1.80 Euro Dezember 2012 | 90 Cent für den Verkäufer
bodo Das Straßenmagazin
SIEBEN SEITEN LITERATUR EXTRA PAULO COELHO IM INTERVIEW UND SEINE EXKLUSIVE WEIHNACHTSGESCHICHTE FÜR BODO
12 | Weihnachten draußen | Hilfe für Menschen auf der Straße 32 | In der Handwerksbäckerei | Keine kleinen Brötchen backen 16 | Museum für Naturkunde | Ein Mammut auf dem Wunschzettel 23 | 25 Verlosungen | z.B. FlicFlac – »Highlig Abend!« im Zelt an der Westfalenhalle
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02 EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser, wie viel ist passiert in diesem Jahr bei bodo! Nun
An neuen Konzepten für weitere Projekte wird
haben wir wieder eine Dezemberausgabe fertig-
weiter gefeilt. Im Februar feiern wir aber erst
gestellt und reiben uns die Augen: Vor einem Jahr
einmal unsere „Volljährigkeit“: Das Straßenmagazin
saßen wir dicht gedrängt in unseren ganz und gar
wird 18 – wir werden, na ja, „erwachsen“. Es wird
unzureichenden Räumen am Dortmunder Hafen,
eine kleine Geburtstagsparty in Dortmund geben,
hatten so viele Pläne und konnten es kaum erwar-
zusätzlich wird das ganze Jahr über unser Buchla-
ten, die nächsten großen Schritte zu wagen.
den Veranstaltungsort für Lesungen, Konzerte und
Ihre Unterstützung im letzten Dezember ermöglichte es, unseren Wunsch nach einem „Dach, unter dem Platz für alle ist“ zu verwirklichen. Beinahe so etwas
dann: Unsere Veranstaltungen im Dezember finden Sie auf Seite 7.
wie ein Neuanfang. Nicht nur eine wachsende Zahl
Für Ihre große Unterstützung möchten wir etwas zu-
Mitarbeiter und Auszubildender hat nun Platz, son-
rückgeben und haben diese Ausgabe deutlich erwei-
dern wir können auch unseren Zeitungsverkäufern
tert: Der brasilianische Bestsellerautor Paulo Coelho
wie in Bochum endlich ausreichend Platz bieten, für
ist seit diesem Jahr Botschafter des internationalen
das Aufwärmen und Ausruhen bei unseren Verkäufer-
Netzwerks der sozialen Straßenzeitungen. Uns hat er
cafés, für Beratung und Gespräche.
ein Interview gegeben und exklusiv eine Weihnachtsgeschichte geschenkt. Eine kleine zusätzliche Lektüre
Stolz können wir sagen: Ihre Unterstützung hat sich ausgezahlt – vielen Dank an alle Unterstützer! Auch in diesem Dezember nehmen wir uns heraus, etwas mehr über uns zu erzählen als sonst. Es geht dabei um „Gute Geschichten“, so heißt unsere Spendenaktion in diesem Jahr. Einerseits führt uns die steigende Nachfrage nach Hilfe und Beratung immer wieder an unsere Grenzen, andererseits sehen wir, was möglich ist, wenn Menschen in tiefen Krisen bei uns neues Zutrauen in die eigenen Kräfte gewinnen. Mit Ihrer Unterstützung schreiben Sie mit an diesen guten Geschichten.
Inzwischen bieten wir in Bochum soziale Stadtführungen durch Verkäufer des Straßenmagazins an und unser Helferteam-Projekt wird gut organisiert das Ehrenamt viel stärker als bisher in unserer
der meistgelesenen Autoren der Welt. Um dieses „Literatur Extra“ herum haben wir ein Heft gemacht mit Geschichten von hier mit Menschen von hier: Ein Bochumer Teppich-Revolutionär, eine Frau, die sich ein Mammut wünscht, ein Dortmunder in Mölln, Bäcker, die keine kleinen Brötchen backen wollen, Pfarrer, die feinen Pop vor den Altar holen, ein Römer, der „minimal“ kocht, Wohnungslose, die sich auf einen Gänsebraten freuen und viele mehr.
Sie uns, was Sie gerne einmal bei uns lesen würden – und empfehlen Sie uns weiter. Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr! Bastian Pütter, Redaktionsleitung
Arbeit verankern.
IMPRESSUM
für die Feiertage und ein großherziges Geschenk eines
Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung. Schreiben
Auch für 2013 haben wir uns viel vorgenommen.
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Diskussionsveranstaltungen sein. Und nicht erst
BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS
Herausgeber | Verleger | Redaktion
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bodo e.V.
René Boyke (rb), Paulo Coelho, Sandro Giuri
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bodo e.V. | als gemeinnützig eingetragen
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
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er (jm), Bastian Pütter (bp), Benedikt von
für die Januar-Ausgabe 08.12.2012
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03
INHALT
1.80 Euro Dezember 2012 | 90 Cent für den Verkäufer
04 Menschen Jan
bodo Das Straßenmagazin
02 Editorial | Impressum
SIEBEN SEITEN LITERATUR EXTRA
Kath von Jens Mayer
PAULO COELHO IM INTERVIEW UND SEINE EXKLUSIVE WEIHNACHTSGESCHICHTE FÜR BODO
Jan Kath aus Bochum zeigt, dass Teppiche weder bieder noch langweilig sind, sondern echte Design-Highlights sein können. Mit seinem Team hat
Unser Titelbild der Dezember-Ausgabe:
er für eine „Teppich-Revolution“ gesorgt, gehört seit einem Jahrzehnt zur
Paulo Coelho (S. 35)
12 | Weihnachten draußen | Hilfe für Menschen auf der Straße 32 | In der Handwerksbäckerei | Keine kleinen Brötchen backen
internationalen Speerspitze der Szene. Seine von der Industriekultur inspi-
16 | Museum für Naturkunde | Ein Mammut auf dem Wunschzettel 23 | 25 Verlosungen | z.B. FlicFlac – »Highlig Abend!« im Zelt an der Westfalenhalle
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Foto: Paul Macleod
rierten Kunstwerke sind begehrt – auch am Fürstenhof Monacos. 07 bodo Veranstaltungen | Neues von bodo | Maikes Verkäufertagebuch 10 Neues von bodo Gute
Geschichten von Bastian Pütter
Menschen auf den Weg zu bringen, ihnen die Gelegenheit zu geben, neues Zutrauen in die eigenen Kräfte zu gewinnen – das ist unsere Arbeit, und sie schreibt „gute Geschichten“. 12 Straßenleben Weihnachten
22 Kinotipp
Tabu im endstation.kino
23 Veranstaltungskalender | Verlosungen | CD-Tipps von Benedikt von Randow 30 Interview 20
auf der Straße von Bastian Pütter
Jahre Mölln von Bastian Pütter und Nina Schulz
Ibrahim Arslan überlebte als Kind den rassistischen Mordanschlag auf sei-
In der Weihnachtszeit rücken die Menschen auf der Straße kurz in die
ne Familie, bei dem drei Familienmitglieder starben. Im Internet las er die
Scheinwerfer der medialen Aufmerksamkeit. Doch Obdachlosigkeit ist das
Texte des Kabarettisten und Musikers Murat Kayi und wünschte sich den
ganze Jahr über eine schwere Last und ein Skandal zugleich. Aber es gibt
Dortmunder als Gast beim Gedenkkonzert zum 20. Jahrestag des Anschlags.
Hilfen, die den Weg, der in der Obdachlosigkeit endet, nicht zu einer Ein-
bodo sprach mit beiden.
bahnstraße werden lassen. 14 Recht Eltern
32 Reportage In
haften für ihre Kinder … nicht? von René Boyke
der Handwerksbäckerei von Sandro Giuri
Als Helmut Klemme, Präsident des Verbandes der Deutschen Großbäckerei-
Eltern haften nicht zwangsläufig für das Verhalten ihrer Kinder im Internet.
en verkündete, bis 2020 werde ein Drittel der Bäckereien in Deutschland
Was sich an der Gesetzeslage ändert, erklärt Rechtsanwalt Rene Boyke.
den Betrieb einstellen, war die Aufregung groß. 8.000 Klein- und Kleinst-
14 Kultur Urban
betrieben drohe das Aus, die Zahl der Auszubildenden sei seit Jahren
Urtyp von Wolfgang Kienast
rückläufig, die Konkurrenz durch Selbstbedienungsbäckereien werde immer
Kirchenkonzerte ganz anders. Wir haben Pfarrer Thomas Wessel in der
härter. Ein Besuch beim Handwerk.
Bochumer Christuskirche besucht und uns die Veranstaltungsreihe „Urban
34 Neues von Rosi | von bodo-Verkäuferin Rosi
Urtyp“ erklären lassen. 15 Wilde Kräuter Schafgarbe.2 von Wolfgang Kienast
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Sieben Seiten Literatur extra: Paulo Coelho
Wer keine Lust auf Ikea-Glögg hat, bekommt diesen Monat ein Rezept für
Der brasilianische Bestsellerautor im Interview und dazu exklusiv: „Die
Schafgarben-Punch.
Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen“ – eine Weihnachtsgeschichte
16 Reportage Ein Mammut auf dem Wunschzettel von Wolfgang Kienast Vor 100 Jahren wurde das Dortmunder Museum für Naturkunde gegründet.
von Paulo Coelho. 42 Literatur Leseempfehlungen
Wir sprachen mit der jetzigen Direktorin, Frau Dr. Dr. Elke Möllmann über
Zwei Neuerscheinungen, empfohlen von der bodo-Redaktion, und Lieblings-
die Zukunft einer Institution mit Geschichte.
bücher aus unserem Buchladen, vorgestellt von Mitarbeitern aus unseren Arbeitsbereichen.
20 Kommentar Halten wir es aus! von Bastian Pütter Eine Großstadt ist kein Hochglanzprospekt. Ein Plädoyer für einen entspannteren Umgang mit Berichterstattung über ihre Schattenseiten
44 Rätsel | von Volker Dornemann 46 bodo geht aus 8
1/2 von Wolfgang Kienast
20 News | Skotts Seitenhieb
Salvatore Ciraldo hat sein Handwerk in Rom gelernt. „Wie dort gekocht wird,
22 Netzwelt wheelmap.org von Sebastian Sellhorst
entspricht genau meinen Vorstellungen. Ich nenne es ,minimal‘. Hochwerti-
Welche Hürden muss ich überwinden, wenn ich einen Kaffee trinken oder ein Buch kaufen will? Die Webseite wheelmap.org hat das Ziel, den Alltag von Menschen mit Behinderung ein wenig einfacher zu gestalten.
35
10
ge Produkte aber keine Fonds und keine Geschmacksverstärker. Weniger ist mehr, wenn man Geschmack auf Wesentliches konzentrieren möchte.” 47 Leserseite | Cartoon
04
16
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3
04 MENSCHEN | von Jens Mayer | Fotos: Martin Steffen · Lars Langemeier · Jan Kath Fotoarchiv
Teppiche à la Kath Jan Kath Jan Kath aus Bochum zeigt, dass Teppiche weder bieder noch langweilig sind, sondern echte Design-Highlights sein können. Mit seinem Team hat er für eine „Teppich-Revolution“ gesorgt, gehört seit einem Jahrzehnt zur internationalen Speerspitze der Szene. Seine von der Industriekultur inspirierten Kunstwerke sind begehrt – auch am Fürstenhof Monacos. Es passiert immer öfter, dass sich Neugierige zu dieser etwas abgelegenen Straße in Bochum-Ehrenfeld aufmachen. Dann stehen sie vor der Tür und bitten um Einlass. Manche wollen einfach nur mal vorbeischauen, andere kommen mit einer festen Kaufabsicht. Jan Kath und sein Team weisen niemanden ab. Dabei handelt es sich beim Hauptsitz des Unternehmens eigentlich gar nicht um einen offiziellen Verkaufsraum. Die Händler, die Kaths Ware im Sortiment führen, sehen das auch nicht besonders gerne. Die riesige Halle in der alten Fabrik ist ein sogenannter „Showroom“, den vor allem Geschäftskunden und Vertriebspartner aus aller Welt aufsuchen. An den Wänden hängen Kaths Teppich-Kreationen wie Gemälde in einer Galerie, auf dem Boden davor stapeln sich viele mehr. Dies ist auch der Ort, an dem der „Teppichrevoluzzer“ mit seinen Designern die neuesten Kollektionen entwirft, die bald schon auf den Messen in aller Welt vorgestellt werden, beispielsweise gerade auf der India Carpet Expo in Varanasi. Freunde haben Kath Bilder von den anderen Ausstellern dort zugeschickt, die sich am Kath-Stil „orientieren“, meint der Unternehmer. „Um nicht zu sagen, dass eine Menge Einszu-Eins-Kopien dabei sind“, lacht er. Jan Kath weiß, dass diese Plagiate den Stellenwert seiner Designs auf dem Weltmarkt unterstreichen. Man könnte vermuten, dass Kaths beruflicher Werdegang von Anfang an vorgezeichnet war. Großvater und Vater leiteten eines der führenden Bochumer Teppichhäuser am Platz. „Wir hatten immer viele Gäste aus dem Ausland. Am Frühstückstisch saßen Leute aus Afghanistan oder aus Kenia“, erinnert sich der 40jährige heute. „Ich habe das alles so latent mitbekommen, viel Know-how erfahren, ohne dass ich das wirk-
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05
lich wollte. Zwar habe ich dann sogar meine Aus-
Betrieb mit 26 Leuten zu verantworten.“ Zu die-
bildung im Familienbetrieb gemacht, aber meine
sem Zeitpunkt ist Jan Kath 23 Jahre alt.
nate – auf die Verkaufspreise auswirken, erklärt sich von selbst. Doch obwohl die Quadratmeterpreise für die aufwändig hergestellten Einzelstü-
Zukunft habe ich da nicht gesehen.“ Siebzehn Jahre später ist er ein „Big Player“
cke im vierstelligen Bereich liegen, ist der Erfolg
Nach dem Zivildienst zieht es Jan stattdessen in
im
des Unternehmens in den vergangenen zehn Jah-
die große weite Welt. Er reist drei Jahre durch
Rockstars und Hollywood-Schauspieler statten
Asien, besucht Goa, lebt das Leben, lernt neue
ihre Domizile begeistert mit seiner „contem-
Menschen und Kulturen kennen. Bis er in der
porary rug art“ (dt. zeitgenössische Teppich-
Kath kann von sich behaupten, „international
Hauptstadt Nepals einen Job als Qualitätskon-
kunst) aus. Ein bekanntes französisches Mo-
stilprägend“ für die Industrie zu sein. Er kann
trolleur annimmt. Ausgerechnet in einer Tep-
delabel beauftragt regelmäßig eine exklusive
es sich leisten, mit unkonventionellen Kollekti-
pichmanufaktur. „Am Anfang war es tatsächlich
Designlinie für seine luxuriösen Boutiquen. Als
onen zu schockieren. Dass er hierfür selbst die
mehr Mittel zum Zweck, um dort zu bleiben“,
Fürst Albert von Monaco 2011 Charlene Witt-
Ideen liefert, war anfangs keine rein künstleri-
gibt er zu. „Ich fand das Land und die Kultur
stock heiratet, schreiten die Adeligen ebenfalls
sche Entscheidung: „Es stellte sich aber heraus,
cool, da waren viele Hippies unterwegs, und
über einen roten Teppich von Jan Kath, der tra-
dass ich gar kein Geld hatte, um Designer zu be-
ich habe halt in dieser Stadt gewohnt, das war
ditionelle Handwerkstechnik mit innovativen
zahlen.“
schon richtig cool. Aus damaliger Sicht war das
Design-Ideen verbindet.
internationalen
Teppich-Business.
US-
ren stetig gestiegen.
Also übernahm Kath den Job selbst und bat ei-
zunächst einmal die Hauptantriebsfeder, wobei ich heute glaube, dass da immer etwas in mir
Neben der ersten Manufaktur in Nepal produziert
nen alten Kumpel, ihm bei der Umsetzung zu
geschlummert hat, das zurück wollte.“
er mittlerweile in Indien und Marokko. Dabei
helfen: „Ich habe ihn damals angehauen, weil
legt Kath Wert auf faire Arbeitsbedingungen,
ich wusste, dass er Photoshop kann.“ Heute ist
Zurück ins Geschäft mit den Teppichen. Auch,
verpflichtet sich durch die Zusammenarbeit mit
Dino Feldmann der dienstälteste Mitarbeiter im
wenn das hier nun ganz anders läuft als im el-
der Organisation STEP zur Einhaltung sozialer
Team, das von Jahr zu Jahr wächst, wie man an-
terlichen Einzelhandelsgeschäft. Plötzlich ist er
und ökologischer Standards. Dass sich alleine
hand der jährlichen Weihnachtskarte gut nach-
im weltweiten Großhandel tätig, übernimmt die
schon die hohen Qualitätskriterien und der Ar-
vollziehen kann, auf dem das Unternehmen alle
Manufaktur in Kathmandu nach einiger Zeit so-
beitsaufwand – an ein einem Teppich knüpfen
Angestellten abbildet.
gar: „Naiv wie ich war, hatte ich plötzlich einen
durchschnittlich fünf Menschen drei bis vier Mo-
5
06
„Der erste große Durchbruch kam mit einer
an, die radikaleren Schritte bei Designs und Qua-
Kollektion, die für sich betrachtet gar nicht
lität befeuern den Ruf nur weiter.
sonderlich spektakulär ist“, erklärt Kath. „Ich würde sie als klassische deutsche Architekten-
Die Frage, warum Kath mit seinem Team immer
Kollektion beschreiben, da ging es um Qualität,
noch zurückgezogen im wenig glamourösen Bo-
Strukturen und Haptiken. Allerdings haben wir
chum ansässig ist, bekommt er immer wieder ge-
uns damals schon einen sehr teuren Fotografen
stellt. „Natürlich hatte ich die Angebote, nach
geleistet und sind in die Waschkaue der Zeche
Berlin oder ganz nach New York zu gehen, wo wir
Zollverein gegangen. Bevor die Zeche Zollverein
auch einen Showroom haben“, gibt er zu. „Aber ich
in aller Munde war und die ganzen Ausstellungen
bin in Bochum geboren und fühle mich hier wohl.“
dort stattgefunden haben. Wir haben diese Kulisse benutzt, um diese sehr schlichten Teppiche
So führt er – wenn auch über einige Umwege
mit sehr hoher Qualität in Kontrast zu der Szene-
– dann doch die familiäre Tradition fort. Seine
rie zu setzen. Das hat gezündet.“
Eltern sind heute als Teil der Geschäftsführung ebenfalls wieder mit dabei. Was den Standort
Die Industriekultur der Region nennt Kath dann
angeht, sieht Jan Kath die beschauliche Ruhr-
einen der wichtigsten Einflüsse für seine Design-
gebietsstadt als vorteilhaft für die Arbeit: „Wir
ideen: „Nicht nur die Szenerie, sondern die The-
sind hier schon ziemlich abgekapselt“, meint
matiken Zerfall und Morbidität. Eine Frage wie
er. „Ich glaube, dass wir hier weniger Ablen-
Ω Jan Kaths „Headquarter“ mit Ausstellung und
‚Was passiert, wenn sich die Natur Areale zu-
kung haben und uns viel mehr auf’s Wesentliche
Firmensitz in Bochum-Ehrenfeld. Weitere Show-
rückerobert’ findet man heute in vielen unserer
konzentrieren können. Außerdem ist der Flug-
rooms sind in Berlin, Stuttgart und New York.
Kollektionen wieder.“ Ob auf der Domotex, der
hafen Düsseldorf nicht weit, und von da geht
weltgrößten Teppichmesse in Hannover oder der
es in die Welt. Ich fühle mich hier sehr zentral
≈ Wie Gemälde in einer Galerie hängen dort die
belgischen Designmesse Kortrijk – Teppiche von
gelegen.“ (jm)
Teppich-Kreationen an den Wänden.
Kath sorgen für Aufmerksamkeit. Die unorthodoxen und verspielten Herangehensweisen kommen
6
INFO www.jan-kath.de
bodo-Veranstaltungen bodo-Weihnachtsmärkte | 04./05., 16. und 19./20.12.2012
07
Diskussion: Zuwanderung | 10.12.2012
Wir freuen uns, in dieser Weihnachtszeit ein-
Am 10. Dezember veranstaltet der Euromayday
mal „raus“ zu kommen. Zurzeit haben wir nur
Ruhr in unserem Buchladen am Dortmunder
einen einzigen (aber wirklich schönen) Laden
Schwanenwall 36 – 38 eine Diskussionsveran-
in Dortmund – das „bo“ in bodo kommt dabei
staltung mit dem Titel: „In der Hoffnung auf
oft zu kurz. Umso mehr freuen wir uns, auf den
ein besseres Leben. Südosteuropäische Ar-
Weihnachtsmärkten in Bochum, Wanne und Her-
beitsmigration im Konflikt mit Bürokratie und
ne vertreten zu sein.
Stammtisch.“
Auf den Märkten bieten wir Bücher, unsere neuen Umhängetaschen und Kunsthand-
Der Euromayday Ruhr setzt sich seit 2010 mit prekären Lebens- und Arbeitsbedin-
werk von Schmuck bis Weihnachtsdekoration an. Unsere Stände werden auch Ausga-
gungen im Ruhrgebiet auseinander. Die VeranstalterInnen fragen: „Mit dem EU-Bei-
bestellen des Straßenmagazins sein, Verkäuferinnen und Verkäufer unterstützen uns
tritt von Rumänien und Bulgarien immigrieren Menschen aus diesen Ländern nach
und können sich bei uns mit heißen Getränken versorgen. Natürlich haben wir auch
Deutschland – auch nach Dortmund. Doch wer sind eigentlich diese Menschen, die
Infomaterial dabei, freuen uns, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und berichten
sich in der Hoffnung auf ein besseres Leben auf die Reise machen? Was sind ihre
gern von unserer Arbeit.
Wünsche, ihre Träume, die Widerstände und Wirklichkeiten, auf die sie stoßen?“
Am 4. und 5. Dezember starten wir auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt, am 16. De-
Es wird eine Gesprächsrunde mit uns und der Beratungsorganisation für Sexarbeiter-
zember sind wir auf dem Wanner Mondweihnachtsmarkt am Stadtteilzentrum Zeche
Innen Madonna e.V. aus Bochum geben und eine anschließende offene Diskussion.
Pluto und am 19. und 20. Dezember haben Sie die Gelegenheit, späte Geschenke an
Beginn ist 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei, heiße und kalte Getränke gibt es wie immer
unserem Stand in Herne zu kaufen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
gegen Spende. www.euromayday.noblogs.org
Lesung: Durch den wilden Osten | 07.12.2012
bodo beim Honigdieb | 26.12.2012
18.000 Kilometer am Stück, in einem 20 Jahre
Auch in diesem Jahr lädt Sir Hannes Smith, Punk
alten Ford Fiesta. Kai Schäder und Matthias Rau
der ersten Stunde, Dortmunder Original, Platten-
fuhren von Dortmund nach Ulaanbataar. Sie ge-
händler und wandlungsfähiger Bühnenkünstler
hörten zu den Teams aus ganz Europa, die jedes
Verkäuferinnen und Verkäufer des Straßenmaga-
Jahr aufbrechen zur „Mongol-Rallye“, der Him-
zins zu seinem Weihnachtskonzert ins Dortmunder
melfahrtstour für den guten Zweck.
FZW ein: Hier präsentiert er die vierte Platte sei-
Mitfahren darf jeder, die einzigen Bedingungen:
ner Chanson-Punk-Folkrock-Band Honigdieb.
Das Auto muss mindestens zehn Jahre alt sein, und es müssen mindestens 1.000 Pfund
Im Mai haben wir Hannes, den wir schon lange, lange kennen, in bodo porträtiert
(rund 1.200 Euro) an Spenden für soziale Projekte in der Mongolei gesammelt werden.
und von seinen bisher drei Leben geschrieben, zu denen auch eins gehörte, in dem er
Die beiden kamen durch mit nur einer wirklichen Panne und zurück mit so vielen Ge-
selbst auf der Straße lebte. Er sprach vom Zusammengehörigkeitsgefühl der frühen
schichten, dass Kai Schäder einfach aufschrieb, was die beiden in Turkmenistan, auf
Punk- und Skinszene, von der Hilfsbereitschaft, die er von Obdachlosen erfahren hat
der alten Seidenstraße, im Iran oder schließlich in der Mongolei erlebten.
und von den Ausgestoßenen, die er im Umfeld seiner Band „Phantoms of Future“
„Durch den wilden Osten – Mit dem Fiesta Richtung Mongolei“ heißt sein Buch, aus
versammelte: „Jeder Mensch braucht das Gefühl, gebraucht zu werden.“
dem er am 7. Dezember in unserer Buchhandlung am Schwanenwall liest. Beginn ist
Dass er auch dieses Jahr ganz von sich aus an uns denkt, freut uns sehr.
um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. Wir sorgen für kalte und heiße Getränke, aber auch
Als Hannes- und Honigdieb-Fans empfehlen wir natürlich auch allen LeserInnen die-
Kai Schäder hat angekündigt, etwas Weitgereistes zum Probieren mitzubringen...
sen eher lauten Ausklang der Weihnachtstage: 26.12.2012, FZW Dortmund, Einlass 19
bodo verlost zwei Exemplare des Buches. (siehe Seite 23)
Uhr, Beginn 20 Uhr. Karten bei Idiots Records und allen Vorverkaufsstellen.
