bodo September 2015

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2.50 Euro | 1,25 Euro f체r den Verk채ufer

bodo

September 2015

GA DAS STRASSENMA

Z IN

Nora Hansel Laurie Penny Esther Bejarano 1


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Unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Dortmund haben sich rund 200 gemeinnützige Vereine, Organisationen und Initiativen zusammengeschlossen. Sie bieten Unterstützungsleistungen in allen Lebensbereichen an:

Kontakt über Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW Kreisgruppe Dortmund Friedensplatz 7 | 44135 Dortmund Telefon: (02 31) 189989-0, Fax: -30 dortmund@paritaet-nrw.org

n Beratung bei Ehe- und Lebenskrisen n Unterstützung bei der Betreuung von Kindern n Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene n Unterstützung bei psychischen Erkrankungen n Hilfen für Menschen mit Behinderungen n Hilfen in Notlagen und bei besonderen sozialen Schwierigkeiten n Selbsthilfeunterstützung

www.dortmund.paritaet-nrw.org

• Beratung in laufenden Angelegenheiten it eswe Bund er • Unterstützung bei Kündigungen üb 0 • Beantwortung von allgemeinen Fragen rund um das Mietrecht 29.00 er lied Mitg • Hilfe bei der Durchsetzung von Mängelbeseitigungsansprüchen • kostenlose Kopien des geführten Schriftverkehrs • umfassende, kompetente Rechtsberatung durch Experten • Vertretung Ihrer Interessen gegenüber dem Vermieter, Behörden, etc. • kostenloser Schriftverkehr mit Vermietern, Behörden und sonstigen Institutionen • Beratung bei Mieterhöhungen sowie Heiz- und Nebenkostenabrechnungen

Büro Bochum:

Mieterschutzbund e.V. Mieterschutzbund e.V. Kurt-Schumacher-Platz 10 Schützenstr. 21 44787 Bochum 46236 Bottrop Tel.: 0234-54678700

Tel.: 02041-774717

Büro Dortmund:

Büro Herne:

„Demenz, ist das ein Tier wie Krebs?”

Büro Recklinghausen: (Hauptverwaltung)

Mieterschutzbund e.V. Alter Mühlenweg 3 44139 Dortmund

Mieterschutzbund e.V. Kunibertistr. 34 Mieterschutzbund e.V. 45657 Recklinghausen Bahnhofsplatz 15 Tel.: 02361-406470 44629 Herne

Tel.: 0231-84161010

Tel.: 02323-943030

office@mieterschutzbund.de

Bianca Mattern / Eva-Maria Popp / Iris Weißer

Büro Bottrop:

www.mieterschutzbund.de

Vorwort v on Til Schwe iger

Mit Kindern über Demenz reden • Mit einem Vorwort von Til Schweiger Demenz ist ein Thema, das viele Familien und somit auch viele Kinder betrifft. Entweder die Kinder leben in einer Familie zusammen mit einem demenziell Erkrankten, sie haben Freunde, in deren Familien Demenz auftritt oder sie kommen in den Medien damit in Berührung. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Kinder offene und ehrliche Informationen zur Demenz erhalten. Doch wie bei anderen schwierigen Themen heißt es auch hier: „Wie sag’ ich’s meinem Kinde?“ Dieses Buch unterstützt Eltern, Lehrer und Erzieher beim Gespräch über Demenz. Der erste Teil des Buches erklärt den Erwachsenen, warum das Thema Demenz für Kinder wichtig ist. Der zweite Teil wendet sich mit einer illustrierten Geschichte an die Kinder und gibt ehrliche Antworten auf kindliche Fragen. Im dritten Teil kommen in einer Schreibwerkstatt Kinder selbst zu Wort. Ergänzt wird das Buch durch eine Lehrer- bzw. Erzieherhandreichung, die einen einfachen Transfer in Kita oder Schule ermöglicht. Es ist ein Ratgeber für Eltern, Pädagogen, aber auch die Kinder selbst, wenn es darum geht, die Demenz in all ihren Facetten zu erfassen. Pädagogisch sehr wertvoll! „... eine wichtige Allianz gegen die Traurigkeit ...“ Til Schweiger (in seinem Vorwort) vml

Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr

2

2015, 160 S., farbige Abb., Format 16x23cm, Klappenbroschur, Alter: 6–12 ISBN 978-3-8080-0755-6 Bestell-Nr. 1612, E 19,95


INHALT | EDITORIAL

04

Nora Hansel Sie läuft mehrmals täglich die Treppen zum fünften Stock hoch. Oft mit dem Fahrrad über

der Schulter – und das, obwohl ihre rechte Körperhälfte nur eingeschränkt funktioniert. Zugegeben: Sie ist nicht irgendwer. Die 30-Jährige ist Welt-, Europa- und Deutsche Meisterin im Paratriathlon. Von Antje Mosebach

32

Laurie Penny Die 28-jährige Britin ist eine der kritischsten und lautesten Stimmen ih-

rer Generation. Mit Wucht schreibt und twittert sie gegen eine frauen- und letztlich menschenfeindliche Welt an – trotzdem haben ihre Worte auch etwas Tröstliches. Von Miriam Walther Kohn

38

und Christof Moser

Letzte Chance für einen Flüchtling In panischer Angst vor der drohenden Abschiebung bittet ein junger Mann in

einer Kirchengemeinde im Ruhrgebiet um Schutz. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Ende August beschließt die Gemeinde, dem verfolgten Rohingya Kirchenasyl zu geben.. Von Ulrike Märkel

40

Begegnungen in Auschwitz Bevor Esther Bejarano geht, drückt sie zwei Dortmundern noch die Sonnenblu-

mensträuße in die Hand: „Legt die bitte an die Stelle, an der die Mädchenkapelle immer gespielt hat. Vor dem Tor an den Gleisen. Vergesst es nicht. Versprecht ihr mir das?“ Von Dirk Planert

03 Inhalt | Editorial 07 Straßenleben | Bochum Nordbahnhof 07 Impressum 08 Neues von bodo 12 Reportage | Hausgemachte Paradiese Liebe Leserinnen und Leser,

16 News 16 Kommentar | ‘92 lass nach

in unserem Septemberheft begegnen Sie unter anderem drei

17 Recht | Bitte klar ausdrücken!

starken Frauen: Wir porträtieren die Bochumer Paratri-

17 Die Zahl | Das Foto

athlon-Weltmeisterin Nora Hansel und die – großartige

18 Reportage | Beim Blindenfußball

– britische Feministin Laurie Penny, die unsere Schweizer

22 Kultur | Theater mit Folgen

KollegInnen von „Surprise“ in Berlin interviewen konnten. (Vielen Dank nach

23 Wilde Kräuter | Schafgarbe

Basel!) Außerdem begleiten wir eine mehr als 1.000-köpfige Jugendgruppe

24 Veranstaltungskalender | Verlosungen

nach Auschwitz, wo Esther Bejarano, die als Musikerin im Mädchenorchester

30 bodo geht aus | caféplus

den Holocaust überlebte, von der Hölle des Lageralltags berichtet.

36 Netzwelt | fluechtlinge-willkommen.de 36 Kinotipp | Kino Global

Vielleicht eine aktuelle Anmerkung: Die 90-jährige Esther Bejarano sieht sich

37 Bücher

zurzeit gezwungen, gegen einen der vielen Tausend Hetzer, Rassisten und

40 Soziales | Flüchtlingsunterbringung

Holocaustleugner juristisch vorzugehen, die sich in sozialen Netzwerken aus-

41 Kultur | Arabisches Kunstfestival HUNA/K

toben. Gegen einen Facebook-Nutzer aus Fulda, der Bejarano auf widerliche

45 Verkäuferporträt | Nachruf: Maike

Weise beleidigte, ermitteln nun – vielleicht – die Behörden. Einzelfälle, in de-

46 Leserpost | Comic

nen Hetzer, die oft unter ihren Klarnamen veröffentlichen, mit Strafbefehlen

47 Spendenshop

belegt werden, feiert die Netzgemeinde. Es bleiben Einzelfälle. Der öffentlich artikulierte Hass bürgerlicher RassistInnen und organisierter Neonazis ist

bodo SCHA FFT CHAN CEN

erstens die Verlängerung der populistischen Ausfälle auch in den ehemaligen Volksparteien und zieht zweitens täglich sichtbar Gewalt nach sich. Esthers empörte Frage „Dürfen denn die Nazis heute machen was sie wollen?“ würden wir gern irgendwann mit Nein beantworten. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3


MENSCHEN

Nora Hansel:

Den Blick nach vorn

„Ich habe früh daran gearbeitet, den Blick auf meine Chancen, nicht auf die Schwächen zu richten.“

4


Sie läuft mehrmals täglich die Treppen zum fünften Stock hoch. Meist dabei noch ihr Fahrrad über der Schulter. Das, was für viele von uns schon das Fitnessprogramm der Woche wäre, ist für Nora Hansel einfaches Warm-up oder die Muskelentspannung nach dem täglichen Training – und das, obwohl ihre rechte Körperhälfte nur eingeschränkt funktioniert. Zugegeben: Sie ist nicht irgendwer. Die 30-Jährige ist Welt-, Europa- und Deutsche Meisterin im Paratriathlon. Von Antje Mosebach | Fotos: Daniel Sadrowski

Als wir etwas abgekämpft die Dachge-

durchgesetzt. Mit Erfolg: Sie gehörte zu den

wollte nicht auf andere angewiesen sein.

schosswohnung in der Bochumer Innen-

erfolgreichsten Nachwuchs-Biathletinnen

Mein Ziel war es, auf die Beine zu kommen.“

stadt erreichen, erwartet uns lächelnd eine

Sachsens. Dann treten zunehmend Kopf-

Selbstständig. „Ich war da nicht besonders

hübsche, frische junge Frau. Mit ihren 1,61

schmerzen und Schwindel auf. Die nieder-

nett zu den anderen Leuten“, weiß sie noch

Metern und 48 Kilogramm wirkt sie zudem

schmetternde Diagnose: Hirntumor.

und denkt dabei besonders an ihre Oma, die ihr alles abnehmen wollte. „Aber ich wollte

nicht wie eine Sportmaschine, sondern eher zart. Wir sind verblüfft – von einer Behin-

Die Operation verläuft erfolgreich, hinter-

allen zeigen, dass ich alles kann, wenn man

derung merken wir zunächst nichts. „Segen

lässt aber Spuren: Die Medizin nennt es He-

mir nur Raum und Zeit lässt.“ Und beweist

und Fluch zugleich“, bestätigt Nora Hansel

miparese und Ataxie, halbseitige Muskelläh-

es. „Ich hatte Glück, dass ich in den vielen

diesen Eindruck und guckt auf Kater Bosse,

mungen und Koordinationsstörungen mit

Monaten Reha sehr ambitionierte Physio-

der sich zwischen unsere Beine drängt,

Gangunsicherheit. Bei Nora Hansel betrifft

therapeuten um mich hatte.“ Sie begann,

„denn für die meisten erschließt es sich

es die rechte Körperhälfte: „Die Feinmotorik

Rad zu fahren. Heimtrainer. „Das fiel mir

nicht, warum ich neben den Stuhl greife

beim Greifen klappt nicht und mir fehlt die

leicht und es gab mir im Kopf so wunderbar

oder auf einmal torkele.“ Dann wäre es ihr

Tiefensensibilität, ich weiß zum Beispiel

das Gefühl, nicht behindert zu sein.“

lieber, dass man sie anspricht, um sagen zu

nicht, wo sich meine Gliedmaßen befinden.“

können, dass sie nicht betrunken ist. „Ich

Manchmal hängt der Fuß dann noch in der

Sie macht ihr Abitur, studiert Pädagogik und

erklär‘ das schon so, dass jeder versteht,

Autotür. Die Informationen, erklärt sie, kom-

Sozialwissenschaften, weil sie für sich gute

dass es keine Grippe ist“, sagt sie.

men erst sehr spät im Gehirn an. So hat sie

Chancen im öffentlichen Dienst sieht. Immer

sich jetzt bei der EM in Genf die Fußsohlen

den Blick nach vorn gerichtet, macht sie 2009

Nora Hansel ist 18 und in den Abiturvor-

auf dem heißen Asphalt verbrannt, „ich

an der Bochumer Ruhr-Uni ihren Master in

bereitungen, als die ersten Symptome

habe die Hitze zu spät gespürt“.

Gesundheitsökonomie. „Ich hatte ja ein Ziel“,

auftauchen. Die begeisterte Langläuferin

sagt die heutige Kundenbetreuerin der Agen-

aus dem sächsischen Altenberg hatte ihre El-

Fünf Jahre, sagt sie, habe sie gebraucht, um

tur für Arbeit, als die sie in Essen Schwerbe-

tern zwei Jahre lang damit genervt, auf das

in alle Lebensbereiche wieder hineinzukom-

hinderte zu vermitteln versucht. Trotzdem

Sportinternat gehen zu dürfen – und sich

men, sieben, um wieder in den Leistungs-

erreicht auch sie ein psychisches Tief, das in

sport einzusteigen. „Klar, ich hatte die

Depressionen hätte enden können: Selbst-

Möglichkeit, zu verzweifeln – das war aber

zweifel, der Blick zurück auf das, was viel-

eine doofe Idee – oder: das Beste aus meiner

leicht hätte werden können, wenn sie nicht

Situation zu machen.“ Und: „Ich war 18! Ich

krank geworden wäre … „Aber ich habe früh daran gearbeitet, den Blick auf meine Chancen, nicht auf die Schwächen zu richten.“ Und der fällt unweigerlich auf den Sport.

Geboren: 1985 in Löbau/Sachsen Lebt in: Bochum Lieblingsgericht: Bratkartoffeln mit Spiegelei Hofft auf: bessere Orthesen für den Sport Plant: den Halbmarathon 2016 in Venlo trotz Handicap zu schaffen

Als sie nach dem Studium dazu das Okay von ihrer Hausärztin bekommt, beginnt sie mit Spinning, betreut von einer Physiotherapeutin, die „mich gleichzeitig gebremst und gefördert hat“. 2011 steigt sie wieder

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MENSCHEN

„Klar, ich hatte die Möglichkeit, zu verzweifeln – das war aber eine doofe Idee.“

in den Leistungssport ein. Erst mit dem Rad, ab 2013 als Triathletin für den PV Witten. 2014 wurde Nora Hansel in Serie Deutsche, Europa- und Weltmeisterin im Paratriathlon, erhielt den Felix 2014 als Beste im NRWBehindertensport, verteidigte ihren EM-Titel dieses Jahr in Genf – und träumt von den Paralympics 2016 in Rio. Dann der Schock: Die Kriterien für die Startklassen werden verändert, Nora Hansel wird hochgestuft. Sie ist zunächst fassungslos, denn „gesundheitlich hat sich bei mir nichts verändert, ich habe durch das intensive Training einfach nur mehr Kraft.“ Ihren Neoprenanzug kann sie aber immer noch nicht alleine aus- und anziehen. Und das Schlimmste: Ausgerechnet diese Klasse ist bei den Paralympics nicht vertreten, ihr Traum zerplatzt, ein großer Sponsor springt ab. „Ich hatte nach dieser Nachricht ein großes Motivationsproblem“, gibt sie zu. „Ich habe mir viel Zeit gelassen, um mich zu sammeln.“ Mit psychologischer Unterstützung hat Nora Hansel den Dreh bekommen. Jetzt heißt es: mehr Wettkämpfe zum Punktesammeln und Weltcups, die nicht zu weit weg sind. Für Urlaub bleibt da weder Geld noch Zeit. Ihre Lebensgefährtin Jenny zeigt dafür Verständnis. Und zur nächsten EM in Lissabon fahren sie zusammen. „Aber ich lege mein Training auch so, dass wir noch gut Zeit miteinander verbringen können“, zumindest um ihre geliebten Serien zu gucken oder sich mit Freunden zu treffen. Seit einem knappen halben Jahr leben die beiden zusammen, mit der Dachgeschosswohnung hat sich Nora Hansel einen Kindheitstraum erfüllt. Dann zieht sie sich ihre Orthese an, eine Koordinationsverstärkung für ihr Bein, und begleitet uns für das Fotoshooting die fünf Stockwerke nach unten. Während wir ins Auto steigen, läuft sie wieder hoch – sie holt ihr Fahrrad, zum Training.

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STRASSENLEBEN

IMPRESSUM

Bochum Nordbahnhof

Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20

Einen Sturm der Entrüstung hat in Bochum die Ankündigung der Fiege Brauerei ausgelöst, den 1874 errichteten Rheinischen Bahnhof (heute: Nordbahnhof) abreißen zu lassen. Ähnlich wie beim Dortmunder Ostwallmuseum empören sich die Bürger und wollen dieses Vorhaben mit einer Petition stoppen.

Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de

Von Peter Hesse | Foto: Kortum-Gesellschaft

Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20

Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20

Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Ulrike Märkel, Antje Mosebach, Christof Moser, Dirk Planert, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst, Didi Stahlschmidt, Miriam Walther Kohn, Claudia Welsing Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Bayerischer Flüchtlingsrat (16), Bianka Boyke (17), Laurent Burst, surprise (3, 32, 33, 34, 35), Yazan Halwani (41), Kortum-Gesellschaft (7), Elaine Livingstone (11), Ulrike Märkel (3, 39), Dirk Planert (3, 40, 41, 42), Reuters/ Axel Schmidt (16), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 20, 22), Sebastian Sellhorst (8, 9, 10, 11, 30, 45, 46), Claudia Siekarski (9, 11), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23), Alex Völkel (40) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Oktober-Ausgabe 10.09. 2015 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015

Auch für Dr. Hans Hanke ist das Vorgehen

Die Gesellschafter der Brauerei, die sonst

nicht zu fassen. Als Vorsitzender der Kor-

sehr viel Wert auf das Wort „Tradition“ le-

tum-Gesellschaft kommentiert er: „Bevor

gen, versichern in einer eigens aufgesetz-

nicht der Denkmalwert des Gebäudes Nord-

ten Presseerklärung, dass ihnen die histo-

bahnhof erneut geprüft worden ist, kann

rische Bedeutung des Nordbahnhofs sehr

eine Abrissgenehmigung nach Gesetzeslage

bewusst sei. Die Gründe für das Abriss-

nicht erfolgen.“ Seit dem Jahre 2000 ist die

vorhaben lägen im schlechten Zustand des

Privatbrauerei Moritz Fiege Besitzerin des

seit Jahrzehnten leerstehenden Gebäudes.

Gebäudes. Damals erwarben die Brauer die

Die Rückseite des Hauses sei außerdem

Immobilie von der Deutschen Bahn, um sie

durchfeuchtet.

zu erhalten und als Standort für einen Gastronomie-Betrieb auszubauen.

„Bei allem, was wir tun, werden wir verantwortungsvoll mit dem Thema Nordbahnhof

Der Brauerei erschien dann doch die Anzahl

umgehen“, sagen die Inhaber Jürgen und

der möglichen Sitzplätze in einem Bier-

Hugo Fiege: „Bei der Frage, wie es weiter-

garten zu gering und der Verkehrslärm zu

geht, möchten wir aktiv den offenen und

groß. Da die Nutzungsszenarien nicht er-

konstruktiven Dialog mit Interessengrup-

tragreich umsetzbar erscheinen, wurde der

pen anbieten, um möglichst viele Belange

Antrag auf Abriss des Gebäudes gestellt.

zu berücksichtigen.“ Das klingt vorerst nach

Dies löste Unbehagen bei der Bevölkerung

einer Diskussion mit offenem Visier. Unter

aus: Die Stadt dürfe ihr historisches Erbe

www.openpetition.de haben sich für den

nicht nach Gutsherrenart einfach kaputt

Erhalt des Nordbahnhofs bereits über 1.000

schlagen lassen.

Unterstützer ausgesprochen.

Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka verein@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

7


NEUES VON BODO

Eine Lobby sein

Bücher, Bücher, Bücher

Straßenkinder-Konferenz

Neben der Beratung, Betreuung und

Wer weiter noch gerne und leidenschaftlich

Die 1. Konferenz im letzten Jahr hat ihnen

Begleitung der Verkäuferinnen und Ver-

in Büchern blättert statt auf dem Bildschirm

politisches Gehör verschafft. An diesen

käufer des Straßenmagazins und neben

zur nächsten Seite zu wischen, hat in unse-

Erfolg möchte die Ständige Vertretung

unserer journalistischen Arbeit für dieses

rem bodo Buchladen eine riesige Auswahl an

der Straßenkinder in Deutschland – ca. 40

Heft ist eine unserer Hauptaufgaben die

Themen und Titel – gebraucht, aber sehr gut

junge Menschen im Alter von 16 – 29 Jahren

Lobbyarbeit für die „Menschen am Rand“.

erhalten und zu günstigen Preisen.

