2.50 Euro | 1,25 Euro für den Verkäufer
bodo
Dezember 2013
GA DAS STRASSENMA
Z IN
Sarah Wiener | Über Moral, Armut, Genuss und Margarine Hennes Bender | „Als Fisch wär‘ ich ein Stör“ Oh! Oh! Tannenbaum | Wo Weihnachtsbäume wachsen 1
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ten lassen.“ „Nicht ärgern. Bera
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Bochum, Hattingen und Umgegend e.V.
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Öffnungszeiten Mo - Do 9:00 - 18:00 Fr 9:00 - 12:00
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26.11.2012 11:02:36 Uhr
INHALT | EDITORIAL
04
Hennes Bender Der Bochumer Musiker und „Retter des Rock“, Tommy Finke,
trifft den Bochumer Comedian Hennes Bender: Sohn eines Opelaners, studierter Monty-Python-Experte, kongeniales Freddy-Mercury-Double, Vegetarier mit Sendungsbewusstsein, kulturpolitischer Störenfried. Von Tommy Finke
12
Oh! Oh! Tannenbaum Ein Besuch in einer Weihnachtsbaumschonung in Hattin-
gen vor dem großen Ansturm. Und ein Gespräch über die Tannenbaum-Globalisierung, Mammutbäume mit Lametta, Pestizide und Mähschafe, Orkanschäden und ein hartes Geschäft.
34
Von Wolfgang Kienast
Sarah Wiener „Gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen!“ Mit ihrer
Stiftung setzt sich die Fernsehköchin und Erfolgsautorin Sarah Wiener für ein gesundes Ernährungsbewusstsein ein und organisiert Kurse in Schulen und Kitas. Im Interview spricht sie Klartext: „Unser Körper ist kein Endlager.“ Von Hubert Ostendorf
42
Irvine Welsh: Weihnachtsgeschichte Exklusiv für die sozialen Straßenzeitungen schrieb Bestsel-
ler-Autor Irvine Welsh eine Weihnachtsgeschichte. „Trainspotting“-Held Francis Begbie, im Film gespielt von Robert Carlyle, kommt aus dem Gefängnis und besucht zu Weihnachten seine Familie. Von Irvine Welsh
03 Inhalt | Editorial 07 Soziales | Obdachlos zu Weihnachten 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 Kultur | Bastian Bielendorfer
Liebe Leserinnen und Leser,
16 Recht | Pfandbons
Straßenmagazine sind seit ihrer Entstehung – bodo feiert im Februar den 19.
17 Wilde Kräuter | Gänseblümchen 18 Reportage | Es gab ein Hörde vor dem See 22 Kommentar | Kein Fremdverschulden 22 News
Geburtstag – auch immer Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Vor allem in den letzten Jahren hat sich eine ganze Reihe Studierender mit uns beschäftigt, von der „einfachen“ Seminar- bis zur Masterarbeit. Angehende SozialarbeiterInnen interessieren sich für die besondere Form, in der Straßenzeitungen
23 Das Foto
Menschen in Armut helfen. Was bringen sie armen Menschen außer etwas
24 Netzwelt | www.leidmedien.de 24 Kinotipp | Venezianische Freundschaft 25 Veranstaltungskalender | Verlosungen
Geld? Eine Menge, stellt eine taufrische Diplomarbeit fest: neues Selbstwertgefühl, Gemeinschaft, Tagesstruktur, Zugang zu Hilfe und Beratung usw.
32 bodo geht aus | Kleine Zuckerbäckerei
Angehende JournalistInnen interessieren sich dafür, was ein Straßenma-
33 Kultur | Der Wunsch des Zauberers
gazin eigentlich ausmacht. Wir wollen eine Lobby sein und Geschichten
37 Wenn ich mir was wünschen dürfte…
erzählen, für die oft kein Raum ist, weil sie am Rand spielen. Wir wollen aber
46 Leserpost | Cartoon
auch gelesen werden und ein breites Publikum finden. Nicht aus Selbst-
Bastian Pütter Redaktionsleitung
zweck, sondern weil der Sinn unserer Arbeit ist, aus Ausgestoßenen stolze Verkäufer eines nachgefragten journalistischen Produkts zu machen. Als wir einer Studentin eine Auswahl der Hefte der letzten 19 Jahre zukommen
bodo
ließen – sie forscht über die Entwicklung der Straßenzeitungen – war ihre Reaktion: „bodo ist ja viel, viel besser geworden. Das muss man erst mal wissen.“
SCHA FFT CHAN CEN
Genau. Und auch deshalb bringen wir das Innen und das Außen unseres Magazins näher zusammen. bodo ist nun auch der Form nach ein Magazin und macht sich wunderbar unter jedem Weihnachtsbaum, was meinen Sie? Frohe Weihnachten wünscht bodo, Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3
MENSCHEN
Hennes Bender:
„Als Fisch wär‘ ich ein Stör“
Hennes‘ Rezept für veganes Mett: 100 gr Reiswaffeln zerstampfen und mit ca. 350 ml kaltem Wasser mischen. Dazu ca. 40 gr Tomatenmark (bis die Farbe stimmt), außerdem viel Salz und Pfeffer. Für den echten Mett-Geschmack 2 bis 3 kleingehackte Zwiebeln dazu. Am besten einen Tag im Kühlschrank ziehen lassen. Laden Sie danach Ihre Freunde ein und erzählen Sie ihnen, es wäre echtes Mett. Keiner wird Sie auslachen, versprochen.
4
Name: Hennes Bender Herkunft: Opelaner-Sohn Ausbildung: „Magister Monty Python“ Beruf: Comedian
Zu unserem Treffen im Bochumer Restaurant Taj Mahal kommt Hennes, wie es sich für einen Künstler mit einem vollen Terminkalender gehört, natürlich zu spät. Allerdings nicht ohne mir vorher eine SMS zu schicken: „Bestell‘ für mich schon mal die ,1‘ von der Mittagskarte!“ von Tommy Finke | Fotos: Daniel Sadrowski
E
in vegetarisches Gericht, denn Hennes isst
sieht?‘, worauf ich nur antworten kann: ‚Wo
seiner inneren Wut auf der Bühne so richtig
seit Jahren kein Fleisch mehr. Das hat bei
sieht denn Mett bitte noch nach Tier aus?‘“
Dampf abzulassen. Und Hennes eckt gerne an:
ihm gesundheitliche und moralische Gründe,
„Wenn ich ein Fisch wäre, wär‘ ich ein Stör.“
und ich merke schnell: Hennes Bender macht,
In Bezug auf das Ruhrgebiet und seine Hei-
obwohl er sich selbst manchmal scherzhaft
matstadt Bochum kann Hennes allerdings sehr
als tolkienschen Halbling bezeichnet, keine
wohl zum Missionar werden: „Das Ruhrgebiet
halben Sachen, sondern bezieht Position.
ist einfach eine verdammt gute Basis, nicht
Jahre: „Meine Mutter hat während der
nur geografisch. Auch vom Menschenschlag.“
Schwangerschaft in den 60ern natürlich
Passend zum Namen seines aktuellen
Mit ruhrpottduseliger Romantisierung
geraucht, das hat man eben gemacht. Das
Bühnenprogramms „KLEIN/LAUT“ zeigt
kann er allerdings nichts anfangen: „Was ich
hat unmittelbar mit meiner Größe zu tun,
Hennes beim Essen darum auch deutlich,
nicht mag, ist diese Schönrederei. Das hat ja
wie man inzwischen weiß. Ich bin allerdings
was er beispielsweise von Firmen hält, die
schon bei RUHR.2010 nicht funktioniert. Das
dadurch auch ein echter Mutant: Mir fehlt
ihren Kartoffelchips Anteile von Fleisch
Ruhrgebiet ist teilweise ziemlich schäbig, aber
eine Bandscheibe in der Wirbelsäule. Ich
als Gewürz beimischen, auf die Packung
ich bin nicht bereit mich mit ‚Woanders ist
kann direkt bei den X-Men anfangen!“
aber „Für Vegetarier geeignet“ schreiben:
auch scheiße!‘ zufrieden zu geben, sondern
„Da fühlst du dich doch verarscht!“
ich will, dass es wirklich besser wird.“
Obwohl Hennes eigentlich kein missionieren-
Skeptisch ist Hennes daher auch bei Veran-
Komikertruppe Monty Python in einem
der Vegetarier ist, hat er neulich auf seiner
staltungen, die dem Ruhrgebiet auf Biegen
Sketch ersonnen hat. Der Comic-Fan, der
Facebook-Seite ein Rezept für veganes Mett
und Brechen einen Glamour-Faktor aufzwin-
ein komplett mit Spider-Man-Deko einge-
gepostet. „Dann kommen Leute und schreiben
gen sollen: „Dinge wie den Steiger-Award
richtetes Badezimmer sein eigen nennt
als Kommentar da drunter ‚Warum soll man
fand ich immer obskur, denn ich habe bisher
(Glauben Sie mir, ich habe es vor einiger
vegetarisches Zeug essen, das nach Tier aus-
nicht herausfinden können, wie man sich
Zeit mit eigenen Augen sehen dürfen und
S
eine Körpergröße erklärt er als Nebenprodukt des Zeitgeistes der 60er
Hennes Benders Superkraft wäre vermutlich der tödliche Witz, wie ihn die britische
für diesen ‚Preis‘ qualifiziert. Ich glaube, den Steiger-Award kriegt, wer irgendwie berühmt ist und vorbeikommt. Wie soll das dem Ruhrgebiet nachhaltig helfen?“
H
ennes kann sich ein Urteil über solche Dinge erlauben, er ist schließlich hier
aufgewachsen. Mit einer Körpergröße von 1,62 Meter verbrachte Hennes seine Jugend allerdings eher als Außenseiter, der mit The Who mehr anfangen konnte als mit DiscoAbenden. „Um ein Mädchen zu küssen, hätte ich mich auf eine Kiste stellen müssen.“ Gleichzeitig wurde der nachdenkliche Jugendliche so ein genauer Beobachter, der gelernt hat, mit 5
MENSCHEN
in den Filmen Monty Pythons und Terry
„Hennes Bender macht keine halben Sachen. Gott hingegen schon, zum Beispiel Hennes Bender.“
Gilliams unter besonderer Berücksichtigung
Tommy Finke
bin vor Neid erblasst), schrieb an der RuhrUniversität Bochum über deren Filme seine Magisterarbeit: „Die Mittelaltersymbolik
des Parzival von Wolfram von Eschenbach.“
H
ennes‘ Vater war Meister bei Opel, „mit einem legendären Ruf als Zusammen-
scheißer!“, wie er nicht ohne Stolz erzählt, und auch Hennes hat während des Studiums seine Brötchen im Bochumer Opelwerk verdient. Und zwar so richtig klassisch am Fließband. Natürlich beteiligt er sich darum gerne an Solidaritätsaktionen für das Werk. Allerdings: „Von einer Schließung des Werkes hörte mein Vater das erste Mal Ende der 80er Jahre. Diese Entwicklung ist also leider vorhersehbar, aber das hilft natürlich gerade keinem. Die NokiaSchließung hingegen traf die Leute hier viel plötzlicher. Das war ein Schlag ins Gesicht. Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Rollschuh fahrende Engländer, die schlechtes Deutsch singen, irgendwann das Aushängeschild von Bochum werden? Wir müssen uns als Stadt neu orientieren, soviel ist klar.“ Und Bochum orientiert sich gerade neu, wie es aussieht. Ein Konzerthaus wird gebaut, Kultur wird demnächst vielleicht eine größere Rolle spielen (müssen) als noch vor Jahren: „Man merkt, dass in Bochum Dinge passieren. Es finden plötzlich mehr Konzerte und Veranstaltungen statt, das Ordnungsamt ist lockerer geworden. Das ist richtig toll. Und trotzdem finde ich es weiterhin seltsam, wenn die Bochumer Symphoniker Geld ausgeben, um die ganze Stadt mit Plakaten zu pflastern, auf denen steht, dass sie gerade wieder Pause machen. Wo doch so viel anderes erwähnenswert wäre.“
D
ie Klassik-Lobby ärgert den unbequemen Komiker, denn sie sorge dafür,
dass an anderen kulturellen Themen gespart werde. Hennes will das System von innen heraus zerstören: „Ich hatte überlegt, aus Protest gegen das Konzerthaus aus der SPD auszutreten, woraufhin meine Frau meinte: ‚Du richtest da vermutlich mehr Schaden an, wenn du drin bleibst...‘“ (Tommy Finke)
6
SOZIALES
IMPRESSUM
Obdachlos zu Weihnachten Nie ist für Menschen auf der Straße der Mangel, das fehlende Zuhause, so schmerzhaft spürbar wie in der Weihnachtszeit. Wir haben MitarbeiterInnen der Wohnungslosenhilfe gefragt, was sie tun, um ihren Klienten ein Weihnachtsfest zu ermöglichen. von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst
Herausgeber, Verleger, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Susanne Schröder, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke (rb), Tommy Finke, Wolfgang Kienast (wk), Max Florian Kühlem, Hubert Ostendorf, Bastian Pütter (bp), Susanne Schröder, Franziska Solka, Irvine Welsh, Hannes Weyland Fotos: Bianka Boyke (16), Michael Herdlein (11, 16, 29), Reuters / Kai Pfaffenbach (23), Reuters / Regis Duvignau (22), Reuters / Scanpix Sweden (22), Hartmut Salmen (46), Daniel Sadrowski (3, 4, 5, 6, 8, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 20, 21, 32, 33, 37, 38, 39, 40, 41), Sarah Wiener GmbH (3, 34, 35), Sebastian Sellhorst (7, 8, 9, 11, 22), Claudia Siekarski (11), Matthias Solka (9), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (17) Titelfoto: Sarah Wiener GmbH Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die Januar-Ausgabe 10.12.2013 Anzeigen: Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012
Dortmunds traditionelle Veranstaltung ist
Katja Barthel vom SleepIn, der „Notschlaf-
das Weihnachtsessen an Heiligabend, das
stelle für Kids“ sagt: „Zu Weihnachten
die Diakonie, unterstützt von 30 Ehrenamtli-
unternehmen viele Jugendliche den Versuch,
chen, im Reinoldinum ausrichtet. Es ist Platz
wieder an die Familie anzudocken, es werden
für 150 Wohnungslose, die ein Festtagsmenü
Kompromisse geschlossen, weil ja Weihnach-
und Geschenktüten erhalten. „Sie würden
ten ist. Eine romantische Vorstellung von
sich wundern: Bei uns ist mehr Stimmung als
Weihnachten ist weit verbreitet. Doch: Die
bei mancher Familie“, lacht Axel Rolfsmeier
Konflikte sind ja nicht weggezaubert, weil
von der Beratungsstelle für Wohnungslose.
jetzt Weihnachten ist. Für die, die nicht nach
Das Gast-Haus an der Rheinischen Straße ist an allen Feiertagen geöffnet. „Am 25.12.
Hause können, sind es angespannte Tage – sie sind verzweifelt und traurig.“
gibt es das klassische Weihnachtsme-
Auch in der Bochumer Suppenküche neben
nü – Suppe vorweg, Rotkohl, Gänsekeule
der bodo-Anlaufstelle gibt es an Heiligabend
und Klöße, Dessert. Ein Sponsor stellt 150
ein Weihnachtsessen, die Beratungsstelle der
Weihnachtsessen zur Verfügung. Silves-
Diakonie Ruhr ist bis Mitternacht geöffnet.
ter sponsort ein anderer 200 Essen“, sagt
In der Notschlafstelle am Stadion darf an den
Werner Lauterborn.
Weihnachtstagen ausgeschlafen werden
Auch das Café Berta am Nordmarkt macht
und es gibt Frühstück.
eine Weihnachtsfeier. Den ganzen Dezem-
Am 20.12. findet bei bodo die große Weih-
ber hindurch war im letzten Jahr der An-
nachtsfeier statt. Am Schwanenwall gibt es
drang größer. Auch der Gesprächsbedarf der
ein warmes Buffet und Geschenke für alle
Klienten ist höher um die Weihnachtszeit,
Verkäufer. (bp)
sagen die Mitarbeiter.
Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Brunhilde Dörscheln, Nicole Hölter, vorstand@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher | Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo., Mi. und Fr. 14 – 17 Uhr, Di. und Do. 10 – 13 Uhr Spendenkonten: Stadtsparkasse Dortmund, BLZ 440 501 99, Kto. 104 83 76 Sparkasse Bochum, BLZ 430 500 01, Kto. 104 062 54 Bank für Sozialwirtschaft Essen, BLZ 370 205 00, Kto. 722 39 00
7
NEUES VON BODO
Starke Arme gesucht?
Diskussion: Sinti und Roma
Unterstützer auf der Bühne
Unser Beschäftigungsprojekt Transport hat
Am 9. Dezember moderiert bodo-Redakti-
Die Besucher des Ruhrpott-Karnevals
ein weiteres erfolgreiches Jahr hinter sich.
onsleiter Bastian Pütter eine Podiumsdiskus-
Geierabend – und natürlich Ensemble und
sion mit dem Titel „Alltagsdiskriminierung
Organisatoren – gehören zu unseren lang-
von Sinti und Roma – wie dem begegnen?“.
jährigen Unterstützern.
nungslosen und ehemaligen Verkäufern des
Die Roma gehören zur größten Minderheit
Bei jeder Session spenden die Gäste übrig-
Straßenmagazins, erledigt das bodo-Projekt
in Europa. In Deutschland leben die Sinti seit
Haushaltsauflösungen, Umzugshilfen und
Jahrhunderten. Das Wissen über diese Grup-
Transporte. Knapp 300 Aufträge werden es
pe ist jedoch von Klischeebildern geprägt. Mit
am Ende des Jahres wieder sein.
der Zuwanderung u.a. von Roma aus Südost-
Mit einem rund zehnköpfigen Team von Langzeitarbeitslosen, immer auch mit Woh-
Unser Ziel – neben der Zufriedenheit unserer Kunden natürlich – ist es, Menschen, die sich
europa werden neue Diskussionen über Integration und Zusammenleben geführt, aber
bleibende Getränkewertmarken, statt sie umzutauschen. Mehr als 5.000 Euro kamen im letzten Jahr zusammen! Ab 9. Januar geht die größte Comedy-Show im Ruhrgebiet in die inzwischen 23. Runde. „Späßchen in der Grube“ heißt das aktuelle Programm,
auch Ängste und Ressentiments geschürt.
natürlich wieder auf Zeche Zollern II/IV in
fühlen, zurückzubringen in den ersten
Mit unseren Gästen Ilona Lagrene (Verband
Arbeitsmarkt. Wir beraten und unterstützen
Deutscher Sinti & Roma), Merfin Demir
tet, wir freuen uns auf die Premiere!
bei Bewerbungen und im Kontakt mit den
(TernoDrom) und Oswald Marschall (Verein
Jobcentern und freuen und, dass auch Un-
Deutscher Sinti e.V.) gehen wir der Frage
ternehmen inzwischen erkannt haben: Wer
nach, wie der Alltagsdiskriminierung von
bei uns mitarbeitet, hat vielleicht Lücken im
Sinti und Roma begegnet werden kann. Eine
Lebenslauf, ist aber fähig und bereit, eine an-
Veranstaltung des Planerladen e.V. in Koope-
strengende, schwierige Arbeit auszuführen.
ration mit der Auslandsgesellschaft NRW e.V.
in der Arbeitsgesellschaft „abgeschrieben“
Wenn Sie sich selbst davon überzeugen wollen
und dem bodo e.V.