Migrantenpop Kinderwerkstatt | 08./09. und 15./16.12.2012
Projekt Soziale Stadtführung | 19.01.2013
Der Dortmunder Musiker und Kabarettist Murat Kayi
Wie verbringen eigentlich Menschen auf der
(siehe Interview S. 30) und die Bühnenkünstlerin
Straße ihren Tag? Wo halten sie sich auf, welche
Fräulein Nina, Langzeit-bodo-Autorin, ehemaliges
Angebote und Hilfen gibt es? Wie sieht die Stadt
Vorstandsmitglied und uns trotz Erstwohnsitz in
aus der Sicht der „Menschen am Rand“ aus?
Hamburg weiterhin eng verbunden, stehen immer
Bei unserer sozialen Stadtführung zeigen Ver-
wieder gemeinsam auf der Bühne – z.B. mit ihrem
käufer des Straßenmagazins „ihr“ Bochum. An
gemeinsamen Programm Migrantenpop.
jedem 3. Samstag im Monat ist um 11 Uhr Treff-
Präsentiert vom Kulturrucksack NRW und vom Dortmunder Kulturbüro, veranstalten
punkt an unserer Bochumer Anlaufstelle in der Stühmeyerstraße 33. Erster Termin
die beiden nun eine Migrantenpop-Kinder- und Jugendwerkstatt jeweils am zweiten
ist der 19. Januar.
und am dritten Adventswochenende – in Kooperation mit bodo.
Bei einem zweistündigen Rundgang gibt es neue An- und Einsichten zu gewinnen. Ent-
Am 8. und 9. Dezember und am 15. und 16. Dezember jeweils von 12 bis 17 Uhr können
lang des Tagesablaufs eines Menschen ohne Wohnung besuchen die Stadtführer Orte und
Kinder von 10 bis 12 Jahren bei uns lernen, wie man eine Zeitung macht, im Kultur-
Einrichtungen, beschreiben eigene Erfahrungen und liefern Informationen zu den Hilfe-
zentrum Langer August, wie man Theater spielt und beatboxt und eine Menge mehr.
und Selbsthilfenetzen in der Stadt. Übernachtungsstellen, Suppenküchen, Tageseinrich-
Wer mitmachen kann? „Diese Werkstatt ist für alle Kinder da“, sagen Nina und Murat,
tungen liegen auf dem Weg. Zum Abschluss gibt es ein Getränk bei bodo.
„für große, kleine, Jungs und Mädchen, dicke, dünne, dunkle, helle.“ Die Veranstal-
„Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines Straßenmagazins bei unserem Stadtführer.
tungen sind kostenlos.
Über eine kleine Spende an den Verein freuen wir uns. Stadtführungen können darü-
Informationen und Anmeldung – für Eltern und Kinder – gibt es bei Murat Kayi:
ber hinaus von Gruppen gebucht werden. Rufen Sie uns an!
0231 – 86 436 722 | www.migrantenpop.de
7
08
NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
bodo ist für Sie da
bodo ist faltbar
Projekt Ehrenamt
Endlich haben wir eine aktuelle Kurzdarstellung
Mithelfen, begleiten, beraten – bodo freut sich
unserer Arbeit, schließlich hat sich viel geändert
auf Ihre Mitarbeit! Dank vieler neuer Verkäufer-
bei bodo in diesem Jahr – nicht nur die Adres-
innen und Verkäufer des Straßenmagazins und
se des Vereinssitzes. In einem neuen handlichen
neuer MitarbeiterInnen in unseren weiteren Ar-
Faltflyer erklären wir knapp, wer wir sind, was wir
beitsbereichen haben sich unsere Aufgaben ver-
tun und was wir wollen und wünschen.
vielfacht, und wir könnten gut Ihre Mithilfe ge-
montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter dieser zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0 Mail: info@bodoev.de | Fax: 0231 – 950 978 20
Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de
Verwaltung Brigitte Cordes info@bodoev.de
Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit
Unter den Überschriften „Das Straßenmagazin“, „Bücher schaffen Stellen“ und „Arbeit und Beschäf-
Was wir bieten: Ein junges, buntes und engagier-
tigung“ stellen wir unsere Arbeitsbereiche vor, mit
tes Team, das (fast) jeden Tag gern zur Arbeit geht.
einer angehängten Postkarte kann man schnell auf
Kurze Wege, offene Türen und eine freundliche At-
traditionelle Art mit uns in Kontakt treten.
mosphäre. Schöne Räume in der Dortmunder und in
Bastian Pütter
Natürlich sind wir auch gerne persönlich in unserer
redaktion@bodoev.de
Geschäftsstelle, per Telefon und per Mail zu erreichen. Viele zusätzliche Inhalte finden Sie auf unserer Internetseite www.bodoev.de, noch aktueller informieren wir bei Facebook.
Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de
Anfang des Jahres kommt die „Langfassung“, unser Jahresbericht in Broschürenform. Ausführlich stellen wir dort unsere Arbeitsbereiche vor und fassen zusammen, was sich im für uns turbulenten Jahr 2012 verändert hat.
Suzanne Präkelt
in Ihrer Einrichtung auszulegen – wir würden uns freuen!
der Bochumer Innenstadt. Eine Vielzahl spannender und vielseitiger Aufgaben je nach Interessen und Möglichkeiten. Und eine so nette wie professionelle Betreuung durch unsere erfahrenen EhrenamtsKoordinatoren. Was wir suchen: Menschen, die uns unterstützen möchten bei unserer Arbeit für Menschen in schwierigen sozialen Lagen. Zum Beispiel bei der Betreuung unserer Verkäufercafés, bei Infoständen und Veranstaltungen wie unseren Stadtführungen, bei Beratungen, Bewerbungshilfen, Ämterbegleitungen u.v.m.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, unser Infomaterial bodos Bücher
brauchen.
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Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr
8 Di. u. Do. 10 – 13 Uhr
Sa.: 9 Uhr – 14 Uhr Termine nach Absprache von 8 Uhr – 20 Uhr
MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH
Weihnachtsfeiern
09
Weihnachtsverkauf
Maikes Rückblick auf den Oktober 30. September Gestern wollte ich Futter für Minka (mein Katzenmädchen) vom In den letzten Jahren haben wir immer wieder
Zeit für Geschenke: In unserem Dortmunder
Einkauf mitbringen. Und was passiert?
experimentiert: Welche Lösung ist für unsere
Buchladen und an unseren Weihnachtsmarkt-
Ich vergesse es. Heute war verkaufsof-
VerkäuferInnen und welche für unsere Mitarbei-
ständen gibt es zur Weihnachtszeit eine Vielzahl
fener Sonntag im Indupark. So konnte
terInnen in den anderen Arbeitsbereichen am
schöner Geschenkideen.
ich dort im Supermarkt noch Futter be-
schönsten?
Neuwertige oder gar ungelesene Koch-, Kinder- und
sorgen. Ich war nicht alleine dort. Mein Bekannter war auch dabei. Wenn im Real
Diesmal haben wir uns für ein gemeinsames Weih-
Sachbücher, Ausgefallenes, Lesestoff und spannen-
nachtsessen in unseren Räumen am Schwanenwall
de Krimi-Kost für die Feiertage, thematisch Passen-
entschieden – und voll wird es! Es werden nicht alle
des zum Fest. Das tiefschwarze Krimi-Sortiment des
kommen, aber eine vollständige Zählung ergibt über
Dortmunder grafit-Verlages bieten wir neu zum La-
5. Oktober Heute muss ich beim Arzt
130 Mitarbeiter... Wir sind ein bisschen aufgeregt.
denpreis an.
den vierteljährlichen Check machen las-
Am 14. Dezember werden wir unseren Buchladen
Außerdem finden Sie bei uns selbst hergestell-
leerräumen und alle „bodos“ an lange Tische setzen
te Weihnachtsdekoration: Weihnachtsmänner und
und bekochen. (Wenn Sie uns unterstützen möchten:
Sterne aus Holz in allen Größen – von filigran bis
15. Oktober Heute war ein blöder Tag.
Über Getränkespenden – Saft, Wasser, etc. – freuen
Schwergewicht. Unser Buchteam bietet darüber hin-
Vormittags
wir uns. Und vielleicht kennen Sie einen Lebensmit-
aus hochwertiges Bastel- und Geschenkpapier in
Deswegen bin ich zu Hause geblieben.
telhändler, der uns mit einem Einkaufsgutschein ge-
verschiedenen Sortierungen an.
Ab Mittag wollte ich zum Zeitungsver-
gen Spendenbescheinigung unterstützen möchte.)
Geöffnet haben wir montags bis freitags von 10 bis
im Indupark nicht kräftig umgebaut würde, dann wäre ich wohl länger geblieben.
sen, ob die Werte noch stimmen. Passt mir gar nicht.
war
Heizkostenablesung.
kauf. Und was war? Kopfschmerzen bzw. Migräne mit Begleiterscheinungen. Ich
Damit sich unsere Ur-Bochumer Verkäufer, die die
18 Uhr, von Heiligabend bis Neujahr bleibt der Buch-
Anreise nach Dortmund scheuen, nicht zurückge-
laden geschlossen, Büro und Zeitungsvertrieb sind
setzt fühlen, gibt es zusätzlich am 13. Dezember in
auch „zwischen den Jahren“ besetzt. Die Januaraus-
19. Oktober
Bochum einen Verkäuferbrunch in unserer Anlauf-
gabe des Straßenmagazins erscheint am 31.12.
bedeutend besser, und ich war zum Zei-
stelle. Sie haben es sich verdient. Und eine Überraschung für jeden einzelnen Verkäufer haben wir schon...
Auch in der Weihnachtszeit freuen wir uns über Ihre
dachte am Abend, mein Kopf zerspringt. Heute geht es mir schon
tungsverkauf raus.
Buchspenden, die wir gerne während der Öffnungs-
24. Oktober Ich darf es nicht vergessen:
zeiten in Dortmund und Bochum entgegennehmen.
Ein ganz lieber Mensch hat heute Geburtstag. An dieser Stelle meine herzlichsten Glückwünsche zum 53. Geburtstag.
bodo zum Umhängen Dank einer wunderbaren Kooperation mit Jens Christoph Micheel und seiner Firma Ruhrgepäck
31. Oktober Dieser Vormittag ist schon verplant. Erstens Verkäuferversammlung. Da ist man immer unter Kollegen. Zweitens Einkaufen. Dann nach Hause.
haben wir nicht nur ab Anfang Dezember Taschen,
1. November
in denen unsere Verkäufer ihre Zeitungen tro-
werde ich zu meinem Bekannten nach
cken und „knicksicher“ transportieren können
Ickern pirschen. Einen gewissen Geldbe-
– sondern auch tolle Umhängetaschen (oder neu-
trag werde ich auch mitnehmen, da mein
deutsch: Messenger-Bags) für Sie und uns.
Bekannter für die Grabpflege, die er für
Wir bieten die Taschen in unserem Dortmunder
Da heute Feiertag ist,
mich erledigt, Geld ausgegeben hat.
Buchladen, in der Anlaufstelle in Bochum und auf unseren Veranstaltungen, zum Beispiel den Weihnachts-
Fortsetzung folgt in der nächsten Aus-
märkten (Termine siehe Seite 7) an.
gabe. Nun möchte ich allen bodo-Lesern
Es gibt zwei Größen und mehrere Straßen-Motive zur Auswahl. Das Design hat unser Grafiker Andre Noll entwickelt. Unser Logo befindet sich dezent auf dem Taschendeckel, das Ruhrgepäck-Logo auf dem Tragegurt. Die große Tasche (Modell Cargo) kostet bei uns nur 38,90 Euro, die kleine (Modell Leisure) kostet nur 28,90 Euro. Die Preise liegen deutlich unter denen gleichwertiger Ruhrgepäck-Taschen, die Auflage ist limitiert. Taschen (und vieles mehr) mit Industriekultur- oder Fußball-Motiven finden Sie bei Ruhrgepäck in der Dortmunder Berswordt-Halle, die „Straßen“-Taschen gibt’s nur bei uns.
und bodo-Leserinnen sowie dem Team von bodo und allen Kollegen und Kolleginnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2013 wünschen. Eure Bodoline Maike 9
10 NEUES VON BODO | von Bastian Pütter | Fotos: bodo Archiv
Gute Geschichten Chancen schaffen, Menschen auf den Weg zu
sind gestorben, andere haben es dieses Mal nicht
sich viele Menschen davon überzeugen. Und sie
bringen, ihnen die Gelegenheit zu geben, neu-
geschafft, stark zu sein, der Sucht zu trotzen. Ver-
sagt: „Ohne meine lieben Kundinnen in Hombruch
es Zutrauen in die eigenen Kräfte zu gewinnen
gessen werden wir sie deshalb nicht.
wäre ich nicht da, wo ich bin.“
Nicht jede Geschichte geht gut aus. Zur Zeit denken
Oder Adolf, unser ältester Verkäufer, der vor vielen
wir besonders an unserem Verkäufer Karl Wilhelm,
Jahren mit dem Schlafsack unter dem Arm zu uns
Wir blicken zurück auf ein ereignisreiches und er-
der einen Raubüberfall nur durch Zufall überlebt hat
kam: „Als ich anfing bei bodo, hab ich die Flasche
folgreiches Jahr. Mit unseren Räumen in der Dort-
und inzwischen wieder auf dem Weg der Besserung
weggeworfen. Ich haben keinen Tropfen Alkohol
munder und Bochumer Innenstadt und mit Zeitungs-
ist und an unsere Tagebuchschreiberin Maike. Kurz
mehr getrunken seitdem.“ Beim Renovieren seiner
ausgabestellen in Unna, Witten und Herne gelingt
vor unserem Drucktermin haben wir erfahren, dass
Wohnung halfen seiner Verkäuferkollegen. „Aber zu
es uns, immer mehr Menschen in Not zu erreichen.
sie im Krankenhaus ist. Wir werden sie besuchen und
Hause fällt mir die Decke auf den Kopf. Solange ich
Durch den wachsenden Zulauf von Menschen ohne
an sie denken. Alles, alles Gute! Wir erleben Rück-
draußen bei meinen Kunden bin, bin ich am Leben“,
Wohnung und ohne Perspektive hat sich unser Be-
schläge, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit – aber
lacht er. Adolf wird im Dezember 79.
ratungsaufwand vervielfacht. „Erste Hilfe“, die Ver-
machen eben auch vielfache, großartige Erfahrun-
mittlung an Fachstellen, die Begleitung oder ein-
gen mit Menschen, denen wir aufhelfen können.
– das ist unsere Arbeit, und sie schreibt „gute Geschichten“.
Cornel hat Hass und Verfolgung in seiner rumänischen Heimat erlebt. Er kam als Flüchtling, wurde
fach nur das offene Ohr für oft zuerst unentwirrbar scheinende Probleme, das ist es, was immer mehr
Wenn wir Birgitt sehen, die nach schwerer Krise und
abgelehnt und musste zurück. Mit dem EU-Beitritt
Menschen auf der Straße bei uns suchen und finden.
Krankheit auf der Straße gelandet war, wie sie in-
Rumäniens ging er nach Spanien, arbeitete als LKW-
zwischen selbstbewusst mit ihrer Lebensgeschichte
Fahrer, als Erntehelfer und auf dem Bau, bis die Krise
„Gute Geschichten“ – das bedeutet nicht, die Schat-
umgeht, sind wir stolz. In Lisa Lyskavas Dokumen-
Spanien erreichte. Für Migranten gibt es dort prak-
tenseiten zu verschweigen. Wie in jedem Jahr haben
tarfilm „Standort Sehnsucht“ und zuletzt auf dem
tisch keine Arbeit mehr. Zwei seiner Kinder gehen
wir Menschen verloren, Verkäufer und gute Bekannte
Podium unter dem Dach des Dortmunder U konnten
in Dortmund zur Schule, das dritte ist noch klein.
10
11
bodo ist längst mehr Seine Frau hat Arbeit gefunden, er versucht mit
uns kam, war er fast 14 Jahre auf der Straße – ge-
bodo ist längst viel mehr als das Straßen-
Straßenzeitungen zum Lebensunterhalt beizutragen
rade haben wir geholfen, seine Wohnung einzurich-
magazin. Unseren Beschäftigungs- und
und ist sicher: „Wenn ich eine Arbeit annehmen darf,
ten. Nicht nur eine gute, beinahe eine wunderbare
Qualifizierungsprojekten gelingt es immer
finde ich auch eine.“
Geschichte.
besser, Menschen eine Perspektive zu ge-
Metins freundliches Gesicht strahlte zuletzt von
Das sind natürlich nur wenige kurze Beispiele. Mehr
plätze in dem in unserer Region immer wei-
Plakaten des Dortmunder Schauspiels. Bei „Crash-
als 100 Frauen und Männer, die das Straßenmaga-
ter schrumpfenden ersten Arbeitsmarkt.
test Nordstadt“ schlüpfte er in die Rolle eines
zin verkaufen, betreuen wir zurzeit. Alle haben
Immobilienmaklers und versuchte, Theatergästen
den Wunsch, ihr Leben wieder selbst in die Hand
seine Nordstadtwohnung zu verkaufen: „Die feh-
zu nehmen.
ben und sie bereit zu machen für Arbeits-
lenden Fensterdichtungen sind die Klimaanlage, fließendes Wasser haben wir sogar an der Tape-
Sie können dabei helfen: Ermöglichen Sie uns, un-
te.“ Metin lacht. „Nicht aufgeben ist mein Motto.
sere Beratungsangebote auszubauen und die Kon-
Eigentlich glaube ich, dass man das alles allein
tinuität unserer Hilfen sicherzustellen. Denn Ob-
schaffen muss. Das geht nicht immer. Dann ist
dachlosigkeit und Armut sind kein Schicksal. Der
bodo für mich da.“
Weg aus der Krise kann lang sein, aber wir helfen dabei, ihn zu gehen.
Marcus gehört zum Bermudadreieck fast wie Graf Engelbert. Unser langjähriger Verkäufer kennt aber
Mit Ihrer Spende schreiben Sie mit an diesen guten
nicht nur Bochums Ausgehmeile. Als bodos neuer
Geschichten. Herzlichen Dank! (bp)
Stadtführer zeigt Marcus die unbekannte Seite Bochums: Entlang des Tagesablaufs eines Wohnungs-
bodo e.V. Spendenkonto
losen führt Marcus an Orte wie Suppenküchen oder
Bank für Sozialwirtschaft Essen
Übernachtungsstellen. Ein echter Experte.
BLZ 370 205 00 | Konto Nr. 722 39 00
300 Tonnen Möbel und Hausrat hat unser Transportteam in diesem Jahr im wahrsten Sinne des Wortes gestemmt. Wer hier arbeitet, macht es sich nicht bequem in der sozialen Hängematte – ein schreckliches Klischee, für das wir in keinem unserer Felder irgendwelche Belege finden. Ob wohnungslos, ob jung und ohne Ausbildungsplatz, oder ob gut ausgebildet und betroffen von Firmenschließungen: Alle unsere Mitarbeiter zeigen täglich, dass von „Faulheit“ keine Rede sein kann. Was fehlt, sind die Chancen sich zu beweisen und die Begleitung und Unterstützung bei den Sorgen und Nöten, die vorerst verhindern, dass es weitergeht. Hier sehen wir unsere Aufgabe. Unser Buchprojekt bildet zurzeit gleich
Von Otto ist nicht nur unser Leserbriefschreiber
vier junge Frauen aus. Mit Steffi haben wir
(s.S.47) begeistert. Als er vor einigen Monaten zu
den ersten Ausbildungsabschluss vorzuweisen – der war so gut, dass Steffi gleich ein drittes Jahr für einen noch qualifizierteren Abschluss anschließt. Stolz sind wir auch auf unser – für die meisten Arbeitgeber wenig attraktives – Modell der Teilzeitausbildung für junge alleinerziehende Mütter. Julia und Vanessa sind ein großartiger Gewinn für unser junges Buchteam. Dabei schaffen Ihre Buchspenden wirkliche Arbeitsplätze für qualifizierte Tätigkeiten und nicht die leider häufig anzutreffende „Simulation“ von Arbeit – alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen, was sie leisten und wie viel Freude sie ihren Kunden machen. Unser Praktikant Sandro hat ausgerechnet: 144m würde der Turm hoch sein, wenn wir nur die in diesem Jahr verkauften Bücher unseres Buchladens stapeln würden. Dazu kommt der Onlineversand von Büchern. Eine wirklich anspruchsvolle Tätigkeit, denn wir versenden in die ganze Welt: Unsere Bücher gingen auf alle Kontinente, u.a. nach Neuseeland, Australien, Argentinien, Chile, Libyen oder Japan. Wer bei uns in diesem Bereich qualifiziert wird, hat wirklich etwas vorzuweisen. Auch hier: Gute Geschichten. (bp)
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12
STRASSENLEBEN | von Bastian Pütter | Fotos: Oliver Schaper
Weihnachten auf der Straße Der einsetzende Winter, die Geschichte vom
übernachtungsstelle in Dortmund eher Ähnlichkeit
rem Vereinssitz Platz. Weil die Nachfrage so
jungen Paar auf der Suche nach einer Herber-
mit einer Jugendherberge. Auch wenn man das
groß ist, werden in der Woche vor Weihnachten
ge, die Zeit der Spenden und Spendenappelle
geräumige Vierbettzimmer nicht unbedingt mit
Eintrittskarten an die Besucher und Klienten der
– in der Weihnachtszeit rücken die Menschen
einfachen Zimmernachbarn teilt: Die Zimmer sind
Diakonieeinrichtungen verteilt. „Dazu kommen
auf der Straße kurz in die Scheinwerfer der
sauber, die Spinde verschließbar und die Wertsa-
die Weihnachtsfeiern in den verschiedenen
medialen Aufmerksamkeit.
chen sicher im Safe – auch wenn auf der Straße
Diakonie-Einrichtungen“, betont Barbara Köster
Zwei Dinge sind uns dabei wichtig: Obdachlo-
ganz andere Geschichten erzählt werden.
von der Diakonie. Der Brückentreff, unsere Aus-
sigkeit ist das ganze Jahr über eine schwere
gabestelle in der Nordstadt, feiert am 23.12. mit
Last und ein Skandal zugleich. Und: Es gibt
Durch gegenseitige Hilfe und Notlösungen gelingt
allen Besuchern.
Hilfen, die den Weg „abwärts“, der in der
es vielen, dem Schlafen in eiskalten Grünanlagen
Bei bodo bekochen wir alle unsere Mitarbeiter-
Obdachlosigkeit endet, nicht zu einer Ein-
oder Abbruchhäusern zu entgegen. Einige unserer
innen und Mitarbeiter am 14. Dezember – und
bahnstraße werden lassen. Seit vielen Jahren
Verkäufer, die inzwischen Wohnungen haben,
Geschenke wird es auch geben.
gibt es in unseren Städten professionelle,
nehmen Kollegen auf. Andere finden Schlafplätze
spezialisierte Angebote und aufopferungs-
auf Sofas und Teppichen, mal bei großzügigen
volles freiwilliges Engagement – das ganze
Gastgebern, mal gegen Bezahlung.