– mit der 2. Konferenz der Straßenkinder

Uns geht es um Respekt und Verständnis für

Zurzeit sind all unsere Regale und Akti-

die Lebenslagen von Wohnungslosen, Men-

onskisten prall gefüllt – mit spannenden

schen in Armut, Neuzuwanderern, Flüchten-

Krimis, fesselnden Romanen, literarisch

den und Menschen mit Suchterkrankungen.

Erlesenem, Kinderbüchern, Sach- und Fach-

Zurzeit arbeiten wir an unserem Jahresbericht

lichem, Bildbänden und Antiquarischem.

– der voraussichtlich bereits im Dezember

Sie dürfen sich Zeit lassen, es sich in unserer

erscheinen wird – und staunen selbst über die

Leseecke gemütlich machen und sich ent-

Zahlen: In den letzten 12 Monaten kommen

spannt für ihre Lektüre entscheiden. Unsere

wir auf weit über hundert von uns ausgerich-

Buchhändlerin Suzanne Präkelt wählt mit

tete Veranstaltungen: Vorträge, Podiumsdis-

ihrem Team aus den vielen tollen Spenden

kussionen, Schulbesuche, Stadtraumaktionen

sehr sorgfältig die Bücher aus, die wir Ihnen

und unsere sozialen Stadtführungen.

anbieten können – zu Preisen, die es leicht

Im September sind wir z.B. im Dortmunder Depot, an der TU Dortmund, in der Bochumer

machen, sich für die nächsten Lesenachmittage einzudecken.

am 25. und 26. September anknüpfen. Über 300 Teilnehmer werden in Berlin erwartet, mehr als doppelt so viele wie 2014. Unterstützt vom Jugendhilfeverein KARUNA e.V. laden die Veranstalter alle Straßenkids und ihre Betreuer ein – mit ihren Forderungen, Fragen und Vorschlägen. Einige haben sich im letzten Jahr persönlich mit der Bundesjugendministerin in Berlin getroffen und arbeiten seitdem in einer ständigen Arbeitsgruppe mit Mitarbeitern des Ministeriums an Ideen und Ergebnissen der Konferenz weiter. Der Dialog mit Politik und Gesellschaft soll weiter fortgesetzt, die Rechte der Straßen-

Zukunftsakademie, in der Suppenküche

Und auf unseren Aktionsflächen finden Sie

Kana… Unsere Stadtführungen finden wie

ein unschlagbares Angebot: ein Buch für 2

immer an jedem 2. Samstag in Dortmund

Euro, drei für 5 Euro. Wir sind montags bis

Busse für die Anreisen werden gestellt, die

und an jedem 3. Samstag in Bochum statt.

freitags von 10 – 18 Uhr für Sie da, samstags

Reisekosten übernommen.

Alle Termine auf www.bodoev.de

von 10 – 14 Uhr. Wir freuen uns auf Sie!

www.strassenkinderkongress.de

kinder sollen durchgesetzt werden.

Wir brauchen Sie! Es ist für uns schön zu sehen, dass sich im-

durch eigenes Tun, wir, bodo e.V., geben ih-

mer mehr Menschen für unsere Arbeit inte-

nen dazu nur die Möglichkeit und begleiten

ressieren, offen sind für die Hintergründe

sie dabei.

und sich auch gerne einbringen: durch Kooperationen, Projekte und – Spenden.

8

Den größten Teil unserer Kosten dafür decken wir über unsere eigenen Standbeine:

Denn die gewährleisten eine planbare Un-

über Haushaltsauflösungen mit unserem

terstützung „unserer“ VerkäuferInnen und

engagierten Transportteam, durch die Ein-

den Erhalt von Stellen, die Menschen aus

nahmen aus unserem Buchladen oder über

schwierigen Lebenssituationen wieder in

www.bodoev.de und über den Vertrieb un-

ein geregeltes Leben führen. Mit neuem

seres Markenzeichens, dem Straßenmaga-

Selbstwertgefühl und Vertrauen in die ei-

zin bodo. Dadurch schaffen wir es, den Spen-

gene Leistungsfähigkeit. Das schaffen sie

denbedarf relativ gering zu halten.


www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

Niemand ist ein Zigeuner In ganz Europa werden Sinti und Roma ausgegrenzt, alte Feindbilder wiederbelebt. Warum das geächtet werden muss, erklärt Historiker Wolfgang Wippermann am 2. September im Theater im Depot – bei seiner

Krimi am Freitag

Lesung und Diskussion. Die Vorurteile sitzen tief. Gerade durch die

Es geht um dubiose Immobiliengeschäfte

wie er selbst über sich sagt: Er ist Katholik, CDU-

am Phoenix-See, Betrug in der Stadtverwal-

Mitglied und Schalker, dazu geboren in Essen

tung und jemanden, der über Leichen geht:

und Krimis schreibend, die in Dortmund spie-

Thomas Schweres liest am 11.9. in unserer

len. Bei den „Abräumern“ findet Kommissar

Benefiz-Kulturreihe „2.Freitag“ aus seinem

Schüppe die gerade geflüchtete Bankräuberin

aktuellen Krimi „Die Abräumer“.

neben ihrem Motorrad, erschossen. Neben ihr

Als langjähriger Polizei- und Gerichtsreporter fällt dem gebürtigen Essener der Krimistoff

der bewusstlose Reporter Tom. Und die Familie der Toten ist verschwunden. Die Zeit drängt…

Armutszuwanderung aus Südosteuropa sind Sinti und Roma wieder ins Blickfeld gerückt. Wippermann geht in seinem Buch „Niemand ist ein Zigeuner“ den Vorurteilen auf den Grund, erklärt, woher sie kommen und warum sie zusammen den Antiziganismus als eigenständige Ideologie bilden – die klar den europäischen Wertekanon verletzt. Seine Forderung: Gerechtigkeit und gesell-

nur so vor die Füße – und er greift zu, für die

Nächsten Monat (9.10.) gibt es musikalische

schaftliche Anerkennung.

fiktive Welt: Seinen ersten Kriminalroman

Spannung: Poppig-grooviges mit „Levit“,

um Kommissar Georg Schüppe und Repor-

deren Songs Frank Scheele, Jan Duve und

Im Rahmen des Kulturfestivals „Djelem Dje-

ter Tom Balzack („Die Abtaucher“) hat er im

Robin Andreas ganz bescheiden beschreiben

vergangenen Jahr veröffentlicht, den zweiten

als „aufs Maximale reduziert“.

dieses Jahr gleich hinterhergeschoben.

lem“ laden zu der Diskussionsveranstaltung mit Musik Planerladen e.V. in Kooperation mit der Alevitischen Gemeinde Dortmund, imdo gGmbH und bodo e.V. ein, Moderation:

Der Eintritt ist jeweils frei.

Schauplatz ist Dortmund, der Ort, an dem er

Fr., 11.9. um 19.30 Uhr, bodo Buchladen,

lebt – allerdings undercover, denn zu viele Wi-

Schwanenwall 36 – 38, Dortmund

dersprüche sind in Thomas Schweres vereint,

Bastian Pütter (bodo). Mi., 2.9., 19 Uhr , Theater im Depot, Immermannstr. 29, Dortmund, Eintritt frei

Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Am 1. des Monats gab es die neuen Zeitungen. Wir gingen gleich zum Trotzdem sind wir z.B. bei der Betreuung und Beratung unserer rund 120 Verkäufer auf Ihre Mithilfe angewiesen, sei es mit einem jährlichen Betrag oder einem FirmenAbo der bodo, die Ihnen Ihr Verkäufer zum

Verkauf. Ich stand an der Kirche, wie immer, aber es war so heiß, dass nur wenige Leute unterwegs waren. Ich habe viel Wasser getrunken, aber es half trotzdem nicht. Nach einer Stunde bin ich dann gegangen, mir war nicht gut. Am nächsten Tag habe ich auch nur eine Stunde gestanden, dann musste ich schnellstens heim, ich hatte schon einen roten Kopf.

Monatsanfang vorbeibringt. Vielleicht

Wir haben uns einen kleinen Vorgarten gemacht. Wir sind mehrere Familien, die dort sitzen. Da

möchten Sie auch im Straßenmagazin wer-

wird Kaffee getrunken und geschwatzt und Karten gespielt. Es ist eine nette Runde. Wir hatten

ben? Sprechen Sie uns an, wir freuen uns!

nur so einen kleinen Sonnenschirm. In einem Prospekt haben wir einen großen Schirm gesehen,

Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00 | Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

der drei mal drei Meter ist. Er war runtergesetzt. Jetzt kann uns die Sonne nichts mehr. In jedem Raum mache ich zurzeit bis zum Abend die Rollos runter, damit es kühl bleibt. Ich mache dann Kaltschale, Gurkensalat und Butterschnitten – es ist das Beste, was man machen kann. Bis zum nächsten Mal, Ihre Rosi 9


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NEUES VON BODO

bodo im Internet Nicht nur auf unseren Vereinsseiten im Straßenmagazin informieren wir regelmäßig über Neuigkeiten aus den verschiedenen Arbeitsbereichen von bodo. Auch im Internet

Das neue Programm

halten wir auf unterschiedlichen Kanälen jede Menge Informationen zu bodo, aktuel-

programm 2015 halbjahr 02

len Veranstaltungen und den verschiedenen Projekten des Vereins bereit. Einmal im Monat stellen wir gemeinsam mit dem Lokalradio-Format „MephisDO“ die aktuelle Ausgabe vor. Wer die 15-minütige Sendung verpasst, kann auf unserer Webseite das Interview mit Redaktionsleiter Bastian Pütter über unseren Soundcloud Kanal nachhören. Wer lieber liest, ist herzlich eingeladen, den bodo-Newsletter zu abonnieren, um sich einmal im Monat zusammen mit dem Erscheinen der neuen bodo die aktuellsten Neuigkeiten direkt in sein E-Mail-Postfach schicken zu lassen. Natürlich finden Sie auch auf unserer Webseite www.bodoev.de und auf Facebook alle Informationen zu unseren Veranstaltungen, die Termine der nächsten sozialen Stadtführung und weiterführende Informationen, wie Sie die Arbeit von bodo e.V. unterstützen können.

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150 Jahre Nordstadt

Homeless Worldcup foto ©:www.schmitz-fotografie.de

bodo-Redakionsleiter Bastian Pütter

Vom 12. bis zum 19. September findet in

spricht am 20. September in der Suppen-

Amsterdam die Fußballweltmeisterschaft

küche Kana am Dortmunder Nordmarkt

der Wohnungslosen statt. bodo begleitet

über die Zuwanderungsgeschichte der

das Turnier und berichtet in einer Foto-

Nordstadt. Kein klassischer stadtgeschicht-

reportage in der Oktober-Ausgabe des

licher Vortrag, sondern eine historische

Straßenmagazins.

Einordnung aktueller Debatten.

treten acht Tage lang auf dem Museums-

strich‘ oder ,Ausländerkriminalität‘ – Die

platz im Herzen Amsterdams bei einem

Elemente des Sprechens und Handelns an-

Straßenfußball-Turnier gegeneinander an.

stadt sind unbewusste Wiederholungen.

Bereits seit 2003 veranstaltet die „Homeless World Cup Foundation“ jedes Jahr

Von der Massenzuwanderung ländlicher

ein Fußballturnier, um auf die Probleme

Unterschichten in die dafür gebaute Nord-

Obdachloser weltweit aufmerksam zu

stadt im 19. Jahrhundert über die „Gast-

machen und die teilnehmenden Spieler

arbeiter“ und ihre Familien bis zu den EU-

untereinander zu vernetzen. Neben der

NeubürgerInnen: Arbeitsmigration erzeugt

sportlichen Herausforderung steht der

Konflikte, Deutungsmuster und Strategien

Kampf gegen Armut und Obdachlosigkeit

staatlichen Handelns von erstaunlicher

im Mittelpunkt. Unterstützt wird die Organisation dabei von namenhaften Schirmherren wie dem

Suppenküche Kana

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REPORTAGE

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Hausgemachte Paradiese Vorgärten, Nutzgärten, Ziergärten, Schrebergärten. Die Welt der privaten Grünanlagen ist vielfältig. Und wie es scheint, wird sie von Jahr zu Jahr bunter. Neue Bücher und Zeitschriften berichten über eine boomende Gartenkultur, spezielle „Tage der offenen Gartenpforte“ richten sich an ein kontinuierlich wachsendes Publikum, auf eigens organisierten Reisen informieren sich Hobbygärtner sogar im benachbarten Ausland über aktuelle Trends. Uns nahm Kerstin Föllmann mit in ihr 800 Quadratmeter großes Idyll am Dellwiger Bach. Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

E

igentlich ist es kein Wunder, dass diese Ge-

dert Gartenbesitzer sind 2015 allein bei „Gärten

schichte in England ihren Anfang nahm. Spä-

in Westfalen öffnen ihre Pforten“ mit von der

testens seit Ende des Barockzeitalters werden die

Partie. Die präsentierten Anlagen unterschei-

Inselbewohner für ihre Kunst der Landschafts-

den sich hinsichtlich ihrer Größe, ihrer Struktur

gestaltung bewundert. Ebenso geachtet ist ihr

und der zugrunde liegenden Philosophie. Das

privates soziales Engagement. Zum Andenken

Angebot reicht von 250 Quadratmetern Roman-

an Königin Alexandra, 1925 verstorben und unter

tik am Reihenhaus über 1.000 Quadratmeter

anderem dafür bekannt, sich Zeit ihres Lebens

fernöstliches Flair bis zum 2,5 ha großen Lehr-

zugunsten bedürftiger Menschen eingesetzt

garten. Mit ihrem naturnah gestalteten Areal

zu haben, öffneten bereits wenige Jahre nach

an der Heribertstraße im Dortmunder Ortsteil

ihrem Tod einige Gartenbesitzer an bestimm-

Kirchlinde beteiligte sich Kerstin Föllmann vor

ten Tagen ihre der Öffentlichkeit sonst nicht

vier Jahren erstmals. Anfangs war

zugänglichen Anlagen – gegen Eintritt, um das

sie sich nicht einmal sicher, ob ihr

Geld anschließend einem karitativen Hilfsfond

Garten den Ansprüchen der Or-

zukommen zu lassen. Ihr Projekt machte Schu-

ganisatoren genügen würde. „In

le. Mittlerweile können in England und Wales

dem Programm gibt es viele sehr

jährlich etwa viertausend Gärten im Rahmen

große, sehr gepflegte Parkanla-

des sogenannten „National Gardens Scheme“

gen. Dagegen fällt mein Garten

besichtigt werden, eine Möglichkeit, von der

doch recht klein aus und ein biss-

über zwei Millionen Gartenliebhaber Gebrauch

chen wild.“ Sie lud zu einer Inau-

machen. Australien, die USA und in Europa Bel-

genscheinnahme – er wurde für

gien und die Niederlande zogen nach.

„Ich möchte keinen englischen Rasen haben“ Seit den 1990er Jahren werden „Offene Gärten“ auch in Deutschland veranstaltet. Das wachsende Interesse an der Gartenkultur insgesamt dürfte zu einem gewissen Teil auf diese besonderen Tage zurückzuführen sein, als Impulsgeber einer florierenden Szene. Etwa einhun13


REPORTAGE

gut befunden, wie er ist: ein Mix aus Kräutern,

auf diese Weise einen Garten anlegen. Einen, der

Zierpflanzen und Hölzern, mit einem kleinen

ganz pflegeleicht ist. Was ich nämlich überhaupt

Teich und einem nostalgischen, von Kletterro-

nicht schön finde, sind diese öden Kiesflächen

sen umwucherten Bauwagen. „Da sitzen wir oft

am Haus, mit Folie drunter gegen das Unkraut.

im Winter drin, trinken am Ofen Glühwein und

Aber das ist wohl der neueste Trend. Damit tut

machen es uns gemütlich.“

man doch nichts für die Natur und gerade das ist wichtig. Viele heimische Pflanzen drohen zu

Der Eingangsbereich neben dem Haus ist mit

verschwinden. In Gärten hätten sie einen Ort, zu

hohen, textilen Blumenfahnen dekoriert, die

überleben. Deswegen finde ich es schade, wenn

Kerstin Föllmann näht, wenn es draußen nichts

sich jemand seinen Garten mit irgendwelchen

zu tun gibt. Wer im Garten selbst genauer hin-

exotischen Gewächsen vollstellt.“

schaut, kann neben den Rosen und üppigen Stauden etliche Wildkräuter entdecken – angefangen bei Gänseblümchen auf der Wiese. „Ich möchte keinen englischen Rasen haben“, sagt sie. Erstens

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Kröten, Molche, Vögel, Igel, gelegentlich ein Reh

habe sie nicht die Zeit für dessen intensive Pfle-

Von denen entwickeln sich manche zu einem

ge und zweitens seien Gänseblümchen wirklich

echten Ärgernis. Eine Kommission der EU schätz-

hübsch. Auf botanische Sensationen mit hohem

te kürzlich die jährlich durch Neophyten verur-

Pflegeaufwand verzichte sie gern. Bei ihr wüch-

sachten Schäden auf etwa zwölf Milliarden Euro.

sen ausschließlich Pflanzen, die sie möge. Einige

Tatsächlich gelangen sie oft über Parks und Gär-

habe sie gekauft, andere kämen von allein. Schaf-

ten in die Umwelt, wo sich einige Arten, ohne na-

garbe zum Beispiel oder Frauenmantel. Viele Gar-

türliche Feinde, ungehindert ausbreiten können.

tenbesitzer würden die sofort ausreißen, aber ihr

Zum Nachteil der angestammten Vegetation.

gefallen abwechslungsreiche Blumenrabatten

Der „Verlust an Biodiversität ist eine der größten

grundsätzlich besser als sterile Beete. „Wenn

Herausforderungen der Menschheit“, erklärte

alles dicht beieinander steht, hat man es außer-

Klima- und Umweltministerin Tine Sundtoft in

dem leichter. Auch wer nur wenig Zeit hat, kann

diesem Zusammenhang.


Im Garten von Kerstin Föllmann ist nicht nur hei-

heitere und melancholische Momente geben

mische Flora willkommen, er ist überdies ein Re-

kann, spiegelt sich im Garten wider. Frau Föll-

fugium für zahlreiche Tiere. Kröten und Molche

mann hat farbenfrohe Zonen angelegt, Blüte

im Teich, Vögel, Igel und im Winter gelegentlich

an Blüte, so dass das Auge kaum weiß, wohin

ein Reh. Teils kommen diese Besucher aus dem

es zuerst schauen soll. Andere Bereiche sind ru-

Naturschutzgebiet Dellwiger Bachtal, dessen

higer, einfach nur grün, am Teich zum Beispiel.

