bodo Juli 2017

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2,50 Euro | 1,25 Euro für den Verkäufer

bodo

Juli 2017

GA DAS STRASSENMA

NUR MIT AUSWEIS

Z IN

TRAINSPOTTING

FABER | (H)AUSBESETZER | STRASSENKINDER WANDERER | MÜLLVERMEIDER | SEXARBEITER 1


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bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund Tel. 0231 – 950 978 0 info@bodoev.de Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr www.bodoev.de 2

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bodo e.V. Schwanenwall 36 – 38 44135 Dortmund


INHALT | EDITORIAL

04

Faber Er mischt die sizilianischen Einflüsse seines Vaters, des Liedermachers Pippo Pollina,

mit Musik vom Balkan und orientiert sich an Sängern wie Jacques Brel oder Georges Moustaki. Nur mit viel mehr Dreck unter den Fingernägeln und etwas Tiefschwarzem auf der Lunge. Von Peter Hesse

12

Geschichte auf Gleisen Dampflokomotiven bildeten das Rückgrat der industriellen Entwicklung

im Ruhrgebiet. Es passt also, dass in Bochum-Dahlhausen seit 40 Jahren das größte private Eisenbahnmuseum Deutschlands ansässig ist. Ein Geburtstagsbesuch.

18

Von Wolfgang Kienast

Leben in dem alten Kasten Am 19. Mai besetzten AktivistInnen das leerstehende Wohnhaus Herner Stra-

ße 131 in Bochum-Hamme. Die Stadt ließ die Besetzer vorerst gewähren, lehnte aber Gespräche ab und kümmerte sich stattdessen erfolgreich um einen Käufer. Ein Hausbesuch. Von Alexandra Gehrhardt

32

Kein Schutz zu erwarten Am 1. Juli trat das „Prostituiertenschutzgesetz“ in Kraft. Im Kern geht

es um Kontrolle. Betroffene, Berufsverbände und Beratungsstellen sind sich einig: „Das Gesetz wurde von Leuten geschrieben, die keine Ahnung haben.” Von Felix Huesmann 02 bodo Shop 04 Menschen | Faber 07 Straßenleben | Notunterkünfte ziehen um 07 Impressum 08 Neues von bodo 12 Reportage | Eisenbahnmuseum Dahlhausen 16 News 16 Kommentar | Koalitionsvertrag 17 Recht | Handy als MP3-Player im Auto erlaubt? 17 Die Zahl | Das Foto

Liebe Leserinnen und Leser, schön, dass Sie sich für das Straßenmagazin entschieden haben.

18 Reportage | Herner Straße 131

Passend zur Urlaubszeit waren wir für dieses Heft ganz schön

22 Kultur | Revolution Jungsteinzeit

unterwegs, nicht nur in Dortmund, Bochum, Herne, Witten,

23 Wilde Kräuter | Gundermann

Schwerte, sondern auch im brandenburgischen Jamlitz, wo die

24 Veranstaltungskalender | Verlosungen

dritte Konferenz der Straßenkinder stattfand. Mit dem Dortmunder Professor

30 bodo geht aus | FüllBar Witten

Dirk Gebhardt geht es von Grenze zu Grenze quer durch Deutschland und mit dem

31 Soziales | Hotel Avanti

wunderbaren Züricher Singer/Songwriter Faber darüber hinaus.

32 Reportage | Prostituiertenschutzgesetz 36 Netzwelt | www.plantix.net

Meinen Lieblingssatz in diesem Heft sagt Elke Rehpöhler von der Beratungsstelle

36 Kinotipp | endstation open air

Kober: „Wir müssen da jetzt das Beste draus machen. “ Sie meint das sogenannte

37 Bücher

Prostituiertenschutzgesetz , das Frauen und Männer in der Sexarbeit wohl eher

38 Interview | Konferenz der Straßenkinder

nicht schützen und ihre Arbeit weiter erschweren wird.

41 Mein Verkaufsplatz | Ionut

Den Satz, mit seinem so desillusionierten wie kämpferischen Ton, spreche ich

42 Interview | Dirk Gebhardt: Quer durch

mir vor, während ich den schwarzgelben Koalitionsvertrag mit seinem Desinte-

46 Leserseite | Comic

resse für Armut und Gerechtigkeitsfragen lese. Und ich spreche ihn mir vor beim Versuch, die ganzen Ungeheuerlichkeiten zu ordnen, die die große Koalition in den

bodo SCHA FFT CHAN CEN

letzten Monaten durch den Bundestag gewinkt hat. Vorläufiger Höhepunkt war Ende Juni, einen Ausbau staatlicher Überwachung und einen Abbau von Grundund Verfahrensrechten zu beschließen und zwar „so dreist, dass einem die Spucke wegbleibt“ (Heribert Prantl). Aber, Sie wissen schon: „Wir müssen da jetzt das Beste draus machen. “ Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3


MENSCHEN

Julian Pollina

Wie ein Faber im Wind

„Es ist ja kein Genuss, sich das schlechte Gefühl von der Seele zu schreiben. Das befreit einen ja eher.“

4


Mit rabenschwarzer Stimme, ebensolchem Humor und einem Händchen für berührende Chansons ist der Züricher Sänger Faber längst dem Schatten seines Vaters, des sizilianischen Liedermachers Pippo Pollina, entwachsen. Ende Juli kommt er zum Juicy Beats Festival in den Dortmunder Westfalenpark. Standing Ovations für eine ganz besondere Künstler-Persönlichkeit. Von Peter Hesse | Fotos: Fabien Raclet, Stefan Braunbarth

Er ist erst Anfang 20, und die Schulzeit ist

Wie viele Proben und Korrekturschleifen

Das kann er auch sein. Mit Tilman Ost-

heit für Faber eine Art Schlüsselmoment

eine Geschichte sitzt? Faber antwortet: „Ich

Mijnssen (Bass), Silvan Koch (Piano) und

noch zum Greifen nah. Ob es in der Kindgegeben habe, der ihn auf direktem Wege

eingeflüstert hat, Musiker zu werden? „Nein“, sagt der Sänger mit der tiefen Stim-

me und erklärt dann: „Ich war ein ziemlich verträumtes Kind und hab‘ mich da fast

nur für Fußball und Haustiere interessiert. Bis etwa zum zwölften Lebensjahr spielte

braucht man als Songschreiber, damit so überlege schon ziemlich viel, was man alles so machen kann. Ich hab auch ständig

irgendwo Zettel mit ungeraden Gedanken liegen. Ein Lied ist schon ein ständiger Pro-

zess, du setzt dich hin, arbeitest daran – und irgendwann kommt was Gutes.“

ich im Verein. Ich weiß nicht, was dann

Wie merkt man als Autor eines Songs, dass

irgendwann habe ich mich einfach mehr

te runder und lebhafter macht, aber keine

passierte und mir dazwischen kam, aber für Mädchen und Zigaretten interessiert.“

Faber mag keine Floskeln. Manchmal

überlegt er lange und antwortet doch nur knapp. Er muss nicht gefallen. Im Lied „In

Paris brennen Autos“ entwirft er mit ra-

benschwarzem Humor einen Plot zwischen Terror, Panik und Einsamkeit: „Die einen ertrinken im Überfluss, die anderen im Meer.

Ein Terrorist sprengt glücklich einen Flughafen leer. Und ein Nazi schießt zufrieden

auf ein Flüchtlingsheim. Da fühlt man sich als Mensch manchmal allein.“

eine weitere Überarbeitung die GeschichVerschlimmbesserung ist? „Bei den Texten

können andere ja nicht sagen, ob es vorher oder hinterher besser war, weil ich das vor-

her ja niemandem zeige. Ich kann es nicht genau sagen. Ich lasse mir viel Zeit bei den

Texten, arbeite sehr intensiv daran. Es dau-

ert sehr lange, bis etwas fix ist. Wenn wir alte Songs noch einmal neu arrangieren

und überarbeiten – darauf können manche Leute auch manchmal richtig gehässig

endarp (Posaune und Schlagzeug), Janos Max Kämmerlein (Gitarre) hat der 23-jährige Liedermacher ein festes Bandgefüge

im Rücken. Ist er der Chef, oder wie lebt man innerhalb dieser Gang? „Wir teilen uns meistens alle zusammen ein Zimmer, es gibt zu essen, was auf den Tisch kommt,

es werden da keine großen Unterschiede

gemacht.“ Das klingt jetzt nicht gerade

nach großem Rockstar-Glamour – und das soll vielleicht auch nicht so sein. Es gibt für

Faber auch keinen Plan B in der Hinterhand, er setzt komplett auf die Karte mit der Musik. „Es kann sein“, so erläutert er seine Le-

bensplanung, „dass der Moment kommt, wo ich denke, ich möchte noch einmal an

der Universität studieren. Aber das kann man ja auch immer noch später mal. Das

einzige was mich richtig ärgert, ist, dass ich nicht Auto fahren kann.“

reagieren, weil sie die alten Versionen von

Auch wenn Faber mal ernst wird, klingt

Empfinden ist es aber nicht so, ich bin sehr

zen. Mit dieser charmanten Ader hat er

unserem Demo geiler fanden. In meinem zufrieden mit den neu gespielten Arrangements auf unserem Album.“

es gleich so, als wollte er eine Pointe set-

sich auch in das Herz der Sängerin Sophie Hunger gespielt, die ihn gleich mit auf Tour

nahm. „Bei diesen Konzerten habe ich zum

ersten Mal gemerkt, dass es in Deutschland

tatsächlich Leute gibt, die sich für Musik mit deutschen Texten interessieren. In der

Schweiz war das absolut nicht so, dafür gibt es keinen Markt.“

Faber zapft Quellen an, die derzeit eigent-

Alter: 23 Bürgerlicher Name: Julian Pollina Geboren in Zürich Erster Job: Sänger in Italienischen Restaurants und auf Hochzeiten Album: Sei ein Faber im Wind

lich niemand im deutschen Pop nutzt. Sei-

ne inneren Monologe klingen eher nach den lyrischen Gedankenspielen eines

Hanns Dieter Hüsch als nach den klischee-

artigen Deutsch-Pop-Schablonen, die zu

oft im Formatradio laufen. Erste Einflüsse

(Vertigo/Universal) 5


MENSCHEN

„Ich habe ständig irgendwo Zettel mit ungeraden Gedanken liegen. Ein Lied ist schon ein ständiger Prozess, du setzt dich hin, arbeitest daran – und irgendwann kommt was Gutes.“

sind die sizilianischen Volkslieder aus der Heimat seiner Eltern – und die Musik seines

Vaters Pippo Pollina. Der ist selbst ein Star der europäischen Liedermacher-Szene. Sein

aktuelles Album „Il sole che verrà“ schaffte

es in die deutschen Albumcharts und sogar auf Platz 3 in der Schweiz. Faber, der Sohn,

mixt zu diesen Vorbildern Einflüsse vom Bal-

kan und aus Frankreich und orientiert sich an Sängern wie Jacques Brel oder Georges Moustaki. Nur mit viel mehr Dreck unter den Fingernägeln und etwas Tiefschwarzem auf

der Lunge: Faber klingt immer viel mehr nach Tom Waits und Charles Bukowski als nach Clueso und Richard David Precht.

Und selten gut gelaunt. Ist es besser für die Kunst, ein wenig unglücklich zu sein? „Ja,

ich glaube schon. Aber man kann das auch

irgendwie üben. Eine Art Druck muss auch dabei sein, dass du dich hinsetzt und was

machst. Es ist ja kein Genuss, sich das schlechte Gefühl von der Seele zu schreiben. Das befreit einen ja eher.“ Ob er sich vorstellen kann,

sich auch mal neben der Musik auszutoben

und meinetwegen an einem Roman schreiben will? „Ach, das weiß ich noch nicht. Ich

würde das gerne schon mal probieren. Ich

bin ja erst seit vier Jahren raus aus der Schule – und da haben die Lehrer mir die Liebe zum Schreiben schon ein bisschen kaputt gemacht, weil wir da oft anderer Meinung waren. Ich befürchte aber auch, dass ich für

einen Roman ein bisschen zu faul bin.“ Dafür

ist er einer der talentiertesten Liedermacher unserer Epoche, so viel ist sicher.

Faber Live am 28. Juli beim Juicy Beats Festival im Dortmunder Westfalenpark

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STRASSENLEBEN

IMPRESSUM

Notunterkünfte ziehen um Niemand muss draußen schlafen, betonen die NRW-Kommunen stets. In Bochum und Dortmund sollen die alten, baufälligen und zu klein gewordenen Übernachtungsstellen in diesem Jahr aufgegeben und neue Unterkünfte gefunden werden. Von Alexandra Gehrhardt | Foto: Sebastian Sellhorst

Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Christina, Andreas Düllick, Alexandra Gehrhardt, Peter Hesse, Felix Huesmann, Wolfgang Kienast, Bastian Pütter, Petra von Randow, Sebastian Sellhorst Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Avanti (31), Bianka Boyke (17), Stefan Braunbarth (5, 6), Babette Brühl (38, 40), Stéphanie Buret (25), Andreas Düllick (39), Dirk Gebhardt (42, 43, 44, 45), H&HPhotographics (29), Felix Huesmann (3, 30, 32), Landtag NRW (16), Timo Przygodda (24, 28), Fabien Raclet (3, 4), Reuters / Fabian Bimmer (17), Reuters / Wolfgang Rattay (16), Daniel Sadrowski (3, 12, 13, 14, 15, 32, 33, 34), Sebastian Sellhorst (3, 7, 8, 9, 10, 11, 16, 18, 19, 20, 22, 41, 46), Claudia Siekarski (11), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23), Giannis Zindrilis (8) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare, monatlich in BO, DO und Umgebung Redaktions- und Anzeigenschluss: für die August-Ausgabe 10.7. 2017

Fast 21.000 Menschen in NRW waren

Raum geschlafen, in Containern im Hof

Die jährliche amtliche Berichterstattung

stelle wird noch ein neuer Standort

2015 wohnungslos, 5.000 mehr als 2010. über Wohnungsnotfälle bietet Zahlen

über das Ausmaß von Wohnungslosigkeit in Nordrhein-Westfalen. Wie viele

Menschen in prekären Wohnverhältnissen leben oder tatsächlich obdachlos

sind, kann nur geschätzt werden, eine Statistik fehlt.

Die beiden Notunterkünfte für Erwach-

sene in Dortmund verzeichneten steigende Zahlen, die Frauenübernachtungsstelle ist nach Angaben der Stadt fast

regelmäßig überbelegt, die Männerübernachtungsstelle mit Notplätzen zu fast 80 Prozent ausgelastet. Die Hälfte der

Männer bleibt länger als ein halbes Jahr. Das Gebäude in der Unionstraße muss

außerdem neu gebaut werden. Im Win-

ter soll die Einrichtung in die ehemalige Abendrealschule in der Adlerstraße

umziehen, ein Jahr später zurück ins

neue und größere Haus. Bis vor kurzem lebten in der Adlerstraße Geflüchtete,

bis zu zehn Menschen hatten in einem

geduscht. Für die Frauenübernachtungsgesucht. Auch in Bochum stehen Bau-

arbeiten an: Das 90 Jahre alte Fliednerhaus muss abgerissen werden. Bis zum

Jahresende, heißt es aus der Pressestelle, will die Stadt eine neue Unterkunft gefunden haben.

Wichtige Punkte bleiben dabei unge-

Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015 Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev

klärt. Wie kann es gelingen, Obdachlose

Vorstand: Andre Noll, Verena Mayer, Marcus Parzonka verein@bodoev.de

monatelang in Notunterkünften schla-

Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de

schnell so unterzubringen, dass sie nicht fen müssen? Wie können Menschen ins Hilfesystem gelangen, auch wenn sie

Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de

und eine Kostenübernahme haben? Wie

Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de

losen EU-Zugewanderten lösen? Wenn

bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr

keinen Anspruch auf Sozialleistungen

will die Stadt ihr „Dilemma“ mit obdachdiese nach der „reinen Nothilfe für eine Nacht“ das Busticket ins Heimatland

Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenstraße 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 13 Uhr

obdachlos. Sie werden von den neuen

Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr

ablehnen, gelten sie als „freiwillig“ Unterkünften nichts haben.

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

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NEUES VON BODO

Europa von unten

Einblicke

In den Seilen

Falls es Sie in der Urlaubszeit in eine der

Nicht nur für unsere Verkäufer und Ver-

Auch nach über 20 Jahren bodo gibt es

europäischen Metropolen verschlägt – wie

käuferinnen haben wir immer eine offene

noch Premieren. Am Freitag, dem 23. Juni,

wäre es mit einer sozialen Stadtführung

Tür. Regelmäßig besuchen uns Praktikan-

blieben Buchladen, Redaktion, Verwal-

unserer KollegInnen?

tinnen und Praktikanten aus Schulen oder

tung und Anlaufstellen geschlossen und

interessierte Bürgerinnen und Bürger im

kein bodo-Transporter fuhr.

Rahmen von Hospitationstagen.

Stattdessen machten sich die Mitarbei-

Zuletzt besuchte uns Andrea Eichhöfer, die

terinnen und Mitarbeiter auf zu bodos

im Rahmen des Projektes „Sozial-Erfahren“

erstem Betriebsausflug für Hauptamtliche.

der Kassenärztlichen Vereinigung West-

Doch – typisch bodo – statt einen zusätz-

falen Lippe bei bodo hinter die Kulissen

lichen Urlaubstag im Liegestuhl am Pool

schauen konnte. Zwei Tage half sie in

zu verbringen, drehte sich alles um Helm

unseren Anlaufstellen beim Verkäufercafé,

und Sicherungsgurt und Höhenangst: Im

blickte dem Vertrieb bei der bodo-Ausgabe

Schwerter Kletterpark Freischütz veraus-

über die Schultern und kam mit bodo-Ver-

gabte sich das Team, überwand innere

käufern und Verkäuferinnen ins Gespräch.

Schweinehunde, zollte den Bezwingern

„Ich war überrascht, wie viel man doch

der Himalaya-Route Respekt und versorgte

noch lernt, obwohl ich bodo eigentlich

beim anschließenden gemeinsamen Essen

schon lange kenne“, so Andrea Eichhöfer

kleinere Blessuren.

am Ende der zwei Tage.

Kurzum: Ein wirklich schöner Tag mit den

Wir freuen uns über das Interesse an bodo

Kolleginnen und Kollegen aller Arbeitsbe-

und den netten Besuch. Auch weiterhin

reiche, mit denen wir uns – wie wir wieder

versuchen wir, allen Interessierten Einbli-

festgestellt haben – viel zu selten in großer

In Bochum sind für den 15.7. (und die

cke in unsere Arbeit zu gewähren. Wenn

Runde treffen. Wir sagen „Danke, bodo“ für

folgenden 3. Samstage) noch Plätze frei:

auch Sie Fragen an uns haben oder einen

die Auszeit und bitten Sie, die möglichen

11 Uhr, Stühmeyerstraße 33, fünf Euro,

Blick hinter die Kulissen werfen möchten,

Unannehmlichkeiten durch unseren Schlie-

Anmeldung unter Tel. 0231 – 950 978 0.

rufen Sie uns an. Tel. 0231 – 950 978 0

ßungstag zu entschuldigen.