Jahr hindurch. Auch zu Weihnachten werden
Es gibt weiterhin keine Bundesstatistik, und auch
Menschen auf der Straße nicht alleingelassen.
in den Städten sind wir auf Schätzungen angewiesen. Durch die Neuzuwanderer aus Bulgarien und
Zu keiner anderen Zeit im Jahr sind so viele
Rumänien ist die Situation noch unüberschaubarer
Menschen gleichzeitig zu Hause, und zu keiner
geworden. Niemand weiß, wie viele Menschen
anderen Zeit wird dieses Zuhause so schmerzhaft
tatsächlich auch im Winter draußen schlafen. Käl-
vermisst, wenn es fehlt. In den Übernachtungs-
tebusse wie in anderen Städten, die Obdachlose
stellen für Wohnungslose versuchen die Mitarbei-
an ihren Schlafplätzen versorgen, gibt es bei uns
terinnen und Mitarbeiter ihren Gästen in ihren
nicht, und auch aufsuchende Angebote sind noch
schwierigen Lebensumständen so viel Normalität
rar. Dabei ist für schlecht ausgestattete Menschen
wie möglich zu bieten – und dazu gehört auch
das Schlafen im Freien bei Frost lebensgefährlich.
Weihnachten, auch wenn keine Familie wartet
Immer noch denken wir mit Schrecken an unseren
und die Mittel beschränkt sind. In den Stellen
Verkäufer, der im eiskalten vorletzten Advent
für junge Wohnungslose SchlafAmZug in Bochum
unter der Gerüstkonstruktion des Dortmunder
und SleepIn in Dortmund warten kleine Ge-
Weihnachtsbaums schlief.
schenke, Tee und Kekse auf die Übernachtenden. Jörn-Peter Hülter von der Dortmunder Männerübernachtungsstelle verspricht: „Unsere Bewoh-
Von Keksen und Gänsen
ner kriegen eine Süßigkeitentüte und wir haben
Alfons Wiegel von der Dortmunder Tagesein-
einen geschmückten Baum.” Bei „Dach über dem
richtung Gast-Haus freut sich, den Gästen wie
Kopf“, der Übernachtungsstelle in Lünen, ist ein
jedes Jahr etwas Besonderes bieten zu können:
Heiligabendessen in der Übernachtungsstätte
„Am 1. Weihnachtstag gibt es die traditionelle
und eine Weihnachtsfeier im Vereinssitz geplant,
Gänsekeule mit Rotkohl und Klößen. Vorher eine
sagt Pfarrer Ulrich Klink.
Suppe und nachher ein Dessert. Am Silvestertag gibt es dann unseren kulinarischen Jahresaus-
Eine Parkbank ist kein Bett
klang: Hähnchenkeule mit Beilage. Außerdem
Doch Vorrang hat, wenigstens einen warmen Ort
ein Weihnachtssingen mit Straßensängern.”
haben wir am Montag vor Heiligabend, dem 17.12.
für die Nacht anzubieten. Der übrigens zur Ver-
12
fügung steht. Wenn es richtig kalt wird, werden
Ähnlich traditionell geht es bei der Weihnachts-
zusätzliche Schlafplätze geschaffen, niemand
feier für Wohnungslose der Diakonie Ruhr in
wird hinaus in die Kälte geschickt.
Bochum zu. Rotkohl und Klöße steht auf dem
Dabei bilden die Übernachtungszahlen der das
Wunschzettel vieler Gäste, „kulinarisch Exoti-
ganze Jahr über gut ausgelasteten Stellen nur die
sches kommt da eher nicht so gut an”, sagt Ger-
Spitze des Eisbergs. Nur ein Teil der Obdachlosen
linde Fuisting, Leiterin der Wohnungslosenhilfe.
findet den Weg in die Einrichtungen – sei es aus
Bei traditionellen Weihnachtsessen der Diakonie
Angst, Scham oder aufgrund von Vorurteilen. Dabei
in Dortmund finden am Heiligabend bis zu 150
hat zum Beispiel die freundlich wirkende Männer-
Menschen im Reinoldinum direkt neben unse-
13
Viele unserer Verkäufer nutzen gleich meh-
täglichen Bedarf gerecht zu werden. Die Ver-
lang, nicht nur für diejenigen, die draußen
rere der bestehenden Angebote. Wie auch zu
sorgungseinrichtungen, Anlauf- und Beratungs-
schlafen müssen. Einsamkeit und die nicht ver-
den anderen Jahreszeiten gibt es aufeinander
stellen müssen sich in erster Linie bemühen, die
gehen wollende Zeit sind an diesen Tagen noch
abgestimmte Hilfen, oft verbunden mit dem
Kontinuität ihrer Angebote sicherzustellen, denn
schwerer auszuhalten, sagen uns auch unsere
unkomplizierten Zugang zu Beratung und Krisen-
Obdachlosigkeit kennt keine Feiertage und keine
Verkäufer.
hilfe. Denn für die meisten ist Obdachlosigkeit
Urlaubszeiten. Die Suppenküchen, die das ganze Jahr hindurch
kein Lebensstil und viel eher Symptom als das eigentliche Problem. Tiefe persönliche Krisen,
Die Tageseinrichtungen, mit denen wir ko-
der großen Nachfrage Herr werden müssen, öff-
Schulden, Sucht- oder psychische Erkrankungen
operieren, sind das ganze Jahr über auch
nen auch an den Feiertagen, Tageseinrichtungen
führen dazu, dass „nichts mehr geht“, auch nicht
am Wochenende geöffnet, denn vor allen an
wie unsere Ausgabestelle bei der Caritas in Unna
das Halten der eigenen Wohnung. Beratungs-
Sonntagen sind sie besonders wichtig. In den
oder der Mittagstisch in Wattenscheid sind eben-
und Krisenangebote sind deshalb auch oft noch
sonst wie ausgestorben scheinenden Städten
falls geöffnet. „Zwischen den Jahren“ machen
am Heiligabend zugänglich.
öffnen sie Räume, in denen Wohnungslose sich
zwar unsere weiteren Beschäftigungsprojekte
aufwärmen können und einen Teil der Zeit mit
Pause, für unsere Verkäufer bleibt die Tür jedoch
Obdachlosigkeit kennt keine Feiertage
anderen verbringen können.
offen. Die Januarausgabe des Straßenmagazins,
Für viele Hilfseinrichtungen gilt andererseits:
Weihnachten und der Jahreswechsel sind wie
an Silvester – für die meisten von ihnen ist auch
Das Besondere ist schon, dem unveränderten
eine Reihe von Sonntagen. Die Feiertage werden
dieser ein ganz normaler Tag. (bp)
heißen Tee und Kaffee erhalten unsere Verkäufer
Weihnachtsfeier der Dia
konie im Dor tmunder
Reinoldinum
13
14
RECHT | von Rechtsanwalt René Boyke
Eltern haften für ihre Kinder – nicht?
Urban Urtyp Konzerterlebnisse in der Bochumer Christuskirche Eigentlich will ich mit ihm über die Konzertrei-
ter, gleichwohl vager Begriff. „Man hört es aber
Endlich! Viele betroffene Eltern werden auf-
he Urban Urtyp reden. Doch bevor das Interview
sofort”, erklärt Thomas Wessel. „Es gibt tolle
atmen, denn der Bundesgerichtshof (BGH)
beginnt, greift Pfarrer Thomas Wessel hinter
Musik, die fraglos in der Kirche gespielt werden
bringt etwas Realitätsnähe ins deutsche
sich und holt ein riesiges Buch aus dem Regal.
könnte. Hörst du die aber im Kontext ,urban‘,
Rechtsleben zurück: Er hat die überzogenen
Ars Sacra heißt das Werk im Altarbibelformat,
weißt du sofort, dass das nicht funktioniert. Um
Aufsichtspflichten für das Verhalten von
Kirchenarchitektur von Byzanz über Mittelalter,
das festzustellen, reichen oft die ersten vier Tak-
Kindern im Internet, die einige Oberlandes-
Barock und Jugendstil bis in die Neuzeit. Von
te. Und so unterschiedlich wir in unserem Team
gerichte Eltern abverlangten, auf ein erträg-
allen europäischen Sakralbauten der 40er und
auch sein mögen, in dieser Hinsicht sind immer
liches Maß reduziert.
50er Jahre werden darin nur drei „beispielhaft”
alle einer Meinung. Das ist schon verrückt.”
Wenn bisher Minderjährige über den elterlichen Internetanschluss illegal Tauschbörsen
genannt, darunter die Christuskirche. Weltweit gilt sie als epochale Konzeptkirche.
Das Team. Organisiert wird die Reihe von einer auf den ersten Blick sehr heterogenen Gruppe. Verbin-
nutzten, dann bekamen die Eltern eine Ab-
Das Kirchenschiff, in dem mehr als eintausend
dende Elemente sind Liebe zu Livekonzerten und
mahnung. Die Kosten beliefen sich mindes-
Menschen Platz finden können, bietet ausge-
ausreichend Leidenschaft, diese aus eigener Kraft
tens auf mehrere hundert Euro; selbst wenn
zeichnete akustische Eigenschaften. Von Anfang
auf die Beine zu stellen. Zum harten Kern von et-
nur ein einziges Lied heruntergeladen wur-
an war geplant, hier Konzerte stattfinden zu
was mehr als zehn Mitgliedern gehört Olaf Rauch.
de, das bereits für 99 Cent im Internet hätte
lassen. Zunächst im gewohnt klassischen Rah-
Anfangs Stammgast, wollte er bald mehr als nur
gekauft werden können. Die Eltern mussten
men; parallel zum Bau gründete sich die Bochu-
Besucher sein. „Bei uns regiert das Lustprinzip”,
sich regelmäßig vorwerfen lassen, sie hätten
mer Stadtkantorei. Um das Jahr 2000 wurde das
sagt er. „Wir sind kein Verein. Niemand ist zu
ihre Aufsichtspflichten verletzt – und die
Konzept ausgeweitet, aus der Kulturkirche sollte
irgend etwas verpflichtet. Wenn wir uns wegen des
hatten es in sich.
eine Kirche der Kulturen werden. Der Begriff ist
Programms treffen, bringt jeder die Musik mit, die
nicht im ethnischen Sinn zu verstehen. Innerhalb
ihm gefällt. Dann wird gemeinsam entschieden,
des weit gefassten Rahmens ist Urban Urtyp eine
was wir hier später hören und sehen wollen.”
Praktisch war es nämlich so, dass Eltern, die nicht ausgesprochen versierte PC-Nutzer waren, keine Chance hatten, den strengen Auf-
noch relativ junge Veranstaltungsreihe.
Zum Beispiel Stabil Elite, eine junge Band aus
sichtspflichten über ihre Kinder zu genügen.
Für Urban Urtyp gebuchte Musiker oder Bands
Düsseldorf. Rauch hatte sie vorgeschlagen. Die
Realitätsfern wurde von den Gerichten gefor-
lassen sich nicht einem bestimmten Genre zuord-
derzeitigen Kritikerlieblinge erinnern an Kraft-
dert, dass Eltern, die sich nicht in der Tausch-
nen. Die Internetseite zur Reihe listet Jazz und
werk, Neu! oder DAF. Düsseldorfer Schule. In der
börsennutzung auskannten, einen Computer-
Post, Elektro und Sprache, Klassik und Minimal,
Christuskirche tritt Stabil Elite am 30. Dezember
experten zu beauftragen hätten. Die Kosten
Ambient, Pop und mehr. Als gemeinsamer Nenner
auf. Tausend Besucher werden nicht erwartet,
dafür blieben weitgehend unberücksichtigt.
gilt die Formulierung „urban”, ein viel diskutier-
dazu ist die Band noch zu unbekannt und sehr
Letztlich mussten diese Eltern ihren Kindern also schlicht den Zugang zum Internet verbieten. Die Folge: Kinder erlernen den Umgang mit dem PC und dem Internet nicht. Dem hat der BGH jetzt endlich einen Riegel vorgeschoben. Er stellte klar, dass die Eltern nicht für Urheberrechtsverletzungen ihrer Kinder im Internet haften, wenn sie diesen die Nutzung von Tauschbörsen verbieten und sie entsprechend belehren. Gibt es Anhaltspunkte für Urheberrechtsverletzungen, dann müssen die Eltern das Kind auch kontrollieren. Da das Urteil allerdings noch nicht gedruckt vorliegt, ist noch nicht ganz klar, wie Eltern Kinder ganz konkret belehren und Verbote aussprechen müssen und wann Kontrollpflichten greifen. Fakt ist, die Aufsichtspflichten liegen unter den bisher verlangten. Da werden einige Eltern erstmal aufatmen. Allerdings kommen die Rechteinhaber nun vielleicht auf die Idee, die Kinder direkt zu verklagen. (rb) www.kanzlei-boyke.de 14
KULTUR | von Wolfgang Kienast | Foto: Michael Schwettmann www.misc420.net
15
WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast
speziell. Das ist bei Urban Urtyp wiederum eher Regel als Ausnahme. Um eine den Veranstaltungen
wildkraeuter.bodo/24_schafgarbe.2/
angemessene Clubatmosphäre zu schaffen, baut das Team in der Kirche einen Raum im Raum auf:
Unlängst lag ein vorweihnachtlicher
Ich blätterte zum Glögg. IKEA tut ja so,
abgehängt mit Plastiklamellen, ein durchlässiger
IKEA-Prospekt im Briefkasten. Eigentlich
als sei das eine hauseigene Erfindung.
Kubus von zehn mal zehn Metern Kantenlänge.
ein Fall für die Direktentsorgung. Dass
Dabei hatte schon meine Mutter, eine
Er beeinträchtigt die akustische Qualität nicht,
ich Informationen des schwedischen Mö-
waschechte Westfälin, an kalten Win-
verdichtet aber die Situation zwischen Künstlern
belhauses gegenüber aufnahmewilliger
tertagen immer Alpen-Glögg gemacht.
und Publikum.
geworden bin, liegt an der DASA, bes-
Inspirieren ließ sie sich durch eine mitt-
ser, an der zur Zeit dort präsentierten,
lerweile leider völlig zerfledderte Ge-
ausgesprochen empfehlenswerten „Do It
tränkerezeptesammlung aus den 70ern,
Yourself”-Ausstellung.
herausgegeben im Übrigen von einem
Wessel und Rauch schwärmen von intensiven Konzerterlebnissen im Kubus während der ersten zweieinhalb Jahre der Reihe. Rauch spricht von Ent-
Kaffeediscounter.
wicklungshilfe in Sachen Livemusik. „Früher haben
Da habe ich nämlich erfahren, dass IKEA
sich die Leute Auftritte ihnen unbekannter Bands
ein am Markt bahnbrechender Vorden-
Der IKEA-Prospekt sagte, „ein warmer
angesehen. Heute macht das leider kaum noch je-
ker bei der Entwicklung vom Consumer
Glögg macht nicht nur das Herz glög-
mand. Bei Konzerten wird vielmehr überprüft, ob die
hin zum Prosumer gewesen ist. „Für den
glich, sondern auch den Bauch. Entweder
Bands in der Lage sind, ihre Musik live auf der Bühne
US-amerikanischen Zukunftsforscher Al-
mit dem Rezept unter www.ikea.de/re-
eins zu eins wiederzugeben. Hier wollen wir andere
vin Toffler war dies positive Utopie ei-
zepte nachmachen oder” bei uns kaufen.
Akzente setzen.”
ner künftigen Technokultur, in der eine
Das Wortspiel allein roch nach Glühge-
selbstbestimmte, aktive Beteiligung an
tränk. Sofort besuchte ich die empfoh-
den Produktionsprozessen den passiven
lene Seite und fand – eine Weihnachts-
Konsum ablöst”, heißt es dazu im Aus-
baumpizza. Wie tief haben die eigentlich
stellungskatalog. Interessant, wenn Sie
ins Glöggglas geschaut? Doch ich wusste
mich fragen. Ich bereitete mir einen
jetzt, der Tag wird kommen, an dem sich
heißen Schafgarbe-Punsch, begab mich
jeder gewiefte Fakesument eine Weih-
aufs Sofa und stöberte in der Werbung.
nachtsbaumpizza vom Asia-Italiener an
So begann eine auf unterhaltsame Weise
der Ecke brutzeln lässt, plus Elchlamet-
irritierende halbe Stunde.
tasalat, und sich daraufhin passend ein
„Selbst die urbanste Band wäre für uns nicht interessant, wenn sie nur lieblos ihre Platte nachspielen würde”, ergänzt Wessel. „Ein Livekonzert bedeutet, die ipod-Zone zu verlassen. Du kannst nicht weiterdrücken. Du kannst der Musik nicht ausweichen, sondern musst ihrer Logik folgen. Und du machst die Erfahrung, dass sich das am Ende lohnt. Nach einem Konzert ist man immer reicher als vorher. Nicht zuletzt profitieren wir selber davon, auf diese Art Musik hören zu können.” (wk)
Zuerst die Sache mit der Marmelade. „Wer sagt, dass selbst gemachte Marmelade
paar bunte Flecken auf die Kochmütze malt. Farbe dazu gibt‘s im Möbelhaus.
INFO
selbst gemacht sein muss? Einfach eine
Zugegeben, dass ich später bei Peppar-
Christuskirche Bochum, Westring 26, links vom
von fünf leckeren Konfitüren aus dem
kakahus nicht an Lebkuchen, sondern an
Rathaus | Einmal im Monat an einem Sonntag um
IKEA Schwedenshop in ein Einmachglas
Dixiklo dachte, lag daran, dass ist selbst
19 Uhr und immer für 10 Euro.
füllen, handbeschriftetes Etikett drauf,
inzwischen viel Schafgarbe-Punsch intus
www.urbanurtyp.de | www.christuskirche-bochum.de
hübsches Bändchen drum, fertig”, lernte
hatte. Eigentlich halte ich mich daran,
ich. Sollte der Halbfertigmöbelverkäufer
keine Witze über Eigennamen und Fremd-
auch hier erfolgreicher Avantgardist wer-
sprachen zu machen. Erst recht keine, die
den, dürfte dem mündig mitmachenden
nicht mal richtig zünden.
Prosumer bald ein verschlagen operierender Fakesument folgen. Was der alte Toffler wohl dazu zu sagen hat? Kompetenz ist ihm nicht abzusprechen, der 1928 geborene Schriftsteller und Futurologe beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit neuen Techniken und dem auf die Einführung folgenden Wandel der Gesellschaft.
Was dagegen funktioniert, jedenfalls, um bei Minusgraden warm zu werden, ist der erwähnte Punsch: 1/2 Liter trockenen Weißwein, 1/4 Liter Apfelsaft und 1/8 Liter Rum erhitzen, ein wenig frisch geriebene Muskatnuss zugeben und zwei Teelöffel Schafgarbe-Kunsthonig (September-bodo) darin auflösen. Frohes Fest. (wk)
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REPORTAGE | von Wolfgang Kienast | Fotos: Andre Noll
Vor 100 Jahren wurde das Dortmunder Museum für Naturkunde gegründet. Noch 25 Jahre älter ist der ortsansässige Naturwissenschaftliche Verein, auf dessen Sammlung das 1912 eröffnete Museum zurückgreifen konnte. Wir sprachen mit der jetzigen Direktorin, Frau Dr. Dr. Elke Möllmann, wie das doppelte Jubiläum gefeiert wurde und wie sie sich die Zukunft ihres Hauses vorstellt. Das Interview fand in dem derzeit für das Publikum gesperrten Raum mit dem großen
Ein Mammut auf dem Wunschzettel
Aquarium statt. Nach dessen umfangreicher Sanierung hofft sie, noch vor Weihnachten diesen Bereich für Besucher wieder zugänglich machen zu können. „Ich mag diesen Ort”, sagt Frau Möllmann. „Er hat etwas unglaublich Beruhigendes, etwas sehr Faszinierendes.” Viele Dortmunder teilen diese Ansicht, auswärtige Gäste schließen sich vorbehaltlos an. Wenn ein Streifzug durch die übrigen Ausstellungsräume hilft, dem Alltag für eine Weile zu entfliehen, ist es das kreisrunde, rings umgehbare, vom Fußboden bis an die Decke reichende und 90.000 Liter fassende Aquarium, welches die Gedanken schwerelos in andere Welten treiben lässt. Bis zur Renovierung schwammen hier Fische aus dem Amazonas. Frau Möllmann sagt, sie habe viel Lobbyarbeit betreiben müssen – schließlich fahre auch niemand ein so altes Auto, und außerdem habe man Verantwortung für die Fische – um den notwendigen Umbau finanziert zu bekommen. Nach dreißigjährigem ununterbrochenem Betrieb war die Technik marode und das Becken leckte an mehreren Stellen. Zunächst Assistentin des ehemaligen Direktors Herrn Dr. Tanke und seit 2008 selbst Leiterin des Hauses, war Frau Möllmann mit dem Ziel angetreten, das Museum zu erneuern und dabei seine regionalen Bezüge zu stärken. Deswegen wurden nach der Instandsetzung statt der bisherigen Exoten einheimische Fische wie Rotaugen, Stichlinge und Forellen ins Aquarium gesetzt. Sieben Arten sind es insgesamt. „Heute weiß kaum noch ein Kind, wie eine lebendige Forelle aussieht”, sagt sie. „Wir wollen den Menschen die Region, in der sie leben, wieder näher bringen. Schrittweise werden wir in den kommenden Jahren das gesamte Museum daraufhin ausrichten. Das Aquarium ist ein erster Akt.” Die Wände im Raum konnten in dem Zusammenhang ebenfalls neu gestaltet werden. Sie zeigen jetzt den Fluss, welchem das Revier seinen Namen verdankt: die Ruhr. Eindrucksvolle Fotos dokumentieren ihren Weg von der Quelle im Sauerland bis zur Mündung in den Rhein. Drei zusätzliche Wandaquarien zeigen beispielhaft das Leben in Quellgebiet, Mittel- und Unterlauf. Ein Ruhr-Raum, auf den man sich freuen darf. Es muss nur noch gewartet werden, bis sich im großen Aquarium die Wasserwerte stabilisiert haben. In Naturkundemuseen wird freilich nicht nur Gegenwärtiges thematisiert, wird nicht nur erklärt, wie die momentanen Ökosysteme funktionieren und zusammenhängen, die Institute haben die Aufgabe, auch geowissenschaftliche Blicke auf die weit zurückliegende Vergangenheit zu erlauben. „Würde man an dieser Stelle ein tiefes Loch graben, würde man auf Schichten von drei großen Erdzeitaltern stoßen”, erklärt Frau Möllmann. „Auf Karbon, Kreide und Quartär.” Die Flora im Karbon war geprägt von baumförmigen Farnen und Schachtelhalmen. Vor 300 Mio. Jahren wuchs, was später Kohle werden sollte. Vor etwa 100 Mio. Jahren, in der Kreidezeit, dominierten Saurier das Leben an Land. Erdgeschichtlich relativ jung ist das Quartär, eine Phase großer Eiszeiten. Im Museum zeugen zahlreiche Fossilien von den jeweiligen Epochen. „Aus dem Quartär besitzen wir unter anderem das Geweih eines Riesenhirsches und einen Höhlenbär. Mein großer Wunsch aber wäre, wenn wir nach komplett abgeschlossenem Umbau unseren Besuchern ein ganz spezielles Highlight präsentieren könnten. Ein Mammut. Ich selbst stamme aus Ahlen. Da hat man ein Mammut ausgegraben. Das ist jetzt in Münster ausgestellt, im paläontologischen Museum. Leider hat sich der dortige Museumsleiter selbst durch meine große Charmeoffensive nicht erweichen lassen, es uns zu überlassen. Obwohl ich glaube, mit meiner Ahlener Herkunft ein sehr gutes Argument zu besitzen. Jetzt versuchen wir, das nötige Geld aufzutreiben, um ein anderes Exemplar zu erstehen”, verrät uns die Museumsdirektorin ihre Herzensangelegenheit.