östliche Ausläufer vom Föllmann‘schen Garten

Dorthin zieht sie sich zurück, wenn sie abschal-

aus zu sehen sind. Am 10. Januar 1996 wurde

ten möchte. „Abends ist es hier absolut still, ob-

es unter Schutz gestellt, anschließend erfolgte

wohl wir ganz in der Nähe der Großstadt leben.

hier die erste Bachrenaturierung auf Dortmun-

Ich brauche das. Ohne meinen Garten wäre ich

der Stadtgebiet. Zwischen den dicht besiedelten

unglücklich. Andere Leute gehen vielleicht lieber

Wohngebieten von Bövinghausen, Lütgendort-

bummeln oder schauen fern. Ich sitze in meinem

mund, Marten, Westrich und Kirchlinde gilt das

Strandkorb und beobachte den Fasan, der uns

Tal als wertvolles Rückzugsgebiet für seltene

täglich besucht.“

Pflanzen und Tiere. Allein sechzig Vogelarten brüten dort, heimisch sind auch Fledermäuse,

Mittlerweile hat sie über die „offenen Gärten“

Feldhasen und Hermeline.

weitere Gartenbesitzer kennengelernt, mit einigen steht sie in lockerem Kontakt. An einer

„Ich bin hier aufgewachsen, in der Heribertstra-

der eingangs erwähnten Fahrten hat sie noch

ße“, sagt Frau Föllmann. „Das Haus gegenüber

nicht teilgenommen. Interesse hätte sie. Eng-

ist mein Elternhaus. Die Straße war eine typi-

land fände sie spannend. In den vergangenen

sche Arbeitersiedlung. Drüben, hinterm Bach,

Jahren hat sie aber diverse Anlagen im Umkreis

wo jetzt Wald ist, stand die Zeche Germania.

besuchen können. „Spätestens dann, wenn

Auf den Wiesen davor grasten Kühe und in den

man sich ein paar dieser Gärten angeschaut

Gärten hinter den Häusern wurden Kartoffeln,

hat, ist man süchtig. Es gibt so viele Ideen und

Bohnen und Spargel angebaut. Ich bin wegge-

so viele interessante Menschen. Ich weiß nicht

gangen, aber vor zehn Jahren, zusammen mit

genau, wie ich das beschreiben soll, aber Gar-

meinem Mann, wieder hergezogen. Wir hatten

tenmenschen sind irgendwie ein wenig anders

vorübergehend in Westrich gewohnt, auch mit

gestrickt. Die sind offener. Man kommt sofort

Garten, allerdings wesentlich kleiner. Ich bin

ins Gespräch. Und die sind auch lustiger. Ich

sehr froh, dass ich mich jetzt auf dieser großen

habe da noch nie jemanden erlebt, der schlech-

Fläche ausleben kann.“

te Laune gehabt hätte.“

„Ohne meinen Garten wäre

Wer im Internet nach Möglich-

ich unglücklich.“

keiten sucht, Gärten oder Parkanlagen zu besichtigen, wird

Tipps und Anregungen holt sie sich gelegent-

schnell fündig. Der Garten von

lich aus Zeitschriften, Büchern oder Internet-

Kerstin und Wolfram Föllmann

foren, wichtiger sind eigene Erfahrungen.

ist (neben vielen anderen) un-

Stellt sich im Sommer heraus, dass einer im

ter www.offene-gaerten-west-

Frühling gepflanzten Blume der Standort zu

falen.de aufgeführt.

schattig ist, wird sie im nächsten Jahr umgesetzt. Gifte sind tabu. Gegen Blattläuse geht sie mit dem Wasserschlauch vor. Gesunde, kräftige Pflanzen würden von Ungeziefer kaum befallen und was mit dem hiesigen Klima oder dem Boden nicht zurechtkäme, gehöre sowieso nicht in die Gegend. Ihre Beschäftigung in und mit dem Garten empfindet sie keinesfalls als lästige Arbeit. „Ganz im Gegenteil. Hätte ich die nicht, würde mir etwas Wichtiges fehlen.“ Dass es im Leben eines jeden Menschen schöne und weniger gute Phasen,

15


NEWS

DER KOMMENTAR

Kaltland Ende August erreichte die rassistische Gewalt gegen Flüchtlinge mit den Angriffen auf die Notunterkunft im sächsischen Heidenau einen vorläufigen Höhepunkt. Zwei Nächte lang warfen Neonazis und Anwohner Steine und errichteten Barrikaden. Festnahmen gab es keine. In der dritten Nacht attackierte die Polizei Gegendemonstranten. Nach den Zahlen des Verfassungsschutzes hatte sich bereits 2014 die Zahl von Angriffen auf Flüchtlingseinrichtungen im Vergleich zum Vorjahr auf 170 verdreifacht. Die Amadeu Antonio Stiftung zählte hingegen 247 gewalttätige Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, darunter 36 BrandstiftunZahlen bereits Ende August erreicht. Geschäftsführer Timo Rein-

‘92 lass nach

frank: „Die Bundesregierung steht angesichts der Eskalation der

Von Bastian Pütter | Foto: Reuters/Axel Schmidt

gen. Im Jahr 2015 sind nach der Zählung der Organisation diese

Gewalt gegen Flüchtlinge in der Pflicht, ein wirksames Konzept zu erarbeiten, das Flüchtlinge zukünftig besser schützt.“

Ehrlich gesagt: Tagelang habe ich das Schreiben dieses kurzen Textes immer wieder aufgeschoben, Ansätze verworfen, entnervt abgebrochen. Zwischen der Überschrift und dem Schlusssatz liegen neun Angriffe auf Flüchtlings-

Schreiben über Roma

unterkünfte in Deutschland.

Das Duisburger Institut für Sprach- und

Über Jahre haben KollegInnen und ich gegen die Verdrängung der Ursachen

Sozialforschung (DISS) hat in einer Studie

der Anschlagsserien und Pogrome der frühen 1990er Jahre angeschrieben.

die lokale Medienberichterstattung über

Nun wird dasselbe Stück wieder aufgeführt und wir starren auf Twitter, um

die Migration aus Südosteuropa am Beispiel Duisburgs analysiert. Für den Untersuchungszeitraum im Frühjahr/Frühsommer 2014 wurden alle Texte in den lokalen Tageszeitungen und den Wochenblättern untersucht, die sich mit rumänisch-bulgarischer bzw. „Roma-Zuwanderung“ befassen. Die Diskursanalyse deckt „massive Ausgrenzungseffekte“ in der Berichterstattung auf, vor allem durch die durchgehende Charakterisierung der Zuwanderer „als passive und anonyme Masse“, die mit den Aspekten Müll, Kinderreichtum, Nomadentum und (ethnisch begründeter) Kriminalität verknüpft werde. Das DISS formuliert Handlungsvorschläge für einen Perspektivwechsel in der Medienberichterstattung, die

zu sehen, ob heute noch eine weitere Flüchtlingsunterkunft brennen wird. Am 24. August 1992, dem dritten Tag der Pogrome von Rostock-Lichtenhagen, tritt der damalige Innenminister Rudolf Seiters vor die Mikrofone und erklärt: „Wir müssen handeln gegen den Missbrauch des Asylrechts, der dazu geführt hat, dass wir einen unkontrollierten Zustrom in unser Land bekommen haben.“ Ein Schulterschluss mit den Tätern, ein Denunzieren der Opfer. Am Abend überlässt die Polizei, deren oberster Dienstherr Seiters ist, Lichtenhagen vollständig dem Mob. Das Volksfest wirft Brandsätze, mehr als 100 Eingeschlossene überleben durch Glück. Seiters ist heute Präsident des Deutschen Roten Kreuzes. Ein ehrenwerter Mann.

sich auch an andere Kommunen wenden. Die Studie gibt es zum

Alles vergessen. Zum zweiten Mal verroht eine „Asyldebatte“, wieder schlie-

kostenlosen Download unter www.diss-duisburg.de.

ßen sich bürgerliche Politikpositionen mit Mitte-Rassisten und militanten Nazis kurz. In echter wie kalkulierter Hilflosigkeit liefern Regierungspoli-

Pro Asyl fordert Umdenken

asylanten“ von damals heißen „Asylbetrüger“. Nur kurz: Asyl ist (noch) ein Grundrecht, Anträge werden geprüft und gegebenenfalls als unbegründet

800.000 Asylsuchende in 2015, so lauten

abgelehnt. Wenn Verwaltungen dabei – wie bei der Unterbringung von

die Schätzungen des Innenministeriums.

Flüchtlingen – zu langsam arbeiten: Löst das Problem! Die Schuldverschie-

Anstelle von populistischen Forderungen nach Abschiebungen und der Suche nach mehr Unterkünften sei jetzt vor allem eine Frage laut Pro Asyl besonders wichtig: „Wie können Flüchtlinge zügig wieder aus den Unterkünften ausziehen und wie kann die Integration gelingen?“ Notwendig seien Fluktuationen in Sammelunterkünften. Dann müssten auch nicht immer wieder neue Unterkünfte gefunden werden. Um dies zu erreichen, fordert Pro Asyl den Abbau von bürokratischen Hürden beim Auszug in die eigene Wohnung sowie die Wiederbelebung des sozialen Wohnungsbaus. Investitionen in

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tiker die Blaupausen für die Selbstjustiz mit dem Brandsatz. Die „Schein-

bung auf die Flüchtenden ist würdelos. Aber sie zeigt Wirkung: Für alle sichtbar haben Neonazis Vorfeldorganisationen geschaffen, organisiert sich der Widerstand „besorgter Bürger“, die längst auch Täter sind, verfassen Nazis Leitfäden zum Verhindern von Flüchtlingseinrichtungen und kanalisieren den Hass in sozialen Netzwerken, um ihn als Terror auf die Straßen zu entlassen. Ebenfalls vor aller Augen „versagt“ Polizei selbst bei einem angekündigten Pogrom wie in Heidenau. Auch das eine werktreue Inszenierung von Lichtenhagen 1992.

Sprachkurse und Bildungsmaßnahmen sowie die Abschaffung von

Es geht ums Ganze. Ja, wir brauchen eine europäische Lösung für die

Hürden und Verboten beim Arbeitsmarktzugang seien notwendig.

weltweite Flüchtlingskrise. Und: Ja, es wird schwierig. Doch Terror ist weder

Ebenso wichtig seien verkürzte Wartezeiten beim Stellen von Asyl-

„Asylkritik“ noch Diskussionsgrundlage, ihm nachzugeben erzeugt weitere

anträgen. Dieser Prozess kann momentan bis zu 2 Jahre dauern.

Gewalt. Wir kennen das schon.


RECHT

Bitte klar ausdrücken!

Von Rechtsanwalt René Boyke

Unsere Mandanten

konnte noch so eben das Fehlverhalten der

zu gewähren. Das Gericht erklärte, dass die

berichten regelmä-

Arge repariert werden. Die Frau war Ende

Mutter der Klägerin damals eine eindeutige

ßig von besonders

2010 arbeitslos geworden, doch beantragte

Frage gestellt habe und ebenso eine eindeu-

Beratung

sie zunächst kein Arbeitslosengeld, sondern

tige Antwort habe erwarten können. Die Un-

durch Arbeitsagenturen

ging für eine längere Zeit ins Ausland. Nach-

genauigkeit gehe daher zu Lasten der Arge.

und Jobcenter. Viele geraten dadurch nicht

dem sie am 8.12.2014 wieder bei der Arge

Völlig sachgerecht. Hätte das Gericht nicht

selten in einen erheblichen Schlamassel.

vorstellig wurde, um Arbeitslosengeld zu

so entschieden, dann stünde die Behörde

beantragten, teilte man ihr mit, dass es nun

mit vagen Aussagen besser da, als wenn sie

zu spät sei – sie hätte spätestens am 1.12.2014

sich die Mühe gegeben hätte, sich klar aus-

einen Antrag stellen müssen.

zudrücken.

schlechter

Eine Mandantin berichtete mir z.B. zufällig von ihrem Elterngeldbescheid und dass sie lediglich den Mindestbetrag von 300 Euro erhalte, obwohl ihr Einkommen wesentlich

Dagegen wehrte sie sich. Ihrer Mutter – die

mehr erwarten ließe. Nach einer Prüfung des

nun als Zeugin aussagen konnte – wurde da-

Bescheids stellte sich heraus, dass der Man-

mals nämlich von der Arge telefonisch mitge-

dantin tatsächlich über 850 Euro monatlich

teilt, dass das Arbeitslosengeld ihrer Tochter

zustanden: Eine Differenz von über 6.500 Euro

spätestens „bis zum Ende des Jahres 2014“

über das Jahr verteilt! Glücklicherweise war die

beantragt werden müsse, worunter sie als

Frist noch nicht abgelaufen und das Elterngeld

letzten Tag den 31.12.2014 verstand.

konnte noch voll geltend gemacht werden.

Sicherlich gut vertretbar. Das sah das Sozi-

Eine ähnlich heftige Erfahrung musste nun

algericht Gießen auch so und verurteilte die

eine Frau aus Hessen machen. Auch bei ihr

Arge dazu, der Klägerin Arbeitslosengeld

DIE ZAHL

264.000 21,3 Prozent der Beschäft igten, die im ersten Halbjahr 2015 ihren Arbeitsplatz verloren habe n, rutschten unmittelbar in Ha rtz IV.

DAS FOTO

Den Schriftzug „Außer Betrieb“ projizierte der Düsseldorfer Lichtkünstler Oliver Bienkowski im Rahmen einer Kunstaktion an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Berlin. Mit seiner Installation will der Künstler auf die katastrophalen Zustände bei der Unterbringung von Geflüchteten aufmerksam machen, obwohl sich genug Immobilien in staatlichem Besitz befänden. Bienkowski will ferner Aufmerksamkeit und Spenden für die gemeinnützige Organisation PixelHELPER Foundation generieren, die Schiffe ins Mittelmeer senden und damit die Seenotrettung der Flüchtlinge unterstützen will: „Hier geht es um Menschen und nicht um Kollateralschäden an der Außengrenze der Europäischen Union.“ 17


REPORTAGE

Ein permanentes Rasseln erfüllt den Sportplatz, lautes Rufen vom Spielfeldrand mischt sich mit strategischen Anweisungen der Spieler untereinander. Und während im offenen Schlagabtausch auf dem Spielfeld der runde Lederball den Zurufern hinter dem Tor um die Ohren fliegt, ertönt immer wieder der laute Schrei „Voy!“ Eine typische Momentaufnahme voller Dynamik, Spielfreude und sportlicher Hochleistung auf Bundesniveau – beim Blindenfußball in Dortmund-Kirchderne. Von Didi Stahlschmidt | Fotos: Daniel Sadrowski

I

dyllisch zwischen Feldern gelegen befindet sich die Heimat des ISC

jeweiligen Mannschaften mit ihren Betreuerstab auch mit zahlreichen

Viktoria Dortmund-Kirchderne e.V., dem einzigen professionellen

sportbegeisterten Zuschauern gut besucht. Fachgespräche paaren sich

Dortmunder Verein für Blindenfußball und zugleich dem mit dem

mit Tipps zum Spieltag. Betritt man die Anlage um das 20 mal 40 Meter

einzigen regionalen Kunstrasenplatz eigens für diese Sportart. Es ist

große, von einer Bande umgebene Spielfeld, fallen einem schnell die

Bundesligaspieltag – oder besser gesagt Vereinsspieltag – und für die

Trikots der Auswärtsmannschaften auf, die man aus der Fußballbun-

beiden Wochenendtage reisten acht weitere Mannschaften aus ganz

desliga kennt – sei es der FC St. Pauli oder auch der FC Schalke 04, sowie

Deutschland an. Bei bestem Wetter ist die Sportanlage neben den

Mannschaften aus Stuttgart, Chemnitz oder Köln. Blindenfußball wird erst seit dem Sommer 2006 in Deutschland gespielt. Die Voraussetzungen: gutes Gehör, Orientierungssinn, Körperbeherrschung und der enge Kontakt zum hörbaren Ball. Durch eine spezielle Lauftechnik bleiben Ball und Füße bis zur Abgabe in Berührung. Die Torhüter, Trainer und ein hinter jedem Tor postierter Guide erleichtern mit Zurufen die Orientierung. Die Spieler der Spitzenmannschaften im Blindenfußball erarbeiten sich im jahrelangen Training die Fähigkeit, den Ball über längere Strecken zu führen, Gegner anzudribbeln, zuverlässige Pässe zu spielen und Torschüsse zu platzieren.

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Voy! Beim

Blindenfußball

Das wuselige Treiben um und auf dem Spielfeld in Kirchderne nimmt mehr und mehr zu, und die Einheiten zum Aufwärmen werden langsam intensiviert. Das nimmt Spielertrainer Hasan Caglikalp zum Anlass, mit seinem Team auf den benachbarten Rasenplatz des BV Viktoria Kirchderne auszuweichen. Individuelles Einzeltraining, Torschussübungen und die abschließende Mannschaftsbesprechung. Im engen Kreis stehend wird die Taktik des heutigen Spieltags für die Partie gegen den MTV Stuttgart 1843 abgestimmt. „Wir stehen hinten fest mit Zweien und bauen das Spiel von der Abwehr her auf“, so Caglikalp. „Wir müssen Nadelstiche setzen, aber keine Fouls riskieren“, ergänzt er. Der ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne e.V. wurde 2005 gegründet, und die Dortmunder Blindenfußballer gehören zu den ersten Trainingsgruppen, die sich nach dem Startschuss des Sports in Deutschland offiziell beteiligen. Mit Ausnahme der Saison 2011 nahmen die GrünWeiß-Schwarzen an jeder Bundesligasaison teil und gewannen sogar das allererste Turnier im deutschen Blindenfußball 2007. 19


REPORTAGE

Zurück zum Spieltag, der für die Dortmunder als Tabellenletzter vor allem als Chance genutzt werden muss. Doch durch verletzungsbedingte Ausfälle herrscht Unruhe in der Mannschaft. Vielleicht wird auch deshalb das zweite „Eye Pad“ bei allen Spielern vergessen. Dieses Utensil dient dem Abkleben der beiden Augenpartien, um die Fairness gegenüber Spielern mit Sehbeeinträchtigungen zu gewährleisten. Beim Blindenfußball sind die Bedingungen für alle Spieler gleich. Das offizielle Regelwerk sieht die Doppelabklebung vor, genau wie seit einiger Zeit den Kopfschutz, um bei Zusammenstößen Verletzungen zu vermeiden. Eine letzte Teamanweisung: „Jetzt steht die Null im Vordergrund!“ Ziel ist ein Unentschieden gegen den amtierenden Deutschen Meister Stuttgart – und dann erfolgt der Anpfiff. Das Spiel beginnt hektisch und es wird im Verlauf auch so bleiben. Die ersten persönlichen Fouls folgen einigen harten Zweikämpfen, und tatsächlich geht die Dortmunder Taktik

Regeln und Spielweise

kurzzeitig auf, als Michael Meyer nach einigen Minuten allein vor dem

Spielfeldgröße: 20 x 40 Meter, längsseitig

Stuttgarter Tor die erste große Chance des Spiels hat. Die erste Halbzeit

durch Banden begrenzt, Torgröße 3 x 2 Me-

zeigt aber unterm Strich eine klare Feldüberlegenheit der Stuttgarter,

ter. Es spielen vier blinde Feldspieler, ein

die in puncto Ballkontrolle und Passspiel überzeugen. Es dauert bis zur

Tor-Guide und ein sehender Torwart pro

18. Minute, ehe Vedat Sarikaya zum 1:0 für Stuttgart trifft. In der zweiten

Team. Der Torwart darf seinen 5 x 2 Meter

Hälfte ändert sich zunächst wenig am Spielverlauf, Stuttgart stürmt, doch

großen Torwartraum nicht verlassen und

Dortmund kommt in der 31. Minute wie aus dem Nichts zum Ausgleich durch

nur innerhalb dieses Bereichs ins Spiel

Meyer. Allerdings fällt bereits zwei Minuten später der erneute Führungstreffer

eingreifen. Der Tor-Guide steht hinter dem

für die Stuttgarter, die das 1:2 routiniert über die Zeit retteten.

gegnerischen Tor und erteilt im Angriffsdrittel Anweisungen bzw. zeigt die Torpo-

Die Dortmunder tragen die Niederlage mit Fassung. Der zweite Spieltag wird

sition an. Der Ball ist mit Metallplättchen

immerhin ein Unentschieden gegen den FC Schalke 04 bringen und damit

versehen, in denen kleine Kügelchen für

den Abschied vom Tabellenende. Es bleibt die Erkenntnis, dass sich Span-

den rasselähnlichen Sound sorgen.

nung, Spielfluss, Dynamik und spielerische Qualität fast nicht vom sehenden Fußball unterscheiden und man als Laie staunend beobachtet, wie ein Spieler

„Voy“ (spanisch: ich komme) ist das Wort,

nach einem Dribbling über

das im Abstand von 3 Metern zum ballfüh-

den halben Platz trocken

renden Spieler, der durch den Ball akus-

abzieht und der Ball gezielt

tisch wahrgenommen werden kann, vom

unten links ins Tor knallt.

Gegenspieler gesagt werden muss. Wird

Auch wenn man beim Blin-

das „Voy“ vergessen oder zu spät gesagt,

denfußball weiterhin vom

zählt dies als Foul. Ein Blindenfußballspiel

„Nischen-Sport“ reden muss

dauert zwei mal 25 Minuten.

– er verdient mehr Aufmerk-

20

samkeit. Und wer noch kein

ISC Viktoria Dortmund-Kirchderne e.V.

