2,50 Euro | 1,25 Euro für den Verkäufer
bodo
Juni 2017
GA DAS STRASSENMA
NUR MIT AUSWEIS
Z IN
WILDES RUHRGEBIET CLAUSNITZER | NSU-TRIBUNAL | GAST-HAUS GEIERABEND | ROTUNDE | PENG! | SUTER 1
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DER BODO-SHOP
1|2
Schöne Dinge, die Sie bei uns auch kaufen können: für sich, für Freunde, für unsere Verkäufer. Erhältlich in unserem Dortmunder Buchladen und in unserer Bochumer Anlaufstelle oder auf Wunsch per Post. Bestellen Sie per Postkarte, per Mail oder kommen Sie vorbei – wir freuen uns auf Sie.
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3 | „Brüchige Biografien“ Dokumentarfilm 79 Minuten. bodo-Sonderheft A5 inklusive DVD. 2,50 Euro
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bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Tel. 0231 – 950 978 0 info@bodoev.de Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr www.bodoev.de 2
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bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund
INHALT | EDITORIAL
04
Claus Dieter Clausnitzer Er ist Axel Prahls „Vaddern“ aus dem Münster-Tatort, spielte bei George Tabori
Theater und mit Loriot Fernseh-Sketche. 34 Jahre lang war er im Ensemble des Schauspiels Dortmund, das ihn mit dem Titel Kammerschauspieler ehrte. Ein Porträt. Von Peter Hesse
12
Im Gast-Haus Das Dortmunder Gast-Haus ist auch für viele bodo-VerkäuferInnen ein
wichtiger Ort. „Die Leute müssen erstmal satt werden“, sagt Geschäftsführerin Katrin Lauterborn, „aber es geht um mehr als nur die Grundversorgung.“
18
Von Sophie Schädel
Martin Suter In „Elefant“, dem neuen Roman des Schweizer Bestsellerautors, geht es um
Gentechnik und Obdachlosigkeit. Bei der Recherche geholfen hat ihm Surprise-Stadtführer Hans Peter Meier, Verkäufer des Schweizer Straßenmagazins. Ein Gespräch mit beiden. Von Amir Ali
34
Wildes Ruhrgebiet „Die Leute gehen zu ihren Autos, würden sie sich bücken, dann sähen sie
schlafende Füchse. Genau diesen Blick wollen wir schärfen“, sagt Alexander Krebs, Tierfotograf und Initiator des Fotoprojekts „Wildes Ruhrgebiet“. Von Wolfgang Kienast
02 bodo Shop 04 Menschen | Claus Dieter Clausnitzer 07 Straßenleben | Auf ein Bier mit Nazis 07 Impressum 08 Neues von bodo 12 Soziales | Im Gast-Haus Liebe Leserinnen und Leser,
16 News 16 Kommentar | Zu teuer, um zu bleiben
hach, es gibt gerade so viel zu diskutieren: Unsere Reaktion zum
17 Recht | Nichtige ALG-Vereinbarungen
CDU-Plan eines Alkoholverbots in der Bochumer Innenstadt wur-
17 Das Zitat | Das Foto
de dankenswerterweise von den lokalen Medien aufgenommen.
18 Interview | Martin Suter
Wir finden die Vorstellung, dass im Bermudadreieck Hunderte
21 Mein Verkaufsplatz | Goran
unter freiem Himmel trinken, während eine Straße weiter ein Wohnungsloser mit
22 Kultur | F2 Fotofestival
einer Geldstrafe wegen Alkoholkonsums belegt wird, mehr als ärgerlich.
23 Wilde Kräuter | Habichtskraut 24 Veranstaltungskalender | Verlosungen
Zur Hausbesetzung in Bochum (s.S. 46) haben wir unsere Position bei einer Podi-
30 bodo geht aus | Café Felix
umsdiskussion im besetzten Haus deutlich gemacht: Auf die Passivität der Stadt
32 Geschichte | Die Syburger Standseilbahn
Bochum im Umgang mit Leerstand wird von außen mit Kopfschütteln reagiert.
34 Reportage | Wildes Ruhrgebiet
Besetzungen lösen das Problem nicht, können aber helfen, endlich einen Hand-
38 Netzwelt | www.lifecompanion.eu
lungsdruck zu erzeugen, den andere Kommunen von alleine spüren.
38 Kinotipp | Dil Leyla
Zur skurrilen Diskussion um die Dortmunder Nordstadt nur drei Sätze: Hervorra-
39 Bücher
gende JournalistInnen waren in der Stadt und haben sich auch mit uns getroffen.
40 Reportage | Das NSU-Tribunal
Besonders die ZEIT-KollegInnen wurden teilweise mit kaum verklausulierten
44 Kultur | Peng!, again.
Lügenpresse-Vorwürfen belegt, weil professionellen Nordstädtern das gezeichnete
45 Kultur | Rotunde Bochum 46 Leserseite | Comic
Bild zu düster erschien. Ich fand die Vorwürfe unangemessen und glaube, es muss
bodo SCHA FFT CHAN CEN
möglich sein, über im Elend lebende Kinder zu berichten, ohne die hippen Projekte nebenan mit in den Text zu zwingen, weil das der Stadtteil-PR hilft. Ach ja, und ein schönes Heft haben wir auch noch gemacht. Schön, dass Sie dabei sind! Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3
MENSCHEN
Claus Dieter Clausnitzer
„Ich gehe dahin, wo die Arbeit ist“
„Das Engagement war gut, ich fand die Leute ganz prima, und dann dachte ich, das ist was für mich.“
4
Seit über 30 Jahren wohnt Claus Dieter Clausnitzer in Dortmund. Vielfältige Engagements als Sketch-Partner von Loriot und als Ensemblemitglied bei George Tabori haben seinen Weg als Schauspieler nachhaltig geprägt. Er ist zudem Deutschlands berühmtester Taxifahrer, und diese populäre Rolle als kiffender „Vaddern“ spielt er seit 2002 an der Seite seiner Kollegen Axel Prahl und Jan Josef Liefers im Münsteraner Tatort. Vorhang auf für einen ganz besonderen Menschen. Von Peter Hesse | Fotos: Sabrina Richmann
Wir treffen Claus Dieter Clausnitzer in ei-
Otto Sander, Martin Lüttge und Gila von
gewohnt. Man muss die Pausen richtig set-
nem Café unweit des Dortmunder Rathau-
Weitershausen.
zen und das Timing muss stimmen, sonst
ses. Noch bevor er sich einen Cappuccino
geht der Gag verloren“, sagt der Schauspie-
bestellt, fängt er an, uns in groben Zügen
Danach ging es weiter mit Engagements am
ler rückblickend über seine Zusammenarbeit
seine Biografie offenzulegen. Geboren ist er
Residenztheater München, in Landshut, St.
mit dem legendären Loriot.
zu Kriegsbeginn in Saarbrücken: „Ich bin als
Gallen, Tübingen, Göttingen und Bremen.
kleiner Junge mit meiner Mutter und meinen
„Bei einer Aufführung im Bremer Theater-
Aktuell spielt der Mime in der Comedyserie
drei Geschwistern in den Bunker gerannt wie
labor von George Tabori hat mich Victor von
„Knallerfrauen“ (Sat1) den Filmvater von
ein Hase, wenn wir die Alarmsirenen gehört
Bülow gesehen und mich neben Evelyn Ha-
Hauptfigur Martina Hill. „Die Arbeitsweise
haben. Als wir wieder herausgekommen
mann für seine TV-Sketche engagiert. Die
ist schon recht ähnlich zu den Sachen, die wir
sind, lag Saarbrücken in Schutt und Asche.
erste Szene, die wir gemeinsam drehten, war
mit Loriot gedreht haben. Ich finde Martina
Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es zum
die in einem Konfektionsladen. Ich vertau-
Hill ganz bezaubernd, sie macht das echt
Beispiel für die Kinder in Syrien bedeutet, die
sche die karierte Jacke mit Loriot. Es kommt
glänzend. Die meisten Sketche denkt sie sich
jetzt mit Krieg und Bombenterror groß wer-
zu Verwechslungen mit seiner Geldbörse,
aus, außerdem arbeitet die Schauspielerin
den. Sie haben ein Leben lang Narben – diese
und am Schluss wackelt Loriot auf den Knien
sehr eng mit ihrem Regisseur zusammen.“
Wunden verheilen ganz schwer.“
aus dem Laden raus.“
Als der heranwachsende Claus Dieter 15
Vor allem der Sketch mit dem Lottogewinner
mund und wohnte zuerst viele Jahre im
Jahre alt war, zog er mit seiner Familie nach
Erwin Lindemann bleibt unvergessen. Hier
Saarlandstraßenviertel. „Damals haben alle
München, weil sein Vater damals als Proku-
spielt Claus Dieter Clausnitzer den Fernseh-
mit komischem Unterton gesagt: ,Was, du
rist bei Siemens arbeitete. Später studierte
Regisseur, der das Interview mit dem frisch
gehst ins Ruhrgebiet?‘ Ich hab gesagt: ,Ich
er Theaterwissenschaften und Germanistik
zu Geld gekommenen Protagonisten (Heinz
geh dahin, wo die Arbeit ist.‘ Das Engage-
an der Ludwig-Maximilians-Universität. Er
Meier hier in einer Paraderolle) immer wie-
ment war gut, ich fand die Leute ganz prima,
absolvierte sein Schauspielstudium an der
der bei seiner Erzählung korrigieren muss.
und dann dachte ich, das ist was für mich.“
Neuen Münchner Schauspielschule und
Mal geht das Licht aus, mal ist ein Mikro im
34 Jahre lang war er Ensemblemitglied des
war zwei Jahre lang Leiter der Studiobüh-
Bild, mal stimmt der Text nicht – bis am Ende
Dortmunder Theaters und spielte unter In-
ne der Universität, seine Kollegen waren
der Lotto-Gewinner komplett den Faden ver-
tendanten wie Guido Huonder oder Micha-
damals unter anderem Manfred Beilharz,
liert. „Wir haben unter Loriot versucht, sehr
el Gruner. Auch bei den Ruhrfestspielen in
präzise zu arbeiten, Evelyn Hamann, Heinz
Recklinghausen, am Schauspiel Essen und
Meier und ich waren das ja so vom Theater
dem Schauspielhaus Bochum war er immer
Im Jahr 1976 kam Clausnitzer nach Dort-
wieder zu sehen. Seitdem die Arbeit für Fernsehproduktionen immer umfangreicher wurde, sieht man ihn kaum noch auf der Bühne – außer zu Weih-
Familienstand: verheiratet, zwei Töchter
nachten: Bei „Akte X-Mas“, der von Autor
Wohnort: Dortmund-Kirchhörde
und Radiomoderator Thomas Koch ins Leben
Lieblingsreiseziel: Indonesien
gerufenen Weihnachtsrevue, tourt er seit
Auszeichnungen: NRW-Schauspielerpreis,
vielen Jahren an der Seite von Fritz Eckenga,
„Kammerschauspieler“ des Theaters Dortmund,
Torsten Sträter und Charlotte Brandi durch
Grimme-Preis-Nominierung für herausragende
NRW. Natürlich gibt es auch Heimspiele in
Leistungen im Tatort Münster, Comedypreis
Dortmund.
für „Knallerfrauen“ 5
MENSCHEN
„Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es zum Beispiel für die Kinder in Syrien bedeutet, die mit Krieg und Bombenterror groß werden. Sie haben ein Leben lang Narben – diese Wunden verheilen ganz schwer.“
Clausnitzer ist ein wandlungsfähiger Schauspieler. Er übernahm immer wieder Rollen in Fernsehproduktionen wie in Kaspar Heidelbachs „Das Wunder von Lengede“ oder Adolf Winkelmanns „Contergan“. Zudem hält er gerne Lesungen, zuletzt las er Anfang April in der Dortmunder Auslandsgesellschaft aus dem „Roman eines Schicksallosen“ von Imre Kertész. „Diese Erzählung ist wahnsinnig spannend. Sie schildert die Geschichte eines 15-jährigen Jungen aus der Sicht eines Erwachsenen, der den Zweiten Weltkrieg und Inhaftierungen in Buchenwald und Auschwitz überlebt. Das ist ein sehr intensives Zeitdokument. Auf der einen Seite gibt die Hauptfigur ihre Identität langsam auf, doch trotz aller Widrigkeiten übersteht sie das alles. Das geht ans Herz und ist auch sehr philosophisch.“ Momentan verbringt der begehrte Schauspieler die meiste Zeit in Lüneburg, wo er seit fast fünf Jahren in der TV-Serie „Rote Rosen“ den Schuhmachermeister in Rente Hannes Lüder spielt. „Ich muss heute wieder hin, weil ich morgen drehe“, erzählt er uns, „aber am Wochenende fahre ich zurück nach Dortmund.“ Bis heute hat er seinen Wohnsitz hier nicht aufgegeben, und samstags zieht es den bekennenden BVB-Fan zum Heimspiel natürlich ins Stadion. „Natürlich habe ich eine BVB-Dauerkarte. Und zu Hause ist da, wo die besten Fans der Liga ins Stadion pilgern.“
6
STRASSENLEBEN
IMPRESSUM
Auf ein Bier mit Nazis In Dortmunder Kneipen gibt es Bierdeckel, auf denen steht: „Kein Bier für Rassisten“. Der BVB will damit zeigen, dass Rassisten und Nazis nicht erwünscht sind. Im Rathaus gibt es solche Bierdeckel nicht. Dafür Bier für Nazis.
Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20
Von Alexandra Gehrhardt | Foto: Bastian Pütter
Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: Amir Ali, René Boyke, Alexandra Gehrhardt, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Max Florian Kühlem, Metin, Bastian Pütter, Petra von Randow, Sophie Schädel, Sebastian Sellhorst, Maren Wenzel Titelfoto: Alexander Krebs Fotos: Bianka Boyke (17), Robin Dullinge (40, 41), Birgit Hupfeld (24, 28), Wolfgang Kienast (33), Felix Kleymann (22), Alexander Krebs (34, 35, 36, 37), Yuriy Ogarkov (25), Peng! (44), Bastian Pütter (7, 16), Sabrina Richmann (3, 4, 5, 6), Ruhr Tourismus Sascha Kreklau (24, 29), Miriam Künzli (3, 19), Daniel Sadrowski (3, 12, 13, 14, 15, 27, 30, 35, 45), Sebastian Sellhorst (8, 9, 10, 11, 21, 46), Claudia Siekarski (11), StandOut (11, 24, 29), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare, monatlich in BO, DO und Umgebung Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Juli-Ausgabe 10.06. 2017
Rückblende. Nach der Kommunalwahl im
lehnten SPD und CDU ab, zu Gunsten
Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015
Mai 2014 griffen Dortmunder Neonazis
von Offenheit und „Bürgernähe“. Diese
das Rathaus an. Parlamentarier, Bürgerin-
Einladung nahmen Neonazis gern an.
nen, Antifas, die sich ihnen entgegenstell-
Linke und Piraten hatten davor gewarnt
ten, bekamen Pfefferspray und Faust-
und ihre Veranstaltung an einen anderen
schläge ab. Der Dortmunder Staatsschutz
Ort verlegt.
Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
ermittelte mit großem Eifer gegen alle Angegriffenen wegen des Tatbestands der Nötigung.
Protest gab es kaum, Widerstand keinen. Die Nazis bildeten den Großteil des Abends die deutliche Mehrheit in der Bürgerhal-
Diesmal war es anders. Kein Pfefferspray,
le. Die Ratsfraktionen zogen sich in die
keine Verteidigung, kein Zusammenste-
abgesperrte erste Etage zurück, Grüne
hen. Rund 50 Neonazis – darunter die
postierten sich dort mit dem Slogan „Bunt
Täter von 2014 – spazierten ohne Probleme
statt braun“. Die SPD, mitverantwortlich
ins Foyer, plauderten beim Bier an den
für die Situation, erklärte per Transparent
Stehtischen, beklatschten das Wahlergeb-
Dortmund für „nazifrei“.
nis der AfD. Zu sehen: ein T-Shirt mit der Aufschrift „HKNKRZ“ („Hakenkreuz“), der ehemalige Feuerwehrchef Klaus Schäfer und Marko Gottschalk, Mitgründer der Dortmunder „Combat-18“-Gruppe (1 und 8, A und H, stehen für die Initialen Adolf Hitlers). C-18 gilt als rechtsterroristisch, unterhielt gute Kontakte zum NSU. Die Stadt hatte das verhindern wollen. Den Vorschlag, dass die Parteien die Bürgerhalle als Privatveranstalter mieten,
Der Umgang mit Neonazis muss den Balanceakt bewältigen, sie nicht einflussreicher darzustellen als sie sind und gleichzeitig nicht aus dem Blick zu verlieren. Werden sie ausgeblendet, nehmen sie sich Stück für Stück Raum, verschieben Sagund Machbarkeitsgrenzen. Weil man sie lässt. Wo immer die Stadt nazifrei sein mag – im Rathaus war sie es am 14. Mai nicht.
Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenstraße 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 13 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
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NEUES VON BODO
Stadt von unten
Enduros für bodo
Kana am Rathaus
Für die einen gibt es morgens auf dem
Im vergangenen Jahr hatte bodo-Leser
Herzliche Einladung zum Essen im
Weg zur Arbeit beim Bäcker schnell einen
Andreas König eine außergewöhnliche
Stadtgarten: Am Samstag, dem 10. Juni,
Kaffee auf die Hand, die Pizza beim Italie-
Idee: Der leidenschaftliche Motorradfah-
verlagern unsere Freunde vom Kana e.V.
ner und das Kino mit Freunden am Abend
rer plante in Voßwinkel im Sauerland ein
am Nordmarkt ihre Suppenküche direkt
sind völlig normal.
Motorradfestival mit Musik und großem
zwischen das Dortmunder Rathaus und
Rahmenprogramm, der Erlös sollte an sozi-
die U-Bahn-Station Stadtgarten.
ale Einrichtungen gespendet werden.
Wie in jedem Jahr wird es eine Mischung
Für bodo kamen bei der Premiere 1.000
aus geselligem Freiluft-Mittagstisch und
Euro zusammen; Geld, das in unsere
politischer Demonstration geben. Ab 12 Uhr
Versorgungsangebote für Wohnungslose
werden Hunderte Mittagessen an Bedürf-
floss. Jetzt geht das „Reise-Enduro-Festi-
tige ausgegeben, an die Stammgäste der
val“ in die zweite Runde. Am Wochenen-
Suppenküche und an die Wohnungslosen
de vom 11. bis 13. August finden auf dem
der Stadt. Interessierte Innenstadtbesucher
Enduro-Gelände im Arnsberger Stadtteil
und Hungrige, die die Einrichtung am Nord-
Vosswinkel Touren durch den Geländepar-
markt nicht brauchen, um satt zu werden,
cours, Fahrtrainings und ein Konzert statt
sind aber ebenso herzlich eingeladen, an
auch von ihren eigenen Erfahrungen.
– alles eigens ausgelegt für sogenannte
den langen Tafeln Platz zu nehmen. Es wird
Die nächsten regulären Termine:
Reise-Enduros, einer Mischung aus sport-
ein musikalisches Unterhaltungsprogramm
licher Crossmaschine und Reisemotorrad.
geben und die Gelegenheit, miteinander ins
Die Einnahmen aus dem Festival fließen
Gespräch zu kommen – natürlich werden
als Spenden an bodo, den Kindergarten
auch einige bodo-Verkäufer dort sein.