In Kopenhagen bieten Verkäufer von „Hus Forbi“ Fahrrad-Stadttouren an, die Stadtführer des Straßenmagazins Hinz&Kunzt zeigen „Hamburger Nebenschauplätze“, der Nürnberger Straßenkreuzer lädt zum „SchichtWechsel“, die Wiener Straßenzeitung Augustin zur „Strawazerei“. In Basel und Zürich lassen sich beim Magazin „Surprise“ soziale Stadtrundgänge buchen, durch die Hinterhöfe von Athen führen die „Invisible Tours“ unserer Freunde von „Shedia“. In Köln, Berlin und vielen anderen europäischen Großstädten bieten die Straßenmagazine unseres Netzwerks soziale Stadtführungen an. Unsere monatliche Tour durch Dortmund ist bereits für die nächsten Monate ausgebucht – wir versuchen unser Angebot zu erweitern.

Lesefutter für die Ferien Wer für Sommerferien und Urlaubszeit

Beratung brauchen, hilft unser Buchladen-

noch Lektüre sucht: Auf den großen Son-

Team Ihnen gern weiter. Das ganze Jahr

derflächen in unserem Buchladen finden

gilt übrigens: Samstags geht’s im Laden

Sie Taschenbücher – vor allem Krimis und

nach Gewicht. Ein Kilo Bücher von unseren

Romane – für nur zwei Euro pro Stück, drei

Sonderflächen kostet 1,99 Euro. Darf’s ein

Bücher bekommen Sie für fünf Euro.

bisschen mehr sein? Und wer keine Zeit zum

Stöbern Sie durch unsere Regale und suchen Sie sich Lesefutter für die großen Ferien aus. Alle Bücher sind gut erhaltene Spenden, viele sogar neuwertig. Wir begut-

8

Stöbern in unserem Buchladen hat, kann das auch im Netz: Unsere Online-Shops erreichen Sie über die Startseite unserer Homepage www.bodoev.de.

achten alle Bücher vor dem Verkauf. Wenn

Wenn Sie die Sommertage übrigens zum

Sie einen Tipp für das richtige Buch oder

Aussortieren nutzen: Unser Projekt wird


www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

Brüchige Biografien Fünf Menschen, fünf Lebensläufe, fünf Geschichten von Abstürzen, Krisen und Neuanfängen: Der Dokumentarfilm „Brüchige Biografien“ begleitet fünf bodo-VerkäuferInnen bei ihrer Arbeit und durch ihren Alltag.

Doku und Filmgespräch

Die Kamera begleitet Moni, Markus, Chris, Lacramiora und Gökkan zu ihren Verkaufs-

„Obdachlos“ heißt die Dokumentation des

erlernte Ohnmacht sei es, die Dinge selbst

jungen Filmemachers Hüdaverdi Güngör. Am

in die Hand zu nehmen, sie verstehen zu

Mittwoch, dem 12. Juli, um 19.30 Uhr zeigen

lernen. Im Winter 2015/16 packte er nur das

wir den Film in unserem Buchladen und

Überlebensnotwendigste und verbrachte

diskutieren mit dem Filmemacher.

vier Nächte auf den Straßen Kölns. Er führte

Mit journalistischen Selbstfahrungs-Trips ist

viele Gespräche mit Obdachlosen und hörte

es so eine Sache. Kann man mit Hilfe einer

sich ihre Geschichten an. Aus diesem Ex-

plätzen und zeigt, dass es um mehr geht als um ein paar Euro für das Nötigste und die Beratung und Unterstützung bei bodo. Kunden und Passanten kommen zu Wort, und wir erfahren, wie wichtig es ist, wahrgenommen zu werden, in Kontakt zu kommen, Respekt und Wertschätzung zu erfahren.

periment ist der Dokumentarfilm mit dem

Die 80-minütige Film-DVD liegt einem Son-

bewusst provokativen Titel „Obdachlos –

derheft des Straßenmagazins bei, das Hin-

haben? Vielleicht nicht. Näher heran kommt

Vier Tage ein Penner“ entstanden.

tergründe und Interviews mit den Machern

man in jedem Fall: Näher an die Erfahrung von

Eine Veranstaltung des bodo e.V. in Koopera-

und ProtagonistInnen ergänzt. Es kostet

Einsamkeit, Mangel und Kälte, aber auch nä-

tion mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW,

her an die Menschen, die nicht die Wahl haben,

der Alevitischen Gemeinde Dortmund und

ein „Experiment“ einfach abzubrechen.

dem Planerladen e.V.

senden wir Ihnen auch ein Exemplar (s.S.2).

Oft fühlen wir uns angesichts all der Ka-

„Obdachlos“ | Mi., 12. Juli, 19.30 Uhr

Wenn Sie den Film in Ihrer Einrichtung,

tastrophen in der Welt und dem Elend vor

bodos Buchladen, Schwanenwall 36 – 38,

Schule, Initiative zeigen möchten, stehen

unserer eigenen Haustür ohnmächtig, sagt

Dortmund | Eintritt frei

wir gern für ein anschließendes Filmge-

„Auszeit“, nach wenigen Tagen auf der Straße nachfühlen, wie es ist, keine Wohnung zu

2,50 Euro und ist in den Anlaufstellen und im Buchladen des Vereins erhältlich. Gerne

spräch zur Verfügung.

Hüdaverdi Güngör. Ein Mittel gegen diese

Christina, bodo-Verkäuferin in Hagen Liebe Leserinnen und Leser, viele von Ihnen werden mich noch aus ermöglicht durch Ihre Buchspenden. Gerne nehmen wir während unserer Öffnungszeiten in Bochum und Dortmund Ihre Bücher entgegen – vom gerade gelesenen Krimi bis zur ganzen Wagenladung. Wir schaffen qualifizierte Arbeitsplätze mit der Sortierung, Bewertung und dem Verkauf dieser Bücher: Bücher schaffen Stellen. bodo Buchladen Schwanenwall 36 – 38, Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr

meiner Zeit in Dortmund kennen. Eine ganze Weile habe ich das Straßenmagazin in Dortmund-Eving verkauft. Als ich schwanger wurde, musste ich den Verkauf leider an den Nagel hängen. Seit meine beiden Kinder in die Schule und den Kindergarten gehen, habe ich wieder angefangen, gelegentlich die bodo zu verkaufen. Mittlerweile verkaufe ich das Straßenmagazin in Hagen. Mit meinem Mann und meinen beiden Kindern habe ich dort nach langer Suche eine kleine Wohnung gefunden. Um nicht mehr bis nach Dortmund fahren zu müssen, habe ich mir gemeinsam mit bodo-Vertriebsleiter Oliver in der Hagener Innenstadt einen Verkaufsplatz gesucht. In Hagen gibt es seit einiger Zeit auch eine kleine Ausgabestelle, bei der ich zweimal in der Woche das Magazin bekommen kann. Das macht es mir sehr viel einfacher, als jedes Mal nach Dortmund zu fahren. Bei all meinen Stammkunden möchte ich mich herzlich für die freundliche Unterstützung bedanken. Viele Grüße, Ihre Christina 9


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NEUES VON BODO

Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an: n n n n n n n

Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen Unterstützung bei der Betreuung von Kindern Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene Unterstützung bei psychischen Erkrankungen Hilfen für Menschen mit Behinderungen Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten Selbsthilfeunterstützung

Worum es geht Wer zu uns kommt, lebt auf der Straße, in

Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Ostenhellweg 42-48/Eingang Moritzgasse | 44135 Dortmund Telefon: (0231) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org | www.dortmund.paritaet-nrw.org

schwierigen Wohnverhältnissen oder hat Angst, die eigene Wohnung zu verlieren. Wir treffen Menschen mit Sucht- und psy-

Achtung, neue Adresse.

chischen Erkrankungen, die vorrangigen Probleme drehen sich meist um Wohnen und Schulden. Nicht jeder, der unsere Hilfe sucht, wird

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Werben im bodo-Straßenmagazin!

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Fordern Sie unsere Mediaunterlagen an! Zeigen Sie, wofür Sie stehen!

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Werben im Straßenma

Anzeigenberatung: Susanne Schröder anzeigen@bodoev.de Tel. 0231 – 950 978 0

Verkäufer des Straßenmagazins. In einem Erstgespräch klären wir, was dringend ist. Wir hören zu, begleiten, beraten und vermitteln an Kooperationspartner. Wer sich bei uns einfach nur ausruhen möchte oder wer neue Schuhe oder einen Schlafsack braucht, ist ebenfalls herzlich willkommen. Wer Verkäufer werden will, muss sich zur Einhaltung unserer Regeln verpflichten. Gemeinsam suchen wir einen Verkaufsplatz aus. Neben einem Verkäuferausweis und der roten Verkäuferkleidung gibt es zehn Magazine zum Start. Wer weitermachen möchte, kauft in unseren Ausgabestellen Magazine für 1,25 Euro und verkauft sie auf der Straße für 2,50 Euro. Es gibt keine weitergehenden Verpflichtungen und kein Risiko: Nicht verkaufte Zeitungen können zurückgetauscht werden. Die niederschwelligste Form der Beschäftigung.

Was es bringt Tatsächlich geht es aber um viel mehr als

Büro Recklinghausen (Hauptverwaltung) Telefon 0 23 61 – 40 64 70 Weitere Büros in: Bochum · Dortmund Bottrop · Herne Wuppertal

fer des Straßenmagazins wird, hat oft eine lange Karriere von Niederlagen hinter sich. Der Verkauf des Straßenmagazins hingegen erzeugt Erfolgserlebnisse. Einsamkeit wird

eit d e sw Bun e r üb 00 35.0 er lied Mitg

office@mieterschutzbund.de www.mieterschutzbund.de 10

um einen kleinen Zuverdienst. Wer Verkäu-

druckwerk

druck in dor tmund

w w w.druckwer k.info

eingetauscht gegen Kontakte außerhalb der eigenen Szene und gegen das Miteinander der bodo-Verkäufer. Neues Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst durch eigenes Handeln. Beratung und Begleitung lässen diese Erfolge nachhaltig werden.


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Wer uns unterstützt

Was wir wollen

Das Konzept unserer Arbeit ist vielleicht

Straßenzeitungen sind ungewöhnliche

etwas ungewöhnlich für einen gemeinnüt-

Projekte an der Schnittstelle von Journalis-

zigen Träger: In unseren Arbeitsbereichen

mus und sozialer Arbeit – ein eher spärlich

setzen wir zuerst auf Einnahmen aus dem

besetztes Feld. Für uns ist die Herausfor-

Verkauf unserer Produkte.

derung, Geschichten aus Obdachlosigkeit, Sucht und Armut so zu erzählen, dass die

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass

Betroffenen nicht ein weiteres Mal an den

die Sinnhaftigkeit von Arbeit sich nicht

Rand gedrängt werden.

simulieren lässt. Alle MitarbeiterInnen vom bodo-Verkäufer bis zur Angestellten

Uns ist es wichtig, auch jenseits des Stra-

in unserem Buchladen wissen, dass sie bei-

ßenmagazins in unsere Stadtgesellschaften

tragen zum Erhalt und zum Erfolg unseres

hineinzuwirken. Ein Leitmotiv dieses Enga-

Vereins. Daraus erwächst Identifikation,

gements könnte heißen: „Armut sichtbar

Selbstbewusstsein und Stolz auf das Ge-

machen.“ Nicht, um zu denunzieren, son-

leistete. Auf dieser Grundlage erst lassen

dern um überhaupt Handlungsrahmen zu

sich Perspektiven erarbeiten.

ihrer Bekämpfung zu schaffen. Gleichzeitig

Unsere Arbeit für Menschen in Not kostet trotzdem Geld. Unabhängig von öffent-

geht es um Respekt. Armut ist eine Schande, aber nicht die Schande der Armen.

lichen Mitteln wollen wir da helfen, wo

In unseren sozialen Stadtführungen

es uns nötig erscheint. Eine große Zahl

zeigen Verkäufer des Straßenmagazins als

Menschen aus unseren Städten stellt mit

Experten, was Wohnungslosigkeit bedeutet

kleineren und größeren Beträgen oder

und welche Hilfenetzwerke Halt bieten. Wir

durch ehrenamtliches Engagement die

halten Vorträge, besuchen Schulklassen

unabhängige Arbeit von bodo sicher. Auf

und zeigen, was aus unserer Sicht nötig ist

welchen Wegen Sie uns auch unterstützen

und wo Engagement und professionelle

– unser herzliches Dankeschön!

Hilfe funktionieren.

Versichern ist Vertrauenssache Beratung - FAIRmittlung Unterstützung im Schadensfall

... seit über 28 Jahren. Telefon 0234-9730158 www.fairsicherungsbüro-bochum.de

bodo ist für Sie da montags bis freitags

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Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de

bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

en lassen.“ „Nicht ärgern. Berat © by Photocase.de

von 9 bis 16 Uhr unter dieser

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Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund

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Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de

bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de

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Öffnungszeiten Mo - Do 8:30 - 18:00 Fr 8:30 - 14:00

Mitglieder im Deutschen Mieterbund

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REPORTAGE

Das Ruhrgebiet ohne Eisenbahn? Undenkbar. Die Bahnhöfe, das Schienennetz und die fauchenden Dampflokomotiven bildeten das Rückgrat der industriellen Entwicklung. Es passt also, dass das größte private Eisenbahnmuseum Deutschlands im Revier ansässig ist. Unlängst wurde sein vierzigjähriges Bestehen gefeiert. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

E

ine Pferdekutsche in der Eröffnungssequenz eines Fil-

mes signalisiert den Zuschauern, dass sie vor der Reise in eine vergangene Epoche stehen. Manchmal fährt

auch ein altes Auto durchs Bild. Oder eine Dampflokomotive.

„Sie werden unsere P8 schon des öfteren im Kino oder auf der Mattscheibe gesehen haben“, sagt Volker Böhm. Wie seine

Mitstreiter denkt der stellvertretende Leiter im Eisenbahnmu-

seum Bochum-Dahlhausen seinen Tätigkeitsbereich über das

bloße Verwalten einer umfangreichen Sammlung historischer Schienenfahrzeuge hinaus. „Wir versuchen, den Leuten spannende Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart des

Ruhrgebiets zu erzählen. Dabei wollen wir nicht nur Technikgeschichte zeigen, wie viel PS eine Lokomotive hat, wie groß

ihre Räder sind und wie schnell sie fahren kann. Es gibt noch ganz andere Blickwinkel, wirtschaftliche, kulturelle oder so-

ziale Belange. Das beginnt mit dem Status, den ein Lokführer

seinerzeit inne hatte. Wir haben die letzte Rangierlok aus dem

Opel-Werk übernommen. Man kann den ganzen Strukturwandel im Revier anhand dieser Lok nachvollziehen, vom ehemaligen Zechenstandort zum Opel-Werk zum aktuellen Projekt ,MARK 51°7‘ als erhofften Motor für die technisch innovative

Entwicklung.“ Weil das Transportmittel Eisenbahn jenseits der eigentlichen Funktion ein gleichermaßen geeignetes Vehikel beim Veranschaulichen historischer Begebenheiten ist, stößt

man beim Spaziergang über das 46.000 Quadratmeter große Areal sogar auf Spuren von Adolf Hitler, General Eisenhower, Willy Brandt, Queen Elizabeth II und Schah Resa Pahlawi.

Vor der Schrottpresse gerettet Mit derartigen museumspädagogischen Ansätzen haben

sich die ursprünglichen Initiatoren freilich nicht beschäftigt. Die Anfänge der Institution gehen zurück auf das Jahr 1967.

Damals, als absehbar war, dass die Ära der Dampflokomotiven unwiderruflich enden würde, gründete sich in Karlsruhe die

Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG). „Das primäre Ziel war schlicht, Fahrzeuge zu erhalten. Die letzte Dampflok im regulären Betrieb fuhr bis Oktober 1977 zwi-

schen Rheine und Emden. Im Ruhrgebiet war bereits im Mai des Jahres Schluss. Die Gründer der Gesellschaft waren der

Auffassung, man müsse etwas unternehmen, bevor das alles

verschrottet sein würde. Potenzielle Abstellorte für zu retten-

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Geschichte auf Gleisen Das Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen

13


REPORTAGE

de Fahrzeuge gab es mehrere, einer davon war das Bahnbetriebswerk Bochum-Dahlhausen. Die Gesellschaft konnte

hier zunächst drei der vierzehn Stellplätze im Lokschuppen

anmieten. Das war, eher zufällig entstanden, die Urzelle der heutigen Einrichtung.“

Zehn Jahre später, im selben Jahr, in welchem die Dampfloks von den Schienen verschwanden, wurde schließlich

das Museum in Dahlhausen offiziell gegründet. Man hatte

gemerkt, dass sich an diesem Standort ein repräsentatives, eisenbahntypisches Umfeld mit passenden Gebäuden und

technischen Anlagen aufbauen ließ. Anfangs war die Stätte

ein Geheimtipp für Eisenbahnfreunde. Das änderte sich bald. Vor allem Dampflokomotiven sind faszinierende Giganten.

Die DGEG wollte ein lebendiges Museum mit betriebsfähigen Fahrzeugen. Die sind seit 1981 werbewirksam auf der Trasse

der Ruhrtalbahn unterwegs – unter anderem ein Personenzug mit nostalgischen Waggons von der ersten bis zur vierten

Klasse. Im Barwagen gibt es Getränke und Snacks. Das Per-

sonal trägt historische Uniformen. Auf offenen Plattformen

kann man sich den Wind um die Nase wehen lassen, gelegentlich vermischt mit Dampf aus dem Rauchfang. „Von der P8,

unserer betriebsfähigen Dampflok aus dem Jahr 1918. Die ist

an bis zu fünfzig Tagen im Jahr unterwegs“, sagt Herr Böhm.

„Für eine deutsche Museumsdampflokomotive ist das richtig viel. Die Leute denken oft, das sind ausgemusterte Züge, die auf stillgelegten Strecken von interessierten Laien gefahren

werden. Aber es gibt keine Sonderregelungen für Museumsbahnen. Wir werden wie alle anderen Unternehmen vom

Eisenbahn-Bundesamt kontrolliert. Außerdem muss jede Lok

alle acht Jahre zu einer Hauptuntersuchung. Der Unterschied zum TÜV ist, dass sie eine Dampflok bis quasi auf die letzte Schraube zerlegen müssen.“

Lebendige Geschichte Nicht nur das kostet Geld – und alles funktioniert, weil sich

weit mehr als hundert Ehrenamtliche im Projekt engagieren.

Ein facettenreiches Hobby, wie Herr Böhm erklärt. Es braucht

technikaffine Helfer, die mit Hammer und Schraubenschlüssel umgehen können, Personal für den Fahrbetrieb, aber auch

Historiker und Museumspädagogen. Ein Mitarbeiter hat sich

über ein Jahr allein mit den logistischen Voraussetzungen für Oben: Unter dem Motto „Ost trifft West“ feierte das Eisenbahnmuseum Dahlhausen Ende April mit acht historischen Lok-Pärchen von Bundesbahn und Reichsbahn der DDR seinen 40. Geburtstag.

das bislang größte hauseigene Ereignis beschäftigt. Der Dop-

pelgeburtstag von DGEG (fünfzig) und Museum (vierzig Jahre) stand unter dem Motto „Ost trifft West“. Eine vergleichende Präsentation von Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn

und der Deutschen Reichsbahn hatte es trotz Wiedervereini-

gung bis dahin nicht gegeben. Es musste recherchiert werden, wo welche Fahrzeuge stehen und wie die nach Bochum zu

bringen wären. „Das war ein vermutlich einmaliges Ereignis.