Dortmund. Der Vorverkauf ist bereits gestarEin ebenfalls treuer Unterstützer unserer Verkäufer ist Punk-Urgestein Sir Hannes Smith, Plattenhändler gegenüber dem Dortmunder U, Gründer einer der ersten deutschen Punkbands („The Idiots“) und begnadeter Entertainer. Zur Feier des 10. Geburtstags seiner Band „Honigdieb“ im FZW am zweiten Weihnachtsfeiertag hat
und einen Auftrag für uns haben: Rufen Sie
Am 9. Dezember in der Auslandsgesellschaft
er wieder unsere Verkäufer eingeladen.
uns an und vereinbaren Sie einen Termin für
NRW, Steinstr. 48, 44147 Dortmund (Großer
(Außerdem verlosen wir Karten, s.S.25)
einen Kostenvoranschlag. 0231 – 950 978 0
Saal 3. Ebene), 19 Uhr, Eintritt frei
Vielen Dank, Hannes!
Helfen Sie helfen! Der langjährige Dortmunder Verkäufer, der
unserer täglichen Arbeit: Zu sehen, wie sich
– inzwischen in Vollzeit beschäftigt – von
aus schüchternen und von Niederlagen ge-
der Anerkennung seiner Arbeitskollegen
zeichneten Menschen stolze, optimistische
berichtet. Der junge Mann, der obdachlos
Verkäufer des Straßenmagazins entwickeln,
zu uns kam und nun stolz über das Lern-
ist wunderbar.
pensum in seiner Ausbildung stöhnt. Oder auch der Bochumer, der nach einer langen stabilen Zeit zum Telefon greift, wenn es ihm schlechter geht – „Weil ihr mir damals so geholfen habt.“
8
Oft geht das einher mit der zurückgewonnenen Fähigkeit, sich mit den eigenen Problemen auseinanderzusetzen – und genau darum geht es uns. Wer lange ausschließlich Erfahrungen des Scheiterns gemacht
Diese Erfahrungen gehören zu den schön-
hat, geht Dinge nicht an, so sehr sie auch
sten bei bodo. Doch die Bestätigung, dass
drängen. Bei uns sitzen regelmäßig Verkäu-
unser Einsatz sich lohnt, erfahren wir auch in
ferinnen und Verkäufer mit ungeöffneter
www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
bodo-Wintercafé In der kalten Jahreszeit ändert unsere Bochumer Anlaufstelle in der Stühmeyerstraße 33 ihre Öffnungszeiten und schafft ein neues Angebot. Ab sofort öffnet bis Ende Februar das
Ein richtiges Magazin
bodo-Wintercafé: Von montags bis donnerstags gibt es zwischen 10 und 13 Uhr für
Lange haben wir gerungen um die Entschei-
sein, gerade das macht den Unterschied: Un-
dung, das Straßenmagazin grundlegend
sere Verkäufer betteln nicht, sondern begeg-
zu verändern: Wie viel können Sie – unsere
nen Ihnen auf Augenhöhe – mit einem guten
Leserinnen und Leser – von einem Straßenma-
Produkt. Herausgekommen ist dieses Heft: Um-
gazin verlangen, und wie viel wir von Ihnen?
fangreicher, handlicher, auf besserem Papier,
Sie haben es gemerkt: bodo ist teurer geworden. Und hat sich äußerlich grundlegend verändert. Anders als jeder andere Herausgeber, der sehen muss, was der Markt hergibt, schauen wir auf unsere Verkäuferinnen und
mit Reportagen, Interviews und Fotostrecken
Frühstücksangebot, das Gelegenheit zum Aufwärmen, zum Austausch und zu Beratungsgesprächen gibt. Freitags öffnet die Anlaufstelle von 14 bis 17 Uhr. „Unsere Anlaufstelle ist ein Raum, in dem von
immer noch günstiger als die meisten Kioskti-
Armut betroffene Menschen willkommen
tel, obwohl doch die Hälfte des Verkaufspreises
sind und respektvoll behandelt werden“,
direkt bei Ihrem Verkäufer bleibt.
erklärt Oliver Philipp von bodo. Neben
2,50 Euro ist nicht wenig Geld, andererseits:
das Stehen in der Kälte mehr als eine Ge-
bodo kostet soviel wie eine Straßenbahnfahrt,
duldsprobe. Wir wollten, dass mehr Geld pro
ein Milchkaffee, zwei Tageszeitungen oder
verkaufter Zeitung bei ihnen bleibt.
soviel wie die Stromkosten einer Familie für
Verkäufer, müssen wir auch Ihnen mehr bieten.
des Straßenmagazins oder nicht – ein
großartiger JournalistInnen – und mit 2,50 Euro
Verkäufer: Der bodo-Verkauf ist harte Arbeit,
Doch uns war klar: Wollen wir mehr für unsere
Menschen auf der Straße – ob Verkäufer
einen Tag. Wir glauben, das Magazin ist es wert. Und Sie? redaktion@bodoev.de
belegten Brötchen und heißen Getränken stehen warme Kleidung und Schlafsäcke zur Verfügung. Alle Gäste können die Beratungsangebote des Vereins nutzen. bodo berät in allen Fragen rund um Wohnung, Schulden, Ämter und vermittelt im engen Kontakt mit dem Hilfenetzwerk an Fachstellen. Wir freuen uns z.B. über Kaffeespenden.
Das Straßenmagazin muss seinen Preis wert
Mein Praktikum bei bodo Zwei Wochen lang durfte ich mein Schülerpraktikum in der Redaktion von bodo machen und bin überrascht, wie viel ich mitgenommen habe.
Ämterpost und entschlossenem Blick:
Zusammen mit Bastian Pütter habe ich die Männerübernachtungsstelle be-
„Da kümmern wir uns jetzt drum, ja?“ Durch eigenes Tun und unsere Begleitung, mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in ein geordneteres Leben zu starten, darum geht es bei bodo. Diese Arbeit braucht Ihre
sucht, bin zu DoDog gegangen, habe bodo-Verkäufer kennengelernt und kam mit vielen Geschichten zurück. Ich habe das Café Berta von innen gesehen, bin durch Recherchen Einrichtungen wie SleepIn und SchlafamZug begegnet und konnte bei einem Vortrag von Bastian Pütter an der Uni Dortmund noch vieles lernen. Aber auch in der Redaktion war viel Betrieb. Das lag vermutlich daran, dass ich in einer Zeit des
Unterstützung: Helfen Sie helfen.
Umbruchs zugestiegen bin. Die neu gestaltete bodo stand an und alle befanden sich zwischen
Bank für Sozialwirtschaft Essen
helfende Hand einbringen und habe viel Neues gelernt und erlebt. In den zwei Wochen bin ich ein
BLZ 370 205 00 | Konto Nr. 722 39 00 Stichwort: „Helfen Sie helfen“
Vorfreude und dem Rande des Nervenzusammenbruchs. Da konnte ich mich immer wieder als Teil von bodo geworden. Ich werde mich auch weiter sozial engagieren, weil ich jetzt weiß, wo Hilfe ankommt und gebraucht wird. Für diese tollen Erfahrungen sag ich: Danke, bodo! Eure Franziska Solka 9
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Da wir so günstig sind und über große Mengen verfügen, sind ein Großteil unserer Kunden Kindergärten, Schulen, Jugend- und Seniorenheime, Kirchengemeinden aber auch Privatpersonen.
10
NEUES VON BODO
Soziale Stadtführung
Bielendorfer-Benefiz
Bücher zum Fest
Die soziale Stadtführung durch bodo-Ver-
Am „Zweiten Freitag“ im Dezember, dem
Zeit für Geschenke! In unserem Dortmun-
käufer macht keine Winterpause.
13.12., bekommt unser Buchladen am Schwa-
der Buchladen gibt es zur Weihnachtszeit
nenwall in Dortmund literarisch hochkarä-
eine Vielzahl schöner Geschenkideen:
Auch an den dritten Samstagen im Dezember und im Januar – dem 21.12. und dem 18.1. – können Sie unsere Stadtführer durch die Lebenswelt Wohnungsloser in Bochum begleiten. Unsere Experten geben ihr Wissen weiter, zeigen die Orte, an denen Menschen ohne Wohnung sich aufhalten und besuchen mit Ihnen Einrichtungen, die den Menschen auf der Straße Hilfe anbieten: Von der Suppenküche bis zur Notschlafstelle, vom Tagesaufenthalt bis zu unserem bodo-Wintercafé. Wer teilnehmen möchte, meldet sich kurz unter 0234 – 68 07 72 an. Treffpunkt ist die bodo-Anlauflaufstelle in der Stühmeyerstraße 33. „Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines Straßenmagazins bei einem unserer Stadtführer. Über eine kleine Spende für unsere Beratungsangebote freuen wir uns. Im Anschluss gibt es heiße Getränke bei bodo und Gelegenheit zum Austausch und zu weiteren Fragen an unsere Stadtführer.
bodos Öffnungszeiten im Dezember: Am 20. Dezember schließt der Dortmunder Buchladen wegen unserer gemeinsamen Weihnachtsfeier bereits um 16 Uhr. Zwischen Heiligabend und Neujahr ist unser Büro und der Buchladen geschlossen. Unseren Anrufbeantworter hören wir regelmäßig ab. An Silvester erscheint die Januarausgabe des Straßenmagazins. Von 10 bis 13 Uhr können am Schwanenwall Buch- und Sachspenden abgegeben werden. Auch die Bochumer Anlaufstelle ist zwischen den Jahren geschlossen. Sachspenden nehmen wir gerne während der Winteröffnungszeiten entgegen: Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr.
tigen Besuch aus Köln. Bestseller-Autor Bastian Bielendorfer, das wohl bekannteste Lehrerkind der Nation, liest aus seinen Büchern „Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“ und „Lebenslänglich Klassenfahrt – Mehr vom Lehrerkind“, beide erschienen im Piper Verlag. Sein Erstling hat sich inzwischen über 300.000 Mal verkauft. In seinen Werken arbeitet Bielendorfer humorvoll seine Kindheit als Sohn zweier Lehrereltern auf. Seine Entertainer-Qualitäten beweist Bielendorfer zurzeit u.a. als Sidekick von Harald Schmidt in dessen Late-NightTalk auf sky. Am „Zweiten Freitag“ hat Bastian Bielendorfer außerdem seinen Weggefährten, den Dortmunder Musiker Hannes Weyland, als musikalische Begleitung im Gepäck. Der Ein-
Neuwertige oder gar ungelesene Koch-, Kinder- und Sachbücher, Ausgefallenes, Lesestoff und spannende Krimi-Kost für die Feiertage, thematisch Passendes zum Fest. Darunter ist auch eine große Auswahl an Neubüchern, zum Beispiel das tiefschwarze Krimi-Sortiment des Dortmunder grafit-Verlages. Außerdem finden Sie bei uns selbst hergestellte Weihnachtsdekoration: Weihnachtsmänner und Sterne aus Holz in allen Größen – von filigran bis Schwergewicht. An allen Samstagen im Dezember heißt es außerdem von 10 bis 14 Uhr wieder: „Darf‘s ein bisschen mehr sein?“ Auf großen Sonderflächen bieten wir gute und oft neuwertige Bücher an, die wir sonst auf Buchmärkten verkaufen – zum Kilopreis für 1,99 Euro pro angefangenes Kilo.
tritt beträgt fünf Euro, Karten gibt es nur an
Auch in der Weihnachtszeit freuen wir uns
der Abendkasse. Eintrittsgeld und Spenden
über Ihre Buchspenden, die wir herzlich
kommen den Beratungsangeboten des bodo
gerne während der Öffnungszeiten in Dort-
e.V. zugute. (Mehr auf S. 16)
mund und Bochum entgegen nehmen.
bodo ist für Sie da montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter dieser zentralen Rufnummer: 0231 – 950 978 0
Geschäftsleitung Tanja Walter verein@bodoev.de
Mail: info@bodoev.de Fax: 0231 – 950 978 20 Oder Sie besuchen uns: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr Sa. 10 – 14 Uhr Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr Di. u. Do. 10 – 13 Uhr
bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de
Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de
bodos Bücher Online Gordon Smith basar@bodoev.de
Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de
Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de
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Oh! Oh! Tannenbaum... Ein schöner Brauch – ein hartes Geschäft
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REPORTAGE
Es regnet Bindfäden, als wir Nüfer‘s Bauernhof in der Elfringhauser Schweiz bei Hattingen erreichen. Der Hof ist seit 1867 in Familienbesitz, seit fünfzig Jahren gehören Tannengrün und Weihnachtsbäume zum Kerngeschäft. Die meisten Bäume stammen aus dem eigenen Wald, nur wenige werden zugekauft. Lennart Nüfer stöhnt, als wir ihn auf den Regen ansprechen. Die Meteorologen haben für die kommenden Tage keine gravierende Wetteränderung vorhergesagt. Der Regen macht im Wald die Arbeit härter. Außerdem wird es weniger Kunden geben, die unter den nasskalten Bedingungen selber schlagen wollen. Kommen werden sie dennoch, ab Ende November, ihren traditionellen Baum auf dem Hof zu erwerben. „Weihnachtsbäume gehen immer“, sagt Herr Nüfer. „Selbst im Zweiten Weltkrieg haben die Leute darauf nicht verzichtet.“ von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
In Deutschland wurden 2006 etwa 28 Milli-
Anfang Dezember waren sie da, aber dann
Gras und Pilze helfen meist nur Pestizide. Die
onen Weihnachtsbäume gekauft, Tendenz
hat es Wochen gedauert, bis die Zollbeamten
Branche ist in Verruf geraten. Nicht nur, weil
steigend. Um die Nachfrage zu befriedigen,
endlich mal Zeit hatten, sich um die Con-
sie mit den Plantagen einer Verschandelung
muss ein nicht unerheblicher Teil der Bäume
tainer zu kümmern. Mein Kollege hat seine
der Landschaft Vorschub leiste, sondern auch
importiert werden. Lange Zeit galten die
Bäume am 23. Dezember abholen dürfen, da
seit der Bund für Umwelt und Naturschutz
skandinavischen Länder als Hauptliefe-
konnte er die gleich in die Tonne kloppen.”
Deutschland (BUND) Rückstände von teils
ranten, doch seitdem Russland, Japan und
verbotenen Giftstoffen an Weihnachtsbäu-
China verstärkt nachfragen und dort größere
Dass die Importe derzeit leicht rückläufig
men nachweisen konnte, die in ostdeut-
Gewinne zu machen sind, hat sich der Markt
sind, liegt daran, dass im Jahr 2007 durch
schen Baumärkten angeboten wurden.
verlagert. „Es hat Jahre gegeben, da kamen
Kyrill in Deutschland Fläche freigeworden
neun Millionen Bäume allein aus Dänemark“,
ist. Viele Waldbauern hat der Orkan in
Auch Lennart Nüfer kennt die Probleme.
sagt Herr Nüfer. „Aber die Preise, die man
den Ruin getrieben, einige hätten sich das
Zwar ist die Fläche, auf der seine Bäume
derzeit in Russland erzielen kann, liegen um
Leben genommen, wie Herr Nüfer sagt; auf
stehen, weit davon entfernt, industrielle Mo-
40 Prozent über denen in Deutschland. Das
der anderen Seite können sich seither ein
nokultur zu sein, doch ohne Zäune geht es
ist mittlerweile ein Geschäft geworden, das
paar Großproduzenten die Hände reiben.
auch bei ihm nicht. Die Rehe haben Hunger,
glaubt kein Mensch. Vor zwei Jahren kam das
Die Wertschöpfung bei Weihnachtsbaum-
und die jungen Triebe schmecken ihnen aus-
Angebot, aus Kanada zu importieren. Ein Kol-
plantagen liegt pro Hektar und Jahr um ein
gesprochen gut. Dazu kommt, dass der Wald
lege von mir hat sich darauf eingelassen und
Dreißigfaches über der einer herkömmli-
ringsum verstärkt freizeitlich genutzt wird.
es hätte sogar funktionieren können. Die
chen Waldwirtschaft. Doch Monokulturen
Spaziergänger lassen ihre Hunde laufen,
Bäume kamen per Schiff in Containern inner-
mit Jungbäumen sind sehr anfällig. Gegen
Montainbiker suchen abwegige Strecken,
halb von nur drei Tagen über den Atlantik.
Rehwild müssen Zäune gesetzt werden, gegen
und der Trendsport Geocaching führt mit
13
REPORTAGE
GPS-Geräten ausgerüstete Gruppen in entle-
Appetit auf die Nordmanntannen von
genste Bereiche. Mit der Folge, dass sich das
nebenan. Hier hätten die Nüfers den Bock
Rehwild zwischen den Weihnachtsbäumchen
buchstäblich zu ihrem Gärtner gemacht.
sicherer fühlt als im angestammten Revier. Herr Nüfer bittet uns in seinen Wagen und
Uns fallen einige abgestorbene Tannen mit
fährt zu den Pflanzungen am Waldrand.
rostroten Nadeln auf. „Hallimasch“, erklärt
Auch hier hatte der Orkan gewütet. „Ky-
Herr Nüfer. „Der Pilz durchzieht das ganze
rill hat zehn bis zwölf Hektar wegrasiert.
Gebiet. Wir stehen hier auf einem der größ-
Die Bäume waren zwischen dreißig und
ten Lebewesen der Welt.“ Die meisten Bäume
sechzig Jahre alt. Wir haben 180.000 Euro
aber wirken sehr gesund und kräftig. Man
an Holzwert verloren. Da hätte die Familie
kann es an der Zahl der Knospen erkennen,
mal eine schwache Zeit mit Holzeinschlag
aus denen sich im nächsten Frühjahr neue
überbrücken können. Wir haben vor dem
Zweige entwickeln. Fünf oder mehr Triebe
Haufen Elend gestanden und überlegt, was
und dem Baum ginge es richtig gut, sagt
wir machen können, und wir haben uns
Herr Nüfer, und man sieht, dass er stolz ist
dazu entschieden, auch auf diese Fläche
auf sein Land, seine Bäume, seine Arbeit.