Voßwinkel und die Csilla-von-Boeselager-
Seit mehr als 25 Jahren öffnet die ehren-
Für andere ist es das nicht: Menschen ohne Wohnung verbringen den Tag meistens an Orten, an denen sie kostenlos Frühstück, Kleidung oder einfach ein offenes Ohr bekommen. Wo und wie solche Orte sind, und vor welchen Herausforderungen von Wohnungslosigkeit bedrohte oder betroffene Menschen stehen, zeigen wir bei bodos sozialen Stadtführungen. bodo-Verkäufer, oft selbst mit Straßenerfahrung, leiten die Tour, erzählen aus den Einrichtungen und
Dortmund: Sa 10.6., 11 Uhr bodo-Buchladen, Schwanenwall 36 – 38 Bochum: Sa 17.6., 11 Uhr Anlaufstelle Stühmeyerstraße 33
Stiftung, die Menschen mit Trisomie21
amtlich betriebene Suppenküche an der
Kosten: 5 Euro. Anmeldung: 0231 – 50 97 80
unterstützt. Wir sagen Danke.
Sie können auch individuelle Gruppenführun-
Teilnahmebedingungen und Informationen
Ob-dachlose und gibt bis zu 300 kostenlose
gen vereinbaren. Rufen Sie uns einfach an.
unter www.reiseendurofestival.de
Mahlzeiten pro Tag aus.
Mallinck-rodtstraße ihre Türen für Arme und
bodo trägt vor Es sagen doch immer alle: „Niemand muss
Wohnungslosigkeit zu berichten. Die Situa-
draußen schlafen“ – warum sind da drau-
tion wohnungs- und obdachloser Menschen
ßen dann so viele? Wie viele sind das ei-
hat sich verändert. Steigende Mieten und der
gentlich, wie wird ihnen geholfen? Ist das
enger werdende Wohnungsmarkt verschär-
überhaupt so einfach?
fen Konkurrenzen zwischen benachteiligten
bodo arbeitet seit mehr als 22 Jahren mit Menschen zusammen, die von Wohnungslo-
8
Gruppen und hängen meist die, die am wenigsten sichtbar sind, gesellschaftlich ab.
sigkeit bedroht oder betroffen sind. Regelmä-
Das zeigen wir in Vorträgen, bei Schulbe-
ßig werden wir eingeladen, um in Schulen,
suchen und individuell buchbaren sozialen
Hochschulseminaren, bei SozialarbeiterIn-
Stadtführungen. Und erzählen, wie der Ver-
nen oder in Kirchengemeinden von unserer
kauf des sozialen Straßenmagazins seine
Arbeit und unseren Erfahrungen im Bereich
VerkäuferInnen stärken, ihnen Zutrauen ge-
www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
Kleiderspenden Herrenkleidung, Herrenschuhe, Schlafsäcke – die bodo-Anlaufstellen freuen sich über Sachspenden. In unseren Läden in Dortmund und Bochum holen die rund 120 bodoVerkäufer nicht nur ihre Magazine, um sie
Bücher, Bücher, Bücher
an ihren Verkaufsplätzen anzubieten. Hier gibt es auch täglich ein Frühstücksan-
Unser Projekt in einem Satz: Ihre Bücher-
machen und uns darin bestärken, dass unser
spenden schaffen Arbeitsplätze, Ihr Einkauf
Konzept funktioniert: Ohne staatliche Regel-
bei uns hilft, sie zu sichern. Unser Ziel ist es,
förderungen echte, sichere und vernünftig
für jedes von Ihnen gespendete Buch den
entlohnte Arbeitsplätze für Menschen in
richtigen Weg zu einem neuen Besitzer zu
den unterschiedlichsten Lebenssituationen
finden. Gleichzeitig sind wir bemüht, unser
zu schaffen – mit einer hohen Identifikation
Team von MitarbeiterInnen, das mit den
für die gemeinsame Sache, in einem solida-
unterschiedlichsten Hintergründen zu uns
rischen Miteinander.
kommt, bestmöglich zu fördern.
gebot, und hier beraten wir bodo-Verkäufer und andere Menschen ohne Wohnung oder in schwierigen sozialen Lagen. Zu beiden Einrichtungen gehören Kleiderkammern, in denen wir für Bedürftige Kleidung, Schuhe und Schlafsäcke zur Verfügung stellen. Hier ist das Angebot in den letzten Wochen leider ziemlich geschrumpft: Wir freuen uns deshalb über gut erhaltene Herrenho-
Möglich wird dies, weil Menschen ihre
sen, Shirts, Hemden und Unterwäsche in normalen Größen. Vor allem benötigen wir
In unserem Buchladen am Dortmunder
aussortierten Bücher in die guten Hände
Schwanenwall finden Sie die sehr gut
unserer MitarbeiterInnen geben. Während
Herrenschuhe in allen Größen.
erhaltenen oder gar neuwertigen Romane,
der Öffnungszeiten unseres Dortmunder
Wenn Sie etwas Platz im Schrank schaffen,
Krimis, Fach- und Sachbücher. Ein Groß-
Buchladens und unserer Anlaufstelle an der
freuen wir uns, wenn Sie uns Ihre nicht mehr
teil des Sortiments ist auch in unserem
Stühmeyerstraße in Bochum nehmen wir
benötigte Kleidung (gerne gemeinsam mit
Onlineshop erhältlich, den Sie über unsere
gerne Ihre Buchspenden an. Wir freuen uns
Ihren aussortierten Büchern) vorbeibringen:
Internetseite bodoev.de finden. Wir versen-
auf Ihren Besuch.
Anlaufstelle Bochum, Stühmeyerstraße 33
den inzwischen Bücher in die ganze Welt.
oder bodo-Buchladen, Schwanenwall 36 – 38,
Erfolge, die unsere MitarbeiterInnen stolz
Dortmund. Herzlichen Dank!
Metin, bodo-Verkäufer in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, auch wenn ich gerne die bodo anbiete, ben und die Basis für die nächsten Schritte in ein geregeltes Leben sein kann. Lehrer- und GruppenleiterInnen legen wir auch unseren Dokumentarfilm „Brüchi-
werden Sie mich die nächsten Wochen und Monate vielleicht nicht an meinem Verkaufsplatz sehen. Mit ein bisschen Glück kann ich bald eine Qualifizierungsmaßnahme in Bochum beginnen. Das Ganze soll vier Monate dauern. Man hat mir gesagt, es soll dabei auch um den Bereich „Einzelhandel und Verkauf“ gehen. Ich
ge Biografien“ ans Herz. Der 79-minütige
bin optimistisch, dass das vielleicht was für mich ist, denn verkaufen kann ich schon ganz gut,
Film lässt fünf bodo-VerkäuferInnen ihre
glaube ich. Mache ich ja schließlich fast jeden Tag.
Geschichten von Migration und Struktur-
Wie ich einigen von Ihnen bereits erzählt habe, habe ich wieder eine Wohnung, und zwar
wandel, Sucht und Wohnungslosigkeit erzählen. Gerne besuchen wir Sie zu einem Filmgespräch. Tel. 0231 – 950 978 0 oder redaktion@bodoev.de
in Bochum, und fahre morgens mit der Bahn zu meinem Verkaufsplatz in die Dortmunder Innenstadt, denn so ganz konnte ich mich von Dortmund noch nicht trennen. Wenn sie mich also in nächster Zeit mal nicht antreffen, machen Sie sich keine Sorgen. Das Magazin bekommen Sie ja auch bei meinen Kolleginnen oder Kollegen in der Stadt. Viele Grüße und bis bald, Ihr Metin 9
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NEUES VON BODO
Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an: n n n n n n n
Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung
Wie wir arbeiten Das Konzept unserer Arbeit ist vielleicht
Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Ostenhellweg 42-48/Eingang Moritzgasse | 44135 Dortmund Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org
etwas ungewöhnlich für einen gemeinnützigen Träger: In unseren Arbeitsbereichen setzen wir zuerst auf Einnahmen aus dem
Achtung, neue Adresse.
Verkauf unserer Produkte. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Sinnhaftigkeit von Arbeit sich nicht simulieren lässt. Alle MitarbeiterInnen vom
bodo DA S ST RA
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Werben im bodo-Straßenmagazin!
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Fordern Sie unsere Mediaunterlagen an! Zeigen Sie, wofür Sie stehen!
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Werben im Straßenma
Anzeigenberatung: Susanne Schröder anzeigen@bodoev.de Tel. 0231 – 950 978 0
bodo-Verkäufer bis zur Angestellten in unserem Buchladen wissen, dass sie beitragen zum Erhalt und zum Erfolg unseres Vereins. Daraus erwächst Identifikation, Selbstbewusstsein und Stolz auf das Geleistete. Auf dieser Grundlage erst lassen sich Perspektiven erarbeiten. In unserem aktuellen Jahresbericht – den Sie gedruckt in unseren Anlaufstellen oder digital auf unserer Internetseite finden – haben wir genau aufgeschlüsselt, woher unser Geld kommt: Unsere Arbeitsbereiche erwirtschaften Einnahmen, die die laufenden Kosten decken. Für die soziale Arbeit bei bodo sind wir jedoch auf Spenden angewiesen. Spenden stellen so „nur“ 18 Prozent unserer Einnahmen dar, doch es sind die entscheidenden: Durch Ihre Unterstützung wird unsere Arbeit möglich.
Arge-Team für bodo Aus unserer täglichen Arbeit kennen wir die Dortmunder Steinstraße gut, als Ort
Büro Recklinghausen (Hauptverwaltung) Telefon 0 23 61 – 40 64 70 Weitere Büros in: Bochum · Dortmund Bottrop · Herne Wuppertal
der Agentur für Arbeit doch eher ungewöhnlich. Umso mehr freuen wir uns, dass die MitarbeiterInnen des Teams 031 von Teamleiter Armin Albrecht (4.v.l.) für uns
eit d e sw Bun e r üb 00 31.0 er lied Mitg
office@mieterschutzbund.de www.mieterschutzbund.de 10
für eine Spendenübergabe sind die Räume
druckwerk
druck in dor tmund
w w w.druckwer k.info
gesammelt haben. Auf Initiative der ehemaligen Mitarbeiterin Ute Simon (3.v.l.) legte das Team, das sich mit Altersteilzeit, Kurzarbeiter- und Insolvenzgeld befasst, zusammen: 400 Euro für bodo kamen zusammen. Vielen Dank!
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Bei „Tante Amanda“
Verkleidet und beschenkt
Drei Tage Comedy-Spektakel im Biergarten
Und noch einmal Geierabend. Oder doch
„Tante Amanda“: Nach einer erfolgreichen
nicht? In jeder Session können Gäste des
Session auf Zeche Zollern hissen unsere
Dortmunder Alternativ-Karnevals übrigge-
Unterstützer von der Geierabend-Crew
bliebene Wertmarken spenden – nach der
bereits ihre Flagge für die Open-Air-Saison.
Spielzeit kommt der Gesamtbetrag unserer Arbeit zu Gute. In diesem Jahr freuen wir
Von Freitag, 30. Juni bis Sonntag, 2. Juli
uns über unglaubliche 9.578 Euro!
macht der Ruhrpott-Comedy-KabarettKarneval traditionsgemäß Station im
Für die Spendenübergabe schlüpften
Grünen: Bei „Tante Amanda“ zwischen
VerkäuferInnen des Straßenmagazins in die
Dortmund und Castrop-Rauxel bringt das
Rollen von „Steiger“, „Präsi“, „Bandscheibe“,
Ensemble um „Steiger“ Martin Kaysh an
„Miss Annen“ & Co und sorgten für Irritati-
drei Abenden die schönsten Nummern von
onen in der Dortmunder Innenstadt. (s.S.17)
„Planet Pott“ auf die Bühne.
Auch die Ensemblemitglieder Martin
Natürlich mit dabei sind der Präsi, die
Kaysh, Franziska Mense-Moritz und Sandra
grazile Schönheitskönigin Miss Annen,
Schmitz hatten ihren Spaß: „bodo und der
Sauerländer Joachim Schlendersack, Immi
Geierabend kennen sich inzwischen so
und Lollo vonne Südtribüne und viele mehr.
gut, da kann man auch mal sagen: ,Willst
Insgesamt geht es bei „Tante Amanda“
Du nicht diesmal aufs Familienfoto?“,
lockerer zu als auffe Zeche: An den Tischen
sagte Martin Kaysh. Und mit Blick auf das
herrscht freie Platzwahl, die obligatorische
„bodo“-Double Goran: „Und mal ehrlich: Ein
Currywurst wird direkt vom Grill serviert.
ziemlich guter ,Steiger‘, oder?“
Und direkt am Eingang wartet Harald mit
Die Spende sichert den Betrieb unserer Dort-
der druckfrischen Juli-bodo auf Käufer. Wir
munder Anlaufstelle. Vielen Dank an alle
freuen uns drauf!
SpenderInnen und an das Geierabend-Team!
Versichern ist Vertrauenssache Beratung - FAIRmittlung Unterstützung im Schadensfall
... seit über 28 Jahren. Telefon 0234-9730158 www.fairsicherungsbüro-bochum.de
bodo ist für Sie da montags bis freitags
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en lassen.“ „Nicht ärgern. Berat © by Photocase.de
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SOZIALES
Um 8 Uhr öffnet das Gast-Haus in Dortmund seine Türen. Eine Minute später sind alle Stühle besetzt. Denn hier gibt es kostenloses Frühstück für Wohnungslose und alle anderen, die es sich sonst nicht leisten könnten. 150.000 Mahlzeiten gehen hier jährlich über den Tisch. Zusätzlich bietet das Gast-Haus auch kostenlose ärztliche Versorgung, eine Kleiderkammer, Duschen und Gespräche mit Seelsorgern an. Ein Besuch. Von Sophie Schädel | Fotos: Daniel Sadrowski
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„Die Leute müssen erstmal satt werden“ Das Dortmunder Gast-Haus
„Gast-Haus statt Bank“ prangt in großen Lettern an der knallroten Fassade der Rheinischen Straße 22 in Dort-
mund. Der Name ist Programm: „Wir empfangen hier jeden als Gast. Wir wertschätzen die Gäste und begegnen ihnen auf Augenhöhe“, betont Katrin Lauterborn, die das Gast-Haus leitet. „Darum duzen wir uns hier auch alle.“
Die Gäste stehen bei allen Überlegungen im Fokus. „Hier ist das Besondere: Die Menschen sind nicht am Rande
der Gesellschaft. Sie sind die Gesellschaft“, sagt Katrin.
Sie arbeitet hier seit ihr Vater vor 21 Jahren das Gast-Haus mitgründete. Damals habe der Verein an zwei Tagen pro
Woche ein Frühstück für Wohnungslose angeboten. Das Grundangebot blieb bestehen: „Die Leute müssen erstmal
satt werden“, sagt Katrin resolut. „Aber es geht um mehr als nur die Grundversorgung: Wir sind ein täglich geöffneter Anlaufpunkt für Wohnungslose und Arme.“
Jeder so viel er will Das scheint anzukommen: Im Gastraum ist morgens schon Hochbetrieb. In dem hellen Raum mit der großen
Fensterfront sitzen Gäste an den Tischen und unterhalten
sich laut. Es herrscht Café-Atmosphäre. Die ehrenamtli-
chen Mitarbeiter bringen jedem Gast einen Teller an den Tisch. Danach bedienen sie sich an der Theke, bis alle satt sind, und packen sich noch etwas für später ein.
„Hier bekommt jeder so viel er will“, sagt Rolf, der heute Teamchef ist, und reicht einem Gast drei weitere Scheiben Brot mit Margarine. Wie viele der Helfer im Gast-Haus ist
er Rentner und freut sich, hier etwas Sinnvolles tun zu können. Einige der Ehrenamtlichen waren früher aber auch selbst Gäste. Zum Beispiel Hermann, seit 14 Jahren
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SOZIALES
der selbsternannte Chef der Kaffeemaschi-
Kay ist zu 100 Prozent behindert; „kaputt-
versorgt. Aber wer durch das Raster des
strahlt stolz, als er sich wieder seiner Ma-
schiefe Wirbelsäule und eine posttrauma-
nien und Bulgarien oder Wohnungslose
ne. „Ich bevorzuge Lavazza“, sagt er und schine zuwendet.
Der Andrang an der Theke ist groß. Am Monatsanfang ist es „nur“ voll, am Monatsen-
de bildet sich eine lange Schlange vor dem Laden. Jeder zweite Gast ist obdach- oder
wohnungslos, berichtet Katrin. „Die andere Hälfte hat zwar eine Wohnung, ist aber arm
und hat einen ähnlichen Lebensstandard.“ So zum Beispiel Rüdiger, ein kräftiger Mann
tische Belastungsstörung, über die er aber nicht sprechen möchte. Er fährt sich durch seine halblangen Haare, und ein buntes
Tattoo auf seinem Wangenknochen kommt zum Vorschein. Kay ist „immer on the Road“,
Asylrechts falle wie Migranten aus Rumä-
ohne Migrationsgeschichte, erhalte keine
Krankenversicherung, keinen Deutschkurs, keine Unterstützung durch Sozialarbeiter und keine Wohnung.
sagt er, denn er fühlt sich getrieben. Dar-
Viele dieser Menschen tauchen irgend-
Gasthauses sehr. „Hier muss ich nicht wie
hen die ersten Gäste auf und machen Platz
um liege ihm die unbürokratische Art des anderswo auf einen Termin warten.“
wann im Gast-Haus auf. Mittlerweile stefür die nächsten. Einer hat seinen Hund mitgebracht, der gierig auf die Teller am
mit Vollbart und blauem Hemd. Er ist nur
Hürden und Bürokratie abbauen
Nachbartisch schaut. Dort sitzt Uwe und
und eine kleine Wohnung hat. „Mir geht es
„Unsere Gäste brauchen ein niederschwelli-
Narbe unter dem linken Auge und einen
Brötchen. Rüdiger isst nur im Notfall hier,
sie einen Ausweis und müssen sich regist-
in einem besetzten Haus gelebt, zeitweise
Leuten nichts wegessen, die es wirklich drin-
lose mit einem Termin an das andere Ende
ße. Bei seiner Arbeit als Schlosser hatte er
unregelmäßig hier, weil er einen Minijob
noch relativ gut“, sagt er und beißt in sein
wenn sein Kühlschrank leer ist. „Ich will den gend brauchen.“
ges Angebot. Bei anderen Stellen brauchen
rieren“, sagt Katrin. „Wenn man Wohnungs-
der Stadt schickt, um sie dort zu beraten, werden viele von ihnen nie dort auftau-
„Immer on the Road“
chen.“ Auch Voraussetzungen wie das Über-
Wirklich brauchen kann es Kay. „Momen-
im Gast-Haus nicht.
tan lebe ich vom Gast-Haus und von der
winden einer Drogenabhängigkeit gibt es
Straße“ sagt der 28-Jährige. „Seit ich 14 bin,
Von städtischer Seite gebe es kein so unbü-
er schläft? „Bei Bekannten auf der Couch, in
Alles in Dortmund funktioniere über Spen-
lebe ich ofW“ – ohne festen Wohnsitz. Wo Zügen, volles Programm.“ Manchmal habe
er schon mit synthetischen Drogen drei
Nächte durchgemacht, um nicht auf der Straße schlafen zu müssen.
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geschrieben“, wie er es nennt. Er hat eine
trinkt seinen Kaffee. Er ist Ende 40, hat eine kleinen Irokesen im Nacken. Früher habe er
im Wald, und immer wieder auf der Stravor 15 Jahren einen Unfall und ist seitdem
arbeitsunfähig. Durch einen Streit mit dem
Vermieter verlor er seine Wohnung und seinen gesamten Besitz. Seitdem kommt
er oft ins Gast-Haus und kennt hier alles und jeden.
rokratisches Angebot, bemängelt Katrin.
