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bodo
Mai 2016
GA DAS STRASSENMA
Z IN
HELGE SCHNEIDER HEINZ STRUNK FOOD MARKETS 1
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28./29.05.2016 21./22.05.2016 2
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INHALT | EDITORIAL
04
Heinz Strunk Er ist ein sperriger Typ und liebt es, sich Einordnungen zu entziehen, ob bei Extra 3, Titanic,
Studio Braun oder mit der fiktiven Band Fraktus. Der gelernte Musiker ist seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreicher Autor, für die Abgründe in „Der goldene Handschuh“ liebt ihn jetzt das Feuilleton. Von Peter Hesse
18
Helge Schneider „Ich bin Optimist im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Helge Schneider
im Interview. „Das ist ja kein Hans-guck-in-die-Luft, der vor Lustigkeit einfach vor die Straßenbahn läuft. Ein Optimist ist jemand, der das Optimum sieht.“ Von Olaf Neumann
20
Das Recht auf Wohnen 5.500 Geflüchtete leben zurzeit in Bochum. Für sie braucht es Schul- und Kita-
Plätze, Jobs, Wohnungen, Bildungsangebote. Doch nicht nur für sie. Vieles, was gerade rund um „die Neuen“ diskutiert wird, stellt vielmehr Fragen daran, wie Gesellschaft aussehen, wie soziale Teilhabe für alle funktionieren kann. Von Alexandra Gehrhardt
32
Industriewälder im Ruhrgebiet Was tun mit alten Industriebrachen? Eine frappierend einfache Idee: Die Natur
einfach gewähren lassen und statt Zäunen, die ein solches Gelände zur Sperrzone erklären, Wege anlegen, um die Bevölkerung zum Betreten einzuladen. Ein Besuch im Wald in der Stadt. Von Wolfgang Kienast
07 Straßenleben | Wallfahrt nach Dortmund 07 Impressum 08 Neues von bodo 12 Reportage | Schlagkräftig mit Tradition 16 News 16 Kommentar | Der blinde Fleck
Liebe Leserinnen und Leser,
17 Recht | Jobcenter muss Schülern helfen
vor mehr als 21 Jahren haben wir die Entscheidung getroffen,
17 Die Zahl | Das Foto
dem Kirchturmdenken im Ruhrgebiet mit einem Spagat zu
22 Kultur | Theater der Gezeiten 23 Wilde Kräuter | Giersch und Gundermann 24 Veranstaltungskalender | Verlosungen
begegnen: bodo wollte ein Projekt für Bochum und Dortmund sein, zwei grundverschiedene Städte mit gänzlich anderem „Vibe“ und anderen Regeln. Das funktioniert, ist stellenweise an-
30 bodo geht aus | Food Markets
strengend, macht aber weiterhin Spaß. Nicht ganz leicht ist das Austarieren der
31 Politik | Spiel auf Zeit
Interessen: Obwohl es bodo auch in Witten, Herne, Unna, Schwerte etc. zu kaufen
36 Netzwelt | Search Racism, find Truth
gibt, kommt immer wieder – ja, berechtigte – Kritik von unseren VerkäuferInnen
36 Kinotipp | Sonita
in Bochum, immerhin der ersten Hälfte in „BO-DO“, die Stadt würde im Heft ver-
37 Bücher
nachlässigt. Manchmal ist das auch gar nicht falsch – aber wir geben uns Mühe:
38 Reportage | Wasser im Westjordanland
Von Foodmarkets über Underground-Theater bis Flüchtlingsprotest haben wir
41 Mein Verkaufsplatz | Leo
eine Menge Bochum im Heft. Und zur Genugtuung: Unsere beiden prominenten
42 Porträt | Rabbiner Avichai Apel
Interviewpartner Helge Schneider und Heinz Strunk kommen auf Tour nicht nach
46 Leserseite | Comic
Dortmund, sondern nach Langendreer und zum Zeltfestival Bochum/Witten.
47 bodo Shop
bodo SCHA FFT CHAN CEN
Auch jenseits des Heftes sind wir übrigens in Bochum aktiv: Am 4. Mai eröffnen wir um 14 Uhr in unseren Bochumer Räumen an der Stühmeyerstraße die Mail-Art-Ausstellung „Friede den Hütten“ (s.S.9), die den ganzen Mai während unserer Öffnungszeiten zu besichtigen ist. Eine gute Gelegenheit, einmal in der alten BO-Fabrik vorbeizuschauen. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3
MENSCHEN
Heinz Strunk
Jenseits von Gut und Böse
„Das Modewort Gentrifizierung geht mir ziemlich auf den Senkel.“
4
Momentan ist Heinz Strunk Dauergast in Talkshows. Sein achter Roman „Der goldene Handschuh“ findet sich weit oben in den Bestsellerlisten und war nominiert für den Leipziger Buchpreis. Das Porträt des Hamburger Serienmörders Fritz Honka ist eine Studie über das Milieu in St. Paulis Absturzkneipen der 1970er Jahre und zeigt erschütternd brutal und anschaulich, wie weit Einfühlung auf dem Papier gehen kann. Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski
Als wir gegen 19 Uhr an der Tür des Forums
„Der goldene Handschuh“ ist Strunk jedoch
Leipzig geboren, verbringt er als eines von
in Bielefeld klopfen, wird uns gesagt, dass
in der ersten Liga der Literatur angekom-
zehn Geschwisterkindern viel Zeit in Kin-
Heinz Strunk noch mit einem Kamerateam
men. Für das Feintuning des Buches hat
derheimen und in einem Jugend-KZ. Honka,
vom ZDF unterwegs sei – aber gleich kom-
Strunk zusammen mit seinem Lektor Mar-
kleinwüchsig, entstellt durch Misshandlun-
me. Die Strecke vom Hotel zum Veranstal-
cus Gärtner ein Jahr gebraucht. Er meint
gen in seiner Jugend und alkoholkrank, lebt
tungsort geht er zu Fuß, damit noch eine
es ernst mit der großen Literatur. Etwas
in St. Pauli unter Trinkern, Gezeichneten
Interview-Sequenz mitgefilmt wird. Danach
ganz und gar Eigensinniges behält Strunk
und Gescheiterten. In Hamburger Milieu-
folgt ein kurzer Soundcheck. Die TV-Mode-
jedoch auch als gefeierter Literat. Heute, so
kneipen sucht er nach gestrandeten Frauen
ratorin Katrin Bauerfeind spricht mit den
kurz vor dem Auftritt, wirkt er ein bisschen
und nimmt diese mit nach Hause. Zwischen
Veranstaltern, dazu addiert sich hektische
wie die ironische Brechung eines Heirats-
Dezember 1970 und Januar 1975 ermordet
Betriebsamkeit von Kameraleuten, Redak-
schwindlers.
er vier von ihnen – Frauen von ganz unten.
teuren und einem Tonmeister.
Nicht eine wird nach ihrem Verschwinden Es gibt einfachere Interviewpartner als Heinz
als polizeilich vermisst gemeldet. Die Lei-
Heinz Strunk nimmt schon mal auf dem Sofa
Strunk, und der Zeitplan ist eng. Wir haben
chenteile versteckt er in den Dachschrägen
im Backstagebereich Platz. Gut sieht er aus.
einen Fund aus dem bodo-Buchladen dabei,
und auf dem Speicher seiner nur 18 Quad-
Die Haare akkurat nach hinten gekämmt,
der schnell das Eis bricht. Mit „Schwarz war
ratmeter großen Wohnung.
seine wachen Augen blitzen hinter einer
ihr Haar, die Augen wie zwei Sterne so klar.
blau getönten Pilotenbrille. Dazu trägt er
Frauen auf St. Pauli“ hat der Frauenbuch-
Der dazugehörige Tatort liegt in der Zeiß-
Anzug mit Einstecktuch und Hemd mit Man-
verlag im Jahr 1980 Porträts über gefallene
straße 74 in Hamburg Altona. Die Strecke,
schettenknöpfen. Strunk kann vieles. Der
Frauen im Trinkermilieu von St. Pauli her-
die Honka von seiner Wohnung bis zu
gelernte Musiker ist Sidekick-Moderator bei
ausgebracht. Das Buch zeigt auch Frauen aus
seiner Stammkneipe auf der Reeperbahn
der NDR-Satiresendung Extra 3, Mitglied der
den Stammkneipen von Fritz Honka: „Der
zurücklegte, dauert etwa eine halbe Stunde.
fiktiven 80er-Jahre-Band Fraktus, schreibt
goldene Handschuh“ und „Elbschlosskeller“.
„Ein Taxi für diese Strecke hat er sich nicht
Kolumnen für die „Titanic“, macht Telefon-
Heinz Strunk kennt das Buch nicht, freut und
leisten können. Den Weg ist er wohl immer
streiche mit Studio Braun, spielt in Filmen,
bedankt sich, als wir es überreichen – und
gelaufen“, kommentiert Strunk knapp. Sein
Musikvideos oder Theaterstücken mit.
sofort sind wir im Thema.
Roman ist dennoch keine Kriminalgeschich-
Teile des Feuilletons haben ihm für dieses
„Nachdem ,Das Strunk-Prinzip‘ eher leichte
ders, der zu fast gleichen Teilen Opfer wie
sperrige Gesamtwerk Achtung gezollt, mit
Kost war, quasi eine mit Ironie besetzte
Täter ist. Es ist eine fast filmisch-realistische
Satire, war ,Der goldene Handschuh‘ eine
Studie der Abgründe am sogenannten Rand
ganz angenehme Abwechslung. So habe
der Gesellschaft, zwischen „Schmiersuff“
ich das empfunden.“ So kann man es auch
und verzweifeltem Humor.
te oder allein das Psychogramm eines Mör-
formulieren. Fritz Honkas – wahre – Geschichte ist ein einziger Abgrund. 1935 in
Den „goldenen Handschuh“ gibt es übrigens immer noch. Viel Zeit hat Strunk hier für die Recherche verbracht. Im Roman hat er dazu noch einen zweiten Erzählstrang
Geboren: 1962 in Hamburg
um eine reiche Reederfamilie hinzugedich-
Bürgerlicher Name: Matthias Halfpape
tet. Auf St. Pauli treffen heute wie damals
Instrumente: klassische Ausbildung in
die Kontraste aufeinander, auch wenn sich
Querflöte und Saxophon
der Stadtteil stark verändert. Jedoch: „Das
Kommende Projekte: im Herbst folgt
Modewort Gentrifizierung geht mir ziem-
eine Tour mit Studio Braun
lich auf den Senkel. Ich finde, gerade Ecken
5
MENSCHEN
„Erst seit ich selber schreibe, bin ich richtig zum Lesen gekommen.“
wie der Hamburger Berg in St. Pauli sehen ja immer noch aus wie vor 40 Jahren. Da wurde ja auch nichts neu hinzugebaut und da ist auch nichts abgerissen worden. Wenn man an einem Dienstagnachmittag da durchläuft, findet man da auch ganz normale St. Paulianer.“ Anzuecken liegt ihm. Fast traut man ihm zu, als nächstes etwas Leichtes zu schreiben, um die neu gewonnenen Bewunderer zu verprellen, doch besteht diese Gefahr wohl nicht: „Es gibt so viele Leute, die schreiben Kinderbücher. Da kann ich auf der Stelle wegpennen, wenn ich nur daran denke.“ Harsche Worte sind das, wie aus einem Bürotacker. Zack, bumm und abgeheftet. Und wie ist es mit eigenen Lektüreerfahrungen? „Ich kann gar nicht genau sagen, ob ich viel oder wenig gelesen habe“, sagt Strunk. „Erst seit ich selber schreibe, bin ich richtig zum Lesen gekommen.“ Doch gefragt nach seinen Helden in der literarischen Welt – „Na sicher habe ich auch Vorbilder, ist ja klar“ – zählt Strunk gleich eine widerständige, fast schroffe Autorenriege auf: „Denis Johnson, John Maxwell Coetzee, Jeffrey Eugenides, Michel Houellebecq, Jean-Louis Curtis, Botho Strauß und Wilhelm Genazino.“ Bis November ist Heinz Strunk nun auf Lesereise, fast 40 Termine sind geplant. Seine heutige Lesung besteht aus zwei Sets. Das Forum in Bielefeld ist seit vielen Tagen ausverkauft, und als instrumentale Einstimmung auf den Abend läuft der düstere Schauerjazz von „Bohren & der Club of Gore“ – eine bessere Einstimmung hätte nicht gefunden werden können. Im Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ war das Motto: „Swingtime is good time und good time is better time.“ Heute gibt es keinen Swing. Das Lachen bleibt bei diesen lakonischen Lebensbeschreibungen, die weit jenseits von Gut und Böse liegen, im Halse stecken.
Heinz Strunk liest aus „Der goldene Handschuh“ am 20.05. im Bahnhof Langendreer, Bochum ISBN 978-3498064365 Rowohlt | 19,95 Euro
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STRASSENLEBEN
IMPRESSUM Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20
Wallfahrt nach Dortmund Nach Städten wie Köln, Essen, Münster und im letzten Jahr Recklinghausen wird am Dienstag, dem 31. Mai, Dortmund zum Wallfahrtsort für wohnungslose Menschen. Ein Ereignis, das Daniel Schwarzmann, Vikar und Wohnungslosenseelsorger der Nordstadtgemeinde, mit besonderer Spannung erwartet. Genau wie seine beiden Mitstreiter ist er sich der existenziellen Wichtigkeit des Engagements für Menschen in Notlagen bewusst. Von Ruben Philipp | Foto: Sebastian Sellhorst
Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Alexandra Gehrhardt, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Olaf Neumann, Ruben Philipp, Dirk Planert, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Daniel Sadrowski, Sebastian Sellhorst, Alexander Völkel Titelfoto: Michael Zargarinejad / Universal Music Fotos: Peter Amann (24, 29), Amtsgericht Bochum (16), Bianka Boyke (17), Marte Christensen (24, 27), Erich Grisar (17), Pavel Hejn (24, 28), Ulrike Märkel (16), Daniel Penschuck [Feindesign] (9), Dirk Planert (38, 39, 40), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 22, 30, 32, 33, 34), Sebastian Sellhorst (7, 8, 9, 10, 11, 21, 25, 41, 46), Claudia Siekarski (9, 11), Stadt Bochum (16), Thaisen Stärke (12, 13, 14, 15), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23), Universal Music (3, 18), Elisabeth Mena Urbitsch (31), Alexander Völkel (43, 44), Tassos Vrettos (29) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Mai-Ausgabe 10.05. 2016 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015 Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Der Wohnzimmertisch im Pfarrhaus der St.
Wegpunkte der Wallfahrt sind neben Petri-,
Michael-Kirche in der Westerbleichstraße
Reinoldi- und Marienkirche auch das Gräber-
wird dieser Tage häufig als Planungs- und
feld für Obdachlose auf dem Ostfriedhof, für
Konferenztisch zweckentfremdet. Kein Wun-
das sich in den 1990er Jahren die Pastoren
der, denn das Projekt um Pfarrer und Haus-
Elbracht und Reinald vehement eingesetzt
herrn Daniel Schwarzmann (m.) lässt sich
hatten. Gerade für Wohnungslose sei es
sicherlich nicht im Rahmen eines kurzen Te-
wichtig, nicht in Anonymität und damit aus
lefonats organisieren. Für die diesjährige Ob-
der öffentlichen Wahrnehmung gedrängt zu
dachlosenwallfahrt am 31. Mai erwarten er
werden, betont Alfons Wiegel.
Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de
Wilfried Göddeke (r.), ehemaliger Pfarrer der
Auch das theologische Leitmotiv der Wall-
Gemeinden Eichlinghofen und Barop, mindes-
fahrt zielt darauf, eben diesem Anspruch
Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de
tens 100 TeilnehmerInnen, deren Aufenthalt
gerecht zu werden: Die „wunderbare Idee
gut durchdacht und koordiniert werden muss.
des barmherzigen Gottes“ soll helfen, Le-
und sein Vorgänger Alfons Wiegel (l.) sowie
benskraft zu sammeln und zu erhalten. Ihr soziales Engagement, über das Schwarz-
Schwarzmann ergänzt: „Wer glaubt, ist nicht
mann noch zu Studienzeiten zu Wiegel fand,
allein“, aber auch ganz weltlich gehe es bei
verbindet nicht nur die drei Geistlichen, son-
dem jährlichen Treffen um das Erleben von
dern auch die Ehrenamtlichen und Unterstüt-
Gemeinschaft und den Austausch mit der
zer des Projekts einer Wallfahrt für Obdach-
Stadtgesellschaft.
lose nach Dortmund. So sorgen zahlreiche Freiwillige für Vorbereitung, Begleitung und nicht zuletzt auch für die Verpflegung.
Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev
Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
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NEUES VON BODO
Gemeinsam essen
Ausblick: Kultur bei bodo
Seminar: Wohnen für alle
Am Samstag, dem 28. Mai, verlegt die
Vor dem Pfingstwochenende entfällt unse-
Die Fakultät Raumplanung der TU Dortmund
Suppenküche Kana ihre Töpfe und Pfannen
re monatliche Benefiz-Kulturveranstaltung
bietet im Sommersemester ein Master-Se-
wieder vom Nordmarkt vor das Dortmun-
„2. Freitag“, wir waren aber fleißig und
minar an, das die Themenfelder Ankommen
der Rathaus – zu einer Mischung aus gesel-
haben das Programm für die nächsten
und Wohnungslosigkeit behandelt.
ligem Freiluft-Mittagstisch und politischer
Monate bereits festgezurrt.
Demonstration. Wieder werden ab 12 Uhr Hunderte Mittagessen an Bedürftige ausgegeben, an Kana-Stammgäste, aber auch an interessierte Innenstadtbesucher und Hungrige, die
Am 10. Juni kommen Dortmunds legendäre Vorleser Dond und Daniel zu uns. Dabei haben die beiden Buchhändler „Streichholzschachteltheater“ von Michael Frayns, „einem der größten und sicher dem lustigsten
sonst nicht den Weg zum Nordmarkt finden.
Dramatiker Englands“ (Daniel Kehlmann).
Fünfmal wöchentlich gibt die ehrenamtliche
Am 1. Juli entzaubert der ehemalige Stadt-
Suppenküche dort für Arme und Obdachlose bis zu 300 kostenlose Mahlzeiten pro Tag aus. Die Aktion am Rathaus will die Suppenküche als Zeichen der Solidarität mit den Armen
markt“ werden Rahmenbedingungen und Entwicklungen sowie Leitziele und Handlungsansätze für eine gerechte Wohnraumversorgung diskutiert. Themen sind Flüchtlingsunterbringung, die Rückkehr der Wohnungsfrage
,Magische 6‘ des BVB“. Wir freuen uns auf
Am 31. Mai referiert bodo-Redaktionsleiter
eine Lesung aus seinem in Kooperation mit der BVB-Fanabteilung entstandenen
Sichtbarmachen von Armut, um die Freude
Am 12. August geht es mit „The Neckbellies“
Noch ein Tipp: Anlässlich des 25. Jubiläums
dere marginalisierte Gruppen am Wohnungs-
und Strategien der Wohnraumversorgung.
Geschichts- und Geschichtenbuch.
Essen, am einander Kennenlernen.
Zugang zum Wohnen für Geflüchtete und an-
sprecher und BVB-Archivar Gerd Kolbe, „Die
der Stadt verstanden wissen. Es geht um das an der Gemeinschaft, am gemeinsamen
Unter dem Titel „Wohnraumversorgung und
(Eddie Arndt und Thomas Hecking) auf die grüne Insel: Jigs und Reels, keltische Lieder sowie Rock- und Popsongs im irischen Gewand.
Bastian Pütter über die „Exklusion von Wohnungs- und Obdachlosen“. Im Seminar entwickeln die Studierenden unter Leitung von Dipl.-Ing. Anne Volkmann ein Positionspapier zu Handlungsansätzen einer sozialen Wohnungspolitik für Dortmund. Zum Abschluss des Seminars am 19. Juli
der Suppenküche in diesem Jahr präsen-
Noch ein Ausblick: In der zweiten Jahreshälf-
diskutieren bodo-Redakteurin Alexandra
tiert Bernd Gieseking sein Kabarettpro-
te planen wir, unsere Veranstaltungsreihe
Gerhardt, Dr. Tobias Scholz (Mieterverein
gramm „Finne dich selbst!“ am 22. Mai um
auch nach Bochum, in unsere Räume in der
Dortmund) und Bastian Pütter das Positions-
15 Uhr in der Pauluskirche.
Stühmeyerstraße zu „exportieren“.
papier gemeinsam mit den Studierenden.
