bodo September 2013

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1.80 Euro September 2013 | 90 Cent für den Verkäufer

bodo Das Straßenmagazin

04 | Bernadette La Hengst | Singen zur Senkung der Arbeitsmoral 08 | Permakultur | Kein »Gärtnern aus der Hängematte« 14 | Bochumer Straßenkinder | »Ein Ort, wo ich weiß, da kann ich hin« 21 | 18 Verlosungen | z.B. 13. Dortmunder DEW21-Museumsnacht

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02 EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser, schön, dass Sie mit dem Kauf des Straßenmagazins

mit einem Sternmarsch am Hauptbahnhof, am

eine Verkäuferin oder einen Verkäufer unterstüt-

Jahrhunderthaus und am Schauspielhaus.

zen. Wir haben uns Mühe gegeben, dass auch dieses Heft seinen Preis wert ist, denn darum geht es uns: Statt um milde Gaben zu bitten, haben unsere vielen VerkäuferInnen wirklich etwas anzubieten – vierzig Seiten Soziales und Kultur aus der Region,

Blätterern“ gehören, haben Sie vielleicht schon auf unserer Leserseite am Schluss das Gruppenbild mit unseren Kolleginnen und Kollegen gesehen. Die Jahreskonferenz der sozialen Straßenzeitungen,

diesmal mit extra viel Spätsommer, weil wir die

diesmal in München, war für uns wieder ein ganz

warme Jahreszeit gerne noch etwas zum Bleiben

besonderes Ereignis. Nicht nur, weil von Norwegen

überreden möchten.

bis Südafrika durchweg wunderbare Menschen die-

Wenn Sie Linkshänder oder Manga-Fan sind oder

ses Job machen. Auch, weil an einem Ort, an dem

auch sonst häufig von hinten nach vorne blättern,

100 StraßenzeitungsmacherInnen zusammenkom-

wird Ihnen zuerst auffallen, dass auch bei uns Wahl-

men, Dinge sichtbar und greifbar werden, die sonst

kampf ist. Zumindest im Anzeigenteil. Seit Jahren

sehr theoretisch daherkommen.

bieten wir allen demokratischen Parteien an – natürlich gegen Bezahlung – auch bei uns zu werben. Vor dieser anstehenden Bundestagswahl wird diese

Wir sprechen z.B. sonst nur am Rande von unserer gemeinsamen Millionenauflage, die uns weltberühmte Botschafter wie Schriftsteller Paulo Coelho

Möglichkeit durch das ganze Spektrum genutzt.

oder Trainspotting-Autor Irvine Welsh beschert

Das freut uns nicht nur, weil neben Spenden und den

(von ihm mehr im nächsten Heft). Mit einer langen

Einnahmen aus unseren anderen Projekten auch die

Tafel, auf der ausgebreitet die japanischen, ameri-

Anzeigen unsere Arbeit finanzieren helfen. Es zeigt

kanischen oder protugiesisch-sprachigen Hefte lie-

uns, dass auch die Parteien zunehmend wissen,

gen, wird diese Reichweite auf einmal augenfällig.

dass bodo ein großes und ein spannendes Lese-

Ebenso kommen abstrakte Nachrichten wie die

publikum hat – Sie.

über die soziale Krise in Griechenland plötzlich

Und es erinnert daran, dass wir – bei aller Unzufrie-

ganz nah, wenn unser wundervoller Kollege Chris,

denheit mit einem lange nicht wirklich in Gang kom-

der in diesem Jahr mit unser aller Hilfe in Athen

menden Wahlkampf – tatsächlich die Wahl haben.

die erste griechische Straßenzeitung aus der Taufe

Um alle Parteien, auch die zukünftige Regierung, auf ein Handeln gegen die zunehmende Entsolidarisierung und soziale Ungleichheit in Deutschland zu verpflichten, rufen wir mit einer Vielzahl von Organisationen zu der bundesweiten Großdemonstration des Aktionsbündnisses „umFAIRteilen“ am

hob, von seiner Arbeit erzählt. Eine Arbeit mit Menschen, die vor einem Jahr noch mit ihren Familien in schönen Innenstadtwohnungen lebten und nun zu Tausenden in den Parks der griechischen Hauptstadt leben. Rettungspakete für Banken hingegen wirkten dann plötzlich fast surreal.

Samstag vor der Wahl in Bochum auf. Die Demons-

Viele Grüße von bodo,

tration beginnt am 14. September um 11.30 Uhr

Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de

IMPRESSUM

BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS

Herausgeber | Verleger | Redaktion

Autoren dieser Ausgabe:

Redaktions- und Anzeigenschluss:

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bodos Bücher | Modernes Antiquariat:

bodo e.V.

Bianka Boyke (bb), René Boyke (rb), Frederik

für die Oktober-Ausgabe 10.09.2013

bodo e.V. | als gemeinnützig eingetragen

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

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Gremler, Wolfgang Kienast (wk), Maike, Mar-

Anzeigen:

im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

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cus Preis (mp), Bastian Pütter (bp), Petra

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012

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Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr

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von Randow (pvr), Alicia Reimann, Dr. Birgit

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Rumpel (biru), Sebastian Sellhorst (sese)

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Fotos: Moni Bosch (5), Bianka Boyke (12,

Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum

Vorstand:

Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr

Layout und Produktion:

30), INSP (38), Oliver Pohl (6), Daniel Sa-

Andre Noll | Brunhilde Dörscheln |

Anlaufstelle Bochum:

Andre Noll | Büro für Kommunikationsdesign

drowski (3, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 16,

tenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert ein-

Nicole Hölter | vorstand@bodoev.de

Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum

0231 – 106 38 31 | info@lookatnoll.de

32, 33, 36), Oliver Schaper (3, 28, 30, 34),

gesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung

Geschäftsleitung | Verwaltung:

Mo., Mi. und Fr. von 14 – 17 Uhr

Veranstaltungskalender:

Sebastian Sellhorst (17), Claudia Siekarski

übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehal-

Tanja Walter | verein@bodoev.de

Di. und Do. von 10 – 13 Uhr

Petra von Randow | redaktion@bodoev.de

(2, 6, 7), Christiane Stephan (4)

ten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

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Titelbild: Christiane Stephan

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Zeichnungen + Cartoons: Volker Dornemann

lich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt

Bastian Pütter | redaktion@bodoev.de

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die Meinung der Redaktion wieder.

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2

Wenn Sie zu besagten „Von-hinten-nach-vorne-

Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kos-

Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und nament-


03

INHALT

02 Editorial | Impressum 04 Menschen Bernadette

La Hengst von Bastian Pütter

Mit ihrer Band „Die Braut haut ins Auge“ war sie Teil des musikalischen Aufbruchs der „Hamburger Schule“ Anfang der 1990er Jahre. Seit gut zehn

Unser Titelbild der September-Ausgabe:

Jahren ist sie solo unterwegs mit schlauem Pop und sehr politischen Thea-

Bernadette La Hengst (S. 4)

terprojekten. Mit ihrem Stück „Bedingungsloses Grundeinsingen“ war sie in

Foto: Christiane Stephan

Bochum und kommt im September nach Mülheim. 06 Neues von bodo | Maikes Verkäufertagebuch 08 Reportage Im

anderen Garten von Wolfgang Kienast

Dem durchschnittlichen Klein- und Hobbygärtner werden an diesem Ort die Haare zu Berge stehen. Ob Nutz-, Zier- oder Wildgewächs, wir sehen vor uns das Beet vor lauter Pflanzen nicht. Doch schnell lernen wir, dass Permakultur etwas ganz anderes ist als „Gärtnern aus der Hängematte“. 11 Verkäufergeschichten Reinhold von Sebastian Sellhorst

20 Kinotipp

Der Glanz des Tages im endstation.kino

20 Netzwelt mundraub.org von Frederik Gremler Eine Obst-Landkarte Deutschlands – das ist vielleicht eine treffende

„Natürlich muss man beim Verkauf auch schon mal dumme Bemerkungen

Beschreibung der Website mundraub.org. Die Service- und Kommunikati-

schlucken, aber es gibt zum Glück ja auch die andere Seite. Nette Leute, die

onsplattform für Selberpflücker hat das Ziel, die bedrohten öffentlichen

ein bisschen stehen bleiben und quatschen. Die finden gut, dass man etwas

Obstbaumbestände zu schützen und zu erhalten.

macht, und haben Verständnis für die Verkäufer. Ohne die ginge es nicht.“ 12 Recht Renovierklauseln 12 Kultur Empfänger

in Mietverträgen von René Boyke

21 Veranstaltungskalender | Verlosungen von Petra von Randow 28 Soziales Eins, zwei, drei – Bir, iki, üç von Bianka Boyke

unbekannt von Bastian Pütter

Jede Woche besuchen die Vorlesepatinnen der RAA Dortmunder Kitas und

Die kurze Briefnovelle über eine Freundschaft und das schleichende Gift

Grundschulen und lesen dort im Tandem vor. Das heißt: Zunächst liest die

des Faschismus ist ein beeindruckender Text von beklemmender Aktuali-

eine auf Deutsch, dann wird der Text von der anderen in ihrer Mutter-

tät. Sabine Henke und Birgit Rumpel haben ihn für eine szenische Lesung

sprache vorgetragen.

eingerichtet – Premiere ist am 13. September bei bodo. 13 Wilde Kräuter Echtes

Labkraut von Wolfgang Kienast

32 Kultur Bochum ist nicht Detroit von Dr. Birgit Rumpel Das Schauspielhaus Bochum startet in der neuen Spielzeit ein Projekt, das

Der Veggie-Day, antizyklisches Verhalten und ein ideales süßwürziges

sich abseits des klassischen Theaters mit einem realen Drama beschäftigt:

Naschwerk im Spätsommer.

der Schließung des Opel-Werks.

14 Reportage »Ein

Ort, wo ich weiß, da kann ich hin« von Marcus Preis

Traumatische Erlebnisse in den Biografien junger Menschen führen manchmal dazu, dass diese lieber auf der Straße, als bei ihren Herkunftsoder Pflegefamilien leben. In der Kontakt- und Beratungsstelle „Sprungbrett“ in Bochum treffen wir Tabea und Carsten. 17 Praktikum Die 18 Kommentar

34 Rätsel | Cartoon von Volker Dornemann 35 Interview In der Höhle des Löwen von Frederik Gremler Inge Hannemann ist Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona und wegen ihrer Kritik an der Sanktionspraxis und der „gewollten Unmenschlichkeit“ im System inzwischen freigestellt.

schlimmsten zwei Wochen... von Alicia Reimann

Danke für die Stille von Bastian Pütter

36 bodo geht aus Hofcafé auf dem Union-Gewerbehof von Wolfgang Kienast Die Leute, die auf dem Union-Gewerbehof an der Huckarder Straße arbei-

Wie Edward Snowden acht Wochen lang populistischen Wahlkampf auf

ten, kennen das Hofcafé natürlich. Und die direkten Nachbarn auch. Für

Kosten von Zuwanderern verhinderte.

alle anderen: unser Ausgehtipp.

18 News | Skotts Seitenhieb

12

38 Leserseite | Cartoon

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04 MENSCHEN | von Bastian Pütter | Fotos: Christiane Stephan · Moni Bosch

Bernadette La Hengst Singen zur Senkung der Arbeitsmoral Sie steht allein in einem großen Gemeindesaal

Bernadette La Hengst, geboren 1967 ohne das

nahe dem Bochumer Schauspielhaus und spielt

„La“, stammt aus Bad Salzuflen, wie die gefühlte

ganz für sich ihre einfachen, swingenden Ak-

Mehrheit des musikalischen Aufbruchs der „Ham-

kordfolgen auf der halbakustischen Gitarre.

burger Schule“ Anfang der 1990er Jahre. Wie

Später wird sie hier mit einer bunten Schar

Bernd Begemann, Frank Spilker (Die Sterne) und

Laien genauso entspannt und leichtfüßig eine

Jochen Distelmeyer (Blumfeld) zieht es sie aus

der letzten Proben für ihre aktuelle Theaterpro-

Ostwestfalen über Umwege nach Hamburg, wo sie

duktion „Bedingungsloses Grundeinsingen“ im

und ihre Band „Die Braut haut ins Auge“ Teil einer

Rahmen des Impulse-Festivals absolvieren. Vor-

der einflussreichen musikalischen Bewegungen

her sprechen wir über Pop, Theater und Politik.

der letzten Jahrzehnte werden. Diskurs und Pop, Intelligenz und deutsche Texte, die Bad Salzufler und Bands wie Kolossale Jugend, Die Goldenen Zitronen, Mutter, Kante oder Tocotronic prägen bis heute Musiker-Innen und Theaterleute. Bernadette La Hengst lebt seit der Geburt ihrer Tochter 2004 in Berlin, von wo aus sie als Musikerin tourt und als Theatermacherin zu ihren wechselnden Projekten pendelt. Inzwischen müsse sie sich von der Neunjährigen durchaus kritische Fragen zu dieser ungeliebten Seite ihres Berufs anhören. „Ich bin oft weg von zu Hause, das gehört eben dazu. Der Vater kümmert sich zur Hälfte. Eigentlich funktioniert das gut.“ Dass in den Nischen, in denen sie sich bewegt, auch kein Reichtum auf sie wartet, sei nun mal so: „Ich nenne es selbstgewähltes Prekariat. Ich kann mir kein Angestelltenverhältnis vorstellen, und ich kann mit dieser Freiheit umgehen, manchmal eben auch in ein tiefes Loch zu fallen, weil ich nicht weiß, wie es nächstes Jahr weitergeht.“ In das Lamento ihrer meist männlichen Kollegen über den Niedergang der Musikindustrie mag sie nicht einstimmen. „Oft sind es Leute, die sich über Internet-Downloads beschweren, die vorher sehr privilegiert waren. Wenn Sven Regener von Element of Crime schimpft, weil er Angst hat, dass ihm etwas weggenommen wird, ist das Geld, das ich nie hatte. Ich konnte nie ausschließlich von Plattenverkäufen leben und habe mich schon Ende der 90er Jahre umorientiert. Ich habe eine Booking-Agentur gegründet und angefangen mit Theaterarbeit, Hörspielen und politischem Aktivismus. Für mich ist eher selbstverständlich, dass ich an vielem interessiert bin, an verschiedenen Kunstformen und an der Welt.“ Dazu gehört auch ihr Engagement beim politischen Künsterlerkollektiv „Schwabinggrad Ballett“ und in der Flüchtlingsarbeit.

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05

Seit 2002 veröffentlicht Bernadette La Hengst

und begleitete sie in einem Kulturhauptstadtpro-

sitzen wollen, sondern man nimmt es ernst und

Platten und tourt unter eigenem Namen. Dem

jekt die Mädchenband „Girls‘ Planet“. „Die Menta-

hört sich an, wie sich das Leben verändern könn-

Feuilleton ist sie mit ihrer Mischung aus fröhlich-

lität der Leute ist wirklich extrem freundlich und

te.“ Für Bernadette La Hengst ist es eine konkrete

eingängigem Gitarrenpop mit Elektronikeinschlag

kommunikativ, das fällt hier schon auf, aber es

Utopie: „Wir rechnen vor, dass ein Grundeinkom-

und intelligenten, politischen, feministischen

sind dann eben doch keine Großstädter“, meint

men finanzierbar wäre. Wenn man alle staatlichen

Texten nicht ganz geheuer. Die ZEIT nannte ihre

Bernadette La Hengst. „Sie sind halt sehr boden-

Sozial- und Transferleistungen zusammenrechnet,

Lieder „Trojanische Pferde“. „Ich bin die Unter-

ständig und humorvoll, aber nicht so geübt im

könnte man 800 Euro an jeden auszahlen. Es ist

jubelerin, stand da“, lacht sie. „Aber mir war

Erfinden oder auch im Zutrauen, dass jeder sich

eine Frage der Verteilung und Entscheidung.“

nicht ganz klar, ob ich dem Schlager den Diskurs

künstlerisch ausdrücken kann.“ Doch das Stück ist kein getarnter Vortrag, son-

unterjuble oder andersherum.“ Der doppelte Boden ihrer Texte ist jedoch keine Zugabe und kein

In Bochum ist sie mit dem „Bedingungslosen

dern eher eine Übung im miteinander Singen als

augenzwinkerndes Spielen mit Referenzen, son-

Grundeinsingen“, das auch im September in Mül-

Erkenntnisinstrument: „Die Lust am Singen hat

dern Kern des Produktionsprozesses. Die meisten

heim Station macht (s.S. 26). Ein Stück, dessen

jeder, aber alle behaupten, es nicht zu können.

Songs entstehen seit Jahren für sehr politische

Ausgangspunkt ein kleiner Schwindel ist. Der

Mein Trick ist, dass ich das Publikum nicht frage.

Theaterprojekte, die sie meist mit Laien in der

Theaterabend in der leicht schmierigen Form ei-

Ich stelle mich vor als bedingungslose Chorleite-

ganzen Republik inszeniert.

ner Firmengala feiert das fünfjährige Jubiläum

rin – ,Und jetzt wird gesungen!‘ Die, die schief

eines europäischen Pilotprojekts: Den ausgewähl-

singen, muss man halt ertragen. So funktioniert

Die Stücke ihrer aktuellen CD „Integrier mich,

ten Chormitgliedern wurde fünf Jahre lang ein be-

Gesellschaft. Dann entsteht eine Kraft aus dieser

Baby!“ wurden unter anderem für ein gleichnamiges

dingungsloses Grundeinkommen von 1.000 Euro

neuen Art von Gemeinschaft.“

Projekt am Hamburger Thalia-Theater geschrieben,

monatlich gezahlt, verrät die Presseinfo. Nun, im

einen von Zuwanderern geleiteten Integrationskurs

Theater berichten die Arbeitslosen, Studierenden,

Und wenn dann bei der Premiere ein konzen-

für das Publikum, in dem nicht deutsche, sondern

Selbstständigen, Alleinerziehenden, Rumhänger

triertes Theaterpublikum im dreistimmigen Ka-

Zuwanderungsgeschichte gelehrt und abgefragt

von ihren Erfahrungen.

non schmettert: „Wir singen zur Senkung der Arbeitsmoral“, versteht man, was Bernadette

wurde. In Freiburg inszenierte sie 2009 mit Armen die „Bettleroper“ und im letzten Jahr „Planet der

„Anscheinend ist die Utopie gar nicht so weit

meint, wenn sie sagt: „Die Musikbühne und das

Frauen“, eine feministische „Kampfoperette“. Auch

von der Realität entfernt, wenn man es einfach

Kopfnicken, das Einverstandensein des Publikums

im Ruhrgebiet hat sie schon gearbeitet. In Mülheim

behauptet“, sagt Bernadette La Hengst. „Schon

sind mir manchmal zu einfach und im Theater ist

erarbeitete sie u.a. in Workshops mit Anwohnern

ist das Grundeinkommen nicht mehr ein Konzept

es mir teilweise zu verkopft. Ich versuche, beides

das Libretto der Eichbaumoper, in Essen gründete

von Spinnern, die den ganzen Tag auf dem Sofa

zusammenzubringen.“ (bp)

5


06

NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter dieser zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de | Fax: 0231 – 950 978 20

Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de

bodos Bücher in Bochum

INSP-Konferenz

Am Samstag, den 14. September findet auf dem

Vom 29. Juli bis zum 1. August nahmen Basti-

Boulevard zum fünften Mal die Bochumer Bü-

an und Sebastian an der diesmal vom Münchner

cherbörse statt.

Straßenmagazin BISS ausgerichteten Interna-

Unter dem Motto „Bücher in Bochum“ können sich

tionalen Konferenz der Straßenzeitungen teil.

