bodo Oktober 2014

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2.50 Euro | 1,25 Euro für den Verkäufer

bodo

Oktober 2014

GA DAS STRASSENMA

Z IN

bodo-Verkäufer fragen Bastian Pastewka Repair-Cafés | Die Kultur der Reparatur Favoriten 2014 | Raus aus der Verwertungslogik 1


ANZEIGEN

präsentiert

EST. 1989

DAS FESTIVAL

VVK

33

SAMSTAG, 25.OKTOBER 2014

DORTMUND – WESTFALENHALLE 1

2


INHALT | EDITORIAL

04

Bastian Pastewka Seit der „Wochenshow“ ist er eine feste Größe im Comedy-Fach, seine Serie

„Pastewka“ ist ein in Deutschland einzigartiges Format. Vor seinem Gastspiel in Dortmund mit „Paul Temple und der Fall Gregory“, einem „Schwarz/Weiß-Hörspiel“, beantwortet Bastian Pastewka Interviewfragen unserer Verkäufer.

12

Von Antje Mosebach

Die Kultur der Reparatur Ein Besuch im Repair-Café in Dortmund-Nette und ein Inter-

view mit dem Biophysiker Wolfang Heckl, Leiter des Deutschen Museums in München, der ein Buch geschrieben hat über die Grenzen der Wegwerfgesellschaft und die Reparatur als soziales Phänomen.

18

Von Mauritius Much und Sebastian Sellhorst

Favoriten 2014 Das älteste Festival der freien Theaterszene zelebriert im Oktober in Dortmund acht Tage

lang den kulturellen Ausnahmezustand. Darstellende Künstler, Performer und Ensembles bespielen die Stadt und eine Vielzahl an Veranstaltungsorten, darunter das alte Museum am Ostwall. Von Wolfgang Kienast

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Titus Dittmann Er gilt als Vater der deutschen Skateboard-Szene. Bereits 1978 stellte er Schüler

auf die neuen Rollbretter und verkaufte die ersten Boards in seiner Wohnung. Es folgte eine schillernde Unternehmerkarriere und die Gründung der Hilfsorganisation „Skate Aid“. Von Peter Hesse

03 Inhalt | Editorial 07 bodo präsentiert | Dotschy Reinhardt 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 Kultur | Storyboard – Kino der Generationen

Liebe Leserinnen und Leser,

16 Recht | Jobcenter unterliegt Schüler

für diese Ausgabe sind unsere AutorInnen ausnahmsweise ganz schön

17 Wilde Kräuter | Eiche

herumgekommen: Wir waren in Köln bei Bastian Pastewka, mit

22 Kommentar | Sicher ist sicher

einem großen Plakat unter dem Arm, auf dem die Interviewfragen

22 News

unserer VerkäuferInnen standen.

23 Die Zahl | Das Foto

Mit dem Münchener Leiter des Deutschen Museums Wolfgang Heckl

24 Netzwelt | Frag den Staat

sprachen wir über die „Kultur der Reparatur“ und warum er samstags bei einem Glas Rot-

24 Kinotipp | Prunk und Intrige 25 Veranstaltungskalender | Verlosungen 32 bodo geht aus | Franz Ferdinand

wein mit dem Astronauten Ulrich Walter alte Fernseher aufschraubt. In Münster haben wir „Skatepapst“ Titus Dittmann besucht, der das Rollbrett in Deutschland populär gemacht hat. Inzwischen agiert Titus mit seiner Organisation „Skate Aid“ welt-

33 Verkäuferporträt | Marco

weit. Bereits 2009 entstand im westafghanischen Karukh die erste Skateanlage für Mädchen

37 Bücher 38 Reportage | Unnaer Soldaten am Hindukusch 42 Reportage | Neuzuwanderer in der Nordstadt

und Jungen, denn mit dem Werben für Freiheit und Gleichberechtigung könne man nicht früh genug anfragen, meint Titus: „Das Brett vor dem Kopf wächst mit dem Alter.“

45 Rätsel

Apropos Afghanistan: Während Schreckensmeldungen aus Syrien, dem Irak oder von den

46 Leserpost | Comic

Flüchtlingsdramen auf dem Mittelmeer die Nachrichten dominieren, bereitet die Bundeswehr ihren Abzug vom Hindukusch vor. Unser Autor Dirk Planert war in Mazar e Sharif,

bodo SCHA FFT CHAN CEN

sprach mit Soldaten aus Unna über Todesangst und Routine und beobachtete die Abwicklung eines unentschlossenen Einsatzes ohne Ziel und die Ratlosigkeit angesichts des Danach. Natürlich haben wir auch dieses Mal eine Reihe „Geschichten von hier“ im Heft, etwa aus der Nordstadt oder vom freien Theaterfestival „Favoriten 2014“, an dem wir beteiligt sind, u.a. mit der Premiere unserer sozialen Stadtführung in Dortmund. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3


MENSCHEN

Bastian Pastewka:

„Ich bin beschenkt!“

„Ich bin kein großer Urlaubsmacher. Muße fürs Arbeiten zu haben, das ist toll.“

4


Monty Python hat es ihm vorgemacht: Humor darf ruhig trivial sein, nur bloß nicht banal. Auf diesen Unterschied legt Comedian Bastian Pastewka großen Wert. Warum, erzählt er uns in einem Interview, bei dem er die Fragen unserer bodo-Verkäufer beantwortet, von denen viele „mir noch keiner gestellt hat“. Von Antje Mosebach | Fotos: Daniel Sadrowski

Wer Spaß an gutem Humor hat, kommt an

so spricht er auch: gewählt, aber nicht gestelzt,

einen persönlichen Gruß hinein: „Hallo

Bastian Pastewka kaum vorbei. Angefangen

der Schalk flutscht immer mal wieder durch. Ei-

Benjamin“, so wie er es bei allen Fragen

mit der „Wochenshow“ über die Serie „Pas-

ner ohne unangenehme Allüren. Respekt ist für

macht, um dann zu antworten: „Witze im

tewka“ und den Sketchen mit Anke Engelke als

den 42-Jährigen Grundvoraussetzung für gutes

klassischen Sinne merke ich mir selten. Ich

dauergrantelndes Volksmusik-Paar Wolfgang

Arbeiten, hinter und auf der Bühne. So wie Ab-

beobachte den Alltag. Merke mir Menschen.

und Anneliese. Dabei darf der Humor gerne

sprachen: Die müssen stimmen, besonders für

Wie sie sprechen. Auch im Fernsehen.

trivial sein: „Comedy ist immer trivial, in

einen Teamarbeiter wie Bastian Pastewka, der

Und dann versuche ich, die zu parodieren

bestem Sinne auch mal kreuzalbern. Banal ist

gerade von Termin zu Termin springt. „Nö, das

oder nachzuspielen. Also: Gucken, was da

aber immer auf der Schwelle zu doof, über-

ist nicht heftig“, wehrt er unser Bedauern ab. Es

draußen ist und dann durch den eigenen

flüssig, platt – eben nicht lustig.“ Seit über

gehört einfach dazu. „Das ist eine Sache von ein

,Pastewkanizer‘ schicken.“

einem Jahr bewegt er sich auf einem weiteren

paar Wochen, mein Gott, das hält man ja auch

Terrain seiner Leidenschaften: dem klassi-

aus – dann kommt wieder ein Päuschen, der

Harald: Was hat Dich bewegt, Komiker zu

schen britischen Krimihörspiel. Nach seiner

Luxus des Freiberuflers.“ Ganz arbeitsfrei sind

werden? Das fing früh an. Zu Schulzeiten.

Sherlock-Holmes-Produktion hat er sich an

seine „Päuschen“ trotzdem nicht: „Ich bin kein

Aufgaben mussten Sinn haben. „Ich wollte

einen anderen Klassiker gemacht: „Paul Temp-

großer Urlaubsmacher. Muße fürs Arbeiten

nicht einfach nur tun, was alle taten. Ich

le und der Fall Gregory“, ein „Schwarz/Weiß-

zu haben, das ist toll.“ Nicht, dass er sich nicht

verstand nicht, warum ich sinnlose Gedichte

Hörspiel“, auch zum Sehen. Denn gemeinsam

entspannen kann, „im Gegenteil, das kann ich

auswendig lernen sollte… Um es ganz klar zu

mit Schauspielkollegen bringt er dieses auf die

sogar fantastisch“. Beim Schlafen zum Beispiel.

sagen, ich war kein Rebell, aber ich brauchte

Bühne, im November im Schauspielhaus Dort-

„Wenn ich alles so gut könnte wie schlafen…“

ein Motiv“. Was er natürlich als Zehnjähriger

mund – als humoristische Hommage an Autor Francis Durbridge, in alter Hörspieltradition.

so noch nicht formulieren konnte. Anlass Gespannt ist er auf die Fragen der bodo-Ver-

zu Diskussionen, auf die sich die Lehrer

käufer, die wir ihm auf einem großen Bogen

natürlich nicht eingelassen haben. Warum

Wir treffen Bastian Pastewka in seiner Kölner

gesammelt mitgebracht haben. bodo kennt

darüber seine Mitschüler lachen mussten,

Agentur. Er sieht gut aus, gepflegt, entspannt,

er, aus Bochum. Denn auch wenn er schon als

hatte er damals nicht verstanden. Also

ist ausgesprochen höflich und zuvorkommend,

Baby mit seinen Eltern nach Bonn gezogen ist,

lieferte er ihnen selbstgemachte Gründe zum

interessiert, ohne aufgesetzt zu wirken. Und

lebt in Langendreer nach wie vor seine „sehr

Lachen. Mit Erfolg. Daraus entwickelte sich

rüstige, fröhliche und von mir hochgeliebte

ein System, das sich verfestigte – und zur

Großmutter“, die er „leider viel zu selten“

Berufung wurde.

besuche. Dann beugt er sich über die Fragen. Rosi: Bist Du zu Hause auch so? „Wenn damit Benjamin: Woher nimmst Du Deine Witze?

gemeint ist, wie in der Serie ‚Pastewka‘, wür-

Bastian Pastewka geht ganz nah ans

de ich sagen: Ja. Und Nein. Nein, weil selten.

Mikro unseres Aufnahmegerätes und ruft

Ja, weil ich einmal im Monat so einen Tag wie in der Serie habe.“ Bernd: Bist Du verheiratet? Spontan fällt Bastian ins Pastewka-Bayerische, für ihn

Geboren in Bochum, lebt in Köln und Berlin Beruf: Comedian, Schauspieler und Hörspielmacher Familie: verheiratet, keine Kinder, keine Haustiere

kommt Bernd, ganz klar, aus München. „Joa, dös kon mon sogn, dos i verheiratet bin. I ruf nochmal meine Frau an – Sie sagt auch

5


MENSCHEN

„Weinen kann ich auch. Richtig gut sogar. Das braucht man auch.“

grad nochmoal: Joa.“ Und das „war eine der besten Entscheidungen meines Lebens“. Nicht die einzige Liebeserklärung an seine Frau: „In ihr habe ich meine Meisterin gefunden“ – im Gucken amerikanischer und britischer Fernsehserien, am Stück. Das muss erstmal jemand aushalten. „Ja, bei meiner Frau passt einfach alles – ich bin beschenkt!“ Georghe: Könntest Du Dir auch vorstellen, mal bodos zu verkaufen? „Vorstellen kann man sich ja alles. Die Frage ist, ob Ihr Euch das vorstellen könnt, dass ich das kann. Ich glaube, ich überlasse das lieber den Fachleuten“. Sefa: Wie bewältigst Du Dein Lampenfieber? „Ich bewältige es gar nicht, sondern nehme mir 15 Minuten vor dem Auftritt Zeit“, mit drei Anforderungen: „Ich möchte einen Raum, wo keiner drin ist außer mir. Ich möchte komplett in Ruhe gelassen werden. Ich möchte auch niemanden, der mir sagt: ‚In fünf Minuten geht’s los‘. Ich will das Lampenfieber tatsächlich einmal spüren, mich konzentrieren, um dann mit Respekt vor dem Publikum rauszugehen.“ Melanie: Gibt es Comedians, mit denen Du besonders gerne arbeitest? „Die gibt es glücklicherweise, dazu gehören Anke Engelke, Annette Frier, Hugo Egon Balder, Michael Kessler, Christoph Maria Herbst, Olli Dittrich, Olli Kalkofe, Olli Welke“. Alles Comedians, deren eigene Arbeit ihm schon „große Momente“ beschert haben. Stefan: Gab es Szenen, in denen Du weinen musstest? „Ja, gab es. Z.B. in dem Film ,Zwei Weihnachtsmänner‘, da gibt es einen sehr stillen Moment“ – und eine gute Mischung aus Reizflüssigkeiten, „so dass die Augen rot werden und man das Weinen auch sieht“. Und in echt? „Da weine ich auch. Das kann ich richtig gut sogar. Das braucht man auch“. Voller Respekt schaut Bastian Pastewka nochmal über den Bogen: „Ich finde, das sind super Fragen, ganz toll. Vielen Dank!“

Wer Bastian Pastewka im Theater sehen möchte: „Paul Temple und der Fall Gregory“ im Schauspielhaus Dortmund am 15.11.2014 und im März 2015 auch in Bochum

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BODO PRÄSENTIERT:

IMPRESSUM

Dotschy Reinhardt Die aus Ravensburg stammende und in Berlin wohnende Sängerin und Buchautorin Dotschy Reinhardt ist der jüngste musikalische Spross der Familie des berühmten Jazz-Gitarristen Django Reinhardt. Am 14. Oktober liest und singt sie im Dortmunder Theater im Depot. Von Antje Mosebach | Foto: G.U.Hauth

Herausgeber, Verleger, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Peter Hesse, Wolfgang Kienast, Antje Mosebach, Mauritius Much, Dirk Planert, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst, Alexander Völkel Titelfoto: Daniel Sadrowski Fotos: Bianka Boyke (16), Klaus Dilger (20), G.U. Hauth (7), Ursula Kaufmann (20), Tanja Kernweiß (15), Oliver Look (18), Open Knowledge Foundation (24), pixelio. de (12, 13, 14), Dirk Planert (38, 39, 40, 41), REUTERS/ Scanpix Sweden (22), REUTERS/Thomas Peter (22), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 19, 32, 35, 36 ), Oliver Schaper (23), Sebastian Sellhorst (3, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 16, 33, 46), Claudia Siekarski (9, 11, 22), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (17), Alexander Völkel (42, 43, 44) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Oktober-Ausgabe 10.10.2014 Anzeigen: Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012 Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

In ihrem im April 2014 erschienen Buch

Namen Django Reinhardts mit eigenen mu-

„Everybody’s Gypsy“ erzählt Dotschy Rein-

sikalischen Ideen in die Zukunft zu tragen.

hardt von der „Gypsy-Kultur“ und von den

Ihre Kompositionen verbinden den „Gypsy-

falschen Bildern, die es davon gibt. Sie er-

Swing“ im Stil des „Hotclub de France“ mit

klärt, wie sich Sinti und Roma selbstbewusst

lateinamerikanischen und modernen Klän-

gegen Ausgrenzung und die Aneignung ihrer

gen. Doch nicht nur auf musikalischer Ebene

Kultur behaupten – und sie nimmt uns mit

öffnet ihre Musik neue Pfade. Mit dem Ent-

auf einen Roadtrip durch die Zentren der

schluss, auch in der Sprache der Sinti, dem

Popkultur mit Geschichten über Musik und

Romanes, zu singen, hat sich die junge Sän-

Mode, Literatur und Kunst, Film, Fernsehen

gerin ein wichtiges Anliegen erfüllt.

Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de

Die Veranstaltung moderiert bodo-Redakti-

Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de

und Alltag. Sie zeigt, wie gelebte Erinnerung zukunftsweisend ist, berichtet in witzigen Anekdoten über ihre nicht ganz normale

onsleiter Bastian Pütter.

Kindheit als Sinteza und erklärt, warum man besser kein „Zigeunerschnitzel“ bestellt. Mit ihrer Musik präsentieren sie und ihr international besetztes Ensemble einen ganz eigenen, kühnen Entwurf davon, was

Dotschy Reinhardt Lesung und Konzert am Dienstag, den 14.10. um 20 Uhr im Theater im Depot, Immermannstr. 29, 44147 Dortmund, Eintritt 5 Euro

es heißen kann, im 21. Jahrhundert Sinteza,

Eine Veranstaltung des Planerladen e.V.

eine Künstlerin des Sinti-Volkes zu sein. Da

in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-

sie sich mit ihrer langen musikalischen Fa-

Stiftung NRW, Auslandsgesellschaft NRW

milientradition besonders verbunden fühlt,

e.V., Terno Drom e.V., AWO Unterbezirk

hat sie sich zum Ziel gesetzt, den großen

Dortmund, VMDO e.V. und bodo e.V.

Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka vorstand@bodoev.de

Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

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NEUES VON BODO

„umFAIRteilen“ in Dortmund

Neu bei bodo

„Heimspiel!“mit Büchern

bodo ist Teil des Dortmunder Zusammen-

Nach nur kurzer Aushilfszeit war für uns

Das Festival n.a.t.u.r. in Bochum findet

schlusses des bundesweiten Bündnisses

klar: Artur ist unser Mann. Jetzt ist er bei

bereits das vierte Jahr in Folge statt. Beim

„um-FAIRteilen“ aus Wohlfahrtsverbänden,

bodo festangestellt und unterstützt tatkräf-

„Heimspiel!“ am 4. Oktober sind auch wir

Parteien, Vereinen, Initiativen und aktiven

tig das Projekt Transport.

dabei – mit einem Buchstand.

Wir haben den ehemaligen Eishockey-Mittel-

Neun Tage lang, vom 27. September bis zum

stürmer des GKS Kattowice in unserer Sport-

5. Oktober, finden in der Bochumer Innen-

ausgabe im August vorgestellt, in der er sehr

stadt viele Aktionen statt, die das Bewusst-

GewerkschafterInnen. Am 30. Oktober ab 15 Uhr setzt sich das Bündnis mit einer öffentlichen Aktion vor der Reinoldikirche für eine gerechte Umverteilungspolitik ein.

offen seine Geschichte erzählt. Nach seinem

sein für nachhaltiges und verantwortungs-

Aus der Sicht des Bündnisses ist die öffentli-

harten Weg kam er über unsere Transport-

volles Handeln schaffen und Besucher für

che Hand strukturell unterfinanziert. Drin-

Organisatorin Brunhilde Dörscheln zu bodo.

ein regionales und nachhaltiges Angebot

gend notwendige Investitionen in Bildung, in

Und ist überglücklich: „Es ist für mich eine

sensibilisieren möchten. Darüber hinaus ist

Verbesserungen für Erwerbslose, Neuzuwan-

Motivation, jeden Morgen früh aufzustehen

es ein Treffpunkt lokaler, regionaler sowie

derer und Flüchtlinge, in eine leistungsfä-

und mit so tollen Jungs zu arbeiten“.

zum Teil nationaler und internationaler

hige Infrastruktur und in den ökologischen Umbau können nicht finanziert werden.

Unser Projekt Transport bietet kostengünstig und kompetent Umzugshilfen,

Initiativen, AktivistInnen, KünstlerInnen und BürgerInnen.

