2.50 Euro | 1,25 Euro f체r den Verk채ufer
bodo
Oktober 2015
GA DAS STRASSENMA
Z IN
HOMELESS WORLD CUP JOHN LYDON PETER THORWARTH 1
ET: 1.03.15 ANZEIGEN
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INHALT | EDITORIAL
04
Peter Thorwarth Mit Filmen wie „Bang Boom Bang“ hat er es wie kein Zweiter geschafft, Filme über echte
Ruhrgebietsfiguren mit Thrillereffekten, Humor und Hollywood-Suspense auszustatten – und tragfähig für ein großes Kinopublikum zu machen. Ein Besuch bei Peter Thorwarth. Von Peter Hesse
12
Homeless World Cup 67 Teams aus 48 Ländern waren zur Wohnungslosen-WM nach Amster-
dam gereist. Der irische Autor und Schirmherr Irvine Welsh fasste die Stimmung des Turniers am besten zusammen: „Wir alle lieben Fußball und hassen Obdachlosigkeit. So einfach ist das.“
18
Von Sebastian Sellhorst
Im Unterholz Während Pilzsammlern vor einigen Jahren nur ein Lächeln geschenkt wurde, so
hat sich diese Haltung verändert. Ob als Parallelbewegung zum trendigen „Urban Gardening“ oder Rückbesinnung auf die eigene Kindheit – das Pilzesammeln ist wieder in! Von Didi Stahlschmidt
32
bodo-Spezial: 10 Jahre Hartz IV Trotz eines unerfreulichen „Jubiläums“ schaffen die Folgen der Hartz-Refor-
men, die dieses Land verändert haben, es zurzeit kaum in die Medien. Gemeinsam mit der Nationalen Armutskonferenz (nak) haben wir einen Themenschwerpunkt erstellt. Von nak und bodo
03 Inhalt | Editorial 07 Straßenleben | Angekommen 07 Impressum 08 Neues von bodo Liebe Leserinnen und Leser,
16 News 16 Kommentar | In eigener Sache 17 Recht | Internet zu langsam? – Kündigung! 17 Das Zitat | Das Foto
die Frau auf unserem Titelbild ist Reena Panchal, Spielführerin der indischen Nationalmannschaft beim Homeless World Cup in Amsterdam. Dort haben wir sie getroffen, 67 Teams, einen
21 Verkäuferporträt | Benjamin
König und einen Hollywoodstar. Außerdem haben wir den Re-
22 Kultur | Cross-Border-Festival
gisseur Peter Thorwarth („Bang Boom Bang“) besucht und mit dem ehemaligen
23 Wilde Kräuter | Wilde Möhre
„Sex Pistols“-Frontmann John Lydon vor seiner Deutschlandtour über Arnold
24 Veranstaltungskalender | Verlosungen
Schwarzenegger und Wolfgang Schäuble gequatscht.
30 bodo geht aus | Café Corba
Gemeinsam mit der Nationalen Armutskonferenz (nak) haben wir ein Spezial
31 Kultur | Kinofestival Storyboard
zu „10 Jahre Hartz IV“ verfasst. Und natürlich geht es auch um Flüchtende
38 Netzwelt | refunite.org
und ein Land zwischen Willkommenskultur, Brandanschlägen und politischer
38 Kinotipp | Voll verzuckert 39 Bücher
Führungslosigkeit.
40 Reportage | Schlepper oder Fluchthelfer?
Vielleicht nur so viel: Wir bei bodo glauben ans Selbermachen. Auch ohne
43 Kultur | John Lydon
staatliche Direktiven und dreifache Formulardurchschläge. Das vieltausend-
46 Leserpost | Comic
fache Anpacken bei der Flüchtlingsnothilfe, die Antifa-Gruppen, Migranten-
47 Spendenshop
Selbstorganisationen, Freundeskreise beim Empfangen der „Trains of hope“, die Anwohnerinitiativen in den Unterkünften – all das überrascht uns nur in seiner
bodo SCHA FFT CHAN CEN
Dimension und freut uns. Langsam wünscht man sich ein „Ministry of hope“. Könnten nicht ein paar gut aufgestellte Flüchtlingsinitiativen das führungslose Bundesamt für Migration (BAMF) übernehmen und vielleicht auch den Job des vor sich hin scheiternden Innenministers? Die brauchen auch dringend Hilfe. Viele Grüße von bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3
MENSCHEN
Glück und echte Überzeugung
Peter Thorwarth:
„Grundsätzlich mag ich Regisseure, bei denen ich eine eigene Handschrift sehe und eine Haltung dahinter spüre.“
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Sein Film „Bang Boom Bang“ ist für viele Menschen einfach Kult. Der Filmemacher Peter Thorwarth hat es wie kein zweiter geschafft, Filme über echte Ruhrgebietsfiguren mit Thrillereffekten, Humor und Hollywood-Suspense auszustatten – und tragfähig für ein großes Kinopublikum zu machen. So hat er im beschaulichen Unna den Baustein für eine beachtliche Karriere gelegt. Nicht nur im Film ist er zu Hause, auch zu ernsten Themen bezieht er Stellung. Von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski
Wir sind in Köln verabredet. Als ich seine
sich begreift, kann er für die Rolle aus dem
Jahre in Berlin, das war ein bisschen meine
Nummer wähle, sagt er: „Ich brauche noch
eigenen Fundus schöpfen und so entste-
Partyphase. Als meine Frau einen Dreh in
ein paar Minuten, ich muss noch die Wäsche
hen wahrhaftige Figuren. Ich inszeniere ja
Köln hatte, haben wir uns irgendwie in die
aufhängen.“ Kurze Zeit später klärt er auf,
keine ausgefeilten Slapstick-Sachen, wo der
Stadt verliebt. Es ist nicht zu versnobt und
was passiert ist. Sein Sohnemann hat sich
Humor sehr technisch ist.“
nur 100 Kilometer bis zu meinen Eltern und
einen üblen Magen-Darm-Virus einge-
zum BVB.“ Als überzeugter Ruhrgebiets-
fangen, letzte Nacht ist etwas „daneben“
Im vergangenen Jahr ist ihm das mit dem
mensch freut er sich besonders, dass vor
gegangen. Manchmal spielt das Leben so,
Film „Nicht mein Tag“ wieder einmal
allem sein Club Borussia Dortmund in Liga 1
wie der Gruselfilm-Regisseur George A.
gelungen. Über 700.000 Zuschauer sahen
und der VfL Bochum in Liga 2 so exzellent
Romero an anderer Stelle schon mal sagte:
die Komödie über den Bankangestellten Till
gestartet sind.
Es gibt Momente im Leben, da ist Horror und
Reiners (gespielt von Axel Stein), der früher
Humor dasselbe.
einmal Rockmusiker war. Aus einer kuriosen
Das vorherrschende Thema in Deutschland
Situation heraus nimmt der Film plötzlich
ist in diesem Spätsommer ein anderes. Die
Aber wie inszeniert man Humor, dass er
Tempo auf und entwickelt sich zu einem
Aufnahme von politischen Flüchtlingen aus
locker, leicht und eben witzig rüberkommt?
Gangster-Road-Movie mit Action, Spannung
Krisengebieten wie Syrien. Sein Kollege Till
Landen erst einmal Dutzende Ideen im Pa-
und irren Wendungen. Moritz Bleibtreu und
Schweiger setzt sich dafür sehr öffent-
pierkorb, bevor eine Szene für die Ewigkeit
Ralf Richter in weiteren Rollen sorgen für ein
lichkeitswirksam ein. „Wir sind in einer
bleibt? „Man hört ja immer wieder, dass die
schillerndes Panoptikum.
Generation aufgewachsen, wo wir eine sehr
Komödie das schwerste Fach des Filmema-
privilegierte Sicht auf die Dinge haben“,
chens ist. Das sehe ich ehrlich gesagt nicht
„Ralf wohnt hier ganz in der Nähe“, sagt
sagt Thorwarth. „Uns ging es immer gut.
so. Ich mache das immer so aus dem Bauch
Thorwarth und zeigt über den Rathenau-
Wenn die Leute fürchten, dass es uns bald
heraus. Ich habe ein Gefühl dafür entwickelt
platz, wo wir mittlerweile im Café sitzen.
nicht mehr gut geht, dann passieren natür-
und ich strenge mich nicht groß an. Der
Wir bestellen Kaffee. Das belgische Viertel
lich traurige Dinge. Deswegen müssen wir
Schlüssel zu allem ist immer, dass du echte
und die Kölner Altstadt sind hier direkt um
auch dafür sorgen, dass wir Lösungen parat
Figuren hast. Wenn ein Schauspieler das für
die Ecke. „Ich finde Köln einfach großartig.
haben.“ Dann folgt ein langer Monolog über
Meine Studienzeit habe ich in München
verantwortliches Handeln und wie inner-
verbracht und dort mit „Was nicht passt
halb der Globalisierung scheinbar alles mit
wird passend gemacht“ auch meinen
allem zusammenhängt. „Wir müssen uns
ersten Kurzfilm gedreht. Dann folgten
mit dem Gedanken abfinden, dass wir in Zukunft Abstriche machen müssen, von dem, was wir haben. Das bedeutet aber nicht, dass wir damit weniger glücklich sind.“ Sein eigenes Glück hat Thorwarth gefun-
Geboren: 1971 in Dortmund Beruf: Filmemacher und Drehbuchautor Will er sich demnächst unbedingt anschauen: „Victoria“ und „Der Tatortreiniger“ Familienstand: verheiratet, ein Sohn
den: privat wie beruflich. Neben Spielfilmen hat er kontinuierlich Werbefilme gedreht. Einzige Bedingung: „Ich muss mich mit dem Produkt identifizieren können.“ Das trifft
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MENSCHEN
„Man hört ja immer wieder, dass die Komödie das schwerste Fach des Filmemachens ist. Das sehe ich ehrlich gesagt nicht so.“
natürlich auch für seine Herzensangelegenheit zu, Bilderwelten für das Kino zu realisieren: „Ich bin sehr wählerisch mit den Filmen, die ich mache. Dafür lasse ich mir sehr lange Zeit. Bis meine Herzblut-Projekte finanziert sind, das kann schon mal dauern. Die Lücken dazwischen probiere ich dann einigermaßen sinnvoll zu überbrücken.“ In der Wahrnehmung des Kinopublikums ist die ökonomische Planung von Filmen eher nebensächlich, für die Filmemacher aber von entscheidender Wichtigkeit: „Wenn ich mir ein finanzielles Polster erarbeite, indem ich Werbung mache, ist das für mich natürlich sinnvoll. Somit erkaufe ich mir die Zeit, die ich dann in meine Filmprojekte investieren kann, um Drehbücher zu schreiben. Oder einfach nur um zu warten, bis ich das richtige Filmprojekt, was ich gerne machen möchte, finanziert habe.“ Der nächste Film steht schon in den Startlöchern. Peter Thorwarth will den Action-Vampirfilm „Blood Red Sky“ als internationale Produktion abdrehen. Ob er Vorbilder hat? „Grundsätzlich mag ich Regisseure, bei denen ich eine eigene Handschrift sehe und eine Haltung dahinter spüre. Martin Scorsese würde ich schon erwähnen wollen, ja. Natürlich hat mich Quentin Tarantino beeinflusst, so wie eigentlich jeden Filmhochschüler in den 1990er Jahren auch. Aber ich bin jetzt auch nicht Fan von allen Dingen, die er macht. Je älter ich werde, desto differenzierter wird auch mein persönlicher Geschmack. Mein Humor ändert sich und ist auch sehr stimmungsabhängig.“ Wie gut, wenn sich Dinge ändern. So bleibt das Leben spannend.
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STRASSENLEBEN
IMPRESSUM
Angekommen Das ist Malak. Zusammen mit ihrer kleinen Schwester Aya und ihren Eltern ist sie aus dem kriegsgeplagten Damaskus geflohen. Die anstrengende Flucht hat sie über Ungarn und Österreich bis nach Deutschland gebracht. Mit einem der schnell als „Züge der Hoffnung“ bezeichneten Sonderzüge ist die Familie am 6. September in Dortmund angekommen. Text und Foto: Felix Huesmann
Herausgeber, Verlag, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke, Peter Hesse, Felix Huesmann, Wolfgang Kienast, Antje Mosebach, Nationale Armutskonferenz, Dirk Planert, Bastian Pütter, Petra von Randow, Rosi, Sebastian Sellhorst, Didi Stahlschmidt, Anna Woznicki Titelfoto: Anita Milas Fotos: BAG W (37), Paul Bence (15, 46), Bianka Boyke (17), Caritas (33), Bernd Hartung (8), Felix Huesmann (7, 16), Anita Milas (3, 14, 15), Dirk Planert (40, 41, 42), pixelio.de (16), Reuters/Alexandra Beier (16), Reuters/Jacky Naegelen (16), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 17, 18, 19, 20, 20), Jo Schwartz (3, 32, 34), Sebastian Sellhorst (8, 9, 10, 11, 12, 13, 21, 31, 36), Claudia Siekarski (9, 11), Shell Smith (43), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (23), Alex Völkel (22), Alexander Walker (13, 15), Anna Woznicki (34, 35) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die November-Ausgabe 10.10. 2015 Anzeigen: Es gilt die Anzeigenpreisliste 01.2015 Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Allein an diesem einen Sonntag haben über
te und das gute Gefühl der Flüchtlingshelfer.
2.000 Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern
Die Bundespolizei hat wieder damit begon-
den Dortmunder Hauptbahnhof erreicht. Sie
nen, Einreisende aus Österreich zu kontrol-
wurden von Hunderten freiwilligen Helfern
lieren. Prompt zogen andere Länder nach.
klatschend und singend begrüßt. Im nahege-
Die Grenze zwischen Ungarn und Serbien ist
legenen Dietrich-Keuning-Haus konnten sie
mittlerweile ein Bollwerk.
Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev
die verschiedenen Unterkünfte in ganz Nord-
Europa macht den Eindruck, als müsste es
Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka verein@bodoev.de
rhein-Westfalen weiterverteilt wurden.
sich vor den Flüchtenden schützen, als könn-
sich kurz ausruhen, bevor sie mit Bussen in
te es mit der Ankunft so vieler Menschen Mehr als tausend Helfer haben allein in Dort-
nicht fertig werden. Dazu sagte der österrei-
mund dafür gesorgt, dass dabei alles rund
chische Grünen-Politiker Michael Reimon in
läuft. Die Stadt war zurecht stolz auf sich
einer Talkshow: Selbst wenn alle syrischen
selbst. Nach den Bildern der rassistischen
Flüchtlinge nach Europa kämen, die bislang in
Ausschreitungen in Heidenau bestimmte
den Nachbarländern Libanon, Jordanien und
auf einmal die neue deutsche Willkommens-
der Türkei leben, bedeute das, „dass bis jetzt
kultur die internationalen Schlagzeilen. Die
drei arme Länder im Nahen Osten Flüchtlinge
großen Zeitungen der Welt schauten aner-
versorgen, die sich dann auf 28 reiche Länder
kennend auf das Land.
verteilen würden. Tatsächlich käme wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte.“
Bereits eine Woche später verdrängten die Meldungen über die Wiedereinführung von
Ob die europäische Gesellschaft das schafft,
Grenzkontrollen die anerkennenden Berich-
liegt vor allem an ihrem Willen.
Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher, Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
7
NEUES VON BODO
Cross-Border-Festival
Auf der Buchmesse
Die andere Stadtführung
MusikerInnen für junge Flüchtlinge,
Mitte Oktober heißt es für die Mitarbeiter-
Spannende Perspektiven abseits der bekann-
präsentiert von bodo: Am 30. Oktober trifft
Innen in unserem Buchprojekt wieder: Auf
ten Routen; Bochum und Dortmund, wie
Dortmunder Bühnenprominenz im Fritz-
zur Buchmesse nach Frankfurt! Gründe
sie nicht im Reiseführer stehen: Bei unseren
Henßler-Haus, direkt gegenüber unserem
dafür gibt es einige.
besonderen Führungen lernen Sie die Städte
Vereinssitz, in einem wilden Stil- und Genremix aufeinander, um vor allem die jungen, unbegleiteten Flüchtlinge in Dortmund willkommen zu heißen. Gleichzeitig fließen alle Erlöse in die Arbeit des ClearingHauses der AWO. Moderiert von der Kabarettistin Franziska Mense-Moritz treten in halbstündigem Wechsel MusikerInnen aller Sparten auf. Vom Folkpop der Hannes Weyland Band (Foto) über Country, Rock und Punk reicht das Spektrum bis zur Masterclass der Glen-Buschmann-Jazzakademie. Die beiden Künstler Walter Liggesmeyer und Günter Rückert versteigern Bilder und Radierungen, alle MusikerInnen verzichten auf ihre Gagen. Es gibt Infostände und Raum, miteinander in Kontakt zu kommen. Der Eintritt beträgt 12 Euro, das Programm beginnt um 19 Uhr.
Natürlich reisen wir auch aus Fortbildungsund sogar aus Spaßgründen nach Frankfurt.
aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen – dem von Menschen ohne festen Wohnsitz.
Vorrangig geht es aber um die Ausstattung
Wie lebt es sich auf der Straße? Wie, wenn
unseres gemeinnützigen Buchladens in der
man keinen Rückzugsort sein eigen nennen
Dortmunder City: Mehrere Verlage haben
kann? Auf einem zweistündigen Rundgang
uns wieder zugesagt, ihre Ansichts- und Prä-
wird Ihnen einer unserer erfahrenen Stadt-
sentationsexemplare an bodo zu spenden.
führer diese Fragen beantworten. Er führt Sie
Besonders freuen wir uns auf die Aussteller der „Gourmet Gallery“, der 1.000 Quadratmeter großen Kochbuchausstellung der Buchmesse. In den letzten Jahren konnten wir viele großartige Kochbücher von Wiener bis Lichter und von Barbecue bis vegan mit nach Dortmund bringen. Schauen Sie in den nächsten Wochen doch einmal vorbei bei uns am Schwanenwall. Gerne auch mit Ihren aussortierten Büchern! Mit Ihren Buchspenden – und dank Ihrer Buchkäufe – schaffen
an die Orte, an denen es die Möglichkeit gibt, zu duschen, dorthin, wo es Kleidung gibt oder sich Obdachlose bei einem Kaffee wärmen können. Unser Tourführer wird Ihnen zeigen, wo es Hilfe gibt und Ihnen erklären, wie die Netze funktionieren – und offen aus eigenen Erfahrungen berichten. Jeden zweiten Samstag in Dortmund und jeden dritten in Bochum haben Sie die Möglichkeit, an unserer Sozialen Stadtführung teilzunehmen. Oder sprechen Sie uns auf Gruppentermine an.
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Dortmund, 10.10., 11 Uhr ab bodo Buchladen
Fr. 30.10., 19 Uhr, Fritz-Henßler-Haus
vermitteln. Unsere Bücher gibt‘s übrigens
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Geschwister-Scholl-Str. 33– 37, Dortmund
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bodo unterstützen Wer hat schon etwas zu verschenken? Wir
„Produkte“ anzubieten, die unsere Mitar-
wissen, dass unsere Arbeit für Menschen
beiterInnen in allen Arbeitsbereichen stolz
in Not Geld kostet. Unser Ziel ist, dass wir
machen. Gemeinsam mit dem sparsamen
möglichst wenig davon von Ihnen brauchen.
Umgang mit unseren Mitteln gelingt es uns,
Unser Konzept ist, unabhängig – auch von
den Spendenbedarf relativ gering zu halten.
öffentlichen Mitteln – da zu helfen, wo es
Trotzdem sind Bereiche wie die Betreuung
uns nötig erscheint und dabei einen mög-
und Beratung unserer zurzeit rund 120 Ver-
lichst großen Teil der Kosten durch eigene
käufer allein auf Ihre Mithilfe angewiesen.