Bundesligaspiel miterlebt

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hat, sollte dieses zwingend

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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Bochum wählt, Witten, Herne, und Castrop-Rauxel auch, Dortmund mal nicht. Jahrelang pflegte man hier den alten Willy-Brandt-Spruch „Mehr Demokratie wagen!“ durch ständige Wahlwiederholung, jetzt herrscht Ruhe. Drumherum werden Bürgermeister bestimmt. Passend gab es jetzt eine Diskussion um die Pensionen abgewählter Stadtoberhäupter. Diese erschienen manchem, der dabei auf den ehemaligen Düsseldorfer OB Dirk Elbers (CDU) schaute, zu hoch. Innenminister Ralf Jäger (SPD) beschwichtigte. Hohe Renten für Rathauschefs seien wichtig. Es sei jetzt schon schwierig, Kandidaten für derlei Posten und Pöstchen zu finden. Ich weiß nicht. Manchmal ist jeder Groschen gut investiert, damit einer keinen weiteren Schaden anrichtet. Verhaltensauffällige Jugendliche werden auch schon mal kostenintensiv im Ausland betreut. Und andererseits ist der Andrang auf Rathausjobs so klein nicht. Die SPD ist sich oft selbst genug. Kaum regiert sie irgendwo, bildet sie manchmal die Opposition gleich mit. Weshalb nur konsequent ist, wenn in Witten gleich zwei SPD-Mitglieder um den Chefsessel konkurrieren. Bochum zählt zwölf Kandidaten, nur einen Genossen, dazu auch einen Punkmusiker. Solche Auswahl gefällt den Wählern hoffentlich, ein wenig Hingabe Demokratie täte täte der der Sache Sache gut. gut. Es Es müssen müssen nicht nicht gleich gleich afghanisafghanizur Demokratie scheVerhältnisse Verhältnisseeinkehren. einkehren.Dort Dortkann kannesespassieren, passieren,dass dassein einalter alterMann Mann che überbordend begeistert den Staub vom Wagen des örtlichen Kandidaten leckt. Hierzulande gibt man sich mit Plastikkulis zufrieden. Was kommt, weiß ich nicht. Aber ich werde manchen vermissen, der jetzt geht. So die baldige Ex-OB von Bochum, Ottilie Scholz. Auf einer AWO-Veranstaltung leistete sie sich einst einen wunderschönen Versprecher: „Wir danken den vielen Ehrenamtlichen für die Arbeit, die ohne sie nicht nötig wäre.“ Möglichkeit und Notwendigkeit, der alte Widerspruch in der Politik, hier schien er durch.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

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KULTUR

„Culinaritas“-Premiere ist am Freitag, den 18. September um 20 Uhr im Theater im Depot. Weitere Termine: www.depotdortmund.de

„Culinaritas“ – Theater mit Folgen Vom Sternekoch zum Essensauslieferer mit poetisch-sozialer Ader – der neue Job von Holger Wontorraczewski, kurz HaWe, ist für die Zuschauer der 1. Staffel von „Culinaritas – Essen auf Rädern“ ein höchst amüsantes „Theater mit Folgen“. Eine Co-Produktion von Team 59 und dem Theater im Depot, ein bisschen „Tatortreiniger“, aber doch ganz anders. Von Antje Mosebach Fotos: Daniel Sadrowski

„Jung und dynamisch“ – so das Stellenprofil

mit „Culinaritas“ ihr sechstes Stück schrieb.

für den gesuchten Essensauslieferer der Firma

Mit Team 59-Kollege Thomas Kemper, der den

Culinaritas, die Menschen, die sich nicht mehr

HaWe spielt, Schauspieler Jörg Hentschel und

selbst versorgen können oder wollen, hoch-

Regisseur Olaf Reitz setzte sie es um, unter-

wertiges Essen ins Haus liefert. 56 Jahre und,

stützt von einem Dortmunder Menüservice,

nun, ein guter Esser, dazu eher zurückhaltend

der mit originalen Requisiten für einen gewis-

und sensibel – so bewirbt sich der arbeitslose

sen „Echtheitsfaktor“ sorgt – Essen inklusive.

ehemalige Sternekoch HaWe auf die Stelle.

„Culinaritas“ wird geliefert wie eine gute

Geschäftsführerin Hedwig – der Name ist

Mahlzeit – als ausgewogene Mischung

Programm – zweifelt an seiner Kompetenz

verschiedener Zutaten: „eine Prise Satire,

und unterzieht ihn einer Härtefallprüfung –

ein Quäntchen Skurrilität, eine Messerspit-

mit dem hauseigenen und leicht autistischen

ze Melancholie und ein gerüttelt Maß an

Buchhalter, Herrn Stöhr, der Hunde gerne,

Lebensweisheit“, so die Macher. Offensichtlich

Menschen gar nicht mag. HaWe kriegt die

ein gutes Rezept, denn bei den Proben hatten

richtige Ansprache hin, man will es mit ihm

sie selbst schon so viel Spaß, dass „wenn wir

versuchen. Er darf jetzt Essen ausliefern –

bei den Auftritten nur halb so viel lachen wie

und das, was die Geschichten ausmacht: 15

in den Proben, dann ist alles gut“, weitere

Minuten Gesprächszeit gegen einen geringen

Staffeln nicht ausgeschlossen.

Aufpreis, „den empathischen Sozialteil“. Soweit der Pilotfilm, äh, -teil, jetzt können die

Jule Vollmer und Thomas Kemper spielen das

vier Episoden der ersten, komplett gezeigten

Stück „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo

Staffel starten – mit jeweils einem im Theater

und Franca Rame am 8. Januar in der Kultur-

produzierten Trailer vorab. Alles „wie im Fern-

reihe „2. Freitag“ bei bodo am Schwanenwall.

sehen“, mit der augenzwinkernden Idee, den Zuschauern ihr gewohntes Sehverhalten nicht zu nehmen. Inspirationsquelle war tatsächlich der Serienhit mit Suchtfaktor „Tatortreiniger“, bei dem eben dieser bei seinen Jobs verschiedenste Begegnungen hat, jedes Mal eine menschliche Herausforderung.

22

Vor Weihnachten gibt es zusätzlich gleich zweimal Benefiz: Die „Vier Heiligen drei Könige“ kommen am 27.11. zu bodo. Am 9. Dezember wird die erste Aufführung des DickensKlassikers „A Christmas Carol“ in diesem Jahr zugunsten von bodo stattfinden.

Die Idee für das Theater hatte Autorin Molly

Mehr dazu in den folgenden Heften

Müller alias Schauspielerin Jule Vollmer, die

und auf www.bodoev.de


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WILDE KRÄUTER

SCHAFGARBE

von Wolfgang Kienast

im September zeigen wir u.a.: DO 03.09.15 | 20:00 UHR FR 04.09.15 | 20:00 UHr

TIMBUKTU Toleranz versus Fundamentalismus in der Wüste.

DO 10.09.15 | 20:00 UHR SA 12.09.15 | 18:00 UHR

DOUBLE HAPPINESs China „klont“ österreichischen Touristenort.

Wir hatten Glück und in Granada noch

ich wissen. „Vielleicht ja, vielleicht nein.

Karten für eine Besichtigung der Alham-

Hier in Spanien wird vieles nicht so heiß

bra bekommen. Die ehemalige mau-

gegessen wie gekocht.“ Ich gebe an

rische Festung ist die meistbesuchte

dieser Stelle gern zu, dass es wichtigere

B-MOVIE: LUST & SOUND IN WEST BERLIN 1979 – 1989

Sehenswürdigkeit Spaniens und täglich

Fragen zu beantworten gibt.

Nena, Westbam, David Bowie, Nick Cave uva.

Ziel von vielen tausend Besuchern. Wir hatten sogar doppelt Glück. Unser Führer scheuchte uns nicht atemlos durch die weitläufigen Anlagen, er nahm sich Zeit, unserer Gruppe die Geschichte der Festung unterhaltsam nahezubringen.

Hermann Fischer erwähnt in seinem 1929 erschienenen Buch „Mittelalter-

DO 24.09.15 | 20:00 UHR FR 25.09.15 | 20:00 UHR SO 27.09.15 | 15:00 UHR

liche Pflanzenkunde“ die fruchtbaren

DANCER IN THE DARK

Kontakte zwischen arabischen und euro-

Musical und Drama mit Björk.

päischen Wissenschaftlern im dama-

zum vormerken für den oktober:

ligen Andalusien. Mit der Reconquista

DO 08.10.15 | 20:00 UHR FR 09.10.15 | 20:00 UHR

Das maurische Königreich Granada

fanden nicht nur die ein jähes Ende. Es

bestand von 1275 bis 1492. Als es im Zuge

endet immer schlecht, wenn ein Teil der

der Reconquista unterging, fanden die

Menschheit glaubt, es gäbe nur einen

christlichen Eroberer in der Alhambra

Weg: den ihren.

komfortabel ausgestattete Räume vor. Und Fußbodenheizung, Dampfbäder sowie Toiletten mit Wasserspülung: Installationen, mit denen die neuen Herrschaften anscheinend nichts anzufangen wussten. Bald ließ König Karl I. Teile der Gebäude wegbolzen und einen großen Palast errichten, in welchem, ich schreibe es mit Verlaub, wieder in sämtliche Ecken geschifft werden durfte. Sein Prachtbau, nebenbei bemerkt, wurde nie fertiggestellt.

Fischer schreibt auch, im Mittelalter hätte man in der Schafgarbe eine Arznei gegen Zahnschmerz, Blutspeien, Fisteln, Epilepsie, Nebligsehen der Augen, Dreitagefieber und Nasenbluten gesehen. Was die monatlichen Rezepte der Wildkräuterkolumne betrifft, hilft sie immerhin, über den nächsten Winter zu

Schraubgläser mit großer Öffnung

Obst- und Gemüsegärten, versorgt im

mit Schafgarbenblütenständen füllen.

Übrigen durch ein geniales, heute noch

Zucker zugeben, bis keine Hohlräume

funktionierendes Bewässerungssystem,

mehr vorhanden sind. Zwei Wochen

wichen kaum mehr als dekorativen Blu-

ruhen lassen. Wodka angießen, weitere

menrabatten. Zweifelsfrei hübsch, doch

zwei Wochen warten. Währenddessen

ohne weiteren Nutzen.

gelegentlich kräftig schütteln. Dann

unser Begleiter. Unter den jetzt wieder in den Gärten der Alhambra wachsenden Pflanzen entdeckte ich eins meiner Lieblingskräuter, die Schafgarbe. Ob

DO 22.10.15 | 20:00 UHR FR 23.10.15 | 20:00 UHR SO 25.10.15 | 15:00 UHR

TANGO LIBRE Nur am Sonntag: Nach dem Film findet ab 17:30 Uhr im Foyer des Dortmunder U eine Milonga für alle TangoTanzwilligen statt. Sabine Beushausen legt auf. Kino im U Leonie-Reygers-Terrasse 44137 Dortmund Tel. 0231 5025486 verein@kino-im-u.de Weitere Infos und Filme unter: www.kino-im-u.de

ansetzen. REZEPT

liche Form gebracht worden, erklärte

Bogart und Hepburn in einem Boot.

freilich einen Schafgarbe-Wodka-Sirup

seinerzeit wenig zimperlich um. Die

kürzlich erst zurück in ihre ursprüng-

AFRICAN QUEEN

kommen. Um mitzukochen, müssten Sie

Auch mit den Grünanlagen ging man

Mit einigem Bohei seien die Anlagen

DO 17.09.15 | 20:00 UHR FR 18.09.15 | 20:00 UHR

den entstandenen Sirup abseihen und in Flaschen füllen, sowie den Zucker, der sich nicht im Wodka gelöst hat, von den Blütenständen säubern und aufbewahren. Sirup und Zucker sind die Grundlage für winterliche Köstlichkeiten. Demnächst dazu mehr.

die tatsächlich Bestandteil maurischer Kräutergärten gewesen wäre, wollte 23


VERANSTALTUNGEN 09 | 15 MI 02 | 09 | 15 Markt | Bücher-Schnäppchenmarkt

BODO VERLOSUNGEN 09.09. | Workingman‘s Death

Bücherwürmer und Leseratten finden am

23.09. | Carte Blanche

02.09. auf dem Bücher-Schnäppchenmarkt

endstation.kino, Bochum | je 1 x 2 Karten

im Dietrich-Keuning-Haus Literatur aus allen Sparten zu günstigen Preisen. Veranstalter ist die Buch- und Medienfernleihe für Gefangene. Diese finanziert mit dem Bücherverkauf den Ankauf dringend benötigter neuer Fachund Sachliteratur für die von ihr betreuten Strafgefangenen. Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 11.30 Uhr

17.09. | Kai Magnus Sting Werkstadt, Witten | 3 x 2 Karten 22.09. | Dan Mangan FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten 24.09. | Nico Semsrott Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten 27.09. | Moderne Zeiten Varieté et cetera, Bochum | 2 x 2 Karten

DO 03 | 09 | 15 Film | I want to see the Manager

Konzerthaus, Dortmund | 2 x 2 Karten

„I want to see the Manager“ ist ein Satz, den

Mitmachen und Karten gewinnen:

aufgebrachte Kunden gerne Angestellten ent-

Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuz-

gegenschleudern, die ihre Wünsche nicht ord-

worträtsel und Ihren Wunschgewinn mit Name,

nungsgemäß erfüllen können. In dieser Doku

Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an

beziehen sich die Worte hingegen auf ein Zitat

redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte

von William S. Burroughs, der einst meinte:

an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund.

„After one look at this planet any visitor from outer space would say: I want to see the Manager.“ Sieben Schauplätze, sieben Beispiele von Wachstum und Wahnwitz. Von Bolivien über China, Venezuela und den USA bis nach Italien reist der Film zu Brennpunkten der Globalisierung. Weitere Termine: sweetsixteen-kino.de. Sweetsixteen, Dortmund, 19 Uhr

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z.B. Tiermotive, Sternzeichen oder Tribals Graviere auf Gläser und Vasen Interessenten melden sich unter

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29.09. | Taksim Trio


BODO-TIPP

In seiner Spätsommer-Kinoreihe „Zu

zum Leben berühren alle Teile der

Phoenix-Sees. Planer und Anwohner,

Hause – In Bewegung“ zeigt die Zu-

Gesellschaft. In Reaktion auf die ak-

Visionäre und Zweifler werden zu Ge-

kunftsakademie NRW an vier Aben-

tuellen Herausforderungen schaffen

winnern und Verlierern dessen, was

den Filme über unser sich verändern-

sich Menschen immer wieder virtu-

man gesellschaftlichen Fortschritt

des Verständnis von „zu Hause“.

elle, spirituelle oder künstlerische

nennt. Ein Film über den Wandel der

Räume, die ihnen zeitweise ein zu

Industrie- zur Freizeitgesellschaft.

Hause bieten.

In einem Podiumsgespräch gibt bo-

„Göttliche Lage“ Was ist zu Hause?

Es verändert sich durch globale Proauch durch lokale Entwicklungen

Am 10.9. zeigt die ZAK NRW den Film

Einblicke in das Thema „Stadtraum“ – bei schönem Wetter draußen.

zesse wie Migration und Flucht, aber

do-Redaktionsleiter Bastian Pütter

ZAK NRW

wie Gentrifizierung und Struktur-

„Göttliche Lage“, eine beeindrucken-

Humboldtstraße 40, Bochum

wandel. Kämpfe um Wohnraum und

de Dokumentation über die Entwick-

Do. 10.9. | 20.30 Uhr

der Wunsch nach einem sicheren Ort

lung des künstlichen Dortmunder

Festival | Djelem Djelem Podiumsdiskussion – Roma im Gespräch Wie beim ersten Roma-Kulturfest in 2014 sollen

FR 04 | 09 | 15 Party | Swingmania

Der Eintritt ist frei.

Paritätische sieht deshalb in der Integration eine der wichtigsten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben der kommenden Jahre. Unter dem Motto

auch bei dieser Podiumsdiskussion Menschen

Wenn peppige Beats auf vergnügliche Swing-

„Alles schön bunt“ zeigt er an vier Sonntagen

aus der Roma Community selbst zu Wort kom-

Melodien treffen und Klassiker der goldenen 20er

fünf hochwertige Filme, die die verschiedenen

men. In der Veranstaltung werden junge Roma

charmant mit pulsierendem Electro flirten, dann

Teilbereiche von Migration auf künstlerische und

über ihre Lebenswege, ihre Erfahrungen und

ist die Rede von Electro-Swing. Ob Highheel oder

unterhaltsame Weise thematisieren: 6.9. Alma-

Erfolge berichten und mit einem interessierten

Sneaker, jung oder alt, Retro-Freund oder Futurist

nya, 13.9. Aus dem Leben eines Schrottsammlers,

Publikum das Gespräch suchen. Auf diese Weise

– diese Musik lässt kein Tanzbein stillstehen. Auch

Leben verboten, 20.9. Neuland, 27.9. Gegen die

können Vorurteile hinterfragt werden. Mit einem

nicht im Bahnhof Langendreer, wenn DJammeh

Wand. Der Eintritt ist frei, die Plätze begrenzt.

kleinen Imbiss, einem musikalischen Ausklang

seine Lieblings-Electro-Swing-Stücke auspackt.

Filmwelt, Herne, jeweils 11 Uhr

und der Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, wird

Bahnhof Langendreer, Bochum, 23 Uhr

der Abend abgerundet. Der Eintritt ist frei. Auslandsgesellschaft NRW, Dortmund, 19 Uhr Jubiläum | 15 Jahre Ekamina

SO 06 – SO 27 | 09 | 15 3. Paritätisches Filmfest | Alles schön bunt

SO 06 | 09 | 15 Festival | Djelem Djelem Familienfest auf dem Nordmarkt

Seit fünfzehn Jahren bereichern die Abende am

Jeder fünfte Mensch in NRW hat einen Migra-

Der Nordmarkt hat sich in den letzten Jahren im-

elektrischen Kamin das kulturelle Leben in Dort-

tionshintergrund und verwendet im Familien-

mer stärker zum zentralen Treffpunkt für zuge-

mund. Zum Jubiläum wurden „Die Queen und

alltag neben Deutsch eine weitere Sprache. Der

wanderte Dortmunderinnen und Dortmunder

Der Schwede“ gebucht, die nun ihrerseits laden. Zu ihrer Lesung, die garantiert mehr ist als das

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reine Vortragen selbstverfasster Prosa und Lyrik. Wer die beiden kennt, der weiß das. Wer sie

GRUENE-DORTMUND.DE

nicht kennt, sollte auf gar keinen Fall die Chance

MEIN NAME IST MENSCH

verpassen, das möglichst schnell nachzuholen. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

FR 04 – SO 06 | 09 | 15 Musik | 9. Bochumer Musiksommer

FÜR EINE HUMANE FLÜCHTLINGSPOLITIK

Über 1.000 Künstler werden die Bochumer Innenstadt auch in diesem Jahr in eine musikalische Erlebniswelt verwandeln. Mit dabei sind u.a. ATB, Marquess, Uwe Ochsenknecht und Michael Fitz. Die insgesamt fünf Bühnen laden den begeisterten Musikfreund dazu ein, von Konzert zu Konzert zu flanieren und sich auf Klänge unterschiedlichster Musikgenres einzulassen. Das komplette Programm gibt es unter: www. bochumer-musiksommer.de. Der Eintritt ist frei.

MEHR GRÜN FÜR DORTMUND.

Innenstadt, Bochum 25


VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2015

entwickelt, nicht zuletzt, weil viele von ihnen

Vortrag | Frank Wittke – In Gesichtern lesen

Kabarett | Benjamin Eisenberg

häufig in unmittelbarer Nähe des Nordmarktes

Am 10.9. wird Frank Wittke von der Kunst be-

Sind es doch sonst die Bürger, die zur Zielschei-

leben. Die Besucherinnen und Besucher des Fa-

richten, die menschliche Mimik zu decodieren.

be der Medien, der Politik oder der Wirtschaft

milienfestes können sich mit anderen austau-

Und er muss wissen, wie es funktioniert: Lange

werden, dreht Benjamin Eisenberg den Spieß

schen, die Beratungs- und Integrationsangebote

war er Polizei- und Politikreporter für öffentlich-

um und hat in seinem aktuellen Solo-Programm

der Akteure vor Ort kennenlernen und gemein-

rechtliche Fernsehsender und hat in verschie-

alles: „Im Visier“. Im humoristischen Fokus:

sam bei Musik und internationalen Spezialitä-

denste Gesichter geschaut: Ermittler, Schwer-

Regierung, Opposition, Bundeswehreinsätze,

ten ein buntes Fest feiern. Die Kinder dürfen sich

verbrecher, Popstars und Politiker.

Ministerposten und Anti-Terror-Maßnahmen

auf zahlreiche Spielangebote freuen.