Weihnachtsbäume zu stellen. Es muss ja
„Wir haben Kalk untergegraben. Dadurch
irgendwie weitergehen. Alle meine Be-
hat der Boden eine spürbar bessere Qua-
kannten, die hier oben Land haben, egal,
lität bekommen. Der Waldboden ist sonst
ob es denen gut geht oder schlecht, und
durch den Sauren Regen geschädigt, als
den meisten geht es gerade eher schlecht,
Folge der Abgase aus der Zeit der Industrie.
bleiben. Die machen weiter. Das ist Tradi-
Bis zu einer Tiefe von sechzig Zentimetern.
tion. Oder wollen Sie nach Generationen
Sie könnten auch mit dem Hubschrauber
der Letzte sein, der die Tür zumacht?“
drüberfliegen und streuen, doch dabei verweht viel zu viel und sie kommen pro
Vor uns stehen, eingezäunt, Nordmanntan-
Jahr nur zwei Millimeter tief. Sie können mal
nen stiefelhoch in Reih und Glied. Zwischen
nachrechnen, es würde dreihundert Jahre
ihnen sieht man den nackten Waldboden.
dauern, bis der Boden wieder gesund ist.“
Herr Nüfer macht keinen Hehl daraus, dass er gegen Wildkräuter spritzt. „Bis zu einer
Das Kalken ist harte Arbeit. Körperlich kaum
gewissen Größe muss das sein, die Setzlinge
weniger anstrengend ist der Schnitt. Ab
würden sonst vom Gras erstickt. Aber das
einem gewissen Alter werden die Bäume
ist kein Vergleich zu dem, was auf Getrei-
neuerdings nach dem Vorbild amerikani-
defeldern ausgebracht wird. Das ist das
scher Deko-Tannen in Form gebracht. Per
Zehnfache in einem Jahr, was wir für die
Handarbeit, wie sonst. Mühsam, aber viele
Weihnachtsbäume in zehn Jahren spritzen.
Kunden wünschen es so. Der eigene Christ-
Getreideanbau ist der Wahnsinn.“ Eine
baum soll aussehen wie die Tannen in der
ökologisch völlig unbedenkliche Methode,
Werbung, von möglichst geradem Wuchs,
Wildkräuter im Zaum zu halten, läuft einen
dichtem Geäst, zylindrisch und in eine
Zaun weiter auf vier Beinen um die Bäum-
perfekte Spitze zulaufend. „Der Geschmack
chen: Shropshire Schafe. Die Fichten und
hat sich im Lauf der letzten Jahre geändert.
Blautannen in ihrem Gehege schmecken
Früher haben wir Bäume gepflanzt, sie zehn
den Tieren der englischen Hochlandrasse
Jahre stehen lassen, dann kamen die Kunden,
nicht, andererseits hätten sie durchaus
haben sie abgesägt und alles war gut. Wenn
Familie Nüfer: Tannengrün, Weihnachtsbäume, Weihnachtsferien In der Porbecke 10, 45529 Hattingen Telefon: 02324 – 59 77 16 Internet: www.nuefer-hof.de
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heute ein Baum irgendwo ein Loch hat oder einen schief gewachsenen Ast, dann will den keiner mehr. Also schneiden wir.“ Die Arbeit bringt Qualität und die hat ihren Preis. Aus diesem Grund verkaufen die Nüfers ihre Bäume nur auf dem Hof, auf ein paar Märkten in der Umgebung und in ausgewählten Geschäften der Region. Mit dem Baumarktsegment könnten sie eh nicht konkurrieren. Die billige Massenware stammt meist aus den großen Monokulturen, wobei die Verhältnisse auf den Plantagen mittlerweile sogar den Gesetzgeber auf den Plan gerufen haben. In Baden-Württemberg, Brandenburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist der Anbau inzwischen reglementiert, Nordrhein-Westfalen arbeitet an einer Vorlage. „Durch wenige Großanbieter ist die Branche ins Gerede gekommen. Was da passiert, ist ja auch nicht schön. Aber wenn denen die Auflagen zu streng werden, kaufen sie sich Flächen im Ausland. Und wir bleiben hier und haben mit den Auflagen zu leben. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass allein in Nordrhein-Westfalen 27.000 feste Arbeitsplätze allein von der Weihnachtsbaumbranche abhängig sind.“ Zum Schluss zeigt uns Lennart Nüfer ein paar Experimente. An einer Stelle im Wald wachsen Mammutbäume und Kiefern. Davon würde er bislang nicht viele verkaufen, einige Kunden aber würden gezielt danach fragen. Ob es bei Familie Nüfer denn auch einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer gäbe, fragen wir noch: „Nur dann, wenn beim Verkauf ein hübsches Exemplar übrig geblieben ist.“ Und was macht die Familie am Heiligen Abend? „Um 18 Uhr essen wir alle eine heiße Suppe, trinken einen Schnaps und legen uns für zwölf Stunden schlafen.“ (wk)
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KULTUR
Bastian Bielendorfer (29) ist Autor des Spiegel-Bestsellers „Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“. Sein Erstling hat sich inzwischen über 300.000 Mal verkauft. Der Nachfolger, der im Mai 2013 erschien, schaffte innerhalb der ersten Woche den Sprung in die Top Ten der Bestseller-Liste. Am 13. Dezember liest Bastian in der Benefiz-Reihe „Zweiter Freitag“ bei bodo. Von Hannes Weyland | Foto: Michael Herdlein
Vom „subrosa“ zu Harald Schmidt Dabei kam der junge Autor fast zufällig an
bei der Bastian nicht mehr weiter weiß.
große Klappe im Schlagabtausch mit Jauch
seinen heutigen Verlag. Als Kandidat bei
Herr Bielendorfer sen. ist offenbar uner-
rufen dann den Piper-Verlag auf den Plan.
„Wer wird Millionär“ im Jahr 2010 erzählt
freut, dass sein Sohn schon so früh und bei
Bastian mehr beiläufig von der Idee, einen
einer für ihn so leicht zu beantwortenden
Es ist fast ein bisschen Schicksalsironie,
Roman über seine Kindheit als Sohn zweier
Frage anrufen lässt und legt nach (natürlich
dass ihm gerade die Auseinandersetzung
Lehrereltern zu schreiben. Sein Vater,
korrekter) Beantwortung mit genervtem
mit dem einstigen Stigma „Lehrerkind“
Deutschlehrer, der jede Spiegel-Ausgabe seit
Unterton und ohne Verabschiedung auf.
jetzt seinen Traum erfüllt. In seinen
den Siebzigern im Keller gesammelt hat und
Büchern und auf der Bühne stellt sich
die Tageszeitung mit Rotstift korrigiert, ist
„Er war damals selbst ziemlich nervös“, verrät
Bastian mit überbordender Selbstironie
als Telefonjoker nominiert. Ausgerechnet auf
Bastian. Die Geschichte macht später im Inter-
und Galgenhumor seinem „Trauma“. Heute
ihn fällt die Wahl bei der 8.000-Euro-Frage,
net die Runde. Bastians Roman-Idee und seine
ist er zu Gast in Fernseh-Talkrunden, liest
RECHT: Pfandbons – Mindesthaltbarkeit drei Jahre von Rechtsanwalt René Boyke Als im Bekanntenkreis nebenbei die Frage geklärt werden musste, bis wann
16
lassen würden. Können so viele Kassierer
obwohl der Betreiber noch weitere Filia-
landauf, landab im Unrecht sein?
len unterhält? Höchst fraglich ist auch, ob
Pfandbons für Pfandflaschen eingelöst
Durchaus! Durch die Rückgabe der
man überhaupt den Bon für die Geltend-
werden können, offenbarte sich ein von
Pfandflaschen erwirbt der Kunde nämlich
machung des Auszahlungsanspruchs
mir längst für erledigt gehaltener und
einen Anspruch auf Zahlung des ehemals
benötigt – immerhin verblassen die üb-
wohl recht verbreiteter Rechtsirrtum.
gezahlten Pfandbetrags gegen denje-
licherweise verwendeten Bons gerade in
Mein Gegenüber hielt es für selbst-
nigen, der die Flasche entgegennimmt.
der Sonne innerhalb kurzer Zeit.
verständlich, dass Pfandbons spätestens
Dieser Anspruch unterliegt zwar der Ver-
Ähnlich verhält es sich im Übrigen
innerhalb weniger Tage eingelöst werden
jährung, doch diese beträgt gemäß §195,
mit Wertgutscheinen, die deren Besitzer
müssen. Hartnäckig berief er sich darauf,
§199 BGB mindestens drei Jahre.
den Einkauf bis zu dem ausgewiesenen
dass Kassierer sich der Entgegennahme
Ein Aufdruck auf dem Bon wie etwa:
Wert ermöglichen. Auch diese Wertgut-
bereits einiger Wochen alter Pfandbons
„Gilt nur für einen Tag.“ ist regelmäßig un-
scheine verjähren – was kürzlich auch das
regelmäßig verweigerten und sich ledig-
wirksam. Auch dass der Bon in einer be-
Landgericht Oldenburg klargestellt hat –
lich im Einzelfall – widerwillig und mit
stimmten Filiale eingelöst werden müsse,
frühestens nach drei Jahren.
Verweis auf eine angeblich großzügige
ist für mich nicht nachvollziehbar – was ist
www.kanzlei-boyke.de
Kulanz – auf eine Einlösung der Bons ein-
denn, wenn die Filiale geschlossen wird,
WILDE KRÄUTER
in ausverkauften Stadthallen und Schulaulen und wird mittlerweile von TeenieMädchen auf der Straße erkannt und um Autogramme gebeten. Er trifft seine musikalischen Helden und Lieblingsautoren und ist immer häufiger im Fernsehen
GÄNSEBLÜMCHEN
von Wolfgang Kienast
zu sehen. Bastian gibt den Sidekick von Harald Schmidt in dessen Late-NightShow auf sky, seit Anfang Oktober ist er Außenreporter bei der Tier-Unterhaltungs-
Eine liebe, schöne, liebliche Pflanze ist
Revierbewohners entsprechende Le-
Show „Die tierischen 10“ auf VOX.
das Gänseblümchen nach Dr. Friede-
bensführung hat mich eine deutlich
rich Kanngiesser, der in seinem 1908
größere Affinität zum Pöhlen als zum
Doch bei allem Erfolg bleibt Bastian bo-
erschienenen Buch „Die Etymologie
Putten entwickeln lassen.
denständig: „Ich weiß, wenn das nächste
der Phanerogamennomenclatur“ eine
Buch floppt, kann es sofort vorbei sein.“
Herleitung der deutschen, französi-
Obwohl er mittlerweile fast eine halbe
schen, englischen und holländischen
Million Bücher verkauft hat, treibt er die
Pflanzennamen unters botanisch in-
Beendigung seines Psychologiestudiums
teressierte Lesevolk brachte. Und der
voran. Er will die Sicherheit nicht verlieren,
wissenschaftlichen. Bellis perennis.
er spart sein Geld, lebt auf schmalem Fuß.
Bellis steht im Lateinischen für das Liebliche, der hübschen kleinen Blü-
Ich habe Bastian in gemeinsamen Vorlesun-
ten wegen, der Zusatz perennis deutet
gen und Seminaren an der Uni Dortmund
Ausdauer an.
genau so erlebt, wie ihn heute ein großes Publikum kennt: Unverschämt, witzig, charmant. Und auch das scheint sich nicht verändert zu haben, seit ich Bastian damals zu seinem ersten öffentlichen Bühnenauftritt überreden musste. Das war 2006 bei der offenen Lesebühne im „subrosa“ in der Dortmunder Nordstadt. Bastian sagt, er sei immer noch dankbar für diesen „Tritt in den Hintern“. Und ich freue mich darüber, dass mein berühmter Freund immer noch der Alte ist: Wenn ich mal verkatert auf seiner Couch aufwache, steht er schon am Herd und macht uns Pfannkuchen. Egal wie lange wir am Abend zuvor zusammen gefeiert haben. (Hannes Weyland)
am 13. Dezember um 19.30 Uhr Bastian Bielendorfer und Hannes Weyland in bodos Buchladen Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Benefiz, Eintritt 5 Euro Der Autor: Hannes Weyland ist Musiker aus Dortmund. Er veranstaltet regelmäßig „3Klang – das Bonsai-Festival“ in der Hafenschänke „subrosa“, Gneisenaustraße. www.hannesweyland.de
Die Ökostrom-Umlage, eingeführt, um regenerative Energien zu fördern, wird in erster Linie für die jüngst steigenden Strompreise verantwortlich gemacht, wobei Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt werden, weil sich energieintensive, im europäischen Wettbewerb stehende Betriebe von der Umlage befreien lassen können.
Bestens gedeihen Gänseblümchen auf
Darunter, man hörte es in den Nach-
regelmäßig gestutzten Rasenflächen.
richten, auch Golfplätze. „Allez hop!
In dörflichen Strukturen vergange-
Mein Gänseblümchen wachs‘! Wachs‘
ner Epochen war das zum Beispiel
und mach Dir den nächstbesten Golf-
der Anger, eine ortsnahe Wiese, auf
platz zu eigen!“, wunschträumte es
welcher oftmals Gänse weideten, die
mir, nachdem die letzte Rechnung
ausgesprochen scharf auf die Pflanze
vom Energieversorger im Briefkasten
waren, was den deutschen Namen er-
lag. Trotz der Gegendarstellung des
klärt. Später, als das Federvieh durch
Deutschen Golfverbandes, der beteu-
den Rasenmäher ersetzt wurde, der
erte, dass nur sechs der insgesamt 825
das ganzjährig blühende Kraut zwar
deutschen Golfplätze von Ausnahme-
köpft, aber nicht frisst, hätten Kurzra-
regeln profitieren würden.
senfreunde die Schöne liebend gern in die Lästige umgetauft, aber wenn ein wissenschaftlicher Name einmal festgelegt ist, dann meist für immer. Perennierend auch das.
„Zweiter Freitag“
Und dann noch die Sache mit dem EEG.
REZEPT Nur 100 g benötigen Sie für das folgende, feinsäuerlich schmeckende Kürbisgericht: Zwei Zwiebeln, gehackt, in Öl und Butter glasig düns-
Das Gänseblümchen als Problem. „Zur
ten, mit 250 ml trockenem Weißwein
selektiven Bekämpfung können auch
ablöschen und die Blätter sowie 800 g
Herbizide eingesetzt werden“, heißt
gewürfelten Hokkiado zugeben. 20
es auf einer entsprechenden Seite im
Minuten köcheln lassen. In der Zwi-
Netz, und manch Gartenfreund mit
schenzeit einen Becher Sahne mit
Faible für englisches Grün am Haus
dem Saft einer Zitrone verrühren
wird davon Gebrauch gemacht haben.
und warten, bis die Mischung cremig
Auf Sportflächen wird das Pflänzchen
geworden ist. Die Sahne nach der Gar-
ebenfalls nicht geduldet, wobei ein
zeit unters Gemüse mischen, mit Salz
Rollrasen im Fußballstadion kaum
und schwarzem Pfeffer abschmecken
so lange lebt, dass es sich dort ansie-
und alles noch weitere fünf Minuten
deln könnte. Größere Probleme haben
simmern lassen. (wk)
wohl Golfer. Vielleicht fehlt es mir hier an Sportsgeist, meine in dieser Hinsicht offensichtlich dem Klischee des 17
REPORTAGE
Silbersiepen und Thomasbirne Es gab ein Hörde vor dem See
Wer in der Heiligen Nacht Wasser aus dem Brunnen am Obspring schöpft und es nach Hause trägt, so eine Sage, die man sich im Dortmunder Stadtteil Hörde erzählte, dem wird bald darauf ein Wunder zuteil. Als Obspring wurde die Flur nördlich der heutigen Hochofenstraße bezeichnet. Es heißt, in gläubigem Vertrauen wären zwei von finanziellen Nöten geplagte Bergleute der Weisung gefolgt und beide hätten, unabhängig voneinander, am Weihnachtsmorgen ihr Wasser in Silber verwandelt gefunden. Die Einwohner Hördes nannten den Obspring deswegen Wunder- oder Silbersiepen. von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
O
b es der übrigen Bevölkerung am geforderten gläubigen Vertrauen mangelte? Wohlhabend war Hörde
nicht. Der Landstrich war sumpfig, das Ackerland nicht sonderlich ertragreich. Zwar wurde bereits in vorindustrieller Zeit Kohle aus dem Boden gebrochen, nur war für den Rohstoff noch kein sonderlicher Markt vorhanden. Verbreitung hatte das Handwerk des Nagelschmieds gefunden. Allein zu Beginn des 18. Jahrhunderts zählte man neunzig unter den knapp fünfhundert Einwohnern, die diesem Gewerbe nachgingen. Ihre Feuerstellen bedeuteten ein beträchtliches Risiko, denn die ortstypischen Fachwerkhäuser waren strohgedeckt. „Bewahrt das Feuer und das Licht – Daß kein Unheil euch geschicht“, mahnte Oben: Willi Garth, Erster Vorsitzende
allabendlich der Nachtwächter. Die älteste Glocke der lutherischen Kirche, Brandglocke genannt,
des Vereins zur Förderung der
trug die Inschrift „Wenn ich rufe, kommt zur Hand!“ Trotzdem brannte die Stadt im 16. und 17.
Heimatpflege e.V. Hörde.
Jahrhundert mehrmals bis auf die Grundmauern nieder. Die Stadt. Die entsprechenden Rechte wurden Hörde im Jahr 1340 durch Konrad von der Mark verliehen. Bis zur Eingemeindung im Jahr 1928 bestand die kommunale Selbstständigkeit, in den Köpfen ist sie noch immer verankert. In jedem anderen Dortmunder Vorort bedeutet die Aussage, man wolle in die Stadt fahren, einen Besuch der City innerhalb des Wallrings; spricht allerdings ein Hörder von der Stadt, meint er das Zentrum seines Ortsteils. Andernfalls würde er von Dortmund reden.
D
as Verhältnis der benachbarten Städte untereinander war ein gespanntes. Vorsichtig formuliert. Über mehrere Jahrhunderte hatte die Hansestadt Dortmund wirtschaftlich meist
die Nase vorn. Das änderte sich erst im Zuge der industriellen Revolution mit Hermann-Dietrich 18
19
REPORTAGE
Piepenstock, der im Jahr 1840 die Hörder Burg mitsamt 22 Morgen Land erwarb, um dort sein Stahlwerk zu errichten. Auf der anderen Seite brüsteten sich noch 1862 Magistrat und Stadtverordnete in Dortmund damit, nicht auf den „Industrie-Schwindel“ hereingefallen zu sein. Zu dem
Unten: Wie sah Hörde im Jahr 1827 aus? Willi Garth und Wolfgang Kienast diskutieren über eine Skizze.
Zeitpunkt betrieb die „Hoerder Bergwerks- und Hüttenverein AG“ neben der Hermannshütte östlich längst auch eine Kokerei plus Hochöfen im Westen der Stadt und beschäftigte insgesamt mehr als 3.000 Arbeiter und Angestellte.
Rechts: Im Westflügel der Burg unterhält der Verein ein kleines Heimatmuseum.