Geierabend: Rekordsumme für bodo In jeder Session sammeln die Gäste des Ruhr-
nen und Besucher zur gemeinsamen Spen-
pott-Karnevals Geierabend ihre übriggeblie-
denübergabe bei bodo. Gemeinsam mit
benen Wertmarken für bodo, statt sie in Geld
Verkäufern, bodo-Kunden, Geierabend-
zurückzutauschen. Mehrere tausend Euro
Fans (langjährigen und neu dazu gewon-
kommen dabei zusammen, doch nie war die
nenen) gestalteten die Künstler einen anar-
Gesamtsumme so hoch wie in der vergange-
chischen Vormittag in unserem Buchladen,
nen Spielzeit: Wir freuen uns über 7.324 Euro!
mit musikalisch-kabarettistischen Impro-
Die Summe bildet das Startkapital für eine zu-
visationen vom Feinsten.
sätzliche Anlaufstelle, die der Verein im Laufe des Jahres in Dortmund beziehen möchte.
8
„Miss Annen“ führte „spontane Emotionslesungen“ durch, Osman (Hans-Peter Krüger)
Damit nicht genug: Das Ensemble lud am
deklamierte „Erdogan-Elogen“. Geierabend-
Samstag, dem 23. April, seine Besucherin-
Regisseur Günter Rückert illustrierte in sei-
www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
Kunst zum halben Preis Ob Malerei, Fotografie, Design oder Architektur – über 1.000 guterhaltene Kunstbände zum halben Preis warten den ganzen Mai in unserem Dortmunder Buchladen auf Sie. Darunter hochwertige Bildbände und
„Friede den Hütten“ bei bodo
wirkliche Raritäten. Aus den vielen tollen Buchspenden, die uns täglich erreichen, hat das Team um Buchhänd-
Vom 4. bis zum 27. Mai zeigt bodo in Bochum
schen Beiträgen auf. Mail-Art entzieht sich
die Mail-Art-Ausstellung „Friede den Hütten“
den Fallstricken des kommerziellen Kunstbe-
in der Anlaufstelle des Vereins im Altbau der
triebs und liefert Sichtweisen auf Armut und
ehemaligen BO-Fabrik an der Stühmeyerstra-
Reichtum, auf Büchner und den Bezug zur
ße 33. Die Vernissage findet am Mittwoch,
heutigen Situation.
Aktionsflächen präsentieren. Da werden Lieb-
Der Plakatkünstler und Präsident der Akade-
wie die der alten Meister. Fotobände lassen
Die weltweite Mail-Art-Aktion wurde im
mie der Künste in Berlin, Prof. Klaus Staeck,
Kunstherzen höher schlagen, in Schwarz-Weiß
Jahre 2013 vom Künstler Norbert Koczorski
schreibt im Katalog zur Ausstellung: Georg
oder Farbe, über Stars oder Städte, Design-
initiiert. Unter dem Motto „Friede den Hüt-
Büchner „hat uns gelehrt, dass die Zustände
kunst oder Architektur – für jeden ist etwas
ten – Krieg den Palästen“ rief er zur künstle-
veränderbar sind. Nicht schicksalsergebene
dabei, und das mit 50 Prozent Rabatt.
rischen Gestaltung von Postkarten auf.
Duldungsstarre verändert die als unzumut-
dem 4. Mai, um 14 Uhr statt.
lerin Suzanne Präkelt eine große Auswahl von Kunstbüchern zusammengestellt, die wir Ihnen den ganzen Monat Mai auf unseren haber des Expressionismus genauso fündig
bar empfundenen Verhältnisse, gefragt ist
Auch das reguläre Sortiment unseres mo-
Einmischung.“
dernen Antiquariats ist einen Besuch wert:
Mail-Art Projektes, das anlässlich des 200sten
Bis Freitag, 27.5. ist die Ausstellung während
Sortierung, Bewertung und dem Verkauf Ih-
Geburtstages von Georg Büchner 2013 erst-
der Öffnungszeiten, Mo. bis Do. von 10 bis 13
rer nicht mehr gebrauchten Bücher schaffen
malig ausgestellt wurde. 136 Künstler aus 25
Uhr und Fr. von 14 bis 17 Uhr, zu sehen.
wir Arbeitsplätze, qualifizieren für den ersten
Unerfüllte Forderungen von Menschen mit Armutserfahrung lieferten den Anstoß des
Ländern griffen das Motto in 200 künstleri-
Gute Bücher, guter Zweck – mit der Annahme,
Arbeitsmarkt und bilden aus.
Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, wie schnell doch die Zeit vergeht. Schon wird ner Eigenschaft als bildender Künstler bei bodo gekaufte Bücher. Martin F. Risse, Martin „Martini“ Eickmann und Matthias „Tubäus“ Dornhege überraschten mit spontanen musikalischen Darbietungen.
es Mai, und so langsam fängt alles an zu blühen. Es ist komisch, die Zeitumstellung war diesmal furchtbar. Ich konnte nicht richtig schlafen und war jede Stunde wach. Ging es Ihnen auch so? Abends länger hell, morgens länger dunkel – daran muss man sich erst einmal wieder gewöhnen. Ich habe gesehen, dass im Mai viele Feiertage sind. Da wird dann auch der Garten fit gemacht. In
Und sogar weitere Geschenke ließen die
den Nachrichten habe ich gesehen, dass in Dortmund die meisten Einbrüche stattfinden. Ist das
Geier bei uns im Laden: Unter allen Buch-
nicht schlimm? Da kriegt man es mit der Angst zu tun und fragt sich, was noch alles kommen
kunden verlosen wir in den nächsten
mag. Meinen Abend verbringe ich mit Stricken. Die Hälfte meines Schals ist bereits fertig. Oder ich
Wochen 2x2 Karten für das Geierabend-
male in meinem Malheft, da gibt es auch noch viel zu tun.
Open-Air bei „Tante Amanda“ vom 8. bis 10. Juli. Noch ein Grund für einen Besuch am Schwanenwall.
So, das war es dann auch schon wieder. Zuletzt möchte ich mich noch herzlich für die vielen Ostergeschenke bedanken. Beim nächsten Mal mehr. Ihre Rosi 9
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NEUES VON BODO
Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an: n n n n n n n
Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung
Helfen Sie helfen! Weder öffentliche Mittel noch große Unternehmensspenden tragen unsere Arbeit,
Kontakt über
sondern die vielfache Unterstützung der
Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Friedensplatz 7 | 44135 Dortmund | Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org
Bürgerinnen und Bürger der Region. Bezeichnenderweise ist eine der größten Einzelspenden, die wir je erhalten haben, ebenfalls zusammengesetzt aus Hunderten Einzelspenden. Die BesucherInnen des Dort-
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bodo
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N
munder Geierabend verzichteten zu unseren Gunsten auf den Umtausch ihrer übriggebliebenen Wertmarken, und so wurde aus vielen kleinen Gesten eine große Hilfe: 7.324 Euro kamen zusammen, die die Grundlage bilden für den Ausbau unserer Beratungsangebote. Durch eigenes Tun und unsere Begleitung, mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in ein geordneteres Leben zu starten, darum geht es bei bodo. Mit Ihrer Unterstützung machen Sie unsere Arbeit erst möglich. Durch den sparsamen Umgang mit unseren Mitteln gelingt es uns, den Spendenbedarf relativ gering zu halten, trotzdem sind Bereiche wie die Betreuung und Beratung unserer mehr als 100 Verkäufer allein auf Ihre Mithilfe
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tes Formular, sondern konkrete Hilfe.
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Ein Konzept, das funktioniert. Immer mehr Menschen haben in den letzten Monaten unsere Beratungsangebote genutzt. Um ihnen und unseren Verkäufern in Dortmund und Bochum auch weiterhin möglichst schnell und unkompliziert helfen zu können, haben wir jetzt unser Beratungsteam vergrößert. Klaus Dieter Rohe (Foto links), seit 1975 Mitarbeiter bei der Stadt Dortmund, zuletzt als Bereichsleiter des Fachdienstes Wohnen im Sozialamt, verstärkt seit Mitte April unsere Beratungsangebote.
Wäre doch schade, Sie würden darauf verzichten, oder?
Erschienenes. Ausnahmsweise in reiner Männerrunde (das mögen wir eigentlich nicht so gerne) sorgten die Journalisten Peter Hesse, Felix Huesmann und bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter für einen ausgelassenen
Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region:
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44793 Bochum, Alleestraße 80 Tel. 0234 – 96 44 60
Libanon, über Fußballrasen-Devotionalien in Jackentaschen, einer Reportage über ein Training, das die Bundeswehr für Journalisten in Kriegsgebieten anbietet und einer
44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 Tel. 0231 – 57 70 60 44623 Herne, Schulstraße 24 Tel. 02323 – 14 63 80
Lesung aus dem von „Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch verfassten (und antiquarisch inzwischen dreistellig gehandelten)
mich noch gar nicht so richtig als Rentner und suchte eine Tätigkeit, bei der ich mich nützlich machen kann. bodo und den Ansatz dahinter fand ich schon immer gut.“ Ein Glücksfall für uns und für die Hilfesu-
Buch über das „Dorschangeln vom Boot und an Küsten“. Ein diesmal alles andere als ernster Abend mit einem ebenso gut gelaunten und diskussionsfreudigen Publikum. Wir freuen uns schon auf eine Fortsetzung.
ten lassen.“ „Nicht ärgern. Bera © by Photocase.de
„Nach meiner Pensionierung fühlte ich
chenden in unseren Beratungscafés.
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Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.
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Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.
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REPORTAGE
Schlagfertig mit langer Tradition Es gibt nicht viele Sportarten, die global von Südafrika bis Nordamerika über alle kulturellen Differenzen hinweg mit der gleichen Intensität ausgeübt werden, wie das Boxen. Mitten im Dortmunder Kreuzviertel steht eine Turnhalle hinter der Tremoniaschule, wo Jugendliche unterschiedlichster Herkunft sich jeden Montag zum Training treffen. Für zwei Stunden werden dann hochkonzentrierte Leibesübungen abgehalten – eine beeindruckende Vorstellung zwischen Aufbaukämpfen, Ausdauer und Athletik. Von Peter Hesse | Fotos: Thaisen Stärke
D
er Boxsport hat eine lange Geschichte: begonnen bei römischen Gladiatoren über die Kämpfe von Max Schmeling in den 1930er Jahren bis hin
zu den Glamourkämpfen eines Muhammad Ali, der ja nicht umsonst zum Sportler des Jahrhunderts gewählt wurde. Und auch Dortmunds ältester Boxsportverein 20/50 atmet Tradition. Nach dem Ersten Weltkrieg in der Gaststätte Siewers gegründet, wird der Club in wenigen Jahren 100 Jahre alt. Doch auch eine Jahrzehnte alte Tradition muss stetig hinterfragt werden. Entscheidend ist das Heute. Um kurz vor sechs steht Trainerin Goda Dailydaite vor der Halle und ärgert sich, dass in den Osterferien so wenig Teilnehmer beim Training waren. Gut, es herrschte eine Grippewelle und viele waren in den Ferien, dass aber nur insgesamt fünf Teilnehmer zum Training erscheinen, kommt sonst nie vor. Heute ist es anders. Fast 40 SportlerInnen sind da, Jungen und Mädchen mit den unterschiedlichsten Zuwanderungsgeschichten. „Wir haben viele Nationen vertreten“, sagt der Vorsitzende Dieter Schumann und zählt auf: Mali, Italien, Litauen, Albanien, Bosnien, Iran, Spanien, Syrien, Deutschland. Die ganze Welt zu Hause in nur einer Turnhalle. Das klingt nach multikulturellem Miteinander, und in der Tat: Dieses Kollektiv der unterschiedlichsten Charaktere funktioniert während der beiden Trainingsstunden bestens. Dieter Schumann ist hier Präsident, aber eigentlich noch viel mehr. Er ist väterlicher Freund, Sozialarbeiter mit Weitblick und irgendwie der sich kümmernde Allrounder für alle anfallenden Aufgaben. Beim Aufbauen des Boxrings fällt auf, dass sich im Unterboden der Turnhalle Regenwasser gesammelt hat. „Gibt’s doch gar nicht. Ich muss mal eben den Hausmeister anrufen“, sagt er und verschwindet wieder. Seine 73 Jahre sieht man ihm kaum an. Mit seiner langjährigen Leidenschaft für den Boxsport hat Dieter Schumann den Verein am Leben gehalten. Über viele Jahrzehnte hinweg hat er vor allem für die soziale Verantwortung dieses Sportvereins eingestanden. Dazu gehören Ferienfreizeiten mit kostenlosem Boxlehrgang sowie betreutes Boxtraining für 12
13
REPORTAGE
beschäftigungslose Jugendliche. Außerdem
Doch im nächsten Moment sieht er zwei Jungs,
teurin bestritt sie über 60 Wettkämpfe im
Boxprogramme für Manager und Senioren
die beim Warmlaufen ausgeschert sind und in
In- und Ausland, wurde mehrfach Deutsche
oder Lehrgänge zum Abbau von Schulhofag-
der hinteren Ecke auf dem Boden sitzen und einen
Hochschulmeisterin sowie Deutsche Meiste-
gressionen.
Schluck Wasser zu sich nehmen. „Wenn ihr müde
rin. Nach über 60 Amateurkämpfen wechselte
seid, dann müsst ihr nach Hause gehen“, brüllt er
sie 2010 ins Profilager und wurde im Jahr 2012
Immer wieder ein gutes Wort an der richtigen
mit seinem lauten Organ durch die Halle. Sofort
Boxweltmeisterin im Federgewicht. Heute
Stelle zu finden, das ist eine weitere Aufgabe
stehen die Jungs auf, peinlich berührt, als hätte
hilft sie mit, die Boxbirnen aufzuhängen und
für Schumann. Plötzlich steht ein etwa 16-jäh-
man sie beim heimlichen Rauchen erwischt. Trai-
hat diese gemischte Gruppe aus Groß und
riger Junge neben ihm und ist den Tränen nah.
nerin Goda Dailydaite heizt weiter die Laufübun-
Klein bestens im Griff. Ein kleiner Junge hat
Er hat einen Zweizeiler verfasst, dass er bald
gen an. Sie gibt die Anweisungen und dirigiert,
nach ein paar Laufrunden bereits ein dunkel-
nicht mehr zum Training kommen kann, weil
koordiniert und gibt die nächste Übung vor. Alle
rotes Gesicht, schnell läuft er zwischendurch
das Lernprogramm an seiner Schule zunimmt
machen mit. Nur wer zu viel quatscht, muss zur
zu seiner Trinkflasche. Schon folgt die nächste
und er sich zukünftig mehr auf Mathematik &
Strafe ein paar Liegestützen machen.
Runde des Aufwärmtrainings. Diesmal ist die
Co. konzentrieren will. „Alles klar“, sagt Dieter
14
linke Faust vor dem Gesicht, die rechte macht
Schumann und nickt väterlich. Und sagt noch
Goda ist eine Ikone in diesem Verein. Mit 16
dazu kreiselnde Bewegungen. Und gelaufen
ein warmes „Bleib gesund“ hinterher.
Jahren begann sie mit dem Boxen. Als Ama-
wird noch immer. Fast 40 Minuten lang. Gode
Links: Gruppenbild im Boxring – Multikulturelles Miteinander mit Disziplin und sozialer Verantwortung.
wird beim Training von Francesco Solimeo
meister wurde, wirkte das wie ein medialer
augenzwinkernd, dass ja auch sein Herz für
unterstützt. Der 62-jährige Italiener in Hemd
Staubsauger. Mit harten Konsequenzen für
den Fußball schlägt: „Ich bin ja auch Mitglied
und Jogginghose ist ebenfalls ein Urgestein
viele Sportvereine im Dortmunder Umland:
beim BVB.“
im Verein. Seit 28 Jahren trainiert er hier. Weit
Wo sonst auf den Lokalsportseiten ein buntes
über 100 Kämpfe bestritt er als aktiver Boxer,
Ringelreihen von Schwimmen, Leichtathletik,
Am Ende ist Dieter eine kleine Sache unange-
mehrmals wurde er Bezirksmeister, in den Jah-
Reiten, Eishockey und Boxen präsentiert wur-
nehm. Er wollte uns noch zwei Schlüsselan-
ren 1978 und 1983 sogar Westfalenmeister und
de, konzentriert sich in den letzten 20 Jahren
hänger in Boxhandschuhform mitgebracht
Westdeutscher Vizemeister. Später schaut er
alles auf Schwarzgelb und die BVB-Erfolge.
haben. „Ich war noch in meiner Kleingarten-
genau, wie sich die Jungakteure dann im Ring
„Bald wollen die in der Bundesliga sogar mon-
anlage und hab ein Beet umgegraben, danach
gegenüberstehen. Wenn es zu sehr zur Sache
tags spielen. Ich bin nur am Planen und Orga-
hab ich das vergessen.“ Ein Mann, wie aus dem
geht, wird ermahnend eingegriffen.
nisieren, weil ich montags eigentlich meinen
Gentleman-Lehrbuch. Bevor wir gehen, müs-
Stammtisch habe. Wenn wir an Donnersta-
sen wir ihm versprechen, ein Bier auf das Wohl
Der Boxsport wird in Westfalen nicht immer
gen Seniorentraining haben, aber gleichzeitig
der Dortmunder Boxsportsportfamilie zu trin-
so gewürdigt, wie es ihm eigentlich zusteht.
der BVB international spielt, dann kommen
ken. Das sollten eigentlich alle Ruhrgebietler
Als Borussia Dortmund Mitte der 1990er Jahre
ja nur drei bis vier Mann. Das kannste dann
einmal in der Woche tun. Denn dieser Verein
zweimal hintereinander Deutscher Fußball-
knicken“, sagt Dieter Schumann und ergänzt
leistet viel Gutes. 15
NEWS
DER KOMMENTAR
Blockadekunst Am 4. Juni rufen die Dortmunder Neonazis der Partei „Die Rechte“ bundesweit zu einer Demonstration zum sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“ auf. Während im Vergleich mit anderen Städten zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen Neonazidemonstrationen traditionell schwach ist in Dortmund, sorgt ein Projekt des Schauspiels Dortmund zurzeit für Aufsehen. Gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv „Tools for Action“ ist eine „Spiegelbarrikade“ geplant. Über den Zeitraum von einem Monat baut die Dortmunder Zivilgesellschaft Dutzende aufblasbare Würfel (1,5 m x 1,5 m), die am 4. Juni 2016 in Dortmund zur aufblasbaren Barrikade werden sollen. Im Mai lädt die Künstlergruppe jeweils samstags und sonntags zwischen 11 bis 18 Uhr zu Workshops ins Foyer des Schauspielhauses. Auch durch die Übernahme von Patenschaften und die Unterstützung einer Crowdfunding-Kampagne kann das Projekt unterstützt werden.
Der blinde Fleck Von Bastian Pütter | Foto: Ulrike Märkel
Am 16. April verübten mitten im Ruhrgebiet, in Essen, islamistische Terroristen einen Anschlag. Durch einen glücklichen Zufall verletzte der geworfene Sprengsatz nur drei Menschen, einen davon jedoch schwer. Die
Facebook-Hetze Gegen einen Bochumer Bezirksvertreter der CDU erließ das Amtsgericht Bochum Ende April einen Strafbefehl in Höhe von 150 Tagessätzen zu je 60 Euro. Der 64-jährige Gymnasiallehrer war im März 2015 von Grünen-Ratsmitglied André Kasper angezeigt worden. Von den 17 von Kasper angeführten Postings und Verlin-
Polizei schloss einen terroristischen Hintergrund zuerst aus, das öffentliche Interesse hielt sich in engen Grenzen, die Solidarität mit den Opfern auch. Die Gründe dafür sind unschön. Zuerst: Es waren indischstämmige Sikhs, denen der Anschlag galt, erste Medienberichte nahmen es nicht so genau und sprachen von einer „hinduistischen Hochzeit“, irgendwas Fremdes jedenfalls. Und schon griffen dieselben Mechanismen wie bei den Morden des „NSU“: Wird wohl was Internes
kungen auf Facebook sah die Bochumer Staatsanwaltschaft in fünf
gewesen sein, da steckt man nicht drin.