Verwaltung

alle Bücherfreunde auf einen gut bestückten Bü-

Mehr als 100 KollegInnen aus der ganzen Welt erar-

Brigitte Cordes

chermarkt freuen. Auch wir sind wieder dabei mit

beiteten gemeinsam Perspektiven für das digitale

info@bodoev.de

einem großen Buchstand vor Baltz, schräg gegen-

Zeitalter, diskutierten die Rolle der Straßenzeitun-

über dem Kuhhirten.

gen in der Finanzkrise und stellten erfolgreiche Pro-

Dabei haben werden wir viele, viele Kisten mit Redaktion und

handverlesenen,

Öffentlichkeitsarbeit

zum Einheitspreis: Jedes Buch kostet zwei Euro,

Bastian Pütter

drei Bücher kosten fünf Euro. Wir freuen uns auf

redaktion@bodoev.de

Ihren Besuch!

Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de

neuwertigen

Taschenbüchern

Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

Wohnungslosenarbeit, aus Werbung und Marktforschung, Arbeitsgruppen zur Armutsmigration, zur Arbeit mit Roma, zur „digitalen Straßenzeitung“ oder zu Fragen von Fundraising und Finanzierung waren eingerahmt von einem (hoch-)offiziellen Pro-

In unserem Dortmunder Buchladen am Schwa-

gramm, beginnend mit einem Empfang im Münchner

nenwall gibt es auch im September wieder eine

Rathaus und endend mit der feierlichen Verleihung

Reihe von Aktionen. Ein Thema ist der Deutsche

der „International Street Paper Awards 2013“.

Buchpreis, der am 5. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse verliehen wird. Wir bieten neben der aktuellen Buchpreis-Anthologie auch immer wieder besonders günstige Bücher der nominierten AutorInnen an.

bodos Bücher

jekte vor. Expertenvorträge aus der internationalen

Dazwischen und danach war Raum für den direkten Austausch und die Diskussion mit den Menschen, die das Gleiche machen wie wir – nur ganz woanders. Wir haben so viel gelernt von unseren Schwesterzeitungen in Stockholm, Kapstadt, Amsterdam oder Athen

Auch an den Samstagen im September wird es

und hatten nebenbei eine Menge Spaß mit den bes-

von 10 bis 14 Uhr Sonderverkäufe geben – besu-

ten KollegInnen, die man sich wünschen kann.

chen Sie uns am Schwanenwall! Ihre Buchspenden nehmen wir gerne während der Öffnungszeiten (s. links unten) in Dortmund und Bochum entgegen.

Bastian Pütter, Redaktionsleiter bei bodo e.V. hat nun die Rolle des Koordinators der deutschsprachigen Straßenzeitungen übernommen und wird daran arbeiten, die Vernetzung aller Projekte zwischen Kiel, Wien und Basel weiter zu verbessern.

bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de

Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de

Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr

6 Di. u. Do. 10 – 13 Uhr

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MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH

Premiere am 2. Freitag

bodo in den Medien

Liebe bodo-Leser,

Wir freuen uns, am 13. September in unserer

Mehr als 100 Menschen in sozialen Notlagen

nun ist die erste Hälfte 2013 vorbei und die

Benefiz-Kulturreihe Zweiter Freitag eine weitere

verkaufen zurzeit das Straßenmagazin. Ein

Sommerferien stehen vor der Tür. Und der Le-

wirkliche Premiere zeigen zu können: Birgit Rum-

Vielfaches dieser Zahl lebt in unserer Region

sespaß der bodo steht vor Euch geschrieben.

pel und Sabine Henke sind bei uns mit der szeni-

auf der Straße, schläft in Abbruchhäusern oder

schen Lesung der Briefnovelle „Empfänger unbe-

lebt unter prekärsten Bedingungen.

kannt“ von Kathrine Kressmann und Elliot Taylor.

Anfang des Monats war die Bodelschwingher Kirmes. Irgendwie war an dem Tag der

Während Obdachlosigkeit in den Medien ein klas-

Zeitungsverkauf nicht mein Ding. Nach

Die Novelle dokumentiert den Briefwechsel der

sisches Winterthema ist, sind auch im Sommer die

ein paar Tagen bin ich mittags mit Übel-

beiden Kunsthändler Max Eisenstein und Mar-

Gefahren und Gesundheitsrisiken von Menschen

keit nach Hause gekommen, wo ich mich

tin Schulze, der eine in der Emigration lebender

auf der Straße unverändert hoch. Und auch unsere

dann nachmittags übergeben habe. Nach

deutscher Jude, der andere 1932 aus Amerika nach

Arbeit geht natürlich unverändert weiter.

einer Woche ging es mir wieder besser.

Umso schöner ist es, dass sich auch in der warmen

Trotzdem ich sauer auf Kollegen war, die

Jahreszeit JournalistInnen finden, die über die Nöte

nichts auf Regeln geben, habe ich mich im-

der Menschen am Rand und über unsere Arbeit be-

mer wieder mit dem Zeitungsverkauf ver-

richten und dass es UnterstützerInnen gibt, die die

sucht. Auch war es ein schöner Monat, viel

Kontinuität unserer Hilfen sicherstellen, denn bodo

Sonnenschein, hohe Temperaturen, und wenn

ist auf Spenden angewiesen.

man sich auch wenig bewegt hat, war man

Deutschland zurückgekehrt, um sich dort zum überzeugten Nazi zu entwickeln. Dem Vorwurf, die Juden würden sich ja nie gegen ihre Verfolgung wehren, begegnet Max auf ganz eigene Weise. Mit einem Racheakt, der perfider kaum sein könnte... Elke Heidenreich schreibt: „Ich habe nie auf weniger Seiten ein größeres Drama gelesen. Diese Geschichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertrefflicher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein Wort zu viel, keines fehlt.“

Neben der finanziellen Unterstützung und den großartigen Buchspenden, die wir erhalten, ist ein schönes Beispiel das Engagement der Firma BBS-Screen in Bochum, die unser letztes Cover – mit VfL-Trainer Peter

schon am Schwitzen. Bei dieser Hitze bin ich öfters unter die Dusche, was einem nur kurzfristig Linderung verschafft. Auch hatte ich meinen Standventilator am Tag öfters an.

Sabine Henke ist Kabarettistin und Schauspiele-

Neururer – auf Deutschlands größter Videoleinwand

Auch sind jetzt Schulferien – diejenigen,

rin, Birgit Rumpel arbeitet als Texterin und Jour-

am Bochumer Hauptbahnhof bewarb. Vielen Dank!

deren Finanzen es zulassen, können dann

nalistin (unter anderem für bodo) und ist Mitglied des Sprechchors im Theater Dortmund.

Vor allem über unsere Bochumer Stadtführungen, aber auch über die Lebensgeschichten von bodo-

07

in den Urlaub starten. Nun werde ich wieder etwas trinken, und zwar alkoholfrei. Denn bei der Hitze sollte man viel trinken.

Beginn 19.30 Uhr in unserem Buchladen am Schwa-

Verkäufern – ob neu zugewandert oder nicht, unser

nenwall 36 – 38, der Eintritt ist frei. Spenden kom-

Buchprojekt und die großartige Charity-Aktion „bi-

Nun wünsche ich allen Lesern dieser Zei-

men unseren Beratungsangeboten zugute.

ken für bodo“ gab es in den Sommerferien Medien-

tung viel Lesespaß, und bleibt mir alle

berichte, die uns sehr gefreut haben.

gesund und munter, Eure Bodoline Maike.

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08 REPORTAGE | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Im anderen Garten Der UmweltKulturPark in Dortmund-Barop

8

Dem durchschnittlichen Klein- und Hobbygärtner

her zu inspizieren. Mit Frau Riesberg, sie gehört zum

erhafte Landwirtschaft“ ins Deutsche übersetzen

werden an diesem Ort die Haare zu Berge stehen.

Vorstand des Vereins hinter dem UmweltKulturPark,

lässt. Im Jahr 1911 veröffentlichte der amerikani-

Dessen sind wir uns sicher, als wir einen ersten

sind wir auf dem Gelände im Dortmunder Süden ver-

sche Agrarwissenschaftler Franklin Hiram King ein

Blick über das vor uns liegende Areal schweifen

abredet. Sie führt uns zu einem hölzernen Tisch unter

Buch über ursprüngliche asiatische Anbautechniken.

lassen. Zwar gilt Englischer Rasen lang nicht mehr

einem reich tragenden Apfelbaum. Boskop, eine alte

Vermutlich war er es, der dabei den Terminus erst-

überall und jedem als Inbegriff einer mustergül-

Sorte. Auf dem Tisch stehen Schüsseln mit frischem

mals in der Fachliteratur verwendete. „Ich habe das

tiger Grünflächenpflege, Möhren müssen nicht

Obst neben Wasserflaschen und selbstgemachtem Saft.

Buch gelesen“, schwärmt Frau Lee. „Es ist brillant.

soldatengleich allseits in den Rabatten stehen

„Gleich gehen wir durch den Garten, versprochen, aber

Ich habe es gelesen wie einen Krimi, obwohl es eine

und ein Salat darf auch mal schießen, ohne dass

vorher gibt es noch ein wenig Theorie“, sagt sie und

wissenschaftliche Arbeit ist. Bis drei Uhr morgens.

die Schande Schrebers Jünger träfe. Hier aber,

überantwortet uns ihrer Kollegin. Von Rebecca Lee er-

Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen.“ Sie

auch daran zweifeln wir nicht, veranschlagt ein

fahren wir als Erstes, dass die Philosophie, nach deren

zeigt uns eine Grafik, die Permakultur symbolisiert.

gärtnernder Max Mustermann harte Arbeit, wo-

Prinzipien der UmweltKulturPark errichtet wurde, auf

Die Illustration vereint Vertrautes aus der westlichen

chenlang. Alles, so scheint es, darf wachsen, blü-

Jahrtausende alten Traditionen fußt, welche vor allem

Hemisphäre mit Zeichen aus der Welt australischer Ur-

hen und gedeihen, wie und wo es will. Ob Nutz-,

im asiatischen und südamerikanischen Raum verankert

einwohner: Wasser, Wolken, Sonne, ein Ei mit Lebens-

Zier- oder Wildgewächs, wir sehen vor uns das

sind. Mit etwa einhundert Jahren vergleichsweise neu

baum und eine regenbogenfarbene Schlange, welche

Beet vor lauter Pflanzen nicht.

ist der Name der Methode: Permakultur.

dem Schöpfungsmythos der Aborigines entliehen ist.

„Setzt euch erstmal“, hält uns Ulla Riesberg freundlich

Der Begriff setzt sich zusammen aus den Worten

In den 1970er Jahren nahmen die australischen

davon ab, den üppigen Wildwuchs auf der Stelle nä-

„permanent“ und „agriculture“, was sich mit „dau-

Wissenschaftler Bill Mollison und David Holmgren


09

den Faden auf und begründeten eine weit über rein

ment mehrere Aufgaben zu erfüllen. Zum Beispiel

stabilisiert man die Erträge langfristig auf einem aus-

landwirtschaftliche Positionen hinausgehende Denk-

Beinwell. Mit den Blättern kann man kochen, die

reichend hohen Niveau und hält den Arbeitsaufwand

weise, von deren Grundsätzen sich mittlerweile zu-

Pflanze hat medizinisches Potenzial, die Blüten

gering.“ Diesem Relativieren zum Trotz haken wir bei

kunftsorientierte Architekten, Stadtplaner und sogar

dienen als Bienenweide und Beinwell ist ein ausge-

„Gärtnern aus der Hängematte“ nach. Die Vorstellung

Softwareentwickler inspirieren lassen. Für sein Buch

zeichnetes Mulchmaterial.“

ist zu verlockend. Die richtigen Entscheidungen an

„Permaculture One“ erhielt Bill Mollison 1978 den Al-

den Anfang gestellt, erfahren wir, regelt sich tatsäch-

ternativen Nobelpreis. „Die Philosophie hinter Perma-

Ein Garten als ökologisch stabiles System? Konse-

lich vieles von allein. Maßgeblich ist das Wissen um

kultur ist eine Philosophie, die mit und nicht gegen

quent zu Ende gedacht würde das ja nicht nur bedeu-

die Zusammenhänge, aus denen sich die anzuwenden-

die Natur arbeitet, eine Philosophie der fortlaufenden

ten, auf Düngemittel und Giftstoffe zu verzichten,

den Techniken ergeben.

und überlegten Observation und nicht der fortlaufen-

sondern sich darüber hinaus auch das lästige Jäten

den und gedankenlosen Aktion“, heißt es bei ihm.

sparen zu können. „Gifte und Kunstdünger sind tabu“,

Die beiden Frauen erklären das anhand einer Reihe von

bestätigt Frau Riesberg. „Wir arbeiten rein biologisch

Beispielen: Es gibt Pflanzen, die das Wachstum ihrer

„Daran anknüpfend ist unser Garten kein Garten im

und ökologisch. Und was das Jäten betrifft, hat eine

Nachbarn positiv beeinflussen, und andere, welche

üblichen Sinn, sondern ein Naturgarten“, sagt Frau

Frau, die hier vor einigen Jahren aktiv war, später

Stoffe produzieren können, Schädlinge auf Abstand

Lee. „Im Vordergrund steht nicht die Gewinnmaxi-

einen Volkshochschulkurs mit dem Titel ,Gärtnern

zu halten. Wer mit den Eigenschaften seiner Pflan-

mierung durch hohe Erträge, sondern eine dauer-

aus der Hängematte‘ gegeben. Ein paar Leute von

zen vertraut ist, kann sie entsprechend kombinieren.

hafte Landwirtschaft, bei welcher die Vielfalt der

uns fanden das nicht so gut. Es geht nicht darum,

Eine Schicht Pappe als Basis eines neu angelegten

Strukturelemente dafür sorgt, dass das ökologische

nichts zu tun, es geht darum, möglichst wenig zu tun,

Mulchbeetes nimmt unerwünschten Wildkräutern die

System stabil bleibt. Dabei hat jedes einzelne Ele-

indem man natürliche Kreisläufe berücksichtigt. So

Möglichkeit, sich von unten breit zu machen. Lässt

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Rebecca Lee und Ulla Riesberg nach getaner „Arbeit aus der Hängematte“, während bodo-Autor Wolfgang Kienast sich an den reifen Kirschen bedienen darf.

tensiver gepflegt werden muss. Es folgt ein Gemüse-

tend orangeroten Blüten zu probieren: aromatisch

garten mit weniger anspruchsvollen Gewächsen, dann

frisch und scharf mit leichter Rettichnote. Wir be-

eine Zone mit Feldern, Obstwiesen und zum Rand hin

dauern, nicht zum Kochen hier zu sein, sonst könn-

man einjährige Kräuter bis zur Samenreife stehen,

tatsächliche Wildnis als Ruhebereich für die Natur, wo

ten wir die vielen Sorten Kohl versuchen, um uns

muss man sie im nächsten Jahr nicht aussäen. Sie

der Mensch nicht mehr einzugreifen hat.

anschließend noch ins Reich der Spinatpflanzen zu begeben. „Baumspinat ist der beste“, sagt Frau Lee.

brauchen keinen Gärtner, sondern sorgen selbst für ihren Fortbestand. Eine kleine Wasserfläche in süd-

All das erfahren wir, während wir von Rebecca Lee

licher Richtung vor einem Gewächshaus verdoppelt

und Ulla Riesberg durch den UmweltKulturPark ge-

Was im UmweltKulturPark fehlt, sind klassische Nutz-

durch Reflexion den Lichteinfall und hilft im Winter,

führt werden, der jetzt gar nicht mehr chaotisch

tiere wie Geflügel, Schafe oder Schweine. Bei der Grün-

das Innere zu heizen. Ebenfalls nach Süden ausge-

wirkt, sondern wie ein komplexes, in jeder Hinsicht

dung in den 1980er Jahren – als erster seiner Art in

richtete so genannte Sonnenfallen aus im Halbkreis

durchdachtes System, in welchem wir uns ausge-

Deutschland und als ökologische Ausgleichsfläche für

aufgestellten Steinen speichern tagsüber Wärme,

sprochen wohl fühlen. Letzteres auch, weil wir von

den Technologiepark der Dortmunder Universität – war

um sie nach Sonnenuntergang wieder abzustrahlen.

der Permakultur permanent naschen. Kirschen, Sta-

das anders gedacht. Ein Wohnhaus sollte errichtet wer-

Schützen außerdem höhere robuste Pflanzen das Beet

chel- und Johannisbeeren, japanische Weinbeeren,

den. Es wurde jedoch nicht genehmigt, und weil Tiere

nach Norden vor kaltem Wind, kommen empfindliche

koreanische Gurken, dreißig verschiedene Tomaten,

aufmerksamer betreut werden müssen als Pflanzen,

Kräuter aus dem Mittelmeerraum in unseren Breiten

vierzig Paprika- und Chilisorten. Außerdem Blätter

ließ sich deren Haltung nicht realisieren. (wk)

gut zurecht. Schlüsselloch-Beete verdanken den Na-

und Blüten unzähliger Kräuter und Gewürzpflanzen

men ihrem Grundriss. Ein schmaler Zugang führt zum

in sämtlichen Geschmacksrichtungen von süß über

INFO

Mittelpunkt, um welchen herum die Pflanzen konzen-

lakritzig, fruchtig, sauer, herb bis scharf mit allen

Wer den UmweltKulturPark näher kennenlernen möch-

trisch wachsen. Kleinwüchsige und häufig zu erntende

Zwischenstufen.

te, dem bietet das Herbstfest am Samstag, den 28. September (11 – 16 Uhr) eine gute Gelegenheit. Der

mittig, größere und seltener genutzte entsprechend

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weiter außen. Ähnlich sektioniert ist ein Permakul-

„Das Nette an Kapuzinerkresse ist, dass sie schön ist

Park liegt an der Ostenbergstraße, der Katholischen

turgarten insgesamt. In die unmittelbare Nähe eines

und lecker und dabei wie blöde wächst“, sagt Frau

Studentengemeinde gegenüber, in 44225 Dortmund-

Kernbereichs gehört, was täglich gebraucht oder in-

Riesberg und empfiehlt uns, von den großen, leuch-

Barop. www.umweltkulturpark.de


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VERKÄUFERGESCHICHTEN | protokolliert von Sebastian Sellhorst| Foto: Daniel Sadrowski

Fünf Mal wurde Reinhold bereits wegen seiner Bandscheibe operiert. Wegen seiner Erkrankung verlor er seinen Job. Nach einer Trennung fing er an zu trinken, machte erfolgreich eine Therapie. Wir haben ihn in Wattenscheid getroffen, wo er uns seine Geschichte erzählt hat. „Ich bin 1958 in Bochum-Grumme geboren. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Stuckateur gemacht. Mit 23 hatte ich dann meine erste Bandscheibenoperation. Danach hatte ich mit schlimmen Schmerzen und dem Gefühl, dass mir meine Beine nicht mehr gehören, zu kämpfen. Nach der Operation konnte ich dann zwar erst mal weiter arbeiten. Aber es folgten immer weitere Operationen. Insgesamt habe ich mich wegen meiner Bandscheiben fünfmal unters Messer legen müssen. Irgendwann war dann auch beruflich nichts mehr drin. Mit 36 haben mir die Ärzte gesagt, ich soll aufhören zu arbeiten. Mit 36

Reinhold aus Wattenscheid:

in Rente gehen konnte ich mir damals aber

»Ich hoffe jeden Tag, dass nichts kaputt geht.«

überhaupt nicht vorstellen. Meinen Job als Stuckateur habe ich wegen der vielen krankheitsbedingten Ausfälle verloren, fand dann aber wieder Arbeit in einer Gesenkschmiede. Die Arbeit dort hat mir dann den Rest gegeben. Mit 48 wurde ich auf Zeit frühverrentet. Jetzt bin ich 55, bekomme eine Rente, die aufgestockt wird auf Grundsicherung. Das reicht zum Leben, aber du musst jeden Tag beten, dass nichts kaputt geht oder andere

dann steht man da und muss sehen, wo man

Große Pläne für die Zukunft habe ich

Ausgaben auf einen zukommen.

eine herbekommt.

eigentlich nicht mehr. Mit meinem Hobby, der Sportfischerei, habe ich irgendwann aus

Ich war früher schon mal bei bodo. Damals

Im Moment verkaufe ich vielleicht 50 Zei-

Geldmangel aufgehört. Ein sehr günstiger Tag

war ich nach der Trennung von meiner Frau

tungen im Monat. Es gibt natürlich Zeiten,

Angeln kostet mit allen Drum und Dran und

in ein Loch gefallen. Krankheit, Scheidung,

da kann ich wegen meinem Rücken gar nicht

allen Scheinen ca. 30 Euro. Die habe ich im

Arbeitslosigkeit, damals kam alles auf einmal

verkaufen, und auch an guten Tagen gehen

Moment einfach nicht. Mein Traum wäre es,

und hat mich umgehauen. Dann hab ich den

nur vielleicht zwei bis drei Stunden am

irgendwann in einem eigenen Wohnwagen im

Fehler gemacht und Trost im Alkohol gesucht.