Weit mehr als nur ein Frühstück
den und Ehrenamt. „Die Stadt behauptet,
Wer sich sattgegessen hat, kann danach
ausreichend“, sagt Katrin. Geflüchtete, de-
sich frische Kleidung abholen. Bärbel, die
ihr eigenes Angebot für Wohnungslose sei
ren Status anerkannt werde, würden gut
noch die Duschen des Hauses nutzen und Chefin der Wäschekammer, öffnet hier seit
Jahren Woche für Woche Beutel mit gespen-
unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter hier
das Gasthaus aber nicht verwenden und
Praxis gegründet hat.
deter Kleidung. Einen Großteil davon kann gibt ihn an andere Initiativen weiter. „Die
verbringen“, sagt Klaus, der Arzt, der die
Das Gast-Haus wächst
Krawatten!“
Zu Beginn betrieben die Ärzte die Praxis
Ein ebenfalls gut genutztes Angebot ist die
dem Zuzug vieler Rumänen und Bulgaren
Praxis des Gast-Hauses. Bis auf die Tatsache, dass die Ärzte hier keine weißen Kittel tragen, eine ganz normale Praxis. Doch es
herrscht großer Andrang im Wartebereich, denn die Ärzte hier behandeln kostenlos Menschen, die nicht krankenversichert
sind. „Wir tragen uns komplett aus Geldund Materialspenden und der Zeit, die
Fast 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich im Gast-Haus um die Bedürfnisse der
noch in der Rheinischen Straße 22. Aber seit sind pro Sprechstunde 70 Patienten hier,
und das Gast-Haus musste seine Räumlichkeiten erweitern. Die obere Etage der Rheinischen Straße 22 sowie das Nachbarhaus
mit der Nummer 20 hat das Gast-Haus nun zusätzlich bezogen. Die neuen Räume
schaffen Platz für Behandlungszimmer,
Büros und einen Besprechungsraum für
Vereinssitzungen oder kostenlose Rechtsberatung. „Jetzt kann alles parallel laufen“, sagt Katrin zufrieden.
Besucher, vom Frühstückangebot bis zur ärztlichen Versorgung. V.l.: Geschäftsführerin Katrin Lauterborn, Arzt Klaus Harbig, Hermann Sendl, Marianne Brentzel mit Patientin Angelika, Wäschekammer-Chefin Bärbel Klein, Seelsorger Wilfried Göddeke.
Leute das schaffen.“
Seelsorge auf Augenhöhe
Leute spenden nicht zielgerichtet. Wir brau-
chen hier robuste Jeans und Schuhe, keine
Fahren friere, frage ich mich immer, wie die
Durch die neuen Räume ist der Gastraum
entlastet. „Wenn wir nicht aufhaben, kön-
nen die Leute nirgendwo hin. Jetzt konnten wir die Öffnungszeiten erweitern.“ Beispielsweise fanden die Vereinssitzungen bis
zum Umbau im Gastraum statt. Besonders im kalten Winter sei es schwergefallen, die
Türe vor den Gästen zu schließen. Doch der
Über solche Sorgen sprechen die Gäste
häufig mit Wilfried, einem der Seelsorger im Gast-Haus. Früher war er Pfarrer.
Heute hat er das Gefühl, den Menschen tatsächlich auf Augenhöhe begegnen zu können: „Anders als in der Kirche kommen
die Menschen hier nicht unterwürfig her.
Sie müssen nicht demütig sein, um Hilfe
zu bekommen“, schwärmt er von seiner Arbeit. Wichtig sei im Gast-Haus auch, dass
die Gäste sich hier nicht verändern müssen. „Wer will, bekommt Unterstützung,
wer das nicht will, wird aber auch in keine Richtung gedrängt“, sagt Wilfried.
Ein trauriger Teil seiner Arbeit: Wenn ein Gast stirbt, organisieren die Seelsorger
die Beerdigung samt Trauerfeier statt der anonymen Beisetzung, die das Sozialamt
in solchen Fällen bezahlen würde. „Das ist vielen von ihnen eine große Erleichterung“,
weiß Wilfried. „Wir lassen niemanden alleine.“
Moment, gerade im Winter abends die letzten Gäste wegzuschicken, falle immer noch
schwer. „Wenn ich morgens Eis von der Au-
toscheibe kratzen muss und ich schon beim
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NEWS
DER KOMMENTAR
Sanktionen schaden Sanktionen destabilisieren, führen zu Verschuldung und sind die Hauptursache bei Wohnungsverlust von Hartz-IV-Empfängern. Wie ein Überblick der wissenschaftlichen Dienste (WD) des Deutschen Bundestags über qualitative Studien zum Thema Sanktionen zeigt, verfehlen Leistungskürzungen in den meisten Fällen ihr Ziel und tragen nicht zur Überwindung der Hilfebedürftigkeit bei Hartz-IV-Empfängern bei. Im Durchschnitt führen Sanktionen zu einer Verschlechterung der Lebenssituation von Hartz-IV-Empfängern und entfalten nicht die gewünschte erzieherische Wirkung. Ausnahme sind die unter 25-Jährigen, bei denen Vollsanktionen zu verstärkter Aufnahme von prekären und meist kurzlebigen Beschäftigungsverhältnissen führen. Eine dauerhafte Überwindung des Leistungsbezugs gelingt dadurch nicht. Stattdessen zeigt sich in mehreren Studien eine Verschlechterung der seelischen und körperlichen Gesundheitssituation der Sanktionierten.
Zu teuer, um zu bleiben Von Alexandra Gehrhardt | Foto: Bastian Pütter
866 Euro darf jeder Geflüchtete in Dortmund pro Monat kosten. So steht es im neuen Paragrafen des Flüchtlingsaufnahmegesetzes, das seit 1. Ja-
NRW duckt sich weg Nachdem die Landesregierung Anfang Mai angekündigt hatte, die Unterbringungskosten für rund 1.000 in Dortmund lebende Geflüchtete nicht zu übernehmen, drohen der Stadt Mehrkosten von bis zu 15 Millionen Euro, meldeten die Ruhr Nachrichten. Speziell gehe es um Menschen, die aus sicher genannten Herkunftsländern wie Afghanistan, Kosovo oder Alba-
nuar gilt. Nicht mehr zahlen will das Land für Menschen aus sogenannten sicheren Herkunftsländern, zugewiesen werden sie trotzdem. Rund 1.000 von ihnen leben in Dortmund, die Stadt steht vor Mehrkosten von bis zu 15 Millionen Euro. Seit eineinhalb Jahren drehen Bund und Länder viele kleine Schrauben, um ihr Ziel, so viele Geflüchtete wie möglich wieder loszuwerden, zu erreichen. Die jüngste weitere Verschärfung des Asylrechts ist eine davon, die Verweigerung der Kostenübernahme für Menschen aus sogenannten
nien kommen und deren Asylanträge damit pauschal als unbe-
sicheren Herkunftsstaaten eine andere.
gründet abgelehnt werden können. Wie viele Asylsuchende eine
Das Konzept der sicheren Herkunftsländer hat seit seiner Einführung Ge-
Kommune aufnehmen muss, regelt das Land mit einem speziellen
flüchtete gespalten in „gute“ Flüchtlinge und vermeintlich schlechte, die
Verteilungsschlüssel, auch die Kosten werden in der Regel vom
„nur“ aus wirtschaftlicher Not kommen. Spätestens die Aufnahme von
Land übernommen. Das im Januar in Kraft getretene Flüchtlings-
Teilen Afghanistans macht die Kälte dieses Konstrukts klar. Wöchentlich
aufnahmegesetz klammert abgelehnte Asylsuchende dabei aber
sterben Zivilisten bei Anschlägen, Nichtregierungsorganisationen ziehen
aus und verschiebt die Pflicht damit auf die Kommunen. Der ein-
sich aus Kabul zurück, im Mai starb in der Hauptstadt eine Deutsche bei
zige Weg, die Kosten zu senken, ist, die Anzahl der zu betreuenden
einer Entführung.
Menschen zu reduzieren: durch Ausreise oder Abschiebung.
Mit der Gesetzesänderung und der Verweigerung, für alle zugewiesenen Menschen auch zu zahlen, verschiebt das Land den Druck, die
Hamburg räumt auf Wenige Wochen vor dem G-20-Gipfel übt das Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt scharfe Kritik am Umgang der Ordnungs- und Sicherheitsbehörden mit Obdachlosen. In den Messehallen tagen am 7. und 8. Juli die Staats- und Regierungschefs der führenden 20 Industrie- und Schwellenländer – und ein großer Teil Hamburgs wird bereits jetzt zur Sicherheitszone erklärt. Was in dieser Zeit mit Menschen passiert, die draußen schlafen, ist unklar. Seit Monaten würden Schlafplätze, sogenannte Platten, mit Hinweis auf den Gipfel von der Polizei geräumt, berichten die Hamburger Kollegen. In den kommenden Wochen
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Unerwünschten loszuwerden, auf die Kommunen. Dortmund hält zwar dagegen. Und gibt, dank der Möglichkeit, einen Teil der Kosten durch höhere Steuereinnahmen zu kompensieren, vorsichtig Entwarnung. Doch auch hier sind Einsparungen in der Verwaltung eine Option, kündigte der Stadtkämmerer in den Ruhr Nachrichten an. Die werden den Ärger gegenüber den „Armutszuwanderern“, den „Wirtschaftsflüchtlingen“, den vermeintlich Schlechten verstärken. Die werden die Konsequenzen spüren: mehr pauschale Ablehnungen von Asylanträgen als „offensichtlich unbegründet“, mehr Abschiebungen in sogenannte sichere Herkunftsländer. Auch, dass zunehmend Menschen lieber hier illegal leben als legal wieder in dem Leben, vor dem sie geflohen sind, ist absehbar.
dürfte sich das weiter zuspitzen. Ein Konzept von Stadt und Po-
Die Stadt wolle das Thema nach der Landtagswahl noch einmal aufneh-
lizei sieht vor, Obdachlose, die innerhalb der Sicherheitszone
men, hieß es. Nun sind die politischen Verhältnisse andere, Schwarz-Gelb
schlafen, zu den Unterkünften zu begleiten. Zusätzliche Plätze
auf dem Weg. Die Gesetzesänderung, mit der das Land sich selbst aus
sollen nicht gestellt werden. Nach Einschätzung von Hinz&Kunzt
der Pflicht nimmt, ist unter Rot-Grün beschlossen worden. Es ist nicht zu
reichen die vorhandenen Plätze bei weitem nicht aus.
erwarten, dass dieser Kurs sich unter der neuen Landesregierung ändert.
RECHT
Keine Sanktion bei nichtiger ALG-Vereinbarung Von Rechtsanwalt René Boyke Wer ALG oder ALG
schließt, nämlich per Verwaltungsakt (§15
vermittlungsunterstützenden Leistungen
reits Bekanntschaft
III). Auch die übrige Wortwahl reiht sich
Bewerbungs- oder Fahrtkosten, vorsehe.
II bezieht, hat be-
mit Eingliederungsver-
einbarungen gemacht. Sie sollen dazu
dienen, die Rechte und Pflichten sowohl des Arbeitsuchenden als auch der Arbeitsagentur festzulegen.
Dabei handelt es sich nicht wirklich um Vereinbarungen zwischen Vertragspartnern
auf Augenhöhe, sondern vielmehr einen
sprachlich missglückten Versuch des Ge-
setzgebers, das bestehende Über- und Un-
Abs. 3 S. 2 SGB II bzw. §37 Abs. 3 S. 4 SGB zur Kaschierung des Zwangscharakters
letztlich nur folgerichtig in die übrigen sprachlichen Vernebelungsbemühungen des Gesetzgebers ein. Leistungsempfän-
ger heißen zwar „Kunden“, die es nur in einer Marktwirtschaft, aber nicht im Ver-
kann sich bei Unzufriedenheit mit seiner Arbeitsagentur nicht einfach eine kunden-
Kräfteungleichgewicht zu kaschieren.
lich mit einer sogenannten „Sperrzeit“ –
wenn er keine Eingliederungsvereinbarung mit der Behörde abschließt, da die-
se dann eine Vereinbarung einseitig be-
nichtig und könne keine Grundlage für
Sanktionen sein. Dies kann man, um in der Sprache der Behörde zu bleiben, als „kundenfreundliches“ Urteil bezeichnen.
DAS ZITAT
freundlichere aussuchen.
Hält der Bürger sich nicht an die Eingliede-
Dies merkt der Bürger spätestens dann,
Dann sei die Eingliederungsvereinbarung
waltungsbereich gibt, doch der „Kunde“
terordnungsverhältnis zwischen Behörde und Bürger und das damit einhergehende
an den Bürger, etwa die Übernahme von
rungsvereinbarung, muss er grundsätzim Klartext: mit weniger Geld – rechnen.
Das Bundessozialgericht (Az. B 11 AL 5/16
R) hat nun entschieden, dass dies nicht
gelte, wenn die Eingliederungsvereinba-
Die Trinkerszene auf dem Platz hinter dem Hauptbahnhof zu vertreiben, ist ein Ziel.“ Dirk Schmidt, CDU-Ratsfraktion in Bochum, spricht Klartext. Wohin er die Menschen vertreiben möchte, sagt er bislang nicht.
rung derart einseitig sei, dass sie keine
DAS FOTO
Dürfen wir vorstellen: das Geierabend-Ensemble in der bodo-Variante. Für die Übergabe der Rekordspende der Geierabend-Gäste (s.S.11) warfen sich Benjamin, Lacramiora, Harald, Goran, Günter und Stefanie in Schale. Foto: Daniel Sadrowski 17
INTERVIEW
„Zu viel Kontrolle. Zu wenig Kreativität“
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Der neue Thriller von Martin Suter rund um das Thema Gentechnologie verhandelt auch das Leben auf der Straße und die Alkoholsucht. Bei der Recherche geholfen hat ihm Hans Peter Meier, Verkäufer des Schweizer Straßenmagazins. Ein Gespräch über Gott und die Welt – und natürlich über rosa Elefanten. Von Amir Ali | Foto: Miriam Künzli
„Komm dann aber nicht im Anzug!“ Martin Suter lacht, als er sich
Der im Dunkeln leuchtet?
an die nicht ganz ernst gemeinte Aufforderung von Surprise-
Suter: Das habe ich dazugedichtet. Jedenfalls ging mir die
Stadtführer Ewald Furrer erinnert. Furrer und sein Touren-Part-
Bemerkung nicht mehr aus dem Kopf, und als ich mich dann an
ner Hans Peter Meier begleiteten den Schweizer Schriftsteller im
die Geschichte machte, war für mich klar: Sie musste damit be-
vergangenen Jahr bei der Recherche zu seinem neuen Roman, der
ginnen, dass der kleine Elefant in einem Versteck von jemandem
soeben erschienen ist.
gefunden wird. Und wer sieht schon rosa Elefanten? Von da war es nur noch ein kleiner Schritt zum obdachlosen Alki. Manchmal
Denn einer der Protagonisten in „Elefant“ ist ein Zürcher Obdach-
fallen die Puzzleteile beim Schreiben einfach an ihren Platz.
loser, und es dürfte wenige Leute geben, die sich bei diesem Thema besser auskennen als Meier und Furrer: Beide kennen das Leben auf
Was unterscheidet einen Obdachlosen vom Rest der Gesellschaft?
der Straße und Probleme mit Alkohol aus eigener Erfahrung. Sie
Suter: Der Mangel an Sicherheit. Nie zu wissen, was der
zeigten Suter seine Heimatstadt Zürich aus ihrem Blickwinkel und
nächste Tag bringt.
halfen dem Ex-Werbetexter und Bestseller-Autor beim Eintauchen in diese Welt, von der wir alle wissen und die uns doch weitgehend
Was denkst Du, Hans Peter?
unbekannt ist. Das hat sie gemeinsam mit Genforschung und Bio-
Meier: Das ist sicherlich ein Faktor. Leute, die auf der
technologie, dem Überthema von Suters „Elefant“. Der obdachlo-
Straße leben, suchen aber häufig genau das. Sie nennen es die
se Schoch, der in einer Höhle am Limmatufer schläft, findet eines
absolute Unabhängigkeit. Aber wie unabhängig ist man, wenn
Morgens einen kleinen, rosa leuchtenden Elefanten. Einen leben-
man darauf angewiesen ist, dass einem jemand gratis Essen und
den, nota bene. Schnell wird klar, dass die Erscheinung nichts mit
Kleider gibt?
seinem Alkoholkonsum zu tun hat, sehr wohl aber mit der Leiche, die im Fluss bei Schochs Schlafplatz gefunden wird.
Du hattest jahrelang einen gutbezahlten Job in der IT-Branche, später wurdest Du obdachlos. Wann hattest Du mehr Freiheit?
Hans Peter, wie findest Du den Roman von Martin Suter, was das Thema Obdachlosigkeit angeht?
Meier: Heute, als Straßenverkäufer und Stadtführer bei Surprise. Als IT-Spezialist hatte ich zwar Geld, machte aber zum
Hans Peter Meier: Sehr präzise. Wer sich in der Zürcher
Teil jahrelang keine Ferien. Heute habe ich ein Zuhause und alle
Obdachlosenszene etwas auskennt, erkennt sogar die eine oder
Zeit der Welt. Ich kann mir zwar keine großen Sprünge leisten,
andere Figur im Buch. Oder zumindest, von welcher realen Person
aber immer wieder kleinere Reisen. So ist es gut.
sie inspiriert ist. Martin Suter: (lacht leise) Das ist gut.
Herr Suter, an einer Stelle in Ihrem Roman schreiben Sie von der „Freiheit, kein reicher Mann zu sein“. Sind reiche Menschen unfrei?
Herr Suter, weshalb haben Sie sich einen Obdachlosen als Protagonisten ausgesucht?
Suter: Da geht es um die Figur des Tierarztes Dr. Reber. Nach der Scheidung von seiner Frau entscheidet er sich gegen
Suter: Das entsteht bei mir aus dem Stoff heraus. Ich woll-
die Karriere und für seine wenig lukrative Leidenschaft, die Ele-
te zunächst einmal die Geschichte dieses Elefäntleins schreiben,
fanten. In einer Lebenskrise sagt man sich oft: Jetzt muss ich das
die ich schon lange mit mir herumtrage. Vor etwa zehn Jahren
nicht mehr machen. Das habe ich selbst auch schon erlebt. Als
zeigte mir ein Alzheimerforscher sein Labor, und in einem Neben-
junger Mann hatte ich einen Job in einer Werbeagentur. Als dann
satz erwähnte er, dass es gentechnisch überhaupt kein Problem
meine Beziehung in die Brüche ging, musste ich nicht mehr so
wäre, einen lebenden kleinen, rosaroten Elefanten herzustellen.
viel Geld verdienen. Ich schmiss den Job hin und bewarb mich
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INTERVIEW
als Reisereporter bei Geo. In so einer Situation lebt man viel eher
fragen sie mich, wie ich weggekommen bin. Die Leute wollen et-
das, was man will.
was erfahren. Wir haben die Freiheit, so viel preiszugeben, wie wir wollen. Am Anfang der Tour sagen wir jeweils, dass die Leute
Das kann auch gefährlich sein. Suter: Ja. Alkohol wird dann sofort auch zum Thema. Es wartet ja niemand mehr zu Hause und wird sauer, wenn ich heim-
fragen können, was sie wollen. Wir können auch Nein sagen. Aber bisher habe ich jede Frage beantwortet. Suter: Alles, außer die Frage nach dem Schlafplatz!
komme und einen sitzen habe. Das ist eine kritische Situation, diese Mischung zwischen Freiheit und Verzweiflung, da muss man aufpassen.
Ist das die eherne Regel: Schlafplätze verrät man nicht? Meier: Früher wusste dein Umfeld, wo du schläfst, und man respektierte das gegenseitig. Aber heute sind mehr Aus-
Kann es jeden treffen? Suter: Sagen wir: Wer in dieser Beziehung nicht gefährdet ist, hat sonst ein Problem. Zu viel Kontrolle. Zu wenig Kreativität.
wärtige da, auch Migranten. Die kennen diese ungeschriebenen Regeln nicht und halten sich entsprechend auch nicht daran. Deshalb hütet man dieses Geheimnis heute noch besser.
Was meinst Du, Hans Peter? Meier: Meist kommen mehrere Faktoren zusammen: Man verliert den Job, die Beziehung geht in die Brüche, die Frau behält die Wohnung, und schon stehst du auf der Straße. Ein Totalabsturz aufgrund von nur einem einzigen Faktor ist aber selten.