D
ie Ära endet 1998 mit der Stillegung der Hochöfen und der Schließung des Stahlwerks
keine drei Jahre später. Mit Ausnahme des Gasome-
ters und der denkmalgeschützten letzten beiden Hochöfen auf dem jetzt Phoenix-West genannten Gelände deutet kaum noch etwas auf die schwerindustrielle Vergangenheit hin. Nahezu restlos sind die Spuren verwischt. Im Osten, am Ort der Hütte, glänzt der Spiegel des Phoenix-Sees. Er dominiert das Bild, das man sich von Hörde machen soll. Von den wenigen Relikten, die im öffentlichen Raum an das Erbe Piepenstocks erinnern können, haben die meisten ihren Erhalt dem „Verein zur Förderung der Heimatpflege e.V. Hörde“ zu verdanken: das Standbild vom Hüttenmann vor der Hochofenkulisse, die mächtigen Brückenköpfe des Viadukts der ehemaligen Schlackenbahn und, die Geschichte ihrer Rettung ist abenteuerlich, die Thomasbirne auf der für Besucher zugänglichen Insel im Phoenix-See. Wir treffen uns mit Willi Garth, dem Ersten Vorsitzenden des Heimatvereins, der uns ihre Geschichte erzählt:
„A
nfangs wurde in der Hermannshütte das Eisen nach dem Puddelverfahren gerührt. Das Bessemer- und kurz darauf das Thomasverfahren revolutionierten dann die Stahlherstel-
lung. Der Engländer Sidney Thomas hatte damals sein Patent an die Hermannshütte verkauft, und wir hatten die erste Thomasschmelze auf dem Kontinent. 1879 war das. Die technischen Details erspare ich Ihnen, aber ich sage immer, hier lag die Wiege der modernen Stahlindustrie. Doch die Stadt hat an dieser Wiege rein gar nichts erhalten. Unsere Thomasbirne war hier die letzte ihrer Art. Sie wurde 1954 in Handarbeit in der Kesselschmiede der Hermannshütte gebaut und war bis 1964 in Betrieb. Im neuen Oxygenstahlwerk wurde sie nicht mehr gebraucht, und kluge Köpfe stellten sie vor die riesige Werkshalle. Ein Denkmal. Als das Werk dicht gemacht werden sollte, erfuhr ich, das Rheinische Industriemuseum hätte Interesse daran bekundet. Ich habe persönliche Kontakte genutzt und alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie in Hörde zu halten. Zu guter Letzt bekamen wir sie von Thyssen Krupp geschenkt, allerdings mit dem Hinweis, dass wir weder finanzielle noch Hilfe beim Transport zu erwarten hätten. Wir konnten einen Tieflader und drei schwere Kräne leihen, um den 68-Tonnen-Koloss aus dem Werk zu schaffen. Geplant war, die Birne auf den Tieflader zu stellen, das war der Firma aber zu riskant. Also legten wir sie auf die Seite, doch so passte sie nicht mehr durch das Werkstor. Gut, das wurde
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eh nicht mehr gebraucht. Die Schranke und ein Zaun gingen zu Bruch. Unter dem Gewicht sackte
Museum des Vereins zur Förderung der
der Wagen bis zur Achse ein. Dennoch schafften wir es bis zur Burg. Wäre die Birne umgestürzt und
Heimatpflege e.V. Hörde
da reingefallen, hätten wir unsere Häuser verkaufen dürfen. Eine Weile stand sie dort, doch mit
Burgstraße 18, 44263 Dortmund-Hörde
dem See musste sie wieder umziehen. Das Planungsamt hätte sie am liebsten mitten ins Wasser
Geöffnet an jedem ersten Donnerstag
gestellt, als Symbol für die versunkene Industrie, wie es hieß. Die verglichen das mit dem Kirchturm
im Monat von 16 bis 18 Uhr.
im Reschensee, den die Touristen immer fotografieren würden. ,Ihr könnt meinetwegen alles aus
Der Eintritt ist frei.
Dortmund in den See schmeißen, aber nicht unsere Thomasbirne‘, habe ich denen gesagt. ,Man muss sie anfassen, um sie richtig begreifen zu können.‘
Z
um Glück habe ich bei der Recherche herausgefunden, dass der Turm im Reschensee als Mahnmal für Behördenwillkür steht. Betretenes Schweigen in der entscheidenden Versamm-
lung. Als Standort wurde schließlich die Kulturinsel festgelegt. Das war kurz vor der Flutung, Eile war geboten. Weil die Brücke zur Insel nur sechzig Tonnen trägt, was nebenbei bedeutet, dass die Thomasbirne für immer ihren Platz gefunden hat, musste noch ein Damm als Trasse für den Spezialtransporter aufgeschüttet werden. Das funktionierte und eine feierliche Prozession setzte sich am 29. Juni 2010 in Bewegung. Abends haben wir auf der Insel gegrillt, es gab Bier, und hinter der Burg ging rot die Sonne unter. Heute kann man das so nicht mehr sehen, die neuen Gebäude versperren den Blick.“ Im Westflügel der Burg unterhält der Verein ein kleines Heimatmuseum. Dessen Motto „Tradition ist nicht die Bewahrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“ stammt aus der Feder des englischen Staatsmannes und Humanisten Thomas Morus. Gezeigt werden, neben Exponaten aus den ganz frühen Tagen der Stadt, dem lokalen Brauereiwesen sowie selbstredend der schwerindustriellen Epoche, auch diverse Zeugnisse, welche das private Leben der Einwohner dokumentieren. Die Sammlung basiert zu großen Teilen auf einer Ausstellung, welche zur Feier des 650-jährigen Jubiläums der Verleihung der Stadtrechte konzipiert wurde. Über dem Museum schwebt allerdings ein Damoklesschwert. Es ist nur Gast im Haus, und sollte sich ein Investor finden, der das Gebäude auf andere Weise nutzen möchte, könnte das für den Verein bedeuten, sein Domizil verlassen zu müssen.
B
ei jeder Renovierung oder baulichen Veränderung hätte die Denkmalbehörde allerdings
ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Noch vor wenigen Jahren war man davon ausgegangen, Hermann-Dietrich Piepenstock bzw. dessen Nachfolger hätten die in ihrem Besitz befindliche Immobilie abgebrochen und als repräsentatives Bürogebäude neu errichtet. Zwar wurden tatsächlich Erweiterungen und etliche Umbaumaßnahmen durchgeführt, vor allem in den Jahren zwischen 1894 und 1911, doch mittlerweile weiß man mit Sicherheit, dass im Turm noch mittelalterliche Bausubstanz vorhanden ist. Auch das Feuer von 1673, als die Burg von französischen Truppen zunächst besetzt und anschließend in Brand gesteckt wurde, haben diese Mauern überdauert. Erkannt hat ihr tatsächliches Alter Willi Garth. Seine Augen leuchten, wenn er davon berichtet. Sollte es ihm eines Tages gelingen, den sagenumwobenen Wunderbrunnen am Silbersiepen wiederzufinden, spätestens dann dürfte die Existenz des Museums für alle Zeiten gesichert sein. (wk)
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DER KOMMENTAR
Kein Fremdverschulden
von Bastian Pütter
Vor Weihnachten, wenn die Auf-
sen, stehen der vermeintlich freien
Doch inzwischen leben und überle-
Recht hier zu leben. Dass sie in Notsi-
merksamkeit für die Menschen auf
Entscheidung gegenüber, „drau-
ben in unseren Städten Menschen, die
tuationen vielleicht der Hilfe bedür-
ßen“ zu bleiben.
noch weniger haben als die theoreti-
fen, ist nicht vorgesehen.
der Straße kurz aufflammt, schaf-
sche Möglichkeit, oft unzureichende
fen es neben „bunten Geschichten“ auch Todesmeldungen in den Nach-
Im letzten Winter verstarb Pe-
Hilfen in Anspruch zu nehmen. Men-
Notschlafstelle. Was nach unbüro-
richtenteil der Tageszeitungen.
ter Liedtke in Dortmund-Asseln.
schen, die nicht mehr haben, als das
kratischer Hilfe im schlimmsten Fall
Gestorben wird auf der Straße das
Freunde vermuten, er habe sich in
ganze Jahr über, wissen unsere Kol-
der Straßenbahn aufgewärmt. Ei-
legInnen und wir, doch Erfrierungs-
nen Grund in dem für ihn fremden
tote zeigen besonders drastisch das
Stadtteil freiwillig auszusteigen,
Versagen einer Gesellschaft, die
gab es nicht. Ungeklärte Fragen.
Schwächsten zu schützen.
Aber: Anderswo hätte er eine Notunterkunft finden können, ebenso
Dabei bleibt dieses Versagen ab-
wie der erste Kältetote dieses Win-
strakt. Hilfsangebote, die für den
ters, ein 52-jähriger Rostocker. Das
einzelnen Betroffenen nicht pas-
entlastet. Foto: REUTERS/Scanpix Sweden
NEWS
BAG W: „Notunterkünfte bereitstellen!“
Foto: REUTERS / Regis Duvignau
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V.
schen zu – unabhängig von der Staatsangehörigkeit“, so der
(BAG W) fordert angesichts des nahenden Winters verstärkte
Dachverband der Wohnungslosenhilfe. „Deswegen müssen
Anstrengungen zur Kältehilfe: „Jede Kommune in Deutsch-
die Kommunen auch Sorge dafür tragen, dass diese Gruppe
land muss Wohnungslose unterbringen. Städte und Gemein-
wohnungsloser Migrantinnen und Migranten Zugang zu
den verstoßen gegen ihre Amtspflichten, wenn sie nicht
menschenwürdigem Erfrierungsschutz erhält.“
rechtzeitig Notunterkünfte bereitstellen oder verschaffen.“
Bereits am 8. November war der erste Kältetote dieses Winters
Das gelte auch für Zuwanderer aus EU-Staaten, die mittel-
zu beklagen. In Rostock erfror ein 52-jähriger wohnungsloser
und wohnungslos in unseren Kommunen leben. „Das Recht
Mann. Seit der Wiedervereinigung sind in Deutschland min-
auf Leben und körperliche Unversehrtheit steht jedem Men-
destens 278 Wohnungslose erfroren.
Zukunftsatlas: Ruhrgebiet rutscht ab Im Drei-Jahres-Rhythmus bewertet der Zukunftsatlas des
stieg sogar. Auch die öffentliche Verschuldung pro Kopf gehört
Forschungsinstituts Prognos die Zukunftschancen aller
zu den bundesweit höchsten. Im Zukunftsatlas liegt Bochum
deutschen Kreise und Städte. Im ersten Zukunftsatlas 2004
auf Platz 277, Dortmund gar nur auf Platz 323.
rangierten Dortmund und Bochum im oberen bzw. mittle-
Eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Be-
ren Mittelfeld, seitdem allerdings ist der Trend für beide
rufsforschung (IAB) stützt diesen Befund. Das IAB bewertet
Großstädte konstant negativ. Im aktuellen Zukunftsatlas
Wirtschaftsstärke, unter anderem anhand von Arbeitslosig-
2013 gilt das Ruhrgebiet als großer Absteiger.
keit und Lohnniveau.
Im Gegensatz zum allgemeinen Trend sank hier die Arbeitslo-
Die Region Dortmund gehört zu den schwächsten im Westen,
sigkeit nicht, die Zahl der auf ALG-II-Bedarfsgemeinschaften
weit hinter Dresden, Jena oder Weimar.
Zuwanderung: Kommunen fordern Soforthilfe
22
In einem Offenen Brief an die Vorsitzenden von CDU, CSU und
Während von der zahlreichen hochqualifizierten Zuwanderung
SPD haben 16 deutsche Kommunen – darunter Dortmund und
aus den neuen EU-Ländern vor allem Unternehmen profitieren,
Duisburg – finanzielle Soforthilfe zur Bewältigung der Kosten der
ebenso wie von Exportmärkten und Produktionsstandorten in
Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien gefordert.
Bulgarien und Rumänien, konzentrieren sich die Kosten der so-
Die neue Bundesregierung solle „die Herausforderung der
genannten Armutszuwanderung bei den Kommunen.
Armutszuwanderung von mehreren zehntausend Menschen
Bereits Anfang 2013 hatte ein Positionspapier des Deutschen
als gesamtgesellschaftliche Aufgabe anerkennen“. Unter an-
Städtetages die Bundesregierung, die Länder und die EU auf-
derem solle ein Lastenausgleich die erhöhten Sozialausgaben
gefordert, sich des Problems der ungleichen Lastenverteilung
zugunsten betroffener Kommunen decken.
anzunehmen.
DAS ZITAT
klingt, ist fast überall gekoppelt an
Osteuropa auf Einlass in den Über-
Bedingungen eines Kostenträgers.
nachtungsstellen hoffen. Wann und
Nur mit Anspruch auf Sozialleis-
wie bleibt diffus und für die Betrof-
tungen gibt es einen Schlafplatz.
fenen unverständlich. Schließlich
Die Übernachtung auf Kredit wird
gebe es schon jetzt „einen gewissen
abgegolten mit dem Gang zum So-
Obdachlosentourismus“, sagt der
zialamt am nächsten Tag. Auch für
Mainzer Sozialdezernent. Ernsthaft.
viele, denen es zustünde, eine zu hohe Hürde. Für die ohne Recht auf
In den Presseberichten über den
Hilfe sollen wenigstens bei Minus-
Mainzer Fall wie über den Kälte-
graden die Türen geöffnet werden.
tod eines Slowaken in Wien im November und zweier Rumänen
In Mainz fiel vor wenigen Tagen ein
in Berlin im März steht immer der
wohnungsloser Mann nach einer
gleiche Satz, übernommen aus der
Nacht in einem unbeheizten Park-
jeweiligen Pressemitteilung der Po-
haus ins Koma. Er stammt aus Po-
lizei: „Es gibt keine Indizien für ein
len. Auch in Mainz dürfen bei großer
Fremdverschulden.“ So sicher bin
Kälte Menschen aus Südost- oder
ich mir da nicht. (bp)
„Wenn ich das Wort
,Vertreibung‘ höre, dann werde ich ganz allergisch. Der öffentliche Raum gehört der Öffentlichkeit, und zur Öffentlichkeit gehören auch Obdachlose.
“
Joachim Gauck, Bundespräsident, im Interview mit den sozialen Straßenzeitungen.
DAS FOTO
Foto: REUTERS / Kai Pfaffenbach
23
NETZWELT
KINOTIPP
endstation.kino & bodo präsentieren: Venezianische Freundschaft Shun Li näht in Rom Hemden für die chinesische Mafia, sie arbeitet Schulden ab, damit sie ihren achtjährigen Sohn nach Italien holen kann. Da sie tüchtig ist, wird sie in die Lagune von Venedig geschickt, um hier ein kleines Café zu leiten, dass vor allem von Fischern besucht wird. Mit ihrem gebrochenen Italienisch nehmen die Fischer die Chinesin nicht besonders ernst,
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
www.leidmedien.de
bis auf Bepi, den Poeten, der selbst vor 30
Sagt man eigentlich „Behinderter“? Warum ist „taubstumm“ falsch? Weshalb sollten Sie
Jahren als Migrant aus dem ehemaligen
jemanden, der „an den Rollstuhl gefesselt“ ist, einfach losbinden? Wieso sind Menschen
Jugoslawien kam. Zwischen den beiden
mit Behinderungen in den Medien meist entweder Opfer, die an ihrer Beeinträchtigung
entwickelt sich eine Freundschaft.
„leiden“, oder Helden, die „mit bewundernswerter Tapferkeit“ ihr Leben meistern? Und wie geht es anders?
Der Spielfilm Venezianische Freundschaft zeigt nun auf seine Art, wie sich das
„leidmedien.de ist eine Internetseite für Journalistinnen und Journalisten, die über
Leben in der Lagune durch Migrations-
Menschen mit Behinderungen berichten wollen.“ So die knappe Selbstbeschreibung des
bewegungen verändert. Das Thema ist
Projekts. Unterstützt von Aktion Mensch und Bosch-Siftung hat der Berliner Sozialhelden
dem Publikum meist über Dokumenta-
e.V. jedoch eine ansprechend und übersichtlich gestaltete Seite geschaffen, die viel mehr
tionen und Fernsehberichte bekannt.
ist und uns vermeintlich „Normalen“ (auch so ein seltsames Konzept) auch dann hilft, wenn wir gar keinen Text schreiben wollen.
Die Freundschaft zwischen Shun Li und Bepi zeigt, im Gegensatz zu den meisten
Ein Menü führt zu kommentierten Beispielen aus der Medienberichterstattung, zu
Nachrichten, dass Migration nicht nur aus
einer Seite mit „Tipps für Interviews“ oder zu einem Begriffsregister. Das erklärt, warum
unlösbaren Problemen des Kultur-Clash
Menschen ungern als (Pflege-)Fälle bezeichnet werden, rät vom scheinbar progressi-
besteht. Es ist bestechend zu sehen, wie
ven „Handicap“ ab und verwahrt sich gegen beschönigende Alternativ-Ausdrücke wie
sich beide Personen trotz der jeweils rauen
„Mensch mit besonderen Fähigkeiten“ – denn „besonders“ seien diese Fähigkeiten eben
Umgebung, in der sie leben müssen, eine
nicht, sondern genauso vielfältig wie bei Menschen ohne Behinderungen.
zarte Sensibilität für das Hinhören und
In Hintergrundtexten wird etwa Inklusion erklärt, der Bedeutungswandel des Begriffs
aufeinander Eingehen bewahrt haben.
„Behinderung“ nachgezeichnet oder die Verbesserungen der Gesetzeslage in Deutschland
Venezianische Freundschaft erhielt den
veranschaulicht. Apropos Verbesserungen: Was die „Leidmedien“ zu einer so angenehmen
LUX-Preis 2012 des Europäischen Parlaments
Lektüre macht, ist die konstruktive und oft augenzwinkernde Haltung der AutorInnen.
und den Publikumspreis des Internatio-
„Wir beißen nicht. Nur über ein Miteinander erreicht man eine Sensibilisierung für die Problematik“, sagte Raul Krauthausen, Gründer des Sozialhelden e.V. der taz: „90 Prozent
nalen Filmwochenendes Würzburg 2013. Do. 26.12. bis Mi. 01.01., 18.30 Uhr
der Informationen über Menschen mit Behinderung stammen
außer Sa. 28.12. und So. 29.12., 19.00 Uhr
aus den Medien, weil das Leben hier sehr getrennt stattfindet.“
Am 31.12. bleibt das Kino geschlossen.
Und da helfe am besten ein digitaler Ratgeber, der z.B. erklärt,
Raul Krauthausen
24
wie wenig die Behinderung als Teil des Lebens mit Tapferkeit zu
Endstation Kino im Bahnhof Langendreer
tun hat oder nach Glorifizierung verlangt. Auf den Jutebeuteln,
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum
die für die „Leidmedien“ werben, steht ironisch: „Obwohl ich vom
Telefon 0234 – 68 71 620
Schicksal gebeutelt bin, lächle ich oft.“ (bp)
www.endstation-kino.de
VERANSTALTUNGEN DEZEMBER 2013
Drama Queens Neue Songs aus der Kantine Dienstag, den 31. Dezember um 17 Uhr im Schauspielhaus Dortmund bodo verlost 3 x 2 Karten
VERANSTALTUNGEN | VERLOSUNGEN 21.12. | Akte X-mas | Fritz-Henßler-Haus, Dortmund | 3 x 2 Karten 24.12. | Holy Shit! | Bahnhof-Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten 25.12. | Cosmotopias Weihnachts-Sause | Großmarktschänke, DO | 3 x 2 Karten 26.12. | Weihnachts-Jazzmatinee | Opernhaus, Dortmund | 3 x 2 Karten 26.12. | Honigdieb | FZW, Dortmund | 3 x 2 Karten Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de. Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund
26.12. – 01.01. | Venezianische Freundschaft | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten 29.12. | Alice Francis, urban urtyp #31 | Christuskirche, Bochum | 3 x 2 Karten 31.12. | Drama Queens | Schauspiel, Dortmund | 3 x 2 Karten Zukunftsmenü | Sachbuch von Sarah Wiener | 2 Exemplare Die kleine Zuckerbäckerei | Hunscheidtstraße 61, 44789 Bochum Ein Kaffeetrinken für zwei Personen
Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 21.12.2013 Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!