Stück. Länger macht mein Rücken nicht mehr

Grünen zu leben, meine Ruhe zu haben und

Das Dümmste, was man machen kann. Über

mit. Der Verkauf bringt mir grade so viel,

mein eigener Herr zu sein. Mal schauen, was

einen anderen Verkäufer bin ich damals zum

dass ich davon meinen Strom bezahlen kann.

daraus wird.“ (sese)

Straßenmagazin gekommen. Mit Hilfe von

So schaff ich es zurzeit immer irgendwie,

bodo habe ich dann eine Therapie gemacht

über die Runden zu kommen.

und wieder eine Arbeitsstelle gefunden. Jetzt bin ich Gott sei Dank wieder trocken.

Natürlich muss man beim Verkauf auch

bodo-VerkäuferInnen

schon mal dumme Bemerkungen schlucken:

Seit 18 Jahren gehören das Straßenmagazin und

Seit zwei Monaten verkaufe ich jetzt wieder

„Keine Lust zu arbeiten?“ oder „Ihr versauft

seine Verkäufer zum Straßenbild in Bochum, Dort-

das Straßenmagazin. Ich war an einem

doch eh euer Geld!“ – Das sind so Sprüche,

mund und Umgebung. Viele haben feste Verkaufs-

Punkt, an dem es finanziell einfach nicht

die man sich anhören muss, aber es gibt

plätze und einen eigenen Kundenstamm. Manche

mehr ging. Ich musste Stromkosten nach-

zum Glück ja auch die andere Seite. Nette

sind schon seit Jahren bei uns, andere nur auf

zahlen und konnte das Geld einfach nicht

Leute, die ein bisschen stehen bleiben und

der Durchreise. Für alle jedoch ist der Verkauf des

aufbringen. Irgendwann braucht man ja

quatschen. Die finden gut, dass man etwas

Straßenmagazins eine Arbeit, die Halt gibt und

auch mal eine neue Hose, und wenn einem

macht, und haben Verständnis für die Ver-

Selbstbewusstsein schafft. bodo stellt regelmäßig

dann noch die Waschmaschine kaputt geht,

käufer. Ohne die ginge es nicht.

einen Verkäufer vor.

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RECHT | von Rechtsanwalt René Boyke

BGH stärkt Mieterrechte: Renovierungsklauseln oft unwirksam

Empfänger unbekannt Premiere am „Zweiten Freitag“

Zieht ein Mieter aus seiner Wohnung aus, kön-

Auf dem Tisch liegen Briefe, alte Briefe. Die

mit dem Text, der ein Jahr später auch als Buch

nen Regelungen über die Renovierung der Woh-

einen abgeschickt und gestempelt in den

erschien, eine breite öffentliche Diskussion aus.

nung für Ärger zwischen Mieter und Vermieter

USA, die anderen in Deutschland. Die ersten

Zu einer Zeit, als die USA ihre Einwanderungsbe-

sorgen. Diese Regelungen können für den Mie-

mit Hindenburg auf den Briefmarken, die

schränkungen auch für europäische Juden aufrecht

ter echte Kostenfallen darstellen – wenn sie

späteren mit Hitlerporträt. Der letzte Brief

erhielten und das demokratische Europa mit seiner

denn überhaupt wirksam sind. Nun hat der

aus Amerika trägt den Poststempel „Emp-

Appeasement-Politik den gewalttätigen NS-Staat

Bundesgerichtshof sich wieder mit einer derar-

fänger unbekannt“. Zwei Frauen haben sie

und seine ersten Okkupationen tolerierte.

tigen Renovierungsklausel befasst (Aktenzei-

gefunden, so die Rahmenhandlung, und lesen

chen: BGH VIII ZR 285/12).

sie einander vor. Es sind Dokumente einer

Wie Chaplins Großer Diktator (Uraufführung

Freundschaft, die zerbricht.

1940) weiß „Address unknown“ bereits mehr

Im konkreten Fall ging es um sogenannte „Quotenklauseln“ und eine Dame, die nach ihrem Auszug von ihrem ehemaligen Vermieter aufgefordert wurde, Malerarbeiten vorzunehmen. Da sie sich weigerte, holte dieser – wie im Mietvertrag geregelt – einen Kostenvoranschlag für die Durchführung der Malerarbeiten ein. Da die im Mietvertrag geregelten Renovierungsfristen noch nicht erreicht waren, forderte der Vermie-

über den mörderischen Kern der nationalsoziaDer deutsche Jude Max Eisenstein erlebt im

listischen Ideologie, als die meisten sich 1938

amerikanischen Exil vorerst hilflos, wie sein ins

eingestehen wollten. Mit dem Kriegseintritt

Deutschland des aufkommenden Nationalsozi-

der USA gerät die Briefnovelle unverständli-

alismus zurückgekehrter Freund Martin Stück

cherweise in Vergessenheit. Erst 1995, zum 50.

für Stück die Distanz zur Ideologie der Nazis

Jahrestag der Befreiung der Konzentrationsla-

einbüßt, bis er ihr schließlich ganz erliegt.

ger, erscheint das Buch in neuer Auflage – und wird ein weltweiter Erfolg. Die über 90jährige

Die Kabarettistin Sabine Henke und die Jour-

Kressmann Taylor erlangt völlig unerwartet spä-

nalistin Birgit Rumpel haben auf Grundlage der

ten Ruhm und verbringt ihr letztes Lebensjahr

Briefnovelle der Amerikanerin Katherine Kress-

damit, Autogramme zu schreiben und Interviews

mann Taylor eine szenische Lesung inszeniert.

zu geben – glücklich, wie sie sagt.

Schon die Rezeptionsgeschichte ist ein eigener

Heute wird das Buch gefeiert als „Meisterwerk

Roman. „Address unknown“ erschien bereits 1938

einer aufs Äußerste verknappten Erzählkunst“

Genau diese Berechnung hielt der BGH im

in der US-Zeitschrift „Story“. Die Werbetexterin

(FAZ). „Ich habe nie auf weniger Seiten ein

konkreten Fall für unwirksam. Er führte aus,

und Journalistin Katherine Kressmann Taylor löste

größeres Drama gelesen“, schreibt Elke Heiden-

ter lediglich einen Anteil der angeblich anfallenden Gesamtrenovierungskosten in Höhe von 3.055 Euro netto ein, nämlich 1.055,32 Euro. Diese Kosten ließ er – wie im Mietvertrag geregelt – durch einen eigenen Kostenvoranschlag ermitteln.

dass die Mietvertragsklausel unwirksam sei, soweit diese lediglich vorsehe, dass der Anteil des Mieters an den Gesamtrenovierungskosten allein auf Grundlage eines vom Vermieter einzuholenden Kostenvoranschlags berechnet werde. Zum einen sei für den Mieter nicht erkennbar, ob der eingeholte Kostenvoranschlag verbindlich sei oder er diesem widersprechen bzw. auf seine Billigkeit überprüfen könne. Zum anderen müsse der Mieter die Klausel so verstehen, dass von ihm alternativ eingeholte Kostenvoranschläge unbeachtlich seien. Der BGH stellte jedoch auch ausdrücklich klar, dass nur die konkrete Formulierung der Renovierungsklausel dazu führe, dass der Vermieter den anteiligen Renovierungsbetrag nicht verlangen könne. Ausdrücklich erklärte der BGH, dass solche Abgeltungsklauseln grundsätzlich durchaus wirksam in Mietverträgen vereinbart werden könnten – solange die Klauseln eben auf die berechtigten Belange des Mieters Rücksicht nehmen. Die Mieterin musste im vorliegenden Fall keinen Anteil an den Renovierungskosten übernehmen. (rb) www.kanzlei-boyke.de

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KULTUR | von Bastian Pütter | Foto: Daniel Sadrowski


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WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast

wildkraeuter.bodo/33_echtes_labkraut/ Keine gute Nachricht bezüglich Klima-

gegen zurück. Und ich kam mir einiger-

schutz (Methanemission bei Massentier-

maßen bescheuert vor, als ich neulich

haltung) und Welternährung (Flächenver-

bei gefühlt vierzig Grad im Schatten am

brauch für Futtermittelproduktion): Der

Herd stand, um Makrönchen zu backen.

reich in ihrem Nachwort. „Dabei ist dieser Text so

durchschnittliche Fleischkonsum pro Kopf

Ich hatte Eiweiß übrig, aber keinen Ap-

dicht, so stimmungsvoll und trotz der vielen Jahre

ist in Deutschland von dreißig Kilogramm

petit auf Soufflé. Im Nachhinein aber bin

Abstand alles andere als historisch. Es geht um

im Jahr 1980 auf aktuell knapp einhun-

ich froh, gebacken zu haben. Labkraut-

eine Freundschaft. Und wir müssen feststellen, wie

dert Kilogramm gestiegen. Und ich fürch-

Mandel-Makrönchen, das würde ich sonst

der eine sich vollständig verändert“, sagt Birgit

te, der von den Grünen geforderte Veggie-

nicht wissen, sind ein ideales süßwürzi-

Rumpel. „Das ist nah dran an unserer eigenen

Day wird die Situation nicht ändern.

ges Naschwerk im Spätsommer.

Im Gegenteil. Auf Zwang folgt nicht selten

Streifen Sie zunächst eine Handvoll Blüten

Trotz. Einen Beleg, dass es den mündigen,

von etwa 20 Blütenständen vom Echten

politisch korrekt einkaufenden Verbrau-

Labkraut. Schlagen Sie 2 Eiweiß zu einem

cher aber tatsächlich geben könnte, hat

steifen Schnee, mengen Sie vorsichtig

kürzlich das Meinungsforschungsinstitut

die Blüten und jeweils 100g gesiebten

YouGov im Rahmen einer repräsentativen

Puderzucker und gemahlene Süßmandeln

Umfrage geliefert. Etwa neunzig Prozent

unter, setzen Sie die Masse auf Oblaten

der Konsumenten, heißt es da, kaufen

und backen Sie die Makrönchen bei 180

bevorzugt saisonales Obst und Gemüse

Grad für etwa 15 Minuten im vorgeheizten

und verzichten zum Beispiel auf Erdbee-

Ofen. Sollten auch Sie sich über Ihr Tun

ren während der kalten Jahreszeit. Ohne

wundern, denken Sie an das Ergebnis.

Erfahrungswelt.“ Hier ist es das schleichende Gift der Propaganda, das den einen infiziert. „Und was so unter die Haut geht“, sagt Sabine Henke, „sind die Fragen, die wir uns selbst stellen müssen: Hätte ich das erkannt? Wäre ich stark und kritisch genug gewesen? Oder auch: Hätte ich den Zeitpunkt zu gehen erkannt?“ Fragen, die durch die

Zwang. Leider geht aus der Studie nicht hervor, ob gefragt wurde, was die erklärten Nichtkäufer über den Geschmack von Wintererdbeeren zu sagen hatten.

chen hervorbringt, die man so schlecht

Der Begriff stammt aus der wirtschafts-

von den Klamotten kriegt. Unbekannter

wissenschaftlichen Welt und bezeichnet

sind das weiße Wiesen- und das gelb

ein zeit- oder trendgegenläufiges Agie-

blühende Echte Labkraut, obwohl beide

ren. Es gibt tatsächlich einen Antizykli-

nicht selten sind.

streng nach diesem Prinzip tätigt, dabei

natürlich ganz und gar gegenwärtig“, betont Sabine

aber zugibt, psychologische Barrieren

Henke. „Wenn wir etwa die Situation der Flüchtlin-

überwinden zu müssen. Gut, von Proble-

ge in Hellersdorf sehen, stellt er die Frage: Wo wird

men zu wissen, die ich nicht habe, wie

noch mitgemacht?“

dem, aus zu viel Geld noch mehr davon machen zu müssen.

Schulen der Region haben die Chance: Sabine Henke und Birgit Rumpel haben ihre szenische Lesung den Dortmunder Schulen angeboten.

lich beliebt ist das Kletten-Labkraut,

halten ist sowieso eine merkwürdige.

schen Aktien Club (AAC), der seine Käufe

Buch solle Schullektüre werden. Zumindest die

dürfte Waldmeister sein. Nicht sonderweil es diese kleinen, hakeligen Kügel-

noch dringlicher werden. „Insofern ist der Stoff

wie sie sagen. Elke Heidenreich forderte, dieses

stand gut erkennen. Das bekannteste

Die Sache mit dem antizyklischen Ver-

verstörende Wendung, die der Text am Ende nimmt,

Beiden ist das Projekt eine Herzensangelegenheit,

Labkräuter kann man am quirligen Blatt-

Das Echte Labkraut wächst meist flächendeckend auf Böschungen und nicht zu trockenen Magerwiesen. Die Blätter sind nadelartig spitz und stehen um einen meist vierkantigen Stängel. Der Hit sind die intensiv nach Honig duftenden Blüten. Echtes Labkraut diente lange Zeit – und

Antizyklisch ist bei mir der Konsum von

hat seinen Namen bekommen – als Mittel

Eis, das ich lieber im Winter esse als im

zur Käseherstellung. Es enthält entspre-

Sommer. Vor Dominosteinen, die jetzt

chende Fermente und könnte, wenn es

wieder in die Ausla-

nach mir ginge, als Alternative zum Käl-

gen gestapelt werden,

berlab wieder in Mode

scheue ich da-

kommen. (wk)

Die Premiere findet am 13. September in unserer Benefiz-Kulturreihe „Zweiter Freitag“ statt. Beginn am Schwanenwall 36 – 38 ist um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. Die aktuellen Buch- und Hörbuchausgaben können erworben werden. (bp)

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REPORTAGE | von Marcus Preis | Fotos: Daniel Sadrowski

»Ein Ort, wo ich weiß, da kann ich hin« Das Sprungbrett in Bochum

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Von Obdachlosigkeit sind nicht nur Erwachsene betroffen. Traumatische Erlebnisse in den Biografien junger Menschen führen manchmal dazu, dass diese lieber auf der Straße leben als bei ihren Herkunfts- oder Pflegefamilien. Doch wie kann es sein, dass trotz engmaschiger und gesetzlich vorgeschriebener Jugendhilfeangebote junge Menschen in der Obdachlosigkeit landen?


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Um Antworten zu finden, besuchen wir die

taktstelle können sie sich im anonymen Rahmen

Das Sprungbrett ist nicht zu verfehlen, auffallen-

Kontakt- und Beratungsstelle „Sprungbrett“

aufhalten, bekommen eine Mahlzeit und treffen

de farbenfrohe Graffiti an der Häuserwand sollen

in Bochum. Die Einrichtung direkt hinter dem

auf professionelle Ansprechpartner, mit denen

die Zielgruppe direkt ansprechen. Der Gestal-

Bahnhof versteht sich als niedrigschwellige

sie unverbindlich ins Gespräch kommen können.

tungsstil setzt sich in der großzügigen Örtlich-

Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwach-

Hier lernen wir Tabea und Carsten kennen (Na-

keit fort, Wände und Theke sind gleichermaßen

sene, die sich in besonderen problematischen

men v. d. Redaktion geändert), die uns einen

farblich bemalt. Gemütliches Mobiliar im Alu-Look

Lebenssituationen befinden und sich an einem

kleinen Einblick in ihr Leben geben.

lädt zum Verweilen ein, um die Ecke lockt ein

Leben auf der Straße orientieren. In der Kon-

Billardtisch. Dipl.-Sozialarbeiter Stefan Schröder führt uns durch die Räumlichkeiten und legt Wert auf eine Abgrenzung zu Freizeiteinrichtungen: „Wir sind nicht dafür zuständig, freizeitstrukturierende Angebote zu machen. Unser Besucherkreis im Alter von 14 bis 25 Jahren steckt in besonderen sozialen Schwierigkeiten und multiplen Problemlagen. Das sind massive Schwierigkeiten im Elternhaus, Gewalt- oder Missbrauchserfahrung oder zunehmende Fehlzeiten in der Schule.“ Oft ist das Konfliktpotenzial zu Hause aus unterschiedlichen Gründen so hoch, dass ein Zusammenleben aus der Sicht der Eltern oder des Jugendlichen nicht mehr möglich erscheint.

Beratung im Plauderton Die Einrichtung der evangelischen Jugendhilfe ist von Montags bis Freitags von 12 – 15 Uhr geöffnet. „Unser Ansinnen ist, mit den Heranwachsenden im unkonventionellen Plauderton im Gespräch zu sein, ohne sie mit pädagogischen Inhalten zu überfrachten. Im Laufe der Zeit erzählen die Besucher immer mehr von sich, was sie bedrückt oder was gut klappt, was sie für Vorstellungen haben, was für Wünsche. Wenn wir heraushören, dass eine gesonderte, individuell angepasste Beratung oder eine Kontaktaufnahme zu anderen Beratungsstellen sinnvoll wäre, besprechen wir das“, erklärt uns Schröder. Die Arbeit des vierköpfigen Sozialarbeiterteams basiert auf drei wesentlichen Grundsätzen: Alles, was im Beratungsprozess passiert und welche nächsten Schritte sinnvoll erscheinen, wird für den Besucher transparent gehalten. Die Entscheidung über die Durchführung dieser Schritte bleibt bei ihm. Die Jugendlichen sollen entsprechend ihrer Altersgruppe lernen, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Ein dritter Grundsatz ist die Gewährleistung der Anonymität der Besucher. Inzwischen sind Tabea und Carsten eingetroffen. Beide kommen seit über zwei Jahren ins Sprungbrett. In der Bochumer Notschlafstelle „Schlaf am Zug“ haben sie von der Kontaktstelle erfahren. Tabea ist bereits im Alter von 12 Jahren von zu Hause ausgezogen. Nach der Trennung ihrer Eltern lebte sie beim Vater und dessen neuer

∆ Tabea hat diesmal bei einer Freundin übernachtet. Mit ihr besucht sie das „Sprungbrett“.