Fällen strafrechtliche Tatbestände erfüllt und beantragte den Er-
Die Polizei machte dann doch ihre Arbeit und schrieb die gut erkennbar
lass eines Strafbefehls. Die Verurteilung zu 150 Tagessätzen „liege schon im gehobenen Bereich“, zitiert die WAZ Oliver Hoffmann, den Leiter des Amtsgerichts. Erkennt der Beschuldigte den Strafbefehl an, gilt er als vorbestraft. In diesem Fall drohen möglicherweise auch beamtenrechtliche Konsequenzen. Der CDU-Kreisverband Bochum verurteilte in einer Stellungnahme „jede Form von Ausländerhass“. Extremistische Positionen, „egal ob von rechts oder links“, hätten in der CDU keinen Platz.
gefilmten Tatverdächtigen – obwohl als islamistische Gefährder polizeibekannt – zur Öffentlichkeitsfahndung aus. Der gewohnt unglücklich agierende Innenminister Jäger sprach schnell von einer „wirren Tat“, der Essener OB zeigte sich erschüttert ob der Jugend der 16-jährigen Verdächtigen, als sei Terrorismus ein Hobby älterer Herren. Beide Attentäter haben Kontakte in die salafistische Szene, einer soll bei den Koran-Verteilungen der „Lies!“-Kampagne beteiligt gewesen sein, die als Radikalisierungsmaschinen gelten. Für Dutzende deutscher IS-Kämpfer waren die „Lies!“-Stände ein Zwischenschritt auf dem Weg in den Dschihad.
Abrisspläne Die Bochumer Verwaltung plant den Abriss des Bildungs- und Verwaltungszentrums (BVZ), in dem VHS, Bücherei, Sozial- und Jugendamt untergebracht sind. In einem Brief an die MitarbeiterInnen im BVZ hatte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) die Abrisspläne angekündigt. Ein Ratsbeschluss dazu existiert bislang nicht. Überraschend hat die Verwaltung Sanierungskosten von 140 Millionen Euro für den 1980 erbauten Gebäudekomplex veranschlagt. Die neuen Pläne sehen einen Abriss, den Verkauf des Grundstücks und die Anmietung von Büros im Quartier Vik-
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Trotzdem blieb es still. Die Essener Sikhs hielten ihre zur selbstbewussten Demonstration gegen den Terror gewendete Prozession eine Woche später ohne Beteiligung der Stadtbevölkerung ab, 30 Antifa-AktivistInnen demonstrierten gegen den „Lies!“-Stand in der Essener Innenstadt. Die, die noch vor einem guten Jahr „Charlie“ waren, sind nun unpässlich. Wer mit „Islamkritik“ eigentlich völkischen Nationalismus meint, hält sich verständlicherweise bedeckt. Doch eine wie auch immer geartete Linke hätte hier, im eigenen Vorgarten fast, die Gelegenheit, Ängste abzulegen. Wer gegen die Feinde der Aufklärung kämpft, wird nicht zum „Hooligan gegen Salafisten“. Der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund. In diesem Fall sogar: im Gegenteil.
toriastraße vor. Scharfe Kritik übt der Vorsitzende der Bochumer
Der Historiker Philip Blom beschreibt eine weltweite Konfliktlinie zwi-
Linksfraktion Ralf-D. Lange. Ein hausgemachter Sanierungsstau
schen denen, die entweder den autoritären Traum oder den liberalen
habe die Kosten explodieren lassen. „Es muss endlich Schluss sein
Traum träumen. Rechtsstaat, universelle Menschenrechte, das Selbst-
mit einer Politik, die öffentliches Eigentum verkommen lässt, und
bestimmungsrecht des Individuums sind gleichermaßen zu verteidigen
die anschließend dann den schlechten Zustand als Begründung für
gegen die Höckes, Putins, Trumps, Erdogans wie gegen die Feinde der
Privatisierungen anführt“, so Lange.
Freiheit in Saudi Arabien, im Iran und in den Terrorbataillonen des IS.
RECHT
Überraschung: Jobcenter muss Schülern helfen Von Rechtsanwalt René Boyke Einfach Schulbü-
Anschaffungskosten aus ihren Regelleis-
dungen zur Erfüllung schulischer Pflichten
cher zu kaufen ist
tungen anzusparen hätten. Schließlich sei
gehören zu ihrem existenziellen Bedarf. Ohne
für Schüler, die auf
den Schülern bekannt gewesen, dass für die
Deckung dieser Kosten droht hilfebedürfti-
Schulbücher Kosten anfallen würden.
gen Kindern der Ausschluss von Lebenschan-
Sozialleistungen nach SGB II angewiesen sind, nicht drin. Obwohl der Staat Eltern bzw. Schüler verpflichtet, einen Teil der Schulbücher selbst zu bezahlen, macht er den Erwerb selbiger für Bürger, die auf Leistungen nach SGB II angewiesen sind, unmöglich. Um diesen Widerspruch aufzulösen, mussten daher zwei Schüler nun einklagen, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte: Sie hatten von ihrem Jobcenter die Übernahme von Kosten für Schulbücher in Höhe von insgesamt 470,90 Euro beantragt.
Wie die Schüler einen derart hohen Betrag hätten ansparen sollen, erklärte das Jobcenter dann jedoch nicht. Dem angerufenen Sozialgericht allerdings auch nicht, daher gab es den Schülern Recht. Insbesondere
cen, weil sie ohne den Erwerb der notwendigen Schulmaterialen, wie Schulbücher (…) die Schule nicht erfolgreich besuchen können.“ Darauf hätte das Jobcenter eigentlich auch selbst kommen können.
erklärte das Gericht dem Jobcenter, dass die Schüler den Betrag nicht ansparen mussten: Immerhin sieht der Regelbedarf nach SGB II lediglich monatlich 1,39 Euro für Bildung vor. Selbst bei einer Ansparung lassen sich Schulbücher damit ganz offensichtlich nicht finanzieren.
Das Jobcenter war allerdings der Meinung, es
Das angerufene Sozialgericht Hildesheim (Az.
müsse den Schülern nicht dabei helfen, die
S 37 AS 117/15) urteilte daher, dass hinsichtlich
vorgeschriebenen Schulbücher zu beschaf-
der Schuldbuchkosten ein unabweisbarer
fen. Es lehnte daher die Kostenübernahme
Mehrbedarf besteht und zitiert das Bundes-
ab und argumentierte, dass die Schüler die
verfassungsgericht: „Notwendige Aufwen-
DIE ZAHL
36,4 Prozent der Sank tionen gegen Hartz-IV-Empfänger waren 2015 ungerechtfertigt. 18.600 Widersprüchen wurde vollständig oder teilweise stattgegeben.
DAS FOTO
Der fotografische Nachlass des bislang nur als Schriftsteller bekannten Dortmunders Erich Grisar umfasst mehr als 4.200 Negative und Glasplatten. Erstmalig wurde dieser Bestand ausgewertet und ist noch bis zum 28. August in einer Auswahl von knapp 200 Fotografien im Ruhr Museum Essen zu sehen. Hier: Markthändler auf der Münsterstraße, Dortmund
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INTERVIEW
Ein ganz normaler Donnerstag in Berlin: Helge Schneider sitzt allein in der Bar des Café Einstein. Der Musikclown trägt ein kurzärmeliges Hemd mit Längsstreifen, einen Dreitagebart und seine Klampfe. Der Wind weht durchs offene Fenster, Schneider trinkt Tee, den ihm ausnahmsweise einmal nicht sein Teekoch Bodo serviert hat, und möchte über seine Bühnenarbeit sprechen. Nach dem Gespräch ist klar: Helge Schneider ist nicht nur ein begnadeter Komiker, sondern ein Philosoph, dessen Irritationskraft fasziniert. Von Olaf Neumann | Foto: Universal Music
bodo Eigentlich wollten Sie sich für einige Jahre oder sogar für immer von der Bühne zurückziehen. Hat die Arbeit an Ihrem letzten Konzertfilm „Lass knacken, Helge!“ Sie dazu animiert, jetzt doch wieder auftreten zu wollen? Helge Schneider Ich fand es schön, einmal keinen Druck zu haben und private Dinge zu erledigen. Und wenn es nur Aufräumen ist. Aber dann hat mich der Film nochmals dazu motiviert, das weiterzuführen, was ich da eigentlich angefangen habe. bodo Ihre diesjährige Konzertreise trägt den selbstironischen Titel „Lass knacken, Oppa!“ Wird Ihre Band wieder mit von der Partie sein? HS Ich wollte erst solo auf Tournee gehen, aber wenn ich jetzt im Kino sehe, wie das Publikum das annimmt, was ich mir da ausdenke, dann ziehe ich eine Band-Tournee vor. Da muss ab und zu mal Musik sein, es muss getanzt werden, ich muss die Freiheit haben, vorne herumzulaufen und Quatsch zu machen. bodo Ihr Film zeigt zwar auch Backstage-Szenen und Heimaufnahmen, aber nie den privaten Helge Schneider. Soll der geheim bleiben? HS Mich interessiert, was auf der Bühne ist. Das ist für mich privat genug. Also zu zeigen, wie das alles zustande kommt. Und das macht der Film ganz gut. Auch wenn es nur ein Live-Auftritt ist, zeigt er deutlich das Improvisieren und auch das, was hinter diesem Typen steckt, der auf der Bühne hin und her geht. Ich seh‘ den nämlich in der dritten Person. 18
Leben, Lachen, schönes Wetter
bodo Was haben Sie beim Machen des Films
Menschlichkeit. Er kann aus dem Nichts etwas
über Helge Schneider herausgefunden?
zaubern. Das ist etwas, was die Menschen sich
HS Wenn der Bühnenauftritt vorbei ist, weiß man hinterher nicht mehr, was man da gerade gemacht hat. Also wirklich nur noch punktuell.
noch aus der Steinzeit bewahrt haben. bodo Sehen Sie sich selbst als Forscher?
bodo Wofür lohnt sich das Leben? HS Ja, fürs Leben. Schön Wetter. Wenn man diese Einstellung nicht hätte, dann bräuchte man nicht zu leben. Es gibt ja Leute, die sich zum Beispiel umbringen. Die denken das viel-
Ich fand richtig spannend, jetzt mal wieder
HS Forscher ist ein guter Begriff. Wissenschaft-
leicht einen Moment lang und dann bringen
zu sehen, wo das herkommt, was er da gerade
ler wäre verkehrt, das klingt piefig.
sie sich um. Einen Moment später hätten sie vielleicht anders gedacht.
erfindet. So kriege ich einen anderen Bezug dazu. Deshalb rede ich über mich auch in der
bodo Was haben Sie als Altmeister bei Ihrer
dritten Person. Zu meinem Beruf gehört ja, sich
Arbeit herausgefunden?
bodo Waren Sie schon immer Optimist?
HS Dass man nicht Altmeister sein möchte und
HS Ja. Ich sehe auch keinen Grund, es nicht zu
immer weiter forschen will. Vor allen Dingen
sein. Ich bin Optimist im wahrsten Sinne des
habe ich herausgefunden, dass die einfachsten
Wortes. Das ist ja kein Hans-guck-in-die-Luft,
Sachen die sind, die bewegen. Sie können nicht
der vor Lustigkeit einfach vor die Straßenbahn
durch komplizierte Formen hergestellt werden,
läuft. Ein Optimist ist jemand, der das Opti-
sie passieren. Und das bleibt: das einfache
mum sieht. Das kann natürlich auch extrem
Wort, der einfache Ton. Und das, was man mit
beeinflusst werden durch Schlechtigkeit und
HS Das kostet Überwindung! Von sich immer
ganz viel Arbeit und Heraufbeschwörerei fertig
trotzdem kann man Optimist sein. Das ist ja
diese Plakate zu machen, von sich Interviews
stellt, bleibt nicht immer.
das Verrückte am Leben.
bodo Blicken Sie jetzt sentimental auf die Zeit
bodo Wie sehen Sie die Welt?
selber immer wieder zur Schau zu stellen, das finde ich eigentlich scheiße. Ich find‘ gut, solche Typen zu sehen, aber dass ich das selber bin, finde ich manchmal blöd. bodo Es kostet Sie demnach viel Kraft, der Entertainer Helge Schneider zu sein?
zuzulassen – das klingt so sehr nach Egomane. Dabei bin ich gar nicht egozentrisch, im Gegenteil, ich guck mir gerne Leute an und möchte gar nicht die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Aber
Ihrer Jugend zurück?
HS Die Welt kommt mir fast schon vor wie
HS Nee, überhaupt nicht sentimental. Ich sehe
ein Film. Vielleicht ist das ja sogar ein Film.
nur, das gibt einem auch was. Psychedelia hat
Und dann kommt man aber wieder in so eine
man jahrzehntelang vernachlässigt, Pink Floyd,
Ecke, wo ich überhaupt nicht hin will: in die
Popul Vuh oder Kraftwerk. Unser Stück „Nach-
Ecke der Cineasten. Der Leute, die Film als die
noch nicht berühmt war. Und das hält jung.
tigall Hu“ ist aber auch eine Karikatur. Es ist
Realität sehen. Ich bin genau das Gegenteil.
eines meiner Lieblingsstücke, weil man damit
Ich weiß: Film ist Film. Und das Leben ist nicht
bodo Hat Ihr Drang, auf die Bühne zu gehen,
alles machen kann. Und es ist auch lustig.
die Realität. Das Leben ist Wirklichkeit. Das ist
wenn man mich dann erkennt, bin ich auch nicht beunruhigt. In Spanien, wo ich zeitweise wohne, ist das nicht so. Da fühle ich mich auch wohl. Da werde ich an die Zeiten erinnert, in denen ich
nach 40 Jahren überhaupt nicht nachgelassen? HS Das gehört ja zu meinem Leben dazu! Aber ich habe genug Erfahrung und bin erwachsen genug, um auch mal nicht gern auf der Bühne zu sein. Ich lasse mich auch gerne mal hängen, ich bin nicht der Bühnenfreak, ich schreib‘ ja
ein Unterschied. bodo Wie fühlen Sie sich mit 60? HS Eigentlich wie immer, aber gelassener. Das liegt nicht am Alter, sondern an den Erfahrun-
philosophische Ader durch. Stimmt’s?
gen, die man so gemacht hat. Ich frag‘ mich
HS Die muss man zwangsläufig haben, wenn
immer, wie das wohl ist, wenn man so ganz alt
auch Bücher oder male Bilder.
ist. Ich bin ja noch nicht alt. Aber für manche
bodo Einige der Geschichten, die Sie in Ihrem
spiel für die Straßenbahngesellschaft. Wenn
Konzertprogramm in immer neuen Variationen erzählen, sind in Buchform erschienen unter dem Titel „Orang Utan Klaus“. Eine Geschichte handelt von Roald Amundsen. Was interessiert Sie an dem norwegischen Polarforscher? HS Amundsen und Charlie Parker haben für mich unheimlich viel gemeinsam. Bei Amundsen gibt es dieses Mysteriöse, dieses Verschwinden und dieses Großdenken. Und trotzdem
bodo Bei Ihnen kommt immer wieder die
Leute bin ich schon ein älterer Herr. Zum Beiich will, kann ich in der 2. Klasse für monatlich 149 Euro den ganzen Tag durchs Ruhrgebiet fahren. Vielleicht mach ich das mal. Aber die Zeit bis zur nächsten Tour nutze ich lieber, um mich auszuruhen. Um Schwimmen zu gehen. Ich halte damit die Kinder fit.
man Geschichten erfindet und improvisiert, und diese Geschichten basieren auf der Realität und auf der Wirklichkeit. Dann kommt man zwangsläufig in die Situation, dass man versucht, Philosophen zu verstehen. Dass man aber auch über Philosophen lachen kann, die sich sonst ziemlich spröde geben. Alexander Kluge ist für mich auch ein Mann mit philosophischem Hintergrund. Wir sind gute Freunde. Ich befasse mich damit, ich könnte aber nicht so denken. Aber ich befasse mich auch mit
bodo Was werden Sie in Zukunft anders
Rennrädern, auch das ist Philosophie. Philoso-
machen?
phie ist eigentlich etwas ganz Normales.
diese Selbstaufgabe für das, was er da machte.
HS Ich? Weiß ich nicht. Ich habe mir nicht vorge-
Genau wie bei Charlie Parker. Diese Malerei, die
nommen, etwas anders zu machen. Das sehe ich
aus seinem Saxofon kommt, seinem Herzen
nicht ein. Das kann man vielleicht mit 100 machen.
entspringt. Nur: Charlie Parker ist mir wesent-
Ich bin niemand, der sagt: „Das hätte ich lieber
lich sympathischer. Der Jazzmusiker ist der viel
anders gemacht“. Ich akzeptiere das Leben, wie es
HS „Guten Tach!“ – „Wie geht’s?“ –
größere Philosoph mit einer unglaublichen
ist und mache weiter. Dazu lebe ich zu gerne.
„Ein Pils!“ – „Zahlen!“
bodo In der „Sammlung Schneider“ klären Sie unter anderem auf über die vier wichtigsten Sätze der Menschheit. Welche sind das?
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SOZIALES
Das Recht auf Wohnen
Es ist was in Bewegung gekommen. 130 Men-
Recht auf Arbeit, Integrationskurse, eine Woh-
schen spazieren an einem sonnigen Abend im
nung, ihren Asylantrag. Zwei Wochen blieben
April durch die Bochumer Innenstadt, „for a
die Menschen und rangen der Stadtverwaltung
better life“, für ein besseres Leben. Auf Schildern
eine Reihe Zusagen ab, die, wenn sie eingehalten
stehen Forderungen nach einem Recht auf Woh-
werden, die Bedingungen für alle in der Stadt
nen, auf Bleiben für alle. Auf einem anderen
lebenden Geflüchteten verbessern können.
Schild ist ein Bild davon, was das bessere Leben sein kann; links drei Figuren, wie übereinandergestapelt in einem Stockbett, rechts ein Haus, mit ein paar Fenstern, ganz normal zum Wohnen. Das Bild mit den gestapelten Menschen ist rot durchkreuzt – unerwünscht. Gewünscht ist das Bild rechts: das Haus mit den Fenstern, ganz normal zum Wohnen.
5.500 Geflüchtete leben zurzeit in Bochum. Viele, die vor Krieg, Verfolgung und aus prekären Lebenslagen geflohen und hier angekommen sind, werden bleiben, wohnen, arbeiten, sich ein Leben aufbauen, für sie braucht es Schul- und KitaPlätze, Jobs, Wohnungen, Bildungsangebote. Doch nicht nur für sie: Vieles, was gerade rund um „die Neuen“ diskutiert wird, stellt vielmehr Fragen daran, wie Gesellschaft aussehen, wem was zusteht und wie soziale Teilhabe funktionieren kann.
Es ist was in Bewegung gekommen. 440.000 Menschen haben 2015 in Deutschland Asyl beantragt, und die Debatten darüber, was den Menschen, von denen viele hier bleiben und leben werden, zusteht, macht es nötig, Fragen von sozialer Teilhabe und menschenwürdiger Unterbringung neu zu diskutieren. Denn sie betrifft nicht nur Zugewanderte, sondern auch
Wenn das bessere Leben mit einer Wohnung
Studierende, Ältere, Wohnungslose, Menschen
beginnt, sind Tausende Menschen in Bochum
mit wenig Geld. Und das verschärft die Konkur-
davon ziemlich weit entfernt. Etwa 2.000
renz zwischen den „Alten“ und den „Neuen“,
Geflüchtete leben in Wohnungen. Der Rest
zum Beispiel bei der Wohnungssuche.
ist in Sammelunterkünften untergebracht –
Kommunen sind ihrer Funktion als steuernde
ehemaligen Schulen, Verwaltungsgebäuden oder Zelten. 16 Turnhallen fungieren zudem als Notunterkünfte für 900 Personen. Nur in Köln werden im Bundesland Nordrhein-Westfalen
Akteure dabei lange nicht nachgekommen, sagt Martin Krämer vom Mieterverein Bochum: „Wohnungsbaupolitik hat hier jahrelang keine Rolle gespielt“. Das macht sich jetzt bemerkbar:
mehr Sportstätten als Notquartiere genutzt.