25
10 | 12 | 13 dond & daniel lesen
05 | 12 | 13 Leander Haußmann
Abschluss gibt es Akustik-Rock/Pop von En-
oder Freunde. Manchmal geht man von Zu-
rique Nieto. Für das leibliche Wohl sorgt das
hause weg. Weil man es will, oder weil man es
internationale Kuchen-Buffet. Ikebana-Aus-
muss. Manchmal kehrt man auch zurück, für
Auch in diesem Jahr lädt die Auslandsge-
stellung und Origami, Kunsthandwerk und
kurz oder für immer. Zuhause kann man aber
sellschaft NRW ein, die vorweihnachtliche
Infostände runden das Programm ab.
auch bei sich selbst sein. Ein Tanz- und Thea-
Stimmung mit kulturellen Beiträgen und
Auslandsgesellschaft, Dortmund, ab 14 Uhr
terstück, das vom Da-Heim-Sein erzählt, mit
SO 01 | 12 | 2013 Mischmasch | Internationale Weihnachtsfeier
jungen Erwachsenen aus Bochum, minderjäh-
internationalen Leckereien zu genießen. Der 20-köpfige Volksmusikchor des türkischen Bildungszentrums tritt, begleitet von Saz, Gitarre und Trommel, unter der Leitung von
rigen Flüchtlingen aus der ganzen Welt und
MI 04 | 12 | 2013
Jugendlichen aus betreuten Wohngruppen.
Theater | Da-Heim (Premiere)
Schauspielhaus, Bochum, 19.30 Uhr
Nuran Özdemir auf. Yulia Parnes (Sopran) und
Daheim, Zuhause, Heimat. Das lässt an Gebor-
Ludmila Givoina (Klavier) laden das Publikum
genheit, Zuflucht und Sicherheit denken. Was
zu einer Zeitreise von der Renaissance bis zur
aber, wenn jungen Menschen bei dem Gedan-
Moderne ein. Griechische Lieder in Begleitung
ken an ihr Zuhause Angstgefühle und verstö-
von Gitarre und Akkordeon interpretiert Peter
rende Erinnerungen in den Sinn kommen?
Theaterregisseur, Schauspieler, Intendant, Film-
Sturm. Nach der Pause wird es weihnachtli-
Zuhause, das kann ein Ort sein. Ein Haus, eine
regisseur, Drehbuchautor, Komödienspezialist –
cher mit den Christmas Songs von Nina Tripp,
Stadt oder ein Land. Zuhause können Men-
und ein hochorigineller, unterhaltsamer Schrift-
Gesang, und Martin Brödemann, Klavier. Zum
schen sein: die Eltern, Geschwister, Verwandte
steller, der in seinem ersten, biografischen Buch
DO 05 | 12 | 2013 Lesung | Leander Haußmann
zeigt, wie man durch brillante Erzählkunst und umwerfende Komik aus Niederlagen und Skan-
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dalen leuchtende Siege macht. Doch insgeheim ist „Buh – mein Weg zu Reichtum, Schönheit
Wo echte Liebe zählt, ist unser Strom.
und Glück“ auch ein Dialog mit dem vor zwei Jahren verstorbenen Vater, dem Schauspieler Ezard Haußmann. Ihm setzt der Sohn mit seinem Buch ein berührendes Denkmal. Kammerspiele, Bochum, 20 Uhr Musik | Bluegrass & Americana Music Festival Die „Jamboree“ steht diesmal ganz im Zeichen der Stimme: Red Tail Ring (USA), The Carper Family (USA) und The Foggy Hogtown Boys (CAN). Bei aller Virtuosität, einem der
rom n St e u e en n n und n. e t ein r Jetz en werb ft siche n i d r n h erbe u c k s w t / u e G d . € 1 20 ew 2
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Viele Dinge sind für Dortmund typisch – ein Lokalpatriot zu sein gehört dazu. Und genau diese Lokalpatrioten suchen wir. Werben Sie einen Stromkunden und unterstützen Sie uns dabei, Dortmund weiterhin so lebenswert zu gestalten. Dafür setzen wir uns mit unseren
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zentralen Elemente im Bluegrass Konzept, fasziniert die Musik mindestens genauso stark durch die Songs, ihre Texte und die Art, wie sie interpretiert werden. Hervorgegangen aus der uralten Balladentradition des keltischen Kulturkreises, hat sich diese in der Begegnung mit anderen Kulturen im Schmelztiegel des östlichen Südens der USA zu einer eigenen Form entwickelt. Prägend und neu ist vor allem virtuose Mehrstimmigkeit, die den archaischen Balladen noch fehlte – Gänsehaut-Feeling ist garantiert, gute Stimmen berühren immer. domicil, Dortmund, 20 Uhr
26
DEW21_AZ_130x140_BoDo.indd 1
30.08.13 16:32
12 | 12 | 13 Bernd Begemann
08 | 12 | 13 Bochumer Menschenrechtspreis
war auch die erste, die niedergeknüppelt
senswerten Autor vorgenommen: Hermann
wurde. Tausende verschwanden in den Ge-
Harry Schmitz. Geboren am 12. Juli 1880,
fängnissen des Regimes oder wurden ins Exil
infolge eines Lungenleidens von der väter-
Die Neue Kolonie West, ein Zusammen-
gedrängt. Eine starke exil-iranische Szene hat
licherseits gewünschten Offiztierskarriere
schluss von Künstlern und Kulturschaffenden
sich im Ruhrgebiet entwickelt, sie vernetzt
verschont geblieben, wurde er bald ein ge-
des Unionviertels, präsentiert einen Kunst-
sich im Verein „Iran Freedom“. Von Bochum
schätzter Vortragskünstler im gesellschaft-
Marathon im Quartier. Hierbei sollen Leer-
aus unterstützt der Verein den Kampf für
lichen und kulturellen Leben seiner Heimat-
stände, gewerbliche Räume, Büros und auch
Freiheit und Demokratie. Kuratorinnen des
der öffentliche Raum mit Ausstellungen be-
Preises sind die Friedensnobelpreisträgerin
spielt werden. Bei dem Rundgang am Freitag
Shirin Ebadi – ihre Stimme ist eine der welt-
hat das Publikum die Möglichkeit, den Künst-
weit wichtigsten, wo immer es um Menschen-
lern wie bei einem Preview über die Schulter
rechte geht, sie wird in der Christuskirche die
zu schauen. Am darauffolgenden Samstag
Laudatio halten – und die Schauspielerin Jas-
finden tagsüber die Ausstellungen statt, und
min Tabatabai. Der Eintritt ist frei.
am Abend werden die vor Ort entstandenen
Christuskirche, Bochum, 16.30 Uhr
Kunst | Die X Gebote
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Dortmunder Weihnachtsmarkt 21. Nov – 23. Dez
Exponate zusammengetragen und bei einer amerikanischen Auktion versteigert. Der Ort für die Auktion wird noch auf www.neueko-
MO 09 | 12 | 2013
loniewest.de bekannt gegeben.
Podiumsdiskussion | Alltagsdiskriminierung
Heimatdesign, Dortmund, 14 Uhr
von Sinti und Roma – wie dem begegnen?
mo – do 10 – 21 Uhr fr u. sa 10 – 22 Uhr so 12 – 21 Uhr
Die Roma gehören zur größten Minderheit
Lesung | The Blog House
seit Jahrhunderten. Das Wissen über diese Gruppe ist jedoch mehr von Klischeebildern
Blogger aus dem Revier und dem World Wide
geprägt. Mit der Zuwanderung von Roma
Web lesen ihre Texte. Gastgeber zur späten
aus Südosteuropa werden viele Diskussionen
Abendstunde: Stefan Laurin, Mitbegründer
über Integration und Zusammenleben ge-
des Internetblogs ruhrbarone.de. Ein hoch-
führt, aber leider auch Ängste und Ressenti-
karätig besetzter Abend zum politischen
ments geschürt. Die Alltagsdiskriminierung
Reizthema „Freiheit und Verbote“. Der Grün-
gegenüber dieser Gruppe ist in der Gesell-
der des preisgekrönten Blogs „publikative.
schaft stark ausgeprägt. Ilona Lagrene (Vor-
org“ Andrej Reisin bringt sein Buch „Der Prä-
standsmitglied des Verbandes Deutscher Sin-
ventivstaat“ mit. Die beiden Ruhrpott-Punks
ti & Roma, Landesverband Rheinland-Pfalz),
Dennis Rebmann und Philip Stratmann lesen
Merfin Demir (Projektleiter bei „be young &
aus ihrer neuesten Veröffentlichung „Mit
roma“) und Oswald Marschall (Vorsitzender
Schmackes – Punk im Ruhrgebiet“. Ebenfalls
des Vereins Deutscher Sinti Minden) berich-
mit von der Partie: Martin Kaysh, bekannt als
ten aus ihrem Leben, ihrer Arbeit und ihren
„Steiger“ im Geierabend. Kontroverse Positi-
Erfahrungen in Deutschland, Moderation
onen und messerscharfe Pointen.
Bastian Pütter. Der Eintritt ist frei.
Institut, Schauspiel Dortmund, 22 Uhr
Auslandsgesellschaft, Dortmund, 19 Uhr
SO 08 | 12 | 2013
DI 10 | 12 |2013
Preisverleihung | Bochumer Menschenrechtspreis
Verkaufsoffener Sonntag in der City: 1. Dezember
in Europa. In Deutschland leben die Sinti
www.44511.de
SA 07 | 12 | 2013
www.dortmunderweihnachtsmarkt.de
FR 06 | 12 | 2013
Lesung | dond & daniel lesen
Vier Jahre ist es her, dass die Menschen im Iran
Wieder einmal haben sich die beiden vor-
ihre Rechte eingefordert haben. Die „Grüne
lesenden Buchhändler einen unbekannten,
Bewegung“, die erste in der arabischen Welt,
mehr oder weniger vergessenen, dennoch le27
06 | 12 | 13 Die X Gebote
13 | 12 | 13 Bastian Bielendorfer
stadt Düsseldorf. Sein erklärtes Vorbild ist
man muss sich nichts vormachen: Egal zu
Oscar Wilde. 1911 erscheint das erste Buch des
welcher Veranstaltung man diesen stets gut
Autor Bastian Bielendorfer, das wohl bekann-
„Dandys vom Rhein“ im Rowohlt Verlag. Die
gekleideten, brillant textenden und akkurat
teste Lehrerkind der Nation, liest aus seinen
Welt des Kleinbürgers im Industriezeitalter
beobachtenden Bernd Begemann einlädt, der
Büchern „Lehrerkind – Lebenslänglich Pau-
dient ihm als willkommene Zielscheibe. Für
Abend wird allein seiner sein, und das ist gut
senhof“ (2011) und „Lebenslänglich Klassen-
seine Protagonisten endet dies zumeist töd-
so. Wer ihn kennt, weiß, dass es sich lohnt,
fahrt – Mehr vom Lehrerkind“ (2013). Seine
lich. Dond und Daniel lesen aus dem „Buch
vorbeizukommen. Bernd Begemann schreibt
komische Autobiographie, die davon erzählt,
der Katastrophen“. Der Eintritt ist frei.
Songs, bei denen man sich dabei erwischt, wie
wie es sich anfühlt, 13 Jahre lang im tauben-
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
man grandiose Zeilen mitsingt. Und davon hat
kotgrauen Pädagogenpassat zur Schule ge-
er Hunderte parat. Kein Witz!
fahren zu werden, hält sich nun bereits mehr
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
als 54 Wochen in den Top 10 der Spiegel-Best-
DO 12 | 12 | 2013
sellerliste. Musikalisch begleitet wird Bastian
Musik & Gespräch | Finke & Begemann Herzscheiße.5:
Tommy
Finke
präsentiert
Bernd Begemann. Tommy freut sich darüber
FR 13 | 12 | 2013 Lesung | Bastian Bielendorfer
so sehr, dass er diesmal gar nicht erst versucht,
Am „Zweiten Freitag“ im Dezember be-
einen zweiten Gast daneben zu setzen. Denn
kommt „bodo “ am Schwanenwall literarisch
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hochkarätigen Besuch aus Köln. Bestseller-
Bielendorfer von seinem Weggefährten, dem Dortmunder Musiker Hannes Weyland. bodo, Dortmund, 19.30 Uhr
SA 14 | 12 | 2013 Design | Yard Designmarkt Ein wochenende lang präsentieren im Dezember über 70 Künstler, Designer und Kreative ihre Werke. Bilder, Textilien, Accessoires, Möbel, Schmuck, Gadgets – hier entdeckt und findet man auf über 650 qm Ausstellungsfläche die besonderen Dinge, auch Kunstdrucke und Leinwände von Künstlern der Region. Die außergewöhnliche Atmosphäre der Rotunde dient dabei als Kulisse für ein breites Rahmenprogramm, das für zusätzliche Freude am Stöbern sorgt: Beats und Rare-Grooves funken aus dem Musikwohnzimmer, die Siebdrucksession lädt zum Mitmachen ein und das wirzwei-Café zum Entspannen zwischendurch. Rotunde, Bochum, 12 – 19 Uhr
SO 15 | 12 | 2013 Frühschoppen | Fritz Eckenga, Peter Großmann u.a. Wieder geht ein Sportjahr zu Ende. Wer war der Sportler des Jahres, was waren die spielentscheidenden Szenen? Fragen, auf die es auch 2013 eine Antwort zu geben gilt. Und da die Dramen um Raphael van der Vaart und Mario Götze schon schlimm genug waren, kommt „Klopp kommt nicht“ unverändert in fachkundiger Bestbesetzung: Kabarettist Fritz Eckenga und ARD-Sportfreund Peter Großmann haben 28
14 | 12 | 13 Yard Designmarkt
17 | 12 | 13 Grossstadtgeflüster
nicht nur die Reporterlegende Manni Breuckmann aufgestellt, sondern kommen wieder mit fantastischer musikalischer Unterstüt-
nialer Musiker und begnadeter Moderator.
Mi 18 | 12 | 2013
Gemeinsam bilden sie ein FleischermeisterTriumvirat, um in der Weihnachtsmetzge-
Kabarett | Nicolas Evertsbusch
zung der „guten Freunde“ Peter Freiberg, Uli
Die Kölnische Rundschau bezeichnet ihn als
rei eine Gag-Schlachtplatte aufzufahren.
Schlitzer, Peter Krettek und Thomas Koch in
„die gelungene Kreuzung aus Heinz Erhardt
Und so entpuppt sich die ganze Weih-
den „Fritz-Henßler-Park“ nach Dortmund. Die
und Franz Liszt.“ In seinem kabarettistischen
nachtsgeschichte
Höhepunkte 2013 werden analysiert, inter-
Jahresrückblick
herrlich schräger Budenzauber.
pretiert und weggelacht. Nicht nur für Sport-
sich auffällig viele Ps: Papstrücktritt, Pfer-
freaks ein äußerst unterhaltsames Spektakel!
defleischskandal, Panne beim Lotto, Pundes-
Fritz-Henßler-Haus, Dortmund, 11 Uhr
tagswahl... ach ja, und er: der Peer. Welche
„Jahrquarium“
tummeln
großen und kleinen Fische sonst noch eine Rolle spielten, ruft Ihnen Nicolas Evertsbusch
DI 17 | 12 | 2013 Musik | Grossstadtgeflüster
zwangsläufig
als
ein
Cabaret Queue, Dortmund, 20 Uhr
SA 21 | 12 | 2013 BODO VERLOSUNG | „Akte X-mas“
charmant, ironisch und verspielt in Erinne-
Die Weihnachtsrevue, nach der sie einpacken
rung. Sich selbst am Klavier begleitend singt
können! Mit Thomas Koch, Fritz Eckenga, Claus
Jen Bender, Raphael Schalz und Chriz Falk
er sich durch die vergangenen Monate.
Dieter Clausnitzer, Kat-
schicken uns auf einen wilden Ritt durch Elek-
Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr
inka Buddenkotte, Torsten Sträter, Andy Strauß,
tro, NDW, Rock, Rave und Experimental. Hätte man einen ganzen Satz um das umtriebige Berliner Trio zu beschreiben, dann wäre es vielleicht dieser: „Grossstadtgeflüster“ sind
Björn Jung, Paul Wall-
DO 19 | 12 | 2013
fisch, Charlotte Brandi, Jenny Bischoff, Ulrich Schlitzer u.a. Das wird
Kabarett | Telök & Sanftenschneider
unartige Hippies 2.0 mit großer Klappe und ei-
„In der Weihnachtsmetzgerei“ ist ein X-
keine „Stille Nacht!“ Das kann zu Beginn der
ner Liveshow, die kratzt, beißt, johlt, schnurrt
mas-Comedy-Shop
speziellen
Feiertage auch ganz schön laut werden! So wie
und genüsslich in den Allerwertesten tritt.
Art. Mit den Comedy-Fachverkäufern „Der
in der Familie, wenn die Generationen aufein-
Nach drei Studio-Alben und Hunderten von
Telök“, beinharte Blutgrätscher auf dem
anderprallen, ein Clash der Kulturen unterm
Konzerten präsentieren die Tausendsassa, ihr
Feld absurder Komik und Deutschlands ein-
Weihnachtsbaum! Wortgewaltige, aber ein-
brandneues Album: „Oh, ein Reh!“.
ziges dreiarmiges Comedy-Duo, und dem
fühlsame Bühnenmenschen mit klassischer
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20.30 Uhr
Womanizer Helmut Sanftenschneider, ge-
Weihnachtsliteratur treffen auf Wortakroba-
der
ganz
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14.11.13 12:47
29
19 | 12 | 13 Telök & Sanftenschneider
15 | 12 | 13 Fritz Eckenga, Peter Großmann u.a.
ten und Musiker, die sich der Wahrheit über
ren Art.“ (RN). Anmeldung: 0231 – 950 978 0
Bahnhof Langendreer wird laut und heftig ge-
den Weihnachtswahnsinn verschrieben haben.
Bodo-Anlaufstelle, Stühmeyerstraße 33,
feiert. DJ Sabotage und DJ Tingwa haben be-
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Bochum, 11 Uhr
reits die Kerzen auf die Kopfhörer geschraubt und packen ordentlich soulful rap, funky elec-
Teilnahmebedingungen auf Seite 25. Soziales | Stadtführung mit bodo-Verkäufern Wie verbringen eigentlich Menschen auf der
trics und discotrash in die Geschenkeboxen!
DI 24 | 12 | 2013
Bahnhof Langendreer, Bochum, ab 23 Uhr
BODO VERLOSUNG | Holy Shit!
bodo verlost 2 x 2 Karten.
Straße ihren Tag? Wo halten sie sich auf, wel-
Einige sitzen andächtig unter dem Weih-
che Angebote und Hilfen gibt es? Wie sieht die
nachtsbaum, tragen Gedichte vor und singen
Stadt aus der Sicht der „Menschen am Rand“
bis spät in die Nacht
aus? Bei bodos sozialer Stadtführung zeigen
Weihnachtslieder
Verkäufer des Straßenmagazins „ihr“ Bochum.