Sprechen wir über rosa Elefanten: Macht die Genforschung unsere Hirngespinste wahr? Suter: Unsere Hirngespinste und unsere Hoffnungen. Die Möglichkeit, so tief in die Natur eingreifen zu können, ist sehr brisant. In China gibt es bereits Fabriken, die Rinder und Schweine
Der Obdachlose Schoch im Buch sieht an der Tramstation, an der
in riesigen Mengen klonen. Mit Menschen darf man das natürlich
er sein Bier trinkt, manchmal Leute aus seinem früheren Leben.
nicht machen, gleichzeitig eröffnen sich medizinische Möglich-
Ist Dir das auch schon passiert, Hans Peter?
keiten, die theoretisch bis zur Unsterblichkeit reichen. Das Ganze
Meier: Früher, als ich noch am Paradeplatz verkaufte,
ist unglaublich paradox.
gab es das manchmal. Man wechselt dann ein paar Worte, aber ziemlich distanziert. Es gab aber auch solche, die auf die andere
Neulich hingen zwei Schlagzeilen am Kiosk aus. Die eine ver-
Straßenseite wechselten.
sprach, dass uns die Zellforschung bald 125 Jahre alt werden lasse. Die andere berichtete, dass die Zahl der Sterbehilfefälle massiv
Die meisten Hauptfiguren im Buch sind Männer. Hat das einen
zunehme. Weshalb können wir nicht einfach akzeptieren, dass
Grund?
mit 80 oder 90 Schluss ist? Suter: Ich habe bei der Recherche nicht viele Frauen auf
der Straße gesehen.
Suter: Nun, wir Menschen sind nicht sonderlich gut im Akzeptieren. Wenn es in der Natur des Menschen läge, Dinge einfach
Meier: Auf den Rundgängen sagen wir den Leuten: Es gibt
zu akzeptieren, dann gäbe es gar keine Medizin. Dann würden
in der Stadt Zürich 380 Plätze für betreutes Wohnen, 80 davon
wir immer noch mit Mitte 20 sterben. Die Weigerung, Dinge zu
sind von Frauen besetzt. Das spiegelt ungefähr das Verhältnis.
akzeptieren, ist der Motor jeder Entwicklung.
Ich kann mir vorstellen, dass es bei den Genforschern, um die es im neuen Roman von Martin geht, nicht viel anders ist.
Gibt es keine Grenzen? Suter: Die müsste es geben.
Fast alle männlichen Figuren im Buch sind auf ihre Art geschei-
Meier: Ich denke, der Einzelne kann sich Grenzen setzen:
tert oder gerade im Scheitern begriffen. Warum faszinieren Sie
Bis hier gehe ich und nicht weiter. Aber der Mensch an sich drängt
die Brüche im Leben?
immer nach Neuem. Die Forscher, die solche Entdeckungen ma-
Suter: Es hat mit Identität zu tun. Mich hat schon immer interessiert: Wer bin ich und wer könnte ich sonst noch sein? In
chen, idealisieren ihre Innovationen oft. Und Leute, die sich über ethische Regeln hinwegsetzen, wird es immer geben.
einer Krise treten auch die verborgenen Persönlichkeiten hervor, die in jedem von uns stecken. Erzählerisch gesehen sind Figuren
Zum Abschluss noch die Gretchenfrage: Hat jemand hier am Tisch
ohne Krise langweilig. Alle meine Figuren befinden sich an einem
schon mal einen rosa Elefanten gesehen?
Wendepunkt. Das war ja in der altgriechischen Dramatik nicht
Meier: Bestimmt keinen lebenden.
anders: Eine Figur ist am Ende eines Stücks nicht dieselbe wie zu Beginn. Mich interessiert diese Entwicklung. Die Art, wie eine
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt
Figur auf die Krise reagiert.
von Surprise / INSP.ngo
Krisen sind eigentlich ein Tabu. Wie ist das, wenn die Leute auf den Stadtrundgängen persönliche Fragen stellen? Meier: Viele Leute kommen auf die Tour, weil sie Rat suchen. Wenn sie in der Familie ein Problem mit Alkohol haben,
20
Mein Verkaufsplatz
Goran Westenhellweg Dortmund
Z
wischen Currywurstbude und Elektronikgroßhandel hat Goran seinen Ver-
kaufsplatz bezogen, an dem wir ihn in seiner Mittagspause besuchen. Zuletzt noch in Bo-
chum mit dem Straßenmagazin unterwegs, hat er jetzt die Dortmunder Innenstadt für
sich entdeckt. „Eigentlich bin ich ja Bochumer Verkäufer. Aber gemeinsam mit Oliver habe
Keine zwanzig Meter voneinander entfernt sitzen Menschen auf der Straße und warten darauf, dass ihnen jemand etwas in ihre Becher wirft. An einem Marktstand wird lautstark „Frischer deutscher Spargel!“ angeboten. Zu Stoßzeiten strömen über 10.000 Menschen pro Stunde den Westenhellweg entlang. Mitten im Getümmel steht mit unglaublicher Gelassenheit Goran und bietet das Straßenmagazin an.
ich überlegt, dass ich es mal hier in Dort-
Text und Foto: Sebastian Sellhorst
los als an meinem alten Platz in Bochum, das
Konkurrenz gäbe es untereinander nicht, er-
„Ich hab den Eindruck, dass es mehr Leute
hilft ungemein, einen Kollegen zu haben, mit
Straße etwas dazuzuverdienen oder irgend-
mund versuche. Hier ist einfach etwas mehr liegt mir irgendwie mehr“, erzählt er uns.
Bis er allerdings aus Gelsenkirchen, seinem mo-
mentanen Wohnort, an seinem Verkaufsplatz auf dem Dortmunder Westenhellweg angekommen ist, vergeht eine Weile. Jeden Morgen steigt er aufs Fahrrad und macht sich auf den Weg zum Bochumer Bahnhof. Das könne zwar manchmal ganz schön nervig sein, wenn man
sich jeden Tag früh morgens motivieren muss, aufs Rad zu steigen. Aber so eine kleine Tour sei auch gut, um den Kopf freizukriegen.
Am Bochumer Hauptbahnhof angekommen
trifft er sich dann mit seinem Kollegen Metin, der auch in Dortmund sein Verkaufs-
platz-Nachbar ist. „Seit einer Weile sind wir eine kleine Fahrgemeinschaft, da Metin mit
seinem Ticket eine Person mitnehmen kann. Gemeinsam machen wir uns jeden Morgen
auf den Weg nach Dortmund, schauen kurz
auf einen Kaffee bei bodo vorbei, holen uns Zeitungen und gehen dann an unsere Verkaufsplätze“, so Goran.
zählt der 35-Jährige. Eher im Gegenteil. „Es
dem man sich über alles Mögliche austau-
schen kann. Wenn mal einer einen schlechten
Tag hatte, nichts verkauft hat oder man sich viele doofe Sprüche anhören musste, dann kann man sich gegenseitig wieder aufbau-
en. Auch wenn es so richtig heiß ist und die
Leute genervt sind, kann ein ganzer Tag auf der Straße ganz schön hart werden. Erst neulich habe ich mir beim Verkauf einen üblen
Sonnenbrand eingefangen, mit dem ich wohl
geworden sind, die versuchen, sich auf der wie an Geld zu kommen.“ Von den Leuten, die nur gelegentlich betteln, sehe er viele mittlerweile fast jeden Tag auf der Straße.
„Man kann schon eine Menge beobachten,
wenn man so viel in der Stadt steht, wie wir bodo-Verkäufer. Erst neulich wurde ich sogar
vom Fernsehen zum Thema Pfandringe interviewt. Eine gute Sache, aber ich bleib wohl bei bodo“, erzählt Goran und lacht.
noch eine Weile zu tun haben werde.“
Falls sein Kollege nicht mehr regelmäßig
aus Bochum nach Dortmund fahren würde, plane Goran, sich selbst ein Bahnticket zu kaufen, um weiter in der Dortmunder Innenstadt zu verkaufen. „Muss ich dann zwar
erstmal wieder reinholen die Kohle, aber
das wird schon irgendwie gehen“, erzählt er, während immer wieder Flaschensammler an
uns vorbei gehen und einen schnellen Blick in die Mülleimer werfen.
21
KULTUR
Über Grenzen Der Begriff ist allgegenwärtig. Je länger man gedanklich mit ihm spielt, desto vieldeutiger wird er. Sicher ist: Menschen grenzen sich ab, Menschen werden ausgegrenzt. Ein Ausstellungsprojekt in Dortmund untersucht den Themenkomplex „Grenzen“ jetzt anhand zeitgenössischer fotografischer Positionen und Tendenzen. f 2 heißt das Fotofestival, das vom 22. Juni bis zum 16. Juli hier stattfindet.
Fotojournalismus, inszenierte Fotografie, expe-
Freelens, die größte Organisation für Fotogra-
rimentelle Fotografie, Dokumentarfotografie,
finnen und Fotografen in Deutschland, ist Co-
Street Photography und Stillleben. Allein die
Veranstalter von f 2 . Kathryn Baingo und Pascal
Vielzahl der Subgenres macht deutlich, dass
Rest sind Mitglieder beim Berufsverband. Ne-
es eine nicht leicht zu lösende konzeptionelle
ben Claudia Schenk und Peter Lutz (freier Fo-
Aufgabe ist, das Spektrum zeitgenössischer
tograf im Depot) bilden sie das Leitungsteam.
Fotografie als Ganzes zu präsentieren. Den
Über die Kontakte von Biango und Rest konnten
Versuch unternimmt vom 22. Juni bis zum 16.
namhafte Galeristen und Verleger gewonnen
Juli das Festival f 2 mit mehreren Ausstellungen
werden, die ihrerseits mehr als sechzig renom-
und einem umfangreichen Rahmenprogramm.
mierte Fotografinnen und Fotografen als Aus-
„Grenzen“, das übergeordnete Thema der zahl-
stellende nach Dortmund holen. Diese garan-
reichen Veranstaltungen, ist dabei ebenso viel-
tieren darüber hinaus spannende Vorträge,
seitig wie das künstlerische Sujet.
Diskussionsrunden und Workshops.
Als Festivalzentrum fungiert das Depot in der
„In der Stadt haben wir gezielt Menschen und
Immermannstraße. Das Haus hat sich als Aus-
Organisationen angesprochen, ob sie sich am
stellungsort für Arbeiten aus den Bereichen
Festival beteiligen wollen. Wir haben über-
Von Wolfgang Kienast
Fotojournalismus und Dokumentarfotografie
all offene Türen eingerannt“, freut sich Frau
Foto: Felix Kleymann
bereits einen guten Namen gemacht. Es zählt
Schenk. Das Resultat: Nicht nur im Depot, son-
jährlich zu den weltweit ersten Präsentato-
dern im Dortmunder U, im Künstlerhaus, in der
ren der jeweils aktuellen World Press Photo
44309 Street//Art Gallery, der Auslandsgesell-
Ausstellung. „Fotokunst ist im Ruhrgebiet ein
schaft, im Projektspeicher (Speicherstraße 33)
kaum sichtbares Genre“, sagt Depot-Geschäfts-
und auf dem Union Gewerbehof (Werkhalle
Eröffnung:
führerin Claudia Schenk. „Im Depot versuchen
und Projektraum Fotografie) werden im Rah-
Do., 22.6. um 19 Uhr
wir, dieser Tatsache im Rahmen unserer Mög-
men von f2 Ausstellungen und Veranstaltungen
Kulturort Depot
lichkeiten entgegenzuwirken. Deswegen haben
stattfinden. Weit über die Stadt verteilt.
Immermannstraße 29
wir neben den World-Press-Fotos auch mit dem
44147 Dortmund
Berufsverband Freelens mehrere Ausstellungen auf die Beine gestellt. Und wir haben gemein-
Informationen und
sam das Konzept des neuen Festivals entwickelt,
Programm unter
weil sich das Revier mit dem Aus für die Inter-
www.f2-fotofestival.de
nationalen Fototage Herten von der Festivallandkarte verabschiedet hatte.“
22
Der Name soll es andeuten: Das „f“ steht in der Fotowelt für Blende, „hoch zwei“ verweist auf eine große räumliche Ausdehnung.
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WILDE KRÄUTER
HABICHTSKRAUT
von Wolfgang Kienast
Als Kind wurde ich von den fürsorgli-
chen Eltern zum wöchentlichen Turnen geschickt. Unfähig, einen Handstand
sen hätten, aber einfach nicht kannten) links liegen gelassen werden.
zu machen oder bei durchgedrückten
Milch trinke auch ich nicht gern. Auf
zen zu berühren, war das natürlich
würde ich nur zähneknirschend ver-
Knien mit den Fingern die Zehenspitdie Hölle. Nicht einmal zum simplen
Schneidersitz ließen sich meine Beinchen verknoten. Ich war nicht dick, ich war einfach nur sehr, sehr ungelenkig.
Turnen wurde später Gymnastik genannt. War mir egal, das konnte ich im
selben Maße nicht. Von Gymnastik redet heute niemand mehr, jetzt macht man Pilates.
P-Worte sind momentan total ange-
sagt im Gesundheitlichen. Deswegen findet sich im Netz auch der „Real Pa-
leo Mahlzeitplan für Pilates“, zu beziehen über eine „Paleoista Mobile App“
für Computer und Smartphone. Wenn das der Steinzeitmensch geahnt hätte:
dass seine von ihm eher alternativlos
befolgten Ernährungsgewohnheiten Jahrtausende später zum Dernier Cri
im Dschungel der Diäten hochgejazzt werden würden.
Käse, Quark oder Joghurt dagegen zichten wollen. Raitas zum Beispiel schätze ich sehr, diese köstlichen Beila-
gen auf Joghurtbasis aus der indischen Küche. Habichtskraut, eine heimische
Pflanze, eignet sich hervorragend für eine Raita mit fruchtiger Schärfe.
REZEPT
1 Apfel würfeln, die Stücke in Zitronenwasser legen. 1 Zwiebel grob hacken
und beiseitelegen. 2/3 von 1 Handvoll Habichtskrautblüten zusammen mit 1 Handvoll Habichtskrautblätter aus der
Mitte der Blattrosette kurz blanchieren und anschließend mit dem Wiegemesser bearbeiten. Aus dem blanchierten Kraut, dem Apfel und der Zwiebel per Mixer ein feines Mus bereiten. Leicht
salzen und mit dem Rest der Blüten (einige besonders schöne zum Dekorieren
zurückhalten) unter 500 g cremig gerührten Joghurt ziehen.
Paleo freilich könnte helfen, Griller mit
Für die Raita sammle ich in der Regel
ten Jahres habe ich in der Wildkräuter-
bei uns häufig zu finden, lässt sich
Veganern zu versöhnen. Ende vorletzkolumne von meinen Eindrücken aus Buchhandlungen berichtet, genauer,
dass diesen antipodischen Stämmen in den Kochbuchabteilungen jeweils gro-
ßer Raum geboten wurde. Gegenwärtig bestimmt dort Paleo die Szene – und
die steinzeitlich orientierten Schriften
zur Ernährung vereinen zwischen den
Buchdeckeln Carnivoren mit den verschärften Vegetariern. Zwei Welten in
einer Schrift. Dazu passt, dass in beiden Sphären Milchprodukte (welche die
Steinzeitlichen vielleicht gern geges-
das Orangerote Habichtskraut. Es ist leicht bestimmen und ist außerdem verdammt hübsch. Das Auge isst mit. Es lassen sich aber alle Mitglieder die-
ser Pflanzenfamilie in gleicher Weise verwenden. Ob sie auf dem Speiseplan
von Steinzeitmenschen gestanden ha-
ben, kann ich nicht belegen, doch rankt sich eine (selbstredend nicht ganz so)
alte Sage um den Korbblütler: Im Volksglauben heißt es, Habichte würden sich
Die Welt besser verstehen schaft.nrw
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mit dem Milchsaft der Stängel ihre Augen schärfen. Ist es Ihnen aufgefallen? Schon wieder Auge. Das passt.
23
VERANSTALTUNGEN 06 | 17 DO 01 | 06 | 17
BODO VERLOSUNGEN 18.6. | Soundsketching
Ausstellung | Eins aus Zwei Über Jahrhunderte war das aus der Antike stammende Diptychon, abgesehen von Doppelbildnissen, in der Kunst kaum mehr in Gebrauch. Erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts haben Künstlerinnen und Künstler vermehrt darauf zurückgegriffen und Bild-Paarungen unterschiedlichster Art geschaffen. Diese Paarungen könnte man als neue Befragung des autonomen Einzelwerkes verstehen. Denn der Betrachter ist aufgefordert, sich vergleichend und abwägend in einen „Trialog“ zu begeben. Bis 2.7. www.doerken-stiftung.de
23.6. | Das GlasBlasSing Quintett Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten 23.6. | Die Wiedervereinigung der beiden Koreas Megastore, Dortmund | 2 x 2 Karten 24.6. | Extraschicht 2017 – Nacht der Industriekultur div. Spielorte, Metropole Ruhr | 2 x 2 Karten ab 29.6. | Dil Leyla sweetSixteen-Kino, Dortmund | 1 x 2 Karten 2.7. | Geierabend Open Air
Dr. Carl Dörken Galerie, Herdecke
Tante Amanda, Dortmund | 2 x 2 Karten
Jugendoper | Hamlet – Sein oder nicht sein Schon zum vierten Mal bringen die Oper und das
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Kinder- und Jugendtheater Dortmund eine mu-
rätsel und Ihren Wunschgewinn mit Name, Telefon,
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24
Kino im U, Dortmund | 2 x 2 Karten
BODO-TIPP
BoBiennale
Open-Air-BĂźhne des Festivals. Im
In Bochum haben sich freie Kunst- und
vielfältig und innovativ“, wie das
Kulturschaffende mit einem eigenen
Organisationsteam ankĂźndigt. Orte
Rahmen der BoBiennale finden au-
Festival eine neue Plattform geschaf-
wie der Bahnhof Langendreer, Galeri-
Ă&#x;erdem das Filmfestival „blicke“ und
fen, ihre Arbeit bekannt zu machen
en von KĂźnstlerinnen und KĂźnstlern
das Kulturfestival „Nadeshda“ des
und kĂźnstlerische Positionen aufzu-
oder das Figurentheater-Kolleg beher-
Bochumer Kulturrats statt.
zeigen: Vom 8. bis zum 18. Juni läuft
bergen die Ausstellungen, Performan-
an unterschiedlichsten Schauplätzen
ces, Lesungen und Konzerte.
Die BoBiennale wird am 8. Juni um
im Stadtgebiet die erste BoBiennale.
18.30 Uhr in den Kunsthallen des Am Springorum-Radweg sind Film-
Rottstr5-Theaters erĂśffnet. Weite-
160 KĂźnstlerInnen aus Malerei, Musik,
stationen aufgebaut, die alte Bahn-
re Informationen zum Programm:
Do., 8.6. – So., 18.6.
Theater und Literatur sind zehn Tage
trasse wird am 15. Juni (Fronleich-
www.bobiennale.de
Bochum
lang an rund 50 Orten aktiv – „bunt,
nam) auĂ&#x;erdem fĂźr einen Tag zur
Zentrum: Die TragĂśdie „Hamlet“ von William
technologischen Konzepten und Ergebnissen.
herb: Flucht vor Tyrannen, StĂźrme und schwere
Shakespeare dient als Vorlage fĂźr die Kammer-
Unter dem Thema „play“ dreht sich alles um die
Schicksalsschläge ßberschatten sein Leben. In
Jugendoper, die in Dortmund uraufgefĂźhrt wird.
Geschichten hinter kreativen Projekten.
einer theatralen Achterbahnfahrt quer durch
KJT in der SckellstraĂ&#x;e, Dortmund, 19.30 Uhr
Dortmunder U, Dortmund, 9.30 – 20 Uhr
das Mittelmeer versucht das junge Ensemble
(auch 4.6., 18 Uhr & 7.6., 19.30 Uhr) Comedy | Sebastian 23 Ein Komiker, ein bekannter Poetry-Slammer, ein
von TheaterTotal, Antworten zu finden auf die
SO 04 | 06 | 17
Frage: Warum stehst du morgens auf? TheaterTotal, Bochum, 17 Uhr (auch 5.6.)