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Lebensgefährtin: „Als ich sieben war, hat sie an-

mehr helfen könnte. Dabei hat die mich nicht

von Freunden eingeladen, aber beide sind davon

gefangen, mich zu schlagen und zu tyrannisieren.“

großgezogen und nicht die Scheiße erlebt, die ich

überzeugt, dass sie nicht abhängig sind und noch

Die Situation war so unerträglich, dass sie einen

mitmachen musste.“ Einen erneuten Umgang mit

selbst entscheiden können, ob sie was nehmen

Schulkameraden bat, ihr durch Schläge zusätzli-

dem Vater möchte sie nicht.

wollen oder nicht. Tabea verrät jedoch, sie sei

che sichtbare blaue Flecke zuzuführen, um auf ihr

schon mal für drei Tage wegen des Konsums von

Schicksal aufmerksam zu machen und zu erreichen,

Carsten berichtet uns von massiven Gewalterfah-

Amphetaminen im Krankenhaus gelandet: „Aber

endlich von zu Hause weg zu können.

rungen, er wurde bereits als kleines Kind verprügelt

das ist schon länger her, ich brauche die Dro-

und misshandelt, mit blauen Flecken, Zigaretten-

gen nicht, um den Tag zu überstehen.“ Carsten

Tabea kam dann zunächst in eine Übergangspflege-

brandnarben und Platzwunden an den Augenbrauen

gesteht: „Es ist fast schon traurig, denn die

familie, wo sie sich wohl fühlte und auch gerne ge-

wurde er mit zweieinhalb Jahren aus der leiblichen

Erfahrungen, dich ich mit Drogen gemacht habe,

blieben wäre. Doch da die Pflegeeltern bereits neben

Familie herausgenommen. Nach einem kurzen

sind nicht die schlechtesten. Ob ich zwei Tage

drei eigenen Kindern zwei weitere Kinder adoptiert

Aufenthalt im Kinderheim fand er bei einer Pflege-

eher sterbe oder nicht, ist auch egal.“

hatten, durfte sie dort nicht bleiben und zog in eine

familie ein neues Zuhause. Hier lebte er elf Jahre:

Mädchenwohngruppe. „Irgendwann hab ich mich mit

„Dann ging es nicht mehr, nur noch Stress, der

Im Sprungbrett sind sowohl der Konsum als auch

der Chefin da nicht mehr verstanden. Es gab nur noch

Pflegevater ging einem auf den Sack, die Pflege-

der Handel von Drogen nicht erlaubt. Zweimal in

Stress und Diskussionen. Ich hab mit dem Jugendamt

mutter fing an ‘rumzustressen, da hatte ich keinen

der Woche wird durch einen ehrenamtlich tätigen

gesprochen und wurde erst mal beurlaubt.“

Bock mehr drauf. Sie haben mich in die Klapse

Arzt medizinische Beratung angeboten, bei vielen

eingewiesen, ich hätte eine Empathie-Störung

ist der Krankenversicherungsstatus ungeklärt

Tabea ist nicht mehr in die WG zurückgegangen

und sei manisch-depressiv.“ Mit seiner damaligen

und es fehlt eine hausärztliche Anbindung. Die

und landete bei der Notschlafstelle. Vorüberge-

Freundin kam er ebenfalls zur Notschlafstelle und

Einrichtung ist eng eingebunden in das Netzwerk

hend konnte sie bei einer Freundin unterkommen,

dann zum Sprungbrett. „Hier ist ein Ort, wo ich

für Jugendhilfe, der Besucher kann bei Behör-

doch nun lebt sie seit zwei Jahren auf der Straße.

weiß, da kann ich hin, wenn ich was habe, wird mir

dengängen Unterstützung bekommen, und es

Die Schule hat sie wenige Wochen vor Abschluss

geholfen, das ist wirklich so. Ansonsten verlaufen

gibt die Möglichkeit einer juristischen Beratung.

der 10. Klasse abgebrochen. Es besteht ein

die Tage immer gleich: Man hat so seine Stationen,

Alle Angebote sind kostenfrei. Im Herbst möchte

lockerer Kontakt zur Großmutter, die ihr auch hin

die man abklappert, Kumpels treffen, am Bahnhof

Carsten gerne seinen Schulabschluss nachmachen.

und wieder etwas Geld gibt. Während der Zeit in

sitzen – irgendwo klar strukturiert, trotzdem pures

Auch Tabea hat diesen Wunsch, doch um das zu

der Wohngruppe hat sie sich bei ihrer leiblichen

Rumgammeln.“

schaffen, möchte sie erst eine eigene kleine Woh-

Mutter gemeldet, „aber die hat den Kontakt dann

nung bezogen haben. Auch wie es weitergehen

abgebrochen, weil ich ihr zu viel Mist gebaut

Die Verlockung, Alkohol und Drogen zu konsu-

soll, weiß sie: „Ich möchte gerne Kindergärtnerin

habe, zu anstrengend bin und man mir eh nicht

mieren, ist groß. Oft werden Tabea und Carsten

werden.“ (mp)

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ANZEIGEN

PRAKTIKUM | von Alicia Reimann

Die schlimmsten zwei Wochen meines Lebens… …waren die vierzehn Tage meines Betriebspraktikums bei bodo garantiert nicht. Ich muss zwar zugeben, dass ich anderes und – ehrlich gesagt – weniger erwartet hatte, als ich am Montag, dem 1. Juli und meinem ersten Arbeitstag, am Hauseingang neben dem Buchladen schellte. Beispielsweise hätte ich

22. SEPTEMBER GRÜN WÄHLEN www.gruene-dortmund.de Kreisverband Dortmund

nicht gedacht, dass ich so vielen verschiedenen Persönlichkeiten begegnen werde, die sowohl in der Redaktion als auch in der Buchhandlung miteinander arbeiten, oder dass ich bei einem echten Interview dabei sein würde. Meine Erwartungen wurden in dieser Hinsicht wirklich übertroffen. Nicht nur das Interview mit Andreas Horst, dem Quartiershausmeister des Schleswiger Viertels in der

bodo schafft Chancen

das straßenmagazin – die besten geschichten auf der straße ein euro achtzig – neunzig cent für den verkäufer

Nordstadt, sondern auch ein Besuch der Männerübernachtungsstelle in der Unionstraße war ein echtes Highlight. Außerdem konnte ich bei einer echten Redaktionssitzung dabei sein, eigenständig ein Plakat für eine am Wochenende stattfindende Aktion entwerfen und dabei mithelfen, die Schaufenster des Buchladens zu dekorieren. Natürlich gab es wie bei beinahe jedem Beruf auch ein wenig Eintönigkeit. Ein Beispiel dafür wäre das Sortieren und Archivieren von anderen Zeitungen und Straßenmagazinen und das anschließende Erstellen von Pressespiegeln, indem ich nach bestimmten Suchbegriffen in den Artikeln (wie beispielsweise „Soziales“ oder „Nordmarkt“) Ausschau hielt und diese dann ausschnitt. Obwohl – eigentlich war es ganz interessant, die Texte durchzulesen und zu erfahren, worüber andere denn so schreiben. Irgendwie habe ich dabei automatisch darauf geachtet, auf welche Art und Weise die Texte geschrieben wurden oder welche Wortwahl

Wir sind in jedem Vorort

zu Hause

benutzt wurde. Ob das wohl automatisch so ist, wenn man in einer Redaktion arbeitet?

Verbindungen • zahlreiche NachtExpress-Netz • dichtes • zentrale Anschlussmöglichkeiten

Wenn ich gefragt werden würde, was das Schönste an meinem Praktikum bei bodo war, würde ich ganz klar die Tatsache nennen, dass kein einziger Tag gleich war. Jeder einzelne Tag war anders und abwechselungsreich strukturiert. Wenn ich morgens um neun Uhr erschien, wusste ich nie, was genau ich jetzt eigentlich zu tun bekam und welche Aufgaben und Gelegenheiten auf mich warteten. Nur in einer Sache konnte ich mir immer sicher sein: dass es mit Sicherheit genauso span-

Weitere Infos: www.bus-und-bahn.de Mobiles Internet: bub.mobi

nend sein würde wie am Vortag. (Alicia Reimann)

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DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter

Danke für die Stille

NEWS | von Bastian Pütter

Flüchtlinge in Hellersdorf Gegen

von

Die Situation im zumeist von Roma

In einem mehr als 1.000 Seiten um-

für etwas ganz anderes zu danken. Snow-

Flüchtlingen im Berliner Stadtteil

bewohnten Duisburger Wohnblock

fassenden Abschlussbericht kommt

dens Enthüllungen über die Überwachung

Hellersdorf

finden seit Juli zum

„In den Peschen 3-5“ eskaliert wei-

der Untersuchungsausschuss zum

der westlichen Demokratien, die sich nicht

Teil offen rassistische Proteste

ter. Eine große Zahl Neuzuwanderer

Rechtsterrorismus des NSU zu einem

einmal Orwell hätte träumen lassen, über

statt. Bundesinnenminister Hans-

lebt dort, einige von ihnen werden

vernichtenden Urteil. Alle Fraktio-

die „Einbindung“ von Email-Providern,

Peter Friedrich (CSU) äußerte sich

mit Eigentumsdelikten in Verbin-

nen einigten sich auf einen Text, der

Softwarekonzernen

„befreundeten

besorgt um das Ansehen Deutsch-

dung gebracht, Anwohner beschwe-

in großer Deutlichkeit von einem „bis

Diensten“ in ein geradezu apokalyptisches

lands in der Welt. „Deutschland ist

ren sich über Lärm und Müll.

dahin nicht vorstellbaren Versagen“

Netz des Rechtsbruchs stoßen in Deutsch-

eines der beliebtesten Länder der

Nach expliziten Mord- und Brand-

und von „massiven Versäumnissen,

land zwar auf allgemeines Desinteresse des

Welt“, sagte Friedrich der Rheini-

stiftungsdrohungen,

rassistischen

Fehlleistungen und Fehleinschätzun-

Wahlvolks, sie haben aber zwei Dinge er-

schen Post. „Wir dürfen nicht zu-

Graffiti und Übergriffen, hat eine

gen der deutschen Strafverfolgungs-

reicht: Erstens beschäftigen sie Journalis-

lassen, dass dieses positive Bild

Unterstützergruppe eine regelmäßi-

und Sicherheitsbehörden“ spricht.

ten, und das ist in Sommerlochzeiten nicht

zerstört wird. Neonazis schaden

ge Nachtwache zum Schutz der Be-

Die Täter verübten unerkannt von

wenig, und zweitens haben sie den Innen-

unserem Vaterland.“

wohner eingerichtet. Im Anschluss

1998 bis 2011 zehn Morde, mindes-

politikern im Wahlkampf dicke Striche durch

Im Gegenzug erklärte der Grünen-

an eine Bürgerversammlung Ende

tens zwei Bombenanschläge und 15

die Agenda gemacht.

Parlamentsgeschäftsführer

Und vor dieser Agenda konnte man Angst haben. Der CSU-Innenminister, traditionell Mann für‘s Grobe, hatte bereits im Juni erklärt, wohin die Reise gehen sollte – mit einem angekündigten Rechtsbruch: EUBürger aus Rumänien und Bulgarien, die zu Unrecht Sozialleistungen beantragten, wolle er „aufgreifen und ohne großes Federlesen wieder rausschmeißen“. Das wäre zwar illegal, sollte aber nur der Auftakt zu einer Kampagne sein, die ihm durch Edward Snowden aus der Hand genommen wurde. Stattdessen musste er in die USA und Gespräche simulieren und grundgesetzwidrig ein „Supergrundrecht Sicherheit“ behaupten.

Unterbringung

Volker

August kam es zu gewalttätigen Aus-

Raubüberfälle. Der Bericht beschreibt

Beck, die „rassistischen Proteste vor

einandersetzungen. Nach offizieller

eine Fülle von Ermittlungspannen, ein

Flüchtlingsheimen sind die Geister,

Version sollen Personen aus dem Um-

„Gegeneinander der Behörden“ und

die Friedrich mit seiner Panikmache

feld der Nachtwache TeilnehmerIn-

die vielfache Nichtweitergabe von

und Hetze gegen Roma und Asyl-

nen der Versammlung angegriffen

Informationen. Das Bundesamt für

bewerber rief“.

Auch die Flücht-

haben. Verschiedene Gruppen wi-

Verfassungsschutz habe den Rechts-

lingsorganisation Pro Asyl warnte

dersprechen dieser Darstellung. Die

terrorismus verharmlost und „unbe-

vor einer „rassistisch aufgeladenen

Polizei stürmte darauf das Wohnhaus

streitbar versagt“.

Debatte auf dem Rücken von Schutz-

und nahm mehrere Menschen fest.

Scharf kritisiert der Bericht die Er-

suchenden“.

Gewaltforscher

Polizeilicher Schutz für die Bewoh-

mittlungsarbeit

Wilhelm Heitmeyer beobachtet ein

ner ist vorerst nicht zu erwarten.

den und des BKA zu den Morden an

wiederkehrendes Muster der Diskri-

Der Duisburger Polizeisprecher Ra-

türkisch- und griechischstämmigen

minierung ganzer Gruppen. Das trete

mon van der Maat sagte der taz,

Männern. Die Angehörigen der Opfer

bildungsunabhängig auf und betref-

nur wenige Roma seien integrati-

hätten „zum Teil jahrelang selbst im

fe auch Behinderte oder Obdachlose.

onswillig. „Die anderen kommen

Fokus von Ermittlungen“ gestanden

In der Asyldebatte befeuere die Poli-

mit unserer Gesellschaft nicht klar.

„und wurden zu Unrecht verdächtigt“.

tik diese Stimmung.

Die müssen weg.“

Der

Auch die anderen seltsamerweise immer „Innenexperten“ genannten Scharfmacher der Regierung tauchten weg. Die SPD war mit sich und der eigenen Beteiligung an den Verträgen über das „Absaugen“ (Steinbrück) von Daten genug beschäftigt und kein Sarrazin war in Sicht. Und so gab es tatsächlich fast acht Wochen Stille, bis Ende August die Friedrichs und Bosbachs ihre Truppen gesammelt hatten, um zum Jahrestag der Pogrome von Lichtenhagen wieder gegen die allerschwächste Gruppe im Land zu schießen, die Flüchtlinge. Gut, auch sonst ist nicht viel gewonnen, denn vor dem Fall der Arbeitsmarktbeschränkung für Rumänen und Bulgaren am 1. Januar werden wir sicher neue Höhepunkte des Schürens von Angst und Fremdenhass erleben – aber diese acht Wochen, die waren ganz gut. Danke, Edward Snowden. (bp)

18

NSU-Ausschuss berichtet

Es ist an der Zeit, Edward Snowden auch mal

und

die

Eskalation in Duisburg

SKOTTS SEITENHIEB

der

Polizeibehör-


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1

Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Wenn am 22.September Bundestagswahl ist, bin ich nicht dabei. Ich werde bis dahin politisch entschlafen sein, wenn das so weiter geht. Kaum komme ich aus dem Urlaub zurück, und selbst da bin ich heutzutage nicht nachrichtenlos, wird wochenlang über schnitzelfreie Tage berichtet und über ein Stellwerk in Mainz gestritten. Deshalb gibt es nur eine Rettung. Ich muss noch heute meine Briefwahlunterlagen ordern. Und dann wähle ich, was ich immer (na gut: eigentlich immer) wähle. Und ich wehre mich damit nur gegen die Dornröschen-Politik der Bundeskanzlerin, die heute so aussitzt und wegschwafelt, wie es Kohl nur in Sternstunden konnte. Mehr Kohl war nie, und es wundert mich, dass die Kabarettkollegen noch nicht auf den Spitznamen Angela Merkohl verfallen sind. Das ist das Problem der Opposition, um nicht zu sagen der SPDKanzlerkandidaten. Sie wollen was. Und das kann tödlich sein in der heutigen Bundesrepublik. Denn offensichtlich will der Wähler auch was, nämlich vor allem seine Ruhe. Das passt jetzt so gut nicht zusammen. Über eine politische Bilanz der Regierung redet gerade noch Friedrich Küppersbusch in seiner Exotensendung im dritten Programm, und da schneidet Schwarzgelb so toll dann nicht ab. Ich erinnere nur mal an die FDP-Hotelsteuer und das Raus und Rein beim Atomausstieg. Aber, ach, was soll das Lamentieren. In Bayern kannst du als Politiker Bürger in die Irrenanstalt sperren und als Abgeordneter deine minderjährigen Kinder auf Staatskosten als Computerexperten beschäftigen, das Volk lohnt es dir mit Aussicht auf eine absolute Mehrheit. Die Sozis an Rhein und Ruhr, da bin ich sicher, bekämen in solchen Fällen ordentlich was auf die Ömme, um mal folkloristisch zu sprechen. A propos Folklore. Allein aus Gründen dieser, also der Folklore, sollten wir stolz immer rot wählen. Inhalte spielen doch keine Rolle mehr. Das Wirr entscheidet.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

– umsonst und draußen – umsonst und draußen – umsonst und draußen –

Der „GEIERABEND“

am Samstag, 14. September 2013 ab 19.00 Uhr auf dem Markt in SOEST beim AWO Familienfest Unterbezirk Dortmund

Unterbezirk Ruhr-Mitte

Unterbezirk Unna

Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340

Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70

Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10

www.awo-ww.de

19


20

KINOTIPP | von endstation.kino

NETZWELT | von Frederik Gremler

endstation.kino & bodo präsentieren: Der Glanz des Tages Der Film von Tizza Covi und Rainer Frimmel (La Pivellina) ist ein Experiment. Walter (Walter Saabel) und Philipp (Philipp Hochmair) nehmen zwar Rollen ein, spiegeln aber gleichzeitig auch ihr eigenes Leben wieder. Philipp Hochmair ist ein junger erfolgreicher Schauspieler mit Engagements an den großen Bühnen in Wien und Hamburg. Sein

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.mundraub.org Eine Obst-Landkarte Deutschlands – das ist vielleicht eine treffende Beschreibung der Website mundraub.org. Dort können Benutzer seit 2010 öffentlich zugängliche Obstbäume, Sträucher und Kräuter finden. Andere Nutzer tragen ihre Fundorte ein.

von Proben und Aufführungen bestimmt. Dadurch verliert er immer mehr den Bezug zur Realität des Alltags. Als er auf den va-

Um die 20.000 Seitenaufrufe verzeichnet die Plattform täglich. Im Raum Dort-

gabundierenden Walter trifft, zu dem er eine

mund/Bochum finden sich über 160 Einträge. Farbige Fruchtsymbole markieren

ambivalente Freundschaft aufbaut, und mit

Fundorte auf einer interaktiven Karte, ergänzt um Kommentare und Informati-

dem Schicksal seines Nachbarn Viktor kon-

onen zur Frucht. Diese Informationen reichen vom Aussehen über die Erntezeit

frontiert wird, wird er daran erinnert, dass

bis hin zur Herkunft. In den Kommentaren gibt es dann spezifische Infos zum

das Leben keine Bühne ist.

Fundort. Dort warnen Nutzer zum Beispiel, dass Bäume krank sind und wenige Früchte tragen oder sie regen zur Korrektur des Eintrags an. Zum Eintragen ist eine Registrierung erforderlich. So zählt Mundraub 8.000 registrierte Mitglieder. Ein bisschen wie Facebook können sie die Plattform benutzen: Über Nachrichten und Kommentare können sie kommunizieren.

