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An die eigene und gemeinsame Kraft zur Veränderung glauben

„Yes, I and we can“: An die eigene und gemeinsame Kraft zur Veränderung glauben

Text Joachim Simon

„Soll ich oder soll ich nicht?“, „Schaffe ich das oder nicht?“ Solche Gedanken und Selbstzweifel plagen viele Menschen – oft jahrelang. Die Folge: Sie bringen nicht die Energie auf, um sich und ihr Leben zu verändern, weil ihnen der Glaube fehlt: „Yes, I can“. Ähnlich ergeht es uns oft als Gesellschaft.

Erinnern Sie sich noch an den US-amerikanischen Wahlkampf 2008? Waren Sie damals auch fasziniert vom Phänomen Barack Obama? Und beobachteten Sie erstaunt, welche Euphorie eine einzelne Person bei Millionen, wenn nicht gar Milliarden Menschen auslösen konnte – weltweit?

Nur wenige Ereignisse in den letzten Jahrzehnten verdeutlichten so eindrucksvoll wie der damalige Wahlkampf von Obama, welche magische Kraft von Personen ausgeht, die ein klares Ziel vor Augen haben und davon überzeugt sind: „Yes, I can“ bzw. „Yes, we can“ – also „Ja, ich kann mein Ziel erreichen“ bzw. „Ja, wir können gemeinsam etwas bewirken“. Ein aktuelleres Beispiel hierfür könnte eventuell Greta Thunberg sein.

Selbstsicherheit ist ein knappes Gut Diese Selbstsicherheit und dieses Selbstbewusstsein fehlt vielen Menschen. Sie bleiben im Mittelmaß stecken, weil es ihnen weder gelingt, für sich einen Lebensplan zu entwerfen, noch die Energie zu mobilisieren, um diesen zu realisieren. Sie befinden sich sozusagen stets im Schwebezustand „Soll ich oder soll ich nicht?“ sowie „Kann ich oder kann ich nicht?“, was letztlich dazu führt, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden sind.

Dabei ruht in uns allen die Kraft, Großes zu erreichen – sofern es uns gelingt, diese Kraft in uns wachzurufen und die erforderlichen Energien zu mobilisieren. Dann können wir, bildhaft gesprochen, alleine oder gemeinsam mit anderen,

Berge versetzen – also auch Ziele erreichen, deren Erreichen uns unmöglich erschien.

Klarheit über die Ziele gewinnen Um diese mentale Kraft zu entfalten, müssen wir zunächst wissen, was uns wichtig ist – und was nicht. Denn nur dann können wir uns voll auf eine Sache konzentrieren und die erforderliche Energie aufbauen. Oder anders formuliert: Nur wenn wir eine Vision von unserem künftigen Leben haben, können wir diese auch erreichen.

Eine solche Vision haben viele Menschen nicht. Deshalb fassen sie immer wieder Entschlüsse wie „Ich möchte beruflich vorwärts kommen“ oder „Ich möchte gesünder und umweltbewusster leben“. Doch kurze Zeit später haben sie die Vorsätze wieder vergessen oder sie verlieren sich wieder im alltäglichen „Klein-klein“, denn: Sie haben ihren Beschluss nur rational oder spontan aus der Situation heraus gefasst. Er erwuchs nicht aus ihrem Innersten und ist nicht in ihrem Wertesystem verankert.

Wenn Sie in Ihrem Leben grundlegende Veränderungen vornehmen möchten, sollten Sie deshalb zunächst eine Lebensvision für sich entwerfen. Zwischen Tür und Angel oder zwei Terminen geht das nicht. Ziehen Sie ich deshalb, wenn Sie die Weichen (teilweise) neu stellen möchten, vom Alltagsleben zurück und überlegen Sie sich zum Beispiel: Was gefällt mir gut und was weniger gut in meinem Leben? Worauf bin ich stolz und worauf weniger stolz? Was ist mir wichtig und worauf kann ich gegebenenfalls verzichten? Und schreiben Sie alle diese Dinge auf ein Blatt Papier.