Einnahmen zu decken.
8
Es sind keine Mäzene oder große Unterneh-
Mit dem Straßenmagazin, mit guten ge-
mensspenden, die unsere Arbeit tragen,
brauchten Büchern und mit Dienstleitungen
sondern eine Vielzahl von Einzel- und Jah-
unseres Transport-Teams sind wir in der Lage,
resspenden aus der Bürgerschaft – auch ein
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Prinzip Hoffnung Perspektivwechsel bei Drei plus x, der bodoLesebühne im literaturhaus.dortmund. Wo sonst drei Redaktionsmitglieder lesen und diskutieren, erzählen am 21. Oktober bodo-Verkäufer ihre Geschichten – in einer
Djelem Djelem
Ausstellung. Ergebnis des beeindruckenden Projektes „Prinzip Hoffnung“.
„Habt den Mut, euch selbst zu organisie-
Vorträge, Theaterperformances (wie das
ren, Projekte auszurufen, Aufmerksamkeit
„Schubladenprojekt“, siehe Foto), Workshops,
zu erregen. Lebt stolz die Kultur, die ihr
Diskussions- und Fortbildungsveranstaltun-
mitbringt!“ Wie viel sich in Dortmund in
gen, ein Stadtfest am Nordmarkt und Konzer-
den letzten Jahren entwickelt hat, zeigen die
te sorgten für einen prallgefüllten Festival-
Worte von Stadtdirektor Jörg Stüdemann,
plan. Die Mostar Sevdah Reunion und Esma
gerichtet an die Dortmunder Roma bei der
Redzepova – zwei Ikonen der Balkanmusik
Eröffnung des 2. Roma-Kulturfestivals „Dje-
– sorgten für einen fulminanten Abschluss.
lem Djelem“ im September.
„Mit dem Blick des Mitleids wird man den Menschen nicht gerecht“, sagt Michaela Poelke und startete mit bodo-VerkäuferInnen einen „workshop on the road“. Zwei Monate lang suchte die Kunstpädagogin mit ihrem Sohn, dem Mediengestalter Paul Poelke, ihre Gesprächspartner an ihrem Arbeitsplatz auf und ließ sich in einem Café deren Geschichten erzählen. Zehn Menschen, zehn ganz indivi-
Während des Festivals wehte die Roma-Fahne
duelle Erfahrungsschätze. Fasziniert hat sie,
Statt um „Armutszuwanderer“ oder „Wirt-
auf Adolf Winkelmanns bewegten Bildern
dass alle durchgehend Optimismus vermit-
schaftsflüchtlinge“ vom „Westbalkan“ ging es
am Dortmunder U. Ein Zeichen, das in der
telt haben. „Kein bürgerliches Resümee nach
zehn Tage lang in Dortmund um Kultur, ein
Community für Rührung und Begeisterung
hinten, sondern alle schauen nach vorne.“
Aufeinanderzugehen und um konstruktive
sorgte und den in Deutschland einzigartigen
Gezeigt wird ein multivisuelles Spiel aus Text-
Perspektiven für die Jugend-, Sozial- und
Stellenwert von „Djelem Djelem“ illustrierte.
und Bildcollagen, die den Erzählern gerecht
Kulturarbeit. Die Staatsministerin Aydan
Wir sind stolz, dabei gewesen zu sein und
werden und den Betrachter berühren.
Özoguz und der Musiker Peter Maffay hatten
freuen uns auf „Djelem Djelem 3“.
die Schirmherrschaft übernommen.
Mi. 21.10., 19.30 Uhr, Literaturhaus Dortmund Neuer Graben 78, Eintritt: 3 Euro plus x
Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Am Anfang möchte ich über unsere liebe Mitarbeiterin Maike, unsere kleiner Betrag hilft. bodo ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Durch eigenes Tun und unsere Begleitung, mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in ein geordneteres Leben zu starten, darum geht es bei bodo. Diese Arbeit braucht Ihre Unterstützung: Helfen Sie helfen! Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00 | Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX
Krabbe, berichten. Leider ist sie nicht mehr unter uns – sie ist Ende August verstorben. Am Freitag wurde sie beigesetzt. Sie war eine nette Person und immer sehr lustig. Sie hatte immer das Tagebuch für bodo geschrieben. Bei mir zu Hause war sie auch, zum Geburtstag meiner Enkelin. Telefoniert hatten wir noch eine Woche vorher. Sie meinte zu mir, dass es ihr nicht so gut gehe , und ich empfahl ihr, sich auszuruhen. Ich war schockiert, als ich die Nachricht erhielt. Nach der Beisetzung hatte bodo noch ein Abschiedsessen mit Brötchen und Kaffee gemacht. Ich persönlich bin nicht hingegangen, denn ich hätte nur geweint. Das wäre für die andern auch nicht schön gewesen. Ich behalte sie so in Erinnerung, wie ich sie das letzte Mal sah. Heute war es so heiß, da konnte ich mich nicht raussetzen, es war wie in einer Sauna. Aber zum ersten Mal habe ich eine Sonnenblume vor meinem Küchenfenster. So, liebe Leserinnen und Leser, bis zum nächsten Mal, Ihre Rosi 9
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NEUES VON BODO
2. Freitag: „Levit“ Zu einem ganz besonderen akustischen Ausflug in Pop- und Groove-Gefilde – ohne Netz und doppelten Boden – lädt das Trio „Levit“ am 9. Oktober in unserer BenefizKulturreihe „2. Freitag“ ein, mit Songs, „aufs Maximale reduziert“. Sänger Frank Scheele, Akustik-Gitarrist Jan Duve und Percussionist Robin Andres haben sich letztes Jahr in der Dortmunder Musikszene kennengelernt. Was sie verbindet, ist der Wille, die Zuschauer ganz direkt mit ihrer Musik anzusprechen und miteinzubeziehen. Ihre Songs erzählen von den kleinen und großen Geschichten im Leben, die jedem von uns widerfahren, es sind Geschichten, die die Zuschauer einladen, reinziehen und fortführen. Dabei trifft Melodie auf Rhythmus, Unbekanntes auf Bekanntes. Das Debut-Album von „Levit“ erscheint im Frühjahr 2016, „und wir müssen die Songs ja auch mal live testen“, sagt Frank Scheele augenzwinkernd, „und das ist bei dem Konzert bei bodo eine gute Gelegenheit.“
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Der Eintritt ist frei, Spenden kommen
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„2. Freitag“. Am 13. November besucht uns
Fr., 9.10., 19.30 Uhr, bodo Buchladen Schwanenwall 36 – 38, Dortmund
13.11.: Schlakks Im nächsten Monat freuen wir uns auf ei-
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nen ganz anderen musikalischen Gast beim Schlakks, Dortmunds Hip-Hop-Hoffnung mit seinem Mix aus „Weltmusik und guten, alten rotzigen Rapbeats“. Auf seinem 2014er-Album „Tat und Drang“ finden sich breite Beats, aber auch Bläser, Ska-Rhythmen, Akustik-Gitarren. Darauf liegt virtuoser, wortwahnwitziger
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Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de
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Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de
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Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de
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Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr
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REPORTAGE
Rote Karte für Armut und Ausgrenzung
Homeless World Cup Mitten im Herzen Amsterdams, zwischen Van-Gogh-Museum und Touristengruppen ist für acht Tage das Fußballfieber ausgebrochen. Vom 12. bis 19. September verwandelte die zwölfte Internationale Weltmeisterschaft der Wohnungslosen den Museumsplatz in eine Fußballarena. bodo war in Amsterdam zu Gast und hat sich zwischen Spielern, Zuschauern und ehrenamtlichen Organisatoren umgesehen. Von Sebastian Sellhorst | Fotos: Alexander Walker, Anita Milas, Paul Bence und Sebastian Sellhorst
B
ereits von weitem sind die Jubel- und Anfeuerungsrufe von den drei grünen
Kunstrasenplätzen zu hören, die eigens für das Turnier direkt vor der malerischen KulisUnten: Zwischen den Spielen posiert die
se des Amsterdamer Rijksmuseum aufgebaut
deutsche Mannschaft für ein Gruppenfoto.
wurden. Im Minutentakt enden hier die Straßenfußball-Partien der 15. Weltmeisterschaft der Wohnungslosen. Gespielt wird vier gegen vier. Zweimal sieben Minuten mit einer Minute Halbzeitpause liefern sich drei Feldspieler und ein Torwart spannende Partien auf den ca. 22 mal 16 Meter großen, von Tribünen umgebenen Feldern.
67 Teams, ein König, ein Hollywoodstar, eine Profifußballerin Die Idee für ein Fußballturnier der Wohnungslosen ist mittlerweile 14 Jahre alt. Nach einer Konferenz zum Thema Obdachlosigkeit diskutierten Mel Young und Harald Schmied die Möglichkeit eines internationalen Fußballturniers. Sie erkannten die Chancen, die Fußball zur Verständigung weit über Sprachbarrieren und Landesgrenzen hinaus bietet. 12
Unten: Auf drei Feldern mitten in der Amsterdamer Innenstadt lieferten sich eine Woche lang 500 wohnungslose Fußballerinnen und Fußballer ein hochklassiges Turnier.
2003 fand die erste Weltmeisterschaft der Wohnungslosen in Graz statt. Der „Homeless World Cup“ war geboren. Seitdem findet der Wettbewerb jährlich mit Unterstützung von über 70 lokalen Partnern der Wohnungslosenhilfe in jeweils wechselnden Ländern statt.
„Darum mag ich Fußball so sehr, man kommt so schnell ins Gespräch.“
Die letzte Station machte das Turnier in Chile.
Nach Amsterdam gekommen ist auch Ro-
Dieses Jahr sind die Chilenen bereits nach den
ger, fußballbegeistert seit seiner Kindheit.
Unten: Royaler Besuch. Willem-Alexander,
ersten Spielen einer der Titelfavoriten.
Zuletzt war er obdachlos in Köln, hier ist er
König der Niederlande, begrüßt die Teams.
sicherer Elfmeterschütze und Stürmer beim Insgesamt sind 67 Teams aus 48 Nationen,
„Team Germany“. „Fußball spiele ich eigent-
davon 16 reine Frauenmannschaften, nach
lich schon mein Leben lang, über Freunde bin
Amsterdam gereist, um an dem Turnier teilzu-
ich dann zum Straßenfußball gekommen“,
nehmen. Der König der Niederlande Willem-
sagt der 24-jährige Berliner, der seit drei Wo-
Alexander eröffnet das Turnier und zahlreiche
chen wieder eine eigene Wohnung hat. Nach
Prominenz, unter anderem Hollywoodstar Col-
einer Zeit auf der Straße in Köln und Berlin
lin Farell und Profifußballerin Desiree Scott
und einigen Drogenerfahrungen ist er jetzt
aus Kanada, unterstützen die Veranstaltung
wieder clean und hat sich über ein Nach-
mit ihrer Schirmherrschaft. Presseteams von
rückverfahren für die Nationalmannschaft
allen fünf Kontinenten sind angereist, um
qualifiziert. Drei Spieler haben spontan
über das Turnier zu berichten.
einen Job gefunden und konnten so kurz13
REPORTAGE
fristig keinen Urlaub nehmen. Roger nutzte
Turniers begleitet. „Die Spieler begegnen sich
seine Chance. So verbissen er auf dem Platz
hier mit offenem Visier. Fast alle Spieler haben
um jeden Ball kämpft, so locker sind seine
ähnliche Erfahrungen in ihrem Leben gemacht.
Erwartungen für den weiteren Turnierver-
Viele kommen aus Drogen- oder Suchtzusam-
lauf. „Eigentlich will ich nur möglichst viele
menhängen. Hier begegnen sie sich relativ
Leute kennenlernen. Darum mag ich Fußball
vorurteilslos und auf Augenhöhe.“
so sehr, man kommt so unglaublich schnell mit den Leuten ins Gespräch.“
Mindestens genauso wichtig wie der Wettkampf auf dem Platz ist der Austausch
Vorurteilslos, auf Augenhöhe,
zwischen den Spielen. Am dritten Spieltag
mit offenem Visier
treffen sich das griechische Team der Athe-
Ausgewählt werden die Spieler für die deut-
Germany“, um gemeinsam das Champions-
sche Nationalmannschaft während der
League-Spiel Olympiakos Piräus gegen Bay-
Deutschen Meisterschaft im Straßenfußball,
Teams vor den Spielen beim Warmmachen
ern München zu schauen. Zusammen wird
organisiert von Anstoß e.V., der Bundesverei-
freundschaftlich „good luck“ wünschen und
auch das Stadion von Ajax Amsterdam be-
nigung für soziale Integration durch Sport. Da
sich nach 15 Minuten ungeachtet des End-
sichtigt. Für ihre Startaufstellung haben die
das Reglement besagt, dass jeder Spieler nur
stands in den Armen liegen, ist schnell klar,
Schweizer Spieler zusammen mit dem Team
einmal am „Homeless World Cup“ teilnehmen
dass es um mehr geht als um Fußball.
aus Deutschland ein Transparent vorberei-
kann, muss jedes Jahr ein neues, funktionie-
tet: „Alle Menschen sind frei und gleich an
rendes Team auf die Beine gestellt werden.
Würde und Rechten geboren.“ Artikel 1 der
ner Straßenzeitung „Shedia“ mit „Team
„Wir alle lieben Fußball und hassen Obdachlosigkeit. So einfach ist das.“
UN-Menschenrechtskonvention. Eine Geste, „Wir achten in erster Linie darauf, dass es
die viel Applaus erntet.
neben der fußballerischen Leistung auch
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„Wir wissen, dass die Eindrücke, die hier gewonnen werden, unglaublich lange währen.
menschlich passt innerhalb des Teams“, so
Auch wenn neben Fußball keine gemeinsa-
Manager Frederik, Sportstudent aus Ham-
Ich werde immer wieder von Spielern ange-
me Sprache gefunden wird, ein „High Five“
burg, der das Team zusammen mit Trainer
sprochen, die sich gerne an vergangene Tur-
verstehen alle der über 500 teilnehmenden
Jiri ehrenamtlich betreut und während des
niere erinnern“, so Frederik. Viele Spieler, die
Spieler und Spielerinnen. Und wenn sich die
im vergangenen Jahr in Chile selbst auf dem
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Platz standen, sind dieses Jahr als Betreuer, Trainer oder als Zuschauer nach Amsterdam gekommen. Während auf den Feldern gekickt wird, finden am Rande des Turniers Workshops zu unterschiedlichen Themen statt: Finanzierung lokaler Turniere, Etablierung von Frauen-Teams. Fußball als Weg aus dem
HIOB
NACH DEM ROMAN VON JOSEPH ROTH REGIE: LISA NIELEBOCK
Abseits scheint zu funktionieren. Der irische Autor und Schirmherr Irvine Welsh fasste die Stimmung des Turniers am besten zusammen: „Wir alle lieben Fußball und hassen Obdachlosigkeit. So einfach ist das.“ Am Ende gewinnt sowohl die Damenals auch die Herrenmannschaft aus Mexiko das Turnier. Gejubelt wird trotzdem bei allen Teams, denn der eigentliche gemeinsame Gegner bei diesem Turnier hieß Armut und Ausgrenzung.
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NEWS
DER KOMMENTAR
Europäische Ungleichheit Die zunehmende Armut und Ungleichheit in Europa bedrohen den sozialen Zusammenhalt und untergraben die Demokratie. Davor warnt die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam in dem Bericht „Ein Europa für alle“. Demnach fehlte im Jahr 2013 rund 50 Millionen Menschen in Europa das Geld, ihre Wohnungen zu heizen oder unvorhergesehene Ausgaben zu bestreiten – ein Anstieg um 7,5 Millionen seit 2009. Fast ein Viertel der europäischen Bevölkerung, insgesamt 123 Millionen Menschen, lebt an der Armutsgrenze oder darunter. Dem stehen 342 Milliardäre gegenüber, mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr 2009. Der Bericht identifiziert drei Hauptursachen für die wachsende Ungleichheit und Armut: Lobbyeinflüsse auf politische Entscheidungsprozesse, eine unsoziale Sparpolitik und ungerechte Steuersysteme. Deutschland gehört zu den Ländern mit der höchsten Einkommensungleichheit zwischen reich und arm sowie Männern und Frauen. Foto: Reuters/Jacky Naegelen
In eigener Sache Von Bastian Pütter | Foto: Felix Huesmann
Immer noch ungläubig stehen wir vor dem Ausmaß der spontanen Hilfe für Geflüchtete in unseren Städten. Während sich in den letzten Monaten
Öffentlich geförderte Beschäftigung
überall im Ruhrgebiet nachbarschaftliche Hilfenetzwerke um Flüchtlingseinrichtungen zusammenfanden und inzwischen Tausende Menschen von der Sachspendenverwertung bis zu Sprach- und Freizeitangeboten aktiv
Das NRW-Arbeitsministerium und der
sind, zeigte die Zuspitzung der Flüchtlingssituation mit den aus Ungarn
Paritätische Gesamtverband haben in
kommenden „Trains of Hope“ eine völlig neue Dimension.
einem Vorstoß die Schaffung eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors gefordert. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive sei existenzsichernde und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung überaus sinnvoll, denn sie würde sich nach kurzer Anlaufzeit „zu fast 90 Prozent refinanzieren“, so Ulrich Schneider unter
Wer die Nächte am Dortmunder Hauptbahnhof oder im Dietrich-KeuningHaus erlebt hat, wo Hunderte Menschen mitten in der Nacht Flüchtlinge mit Applaus begrüßten und unmittelbar tragfähige Hilfestrukturen schufen, hat seitdem einen anderen Blick auf dieses Land und unsere Städte.
Berufung auf eine Expertise der Paritätischen Forschungsstelle
Ähnliches gilt für kommunale Verwaltungen, denen wohl kaum jemand
von 2014. Aus sozialpolitischer Perspektive laufe ein Vernachlässi-
das Umschalten auf einen Krisenmodus zugetraut hätte. Natürlich, es läuft
gen der „Abgehängten“ auf eine Spaltung der Gesellschaft hinaus.
nicht reibungslos, dennoch verblüfft die Beweglichkeit der vermeintlich
Wer „richtigerweise zusätzliche Milliarden für die Integration von
statischen Systeme. Wenn eine Stadt wie Dortmund innerhalb von Stunden
Flüchtlingen in unseren Arbeitsmarkt“ einsetze, dürfe „nicht ein-
Hunderten Menschen eine Schlafgelegenheit organisieren kann, ist das
mal den Anschein erwecken, er tue dies auf Kosten anderer, die seit
großartig. Wenn diese Kommune rund um die Uhr als Verteilstation für
Jahren mitten unter uns langzeitarbeitslos, entmutigt und ohne
NRW fungiert, ist das beeindruckend. Gleiches gilt für die Unterbringung
Perspektive sind“, so Schneider. Foto: Reuters/Tobias Schwarz
der Tausenden kommunal zugewiesenen Flüchtlinge. Hier schließt sich unsere Hoffnung an. Wer solches leistet, für den ist die Versor-
Studie: Sozialer Wohnungsbau jetzt In Deutschland werden bis 2020 jährlich 400.000 neue Wohnungen benötigt. Das schreibt das Pestel-Institut in einer Studie, die es im Auftrag des Bündnisses Sozialer Wohnungsbau erstellt hat. In diesem Jahr fehlten mindestens 140.000 Wohnungen. Zuwanderung aus der EU und vor allem die Flüchtlingszahlen sorgten für eine Nettozuwanderung von mindestens einer Million Menschen in diesem Jahr. In der Folge müsse der soziale Wohnungsbau in Deutschland für Geringverdienende und sozial bedürftige Menschen massiv vorangetrieben werden. Dies verlange staatliche Investitionen von rund 6,4 Milliarden Euro, heißt es in der Studie. Davon würden 3,6 Milliarden Euro durch Steuern wieder eingenommen werden. Der Staat müsse handeln, so das Bündnis Sozialer Wohnungsbau. Möglich seien etwa „zeitlich begrenzte Vergünstigungen“, die den Wohnungsbau vorantreiben könnten – wie etwa der Verzicht auf die Grundsteuer. 16
gung und Unterbringung einer deutlich geringeren Zahl „hiesiger“ Wohnungsloser doch ein Kinderspiel. Genauso wie der schier überwältigende (Sach-) Spendeneinsatz der Bevölkerung für Flüchtlinge leicht die Wohnungslosen und die armen EU-Neuzuwanderer mitversorgen könnte, könnten dringend nötige Verbesserungen für Wohnungslose gleich miterledigt werden. Leider ist bislang das Gegenteil der Fall. Die verschwindend geringen (Verwaltungs-)Ressourcen im Bereich Wohnungslosenhilfe werden teilweise gar abgezogen, kommunale Notwohnungen sind längst für die neue Gruppe reserviert. Dringend nötige Erweiterungen der Notschlafstellen werden auf die lange Bank geschoben. Der Mangel an günstigem Wohnraum wird im Winter zur schwierigsten Situation seit vielen Jahren führen. Wir arbeiten jeden Tag daran, den Menschen, mit denen wir arbeiten, das Gefühl zu nehmen, sie würden erneut gegen eine neue Gruppe ausgespielt. Helft uns, diese Spaltung zu verhindern. Uns ist egal, woher jemand kommt, der der Hilfe bedarf. Das Recht auf Wohnen, auf Teilhabe, auf ein schönes Leben ist unteilbar.