Ich glaube nicht, dass es eine Parade in dieser Form noch ein-

mal geben wird. Der Aufwand und die Kosten sind einfach zu hoch. Aber es war auch ein Riesenerfolg.“

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Betreiber der kontinuierlich wachsenden Institution ist seit

worden. Es gibt wohl kaum ein Eisenbahnfahrzeug auf der

auf dem Weg der Zukunftssicherung war der kürzlich erfolgte

Wir können die deutsche Geschichte zwischen 1937 und 1970

2011 die „Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum“. Meilenstein Ankauf des gesamten Geländes. Zuvor war man Mieter der

Deutschen Bahn. Der Erwerb garantiert Planungssicherheit

ganzen Welt, in dem so viele Staatsgäste unterwegs waren. an Hand dieses Salonwagens illustrieren.“

für dringend notwendige Investitionen, um übliche Standards

An einem Ereignis war er nicht beteiligt, am ‚Wunder von

fangsgebäude mit Kasse, Shop und moderner Toilettenanlage.

Film – vor dem Hintergrund der Weltmeisterschaft – Episoden

bieten zu können. Geplant ist unter anderem ein neues Emp„Wir können nur das ausgeben, was reinkommt. Einnahmen können wir zum Beispiel über das Programm erzielen“, sagt Herr Böhm. Das Angebot ist vielseitig. Es beginnt mit den

Fahrten im Ruhrtal, wöchentlich mit einem roten Schienen-

bus aus den 1950er Jahren, einmal im Monat mit der P8. Dazu kommen Veranstaltungen auf dem Gelände wie Museumstage, Modellbahnbörsen, Workshops oder Kindertage. Und es gibt die Mottofahrten. „Abschied von der Kohle“ ist eine

Rundreise durch das Ruhrgebiet zu den oberirdischen Anlagen der Zeche Prosper Haniel in Bottrop. „Wo der Pott noch kocht“

Bern‘. Regisseur Sönke Wortmann erzählt im gleichnamigen aus dem Leben einer fiktiven Ruhrgebietsfamilie Lubanski.

Anno 1954, so will es Wortmann, kehrt der Vater aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft heim. Per Zug. Teile der Drehar-

beiten fanden in Dahlhausen statt. Der Waggon mit Lubanski, von der P8 gezogen, hält auf dem Bahnsteig, den wir beim

Interview aus dem Fenster sehen können. „Ja, das ist schon

toll. Da drücken sie sich in ihren Kinosessel, im rappelvollen

Kino, bei einem so tollen Film, und dann fährt ihre Dampflok durchs Bild. Das ist wirklich etwas Besonderes.“

führt per Sonderzug zu den beiden letzten im Betrieb befindlichen Hochöfen im Revier.

Sehenswert ist gleichwohl die Fahrzeug-Sammlung auf dem

Gelände mit mehr als dreißig Lokomotiven sowie zahlreichen

Sonderfahrzeugen, Güter- und Personenwagen. Eine Perle ist der Salonwagen 10222 aus dem „Dienstzug der Reichsregie-

Eisenbahnmuseum Bochum Dr.-C.-Otto-Straße 191, 44879 Bochum Di. bis Fr. 10 – 17 Uhr www.eisenbahnmuseum-bochum.de

rung“. „Der Wagen ist für Hitler gebaut worden“, sagt Herr

Böhm. „Den Weltkrieg hat er relativ unbeschadet überstanden, und dann ist er wie selbstverständlich weiter genutzt

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NEWS

DER KOMMENTAR

Kauf mit Zukunft Das gemeinnützige Unternehmen GrünBau beteiligt sich an der Sanierung mehrerer sogenannter Problemhäuser in der Dortmunder Nordstadt und will so mehr Wohnraum und Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen. Der Plan: Über die Stiftung „Soziale Stadt“ kauft die Stadt Dortmund Häuser, GrünBau beschäftigt Langzeitarbeitslose für deren Sanierung. Neu entstehende Wohnungen sollen 5,25 Euro/qm Miete kosten – Sozialwohnungsstandard in Dortmund. Bei einem Haus habe das Modell bereits Erfolg gehabt, die Arbeiten für vier Häuser am Nordmarkt haben begonnen, weitere sind geplant, verriet GrünBau den Ruhr Nachrichten. Rund 80 verwahrloste, sogenannte Problemhäuser stehen in der Nordstadt. Sie sind häufig eigentlich nicht mehr bewohnbar und dennoch bewohnt; vor allem von MigrantInnen, die auf dem regulären Wohnungs- und Arbeitsmarkt keine Chance haben, oft in Ausbeutungsstrukturen leben und horrende Mieten zahlen.

Vertrag mit Lücken In Sachen Sozial- und Wohnungspolitik

„Land des sozialen Zusammenhalts“ Von Bastian Pütter | Foto: Reuters / Wolfgang Rattay

Vier Wochen nach der Landtagswahl in NRW stellten Mitte Juni CDU und FDP ihren Koalitionsvertrag vor. In dem 125-Seiten-Papier erhält das Politikfeld Sozialpolitik weder ein eigenes Kapitel, noch wird es als Kabinettsaufgabe genannt. Das Wort „Armut“ fällt in geradezu haarsträubenden

bleiben im Koalitionsvertrag der künf-

Kontexten.

tigen NRW-Landesregierung Lücken an

Ein Schwerpunkt bei der Inneren Sicherheit, Wirtschafts- statt Umwelt-

entscheidenden Stellen. Mehr Geld für Kitas, die Personalaufsto-

politik, Vermieter- statt Mieterrechte, eine pragmatische Bildungspolitik

ckung bei Schulsozialarbeit, -psychologie und Lehrkräften und

mit G9 – wirkliche Überraschungen fördert der Koalitionsvertrag nicht

die sichere Dauerfinanzierung von Frauenhäusern stehen auf der

zutage, ein Ärgernis ist er trotzdem.

Haben-Seite des Vertrags. Konzepte zur Bekämpfung von Armut

Armut taucht in drei Kontexten im Koalitionsvertrag auf. Der erste: Kin-

– NRW gilt im Armutsbericht des Paritätischen als besonders betroffen – finden sich in dem im Juni vorgestellten Dokument aber nicht. Wohnungspolitisch richtet sich die schwarz-gelbe Koalition vor allem an Eigentümer und Vermieter. Die landesweite Mietpreisbremse und ein verlängerter Kündigungsschutz bei Eigenbedarf sollen wieder abgeschafft werden, beim Wohnungsbau, auch beim sozialen, stärker auf Eigentum gesetzt werden. Themen wie steigende Mieten und wachsende Wohnungslosigkeit kommen im Koalitionsvertrag nicht vor.

derarmut. Schließlich gelten 500.000 Kinder in NRW als arm. In Dortmund sind 30 Prozent der unter 18-Jährigen im SGB-II-Bezug. CDU und FDP „sind der Überzeugung, dass weder neue Schulden noch staatliche Sonderprojekte die Ursachen von Armut beheben können.“ Ok, also kein Geld. Denn: „Kinderarmut ist dabei mehr als finanzielle Knappheit. Das Erfolgsmodell der Sozialen Marktwirtschaft verpflichtet jeden Einzelnen von uns, dafür Sorge zu tragen, dass Kinder ihre Talente entfalten können“. Nachbarn arbeiten am Bildungserfolg armer Kinder mit, dann sind die als Erwachsene nicht mehr arm? Eigenverantwortung und das Primat der Wirtschaftspolitik als einzige Antwort auf ein drückendes Gerechtigkeitsproblem?

Kampagne gegen „Wahnsinn“ „Mietenwahnsinn stoppen! Bezahlbare gute Wohnungen für alle!“, heißt eine im Juni gestartete Kampagne, die von Bund und Ländern Konzepte gegen stetig steigende Mieten in Ballungsräumen und Universitätsstädten fordert. Auch die Mietervereine in Bochum und Dortmund sowie die Bochumer Initiative „Stadt für alle“ machen mit. Nirgendwo sind von 2015 bis 2016 die Mieten so stark angestiegen wie in Dortmund. Bochum hat zusätzlich zu nach oben kletternden Preisen mit hohen Leerständen zu kämpfen, beides vor dem Hintergrund, dass die Wohnungsmärkte insgesamt knapper werden und Menschen mit wenig Geld immer schwerer eine bezahlbare Wohnung für sich finden. Außerdem

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Zweiter Kontext, Altersarmut: nicht existenzsichernde Löhne, der Flop einer geförderten privaten Rentenversicherung, die Alterspyramide – die Gewerkschaft „ver.di“ hat errechnet: Selbst wenn sie 45 Jahre Beiträge zahlen, erwartet fast ein Drittel der Arbeitnehmer ab 2030 eine Rente, als hätten sie keinen Cent eingezahlt. Das mag kein vorrangig landespolitisches Thema sein, aber es lässt sich doch bitte nicht mit diesem einen Satz abfrühstücken: „Wohneigentum ist zugleich der beste Schutz gegen Altersarmut.“ Das klingt wie: Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen. Der dritte Zusammenhang, in dem Armut vorkommt, ist der von Migration. Hier muss man sich erst erholen, denn Schwarz-Gelb kündigt an, sich im Bund dafür einzusetzen, das Grundrecht auf Asyl sogar für Menschen aus Kriegsgebieten auszusetzen. Kurz darauf folgt das Versprechen, „Armutszuwanderung aus der Europäischen Union (…) durch den Ausschluss von Sozialleistungen“ zu begrenzen. Wer nicht weiß, dass seit zehn Jahren genau

sanieren Wohnungskonzerne wie Vonovia oder LEG zurzeit im

das scheitert, interessiert sich offensichtlich auch nicht für dieses Problem.

großen Maßstab ältere Wohnungen – und schlagen im Anschluss

NRW soll „Land des sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalts“

bei den Mieten drastisch auf. Für September ist ein bundesweiter

werden. Im Koalitionsvertrag findet sich dazu nur die wohlklingende

Aktionstag geplant. Infos: www.mietenwahnsinn-stoppen.de

Überschrift.


RECHT

Handy als MP3-Player im Auto kann teuer werden Von Rechtsanwalt René Boyke Heutzutage muss

te, dass ein Mobiltelefon ohne eingelegte

welches nicht mehr

§23 Abs. 1a StVO sei, weil mit ihm keine

das alte Handy,

als

Telefon

benutzt

wird, sein Dasein nicht mehr in einer

Schublade fristen, sondern kann oft noch

als Musikabspieler oder für andere Funktionen dienen. Das wäre im Auto eigentlich

besonders praktisch, da das eigentliche

Handy dann ungenutzt im Handschuhfach

bleiben könnte. Leider kann davon jedoch nur abgeraten werden, da eine solche Nutzung nach dem Oberlandesgericht Hamm (Az. 4 Rbs 214/17) verboten sein soll.

Diese Rechtsauffassung wird aber nicht

von allen geteilt – auch nicht von allen Amtsgerichten. So hatte ein Mann sein

Mobiltelefon ohne eingelegte Sim-Karte als Musikabspieler genutzt und fand sich deshalb zunächst vor dem Amtsgericht

wieder. Dieses sprach ihn frei, da es urteil-

Sim-Karte kein Mobiltelefon im Sinne von Telekommunikationsfunktionen in Anspruch genommen werden können.

Dagegen wollte die Staatsanwaltsschaft

vorgehen, doch das OLG Hamm lehnte dies ab – und das, obwohl es eine andere Auffassung als das Amtsgericht vertritt. So meinte es, dass zwar bereits höchstrich-

terlich entschieden sei, dass auch Telefone ohne eine eingelegte Sim-Karte Mobilte-

lefone im Sinne des §23 Abs. 1a StVO sein

könnten. Es komme auch nicht auf diese Frage an, wenn während der Fahrt eine

Funktion des Mobiltelefons genutzt werde. Ebenso höchstrichterlich entschieden

sei aber auch, dass jegliche Handynutzung

während der Fahrt verboten sei, unabhän-

gig davon, ob eine Sim-Karte eingelegt ist.

chendes Urteil eines Amtsgerichts keine Rechtsbeschwerde erfolgen.

Glück für den freigesprochenen Fahrer.

Gleichzeitig allerdings auch eine Bestäti-

gung der Regelung, dass jegliche Nutzung eines Mobiltelefons während der Fahrt verboten ist.

DIE ZAHL

37.0 00 Straßenkinder und -jugendliche leben in Deutschland. Die aktuelle Studie des Deutschen Jugendinstituts „bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen“, sagt die Hilfsorganisation „Off Road Kids“.

Darum müsse gegen ein einzelnes abwei-

DAS FOTO

Der 2-Tage Knast: 3 Millionen Euro kostete allein die Gefangenensammelstelle, die Hamburg anlässlich der erwarteten Proteste gegen den G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in Harburg errichtet hat. Der ehemalige Großmarkt war zuletzt Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Foto: Reuters / Fabian Bimmer 17


INTERVIEW

Leben in dem alten Kasten

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Irgendwann ging alles ganz schnell. Drei Tage bevor das Haus zwangsversteigert werden sollte, verschwand der Termin von der Internetseite des Bochumer Amtsgerichts. Die Menschen, die das grüne, 105 Jahre alte Gründerzeitgebäude in der Herner Straße 131 in Bochum-Hamme mehr als einen Monat lang besetzt haben, sind geblieben. Jetzt hat das Haus einen neuen Besitzer. Von Alexandra Gehrhardt | Fotos: Sebastian Sellhorst

I

ns Haus kommt man nur durchs Fenster.

Geflüchtete können es oft genug gleich ganz

leer; manche seit wenigen Monaten, man-

geht es geradeaus zum Hinterhaus und

Dortmund schaut, kann man sehen, wie

Weiteres vermietet werden können. Wie die

Einmal durch den Torbogen in den Hof,

rechts zu einem Stück Rasen. Zwei mit Palet-

ten gebaute Stufen, ein paar Tritte die rote Holzleiter empor und durchs Fenster, dann steht man in einem Treppenhaus zwischen Erdgeschoss und erster Etage. Nach unten

vergessen. Wenn man in die Nachbarstadt

schnell sich die Situation zuspitzen kann. Dort hat der Mangel mittlerweile auch Normalverdienende erreicht. Gleichzeitig stehen in Bochum aber bis zu 7.500 Wohnungen

che seit Jahren, sodass sie nicht mehr ohne

Herner Straße 131. Bald soll es ein „Handlungskonzept Wohnen“ aus der Stadtverwaltung geben. Bisher werden nicht einmal die Leerstände strategisch erfasst.

geht es ins Ladenlokal, in dem man irgend-

wann mal Parkett kaufen konnte. Die Stufen nach oben führen in sechs Wohnungen, zwei

auf jeder Etage. „Nicht mehr zeitgemäß“ nennt ein Gutachten die Wohnungen, weil Leitungen und Böden alt sind. An einer Stelle

ist die Dachrinne kaputt, darum läuft Regen seit Jahren die Fassade herab, der Schimmel hat einige Zimmer auf der rechten Hausseite unbewohnbar gemacht.

Wenige Wohnungen, viel Leerstand Trotzdem sind im Mai Menschen ins Haus eingestiegen und haben es für besetzt er-

klärt. Zum Haus hieß es: „Es steht ebenso wie viele andere Wohnungen und Häuser in Bochum schon seit Jahren leer – während gleichzeitig die Mieten steigen und es kaum

Räumlichkeiten für unkommerzielle Kulturprojekte und politische Initiativen gibt. Wir widersetzen uns mit der Besetzung der

kapitalistischen Verwertungslogik, nach der Immobilien nur genutzt werden, wenn

es profitabel ist. Stattdessen wollen wir ihre Nutzung selbstbestimmt und orientiert an den Bedürfnissen der Menschen gestalten.“

Bochum hat ein paradoxes Problem. Einerseits steigen, wie in allen Ballungsräumen,

die Mieten, und günstige Wohnungen werden seltener. Gerade die sind aber nötig. Ältere, Studierende, Alleinerziehende, kurz:

Menschen mit wenig Geld haben es schwer,

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REPORTAGE

Gegen die Zeit In den letzten Jahren kam und kommt es

„SquatBo“, so nennt sich die Gruppe, hat Ide-

Hinterhaus, dass endlich wieder Leben in

Berlin und Hamburg genauso wie in Bre-

und Werkräume im Keller, ein Kulturcafé im

das illegal bewohnte Haus zu räumen. Das

immer wieder zu Hausbesetzungen – in men, Göttingen, Essen, Frankfurt oder Kassel. Die Begründungen sind oft ähnlich: Es gibt zu wenig Raum für unkommerzielle

Projekte, zu wenig Wohnraum für Geflüchtete oder andere Bedürftige. Angesichts

der Massenunterbringung in Turnhallen besetzten Menschen 2015 ein leerstehen-

des Haus in Göttingen und renovierten Raum für Raum für Menschen ohne Woh-

nung. Nach mehreren Versuchen betreibt das „Project Shelter“ in Frankfurt in einem

besetzten Leerstand ein Bistro und Begegnungscafé für Menschen mit und ohne Mi-

grationsgeschichte. Der Besitzer hatte die Zwischennutzung erlaubt, jetzt aber ihr Ende angekündigt.

Das Haus an der vielbefahrenen Straße im

Stadtteil Hamme sollte eigentlich am 22. Juni zwangsversteigert werden, weil die Besitzerin Steuerschulden bei der Stadt

hatte. Fast 400.000 Euro, sagt ein Gutachten, müssten investiert werden, um die

Wohnungen vermieten zu können. Auch

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en: eine selbstverwaltete Fahrradwerkstatt

alten Parkettladen. Büroräume und eine für

alle nutzbare Küche sollen in die erste Etage,

Projekte für „solidarisches Wohnen“ in die

dem Kasten sei. Die CDU beharrte darauf, hat die Polizei, trotz der Anzeige durch die Besitzerin, wochenlang nicht getan.

übrigen. In den letzten Wochen gab es Kon-

Die Stadt schwieg lange. Erst nach vier Wo-

und so soll es, geht es nach dem Willen der

meisters, sich intern beraten und dann mit

zerte, Filme, Diskussionen und Lesungen,

Besetzenden, auch weitergehen. Und wem

soll das Haus gehören? Der Kauf durch die Gruppe und Unterstützer war eine Idee, der

Kauf durch die Stadt, die es dann zur Nutzung überlässt, eine andere. Gespräche mit

der Besitzerin oder der Stadt gab es darüber

aber nicht – nur die Forderung, die Versteigerung zu verschieben und mit den Besetzern zu verhandeln.

chen kam ein Statement des Oberbürgerden BesetzerInnen in Kontakt treten zu wol-

len. Gleichzeitig liefen da schon Verhandlungen über einen Verkauf. Der ist nun abgewi-

ckelt, die Schulden durch den neuen Besitzer beglichen. „Wir haben damit formal nichts

mehr zu tun“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Wir wollen aber moderieren, denn das

Anliegen der Besetzer finden wir ja gut. Klar ist aber auch: Die Besetzung bleibt illegal.“

Die Aktion polarisiert. Der Mieterverein zeig-

Auch wenn das Projekt „Herner Straße 131“

solidarisierte sich, ebenso Gewerkschafts-

Initiative weitermachen, denn die Probleme

te Verständnis, die Initiative „Stadt für Alle“

jugend und Grüne. Aus der Nachbarschaft gebe es positives Feedback, erzählt einer der

Bewohner auf Zeit, der seinen Namen nicht nennen will. Bei einer öffentlichen Diskussi-

onsrunde freute sich ein Nachbar aus dem

nach wenigen Wochen zu Ende ist, will die auf dem Bochumer Wohnungsmarkt werden noch eine Weile bestehen bleiben. Vielleicht

lehnt irgendwann wieder eine rote Leiter

unter einem Fenster. Es stehen genügend Häuser leer.