Werkstadt, Witten, 19 Uhr

– nichts wird von dem Bottroper Kabarettisten

Nordmarkt, Dortmund, 14 – 17 Uhr

DO 10 | 09 | 15

vor Ironie und Sarkasmus verschont. Den VHS-

FR 11 | 09 | 15 Musical | Monty Python’s Spamalot

Lesung | sinnlos

Die britische Komikertruppe Monty Python

Internationaler Tag der Suizidprävention

wurde mit ihrem unvergleichlich-schrägen Hu-

Schnellkurs „Wie parodiert man korrekt Angela Merkel?“ gibt es gratis dazu. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr Theater | Dreimal Leben

In Deutschland sterben jedes Jahr mehr Menschen

mor weltberühmt. Durch das liebevolle Fleddern

Die Finidoris kommen zum Abendessen. Al-

durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewaltta-

ihres Films „Die Ritter der Kokosnuss“ entstand

lerdings einen Abend früher als geplant. Der

ten, illegale Drogen und Aids zusammen. Um das

2004 unter der Federführung von Eric Idle das

Kühlschrank ist leer, das Wohnzimmer nicht

Krisenzentrum Dortmund in seiner Arbeit der Ent-

Musical „Monty Python’s Spamalot“. Das Come-

aufgeräumt, Sonja im Morgenrock und Hen-

tabuisierung, Prävention und Bewältigung von

dy-Musical basiert frei auf dem Kultfilm und ist

ri beschäftigt mit dem Sohn. Dabei soll doch

Suizidalität zu unterstützen, liest Jörg Hartmann,

mit weiteren Monty-Python-Sketchen und Songs

Kosmologieexperte Finidori die Karriere von

Darsteller des Dortmunder Tatortkommissars Pe-

angereichert. Am Schauspielhaus Bochum insze-

Henri wieder in Schwung bringen. Das Paar

ter Faber, aus Wolfgang Herrndorfs’ „Arbeit und

niert Christian Brey das absurde Musical über die

kämpft mit Knabbereien und Alkohol darum,

Struktur“. Anschließend diskutieren Fachleute

Ritter der Tafelrunde und den Heiligen Gral.

vor den Gästen das Gesicht zu wahren. Doch

zum Thema Suizidprävention und -bewältigung.

Schauspielhaus, Bochum, 19.30 Uhr

statt Eindruck zu schinden, stellt man sich ge-

Sweetsixteen, Dortmund, 18 Uhr

(auch 16. & 24., 19.30 Uhr und 20.09., 19 Uhr)

genseitig bloß. Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr (auch 12.9.)

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Musik | Till Brönner Jazz heißt: das, was vorgegeben ist, weiter zu

Ticket-Hotline:

0234 13003

denken, weiter zu spinnen, zu improvisieren. Jazz heißt: Der Einzelne dient nicht der Tradition, sondern die Tradition dem einzelnen Künstler. Till Brönner ist einer der erfolgreichsten und

05. Sept. - 08. Nov. 2015

populärsten Jazz-Musiker im Land. Einer, der seinen eigenen Ton ausgebildet hat und nun mit ausgesuchter Lässigkeit durch die Genres spaziert, durch Klassik, Jazz und Pop, ohne dass man seinen Sound je aus den Ohren verlieren würde. Christuskirche, Bochum, 20 Uhr

SA 12 | 09 | 15 Markt | Design Gipfel Auf dem Design Gipfel präsentieren ausgewählte Designer und Kreative aus ganz Deutschland und Europa ihre Produkte fernab von Massenware und Mainstream. Ein unverwechselbarer Mix aus Mode, Schmuck, Wohnaccessoires, Geschenkartikeln, Grafik und Illustration zeichnet den Markt für Design und Handgemachtes aus.

SHOW Do.-Sa. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr

WWW.VARIETE-ET-CETERA.DE Herner Str. 299 | Bochum

Die Besucher erwarten einzigartige Produkte in limitierten Auflagen, mit Herzblut und Liebe meist von Hand gemacht. Depot, Dortmund, 12 – 18 Uhr (auch 13.9.)

26


2. FREITAG

Krimi-Lesung

Ihm bleibt nichts anderes übrig, als un-

Thomas Schweres hat Jura, Germa-

räuberin wird von Unbekannten er-

dercover zu leben: Thomas Schweres,

nistik und Anglistik studiert und sein

schossen. Kommissar Georg Schüppe

geboren in Essen, Katholik, CDU-Mit-

Volontariat bei einem großen Verlag

findet heraus, dass ihre Familie Opfer

glied und Schalker, schreibt Krimis, die

abgeschlossen. Seitdem treibt er sich

dubioser Immobiliengeschäfte wur-

in Dortmund spielen. Am 11. Septem-

für Zeitung und Fernsehen als Ge-

de. Doch wo sind Ehemann Andreas

ber kommt er kurz aus der Deckung,

richts- und Polizeireporter auf dem

und die Kinder? Die Zeit drängt, denn

wenn er in unserer Kultur-Benefizreihe

Boulevard herum – Stoff für jede

hier ist jemand zugange, der über

„2. Freitag“ aus seinem aktuellen Kri-

Menge Kriminalromane.

Leichen geht…

mi „Die Abräumer“ liest. Es geht um bodo Buchladen

Immobiliengeschäfte am Phoenix-See

Seinen ersten hat er im vergangenen

Der Eintritt ist frei.

Schwanenwall 36 – 38, Dortmund

und Betrug in der Stadtverwaltung –

Jahr veröffentlicht, dieses Jahr den

Spenden für bodos Beratungs-

natürlich alles nur fiktional.

zweiten gleich hinterher: Eine Bank-

angebote sind herzlich wilkommen.

Fr. 11.9. | 19.30 Uhr

Ausstellungseröffnung | Opel in Bochum

winzige Heldin mit großen Träumen, die wage-

Bockholt, „Girl and the Fox“ und „Unter anderem

fotografiert von Hendrik Lietmann

mutig, hilfsbereit und voller Hoffnung versucht,

Max“ ein Geburtstagsständchen, und am 18.9.

Das Opel-Werk in Bochum hat nach über 50 Jahren

in der rauen Welt ihre Erfüllung zu finden. Dabei

wird bei der „Goldrausch“-Party gefeiert.

die Produktion eingestellt. Die Opel in Bochum ste-

lernt sie, keine Risiken zu scheuen, auch wenn

Goldkante, Bochum

hen aber weiter am Straßenrand und prägen auf

sie dafür wichtige Entscheidungen treffen

(16.9., 20 Uhr, 17.9. 20 Uhr, 18.9., 22 Uhr)

ihre Weise das Stadtbild. Astra, Corsa, Zafira, Vec-

muss. Ein Theaterstück für Kinder ab 5 Jahren,

tra, ab und zu noch ein Kadett. Die Hausfassaden,

inszeniert von Martina van Boxen.

vor denen sie stehen, korrespondieren manchmal

Theater Unten im Schauspielhaus, Bochum,

auf unerwartete Weise und zeigen, wie gut Opel

16 Uhr (auch 15., 10 Uhr und 20. & 27.9., 16 Uhr)

gegründete Ping Pong Gallery in der Trinkhalle. Trinkhalle, Bochum, 19 Uhr

Musik | Gee And The Plastic Strings Die Schleife ist in der Welt der Computer ein

und Bochum noch immer zusammenpassen. Mit der Vernissage eröffnet auch gleichzeitig die neu

DO 17 | 09 | 15

MI 16 – FR 18 | 09 | 15 Jubiläum | 10 Jahre Goldkante

unerwünschtes Ding: Ein Programmteil wird immer wieder ausgeführt, ohne Möglichkeit zum Ausbruch. In der Welt von Gee And The

Vom 16. bis 19. September lädt die Goldkante

Plastic Strings ist Raimund Gitsels seine eigene,

anlässlich ihres 10. Geburtstages mit einem Pro-

lebende Escape-Taste, die bestimmt, wann die

Schimanski ist in Rente, Clint Eastwood führt nur

gramm aus Talk und Ausstellung, Konzerten und

Schleifen enden oder neu beginnen. Das einzige

noch Regie und der Marlboro-Mann sitzt vorm

Partys dazu ein, in Erinnerungen zu schwelgen,

Instrument ist die Violine, ab und zu von Gesang

Bioladen und raucht E-Zigarette. Aber wo ist der

neue Impulse zu setzen und auf eine goldene

unterstützt. Eine Batterie von Loop- und Effekt-

Held, der uns in diesen verwirrenden Zeiten sagt,

Erfolgsgeschichte anzustoßen. Am 16.9. laden

Pedalen macht aus einer Geige ganz viele: ge-

wo es langgeht, der Mann mit der stillen, aber

Tom Thelen und Max Kühlem bei „Am Anfang

strichen, gezupft oder geklopft.

unwiderruflichen Autorität? Nach „Currywurst

war das Gold“ zum Talk ein. Am 17.9. geben Linda

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

Kabarett | Helmut Sanftenschneider

& Kastagnetten“ präsentiert Helmut Sanftenschneider, Macher und Moderator der Nacht-

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Schnittchen, Flamencogitarrist und Songschreiber, sein zweites Programm „RuhrpottBanderas“. Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr Theater | It’s a girl „Wir beginnen vor der Geburt, wo wir enden werden, wissen wir noch nicht.“ Der Theaterabend erzählt vom Frau-Sein in allen Lebensphasen. Die unzähligen Stationen werden mal beherzt, mal mit Staunen, mal bedauernd, aber immer mit Humor und der nötigen Leichtigkeit in Szene gesetzt. Thealozzi, Bochum, 20 Uhr

SO 13 | 09 | 15 Kindertheater | Däumelinchen Das bekannte Märchen von Hans Christian Andersen ist eine bezaubernde Parabel über eine 27


VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2015

BODO VERLOSUNG | Kai Magnus Sting

Gospel, Jazz, R&B) und ist auch selbst als Produ-

Strapazen und Zerwürfnis mit den Nachbarn,

zent tätig. Die eigenen Songs des jungen Gitar-

der Familie, der ständigen Begleiterin und dem

risten sind bisweilen beatle-esk, seine Konzerte

DO 24 | 09 | 15 Ausstellung | Saints

ganzen restlichen Leben:

atmosphärisch bis rockig. Der Eintritt ist frei.

Heilig – das klingt für den Normalsterblichen

Immer ist was los! Und

subrosa, Dortmund, 20.30 Uhr

unerreichbar. Das Fotoprojekt „Saints“ sieht

nie hören sie auf zu nerven, die großen und kleinen Katastrophen des Alltags, die wir alle kennen. Kai Magnus Sting

das ganz anders und macht ganz normale Menschen zu Heiligen. Entsprechend ist auch der Un-

DI 22 | 09 | 15

tertitel der Ausstellung, die bis zum 25.10. in der

BODO VERLOSUNG | Dan Mangan

Stadtkirche St. Reinoldi in Dortmund zu sehen

zeigt sich in seinem Programm „Immer ist was,

Für viele Romantiker ist ja Kanada das Schweden

ist: „Unvollkommene Heilige schätzt Gott mehr

weil sonst wär ja nix“ in absoluter Höchstform.

Nordamerikas. Auch der kanadische Soundtrack

als vollkommene Scheinheiligkeit“. Ein besonde-

Werkstadt, Witten, 20 Uhr

bietet seit langem so ei-

rer Fokus der Bilder von Fotograf Nils Laengner

bodo verlost 3 x 2 Karten.

niges an romantischem

liegt auf Flüchtlingen.

Identifikationspotenzial

Stadtkirche St. Reinoldi, Dortmund

für die geplagte europä-

FR 18 | 09 | 15

ische Seele. Dan Mangan

Theater | Culinaritas – Essen auf Rädern

Film | Dancer in the Dark

passte da bisher auch ganz gut rein. Er trägt

Selma (Björk) und ihr Sohn leiden an einer erb-

Culinaritas, das 6. Stück der Autorin Molly

einen Bart, posierte mit Katzen auf Pressefotos

lichen Augenkrankheit. Um die Realität besser

Müller alias Jule Vollmer, ist ein Episodenthea-

und erfüllt eigentlich alle Klischees, die man sich

zu ertragen, träumt Selma sich regelmäßig in

terstück mit Fortsetzungscharakter und stellt

von einem kanadischen Barden so erwartet, in-

eine Musicalwelt hinein. Doch als sie ihren Job

somit gleichzeitig den Auftakt zu einem neuar-

klusive Hits, denen man so nie im deutschen Ra-

verliert und ihr Nachbar Bill sie bestiehlt, kommt

tigen Theaterformat dar. „Culinaritas“, das ist

dio begegnet, aber deren Zeilen fast jeder kennt,

es zum Handgemenge, in dem Bill Selma bittet,

der Name einer Firma, die Essen auf Rädern an-

der sich auch nur ansatzweise mit moderner Gi-

ihn umzubringen. Selma wird des Mordes an-

bietet, hochwertige Kost für Menschen, die sich

tarrenmusik aus Nordamerika beschäftigt hat.

geklagt... Mit „Dancer in the Dark“ ist Regisseur

nicht selbst versorgen können oder wollen. Das

FZW, Dortmund, 20 Uhr

Lars von Trier im Jahr 2000 ein großer Wurf zwi-

Besondere aber ist, dass außer dem Menüange-

bodo verlost 2 x 2 Karten.

schen Dogma- Ästhetik und Musical gelungen.

bot auch „Sozial-Zeit“ für Gespräche gebucht werden kann. Es entwickelt sich ein Spiel um zutiefst menschliche Eigenschaften, Probleme

Kino im U, Dortmund, 20 Uhr

Kabarett | Duo Diagonal

und Alltagssituationen.

(auch 25.9., 20 Uhr & 27.9., 15 Uhr)

MI 23 | 09 | 15

BODO VERLOSUNG | Nico Semsrott

Vielleicht passen Frauen und Männer nicht gut

Nico Semsrott kommt mit seinem aktualisier-

zusammen – aber immer noch besser als Bran-

tem Programm. Der wohl traurigste Komiker

ka und Roger. In ihrer Heimat Transkarpatien ist

der Welt trägt seinen

Branka ein Star (gewesen). Jetzt fällt sie wie ein

neunzigminütigen Vor-

Kolchose-Traktor in Rogers Glamour-Show ein.

trag

Zu Hause ist der Songwriter aus Philadelphia ein

Als motivationsfreie Assistentin seiner Artistik,

dem Titel „Freude ist nur

gefragter Mann: So tourte er als Teil der Amos

Bingo-Spielerin und draufgängerischer Charme-

ein Mangel an Informati-

Lee Band im Vorprogramm von Bob Dylan durch

bolzen spielt sie sich in die Herzen der Zuschauer.

on“ vor. Darin versucht Semsrott, mit Hilfe von

die USA, war Gitarrist auf Alben aller Art (Rock,

Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

putzig-positiven Powerpoint-Präsentationen,

Theater im Depot, DO, 20 Uhr (auch 19.09.)

SA 19 | 09 | 15 Musik | Ross Bellenoit

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Tag der offenen Tür & Herbstmarkt der Werkstätten Gottessegen Dortmund Kobbendelle 40, 44229 Dortmund

Kennen Sie uns schon?

Die Werkstätten Gottessegen stellen in Dortmund und Bochum mehr als 580 Menschen mit Unterstützungsbedarf Arbeitsplätze in rund 30 Arbeitsgruppen zur Verfügung. Besuchen Sie uns und überzeugen Sie sich von der Qualität unserer Arbeit, den Produkten und Dienstleistungen.

Und das erwartet Sie:

... Verkauf von werkstatteigenen Produkten ... Unterhaltung ... Kunsthandwerk ... ... Leckeres vom Grill und aus der Pfanne ... ... Zeit für Gespräche und Begegnungen mit unseren Mitarbeitern ... Wir freuen uns auf Sie! ... Bringen Sie doch Ihre Freunde und Nachbarn mit!

Werkstätten Gottessegen

Christopherus-Haus Werkstätten Gottessegen gGmbH · Kobbendelle 40 · 44229 Dortmund · Tel. 02 31 / 97 38-0 · www.werkstaetten-gottessegen.de

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BODO-TIPP

Dortmund und Bochum haben noch

bodo-Verkäufer erfahren Sie bei unse-

mund, jeden 3. Samstag im Monat in

mehr zu bieten als ihre Vorzeigeeck-

ren Sozialen Stadtführungen, wo sich

Bochum. Knapp zwei Stunden geht es

en, mit denen die Städte selbst ger-

Menschen in Not aufhalten können,

quer durch die Innenstädte, in Grup-

ne werben.

wo ihnen welche Hilfe und von wem

pen bis zu 15 Personen. Da die Touren

angeboten wird und wie die Selbst-

recht schnell ausgebucht sind, raten

hilfenetze funktionieren.

wir Ihnen, sich rechtzeitig anzumelden.

Mit unseren ganz besonderen Tour-

Soziale Stadtführung

Guides schauen Sie hinter die Kulissen, besuchen Orte, die Sie sonst vielleicht

Dabei erhalten Sie nicht nur harte

Gerne organisieren wir für

Sa. 12.9. Dortmund

nicht wahrgenommen hätten – mit

Fakten, sondern Einblicke in ganz per-

größere Gruppen auf Anfrage

Schwanenwall 36 – 38 | 11 Uhr

einem Blick auf den Tagesablauf von

sönliche Erfahrungen Ihrer Stdtführer.

auch Sonderführungen.

Sa. 19.9. Bochum

Menschen, die keinen festen Wohnsitz

Jeden 2. Samstag im Monat gibt es

Anmeldung: Tel. 0231 – 950 97 80.

Stühmeyerstraße 33 | 11 Uhr

haben. Begleitet von einem unserer

diese ungewöhnliche Tour in Dort-

Kosten: 5 Euro pro Person

Unglückskeksen und No-Fun-Facts die Zahl der Depressiven in Mitteleuropa zu verdoppeln. Die

BODO VERLOSUNG | Taksim Trio

MO 28 | 09 | 15

Im Taksim Trio haben drei der bekanntesten tür-

Chancen stehen gut: Depression ist der Wachs-

Film | Vom Traum zur Realität! Kurzgeschichten

tumsmarkt schlechthin. Hurra.

aus dem Leben der Neuzuwanderer

kischen Instrumentalisten zusammengefunden. Die Musik dieser drei Vir-

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

Die Doku thematisiert die Zuwanderung in

tuosen aus Istanbul speist

bodo verlost 2 x 2 Karten.

Dortmund. Der Film wurde im Rahmen des Pla-

sich sowohl aus der tradi-

nerladen-Projektes IRON (Integration von Roma

tionsreichen Musik der

in der Dortmunder Nordstadt) zusammen mit

Gipsys als auch aus den

FR 25 | 09 | 15

hier lebenden Neuzuwanderern gedreht. Im An-

Klängen des Bosporus. Fremd und zugleich ver-

schluss bietet der Planerladen ein Diskussions-

traut klingt es, wenn sie orientalische Melodien

Philip Simon geht auf die Jagd nach dem

forum an. Der Film wird in den Originalsprachen

mit Elementen aus Jazz und Klassik verweben und

Wahnsinn des Lebens, und so absurd es auch

(Deutsch, Türkisch, Rumänisch) mit deutschen

sich dafür ebenso westlicher wie türkischer Instru-

sein mag, so befreiend ist seine Freude an der

Untertiteln gezeigt. Der Eintritt ist frei.

mente wie Baglama, Duduk und Kanun bedienen.

Sinnlosigkeit politischer Debatten, der Sinn-

Sweetsixteen, Dortmund, 19 Uhr

Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr

Kabarett | RuhrHOCHdeutsch: Philip Simon

losigkeit tagtäglicher Handlungen. Und so nimmt der Hobbyphilosoph und Lebemensch sein Publikum an die Hand und führt es durch seine Welt der verrückten, lustigen, stillen und

bodo verlost 2 x 2 Karten

DI 29 | 09 | 15

MI 30 | 09 | 15

Theater | Die Verwandlung

Musik | We Used To Be Tourists

auch traurigen Momente.