RECHT
Internet zu langsam? – Kündigung!
Von Rechtsanwalt René Boyke
Einen schleppend
zent unter seiner Anpreisung lag – für das
(340 C 3088/08). Dieses erklärte einem Tele-
langsamen Inter-
Gericht aber schon. Dieses erklärte dem
kommunikationsanbieter, dass seine Kunden
netanschluss muss
Anbieter, dass die Formulierung „bis zu“ in
unangemessen benachteiligt werden, wenn
man nicht über sich
den allgemeinen Geschäftsbedingungen
er nur die örtlich höchste zur Verfügung ste-
unbeachtlich sei.
hende Geschwindigkeit bereitstellt. Daher
ergehen lassen – auch wenn der eigene Anbieter einem etwas
stünde auch diesen Kunden ein außerordent-
anderes erzählen will. Genau dies hat das
Das Gericht erklärte zwar auch, dass der
Amtsgericht München (Az. 223 C 20760/14)
Anbieter nicht ununterbrochen die volle
nun entschieden. Der Kunde eines DSL-An-
Geschwindigkeit liefern müsse. Aber zumin-
bieters kündigte diesem außerordentlich,
dest teilweise könne – jedenfalls bei dem
weil er dauerhaft nur 5,4 Mbit/s statt 18
zu entscheidenden Fall – eine Leistung im
Mbit/s aus der Leitung bekam. Der Anbieter
zweistelligen Bereich erwartet und gefor-
akzeptierte dies jedoch nicht – und verlangte
dert werden. Da der Anbieter aber eben nicht
weiterhin Zahlung.
leistete, was von ihm erwartet werden könne, fiel die Geschäftsgrundlage des Vertrags
Denn schließlich, so der Anbieter, sei ja gar
weg und berechtigte den Kunden damit zur
keine Geschwindigkeit von 18 Mbit/s ver-
außerordentlichen Kündigung.
einbart gewesen, sondern lediglich eine Geschwindigkeit „bis zu 18 Mbit/s.“ Für
Dieser kann sich nun auf die Suche nach ei-
den Anbieter war es offenbar kein Problem,
nem schnelleren Anbieter machen. Ähnlich
dass die Geschwindigkeit dauerhaft 70 Pro-
entschied zuvor bereits das Amtsgericht Fürth
liches Kündigungsrecht zu.
„ DAS ZITAT
Grenzen überwinden heißt Freiheit sichern.“ Motto der offiziellen Feierlichkeiten zur Deutschen Einheit am 3. Oktober. (Keine Ironie, keine Pointe.)
DAS FOTO
„Wenn man sich erfolgreiche Biografien von Flüchtlingen in Deutschland anschaut, findet man immer freiwillige Helfer, die den Weg begleitet haben – auch in der Vergangenheit. Hilfsbereitschaft, Empathie, Patenschaften, Kommunikation und Freundschaften – das sind wichtige Dinge, die von Fachkräften allein nicht geleistet werden können.“ Aladin El-Mafaalani aus Dortmund, Professor für Politikwissenschaft an der FH Münster im Spiegel-Online-Interview. Foto: Daniel Sadrowski 17
REPORTAGE
Gesenkter Kopf, hochkonzentrierter Blick, die Augen mal starr auf einen Punkt gerichtet, mal schweifend wie ein Radar über die Ebene. Es raschelt immer wieder, begleitet von gelegentlichem Knacken am Boden, und permanent liegt eine gewollte Anspannung in der Luft. Dann plötzlich, aus der Stille heraus: „Ich hab´ einen! Und da, noch einen!“ Es ist Sonntag, früher Nachmittag in der Nähe der Bittermark, dem großen Waldgebiet im Dortmunder Süden. Nach vorne gebeugt, halb hockend, wird das Messer kurz über dem Waldboden angelegt. Der Rotfußröhrling kippt sanft zur Seite, der zweite folgt ihm unmittelbar. Von Didi Stahlschmidt | Fotos: Daniel Sadrowski
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Im Unterholz
Auf der Jagd nach Schwamm und Lamelle
Es ist Pilzzeit. Nicht nur in der Dortmunder Bittermark trifft man nun
zu fast jedem essbaren Pilz gehört ein giftiges Gegenstück. Deshalb
regelmäßig Einzelne, Paare oder auch kleine Gruppen, die mit Korb und
die Grundregel: Nur wer sich sicher ist, kann sicher sein. Und der Trug-
Messer bewaffnet die Wälder und Lichtungen durchstreifen. Während
schluss, dass nur essbare Pilze von Schnecken oder Würmern befallen
Pilzsammlern vor einigen Jahren nur ein Lächeln geschenkt wurde, mit
werden, sollte auch vergessen werden.
dem Hinweis, man kenne das noch von seinen Eltern oder Großeltern, so hat sich dieses Bild verändert. Ob es eine Parallelbewegung zum trendigen
Ebenso gibt es für die köstlichsten, kulinarischen Vertreter wie den Cham-
„Urban Gardening“ ist, ob es die Flucht der Großstädter in die Natur ist
pion oder den Steinpilz passende Gegenspieler, die sich optisch fast nicht
oder die Rückbesinnung in die eigene Kindheit, der Ferien mit den Eltern
unterscheiden lassen. Harmloser ist hierbei der Gallenröhrling, welcher
im Sauerland – das Pilzesammeln ist wieder in!
dem Steinpilz oft zum Verwechseln ähnelt. Landet nur einer von ihnen in der Küche, ist die gesamte Mahlzeit durch die Stoffe des Bitterlings unge-
Von Pfifferling bis Penicillin
nießbar. Der Trick beim Sammeln: ein kleines Stück roh aus dem Stengel geschnitten probieren und auf Bitterkeit prüfen.
Nirgends kann man besser stundenlang, frei von Stress und Hektik, Seele und Gedanken
Beim Gegenspieler zum Champion sollte man anders herangehen, denn
baumeln lassen und sich an der frischen
der gemeine Knollenblätterpilz gehört zu den giftigsten Vertretern. Ge-
Luft bewegen. Nirgends kann man sich
rade im jungen Stadium sehen sich die beiden weißen Schönheiten zum
so in der Sache verschätzen, kann durch
Verwechseln ähnlich, und erst mit der Kontrolle der Knolle im Boden
Unwissen oder gefährliches Halbwissen
erkennt man den entscheidenden Unterschied und vermeidet mögliche
seine Gesundheit und die anderer in Gefahr
schwere Leberschäden.
bringen oder auch als Ungeübter frustriert nach Stunden ohne Pilz-Beute den Wald verlas-
Generell gilt: Nur zweifelsfrei und sicher erkannte Speisepilze mitneh-
sen. Denn die Suche nach den schmackhaften Frucht-
men und auch im nächsten Schritt frisch verarbeiten, da sich ihr Eiweiß
körpern, die neben dem Tier- und Pflanzenreich ein eigenstän-
schnell zersetzt und unbekömmlich oder sogar giftig werden kann. Vie-
diges Naturreich bilden, ist eine Wissenschaft für sich.
le Pilzarten enthalten hitzelabile Gifte, die erst durch Erhitzen zerstört werden, und deshalb erfordern viele Speisepilze Erhitzen durch Kochen
Man kennt heute etwa 100.000 Pilzarten und einige Fachleute nehmen
oder Braten vor dem Verzehr.
an, dass es zwischen einer und über fünf Millionen Arten geben kann. Natürlich nicht alle im Wald und zum Sammeln, denn die Spezies der Pilze ist unser täglicher Begleiter, und auch das sollte man als Wissen mit in den Wald nehmen. Sei es der schmackhafte, weiße oder bläuliche Pilz in verschiedensten Käsesorten, seien es die Abermillionen Hefepilze beim Backen oder in der Bier- und Weinproduktion oder die Pilze zur Herstellung des Antibiotikums Penicillin.
Böse Zwillinge Doch hier geht es nun um lamellen- oder schwammtragende Zeitgenossen mit so schönen und interessanten Namen wie Goldröhrling, Rotfußröhrling, Maronenröhrling, Schopftintling, Hallimasch, Butterpilz, Parasol. Und um die allseits bekannten Steinpilze, Champignons, Pfifferlinge oder Fliegenpilze. Letztere weisen darauf hin, dass es Sorten gibt, die statt essbar auch ungenießbar oder giftig sind – denn 19
REPORTAGE
Von Jägern und Sammlern Doch erst einmal muss man welche finden! Theoretisch kann man das ganze Jahr über Pilze sammeln, doch die sogenannte „Pilzsaison“ geht etwa von August bis Oktober. Günstig für das Wachstum sind hinreichende Wärme und mäßige Feuchtigkeit, da bei anhaltender, trockener Hitze oder auch kühler Nässe nur wenig Erfolg zu erwarten ist. So oder so – eine Garantie, dass man etwas findet, gibt es nie. Ein paar Regeln oder „Naturgesetze“ gibt es dann doch, die man zur Bestimmung der Fundorte im Hinterkopf haben sollte. So kann die Kombination aus Nadel-, Laub- und Mischgebieten eine wunderbare Grundlage sein, durch verschiedene „Potenzial-Gebiete“ zu streifen oder wie beim Hallimasch auf Baumstümpfe zu achten – zumal die Regel „Wo ein Pilz wächst, gibt’s oft noch mehr“ tatsächlich stimmt. Für den Dortmunder Raum empfehlen sich neben der Bittermark oder dem Grävingholz (beide oft überlaufen) vor allem die Gebiete in Großholthausen / Schanze, der Aplerbecker Wald und die Gegend rund um die Syburg. Wichtig ist allerdings neben den örtlichen und natürlichen Bedingungen, dass man gut ausgerüstet in die Wälder zieht. So ist neben dem kleinen, scharfen Messer vor allem der Korb zum Sammeln wichtig. Plastiktüten sind absolut suboptimal und auch die coole Jutetasche verfehlt hier komplett ihr Ziel. Man kann neben dem bodennahen Abschneiden den Pilz auch vorsichtig herausdrehen, wobei man aber oftmals durch den Befall von Schnecken oder Maden den Pilz dann doch noch nicht „ernten“ kann. Ärgerlich, vor allem bei so wunderbaren Sorten wie den Steinpilzen oder den Maronenröhrlingen, doch ist man als Pilzsammler das „fremde Objekt“ im Wald. Der Natur ist es egal, ob wir erfolgreich oder mit leeren Körben den Wald verlassen. Ob man nur wegen der leckeren Mahlzeit am Abend durch die Wälder streift, muss jeder für sich selbst entscheiden. In der Regel ist man einige Stunden an der frischen Luft unterwegs, genießt die Natur und lernt neben der Ortung und Bestimmung von Pilzen auch viel über weitere, kleine Waldbewohner, die ihre Netze zwischen den Bäumen spannen, auf vier Pfoten ihren Lebensraum durchstreifen oder freut sich über außergewöhnliche Pflanzen und lustige Launen der Natur. Pilzesammeln ist ein Erlebnis für viele Sinne, für Ruhe und Entspannung, für naturnahe Erfahrungen und natürlich auch der erfolgsorientierte Anreiz, das Ziel nie aus den Augen zu verlieren und wie vor 100.000 Jahren den Erfolg als Jäger und Sammler zu genießen. Im doppelten Sinn.
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VERKÄUFERPORTRÄT
„Erstmal richtig ankommen“
Benjamin aus Dortmund
„Geboren bin ich in Dernbach, einem kleinen Dorf im Westerwald. Meine Eltern habe ich nie wirklich kennengelernt. Beide sind wegen schwerer Straftaten ins Gefängnis gekommen, als ich drei war. Mein Vater hatte eine Haftstrafe von 9 Jahren
Unglaublich schwer ist es, die Abwärtsspirale aus persönlichen Krisen, Suchtproblemen und Wohnungslosigkeit zu durchbrechen. Trotz vieler Rückschläge hat sich Benjamin immer wieder aufgerafft. Uns hat er seine Geschichte erzählt. Protokolliert von Sebastian Sellhorst | Foto: Sebastian Sellhorst
zu verbüßen und meine Mutter lebenslänglich. Wirkliche Erinnerungen habe ich
Drogen. Fast alle Jugendlichen in meinem
Es folgte eine recht lange Phase, in der
daher an meine Eltern nicht.
Umfeld tranken regelmäßig oder nahmen
ich mit Unterbrechungen immer wieder
auch härtere Sachen. Ich irgendwann auch.
wohnungslos und auf der Straße war. In
Aufgewachsen bin ich in einem katho-
So verlor ich dann nach einem halben Jahr
der Zeit habe ich in Einrichtungen für
lischen Kinderheim. Das war auch nicht
meinen Ausbildungsplatz.
Obdachlose, bei Freunden oder auch mal in einer Sparkasse übernachtet. Tagsüber
unbedingt eine schöne Zeit. Wir wurden von Nonnen erzogen, die unglaublich
Als ich 18 wurde, wollte ich alles hinter mir
habe ich auf der Straße gebettelt, und
streng waren. Ich erinnere mich, dass wir
lassen und bin so bei einer Drückerkolonne
auch mit Drogen hatte ich in der Zeit
zur Strafe oft unter die kalte Dusche muss-
gelandet. Dort bekommt man ein Zimmer
immer wieder Probleme.
ten oder auch mal mit einem Holzlöffel
mit anderen Leuten zusammen und muss
geschlagen wurden, wenn wir uns nicht an
dann den ganzen Tag alles Mögliche an der
Vor zwei Jahren habe ich dann hier im
die Regeln hielten.
Haustür verkaufen: Zeitungsabonnements,
Ruhrgebiet bodo entdeckt. Das passte
Bücher oder seltsame Versicherungen. Mit
auch sofort. Mir macht es einfach Spaß,
Als ich in der dritten Klasse war, wurde
Unabhängigkeit hat das nicht wirklich viel
mit Leuten zu reden und ihnen was zu
ich in ein Heim für schwer erziehbare und
zu tun. Morgens wird man irgendwo hinge-
verkaufen. Vor einem Jahr habe ich einen
traumatisierte Jugendliche verlegt. Dort
fahren und meist ist es schon dunkel, wenn
Drogenentzug in Bochum gemacht. Ein
hatten wir speziellen Unterricht und wa-
man wieder abgeholt wird. Man macht
halbes Jahr hat es gedauert, aber seitdem
ren völlig von der Außenwelt abgeschnit-
den Job eigentlich nur, weil man darin eine
bin ich clean. Mittlerweile habe ich auch
ten. Wer versuchte abzuhauen, wurde
schnelle Möglichkeit sieht, seinen anderen
eine eigene kleine Wohnung zusammen
meist wenige Stunden später wieder auf-
Problemen zu entkommen.
mit meiner Freundin hier in Dortmund. Wie es genau für mich weitergeht, weiß ich
gegriffen und zurück ins Heim gebracht. Mit einem Umweg über die Haupt- und
Irgendwann wurde es mir dort zu viel und
noch nicht. Auf jeden Fall möchte ich jetzt
Sonderschule konnte ich mit 15 in einer
ich habe mich nachts per Anhalter auf den
erstmal richtig hier ankommen.“
speziellen Maßnahme meinen Haupt-
Weg zu meinem Vater nach Ostfriesland
schulabschluss machen. Weiter ging es mit
gemacht, in der Hoffnung, dort ein neues
einer Ausbildung zum Koch und der Un-
Leben anfangen zu können. Ein halbes
terbringung in einer Wohngruppe. In der
Jahr haben wir es miteinander ausgehal-
Zeit hatte ich bereits ersten Kontakt mit
ten, dann bin ich dort wieder abgehauen. 21
KULTUR
Über Grenzen Wenn sich Jazz und Reggae begegnen, wenn Folk-Rock auf Kabarett trifft und sich ein wenig Punk dazu gesellt – dann ist es Zeit für die Premiere des „Cross Border Festival“ im Fritz-Henßler-Haus, direkt gegenüber von bodo in der Dortmunder Innenstadt. Am 30.10. spielen Dortmunder Bands für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Von Didi Stahlschmidt Foto: Alex Völkel
Als vor über einem Jahr die Idee zu diesem
ein „Grenzgang“ – im positiven Sinne. Die
Format bei Georg Deventer, Vorsitzender des
Moderation übernimmt Kabarettistin und
Vereins „Pro Dortmund e.V.“ und Organisator
Sängerin Franziska Mense-Moritz. Angesagt
des Festivals, reifte, war die heutige Situation
haben sich folgende Bands, die jeweils etwa
noch kaum abzusehen. Der Verein, der seit
30 Minuten im Studio spielen: The Mitch
Jahren für Vielfalt, Toleranz und Demokratie
Buchannons (feinster Sun-Punk aus‘m Pott),
steht, will mit dem Festival ein ganz beson-
Hannes Weyland Band (Folk-Pop), Halden
deres Zeichen für eine aktive, bunte Will-
Music (Happy American Root Music), Zonfeld
kommenskultur setzen und zugleich auf die
(handgemachter Rock), Claudia Rudek und
Situation junger Flüchtlinge hinweisen. Sie
Murat Kayi (Folksongs mit Country-Appeal)
werden unter anderem im AWO-Clearinghaus
sowie Gringos Fate (Americana / Folk). Und
in Eving betreut, und genau hierhin werden
zwischendurch im Café spielt die Masterclass
die Erlöse des Festivals fließen, u.a. für die
der Glen-Buschmann-Jazzakademie.
soziale Betreuung und die Kostendeckung rechtlicher Angelegenheiten.
Damit ist nicht nur für jeden eine Musikfarbe dabei – der Mix an sich ist schon den Besuch
Alle beteiligten Künstler und Musiker verzich-
wert. Zusätzlich wird es im Foyer des Fritz-
ten komplett auf ihre Gagen, so dass der Erlös
Henßler-Hauses Infostände zur Situation jun-
des „Cross Border Festival“ bei 12 Euro Eintritt
ger Flüchtlinge geben, und natürlich werden
vollständig in die Arbeit mit den Flüchtlingen
auch die Jugendlichen des AWO-Clearinghau-
fließen wird. Dazu kommt noch eine Versteige-
ses erwartet. Es wird sicherlich ein spannender
rungsaktion der beiden Künstler Walter Ligges-
Abend mit Geflüchteten und für Geflüchtete,
meyer und Günter Rückert, bei der Bilder und
mit einem repräsentativen Querschnitt durch
Radierungen erworben werden können. „Aber
die Dortmunder Musikszene und einer klaren
es geht hier nicht ums Geld, sondern darum ein
Aussage: „Willkommen in Dortmund!“
Zeichen zu setzen“, so Deventer. „Und dass sich im Nachhinein immer mehr Musiker gemeldet haben, um noch mitzumachen, bestätigt das.“ Zumal das Festival-Format in der Art und Größe für Dortmund und die Region einmalig ist.