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Danke Lindner, danke Laschet. Die nächsten fünf Jahre scheinen satirisch sicher. Dass die neue Regierung, noch nicht im Amt, so schnell liefern würde, war nicht abzusehen. Blödes, Mieses und Schlimmes habe ich den Schwarzgelben zugetraut. Die Erwartungen erfüllen sie, indem sie mit einer neuen Studiengebühr die NRW-Unis möglichst ausländerfrei gestalten wollen. Idee für Berlin: Wie wäre es mit einer Asylgebühr, zahlbar von allen EU-Ausländern? Heute habe ich fast lachend in meine Papierzeitung gebissen. Riesenletterig begrüßte die WAZ Olympia im Revier und präsentierte eine Umfrage, die riesige Euphorie für diese Idee festgestellt haben will. Wenn das so weiter geht, kann ich Monat für Monat die Schublade mit alten Texten abarbeiten. Olympia im Revier, das wollte man zuletzt für das Jahr 2012, unterlag dabei global gegen das unbedeutende London, zuvor national gegen äh... Leipzig. Im Netz kann man noch die Leiche dieser Bewerbung besichtigen. Obwohl das Revier schon im März 2003 die nationale Vorentscheidung verlor, existierte der „Zweckverband Rhein-Ruhr 2012“ noch ein wenig weiter. Erst im April 2011 hat man ihn aufgelöst, knapp vor dem Entzünden des Olympischen Feuers in London. Wahrscheinlich gab es dort immer so schöne Weihnachtsfeiern, auf die niemand verzichten wollte. Spätestens bei der nächsten Umfrage, bei der dann die Kosten der Spiele Teil der Frage sind, wird die Zustimmung übrigens auf Zweitliganiveau sinken. Bis dahin haben wir hoffentlich einen neuen Zweckverband. 2028 sollen die Spiele kommen. Nur zwei Jahre später soll der Schnellzug RRX rollen. Mit Glück gibt es dann auch eine Leichtathletikarena. Sonst böte sich die Lohrheide in Wattenscheid an, 16.233 Plätze. Im Jahr 2015 erst wurde eine neue Anzeigetafel installiert. Die Wattenscheider Bratwurst hätte auf jeden Fall weltweite Prominenz verdient.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

Werden auch Sie Mitglied in der AWO!

Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Unna

Klosterstraße 8-10 44135 Dortmund 0231 - 99 340

Bleichstraße 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307 - 91 22 10

info@awo-ww.de

www.awo-ww.de 21


KULTUR

Revolution Jungsteinzeit Als Bewohner des Ruhrgebiets denken wir üblicherweise an die industrielle, wenn von einer technik- und kulturgeschichtlichen Revolution die Rede ist. Eine archäologische Landesausstellung wagt und begründet die These, ein Entwicklungsschub im Neolithikum habe unsere Existenz weit entscheidender verändert.

Alles begann mit der Sesshaftigkeit. Bei Anbruch

dungen, die ihnen zuzuschreiben sind: Neben

der Jungsteinzeit, der fachsprachlich Neolithi-

grundlegenden landwirtschaftlichen Techni-

kum genannten menschheitsgeschichtlichen

ken zählen dazu beispielsweise das Rad, der

Epoche, verlor die landläufige nomadische Le-

Webstuhl, der Bergbau und die einsetzende Me-

bensweise offenbar ihre Attraktivität. Dieses

tallverarbeitung, erste Schriftzeichen, mehrge-

weltweite Phänomen vollzog sich allerdings nicht

schossige Wohnhäuser sowie eine effektive

zeitgleich in den unterschiedlichen Hemisphä-

Wasserwirtschaft. Damals bahnbrechende Neu-

ren. Frühe Zeugnisse belegen den Umbruch im

erungen, unsere jetzige Zivilisation freilich wäre

Südosten der heutigen Türkei. Sie lassen sich auf

ohne diese nicht im Ansatz denkbar.

Von Wolfgang Kienast

dann jedoch mit großer Dynamik. Es klingt para-

Fotos: Sebastian Sellhorst

etwa 10.000 v. Chr. datieren. Von dort breiteten sich die neolithischen Gesellschaften nebst ihren Techniken in westliche Richtung aus. Mitteleuropäisch setzte der Prozess 5.000 Jahre später ein, dox, aber eine Wanderbewegung sesshafter Bauern sollte verhaltenseigen umherziehende Jäger und Sammler für immer verdrängen.

Noch bis zum 22. Oktober 2017 Westfälisches Landesmuseum Herne Europaplatz 1, 44623 Herne revolution-jungsteinzeit.de

tierend ist im sozialen Gefüge innerhalb der Gruppen ein Wandel erkennbar, da nicht mehr nur individuelle Fähigkeiten für den Status eines Mitglieds entscheidend sind. Zwischen den Gruppen kommt es erstmals zu kriegerischen

gleitenden Phänomene schwerpunktmäßig für

sationsprozess spezifische Krankheiten, welche

nordrhein-westfälisches Gebiet. Dabei räumt sie

bis heute in der Welt sind. Der umfangreiche

gleichwohl allgemeingültig mit zahlreichen Vor-

Katalog zur Ausstellung erwähnt unter ande-

urteilen auf, angefangen beim Begriff Jungstein-

rem Karies, Diabetes sowie Herz- und Kreis-

zeit selbst. Keineswegs nämlich nutzten die Men-

lauferkrankungen.

tenden Material. Zwar sind diese nahezu unverwüstlich und von daher bei Grabungen häufiger zu bergen, die Mehrzahl der seinerzeit gebräuchlichen Gerätschaften bestand jedoch aus Holz, Leder, Textilfasern, Knochen und Keramik. Auch waren diese Menschen alles andere als primitiv. Belegt wird es anhand beredter Erfin-

22

enorme Bevölkerungsexplosion einher. Resul-

Auseinandersetzungen. Auch folgen dem Zivili-

Mahlsteine und Faustkeile aus dem namenstif-

im LWL-Museum für Archäologie,

ging eine bezüglich der damaligen Population

Die Ausstellung beleuchtet die revolutionsbe-

schen seinerzeit ausschließlich Werkzeuge wie

Revolution Jungsteinzeit

Mit den Veränderungen im Lebensstandard

Die Neolithisierung ist ebenso unumkehrbar wie dem Genannten zufolge eine zweischneidige Angelegenheit. In den Vorbemerkungen zum Katalog ist zugespitzt vom „Auszug des Menschen aus dem Paradies“ die Rede. Ergo läge im Reiz von Outdoor, Camping und Grillabenden unser Verlangen nach tatsächlich vorjungsteinzeitlichen Erfahrungen.


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WILDE KRÄUTER

GUNDERMANN

von Wolfgang Kienast

Im Sommer vorletzten Jahres sind mei-

lenthalben, wie groß die Spannweite

Ehrenbiertrinkern ernannt worden.

hierzulande die Vorstellung durchset-

ne Freundin und ich zu Fränkischen Klingt bedeutend, ist jedoch im Grunde genommen nicht mehr als die auf

zweckdienlichem Papier gedruckte

Bestätigung, an einer sympathischen wie leicht zu bewältigenden Marketingmaßnahme im oberfränkischen

Aufseß teilgenommen zu haben. Die Gemeinde Aufseß ist Weltrekordhalter

in Sachen Brauereiendichte pro Ein-

wohner, so steht‘s im Guinness-Buch der Rekorde. Letzteres, das sei am Rande erwähnt, basiert auf einer Idee von

Sir Hugh Beaver. Man schrieb die 1950er

Jahre. Als Geschäftsführer der gleichnamigen Brauerei war es Beavers Plan,

mittels der Wettleidenschaft irischer Kneipenbesucher den Konsum der Marke in die Höhe zu treiben.

Was Aufseß und das Ehrenbiertrinken betrifft: Man spaziert in reizvoller

Landschaft von Brauerei zu Brauerei, lässt sich je ein Hauseigenes kredenzen und den Genuss per Stempelabdruck quittieren.

Was mich und das Biertrinken betrifft:

Guinness ist nicht unbedingt mein Fall. Da ziehe ich sogar viele der deutschen Industriebiere vor, egal, ob sie von der Küste stammen, aus dem Sauerland oder

dem Ruhrgebiet. An solche muss ich mich

immer wieder neu gewöhnen, wenn ich

vom Urlaub aus fränkischen Gefilden zurück nach Dortmund komme.

Obwohl es ja stets die wenigen gleichen

Bestandteile sind, die gemäß Reinheitsgebot beim Brauen in Frage kommen,

sind die geschmacklichen Unterschiede zwischen einzelnen Bieren enorm – und

da haben die handwerklich produzierenden Betriebe meiner Meinung nach

insgesamt gewesen sein mag, ehe sich

zen konnte, Bier hätte bloß aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser zu bestehen, damals, als man die nötigen Bitterstoffe auch aus Löwenzahn, Schafgarbe oder Gundermann zog.

Bio-Genuss überzeugt! Sie finden uns ganz in Ihrer Nähe: · Hattinger Str. 188, 44795 Bochum · Hattinger Str. 264 (im Biohaus), 44795 Bochum · Kortumstraße 35 (im Veggihaus), 44787 Bochum www.hutzelbrot.de

Gleichwohl muss ich selbst als Wild-

krautfreund gestehen, dass Hopfen dem Gundermann bezüglich Ertrag und Lagerqualität überlegen ist. Au-

ßerdem verschärft sich sein Aroma übers Jahr. Im Juni ist eigentlich Schluss

mit Ernte, unabhängig davon, was kuli-

narisch mit dem Kraut geschehen soll. Die Ausnahme ist folgender Sirup, da lässt sich der Sammelzeitraum dehnen.

REZEPT

1 l Wasser mit 75 ml Zitronensaft versetzen. 750 g Birnen geschält, entkernt

und gewürfelt ins Zitronenwasser geben. Alles im Mixer pürieren und zusammen mit zwei Dutzend Gundermann-Ranken (ca. 75 g) zugedeckt 12

Stunden ruhen lassen. Dann das Grün

entfernen, über der Flüssigkeit abstrei-

fen und diese anschließend durch ein Abseihtuch pressen. Weitere 75 ml Zit-

ronensaft sowie 500 g Zucker zugeben und unter Rühren sanft erhitzen. In

Dabei sein hat viele

Vorteile Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Leben und dadurch mehr persönliche Freiheit. Wäre doch schade, Sie würden darauf verzichten, oder?

sterile Flaschen füllen, sobald sich der Zucker aufgelöst hat.

Der Sirup, gekühlt lange haltbar, eignet

sich als Zutat sommerlicher Mixgeträn-

ke. Er schmeckt, einfachste Variante, mit Sekt aufgegossen prima, lässt sich aber auch auf andere Weise verwen-

Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region:

kräuterkolumne bringt ein Rezept für

44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 Tel. 0231 – 57 70 60

den. Die kommende Ausgabe der Wildeine erfrischende Gundermann-Zitronen-Kaltschale.

44793 Bochum, Alleestraße 80 Tel. 0234 – 96 44 60

44623 Herne, Schulstraße 24 Tel. 02323 – 14 63 80

die Nase vorn. Und ich frage mich al23


VERANSTALTUNGEN 07 | 17 SA 01 | 07 | 17 Ausstellung | Bau-Stein-Reich In der DASA gibt es mit dem „Bau-Stein-Reich“ ein einzigartiges Spielfeld zu entdecken. Da entstehen unter den wachen Augen und tatkräftigen Händen der großen und kleinen Besucher gewaltige Brücken, verrückte Landschaften, riesige Türme oder prunkvolle Prachtbauten. Es gibt genügend Anregungen und Vorlagen für irrwitzige Bau-(Klotz-)Werke. www.dasa-dortmund.de DASA, Dortmund

17.07. | Pet Shop Boys RuhrCongress, Bochum | 2 x 2 Karten 18.07. | Panteón Rococó Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten 19.07. | PSD Bank Kino: The Mundorgel Project Seebühne Westfalenpark, Dortmund | 2 x 2 Karten ab 22.7. | endstation open air endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten 28.07. & 29.07. | Juicy Beats 22

Mischmasch | 10. Internationale Woche Vielfalt (er)leben, miteinander reden und lachen, gemeinsam essen, tanzen und Musik genießen – dafür steht die Internationale Woche

Westfalenpark, DO | 2 x 2 Kombitickets für beide Tage 29.07. | RuhrHOCHdeutsch: Gernot Hassknecht Spiegelzelt an den Westfalenhallen, DO | 2 x 2 Karten

2017 in der Dortmunder Nordstadt. Vom 1. bis

Mitmachen und Karten gewinnen:

9. Juli 2017 zeigen rund 40 Veranstaltungen die

Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuzwort-

lebendige und kreative Vielfalt Dortmunds und laden zum gegenseitigen Kennenlernen ein. www.internationalewoche.dortmund.de Versch. Orte, Dortmund ANZEIGE

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24

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BODO-TIPP

f² Fotofestival: Grenzen

Mit „f2“ etabliert der Dortmunder

Kiên Hoàng Lê, Simon Norfolk, Pablo

Art Gallery, Auslandsgesellschaft,

Depot e.V. gemeinsam mit der Fo-

Piovano, Jorge Panchoaga, Kathrin

Projektspeicher (Speicherstraße 33)

tografInnenvereinigung

Freelens

Tschirner, Christian Werner u.a. Alle

und Union Gewerbehof (Werkhalle

wieder ein bedeutendes Festival

Ausstellungen widmen sich dabei

und Projektraum Fotografie).

der Fotokunst im Ruhrgebiet, das

dem Thema „Grenzen“ – diskutiert

nun alle zwei Jahre stattfinden soll.

anhand

An acht Ausstellungsorten werden

künstlerischer Arbeiten.

dokumentarischer

und

ambitioniertes

Begleitprogramm

mit Vorträgen, Workshops, Filmen

zeitgenössische Arbeiten von mehr als 60 KünstlerInnen gezeigt: Man-

Das Depot an der Immermannstraße

dy Barker, Stéphanie Buret, Barba-

fungiert als Festivalzentrum, weite-

noch bis So., 16.7.

ra Dombrowski, Julian Faulhaber,

re Ausstellungsorte sind Dortmun-

versch. Orte in Dortmund

David Klammer, Katrin Koenning,

der U, Künstlerhaus, 44309 Street//

Musik | Sommersounds DJ Picknicks

Bis zum 16. Juli bietet das Festival ein

und Führungen. Alle Termine auf f2-fotofestival.de

mit der Liebe, von Erwartungen, verpassten

get-Filmen kleiner Independent-Produzenten

Vom 1. Juli bis zum 26. August zieht die erfolgrei-

Momenten, Seitensprüngen und inneren Feu-

bis hin zu hochkarätig besetzten, mit renom-

che „Umsonst & Draußen“-Reihe diesmal an acht

erwerken. Der Film zeigt den Alltag der Frauen

mierten Filmpreisen ausgezeichneten Werken.

Samstagen durch die Dortmunder Grünoasen.

beim Zeichnen, Nüsse knacken, Yoga oder Ku-

Große Qualität, aber – eben typisch Dortmund –

Woche für Woche wird dabei immer ein anderer

chen backen. Vorführung in Anwesenheit der

ganz ohne Sektempfang und roten Teppich, son-

Park zur Festivalwiese mit wechselnderMusik,

Regisseurin Alina Cuyranek.

dern mit Pils „anne Theke“ und einer guten Por-

Funsport, einer mobilen Bar und vielen Stän-

sweetSixteen, Dortmund, 12 Uhr

tion Understatement. Programm: www.dtff.de Versch. Orte, Dortmund

den aus der regionalen Streetfood-Szene. Den Auftakt im Westpark (1.7.) bestreiten die Deep-

Musik | Sommer am U: Edy Edwards

House-Koryphäen Hans Nieswandt, Ingo Sänger

Edy Edwards ist der Mann mit der Gitarre. Er

und Carsten Helmich. www.djpicknick.de

singt über das Leben, über die Liebe und das

Westpark, Dortmund, 14 – 22 Uhr

ganze andere Zeug. Mit Biss, Hirn und Herzblut.

Festival | Das Thealozzifest Am 1. Juli laden die Künstler*innen und Macher

guter Laune und Herzblut. Mit dem Clap Club, Bachmann und Hoelz, Die Wende und der Ren-

Theater | Rico, Oscar und die Tieferschatten

Am liebsten live. Ob alleine akustisch oder als

Rico ist 11 und „tiefbegabt“. Er denkt gerne nach,

Trio und Quartett elektrisch, bringt er das volle

das dauert nur etwas länger. Rico hat dann das

Brett auf die Bühne. Dortmunder U, 15 Uhr

Gefühl, ihm würden Sachen aus dem Gehirn fallen. Eines Tages begegnet Rico Oscar, der ist das

des Thealozzi zu einem Festival der Möglichkeiten. Ein Abend voll Theater, Tanz, Musik, Texten,

DI 04 | 07 | 17

MO 03 | 07 | 17 Film | 7. Dortmunder Tresen-Filmfestival

Gegenteil von Rico: hochbegabt. Dennoch werden sie Freunde und erkunden gemeinsam ihren Kiez. Doch plötzlich verschwindet Oscar, und es

neberg, T.Tsisters, Sambakowski und anderen.

Vom 3. – 7.7. zeigt das Festival in verschiedenen

besteht kein Zweifel daran, dass er von Mister

Der Eintritt ist frei.

Locations unterschiedliche Kurzfilmprogramme

2000 gekidnappt wurde. www.theaterdo.de

Thealozzi, Bochum, 17 Uhr

mit Beiträgen aus allen Genres. Von Low-Bud-

KJT in der Sckellstraße, Dortmund, 11 Uhr ANZEIGE

Gespräch & DJ-Set | „Off the Record“ Listening Session #2: Esa Popkulturen sind permanent auf der Reise um den gesamten Globus. Verschiedenste Einflüsse vermischen sich und bilden neue Formen. Wir hören Beispiele aus der vielfältigen afrikanischen Diaspora und sprechen mit Esa. Er ist als DJ und Produzent weltweit mit Projekten unterwegs, die

KOHLE NUR ZUM GRILLEN.