Die Zukunft mental vorweg nehmen Danach sollten Sie sich überlegen: Wie soll mein künftiges Leben aussehen? Malen Sie sich dies in Ihrem Kopf bildhaft aus. Überlegen Sie sich zum Beispiel, wie Sie leben: Alleine oder mit einem Lebenspartner? Mit Kindern oder ohne? Des Weiteren, was und wie Sie arbeiten und wie sich Ihr Alltag oder Umfeld gestaltet. Stellen Sie sich all diese Dinge plastisch vor – so plastisch, dass Sie regelrecht spüren, wie Sie sich zum Beispiel fühlen, wenn Sie abends nach Hause kommen und Ihre Kinder Sie mit lautem Hallo begrüßen oder durch Ihren Garten schlurfen

und den umherschwirrenden Bienen zuschauen. Denn nur wenn Sie das, was Ihr künftiges Leben ausmacht – mit allen Vor- und Nachteilen – vorab schon emotional durchleben, können Sie wirklich für sich entscheiden „Ja, das will ich“ und all Ihre Energie auf das Erreichen Ihrer Ziele konzentrieren.

Steht Ihre Lebensvision, dann sollten Sie überlegen: Was gilt es zu tun und zu lassen, damit ich meine Ziele erreiche? Notieren Sie auch das auf einem Blatt Papier. Danach können Sie damit be-

ginnen, Ihre Vision zu realisieren. Dabei werden Sie registrieren: Ganz einfach fällt Ihnen dies im Alltagsleben nicht. Denn damit Sie Ihre Ziele erreichen, müssen Sie auch gewohnte Denk- und Verhaltensmuster aufgeben. Das fällt den meisten Menschen schwer. Denn dies setzt voraus, dass Sie im Alltag über die nötige mentale Kraft verfügen, um immer wieder Ihren „inneren Schweinehund“ zu überwinden – und zum Beispiel morgens mit dem Fahrrad statt mit dem Auto ins Büro zu fahren oder abends noch sich weiterzubilden statt faul auf dem Sofa zu liegen.

Erinnerungsanker setzen Am einfachsten gelingt Ihnen dieser Kraftaufbau, wenn Sie sich in „schwachen Momenten“ an Ihre Vision erinnern und erneut die warmen Gefühle in sich wachrufen, die mit ihrer Realisierung verbunden sind. Je häufiger Sie dies tun, umso schneller steigen die

Wer sich nur wie ein Hamster im Laufrad dreht, ist zwar ständig in Bewegung, kommt aber seinem Ziel nicht näher

gewünschten Gefühle in Ihnen empor. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Sie das Aufrufen der Gefühle mit einer bestimmten Handlung koppeln – zum Beispiel dem Anfassen Ihres linken Ohrs. Wenn Sie diese Prozedur regelmäßig wiederholen, werden Sie nach einiger Zeit feststellen: Jedes Mal, wenn ich mein linkes Ohr berühre, stellen sich bei mir sozusagen automatisch die Gedanken und somit auch Emotionen ein, die mir Energie verleihen.

Wenn ein Schwach-Werden droht, können Sie sich auch vorstellen, Sie hätten einen knallbunten Power-Anzug – ähnlich wie Superman. Malen Sie sich gedanklich aus, wie Sie diesen Anzug anziehen. Zunächst steigen Sie mit dem linken Bein in ihn hinein, dann mit dem rechten. Dann ziehen Sie den Anzug hoch und stecken Ihre Arme hinein, bevor Sie schließlich den Reißverschluss an der Vorderseite schließen. Und dann sind Sie im Anzug und stellen sich bildhaft vor, wie er immer mehr von der Energie abstrahlt, die Sie zum Erreichen Ihrer Ziele brauchen.

