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DSSV-Eckdaten 2022
Text Jonathan Schneidemesser
Im letzten Jahr musste die Fitnessbranche durch Schließungen und Auflagen einige Rückschläge im Wachstum hinnehmen. Wie war die Lage 2021? Das erfahren wir aus den DSSV-Eckdaten 2021, die uns Einblicke geben, ob sich die Lage der Fitnessstudios verbessert oder eher verschlechtert hat.
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Nach Jahren des Mitgliederwachstums sah sich die Fitnessbranche 2020 zum ersten Mal mit sinkenden Mitgliederzahlen konfrontiert. Ein Trend, der sich nun im zweiten Jahr fortsetzt, denn auch 2021 sanken die Mitgliederzahlen der Fitnessstudios erneut – sogar erstmals seit 2016 wieder unter einen Wert von 10 Mio. 2021 kann die Fitnessbranche 9,26 Mio. Mitglieder verzeichnen – das entspricht einer Reaktionsquote von 11,1 %. Also 2,9 Prozentpunkte weniger als das bisherige Hoch von 14 % im Jahr 2019. Bereits 2020 war die Reaktionsquote auf 12,4 % gesunken.
Anlagenzahl sinkt nur leicht
Eine gute Nachricht gibt es dann aber doch – die Gesamtzahl der Fitnessstudios in Deutschland ist nur leicht gesunken, und zwar auf 9.492 Anlagen. Das lässt sich insbesondere auf die staatlichen Hilfen zurückführen, die Fitnessstudios aufgrund der monatelangen Schließungen in Anspruch nehmen konnten. Da eine weitere Schließung der Anlagen nun sehr unwahrscheinlich wird, fallen auch die Hilfen weg. Es wird sich also in diesem oder im nächsten Jahr zeigen, ob die Zahl der Fitnessstudios weiterhin stabil bleiben wird. Einzig die Kettenbetriebe, also Unternehmen mit mehr als fünf Anlagen, verzeichnen ein leichtes Wachstum.
Die DSSV-Eckdaten zeigen ebenfalls auf, wie sich der Gesamtmarkt hinsichtlich Anlagen, Mitglieder und Umsatz aufteilt. So machen die Einzelanlagen 50 % der Gesamtanlagen aus, vereinen aber nur etwas mehr als 40 % der Mitglieder bei sich. Mit 54,4 % trainiert der allergrößte Teil der Mitglieder bei Kettenbetrieben, die aber nur 22,7 % der Gesamtanlagen stellen. In Mikrostudios trainieren gerade einmal 4,9 % der Mitglieder. Aufgrund der Struktur kommen sie dennoch auf ei-
nen Anlagenanteil von 27 %. Nach wir vor wird der Hauptumsatz (50,6 %) von den Einzelanlagen erwirtschaftet. Eine Entwicklung, die nicht unbeachtet bleiben darf, ist der Anschluss der Anlagen an die Aggregatoren. Insgesamt gaben 60 % der Befragten an, einem Aggregatorennetzwerk anzugehören. Bei den Kettenbetrieben ist der Wert mit 73,5 % am höchsten.
Nach wie vor mehr weibliche Mitglieder
Auch wenn die Zahl der weiblichen Mitglieder erneut zurückgeht (-1,7 %), machen sie mit 53,3 % den größeren Teil der Gesamtmitglieder aus. Am deutlichsten zeigt sich das bei den Mikrobetrieben, wo mehr als 63 % der Mitglieder weiblich sind. Dass die Mitgliederzahlen erneut zurückgegangen sind, haben wir bereits gesehen. Das wirkt sich auch auf die Fluktuationsquote aus, die auf durchschnittlich 28,6 % steigt. Was hingegen anstieg, ist die Trainingshäufigkeit, die bei den Kettenbetrieben bei 4,6 Check-ins pro Monat und bei den Einzelanlagen bei 4,5 Check-ins liegt.
Fitnessstudiomitglieder werden jünger – das ist zu sehen am Durchschnittsalter, welches auf 40,5 Jahre sinkt. Diese Entwicklung wird insbesondere durch die Pandemie erklärt. Ältere Menschen mieden Fitnessstudios öfter, aus Angst, sich mit Corona zu infizieren.