KOHLE RAUS! DIE SCHÄDLICHSTEN 20 KOHLEKRAFTWERKE SOFORT ABSCHALTEN!

kulturelle, soziale und technische Aspekte verknüpfen. Gespräch (engl.) und DJ-Set, moderiert von Avril Ceballos (Cómeme) und Guy Dermosessian (Kalakuta Soul Records). Eintritt frei. Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 18.30 Uhr

SO 02 | 07 | 17 Dokumentarfilm | Ein Haufen Liebe Vier Frauen zwischen 71 und 90 Jahren berich-

GRUENE-DORTMUND.DE

ten von ihren sehr persönlichen Erfahrungen 25


VERANSTALTUNGEN JULI 2017

MI 05 | 07 | 17

chen schon gepackt. Lotte spendiert eine letzte

tag als Outdoor-Spezial. Unter anderem warten

Runde und stellt dreißig Schnäpse auf die Theke.

eine große Hüpfburg und Spielstationen wie ein

Für jedes Jahr einen. Der Alkohol löst die Zun-

Bobby-Car-Rennen, Kinderschminken und Bas-

Die Marquise de Merteuil spielt ein riskantes

gen. Und wenn Worte nicht mehr reichen, wird

telaktionen auf kleine und große BesucherInnen

Spiel mit der Liebe. Im Vicomte de Valmont, ih-

gesungen. Autor Lutz Hübner hat das Libretto

ab 3 Jahren. Zudem locken ein Sandkasten-Para-

rem ehemaligen Geliebten, findet sie einen kon-

zu diesem Singspiel geschrieben, und Musiker

dies, frische Waffeln und kindgerechte Cocktails.

genialen Verbündeten. Die beiden schließen eine

Torsten Kindermann hat dazu die schönsten und

Werkstadt, Witten, 14 Uhr

Wette ab: Schafft er es, der verheirateten, über-

bekanntesten, aber auch fast vergessene Lieder

aus tugendhaften Madame de Tourvel die Ehre

von Herbert Grönemeyer arrangiert.

zu nehmen, soll eine Liebesnacht mit der Mar-

Schauspielhaus, Bochum, 19.30 Uhr

Theater | Gefährliche Liebschaften

Schauspielhaus, Bochum, 19.30 Uhr (auch 12.7.) Late Night Show | Heute Nacht mit Helge

SA 08 | 07 | 17

und schwere Schicksalsschläge überschatten sein Leben. In einer theatralen Achterbahnfahrt

Ausstellung | Offene Führung: Energie 2.0 –

quer durch das Mittelmeer versucht das junge

Nachhaltigkeit oder Bergbau?

Ensemble von TheaterTotal Antworten zu finden

Der Zirkus ist in der Stadt. Die Chance lässt sich

Der Strom kommt aus der Steckdose. Aber wie

auf die Frage: Warum stehst du morgens auf?

Helge natürlich nicht entgehen und eröffnet im

kommt er hinein? Welche Rolle spielt Kohle da-

Weitere Termine: www.theatertotal.de

Zirkuszelt an der Drusenbergschule seine eige-

bei? Könnten wir auf sie verzichten, wenn wir

Theater Total, Bochum, 17 Uhr

ne Freakshow. Wer jetzt auf Elefantenmenschen

nachhaltiger wirtschaften würden? Bei einem

und die „Frau mit Bart“ hofft, kennt Helge noch

Besuch von Bergwerk und Museum finden sich

Musikvideo | Sommer am U:

nicht. Seine Freaks sprengen auf ganz andere

viele interessante Aspekte zum Thema. Anmel-

Oberhausen on Tour 2017 – MuVi-Preis

Weise den Rahmen und ignorieren alle Schub-

dung erforderlich. www.bergaubaumuseum.de

Das Kino im U zeigt ausgewählte Musikvideos

laden, in die man sie zu stecken versucht.

Deutsches Bergbau-Museum, BO, 14.30 Uhr

aus dem Programm der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Die Kurzfilmtage führten

Drusenbergschule, Bochum, 20 Uhr Musik | Das 1. Jazz-Sommerkonzert

Theater | „Das Bildnis des Dorian Gray“

1999 mit dem MuVi den weltweit ersten Festival-

mit dem Dortmunder Sprechchor

preis für deutsche Musikvideos ein. Musikvideos

Die Tatort Jazz Hausband präsentiert zusam-

Auf der Bühne des Megastore lassen rund 70

haben sich von ihrer Werbefunktion emanzipiert

men mit Profimusikern der Musikschule Bo-

Akteure zwischen 8 und 91 Jahren die Schau-

und sind zur eigenständigen visuellen Form ge-

chum sowie weiteren geladenen Gastsolisten

ergeschichte des Dorian Gray, die sich Oscar

worden waren. Das Programm umfasst alle Ar-

der Jazzszene Ruhr Modern Jazz, Swing und

Wilde im Stile einer Gothic Novel vor 125 Jahren

beiten, die 2016 für den MuVi-Preis nominiert

Ethno-, Funky Jazz. Die Gastsolisten spielen je-

ausdachte, wieder aufleben. Der Dortmunder

wurden, ergänzt um zwei künstlerisch heraus-

weils ihr eigenes Set mit der Tatort Jazz Haus-

Sprechchor stellt sich den Fragen des Romans

ragende internationale Videos. Eintritt frei.

band. Zum Abschluss spielen alle Musiker im

von Oscar Wilde. Er schlüpft in alle Rollen, ge-

Kino im U, Dortmund, 18 Uhr

achtköpfigen Ensemble. Eintritt frei.

wohnt sprachgewandt, rhythmisch und musi-

Anneliese Brost Musikforum Ruhr, BO, 20 Uhr

kalisch. Er zelebriert die Wilde‘schen Texte mit Emphase und Hingabe.

Comedy | RuhrHOCHdeutsch:

Megastore, Dortmund, 19.30 Uhr

Frank Goosens neues Programm ist überall. Alte

MO 10 | 07 | 17 Theater | Über meine Leiche Friedrich ist ein junger Mann mit keinen be-

Frank Goosen – „Durst und Heimweh“ Party | Nice Up!

sonderen Talenten. Er ist schüchtern und will

Bekannte treten auf: Spüli, Pommes und Mücke

In gemütlicher Atmosphäre garantieren ein

nur eins: leben. Und dafür bleibt ihm vielleicht

entdecken die Welt, Theo erklärt, wie alles funk-

entspanntes Publikum und die Mischung aus

nicht mehr viel Zeit, denn Friedrich hat Krebs.

tioniert, und Omma sagt, was passiert, wenn die

Dancehall, Reggae, World Beats und Hip-Hop-

Jana dagegen ist stark, selbstbewusst und ge-

Sonne mal weg ist. Goosen erzählt von seinen

Classics beste Vibes. Am 8.7. versprühen NasAIR

sund, aber sie will nicht mehr leben. Während

Erlebnissen draußen in der Welt und im eigenen

und die Jungs vom Blockbuster Soundsystem

Friedrich um sein Leben kämpft und sich von

Kopf. Und wenn der Volksmund sagt: Durst ist

auf zwei Floors Jamaica-Feeling. Bei gutem

Jana leiten lässt, zeigt er ihr, wie man stirbt.

schlimmer als Heimweh, meint Frank Goosen:

Wetter gibt es im gemütlichen Außenbereich

Allmählich entschwindet ihm das Bewusstsein,

Am schlimmsten ist beides gleichzeitig.

die willkommene Erfrischung. Wer früh kommt,

und am Ende weiß man nicht, ob nicht alles nur

Spiegelzelt an den Westfalenhallen, Dortmund,

wird belohnt: Bis 23 Uhr ist der Eintritt frei.

ein fiebriger Traum ist.

20 Uhr (auch 6. & 7.7.)

Großmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr

Theater Unten, Bochum, 19.30 Uhr

FR 07 | 07 | 17

SO 09 | 07 | 17

DI 11 | 07 | 17

Singspiel | Bochum

26

Ein Mann, so ungestüm, wie die Jugend nur sein kann, doch Flucht vor Tyrannen, Stürme

quise der Preis sein. Bald aber werden die beiden selbst Opfer der Ereignisse, die sie lostraten.

Theater | Perikles – König von Tyrus

Familie | Werkstadt-Familiensonntag

Musik | mOck / Support: AG Form

Nach vielen Jahrzehnten schließt die Kneipe,

Die Werkstadt feiert 40 Jahre „Kultur für alle“ –

Das Trio mOck bewegt sich zwischen sprühen-

und Lotte, die Frau hinterm Tresen, hat ihre Sa-

deswegen präsentiert sich dieser Familiensonn-

den Ausbrüchen und mimimalistischer Zurück-


BODO-TIPP

Bochum Total

Rockfans machen ein routinier-

bis zu einer Million Besucher. (Rich-

kommenden Stars – bei denen die

tes Häkchen im Festivalkalender,

tig voll werden in Bochum dürfte

Booker traditionell ein gutes Näs-

Anwohner bereiten sich auf kurze

es am Samstag, wenn sich paral-

chen haben. Parallel zum Programm

Nächte oder Fluchten aufs Land vor,

lel im Westpark die Besucher des

der Hauptbühnen gibt es unter dem

und Neulinge staunen, dass eins

„Farbgefühle“-Festivals nach indi-

Titel „Off Stage“ ein ausuferndes

der größten Musikfestivals Europas

schem Holi-Vorbild bunte Farbbeutel

Begleitprogramm von Clubkonzer-

mitten in der Bochumer Innenstadt

in die Haare und auf die kurzfristig

ten, Lesungen bis zur kostenlosen

ausgetragen wird.

weißen Klamotten werfen.)

Tanzstunde. Nach dem offiziellen Bühnenschluss um 22 Uhr wird das

Bereits seit 1986 ist das Bermuda-

Die „Bochum Total“-Besucher er-

Programm mit rund 100 Einzeltermi-

Do., 6.7. – So., 9.7.

dreieck Austragungsort von „Bo-

wartet hingegen die gewohnte Mi-

nen bis in die Nacht fortgesetzt. Der

Bermudadreieck, Bochum

chum Total“, inzwischen kommen

schung aus etablierten Größen und

Eintritt ist wie immer frei.

haltung. Ihr eigenwilliger und doch eingängiger

„Sprich mit mir“. Während „Schau Mich An“ noch

Liebig, Gründungsmitglied der Galerie und

Sound speist sich etwa aus dem Post-Hardcore

ein Vergrößerungsglas auf die erste Begegnung

Claudia Terlunen, Neuzugang seit Ende 2016.

oder dem Postrock der Chicagoer Schule. Trei-

mit Unbekannten war, wird in „Sprich Mit Mir“

Beide wirbeln schon länger durch die Welt der

bende Melodiösität, Rhythmuswechsel, fließen-

nun voneinander erzählt. Die Bühne wird zu

Kunstschaffenden, krachen mitunter für ein

de und sich plötzlich ändernde Strukturen laden

einem Live-Ort unterschiedlichster Menschen

Projektgeblitzel aneinander, gehen dann aber

zum genaueren Hinhören ein.

mit ihrem Spektrum an erzählten Geschichten.

auch gerne wieder ihrer eigenen Wege. Dass es

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

Theater im Depot, DO, 20 Uhr (auch 14.7.)

trotzdem überraschende Parallelen in ihrer Gestaltungssprache gibt, wird sich auf der aktuel-

MI 12 | 07 | 17 Comedy | Moses W. – „Bitte denken, ich warte“

FR 14 | 07 | 17

len Schau zeigen. Bis 30.7. www.blamgalerie.de blam! Produzentengalerie, Dortmund, 19 Uhr

Festival | Youth Brigade Festival

Die schlechten Nachrichten überschlagen sich,

Das Youth Brigade Festival zeigt auf 3 Bühnen

die Welt mit ihren Problemen schellt Sturm. Was

die große Rutsche vielversprechender neuer und

soll man tun? Aufmachen? So tun, als wäre man

frischer Bands sowie einige ausgewählte erfah-

nicht da? Oder mit Sack und Pack durchs Klofens-

rene Acts, die noch lange nicht zum alten Eisen

Die kluge Belle lebt mit ihrem leicht exzentri-

ter verschwinden? Moses W. schaltet erst ein-

gehören. Mit dabei sind u.a. Liedfett, Love A,

schen Vater Maurice ein beschauliches Leben.

mal Handy und Computer aus, saugt Staub und

Waving The Guns, Clowns, The Murderburgers,

Doch als Maurice auf einer Reise in die Fänge ei-

macht sich Gedanken über die Absurditäten des

Wonk Unit, Splitting Image, Prada Meinhoff,

nes Ungeheuers gerät, bietet die mutige junge

Alltags und das Dickicht des Unlogischen.

Käptn Panda, Burger Weekends, Blue Chips To

Frau ihre Freiheit im Austausch gegen das Leben

Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

Eat, Vice Atlantics, As You Feet, Yellnikow, Lords

ihres Vaters an. Mit der Zeit lernt sie hinter des-

Of Boom, The Grey Lodge.

sen abscheuliche Fassade zu blicken und erkennt

FZW, Dortmund, 17.30 Uhr

seine wahre Schönheit. Im Vorprogramm spielt

DO 13 | 07 | 17 Theater | Sprich mit mir Ein weiteres Projekt des Theaters im Depot

SA 15 | 07 | 17 Film | PSD Bank Kino: Die Schöne und das Biest

Hannes Weyland. Einlass ist ab 19.30 Uhr, der Ausstellung | Sommerschau:

Film beginnt bei Sonnenuntergang. Das ganze

Silvia Liebig & Claudia Terlunen

Programm gibt es unter www.psd-bank-kino.de.

im Rahmen der „Kunst der Begegnung“ ist die

Vor der blam!-Sommerpause geben sich zwei

PSD Bank Kino / Seebühne im Westfalenpark,

Folgeproduktion der Schau-mich-an-Initiative

Produzenten der blam! ein Stelldichein: Silvia

Dortmund, 19.30 Uhr ANZEIGE

27


VERANSTALTUNGEN JULI 2017

Party | La Boum

genießen die Pet Shop Boys ein hohes Ansehen

cial guests Daniel Brandl, Stefan „Pele“ Götzer

Während unzählige Kometen am allnächtli-

als Vorbilder der innovativen modernen Live-

und Hannes Weyland bei dem Open Air Special

chen Partyhimmel verglühen, hat sich La Boum

Musik-Shows, welche in ihren Produktionen

Mitsing-Abend an der Seebühne. Der Einlass

längst als ewig junge Konstante im Dortmunder

Multimedia-Elemente einbinden und ihre

erfolgt ab 19.30 Uhr, das Programm beginnt

Nachtleben etabliert. Beat und Soul, Swing und

Shows besonders ausdrucksvoll gestalten.

bei Sonnenuntergang. www.psd-bank-kino.de.

Rock‘n‘Roll sind die Grundfesten im äußerst fle-

RuhrCongress, Bochum, 20 Uhr

PSD Bank Kino / Seebühne im Westfalenpark,

xiblen Set, mit dem sich die DJs Timmi & Martini

bodo verlost 2 x 2 Karten

Dortmund, 19.30 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten

in die Herzen der Tanzgemeinde im Sissikingkong spielen. Präsentiert wird ein furioser Stil-

DI 18 | 07 | 17

mix im Retrogewand, eine Achterbahnfahrt aus

SA 22 | 07 | 17

VERLOSUNG | Panteón Rococó

raren Originalen, abenteuerlichen Coverversionen und obskurem Edeltrash. Eintritt frei.

Ihr unermüdliches Touren und die Glaubwürdig-

Musik | Odyssee: Musik der Metropolen – LusAfro

Sissikingkong, Dortmund, 22 Uhr

keit ihrer Musik machen Panteón Rococó nicht

Global Pop, brandaktuelle Beats, überraschend

nur in Mexiko und La-

frische Sounds: Die 19. Auflage des Roadfesti-

teinamerika zum Sprach-

vals Odyssee verbreitet zwölfmal heiße Club-

Techno in seiner qualitativen und groovigen

rohr einer ganzen Gene-

Atmosphäre auf den Open-Air-Bühnen in Ha-

Spielart bringt das Bochumer Musik-Kollektiv

ration. Auch in den USA

gen, Recklinghausen, Mülheim an der Ruhr und

Static jeden dritten Samstag in die Bochumer

und Europa gehören sie

Bochum. Für tanzbare Sounds sorgen in diesem

Rotunde. Am 15. Juli ist mit Elad Magdasi aus Tel

zur musikalischen Linken, denn ihre Botschaft

Sommer Musiker aus Angola, Mozambique, den

Aviv ein Jungstar des Underground-Technos zu

ist global zu verstehen. Aber sie haben frei nach

Kapverden, Kongo, Chile, Syrien, Guinea-Bissau,

Gast. Elad Magdasi wird als Produzent und DJ für

dem Motto „Es ist nicht meine Musik, wenn ich

San Thomé, Príncipe, Kanada und Mexiko, Por-

seine Vielseitigkeit zwischen fordernden Rhyth-

nicht dazu tanzen kann!“ schon immer auch

tugal und Deutschland. Termine Freilichtbühne

men, emotionalen Melodien, Rave-Atmosphäre

Songs fernab von Politik geschrieben.

Wattenscheid: 22.7. LusAfro, 29.7. Banda Sende-

und sensiblem Spiel mit industrieller Geschichte

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

ros & Boogát, 5.8. Local Ambassadors & Murder

und ihren Orten international geschätzt.

bodo verlost 2 x 2 Karten

Eyez. Eintritt frei. Alle weiteren Termine auf

Party | Static – mit Elad Magdasi

www.cosmoradio.de

Rotunde, Bochum, 23 Uhr

Freilichtbühne Wattenscheid, BO, 19.30 Uhr

MI 19 | 07 | 17

MO 17 | 07 | 17

VERLOSUNG | PSD Bank Kino:

DO 27 | 07 | 17

The Mundorgel Project

VERLOSUNG | Pet Shop Boys

Theater | Fight Club

Am 17. Juli wird die unverwechselbare Combo

Mit rund 14 Millionen verkauften Exempla-

sowohl Songs aus ihrer kompletten musika-

ren ist es das Kult-Songbuch überhaupt: Die

Beruflich entscheidet Jack, ob ein namhafter Au-

lischen Laufbahn als

Mundorgel. Lieder über

tohersteller Rückrufaktionen durchführt. Du bist

auch von ihrem aktuel-

den Mond, Frühtau, Ber-

nicht das Auto, das du fährst. Zu Hause entschei-

len Album „Super“ zum

ge und des Müllers Lust,

det Jack, welches Regal eines namhaften skandi-

Besten geben. Inszeniert

für Lagerfeuer, Grillfest

navischen Möbelherstellers seine Persönlichkeit

wurde die „Super“-Tour

oder Wanderschaft –

definiert. Du bist nicht das Geld auf deinem

von niemand geringerem als dem langjährigen

und für die beliebte musikalische Reihe am

Konto. Privat entscheidet Jack, welche Selbsthil-

Pet Shop Boys Designer Es Devlin und dem Cho-

Schauspiel Dortmund: The Mundorgel Project.

fegruppen todkranker Menschen er besucht, um

reographen Lynne Page. Seit mehr als 25 Jahren

Tommy Finke spielt zusammen mit seinen spe-

sich besser zu fühlen. Du bist nicht deine Proble-

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St. Josefinenstift Telefon (0231) 55 69 05-0

Ambulantes OP-Zentrum Telefon (0231) 1843-2130

St.-Elisabeth-Krankenhaus Telefon (0231) 2892-0

Christinenstift Telefon (0231) 18201-0

Jugendhilfe St. Elisabeth Telefon (0231) 94 60 600

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Kranken- und Pflegeeinrichtungen 28

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BODO-TIPP

200 Bands und DJs bilden den üp-

von schlechten Eltern: Am Samstag

ler aus ganz NRW kann man auf der

pigen Obstkorb beim diesjährigen

nach dem Live-Programm wird die

Kreativmeile entdecken. Im Open-

Juicy Beats: Cro, Trailerpark, Bilder-

Festwiese zur großen Silent Disco

Air-Kino an der Seebühne gibt es

buch, SDP, Bonez MC & RAF Camo-

mit über 3.000 Kopfhörern.

zudem ein Musikvideo-Programm der Internationalen Kurzfilmtage

ra, Alle Farben, Mighty Oaks, Fünf

VERLOSUNG Juicy Beats

Sterne Deluxe, SSIO, Frittenbude,

Die Plattform „Bring your own

Oberhausen sowie Videospiele auf

Moonbootica, OK Kid, Tube & Ber-

Beats“ präsentiert ein Hip-Hop-

Großleinwand zum Mitspielen.

ger, Drunken Masters, Megaloh uvm.