Kreise der Familie, an-
BODO VERLOSUNG | Cosmotopias Weihnachts-Sause
„Spannende Einlicke – Gezeigt werden hier ty-
dere wiederum genie-
Alle Jahre wieder! Bei der Cosmotopia Weih-
pische Aufenthaltsorte Obdachloser. Bei dem
ßen die Stille des Weih-
nachts-Sause können die dazugewonnenen
Rundgang führt bodo-Verkäufer Markus Neiß
nachtsabends, um später bei einem Glas
Pfunde von den Rippen
die Teilnehmer zu sechs Stationen, zwei Stun-
Rotwein zum xten Mal „Ist das Leben nicht
getanzt, leckere Cock-
den dauert die Bochum-Tour der etwas ande-
schön?“ mit James Stewart zu sehen... Im
tails mit den Liebsten
im
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
MI 25 | 12 | 2013
geschlürft und alle die ANZEIGE
wiedergesehen werden, Ticket-Hotline:
0234 13003
die sich zu Weihnachten in der Heimat blicken lassen oder einfach nur Lust haben, ordentlich abzufeiern. Unterm Weihnachtsbaum liegen die feinsten Funk- und Soul-Scheiben, präsentiert von den Funktronix. Und da man
01. Nov. 2013 - 26. Jan. 2014
ja nie genug Geschenke auspacken kann, gibt es auch noch Oldschool Hip Hop vom Wolf, Worldbeats von Chile bis nach Ghana vom Radius und Balkan Beats vom Ece. Großmarktschänke, Dortmund, ab 22 Uhr bodo verlost 3 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
DO 26 | 12 | 2013 BODO VERLOSUNG | Jazzmatinee im Opernhaus In bewährter Weise öffnet die traditionelle Weihnachts-Jazzmatinee des domicils am zweiBrunch & Varieté Show mit Brunchbüfett
am (So.) 10.11., 01.12., 08.12.; 15.12., (Do.) 26.12.2013 sowie 05.01., 12.01., 19.01. und 26.01.2014 um 10.30 Uhr
Satt & Lustig
Show mit Schlemmerbüfett
07.11.2013 und 16.01.2014 um 18.30 Uhr
ten Weihnachtsfeiertag erneut ein großes Schaufenster in die lokale und regionale Jazz-Szene, in diesem Jahr bereits zum 42. Mal. 10 Bands präsentieren auf 5 Bühnen Musik von Modern Jazz bis Soul, von Weltmu-
Showzeiten: Do.-Sa. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr & Mi. 4.12. und 11.12. 20.00 Uhr
Varieté et cetera Herner Str. 299 44809 Bochum 30
www.variete-et-cetera.de
sik bis Big Band, von Swing bis elektronischen Grooves: Patric Siewert Group, Lars Kuklinski Ensemble, Groove m.b.H., schwarz-rot Atemgold,
21 | 12 | 13 Stadtführung mit bodo-Verkäufern
Yellow Express, Mr Shirazy & The Exile Orchestra, Percussion Crime, Roman Babik, Choo Choo
26 | 12 | 13 Total Paranormal Weihnachtsshow
unter der musikalischen Leitung von Paul
SO 29 | 12 | 2013
Wallfisch, garantiert mit viel Humor und
BODO VERLOSUNG | Alice Francis [urban urtyp #31]
schräg, teils neu vertonten Texten. Schun-
Opernhaus, Dortmund, 11 Uhr
Alice Francis tritt nicht auf, sie erscheint.
keln, Mitklatschen und Headbangen sind
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Und mit ihr eine Zeit, in der Elektrik noch
strengstens erwünscht!
Panini und die Pilspicker Jazzband.
Teilnahmebedingungen auf Seite 25 BODO VERLOSUNG | Honigdieb
was Neues war. Nostalgie?
Schauspielhaus, Dortmund, 17 Uhr
Nein, diese Gegenwart ist voll-
bodo verlost 3 x 2 Karten.
kommen rein und verrucht,
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
Auch in diesem Jahr lädt Sir Hannes Smith,
sie knipst das Licht an, als sei
Punk der ersten Stunde, Dortmunder Origi-
es gestern erfunden. Mit der
nal, Plattenhändler und
mondänen Geste großer Show,
wandlungsfähiger Büh-
die wirklich wenige beherr-
ANZEIGE
Verkäufe-
schen … et voilà, die Lady des Swing. Swing
rinnen und Verkäufer
mit Elektrobeats, die klingen wie ein Na-
des Straßenmagazins zu
turgesetz. „Neo-Charleston“ nennt sie ihre
seinem Weihnachtskonzert ins FZW ein. Mit
Art, kein Leben als Zitat zu führen, sondern
seiner Mischung aus Punkpolka, Rock, Indie
das Zitat zu beleben. Was immer zur Ästhe-
und Chanson wird der „Honigdieb“ in Insider-
tik der 20er passt, es passt zu ihr und ihrer
kreisen schon lange als Kultband gefeiert. Die
Stimme: Dieses Verruchtsein ist Gnade. Sie
feine Ironie zwischen den Zeilen der durchweg
kann es einfach, sie scattet und swingt wie
Sa, 07.12.2013, 18.00 Uhr Zirkus Fritzantino –
deutschsprachigen Texte erkennt nicht jeder
Billie Holiday und Eartha Kitt und dann mit
„Die Weihnachtsgala 2013“
beim ersten Hinhören, die Songs aber gehen
jenem Hauch, den nur die Monroe in der
sofort ins Ohr und kombinieren positives Le-
Stimme hatte, ganz nah am Mikrofon.
So, 08.12.2013, 16.00 Uhr Zirkus Fritzantino –
bensgefühl mit mitreißenden Melodien. Unter
Christuskirche, Bochum, 19 Uhr
dem altbekannten Motto laden die Honigdiebe
bodo verlost 3 x 2 Karten.
zum zehnjährigen „Sei wie du bist“-Jubiläums-
Teilnahmebedingungen auf Seite 25.
nenkünstler
FZW, Dortmund, 20 Uhr bodo verlost 3 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 25
Fr, 13.12.2013, 20.00 Uhr Watt’n Hallas 19 Fritz Eckenga, Peter Großmann u.a. „Klopp kommt nicht - Der Sport Jahresrückblick“
Sa, 14.12.2013, 20.00 Uhr Watt’n Hallas 19 Fritz Eckenga, Peter Großmann u.a.
DI 31 | 12 | 2013
„Klopp kommt nicht - Der Sport Jahresrückblick“
BODO VERLOSUNG | Drama Queens Sie sind zurück! Ein Theater-Ensemble außer Kontrolle und mit überschäumenden
Magie | Total Paranormal Weihnachtsshow
Gefühlen,
Dezember 2013
„Die Weihnachtsgala 2013“
konzert ein, was wir als Fans auch allen Lesern ans Herz legen, sich nicht entgehen zu lassen!
HAUS DER JUGEND
die
sich
Der 2. Weihnachtstag steht bei „ekamina“ tra-
nicht mehr in Worten
ditionell im Zeichen von Zauberei und Trash-
ausdrücken lassen: Sie
magie. Es werden Tannenbäume schweben,
wollen einfach gesun-
Zimsterne verschwinden und die Zukunft aus
gen sein! Nach dem
Bratäfeln gelesen. Oder so ähnlich. Das fabel-
überwältigenden Erfolg von „La Cantina
hafte Magierquartett, bestehend aus Mario
Adrenalina“ in der Spielzeit 2012|13 gibt es
Schulte, Kotelett Schabowski aus Ost-Ostekis-
nun den heiß ersehnten Nachfolger: „Dra-
tan, Pille dem Kartenhai und Magic Mark Wei-
ma Queens – Neue Songs aus der Kantine“.
de, zeigt eine Show, die mit ebenso erstaunli-
Die Königinnen und Könige der Selbstinsze-
chen Tricks aufwartet, wie sie die Lachmuskeln
nierung sind zurück und lassen die Gefühle
strapaziert. Witzig, verblüffend, unterhaltsam
sieden, bis die Kantine auf der Bühne wa-
und spannend, mit Possen von kalkulierter Al-
ckelt und die Zuschauer nichts mehr in den
bernheit und Kunststücken auf Weltniveau.
Sitzen hält: Ein Schauspieler-Liederabend
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
mit lauten und leisen Tönen der Extraklasse
So, 15.12.2013, 11.00 Uhr Watt’n Hallas 19 Der Frühschoppen Fritz Eckenga, Peter Großmann u.a. „Klopp kommt nicht - Der Sport Jahresrückblick“
Mi, 18.12.2013, 20.00 Uhr Watt’n Hallas 19 Fischer & Jung – „Ladies Night“ Fr, 20.12.2013, 20.00 Uhr WDR 5 präsentiert: Thomas Koch – „Akte X-mas“ Die Weihnachtsrevue, nach der Sie einpacken können!
Sa, 21.12.2013, 20.00 Uhr WDR 5 präsentiert: Thomas Koch – „Akte X-mas“ Die Weihnachtsrevue, nach der Sie einpacken können!
Fritz-Henßler-Haus Geschwister-Scholl-Str. 33-37 44135 Dortmund · www.fhh.de
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BODO GEHT AUS
Kleine Zuckerbäckerei | Bochum Köstliches aus Kuchenländern
von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
cakes und Feingebäck, welches in Schaufenster und Auslage wartet. Auch auf uns.
Sie nennen es ihr KachelCarré, eine an der
Wir gehen gleich aufs Ganze und ordern,
Hunscheidtstraße in Bochum-Ehrenfeld
für 8,50 Euro pro Person, das „Nostalgi-
gelegene Zeile kleiner Ladenlokale, in der
sche Kaffeekränzchen“ mit verschiedenen
kam sie mit neuen Ideen zurück. Unser
60er Jahren im Stil der Zeit als solche ge-
Sorten Kuchen, Gebäck und Pralinen, dazu
erster gemeinsamer Laden erwies sich
dacht und gebaut. Flaches Dach, geflieste
eine Kanne Tee oder Kaffee, eingedeckt
schon bald als zu klein. Im Sommer sind
Fassade, große Fenster, überschaubare
mit nostalgischem Geschirr. Wir würden es
wir umgezogen. Leider musste Gudrun aus
Quadratmeterzahl. Neben einem Geschäft
wieder tun.
gesundheitlichen Gründen kürzer treten.
für ausgefallene Taschen und einem Atelier für Glaskunst ist seit dem Sommer die Kleine Zuckerbäckerei hier zu Hause. Letztere wird von Anke Rönisch betrieben. Es heißt, viele Kunden würden kilometerweit fahren, um sich bei ihr mit Leckereien einzudecken.
32
Anke Rönisch setzt, nachdem sie zwischenzeitlich Sozialpädagogik studiert hatte, die Familientradition fort. Großtante
Sie ist aber noch immer die gute Fee im Hintergrund. Mein Mann Ralf ist jetzt der Cupcake-Macher.“
und Großonkel führten eine Konditorei in
Was Anke Rönisch anbietet, stammt grund-
Bochum-Linden. Bei ihnen hat sie gelernt.
sätzlich aus eigener Herstellung. Als gelern-
Den großen Betrieb aber wollte sie nicht
te Konditorin verwendet sie ausnahmslos
übernehmen, später aber verwirklichte sie
natürliche Aromen, echte Bourbon-Vanille
Der Inneneinrichtung und Farbgestaltung
doch noch ihren nie ganz aus den Augen
oder geriebene Zitronenschalen und
nach zu urteilen ist die Kundschaft in der
verlorenen Traum der eigenen, überschau-
experimentiert gern mit ausgefallenen
Mehrzahl weiblichen Geschlechts. Flieder-
baren Konditorei. Mit einer kompetenten
Gewürzen. Viele Rezepturen haben sie
farbene Wände, ein altrosa Sofa, Blüm-
Partnerin an ihrer Seite. „Es war keine
und Gudrun Röttger eigens entwickelt, in
chen und Schleifen. Aber alles diesseits
Schnaps-, es war eine Kaffeeidee“, erzählt
keinem Backbuch sind diese zu finden. Die
des verschärften Kitsches, skandinavisch
sie. „Gudrun Röttger, die Frau unseres
Basis jedoch ist und bleibt das traditionelle
anmutend, mit hellen Hölzern und geraden
Pfarrers, kann phantastisch backen und
Handwerk. Als erklärtes Idol nennt sie die
Linien. Das passt vorzüglich zu dem Ange-
Cupcakes sind ihre absolute Spezialität. Oft
englische Starkonditorin Peggy Porschen,
bot an außergewöhnlichen Torten, Cup-
ist sie nach England gefahren, und immer
zu deren Kundschaft mittlerweile die
KULTUR
Der Wunsch des Zauberers Die Geschichte einer der erfolgreichsten Kleinkunstbühnen des Ruhrgebiets beginnt wie ein Märchen: „Wenn ich alt bin, will ich ein eigenes Theater haben“, sagte eines schönen Tages der junge Zauberer Robinson zu seinen Kollegen vom Zauberverein. von Max Florian Kühlem | Fotos: Daniel Sadrowski
Queen zählt oder Künstler wie Elton John. Rönisch schaut freilich nicht nur über den Kanal, von wo aus der aktuelle Trend zum Cupcake nach Deutschland schwappte, sie lässt sich ebenso von französischen Tartes und österreichischen Torten inspirieren. Schließlich stammt die Berufsbezeichnung des Zuckerbäckers aus Österreich und meint, im Gegensatz zum einfachen Bäcker, den Konditor. Auf diesen Unterschied wird in der Kleinen Zuckerbäckerei großen Wert gelegt. Wie auch auf die Weitergabe handwerklichen Wissens: Mit Vanessa Schnabel und Ann-Katrin Donger werden hier gerade die ersten Azubis des Ladens auf ihren späteren Beruf vorbereitet. (wk) Kleine Zuckerbäckerei Hunscheidtstraße 61, 44789 Bochum Di. bis Fr. 10 bis 18.30 Uhr Sa. und So. 14 bis 18 Uhr. Tel. 0234 – 70 95 53 71 www.kleine-zuckerbaeckerei.de
Und da die Wünsche von Zauberern
Durch Artikel in Monatsmagazinen und
bekanntlich gerne in Erfüllung gehen,
Zeitungen wurden schnell Künstler auf
konnte Robinson dieses Jahr mit seiner
die neue Kleinkunstbühne aufmerksam,
Frau Angelika (Foto) den 20. Geburtstag
und Robinson, Angelika und Heiner
des Theaters Zauberkasten feiern. Gefei-
mussten gar nicht viel tun, um nicht nur
ert haben sie mit der beliebten Mix-Show
ein Zauber-, sondern ein bunt gemischtes
„Alles im Kasten“, die es schon zum fünf-
Programm aus Kabarett und Kleinkunst,
ten Jubiläum gab und zu der jetzt zehn
Comedy und Travestie auf die Beine
Künstler vorbeischauten – darunter viele
zu stellen. Viele Comedians, die heute
langjährige Gefährten.
Fernsehberühmtheiten sind, haben auf der kleinen Bochumer Bühne angefangen.
1993 gab es im Gebäude der ehemaligen
„Auch Mario Barth war 2002 schon bei
Zeche Lothringen zwar schon den Verein
uns“, erzählt Robinson, „aber heute ist
Kulturrat, und auch der Holzschnitt-
an den gar nicht mehr ‘ranzukommen.“
künstler H.D. Gölzenleuchter hatte seine
Andere – Bernhard Hoëcker, Sia Korthaus
Werkstatt „Wort und Bild“ eingerichtet.
oder Hans Gerzlich zum Beispiel – kommen
Doch das Gelände war anders als heute
immer wieder gerne, probieren neue Pro-
kein erschlossenes Kreativquartier mit
gramme vor kleinem Publikum aus.
asphaltierter Straße, ausgebauten Parkplätzen und angeschlossenem Einkaufszentrum. Mit seinem Zauberer-Freund Heiner Bödecker, der den leeren Dachgeschossraum entdeckt hatte, rumpelte Robinson über den Schotterweg, verlegte einen neuen Boden, baute eine Bühne, besorgte eine gebrauchte Lichtund Tonanlage und hängte mit
bodo verlost ein Kaffeetrinken für 2 Perso-
Planen einen Foyerbereich ab. Fertig
nen im Café Kleine Zuckerbäckerei (s.S.25)
war der Zauberkasten. 33
DAS INTERVIEW
„Esther Münch hat hier sieben Tage hintereinander gespielt“, berichtet Angelika, „jeden Tag ein anderes Programm, und es war immer ausverkauft.“ Warum sie stattdessen nicht für einen Tag zum Beispiel den Ruhrcongress bucht? „Weil sie kleine Säle und die Atmosphäre hier liebt, weil wir unkompliziert sind.“ Zum Wunsch, der sich Anfang der 80er Jahre im Kopf des 30-jährigen Robinson formte, gehörte allerdings mehr, als nur ein eigenes Theater zu besitzen: „Ich
„Unser Körper ist kein Endlager“
wollte es, damit ich nicht immer raus muss“, erinnert er sich. Der Plan, drei- bis viermal in der Woche selbst auf der Bühne zu stehen und dafür immer ausreichend zahlendes Publikum zu haben, war allerdings zu blauäugig. „Zauberer kriegen die Leute heute umsonst auf jedem Betriebsfest zu sehen“, sagt Robinson. „Und wenn man nicht in einer großen Halle Elefanten verschwinden lässt, ist es schwierig, sich durchzusetzen.“
bodo Die ganze Nation schaut auf Sie als Fernsehköchin. Wie ist es, berühmt zu sein? SW Ach naja, ich beschäftige mich nicht mit meiner Popularität. Ich bin auch noch lange nicht am Ende meines Weges angekommen. Ich habe einfach so viele wichtige Themen, von denen ich mir wünsche, dass die Menschen sie wahrnehmen. Berühmt sein an sich hat keinen Wert und ist ohne Bedeutung. „Massenmörder sind auch berühmt“, sagt meine Mutter immer ... Und Recht hat sie! bodo Sie sind selbst als Kind nicht gerade auf Rosen gebettet gewesen. Wie war Ihre Kindheit? SW Meine Kindheit war ungeordnet und unorthodox. Sie war sicherlich nicht rosig. Zudem
Was im Zauberkasten jedoch funktioniert,
waren wir arm, aber Kinder nehmen die Realität immer genauso wie sie ist. Einen Mangel
ist die ganz kleine Form: Bei der monatli-
habe ich nicht gespürt, auch wenn man das objektiv so hätte sehen können.
chen Veranstaltung „Close Up – Tischzauberei“ treffen drei mal zehn Zuschauer drei mal eine halbe Stunde lang Zauberer an ihrem Tisch: Doc Robinson mit seiner magischen Ambulanz, Angelika, die aus dem Nähkästchen zaubert, und Christoph mit seinen Kartentricks. Was im Zauberkasten auch schon seit 20 Jahre funktioniert: ohne institutionelle Förderung über die Runden zu kommen. Die gelernte Steuergehilfin und Buchhalterin Angelika hat stets den Rat des verstorbenen Kodirektors Heiner Bödecker beherzigt:
SW Im Grunde bestürzt es mich, wenn Menschen, die einfach gesund und schmackhaft essen wollen und mit ihrem natürlichen Essverhalten gleichzeitig funktionierende ökologische Kreisläufe befördern und schützen wollen, schon als radikal gelten. Der Mensch als Teil der Natur sollte natürlich essen. Sein Stoffwechselsystem hat sich im Verlauf der Evolution perfekt an seine Nahrung angepasst. Stark verarbeitete Nahrungsmittel, gezuckerte und gefärbte Limonaden, Kunstessen mit angereicherten Zusatzstoffen, wie beispielsweise Margarine, die meine Oma nie als Lebensmittel anerkannt hätte, wird die Menschen nicht gesund bleiben lassen.