Festival | PollerWiesen Festival 2017
studierter Philosoph und ein Musiker kommen
Am Pfingstsonntag geht das Pollerwiesen Festival
in eine Bar. Das kĂśnnte der Anfang eines eher
in die nächste Runde. Mit dabei: &Me, Andhim,
mittelmäĂ&#x;igen Witzes sein, wenn es sich nicht
Aroma Pitch, Bart Skils, Ben Klock, Charlotte de
bei allen vier Personen um Sebastian 23 handel-
Witte, Dax J, DJ Stingray, Dominik Eulberg, Enrico
„Pottkinder“ zeigt den Alltag der Familie KlĂźsens,
te. In seinem fßnften Soloprogramm „Hinfallen
Sangiuliano, Ferro, Fjaak LIVE, Helena Hauff, Ju-
die irgendwo zwischen Duisburg und Dortmund
ist wie Anlehnen, nur später“ spielt Sebastian
lia Govor, Juliet Sikora, Karenn LIVE, Konstantin,
wohnt und zwischen Uni, BĂźro, Kneipe und Ke-
23 gewohnt gekonnt mit der Sprache, fĂźhlt dem
Konstantin Sibold, Len Faki, Marcel Dettmann,
gelbahn pendelt. Die Low-Budget-Ruhrgebiets-
Zeitgeist auf den Zahn und bohrt nach Meta-
P.A.C.O., Paji LIVE, Rødhüd und Sam Paganini.
produktion richtet den Fokus auf die kleinen
phern, bis es knistert.
Revierpark Wischlingen, Dortmund, 11 – 23 Uhr
Geschichten im Zentrum und am Rande (des Ruhr-
Film | Pottkinder
gebiets) und nähert sich vorsichtig der Volkskrank-
Bahnhof Langendeer, Bochum, 20 Uhr Theater | Perikles – wenn Tyrannen kßssen
FR 02 | 06 | 17
MO 05 | 06 | 17
heit Depression. Der Regisseur und einige Darstel-
Ein Mann, so ungestĂźm, wie die Jugend nur sein
lerInnen werden an diesem Abend anwesend sein.
kann, doch sein Erwachen aus dem Drängen ist
sweetSixteen Kino, Dortmund, 19 Uhr
Theater | Seine Braut war das Meer, und sie umschlang ihn
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Sie trägt ihr schĂśnstes Abendkleid, der Sekt ist kalt gestellt, sie feiert auf dem Dachgarten den Geburtstag ihres Mannes – den Tag, an dem er leider auch Ăźber Bord des Kreuzfahrtschiffs ging, auf dem er Kapitän war. Ein stilvoller Seebär, raubeinig charmant, mit zärtlichen Händen, die einzige groĂ&#x;e Liebe ihres Lebens. Sie hat ihn ans Meer verloren und erzählt nun von lustvollen Stunden auf Deck, rauschhaften Kapitänsdinners und liebestollen Nebenbuhlerinnen... Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 3.6.)
SA 03 | 06 | 17
FREE MERSALE TOLU, DENIZ YĂœCEL & ...
Festival | .process Vol.2 – Play! .process ist ein jährlich stattfindendes Festival in der Metropole Ruhr. Thematische Schwerpunkte des Formats sind die Entstehungs- und
Arbeitsprozesse von kreativen, kulturellen und 25
VERANSTALTUNGEN MAI 2017
DI 06 | 06 | 17
DO 08 | 06 | 17
Podiumsdiskussion | Wir und die im Ruhrgebiet
Musik | Die Feuersteins
Ausstellung | Verflechtungen Für die Ausstellung in Dortmund entsendet die Kulturrepublik ihre Mitglieder Matthias Boosch,
Das Ruhrgebiet war bis zum 19. Jahrhundert
Die Songs ihres neuen Albums erzählen von
Andrea Interschick, Oliver Kelm, Rieke Köster und
eine ländlich geprägte Gegend zwischen Müns-
Flucht in fremde Länder, verletzten Gefühlen,
Julia Schmidt, die Werke zum Thema „Verflech-
ter- und Sauerland. Mit Beginn der Industriali-
bitteren Wahrheiten und dem Wunsch nach
tungen“ präsentieren werden. Die Arbeiten um-
sierung wandelte es sich zur Industrie- und Ein-
behaglicher Einsamkeit. Alte Gedichte von Berg-
fassen Malerei, Skulptur, Installation, Lesungen
wanderungsmetropole. Welche Grenzziehungen
leuten und geflohenen Poeten werden zu neuen
und Performance. Bis 9.7. blamgalerie.de
zwischen „Wir und die“ bestimmten die Region
bewegenden Liedern. Die Wurzeln ihrer Musik
Blam! Produzentengalerie, Dortmund, 19 Uhr
historisch, und wie hat Migration das Ruhrgebiet
finden die Feuersteins in der keltischen, ameri-
geprägt? Eine Gesprächsrunde mit der Historike-
kanischen und deutschen Volksmusik.
rin Dagmar Kift, dem Sozialwissenschaftler Prof.
Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr
Seit einem knappen Vierteljahrhundert sind Monster Magnet nicht kleinzukriegen. Um ihr
Dr. Stefan Goch sowie dem Politiker Serdar Yüksel. Moderation: Prof. Dr. Stefan Berger.
Musik | Monster Magnet
Film | Pop-Up-KIno: Wall Street
anstehendes Jubiläum angemessen zu feiern,
Bevor am 29. Juni wieder das PSD Bank Kino im
ist das Quintett auf Deutschlandtour – inklusive
Westfalenpark startet, verkürzen Euch die Ver-
ihrem neuen, elften Album „Lost Patrol“ in der
anstalter die Wartezeit mit Pop-Up-Kinoaben-
Reisetasche. Mit „Lost Patrol“ nimmt die Rock-
den im Brückviertel Dortmund. An vier Don-
Formation ihre Anhänger mit in die „Retro-Zu-
nerstagen verwandelt sich jeweils ein anderer
kunft“, wie Sänger Dave Wyndorf es ausdrückt.
Zu viel Plastikmüll treibt durch die Meere und
Ort des Viertels für einen Abend in ein Kino. Orte,
FZW, Dortmund, 19 Uhr
wird vielen Lebewesen zum Verhängnis. Der Kli-
die vielen verborgen bleiben und/oder zunächst
mawandel und die Wasserversauerung bleiben
aus anderen Zusammenhängen bekannt sind. In
nicht ohne Folgen. Um die Meere und unseren
der Brückstraße 20 wird der Film „Wall Street“
Umgang mit ihnen wird im neuen Ausstellungs-
von Regisseur Oliver Stone gezeigt.
format „Ab ins Meer!“ gespielt, verhandelt, ge-
Kopfermannkaufhaus, Dortmund, 19 Uhr
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, BO, 18 Uhr
MI 07 | 06 | 17 Ausstellung | Ab ins Meer!
Theater | Club: Mischpoke
Fest | Prinzbar Open Air Die Prinzbar im Prinzregenttheater lädt dazu ein, den nahenden Sommerbeginn gebührend
feilscht und gezockt. Bis 20.8. www.mondomio.de mondo mio im Westfalenpark, Dortmund
SA 10 | 06 | 17
FR 09 | 06 | 17 Theater | Ruhrfestspiele RE: Ich – Marilyn
zu feiern. Ab 16 Uhr gibt es im Außenbereich des PRT Stockbrot und andere Köstlichkeiten vom Grill, und dazu legt die Hoodoocrew feinste Mu-
Wer von uns hat nicht schon mal die eine oder
Es beginnt wie ein Märchen. Norma Jeane Baker,
sik auf. Später am Abend spielt in der Prinzbar
andere Bemerkung gehört oder gar ausgespro-
Hals zu kurz, Beine zu dick, flieht wie Tausende
die Band Kuntabund aus Arnheim, und drau-
chen: „Solange du deine Füße unter meinen Tisch
andere Mädchen aus ihrem Kaff in der Provinz,
ßen wird ein Stummfilm auf großer Leinwand
stellst...“, „Mit vollem Mund spricht man nicht!“?
um Filmstar in Hollywood zu werden. Alle Wün-
gezeigt. Darüber hinaus dürfen sich die Besu-
Was stellen wir mit diesen Regeln und Ritualen
sche gehen in Erfüllung. Nur bringt ihr das kein
cherInnen noch auf das ein oder andere Special
an? Welche Erinnerungen und Bilder innerhalb
Glück. Chris Pichler begleitet Marilyn Monroe
freuen. Der Eintritt ist frei.
von Familienbeziehungen sind für uns wichtig?
durch alle Höhen und Tiefen, durch Selbsthass,
Prinzregenttheater, Bochum, 16 Uhr
Was bedeuten Eltern, Großeltern und Familienfes-
narzisstischen Rausch, Einsamkeit und Glück und
te für uns? Diesen Fragen geht der intergeneratio-
zeichnet das Bild einer Frau, die sich in der Traum-
nelle Club unter Leitung von Sandra Anklam nach.
welt verloren hatte und nicht mehr zurückfand.
Auch in diesem Jahr wird es wieder ein feines Som-
Theater Unten, BO, 18 Uhr (auch 8.6., 18.6., 24.6.)
Theaterzelt Ruhrfestspielhaus, RE, 20 Uhr
merkonzert im Innenhof des HEJ Store geben. Am
Musik | Burkini Beach
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BODO-TIPP
BIG Bochum Urban Trail
Mittendurch statt daran vorbei: Ein
Leuchtarmbändern durchs Planeta-
sung gehe es um Spaß am Laufen
einzigartiges Lauferlebnis verspricht
rium, auf das Gelände der Brauerei
und das Erleben von Attraktionen:
der erste „Urban Trail“ in Bochum
Fiege, durch das Katta-Gehege im
„Selfies machen ist beim Urban Trail
den bis zu 3.000 Teilnehmenden.
Tierpark und durch den Gastraum
erwünscht!“
Läuferinnen und Läufer, die sich an-
des Restaurants Mandragora im
gemeldet haben, laufen am Sonntag,
Bermudadreieck.
Der zehn Kilometer lange Lauf endet
dem 18. Juni, nicht an Sehenswür-
schließlich mit einer Runde durch
digkeiten und außergewöhnlichen
Grundsätzlich stehe bei der ersten
das Ruhrstadion und einem gemein-
Orten der Stadt vorbei, sondern
Veranstaltung dieser Art im Ruhr-
samen Frühstück mit allen Läuferin-
So., 18.6.
mitten durch sie hindurch. Die Rou-
gebiet auch nicht der Wettbewerbs-
nen und Läufern.
Ruhrstadion Bochum
te führt musikalisch begleitet über
charakter im Vordergrund, sagen die
Noch gibt es Karten für 30 Euro auf
Castroper Straße 145
die Starlight-Express-Bühne, mit
Veranstalter. Ganz ohne Zeitmes-
www.bochumurbantrail.de
10.6. steht Burkini Beach samt Begleitband auf der
ausgesuchter Texte von Sybille Berg und Dylan
nicht vorhandenen Asphalt-Bühne und präsen-
Thomas, aber auch Versionen von Lieblingssongs
tiert die Songs seines Debutalbums „Supersad-
des Quintetts im Original aus der Feder von Lou
Musik | Klangvokal Festival: Das 9. Fest der Chöre
ness Intl.“ Der Eintritt ist frei, der Hut geht rum.
Reed und John Cale. Riedel und die vier Cellisten
Mehr als 130 Chöre und Vokalensembles aus
HEJ Store, Kleine Beurhausstr. 6, DO, 20 Uhr
lassen zudem Kompositionen von Arvo Pärt und
Dortmund und Umgebung zeigen zum neunten
Henry Purcell mit in das Programm einfließen.
Mal auf Open-Air-Bühnen, an Singhaltestellen,
Rotunde, Bochum, 20 Uhr
in Kirchen, in der U-Bahn und in Geschäften zwi-
SO 11 | 06 | 17 Musik | Klangvokal Festival: Vakia Stavrou Die zypriotische Sängerin Vakia Stavrou fasziniert mit ihrer klaren, melodischen Stimme und
SA 17 | 06 | 17
schen der St. Reinoldikirche und der St. Petrikirche ein breites Spektrum vokaler Ausdrucksfor-
FR 16 | 06 | 17
men: vom klassischen Volkslied und Chorsatz bis
Musik | MND TRCK
zum Schlager, Shanty, Jazz- und Popsong.
wird dabei von Gitarren und einem sensibel mu-
Vor und hinter den Grenzen von Jazz, Soul, Funk
sizierenden Kammerensemble unterstützt. Ein
und Hip Hop findet die Bochumer Band MND
intensiver Gesang zwischen griechischem Rem-
TRCK das Leben. Am liebsten live, spontan, in-
betiko und portugiesischem Fado, der auch bra-
spiriert vom Moment. Bassist Robin Heimann,
Die beiden Resident-DJs Ali T und Kosta Kostov
silianische und argentinische Anklänge enthält.
Ruben Philipp an den Keyboards und Jan Schim-
legen jeden 3. Samstag im Monat ihre beste
domicil, Dortmund, 20 Uhr
melpfennig am Schlagzeug schaffen den Raum,
Auswahl an Global-Tunes auf. Zum Jubiläum
in den sie ihre Gäste einladen: Sänger, Rapper,
reist die Band Sociedade Recreativa an. Forro,
Trompeter oder Gitarristen, die in den musika-
Frevo, Samba, Coco und Ciranda werden mit
lischen Skizzen von MND TRCK Farbe versprühen
Akkordeon, Rabecca und Zamumba auf ein
und neue Bilder schaffen.
sanftes elektronisches Bett gelegt. DJ und Pro-
Rottstr 5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr
duzent Maga Bo wird nach dem Konzert mit
MI 14 | 06 | 17 Party | Yum Yum Die Rotunde eröffnet mit der legendären Par-
Dortmund, 10 Uhr Konzert & Party | 10 Jahre Global Player
tyreihe Yum Yum. Rund anderthalb Jahre nach
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ihrer Schließung startet die beliebte Musik-, Club- und Kulturlocation Rotunde ordentlich aufgehübscht und umgebaut mit einer Festwoche ihr Programm. Mit Yum Yum wird dabei eine der gefragtesten Clubnächte Deutschlands prä-
FOTOFESTIVAL DORTMUND
sentiert, die ohne Musikgenre-Grenzen, mit far-
22.06. - 16.07.2017
benfroher Dekoration, Süßigkeiten, Geschenken
|
F2-FOTOFESTIVAL.DE
und mit maximal freundlicher Grundstimmung als Markenzeichen einherkommt. Rotunde, Bochum, 23 Uhr
Foto: Katrin Koenning
DO 15 | 06 | 17 Konzert | Karsten Riedel & Die Schneydboys Im Rahmen der Eröffnungswoche der Rotunde trifft Karsten Riedel auf ein Cello-Ensemble, bestehend aus Mitgliedern der Bochumer Symphoniker. Zu hören gibt es Vertonungen von Shake-
Veranstalter
Förderer
Sponsor
Medienpartner
Teilnehmende Ausstellungspartner
speare-Sonetten, musikalische Interpretationen 27
VERANSTALTUNGEN MAI 2017
einem DJ-Set seine jüngste Produktion sowie
DI 20 | 06 | 17
die letzten Releases seines Labels Kafundó Records präsentieren.
FR 23 | 06 | 17
Musik | the Spam
domicil, Dortmund, 21 Uhr
SO 18 | 06 | 17 Kunst und Kultur | Ein Tag im Park
VERLOSUNG | Das GlasBlasSing Quintett
Gegründet ist „the Spam“ die Verwirklichung
Das GlasBlasSing Quintett gibt einen auf
der musikalischen Vorstellung der drei Instru-
die Zwölf! Das Dutzend ist voll: 12 Jahre Fla-
mentalisten und Komponisten Oliver Schroer
schenmusik, 3 Bühnen-
(Piano), Patric Siewert (E-Bass) und Wilm Flinks
programme, Berge von
(Schlagzeug) für ein modernes Jazztrio. Ihre
Songs, die früher oder
An diesem Sonntagnachmittag verwandeln
Stücke verschmelzen Jazz, Jungle, Funk und Soul
später neuen weichen
das Kunstmuseum Bochum, die Bochumer
sowie Elemente aus Afro und Minimal Music.
und in die Schublade
Symphoniker und das Schauspielhaus Bochum
Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr
wandern mussten. Flaschenmusik, das ist Recy-
den Stadtpark Bochum rund um den großen See
cling im besten Sinne. Das ist sogar Upcycling.
wieder gemeinsam in eine Bühne für Musik,
Nimm etwas scheinbar Gebrauchtes und ver-
MI 21 | 06 | 17
Theater und Kunst – zum Zuschauen, Zuhören
wende es so, dass sich sein Wert erhöht. Nimm
Mischmasch | Geschüttelt, nicht gerührt
und Mitmachen. Der „Tag im Park“ beginnt mit
ein paar olle Pullen und bau dir daraus eine
einer Ouvertüre um 15 Uhr, als Abschluss findet
Du wolltest schon immer mal lässig an der Bar
Cokecaster-Flaschengitarre, ein Flachmanni-
um 20.30 Uhr ein Konzert mit Lesung im Forum
lehnen und wie James Bond einen geschüttelten
noff-Xylophon, eine Wasserspender-Bassdrum
des Kunstmuseums statt.
Martini bestellen, deinen letzten Strike wie Jeff
oder ein Set Pizzicato-Pfeifen.
Stadtpark, Bochum, 15 Uhr
Lebowski mit einem White Russian begießen,
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
über die heißen Typen an der Bar tratschen und
bodo verlost 2 x 2 Karten
VERLOSUNG | Soundsketching
dabei wie Carrie Bradshaw am Cosmopolitan
Soundsketching ist ein experimenteller Kunst-
nippen? Kein Problem – bei „Geschüttelt, nicht
VERLOSUNG | Die Wiedervereinigung
film über die synästhetische Zusammenarbeit
gerührt“ bekommt ihr die Lieblingsdrinks di-
der beiden Koreas
eines visuellen Künstlers
verser Kultfiguren serviert und on top noch die
Anders als der Titel vermuten lässt, geht es um
und eines Musikers, die
passenden Songs im Hintergrund. Eintritt frei.
ganz etwas anderes als Politik: nämlich die Lie-
gemeinsam eine neue
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
be. In seinem szenischen
Form des künstlerischen
Kaleidoskop aus 20 Sze-
Ausdrucks entwickeln.
nen beleuchtet der Au-
DO 22 | 06 | 17
Der Film dokumentiert die ersten Jahre des
tor Joël Pommerat die
Soundsketching-Projekts und gibt einen Ein-
Lesung & Musik | Matthias Brandt & Jens Thomas
humorvollen, poetischen
blick in die Entstehung und Entwicklung der
Seit Jahren stehen Matthias Brandt und Jens Tho-
und dramatischen Hintergründe der schönsten
Ausdrucksform. Auszüge aus den Performances
mas mit „Psycho“ und „Angst“ auf der Bühne. In
Sache der Welt: Ein Mann liebt eine Frau. Oder:
vermischen sich mit Filmmaterial aus den Rei-
ihrem neuem Projekt „LIFE – Raumpatrouille &
Ein Mann liebt zwei Frauen. Oder: Eine Frau liebt
sen, den Proben und aus Backstage-Aufnahmen.