Hauptdarsteller Philipp Hochmair ist ein vielbeschäftigter Schauspieler, der an Bühnen von Hamburg über Berlin bis Wien zu Hause ist. Tizza Covi und Rainer Frimmel begleiten ihn fast dokumentarisch auf seinem

Aber beim Digitalen macht Mundraub nicht Halt. Die großen, öffentlichen

getriebenen Weg und verwickeln ihn in aber-

Obstbaumbestände Deutschlands sind bedroht – vom Absterben aufgrund von

witzige, größtenteils improvisierte Dialoge

schlechter oder unsachgemäßer Pflege oder der Rodung aus Sicherheitsgründen,

mit Walter Saabel, der seinen kauzigen Onkel

zum Beispiel an Straßen. „Ich glaube, dass es viele gibt, die sich einbringen

spielt. Ein Spielfilm mit Tempo und Witz, der

wollen“, erklärt Konstantin Schroth, zuständig für die sogenannten „Mundraub-

immer an der Grenze zum Dokumentarischen

regionen“. Es geht darum, „die Öffentlichkeit zu sensibilisieren“ – und zu mobili-

chargiert.

sieren. Da liegt die Motivation für Mundraub. Seit kurzem läuft das Pilotprojekt „Mundraubregion Hasetal“ in Niedersachsen. Entlang eines Fahrradweges sollen ehrenamtliche Baumpaten Tausende Obstbäume pflegen. Mittlerweile sind alle auf mundraub.org eingetragen. Auch ein 80-seitiges Handbuch mit Informationen zu Pflege, Ernte, Verarbeitung und Pflanzung haben die Mitarbeiter von Mundraub verfasst. Ob Konstantin auch selber noch pflückt? „Ja, am Wochenende zum Beispiel bin ich wieder draußen!“ Warum? „Im Supermarkt gibt es sechs mehr oder weniger gleich schmeckende Äpfel“ – draußen sei die Vielfalt wesentlich größer. Und die soll erhalten werden. (Frederik Gremler) Konstantin Schroth

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Leben ist vom Einstudieren neuer Texte,

Do. 26.08. bis Mi. 02.10. um 21 Uhr (außer sonntags) Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de


VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013 | VERLOSUNGEN zusammengestellt von Petra von Randow

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13. Dortmunder DEW21-Museumsnacht Kultur satt: Rund 600 Programmpunkte an 60 Veranstaltungsorten und zahlreichen öffentlichen Plätzen in Dortmund Samstag, 28. September ab 16 Uhr bodo verlost 3 x 2 Kombitickets (VRR & Eintritt)

Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.09.2013 14. – 15.09. | Design Gipfel | depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 22.09. | Der Bau | Theater im depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 23.09. | Urban Cone | FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten 26.08. – 02.10. | Der Glanz des Tages | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten 27.09. | Gernot Voltz ist Herr Heuser vom Finanzamt | Zauberkasten, Bochum | 3 x 2 Karten 28.09. | DEW21-Museumsnacht | City, Dortmund | 3 x 2 Kombitickets 30.09. | Käptn Peng und die Tentakel von Delphi | Bahnhof Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

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22 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013

SO 01 | 09 | 13 Musik | Zeltfestival Ruhr: Deichkind Deichkind haben ihre Show „neu konzipiert“. Aber Achtung! Hinter dieser harmlosen Formulierung verbirgt sich ein ungeheuerlicher Vorgang. Es ist kaum

01 | 09 | 13 Zeltfestival Ruhr: Deichkind

03 | 08 | 13 Ekamina wird 13 – Tommy Finke

vorstellbar, was über die Besucher eines DeichkindKonzertes hereinbrechen wird. Worte können das kaum beschreiben, lediglich eine Ahnung vermitteln. Schein-

den auf der Bühne stehen. „Keine Platte“, „Keine Band“,

Musiksommer-Tanzboden perfekte Bedingungen für ent-

bar trotzt die Bühne, von den zahlreichen Podesten über

„Richtig geht anders!“, „Alle falsch dosiert!“ lauten die

spannten Open-Air-Tanzsport. Alles wie immer umsonst

die Requisiten bis zur gesamten Kulisse, allen Gesetzen

programmatischen Parolen, wenn Fräulein Nina das Zepter

und draußen. Aktuelle Infos und das komplette Pro-

der Physik. Sämtliche Objekte scheinen ständig in Be-

in die Hand nimmt. Nach 7 Jahren Kleinkunst rechnet die

gramm gibt es unter: www.bochumer-musiksommer.de.

wegung zu sein, Farben verändern sich, nichts erscheint

Dame mit einem Herz für Chansons und große Gesten mit

City, Bochum (auch Sa. 7.9. & So. 8.9.)

wie noch Sekunden zuvor. Und wenn dann noch Krawall

dem „Showbösness“ ab. Wer, wie Tommy Finke, bereits mit

und Remmi Demmi über die Fans hereinbrechen, wird ga-

sieben Jahren seinen ersten Tinnitus bekommt, der muss

rantiert kein Fuß mehr den Boden berühren.

entweder in einer äußerst lärmbelasteten Umgebung

Die kollektive Nutzung von Ressourcen und persönlichen

Kemnader See, Bochum, 19 Uhr

aufwachsen oder gnadenlos der Musik verfallen sein. Für

Gegenständen trifft den Nerv unserer Zeit und gehört ge-

Tommy Finke trifft letzteres zu, und er nimmt das Fiepen

nauso zu einem nachhaltigen Lebensstil wie der faire Han-

in seinem Ohr gelassen als Kainsmal seiner Berufung hin.

del. Die Fair Trade & Friends 2013 bietet Ausstellern eine

Denn eines war schon recht früh klar in seinem Leben: Nur

internationale Plattform, um dieser Entwicklung gerecht

mit Musik gibt es ein besseres Morgen.

zu werden, und präsentiert neben dem klassischen fairen

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

Handel auch andere Ansätze eines ökologisch und sozial

MO 02 | 09 | 13 Konzert | Vic Ruggiero Am bekanntesten ist Vic Ruggiero wohl als Kopf, Sänger,

verantwortlichen Konsums. Die Nachfrage nach Produkten

Organist und Gründer der New Yorker Ska- und Rocksteady-Legende „The Slackers“. Auch sein Solo-Projekt zählt mittlerweile mehrere Studio-Alben sowie eine unüberschaubare Anzahl an Bootlegs und Eigenproduktionen.

FR 06 | 09 | 13 Open Air Festival | Grenzfrei

aus recycelten Materialien steigt stetig weiter an. Neben den Schwerpunkten Textilien, Lebensmittel, Accessoires, Schmuck, Kunsthandwerk, Haushaltswaren, faires Geld

Vic Ruggieros Sound ist inspiriert vom Rock’n’Roll der

Am ersten Wochenende im September präsentiert die

und sozialgerechter Tourismus bietet die FAIR 2013 ein

50er, Blues und Punk-Rock. Die Lyrics erzählen – oft

Werkstadt in Kooperation mit der antirassistischen

erweitertes Angebot um die Bereiche Recycling/Upcyc-

ironisch – von der urbanen Apokalypse, politischer Frus-

Gruppe Grenzfrei Witten zwei Tage feine Live-Musik

ling sowie gemeinschaftlichen Konsum.

tration, Paranoia, Romantik und Einsamkeit – immer ge-

sowie kostengünstige Verpflegung und eine Menge an

Westfalenhallen, Dortmund,

tragen von der markant-tiefen Stimme und dem schnod-

Informationsmöglichkeiten rund um die Themen Rassis-

(auch Sa. 7.9. & So. 8.9. jeweils ab 10 Uhr)

derigen Gesang des Entertainers.

mus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie. Das

subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr

zweitägige Festival wird sowohl Open-Air-Gigs als auch

Konzert | Die Prinzen

Konzerte in den Räumlichkeiten der Werkstadt beinhal-

Keine deutsche Pop-Band ist so prädestiniert wie die

ten. Am Freitag spielen ab 17 Uhr „Feine Sahne Fischfi-

„Prinzen“, sich der Herausforderung von Popkonzerten

Guaia Guaia sind ein für heutige, hiesige Verhältnisse

let“, „MondoMaschupSoundsystem“, „Betrayers of Baby-

in Kirchen zu stellen. Durch ihre Ausbildung im Leipziger

außergewöhnliches Projekt. Mit Big Beats, Posaune,

lon“, „Los Placebos“, „100 Blumen“ und „Feuerwasser“.

Thomanerchor und dem Dresdner Kreuzchor ist das Singen

Synthesizer Sounds und unglaublicher Musikalität zie-

Am Samstag geht es ab 15 Uhr weiter mit „SBK Base-

in Kirchen für die „Prinzen“ kein Experiment, sondern die

hen sie aus dem kleinbürgerlichen Neubrandenburg hin-

ment“, „Umse“, „Mess & Kareem“, “ Sømerset“, „We had

logische Fortführung einer Tradition. In den letzten Jahren

aus auf die Straßen dieser Welt und machen genau dort

a deal“, „JaMal, Dschinn, AkzentOne, Anna“, „I.Dot“ und

haben die Prinzen wiederholt in Kirchen gastiert. Von den

Musik. In Zeiten von Burn-Out, latenter Überforderung

„Tesq“. Der Eintritt ist frei. Die Gruppe Grenzfrei Witten

Kirchengemeinden wurden die Konzerte durchweg sehr po-

gepaart mit wachsender Diskrepanz zwischen Oben und

bittet allerdings um Spenden, mit denen sie Flüchtlinge

sitiv aufgenommen, da durch die Konzerte auch neues Pu-

Unten, versuchen die beiden genau das Lebensgefühl

in Europa unterstützen können.

blikum den Weg in die Kirche gefunden hat. Die Zuschauer

herzustellen, von dem wahrscheinlich die meisten Mu-

Werkstadt, Witten (auch Sa. 7.9.)

erwartet im neuen Programm neben allen großen Hits der

Konzert | Guaia Guaia

„Prinzen“ im Akustik-Gewand auch bisher noch nicht darge-

sikschaffenden, die Turnschuhtragenden New Economy People, die so genannten Kreativen mal geträumt haben:

Musikfest | Bochumer Musiksommer

botenes Repertoire von „Prinzen-CDs“ und als Reminiszenz

frei zu sein! Wie lange sie das durchhalten, ihr Leben auf

Mehr als 90 Konzerte auf fünf Bühnen, dazu eine Open-

an die bereits erwähnte Zeit in den Knabenchören oft auch

der Straße, sei dahingestellt. Elias Gottstein und Luis

Air-Tanzfläche, ein Winzerfest, ein Euromarché, eine

mindestens ein klassisches, sakrales Werk.

Zielke möchten das jetzt machen und können sich auch

Urlaubsmesse und Fashionshows: das sind einige der

Pauluskirche, Dortmund, 20 Uhr

jetzt erst mal nichts anderes vorstellen.

Zutaten für den 7. Bochumer Musiksommer, der von Frei-

FZW, Dortmund, 20.30 Uhr

tag bis Sonntag in der Bochumer City stattfindet. Als

Theater | Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)

Top-Acts hat die Bochum Marketing GmbH u.a. DJ ATB,

Hamlet, Romeo und Julia, King Lear oder nur Ein Som-

Laith Al-Deen und Roman Lob buchen können. Freunde

mernachtstraum? Othello, Titus Andronicus oder ledig-

der elektronischen Tanzmusik werden sich besonders auf

lich Viel Lärm um Nichts? Shakespeares sämtliche Werke

den „Bochumer Jung“ mit dem Kürzel ATB alias André

in nur zwei Stunden? Das geht nicht? Doch, das geht.

Ekamina ist bereit für ein neues Jahr und sowieso bereit

Tanneberger freuen, der wieder mit einem exquisiten

Unter der Regie von Günter „Ganter“ Rückert schlüpfen

für die Geburtstagssause, bei der sich Fräulein Nina und

Dance-Mix einlaufen wird. Zum Geheimtipp für Tanztee-

Kai Bettermann, Hans Peter Krüger und Bianka Lammert

Tommy Finke mit einem gemeinsamen Programm einfin-

freunde und sportive Beinschwinger hat sich der Kirch-

in über 40 Rollen und machen alles möglich.

den werden. Und auch der elektrische Kamin ist endlich

hof entwickelt. Idyllisch eingefasst zwischen Kirchen-

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr

wieder repariert und wird am 3. September neben den bei-

fassade, Baumbestand und Häuserwänden offeriert der

(auch 7.9., 20 Uhr & 8.9., 18 Uhr)

DI 03 | 09 | 13 Lesung und Konzert | Ekamina wird 13!

22

Messe | Fair Trade & Friends


06 – 07 | 09 | 13 Grenzfrei: Feine Sahne Fischfilet

06 – 08 | 09 | 13 Bochumer Musiksommer: Roman Lob

06 – 08 | 09 | 13 Fair Trade & Friends

SA 07 | 09 | 13

DI 10 | 09 | 13

MI 11 | 09 | 13

Vortrag | Fukushima – Was haben wir daraus gelernt?

Vortrag | Oskar und Emilie Schindler

Konzert | Sea & Air

Die Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 hat sowohl

Die Autorin Prof. Erika Rosenberg berichtet über „Zivil-

In hohen Tönen von den Kritikern gelobt, bescherte dem

Japan als auch die Bundesrepublik Deutschland zu einem

courage und Mut“ und wie Emilie und Oskar Schindler

verheirateten Künstlerduo Sea & Air ihr Debut-Album

Ausstieg aus der Atomenergie bewegt. Jürgen Döschner,

1.200 Menschen vor der Gaskammer retteten. 2.000

„My Heart’s Sick Chord“ eine schnell wachsende Fange-

Energieexperte des WDR-Hörfunks, ist ein renommierter

Tage lang hat das tapfere Ehepaar sein Leben riskiert

meinde. Anspruchsvoller Indie-Pop gespielt auf Bass,

Kenner der japanischen und der deutschen Energiepolitik.

und seine Arbeiter in der Emailwarenfabrik vor der

Schlagzeug und Cembalo, einem Instrument, das seit

Mehrfach besuchte er Fukushima und berichtet im Fernse-

Gewalt der Nazis geschützt. Doch ohne mutige Hel-

den Hochzeiten von Johann Sebastian Bach komplett

hen und im Rundfunk laufend über die energiepolitischen

fer wären sie erfolglos geblieben. Dass sie während

aus der Popmusik verschwunden ist. Live wirkt das Gan-

Konsequenzen in Deutschland und Japan. Er wird die

der Rettungsbemühungen mit zahlreichen Gegnern

ze wie eine gut inszenierte Theateraufführung, die das

Folgen des Reaktorunfalls darstellen sowie über energie-

konfrontiert waren, scheint selbstverständlich. Ver-

Konzerterlebnis unvergesslich macht.

politische Alternativen zur Atomenergie informieren. Die

wundern muss es hingegen, dass sie nach dem Krieg

FZW, Dortmund, 19.30 Uhr

Deutsch-Japanische Gesellschaft bittet um Spenden für

auf vielfältigen Widerstand stießen. Frau Prof. Erika

das Projekt „Hilfe für Japan“. Der Eintritt ist frei.

Rosenberg ist als Tochter von nach Argentinien geflo-

Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 16 Uhr

henen Juden, als Freundin und Vertraute von E. Schindler und als Biografin von Oskar und Emilie Schindler in

Ausstellung | Rechtsextreme Gewalt in Deutschland

FR 13 | 09 | 13 Konzert | Roland Heinrich

mehrfacher Weise Zeitzeugin der zweiten Generation.

Der Wahl-Berliner aus Mülheim hat in den vergangenen

Die Ausstellung mit Arbeiten des amerikanischen Fo-

Sie liest aus ihrer Trilogie. Der Eintritt ist frei.

Jahren mit diversen Produktionen und Live-Auftritten von

tografen Sean Gallup setzt sich mit rechtsextremen

Volkshochschule, Dortmund, 19 Uhr

sich Reden gemacht. Als Gitarrist und Mundharmonika-

Gewalttaten in Deutschland auseinander. Es werden ANZEIGE

Porträts von Opfern sowie von aktiven Neonazis und Aussteigern gezeigt und deren Lebensläufe vorgestellt. Zwei Jahre bereiste Sean Gallup alte und neue Bundesländer und dokumentierte rechtsextreme Gewalt als gesamtdeutsches Phänomen. Es geht nicht nur darum, die Bösartigkeit in der Gesellschaft aufzuspüren, sondern auch darum, Auswege aus der Gewalt zu finden. Es geht um die Ermutigung zur Zivilcourage und zu zivilbürgerlichem Engagement. Gallups Fotografien beziehen uns ein als Teil der Gesellschaft und als politisches Subjekt. Sie stellen Fragen: Warum hassen Menschen, und was bringt

g n u sch e

Gen

in e m au

i r f Er

sie dazu, andere schwer zu verletzen oder gar töten zu wollen. www.museendortmund.de/mkk. Museum für Kunst und Kulturgeschichte, DO (bis 27.10.) Party | Cosmotopias Wilde 13 Unter dem Motto „Cosmotopias Wilde 13“ zelebriert die Party-Crew in ihrem neuen Zuhause, der Dortmunder Großmarktschänke, eine große Geburtstags-Sause. An den Plattentellern sorgen die langjährigen ResidentDJanes von Funktronix und DJ Martini mit viel Charme und einer Menge Groove für einen wilden Teppichtanz mit 60s Soul, Funky Disco und Beat & Swing. Als Special-Guest gibt sich Rare-Groove-Ikone Frank Popp („Hip Teens“) die Ehre, der schon lange vor seinen Charterfolgen regelmäßig im stylischen 60ties Wohn-

r. sse a er W 21.de s n U .dew w ww

zimmer des Cosmotopia zu Gast war. Draußen auf den grünen Wiesen kann Frischluft geschnappt und ebenfalls ordentlich abgefeiert werden, zudem wird noch der Grill angeschmissen. Großmarktschänke, Dortmund, 21 Uhr

23


24 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013

Spieler von Ed Csupkay ging er 2007 im Vorprogramm von Element of Crime auf Tour und wurde danach von Leander Haußmann eingeladen, beim Soundtrack zum Dylan-inspirierten Film „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ mitzuwirken. Darüber hinaus war er als Schauspieler und musikalischer Leiter

07 | 09 | 13 Cosmotopias Wilde 13 – Frank Popp

07 | 09 – 27 | 10 | 13 Rechtsextreme Gewalt in Deutschland

des Johnny-Cash-Theatermusicals „The Man in Black“ erfolgreich. Er bringt eigene Songs und Coverversionen in Demonstration | UmFairteilen Bochum

Sachen Country und Western auf die Bühne. Das Beson-

Gitarristen der letzten 30 Jahre, seine langjährige Erfah-

dere: Roland singt in deutscher Sprache. Und selbst wenn

rung als Entertainer in Sachen Fingerpicking, Ragtime,

Das Aktionsbündnis „umFAIRteilen“ ruft zu einer bundes-

die Charaktere seiner Lieder oft in ihr Bier heulen, gibt es

Blues und Jazz zum Besten. „Earthloop“ und das „Royal

weiten Demonstration am Samstag, 14. September in Bo-

live humorvolle Bühnenmoderation mit Augenzwinkern.

Street Orchestra“ runden den Abend ab. Weitere Infor-

chum auf. Im Aufruf des unter anderem vom Paritätischen

subrosa, Dortmund, 20 Uhr

mationen gibt es unter www.wittenfolk.de.

Wohlfahrtsverband getragenen Bündnisses heißt es: „Acht

Burghof von Haus Witten, Witten (auch Sa. 14.9.)