Mit einer durchschnittlichen Armutsquote von
Der Flüchtlingsrat NRW kritisiert die Unterbrin-
20 Prozent liegt das Revier fast fünf Punkte über
gung in Notunterkünften als menschenunwür-
dem Bundesschnitt – und damit brauchen mehr
dig, Pro Asyl warnt davor, dass der Notstand
Menschen solche Wohnungen, die den Vorgaben
zum Dauerfall werde. Auch Betroffene wehren
von Jobcentern und Sozialämtern entsprechen.
sich. Mehrfach haben Menschen in den letzten
Laut dem letzten Wohnungsmarktbericht für
Monaten gegen die Bedingungen protestiert,
Bochum hat sich der Bestand an öffentlich
in denen sie leben. Im Februar und April traten
geförderten Wohnungen von 2003 bis 2013 mehr
Menschen in zwei Turnhallen in Hungerstreik,
als halbiert, eine Studie des Deutschen Mie-
kurz vor Ostern errichteten etwa 50 Geflüchtete
terbundes NRW prognostiziert einen weiteren
Von Alexandra Gehrhardt
ein Protestcamp vor dem Rathaus und forderten
Schwund des Bestandes an preisgebundenen
Fotos: Sebastian Sellhorst
das, was sie für ein besseres Leben brauchen: das
und Sozialwohnungen.
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Dieter Roth
Museum Ostwall im Dortmunder U Leonie-Reygers-Terrasse 2, 44137 Dortmund
Förderer
20
Dieter Roth: Schimmelblatt, 1969 (Fotos: Jürgen Spiler, Dortmund) © Dieter Roth Estate, Courtesy Hauser & Wirth
Diter Rot Dieter Rot Dieter Roth Dieterich Roth Karl-Dietrich Roth
Dieter Roth, 1965 (Foto: Lisa Redling, Sarasota) / Dieter Roth: Detail aus: Gesammelte Werke Band 8, 1976 /
Schöne Scheiße
Bis zu 4.000 Wohnungen werden bis Jahresende in Bochum gebraucht, und die Stadt setzt vor allem auf Neubau. „Doch Wohnungen, die jetzt geplant werden, sind erst in zwei bis vier Jahren fertig“, sagt Krämer – bis dahin braucht es andere Lösungen. Schneller könnten Leerstände genutzt werden, und die gibt es reichlich. Bis zu 8.000 Wohnungen und fast 80.000 Quadratmeter Bürofläche stehen leer. Nur: „Wo die Leerstände sind, wissen wir nicht.“ Die einzig verfügbaren Zahlen der Stadtwerke weisen lediglich Leerstände nach Stadtteilen aus. Nun hat der Mieterverein eine Kampagne gestartet, um diese zu erfassen, und auch die Forderung nach einer Zweckentfremdungssatzung wiederholt: Wenn Leerstand verboten ist, wächst der Druck auf VermieterInnen, Wohnungen auf den Markt zu bringen. Die Hälfte der jetzt ungenutzten Wohnungen könnte so reaktiviert werden, glaubt Martin Krämer. Ähnliches sagen auch Berechnungen des NRWBauministeriums: genug Platz für 10.000 Menschen. Andere Ideen von Initiativen und Vereinen reichen vom Umbau von Büros in Wohnungen bis zur Umwandlung des alten Nordbahnhofs in ein Begegnungs- und Kulturzentrum. Bis die letzten Menschen aus den Turnhallen ausziehen, wird es dauern: Erst im Herbst soll die letzte Halle freigezogen werden. Auch längerfristige Um- und Neubaukonzepte greifen erst frühestens im kommenden Jahr. Und ob politische EntscheiderInnen die Ideen, die aus der Zivilgesellschaft eingebracht werden, umsetzen, ist fraglich. Trotzdem: Was das gute Leben sein kann, davon haben einige Menschen eine ziemlich klare Idee. Es ist was in Bewegung gekommen.
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Bettina Canzler
„Die Schurken mit den Gurken“ Fantasievolle Spielgeschichten für Kinder ab 3 Jahren
Wie können Kinder zu Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen animiert werden? Ob Therapeut, Erzieher, Lehrer oder Eltern, alle suchen nach neuen Ideen. Dieses Buch vermittelt jede Menge Spielanregungen und nutzt die Stärke aller Kinder: die Fantasie. Mehr als 30 verschiedene Spielgeschichten sowie grafomotorische Übungsideen lassen die Kinder über sich hinauswachsen. Sie erleben nicht nur die Geschichten, sondern sind aktiv an deren Entwicklung beteiligt: Wie sieht denn die erste Stadt auf dem Mond aus, Herr Architekt? Was haben die Wandzeichnungen der Steinzeitmenschen zu bedeuten? Welche Möglichkeiten gibt es, auf eine Insel zu gelangen? Fast unbemerkt balancieren die Kinder über Brücken, hüpfen von Stein zu Stein oder fahren mit dem Boot, um das Pferd auf der Insel zu füttern. Als Abschluss darf auf dem Pferd geritten werden. Die meist kurzen Einführungsgeschichten sind thematisch geordnet. Vorbereitung und Ablauf der einzelnen Spiele werden übersichtlich dargestellt. Der Material- und Vorbereitungsaufwand ist gering und an jede Spielsituation anpassbar (Kinderzimmer, im Freien, einzeln oder in der Gruppe). 48 praktische Kopiervorlagen sind zusätzlich als Download verfügbar. Die Kinder überwinden Hemmungen im sensomotorischen Bereich und trainieren die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche. Zusätzlich verbessern sie zum Beispiel ihre Aufmerksamkeit, Ausdauer und Handlungsplanung. Eine Reihe von Spielen zur feinmotorischen und grafomotorischen Förderung werden vorgeschlagen. vml
Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr
2016, 128 S., 48 Kopiervorlagen zusätzlich als Download, Format DIN A4, Ringbindung ISBN 978-3-8080-0785-3 Bestell-Nr. 1269, E 19,95 21
KULTUR
Misterman am 6. Mai 2016 um 20 Uhr und am 7. Mai 2016 um 20Uhr Theater der Gezeiten Schmechtingstraße 38 44809 Bochum www.theater-der-gezeiten.de
Kurzwaren, Büroartikel, Underground In zwei ehemaligen Ladenlokalen in der Bochumer Speckschweiz inszeniert das „Theater der Gezeiten“ in diesem Frühjahr das Stück „Misterman“ des irischen Dramatikers Enda Walsh. Der Schauspieler Atef Vogel zeigt dabei sein ganzes Können und heißt die Zuschauer im psychotischen Kopfkino seiner Hauptfigur willkommen. Ein beklemmendes Kammerspiel.
Viermal erst war Enda Walshs packender Mo-
schwarz, und er besteht zu 80 Prozent nur aus
nolog „Misterman“ auf deutschen Bühnen zu
Bühne. Links und rechts daneben stehen die
sehen. 16 Jahre nach der deutschen Erstauf-
Stuhlreihen für das Publikum.
führung an der Schaubühne in Berlin hat die Regisseurin Katrin Herchenröther das spannende Stück über den selbsternannten Hüter der öffentlichen Moral wiederentdeckt. „Ich hab das Stück gelesen und dann hat es mich einfach nicht mehr losgelassen“, sagt sie. So wie der Autor Enda Walsh in den Kopf der Hauptfigur Thomas Magill taucht, entstehen dann im zweiten Schritt viel allgemeinere Fragen. „Das war für mich auch ein ganz wichtiger Bestandteil: Wie gehen wir mit der Welt um, und können
Von Peter Hesse Fotos: Daniel Sadrowski
wir überhaupt etwas bewegen?“, benennt die in Bochum lebende Regisseurin Katrin Herchenröther die zugrunde liegenden Fragen. Mit dem fast beklemmend intimen Raum im „Theater der Gezeiten“, in dem nur zwanzig Zuschauer Platz finden, entdeckte die studierte Theaterwissenschaftlerin den passenden Spielort, um der Hauptfigur Thomas Magill und seiner Gedankenwelt näher zu kommen. „Es war absoluter Zufall, dass wir hierhin gelangt
22
Schauspieler Atef Vogel, der schon in vielen TV-Serien (z.B. „Alarm für Kobra 11“) oder Spielfilmen (z.B. „Alle Anderen“) mitwirkte und aktuell in „Der Kirschgarten“ am Schauspiel Bochum zu sehen ist, stemmt in diesem Raum das Stück alleine. Er zeigt die komplexe (und streckenweise schon recht irre) Figur nicht als religiösen Fanatiker und auch nicht als wahnsinnigen Psychopathen. Vielmehr ist sein Thomas Magill ein sensibler Beobachter, welcher der Gesellschaft vor Augen führt, was zu oft aus dem Blick gerät: die zunehmende soziale Kälte der Ellenbogengesellschaft, gegen die sich Thomas mit seinem Verlangen nach Liebe und Zugehörigkeit mit aller Kraft zu behaupten versucht. Das Stück wirkt wie ein Weckruf zu mehr Achtsamkeit. „Er ist ein echter Eigenbrötler, der von den meisten Mitmenschen nur ausgelacht wird. Da passt das ganz gut, dass wir an einer echten Außenseiter-Bühne gelandet sind“, schmunzelt Atef Vogel.
sind“, gibt sie zu. Von außen sieht es aus wie ein
Denn dieses „Theater der Gezeiten“ ist gegen-
ganz normales Wohnhaus, in dessen Erdge-
über den renommierten Bochumer Spielstätten
schoss früher zwei Ladenlokale beheimatet wa-
immer noch ein echter Geheimtipp mit dem
ren. Links war mal ein Kurzwarengeschäft, ein
Reiz des Undergrounds. Benno Boudgoust leitet
riesiges Tresenregal ist ein letzter Zeuge dieser
dieses bunte Haus seit 21 Jahren an wechseln-
vergangenen Zeiten. Im rechten Raum, wo dann
den Spielorten. Seit dem Umzug in die beiden
auch die Aufführung stattfindet, befand sich
Ladenlokale können Theaterfreunde dieses
früher einmal ein Geschäft für Büroartikel. Die
widerständige kleine Juwel in der Bochumer
Wände dieses zweiten Raums sind komplett
Speckschweiz (wieder-)entdecken.
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WILDE KRÄUTER
Giersch und Gundermann von Wolfgang Kienast
Manche Wildkräuter haben ein Image,
Als wandelbare Konstruktion, die es
so wie auch Fußballvereine, Politiker
nun mal ist, ist ein Image zu hinter-
oder Supermarktketten eins haben
fragen. Das lässt sich prima an den
können. Manche Wildkräuter nicht, je-
Wildkräutern zeigen, die zu sammeln
denfalls wüsste ich nicht zu sagen, wie
ich Ihnen heuer ans Herz legen möchte.
die Allgemeinheit über die Gewöhnli-
Ihrer Gottheit Donar gewidmet war
che Teichsimse denkt.
Gundermann den Germanen heilig,
Ein Image kann wechseln. Marlboro beispielsweise wurde als elegante Damenzigarette eingeführt, mutierte zum kernigen Cowboyaccessoire und später, wie sämtliche Fluppen der Welt, zum krebsbedingenden Gift. Sie kommen, trotz ihrer besser klingenden Namen, inzwischen weitaus schlechter an als der kaum Appetitliches verheißende
wurde im Mittelalter als Hexenkraut geächtet und regt gegenwärtig niemanden auf. Anders der Giersch. Der genießt heute vor allem bei Gärtnern
AUS DEM PROGRAMM
einen wahrlich schlechten Ruf. In
FR 13. MAI | ST. REINOLDIKIRCHE
mittelalterlichen Klostergärten freilich
ORATORIUM IN DEUTSCHER ERSTAUFFÜHRUNG
wurde das bereits bei den Kelten als Heil- und Zauberpflanze geschätzte Kraut gemeinhin kultiviert.
Formfleischvorderschinken, die Reste in-
Ein Gratin aus beiden schmeckt als sai-
dustrieller Schweinverwertung. Schwein
sonal leichte Grünkohlalternative zu
ist imagemäßig schwierig einzuord-
Geräuchertem, wenn der Mai seinem
nen. Einerseits gehört es ins klassische
Wonnemonat-Image nicht gerecht
Schimpfwortrepertoire, andererseits
werden will.
wird es derzeit von CDU in Nord- bis
MICHELANGELO FALVETTI: NABUCCO SA 14. MAI | DOMICIL
SONGS OF THESSALONIKI SAVINA YANNATOU & PRIMAVERA EN SALONICO
MI 18. MAI | ST. MARIENKIRCHE
PERSIAN LOVE SONGS ALIREZA GHORBANI U. A.
FR 20 MAI | DOMICIL
JULIA HÜLSMANN OKTETT INTERNATIONAL JAZZ | NRW-PREMIERE
25. MAI | ST. MARIENKIRCHE
AfD in Süddeutschland zum nationalen
REZEPT
Esskulturgut hochgejazzt, das in Kita-
3 Schalotten hacken und in Olivenöl
TRADITIONELLE MUSIK AUS ASERBAIDSCHAN
und Schulkantinen unbedingt auf den
glasig dünsten. 100 g Gundermann
SA 28. MAI | KONZERTHAUS DORTMUND
Tisch kommen müsse, da andernfalls der
und 200 g Giersch – jeweils nur die
Untergang des Abendlandes drohe.
jungen oberen Pflanzenteile ver-
Das geht einher mit aus nordafrikanischen und vorderasiatischen Bürgerkriegsregionen flüchtenden Menschen. Ein offenbar bei vermutet weiten Teilen der Bevölkerung mieses Image dieser Flüchtlinge wollte jüngst eine bayerische Brauerei kommerziell für sich nutzen, indem sie ein Bier kreierte und „Grenzzaun“ nannte. Grenzzaun in Fraktur, auf dass es mittig dem Runen-Doppel-S gleiche, zu einem Preis von 88 Cent. Wer Neonazizahlensymbolik dechiffrieren kann, mag seine Schlüsse ziehen.
wenden – kleingeschnitten zugeben und etwa 10 Minuten garen, dass die Kräuter zusammenfallen. Ein wenig abkühlen lassen und mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. 3 Eier und 3 EL Olivenöl verquirlen und in die Masse rühren. 1 kg Kartoffeln in Scheiben
GIACOMO PUCCINI: EDGAR DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG DER URFASSUNG DO 2. JUNI | DOMICIL
HINDI ZAHRA WELTMUSIK | POP AUS MAROKKO
FR 3. JUNI | DOMICIL
MINE MEETS MONTEVERDI SONGWRITERIN TRIFFT AUF BAROCKEN MEISTER
SO 5. JUNI | ORCHESTERZENTRUM|NRW
MYTHOS MONTEVERDI
schneiden. In einer mit Butter ausge-
MONTEVERDI, VIVALDI, BLUES, GOSPEL U. A.
strichenen Auflaufform die Kräuter-
SA 11. JUNI | DOMICIL
masse und die Kartoffeln abwechselnd
YILIAN CAÑIZARES
schichten, mit Alufolie bedecken und
KUBA/SCHWEIZ/FRANKREICH
im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad
SO 12. JUNI |KONZERTHAUS DORTMUND
25 Minuten backen. Die Alufolie ent-
AUS OPER, OPERETTE UND MUSICAL
fernen, das Gratin mit 50 g geriebe-
Zum Glück sind hierzulande nicht alle
nem Emmentaler bestreuen und ohne
Werte perdu. Nach massiven Protesten
Folie weitere 35 Minuten garen.
wie geringen Verkäufen wurde das Bier
ALIM QASIMOV
VON WIEN NACH NEW YORK
TICKETS
01806/57 00 70*
*0.20 EUR/Anruf, Mobilfunkpreise Max. 0,60 EUR/Anruf PRÄSENTIERT VON:
vom Markt genommen. 23
VERANSTALTUNGEN 05 | 16 SO 01 | 05 | 16
BODO VERLOSUNGEN
Ausstellung | Das Portrait
16.05. | Klangvokal Musikfestival Dortmund:
Was macht Jugendlichsein 2016 aus? Alles Nerds
Bach & Nordische Musik
am Smartphone oder Beauty-Queens im Netz?
St. Bonifatiuskirche, Dortmund | 2 x 2 Karten
Jugendliche „erzählen“ in dieser Ausstellung
26.05. | Ruhrfestspiele Recklinghausen: Loser(s)
selbst etwas über sich in Fotos, Filmclips, Texten, Textilien und Sounds. „Das Portrait“ – das sind viele Kartons gefüllt mit Geschichten und Wahrheiten, die nach und nach geöffnet werden können und vielseitige Einblicke ermöglichen. Eine Ausstellung aus erster Hand von 14- bis 20-Jährigen selbst konzipiert, kuratiert und erstellt. Bis 26.6., Öffnungszeiten: dortmunder-u.de
26.05. – 11.06. | Sonita endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten 29.05. | Die Borderline Prozession Megastore, Dortmund | 2 x 2 Karten 29.05. | Klangvokal Musikfestival Dortmund: Das Meer der Erinnerungen St. Marienkirche, Dortmund | 2 x 2 Karten
Dortmunder U, Dortmund
31.05. | Imam Baildi Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten
MO 02 | 05 | 16
Mitmachen und Karten gewinnen: Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuzwort-
Film | Mustang – Fünf Mädchen für Freiheit Einfühlsam und kraftvoll zugleich setzt die
rätsel und Ihren Wunschgewinn mit Name, Telefon,
junge Regisseurin Deniz Gamze Ergüven die
Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an redaktion@
unzähmbare Lebenslust der fünf türkischen
bodoev.de oder auf frankierter Postkarte an bodo e.V.,
Schwestern in Szene, die sich in einer von
Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund.
Männern geprägten Gesellschaft ihr Recht auf Selbstbestimmung erkämpfen. Mit lichtdurchfluteten Bildern trotzt der Film dem dramatischen Geschehen und setzt der Brutalität zarte Sinnlichkeit und jugendliches Aufbegehren entgegen. Im Anschluss findet eine Diskussion über die Situation der Frau in der Türkei und in Deutschland statt. Eintritt frei, OmU. sweetSixteen Kino, Dortmund, 19 Uhr
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Busenbergstraße 8 a 44269 Dortmund T +49 (0)231 49 48 228 F +49 (0)231 49 48 226
Dent(ist) mobil
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Dent(ist) mobil
24
Theater Marl, Marl | 3 x 2 Karten
BODO-TIPP
Dortbunt-Straßenfest Dortmunder Innenstadt Sa. 7.5. und So. 8.5. ganztägig
Mit dem „Dortbunt!“-Straßenfest
Plätzen und Bühnen im gesamten
mit einem „Fest-Boulevard“ auf der
möchte die Stadt Dortmund sich in
Innenstadtbereich. Das Programm
Kampstraße und Bühnen auf dem
einem neuen Licht präsentieren.
besteht aus 2 Teilen: Am Samstag
Hansaplatz, dem Friedensplatz und
mit Kunst, Kultur und Musik auf
dem Platz von Leeds.
Die Stadt, die aktiv mit der Neonazi-
sieben Bühnen für alle Zielgruppen
szene in Verbindung gebracht wird,
und am Sonntag mit einem speziel-
Unter dem Motto „Eine Stadt. Viele
zeigt sich weltoffen und tolerant.
len Familienprogramm. Außerdem
Gesichter.“ schließen sich Dortmun-
Institutionen, Vereine, Verbände,
wird es internationale, kulinarische
der Künstlerinnen und Künstler, Co-
Initiativen, Kirchen, Gewerkschaf-
Darbietungen zu entdecken geben.
medians und Bands – ob etablierte oder Newcomer – zusammen, um
ten, Kulturschaffende und Behörden präsentieren sich zu diesem
Aus der Idee von Kulturschaffenden
ein buntes, weltoffenes und toleran-
Zweck am 7. und 8. Mai 2016 auf
wurde schnell ein solides Konzept
tes Dortmund zu repräsentieren.
ger Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die
Filmausschnitten und vielen Fotos zeichnet er
Töchter und Söhne blicken zurück: In Lesungen
den Triumphzug der Borussen nach und stellt
erzählen sie persönliche Geschichten und lassen
sein druckfrisches Buch vor. Eine Matinee, die
Die weltweite Mail-Art-Aktion wurde vom Künst-
sie mit Bildern aufleben. Der Eintritt ist frei.
die Erinnerung an die schwarzgelben Helden von
ler Norbert Koczorski initiiert. Unter dem Motto
Auslandsgesellschaft NRW, Dortmund, 19 Uhr
Glasgow wieder aufleben lässt, möglicherweise
MI 04 | 05 | 16 Ausstellungseröffnung | „Friede den Hütten“
sogar mit einem Überraschungsgast.