Auch auf der europäischen Ebene ist „um-

Wohnungsauflösungen und Entsorgungen

Beim „Heimspiel!“ laden nachhaltige Erzeu-

FAIRteilen“ der Schlüssel für einen gerechten

an. Es versteht sich als Beschäftigungsiniti-

ger aus der Region, spannende Initiativen

Ausweg aus der Krise: Statt weite Teile der

ative, die Langzeitarbeitlose – zum Teil auch

sowie Kunst, Kultur und Infotainment die

Bevölkerung in Südeuropa ins Elend zu stür-

ehemalige Verkäufer des Straßenmagazins

Besucher ein, zu genießen (kulinarisch und

zen, sei ein europäisches Investitions- und

– berät und qualifiziert und ihnen einen

mehr) und die Seele baumeln zu lassen – und

Aufbauprogramm notwendig.

neuen Start ins Berufsleben ermöglicht.

wir zum Stöbern in unseren Bücherkisten.

Zur Finanzierung fordert das Bündnis die

Von montags bis freitags steht Ihnen unser

„Heimspiel!“, Samstag, 4. Oktober, von 14

Wiedereinführung der Vermögenssteuer

zehnköpfiges Team zur Verfügung. Sprechen

bis 20 Uhr im Atrium der Stadtwerke, Am

und eine einmalige Vermögensabgabe.

Sie uns gerne an unter Tel.: 0231 – 950 978 0.

Ostring 28, Bochum, info@festival-natur.de

10.000 Brötchen Unsere Verkäufercafés in Bochum und

den, Ämter und vermittelt im engen Kontakt

Dortmund sind Orte zum Ausruhen und

mit dem Hilfenetzwerk an Fachstellen.

unkomplizierter Zugang zu unseren Beratungsangeboten. Seit einem Jahr besteht das tägliche Angebot: 10.000 Brötchen haben wir seitdem belegt und Unmengen Kaffee ausgeschenkt. Wichtiger aber: Von der einfachen Ämter-

8

Unsere Angebote haben sich inzwischen herumgesprochen, und inzwischen entscheiden sich immer mehr unserer wohnungslosen Gäste, es mit dem Verkauf des Straßenmagazins zu versuchen – als erster Schritt zu einem Neuanfang.

korrespondenz über die Vermittlung von Hil-

Unsere Beratungsangebote und die Ver-

fen bis zur langfristigen Begleitung haben

sorgung unserer Verkäufercafés sind allein

wir viele hundert Male geholfen. bodo berät

spendenfinanziert. Wenn Sie unsere Verkäu-

in allen Fragen rund um Wohnung, Schul-

fercafés unterstützen möchten: Wir freuen


www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

„Ein Gedicht, bitte!“ Es wird serviert, poetisch und kabarettistisch: In unserer monatlichen Benefiz-Reihe „2. Freitag“ dürfen Sie am 10. Oktober bei Ilhan Atasoy, dem „König vom Borsigplatz“, Texte bestellen.

Im Zeichen des Buches

Der türkische Autor, Poet und Komiker Ilhan Atasoy lebt seit über dreißig Jahren in Dort-

Gute Nachricht für alle Lesefreunde: Unsere

Knapp 10.000 guterhaltene Bücher haben wir

neuen bodo-roten Bücherkisten sind randvoll

für Sie aus Ihren Spenden im Angebot, darun-

mit Literatur und warten auf Sie in unserem

ter Krimis, Romane, Sachbücher und Antiqua-

Buchladen – mit neuen Aktionen.

risches, das bestimmt das ein oder andere

Unsere Regionalia gibt es diesen Monat zum

Sammlerherz höher schlagen lässt.

halben Preis. Geschichtliches aus und über die

Lassen Sie sich Zeit beim Stöbern, setzen Sie

Region ist Thema unserer Aktion, für die un-

sich in unsere Schmökerecke und entscheiden

sere Buchhändlerin Suzanne Präkelt mit ihren

Sie sich in Ruhe. Das gilt auch für den Samstag,

MitarbeiterInnen Bildbände, Dokumentatio-

an dem wir ein bisschen Marktatmosphäre

nen oder Erzählungen aus unseren Beständen

schaffen: Da können Sie den Lesestoff kilowei-

zusammengestellt hat.

se kaufen, für 1,99 Euro pro angefangenes Kilo.

Damit Sie weiter fachkundig betreut werden,

Besuchen Sie uns in bodos Buchladen am

besucht unsere Buchexpertin mit den bodo-

Schwanenwall 36 – 38 in Dortmund:

Auszubildenden und -MitarbeiterInnen im

Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr und Sa. 10 – 14 Uhr.

Oktober die Frankfurter Buchmesse. Dort

Zu diesen Zeiten nehmen wir auch gerne

werden sie sich bei den Verlagen über Autoren,

Ihre Buchspenden entgegen.

mund. Weil sein Vorname Kaiser, König oder Herrscher bedeutet, hat er sich kurzerhand zum „König vom Borsigplatz“ ernannt. Mit seinen Programmen ist er schon bei Nightwash und im Quatsch Comedy Club aufgetreten. In „Herr Ober, ein Gedicht bitte!“ serviert Atasoy dem Publikum auf Zuruf witzige und tiefgründige Texte von Dichtern aus aller Welt: u.a. Heine, Busch, Ringelnatz, Heinz Erhard, Robert Gernhardt, Nazim Hikmet und Garcia Lorca – als interaktives Programm. Zum Vormerken: Am 14. November erwartet Sie bei unserem „2. Freitag“ lebendige Musik der Gruppe Minor Swing im Stile Django Reinhardts. Beginn der Veranstaltungen um 19.30 Uhr in bodos Buchhandlung, Schwanenwall 36 – 38, Dortmund.

Neuheiten und das Verlagswesen informieren.

Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Liebe Leserinnen und Leser, uns immer über Kaffeespenden und zweckgebundene Geldspenden. Schlafsäcke, warme (Herren-)Kleidung und Herrenschuhe sind ebenfalls oft Mangelware. Gerne nehmen wir Ihre Sachspenden in

haben Sie gewusst, dass Katzen magische Kräfte haben? Sie können unsere Gedanken lesen, sie können sprechen, auch mit den Augen, man muss sie nur genau beobachten, um ihre Gesten verstehen zu lernen. Mein Kater konnte das auch. Leider ist er vor zwei Jahren gestorben. Für diese Jahreszeit habe ich noch ein kleines Rezept für Sie: Bohnen mit Birnen oder Äpfeln.

unserem Dortmunder Buchladen und in

Sie brauchen 375 g Bohnenkerne, 500 g Koch-Birnen (oder -Äpfel), Salz, Zucker, Speck.

unserer Bochumer Anlaufstelle entgegen,

Die vorbereiteten Bohnenkerne in 750 ml Wasser ausquellen lassen. Obst schälen, zerschneiden

ebenso wie Ihre Buchspenden. Vielen Dank! Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00 | Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

und das Kernhaus entfernen. Harte Birnen fast gar kochen und dann erst zugeben (Äpfel nicht zu weich kochen, damit das Obst nicht zerfällt). Mit den Bohnen mischen und aufkochen. Mit Salz und Zucker abschmecken. Gebratene Speckwürfel darübergeben. Dazu passen verschiedenste Fleischgerichte oder gebratenes Fischfilet. Ich wünsche Ihnen guten Appetit! Wie immer Ihre Rosi 9


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NEUES VON BODO

lösen?

ends ein Rezept spätab

ends Arznei spätab

benötigt?

Do-City: Mo - Sa bis 21.00 Uhr geöffnet Adler Apotheke Markt 4 - seit 1322 Telefon 57 26 21 www.ausbuettels.de adler@ausbuettels.de

Größtes Arznei-Sortiment in Dortmund

20 Jahre Straßenzeitungen Vor 20 Jahren kam eine einfache Idee über den Ärmelkanal nach Deutschland: Wohnungslose sollten nicht länger auf Almosen angewiesen sein, sondern – Hilfe zur Selbsthilfe – mit dem Verkauf sozialer

bodo SC HA FF T CH AN CE

Straßenzeitungen ihr Leben selbst wieder in die Hand nehmen können. Um es kurz zu machen: Ein Erfolgsmodell.

N

Inzwischen sind die Straßenzeitungen eine weltweite Bewegung mit 123 gut vernetzten Zeitungsprojekten in Amerika, Asien, Europa, Afrika und Australien und insgesamt 6 Millionen Lesern. In Deutschland stand und steht nun für

Transporte · Haushaltsauflösungen

viele der 20. Geburtstag an, für meist freie und spendenfinanzierte Einrichtungen ein

Entrümpelungen · Umzugshilfen

geradezu biblisches Alter. Auch bodo e.V.

Tel. 0231 – 950 978 0

den Jubiläumsfeierlichkeiten stellen wir uns

wurde vor genau 20 Jahren gegründet. Bei

www.bodoev.de

aber gerne hinten an, denn das erste Heft erschien erst im Februar 1995 – das werden wir im nächsten Jahr groß feiern.

Jubiläums-„Marathon“ Den Auftakt machten unsere KollegInnen in Hamburg und München Ende letzten Jahres. Über Hamburg war die „einfache Idee“ ins Ruhrgebiet gekommen. Und in diesem Herbst häufen sich die Jubiläen: Münster war schon dran, gerade feierte „Asphalt“ in Hannover, übrigens auch mit Stefan Stoppok, unserem Titel der Septemberausgabe. Die Nürnberger KollegInnen vom „Straßenkreuzer“ eröffnen ihre Ausstellung: „20 Verkäufer, 20 Träume, 20 Bilder“, in Berlin begeht der „strassenfeger“ den 20. Geburtstag seines Trägervereins, im November sind die Stuttgarter von „TrottWar“ dran, usw.

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Verkäufer fragen Pastewka

© by Photocase.de

en lassen.“ „Nicht ärgern. Berat

Dortmund anders gesehen

Mieter schützen · Mietern nützen!

Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

Mieterverein

Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.

Für ein Interview mit dem Comedian

Bei einer zweistündigen sozialen Stadt-

Bastian Pastewka haben wir die Fragen

führung zeigt Ihnen am 29. Oktober ein

unserer Verkäuferinnen und Verkäufer

Verkäufer unseres Magazins „sein“ Dort-

gesammelt und mit nach Köln genommen.

mund – zum ersten Mal.

Und es waren gute Fragen, wie uns der

Unser Stadtführer besucht Übernachtungs-

42-jährige Schauspieler, Komiker und

stellen, Suppenküchen, Tageseinrichtun-

Hörspielmacher versicherte. Teilweise

gen, beschreibt eigene Erfahrungen und

sogar welche, die ihm noch nie gestellt

liefert Informationen zu den Hilfe- und

worden sind.

Selbsthilfenetzen in der Stadt. Die Premiere findet im Rahmen des Theaterfestivals Fa-

Bei unserer Verkäuferversammlung im September stellte sich heraus, dass fast alle

voriten 2014 statt – bodo ist Medienparter.

den Comedian kennen. Wer Lust hatte, sich

In Zukunft wird die Stadtführung regel-

Fragen an den bekannten Fernsehmann

mäßig jeden zweiten Samstag im Monat

auszudenken, durfte loslegen. Und ziemlich

angeboten. Nach dem Rundgang besteht

schnell kamen eine Menge interessierte

die Möglichkeit, sich auszutauschen und

und interessante Fragen zusammen, die

Fragen an unseren Verkäufer zu stellen.

unser Vertriebsleiter Oliver Philipp (Foto)

Die Teilnahmegebühr beträgt 5 Euro, er-

auf einem großen Blatt sammelte – in Dort-

mäßigt 2,50 Euro. Über eine kleine Spende

mund und in Bochum.

an den Verein freut sich bodo.

Dabei ging es ihnen nicht nur um die

Um telefonische Anmeldung wird gebeten:

Fernsehfigur „Pastewka“, sondern auch um

Tel. 0231 – 950 9780.

den Menschen dahinter. Bastian Pastewka

Treffpunkt: 12 Uhr, bodo Buchhandlung,

hat sich viel Zeit genommen und sehr offen

Schwanenwall 36 – 38, Dortmund

Brückstraße 58 44787 Bochum Tel.: 0234 / 96 11 40 mieterverein-bochum.de

Kampstr. 4 44137 Dortmund Tel. 0231/557656-0 mieterverein-dortmund.de

Öffnungszeiten Mo - Do 9:00 - 18:00 Fr 9:00 - 12:00

Öffnungszeiten Mo - Do 8:30 - 18:00 Fr 8:30 - 14:00

Mitglieder im Deutschen Mieterbund

Marianne Diel Heilpraktikerin ■ ■ ■ ■

Klassische Homöopathie Bach-Blüten Therapie Ohrakupunktur Schüßler Salze

Hermannstraße 40 - 42 Adelenstraße 36 44263 Dortmund 44269 Dortmund

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REPORTAGE

Wegwerfen? Denkste!

Gerät kaputt? Gibt’s eben ein neues. Ans Reparierenlassen dachte lange kaum jemand. Mittlerweile aber ist eine „Kultur der Reparatur“ (siehe Interview) entstanden, die aus den Hobbykellern das Tageslicht erreicht hat – Hoffnung auf Abkehr von der Wegwerfgesellschaft. Im Evangelischen Gemeindehaus Nette eröffnete jetzt das erste Dortmunder „Repair Café“. Text und Fotos: Sebastian Sellhorst

D

as „Repair Café“ ist Teil einer aus den Niederlanden stammenden Bewegung,

die mittlerweile aus einem losen Netzwerk von über 400 Orten besteht, an denen sich ehrenamtliche Bastler treffen, um defekte Haushaltsgeräte und Elektronik wieder in Betrieb zu nehmen. Das Prinzip ist einfach. Ehrenamtliche Helfer, die über das nötige Know-how und passendes Werkzeug verfügen, kommen in Kontakt mit Leuten, die gerne ein kaputtes Gerät reparieren würden. Gemeinsam wird dann getüftelt und geschraubt, bis das alte Röhrenradio der Großeltern oder der noch gar nicht so alte DVD-Player wieder läuft. Der Nutzen der gemeinsamen Bastelei ist vielfältig. Zum einem sind es oft nur kleine technische Defekte, die dazu führen, dass ein liebgewonnenes Gerät seinen Dienst quittiert.

12


hundert Betriebsstunden auf dem Buckel hat.

Repair-Café

Im Elektrogroßmarkt habe man der Besitzerin

Evangelisches Gemeindehaus Nette

bloß geraten, das Gerät zu entsorgen. Eine

Joachim-Neander-Straße 3 – 5

Reparatur würde sich nicht lohnen.

44359 Dortmund

Im „Repair Café“ steigern hingegen komplizierte und knifflige Reparaturen das

Sa., den 18. Oktober, 10 – 13 Uhr Fr., den 28. November, 15 – 18 Uhr

Interesse und den Ehrgeiz der anwesenden

Aktionsraumbeauftragter Nette:

Spezialisten. So konnten am Eröffnungstag

Tel. 0231 – 50 280 30

bereits über 20 Elektrogeräte wieder in

Seniorenbüro Mengede:

Betrieb genommen werden. Auch wem nicht

Tel. 0231 – 477 077 60

direkt geholfen werden konnte, bekam zumindest eine Ersatzteilliste oder die Adresse eines Fachmanns, der weiterhelfen kann. Direkte Konkurrenz zu kleinen Einzelhändlern will das „Repair Café“ nicht sein. „Es ist uns wichtig, darauf zu achten, dass wir lokalen Unternehmern keine Konkurrenz machen. So verzichten wir z.B. hier in Nette darauf, Näharbeiten an Kleidung anzubieten, um der Schneiderin im Ort keine Kunden streitig zu machen, auch wenn wir Besucher haben, die in dem Bereich helfen könnten“, so Pfarrerin Renate Jäckel von der Noah Kirchengemeinde. Ansonsten ist das „Repair Café“ nicht auf bestimme Gegenstände festgelegt. Auch Arbeiten an Haus und Garten können in Zusammenarbeit mit dem Projekt „Passgenau“ der Diakonie realisiert werden. Für die Termine im Gemeindesaal gilt die Faustregel: Alles, was man ohne Hilfe Dritter und ohne Transportmittel tragen kann, ist willkommen. Um telefonische Anmeldung wird gebeten.

Scheitert man als Laie oft schon am sachgemäßen Öffnen des Gehäuses, ist ein versierter Hobbybastler schnell im Inneren und kann meist durch das Austauschen eines winzigen Bauteils für wenige Cent dem Gerät neues Leben einhauchen – was bares Geld spart und die Umwelt schont. Doch genauso wichtig wie der ökonomische und ökologische Nutzen sind der gemeinsame Spaß und der Lerneffekt, den die gemeinsame Arbeit mit sich bringt. Bei der Eröffnung des „Repair Café“ in Nette fanden sich direkt zwölf ehrenamtliche Helfer, die ausgerüstet mit teils hoch speziellem Werkzeug ihren Sachverstand einbrachten. Mit unglaublichem Ehrgeiz grübelte der Elektromeister im Ruhestand gemeinsam mit dem Amateurfunker und der Computerspezialistin über der Trockenhaube, die schon viele 13


DAS INTERVIEW

„Eine Reparatur bringt Menschen zusammen“

bodo Herr Heckl, was fasziniert Sie daran, alte Radios oder kaputte Kaffeemaschinen zu reparieren? Wolfgang Heckl Mir gefällt einfach die Kombination von verschiedenen Fähigkeiten, die man mitbringen muss. Denn so eine Reparatur erfordert nicht nur handwerkliches Geschick, sondern setzt auch analytisches Denken, Intelligenz und Erfindergeist voraus. Schließlich muss man herausfinden, was für ein Teil einer Kaffeemaschine defekt ist und wie man es reparieren kann. Zudem macht

mich eine erfolgreiche Reparatur sehr glücklich. Ich fühle mich autark, weil ich etwas selbst geschafft habe.

Unter der Woche leitet der Biophysiker Wolfgang Heckl das Deutsche Museum als Generaldirektor und lehrt Wissenschaftskommunikation an der TU München. Doch am Wochenende kann er seiner Leidenschaft frönen: dem Reparieren alter Elektrogeräte. In seinem Buch „Die Kultur der Reparatur“ fordert er die Abkehr von der Wegwerfgesellschaft – und wird zum Sprachrohr einer Bewegung, die defekte Gegenstände recycelt oder repariert, anstatt sie wegzuwerfen.

bodo Was war das erste Gerät, an das Sie sich gewagt haben? WH Als meine Eltern einmal ausgegangen waren, habe ich mit fünf Jahren ihren Radioapparat in seine Einzelteile zerlegt. Mich hat interessiert, wie jemand aus diesem kleinen Gerät heraus sprechen kann. Das habe ich zwar nicht herausgefunden, dafür aber den Magneten des Lautsprechers, mit dem ich Nägel anziehen konnte, entdeckt. Leider konnte ich das Gerät später nicht mehr zusammenbauen.