„Halt‘ das Geld zusammen!“ Ihre Einstel-
Abgesehen davon ist die Art, wie wir Nahrung
lung zum Thema Förderung hat sich über
industriell in der Fabrik erzeugen, eine Ressourcen-
die Bochumer Haushaltskrise gefestigt, als
Vernichtungsmaschine. Auf dem Acker wachsen
auch bei der Freien Kultur gespart wurde:
34
bodo Sie sind ja ziemlich radikal. Keine Margarine, kein Plastik. Wie kann man das schaffen?
Hybridgemüse und Obst, das auf Haltbarkeit und
„Was wir nicht kriegen, kann man uns auch
reproduzierbare Normgrößen gezüchtet wird. Die internationalen Saatguthersteller ver-
nicht wegnehmen.“ Auch, wenn sie ganz
langen jedes Jahr Geld für diesen degenerativ unfruchtbaren Samen und verkaufen ihn im
langsam auf das Rentenalter zugehen, ver-
Paket mit Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden, die der Natur den Garaus machen. Dabei
schwenden Robinson und Angelika keinen
ist das Saatgut seit jeher allgemeines Menschenerbe und jede Sorte hat Hunderte oder
Gedanken ans Aufhören: „Wir machen das
Tausende unterschiedliche Ausprägungen. Die Industrie hat nur ein Qualitätsmerkmal: die
so lange, wie es möglich ist – und Johannes
Haltbarkeit! Der Geschmack, Inhaltsstoffe, individuelles Aussehen, die langen Erntezyklen
Heesters werden wir wohl toppen.“
von Lebensmitteln – all dies wird dem Standard einer globalisierten Normierung unter-
(Max Florian Kühlem)
worfen, so als könnte man Leben normieren.
Sarah Wiener ist nicht nur eine unterhaltsame Fernsehköchin, sondern auch eine engagierte und meinungsstarke Autorin. „Zukunftsmenü – Warum wir die Welt nur mit Genuss retten können“, heißt ihr aktuelles Buch. Darin wettert die handfeste Österreicherin nicht nur gegen gewinnfixierte Lobbyisten der Lebensmittel- und Agrarindustrie und verstümmelte Hybridschweine. von Hubert Ostendorf | Fotos: Sarah Wiener GmbH
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bodo In seinem berühmten Buch „Tiere essen” behauptet der US-
ich wünschte, wir alle würden nicht alles einfach in uns hineinstopfen,
Bestseller-Autor Jonathan Foer, wir müssten aufhören, Fleisch in uns
was man uns vorsetzt.
hineinzustopfen. Was denken Sie darüber? SW Da hat er Recht! Macht uns unser Fleischkonsum glücklicher? Gesün-
bodo Sie sagen, unser Körper sei ein Endlager. Inwiefern?
der? Besser? Nein! Er hat nur zur Folge, dass wir nicht mehr wissen, was
SW Glauben Sie im Ernst, dass sich die tausend Tonnen an Aroma- und Zu-
wir essen, woher die Tiere kommen, wie sie gehalten und geschlachtet
satzstoffen, Medikamenten, Pestiziden, Umweltgiften, Weichmachern usw.
werden. Unsere Nutztiere (zu 99 Prozent auch hybrid) werden verstüm-
einfach in Luft auflösen? Dass ein Großteil mit unseren Ausscheidungen an
melt, auf Eigenschaften wie hohe Eierlegeleistung, viel Brustfleisch, viel
Mutter Erde entsorgt wird, ist ja wirklich kein Trost, wenn wir wissen, dass
Milch gezüchtet und wesensfremd gefüttert, meist mit Mais und Soja,
uns der sogenannte Dreck unter unseren Füßen wiederum nährt. Es ist der
welches in mehrere Hektar großen Monokulturen wächst und wiederum
Boden, auf dem wir stehen, der uns zu essen gibt.
Böden zerstört und Kleinbauern von ihren angestammten Ackerflächen verdrängt. Oft werden auch Industrieabfälle verfüttert. Tiere werden ausgebeutet und gequält. Böden erodieren, Wasser wird vergiftet. Menschen verhungern und stürzen sich in Abhängigkeit von genau diesem System, weil sie keine andere Wahl haben. bodo Sie wollen nicht bloß einfach eine Köchin sein, die das Einfache zum Maßstab erhebt, Sie wollen, wie es scheint, die Welt retten. Sind Sie eine Missionarin, und inwiefern kann ein bewussterer Umgang mit Nahrung zu einer besseren Welt beitragen? SW Ich bin natürlich eine Köchin. Sogar eine richtig leidenschaftliche, und ich bin stolz darauf! Und genau darum ist es mir so wichtig, Essen mit Genuss zu verbinden. Wir alle sollten uns für das interessieren, was uns das Leben erst ermöglicht, uns gesund erhält und uns nährt. Nur wenn wir von den Dingen wissen, können wir nicht manipuliert werden und unsere eigenen Entscheidungen treffen. So einfach ist es. Das Richtige und Gute zu essen, hat aber immer auch mit persönlichem Genuss zu tun. Was für mich gut ist, ist auch für die Natur gut. Ich kann durch meine persönlichen Entscheidungen Einfluss nehmen. Nur möchte uns heute eine milliardenschwere Marketingmaschinerie weismachen, dass wir mit gesundem Menschenverstand und mit Hauslogik nicht mehr in der Lage wären, uns gesund zu ernähren. Wir sollen lieber abgepackte Nahrung, angereichert mit bis zu 400 Zusatzstoffen, Füllstoffen, Industriezucker und Transfetten zu uns nehmen. Nun gut. Wenn ich mir so zuhöre! Ich gebe zu: Ich habe doch eine sehr dezidierte Meinung zu unserer Ernährungssituation. Und
bodo Haben Sie schon einmal in einer Armenküche gegessen? SW Ja, das habe ich. Ich fühle mich der österreichischen Heilsarmee durch einen Zufall sehr verbunden. Auch ich könnte dort stehen, in der Schlange der Hungernden und derer, die durch den Rost der sogenannten besseren Gesellschaft gefallen sind. bodo Was halten Sie davon, den Abfall der Wohlstandsgesellschaft an Obdachlose zu verfüttern? Müssen wir nicht eine gerechtere Gesellschaftsordnung entwickeln, um alle satt zu bekommen? SW Ja, das wäre unsere moralische Aufgabe. Genau darum geht es. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Ich bin von der Skrupellosigkeit, Menschen Abfall, stark verarbeitete Industrienahrung oder genmanipulierte Speisen als Almosen zu reichen, angewidert und entsetzt. Mehr Zynismus geht in meinen Augen nicht. bodo Der Globalisierungskritiker und Buchautor Jean Ziegler hat einmal gesagt: „Ein Kind, das verhungert, wird ermordet.” Und die Welternährungsorganisation FAO hat errechnet, dass wir 12 Milliarden Menschen, also doppelt so viele wie heute, ernähren könnten, wenn Nahrung nicht der Spekulation des Marktes ausgesetzt und also gerecht verteilt würde. Es müsste nicht alle fünf Sekunden ein Kind an Hunger sterben. Was meinen Sie dazu? SW Dort sind es die Hungernden, hier eine noch größere Zahl an Fettsüchtigen, die auch noch mangelernährt und chronisch krank sind oder dabei sind, es zu werden. Ein Problem der gleichen Ursachen. Wir alle sollten schnell, laut und mutig aussprechen, dass wir nicht damit ein-
Sarah Wiener, österreichische Spitzen-
verstanden sind, und eine gesellschaftsübergreifende Diskussion genau
köchin mit Sendungsbewusstsein. Als
darüber führen, um Lösungen zu finden!
Jugendliche trampte sie durch die Welt – ohne Schulabschluss oder Berufsaus-
bodo In Deutschland muss niemand verhungern. Aber: Kann man sich
bildung, lebte zwischenzeitlich von der
von Hartz IV menschenwürdig ernähren?
Sozialhilfe. 1999 eröffnete sie in Berlin ihr erstes Restaurant, es folgten weitere in bodo verlost zwei
anderen Städten. Mit dem Forschungsin-
Exemplare von Sarah
stitut für Kinderernährung in Dortmund
Wieners neuem
hat sie die „Optimierte Mischkost“ ent-
Buch „Zukunftsmenü“
wickelt. Ihre Stiftung setzt sich ein „Für
(siehe Seite 25).
gesunde Kinder und was Vernünftiges
SW Solange so viele Menschen nicht mehr kochen können oder wollen, würde ich sagen: Wir haben zuallererst ein Aufklärungs- und Bildungsproblem. Mehr Geld allein wird die Welt ganz sicher nicht besser und nachhaltiger machen. Das gilt für jede Schicht! bodo Was ist Ihnen im Leben wertvoll?
zu essen“ und führt Kochkurse in Schulen
SW Was ich gesagt habe, wofür ich stehe. Und: mein Körper und die
und Jugendeinrichtungen unter ande-
Zuneigung, von denen, die ich liebe.
rem in Dortmund durch. Sarah Wiener hat einen erwachsenen Sohn.
36
Hubert Ostendorf / fiftyfifty
Kurt-Michael, Witten „Das Leben ist ein Auf und Ab. Zuletzt lief es gut, jetzt gerade nicht. Ich wünsche mir, dass die Talfahrt nur der Anlauf für den nächsten Aufschwung ist.“
WENN ICH MIR WAS WÜNSCHEN DÜRFTE… 11 von 111. Wir haben unsere VerkäuferInnen zum Fototermin gebeten. Eine (zufällige) Auswahl.
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Wenn ich mir was wünschen dürfte… Wir haben unsere Verkäufer nach ihren Wünschen gefragt. Für sie machen wir das Straßenmagazin und für sie sind wir da, wenn Hilfe gebraucht wird. Sie alle eint, dass sie trotz ihrer schwierigen Lage nicht aufgeben und mit bodo ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen. Jeder von ihnen ist einzigartig und hat seine eigene reiche Biografie. 11 von 111 – eine (zufällige) Auswahl. von Bastian Pütter | Fotos: Daniel Sadrowski
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Adolf, Dortmund
Lacrimiora, Dortmund
„Am 19. Dezember werde ich 80 Jahre alt. Das hätte ich nie geglaubt, als ich ganz unten war. Jetzt geht es mir gut. Ich habe alles, was ich mir wünsche.“
„bodo ist eine große Hoffnung für uns. Alle bei bodo und auch die Käufer sind sehr nett. Für unsere Kinder wünsche ich mir eine gute Zukunft. Das ist alles, was zählt.“
Tomasz, Dortmund „Ich wünsche jedem, der es vielleicht braucht, dass es möglich ist, im Leben einen neuen Anfang zu machen. Und ich wünsche, dass der Winter nicht so hart wird.“
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Harald, Dortmund
Simona und Nicolae, Bochum
Jürgen, Dortmund
„Ich wünsche mir, dass meine Stammkunden weiter bei mir kaufen. Und ich denke, alle Menschen müssten weniger Stress haben. Meinen älteren Kunden sage ich: Gehen sie langsam.“
„Verständnis und Respekt, Gesundheit für die ganze Familie, eine gute Arbeit, Geld genug zum Leben. Das wünschen wir uns.“
„Wenn ich mit was wünschen dürfte, wäre das, dass es mit der Armut in Dortmund nicht immer schlimmer wird. Es ist schwieriger geworden, bodo zu verkaufen.“
Brigitte, Dortmund
Alexandru, Lünen
„Gesundheit und ein langes Leben! Das wünsche ich auch allen bodo-Leserinnen und Lesern. Und dass man Unterstützung hat, jemanden, der hilft und macht und tut, wenn man krank ist.“
„Ich wünsche mir, dass ich hier bleiben kann und dass alles etwas besser wird in der Zukunft: Dass es Arbeit gibt, genug zu essen und genug Geld für die Wohnung.“
Sefa, Dortmund „Jetzt wünsche ich mir, dass es nach der missglückten Operation mit meiner Gesundheit weiter aufwärts geht und ich bald wieder fit genug bin für einen Job.“
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KEINER FÜR‘N BIER Von Irvine Welsh „Es klingt fürchterlich, aber ich will sie nicht
Elspeth öffnete, und Frank stand vor ihr. Sie
Die Blicke im Zimmer richteten sich auf Frank,
hier haben.“ Elspeth füllte sich Wein nach und
hatte die übliche Knastblässe erwartet, doch
der weiterhin schwieg und innerlich mit etwas
ging zu den großen Fenstertüren hinüber.
er sah gesund und fit aus – und vor allem nüch-
zu kämpfen schien; seine Augen verengten
„Nicht mal für ein Getränk. Ich weiß schon
tern. Noch überraschender war die Tatsache,
sich, und er presste die Lippen aufeinander.
gar nicht mehr, wie viele Weihnachten sie uns
dass er nicht allein war. „Das is‘ Melanie“, stell-
schon verdorben haben. Und bis jetzt war es so
te er die bildhübsche, elegant gekleidete Frau
ein schöner Tag…“
vor, die wohl Ende zwanzig war.
Sie hob die Flasche in Richtung ihres Ehemanns
„Nett, Sie kennenzulernen“, sagte Melanie mit ei-
lich wollte er den Künstler persönlich kennen-
Greg, der den Kopf schüttelte. „Komm schon,
nem offenen, attraktiven amerikanischen Lächeln
lernen, und…“ Sie sah Frank an.
Schatz, wir müssen da durch“, und fuhr flüs-
und dem passenden Akzent dazu.
ternd mit einem Blick in den Flur fort: „…für Deine Mutter.“
interessieren. Er hat sie dann gekauft. Natür-
„Melanie hat mich im Knast besucht“, erklärte Frank schroff. Elspeth verdrehte die Augen und füllte sich
setzten und sich vorstellten, bemerkte sie, dass
könnte ihr letztes Weihnachten sein…“ Greg
Frank, genau wie Melanie, die von Greg ange-
sah sie kurz hinter dem großen Weihnachts-
botenen Drinks ablehnte, und beide um Was-
Val schürzte hörbar ihre trockenen, faltigen
baum verschwinden. Sie öffnete die Terras-
ser baten. Melanie nahm einen Schluck, und
Lippen, und Greg warf seiner Frau einen ent-
sentür und ging nach draußen, wo er sie eine
Elspeth, Val und Greg starrten sie wortlos an.
setzten Blick zu.
Zigarette anzünden sah. Greg zitterte, als die
Schließlich fühlte die Gastgeberin sich gezwun-
kalte Luft in den Raum eindrang. Er sah, wie
gen, das Schweigen zu brechen: „Und, wie habt
Elspeth einen Zug nahm, und noch einen, die
Ihr euch kennengelernt?“
die Zigarette aus, kam zurück, brachte sie in die Küche, ließ Wasser darüber laufen, und warf sie in den Müll.
Die Frage war harmlos, aber der Unterton ließ bei Greg die Alarmglocken läuten. „Schatz, nicht –“
Wein nach. „Ah ja, jetzt geht’s wieder los.“
„Dann bin ich rausgekommen, in die Offene“, sagte Frank. „Dachte ich würde dich mal öfter zu sehen kriegen“, sagte Val und starrte ihren Sohn an. „Ich befürchte, das ist meine Schuld, Mrs Beg… Val“, sagte Melanie. „Frank verbringt eine
„Ich frage doch nur!“
Menge Zeit bei mir drüben in London.“
Gregs traurig anklagenden Blick. „Ich weiß, ich
Melanie sah flüchtig zu Frank hinüber, und
„Hör zu“, sagte Frank, „jetzt mal Karten auf den
weiß, ich hab‘ wieder angefangen… Frank hat
Elspeth stellte fest, dass die Amerikanerin, an-
Tisch“, und seine und Melanies Hand fanden
mich schon eine Scheißmenge an Nerven gekos-
ders als seine vorherigen Gefährtinnen, kein
sich in einer einträchtigen, fast geräuschlosen
tet“, erklärte sie, ihre Stimme nur noch ein tiefes
bisschen eingeschüchtert von ihrem Bruder zu
Bewegung. „Wir heiraten, und wir ziehn‘ nach
Fauchen, als Val Begbie, streichholzdünn, von
sein schien. Und er wirkte ungewohnt ruhig, kei-
Kalifornien.“
Krankheit gezeichnet und mit leicht verrutschter
ne Spur von dem unterschwelligen Chaos, dass
Perücke das Zimmer betrat.
sonst in seinen Augen zu sehen gewesen war.
Behutsam half Elspeth ihrer Mutter, die so
„Ist schon okay“, sagte Melanie. „Ich hab eine
Mal bemerkte sie, dass ihr Bruder wütend zu
schwebend und wesenlos schien, in den Ses-
Freundin, die Kunsttherapeutin im Gefängnis
sein schien, und sie sah zu Melanie hinüber.
sel. „Sind die Jungs im Bett?“, erkundigte sich
ist. Sie hat die Ausstellung geleitet, in der einige
„Entschuldigung… Sie sind nur eigentlich über-
Val mit krächzender Stimme nach ihren zwei
von Franks Bildern ausgestellt waren.“
haupt nicht sein Typ!“
Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer sah sie
Enkelsöhnen George und Thomas.
Val schob ihre Unterlippe vor, Elspeth spuckte ihren Wein aus und prustete los. Zum ersten
„Ja!“, rief Greg, vor Begeisterung strotzend.
„Also, Glückwünsch an euch beide!“, sagte
„Ja. Sie wollten aufbleiben und ihren Onkel Joe
„Ich hab den Artikel im Scotsman gelesen. Gute
Greg in singendem Tonfall. „Das sollten wir
und Onkel Frank sehen, aber das wär’s ja noch.“
Arbeit, Frank!“
mit Schampus begießen!“
Val wollte gerade wider besseres Wissen Par-
„Er war schon immer gut im Zeichnen“, be-
Melanie erwiderte Elspeths Blick auf Augen-
tei für ihre Söhne ergreifen, als es an der Tür
merkte Val hörbar, aber fast zu sich selbst.
höhe. „Dann sagen Sie mir mal, sind Sie denn
klingelte, und sie hob rechtfertigend ihre fast
„Schon als Kind.“
Gregs Typ?“
haarlosen Augenbrauen.