„Friede den Hütten – Krieg den Palästen“ rief er zur künstlerischen Gestaltung von Postkarten
Musik | Fidena: Moondog
Fletch Bizzel, Dortmund, 11 Uhr
auf. Unbefriedigende Reaktionen der Politik auf
In diesem Mai würde Moondog 100 Jahre alt. Für
Forderungen von Menschen mit Armutserfah-
die Menschen in New York war er einfach nur „The
rung lieferten den Anstoß zu diesem Projekt, das
Viking of 6th Avenue“, der Komponist und Musi-
Der Krieg steht vor der Tür, höchste Zeit, ein Held
zum 200. Geburtstag von Georg Büchner 2013
ker Louis Thomas Hardin spielte auf der Straße und
zu werden. Doch die Soldaten sind aus Plastik, das
erstmals ausgestellt wurde. 139 Künstler aus 25
verkaufte Kompositionen und Poesie an Passan-
Schlachtfeld ist ein Tisch und Heimat nur ein vager
Ländern griffen das Motto in 200 künstlerischen
ten. Inspiriert von der Kompositionslehre Bachs
Eindruck auf einem Bildschirm. In einem Kampf
Beiträgen auf. „Friede den Hütten“ liefert Sicht-
wie von der grenzenlosen Freiheit Charlie Parkers,
ohne klares Ziel oder einen erklärten Gegner os-
weisen auf Armut und Reichtum, auf Büchner
beinflusste er Steve Reich und Philip Glass bei ih-
zilliert die Grenze zwischen Realität und Fantasie.
und die heutige Situation. Bis Freitag, 27.5. sind
rer Neuformulierung einer Minimal Music. Seine
„Plastic Heroes“ arbeitet fast ausschließlich mit
die Bilder während der Öffnungszeiten, Mo. bis
letzten Lebensjahre verbrachte er im Ruhrgebiet.
handelsüblichem Kinderspielzeug. Die Unschuld
Do. von 10 – 13 Uhr und Fr. von 14 – 17 Uhr, zu sehen.
Kammerspiele, Bochum, 20 Uhr (auch 8.5.)
des kindlichen Spiels trifft auf die blutige Realität des Krieges, den die Erwachsenen führen – ein
bodo e.V., Stühmeyerstr. 33, Bochum, 14 Uhr Literatur | Daughters and Sons of Gastarbeiters
Theater | Fidena: Plastic Heroes
DO 05 | 05 | 16
witziges und wildes Antikriegs-Puppentheater. Rottstr5 Theater, Bochum, 21 Uhr
Sie folgten ihren Eltern aus den Dörfern Anatoli-
Mischmasch | Gregor Schnittker – „Helden von 66“
ens, Südeuropas, des Balkans nach Deutschland
Exakt vor 50 Jahren gewann der BVB als erste
oder kamen in einem Arbeiterviertel der Bundes-
deutsche Mannschaft einen Europapokal – da-
republik zur Welt. Ihre Väter und Mütter sollten in
mals so bedeutsam wie das Wunder von Bern. Für
Deutschland als „Gastarbeiter“ den Wirtschafts-
den Dortmunder Journalisten Gregor Schnittker
Im Mai öffnet der Rekorder auch wieder sonn-
aufschwung beflügeln. Ihr Kapitel ist ein wichti-
ist es Anlass, die Historie wiederzubeleben. Mit
tags, und so kann das Wochenende bei Live-
SO 08 | 05 | 16 Musik | Songs & Cakes
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25
VERANSTALTUNGEN MAI 2016
Musik sowie Kaffee und Kuchen ausklingen.
Musik | Pleasant Grove
DO 12 | 05 | 16
Den Start macht die Musikerin „Entertainment
„Americana“ ist ein Synonym für nordamerika-
for the Braindead“ aus Berlin. Ob Gitarre, Banjo,
nische Folk- & Roots-Musik. Der Begriff wurde
Ukulele, Flöte oder ihre Stimme: Die talentierte
in den 1980/90ern geprägt, die Musik erlebte
Der Regisseur und Video-Künstler Arne Vogelge-
Musikerin bringt ganz unterschiedliche Elemen-
ihren ersten Boom um die Jahrtausendwen-
sang beleuchtet anhand von Originalbeispielen
te zusammen und kreiert so ihren ganz eigenen,
de. Insofern dürfen die Indie- & Alternative
aus dem Internet die Ästhetik und die Strategien
unkonventionellen Sound. Am 22.5. ist dann der
(Country-)Rocker der US-Szene jener Zeit, Ple-
radikaler politischer Propaganda und Selbstdar-
Songwriter Joseph Meyer zu Gast. Eintritt frei.
asant Grove (10.5.), Terry Lee Hale (19.5.) und
stellung im Netz: Der besorgte Bürger, die Kul-
Rekorder, Dortmund, 15 Uhr
Walter Salas-Humara (24.5.) durchaus auch als
turkämpferin, der Djihadist – wer sich heute der
(auch 22.5. mit Joseph Meyers)
Begründer dieses Genres angesehen werden.
Figur des virtuellen Aktivisten (z.B. auf Youtube)
Infos unter www.hafenschänke.de
verschreibt, hat eine Reihe performativer Aufga-
subrosa, Dortmund, 20 Uhr
ben zu lösen. Im Internet versprechen radikale
MO 10 | 05 | 16 Lesung | Günter Rückert – „Bunter Hund“ In seinen Geschichten und satirischen Texten setzt sich Günter Rückert kritisch mit den oft
Video-Vortrag | Blackbox – Digihad
Gesten die Veränderung der Welt. Welche reale
MI 11 | 05 | 16
Gefahr geht von diesen Aktivisten aus? Studio / Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr
Musik | Me And My Drummer
absurden und skurrilen Seiten seines Daseins als
Im Februar erschien „Love Is A Fridge“, das zwei-
Künstler auseinander; wie es so ist, wenn man
te Album von Me And My Drummer. Drei Jahre
von Vernissage-Besuchern erklärt kriegt, was
nach der Veröffentlichung ihres viel beachte-
man alles falsch macht in seiner Malerei, wenn
ten Debüts hat das Berliner Duo mehr als 150
Der österreichische Musiker und Schriftsteller
„keine Ahnung“ auf „kenn ich nicht“ trifft, wenn
Konzerte quer durch Europa gespielt und mit
liest aus seinem neuen Roman: Der alternde
sich ein öffentlicher Auftrag zu einer harten Ge-
„You’re A Runner“ ganz nebenbei einen Hit ab-
Schriftsteller Aumeier trifft seine Jugendliebe
duldsprobe auswächst, wenn einen der horror
geliefert. Mit den neuen Songs sind Charlotte
Terése wieder, von der er 40 Jahre zuvor unter du-
vacui vor der leeren Leinwand erwischt.
Brandi und Matze Pröllochs experimenteller
biosen Umständen getrennt wurde. Gemeinsam
Studio B der Stadt- und Landesbibliothek,
und mutiger geworden.
beginnen sie, sich „davonzumachen“. Dabei ver-
Dortmund, 19.30 Uhr
FZW, Dortmund, 20.30 Uhr
strickt sich Goubrans Held Aumeier immer mehr
FR 13 | 05 | 16 Lesung | Alfred Goubran – „Das letzte Journal“
in den Wirren zwischen Leben und Geschichtsbü-
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chern, Traum und Wirklichkeit, Geschichte und Gegenwart. Der Eintritt ist frei. Goldkante, Bochum, 20 Uhr
SA 14 – SO 15 | 05 | 16 Festival | Ruhr International – Fest der Kulturen Musik, Kabarett, Theater, Film, Diskussion, Party, Kinderprogramm, Informationen, Austausch
Energie gibt’s bei mir nur aus dem Pott.
und Kulinarisches aus aller Welt: Am 14. und 15. Mai 2016 wird „Ruhr International – Das Fest der Kulturen“ zum dritten Mal stattfinden. Mit dabei sind Pat Thomas & Kwashibu Area Band, Flavia Coelho, Nosliw, La Sra. Tomasa, Dave Davis u.v.a. Zahlreiche Initiativen & Vereine, Info-, Verkaufs- und Essensstände laden mit Gesprächen, Information und landestypischer Küche zum Verweilen ein. Infos unter ruhr-international. de. Der Eintritt ist frei. Jahrhunderthalle, Bochum, jeweils 14 Uhr
Unsere Energie für unsere Region
MO 16 | 05 | 16 VERLOSUNG | Klangvokal Musikfestival Dortmund: Bach & nordische Musik Großes Renommee hat sich der führende norwegische Chor Det Norske Solistkor auch internatio-
≥
dew21.de
nal erworben. Bei einem seiner seltenen Deutschland-Konzerte stellt das 24-köpfige gemischte
26
BODO-TIPP
Talk im DKH – Vortrag „Generation Allah“
Nach der ersten Veranstaltung der
erlebte. Damals wurde er zum radi-
gerade heute und gerade in Europa
Reihe „Talk im DKH“ am 11. März folgt
kalen Islamisten, heute beteiligt er
bei Jugendlichen attraktiv gemacht
nun, am 27. Mai 2016, der zweite Teil
sich an Projekten wie „Heroes“ und
wird, welche gesellschaftlichen und
zur Vortragsreihe über den Islam in
„Hayat“, welche zur Prävention und
religiösen Trends es soweit haben
Deutschland.
Deradikalisierung von Betroffenen
kommen lassen und vor allem dar-
ins Leben gerufen wurden.
über, was man gegen religiösen Ext-
Ahmad Mansour, Psychologe und
remismus tun kann.
Autor des Bestsellers „Generation
Mit Aladin El-Mafaalani, Professor
Allah“, referiert über die Radikali-
für Politikwissenschaft an der TU
Dietrich-Keuning-Haus
sierung muslimischer Jugendlicher,
Münster, spricht er über diese Er-
Leopoldstraße 50, Dortmund
welche er einst selbst als palästi-
fahrung und darüber, wie eine ultra-
Fr. 27.5. | 19 Uhr
nensisch-israelischer Jugendlicher
konservative Auslegung der Religion
Ensemble nun Werke von Johann Sebastian Bach
Lesung | Heinz Strunk – „Der goldene Handschuh“
SA 21 | 05 | 16
der nordischen und deutschen A cappella-Litera-
Heinz Strunks schrecklicher Held heißt Fritz Hon-
tur des 20. Jahrhunderts
ka – ein Frauenmörder aus der Unterschicht, der
Soziale Stadtführung | Neue Perspektiven –
gegenüber. Hier stimmt
1976 in einem spektakulären Prozess schaurige
bodo-Verkäufer zeigen ihr Bochum
einfach alles: der Reich-
Berühmtheit erlangte. Honka, geistig und kör-
Wie verbringen eigentlich Menschen auf der
tum an Klangfarben, Har-
perlich gezeichnet durch eine grausame Jugend,
Straße ihren Tag? Wo halten sie sich auf, welche
monie und Homogenität,
nahm seine Opfer aus der Hamburger Absturz-
Angebote und Hilfen gibt es? Bei bodos sozialer
Stilsicherheit und Emphase. Infos zum gesamten
kneipe „Zum Goldenen Handschuh“ mit. Strunks
Stadtführung zeigen Verkäufer des Straßenma-
Programm des Klangvokal Musikfestivals Dort-
Roman taucht tief in die Welt von Kiez, Kneipe,
gazins „ihr“ Bochum. Auf einem zweistündigen
mund unter klangvokal-dortmund.de
Abbruchquartier, deren Bewohnern das mitleid-
Rundgang gibt es neue An- und Einsichten zu
St. Bonifatiuskirche, Dortmund, 19 Uhr
lose Leben alles Menschliche zu rauben droht.
gewinnen. Entlang des Tagesablaufs eines Men-
bodo verlost 2 x 2 Karten
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
schen ohne Wohnung besuchen die Stadtführer ANZEIGE
DO 19 | 05 | 16 Lesung | Dond & Daniel lesen Truman Capote Truman Capote (u.a. „Frühstück bei Tiffany“), 1924 in New Orleans geboren, ist mit Sicherheit einer der bekanntesten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Dond und Daniel haben sich eigentlich den Ruf erarbeitet, Unbekanntes vorzustellen. Warum sie dennoch Truman Capote lesen, hat jedoch einen guten Grund: Vor nicht allzu langer Zeit ist unter dem Titel „Wo die Welt anfängt“ ein Kurzgeschichtenband erschienen, mit Stories, die er als Teenager geschrieben hat und die teils noch nie veröffentlicht wurden. Eintritt frei. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
FR 20 | 05 | 16 Tanztheater | Mydentity Neun Transfrauen, Transmänner und intersexu-
Wir verbinden Dortmunds
schönste Ecken
elle Menschen, die sich mit ihren Geschlechts-
Sicher und bequem durch unsere Stadt
rollen und -identitäten auseinandersetzen:
Verbindungen • zahlreiche NachtExpress-Netz • dichtes • keine Parkplatzsuche
Regisseurin Barbara Wachendorff entwickelt daraus eine dokumentarische Theater-Tanzperformance. Erfahrungen und Konflikte, die mit dem Kampf um eine eigene, selbstbestimmte Geschlechtsrolle und –identität einhergehen, stehen bei dieser Arbeit im Mittelpunkt.
Weitere Infos: www.bus-und-bahn.de Mobiles Internet: bub.mobi
Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr Anz_Bodo_Schönste_Ecken_130x140_4c_01Ausgabe.indd 1
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27
VERANSTALTUNGEN MAI 2016
Orte und Einrichtungen, beschreiben eigene
Bernd Gieseking nach Finnland auf, um seinen
entsteht so eine frische, junge Show. Das gesamte
Erfahrungen und liefern Informationen zu den
Bruder, der sich in eine Finnin verliebt hat, in
Programm der Ruhrfestspiele Recklinghausen
Hilfe- und Selbsthilfenetzen in der Stadt. Über-
seiner neuen Heimat zu besuchen. Aber wer sind
(1.5.-19.6.) gibt es unter: ruhrfestspiele.de
nachtungsstellen, Suppenküchen, Tageseinrich-
die Menschen dort? Verschrobene Einzelgänger?
Theater Marl, Marl, 18 Uhr
tungen liegen auf dem Weg. Um Anmeldung
Trinkfest und sangestüchtig? Und warum spre-
bodo verlost 3 x 2 Karten
unter 0231 – 950 97 80 wird gebeten.
chen die Finnen eine so verteufelt schwere Spra-
Treffpunkt: bodo e.V., Stühmeyerstr, 33, BO, 11 Uhr
che? Bernd Gieseking präsentiert einen Crashkurs in Sachen Sauna und Seen, Wodka und Wald,
Lesung | „Vorlesen“
SA 28 – SO 29 | 05 | 16
Eltern und Elche. Der Eintritt ist frei – Spenden für
Musik | 1. Internationales
An jedem 1. und 3. Samstag im Monat lesen
die KANA-Suppenküche erwünscht.
Kammermusikfestival Ruhrtal
Buchhändlerinnen der transfer Buchhandlung
Pauluskirche, Dortmund, 15 Uhr
oder Lesepaten Kindern von 4 bis 8 Jahren aus beliebten Kinderbüchern vor. Die Auswahl wird aus Neuerscheinungen oder Kinderbuchklassikern getroffen. Der Eintritt ist frei. transfer. bücher und medien, Dortmund, 11 Uhr
Erstmalig wird das Internationale Kammermusikfest Ruhrtal in Bochum und Hattingen stattfinden. Internationale Musiker kommen
MI 25 | 05 | 16
zusammen, um an drei Orten zu musizieren. Das
Fest | Das Uni Sommerfest
Repertoire ist breit angelegt: romantische Kam-
Das Sommerfest der RUB geht nach einjähriger
mermusik, vokale Polyphonie des Mittelalters,
Pause in die 42. Runde. Forschung und Lehre ma-
Barockes auf historischen Instrumenten sowie
chen Platz für einen Abend mit Live Musik, kuli-
deutsche Erstaufführungen von zeitgenössi-
narischen Besonderheiten und vielen Attrakti-
schen Werken. Alle Konzerte und Veranstaltungs-
Kunst | Offene Ateliers Dortmund, 1. Wochenende
onen für Groß und Klein. Neben Livemusik von
orte im Überblick auf kammermusik-ruhr.de
Zum dritten Mal werden im Mai 2016 die stadt-
Banda Senderos, Weekend, Olympique u.a. gibt
Versch. Orte, Bochum
weiten Offenen Ateliers Dortmund veranstal-
es Poetryslam, Comedy, Street-Food-Stände, Kin-
tet. Alle zwei Jahre bieten Kunstschaffende
derprogramm und das traditionelle Feuerwerk.
und Kreative einen Blick hinter die Kulissen – in
Ruhr-Universität, Bochum, 16 Uhr
SA 21 – SO 22 | 05 | 16
Arbeitsräume und Ateliers, auf Werke und Arbeitsweisen. Das Publikum erhält dabei einen eindrucksvollen Einblick in die Dortmunder Kreativ- und Kunstszene, deren Arbeiten und Projek-
SA 28 – SO 29 | 05 | 16 Kunst | Offene Ateliers Dortmund, 2. Wochenende
DO 26 | 05 | 16 VERLOSUNG | Ruhrfestspiele RE: Loser(s)
Um Besuchern die Gelegenheit zu bieten, möglichst viele der zahlreichen Orte in ganz Dortmund zu besichtigen, finden die Offenen Ateli-
te. Abseits vom Arbeitsalltag haben Interessierte
Es geht um Verlierer und Verlust, darum, dass man
ers Dortmund erstmals an zwei Wochenenden
die Möglichkeit zum Dialog mit den Gastgebe-
sich heutzutage schnell verlieren kann und dass
statt. Infos: offene-ateliers-dortmund.de
rInnen und zum Erwerb von Erzeugnissen und
das Leben mit Verlust ver-
Versch. Orte in Dortmund (westlich der B54),
Werken. Infos: offene-ateliers-dortmund.de
bunden ist. Es wird aber
Sa. 15 – 20 Uhr, So. 11 – 18 Uhr
Versch. Orte in Dortmund (östlich der B54)
keineswegs eine strin-
Sa. 15 – 20 Uhr, So. 11 – 18 Uhr
gente Geschichte erzählt, sondern diese Themen sind spielerisch mit den artistischen Disziplinen
SO 22 | 05 | 16
SO 29 | 05 | 16 Kindertheater | Aus dem Lehm gegriffen
verbunden. „Loser(s)“ vermischt Akrobatik, zeitge-
Der Schöpfer sitzt an seinem Arbeitstischchen
Kabarett | Bernd Gieseking – „Finne dich selbst!“
nössischen Tanz und HipHop-Elemente mit einem
und spielt mit Lehm. Was wird diesmal wohl ent-
Ein Kabarettprogramm als Roadtrip: Mit seinen
eingängigen Soundtrack und Beatboxing. Ange-
stehen? Träumerische Landschaften? Exotische
Eltern Ilse und Hermann auf dem Rücksitz bricht
reichert mit einer Prise tschechischem Humor
Gewächse? Monster, Feen, alte Götter? Der Schöp-
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BODO-TIPP
Kurzfilmen zu sehen sein. Dieses
Welcher Film der beste ist, entschei-
groß. In zahlreichen Kneipen wer-
Jahr kommt – neben Herr Walter,
den die Zuschauer. Der Hauptspon-
den mittels Beamer und Leinwand
Missing Link, El Mundo, Balke, der
sor Dortmunder Kronen zeichnet
viele Fußballspiele übertragen. Ist
Großmarktschänke, dem Sissiking-
den Film im Anschluss mit dem
die Saison vorbei, stehen diese bis
kong und der Gaststätte Tremonia –
„Goldenen Bierdeckel“ und 300 Euro
zur nächsten rum.
das Subrosa im Hafenbezirk hinzu.
Preisgeld aus.
Die Kneipenkultur in Dortmund ist
6. Dortmunder Tresen-Filmfestival
Der Eintritt ist, anders als im Kino, Oder auch nicht: Denn das Dort-
wie jedes Jahr frei. Nach den Veran-
Das Programm für dieses Jahr wird
munder Tresen-Filmfestival geht
staltungen wird ein Spendenspar-
auf der Internetseite des Festivals
Programm unter www.dtff.de
in die sechste Runde. An fünf Ta-
schwein durch die Reihen gereicht,
www.dtff.de bekanntgegeben.
Mo. 30.5. bis Fr. 3.6.
gen werden in acht Dortmunder
um die entstandenen Kosten zu
Diverse Orte in Dortmund
Kultkneipen eine ganze Reihe an
decken.
fer legt los: Er schneidet, knetet, matscht, klopft,
berührende Einblicke in das, was uns Menschen
Sänger Marco Beasley neue Ausdrucksformen
gräbt, schlägt, streichelt, bröselt, quetscht, formt,
ausmacht: Leben und Sterben, Lieben und Has-
mediterraner Klangwelten. Infos zum gesam-
schichtet, teilt, schabt, biegt, schmiert, schält,
sen, Angst und Hoffnung. Dutzende Szenen mit
ten Programm des Klangvokal Musikfestivals
ritzt, bohrt, klebt. Und der Lehm? Lässt er wirklich
über fünfzig Figuren, die tief berühren – große
Dortmund unter klangvokal-dortmund.de
alles mit sich machen? Andererseits: Geht etwas
Schauspielkunst. Eine wunderschöne Meditati-
St. Marienkirche, Dortmund, 19 Uhr
kaputt, ist das gleich ein Weltuntergang? Von we-
on unter der musikalischen Leitung von Tommy
bodo verlost 2 x 2 Karten
gen. Ein Kunst-Abenteuer für Kinder ab 4 Jahren.