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Sich anhand der Dauerausstellung regionalen Themen zu widmen und im Zuge von Sonderausstellungen die Welt ins Museum zu holen, lautet ihr übergreifendes Konzept. Gleichwohl wird die damit einhergehende Neuausrichtung keinen dramatischen Schnitt zur Folge haben. Dem Revier nebst seinen angrenzenden Landstrichen wurde im Museum von Anfang an Beachtung geschenkt und manche, auf den ersten Blick exotische Ausstellungsstücke sind zumindest indirekt mit der Region verknüpft. In der Mineraliensammlung zum Beispiel die Funde aus Namibia. Den Weg in die Dortmunder Sammlung hatten diese Steine über Bergleute gefunden, die aus dem damaligen Deutsch-Südwestafrika zurückgekehrt waren. Ausgewandert, um in der deutschen Kolonie Fuß zu fassen, waren sie vom Ruhrgebiet, dem Sauer- und dem Siegerland. Und das bislang wohl bedeutendste Exponat mit festem Platz im Naturkundemuseum, das berühmte Urpferd aus Messel, wurde Ende der 1970er Jahre im Rahmen ausgedehnter Grabungskampagnen Dortmunder Paläontologen und deren ehrenamtlichen Helfern in der hessischen Ölschiefergrube entdeckt. Doch ganz unabhängig von der jeweiligen Museumsphilosophie werden Besucher manche Objekte jederzeit sehen können, andere nie. Nur ein geringer Prozentsatz des Bestandes gelangt überhaupt in die Schaukästen. Das Gros einer jeden wissenschaftlichen Sammlung ist weder bunt noch spektakulär noch erhellend genug, um auch Laien in den Bann ziehen zu können. „Nehmen Sie zum Beispiel eine Mäusereihe, die Entwicklung der Maus über die verschiedenen Jahrmillionen. Ein Stück, das dem Publikum langweilig scheint, nimmt der Wissenschaftler in die Sammlung auf, weil er genau diesen Beleg einer fossilen Mäuseart einer ganz bestimmten Zeit haben möchte. Das können Sie mit einem Schallplattensammler vergleichen, der zwar sämtliche Aufnahmen eines Musikers besitzt, für seine Gäste aber jedes Mal nur die wenigen Hits aus dem Plattenregal holt.” Hits benötigt man, um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Frau Möllmann gibt sich bescheiden. „Wir sind ein mittelständisches Haus”, sagt sie. „Die Großen haben andere Strukturen und andere finanzielle Voraussetzungen. Mit dem Frankfurter Senckenbergmuseum beispielsweise können und müssen wir gar nicht mithalten. Wir sind nicht ganz klein und wir leisten eine solide Arbeit. Das passt hierher.” Das Programm kommt an. Die jährlich mehr als 70.000 Besucher beweisen es und die Direktorin freut sich. „Wir sind in Dortmund das besucherstärkste städtische Museum”, sagt sie nicht ohne Stolz. In erster Linie orientiert sich das Naturkundemuseum dabei an Familien und deren Bedürfnissen. Über 270 Kindergeburtstage wurden allein 2011 im Haus ausgerichtet. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr mehr als 470 Veranstaltungen, darunter Aktionen für Schulklassen und Events wie die Museumsnacht, der Tag der offenen Tür oder der Internationale Museumstag. 2012 gab es darüber hinaus eine ganz besondere Feier, am 3. Juni, der hundertste Geburtstag. „Zum Fest sind alle Mitarbeiter kostümiert gekommen. In Kleidung, wie sie zur Zeit der Gründung üblich war. Unsere Herren, in Frack und Zylinder, hatten gleich ein ganz anderes Auftreten als sonst. Die Resonanz war toll. Ich glaube, die Freude, die wir an unserer Arbeit haben, hat sich übertragen.” Ohne ein grundsätzlich bereits vorhandenes Interesse bliebe ihr Haus leer, das weiß auch die Direktorin. Man kann niemanden zwingen, ein Museum zu besuchen. Doch Sorgen um die Zukunft macht sie sich in dieser Hinsicht nicht. Das liegt an der unerschütterlichen Liebe der Kinder zu Dinosauriern. Im Eingangsbereich des Museums stehen zwei lebensgroße Sauriermodelle und warten auf ihre Fans, ein drittes hängt seit einiger Zeit von der Decke ab. Gelegentlich werden spezielle Dinoübernachtungen angeboten, bei denen die jungen Gäste zu Füßen der Riesenechsen schlafen dürfen. „Ich glaube, diese Saurierzeit wird nie wirklich aussterben”, sagt Frau Möllmann. „Dinos sind groß, imposant und für Menschen nicht bezwingbar. Das macht ihre Faszination aus. Und ich finde es spektakulär, wenn die Kleinen die ganzen Sauriernamen besser drauf haben als ich.” (wk) INFO
Museum für Naturkunde | Münsterstraße 271 | 44145 Dortmund Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr, Montag geschlossen 19
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DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter
NEWS | von Sandro Giuri · Sebastian Sellhorst
Halten wir es aus!
Sozialer Status entscheidet mit
Wachsende Armut in Städten
10.400 Menschen ohne Geld
Dortmund hat‘s nicht leicht. Erst zeigt der
Das Leben in Problemvierteln scha-
Das Ruhrgebiet rutscht ab. Das ist
Laut einer kleinen Anfrage der
Dortmunder ARD-Tatort, dass es tatsäch-
det der Gesundheit. Besonders Be-
das Ergebnis einer Studie des Wirt-
Bundestagsfraktion „Die Linke“ an
lich Kriminalität (!), Zuwanderung und so-
lastungen durch Lärm, Feinstaub
schafts- und Sozialwissenschaftli-
die Bundesregierung wurden 2011
gar Armut gibt, die als Vorlage für einen
und mangelnde Grünflächen grei-
chen Institut der Hans-Böckler Stif-
10.400 Menschen die Hartz IV Re-
Krimi dienen kann. Dann beschreibt eine
fen intensiv die Lebensqualität der
tung (WSI), die die Entwicklung in
geleistungen um 100% gekürzt.
Studie die Entwicklung des Armutspro-
Bewohner an. Zu diesem Ergebnis
den 15 größten Städten vergleicht.
Die Betroffenen einer Totalkürzung
blems in Dortmund wenig stadtmarketing-
kommt die Dortmunder Raumplane-
Laut der Studie leben in mehreren
haben für mindestens drei Monate
tauglich und darüber wird dann auch noch
rin Dr. Heike Köchler. „Wir können
Großstädten rund 25 Prozent der
kein Geld erhalten. Zum Vorjahr hat
berichtet. Unter anderem macht das ARD-
ablesen, dass Menschen in Prob-
Bevölkerung unterhalb der Armuts-
sich die Zahl dieser Totalkürzungen
Morgenmagazin eine kleine, augenzwin-
lemvierteln teilweise bis zu sechs
grenze. Für Alleinstehende bedeutet
verdoppelt. Obwohl das Bundesver-
kernde Reportage. moma-Reporter Mar-
Jahre früher sterben“, schildert sie
das ein Einkommen von weniger als
fassungsgericht
tin Kaysh guckt sich den Phoenixsee an,
die Situation. Der gesetzliche Auf-
848 Euro im Monat. Besonders auf-
unter dem Existenzminimum bereits
hält ein Quätschchen in der Suppenküche,
trag von Städteplanern sei mit der
fällig: In Dortmund und Duisburg
im Juli dieses Jahres im Rahmen
macht einen kleinen Stadtrundgang mit
Schaffung von gesunden Wohn- und
schreitet diese Entwicklung rasant
eines Urteils zum Asylbewerber-
einem unserer Verkäufer. Als ironischen
Lebensverhältnissen klar definiert.
voran, die Studie bezeichnet sie als
leistungsgesetz untersagte, sieht
Seitenhieb auf die Erfolglosigkeit der un-
Mit dem Ziel, den Lebensraum in
„dramatisch”: Die Quote ist in den
die schwarz-gelbe Bundesregierung
zähligen EU-Förderprogramme versucht am
der Dortmunder Nordstadt zu ver-
letzten sechs Jahren um ein Drittel
„keinen Handlungsbedarf“. Wolf-
Ende ein Sitar-Spieler eine etwas skurrile
bessern, arbeitet die Raumplanerin
gestiegen, von 18,6 Prozent im Jahr
gang Neškovic, ehemaliger Bundes-
Nordstadt-Heilung. Nett.
jetzt mit der Bürgerinitiative Mach-
2005 auf 24,2 Prozent im Jahr 2011.
richter und aktuell Chef-Justiziar
barschaft Borsig 11 e.V. zusammen.
Als Gründe gelten Einkommensar-
der Linksfraktion, bezeichnet dies
Ziel ist es, sich gemeinsamen für
mut durch den wachsenden Nied-
als einen „unhaltbaren Zustand“.
eine bessere Verkehrs- und Um-
riglohnsektor und die steigenden
Die
weltsituation in dem Stadtviertel
Lebenshaltungskosten sowie die zu-
nicht, dass den von einer Totalkür-
zu engagieren. Die Bürgerinitiative
nehmende Verschuldung von beson-
zung betroffenen Menschen auch
organisierte unterschiedliche Pro-
ders jungen und älteren Personen.
die Obdachlosigkeit droht. „Erschre-
jekte, wie z.B. eine mehrsprachige
Gerade Letztere sind oft aufgrund
ckend ist das Beharren der Bundes-
In einem Fernsehkrimi, in einer Armutsstatistik und in einem Magazinbeitrag vorzukommen – das Los einer Großstadt, könnte man meinen. In Hamburg würde wahrscheinlich niemand eine Braue heben, und in Berlin hätte es wieder keiner mitbekommen, weil ja eh so viel los ist.
Bundesregierung
bestreitet
Bibliothek oder ein Straßenfußball-
niedriger Rentenbezüge auf eine
regierung auf ihrer fehlerhaften
Hier ist die Polizei aus dem Häuschen, weil
turnier für Kinder, um das Stadtvier-
Grundsicherung im Alter angewie-
Rechtsansicht trotz gegenteiliger
Tatort-Kommissar Faber offensichtlich ei-
tel lebenswerter zu machen.
sen und verschulden sich durch die
Urteile des Bundesverfassungsge-
stetig steigenden Preise.
richts“, so Neškovic.
nen an der Mütze hat, und die Leserbriefschreiber sind in Aufruhr, weil Dortmund doch auch schöne Ecken habe, die der Tatort verschweige. Schließlich schreibt sogar die eine Lokalzeitung so etwas wie eine Gegendarstellung zum kurzen Morgenmagazin-Bericht. Vieles, was da zu sehen und zu hören war, sei nur „die halbe Wahrheit“. Ach, bitte! Ich bin ganz froh, nicht in einer „Stadt“ zu leben, in der man in knapp fünf Minuten die ganze Wahrheit erzählen kann. Wir haben ein megalomanes Fichtengesteck und ein knappes Drittel der Kinder lebt vom Amt. Wir haben ein güldenes Einkaufszentrum und Menschen, die ihr Essen im Müll suchen. Wir haben die allerbeste Fußballmannschaft und ein Naziproblem. Hier wohnen furchtbare und ganz und gar großartige Menschen, hier gibt es unendlich viele Geschichten zu erzählen und nicht jede ist schön. Erst alle zusammen sind die Stadt und wir werden Großstädter, wenn wir das aushalten. (bp)
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Sozialleistungen
SKOTTS SEITENHIEB
✑
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Was bleibt vom Jahr? Die Spieler der Nationalelf haben nicht gesungen, und deshalb sind wir nicht Europameister geworden. Unglaublich. Demnächst möchte ich schon beim Verlesen der Aufstellung hören: Heute im Tenor - Neuer und Lahm, im Bariton - Hummels, Götze… Die gleichzeitig zur EM stattfindenden Menschenrechtsprobleme mit dieser Dings, dieser Frau da in der Ukraine (oder war das Weißrussland?) sind doch durch irgendwie. Genauso wie die Herdprämie. Man ist froh, dass man sich das nicht mehr anhören muss. Da sind alle glücklich geworden, also CDU, CSU und sogar die FDP. Weil gleichzeitig die Praxisgebühr abgeschafft wird. Mütter können die Kleinen bald in der Krabbelecke des Wartezimmers abgeben, wenn sie mal Ruhe haben wollen, kostet ja nix mehr. Und Arztpraxen gibt es im Gegensatz zu Kitas an jeder Ecke. Aufgeregt hat uns auch der Organspendeskandal. Da wird jetzt aufgeräumt. Wahrscheinlich müssen sich Hartz IV-Empfänger demnächst verpflichten, ihr Innerstes posthum dem Staat zu vermachen, irgendwie muss das Geld wieder reinkommen. Um Geld ging es auch bei den Bochumer Stadtwerken. Die gaben eine Menge aus, damit Peer Steinbrück dort redet. Zum Jahresende werden die Strompreise erhöht. Wundersamerweise steigen sie in Dortmund auch, obwohl Steinbrück da gar nicht geredet hat. Ums Geld geht es auch beim von Mayas vorausgesagten Weltuntergang am 21. Dezember. Ich wette eine Million darauf, dass er nicht stattfindet, suche nur noch einen esoterischen Großverdiener, der dagegen setzt. Der Wetteinsatz wäre einen Tag später fällig. Das wäre mal ein todsicheres Geschäft. Sollte ich die Millionen eingesackt haben, käme das Jahr zu einem guten Ende. Dann steht schon die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin an. Die ist gratis, außer GEZ. Was Merkel sagt, ist traditionell egal. Nur singen muss sie dieses Mal, will sie nicht ungültig sein. (s.o.) Aber dann ist ja auch schon 2013.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
Werden auch Sie Mitglied in der AWO! Unterbezirk Dortmund
Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340
Bleichstr. 8 44787 Bochum 0234 - 96 47 70
Unnaer Straße 29a 59174 Kamen 02307- 91 22 10
www.awo-ww.de
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NETZWELT | von Sebastian Sellhorst
KINOTIPP | von endstation.kino
endstation.kino & bodo präsentieren: Tabu – Eine Geschichte von Liebe und Schuld Aurora, eine temperamentvolle alte Frau, ihre kapverdische Haushälterin und eine sozial engagierte Nachbarin leben im gleichen Wohnhaus in Lissabon. Als die alte Frau im Sterben liegt, sucht ihre Nachbarin auf ihren Wunsch hin einen gewissen Gian Luca Ventura. Sie findet ihn im Altersheim. Wie sich her-
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.wheelmap.org Welche Hürden muss ich überwinden, wenn ich einen Kaffee trinken oder ein
ausstellt, verbindet ihn mit Aurora eine Ge-
Buch kaufen will? Diese oder ähnliche Fragen stellen sich viele der 1,6 Mil-
schichte aus der Zeit kurz vor Ausbruch des
lionen Rollstuhlfahrer in Deutschland täglich. Mit dem Ziel, den Alltag von
portugiesischen Kolonialkrieges. Er beginnt
Menschen mit Behinderung ein wenig einfacher zu gestalten, ist 2010 die
eine Erzählung von Liebe und Leidenschaft.
Webseite wheelmap.org gestartet. Eine große Landkarte, auf der öffentliche Orte zusammen mit Informationen zu ihrer Barrierefreiheit gesammelt werden, soll Menschen mit eingeschränkter Mobilität helfen, ihren Alltag einfacher und aktiver zu erleben.
Mit den Worten „Aurora hatte eine Farm in Afrika, am Fuße des Monte Tabu…“ beginnt eine der schönsten und abenteuerlichsten Liebesgeschichten dieses Kinojahres. Miguel
Wheelmap.org basiert auf dem Kartenmaterial von OpenStreetmap, einer freien digitalen Weltkarte. Nach einer kurzen Registrierung kann jeder Nutzer selbst Orte auf dieser Karte eintragen und sie nach einem einfachen Ampelsystem bewerten. Ist ein Ort als grün gekennzeichnet, bietet er uneingeschränkten Zugang. Orange weist auf eingeschränkte Barrierefreiheit hin, weil zum Beispiel
Gomes entführt uns mit einer Ästhetik, die an die Magie der goldenen Stummfilm-Ara des Hollywood-Kinos erinnert, in eine fiktive portugiesische Kolonie in Afrika, kurz vor dem Ausbruch der Befreiungskriege.
eine Stufe den Eingang erschwert oder weil keine passenden Toiletten vorhanden
Die Abenteuer liegen vor der Veranda, eine
sind. Orte, die rot auf der Karte angezeigt werden, sind für Rollstuhlfahrer nicht
Rock’n’Roll-Band spielt in weißen Anzügen
nicht zugänglich.
und die Drinks sind stark. Trotzdem – die gesellschaftlichen Konventionen gebären sich
Betrieben wird die Webseite vom Verein Sozialhelden e.V., einer Gruppe enga-
auch hier als Korsett für eine leidenschaft-
gierter Menschen, die seit 2004 gemeinsam Projekte entwickeln, um auf soziale
liche, aber heimliche Liebe, die mit einem
Probleme aufmerksam zu machen. Die ursprüngliche Idee für wheelmap.org hatte
schlimmen Verbrechen enden muss.
Raul Krauthausen, selbst Rollstuhlfahrer und Mitgründer der Sozialhelden, als er sich darüber ärgerte, immer das gleiche Café besuchen zu müssen, da ihm Informationen über die Barrierefreiheit anderer Lokale fehlten. „Als Berliner
Deutsche Fassung:
Aufenthalt meine Weißwurst essen kann, ohne draußen
Do. 20.12. bis Mi. 26.12. um 19.15 Uhr
vor der Tür kehrt machen zu müssen“, freut er sich über
Portug. Original mit dt. Untertiteln:
die mittlerweile 250.000 auf wheelmap.org einge-
Do. 27.12. bis So. 30.12. um 17 Uhr
wollen bundesweit – und auch international – immer bekannter werden, um mehr und mehr Rollstuhlfahrern einen aktiven und abwechslungsreichen Lebensstil zu
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auf der Berlinale 2012
kann ich jetzt herausfinden, wo ich bei einem München-
tragenen Orte. Täglich werden es ca. 200 mehr. „Wir
Raul Krauthausen
Alfred-Bauer-Preis und FIPRESCI-Kritikerpreis
ermöglichen.“(sese)
Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de
VERANSTALTUNGEN DEZEMBER 2012 | VERLOSUNGEN | CD-TIPPS zusammengestellt von Benedikt von Randow
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FlicFlac »Highlig Abend!« – Circus Show 18. Dezember bis 6. Januar täglich um 16 Uhr und 20 Uhr im Zelt an der Westfalenhalle Dortmund bodo verlost 5 x 2 Karten für Mittwoch, den 19.12. um 16 Uhr
Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen und Bücher zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 20. 12. 2012 19.12. | Circus FlicFlac | Westfalenhalle, Dortmund | 5 x 2 Karten 20.12. | Silbermond | Westfalenhalle, Dortmund | 2 x 2 Karten 20.12. | Mike Litt | Bahnhof Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten 21.12. | Cäthe | FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten 26.12. | Weihnachts-Jazzmatinee | Opernhaus, Dortmund | 5 x 2 Karten 27.12. | A Christmas Carol | Theater im Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten Haben Sie’s heilig? – Satiren im Schatten der Krippe | Stefan Keim | 2 Exemplare Durch den wilden Osten – Mit dem Fiesta Richtung Mongolei | Kai Schäder | 2 Exemplare 8 1/2 · Bar · Ristorante | Sonnenstraße 74 | 44139 Dortmund | Ein Essen für zwei Personen Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!
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24 VERANSTALTUNGEN DEZEMBER 2012
SA 01 | 12 – SA 29 | 12 | 12 Benefiz | Kettenreaktion mit glitzerndem Silberstaub In der Vorweihnachtszeit entsteht in der „Galerie für zeitgenössischen Schmuck“ in Dortmund eine ganz besondere Halskette. Mit einem Spendenbeitrag von 12 Euro kann jeder aus Dortmund und dem Umland 01 – 29 | 12 | 12 Benefiz für Kinder – Kettenreaktion
03 | 12 | 12 Shantel & Bucovina Club Orkestar
Schmuckstück. Aus Einzelstücken wächst langsam ein Gan-
net in der Vorweihnachtszeit seine Türen. Jeden Montag
passiert, verpackt sie in Stories, die sie vorliest. Übers
zes – so entsteht eine Kette, die so unterschiedlich ist wie
zwischen dem 3. und 17. Dezember sowie jeden Mittwoch
Heiraten, über aberwitzige Supermarktbesuche und Er-
die Menschen dieser Region. Dieses besondere Unikat wird
von 10 – 13 Uhr kann in den Künstlerateliers die gemüt-
lebnisse von ihren Tourneen fernab der Bühne. Dazu singt
Anfang 2013 während einer Benefiz-Auktion versteigert.
liche Atmosphäre des Hauses genossen und nach Kunst-
sie passende Lieder zu Karaoke-Musik. Manchmal kennt
Der Erlös kommt dem Westfälischen Kinderzentrum Dort-
geschenken gestöbert werden. Annette Göke, Franz Ott
sie die Songs gar nicht. Eine besondere Herausforderung
individuelle Kettenglieder aus Silber gestalten und fertigen. Menschen aus völlig unterschiedlichen Lebenszusammenhängen schmieden auf diese Weise gemeinsam ein
mund zu Gute. Das Werden und Wachsen kann unter www.
und Rita-Maria Schwalgin freuen sich auf Sie. Mehr Infos
für das Publikum, das entscheidet, wann sie singt und
facebook.com/ketten.reaktion.dortmund verfolgt werden.
unter www.kunstdomäne.de.
welches Lied, das sie vielleicht gar nicht kennt. Wenn sie
Galerie für zeitgenössischen Schmuck, Kleppingstr. 28
Kunstdomäne, Dortmund, 10 – 13 Uhr (jeden Mo. & Mi.)
gut drauf ist, wird dazu rosafarbener Nudelsalat gereicht. Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
Mo bis Fr 11 – 18.30 Uhr, Do bis 21 Uhr, Sa 11 – 18 Uhr Musik | Shantel & Bucovina Club Orkestar
SO 02 | 12 | 12 Kultur | Internationale Weihnachtsfeier
Der Frankfurter Freestyle-, Balkanbeat- und Electronica-
MI 05 | 12 | 12
Meister Stefan Hantel alias Shantel macht mit seinem Bucovina Club Orkestar aus Ex-Jugoslawien, Graz und
Musik | Folkery: Dieselknecht
Auch in diesem Jahr lädt die Auslandsgesellschaft NRW
Frankfurt Bucovina – das bedeutet in der Zwischenzeit:
Bei ausgelassener Stimmung mit Pils und Korn liefern
dazu ein, die vorweihnachtliche Stimmung mit kulturellen
Polka und Kasachok die ganze Nacht. Und die „Anarchy
Dieselknecht auf der Folkery-Bühne im KulturCafé der
Beiträgen und internationalen Köstlichkeiten zu genie-
& Romance Tour 2012“ ist gespickt mit Balkan-Beats,
Bochumer Ruhr-Uni eine akustische Mischung aus Volks-
ßen. Der koreanische Kinderchor Köln unter der Leitung
die auf 60ties Garage und Rock‘n‘ Folk treffen, Elektro
lied, Hillbilly und Punk. Mit der zweiten Veröffentlichung
von Yun-Jeong Lee singt Weihnachtslieder und koreani-
Funk, Vintage E-Gitarren und Drums lassen alles zu ei-
„Unrasiert und fern der Heimat“ widmen sie sich den
sche Lieder; Marie-Christine Schwitzgöbel aus Marseille
nem ekstatischen Partyexzess explodieren. Shantels Bu-
eigenen, nachdenklichen und zum Teil sogar zärtlichen
stellt die provencalische Krippe mit ihren „Santons“ vor;
covina Club gehört zu den fettesten Live-Spektakeln der
Tönen. Damit aber keine Missverständnisse aufkommen,
der Knabenchor der Chorakademie Dortmund singt unter
Gegenwart (zuletzt bei Juicy Beats zu erleben). „Nicht
bestehen sie darauf: „Wir sind hart!“
der Leitung von Jost Salm; Craig Herbertson interpretiert
nach Minuten, nicht nach Sekunden – nein, innerhalb
KulturCafé, Bochum, 21 Uhr
schottische und irische Lieder; Maria Polonidou spielt klas-
von Zehntelsekunden steht das Publikum Kopf!“ (dpa).
sische und moderne griechische Musik auf der Violine, da-
FZW, Dortmund, 20 Uhr
Kleinkunst | Ganz Schön Feist Die haarloseste Boygroup der Comedy-Szene hat die
nach treten Elena Hajfiz (Sopran) und Tatiana Prushinskaya (Klavier) auf. Die Trommelmeister-Band Afrolight stellt die afrikanischen Kulturen durch traditionelle Trommelmusik und Tänze vor; Anne & Josue singen lateinamerikanische
DI 04 | 12 | 12
Nase voll? Noch nicht ganz, aber die Traumtypen ha-
Kleinkunst | Fräulein Nina
so schnell in Erfüllung gehen, gibt es vorher noch
ben noch andere Träume. Damit die aber nicht ganz
Volkslieder, Huapango und Son aus Mexiko, Zamba aus Ar-
Fräulein Nina wandelt weiter auf Solopfaden. Als Schla-
einen Abschiedsbesuch bei den feistesten aller Fans.
gentinien, Bolero aus Kuba und Bossa Nova aus Brasilien.