Von Mauritius Much | Foto: Tanja Kernweiß bodo Das gab mächtig Ärger, oder? WH Das hatte ich auch befürchtet. Doch meine Eltern haben großartig reagiert. Sie schimpften nicht, sondern sagten: „Aus Dir wird noch mal was, weil Du wissen möchtest, wie die Dinge funktionieren.“ Das imponiert mir heute noch. bodo Damit diese Menschheit auch in Zukunft auf der Erde gut leben kann, plädieren Sie für eine „Kultur der Reparatur“. Was stellen Sie sich genau darunter vor? WH Wir sollten versuchen, kaputte Taschenlampen oder Wecker wiederherzustellen, Wolfgang M. Heckl Die Kultur der Reparatur Carl Hanser Verlag 208 Seiten, 17,90 Euro

14

anstatt sie sofort wegzuwerfen und neue zu kaufen. Denn wir bewohnen einen Planeten mit begrenztem Raum und begrenzten Ressourcen. Wenn dort sieben Milliarden


Menschen in Zukunft überleben wollen,

bodo Sie selbst jedoch lieben es, an alten Ra-

werden wir 50 Prozent aller technischen Ge-

dios rumzuschrauben. Auf welche Reparatur

räte reparieren müssen. Deshalb sollten wir

sind Sie heute noch stolz?

schleunigst zu einer Kultur des Reparierens

WH Es freut mich heute noch, dass ich vor

von Gebrauchsgegenständen zurückkehren.

Jahren unsere Toilettenspülung reparieren

Damit hat die Menschheit 100.000 Jahre gut

konnte. Sie ist ununterbrochen gelaufen.

gelebt. Nur in den letzten 30 Jahren haben

Meine Frau wollte schon einen Handwerker

wir das Reparieren verlernt und sind zu einer

holen, doch ich habe es lieber erst selber

Wegwerfgesellschaft geworden.

probiert. Also habe ich den ganzen Spülkas-

bodo Wie wollen Sie es schaffen, dass sich

ten zerlegt und saß zwei Tage davor, bis ich

immer mehr Menschen Ihrer „Kultur der

wusste, wie so eine Toilettenspülung funkti-

Reparatur“ anschließen?

oniert und was für ein Teil der Dichtung ich austauschen musste. bodo Um das herauszufinden, konnte Ihre Frau zwei Tage nicht aufs Klo gehen?

WH Mit meinem Buch bin ich nur ein Sprachrohr der Reparaturbewegung, die es schon

Wolfgang M. Heckl

länger gibt und sich sehr schnell ausbreitet. Vor ein paar Jahren haben sich in Holland die

WH Gottseidank hatten wir noch eine Gästetoilette. bodo Was hält Ihre Frau denn überhaupt

ersten Repair Cafés, in denen Menschen z.B.

duktgestaltung. Wir sind doch selbst schuld,

Fahrräder reparieren oder dies lernen können,

wenn wir eine Kaffeemaschine für 12,90

gegründet. Heute gibt es in Deutschland be-

Euro kaufen. Denn für den Preis kann kein

WH Wenn ich wieder mal von einem ita-

reits 200 solcher Cafés. Hinzu kommt, dass die

Hersteller der Welt ein Gerät mit Materiali-

lienischen Flohmarkt mit einer Wickelma-

Bewegung alle Altersgruppen anspricht – den

en produzieren, die 20 Jahre halten. Vor 50

schine für elektrische Spulen zurückkomme,

pensionierten Elektrotechniker, der in seiner

Jahren hat sich meine Mutter zum Beispiel

schüttelt sie schon den Kopf und fragt: „Was

Werkstatt im Keller gerne an alten Fernsehern

einen Mixer gekauft. Mittlerweile gehört er

hast Du denn da schon wieder für ein altes

rumschraubt, genauso wie einen Teenager,

mir. Das Gerät hat sicher mehrere hundert

Zeug gekauft?“ Aber sie akzeptiert es, weil ich

der sich auf Internetplattformen wie „Ifixit“

Mark gekostet, läuft aber immer noch. Vor

im Gegenzug ihre Reparaturlisten zügig abar-

Bedienungsanleitungen herunterlädt, um

zwei Jahren habe ich dafür sogar noch ein

beite. Wenn beispielsweise der Wasserhahn

den Akku seines iPhones selbst wechseln zu

Ersatzteil bekommen. Der Hersteller macht

tropft, schreibt sie das auf – und ich kümmere

können. Es ist eine globale, aber auch moder-

also erst mit meiner Mutter und heute mit

mich darum. Im Notfall hilft es weiter, sich

ne Bewegung, weil sich Menschen durch das

mir ein Geschäft. Ein solches Modell, bei

an Freunde zu wenden, wenn man bei einer

Internet Hilfe für ihre Reparatur suchen.

dem eine Firma für ihre langlebige Wert-

Reparatur nicht weiterkommt. Am schönsten

arbeit einen höheren Preis verlangen darf,

ist es ohnehin, mit einem Freund gemeinsam

finde ich sehr sinnvoll.

an einem alten Fernseher herumzuschrauben.

bodo Aber wie wollen Sie es schaffen, große Firmen ins Boot zu holen? Schließlich verdienen sie gutes Geld damit, dass ein Handy nach zwei Jahren kaputt ist und sich die

von Ihrem Hobby?

bodo Muss eigentlich in Ihrer „Kultur der

bodo Wie oft reparieren Sie denn mit Freun-

Reparatur“ jeder Mensch Elektrogeräte selbst

den in Ihrer Werkstatt im Keller?

Menschen dann immer sofort das neueste

wiederherstellen können?

Smartphone kaufen.

WH Nein. Ich rufe nicht dazu auf, dass jeder

treffe ich mich regelmäßig samstags nach-

WH Natürlich bräuchte es dafür eine Verän-

alles reparieren können soll oder muss. Mir

mittags. Wir liegen am Boden, hören Musik,

geht es darum, alte Geräte wertschätzen zu

trinken ein Glas Rotwein, unterhalten uns

lernen und sie im Bedarfsfall zum Hand-

und nehmen uns den Schaltplan eines Fern-

werker zu geben, statt sie gleich in den Müll

sehers vor. Am Abend stellen wir zwar oft

zu werfen. Auch sage ich nicht, dass man

fest, dass wir den Fernseher nicht reparieren

alles reparieren kann: Wenn in einem Auto

konnten. Aber wir hatten trotzdem eine

nach 20 Jahren ein Chip kaputt geht, wird

schöne Zeit. So eine Reparatur ist nämlich

man ihn nicht wiederherstellen können. Für

auch ein soziales Phänomen. Sie bringt

die Zukunft gibt es aber Hoffnung: Durch

Menschen zusammen.

derung des Denkens seitens der Industrie. Sie sollte dazu verpflichtet sein, Handys oder Elektrozahnbürsten so zu gestalten, dass sie reparaturfähig sind und entsprechende Ersatzteile zur Verfügung stehen. bodo Aber ist das nicht ein frommer Wunsch? WH Das finde ich nicht. Denn Sie missachten

3D-Drucker werden wir Ersatzteile selbst

dabei den Einfluss der Kunden auf die Pro-

fertigen können.

WH Mit dem Astronauten Ulrich Walter

www.street-papers.org / BISS – Germany

15


KULTUR

Storyboard – Keine Grenzen zwischen Generationen Dortmund bekommt ein neues Filmfestival. Das älteste noch bestehende Kino der Stadt, die Schauburg, ist Veranstaltungsort. Allein diese Konstellation kann, wer mag, symbolisch lesen als Brücke zwischen Alt und Jung. „Storyboard – Kino der Generationen“ spricht jeden Jahrgang an. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Filmeschauen. Darüber hinaus wird es wissenschaftliche Vorträge geben, die Möglichkeit zu diskutieren, sich kennen- und dabei voneinander zu lernen. Von Wolfgang Kienast | Foto: Sebastian Sellhorst

In der Dortmunder Schauburg veröffentlichte das Team des „Storyboard – Kino der Generationen“ das Programm des im Oktober stattfindenden Filmfestivals.

Selbst wer mit lediglich mäßigem Interesse

große, kulturell interessierte und vergleichs-

Vor diesem allgemeingültigen Hintergrund

die Kinoprogramme der vergangenen Jahre

weise finanzkräftige Zielgruppe entdeckt.

fügten sich in Dortmund mehr oder weniger

zur Kenntnis genommen hat, wird bemerkt

Wenn dann auf der Leinwand glaubwürdig

zufällig die Puzzleteile des Festivals inein-

haben, dass verstärkt Filme auf die Leinwand

der Bogen über Generationen hinweg ge-

ander. Die hiesige TU bietet, wie andere Uni-

kommen, die auf unterschiedliche Art und

schlagen wird, sitzt auch im Saal ein entspre-

versitäten, ein Weiterbildungsstudium für

Weise das Älterwerden thematisieren, so z.B.

chend bunt gemischtes Publikum. Kino ist ein

Seniorinnen und Senioren an; obendrein gibt

„Wolke 9“, „Philomena“, „Die Herbstzeitlosen“

funktionierender sozialer Ort, der Menschen

es den nicht alltäglichen Masterstudiengang

oder zuletzt „Wir sind die Neuen“. Längst hat

zusammenbringt, weil sie mit der Filmkunst

„Alternde Gesellschaften“. Sebastian Volberg

die Filmwirtschaft Senioren als zahlenmäßig

eine gemeinsame Leidenschaft haben.

gehört zu den jungen Studierenden, die sich

RECHT: Jobcenter unterliegt abermals Schüler

16

von Rechtsanwalt René Boyke

An dieser Stelle berichtete ich bereits

Lernziel gerichtet sein muss. Klassischer-

nicht zu entsprechen. Denn das Jobcenter

darüber, dass das Jobcenter erforderlichen

weise ist dies die Versetzung oder der

war der Meinung, dass die Lernförderung

Nachhilfeunterricht finanzieren muss.

Schulabschluss – also wirklich wichtige

nicht geeignet sei, um die angestrebten

Dies schrieb das Sozialgericht Dortmund

Wegpunkte in einer Schulkarriere. Für

Lernziele zu erreichen – schließlich habe

bereits einem Jobcenter ins Stammbuch

Nachhilfeunterricht bloß zum Zwecke der

der bisherige Nachhilfeunterricht auch

(Az.: S 19 AS 1036/12). Nun erteilte auch

Notenverbesserung sieht das Gesetz kei-

keinen Erfolg gezeitigt. Dieser Meinung

das Landessozialgericht Niedersachsen-

ne Förderung vor. Diese Förderung bleibt

erteilte das Gericht jedoch eine Absage

Bremen einem Jobcenter Nachhilfe (Az.: L

weiterhin den Kindern vorbehalten, die

und wies darauf hin, dass Lernschwächen

15 AS 62/13 B ER). Es urteilte, dass Nachhil-

das Glück haben, in einer einkommens-

von Schülerinnen und Schülern aus ein-

feunterricht für Kinder aus Familien mit

stärkeren Familie zu leben.

kommensschwachen Haushalten häufig

Hartz-IV-Bezug zu finanzieren ist, wenn

Zum erwähnten Rechtsstreit kam es,

auf Defiziten beruhen, die nach den Er-

die gesetzlichen Voraussetzungen dafür

weil ein Schüler beim Jobcenter beantrag-

fahrungen der Schulpraxis gerade nicht

erfüllt sind.

te, ihm weiterhin den erforderlichen Nach-

kurzfristig beseitigt werden können. Au-

Dies nennt das Gesetz „Lernförde-

hilfeunterricht zu gewähren. Obwohl das

ßerdem wies es darauf hin, dass der Geset-

rung“ und sieht diese in §28 Absatz 5 SGB

Gesetz keine Begrenzung für die Finanzie-

zeswortlaut selbst keine Einschränkung in

II ausdrücklich vor. Dabei ist zu beachten,

rung des Unterrichts vorsieht, entschied

zeitlicher Hinsicht vorgibt.

dass diese Lernhilfe auf ein konkretes

das Jobcenter, dem Antrag des Schülers

www.kanzlei-boyke.de


WILDE KRÄUTER

eingeschrieben haben. Nebenbei arbeitet er als Vorführer in der Schauburg, deren Betreiber wiederum mit der Reihe „50+“ monatlich und mit großem Erfolg die etwas älteren Filmliebhaber anspricht. Volberg seinerseits

EICHE

von Wolfgang Kienast

kannte das Heidelberger „Europäische Filmfestival der Generationen“. Es wurde von der dortigen Universität konzipiert und wird jetzt als Inspirationsquelle für das Dortmunder Pendant genannt. Im Zuge der Möglichkeiten, die Kino als Treffpunkt per se bietet, und der Anbindung an Forschung und Wissenschaft soll das Festival für wichtige Themen wie den demografischen Wandel sensibilisieren. Nur wer den Herausforderungen einer differenzierten Gesellschaft kompetent begegnen kann, hat die Chance, diese sinnvoll zu gestalten. „Storyboard – Kino der Generationen“ ist ein Schritt auf diesem Weg. Um ehrenamtlich ein Projekt von der Größe des Festivals stemmen zu können, gründeten Master- und Seniorstudierende im Mai dieses Jahres gemeinsam die „Arbeitsgemeinschaft Gerontologie in Film, Literatur und Medien“. Innerhalb kurzer Zeit konnten engagierte Unterstützer gewonnen werden, doch sieht die Initiative Luft nach oben: „In Heidelberg fungiert die Stadt als Träger”, sagt Seniorstudentin Gertrud Löhken-Mehring. „Das ist in Dortmund leider noch nicht der Fall. Aber Sie können mir glauben, unser Festival wird der absolute Knaller. Und dann wird die Stadt kapieren, dass für diese Form der Kultur Geld bewilligt werden muss.“ Deutsche und internationale Produktionen werden bei der Erstauflage (7. bis 12. Oktober) zu sehen sein. So genannte Filmpaten, Referenten aus der beruflichen Praxis, geben als Experten vorab eine Einführung in die jeweilige Thematik und stehen dem Publikum später für Fragen zur Verfügung. Neben dem Festival, das fortan jährlich stattfinden soll, möchte die Arbeitsgemeinschaft mit Konzerten und Lesungen einen regelmäßigen „Salon“ etablieren. „Wir wollen den Dialog zwischen den Generationen fördern“, sagt Löhken-Mehring. „Es geht um die Solidarität innerhalb der Gesellschaft. Und wir wollen Spaß haben.“ www.storyboardfilmfestival.wordpress.com Schauburg, Brückstraße 66, 44135 Dortmund

„Druuid“ ist altkeltisch, bedeutet so viel

In der Wildkräuter-Septemberkolumne

wie „eichenkundig“ und ist, nahelie-

habe ich am Rande das kleine Buch „10

gend beim Gleichklang, Ursprung des

Pfund Eicheln sind 7 Pfund Eichelmehl“

Wortes – meinethalben der Berufsbe-

von Erika Lüders erwähnt. Es wurde

zeichnung – Druide. Den Kelten war

1946 in der Reihe „Wiederaufbau der

die Eiche in demselben Maße heilig wie

deutschen Ernährung“ veröffentlicht.

den Germanen, die sie Donar weihten,

Im Vorwort schreibt die Autorin, dass

ihrem Gewittergott. Im antiken Grie-

sie sich wundert, dass andere sich

chenland galt sie als Baum des Zeus, im

wundern, dass sie Eicheln isst. Dass

Nebenberuf ebenfalls ein Blitzeschleu-

wir uns wundern, dass so etwas mal

derer, und Chef der Dryaden, das klingt

geschrieben wurde, bedeutet, dass es

ein wenig wie Druiden, die ihrerseits

Erika Lüders mit ihrer Weisheit und

als Nymphen im Gezweige huschten.

Erfahrung nicht ins Allgemeinwissen

Philipp II. (359 – 336 v.Chr.), König von Makedonien, – die Eiche ist in der Balkanrepublik auch heute noch der mit Abstand am weitesten verbreitete Laubbaum – trug als Krone einen goldenen Kranz aus Eichenlaub und Eicheln; Eichenblätter in Bronze, Silber oder Gold zieren aber ebenso diverse Orden und Ehrenzeichen der US-Armee. Nicht zu vergessen: Vielen gilt der multikulturelle Baum, zu dessen Gattung weltweit über fünfhundert Arten zählen, auch als Baum der Deutschen.

geschafft hat. Und das ist, ehrlich gesagt, nicht unbedingt verwunderlich. Eicheln, roh und unbehandelt, enthalten einen derart großen Anteil Gerbstoffe, dass sie ungenießbar sind. Hat man die jedoch entzogen, erhält man eine interessante Grundlage für die Wildkräuterküche im Winter. REZEPT Das Sammeln ist einfach. Sind die Früchte reif, fallen sie von den Bäumen. Eicheln bei geringer Temperatur in einer Pfanne rösten, dabei dehnen sich

Allerdings gehört die Eiche eigent-

die Kerne aus, die Schale platzt und ist

lich den Insekten. Knapp zweihun-

ohne großen Aufwand zu beseitigen.

dert Schmetterlings- und etwa

Um die Gerbstoffe zu entfernen, wer-

neunhundert Käferarten leben teils

den die Kerne zwei Tage lang gewäs-

ausschließlich in ihren Kronen. Bei

sert und das Wasser dabei mehrmals

einer möglichen Spanne von mehr als

gewechselt. Abtropfen lassen und,

tausend Jahren gibt es keinen Grund,

zum Beispiel im Fleischwolf, zu grobem

diesen stabilen Lebensraum zu ver-

Mehl verarbeiten. Trocknen lassen,

lassen, weswegen die Evolution echte

eventuell im Backofen, und bei Bedarf

Eichenspezialisten hervorgebracht hat.

noch feiner mahlen. Eichelmehl bindet

Menschen gehören definitiv nicht in

kaum. Es hat wenig Eigengeschmack,

diese Reihe – auch wenn einige Exemp-

ist sättigend, enthält Stärke, Eiweiß,

lare ihren Lebensraum „eiche rustikal“

Vitamin A und wenig Fett. Einige Ver-

bzw. „eiche brutal“ ausstaffieren.

wendungsmöglichkeiten demnächst an

Auf den Tisch kommt die Baumfrucht

dieser Stelle.

Eichel höchstens dann, wenn sie durch ein Schwein gegangen ist. Oder in wirklich schlechten Zeiten. 17


KULTUR

18


Raus aus der Verwertungslogik

Theaterfestival „Favoriten 2014“

Renommiert ja, aber „Favoriten“, das älteste Theaterfestival der freien Szene in Deutschland, war stets über den Verdacht erhaben, in Routine die eigene Bedeutung zu feiern. In diesem Jahr haben Felizitas Kleine und Johanna-Yasirra Kluhs, die jüngste Leitung, die das Festival je hatte, diverse Stellschrauben neu justiert. Das Resultat ist ein offenes Format auf langer Strecke, für welches sich der Begriff „Festival“ als eigentlich zu enges Korsett erweist. Von Wolfgang Kienast Fotos: Oliver Look · Daniel Sadrowski · Klaus Dilger · Ursula Kaufmann

Nicht nur bekennende Theaterfreunde dürfen gespannt sein: An sieben regulären Spielstätten und etlichen assoziierten Veranstaltungsorten präsentieren sich darstellende Künstler, Performer und Ensembles, um acht Tage lang einen kulturellen Ausnahmezustand zu zelebrieren. Kurt Eichler, als Geschäftsführer der Dortmunder Kulturbetriebe Mitveranstalter bei „Favoriten“, versichert, das Festival sei „selbst eine Inszenierung mit ganz eigener Dramaturgie“. Die öffentlich wiederholt formulierte Ankündigung, mit dem Programm Anschluss an bestehende soziale und politische Netzwerke zu suchen, ist kein Lippenbekenntnis mit dem Zweck, das eigene Wirken nachhaltiger aussehen zu lassen. „Favoriten“ macht Ernst mit dem Versprechen, den Elfenbeinturm zu verlassen, und landet bei seinen Ausflügen verschiedentlich an Un-Orten, auf der Straße und in Hinterhöfen.

