODO-SHOP

1|2

Schöne Dinge, die Sie bei uns auch kaufen können: für sich, für Freunde, für unsere Verkäufer. Erhältlich in unserem Dortmunder Buchladen und in unserer Bochumer Anlaufstelle oder auf Wunsch per Post. Bestellen Sie per Postkarte, per Mail oder kommen Sie vorbei – wir freuen uns auf Sie.

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3 | Zubehör mit Schlüsselqualifikation! Ein bodo-Schlüsselanhänger oder ein RuhrGepäck-Schlüsselband. Erhältlich in unserem Buchladen. So lange der Vorrat reicht. 3 Euro | 5 Euro 4 | Verschenken Sie ein halbes Jahr bodo! Ein Gutscheinheft für sechs Ausgaben des Straßenmagazins. Das faire Abo: zum Einlösen direkt bei unseren Verkäufern auf der Straße. 15 Euro 5 | Schenken Sie Lesefreude! Ein Geschenkgutschein für unseren Buchladen. Auswahl aus 10.000 Romanen, Krimis, Koch-, Sach- und Kinderbüchern, frei wählbar. ab 10 Euro 6 | bodo zum Umhängen! Tasche aus LKW-Plane, Modell „Leisure“ Schultergurt aus Autosicherheitsgurt, Maße 29 x 19,5 x 8 cm. 29,90 Euro (zzgl. 4,90 Euro Versandkosten)

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