Ein Stützkorsett für den Alltag Neben den genannten Mentalübungen sollten Sie sich ein Stützkorsett zulegen, das Ihnen im Alltag hilft, Energie aufzubauen. Dieses kann aus sehr verschiedenen Elementen bestehen. Sie können für sich zum Beispiel ein System von Belohnungen entwerfen, die Sie sich jeweils gewähren, wenn Sie etwas getan haben, das Sie Ihrer Lebensvision näher bringt. Das kann ein Glas Wein sein, das Sie sich gönnen, nachdem Sie trotz Müdigkeit für Ihre Fortbildung

Um herauszufinden was einem wirklich wichtig ist, sollte man sich etwas Zeit nehmen, darüber nachdenken und dann aufschreiben

Um im stressigen Alltag genug Kraft zu haben, sollte man sich „Oasen“ einrichten wie z. B. Meditation oder regelmäßiges Training

gelernt haben statt eine Fernseh- oder Netflix-Serie zu schauen.

Manchen Menschen helfen auch negative Erinnerungsanker dabei, im Alltag die nötige mentale Kraft wieder zu gewinnen. Ein Beispiel: Angenommen Sie möchten mit dem Rauchen aufhören. Doch plötzlich überkommt Sie ein scheinbar unüberwindbares Bedürfnis zu rauchen. Dann können Ersatzhandlungen wie Joggen gehen oder Kaugummi kauen helfen. Bewährt hat sich aber auch, in solchen Situationen ein Säckchen mit alten Zigarettenkippen parat zu haben und daran zu riechen. Der Geruch von kaltem Rauch, verknüpft mit allen negativen Assoziationen, die damit verbunden sind, half schon vielen Ex-Rauchern, die Lust auf eine Zigarette zu überwinden.

Wie fit Sie mental sind, hängt auch von Ihrer körperlichen Verfassung ab. Deshalb spielte der ehemalige US-Präsident Obama sogar in der Hochphase des US-Wahlkampfes zwei, drei Mal pro Woche Basketball. Er absolvierte zudem allmorgendlich sein gewohntes Fitness-Programm. Nicht nur um körperlich fit zu sein, sondern auch, um in seinem stressigen Alltag „Oasen“ zu haben, um neue Energie zu tanken. Denn wer sich nur wie ein Hamster im Laufrad dreht, ist zwar ständig in Bewegung, er kommt aber seinem Ziel nicht näher. Im Gegenteil. Er verliert das Ziel irgendwann aus den Augen. Deshalb sollten in Ihrem Leben auf Phasen der Anspannung stets Phasen der Entspannung folgen – denn so kommen Sie sicherer und schneller zum Ziel.

Vom „Yes, I can“ zum „Yes, we can“ Den Glauben „Yes, I can“ bzw. „Yes, we can“ benötigen wir nicht nur, wenn wir in unserem Leben, sondern auch, wenn wir gesellschaftlich bzw. in unserem beruflichen oder privaten Umfeld etwas nachhaltig verändern möchten. Zudem benötigen wir auch dann eine positive, also für uns (und andere) attraktive Vision, wie wir künftig leben, arbeiten usw. möchten. Denn nur dann entwickeln wir die innere Kraft die erforderlichen Veränderungen auch vorzunehmen und auf gewisse, gewohnte Dinge bei Bedarf auch zu verzichten, um unser (gemeinsames) großes Ziel zu erreichen und die Menschen in unserem Umfeld zu inspirieren und sie als Mitstreiter zu gewinnen. wie aktuell – u.a. aufgrund des demografischen Wandels, der fortschreitenden Digitalisierung und der immer spürbarerer werdenden Folgen des Klimawandels – vor großen Herausforderungen stehen; sei es am Arbeitsplatz, als Gesellschaft oder privat. Denn nur dann können wir die Strahlkraft entwickeln, die erfolgreiche „Leader“, also Menschen-Motivierer und -Inspirierer, auszeichnet – ganz gleich welchem Bereich sie tätig sind.

Zum Autor Joachim Simon, Braunschweig, ist als Führungskräftetrainer und -coach und Speaker auf das Thema (Self-)Leadership spezialisiert (www.joachimsimon.info). Er ist Autor des Buchs „Selbstverantwortung im Unternehmen: Was Sie als Führungskraft dafür tun können“. Er ist Co-Founder der (Self-) Leadership Selbst-Coaching-App Mindshine (www.mindshine.app).

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