Oben: Felizitas Kleine und Johanna-Yasirra Kluhs bereiten seit eineinhalb Jahren das achttägige Festival vor.

Ausufernd in Theorie und Praxis ist der Spielplan nicht nur auf der inhaltlichen Ebene, nicht nur bezüglich seiner bewussten räumlichen Erweiterun-

Links: „somewhere“: Andy Zondag hat sich zusammen

gen, sondern auch in zeitlicher Hinsicht. Die Woche vom 25. Oktober bis zum

mit dem Musiker Stefan Kirchhoff, dem Dramaturgen

1. November, prall gefüllt mit Aufführungen, Darbietungen und Inszenie-

Florian Wessels und der Lichtdesignerin Maika Knoblich

rungen höchst heterogener Formate, bildet nur den letzten Höhepunkt ei-

mit der Auflösung der eigenen eingeübten Bewegungs-

ner vielgliedrigen Kette von Aktivitäten. „Der lange Vorlauf ist ja eigentlich

und Denkstrukturen beschäftigt.

schon das Festival“, sagt Johanna-Yasirra Kluhs. Tatsächlich wurden eineinhalb Jahre lang Theaterproduktionen in NRW gesichtet und in diesem Rahmen bereits Begegnungen, Vorträge und Diskussionsrunden organisiert. Im Zuge der Suche nach Orten, an denen man, mit den Worten der Festivalleitung, „frei denken, ausprobieren oder einfach

19


KULTUR

20

scheitern kann“, wurde in der ersten Jahres-

den ersten Blick eine überraschende Zäsur.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen im

hälfte an sechs Kulturstätten in NRW dazu

Noch 2012 – das Festival findet im Zweijah-

Rahmen des Festivals ist frei. Aufgrund be-

eingeladen, lokal, regional und bundesweit

resrhythmus statt – wurde nicht ohne Stolz

grenzter Platzkapazitäten besteht jedoch eine

relevante Anliegen zur Sprache zu bringen.

darauf hingewiesen, nicht nur ein bedeuten-

Registrierungspflicht. Reservierungen sind

Titel der Reihe im Festivalprogramm: „FAV14

der, sondern auch der höchstdotierte Wett-

möglich unter freikarten@favoriten2014.de

/ Erkundigungen“. Was als Inaugenschein-

bewerb der deutschen Off-Szene zu sein. Es

oder telefonisch unter 0151 – 71 35 41 72.

nahme gedacht war, verdichtete sich wäh-

war tatsächlich kein finanzieller Druck, der

www.favoriten2014.de

renddessen zu einem Prozess, der mitunter

diese Entscheidung nach sich zog, wie Kluhs

sehr differente Ansätze und Positionen in

auf Nachfrage betont: „Die Produktionen,

konstruktive Beziehungen setzte. Dabei

die wir eingeladen haben, sind kaum zu ver-

entsprechend organisierten Wettbewerb

ging es um nicht weniger, als eine gemein-

gleichen. Es sind Künstler dabei, die ganz neu

automatisch entsteht, ist kontraproduktiv“,

same Haltung den derzeit bestehenden

an einem Thema arbeiten und mit großer

ergänzt Felizitas Kleine. „Es geht darum,

Verhältnissen gegenüber zu finden, in

Leidenschaft unbedingt an die Öffentlichkeit

zu demonstrieren, wo wir sind und wo wir

denen soziales und kulturelles Engagement

dringen. Andere beschäftigen sich bereits

hinwollen. Im ,Museum am Ostwall‘ haben

offensichtlich eine Auseinandersetzung

seit Jahren mit einem bestimmten Stoff.

wir einen Ort gefunden, wo das reflektiert

mit Mangel bedeutet; Bedingungen, unter

Deren Arbeit befindet sich, eventuell bedingt

werden kann.“

denen nur existieren und ferner produzie-

durch diverse Kooperationen, in einem

ren kann, wer in der Lage ist, neue Wege zu

Prozess permanenter Veränderung. Wir

Mit dem „Museum am Ostwall“ als Festival-

beschreiten und neue Räume zu erobern.

möchten das nicht gegeneinander setzen.

zentrum ist „Favoriten“ ein Coup gelungen.

Wir möchten nicht sagen, ,Komm, spiel mal

Wie eingangs erwähnt, erforschen und

Die Erfahrungen, die während dieser Zeit ge-

dein Zeug runter‘. Wir wollen zeigen, dass

bespielen die eingeladenen Produktionen

macht wurden, führten zu dem Entschluss,

das alles eine Landschaft ist, mit gemein-

die Stadt. In dem leerstehenden Museums-

„Favoriten“ nicht mehr als Wettbewerb

samen Fragen, gemeinsamen Arbeiten und

gebäude am Ostwall aber, über dessen

zu denken, nicht mehr als Konkurrenz mit

nicht zuletzt auch Freundschaften.“

ungewisse Zukunft in den vergangenen

einem preisgekrönten Sieger im Finale. Auf

„Der Konkurrenzgedanke, der bei einem

Monaten heftig debattiert wurde, hat


ANZEIGEN

ist unser Strom.

Und das alte Haus wird lebendig. Mitglieder der ineinander verschachtelten Gruppen „cobratheater.cobra“ und „Neue Dringlichkeit“ werden über den Festivalzeitraum hier wohnen und agieren. ArchitekturStudierende der FH Dortmund werden sich mit der Gestalt des Gebäudes beschäftigen. Es wird eine Bar geben und eine Küche. Es

mStro uen d e n en n un n. e t ein r Jetz en werb ft siche n i d n erbe ku Gutschr w / e d . € 1 20 ew 2

wird auf allen Ebenen gefeiert werden. „Hier wird es acht Tage lang summen und brummen“, verspricht Johanna-Yasirra Kluhs. Und vielleicht entdeckt Dortmund

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ganz nebenbei die phantastischen Qualitäten des Gebäudes neu.

Viele Dinge sind für Dortmund typisch – ein Lokalpatriot zu sein gehört dazu. Und genau diese Lokalpatrioten suchen wir. Werben Sie einen Stromkunden und unterstützen Sie uns dabei, Dortmund weiterhin so lebenswert zu gestalten. Dafür setzen wir uns mit unseren

Als Reiseführer und Wegbegleiter während des Festivals dient ein Programmheft, das

mehr als 1000 Mitarbeitern täglich ein. Nicht nur durch Ihre sichere Versorgung mit Strom, Gas und Wasser, sondern vor allem auch durch die Förderung zahlreicher Projekte, Initiativen und Vereine. Im Großen wie im Kleinen. Für Dortmund und die Region.

man besser nicht Heft, sondern Katalog nennen sollte. Wunderbar illustriert und gestaltet von „Das Gespinst“, einem losen Kollektiv von Folkwanghochschulabsolventen, findet

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den einzelnen Ensembles, ihren Produktionen, den Spielorten, den Nebenspielorten, den Festivalpartnern und den assoziierten Programmpunkten. Tanztheater, Hörspiel, und Materialtheater, Exkursionen und Installationen: „Favoriten“ erlaubt in seiner diesjährigen Form kaum dagewesene Einblicke in die Vielschichtigkeit der Off-Szene, in, wie Johanna-Yasmin Klums es formuliert, „Arbeiten mit Kontinuität und Prozessheftigkeit und momentane Ereignisse und den Bereich dazwischen.“

Ganz links: Die Kölner Tanz- und Performancegruppe „bodytalk“: Laut, stark und unbedingt politisch sorgt

programm 2014 | halbjahr 02 programm 2014 | halbjahr 02

Live-Musik-Performance, Licht-, Schatten-

Vielfalt!

das Tanztheaterkollektiv aus Köln/ Bonn für Ordnung im historischen Überblick der emanzipativen Gemengelage und offenbart die wahre „Frauen-Bewegung“ der Physis. Links: „Zum Raum ward hier die Zeit!“ – Ben J. Riepe interessiert sich in seinem Stück „White Void #14“ für Momente, Augenblicke und Begegnungsfelder. Wo berühren sich Innen und Außen? Wo kondensieren Erfahrungen?

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21


DER KOMMENTAR

Sicher ist sicher

von Bastian Pütter

In Dortmund will man es Flaschen-

nichts anderes anzubieten hat als ein

Risiko durch Scherben und der Gefahr,

Seite der Medaille. Tatsächlich ist im

sammlern leichter machen. „Pfand-

selbstgebautes Hamsterrad. Diesen

dass abgestellte Flaschen als Waffen

Präventionsstaat kein Argument stär-

ringe“ sollen das Wühlen im Müll

Skandal beseitigt kein Flaschenhalter.

gebraucht werden könnten.

ker als das der Risikoabwehr.

Dass die EDG solche Hilfskonstruktio-

Die Häme, die im Netz daraufhin auf

249.944 unterschiedliche Vorschrif-

nen nicht bezahlen will, ist verständ-

die EDG niederging, ist nur die eine

ten gelten in Deutschland, ob beim

ersparen, sie bieten Platz für Pfandflaschen, die sonst im Abfallbehälter landen. Der Dortmunder Entsorger ist dagegen. Das Argument ist total irre, aber zeittypisch: zu gefährlich.

lich. Schließlich ist sie ja profitorientierte GmbH im kaum entwirrbaren Netz städtischer Ausgründungen und

Mal vorab: Es braucht keine Ringkon-

Beteiligungen. Ein anderes Thema.

struktion, um Pfandflaschen neben

Aber statt vom Profit zu sprechen,

Mülleimer zu stellen, und auch das ist

fand die firmeneigene PR-Abteilung

nur eine Geste. Hunderte Menschen in

es sinnvoller, an den allgemeinen

unseren Städten legen täglich viele Ki-

Angst-Diskurs anzuschließen. „Zu

lometer auf geplanten Routen zurück

gefährlich“ ist das neue „Da ham wa

und arbeiten hart für winzige Geldbe-

kein Geld für“: Also fabulierten die

träge – weil ihnen diese Gesellschaft

Cleansmänner (Eigenwerbung) vom Foto: REUTERS/Thomas Peter

NEWS

„Null-Euro-Jobs“? Nach Plänen des Jobcenters Hamburg soll zum 1. Dezember

sen“ im Pflichtenprogramm stünden, würde das Programm

2014 das Programm „Perspektive Beruf“ starten. 512 Langzeit-

als Weiterbildungsmaßnahme deklariert. Der Effekt für die

arbeitslose sollen verpflichtend mit „produktionsorientierten

Arbeitslosenstatistik sei derselbe: Auch Teilnehmer von Qua-

Tätigkeiten“ beschäftigt werden, ohne Entlohnung und unter

lifizierungsprogrammen gelten nicht als arbeitslos.

Sanktionsandrohung. Arbeitslosenaktivisten sprechen von ei-

Arbeitslosenverbände warnen soziale Träger vor der Teilnahme

nem Dammbruch.

an diesem Programm und sprechen von „Zwangsarbeit“. Harald

Für die Konstruktion dieser „Null-Euro-Jobs“ wählt das Ham-

Thomé vom Wuppertaler Erwerbslosenverein Tacheles e.V. stellt

burger Sozialdezernat einen rechtlichen Umweg. Obwohl Tä-

klar: „Es geht nicht mehr um sozial verklärte Mehraufwandsent-

tigkeiten wie „Laubharken“ oder die „Zubereitung von Spei-

schädigungen, sondern um ,Arbeit gegen Stütze‘.“

Peilsender für Obdachlose Was bisher für die Erforschung der Wanderungsbewegungen

zitiert. „Bezahlt“ werden die Teilnehmer des Modellprojekts

von Meeresschildkröten oder bengalischen Tigern genutzt

mit Gutscheinen für warme Mahlzeiten.

wird, trifft nun auch dänische Obdachlose: In Odense werden

Die Stadt Odense betont, sich mit dem Erforschen der Gewohn-

Wohnungslose mit GPS-Sendern ausgestattet, eine städtische

heiten von Obdachlosen gegen den europaweiten Trend der

Behörde wertet ihre Bewegungsprofile aus.

Vertreibung zu stellen. Während in Madrid etwa 4.000 Bussta-

Die städtische Initiative versteht sich als soziales Projekt:

tionen so umgebaut werden, dass Obdachlose nicht mehr auf

„Indem wir die bevorzugten Plätze und den Tagesrhythmus

Sitzbänken schlafen können, spricht Odense von Verständigung

wohnungsloser Menschen kennen, können wir unsere sozialen

und Integration. Das Projekt wird bislang positiv aufgenom-

Hilfsangebote verbessern“, wird Sozialarbeiter Tom Roenning

men, ethische und datenrechtliche Kritik blieb bislang aus.

Volle Boote, volles Boot?

22

Bürgerkrieg und Destabilisierung im Nahen Osten und in Afrika

weniger Asylanträge erwartet als Anfang der 1990er Jahre,

sorgen für die größten Flüchtlingsbewegungen seit 1945. Allein

jedoch sorgen fehlende Kapazitäten zur Unterbringung auch

die Türkei hat mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen,

politisch für Konflikte.

Ende September flohen in 24 Stunden 70.000 Menschen vor den

Die Dortmunder Ordnungsdezerntin Diane Jägers (CDU)

anrückenden IS-Milizen über die türkische Grenze.

sprach von einem „Kollaps“ der zentralen Aufnahmeein-

Nach NRW kamen in diesem Jahr bislang 22.500 Flüchtlinge.

richtung in Hacheney, was SPD-Innenminister Ralf Jäger als

Nach dem „Asylkompromiss“ hatten Länder und Kommu-

„unsäglich“ kritisierte. Jäger warnte vor einer politischen In-

nen in den 1990er Jahren ihre Kapazitäten zur Unterbrin-

strumentalisierung einer „Das Boot ist voll“-Stimmung wie

gung massiv zurückgefahren. Zwar werden in diesem Jahr

in den 1990er Jahren.


DIE ZAHL

Karneval, bei der Hausarbeit oder im

kassen“). Nach außen gilt: Wer sich

Straßenverkehr. Tendenz steigend.

sorgt, meint es gut.

Von der Zuckerampel bis zum Fahr-

Statt einer brandgefährlichen Pfand-

radhelm, von den Auswüchsen des

ring-Aktion (wie in Bamberg, Köln,

Ordnungsrechts bis zum Überwa-

Karlsruhe, Bielefeld oder Magdeburg)

chungswahn als fortgesetztem Ver-

geht die Dortmunder EDG also lieber

fassungsbruch – nicht, dass noch

auf Nummer sicher und setzt weiter

was passiert. Das Vermeiden von

auf Kampagnen wie: „,Erwisch die

Risiken als Doktrin hat längst Di-

Nunkis‘ – Müll-Detektive ermitteln“.

mensionen angenommen, die die

„Nunkis“ sieht aus wie „Junkies“,

freiheitliche Gesellschaft in ihrem

steht aber für „Nacht- und Nebelkip-

Bestand gefährden. Sein Kern ist ein

per“. Und das klingt ja wirklich fast

tiefes Misstrauen in das autonome

nach Edgar Wallace.

571.348 Euro Anwaltskosten erstattete das Jobcenter Dortmund 2013 in verlorenen Klage- und Widerspruchsverfahren.

Subjekt und ein oft nur schlecht verbrämter Ellenbogen-Kapitalismus („Übergewicht belastet Kranken-

DAS FOTO

Foto: Oliver Schaper

Vom 18. – 21. September 2014 fand „Djelem Djelem“, das erste Roma-Kulturfestival in Dortmund statt. Das Programm reichte von Podiumsdiskussion und Fortbildung für Fachkräfte aus dem sozialen Bereich über Musik, Theater und Film bis hin zum Familienfest auf dem Nordmarkt. (Mehr auf Seite 42)

23


NETZWELT

KINOTIPP

sweetSixteen-Kino im Depot & bodo präsentieren: Prunk und Intrige – Herrenhäuser im Film Zweimal jährlich findet in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum Düsseldorf und der Architektenkammer NRW die Reihe „Architektur und Film“ im sweetSixteen statt. Ein Vortrag führt in die jeweiligen Besonderheiten der Filme ein. Nach der Vorstellung besteht bei einem kleinen Imbiss die Gelegenheit zum Austausch.

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.fragdenstaat.de

Die zehnte Ausgabe dieser Reihe stellt Filme vor, in denen luxuriöse, schlossähnliche An-

Am 1. Januar 2006 trat in Deutschland das Gesetz zur Regelung zum Zugang zu Informa-

wesen neben den menschlichen Darstellern

tionen des Bundes – kurz Informationsfreiheitsgesetz – in Kraft.

eine Hauptrolle spielen. Ob reale Herren-

Das Gesetz sichert jedem Bürger einen Rechtsanspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen aller Bundesbehörden zu. Eine Begründung des Interesses an den angefragten Informationen muss dabei nicht erfolgen. Mit der Idee, das Anfragen solcher Behörden-

chitektur schafft bei allem schönen Schein eine Atmosphäre des Bedrohlichen.

informationen für interessierte Bürger zu vereinfachen, startete der Berliner Informatik-

Düstere, verwinkelte, monumentale

student Stefan Wehrmeyer 2011 das Portal „fragdenstaat.de“. Über die Online-Plattform

Prachtbauten werden zu Akteuren einer

wird es allen Bürgern ermöglicht, unkompliziert ein förmliches Schreiben aufzusetzen

unheimlichen, dramatischen Handlung.

und per Mail an die zuständige Behörde zu richten, um so an die für ihn interessanten

Sie sind Stein gewordene Repräsentanten

Dokumente und Informationen zu gelangen.

der Macht derer, die in ihnen wohnen,

Der Ablauf des Schriftverkehrs mit den Behörden ist in weiten Teilen automatisiert. Hat der Antragsteller nach einem Monat noch keine Antwort erhalten, wird er informiert und eine zweite E-Mail wird versandt. „Unser Ziel ist es, dem Nutzer das Stellen einer Anfrage und das Wahrnehmen seines Rechtes so einfach wie möglich zu machen“, so der Gründer des von der „Open Knowledge Foundation“ betriebenen gemeinnützigen Projektes. Die bisher erfolgten Anfragen werden auf der Webseite dokumentiert und übersichtlich aufbereitet. Sortiert nach Bundesland, Behörde und Themengebiet kann man sich auf der Webseite durch die bisher 3.781 gestellten Anfragen klicken. Mit dabei: Anfragen zu ganz unterschiedlichen Themen wie z.B. zu Zahlen der Arbeitsagentur, die in öffentlichen Statistiken nicht auftauchen, Anfragen zum Asylrecht oder Informationen zur Endlagerung von Atommüll. Durch eine Anfrage auf „fragdenstaat.de“ wurde z.B. aufgedeckt, dass RWE an

Stefan Wehrmeyer

24

häuser oder Studiobauten: Prunkvolle Ar-

zugleich halten sie diese auf unsichtbare Weise gefangen und werden oft zu einem Fluch. Das Leben in den Herrenhäusern ist ein Mikrokosmos der Gesellschaft mitsamt derer Hierarchien, Intrigen und menschlichen Tragödien. Di. 07.10., Viridiana, 19.30 Uhr Di. 14.10., The Great Gatsby, 19.30 Uhr Di. 21.10., The Remains of the Day, 19.30 Uhr Di. 28.10., Rebecca, 19.30 Uhr Nach den Vorstellungen steht ein Buffet

Grundschulen in NRW mit Werbung bedruckte Geschenke verteilte,

kostenlos zur Verfügung. Eintritt 6 Euro.

ohne dass das Vorgehen dem Schulministerium bekannt war.