Tage vor der Bundestagswahl wollen wir erneut unsere For-

Theater | 100 Wege dem Schicksal die Show zu stehlen Herzlich willkommen auf der Showtreppe hinauf zum Entertainment des 21. Jahrhunderts: sechs Menschen auf der Suche nach Glück, gefangen in den Zyklen des

derung ,umFAIRteilen – Reichtum besteuern!‘ lautstark und unübersehbar in die Öffentlichkeit tragen. Hier, im

SA 14 | 09 | 13

Herzen des Ruhrgebiets, wird wie in kaum einer anderen

BODO VERLOSUNG | Design Gipfel

Region deutlich, wie dramatisch ungerecht der Reichtum in

Lebens. Aufstehen und schlafen legen, essen und zur

50 Designer aus ganz Deutschland zeigen einzigartige

der Gesellschaft verteilt ist: Hier befinden sich die Firmen-

Toilette gehen, Fernseher an und Fernseher aus, Liebe

Produkte in limitierten Auflagen, mit Herzblut und Lie-

sitze der reichsten deutschen Milliardäre – in Städten, die

verlieren und finden, sterben und geboren werden. Eine

be meist von Hand gemacht.

heute zu arm und verschuldet sind, um wichtige öffentli-

wahnwitzige Stückentwicklung über die Zeitschleifen

Verrückte Taschen, ausge-

che Angebote zu sichern, geschweige denn auszubauen.“

des Menschseins: zum Lachen komisch und zum Weinen

fallener Schmuck, Mode –

Auftaktkundgebungen finden am Schauspielhaus, am Jahr-

berührend. Die Uraufführung eröffnet die Spielzeit in

nicht von der Stange, Ver-

hunderthaus und in der Massenbergstraße (Nähe Haupt-

der Regie von Schauspieldirektor Kay Voges am 13. Sep-

spieltes, Kunst, Fotografie,

bahnhof) statt. Anschließend gibt es einen Sternmarsch

Objektdesign – dies alles

zur Abschlusskundgebung am Bergbau-Museum. Dort wer-

finden Design-Fans auf ihrem Dortmunder Gipfel. Doch

den Frank Bsirske (ver.di), Özlem Demirel (DIDF) und Ulrich

es darf nicht nur nach Herzenslust gestaunt, bewun-

Schneider (Der Paritätische) für das bundesweite Bündnis

tember im Schauspielhaus. Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr (auch 21.09.) Zweiter Freitag | »Empfänger unbekannt«

dert und geshoppt werden – im Kreativbereich heißt

sprechen. Für das Programm sorgen u.a. der Kabarettist

Benefiz-Lesung bei bodo: Die Kabarettistin und Schau-

es „Do It Yourself“. Am Stand von DaWanda können

Wilfried Schmickler und die Band Chuba Cabras.

spielerin Sabine Henke und die Journalistin und bodo-

die Besucher selbst einzigartige Accessoires fertigen.

Sternmarsch, Massenbergstraße am HBF | Jahrhundert-

Redakteurin Dr. Birgit Rumpel tragen in einer szenischen

Lounge-Musik von DJ Gärtner der Lüste und kulinari-

haus | Schauspielhaus, Beginn 11.30 Uhr

Lesung die Briefnovelle „Empfänger unbekannt“ vor. Ein

sche Köstlichkeiten runden das Event ab und sorgen für

Buch, über das Elke Heidenreich schreibt: „Ich habe nie

ein entspanntes Shopping-Erlebnis.

auf weniger Seiten ein größeres Drama gelesen. Diese

Depot, Dortmund, 12 – 19 Uhr (auch 15.9.)

Die Bochumer Jazzinstitution zu Gast in Herne! Die mul-

Geschichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertreffli-

bodo verlost 3 x 2 Karten.

timediale Show der Jazzband Milli Häuser & Les Mon-

cher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein Wort

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

kophoniques rankt sich um den Pianisten und musika-

zu viel, keines fehlt.“ Die Novelle dokumentiert den Briefwechsel der beiden Kunsthändler Max Eisenstein

Konzert | Milli Häuser & Les Monkophoniques

lischen Architekten Thelonious Monk (1917 – 1982). Es Kultur | Hafenspaziergang

gibt Musik, natürlich. Seltener gespielte Stücke aus dem

und Martin Schulze, der eine in der Emigration leben-

Im September ist es wieder so weit. Der seit 2011

Oeuvre der Jazzlegende, wie „Monks Dream“ oder „Ugly

der deutscher Jude, der andere 1932 aus Amerika nach

stattfindende „Hafenspaziergang“ ruft in den Dort-

Beauty“ finden dabei ebenso ihre verdiente Beachtung

Deutschland zurückgekehrt, um sich dort zum überzeug-

munder Norden. Der Veranstaltungstitel ist eine eben-

wie das bekannte „Round Midnight“. Das Besondere:

ten Nazi zu entwickeln. Dem Vorwurf, die Juden würden

so charmante wie große Untertreibung. Eine Vielzahl

Die im Ursprung instrumentalen Stücke werden von Milli

sich ja nie gegen ihre Verfolgung wehren, begegnet Max

lokaler Akteure – Gastronomien, kulturelle Einrich-

Häuser ausdrucksstark gesungen, mit überwiegend eige-

auf ganz eigene Weise. Mit einem Racheakt, der perfider

tungen, Religionsgemeinschaften, soziale Einrichtun-

nen Texten in deutsch und englisch. Dazu gibt es kleine

kaum sein könnte... Eintritt ist frei. Spenden kommen

gen – organisieren auch in diesem Jahr ein Stadtteil-

gelesene Geschichten um Monk, einen Hauch Tanz, sowie

unseren Beratungsangeboten zugute.

fest mit stattlichen Ausmaßen. Zwischen Pauluskirche

künstlerische Videoanimation und Lichtperformance.

bodos Bücher, Schwanenwall 36 – 38, DO, 19.30 Uhr

und dem Dortmunder Hafen werden der Stadtteil, der

Flottmann-Hallen, Herne, 19.30 Uhr

Hafen und die lokale Kultur so in besonderer Form Musik | Folkfestival

24

für Bewohnerschaft und auswärtige Gäste gleicher-

SO 15 | 09 | 13

Am Freitag (13.9.) startet das Festival um 18 Uhr mit

maßen erlebbar. Herzstücke des Hafenspaziergangs

„QuiXote“, einer Coverband mit Rockmusik der 60er und

sind das Halleluyeah-Festival in der Pauluskirche, die

70er gefolgt von „Fragile Matt“ mit traditionellem Irish

Bühne „Songs & Stories“ der Hafenschänke subrosa,

Ihr Einsatz ist hoch. Sie geben alles, verzichten auf vie-

Folk. Die „Violons Barbares“, zwei Geigen und ein Per-

die Stadtteil-Bühne „Cultural Food“ mit internatio-

les und riskieren ihre Gesundheit, vielleicht sogar ihr Le-

cussionist, schlagen zum Abschluss den musikalischen

nalem Buffet und die Abendveranstaltungen rund um

ben. Die Ausstellung präsentiert neun Berufsbilder. Alle

Bogen zwischen Orient und Okzident. Am Samstag

das Event-Schiff „Herr Walter“ und die „Hafenliebe“.

sind im herkömmlichen Sinn „gefährlich“, aber die ge-

(14.9.) geht es um 16.30 Uhr mit „An Erminig“ mit tradi-

Stadtteilführungen entlang der Route und im Hafen-

sellschaftliche Bewertung unterscheidet sich oft stark.

tionellen Melodien als auch mit Eigenkompositionen auf

bereich sind weitere Highlights. Dazwischen präsen-

Im Wald, am Zünder oder „auf‘m Platz“: Die Besucher

der Basis der bretonischen Musik weiter. Im Anschluss

tieren viele lokale Akteure ihre Angebote.

finden heraus, wie riskant es wirklich ist, ein Waldar-

gibt „Sammy Vomácka“, einer der bekanntesten Akustik-

Dortmunder Hafen, Beginn 14 Uhr, Eintritt frei

beiter, ein Mitarbeiter im Kampfmittelräumdienst oder

Ausstellung | Die Profis


11 | 09 | 13 Sea & Air

13 – 14 | 09 | 13 Folkfestival – Violons Barbares

13 | 09 | 13 Roland Heinrich

ein Fußballstar zu sein. Im Mittelpunkt der Ausstellung

che Weise, wie sich der demografische Wandel auf unser

Lese-Lounge | Schwatzfahrer

steht die Frage, wie Profis mit ihrem Kollegen Risiko um-

Leben auswirkt. In neun Abteilungen wird auf der Basis

Die Lese-Show mit eigenen skurrilen Texten von der

gehen. Sie blickt hinter die Kulissen von Systemen aus

von Ergebnissen und Lösungsvorschlägen aus der For-

Glosse bis zur Gagparade und wechselnden Gästen

klugen Entscheidungen, ausgeklügelter Technik, einer

schung gezeigt, wie wir morgen lernen, arbeiten, Familien

erfindet sich jedes Mal wieder neu: Lesen und le-

Vielzahl an Regeln und der permanenten Schulung des

bilden, altern und wohnen werden. Den Anfang macht

sen lassen, Stand up, Quiz, Talk und Musik – bei den

eigenen Verhaltens, dem Wagnis die Stirn zu bieten. Die

eine begehbare 3D-Skulptur zur Bevölkerungsentwicklung

Schwatzfahrern kann alles passieren. So wie diesmal

Besucher können sich auf ein neuartiges Spiel mit dem

in Deutschland. Besucher können in die Zukunft blicken

Risiko einlassen, auch auf die Gefahr hin, etwas dazu-

und erkunden, welche Faktoren die Bevölkerungsentwick-

zulernen. Die Ausstellung läuft bis zum 27. April 2014.

lung beeinflussen. Die vom Bundesministerium für Bil-

Weitere Informationen unter www.dasa-dortmund.de.

dung und Forschung geförderte Ausstellung wird bis zum

DASA, Dortmund

27. Oktober 2013 in Bochum zu sehen sein.

ANZEIGE

Bergbau-Museum, Bochum Kabarett-Lesung | Bernd Gieseking Wenn Bernd Gieseking mit seinem Buch „Finne Dich

Comedy | Ausbilder Schmidt

selbst“ kommt, ist das weit mehr als „nur“ eine „Lesung“,

In einem politisch korrekten Land, in dem alles grün

der begnadete Erzähler und versierte Satiriker zeigt sich

wird, ist die Sehnsucht nach wunderbarer, politischer

hier als witziger Ethnologe, als charmanter Rechercheur,

Unkorrektheit größer denn je. Die CDU, der FC Bayern,

als gut gelaunter Beobachter, aber auch selbstironisch

RWE – selbst die Bild-Zeitung wird grün. Gut, der Aus-

als „Looser“ auf dem finnischen Tanzboden. Finnland. Da

bilder ist auch grün, aber olivgrün. Und das macht den

denkt jeder an Seen, Sauna, Mücken und Elche. Und eine

Unterschied. Ausbilder Schmidt passt auf, dass unsere

verteufelt schwere Sprache. Aber wer sind die Menschen

„Piep-piep-piep-wir-haben-uns-alle-lieb-Gesellschaft“

dort? Verschrobene Einzelgänger? Trinkfest und sanges-

nicht eine Generation von „Bettnässenden Ja-Sagern“

tüchtig? Bernd Gieseking bekommt einen Crashkurs. Weil

heran zieht. Jaaaa, wer will denn beim Fußball die stil-

sein Bruder sich in eine Finnin verliebt hat, bricht er zu

le Treppe statt der roten Karte? Wer will denn zu einer

einer Familienreise mit alten Eltern auf und fährt von

Politesse sagen: „Ja, Sie haben recht, es tut mir leid,“

Kutenhausen nach Lahti. Und das ist so skurril wie all-

anstatt sie zu beschimpfen. Und nein, wir wollen keinen

täglich, aberwitzig und melancholisch schön.

Unisextarif für die Kindergartengebühr. Jungs kloppen

Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr

sich und Mädels ziehen sich an den Haaren. Basta. Zum Glück haben wir unseren Ausbilder Schmidt: Keine Macht

MO 16 | 09 | 13

dem Weicheinismus! Jawoll. Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

Musik | Klänge für die Seele Eine Stunde Musik und Klänge uralter und fremder Instrumente. Töne, die den in Kerzenlicht und verschiedene Farben getauchten Raum der Pauluskirche füllen. Ferne Klänge, die in eine tiefe innere Reise entführen.

SA 21 | 09 | 13 Soziales | Bochumer Stadtführung mit bodo-Verkäufern Wie verbringen eigentlich Menschen auf der Straße ihren

Live-Musik, gespielt von dem als „Höhlenbär der De-

Tag? Wo halten sie sich auf, welche Angebote und Hil-

chenhöhle“ bekannten Musiker Günter Müller (austra-

fen gibt es? Wie sieht die Stadt aus der Sicht der „Men-

lisches Didgeridoo, indische Bambusflöte, japanische

schen am Rand“ aus? Bei bodos sozialer Stadtführung

Shakuhachi-Flöte, Bassflöte Fujara, Sansula (klingende

zeigen Verkäufer des Straßenmagazins „ihr“ Bochum.

Metallfedern), Holzquerflöte Bansuri und ein Gong), Le-

„Spannende Einblicke – Gezeigt werden hier nicht das

onie Mayer (Violine, Gesang) und Nam Sook Kim-Bücker

Bergbaumuseum oder das Planetarium, sondern typische

(Kajagum, traditionelle koreanische Zither). Der Eintritt

Aufenthaltsorte Obdachloser. Bei dem Rundgang führt

ist frei. Spenden sind erwünscht. Weitere Informationen

bodo-Verkäufer Markus Neiß die Teilnehmer zu sechs Sta-

unter www.pauluskircheundkultur.net.

tionen, zwei Stunden dauert die Bochum-Tour der etwas

Pauluskirche, Dortmund, 20 Uhr (auch 23. und 30.09.)

anderen Art.“ (RN). „Die Stadt und ihre Menschen mit etwas anderen Augen zu sehen, ein Bewusstsein für sozi-

FR 20 | 09 | 13 Ausstellung | Zukunft leben: Die demografische Chance

ale Nöte zu bekommen und obdachlosen Menschen näher gekommen zu sein – dies sind Effekte, die dieses Projekt nicht nur bei den Kindern erzielt hat, sondern wohl bei al-

Die Ausstellung „Zukunft leben: Die demografische Chan-

len TeilnehmerInnen.“ (bsz) Anmeldung: 0231 – 950 978 0

ce“ der Leibniz-Gemeinschaft verdeutlicht auf anschauli-

bodo-Anlaufstelle, Stühmeyerstraße 33, Bochum, 11 Uhr

25


26 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013

– einen Tag vor der Bundestagswahl: Was wurde bisher palavert, gefrotzelt, gefaselt und gefetzt. Zeit, dass Frau BO-DE und Herr DoppelD das Mikro ergreifen und die wirklich wichtigen Fragen stellen. Unterstützt werden sie von Martin Fromme, einer Hälfte des legendären Comedy-Duos „Der Telök“.

14 | 09 | 13 Hafenspaziergang

14 | 09 | 13 Demonstration – UmFairteilen Bochum

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr Musik | Bedingungsloses Grundeinsingen

Bühne im mittleren Foyer laden die Musiker des Schau-

von Abfindung und Jobtransfer auf Granit. Der kämp-

Ausgewählte Menschen erhalten Monat für Monat 1.000

spielhauses zum Liedersingen ein und spielen ihre Best-

ferische Bandarbeiter führt seine Mannschaft in den

Euro bedingungsloses Grundeinkommen im Rahmen ei-

of-Programme. Kindertheater, Workshops des Jungen

Kampf zur Erhaltung der Arbeitsplätze. Darüber hinaus

nes europäischen Pilotprojektes, mit der einzigen Be-

Schauspielhauses, Kostümverkauf u.v.m. finden den gan-

verlieben sich die beiden leidenschaftlich ineinander.

dingung, dass sie gemeinsam singen. Klingt wie Utopie?

zen Tag über statt. Und da der 22.9. auch der Wahlsonntag

Karin wird zum unmöglichen Spagat zwischen ihrem

Ist es auch. Bernadette la Hengst (siehe S. 4) und ihr

ist, wird beim abendlichen Public Viewing der Wahlergeb-

Arbeits- und Privatleben gezwungen. Weitere Termine

Chor singen trotzdem, wie sich ihr Leben mit dem garan-

nisse in der „Bochumer Runde“ mit Gästen aus der Stadt

unter www.sweetSixteen-kino.de.

tierten Einkommen in den letzten fünf Jahren verändert

und dem Theater kommentiert, diskutiert und lamentiert.

sweetSixteen-Kino, Dortmund, 19 Uhr

hat. Bewusst nicht nur Arbeitslose, sondern auch Work-

Schauspielhaus, Bochum, ab 11 Uhr

aholics, Studierende, Hausfrauen oder Reinigungskräfte berichten kontrovers nicht nur über die Vor- sondern

FR 27 | 09 | 13

Kabarett | RuhrHochDeutsch: Kai Magnus Sting

auch über die Nachteile eines in der Realität zwar nicht

Kamikaze-Kabarett aus Duisburg – wenn einer Bescheid

VERLOSUNG | Gernot Voltz ist Herr Heuser vom Finanzamt

umgesetzten, aber oft diskutierten Modells.

weiß, dann der Mensch aus dem Ruhrgebiet. In seiner

Der extremste Finanzbeamte Deutschlands ist wieder

Ringlokschuppen, Mülheim, 20 Uhr

gewohnt schnellen und wahnwitzigen Art erzählt Kai

da, und das ist gut so, denn in Zeiten wirtschaftlicher

Magnus Sting ganz typische Geschichten, wie sie nur im

Depression wird der Lohnsteuerjahres-

Ruhrgebiet und überall sonst passieren können, so dass

ausgleich zur Bonuszahlung des kleinen

einem fast das Zwerchfell platzt. Und bei alldem merkt

Mannes. Herr Heuser hat die Ausstrah-

SO 22 | 09 | 13 BODO VERLOSUNG | Der Bau

man schnell: Das Ruhrgebiet ist überall. Und jeder ist

lung einer Klarsichthülle auf Valium,

In den Tiefen der Erde hat es sich eingenistet, sich aus-

ein Stück Ruhrgebiet. Und am Ende kannze nur noch

aber unter der biederen Oberfläche

gebreitet und ein Labyrinthsystem geschaffen, das ihm

sagen: Jou, ich weiß Bescheid! Sisse!

brodelt die Leidenschaft für das größte

Spiegelzelt am Steinernen Turm, Dortmund, 20 Uhr

Werk deutscher Schöpfungskraft, das

allein gehört. Doch es ist die ständige, nicht fassbare Angst, welche dieses Wesen begleitet, die sich innerlich auftürmt und es langsam verzehrt, obschon es sich eigentlich nur nach

Steuersystem. Seine Hobbys – Quit-

MO 23 | 09 | 13

tungen sammeln und Herrenmode. Seine Mission – die

BODO VERLOSUNG | Urban Cone

tern. Gernot Voltz schafft in seinem Programm „Wenn

Menschen für den Beruf des Finanzbeamten zu begeis-

vollkommener Geborgenheit und Ruhe

Sie sind das neue Ding aus Schweden: Urban Cone. Ihr

die Konten Trauer tragen“ mit seiner Figur mühelos den

sehnt. Ist dieses Heim auch wirklich

Name steht für einen Sound, der so eingängig wie in-

Brückenschlag zwischen Kabarett und Comedy, zwischen

sicher? Etwas aus der Stille Gebore-

telligent ist, so schlicht wie

Satire und Kalauer, und wenn er dann noch als Mick Jag-

nes scheint den Kontrollverlust heraufzubeschwören,

ansteckend.

könnte

ger im Pepitahut einen Paragrafentext abrockt und in ei-

bedroht den herrschenden Frieden. In diesem Solopro-

meinen, dass genau so „per-

nem herzergreifenden Chanson den Niedergang bequemer

gramm wird der Schauspieler Jörg Schulze-Neuhoff in

fekter Pop“ klingen muss.

Herrenunterwäsche betrauert, wird für jeden die nächste

die Gedankengänge dieses Menschtieres eintauchen. Das

Aber das ist nur der erste

Steuererklärung zum vergnüglichen Top-Event.

Spielgeschehen findet nicht nur auf der Bühne, sondern

Eindruck, die Spitze des Eis-

Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

auch im Zuschauerraum statt. Dabei gibt es durchaus

bergs, denn wenn man mal etwas genauer hinhört, hat

bodo verlost 3 x 2 Karten.

auch charmante Momente. Die Inszenierung löst sich von

der Sound der fünf Schweden auch jede Menge Indie- und

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

der scheinbaren Schwere des Stoffes und ermöglicht dem

Electro-Beigeschmack, massiven Tiefgang und Gewicht.

Zuschauer, zu einem Teil der Welt des Wesens zu werden

Jetzt wird der Geheimtipp der Indie Pop Szene flügge.

und somit dessen Bau zu teilen.