Finke, entwickelt von den Machern von „Das
Theater Unten, Bochum, 16 Uhr
goldene Zeitalter“ und „Die Show“. Weitere Termine: theaterdo.de
Ausstellungseröffnung |
Megastore, Dortmund, 18 Uhr
Hubert Kiecol – WeissGlasSchwarzRot
bodo verlost 2 x 2 Karten
DI 31 | 05 | 16 VERLOSUNG | Imam Baildi Imam Baildi ist ein sehr beliebtes und köstli-
Vom 29.5. bis 21.8.2016 zeigt das Josef Albers
ches mediterranes Gericht mit Auberginen.
Museum Werke des deutschen Künstlers Hu-
VERLOSUNG | Klangvokal Musikfestival
Gleichzeitig eine feine
bert Kiecol, der momentan in Köln lebt und ar-
Dortmund: Das Meer der Erinnerungen
Musikkomposition der
beitet. Informationen zur Ausstellung und den
Neben Barockmusik von Cavalli, Ortiz und
Brüder Lysandros und
Öffnungszeiten unter www.quadrat-bottrop.de
Rossi erklingen traditionelle Musik der Se-
Orestis Falireas und ih-
Josef Albers Museum, Bottrop
pharden, Gesänge aus Italien,
VERLOSUNG | Die Borderline Prozession
rer siebenköpfigen Band
Griechenland
aus Athen. Bouzouki meets Electro Swing, Greek
und Armenien sowie
Roots meets HipHop & Mambo Big Band Orches-
20 Schauspieler, ein Haus mit zehn Zimmern,
portugiesischer
Fado.
tration. Nach unzähligen Klubtouren durch Eu-
Dachterrasse und bewachter Außenfront,
Die Viola da Gamba als
ropa und Auftritten auf einigen der populärsten
davor ein mysteriöser
das Instrument feinster Empfindungen wird
internationalen Festivals wie Roskilde, Sziget,
Parkplatz. Um das Haus
hier geerdet durch traditionelle Musik des Mit-
Montreal Jazz Festival u.a. ist Imam Baildi’s
fährt in endloser Prozes-
telmeerraumes: Friederike Heumann und die
Sound längst kein Geheimtipp mehr.
sion eine Kamera – und
türkische Sängerin Nihan Devecioglu erkunden
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
gewährt dem Publikum
erstmals gemeinsam mit dem italienischen
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BODO GEHT AUS
Streetfood am Riff | Bochum Das Döner-Prinzip für Gourmets
Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski
Eine zentrale Gestalt der Szene im Ruhrgebiet ist Max Sollmann. Er ist Mitbetreiber der
Die Methode ist einfach und schnell erklärt:
M&M Eventgemeinschaft und hat sich darauf
Kurz anhalten und Leckereien kaufen, die
spezialisiert, Streetfood-Märkte im Ruhrge-
direkt ohne Messer und Gabel verspeist wer-
biet zu organisieren. Nach dem mit stolzen
den können. In Asien oder Südamerika gibt
6.000 Gästen äußerst erfolgreichen Sommer-
es das Modell Streetfood-Markt schon lange.
Debüt im letzten Jahr auf dem Bochumer Riff-
Den Schlüssel für diesen Boom erklärt Orga-
In Bangkok versorgen sage und schreibe
Gelände ist sein „Food Lovers“-Markt schon
nisator Max Sollmann mit einfachen Worten:
20.000 Selfmade-Köche die Stadtbewoh-
ein paarmal wiederholt worden.
„Es ist ein Bedürfnis der Leute, knackiges Essen und coole Musik bei tollem Wetter
ner mit geschätzt 40 Prozent des täglichen
30
Bedarfs an gekochtem Essen. In unseren
An der Schneise oberhalb der Rotunde ist
unter freiem Himmel zu genießen“, sagt er
Breitengeraden wird dieses Gutes-Essen-To-
an den alten Güterbahnhofsgebäuden der
ganz schörkellos. Mit seinem Partner Michael
Go-Modell auch immer beliebter.
Discothek Riff ein temporäres Eldorado der
Walter stellt er möglichst schmackhafte Zuta-
kulinarischen Köstlichkeiten entstanden. In
ten für die diversen Märkte zusammen.
Seit der Hamburger Koch und Food-Blogger
den späten Nachmittagsstunden sind die
Stevan Paul ungewöhnliche Kreationen wie
Schlangen an der Kasse schier endlos. Der
Hier eine Kaffeebar, dort Bio-Brause am
Haselnuss-Burger mit Portwein-Cranber-
Eintritt kostet drei Euro, und das wird auch
Getränkestand, dazu Pommes aus fri-
rybutter, Beef und Chili-Birnen salonfähig
kritisch beäugt. Eine Rentnerin aus Altenbo-
schen Kartoffeln oder vegane Waffeln mit
gemacht hat, ist die bunte Straßenküche
chum beschwert sich: „Die wollen doch was
Kirschen als Fruchtbeilage. Nicht nur in
längst kein Geheimtipp mehr nur für
verkaufen, warum soll ich denn dafür noch
Bochum ist dieses Stelldichein inzwischen
Insider. Eine weitere Maxime ist, dass hier
Eintritt bezahlen?“ Die kritischen Stimmen
etabliert, Wartezeiten bis zu 20 Minuten für
hochwertig inszeniertes Essen zu bezahlba-
bleiben in der Unterzahl, das Konzept geht
einen BBQ-Burger mit reichhaltigen Zutaten
ren Preisen angeboten wird.
in der Breite auf.
sind mittlerweile üblich.
POLITIK
Spiel auf Zeit Die Journalistinnen Nina Schulz und Mena Urbitsch erzählen seit Jahren in preisgekrönten Reportagen das „Spiel auf Zeit“, mit dem der deutsche Rechtsstaat die Ansprüche Überlebender der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik aussitzt. Ihre Arbeiten sind nun in einem so aufwühlenden wie notwendigen Buch erschienen. Von Bastian Pütter | Foto: Elisabeth Mena Urbitsch
Die gelungene Aufarbeitung, gar die vor-
rung ist eine grenzüberschreitende Peinlich-
bildliche „Wiedergutmachung“ der Ver-
keit, in vieler Hinsicht passt sie ins Bild.
brechen des Nationalsozialismus gehört zur bundesrepublikanischen Identität. Aus
2011 erschien in bodo eine Geschichte über
dem Wissen, dass Deutschland sich seiner
die Überlebenden des SS-Massakers von
Verantwortung gestellt habe, erwächst
Sant’Anna di Stazzema. In Italien rechtskräf-
Zwischen 20 verschiedenen Ständen, Zelten
ein Selbstbewusstsein auf brüchigem Fun-
tig verurteilt, lebten die Täter jahrzehntelang
und Food-Trucks wird den hungrigen
dament. So wenig wie eine konsequente
in Deutschland, ein SS-Unterscharführer in
Besuchern mit Musikaufführungen ein
Ahndung von Kriegsverbrechen stattfand,
Dortmund, weil die Bundesrepublik von einer
kleines Rahmenprogramm geboten. Der
so deprimierend ist die Geschichte der Ent-
Auslieferung absah. Gleiches galt für das SS-
Betrieb „Futter Flotte“ aus Essen ist mit
schädigung der Opfer.
Massaker im griechischen Distomo.
ein ehemaliger UPS-Truck aus den 1970er
„Spiel auf Zeit“ hieß schon die 2010 in bodo
Über Jahre sind Nina Schulz und Mena Ur-
Jahren, der stahlblau umlackiert worden
erschienene Reportage von Nina Schulz
bitsch durch Europa gereist, haben mit Über-
ist. In Bochum servieren sie unter anderem
und Mena Urbitsch. Für die Langfassung
lebenden gesprochen und Geschichten sich
ein Meatball-Sandwich mit kleinen Rind-
ihrer Recherche erhielten sie den Alterna-
fortschreibenden Unrechts gesammelt. Her-
fleischfrikadellen, Tomatensauce, Bärlauch-
tiven Medienpreis. Sie hatten den Essener
ausgekommen ist eine Geschichte der Nicht-
Gernolata und Parmesan zu sieben Euro.
Sozialrichter Jan Robert von Renesse nach
Entschädigung, genauso aber eine Sammlung
Ein Döner bedeutet Fleisch und Gemüse in
Israel begleitet, wo er die Ansprüche von
warmherziger, berührender Porträts (mit
einer Teigtasche. Dieses Prinzip wird von
Überlebenden auf eine sogenannte Ghet-
Mena Urbitschs zurückhaltenden Schwarz-
der „Futter Flotte“ verfeinert und zu einem
to-Rente vor Ort prüfte, um den betagten
weiß-Fotos). Die beiden treffen wunderbare
Zwei-Sterne-Erlebnis für den Gaumen hoch-
Antragstellern die beschwerliche Reise nach
Menschen, stellvertretend für fast unüber-
gejazzt. Spätestens jetzt wird klar, warum
Deutschland zu ersparen. Jan Robert von
schaubar viele: Die Mehrheit der NS-Verfolg-
Streetfood-Märkte so beliebt sind.
Renesse wird zurzeit von seinem Dienst-
ten hat nie eine Entschädigung erhalten.
großem Besteck da. Ihr LKW sieht aus wie
herrn, dem NRW-Justizminister Thomas Kommende Streetfood-Märkte:
Kutschaty (SPD) verklagt, er hatte die Verlet-
Nina Schulz, Elisabeth Mena Urbitsch
28. und 29.5. Essen, Zeche Zollverein
zung fundamentaler Rechtssaatprinzipien
Spiel auf Zeit. NS-Verfolgte und ihre Kämpfe
11. und 12.6. Bochum, Riff
im Ghetto-Renten-Verfahren als Missstand
um Anerkennung und Entschädigung.
www.foodlovers-markt.de
bezeichnet. Das Vorgehen der Landesregie-
ISBN 978-3-86241-451-2 | Assoziation A | 24 Euro 31
REPORTAGE
Die Industriewälder im Ruhrgebiet
Mutter Natur hat immer ein gutes Rezept Unter einem Forsthaus stellt man sich gemeinhin ein hübsches Hutzelhäuschen vor, abgelegen in den Tiefen des Waldes, dort, wo sich Fuchs und Hase seit jeher die Gute Nacht wünschen. Die Forststation Rheinelbe liegt Luftlinie freilich nur einen Kilometer von der Gelsenkirchener Innenstadt entfernt. Auch prangt über dem Eingang kein prächtiges Hirschgeweih, stattdessen ist die industrielle Vergangenheit des Gebäudes durchaus erkennbar. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Oliver Balke ist der Leiter der Forststation Rheinelbe. Er trägt grüne Försterkluft und unübersehbar das Hoheitszeichen des Landes NRW auf der Brust. Herr Balke betreut im Auftrag der Landesbetriebe Wald und Holz (der früheren Landesforstverwaltung) das Projekt „Industriewald Ruhrgebiet“ als ein Beitrag von vielen, den Strukturwandel im Revier zu begleiten. „Unser Ziel ist es, die Leute und schwerpunktmäßig Kinder für die Industriebrachen zu interessieren und für die Wildnis, die sich darauf entwickelt hat“, erklärt er. „Wir bewegen uns hier abseits der üblichen forstwirtschaftlichen Wege. In unserem Metier sind wir immer schon ein bisschen die Exotentruppe gewesen.“
Tabuzone Industriebrache Seine Station feiert in diesem Jahr ihren zwanzigsten Geburtstag. Die Idee der Industriewälder hat, genau wie die der Leuchtturmprojekte Gasometer Oberhausen, Zeche Zollverein oder Landschaftspark Duisburg, ihren Anfang mit der IBA genommen, der Internationalen Bauausstellung Emscherpark. „Das war ja das große Strukturwandelprogramm der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Von 1989 bis 1999 wurden über einhundert Projekte höchst unterschiedlicher Ausprägung initiiert. Es wurden neue Siedlungen gebaut und alte Industrieanlagen vor dem Abriss gerettet, um sie für eine anderweitige Nutzung zu sanieren. In dem Zuge begann man erstmals über den Neuaufbau von Landschaft nachzudenken. Anfangs war das umstritten. Es gab Stimmen, die fragten, was der Quatsch solle. Landschaft und Ruhrgebiet ging damals in vielen Köpfen nicht zusammen.“ Oben: Flechten sind ein sichtbarer Indikator für gute Luftqualität. Rechts: Tümpel, Molche, wilde Tiere – Förster Oliver Balke (r.) plädiert für den Wald als Erlebnisraum für Groß und Klein. 32
Es ist jedoch nicht zu ignorieren, dass es brachliegende Zonen ohne wirtschaftlichen Nutzen und mit ungewisser Zukunft gab und bis heute gibt. Unübersehbar erinnern Halden im Ruhrgebiet an den Bergbau. Etliche von der Schwerindustrie verlassene flache Areale wurden von den Gemeinden zu Gewerbegebieten umgewidmet. Oftmals fehlt es an finanziellen Mitteln, sie zu entwickeln. Zahlreiche Flächen sind folglich bis
Forststation Rheinelbe VirchowstraĂ&#x;e 123 45886 Gelsenkirchen Telefon 0209 – 147 48 44 wald-und-holz.nrw.de 33
REPORTAGE
dato eingezäunt, Warnschilder verbieten unter Androhung von Strafe das
nicht verlaufen, weswegen sich die IBA an die Landesforstverwaltung wand-
Betreten. An ihre Existenz hat man sich gewöhnt, nimmt sie kaum noch
te. Erstens, weil am Ende der Entwicklung, klassisches Förstermetier, ein
wahr, sie sind zu Tabuzonen im dicht besiedelten Raum geworden.
Wald stehen würde, und zweitens, weil ein Förster in Dienstkleidung mehr Autorität ausstrahlt als ein Ehrenamtlicher in Jeans und T-Shirt.
Wege statt Zäune
Konfliktfälle sind zwar relativ selten, kommen aber gelegentlich vor. Herr
„Es war wohl ein glücklicher Zufall, dass die Verwaltung der IBA damals
Balke nennt einige Probleme, mit denen auf Brachland leider immer zu
hier auf Rheinelbe saß“, sagt Herr Balke. „Die eigentliche Zeche wurde
rechnen ist: wilde Müllkippen, Motocross-Parcours, schlecht erzogene, frei-
bereits um 1930 stillgelegt, der Abriss der Gebäude erfolgte später in
laufende Hunde. „Unsere Arbeit lässt sich mit der eines Rangers in Natio-
Etappen und über Jahrzehnte hinweg. Lange Zeit gab es noch eine Strom-
nalparks durchaus vergleichen“, sagt er. „Wir gehen aber nicht übertrieben
verteilungsanlage für andere Schächte und dann hatte sich die Berg-
päpstlich vor. Die Bevölkerung soll diese Freiräume für sich als solche nut-
werksgesellschaft häuslich eingerichtet, mit Kasino, Schwimmbad und
zen. Wenn dabei gewisse Grenzen überschritten werden, zücken wir nicht
Sportplatz. Wie dem auch sei, als die IBA kam,
gleich den Strafzettel, sondern versuchen im Gespräch zu überzeugen. Hier
schaute deren Leiter Professor Ganser
ging es ja von Anfang an nicht um den konsequenten Arten- und Natur-
täglich aus seinem Fenster auf das
schutzgedanken nach dem Motto: Da stülpen wir jetzt eine Käseglocke drü-
Gelände, das vor seinen Augen
ber und Mutter Natur hat ein paar schöne ungestörte Brutstätten mitten
im Dornröschenschlaf lag.
in der Stadt‘. Wir wollen die Wildnis vor der Haustür erlebbar machen und
In seinen Pausen ist er oft
sehen den Förster dabei als Begleiter. Wichtig war uns, dass die Sache von
über den Stacheldraht-
Anfang an rechtlich als Wald betrachtet wurde. Das bringt eine vorteilhafte
zaun geklettert, um da
Begleiterscheinung mit sich: In NRW hat laut Landesforstgesetz ein Wald
spazieren zu gehen.“
für jedermann zugänglich zu sein. Es gibt keine Betretungsbeschränkungen. Es ist auch erlaubt, sich abseits angelegter Wege zu bewegen. Wer das
Man muss davon aus-
macht, macht es allerdings auf eigene Gefahr.“
gehen, dass der IBAChef fasziniert war von dem, was er hinter
Austoben und Dreckigmachen
der Umzäunung fand. Die
Um hinsichtlich Akzeptanz und Nutzung nicht im Dunkeln zu tappen, wur-
Planierraupen hatten nach
den im Lauf der Zeit mehrfach wissenschaftliche Erhebungen durchgeführt.
getaner Arbeit zunächst eine
Pioniere bei der Eroberung waren demnach Kinder und Jugendliche, die im-
Mondlandschaft hinterlassen.
mer auf der Suche nach Freiräumen sind und im Wald ganz andere Möglich-
Aber eine solche Brache wird schnell
keiten finden als in gestalteten, empfindlichen Parkanlagen. Dann kamen
wieder grün. Zuerst kommen Moose und
Spaziergänger und die Hundebesitzer, die sich freuen, mit gesetzlicher Er-
Kräuter und bald mit der Birke das erste Pionierge-
laubnis ihre Hunde auf den Wegen unangeleint laufen lassen zu können.
hölz. Es ist spannend, was auf einem solchen Territorium passiert. Hält sich
Als letzte große Gruppe entdeckten Jogger, Radfahrer und Nordic Walker
der Mensch heraus, entsteht eine verwunschene Welt. „Es wird Wald, ganz
die Industriewälder für sich. Öffentliches Grün ist ein rares Gut im Revier.
ohne dass Pflanzpläne gemacht werden“, nennt es Herr Balke. Indes kommt so etwas nur selten vor. Ungern erlaubt der Mensch unkontrollierte Prozesse.