22
Cross Border Music Festival Freitag, 30. Oktober 2015 Einlass 18 Uhr, Programm ab 19 Uhr
Der Name ist auch in Bezug auf die musika-
Fritz-Henßler-Haus,
lische Mischung Programm, denn die Genres
Geschwister-Scholl-Str. 33 – 37, Dortmund
und Stile sind in der Zusammensetzung auch
Mehr auf bodoev.de
WILDE KRÄUTER
ANZEIGEN
WILDE MÖHRE
von Wolfgang Kienast
Von Haus aus soll es in der Wildkräu-
Sigmar Gabriel, Vizekanzler der Bun-
terkolumne um Essgewohnheiten
desrepublik Deutschland, hat in diesem
und frei verfügbare, wenig geläufige
Zusammenhang von „Pack“ gespro-
Nahrungsmittel gehen. Manchmal
chen. Das Pack skandiert, es wäre stolz,
aber muss ich zunächst über etwas
deutsch zu sein. Stolz sein auf den Zufall,
schreiben, was auf den Magen schlägt,
in ein bestimmtes Land hineingeboren
bevor ich mich dem zuwende, was in
worden zu sein? Kein Zufall ist es, dass
den Magen kommt.
Deutschland ein reiches Land ist. Auf
Vor wenigen Wochen zum Beispiel hat Joachim Herrmann, Innenminister im Freistaat Bayern, den Schlagersänger
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einem reichen Kontinent. Kein Zufall ist es, dass im deutschen Grundgesetz ein Grundrecht auf Asyl verankert ist.
Roberto Blanco im TV-Format „hart
Die Situation ist nicht einfach und
aber fair“ einen „wunderbaren Neger“
einfache Lösungen gibt es nicht. Auch
genannt. Vielleicht hat er das ironisch
wenn das Pack glaubt, solche zu kennen.
gemeint. Vielleicht nicht. Es bedeutet
Ein kleiner Schritt könnte es schon sein,
aber in jedem Fall, dass es Menschen
sich zu vergegenwärtigen, dass mit den
gibt, die einen anderen, dessen
Menschen auch Wissen, Fertigkeiten
Migrationshintergrund sich an seiner
und Kultur ins Land kommen, dass Zu-
Hautfarbe ablesen lässt, nur dann
wanderung auch eine Chance darstellen
willkommen heißen, wenn dieser sich
kann. Nicht ohne Hintergedanken emp-
mit Leib und Seele der hier populären
fehle ich Ihnen in der aktuellen Ausgabe
Kultur verschreibt. Im konkreten Fall
der Wildkräuterkolumne ein Strudelge-
also glaubwürdig diverse Gemütlich-
richt. Strudel haben aus Ungarn ihren
keitsschlager singt. Oder erfolgreich
Weg über Österreich und Bayern in
beim FC Bayern kickt. Herr Herrmann
unsere Breiten gefunden.
erwähnte das auch.
Bio-Genuss überzeugt!
REZEPT
Die Wilde Möhre hat damit wirklich
4 Zwiebeln, grob gehackt, in Öl und But-
nichts zu tun, aber als ich vor etwa
ter glasig dünsten. 3 gestückelte Lauch-
anderthalb Jahren über sie geschrieben
stangen zufügen, 10 weitere Minuten
habe, hatten kurz zuvor mehrere CSU-
garen. Dann 1 Becher Sahne und 100 g
Granden mit nationalistischen Parolen
Blüten der Wilden Möhre zugeben. Nur
um Aufmerksamkeit gebuhlt. Damals
die weichen Spitzen der Blütenstände
ging es um „Ausländermaut“ und „Ar-
verwenden. Mit Salz, schwarzem Pfeffer
mutszuwanderung“. Ich behaupte, dass
und Thymian abschmecken und garen,
solche Phrasen aus den Mündern, nun ja,
bis die Sahne im Gemüse aufgegangen
führender Politiker dazu beitragen, dass
ist. 200 g geriebenen Greyezer unterrüh-
das „Das-wird-man-ja-wohl-mal-sagen-
ren, abkühlen lassen. Derweil Blätterteig
dürfen“ salonfähig wird und sich der
dünn ausrollen, die Masse darin ein-
Stammtisch radikalisiert. Dass eben auch
schlagen und im vorgeheizten Backofen
Seehofer, Söder und Konsorten Wegbe-
bei 180 Grad 45 Minuten backen.
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23
VERANSTALTUNGEN 10 | 15 DO 01 | 10 | 15 Ausstellung | DARK! Ein Raum ohne Licht, ohne Schatten und ohne Farben hat etwas Beängstigendes oder Verstörendes. Die fast vollständig dunklen Ausstellungsräume im Zentrum für Internationale Lichtkunst hüllen die Besucher ein und lassen erst nach einer kurzen Phase der Gewöhnung die Kunstwerke erkennbar werden. Dabei können Sie jede einzelne Installation betreten oder durch sie hindurch gehen. Die Besucher interagieren so mit den Arbeiten und werden Teil der Kunstwerke. Ausstellungsende: 3. April 2016, Infos unter lichtkunst-unna.de Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna
FR 02 | 10 | 15 Geburtstagsspecial | 6 Jahre sweetSixteen-Kino
ab 20.10. | Voll verzuckert sweetSixteen-Kino, Dortmund | je 1 x 2 Karten 22.10. | Culcha Candela FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten 22.10. | Marek Fis Werkstadt, Witten | 2 x 2 Karten 27.10. | The Souljazz Orchestra Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten 30.10. | Eine Familie (August: Osage County) Schauspielhaus, Dortmund | 2 x 2 Karten 31.10. | Amparo Sanchez Konzerthaus, Dortmund | 2 x 2 Karten Mitmachen und Karten gewinnen: Schicken Sie das Lösungswort aus unserem Kreuzworträtsel und Ihren Wunschgewinn mit Name,
Am Freitag, 2. Oktober 2015, wird das sweetSix-
Telefon, Adresse und dem Betreff „Verlosung“ an
teen-Kino sechs Jahre alt und lädt herzlich ein
redaktion@bodoev.de oder auf frankierter Postkarte
zu Lesung, Film und Party: Die beiden Leserat-
an bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund.
ten Dond&Daniel werden eine humoristische Gangster-Lesung zum Besten geben, es folgt ein Überraschungsfilm, ein großartiger englischer Krimiklassiker, und anschließend legt Fabian ausgewählte und tanzbare Britpop-Musik auf. Dazu gibt’s leckeren Gin Tonic und britische Spezialitäten. Der Eintritt ist frei. sweetSixteen-Kino, Dortmund, 19 Uhr Kabarett | NachtSchnittchen „extra“ In seiner Show NachtSchnittchen empfängt Moderator & Entertainer Helmut Sanftenschneider regelmäßig Künstler der Comedy-, Kabarett- und Kleinkunstszene und die besten Newcomer in einer Show mit viel Ruhrgebietscharme und den leckeren, von Tante Gerda geschmierten Schnittchen oder einem echten Bergmannswasser. Dieses Mal hat er das Duo Diagonal, Don Clarke und Serhat Dogan zu Gast. Amtshaus Harpen, Bochum, 20 Uhr
SA 03 | 10 | 15 Stadtrundfahrt | Festival n.a.t.u.r.: VeLo-ve Bochum „VeLo-ve“ ist eine moderne Stadtrundfahrt in Verbindung mit einer künstlerisch-kulturellen Schnitzeljagd rund um die Bochumer Innenstadt und unter Einbeziehung der neuen Rad- und Bahntrassenwege. Jeder, der über ein Fahrrad 24
BODO VERLOSUNGEN
BODO-TIPP
„Die Würde des Menschen ist unan-
empfindet Poelke, die über 20 Jahre
andere Menschen lernen können“.
tastbar. Aber sie berührt.“ Wie sehr,
mit Flüchtlingskindern in den ersten
Mit ausgewählten Auszügen aus den
zeigt die Ausstellung „Prinzip Hoff-
Auffangklassen gearbeitet hat. Ein
Lebensgeschichten, künstlerisch auf
nung“, für die die Kunstpädagogin Mi-
bereicherndes Miteinander, das sie
sehr berührende Weise präsentiert,
chaela Poelke mit ihrem Sohn Paul die
gelehrt hat, die Vielfältigkeit des Le-
erfährt die bodo-Lesebühne einen
Erfahrungen von bodo-VerkäuferInnen
bens zu erkennen.
Perspektivwechsel: Nicht die Redak-
Prinzip Hoffnung bei Drei plus x
in einem gemeinsamen Projekt sensibel und multimedial bearbeitet hat.
teure lesen und diskutieren heute, Anlass, mit den bodo-Verkäufern –
sondern die Verkäufer des Straßen-
„eine Instanz in der Stadt“ – zwei
magazins erzählen ihre Geschichten.
literaturhaus.dortmund
„Mit dem Blick des Mitleids wird
Monate lang einen „workshop on
Neuer Graben 78, Dortmund
man den Menschen, ob Flüchtlinge
the road“ durchzuführen. Denn „sie
Eintritt: 3 Euro plus x – kommen
Mi. 21.10. | 19.30 Uhr
oder Obdachlose, nicht gerecht“,
haben Dinge zu erzählen, von denen
den bodo Verkäufercafés zugute
oder ein alternatives, klimaneutrales Fortbewe-
plötzlich Asylbewerber einziehen. Der Film wirft
gungsmittel verfügt, kann an der ganztägigen
dabei die Frage auf, was einem nachhaltigen
Aktion teilnehmen. Ab 18 Uhr gibt es die gemein-
Wandel der Asyl- und Flüchtlingspolitik tatsäch-
same Abschlussveranstaltung auf dem Springer-
lich im Wege steht. Über einen Zeitraum von
Wie auf früheren Lesungen werden die Auto-
platz inkl. Tombola, Schnippeldisko, Konzerten &
fast einem Jahr begleitet der Film Flüchtlinge,
rinnen und Autoren von Treibgut ein Potpourri
Performances. Mehr Infos auf festival-natur.de
Anwohner sowie den Bereichsleiter einer über-
unterschiedlichster Texte vortragen. Drum he-
Innenstadt, Bochum, 11 – 18 Uhr
lasteten Landkreisverwaltung. Im Anschluss
rum gestalten sie eine Rahmenhandlung, die
gibt es ein Gespräch mit Gästen, die 1945 und
von ihren Erlebnissen als Schriftbrüchige in
DI 06 | 10 | 15 Lesung | Treibgut – Lesebühne „Schriftbruch“
heute Zuflucht gesucht und gefunden haben.
einem fiktiven Inselarchipel erzählt. Das Pub-
Alle drei Monate und pünktlich zur neuen Jah-
Der Eintritt ist frei.
likum entscheidet am Ende über das Reiseziel
reszeit überzeugt das JahresTYDEnfestival am
sweetSixteen-Kino, Dortmund, 19 Uhr
der nächsten Etappe. Am 6.10. befinden sie sich
Festival | JahresTYDEnfestival
Dortmunder Stadthafen mit abwechslungsreichem Live-Programm, Kunst-Performances und einer berauschenden Aftershow-Party. Mit da-
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bei sind u. a. Tribes of Jizu, Robot Orchestra, Utopian Orchestra und Die Unordnung der Dinge. TYDE studios, Dortmund, 19.30 Uhr
SO 04 | 10 | 15 Theater | Rose Bernd Regisseur Roger Vontobel setzt nach seiner letzten erfolgreichen Inszenierung „Einsame Menschen“ die Beschäftigung mit Gerhart Hauptmann fort und inszeniert dessen Schauspiel „Rose Bernd“. Der Prozess einer 25-jährigen Kindsmörderin hat Gerhart Hauptmann nicht mehr losgelassen: Wieso bringt eine Mutter ihr Kind um? „Rose Bernd“ versucht eine Antwort darauf zu geben und führt die Zuschauer in eine Welt, in der jeder auf der Suche nach dem eigenen Glück seine Haut retten muss – koste es, was es wolle. Weitere Termine: schauspielhausbochum.de Schauspielhaus, Bochum, 19 Uhr
MO 05 | 10 | 15 Film & Gespräch | Vertrieben – Ankommen – Willkommen Der Dokumentarfilm „Willkommen auf Deutsch“ zeigt, was passiert, wenn in der Nachbarschaft 25
VERANSTALTUNGEN OKTOBER 2015
auf dem Luftinselpaar Hängt-Doppelt. Trotz
tion der Herbstakademie am Schauspiel Dort-
Anteilnahme und medialer Begleitung: „Will-
Inselidylle muss der frisch gewählte Captain
mund, was ihnen zum Thema „Meins, Deins,
kommenskultur“. Die Ausstellung umfasst
gleich seine erste Bewährungsprobe bestehen:
Unsers: Haben oder Teilen?“ künstlerisch ein-
szenische Fotografien von Cornelia Suhan und
Der Strom fällt aus.
fällt. Vom 5. bis 9.10. experimentieren sie täg-
dokumentarische Bilder aus fünf Jahrzehnten.
Neuland, Bochum, 19.30 Uhr
lich kreativ mit Tanz, Design, kreativem Schrei-
Ausstellungsdauer: 13. – 22.10.15
ben und Film – und nehmen alles rund ums
Berswordthalle, Dortmund, 19 Uhr
Musik | Manu Delago Handmade
Teilen unter die Lupe: ob soziales Netzwerk,
Bekanntheit erlangte Manu Delago durch sei-
Sharing Economy, die neue Willkommenskul-
ne Pionierarbeit und Virtuosität am Schweizer
tur, Nachbarschaftsinitiativen oder die Stadt
Instrument „Hang“. Das 2007 veröffentlichte
selbst. Ist Teilen besser als Besitzen? Der Eintritt
Kabarett | RuhrHOCHdeutsch
Video zum Track „Mono Desire“ avancierte mit
ist frei. Infos und Anmeldung: www.theaterdo.
Frank Goosen „Durst und Heimweh“
über 5 Millionen Klicks zum YouTube-Hit. Björk
de/jugend/herbstakademie
Der moderne Mensch ist ständig unterwegs:
wurde auf ihn aufmerksam und engagierte
Schauspiel, Dortmund, 18 Uhr
auf der Straße, im Internet, in der Bahn, vom Sessel zum Kühlschrank, im Flugzeug oder ein-
ihn kurzerhand für ihre zweijährige Welttournee. Manu Delagos kombiniert handgemachte technoide Beats mit indischen Rhythmen, lässt Magnete im Takt surren und bietet akustischen
DO 15 | 10 | 15
SO 11 | 10 | 15 Kinder-Theater | Grusel, Motz und Monster
fach nur in seinen Gedanken. Manchmal will er nur die Treppe runter, weil kein Bier mehr im Kühlschrank ist, manchmal gleich auswan-
Raritäten wie Fagott und „Hang“.
Im Monsterwald geht es mal wieder drunter
dern, weil er das miese Wetter zu Hause nicht
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
und drüber, denn jeder möchte dort der Fieses-
aushält. Aber er nimmt sich eben immer mit,
te sein, weil sich das für ein Monster so gehört!
der Mensch, und fragt sich, wann er endlich mal
Pech für den kleinen „Motz“. Wie kann er sich
seine Ruhe haben kann. Und wenn der Volks-
gegen die biestige „Kralle“ und den grässlichen
mund sagt: Durst ist schlimmer als Heimweh,
DO 08 | 10 | 15 Theater | COCOON
„Grägor Grusel“ behaupten? „Grusel, Motz und
meint Frank Goosen: „Am schlimmsten ist bei-
Revolution! Die Welt verändern! Das System
Monster“ ist ein spannendes Abenteuer für Kin-
des gleichzeitig.“
verändern! Warum wollen das eigentlich im-
der ab vier Jahren mit lebensgroßen Figuren in
Spiegelzelt an der Westfalenhalle, DO, 20 Uhr
mer alle? Und für wen überhaupt? Und warum
einer geheimnisvollen Urwaldkulisse.
ist das verdammt nochmal so anstrengend? Eine
Fletch Bizzel, DO, 11 Uhr (auch 21. & 28.10., 10 Uhr)
Gruppe von motivierten, kulturinteressierten und topinformierten Wohlstandskids will alles besser machen und scheitert doch an den diver-
Party | Thursday, I’m in Love Für Studenten beginnt das Wochenende be-
MO 12 | 10 | 15
kanntlich schon am Donnerstagabend, doch die passenden Angebote für einen gepflegten
Ausstellungseröffnung | Glückauf in Deutschland
Wochenendstart abseits von Großraumdiscos,
fühlgesellschaft bereitet.
Erzählt wird die Geschichte von neun Jugendli-
Flatratesaufen und Mainstream-Beschallung
Flottmann-Hallen, Herne, 19 Uhr
chen, die mit 76 anderen im November 1964 aus
sind eher rar gesät. Mit der neuen Partyreihe
(auch 10.10., 19 Uhr & 11.10., 18 Uhr)
der Türkei nach Essen kamen, von ihnen selbst.
„Thursday, I´m in Love” offeriert die Groß-
Sie kamen mit ihren 14,15 Jahren in die Pestaloz-
marktschänke ab Oktober ausgelassenes Fei-
zidörfer Marten, Huckarde, „Am Hasenwinkel“
ern im besten Großmarktschänken-Stil, stu-
in Castrop, in deutsche Pestalozzifamilien und
dentenfreundliche Preise und einfach gute
sen Hürden, die ihnen unsere moderne Wohl-
FR 09 | 10 | 15 Theater | Herbstakademie Abschlussfest
in das „Haus am Nonnenrott“ in Datteln. Ihre
Tanzmusik von Indie Tunes und Electro Pop bis
Am 9. Oktober zeigen Jugendliche zwischen 14
Geschichte ist ein Zeugnis für gelebte Integra-
90er Hip Hop und Club-Classics.
und 21 in der öffentlichen Abschlusspräsenta-
tion dank betrieblicher Förderung, öffentlicher
Großmarktschänke, Dortmund, 22 Uhr
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1995.2015 Jahre
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2. FREITAG
Levit
Gefilde – ohne Netz und doppelten
Ihr Debutalbum erscheint im Früh-
ganz direkt mit ihrer Musik anzuspre-
jahr 2016, Musik machen sie schon
chen und miteinzubeziehen, sehr nah
Boden. Dabei trifft Melodie auf
seit fast zwei Jahren: das Trio „Levit“
und direkt – mit Songs, „aufs Maxi-
Rhythmus, Unbekanntes auf Bekann-
mit Musik zwischen Pop und akusti-
male reduziert“, wie Frank Scheele
tes. Der Ausflug auf die bodo-Bühne
schem Groove – „hohe Melodiosität“
beschreibt. Darin erzählen sie von den
ist für Levit eine gute Gelegenheit,
versprochen.
kleinen und großen Geschichten im Le-
die bald erscheinenden Songs auf ihre
ben, „die jedem von uns widerfahren“.
Livetauglichkeit zu testen – gemein-
Sänger Frank Scheele, Akustik-Gitar-
sam mit dem Publikum.
rist Jan Duve und Percussionist Robin
Es sind Geschichten, die die Zuschauer
bodo Buchladen
Andres haben sich in der Dortmunder
einladen, reinziehen und fortführen,
Der Eintritt ist frei.