Memory Boy“ begegnen sich Brandts neues Buch
zwei Männer. Oder: Ein kinderloses Paar und ein
Ein schwarzweißer Stummfilm, übermalt durch
und Thomas‘ neues Album in einer Wort-Musik-
Babysitter. Oder, oder, oder... Ist Liebe wirklich
abstrakte Malerei und Zeichnung, vertont mit
Collage. Ihre Geschichten und Songs sind Reisen
so unmöglich wie die Wiedervereinigung der
improvisierter Musik. Auch am 8.6. im Metropo-
in einen Kosmos, den jeder kennt, der aber hier
beiden Koreas?
lis in Bochum. www.soundsketching.com
mit ganz besonderem Blick untersucht wird: den
Megastore, Dortmund, 19.30 Uhr
Kino im U, Dortmund, 19.30 Uhr
Kosmos der eigenen Kindheit.
(auch 4.6. & 14.6., 18 Uhr)
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Schauspielhaus, Bochum, 20 Uhr
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BODO-TIPP
Es wird Sommer und damit wieder
Hennes Bender uvm. Und natürlich
mit Benaissa Lamroubal und Hany
Zeit für RuhrHOCHdeutsch, das
ist auch der Rest der Kabarettrepub-
Siam in einem „Rebel Comedy Spe-
Kabarett-Comedy-Festival im his-
lik vertreten, von Alfons bis Mitter-
cial“ (Bild).
torischen Spiegelzelt direkt an der
meier, von Becker bis Schmickler,
B1. Das Theater Fletch Bizzel hat für
von Ehring bis Hassknecht.
Wie in jedem Jahr gibt es montags
die nächsten drei Monate 113 (!) Ver-
Currywurst-Comedy-Komplettpaket
anstaltungen ins Zelt geholt, natür-
Das Festival startet am 21.6. mit der
und dienstags die Feinschmeckerva-
lich mit dem Who‘s who der Ruhr-
Benefiz-Gala „Kabarett trifft Klas-
riante inkl. 5-Gänge-Menü. Karten
gebietskleinkunst: Torsten Sträter,
sik“ – der gesamte Erlös der Veran-
gibt es u.a. auf ruhrhochdeutsch.de.
Mi., 21.6. – So., 8.10.
Fritz Eckenga, Gerburg Jahnke,
staltung geht an unsere Freunde
Zögern Sie nicht, die ersten Veran-
Spiegelzelt an den
Frank Goosen, Lioba Albus, Jochen
vom Gast-Haus e.V.! Weiter geht es
staltungen sind schon ausverkauft.
Dortmunder Westfalenhallen
Malmsheimer, Kai Magnus Sting,
am 22.6. mit Kay Ray und am 23.6.
www.ruhrhochdeutsch.de
RuhrHOCHdeutsch
dabei sind das Künstlerhaus in Dortmund und
Darüber hinaus werden Lesungen, Kino und
Wer ganz gemütlich feinen Bands lauschen
die Maschinenhalle Pattberg in Moers, und das
bildende Kunst angeboten. Mit dabei sind Vivi-
möchte und sich nicht vor Neuem scheut, soll-
CreativQuartier Fürst Leopold in Dorsten mel-
ola, Seis del Son, Nilsa, Nice-Ferreira-Show und
te beim etepetete indie music festival vorbei-
det sich zurück. www.extraschicht.de
viele andere. www.afroruhr.africa-positive.de
schauen. Abwechselnd auf den Bühnen im Club
Versch. Spielorte, Ruhrgebiet, 18 – 2 Uhr
Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund
und in der Bar spielen Strand Child, The Away
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Festival | etepetete indie music festival
Days, Hush Moss, Gosto, His Clancyness und Ropoporose. Der Eintrittspreis darf selbst gewählt werden, je nach Geldbeutel. FZW, Dortmund, 20 Uhr
FR 30 | 06 | 17 Comedy | Lisa Feller: „Der Nächste, bitte!“
SO 02 | 07 | 17 VERLOSUNG | Geierabend Open Air 2017 Nach einer erfolgreichen Session auf Zeche Zol-
Lisa Feller hat es verinnerlicht: Liebe deinen
lern hisst die Geierabend-Crew ihre Flagge für die
Nächsten wie dich selbst. So steht es schließ-
Open-Air-Saison. Vom 30.
lich im Buch der Bücher. Dumm nur, wenn der
Juni bis zum 2. Juli macht
VERLOSUNG | ExtraSchicht 2017
Nächste ein Vertreter des angeblich starken
die erfolgreiche Comedy-
Der Wandel bleibt spannend
Geschlechts ist und aus Bindungsangst nicht
Show Station im Bier-
45 Spielorte, 21 Städte, zwei Newcomer, ein
geliebt werden will. Schon gar nicht von einer
garten „Tante Amanda“.
Wiederkehrer – Bereits zum 17. Mal gerät die
SA 24 | 06 | 17
selbstbewussten und witzigen Frau. Dann doch
Im ländlichen Grün zwischen Dortmund und
gesamte Metropole Ruhr
lieber: „Der Nächste, bitte!“
Castrop-Rauxel bringen die Geier die schönsten
in Bewegung, wenn rund
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
Nummern ihres letzten Programms „Planet Pott“, viele Klassiker und so manche Überraschung auf
200.000 BesucherInnen über ehemalige Werksund Zechengelände streifen, Halden und Hochöfen erklimmen und
FR 30 | 06 – SO 02 | 07 | 17 Festival | 8. Afro Ruhr Festival
die Bühne. Traditionell gibt es beim zweistündigen Open Air besonders viel rotzigen RuhrpottHumor, freche Satire, bissiges Kabarett und rocki-
Kultur in Gasometern und Maschinenhallen
Das Afro Ruhr Festival erstreckt sich als großes
ge Musikeinlagen. www.geierabend.de
erleben. Über 2.000 KünstlerInnen präsentie-
Afrika-Fest über drei Tage und bietet Live-
Tante Amanda, Dortmund, 18 Uhr
ren ihr kreatives Schaffen. Zum ersten Mal mit
Musik, Basar, Workshops und Club-Abende.
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29
BODO GEHT AUS
Café Felix | Dortmund Auf einen Kaffee in Dorstfeld Von Maren Wenzel | Fotos: Daniel Sadrowski
in Wohngemeinschaften in den Seitenstraßen. Das Café wird von ihnen nicht beachtet
Es ist warm, hell und riecht nach brauner
– kein Interesse.
Bohne. Im Café Felix auf dem Dortmunder
Schräg gegenüber liegt das kleine Kaffee-
Wilhelmplatz im Stadtteil Dorstfeld sieht man als erstes den Edelstahl der Kaffeemaschine. Ein Treffpunkt neben Döner-, Pommes- und Pizzabuden. Es soll ein Experiment sein: Klappt das moderne Konzept in einem Umfeld, das deutschlandweit für seine NaziStrukturen bekannt ist? Auf dem Wilhelmpatz hängen Plakate mit der Aufschrift „Nazi-Kiez“ und Wahlplakate der Partei „Die Rechte“, die doppeldeutig verspricht, mehr als nur Plakate aufzuhängen. Die Neonazi-Szene in Dorstfeld ist klein, aber gleichermaßen geschickt in der Selbstinszenierung und gewaltbereit. Siegfried Borchardt, Borussenfront-Gründer und
30
haus: „Dortmunds erstes Café mit 24-Stunden-Polizeischutz“, sagt Betreiber Felix Rodenjohann, nach dem der kleine Laden benannt ist. Zivilpolizisten überwachen den Platz, manchmal steht eine Streife vor dem Café. Trotzdem sei der Stadtteil mehr als nur zwei Dutzend Neonazis, die das Viertel gerne zur rechten Zone machen wollen: „Dorstfeld ist ja deutschlandweit bekannt als ‚Nazikiez‘.
Kaffee – das läuft in Dortmund. Die Cafés im Kreuzviertel sind am Wochenende bestens besucht. Gemeinsam mit Christian Krüger, mit dem er noch die Filmproduktionsfirma tremoniamedia führt, will Rodenjohann in Dorstfeld eine „Wiedergeburt“ der Cafés, in denen schon die Großeltern schlemmten,
Dabei gibt es hier genauso die kleine Apothe-
bevor die großen Bäckereiketten kamen.
ke und die Volksbank. Im Umkreis von drei
Aber eben moderner soll es sein: Kupferlam-
Kilometern leben ganz normale Familien in Reihenhäusern“, so Rodenjohann. Wenn die Leute wegen der extrem Rechten nicht kämen, wäre das der „Todesstoß für den
pen, die von der Betondecke baumeln, gedecktes Lila und Blau an den Wänden, getischlerte Bankreihen, integrierte USB-Anschlüsse und Steckdosen an den Plätzen. In den Regalen
ehemaliges Stadtratsmitglied, hat es sich
Stadtteil“, findet Inhaber Rodenjohann.
während des bodo-Besuchs mit einschlägi-
Stattdessen sollen die Nachbarn zu Kunden
Die Preispolitik sei „kurz vor Geldwäsche“,
gen Kollegen auf der Parkbank gemütlich ge-
werden, Kuchen und Paninis essen, Espresso
lacht Rodenjohann: Die Waffel gibt es für 2,50
macht. Die Kader der Kleinstpartei wohnen
und Cappuccino bestellen. Denn Kuchen und
Euro, den Kaffee für 2 Euro und das Panini für
aus Obstkisten steht eine goldene Ananas.
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3 Euro. Bald sollen mehr Kuchen, Suppen und frische Salate dazu kommen. Fehlen nur noch die Menschen, die das Café Felix auch besuchen wollen. „Sagen wir es mal so: Es gab Höhen und Tiefen. Mal ist der Laden rappelvoll, mal nicht“, sagt Rodenjohann. Und das, obwohl alle, die reinkämen, sehr dankbar seien, dass es jetzt diesen Treffpunkt gebe. „Wir haben auch schon überlegt, sonntags mit dem Bus ins Kreuzviertel zu fahren und diejenigen einzuladen, die keinen Sitzplatz bekommen haben“, scherzt Rodenjohann. Wenn die 20 Außenplätze von der Stadt genehmigt werden, hofft er jedenfalls
Wir verbinden Dortmunds
schönste Ecken
auf mehr Kundschaft. Trotz der ungeliebten
Sicher und bequem durch unsere Stadt zahlreiche Verbindungen dichtes NachtExpress-Netz keine Parkplatzsuche
rechten Nachbarn.
• • •
Café Felix Wilhelmplatz 6, 44149 Dortmund www.facebook.com/ cafefelixamwilhelmplatz Di. bis So. 8.30 – 17.30 Uhr,
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31
REPORTAGE
Mit bis zu 32 Prozent Steigung befĂśrderte ab 1903 eine elektrisch betriebene Seilbahn Touristen zum Wilhelmsdenkmal auf dem Syberg im Dortmunder SĂźden.
32
Die Syburger Standseilbahn Vierhundertvierundfünfzig Meter Verkehrsgeschichte Tourismus und touristische Infrastruktur bedingen einander. Das ist heute so und das war vor mehr als hundert Jahren nicht anders, als aus eben diesem Grund an der Syburg die erste westfälische Bergbahn in Betrieb genommen wurde. Eine Spurensuche. Text und Fotos: Wolfgang Kienast
S
eit jeher ist der Syberg im Ardeygebir-
Fahrgäste mussten nahe der gegenwärtig
ge ein beliebter Ausflugsort. Steil über
verwaisten Gaststätte Haus Weitkamp von der
dem Zusammenfluss von Ruhr und
Straßen- in die Bergbahn wechseln. An dieser
Lenne gelegen, ein phantastischer Fernblick
Stelle unterquerte die eingleisige Trasse die
inklusive, finden sich hier Überreste der anno
Syburger Dorfstraße. Angetrieben wurde die
775 von Karl dem Großen eroberten Sigiburg,
Bahn mittels elektrischem Motor. Er bewegte
der Vincketurm aus dem Jahr 1857 sowie das
zwei synchron an einem Drahtseil pendelnde
am 30. Juni 1902 eingeweihte Kaiser-Wilhelm-
Schienenfahrzeuge, die sich auf halber Strecke
Denkmal. Das markante Memorial lockte vor
an einem Ausweichstrang begegneten. End-
allem die einstens große Schar an Kaisertreu-
station nach knapp fünfhundert Metern bei
en zu einem Pflichtbesuch auf die geschichts-
bis zu 32 Prozent Steigung war ein Bergbahn-
trächtige Höhe. Das leibliche Wohl oblag der
hof unweit der Burgwirtschaft.
Burgwirtschaft, einem geräumigen Etablissement mit Platz für dreitausend Gäste. Sie hat-
Den Fahrgästen dürfte sich derweil eine hüb-
ten, von der Talsohle gemessen, weit mehr als
sche Aussicht geboten haben. Historische Fo-
hundert Höhenmeter zu überwinden.
tografien zeigen einen überwiegend unbewaldeten Hang mit terrassenförmig angelegten
Etliche Bewohner der Ortschaft Syburg witter-
Wiesen und Feldern. Um die landwirtschaftli-
ten folglich ein gutes Geschäft. Man offerierte
che Nutzung nicht zu beeinträchtigen, wurde
Kutschfahrdienste, und ergo regte sich Wider-
unterhalb der Ausweiche eine Sandsteinbrü-
stand gegen die Pläne der Hörder Kreisbahn,
cke als Unterführung gebaut. Diese, längst
den Syberg per Gleisweg zu erschließen. Bei
funktionslos, steht heute mitten im Wald und
besagter Kreisbahn handelte es sich um ein
ist, wie erkennbare Reste des Bahndamms, als
lokales Straßenbahnunternehmen, das seiner-
Bodendenkmal in die Denkmalliste der Stadt
zeit im Dreieck Schwerte-Barop-Aplerbeck ein
Dortmund eingetragen.
Netz mit sieben Linien auf einer Gesamtlänge von 38 Kilometern betrieb.
Auf Dauer war die Bergbahn, nur an Wochenenden ausgelastet, nicht rentabel. Zu-
Die Syburger stemmten sich ein gedehntes
dem nutzten bald sparsame Fußgänger die
Vom ehemaligen Haus Weit-
Jahr gegen den Lauf der Geschichte, doch am
Trasse für den Aufstieg. Der Betrieb wurde
kamp führte die Strecke zum
19. September 1903 wurde als Verlängerung
1914 zunächst vorläufig und 1923 endgültig
Bergbahnhof unweit der heuti-
der Teilstrecke Schwerte-Westhofen die ers-
eingestellt, die technischen Anlagen zügig
gen Spielbank. Die Sandstein-
te Standseilbahn im Westfälischen eröffnet.
demontiert, das Kopfgebäude allerdings erst
brücke unterhalb der Ausweiche
Der folgende Sonntag brachte zweitausend
im Jahre 1983 für den Bau der Spielbank Ho-
ist bis heute erhalten.
Passagiere. Von Westhofen aus anreisende
hensyburg abgerissen.
33
REPORTAGE
M
it Alexander Krebs sind wir am Baldeneysee verabredet, rechtsseitiges
Ufer. Höhe Heisingen beginnt im Tal der
Rückstau zum größten Stausee der Ruhr. Vis à vis liegt Kupferdreh. Die Essener Stadtteile sind durch eine stählerne Brücke ver-
bunden. Diese war einst im Schienennetz
der Bergisch-Märkischen Eisenbahn von Bedeutung. Nutzlos geworden nach Stillle-
gung der umliegenden Zechen, wurde sie Mitte der 1980er Jahre für Radfahrer und Fußgänger freigegeben. Heute wird sie für die Trasse des Ruhrtal-Radwegs genutzt.
Auf dem Übergang ist unser Kontaktmann leicht zu erkennen. Geschultert hat er ein
Teleobjektiv von beachtlichem Ausmaß, unverkennbar Teil einer technischen Aus-
rüstung, wie sie in der Profi-Liga unerlässlich ist. Sicher, Herr Krebs ist Gründungsmitglied des Projekts ‚Wildes Ruhrgebiet‘,
einer Gruppe namhafter Naturfotografen,
34
Kupferdreh, nicht Kilimandscharo Das Fotoprojekt „Wildes Ruhrgebiet“ zeigt das grüne Revier Das Ruhrgebiet ist eine Region im Umbruch. Hier wurde Kohle gefördert, jetzt Kultur. Zollverein und Heinrichshütte, Jahrhunderthalle und U – spätestens seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 sind die Leuchttürme landesweit ein Begriff. Und nebenbei, ganz ohne Planfeststellungsbeschlüsse, zeigt sich ein Wandel auch in der Natur. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Alexander Krebs, Daniel Sadrowski
deren Ziel es ist, die Menschen im Revier für
schutzgebiet ‚Heisinger Bogen‘ zu. Es liegt
geistern. Denn hier, sagt er gleich zu Beginn,
Steele und Bredeney. Linker Hand der See,
die Fauna und Flora vor ihrer Haustür zu be-
gibt es mehr zu sehen, als man gemeinhin denkt. „Wenn die Leute zu Hause Naturdo-
kumentationen schauen, dann sehen sie Schottland oder Afrika. Die gucken immer so weit weg. Aber ein Kupferdreher muss
keine fünfhundert Meter laufen, dann hat
er eine große Reiherkolonie vor Augen. Im Grunde genommen ist das nichts anderes als im fernen Afrika. Im Vordergrund sieht
man die Reiher. In Afrika würde man da-
auf der Spitze der Ruhr-Halbinsel zwischen
rechts am Weg sind Teiche angelegt. Der Fischereiverein Essen züchtet Quappen, ein in Deutschland vom Aussterben bedrohter
Knochenfisch. Aufzuchtprogramme helfen,
den Bestand zu sichern. Über 4.000 Exem-
plare konnten die Essener im vergangenen Jahr in die Ruhr entlassen. Das Wasser ist
mittlerweile so sauber, dass sie Überlebenschancen haben.
hinter den Kilimandscharo haben und hier,
Die Reiher, die uns Herr Krebs zeigen möch-
gut erkennbar an langen Schmuckfedern
wählt, die Häusergiebel von Heisingen. Das
gig. Graureiher gelten als anpassungsfähi-
den Baumkronen. Die Bilder unterscheiden
wenn man die entsprechende Perspektive ist der einzige Unterschied.“
te, sind von menschlicher Hilfe unabhänge Kulturfolger. Schon aus beträchtlicher Distanz hören wir sie krächzen. In der Ko-
Graureiher und Eisvögel
lonie geht es lebhaft zu. Der Nachwuchs ist
Wir gehen von der Brücke, halten uns links
zu verlassen, wo die Jungen jetzt stehen
und steuern gemeinsam auf das Vogel-
geschlüpft, aber noch unfähig, die Nester
und auf Fütterung warten. Einige Altvögel,
am Kopf, balancieren hochbeinig oben auf sich in der Tat nicht von den Aufnahmen,
die Heinz Sielmann als Leiter der ‚Expeditionen ins Tierreich‘ via TV-Gerät von fremden Gestaden in die heimischen Wohnzimmer brachte.
35
REPORTAGE
Ihrer Größe wegen und aufgrund ihres auf-
hinaus gibt es bessere Unterschlupfmög-
Genau diesen Blick wollen wir schärfen. Wir
halbwegs vertrauten Mitbewohnern. Die
kräuter siedeln sich an, Pioniergewächse,
informieren, indem unsere Bilder das Ur-
fälligen Flugbilds zählen Graureiher zu den Bestände haben sich erholt. Zwar listet das Bundesjagdgesetz den Graureiher als jagdbare Art, nach der aktuellen Landesjagd-
zeitenverordnung genießt er jedoch eine ganzjährige Schonzeit. Im ‚Heisinger Bogen‘,
und dann kommen die Insekten, Heuschrecken, Bienen. Danach die Vögel. Der Bie-
nenfresser ist schon bei Neuwied, keine hundertfünfzig Kilometer von hier.“
bereits um 1930 als Vogelschutzgebiet an-
Bienenfresser, auf ihrem Speisezettel stehen
seltenere Vögel beobachten, Zwergtaucher
Vögel Europas. Das Hauptverbreitungsge-
gelegt, lassen sich allerdings auch weitaus
beispielsweise, Wasserrallen oder, seit mehr
als zwanzig Jahren Abstinenz an diesem Ab-
schnitt der Ruhr, endlich wieder der orange und kobaltblau schillernde Eisvogel.
der Gottesanbeterin, Wacholderdrosseln
und Heidelerchen. „Die bevorzugen ei-
gentlich, wie der Name schon sagt, offene Heidelandschaften als Lebensraum. Mittlerweile aber fühlen sie sich auf der Brache hinterm CentrO in Oberhausen wohl. Wie
es scheint, kann ihnen das Areal ähnliche
Voraussetzungen bieten. Jedenfalls brüten sie erfolgreich.“
Tier- und Pflanzenarten erobern Industrie-
brachen und urbane Gefilde. Das geschieht nicht von ungefähr. Die intensive Landwirt-
schaft mit flurbereinigten Flächen, monokulturell unter Einsatz umstrittener Pestizide bewirtschaftet, hat sie vom Land in die
Städte getrieben. Das Nahrungsangebot ist größer und abwechslungsreicher, darüber
‚Wildes Ruhrgebiet‘ ist am 10. und 11.