Camp, die Initiative „Dortmund.

Informationen zu Programm und

– alle Spielarten elektronischer Mu-

Macht.Lauter.“ eine eigene Bühne

Vorverkaufsstellen auf juicybeats.net

sik auf über 20 Bühnen und Floors,

mit lokalen Acts und auf der „Sounds

Fr., 28.7. u. Sa., 29.7.

dazu Hip Hop, Indie, Weltmusik. Und

& Poetry“-Bühne gibt es Poetry

bodo verlost 2 x 2 Kombitickets

Westfalenpark, Dortmund

auch das Rahmenprogramm ist nicht

Slam. Designer, Labels und Künst-

für beide Tage

Festival | Steamtropolis

me. Alles ändert sich, als Jack die beiden rätsel-

sind mehrere Kollegen auf Geschäftsreise spur-

haften Figuren Marla und Tyler kennenlernt.

los verschwunden. Ist das Böse etwas, das man

Das Festival Steamtropolis lädt Entdecker jeg-

Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr

ist? Oder ist es das, was man tut?

lichen Alters in eine viktorianisch anmutende

Rottstr5, Bochum, 19.30 Uhr

Welt ein. Ein buntes Publikum wird erwartet, das sich auf namhafte Bands, Künstler, Ausstel-

Musik | RuhrHOCHdeutsch: Stoppok Stoppok ist Sänger und Musiker, deutschsprachiger Singer-Songwriter und Gitarrist. Seine

SA 29 | 07 | 17

ler, Händler, DJs, Erfinder (Maker), Vortragende und Steampunk-Zeitreisende ganztägig freuen

Musik ist eine eigenständige Mischung aus Folk,

VERLOSUNG | RuhrHOCHdeutsch:

darf. Mehr Infos unter www.rotunde-bochum.de

Rock, Rhythm ’n’ Blues und Country. Er singt mit

Gernot Hassknecht – „Jetzt wird’s persönlich“

Rotunde, Bochum, 16 – 5 Uhr

feinem Humor über die Widrigkeiten des Alltags

In „Gernot Hassknecht – Jetzt wird‘s persönlich!“

und profiliert sich dabei immer wieder neu als

wird alles bunter, schriller und größer. Naja, im

(auch 30.7., 12 – 20 Uhr)

kritischer Betrachter seiner Umwelt.

Grunde wird die Kultfigur aus

Spiegelzelt an den Westfalenhallen, DO, 20 Uhr

der „heute-show“ einfach nur

Ob es das notorisch schlechtgelaunte Kanin-

Schuheinlagen tragen – als

chen ist, der rosa Hengst, der kiffende Hippie

Service für die hinteren Reihen.

oder die anderen Kollegen. Alle haben etwas zu

Aber er wird mehr denn je ge-

erzählen: Skurrile Geschichten, Aufgeschnapp-

FR 28 | 07 | 17 Theater | American Psycho

Kleinkunst | Tim Becker – „Tanz der Puppen“

braucht, gerade im Wahljahr

tes aus dem täglichen Leben, Lästereien über

Du bist noch keine dreißig. Privatschule, Eliteu-

2017: Was läuft schief in un-

die Befindlichkeiten der anderen. Da kommt

niversität, Spitzenjob in Spitzenfirma. Lunch

serem Land? Wer zum Henker hat die Rechten

Bauchredner Tim Becker kaum dazwischen,

mit Kollegen in den exklusivsten Restaurants.

aufgefordert, auf die Straße zu gehen? Wer hat

wenn er aber tatsächlich mal etwas sagt, wird

Wartezeit mehrere Monate, doch du kennst den

sich noch gleich das G8-Abitur ausgedacht, und

er schnell unterbrochen.

Maître. Die Rechnung macht mehrere hundert

warum ist man bitte als gesetzlich Versicherter

Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

Dollar. Du zahlst sie mit der Platin-AmEx. Eine

heutzutage im Grunde dem Tode geweiht? Und

ungeklärte Mordserie im Obdachlosenmilieu.

gibt es eigentlich die SPD noch?

Verletzte Prostituierte warten schweigend auf

Spiegelzelt an den Westfalenhallen, DO, 20 Uhr

Behandlung in der Notfallklinik. Inzwischen

bodo verlost 2 x 2 Karten

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BODO GEHT AUS

Füllbar | Witten Einkaufen und die Welt retten

Text und Fotos: Felix Huesmann Plastik galt einst als Werkstoff der Zukunft.

lichst keinen Müll zu

nes Gewürzsortiment

einsetzbar. Heute wird der Ruf des Stoffes

bei Einkäufen in ge-

raum der Füllbar. Im

schlechter. Riesige Plastikmassen schwim-

ten ist das kaum möglich.

Billig zu produzieren, leicht und vielseitig

produzieren.

vor allem als Verpackungsmaterial immer

wöhnlichen Biomärk-

men in den Weltmeeren. Der Trend geht klar zum Jutebeutel. Mehrere Supermarktketten

haben die in Verruf geratenen Plastiktüten längst aus ihrem Sortiment verbannt.

Die fünf Studierenden beschlossen daher,

auch in Witten eine müllfreie Einkaufsmöglichkeit zu schaffen – für sich selbst und alle Interessenten. Sie schlossen sich zusammen

Vergleich zu den meis-

ten anderen Geschäften ist das bislang ein sehr überschaubares Sortiment. In Zukunft

wollen Lisa Schauerbeck und ihre Mitstreiter aber gerne auch frische Lebensmittel anbieten. „Vor allem Obst und Gemüse aus der Region, aber auch Milchprodukte“, sagt sie.

Ein erst Ende Mai eröffnetes Lebensmittel-

und begannen mit der Planung des eigenen

weiter. Die „Füllbar“ bietet ihre gesamten Wa-

dings noch anderthalb Jahre vergehen. Zu-

Cent verdient. „Die ganze Arbeit hinter den

selbst Behälter mit, die sie auf unserer Waage

gefunden werden. Ans Geldverdienen dachte

machen wir komplett ehrenamtlich“, betont

klärt Lisa Schauerbeck. Die 24-Jährige studiert

nen Verein. Um am Ende tatsächlich ein Ge-

dass wir damit auch Geld verdienen“, sagt

Herdecke und gehört zu den Gründerinnen

Studierenden mit einer bereits bestehenden

sein. Und das klappt, glaube ich, nur, wenn die

geschäft in Witten geht allerdings noch viel

Geschäfts. Bis zur Eröffnung sollten aller-

Bisher haben sie mit der „Füllbar“ nicht einen

ren unverpackt an. „Die Kunden bringen sich

erst musste der passende rechtliche Rahmen

Kulissen und auch unsere Schichten im Laden

abwiegen können, bevor sie sie befüllen“, er-

dabei keiner von ihnen. Sie gründeten also ei-

die 24-Jährige. „Das Fernziel ist es aber schon,

eigentlich Kulturreflexion an der Uni Witten/

schäft betreiben zu können, haben sich die

sie. „Wir wollen ja auf jeder Ebene nachhaltig

der „Füllbar“. „Wir haben uns bei einem Work-

GmbH zusammengetan.

Leute auch langfristig dabei bleiben können.“

shop kennengelernt. Dort ging es darum, Ide-

en zur Quartiersentwicklung zu finden. Wir kamen dort alle mit der gleichen Idee hin. Wir kannten solche Unverpackt-Läden schon aus

Berlin, Hamburg und München. Hier in der Nähe hat uns sowas aber gefehlt.”

30

finden sich im Neben-

Selbst

Herausgekommen ist ein helles und hippes

Ladenlokal in einem Hinterhof in der Wittener Innenstadt. An einer Wand hängen

eigens für die „Füllbar“ entworfene Glasbehälter, aus denen die Kunden Getreide, Hül-

Bis dahin betreiben die fünf Gründerinnen

und ihre Helfer das Geschäft erstmal neben

dem Studium. „Wobei“, sagt Lisa Schauerbeck lachend, „momentan gehe ich eher neben dem Geschäft auch noch studieren.“

senfrüchte und andere Trockenwaren in ihre

Schauerbeck und ihre vier ebenfalls studen-

mitgebrachten Behälter kippen können. In

für den „Zero Waste Lifestyle“. Dabei geht es

Studentenfutter oder Weingummi. Sogar

tischen Mitgründerinnen interessieren sich

Metallbehältern lagern außerdem Nudeln,

darum, durch das Leben zu gehen und mög-

Spülmittel zum Selbstabfüllen und ein klei-

Füllbar Steinstraße 15, 58452 Witten Mo. bis Sa. 10 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr


SOZIALES

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Hotel Avanti Von Bastian Pütter | Foto: Avanti

Einfach nah.

Vor drei Jahren machten AktivistInnen die leerstehende Albertus-Magnus-Kirche in

der Dortmunder Nordstadt mit einer Besetzung zum „Sozialen Zentrum Avanti“. Trotz der Duldung durch die katholische Kirchen-

gemeinde Hl. Dreikönige räumte die Polizei die BesetzerInnen nach sieben Tagen, und das Gebäude stand wieder leer.

Energie für eine ganze Region

Das Misstrauen in der Stadt gegen ein

selbstverwaltetes Zentrum ließen auch

dew21.de

Bemühungen zu einer Zwischennutzung

versanden. Nachdem sich Pläne für einen

Abriss und den Neubau einer KiTa zerschlagen hatten, ist nun ein Käufer gefunden, der entweder im Bestandsgebäude oder in einem Neubau ein Hotel betreiben

will – abhängig ist das von der Analyse der

Bausubstanz. 10 Jahre Leerstand haben dem 80 Jahre alten Kirchengebäude stark zu-

gesetzt. Statt der bislang gewünschten sozialen Nutzung setzt die katholische Kirche auf das lukrativste Angebot. Dabei ist die

Summe überschaubar: Knapp 300.000 Euro

hat die Gemeinde für Haus und Grundstück erhalten, abzüglich der Maklerkosten.

Während im armen und kinderreichen Quartier Borsigplatz sowohl eine KiTa als auch ein alternatives Stadtteilzentrum einen Platz

gehabt hätten, erscheint die Enscheder Straße als Hotelstandort eher wenig attraktiv. Für

einen Abriss muss der neue Besitzer zudem

die Aufhebung des Denkmalschutzes beantragen – ein aufwändiger Prozess.

Der Investor, die Düsseldorfer HD-Immo-

bilien, realisierte bereits das als „Marmorpalast“ verspottete „Unique“-Hotel in der ehemaligen Brau- und Brunnenzentrale

am Hohen Wall. Es eröffnete 2009 mit drei Jahren Verspätung.

31


REPORTAGE

Exakte Daten zur Dimension der Sexarbeit gibt es in Deutschland nicht. Der Runde Tisch Prostitution geht von 25.000 bis 45.000 weiblichen Prostituierten in NRW aus. Noch schwieriger, da noch stärker tabuisiert, ist eine Einschätzung der Verbreitung männlicher Prostitution.

Neues Prostituiertenschutzgesetz:

Kein Schutz zu erwarten

Silvia Vorhauer (r.) von der Mitternachtsmission sagt, durch die Meldepflicht „steigt die Gefahr eines Zwangsoutings massiv.“ – „Illegalität bedeutet für die Frauen immer, Opfer von Ausbeutung zu sein“, sagt Elke Rehpöhler von der Beratungsstelle Kober.

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Fachberatungsstellen gehen ebenso wie das zuständige Bundesministerium davon aus, dass insgesamt mehr als die Hälfte aller Prostituierten ausländischer Herkunft sind, wobei die meisten aus Osteuropa stammen.

Die Bundesregierung will Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter besser schützen. Bei Betroffenen, Berufsverbänden und Beratungsstellen kommt das seit dem 1. Juli gültige Prostituiertenschutzgesetz allerdings nicht gut weg. Sie sind sich einig: „Das Gesetz wurde von Leuten geschrieben, die keine Ahnung haben.” Von Felix Huesmann | Fotos: Daniel Sadrowski, Felix Huesmann

I

n einem knappen schwarzen Kleid sitzt Mandy in der Küche ih-

Seite. Deutsche Frauen und Migrantinnen. Weder für sich selbst,

Jäckchen gelegt. Die selbstbewusste 35-Jährige trinkt Instant-

besseren Schutz.

rer Arbeitswohnung. Um die Schultern hat sie ein wärmendes

kaffee, raucht Filterzigaretten und erzählt freimütig, wie sie

noch für ihre Kolleginnen erwartet sie vom neuen Gesetz einen

Prostituierte geworden ist.

„Ganz im Gegenteil, viele Frauen werden durch das Gesetz eher

Als Kind kommt sie mit ihrer Familie aus der DDR ins Münster-

sagt sie. Diese Sorge treibt auch viele Beratungsstellen um. Im

land. Sie macht ihr Abitur und eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin. Schließlich arbeitet sie im Büro einer

Zeitarbeitsfirma. „Ich sollte am Ende Aufhebungsverträge für

Hunderte Stahlarbeiter vorbereiten. Viele haben nicht mal ver-

standen, was sie da unterschreiben. Das wollte ich nicht“, erzählt sie. Anstatt Stahlarbeiter vor die Tür zu setzen, kündigt Mandy

letztendlich selbst. Und sie sucht sich anschließend keinen neuen Bürojob, sondern macht sich selbstständig – als Prostituierte.

„Nein, mich hat keiner dazu gezwungen oder gedrängt“, betont sie lachend. „Ich wollte das einfach mal ausprobieren. Und tat-

in die Illegalität getrieben, wo sie dann gar nicht geschützt sind“, § 3 des Prostituiertenschutzgesetzes ist eine Anmeldepflicht für Prostituierte festgeschrieben. Bevor sie legal arbeiten dürfen,

müssen sich Sexarbeiter künftig bei einer Behörde registrieren lassen – mit Name, Anschrift und Foto. Nach der Anmeldung

und einer verpflichtenden Gesundheitsberatung wird ihnen

schließlich eine Anmeldebescheinigung ausgestellt. Ähnlich wie einst der Sozialversicherungsausweis im Baugewerbe muss die

Bescheinigung bei der Arbeit stets mitgeführt werden. Sie kann zwar auch auf einen Aliasnamen ausgestellt werden. Sicher ist

aber: In den Behörden sind Frauen wie Mandy ab sofort als Pros-

sächlich mache ich den Job bis heute sehr gerne.“

tituierte registriert.

Mittlerweile gehört Mandy zu den erfahrenen Frauen im „Mili-

Angst vor der Anmeldung

vielen ihr Apartment geteilt. Junge und ältere Frauen. Selbst-

„Einige Frauen werden sich nicht anmelden, weil sie Angst haben,

eu“. Sie hat viele Sexarbeiterinnen kennengelernt, hat sich mit

bewusste Frauen und Frauen mit einem „starken Mann“ an der

dass ihre Daten weitergegeben werden”, erklärt Elke Rehpöhler von

33


REPORTAGE

der Beratungsstelle Kober in Dortmund. Viele der von ihr betreuten

Frauen, sagt sie, hätten gar kein Verständnis für Geschlechts-

Frauen kommen aus Rumänien und Bulgarien, beides Länder, in

krankheiten und andere Gefahren. Die Beratungsstellen setzen

könnten bis in ihre Heimatländer geraten, wird die Anmeldung so

chende und anonyme Beratung durch Gesundheitsämter. Sobald

denen Prostitution verboten ist. Aus der Angst heraus, die Daten

zu einer unüberwindbaren Hürde. Berufliche Perspektiven außerhalb der Prostitution haben viele dieser Frauen jedoch nicht. Sie

werden dem Beruf weiterhin nachgehen — im Dunkelfeld. Auf der

jedoch vor allem auf Freiwilligkeit. „Es gibt bereits gute aufsudas verpflichtend ist, zerstört das das Vertrauensverhältnis“, sagt Elke Rehpöhler.

Straße oder in nicht angemeldeten Wohnungen. „Illegalität”, sagt

Dabei stecken hinter Anmeldepflicht und Zwangsberatung

tung zu sein. Es wird immer Menschen geben, die davon profitie-

Prostituierte sich aus freien Stücken für den Beruf entschieden

Elke Rehpöhler, „bedeutet für die Frauen immer, Opfer von Ausbeuren wollen. Die regeln und organisieren dann alles – und lassen

sich das fürstlich bezahlen.“ Frauen, die in der Illegalität arbeiten,

erklärt Rehpöhler, seien nicht nur für die Polizei kaum zugänglich.

Auch Beratungsstellen hätten es dort schwer, Kontakte zu knüpfen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.

Bei der Dortmunder Mitternachtsmission, die sich schon seit 1918

für Prostituierte und Opfer von Menschenhandel einsetzt, herrscht ebenfalls Unverständnis über diese Neuregelung. Nicht nur Frauen aus Ländern mit Prostitutionsverbot würden sich vor der Anmel-

depflicht fürchten, erklärt Silvia Vorhauer. „Man kann die Meldebe-

scheinigung verlieren, Kinder können die in der Tasche ihrer Mutter finden. Dadurch steigt die Gefahr eines Zwangsoutings massiv.“

teilweise hehre Ziele. Durch sie soll sichergestellt werden, dass

haben. Ein Vorhaben, das Silvia Vorhauer jedoch für utopisch hält. „Wir brauchen zum Teil Monate, um Opfer von Menschenhandel

zu identifizieren“, erklärt sie. Die hätten viel zu viel Angst, um sich einer Beratungsstelle oder Behörde gleich anzuvertrauen.