gersängerin mit 50er-Jahre-Repertoire in Dortmund und
„Tschüss!!!“ heißt das letzte Programm, bevor dann
Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 14 Uhr
Umgebung bekannt geworden, widmete sich die Wahl-
Ende 2012 nach 20 Bühnenjahren der letzte Vorhang
hamburgerin mit einem Faible für kleine, intime Büh-
für das Trio fällt. Den Abschied kommentiert die Band
nenszenerien mehr und mehr dem Schreiben. Mit ihrem
selbst: „Ja, natürlich, Abschied is‘ wie‘n Stein an‘ Kopp,
Programm „Angelköder und Kleintierpension“ wirft das
wie‘n Tritt in‘ Schritt, aber wenn wir uns langweilen,
Fräulein die Rute aus und präsentiert ihre Beute. Alles,
können wir ja einfach ,hello again‘ sagen“.
was sie aufregt, alles, was sie irritiert, alles, was ihr
Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr
MO 03 | 12 | 12 Kunst | Kunstdomäne öffnet die Türen Das Atelierhaus Kunstdomäne (Schillerstraße 43a) öff-
CD-TIPP
PAUL KALKBRENNER | Guten Tag (PK Musik / RoughTrade) Der Meister der beseelten, minimalen Elektro-Beats legt schon gut ein Jahr nach dem letzten Album das nächste nach. War „icke wieder“ insgesamt eher etwas geschmeidiger, softer, aber auch teilweise experimenteller, so kommt „Guten Tag“ nun wesentlich konsequenter und stringenter daher. Man merkt, dass Paul Kalkbrenner viel live unterwegs war und er fette Tracks für die tanzende Meute brauchte. Gleich nach dem Intro geht der Berliner DJ & Produzent mit „Der Stabsvörnern“ in die Vollen, woran sich „Spitz-Auge“, gleichfalls ordentlich nach vorne gehend, prima anschließt. Das Konzept der Scheibe ist erkennbar: Erst immer kleine, einminütige Intros, Füllsel, Frickel-Späße und dann ein fetter Track, der in Bauch und Beine geht. Ein bisschen so wie bei einem Live-Set. Nachdem es beim letzen Album noch von Oldschool-„Paule“-Fans etwas Geunke gab, weil zu wenig dicke technoide Beats und Tanzflächentauglichkeit, wird Herr Kalkbrenner mit „Hinrich zur See“, „Der Buhold“, „Trümmerung“, „Der Ast-Spink“ & Co, die kritischen Gemüter beruhigen, „das Gezabel“ beginnen lassen und das feierfreudige Volk wieder schön Richtung Ekstase schieben. Auf „Guten Tag“ hat Paul K. sich wohl mehr vom Bauch als vom Hirn treiben
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lassen. Mir gefallen beide Ansätze. (BvR)
04 | 12 | 12 Fräulein Nina
05 | 12 | 12 Ganz Schön Feist
06 | 12 | 12 Das GlasBlasSing Quintett
DO 06 | 12 | 12
SA 08 | 12 | 12
schöne Weihnachtsgeschenke, wärmende und ausgefal-
Musik-Comedy | Das GlasBlasSing Quintett
Themen-Führung | Arbeitsplatz Nikolaus
lene Winteraccessoires oder Kunstdrucke und Leinwände von Künstlern der Region – hier ist für jeden etwas Ein-
Dass es möglich ist, sein Geld mit Musik auf leergenu-
Nachtarbeit, korrekte Ladungssicherung oder Rücken-
zigartiges dabei. Die Rotunde – der ehemalige Bochumer
ckelten Pfandflaschen zu verdienen – wer hätt‘s gedacht?
schmerzen durch den harten Fahrersitz im Schlitten: Ni-
Hauptbahnhof – wird mit einem außergewöhnlichen
Niemand. Wer hat‘s gemacht? Das GlasBlasSing Quintett!
kolaus sein ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Was
Raumdesign von der Designerin Sandra Swienty dabei
Neun Jahre ist das inzwischen her. Seit fünf Jahren las-
also tun, wenn die Saisonarbeit richtig stressig ist, wenn
wunderbar in Szene gesetzt. Auch das Rahmenprogramm
sen sie es sich nicht nehmen, ihre hoffnungsvollen Kar-
schweres Heben und Tragen auf den Schultern lastet und
lädt zum Verweilen ein: DJ Gerald funkt aus dem Musik-
rieren in Hochleistungssport, Wirtschaft, Politik, Astro-
die Kollegen von der Transportabteilung mal wieder nicht
wohnzimmer Rare Grooves, Beat & Soul und Live-Musik
logie und Binnenfischerei ruhen zu lassen, um sich der
zu bändigen sind? Eine DASA-Führung über den Nikolaus,
krönt die beiden Abende der Veranstaltungstage.
Erkundung des Musikphänomens Flasche im Hauptberuf
seinen Arbeitsalltag und freundliche Helfer am Wegesrand.
Rotunde, Bochum, 12 – 19 Uhr (auch 9.12.)
zu widmen. Nun gibt es live erstmalig einen Best-Of-
DASA, Dortmund, 14 Uhr Flohmarkt | Schwarzmarkt
Querschnitt durch ihre beiden bisherigen Abendprogramme „Liedgut auf Leergut“ und „Keine Macht den Dosen!“,
Design | YARD Designmarkt
Abertausende von Raritäten, Seltsamkeiten und wie-
abgerundet durch erste Ausblicke auf das für 2013 anbe-
An dem Dezemberwochenende 8. und 9.12. präsentiert
derverwertbare Schätze warten darauf, vom Publikum
raumte dritte Flaschenmusikprogramm.
der YARD Designmarkt in der Zeit von 12 bis 19 Uhr einmal
erwühlt zu werden. Bei einem erfrischenden Getränk
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
mehr über 60 Künstler, Designer und Kreative und ihre
und guter Musik dürfen die Besucher die Entdeckungen
Werke. Bilder, Textilien, Accessoires, Möbel, Schmuck,
der finstersten Abgründe der Keller und Dachböden der
Gadgets – hier entdeckt und findet man auf über 650 qm
Händler bestaunen und natürlich auch käuflich erwerben.
Ausstellungsfläche die besonderen Dinge. Ob wunder-
Dass man einen Flohmarkt nicht direkt mit einem kultu-
FR 07 | 12 | 12 Musik | Dickes B!
ANZEIGEN
Die satten Raps der beiden MCs Max und Macka unterlegt mit frisch geschnibbelten Beats und Melodien von den flinken Fingern von DJ Cem & Band haben den HipHopFunk-Soundclash der „Dicken“ schon längst über die Grenzen Kölns hinaus bekannt gemacht. Ihren klischeefreien und durchdachten Raps verpassen die Herren an den Instrumenten live einen satten, organischen Unterbau und verwursten bestens gelaunt Hip Hop, Funk, Jazz und Reggae. DJ Cem Yilmaz krönt das Resultat mit Kunsthandwerk an den Plattentellern. Der Eintritt zur anschließenden HipHop-Party La Schmoov ist für Konzertbesucher frei. Bahnhof Langendreer, Bochum, 21 Uhr
i n f re e t s 4 s ko 4 00 4 o f n 4 I e .5 Alle 0800 w21.d r e e unt www.d r ode
25
26 VERANSTALTUNGEN DEZEMBER 2012
rellen Genuss verbindet, scheint klar zu sein. Gerade da aber knüpft der Schwarzmarkt an und verbindet Kultur und Kunst mit dem nächtlichen Treiben. Und für den Trödel-Abend gibt‘s wieder jede Menge Programm: das DJ Team Funktronix verbindet Neues mit Altem und noch Älterem: Soul, Funk, Reggae. Depot, Dortmund, ab 17 Uhr 07 | 12 | 12 Dickes B!
08 | 12 | 12 YARD Designmarkt
begann seine musikalische Karriere als Mitglied der le-
Nintendo-Werbekampagne kennt. 2009 veröffentlichte
den. Das Publikum hat die Qual der Wahl und entscheidet
gendären Formation „Dimension Latina“. Seit 2000 ist er
MissinCat ihr Debütalbum, tourte durch Deutschland und
selbst, welche Seite aufgeschlagen wird. Das Programm
u.a. als festes Mitglied der „Heavytones“, der Showband
schrieb neue Songs für ihr zweites Album „Wow“, auf dem
entsteht an diesem Abend, mal lustig, mal nachdenk-
von Stefan Raabs „TV Total“, regelmäßiger Gast in TV-
die Mailänderin sich erstmals auch in ihrer Muttersprache
lich, mal deftig, ganz nach den Wünschen der Zuhörer.
Shows. Mit seiner eigenen Band präsentiert César „Chino“
präsentiert. Neben unüberhörbaren Folk-, Indie- und
Es erwartet Sie eine ultimativ interaktive, literarische
Pérez überwiegend Eigenkompositionen, die bereits auf
LowFi-Pop-Elementen greift MissinCat auch Kinderlied-,
One-man-Show. Bücher nicht vergessen!
zwei Alben dokumentiert sind, und sehr tanzbare, klassi-
Filmmusik-, Zirkus-, Twang-, kammermusikalische, Jazz-
Bochumer Kulturrat e.V., Bochum, 20 Uhr
sche Ballroom-Salsa versprechen mit eingängigen Melo-
combo- und Walzer-Motive auf. Thematisch geht es oft
dien und einer kraftvollen Bläsersektion. Mit Pérez wird
um Herz-Schmerz und andere traurige Angelegenheiten.
die lockere Reihe mit hochkarätigen Salsabands „made in
Aber es gelingt ihr, bei allem Schmerz und aller Melan-
NRW“ im domicil fortgesetzt. Anschließend: Salsabomba
cholie immer positiv und optimistisch rüber zu kommen.
– die Salsanacht mit DJane S.Bomba.
subrosa, Dortmund, 20 Uhr
Musik | César „Chino“ Pérez & Band César „Chino“ Pérez, Posaunist und Sänger aus Venezuela,
domicil, Dortmund, 21 Uhr
SA 15 | 12 | 12 Preisverleihung | 2. Bochumer Menschenrechtspreis 2003, als Shirin Ebadi mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, hatte sie den Preis an alle Iranerinnen
Comedy | Moses W.
und Iraner weitergereicht, die für Demokratie und Men-
„Mach Platz, ich mach Plätzchen“ heißt das Weihnachts-
schenrechte kämpfen, für politische, sexuelle, religiöse
kabarett mit musikalischer Unterwanderung von Moses
Freiheit: „Die Grüne Bewegung“, so die international
W. Männer sind von Null auf Hundert in 3 Sekunden und
hoch angesehene Menschenrechtsaktivistin, „ist eine
Was hätte eine bessere Einstimmung auf das neue Büh-
brauchen für den Einkauf sämtlicher Weihnachtsge-
demokratische, also keine ideologische Bewegung. Sie
nenprogramm „Platzhirsche – Männer, Machos, Mutter-
schenke maximal 24 Stunden. Das bedeutet aber nicht,
vereint Menschen mit unterschiedlichen Auffassungen
söhnchen“ von Matze Knop sein können als die Fußball-
dass ihnen Weihnachten egal ist. Immerhin sind nahe-
und Neigungen.“ In dieser Tradition steht der Bochu-
Europameisterschaft? Man kam einfach nicht an ihm
zu alle Rollen der Weihnachtsgeschichte männlich be-
mer Menschenrechtspreis, dessen Schirmherrin Shirin
vorbei. Seine TV-Präsenz war hart an der Grenze der Über-
setzt: 1 Zimmermann, 1 Jesuskind, 3 Könige, 1 Komet,
Ebadi ist. Die Exil-Iraner im Ruhrgebiet, die – aus sehr
dosierung. An ihm oder besser gesagt an einer seiner zahl-
1 Palmbusch, 1 Ochse und 1 Esel. Alles Männer. Ledig-
unterschiedlichen Gründen – dem iranischen Regime ent-
reichen Parodien von Kloppo über Niki Lauda, Jogi Löw,
lich die Rolle der Maria bleibt Frauensache. Und das ist
kommen sind, unterstützen von Bochum aus die Protes-
Felix Magath, den Lodda und Kaiser Franz bis hin zu Dieter
gut so. Moses W. backt im Stundentakt, lernt mit der
te gegen Ahmadinedschad. Der Preis, den sie verleihen,
Bohlen. Mit „Platzhirsche – Männer, Machos, Muttersöhn-
Weihnachts-CD Lieder auswendig, nutzt den Amazon-
ist keine Charity-Veranstaltung, das Ganze kommt ohne
chen“ greift Parodist Matze Knop in Stand-Up-Manier ta-
Last-Minute-Service und vertraut auf die Zuverlässigkeit
roten Teppich aus, hier geht es um Leben, um Tod, um
gesaktuelle Themen auf und lässt auf der Bühne die Gren-
von DHL. Wenn das kein Gottvertrauen ist.
Freiheit und Demokratie. Der Eintritt ist frei.
zen zwischen Parodie und Original verschwimmen.
Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr
Christuskirche, Bochum, 17 Uhr
FR 14 | 12 | 12
SO 16 | 12 | 12
MI 12 | 12 | 12 Comedy | Matze Knop
Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund, 20 Uhr Musik | MissinCat Hinter dem Namen MissinCat steht die italienische Sin-
Lesung | Thomas Hoeveler: Der Querleser
Kunst und Kulturgeschichte | Zur Geschichte der Heißgetränke
ger/Songwriterin und Wahlberlinerin Caterina Barbieri,
Thomas Hoeveler vom kleinewelttheater präsentiert aus
Tee, Kakao, Kaffee – im letzten Drittel des 17. Jahrhun-
die bereits mit Amy Winehouse auf Deutschland-Tour
dem Stehgreif seitenweise Auszüge aus einer Auswahl
derts halten drei in Europa bisher weitgehend unbekann-
war und deren Song „Back On My Feet“ man aus einer
von Büchern, die vom Zuhörer selbst mitgebracht wer-
te Heißgetränke aus Übersee Einzug in die europäischen
CD-TIPP
FLAMINGO STAR | Nothing Sweeta (peacelounge recordings) Das Frankfurter Label „peacelounge recordings“ ist bekannt für seinen geschmeidigen Ambient-Elektro-Sound, der sich nicht nur auf den hauseigenen Compilations „Early Morning Breaks“ und „DPI Collection“ wunderbar einfügt, sondern auch auf vielen anderen Electric-Lounge-Zusammenstellungen. Da passt mit seinen entspannten Hooks und Grooves wunderbar Matthias Becker aka Flamingo Star dazu. „Nothing Sweeta“ funktioniert ab dem ersten Ton des gleichnamigen ersten Songs, der neben seiner Latino-Funkytüde vor allem von der hohen Stimme der Soul-Diva Alison Degbe geprägt wird. Das ganze Album hätte so auch schon Ende der 90er erscheinen können. Da gab es nämlich eine Hoch-Zeit von solch groovigem Elektro-Sound, der sich von Funk, Jazz, Latin, Soul, Disco, Reggae, Bollywood inspirieren ließ. Bekannte Vertreter u.a.: Mo‘ Horizons, St. Germain, Thievery Corporation und Koop, aber auch Daft Punk und Air. Vereinzelte Kritiker werden vielleicht anmerken, dass das alles zu seicht, nonchalant, gefällig, happy-peppy ist, und das Risiko scheut, auch mal mit einem schrägen Ton das Gemüt herauszufordern. Aber das ist nun mal der Ansatz dieser Musik, die eben in erster Linie für Entspannung und gute Laune sorgen will. (BvR)
26
12 | 12 | 12 MissinCat
12 | 12 | 12 Moses W.
12 | 12 | 12 Matze Knop
Fürstenhäuser des Barock. Von hier aus werden sie zu
schafft, die Gefühle ihrer Generation in Worte zu fassen.
chenperformance mit Rosenduft und Romantik-Overkill
heute noch populären Kultgetränken aller gesellschaftli-
Silbermond sind älter und reifer geworden – wie ihre Fans
erwartet hat, irrt. Auch wenn sie auf ihrer neuen Platte
chen Schichten. Über Teehandel und kuriose medizinische
mit ihnen. Live sind Silbermond ein wahres Highlight,
vieles ausprobieren und sich kreativ einmal richtig gehen
Anwendungen, maßvollen oder maßlosen Schokoladenge-
getragen durch die energiereiche, emotionale Perfor-
lassen wollten – Silbermond rockt. Und live mal sowieso.
nuss, über das Finden neuer Gefäßformen und die Suche
mance von Sängerin Stefanie und ihren sympathischen
Westfalenhalle 1, Dortmund, 20 Uhr
nach einer Formel fürs kostbare Porzellan – all diesen Din-
Mitmusikern Thomas, Johannes und Andreas. Und wer
bodo verlost 2 x 2 Karten.
gen wird in der Führung nachgegangen. Und wer kennt
bei dem Albumtitel „Himmel auf“ eine zuckersüße Pär-
Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
schon das Rezept für die „berühmte Jasminschokolade des Großherzogs von Toskana“? Die Angebotsreihe „KulturGe-
ANZEIGEN
nuss“ – eine Kooperation mit dem Museumscafé Baum – Museum für Kunst und Kulturgeschichte, DO, 14 Uhr
DI 18 | 12 | 12 – SO 06 | 01 | 13
Dortmunder Weihnachtsmarkt 22. Nov – 23. Dez
BODO VERLOSUNG | FlicFlac „Hochleistung und jede Menge Höhenflüge sind bei
mo – do 10 – 21 Uhr fr u. sa 10 – 22 Uhr so 12 – 21 Uhr
,Highlig Abend!‘ Programm – wir zeigen allein sieben unterschiedlichste originelle Luftnummern“,
verspricht
FlicFlac Direktor Benno Kastein.
Außergewöhnliche
riskante
Stunts
Verkaufsoffener Sonntag in der City: 2. Dezember
wechseln
sich mit atemberaubender Akrobatik und anarchischer Komik ab. Im Zirkushimmel tobt der Tanz auf dem vertikalen Hochseil, das Todesrad dreht sich, eine Rakete startet in den Lüfte, und in einem
www.dortmunderweihnachtsmarkt.de
findet an jedem dritten Sonntag im Monat statt.
wahren Feuerwerk fliegen die Moto Cross Jumper von „AirFours“ über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Ansonsten ist alles anders als 2011 bei „Schrille Nacht, eilige Nacht“, FlicFlac hat in aller Welt neue Artisten verpflichtet, die feiern. Nicht fehlen darf in der Show für die ganze Familie die spezielle Musikmischung à la FlicFlac mit wummernden Beats, aber auch sanften Balladen. Der beliebte Zirkus FlicFlac gastiert also auch Weihnachten wieder im
www.44511.de
ihre Premiere in Dortmund und oder gar in Deutschland
Revier, und zwar in Dortmund an der Westfalenhalle. Zelt an der Westfalenhalle Dortmund, 16 & 20 Uhr bodo verlost 5 x 2 Karten für den 19.12. um 16 Uhr. Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
DO 20 | 12 | 12 BODO VERLOSUNG | Silbermond Das Album „Himmel auf“ zeigt eine Band, die erwachsen geworden ist. Silbermond sind nicht mehr die jugendlichen Newcomer aus Bautzen. Hier formulieren gestandene Mittzwanziger Gedanken aus ihrer Lebens- und Erfahrungswelt. Faszinierend dabei, wie die Band es erneut
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28 VERANSTALTUNGEN DEZEMBER 2012
BODO VERLOSUNG | Mike Litt – Der einsamste DJ der Welt Sicherer als Schnee zu Weihnachten, gelungener als manch gebratene Gans zum Fest: Die 1LIVERadioshow „Der einsamste DJ der Welt“ mit Mike Litt an Heiligabend ist Tradition. Und das mittlerweile schon seit 15 Jahren. Die Veröffentli-
21 | 12 | 12 Akte X-Mas
26 | 12 | 12 Total Paranormal Weihnachtsshow
chung seines erfrischenden, gleichnamigen Debüt-Romans nimmt 1LIVE-Moderator und DJ Mike Litt zum Anlass,
Kleinkunst | Akte X-Mas
tenerzähler, „NRW-Vizemeister“ und Meister im Poetry
das „sichere“ Studio zu verlassen und
Das wird bestimmt keine „Stille Nacht!“. Wortgewalti-
Slam. Nach seinem ersten Buch „Distanzen“ folgte in
unter Menschen zu gehen. In seiner Liveshow erinnert
ge, aber einfühlsame Bühnenmenschen mit klassischer
diesem Jahr „Tabakblätter und Fallschirmspringer“.
sich Mike Litt an die unzähligen einsamen Heiligabende,
Weihnachtsliteratur treffen auf Wortakrobaten, Poetry-
Jonas David fabriziert Musik, die gerne ausufert und
an denen er Post aus dem Sektor und allen Teilen der
Slammer und Musiker, die sich der Wahrheit über den
Grenzen überschreitet. Seine Intensität ist ansteckend,
Welt bekam. Er spielt Musik für seine Gäste, tischt Weih-
Weihnachtswahnsinn verschrieben haben. „Gnadenlos
besonders, wenn die Songs mit starken Kontrasten ex-
nachtsgebäck auf und liest aus seinem neuen Buch Sto-
humorvoll“ schrieb die RN nach der bisher einmaligen
perimentieren und im aufgeladenen Falsettgesang, Ge-
ries aus einem bewegten Leben zwischen Wahnsinn und
Aufführung im vergangenen Jahr. Zur großen Freude geht
brüll oder oszillierenden Chören münden.
Weihnachten, Waisenknabentum und Weltenbummelei.
das von Thomas Koch (WDR) konzipierte und moderierte
domicil, Dortmund, 20 Uhr
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
Programm in diesem Jahr auf NRW-Tour. Mit dabei: Kat-
bodo verlost 3 x 2 Karten.
inka Buddenkotte, Fritz Eckenga, Torsten Sträter, Andy
Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
Strauß, Jenny Bischoff, Claus Dieter Clausnitzer, Ulrich Schlitzer, Björn Jung, Charlotte Brandi & Paul Wallfisch. Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 20 Uhr
FR 21 | 12 | 12
MO 24 | 12 | 12 Erlebnisgottesdienst | Janas Weihnachten Das Schauspiel „Janas Weihnachten“ steht im Zentrum eines stimmungsvollen Gottesdienstes für alle Generatio-
BODO VERLOSUNG | Cäthe
Theater | Happy Apokalypse
nen an Heiligabend. Jana ist 16 und erfährt ausgerechnet
„Cäthe muss nichts, kann aber alles“ titelte die Welt
Die Performance zum Abgang: Klaus ist am Ende! Burn-
wenige Wochen vor Weihnachten, dass sie einen Gehirntu-
Hamburg über ihr fulminantes Konzert, das die Trägerin
out – sein Kopf hört nicht auf zu rattern. So beginnt er
mor hat und voraussichtlich nur noch wenige Monate lebt.
des Musikautorenpreises im
zu laufen, einmal um die Welt – doch es hört nicht auf.
Eine Welt bricht für sie und ihre Freundinnen zusammen.
Rahmen ihrer letzten Tour-
Erst als er dem Priester begegnet, der die Apokalypse
Doch ein Engel kommt zu ihr und führt sie zum Stall von
nee in der Hansestadt spiel-
verkündet, bekommt er Hoffnung auf eine Lösung. Doch
Bethlehem. Hier verändert sich Janas Sicht auf das Le-
te. Die Kritiken überschlu-
als dann Herr Maya dazukommt und mit all seinen Rech-
ben und den Tod. Sie erfährt von einer Liebe, die stärker
gen sich vor Exzellenz und
nungen nicht mehr klar kommt, wird es auch für Klaus
ist als der Tod und das ganze Leben umfasst. Es wird das
„Wie Cäthe mit ihrer Band
langsam seltsam. Eine skurril-absurde Theater-Film-
bewegendste Weihnachtsfest ihres Lebens. Ein Schauspiel
auftritt ist der Wahnsinn. Die Lebendigkeit, die da von
Tanz-Performance, die in keine Schublade passt. Was
mit Jugendlichen und Erwachsenen sowie dem Hagener
der Bühne heruntergeschleudert wird, trägt man noch
will ich eigentlich? Leben oder sterben? Und wie?
Show-Pony „Rocky“, das den Esel spielt.
den ganzen nächsten Tag mit sich“, sinniert der Kultur
Theater Lebendich, Lindenhorster Straße 38,
Pauluskirche, Dortmund, 14.30 Uhr
Spiegel über die Hamburger Sängerin. Cäthe, die bereits
44137 Dortmund (AWO-Gelände), 21.12 Uhr
an ihrem zweiten Album arbeitet, steht in den Startlöchern für ihre Tour mit Stücken aus Cäthes Debütalbum „Ich muss gar nichts“ und weiteren sinnlich bis frechen
SA 22 | 12 | 12
MI 26 | 12 | 12 BODO VERLOSUNG | 41. Weihnachts-Jazzmatinee
Lesung und Musik | Zwei Männer. Zwei Bärte. 2 Stimmen
Die traditionelle Weihnachts-Jazzmatinee des domic-
FZW, Dortmund, 20 Uhr
Der Lyriker Patrick Salmen trifft auf den Singer-Song-
il öffnet am zweiten Weihnachtsfeiertag ein großes
bodo verlost 2 x 2 Karten.
writer Jonas David. Patrick Salmen ist Lyrik- und Pro-
Schaufenster in die lokale und regionale Jazz-Szene.
Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
saautor, Bühnenliterat und humoristischer Geschich-
Zehn Bands auf fünf Bühnen präsentieren Musik von
Songs aus der Feder der stimmgewaltigen Künstlerin.
CD-TIPP
VINICIUS CANTUARIA | Indio de Apartamento (Naive / Indigo) Moment mal, wird hier nach langer Zeit wieder das „Girl from Ipanema“ musikalisch angehimmelt? Ist das eine Platte von Jobim, Gilberto oder Mendes? Nicht wirklich, aber der Sound des klassischen Bossa Nova der 70er mit seiner sanften, unglaublich angenehmen Note schwingt hier ganz stark mit. Vinicius Cantuaria gehört zur so genannten „zweiten Garde des Bossa Nova“ und zählt mit seinen 61 Jahren nun auch schon langsam zu den Klassikern. Aber er ist in seiner musikalischen Laufbahn nie stehen geblieben, sondern hat sich immer wieder neu inspirieren lassen. Dazu passt auch, dass er früh von Rio nach New York zog, einer Stadt, die sich gleichfalls permanent versucht, neu zu erfinden. Mit „Indio de Apartamento“ kehrt er nun also back to the roots und kommt dabei ein Stück weit nach Hause. Unterstützt von Jazzgrößen wie u.a. Norah Jones, Ryuichi Sakamoto und Bill Frisell hat er ein Album produziert, das mittels Gehörgang die Seele streichelt. Mal mehr melancholisch, mal mehr heiter, immer mit spürbar viel Gefühl und hörbarem handwerklichen Geschick ist ihm ein kleines musikalisches Schmuckstück gelungen, dessen einziger Kritikpunkt die nur 30minütige Länge bzw. Kürze ist. Aber auch das war ja in den 70ern nicht anders. (BvR)
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26 | 12 | 12 Honigdieb
27 | 12 | 12 Geierabend 2013
30 | 12 | 12 urban urtyp: Stabil Elite
Modern Jazz bis Funk, von
Dezember bis zum 12. Februar an 36 Abenden die Zeche
Weltmusik bis Big Band, von
Zollern in Ausnahmezustand. Das brandneue Programm
Adressen | Bochum (0234)
Swing bis Electro. Der Erlös
verspricht ein humorgeladenes Spektakel aus Comedy,
Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10
der Veranstaltung kommt
Kabarett, Musik und kohlenschwarzem Ruhrpott-Humor.
Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62
direkt der gemeinnützigen
Die Kellnerinnen Lilli und Lotti lassen ebenso Dampf ab
Kulturarbeit des domicil zu
wie die AWO-Oppas oder die Vorstadt-Philosophen Sieg-
Gute. Modern Jazz: Jonas Röser Quartett und Jerry Lu
fried & Roy. Nicht fehlen dürfen „Die Zwei vonne Südtri-
Quintett feat. Florian Menzel. Big Band: J R Swingcon-
büne“, die „Nordstadt-FDP“ in Gestalt von Udo & Moni
Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00
nection und Staight Ahead Bigband. Groove Club: Pho-
oder Joachim Schlendersack. Auch gibt es ein Wiederse-
Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25
notoxics und Jamroulette. Weltmusik: Parhelia Quar-
hen mit dem Schnöttentroper Männerchor. Neu im Team:
Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012
tett und Tryol. Traditional: Dian Pratiwi & Band und
„Der Hauer“ (Benedikt Hahn). Der Vorverkauf läuft.
Museum Bochum, Kortumstraße 147, 910 42 30
Pilspicker Jazzband feat. Babette Horschler.
Zeche Zollern II/IV, DO, 19.30 Uhr (auch 28. – 30.12.)
Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36
Opernhaus, Dortmund, 11 – 14 Uhr bodo verlost 5 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
BODO VERLOSUNG | A Christmas Carol Scrooge, der verbissene alte Kaufmann, quält rücksichtslos unglückliche Schuldner, demütigt seinen Sekretär und
Magie | Total Paranormal Weihnachtsshow
Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20 Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45 Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0 HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6
Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17 Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01 RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30 Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30 Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30
begegnet Mitmenschen mit
Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90
Bei der Total Paranormal Weihnachtsshow werden Tan-
Verachtung. Selbst das her-
Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03
nenbäume schweben, Zimtsterne verschwinden und die
anrückende Weihnachtsfest
Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35
Zukunft wird aus Bratäpfeln gelesen. Oder so ähnlich.
ist für Scrooge überflüssig.
Das total fabelhafte Trashmagie- und Zauberkunstquar-
Doch dann, in der Weih-
tett Mario Schulte, Kotelett Schabowski aus Ost-Osteki-
nachtsnacht, wird er von
stan, Pille der Kartenhai und Magic Mark Weide zeigt
einigen Geistern heimgesucht. „A Christmas Carol“ ist in
Adressen | Dortmund (0231)
eine Show, die mit ebenso erstaunlichen Tricks aufwar-
vielen Varianten gespielt und verfilmt worden. In dieser
Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00
tet wie sie die Lachmuskeln strapaziert. Witzig, verblüf-
Version wird der Klassiker „gegenwärtig“ präsentiert, mit
Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46
fend, unterhaltsam und spannend mit Possen von kal-
unkonventionellen Einfällen und live gebackenen Weih-
DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79
kulierter Albernheit und Kunststücken auf Weltniveau.
nachtsplätzchen. Ein vergnüglicher Theaterabend, und
Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
über aller „Modernität“ bleibt die zeitlose literarische Qualität sowie die Frage nach sozialer Verantwortung und
Musik | Honigdieb
den gesellschaftlichen Werten erhalten. „...Denn die In-
Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17 Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56 Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50
domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30 Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25 F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72 FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20
Lange haben die Dortmunder Chanson–Folkrocker um
szenierung ist so einfach wie genial.“ (Ruhr Nachrichten)
Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194
Sir Hannes an ihrem vierten Album „Mein Hut hat keine
Weitere Termine unter www.depotdortmund.de
Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00
Ecken“ gefeilt. Aufgenommen wurden 14 neue Songs, die
Theater im Depot, Dortmund, 19 Uhr
Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22
voller Leben und Energie den Hörer betören, ja vielleicht
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206
beflügeln. Das macht Spaß und tut gut. Man pfeift oder
Teilnahmebedingungen auf Seite 23.
singt die Songs mit und wird Teil des positiven, vielleicht auch spirituellen Liederausflugs. Selbstverständlich geht es bei Honigdieb um seine altbekannten Themen: Freiheit und Revolution, verlorene Werte, Kritik an der Zerstörung
SO 30 | 12 | 12
Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25 Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33 Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47 Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78 Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60
Musik | urban urtyp: Stabil Elite
Subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07
der Natur und des Geistes. Honigdieb versteht es, mit ei-
Düsseldorf? „Wenn es je eine Utopie von Westdeutschland
SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23
nem Augenzwinkern Problematiken zu publizieren.
gegeben hat,“ schrieb De:Bug, „dann hier.“ Wo Warenhäu-
Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20
FZW, Dortmund, 20 Uhr
ser groß sind wie ein Stadion und die Nachkriegsmoderne
U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23
„distinguiert und provinziell wie eine Märklin-Eisenbahn“.
DO 27 | 12 | 12 Comedy-Karneval | Geierabend 2013
Klar, das Geld dafür kam von daher, wo es „zusammenmalocht“ wurde, nämlich von hier. Jetzt kommt alles zurück.
Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40 Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00 Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11
Stabil Elite, drei Jungs Mitte 20, sind Art-Wave, Krautrock
Adressen | Herne (02323)
Zombies auf Zeche! So ein skurriles Szenario können nur
und NDW. Sind Kraftwerk, Fehlfarben und Der Plan. Finster
Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52
die Anarcho-Karnevalisten vom alternativen Ruhrpott-
technoid und poppig-elegant, Retro und Avantgarde. Coo-
Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99
Karneval Geierabend entwerfen. Unter dem Motto „Ein
ler, witziger, besser gekleidet und urban – das vor allem.
Zombie hing am Förderseil“ versetzen die Geier vom 27.
Christuskirche, Bochum, 19 Uhr
Adressen | Witten (02302) Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24 Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40
Der Druck dieser Seite wurde ermöglicht durch Spenden der Besucher des Geierabend 2012.
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30 INTERVIEW | von Bastian Pütter und Nina Schulz | Fotos: Christian Eggers / AP / dapd · E .M. Urbitsch · Murat Kayi Archiv
Ein Dortmunder in Mölln Murat Kayi ist Musiker und Kabarettist aus Dortmund. Ibrahim Arslan (Interview rechts), der als Kind den Mordanschlag auf seine Familie überlebte, las Kayis Texte im Internet und wünschte sich den Dortmunder als Gast beim Gedenkkonzert zum 20. Jahrestag des Anschlags. Am 17. November stand Murat Kayi mit Künstlern wie Jan Delay und Samy Deluxe auf der Bühne der Möllner Stadthalle. bodo sprach mit ihm über 1992. Murat Kayi stand zum Gedenktag in Mölln auf der Bühne.
Ibrahim Arslan überlebte den Brandanschlag 1992 nur knapp.
ne habe ich so viel mit Mölln zu tun, wie jeder haben
bodo Im Prozess gegen die Mörder von Mölln sagte
dieser Zeit war ich für Integrationsdebatten weitge-
sollte, der nicht mit versteinertem Herzen durch die
der Opferanwalt Hans-Christian Ströbele: „Behör-
hend verloren. Wenn bestimmte Signalwörter fallen,
Welt läuft. Mich hat das damals traumatisiert, nicht
den, Politik und Politiker in der Bundesrepublik tra-
spare ich bestimmte Gesprächsfelder komplett aus.
Mölln alleine, die Jahre 1992 / 1993. Mölln, das ist
gen eine politische und moralische Mitschuld an den
Plötzlich war die Erkenntnis da, dass diese Leute,
das Überschreiten weiterer Grenzen. Morde an Kin-
Anschlägen.“
die mich rassistisch beleidigten, lediglich nicht
bodo Was hast du mit Mölln zu tun? MK Oberflächlich gar nichts. Auf einer tieferen Ebe-
dern, im Westen. Für mich hat sich mit dem Kontakt zur Familie Arslan ein Kreis geschlossen. 1992 habe ich nichts zum Thema Mölln geschrieben. Als ich später auf die Bühne ging, um Texte vorzutragen, war einer der ersten ein Text zum Thema, weil mich das seit damals nicht losgelassen hat.
MK Es ging um die Abschaffung des Asylrechts und um die passende Stimmung in der Bevölkerung dazu. Um eine gesteuerte Medienkampagne, die täglichen Wasserstandsmeldungen in den Nachrichten: Heute soundsoviel Asylanträge, gestern soundsoviel, Menschenschlangen, Menschen auf Koffern – man hat nicht lockergelassen.
bodo Allein im ersten Halbjahr 1992 gab es 1.443
Heute weiß man, dass in Rostock-Lichtenhagen im
rassistisch motivierte Straftaten, davon 128 Brand-
Sommer 1992 Polizeikräfte bewusst abgezogen wur-
anschläge – und das nur nach offizieller Zählung.
den. Der damalige Innenminister Seiters hat sich
Wie hast du diese Zeit erlebt?
mir ins Gedächtnis gebrannt, als er nach den Pog-
MK Bis es losging, war ich deutscher als die Deutschen, in der Hinsicht, dass ich mit meinen türkischen Wurzeln nicht viel am Hut haben wollte. Ich dachte, das hätte sich für mich erledigt. 1990 wurde ich eingebürgert und dachte, ich wäre jetzt Deutscher. In der Phase musste ich dann erleben, dass angefangen von den Roma über die Vietnamesen in Lichten-
romen von Rostock sagte: „Die Vorfälle der vergangenen Tage machen deutlich, dass eine Ergänzung des Asylrechts dringend erforderlich ist, weil die Bevölkerung durch den ungebremsten Zustrom von Asylanten überfordert wird“. bodo Das war die Einladung an die Nazis, Politik mit dem Molotow-Cocktail selbst zu gestalten...
kontrolliert genug waren zu schweigen. Das war keine Minderheit, sondern nur die Minderheit, die es offen aussprach. Es schockiert mich genauso, wenn jemand mit der ganz üblichen Verachtung über seine Roma-Nachbarn spricht, das sind für mich Zweige am selben Baum mit der selben Wurzel. bodo Glaubst Du, dass das eine Gruppenerfahrung ist? MK Ich denke schon, aber wir haben wenig darüber gesprochen. Die Desillusionierung war bei den Türken am stärksten, die die größte Identifikation mit ihrer deutschen Identität hatten. Die anderen haben sich eh auf ihr Türkischsein zurückgezogen. Sicher ist es so, dass auch die, die nichts von Mölln wissen, bis heute unter den Auswirkungen leiden. Das Misstrauen, die Abschottung – so viel ist darauf zurückzuführen. Auf der Bühne frage ich: Was habt ihr denn erwartet? Ich finde schon, dass man sagen kann, dass auch damals alles Menschenmögliche getan wurde,
hagen bis besonders zu den Türken in Mölln und So-
MK …und dazu kam die Idee: „Wir können die rech-
damit Integration nicht funktioniert.
lingen alles, was scheinbar fremd war, zum Abschuss
ten Parteien nur erfolgreich bekämpfen, wenn wir
In meinem Programm erzähle ich von meinem Neffen,
freigegeben war.
sie rechts überholen.“ Das haben die Leute ja offen
der in Berlin Stadtführungen für deutsche Touristen
gesagt.
macht. Irgendwann stehen die Leute dann vor diesem
bodo Warum besonders die Türken? MK Die waren auf einmal Mordopfer. Bei den Hetzjagden und Brandanschlägen, z.B. auf das Sonnenblumenhaus in Rostock und auf die Vietnamesen darin, ging es auch darum, aber die Opfer hatten Glück. Mit einem Freund besuchte ich damals einmal sei-
Kuppelbau und fangen an: „Die können sich einfach bodo Aus den Neonazistrukturen der frühen 90er
nicht so integrieren wie die anderen.“ Oder: „Das passt
speiste sich der NSU, und auch jenseits davon ging
einfach nicht ins deutsche Stadtbild.“ Und weil das
das Morden weiter, die Amadeu Antonio Stiftung
jedes Mal passiert, lässt er es inzwischen dabei be-
zählt 183 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990. Wie
wenden und sagt nicht, dass sie gerade nicht vor einer
hast du die Zeit nach Mölln und Solingen erlebt?
Moschee, sondern vor der großen Synagoge stehen.
ne Großmutter, das waren Vietnamesen, Boat Peo-
MK In diesen Jahren ist praktisch ein gewisser Teil
ple, Flüchtlinge. Und er fragte seine Oma, warum
meines Selbstbildes abgebrannt. Vorfälle, Politiker-
die Mülltonnen so seltsam vor dem Haus standen.
äußerungen, private Erlebnisse danach sind in ei-
MK Wenn ich Geschichten wie diese auf der Büh-
Sie sagte, damit sie durchs Fenster flüchten könn-
nen riesigen Behälter gefallen. Davor habe ich fein
ne erzähle und frage: „Was stimmt eigentlich mit
te, wenn die Nazis kämen. Das hat mich zutiefst
säuberlich getrennt: Das ist ein Idiot, das ist ein
uns Deutschen nicht?“, dann ist der Stimmungs-
erschüttert. 30
Nazi, das ist ein Populist, der das für sich nutzt. Seit
tiefpunkt erreicht. Es wird dann besser, wenn ich
bodo Das klingt wenig hoffnungsfroh...
31
»Wir sind keine Statisten« sage: „Gar nichts stimmt nicht“, wenn ich schil-
geben. Ich selbst bin dann in der Nacht noch zum
dere, welche fremdenfeindlichen Anfälle meine
Haus des Anschlags gefahren für meine kleine per-
Vor 20 Jahren zündeten Neonazis das Haus
Mutter in der Türkei hatte, wenn sie über Araber
sönliche Gedenkveranstaltung.
der Familie Arslan mit Molotow-Cocktails
sprach. Heute erlebe ich das bei Türken in Bezug
Das Besondere in Mölln ist, dass die Überleben-
an. Bei dem rassistischen Anschlag von
auf Zuwanderer aus Bulgarien. Ich glaube, dass
den die Form des Gedenkens selbst in der Hand
Mölln am 23. November 1992 wurden die
die Angst vor den „Fremden“ etwas Menschliches
behalten haben. Die Familie lief bei der Demon-
zehnjährige Yeliz Arslan, die 14jährige
ist. Die Frage ist, ob es beim Ressentiment bleibt,
stration vorweg, Ibrahim Arslan hat das Konzert
Ayse Yilmaz und die 51jährige Bahide Ars-
oder ob dann irgendwann das Denken einsetzt.
mit diesen ganzen großartigen Künstlern selbst
lan ermordet. Weitere Familienmitglieder
moderiert. In einem Interview hat er gesagt: „Mit
wurden teilweise schwer verletzt. Ibrahim
ihrem Tod wurde alles anders, aber umgefallen
Arslan überlebte den Brandanschlag als
sind wir nicht.“ Das ist so. Die stehen alle noch.
Siebenjähriger nur knapp.
bodo Und wie waren Deine Erfahrungen in Mölln? MK Wenn ich es in einem Satz zusammenfassen müsste: Ich bin mit einem Gefühl von Heimweh
Ebenfalls wunderbar ist, dass es den Freundeskreis
weggefahren. Die Atmosphäre zwischen den Künst-
gibt, der nicht nur die Veranstaltung organisiert
lern und den Angehörigen war so herzlich. Beim
hat, sondern die Familie auch seit vielen Jahren
Konzert selbst waren viele auch ganz junge Leute.
begleitet. Das sehe ich mir an mit einem tief dank-
Da konnte ich mit meinem Programm einen Kontext
baren Gefühl.
Was bedeutet der Gedenktag für Dich? Für mich als Opfer, als Überlebender des Brandanschlags und der rassistischen Morde der 1990er Jahre ist es wichtig, das Erinnern zurückzuerkämpfen und das Gedenken selber zu gestalten. Wir sind keine Statisten, wir sind die Hauptakteure des Geschehens. Wir müssen unsere Erinnerung und unsere Geschichte erzählen und unser Gedenken gestalten. Nicht andere. Wie bewertest Du den Umgang mit Überlebenden rassistischer und faschistischer Gewalt in der Bundesrepublik? Auf jeden Fall nicht solidarisch. Die Hilfen, die einem Opfer zustehen, müssen unbürokratisch sein. Die Opfer müssten sie eigentlich ohne Wenn und Aber bekommen. Opfer dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Das ist leider in Deutschland so. Da läuft was ganz, ganz falsch. Warum ist ein Täter das ganze Jahr über in den Medien und ein Opfer nur an den Jahrestagen? Auf die Täter wird mehr Wert gelegt als auf die Opfer. Das ist genau das Gleiche, was der Verfassungsschutz macht, mit dem Schreddern der Akten und dem Inschutznehmen der Täter. Es ist genau das Gleiche, was die Medien machen. Sie zeigen die Täter mehr, die Opfer weniger. Die Opfer in Deutschland werden erst einmal als Täter abgestempelt. Und hinterher, wenn sich herausstellt, dass sie es nicht waren, werden sie zu Schandbildern. Das darf nicht sein. Was wünscht Du Dir für die Zukunft? Solidarität und Menschen, die hinter uns stehen. Ich wünsche mir, dass die Opfer nicht mundtot gemacht werden und mehr reden. Geht auf die Straße, erzählt eure Geschichten. Denn wir als Opfer sind die Hauptzeugen des Geschehenen. Keiner zeugt für den Zeugen, das hat Paul Celan gesagt. Wir müssen unsere Geschichten erzählen. Bitte lasst euch eure Geschichten nicht von anderen Leuten klauen. Denn die Geschichten der Opfer sind das Wichtigste. Sie erinnern an das Geschehene und an das, was noch erinnert
In der Nacht zum 23. November 1992 hatten Neonazis auf zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser in der Möllner Altstadt Brandanschläge verübt. Drei Menschen kamen dabei ums Leben. Es waren die ersten Todesopfer durch neonazistische Gewalt im wiedervereinigten Deutschland.
werden muss. Das Interview führte Nina Schulz 31
32 REPORTAGE | von Sandro Giuri | Fotos: Daniel Sadrowski
In der Handwerksbäckerei Es war ein kalkulierter Paukenschlag. Als Hel-
gen sowie der Lieferung von belegten Brötchen
mut Klemme, Präsident des Verbandes der Deut-
erfolgte stets auf Kundenwunsch,“ erklärt Frau
schen Großbäckereien, auf einer Pressekonfe-
Potraca. Der handwerkliche Bäcker, bei dem man
renz verkündete, bis 2020 werde ein Drittel der
sein täglich Brot oder Brötchen kauft, ist hier ein
Bäckereien in Deutschland den Betrieb einstel-
Event- und Gastronomieunternehmen geworden:
len, war die Aufregung groß. 8.000 Klein- und
„Man darf nicht stehen bleiben oder schlafen. Die
Kleinstbetrieben drohe das Aus, die Zahl der
Branche ist kundenabhängig. Der Kunde bestimmt
Auszubildenden sei seit Jahren rückläufig, die
das Angebot und das Sortiment.“
Konkurrenz durch Selbstbedienungsbäckereien werde immer härter. Ein Besuch beim Handwerk.
Die romantische Idee der Bäckerei, in der einem als Kind noch ein Milchhörnchen vom mehlbe-
„Holzofenbäckerei“ steht auf dem großen hölzer-
stäubten Bäckermeister geschenkt wird, scheint
nen Schild an der Elberfelder Straße in Witten-
in der heutigen Wirtschaft einfach keinen Platz
Bommern. Die Bäckerei wirkt rustikal und bäuer-
mehr zu haben. Kundennähe schon. Frau Potraca
lich. Frau Potraca, eine der Geschäftsführerinnen,
erzählt, dass es Kunden gibt, die seit der Eröff-
empfängt uns. „Begonnen hat alles mit einem
nung 2001 fast täglich kommen. Man sieht Kinder
Tisch, einem Ofen und einer Teigmaschine.“ Aller
aufwachsen: Zuerst kommen nur die schwangeren
Anfang ist schwer. Das Konzept der Holzofenbä-
Mütter. Später die ganze Familie. Also doch noch
ckerei wurde am Anfang kritisch beäugt durch den
ein bisschen Romantik.
Großhandel, man dachte, der Betrieb könne sich Strom oder Gas zum Betrieb der Öfen nicht leisten.
Und die rückläufigen Auszubildendenzahlen? Frau Potraca erklärt, wie schwierig es sei, Personal zu finden. Dabei schaue der Betrieb nicht nur auf Zeugnisse. Wichtiger sei eine Probearbeit, durch die sich die Bewerber beweisen könnten. Reinhold Michael Pirker, der Bäckermeister, erklärt, dass für viele Bewerber das Bäckerhandwerk eher eine Notlösung sei. Oft gebe es falsche Vorstellungen, auch von den Arbeitszeiten. „Wir fangen zwar schon zwischen 12 und ein Uhr an, aber wir arbeiten auch im Zweischichtsystem.“
Tradition als Marke Es hat sich einiges geändert im traditionellen Handwerk. Wo nicht, ist das Traditionelle Programm: Fischer am Rathaus, Dortmunder Traditionsbetrieb seit 1848. Oft reicht hier die Warteschlange bis auf die Straße. Vielen ist die Bäckerei mitten im Stadtzentrum ein Begriff. Auch das äußere Erscheinungsbild trägt dazu bei. Man fühlt sich zurückversetzt in die sechΩ
Nach und nach stellte sich jedoch der Erfolg ein
ziger Jahre, Nostalgie liegt in der Luft. Die Ver-
„Wenn schlechte Zeiten kommen – das Letzte,
und die Bäckerei wurde ausgebaut. Inzwischen ist
käuferinnen in ihren typischen weißen Kitteln,
was verschwindet, ist das Brot.“
der Betrieb eine GmbH und weitere Veränderungen
die Außenbeleuchtung sowie die „altbackene“ In-
sind geplant: Die Küche soll bald hinter einer glä-
neneinrichtung sind ein Markenzeichen. Hier wird
¬
sernen Wand zu sehen sein, damit der Kunde an
mit jedem Brot und mit jedem Dortmunder Salz-
Bäckermeister Heiner Fischer:
den Arbeitsprozessen teilhaben kann. Transparenz
kuchen auch ein Stück „gute, alte Zeit“ verkauft.