Kartenreservierungen sind möglich.

Auf Seiten des Bundesinnenministeriums findet das Projekt wenig

sweetSixteen-Kino im Depot

Anklang. Einen Rechtsstreit mit dem Ministerium, das Anfang des

Immermannstr. 29, 44147 Dortmund

Jahres einen Eilantrag auf einstweilige Verfügung gegen „frag-

Telefon 0231 – 910 66 23

denstaat.de“ beim Landgericht Berlin einreichte, hat das Projekt

info@ sweetsixteen-kino.de

gewonnen. (sese)

www.sweetsixteen-kino.de


VERANSTALTUNGEN OKTOBER 2014

VISIONS 25th Anniversary Das Festival zum Jubiläum mit Thees Uhlmann, Royal Republic, Marcus Wiebusch und Kraftklub

Am 25. Oktober 2014 bodo verlost 2 x 2 Karten

VERANSTALTUNGEN | VERLOSUNGEN 07. – 28.10. | Prunk und Intrige – Herrenhäuser im Film | sweetSixteen-Kino im Depot, Dortmund | 1 x 2 Karten (freie Filmwahl) 16.10. | Henning Venske | Werkstadt, Witten | 2 x 2 Karten Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de. Oder schicken Sie uns eine frankierte

21.10. | Emil Bulls | Zeche, Bochum | 2 x 2 Karten 22.10. | Jens Neutag | Zauberkasten, Bochum | 3 x 2 Karten 25.10. | VISIONS – 25th Anniversary | Westfalenhalle 1, Dortmund | 2 x 2 Karten 30.10. | Jamaram | Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten

Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.10.2014 Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

25


05 | 10 | 14 Kari Bremnes

01 | 10 | 14 Lügner

schaft. Die Veranstaltung bietet die Chance,

der Politik, und wer mag schon Volksmusik?

Kultur- und Bildungseinrichtungen kennen-

Fatih mag Jazz! Fatih versucht, seine Tochter

zulernen und Kontakte zu schließen.

zweisprachig zu erziehen, was alle ganz toll

Lenny und Jace gehen in dieselbe Klasse und

Auslandsgesellschaft NRW e.V.,

finden, bis sie feststellen, dass die zweite

haben beide jeweils ein alkoholabhängiges

Dortmund, 18.30 Uhr

Sprache türkisch ist.

MI 01 | 10 | 14 Jugendtheater | Lügner

Elternteil. Während Lenny das Familienleben aufrecht hält, sich aufopferungsvoll um die Mutter und um den Haushalt kümmert

Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr

DO 02 | 10 | 14

Party | Tanz in die Einheit

und die Sucht der Mutter anfangs verdrängt,

Konzert | Tarrus Riley & Black Soil Band

Die Cosmotopia-Crew tanzt nicht nur in

geht Jace die Sache konfrontativ an und for-

feat. Dean Fraser

die Einheit, sondern feiert zugleich den Ge-

dert dabei körperliche Attacken seines Va-

Tarrus Riley, der Sohn des ehemaligen

burtstag von Resident-DJ „Der Wolf“. Dazu

ters heraus. Schließlich haut er enttäuscht

Uniques-Sängers Jimmy Riley, gehört zu den

gratulieren die Dortmunder Hip Hop-Urge-

von zu Hause ab und flüchtet sich in Joints.

großen Reggae-Stars der neuen Generation.

steine Funky Finga, Tanni Banni und NDN

Lenny und Jace verlieben sich. Ein Theater-

Von den Lesern des Reggae-Magazins „rid-

mit 80s und 90s Oldschool Rap und Funky

stück für Jugendliche ab 14 Jahren. Weitere

dim“ wurde Tarrus Riley gerade zum „Besten

Beats. Zudem servieren Nils Noise und DJ

Termine unter: www.theaterdo.de.

Live Act“ gewählt. Bei dem Konzert steht ihm

Shrimbz eine tanzbare Auswahl an 60s/70s

KJT, Dortmund, 11 Uhr

der Saxophonist Dean Fraser als Musiker und

Soul, Club-Classics, Guitar Pop & Big Beat.

Bandleader zur Seite.

Zutritt ab 21 Jahren.

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 21 Uhr

Großmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr

Treffen | Dortmund international und weltoffen In Dortmund leben Menschen aus 172 Nationen. Vereine unterschiedlicher Art prägen

FR 03 | 10 | 14

die Kultur des Zusammenlebens in der Stadt

„FatihTag“ ist ein Tag mit Fatih in dem Land,

und den Stadtteilen. Mit ihrem Engagement

in dem die Post abgeht: postmodern, postmi-

leisten sie einen wichtigen Beitrag für mehr

grantisch und postdemokratisch. „FatihTag“

„70er Flashback“ ist eine Zeitreise in die spä-

Miteinander und Teilhabe in der Gesell-

ist ein Programm mit Identitätsbildungsauf-

ten 60er und frühen 70er Jahre. DJ Fleur van

trag. Integrationsdebatten sind die Folklore

Laar, die Tochter des bekannten Dortmunder

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26

Comedy | Fatih Cevikkollu

Party | 70er Flashback Party


07 – 12 | 10 | 14 Storyboard Filmfestival

DJs Ruud van Laar, und die Band Janis & The Kozmic Flowers präsentieren einen ekstatischen Abend voller Musik-, Licht- und Tanz-

09 | 10 | 14 Hexenjagd

SA 04 | 10 | 14 Kabarett | Volker Pispers

nicht zu altern scheint, hat in ihrer Heimat längst Ikonenstatus. Bei ihren Konzerten lauschen die Fans einer mysteriösen Me-

orgien aus den frühen 70er Jahren. Wilde

Unter dem Titel „Bis Neulich“ spielt Volker

lange aus arktischem Folk, gebremstem Pop

Gitarrensoli, psychodelische Lichteffekte,

Pispers ein ständig vor sich hin wuchern-

und elaboriertem Jazz.

Nebel, Spiegelkugel und Stroboskopblitze –

des bzw. mutierendes Kabarettprogramm,

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

die volle Dröhnung eben.

das einst im Herbst 2002 als „BEST OF“ aus

Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

20 Jahren das Bühnenlicht erblickte und inzwischen eine ständig aktualisierte, wilde

FR 03 – DO 16 | 10 | 14 Kinder | „Wir machen Druck“

Mischung aus ganz alten und ganz neuen

DI 07 – SO 12 | 10 | 14 Filmfestival | Storyboard

Texten ist. Seinen grundlegenden Stil hat

Die Schauburg präsentiert das erste internatio-

der Kabarettist über die Jahre kaum verän-

nale Filmfestival rund ums Alter, das Älterwer-

Ein Buch hat Seiten zum Umblättern? Die

dert: Pispers ist der freundliche und schein-

den und den Dialog zwischen den Generatio-

Schriftgröße verändert sich nicht aufgrund

bar harmlos daherredende Conférencier ge-

nen. Im ältesten Kino der Stadt präsentiert das

eines „Wischs“ über den Bildschirm? Die

blieben, der – eben noch lächelnd – plötzlich

Gemeinschaftsprojekt von jungen und alten

DASA geht zurück zu den Anfängen des

hundsgemein werden kann.

Studierenden an der TU Dortmund in Koope-

Buchdrucks und weiht Kinder in die Ge-

RuhrCongress, Bochum, 20 Uhr

ration mit bodo deutsche und internationale

heimnisse von Druckerschwärze, Tinte, Druckerpressen und Buchbinden ein. Dabei drucken sie ihre eigenen Gedichte oder Bücher und verzieren sie wie die mittelal-

Produktionen. Eröffnet wird das Festival mit

SO 05 | 10 | 14 Konzert | Kari Bremnes

dem deutschen Beitrag „Sein letztes Rennen“. Im Anschluss hat das Publikum die Gelegenheit, Referenten aus der beruflichen Praxis zu

terlichen Mönche im „Scriptorium“. Dieses

Das Songwriting des modernen Skandinavi-

befragen. Konzerte und Lesungen begleiten

Angebot eignet sich für Kinder im Alter von

ens verkörpert sie wie keine andere. In ihrer

das Filmprogramm, das auf der Homepage der

acht bis zwölf Jahren.

mittlerweile drei Jahrzehnte andauernden

Schauburg oder unter www.storyboardfilmfes-

DASA, Dortmund, täglich, außer montags,

Karriere brachte Kari Bremnes fünfzehn So-

tival.wordpress.com nachzulesen ist.

jeweils von 10 bis 13 Uhr

loalben hervor. Die Norwegerin, die dabei

Schauburg, Dortmund ANZEIGE

27


10 | 10 | 14 International Cycling Film Festival

10 | 10 | 14 Zweiter Freitag: Ilhan Atasoy

DO 09 | 10 | 14

FR 10 | 10 | 14

Couchtisch, ist aber nur die nüchterne Be-

Kinder | Foto-Ferienworkshop

Zweiter Freitag | Ilhan Atasoy

Comedy-Kabarett-Programms. Was den Inhalt

„Sweet home – Eine Reise zu meinem Zimmer“

Im Oktober ist in unserer monatlichen Be-

des Programms angeht, möchte der Künstler

Jugendliche ab 12 Jahren gestalten und de-

nefiz-Reihe „2. Freitag“ der türkische Autor,

nicht zu viel verraten. Ein paar Stichworte

korieren eine Miniaturansicht ihres Traum-

Poet und Komiker Ilhan Atasoy zu Gast. Der

vielleicht: Tiefgefrorene Hunde, Frauenfuß-

zimmers. Sie gehen auf Fotosafari durch das

selbsternannte „König vom Borsigplatz“

ball, Fleischwurst, Poesie, frittiertes Früh-

Museum, um Einrichtungsgegenstände zu

brillierte schon bei Nightwash und im

stück, Kinder, Liebe, das Ruhrgebiet, Atom-

fotografieren, und lernen ganz nebenbei

Quatsch Comedy Club. Am heutigen Abend

kraft, seine Mutter – Alle sozial relevanten

etwas zur Entstehungsgeschichte einzelner

steht sein Lyrikprogramm „Herr Ober, ein

Themen drin.

Möbelstücke. Natürlich werden auch tech-

Gedicht bitte!“ auf dem Tableau. Mit viel

Spiegelzelt, Dortmund, 20 Uhr

nische Grundlagen des Fotografierens sowie

Charme und Witz gibt Atasoy nicht nur sei-

Gestaltungsmöglichkeiten mit der Kamera

ne west-östlichen Weisheiten zum Besten,

besprochen. Vorkenntnisse sind nicht erfor-

sondern serviert auf Zuruf Gedichte – nicht

derlich. Die Teilnahme ist kostenlos. Infos

nur deutscher Dichter und Denker. Der Ein-

und Anmeldung bis zum 5. Oktober.

tritt zum interaktiven Bühnenerlebnis ist

Dotschy Reinhardt ist der jüngste musikali-

Tel. 0231 – 502 60 28 oder info.mkk@stadtdo.de

frei, Spenden sind willkommen.

sche Spross aus der Familie des berühmten

Museum für Kunst und Kulturgeschichte,

bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, DO, 19.30 Uhr

Jazz-Gitarristen Django Reinhardt. Doch sie

DI 14 | 10 | 14 Lesung & Konzert | Dotschy Reinhardt

ist auch Autorin und liest an diesem Abend

Dortmund, 10.30 – 13.30 Uhr Filmfestival | International Cycling Film Festival

aus ihrem Buch „Everybody’s Gypsy – Popkul-

Zum sechsten Mal werden die Flottmann-

tur zwischen Ausgrenzung und Respekt“. Das

Junge Mädchen treffen sich heimlich im

Hallen zum Eldorado für filmaffine Fahr-

Konzert mit ihrem hochkarätigen Ensemble

Wald zum Tanzen. Pastor Parris wird Zeuge

radwahnsinnige, für alle, die gerne auf zwei

zeigt, wie sie die Tradition Django Reinhardts

des nächtlichen Spektakels, bei dem er nicht

Rädern durchs Leben rollen und für Filmfans

mit eigenen musikalischen Ideen in die Zu-

nur seine Nichte, sondern auch seine Tochter

insgesamt sowieso. Zwei Tage lang zeigt das

kunft trägt. Doch nicht nur auf instrumenta-

entdeckt. Was ist im Wald geschehen? War-

International Cycling Film Festival das beste

ler Ebene öffnen Gypsy Swing und Jazz neue

um wacht seine Tochter nicht mehr auf? Ha-

Filmmaterial, das die internationale Rad-

Pfade: Sie singt in der Sprache der Sinti,

ben die Mädchen wirklich nur getanzt? Oder

fahrszene zu bieten hat.

dem Romanes. Im Anschluss an die Lesung

haben sie den Teufel beschworen? Fragen,

Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

ist Raum für eine Diskussion, moderiert von

auf die es Antworten zu finden gilt. Aber jede

(auch 11.10., 15.30 Uhr)

bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter.

Theater | Hexenjagd

Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr

Antwort wirft neue Fragen auf. Rottstr5 Theater, Bochum, 19.30 Uhr (auch 30.10.)

Kleinkunst | Christian Hirdes Nach mehreren Programmen und rund 15 Jahren auf Deutschlands Comedy- und Ka-

Musik | Sebastian Hackel

barettbühnen ist Christian Hirdes jetzt auf

DO 16 | 10 | 2014 Lesung | Tina Hildebrand

Seine Lieder sind bittersüße Spätsommer-

„live-und-solo-Tour 1995 – 2048“. Kein neues

Die gebürtige Dortmunderin Tina Hilde-

Oden aus Neugier und Aufbruch, aus Liebe,

Programm, sondern ein Mix aus guten alten

brand, die gelegentlich Texte im Satirema-

Veränderung und dem Wunsch, dabei immer

Nummern und immer wieder überraschen-

gazin Titanic veröffentlicht, liest aus ihrem

Kind bleiben zu dürfen. Die unaufgeregten,

den kleinen Premieren. Aus Liedern, Gedich-

ersten Roman „Warum lieben Sie Chopin?“.

stets von leichter Melancholie getragenen

ten und Geschichten. Aus Spaß und Ernst.

Hauptfigur Adele ist 78 Jahre alt und hat kei-

Melodien – gepaart mit seinen nachdenk-

Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

ne Lust, in einer Fleischerei auszuhelfen. Sie beschließt, zu reisen. Ihr Ziel: Mallorca, denn

lichen, vom eigenen Unterbewusstsein gelenkten Texten – machen Sebastian zu einem anspruchsvollen Künstler der jungen, deutschsprachigen Generation. subrosa, Dortmund, 20 Uhr 28

schreibung eines Stand-up & Sit-down-Lese-

MO 13 | 10 | 14 Kabarett | RuhrHOCHDeutsch: Thorsten Sträter

dort verbrachte auch ihr Liebling Chopin seine Urlaube. Die Beobachtungen einer alten Frau mit einer Mischung aus Kreativität,

Comedy mit integrierten Lesungselemen-

Spleenigkeit und leichtem Verfolgungswahn.

ten: Klingt erst mal wie Reklame für einen

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr


13 | 10 | 14 Thorsten Sträter

14 | 10 | 14 Dotschy Reinhardt

BODO VERLOSUNG | Henning Venske Im Laufe seiner langen Kabarett-Karriere hat Henning Venske zahllose Satiren, literarische

Millionär mimen... Nebst ihrem Spiel um

SA 18 | 10 | 14

Schein und Sein entwickelt sich eine herzliche Freundschaft zwischen den drei sehr

Soziales | bodo-Stadtführung Bochum

Parodien und über zwanzig Bü-

Am dritten Samstag findet wieder unsere

unterschiedlichen Männern.

cher geschrieben und wird aus

bodo-Stadtführung in Bochum statt. Unse-

Schauspielhaus Bochum, 19.30 Uhr

der Fülle dieses Materials für

re Experten geben ihr Wissen weiter, zeigen

(auch 23. und 24.10.)

dieses neue Programm je nach

die Orte, an denen Menschen ohne Wohnung

Lust und Laune Texte zusam-

sich aufhalten und besuchen mit Ihnen Ein-

menstellen – auf eine schallen-

richtungen, die den Menschen auf der Stra-

SO 19 | 10 | 14 Kunst | Sehfest

de Ohrfeige für die Mächtigen

ße Hilfe anbieten: Von der Suppenküche bis

im Lande verzichtet er dabei natürlich selbst-

zur Notschlafstelle, vom Tagesaufenthalt bis

In Hörde und näherer Umgebung öffnen

redend nicht. Denn für Venske als Kabarettist

zu unserem Verkäufer-Café. Anmeldung bit-

an diesem Sonntag sowohl professionel-

der alten Schule gelten folgende ebenso sim-

te unter 0231 – 950 97 80. Treffpunkt ist die

le bildende und darstellende Künstler als

ple wie effektive Regeln: Weltbetrachtung

bodo-Anlaufstelle in der Stühmeyerstraße 33.

auch engagierte Autodidakten ihre Ateliers,

– Ja. Weltanschauung – Nein. Toleranz Null.

„Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines Stra-

Werkstätten und Wohnungen. Erstmalig in

Toleranz, so Venske, ist nämlich nur eine be-

ßenmagazins bei unserem Stadtführer. Im

diesem Jahr bietet das Filmatelier Ulrike Kor-

queme Ausrede für Leute, die sich nicht zwi-

Anschluss gibt es heiße Getränke bei bodo

bach ein Preview-Filmprogramm bereits am

schen ja und nein entscheiden können.

und Gelegenheit zum Austausch und zu wei-

Samstag, dem 18. Oktober, ab 16 Uhr an. Ob

Werkstadt, Witten, 20 Uhr

teren Fragen an unsere Stadtführer.

zu Fuß im Hörder Stadtkern oder per Rad zu

bodo verlost 2 x 2 Karten.

bodo-Anlaufstelle, Bochum, 11 Uhr

den „Außenposten“: Die Besucher können einen kulturell-künstlerisch inspirierenden

Teilnahmebedingungen auf Seite 25.

Weg durch Hörde genießen. Mehr Infos un-

Theater | Drei Männer im Schnee

FR 17 | 10 | 14 Konzert | Con Gusto

Im Grandhotel tummeln sich die Schönen,

ter: www.kulturquartier-hoerde.de.

Reichen und ein paar Damen auf der Su-

Kulturquartier Hörde, Dortmund, 11 - 18 Uhr

che nach dem Millionär ihres Herzens. Man

Die Verbindung von Mundharmonika, Ak-

munkelt, Dr. Hagedorn sei ein Millionär in-

kordeon, Percussion und Gesang verleiht

kognito; dabei ist er tatsächlich ein arbeits-

Con Gusto den besonderen Klang und die

loser Werbefachmann. Ganz anders verhält

spezielle Geschmacksnote – eben eine „Salsa

es sich mit Geheimrat Tobler, unter falschem

Sie sind das Gegenteil von typisch deutsch

con Gusto“.