Kürzere Vertragslaufzeiten werden wichtiger
Nach wie vor bieten beinahe alle Fitnessstudios eine 12-monatige Mitgliedschaft an. Eine Laufzeit von 2 Jahren bieten immerhin 2/3 aller Anlagen an. Besonders stark im Kommen sind die einmonatigen Laufzeiten, die mittlerweile über 50 % der Betreiber anbieten – im Vorjahr waren es noch 43,5 %. Diese Entwicklung ist sicherlich marktgetrieben, da Kunden diese Flexibilität aus anderen Bereichen ihres Alltags gewohnt sind. Auch wenn sie Verträge über 24 Monate weiterhin zulässt, dürfte auch das Gesetz für faire Verbraucherverträge vom 01.03.2022 einen gewissen Anteil an dieser Entwicklung haben.
Lage am Arbeitsmarkt verschärft sich
Bis 2019 wuchs die Zahl der Mitarbeiter in Fitnessstudios stetig. Das Trotz der Schließungen ging die Anlagenzahl kaum zurück – ein Grund dafür waren die staatlichen Hilfen
Der Branchenumsatz ging auf 2,23 Mio € zurück
Eckdaten für Schweiz und Besonnungsbranche
Die DHfPG wird gemeinsam mit swiss active – IG Fitness Schweiz im Sommer dieses Jahres die Eckdaten zur Schweizer Fitnesswirtschaft veröffentlichen. Dadurch soll der Schweizer Fitnessmarkt einerseits noch transparenter werden, andererseits sind die Daten aus Deutschland und der Schweiz dann auch besser vergleichbar. Die Untersuchung soll regelmäßig durchgeführt werden, sodass die Ergebnisse in die Studie zum europäischen Fitnessmarkt von EuropeActive einfließen können. Außerdem wird es auch eine Wiederaufnahme der Eckdaten für die Besonnungsbranche geben, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesfachverband für Besonnung e. V. durchgeführt wird und dann im Herbst 2022 erscheinen soll. hat sich in den letzten beiden Jahren geändert. Im Vergleich zum Jahr 2020 gingen die vorhandenen Arbeitsplätze um 13 % zurück. In Zahlen entspricht das 23.000 Arbeitsplätzen. Ein Großteil der Arbeitsplätze ging bereits im Vorjahr verloren. Insgesamt ging die Zahl der Beschäftigten um 63.500 Arbeitsplätze zurück. Hinsichtlich der Qualifikationen zeigt sich, dass hauptsächlich ausgebildete Trainer in den Fitnessstudios arbeiten. Der Anteil der Studierten nimmt aber immer mehr zu und beläuft sich mittlerweile auf einen Wert über alle Anlagen von 22,5 %. Dass die Fitnessbranche verstanden hat, wie wichtig gutes Personal ist, zeigt sich in der Bereitschaft, die Mitarbeiter weiterzubilden. 2021 gaben 93,4 % der Fitnessstudios an, ihre Mitarbeiter weitergebildet zu haben.
Ausblick und Fazit
Umsatz- und Mitgliedsverluste, zudem ein Rückgang bei den Arbeitsplätzen. Es ist durchaus verständlich, warum viele Betreiber (50,1 %) die wirtschaftliche Situation schlecht oder eher schlecht einschätzen. Als logische Folge daraus werden weniger Investitionen getätigt, obwohl viele den Wettbewerbsdruck nach wie vor unverändert spüren. Trotzdem sind 62,8 % der Betreiber der Ansicht, dass sich die wirtschaftliche Lage im nächsten Jahr verbessern wird. Viele berichten bereits von einem erfolgreichen Januar und Februar. Wie schnell die Betreiber glauben, dass sich ihre Mitgliederzahlen wieder erholen, wurde erstmals abgefragt. Über alle Anlagen hinweg liegt der Wert bei 15 Monaten. Bei den Einzelbetrieben ist dieser Wert mit 18 Monaten am höchsten.
Die Corona-Pandemie hat das stete Wachstum der Fitnessstudios auf allen Ebenen jäh gestoppt. Durch starke Umsatz- und Mitgliederrückgänge wurde die Branche um schätzungsweise sechs Jahre zurückgeworfen. Dank der staatlichen Hilfen konnten sich viele Anlagen halten, nun muss sich in den nächsten beiden Jahren zeigen, wie viele Fitnessstudios wirklich überleben werden. Trotzdem kann die Branche optimistisch sein, denn das Thema der Gesundheit ist stärker in den Köpfen verankert als vor Corona, wie auch das Angebot der Fitnessstudios noch stärker mit diesem Thema verknüpft ist.