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Ganz persönlich: Brigitta Lenhard
Ganz persönlich
Brigitta Lenhard
Wie lautet Ihr persönliches Lebensmotto? „Panta rhei“ – alles ist im Werden, in unaufhörlicher Bewegung. Daher „Sei wie der Bambus: Beuge und biege dich anmutig, wie der Wind es will, und du wirst niemals brechen.“ Worauf sind Sie in Ihrer beruflichen Karriere besonders stolz? Aufgrund meiner Ehe mit Günter Lenhard, dem Gründer des „Gymnasions“ – er hatte 1983 mit 25 Jahren bereits die Vision und den Mut zur Selbstständigkeit in der Fitnessbranche –, bin ich seit 1989 dabei. Als mein Mann 1997 verstarb, habe ich ohne Wenn und Aber das Unternehmen weitergeführt. In dieser Zeit hat sich das „Gymnasion“ ständig weiterentwickelt. Stolz bin ich neben dem wirtschaftlichen Erfolg, der die Basis allen
Handelns ist, vor allem, dass im „Gymnasion“ ein Geist des Zusammenhalts herrscht – sowohl unter den oft langjährigen Mitgliedern als auch und vor allem unter den Mitarbeitern.
Wie wichtig dieser Zusammenhalt ist, zeigt sich gerade im Coronajahr 2020. Welche Trends werden Ihrer Meinung nach die Fitnessbranche mittelfristig dominieren? Fitness und Gesundheit an sich sind ein
Megatrend. Das ist die positive Botschaft. Was die Herausforderung darstellt, ist, als Fitnessclub vor Ort eine
Erlebniswelt zu sein. Den Menschen wird zunehmend Mobilität und Flexibilität abverlangt. Damit einher geht eine schwindende Kundentreue. Ein
Club braucht ein Gesicht, eine Projektionsfläche. In Microstudios ist das einfacher und durch das Thema bereits vorgegeben. Ein Club in unserer
Größe muss verschiedene Felder nebeneinander bespielen, um Menschen zu begeistern und zu binden.
Man macht nicht mehr einfach nur
Fitness. Fundamental wichtig ist, dass die klassische Fitnessbranche mit ihrer lokalen
Präsenz digitale Wege geht. Die Verbindung ist wichtig. Live oder on demand: Die Balance ist hier die Kunst. Wie sieht in Ihrem Job Ihre persönliche
Work-Life-Balance aus? Zuerst liebe ich, was ich tue. Das ist zwar in einem Jahr mit einem zweiten Lockdown schon eine Herausforderung, aber meine Aufgaben sind erfüllend.
Das „Gymnasion“ ist neben meiner
Tochter „mein Kind“, um das ich mich hingebungsvoll kümmere. Kraft schöpfe ich sehr aus dem Umgang mit meinen Tieren. Meine beiden Cairn
Terrier begleiten mich fast den ganzen
Tag; ich bin glücklich, wenn ich bei meinem Pferd sein kann. Daneben schafft die sportliche Herausforderung Ausgleich. Seit einigen Jahren arbeitet meine Tochter Maren
Grothe im „Gymnasion“ unterstützend mit, was mir Freiräume schafft. Wie beurteilen Sie die momentane Entwicklung der deutschen Fitnessbranche und welche Konsequenz ziehen
Sie daraus als Unternehmerin? Corona wird das Verhalten der Menschen nachhaltig ändern. Wir müssen abwarten, ob es dauerhafte gesetzliche Regelungen für die Branche geben wird. Um die Menschen in Zukunft zu begeistern, müssen wir sie ganzheitlicher sehen – insbesondere im Premiumsektor, der sich dadurch noch deutlicher vom Discounter abgrenzen muss. Wenn es die Fitnessbranche verpasst, weitere Bedürfnisse mit Fit-
ness zu verknüpfen, reduzieren wir uns selbst. Wie die Branche sich entwickelt wird maßgeblich davon abhängen, wie wir die Coronazeit wegstecken. Die Fitnessbranche muss noch mehr über den Tellerrand schauen und sich Beispiele in der Hotellerie, in Ferienclubs oder Freizeitparks suchen. Prinzipiell sehe ich auf lange Sicht eine gute Entwicklung. Wir sind zum Lifestyle geworden und in der Mitte angekommen, wir sind als Gesundheitspartner anerkannt, aber die Coronazeit werden wir spüren. Wir sind alle geschrumpft. Das müssen wir auffangen und intelligent kompensieren.
Und dann wachsen. Welchen Lebenstraum möchten Sie sich unbedingt erfüllen oder haben Sie sich bereits erfüllt? Wenn man einen Fitnessclub führt, ist es schwer, sich längere Auszeiten zu nehmen. Zumindest ich bekomme das für mich nicht geregelt. Daher wünsche ich mir irgendwann eine mehrmonatige Auszeit. In dieser Zeit möchte ich meinem Lebenspartner meine Lieblingsstadt Paris zeigen und mir von ihm seine Lieblingsstadt New York zeigen lassen. Und das nicht als Städtetrip, sondern wirklich Zeit dort verbringen, das Leben vor Ort spüren.
Weiterhin möchte eine ausgiebige Safari machen und die Big Five sehen.
Bereits erfüllt habe ich mir einen
Kindheitstraum: ein eigenes Pferd.
Das kann ich jeden Tag genießen. Was bedeutet für Sie persönlich „Glück“? Glück liegt im Augenblick. Wichtiger sind Zufriedenheit und Gesundheit und Wohlergehen der Menschen, die ich liebe.