Das Projekt erwies sich als Erfolg. Im Dreieck Dortmund-Datteln-Essen
„Man hat im Ruhrgebiet über Jahrzehnte immer wieder versucht, Halden zu
gibt es mittlerweile dreizehn von Rheinelbe betreute, als Industriewald
begrünen, diese nackten schwarzen Berge schön zu machen. Arten, Anzahl,
ausgewiesene Areale. Doch nicht jede Fläche lässt sich auf diese Weise
die Mischung der Bäume, alles wurde peinlich genau festgelegt. Das hat teil-
nutzen. Altlasten sind zu berücksichtigen, ebenso wie teilweise noch vor-
weise funktioniert, manchmal ist es völlig in die Hose gegangen. Es sind eben
handene, einsturzgefährdete Bausubstanz. „Wir wissen natürlich, dass wir
sehr schwierige Standorte. Eine Erkenntnis der IBA war, dass Mutter Natur
kein Allheilmittel an der Hand haben. Aber ein Industriewald bietet große
immer das beste Rezept hat. Man kam auf die frappierend einfache Idee, die
Chancen, gerade auch in puncto Umweltbildung, wo wir mit Kindergärten
Natur einfach gewähren zu lassen. Mit einem gravierenden Unterschied:
und Schulen kooperieren. Wir gehen mit unterschiedlichen Altersgruppen
Statt der Zäune, die ein solches Gelände zur Sperrzone erklären, sollten Wege
raus, damit die überhaupt mal einen Wald als Lebensraum kennenlernen.
angelegt werden, um die Bevölkerung zum Betreten einzuladen.“
Kinder bis zehn Jahre haben ja oft einen Wald als solchen noch nie in der Realität gesehen. Hier können sie klettern, rutschen, bauen, es gibt Tümpel
34
Wildnis erlebbar machen
und wilde Tiere. Körperliches Austoben und Dreckigmachen kommt bei
Klingt simpel, dennoch war einiges an Überzeugungskraft nötig, die bishe-
mal einen Molch in die Hand nehmen. Dabei geht es uns nur vordergründig
rigen Automatismen im behördlichen Denken und Handeln zu überwinden.
um so etwas wie Naturkundeunterricht, also welcher Baum das ist, der da
Das Projekt besaß jedoch allein deswegen Charme, weil es die meist klam-
hinten steht. Das geht viel tiefer, bis hin zur Sprach- und Integrationsför-
men Kommunalkassen nicht belastete. Drei Feldversuche wurden gestartet,
derung und zum unterschwelligen Vermitteln von Sozialkompetenz und
auf Rheinelbe, der ebenfalls in Gelsenkirchen gelegenen Zeche Alma und
die Befähigung zur Teamarbeit. Das klappt nirgendwo besser als im Wald,
Zollverein in Essen. Ganz unbeaufsichtigt sollte das Experiment allerdings
wo man den Kindern Zeit zugesteht, selbst etwas zu machen.“
denen viel zu kurz, genau wie der Kontakt mit Tieren. Und hier können sie
35
NETZWELT
KINOTIPP
endstation.kino & bodo präsentieren: Sonita Wenn die 18-jährige Sonita es sich aussuchen dürfte, dann wäre Michael Jackson ihr Vater und Rihanna ihre Mutter. Sonita stammt aus Afghanistan und lebt ohne ihre Familie in Teheran. Ihr sehnlichster Wunsch: eine berühmte Rapperin zu sein. Eine soziale Einrichtung unterstützt sie bei der Überwindung der Fluchttraumata und bei der Planung ihrer Zukunft, doch ihre Familie hat ganz andere Pläne: Sie plant,
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.search-racism-find-truth.com
sie für 9.000 Dollar an einen fremden Ehemann nach Afghanistan zu verkaufen, und
Rechte Hetzvideos gegen Geflüchtete sind im Internet allgegenwärtig. Seitdem fast
die Zeit drängt, da die Familie Geld braucht
jedes Mobiltelefon über Videofunktionalität verfügt, ist ein Großteil der Redebei-
für die Hochzeit des Sohnes.
träge von Pegida- und AfD-Veranstaltungen im Netz zu sehen. Wer sich im Umfeld dieser Videos umsieht, findet viele tausend Stunden Videomaterial, angefangen von Reden des Pegida-Gründers Lutz Bachmann bis hin zu Neonazis, die im heimischen Schlafzimmer Hetzvideos gegen Geflüchtete und Ausländer produzieren.
lichung ihres Traumes, gelingt es Sonita, mit einer Geldzahlung vorerst die drohende Rückkehr nach Afghanistan zu verhindern.
Mit dem Versuch, das geschlossene Weltbild der Menschen, die sich solches Videoma-
Sie nimmt in Teheran ein Musikvideo auf
terial ansehen, ein wenig zu erweitern, ist die Initiative „Search Racism. Find Truth“
und stellt es auf youtube. Sie schaffte es,
angetreten. Dabei macht sie sich eine einfache, aber wirksame Werbemechanik
trotz Verbot einen Clip ihres eigenen Songs
zunutze. Wer im Internet nach Videos sucht, die mit bestimmten Begriffen, wie zum
in einem Studio zu produzieren. Ein furio-
Beispiel Ausländerkriminalität, Wirtschaftsflüchtlinge oder „Deutschland wehrt
ser Aufruf gegen die Zwangsheirat und für
sich“ gekennzeichnet sind, bekommt vor dem gesuchten Video zuerst einen kurzen
die Selbstbestimmung muslimischer Frau-
„Werbespot“ der Initiative zu sehen. In den kurzen, nur ca. 30 Sekunden langen Vi-
en. Auf youtube bekommt der Song und
deos entkräften Geflüchtete klassische Vorurteile rechter Hetzer.
auch Sonita eine weltweite Aufmerksam-
Jedes Video endet mit einem Verweis auf ein weiteres Video, in dem man mehr über die jeweilige Person erfahren kann. Wer nach Wirtschaftsflüchtlingen sucht, findet zuerst
keit, die das Leben von Sonita entscheidend verändern wird.
Najilaa aus Syrien, die vom Bombardement ihres Hauses und ihren drei getöteten
Es ist ein Skype-Interview mit der Regis-
Cousins erzählt. Wer Reden von Lutz Bachmann zum Thema Ausländerkriminalität an-
seurin Rokhsareh Ghaem Maghami im
sehen möchte, sieht sich zuerst mit einem Video konfrontiert, in dem ihm Firas erklärt,
Anschluss an eine Vorstellung geplant, den
dass 99 Prozent der Menschen, die nach Deutschland flüchten, nicht kriminell sind, es
genauen Termin können Sie der Kino-
sich bei dem Pegida-Gründer aber um einen verurteilten Straftäter handelt.
Homepage entnehmen.
Ins Leben gerufen wurde die Kampagne von der Organisation „Flüchtlinge Willkom-
Original mit Untertiteln: Do. 26.05., 18 Uhr,
men“, die bereits seit einiger Zeit geflüchteten Menschen Zimmer in privaten Wohngemeinschaften vermitteln. „Wir glauben zwar nicht, dass sich ein überzeugter Nazi umstimmen lässt“, so Mareike Geiling. „Es geht uns viel eher darum, Menschen zu erreichen, die sich ansonsten in einer geschlossenen Welt Ma
bewegten, in der fremdenfeindliche Hetze zur Tagesordke
nung gehört.“ (sese)
re
i
36
Um sich Zeit zu verschaffen für die Verwirk-
Ge
ilin
g
Fr. 27.05. bis Sa. 28.05., 19 Uhr, So. 29.05., 17 Uhr, Mo. 30.05. bis Mi. 01.06., 18 Uhr, Fr. 10.06. und Sa. 11.06., 21 Uhr Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 687 16 20 www.endstation-kino.de
BÜCHER
Gelesen von Sebastian Sellhorst, Daniel Sadrowski und Bastian Pütter
Auf Reisen Der Dortmunder Journalist und Schriftsteller Erich Grisar ist zu Lebzeiten eher
Ein Krieg gegen Frauen
durch seine literarischen Tätigkeiten als durch seine Arbeit als Bildjournalist in Erscheinung getreten, seinem fotogra-
Oh, wie schön ist Panama
fischen Werk wurde bisher nur wenig
„Ich bin kein Kriegsfotograf. Ich fotografiere Menschen.“ Den vielfach preisgekrönten
Beachtung geschenkt. Die Wiederentde-
Die Panamapapiere haben wieder aufge-
Fotografen Andy Spyra aus der Dortmunder
ckung und Digitalisierung seiner fotogra-
deckt, wie das geht mit dem Geldverste-
Nordstadt porträtierten wir im vergangenen
fischen Arbeiten durch das Dortmunder
cken. Ein weiteres Beispiel für die Schere
Februar. Spyra bereist die Krisenregionen der
Stadtarchiv wurden jetzt Anlass für eine
zwischen Arm und Reich, mit der sich auch
Welt und fotografiert den Alltag in Kabul oder
Neuauflage seiner erstmals 1932 erschie-
das Buch „1 %. Privilege in a Time of Global
kurdische Peschmerga an der Front. Aus 30
nenen Reiseberichte.
Inequality“ auseinandersetzt, welches das
Zentimetern Entfernung. In Schwarz-weiß.
Grisars Erzählungen dokumentieren Wohlstand und Armut, aber auch das alltägliche
reichste Prozent der Weltbevölkerung den restlichen 99 Prozent gegenüberstellt.
Nach unserem Interview reiste er nach Nigeria und traf Mädchen, die den islamisti-
Leben in den europäischen Großstädten
Welche Bilder finden Fotografinnen und
schen Milizen von Boko Haram entkommen
gegen Ende der 20er Jahre. Seine anekdo-
Fotografen heute dafür? Der Herausgeber
konnten. Im April 2014 hatten die Terroris-
tischen Schilderungen nehmen den Leser
Myles Little, Kurator und Bildredakteur, hat
ten das Dorf Chibok im Nordosten Nigerias
mit zu Diamantenhändlern in Antwerpen,
seine Auswahl zusammengetragen. Die Fo-
überfallen und 276 Schülerinnen aus dem
Industriearbeitern in Charleroi und den
tos sind eher leise als laut, klar, aufgeräumt
örtlichen Internat entführt. Prominente
Amüsiermeilen der Hafenstädte. Im Ge-
und distanzierter als die Reportagen der
Frauen wie Michelle Obama und die Frie-
gensatz zu vielen Kollegen seiner Zeit rich-
frühen Magnum-Reporter. Die Arbeitsweise
densnobelpreisträgerin Malala Yousafzai
tete Grisar den Blick seiner Kamera nicht
der Fotografen ist vornehmlich im hochauf-
verliehen unter dem Hashtag „Bring Back
nur auf die Arbeitsgesellschaft, sondern
lösenden Mittel- und Großformat, eher vom
Our Girls“ ihrem Entsetzen Ausdruck. Bald
auch auf die Menschen am Rande: Bettler,
Stativ aus als aus der Hand und damit nicht
nahm die Aufmerksamkeit wieder ab,
Straßenkünstler und Lumpensammler
unbedingt auf den Moment aus, sondern
doch ist Chibok kein Einzelfall. Tausende
finden bei Grisar gleichrangig ihren Platz
vielmehr auf eine detailreiche Komposition,
Mädchen und Frauen haben die Terroristen
neben Bergarbeitern. Auch heute, über 90
die ihre Botschaft nicht herausschreit.
noch in ihrer Gewalt.
Arm und Reich werden nicht mehr schwarz
Der „Zeit“-Reporter Wolfgang Bauer
und weiß gezeigt, eher in den vielen Grautö-
(„Über das Meer. Mit Syrern auf der Flucht
nen und in angemessener Komplexität. Die
nach Europa“, bodo 08.15) hat aus seinen
Noch bis zum 28. August werden die
abgebildeten Details, Szenen und Land-
Gesprächen mit den Entführungsopfern ein
Ruhrgebietsfotografien Erich Grisars im
schaften lassen erahnen, wie vielgestaltig
bewegendes Buch gemacht, bebildert mit
Ruhrmuseum in Essen ausgestellt. (sese)
diese globale Ungerechtigkeit ist, serviert in
den intimen Fotos Andy Spyras. (bp)
Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe, ist „Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa“ ein bemerkenswertes Fotobuch.
Andrea Zupancic (Hrsg.) | Mit Kamera
einem schönen Coffee Table Book. (ds)
Wolfgang Bauer | Die geraubten Mädchen.
und Schreibmaschine durch Europa.
Myles Little (Hrsg.) | 1 %. Privilege
Boko Haram und der Terror im Herzen
Bilder und Berichte von Erich Grisar
in a Time of Global Inequality (Engl.)
Afrikas. Mit Fotografien von Andy Spyra.
ISBN: 978-3-8375-1405-6
ISBN 978-3-7757-4094-4
ISBN: 978-3-518-42538-1
Klartext | 24,95 Euro
Hatje Cantz | 35,00 Euro
Suhrkamp | 19,95 Euro | Erscheint am 9. Mai 37
REPORTAGE
Sabrina Johanniemann hat zwei neue Jobs angeboten bekommen. Noch arbeitet sie für die Kinderhilfsorganisation Hammer Forum. Sie sitzt im Allegro im Dortmunder Kreuzviertel, und ihr Gegenüber fasst zusammen: „Der eine Job ist gut für deine Karriere und führt dich nach oben. Der andere Job wird dich nach vorne bringen, als Mensch.“ Die Entscheidung wird noch ein paar Tage dauern. Eines der Angebote kommt aus der freien Wirtschaft. Das andere von der „Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit“ (GIZ), die im Auftrag der Bundesregierung agiert und eine Entwicklungshelferin für Palästina sucht. Text und Fotos: Dirk Planert
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Ein Teil der Lösung Entwicklungsarbeit im Heiligen Land
Die Dortmunderin Sabrina Johanniemann in Jerusalem: Mit Infrastruktur und Bildung gegen den Wassermangel.
E
in halbes Jahr später sitzt die Kommu-
Stein höhlen. Von den Wachtürmen aus schießt
Das Westjordanland ist palästinensisches
nikations- und Politikwissenschaftlerin
das israelische Militär mit Tränengas oder
Autonomiegebiet, steht aber größtenteils
in einem weißen VW Polo, zieht sich die
Gummigeschossen zurück.
unter israelischer Militärverwaltung.
arabische Musik läuft. An den Fenstern der
„Sie kennen die Stadt noch ohne die Mauer?“,
samte Region mit ihren über zwei Millionen
Fahrerseite sausen Beton vorbei, Stacheldraht
fragt Sabrina Johanniemann den Mann an
Einwohnern ist von israelischen Militär-
und Soldaten mit Sturmgewehren. Es ist
ihrer Seite. „Ja“, sagt er, und sein ansteckendes
checkpoints durchzogen. Hier wird entschie-
die israelische Mauer, die das palästinensi-
Lächeln verschwindet. „Aber ich weiß gar nicht
den, wer welche Straße benutzen darf und
sche Westjordanland zerschneidet. Sabrina
mehr, wie das war. Hier an dieser Stelle ist vor
wer nicht. Die aggressive Siedlungspolitik
Johanniemann ist unterwegs nach Bethlehem,
einem halben Jahr ein sechsjähriger Junge
reißt den Palästinensern förmlich immer
um sich mit dem Chef des örtlichen Wasser-
erschossen worden, von einem der Wachtürme.“
mehr Boden unter den Füßen weg. Über 300
versorgers zu treffen. Für die GIZ arbeitet
Akram Nassar ist Chef des örtlichen Wasserver-
israelische Siedlungen gibt es mittlerweile
sie jetzt am Wasserprogramm für Palästina.
sorgers, und die Entwicklungshelferin will sich
auf palästinensischem Boden. Der Grund-
In Bethlehem angekommen, hält sie an der
die Abwasserpumpstation in Bethlehem anse-
wasserspiegel ist wegen des hohen Bedarfs
Mauer. Auch hier trennt Beton israelisches von
hen. Sie liegt am Stadtrand, nur fünf Minuten
an Trinkwasser massiv gesunken und über
palästinensischem Gebiet. Ein Graffito reiht
mit dem Auto von der Geburtskirche entfernt.
die alten palästinensischen Brunnen kaum
sich an das nächste. „Das hier mag ich am
Schon von weitem stinkt es nach Fäkalien.
erreichbar. An vielen Orten ist es nicht mehr
liebsten“, sagt sie und zeigt mit dem Finger
Nassar und Johanniemann steigen die Treppen
trinkbar, weil es von ungeklärtem Abwas-
auf eines der Kunstwerke. „With love and
hinab. Museumstechnik rumpelt im Untergrund
ser verschmutzt ist. Während die Israelis
kisses. Nothing lasts for ever“, steht da am
vor sich hin. Eine Pumpe ist ausgefallen. „In
Weltmeister in der Meerwasserentsalzung
oberen Teil der Mauer geschrieben. Ein Stück
solch einem Fall läuft dann alles über, und das
und der Wasseraufbereitung sind, ver-
weiter liegt eine leere Tränengasgranate, die
Abwasser verschmutzt die Natur und dann das
schärfen marode Netze, illegale Anschlüsse
noch immer beißend riecht, obwohl sie schon
Grundwasser“, erklärt sie. Nassar zeigt mit dem
und Verschwendung den Wassermangel
einige Tage auf der Straße liegt. Verbrannte
Finger auf die Mauer direkt hinter der Pump-
in den Palästinensergebieten. 70 bis 90
Autoreifen sind stille Zeugen der letzten Zu-
station: „Der Abstand ist kürzer als 150 Meter,
Prozent des Trinkwassers kommen deshalb
sammenstöße. Regelmäßig gehen palästinen-
laut israelischem Gesetz dürfen wir die Anlage
aus Israel. Je nach politischer Lage wird der
sische Jugendliche mit Steinschleudern auf
deshalb weder vergrößern noch sanieren. Sie
Hahn abgedreht. Auf jedem Haus stehen
die Mauer los, als würde steter Tropfen diesen
begründen alles mit Sicherheitsrisiken.“
deshalb mannshohe, schwarze Wassertanks.
Sonnenbrille ins Gesicht, während im Radio
„Besatzung“ sagen die Palästinenser. Die ge-
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REPORTAGE
Wenn Wasser fließt, dann werden die Tanks
ein israelischer Siedler ermordet. Die Straßen
ser“, sagt Ingenieur Mohammad Homeidan.
gefüllt. Wie lange der Vorrat reichen muss,
sind von israelischen Soldaten gesperrt. Seit
„Unser Abwasser ist jetzt sauber und füllt den
weiß vorher niemand.
einem halben Jahr gibt es fast täglich soge-
Grundwasserspiegel wieder auf“. Er sei über
nannte „Stabbings“. Gemeint ist der Terror
das GIZ-Schulungsprogramm in Hamburg
durch mit Messern bewaffnete Palästinenser,
gewesen und habe dort viel gelernt, erzählt
die Israelis angreifen, um sie zu töten, selbst
er strahlend. „Vernetzung ist wichtig“, sagt
erschossen zu werden und dadurch „Mär-
Johanniemann. „Die Mitarbeiter anderer
„In Palästina kann das Problem ein Teil der Lösung werden“, sagt Johanniemann. „Würde man das Abwasser reinigen, dann könnte es den Grundwasserspiegel wieder auffüllen.“ An der politischen Lage kann die Entwicklungshelferin wenig ändern. „Dafür sind wir nicht hier, aber trotzdem können wir in unserem Bereich etwas machen.“ Johanniemann und ihre Kollegen im gemeinsamen GIZ-Büro in Ramallah organisieren Schulungen für die Mitarbeiter von Trink- und Abwasserversorgern. „Damit sie lernen, etwa die Pumpen zu reparieren.“ Nassar sieht nun nicht mehr zur Mauer, sondern lacht Johanniemann an: „Ohne solche Trainings wäre es für uns eine Katastrophe.
tyrer“ zu werden. An belebten Plätzen und
Abwasserversorger werden nun hier nach Na-
Straßenkreuzungen in Israel stehen deshalb
blus kommen, um von den lokalen Kollegen
Soldaten mit Sturmgewehren herum, durch-
zu lernen. Das wird sich dann nachhaltig auf
geladen und entsichert, um den nächsten
die ganze Region auswirken“.
Anschlag zu verhindern. Nachts rückt dann die israelische Armee in die palästinensische
Am Abend in einer kleinen Bar in Ramallah
Stadt vor, aus der der Attentäter kam. Oft
stellt der Kellner den nächsten Tee auf den
werden die Häuser seiner Familie zerstört. Der
Tisch. „Islamu wa deki“ sagt Johanniemann.
Kreislauf der Gewalt im Heiligen Land – Angst
„Gott beschütze Deine Hand.“ So sagt man
herrscht auf beiden Seiten.
das hier, wenn man höflicher sein will, als ein einfaches Danke zum Ausdruck bringen
„Ich habe keine Angst, selbst Opfer zu wer-
kann. Mittlerweile spricht sie ein wenig
den“, sagt die Entwicklungshelferin. „Aber
Arabisch und kennt sich im Land und mit den
mich gruselt es, Zeuge einer solchen Tat zu
Leuten gut aus. Höflich, oft gradlinig und
werden und hilflos daneben zu stehen.“ Ein
immer diplomatisch, das ist eine Mischung,
langer Umweg führt nun nach Nablus. Hier
die selbst in der männerdominierten ara-
sind die zwei Säulen der deutschen Entwick-
bischen Welt gut ankommt. „Ich fühle mich
Die junge Frau steigt wieder in ihren Dienst-
lungsarbeit deutlich zu sehen. Die Kreditan-
hier wohl“, sagt sie, trinkt hastig aus und
wagen und fährt weiter zum nächsten Termin
stalt für Wiederaufbau (KfW) hat in Nablus
verschwindet. In ein paar Minuten trifft sich
nach Nablus, in den Norden des Westjordan-
für über 50 Millionen Euro eine Kläranlage
ihr Chor im Proberaum in der City von Ramal-
landes. Kurz vor dem Ziel piepst plötzlich das
gebaut. Die GIZ unterstützt die Ausbildung
lah. Eine international zusammengewürfelte
Handy. Es ist eine SMS der Risikomanager der
der Mitarbeiter. Infrastruktur und Bildung
Gruppe singt genauso internationale Folklo-
GIZ. Eine Warnung fast in Echtzeit. Nur ein
sollen das Problem mit dem Wasser langfris-
re. Hier gibt es keine Mauern. Da draußen ist
paar hundert Meter entfernt wurde gerade
tig lösen. „Ich bin sehr stolz auf unser Was-
das nur ein Traum.
Dann könnten wir nichts mehr tun.“ Für 200 Palästinenser hat die GIZ in diesem Jahr bisher Schulungen organisiert. Die Mitarbeiter der Abwasserpumpstation in Bethlehem werden die nächsten Teilnehmer sein.