Namen reisend ist er der verkappte Millio-

und gerade deshalb eines der Aushänge-

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 20 Uhr

när. Sein Diener Johann hingegen muss den

schilder der süddeutschen Musikszene. Wie

DI 21 | 10 | 14 BODO VERLOSUNG | Emil Bulls

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Tag der offenen Tür

25. Oktober 2014 | 10.30 - 16.30 Uhr Großer Herbstbasar mit Produkten aus der Werkstatt und Kunstgewerbe Gutes vom Grill und aus der Küche Marktplatz mit Gemüse, Wurstwaren, Imkereiprodukten, Essig und Ölen, Blumen Aktionen für und mit Kindern

Kennen Sie uns schon?

Die Werkstätten Gottessegen stellen in Dortmund und Bochum mehr als 540 Menschen mit Unterstützungsbedarf Arbeitsplätze in mehr als 30 Arbeitsgruppen zur Verfügung. Besuchen Sie uns und überzeugen Sie sich von der Qualität unserer Arbeit, den Produkten und Dienstleistungen.

Werkstätten Gottessegen

Christopherus-Haus Werkstätten Gottessegen gGmbH · Kobbendelle 40 · 44229 Dortmund · Tel. 02 31 / 97 38-0 · www.werkstaetten-gottessegen.de 29


23 | 10 | 14 Schwatzfahrer

19 | 10 | 14 Sehfest

kaum eine andere Band stehen die Emil Bulls

BODO VERLOSUNG | Jens Neutag

Mix aus Poetry Slam, Lesebühne, Comedy,

aus München für charakterstarken Under-

Der Deutsche neigt zu skurrilen Verhaltens-

Slapstick und Impro-Theater – auf jeden Fall

ground-Geist. Seit mitt-

weisen. Von der Kanzlerin hat

spontan und witzig. Diesmal ist der Shooting-

lerweile 19 Jahren liefert

er die Schnauze voll, wählt sie

star und Comedy-Preis-Gewinner David Wer-

die Band frische, mitrei-

aber fleißig wieder. Er wun-

ker als Gast mit dabei.

ßende Töne, ohne sich

dert sich über das Aussterben

Werkstadt, Witten, 20 Uhr

dabei selbst zu wieder-

der Innenstädte, fährt aber

holen. Mit ihrem aktuellen Werk „Sacrifice

regelmäßig mit seinem SUV

to Venus“ , welches im August erschienen ist,

ins Outlet-Center nach Venlo.

rüsten sich die Bayern zum nächsten Streich.

Er träumt heimlich von Anarchie, weiß aber

Zeche, Bochum, 20 Uhr

nicht, bei welchem Amt man dafür einen

Im April 2011 fiel der Startschuss für „Plöpp“

bodo verlost 2 x 2 Karten.

Antrag stellen muss. Kurzum, der Deutsche

– ein Projekt zwischen Bar und Wohnzim-

Teilnahmebedingungen auf Seite 25.

leidet eben gerne, und Jens Neutag weiß

mer-Club, ohne musikalische Schubladen

auch, an was. In seinem sechsten Solopro-

und abseits von Musikdiktaten. Mit Schlie-

MI 22 | 10 | 14

gramm „Das Deutschland-Syndrom“ nimmt

ßung des „Ebstein“ verloren Ulla Plöpp und

Jens Neutag eine umfassende Anamnese vor

ihr „Indilektpop“ ihr Zuhause. Jetzt geht es

Ausstellung | Foto-Affairs

FR 24 | 10 | 14 Party | Plöpp

– am offenen Patientenhirn.

zu Dritt in der Goldkante weiter: Meir Ilan,

Die Fotografen der Regionalgruppe Ruhrgebiet

Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

Tante Li und Ulla Plöpp laden zum Tanz und

des Berufsverbandes Freelens e.V. präsentieren

bodo verlost 3 x 2 Karten.

freuen sich. Der Eintritt ist frei.

in der Ausstellung Fotoreportagen und Projek-

Teilnahmebedingungen auf Seite 25.

Goldkante, Bochum, 22 Uhr

DO 23 | 10 | 14

SA 25 – SA 01 | 10 | 14

te. Das Themenspektrum ist breit gefächert, und es werden sowohl bekannte Ansichten als auch überraschende fotografische Positionen aus der ganzen Welt zu sehen sein. Weitere Ter-

Theaterfestival | FAV 14

Comedy | Schwatzfahrer

mine unter www.depotdortmund.de.

Sabine Bode und Jörg Degenkolb-Degerli prä-

In der 16. Festivalausgabe seit Gründung im

Halle im Depot, Dortmund, 18 – 22 Uhr

sentieren mit ihrer Schwatzfahrer-Show einen

Jahr 1985 wird Dortmund wieder zum Zen-

8. 03. 2015 0 — 4 1 0 2 . 9 0 . 7 2 EINE AUSSTELLUNG DES HARTWARE MEDIENKUNSTVEREIN WWW.HMKV.DE Gefördert von Funded by:

Hauptförderer des HMKV Main funders of HMKV:

Mit freundlicher Unterstützung durch Generously supported by: Mit freundlicher Unterstützung des Bureau des arts plastiques des Institut français und dem französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation.

30

BCL_ANZ_Bodo_1409_03RZ.indd 1

In Kooperation mit dem In cooperation with:

Medienpartner Media partners:

Motiv: Marion Auburtin, Clown Maléfique, 2014 / Gestaltung: labor b designbüro

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29.08.14 15:06


24 | 10 | 14 Plöpp

26 | 10 | 14 King – a Street Story

trum eines spartenübergreifenden, zeitge-

dachlosigkeit, Armut und prekären Lebens-

unter 0231 – 950 97 80. Treffpunkt ist die

nössischen Theaterprogramms. Und bodo ist

verhältnissen betroffen. Entstanden ist ein

bodo-Buchhandlung. Die Teilnahmegebühr

Medienpartner! Die heterogene freie Szene

spannendes Stück vom Scheitern und Über-

beträgt 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Im An-

NRWs, künstlerische Positionen und Tenden-

leben – über die Würde der Ausgegrenzten.

schluss gibt es heiße Getränke bei bodo und

zen aus der Region und ihre ästhetische Viel-

Wovon „King“ erzählt, kann sich überall

Gelegenheit zum Austausch und zu weiteren

seitigkeit werden miteinander in Beziehung

(nicht nur) in Europa ereignen. Geschildert

Fragen an unseren Verkäufer.

gesetzt und Begegnungsräume gestiftet. Ein

wird ein Tag im Leben der Obdachlosensied-

bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, DO, 12 Uhr

Schwerpunkt liegt auf dem Prinzip der Be-

lung Saint Valéry. Vico und Vica sind hier zu

zugnahme. Erstmalig fällt der traditionelle

Hause und auch ihr Hund King, aus dessen

Wettbewerb, die Bestenauswahl, weg. Viel-

Perspektive berichtet wird. Und als die Sied-

mehr steht der Prozess der Vernetzung des

lung einem Fußballstadion weichen soll…

Festivals mit der Stadt, seinen unterschiedli-

Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr

chen Milieus, Orten und Akteuren im Mittelpunkt. Das umfangreiche Programm findet sich auf der Homepage www.favoriten2014. de/programm.php FAV 14 – Diverse Orte, Dortmund

DO 30 | 10 | 2014 BODO VERLOSUNG | Jamaram 14 Jahre Jamaram mit weit über 1.000 Liveshows in Deutschland, Europa und dem Rest

MI 29 | 10 | 14

der Welt – und kein Ende in Sicht. Auch nach jahrelangem

Soziales | bodo-Stadtführung Dortmund

Roadtrip

lassen sich Jamaram in

Bei der Premiere von bodos sozialer Stadtfüh-

keine Genre-Schublade

rung zeigen Verkäufer des Straßenmagazins

pressen. Reggae & Dub,

„ihr“ Dortmund. Auf einem zweistündigen

Latin & Pop, eine geball-

Rundgang gibt es neue An- und Einsichten

te Ladung Balkan Beats & Afrobeat auf die

zu gewinnen. Entlang des Tagesablaufs ei-

Ohren und fertig ist der Cocktail, der Fans

25 Jahre VISIONS. Ihr Jubiläum feiert das le-

nes Menschen ohne Wohnung besuchen die

und Band besoffen macht vor Glück.

gendäre Magazin nicht nur mit der Ende Sep-

Stadtführer Orte und Einrichtungen, be-

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

tember erscheinenden Ausgabe

schreiben eigene Erfahrungen und liefern

bodo verlost 2 x 2 Karten.

Nr. 259, sondern am 25. Oktober

Informationen zu den Hilfe- und Selbst-

Teilnahmebedingungen auf Seite 25.

auch live in der Westfalenhal-

hilfenetzen in der Stadt. Anmeldung bitte

SA 25 | 10 | 14 BODO VERLOSUNG | VISIONS – 25th Anniversary

le 1. Mit Thees Uhlmann und Band, Royal Republic und Mar-

FAV_Bodo_Anzeige2_Layout 1 15.09.14 12:43 Seite 1 ANZEIGE

cus Wiebusch im Vorprogramm und Kraftklub als Headliner werden sie die Dortmunder Westfalenhallen in einen bunten, kollektiven Freudentaumel verwandeln. Ausführliche Infos zum Festival-Programm gibt es unter: www.visions.de. Westfalenhallen 1, Dortmund, 20 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 25.

SO 26 | 10 | 14 Theater | King – a Street Story Das Theater Gegendruck aus Recklinghausen hat den packenden Roman von John Berger für die Bühne adaptiert. Das Thema ist politisch brisant: Immer mehr Menschen sind weltweit von Ob-

Illustration: Das Gespinst

31


BODO GEHT AUS

Franz Ferdinand | Bochum Kaiserschmarren und Wiener Schmäh

Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski

Studiums wollte ich einen Laden kreieren, der Anziehungskraft hat“, so die Worte

Wenn man nicht wüsste, dass Bochum im

des Gastronoms, der vorher im Livingroom

Ruhrgebiet liegt und die Zeiten von Sisi und

gearbeitet hat. „Ich dachte, wenn wir das

Kaiser Franz-Joseph längst passé sind – man

machen, dann mit allen Details.“ Ein neuer

könnte glauben, hier in der Hofgastronomie

Tresen wurde gebaut, die Küche rundum

Die Kellner tragen einheitliche Kleidung,

der österreichisch-ungarischen Monarchie

erneuert, Designer-Möbel und Tische sind

die Biergläser sind mit den kaiserlichen

zu speisen – nicht nur wegen der konse-

neu gekauft worden. Besonderer Clou sind

Initialen graviert. Mit viel Know-How und

quent österreichischen Karte. Auch das Inte-

die dunkelgrünen Sitzcouchen und die

gastronomischer Leichtigkeit wird hier

rieur des Bochumer „Franz Ferdinand“ lässt

goldfarbenen Cocktailsessel.

jedes Gericht serviert, als sei dieses ein

augenblicklich Wiener Schmäh erwarten. Vor rund einem Jahr haben Alessandro

und Köchen über 30 Personen im Team. „Es

Maceri und sein Team das „Franz Ferdinand“

ist schön, wenn man Arbeitsplätze schaffen

am Bochumer Tierpark eröffnet. Seitdem

kann“, sagt Alessandro Maceri mit einem

hat sich das Restaurant etabliert. Das Haus,

zufriedenen Grinsen im Gesicht. „Für mich

das Köstlichkeiten der österreichischen Kü-

sollte der Laden zu einem Restaurant mit

che offeriert, gehört zu den feinsten Adres-

langer Perspektive heranwachsen.“

sen in Bochum. Der Anfang allerdings war schwer. Aus der ehemaligen Tierpark-Gastronomie wurde nach langer Kernsanierung ein komplett neues Konzept geschaffen.

32

Mittlerweile sind mit Aushilfen, Kellnern

besonderes Festessen. In der Tat: Der marinierte Tafelspitz auf rustikaler Bauernknauze ist von solch überzeugender Qualität, Frische und Konsistenz, wie man es nur selten im Ruhrgebiet serviert bekommt. Tafelspitz, vielleicht das Gericht schlechthin in der Wiener Küche,

Kaiserliche Farben bestimmen das Bild. Es

besteht aus einem in Wasser mit Suppen-

sind vor allem Gold-, Silber- und Grüntöne.

grün oder in Brühe gekochten, ganzen Stück

„Wir wollten nicht die typischen Schwarz-

Rindfleisch (landestypisch „Knöpfl“ oder

Weiß-Bilder nehmen, die überall an den

„Schlegl“ genannt). In Scheiben geschnitten

„Seit ich 14 Jahre alt war, arbeite ich in

Wänden hängen, sondern ein Stil sollte

wird es hier in einem kleinen Emailletopf

der Gastronomie. Nach dem Ende meines

hier konsequent durchgezogen werden.“

gereicht, zwei Scheiben Graubrot, Schnitt-


VERKÄUFERPORTRÄT

Marco | Bochum Marco und sein Schäferhund-Mischling Gizmo halten zusammen wie Pech und Schwefel. Auf der Bochumer Kortumstraße trifft man sie fast immer zu zweit. Wir haben uns mit den beiden getroffen und über Jugendsünden, Alltagssorgen und Zukunftspläne gesprochen. Protokolliert von Sebastian Sellhorst | Foto: Sebastian Sellhorst

lauchsauce und Meerrettich sind die

„Hier in Bochum bin ich schon seit fast 15

ich auch eine zeitlang ohne festen Wohn-

Beilagen. Auch das Wiener Schnitzel mit

Jahren, aber eigentlich bin ich ja Duisbur-

sitz. Hab bei Freunden und Bekannten

Erdapfel-Vogerlsalat ist eine kulina-

ger. Dort bin ich vor 38 Jahren zur Welt

gepennt. Mal hier, mal da. Oft immer nur

rische Instanz: perfekte Konsistenz,

gekommen. Ich finde es hier in Bochum

ein paar Nächte am Stück. Nie war ich

elegant auf dem Teller drapiert und von

einfach viel netter als in Duisburg. Das ist

länger irgendwo.

beeindruckender Größe. Natürlich dür-

ein unglaublich hartes Pflaster dort. In der Zeit bin ich auch mit Heroin in Kon-

fen Kaiserschmarren und die Sachertorte auf der Karte nicht fehlen, vor allem

Nach der Schule habe ich dort eine Lehre

takt gekommen. Ein Teufelszeug. Das hat

das umfangreiche Kuchen-Buffet mit

als Gas- und Wasser-Installateur begon-

mich damals auch in den Knast gebracht,

wechselnden Torten und Kuchen ist eine

nen. Die habe ich aber dummerweise

weil ich Mist gebaut hatte, um meine

weitere Empfehlung des Hauses.

in den Sand gesetzt, weil ich auf der

Sucht zu finanzieren. Im Gefängnis hatte

Berufsschule nicht zurechtkam. Nach der

ich dann viel Zeit zum Nachdenken, und

Die Qualität, die von Koch David Jezie-

vergeigten Lehre habe ich mich mit ganz

mir ist klar geworden, dass ich so nicht

rowski und seinem Team geboten wird,

unterschiedlichen Jobs durchgeschlagen.

weiter leben will. Wieder draußen habe

hat sich in Bochum herumgesprochen:

Auf dem Bau, im Lager und mit anderen

ich einen Entzug gemacht. Mittlerweile

Schon zur Mittagszeit sind fast alle

Hilfsarbeiten.

bin ich zum Glück vom Heroin weg und bekomme Methadon vom Arzt. Seitdem

Tische belegt. Mit 18 habe ich mich dann prompt bei

geht es mir schon sehr viel besser.

meinen Eltern verabschiedet. Zu denen Franz Ferdinand

habe ich auch heute kaum noch Kontakt,

Das Schlimmste mit der Sucht ist, wenn

Klinikstraße 51, 44791 Bochum

aber das ist auch gut so. Seit ich zu Hause

man nichts zu tun hat. Dann wird man

Di. – Fr. ab 12 Uhr, Sa. und So. ab 10 Uhr

ausgezogen bin, wohne ich bei meiner

fast verrückt. Darum ist bodo auch so

www.franzferdinand-bochum.de

Lebensgefährtin. Zwischenzeitlich war

wichtig für mich. Einen richtigen Job zu

www.facebook.com/franzferdinandbochum

33


VERKÄUFERPORTRÄT

finden, bei dem ich acht Stunden arbeite, das funktioniert bei mir zurzeit noch nicht richtig, aber den ganzen Tag zu Hause rumsitzen ist ja auch keine Lösung und würde mich wahnsinnig machen. Jetzt gehe ich morgens zum Arzt und bekomme dort mein Methadon. Dann gehen wir erst mal bei bodo in der Stühmeyerstraße einen Kaffee trinken. Danach geht’s

REPORTAGE

„Skate Aid“ Globale Hilfe zur Selbsthilfe

dann in die Innenstadt zu meinem Verkaufsplatz auf der Kortumstraße. Gizmo ist fast immer dabei, egal, was ich mache. Wenn ich bodo verkaufe, dann legt er sich neben mich und döst so vor sich hin. Da ist er ganz pflegeleicht. Viele Stammkunden kennen ihn auch schon, und von manchen gibt es sogar ab und zu ein Leckerli. Gizmo ist jetzt schon seit über zwei Jahren bei mir. Das ist mein Bester. Ohne den geht gar nichts. Natürlich, so ein Tier ist auch überhaupt nicht billig. Schon das Futter und die Impfungen kosten eine Menge Geld. Allein deshalb bin ich froh, dass ich bei bodo bin. Sonst würde ich finanziell überhaupt nicht zurechtkommen. Mit dem Geld, das ich mit dem Verkauf der bodo verdiene, kommen wir so halbwegs über die Runden. Zwar mehr schlecht als

Titus Dittmann gilt als „Vater der deutschen Skateboard-Szene“. Eigentlich hatte er vor, Lehrer zu werden. Bereits 1978, während seines Referendariats in Münster, stellte er Schüler auf die neuen Rollbretter, 1980 machte er sein Zweites Staatsexamen mit einer Arbeit zum Thema „Skateboarding im Schulsportunterricht?“ Da verkaufte er bereits die ersten Boards in der Küche seiner 40-qm-Wohnung. Es folgte eine schillernde Unternehmerkarriere – ohne Lehrbuch, aber geprägt von vielen Hochs und ein paar Tiefpunkten. Text: Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski

recht, aber es geht. Zwischen Büroräumen, dem Titus-Outlet-Store und dem Skate Mein Plan für die Zukunft ist, jetzt erst

Palace befinden sich auf dem Gelände einer ehemaligen Indus-

mal wieder eine eigene Wohnung zu fin-

triefirma auch die Büros von „Skate Aid“. Seit 2009 kümmert sich

den. Dann möchte ich langsam zusammen

Titus Dittmann federführend um die wohltätige Organisation

mit meinem Arzt das Methadon komplett

– ein soziales Sportprojekt, das Aufbauhilfe in vielen Krisenstaa-

absetzen. Wenn ich das geschafft habe,

ten leistet, darunter Afghanistan, Albanien, Kenia und Uganda.

hoffe ich, dass ich dann auch wieder in der Lage bin, einen richtigen Job zu finden. Da ist zwar noch eine Menge zu tun, und es

Ein cremeweißer Cadillac

ist ein weiter Weg. Aber ich bin optimis-

Titus ist gerade noch mit einem Filmteam von Auto Motor

tisch, dass das klappt.“

Sport unterwegs und kommt etwas später zu unserem Termin. So lange versorgt uns Patrick Ryg, der bei dieser Initiative die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit leitet, mit Getränken. Plötzlich ist ein schweres Motorengeräusch zu hören – um die Ecke kommt ein Traum von einem Auto: In einem offenen und cremeweißen Cadillac Convertible Cabriolet sitzt Titus und winkt uns schon von weitem zu. Die Limousine aus dem Jahr 1959 würde man eher als Hochzeitskarosse bei einem Rockabilly-Fan vermuten. Aber ob so ein Fahrzeug als Dienstwagen bei einer Wohltätigkeitsorganisation richtig ist? Mit viel Charme kann er jede kritisch formulierte Frage direkt geraderücken: „Im Gegensatz zu Uli Hoeneß

34


habe ich keine Leichen im Keller“, sagt er lächelnd. Titus ist einfach gerne ein Individualist und trägt das ebenso gerne mit einem Augenzwinkern nach außen zur Schau.