Schwanenwall 36 – 38, Dortmund
Musikszene kennengelernt. Alle drei
auf einen ganz besonderen akusti-
Spenden für bodos Beratungs-
Fr. 9.10. | 19.30 Uhr
verbindet der Wille, die Zuschauer
schen Ausflug in Pop- und Groove-
angebote sind herzlich wilkommen.
SA 17 | 10 | 15
MI 21 | 10 | 15
Musik | Public Image Limited
BODO-VERLOSUNG | Culcha Candela Willkommen in Candelistan! Nach drei Jahren kreativer Pause sind Culcha Candela mit neuem
Lesung | Tobi Katze
Public Image Ltd (PiL) ist eine der innovativsten
Unterhaltsam und selbstironisch erzählt Tobi
Album und ausgedehn-
und einflussreichsten New-Wave- und Post-
Katze in seinem Programm „Morgen ist leider
ter „Candelistan“-Tour
Punk-Bands aller Zeiten. Mit wechselnder Star-
auch noch ein Tag – irgendwie hatte ich von
zurück. Im Spätsommer
besetzung und einzigartigen Sounds begleitet
meiner Depression mehr erwartet“ Geschichten
veröffentlichen sie ihr
John Lydon, ehemaliger Sänger der Sex Pistols,
über das Leben mit der psychischen Störung, die
gleichnamiges
die Band von 1978 mit ihrem Debütalbum „First
er mit vier Millionen Menschen in Deutschland
Zum Einstimmen zeigten sie ihren mehr als
Issue“ bis 1992 mit „That What Is Not“. Ab Mitte
teilt. Ein Programm auch für Menschen ohne De-
800.000 Fans auf Facebook am 1. Mai das Video
der 90er wird es stiller um die Band, es folgt eine
pression – und für die, die einfach mal befreit
zu ihrem neuen Song „La Noche Entera“. DJ Chino,
sehr lange Pause. Ihr zehntes Album „What The
über ihre Krankheit lachen wollen.
Don Cali, Johnny Strange und Mateo fanden vor 13
World Needs Now“ erschien am 4.9.2015 und
Goldkante, Bochum, 20 Uhr
Jahren in Berlin zusammen. Seitdem sind sie mit
Album.
über 2,2 Millionen verkauften Tonträgern aus der
läutet den Beginn ihrer Europatour ein. Zeche, Bochum, 20 Uhr
deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken.
DO 22 | 10 | 15
FZW, Dortmund, 20 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten
Literatur | 36. Dortmunder Bücherstreit
Musik | 3Klang – das Bonsai-Festival Bereits zum 22. Mal findet dieser Abend im
Wer Bücher liebt, der streitet sich manchmal.
Zeichen der magischen Ziffer „3“ nun statt:
Gerne auch über Neuerscheinungen. Eine kleine,
Lesung | Carsten Wunn
drei Live-Acts à 33 Minuten für lässige drei
kompetente Crew diskutiert an ihrem Kritikertisch
„Kniesel und ich – ein Pelztierroman“
Euro Eintritt – wie immer eingeleitet mit drei
über die folgenden Werke der Saison: Kristine
„Kniesel und ich“ ist eine abgedrehte Geschichte
eigenen Songs von Gastgeber Hannes Wey-
Bilkau „Die Glücklichen“, Ruth Cerha „Bora. Eine
über eine Katze/Mensch-WG. Ganz „realistisch“,
land selbst. Danach präsentiert der Ruhrstadt-
Geschichte vom Wind“, Barbara Lehmann „Eine
wie‘s eben so geht, wenn eines Tages eine spre-
barde die Musiker-Kollegen Jana Leise, Emily’s
Liebe in Zeiten des Krieges“, Sascha Reh: „Gegen
chende Katze vor der Tür steht und einziehen
Giant und Fräulein Nina.
die Zeit“, Ralf Rothmann „Im Frühling sterben“.
will. Die beiden erleben die unglaublichsten
subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr
Studio B der Stadt- und Landesbibl., DO, 20 Uhr
Abenteuer. Und es ist gut, dass Kniesel, die Kat-
Tag der offenen Tür
31. Oktober 2015 | 10.30 - 16.30 Uhr Großer Herbstbasar mit Produkten aus der Werkstatt und Kunstgewerbe Gutes vom Grill und aus der Küche Marktplatz mit Gemüse, Wurstwaren, Imkereiprodukten, Essig und Ölen, Blumen Aktionen für und mit Kindern
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VERANSTALTUNGEN OKTOBER 2015
ze, mehr als nur sprechen kann. Mit dem von ihm
über Tage gibt es einen guten Grund zum Bum-
Electropop. Sie bezieht sich selbst gerne auf eine
beschriebenen Pelztier ist Carsten Wunn weder
meln, viele der Geschäfte im „Viertel vor Ehren-
besondere Nähe zum „Samba de raíz“, dem ur-
verwandt noch verschwägert, so aber doch per-
feld“ öffnen ihre Pforten zum Mitternachtsshop-
sprünglichen Samba, und zu US-Jazz- und Soul-
sönlich bekannt. Trotzdem und zum Glück ist
ping. Auch die Kultur kommt nicht zu kurz, denn
Sängerinnen sowie zum „Brega“, einer neueren
sein Buch jedoch keinesfalls autobiographisch.
auf der „Unter-Tage-Bühne“ wird wieder ordent-
Strömung der brasilianischen Musik. Im domicil
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
lich gerockt und getanzt. Ab Mitternacht geht‘s
stellt sie ihr aktuelles Programm „Ao vivo“ vor.
weiter zur Abschlussparty in die Goldkante.
domicil, Dortmund, 20 Uhr
BODO-VERLOSUNG | Marek Fis Als einziger polnischer Comedian in Deutschland
U-Bahn-Station Schauspielhaus & Viertel vor Ehrenfeld, Bochum, 18 – 24 Uhr
kann Marek Fis uneingeschränkt Klischees breittreten, ohne gleich dafür
Ausstellungseröffnung | Aggregatzustand
MO 26 | 10 | 15 Lesung | „Terror vor Europas Toren“
beschossen zu werden.
Onno Dirker & Christian van der Kooy, Elisabeth
Die Terror-Organisation IS zeigt mit ihrem „Heili-
Er exportiert den har-
Heil, Fee Kleiß, Fabian Nehm und Becker Schmitz
gen Krieg“ eine neue Bedrohung durch Terroris-
ten, polnischen Humor
verwenden verschiedene Medien, benutzen un-
mus im Irak und in der Welt. Im Juni 2014 begann
nach Europa. Mit seinem
terschiedliches Material und sprechen andere
die Terrormiliz IS im Irak und Syrien die Angriffe
Programm „Baustelle Europa – Ein Pole packt
Bildsprachen. Und doch gibt es Verbindendes:
auf Regierungstruppen in und um Mossul. Für
ein/aus!“ baut Marek Fis die Barrieren zwischen
einen Schwebezustand, das Schwanken zwi-
Dr. Wilfried Buchta markiert dieser Anschlag
Polen und Deutschen ab, und auch der Ostblock
schen Raum und Körper, den Wechsel zwischen
einen Wendepunkt in den Auseinandersetzun-
wird unter die Lupe genommen. Ein komischer
der Flüchtigkeit des Moments und des Innehal-
gen im Nahen Osten. Innerhalb von zwei Tagen
Nachbarschaftsdienst zur Völkerverständigung.
tens, das Hinüberschreiten in einen anderen
gelang es dem IS, die 2-Millionen-Stadt zu er-
Nichts und niemand ist vor Marek Fis sicher.
Zustand. Ausstellungsdauer: 24.10 .– 22.11.15
obern. Nach den Anschlägen im Januar 2015 in
Werkstadt, Witten, 20 Uhr
Künstlerhaus, Dortmund, 20 Uhr
Paris stellt er die Frage, wie diese bedrohliche Entwicklung des „Heiligen Krieges“ Europa er-
bodo verlost 2 x 2 Karten
FR 23 | 10 | 15
SA 24 | 10 | 15
reichen konnte. Der Eintritt ist frei. Auslandsgesellschaft NRW, Dortmund, 19 Uhr
Musik | Céu
Markt | Nachtflohmarkt im Viertel vor Ehrenfeld
Die Stücke der 31-jährigen Sängerin Céu aus Sao
Zum zweiten Mal lädt der Verein „Viertel vor Eh-
Paulo verschmelzen Einflüsse aus Samba, Choro,
renfeld“ zum Stöbern unter Tage ein. Aber auch
Soul, Rhythm and Blues, Hip-Hop, Afrobeat und
DI 27 | 10 | 15 Musik | Karsten Riedel & Die Schneydboys Der vielseitige Musiker Karsten Riedel und vier
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Cellisten u.a. der Bochumer Symphoniker ignorieren die Grenzen von E- und U-Musik und weben in ihrem Konzert ein dichtes Netz, das man nicht mehr vergessen soll. Gespielt wird das, was sie für gute Musik halten. Dazu gehören u.a. Purcell, Lou Reed, Villa Lobos, John Cale – aber auch Karsten Riedels eigene Vertonungen von Shakespeare-Sonetten und Gedichten von
Energie gibt’s bei mir nur aus dem Pott.
Dylan Thomas. Kammerspiele, Bochum, 19.30 Uhr BODO-VERLOSUNG | The Souljazz Orchestra Mit seinem zukunftsgewandten RetrosoundKonglomerat verbindet das sechsköpfige Souljazz Orchestra aus Ottawa, Kanada, spielerisch musikalische Einflüsse wie Afro Beat und Jazz, Lati-
Unsere Energie für unsere Region
no-Rhythmen und Sixties Funk zu einer ebenso zeitgeistigen wie zeitlosen Soulmusik. Diese wahrt stets ihr analoges Antlitz und verdreht Jazz-Nerds und Brass-Fans gleichermaßen den Kopf. Im Bahnhof Langendreer stellen sie ihr neues Album „Resistance“ vor.
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dew21.de
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr bodo verlost 2 x 2 Karten
28
BODO-TIPP
Samstags ist auch bei bodo Markttag
weise Krimis, Romane oder Sach- und
vollen Regalen, nehmen Sie Platz auf
– dann gibt’s Bücher zum Kilopreis,
Fachbücher haben die bodo-Mitar-
unseren gemütlichen Sesseln und
frisch abgewogen für 1,99 Euro pro
beiterInnen auf Extra-Ausstellungs-
entscheiden in Ruhe, welche Lektüre
angefangenes Kilo. Aber keine Aus-
flächen zusammengestellt, von de-
Sie am Abend auf dem Nachttisch ha-
schussware, sondern guterhaltene,
nen Sie sich ihren Marktkorb füllen
ben möchten. Wir wiegen dann Ihre
mit genauem Blick vorsortierte Ware,
können. Doppelt so viel wie in der
Bücher auf einer echten alten Markt-
Samstags Bücher kiloweise
die uns Leser und Kunden gespendet
Woche. Und dabei dürfen Sie sich
waage ab. Und vielleicht darf’s dann
haben. Ramsch ist nicht.
ruhig Zeit lassen.
noch ein bisschen mehr sein…
bodo Buchhandlung
Auf großen Sonderflächen können
Stöbern Sie während unserer Öff-
Und wenn es passt: Bringen Sie uns
Schwanenwall 36 – 38, Dortmund
lesebegeisterte Schnäppchenjäger
nungszeit von 10 bis 14 Uhr in unserer
doch Ihre guterhaltenen, aussortier-
immer samstags von 10 bis 14 Uhr
einen guten Fang machen: Kisten-
Wohnzimmeratmosphäre zwischen
ten Buchspenden gleich mit.
FR 30 | 10 | 15
Millepied, Ballettdirektor der Pariser Oper, be-
SA 31 | 10 | 15
BODO-VERLOSUNG | Eine Familie
suchen und vor der Vorstellung die Arbeit des
Mischmasch | Tag der offenen Tür mit Herbstbasar
(August: Osage County)
Die Werkstätten Gottessegen in Dortmund-
Tracy Letts‘ Pulitzer-Preis gekröntes, großes Fa-
Kirchhörde laden zu einem kurzweiligen Tag ein.
miliendrama: Ein Haus mitten im Nirgendwo.
Und dabei gibt es allerhand zu entdecken: den
Aidshilfe Dortmund e.V. würdigen. Opernhaus, Dortmund, 17.30 Uhr BODO-VERLOSUNG | Amparo Sanchez
Hier leben Beverly, alkoholab-
Bücherflohmarkt, Brot und Gebäck in Demeter-
Die ehemalige Frontfrau der Band Amparanoia
hängig, und seine Frau Violet,
Qualität aus der Bäckerei und das alte Weber-
und Gewinnerin der BBC Music Award 2005,
krebskrank, tablettensüchtig,
handwerk in all seinen Facetten. Der Basar mit
Amparo Sánchez, zählt zu den
cholerisch. Als Beverly plötzlich
vielen kunsthandwerklichen Produkten lädt pa-
bekanntesten Stimmen Spani-
verschwindet, bestellt Violet
rallel zum Bummeln ein. Für Unterhaltung und
ens und zusammen mit Manu
ihre Familie ein: ihre drei Töch-
das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Der Ver-
Chao zu den größten Gestei-
ter und Schwester Matti Fae mit
anstalter empfiehlt die Anreise mit dem ÖPNV.
nen der Mestizo-Musikszene.
Werkstätten Gottessegen, DO, 10.30 – 16.30 Uhr
Ihre Musik lässt sich nicht mit
Ehemann. Dann trifft die Nachricht von Beverlys Tod ein, alte Konflikte brechen auf: Keine der
üblichen Genrebezeichnungen
Töchter möchte zurück in die Provinz, um sich
beschreiben, verbindet sie in ihrer Musik doch
Ballett | Der Nussknacker
um die Mutter zu kümmern. Es entspinnt sich
Das Ballett Dortmund wird im Opernhaus das
andalusische Rumba mit karibischen Einflüs-
eine Schlacht um gegenseitige Schuldzuweisun-
Ballett „Der Nussknacker“ von Peter I. Tschai-
sen oder kolumbianischen Cumbia mit mexika-
gen, alte Narben und unangenehme Wahrhei-
kowsky als Benefiz-Vorstellung zugunsten des
nischem Bolero und holt ganz einfach die Sonne
ten. Alle rechnen mit allen ab.
Aidshilfe Dortmund e.V. geben. Zu diesem An-
auf die Bühne.
Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr
lass wird Staatssekretär Bernd Neuendorf als
Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr
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Ehrengast die Choreographie von Benjamin
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29
BODO GEHT AUS
Café Corba | Bochum Essen und Engagement
Von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
unterstützen und generationsübergreifende Aktionen initiieren. Barbara Hirmke erklärt
Frühstück und warme Gerichte. Dessert- und
uns, weshalb sie und ihre Geschäftspartnerin
Kuchenspezialitäten. Hausgemachte Pra-
Corina Kotzum mehr wollen, als korrekte
linen und Marmelade. Heiße und kalte Ge-
Speisen und Getränke zu servieren.
tränke. Vegan, vegetarisch, laktosefrei. Alles
„Ich bin in einem Dorf aufgewachsen, bei Ro-
zum Mitnehmen – oder aber, was eigentlich schöner ist, gleich vor Ort zu verzehren. Das Corba liegt bahnhofsnah in der Bochumer Fußgängerzone, und es ist viel mehr als nur ein neuer Gastronomiebetrieb. Was uns sofort auffällt, als wir das Lokal betreten, sind die gebastelten Bäumchen. Links und rechts an den hell gestrichenen Wänden
30
thenburg ob der Tauber. Ich bin es gewohnt, dass sich alle, wie in einer Großfamilie, unter-
Pause machen und genießen darf. Essen ist ein Genuss wie ein Kuss oder ein kurzer Urlaub
einander kennen und sich gegenseitig helfen.
und kann positiv auf alle Sinne wirken.“
Eigentlich ist das Großstadtleben nichts für
Barbara Hirmke und Corina Kotzum achten
mich. Genau deswegen baue ich mir gerade mein Dorf zusammen, mit den Nachbarn, den Stammgästen und den Leuten aus den Geschäften ringsum. Wir unterstützen uns.
bereits beim Einkauf auf entsprechende Qualität. Sie suchen nach fair gehandelten Produkten, nach saisonalen Angeboten und kaufen oft direkt bei Bauern der Region.
aufgestellt bilden sie eine Art Indoor-Allee.
Das funktioniert immer besser.“
Dort nimmt man an kleinen Tischen Platz.
Frau Hirmke ist gelernte Konditorei-Fachver-
sollen, kommen sie in ihrem Café nicht auf
Im Eingangsbereich steht der sogenannte
käuferin, hat einige Jahre in Spanien gelebt
den Teller. „Aber das Essen muss schme-
Wunschbaum. Er trägt kein Laub, an seine
und als Schiffsstewardess gearbeitet. Famili-
cken. Deswegen lassen wir die Finger von
Zweige können bedürftige Kinder einen
äre Kontakte haben sie nach Bochum geführt,
Ersatzlebensmitteln und entwickeln eigene
Herzenswunsch hängen – und die Gäste
wo sie sich vor etwa einem halben Jahr den
Kreationen. Ich sage immer: Lieber selber
helfen, diese Wünsche zu erfüllen. Ein Beleg
lang gehegten Wunsch erfüllte, ein eigenes
etwas Leckeres machen als was Falsches in
für das soziale Engagement der Café-Betrei-
Café zu eröffnen. „Es soll eine Oase im hekti-
vegan. Wir sind zum Beispiel richtig stolz
berinnen, die außerdem ein Kinderhospiz
schen Alltag sein. Ein Ort, wo man einfach mal
auf unser Leberwurstrezept.“
Weil auch Tiere ein gutes Leben haben
KULTUR
Kino der Generationen Wunderschöne Bilder, humorvolle Geschichten und spannende Einblicke in generationsübergreifendes Miteinander: Vom 26. Oktober bis zum 1. November findet in der Dortmunder Schauburg das 2. Internationale Filmfestival „Storyboard – Kino der Generationen“ statt – Austausch erwünscht. Von Antje Mosebach | Foto: Sebastian Sellhorst
Erst im vergangenen Jahr startete die
der ist auch Ziel in diesem Jahr. Diesmal
generationsübergreifende Arbeits-
unter dem Motto „Gemeinsam statt allein“
gemeinschaft Gerontologie in Film,
– mit all seinen Facetten.
Literatur und Medien ihr ehrenamtliches Laut Karte bekommt man ein „Super lecker Brot“ mit hausgemachtem Aufstrich plus Tomaten, Karotten, Radieschen und Schnittlauch für 3,90 Euro. Uns scheint das ein ausgesprochen fairer Preis zu sein, doch steht uns der Sinn nach einer warmen Mahlzeit. Wir wählen, ohne es später zu bereuen, einen marokkanischen Gemüseeintopf (5,90 Euro) bzw. einen Auflauf mit Salat (7,90 Euro). Zum Nachtisch gibt es Kuchen und wir stellen fest: eine konventionelle Donauwelle schmeckt nicht besser als die nach Art des Hauses. „Die große Politik kann ich nicht wirklich ändern“, sagt Barbara Hirmke zum Schluss. „Aber im Kleinen ist oft mehr möglich, als man zunächst denkt.“ Ein Zitat von Eleanor Roosevelt ziert im Corba eine Wand: „Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben“.
Projekt. Studierende des Masterstudiengangs Alternde Gesellschaften und des Weiterbildungsstudiums für Seniorinnen und Senioren an der Technischen Universität Dortmund wollten nicht nur über die alternde Gesellschaft forschen, sondern sie mitgestalten – was ihnen mit dem erfolgreichen Start des interaktiven Festivals 2014 gelungen ist, denn es geht
Familien, die neuen Formen des Zusammenlebens und welche Werte daraus geschöpft werden können – nach diesen Inhalten wurden die Filme des 2. Internationalen Filmfestivals ausgesucht, erklärt Gertrud Löhken-Mehring. „Wir sind die Neuen“, „Monsieur Claude und seine Töchter“, „Zusammen ist man weniger allein“, „Honig im Kopf“ oder „Tuyas Hochzeit“ sind einige der Filme, die im
um mehr als nur „Filme gucken“.