Die Angestellte der Familie Samsa wurde verhaf-

Spiegelzelt an der Westfalenhalle, DO, 20 Uhr

tet, weil sie einen monströsen Käferkadaver ent-

We Used To Be Tourists machen Indie-Folk mit

sorgte. Die DNA-Analyse bestätigt, dass es sich

akustischen Instrumenten und spannungsvoll-

dabei um Gregor Samsa handelte. Kommissarin

harmonischem Gesang – reich an klanglichen

Daner versucht Licht in diesen mysteriösen Fall zu

Nuancen, eingängigen und gleichzeitig viel-

SO 27 | 09 | 15 BODO VERLOSUNG | Moderne Zeiten

bringen. Romy Schmidt und Frank Weiß erzählen

schichtigen Melodien, durchzogen von rhyth-

Seit jeher ist ein Varieté eine Kunstform am Puls

Kafkas „Verwandlung“ als Krimi zwischen „Akte

mischen Akzenten. Atmosphärische und be-

der Zeit. Immer wieder wurden innovative Neu-

X“ und „film noir“ neu und lassen den Zuschauer

schwingte Klänge tragen bildreiche Texte, die

entwicklungen und tech-

seine Wahrheit selbst kombinieren.

von Dingen und Menschen erzählen…

nische Besonderheiten in

Prinz Regent Theater, BO, 19.30 Uhr (auch 30.9.)

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

Varietés präsentiert, ge-

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meinsam mit zeitlosen artistischen Höchstleitungen. Und genau an diese Tradition knüpft „Moderne Zeiten“ an: Drohnen treffen auf

2 Jahre

6 Jahre

3 Jahre

6 Jahre

Magier, Maler zeichnen mit Licht und Schatten, und Cellisten spielen nicht nur mit ihrem Instrument, sondern auch mit der Erwartungshaltung der Zuschauer. „Moderne Zeiten“ ist eine Show, die innovative Attribute mit den klassischen Varieté-Elementen vereint. Varieté et cetera, Bochum, 19 Uhr

2 Jahre

2 Jahre

8 Jahre

...wohnungslos

An alle wohnungslosen Jugendlichen: Kommt zur 2. Konferenz der Straßenkinder am 25. und 26.9.2015 in Berlin Meldet Euch an unter 0176 34 48 85 17

Bodo verlost 2 x 2 Karten 29


BODO GEHT AUS

caféplus | Dortmund Geheimtipp in der Innenstadt

Von Claudia Welsing | Fotos: Sebastian Sellhorst Wer das Café betritt, fühlt sich auf Anhieb

Limonaden-Sortiments wird im caféplus

wohl. Das mag an der herzlichen Art liegen,

nicht nur auf Geschmack, sondern auch auf

mit der Thomas Josch dort seine Gäste be-

die gemeinnützigen Projekte, die hinter

grüßt. Doch vor allem besticht das caféplus

den Produkten wie Lemonaid und Charitea

durch seine geschmackvolle Einrichtung.

stehen, geachtet.

der Dortmunder Künstlerin Nicole Kötter

Ein echtes Highlight im caféplus sind die

kulturelle und fachspezifische Veranstal-

bestaunen. „Wir wollen hier auch in Zukunft

„Stullen“. Eine kleine, aber feine Karte bietet

tungen. „Wir wollen mit dem hochwertigen

regelmäßig Ausstellungen lokaler Künste-

eine Auswahl üppig belegter Brote, deren

Café auch Leute ansprechen, die mit dem

lerinnen und Künstler realisieren“, erzählt

Variationen Sternekoch Mario Kalweit mi-

Thema AIDS keine Berührungspunkte

Josch und zeigt auf die Leinwände.

tentwickelt hat. Mit ihm arbeitet das Team

haben“, erzählt Thomas Josch. Das Ziel sei es,

des caféplus eng zusammen. Dabei ist das

Vorurteilen entgegenzuwirken und durch

Auch das große Kinderspielhaus mit seinen

Angebot „Stulle und Schorle“ ein absolutes

Informationsabende das Thema AIDS in die

Plüschtierbewohnern lässt erahnen: Ins

Schnäppchen. „Nicht jeder hat viel Geld. Wir

Mitte der Gesellschaft zu tragen.

caféplus ist nicht nur Arbeit, sondern

wollen allen die Möglichkeit geben, einfach

auch eine ganze Menge Liebe reingesteckt

mal vorbeizukommen und zu probieren“,

Menschen mit HIV-Infektion haben heute

worden. Es ist ein Ort, an dem mühelos ein

verrät Josch.

nicht mehr so stark mit den Symptomen der Krankheit zu kämpfen wie früher. Der medi-

ganzer Nachmittag verbracht werden kann.

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selbst ist nicht nur Gastronomie, sondern auch Selbsthilfezentrum und ein Ort für

Zurzeit kann man an den Wänden Arbeiten

Gerne gemütlich auf einem der grauen

Das caféplus ist ein Projekt der aidshil-

zinische Fortschritt ist bereits so weit, dass

Sofas, gerne beim Plausch mit Freundin,

fe dortmund, die ihre Zentrale in den

Betroffene meist keine Einschränkung im

Opa oder Kind. Bei der Auswahl des riesigen

Büroräumen über dem Café hat. Das Café

Alltag haben. „Vielmehr ist das Hauptpro-


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Energie gibt’s bei mir nur aus dem Pott. Unsere Energie für unsere Region

dew21.de

blem von HIV-Positiven, dass die Krankheit gesellschaftlich unter den Tisch gekehrt wird“, klärt Thomas Josch auf. Viele haben Angst, sich auf der Arbeit oder überhaupt innerhalb der Familie als HIV positiv zu outen, obwohl die Chance, sich im Alltag zu infizieren, fast unmöglich ist, erklärt er weiter. „Wir versuchen, den Leuten klarzumachen, dass von HIV-Positiven keine Gefahr ausgeht.“ Ab September lädt das caféplus zu einer Veranstaltungsreihe mit Ausstellungen, Lesungen und Comedians ein.

caféplus Gnadenort 3 – 5, 44135 Dortmund Di. bis Sa. von 11 bis 17 Uhr Telefon 0231 – 188 87 68 www.cafeplus-dortmund.de

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INTERVIEW

„Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt am Arsch ist.“ Die 28-jährige Britin Laurie Penny ist aktuell eine der kritischsten und lautesten Stimmen ihrer Generation. Mit Wucht schreibt und twittert sie gegen eine frauenund letztlich menschenfeindliche Welt an – trotzdem haben ihre Worte auch etwas Tröstliches. Von Miriam Walther Kohn & Christof Moser Fotos: Laurent Burst, surprise

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D

rei Jahrzehnte lang schien es, als

Laurie Penny Es geht darum, sich die Utopie

von Katharine Burdekin. Eine ziemlich simp-

habe sich der Feminismus erledigt.

einer besseren Welt vorzustellen. Oder wie

le Geschichte über das Tausendjährige Reich

Die Schriften von Simone de Beauvoir oder

wir die Dystopie, also die negative Vision

nach Hitlers Triumph im Zweiten Weltkrieg.

Alice Schwarzer blieben für manche zwar

einer Welt überleben, in der die Menschen

Die Juden sind ausgerottet, die Frauen zu

unverändert gültig, schienen aber trotzdem

durchdrehen und alles schiefgeht. Selbst

Gebärmaschinen versklavt. Man liest es und

hoffnungslos aus der Zeit gefallen. Überra-

wenn du nicht politisch bist und dich aus

denkt: Na ja, billige Story. Aber nein, nein,

schend viele hielten die Forderungen von

allem raushalten willst, schreibst du an

nein! Das Buch erschien 1937 und Burdekin

damals in der Gegenwart sogar für längst

der Zukunft mit. Deshalb ist es so wichtig,

war eine der Ersten, die sich konkret vor-

erfüllt. Dann kam Laurie Penny.

unsere Fantasie zu wecken, dass alles auch

stellte, wie schrecklich schief das alles gehen

anders werden könnte.

wird. Feministische Science-Fiction ist sehr

Geboren 1986 in London, übersetzte sie die postfeministische Orientierungslosigkeit in eine neue Sprache und gab der feministischen Bewegung mit der revolutionären Wucht der Wut und des Mitgefühls die verlorene Dringlichkeit zurück. Ihre Utopie ist eine Kampfansage: Sie fordert dazu auf, eine Gesellschaft, in der es so viele verschiedene Geschlechteridentitäten wie Menschen geben darf, mit den Waffen der Solidarität zu erkämpfen. Pennys 2011 erschienenes Buch „Fleischmarkt. Weibliche Körper im Kapitalismus“ war ein Bestseller, ihr neustes Werk „Unsagbare Dinge. Sex, Lügen und Revolution“ elektrisiert das Publikum ihrer Lesetouren. Seit ihrem 2007 abgeschlossenen Literaturstudium in Oxford arbeitet sie als Reporterin für die britische Zeitung „The Independent“, schreibt u.a. regelmäßig für „The Guardian“ und findet viel Beachtung mit ihren Tweets auf @PennyRed. Wir haben Laurie Penny anlässlich ihrer Lesetour in Berlin getroffen.

vorausschauend und auch immer politisch. bodo Fantasie als Mittel gegen Apathie? L.P. Es geht darum, die Geschichte zu schreiben. Wenn wir sie nicht selber schreiben, schreiben sie andere für uns. Ich meine das ganz konkret: Geschichten von Frauen, von Minderheiten und Unterdrückten sind gefragt, weil sie bisher nicht erzählt worden

Wer daran glaubt, dass das Geschlecht nur ein gesellschaftliches Konstrukt ist, schreibt über eine andere Zukunft als jemand der glaubt, wir hätten mit der heutigen Welt die höchste Entwicklungsstufe erreicht. bodo Warum ist das wichtig?

sind. „Orange is the New Black“, derzeit

L.P. Es ist doch komisch, wie sich Ende der

meine Lieblings-Fernsehserie, ist ein gutes

Dreißiger-, Anfang der Vierzigerjahre männli-

Beispiel für die große Veränderung in der

che Autoren die unglaublichsten Technologi-

TV-Kultur. Keine der Geschichten dieser

en und die unglaublichsten Gesellschaftsfor-

Serie ist besonders innovativ. Erstaunlich

men vorstellen konnten – aber eine Zukunft,

aber ist, dass sie Geschichten erzählt, die im

in der Frauen eine andere Rolle spielen als

Mainstream nie erzählt worden sind. Die

Hausfrauen oder Prinzessinnen, Dienerinnen

Serie spielt im Frauengefängnis, handelt von

oder Prostituierte, haben sie nicht hinbekom-

Armen, Schwarzen, Latinas. Ihre Schicksale

men. Dieses Versagen der Vorstellungskraft

fügen sich zu einem massiven großen Gan-

ist das, was es zu bekämpfen gilt.

zen zusammen, einem Gesellschaftsroman. bodo Durch das Umschreiben der Heldinbodo Woher dieses Vertrauen in die revolutionäre Kraft der Erzählung?

nenrollen in der Popkultur? L.P. Es gab bis vor kurzem nur drei Heldinnen-

L.P. Ich bin ein totaler Nerd. Ich lese und

modelle: das Schätzchen, die Trophäe und die

bodo Laurie Penny, in Ihrem Buch sagen Sie,

schaue viel Science-Fiction, habe mich im

starke Frau. Mir wird zum Beispiel derzeit die

die Revolution beginne in der Fantasie. Es

Studium mit feministischer Science-Fiction

Rolle der starken Frau zugeschrieben.

endet mit den Worten: „Schließt die Augen.

auseinandergesetzt. Eines der interessantes-

Blättert um. Fangt an.“ Womit?

ten Bücher ist „Nacht der braunen Schatten“

bodo Sind Sie das nicht? L.P. Absolut nicht. Ich bin ein sensibler Mensch, arbeite hart, liebe das Nachdenken und bin manchmal mutig – aber stark bin ich

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INTERVIEW

nicht. Mit starken Frauen sind immer Frauen

benprojekt ist, sondern das Projekt an und

gemeint, die Widrigkeiten stoisch ertragen,

für sich. Ich halte dieses Bewusstsein für

aber das Patriarchat nicht herausfordern.

wichtig und glaube, dass der Feminismus

Ich bin nicht stark. Ich bin wütend. Männer

die Linken daran erinnern kann. Aufein-

sagen oft zu mir: Ich liebe Frauen. Ich liebe

ander achtgeben ist ein wichtiger Akt der

meine Mutter, sie war eine starke Frau. Was

politischen Wohlfahrt.

meinen sie damit? Meine Mutter hat sich nie über ihre Situation beklagt, sie konnte nicht, das Risiko war zu groß. Da denke ich mir: Wow, Jungs, ihr habt überhaupt nicht begriffen, worum es bei der Emanzipation geht. bodo Überleben ist mehr als nur die Bewältigung des Lebens, sagen Sie. Wie meinen Sie das?

bodo Was ändert das?

bodo Was tun? L.P. Ich lebe in einer Gemeinschaft von zwölf Menschen, es ist eine Gemeinschaft für arme Leute. Dieser Ort entstand aus Notwendigkeit, es war kein politisches Projekt. Wir haben einen lebenswerten Platz gebraucht, wo wir Spaß haben und uns austauschen konnten. Daraus entstand ein Ort der Acht-

L.P. Wir überwinden damit das System

samkeit. Wir betreuen immer wieder junge

noch nicht, aber wir schaffen die Voraus-

Menschen in Not bei uns, die von überall

setzungen dafür. Es ist der erste Schritt. Wir

herkommen. Für sie halten wir einen Raum

wissen längst, dass es kein richtiges Leben

frei, in dem sie für ein paar Wochen bleiben

im falschen gibt. Ich komme aus London,

können, um wieder auf die Beine zu kommen.

wo Wohlstand unglaublich ungleich verteilt

Das ist wundervoll und für mich ein Weg, wie

ist. Wer kann, entscheidet sich gegen ein

man Politik machen sollte. Sich Raum schaf-

L.P. Hier geht es weniger um den Feminis-

aktivistisches Leben, gründet eine hübsche

fen, Ideen austauschen und eine gemeinsa-

mus als um die Linken. So viele Menschen

Familie und pflegt einen eigenen kleinen

me Sprache finden ist das, was ich aus der

engagieren sich auf der linken Seite. Aber

Garten. Aber damit gehen die Angst und der

Occupy-Bewegung mitgenommen habe.

sie messen der Selbstsorge zu wenig Bedeu-

Schmerz nicht weg. Das Einzige, was sich

tung zu und kümmern sich nicht um einan-

ändert: Jene, die keine Wahl haben, bleiben

bodo Linke neigen dazu, sich wegen kleiner

der. Überleben ist der erste Schritt, und ja,

alleine zurück. Eine befreundete Aktivistin

Unterschiede zu bekämpfen. Kommt deshalb

das haben viele Linke vergessen. Das ist der

hat gerade ein Kind bekommen und sie ist

oft keine gemeinsame Sprache zustande?

Grund, warum die Queer-Bewegung so vie-

arbeitslos. Sie sagte zu mir: Ich werde immer

le Siege errungen hat, trotz all der Scheiße,

arm sein und mein Sohn wird immer arm

in die sie geworfen wurde, inklusive AIDS.

sein. Und ich weiß ganz genau, dass das

Sie war verbunden durch das Bewusstsein,

stimmt. Das macht mich fertig!

dass kollektives Überleben nicht ein Ne-

L.P. Es gibt tatsächlich diese Tendenz, jemanden nicht zu unterstützen oder nicht in seinem Namen sprechen lassen zu wollen, weil er die falschen Schuhe trägt oder den falschen Haarschnitt hat. Es gibt immer noch Leute, die denken: Oh, ich kann nicht Feministin sein, weil ich gerne Nagellack trage! Ich glaube, so sollte Feminismus nicht sein. Ich bin übrigens viel bekannter hier in Berlin oder in Zürich als zu Hause in Großbritannien.

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bodo Weil die Prophetin im eigenen

Dach über dem Kopf hat, kann einen Blog star-

bodo Ihr neues Buch hat das Potenzial,

Land nichts gilt?

ten und ist potenziell mit Millionen Smart-

dieses Denken aus den Köpfen zu bringen.

phone-Usern verbunden. Bis vor kurzem ging

Erklärt das seinen Erfolg?

L.P. Ich hätte mein Buch auf Erfolg hin schreiben können, mit weniger Marxismus und mehr privaten Sexgeschichten. Das habe ich nicht gemacht, und ich bin vom Erfolg überrascht. Jetzt müsste die Frage ja sein: Was können wir daraus machen, dass jemandem aus der Bewegung ein Megafon in die Hände gegeben wird? Aber ich spüre vor allem viel Kritik wie: Du tust das alles ja nur für dich. Dabei ist doch alles, was ich tun kann, mir meines Privilegs bewusst zu sein und vielleicht noch, mir Mühe zu geben, kein Arschloch zu sein. bodo Sie kommen nicht aus der Unterschicht, haben in Oxford studiert und sind erfolgreich. Zielt die Kritik nicht darauf ab, dass Sie sich als privilegierter Mensch anma-

es in England nur so, wenn man etwas zu sagen haben wollte: Man studierte in Oxford oder Cambridge, knüpfte Kontakte, wurde zuerst Journalist und dann Kommentator, dem ein öffentliches Urteil erlaubt ist. Das ist vorbei. Jeder Videoblog oder Podcast von jeder

L.P. Die Botschaft des Buches ist: Es liegt nicht an dir! Egal, ob du glücklich oder frustriert bist. Es geht um kollektives Handeln. Zu realisieren, dass es nicht deine Schuld ist, dass die Welt am Arsch ist, ist sehr befreiend.

und jedem kann morgen einschlagen. Ich ken-

bodo Am Ende Ihres Buches schreiben Sie,

ne Leute, die buchstäblich nichts haben außer

dass wir unsere Geschichte nicht nur selber

einer Matratze in einer Abstellkammer – und

schreiben müssen, sondern auch, dass wir

einem Laptop. Viele Leute verstehen nicht, wie

Geschichten umschreiben müssen. Wie

viel Macht sie damit haben.

meinen Sie das?

bodo Die Menschen glauben doch einfach nicht mehr daran, etwas verändern zu können. Der Sieg des Neoliberalismus: Jede und jeder sucht den Grund für das Scheitern bei sich selbst – und wird entmutigt.

L.P. Ebenso wichtig wie das Schreiben neuer Geschichten ist das Umschreiben all dieser alten Geschichten über Liebe, Gemeinschaft und Macht. Ich werde oft gefragt, ob das ein neuer Feminismus sei, den ich vertrete. Nein, ist es nicht, es sind die gleichen Fragen,

ßen, im Namen der Armen und Unterdrück-

L.P. Das ist das große, verheerende

vielleicht in einer anderen Sprache formuliert

ten zu sprechen?

Märchen, mit dem unsere Generation

als derjenigen von Simone de Beauvoir. Es

aufgewachsen ist: Der Kapitalismus ist

gibt viele neue Fragen, Probleme äußern sich

ein Naturgesetz, es gibt keine Möglichkeit,

auf neue Weise, aber die alten Probleme sind

die Gesellschaft zu verändern. Wenn du

immer noch nicht gelöst. Das ist die Heraus-

scheiterst, musst du dich ändern. Wenn

forderung für den Feminismus, überhaupt

du arbeitslos bist oder depressiv, ist das

für linke Anliegen: zu versuchen, die gleichen

deine Schuld. In Großbritannien haben

Dinge zu sagen, wie sie immer schon gesagt

wir massive Probleme mit Arbeitslosigkeit

worden sind, aber auf eine neue und span-

und noch viel größere Probleme mit den

nende Art, die auch verstanden wird.

L.P. Darf ich mal für eine Sekunde super arrogant sein? Was ich wirklich gut kann, ist schreiben. Das ist mein Instrument. Wenn ich nicht über Feminismus schreiben würde, würde ich über ein anderes Thema schreiben, und auch da würde ich dafür sorgen wollen, dass meine Geschichten möglichst viele Menschen erreichen. Man wählt seine wirkungsvollsten Waffen. bodo Aber was ist mit den Menschen, die Ihre Waffe nicht haben, die nicht die Möglichkeit haben, ihre eigene Geschichte zu schreiben? L.P. Das ist doch genau, wofür Journalismus

Working Poor, die zwar arbeiten, aber nicht genug verdienen, um davon zu leben. Jetzt werden sie in den Jobcentern von Psychologen betreut – als ob ihre Not ein

bodo Wie gehen Sie um mit dem Glück, ein privilegiertes Leben leben zu können, ohne Angst zu haben, Ihre Wut zu verlieren?

psychologisches Problem wäre und nicht

L.P. Jeder ist berechtigt, glücklich zu sein.

eine Frage des Systems. Dass die Menschen

Es ist wichtig zu lernen, sein Glück zu ak-

dies zu glauben begonnen haben, ist eines

zeptieren. Versucht es! Die Wut wird immer

der ganz großen Probleme.

wieder neu aufflammen.

da ist: im Gespräch mit Menschen zu sein, die dieses Instrument oder diese Plattform nicht haben. Wer politische Geschichten schreibt, muss natürlich aufpassen, nicht anmaßend zu sein, nicht Geschichten von anderen zu seinen eigenen zu machen. Aber wer sich dafür entscheidet, diese Geschichten nicht zu schreiben, muss aufpassen, nicht völlig irrelevant zu sein. Man sollte das Risiko eingehen, Fehler zu machen. bodo Zurück zu den Menschen ohne Ihre Waffe.