Ecken und Kanten Dieser Mann sprüht vor Elan, die 65 Lebensjahre sind ihm so gut wie nicht anzumerken. Man möchte fast glauben, dass sein Blut zu 85 Prozent aus Adrenalin besteht, weil er so agil wirkt. Er redet beflissen, geerdet und sehr charismatisch. So jemanden würde man sich eigentlich als Berufspolitiker wünschen. „Nein, ich will nicht in die Politik. Da muss man aalglatt sein und vielen nach dem Mund reden. Das ist mir zu unbeweglich. Ich würde da nicht überleben, dafür besitze ich zu viele Ecken und Kanten. Spätestens nach zwei Jahren hätten mir irgendwelche Leute die Stuhlbeine abgesägt, weil ich zu offen meine Meinung gesagt hätte.“ Titus nimmt kein Blatt vor den Mund, doch trägt er das Herz am rechten Fleck. Außerdem ist er Skateboardfahrer. Bei diesem Sport muss man direkt wieder aufstehen, wenn ein Trick misslingt. „Das Skaten ist aus meiner Sicht eine super Vorbereitung für das Leben“, sagt Titus und ergänzt: „Sollte sich ein junger Mensch überlegen, später mal Unternehmer zu werden, dann ist

35


REPORTAGE

das Skateboard besonders geeignet, weil es ja eine nicht organisierte Sportart ist. Denn der Skateboard-Fahrer ist für sich und sein Sportgerät allein verantwortlich und muss eigenverantwortlich Entscheidungen treffen. Er hat keinen Trainer und keinen Terminkalender, in dem steht, wo ab acht Uhr das Training anfängt. Er setzt sich selber die Zeiten, wann er wo ist und was er lernen will.

Fallen – Aufstehen „Auf die Schnauze fallen, den Staub abschütteln und direkt weitermachen“ – Das gilt auch für die Firma Titus GmbH, die neben Skateboards Bekleidung und Accessoires vertreibt. Von 2004 bis 2006 steckte das inhabergeführte Unternehmen nach einem misslungenen Börsengang in einer großen Krise. Nach einem knallharten Sanierungskurs mit intensiven Umstrukturierungen hat sich die Titus GmbH wieder konsolidiert. Das ist gelungen, weil Titus Dittmann vor allem über sehr viel kreativen Erfindungsreichtum verfügt. „Im Lehrerberuf habe ich schon viele Enttäuschungen durch Fremdbestimmungen auf eine andere Art und Weise erlebt. Denn die Schule ist eine starre Institution. Ein Lehrer kommt von der Schule an die Universität, um dann später wieder an der Schule zu landen. Doch vom wirklichen Leben weiß er eigentlich nichts.“ Diese Schilderungen wirken aus seinem Mund eher weise als anmaßend. Er ist zudem kein gelernter Träumer von Beruf, sondern Pragmatiker. „Das hört sich jetzt provokant an“, sagt er, „ist aber sehr ernst gemeint. Ich nehme mir immer so viel vor, und das alles direkt hier und heute zu erledigen, so dass mir am Ende immer die Zeit fehlt. Ich bedaure das aber gar nicht. Denn Träume sind etwas, was du eh nicht erreichst – denn sonst wären das in meinen Augen ja Wünsche. Klar, ich erfülle mir den einen oder anderen Wunsch. Aber wenn ich mal träume, dann sage ich mir, dass kann jetzt ruhig ein Traum bleiben.“ Bei allen möglichen Gedankenspielen können Träume doch helfen, die inhaltlichen Ungerechtigkeiten der Welt immer ein Stück geradezurücken. So hat im September 2009 „Skate Aid“ eine erste Skate- und Sportanlage für 7.000 Schulkinder im westafghanischen Karukh in der Provinz Herat eröffnet. Eine Kooperation übrigens, die in Zusammenarbeit mit Rupert Neudeck, Gründer der Nothilfe Cap Anamur, und seiner Initiative Grünhelme e.V. entstanden ist. „Ich möchte sinnstiftende Dinge bewegen, die mir auch gut tun. Ich glaube nicht an den altruistischen Menschen, weil der sich am Ende selber vergisst.“

„Das Brett im Kopf wächst mit dem Alter“ Dann holt er aus: „Wenn man eine Gesellschaft verändern will, funktioniert das ja nur durch Änderung des Wertesystems, und das Brett vor dem Kopf wächst ja naturgemäß mit dem Alter mit“, sagt er in Anspielung auf die islamistisch verhärteten Strukturen in Afghanistan. „Das im Alter zu durchbohren dauert extrem viel länger als bei jungen Menschen, die auf der Suche nach Orientierung sind. Wir haben es geschafft, dass sich in dieser islamistisch geprägten Welt auch junge Mädchen für das Boarden interessieren.“ Aber natürlich ist so ein Gesinnungswandel mit den Widrigkeiten vor Ort verbunden. „Dort ist man wirklich wie im Mittelalter. Es gibt keinen Strom, kein fließendes Wasser und keinen Handyempfang.“ Mit sehr viel Stolz zeigt er uns ein Brett, das er später in die Kamera hält: „Das Brett haben wir einem Jungen in der Startphase in Afghanistan gegeben. Irgendwann ist das durchgebrochen. Dann haben die drei Latten darunter genagelt, damit er damit weiterfahren konnte.“ Wenn die Hilfe zur Selbsthilfe sich verselbstständigt und eigene Formen annimmt, ist das eine berührende Erfolgsgeschichte. Findet Titus auch: „Eine schönere Sache für mein Herz habe ich selten gesehen.“ 36


BÜCHER

Gelesen von Bastian Pütter

Lebensstandort Deutschland Ulrich Schneider ist Geschäftsführer des Paritätischen, „Cheflobbyist für Arme“, wie ihn die ZEIT hab polemisch, halb

Abgetaucht

bewundernd nennt, und ein gefürchteter Talkshowgast. Schneider hat nämlich zwei Eigenschaften,

Ein Buch für die Straße!

die selten gemeinsam auftreten: Er ist

Georg Schüppe hat es nicht leicht. Er leitet das KK 11 im Dortmunder Polizeipräsidium, hat es am Knie (und mit Schmerzmitteln)

Experte mit beeindruckendem Wissen und

Unsere Freunde bei der Kölner Straßen-

kann dies verständlich, pointiert und oft

zeitung „DRAUSSENSEITER“ hatten eine

mit gehörigem Furor vermitteln.

schöne Idee: Ein Buch für die Straße! Wir

Als in einem Zechenhaus in Dortmund-

kennen das auch: Immer wieder werden

Hombruch ein toter Einbrecher gefunden

wir nach bestimmten Reportagen aus

wird, sieht es nach Routine aus, doch bei

vergangenen Ausgaben gefragt. Gerne

weiteren Morden finden sich die DNS und

schicken wir dann PDFs oder Papierausga-

Fingerspuren des Toten. Der Fall führt

ben aus unserem Archiv.

Schüppe zurück in seine eigene Vergangen-

Ziemlich genau das ist auch die Stärke von „Mehr Mensch“. Statt einer Abhandlung über die „Ver-Wirtschaftlichung“ des sozialen Sektors hat Schneider einen so kämpferischen wie klugen Essay von nicht einmal 150 Seiten geschrieben. In wildem Tempo jagt er durch Jahrzehnte Sozialpolitik, beschreibt den mit dem neoliberalen Denken einhergehenden Wertewandel und dessen Eindringen in den sozialen Sektor. Er analysiert, wann und wie Menschen zu „Kunden“ oder zu „Humankapital“ wurden und beschreibt die

Die „DRAUSSENSEITER“ dachten sich: Wenn unsere Idee doch ist, Menschen in Not einen Zuverdienst zu ermöglichen, warum machen wir dann nicht ein „Best of“ der

und ist zu allem Überfluss Schalke-Fan.

heit während des Kosovo-Kriegs., u.a. in die Dortmunder Nordstadt und tief hinein in das Umfeld von Prostitution und Schutzgelderpressung.

schönsten und gefragtesten Geschichten

Sowohl Schüppe als auch sein Mit- und

zwischen zwei Buchdeckeln und geben

Gegenspieler, der abgebrannte Boulevard-

unseren Lesern die Möglichkeit, das Buch

reporter Tom Balzack, sind lebensechte

direkt bei ihrem Verkäufer zu erstehen?

Figuren, nicht grundsympathisch und nicht wirklich nahbar, doch in den Dialogen so

Auswirkungen von der „Minuten-Pflege“,

Für das Projekt sammelten die KollegInnen

über das gewinnmaximierte Krankenhaus

über 4.000 Euro über die Crowdfunding-

bis zur Jobcenter-Logik.

Plattform „Startnext“, indem sie Stadt-

Der Autor Thomas Schweres ist seit 30

führungen, Lesungen und Workshops

Jahren Polizeireporter und verbindet sein

„verkauften“.

Insiderwissen aus Polizei-und (Boulevard-)

Dass das Soziale kein Anhängsel eines ansonsten funktionsfähigen Wirtschafts-

authentisch, dass man sie zu kennen glaubt.

Pressearbeit mit einem Gespür für den

systems, sondern ein „Gegenüber“ mit

Herausgekommen ist ein schönes Taschen-

anderen Handlungslogiken sei, war einmal

buch mit Porträts von Verkäufern, Einrich-

eine einfache Wahrheit. Heute schein-

tungen und Initiativen, mit Prominenten-

bar nur noch für die, denen Schneider

interviews, Stadtgeschichten und einem

augenzwinkernd sein Buch widmet: „Für

Serviceteil. Ein ganz neuer Blick auf die

alle Gutmenschen, Bedenkenträger und

Domstadt und ein ganz anderes Souvenir

Sozialromantiker.“

für Ihren nächsten Städtetrip.

Ulrich Schneider: Mehr Mensch!

Christina Bacher (Hrsg.): Köln trotz(t) Armut

Gegen die Ökonomisierung des Sozialen

Bestes vom Straßenmagazin DRAUSSENSEITER

Thomas Schweres | Die Abtaucher

ISBN 978-3-86489-079-6

ISBN 978-3-89126-235-1

ISBN 978-3-89425-445-2

Westendverlag | 160 Seiten | 13,99 Euro

Daedalus Verlag | 9,95 Euro

grafit | 221 Seiten | 9,99 Euro

authentisch-rauen und (selbst-)ironischen Ton seiner Protagonisten. „Die Abtaucher“ ist ein rasantes, geschickt konstruiertes Krimidebüt mit krachendem Ende, das Lust auf eine Fortsetzung macht. (Erhältlich auch in bodos Buchladen, wie das gesamte grafit-Programm.)

37


REPORTAGE

Zwischen deutscher Küche und afghanischen Sprengfallen Unnaer Soldaten am Hindukusch Morgens um 7 Uhr steht die Wüstensonne schon hoch über dem Feldlager in Mazar e Sharif. Es dauert nicht mehr lange, dann treibt sie die Temperaturen auf über 40 Grad. Trotz der brüllenden Hitze trägt Mariusz Stiefel und ein T-Shirt unter dem Uniformhemd. „Das gehört dazu“, sagt er, „so sind die Vorschriften, und die Stiefel schützen vor giftigen Schlangen“. Text und Fotos: Dirk Planert

38


Mariusz N. ist 27 Jahre alt, gelernter Nachrichtentechniker und

hereinschmuggeln könnte. Menschen aus der nahegelegenen

lebt mit seiner Freundin in Unna. Jetzt ist er 5.987 Kilometer

Stadt Mazar e Sharif arbeiten hier als Köche, Putzfrauen oder

entfernt als Stabsunteroffizier im Auslandseinsatz. 660 Sol-

Übersetzer. Einige von ihnen werden nach Deutschland gehen.

daten aus der „Glückauf Kaserne“ in Unna-Königsborn waren

Die Bundeswehr wird sie mitbringen. „Um sie zu schützen,

schon hier. Jetzt sind es noch vier. Manchmal greift seine Hand

damit sie keine Probleme mit den Taliban bekommen, wenn wir

zur linken Brust, als wolle er sicher gehen, dass die Verbindung

abgezogen sind“, sagt ein Soldat.

nach Hause noch da ist. Sein Smartphone liegt in der Hemdtasche. „Das einzige, was mich hier stört, ist die schlechte Inter-

Stabsunteroffizier Mariusz N. will nicht, dass sein voller

netverbindung – ab 20 Uhr, da wollen alle rein“. Sein Lachen

Name genannt wird. „Talibananhänger in Deutschland haben

sagt, dass er das nicht ernst meint. Hier gab es schon ganz

Familien von Soldaten angerufen und bedroht“, erklärt der

andere Probleme. Zuletzt innerhalb des Camps im Mai 2011. Die

Pressesprecher der Bundeswehr vor Ort. Mariusz‘ Job ist es, die

Taliban hatten zwei alte russische Boden-Luft-Raketen umge-

„Satcom RBM`s“ zu kontrollieren, drei etwa zwei Quadratmeter

baut und in das Camp geschossen. Es gab keine Verletzten.

große Satellitenschüsseln für die Kommunikation mit dem Einsatzführungszentrum der Bundeswehr in Potsdam. Freie Tage

Mariusz bekommt für jeden Tag in Afghanistan 110 Euro Zu-

gibt es nicht. Freizeit auch nicht. Die heißt im Bundeswehrjar-

schlag auf seinen Sold. Nach den drei Monaten, die er hier ist,

gon „dienstfreie Zeit“ und meint: immer in Bereitschaft. „Wenn

sind das etwa 10.000 Euro. Dazu gehört das Leben mit einer

ich die Möglichkeit hätte, dann würde ich rausgehen und mir

12 Kilo schweren schusssicheren Weste und dem Helm. Beides

Mazar e Sharif ansehen“, sagt er, „aber das geht leider nicht“.

ist immer in der Nähe. Die Pistole wird ständig getragen. Zwar wird das Camp von 170 Mongolen bewacht, aber man befürch-

Der Unneraner gehört zu den 90 Prozent der Bundeswehrsol-

tet, dass einer der etwa 1.000 afghanischen Mitarbeiter trotz

daten, die das Camp niemals verlassen. Sie kümmern sich um

aller Sicherheitsvorkehrungen Sprengstoff oder eine Waffe

Logistik, reparieren die gepanzerten Fahrzeuge oder arbeiten

39


REPORTAGE

im deutschen Krankenhaus des internati-

Abends um 22 Uhr stehen 20 gepanzerte

ihm, den inneren Schalter umzulegen. Die

onal besetzen Feldlagers. 3.800 Soldaten

Fahrzeuge mit laufenden Motoren bereit.

20 Panzerfahrzeuge verlassen das Camp

und Soldatinnen aus 16 Nationen leben hier

US-Soldaten grölen sich laut und lachend

und rollen in die Nacht. Ab jetzt kann

auf einer Fläche von 3 Quadratkilometern.

an, als wären sie hungrig darauf, raus-

alles passieren. Im Inneren des Dingo-

2.100 davon sind Deutsche. Geschützt durch

zufahren. Die Bundeswehrsoldaten sind

Radpanzers sitzt ein 22-Jähriger vor einem

Mauern, Stacheldraht und Grenztürme,

wesentlich ruhiger, auch deshalb ist ihr Ruf

Bildschirm und hält einen Joystick in der

die an die damalige DDR-Mauer erinnern.

bei den Afghanen viel besser. Der Auftrag:

rechten Hand. Damit steuert er das MG

Seit fast 13 Jahren ist die Bundeswehr in Af-

Eine Patrouillenfahrt durch die Nacht bis

oben auf dem Dach. Auf jede Bewegung

ghanistan, und mittlerweile verlassen das

zum Camp der ANA (Afghanische Natio-

am Bildschirm reagiert er blitzschnell

Feldlager nur noch 10 Prozent der Soldaten.

nalarmee) auf der Suche nach Sprengfallen

und zielt. Wieder nur ein Mann auf einem

Der Auftrag wurde zurückgefahren und

und Taliban. Der Weg soll sichergehalten

Balkon, der eine Zigarette raucht. Gute

besteht nun hauptsächlich aus der Ausbil-

werden. „Drohne in der Luft“, schreit einer

2.000 Meter entfernt. Hält er erkennbar

dung afghanischer Polizisten. Aber einige

und dann: „Aufsitzen“. Ein Soldat knotet

eine Waffe, „dann gibt’s erst einen Warn-

haben noch immer Jobs, die ihre letzten

sich erst ein Tuch um den Kopf und setzt

schuss“, sagt der Soldat am Joystick. Das

sein könnten.

dann den Helm auf. Das Kopftuch hilft

Infrarotlicht soll die Fahrzeuge unsichtbar machen. Aber eigentlich nützt das nichts. Die Taliban filmen die Straßen mit ihren Smartphones, weiß einer der Soldaten. Dadurch wird das Tarnlicht sichtbar. Plötzlich stoppt der Konvoi. Die Amerikaner ganz vorn haben gesehen, wie ein Mann und ein Kind etwas verbuddeln. Ein paar Soldaten steigen ab, andere sichern sie von den Panzern herunter. Falscher Alarm. Die beiden haben Hausmüll vergraben. Nach drei Stunden rollen die Panzer wieder durch das Tor des Feldlagers. Völlig nassgeschwitzt unter den schusssicheren Westen von der nächtlichen Hitze und sichtlich erleichtert beenden die Männer und Frauen der Patrouille ihren Arbeitstag. Einigen von ihnen sieht man an, dass sie wissen, was Krieg bedeuten kann. Sie haben Freunde verloren und selbst um ihr Leben gezittert. „Die Hälfte scheißt sich beim ersten Gefecht in die Hose oder kotzt“, sagt einer der Männer.

Das Leben im Feldlager läuft geordnet und ruhig. Trotzdem kann jederzeit etwas passieren. Der Ehrenhain im Feldlager Mazar e Sharif. Die Namen von 55 deutschen Soldaten sollen erinnern an „die gefallenen Kameraden“.

40


Kurz darauf ist es wieder 7 Uhr am Morgen.

nicht beantwortet. Immerhin ist die Panze-

Artikel müssen bis zum 31.Dezember hier

Mariusz N. beginnt den Tag in der Kantine.

rung der Fahrzeuge besser geworden. „Wir

weg sein. „Am Ende“, sagt Cheflogistiker

Manchmal kommen Amerikaner, um hier

haben gelernt“, sagt einer der Fahrer. Unter

Oberstleutnant Dietmar B., „wird es hier so

zu essen. Die deutsche Küche hat einen

den Dingos und Füchsen sind die Fahrwerke

aussehen wie vor unserer Zeit“. Was bleibt,

guten Ruf. Dann hängen amerikanische

nun V-förmig konstruiert. Der Druck von

ist ein Stück Wüste. Was dann kommt, das

M16-Sturmgewehre vor Bäuchen, die sich

Sprengfallen wirft sie auf die Seite, aber

weiß niemand.

mit Eisbein und Sauerkraut füllen. Die

zerlegt sie nicht mehr.