Sabrina Johanniemann und Ingenieur Mohammad Homeidan auf dem Dach der Kläranlage in Nablus. Hier wird das Problem zur Lösung. Geklärtes Abwasser füllt das Grundwasser wieder auf.
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Mein Verkaufsplatz
Leo Rewe-Markt Körner Hellweg Dortmund Eigentlich trifft man Leo immer auf seinem Fahrrad. Für uns hat er es heute mal stehen gelassen und ist mit uns in die Bahn gestiegen. „Normalerweise fahre ich immer mit dem Rad, solange es nicht regnet. Ich bin auch schon zu Fuß nach Körne gelaufen. Aber das ist mir mittlerweile zu
Manche bodo-Verkäufer sind an ihrem Verkaufsplatz so bekannt, dass sich ihre Leserinnen und Leser bei uns erkundigen, wenn sie sie einige Tage nicht antreffen. Leo ist ein solcher Verkäufer. Wir haben ihn zu seinem Stammplatz begleitet, dem Rewe-Markt direkt am Körner Hellweg. Text und Foto: Sebastian Sellhorst
weit. Meine Knie sind auch nicht mehr die jüngsten“, erzählt Leo. Mit dem Rad ginge es aber noch ganz gut. Auf gut zehn Kilo-
für die kommende Ausgabe entschuldigen.
schaue. Das ist eine nette Abwechslung.
meter kommt er so mindestens jeden Tag.
Eine längere Kur stehe an, und Leo solle
Viele Leute sehe ich so mehrmals am Tag.
Meistens würden es aber mehr.
sich nicht wundern, wenn sie nächsten
Morgens kaufen sie bei mir die Zeitung
Monat nicht vorbeikomme. Normalerweise
und abends treffe ich sie beim Essen.
Während wir gemeinsam den Hellweg
kauft sie das Magazin immer direkt am
Schön zu hören, dass sich meine Kundin-
entlang fahren, erzählt Leo von seiner Zeit
Monatsanfang, erzählt mir Leo.
nen Sorgen machen, wenn sie mich mal ein
unter Tage. „Ein bisschen Fahrradfahren
paar Tage nicht sehen.“
ist da doch Erholung. Wahrscheinlich mag
Ab zehn Uhr an fünf Tagen der Woche steht
ich bodo deshalb so, weil ich so gerne an
Leo an seinem Platz. „Zum Mittagessen
der frischen Luft bin. Meine Frau wundert
fahre ich nach Hause. Wenn das Wetter
sich manchmal schon, warum ich so oft
gut ist, komme ich nachmittags noch mal
verkaufe, aber ich muss einfach raus. Zu
wieder. Ich darf zwar auch drinnen verkau-
Hause rumsitzen ist nichts für mich.“
fen oder mich in der kleinen Sitzgruppe
Jeden Tag verkauft er vor dem kleinen
im Eingangsbereich ausruhen, aber am
Supermarkt an der Kreuzung Körner Hell-
liebsten stelle ich mich vor den Laden.“
weg und Berliner Straße. Wenn hier der Verkauf nicht so gut läuft, Wir sind noch nicht ganz an Leos Ver-
fährt Leo abends noch ins „Mama Mia“.
kaufsplatz angekommen, da bleibt
Anfangs habe er nur vor dem italieni-
auch schon die erste Kundin stehen und
schen Restaurant im Saarlandstraßen-
erkundigt sich, was der Rücken mache.
viertel verkauft. Mittlerweile kennt er
Schnell entwickelt sich ein Fachgespräch
den Geschäftsführer und darf auch dort
zu Bandscheibenbehandlungen und den
drinnen verkaufen. „Wenn es geschlossene
unterschiedlichen Orthopäden der Stadt.
Gesellschaften gibt, halte ich mich natür-
Das Gespräch ist kaum beendet, da kommt
lich zurück. Es sei denn, der Chef sagt mir,
bereits die nächste Kundin und lässt sich
dass es in Ordnung ist, wenn ich kurz rein
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REPORTAGE
Gewaltiger Karrieresprung Den Dortmunder Rabbiner Avichai Apel zieht es im Sommer nach Frankfurt
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Kann man in Dortmund ohne schwarz-gelbe Fußballbegeisterung leben und arbeiten? Kaum, wie Rabbiner Avichai Apel schnell feststellen musste. Seit Dezember 2004 ist der Israeli bereits als Rabbiner in Dortmund und hat auch, nicht zuletzt dank seines ältesten Sohnes, seine Liebe zum Fußball und zum BVB entdeckt. Trotzdem steht ein Wechsel an – zum „Real Madrid der jüdischen Gemeinden“. Text und Fotos: Alexander Völkel
D
och vor allem abseits des Spielfeldes hat
– für viele überraschend – Schluss: Der Rabbi
Apel hinterlässt eine gut aufgestellte Ge-
Avichai Apel vielfältige Kontakte ge-
wechselt nach Frankfurt. Wieso ausgerech-
meinde. Denn das jüdische Leben mit seinen
knüpft und sich große Achtung, Wertschät-
net Frankfurt? Um beim Fußball-Vergleich
Institutionen hat sich gut entwickelt und vor-
zung und Respekt in der Stadtgesellschaft
zu bleiben: Die jüdische Gemeinde dort
bildhaft: ein eigener Kindergarten, Schulko-
erarbeitet – bei allen Konfessionen. Apel und
„spielt in der Champions League“. Sie zählt
operationen, ein Jugendtreff, ein Altenheim
Dortmund, das passt einfach. Wie einst Jür-
neben Berlin und München zum Top-Trio in
und ein lebendiges Gemeindeleben.
gen Klopp und der BVB. Doch im Sommer ist
Deutschland und ist weltweit unter Juden geachtet. Quasi das „Real Madrid der jüdi-
Viele kleinere und auch größere Gemeinden
schen Gemeinden“ – ein „Bayern“-Vergleich
schauen beinahe neidisch auf das, was sich
würde ihm nicht über die Lippen kommen.
in Dortmund entwickelt hat. Maßgeblichen
Für einen Rabbiner eine große Ehre und ein
Anteil daran hat der Rabbiner, aber vor allem
Karrieresprung. „Aber ich weine“, gesteht
auch seine Frau Bilha. Sie kümmert sich nicht
Avichai Apel. Nur schweren Herzens verlas-
nur um ihre sieben Kinder, sondern leitet
sen er und seine Familie Dortmund.
auch die Sonntagsschule, organisiert die Tagesschule und macht Angebote für Frauen.
Der 40-Jährige ist ein gefragter Mann: Er ist Vorsitzender der orthodoxen Rabbiner-Kon-
Ihnen ist es gelungen, sehr viele Menschen
ferenz in Deutschland, der mit Abstand größ-
wieder für ihren meist vergessenen oder nie
ten Vereinigung jüdischer Geistlicher. Neben
praktizierten Glauben und das Gemeinde-
Frankfurt hatten auch München und Berlin bei
leben zu begeistern. Einfach war das nicht:
ihm in den vergangenen Jahren angeklopft. Er
Immer wieder prallten unterschiedliche
sagte jedoch ab. Doch jetzt war es an der Zeit
Mentalitäten aufeinander. Während der Ge-
für eine neue Herausforderung.
meindevorstand – ihm gehören überwiegend ältere deutsche Juden an – sehr zurückhaltend agiert und alles dafür tut, sich nicht zu
Unten: Ein wieder lebendiges
exponieren, setzte der selbstbewusste Israeli
Gemeindeleben – Avichai Apel mit
auf eine Vernetzung mit der Stadtgesellschaft
Thora in der Dortmunder Innenstadt.
und auf eine Öffnung.
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REPORTAGE
„In Dortmund war das sehr schwierig“, ge-
sondern müssen selbstbewusst auftreten“, for-
die jüdische Welt – nach der Shoa wieder schnell.
steht Apel. Nur zu gut erinnert er sich an den
dert er. „Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft – mit
Sie gestalteten im Nachkriegsdeutschland
beeindruckenden Umzug mit den neuen Tho-
allen Vorteilen und allen Nachteilen.“
ein vielfältiges und einflussreiches jüdisches
rarollen vom Platz der alten Synagoge zum
Leben. Nicht ohne Grund gründete sich der
jetzigen, eher unscheinbaren Gotteshaus in
Wenn man mit dem Rabbiner über seine Arbeit
Zentralrat der Juden in Deutschland 1950 in
der Prinz-Friedrich-Karl-Straße. Mehr als 700
spricht, ist ihm seine Begeisterung anzumerken.
Frankfurt. Die Zentralwohlfahrtsstelle ist
Juden zogen feiernd, singend und tanzend
Er lebt für seine Arbeit und für „seine“ Dortmun-
heute noch hier. Auch aus religiöser Sicht hat
durch die Stadt. Allerdings quasi unter Aus-
der Gemeinde. Umso schwerer fällt der Abschied.
die Mainmetropole einen hohen Stellenwert:
schluss der Öffentlichkeit. „Das ist falsch“,
„Dortmund ist eine große und tolle Gemeinde“,
„Die Gemeinde hat das jüdische Leben und
ärgert er sich über die aus seiner Sicht über-
sagt Apel nicht ohne Stolz. Dennoch gibt die
die jüdischen Traditionen über Jahrhunderte
triebene Zurückhaltung. „Wir müssen uns
neunköpfige Familie dem Ruf einer der größten
weltweit nachhaltig geprägt“, erklärt Apel. Er
auch dann zeigen, wenn uns alle sehen.
und traditionsreichsten Gemeinden Europas
tritt ein großes Erbe an.
Selbst wenn darunter Kritiker, Nazis oder
nach: Frankfurt ist mit weit mehr als 7.000 Mit-
Antisemiten sind.“
gliedern doppelt so groß wie ihre jetzige.
Ende Juli wird seine Familie von ihrem geliebten Dortmund Abschied nehmen. Doch der Rabbi verspricht, die Kontakte zu halten. Sein ältester Sohn Amiad – ein glühender BVB-Fan – wird ihn vielleicht auch weiterhin einmal im Jahr „ins Westfalenstadion schleppen“. „Vielleicht gibt es dann ja auch bei BVB gegen Eintracht Frankfurt ein Wiedersehen“, sagen Freunde vorfreudig. Doch das löst nur Achselzucken beim Rabbiner aus. „Spielen sie in derselben Liga?“, fragt Apel vorsichtig nach. „Noch, ja“, antworten ihm die eingefleischten Fußballfans seiner Gemeinde stirnrunzelnd. Beim Fußballfachwissen ist bei Apel auch nach über elf Jahren in Dortmund noch Luft nach oben. Doch zumindest das verzeihen sie ihrem beliebten Rabbiner…
Links: Chanukka-Feier im Hause Apel – Avichai mit Frau Bilha und ihren sieben Kindern. Pate des jüngsten Sohnes ist Bundespräsident Joachim Gauck.
Für Apel ist der offensive Umgang wichtig,
Der entscheidende Unterschied dabei: Die Ge-
ebenso wie der Einsatz im Dialog mit Christen
meinde am Main hatte schon vor der Öffnung
und Muslimen auf Augenhöhe: „Wir sind ein
des „Eisernen Vorhangs“ 4.500 Mitglieder –
Bestandteil der Stadt. Die Menschen erwarten
und damit mehr als Dortmund heute. An Apels
von uns, dass die jüdische Gemeinde sich zeigt.
bisheriger Wirkungsstätte sind 95 Prozent der
Und sie erwarten, dass wir gemeinsam deut-
Mitglieder Zuwanderer aus der ehemaligen
lich machen, dass Dortmund bunt und nicht
Sowjetunion. Jüdisches Leben musste sich hier
braun ist, und dass es hier ein lebendiges jü-
erst wieder entwickeln.
disches Leben gibt.“ Anders in Frankfurt: Zuwanderer, die seit den
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Ein großer Erfolg ist es für ihn, dass es mittler-
1990er Jahren kamen, machen hier nur rund
weile eine große öffentliche Chanukka-Feier am
ein Drittel der Mitglieder aus. Zwar traf die na-
Phoenixsee gibt. „Es hat lange gedauert und es
tionalsozialistische Vernichtungspolitik auch
gibt auch jetzt noch Skepsis.“ Aber der Erfolg gibt
Frankfurt verheerend: Von einst 30.000 Ge-
Apel recht. Sicherheit sei wichtig. Aber man kön-
meindemitgliedern wurden 90 Prozent ermor-
ne sich deshalb nicht immer abschotten: „Wir
det oder vertrieben. Doch die Gemeinde wuchs
dürfen nicht nur im sicheren Zuhause bleiben,
– nicht zuletzt wegen der großen Bedeutung für
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
Wenn der Erste Mai erst mal vorbei ist, haben wir wieder 364 Tage Zeit, um die vom Funktionärsmittelbau mittelgroßer Einzelgewerkschaften öffentlich vorgenuschelten Forderungen zu vergessen. Fügen wir schnell eine weitere hinzu. Ich verlange die sofortige Einführung der Offshore-Rente, der Panama-Pension. Der gute, alte WDR hatte uns ja neulich aus dem Böhmermann-Panama-Empörungskarussell geschleudert mit der Feststellung, die Rente werde nicht reichen. Jedenfalls wird sie für die Hälfte der Bevölkerung nicht reichen, jedenfalls nicht für Luxusprodukte, für sonntags mal Markenmargarine statt No-Name-Fett oder für Joghurt, der sein Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten hat. Die Offshore-Rente ist einfach. Sie fließt ohne Abzüge direkt in mein Briefkastenheim in Panama. Das funktioniert nicht, ich sehe es ein. Man braucht als Rentner einfach mehr Grundfläche als ein DIN A 4-Blatt. Damit A4-Blatt. Damitkommen kommennur nurKäfighennen Käfighennen aus und Fantasiefirmen, die ihren Besitzern das Leben in der 30-Zimmer-Villa ermöglichen. Bleibt die Forderung nach einer unerbärmlichen Rente für alle. Wie die Sozialprofis das hinbekommen, ist mir egal. Man darf nur nicht auf sie hören. Loblieder haben sie gesungen auf die private Vorsorge. Verdient haben daran Firmen mit Postfach in München, wie die Allianz. Die vergebens Versicherten hingegen, so Allianzboss Oliver Bäte, müssten halt mal intensiver über „ihr Langlebigkeitsrisiko“ nachdenken. Im gleichen Interview sagt er über unsichere Lebensversicherungen, die für viele Altersversorgung sein sollten: „Wir schaffen Garantien ja nicht ab. Wir verändern sie.“ Guter Witz. Zum Davonlaufen, zum Auswandern. Nicht nach Panama, sondern nur nach Österreich. Da bekommst Du als Rentner sogar noch Weihnachts- und Urlaubsgeld. „Nicht möglich“, würde der deutsche Sozialexperte starr behaupten, auch am Ersten Mai.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO!
Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8-10 44135 Dortmund 0231 - 99 340
Bleichstraße 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307 - 91 22 10
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www.awo-ww.de 45
LESERSEITE
Frenetischen Applaus ernteten die DADAinen bei ihrem Auftritt im April. Anlässlich des 100. Geburtstages von Dada spielten sie die „Letzte Lockerung“ in unserem voll besetzten Buchladen am Schwanenwall. Herzlichen Dank an die DADAinen und an alle Gäste für diesen herrlichen, ganz und gar nicht vernünftigen Abend! Foto: Sebastian Sellhorst
LESERPOST Die Kabarettistin Barbara Ruscher zierte den Titel
Besonders Ihr Veranstaltungskalender hat es mir an-
der April-bodo. Wir hatten sie für ein Interview im
getan, als Neu-Ruhrgebietlerin habe ich so schon viele
Dortmunder Fritz-Henßler-Haus getroffen, direkt ge-
nützliche Freizeittipps bekommen. Ein großes Lob auch
genüber unserer Redaktion. Auf ihrer Facebook-Seite
an ihre Verkäufer in Bochum. Ihre H.N.
schrieb sie: Wirklich ein tolles Team beim bodo-Straßenmagazin – mit viel Esprit, Tatkraft und Einfühlungsver-
Liebe Redaktion, zuerst einmal ein Lob für Ihre April-
mögen. Sollte man lesen. Nicht nur im April.
Ausgabe. Ich gestehe, kein regelmäßiger Käufer Ihres
Familie Wagner hatte in unserer Verlosung Karten für das Varieté et Cetera gewonnen und war begeistert: Liebe bodo-Redaktion, welch eine Freude haben Sie uns gemacht! Herzlichen Dank für diese schöne Osterüberraschung! Es war ein wunderschöner Abend – wie ein kleiner Urlaub in einer anderen Welt! Daran werden wir uns lange, lange mit Freude erinnern – und natürlich weiter fleißig die bodo lesen. Herzliche Grüße S.W.
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Magazins zu sein, und dann wieder überrascht, wie sehr mich Ihre Artikel ansprechen. Besonders freut mich in dieser Zeit der zunehmenden Verhärtung Ihre Parteinahme auch für Flüchtlinge die „neuen Nachbarn“, wie es im Heft hieß. Inzwischen beobachte ich, wie Obdachlose und Arme instrumentalisiert werden und sogenannte Helfer – mit mal mehr, mal weniger brauner Grundierung – ihr Süppchen kochen. Da wird vorgebliche Hilfe für Obdachlose zum Teil ganz
Hallo liebe bodos, bereits in meiner Heimatstadt Ham-
offen genutzt, um gegen Flüchtlinge zu agieren. Gut,
burg war ich langjährige Leserin des dortigen Straßen-
dass Sie sich so klar positionieren. Der Artikel über die
magazins Hinz&Kunzt, Ehrensache, dass ich auch jetzt
Flüchtlingsarbeit in Bochum-Langendreer hat mich
im Ruhrgebiet weiter ein Straßenmagazin kaufe. Gerne
sehr berührt. Wir brauchen solche Beispiele. Mit herz-
auch mal eine zweite Ausgabe, die ich dann verschenke.
lichem Gruß G.M.
bodo dankt: Sparkasse Bochum Olaf Authorsen, Ole Eric Bogena, Kathrin Bohr, Ingo Bolland, Agnete Book, Elsemarie Bork, Dieter Brinker, Daniel Büning, Andreas Bürgel, Anke Claßen, Christine Dahms, Petra Danielsen-Hardt, Doris Doberstein, Dortmunder Stadtwerke AG, Annette Düe, Tobias Eule, Evangelischer Kirchenkreis Dortmund, Prof. Dr. Gerd und Monika Falkenhain, Sulamith Frerich, Ina und Gabriel Fuhler, Christa Fuhrländer, Klaus Gebelhoff, Dr. med. dent. Erich und Ulrike Gehrke, Kaffeezentrale DE GmbH, Angelika Göbel, Marco Groger, Gerda Grundhoff, Esther Hagemann, Ruth Margarete Hanke, Silke Harborth, Ralf Henke, Claudia und Markus Holtkamp, Monika Hornig, Karin Kampowski, Petra Karmainski, Hannelore Kärner, Doris und Manfred Kater, Eduard Kock, Christina Kolivopoulos, Bernhard Konieczka, Helmut Konig, Moritz Kremer, Peter Lasslop, Dr. Elmar Linnemann, Mejas James Malayil, Erika Maletz, Mechthild Maschetzke, Verena Mayer, Peter Mehnert, Dolf Mehring, Angelika Möller, Christoph Neumann, Sylvia Oberwörder, Ingrid Olier, Lothar Otte, Wiltraud Pohl, Sabine Raddatz, Hildegard Reinitz, Silvana Richter, Christine Richter, Winfried Risken, Ingo Rosner, Volker Schaika, Kathrin Scherbauer, Herbert Schnier, Rainer Schollas, Markus Schulte-Dück, Larissa Schulze, Dr. Sabine Siebel, Ute Soth-Dykgers, Wolf Stammnitz, Helga Steinert, Oliver Stiller, Wolfgang Sturm, Peter Thanscheidt, Hannelore Thimm-Rasch, Ingrid Untersberger, Christel und Gerhard Volpers, Sigrid von Borcke, Jutta und Wido Wagner, Gabriele Weber, Siegmar Welski, Lena Wessler, Ursula Wiedemann, Thomas Wirringer, Jessica Witulski, Timo Zimmermann, Gundolf Zwingmann, Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Jutta Meklenborg, Sandra Rettemeyer,Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowy, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause, Friederike Claassen, Sulamith Frerich, Nicole Hölter, Gerhard Heiart
DER BODO-SHOP
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