Laurie Penny Unsagbare Dinge

L.P. Gibt es sie denn wirklich noch? Es gibt

Sex, Lügen und Revolution

heute so unendlich viele Möglichkeiten, sich

Edition Nautilus

Gehör zu verschaffen, die es vor wenigen Jah-

ISBN 978-3-89401-817-7

ren noch nicht gegeben hat. Selbst wer kein

16,90 Euro 35


NETZWELT

KINOTIPP

endstation.kino & bodo präsentieren: Kino Global Die Welt kommt zu Gast nach Bochum. Das endstation.kino, der Bahnhof Langendreer und die an der Ruhr-Uni aktive Gruppe youmanity holen sie auf die große Leinwand. Am 9. September startet im endstation. kino eine neue Filmreihe mit dem Titel „Kino Global“. Regelmäßig werden bis zum Dezember alle 14 Tage Filme aus Ländern im Süden dieser Welt zu sehen sein.

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.fluechtlinge-willkommen.de

Kino Global ist eine bundesweite Filminitiative, die von der Organisation Engagement

In vielen Kommunen in Deutschland werden geflüchtete Menschen in Containern, Turn-

Global gGmbH – Service für Entwicklungsin-

hallen, Zelten oder in Wohneinrichtungen an den Rändern der Städte untergebracht. Die

itiativen ins Leben gerufen wurde. Sie wird

Flüchtenden, die aus Kriegs- und Krisengebieten geflohen sind, kommen so nur selten in

vom Bundesministerium für wirtschaftliche

Kontakt mit anderen Menschen und bleiben oft unter sich. Sozialer Austausch und der

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Zugang zu gesellschaftlichem Leben wird so erschwert und findet meist nicht statt.

bezuschusst. Das endstation.kino ist der

Dass es auch anders gehen kann, zeigt das Projekt „Flüchtlinge Willkommen“ aus Berlin. Ein Team von vier jungen Menschen hinter der Online-Plattform vermittelt seit Anfang

Die Reihe startet am 9.9. mit „Workingman‘s

des Jahres Wohnraum in Wohngemeinschaften und Privatwohnungen an geflüchtete

Death“ von Michael Glawogger. Die Doku-

Menschen. Während die Geflüchteten so die Möglichkeit bekommen, schnell Anschluss

mentation lässt sich als Kritik am schlei-

zu finden und unkompliziert die deutsche Sprache zu lernen, haben die anderen Mitbe-

chenden Wertverlust körperlicher Arbeit

wohnerinnen und Mitbewohner die Chance, eine andere Kultur kennenzulernen und

und als Plädoyer gegen ausbeuterische

einem Menschen in Not zu helfen.

Arbeit lesen. Als Referent ist Helmut Weiss

Alle Unterstützerinnen und Unterstützer, die Wohnraum anzubieten haben, können sich

von LabourNet Germany zu Gast.

auf einem Formular auf der Webseite eintragen. Dort beantworten sie einige Fragen zu

Weiter geht es am 23.9. mit „Carte Blanche“,

ihrer Wohn- und Lebenssituation und geben ihre Sprachkenntnisse an. Auf Basis dieser

der sich dem Thema Menschenrechte

Informationen vermittelt das Team hinter „Flüchtlinge Willkommen“ in Zusammenar-

widmet. Der Film erzählt von der Arbeit

beit mit lokalen Flüchtlingsinitiativen potenzielle Mitbewohner und Mitbewohnerinnen

der Ermittler, den wahren Helden am

an die Wohngemeinschaften.

Internationalen Strafgerichtshof in Den

Die entstehenden Mietkosten können auf unterschiedlichen Wegen aufgebracht werden. Während in einigen Bundesländern im Falle einer Duldung des Geflüchteten die Mietkosten vom Land übernommen werden, gibt es als Alternative die Möglichkeit, die entstehenden Mietkosten über selbst eingeworbene Kleinstspenden zu finanzieren. Sowohl bei der Spendenakquise als auch bei allen anderen Problemen steht das Team von „Flüchtlinge Willkommen“ beratend zur Seite. Bisher konnten so bereits 69 Menschen in Wohnungen und Wohngemeinschaften vermittelt werden. „Wir sind überwältigt von

M

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Haag. Als Referentin ist Professor Dr. Sabine Swoboda zu Gast, die den Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Internationales Strafrecht an der RuhrUniversität Bochum innehat. Wir verlosen 1 x 2 Karten für „Workingman‘s Death“ am 9.9. und 1 x 2 Karten für „Carte Blanche“ am 23.9., Beginn jeweils um 19 Uhr.

der vielen positiven Resonanz“, so Mareike Geiling, eine der drei

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

Initiatorinnen des Projektes. „Kein Mensch flieht ohne Grund.

Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

Wir sollten ihnen helfen, hier anzukommen und sie willkom-

Telefon 0234 – 687 16 20

men heißen.“ (sese)

ar

36

einzige Veranstaltungsort in NRW.

www.endstation-kino.de


BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Geschichte eines Vorurteils Der Historiker Wolfgang Wippermann

Bitte teilnehmen

lehrt in Berlin und forscht vor allem zum Nationalsozialismus, seit Jahrzehnten aber auch zur Volksgruppe der Roma. Nun

Gegen die Feigheit

Diese „199 Fragen zu den Allgemeinen Geschäftsbedingungen in Deutschland“ sollte

hat er mit „Niemand ist ein Zigeuner“ einen Essay über die größte Minderheit in

Am 7. Januar 2015 wurden Stéphane Charbon-

man kaufen. Nicht nur wegen des tollen

Europa vorgelegt, der fast unakademisch

nier, Charb, Chefredakteur der Pariser Satire-

Titels. Ihr Autor Hans Zippert gehört zu

daherkommt.

zeitschrift „Charlie Hebdo“, acht seiner Kol-

den ehemaligen Titanic-Chefredakteuren,

legen und zwei Polizisten von islamistischen

die nicht über das Europäische Parlament

Irren erschossen. Zwei Tage zuvor hatte Charb

alimentiert werden. Zippert schreibt

den „Brief an die Heuchler“ abgeschlossen,

stattdessen u.a. für die (böse, böse) „Welt

der nun auf Deutsch erschienen ist.

am Sonntag“ preisgekrönte Kolumnen und

Wippermanns Aufruf „zur Ächtung eines europäischen Vorurteils“ (so der Untertitel) ist ein persönlicher, ja, ein zorniger Text. Gleichzeitig – und das ist seine Leistung – bieten die nur gut 250 Seiten eine sehr

Die Entstehungsgeschichte ist beklemmend

gut lesbare Einführung in die Geschichte

und Teil der Lektüre. Dabei ist die – auf fran-

und Gegenwart einer Volksgruppe, deren

zösische Debatten zielende – Streitschrift

systematische Verfolgung bereits im 15.

eine Provokation auch für unser Sprechen

Jahrhundert einsetzt, angetrieben von der

über den Islam, wie die Reaktionen auf die

strukturellen Abwertung und Ausgren-

Ausschreitungen nach der „Schändung“

zung der europäischen Roma, dem Anti-

einer Koranausgabe durch einen afghani-

ziganismus. Ihn begreift Wippermann als

schen Flüchtling in Suhl zeigen.

„eine Ideologie, die aus sozialen, religiösen, romantisierenden und rassistischen Elementen besteht und auf Vorurteilen über die diebischen, faulen, teuflischen und ,rassisch minderwertigen‘ Roma beruht“.

Charb war ein Linker, ein Verteidiger der Aufklärung, der Freiheit (nicht nur für, sondern auch von Religion). Sonderregeln für Muslime, weil sie angeblich „viel emp-

solche Journalisten können Geld immer gut gebrauchen. Außerdem ist „Würden Sie an einer Tortengrafik teilnehmen“ in Klaus Bittermanns großartiger „Edition Tiamat“ erschienen, womit Zippert im Verlagsregal neben Wiglaf Droste, Hunter S. Thompson, Mark Fisher, Wolfgang Pohrt und Fragnicht-wem-noch steht. Das adelt. Man könnte das Buch auch bedenkenlos wegen seines Inhalts kaufen, der – erstens – beinahe ohne Tortengrafiken auskommt und – zweitens – sehr, sehr lustig ist.

findlicher reagieren als die übrige Bevöl-

Wenn Sie wissen wollen: Gehört der Wolf

Sie führt in den Porajmos, den Holocaust

kerung“, sind für ihn Diskriminierung. Der

zu Deutschland? Kriegen die in Dresden

an den europäischen Roma im Nationalso-

Begriff der „Islamophobie“ als Ersetzung für

überhaupt irgendwas geregelt? Müssen

zialismus. 500.000 werden ermordet. Und

„Rassismus“ sei eine Kapitulation, mit der

wirklich alle Züge in Hamm geteilt werden?

sie setzt sich nach 1945 fort, ohne Wieder-

der reale Angriff auf Menschen hinter den

Sind Physiklehrer mit Kopftuch Respekts-

gutmachung und bis in die tagesaktuellen

behaupteten Angriff auf die Religion zu-

personen? Ist Sigmar nur ein anderes Wort

Diskurse um bulgarische „Sozialtouristen“

rücktrete. Hier Religion über das Individu-

für Niederlage? Wieviel versteckte Fette

und „Asylbetrüger“ vom Westbalkan.

um zu stellen, spiele das Spiel der Islamisten

sind in Butter? Hier steht‘s drin.

Wolfgang Wippermann

und letztlich den Rassisten in die Hände.

Hans Zippert | Würden Sie an

Niemand ist ein Zigeuner

Charb | Brief an die Heuchler

einer Tortengrafik teilnehmen?

ISBN 978-3-89684-167-4

ISBN 978-3-608-50229-9

ISBN 978-3-89320-196-9

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37


REPORTAGE

In panischer Angst vor der drohenden Abschiebung bittet ein junger Mann in einer Gemeinde im Ruhrgebiet um Schutz. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, und auch der Widerspruch gegen die Abschiebung scheiterte vor Gericht. Die Gemeinde verspricht, ihm zu helfen. Ende August beschließt sie, dem verfolgten Rohingya Kirchenasyl zu geben. Text und Fotos: Ulrike Märkel

Letzte Chance für einen Flüchtling Kharshid P. (Name geändert) gehört der

Wenn ich allein bin, sehe ich alles vor mir, und

gramm, bereitstehen. Er zeigt dem Pfarrer

Minderheit der muslimischen Volksgruppe

nachts träume ich davon.“ Seine Mutter und

ein Buch mit den Namen seiner Familienmit-

Rohingya in Myanmar an. In ihrer Heimat,

die Schwester verlor er später auf der Flucht

glieder und ein Foto. Es ist alles, was er von

dem ehemaligen Birma, wird ihnen die

nach Bangladesch. Sie wurden vermutlich

seiner Familie noch hat. Drei Kinder blicken in

Staatsbürgerschaft verweigert. An Wahlen

von Menschenhändlern verschleppt.

die Kamera: „Hier ist meine kleine Schwester Golumbahar. Das heißt ,schöne Blume‘.“ Sie

dürfen sie nicht teilnehmen. Seit Jahrzehnten

vermisst er am meisten.

werden sie systematisch verfolgt und sind

Die Rohingya fliehen in überfüllten

immer wieder Gewaltakten ausgesetzt. 2012

Holzbooten aus Myanmar. Viele von ihnen

kam es zu staatlich organisierten Unruhen

sterben auf hoher See, weil sich die Nach-

Die Panikattacken haben sich seit dem

gegen die Volksgruppe, bei denen viele

barländer wie Malaysia und Thailand wei-

Eintreffen des Abschiebebescheids verschlim-

Rohingya starben. Hunderttausende sind

gern, die Flüchtlinge aufzunehmen. Trotz

mert, immer wieder bricht er in Tränen aus.

seitdem weltweit auf der Flucht.

der aktuellen dramatischen Verhältnisse

Der Arzt diagnostiziert neben schweren

wurde das Asylbegehren von Kharshid vom

Depressionen eine „posttraumatische Belas-

Gericht abgelehnt.

tungsstörung“.

niedergebrannt worden, sein Großvater kam

Die panische Angst vor der Abschiebung sieht

In dem Gemeindegremium wird darüber

in den Flammen um. Kurze Zeit später seien

man Kharshid P. an, als er den Pfarrer um den

diskutiert, wie man dem jungen Mann helfen

sein Bruder und sein Vater getötet worden.

Schutz der Kirche bittet. Seinen Abschiebe-

kann. Am Ende entscheiden sie einstimmig,

Er war noch ein Kind, als er die Gewalttaten

bescheid und die Behördenbriefe hat er in

den Hilfesuchenden nicht im Stich zu lassen.

ansehen musste: „Überall lagen Leichen

die Kirche mitgebracht. Um 4.20 Uhr soll er

Sie haben die aktuellen Presseberichte gele-

herum. Diese Bilder verlassen mich nicht.

mit einem Gepäckstück, nicht über 20 Kilo-

sen, die von dem Leid der Roghinya erzählen.

Davon erzählt auch Kharshid P. dem Pfarrer: Sein Dorf ist bei Unruhen in den 90er Jahren

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Der Pfarrer begründet die Entscheidung für

Behörden vor einem halben Jahr über sein

Das Kirchenasyl bietet die notwendige

das Kirchenasyl mit der Gewissensfrage: „Wir

Schicksal entschieden, verstand er nichts: Ein

Atempause, um alle rechtlichen Mittel in

schützen ihn in unseren Räumen, weil er sonst

Dolmetscher fehlte bei der Anhörung.

Ruhe prüfen zu können. Die Gemeinde wird

in sein Heimatland abgeschoben wird, in dem

dabei vom Kirchenkreis und der Landeskirche

er bedroht ist – wir werden alles tun, was

Dass die Dublin-Frist von 6 Monaten in-

unterstützt. Sie führen Gespräche mit dem

wir tun können, um das zu verhindern. Das

zwischen abgelaufen ist, bietet die Chance,

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

verlangen unser Gewissen und unser Glaube

in Deutschland einen neuen Asylantrag

(BAMF). Karshid P. aus Myanmar ist der 292.

und unsere Menschlichkeit von uns.“

zu stellen. Sein im Asylrecht sehr erfahre-

Fall von Kirchenasyl in Deutschland. Als er von

ner Rechtsanwalt sieht gute Chancen, die

der Entscheidung des Presbyteriums erzählt,

Obwohl sich die Situation der Rohingya in die-

Abschiebung doch noch zu verhindern und

strahlt er über das ganze Gesicht. Die Erleich-

sem Jahr dramatisch verschärft hat, haben die

beantragt vor Gericht einen Abschiebe-

terung sieht man ihm an. Fast euphorisch

Behörden die Abschiebung von Kharshid P. an-

stopp: „Inzwischen hat sich die Situation

spricht er davon, dass er eine zweite Chance

geordnet. Er soll im Dublin III-Verfahren nach

für die Rohingya in Myanmar deutlich

für sein Leben bekommen hat. Seit langer Zeit

Frankreich abgeschoben werden. Das Land, in

verschlimmert. Die Voraussetzungen für die

konnte er heute Nacht durchschlafen, ohne

dem Kharshid zum ersten Mal europäischen

Ablehnung seines Asylbegehrens haben sich

von Alpträumen wach zu werden.

Boden betreten hat, stimmte der „Rücknah-

geändert. Wenn er jetzt dorthin abgescho-

me des Flüchtlings“ bereits zu. Da Frankreich

ben wird, wäre das für ihn sehr gefährlich.“

Er nutzt nun die Zeit, um möglichst schnell

aber bereits das Bleiberecht verweigert

So sah es auch ein Gericht, das in seinem

Deutsch zu lernen. Apfel, Kind, Regen, Haus

hat, würde er ohne Anhörung vom Pariser

Urteil von den Rohingya als einer verfolgten

– und Freundschaft, diese Wörter spricht er

Flughafen direkt in die alte Heimat Myanmar

Religionsgemeinschaft spricht, deren Leib

schon fast akzentfrei.

abgeschoben werden. Als die französischen

und Leben in der Heimat gefährdet sei.

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SOZIALES

Die steigenden Flüchtlingszahlen sorgen weiter für Schließungen in der Erstaufnahmestelle Dortmund-Hacheney. 80 Prozent aller Flüchtlinge, die in NRW ankommen, melden sich hier. Täglich stehen bis zu 1.000 Menschen vor der Tür, es gibt jedoch nur 350 Plätze. Schon länger sucht die Stadt Dortmund nach Möglichkeiten, die Einrichtung zu entlasten. Sie wirft der Landesregierung Untätigkeit vor. Von Bastian Pütter | Foto: Alex Völkel

Flüchtlingsunterbringung

Bereits seit dem letzten Jahr treten Überbele-

das Land weigere sich auf Krisenmodus

Gebäude, bei Um- oder Neubauten unter-

gungen regelmäßig auf, die Flüchtlinge müs-

umzustellen. Planungen für den Bau weiterer

liegt die Kommune jedoch weiterhin ihren

sen noch am selben Tag mit Bussen zu anderen

Erstaufnahmeeinrichtungen ziehen sich wei-

Standards und Verwaltungsabläufen, von

Einrichtungen gebracht werden. Lösungen

ter hin. Erst Ende 2015 soll in Essen eine EAE

der Einbindung zahlreicher Ämter bis zu den

sind nicht in Sicht, so dass die Kommune nun

die Tore öffnen. In den Regierungsbezirken

Brandschutzauflagen. Als schnelle Lösung hat

wiederholt zum letzten Mittel greift, die Ein-

Köln, Düsseldorf und Münster gibt es bisher

die Kommune nun Zelte, Traglufthallen und

richtung schließt und Neuankommende auf

keine Erstaufnahme.

Wohnschiffe für die in Dortmund unterzu-

sich allein gestellt weiter schickt, auf den Weg in andere Einrichtungen.

Die Stadt betont, selbst seit Herbst letzten

bringenden Flüchtlinge bestellt.