FZW, Dortmund, 20 Uhr

„Kaum jemand weiß, welche Ochsentour ein Schieds-

Theater im Depot, Dortmund, 19 Uhr

bodo verlost 2 x 2 Karten.

richter hinter sich bringen muss, bis er ein Spiel der

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

ersten Bundesliga pfeifen darf. Ich beschreibe das im

Man

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Buch. (...) Als ich im August 2005 mein erstes Spiel in Film Preview | Abseitsfalle

Fest | Spielzeiteröffnungsfest

26

Lesung | Babak Rafati

Köln pfiff, hatte sich der Jugendtraum für mich bewahr-

Karin ist Angestellte bei „Perla“, einem Waschmaschi-

heitet, auf den ich über 19 Jahre hingearbeitet hatte.

Mit einem großen Fest für die ganze Familie startet das

nenhersteller im Ruhrgebiet. Das Unternehmen kämpft

Ich bin dem DFB dankbar für die guten Zeiten, die ich

Schauspielhaus Bochum in die neue Spielzeit. Um 11 Uhr

mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und der US-Mut-

erlebt habe“, schreibt Babak Rafati auf sein Blog: www.

geht der Tag mit dem Bochumer Frühstück los: Die Be-

terkonzern veranlasst die baldige Kündigung von 400

babak-rafati.de. Am 19. November 2011 versuchte Ba-

sucher bringen Brötchen und Belag mit, das Schauspiel-

MitarbeiterInnen. Karin bekommt eine ungemütliche

bak Rafati unmittelbar vor dem Spiel 1 FC Köln gegen

haus kocht Tee und Kaffee und zusammen wird geteilt,

Karrierechance als Assistentin von Dr. Kruger, dem

1. FSV Mainz 05, sich das Leben zu nehmen. Was war

getauscht und gegessen. Im Anschluss öffnet das Thea-

die Durchführung des Kündigungsverfahrens obliegt.

passiert? In seinem Buch gibt er nicht nur zum ersten

ter seine Türen und zwar fast alle, die es hat. Hinter den

Mit ihren neuen Aufgaben hat Karin reichlich Gelegen-

Mal Antworten, sondern auch Einblicke in das „System

Türen der Schlosserei, der Schreinerei, des Schuhmachers

heit, sich unbeliebt zu machen. So beißt sie bei Mike,

Schiedsrichter“, an dem er fast zerbrochen wäre.

und des Malersaals werden Workshops angeboten. Auf der

Fußballer der Werksmannschaft, mit ihren Vorschlägen

Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 19 Uhr


15 | 09 | 13 Bernd Gieseking

21 | 09 | 13 Bedingungsloses Grundeinsingen

SA 28 | 09 | 13

MO 30 | 09 | 13

BODO VERLOSUNG | 13. DEW21-Museumsnacht

21 | 09 | 13 Schwatzfahrer

Adressen | Bochum (0234)

BODO VERLOSUNG | Käptn Peng und die Tentakel von Delphi

Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10 Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62

Live-Musik, Comedy, Poetry-Slam, Shows, Theater, Mit-

Ihr Kompass hat seine reine HipHop-Nordung abgelegt

machaktionen, Führungen, Ausstellungen, Action, Kuli-

und schlägt immer mehr in die unterschiedlichsten

narisches, Kurioses, Feuerwerk u.v.m.

Richtungen aus: von südländischem

– mit einem Riesenprogramm von rund

Western-Disco-Country über Indie-

600 Einzelveranstaltungen geht Dort-

Dubstep-Punk bis hin zu Balladen und

Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00

munds größtes und beliebtestes Kul-

akustischen

Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25

turevent, die DEW21-Museumsnacht,

Planten Omega. Texte über Wahn-

Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012

unter dem Motto „Vorhang auf!“ am

sinn, Erleuchtung, Socken, Monster,

Museum Bochum, Kortumstraße 147, 910 42 30

Samstag, 28. September in die 13.

Kugelschlucker und unterhaltsamen

Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36

Runde. Kulturhungrige können ab 16

Schwachsinn. Dabei haben sie einen

Uhr an gut 60 Veranstaltungsorten vor und hinter die

vollkommen eigenen Klang gefunden: Aus Haushaltsar-

Kulissen schauen. Die Dortmunder DEW21-Museums-

tikeln wie Bürsten, Töpfen, einer Stahlsäge, drei Fahr-

nacht hat für alle Altersklassen spannende Angebote

radklingeln u.v.m. baut sich die filigrane Percussion

Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30

– und dank der großen Bandbreite der verschiedenen

zusammen – für den nötigen Bass im Beat hingegen

Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90

Kunst- und Kulturformen auch für jeden Geschmack: Ge-

sorgt Shaban, der auf einem Plastikkübel aus dem Bau-

Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03

heimnisvolles Labyrinth oder historische Straßenbahn-

markt und mehreren Snares trommelt. Der Bassist spielt

Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35

fahrt? Bunte Chornacht oder wildes Blockflötenkonzert?

auf einem 2.000 Jahre alten Kontrabass aus Mammut-

Tanzendes Feuer auf der Haut oder selbst gestaltete

baumholz, der mit Saiten aus Meerschweinchen-Darm

Eisskulptur? Erotik im Dunkeln oder Ballkunst im Licht?

bespannt ist. Peng schickt seine Stimme gerne durch

Gruseln im Tunnel oder Entspannen im musikerfüllten

Gitarrenverstärker, und der Gitarrist steckt sich für

Adressen | Dortmund (0231)

Kirchenraum? Männergeheimnisse lüften oder Mangas

manche Lieder Feuerzeuge zwischen die Saiten, damit

Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00

zeichnen? Mit dem Körper drucken oder dank Parcour

der Ton nicht so schön klingt.

Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46

gleich jedes Hindernis nehmen? Die Entdeckungen der

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79

Nacht scheinen schier unendlich! Unter www.dortmun-

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45

derdewmuseumsnacht.de gibt es aktuelle Informatio-

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

nen zu den einzelnen Programmpunkten. verschiedene Orte, Dortmund, ab 16 Uhr

HipHop-Brettern

vom

Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20 Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45 Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0 HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6

Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17 Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01 RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30 Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30

Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17 Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56 Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50

domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30 Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25 F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72 FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20

bodo verlost 3 x 2 Kombitickets.

Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00 Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22

SO 29 | 09 | 13 Kabarett | Franziska Mense-Moritz & Sandra Schmitz Die zwei ungleichen Brüder von zwei ungleichen Vätern, Wemser (Franziska Mense-Moritz) und Mißgeburt

Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206 Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25 Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33 Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47 Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78 Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60

(Sandra Schmitz), fristen ihr Dasein auf der untersten

subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07

Stufe der sozialen Randgruppen. Der eine groß und

SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23

behäbig („Ich hab‘ da mal so‘n Plan.“), der andere

Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20

klein und flink („Arbeit is‘ was für Amateure!“), knal-

U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23

len sie durchs Universum. Aufeinander angewiesen versuchen sie, immer am Rande der Legalität, auf ihre Art die Probleme der Weltgeschichte zu lösen und ne-

Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40 Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00 Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11

benbei an Geld zu geraten. Dabei haben sie stets das

Adressen | Herne (02323)

große Ganze im Blick. Mit viel Charme und Wortwitz

Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52

bewältigen sie den Alltag in all seinen Erscheinungs-

Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99

formen frei nach ihrem Lebensmotto: Die Welt ist schlecht, wir haben Recht und vor allen Dingen: Bring mich nicht auf Störung! Spiegelzelt am Steinernen Turm, Dortmund, 20 Uhr

Adressen | Witten (02302) Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24 Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40

27


28 SOZIALES | von Bianka Boyke | Fotos: Oliver Schaper · Bianka Boyke

Eins, zwei, drei – Bir, iki, üç Die mehrsprachigen Vorlesepatinnen der RAA

Es ist ein schöner Sommertag. Fast alle Kinder spielen auf dem Außengelände der Fabido-Kita an der Dortmunder Bornstraße. Und einige sitzen bereits auf bunten Kissen im Mehrzweckraum. Zur Melodie von We will rock you wird gerappt: „Alle meine Entchen schwimmen auf dem See“ singen die Vorlesepatinnen Ayten und Gülhan gemeinsam mit den Kindern. „Wir singen immer zuerst – zum warm werden“, sagt Gülhan. „Und noch einmal – jetzt auf Türkisch.“ Jede Woche besuchen die Vorlesepatinnen der RAA (Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund) Dortmunder Kitas und Grundschulen und lesen dort im Tandem vor. Das heißt: Zunächst liest die eine auf Deutsch, dann wird der Text von der anderen in ihrer Muttersprache vorgetragen. Während bei der deutschen Version noch alle Kinder versuchten, mitzusingen wird es nun ruhiger. Auch Ali scheint sich nicht zu trauen, den Text laut mitzusingen. Ayten versucht, mit dem Fünfjährigen auf Türkisch zu zählen. „Bir, iki, üç, ....“ Doch der Junge macht kaum mit. „Das ist wirklich ein Problem. Ali kann auf Türkisch gar nicht zählen. Auf Deutsch hat er von uns und den Erzieherinnen gelernt. Es ist ein Bildungsproblem“, sagt Ayten. „Wenn ein Kind in seiner Muttersprache zählen kann und Farben und Formen unterscheidet, kann es das auch ganz schnell in anderen Sprachen“, weiß Gülhan. Die beiden Frauen erleben immer wieder, dass Vorschulkinder weder auf Türkisch noch auf Deutsch oder in einer anderen Sprache mit Gleichaltrigen mithalten können. Auch deshalb sind sie Vorlesepatinnen geworden: Um den Kindern spielerisch etwas beizubringen. Gülhan (45) hat selbst drei Kinder und kam im Alter von drei Jahren nach Deutschland. Sie ist gelernte Friseurin, leitet, 28


29

genau wie Ayten (41), inzwischen aber bei

Projektleiterin bei der RAA. „Die Rückmeldungen

gen Bilderbuch noch viel mehr zum Vorschein.

der RAA einige „Griffbereit“-Gruppen (ein

aus allen Kitas sind positiv und auch in der Kita

Zunächst nimmt ein Teddy in einem schicken

Förderprogramm für die frühkindliche Bildung

Bornstraße möchte man die Kooperation sehr

Auto (einem beklebten Schuhkarton) Platz. „Der

von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte) und

gerne weiterlaufen lassen.“

Teddy gehört meiner Tochter. Und die ist sogar

ist Vorlesepatin.

ein bisschen stolz, weil ihr Teddy heute hilft, Für heute haben Gülhan und Ayten das Buch

den Kindern etwas beizubringen“, verrät Ayten.

„Jede Woche profitieren zwei bis drei Gruppen

„Bär Floh geht zum Friseur“ – oder auch „Ayı Flo

Bär Floh macht sich nun im araba („Das heißt

und damit mindestens 15 Kinder pro Kita von

Berbere Gidiyor“ – mitgebracht. Doch aus der

nämlich Auto auf Türkisch“, platzt Emira heraus)

dem Zusatzangebot“, sagt Kirsten Amann-Pieper,

großen Tasche kommt neben dem zweisprachi-

auf den Weg zum Friseur. Auch Teddy bekommt

29


30

ein großes Moosgummi-Lenkrad und Gülhan und

vorlesen dürfen.“ Auch nicht ganz unwich-

Ayten fahren ihn mit viel „brrrrummm“ zum Fri-

tig: Einigen Frauen ermöglicht das Projekt

seur. Den Text lesen die Frauen den Kindern im

der Vorlesepatinnen erste kleine Schritte ins

Tandem vor – zunächst Gülhan auf Deutsch, dann

Berufsleben und sie können das Familienein-

Ayten die türkische Übersetzung.

kommen ein wenig ergänzen. „Als Vorlesepatinnen haben die Frauen eine anspruchsvolle und

Bär Floh ist beim Friseur angekommen und

abwechslungsreiche Aufgabe, die in der Familie

nimmt in einem schicken Stuhl – samt buntem

akzeptiert wird, da es um Kinder geht und die

Umhang – Platz. Auch Teddy wird von Gülhan

Frauen unter sich bleiben.“

ein Tuch umgebunden – mit gelben und roten Filzflicken. Mit der makas macht der Friseur jetzt

Kirsten Amann-Piper liegen die Vorlesepatinnen

„Schnipp schnapp“. Plötzlich surrt es. „Brrrrrrrr“,

sehr am Herzen und dafür hat sie gleich einen

macht Gülhan. Ayten stimmt ein: „Sssssssss.“

ganzen Schwung an Gründen: „Der Beitrag der

„Was ist denn das?“, fragen beide. „Na? Eine

Vorlesepatinnen für die Sprachförderung ist

Haarschneidemaschine.“ Und Gülhan holt einen

sehr wichtig. Sie helfen, die Kinder auf die

kleinen, aus Moosgummi gebastelten Rasierer

Schule vorzubereiten und fördern die Kinder in

hervor. Den wollen die Kinder jetzt unbedingt

verschiedenen Bereichen: Phantasie anregen,

auch ausprobieren und von ihren Erlebnissen

Kirsten Amann-Piper

beim Friseur erzählen. Doch die 30 Minuten sind

erzählen und nacherzählen. Die Kinder lernen spielerisch, die Mehrsprachigkeit in unserer

bald schon um und die nächste Gruppe wartet.

kurzen Geschichten. „Wir gehen jede Woche in

Gesellschaft wahrzunehmen, und gleichzeitig

Ayten und Gülhan können ganz kurz verschnau-

die Bibliothek und versuchen, ein neues, schö-

werden die Kinder in ihren Fähigkeiten so auch

fen, trinken schnell ein Glas Wasser. Weiter

nes Buch zu finden. Doch das ist nicht immer

wertgeschätzt. Natürlich liefern die Vorlesepa-

geht’s. Heute lesen die beiden nur zweimal,

so einfach. Viele Übersetzungen sind mit wenig

tinnen damit auch einen wichtigen Beitrag zur

sonst haben sie drei Gruppen.

Liebe gemacht“, sagt Ayten.

Literacy-Erziehung.“

Um mehrsprachige Vorlesepatin zu werden,

Für ihren Aufwand – Vorbereitung und Vorlesen –

Das können Ayten und Gülhan nur bestätigen:

haben Ayten und Gülhan im letzten Sommer an

bekommt jede Vorlesepatin 15 Euro pro Woche.

„In den acht Monaten haben wir bei vielen

einer Qualifizierungsmaßnahme der RAA teilge-

Kirsten Amann-Piper erklärt: „Das Geld bekom-

Kindern schon ganz tolle Fortschritte gesehen“,

nommen. Bei den späteren Treffen mit den 16

men die Frauen zur Wertschätzung ihrer erwor-

erzählen sie und strahlen. (bb)

anderen Vorlesepatinnen haben sie regelmäßig

benen Qualifikation. Denn die Vorlesepatinnen

Bücher, Ideen und Material ausgetauscht, das

werden immerhin zunächst über sechs Wochen

sie jeweils selbst zusammengestellt haben.

in verschiedenen Workshops weitergebildet,

Gelegentlich übersetzen die Frauen sogar die

bevor sie das erste Mal in einem Kindergarten

INFO Seit einem Jahr gibt es in Dortmund die mehrsprachigen Vorlesepatinnen des Kommunalen Integrationszentrums der Migrations- und Integrationsagentur (Mia-Do) – eine Ausweitung des seit 2010 in Eving sehr erfolgreich geführten Projektes auf andere Stadtteile und Sprachen. In Eving initiierte Doris Frickemeier von der RAA das Projekt und setzte es in Kooperation mit dem Türkischen Elternverein um. Die Frauen lesen in Evinger Kitas und werden finanziell von der Sozialraumbeauftragten Ute Kampmann unterstützt. 2011 gab es dafür den Integrationspreis der Stadt.

∆ „Pft, pft, pft – Fis, fis…“, Gülhan und Ayten haben das Buch „Bär Floh geht zum Friseur“ – oder auch „Ayı Flo Berbere Gidiyor“ – mitgebracht.

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32 KULTUR | von Dr. Birgit Rumpel | Fotos: Daniel Sadrowski

Bochum ist nicht Detroit Das Schauspielhaus Bochum startet in der

wurde, ist jetzt beschlossene Sache: Das Opel-

neuen Spielzeit ein Projekt, das sich abseits

Werk wird im kommenden Jahr geschlossen. Ein

des klassischen Theaters mit einem realen

Sterben auf Raten, das nicht nur die verbliebe-

Drama beschäftigt: der Schließung des Opel-

nen gut 3.000 Beschäftigten und ihre Fami-

Werks. Unter dem Titel „This is not Detroit“

lien betrifft, sondern ein Vielfaches weiterer

werden Künstler aus ganz Europa das Thema

Menschen in Betrieben, die für den Autobauer

in den öffentlichen Raum, auf die Straßen und

arbeiten.

Plätze bringen. Intendant Anselm Weber hat uns erklärt, worum es geht.

Wie geht eine Stadt damit um? Politik und Verwaltung stehen vor der großen Herausforderung, auch dieses Kapitel Strukturwandel zu meistern. Alles nur eine Frage der Ökonomie? „Nein“, sagt Anselm Weber, Intendant des Bochumer Schauspielhauses. „Das Stadttheater hat über sein Kernprogramm hinaus eine weitere Aufgabe und eine weitere Verantwortung. Für uns stellt sich die Frage, wie weit die Kunst helfen kann, Antworten auf Fragen zu geben, mit denen sich Politik und Wirtschaft schwer tun.“ Schon Anfang des Jahres, als sich die Opelkrise wieder einmal zuspitzte, die Schließung aber noch nicht beschlossen war, entstand die Idee für ein Kunstprojekt, mit dem sich das Schauspielhaus zum Thema positionieren sollte. „Wir wollten das aber nicht allein machen, sondern uns Partner ins Boot holen wie das Stadtmarketing, Bochumer Betriebe und Geschäfte“, betont Weber. Auch auf künstlerischer Ebene setzt man auf die Kooperation mit „Urbane Kunst Ruhr“ und deren künstlerischer Leiterin Katja Assmann,

Die Fotos des verfallenen Michigan Theatre in

wie schon im Kulturhauptstadtjahr. Da ein derar-

„Das Theater muss rausgehen und

Detroit, dessen Ruine nur noch als Parkgarage

tiges Projekt aus dem ohnehin knappen Etat gar

die Stadt erleben“, davon ist Anselm

genutzt wird, scheinen sich tief in das Bewusst-

nicht zu bestreiten wäre, wurden Fördermittel

Weber, Intendant des Schauspielhau-

sein von Anselm Weber gegraben zu haben. Sie

beantragt, so gibt es Geld von der Kulturstiftung

ses Bochum, schon lange überzeugt.

dokumentieren den seit Jahrzehnten andauern-

des Bundes sowie der Kunststiftung NRW.

den Untergang der Automobilhochburg schlechthin, der jüngst im Insolvenzantrag der Stadt

„Das Theater muss rausgehen und die Stadt

mündete. Dass er sich so etwas für „sein Haus“

erleben“, davon ist Anselm Weber schon lange

nicht vorstellen kann und will, ist verständlich,

überzeugt. Seit er vor knapp zehn Jahren ins

und so kann man den Titel „Dies ist nicht Detroit“

Ruhrgebiet kam, hat er immer wieder Kunstfor-

nicht nur als Feststellung, sondern auch als

men erprobt, die im öffentlichen Raum statt-

Beschwörung verstehen.

finden. „Ich weiß, dass das nach wie vor nicht einfach ist. Kunst im öffentlichen Raum, also

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Plakativ ist er allemal, denn kaum einen Bochu-