Deutschen haben nur das G 36. Schrott im

Seit die Taliban in Mazar e Sharif nicht mehr

Einsatz. Heckler und Koch, so munkelt man

Seit Wochen werden Waffen und Fahrzeuge

die Oberhand haben, können Mädchen

hier, lässt Einzelteile in Pakistan herstellen,

zurück nach Deutschland transportiert. In

zur Schule gehen, und es gibt kaum noch

weil das billiger ist. Im Gefecht schmilzt der

der sogenannten Materialschleuse werden

Sprengsätze, die hochgehen. Aber das liegt

Griff am Lauf, der sich wegen der Hitze ver-

sie desinfiziert, registriert und verpackt.

nicht an der Armee oder der Polizei, erzählt

zieht. Zielen ist dann kaum noch möglich.

Die Bundeswehr steckt mitten in ihrer

man in der Stadt, sondern am Gouverneur

Heckler und Koch hat zwar eine Pressestelle.

größten logistischen Herausforderung

der Provinz, Mohammad Atta Noor. Er zahlt

Nachfragen zum G 36 werden trotzdem

seit ihrer Gründung. 150.000 verschiedene

an die Taliban. Die halten sich im Gegenzug mit Anschlägen zurück. Trotzdem ist vor zwei Tagen vor dem Polizeipräsidium ein Sprengsatz detoniert. Nach dem Frühstück läuft Mariusz N. zu seinen Satellitenschüsseln. Direkt dahinter steht der Ehrenhain. Zwei Mauern, in denen Steinplatten mit Namen eingelassen sind. Davor ein etwa 2,5 Meter hohes Holzkreuz,dahinter die afghanischen Berge. Etwa 100 Namen erinnern an „die gefallenen Kameraden“, sagt der Pressesprecher, die, wenn sie Glück hatten, schnell starben. Alles andere ist elendiges Verrecken. „Wir. Dienen. Deutschland.“ steht auf dem gepanzerten, klimatisierten VW-Bus des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Volker Wieker. Er ist heute zu Besuch im Camp. Noch am Abend wird er wieder abreisen. Mariusz N. und der 22-Jährige am MG-Joystick bleiben hier.

Der Abzug wird vorbereitet. Waffen werden verpackt und per Luftfracht nach Deutschland zurückgeschafft. Kurz vor Beginn einer Patrouillenfahrt wird noch gelächelt. Sobald der Konvoi startet, nicht mehr.

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REPORTAGE

Entwicklungshilfe mitten in Dortmund

Ein altersschwacher Transporter mit französischem Kennzeichen hält auf der Mallinckrodtstraße. Zwei Männer steigen aus, öffnen die Schiebetüren des Laderaums. Etwa zehn Kinder und mehrere Frauen klettern aus dem Wagen. Sie saßen oder lagen auf der Ladefläche – Sitze gibt es in dem Transporter nicht. Text und Fotos: Alexander Völkel

Total erschöpft und hungrig steigen sie aus, machen sich über einen Imbiss her – ein Picknick mitten auf dem Mittelstreifen. Die Roma, die hier aus dem Transporter gestiegen sind, machen einen desorientierten Eindruck. So, als wenn sie nicht wüssten, wo sie gerade sind. Nach einer Stunde macht sich der Transporter wieder auf den Weg.

Kostenlos – Ein Fremdwort Die gestrandeten Menschen bleiben in der Nordstadt. Sie mischen sich unter ihre LandsOben: „Wir sind Gäste hier und

leute, die zu Dutzenden im Schleswiger Viertel

müssen uns auch so verhalten“,

auf den Straßen stehen und sitzen. Welches

sagt Neuzuwanderer Fabian

Schicksal sie haben und was ihnen noch bevor

Lazar-Ion. „Wir wollen uns hier

steht, weiß in dem Moment wohl niemand.

integrieren.“ Anisoara Lazar-Ion wünscht sich mehr interkulturelle

Einer, der es vielleicht erfährt, ist Mirza Demi-

Trainer und kritisiert Pauschalisie-

rovi´ c. Der Sozialarbeiter ist Streetworker bei

rungen und Vorurteile.

der AWO und kümmert sich schwerpunktmäßig um Neuzuwanderer in der Nordstadt.

Rechts: Ricarda Erdmann und

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen,

Mirza Demirovic´ kümmern sich

die rumänisch, bulgarisch oder türkisch spre-

bei der AWO um die Integration

chen, suchen sie die Neuzuwanderer auf. Am

von Roma.

Nordmarkt, auf der Mallinckrodtstraße, der Schleswiger Straße sind sie unterwegs. Sie laden sie ein zu einem kostenlosen Frühstück im Interkulturellen Zentrum (IKUZ) in der Blücherstraße. Sie möchten hören, was die Menschen bewegt, was sie erlitten haben und was sie brauchen. Dann bieten sie Hilfen an. Kostenlos. Kostenlos? Ein Wort, das viele Roma nicht zu kennen scheinen. Sie sind es nicht gewohnt, dass etwas ohne Bezahlung angebo-

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Neuzuwanderer in der Nordstadt


ten wird. Anmeldung, Kindergeldantrag,

dort zu arbeiten. Sie flohen vor der Pers-

Dezember 2013 bei der Schwester und ihrer

Wohnungssuche – dubiose Geschäftsleu-

pektivlosigkeit, dem Hass auf „Zigeuner“

Familie unter, direkt am Nordmarkt, unter

te bieten den Familien an, bei den Amts-

und der Benachteiligung in ihrer Heimat.

extrem beengten Verhältnissen.

gängen zu helfen. Natürlich gegen Geld.

In Spanien ging es ihnen gut. Sie lernten

Mehrere hundert Euro fließen, weiß Mirza

Spanisch, hatten beide Arbeit und ein

Für Fabian war und ist klar, dass er selbst

Demirovic´. Hier klären die AWO-Mitarbei-

Auskommen. Doch mit der Wirtschafts-

für das Auskommen seiner Familie sorgen

ter auf. Sie sind Entwicklungshelfer – mit-

krise war Schluss. „Wir bekamen keine

will und muss. Er suchte nach Arbeit, Woh-

ten in Dortmund.

Arbeit mehr“, berichtet der Vater von

nung, Perspektive – erfolglos. Ihr Leben än-

zwei Kindern.

derte sich, als sie Mirza trafen. Der Street-

Über Spanien nach Dortmund

worker und Übersetzerin Tatiana-Iolanda Von seiner Schwester erfuhr er, dass es in

Christea luden sie zum Frühstück ein und

Fabian Lazar-Ion (39) und seine Frau Ani-

Dortmund Arbeit gebe. Ihr Mann hatte –

zeigten Möglichkeiten auf. Es gab Essens-

soara (31) haben sich von diesen Lügenge-

weil er selbst Türkisch spricht – bei einem

hilfe und auch eine finanzielle Unterstüt-

schichten nicht abschrecken lassen – sie

türkischen Bauunternehmer in der Nord-

zung zum Start, damit die Familie in Dort-

sind angekommen. Die beiden Rumänen

stadt Arbeit gefunden und Frau und Kinder

mund Fuß fassen konnte, Aisoara ging zur

aus Galati in der Moldau-Region sind vor

nachgeholt. Fabian und seine schwangere

Schwangerschaftsberatung, die es bei der

neun Jahren nach Spanien gegangen, um

Frau Anisoara kamen mit ihrem Kind im

AWO auch auf Rumänisch gibt.

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REPORTAGE

Mit kleinen Schritten aus der Armut

ein Traum erreicht, wenn sie Strom und fließend Wasser in der Wohnung haben.“ Denn

Mittlerweile haben sie eine eigene kleine Woh-

in vielen Roma-Siedlungen in Rumänien gebe

nung. Es ist bereits die zweite. Die erste hatten

es im gesamten Ort kein fließendes Wasser.

sie sich liebevoll hergerichtet, mussten aber

„Die Menschen tragen ihre Kleidung, bis

ausziehen – der Vermieter hatte Strom und

es gar nicht mehr geht und verbrennen sie

Wasser nicht bezahlt. Jetzt wohnen sie genau

dann“, beschreibt Demirovic´ die Lebenswirk-

über einem rumänischen Lokal. Bei der lauten

lichkeit vieler Menschen.

Musik können die Kinder nachts kaum schlafen. Doch beschweren wollen sie sich nicht – aus Angst, dann wieder ohne Wohnung dazuste-

„Die ethnische Zuschreibung ist das Problem.“ Doch es seien beileibe nicht alle gleich, verwehrt sich Fabian gegen Pauschalisierungen. Natürlich gebe es Menschen ohne Antrieb, die nur auf der Mallinckrodtstraße stünden. Doch manchmal braucht es auch einen Schubs oder eben eine gezielte Ansprache. Daher wünscht sich Anisoara mehr interkulturelle Trainer und Sprachmittler, damit die Neuzuwanderer besser und schneller begreifen, wie das Leben in Dortmund funktioniert. Und wie die Spielregeln sind. „Wir sind Gäste hier und müssen uns auch so verhalten“, sagt Fabian. „Wir wollen uns hier integrieren“, betont er. Integrieren, dieses Wort verwendet Fabian häufig.

Fabian Lazar-Ion (r.), seine Schwester

hen. Beide haben inzwischen Mini-Jobs bezie-

Gabriela Lihcah (l.) und seine Frau

hungsweise Saisonarbeit gefunden. Doch für

„Die ethnische Zuschreibung für Missstän-

Anisoara besuchen Streetworker

einen Umzug in einen anderen Stadtteil – weg

de in der Nordstadt ist das Problem“, kriti-

Mirza Demirovi´c bei der AWO.

vom Drogenhandel und dem „Schwarzarbeiter-

siert Ricarda Erdmann. „Wir dürfen ja auch

strich“ – reicht es finanziell noch nicht. Trotz-

nicht jeden Deutschen aus der Nordstadt

dem: Sie sind stolz auf das bisher erreichte.

zum Maßstab für alle Deutschen nehmen“, warnt sie vor Pauschalisierungen. Problem-

Fabian will weiter seinen Plan verfolgen, seinen

häuser und Neuzuwanderung gibt es, seit

Kindern eine gute schulische Ausbildung und

es die Nordstadt gibt. „Und Armut führt zu

eine berufliche Perspektive zu bieten. Der älteste

Verwahrlosung“, verdeutlicht die AWO-Mit-

Sohn Ruben soll im Herbst in den Kindergarten

arbeiterin. Doch die Neuzuwanderer in der

gehen – dann wird er drei Jahre alt. „Es spricht

Nordstadt seien eben sehr unterschiedlich.

schon einige deutsche Worte“, freut sich der

Das hätten die vielfältigen Kontakte gezeigt.

Papa. Er selbst sagt das auf Rumänisch. Denn

„Seit dem 1. April haben wir knapp 600 Men-

noch lernen er und seine Frau erst Deutsch.

schen erreicht“, zieht sie eine Zwischenbilanz.

Eigentlich unvorstellbar, wenn man erlebe, un-

Ihren gerade drei Monate alten Sohn hat die

ter welchen Umständen die Menschen teilwei-

Familie Lazar-Ion übrigens Mirza genannt –

se in Dortmund hausen müssten, verdeutlicht

als Dankeschön für die Hilfe von AWO-Street-

Ricarda Erdmann, Leiterin der Integrationsfach-

worker Mirza Demirovi´c. Na dann: Willkom-

dienste der AWO. Doch diese Bewertung basie-

men in Dortmund.

re halt auf einer Sozialisierung in Deutschland – und den eigenen Lebensstandards.

Der Artikel ist zuerst auf der ehrenamtlich betriebenen Dortmunder Nachrichtenseite

Das kann Mirza nur unterstreichen: „Die schlimmste Bruchbude in der Nordstadt ist noch besser als ihr altes Zuhause. Für sie ist 44

nordstadtblogger.de erschienen.


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LESERSEITE

bodo im Stadtbild ist ja eigentlich nichts Ungewöhnliches. Im Format „DIN-A0“ allerdings schon. Dank einer schönen Kooperation mit dem Werbedienstleister „City Life“ durften wir im September in allen Dortmunder U-Bahnstationen großformatig für unser Heft werben – Vielen Dank!

LESERPOST Betr.: Berichterstattung über den PCB-Skandal

delt hat, wird dabei verschwiegen. Beschäftigte, in der

Der Berichterstattung konnten BürgerInnen entneh-

Mehrheit Leiharbeiter, die die Arbeit bei Envio mit ihrer

men, dass der Geschäftsführer des PCB-Emittenten

Gesundheit und der ihrer Familien bezahlt haben, wer-

Envio ebenso wie seine zwei Mitstreiter höchstwahr-

den durch die Freisprüche zum zweiten Mal zu Opfern

scheinlich nicht wegen Körperverletzung verurteilt –

gemacht, AnwohnerInnen mit erhöhten PCB-Werten im

und damit freigesprochen werden. Weil: „die Krank-

Blut, die sich um ihre Gesundheit sowie die ihrer Kinder

heitssymptome von 29 Ex-Arbeitern nicht zwingend

sorgen, nicht ernst genommen, und NutzerInnen des

auf erhöhte PCB-Blutwerte“ durch die ohne Schutz-

Fredenbaumparks und des Hafengebietes erfahren

maßnahmen bei Envio verrichteten Tätigkeiten zu-

nichts über die Vergiftung ihrer Lebensumwelt.

rückzuführen seien, die Anlagen bei Envio grundsätz-

Warum geht Envio eigentlich nicht wieder ans Netz?

lich in Ordnung und funktionstüchtig waren und die

Katrin Rieckermann (für die Bürgerinitiative zur Auf-

Umweltbelastung nach der Stilllegung des Envio-Be-

klärung des PCB-Skandals in Dortmund)

triebes nun auch in der Umgebung der Firma „deutlich

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zurückgegangen“ seien – lokale Entscheidungsträger

Hallo bodo-Team,

laden nicht erst aktuell zu Grünkohlverköstigungen

danke für viele tolle Geschichten und das „neue“ De-

aus genau den Kleingartenvereinen ein, für die das

sign in Eurem bodo-Magazin. Die September-Ausgabe

Ministerium für Umwelt-und Verbraucherschutz NRW

habe ich mal wieder von vorne bis hinten gelesen, also

eine Verzehrwarnung ausgesprochen hat.

eigentlich alles. Ich werde auch weiter treuer Käufer

Dass es sich bei der PCB-Verseuchung des Dortmunder

bei den bodo-Verkäufern sein, mal vor Supermärkten,

Hafengebiets um den größten Umweltskandal der

auf dem Westenhellweg oder vor dem Kino.

Bundesrepublik der vergangenen Jahrzehnte gehan-

Viele Grüße und weiter so, Franz Luthe

bodo dankt: Sparkasse Bochum Ute Truemper, Adrian Viktor Brandl, Jürgen Erwin Bauer, Susanne Cabalzar, Jutta Czerner, Luise und Friedhelm Köster, Kati und Holger Fromm, Margrit Bussmann, Renate Hildegard Kwaterski, Horst Pollet, Ute Schünemann, Herbert Schilke, Frank Wendeburg, Dr. Prof. Brigitte und Dr. Prof. Walter Friedrich Reineke, Erbengemeinschaft Ilse Kort, Peter Gustav Harder, Waltraud und Rolf Borgmann, Friedhelm Truemper, Susanne Bünnemann, Monika Schulte Derne, Bruno Wille, Bärbel Gerth, Dr. Wilken Reineke, Klaus Nebelsiek, Dieter Brinker, Christa Esdar, Dr. Med.vet. Karen Elisabeth, Beate und Jürgen Neserke, Wilhelm Rosskothen, Denise Kienert, Rita Engelbrecht, Johannes Syre, Rosemarie und Hans Gerd Steffens, Ursula Wedepohl, Siegmar Welski, Dr. Stefan Wirths, Udo Möller, Daniel Böning, Dr. Nina Kolbe, Wolfgang Becker, Renate Irmgard und Wolfgang Roch, Inge Aschoff, Heinz Riedl, Paul Höringklee, Annette und Werner Weischede, Renate Brachmann, Christa Fuhrlander, Beate Vohwinkel, Ute Soth-Dykgers, Timo Zimmermann, Harald Gering, Hildegard Reinitz, Dolf Mehring, Andreas Buergel, Silke Harborth, Petra Danielsen-Hardt, Jochen Otto Ley, Sabine Raddatz, Peter Lasslop, Elsemarie Bork, Jutta und Wido Wagner, Christina Kolivopoulos, Gerhard Volpers, Kathrin Bohr, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm-Rasch, Petra Karmainski, Volker Schaika, Erika Maletz, Jonas Pasche, Dr. Rinnert Siemssen, Esther Hagemann, Christian Pflug, Carsten Piel, Oliver Stiller, Simon Köppen, Julia Beatrix Rüding, Dr. Sabine Siebel, Toni´s Ristorante Polte GmbH, Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Was wurde aus der jungen Frau, die 2007 bei Youtube einen kleinen Hai besang und 30 Millionen mal angeklickt wurde? Wie viele Blumenbottiche wurden jenem Seniorenheim gespendet, das 2010 in einer Zeitungsmeldung Twitter aufwirbelte: „Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift, als sie vor die Tür sahen: Einer der zwei Blumenkübel lag zerbrochen vor dem Eingang.“ Die Frau mit der Haiklatsche gab die Peinlichkeit später als Performance aus, der Chef der Zeitung mit dem Kübel freute sich mal auf einer Tagung bannig über das Riesenecho auf die Banalität. Das ist lange her. Gefühlt genauso lang liegt die Ice Bucket Challenge zurück. (Im Netz gibt es drei Zeitformen: „Jetzt!“, „gerade verpasst“ und „da gab´s doch mal“.) Für Facebookfreie: Vor ein paar Wochen kippte man sich dort Eimer mit Eiswasser über den Kopf, weil, na ja, weil jeder das gerade machte. Irgendwie war das gegen die Nervenkrankheit ALS, man spendete eifrig. Beim Aufkommen der Epidemie, da hieß sie noch Cold Water Challenge, also Kaltwasser-Herausforderung, riet ich schwächelnschwächelnden Religionsgemeinschaften, ihre Taufen auch so zu benennen. den Religionsgemeinschaften, Das Ding wuchs indes, bald war die Kritik ebenso bescheuert wie das Wasserspiel. Man warnte vor der ALS-Forschung, die auch auf Tierversuche setzt, Motto: Wer kippt, tötet auch niedliche Goldhamster. Deutschland kippte weiter, bald bot man schon Geld, um nominiert zu werden für den Videospaß und keiner wusste mehr, worum es eigentlich gehen sollte. Was bleibt? Ich weiß es nicht. Ob man das Seniorenheim (s.o.) mit Ersatzkübeln zugeschmissen hat, weiß ich nicht. Dafür ist etwas anderes gewiss. Der einst bollestolze Redakteur wird keinen weiteren Onlinehit mehr landen für die Münstersche Zeitung. Sie wird gerade abgewickelt. Ich guck mir dann mal meine niedlichen Beitragsmarken für die AWO an, muss mal ein Video davon drehen.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

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Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340

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Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10

info@awo-ww.de | www.awo-ww.de 47


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