Jahres in Krisenstabsstrukturen zu arbeiten

Schuld gibt die Stadt Dortmund dem Land.

und Entscheidungen binnen Stunden treffen

Auf Fragen käme monatelang keine Antwort,

zu können. Bei der Umnutzung leerstehender

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KULTUR

Künstlerische Positionen aus der Arabischen Welt „HUNA/K“ in Dortmund

„Mal hier, mal dort“ – und vor allem mal ganz anders als gewohnt! Die beiden arabischen Wörter „Huna“ (hier) und „Hunak“ (dort) bringen die Idee eines neuen, innovativen und internationalen Kulturformats treffend auf den Punkt. Im Zeitraum vom 24.9. bis 4.10. wird die gesamte Nord- und Innenstadt zu einem kreativ-kulturel„Man sieht in der Öffentlichkeit immer nur len Schmelztiegel aus Streetart, den Konflikt und nicht die Individualität, die Graffiti, Konzerten, AusstellunÄsthetik oder die Kunst in und aus diesen Längen, Theater, Filmen, Lesungen dern“, so Projektleiter und Kurator Guy Dermound Medienkunst – und bietet sessian. Ihm ist es ein wichtiges Anliegen, mit gleichzeitig Einblicke in moderne dem arabischen Festival „HUNA/K“ die Präarabische Lebensweise. senz arabischer Kultur im öffentlichen Raum

Gesellschaft zu verstehen und nicht mit der

und ihre Interaktion mit den Menschen zu ver-

Veranstaltersitz gab es noch Essen als Mit-

binden, zu vereinen. Und vor allem statt der

bewerber zu Dortmund. Es folgten separate

üblichen orientalisierenden Food-Courts und

Stadt- und Quartierbegehungen in allen

Folklore-Aufführungen neue, frische Kunst-

drei Städten, und die Entscheidung fiel recht

Formate mit Anspruch und Visionen zu zeigen.

schnell auf Dortmund, im Speziellen auf die

Von Didi Stahlschmidt | Fotos: Yazan Halwani

orientalischen, festgefahrenen Schablone“, erklärt Dermosessian. Es sollen praxisbezogene Projekte entstehen, die neue Blickwinkel zulassen und zugleich die Parallelen oder Unterschiede der beiden Kulturkreise aufzeigen – im Gesamtkonzept von bildender, darstellender oder szenischer Kunst sowie Diskussionsforen oder Spontangesprächen. Interessant ist hierbei neben den pragmatischen wie programmatischen Inhalten auch die Standortfrage – denn neben Bochum als

Nordstadt. „Eigentlich ist die gesamte NordAn verschiedenen Orten der Stadt, teils auch

stadt ein Festival, ein bunter Ort der Kultur

als spontane Performance im öffentlichen

und der Kulturen“, so der Projektleiter. „Es gibt

Raum, will hierbei die Zukunftsakademie

hier neben zahlreichen bunten Einrichtungen

NRW aus Bochum Klischees und Stereotype

coole, teils undergroundige Locations, gute

aufbrechen und zeigen, dass sich arabische

Netzwerke und ein urbanes, großstädtischens

Kultur sehr wohl auch kritisch mit den politi-

Flair mit viel Leben.“

schen und sozialen Missständen befasst. An den insgesamt elf Tagen des interdisziDie Beschäftigung Europas mit der arabischen

plinären arabischen Festivals werden über

Welt ist heute stärker von Grenzziehungen

30 Veranstaltungen aller Couleur durch-

geprägt als je zuvor. Territoriale Grenzen, po-

geführt, die neben Filmabenden im Roxy

litische, ideologische und ästhetische Schran-

Kino, Live-Konzerten im Tyde, Workshops,

„HUNA/K“

ken bestimmen die Wahrnehmung – was

Wandgraffitis auch Tanz und Performance

Arabisches Kunstfestival in Dortmund

das interdisziplinäre Kulturfestival HUNA/K

im öffentlichen Raum oder Aufführungen

an unterschiedlichen Orten

aufbrechen möchte. „Die Idee ist in Berlin, im

im Schauspielhaus zeigen. Spannend wird

vom 24.9. bis 4.10. 2015

öffentlichen Raum sehr spontan entstanden,

dabei unter anderem die aktive Einbindung

Eröffnung 24.9., 18 Uhr, Roxy Kino

und es war unser Ziel, den kulturellen wie

von Adolf Winkelmann und seinen fliegen-

www.zaknrw.de

intellektuellen Brückenschlag als Teil dieser

den Bildern am U-Turm. 41


REPORTAGE

Wie das Unsagbare erz채hlbar wird Begegnungen in Auschwitz

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„Da steht es in Englisch, da in Polnisch, da in Hebräisch. Deutsch wirst du hier nicht finden, weil es die Tätersprache ist“, sagt Jamila. Die 26-Jährige aus Hagen ist 15 Stunden mit dem Bus angereist und steht nun vor einem kleinen Teich. Davor drei Steine mit Inschriften, die sie übersetzt: „Zum Gedenken an die Männer, Frauen und Kinder, die der Nazi-Gewalt zum Opfer gefallen sind. Hier liegt ihre Asche.“ Text und Fotos: Dirk Planert

J

amila blickt in den Teich. Ungläubig und traurig. Es ist eines der Löcher, in die die Nazis die Asche aus den Krematorien entsorgt ha-

ben. Direkt hinter ihr enden die Gleise, die durch das Haupteingangstor des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau führen. Bis hierhin waren sie verlängert worden, weil es nur noch ein paar Meter bis zur ersten Gaskammer waren. Das Ende der Gleise war das Ende des Lebens. 900.000 Menschen wurden direkt aus den Deportationszügen in die Gaskammern geführt. Mehrere hunderttausend mussten arbeiten,

600 Euro liegen. Das Geld kommt von einer privaten Stiftung und wird

bevor sie folgten, erschossen wurden oder vor Hunger und Erschöpfung

über das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

verreckten. Hier in der Gedenkstätte wird den Besuchern blitzschnell

für solche Gedenkstättenfahrten eingesetzt. „Der Stacheldraht erzählt

klar: Das war ein industrieller Massenmord, perfekt nach deutschen

mehr als tausend Bücher“, sagt Anton Markschteder vom IBB. „Die Zeit-

Ordnungsprinzipien durchgeführt.

zeugen werden bald nicht mehr zur Verfügung stehen. Unsere Antwort darauf ist, das wir die Gedenkstättenfahrten intensivieren.“

„Der Stacheldraht erzählt mehr als tausend Bücher“ Beim Rundgang durch das ehemalige Frauenlager steht Jamila neben

„Wir mussten immer spielen, wenn die Züge ankamen.“

den Schlafstellen, die eher an einen Viehstall erinnern. Die Fläche eines

Einen Tag nach dem schweren Gang durch Auschwitz-Birkenau sitzt

Ehebettes war der Platz für sieben Frauen auf rauen Holzbrettern. „Für

Jamila in der Turnhalle einer Schule in der Innenstadt. Vorne an einem

mich ist das alles sehr bedrückend. Hier ist eine unglaubliche Stille. Es

Tisch rückt Esther Bejarano ihre Brille zurecht. Sie ist eine der letzten

wirkt wie ein Friedhof, auf dem nicht wirklich Frieden herrscht. Es fühlt

Auschwitz-Überlebenden, Sängerin in der RapBand „Microphone Ma-

sich extrem schwer an“, sagt Jamila und setzt sich auf die Gleise neben

fia“ und 90 Jahre alt. Sie ist hier, um aus ihrem Buch „Erinnerungen“ zu

Erik. Er ist 18, ebenfalls aus Hagen: „Hier begreife ich das erst richtig. Wir

lesen. Gestern in der KZ-Gedenkstätte haben noch Möwenschreie die

sind über 1.000 Leute, die hierher gereist sind. Und 1.000 wurden auf

Stille unterbrochen. In der vollen Turnhalle ist nun das einzige Neben-

einmal ermordet, damals. Also wir alle auf einmal weg. Die Berge von

geräusch das Blättern der Seiten, verstärkt durch das Mikrophon, das

Haaren, die noch zu sehen sind, die Reihen von Kinderschuhen, das zu

Bejarano in der Hand hält. Tatort und Geschehen fließen jetzt in den

sehen, war für mich bisher das Schlimmste.“ Jamila und Eric schweigen

Köpfen zusammen. Manchem presst das die Lippen zusammen. Esther

oder reden nur leise. So wie die anderen Teilnehmer der DGB-Reise. Klei-

Bejarano musste in einer Arbeitskolonne Steine schleppen, bis sie kurz

ne Gruppen bilden sich. Hier wachsen sie schnell zusammen, sehr schnell.

vor dem Zusammenbruch war. In ihrer Frauenbaracke wurde gefragt,

Als würden sie sich, ohne sich zu berühren, gegenseitig Halt geben.

ob jemand Akkordeon spielen könne. Sie dachte „nein“ und sagte „ja“, in der Hoffnung darauf, als Pianistin auch dieses Instrument spielen zu

Die Teilnehmer der Reise in die Vergangenheit kommen aus der gan-

können. Es funktionierte und die damals 18-Jährige wurde Mitglied des

zen Bundesrepublik. Organisiert wurde sie von der DGB-Jugend, unter

Mädchenorchesters von Auschwitz. „Wir mussten immer spielen, wenn

deren Dach acht gewerkschaftliche Jugendorganisationen zusammen-

die Züge ankamen. Sie sollten wohl denken, dass es nicht so schlimm

finden. Jamila ist IG-Metall-Mitglied, Kauffrau in einem Stahlbetrieb.

sein kann, wenn Musik gespielt wird. Aus ganz Europa kamen die Men-

75 Euro hat sie für die fünftägige Bildungsreise bezahlt. Ohne die För-

schen – und fuhren direkt ins Gas. Was für eine schreckliche psychische

derung des IBB in Dortmund würden die Kosten je Teilnehmer bei etwa

Belastung war das für uns, für das Orchester.“ 43


REPORTAGE

Nach der Lesung wird ein weiteres Mikrophon herumgereicht. Jetzt löst sich die Stille langsam auf. Sätze kommen aus fragenden Gesichtern. In den Antworten dieser Frau liegen Mut, Trotz, Haltung und ein scheinbar unbeugsamer Überlebenswille. „Wann haben Sie anfangen können, darüber zu reden, was Sie dort erlebt haben“, fragt ein junger Mann am anderen Ende der Halle. Damals habe sie eine Boutique in Hamburg gehabt, antwortet sie. Viele Jahre nach dem Krieg sei das gewesen. Da hätte plötzlich die NPD vor ihrer Tür so einen Stand gehabt, und sie habe dieselben Sprüche gehört wie damals von den Nazis. „Dann sind Gegendemonstranten gekommen, und ich konnte nicht fassen, dass die Polizei diese Nazis beschützt und auf die Demonstranten draufknüppelt hat. Dann habe ich einen Polizisten am Kragen gepackt und gesagt: „Wissen Sie denn nicht, was Sie da tun, was das für Menschen sind?“ Dann hat er mir gedroht, mich festzunehmen, und ich habe ihm gesagt: ‚Ich war in Auschwitz, ich bin anderes gewohnt‘. Dann habe ich angefangen zu reden.“ Die Gruppe ist geteilt. Esther Bejarano hält an diesem Tag zwei Lesungen, sonst wäre die Turnhalle zu klein. Den ganzen Tag gibt es Workshops, Reflexionsgespräche und Diskussionsgruppen. Die Angebote hängen an einer riesigen Pinnwand im Flur der Schule. Workshop 12 stellt die Frage: „Wo war Gott in Auschwitz?“ In Raum 103 sitzt eine Gruppe um große, braune Papierbögen herum. Darauf stehen Gedanken zum Thema, die besprochen werden. Der kürzeste Satz: „Er war nicht da.“

„Das möchte ich gern weitererzählen, die Geschichte dieser Frau.“ „Mich haben sie früher schon immer Krümel genannt, weil ich so klein bin“, erzählt Esther Bejarano noch. Ein Lachen geht durch die Reihen, und sie bedankt sich für das Zuhören: „Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.“ Noch bevor sie sich erheben kann, schallt Beifall durch die Halle, alle stehen auf. Vor der Turnhalle dann der Abschied. Das „Du“ zwischen der Rap-Sängerin und den jungen Menschen scheint sich wie von selbst ergeben zu haben. Esther und ihre Begleiterin, eine ebenso charmante Dame, bekommen je einen Strauß Sonnenblumen geschenkt. Die meisten der großgewachsenen jungen Männer gehen vor Esther auf die Knie, um sich auf Augenhöhe bedanken zu können. Bevor Esther Bejarano in Richtung eines Autos verschwindet, drückt sie zwei Dortmundern noch die beiden Sonnenblumensträuße in die Hand: „Legt die bitte an die Stelle, an der die Mädchenkapelle immer gespielt hat. Vor dem Tor an den Gleisen. Ihr habt es doch gesehen gestern. Vergesst es nicht. Versprecht ihr mir das?“ Oben: „Wir mussten immer spielen, wenn die Züge ankamen.“ Esther Bejarano liest aus ihren Erinnerungen. Mitte: Esther Bejarano hält an diesem Tag zwei Lesungen. Für die 1.000 Jugendlichen ist die Turnhalle zu klein. Unten: Verabschiedung. „Mich haben sie früher schon immer Krümel genannt, weil ich so klein bin.“

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Am Rande der tausendköpfigen Gruppe auf dem Schulhof sitzt Jamila und denkt laut neben einem Freund über die Heimkehr nach: „Das möchte ich gern weitererzählen, die Geschichte dieser Frau, weil das tief beeindruckend ist. Ich gehe mit noch mehr Power und Informationen hier raus und versuche, noch mehr auf die Beine zu stellen, einfach viel mehr gegen Nazis zu tun. Ja, das nehme ich mit.“


VERKÄUFERPORTRÄT

Für jeden ein Lächeln Nachruf: Maike

„Nur gut, dass ich nicht weiß, wann der Ofen überhaupt aus ist. Deswegen freue ich mich auf jeden neuen Tag und lebe ihn so, als ob es der letzte wäre.“ Das sagte Maike dem bodoRedakteur, der sie vor Jahren für ein Verkäuferporträt im Straßenmagazin interviewte. Diesem Motto ist sie bis zu ihrem Tod immer

Anfang August verstarb unsere Kollegin, Freundin und langjährige Dortmunder bodo-Verkäuferin Maike im Alter von 56 Jahren. Maikes Tod kam für uns unerwartet. Ihre herzliche und offene Art wird uns allen sehr fehlen. Text und Fotos: Sebastian Sellhorst

treu geblieben. Mit ihrer herzlichen und ansteckend fröhlichen Art bereicherte Maike

in der bodo veröffentlichte. Dort gewährte sie

wandtschaft war Maike für ihre soziale Art

viele Verkäuferversammlungen sowie Be-

den Leserinnen und Lesern des Straßenma-

bekannt. Sie kümmerte sich um die Tiere von

triebs- und Weihnachtsfeiern bei bodo.

gazins teils sehr persönliche Einblicke in ihr

Freunden und Verwandten, machte Kranken-

Privatleben, berichtete aber auch von Alltäg-

hausbesuche und überraschte Bekannte an

Maike wurde auf Sylt geboren und kam im Al-

lichem wie ihren beiden Katzen Minka und

Heiligabend. Bei Streitigkeiten innerhalb der

ter von zwei Jahren zu ihren Großeltern nach

Gisela sowie Kater Bruno. Viele Leser schätz-

Verkäuferschaft war sie schlichtend zur Stelle

Castrop-Rauxel. Nach ihrem Schulabschluss

ten diese lustigen, aber oft auch nachdenkli-

und immer um Harmonie bemüht.

jobbte sie in Hotels als „Mädchen für alles“,

chen Episoden ihres Lebens, die Maike stets

wie sie uns erzählte. In ihrem Traumjob als

mit den Worten „Eure Sylter Krabbe Maike“

Am 21. August wurde Maike im Kreise eng-

Schneiderin fand sie leider keine Ausbil-

schloss. Fiel das Tagebuch mal aus, gab es

ster Freunde und Kollegen in der Grabeskir-

dungsstelle. Krankheiten und Krisen kamen

meist besorgte Leserbriefe oder Anrufe.

che Liebfrauen in Dortmund beigesetzt. Wir danken Alfons Wiegel für die Unterstützung

dazu, zu bodo fand Maike über ihren Freund und bodo-Verkäufer der ersten Stunde Adolf.

Von ihrer Diabetes-Erkrankung ließ sich

und Daniel Schwarzmann für den bewegen-

Mit dem Verkauf des Straßenmagazins

Maike nicht unterkriegen. Selbst an Tagen,

den Trauergottesdienst.

besserte sie ihre kleine Rente auf. Doch im

an denen es ihr nicht besonders gut ging, ließ

Mittelpunkt stand für sie immer die Gesel-

sie sich das selten anmerken. Auch von einem

ligkeit des Verkaufs und der Kontakt zu den

Schlaganfall erholte sie sich gut. Selbst wenn

MitarbeiterInnen und Verkäufern bei bodo.

sie nicht verkaufen ging, nutzte sie regelmä-

Bot sie anfangs noch in der Fußgängerzone

ßig die bodo-Verkaufercafés oder besuchte

der Dortmunder Innenstadt das Straßen-

die Redaktion oder den Buchladen auf einen

magazin an, war sie später regelmäßig in

Plausch, um mit ihren Kollegen und Kollegin-

Huckarde und Kirchlinde anzutreffen. Nicht

nen in Kontakt zu bleiben.

selten mit Kundinnen und Kunden lachend ins Gespräch vertieft.

Nachdem kurz hintereinander ihr Mann und ihre Großmutter verstarben, konzentrierte

Bekannt wurde Maike über ihre Kundschaft

sich Maike mehr und mehr auf die Pflege

hinaus durch ihr Tagebuch, das sie viele Jahre

ihres Großvaters. Auch außerhalb ihrer Ver45


LESERSEITE

Geschichten über Flucht und Asyl, Literatur und das Ruhrgebiet, Heidenau und die Dortmunder Nordstadt. Ein schöner Abend bei unserer letzten bodo-Lesebühne „Drei plus x“ im Literaturhaus Dortmund. (v.l.: Ulrike Märkel, Felix Huesmann und Bastian Pütter) Foto: Sebastian Sellhorst

LESERPOST Sehr geehrte Damen und Herren,

Besonders berührt hat mich die Geschichte der syri-

ich möchte Ihnen heute einmal mein Lob für Ihre Arbeit,

schen Flüchtlinge in Dortmund. Es wäre so viel ein-

aber auch für die mir bekannten Mitarbeiter vor den

facher für die Menschen, die zu uns kommen, wenn

Supermärkten zum Ausdruck bringen.

unsere ausufernde Bürokratie in der Lage wäre, so-

Ich wohne und lebe in Witten und gehe des öfteren

zusagen in den „Notfallmodus“ zu schalten und den

im Kaufland und DM einkaufen. Beide Mitarbeiter

Hintern hochbekäme.

sind einfach top, und so gebe ich gerne. Besonders den

Warum dauern Anträge so viele Monate, die ein

Mann am Kaufland habe ich, sagen wir mal, ins Herz

zermürbendes Warten bedeuten (wie im Text be-

geschlossen. Er ist einfach immer nett, hilfsbereit und

schrieben)? Warum können die vielen leerstehenden

vor allem „wachsam“. So hat er mir z.B. vor einiger

Wohnungen oder Bürohäuser nicht unbürokratisch

Zeit den A… gerettet, wenn ich das mal so salopp for-

genutzt werden? Nur Turnhallen oder gar Zelte an-

mulieren darf. Er machte mich nach meinem Einkauf

zubieten, während allein in meiner Straße in Herne

darauf aufmerksam, dass mein linkes Rad Luft verlor.

mindestens sechs Wohnungen frei sind, ist mir un-

Ich Depp hätte das ganz sicher erst nachts auf der Au-

verständlich!

tobahn bei 140 km/h bemerkt. So aber konnte ich los

Übrigens: Weiter so mit eurer Arbeit, das Projekt und

und den Reifen ersetzen. Davon ab finde ich das, was

das Magazin gefällt mir ausgesprochen gut. Eure S.W.

Sie und besonders die Verkäufer vor Ort tun, mehr als lobenswert. Mit den besten Grüßen, D.B.

Gestern aus dem Urlaub zurück, heute die Augustbodo vor dem Edeka erstanden. Schön, dass es bodo

46

Liebe bodo-Redaktion,

auch in der Castroper Innenstadt gibt. Und: Ich würde

vielen Dank für ein schönes, sommerliches Heft, bei

gerne den bodo-Newsletter abonnieren.

dem auch die ernsten Töne nicht zu kurz kommen.

Liebe Grüße U.J.

bodo dankt: Sparkasse Bochum Ute Soth-Dykgers, Ruth Hanke, Annette Düe, Timo Zimmermann, Hildegard Reinitz, Dolf Mehring, Andreas Bürgel, Silke Harborth, Petra Danielsen-Hardt, Sabine Raddatz, Christine und Johannes Sock, Christoph Grohsmann, Elsemarie Bork, Peter Lasslop, Jutta+Wido Wagner, Christina Kolivopoulos, Gerhard Volpers, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm-Rasch, Erika Maletz, Manuela Goedt, Bjoern Maletz, Voker Schaika, Petra Karmainski, Jonas Pasche, Dr. Rinnert-Siemssen, Andreas-Martin Kinzel, Wolf Stammnitz, Esther Hagemann, Cäcilia Ida Schröder, Kathrin Bohr, Olaf Jaekel, Oliver Stiller, Dr.Sabine Siebel, Dana und Volker Wessling, Sigrid und Volker Czyrt, Dieter Max Elster, Ulrike Klimach, Birgit Rudolf, Bernhard Ernst, Wolfgang Beese, Dr. med. vet. Karen Elisabeth Jacobsen, Claudia Maria Rudek, Siegmar Welski, Udo Müller ,Ursula Wiedemann, Daniel Büning, Karola Distelkamp, Marc Willmann, Ute Hybza, Inge Aschoff, Christa Fuhrländer, Jens Tuschhoff, Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra ettemeyer, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause


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AUF IN UNENTDECKTE WELTEN SAISON 2015ǀI 16

WORLD MUSIC IM KONZERTHAUS DORTMUND Taksim Trio, Amparo Sánchez, Kalakan, Dhafer Youssef Quartet, Goran Bregovic´ and his Wedding & Funeral Orchestra und Ana Moura

KONZERTHAUS

DORTMUND 48


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