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ab und führte sie ins Wohnzimmer. Als sie sich
fallen, und ich konnte einen Sammler dafür
Elspeth schluchzte heftig auf. „Ich weiß… es
Wangen nach innen gezogen. Dann drückte sie
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„Ebenfalls…“ Elspeth nahm ihnen die Jacken
Melanie lächelte. „Mir haben seine Bilder ge-
Vom schottischen Autor Irvine Welsh stammt diese exklusive Weihnachtsgeschichte, die in Straßenzeitungen weltweit gleichzeitig veröffentlicht wird. Die Geschichte spielt in einer Zeit nach den Romanen „Trainspotting“ und dem Fortsetzungsroman „Porno“ und rankt um Welshs berühmtberüchtigte Figur Francis Begbie, der in Danny Boyles Verfilmung von 1996 von Robert Carlyle gespielt wurde. Irvine Welsh ist Botschafter der Organisation INSP (International Network of Street Papers), die 122 Straßenzeitungen in 40 Ländern unterstützt, einschließlich bodo. Irvine Welsh beschrieb das Konzept von Straßenzeitungen einmal als „eine der größten gesellschaftlichen Errungenschaften der letzten 20 Jahre“.
Elspeth stutzte. Sie setzte zum Sprechen an, brachte aber keinen Ton heraus. Greg lächelte und trällerte: „Na ja, mit zwei Kindern und der Mörderhypothek auf das Haus kann ich das jedenfalls nur hoffen!“ In dem Moment bekam Val einen Hustenanfall, und ihre Tochter eilte zu ihr hinüber. „Ganz
meiner Ma? Wie läuft’s mit der Chemo?“ „Macht einen ganz schön fertig“, sagte Val, gerade wieder in der Lage zu atmen.
Bett sind…“
Bier in die Hand drückte.
lächelte Greg.
„Hab‘s versucht“, sagte Frank. “Geht nich‘ ran.“ „Wie läuft’s mit der Bewährung, Frank? Geht der Bewährungshelfer Dir schon…“, Greg räusperte sich, zwinkerte Melanie zu, und fuhr in einem schlechten amerikanischen Besserwisserakzent fort, „…auf die Eier?“ Frank Begbie sah seinen Schwager an. „Was redst‘n du?“ „Sorry, ich hab zu viel Sopranos geguckt. Hab das DVD-Set. Hast du’s gesehen?“
Mädel aus Kalifornien… aber für ‘n Bier dürfen wir vorbeikommen, wenn die Kleenen im
„Wusst‘ ich doch, dass du einer für’n Bier bist!“,
keiner angerufen?“
Abendessen mit euch, ich und Frank, und das
und sein Blick fiel auf Melanie, als Greg ihm ein
schnappten verzweifelt nach dem Sauerstoff anderen und fragte: „Was ist mit Joe? Hat ihn
Elspeth. „Wir sind wohl nich gut genug für’s
„Du bist ’ne Kämpfernatur, Ma“, sagte Joe kurz,
ruhig, Mum…“, und Vals Lungen ächzten und im Raum. Elspeth streckte ihren Hals zu den
„Und die Hütte hier… du…“, Joe zeigte auf
„Was?“, blaffte Joe, öffnete die Dose aber trotzdem. „Du hast alle Neuigkeiten von unserem Frank verpasst!“, sagte Elspeth, bemüht, von der Wut abzulenken, die ihr Bruder ausstrahlte. „Das is‘ Melanie, meine Freundin“, bestätigte Frank. „Sie is‘ Künstlerin aus Kalifornien. Wir heiraten und ziehn‘ dann rüber.“ Er sah Melanie an, dann reihum in die Gesichter seiner Familie, und fügte hinzu: „Da is‘ noch was… Melanie is‘ schwanger.“ Elspeth sah Melanie mit aufgerissenen Augen
„Das ist zu viel für meine Ma!“ „Hat sie was gesagt? Hab‘ nix gehört!“ Val begann zu schluchzen. „Ich wollte doch nur ein schönes Weihnachten…“ Elspeth traf Joes angriffslustigen Blick, sah ihn eiskalt an und schnaubte: „Du musst gehen. Sofort. Du regst Ma auf.“ „Was laberst‘n du?“, brüllte Joe, dann torkelte er nach hinten und fiel mit einem ohrenbetäubenden Aufprall in den Couchtisch. Die Tischbeine gaben nach, und Glas splitterte in alle Richtungen. Chaos brach aus; die zwei Jungen kamen weinend nach unten, und Frank und Greg kümmerten sich um Joe, während Elspeth Val zu beruhigen versuchte. Melanie ging auf die
an und keuchte voller Entsetzen: „Heiliger, das
verstörten Kinder zu. „Hallo, ich bin Melanie…“
„Nee, ich guck‘ kein Fernsehn.“
schlägt dem Fass ja den Boden aus!“
Sie sahen sie an, voller Spannung.
Dann schellte es an der Tür, und Elspeth richtete
Melanie ignorierte sie und drückte Franks Hand.
„Ich bin bald eure Tante. Ich heirate euren On-
sich neben Val auf, die sich langsam beruhigte, um Joe hereinzulassen. Er sah verwahrlost aus und trug eine schmuddelige, alte Fleecejacke, zerlöcherte Jeans und ausgetretene Turnschuhe. Sei-
„Babys… Kalifornien… Kunst…“, Joe kniff ein Auge zusammen und konzentrierte sich mit dem anderen auf Frank. „So sieht’s also aus, hä?“
ne Augen blickten trübe in den Raum. „Gemütlich
„Genau“, sagte Frank mit weicher Stimme, und die
hier“, spottete er. Dann sah er Val an. „Wie geht’s
Temperatur im Zimmer schien zu sinken.
kel Frank. Euer Onkel Joe ist gestolpert und hingefallen, aber es geht ihm schon gut. Aber hört mal, ich möchte euch erst mal kennenlernen! Wollt Ihr mir zeigen, was Ihr zu Weihnachten bekommen habt?“
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Die Jungen nickten misstrauisch und begeis-
Elspeth, Weinglas und Flasche in den Händen,
tert zugleich, und Thomas, der jüngere von
starrte ihn an. „Willst du uns erzählen, dass du
den beiden, ließ sich von Melanie an die Hand
ihn nicht verprügelt hast?“
nehmen, als sie mit ihnen nach oben ging. Elspeth sah sie an und formte mit ihren Lippen schuldbewusst ein beschämtes ‚Danke.‘ Frank hatte Joe aufgeholfen und stützte ihn, während er Greg zur Seite stieß. „Ich bring‘ ihn raus. Frische Luft, und dann in ‘n Taxi.“ „Ich packe mit an“, sagte Greg.
lanie, „wir haben uns versprochen, keine Ge-
„Er is‘ mein Bruder!“
heimnisse voreinander zu haben. Hast du Joe
„Weil du du bist?“ Elspeth schob trotzig ihr Kinn vor. „Weil du das immer gemacht hast?“ „Ex-Häftlinge werden von der Gesellschaft schon genug stigmatisiert“, unterbrach Melaschweren Weg hinter sich, um die Probleme
und Greg nickte, öffnete ihnen die Tür und sah die zwei Begbie-Brüder in der Nacht verschwinden. Elspeth ging nach oben, wo Melanie ihr half, die Kinder zurück ins Bett zu bringen. Greg beruhigte Val und räumte die Scherben weg. „Er is‘ jetzt obdachlos, unser Joe“, schniefte Val. „Schläft nich‘ auf der Straße, aber bei Leuten auf dem Sofa.“ Greg blickte auf den zerbrochenen Tisch, dann auf den geschmückten Baum, und dann zum Kamin. Er schaffte es gerade so, Joe zu vergeben. Frank war fast eine Stunde weg. Als er wiederkam, saßen sie angespannt im Wohnzimmer, und Melanie erzählte von Kalifornien und ihrer Familie. Plötzlich sah Val ihren jüngsten Sohn an. „Was hast du mit unserem Joseph gemacht?“ „Nix. Hab‘ ich doch gesagt, hab‘ ihn ins Taxi verfrachtet. Hab‘ ihm ‘n Zwanziger gegeben. Schwachsinnsidee, das ‘nem Alki zu geben.“ Frank zuckte mit den Schultern. „Wenn er aus‘m Taxi raus is‘, geht er eh direkt zur nächsten Kneipe und macht Ärger. Der liegt jetzt schon inner
mit seiner Wut und seiner Angst in den Griff zu bekommen, und ich finde, er hätte etwas Unter-
direkt in die Augen. „Wie ich gesagt hab‘, er is‘ mein Bruder! Lass dich von denen nich‘ ärgern!“ Er nahm sie in den Arm. Melanie zitterte, selbst im Taxi spürte sie noch die Kälte. „Ich sag’s Dir, bin froh, wenn wir in Kalifornien sind“, sagte Frank. „Is‘ eh viel zu kalt hier.“
INSP / www.street-papers.org
glaub‘ nicht, dass Sie irgendwas darüber wis-
Aus dem Englischen übersetzt
sen, was er von dieser Familie verdient!“
von Andrea Hoffmann
„Elspeth, bitte…“, bat George. Elspeth konzentrierte sich weiter auf Melanie. „Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mag Sie. Meine Kinder mögen Sie. Sie sind ein guter Mensch. Deswegen sage ich Ihnen“, und sie sah zu Frank hinüber, „Sie haben keine Ahnung, auf was Sie sich da einlassen!“ „Du bist betrunken“, sagte Frank zu seiner Schwester, “und du machst dich lächerlich.“ „Was willst du uns sagen? Dass du dich geändert hast? Du hast dich nicht geändert! Du wirst dich nie ändern!“ „Und das käm‘ dir grad‘ recht, oder?“, sagte Frank ruhig. “Das würde dir passen, wenn ich jetz‘ ausrasten würde. Dann wär‘ alles in bester Ordnung; der Alki Joe, der böse Frank, und das Engelchen Elspeth. Tja, kann ich dir leider nich‘ liefern. Ich hab‘ das lange genug durchgezogen, und es hat nich‘ funktioniert, weil ich mein halbes Leben im Knast gesessen hab‘. Jetz‘ mach‘ ich das anders, ich geh‘ Negativität aus‘m Weg. Gehört komplett
„Aber du… aber du hast deinem Bruder nichts
Melanie kletterte auch aus dem Sofa. „Ja, ich
rer Mutter!“
„Nein“, sagte Frank Begbie und sah Melanie
„Entschuldigung“, sagte Elspeth, „aber ich
dir“, sagte er, und stand auf. „Viel Spaß damit.“
mein Sohn! Nicht am letzten Weihnachten eu-
wehgetan?“
stützung von seiner Familie verdient!“
Notaufnahme, jede Wette.“
getan, oder, Frank? Nicht an Weihnachten,
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schüttelte seinen Kopf, als ob sie verrückt wäre.
fuhr Joe an: „Los, komm schon!“
„Nur raus und die Straße hoch,“ sagte Frank,
durch die feuchte Kälte, bis sie auf der Hauptstraße ein Taxi nahmen. „Frank“, begann Me-
nie kopfschüttelnd. „Frank hat einen langen,
cher Panik.
Draußen gingen Frank und Melanie einige Zeit
„Wieso sollt‘ ich das denn machen?“ Frank
„Nee, schaff‘ ich schon“, sagte Frank steif, und
„Wo bringst du ihn hin?“ fragte Val in plötzli-
„Also bin ich jetzt die Böse?!“, heulte Elspeth.
glaube, wir sollten gehen.“ „Du musst damit aufhören, Schatz“, sagte Greg, während Frank und Melanie sich von
„Keine Sorge, Ma. Is‘ schon in Ordnung“, sagte
der hustenden Val verabschiedeten und in die
Frank sanft.
Nacht aufbrachen.
Irvine Welsh
RĂ„TSEL
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Spekulanten auf die Finger hauen. Instandhaltung von Wohnraum muss sein. www.dielinke-dortmund.de
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Ein ganz besonderer Abend: Im November lasen die diesjährigen Preisträger des Chamisso-Literaturpreises bei uns: Marjana Gaponenko, Anila Wilms und Matthias Nawrat beeindruckten uns und unser Publikum. Vielen Dank! (Foto: Hartmut Salmen)
LESERPOST Liebe bodo, unser Besuch bei Ihnen war einfach
mehr das Ergebnis Eurer Innovationen erleben
große Klasse. Ein ganz, ganz großer Dank an Sie. Die
kann. Er hätte sicherlich an der angekündigten
Teilnehmerinnen und Teilnehmer, auch wenn sie bei
Magazin-Form seine Freude gehabt. Aber irgend-
Ihnen etwas schüchtern schienen, hatten eine durch-
wie wird er weiter präsent sein und wohlwollend
weg positive Resonanz zu dem Seminar gegeben.
Euer Tun begleiten.
Sie sagten, dass sie nun einen anderen, verständ-
Trotz allem wünsche ich Euch von Herzen eine ge-
nisvolleren Blick auf die Situation armer Menschen
segnete Adventszeit und weiterhin so viel Engage-
und von Flüchtlingen bekommen haben. Ich wün-
ment für Menschen, die es mit der Hilfe von uns al-
sche Ihnen weiterhin viel Erfolg für Ihre Arbeit. Sie
len etwas besser haben können, als es ihnen bislang
tragen aus meiner Sicht sehr dazu bei, dass „die Ge-
gegönnt war. Eurer Christian Kurek
sellschaft“ nicht einfach mehr vorbeilaufen kann an dem, was um sie herum geschieht.
Hallo bodo-Team, vielen Dank für Eure „alternati-
Mit herzlichen Grüßen, Dorothea Staudinger
ve“ Berichterstattung. Ich kaufe bodo längst nicht mehr nur, um einem Eurer (meist freundlichen)
Hallo, Ihr Leute von der bodo-Redaktion, Ich finde
Verkäufer zu helfen. Seit letztem Jahr bin ich wirk-
Eure Organisation einfach gut, kaufe auch regel-
licher Leser und freue mich deswegen schon auf die
mäßig Eure Zeitung. Sie ist sehr informativ, nach-
Dezember-bodo im neuen „Outfit“.
denklich und manchmal auch lustig.
Mein Verkäufer hat mich schon mit Eurem Flyer
Macht weiter so. Liebe Grüße, Karola Karge
versorgt. Ich finde es in Ordnung, etwas mehr zu bezahlen. Schließlich ist bodo ja immer noch billiger
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Guten Abend, liebes bodo-Team! Zunächst einmal
als die Micky-Maus, wie Ihr schreibt (das fand ich
mein herzlichstes Beileid zum plötzlichen Tod von
witzig!) Viel Glück für den „Neustart“, ich jedenfalls
Benedikt von Randow. Schade, das Euer Bene nicht
bleibe Euch treu. Uli aus Dortmund
bodo dankt: Sparkasse Bochum Sabine Raddatz, Jochen Otto, Petra DanielsenHardt, Silke Harborth, Wiebke Hecker, Frank Baasner, Timo Zimmermann, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Harald Gering, Soth-Dykgers, Annette Duee, Herbert Schwittay, Helga und Gerhard Bongartz, Renate und Georg Reimann, Hans-Joachim Weber, Felix Krampen, Teodora Plamenova Todorova, Hubert Wilbring, Brigitte Rueggeberg, Ulrike und Eduard Schöpfer, Norbert Kintzel, Winfried Risken, Manfred Galla, Peter Bielakantje Bielak, Helga und Dieter Lamp, Eva-Maria Voss, Ingeborg Stamm, Ralf Hoof, Ursula Glunz, Christel Myschi, Erika Maletz, Michaela Heinke, Regina und Martin Reker, Dorothea Kottowski, Anne Bierbach, Heinz Laumann, Kathrin Bohr, Marie-Luise Schulte, Paul Busse, Andreas Riemer, Oliver Stiller, Joachim Wenking, Helmtrud Hillebrand, Esther Hagemann, Carsten Piel, Herr Dr. Rinnert Siemssen, Fachhochschule Dortmund, Volker Schaika, Hannelore Thimm-Rasch, Sigrid Klaerner, Gerhard Volpers, Else Marie Bork, Peter Lasslop,Kathrin Bohr, Christina Kolivopoulos, Jutta und Wido Wagner, Klara Lehmann, Dr. Josef Balzer, Alexandra Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelsberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau gGmbH, Timo Haselbauer, Elisabeth Heymann-Röder, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Köster-Wais, Birgit Kühn, Otfried Ladwig, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Brigitte Sonntag, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schäfer, Herman Schröder, Christoph Röper, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Oliver Schäfer/das grafikhaus, Christiane Fabian, Ralf Finke, Peter Gabriel, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Gerd Schlitzer, Arne Malmsheimer, Ingeborg Meschonat, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Kerstin Schneider, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Barle Snezka, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Heike Pannitz, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, Raphael Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Peter Happe, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Kritzler, Ursula Machatschek, Lieselotte Markgraf, Thorsten Matern, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christian Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, HansGeorg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Else Stockert, Christine Weber, Ute Westerheide, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Johannes Kohlhage, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Regina Steiner, Thomas Olschowy, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Brunhilde Dörschelt, Sandra Wortmann, Annabell und Melanie Preußler, Nicole Hölter, Nina Mühlmann
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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
Es geht zu Ende, das Jahr. Zeit, bevor zu Silvester geböllert und gesoffen wird, in sich zu gehen, menschlich zu fühlen oder wenigstens so zu tun. Weihnachten zu feiern, mit einem Krippenspiel. „Halt!“, ruft ein Funktionär der Linken, Weihnachten, das ginge nicht, das sei gemein gegenüber Hindus, Moslems und Linken-Funktionären, die unter einem Aufmerksamkeits-Defizit in der Zeitung litten. „Mittwinternacht" sei ein schöner Name, und eigentlich stamme die Botschaft, die von der heiligen Armut, eh aus dem kommunistischen Manifest. Nebenher: Erich sei ein besserer Name für den Knaben. Bald meldet sich Bischof Tebartz-van Elst. Wenn man das Krippenspiel im Dortmunder U inszeniere, habe er da einen frei schwebenden Vor-Mittwinternachtskranz (früher: Adventskranz), der erst in pompösen Bauten zur Geltung komme. Er fragt an, ob man das Erichkind nicht statt in einer Krippe in einer noblen Badewanne aus Bistumsbeständen betten wolle. Und zu den Krippenfiguren solle man keine olle Kuh, sondern ein edles Kobe-Rind stellen. Das passt dem örtlichen Fußballverein nicht. Star des Stalles sei hier traditionell eine Biene namens Emma. Auch die Sache mit den Geschenken sei erledigt. Gold sei ok, Weihrauch passe nicht wegen des Rauch-und Pyroverbotes, da stimmen spontan die Grünen zu. Und Myrrhe könne so eine Hartz IV-Familie weder fehlerfrei schreiben, noch gebrauchen. Räppelchen schwarzgelb seien neuerdings Dortmunder Tradition. Ob unbedingt ein Engel die frohe Botschaft in kalter Nacht verbreiten müsse, fragen US-Nachrichtenexperten. Wichtiges erfahre man heute schnell und bequem durch Email-Überwachung. Schwierigkeiten könnten die drei Weisen machen. Zuwanderung aus dem Südosten ist derzeit nicht en vogue in Dortmund. Leider kein Problem, nölen Nordstadtexperten. „Drei Könige“ sei erst 2014. Dann gelte für die Bettelkönige europaweite Reisefreiheit.
Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.
Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.
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Unterbezirk Ruhr-Mitte
Unterbezirk Unna
Klosterstraße 8 -10 44135 Dortmund 0231- 99 340
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