Juni mit Infostand und Vortrag „Mo-
mente der Stadtnatur“ auf der Messe
‚Photo+Adventure‘ im Landschaftspark Duisburg-Nord vertreten. www.wildes-ruhrgebiet.de
VW-Bus.“
Naturfotografen sind vernetzt
können. Im Sachkundeunterricht, dritte
In Deutschland galten sie Ende der 1980er
Jahre als ausgestorben. Postindustrielle
Landstriche lassen sie wieder heimisch werden. Ob auf Dauer, wird sich zeigen. Sobald
den sensible Arten erneut. Andere haben
Hirsch- und Nashornkäfern im Revier, von
eben nicht vor einer Buche, sondern einem
biet reicht von Vorderasien bis Südeuropa.
Zu Begegnungen zwischen Mensch und wild
der Krebs berichtet von Feuersalamandern,
bane sichtbar machen. Dabei steht das Reh
Für Tiere, hauptsächlich für Vögel, hat sich
Unter Autos schlafende Füchse
in ausgewiesenen Schutzgebieten. Alexan-
wollen über die wilde Seite des Ruhrgebiets
Großinsekten, sind die vielleicht buntesten
Brachen für Wohnsiedlungen oder Gewer-
lebendem Getier kommt es freilich nicht nur
36
lichkeiten. „Es fängt immer klein an. Wild-
begebiete freigegeben werden, verschwin-
sich längst etabliert. Zementierte Wildnis, wenn man so will. „Nehmen wir zum Bei-
spiel den Parkplatz an der Universität. Man muss es nur wissen. Die Leute gehen zu
ihren Autos, würden sie sich bücken, nur eine Etage tiefer, dann sähen sie keine Kof-
ferraumdeckel, sondern schlafende Füchse.
Alexander Krebs schon immer begeistern
Klasse, standen Bergbau und Stahlindustrie auf dem Lehrplan. Der kleine Alexander studierte im Schulbuch, Seiten weiter
hinten, Bilder von Gimpel und Kernbeißer. Vermutlich wäre er Biologe geworden, hät-
te er nicht parallel ein Faible für sämtliche
elektrische Gerätschaften entwickelt, die ihm in die Finger kamen. Er wurde AppleSystemtechniker und begann erst 2008 mit
dem Fotografieren, als er eine Spiegelreflex-
kamera geschenkt bekam. Angefixt dauerte
es nicht lang und er besaß eine professionel-
le Ausrüstung. Learning by permanentem
doing. „Es gibt den Punkt, wo das Technische ins Gefühl übergeht“, beschreibt er den Pro-
zess, den zu durchlaufen hat, wer eindrucksvolle Naturaufnahmen machen will.
Naturfotografen sind vernetzt. „Man ver-
folgt die Szene. Man kennt bald die wichti-
gen Namen. Man verbindet sich mit anderen Fotografen, tauscht Bilder und Erfahrungen aus. Dabei bin ich auf das Projekt ‚Wiener Wildnis‘ gestoßen. Im Grunde genommen
unser Vorbild, aber so weit wie die österreichischen Kollegen sind wir mit ‚Wildes Ruhr-
gebiet‘ noch nicht.“ Das Team von ‚Wiener Wildnis‘ betreibt das weltweit erste Multi-
media-Projekt zum Thema Stadtnatur, eine breit aufgestellte Plattform vor dem Hintergrund einer ‚Smart City‘. Die Akteure informieren online auf allen denkbaren Kanälen
sowie per regelmäßig erscheinendem Print-
magazin, bieten Kurse, Shows und Exkursio-
nen an, arbeiten für öffentliche wie private Auftraggeber. „Die machen das inzwischen hauptberuflich, haben in Wien aber Stand-
ortvorteile. Da ist die ganze Stadtplanung
auf die Natur ausgerichtet, anders als hier,
wo selbst der Titel ‚Grüne Hauptstadt‘ eher als Energiehauptstadt interpretiert wird.“
Dass ein Umdenken stattfindet, dass viele Menschen auch im Ruhrgebiet sensibilisiert sind und dementsprechend Fauna und Flora
vor der eigenen Haustür bewusster wahr-
nehmen, kann Alexander Krebs freilich be-
stätigen. Längst suchen nicht nur andere Fotografen den Kontakt – und Herr Krebs,
nebst Kollegen, verstehen ihr ‚Wildes Ruhrgebiet‘ als Mitmachprojekt.
37
NETZWELT
KINOTIPP
sweetSixteen-Kino im Depot & bodo präsentieren: Dil Leyla Leyla, eine junge Frau aus Deutschland, wird mit 26 Jahren die jüngste Bürgermeisterin der Türkei – und die erste Frau in diesem Amt. Mit einem Rekordsieg – 81 Prozent der Stimmen – gewinnt sie die Wahlen in Cizre, einer mehrheitlich von Kurden bewohnten Stadt an der syrischirakischen Grenze. Hier ist Leyla geboren.
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.lifecompanion.eu
Als sie fünf Jahre alt war, wurde ihr Vater bei einem Gefecht mit dem türkischen Militär getötet. Die Familie floh daraufhin nach Deutschland und baute sich in
Der eigene Tod ist nichts, über das man gerne nachdenkt. Gerade bei jungen Menschen ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Nachlass sicherlich kein Thema, das den Alltag bestimmt. Durch die zunehmende Digitalisierung der eigenen Lebenswelt entstehen allerdings neue Herausforderungen, um die es sich bei einem Todesfall zu kümmern gilt. An dieser Stelle setzt die Smartphone-App „Life Companion“ an, die helfen will, den eigenen Nachlass auf digitalem Wege zu verwalten.
Nach über 20 Jahren kehrt Leyla in ihre kurdische Heimatstadt zurück. Ihr Ziel ist es, die vom Bürgerkrieg zerstörte Stadt zu sanieren. Sie ist beliebt und wird als wiedergefundene Tochter begrüßt. Doch
Wurde von einer Person, die man zu Lebzeiten innerhalb der Anwendung selbst
der Frieden ist trügerisch. Als sich die Par-
festgelegt hat, der eigene Tod in der App eingetragen und dieser von zwei weite-
lamentswahlen in der Türkei im Juni 2015
ren Zeugen bestätigt, kann „Life Companion“ für einen diverse Dinge des eigenen
ankündigen, spitzt sich die Lage zu. Türki-
Vermächtnisses regeln. Unterschiedliche Informationen können Hinterbliebenen
sche Soldaten rücken mit schwerem Gerät
zugänglich gemacht werden. Neben dem persönlichen Wunsch zur Bestattungsart
auf Cizre vor. Leyla holen die Erinnerungen
kann man in der App einen Grabredner bestimmen. Für einzelne Verwandte oder
aus ihrer Kindheit ein. Wird sie das gleiche
Freunde können persönliche Texte abgelegt werden. In einem geschützten Bereich
Schicksal erleiden wie ihr Vater?
können Hinweise auf Zugangsdaten und Accounts auf anderen Plattformen wie zum Beispiel Email- oder Social-Media-Accounts abgelegt werden. Auch für einen letzten Facebook-Eintrag und den letzten Songwunsch gibt es einen Bereich.
2015 schuf Regisseurin Aslı Özarslan die Dokumentation über Leyla Imret. 2015 berichtete Imret über die wochenlangen
Die Idee für die Anwendung kam dem Gründer Leonhard Bichler aus München, als
Ausgangssperren, die die Regierung über
der damals 27-Jährige während einer hochalpinen Klettertour mit einem Freund
Cizre verhängt hatte. Im Herbst 2015 wurde
schwer verunglückte. „Während ich auf die Bergrettung wartete, habe ich mich
Imret wegen Aufwiegelung gegen den
ganz unmittelbar mit dem eigenen Tod auseinandergesetzt und mir die Frage ge-
Staat und Terrorpropaganda angeklagt
stellt, was jetzt passieren würde, falls ich versterbe. In dem Moment wurde mir klar,
und ihres Amtes enthoben.
dass ich keinerlei Vorkehrungen getroffen hatte und überhaupt nicht vorbereitet war“, so Leonhard Bichler. Die Idee für „Life Companion“ war geboren. Finanzieren soll sich die App nach der Startphase über themenbezogene Werbung. Für den Nutzer solle die Anwendung aber jederzeit kostenfrei bleiben. „In Zukunft möchten wir noch diverse Funktionen einbauen, die es für die Nutzer attraktiv machen, die App regelmäßig
Le
on
h
ar
38
Bremen eine neue Existenz auf.
dB
ic hl
Am Donnerstag, den 29.6. ist Regisseurin Aslı Özarslan zum Bundesstart im sweetSixteen-Kino zu Gast. Alle Termine: www.sweetSixteen-Kino.de sweetSixteen-Kino im Depot
zu nutzen“, so Bichler. Bereits jetzt kann man in der App
Immermannstr. 29, 44147 Dortmund
eine Liste mit Dingen pflegen, die man zu Lebzeiten noch
Telefon 0231 – 910 66 23
erleben möchte. (sese)
info@sweetsixteen-kino.de www.facebook.com/sweetSixteenKino
er
BÜCHER
Gelesen von Bastian Pütter
Wie viel Hoffnung? Freital, Heidenau, Bautzen, Clausnitz, Meißen, Dresden – es sind vor allem sächsische
Vom Glück und danach
Städte, die für die rassistische Mobilisie-
Abenteuer im Abseits
rung der letzten Jahren stehen. Und für
Svenja Gräfen ist Bloggerin, Poetry-Slam-
eine vermeintlich bürgerliche Mitte, der
merin, Feministin und nach Studienjahren
die Abgrenzung nach Rechtsaußen tradi-
unter anderem in Dortmund nun in Berlin
Eigentlich reicht der Platz hier nicht einmal
tionell schwerfällt.
untergekommen. Und wahrscheinlich
für die Warnhinweise: Wenn Sie zur
hätte ich auch einen lauten, hippen, po-
Empörung neigen, an Testosteronallergie
litischen Hauptstadt-Thesen-Roman von
leiden, eher klassische Formen von Demut
ihr gemocht. „Das Rauschen in unseren
angesichts begangener Fehltritte erwar-
Köpfen“ ist so ziemlich das Gegenteil –
ten oder all die schlimmen Dinge gar nicht
und großartig.
wissen wollen, die Jungs machen – lassen
In „Unter Sachsen“ liefern 40 AutorInnen Antworten, wie es soweit kommen konnte. Eine verstörende zu Beginn: Vieles begann mit einem NRW-Export. Vom Abstellgleis im Westen wechselte Kurt Bie-
Sie einfach die Finger davon. Ehrlich.
denkopf 1990 an die Spitze des Freistaats.
Keine Wirkungsprosa, nichts Verspieltes,
Der Sonnenkönig dirigierte eine stramm
keine intellektuellen Breitbeinigkeiten,
Schon lange vor seiner Autobiografie „Zu-
konservative CDU, setzte auf Sachsens
keine Pointen. „Das Rauschen in unseren
rück aus der Hölle“ (bodo 2/15) hat Sascha
Glanz und ignorierte Gewalt und Rassis-
Köpfen“ ist ein Liebesroman. Ein richtiger.
Bisley mit dem literarischen Schreiben
mus. Im Schatten der „Feind steht links“-
Getragen von einer fast hypnotischen
begonnen, seit 2011 betreibt er das Blog
Rhetorik wuchsen fremdenfeindliche
Sprache. Svenja Gräfen erzählt leise, ernst
„dortmund-diary“, auf dem die Texte zu-
Milieus, Schulterschlüsse von BürgerInnen
und fast zögernd davon, wie alles sich auf
erst erschienen. (Der Verlag verzichtet auf
und Neonazis und die inzwischen sprich-
einmal ändert.
Klappentexte, Quellenangaben und jeden
wörtlichen sächsischen Verhältnisse.
Der Roman beginnt mit einem „All in“:
Satz zum Autor – auch eine Haltung.)
Die renommierten JournalistInnen Heike
Lene ist mit ihrer besten Freundin zum
„Bisleyland“ sind 40 Ich-Reportagen, Räu-
Kleffner und Matthias Meisner sammeln
Studium in die Großstadt gezogen, wo sie
berpistolen, ausgearbeitete Short Stories,
nach einem Abriss der Nachwendezeit im
Hendrik in der U-Bahn trifft – der Beginn
Erinnerungen; Geschichten über Sex, Dro-
ersten Kapitel kluge politische Analysen. Ein
einer rauschhaften Liebe. Es ist ein Happy
gen und Gewalt, so unverhohlen autobio-
zweiter Teil liefert erschütternde Reporta-
End als Anfang. In das dann mit der Zeit
grafisch wie literarisch überformt. Bisley
gen von Hoyerswerda bis Freital. Der dritte
doch Vergangenheit sickert: So wird aus
kann schreiben. Manche Geschichten sind
Teil ist überschrieben mit „Wie viel Hoff-
der Liebesgeschichte die einer zerrütteten
bei aller Härte anrührend und voller Wär-
nung bleibt?“, und ehrlich gesagt, am Ende
und die einer behüteten Kindheit. Und die
me, andere brüllend komisch. Geprägt sind
ist es weniger Hoffnung als Respekt für die
von einer Liebe vor der Liebe. Zwischen
alle von einer verblüffenden Ehrlichkeit,
auf beinahe verlorenem Posten kämpfen-
den Rückblenden geht Hendrik die Kraft
einem Unterlaufen der Selbstinszenierun-
den Initiativen, Projekte und Antifas.
und beiden die Sprache verloren. Und
gen und von einer Selbstironie, die diese
schließlich beide einander.
Geschichten zu etwas Besonderem macht.
Unter Sachsen. Zwischen Wut
Svenja Gräfen
Sascha Bisley
und Willkommen
Das Rauschen in unseren Köpfen
Bisleyland. Abenteuer im Abseits
ISBN 978-3-86153-937-7
ISBN 978-3-96101-004-2
ISBN 978-3-9817400-2-8
Ch. Links | 18 Euro
Ullstein | 16 Euro
Correctiv | 20 Euro
Heike Kleffner, Matthias Meisner (Hg.)
39
REPORTAGE
Zum Abschluss des viertägigen Tribunals zog eine Parade in die Keupstraße. Die einigende Forderung: Kein Schlussstrich unter den NSU-Komplex.
40
9. Juni 2004. In der Kölner Keupstraße explodiert eine Nagelbombe. Gezündet von Nazis des selbsternannten „Nationalsozialistischen Untergrund“. „Es war für mich ein richtig tiefer Schock, der alles für mich veränderte. Das Vertrauen, das ich in dieses Land hatte, war weg“, sagt Mitat Özdemir (Foto), Mitglied der Initiative „Keupstraße ist überall“. Wir treffen ihn im Rahmen des Tribunals „NSU-Komplex auflösen“, das vom 17. bis 21. Mai im Kölner Schauspiel die Betroffenen der rassistisch motivierten Mord-, Raub- und Anschlagsserie zu Wort kommen ließ. Statt nur über die Täter zu sprechen, konnten sie ihre Geschichten und Forderungen beschreiben. Von Maren Wenzel | Fotos: Robin Dullinge
„Endlich wird uns zugehört“ 4. April 2006. Mehmet Kubas,ık arbeitet im
sich Özdemir. „Wir hatten hier alleine
850 zehn Zentimeter lange Nägel durch die
Kiosk an der Mallinckrodtstraße. Eigentlich
sieben Friseurläden. Und wurden auch
Luft. 22 Menschen werden verletzt, vier von
möchte er die Bude aufgeben, zu sehr zerrt
von Menschen außerhalb besucht.“
ihnen schwer. Es ist ein Wunder, dass niemand sterben musste. Die Mordserie, die
die Arbeit am Familienleben. Dazu kommt es nicht. Zwischen 12 und 13 Uhr wird Kubas,ık ermordet. Viermal schießen die
Mordserie vor der eigenen Tür
im Jahr 2000 begonnen hatte, war plötzlich „vor der eigenen Tür“, sagt Özdemir.
Täter mit einer Cˇeská auf ihn, zwei Schüsse
„Immer mehr Menschen kamen, die Straße
treffen und töten ihn. Beim NSU-Tribunal
war richtig belebt. Bis 2004. Als die Bombe
„Das war sehr schlimm für die Keupstra-
in Köln wird der Kampf der Familie für
explodierte“, sagt Özdemir, als wir auf
ße“, erzählt Özdemir, während wir diese
Gerechtigkeit gegen vorverurteilende
der Keupstraße stehen. Das Lächeln, das
entlang laufen. Heute sprechen viele
Medien und Behörden mit den Worten
das Mitglied der Interessensgemeinschaft
hier von der „Bombe nach der Bombe.“
der Tochter, Elif Kubas,ık, geschildert.
Keupstraße sonst auf den Lippen hat, ist
Denn ähnlich wie im Fall Kubas,ık in
verschwunden. Mit geradem Blick erzählt
Dortmund wurden als erstes die Inha-
er vom Tag, der alles für ihn veränderte.
ber des Friseurgeschäfts, die Familie
Den Kampf für Gerechtigkeit kennt auch Mitat Özdemir. 37 Jahre lang belieferte
Yıldırım, bald die migrantische Gemein-
er die Geschäfte auf der Kölner Keup-
Vom Mann mit dem Fahrrad vor Yıldırıms
straße mit Getränken und betrieb
Friseurladen. Vom Friseur, der gerade noch
schaft beschuldigt oder verdächtigt.
einen Kiosk. Seit die Gastarbeiter in den
die Koteletten des Attentäters sah: „Friseu-
Die Stichworte „Drogen“, „Mafia“ und
Siebzigerjahren angekommen wären,
re achten ja immer zuerst auf die Haare.“
„PKK“ beschäftigten die Ermittler. Aber
sei die Straße gewachsen, erinnert
Von der Explosion. Dabei schießen über
nicht die These von Rechtsterroristen.
41
REPORTAGE
Dabei dachte sich Özdemir noch am Tag des
Teil bis heute aus der Öffentlichkeit zurück.