Gespalten sind auch die Meinungen zur Kondompflicht, die das neue Gesetz erstmals bundesweit festschreibt. Elke Rehpöhler hält sie für „völlig egal“. Schließlich könne das in der Realität sowieso niemand nachprüfen. Mandy hingegen begrüßt sie

ausdrücklich. „Das Gesetz wird natürlich keinen davon abhalten, ungeschützten Sex anzubieten. Es wird aber die Diskussion mit Männern erleichtern, die das unbedingt wollen.“

Und auch Mandy kennt die Sorgen vieler ihrer Kolleginnen. „Stell

Der Flickenteppich bleibt

dass das Jugendamt ihr das Kind wegnimmt.“

Das Prostituiertenschutzgesetz soll vor allem die Regulierung

Freiwilligkeit vor Zwang

Land zu Land unterschiedliche Vorgaben. Doch auch mit dem

Neben der Anmeldepflicht stößt die verpflichtende Gesund-

Behörden für Anmeldungen und Gesundheitsberatungen

dir nur die alleinerziehende Mutter vor“, sagt sie, „die Angst hat,

heitsberatung auf viel Kritik – aber auch auf Lob. Mandy geht die Beratung nicht weit genug. Sie wünscht sich stattdessen eine

verpflichtende Untersuchung aller Prostituierten. Viele junge

der Branche bundesweit vereinheitlichen. Bislang galten von

neuen Gesetz bleibt die Regulierung ein Flickenteppich. Welche zuständig sind, ist nämlich weiterhin Ländersache. NordrheinWestfalen hat sich frühzeitig darum gekümmert. Hier wurde bereits Anfang des Jahres beschlossen, dass die Aufgaben bei

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bodo DAS STRASSE NMAGAZI

34

N


Seit dem 1. Juli sind Prostituierte verpflichtet, ihre Tätigkeit bei einer Behörde anzumelden und in regelmäßigen Abständen eine gesundheitliche Beratung wahrzunehmen. Für den Betrieb eines Prostitutionsgewerbes besteht eine Erlaubnispflicht.

den Ordnungs- und Gesundheitsämtern der Kreise und kreis-

freien Städte angesiedelt werden. Die Mitarbeiter der Behörden wurden in den letzten Monaten vor Inkrafttreten des Geset-

zes extra geschult. In Bayern und Mecklenburg-Vorpommern

hingegen waren im Juni noch nicht einmal die Beschlüsse über

Zuständigkeiten gefällt. Und in Sachsen war sogar schon im Mai klar: Bis zum Inkrafttreten des Prostituiertenschutzgesetz wird es kein ergänzendes Landesgesetz geben.

Wie sich das Gesetz letztendlich auf den Alltag von Sexarbeite-

rinnen wie Mandy auswirken wird, ist aber auch in NRW bislang unklar. An einigen Stellen lässt es Ermessensspielraum — oder

Platz für Willkürentscheidungen. Für Dortmund ist Mandy

jedoch guter Dinge. „Bislang hatten wir hier immer ein super

Verhältnis zu allen Behörden, das muss man auch mal loben“, sagt sie. Und die Beratungsstellen? „Wir müssen da jetzt das Beste draus machen“, sagt Elke Rehpöhler.

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we focus on students

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NETZWELT

KINOTIPP

endstation.kino & bodo präsentieren: endstation.open air Diesen Sommer zeigt das endstation.kino wieder in entspannter Atmosphäre Filme im Hinterhof des denkmalgeschützten Bahnhofs Langendreer. Der Ton kommt von Funkkopfhörern, die an der Kasse ausgeliehen werden können, die Filme beginnen mit Einbruch der Dunkelheit.

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.plantix.net

Die Open Air Saison beginnt am 22. Juli mit Paterson, Jim Jarmuschs Portrait eines Kleinstadt-Busfahrers. Am 29. Juli ist ein Filmklassiker zu sehen – 8 1/2 von Federico

Anders als bei der Tomate auf dem eigenen Balkon können in Entwicklungsländern von

Fellini. Marcello Mastroianni spielt hier ei-

Schädlings-und Krankheitsbefall bei Nutzpflanzen verheerende Hungersnöte ausge-

nen Regisseur, der sich auf der verzweifel-

hen. Gerade in ländlichen Gegenden fehlt dort oft das entscheidende Know-how zur

ten Suche nach Inspiration in Tagträumen

schnellen und effektiven Schädlingsbekämpfung. An dieser Stelle will die Smartphone-

verliert. Am 5. August ist dann Romuald

App „Plantix“ Abhilfe schaffen, indem sie Gärtner und Bauern bei der Diagnose und

Karmakars Dokumentarfilm Denk ich an

Behandlung von Pflanzenerkrankungen auf digitalem Wege unterstützt. Das funktio-

Deutschland in der Nacht zu sehen. Der

niert auch auf dem heimischen Balkon.

Filmemacher hat sich auf die Spuren der

Nach Start der Anwendung wählt man zuerst die zu untersuchende Pflanzenart aus. Von Apfel bis Zwiebel lässt sich die App auf ein breites Angebot an Nutzpflanzen anwenden. Als nächstes wird man gebeten, ein Foto des Schädlingsbefalles zu machen. Dieses Bild wird online zum Computernetzwerk des Betreibers geladen, wo es automatisch mit einem großen Datenbestand von bestehenden Schädlingen abgeglichen wird. Binnen Sekunden erhält man in der Regel eine erste Diagnose, mit dazugehörigen Informationen zu chemischen und biologischen Behandlungsvorschlägen sowie diversen Prophylaxe-Möglichkeiten. Gelingt es der Anwendung nicht, den Schädling eindeutig zu identifizieren, wird dem Nutzer eine Liste der für diese Pflanzenart möglichen Schädlingsarten angezeigt. Alternativ besteht die Möglichkeit, sich in der angeschlossenen Community mit anderen Gärtnern und Bauern aus der Region oder auch auf internationaler Ebene auszutauschen. Neben der akuten Sicherung von Lebensgrundlagen will die App auch zum Schutz der Umwelt beitragen, da es sich mit einer genauen Diagnose des Schädlingsbefalles sehr viel gezielter und umweltschonender mit Schädlingsbekämpfungsmitteln umgehen lässt.

begeben und in Sonja Moonear, Ricardo Villalobos, Roman Flügel, Move D und Ata Macias interessante Protagonisten gefunden. Am 19. August wird Das Gegenteil von Grau (Foto) open air zu sehen sein. Der Dokumentarfilm, eine Zusammenarbeit von Regisseur Matthias Coers mit Recht auf Stadt Ruhr, zeigt die Vielfalt von Initiativen im Ruhrgebiet. Zum Abschluss, am 26. August, zeigt das endstation.kino im Hinterhof Aki Kausrismäkis letzten Film Die andere Seite der Hoffnung. Der Abschiedsfilm des finnischen Kultregisseurs erzählt die Geschichte eines syrischen Flüchtlings, der versucht, trotz drohender

Entwickelt wurde die Anwendung von der Peat GmbH. Finanzieren soll sich die App, die für

Abschiebung, sich mit neu gefundenen

ihre Nutzer kostenlos und werbefrei ist, über Zusammenarbeit mit gewerblichen Nutzern.

Freunden ein neues Leben aufzubauen.

„Die von der App bereitgestellten Daten und Algorithmen könnten zum Beispiel in Zukunft in Ernterobotern zum Einsatz kommen, die dann entsprechend der gestellten Diagnose selbstständig die nö-

Pie

rr

e

M

36

elektronischen Musik in Deutschland

un

zel

Einlass ist jeweils um 20 Uhr, der Eintritt kostet pro Film 8 Euro.

tige Behandlung durchführen“, so Pierre Munzel von Peat. Auch

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

für Regierungen und NGOs könnten die von Plantix gesammel-

Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

ten Daten interessant sein, um einen besseren Überblick über die

Telefon 0234 – 687 16 20

Nutzung von Agrarflächen zu bekommen. (sese)

www.endstation-kino.de


BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Im neurechten Wäldchen Anfang Juni verfasste Martin Sellner, Kopf

Zwischen den Stühlen

Nach der Flucht Wie ein Blick durchs Kaleidoskop: Streng

der rechtsextremen „Identitären Bewegung“, einen bemerkenswerten Text für

„Ich habe behinderte Bewerbungen

geordnet und gleichzeitig wie zufällig,

das neurechte Blog „sezession.de“. Sellner

geschrieben für Jobs, die ich nie wollte. Ich

bruchstückhaft erscheinen die Texte in

imaginiert die politische Landschaft als

habe immer nur Dinge gemacht, auf die

„Nach der Flucht“. 2 x 99 Miniaturen,

geografische: Bislang lebten die „Dissi-

ich keinen Bock hatte. Ich mache nur Din-

Aphorismen, Mini-Dramolette, Kalender-

denten“ im „Straflager“, getrennt von den

ge, die mir irgendjemand befiehlt. Meinst

geschichten hat Ilija Trojanow auf nur gut

„politisch Korrekten“, die ein „antideutscher

Du, ich suche mir das selbst aus? Und

100 Seiten versammelt.

Schutzwall“ beschirme. Zwischen beiden:

jetzt...“ Ich, das ist Hazat. Sie wächst im

das Niemandsland eines „Todesstreifens“.

Wedding auf mit einem Erdogan-Verehrer

Jedoch wachse dort inzwischen „ein neurechtes Wäldchen, das zum Ort der Begegnung wird.“ Hier träfen die, die eine „Republikflucht“ wagten, auf die Werber einer völkischen Rechten und ihre Verbindungs-

als Vater und einer unglücklichen Mutter. Ihre Freiheiten, wie die nächtlichen SkypeGespräche mit Mehmet, muss sie sich erschleichen. Als abgeschobener Straftäter lebt der in der Türkei.

In zwei Teilen erzählen sie „Von den Verstörungen“: vom Kein-Wort-Verstehen am Tag der Einschulung, vom Fehlen jedes Zeugen der eigenen Kindheit, vom Autoritätsverlust der Eltern. Und sie erzählen „Von den Errettungen“: von der Bewegung, der Heimat als Plural, vom kosmopolitischen

leute bei Cicero, Achgut und Junger Freiheit.

In der misslungenen Partynacht ihres 18.

Bürger. „Nach der Flucht“ ist auch eine

Sellner sieht den revolutionären Augenblick,

Geburtstags kann sie die Wut nicht mehr

Reflexion der eigenen Fluchtgeschichte.

den die „Flüchtlingskrise“ geboten habe,

kontrollieren. Ein junger Mann, der sie an-

Trojanow floh als Kind mit seinen Eltern

verpasst. Das Ziel müsse sein, sich festzuset-

macht, stirbt auf den Gleisen der U-Bahn.

aus dem realsozialistischen Bulgarien

zen als „legitimer Teil der Gesellschaft“.

Hazal setzt sich nach Istanbul ab, an den

nach Deutschland.

Welche Ideen, Konzepte und über Jahrzehnte aufgebaute Strukturen in diesem „neurechten Wäldchen“ Platz finden, erklärt Volker Weiß in seiner Gesamtübersicht „Die autoritäre Revolte“. Der Mythos „Abend-

ihr fremden Sehnsuchtsort, zu Mehmet, den sie nie getroffen hat. „Und jetzt...“ ist sie hineingeworfen in die autokratische Türkei kurz vor dem Putsch, ohne die ihr fremde Welt zu verstehen.

„Eingewurzelt ins Utopische. Endlich daheim“: In Zeiten des deutschnationalen Rollbacks und der Abschiebewettbewerbe denkt einer der wichtigsten Schriftsteller des Landes über die Psychologie des

land“, das Programm der „Konservativen

Die taz-Journalistin Fatma Aydemir hat

Zurücklassens, Ankommens und Neube-

Revolution“ der Zwischenkriegszeit, die Ver-

einen großartigen Roman geschrieben,

ginnens nach – mit den Mitteln der Poesie.

bindungen und Bruchstellen von Publikatio-

der zwar unter der Last des Anspruchs,

Das ist klug und schön und anscheinend

nen, Think Tanks, Pegida auf der Straße und

deutschtürkisches Milieu und türkische

heute schon eine Provokation: Ein WDR-

der AfD in den Parlamenten – Weiß leistet

(Tages-)Politik zu erzählen, fast zerbricht,

Rezensent attackiert die „problematische

angenehm unaufgeregt Aufklärungsarbeit.

dessen erste Hälfte aber so wütend und

Einseitigkeit dieses Buches“. Lügenpoesie,

dicht und sprachlich präzise ist, dass sie

sozusagen. Was für Zeiten.

Volker Weiß Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte

den zweiten Teil trägt.

Ilija Trojanow | Nach der Flucht.

und der Untergang des Abendlandes

Fatma Aydemir | Ellbogen

Ein autobiographischer Essay

ISBN 978-3-608-94907-0

ISBN 978-3-446-25441-1

ISBN 978-3-10-397296-2

Klett-Cotta | 20 Euro

Carl Hanser | 15,99 Euro

S. Fischer | 15 Euro 37


INTERVIEW

Mehr als 100 Jugendliche trafen sich im Juni zur 3. Bundeskonferenz der Straßenkinder im brandenburgischen Jamlitz. Eingeladen dazu hatten die Mitglieder der Jugendbewegung „MOMO – The Voice of disconnected Youth“ und „KARUNA – Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e.V.“ In Workshops entwickelten die Jugendlichen Utopien und Projektideen, an deren Umsetzung sie mit der Politik arbeiten wollen. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen aus der Notschlafstelle „Raum 58“ in Essen kam Kassem (18) nach Jamlitz. Ein Interview. Von Andreas Düllick | Fotos: Babette Brühl, Andreas Düllick

Kassem bei der Bundeskonferenz der Straßenkinder:

„Wir wissen selbst am besten,

38


was wir brauchen“ Wie bist Du auf der Straße gelandet? Ich bin in Deutschland geboren, in Mülheim an der Ruhr, meine Eltern

kommen aus dem Libanon. Es gab früher viel Stress mit dem Jugendamt. Meine

Eltern waren nicht in der Lage, auf mich aufzupassen, und sie waren auch sehr religiös. Ich bin mit sechs Jahren weg von meinen Eltern und wurde vom Jugendamt von einem Heim zum anderen gebracht. Mit elf, zwölf kam ich dann in eine Pflegefamilie, so eine sozialpädagogische Lebensgemeinschaft. Da lief es ein paar Jahre lang gut, dann irgendwann nicht mehr. Ich habe die ganze Zeit rumgemeckert,

Oben: Kassem (18) fuhr nach Jamlitz, um andere Jugendliche zu unterstützen. „Ich will ihnen berichten, wie es mir ergangen ist. Ich würde sie gern inspirieren, wie sie es vielleicht besser machen können als ich.“

weil ich wieder zurück zu meinen Eltern wollte.

Zu der Zeit bin ich zum ersten Mal auf der Straße gelandet, weil ich weder

zu meinen Eltern konnte, noch da bleiben wollte. Da hat das dann auch mit den

Drogen – Gras usw. – angefangen. Das hat sich dann immer weiter verschlimmert. Ich habe dann so drei, vier Monate lang auf der Straße gelebt, u.a. in Kleve in einer

Abrissbude. Von einem Autohof habe ich mir dann alte Autoreifen und Fenster geholt, um mir daraus Tische und Stühle usw. zu bauen. Irgendwann bekam ich eine

Links: Gut 100 Straßenjugendliche trafen sich im brandenburgischen Jamlitz. Das Justus-Delbrück-Haus im ehemaligen Bahnhof ist die erste Akademie für Mitbestimmung für Straßenkinder.

Handynachricht, dass ich zurück zu meinen Eltern gehen kann, weil das Jugendamt keinen Bock mehr drauf hatte, dass ich auf der Straße lebe. Das lief für circa

ein Jahr gut. Aber wir haben uns nicht mehr so gut vertragen, hatten uns wohl zu

sehr auseinandergelebt. Ich kam auch mit ihren religiösen Einstellungen nicht klar, und sie haben mich nicht mehr so akzeptiert, wie ich war. Es gab nur noch Stress.

Dann bin ich wieder auf der Straße gelandet. Das ging wieder vier, fünf

Monate lang. Ich habe dann in Notschlafstellen geschlafen. Mit ungefähr 16 Jahren

bin ich nach Essen gekommen, weil das in den Notschlafstellen am Niederrhein für mich nicht mehr ging. Ich habe da in der Einrichtung „Raum 58“ geschlafen, für drei, vier Monate, bis ich dann den Vorschlag bekam, in eine Wohnung zu ziehen.

39


INTERVIEW

Hast Du einen Schulabschluss?

In welchem Workshop hast Du mitgearbeitet?

gebrochen, weil ich das nicht mehr geschafft habe, weil ich eben auf

hat, weil ich früher selbst ja kriminell war. Wenn man auf der Straße

habe mich ausgeschaltet. Nach einer Weile habe ich mich dann wie-

essen braucht, muss man meist klauen gehen. Wenn man Drogen

Nein, wie soll das denn gehen? Die Schule habe ich früh ab-

der Straße leben musste. Ich konnte lange Zeit einfach nicht mehr,

der gefangen. Mit 18 hat mich dann das Jobcenter übernommen. Ich habe eine Maßnahme als Maler und Lackierer angefangen, das lief

eigentlich ganz gut, bis ich dann für einen Monat in den Jugendarrest musste.

Du bist jetzt hier zur Bundeskonferenz der Straßenkinder in Jam-

Ich war in der Gruppe, die sich mit Kriminalität beschäftigt

lebt, hat man meist einfach keine andere Wahl. Wenn man etwas zu

konsumiert, seine Sucht finanzieren will, dann muss man klauen gehen und das Zeug dann weiterverkaufen. Deshalb habe ich mich sehr für dieses Thema interessiert. Na ja – ich habe eben so meine

Erfahrungen gemacht damit und wollte den anderen darüber erzählen, damit man was dagegen tun kann.

litz. Warum?

Und wie lief der Workshop für Dich so?

men, habe das 2015 aber noch nicht geschafft. Jetzt bin ich hier,

dynamisch und wir kamen auf jeden Fall sehr gut miteinander klar.

ich gern andere Jugendliche unterstützen. Ich will ihnen berichten,

kutiert, wie das so läuft im Alltag und was man besser machen

Ich wollte eigentlich schon zur 2. Bundeskonferenz mitkom-

weil ich ja selbst lange auf der Straße gelebt habe, und nun möchte

wie es mir ergangen ist. Ich würde sie gern inspirieren, wie sie es vielleicht besser machen können als ich.

Es war auf jeden Fall sehr interessant. Die Gruppe war sehr

Wir haben uns gegenseitig die Meinung gesagt, haben darüber diskann. Ich fand das super!

Du bist ja zur Eröffnung ganz spontan ans Mikrofon gegangen

Die Idee dieser Konferenz war, statt Forderungen an die Politik zu

Organisatoren...

gruppe was gefunden?

und hast eine Rede gehalten, das war gar nicht geplant von den Na ja, ich hatte mir das schon überlegt, und unterwegs habe

stellen, eigene Vorschläge zu machen. Habt Ihr in Deiner ProjektJa, wir haben einige Vorschläge gesammelt. Ausgangspunkt

ich den Text dann aufgeschrieben. Ich habe mich total darauf ge-

für uns ist dabei immer, wie bestimmte Delikte verhindert werden

stand, habe ich total gezittert.

der Mittellosenausweis, um Schwarzfahren zu verhindern. Bei dro-

freut, war aber auch sehr nervös. Als ich da oben vorm Mikrofon

können, die im schlechtesten Fall mit Gefängnis enden. Da wäre z.B. henden Platzverweisen sollte es einen „Save Place“ für obdachlose

Jugendliche geben, gern auch Tiny Houses oder Containerhäuser

nach dem Prinzip Housing First. Bei Diebstählen aus der Not heraus wäre eine bedingungslose Grundsicherung denkbar, beispielswei-

se in Form einer Bezahlkarte, mit der keine Genussmittel gekauft werden können. Jugendliche im Gefängnis brauchen mehr Sozialarbeiter, die sie auch danach weiter begleiten. Nach dem Knast

sollten Jugendliche bedingungslos einen Anspruch auf einen Platz in Betreuungswohnungen oder Jugendhilfeeinrichtungen haben, um nicht vom Gefängnis direkt wieder auf der Straße zu landen. Wie geht es nach der Konferenz für Dich weiter?