„Das Problem liegt in der mangelnden Wert-
schafft Vertrauen – sonst PR-Wortgeklingel, hier
schätzung des Bäckereihandwerkes
einmal ganz praktisch umgesetzt.
Heiner Fischer einen einfachen Grund: „Das Pro-
und des Brotes an sich.“
32
Für die vermeintliche Krise sieht Bäckermeister
„Man darf nicht stehen bleiben oder schlafen.“
blem liegt in der mangelnden Wertschätzung des
„Der Anbau eines Cafés sowie die Erweiterung des
sei auch der Lehrlingsmangel zu verstehen: „Das
Angebotes um ein wechselndes Mittagsgericht,
Nachwuchsproblem hängt meiner Meinung nach
die Ausrichtung von Hochzeiten und Geburtsta-
auch mit dem gesellschaftlichen Wert des Hand-
Bäckereihandwerkes und des Brotes an sich.“ So
33
33
34
NEUES VON ROSI | von bodo-Verkäuferin Rosi
werkes zusammen. Zudem ist es ein harter Be-
günstig, doch dreht sich seit 2007 die Preis-
ruf und viele Jugendlichen wollen einfach nicht
spirale. Eine zunehmende Urbanisierung in
mehr hart arbeiten.“ Klare Worte.
Entwicklungs- und Schwellenländern lässt die Nachfrage nach Lebensmitteln massiv steigen.
Wenn es um das Schwinden der Wertschätzung
Nahrungsmittelspekulation
geht, wie schafft es der Dortmunder Tradi-
vergrößern das Problem.
und
Missernten
tionsbetrieb, weiterhin zu bestehen? „Unser Konzept heißt einfach Qualität“, erklärt Heiner
Eine Tonne Brotweizen kostete vor einem Jahr
Fischer. Selbstbedienungsbäcker und Back-
rund 70, heute 270 Euro. Bei Brot und Brötchen
stationen sieht er nicht als direkte Konkurren-
von kleinen Handwerksbetrieben liegt der An-
ten für sein Geschäft. „Die Qualität steht bei
teil von Mehl und anderen Rohstoffen zwischen
uns im Vordergrund. Wir machen nicht nur auf
18 und 25 Prozent. Preissteigerungen, die es
Masse. Wir wollen diese Wertschätzung auch an
den Betrieben schwer machen und die Kunden
den Kunden weitergeben.“ Und die Discounter?
zum Discounter wechseln lassen.
meine Knie-Operation ist gut verlaufen, wenn auch mit Schwierigkeiten. Die Narbe ist schon fast verheilt. Trotzdem habe ich immer noch Schmerzen, die bis zu einem Jahr andauern können, wie mir der Arzt sagte. Ich habe auch noch drei Blutergüsse,
„Die bieten ihre Sachen an, wir unsere.“ Und Angst vor der Zukunft macht man sich an der
Liebe Leserinnen und Leser,
„Das Letzte, was verschwindet, ist das Brot.“
die auf die Wunde drücken. Ich muss hin und wieder auch noch Schmerzmittel nehmen.
Betenstraße nicht. Nicht mit der Zeit zu gehen,
Wir sprechen mit Christian, 25, gelernter Bä-
Nach der Operation bin ich zur Reha gefahren. Nach
mag für den Vorortbäcker bedeuten, die Zukunft
cker und heute bei einer großen SB-Bäckerei-
der Reha erfuhr ich, dass der „Tigger“ eingeschla-
zu verspielen, hier ist es die Nische, das Allein-
kette beschäftigt. Für ihn ist der Brotkauf im
fen war. Es war ein Schock für mich. Bernd hat ihn
stellungsmerkmal und die richtige Strategie.
wahrsten Sinne eine Preisfrage. Als wir ihn
im Garten eingegraben. Ich wollte ihn nicht mehr
fragen, wo er selbst sein Brot kauft, antwortet
sehen, sondern so in Erinnerung behalten, wie ich
„Geiz ist geil“ oder Grundsicherung?
er, dass er sein geliebtes Dinkelbrot in einer
ihn das letzte Mal sah. Fast elf Jahre war er bei uns.
Die andere Seite: Qualität hat ihren Preis. Und
einfache Brötchen geht er zum SB-Bäcker. Ge-
der will bezahlt sein. Für Millionen Menschen mit
mischtkalkulation sozusagen.
handwerklichen Bäckerei kauft. Für ein paar
Nun zurück zu meiner Reha. Mir gefiel die Kur sehr gut. Ich hatte einen wunderbaren Arzt. Das Knie wurde angeschaut, und er meinte, dass die Wunde
und ohne Arbeit orientiert sich die Einkaufsliste jedoch eher an dem, was nach Abzug der festen
Sicher müssten viele seiner Kunden auch bei den
Kosten übrig bleibt oder an den „Warenkörben“
Grundnahrungsmitteln sparen, aber als einzigen
des Regelsatzes. Bei 4,40 Euro am Tag ist das
Grund für den Backdiscount will er das nicht
gute Brot ein ganz schön trockenes.
gelten lassen. Für Christian ist die Entwicklung auch ein Zeichen der Zeit: „Heutzutage muss
sehr gut verheilt wäre. Dann bekam ich Anwendungen. Moorpackungen für die Schultern, BewegungsBäder, Hocker-Gymnastik, Fahrradfahren und ArmTraining. Nachmittags war Kaffee trinken angesagt und es gab ein leckeres Stück Kuchen. Danach war eine Stunde Laufen angesagt. Am 25. Oktober war
Während die 3.000 (!) Tafel-Ausgabestellen
alles schnell gehen, und die SB-Bäckerei ist da
und -läden in Deutschland inzwischen fest ein-
einfach eine Antwort auf die Bedürfnisse der
gebunden sind in die Produktionsabläufe der
Kunden. Viele kleine Bäckereibetriebe haben es
Meine Kollegen von bodo haben mich immer ange-
Großbäckereien und Supermärkte, erfreut sich
einfach verpasst, sich anzupassen.“
rufen und gefragt, wie es mir geht. Dafür möchte
in vielen kleinen Betrieben das Brot vom Vor-
meine Reha zu Ende.
ich mich bedanken. Vielen Dank auch an Tanja und
tag großer Beliebtheit bei der weniger solven-
Zum Schluss trinken wir noch einen Kaffee und
Bastian. Sie haben mir noch einen Brief geschrie-
ten Kundschaft.
kommen mit einer älteren Kundin ins Gespräch.
ben, und am Tag der Verkäuferversammlung drück-
Ein Satz prägt sich uns dabei besonders ein:
te mich Tanja ganz fest. Ein Zeichen, dass ich nicht
Zwar sind Lebensmittel in Deutschland im eu-
„Wenn schlechte Zeiten kommen – das Letzte,
vergessen werde.
ropäischen Vergleich immer noch erstaunlich
was verschwindet, ist das Brot.“ (sg)
Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Ihre Rosemarie
ANZEIGEN
Als Mitglied der Fraktion der Vereinten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke streiten wir im Europaparlament für ein soziales Europa - friedlich, ökologisch, solidarisch. Jürgen Klute für GUE/NGL
Dem BODO-Team und allen BODO-Lesern und Leserinnen ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes und erfolgreiches Jahr
2013! 34
www.guengl.eu
www.juergen-klute.eu
www.dielinke-europa.eu
35
PAULO COELHO
E
r ist der große Esoteriker der Gegenwartsliteratur, Ex-
Hippie und tiefgläubiger Katholik. Er saß in der Psychiatrie und in den Foltergefängnissen der brasiliani-
schen Militär-Junta ein und glaubt
an das Einheitsstiftende von Kunst und an das Internet.
Allein sechs Millionen folgen
ihm auf Twitter, eine halbe
Milliarde Menschen las seinen Bestseller
„Der Alchimist“, der in 73
Sprachen
und Dialekte
übersetzt
worden ist.
D
ie Werke des Starautors wurden mit unzähligen
Preisen ausgezeichnet. Außerdem ist Paulo Coelho Botschafter des Internationalen Netzwerks der Straßenzeitungen.
Steven MacKenzie hat mit ihm gesprochen.
35
36
D
urch die Leitung klingt Paulo Coelhos Stimme, als schwinge
in ihr eine Art mystische Weisheit, es könnte aber auch die minimalistische Ausstattung seines Genfer
Büros sein, die da spirituell resoniert
– schließlich beinhaltet es nur „meinen Computer, meinen Bogen, meine
Pfeile...“ Pfeil und Bogen? „Ich meditiere beim Bogenschießen“, erklärt
er. „Ich kann nicht herumsitzen. Ich
muss aktiv sein!“ Und für Einbrecher? „Auch.“
Einbrecher würden den brasilianischen Autor des Alchimisten, der lebensbejahenden Geschichte eines
Schafhirten aus Andalusien, der sei-
nen Traum durch die Sahara jagt, wohl eher knuddeln – das Buch wurde von über einer halben Milliarde
Menschen gelesen und hat aus Coelho ein „leuchtendes Beispiel spirituellen Erwachens“ gemacht, mit
einem ergebenen Gefolge von über
sechs Millionen auf Twitter und fast zehn Millionen Facebook-Fans.
K
ein lebender Autor außer Dan
Brown hat mehr Bücher eines
einzigen Titels verkauft, und bekannte Fans sind unter anderem Bill
Clinton und ausgerechnet Vladimir
Putin, der 2006 auf eine Privataudienz mit Coelho bestand, als dieser
auf der Transsibirischen Eisenbahn
durch Russland reiste. „Wir haben
36
Der Idealist Paulo Coelho im Gespräch
37
uns über zwei Stunden lang unterhal-
spielter Strenge. „Viele Menschen ja,
natürlich nicht weitergeben, was wir
niemand lesen!“ Lachen. „Ich meine
ten“, sagt Coelho. „Aber ich werde besprochen haben!“
C
oelhos
Russlandreise
bildet
die Grundlage für sein Buch
„Aleph“, das wie „Der Alchimist“
aber nicht alle – sonst würde mich ja
eine Tendenz, die wir haben, und gegen die wir ankämpfen müssen.“
W
ährend „Aleph“ die Bestsellerlisten so unterschiedlicher
abermals von einer Reise handelt, die
Länder wie Brasilien, Serbien und
sein bisher intimstes Werk und be-
weichlich die Frage, die ihm wohl
zu innerer Erleuchtung führt. Es ist ginnt mit einer – auch biografischen
– Glaubenskrise. Coelho hätte am Gipfel sein sollen, ein glücklich ver-
den USA stürmte, stellt sich unausandauernd gestellt wird: Was ist das Geheimnis seines Erfolgs?
heirateter Bestsellerautor. Stattdes-
„Es gibt keins!“ wirft er zurück. „Und
an Ruhm, Reichtum und Behaglich-
benennen könnte. Es gibt tausend
sen hatte er das Gefühl, so erzählt er, keit zu ersticken.
„Es sah aus, als ob es für mich keine Herausforderungen im Leben mehr
es gibt auch keinen Grund, den man
Gründe, mit denen ein Betrug gerechtfertigt wird. Erfolg kann man nicht erklären.“
gab“, erklärt er. „Das ist schlimm,
„Frag mich auch nie, was ich mit
Herausforderung ist. Viele Leute blei-
ter. „Alle fragen mich wie, aber nicht
weil das Leben doch eine andauernde
ben in ihrem Wohlfühlbereich, ihrer
Sicherheitszone. Doch wer Herausfor-
derungen nicht annimmt, ist schon im Leben tot!“
K
ein schöner Gedanke beim
Blick auf das Fernsehprogramm
und die tägliche Routine. Nach seiner
Definition sind wir also nicht wirklich am Leben?
„Lass uns aber nicht alles generalisieren, Steven“, tadelt er mich mit ge-
meinem Geld mache“, schilt er wei-
warum ich reich geworden bin. Oder
recht machen will, also denkt man am besten gar nicht daran.“
C
oelho wurde 1947 in einer Familie der Mittelklasse geboren,
wurde aber ab dem Alter von 17 von
seinen Eltern dreimal in Geistesanstalten eingewiesen. Gegen den
Wunsch seiner Eltern, die wollten,
dass er Rechtsanwalt würde, lebte Co-
elho als Hippie, bis seine politischen
Umsturzideen 1974 die Aufmerksamkeit der brasilianischen Militärdiktatur erregten und er eingesperrt und gefoltert wurde – was einen Bruch in seinem ansonsten festen katholischen Glauben herbeiführte.
„Ich habe meinen Glauben komplett verloren“, gibt er zu. „Ich dachte, mir
kann das nicht passieren. Das ist nicht fair, nicht gerecht, Gott liebt mich nicht.
Ich habe sieben Jahre gebraucht, um diese Erfahrung hinter mir zu lassen.“
wie ich zum Bestsellerautor wurde.
„Im Gefängnis, in der Folter, exis-
Anstatt nach dem ,Wie‘ nach dem
ter. „Selbst nach der Freilassung lebt
Wie ich Journalist geworden bin. ,Warum‘ zu fragen, ändert so vieles im Leben.“ Und weiter: „Ich kann garantieren, dass ich in jedes meiner
Bücher gleich viel Enthusiasmus und
Liebe investiere. Aber gleichzeitig kannst du dir denken, dass es komplett lähmend wäre, wenn ich mir die
halbe Milliarde Leser vorstellen wür-
de. Es ist normal, dass man es allen
tierst du nicht mehr“, erklärt er weidas Gefängnis in deiner Seele weiter.“ Aber nachdem der Mensch aus der
Summe seiner Erfahrungen besteht,
sieht Coelho sein Leiden als wichtigen Teil seiner geistigen Entwicklung zu dem Mann, der er heute ist?
„Ich bezweifle das, Steven“, seufzt
er. „Meine Zeit in der Psychiatrie
37
38
war mir bestimmt nützlich, aber ich
damit die Art, wie Schriftsteller on-
und gefoltert werden muss, um zu
revolutioniert. 2010 wurde er in einer
denke nicht, dass man eingesperrt
sich selbst zu kommen. Nur diese
Zeit würde ich mit Freuden aus meiner Vergangenheit tilgen. Ich habe Freunde, die sich davon nie erholt
haben. Von zehn Menschen schafften das vielleicht drei, sieben wurden komplett gebrochen. Es gibt keinerlei Rechtfertigung, Menschen aufgrund ihrer Ideen einzusperren.“
Coelhos Ideen werden noch heute von manchen Regimes unterdrückt:
Zum Beispiel im Iran, wo seine Werke verboten sind. Aber was haben seine Bücher an sich, das zu ihrem Ver-
Umfrage des Forbes-Magazins zum zweiteinflussreichsten Twitter-Nutzer gewählt: „Einflussreicher als Lady
Gaga und Barack Obama“, lacht er.
Nur dem Teenager-Messias Justin Bieber musste er sich geschlagen geben.
„Ich hoffe wirklich, dass Justin Bieber seinen Ruhm gut nützt“, fügt Coelho hinzu. „Er ist sehr jung, aber ich hoffe, dass er seinen Einfluss für etwas Gutes einsetzt.“
S
o eine Aussage klingt beinahe spöttisch, aber Coelho meint es
bot führt? „Wieso sie gefährlich sind?
ernst. Er glaubt fest, dass Kunst die
Idee kann gefährlich sein, es kommt
nützt sein Blog vor allem als Platt-
Frag sie, frag sie!“, ruft er aus. „Jede
auf die Kultur an, mit der sie aufgenommen wird. Wer schreibt, revolutioniert sich selbst. Ich habe keine Ahnung, wieso manche Bücher hier
und da verboten sind.“ Und lächelnd: „Ich frage nicht – aber, keine Sorge, ich habe Internet.“
A
ls stolzer Internetpirat ist Coelho bei Herausgebern berüch-
tigt, weil er viele Texte einfach gratis ins Netz stellt. Ahnend, dass „Aleph“
im Iran verboten werden würde, lud
er auf seiner Webseite demonstrativ
zum Download der Farsi-Übersetzung ein. „Es war kaum zu glauben“, schmunzelt er, „aber das wurde 317.000mal heruntergeladen.“
Menschen
zusammenbringt,
und
form für Geschichten aus der ganzen
Welt und um andere Menschen zu
inspirieren, ihre verschiedenen kreativen Möglichkeiten ebenso für das Gute zu nutzen.
„Wir sehen gerade jetzt, wie alle Brücken brennen: ökonomisch, politisch,
sozial. Es gibt nur noch eine starke
Brücke: die kulturelle. Ich verstehe vielleicht euer politisches System
nicht, oder eure Religion, aber ich verstehe deine Geschichte. Ich verstehe
dein Bild. Ich verstehe deine Musik,
deinen Tanz. Hier ist die Brücke. Als
Schriftsteller trage ich die Verantwortung, mein Bestes zu tun, damit diese Brücke nicht auch einbricht.“
Jeden Tag verbringt Coelho Stunden
Steven MacKenzie
Kommentare zu antworten, und hat
Foto: Philip Volsem
damit, sein Blog zu schreiben und auf
38
line mit ihren Lesern kommunizieren,
übersetzt von Susanne Koch
Nicht auszudenken Die vielen Leben des Paulo Coelho
39
Psychiatriepatient, Hippie, Satanist, LSD- und Kokainjunkie, Folteropfer, Songtexter, Musikmanager, Mönch, Pilger, Bestsellerautor,
fanatischer Fußballfan, UN-Botschafter – die Biografie von Paulo Coelho ist so überbordend, verwunschen und naiv wie seine Romane.
Geboren wird er 1947 in Brasilien, als Sohn eines Ingenieurs. Sein familiäres Umfeld ist streng religiös geprägt, er besucht eine Jesuitenschule – und eckt an. Mit 14 entschließt er sich, Schriftsteller zu werden, mit
16 muss er zum ersten Mal zum Psychiater, mit 19 lässt ihn sein Vater in
einer Zwangsjacke abholen. Er wird mit Psychopharmaka und Elektroschocks behandelt, seine Krankenakte vermerkt: „Patient mit schizoider
Persönlichkeit, sozialen und affektiven Kontakten gegenüber abweisend. Ist unfähig, Gefühle auszudrücken und Freude zu empfinden.“
Nach seiner Entlassung beginnt er ein vom Vater verordnetes Jurastudium,
bricht es jedoch ab, als ihn die Ausläufer der 68er-Bewegung erreichen. Zwei Jahre lang reist er als Hippie durch Amerika, Nordafrika und Europa.
Eine bizarre Lebensphase. 1969 wird Coelho Okkultist, beschäftigt sich
mit Hexerei und Satanismus, liest Bücher über Ufos, Vampire und Astrologie. 1972 tritt er in den „Orden der Tempelritter des Orients“ ein, eine satanistische Sekte, der auch Charles Manson angehörte. Ein in dieser Zeit angefertigtes 600seitiges Manuskript vernichtet er.
Anfang der 1970er arbeitet er als Journalist, Drehbuch- und Theaterautor
und ist politisch aktiv. Doch die Militärdiktatur duldet sein oppositionelles Engagement nicht. Mit 27 werden er und seine Frau in ihrer Heimatstadt Rio de Janeiro auf offener Straße von einem Kommando der Junta verschleppt und gefoltert.
Wieder frei, schreibt Coelho für den Rockstar und Musikproduzenten
Raül Seixas Songtexte und wird über Nacht reich und berühmt. Er bekommt gutbezahlte Posten in der Musikindustrie und versucht sich als Schriftsteller zu etablieren.
1980 ein weiterer Bruch: Coelho geht ins Kloster. Nach eigenen Angaben lebt er fünf Jahre zurückgezogen bei einem spanischen Orden. Am Ende
dieser Zeit geht er den Jakobsweg von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela und verarbeitet die Erfahrung in seinem ersten Buch.
Bereits seine zweite Veröffentlichung ist der „Alchimist“, der sich zunächst
schleppend verkauft und später in 29 Ländern gleichzeitig die Bestsellerlisten anführt. Seitdem erreicht im Schnitt alle zwei Jahre ein neuer Roman vergleichbare Erfolgszahlen und seitdem arbeitet sich das Feuilleton an Coelho ab.
So treu seine Millionen zählende Fanschar ist, so einhellig bleibt die Ablehnung der Literaturkritik, die Coelho als trivialen Esoteriker, als „Literaturscharlatan“ oder gar als „brasilianische Schriftstellersimulation“ schmäht. Die Millionen jährlicher Leser lässt das allerdings immer schon gleichgültig. Und den „Magier“, so der Name seiner aktuellen Biografie, offensichtlich auch. Bastian Pütter
39
40
Die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen Liebe Straßenzeitungsleser,
Eine Weihnachtsgeschichte von Paulo Coelho
meine erste Straßenzeitung kaufte ich im Jahr 2005 in Frankreich. Dieses Jahr wurde ich zum
Botschafter für den INSP – das Internationale
Netzwerk der Straßenzeitungen, denn ich unterstütze den Beitrag, den Straßenzeitungen zur
Bekämpfung von Armut und Obdachlosigkeit auf der ganzen Welt leisten.
Mit meinem Text „Die Dinge sind nicht immer,
wie sie scheinen“ möchte ich Menschen dazu be-
wegen, nachzudenken, bevor sie ein Urteil über andere fällen, denn die Dinge sind oft anders als es den Anschein hat.
Ich habe dem INSP diese Weihnachtsgeschichte gestiftet, weil ich der Überzeugung bin, dass
Es gibt eine altbekannte Legende, deren Herkunft ich nicht feststellen kann. Sie erzählt vom Erzengel
Michael, der eine Woche vor Weihnachten seine Engel bat, auf die Erde hinabzusteigen und die Menschen zu besuchen, weil er wissen wollte, ob alles für das Fest von Christi Geburt bereit sei. Paarweise wurden sie losgeschickt, immer ein älterer Engel mit einem jüngeren, damit der Erzengel sich einen umfassenden Eindruck dessen machen konnte, was in der Christenheit geschah.
Eines dieser Zweiergespanne wurde auch nach Brasilien geschickt und kam dort spät in der Nacht an.
Da die beiden Engel nicht wussten, wo sie übernachten sollten, baten sie in einem der großen Herrenhäuser, wie es sie vereinzelt noch heute in Rio de Janeiro gibt, um Herberge.
Der Herr des Hauses, ein Adliger, der wie viele in Rio kurz vor dem Bankrott stand, war ein tiefgläu-
biger Katholik, der die Himmelsboten sogleich an ihrem goldschimmernden Heiligenschein erkannte.
Doch da er gerade eine große Weihnachtsfeier vorbereitete und sich bei der Dekoration nicht aufhalten lassen wollte, wies er ihnen zum Schlafen einfach einen Raum im Keller zu.
die Menschen einander unterstützen sollten,
Obwohl auf den Weihnachtskarten immer Schnee zu sehen ist, fällt das Christfest in Brasilien mitten in
die weniger begünstigt sind als wir selbst. Stra-
die feuchte Luft war zum Ersticken. Die Engel legten sich auf die harte Erde. Als sie ihr Nachtgebet be-
und dass wir insbesondere denen helfen sollten, ßenzeitungen machen genau das, und indem Sie
regelmäßig Ausgaben einer Straßenzeitung von Ihrem lokalen Verkäufer kaufen, helfen auch Sie.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen meiner Geschichte, Paulo Coelho
den Sommer. Im Keller, in dem die Engel übernachten sollten, herrschte eine fürchterliche Hitze, und
gannen, bemerkte der ältere Engel einen Riss in der Wand. Er erhob sich, reparierte ihn mit Hilfe seiner
überirdischen Fähigkeiten und betete weiter. Die beiden schmorten die ganze Nacht wie in der Hölle und bekamen fast kein Auge zu.
Trotzdem mussten sie am nächsten Morgen ihre Mission erfüllen. Sie durchstreiften die große Stadt
mit ihren zwölf Millionen Einwohnern, mit ihren Stränden und Hügeln, ihren Gegensätzen. Sie füllten ihre Fragebögen aus, und als es wieder Nacht wurde, machten sie sich auf ins Landesinnere. Doch sie hatten die Zeitverschiebung nicht bedacht und daher wieder keinen Ort zum Übernachten.
Diesmal klopften sie an die Tür einer bescheidenen Hütte. Das junge Paar, das ihnen öffnete, wusste nicht, wie Engel aussehen, und erkannte daher die beiden Pilger nicht. Sie bereiteten den Engeln ein
Nachtmahl und zeigten ihnen ihr neugeborenes Kind. Als Schlafplatz boten sie ihnen ihr eigenes Bett an und entschuldigten sich immer wieder dafür, dass sie nicht genug Geld hätten, um sich gegen die mörderische Hitze eine Klimaanlage leisten zu können.