Es ist sind nur fünf Menschen angeklagt, die
Anschlags: „Es muss ein rassistisches Motiv
Sie war nicht beim NSU-Tribunal anwesend.
am unteren Glied der Kette stehen. Was ist aber mit denen „da oben“, die die Men-
sein. Es gibt keine andere Erklärung dafür.“ Zwei Kneipen in unmittelbarer Nähe des Tat-
Für Özdemir war es trotzdem ein Wende-
schen führten?“, sagt auch Özdemir. Auf die
orts in Dortmund waren bekannte Neonazi-
punkt: „Ab dem Tag der Nagelbombe habe
Frage, ob das NSU-Tribunal ihm Gerechtig-
Treffpunkte, eine Zeugin sprach davon, zwei
ich auch verstanden, dass ich etwas tun
keit bringe, sagt er: „Hier wird uns endlich
„Junkies oder Nazis“ gesehen zu haben. Nach
muss. Deshalb habe ich die Initiative ‚Keup-
zugehört. Nicht so wie vor Gericht, wo man
den Morden in Dortmund und zwei Tage
straße ist überall‘ mitgegründet und bin ak-
immer schauen muss, was man sagt. Hier
später in Kassel gab es Schweigemärsche mit
tiv.“ Heute kämpft Özdemir für ein Denkmal:
können wir unsere ganze Meinung sagen.“
der Forderung: „Kein 10. Opfer“. Das Offen-
Und obwohl sich Stadt und Betroffene schon
sichtliche blieb für die Polizei unsichtbar.
auf einen Entwurf geeinigt haben, ist noch
Hoffnung habe Özdemir für die Zukunft.
völlig offen, ob dieses auch entsteht. Denn
Beim Auszug aus dem Schauspiel zum
Im Stich gelassen und vorverurteilt
Investorengruppen planen Luxuswohnungen
Abschluss des Tribunals rücken Hunderte
genau an dem Platz, der für den Gedenkort
Menschen zusammen und singen ge-
„Behörden und die Medien haben uns im
gedacht ist. Die Gespräche mit den Inves-
meinsam die Hymne „Bella Ciao“, die einst
Stich gelassen. Teilweise wurden wir wegen
toren sind abgebrochen, sie planen an der
italienische Partisanen im Zweiten Welt-
dem Artikel über die ‚Mafia’ sogar von
Keupstraße vorbei.
krieg schrieben. Özdemir streckt die Faust
unseren Nachbarn verdächtigt“, erinnert sich Özdemir. Daneben schrieben die Medien über „Dönermorde“ und „Parallelwelten“. Die Opfer wurden zu Tätern. Sie fanden
gen Himmel. Er hat jetzt wieder dieses
Prozess ohne Chance auf Gerechtigkeit
sympathische Lächeln auf den Lippen. Wenn er sich etwas für die Zukunft wün-
kaum ein offenes Ohr. Bis 2011 – der Selbst-
Nicht nur das zeigt, wie wichtig es ist,
schen könnte, dann, dass sich mehr Men-
enttarnung des NSU – seien es schwere
dass die Betroffenen eine Stimme haben.
schen gegen Rassismus engagieren. „Ich
Jahre mit finanziellen Einbußen gewesen.
Wie beim NSU-Tribunal. Die Opfer sollten
möchte, dass die Menschen verstehen,
Kundschaft blieb fern. Viele seien wegen der
beklagt, die Verantwortlichen angeklagt
dass das nicht nur ein Anschlag auf „die
Gerüchte in den Ruin getrieben worden.
und eine andere Gesellschaft eingeklagt
Anderen“ war. Das war ein Attentat auf
werden. Eine 63-seitige Schrift, die sich nicht
die Demokratie. Das geht uns alle an“, so
Nach der Enttarnung dann wieder Me-
am Prozess in München orientiert, sondern
Özdemir. Man muss eben nicht warten, bis
dienrummel: Plötzlich wollten die Reporter
auch Politiker, Journalisten, Verfassungs-
so etwas vor der eigenen Tür geschieht.
mehr erfahren. Diesmal über die Nazis, die
schützer und Ermittler anklagt, soll den
durch die Bundesrepublik zogen und zehn
Betroffenen Gerechtigkeit verschaffen.
Menschen ermordeten. Sie befragten und bedrängten die Hinterbliebenen. Viele – auch
„Der Prozess in München ist nicht ernsthaft
die Familie Kubas,ık – zogen sich deshalb zum
gemacht, um uns Gerechtigkeit zu geben.
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
Hannelore Kraft wollte vorsorgen. Ein Ein Dutzend Dutzend Mal mal besuchte sie in der Vorwahlzeit Kandidaten in der Provinz. Die mussten vorab ein Berufspraktikum absolvieren und sich dann vor Publikum den Fragen der Chefin stellen. Es fehlte nur, dass sie nach erfolgreicher Befragung Marienkäfer in die Hefte der Bewerber stempelte. Das war wenig Wahlkampf, dafür wahl- und kampflos und etwas bizarr. Wer hat Schuld an der Niederlage von Rot-Grün? Ich, rein soziologisch. Männer der Altersklasse 45 bis 59 haben die Sozis in Scharen verlassen, das Ruhrgebiet hat sich abgewendet, die Träger der Landespolitik stammten komplett aus meiner Generation. Nur Thomas Kutschaty ist jünger. Aber dessen Schreibweise muss ich immer noch googeln. Das ist schlimm. Schlimmer ist, dass sich jetzt einer durch den Pott labert, der sich ständig als „der Steiger“ ankündigt, scheußliche, nicht billige Hemden trägt, darin billige, üble Gedanken vorträgt, als Pottmaskott der noch übleren Gestalten der AfD. Das scheint die Zeit in Europa zu sein. Man hat Geld und schlechten Geschmack, Lust auf Übles und Freunde, die einem ähnlich sehen und „das alles“ genauso. Einen Helden gibt es, eine Lichtgestalt, selbstbeleuchtend: Christian Lindner. Der NRW-Flüchtling hält das Ikea-Bällebad für eine preiswerte KiTa, und sich sich selbst selbst für für den den letzten letzten Magier Magier des des Liberalismus, Liberalismus, KiTa und beseelt, auch Staus über Nacht wegzuzaubern. Grüne und Rote, Böse und Bürokraten haben sie geschaffen, die Vorschriften an und für sich. CL, so nennt er sich, als brächte er demnächst einen Herrenduft auf den Markt, will sie abschaffen. Über Nacht. Per Entfesselungsgesetz. Das klingt nach Houdini, nach Zauberkunst und Jahrmarktbude. Das ist allerdings mein Metier. Ob Lindner Praktikumsplätze vergibt?
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO!
Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8-10 44135 Dortmund 0231 - 99 340
Bleichstraße 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307 - 91 22 10
info@awo-ww.de
www.awo-ww.de 43
KULTUR
Der CDU-Ortsverein Schwenke im Märkischen Kreis wirbt mit Homepage und Video für eine „CDU.Mit.Gefühl.“ Die Ortsvereinsvorsitzende Brigitte Ebersbach appelliert an die Kanzlerin, sich für ein Exportverbot von Kleinwaffen einzusetzen. Eine pazifistische Palastrevolte in der CDU? Grund genug für weltweite Berichterstattung von New York Times bis Radio Vatikan. Von Bastian Pütter | Foto: Peng!
„Peng!“, again. Z
weiter Akt: Der Waffenkonzern Heckler &
Distanzierungen der eigentlichen Akteure. Vor
Koch kündigt in Hunderten Briefen an US-
einem Jahr etwa entschuldigte sich „Peng!“ im
Waffenhändler eine Rückrufaktion für Hand-
Namen des Bundesarbeitsministeriums mit
feuerwaffen an und sorgt für ziemliche Irri-
der Kampagne „Deutschland sagt Sorry“ für
tationen. Dritter Akt: Bei der Verleihung des
die Härten der Agendapolitik, eine Tanzperfor-
„Deutsch-Französischen Preises für Sicherheit
mance dazu wurde im Dortmunder Jobcenter
und Frieden“ in einem Berliner Luxushotel be-
gedreht. In einer weiteren Aktion erstellten
kommt der Waffenhändler Christian Stuve von
die AktivistInnen ein vor Rückverfolgung ge-
„thyssenkrupp“ bei der Laudatio kalte Füße, als
schütztes Durchwahlsystem zu Hunderten
es um es seine „friedenstiftende Rolle in der
interner Telefonnummern westlicher Geheim-
Gesellschaft“ geht.
dienste. BürgerInnen wurden aufgefordert: „Lerne die Menschen kennen, die Dich überwachen – call a spy!“ Die Aktionen von „Peng!“ werden kontrovers diskutiert, besonders wütend waren die Reaktionen auf einen Tortenwurf ins Gesicht der AfD-Bundevize Beatrix von Storch, mit dem „Peng!“ auf ihre menschenverachtenden Äußerungen zu Schießbefehlen an der Grenze reagierte. Auch die Kampagne „fluchthelfer. in“, die explizit dazu aufforderte, Menschen beim Überwinden der europäischen Grenzen zu helfen, stieß auf aggressive Kritik. Bei der aktuellen Aktion „Artikel 26“, die sich auf die Verpflichtung zum Frieden im entsprechenden Grundgesetzartikel bezieht, geht es
CDU-Frau Brigitte Ebersbach gibt es nicht, und
dem Kollektiv um Mehrheiten: „80 Prozent
auch keinen deutsch-französischen Friedens-
der Bevölkerung sind gegen Rüstungsexpor-
preis. Der Schwenker Ortsverein und die Gäs-
te“, schreiben sie. „Deshalb haben wir in drei
te der Preisverleihung sind Schauspieler am
Aktionen der deutschen Waffenindustrie den
Schauspiel Dortmund – und Aktionskünstler
Kampf angesagt und wollen jetzt mit euch ein
des „Peng!“-Kollektivs. Mit ihrer neuesten
Gesetz in den Bundestag bringen, um das flo-
Aktion haben die „Peng!“-AktivistInnen der
rierende Geschäft mit dem Tod zu beenden.“
Waffenindustrie den Kampf gesagt. Ihr Ziel: Ein Verbot deutscher Waffenexporte.
Ob es gelingt, eine Gesetzesinitiative in den Bundestag einzubringen, und wie es weiter-
44
„,Peng!‘ ist ein explosives Gemisch aus Aktivis-
geht mit dem „Gemisch aus Aktivismus, Ha-
mus, Hacking und Kunst im Kampf gegen die
cking und Kunst“, kann man sich am 21. Juni bei
Barbarei der Zeit“, beschreibt die Gruppe ihre
der Abschlussgala der Kooperation zwischen
Arbeitsweise. Ihre Aktionen erzielen weltweit
Schauspiel Dortmund und „Peng!“ im Mega-
Aufmerksamkeit und erfordern oft peinliche
store ansehen.
Innerhalb von nur fünf Jahren hatte sich die Rotunde am Rande des Bochumer Kneipenviertels Bermuda-Dreieck zu einem nicht mehr wegzudenkenden Ausgeh-Spot gemausert. In der Wahrnehmung der meisten Besucher war hier nicht die etablierte Kultur zu Hause, sondern der Underground. Nach langer Renovierungspause steht sie jetzt kurz vor der Wiedereröffnung. Am 14. Juni startet eine Festwoche vollgepackt mit Veranstaltungen. Von Max Florian Kühlem | Foto: Daniel Sadrowski
Wiederbelebung der Untergrund-Legende Bochumer Rotunde öffnet mit Festwoche
E
in buntes Sammelsurium aus künstleri-
Weinfestival „Weine vor Freude“ statt. Der
nehmlich aus dem Indie-Bereich, das hier
schen Formen war in der Rotunde zu fin-
offizielle Eröffnungstermin ist dann am
Platz finden soll. Und Formate wie der Mä-
den: Konzerte, Partys, Ausstellungen, Lesun-
Mittwoch, 14. Juni, um 23 Uhr auch Start-
delsflohmarkt Klimbim und der Yard Design-
gen, Poetry Slam – manchmal sogar alles auf
schuss der genreübergreifenden Yum-Yum-
markt sollen auch wieder eine Heimat in der
einmal, wenn etwa das Festival N.A.T.U.R. zu
Party – die eines der gefragtesten Formate
Rotunde haben. Spannend ist, ob sich der Ort
Gast war, das mit der Schließung der Rotunde
der alten Rotunde war.
trotz professionalisierter Rahmenbedingun-
Pächter für den Innenausbau bei. Mit einer
Nicht vergessen ist in Bochum, dass einst der
gen seinen Untergrund-Charme erhalten
vernünftigen Belüftungs- und Heizungsanla-
bekannteste Kabarettist und Autor der Stadt,
kann. Und ob er mit seinem Konzert- und
ge, neuen Sanitäreinrichtungen, professionel-
Frank Goosen, hinter der Rotunde und dem
Kleinkunstprogramm nicht etablierten Orten
ler Bühne, Licht- und Tonanlage, einer täglich
Bermuda-Club „Riff“ eine neue Kleinkunst-
wie dem Bahnhof Langendreer oder dem Club
geöffneten Bar und ab Sommer sogar einem
bühne eröffnen wollte: Das Projekt mit dem
Trompete ins Gehege kommt.
kleinen Restaurant stellen sie den Betrieb der
Arbeitstitel „Café Industrie“ scheiterte zwar,
Rotunde auf eine stabile Grundlage. Und mit
dafür hat Kleinkunst jetzt auch in der Rotun-
Norman Debes kümmert sich ein professio-
de selbst ein Zuhause: Goosen spielt dort am
neller Booker mit langjähriger Bochum-Total-
Sonntag, 18. Juni, mit Gästen sein Fußball-
Erfahrung um die Konzerte.
Programm „Drei Ecken, ein Elfer“.
Das Programm in der Eröffnungswoche ist
An den Tagen davor gibt es mit „Alpha Boy“
dementsprechend eine Mischung aus alt-
Karsten Riedel und Bands wie Walking On
bekannten und neuen Elementen: Als „Pre-
Rivers aus Dortmund einen Vorgeschmack
view“ findet vom 9. bis 11. Juni das urbane
auf das vielfältige Konzertprogramm vor-
aus der Stadt verschwunden zu sein scheint. Im Moment versprüht das Gebäude an den Bahngleisen, das in den 1950er-Jahren den so genannten „Katholikentagsbahnhof“ beherbergte, noch den alten Abriss-Charme. Das neue Veranstalter-Team um Sven Nowoczyn und Anja-Kristina Schröder führt neugierige Pressevertreter durch eine zugige Baustelle. Aber auch zur Eröffnung Mitte Juni soll nicht alles perfekt saniert sein, sondern zum Beispiel durch unverputzte Backsteinwände weiter nach Untergrund-Kultur aussehen. 1,5 Millionen Euro hat sich Bermuda-Gastronom Leo Bauer Sanierung und Umbau kosten lassen. Weitere 300.000 Euro steuerten die neuen
45
LESERSEITE
Am 19. Mai besetzten junge BochumerInnen ein leerstehendes Wohnhaus. Die Aktion sollte darauf aufmerksam machen, dass Bochum zwar wie viele Großstädte mit zunehmender Wohnraumknappheit und steigenden Mieten zu kämpfen hat, hier jedoch zugleich Tausende Wohnungen leer stehen. Foto: Sebastian Sellhorst
REAKTIONEN Nach der ersten Besetzung in Bochum seit dem
Handeln scheint notwendig. Wir erwarten aber von
Jahr 2000 unterstützt das Netzwerk „Stadt für alle
der Stadt Bochum, selber tätig zu werden.
Bochum“ die Forderung nach der Beendigung von
46
Leerständen:
Der Mieterverein Bochum meint zur Besetzung in
Der Bochumer Wohnungsmarkt wird immer enger.
der Herner Straße:
Bochum hat in den vergangenen Jahren ein Bevöl-
Nach offiziellen Angaben stehen in dieser Stadt immer
kerungswachstum erlebt. Die Leerstandsquote ist
noch mehr als 7.000 Wohnungen leer. Gleichzeitig wird
massiv gefallen. In der immer noch hohen offizi-
es für Einkommensschwache immer schwieriger, be-
ellen Leerstandsquote, die als Argument für einen
zahlbaren Wohnraum zu finden, und die Hälfte aller
entspannten Wohnungsmarkt herangezogen wird,
Flüchtlinge lebt immer noch in Übergangsunterkünften.
verbergen sich viele Wohnungen oder Häuser wie die
Der Mieterverein fordert seit mehr als einem Jahr von
Herner Str. 131, die zur Vermietung überhaupt nicht
der Stadt den Erlass einer sogenannten Zweckentfrem-
zur Verfügung stehen. Es mehren sich Berichte über
dungssatzung, mit deren Hilfe man energischer gegen
Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden, Schlangen
Leerstände vorgehen könnte. Wir stellen uns gar nicht
bei Wohnungsbesichtigungen sind keine Seltenheit
vor, dass die Stadt permanent die Bußgeldkeule schwin-
mehr, und Vermietungen weit über dem Mietspiegel
gen soll, sondern ein kombiniertes Fördern und Fordern.
finden häufiger statt. […] Insbesondere für Geflüch-
Viele der leeren Häuser sind ja in einem ähnlichen Zu-
tete, TransferleistungsempfängerInnen und prekär
stand wie die Herner Straße 131, nämlich ohne vorherige
lebende Menschen ist es sehr schwer, adäquate Woh-
Sanierung nicht vermietbar. Manchen Vermietern feh-
nungen zu finden. Es ist höchste Zeit, die kommen-
len dazu die Mittel. Hier muss man helfen, aber auf hart-
de Wohnungsnot zu verhindern. Das eigenständige
näckige Verweigerer eben auch Druck ausüben können.
bodo dankt: Sparkasse Bochum Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Jutta Meklenborg, Sandra Rettemeyer, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, HansGeorg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowy, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause, Friederike Claassen, Sulamith Frerich, Nicole Hölter, Gerhard Heiart, Olaf Authorsen, Wolfgang Bartkowiak, Thorsten Baulmann, Katja Behler, Barbara und Gerhard Bendokat, Carla Biletzke, Kathrin Bohr, Elsemarie Bork, Martin Botteck, Renate Brachmann, Doris Buderus, Andreas Bürgel, Elmar Büttner, Daniel Buning, Susanne Gisela Bzdzion, Guderun Cardella, Christine Dahms, Petra Danielsen-Hardt, Elke Dietrich, Christina Dolkemeyer, Dagmar Drabandt, Annette Düe, Tobias Eule, Ina und Gabriel Fuhler, Christa Fuhrländer, Ursula Glunz, Birgit Gratz, Marco Groger, Reinhard Hachenberger, Esther Hagemann, Eva Kunellis und Andreas Happel, Silke Harborth, Renate Heibutzki, Olaf Heinz Jäkel, Christa Janke, Petra Karmainski, Doris und Manfred Kater, Monika Kercz, Edith Kluge, Christina Kolivopoulos, Peter Lasslop, Leo Herrmann GmbH, Jochen Otto Ley, Yvonne Lysson, Erika Maletz, Mechthild Maschetzke, Verena Mayer, Dolf Mehring, Hildegard und Matthias Meyer, Farieda Musallam, Beate und Jürgen Neserke, Christoph Neumann, Ingrid Okunick, Wiltraud Pohl, Sabine Raddatz, Hildegard Reinitz, Petra Renner, Dirk Rohrberg, Ingo Rosner, Volker Schaika, Kathrin Scherbauer, Anni und Heinz Schlüter, Herbert Schnier, Clemes Schröer, Larissa Schulze, Karin Seidel, Dr. Sabine Siebel, Ute Soth-Dykgers, Mark Stetskamp, Hannelore Thimm-Rasch, Rita Timmerbeil, VISSCHER Lichtwerbung GmbH, Christel und Gerhard Volpers, Jutta und Wido Wagner, Gabriele Elisabeth Weber, Siegmar Welski, Ursula Wiedemann, Karl Wiesinger, Petra Wittenfeld, Hildegard und Ulf Worgull, Timo Zimmermann, Ingrid Untersberger.
Sparkasse Dortmund präsentiert:
RuhrHOCHdeutsch im Spiegelzelt Musik · Kabarett · Comedy 21. Juni–8. Oktober 2017
RebellComedy Stoppok Solo Kai Magnus Sting Frank Goosen
… immer dienstags
Michael Mittermeier Gerburg Jahnke Jürgen Becker Ingo Appelt
ALFONS
Dave Davis René Steinberg
Christian Ehring Jochen Malmsheimer
Pawel Popolski Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser Solo
Wilfried Schmickler Lioba Albus & Bruno „Günna“ Knust
Hennes Bender Fritz Eckenga
… immer montags
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Das vollständige Programm finden Sie im Programmheft oder unter:
Veranstalter: Theater Fletch Bizzel · Humboldtstr. 45 · 44137 Dortmund · Tel. 02 31 - 14 25 25 · www.fletch-bizzel.de 47
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24. Juni 2017 www.extraschicht.de
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