ältesten Lichtspielhaus Dortmunds gezeigt
„Die Erfahrung hat uns überwältigt“, ist
nungen, Gespräche und Erfahrungsaustausch
Gertrud Löhken-Mehring vom Organisationsteam immer noch begeistert. „Wir
werden und um die herum Raum für Begegzwischen Jung und Alt geschaffen ist.
hatten die Hoffnung, die junge Genera-
Beim „Filmgeflüster“ geben u.a. „Filmpaten“
tion zu erreichen – und waren dann von
– in diesem Jahr Schirmherrin Birgit Jörder,
der unglaublich hohen Teilnehmerzahl
Bundesminister a.D. Franz Müntefering,
überwältigt! Und von den Diskussionen,
ARD-Moderatorin Anna Planken, Prof. I.R.
zu denen es nach den Filmen kam. Da sind
Dr. Ludger Veelken und Poetry-Slammer
die unterschiedlichen Lebenserfahrungen
Jan-Philipp Zymny – eine kleine Einführung
richtig aufeinandergetroffen“, die der jun-
vor dem Film und diskutieren anschließend
gen, mittleren und älteren Generationen.
gerne in einer „Nachbesprechung“.
Café Corba, Huestraße 6, 44787 Bochum
„Und die haben gestaunt!“ Den „Dialog
Mo. bis Sa. 10 – 19 Uhr
der Generationen“, das Motto 2014, haben
Eintritt 7 Euro, Schüler/Studenten ermäßigt
Tel. 0172 – 668 81 88 | www.cafe-corba.de
die Organisatoren mehr als erreicht – und
Infos unter www.storyboard.ruhr 31
SOZIALES
Die Nationale Arak) mutskonferenz (n ist ein Zusammen änschluss der Verb lde der Freien Woh des fahr tspflege und DGB mit bundes d weiten Initiativen un Selbsthilfeorganiist sationen. Ihr Ziel d es, über Armut un n ihre Auswirkunge aufzuklären sowie eiLösungsmöglichk g ten zur Vermeidun von Armut und so zialer Ausgrenzung eit in die Öffentlichk n und den politische . Prozess zu tragen
[
32
A NATION S ARMUT ZEHN JA
„Hartz IV setzt auf die Angst der Menschen!“ Der Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, Dr. Frank Johannes Hensel, erklärt, warum die Armut vieler Menschen seiner Ansicht nach politisch einkalkuliert ist. Von Nationale Armutskonferenz Fotos: Jo Schwartz und Caritas
Herr Dr. Hensel, was genau ist die Aufgabe der Nationalen Armutskonferenz? Die Nationale Armutskonferenz trägt der Politik eindringlich und stetig vor, welche Auswirkungen Armut und soziale Ausgrenzung haben. Sie erklärt, wie sehr zu niedrige Löhne und Regelsätze zu Verarmung und Ausgrenzung beitragen. Wir – und viele andere Organisationen – bieten aus Erfahrung begründete Lösungen an und arbeiten daran mit. Es gibt viele Studien, die die Zusammenhänge von Armut und Krankheit, Armut und mangelhafter Bildung oder Armut und sozialer Ausgrenzung glasklar belegen. Und die Politik, wie reagiert die? Geändert hat sich leider wenig bis gar nichts. Nach wie vor hängt der Schulabschluss ganz stark vom Einkommen und der sozialen Situation der Eltern ab. Es gibt keineswegs bedarfsgerechte Regelsätze, schon gar nicht für Kinder. Es geht vielmehr um Obdach, Nahrung und Kleidung, und die Dienste der reinen Existenzhilfe werden in der Not immer mehr. Das ist kein natürliches Phänomen, sondern die Folge von politischen Fehlentscheidungen und Unterlassungen, es ist politisch einkalkuliert.
ALE Z N E R E F SKON HARTZ IV AHRE Was ist Armut?
luter et zwischen abso Man unterscheid ut beut. Absolute Arm und relativer Arm edür fdb schen ihre Grun deutet, dass Men t gekönnen, also nich nisse nicht decken oder n, keine Wohnung nug zu essen habe rn he rsorgung nicht sic ihre ärztliche Ve mut iff der relativen Ar können. Der Begr icktw En Lebens- und bezieht sich auf die t, es einer Gesellschaf lungschancen in me le Ungleichheit. Ar geht also um sozia le iel er n einerseits mat Menschen habe abeits nicht die Teilh Not und andererse af t ch lls se e in einer Ge möglichkeiten, di t ha , Wer relativ arm ist als normal gelten. hanchtere Bildungsc zum Beispiel schle ere öß le Kontakte und gr cen, weniger sozia igen. beruflich aufzuste Schwierigkeiten, ltig. lfä vie n Armut sind Die Ursachen vo , weil enschen in Armut Häufig geraten M en oder eren, krank werd sie ihren Job verli rtner trennen. sich von ihrem Pa
Sie kritisieren, dass Hartz IV dazu beigetragen hat, dass sich in Deutschland ein Niedriglohnsektor verfestigt. Woran liegt das? Die Hartz-IV-Gesetzgebung drängt jeden, praktisch jede Arbeit anzunehmen und droht ansonsten mit Kürzungen. Hartz IV setzt also auf die Angst der Menschen. Diese Angst führt dazu, dass die Menschen eine Arbeit auch unter Wert annehmen. Diese Zwangssituation trägt zur Verfestigung von Niedriglöhnen bei. Tragen auch staatliche Stellen zu niedrigen Löhnen bei? Ja, durch Ausschreibungen, etwa von Arbeitsmarktmaßnahmen, sind Behörden gehalten, den jeweils billigsten Anbieter zu nehmen. Und billiger wird man ja meist durch die Senkung der Löhne. Zum anderen entstanden viele 400-Euro-Jobs ohne ordentliche Sozialversicherung, die reguläre Arbeitsplätze vernichteten. Auch dies begünstigt einen Niedriglohnsektor und die Altersarmut. Trotz guter Konjunktur gelten 16,1 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen als armutsgefährdet – immerhin jeder
sechste. Warum gelingt es nicht, den Wohlstand gleichmäßiger zu verteilen? Das ist eine Frage des gesellschaftlichen und politischen Willens. Gesetzliche Vorgaben begünstigen zumeist Menschen mit hohem Einkommen und das schon so oft und so lange, dass die Vermögens- und Einkommensunterschiede absolut unanständig sind und
33
SOZIALES
[
den Zusammenhalt gefährden. Bei den Einkommen gibt es seitens des Staates ja immerhin noch eine Steuerprogression, an die enormen Vermögen und Erbschaften gehen die verantwortlichen Politiker aber nicht heran. Hier ruht das mit Abstand meiste Geld, dass für Schwimmbäder, Schulen, Krankenhäuser, Straßen und soziale Hilfen so dringend gebraucht wird. Wie sollte der Hartz-IV-Regelsatz gestaltet sein, damit es für ein menschenwürdiges Leben reicht?
NA AR ZE
Fingerspitzengefühl ist nicht gefragt
Eine Zahl in die Welt zu setzen und dann zu meinen, dass es reicht und es keine Armut mehr gibt, entspricht natürlich nicht der Realität. Die derzeitige Berechnungs-
Andrea Meyer (Name geändert) arbeitete von 2009 bis 2013 als Sachbearbeiterin und Arbeitsvermittlerin im Jobcenter Köln. Hier schildert sie ihre Erfahrungen. Von Nationale Armutskonferenz | Foto: Jo Schwartz
grundlage aber, wonach alle fünf Jahre das Verkaufsverhalten ausgewertet und die un-
„Zu meinem Team im Jobcenter gehörten 15 Per-
eine ganz enge Betreuung, aber das ist natür-
teren 15 Prozent, also die Personen mit dem
sonen. Wir waren zuständig für rund 1.400 Hartz-
lich nicht leistbar. Aber es gibt eben genauso
geringsten Nettoeinkommen, zum Maßstab
IV-Bedarfsgemeinschaften – das entsprach etwa
den ehemaligen Facharbeiter, der 40 Jahre in
genommen werden, ist nach politischer Kas-
5.000 Personen. Unsere Aufgabe war es, Anträge
einem Autozulieferbetrieb gearbeitet hat, be-
senlage so gemacht worden. Vormals waren
zu prüfen und darüber zu entscheiden, ob zum
vor er arbeitslos wurde, sich schämt und über-
es übrigens noch die unteren 20 Prozent, es ist
Beispiel ein Kinderwagen oder ein Kühlschrank
haupt nicht weiß, was ihm eigentlich zusteht.
finanziert wird. Für die Arbeitsvermittlung war
Oder die russlanddeutsche Akademikerin, die
ein anderes Team zuständig.
einfach keinen Job findet, weil sie noch nicht
also einfach so gesetzt worden. Man stelle sich vor, die Politiker hätten den Mut gehabt, sich am unteren Drittel der Bevölkerung zu orientieren, dann sähe der Satz schon ganz anders aus. Für Kinder sollte ein klares Grundeinkommen berechnet werden, das alle Kinder bekommen und das nicht, wie beim Kindergeld, auf Hartz IV angerechnet und den Ärmsten gleich wieder
Es gibt Menschen, die kommen jede Woche
gut genug Deutsch spricht.
ins Jobcenter und bitten um Hilfe. Vielen von
Die Arbeitsvermittler haben Vorgaben, wieviele
ihnen wäre auch mit einem höheren Regel-
Menschen sie zu integrieren haben – und das
satz nicht geholfen, sie bekommen ihr Leben
wird ziemlich genau kontrolliert. Integrieren
einfach nicht auf die Reihe. Sie bräuchten
kann auch bedeuten: in eine Maßnahme zu ver-
abgezogen wird. Die Nationale Armutskonferenz warnt vor Altersarmut: Welche Dimension erwarten Sie? Wie sehr sich Altersarmut ausweitet, ist noch nicht ausgemacht, da die Politik hieran eine Menge ausrichten kann. Immerhin, und Gott sei Dank, regelt das Grundgesetz eine Grundsicherung im Alter. Wohnen und Essen sollte so gelingen. Es wächst aber ausgerechnet die Abhängigkeit von staatlicher Hilfe gerade auch bei vielen Menschen, die ihr Leben lang viel gearbeitet haben, weil das Einkommen es nicht hergibt, damit eine vernünftige Rente aufzubauen. Hierzu tragen – auch so ein politischer Wille – die Absenkung des Rentenniveaus auf 43 Prozent bis zum Jahr 2030 und der enorme Niedriglohnsektor bei. Stellen Sie sich vor, Sie haben zwei Wünsche frei, was fordern Sie? Wer Arbeit hat, muss davon leben können! Wer Kinder hat, darf nicht durch sie und mit ihnen arm sein! 34
„Einfach mal ein
E L A N O I Z AT N E R E F N O K S T U V I M Z R T R A H E R H A J EHN Armutsrisiko? Wie definiert man
aber auch typisch deutsch. Alles muss total mitteln. Das erklärt, warum Hartz-IV-Empfän-
rechtssicher sein. Das gilt übrigens für die ge-
ger in so viele, oft unpassende Maßnahmen
samte Korrespondenz des Jobcenters.
und Programme geschickt werden – Hauptsache, die Vermittlungsquote stimmt und damit die Statistik für die Veröffentlichung der aktuellen Arbeitslosenquote. Denn wer ,integriert‘ ist, kommt in der Arbeitslosenstatistik nicht mehr vor.
Jobcenter stellen gern Juristen oder Betriebswirte ein, das ist nachvollziehbar, aber oft sind vor allem pädagogische Fähigkeiten gefragt. Denn als Sachbearbeiter brauche ich nicht nur Kenntnisse im Verwaltungsrecht, ich muss auch Händchen halten und deeskalieren kön-
Immer häufiger sucht dabei ein Computer die
nen. Ich hatte mit Menschen zu tun, die am Ende
passgenauen Maßnahmen heraus, dabei wäre
waren. Finanziell am Boden, ohne Perspektive.
genau hier die Menschenkenntnis des Vermitt-
Wenn ich diesen Menschen helfen konnte, hat
lers notwendig. Aber Fingerspitzengefühl und
mich das wirklich glücklich gemacht. Ich habe
Eigenverantwortung sind im Jobcenter nicht
zum Beispiel Umzüge in größere Wohnungen ge-
gefragt. Gezieltes Fördern bleibt immer mehr
nehmigen können, weil ein Baby unterwegs war.
auf der Strecke, auch weil das Geld für die Maß-
Die Menschen waren unendlich dankbar dafür.
nahmen massiv gekürzt wurde.
Obwohl ich wirklich häufig frustrierten Men-
Dabei hieß es doch eigentlich Fordern und
schen gegenüber saß, habe ich es in vier Jahren
Fördern, doch es wird fast nur noch gefordert.
nur zweimal erlebt, dass ich verbal niederge-
Und das beginnt schon bei den Anträgen auf
macht wurde. Ich glaube, das hat aber auch viel
Arbeitslosengeld II. Da sind bestimmt 20 Seiten
damit zu tun, wie ernst man die Menschen und
auszufüllen, vieles ist absolut unverständlich
ihre Situation nimmt und wieviel Zeit man sich
– erst recht für Menschen, die nicht aus dem
lässt. Aber auch hier arbeitet man oft im Wider-
deutschen Sprachraum kommen. Ich behaup-
spruch zum System, denn das lässt einem für län-
te, das hat einerseits System, ist andererseits
gere Gespräche eigentlich keine Zeit.“
n einem ht man derzeit vo In Deutschland ge netto ro men von 979 Eu mittleren Einkom 56 Euro stehende und 2.0 monatlich für Allein ene mit für zwei Erwachs netto monatlich weni14 Jahren aus. Wer zwei Kindern unter mmens des mittleren Einko ger als 60 Prozent ion als nit t, gilt laut EU-Defi zur Verfügung ha r 2013 16,1 Das waren im Jah armutsgefährdet. n Menutschland lebende Prozent der in De einerziegefährdet sind All schen. Besonders nsek tor, te im Niedrigloh hende, Beschäf tig n mit ilie enalter und Fam Frauen im Rent tistiken dern. In den Sta mehr als zwei Kin h, dass dung wird deutlic zur Armutsgefähr n das Benachteiligunge gesellschaf tliche Mütter ek t erhöhen. Viele Armutsrisiko dir ss sie keieise darunter, da leiden beispielsw n und die ihre Kinder finde ne Betreuung für wenig fam Arbeitsmarkt Angebote auf de raten sie sind. Dadurch ge milienf reundlich äf tigung, ringf ügige Besch in eine Spirale: ge vom en, Unterstützung niedriges Einkomm eit hk en. e Teilhabemöglic Staat, mangelnd Mütter auch dazu, dass die Das führ t häufig e im Alr Rentenansprüch aufgrund fehlende sichert sind. ter schlecht abge
Eis essen gehen – das wär‘ ein Leben!“ Obwohl Markus und Sabrina Meßing arbeiten, leben sie und ihre vier Kinder an der Grenze zur Armut. Mit ihrem Lohn kommen sie so gerade über die Runden – etwas leisten können sie sich nicht. Text und Fotos von Anna Woznicki Markus (36), Sabrina (27), Samantha (4), Finn (2), Justine (5) und Juliano (10) – das ist Familie Meßing aus Wermelskirchen. Vater und Mutter arbeiten, die drei Kleinen gehen in den Kindergarten, der Große zur Schule. Wenn sie alle zusammen sind, ist einiges los. Eigentlich ein ganz normaler Familienalltag – wenn da nicht die ständigen Geldsorgen wären. Die Lebensmittel besorgt sich die Familie bei der Tafel. Wenn die Familie essen geht, dann zum Mittagstisch, den die Gemeinde anbietet. Familie Meßing ist eine „working poor family“. Übersetzt: eine Familie, die an der Armutsgrenze lebt, obwohl beide Eltern arbeiten und eigenes Geld ver35
SOZIALES
dienen. Zwischen 200 und 400 Euro bleiben
Daran denkt er auch, wenn er mit seiner
der Familie monatlich zum Leben. Dabei ver-
Familie in der langen Schlange zur Lebens-
sucht Vater Markus alles, um wirtschaftlich
mittelausgabe der Tafel steht. Die meisten,
unabhängig zu sein. Viele Jahre arbeitete
die da mit ihm stehen, arbeiten nicht. Die
er selbstständig für einen Zustelldienst. In
bekommen Hartz IV. Markus Meßing nicht –
drei Jahren leistete er sich nur eine einzige
und reiht sich trotzdem ein. Eine noch größe-
arbeitsfreie Woche. 85 Cent gab es für ihn
re Überwindung kostet ihn der Mittagstisch.
pro Paketzustellung, 36 Cent für Kataloge,
„Da schäme ich mich manchmal richtig. Und
79 Cent für Retouren. Nicht vergütet wurden
es tut mir leid für meine Kinder, dass sie dort
die Päckchen, die Markus Meßing für sich
sitzen müssen“, gesteht er. „Deshalb nehmen
selbst zu tragen hatte: psychischer Druck,
wir sie auch so selten wie möglich mit.“
körperliche Anstrengung bis an die Grenze der Belastbarkeit und zuletzt Depressionen. Die blanke Existenzangst saß ihm ständig im Nacken, Schulden häuften sich.
sie bald wenigstens auf den Mittagstisch verzichten können. „Das wäre schon eine große Erleichterung.“ Mutter Sabrina unterstützt ih-
Seit Anfang des Jahres ist der Familienvater,
ren Mann, wo sie nur kann. Sie fährt die Pakete
ausgebildet als Fachkraft im Gastgewerbe,
mit ihm aus und trägt sie, wenn Markus keine
bei einem Paketdienst fest angestellt. Und
Kraft mehr hat. „Die Selbstständigkeit hat ihn
das ist schon eine große Erleichterung für
kaputtgemacht“, erklärt sie. Schöne Kleider, ein
die Meßings. Benzin oder Fahrzeugrepara-
Restaurantbesuch, vielleicht einmal in die Disco
turen, dafür müssen sie nicht mehr selbst
– Wünsche, die für die junge Frau unerreichbar
aufkommen. Auf staatliche Unterstützung
scheinen. „Ich war nie große Sprünge gewohnt.
wie etwa Wohngeld ist Familie Meßing
Das alles ist in meinem Leben nicht drin. Noch
trotzdem angewiesen – nicht zuletzt we-
nicht.“ Ihr großer Traum ist es, bald selbst einen
gen der Schulden, die es aus den Zeiten der
Führerschein machen zu können und ebenfalls im
Selbstständigkeit noch abzutragen gilt.
Zustelldienst zu arbeiten. Die
Der Familienvater stützt seinen Kopf in
Strecken und die Abläufe kennt
die Hände: „Manchmal kann ich es selbst
sie. Das wäre ein Vorteil für ih-
kaum glauben. Ich arbeite von morgens bis
ren Arbeitgeber – und für sie.
abends, gehe an meine Grenzen, und es
Dann müsste ihr Mann weni-
reicht einfach nicht. Ich arbeite nicht, da-
ger schuften, könnte psychisch
mit wir gut leben können, sondern nur, um
und körperlich wieder zu Kräf-
unsere Rechnungen zu bezahlen.“ Hartz IV
ten kommen, und sie könnte die
kommt für Markus Meßing trotzdem nicht
Familie finanziell unterstützen.
in Frage: „Ich will das Geld selbst verdienen,
Für ihren Führerschein spart die
wissen, wo es herkommt und meinen Kin-
junge Frau deshalb jeden Cent. Die Hoffnung, als
dern ein Vorbild sein.“
Familie unabhängig leben zu können, treibt sie an.