Ich will jetzt eigentlich meine Maßnahme als Maler und

Lackierer vom Jobcenter weitermachen, die ich ja zwangsweise abbrechen musste. Da warte ich allerdings noch auf die Zusage vom Oben: Drei Tage lang arbeiteten die Jugendlichen in Workshops. Ihren Forderungskatalog stellten sie anschließend in einem Treffen mit Familienministerin Katarina Barley vor. Kernfelder sind die Bereiche Mitbestimmung und Bildungsfragen.

Jobcenter. Ich hoffe sehr, dass ich die normale Tagesstruktur wie vorher dann wieder habe. Die haben mir gesagt, wenn ich das jetzt

sechs Monate durchziehe, dann kann ich eventuell eine außerbetriebliche Ausbildung machen und nebenbei noch einen Schulab-

schluss. Das wäre perfekt für mich. Wenn das nicht funktioniert, dann muss ich etwas anderes ausprobieren. Wovon träumst Du?

Ich würde echt sehr gern in einer ruhigen Gegend leben, wo

wirklich nicht so viel Scheiße passiert. Eine Freundin natürlich. Dann vielleicht irgendwann auch mal ein eigenes Kind. Das wäre wirklich schön, ein Kind zu haben und es groß zu ziehen.

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Mein Verkaufsplatz

Ionut Sonnenplatz Dortmund

W

ir treffen Ionut um 10 Uhr im

bodo-Buchladen am Schwanenwall.

Bevor wir uns auf den Weg zu seinem

Verkaufsplatz machen, schauen wir noch auf der anderen Seite des Wallrings im

Dortmunder Verkäufercafé auf ein Brötchen und einen Kaffee vorbei. Nachdem

wir uns gestärkt haben und Ionut seinen

Drei Monate lang mussten bodo-Leserinnen und Leser am Sonnenplatz ohne ihren Stammverkäufer auskommen. Ein Kreuzbandriss hatte Ionut außer Gefecht gesetzt. Nach langer Genesungsphase hat er jetzt die Krücken erstmals wieder zu Hause gelassen und uns mit zu seinem Verkaufsplatz im Althoffblock genommen. Text und Foto: Sebastian Sellhorst

Magazinvorrat aufgestockt hat, machen wir uns auf den Weg ins Dortmunder Kreuzviertel. „Eigentlich laufe ich die

Strecke bis zum Sonnenplatz bei gutem Wetter ja meistens, aber seit meinem

Umfall nehme ich dann doch für einige Stationen die Bahn“, erzählt uns Ionut,

während wir zur Haltestelle Reinoldikirche schlendern. Bei einem Sturz vor einigen

Monaten hatte er sich am Kreuzband und Innenminiskus verletzt, musste operiert

werden und eine Verkaufspause einlegen. Während wir auf unsere Bahn warten,

bekommen wir einen kurzen RumänischSprachkurs. Nachdem wir dann endlich wenigstens „Guten Morgen“ und „Wie geht es dir“ in Form von „buna˘ă dimi-

neat0a“ und „ce faci“ halbwegs korrekt aussprechen können, ohne dass Ionut

und seine Tante, die wir zufällig getroffen haben, in Gelächter ausbrechen,

kommt endlich unsere Bahn. Wir sind

noch nicht ganz eingestiegen, da werden wir auch schon gegrüßt. „Na, auf

dem Weg zur Arbeit“, ruft man uns über

einige Sitzreihen hinweg zu. In der Nähe

seines Verkaufsplatzes ist der junge

Verkäufer bekannt wie ein bunter Hund. Die letzten Wochen seiner Zwangspause

hatte Ionut genutzt, um seinen Personalausweis in Rumänien zu verlängern und

seine Eltern, die dort leben, zu besuchen. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich

meinen Ausweis beim Konsulat in Bonn

längeren Atem hat, wird man aber auch

kurz vor Monatsende noch Magazine los,“ erzählt Ionut, als er seinen Rucksack vor dem Supermarkt in der Sonnenstraße

abstellt. „Und selbst wenn der Verkauf

mal nicht so läuft. Hier im Kreuzviertel fühle ich mich definitiv am wohlsten.“ Vor seiner Verletzung hatte Ionut ei-

verlängern könnte, aber dort sagte man

nen Job in der Gastronomie hier in der

matstaat Baca˘u, in Rumänien, müsste,

befristete Stelle für die Wintermonate,

mir, dass ich doch zurück in meine Hei-

um das zu erledigen.“ An den Städtischen Kliniken, eine Haltestelle vor unserem

eigentlichen Ziel, steigen wir aus. „Mein Arzt sagte neulich, ich könne jetzt lang-

sam anfangen, mein Knie zu belasten und kürzere Strecken zu gehen.“ Während wir die Beurhausstraße entlang laufen, wird

Innenstadt. „Das war leider nur eine

die nicht verlängert wurde. Das hat mir

eigentlich eine Menge Spaß gemacht. Da hatte man schließlich auch eine Menge mit Menschen zu tun, genau wie beim bodo-Verkauf. Jetzt bin ich allerdings leider erstmal wieder auf Jobsuche.“

Ionut von fast allen Passanten gegrüßt. „Irgendwann hast du auch keine Lust

mehr, einfach nur rumzusitzen. Auch wenn diese Wochen schon die neue

Ausgabe erscheint, wenn man etwas

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INTERVIEW

Nicht wie im Katalog

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Dirk Gebhardt wanderte 780 Kilometer vom westlichsten zum östlichsten Punkt Deutschlands. Unterwegs traf er Karnevalisten und Landärzte, Flüchtlinge und Waldbauern, Schützenkönige und Wagenplatzbewohner. Sein Fotoband „Quer durch“ zeigt die deutsche Peripherie: ungeschminkt, aber nicht unfreundlich. Von Bastian Pütter | Fotos: Dirk Gebhardt

Der erste Eindruck beim Blättern in Ihrem Bildband ist: Meine Güte, ist Deutschland ländlich.

Das stimmt tatsächlich. Große Teile sind dörflich geprägt.

Es gibt nur vier Millionenstädte, und die meisten Leute leben in

kleinen Gemeinden. Wenn man quer durch Deutschland läuft, ist das in weiten Teilen eine Reise durch den ländlichen Raum.

Sie sind mit großen Fragen gestartet: „Wie fühlt es sich an, dieses

Deutschland, wer bevölkert es und was hält es zusammen?“ Was haben Sie unterwegs gefunden?

Im Grunde genommen haben wir alle 50 Kilometer ei-

nen neuen Sprach- und einen neuen Kulturraum. Diese Räume versuchen, miteinander zu kommunizieren. Das funktioniert mal gut und mal geht es schlechter. Aber wesentlich ist, dass die

Menschen unglaublich sozial engagiert sind in ihren Räumen: im

Dorf, in der Nachbarschaft, im Verein. Die verbindende Erfahrung

ist vielleicht: Viele Menschen wollen nicht nur ihr eigenes Leben verbessern, sondern das aller in ihrem Umfeld.

Wie reagieren Menschen, wenn jemand zu Fuß in ihr Dorf kommt, um Fotos zu machen und Geschichten zu hören?

Die meisten waren sehr freundlich und aufgeschlossen.

Es sind teilweise sehr intime Bilder im Buch, weil einfach die

menschliche Nähe da sehr groß ist. Dass sie das zugelassen ha-

ben, hatte vielleicht damit zu tun, dass die Idee, „auf Schusters Rappen“ durchs eigene Land zu laufen, für viele ein Wunschtraum

ist. Und dann kommen zwei, die machen das zwar professionell, aber immerhin, sie machen es. Und da ist man dann sehr offen. Und lässt die Fremden in sein Haus?

Ganz oft wurden wir wirklich eingeladen und verköstigt,

und man hat uns auch ungewöhnliche Unterkünfte angeboten: eine Jagdhütte aus dem 19. Jahrhundert, Theatergarderoben,

Sportumkleiden. Wir wollten den engen Kontakt, und wenn man bereit ist, so ein kleines Risiko wie „ich hab kein gutes Bett“ einzugehen, dann sind Menschen oft sehr hilfsbereit.

Sie waren auch eingeladen bei syrischen Flüchtlingen. Hat sich das Land mit der sogenannten Flüchtlingskrise grundlegend

verändert oder ist so eine Struktur aus kleinen Einheiten stabil?

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INTERVIEW

Ich glaube, die Struktur ist unglaublich stabil.

Das sieht man vor allen Dingen an der Flüchtlings-

frage. Selbst in den rechten Hochburgen in Sachsen haben wir vor allem Menschen getroffen, die uns

sagten: Naja, eigentlich kümmere ich mich um die

Flüchtlinge. Kommt man zu den einzelnen Menschen

vor Ort, dann trifft man auch auf Überforderung, aber vor allem auf Menschen, die Dinge möglich

machen. Die Syrer, die uns in ihre Einrichtung eingeladen haben, sprechen immer von Mr. Hans, einem – wenn ich mich richtig erinnere – pensionierten Leh-

rer, der die ganze Unterkunft eingerichtet hat, sich um alles kümmerte und einfach sagte: Jetzt packen wir hier mal an. Und das gibt es überall.

Sie haben Station gemacht im Grenzmuseum Schifflersgrund an der hessisch-thüringischen

Grenze, wo 200 Meter Todesstreifen als Mahnmal

erhalten sind. Ist das mehr als ein Vierteljahrhun-

dert nach der Wiedervereinigung ein letztes Relikt und spürt man die Grenze noch?

Erstaunlicherweise letzteres. Das hätten

wir vorher gar nicht gedacht. In Thüringen war es

noch nicht so zu deutlich, aber in Sachsen waren die Menschen viel zurückhaltender, nicht mehr so offen, und wir hatten immer wieder das Gefühl, die Leute fühlen sich, ja: zurückgesetzt.

Wir waren zum Beispiel am Kyffhäuser, wir

dachten, wir müssten auch ein solches deutsches Urdenkmal besuchen, wenn es schon auf dem Weg

liegt. Und dort haben wir Leute getroffen, die schon deutlich gemacht haben, dass ihre Situation sich sehr unterscheidet von der im Westen. Sie konnten

das nicht nur an den Löhnen merken, sondern auch daran, dass die jungen Leute einfach weiterhin ab-

wandern. Das bedeutet für diese Regionen, dass dort keine Kinder mehr geboren werden, die Kitas und in zehn Jahren die Schulen schließen. Dort wird es bald relativ menschenleer sein.

Kann es nicht sein, dass einem das ein Bürgermeister im Hochsauerland auch erzählt?

Überhaupt nicht, das haben die uns nicht

erzählt. Und auch statistisch ist es so, dass beispielsweise in Nordhessen die Zahlen in den Klein- und

Mittelstädten stabil sind, während man zum Beispiel im sächsischen Riesa ganze Stadtviertel abreißen muss, weil sie leer stehen.

Wie sehr waren Sie tatsächlich Wanderer und wie sehr der Reportageprofi mit einem Plan?

Wir haben wenig vorrecherchiert, wir sind

gelaufen, und der Zufall hat uns stark in die Hände

gespielt. Es sind 46 Reportagen entstanden, was

44


ziemlich viel ist, denn wir waren nur 44 Tage unter-

wegs. Wenn man das tägliche Leben der Menschen

beobachtet – und das machen viele Journalisten ja nicht mehr, weil sie meinen, sie müssten die großen

Themen behandeln – , dann findet man dort die großen Geschichten im Kleinen.

Ist „Quer durch“ ein Lehrbuch, Herr Professor?

Ganz trennen lässt sich das natürlich nicht.

Aber Studierenden sollen schon ihren eigenen Weg

finden. Es geht mir eher um Leser, die sagen, ich möchte mal einen ganz anderen Blick auf Deutsch-

land werfen. Es sind kaum Reisebilder darin, oft sind die Bilder auch, ich sag mal: versehrt. Die Landschaf-

ten haben Brüche, die Menschen sind nicht aus dem Katalog, sondern Deine Nachbarn oder meine.

Die Kamera kommt in der Tat sehr nah. Wahr-

scheinlich würde der Schützenkönig sich für den Hochglanz-Deutschland-Bildband gern anders inszeniert wissen?

Es ist schon ein Deutschland-Bildband, aber

vielleicht das andere Deutschland. Es geh nicht um

das Repräsentative, sondern um die kleinen Mo-

mente, wo der Schützenkönig witzigerweise dann

eben anfängt, zu Techno zu tanzen. Das setzt so ein großes Potenzial an Menschlichkeit frei. Das macht unser Leben aus.

Der vielfach ausgezeichnete Fotograf Dirk Gebhardt ist Professor für Bildjournalismus am Fachbereich Design der FH Dortmund. Gemeinsam mit dem Radiojournalisten Jörg-Christian Schillmöller wanderte er in elf Etappen von Isenbruch im Westen nach Zentendorf im Osten und dokumentierte das Projekt unter „einjahrdeutschland.de“. Im Mai ist im Schweizer Nimbus-Verlag der Fotoband „Quer durch“ erschienen.

Dirk Gebhardt | Quer durch. Deutschland von West nach Ost ISBN 978-3-03850-034-6 Nimbus | 29,80 Euro

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LESERSEITE

Gruppenbild mit Klettergurt: Bei bodos erstem Betriebsausflug ging es in den Schwerter Kletterwald Freischütz, dessen Homepage verspricht: „Ein Kletterwald soll psychisch und physisch herausfordernd sein“. Das können wir bestätigen. Foto: Sebastian Sellhorst

LESERPOST Liebe bodo-Redaktion, Ihnen ist mit der Juni-Ausgabe wieder ein großartiges Heft gelungen. Danke für

Liebe bodo-Leute, bzw. -Mitarbeiter,

viele gute Informationen.

habe heute mal wieder nach langer Zeit bodo gekauft.

Freundliche Grüße, I.W.

In Witten, am Real in Annen. Kaufe „euch“ sporadisch,

Herzliche Grüße an die bodo-Redaktion, ein großes Lob für Euer Juniheft! Ich war sehr beeindruckt von der Geschichte über die Dortmunder Obdachlosenhilfe Gast-Haus, die so warmherzig geschrieben ist, die Gäste im Blick hat und gleichzeitig den vielen engagierten Helfern ein Denkmal setzt. Toll! Fast erschrocken habe ich mich über das Martin-Suter

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mal hier, mal da. Die Juniausgabe habe ich durchweg gelesen, alles, so interessant war diese bodo -Zeitung. Weil ich dasselbe Gefühl eigentlich immer schon hatte, wenn ich bodo kaufte und las, schreibe ich einfach mal. Super – und danke! Man bekommt dann doch mal wieder einen anderen Blick auf die (soziale) Welt. Macht weiter so, Glück Auf! Brigitte

-Interview. Das muss ich erklären: Suters neues Buch

Guten Tag, ich schreibe Ihnen als Moderation der

„Elefant“ ist wunderbar. Als ich neulich in der Stadt war,

„Torsten Sträter Fans“-Gruppe bei Facebook. Am ver-

ging ich in meine Buchhandlung, um es als Geschenk

gangenen Wochenende habe ich bei einer Freundin in

für eine Freundin zu kaufen. Draußen traf ich meinen

Dortmund ihr Straßenmagazin bodo / Ausgabe Febru-

bodo-Verkäufer mit dem neuen Maikäfer-Heft. Wir ka-

ar 2017 mit dem Interview mit Torsten Sträter gelesen.

men ins Gespräch, und ich erzählte vom kleinen rosa

Da ich aus Bielefeld komme und es bodo in OWL so nicht

Elefanten und dem Obdachlosen Schoch, der ihn ent-

gibt, hatte ich vorher keine Gelegenheit, dieses Inter-

deckt. Mein Verkäufer blätterte eilig im Heft und zeigte

view zu lesen. Es ist sehr gut geschrieben und gefällt!

mir das Interview mit Martin Suter. Zufälle gibt es…

Besten Dank – und alles Gute und viel Erfolg für Ihre

Alles, alles Gute für Eure Arbeit, S.G.

tolle Arbeit! Tatjana Dyherrn

bodo dankt: Sparkasse Bochum Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Jutta Meklenborg, Sandra Rettemeyer, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, HansGeorg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowy, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause, Friederike Claassen, Sulamith Frerich, Nicole Hölter, Gerhard Heiart, Armin Albrecht, Olaf Authorsen, Dr. Barbara Baier, Thorsten Baulmann, Erika Birkners, Kathrin Bohr, Elsemarie Bork, Andreas Bürgel, Daniel Buning, Peter Dabringhausen, Christine Dahms, Petra Danielsen-Hardt, Sonja Marlis Hoke-Zanger und Dieter Zanger, Karola Distelkamp, Christina Dolkemeyer, Dr. Helga Donath, Annette Düe, Tobias Eule, Ev. Kirchenkreis Dortmund, Ina und Gabriel Fuhler, Christa Fuhrländer, Harald Gering, Kaffeezentrale DE GmbH, Birgitta Götz, Marco Groger, Dr. Michaela Gross, Anke Gruska, Esther Hagemann, Silke Harborth, Minu Hedayati-Aliabati, Rosemarie und Dr. Jürgen Höhfeld, Claudia und Markus Holtkamp, Iris Holzkämper, Heinrich Jabkowicz, Reinecke Johanna, Michael Kansteiner, Petra Karmainski, Doris und Manfred Kater, Christina Kolivopoulos, Jutta Korth, Peter Lasslop, Erika Maletz, Mechthild Maschetzke, Verena Mayer, Dolf Mehring, Prof. Dr. Klaus-Martin Melzer, Barbara Möllenbeck, Christoph Neumann, Ingrid Olier, Barbara Perchner, Carsten Piel, Wiltraud Pohl, Sabine Raddatz, Hildegard Reinitz, Ingo Rosner, Petra Schäckermann, Stephanie Schäfer, Volker Schaika, Gerd Schlitzer, Herbert Schnier, Petra Schrey, Larissa Schulze, Karin Seidel, Dr. Sabine Siebel, Ute Soth-Dykgers, Rosemarie und HansGerd Steffens, Oliver Stiller, Erika Stockhausen, Dr. Brigitte Stüwe, Susanne Sworowski, Johannes Syre, Margret Tersteegen, Hannelore ThimmRasch, Rita Timmerbeil, Ulrike Ullrich, Uta VennWeinrich, Beate Vohwinkel, Christel und Gerhard Volpers, Beatrice-Elena von Hall, Jutta und Wido Wagner, Siegmar Welski, Ursula Wiedemann, Heinz-Jürgen Wiemers, Dr. Gilbert Wildenheim, Dr. Stefan Wirths, Timo Zimmermann


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