Als die Engel am nächsten Morgen aufwachten, fanden sie das Paar in Tränen aufgelöst vor. Ihr ein-
ziger Besitz und Lebensunterhalt, eine Kuh, lag tot auf dem Feld. Sie schämten sich, den Pilgern zum Abschied kein rechtes Frühstück bereiten zu können, da die Kuh, die ihnen sonst Milch gab, nicht mehr lebte.
Als die Engel die ungepflasterte Straße entlanggingen, machte der jüngere Engel seiner Empörung
Luft. „Ich kann nicht begreifen, wie du dich verhalten hast! Der erste Mann hatte alles, was er brauchte, und dennoch hast du ihm geholfen. Und bei diesen armen Leuten, die uns so freundlich aufgenommen haben, hast du nichts unternommen, um ihr Leid zu lindern!“
„Die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen“, sagte der ältere Engel. „Als wir in diesem schrecklichen Keller waren, bemerkte ich, dass auf der anderen Seite der Wand viel Gold lag, die ein früherer
Hauseigentümer dort versteckt hatte. Und ich beschloss, es wieder zu verbergen, weil der jetzige Herr des Hauses nicht bereit war, denen zu helfen, die es brauchten.
Gestern Nacht, während wir im Bett der jungen Eheleute schliefen, bemerkte ich plötzlich, dass noch ein dritter Gast dazugekommen war: der Todesengel. Er war auf die Erde geschickt worden, um das Kind zu holen. Aber da ich ihn seit vielen Jahren kenne, ist es mir gelungen, ihn davon zu überzeu-
gen, statt dem Kind der Kuh das Leben zu nehmen. Erinnere dich an den Tag, der bald gefeiert wird: Außer den Hirten wollte niemand Maria eine Herberge geben. Dafür aber sahen diese als erste den Retter der Welt.“
Paulo Coelho, übersetzt von Maralde Meyer-Minnemann, illustriert von Andrea Šafaříková
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42 LITERATUR | gelesen von Dr. Birgit Rumpel und Bastian Pütter
Stefan Keim
Wolfgang Welt
Weihnachtliche Satire für Kulturkenner
King of Pop – Sektion Bochum
Auch in diesem Jahr ist das An-
Zurück in die 80er: Wolfgang Welt
gebot saisonaler Literatur wieder
ist der Prototyp des Popautoren,
überwältigend. Die Kombination
des schreibenden Nerds. Gefürch-
Weihnachten und Humor ist dabei
tet für seine Musik-, Literatur- und
glücklicherweise auch vertreten,
Theaterkritiken etwa in Marabo
beispielsweise mit dem kleinen
oder Sounds. Unser Mann bei Suhr-
Band „Haben Sie’s heilig?“.
kamp, gefördert und geschätzt von Leuten wie Peter Handke, Rainald
Der Kulturjournalist, Kritiker und
Goetz oder Diedrich Diederichsen.
Autor Stefan Keim hat sich einen
Geliebt für seinen unerreicht lässi-
Spaß daraus gemacht, nicht nur hinlänglich
bekannte
gen Tagebuch-Stil. Sein erster Ro-
Klischees
man „Peggy Sue“ erscheint 1982, in
rund um das Weihnachtsfest poin-
mancher Hinsicht parallel zu Jörg
tiert aufs Korn zu nehmen, wie die
Fausers „Rohstoff“.
beleidigte Mutter, deren Sohn das traditionelle Weihnachtsessen mit der Freundin zelebriert. Aktuelle ge-
Und dann schreibt er sich verrückt. Auf das manische Schreiben folgt die
sellschaftliche Phänomene spinnt er in seine Geschichten ein, etwa beim
manische Depression, die Psychiatrie-Einweisung und der Rückzug. Seit
Reviergerangel zweier gewerkschaftlich organisierter Nikoläuse, die ge-
1991 arbeitet er als Nachtportier am Bochumer Schauspielhaus.
rade die Folgen der Privatisierung im Himmel zu spüren bekommen, oder wenn der muslimische Ahmed seinem durchgeknallten Schrebergartennachbarn Elmar aus der Außenseiterrolle heraus hilft.
Nun ist bei Klartext diese schöne Werkschau erschienen, Texte von 1979 bis 2011, die meisten zum ersten Mal in Buchform. Herausgeber Martin Willems, erst 1984 geboren, als Wolfgang Welt seine erste Karriere schon
Ungewöhnlich und besonders lesenswert wird es, wenn Stefan Keim aus
hinter sich hatte, hat in den Archiven gestöbert und zeigt auf 350 Seiten
seinem reichen kulturellen Wissen schöpft und surreale Geschichten er-
den ganzen Wolfgang Welt und ein Zeitdokument nach dem anderen.
findet. Etwa das himmlische Kolloquium der Komponistenengel, die einen göttlichen Auftrag verweigern, oder der Weihnachtsabend, an dem der alte Guiseppe Verdi überraschenden Besuch bekommt. Sämtliche von ihm erschaffene Opernfiguren fallen in sein Genueser Palazzo ein, der Gefangenenchor marschiert direkt in den Weinkeller durch. Auch nutzt der Autor seine Erfahrungen aus dem Kulturbetrieb für amüsante Geschichten. Da wird ein Kommissar vom Weihnachtsessen zum Tatort gerufen, um den real vollzogenen Tosca-Mord im Opernhaus aufzuklären. Dank seiner Opernkenntnisse ist der Fall schnell geklärt. Ein griesgrämiger, unterbeschäftigter Schauspieler wird auf dem Weg zur Weihnachtsaufführung
Und das macht richtig Spaß: Der entschuldigende Verriss des Grönemeyerschen Frühwerks („Es ist mir klar, dass der aus Bochum stammende Künstler kein Wort mehr mit mir sprechen wird...“) oder der drastischere eines später ähnlich erfolgreichen Kollegen: „Hoffentlich verliert Marius Müller-Westernhagen bald seine Stimme.“ Minetti-Kritiken, Walser-Lektüren, eine Motörhead-Tour-Reportage und immer wieder geschmackssichere Entdeckungen. Welts Kritiken sind Popgeschichte: gnadenlos subjektiv, stets entschieden aus der (auch enttäuschten) Fan-Position geschrieben, kenntnisreich – und stilbildend.
von drei weihnachtlichen Geistern auf die richtige Spur gesetzt – Charles
Seine bisher verstreuten Prosastücke lassen das Bochum der 80er wie-
Dickens lässt grüßen.
der auferstehen. Zwischen Tresen, Tanzfläche und Fußballplatz leben die
Vom Gedicht über Dialoge und umgetextete Schlager und bis zum Kurzkrimi wendet Stefan Keim vielfältige Formate an, die gut geeignet sind – bei entsprechendem Vortrag – so manche Weihnachtsfeier nicht allzu
Weltschen Helden äußerst ungesund und haben doch erstaunlich wenig Patina angesetzt seit damals. Eine Zeitreise, die Lust macht, Welts Romane wieder zu lesen.
besinnlich werden zu lassen. Bei einigen der 19 Beiträge sind allerdings
Am 31. Dezember wird Wolfgang Welt 60. Ein schönes Geschenk haben
Kenntnisse aus Oper, klassischer Musik und Literatur durchaus von Vor-
ihm Martin Willems und der Klartext-Verlag da gemacht! (bp)
teil, um jede Pointe genießen zu können. (biru) Martin Willems (Hrsg.) Stefan Keim
„Ich schrieb mich verrückt“
Haben Sie’s heilig? – Satiren im Schatten der Krippe
Texte von Wolfgang Welt 1979 – 2011
edition exemplum | 119 Seiten | 14,90 Euro
Klartext-Verlag | 358 Seiten, Broschur | 19,95 Euro
ISBN 978-3-89896-508-8
ISBN 978-3-8375-0747-8
bodo verlost zwei Exemplare (siehe Seite 23). Im nächsten Heft: Stefan Keim im Porträt.
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LITERATUR | Fotos: Sebastian Sellhorst
Lesetipps aus unserem Buchladen bodo-Mitarbeiter stellen vor: Klaus Schneider, Projekt Buch „Alte und Neue Welt“ aus dem Jahr 1915 ist nur eins der vielen antiquarischen Bücher, die wir in die ganze Welt verschicken. 1.600 „Meter Buch“ gingen im letzten Jahr an Käufer auf allen fünf Kontinenten. Auf dem Weg dahin wurden viele, viele tausend Bücher von uns gesichtet, bewertet und katalogisiert. „Ich mag alte Bücher. Die haben für mich etwas Magisches und jedes hat seine eigene Geschichte“, sagt Klaus, der für die Sortierung und Aufbereitung der Bücher für den Online-Verkauf zuständig ist. Auf neun unterschiedlichen Online-Portalen warten zurzeit 4.000 antiquarische Bücher auf Kunden aus aller Welt.
Oliver Philipp, Leitung Vertrieb „Planeten Sterne Welteninseln“ lädt ein, die Astronomie im Deutschen Museum zu entdecken. Sachbücher zu vielen Bereichen der Wissenschaft laden bei uns zum Stöbern ein. Ein großer Kinderbereich bietet auch für die jungen Leser viel zu entdecken: Vom klassischen Bilderbuch, über spannende Wissenschaftsbücher für Jugendliche bis zum Elektronikbaukasten mit Bauanleitung für das eigene Radio – da sollte für jeden jungen Leser etwas dabei sein. Und wer lieber spielt als liest, findet bei uns viele gebrauchte Gesellschaftsspiele, die wir, bevor wir sie verkaufen, alle auf Vollständigkeit überprüft haben.
Suzanne Präkelt, Leitung Projekt Buch „Yummy Mami“, das sind 150 tolle Rezepte für die ganze Familie. Und das Ganze ohne exotische Zutaten. Fünf Exemplare dieses tollen Kochbuches, das auch ein bisschen Ernährungsratgeber ist, laden zum Ausprobieren und Nachkochen ein. „Dank vieler toller Buchspenden – zuletzt von der Frankfurter Buchmesse – können wir mittlerweile, zusätzlich zu unseren großen Sonderflächen mit gebrauchten Taschenbüchern, auch ein breites Sortiment an Neuware, besonders im Bereich Kochbücher anbieten“, freut sich Suzanne. Neben „Yummy Mami“ warten noch über 200 weitere Titel zum Thema Kochen und Ernährung auf motivierte Hobbyköche.
Tanja Walter, Geschäftsleitung „Mord am Hellweg“, eine der bekannten Lokalkrimireihen des Grafit Verlags, verspricht Spannung in ganz Westfalen. Wen einmal das Krimi-Fieber gepackt hat, der findet bei uns reichlich Nachschub. „Dank einer Kooperation mit dem Grafit Verlag können wir in einem eigens dafür eingerichteten Regal über vier Meter aktuelle Lokalkrimis anbieten“, freut sich Chefin Tanja, die selbst begeisterte Krimi-Leserin ist. Und wer die Grenzen Westfalens verlassen möchte, wird bei uns auch fündig. Vom historischen Roman in Venedig bis hin zum klassischen Sherlock Holmes findet der Krimi-Fan alles, was er für lange Winterabende braucht.
Vanessa Grünke, Auszubildende Paulo Coelho hat uns nicht nur für diese Ausgabe eine exklusive Weihnachtsgeschichte geschenkt. Auch viele seiner Bücher gibt es bei bodo. Und wer mit Paulo Coelho nichts anfangen kann, wird sicher auf unserer elf Quadratmeter großen Sonderfläche fündig. Dort heißt es, schnell sein und bei einem Preis von zwei Euro pro Buch Schnäppchen machen. Wer drei Bücher kauft, bezahlt nur fünf Euro. „Oft bekommen wir Bücher, die unsere Spender nur einmal und sehr vorsichtig gelesen haben und die dann fast neuwertig sind. Trotzdem gelten sie als gebraucht und werden günstig verkauft“, erklärt Vanessa.
Das war nur ein kleiner Einblick in die Vielfalt unseres Buchladens. Besuchen Sie uns am besten selbst in Dortmunds Innenstadt am Schwanenwall 36 – 38 und stöbern in unserem mittlerweile mehr als 10.000 Bücher umfassenden Sortiment. Wir freuen uns Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr auf Ihren Besuch. An Samstagen sind wir von 10 bis 14 Uhr für Sie da. 43
44 Fehlersuchbild – Lösung: 1) Der Zöllner spricht „Weihrauch“ ohne „H“ aus, 2) an seinem Gürtel fehlt die Schnalle 3) und an einem seiner Füße ein Zeh, 4) eine seiner Sandalen hat einen Riemen mehr, 5) der ältere König trägt einen Ohrring 6) und einer seiner Schnabelschuhe ist weniger schnabelig, 7) der mittlere König hat einen anderen Kragen 8) und eine Zacke zuviel an der Krone, 9) die Turbanfeder des dunkelhäutigen Königs ist pink und 10) an einem Grasbüschel fehlt ein Grashalm.
Finde die 10 Unterschiede im rechten Bild. Viel Erfolg! Rätsel-Lösung: SCHLOSS
44 RÄTSEL | von Volker Dornemann
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bodo schafft Chancen
bodos Buchladen Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund »Bücher schaffen Stellen« Mo. bis Fr. 10 bis 18 Uhr | Sa. 10 bis 14 Uhr Tel. 0231 – 950 978 0 Belletristik | Sach- und Fachbücher | Raritäten www.bodoev.de
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46 BODO GEHT AUS | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Ergänzend zum Lammfilet in BalsamicoErdbeerreduktion und Zitronenkartoffeln, welches ich bestellt habe, bringt Salvatore Ciraldo eigens zwei Salz- und zwei Pfeffermühlen an den Tisch. Der Küchenchef bemerkt meinen fragenden Blick. „Das Fleisch ist auf Keramik gegart”, erklärt er. „Nicht zu heiß. Bei einer Temperatur, die eine Krustierung zur Folge hat, nicht aber eine Versiegelung. Das ist allerdings noch immer viel zu heiß für frischen Pfeffer. Der würde sofort verbrennen, all seine wundervollen Aromen verlieren und nur beißend schmecken. Das wäre doch viel zu schade.”
8 1/2 | Dortmund Minimal ist mehr will schlechte Qualität kaschieren. Außerdem ver-
bezieht sich auf den gleichnamigen Film seines
wende ich nie viele verschiedene Gewürze. Weni-
Lieblingsregisseurs Federico Fellini. Es ist durch-
ger ist immer mehr, wenn man den Geschmack auf
aus möglich, dass Sie weitere dieser Zahlenspiele
Wesentliches konzentrieren möchte.”
entdecken.
Im ersten eigenen Restaurant, die Eröffnung
Auf italienische Spezialitäten angesprochen,
wurde am 2. November gefeiert, gedenkt er seine
verspricht der Küchenchef, gelegentlich entspre-
Philosophie auf den Punkt zu bringen. Die auf
chende Gerichte auf die Karte zu setzen. Aber
das Lamm abgestimmten Sorten Salz und Pfeffer
nur tatsächlich Traditionelles und nur, wenn alle
am Tisch stehen beispielhaft für sein Konzept.
Zutaten frisch zu bekommen wären. Mit dem Be-
Zu einem anderen Gericht, sollte dieses seiner
griff „mediterrane Küche“ hingegen solle man
Meinung nach danach verlangen, würde er ein
ihn aber lieber verschonen, das wäre eine auf-
spezielles Öl reichen. Ciraldos Wunsch ist, seine
geblasene Nullnummer. Es gäbe so viele Länder
Gäste von dieser Idee zu überzeugen. In meinem
rund um das Mittelmeer und ein jedes habe ganz
Fall gelingt das, als ich von dem Pfeffer mit der
eigene Kochtraditionen.
feinen Vanillenote mal etwas weniger und mal etwas mehr versuche.
Am liebsten ist es ihm, wenn man sich seine Philosophie zu Herzen nimmt und wie er von einer
Zur wechselnden Speisekarte, mit Kreide auf ei-
„minimalen Küche“ spricht. Dazu passt im Übri-
ner Wandtafel notiert, sagt Ciraldo, sie werde
gen die Inneneinrichtung im 8 1/2. Die Kombina-
Ciraldo hat sein Handwerk in Rom gelernt. Noch
stets acht Positionen umfassen. Und ein kleines
tion von Holzfußboden, diversen Spielarten von
heute schwärmt er für die Metropole und ihren,
Gericht. Bei meinem Besuch handelt es sich bei
Grau an den Wänden, beige bezogenen Sesseln
wie er sagt, Spagat zwischen modernem Europa
Letzterem um eine Kleine Käseplatte für 6,50
und schwarzen Tischplatten im vorderen Bereich
und klassischem Italien. Es folgten zwanzig Jahre
Euro. Mit dem Lamm (16,50 Euro) habe ich defini-
wirkt schlicht, stylisch, jedoch nicht zu kühl. Im
als reisender Saisonkoch. In Mailand hat er eben-
tiv nichts falsch gemacht, doch auch die Salbei-
hinteren Bereich, über ein paar Stufen zu errei-
so gearbeitet wie in New York oder Singapur und
Steinpilz-Linguine (9,50 Euro), die am Nachbar-
chen, dominiert weinrot. Rustikale Sprossenfens-
oft in den wirklich guten Häusern. Nirgendwo ist
tisch serviert werden, sehen verlockend aus.
ter setzen unaufdringlich Akzente und bringen historisches Bewusstsein zum Ausdruck. (wk)
er länger geblieben, als ihn die jeweilige Stadt zu
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begeistern vermochte. Dass es ihn ausgerechnet in
Beim Service jedoch gibt es leider noch Anlauf-
Dortmund gehalten hat – vermutlich kennt man ihn
schwierigkeiten. Die Bedienung, zwar sehr char-
8 1/2, Bar Ristorante
hier eher unter dem Namen Toto – lag auch am Sis-
mant, wirkt im direkten Vergleich zum Niveau der
Sonnenstraße 74, Ecke Hohe Straße
sikingkong, wo er über einen längeren Zeitraum tä-
Küche ein wenig unbedarft. Möglichst bald er-
44139 Dortmund
tig gewesen ist. „Wie dort gekocht wird, entspricht
weitert werden soll die Weinkarte. Ginge es nach
Mo. – So. 18 bis 23.30 Uhr
genau meinen Vorstellungen. Ich nenne es ,mini-
Ciraldo, würde Wein ein gutes Essen begleiten,
mal‘. Hochwertige Produkte, aber keine Fonds und
eventuell Wasser, sonst aber nichts. Acht Weine
bodo verlost ein Essen für zwei Personen.
keine Geschmacksverstärker. Wer so etwas benutzt,
und eine Schorle auf der Karte? Er lacht. 8 1/2
(siehe Seite 23)
Foto: Sebastian Sellhorst
LESERSEITE
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bodo dankt:
Sparkasse Bochum Monika Blum, Eduard Kock, Dr. Heinz Josef Gockel, Erika Maletz, Petra Seidemann, Jean-Baptiste Luciani, Ursula Schotte, Ruth Lange, Gabriele Szegeny, Armin Rau, Anni und Heinz Schlüter, Peter Thanscheidt, Dagmar Reitberger, Rosemarie Adam, Birgit und Karl Jelich, Ursula und Hans Gollminski, Angelika Göbel, Elisabeth Vossebrecher, Maria Elisabeth Markard, Susanne Auer, Rembert Schüttler, Monika Rebbert, Cornelia und Detlev Eckhard, Marion Grob, Irmela Niebuhr, Gudrun Vogt-Staab, Sabine Raddatz, Petra Danielsen-Hardt, Silke Harborth, Hildegard Reinitz, Thomas Scholle, Dolf Mehring, Martin Botteck, Timo Zimmermann, Ute Soth-Dykgers, Annette Düe, Kathrin Bohr, Oliver Stiller, Esther Hagemann, Elsemarie Bork, Peter LAsslop, Christina Kolivopoulos, Jutta und Wido Wagner, Klara Lehmann, Dr. Rinnert Siemssen, Ralf Hoof, Volker Schaika, Hannelore ThimmRasch, Andreas König, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Brigitte Sonntag, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Christoph Roeper, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Lieselotte Markgraf, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Annabell Preusler, Birgitt Kuhlmann, Dieter Zawodniak, Elisabeth Heymann-Roeder, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Elisabeth Heymann-Röder, Christian Bösterling, Linda Wotzlaw, Dagmar Drabandt, Christian Müller, Gerd Schlitzer, Johannes Sock
Schreiben Sie uns Ihre Meinung! bodo e.V. | Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund oder eMail an: redaktion@bodoev.de
Die Studie der Böckler-Stiftung zur dramatischen Armutsentwicklung in Dortmund (siehe S. 20) hat hohe Wellen geschlagen. Uns besuchte ein Team des ARD-Morgenmagazins und ließ sich von unserem Verkäufer Günter zeigen, wo die Veränderungen in der Innenstadt sichtbar werden. Als Reporter für‘s „moma“ übrigens dabei: Martin Kaysh (2.v.l.).
LESERBRIEFE Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom bodo, vielen Dank für euren letzten bodo vom November. Eure Artikel habe ich sehr aufmerksam gelesen, besonders den über euren Verkäufer Otto aus Bochum. Bei ihm selbst nämlich hatte ich den bodo kurz zuvor nahe Bochum Hauptbahnhof erstanden! Und Otto hat dabei einen sehr freundlichen Eindruck gemacht. Da hat mich seine Lebensgeschichte natürlich gleich doppelt interessiert. Und ich muss sagen: Respekt! Dass Otto so gut „auf der Straße“ zurechtkommt, ist echt bemerkenswert – sogar im Winter bei Temperaturen unter minus 15 Grad. Davor können sich viele „Weicheier“ in unserer Gesellschaft nur verstecken. Und dann steht Otto jeden Morgen schon um 6 Uhr auf – von wegen Faulpelz-Leben! Ein echtes Vorbild für unsere Gesellschaft, finde ich. Wir sollten alle mal überlegen, ob ein einfacheres Leben nicht das Bessere und Glücklichere ist. Ich wünsche euch und besonders Otto viele erfüllte Advents- und Vorweihnachtstage! Herzliche Grüße, Markus Wehrstedt Hallo liebe Redaktion, zuerst einmal Respekt vor der redaktionellen Klasse. Eine tolle Mischung von interessanten Beiträgen. Macht weiter so! Loben muss ich an dieser Stelle einmal Ihren Superverkäufer Walter vor dem EDEKA bei uns im Kaiserstraßen-Viertel. Er ist mittlerweile eine Kultfigur in unserem Viertel geworden, weil er immer freundlich ist, immer für ein Schwätzchen zu haben ist, für jeden ein offenes Ohr hat. Bitte leiten Sie
doch einmal das Lob an ihn weiter. Er hat es sich verdient! Ich freue mich schon auf die Dezember-Ausgabe. Schöne Grüße von Ihrem Stammkunden, Hans Billmann PS: Auch mit Ihrem Umzugsteam war ich voll zufrieden. Hallo bodo-Team, immer wenn wir zum Shoppen in Dortmund waren, sind uns die Magazinverkäufer über den Weg gelaufen. Aber „zugeschlagen“ haben wir nie. Wer weiß, wer da dran verdient, man muss es die ganze Zeit mitschleppen, usw. Heute stand aber ein bodo-Verkäufer quasi bei uns vor der Tür. Und ich habe mich „breitschlagen“ lassen ein Straßenmagazin zu kaufen. Beim Durchlesen des Hefts und Durchstöbern eurer Internetpräsens wurden mir dann aber die Augen geöffnet. Fazit: Egal wie, egal wann – ab sofort werden wir bodo kaufen. Danke für dieses tolle Engagement und das Magazin! Viele Grüße aus Werne a.d.Lippe, Sven Viele Grüße von einer treuen bodo-Leserin aus Schwerte, die immer bei dem freundlichen Verkäufer in der Hüsingstraße kauft. Besonders gefiel mir diesmal der Bericht über die Buchmesse! Ulrike Berkenhoff Liebes bodo-Team, ich möchte mich für einen superschönen Abend in der Jahrhunderthalle Bochum bedanken. Ich war die glückliche Gewinnerin für die Urbanatix-Vorstellung am letzten Montag und hatte keine Probleme, meinen Sohn (20) dafür zu gewinnen, mit mir dorthin zu gehen. Auch ihm hat es sehr gut gefallen. Viele Grüße, Petra Grobel
CARTOON | Idee und Zeichnung: Volker Dornemann
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