Sohn Juliano versteht seinen Vater nicht.
„Ferien machen, vielleicht sogar unsere Hochzeitsrei-
„Uns geht es doch gut. Wir haben alles,
se nachholen, das kaufen, was einem schmeckt, oder
was wir brauchen“, sagt er, zeigt auf den
einfach mal Eis essen gehen, einfach so, weil man ge-
Fernseher, das Sofa und die Süßigkeiten,
rade Lust drauf hat – ja, das wäre ein Leben!“
die seine Eltern letzte Woche von der Tafel mitgebracht haben. Dass ein berufstätiger Familienvater am Ende eines Tages jedoch nicht zur Tafel gehen möchte, sondern in den Supermarkt, gelegentlich mit seiner Familie in den Urlaub fahren und seinen Kindern auch einmal neue Kleidung kaufen möchte, wird Juliano wohl erst verstehen können, wenn er älter ist. Vater Meßing versucht zu erklären: „Man strengt sich an, gibt sich Mühe. Deshalb wäre es einfach gerechter, wenn das, was man tut, ausreichen würde. Dann wäre es fair.“ 36
Markus Meßing hat die große Hoffnung, dass
n Wie viele Mensche d arm? in Deutschland sin
im Jahr nschen bezogen 6,2 Millionen Me er Teil d Hartz IV. Ein groß 2013 in Deutschlan Hilfen gf ristig auf diese von ihnen ist lan ungsbeMillionen der Leist angewiesen : 1,8 gen nach d Mai 2013) bezo rechtigten (Stan rkt- und uts für Arbeitsma Angaben des Instit gen seit (IAB) die Leistun Berufsforschung n ihnen hen. Die Hälfte vo 2005 ununterbroc hig sind. die nicht erwerbsfä sind Angehörige, undsicheMenschen, die Gr Zwei Drittel aller n diese erhalten, beziehe rungsleistungen ei Jahre. über mehr als zw Ment kommt es, wenn Zu verdeckter Armu spruch IV zusteht, ihren An schen, denen Hartz land sch . Das sind in Deut nicht wahrnehmen igten, also Leistungsberecht ca. 40 Prozent der a weil nen Menschen, etw ungefähr vier Millio wissen, oder nicht genau sie sich schämen . was ihnen zusteht
Die Zahl der Wohnungslosen steigt. Mitverantwortlich ist auch die Hartz-IV-Gesetzgebung. 2012 waren 284.000 Menschen in Deutschland ohne Wohnung. Dies ist im Vergleich zum Jahr 2010 ein Anstieg um 15 Prozent. Bis 2016 prognostiziert die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) eine Zunahme der Wohnungslosigkeit um 30 Prozent auf dann 380.000 Menschen.
Wohnen ist ein Menschenrecht Von Nationale Armutskonferenz | Fotos: Sebastian Sellhorst und BAG W
Einem unzureichenden Angebot an preiswertem Wohnraum steht die zunehmende Zahl von Menschen mit Niedrigsteinkommen und unsicheren Beschäftigungsverhältnissen gegenüber. So verschärft sich die Konkurrenz auf den Wohnungsmärkten: Neben den wohnungslosen Menschen suchen auch Alleinerziehende, Studierende und andere einkommensarme Menschen nach bezahlbarem Wohnraum. Dazu kommen die sozialen Träger, die für ihre Klienten Wohnungen brauchen: etwa die Wohnungslosenhilfe, die Suchtkranken- und Straffälligenhilfe und die Jugendhilfe. Eine zunehmende Zahl von Flüchtlingen und Migranten sucht Schutz, Arbeit und Auskommen in Deutschland. Ein großer Teil dieser Menschen wird nur unzureichend in Sammelunterkünften versorgt oder lebt unter widrigsten Umständen in Armut und unzumutbaren Wohn- und Arbeitsverhältnissen. Auch diese Menschen sind auf den knappen bezahlbaren Wohnraum angewiesen. In den niedrigschwelligen Angeboten der Wohnungslosenhilfe steigt seit Jahren der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund. „Der Bund muss nicht nur die Förderung des sozialen Wohnungsbaus fortführen, sondern mit zusätzlichen Förderprogrammen auch den Neubau von Sozialwohnungen“, sagt Werena Rosenke (Foto), stellvertretende Geschäftsführerin der BAG Wohnungslosenhilfe und Vize-Sprecherin der „nak“. Rosenke: „Als Sofortmaßnahme muss das SGB II geändert werden, um eine Mietschuldenübernahme auch als Beihilfe zu ermöglichen, wenn dadurch der Wohnungsverlust verhindert wird.“ Unter den wohnungslosen Menschen gibt es eine hohe Zahl sehr junger Männer und Frauen. Mit-verantwortlich dafür macht Rosenke die Hartz-IV-Gesetzgebung: „Für Unter-25-Jährige gelten verschärfte Sanktionsregelungen, bei denen dann schon beim zweiten kleinen Regelverstoß die Kosten der Unterkunft nicht mehr gezahlt werden.“ Häufig werden Betroffene aufgefordert, ihre Wohnkosten binnen sechs Monaten zu senken. Andernfalls müssen die Mietanteile aus den eigenen Regelleistungen aufgebracht werden. Oder die Übernahme der Nebenkosten wird eingeschränkt. Rosenke: „Die Menschen verschulden sich und am Ende kann man die Miete nicht mehr zahlen und steht womöglich auf der Straße.“ Wohnungslose Menschen dürfen nach Ansicht Rosenkes nicht in Notunterkünften ausgegrenzt und dort vergessen werden: „Die Notversorgung muss mit dem Ziel einer zeitnahen Vermittlung in eigenen Wohnraum oder – wenn nötig – in qualifizierte weiterführende Hilfen erfolgen.“ Das Grundgesetz garantiert jedem Menschen, unabhängig von der Nationalität, das Grundrecht auf Menschenwürde, Leben, körperliche Gesundheit und Schutz der Familie. Deswegen muss auch den wohnungslosen Migrantinnen und Migranten ein uneingeschränkter Zugang zu Angeboten der Notversorgung ermöglicht werden. Rosenke: „Aber die Kommunen kann man mit diesen Aufgaben nicht alleine lassen. Deshalb ist die Bundesregierung gefordert, die kommunale Notversorgung deutlich stärker mitzufinanzieren.“ www.bagw.de 37
NETZWELT
KINOTIPP
sweetSixteen-Kino im Depot & bodo präsentieren: Voll verzuckert Die originell erzählte Doku „Voll verzuckert – That sugar Film“ des australischen Schauspielers und Filmemachers Damon Gameau ist ein gewagtes Selbst-Experiment: Als Versuchsobjekt seines eigenen Films beginnt er eine zweimonatige „Zuckerdiät“, an dessen Ende er fett, krank und süchtig ist und somit die bittere Wahrheit über die
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.refunite.org
fatalen Gesundheitsgefahren sogenannter
Meist sind es dramatische Fluchtgeschichten von Menschen, die unter widrigsten Um-
sind hier der Untersuchungsgegenstand,
ständen vor Krieg und Umweltkatastrophen fliehen. Oft verlieren sich Familien in den
sondern Lebensmittel, die als „gesund“ ver-
Wirren ihrer Flucht aus den Augen. Der Kontakt zu Familie, Freunden oder Bekannten
kauft werden: ob fettarmer Joghurt, Müsli,
im Herkunftsland reißt ab. Mit Hilfe einer Onlineplattform will die NGO „Refugees
Fruchtriegel, Säfte oder Smoothies.
United“ getrennten Menschen helfen, wieder zueinanderzufinden.
etwa Limonade, Eiscreme oder Schokolade
60 Tage lang 40 Teelöffel Zucker täglich
Grundlage der bereits 2008 gestarteten Plattform ist eine Onlinedatenbank. Nach
(was dem durchschnittlichen Tagesver-
einer kurzen Anmeldung kann man im Mitgliederbereich der Seite persönliche Infor-
brauch australischer Teenager entspricht)
mationen hinterlegen, anhand derer man von Freunden und Verwandten, die einen
aus ebensolchem „Wellness-Food“ zuge-
persönlich kennen, identifiziert werden kann. Informationen wie der Name eines
führt – so sah Gameaus Diät unter Aufsicht
Lehrers, das Lieblingsessen oder körperliche Merkmale wie Narben sollen helfen,
von Wissenschaftlern und Ernährungsbe-
einander wiederzufinden. Die eigene Identität soll auf diese Weise vor Missbrauch
ratern aus. Während seines Experiments
geschützt werden.
reiste Damon Gameau zudem durch die
Die Plattform ist bewusst einfach gehalten, sodass sie auch mit älteren Telefonen und einer schlechten Internetverbindung genutzt werden kann. Auch per SMS oder über eine Hotline kann das Portal genutzt werden. In vielen Ländern kooperiert Refunite mit Mobilfunkanbietern, um eine Nutzung des Dienstes kostenlos anzubie-
süße, weite Welt des Zuckers. Er schaute der Lebensmittelindustrie auf die Finger und besuchte Fachleute, Ärzte, Wissenschaftler und nicht zuletzt Zucker-Geschädigte.
ten. Über 400.000 Menschen haben sich mittlerweile in der Datenbank des Projekts
Limonade und Schokolade anprangernd
eingetragen.
legt der Dokumentarfilmer in „Voll verzu-
Ins Leben gerufen wurde das Projekt von den dänischen Brüdern Christopher und David Mikkelsen. Als sie 2005 ihrem Freund Mansour, der aus Kabul geflüchtet war, halfen, seinen Bruder wiederzufinden, erkannten sie den Bedarf und fingen an zu programmieren. Mittlerweile unterstützen auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen und das Rote Kreuz das Projekt, indem sie Geflüchteten dabei helfen, sich in der Datenbank einzutragen oder dort nach vermissten Personen zu suchen.
C hr is t h
Mi
kke
lse n
ckert – That Sugar Film“ die manipulativen Techniken der Lebensmittelindustrie offen und versucht, seine Mitmenschen zu einem genaueren Hinschauen zu motivieren. Ab Do. 20. Oktober (Bundesstart) um 19 Uhr Weitere Termine: sweetsixteen-kino.de
„Wir wollen Menschen helfen, einander wiederzufinden, für
sweetSixteen-Kino im Depot
die es nicht alltäglich ist, mit ihren Verwandten und Freunden
Immermannstr. 29, 44147 Dortmund
vernetzt zu sein“, so Christopher Mikkelsen. Die Betreiber der
Telefon 0231 – 910 66 23
Webseite gehen davon aus, dass bereits ca. 1.500 Familien mit
info@sweetsixteen-kino.de
Hilfe der Plattform wieder vereint werden konnten. (sese)
op
er
38
„gesunder“ Nahrung offenlegt. Denn nicht
www.sweetsixteen-kino.de
BÜCHER
Gelesen von Bastian Pütter
Gefährliche Bürger „Pack“ nannte der Vizekanzler den rassistischen Mob von Heidenau, das klang sozialdemokratisch handfest und war analytisch dünn. Inzwischen demonstrieren – scheinbar sogar ironiebegabte –
Bodentiefe Fenster
Marina Naprushkina weiß, wie Deutsch-
„besorgte Bürger“ unter dem Banner „Wir sind das Pack“. Genau, Bürger. Die Radikalisierung der Mitte ist in vollem Gange und sie geschieht nicht von allein. Seit Jahren arbeitet eine vielgestaltige Neue Rechte an der Rückabwicklung der offenen Gesellschaft, so Liane Bednarz und Christoph Giesa in ihrer klugen Analyse „Gefährliche Bürger“.
Alles ist gut. Die Kinder der 68er sind Eltern
land aussieht, wenn man neu hier ist. Die
in urbanen Idyllen, leben in Hausgemein-
Künstlerin wurde 1981 in Minsk (Weißruss-
schaften, nachhaltig irgendwie, ökologisch,
land) geboren und kam erst während des
linksliberal, freiberuflich kreativ. Sandra
Studiums nach Deutschland. Bei einem
wohnt mit Familie im geradezu archetypi-
Kunstprojekt lernt sie Flüchtlinge kennen.
schen Prenzlauer Berg. Ihr Journalistenbüro,
Sie besucht sie in ihrer Berliner Unterkunft
das Hausplenum, die Partys, zu denen man
und entschließt sich, Malkurse für Kinder
die Kinder mitnimmt, das Ineinander von
anzubieten.
Arbeit, Erziehung und Selbstverwirklichung.
Über rechtsintellektuelle Zeitschriften,
Und der Glaube an das Gemeinsame, das
über Verlage wie Kopp, über Kolumnisten
Miteinanderreden, der von den Eltern ererb-
bei Focus und Welt, über die Millionen-
te Auftrag zur Verbesserung der Welt, zum
seller von Thilo Sarrazin, Akif Pirincci und
Glücklichsein. Ein ganz schönes Paket.
Udo Ulfkotte haben sie eine Stimmung im vorpolitischen Raum geschaffen, die Pegida und die AfD ermöglicht hat. Mit dem Internet haben sie einen Resonanzraum gefunden, in dem Ressentiment, Verschwörungswahn und Hass ein Millionenpublikum erreichen und das Den-
Neue Heimat?
Nach zwei Jahren hat Naprushkinas Initiative „Neue Nachbarschaft“ mehr als 100 Helfer, blickt auf 600 Veranstaltungen zurück, hat den Betreiber der Moabiter Unterkunft – einen der großen im „Flüchtlings-Business“
Für Sandra zu viel. Sie kämpft, aber für sich
– angezeigt, ebenso wie das Landesamt für
seziert sie das Scheitern, die Sprachlosigkeit,
Gesundheit und Soziales (LaGeSo), das im-
die egozentrischen Männer, die alternde El-
mer noch in den Medien ist wegen der Nicht-
terngeneration auf Psychopharmaka, die in
versorgung von Flüchtlingen, die im Freien
den Burnout führenden Selbstinszenierun-
auf nichts als ihre Registrierung warten.
gen. Ein innerer Monolog der Verachtung.
Naprushkina zeigt, dass Flüchtlingshilfe
ken der Mitte infizieren. Aus besorgten
Häme über die Dinkelkeks-Helikoptermütter
konkret, menschlich und deswegen unaus-
werden radikalisierte werden gefährliche
und das Bessereltern-Reservat Prenzlberg
weichlich politisch ist. In ihrem Buch be-
Bürger. Bednarz und Giesa – übrigens eine
gibt es genug. „Bodentiefe Fenster“ hinge-
schreibt sie den Alltag einer ehrenamtlichen
bekennende Konservative und ein Libera-
gen erzählt von innen. Monologisch, präzise,
Beraterin, einer Nachbarin, einer Freundin.
ler – erklären Ursprünge und Strukturen
in Beruhigungsfloskeln am Rande des Burn-
Und trotzdem greift Heribert Prantl nicht
neurechten Denkens und liefern einen
outs. An Malina, an Christa T. erinnert das.
zu hoch, wenn er im Vorwort schreibt: „Das
Leitfaden zum – bürgerlichen – Wider-
Und daran, dass eine Kur keine Lösung ist.
Buch ist ein Lehrbuch für Menschlichkeit.
stand. Ein hilfreiches Buch.
Antworten, wie man denn leben soll, fehlen.
Und es ist ein Aufruf für eine neue Auslän-
Aber wie sollten die auch aussehen?
der- und Flüchtlingspolitik.“
Gefährliche Bürger
Anke Stelling | Bodentiefe Fenster
Marina Naprushkina | Neue Heimat?
ISBN 978-3-446-44461-4
ISBN 978-3-95732-081-0
ISBN 978-3-95890-007-3
Hanser | 17,90 Euro
Verbrecher Verlag | 19 Euro
Europa Verlag Berlin | 16,99 Euro
Liane Bednarz, Christoph Giesa
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REPORTAGE
Schlepper oder Fluchthelfer? Wie ein Syrer seine Eltern nach Dortmund schmuggelte
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Es ist morgens, 7 Uhr. Die Sonne geht auf, als Jazad (Name v. d. Red. geändert) den Schlüssel für den hellgrünen Opel Corsa aus seiner Jackentasche fummelt. Als der Motor des Mietwagens vor seiner Hörder Wohnung die ersten Rauchschwaden ausstößt, verschwindet seine Angst. „Ich war so ruhig, als wäre ich unberührbar. Ich tat was ich tun musste. Gott ist mit mir, die Gesetze der Menschlichkeit sind mit mir“, sagt Jazad heute, zwei Wochen nachdem er in Dortmund gestartet war, um seine Eltern aus Italien nach Dortmund zu schmuggeln. Text und Fotos: Dirk Planert
Ein Jahr ist Jazad nun in Deutschland. So
für Jazad übernimmt. Um die Erklärung
lange hat er seine Eltern nicht gesehen.
auch für die Eltern zu unterschreiben,
Sie lebten in Aleppo, Jazad arbeitete als
reichte das Einkommen des Unterzeich-
Ingenieur an der Universität. Irgendwann
ners nicht. Jazad kam per Flugzeug nach
sahen sie keine Chance mehr, dass der
Dortmund – ein Weg, der Flüchtlingen
Krieg enden würde. Dann taten sie, was
längst verschlossen ist. Er beantragte
Menschen instinktiv tun: fliehen. Da die
in Hacheney Asyl und lebt nun hier, als
Gefahren nicht absehbar waren, bat die Fa-
anerkannter Kriegsflüchtling. Doch seine
milie von Jazads Frau, sie vorerst bei ihnen
Eltern blieben allein in der Türkei und
zu lassen. Eine schwere Entscheidung. Das
finanzierten das Leben mit den Reserven
Gefährlichste für Jazad und seine Eltern
der Familie. „Sie sind beide alt, können
war die Reise mit dem Bus von Aleppo nach
sich nicht mehr gut alleine helfen. Ich
Damaskus. Terroristen des IS kontrollier-
musste sie irgendwie hierhin bekom-
ten den Bus und stellten Fragen: Bist Du
men“, erzählt Jazad.
Muslim? Wie oft am Tag beten Muslime? Kannst Du aus dem Koran zitieren? Jazad
Vor ein paar Wochen war die Chance
ist orthodoxer Christ, doch darauf hatte
endlich da. 6.000 US-Dollar pro Kopf
er sich vorbereitet. „Bi-smi llahi r-rahmani
zahlte die Familie an einen Schlepper in
r-rahim“ konnte er auswendig runterrat-
der Türkei. 40 Flüchtlinge legten die etwa
tern. Der Satz „Lob sei Gott, dem Herrn
1.000 Kilometer lange Strecke auf einem
der Welten“ rettete sein Leben. Hätten die
Luxusboot zurück. Für die Schlepper macht
IS-Soldaten ihn als Christ erkannt, wären er
das 240.000 US-Dollar in nur vier Tagen.
und seine Eltern erledigt gewesen.
So lange dauerte die Überfahrt. Trotz Swimmingpool gab es nach drei Tagen kein
„Ich musste sie irgendwie hierhin bekommen.“
Trinkwasser mehr, beschreibt Jazad die Erlebnisse seiner Eltern. Erst jetzt zittert seine Stimme das erste Mal. „Die Über-
Von Damaskus ging es weiter in den
fahrt war nicht so gefährlich wie in einem
Libanon und von dort in die Türkei. Die
Schlauchboot, aber es sind alte Menschen.