Performance, Aktion und Interaktion schrecken

mer wird der Name Detroit kalt lassen. Dort, am

viele Leute ab. Man muss kommunizieren, dass

Hauptsitz von General Motors, wurde über das

diese Kunst mit den Menschen zu tun hat, dass

Schicksal des Bochumer Werkes und somit auch

wir uns für den öffentlichen Raum als Ganzes

über die Zukunft der Stadt entschieden. Was

verantwortlich fühlen und nicht nur Hochkultur

sich seit Jahren abzeichnete, immer wieder neu

betreiben für Leute, die sich diese Hochkultur

verhandelt, aufgeschoben oder auch verdrängt

leisten können.“


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Was nun genau im Projekt „This is not Detroit“

land) und Gliwice (Polen), so soll sich auch die

aber auch darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln,

an Installationen, Mitspielaktionen und anderen

europäische Dimension im Projekt widerspiegeln.

dass der öffentliche Raum etwas Positives ist und dass wir diesen Ort nicht aufgeben. Daher

Kunstvorgängen geplant ist, werden wir erst

der Projekt-Titel „This is not Detroit“.

zu Beginn der Spielzeit erfahren. Zahlreiche

„Wir werden uns künstlerisch damit beschäfti-

europäische Künstler, die darauf spezialisiert

gen, was das Verschwinden industrieller Arbeit

sind, im öffentlichen Raum zu arbeiten, werden

für die Stadt bedeutet, wie sie damit umgehen

Ob und was der Opelaner davon wahrnimmt, wird

sich beteiligen. Sie kommen aus den Regionen,

kann. Wir wollen Vermittler sein zwischen dem,

sich zeigen. „Ich bin ja nicht naiv. Mein Ziel

die ebenfalls mit der Opelkrise beschäftigt sind,

was ist, und dem, was sein könnte, “ beschreibt

ist nicht, die werktätige Klasse zu retten, aber

also Zaragoza (Spanien), Ellesmere Port (Eng-

Weber den theoretischen Hintergrund. „Es geht

ich glaube daran, dass man mit den Mitteln der Kunst den Menschen ein Gesicht gibt, sie aus der Anonymität holt, und dass das etwas erzeugt.“ Doch Anselm Weber macht auch die Grenzen klar: „Wir sind nicht aufgefordert, Lösungsvorschläge zu bringen. Das ist nicht unsere Aufgabe. Aufgabe der Künstler und derer, die Kunst vermitteln, ist es, der Gesellschaft die Möglichkeit zu geben, sich in ihrer gesamten Widersprüchlichkeit abzubilden.“ Das setzt voraus, dass die Gesellschaft sich beteiligt, und so stellt sich die Frage, wie man das ganze Projekt in die Breite transportieren kann. „Das ist Teil des Projekts und auch Teil des Problems. Weil wir uns inhaltlich und gedanklich immer in einem Raum bewegen, der sich allem widersetzt, was herkömmlich ist. Wir versuchen, Pole zusammenzubringen, die sonst nicht zusammengehören, wie etwa Theater und öffentlicher Raum oder Künstler und Verwaltung.“ Anselm Weber setzt dabei auf die Erfahrungen, die er mit seinem Team in vielen ähnlichen Projekten sammeln konnte. „Bisher war es immer so: Wenn vorher alle sagten, das wird schwer, wie willst Du das an dem Ort machen, dann stellte sich heraus, dass es gerade dort besonders gut ging.“ Das Projekt wird sich über die kommenden zwei Spielzeiten erstrecken, mit einem Schwerpunkt im Schließungsjahr 2014. Das Eröffnungswochenende vom 10. bis 12. Oktober gibt einen Vorgeschmack mit einem internationalen Symposium, einer Talk-Show sowie Aktionen in der Bochumer Innenstadt. Weitere Termine sind ab Frühsommer sowie nach den Sommerferien im kommenden Jahr vorgesehen. „Wir wollen ja rausgehen, deshalb konzentrieren wir uns auf die wärmeren Jahreszeiten.“ (biru) INFO www.schauspielhausbochum.de

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34 Fehlersuchbild – Lösung: 1) In der Überschrift ist ein kleines i, 2) nach dem „Boah“ in der Sprechblase steht ein Punkt, 3) der Sprechblasenstrich ist länger, 4) links fliegt ein weiterer Vogel am Himmel, 5) an der linken Palme ist ein Blatt zu viel 6) und an der rechten ist ein Blatt kürzer, 7) im Wasser schwimmt ein Hai, 8) das linke Inselufer ist etwas kürzer, 9) ebenso der Bart des Mannes,10) dafür ist sein Hemd länger.

Finde die 10 Unterschiede im rechten Bild. Viel Erfolg! Rätsel-Lösung: AUTOMAT

34 RÄTSEL | von Volker Dornemann


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INTERVIEW | von Frederik Gremler | Foto: Oliver Schaper

In der Höhle des Löwen Inge Hannemann ist Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona. Die studierte Journalistin versuchte der Sanktionspraxis und dem Klima des Misstrauens, wie sie es beschreibt, ihre Arbeit entgegenzusetzen, bis es ihr zuviel wurde: Im Februar wandte sich sich mit einem „Brandbrief“ an die Bundesagentur und kritisiert in ihrem Blog die „gewollte Unmenschlichkeit“ im System von innen – ein einmaliger Fall. Für die Medien ist sie die „Hartz-IV-Rebellin“, das Jobcenter hat sie freigestellt. bodo sprach mit Inge Hannemann auf einer Vortragsreise durchs Ruhrgebiet. bodo Wie kamen sie zum Jobcenter? IH Ich habe bei einem externen Bildungsträger gearbeitet. Das hat viel Spaß gemacht und ich habe gut verdient. Mit der Agenda 2010 gab es dann nur noch die Hälfte. Das hat nicht für mich und meine Tochter gereicht. Also habe ich mir gedacht: Ich gehe in die Höhle des Löwen. bodo Sie kritisieren die Praxis der Jobcenter scharf. Was sind Ihre Forderungen? IH Erst einmal müssen die Sanktionen abgeschafft werden. Bundesweit sollen bei den Arbeitsämtern sieben Prozent eingespart werden – das passiert über Sanktionen. So etwas führt bis hin zur Obdachlosigkeit der Betroffenen. Ich habe während meiner Zeit im Hamburger Jobcenter nicht sanktioniert. Da war viel mehr Vertrauen da, das hat gutgetan. bodo Sind Sanktionen denn nicht trotzdem wichtig, um garantieren zu können, dass Bedürftige zum Beispiel zu Terminen erscheinen? IH Nein. 90 Prozent sind ohne Sanktionen von sich aus gekommen, nicht immer pünktlich, aber immerhin. Die anderen zehn Prozent habe ich persönlich

Inge Hannemann: „Menschenunwürdiges und gedankenloses Handeln, wie es tagtäglich

aufgesucht. Bei ihnen lag es dann an psychischen Problemen oder ähnlichem.

in den Jobcentern geschieht, macht krank. Bedrohungen, Angst vor Sanktionen und die

Ohne Druck kommt es sich leichter!

Behandlung als Mensch zweiter, dritter, vierter Klasse durch die Jobcenter führen nicht in Arbeit, sondern in totale Verweigerung, in Resignation, in die Wut.“

bodo Was muss sich bei den Mitarbeitern ändern? IH Wir brauchen eine fundiertere Ausbildung. Es gibt nur eine SGB-IISchulung, dabei arbeiten wir mit viel mehr Gesetzbüchern. Meist erhalten

bodo Wo muss sich noch etwas ändern?

die Mitarbeiter nur befristete Verträge und werden dann nach einem Jahr

IH Ich sage immer: Wir sind Quotenmitarbeiter. Wir sind unterbesetzt, über-

wieder entlassen. Zudem muss ein Umdenken stattfinden. Wir arbeiten

all. 500 bis 900 Fälle müssen wir bearbeiten. In Hamburg ist der Dauerkran-

für Menschen, nicht für Zahlen. Das ist nicht das Geld der Mitarbeiter,

kenstand bei zwölf Prozent. Wir müssen uns mehr Zeit nehmen. Ein Antrag

sondern das der Menschen. Viele haben jahrelang eingezahlt und sind

dauert meistens 15 Minuten, richtig kann man ihn aber nur innerhalb einer

erst dann arbeitslos geworden. Wir müssen hin zum objektiven Arbeiten.

Stunde bearbeiten. Ich habe in Hamburg Bedürftige begleitet. Und plötzlich

Das Persönliche, die gewollte Willkür muss raus. Außerdem brauchen wir

lösen sich Probleme, die vorher Jahre gebraucht haben.

interne Transparenz. bodo Wie geht es bei Ihnen weiter, Frau Hannemann? bodo Was genau meinen Sie damit?

IH Das weiß ich nicht. Ich bin „freigestellt“, aber ich habe keine Verträge

IH Neue Gerichtsentscheide kriegen wir nicht mitgeteilt. Daraus entsteht

oder Gesetze gebrochen. Eine Schweigeklausel gibt es in meinem Vertrag

eine Verpflichtung zu recherchieren. In meiner Zeit beim Jobcenter habe ich

nicht. Und die Stadt Hamburg, bei der ich eigentlich angestellt bin, unter-

täglich eine Stunde damit verbracht, Beschlüsse im Internet zu suchen.

nimmt nichts. Nur das Arbeitsamt will mich verständlicherweise mit einer

Eigentlich haben wir auch gute Konzepte und Arbeitshilfen – nur müssen wir

Klage weghaben. (Frederik Gremler)

die erst im Intranet suchen! Leider sind auch die Weisungen zu kompliziert. Davon hatte ich in einem Jahr 9.000.

INFO www.altonabloggt.wordpress.com/

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36 BODO GEHT AUS | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Die Leute, die auf dem Union-Gewerbehof an der Huckarder Straße arbeiten, kennen das Hofcafé natürlich. Und die direkten Nachbarn auch. Und inzwischen hat es sich bereits außerhalb des Viertels an der Rheinischen Straße herumgesprochen, dass es hinten links auf dem Hof eine Oase gibt, wo postindustrieller Charme und Villa-Kunterbunt-Atmosphäre eine höchst lebenswerte Liaison eingehen. Als Gast, bei Panini, hausgemachter Suppe oder Kaffee und Kuchen, kann man daran teilhaben. Und nebenbei mal herrlich entspannen.

Wie in Berlin. Nur schöner!

Hofcafé – Union-Gewerbehof | Dortmund rauf wirklich tat, „um entweder etwas mit Kräu-

helfsmäßig zusammengestellten Regalsystem an

tern und Pflanzen zu machen oder ein Café zu

der Außenwand. Eine weiße Wand mit roten Fens-

eröffnen.“ Das machte Lüdke im Frühjahr 2012

terrahmen und blauer Tür, durch welche man in

und wiederum sehr spontan, denn eigentlich hat-

den Innenraum gelangt. Viel Platz ist hier nicht,

ten sie und ihr Freund schon die Urlaubskoffer

dafür aber ist es sehr gemütlich. Und es gibt was

gepackt, als sie von frei werdenden Räumlichkei-

zu gucken. Wechselnde Ausstellungen, ein zum

ten auf dem Gewerbehof erfuhren. Seither steht

Schmökern gefülltes Bücherregal, Spiele, Krims-

Lüdke montags bis freitags in ihrem Café und

krams, natürlich Töpfe mit Kräutern und viele

sieht ausgesprochen zufriedenen aus. Sie kocht,

handgeschriebene Schilder und Schildchen mit

serviert und hat immer Zeit für einen Plausch mit

den Angeboten. Der wechselnde Tageseintopf,

den Gästen. „Ich bin eine Frohnatur.“

gelegentlich ein Auflauf oder Blätterteiggericht, Salate zum Selbermischen, diverse Panini und

Als Inspiration für die Gerichte auf der klei-

frisch belegte Brötchen. Außerdem Kuchen auf

nen Karte dient ihr die Erinnerung. Ihre Oma

Browniebasis: verführerische Sorten wie Schoko-

hatte einen Bauernhof mit Garten, in Hermers-

Keks oder Schoko-Traube-Mandel.

dorf, 50 Kilometer östlich von Berlin. Einfach und rustikal. Das ist heute ihre Basis, auf der

Eine Suppe plus Salat kostet etwa sechs Euro. Ein

sie experimentiert und ihre eigene Philosophie

fairer Preis zum Sattwerden und Wiederkommen.

entwickelt hat. Wichtig ist dabei die Zahl drei.

Heißgetränke gibt es ab einssechzig, alkoholi-

Wer einen gut bezahlten Job in der Modebranche

Drei Gemüsesorten, drei Gewürze, drei Farben.

sche Getränke nicht, aber eine gut sortierte Aus-

aufgibt, um anschließend ein kleines Café zu er-

„Sonst wird es schnell zuviel“, sagt sie. „Außer-

wahl kalter Durstlöscher wie Club Mate, Lemon-

öffnen, hat Mut und sollte ziemlich genau wissen,

dem lege ich Wert darauf, dass es regional ist,

Aid oder ChariTea für je zweifünfzig. An jedem

was das heißt. Claudia Lüdke hatte sich über zehn

saisonal und günstig.“

dritten Samstag im Monat lockt das Hofcafé mit „Brotzeit und Wohlgefühl“, einem Brunch, bei

Jahre bis zur Vertriebsleiterin eines solchen Un-

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ternehmens hochgearbeitet, ein nettes Team im

Bei gutem Wetter sitzt man draußen. Vor dem

dem auch die rein pflanzlichen Pflegeprodukte

Rücken, einen schicken Firmenwagen, aber es fehl-

Café, einem lustig bunten Flachdachanbau, der

aus der ebenfalls im Unionviertel angesiedelten

te was. Oder es war zu viel. Zuviel an Kilometern

wie an die imposante grüne Wand der lang schon

Manufaktur von Sonja Voß vorgestellt werden.

auf der Autobahn und Nächten im Hotel, zuviel an

leerstehenden Schwerindustriehalle geschoben

„Ich möchte, dass die Leute abtauchen können.

Sehnsucht nach Dortmund und speziell dem Union-

wirkt. Urbane Improvisationskunst. Man nimmt

Im und vom Alltag“, bringt Claudia Lüdke das

Gewerbehof, wo ihr Freund eine Hausgärtnerei be-

Platz auf schlichten Stühlen und Bänken aus

Konzept auf den Punkt. (wk)

treibt und sie selbst nur noch an gelegentlichen

Holz, an ebenso schlichten Tischen, auf denen

Wochenenden vorbeischauen konnte.

Töpfe mit Kräutern stehen. Zum dran Rupfen und

Hofcafé auf dem Union-Gewerbehof

Probieren, wie sie sagt, denn nur dann verzwei-

Huckarder Straße 8 – 12 | 44147 Dortmund

Vor zwei Jahren, eines nachts im Sommer 2011,

gen sich die Pflanzen und wachsen zu einem üp-

Mo. bis Fr. von 9 – 17 Uhr

träumte sie, sie hätte gekündigt. Was sie tags da-

pigen Busch. Weitere Kräuter stehen in einem be-

www.hofcafe-unionviertel.de


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38 LESERSEITE | Foto: INSP

bodo dankt:

Sparkasse Bochum Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Elisabeth Heymann-Roeder, Brigitte Sonntag, Christian Bösterling, Linda Wotzlaw, Gerhild Handke, Friedirch Lappe, Hildegard Jänsch, Christiane Luebke, Johannes Syre, Claere Schuth, Reinhilde Sclippa, Ludger Keite, AS Antriebs- und Systemtechnik GmbH, Karola Distelkamp, Dr. med. vet. Elisabeth Karen, Christine Hedwig Bülow, Franziska Gries, Rosemarie Steffens, Jürgen Patommel, Uwe Danz, Heinz Riedl, Olaf Authorsen, Womika Wohnmobile GmbH, Oliver Menne, Ursula Meuthen, Angelika Göbel, Matthias Kolbe, Carmen Kolb, Christa Kölsche, Ingo Schröter, Siegmar Welski, Gerhard Rohkamm, Kornelia Buggenhagen, Fatima Haoua, Bärbel Robrahn, Barbara Lausträter, Marion Hoffmann, Martin Vesper, Hanne und Kurt Kriegesmann, Udo Möller, Hannelore Kaup, Ute Unger, Doris Buderus, Uwe Falke, Martin Krug, Rolf Sehlmeyer, Jürgen Blech, U. Schwarr, Stefanie Franke, Silja Arnold und Dieter Seitz, Elisabeth und Hans-Georg Fahlbusch, Raphael Stahl, Petra Vossebuerger, Oliver Stiller, Heinz Heitland, Nicolai Parlog, Esther Hagemann, Stefanie Klein, Dr. Rinnert Siemssen, Jonas Pasche, Gabriele Schulte, Volker Schaika, Erika Maletz, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm, Sigrid Klaerner, Gerhard Volpers, Elsemarie Bork, Peter Lasslop, Christina Kolivopoulos, Jutta und Wido Wagner, Klara Lehmann, Martin Eisenacher, Sabine Raddatz, Petra DanielsenHardt, Silke Harborth, Hildegard Reinitz, Timo Zimmermann, Renate Schmidt, Ute Soth-Dykgers, Annette Düe

Über 100 TeilnehmerInnen aus 30 Ländern und von fünf Kontinenten trafen sich Ende Juli zur 17. Jahreskonferenz des INSP (International Network of Street Papers) in München. Wir bedanken uns bei unseren Gastgebern von BISS und unseren großartigen KollegInnen für eine INSPirierende Konferenz!

LESERBRIEFE Liebe bodo-Redaktion, ich habe mich sehr über Ihren Be-

Krieges im Frühjahr 1945 im Rahmen der Rombergpark-

richt zum Phönix-See gefreut. Dazu eine Ergänzung: Schon

und Bittermarkmorde der Gestapo von hier zur Erschie-

als die ersten Gerüchte auftauchten, dass es einen See

ßung abtransportiert.“

geben sollte, hatten wir geschrieben: Das ist schön, aber

Das ist nun schon so lange her. Der See hätte nicht dar-

die Erinnerungen an die Naziverbrechen dürfen nicht ver-

unter gelitten, wenn es die Tafel gäbe.

schwinden. Wir dachten an das Arbeitserziehungslager am

Mit freundlichen Grüßen, Ulrich Sander (Vereinigung der

Emschertor, wo die Stahlindustrie und die Gestapo ein Be-

Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten)

triebs-KZ unter der Werkshalle unterhielten. Wir betonten: Solch ein authentischer Ort darf nicht geflutet werden. Er

Unter dem Motto „Was, wenn Gott ein Berber wär…?“ fand

wurde dann auch nicht geflutet, aber abgerissen. (...)

in der Bochumer Johanneskirche im August ein Gottesdienst

Bereits 2009 verabredeten wir – Stadt und VVN-BdA –

statt – mit unserem Verkäufer und Stadtführer Markus:

dann diesen Text für eine Gedenktafel: „Zum Gedenken an

Hallo Herr Philipp, der Gottesdienst am Samstagabend

die Opfer der Rüstungsindustrie und der Gestapo – Hier

mit Markus Neiß war sensationell! Alles hat gut ge-

am ehemaligen Emschertor / Hermannstraße befand sich

klappt. Herr Neiß ist ein sehr angenehmer Mensch,

während des Krieges ein Auffanglager der Stahlindustrie

konnte sich sehr gut präsentieren und wurde freundlich

und der Gestapo. Als KZ-ähnliches Arbeitserziehungsla-

aufgenommen. Und die mitgebrachten bodos wurden

ger des Dortmund-Hörder Hüttenvereins diente es der

auch abgekauft. Großartig fand ich auch eine Begeg-

grausamen Verfolgung von deutschen und ausländischen

nung vor Beginn: Die Organistin begrüßte Herrn Neiß

Sklavenarbeitern. Insassen des Auffanglagers, darunter

freudig überrascht mit den Worten: „Ach, bei Ihnen kauf

ausländische Zwangsarbeiter und jüdische Bürgerinnen,

ich doch immer meine bodo…“

wurden auf heimtückische Weise von den Nazis ermordet.

Vielen Dank noch einmal für die großartige Unterstützung!

Über 50 Häftlinge wurden noch in den letzten Wochen des

Holger Kloft

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