Familie hatte Geld genug, um in Istanbul
Ich habe solche Angst um sie gehabt.“ Dann
eine Wohnung zu mieten. Doch auch dort
ging es weiter mit dem Zug nach Mailand,
war es gefährlich. Jazad bekam Drohan-
dem vereinbarten Treffpunkt.
rufe, auch seine Eltern wurden bedroht. Vermutlich seien das Assad-Anhänger gewesen, erklärt Jazad. „Ich habe mich
937 Kilometer mit dem Mietwagen
unsicher gefühlt und wollte weg.“ Ein
In Dortmund klingelte Jazads Handy. Sein
Onkel in Deutschland hatte eine Erklä-
Vater gab ihm die Adresse eines Hotels
rung unterschrieben, dass er alle Kosten
durch. Für den Sohn der Zeitpunkt, den
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REPORTAGE
hellgrünen Opel Corsa zu mieten. 168 Euro
Er fühlt sich in der Falle. Hinter ihm die
zahlte er für den Mietwagen, das Ticket in
französische Polizei, vor ihm die italie-
Richtung Freiheit und Sicherheit. „Ich habe
nische – und die stoppt den Kleinwagen
nur noch die Gesichter meiner Eltern vor
sofort nach Erreichen der Grenze. Wieder
mir gesehen. Ich wollte sie sehen, sie herz-
sieht es so aus, als wäre die Reise vorbei.
lich in den Arm nehmen.“ Nicht einmal 10
Noch während der Kontrolle der Papiere
Stunden brauchte Jazad für die 937 Kilo-
zieht ein italienischer Polizist Jazad beisei-
meter lange Strecke mit dem Kleinwagen,
te und flüstert ihm leise ins Ohr: „Das sind
dann schloss er seine Eltern wieder in die
deine Eltern. Habe ich verstanden.“ Dann
Arme. Der Sohn entscheidet sich, nicht die
zeigt er mit dem Finger auf die Landkarte
kürzeste Route zurückzufahren, sondern
und sagt: „Da musst du rüber, aber heute
über Frankreich. „Das ist nicht so auffällig,
Nacht. An dieser Grenze wird dann nicht
weil die meisten Flüchtlinge über Öster-
kontrolliert.“ Er darf wieder einreisen nach
reich oder die Schweiz versuchen, nach
Italien. Warum, das weiß Jazad selbst
Deutschland zu kommen.“ Der Vater sitzt
nicht. Dann geht die Fahrt weiter, über
auf dem Beifahrersitz, die Mutter hinten.
die empfohlene Grenze, ohne weitere
Bis zur Grenze nach Frankreich fließen sie
Kontrollen bis nach Deutschland. „Es war
im Verkehr mit, doch dann: eine Polizei-
wie nach Hause kommen, in mein neues
kontrolle, direkt hinter der Grenze. Vorbei?
Zuhause“, sagt Jazad über die Einfahrt
Auf keinen Fall durfte es passieren, dass
nach Deutschland. Hier bin ich sicher. Hier
die Eltern ihre Fingerabdrücke in einem
sind wir sicher.“.
der zu durchreisenden Länder abgeben. Das könnte heißen: Ende der Reise und dort bleiben müssen.
„Die Bomben kann ich durchs Telefon hören, der Krieg ist am Ohr.“
„Da musst du rüber, aber heute Nacht: An dieser Grenze wird dann nicht kontrolliert.“
Er informiert die vier Geschwister, die als Flüchtlinge in der Welt verteilt leben. Die erste Nacht in Dortmund verbringen
Ein französischer Polizist kontrolliert
Jazad und seine Eltern in seiner Woh-
die Papiere. Jazad wird vier Stunden als
nung in Hörde. Dann bringt er die beiden
mutmaßlicher Schlepper festgesetzt. Die
in die Erstaufnahmeeinrichtung nach
Eltern warten im Auto. Plötzlich wendet
Dortmund-Hacheney, um den Asylantrag
sich das Blatt. Der Grenzpolizist hat die
zu stellen. Für die Eltern ist die Flucht nun
Papiere geprüft. Jazad darf sich in der
vorbei und Jazad hatte Glück, jetzt nicht
EU frei bewegen, seine Passagiere nicht.
als mutmaßlicher Schlepper vor Gericht
Aber der Grenzer glaubt dem Fahrer, dass
zu landen. Vermutlich wäre er freigespro-
er kein Schlepper ist, sondern dass es
chen worden. Es gilt nur als Schlepper, wer
sich um seine Eltern handelt und lässt
Geld für dafür nimmt. Dann drohen bei
den Wagen drehen. Der mutmaßliche
organisiertem Schleppen bis zu zehn Jahre
Schlepper wird nicht festgenommen.
Haft. Die juristische Grauzone ist groß. Der
Offenbar sehen ihn die Grenzpolizisten
Ausgang eines Verfahrens ungewiss. Wie
als Fluchthelfer von Vater und Mutter.
die Zukunft von Jazads Frau. Sie ist immer
Das ist etwas anderes. Die Einfahrt nach
noch in Aleppo. „Wir telefonieren oft. Die
Frankreich wird Jazad zwar verweigert,
Bomben kann ich durch das Telefon hören,
er muss zurück nach Italien, allerdings
der Krieg ist am Ohr. Sie will nur weg aus
ohne dass seine Eltern die gefürchteten
Aleppo, diesen Wahnsinn verlassen. Um
Fingerabdrücke abgeben müssen.
das Visum zu beantragen, muss sie nach Beirut in die Deutsche Botschaft. „Einen Termin haben wir schon. 2016 wird sie bei mir sein. Hoffentlich“.
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KULTUR
Was die Welt jetz t braucht John Lydon
Er ist eine der charismatischen Persönlichkeiten innerhalb der Musikwelt. Als ich ihn morgens in seinem Haus in Los Angeles erreiche, sitzt John Lydon noch auf der Toilette. „Kannst du noch mal in fünf Minuten anrufen?“, fragt seine deutsche Frau Nora Forster. Mit ihr ist er seit „Sex Pistols“-Zeiten liiert. Der erste Lacher liegt in der Luft, als ich John endlich am Hörer habe. Von Peter Hesse | Foto: Shell Smith
bodo In Los Angeles lebst du in einem Haus, das in den 1930er Jahren von der Hollywood-Schauspielerin Mae West bewohnt wurde. Vor rund 40 Jahren ist es von einem österreichischen Einwanderer renoviert worden . . . John Lydon (JL) Ja, absolut unglaublich, es war niemand geringerer als Arnold Schwarzenegger. Es war einer der ersten Jobs, die Arnold in Amerika bekam. Irgendwann hat er mit seiner Familie mal eine Radtour gemacht und schellte dann bei mir. Ich machte ahnungslos die Tür auf und konnte nicht glauben, wer vor mir steht. Er hat hier in meinem Haus mit Mörtel, Beton und Steinen gearbeitet? Und, das ist eigentlich noch unglaublicher: Das Haus steht immer noch! bodo Bist du manchmal auch von der Scheinwelt des Show-Business abgetörnt?
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KULTUR
John Lydon (geb. 1956 in London) war unter dem Künstlernamen Johnny Rot ten Pionier des Pun k und Sänger der Skanda lband „Sex Pistols“.
JL Diese Welt ist groß und oftmals sehr substanzlos. Dieser Wirkungsbereich mit dem
Nach deren Aus gründete er 1978 mit „Public Image Ltd.“ (PIL) eine der wichtigsten New-Wave-Bands. Das Lied „This Is Not A Love Song“ war der größte kommerzielle Erfolg der Band. Gerade ist PILs neues
Glitzer und den Scheinwerfern erfindet sich ständig neu und will schrill sein, aber diese sogenannte Vielfältigkeit kann sehr schnell
Album „What The World Needs Now” erschienen.
eintönig sein. Mir ist eine „echte“ Vielseitigkeit im Leben lieber, weißt du, ich interessiere
Lydons im letzten Jahr erschienen e Autobiografie „Anger is an Energy: Mein Leben unzensier t“ ist ein so schlecht gelauntes wie mitreißendes Buch zum Thema „Pun k und die Folgen“.
mich ja auch nicht nur für eine kleine Sparte innerhalb der Musik – sondern ich will nach Möglichkeit alles hören und erleben.
Am 17. Oktober spielen PIL in der Zeche Bochum. www.pilofficial.com
bodo Euer aktuelles Album heißt „What The World Needs Now”. Was braucht sie denn, unsere Welt? Kriege, Flucht, die Krise der EU – es sieht so aus, als könnten wir Lösungen dringender brauchen denn je.
Wir sind alle ein Teil vom großen Ganzen. Wir können nicht so tun, als ginge es uns nichts an, wie es unseren Nachbarn geht. Die Lebens-
JL Wenn wir nicht lernen, Ländern wie Griechenland zu helfen, wird sich
weisheiten, die von der politischen Elite geäußert werden, müssen
das irgendwann rächen. Es wird uns alle treffen. Mein Blick auf die Din-
weitreichender sein.
ge ist sehr geprägt vom britischen Sozialsystem der 1970er Jahre und der Erfahrung: Wenn das System nicht für jeden Bürger mit hinreichender
bodo Was hast du für einen Blick auf Deutschland? Wir sind schon mehr
Fürsorge da ist, ist irgendwo etwas faul. Kein Land und keine Zivilisation
als eine Nation von dummen Ergebnis-Klischees, oder?
ist irgendetwas wert, wenn sie nicht gelernt hat, zu helfen und sich um den Schwächeren zu kümmern. Alles andere ist nicht akzeptabel. Du kannst niemanden, der nicht auf die Beine kommt, verhungern lassen. Wenn ich merke, dass mein Nachbar Hilfe braucht, dann helfe ich ihm ja auch. Das ist die einzige Chance für uns, als menschliche Spezies zu überleben: Wir müssen fürsorglich sein. Und du kannst nicht immer als erstes fragen: Wann krieg ich jetzt mein Geld zurück, was ich dir geliehen habe, verdammt noch mal! bodo Das erinnert mich an Wolfgang Schäuble, unseren Finanzminister. Das Schadensmanagement, welches Deutschland innerhalb der EU betreibt, ist gelinde gesagt, schwierig. Siehst du das genauso?
JL Ich finde euch (er setzt einen distinguiert bis ironischen Tonfall auf) Deutsche akzeptabel bis perfekt, nur im Bankwesen könntet ihr euer Wissen noch weiter ausbauen. Deutschland ist ein großer und wichtiger Teil von Europa, ihr habt eine Vorreiterrolle und diese Verantwortung müsst ihr tragen. Mich selbst betreffend möchte ich noch sagen, dass ich leider nie so oft in Deutschland live spielen konnte, wie ich eigentlich immer wollte. Die Tour-Agenten sind sehr „schüchtern“ mit uns umgegangen. Die letzte Tour mit Public Image Limited liegt nun 28 Jahre zurück und ich weiß nicht so recht, ob sich bei euch noch jemand an uns erinnert. Ich habe außerdem den Eindruck, dass die DJ-Kultur bei euch eine sehr große Schubkraft erlebt und die handgemachte Musik ein Stück in den Hintergrund
JL Ja, absolut. Aber die Welt ist leider kompliziert und du kannst nicht
geraten ist. Und die Leute, die diese Kultur forcieren, sind oftmals
einfach da reingehen und mit zwei, drei Handgriffen ist alles getan.
sehr schmierige Typen.
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Mariele Diekhof
Kita KITOPIA
Ein Abenteuer-Fachrom an der ganz besonderen Art!
Eine Reise ins Land der spannenden Pädagogik für PädagogInnen und Eltern Dieses Buch beschreibt in faszinierend ungewohnter Art und Weise, wie gute Pädagogik in Kitas gelingen kann: mit erfolgreicher Bildungsarbeit, fernab vom Überaktionismus und der allgemein verbreiteten Angebotspädagogik. Es ist eine Einladung zu einer abenteuerlichen und spannenden Reise, die in ein aufregendes Land führt, in ein Land voller Phantasie, Zauberei, Bildung und Lebenslust. Alles spielt in der „KITOPIA“, in einer virtuellen Kita, in der die Kinder Kind sein dürfen und von herzlichen und professionellen ErzieherInnen begleitet werden. Das Buch schenkt unzählige Einblicke hinter die Kulissen, weckt die Neugier und eröffnet völlig neue Denkansätze. 24 Türen warten darauf geöffnet zu werden: Hinter jeder Tür verbergen sich bunte Bilder, Begegnungen und inspirierende Geschichten, die zum Staunen, Lachen und Nachdenken anregen. Die Leser werden kleinen und großen Menschen begegnen, von ihren Träumen, Wünschen und Visionen erfahren und sie im alltäglichen Tun begleiten. Sie sind mittendrin im pulsierenden Alltag, spüren die Lebenslust und die Leichtigkeit. „LeserInnen werden von der ersten bis zur letzten Zeile merken: Dieses Buch ist anders! Ja, es ist einmalig! Eine solche Publikation – in dieser Form geschrieben – gibt es bisher im deutschsprachigen Raum nicht.“ Dr. Armin Krenz vml
Schleefstr. 14 • D-44287 Dortmund • Tel. 02 31 - 12 80 08 • FAX 02 31 12 56 40 Ausführliche Buch-Informationen (Leseproben) und Bestellen im Internet: www.verlag-modernes-lernen.de Oder besuchen Sie uns in der Schleefstraße 14: Mo - Do von 8 bis 16 Uhr, Fr von 8 bis 15 Uhr 44
2015, 320 S., zweifarbig, Format 16x23cm, Klappenbroschur ISBN 978-3-8080-0777-8 Bestell-Nr. 1264, E 26,95
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
Vielleicht ist dieser Moment im Winter schon wieder ganz vergangene Vergangenheit. Aber es hat ihn gegeben, diesen kurzen Dortmunder Sommer der Nächsten-, Flüchtlings-, Menschenliebe. Daneben wie nie jene, die vor dem Bahnhof Abwegiges zusammendemonstrierten, während drinnen angepackt wurde von Menschenketten, die nicht symbolisch Kerzen trugen, sondern konkret Windeln und Schuhe, Wasser und Brot. Vor einer Generation, als auch Fliehende Thema waren, als Häuser brannten und Meuten drumherum tanzten, da war der Mann in der vollgepissten Jogginghose, mit Bierbüchse und Hitlergruß, noch mittendrin. September 2015, das wird die Zeit gewesen sein, als man plötzlich Pack Pack nannte. Obwohl im Bahnhof erst einmal konkret gehandelt wurde, wird die Nacht zum Symbol werden für den Punkt, an dem Nazis und Fastnazis so alt aussahen, wie es ihre Ideen immer schon waren. Da standen sie aufdringlich rum, als wollten sie noch während einer Herzoperation im OP gegen das Gesundheitssystem demonstrieren. Wären diese Typen konsequent, würden sie ihre Großväter dafür beschimpfen, dass sie damals nicht heldenhaft an der Ostfront verreckt sind samt Familie, dass sie stattdessen geflohen sind in den Westen, wo Arbeit lockte und freundliche Behandlung. Sie könnten auch die Fußballer mit den komplizierten Namen verunglimpfen, die nur als Wirtschaftsflüchtlinge in Dortmund spielen. Sie sollten ihr Idol aus Braunau für die Überfremdung der deutschen Sprache verfluchen. Immerhin hatte dessen „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ einen Fremdwörteranteil von 60 Prozent. Sie könnten bei der Stadt nach Fördergeldern fragen für die Erste Rassisten-WM. Dort gibt man sich dann solange verbal auf die Ohren, bis feststeht, ob Flamen, Deutsche oder Klingonen den Titel „Rasse des Jahres“ tragen dürfen. Aber das geht ja nicht, „verbal“ wäre schon wieder so ein unerwünschtes Fremdwort.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO!
Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8-10 44135 Dortmund 0231 - 99 340
Bleichstraße 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307 - 91 22 10
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www.awo-ww.de 45
LESERSEITE
Hollywood-Star Colin Farrell ist neuester Botschafter des Homeless World Cup. Gemeinsam mit der französischen Fußballlegende Emmanuel Petit und dem irischen Schriftsteller Irvine Welsh setzt er sich für die Reintegration von Wohnungslosen durch Sport ein. Foto: Paul Bence
LESERPOST Liebe Redaktion, heute haben wir die aktuelle Ausga-
Ein guter Geist
be erhalten und den Artikel über Maikes Tod mit Be-
Wiederholt wurde ganz im Stillen eine große Tüte
stürzung gelesen. Aus Maikes kurzen, aber ungemein
bei uns abgeben – mit Gebäck und Kaffee. „Für die
sympathischen Beiträgen war immer herauszulesen,
nächste Redaktionskonferenz eine kleine Stärkung“
dass sie sich für die Dinge einsetzte, die ihr am Herzen
steht in schöner Handschrift auf einer beigelegten
lagen und dass ihr wichtig war, die Leser ein bisschen
Karte, und unter einem schwungvollen Strich: „Die
an ihrem Alltag teilhaben zu lassen.
bodo wird immer interessanter“. Jetzt wissen wir
Schon seit einiger Zeit haben wir uns im Team gefragt,
endlich, wer dieser gute Geist ist: eine feine alte
was wohl aus Maike wurde...
Dame, die seit Jahren bodo liest, sich in unserem
Auch wenn wir sie nicht persönlich kannten, sind wir
Buchladen ihre Wunschlektüre zusammenstellen
traurig, dass sie verstorben ist. Herzliche Grüße, K.K.
lässt und unglaublich viele spannende Geschichten zu erzählen hat.
Liebe Leute, ich wünsche Euch einfach mal ganz viel
Die „neue“ bodo, sagt sie uns, gefällt ihr viel besser
Glück! Genau – viel Glück und vielen Dank für die
– und hat enorme Vorteile: „Früher, als die Seiten
September-bodo. Besonders die Artikel von Seite 4,
noch dünn waren, konnte ich sie einfach in die Ta-
die Titelgeschichte mit dem Porträt von Nora Hansel,
sche stecken. Jetzt rolle ich sie so, dass ich sie unter
und von Seite 12 „Hausgemachte Paradiese“ waren
dem Arm tragen kann – mit den roten bodo-Buch-
sehr lesenswert. Gruß, W.B.
staben sichtbar nach vorne. Wenn ich dann darauf angesprochen werde, kann ich sofort erzählen, was
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Wow, tolle Frauenauswahl im Septemberheft! Und
das für ein tolles Magazin ist“.
Laurie Penny ist echt die Beste – ein richtig gutes In-
Liebe R.W., herzlichen Dank für so viel Überzeugung
terview. Weiter so! Solidarische Grüße, P.W.
und Einsatz, Ihre bodo-Redaktion
bodo dankt: Sparkasse Bochum Ute Soth-Dykgers, Tobias Eule, Annette Düe, Timo Zimmermann, Harald Gering, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Andreas Bürgel, Silke Harborth, Jochen Otto Ley, Petra Danielsen-Hardt, Sabine Raddatz, Kathrin Bohr , Peter Lasslop, Elsemarie Bork, Jutta&Wido Wagner, Christina Kolivopoulos, Gerhard Volpers, Christoph Neumann, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm-Rasch, Erika Maletz, Volker Schaika, Petra Karmainski, Esther Hagemann, Carsten Piel, Ulrike Wussow, Oliver Stiller, Dr. Sabine Siebel, Ole Eric Bogena, Tanja Tandetzke, Inghrid Plessmann-Deklerk, Ingrid Olier, Katja Resch, Gabriele Weber, Renate Brachmann, Ulrike+Andreas Menzel, Winfried Risken, Karola Distelkamp, Petra Maria Janicke, Andreas Happel, Dieter Brinker, Renate Irmgard + Wolfgang Roch, Andrea von der Heydt, Attia Ute Badke-Gamaledin, Rita Figura, Christine Dahms, Kai Christian Stippel, Carl Gördeler, Manfred Brehme, Bärbel Pieper, Siegmar Welski, Birgit Rudolf, Wolf Töpser, Gerda Heinert, Hannelore Baumgart, Uwe Lück, Larissa Schulze, Dr. Josef Balzer, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Grünbau gGmbH, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer,Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Dorothea Staudinger, Tamara Vorwald-Piepke, Daniela Schmitz-Häbler, Gero Krause, Gabriel Fuhler
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